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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Story] Der Schmerz zweier Winter



Harbinger
20.02.2005, 13:25
N'abend allerseits. Ich habe mich vor einiger Zeit mal als Autor einer kurzen Fantasy-Geschichte versucht. Ich poste erstmal das erste Kapitel und warte dann auf eure Reaktionen, bevor ich mit dem zweiten weitermache.

Kapitel 1 – Der Warlord von Alkaya


Eine enge Straße zog sich durch die Äcker der Bauernsiedlung Rangin. Die Bewohner, die gerade dabei waren die letzten Ernten vor dem drohenden Winter einzuholen, sahen auf, um die Männer zu betrachten, die unter dem Banner des Königs vorbei ritten. Ihr Anführer war Malis, der königliche Herold. Wann immer er durch diesen Teil des Landes kam, brachte er eine Nachricht für den Mann, der als der Warlord von Alkaya, dem Landstrich auf dem Rangin gebaut worden war, bekannt war. Keiner der Bauern kannte den Warlord wirklich. Sie wussten nur, dass er früher ein Offizier im Dienste von König Galbor XI, dem Vater des jetzigen Herrschers, gewesen war. Einige Männer tauschten nervöse Blicke, andere schlugen abergläubische Schutzzeichen. Es war fünf Jahre her, dass der Warlord zuletzt Nachricht vom Königshof erhalten hatte. Kurz nachdem der Herold den Mann damals verlassen hatte, war dieser aufgebrochen und hatte die Armeen des Landes in einen langen und brutalen Krieg geführt. Galbor XI fiel in einer Schlacht und sein ungestümer Sohn Viles bestieg den Thron. Gerüchten zufolge gab es einen Streit zwischen dem erfahrenen Warlord und dem jungen König, woraufhin der Soldat der Krone für immer entsagt hatte. Die Ankunft des Herolds war ein böses Omen.
Mit dem Herold im blauen Umhang, der die weiße Fahne mit dem blauen Raben darauf trug, ritten zehn adelige Soldaten aus der Hauptstadt Belphagris. Ihre polierten Plattenpanzer glänzten in der Herbstsonne, während die Flanken ihrer Pferde staubig vom langen Ritt aus der Hauptstadt waren. Sie hatten die zweihundert Meilen in vier Tagen überwunden, um noch vor Einbruch des Winters Rangin zu erreichen. Der Schnee verzögerte sich in diesem Jahr. Schon vor Tagen hätten die ersten Flocken fallen müssen. Ein weiteres böses Omen, wie die Landbevölkerung glaubte.
Der Herold bog in einen kleinen Weg, der von Laubbäumen gesäumt war, ein. Die Prozession erreichte ein Herrenhaus, das von einem großen Garten umgeben war. Der Herold bedeutete seinen Männern anzuhalten und stieg von seinem Pferd. Die Soldaten taten es ihm gleich. Der Mann im blauen Umhang glättete sein teures Satingewand und holte eine große Schriftrolle aus dem Beutel, der um den Hals seines Pferdes hing. Er warf seinen Männern einen kurzen Blick zu, worauf diese sich um ihn formierten. Anschließend schritt er zu der schweren Holztür des Anwesens und klopfte an.
Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis ein Diener die Tür öffnete und die Männer davor fragend ansah.
»Wir sind hier, um mit Fürst Malfice von Alkaya, dem Warlord zu sprechen« sagte der Herold in herrischem Tonfall »Wir bringen eine Nachricht vom Hofe des Königs Viles IV, Sohn von Galbor XI, König von Ebereth und Gilgan und dem Beschützer der freien Ländereien, die Euer Herr bewohnt.«
»Ich werde meinem Herren sofort Bescheid geben« versicherte der Diener unterwürfig »Doch es sei Euch gesagt, dass mein Herr kein Freund von Viles IV ist. Ich fürchte, dass er nicht sehr erfreut sein wird, Euch zu sehen, Graf von Igbril.«
Der Diener verbeugte sich vor dem Herold und den Soldaten, drehte sich um und verschwand durch die Eingangshalle. Die Männer des Königs durchschritten die Tür und stellten sich in dem großen Raum auf. Es dauerte einige Minuten, bis der Diener zurückkehrte.
»Meine Herren« rief er den Männern in der Eingangshalle von der Treppe zum Obergeschoss aus zu »Fürst Malfice von Alkaya, Warlord und Beschützer der Bevölkerung von Rangin und seine Frau Nepenthe.«
Durch die Tür, die aus dem ersten Stock in die Eingangshalle führte, kam ein Paar Arm in Arm. Der Fürst von Alkaya war ein Mann von dreißig Jahren mit langem, schwarzen Haar und einem gepflegten Kinnbart. Er wirkte wie ein gewöhnlicher Adeliger in seinen besten Jahren, in Wirklichkeit war er jedoch einer der fähigsten Feldherren in ganz Ebereth und auch einer der besten Schwertkämpfer. Seit seiner Kindheit hatte sein Vater ihm die Kriegskunst beigebracht. Wegen seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, hatte König Galbor XI ihn mit sechzehn Jahren an seinen Hof beordert und ihn in die Armee der freien Länder aufgenommen. Malfice hatte dem alten König bis zu dessen Tod treu gedient, doch seit dem Streit mit Galbors Sohn hatte der Warlord die Ländereien von Alkaya nicht verlassen. Nepenthe, Malfices junge Frau, war einige Jahre Jünger als ihr Ehemann. Sie hatte haselnußbraunes Haar und ihre grünen Augen schienen jeden Menschen durchdringen zu können. Sie war eine Bürgerliche aus Belphagris gewesen, bis der Warlord sie fünf Jahre zuvor getroffen hatte. Es war der Tag gewesen, an dem er dem Königreich abgeschworen hatte und wutentbrannt aus dem Palast auf die Straße gestürmt war. Er hatte Nepenthe auf dem Marktplatz gedankenverloren aus Versehen angerempelt, wobei sie einen Korb voller Obst hatte fallen lassen. Malfice hatte sich entschuldigt und ihr geholfen die Äpfel, die auf dem Straßenpflaster lagen, aufzuheben. Als er in die Augen der schönen jungen Frau gesehen hatte, hatte er sich unsterblich in sie verliebt. Ein Jahr später hatte Malfice sie geehelicht und war mit ihr in sein Anwesen in Rangin gezogen.
»Vielen Dank, Celbos« sagte Malfice zu dem Diener, der sich daraufhin zurück zog. Er wandte sich an die königlichen Gesandten. »Also, meine Herren, was will Viles von mir?«
Das Gesicht des Herolds rötete sich zornig. »Jetzt ist wahrlich nicht die Zeit für Respektlosigkeit, Warlord« rief er wütend »König Viles IV braucht Eure Hilfe in einer dringenden Angelegenheit.« Der Herold brach das Siegel der Schriftrolle, entrollte sie und las vor. »Im Namen von Viles IV, König von Ebereth und Gilgan, bitten wir Fürst Malfice von Alkaya um Hilfe in einem Fall, der die Sicherheit des Landes und jedes einzelnen Bewohners betrifft. An der Nordgrenze der freien Länder sammelt sich eine Armee, die einen Verband von Söldnern und Gesetzlosen darstellt. Ihre Zahl ist in den letzten Wochen drastisch angestiegen, weshalb seine Majestät der Ansicht ist, dass diese Armee sich auf einen Krieg gegen Ebereth vorbereitet. Es wird berichtet, dass die Armee von einer bisher unbekannten Person angeführt wird, die die Gestalt eines Engels besitzt. Seine Majestät besteht darauf, dass Fürst Malfice von Alkaya in die Hauptstadt Belphagris reist, um sich der Armee der freien Länder anzuschließen und sie in die Schlacht gegen die Angreifer aus dem Norden führt. Gezeichnet König Viles IV.«
»Das ist alles?« fragte Malfice lachend »Der König schickt den Grafen Malis von Igbril zu mir, um mich in die Hauptstadt zu holen, damit ich seine ruhmreichen Streitkräfte in die Schlacht gegen einen Haufen Banditen führe, die von einem Possenreißer angeführt werden, der sich für einen wahrhaftigen Engel hält?« Der Warlord von Alkaya brach in schallendes Gelächter aus. Auch seine Frau Nepenthe lächelte zurückhaltend. »Ist die Armee des Königs so schwach, dass sie es ohne einen altgedienten General nicht mit ein paar Wegelagerern aufnehmen kann?« fragte Malfice, als er sich wieder beruhigt hatte.
»Ihr seid ein Narr, Malfice« brüllte der Herold ihn an »Ich wäre nicht den weiten Weg von Belphagris gekommen, wenn es um eine Lappalie ginge. Wir reden hier von einer Armee, die den Streitkräften des Königs bei weitem überlegen ist. Die Männer scheinen nicht so gut ausgebildet zu sein, wie unsere Soldaten, doch es sind viele. Und es werden immer mehr. Wir brauchen Hilfe von einem Mann, der uns schon früher siegreich aus der Schlacht geführt hat. Wir brauchen jemanden, der unseren Truppen Mut gibt, damit wir diese Bedrohung ausrotten können.«
Malfice überlegte kurz. »Dann schlage ich vor, dass Ihr bald weiter reist« sagte Malfice ruhig »Denn solche Männer gibt es nicht oft. Und hier habt Ihr keinen gefunden. Ich werde nicht für Viles IV in die Schlacht ziehen, gegen ein paar Söldner und Gesetzlose. Es gibt einen guten Grund, warum ich mich von der Krone abgewandt habe und ich werde mein Prinzipien nicht verraten, weil seine Majestät Angst vor ein paar Banditen hat. Er soll seinen Krieg alleine führen. Das ist mein letztes Wort.«
»Ich finde es äußerst Schade, dass Ihr es so seht, Warlord von Alkaya« sagte der Graf von Igbril, der auf einmal sehr ruhig und gefasst wirkte »Denn noch bevor dieser Krieg begonnen hat, werdet ihr in vorderster Reihe stehen. Das verspreche ich Euch.«
»Und ich verspreche Euch, dass der Augenblick, in dem Ihr mich noch einmal bedroht, Malis, Euer letzter sein wird« antwortete Malfice ebenso ruhig.
Der Herold gab seinen Männern ein Zeichen und sie formierten sich um ihn. Er wandte sich zur Tür um und verließ das Anwesen des Fürsten von Alkaya ohne sich ein weiteres mal umzusehen. Draußen stieg er auf sein Pferd und ritt zurück nach Rangin.

