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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Religion - welchen Stellenwert hat sie heute noch?



Mithras
18.02.2005, 22:19
Da der letzte Versuch die Thematik Religion zu behandeln etwas daneben ging, werde ich jetzt hier einen zweiten Versuch starten.

Dazu habe ich folgende Frage an euch, die mir schon länger durch den Kopf geht:
Welchen Stellenwert hat die Religion in der heutigen Welt noch?
In einer Welt, in der immer mehr die Wissenschaft bestimmend ist und alles logisch erklärt werden kann.
In einer Welt, in der die Menschen für ihre Problemlösung keinen Gott mehr benötigen und die Religion als etwas für schwache Menschen abgestempelt wird.

Ist die Religion für die Menschen nur von Bedeutung, wenn sie in einer Notsituation sind, oder steckt vielleicht mehr dahinter als nur der Wunsch des Menschen nach Halt und Wärme?

Coryphaeus
18.02.2005, 22:25
Ich lebe sehr gerne Selbstbestimmend, dazu kann ich keine Gebote oder keine Bibel gebrauchen welche mir vorgibt was richtig und was Falsch ist. Klar unsere ethnischen Grundsätze sind auf religionen Aufgebaut und gesetzte sind auch in ähnlicher Form vorhanden doch in der heutigen Zeit hat ein Gott für mich keinen Stellenwert. Im gegenzug dazu finde ich den Buddhismus für eine sehr interessanter Lebensform, allerdings würde ich diese nicht als Religion sonder als Philosophie bezeichnen.
Die Böhsen Onkelz sagten einst : "....Wer keine Angst vorm Teufel hat, braucht auch keinen Gott...." ich denke da ist was wahres dran.

Fenrir
19.02.2005, 08:44
Meiner Meinung nach, hat die Religion in ärmeren Ländern dieser Welt, eine wichtigere Position als in reichen Ländern. Nimmt man zum Beispiel Mittel-/Süd-Amerika, dort sind die Leute noch ziemlich gläubig. In den reicheren Ländern glauben weniger Leute daran, weil es ihnen gut geht und weil sie keinen Gott mehr brauchen um sich Dinge, die früher nicht zu erklären waren, erklären zu lassen.
Bei extremen Notsituationen könnte ich es mir aber vorstellen, dass wieder viele Leute an Gott glauben, weil sie insgeheim doch glauben, er könnte ihnen helfen.
Die Zukunft der Religion stell ich mir so vor, dass es immer mehr verschiedene Religionen geben wird und sich die Menschen von den großen Weltreligionen abkehren werden. Viele werden einfach ihren persönlichen Glauben oder ihre Lebensphilosophie als Religion ansehen und eigene Kirchen aufmachen. Auch wird es immer weniger Leute geben, die an eine Religion oder an einen Gott glauben, da die Welt immer neuere wissenschaftliche Erkenntnisse erlangt.
Religionen sind dazu da, Menschen, die keinen Lebensinhalt haben, zu helfen und ihnen einen zu geben oder früher um sich unerklärbare Geschehnisse zu erklären. Vielleicht waren sie früher auch noch dazu da, um ein Leben in einer größeren Gesellschaft zu ermöglichen da sie dich Leute dann an gewisse Regeln gehalten haben (z.B. die zehn Gebote). Man kann aber auch eine Religion als Propaganda für Kriege benutzen. Zum Beispiel bei den Kreuzzügen, wo sie in Gottes Namen sich um eine Stadt geprügelt haben, inder angeblich das Grab Jesus sein soll. Genauso wird heutzutage die Religion zum Krieg verwendet. Fundamentalisten rufen in Allas (schreibt man den so?) Namen auf, gegen die bösen Christen in den Heiligen Krieg zu ziehen und die Amerikaner sagen die Offiziere ihren Soldaten, dass die Islamisten ausgeburten Satans sind.
Vorallem letzteres gibt mir zu denken. Ich habe mal einen Bericht gesehen, indem wie oben beschrieben geredet wurde. Die Offiziere sagten zu den Soldaten sie als Christen müssten die Welt von dem Bösen befreien, welches ihnen in Form von Terroristen erscheint. Diejenigen, die dann noch zweifelten, wurden noch einmal von den Militärpfarrern bearbeitet, bis sie endlich bereit waren an Einsätzen teilzunehmen.
Ich persöhnlich glaube nicht an einen Gott oder an eine Religion, da ich mein Leben nicht von iergendwelchen Gottheiten, die eh nicht existieren, oder iergendwelchen Regeln abhängig machen will. Zumal ich auch noch etwas gegen die christliche Kirche habe, was jetzt aber nicht hier herein gehört. Von mir aus können aber andere iergendeiner Religion angehören. Es ist ja ihre Entscheidung.

