Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reviewcenter
Tawarien
05.03.2012, 14:37
I saw the Devil
http://upload.worldofplayers.de/files8/13___I_saw_the_Devil_klein.jpg
Start: 12.08.2010 (Südkorea)
Genre: Thriller
Regie: Jee-woon Kim
Schauspieler: Lee Byung-hun, Choi Min-sik
Plot:
Die Tochter des Ex-Polizeipräsidenten Jang wird entführt und brutal ermordet. Der Täter, Kyung-chul, ist ein Serienmörder und gefährlicher Psychopath, der es bis jetzt erfolgreich geschafft hat, mit seinen Taten ungefasst davonzukommen. Kim Soo-hyeon, Geheimagent und kürzlicher Verlobter seines letzten Opfers, schwört an ihrem Grab blutige Rache, der Täter solle so sehr leiden, wie sein Opfer. Mithilfe seines Fast-Schwiegervaters bekommt er die Akten der vier Hauptverdächtigen und macht sich auf den Weg, seine Rache zu bekommen. Die ersten Beiden misshandelt er grausam, nur um herauszufinden, dass sie nicht die Täter waren. Die Adresse des Dritten, bei dem es sich um Kyung-chul handelt, führt zu seinem Elternhaus, in dem auch sein Sohn lebt. Dieser kann ihm seinen jetzigen Aufenthaltsort verraten. In der kleinen Hütte findet Kim in einem Schrank Damenhandtaschen, BHs und Schuhe vor, und auch der Verlobungsring Jangs, den sie im Keller verloren hatte und er merkt, dass er den Täter – beziehungsweise sein Opfer – gefunden hat. Später, als Kim zurückkehrt, findet er Kyung vor. Dieser hat gemerkt, dass man ihm dicht auf den Fersen ist. Er ist über ein junges Mädchen gebeugt, das er bei seinem eigentlichen Job als Schulbusfahrer entführt hat, vergewaltigen und ebenfalls töten will. Kim überwältigt Kyung, schlägt ihn brutal zusammen und kurz bevor er ihn töten könnte, steckt er ihm einen Peilsender in Form einer Tablette in den Hals und lässt ihn mit einer Menge Geld zurück. Das Spiel hat gerade erst begonnen.
Über den Film:
I saw the Devil ist ein Racheepos, wie man ihn in koreanischer Manier gewöhnt ist. Brutal und kompromisslos. Wie schon in Park Chan-wooks Rachetrilogie mutiert der geschädigte zu einem Mann, der sich mit der Fahne der Selbstjustiz ihren Weg zur Wahrheit durchschlägt. Jee-woon Kims Film geht da allerdings noch einen Schritt weiter. Die nietzschehafte Entwicklung des Protagonisten ist immer zu bemerken, sodass sogar der eigentliche Täter und Psychopath seinen Jäger als solchen bezeichnet und stellenweise Angst vor ihm bekommt. Gefühllos, fast katatonisch, schlitzt sich Kim Soo-hyeon erst zu dem Täter/seinem Opfer vor, nur um ihn dann immer weiter zu quälen und gleichzeitig neue Gräueltaten von ihm zu verhindern. Was folgt ist ein gnadenloses Katz-und-Maus-Spiel und ein Kräftemessen zweier Männer, die nichts mehr zu verlieren haben, außer das Spiel selbst.
Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht bei zum Ungeheuer wird.
Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
Friedrich Nietzsche
Brutal und kompromisslos ist I saw the Devil und das weiß der Regisseur auch sehr gut darzustellen. Teils sehr drastische Darstellungen von Gewalt sind zu sehen, wie man es von ostasiatischen Filmen dieser Art gewohnt ist und erwartet.
Meinung:
Rache um jeden Preis. Fühlt man anfangs noch mit dem Protagonisten mit und gönnt ihm seinen Feldzug, merkt man allerdings bald, wie sehr er sich selbst in die Täterrolle setzt und wie brutal er seinen Weg geht. Insgesamt ist I saw the Devil aber ein großartig inszenierter Racheepos, der mit Brutalität allerdings nicht geizt. Die nietzschehaften anleihen tun ihm sehr gut und bereichern die Idee, die schon oft aufgegriffen wurde, um vieles!
IMDB: 7.8
Darsteller: 8/10
Plot: 6/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 8/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=w0snTMUKTkA)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=tkwEFKdTckk)
Amazon (http://www.amazon.de/I-Saw-Devil-Lee-Byung-hun/dp/B004L88M9I/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1330958209&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.com/2012/03/i-saw-devil.html)
Tawarien
09.03.2012, 16:58
Der Tintenfisch und der Wal
http://upload.worldofplayers.de/files8/Der_Tintenfisch_und_der_Wal_klein.jpg
Start: 01.05.2006
Genre: Tragikomödie
Regie: Noah Baumbach
Schauspieler: Jeff Daniels, Laura Linney, Jesse Eisenberg, Anna Paquin
Plot:
Familie Berkman aus Brooklyn, New York 1986: Auf den ersten Blick eine normale, glückliche Familie. Vater Bernard ist ein erfolgreicher Schriftsteller und seine Frau Joan schafft gerade mit ihrer Schreiberkarriere den entscheidenden Schritt. Der 16 jährige Sohn Walt entdeckt seine Leidenschaft für das künstlerische, vor allem die Gitarre und interessiert sich nebenbei für Literatur. Frank, 12, findet Gefallen am Tennisspiel mit seinem Trainer Ivan und den Spielen mit der gesamten Familie. Doch das Glück ist trügerisch, nach kurzer Zeit offenbaren die Eltern ihren Kindern, dass sie sich scheiden lassen. Überrumpelt von dieser Mitteilung versuchen die Söhne ihren auch nicht ganz rund laufenden Alltag zu bewältigen. Walt, der sehr von seinem dominanten und starken Vater beeinflusst wird, gibt vor, all die Literatur zu kennen, die dieser als gut und lesenswert erachtet und jongliert amateurhaft mit einzelnen Fachbegriffen über diese Bücher, ohne sie überhaupt selbst gelesen zu haben. Frank wiederrum, an der Schwelle zur Pubertät, wird zunehmend aggressiver, weiß nicht, mit seinem aufkeimenden Sexualtrieb umzugehen und fängt an, heimlich Alkohol zu trinken. Joan und Bernard teilen sich das Sorgerecht, das die Kinder unter der Woche regelmäßig zu beiden hin und herschickt. Während Joan gefangen zwischen der alten Ehe und neuer Liebe, dem Tennislehrer Ivan, sieht Bernard ihren Erfolg und seinen zunehmenden Misserfolg als Autor als Grund für die Trennung und wirft ihr das vor.
Über den Film:
Der Tintenfisch und der Wal zeigt alltägliche Probleme einer Scheidung für alle Beteiligten zu einer Zeit, in der eine Trennung noch nicht so normal war wie jetzt. Mit viel Gefühl ist zu sehen, wie die jeweiligen Personen weiterzuleben, aber die Tatsache sich doch immer wieder in ihr Leben schleicht. Beispielsweise wie die Brüder sich, genau wie die Eltern, immer weiter voneinander entfernen. Walt, der nach kurzer Zeit nur noch bei seinem Vorbild, seinem Vater leben möchte und versucht, ihn zu beeindrucken und Frank, der zwar immer mehr die teils cholerische Art seines Vaters annimmt, mit ihm selbst aber immer weniger zurechtkommt. So lernt Walt Pink Floyds „Hey You“ zu spielen und zu singen und gibt es als seine eigene Komposition aus. Auch in Sachen Frauen ist er hin und hergerissen. Während sein Vater meint, mit seiner ersten Freundin könne er ja mal ein paar Sachen ausprobieren, wäre ja eh nichts festes, ist Walt selbst noch nicht wirklich bereit, diesen Schritt zu machen. Frank, der heimlich trinkt und anfängt, seinen Tennislehrer zu beleidigen, wenn er verliert, entwickelt sich zunehmend von seinem Vater weg, ist aber auch über das Verhalten der Mutter, die offen mit ihrer Sexualität umgeht, sehr verwirrt. Gerade der Alkohol ist ein großer Kritikpunkt, den ich zu dem Film habe, man sieht Frank trinken, erst Bier, später Whiskey, aber wirklich weiter darauf eingegangen wird nicht. Das wäre, wie ich finde, aber definitiv nötig. Generell geht der Film zwar auf sehr vieles ein, aber die letzten Schritte fehlen manchmal. Als sich Bernard der Studentin Lili, die kurzzeitig bei ihm wohnt, nähert, auch gegen ihren Willen zum Beispiel. Zwar passiert nicht wirklich was, aber die Szene selbst hätte noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie stellt zwar die Dominanz, die der Vater generell auszustrahlen versucht, gut dar, aber sie dann einfach nur fast kommentarlos ausziehen zu lassen ist etwas wenig.
Technisch und schauspielerisch gibt es an Der Tintenfisch und der Wal nichts auszusetzen, mir gefällt vor allem der Versuch, den Film wie einen typischen aus den Achtzigern aussehen zu lassen.
Meinung:
Der Tintenfisch und der Wal ist ein trauriger Blick auf die Realität einer zerrütteten Ehe. Abgesehen von einigen Schwächen zeigt er mit einer passenden, melancholischen Note, die Situation, in der jeder der Familie, aber auch Freunde derer geworfen werden. Man fühlt die autobiographische Note des Regisseurs in jeder Minute und nimmt ihm ab, zu wissen, worüber er berichtet.
IMDB: 7.5
Darsteller: 9/10
Plot: 7/10
Effekte: 4/10
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 7,5/10
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=lIMv-UqZ4Ds)
Amazon (http://www.amazon.de/Der-Tintenfisch-Wal-Jeff-Daniels/dp/B000JQVE1Y/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1331312287&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.com/2012/03/der-tintenfisch-und-der-wal.html)
A Serious Man
http://upload.worldofplayers.de/files8/2Yawaseriousman.jpg
Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=9FYtprwg1As)
Jahr: 2009
Land: USA
Regie: Joel & Ethan Coen
Drehbuch: Joel & Ethan Coen
Hauptdarsteller: Michael Stuhlbarg
----------------------------------------------------------------------
A Serious Man ist eine Komödie des Regie- und Autoren-Duos Joel und Ethan Coen, die sich um das Leben des jüdischen Familienvaters Larry Gopnik dreht. Larry hat mit seiner Frau Judith zwei Kinder und besitzt ein ansehnliches Vorstadthäuschen samt geräumigem Garten. Er unterrichtet Physik und lebt ein zufriedenes Leben. Eines Tages schlägt einer von Larrys Schülern vor, seine negative Note aufgrund gewisser Umstände in etwas positiveres zu verwandeln und vergisst dabei einen prall gefüllten Geldumschlag auf Larrys Schreibtisch. Am selben Tag lässt ihn seine Frau aus heiterem Himmel wissen, dass sie eine rituelle Scheidung möchte um daraufhin innerhalb der Kirche einen langjährigen Familienfreund zu heiraten. Von diesen Ereignissen eingeläutet, dreht sich die Spirale welche Larrys Leben langsam in einen Scherbenhaufen verwandelt stetig weiter.
Larry selbst ist ein hoffnungsvoller Langweiler, dem die Charakterstärke fehlt um sich gegen seine Unterdrücker aufzulehnen. Er ist außerdem der glaubhafteste Charakter des Films. Ein echter Mensch in einer Welt voller freundlich lächelnder, hassenswerter Karikaturen, die unablässig von allen Seiten auf ihn ein picken. Durch Larrys Rolle des glaubhaften Jedermanns fühlt man mit ihm. Der Film weiß mit einer wachsenden Frustration zu bedrücken während er zeitgleich im Minutentakt amüsiert. Ein Wechselbad der Gefühle wäre der falsche Ausdruck, da beide Gefühlseben zeitgleich wirken.
Die Dialoge wissen durch die frustrierenden, irritierenden und perplexen, dabei aber absurd komischen Äußerungen der Charaktere, mit denen Larry sich konfrontiert sieht zu amüsieren.
Ab einem gewissen Punkt habe ich mir gewünscht, der Film würde damit enden, dass Larry mit einer Schrotflinte durch sein Umfeld wütet. Es sei aber verraten, dass ihm diese Erlösung nicht gewährt wird.
----------------------------------------------------------------------
8/10
----------------------------------------------------------------------
A Serious Man auf Imdb.com (http://www.imdb.com/title/tt1019452/)
A Serious Man auf Rottentomatoes.com (http://www.rottentomatoes.com/m/a_serious_man/)
Tawarien
25.03.2012, 19:50
Mulholland Drive
http://upload.worldofplayers.de/files8/15___Mulholland_Drive_klein.jpg
Start: 3. Januar 2002 (DE)
Genre: Mystery-Thriller
Regie: David Lynch
Schauspieler: Naomi Watts, Laura Harring, Justin Theroux
Plot:
Betty kommt voller Hoffnung in Los Angeles an. Ihre Tante, eine erfolgreiche Schauspielerin, die zurzeit in Kanada arbeitet, hat Betty ihre Wohnung zur Verfügung gestellt. Dieses nimmt Betty als Anlaufpunkt, um in LA ihre eigene Karriere als Schauspielerin zu starten. Von der Wohnungsverwalterin reingelassen findet Betty eine recht wortkarge Frau vor, die sich als Rita vorstellt. Nach einem kurzen Gespräch mit ihrer Tante Ruth klärt sich der Irrtum Bettys auf, die Rita für eine Freundin ihrer Tante gehalten hatte. Die unbekannte Frau erklärt, sich an nichts mehr erinnern zu können, nicht mal ihren Namen und wie der Haufen Geld in ihrer Handtasche dort hingekommen ist, nur an den Namen "Mulholland Drive". Der Straßennamen und eine Kopfverletzung Ritas bringt Betty auf die Idee, sie könnte in einen Autounfall verwickelt worden sein und die beiden Frauen machen sich daran, Ritas wahre Identität herauszufinden. Nebenbei arbeitet Betty auch noch recht erfolgreich an ihrer Karriere.