Harbinger
20.02.2005, 14:22
Kapitel 2 - Prophezeiung

»Malfice, wir hatten nie Geheimnisse voreinander, abgesehen von dieser Geschichte mit König Viles.« Nepenthe blickte in Malfices Augen. Er wandte den Blick ab und versuchte nachzudenken. »Bitte sag' mir was damals passiert ist. Malis' Drohungen waren alles Andere als leeres Geschwätz. Er meint es wahrscheinlich ernst.«
»Ich weiß« antwortete Malfice abwesend »Aber ich werde nicht für den König kämpfen. Egal was er mir dafür bietet.«
Malfice stand aus dem Sessel auf, auf dem er gesessen hatte und ging hinüber zum Kamin um ein Holzscheit nachzulegen. Es war Abend und die Kälte des nahenden Winters kroch durch jede Spalte in das Anwesen. Nepenthe lag auf einem Diwan und betrachtete ihren Mann. Das Studierzimmer des Fürsten war der am besten geheizte Raum des Hauses, weswegen er und seine Frau im Winter, der in Ebereth immer sehr streng war, die meiste Zeit dort verbrachten. Malfice warf das Holzstück in die Glut und stand auf. Direkt über dem Kamin stand sein altes Schwert, das er seit langer Zeit nichtmehr geschwungen hatte. Er hob die Klinge von ihrem Ständer und nahm sie in die linke Hand, mit der er seit jeher seine Waffe geführt hatte. Sie war schwer, aber so perfekt ausbalanciert, dass er sie leicht in einer Hand halten konnte. Das Schwert war von seinem Vater gefertigt worden und ein Geschenk zu Malfices zwölftem Geburtstag gewesen. Malfices Vater hatte ihm die Waffe nie selbst überreichen können. Zwei Tage vor dem Geburtstag seines Sohnes war er getötet worden.
Malfice stellte das Schwert zurück und wandte sich um. »Es war einfach nur ein Streit zwischen ihm und mir« antwortete er.
»Ich kenne dich, Malfice« sagte Nepenthe nachsichtig »Und ich weiß, dass das nicht die Wahrheit ist. Du würdest dich nicht nach fünf Jahren hartnäckig weigern, deinem Land zu dienen, nur weil du einen einfachen Streit mit dem König hattest.«
Malfice schwieg. Er ballte die Fäuste kurz, entspannte sie jedoch wieder. Er liebte Nepenthe mehr als alles andere, doch er konnte sich nicht dazu durchringen, ihr zu erzählen, was an diesem Tag geschehen war. Ruhelos ging er auf und ab und grübelte nach. Was war, wenn Malis tatsächlich nicht übertrieben hatte. Aber warum sollte ein Engel Ebereth angreifen? Vor allem mit einer Armee aus zusammengewürfelte Söldnern, Banditen und Halsabschneidern.
»Woran denkst du, Malfice?« fragte Nepenthe.
»Warum ein Engel« erwiderte Malfice noch immer in Gedanken versunken »Warum sollte jemand den Anschein erwecken, er wäre ein Engel. Und was wenn er echt ist? Warum sollte ein echter Engel gegen Menschen kämpfen?«
»Das weiß ich nicht, Malfice« antwortete Nepenthe ernst »Aber wenn die Krone sich dadurch bedroht fühlt, dann ist es etwas wirklich ernstes.«
Malfice ließ sich wieder in seinen Sessel fallen.
»Wenn du so weiter nachgrübelst wirst du wieder die ganze Nacht wach liegen, Malfice.« Nepenthe war von dem Diwan aufgestanden und kam auf ihren Ehemann zu. »Komm, mein Fürst. Lass uns zu Bett gehen.« Sie ergriff seine Hand. Er stand auf und fasste einen Entschluss.
In dieser Nacht erzählte Malfice seiner Frau von den Geschehnissen die dazu geführt hatten, dass er sich von der Krone abgewandt hatte. Er ließ kein Detail aus, nannte alle Einzelheiten und in all dieser Zeit wuchs das Verständnis von Nepenthe für Malfices Entschluss.
»Aber trotzdem musst du dich in Acht nehmen, Geliebter« warnte sie ihn, als er geendet hatte »Malis wird wiederkommen. Das spüre ich.«
»Soll er kommen« antwortete Malfice »Ich habe keine Angst vor dem, was passieren kann.«
Doch das war eine Lüge. Langsam sank Fürst Malfice von Alkaya in einen unruhigen Schlaf. Ein Albtraum beherrschte seinen Geist. Er stand auf einem leeren Feld, an dessen Rändern einige abgestorbene Bäume standen. Vor Malfice erhob sich ein Hochplateau, das über eine natürliche Treppe erreichbar war. Langsam ging der Warlord die Treppe hoch. Neben ihm auf dem Boden lag sein Schwert, das er schnell aufhob. Schritt um Schritt erklomm er das Plateau. Als er die Spitze erreicht hatte, begann es zu schneien. Malfice ging an den Rand und blickte auf das Feld, auf dem er gestanden hatte. Langsam bildete sich eine Schneeschicht darauf, die höher und höher wuchs. Plötzlich hörte er ein Geräusch hinter sich. Schnell drehte er sich um, sah jedoch nichts außer dem dichten Schneetreiben. Langsam wandte er sich wieder dem vormals leeren Feld zu. Auf und unter der Schneedecke lagen jetzt unzählige Leichen. Der weiße Untergrund war fast vollkommen bedeckt mit rotem Blut und gesplitterte Waffen waren überall verteilt. So weit das Auge reichte waren Tote. Manche steckten in Plattenpanzern oder Kettenhemden und trugen die Banner von Ebereth, andere waren in Lederrüstungen oder unauffällige Mäntel gehüllt. Eines hatten jedoch alle gemeinsam: Die Haut aller Leichen war verkohlt und Rauch stieg von dem blutigen Feld auf.
»Du kannst es nicht verhindern« flüsterte eine Stimme hinter Malfice »Du kannst nichts verhindern, Warlord!«
Malfice fuhr herum. Hinter ihm lagen unzählige weitere Leichen, aber er sah niemanden, der gesprochen hatte. Er ging ein paar Schritte auf die Leichen zu. Auch sie waren verkohlt.
»Wir werden uns treffen, Krieger« fuhr die flüsternde Stimme fort »Und durch mich wirst du alles verlieren!«
Malfice sah über die Schulter, aber außer dem Rand des Hochplateaus, über das der Wind den Schnee wehte, war nichts zu sehen. Er blickte wieder geradeaus auf die Leichen.
»Nichts wird dir bleiben« flüsterte die Stimme »Und als letztes nehme ich dein Leben. Das verspreche ich dir!«
Eine flammende Klinge fuhr auf Malfices rechte Schulter und trennte seinen Arm ab. Er schrie auf und stürzte auf die Knie. Der Warlord hörte schwere Schritte, die den Schnee zusammendrückten. Sie bewegten sich um ihn herum, bis ein dunkler Rock in sein Blickfeld kam.
»Und das ist erst der Anfang« brüllte die Stimme jetzt. Malfice sah, wie das flammende Schwert auf seinen Hals zuschoss.
Schweißgebadet erwachte der Fürst von Alkaya. Er setzte sich im Bett auf und atmete tief durch. Ihm war, als würde er den Schmerz in seiner rechten Schulter noch immer spüren. Er blickte auf seine Frau, die neben ihm lag. Sie schlief friedlich. Malfice atmete noch einmal tief ein und legte sich wieder auf die Kissen. Er war gerade wieder eingeschlafen, als die Tür zu seinem Schlafgemach aufgerissen wurde. Graf Malis von Igbril und drei von seinen Soldaten traten ein. Die Soldaten hatten ihre Schwerter gezogen und richteten sie auf Malfice.
»Was soll das, Malis?« schrie Malfice den Herold an »Was tut Ihr in meinem Haus?«
»Im Namen des Königs seid Ihr festgenommen, Fürst Malfice von Alkaya« antwortete Malis von oben herab.
»Warum?« fragte Nepenthe, die ebenfalls aufgewacht war »Was wird meinem Mann vorgeworfen?«
»Mord« antwortete der Herold schlicht »Wir haben seinen Diener Celbos gefunden. Er liegt im Garten, erschlagen mit dem Schwert, das dem Fürsten von Alkaya gehört.«
»Aber das kann nicht sein, Graf von Igbril« protestierte Nepenthe »Mein Mann war die ganze Zeit bei mir.«
»Ach wirklich?« fragte Malis mit einem bösen Lächeln »Aber ich habe sieben Zeugen, die sagen, dass sie Euren Mann gesehen haben, wie er Celbos erschlagen hat. Warlord von Alkaya, ich bringe euch jetzt nach Belphagris, wo ihr zur Strafe in die Armee seiner königlichen Majestät Viles IV eingegliedert werdet. Eure Tat wird euch in dem Augenblick vergeben, in dem ihr entweder tot auf dem Schlachtfeld liegt oder siegreich aus dem Krieg zurückkehrt.«
»Ist das nicht äußerst praktisch, Malis?« fragte Malfice, der den Herold bösartig anstarrte »Zufällig entscheide ich mich meinen Diener und besten Freund an dem Tag umzubringen, an dem Ihr mich zurück zur Armee bringen wollt, zufällig findet ihr seine Leiche und rein zufällig darf ich als Strafe mit in den Krieg ziehen?«
»Ja« antwortete Malis lächelnd »Ein äußerst praktischer Zufall. Ich habe euch gesagt, dass ihr in der ersten Reihe kämpfen werdet, Malfice.«
Er gab seinen Männern ein Zeichen, woraufhin diese den Fürsten von Alkaya in Gewahrsam nahmen.
»Ihr werdet euren Mann in spätestens zwei Jahren wiedersehen« versicherte Malis Nepenthe »Oder auch nicht« fügte er mit einem bösen Lachen hinzu.
»Ich warte auf dich, Geliebter« rief Nepenthe Malfice nach, als er aus dem Zimmer getrieben wurde.

