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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Immer mehr Arbeitnehmer dopen sich am Arbeitsplatz



Hepheistos
13.02.2009, 13:17
Hi

meine Frage; hatte jemand damit schonmal Erfahrung?
In dem Artikel stand irgendwas von jeder 4. also müssten das ganz schön viele sein! Dies bezieht sich jetzt nicht auf Kaffe und Zigaretten sondern eher Amphetamine, Antidpressiva und Ritanin o.ä.?

Nibbler
13.02.2009, 13:50
Hi

meine Frage; hatte jemand damit schonmal Erfahrung?
In dem Artikel stand irgendwas von jeder 4. also müssten das ganz schön viele sein! Dies bezieht sich jetzt nicht auf Kaffe und Zigaretten sondern eher Amphetamine, Antidpressiva und Ritanin o.ä.?
Für sowas bitte immer eine Quelle nennen. Ich habe davon zwar auch gehört, ist aber dennoch immer wichtig für Diskussionen, um die Glaubhaftigkeit einer Quelle erkennen zu können.

Das ist mir sehr gut bekannt, ja. Viele Leute nehmen Mittelchen gegen verschiedenste Krankheiten wie Grippe, Entzündungen im Bauch oder sonstwas, um keinen Tag in der Arbeit zu fehlen und daheim sich regenerieren zu können. Das halte ich für ziemlich sinnvoll, wenn man an den Job denkt und sich so "dopt", allerdings nicht, wenn man an den eigenen Körper und dessen Gesundheit denkt. Für mich gut nachvollziehbar. Doch ist es auch eine Belastung für den Körper, denn eine Abhängigkeit von Tabletten etc. ist schnell entstanden.

Corvayne
13.02.2009, 15:24
Alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Den hier erwähnten Artikel habe ich heute früh auf web.de gelesen und dort stand, wenn ich mich richtig erinnere, sogar, dassa die Leute irgendwelche Sachen nehmen, obwohl es nicht nötig sei, also nicht wegen Eindämmung einer Krankheit etc. Ging da auch eher um Psychopharmaka, wenn ich mich nicht irre - hab das leider nur überflogen.
Auf jeden Fall halte ich von sowas schonmal gar nichts.
Wenn es aber darum geht, das Immunsystem mit Vitamin C/Zink-Präparaten zu stärken, dann gibt's dagegen wohl kaum was auszusetzen. Oder bis zu einem gewissen Punkt sind auch Präparate ganz sinnvoll, welche die Krankheit kurzfristig unterdrückt. Das ist zwar sicher nicht das gesündeste, aber manchmal muss man einfach abwägen, ob man an einem besonders wichtigen Tag wirklich fehlen kann/darf/sollte.
Das sollte aber auch nur die Ausnahme der Regel sein, denn abgesehen davon, dass man sich auf dauer dadurch vollkommen kaputt macht, verschleppt man seine Viren auch am Arbeitsplatz und steckt dümmstenfalls noch andere an, die das ganze vielleicht nicht ganz so gut verkraften (z.B. schwaches Immunsystem) oder es sich gerade noch weniger leisten können, auszufallen. Die Ansteckungsgefahr bei viralen Krankheiten ist ja nun kein Geheimnis und somit grenzt sowas (also trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen) für mich in vielen Fällen schon fast an Körperverletzung, da eine wissentliche, wenn auch fahrlässige Aktion.

Aber nochmal zum Thema: Wer sich Amphetamine, Antidepressiva oder andere bunte Pillchen reinfährt, ohne sie wirklich zu benötigen, sollte sich mal Gedanken machen. Man kann nicht immer den Stress als Ausrede vorschieben. wenn man der Sache eben nicht gewachsen ist, muss man halt die Konsequenz daraus ziehen und sich fragen, ob der gewählte Beruf wirklich der richtige für einen ist.
Sicher, es ist heutzutage generell nicht leicht, überhaupt Arbeit zu finden, da darf man nicht allzu wählerisch sein... aber wer sich für seinen Job (oft irreparabel) kaputtmacht, braucht von mir kein Mitleid zu erwarten.