Adam Kesher ist Regisseur und arbeitet gerade an einem neuen Film. In einem Treffen mit offensichtlich zwei wichtiger Männer der Branche erläutern diese Adam, welche Hauptdarstellerin er für seinen Film besetzen müsse. Dieser will sich allerdings nichts vorschreiben lassen und stürmt zornig aus dem Raum. Nur um bei ihm zuhause seine Frau zusammen mit dem Poolreiniger im Bett vorzufinden. Der Regisseur zieht sich in ein schäbiges Hotel zurück um dort von seiner Assistentin zu erfahren, dass er pleite sei, was seiner Meinung aber nicht möglich ist. Sie erzählt ihm auch, dass ein gewisser "Cowboy" sich mit ihm Treffen will. Dieser erklärt ihm, er solle sich beim baldigen Vorsprechen für die Hauptrolle seines Filmes positiv zu Camilla Rhodes äußern soll, der Frau, die ihm beim vergangenen Treffen schon vorgeschlagen wurde. "Diese ist die Richtige!"
Über den Film:
So wie sich der Film in meiner - zugegebenermaßen ziemlich oberflächlicher Zusammenfassung darstellt - ist er erst mal nicht. Allerdings fällt es recht schwer, überhaupt über den Film eine kurze Zusammenfassung zu schreiben, denn entweder bleibt man nicht kurz oder bleibt eben oberflächlich.
Mulholland Drive ist, ganz lynchtypisch, kein einfacher Film und somit nichts für Zwischendurch. Der Filmfan muss sich im Klaren sein, was er gerade sieht und vor allem, was er im Kontext neuer Erkenntnisse gesehen hat. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt scheint der Film eine Art seichtes Drama zu sein, eine Darstellung des Lebens dreier Menschen. Nur manche Szenen, die zwischendurch zu sehen sind, scheinen nicht unbedingt einzuordnen zu sein. Da ist zum Beispiel die mafiaartige Vereinigung, die unbedingt verhindern will, dass Adam seine eigene Entscheidung über die Hauptrollenbesetzung trifft und ihm vorschreiben will, wen genau er jetzt wählen soll. Oder ein Psychologengespräch zweier Männer und ein Raubmord, die sich bis kurz vorm Ende nicht wirklich einordnen lassen.
Man könnte jetzt mit langen und weiten Ausschweifungen sehr weit ins Detail gehen, was in gewisser Weise auch ganz interessant sein könnte, aber das führt an dieser Stelle zu weit, vor allem, weil sich wohl keine wirklich hundertprozentige Interpretation finden wird. Handelt es sich hierbei nun um eine surreale Version von Los Angeles und der Filmindustrie, dargestellt als ein großes, unverständliches, fast kafkaeskes Individuum, oder um den Traum einer gescheiterten Künstlerin, die sich ihren Fehlschlag schön redet?
Meinung:
Mulholland Drive kann jedem Filmfan nahegelegt werden, der sich gerne lange Gedanken über einen Film macht, den man nicht direkt auf Anhieb - wenn überhaupt - versteht. Es ist eine alptraumhafte Darstellung des amerikanischen Traumes und der, oberflächlich gesehen, Traumfabrik Hollywood, als die sich die Industrie dort sehr gerne darstellt. Ein paar Glückliche haben Erfolg und der Rest bleibt auf der Strecke und muss zusehen, wie er damit klar kommt. Die lynchtypische Filmästhetik tut ihr übriges. Das hässliche Gesicht Hollywoods wartet hinter jeder Hofecke.
IMDB: 8.0
Darsteller: 9/10
Plot: 8/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 10/10
Gesamteindruck: 9/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=1K93m4euf2k)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=96R9MG0DxLc)
Amazon (http://www.amazon.de/Mulholland-Drive-Finsternis-Justin-Theroux/dp/B00005U51E/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1332701388&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/03/mulholland-drive.html)
Harbinger
26.03.2012, 03:41
Avatar - Aufbruch nach Pandora
http://upload.worldofplayers.de/files8/l_499549_36a6f9cd.jpg
Kinostart: 17.12.2009
Genre: Sci-Fi (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379144)
Regie: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver
FSK: 12
Inhalt: Der querschnittsgelähmte Marine Jake Sully springt für seinen kürzlich verstorbenen Zwillingsbruder bei einer Mission auf dem Planete Pandora ein, der das für die sterbende Erde wichtige Element "Unobtainium" in rauhen Mengen beherbergt. Wären da nur nicht diese lästigen Ureinwohner. Also wird Jake in einen Avatar, eine künstliche Lebensform, geklont aus Zellen von Menschen sowie Na'vi, den Ureinwohnern von Pandora, eingespeist, um herauszufinden, wie man die widerspenstigen Aliens dazu bringen kann, das wertvolle Zeug aufzugeben. Allerdings findet Jake nicht nur die Tatsache, wieder funktionierende Beine zu haben, sondern auch die allgemeine Einstellung der Na'vi recht cool. Was er weniger geil findet, ist die brutale Art des menschlichen Kommandanten Miles Quaritch, der die Na'vi im Zweifelsfall halt auch von ihrem Unobtainium-Vorrat runterbomben würde...
Kritik: Ja, ich bin wieder da. Und weil's so schön ist, hab' ich mir auch gleich ein Schwergewicht vor dem Herren ausgesucht.
Mal wieder als gefühlt letzter Mensch auf diesem Planeten (keine Ahnung, ob das auf Pandora anders ausschaut, vielleicht wollen die blauen Aliens ja gerne mal Zukunfts-Doku büffeln, wer weiß es nur) habe ich DEEEEEEEN Blockbuster des Jahreswechsels 2009/2010 gesehen. Wieso, weshalb, warum? Punkt 1: Er interessierte mich einfach nicht. Punkt 2: Der elende Hype zu Zeiten des Kinostarts hat mir die Galle hochkommen lassen. Punkt 3: Es ergab sich halt einfach nicht. Ihr kennt mich, ich kaufe im Jahr etwa dreitausend Filme und schaue mir Pi mal Daumen ungefähr drei an. Da hat man einen so massiven Überhang (pun intended), dass man irgendwo gezwungenermaßen Abstriche (pun intended UND NOCHMAL!) machen muss. Wie auch immer, irgendwann kommt bei mir tatsächlich jeder mal dran, und sei's um drei in der Früh beim nächsten Kinoforums-CT, wenn ich mal wieder so was nuschle wie "Den hab' ich noch nicht gesehen, auf geht's" (keine Sorge, den sehr interessant betitelten "Rip it off" mit Natassja Kinski jagte ich gestern... errr... vorgestern durch den Player, dementsprechend bleibt er euch ersparrt, aber mir bleibt wohl nur zu sagen "What the fuck, was ist kaputt bei dir, Film???"). Und irgendwann dann halt auch mal "Avatar", den ich für kleines Geld wenn ich mich recht entsinne hier im Forum irgend jemandem abschwatzte. Es gibt noch einen weiteren Grund, wieso ich den Film so lange aufschob. Ich wollte den Hype so weit sacken lassen, dass ich ein halbwegs glaubhaftes Urteil aus den Kritiken herauslesen konnte, um den Film dann nicht mehr von vorneherein ganz so sehr zu hassen. Es klappt ein Stück weit. Als ich die DVD in den Player schob, war ich guter Dinge (noch vor wenigen Wochen schrob ich dem Kollegen Re'on im ICQ so etwas wie "Ach was, so schlecht KANN der doch gar nicht sein), dass der Film meine gar nicht so hohen Ansprüche erfüllen würde. Ja, ich saß vorhin gemeinsam mit Leopold auf dem Sofa in freudigster Erwartung, "Avatar" nicht scheiße zu finden, sowie zeitgleich dem festen Vorsatz, den Film bestem Wissen und Gewissen zufolge wirklich zu mögen.
Tja, hat nicht geklappt.
First things first, "Avatar" ist kein Film, über den ich Stunden, Tage, Wochen, Monate meckern könnte. Ganz im Gegenteil, meine Kritik würde (wird?!?) recht knapp ausfallen, da ich weniger wütend, sondern viel mehr ehrlich traurig darüber bin, was das für ein Film ist. Es ist nämlich auf eine morbide Art und Weise wirklich faszinierend, dass uns Technikvisionär vom Dienst, James Cameron, es geschafft hat, eine Herzensangelegenheit wie "Avatar" (er wollte den Film eigentlich schon 1999 fertig haben, allerdings hätte das Budget damals mehr als 400 Millionen Dollar betragen, so dass der Film eine ganze Weile auf Eis gelegt wurde), auf jeder relevanten Ebene so dermaßen zu verkacken... Es ist mir massiverweise unbegreiflich, wie ein Film, in den so viel Geld, so viel Arbeit, so viel - Berichten zufolge - Herzblut gewandert sein soll, so eine kreative, emotionale und handwerkliche Pleite geworden sein kann. Die Diskrepanz zwischen Potential und Payoff, die "Avatar" an den Tag legt, ist nicht mal mehr ein Grund, sich darüber aufzuregen, tatsächlich wütend zu werden. Stattdessen kann ich nur mit traurigem Blick und gesenktem Haupt den Kopf schütteln, ob der massiven Skala, auf der James Cameron versagt hat.
Ich meine, wie kann es sein, dass man geschätzte 237 Millionen Dollar (den Schätzer möchte ich mal kennen lernen, der so eine krumme Zahl veröffentlicht...) in einen Film steckt, quasi das komplette Drehbuch aber aus dem nächsten Mülleimer klaut? Okay, ich habe den Film nicht auf einer riesig großen Leinwand in total tollem 3D gesehen. Aber andererseits bin ich auch der Ansicht, dass ein Film, der Höchstwertungen einfährt, diese wegen etwas anderem verdienen sollte, als Illusionen, die er einem ins Gesicht wirft. Ich meine, wozu schauen wir uns gute Filme wieder und immer wieder an? Weil irgend etwas durch optische Tricktechnik etwas weiter vorne liegt, als etwas anderes? Zugegeben, ich habe mir Filme schon aus geringeren Gründen angeschaut (auch mehrfach), aber ich habe nie behauptet, dass sie trotzdem gut wären (oder sagen wir mal selten). "Avatar" ist jedenfalls nicht gut. Zugegeben, er ist auch nicht schlecht. Aber wenn ich eine Sache von MovieBob und diversen anderen *ahem* professionellen Kritikern gelernt habe, dann, dass das das vernichtendste Urteil ist, das man einem Film angedeihen lassen kann.
Was "Avatar" ist, das ist eine - für die langjährige Herzensangelegenheit des Regisseurs - erstaunlich seelenlose Angelegenheit. Quasi ohne auch nur einen einzigen Gedanken an Sinn, Zweck und Wirkung zu verschwenden, klaut James Cameron sich hier das generischste Drehbuch des Universums zusammen. Ich weiß, dass der gute Mann schon immer mehr am Fortschritt der Filmtechnik interessiert war, als an wirklichen Inhalten. Aber was er hier gemacht hat, spottet wahrlich jeder Beschreibung. Alle Figuren in dieser Chose sind müde Karikaturen, die tun, was dem Plot gerade zuträglich ist. Es tut mir in der Seele weh, eine grandiose Schauspielerin wie Sigourney Weaver auf diesem absteigenden Ast zu sehen. Die gute Frau geht stramm auf die 70 zu (und sieht immer noch durchaus brauchbar aus, ja, es ist kein Geheimnis, dass ich "älteren Frauen" nicht abgeneigt bin, get over it) und muss hier eine Rolle spielen, die bei einer 20-jährigen erzwungen hip wirken würde. Ohne Verstand dafür, was ein "Charakter" ist, bastelt Cameron hier Archetypen zusammen, die auf eine massive Pointe hin inszeniert werden, die der Zuschauer nicht nachvollziehen kann, nicht versteht, weil er nicht begreift, was Cameron mit diesen "Figuren" will. You know you're in trouble, wenn der überzeugendste Darsteller des ganzen Ensembles Sam Worthington ist.
Nicht, dass Worthington schlecht wäre. Er erledigt das, was er zu erledigen hat, mit einem Elan, den man ihm angesichts des Materials gar nicht zutrauen würde. Was er aus Jake Sully macht ist keine memorable Figur, aber im Gegensatz zu vielen anderen Charakteren ist er wenigstens nachvollziehbar. Joel David Moore als Norm? Wer zum Geier war das? Giovanni Ribisi als evil capitalist vom Dienst, Parker Selfridge? Wer hat dem die Frühstücksflocken versalzen, dass ihm als einzige Lösung jedes Problems Genozid einfiel? Michelle Rodriguez als Pilotin Trudy? Abgesehen davon, dass sie eine grauenhafte Schauspielerin ist, konnte ich aus ihren über den ganzen Film verteilten sechs Dialogzeilen keinen glaubhaften Grund herauslesen, wieso sie quasi militärischen Hochverrat begehen sollte. Camerons Figuren sind genau so blass, wie sein Drehbuch uninspiriert ist. Was bleibt einem also? Die optische Komponente?