bg2408
19.02.2005, 09:06
In einer Welt, in der immer mehr die Wissenschaft bestimmend ist und alles logisch erklärt werden kann.Schau mal über den großen Teich herüber in die USA, manche Gegenden sind dort fundamentalistisch bis zum Abwinken (und das in einem Grad, der mich froh werden läßt, wie wenig Einfluß die Kirchen hier noch haben). Oder in Teile der arabischen Welt, wo Fanatiker sich für das Versprechen eines Paradieses nach dem Tod in die Luft sprengen. Projiziere nicht deutsche Verhältnisse in andere Länder, und mache so die Welt zu einem besseren Ort :rolleyes:.

Darnoc
19.02.2005, 11:49
Es ist eine gute Frage. Natürlich hat die Religion in vielen Ländern noch einen grossen Stellenwert, aber in der westlichen Welt eher weniger. Interessant ist jedoch dabei, dass die Esoterik und Religion im Allgemeinen auch in der westlichen Welt in letzter Zeit wieder zu nimmt. Sind war also gar nicht so aufgeklärt, wie wir immer glaubten?

Ich persönlich sehe schon noch einen Platz für die Religion und dem Glauben, selbst in einer aufgeklärten Welt. Die Wissenschaft kann zwar vieles erklären, aber nicht alles. So zum Beispiel die universelle Frage "Wieso?". Zusätzlich gibt die Wissenschaft keine Richtlinien. Sie erklärt dir zwar, was etwas ist, wie etwas funktioniert und wie man etwas benutzt, aber nicht, wie man etwas benutzen sollte.

Dan Brown gibt in seinem Buch "Illuminati" eine gute Erklärung dieses Problems, obwohl sein Werk natürlich Fiktion ist.

Die Wissenschaft zeigt dir das Feuer, was es ist, wie man es macht und was man damit machen kann. Aber die Wissenschaft sagt dir nicht, dass du dich dran verbrennen kannst, wenn du nicht aufpasst. Die Religion hingegen hingegen zeigt auf das Feuer und sagt "Pass auf, das kann auch gefährlich sein!"

Die Atombombe und das Atomkraftwerk basieren auf dem gleichen Prinzip. Aber die Wissenschaft sagt dir nicht, dass eine Atombombe etwas schlechtes ist. Sie sagt dir nur, wie sie funktioniert und wie du sie benutzst. Wenn wir nun z. Bsp. das Christentum nehmen, so sagt dieses "Du sollst nicht töten!" und entlarvt damit die Atombombe als etwas schlechtes.

Anders ausgedrückt: Wissenschaft ist logisch, besitzt jedoch keine Moral. Menschen sind jedoch nicht logisch, sie sind mehrheitlich emotional. Wenn der Mensch logisch wäre, würde er erkennen, das Feuer gefährlich ist, bevor er reinreckt. Aber da er nicht logisch ist, verbrennt er sich die Finger, wenn er nicht vorher davon abgehalten wird.

Deshalb braucht der Mensch Richtlinien, an die er sich halten kann. Er braucht jemanden, der ihm sagt, dass das Töten von anderen Menschen etwas schlechtes ist, um ein Beispiel zu nennen.