Harbinger
20.02.2005, 14:40
Kapitel 3 – Der Krieg in Belphagris

Mit seiner Eskorte reiste der Warlord von Alkaya nach Belphagris. Die Reise dauerte zwei Wochen, da sie von dem ersten Schnee aufgehalten wurden. Unterwegs klärte Malis den Fürsten über die bisherigen Maßnahmen zur Kriegsführung auf. Anscheinend würde Malfice seine Strafe nicht als einfacher Soldat an vorderster Front sondern eher als Befehlshaber ableisten. Malis erzählte dem Warlord von den ersten Berichten über ein riesiges Räuberlager nahe der Nordgrenze von Ebereth. Nördlich des Landes befand sich eine namenlose Schneewüste, die den nördlichsten Punkt des Kontinents markierte. Diese Wüste war eine Halbinsel, die nur an Ebereth grenzte. Laut den Informationen von einigen Bauern, die in der Gegend ihre Höfe hatten, hatten sich mehr und mehr Banditen am Rand der Wüste gesammelt, um dort ein Lager zu errichten. Am Anfang waren es nur ungefähr fünfzig von ihnen, doch Woche für Woche trafen neue Rekruten ein. Als Malis die Hauptstadt verlassen hatte, hatten sich schon zweitausend Männer und Frauen in dem Lager eingefunden. Und die Spione des Landes berichteten von weiteren viertausend Gesetzlosen, die in Gruppen durch Ebereth zogen. Viele von ihnen kamen aus Gilgan, einem kleinen Land im Süden von Ebereth, das ebenfalls von König Viles IV beherrscht wurde. Das er jedoch seinen Sitz in Ebereth hatte und das Land von seinem unfähigen Bruder Kalim verwaltete wurde, herrschte dort mehr oder minder Anarchie. Allerdings hielten sich die Probleme in Grenzen, da die Banditenclans von Gilgan auch Krieg gegeneinander führten. Doch da sich diese Clans nun anscheinend vereinigt hatten, stellten sie eine wahre Bedrohung dar. Desweiteren kursierte das Gerücht, dass nahezu jeder Söldner auf dem Kontinent sich nach Ebereth aufmachte, um sich den Gesetzlosen anzuschließen. Malfice hörte ihm nur mit halbem Ohr zu, da er sich wenig für diesen Krieg interessierte. Er würde die Streitkräfte des Königs gegen diese Bedrohung in den Kampf schicken. Viele von ihnen würden fallen und Malfice würde ungerechtfertigt als großer Held heimkehren. Ein Titel, der mit dem Blut anderer bezahlt werden würde, wie es schon so oft geschehen war.
Am fünfzehnten Tag der Reise erreichten sie das Stadttor von Belphagris. Die Wachen ließen den Herold und seine Gefolgschaft ein und führten sie in den Palast zu König Viles IV. Der Herold berichtete dem König von den Geschehnissen in Alkaya. Malfice hörte nicht zu. Er hatte nichts als Verachtung für den Sohn von Galbor XI übrig. Galbor war ein guter König gewesen, der stets rechtschaffen gehandelt hatte. Viles war auch ein guter König, doch seine Methoden waren mehr als fragwürdig. Er war kein Tyrann und unterdrückte das Volk nicht, doch Malfice kannte das wahre Gesicht hinter der Fassade des gütigen Königs. Nach dem Gespräch führte Malis den Warlord von Alkaya in die Baracken der königlichen Streitkräfte, einer kleinen Elitetruppe der Armee der freien Länder. Malfice erhielt ein Zimmer in den Unterkünften und wurde mit seinem Kriegswerkzeug ausgestattet, das die Soldaten unter dem Grafen von Igbril aus Malfices Anwesen mitgenommen hatten. Erneut hielt der Fürst das Schwert, das sein Vater ihm schenken wollte in der Hand und die Erinnerung an das Schicksal seines Vaters versetzte ihm einen tiefen Stich direkt in sein Herz.
In den nächsten Monaten kümmerte Malfice sich gemeinsam mit General Lancore, dem Befehlshaber der königlichen Streitkräfte, und Sir Dreclan von Minbor, einem alten Hochelfen, der das Spionagesystem des Königreiches überwachte, um die Planung der Schlacht. Malfice überwachte die Ausbildung der Soldaten der Armee. Jeder Mann zwischen sechzehn und sechzig Jahren wurde eingezogen. Trotz allem kamen sie nur auf zehntausend Männer. Dreclan berichtete Malfice nach drei Monaten, dass der Großteil der Banditen im Lager eingetroffen war. Nach Schätzung der Spione war die Armee, die Ebereth bedrohte mehr als zwölftausend Mann stark und jeden Tag kamen noch ein paar mehr Söldner an. Der Elf rechnete damit, dass sie gegen fünfzehntausend bewaffnete Banditen kämpfen müssten. Allerdings konnten die Beobachter nichts weiter über den Engel, der angeblich die Gesetzlosen anführte, herausbekommen. Ein paar von ihnen konnten berichten, dass sie eine riesige, schwarze Gestalt mit metallenen Flügeln gesehen hatten, doch sie konnten sich alle nur verschwommen daran erinnern. Malfice arbeitete in all der Zeit Taktiken aus, um die Bedrohung abzuwehren, aber egal wie optimistisch er seine Planungen überdachte, der Ausgang der Schlacht würde eine Frage des Glücks sein und Tausende Soldaten würden fallen. Nacht für Nacht brütete er über den Zahlen, die Dreclan auf das Stück Papier gekritzelt hatte. Zehntausend ausgebildete Soldaten gegen fünfzehntausend, wenn nicht sogar siebzehn- oder zwanzigtausend Banditen und Söldner. Vor allem die Söldner machten Malfice sorgen. Ob man in einer Kammer auf eine Strohpuppe eindrischt oder mit einem Holzschwert nach dem besten Freund schlägt war etwas anderes, als wenn man jahrelang durch die Reiche zieht und für Geld jeden Auftrag übernimmt. Seinen Rekruten fehlte einfach die praktische Erfahrung.
Als es Sommer wurde, begann Malfice mit den Vorbereitungen für den Aufbruch. Er besah sich ein letztes mal die Kampfeskunst von jedem einzelnen Soldaten, der später über den Ausgang der Schlacht entscheiden könnte. In den letzten sechs Monaten waren die ehemaligen Bürger zu wahren Kriegern gereift. Malfice sah wie die Chance stiegen, als der alte Dreclan eine Abordnung aus seiner Heimat begrüßte. Zweihundert elfische Bogenschützen und fünfzig Elfenmagier waren aus Minbor gekommen, um die Armee von Ebereth zu unterstützen. Aber unter den Männern war auch ein Elf, der Malfice ganz besonders beschäftigte. Mit den Hochelfen war ein einzelner Dunkelelf eingetroffen, ein kräftiger Mann mit langem Haar und blauschwarzer Haut, der auf den Namen Fear hörte. Er war sehr schweigsam und erzählte Malfice, dass der Name nicht von ihm selbst gewählt worden war, sondern ihm wegen seinen Taten verliehen wurde, über die er sich jedoch ausschwieg. Aber dennoch bemerkte Malfice, dass er tiefe Sympathie für diesen schweigsamen Krieger hegte. Und immer wenn Malfice ihn bei Kampfübungen sah, so musste er feststellen, dass die Kunstfertigkeit, mit der Fear seine Waffen schwang, innerhalb der Armee Ebereths ihresgleichen suchte. Der Krieger war eine unglaubliche Bereicherung für die Streitkräfte.
Der Herbst brach herein und Malfice begann, vor den Truppen große Reden zu halten. Er erzählte ihnen von dem Ruhm, den sie in der Schlacht erringen würden und davon, dass es ihre heilige Pflicht war, das Königreich zu beschützen und die Angreifer zurückzuschlagen. Der Warlord von Alkaya erzählte ihnen von den großen Taten die sie alle vollbringen würden. Er verschwieg allerdings, dass ihr Kreuzzug nahezu aussichtslos war. Und er verschwieg ihnen, dass selbst wenn sie siegen würden, wahrscheinlich nurnoch jeder fünfte von ihnen das Schlachtfeld lebend verlassen würde. Aber er war es gewohnt die Männer, die ihm vertrauten zu belügen. Allerdings hatte er es vorher noch nie absichtlich getan, da er bislang immer an das geglaubt hatte, wofür er in den Krieg gezogen war. Doch das konnte der Fürst jetzt nichtmehr. Denn er kämpfte für König Viles IV, Sohn von König Galbor XI, dem Mann der so viele auf dem Gewissen hatte, die Malfice nahe gestanden hatten. Allen voran seinen Vater, den alten Fürsten von Alkaya, der zwei Tage vor Malfices zwölftem Geburtstag wegen Viles gestorben war.

Harbinger
20.02.2005, 15:00
Kapitel 4 – Der Hass auf die Krone

»Ich weiß nicht, ob ich wirklich mit dir darüber sprechen sollte« meinte Nepenthe in Gedanken versunken »Ich meine, Malfice hat es fünf Jahre mit sich herumgetragen und es nichtmal mir erzählt, bis er damals vor acht Monaten nach Belphagris gebracht wurde.«
»Ich verspreche auch, dass ich es nicht verraten werde« antwortete Trisca von Alkaya, Malfices Schwester »Ich werde ihm nicht sagen, dass du es mir erzählt hast, wenn er zurückkommt.«
Nepenthe blickte in die Flammen des Kamins im Studierzimmer von Malfices Anwesen. Vor acht Monaten hatte sie ihn hier darum gebeten ihm die Wahrheit zu sagen. Sie hatte Malfices Schwester vor ein paar Wochen zu sich geholt, weil die Einsamkeit sie schwer belastete. Sie überlegte, ob sie Trisca von den Gründen für Malfices Hass auf die Krone von Ebereth erzählen sollte. Und sie entschied sich dafür.
»Weißt du, es begann eigentlich schon, als Malfice elf Jahre alt war« begann Nepenthe »Damals war Viles achtzehn Jahre alt und der Reichsverwalter von Gilgan. Das war er auch all die Jahre, bis er zum König von Ebereth wurde. Damals wollte er alles was in seinem Reich geschah kontrollieren, aber sein Vorgänger hatte das ganze Land zu Grunde gerichtet. Banditen, Gesetzlose... Kurzum, es war genauso, wie es heute noch ist. Viles hat versucht die Banditenclans und Räuberbanden auszurotten, allerdings war seine Armee dafür zu klein und zu schlecht ausgebildet. Doch das hat Viles nicht interessiert. Er hat den Gesetzlosen den Krieg erklärt und ein Banditenlager nach dem Anderen angegriffen. Am Anfang ging die Sache noch gut. Doch irgendwann haben sich die Banditen zusammengeschlossen, um Viles' Regierung zu zerstören. Sie sind gegen Mantica, die Hauptstadt von Gilgan gezogen. Die Armee hat die Stadt gegen die zahlenmäßig überlegenen Belagerer zwei Wochen gehalten. Irgendwann haben ein paar Banditen es in die Stadt geschafft. Sie haben sich geradewegs zum Palast durchgekämpft und drei von ihnen sind in den Thronsaal gekommen. Euer Vater war zufällig dort, weil er eine Botschaft von Viles' Vater überbracht hatte. Als er die Assassinen sah, die Viles töten wollten, zog er sein Schwert und griff sie an. Es gelang ihm, zwei von ihnen in die Enge zu treiben, doch der dritte Angreifer schlich sich von hinten an ihn heran. Viles war zu feige, eurem Vater zu helfen. Er versteckte sich und wartete darauf, dass seine Soldaten ihn retten würden. Doch die Soldaten kamen erst, als der alte Fürst von Alkaya tot war. Er ist für Viles gestorben und das nur, weil der Verwalter zu feige war, einen Banditen, der ihm den Rücken zugedreht hatte, anzugreifen.«
Trisca schwieg. In ihren Augen stand Trauer, aber auch Zorn. Nepenthe legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Uns wurde nie gesagt, wie Vater gestorben ist« sagte Trisca leise.
»Ich weiß« antwortete Nepenthe mitfühlend »Aber Malfice hat es herausgefunden. Er hat mir nicht gesagt wie. Wahrscheinlich hat Viles es ihm an dem Tag, an dem es zum Streit kam selbst gesagt. Aber das ist noch nicht alles. Als Gilgan sich von dem Krieg erholt hatte, scharte Viles wieder viele Soldaten um sich. Dieses mal wollte er ein Nachbarland, Villamoth, angreifen, da seiner Ansicht nach der Ursprung der Banditenprobleme von Gilgan dort zu finden war. Der Angriff scheiterte kläglich und viele von Malfices Freunden starben. Das war vor sieben Jahren. Danach entschied Viles, dass er dringend eine größere Streitmacht brauchte. Die Gelegenheit bot sich, als sein Vater zwei Jahre später von Villamoth angegriffen wurde. In der Schlacht bot Viles seinem Vater Galbor Unterstützung an. Doch als der alte König in die Schlacht ritt, lies Viles ihm von einem Meuchelmörder einen Armbrustbolzen in die Rippen schießen. Malfice hat den Schützen getötet, aber er konnte den König nicht retten. Er hat herausgefunden, dass Viles dafür verantwortlich war, da er ein Schriftstück in der Tasche des Mörders gefunden hat, das eine Verbindung beweist. Aber wie will ein einfacher Soldat, auch wenn er der beste Krieger des Landes ist, den König anklagen? Als Malfice Viles damals damit konfrontierte kam es zum Streit zwischen ihnen und Malfice schwor der Krone ab. Er wollte nie wieder etwas für diesen König tun.«
Trisca schwieg noch lange Zeit, nachdem Nepenthe geendet hatte. Sie überdachte alles.
»Aber dieses mal haben wir es mit einer echten Bedrohung zu tun« antwortete Trisca schließlich.
»Sicherlich« gab Nepenthe zu »Aber Malfice ist kein Mann, der einfach seine Prinzipien aufgibt. Er ist sehr Dickköpfig. Ich fürchte nur, dass er eines Tages wegen seinen Prinzipien sterben wird.«
»Malfice wird nicht so einfach sterben« sagte Trisca aufmunternd »Er wird zurückkommen. Und vielleicht wird er dann etwas gegen Viles tun können.«
»Vielleicht« murmelte Nepenthe aber sie war sich nicht so sicher.