Hepheistos
13.02.2009, 19:17
Hier nochmal ein Link aus der Sueddeutschen Zeitung
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/421/458076/text/

Ja, gemeint ist das Einwerfen von harten Sachen wie z.B. Ritanin (synthetischer med. Speedverschnitt) Das bekommt man in Deutschland nur auf Rezept bei ADS (AufmerksamkeitsDefizitSyndrom).
In Holland oder in Österreich ist das nicht rezeptpflichtig und dann ist es sogar legal sich das übers Internet nach Deutschland zu holen.

HeavyGuard
14.02.2009, 09:34
Hier nochmal ein Link aus der Sueddeutschen Zeitung
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/421/458076/text/

Ja, gemeint ist das Einwerfen von harten Sachen wie z.B. Ritanin (synthetischer med. Speedverschnitt) Das bekommt man in Deutschland nur auf Rezept bei ADS (AufmerksamkeitsDefizitSyndrom).
In Holland oder in Österreich ist das nicht rezeptpflichtig und dann ist es sogar legal sich das übers Internet nach Deutschland zu holen.Ich kann mir das nicht vorstellen das es sooo viele leute gibt die sich so was einwerfen. Allerdings kann ich es durchaus nachvollziehen - der Job wird heutzutage immer unsicherer und man wird voll auf Leistung getrimmt. Stresssymptome allgemein greifen daher allgemein um sich.

PS: Selbst wenn Ritanin in Holland ohne Rezept erhältlich ist, darf es trotzdem nicht legal nach Deutschland eingeführt werden. Wenn der Zoll auf solche Sachen stößt ist zuerst das Zeug (das Geld natürlich auch) weg und dann hat man die Polizei deswegen auch noch zusätzlich am Hals. War vor einigen Tagen mal in einer Dokumentation über die Arbeiot beim Zoll.

Feline
14.02.2009, 17:36
Hi

meine Frage; hatte jemand damit schonmal Erfahrung?
In dem Artikel stand irgendwas von jeder 4. also müssten das ganz schön viele sein! Dies bezieht sich jetzt nicht auf Kaffe und Zigaretten sondern eher Amphetamine, Antidpressiva und Ritanin o.ä.?

ich habe auch schon davon gehört. Nur die Arbeitnehmer die Dopingmittel nehmen, können unter Umständen sich abhängig davon machen.

die meisten nehmen es wegen Stress am Arbeitsplatz ein oder wenn sie Übermüded sind. Ich persönlich finde, dass ist der falsche Weg. Denn irgendwann kommt man aus diesem Teufelskreis nicht mehr heraus.

Die meisten Menschen sind im Charakter zu schwach sich dann wieder selbst herauszuhelfen.

Es liegt aber heutzutage auch daran, weil die Firmen an Mitarbeitern gerne sparen und man für 4 arbeiten muss.

Hepheistos
16.02.2009, 11:05
Leider machen sie sich nicht nur unter Umständen damit abhängig. Ich glaube, das man allein psychisch schon sehr sehr früh abhängig wird. Leider.

Das problem dabei ist ja nicht das die Menschen leistungsstärker werden, sondern das der Körper keine Gelegenheit bekommt die zusätzlich verbrauchte Energie wieder zu bekommen (durch Schlaf und Ruhe allg.).


Die meisten Menschen sind im Charakter zu schwach sich dann wieder selbst herauszuhelfen.
Du hast aber nicht das meiste vertrauen in die Menschen oder? ;)

Aber ich muss ehrlich gestehen das es wirklich schwer sein muss, aus so einer Situation alleine herauszukommen.

Im Grunde leben wir doch nur in einer Konsumgesellschaft in der wir nur noch in Zahlen definiert werden oder? :(

esgy
16.02.2009, 16:45
Ob es wirklich Charakterschwäche ist, wenn man zu Doping greift §kratz

Heute ist man wirklich auf seinen Arbeitsplatz angewiesen und wie es oft mit der Arbeitsbelastung aussieht, ist nun wirklich nichts neues. Also greifen viele eben doch zu Pillen, weil sie es anders vermutlich nicht mehr schaffen, da die Zeit zur Regeneration fehlt. Und es hat nun mal nicht jeder die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz zu finden, an dem er sich einigermaßen wohl fühlt, bzw. er sich damit auch sein Leben finanzieren kann.