Und auf was hört der Mensch am ehesten? Auf andere Menschen? Jeder sollte wissen, dass Menschen erst zuletzt auf andere Menschen hören. Fragt einmal die Eltern... Der Mensch hört auf etwas, vor dem er Respekt hat. Also brauchen wir eine höhere Instanz, die uns sagt "Du sollst nicht töten!" und all die anderen Dinge, die gesagt werden sollten. Wenn bloss ein Mensch dir sagt, dass etwas schlecht ist, wirst du des trotzdem tun. Es ist schliesslich nur ein Mensch, der dir das gesagt hat. Deshalb funktionieren Verbote ja auch so schlecht. Das Verbotene reizt. Ausser du hast so einen immensen Respekt vor dem, der dir etwas verboten hat, dass du es nicht tust.

Natürlich ist hier die Gefahr des Missbrauchs. Jemand kann im Namen Gottes Menschen unterdrücken und die Leute gehorchen trotzdem. Dieser jemand missbraucht seine Macht. Ist im Mittelalter ja zur Genüge geschehen.

Was sollen wir also tun? Der Mensch ist missbraucht seine Freiheit, wenn er aber kontrolliert wird, missbrauchen die Kontrolleure diese Macht auch. Es ist wohl eine schmale Gratwanderung, wie bei vielen Dingen. Eine Gratwanderung zwischen der geistigen Freiheit und der geistigen Sklaverei.

Einerseits brauchen wir die Freiheit, uns entfalten zu können. Andererseits brauchen wir etwas, das uns daran hindert, zu weit zu gehen. Wir müssen nun schauen, das keins Oberhand nimmt. Lassen wir zuviel Freiheit, so wiederholen sich die Schrecknisse des 20.Jahrhunderts. Haben wir zuwenig Freiheit, wiederholen sich die Schrecknisse des Mittelalters.

lunovis
19.02.2005, 20:25
Einerseits brauchen wir die Freiheit, uns entfalten zu können. Andererseits brauchen wir etwas, das uns daran hindert, zu weit zu gehen. Wir müssen nun schauen, das keins Oberhand nimmt. Lassen wir zuviel Freiheit, so wiederholen sich die Schrecknisse des 20.Jahrhunderts. Haben wir zuwenig Freiheit, wiederholen sich die Schrecknisse des Mittelalters.

Aber muss uns die Religion daran hindern? Ist nur die Religion fähig, als Instanz dem Menschen Einhalt zu gebieten? Ist das der Platz und Aufgabe der Religion heute?

Ich denke nicht, denn es gibt schon andere Möglichkeiten der Einflussnahme, auch von Menschen zu Menschen, die ähnlich tragend sein können wie die Religion.
Schaut man sich die Geschichte der Aufklärung an, so lässt sich doch sagen, dass sie ähnlichen Einfluss auf unser heutiges Denken und Handeln hat, wie die Religion. Unser heutiges Moralverständnis baut zwar auf einem christlichen Fundament auf, die Wände und das Dach bestehen allerdings aus anderen Ideen (eben denen der Aufkärung u.a.). Unsere christliche Religion ist überlebt (im übrigen schon seit gut 500 Jahren - seit Martin Luther), und man könnte ihr den Todesstoß versetzen, wenn, ja wenn es nicht noch immer Menschen gäbe und gibt, die nicht ohne auskönnen, die eben einen "spiritus rector" brauchen, so wie es auch schon fenrir beschrieb, der für sie "vordenkt" und Probleme löst.

Vor allem für die großen Religionen wird es in Zukunft schwer werden, sich zu etablieren, also den Offenbarungsreligionen, die ihren Anhängern Dogmen und Grundsätze vorschreiben, die schon tausende Jahre alt sind, denn die Zukunft wird uns vor Probleme stellen, denen diese nicht gewachsen sind. Die einfachsten Probleme sind z.B. Kriege: Die heutige christliche Kirche muss Kriege in jeder Form ablehnen, weil es zu ihren Grundsätzen gehört (das das geschichtlich nicht immer so war, lassen wir jetzt weg, da früher die Kirche Macht besaß und heute nicht mehr). Doch manchmal sind Kriege sinnvoll (so seltsam das auch klingen mag) und schon stehen wir vor einem Problem: Die Kirche ist gewzungen reaktionär zu handeln, oder sich grundlegend zu reformieren (was bekanntlich schwer ist, v.a. beim Katholizismus).
Solche und ähnliche Probleme werden dazu führen, dass die großen Religionen in Zukunft das Zeitliche segnen werden, bzw. nur noch dort existieren, wo den Menschen nicht die Möglichkeit gegeben ist, sich vollständig zu entfalten ( v.a. Dritte Welt).