Harbinger
20.02.2005, 15:12
Kapitel 5 – Auf dem Schlachtfeld

»Diese Ebene kenne ich« flüsterte der Warlord von Alkaya.
»Du warst schonmal hier?« fragte Fear leise. Sie lagen am Rande einer großen Ebene, die von abgestorbenen Bäumen gesäumt war. Es dämmerte bereits. Sie hatten Deckung in einem kleinen Gebüsch gesucht. Sie wußten nicht, wie weit sie noch von der Armee der Banditen entfernt waren. Aber Malfice konnte das Hochplateau auf der gegenüberliegenden Seite sehen. Sie hatten ihre eigene Armee zwei Meilen entfernt in einem Wald versteckt.
»Nein, das meine ich nicht« antwortete Malfice mit gesenkter Stimme »Ich habe sie nur schonmal gesehen. Aber das war in einem Traum vor langer Zeit. Das war vor ungefähr einem Jahr. Kurz vor dem Winteranfang. Genau wie jetzt.«
»Ein Traum?« Fear schaute Malfice an »Träume können manchmal prophetisch sein. Du könntest in die Zukunft geblickt haben. Was hast du damals gesehen, Malfice?«
Malfice schaute den Dunkelelfen lange an, bevor er so deutlich und eindringlich wie er konnte »Den Tod« sagte.
Der Dunkelelf lies das Thema fallen und schaute wieder auf die Ebene hinaus. Seine scharfen Augen konnten in der einbrechenden Dunkelheit eine Bewegung zwischen den abgestorbenen Bäumen auf der rechten Seite ausmachen. Eine kleine Gestalt huschte von Schatten zu Schatten. Fear stieß den Fürsten von Alkaya in die Seite und deutete in die Richtung. Malfice folgte der Geste und sah die Gestalt.
»Sie sind hier« bemerkte er »Dann wird es also hier passieren.«
»Das wird es« antwortete Fear »Geh' die Armee holen. Ich behalte unseren Feind im Auge.«
Malfice nickte und kroch aus dem Gebüsch. Kaum war er draußen sprang er auf und rannte los. Er hatte sein Pferd bei den Soldaten gelassen. Er sprang über Büsche und Felsen, die aus dem Boden ragten und erreichte nach zwanzig Minuten den Waldrand. General Lancore und Sir Dreclan erwarteten ihn.
»Es geht los« sagte Malfice außer Atem »Zwei Meilen entfernt ist eine freie Ebene neben einem Hochplateau. Dort haben wir einen von ihren Kundschaftern gesehen. Fear wartet dort auf uns. Wenn wir jetzt unsere Reihen organisieren können wir in einer Stunde dort sein.«
Lancore nickte und ritt zu seinen Feldherren. Die Organisation der Armee ging schneller, als der Fürst von Alkaya erwartet hatte. Nach zwanzig Minuten standen die elftausend Männer bereit. General Lancore gab den Marschbefehl und sowohl die Kavallerie als auch die dahinter folgende Infanterie setzten sich in Bewegung. Sie legten die Strecke zu der Ebene in einer halben Stunde zurück. Kurz bevor sie sie erreicht hatten, schloss Fear sich ihnen an. Er schwang sich auf sein Pferd, das neben Malfices Tier lief.
»Sie verstecken sich auf der Hochebene« berichtete Fear »Eine ziemlich schlechte Idee, wenn du mich fragst...«
»Ich weiß« unterbrach der Warlord ihn »Es gibt nur einen Weg runter und der ist eine natürliche Treppe.«
Fear nickte. Sie ritten schweigend nebeneinander her, bis sie die abgestorbenen Bäume am Rand des Schlachtfeldes erreicht hatte. Malfice gab seinem Pferd die Sporen und setzte sich an die Spitze.
»Bogenschützen« brüllte er über die riesige Armee hinweg. Eine Abordnung von zweihundert Elfen und weiteren einhundert Menschen kam auf den Fürsten von Alkaya zu. »Ihr übernehmt die erste Schlachtreihe« Er deutete auf eine Buschgruppe die seitlich ungefähr die Hälfte des Feldes markierte. »Sobald der erste Gegner diese Linie überschritten hat, seht ihr zu, dass ihr eine Gasse für die Kavallerie öffnet. Und schießt von den Seiten aus weiter.«
Nachdem er seine Ansprache beendet hatte, zog Malfice sein Schwert, schnallte sich sein Schild an den rechten Arm und setzte einen gehörnten Helm auf. Er trug einen polierten Plattenpanzer, der ihn vor Pfeilen schützen sollte. Schnell gab der Warlord seinem Pferd die Sporen und preschte in die Mitte des Feldes. Dort angekommen stieß er einen gellenden Schrei aus, um die Gegner auf sich aufmerksam zu machen. Er holte eine Fackel hervor und entzündete sie. Es dauerte einen Augenblick, bis er einen Pfeil hörte, der auf ihn abgeschossen wurde. Das Geschoss verfehlte ihn um ein paar Meter. Malfice warf die Fackel weg, wendete sein Pferd und ritt zurück zu seinen Bogenschützen. Vor allem die Elfen konnten durch ihre angeborene Infravision die Gegner im Dunkeln erkennen.
»Magier, zu mir« rief der Warlord, als er die Bogenschützen passiert hatte. Einige Gestalten lösten sich von der Armee und kamen auf ihn zu. »Wenn die Elfenbogenschützen anfangen zu schießen, dann gebt ihnen ein bißchen Licht.«
Es dauerte einige Minuten, bis der erste Elf die Sehne seines Bogens los lies. Der Pfeil flog surrend durch die Luft und traf einen Banditen in die Kehle, der gerade im Begriff gewesen war, die Treppe vom Hochplateau herunter zu kommen. Augenblicklich wob einer der Magier seinen Zauber und eine Lichtkugel breitete sich an der Treppe aus. Fürst Malfice von Alkaya sah die Gestalten, die von dem Hochplateau kamen und leichte Beute für die Bogenschützen waren.
Es hatte begonnen.

Harbinger
20.02.2005, 15:49
Kapitel 6 – Schlacht an der Hochebene

Der erste Gegner hatte die unsichtbare Linie in der Mitte des Schlachtfeldes überschritten. Sofort machten die Bogenschützen, die in der Mitte standen, sich daran, ihre Plätze aufzugeben und zu den Seiten zu rennen. Die Bogenschützen an den Seiten setzten den Beschuss fort. Als in der Mitte eine Gasse entstanden war, gab General Lancore ein Signal und die Kavallerie stürmte los. Der Warlord und Fear schlossen sich dem Angriff der Berittenen an. Fear hatte ein schlankes Langschwert gezogen. Sein Körper war nicht durch eine Rüstung geschützt, aber er hatte einen Dunkelelfenzauber zum Schutz angewendet. So saß er im Gegensatz zu Malfice beweglich im Sattel. Malfice hingegen kam sich so geschickt wie ein Stein vor, in seiner schweren Plattenrüstung.
Die vorderen Reihen hatten die Banditen erreicht und trafen auf die Angreifer, die größtenteils aus Infanterie bestanden. Die vordersten Soldaten gaben ein Zeichen nach hinten. Die hinteren Reihen schwärmten zu beiden Seiten aus und mähten weitere Söldner und Banditen nieder. Malfice prallte auf die Frontlinie der Gesetzlosen und trampelte zwei Söldner, die das Pech hatten in seine Bahn zu geraten, mit den Vorderhufen seines Pferdes nieder. Er zog sein Schwert nach links und rammte es in den Körper eines weiteren Angreifers. Die Klinge blieb stecken und Malfice zerrte den sterbenden Banditen mit sich. Der Mann schrie furchtbar, während er gegen seine Verbündeten prallte und sie von den Beinen riss. Mit einem Ruck bekam der Warlord seine Waffe frei und schlug einem Banditen den Kopf von den Schultern. Er hob sein Schild und parierte eine Reihe von Stößen, die mit Speeren von der rechten Seiten durchgeführt wurden. Ein Speer fand sein Ziel und bohrte sich in die Flanke von Malfices Pferd. Das Tier stolperte, konnte sich jedoch noch einen Augenblick auf den Beinen halten. Malfice rammte einem Banditen sein Schild gegen den Kopf und sprang dann vom Rücken seines Pferdes. Das Tier blutete stark und brach inmitten einer Gruppe Banditen zusammen. Malfice schlug hart auf, rollte gegen die Beine eines Banditen und riss ihn zu Boden. Während er aufsprang stach er sein Schwert in den ungeschützten Hals, des Mannes, den er zu Fall gebracht hatte. Er sah über die Schulter und sah Fear, der von hinten in seine Richtung steuerte. Der Warlord hielt sich bereit und griff zu, als der Dunkelelf auf einer Höhe mit ihm war. Er zog sich an dem Pferd des Kriegers hoch und blieb hinter ihm sitzen.
»Schön dich zu sehen, mein Freund« brüllte er zu dem Dunkelelfen, während er einen Schlag von der linken Seite mit dem Schwert abfing.
»Schön, dass du noch lebst, mein Freund« antwortete Fear »Wir sind bald durch die Reihen durch. Halte dich bereit, abzuspringen.«
Der Fürst von Alkaya sah über die Schulter, während er sich an Fear festhielt. Die Infanterie der Armee der freien Länder hatte die Bogenschützen passiert und stellte sich den anstürmenden Banditen entgegen. Malfice sah wieder nach vorne und schlug mit dem Schwert zu. Ein Bandit verlor den rechten Arm, als er versuchte den Hieb des Warlords zu parieren. Fears Pferd trampelte einen Banditen nieder, der sich innerhalb der Nachhut in seinen Weg stellte. Kaum waren sie an den letzten Reihen vorbei gekommen, zügelte Fear sein Pferd und sprang ab. Auch Malfice glitt vom Rücken des Tiers. Alle anderen Soldaten der Kavallerie taten es ihnen gleich.
»Vorwärts!« brüllte der Warlord und rannte mit gezogenem Schwert auf die ungeschützten Reihen der Banditen zu, durch die sie soeben geritten waren.
Fear lief schneller als Malfice und stürzte sich auf einen Gegner, der ihm den Rücken zugedreht hatte. Der Dunkelelf rammte dem Banditen sein Langschwert von oben zwischen den Schulterblättern hindurch. Der Bandit war sofort tot und Fear konnte sich seinem nächsten Gegner zuwenden. Schnell merkten die Gesetzlosen, dass sie nun von beiden Seiten angegriffen wurden. Einige von ihnen drehten sich um und wehrten sich gegen die Bedrohung durch die Kavallerie. Malfice parierte einen Schwertstreich und setzte zum Gegenangriff an. Sein Gegner riss geistesgegenwärtig seine Klinge hoch. Malfices Schwert traf auf die Waffe des Banditen. Das Schwert des Gesetzlosen brach an der Stelle, an der sich die Waffen trafen. Er warf das nutzlose Heft aus der Hand und zog zwei kleine Äxte. Malfice setzte einen Schlage nach, aber der Bandit parierte wieder. Jetzt war Malfice in der Defensive. Der Angreifer stürmte vor und schlug auf den Warlord ein. Malfice wehrte ab und ging Schritt für Schritt rückwärts, bis er gegen jemanden prallte. Schnell wehrte er einen Schlag ab und blickte über die Schulter. Hinter ihm stand ein Bandit. Der Fürst von Alkaya hob sein Schild, um den Angreifer vor sich zurückzuhalten und stach mit seinem Schwert nach hinten. Die Waffe drang in den Banditen hinter Malfice ein und blieb stecken. Mit aller Kraft zog er am Heft, doch es rührte sich nicht. Schnell stieß er mit dem Schild zu. Er überrumpelte den Banditen vor sich und brachte ihn zu fall. Malfice wirbelte herum und zog mit aller Kraft an seinem Schwert. Knirschend bekam er es frei. Er drehte sich zu dem gestürzten Banditen und stach zu. Sein Gegner kreuzte seine Äxte und parierte damit. Doch die Holzgriffe seiner Waffen brachen. Malfice stach erneut zu und rammte das Schwert tief in die Brust des Gegners. Der Bandit spuckte einen Schwall Blut und starb. Malfice riss sein Schwert aus der Leiche und lies es kreisen. Die Klinge bohrte sich in den Nacken eines weiteren Gegners. Malfice stützte sich auf das Schwert und der Kopf des Banditen rollte von seinen Schultern. In diesem Augenblick stürzte etwas schweres gegen Malfices Seite. Er wurde von den Beinen gerissen und entging so einem Speer, der auf ihn gerichtet gewesen war. Neben dem Warlord auf dem Boden lag der Dunkelelf Fear. Er hob sein Langschwert und trieb es von unten in den Körper des Banditen mit dem Speer. Schnell sprang Fear auf.
»Danke, mein Freund« rief Malfice.
»Bedank' dich später!« antwortete der Dunkelelf.
Er machte einen Ausfallschritt nach vorne und lies sein Schwert durch die Rippen eines Gesetzlosen direkt in dessen Herz gleiten. Mit einem seiner Stiefel schob er den sterbenden Banditen von seiner Klinge und nahm sich den nächsten Gegner vor. Er parierte einen Schwertstreich, der von einem schwer gepanzerten Söldner kam. Schnell wirbelte der Dunkelelf herum und stach mit seiner schlanken Klinge zu. Sie glitt an der Rüstung des Söldners ab. Fear sprang zurück, wich einem Hieb aus und suchte nach einer Schwachstelle in der Panzerung. Es gab keine. Fear stolperte rückwärts, verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Boden. Der Söldner hob sein Schwert um Fear zu töten. Doch in diesem Augenblick war eine laute Explosion zu hören. Der gepanzerte Söldner sah sich um. In einiger Entfernung war ein Blitz niedergegangen und hatte ein Loch in das Schlachtfeld gesprengt. Ein weiterer Blitz schoss direkt über dem Söldner und dem Dunkelelfen aus dem Himmel. Er schlug in den Panzer des Söldners ein und tötete ihn durch den Stromschlag. Fear sprang auf, als ein lautes, bösartiges Lachen erklang. Er sah hoch zur Spitze des Hochplateaus. Eine riesige schwarze Gestalt mit breiten Flügeln schwebte dort.
»Der Engel« entfuhr es dem Dunkelelfen.
Er suchte nach dem Fürsten und winkte ihn heran, als er ihn entdeckt hatte. Sie trafen sich am Rand des Schlachtfeldes.
»Du hast die Blitze gesehen?« fragte Fear seinen Freund.
Malfice nickte. Wortlos deutete der Dunkelelf nach oben.
Die riesige schwarze Gestalt stand auf dem Plateau und hatte die Arme lachend vor der Brust verschränkt.