Da bleibt die große Offenbarung dann leider auch aus. Den ganzen Film über war ich hin und her gerissen, wie man dieses Problem hätte lösen können. Entweder die Szenen auf Pandora nachbauen und die Na'vi von Menschen in Kostümen spielen lassen, oder aber den ganzen Film als Animationsfilm drehen. So wie es war, prallten jedes Mal Welten aufeinander, wenn Realfilm und CGI die undankbare Aufgabe hatten, miteinander interagieren zu müssen. Teilweise ist das ein handwerkliches Problem, man sah dem Film zu jeder Zeit jedes Quentchen CGI an, den wesentlich größeren Klopser lieferte sich aber das Artdesign. Die ganze Welt, in der der Film spielt (also irgendwo Pandora) ist nämlich einerseits viel zu comichaft geworden, als dass man sie mit einem "realistischen" Sci-Fi-Setting in denselben Raum lassen dürfte, andererseits ist sie auch so kacklangweilig, dass sich mir regelmäßig die Fußnägel hochrollten, um sich in den wohlverdienten Sommerschlaf zu verabschieden. Voll krass hübsche Blumen und merkwürdige Bestien, die aussahen, als hätte man unserer afrikanischen Fauna und Flore noch ein paar zusätzliche Dornen hier und da hinzugefügt, zum Trotz, war da doch letzten Endes doch wieder alles grün in grün und wenn ich das sehen will, dann kann ich mich auch bei einem beliebigen Vietnam-Kriegsfilm langweilen. Es ist wirklich unvorstellbar, wie Cameron und sein Team es schaffen, quasi das Potential für ALLES, ALLES, ALLES aufzubauen und dann so massiv zu langweilen. "Avatar" sieht von vorne bis hinten einfach mittelmäßig aus. Und lässt durch massiven CGI-Einsatz auch die Gravitas eines echten Actionfeuerwerks empfindlich vermissen. Also wieso sollte man sich diesen Film überhaupt anschauen?
Truth be told: Weil er doch irgendwie funktioniert. Die Story ist lahm, aber es ist nun mal ein tausendmal erprobtes Konstrukt, das auch in so einer dermaßen uninspirierten Ausführung noch funktioniert (zumal wie gesagt die Figur des Jake Sully im Gegensatz zu allen anderen Figuren des Films etwas nachvollziehbares an sich hat), die Effekte sind ein artistisches Debakel, aber wenn's an allen Ecken und Enden rummst, dann stört das gar nicht so sehr. Echt wahr, der Showdown (der leider auch die singuläre Actionszene des Films ist) macht viel Laune. Genau das hinterlässt aber auch den bitteren Beigeschmack, den "Avatar" in meinem Mund auslöste. Der Film ist ein B-Movie der schwächsten Sorte, allerdings mit einem A-Budget ausgestattet, das so ein Film von Rechtswegen her gar nicht haben dürfte. Ein dummes Drehbuch, eine Inszenierung, die Geld an Stellen verpulvert, die sie gar nicht bräuchten (echt wahr, der handelsübliche Wald von nebenan sieht tausendmal geiler aus als Pandora und kostet nur einen Bruchteil wenn überhaupt, nimm dir mal ein Beispiel and "Westender (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=5172924)" oder so, Cameron, da weißt du, wie man mit 'ner Kamera und einem Budget umgeht), und dann am Ende wieder nicht genug hat, um das zu zeigen, was eigentlich Spaß machen würde. "Avatar" ist von vorne bis hinten vorhersehbar, gleichzeitig aber von der dramaturgisch-inszenatorischen Perfektion eines "Starship Troopers (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=13094618)" so weit entfernt wie ich von einem objektiven Kritiker. Alles in allem zwar kein langweiliger, dafür aber ein völlig belangloser Film, bei dem niemand irgend etwas verpasst hat, wenn er ihn nicht gesehen hat, und der, wenn es auch nur ein Quentchen Gerechtigkeit auf diesem Planeten gibt, in fünf bis zehn Jahren weitestgehend vergessen ist.
Kommen wir zum Fazit: "Avatar" ist ein Film, den man sich an einem verregneten Sonntagnachmittag oder so gerne mal anschauen kann. Er unterhält durchgängig ganz okay und macht gegen Ende sogar wirklich ein bißchen Spaß, ist davon abgesehen aber so eine dermaßene kreative sowie handwerkliche Nullnummer, dass man als ernsthafter Filmfreund nur den Kopf schütteln kann. Zu sehr verliebt zeigt sich Regisseur Cameron scheinbar in seine eigens entwickelte 3D-Technik, als dass ihn die Defizite von Skript, Inszenierung und Charakteren belangen könnten. "Avatar" ist ein seelenloses Monstrum von einem Film, nicht interessiert an Inhalten jeglicher Art, sondern einfach nur ein technisches Showcase, angereichert mit der faulsten Möglichkeit, so was über die Bühne zu bringen. Glücklicherweise aber schmerzfrei konsumierbar, für wen auch immer das ein Pluspunkt sein dürfte.
Einzelwertungen
Darsteller: 06/10 (wie gesagt, man sollte anfangen, sich Gedanken zu machen, wenn Worthington die Riege anführt)
Plot: 02/10 (ein einziges Armutszeugnis für alle Beteiligten)
Effekte: 06/10 (mieserables Artdesign verleidet die handwerklich ganz okayen CGI-Effekte)
Anspruch: 02/10 (schwarz-weiß-Malerei aus dem Hause Cameron, viel zu sehr beschäftigt damit, sich auf die 3D-Technologie einen von der Palme zu wedeln, als dass man noch irgend einen tieferen Sinn hätte einbauen können)
Gesamteindruck: 06/10 (schmerzfrei konsumierbare 150 Minuten sinnbefreites Bla Bla, die sicher mit 200 Millionen weniger und 60 Minuten kürzer besser heruntergekurbelt geworden hätten können sein... dings, ihr wisst, was ich meine)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.0) (http://www.imdb.com/title/tt0499549/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=1fGW_ydP2nk)
Die DVD bei Amazon.de
The Shield – Season 1
http://upload.worldofplayers.de/files8/Shield_Season_1.jpg
Name: The Shield Season 1
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Serie / Krimi / Drama
Darsteller: Michael Chiklis
FSK: 16
Laufzeit: 577 min.
Inhalt:
Vic Mackey und sein Strike-Team sind eine der erfolgreichsten Polizeieinheiten im fiktiven Farmington-Distrikt von Los Angeles. Jedoch verwendet das Team fragwürdige Methoden und wirtschaftet auch schon einmal gerne in die eigene Tasche, weshalb die vier Männer auf der Abschussliste des politisch ambitionierten Polizeicaptains stehen.
Meinung:
Vor ziemlich genau 10 Jahren (es war laut imdb der 12. März und ich sah die Staffel schon vor gut einer Woche und schrieb da auch schon dieses Review) lief im amerikanischen Fernsehen die erste Folge einer Serie, die bis heute hierzulande kaum Bekanntheit erlangt hat, „The Shield“. Die Serie brachte es letzten Endes auf 7 Staffeln (wie ich feststellen musste, prophezeite ich in meinem Review zu Staffel 2, dass es noch mehr geben würde, aber hey, an dem Review muss ich ohnehin ein paar Änderungen vornehmen) und Hauptdarsteller Michael Chiklis gelang es sogar durch seine Leistung in der ersten Staffel James Gandolfinis Emmy-Serie zu durchbrechen. Neben der Tatsache, dass „The Shield“ es schaffte nach der letzten Staffel sich selbst ein würdiges Ende zu setzen, der wohl nennenswerteste Erfolg gegenüber HBOs „Familien“-Serie.
„The Shield“ ist eine Cop-Serie, ein Begriff mit dem zumindest ich wenig aufeinander aufbauende Episoden mit eher dürftig entwickelten Charakteren verbinde. Zu ihrer Verteidigung, ich habe mich mit noch keinem CSI-Ableger oder Ähnlichem näher auseinandergesetzt, folglich besteht die Chance, dass ich dem Genre Unrecht tue. „The Shield“ ist anders oder aber viel mehr legt mit seinen ersten beiden Staffeln den Grundstein dafür, anders zu sein. Das Ende der zweiten Staffel endet nämlich mit dem prägnanten Ereignis, das die Handlung der gesamten restlichen Serie, immerhin beachtliche 5 Staffeln, ausmacht.
Aber auch schon davor, lässt sich ein roter Faden nicht verleugnen, eine „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ – Einstellung gibt es bei den Drehbuchautoren nicht, wenn er auch nicht so ausgeprägt ist, wie in den darauf folgenden Staffeln. Zuerst ist es ein Mord, dann ein paar von den Protagonisten unterschlagene Drogen, die die Atmosphäre im Polizeirevier im Hintergrund zum Köcheln bringt, während im Vordergrund unterschiedliche Mordfälle, seien es Gangmorde oder Serienkiller, und andere Polizeitätigkeiten stehen, die von Episode zu Episode unterschiedlich sind oder erst einige Episoden später durch einen neuen Stand der Dinge gelöst werden können. Hinzu kommt die Diagnose von Autismus bei Vic Mackeys Sohn und gegen Ende hin der Aufbau eines neuen Drogennetzwerkes, die den Ton der Serie vorgeben. Ein Drogennetzwerk wohlgemerkt unterstützt von Polizisten und damit gelange ich auch schon zu der großen Stärke von „The Shield“.
Die Serie ist einfach verdammt gut geschrieben und profitiert davon Dinge zu zeigen, die sich andere Serien nicht zu zeigen trauen, allen voran weil sie einem des Öfteren vor moralische Fragen stellen. Der Fokus der ersten Staffel liegt in dieser Hinsicht vor allem auf Vic Mackey - beim zweiten Mal Anschauen war ich sogar etwas erschüttert, wie kurz sein Strike-Team hier eigentlich kommt - der sich selbst einerseits als guten Polizisten sieht, gleichzeitig aber auch als „Landlord“ für Drogendealer, und einer Fraktion den Raum „verpachtet“ ihre Geschäfte zu betreiben, während er die Konkurrenz aus dem Verkehr zieht und dadurch auch noch finanziell profitiert. Jedoch hat der gute Mann seine Grenzen und weist seine kriminellen Geschäftspartner auch gerne schnell wieder in ihre Schranken, wenn sie ihre Sonderrechte überschreiten und das ist das Wunderbare an „The Shield“. Vic Mackey ist einfach unglaublich menschlich, er ist weder ein durch und durch gesetzestreuer Polizist (dafür gibt es andere Figuren), noch gänzlich der Mafia Pate, als der er von seinem Captain bezeichnet wird. Er unterstützt einen Dealer beim Aufbau eines Monopols, doch wenn dieser einen Polizisten mit Waffengewalt einschüchtern möchte oder durch Inkompetenz einen Krieg vom Zaun brechen will, hält Mackey ihn wieder auf und hat keine Skrupel ihn durch einen fähigeren Mann zu ersetzen. Er wandelt stets diese dünne Linie der Moral entlang, entscheidet dabei nie nach Paragraphen, aber so wie du, Leser dieses Reviews, oder ich es in diesen Situationen wohl tun würden – einige Charakterzüge unseres „Helden“ natürlich vorausgesetzt. Und so kommt es, dass die Serie einem einen Menschen als Protagonisten vorsetzt, der in der ersten Folge einen kaltblütigen Mord aus purem Egoismus begeht und man trotzdem, auch in all den folgenden Staffeln, absolut hinter diesem Mann steht. Hinter ihm, seinem Team und ihren Vorgehensweisen, bis hin dazu, dass man sich sogar wünscht, genauso einen Cop wie Vic Mackey in seiner Nachbarschaft zu haben.
Mackey ist das Herz und die Seele der Serie und zudem wohl, wenn ich ehrlich bin, nach Jack Bauer die härteste und zielstrebigste Figur, die das Fernsehen je erleben durfte. (Und das sage ich nur, weil man Jack Bauer 2 Jahre in ein chinesisches Gefängnis gesteckt hat) Trotzdem gibt es zahlreiche andere Charaktere mit ihren Interessen und auch Leiden. Vics Strike-Team kommt, wie bereits erwähnt, dabei eindeutig zu kurz (Ronnie hat in der ganzen Staffel vielleicht eine Handvoll an Sätzen, aber das ändert sich ohnehin kaum), dafür haben gibt es noch ein Team von erfahrener Polizistin, die einen Neuling ausbildet, zwei diensterfahrene Ermittler und den Captain mit politischen Ambitionen, denen nur allzu oft ein Stein in den Weg gelegt wird und nicht selten trägt dieser Stein den Namen Vic Mackey. Und auch wenn ihre Interessen, denen von Mackey gerne einmal im Weg stehen, so mag man sie doch alle, wegen der Art wie sie denken und ihren nur allzu menschlichen Problemen.
Dem Ganzen nur allzu zuträglich ist die Sache, dass wir es hier mit äußerst fähigen Schauspielern zu tun haben, allen voran Michael Chiklis als Mackey, der Mann ist einfach eine Wucht in dieser Rolle.
Wie schon weiter oben geschrieben, ist der rote Faden im Hintergrund noch nicht so ausgeprägt wie ab Staffel Nummer 3, folglich ist es für die Bewertung der Handlung sehr wichtig, ob die einzelnen Ereignisse und Fälle spannend sind und hier ist alles im grünen Bereich. Es fällt mir zwar schwer das zu sagen, da ich selbst nach all der Zeit immer noch Vieles sehr gut in Erinnerung hatte und deswegen beim zweiten Durchlauf praktisch keine „Wow“-Momente mehr hatte – aber gerade diese Tatsache sollte ja ausreichend für sich sprechen. Wer zum ersten Mal die Folgen der ersten Staffel sieht, wird sich nicht selten fragen, ob das, was da gerade am Bildschirm passiert, wirklich passiert. Näher möchte ich darauf auch zwecks Spoiler gar nicht eingehen. Man wird es nur eben nie wieder richtig vergessen, weswegen ein wiederholtes Anschauen erst nach wohl einigen Jahren interessant sein dürfte. (Eine kurze Recherche förderte zu Tage, dass ich Staffel 1 und 2 im März 2008 bestellt und gesehen habe – ebenso schrieb ich damals ein Review zu Staffel 2. Trotzdem konnte ich mich beinahe an fast alles erinnern, weil es mir so gut im Gedächtnis blieb.)