Ich habe vor gut 15 und vor gut 10 Jahren zu Antidepressiva gegriffen, wobei meine Depressionen nur teilweise beruflich bedingt waren. Sie haben mir bei Stimmung und Leistungsfähigkeit kaum und auch nicht anhaltend geholfen. Nebeneffekt: etwas in mir zerbrach und ich wurde autoaggressiv, was ohne Medikamente nicht der Fall ist. Dazu starke Gewichtszunahme und dadurch Bluthochdruck. Fazit: von Antidepressiva lasse ich strikt die Finger weg! Nur ist das eine Entscheidung die jeder selbst treffen muß.

Das wenige, das ich von anderen über ihre Arbeit erfahre, macht mir Bedenken. Extremer Streß, lange Arbeitszeit, reichlich Überstunden (und das nicht erst seit gestern oder vorgestern) - die dann manchmal nicht mal bezahlt werden.

@Konsumgesellschaft
Da ist schon etwas wahres dran. Nur muß es wirklich "mein Haus, mein dickes Auto, mein Pferd & hübsche Pferdepflegerin" sein? Sortiert aus, was macht Freude, was bringt wirklich Wohlbefinden... und den Rest gnadenlos raus.


Du musst selbst zu der Veränderung werden, die du in der Welt sehen willst.
Mahatma Gandhi

Mephista Felis
19.02.2009, 06:31
Mich wundert es nicht, dass scheinbar so viele Menschen nach "Dopingmitteln" für die Arbeit greifen.
Jeder der dem Staat nicht auf der Tasche liegen möchte, ist darauf angewiesen seinen Job zu behalten und muss darauf achten, dass es keinen Grund gibt ihn rauszuwerfen. Das bedeutet für viele Überstunden und spontan flexible Arbeitszeit. Bezahlt wird das selten (kommt ja netto eh weng bei rum), wenn man Glück hat kann man die Stunden irgendwann (..wenn Zeit ist...:rolleyes:) abfeiern.
Ich kann sehr gut nachvollziehen welcher psychische Druck auf manchen Menschen lastet, die jeden Tag aufstehen und eine 40 bis 50 Stundenwoche für einen lächerlichen Montaslohn leisten. Das Leben wird immer teurer, man selbst hat immer weniger Geld in der Tasche und beschränkt sich auf das nötigste was man zum Leben braucht. Da bleibt für viele kaum noch Luft um sich was zu gönnen, womit man den Stress der Arbeit ausgleichen kann.
Hinzu kommen noch die vielen körperlichen Leiden, die viele ertragen ohne zum Arzt zu gehen, weil man da auch immer blechen muss.
Mich wundert es wirklich nicht, dass es immer mehr Menschen gibt, die Psychopharmaka und anderes schlucken müssen um ihr Leben zu ertragen.

Hepheistos
19.02.2009, 10:17
So oder so sind Sie gezwungen bewusst ihrem Körper zu schaden, damit sie das leisten können, was von ihnen verlangt wird!
Ne große Wahl hat man ja nicht mehr! Entweder man hat das Glück zu den oberen paar Tausend zu gehören oder man hat die Wahl zwischen dem Staat auf der Tasche liegen oder sich für den Job kaputt zu machen!
In was für einem Land leben wir eigentlich?? *seufz* :(

Rouvi Sexi
21.02.2009, 19:09
Meine Mutter arbeitet als Altenpflegerin und in diesem Beruf sind die Heime chronisch unterbesetzt, sprich es fehlen hinten und vorne einfach nur Arbeitskräfte, was nicht daran liegt das es zu wenige gibt sondern die Firmen einfach nur kapitalistisch denken und in keinster Weise die Gesundheit ihrer Mitarbeiter im Auge haben. Der ehemalige Stationsleiter (mittlerweile leitet meine Mutter) wurde in eine Entzugsklinik eingeliefert, weil er nicht mehr von den Tabletten runter kam die er genommen hatte um dem ganzen Stress standzuhalten.