Zum Thema Extremsituationen:
Ich denke nicht, das irgendjemand, der heutzutage in eine solche Extremsituation kommt und noch schnell ein Stoßgebet aussendet, wirklich an Gott glaubt und es nur bis dahin verdrängt hat. Es wird wohl eher so sein, dass es sich um einen Schutzreflex handelt, das das Gehirn versucht, sich selbst zu beruhigen, nach der Methode "Alles wird gut".

Darnoc
19.02.2005, 22:04
Aber muss uns die Religion daran hindern? Ist nur die Religion fähig, als Instanz dem Menschen Einhalt zu gebieten? Ist das der Platz und Aufgabe der Religion heute?

Ich unterscheide zwischen Religion und Glaube. Religion ist organisiert Glaube. Glaube allein ist etwas persönliches. Es ist nicht die Religion, welche dich daran hindert. Sie kann es tun, aber meiner Meinung nach ist das nicht richtig, weil das der Religion zuviel Macht gibt. Es sollte unser Glaube sein, der uns daran hindert. Wir sollten glauben, dass es nicht richtig ist, anderen Menschen Leid anzutun und dass es richtig wäre, alle Menschen zu lieben.


Schaut man sich die Geschichte der Aufklärung an, so lässt sich doch sagen, dass sie ähnlichen Einfluss auf unser heutiges Denken und Handeln hat, wie die Religion. Unser heutiges Moralverständnis baut zwar auf einem christlichen Fundament auf, die Wände und das Dach bestehen allerdings aus anderen Ideen (eben denen der Aufkärung u.a.). Unsere christliche Religion ist überlebt (im übrigen schon seit gut 500 Jahren - seit Martin Luther), und man könnte ihr den Todesstoß versetzen, wenn, ja wenn es nicht noch immer Menschen gäbe und gibt, die nicht ohne auskönnen, die eben einen "spiritus rector" brauchen, so wie es auch schon fenrir beschrieb, der für sie "vordenkt" und Probleme löst.

Ich kenne die Geschichte der Aufklärung und weiss, was sie hervorgebracht hat. Viele gute Dinge sind darunter. Aber die ganze Aufklärung basiert schlussendlich auf einem vollkommen falschen Menschenbild, deshalb ist sie zum Scheitern verurteilt. Die Aufklärung lehrt, Menschen seien vernünftig oder könnten es sein. Das ist nicht wahr. Menschen sind zuerst einmal emotional, bevor sie rational sind. Das menschliche Leben wird grösstenteils durch Emotionen, nicht durch Vernunft, bestimmt. Und deshalb funktioniert die Aufklärung, so schön sie auch tönt, leider nicht.

Es gibt eine gewisse Gruppe von Personen, welche eher dazu neigt, rational zu sein. Es sind jedoch Ausnahmen und selbst sie müssen zugeben (wenn sie ehrlich sind), dass Emotionen in ihrem Leben eine grosse Rolle spielen. Und der Rest der Menschheit ist emotional.

Ich möchte nicht sagen, dass dies schlecht sei. Emotionen sind im Grunde genommen etwas gutes und nützliches. Aber ich möchte sagen, dass jegliche Lehre und jeglicher Glaube, der sich auf die Rationalität des Menschen stützt, von vornerein zum Scheitern verurteilt ist. Und das 20. Jahrhundert ist der beste Beweis für diese Tatsache.

Man kann nicht an die Vernunft der Menschen appellieren. Damit das möglich ist, müsste sich der Mensch zuerst ändern. Man muss an die Gefühle des Menschen appellieren, um ihn zu erreichen.