Harbinger
20.02.2005, 16:14
Kapitel 7 – Duell im Schnee

Allen voran erklomm Fear die Stufen der natürlichen Treppe. Hinter ihm lief Fürst Malfice von Alkaya, danach folgten General Lancore, Sir Dreclan und zwei Soldaten. Sie kletterten höher und höher, bis Fear die spitze erreicht hatte. Die schwarze Gestalt hatte ihm den Rücken zugedreht. Sie war mehr als zehn Fuß groß und überragte den Dunkelelfen damit um über drei Fuß. Die Menschen waren noch kleiner im Vergleich zu diesem Riesen. Als die sechs Männer sich näherten begann es zu schneien. Die Schneeflocken begannen zu wirbeln, als sich die Gestalt umdrehte. Ihr Gesicht und ihre Arme waren tiefschwarz. An ihrem Gesicht waren keine Details zu erkennen, außer den bösartigen roten Augen und zwei weißen Fangzähnen. Sie hatte lange, graue Haare und war in einen Schuppenpanzer und einen schwarzen Rock gekleidet. In jeder Hand halt der Riese eine lange Klinge, die von Feuer umhüllt war. Aus seinem Rücken wuchsen zwei lange Flügel, die augenscheinlich aus Metall waren.
»So seid ihr endlich gekommen, ihr nichtswürdigen Würmer« sagte der Engel mit ruhiger Stimme.
»Ich kenne diesen Engel« flüsterte Fear zu Malfice »Sein Name ist Malayel. Man sagt er hat vor langer Zeit einen bösartigen Drachen besiegt und in sich aufgenommen, um ihn für immer zu versiegeln. Aber der Körper des Engels konnte die Macht des Drachen nicht aushalten und wurde von diesem besessen. Und jetzt ist er das pure Böse. Und stärker als der Drache, der er einmal war.«
»Das ist richtig« sagte der Engel ruhig »Aber wir wären noch stärker, wenn wir endlich wieder getrennte Wege gingen.«
»Seid ihr deswegen hier?« fragte Malfice.
»Ja« antwortete Malayel »Wir haben einen Weg gefunden, wie wir unsere Geister wieder trennen können. Aber dazu müssen wir durch euer erbärmliches Land. Seht es ein: Ihr seid einfach nur im Weg.«
»Du hast auf uns gewartet?« fragte General Lancore geradeheraus »Warum?«
»Ich bin dieser Schlacht überdrüssig« erklärte der Engel »Mein Meister wird einen von euch auswählen. Dieser wird gegen mich kämpfen. Wenn er verliert, ziehen wir weiter.«
»Und wenn er gewinnt?« wollte Lancore wissen.
»Keine sorge« Der Engel lachte leise »Das wird er nicht. Mein Meister wird jetzt wählen. Keine Sorge, derjenige wird schon merken, wenn er erwählt wurde.«
Malfice sah zu seinen Begleitern hinüber. Er fühlte sich merkwürdig, so als würde eine ungeheure Kraft auf ihn einwirken. Sein Blick schweifte zu Fear, aber dem Dunkelelfen schien es ähnlich zu gehen. Also konnte es das nicht gewesen sein. Malfice wartete weiter. Plötzlich brach seine rechte Schulter und jeder Knochen in seinem Arm wurde zertrümmert. Schmerzerfüllt sank Malfice auf die Knie und schrie.
»So soll es sein« sagte der Engel ruhig »Fürst Malfice von Alkaya, Warlord von Rangin, Ihr wurdet erwählt gegen mich zu kämpfen.«
»Aber... Meine Schulter ist gebrochen« presste der Warlord hervor.
»Nein, das ist sie nicht« antwortete Malayel »Euer rechter Arm ist komplett zerstört. Er ist nicht zu retten. Wenn Ihr ihn nicht bald entfernt, wird er Euch umbringen. Aber darüber müsst Ihr euch keine Sorgen machen. Ich werde Euch sowieso gleich töten.«
Der Engel wollte gerade einen Schritt auf Malfice zu machen, als eine Klinge auf seine linke Hand traf und sie abtrennte. Der Engel schrie und sandte einen tödlichen Blitzstrahl auf den Mann der ihn angegriffen hatte. Der Blitz traf General Lancores Brust und warf ihn nach hinten. Fear eilte zu ihm und sah, dass der Oberkörper des Generals zerschmettert war. Doch der Mann war noch am Leben.
»Jetzt... dürften die Chancen... besser se-« Der General versuchte das letzte Wort auszusprechen, starb jedoch bevor es ihm gelang.
Malfice wurde von Zorn durchlodert. Der General war in den letzten Monaten zu einem guten Freund geworden. Er vergaß den Schmerz in seinem zerstörten Arm und sprang vor. Schnell lies er sein Schwert fallen und griff nach der brennenden Waffe, die der Engel hatte fallen lassen. Er hob das Feuerschwert und griff an. Malayel war noch abgelenkt gewesen und sah den Angriff nicht kommen. Das Feuerschwert durchschnitt seine Hüfte. Allerdings störte das den Engel kaum. Er hob sein verbleibendes Schwert und griff an. Die Feuerklingen prallten aufeinander und Funken sprühten. Der Warlord parierte einen Hieb und rollte sich unter der Verteidigung des Engels hindurch. Sein nächster Angriff riss ein Stück des Fleisches aus dem Unterarm des Engels. Malfice zog sich ein Stück zurück und besah sich den Gegner. Schnell erkannte er den Vorteil des Engels. Er war kein guter Schwertkämpfer, allerdings fühlte er kaum Schmerzen und Verletzungen behinderten ihn auch nicht. Malfice wurde klar, dass er Malayel nur besiegen konnte, wenn er einen einzelnen tödlichen Treffer landete. Und da er nicht über die Anatomie von Engeln Bescheid wusste, hieß das in seinem Fall, den Kopf des Gegners abzuschlagen. Das gestaltete sich jedoch als relativ schwer, bei einem Gegner von zehn Fuß Größe. Malfice setzte wieder zum Angriff an. Er parierte einen Schlag des Engels und versuchte sich an einem der metallenen Flügel festzuhalten. Es gelang ihm nicht. Der Engel wirbelte herum und traf mit einem Schlag das Bein des Warlords. Die Wunde war tief, blutete jedoch nicht, da die Hitze des Schwertes sie sofort versiegelte. Dennoch knickte Malfice vor Schmerzen um. Malayel sah sich im Vorteil und griff an. Malfice rollte sich zur Seite, als der Engel versuchte sein Schwert durch den gefallenen Gegner in den Boden zu rammen. Jetzt war die Chance des Warlords gekommen. Malayel stand gebückt da und zog seine Waffe aus dem Untergrund. Malfice sprang auf, klammerte sich am Rücken des Engels fest und versuchte das Schwert anzusetzen. Der Engel erkannte seinen Nachteil und begann wie wild mit den Flügeln zu schlagen. Malfice hielt sich mit dem einzelnen Arm fest und hielt mit der selben Hand auch sein Schwert. Er zog sich hoch und setzte sich dem Engel in den Nacken. Endlich bekam der Warlord seinen Arm frei und hob das Schwert. Malayel versuchte in einem letzten verzweifelten Versuch den Feind abzuschütteln, Malfice über seinen Kopf zu werfen. Es gelang dem Engel den Menschen abzuwerfen, doch Malfice konnte das Schwert in den Nacken des Riesen rammen. Schreiend sank Malayel auf die Knie. Malfice rannte zu seinem Schwert und hob es mit der gesunden Hand auf. Er rannte zurück zu dem sterbenden Engel und schlug mit einem einzigen Hieb den Kopf von den Schultern. Der tote Engel fiel in den Schnee und versprühte dunkles Blut.
Malfice wendete sich ab. Er winkte Fear herbei. Der Dunkelelf kam auf ihn zu.
»Du hast ihn gehört, mein Freund« presste der verletzte Warlord hervor.
Fear hob sein Schwert und schlug zu.
Keiner von den Beiden bemerkte, wie sich der Körper des gefallenen Engels wand. Erst als die ätherische Gestalt des riesigen Drachen, der in Malayel gefangen gewesen war, sich aus der Leiche in die Luft erhob, fuhren sie herum.
»Der Drache Shadegrown« bemerkte Sir Dreclan ruhig »Er fliegt zum See Bodom. Dort werden wir hingehen, meine Freunde.«
Sie sahen, wie der Körper des Drachen Gestalt annahm und zu einem kleinen See in der Nähe flog, durch den wirbelnden Schnee und über die kämpfenden Armeen.