Man sieht also schon das diese Probleme, wie Burn-Out Syndrom und Schlafmangel etc. , allgegenwärtig sind und jeden betreffen können und ich denke, dass das ganze auch noch schlimmer wird, da die Anforderungen in den einzelnen Berufen immer weiter steigen und viel höhere Ansprüche an die Individuen gestellt werden.

Nibbler
21.02.2009, 21:20
Meine Mutter arbeitet als Altenpflegerin und in diesem Beruf sind die Heime chronisch unterbesetzt, sprich es fehlen hinten und vorne einfach nur Arbeitskräfte, was nicht daran liegt das es zu wenige gibt sondern die Firmen einfach nur kapitalistisch denken und in keinster Weise die Gesundheit ihrer Mitarbeiter im Auge haben. Der ehemalige Stationsleiter (mittlerweile leitet meine Mutter) wurde in eine Entzugsklinik eingeliefert, weil er nicht mehr von den Tabletten runter kam die er genommen hatte um dem ganzen Stress standzuhalten.

Man sieht also schon das diese Probleme, wie Burn-Out Syndrom und Schlafmangel etc. , allgegenwärtig sind und jeden betreffen können und ich denke, dass das ganze auch noch schlimmer wird, da die Anforderungen in den einzelnen Berufen immer weiter steigen und viel höhere Ansprüche an die Individuen gestellt werden.Nicht nur das, ich denke, dass vor allem in den Pflegeberufen, wie deine Mutter tätig, einer der am schlimmsten betroffenen Berufsgebiete sind. Gerade bei der Alterspflege kommen kaum noch junge Leute nach, denn es ist nun mal wie es ist: Alte Leute pflegen ist sehr unbeliebt. Und ich muss sagen, dass auch ich niemals vor habe in diesen Bereich tätig zu werden. Pflege alleine ist gar nicht mein Gebiet und ehrlich gesagt hätte ich auch einen ziemlichen Ekel daran alte Menschen zu waschen, auch, wenn sie mal ins Bett gemacht haben oder ähnliches.

Feline
22.02.2009, 01:05
Man sieht also schon das diese Probleme, wie Burn-Out Syndrom und Schlafmangel etc. , allgegenwärtig sind und jeden betreffen können und ich denke, dass das ganze auch noch schlimmer wird, da die Anforderungen in den einzelnen Berufen immer weiter steigen und viel höhere Ansprüche an die Individuen gestellt werden.

ja das kenne ich sehr gut. war einmal für längere Zeit krankgeschrieben, weil ich überarbeitet war. Es ist schon ein kreuz, dass die Firmen immer mehr an Arbeitnehmern sparen. Aber wir werden ja nicht gefragt. Wenn ich meinen Chef sehe, der von morgens um 8 bis abends um 9 arbeitet (obwohl er Familie hat), da fasse ich mir manchmal wirklich an den Kopf. Ich liebe meine Arbeit, aber will auch nicht gänzlich auf mein Privatleben verzichten.


Nicht nur das, ich denke, dass vor allem in den Pflegeberufen, wie deine Mutter tätig, einer der am schlimmsten betroffenen Berufsgebiete sind. Gerade bei der Alterspflege kommen kaum noch junge Leute nach, denn es ist nun mal wie es ist: Alte Leute pflegen ist sehr unbeliebt. Und ich muss sagen, dass auch ich niemals vor habe in diesen Bereich tätig zu werden. Pflege alleine ist gar nicht mein Gebiet und ehrlich gesagt hätte ich auch einen ziemlichen Ekel daran alte Menschen zu waschen, auch, wenn sie mal ins Bett gemacht haben oder ähnliches.

da gebe ich dir recht. Nur das Schlimme ist, wir werden auch mal alt, und was dann? :(

das ist die meiste Angst die ich habe. Zwar keine Angst vor dem Alt werden, aber was ist, wenn man hilflos wird oder Alzheimer bekommt. Ich stelle mir das schrecklich vor.

esgy
22.02.2009, 09:00
eine kleine Anmerkung zur Altenpflege.
Das schlimme dabei ist, das die Probleme dabei schon seit mindestens zu Beginn der 90er Jahre bekannt sind und sich auch Leute für eine gute Altenpflege einsetzen. Nur leicht haben die es nicht.