Und das ist der Grund, wieso Religion und Glaube noch lange nicht ausgedient haben. Wissenschaft, Rationalität und Aufklärung können dem Menschen keine Antworten und Richtlinien geben, weil sie nur die Vernunft des Menschen, nicht jedoch seine Gefühle ansprechen. Glaube hingegen spricht das Gefühl des Menschen an. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" ist schlussendlich kein Appell an unsere Vernunft, sondern an unsere Gefühle. Es ist ein Appell an unsere Fähigkeit zu lieben. Hätte Jesus Christus versucht, an unsere Vernunft zu appellieren, so hätte er sich vielleicht so ausgedrückt "Es ist nur vernünftig, dass du deinem Nächsten Gutes tust. Denn wenn alle dies tun würden, würde es allen besser gehen."


doch manchmal sind Kriege sinnvoll

Wann sind Kriege sinnvoll? Wenn man angegriffen wird, oder? Aber denke einmal darüber nach: Wenn jeder seinen Nächsten liebte, so wie es das Christentum verlangte, dann würde niemand angreifen. Also ist demnach kein Krieg sinnvoll, weil die Ursache des Krieges selbst nicht sinnvoll ist, denn der Zustand des Krieges würde gar nicht eintreten, hätten sich alle richtig verhalten.

Und es wird niemals eine Zeit kommen, in der wir nicht erinnert werden müssen, was richtig wäre zu tun und was nicht. Kennst du irgendjemanden ausserhalb des religiösen Bereichs, der dir dies sagen würde? Bevor du keine befriedigende Antwort darauf hast, warten wir noch ein bisschen, bevor wir über die Abschaffung der Religion und des Glaubesn reden.


Solche und ähnliche Probleme werden dazu führen, dass die großen Religionen in Zukunft das Zeitliche segnen werden, bzw. nur noch dort existieren, wo den Menschen nicht die Möglichkeit gegeben ist, sich vollständig zu entfalten ( v.a. Dritte Welt).

Und was nimmt ihre Stelle ein? Irgendjemand muss es tun, denn irgendjemand muss seine Stimme erheben und uns sagen, dass gewisse Dinge nicht richtig sind zu tun, wie das Töten oder das Stehlen. Wenn wir all diese Dinge abschaffen, wenn sie untergehen, wer wird uns dann erinnern?

Ich möchte nicht in der Welt leben, in der keinerlei Richtlinien mehr existieren, in der niemand den Menschen davon abhält, seinen Mitmenschen zu töten. In der Welt, in der niemand mehr sagt, dass Töten und andere Dinge einfach nicht richtig sind.

Valin
20.02.2005, 01:54
Ich glaube das sich die Frage nach dem Stellenwert der heutigen Religion schon fast gar nicht mehr stellt, wenn man sich einmal anguckt, was Religion im ursprünglichen bedeutet.
Wikipedia erklärt den Begriff "Religion" folgendermasen:


religio hatte im Lateinischen die unterschiedlichen Bedeutungen: "Gottesfurcht", "Frömmigkeit", "Heiligkeit", aber auch "Rücksicht", "Bedenken", "Skrupel", "Gewissenhaftigkeit" oder "Aberglaube". Die weitere Etymologie des Begriffs ist nicht mit Sicherheit geklärt. Der Begriff religio ist kein Terminus altrömischer Religion. Die frühesten Belege finden sich vielmehr erst in den Komödien des Plautus (ca. 250-184 v. Chr.) und in den politischen Reden des Cato (234-149 v. Chr.).

Nach Cicero (De Natura Deorum 2, 28) geht religio zurück auf relegere, was wörtlich "wieder aufwickeln", im übertragenen Sinn "bedenken, achtgeben" bedeutet. Cicero dachte dabei an den Tempelkult, den es sorgsam zu beachten galt. Lactantius (Divinae Institutiones 4, 28) führt das Wort zurück auf religare: "an-, zurückbinden". Mögliche ursprüngliche Bedeutungen von "Religion" sind demnach "frommes Bedenken" oder die "Rückbindung" an einen von Gläubigen an- bzw. wahrgenommenen universellen göttlichen Ursprung.
Neben Sachen, wie Gottesfurcht, Frömmigkeit bedeutet Religion auch Rücksicht, Bedenken, Skrupel oder achtgeben.