Ich gebe an dieser Stelle zu, dass die mangelnde Überraschung und vor allem die Erwartungen an die anderen Staffel, die diese hier zu einer Art Einführung in die Haupthandlung degradieren, letzen Endes viel dazu beitragen, dass die Endwertung geringer ausfallen würde, als wie wenn ich die Staffel gerade zum ersten Mal gesehen hätte. Wer die Staffel zum allerdings gerade ersten Mal sieht, darf gerne noch einen halben Punkt draufzählen.
Fazit:"The Shield" ist ein Pflichttitel für jeden, der auch nur annähernd mit der Thematik etwas anfangen kann. Die Serie liefert einige der best geschriebensten Figuren der Serienwelt ab und stellt sie am laufenden Band vor, oftmals moralische, Herausforderungen. Wahrlich ein zu unrecht vernachlässigter Konkurrent zu allen Serienriesen wie "The Sopranos" oder "Breaking Bad".
Einzelwertungen:
Darsteller: 09/10
Effekte: -/10
Plot: 08/10
Anspruch: 08/10
Gesamteindruck: 7,5/10 (Guter Auftakt zu seiner sehr guten Serie, sollte man gesehen haben)
imdb 8.7 (http://www.imdb.com/title/tt0286486/)
DVD bei Amazon
The Man from Nowhere
http://upload.worldofplayers.de/files8/the_man_from_nowhere_w342.jpg
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Action | Thriller
Regie: Jeong-Beom Lee
Hauptdarsteller: Won Bin, Thanayong Wongtrakul
FSK: 18+
Handlung:
Pfandleiher Tae-Sik Cha lebt allein und hat praktisch keine sozialen Kontakte, abgesehen von regelmäßigen Besuchen der jungen Nachbarstochter, die ihrerseits in Tae-Sik eine Bezugsperson sucht, da ihre heroinsüchtige Mutter sie vernachlässigt. Als ebendiese Mutter eine größere Menge Heroin stiehlt, die das Seouler Kartell für sich beansprucht, bringt sie nicht nur sich, sondern auch ihre Tochter in Lebensgefahr. Beide werden von den Gangstern kurzerhand verschleppt.
Tae-Sik, der sich mittlerweile für die Kleine verantwortlich fühlt, setzt nun alles daran, sie aus den Fängen der Drogendealer zu befreien und beginnt eine blutige Rettungsaktion.
Kritik:
Erstes Review und dann direkt so eines :scared: Enthält einige Spoiler und ist beim besten Willen wohl nicht objektiv.
Ich möchte vorab betonen, dass ich normalerweise ein großer Fan asiatischer Filme bin und kein Problem mit den narrativen Eigenheiten habe, die Fernost eben mit sich bringt. Kunstblut, übertriebene Schießereien und ab und zu eine fliegende Handkante schrecken mich genausowenig ab. Und mit den populären Korea-Actionern der letzten Jahre (sprich: Oldboy, Lady Vengeance, I Saw the Devil, Bittersweet Life etc.) hatte ich durchaus meine Freude.
Bei diesem Streifen - der durchweg Lob und beste Kritiken einfährt - verstehe ich aber ehrlich gesagt die Welt nicht mehr.
Warum das so ist? Nun, zunächst beginnt der Film selbst für asiatische Verhältnisse sehr schleppend und nimmt sich gut und gerne 25-45 Minuten, um die Figuren einzuführen und zu zeigen, dass der verschrobene Hauptdarsteller eine Bindung zu dem jungen Mädchen aufbaut. Der Fantasie des Zuschauer wird dabei aber wirklich nichts überlassen. Jede noch so kleine Nuance wird mir quasi in die Nase gedrückt. Die junge Dame ist sooo hungrig und wird direkt zum Essen eingeladen, ihre Mutter lädt, um ihrem Flittchen-Image gerecht zu werden, den Pfandleiher einfach mal für irgendwann auf "eine Nummer" ein, am Ende des Tages weint das junge Mädchen und sagt Tae-Sik wortwörtlich, wie ihr das Herz wehtut, weil sie ja nieeeeemanden hat (außer dem guten Pfandleiher)... außerdem übernachtet sie bei ihm, erwähnt nebenbei, dass sie gemobbt wird und stiehlt, was ihr vor die Finger kommt.
Diese maßlose Überzeichnung wird dadurch nicht besser, dass die deutsche Synchronisation wie gewohnt zwischen Unvermögen und purem Slapstick balanciert.
Tae-Sik selbst ist zwar nicht auf die selbe Weise überzeichnet, schlägt aber ins andere Extrem aus : Der Gute spricht nämlich so gut wie gar nicht - und wenn, dann meist, um kernige Oneliner à la "Wenn ich dich finde, bist du tot" zu geben. Der schweigsame Rächer, wie meinetwegen schon in "Durst" funktioniert in manchen Szenen gut und wirkt beizeiten auch richtig bedrohlich. Die meiste Zeit aber, frage ich mich, was er denn nun denkt, was ihn antreibt und und und. Das Bild, das ich mir also selber von ihm basteln muss, lässt ihn als Mischung zwischen Rambo, der gegen Ende des Films auch mal ein Dutzend Gegner im Messerkampf einsteckt und traumatisierter Glücksfee, die ja doch nur das beste möchte, erscheinen. Mhh.
Auch dramaturgisch wirkt der Film mehr als hingeklatscht, da er ein einziges simples Muster einfach mehrmals wiederholt und damit irgendwann zum Ende gelangt : Tae-Sik stürmt in irgendein Gebäude, verhaut alle Bösen und fragt den einen, den er stehen lässt, wo Komplize X oder das Mädchen sind. Weil er aber entweder von der Polizei, die grundsätzlich immer einen Schritt hinterherhinkt, verfolgt wird oder die zu Tode geängstigten Gangster ihn lieber zu anderen Handlangern schicken, lautet das Motto für die kommenden Szenen Rinse&Repeat.
Die Nebendarsteller aus den Lagern des Kartells und der Mafia bleiben bei dieser Hatz indes erstaunlich blass, obwohl sie immer wieder eigene Szenen haben. Die Mafiosi sind langweilige Prototypen für jeden Bösewicht, die ab und an foltern, mit Organen handeln usw., während der Chef des Drogendezernats geradezu versessen darauf ist, Tae-Sik zu schnappen, was so weit geht, dass er einem Vorgesetzten unter die Nase reibt, dass ihm dafür auch seine weitere Karriere sch**egal ist. Achja, und um an Tae-Siks Daten zu kommen schickt er an das Weiße Haus eine Droh-Mail von dessen Mail-Adresse. Woher diese Versessenheit kommt - die Antwort bleibt er aber schuldig.
Die eine Front, an der es dem Film nun nicht mangelt, ist die Kameraführung. Die ist nämlich genauso, wie ich sie mir in einem Noir-Thriller wünsche. Dunkle Räume, dämpfende Farbfilter, scharfe Aufnahmen (Blu-Ray), elegante und kalte Blicke auf das urbane Seoul, eine übersichtliche aber rasante Kameraführung in Actionszenen und ab und zu auch leicht experimentelle Einstellungen, die Reaktionen der Charaktere auf das, was nicht zu sehen ist, betonen. Sogar der DTS 5.1 ist einigermaßen sauber und liefert sowohl leise dezente Töne im Hintergrund, als auch pralle Klangwände bei Schüssen oder Explosionen.
Hier kann sich der Film sogar mit den besten Vertretern seines Genres messen.
Wenn ich nun aber dauernd lesen muss, dass der Film zu vergleichen sei mit Léon oder 96 Hours, kann ich nur ratlos den mit den Schultern zucken :dnuhr:
Um so einem Vergleich gerecht werden zu können, bräuchte Man from Nowhere einen charismatischen Hauptcharakter mit Wiedererkennungswert und müsste mir irgendwie einen Funken Motivation schenken, um bei dem häufigen Gehaue und -steche für irgendwen mitzufiebern. Aber nein, der Hauptcharakter ist für mich ein einziges Rätsel und wenn hie und da ein Gangster oder sonstwer zu Boden geht, berührt mich das keinen Meter.
Bevor ich nun gänzlich in inhaltsloses Schimpfen ausbreche, möchte ich hier einen Schlussstrich ziehen und hoffen, dass Confessions, der hier noch rumliegt, mich eher packt.
Darsteller 04/10 Manchmal schaffen sie es, bedrohlich zu wirken oder zumindest etwas zu vermitteln... aber eher selten
Effekte 07-08/10 Die wenigen Explosionen, Schießereien und sonstige Effektspielereien sind handwerklich anständig gemacht, aber auch keine Meilensteine
Plot 04/10 Wie erwähnt sehr simpel, aber funktioniert und reicht letztendlich, um die Story einigermaßen abzuschließen
Anspruch - Dieser Film ist zu wenig kritisch, um Selbstjustiz als Diskussionsthema aufzubringen... etwas anderes fiele mir aber auch nicht ein. Daher spare ich mir den Punkt
Gesamteindruck 05/10 Man from Nowhere ist kein Trashfilm der schlimmsten Sorte, bleibt aber hinter dem, was Kritiker und Rezensenten erhoffen lassen, weit zurück und leidet massiv unter schlechter Synchro und dürftigem Drehbuch.
imdb 7.8 (http://www.imdb.com/title/tt1527788/)
Die Blu-Ray bei Amazon (http://www.amazon.de/The-Man-Nowhere-Blu-ray-Won/dp/B004R97U4E/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1332893730&sr=8-2)
Deutscher Trailer auf der Tube (http://www.youtube.com/watch?v=MZNSC2M5_R0)
RockAndTroll
29.03.2012, 20:04
K-PAX
http://upload.worldofplayers.de/files8/KPAX.jpg
Erscheinungsjahr:
2001
Genre:
"Sci Fi"
Regie:
Iain Softley
Hauptdarsteller:
Kevin Spacey, Jeff Bridges
FSK:
12
Handlung:
Dr. Powell bekommt als behandelnder Arzt in einer psychiatrischen Anstalt den Patienten Prot zugewiesen, der behauptet von einem Planeten namens K-Pax zu kommen. Da Prot auf keine der herkömmlichen Behandlungsmethoden anzusprechen scheint und die Neigung zeigt den anderen Patienten mehr zu helfen als Powell selbst es schafft, versinkt dieser immer tiefer in dem Fall, vernachlässigt sogar seine Familie. Beim Versuch Prots Aussagen bezüglich seines angeblichen Heimat-Sternensystems zu widerlegen, beginnt er dann schließlich endgültig an seinem eigenen Verstand zu zweifeln.
Kritik:
Was macht einen guten Film aus? Je nach Geschmack und Stimmung kann das eine wendungsreiche/dramatische Geschichte, gute Action, guter Splatter, gute Gags, Trashfaktor, hoher Anspruch, ein "Puzzle-Effekt" oder ein ungewöhnliches Setting sein. K-Pax hat all dies nicht. Die Geschichte verläuft nach einem knapp gehaltenen Einstieg ohne echte Höhepunkte, die herausstechen würden (außer einer kleinen Montage zum Schluss). Action ist nicht vorhanden, CGI sucht man vergebens, Splatter ebenso. Es gibt zwar ein paar Gags, die laden aber eher zum Schmunzeln als zum Lachen ein. Und auch das Setting mit den sympathischen Anstaltsinsassen, die von einem Mitinsassen geheilt werden wird keinen Innovationspreis gewinnen. Doch trotz alledem ist es ein Film, den ich wirklich gut finde.
Bricht man es aufs Simpelste herunter, besteht der Film aus 2 Arten von Szenen:
Szenen, in denen Powell und/oder andere sich mit Prot unterhalten
Szenen, in denen alltägliche/normale Dinge in langen Montagen gezeigt werden
Es gibt ein paar Szenen, die aus diesem Schema ausbrechen, die sind aber zu vernachlässigen. Was den Film nun interessant macht ist, dass in allen Gesprächen sehr gut Prots Befremden über die Menschen und ihre Welt spürbar ist, dazu noch auf eine unfassbar sympathische Weise. Dadurch kommt man selbst ins Grübeln über die eigenen Meinungen/Empfindungen/Verhaltensweisen, wozu einem die Montagen wiederum Zeit geben. Der minimalistische, ziemlich geniale Soundtrack unterstützt diesen Effekt nochmals.
Es ist aber keineswegs so, dass der Film als anspruchsvoll zu bezeichnen wäre. Es werden keine hochphilosophischen Fragen aufgeworfen und es ist auch nicht nötig dem Film zu jedem Zeitpunkt die volle Aufmerksamkeit zu schenken, um ihn verstehen zu können. Faktisch kann man an den meisten Stellen 10 Minuten den Raum verlassen und hat trotzdem keinerlei Probleme die weiteren Ereignisse nachzuvollziehen.
Die Nachdenklichkeit entsteht also beim Zuschauer, nur angeregt und nicht erzwungen vom Film. Wie tief man geht muss man dabei selbst entscheiden:
Wer nur einen netten Abend verbringen will, erfreut sich an den netten Charakteren und schmunzelt hier und da, wenn ihm die Unsinnigkeit des eigenen Handelns vor Augen geführt wird. Wer in der richtigen Stimmung ist, kann in Gedanken aber auch weiter abschweifen und unterstützt durch die Bildsprache des Films grundsätzliche Dinge in Frage stellen oder mit neuen Augen sehen. Dabei kann man zum Film zurückkehren, wann immer man will, ohne Verständnisprobleme zu haben.
Das mag alles etwas abgehoben und vage klingen, trifft die Stimmung des Films aber imo immer noch am besten.