Das mit der chronischen Unterbesetzung kenne ich auch aus einer Krankenhausküche Ende der 80er. Die Spätschicht z. B. wurde damals grundsätzlich von 3, statt normal 4 Leuten geleistet. Die Vorbereitungsarbeiten für den nächsten Tag mußten laut Arbeitsvertrag alle erledigt werden. Die Folge war, daß der Dienstschluß nicht vor 21:00 war, obwohl er regulär um 20:00 gewesen wäre. Die Folge war, das sich Überstunden anhäuften, die abgefeiert wurden, was wiederum zur Folge hatte, das die Schichten immer wieder mit nur 2 eingearbeiteten Kräften und einem Springer, der nicht gut eingearbeitet war, erledigt wurden. Die Angestellten dort waren oft sehr erschöpft.

Die Angst vor Hilflosigkeit und dem Angewiesensein auf andere verstehe ich.

Nibbler
22.02.2009, 11:53
[...]
da gebe ich dir recht. Nur das Schlimme ist, wir werden auch mal alt, und was dann? :(

das ist die meiste Angst die ich habe. Zwar keine Angst vor dem Alt werden, aber was ist, wenn man hilflos wird oder Alzheimer bekommt. Ich stelle mir das schrecklich vor.Diese Gedanken machst ja nicht nur du dir, sondern auch die betroffenen Alten im Heim.
Auch bei ihnen dreht sich oft der Gedanke des "Ich will niemandem zur Last fallen" im Kopf seine Runden. Eine Tatsache, die aber unter den Teppich gekehrt wird, ist die hohe Selbstmordrate in den Altenheimen. Viele von diesen Leuten begehen Suizid nicht aus dem Grund, dass sie unsägliche Schmerzen haben, sondern deshalb, weil sie sich einfach nur noch als Last sehen. Sie wissen, dass sie nicht mehr alleine auf die Toilette können und fühlen sich richtig schlecht, dass sie für all sowas ein Pflegepersonal brauchen. Es ist ihnen oft einfach peinlich, dass sie nichts mehr alleine können und wählen den Weg, den sie als einzig richtigen sehen: Den Selbstmord. Damit sind sie frei, sie sind nicht mehr in ihrem Handeln eingeschränkt etc. und das Pflegepersonal hat einen Kranken weniger, der sie nachts wach hält.

Das ganze ist eine ziemlich beschissene Situation, anders kann man es einfach nicht nennen. Selbst wenn wieder viel mehr Menschen in Deutschland wären, die arbeitsfähig wären, bezweifle ich, dass prozentual viel mehr Menschen wieder in die Pflege einsteigen würden. Ohne die Menschen, die ihr Leben der Hilfe zuwenden, wird das Lebensende schlecht. Die Bezahlung ist schlecht, der Stressfaktor ist sehr hoch und der Ekelfaktor ist anfangs wohl auch sehr hoch.

esgy
22.02.2009, 13:49
...und ob sie denn auch einsteigen dürften, so wie am Personal gespart wird :(

Es bleibt bei all dem Streß wohl auch nicht mehr die Zeit den Menschen, so wie er ist, wahrzunehmen und auf ihn einzugehen wie er es bräuchte.
Mit mehr Personal würde es wohl jedem leichter fallen. Die einen hätten das Wissen, das sie trotz ihrer Probleme angenommen sind und ihnen geholfen wird und wären wohl froher und die anderen würden sehen, das ihre Hilfe geschätzt würde. Vermute ich jetzt mal, da ich nie in der Pflege gearbeitet habe.

Feline
22.02.2009, 17:38
Diese Gedanken machst ja nicht nur du dir, sondern auch die betroffenen Alten im Heim.
Auch bei ihnen dreht sich oft der Gedanke des "Ich will niemandem zur Last fallen" im Kopf seine Runden. Eine Tatsache, die aber unter den Teppich gekehrt wird, ist die hohe Selbstmordrate in den Altenheimen. Viele von diesen Leuten begehen Suizid nicht aus dem Grund, dass sie unsägliche Schmerzen haben, sondern deshalb, weil sie sich einfach nur noch als Last sehen. Sie wissen, dass sie nicht mehr alleine auf die Toilette können und fühlen sich richtig schlecht, dass sie für all sowas ein Pflegepersonal brauchen. Es ist ihnen oft einfach peinlich, dass sie nichts mehr alleine können und wählen den Weg, den sie als einzig richtigen sehen: Den Selbstmord. Damit sind sie frei, sie sind nicht mehr in ihrem Handeln eingeschränkt etc. und das Pflegepersonal hat einen Kranken weniger, der sie nachts wach hält.