Harbinger
20.02.2005, 16:47
Kapitel 8 – Der See Bodom

»Der See Bodom« erklärte Sir Dreclan »Hier fand vor vielen Jahrhunderten die Schlacht zwischen Malayel und Shadegrown statt. Irgendwie scheint dieser Ort den Drachen anzulocken. Hier hat es begonnen und hier soll es enden. Die Armee wird Euch nichts nützen. Schickt sie heim.«
Malfice drehte sich zu seinen Männern um. Nach dem Tod von General Lancore war er der Befehlshaber der Streitkräfte geworden. Als der Engel fiel und der Drache über die kämpfenden Männer flog, senkten die Banditen ihre Waffen und ergaben sich. Malfice lies die gefallenen begraben und errichtete eigenhändig ein Hügelgrab für den General, der für ihn sein Leben gegeben hatte. Als sie ihre Arbeit beendet hatten, hatte der Warlord von Alkaya die Truppen gesammelt und sie nach Norden geführt. Sie hatten drei Tag gebraucht um die Ufer des Sees zu erreichen. Die Temperatur war gefallen und eine dicke Schneeschicht bedeckte das Land. Auch der See war zugefroren. Malfice trat vor die Truppen, das flammende Schwert in seiner verbleibenden Hand. Der rechte Arm war sauber an der Schulter abgetrennt und der Armstumpf verbunden.
»Männer« rief der Fürst über die Reihen seiner Soldaten »Wir sind so weit zusammen gereist. Aber den Rest des Weges müssen meine Getreuen und ich alleine reisen. Kehrt nach Belphagris zurück und berichtet eurem König, dass die Bedrohung abgewendet ist. Sagt ihm, dass er wieder beruhigt schlafen kann und, dass dieser Sieg euch und nur euch zu verdanken ist. Sagt ihm, dass der Warlord von Alkaya auf der Ebene gefallen ist. Sagt ihm, dass...« Er blickte verbittert auf seine Schulter und dorthin, wo vor dem erbitterten Kampf sein rechter Arm gewesen war. »Sagt ihm, dass er den Fürsten von Alkaya nie wieder belästigen soll« schloss er leise.
Malfice wandte sich von seinen Männern ab, die den Heimweg antraten. Sie hatten unter den Banditen viele Gefangene gemacht und brachten sie jetzt nach Belphagris, zu ihrem König. Aber Malfice konnte noch nicht den Heimweg antreten. Er musste seine verbleibenden vier Männer in den Kampf gegen den Drachen führen. Der Dunkelelf Fear und Sir Dreclan standen bei den beiden Soldaten, die bei der Begegnung mit dem Engel dabeigewesen waren. Ihre Namen waren Creden und Jophus. Sie waren beide Mitglieder der Elitetruppen der Krone von Ebereth. Der Warlord näherte sich ihnen.
»Also beginnt jetzt unser letzter Marsch?« fragte Fear an Malfice gewandt »Ich glaube nicht, dass wir alle den Kampf gegen diesen Drachen überleben werden. Er hat schließlich beinahe einen Engel getötet, als sie vor Jahrhunderten gegeneinander kämpften.«
»Aber unser hochgeschätzter Fürst hat es tatsächlich geschafft, diesen Engel zu besiegen« gab Dreclan zu Bedenken.
»Und General Lancore hat diesen Sieg mit dem Leben bezahlt« antwortete Malfice niedergeschlagen.
Der Warlord von Alkaya hatte das Gefühl, dass sein Ende schon bald bevorstand. Er erinnerte sich an die Worte, die Malayel damals im Traum benutzt hatte. Er hatte geschworen, dass er ihm alles nehmen würde. Und zuletzt sein Leben. Doch Malfice entschloss sich, die Hoffnung nicht aufzugeben. Er würde nach Alkaya zurückkehren und seine geliebte Nepenthe wiedersehen.
»Was schlagt Ihr vor, wie wir vorgehen?« fragte Jophus, der jüngere der beiden Soldaten.
»Wir werden über den zugefrorenen See gehen« beschloss Malfice »Ich habe einen Plan, wie wir den Drachen vielleicht besiegen können. Aber dennoch brauchen wir dafür einen Haufen Glück. Dreclan, kennt Ihr euch mit elfischer Magie aus?«
»Ein wenig« antwortete der alte Elf »Was braucht Ihr?«
»Könnt Ihr die Schwingen des Drachen lähmen?« fragte der Warlord weiter »Oder irgend etwas tun, damit er sich nicht in die Luft erheben kann?«
»Das ließe sich machen.« Der Elf überlegte. »Aber wollt Ihr wirklich gegen diesen Drachen aus nächster Nähe kämpfen?«
»Nicht ich!« Malfice wandte sich an Fear. »Würdest du?«
Der Dunkelelf nickte.
»Und Ihr?« fragte der Fürst von Alkaya den Soldaten Creden.
»Wenn es der einzige Weg ist, dann werde ich es tun« antwortete der junge Mann.
»Ihr schützt während dem Kampf Dreclan« wies Malfice Jophus an »Er muss den Drachen dringend unter Kontrolle halten.«
Der junge Soldat erklärte sich dazu bereit.
»Gut« sagte Malfice mehr zu sich selbst als zu den anderen Männern »Noch etwas. Fear, du beherrschst die Magie der Dunkelelfen ein wenig. Kannst du eine Eisfläche schmelzen?«
»Ich könnte« antwortete der Dunkelelf verwirrt »Aber wenn ich das täte, dann wäre das unser aller Tod. Die gesamte Fläche des Sees würde sich in Wasser verwandeln und wir würden ertrinken oder erfrieren.«
»Keine Sorge« sagte Malfice verschwörerisch »Du wirst mich verstehen, wenn es so weit ist. Kannst du das Wasser des Sees auch komplett in Eis verwandeln?«
»Überlasst das mir, Malfice« antwortete Dreclan, der verstanden hatte, worauf der Warlord hinaus wollte »Ich habe einen Zauberstab aus der Hauptstadt mitgebracht, der Wasser bei Berührung in Eis verwandelt.«
»Dann lasst es uns tun« beschloss der Warlord von Alkaya.
Mit dem Flammenschwert in seiner linken Hand schritt Fürst Malfice von Alkaya auf die zugefrorene Fläche des Sees Bodom hinaus in die letzte Schlacht seines Lebens.

Harbinger
20.02.2005, 17:10
Kapitel 9 - Drachentöter

Shadegrown stürzte auf die fünf Männer hinab, die in der Mitte der Eisfläche standen. Der Drache brüllte markerschütternd, wagte es jedoch nicht, einen Feuerstrahl auf die Männer zu speien, da er vorhatte auf der dünnen Eisschicht zu landen. Als er dicht über der Erdoberfläche schwebte stoben die Krieger auf dem Eis auseinander und verteilten sich rund um den Landeplatz des riesigen Drachen.
Der einarmige Warlord von Alkaya hielt gebührenden Abstand zu dem riesigen Untier, während Fear und Creden auf Shadegrown zustürmten. Sir Dreclan und sein Beschützer Jophus standen hinter dem Drachen. Der Elf wob einen komplizierten Zauber, während Jophus sich kampfbereit hielt. Fear sprang derweil an einer riesigen Klaue vorbei und stieß sein Langschwert in die schuppige Haut des Drachen. Creden griff von hinten an und bearbeitete den Schwanz des Untiers mit seiner Axt. Shadegrown brüllte und schlug mit seinen langen Armen nach den Angreifern, doch Fear war zu flink um getroffen zu werden und Creden befand sich in einem ungünstigen Winkel.
Malfice überblickte schnell die Situation und hob sein Feuerschwert. Er wußte, was zu tun war und er hatte den Willen seinen Plan auszuführen. Schnell stieß er die Schneide der Waffe in den Untergrund. Die Flammen glitten durch das Eis und traten mühelos im Wasser unter der Eisschicht wieder aus. Aufsteigender Dampf aus der kleinen Spalte zeigte Malfice, dass er sein Ziel erreicht hatte. Er hielt den Griff des Schwertes fest und zog mit der brennenden Klinge eine dünne Spalte in das Eis. Hinter ihm wurde der Riss breiter. Malfice begann das Schwert rennend hinter sich her zu ziehen.
Dreclan beendete seinen Zauber. Ein magisches Netz entstand über dem Drachen und senkte sich auf ihn hinab. Es drückte das Untier auf den Boden, allerdings war es zu grob, um die Arme von Shadegrown zu halten. Er konnte durch die Maschen schlagen. Dreclan entschloss sich, mit simpler Kampfmagie in die Schlacht einzugreifen. Seine Hände formten den Zauber für ein magisches Geschoss, das den Drachen traf, jedoch keinen sichtbaren Schaden anrichtete. Dreclan fluchte, als das Biest seine Augen in seine Richtung drehte. Jophus hielt sein Schwert bereit und stellte sich schützend vor den Elfen. Doch der Drache beachtete die Beiden nicht weiter.
Fear war auf eine der Klauen gesprungen und kletterte an den Schuppen des Drachen hoch. Er zog sich auf den riesigen Hals und lief in Richtung des Kopfes. Eine Klaue von Shadegrown streifte ihn, so dass er kurz den Halt verlor und an der Seite des Halses hinunter rutschte. Er trieb die Klinge seines Langschwerts im Fallen zwischen zwei Schuppen des Drachenhalses und fing sich damit ab. Schnell zog er sich hoch und stand wieder auf dem Körper. Der Dunkelelf rannte weiter und erreichte den Kopf des Drachen. Mit einem gewagten Sprung landete er auf dem Schädel und stieß mit seinem Schwert zu.
Creden wich dem peitschenden Schwanz des Untiers aus. Er rannte daran vorbei und schwang sich mit Hilfe seiner Axt auf Shadegrowns Rücken. Schnell arbeitete er sich daran vor, bis er eine Flanke des Untiers erreichte. Er sprang ab und schlug mit seiner Axt in die Achselhöhle des Drachen, in der sich keine schützenden Schuppen befanden. Rotes Blut spritzte aus der breiten Wunde, die die Axt gerissen hatte. Creden schlug ein weiteres mal zu, wieder und wieder, bis die Wunde so breit war, dass er mit seinem Arm hindurchgreifen konnte. Er steckte seinen Axtarm mit der Waffe durch die Öffnung im Körper des Drachens und schlug zu. Obwohl viel Blut austrat schien der Drache seine Verletzung kaum zu bemerken. Anders verhielt es sich mit der Wunde, die Fear dem Drachen in diesem Augenblick durch einen Schwertstoß in den Schädel zufügte. Das Biest brüllte vor Schmerzen und seine Glieder zuckten unkontrolliert. Seine hintere Pranke schnellte vor und traf Creden. Eine Kralle durchdrang den Plattenpanzer des Soldaten und spießte seinen Körper auf. Er schrie noch kurz auf, bevor er starb.
Malfice hatte den Drachen zu einem Viertel umrundet, als er Creden sah, der von der Drachenklaue durchbohrt wurde. Er sah, wie Blut aus der Brust des Soldaten und aus seinem Mund spritzte. Obwohl er in seinem Leben schon Tausende von Männern hatte sterben sehen, musste der Warlord von Alkaya den Blick abwenden, als der Elitesoldat sein Leben aushauchte. Er erkannte, dass Fear nun alleine mit dem Biest kämpfen musste, während er selbst seinen Plan in die Tat umsetzte. Schnell rammte er die brennende Klinge wieder in das Eis und rannte weiter.
Fear wurde vom Kopf des Drachen geworfen, als er das Schwert in dessen Schädel gerammt hatte. Der Drache schien Schmerzen zu spüren, obwohl der Dunkelelf es nicht geschafft hatte, den Knochen zu durchdringen. Er flog durch die Luft und schlug unsanft auf der Eisfläche auf. Alle Luft wurde aus seinen Lungen gequetscht und für einen Augenblick wurde ihm schwarz vor Augen. Eine riesige Drachenklaue brachte ihn wieder zur Besinnung. Er sah, wie sie sich mit rasender Geschwindigkeit auf ihn senkte. Im letzten Augenblick rollte Fear sich zur Seite und sprang auf. Die Pranke schlug neben ihm auf dem Eis auf. Der Dunkelelf nutzte die Gelegenheit, um auf den Arm des Drachen zu springen. Er hielt sich an den Schuppen fest und wurde hoch in die Luft gehoben. Als der Arm sich wieder dem Kopf näherte, lies Fear sich wieder auf den Schädel des Untiers fallen. Er landete auf der schuppigen Schnauze und kletterte über die Augen auf den Schädel. Sein Schwert steckte zwischen den Schuppen, genau dort, wo Fear es in den Schädel gerammt hatte. Er zog es heraus und sprang wieder auf die Schnauze. Sein Arm fuhr aus und stach mit dem Schwert zu. Die Klinge drang tief in das rechte Auge des Biestes ein. Fast augenblicklich lief die Flüssigkeit aus dem Auge aus. Der Drache brüllte schmerzerfüllt auf und schüttelte den Kopf. Er bäumte sich auf, doch Fear gelang es, sich an den Schuppen der Schnauze festzuhalten.
Malfice hatte den Drachen zur Hälfte umrundet. Er sah sich den Riss in der Eisfläche an, den sein Schwert hinterlassen hatte. Die Spalte wurde breiter und darunter kam das Wasser des Sees zum Vorschein. Plötzlich begann Shadegrown wieder zu brüllen. Malfice sah zu dem Drachen und erkannte, dass Fear dem Untier ein Auge ausgestochen hatte. Triumphierend stieß der Warlord einen Schrei aus. Doch sofort wandelte seine Freude sich in Erschrecken, als er sah, dass der Drache sich aufbäumte und das magische Netz, das ihn am Boden hielt, zerriss. Fear hielt sich noch immer auf dem Kopf des Drachen, entschloss sich jedoch, abzuspringen. Der Drache brüllte wütend auf und sah sich um. Sein Blick traf Sir Dreclan und Jophus.
Dreclans Zauber brach und der Schock warf den Elfen zurück. Als er sich geschwächt aufrichtete, sah er, dass der Drache ihn anschaute. Langsam öffnete das Biest sein Maul. Jophus überblickte die Situation sofort und erkannte, was er zu tun hatte. In weiser Voraussicht hatte der junge Krieger einen Bogen mit in die Schlacht genommen. Schnell nahm er die Waffe von der Schulter, legte einen Pfeil auf und schoss ihn auf das Untier ab. Er bohrte sich in die ausgelaufene Augenhöhle des Monsters. Es wandte sich dem Soldaten zu, der mit dem Bogen in der Hand loslief. Er versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen Sir Dreclan und sich zu bringen. Er lief auf den Anfang des Risses im Eis zu. Als er nahe genug war, warf er sich zu Boden und begann ein Gebet zu jedem Gott, der ihm bekannt war. Ein Feuerstrahl schoss aus Shadegrowns Rachen auf den Soldaten zu. Die Flammen verbrannten Jophus sofort zu Asche und schmolzen einen großen Teil des Sees zu Wasser. Dreclan, der noch immer auf dem Boden lag, wurde von der Eisschicht gefegt, als das Eis unter ihm sich in Wasser verwandelte. Es gelang ihm, sich an den Rändern der Eisschicht festzuhalten, doch sein Körper wurde in das kalte Wasser getaucht.
Malfice zog sein Schwert aus dem Eis, als er den Flammenstrahl sah, der auf den jungen Soldaten zuloderte. Er rannte so schnell wie möglich zu Dreclan, konnte jedoch nurnoch mit ansehen, wie der alte Elf in den geschmolzenen See stürzte. Trotzdem rannte der Warlord weiter. Er erreichte das Loch in der Eisschicht und sah, wie Sir Dreclan sich daran festhielt.
»Dreclan« schrie Malfice »Gebt mir Eure Hand!«
Der Warlord warf das Schwert zu Boden und streckte seinen linken Arm aus, damit der Elf sich daran hochziehen konnte. Dreclan ergriff den Arm des Fürsten und wurde von diesem auf den zugefrorenen See gezogen. Er blieb auf dem Eis liegen.
»Malfice« flüsterte der Elf erschöpft »Ihr könnt nichts für mich tun, außer mir Euer Schwert zu geben – mit der Klinge voran.«
»Was redet Ihr da, Dreclan« erwiderte Malfice aufmunternd »Wir werden dieses Biest töten und dann kehren wir als Helden nach Belphagris zurück.«
Der alte Elf lachte leise.
Fear landete auf dem harten See und rollte sich ab. Der Drache schenkte ihm keine weiter Beachtung, sondern bereitete sich darauf vor, einen Flammenstrahl auf Sir Dreclan und Jophus zu speien. Der Dunkelelf nutzte die Chance, um den Drachen wieder anzugreifen. Er sah die Wunde an der Flanke, die Creden gerissen hatte, doch jetzt befand sie sich hoch in der Luft, da der Drache hoch aufgerichtet stand. Fear ergriff die Schuppen eines Beines und zog sich daran hoch. Während Shadegrown seinen feurigen Atem auf Jophus abschoss, kletterte der Dunkelelf über den schuppigen Bauch des Untiers, bis er die Arme des Drachen erreicht hatte. Er kletterte zu der großen Wunde und machte sich daran, sie mit seinem Schwert weiter zu öffnen. Als sie groß genug war, durchstieß er sie mit einem Bein und kletterte durch die Wunde in den Körper des Drachen.
»Hört zu, Warlord von Alkaya« flüsterte Dreclan schwach »Ich bin vollkommen durchnässt von dem kalten Wasser. In ein paar Minuten werde ich erfroren sein. Bitte, tötet mich, mein Freund. Der Zauberstab, den ich aus der Hauptstadt mitgebracht habe, befindet sich hier.« Er durchwühlte so schnell er konnte seine Gewänder und holte einen kurzen, blauen Stab hervor. »Nehmt ihn und besiegt dieses Untier. Aber bitte, erlöst mich, Malfice von Alkaya.«
Malfice zauderte. Er sah in die trüben Augen des alten Elfen, ergriff den Stab mit einer Hand und verstaute ihn in seinem Gürtel. Schnell hob er das Feuerschwert auf und trieb es in die Brust von Sir Dreclan. Der Elf keuchte leise und das Leben wich aus seinen Augen.
»Auf Wiedersehen, mein Freund« flüsterte Malfice mit einer Träne im Auge.
Er zog die Klinge aus der Leiche des Elfen und rannte zu dem geschmolzenen Loch im Eis. Er rammte das flammende Schwert in den Boden und zog es durch das Eis auf die bereits bestehende Spalte zu.
Shadegrown brüllte triumphierend, als er sah, dass er Jophus getötet hatte. Doch in diesem Augenblick, bemerkte der Drache, dass der Dunkelelf Fear sich durch sein Inneres wühlte. Er wand sich, als der Krieger in seinem Körper auf die empfindlichen Organe einschlug. Unter Schmerzen fiel das Untier zu Boden.
Malfice zog das Schwert durch die Eisschicht und vollendete den Kreis. Der Drache lag auf einer einzelnen Eisscholle, die vom Rest des Sees abgeschnitten war.
»Fear« brüllte der Warlord »Jetzt!«
Der Dunkelelf sprang blutverschmiert aus der Wunde im Körper des Drachen und rannte über die Eisscholle auf die Spalte zu. Als er sie erreicht hatte, sprang er darüber und landete neben Malfice. Sofort begann er seine Zauberformel aufzusagen. Als er damit fertig war, berührte er mit der Schwertspitze die Eisscholle, auf der der Drache sich wand. Sie schmolz augenblicklich und Shadegrown stürzte in den See. Sein Kopf erhob sich aus dem Wasser und brüllte wütend. Er versuchte, einen Feuerstrahl nach Malfice und Fear zu speien, doch durch das kalte Wasser, spuckte er nur Rauch. Malfice ging zum Rand des Loches im Eis und zog den Zauberstab, den Dreclan ihm gegeben hatte. Er berührte das Wasser mit der Spitze des Stabes, woraufhin der ganze See zu Eis erstarrte. Der Drache saß fest.
Über die Eisfläche gingen der Warlord von Alkaya und der Dunkelelf auf den Drachen zu, dessen Kopf aus dem Eis ragte. Malfice hob das Flammenschwert und holte aus. Zwei Hiebe trennten den Kopf des Untiers ab. Blut spritzte aus dem Hals und mit ihm trat eine Rauchwolke hervor, die Malfice direkt entgegenwehte. Der Warlord hustete, als er die Dämpfe einatmete. Fear blieb verschont.
»Es ist getan« sagte der Dunkelelf, als er den abgetrennten Kopf des toten Drachen mit dem Stiefel berührte »Shadegrown ist tot. Gehen wir nach Hause, mein Freund.«