Fazit:
Darsteller:
8/10
Effekte:
(nicht vorhanden)
Plot:
5/10
Anspruch:
3/10
Gesamteindruck:
7/10
Ein Film, der dem Zuschauer einen gewissen Hang zur Nachdenklichkeit abverlangt. Wer den mitbringt, wird seinen Spaß haben.
Tawarien
03.04.2012, 19:18
Lilja 4-ever
http://upload.worldofplayers.de/files8/16___Lilja_4_ever_klein.jpg
Start: 4.12.2003 (DE)
Genre: Drama
Regie: Lukas Moodysson
Schauspieler: Oksana Akinshina, Artyom Bogucharsky
Plot:
Die sechzehnjährige Lilja ist niedergeschlagen. Eigentlich sollte sie mit ihrer Mutter und deren neuen Freund aus der trostlosen Plattenbausiedlung in der ehemaligen Sowjetunion nach Amerika umziehen. Doch dann wird ihr eröffnet, dass die beiden alleine fahren und sie sich in die Obhut ihrer Tante geben soll. Doch diese ist mehr an ihrem eigenen Wohl interessiert, wirft Lilja aus ihrer alten Wohnung und zieht dort kurzerhand selbst ein. In ihrer neuen, sehr gammligen Wohnung will sich Lilja nicht wirklich wohl fühlen. Auch die Gesellschaft des elfjährigen Wolodja, der viel Ärger zuhause hat, hilft ihr nur bedingt über die Probleme hinweg, die sich auftuen. Allen voran fehlt ihr das Geld zum Leben. Durch eine Freundin, die sich in einer Disco an Männer verkauft wird ihr ein neuer Weg aufgezeigt. Da Lilja keinen anderen Ausweg sieht, dank mangelnder Schulausbildung und genereller Jobflaute, lässt sie sich darauf ein. Bei ihren nächtlichen Unternehmungen lernt sie Andrej kennen, ein netter, junger Mann, der offensichtlich mehr von ihr will als nur Sex für Geld. Nach einigen Treffen verspricht er ihr eine tolle Zukunft mit Wohnung und Arbeit in seiner eigentlichen Heimat, Schweden ….
Über den Film:
Lukas Moodyssons Drama über das Elend in ehemals sowjetischen Arbeitergegenden, jetzt Ghettos, stellt kompromisslos das Notleiden der Menschen und vor allem der Jugend dar. Während die Eltern arbeiten können, aber aufgrund ihrer Lebenssituation ihre Kinder mehr als sträflich vernachlässigen, werden diese in Hoffnungslosigkeit zurückgelassen. Der soziale Abstieg, von so tief er auch anfangen möchte, ist immer noch möglich und scheint nicht wirklich aufhaltbar zu sein, außer mit radikalen Methoden. So versteht man die Entscheidungen, die die Protagonistin trifft sehr gut, auch wenn immer der Beigeschmack des Falschen miteinhergeht. Man sieht, wie widerstrebend Lilja ihre „Aufgabe“ wahrnimmt, aber welchen sozialen Vorteil ihr die Vergütung am Ende bringt. Das sie jetzt nicht mehr auf Getränke und Strom verzichten muss zum Beispiel oder dass sie ihrem besten Freund ein tolles Geschenk machen kann. Darstellerische Mittel, wie das Filmen aus der Sicht der Protagonistin lassen aber die Qual des Aktes vermuten, der sie sich immer wieder aussetzt und wie viel schlimmer es dann auch wird, wenn das Ganze überhaupt nicht mehr freiwillig geschieht, wenn davon überhaupt je die Rede sein kann. Oksana Akinshina spielt ihre Rolle sehr überzeugend und mit einer etwas wackligen Kamera hat der Film auch ein wenig Dokumentationscharakter, was der Thematik gut tut und dem Film noch mehr Realismus einhaucht.
Meinung:
Lilja 4-ever geht unter die Haut. Fast kompromisslos wird die Sechzehnjährige auf ihren Weg gezwungen, aber ihre Schritte und ihr Handeln bleiben immer nachvollziehbar. Was wie eine trostlose Tragödie beginnt endet in einem hilflosen Horrorszenario, in das man sich dank schon angesprochener Stilmittel direkt hineinversetzen kann. Der Realismus und die Tatsache, dass der Film auf einer wahren Geschichte basiert, dürfte dem Film eine Note verleihen, die einen nicht kalt lassen sollte. Ein ruhiges und gemächliches Drama, dessen Thematik stark unter die Haut geht.
IMDB: 7.9
Darsteller: 8/10
Plot: 8/10
Effekte: 5/10
Anspruch: 9/10
Gesamteindruck: 7,5/10
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=zqrQBJNDMgo)
Amazon (http://www.amazon.de/Lilja-4-Ever-Collectors-Edition-Special/dp/B00023PAE6/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1333477091&sr=8-2)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/04/lilja-4-ever.html)
Harbinger
04.04.2012, 11:58
13 Tzameti
http://upload.worldofplayers.de/files8/13_tzameti_cover.jpg
Kinostart: 13.03.2008
Genre: Drama (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378987)/Thriller (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379178)
Regie: Géla Babluani
Darsteller: George Babluani, Aurélien Recoing, Fred Ulysse
FSK: 18
Inhalt: Sébastien ist Kind einer georgischen Einwandererfamilie und schlägt sich mehr schlecht als recht als Handwerker im modernen Frankreich durch. Zur Zeit arbeitet er am Dach des Hauses des psychisch wie physisch eher labilen Jean-François. Eher zufällig belauscht Sébastien besagten Jean-François und einen Geschäftspartner dabei, wie sie sich über einen Brief unterhalten, der Jean-François demnächst erreichen und Informationen beinhalten sollte, wie dieser einen großen Haufen Geld verdient. Als Jean-François dann aber plötzlich stirbt und besagter Brief Sébastien in die Hände fällt, entscheidet der junge Mann sich dazu, den Reichtum versprechenden Anweisungen darin zu folgen, ohne zu wissen, worauf er sich eigentlich einlässt. Als ihm klar wird, was auf dem Spiel steht, ist es allerdings schon zu spät...
Kritik: Nachdem wir uns zuletzt wieder Blockbusterkino mit der ganz großen Kelle gaben, wird's wieder Zeit für die eher wenig bekannten Einträge in unserem kleinen Kuriositätenkabinet. Zugegeben, da hätte ich in den letzten Tagen schon eher die Gelegenheit zu gehabt, flimmerte mir doch zuerst der schnuffig betitelte "Tokyo Gore Police", sowie anschließend die damals gnadenlos baden gegangene US-amerikanische Verfilmung des Mangas "Fist of the Northstar" mit Gary Daniels, Costas Mandylore und Malcolm McDowell über den Bildschirm. Nu aber. Und zur gloreichen Rückkehr habe ich mir etwas ganz besonders ausgesucht, was schon wieder eine ganze Weile hier bei mir herumlag. Zugegeben, erst seit letztem September, da hab' ich mich doch durchaus schon gebessert, mit "Filme die mich tatsächlich interessieren halbwegs zeitnah anschauen", oder? Jedenfalls geht es um Géla Babluanis Regiedebut "13 Tzameti".
Warum mich "13 Tzameti" in erster Linie überhaupt interessierte? Ich kann's nicht genau sagen. Ich glaube, ich kaufte ihn, weil ich sowieso was bei OFDB bestellen wollte ("Die Macht der Ninja", "Die Macht der Ninja 2" und "Frauenlager der Ninja" in den schicken Ninja Ultra Collections von Voulez Vous/Intergroove... kann ich nur empfehlen, so viel Ninja für so wenig Geld findet man selten), deswegen zwecks Portoersparnis (is ja klar, "wenn ich mehr kaufe, dann spare ich dadurch!") durch die Angebote schlurchte und dann die wohlwollenden Kritiken zu besagtem "13 Tzameti" las, weswegen ich ihn dann für knappe 6€ mit in den Einkaufswagen packte. Was wurde mir von vorneherein versprochen? Viel. Wenn man dem Bla Bla auf dem Cover glauben durfte, dann einen Film in der Tradition von "Saw" oder "Hostel" (was die beiden in common haben ist mir immer noch absolut schleierhaft), also mächtig Blutwurst ohne jegliche Moral. Wie schief so etwas gehen kann, hat nicht zuletzt der grauenhafte "Martyrs (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9251252)" gezeigt, trotzdem zeigte ich mich mildly intrigued ob des Films, um dessen Prämisse und Backcoverschwurbel ich mal wieder einen großen Bogen machte, um unvoreingenommen an die Sache ran zu gehen.
Hilft halt leider nichts, denn wenn "13 Tzameti" eines ist, dann vorhersehbar. Schon nach wenigen Minuten hat man den Film durchschaut und kann ihn quasi simultan zum Geschehen mit runterbeten. Plotpoints sind äußerst klassische gesetzt und die Story des Films ist nicht nur äußerst dünn, sondern auch eher simpel gestrickt ausgefallen. Das alles sind jetzt aber gar keine so krassen Schwachpunkte, wie man denken mag. In vielerlei Hinsicht erinnerte mich "13 Tzameti" (übrigens komplett in stilvollem Schwarzweiß gehalten, dessen Sinn und Zweck sich mir allerdings nicht ganz erschließt, vielleicht ein Mittel, um den tumben Gorebauern abzuschrecken, dem dabei wohl ein "Alder, da erkenn ich ja das Blut gar nicht, gnöff!" über die Lippen schlüpfen dürfte, wer weiß es nur) an Stuart Gordons "King Of The Ants (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=12351291)". Er hat ein ähnlich bodenständiges Setup und zeigt uns ähnlich ungeschminkte Brutalität mit einer Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht. Mind you, der Film ist nicht brutal im eigentlichen Sinne. Blutfontänen sollte hier niemand erwarten, es ist einfach die psychologische, moralische Härte, die der Film auffährt, die ihm seinen roten Aufkleber einbringt. Nicht das tatsächlich gezeigte.
Während besagter "King Of The Ants (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=12351291)" irgendwann aber recht heftig am Rad drehte, bleibt "13 Tzameti" aber stets auf dem Boden der Tatsachen und erzählt seine Story geradlinig, konsequent und rasch durch, ohne irgend welche Umwege in Kauf zu nehmen. Ich möchte nicht zu viel vorweg nehmen, aber durch diese geradlinige Art und Weise zeigt der Film eine... wie soll ich sagen... Menschlichkeit des Unmenschlichen, oder aber gerade andersherum, Unmenschlichkeit des Menschlichen, die wirklich unter die Haut geht. Entgegen der farblichen Gestaltung des Films (höhö) wird hier keine Schwarzweiß-Malerei betrieben, hier gibt es nur jede Menge Graustufen, die von den exzelenten Darstellern großartig herübergebracht werden. Besonders des Regisseurs Bruder George Babluani ist eine wahre Entdeckung. Er spielt den Sébastien mit einer Natürlichkeit, die man nur selten sieht. Gut, ist schwer das jetzt anhand eines begutachteten Films zu beurteilen, vielleicht ist der gute Mann auch einfach nur so, auf jeden Fall dürfte es niemandem schwer fallen, ihm die Rolle des unglückseligen Jungen, der in eine Situation geraten ist, die seine Kräfte übersteigt, abzukaufen. Aber auch der Rest des Casts leistet solide bis sehr gute Arbeit.
Und jetzt kommen wir wieder zum großen Aber. Wie schon bei "King Of The Ants (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=12351291)" muss ich hier wieder relativieren und sagen, "13 Tzameti" ist ein guter, irgendwo auch wichtiger Film, den jeder mal gesehen haben sollte, oder sagen wir mal, der niemandem schaden dürfte, wenn er ihn denn sieht. Aber andererseits werde ich den Film höchstwahrscheinlich nie wieder sehen, oder sagen wir mal, so schnell nicht wieder. Er ist keine Unterhaltung, klar, soll ja auch keine sein, bietet keine wirklich beeindruckenden Schauwerte, ist zwar ganz atmosphärisch, aber kurz gesagt nichts, was man sich gerne ansieht. Trotzdem ein grimmig-menschliches Drama, das viel zu sagen hat, für einen Film, der tatsächlich so wenig redet.
Übrigens, ein amerikanisches Remake vom selben Regisseur erschien unter dem Namen "13" bereits 2010.
Kommen wir zum Fazit: "13 Tzameti" ist mal wieder so ein Film, den man eher in die Kategorie "gut gesehen zu haben" stecken kann, als in die "gut zu sehen". Die eher unangenehmen 90 Minuten, die das Ding dauert, bleiben garantiert im Gedächtnis verhaften, die DVD im Regal stehen zu haben tut aber eher weniger Not, da sie wohl recht selten in Anspruch genommen werden dürfte. Darum eher eine Empfehlung an jeden, der mit simplen, tiefen Dramen/Thrillern etwas anfangen kann, den Film eher zu schauen als zu kaufen.