Das ganze ist eine ziemlich beschissene Situation, anders kann man es einfach nicht nennen. Selbst wenn wieder viel mehr Menschen in Deutschland wären, die arbeitsfähig wären, bezweifle ich, dass prozentual viel mehr Menschen wieder in die Pflege einsteigen würden. Ohne die Menschen, die ihr Leben der Hilfe zuwenden, wird das Lebensende schlecht. Die Bezahlung ist schlecht, der Stressfaktor ist sehr hoch und der Ekelfaktor ist anfangs wohl auch sehr hoch.

Wer weiss was sein wird, wenn wir in das Alter kommen. Darüber möchte ich gar nicht erst nachdenken. Denn immerhin werden da noch einige Jahre vergehen hoffe ich.

Meine Tante ist bereits in einem Seniorenheim bzw. Residenz nennt man das wohl. Ihr gehts gut. Aber dafür auch sehr teuer.


...und ob sie denn auch einsteigen dürften, so wie am Personal gespart wird :(

Es bleibt bei all dem Streß wohl auch nicht mehr die Zeit den Menschen, so wie er ist, wahrzunehmen und auf ihn einzugehen wie er es bräuchte.
Mit mehr Personal würde es wohl jedem leichter fallen. Die einen hätten das Wissen, das sie trotz ihrer Probleme angenommen sind und ihnen geholfen wird und wären wohl froher und die anderen würden sehen, das ihre Hilfe geschätzt würde. Vermute ich jetzt mal, da ich nie in der Pflege gearbeitet habe.

Wenn man bedenkt, wieviel Geld sie dafür verlangen, und du als Kind (wenn du Pflegschaft beantragst) noch nicht einmal 1/3 dafür bekommst ist das schon traurig.

So mancher hätte vielleicht seine Eltern nicht ins Altenheim gesteckt, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte zuhause bleiben zu können um sie pflegen zu können. Aber für die eigenen Kinder gibt es nunmal von der Krankenkasse nur einen Appel und ein Ei, wie man so schön sagt.

esgy
22.02.2009, 19:03
@Feline
:( jo, und es ist für einen allein auch nicht einfach, einen Menschen langfristig zu pflegen, Hilfen über Caritas oder Diakonie können da schon helfen. Nur geht wohl irgendwann die Kraft aus, wenn man fast allein pflegt. Zu mehreren kann es einfacher sein, vorausgesetzt man kann gut miteinander.
..und wie du sagst, es kann nicht jeder zu Hause bleiben.

HeavyGuard
23.02.2009, 18:46
Hinzu kommt dabei ja auch das (zumindest meinem Empfinden nach) die größeren Firmen in Deutschland immer mehr Druck aufbauen und insgesamt unsozialer werden. Bei uns wird z.B. so umgestellt das ich am Jahresende täglich ca 3 bis 4 Stunden Fahrtzeit (Hin und zurück) haben werde.

Davon ist das Gros des Berliner Personals betroffen (ca 800 bis 1000) Leute. Der Berliner Senat hatte sich extra angeboten im Berliner Bereich nach Lösungen und geeigneten Satndorten zu suchen. Die Firmenleitung war aber der Meinung das ein Standort nahe der polnischen Grenze noch etwas billiger werden würde. Früher hätte man hier vermutlich eher den Berliner Standort mit einem geringfügig teureren Unterhalt (aber besserer Verkehrsanbindung) gewählt um das Personal zu halten bzw. das Personal nicht durch überlange Anfahrt zu belasten. Aktuell zählt aber jeder Cent und die Belange der Belegschaft sind völlig nebensächlich.