Harbinger
20.02.2005, 17:34
Kapitel 10 - Heimat

Sie begruben die Leichen von Sir Dreclan und Creden und sprachen ein kurzes Gebet für ihre gefallenen Freunde. Als sie damit fertig waren, verließen sie den See Bodom in südlicher Richtung. Sie zogen einige Tage in Richtung Belphagris, bis Malfice eines Abends zusammenbrach. Fear schlug das Lager auf und befahl seinem Freund sich am Feuer aufzuwärmen.
»Es ist wahrscheinlich nichts ernstes« beruhigte Malfice den Dunkelelfen »Wahrscheinlich brauche ich einfach nur Ruhe. Die letzten Monate waren anstrengend und bei der Kälte kann das meiner Verfassung gar nicht gut tun. Und dann wäre da ja noch das...« Er deutete auf seinen Armstumpf.
»Du hast wahrscheinlich Recht« stimmte Fear zu »Aber wenn du Ruhe brauchst, dann ziehen wir besser gleich nach Alkaya. Wir können die ganzen Paraden und Ehrungen auch später noch über uns ergehen lassen.«
Malfice lachte schwach.
In dieser Nacht plagten Albträume den Schlaf des Warlords. Im Traum stand er wieder auf dem leeren Schlachtfeld. Doch dieses mal war er nicht alleine. Ihm gegenüber stand die Gestalt von Malayel, so wie Malfice ihn damals vor zwei Wochen zurückgelassen hatte. Die linke Hand war abgetrennt und der Kopf des Engels lag neben seinem Körper. Der Fürst von Alkaya ging auf die Leiche zu, doch als er sie fast erreicht hatte, bewegte sich der tote Engel. Er stand langsam auf und der Kopf öffnete die Augen.
»Hast du mein Versprechen schon vergessen, Warlord?« fragte die Stimme des Engels, doch sie klang anders als damals. Sie klang so, als käme sie direkt aus einem Grab. Oder direkt in ein Grab.
Malfice sprang zurück. Er wußte nicht, was der Engel vorhatte.
»Du denkst du wärst mir entkommen?« Malayel lachte bösartig. »Du bist vielleicht meinem Körper entkommen, aber du bist nirgendwo sicher vor mir. Du wirst sterben, Krieger. Und ich werde triumphieren.«
Plötzlich tat sich die Erde neben dem Engel auf und zwei Händepaare kamen hervor. Sie zogen sich nach oben, bis die Leichen von General Lancore und Sir Dreclan von Minbor neben Malayel standen. Auch sie trugen noch immer die Wunden, die ihre Leben gekostet hatten.
»Wir sind für Euch in den Tod gegangen, Fürst Malfice« sagte die Leiche von General Lancore mit hohler Stimme.
»Und doch werdet ihr noch sterben, Warlord« fügte die Leiche von Sir Dreclan von Minbor mit ebenso hohler Stimme hinzu.
»Siehst du, Krieger« höhnte der Engel »Sie erwarten dich mit offenen Armen. Also komm. Schließe dich uns an.«
Als Malayel diese Worte ausgesprochen hatte, schälte sich die schwarze Haut von seinem Fleisch. Die Leichen von Lancore und Dreclan zerfielen in unzählige Stücke aus Haut und Knochen. Als die Veränderung vorbei war, stand Malfice vor einem blutigen Haufen aus Fleisch und Eingeweiden. Er wendete sich ab und sah den Kopf des Drachen Shadegrown hinter sich. Der abgetrennte Schädel öffnete das Maul und spie einen Feuerstrahl auf Malfice.
Der Warlord brannte.
Eine Hand rüttelte an seiner Schulter. Malfice von Alkaya schlug die Augen auf und blickte in das formlose schwarze Gesicht von Malayel. Er schrie auf, doch dann bemerkte er, dass er sich geirrt hatte und seinen Freund Fear vor sich sah.
»Ruhig, mein Freund« flüsterte Fear »Du hattest einen Albtraum. Jetzt bist du wach.«
Malfice sah sich gehetzt um.
»Es war kein Albtraum« rief der Warlord laut »Ich war wieder auf dem Schlachtfeld. Und Malayel hat mir wieder mit dem Tod gedroht.«
»Malayel ist tot und Shadegrown vernichtet« versuchte der Dunkelelf seinen Freund zu beruhigen »Du bist nur noch sehr aufgewühlt wegen den Geschehnissen des letzten Jahres. Wie lange warst du von Zuhause fort?«
»Ein Jahr und zwei Monate« antwortete Malfice sofort.
»Keine Sorge, mein Freund« flüsterte Fear lächelnd »In einer Woche sind wir in Rangin. Dort kannst du dich von den Strapazen erholen. Du musst nurnoch so kurze Zeit durchhalten, bis du deine Frau wieder siehst.«
»Du wirst doch nicht sofort abreisen, Fear?« fragte Malfice etwas ängstlich.
»Nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben?« Diesmal lachte der Dunkelelf offen. »Ich bleibe so lange, wie du willst, Fürst von Alkaya. Und jetzt schlaf, mein Freund.«
Den Rest der Nacht träumte Malfice nicht. Am nächsten Morgen war Malfice erschöpft und fühlte sich schlechter als am vorigen Abend. Trotzdem versicherte er Fear, dass alles in Ordnung sein. Sie brachen das Lager ab und ritten in langsamerem Tempo weiter nach Alkaya. Innerhalb der nächsten Woche verschlechterte Malfices Zustand sich erheblich. Er konnte kaum noch im Sattel sitzen und das Gehen fiel ihm besonders schwer. Als sie am siebten Abend die enge Straße entlangritten, über die vor mehr als einem Jahr der Herold aus Belphagris gekommen war, brachte der Warlord es kaum noch fertig einen zusammenhängenden Satz herauszubringen. Fear hoffte, dass es wirklich nichts schlimmes war und sein Freund wirklich nur an Erschöpfung litt.
Am Ende des kleinen Weges, dessen Laubbäume bereits neue Blätter trugen, die der herannahende Frühling ihnen bescherte, stand noch immer das Anwesen des Fürsten von Alkaya. Es sah genauso aus wie damals, als der Warlord es verlassen hatte. Als sie näher kamen, flog die schwere Holztür auf und Nepenthe kam heraus. Sie sah noch genauso wie damals aus, damals als Fürst Malfice von Alkaya aus seinem Heim fortgebracht wurde. Sie lief auf die beiden Reiter zu. Malfice schwang sich schwach aus dem Sattel. Beinahe wäre er gestürzt, als er auf dem staubigen Boden landete. Nepenthe stand vor ihm und schloss ihn in die Arme. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Dunkelelfen ab, als er das Paar betrachtete. Malfice hob den Kopf von der Schulter seiner geliebten Frau, die er seit vierzehn Monaten nicht gesehen hatte. Er blickte in ihre Augen und küsste sie auf die Lippen.
Als er während dem Kuss die Augen öffnete sah er die finstere Gestalt von Malayel, der hinter Nepenthe stand. Der Engel lächelte bösartig.
»Armer Krieger« flüsterte er Malfice zu »Endlich am Ziel angekommen. Und dennoch ist es für dich jetzt unerreichbar. Keine Sorge, wir sehen uns bald im Reich der Toten wieder.«
Die Gestalt verschwand in dem Augenblick, in dem der Geist von Shadegrown, der aus dem toten Körper des Drachen in den lädierten Körper des Warlords von Alkaya geflohen war, durch den Kuss in Nepenthes Körper eindrang.
Der Körper des Fürsten von Alkaya wurde schlaff in den Armen seiner Frau. Langsam löste sie ihre Lippen von seinen und sah ihn an.
»Malfice« flüsterte sie ängstlich, doch an dem starren Blick in den Augen ihres Geliebten erkannte sie, dass Fürst Malfice von Alkaya, der Warlord von Rangin, tot war.