Einzelwertungen
Darsteller: 08/10 (erstaunliche Natürlichkeit an allen Ecken und Enden hilft dem Zuschauer, sich in die Story hereinzufühlen)
Plot: 05/10 (simple Geschichte ohne Schnörkel, konsequent durcherzählt)
Effekte: -/10 ("13 Tzameti" schaut man sich nicht wegen Effekten an, abgesehen vom S/W und ein paar winzigen Spielereien, die man nur mit viel Mühe unter "Effekte" fassen kann, nix drin)
Anspruch: 05/10 (der Film vermittelt wenige transzendente Botschaften, bietet aber einige interessante Einsichten über Menschlichkeit und Unmenschlichkeit, an die sich nur wenige andere Filme herantrauen)
Gesamteindruck: 07/10 (ein Film zum gesehen haben, das aber definitiv)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.4) (http://www.imdb.com/title/tt0475169/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=54jn0_ugqco)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
05.04.2012, 10:52
Mr. Brooks - Der Mörder in Dir
http://upload.worldofplayers.de/files8/mr_brooks.jpg
Kinostart: 29.11.2007
Genre: Drama (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378987)/Thriller (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379178)
Regie: Bruce A. Evans
Darsteller: Kevin Costner, William Hurt, Demi Moore
FSK: 18
Inhalt: Earl Brooks hat alles. Viel Geld, eine gute laufende Kartonagenfabrik, eine schöne Frau und eine kluge Tochter. Außerdem wurde er gerade von der Handelskammer Portland zum Mann des Jahres gewählt. Dummerweise beinhaltet besagtes "alles" auch eine gespaltene Persönlichkeit und dementsprechend in Form von "Marshall" ein fieses Alter-Ego, das Spaß daran hat, Menschen zu töten. Eigentlich wollte Brooks schon länger damit aufhören, wird aber immer wieder rückfällig. Da er aber intelligent und vorsichtig ist, kommt er jedes Mal mit seinen Verbrechen durch. Bis er eines Nachts in medias res von einem Spanner und Hobbyfotografen abgelichtet wird. Doch der will Brooks nicht verpfeifen, sondern mit ihm auf Opferpirsch gehen. Gleichzeitig heftet sich eine hartnäckige Polizistin, die gerade mitten im Scheidungskrieg steckt, an seine Fersen und als seine Tochter auch noch das College schmeißt, muss Brooks sich zu allem Überfluss noch mit familiären Problemen herumschlagen.
Kritik: Wer die Inhaltsangabe da oben für überfrachtet hält, der könnte Recht haben, aber was soll ich denn bitte machen, wenn der designierte Film des gestrigen Abends - metaphorisch gesprochen - innerhalb von zwei Stunden ungefähr zwei Dutzend Bierflaschen aufmacht und alle halb ausgetrunken in meinem Wohnzimmer stehen lässt, ehe er sich zum Abschied an die Stirn tippt, seinen Mantel nimmt und verschwindet? Und ich muss hinterher wieder aufräumen. Schöne Sauerei...
Ihr ahnt es vielleicht, ich sah gestern abend "Mr. Brooks - Der Mörder in Dir". Wäre auch komisch, wenn ich das oben über mein Review drüber schreiben und dann ganz was anderes reviewen würde, oder? Wobei, auch mal ein interessantes Konzept. Muss ich mal ausprobieren. Jetzt aber erst mal ein paar Worte zu "Mr. Brooks". Die Zutaten dieses kinematischen Werks alleine verursachten mir das eine oder andere Stirnrunzeln. Regie: Bruce A. Evans. Den Namen kann man kennen, wenn man möchte, allerdings führte er vorher nur bei der Christian Slater/Milla Jovovich-Krimikomödie "Kuffs - Ein Kerl zum Schießen" Regie (den ich allerdings als relativ gut in Erinerrung habe, aber es ist tausend Jahre her, dass ich ihn sah). Dafür schrub er halt noch ein paar Sachen. "Stand By Me" zum Beispiel. "Starman". Und den Megaflop "Die Piratenbraut". Und so jemand traut sich an einen ernsthaften Psychothriller heran? Interessanter noch, die Hauptrolle in diesem übernimmt Kevin Costner, ein Schauspieler, der früher mit Filmen wie "Der mit dem Wolf tanzt" oder "Die Unbestechlichen" großes leistete, in wohlgelittenen Publikumsfavoriten wie "Robin Hood - König der Diebe" eine ganz gute Figur machte, sich dann aber erst mal mühsam wieder aus dem Image des egotrippenden Box-Office-Feindes herauskämpfen musste, dass er sich selbst mit "Waterworld" und "Postman" herbeigequatscht hatte... Und daraus soll was werden?
Surprise surprise, es wurde. "Mr. Brooks" ist vielleicht kein Erfolg auf ganzer Linie, der Film verrennt sich - wie die Inhaltsangabe wohl andeutete - in zu vielen Subplots, die alle nicht so besonders viel Sinn ergeben und auch nicht zu besonders viel führen, aber das kann man wohl teilweise damit erklären, dass der Film - zumindest laut Aussage von Costner - der Auftakt einer Trilogie werden sollte, was nun möglicherweise aufgrund der eher enttäuschenden Einspielergebnisse niemals realisiert werden wird (Kosten von 20 Millionen stehen einem Einspielergebnis von 28 Millionen gegenüber... zwar nur in den USA, aber viel mehr wird's im Rest der Welt auch nicht gewesen sein). Schade, aber andererseits helfen diese Subplots auch dabei, die Charaktere besser kennen zu lernen. Die sind nämlich andererseits eine wahre Wonne. Während Evans und sein Co-Autor Raynold Gideon (schrieb an den meisten von Evans' Drehbüchern mit) bei der Komposition des übergreifenden Plots ein bischen was versemmeln, leisten sie hier ganze Arbeit. Die Figuren sind so dreidimensional und lebendig, wie man sie während einer Lauflänge von zwei Stunden nur bekommen kann. Allen voran Brooks selber, der - obwohl er ein psychotischer Mörder ist, der wenn überhaupt nur sehr wenig Reue für seine Taten verspürt - dem Zuschauer ziemlich schnell ans Herz wächst. Dabei hilft auch seine Interaktion mit seinem Alter-Ego Marshall. Zweiterer - großartig gespielt von William Hurt - ist quasi omnipräsent, allerdings macht der Film nie einen Hehl daraus, dass Marshall nur ein Produkt von Brooks' Fantasie ist und die Unterhaltungen der beiden nicht wirklich stattfinden. Sie bieten allerdings gute Einblicke in Brooks' Charakter, der zwar eiskalt ist, was seine Morde angeht, allerdings ansonsten ein wirklich netter Mensch, der sich gerne von seinem dunklen Einfluss befreien würde, seinem Umfeld und seiner Familie zuliebe. Das Backcover der DVD zitiert "Die Tageszeitung", die dem Film konstatierte, dass es erschreckend ist, dass man Brooks zu verstehen beginnt und besagten Spanner, gespielt von Comedian Dane Cook, als den Bösewicht des Films verachtet. Und das kann ich so nur unterschreiben. Während andere Filme, die sich mit Serienkillern auseinandersetzen, auf Tricks zurückgreifen müssen, um uns auf deren Seite zu ziehen (vergleiche "American Psycho (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4163962)", der halt völlig abdreht), oder es eben gar nicht schaffen (zumindest ist es mir persönlich völlig unbegreiflich, wie man während den beiden "Death Note"-Filmen auf Lights Seite sein kann, aber IMDB beweist ja, dass es so ein paar Spinner gibt...), kommt "Mr. Brooks" völlig natürlich rüber. Es ist hier von Anfang an klar, dass Brooks unser Protagonist ist und alle Sympathien liegen bei ihm.
Und - und das ist vielleicht das faszinierendste und die größte Leistung von Evans als Regisseur - trotz seiner Ernsthaftigkeit, seiner Dramatik und seiner Brutalität ist "Mr. Brooks" erstaunliches easy viewing. Nichts an diesem Film ist unangenehm, nichts nervt aktiv. Die "schwierigen Momente" werden zwar nicht unter den Tisch gekehrt, aber gekonnt genug inszeniert, um nicht so sehr an die Substanz zu gehen, und hin und wieder wird der Film durch Augenblicke der Komik aufgelockert, die nicht aufgesetzt wirken, sondern einfach aus den Figuren entstehen und dadurch gut passen. Abgesehen vom Verrennen in eher wenig ergiebigen Subplots und einigen Szenen und Einfällen, die bei näherem Nachgrübeln die Grenzen der Suspension of Disbelief schon etwas austesten (für Interessierte gibt es auf IMDB einen netten "100 things I learned from watching Mr. Brooks"-Thread) ist das Drehbuch äußerst gut. Wie gesagt, nette Figuren, gute Dialoge, ein überzeugender Overall-Plot und starke Charaktermomente, hier steckt alles drin.
Und die Schauspieler stehen dem in nichts nach. Costner, der ewige everyman, hat hier endlich eine Rolle gefunden, die dazu passt. Vordergründig ist er halt der nette, erfolgreiche Geschäftsmann von nebenan (um mal wieder "American Psycho (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4163962)" zu kontrastieren... würde ich Bateman begegnen, wäre mir nach zwölf Sekunden klar, dass der so fünf bis acht Dutzend Schrauben locker hat), was seine härteren Szenen dann noch intensiver wirken lässt. Und ihn und William Hurt verbindet eine wundervolle Chemie. Auch wenn die beiden sich gar nicht so ähnlich sehen, es gibt ein paar wirklich faszinierende Szenen, in denen mit einfachen aber wirkungsvollen Mitteln verdeutlicht wird, dass die beiden ein und dieselbe Person sind (Synchronumdrehen im Auto anyone?). Große Leistungen von beiden, wirklich ganz groß. Dane Cook ist dann so 'ne Sache... Für einen der schlechtesten Comedians unseres Planeten schlägt er sich wirklich achtbar. Ich gehe einfach mal davon aus, dass seine Rolle, die des Spanners, verachtens- und hassenswert angelegt war. Das erfüllt er gut. Demi Moore sieht für ihr alter noch recht fesch aus, schafft es aber nicht hundert prozentig in der Rolle der uber-toughen Polizistin zu überzeugen. Sie ist nicht schlecht, aber ihre Überlegenheit kauft man ihr nicht immer ab. In weiteren Rollen gibt's noch Marg Helgenberger und Danielle Panabaker als Brooks' Frau sowie Tochter zu begutachten, außerdem Reiko Aylesworth als Anwältin. Auch hier gute Leistungen, allerdings verblassen so gut wie alle anderen Darsteller im direkten Vergleich mit Costner und Hurt. Was den Erfolg des Casts jetzt aber nicht schmälern soll. Sie schaffen es allgemein, den Film durchaus gut zu tragen.
Aber was wird da jetzt eigentlich getragen? Zugegeben, mit einer transzendenten Botschaft tut "Mr. Brooks" sich etwas schwer. Das hier ist sicher kein zweiter "American Psycho (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4163962)", auch wenn ich immer wieder Vergleiche anstelle und sie sich ja auch mehr oder weniger aufdrängen. "Mr. Brooks" ist "nur" ein Psychothriller und wenn man irgend etwas rauslesen möchte, dann könnte man es mal wieder mit der Menschlichkeit des Unmenschlichen versuchen, die ich auch schon in "13 Tzameti (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=18676882&viewfull=1#post18676882)" zu erkennen glaubte. Das funktioniert durch die sympathische Figur des Brooks ganz gut, aber von Zeit zu Zeit sollte man es aber halt auch einfach nicht übertreiben und den Film einfach als Unterhaltung annehmen. Und das schafft er trotz seines düsteren Sujets doch exzellent. Allein dafür schon mal Daumen hoch.
Kommen wir zum Fazit: "Mr. Brooks" ist ein cleverer, wenn auch hier und da etwas ausgelatschter Psychothriller, der eine mutige, da ziemlich düstere Story erzählt und trotzdem als Unterhaltungsfilm gut funktioniert, interessanten, sympathischen Figuren sei's gedankt. Wer mit dem Genre was anfangen kann und nicht nur auf Blutwurst aus ist (obwohl's gegen Ende doch etwas herber wird), der sollte "Mr. Brooks" auf jeden Fall gesehen haben.
Einzelwertungen
Darsteller: 09/10 (Costner und Hurt sind grandios, der Rest liefert adäquates ab)
Plot: 06/10 (gute Figuren, gute Story, zu viele Subplots, die nicht wirklich zu was führen)
Effekte: 07/10 (die wenigen Gore-Effekte sind durchaus überzeugend)
Anspruch: 05/10 (mutig, einen Serienmörder zu vermenschlichen, funktioniert aber überraschend gut und sorgt für einiges an Zündstoff)
Gesamteindruck: 08/10 (guter, "angenehm" schaubarer Psychothriller mit großartigen Hauptdarstellern)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.4) (http://www.imdb.com/title/tt0780571/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=BxYoTXr5CM0)
Die DVD bei Amazon.de
Tawarien
06.04.2012, 23:11
Ichi the Killer
http://upload.worldofplayers.de/files8/17___Ichi_the_Killer_klein.jpg
Start: 17.04.2002 (DE)
Genre: Horrorthriller
Regie: Takashi Miike
Schauspieler: Nao Omori, Tadanobu Asano
Plot:
Ichi, ein verstörter und labiler junger Mann wurde in seiner Jugend geschlagen, gedemütigt und musste mit ansehen, wie ein Mädchen, das ihm helfen wollte, deswegen missbraucht wurde. Das jedenfalls erzählt ihm Jijii, der die Wut, die Ichi deswegen immer wieder aufbaut, nutzt und sie gegen andere Menschen, vor allem Yakuzas, lenkt, da er denkt, das wären die, die ihn damals verschlugen. So tötet er auch den Yakuza und Boss von Kakihara. Dieser ist sehr masochistoisch veranlagt und ist zum einen fasziniert von dem seiner Meinung nach kaltherzigen Killer Ichi und zum anderen will er ihn tot sehen, da er seinen Boss tötete. So begeben sich beide Männer auf die Jagd aufeinander, der Eine getrieben von seinem Hass und seiner Faszination, der Andere gelenkt durch Suggestionen und bewusste Fehlinformationen.