Nun kann man sich ja vorstellen das bei einem 8 Stunden Tag + Anfahrt kaum bis gar keine Zeit mehr für Familie Freizeit oder gar der Pflege von Angehörigen bleibt. Lapidarer Vorschlag des Arbeitgebers: "Sie können ja umziehen."

esgy
23.02.2009, 21:01
§kratz wie soll man das nennen? Kostenersparnis der besonderen Art?
Wenn dann viele brav umgezogen sind, wird es heißen: Lohn runter?
...bei vielem kann man wirklich einen dicken Hals bekommen....

sry, falls ich zu unsachlich bin.

Spawn22
25.02.2009, 18:47
Nun kann man sich ja vorstellen das bei einem 8 Stunden Tag + Anfahrt kaum bis gar keine Zeit mehr für Familie Freizeit oder gar der Pflege von Angehörigen bleibt. Lapidarer Vorschlag des Arbeitgebers: "Sie können ja umziehen."

Wer kennt das nicht.ohne Fahrgemeinschft könnte ich meine Family auch nur am WE sehen.
Und wenn mann man das Glück so wie ich mehrmals im Jahr auf Lehrgang zu gehen,für mehrere Wochen oder Monate,dann wird es sehr eng.

Die Frage,die ich mir dabei nur stelle,haben die obersten Firmenbosse wirklich ix anderes außer die Kohle im Kopf?
Standort verlagerungen,damit sie Billiglöhner einstellen können,um noch mehr an Kosten zu sparen? Sind die wirklich so egoistisch und sehen das "Leid" von mehreren hundert Angestellten nicht? Kann mir sowas immer nur ganz schwer vorstellen...
Sorry,wenn ich hier jemanden auf die Füße trete, aber das ist meine persönliche Meinung.

HeavyGuard
26.02.2009, 14:22
Die Frage,die ich mir dabei nur stelle,haben die obersten Firmenbosse wirklich ix anderes außer die Kohle im Kopf?
Standort verlagerungen,damit sie Billiglöhner einstellen können,um noch mehr an Kosten zu sparen? Sind die wirklich so egoistisch und sehen das "Leid" von mehreren hundert Angestellten nicht? Kann mir sowas immer nur ganz schwer vorstellen...
Sorry,wenn ich hier jemanden auf die Füße trete, aber das ist meine persönliche Meinung.Ist leider wirklich in den weitaus meisten Firmen so. Bei den größeren eigentlich mittlerweile bei allen. Da hat ganz offensichtlich ein Wechsel in der Mentalität stattgefunden.

Das kann man am besten sehen wenn man die Fürhungsspitzen betrachtet. Da sind kaum noch Leute bei die mit der Firma groß geworden sind und sich darin hochgearbeitet haben. Mittlerweile sind fast überall die typischen Managerfuzzis mit Jura-, Wirtschafts- oder direkt Finanzausbildung eingezogen. Insofern wird auch nur noch nach Kosten geurteilt und nicht nach sozialer Fairness oder Befinden der Arbeitnehmer.

Sieht man z.B. bei der aktuellen Lohnrunde der T-Com: Man hat die letzten Jahre jeweils 3 bis 3,5 Milliarden für die Aktionäre übrig gehabt. Die eigenen Beschäftigten sind dagegen die letzten Jahre mit 0 abgespeist worden (bzw. eigentlich mit Minus da die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich erhöht sowie das Weihnachts- und Urlaubsgeld gestrichen wurde. Zudem sind Teile des Entgeltes jetzt variabel - im schlimmsten Fall zahlt man also am Ende des Quartals Geld zurück da die Ziele selbstverständlich vom Arbeitgeber gestellt und nur geringfügig selbst verschoben werden können. Ist natürlich bei den Leuten in der Führungsspitze nicht der Fall - eher genau das Gegenteil.