Ich denke das diese Werte in der heutigen Zeit eine sehr wichtige Rolle spielen.
Sicherlich glauben nur noch wenige Menschen direkt an Gott, Allah und wie sie nicht alle heißen, aber die Menschen üben demnoch Religion aus, halt nur nicht mehr in der Kirche. (in der früher auch viele nur gegangen sind, weil es ein Skandal gewesen währe, wenn sie es nicht gemacht hätten..), den Bedenken und Skrupel haben die heutigen Menschen wirklich viele.

Religion ist in meinen Augen, wesentlich weniger "Gottesfurcht", sondern wesentlich mehr "Bedenken". Religion sagt "STOP! Du baust scheiße, überleg doch einmal was dabei pasieren könnte."

Man sagt zwar immer das die Wissenschaft ja die Religion zerstört und das die heutige Welt nur noch von der Wisenschaft geleitet ist, aber dem ist meiner Meinung nach nicht so.
Überlegt doch einfach mal wie viele (skrupelose) Wissenschaftler gibt und vergleicht diese Zahl dann mit dem nicht wissen schaffenden Teil der Bevölkerung - die Differenz ist ziemlich sicher enorm (nein, ich kenne keine Zahlen, aber ich weiss das weniger studieren, als einer normalen Tätigkeit nachgehen).
Klar, der wissen schaffende Teil der Bevölkerung hat nicht unbedingt so die ethischen Skrupel, wie ein nicht wissenschaftler (wobei erste Gruppe diese auch haben wird, sie wird ihre bedenkem nur anders gesetzt haben), aber dafür ist dieser Teil auch in der starken Unterzahl.

Nur wenige Menschen entwickelten die Atombombe, aber Millionen von Menschen haben/hätten Skrupel sie einzusetzen, bzw. haben bedenken sie überhaupt irgendwo zu lagern.
Somit üben diese Menschen irgendwo religion aus -> eine Welt ohne Religion, aber mit Menschen kann praktisch nich existieren.
Denn wenn kein Mensch mehr bedenken hätte, etwas zu erfinden/nutzen und es auch keinen Skrupel mehr gäbe gefährliche Waffen einzusetzen, würde die Menscheit früher oder später auf irgendeine weise eliminiert.

Da es momentan viele Kriesen gibt (Kriege, schlechte Wirtschaft, Naturkatastrophen) und dies durch die sehr guten Kommunikationsmöglichkeiten auch (fast) überall bekannt ist ist der Stellenwert, der Religion in der Gesellschaft, heutzutage sehr hoch.

Religion wird in den seltensten Fällen erflogreich, bewust ausgeübt, sondern wesentlich mehr unbewust.
Auf die Frage, wer regelmäßig die Kirche besucht werden mir sicherlich wesentlich weniger mit ja antworten, wie auf die Frage, wer den alles bei einer anti-krieg-demo war, bzw. wer etwas gegen Kriegg hat. ;)
Religion wurde früher primär von der Kirche ausgeführ (10 Gebote), aber dies hat sich auf Dauer als nicht sinnvoll herausgesetelt, denn wenn es nur 1, 2 Organisationen gibt, die ethische Regeln aufstellen geht dies immer schief (Kreutzzüge, 3. Reich, ...), wenn dies aber von allen gemeinschaftlich geregelt wird klapt es ganz gut, bzw. es gibt nicht mehr so gravierende Ausrutscher (ich will nicht behaupten, dass wir heutzutage die Perfektion der Religion erreicht haben).

btw.: Dan Brown´s Bücher sind zu diesen Thema wirklich überaus interessant. ^^

lunovis
20.02.2005, 11:33
Ich unterscheide zwischen Religion und Glaube. Religion ist organisiert Glaube. Glaube allein ist etwas persönliches. Es ist nicht die Religion, welche dich daran hindert. Sie kann es tun, aber meiner Meinung nach ist das nicht richtig, weil das der Religion zuviel Macht gibt. Es sollte unser Glaube sein, der uns daran hindert. Wir sollten glauben, dass es nicht richtig ist, anderen Menschen Leid anzutun und dass es richtig wäre, alle Menschen zu lieben.