Harbinger
20.02.2005, 17:54
Kapitel 11 – Der König von Ebereth und Gilgan

Die Tür des Thronsaals wurde aufgestoßen. Viles IV, König von Ebereth und Gilgan, saß gelangweilt auf seinem Thron. Der Herold, Graf Malis von Igbril, stand an der Tür und kündigte die Gäste an.
»Euer Majestät« rief er »Der Held, der den Drachen getötet hat, Fear und die Witwe des gefallenen Fürsten von Alkaya, Nepenthe.«
Der Dunkelelf ging voran und die hochgewachsene Frau in ihrem schwarzen Kapuzenumhang folgte ihm.
»Ah, mein lieber Fear« begrüßte der König den Dunkelelfen »Und mein herzliches Beileid, Fürstin.«
Keiner der beiden Besucher sagte ein Wort. Sie starrten den König an.
»Was ist los, Fear« fragte der König verwirrt »Warum kniet Ihr nicht vor Eurem Herrscher nieder?«
»Weil Ihr nicht mein Herrscher seid« sagte Fear leise »Dafür werdet Ihr schon bald tot sein. Denn Ihr habt meinen besten Freund auf dem Gewissen. Und viele seiner Freunde, seinen Vater und Euren Vater. Gesteht Eure Schuld, dann könnt Ihr mit reinem Gewissen sterben.«
»Was erlaubt Ihr Euch?« schrie der König mit rotem Gesicht »Wachen, ergreift diesen Frevler!«
Die Wachen setzten sich in Bewegung und senkten ihre Speere. Blitzschnell zog Fear sein Langschwert und begab sich in Verteidigungsposition. Im selben Augenblick warf Nepenthe ihren Umhang ab. Der Geist von Shadegrown hatte ihren Körper verändert. Ihr Haar war tiefschwarz, während ihre Haut sich blau gefärbt hatte. Aus ihrem Rücken waren zwei schwarze, ledrige Flügel gewachsen, die an ihrem Körper anlagen. Ihre roten Augen stachen in den Körper des Königs von Ebereth und Gilgan. Sie führte eine beiläufige Geste in Richtung eines Wachsoldaten aus. Der Mann wurde von den Füßen gerissen und stürzte in sein Schwert. Er war sofort tot. Fear ging auf zwei Wachen zu, die in seiner Nähe standen. Er wich einem Speerstoß aus und wirbelte durch die Verteidigung der beiden Männer. Mit einem Schwertstreich durchschnitt er die Kehle des einen Soldaten. Der andere Wächter warf seinen Speer weg und zog ein Schwert. Doch Fear wirbelte schnell herum und trieb seine Klinge tief durch eine Lücke im Kettenhemd des Mannes, bevor dieser sein Schwert heben konnte. Der Dunkelelf fuhr herum und sah in den Raum. Der verängstigte Herold kauerte an der Tür, die magisch verschlossen worden war. Nepenthe hatte weitere zwei Wächter getötet und einen dritten lies sie durch die Kraft ihrer Gedanken in Flammen aufgehen. Sechs Wachen standen im hinteren Teil des Raumes, zwei weitere waren links und rechts des Thrones postiert. Der König brüllte wirre Befehle und versuchte sich irgendwo zu verstecken. Fear lief auf einen Soldaten im hinteren Teil des Saales zu und rollte sich unter der Verteidigung des Wächters gegen dessen Beine. Der Mann stürzte und wurde von Fears Schwert getötet, bevor er wieder aufstehen konnte. Der nächste Wächter, der Fear in den Weg kam, wurde von einem kräftigen Schwertstreich enthauptet. Nepenthe tötete die beiden Männer die sich neben dem Thron aufgestellt hatten mit einem Speer, den sie durch ihre Gedanken kontrollierte. Die restlichen vier Wächter warfen ihre Waffen nieder und ergaben sich. Fear lies Gnade walten, ergriff jedoch den Grafen von Igbril.
»Soll er leben, Nepenthe?« fragte der Dunkelelf.
»Ja, das soll er, Fear« antwortete sie mit klarer Stimme »Ich brauche jemanden, der meine Herrschaft bekanntmacht.«
Der Dunkelelf wirbelte erschrocken herum.
»Deine Herrschaft?« rief er erstaunt »Aber Nepenthe, du kannst die Macht, die in dir wohnt nicht dafür nutzen. Der Drache ist ein Teil von dir...«
»Nein, Fear« antwortete sie scharf »Der Drache ist nicht in mir. Ich BIN Shadegrown.«
Für einen Augenblick schien die Welt still zu stehen und Fear verwünschte sich für seine Torheit, mit Nepenthe in die Hauptstadt zu gehen, um den König zu töten. Viles IV hatte es verdient, doch der Drache in Nepenthe war der Ansicht, dass er die Herrschaft an sich reißen sollte.
»Da werde ich nicht mitmachen, Nepenthe« rief der Dunkelelf.
»Und was gedenkst du zu tun, Fear?« höhnte sie »Willst du mich töten? Du wirst nur diesen Körper vernichten. Und dann ist der Drache in dir. Und du wirst Shadegrown. Nichteinmal ein Engel konnte diese Kreatur unterdrücken. Der Drache hat aus Malayel das gemacht, was ihr getötet habt.«
Fear wußte, dass die recht hatte. Doch er würde nicht das Knie vor der Herrschaft von Shadegrown beugen.
Nepenthe ging zu König Viles IV, der sie verängstigt anstarrte. Sie griff zu, umklammerte seinen Hals und hob ihn an.
»Deine Herrschaft ist zu Ende, Viles« flüsterte sie boshaft.
Sie drückte zu. Der Hals des Königs wurde zerquetscht und sein Kopf wurde abgerissen. Nepenthe hob die Krone auf, die heruntergefallen war und setzte sie auf. Sie warf die Überreste des Königs vom Thron und nahm darauf Platz.
»Und nun, Herold« rief sie dem verängstigten Grafen von Igbril zu »Verkünde meinen Untertanen meine Krönung.«
Wie auf ein Zauberwort schwang die gewaltige Flügeltür des Thronsaals auf. Davor stand eine Gruppe Soldaten, die Speere bereit zum Zustechen. Als sie die Leiche ihres Königs und die Frau auf dem Thron sahen, senkten sie verwundert und ängstlich ihre Waffen.
»B-B-Bürger von Eb-b-b-ereth« stotterte Malis von Igbril verängstigt »Huldigt eurer neuen Herrscherin.«
»Ja, huldigt mir!« rief Nepenthe »Huldigt Nepenthe Shadegrown, Kaiserin von Ebereth, Gilgan und der restlichen freien Welt.«
Die Soldaten vor der Tür warfen ihre Waffen weg und fielen verängstigt auf die Knie. Fear schaute die Kaiserin mit einem bösen Blick an.
»Ich werde mich nicht dem Drachen unterwerfen, den ich bekämpft habe« schrie Fear sie an.
Er wandte sich um und wollte, das Schwert noch immer in der Hand, den Thronsaal verlassen. Zwei Soldaten hoben ihre Waffen auf und stellten sich dem zornigen Dunkelelfen in den Weg. Er tötete beide mit seinem Schwert. Andere Soldaten wollten sich ihm in den Weg stellen.
»Lasst ihn gehen« wies Nepenthe Shadegrown sie an »Er ist ein guter Mann und handelt nur nach seinen Prinzipien.«
Der kleine Teil des Geistes, der noch der Fürstin von Alkaya gehörte, erinnerte sich, dass sie schon einmal einen Mann kannte, der bereit war, für seine Prinzipien in den Tod zu gehen. Der Dunkelelf ging durch die Reihen der Soldaten, die vor ihrer neuen Kaiserin knieten. Er blickte nicht zurück. Die Fürstin von Alkaya versuchte sich daran zu erinnern, wer der Mann gewesen war, der nur für seine Prinzipien seinem Land abgeschworen hatte. Der Mann, der trotz allem für sein Land gestorben war. Doch sie konnte sich nicht an ihn erinnern.

Unter dem beherrschenden Wesen des Drachen Shadegrown verblasste die Erinnerung an den Fürsten Malfice von Alkaya, Warlord von Rangin, der Ebereth und die restliche freie Welt vor der Bedrohung aus dem Norden gerettet hatte. Der in den Armen seiner Frau gestorben war.


Ende

Harbinger
20.02.2005, 17:57
So, damit endet "Der Schmerz zweier Winter". Ich bin im Augenblick dabei, mir Gedanken über eine Vorgängergeschichte zu machen. Ein Nachfolger mit dem Titel "Die Wurzeln der Angst (The roots of Fear)" ist bereits begonnen. Eventuell werde ich das ganze Ding zu einem elend langen Zyklus ausarbeiten. Der nächste Schritt wird jedoch höchstwahrscheinlich eine Erzählung über die Entstehung der Welt sein (die ich ebenfalls bereits angefangen habe).
Bis zum nächsten mal wünscht der

Count of Alkaya