Im Vergleich mit dem Betrag den auch dieses Jahr die Aktionäre bekommen (wie gesagt, ca 3,5 Milliarden) würde eine Lohnerhöhung der Arbeitnehmer von ca 9% gerade mal läppische 350 Millionen ausmachen. Wo ggü. der Wirtschaft immer betont wird wie stabil das Unternehmen doch sei und das die Beschäftigten das eigentliche Kapital seien, wird in der Lohnrunde natürlich das Gegenteil behauptet. Man (die Arbeitnehmer) dürfe nicht zurückschauen sondern an die Zukunft denken (also eine Nullrunde - wieder mal) - und das wo die Unternehmensgewinne (wieder mal) gestiegen sind. Trotzdem bekommen die Aktionäre natürlich ihre Milliarden - allen voran der Staat mit ca 30 % der Gesamtsumme.

Desgleichen hat man 2006 bei der der Zerschlagung der T-Com in Untereinheiten u.a. auf diese neuen "Tochterfirmen" einen "Kündigungsschutz" bis 2010 ausgehandelt. Klingt eigentlich gut. Da der Arbeitnehmer aber seitdem die Standorte durcheinanderwürfelt (wie gesagt von Berlin nach FFO bzw. von Potsdam nach Magdeburg) gehen nun viele Leute (speziell Alleinerziehende aber Leute mit Partner der am jetzigen Wohnort arbeitet) "freiwillig". Wer braucht denn noch eine Kündigung wenn man die Leute doch viel einfacher loswerden kann indem man sie von ihrem jetzigen Leben, von ihren jetzigen Freunden, Familien sowie von ihren Kindern oder Partnern trennt. Wenn es nicht so eine soziale Sauerei wäre, könnte man ob dieser erfolgreichen Trickserei glatt in Beifall ausbrechen.

Ähnlich schauts auch in anderen Firmen aus - man sehe sich mal Opel an. Opel ist im GM-Konzern nicht der schlechteste Bereich, eher im Gegenteil. Da in Amiland nun aber Verpflichtungen seitens GM ggü dem Staat bestehen, werden wohl die ausländischen Arbeitnehmer bzw. Firmenteile bluten müssen. Trotzdem diese AFAIK profitabler laufen als die inländischen - that´s business. Solange es mehr oder weniger freiwillige "Opferlämmer" gibt die man offiziell schlachten kann, werden die Manager danach allenfalls für ihre Fähigkeit der "Krisenbewältigung" noch belobigt.

Spawn22
26.02.2009, 18:35
@ HeavvyGuard

Ah,ich seh schon Insider...
Aber spaß beiseite,Du hast leider völlig Recht.So wie sich manche Firmen darstellen,müssten die Angestellten noch aus Dankbarkeit für einen Arbeitsplatz der Firmenleitung Geld bezahlen.

Wie heißt doch immer so schön: Zum Sterben zu Viel,zum Leben zu wenig.
Wenn man sich die ganze geschehnisse der letzten,mmh sgaen wir mal der letzten 6-8 Jahre anschaut,bin ich ganz klar der Meinung das,unsere Nation sich wieder ganz langsam aber sicher in eine 2 Klassen gesellschaft entwickelt.Die Mittelschicht bricht ja so schon immer mehr weg.
Und so hart es auch klingen mag,Kinder sind heute in meinen Augen schon eine Art "Luxus" geworden.:(

Und ich behaupte auch immer noch,dass der Euro an der ein oder anderen Misslage nicht ganz unschuldig ist... Diese Preisexplosion die dadurch statt gefunden hat ist der Wahnsinn.
Mein Lieblingsbeispiel ist da immer noch die Müllermilch. Die aht zu DM zeiten zwischen 1,09,- und 1,19,- gekostet,im Angebot auch mal 0,99,- oder
0,89,-
Nach der umstellung wollten die von mir auch 0,89,-Cent haben.Ich hab diesen dummen Becher an der Kasse stehen lassen.Ich fand das nur unmöglich!

Hätten wir es mal wie die Schweizer gemacht und ne Volksabstimmung über den Euro gemacht...

Aber zu Opel,ist einfach nur der Hammer wie GM über den großen TEich mit so vielen Schicksalen spielt... Es ist ja auch nicht nur Opel,an GM hängt ja auch Saab noch mit dran und diverse Zulieferer.

Aber was soll man machen,quasi als Endverbraucher kann man eh nicht so viel machen.
Deshalb:
Nicht verzagen und einen schönen Abend noch!