Über den Film:
Ichi the Killer ist ein brutaler Film, sogar für japanische Verhältnisse. Explizite Gewaltdarstellung in Form von grausamen Hinrichtungen oder Massenmorden, extreme Folter und auch Vergewaltigungen werden im Film gezeigt. Letzteres zum Glück nicht ganz so explizit. Das meiste wirkt allerdings derart Überzeichnet, dass man sich als Freund ostasiatischer Splatterfilmen damit anfreunden kann. Genauso überzeichnet sind die beiden Hauptcharaktere, Kakihara und Ichi selbst. Das passt an sich auch ganz gut, stammt die Vorlage von einem mehr oder weniger bekannten Manga. Filmerisch merkt man dies auch ein wenig, oftmals starre Kameraeinstellungen und besonders inszenierte Bilder erinnern leicht an einen Comic. Allerdings war's das dann auch, der Film lässt sich leicht darauf reduzieren. Die Story ist bis auf die eigentliche Idee eher Standard, jedenfalls soviel wie Ichi the Killer davon erzählt. Was genau hinter allem steckt und vor allem wer dieser Jijii ist und warum er tut, was er tut, bleibt im Dunkeln. Ob er nun einfach mit dem „Bösen“ abrechnen will oder ob er zwischenzeitlich andere, eigennützlichere Pläne verfolgt … Stilistisch ist der Film typisches japanisches Kino und Omori und vor allem Asano als verrücktes Narbengesicht machen ihre Sachen soweit gut.
Meinung:
Übertreibung und Überzeichnung, das kann Ichi the Killer sehr gut. Ob man davon gut unterhalten wird, muss dann doch jeder für sich entscheiden. Wenn man direkte Gewalt- und Folterdarstellung mag – zugegebenermaßen eine etwas seltsame Formulierung – dann sollte man dem Film eine Chance geben, ich für meinen Teil musste mir das ein oder andere Mal das wegschauen verkneifen. Sonst hat Ichi the Killer leider nicht mehr so viel zu bieten, die Gewalt bleibt Selbstzweck. Brutales Japanokino, nicht mehr und nicht weniger.
IMDB: 7.1
Darsteller: 7/10
Plot: 5/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 6/10
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=coiVr5Pl4-s)
Amazon (http://www.amazon.de/Koroshiya-1/dp/B0000CABGW/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1333750203&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/04/ichi-killer.html)
Tawarien
08.04.2012, 15:10
No Country for old Men
http://upload.worldofplayers.de/files8/18___No_Country_for_old_Men_klein.jpg
Start: 28.2.2008 (DE)
Genre: Thriller
Regie: Joel & Ethan Coen
Schauspieler: Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin
Plot:
Texas, 1980: der Vietnamveteran Llewelyn Moss stößt bei einer Jagdausflug auf den Schauplatz eines gescheiterten Drogendeals. Die Drogen befinden sich noch vor ort und er vermutet, dass auch das Geld, mit dem diese bezahlt werden sollten, nicht weit sein kann. Nach einer Weile entdeckt er unter einem Baum eine weitere Leiche und das Geld in einem Koffer. Als er Nachts nochmal zum Ort des Gesehens zurückkehrt wird er von Mexikanern überrascht und er muss fliehen und gleichzeitig seine Frau in Sicherheit bringen.
Anton Chigurh, ein gefühlloser und kaltherziger Killer, sucht genau diesen Koffer. Dank eines Peilsenders, der sich in ihm befindet, folgt er Moss und hinterlässt eine Spur von Leichen auf seinem Weg, das Geld wiederzubeschaffen.
Ed Bell ist der alte Sheriff in der Region, wie schon sein Vater und dessen Vater vor ihm. Er denkt wehmütig an alte Zeiten zurück, in denen man selbst als Gesetzeshüter nicht mit bewaffnet sein musste und kommt mit der Gewalt heutzutage nicht mehr zurecht. Vor allem mit der Gewalt, die durch Moss und vor allem Chigurh, noch auf ihn zukommen wird.
Über den Film:
No Country for old Men ist was besonderes, in vielen Belangen. Zum ersten fällt direkt auf, dass der Film komplett ohne Sounduntermalung läuft. Die typischen Samples, um in Thrillern die Spannung aufzubauen fehlen, keine Musik unterstreicht dramaturgische Höhepunkte. Das alleine entfaltet schon eine eigene Atmosphäre, wie man sie von anderen Filmen nicht gewohnt ist. Dazu kommt noch, das die Story eher gemütlich vor sich her plätschert, großartige Schnelle oder Aktion fehlen fast immer. Man mag jetzt meinen, dass das Ganze doch relativ langweilig ist, aber die Spannung, die No Country for Old Men abseits der gewohnten Pfade aufbaut ist grandios und lässt von Langeweile nichts spüren. Dazu kommen noch großartige, gewaltige Bilder der tristen, texanischen Steppe, dessen gefährlich anmutende Einöde perfekt zum Gefühl des Filmes passt. Neben der tollen Technik der Coen-Brüder fällt auch die schauspielerische Leistung der Akteure, vor allem von Javier Bardem als psychopathischer Auftragskiller Chigurh, auf. Ein eher offenes, aber sehr philosophisches Ende durch die Monologe von Tommy Lee Jones Charakter, der resignierte Sheriff Ed Bell, runden das Gesamterlebnis herrlich ab.
Meinung:
No Country for old Men ist ein toller Neowestern. Interessanterweise mit einem Hollywoodhintergrund und relativ neu, bricht der Film aber mit einigen Konventionen des aktuellen Kino, macht das aber konsequent richtig, dass ein tolles Filmerlebnis dabei herauskommt. Spannung und Atmosphäre durch Handlung und nichts anderes.Geldgier wird zum Motor einer jeden Tragödie, ob sich nun Männer um einen Millionenbetrag oder Jungs um eine kleine Belohnung streiten. Texas ist eben kein Land zum alt werden!
IMDB: 8.2/10
Darsteller: 9.5/10
Plot: 6/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 9.5/10
Gesamteindruck: 9/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=6HKXoqdMaZs)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=4ywF_G7jNl0)
Amazon (http://www.amazon.de/Country-Old-Men-Tommy-Jones/dp/B00172HXMS/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1333894202&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/04/no-country-for-old-men.html)
Tawarien
12.04.2012, 20:48
Elephant
http://upload.worldofplayers.de/files8/19___Elephant_klein.jpg
Start: 8.4.2004 (DE)
Genre: Drama
Regie: Gus Van Sant
Schauspieler: Alex Frost, John Robinson
Plot:
Ein normaler Tag an einer nicht näher benannten Schule in Portland. John wird von seinem betrunkenen Vater zur Schule gefahren und er muss sich darum kümmern, dass dieser von seinem Bruder abgeholt wird und kommt deswegen zu spät in den Unterricht, was ihm Nachsitzen einbringt. Elias ist Hobbyfotograph mit einer Vorliebe für Portraits. Er läuft über das Gelände auf der Suche nach neuen Motiven und entwickelt diese dann direkt in der schuleigenen Dunkelkammer. Der Sportler Nathan, der vielen Mädchen gefällt, hat nur Augen für seine Freundin Carrie, die sich wiederrum Sorgen um ihre gemeinsame Nacht vor 3 Wochen macht. Eine Gruppe von Schülern diskutiert im Unterricht über das für und wider von Homosexualität und ob man diese den Menschen direkt ansehen würde. Die Mädchengang, bestehend aus Jordan, Brittany und Nicole, allesamt bulimisch, machen sich neben ihrer Figur noch Sorgen um Jungs und ihre Freundschaft. Michelle, ein hässliches Entlein, versucht mit dem Spott ihrer Schulkameraden zurechtzukommen und arbeitet nebenbei in der Bibliothek. Alex und Eric kommen in Militärklamotten und vollgepackten Taschen in die Schule und auf Johns Frage, was sie denn vorhätten, antworten sie nur:
„Verpiss dich man und komm nich‘ wieder, is‘ gleich die Hölle los!“
Über den Film:
Das interessante und gleichzeitig auch irgendwie langweilige an Elephant ist, wie der Film aufgezogen ist. Lange Szenen, in denen die Kamera den verschiedenen Schülern in der typischen „Third-Person“ Sicht durch die Schule folgt. Oftmals minutenlang. Des Weiteren laufen die Handlungsstränge meist noch parallel ab, was vor allem an bestimmten Situationen und Dialogen zu bemerken ist, die immer wieder aus den verschiedenen Schülerperspektiven zu sehen ist. Die Ausnahme davon macht der Anfang des quasi zweiten Teil des Filmes, in denen Eric und Alex zuhause zu sehen sind, und wie sie sich auf ihren Plan vorbereiten: Einen Amoklauf. Und dort liegt auch eine zweite Schwachstelle des Films. Das Thema, das das Massaker an der Columbine High School 1999 aufgreift, wird in mehreren Weisen seltsam wiedergegeben. Zum einen Stellt der Film einfach nur dar, er bewertet nicht, was an sich noch in Ordnung ist. Allerdings stellt er die Täter auch allzu klischeehaft dar. Sie, oder zumindest Alex, ist intelligent, spielt zum Beispiel Beethoven auf dem Klavier, und wird in der Schule gemobbt. Beide spielen Ego-Shooter, gucken Nazi-Dokumentationen und bestellen sich problemlos gefährliche Waffen über das Internet. Das baut ein gewisses Bild eines Amokläufers auf, von dem ich hoffte, dass es längst obsolet ist. Zum anderen ist auch die Reaktion der Schüler auf den Amoklauf selbst nicht unbedingt immer nachvollziehbar, unbeeindruckt und wie in Trance bewegen sie sich durchs Gebäude, während andere erschossen werden. Das könnte eine gewisse, für mich nicht wirklich realistische Lähmung der Schüler sein, oder aber auch einfach an den Laienschauspielern liegen, die im Prinzip alle sich selbst spielen.
Meinung:
Der Schulalltag ist in Elephant sehr interessant dargestellt, etwas langweilig und eintönig, was zu dem Thema soweit aber ganz gut passt. Auch die an sich nur zeigende und nicht bewertende Art des Filmes gefällt mir soweit recht gut, nur leider wird, wie schon geschrieben, ein viel zu klischeehaftes und überholtes Bild des jugendlichen Amokläufers aufgebaut, da hätte ein wenig mehr Differenzierung nicht geschadet. Insgesamt bleibt ein interessanter Film mit einigen Schwächen über eine Materie, an die sich noch nicht sehr viele gewagt haben.
IMDB: 7.2
Darsteller: 4/10
Plot: 5/10
Effekte: 5/10
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 6/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=FHtGy_-H0qY)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=TXjWS79Sp4o)
Amazon (http://www.amazon.de/Elephant-Arthaus-Collection-Alex-Frost/dp/B000V2SGNK/ref=sr_1_2?s=dvd&ie=UTF8&qid=1334260057&sr=1-2)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/04/elephant.html)
Night of the Living Dead (1990)
http://upload.worldofplayers.de/files8/Night_of_the_Living_Dead___1990_.jpg
Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=sWp6AGNlnfM)
Jahr: 1990
Land: USA
Regie: Tom Savini
Drehbuch: George A. Romero
Hauptdarsteller: Patricia Tallman, Tony Todd, Tom Towles
----------------------------------------------------------------------
1990 brachte das Team, welches bereits hinter dem Klassiker und Begründer des Zombiegenres Night of the Living Dead(1968) stand, das Remake ihres eigenen Films in die Kinos. George A. Romero gab dafür den Regieposten an Tom Savini ab, welcher zuvor an Dawn of the Dead(1978) als Makeup- und Special Effect Artist mitarbeitete. Der Film stellte Savainis Regiedebüt dar und interessanterweise blieb er bis heute der einzige Film, bei welchem Savini als Regisseur fungierte.
Romero lieferte immer noch das überarbeitete Drehbuch und mimte den Produzenten.
Während von Kritikern mitunter bemängelt wurde, dass es sich beim Remake um eine uninspirierte Kopie des Originals handelt, nehme ich gleich vorweg, dass mich der Film als unvoreingenommenen Seher überwiegend überzeugt hat. Das Original habe ich nicht gesehen.
Die Handlung kann in wenigen Sätzen zusammengefasst werden und bietet keine größeren Überraschungen: Ein Geschwisterpaar, Barbara und Johnnie, stattet dem Grab seiner Mutter einen Besuch ab und wird dabei unverzüglich mit den ersten Zombies konfrontiert. Barbara entkommt den Angreifern und sucht in einem scheinbar verlassenen Haus nach Hilfe, wo sie auf weitere Überlebende des Untoten-Angriffs trifft. Die Gruppe verbarrikadiert sich im Gebäude und sucht nach Möglichkeiten zur Flucht, wobei sie nicht nur die Zombie-Bedrohung, sondern auch Konflikte innerhalb der Gruppe handhaben müssen.
Während Romero bei seinem Skript zu Dawn of the Dead zu Änderungen zugunsten eines weniger deprimierenden Endes überredet werden konnte, bleibt der Tenor von Night of the Living Dead ein trostloser, was ich dem Film gemeinsam mit dem durchwegs glaubwürdigen Charakerverhalten besonders hoch anrechne. Dazu sei gesagt, dass die Charakterriege zwar nachvollziehbar, aber nicht unbedingt sympathieerweckend ist. Die unausstehlichen Individuen überwiegen(zumindest bei mir), und auch die sympatischen Rollen haben ihre schlechten Momente. Emotionale Ausraster sieht man am laufenden Band.
Bedrohliche Spannung oder gar Terror bleiben weitestgehend aus, dafür funktioniert der Film auf zwischenmenschlicher Ebene.
Kameraarbeit und Beleuchtung empfand ich durchwegs als solide, aber nicht bemerkenswert. Die Farben bleiben naturalistisch. Die Ausnahme bilden einige Nachtaufnahmen im Freien, welche unnatürlich hell beleuchtet sind.