Und worauf baut dieser Glaube auf? Auf Religion! Beide sind unweigerlich miteinander verbunden und es wird nur schwer sein, sie zu trennen.
Wenn du aber den Glauben von der Religion trennen willst, dann musst du ihn auch soweit trennen, dass er gar nichts mehr mit ihr zu tun hat! Dann kann ich auch an die Ideale der Aufklärung, der franz. Revolution oder ähnliches glauben (das dies alles historisch gescheitert ist, ist irrelevant, da ich an die Ideale glaube. Ich denke ja auch nicht an die Historie des christlichen Glaubens, wenn ich glaube, was auch nicht im Sinne des Ganzen wäre).
Wenn du den Glauben säkularisieren willst (:D) dann musst du jeglichen Glauben erlauben. Das hast du ja zum Teil bereits gesagt (Korrigiere mich, wenn ich irre). Aber würde das nicht dazu führen, dass die großen Religionen einen enormen Mitgleiderschwund verzeichnen werden, da ein persönlicher Glaube viel besser und v.a. einfacher ist? Es wäre zwar nicht dann das Ende der großen Religionen, aber zumindest würde sie nur eine unter viele werden.


Man kann nicht an die Vernunft der Menschen appellieren. Damit das möglich ist, müsste sich der Mensch zuerst ändern. Man muss an die Gefühle des Menschen appellieren, um ihn zu erreichen.

Ok, ich würde dir zustimmen, die breite Masse der Menschen ist auf dem Wege der Vernunft nur schwer zugänglich. Aber dennoch müsste es möglich sein, gegenüber der Religion Institutionen zu gründen, die auch Einfluss üben können.
Der Nationale Ethik-Rat ist zum Beispiel eine solche. Ich würde zugeben, das sein Einfluss bisher noch begrenzt ist, aber notfalls könnte man das ja gesetzlich verankern und dann später, wenn er sich etabliert hat, wieder vom Staat trennen. Oder eine Art Moral-Aufsichtsbehörde über die Wissenschaft bilden, der alle Wissenschaftler angehören. Und wenn dort ein Anfang gemacht ist, wird sich das auch nach und nach auf den gemeinen Menschen abbilden. Über die Medien ließe sich auch vieles machen. Dazu bräuchten wir die Religion nicht unbedingt.
Auch wenn das Zukunftsmusik ist.


Wann sind Kriege sinnvoll?
Kriege haben schon immer die Wirtschaft angekurbelt (wenn auch auf Kosten des Staates) und haben für die meisten technischen Innovationen gesorgt. Ohen Kriege würde wir dies nicht schreiben können. Und wieviele Menschen gäbe es ohne den Krieg mehr? Wir würden in der Überbevölkerung ersticken

"Der Krieg und der Muth haben mehr grosse Dinge gethan, als die Nächstenliebe. Nicht euer Mitleiden, sondern eure Tapferkeit rettete bisher die Verunglückten."
Friedrich Nietzsche


Nur wenige Menschen entwickelten die Atombombe, aber Millionen von Menschen haben/hätten Skrupel sie einzusetzen, bzw. haben bedenken sie überhaupt irgendwo zu lagern.
Somit üben diese Menschen irgendwo religion aus -> eine Welt ohne Religion, aber mit Menschen kann praktisch nich existieren.
Denn wenn kein Mensch mehr bedenken hätte, etwas zu erfinden/nutzen und es auch keinen Skrupel mehr gäbe gefährliche Waffen einzusetzen, würde die Menscheit früher oder später auf irgendeine weise eliminiert.

Entwickelten wirklich nur wenige Menschen die Atombombe? Nein, die Enwtwicklung der Atombombe geschah zu Zwecken der Verteidigung und war damit Wille eines ganzen Volkes (ich beziehe mich jetzt nur auf den amerik. Teil). Sie geschah mit stummen Einverständnis eines ganzen Volkes (wobei dies jetzt keine Anklage sein soll).
Das die Atombombe weiterhin nur zu Zwecken der Abschreckung eingesetzt wurde ist somt auch kein gutes Zeugnis für eine erfolgreiche Intervention des Glaubens, sondern nur ein Beweis des Überlebenswillens des Menschens.
Und so wird es auch in Zukunft sein. Die Menschheit wird sich nicht komplett selbst vernichten, da das Überleben des Menschen unser aller Ziel ist, unabhängig von Religion.