Leider wurde der Film für den damaligen Kino-Release auf ein R-Rating zurechtgestutzt und die ungekürzte Fassung nie veröffentlicht. Daher zeigt sich der Film in Sachen Gore überraschend zurückhaltend. Einiges passiert off Screen und auch bei den gezeigten Zombie-Tötungen wurde an Blut gespaart. Das ist zwar prinzipiell ärgerlich, aber zumindest wirken die dezenten Effekte keinesfalls künstlich. Das Zombie-Makeup gefiel mir gemessen am Produktionsjahr überdurchschnittlich gut.
----------------------------------------------------------------------
8/10
----------------------------------------------------------------------
Night of the Living Dead auf Imdb.com (http://www.imdb.com/title/tt0100258/)
Night of the Living Dead auf Rottentomatoes.com (http://www.rottentomatoes.com/m/1031183-night_of_the_living_dead/)
District 9
http://www.movieposterdb.com/posters/09_11/2009/1136608/l_1136608_c9a8f694.jpg
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Action / Sci-Fi / Thriller
Darsteller: Sharlto Copley, Jason Cope, David James
FSK: 16
Inhaltsangabe:
1982 stoppt ein riesiges Raumschiff über Johannesburg in Südafrika, welches sich danach nicht mehr von der Stelle rührt, da sich ein wichtiges Kommandomodul von diesem gelöst haben soll. Nach mehreren Monaten des Wartens entschließen sich die Menschen den ersten Kontakt zu wagen und finden im Raumschiff Millionen von sehr geschwächten, insektenähnlichen, Außerirdischen vor, welchen sie in Johannesburg Asyl gewähren. Das geplante Hilfsprojekt gerät schnell außer Kontrolle und aus dem anfänglichen Lager für humanitäre Hilfe entwickelt sich schnell ein Slum, der fortan die Bezeichnung District 9 trägt.
Meine Meinung:
Ich liebe meinen besten Kumpel. Zusammen mit ihm und eine ordentliche Ladung an Alkohol taten wir uns mal wieder zusammen und veranstalteten bei mir im Zimmer eine Nacht mit Filmen unterschiedlichen Genres. Den Anfang bestritt dieses mal District 9, welchen ich mal gesehen hattte und er nicht. Mir war der Film auch nicht im Gedächtnis hängen geblieben und so beschlossen wir den besagten Film anzusehen der meinem Kumpel beste Laune hinterließ, bei mir jedoch gemischte Gefühle. Wieso das? Erklär ich euch.
District 9 ist nämlich ein gutes Beispiel für einen jener Filme, welche nicht wissen welchen Weg sie einschlagen wollen und stattdessen alle statt einen nehmen, was meistens in großer Grütze endet, wie ich sie leider oft schon gesehen hatte.
So wird der Anfang des Filmes wie ein Dokumentarfilm aufgezogen, welcher die Außernandersetzung zwischen Menschen und Aliens und die schlechte Lage der außerirdischen Besucher in ihrem Slum beleuchtet: Sie sind stetigem Rassissmus, Anfeindung und der Willkür der Menschen ausgelifert. Die eigentlichen Verantvortlichen, welche für die Sicherheit zwischen Menschen und Aliens sorgen sollen, sind auch nur an den Waffen der Aliens interessiert und nutzen diese auch mal gerne zu Experimenten aus. Keine besonders netten Leute also.
Dann springt der (vorher gedachte Dokumentar-) Film zu einem, typisch Hollywood mäßigen, Science Fiction Action Film über. Die Story dreht und wendet sich einzig und allein nun um Wikus van de Merwe ( Sharlto Copley) welcher durch Infizierung mit Alientechnologie zu einem jener genannten Außerirdischen mutiert, als einziger Mensch deren Waffen nutzen kann und somit zum begehrten Objekt für menschliche Waffenfirmen wird.
Gejagt wird er dabei von seinen eigenen Leuten, der MNU, welche ja die Verantwortlichen für die Aliens und dem District 9 sind. Die hetzen halt mal den ziemlich harten Colonel Koobus Venter (David James) auf Wikus los um ihn einzufangen.
Dieser sucht dann Zuflucht im District 9 und trifft dort auf den Alien Christopher Johnson (Jason Cope), mit dem er dann zusammen gegen die MNU arbeitet, da er sich von diesem Heilung verspricht. Dieser will aber von der Erde fliehen und will dann mit Hilfe von seinem heimatplaneten zurückkehren, um seine Brüder wieder mitzunehmen.
Garniert wird dieses Holywood-mäßige Drehbuch mit der üblichen Potion Herz-Schmerz, Tragik und Dramatik, gepaart mit ziemlich brutalen Splattereffekten und das Ende wird dann mal wieder als Dokumentarfilm aufgezogen, sehr verwirrend das Ganze.
Wie man sieht ist das Drehbuch ziemlich verworren ausgefallen, krankt an gewitzten Einfällen und versumpft schließlich in der Mittelmäßigkeit. Wäre hier einfach mal besser gearbeitet worden, dann hätte sich dieser Film sicher über viele anderen seiner Art etabliert, denn das Potenzial dazu hatte District 9 sicherlich. So aber nicht.
Gehen wir dann mal flugs zu den Darstellern rüber. Sharlto Copley, welchen ich zuvor überhaupt nicht gekannt hatte, gibt als Wikus im ersten Drittel des Films keine so schlechte Rolle ab, schafft es durch seine anfangs etwas Ungeschickte aber sehr Hinterhältige Art und Weise, sogar Sympathie aufzubringen, mutiert aber dann früher oder später zum plumpen und sehr nervigen Actionhelden. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass es dieser Charakter durch seine unsinnigen Aktionen darauf anlegt, von den Zuschauern gehasst zu werden.
David James macht als Armee-Fiesling Colonel Koobus eigentlich nicht viel falsch und erfüllt seine Rolle als stereotypischen und von Waffen eingenommene Person sehr gut. Das dieser Charakter so flach wie eine Scheibe ist, spielt eigentlich keine Rolle.
Jason Cope, welcher dem Alien mit der Bezeichnung Christopher Johnson, durch Animierung seines Körpers Leben einhauchte spielt seine Rolle immer noch am besten und ist meiner Meinung nach immer noch am glaubwürdgsten und Niemand, den man aus Wut an die Wand klatschen möchte.
Der Rest des Casts macht auch nicht viel Falsch. Vom Bösen Konzernchef bishin zur besorgten Ehefrau ist alles ziemlich passabel besetzt worden. Hier kam es zu keinem Ausfall und lässt den Hass auf die Hauptdarsteller etwas verfliegen.
Die Effekte des Films sind das einzige was ich wirklich durchweg loben kann: Sobald es anfängt im Film zu Krachen, sieht man genial inszenierte Explosionen, Alienwaffen welche Menschen förmlich in kleinste Stücke zerfetzen, aber auch krasse Roboter, welche fast nicht aufzuhalten sind. Sieht alles sehr gut aus und weiß mich zu überzeugen, besonders die besagten Splattereffekte haben es mir angetan.
Kommen wir zum letzten Punkt, dem Anspruch. Wie sieht der aus? Nun, der Film versucht wenigstens Ansatzweise gesellschaftskritische Themen wie Rassissmus anzustreifen, welche aber grandios daran scheitern, da man lieber doch letzenendes auf Action setzen wollte. Sowas klappte bekanntermaßen gar nicht und das merkt man auch. Wäre hier einiges anders gelaufen, wärde die Botschaft im Bezug auf Rassissmus und Rassentrennung besser angekommen.
Nun zum Fazit: District 9 hat es bei mir einfach geschafft durch sein verkorkstes Drehbuch und bescheuerte Hauptdarsteller, einfach gehasst zu werden. So viel hätte man aus diesem Film herausholen können in Sachen Dokumentarstil und Gesellschaftskritik, doch das wurde fast gänzlich über Bord geworfen und gegen Hoolywoodtypische Action eingetauscht, welche da ziemlich Fehl am Platze ist. Nur die Effekte wussten mich zu überzeugen, ansonsten war ich bitter enttäuscht.
Einzelwertungen
Darsteller: 04/10 (Der Hauptcast ist eine einzige Katastrophe. Die Nebendarsteller sind als angemessen zu bezeichnen)
Plot: 02/10 (Hier wurde so ziemlich alles Gute verpfuscht, mit was der Film hätte brillieren können)
Effekte: 08/10 (Die haben mich wiederum überzeugt. Auch sind ziemlich lustige Splattereffekte dabei)
Anspruch: 02/10 (Gesellschaftskritische Themen gehen in dem Gedöns unter)
Gesamtwertung: 04/10 (Dieser Film hätte ganz groß rauskommen können, scheiterte aber an einem verkorksten Drehbuch und nervigen Hauptdarstellern. Zum Kotzen.)
IMDB-Wertung (8,1) (http://www.imdb.com/title/tt1136608/)
Trailer auf YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=oo4rKtKkP2k)
DVD bei Amazon
Harbinger
17.04.2012, 13:40
Die Goonies
http://upload.worldofplayers.de/files8/goonies.jpg
Kinostart: 19.12.1985
Genre: Abenteuer (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378985)
Regie: Richard Donner
Darsteller: Sean Astin, Josh Brolin, Corey Feldman
FSK: 12
Inhalt: Die Jugendgang der Goonies ist verzweifelt. Der Abriss der Häuser ihrer Eltern durch einen Evil Capitalist™ steht kurz bevor und scheint daher unaufhaltsam. Da stolpern die Jungs über eine uralte Karte, die wohl zum Schatz des Piraten Einäugiger Willy führen soll. Sofort machen sie sich auf den Weg, den Schatz zu finden und damit ihre Heimat zu retten. Probleme bekommen sie dabei hauptsächlich durch die Fratellis, zwei eher simpel gestrickte Gangster und deren fiese Mutter...
Kritik: Ihr kennt mich, ich bin eigentlich ein netter Kerl, aber manchmal habe ich trotzdem das überwältigende Bedürfnis, auf den Kindheitserinnerungen von anderen Leuten herumzutrampeln. Kann man nix machen, ist einfach so. Also sollte jeder, der "Die Goonies" mag (was scheinbar gar nicht so wenige Leute sind, wenn man sich einschlägige Quellen mal anschaut), schleunigst weglesen. Denn ich habe besagte Kolaboration zwischen Richard Donner (Regisseur von ungefähr tausend Filmen, darunter "Superman", "Lethal Weapon", etc. pp.), Steven Spielberg (oh bitte), Chris Columbus ("Percy Jackson", "Kevin - Allein zu Haus") und einem Cast, aus dem tatsächlich was geworden ist (Sean Astin, Josh Brolin, Corey Feldman, Joe Pantoliano und noch ein paar Nasen, die man kennen darf, wenn man möchte) gestern und heute (die Müdigkeit kam daher, deswegen unterbrach ich, was ich sehr ungern tue) zum ersten Mal in Augenschein genommen und kann deswegen unvoreingenommen darüber berichten, wie sich dieser Film macht, wenn man ihn nicht vor fünfundzwanzig Jahren zum ersten Mal gesehen hat. Beware.
Was ich mir eigentlich versprochen hatte? Ich muss gestehen, eigentlich nicht so viel. Ich wusste, Namen wie Spielberg oder Donner bürgen schon mal für Qualität. Die wissen, wie rum man eine Kamera halten sollte, die haben die nötige Kohle, um einen Film nach was aussehen zu lassen, die haben das nötige Talent, um einen schlüssigen Streifen auf die Leinwand zu bringen, der andererseits niemanden mental überfordern dürfte und halt als seichte Unterhaltung durch geht. Außerdem war mir von Anfang an ziemlich klar, dass der Film auf Kinder abzielt und dementsprechend kreativ und einfallsreich sein dürfte. So weit, so gut. Was kam aber letzten Endes dabei rum?
Als erstes die Erkenntnis, dass ich kein Kind mehr bin, und deswegen doch irgendwie etwas mehr erwarte, als ein lautes, schnelles, chaotisches Etwas, das mich bei der Stange hält. Ich kann irgendwo jeden Verstehen, der im zarten Alter von... keine Ahnung, acht oder zehn "Die Goonies" gesehen hat und ihn in teurer Erinnerung hält, weil er damals ja so cool war. Aber was ich wahrscheinlich auch in dem Alter cool fand, nervt mich heutzutage eigentlich nur noch. "Die Goonies" ist ein Konglomerat an lahmen Witzen, energetischen aber irgendwie auch unleidlichen Kinderdarstellern, die wie schon gesagt "coole" Dinge tun, die aber andererseits so erzwungen wirken, dass sich nichts natürlich entwickeln kann, wirklich netten Sets und Effekten und einem Ton, der sich nie wirklich entscheiden kann, ob er jetzt lighthearted oder düster sein möchte. Vielleicht unterschätze ich Kinder jetzt, aber für sein Sujet hielt ich "Die Goonies" schon für mehr oder weniger harten Tobak. Eine ganze Wagenladung teilweise recht heftig aussehender Skelette und sonstiger Leichen, ziemlich deutliche Anspielungen auf Sex und Drogen, konstanter Gebrauch von Schimpfwörtern... Die Leute, die den Film damals in ihrer Jugend im Kino sahen, möchten mir jetzt bestimmt mitteilen, dass Kinder früher nicht aus Zucker waren, aber ich halte die Freigabe ab 12 Jahren aufgrund der düsteren Parts für gerechtfertigt, andererseits frage ich mich angesichts des lahmen Humors und der wirklich kindlich-naiven, plumpen Schreibe des Films, wen über diesem Alter er eigentlich noch hinter dem Ofen hervorlocken kann. Dieses krasse Aufeinanderprallen von "erwachsenen" und juvenilen Elementen lässt mich bei der Frage, für wen dieser Film eigentlich gedacht ist, nur mit den Schultern zucken und antworten "Frag ich dich?". Ha, gotcha, ihr hattet bestimmt nicht erwartet, so etwas jemals von mir zu hören, oder?
Ich meine, ihr kennt mich, ich bin nicht anspruchsvoll, was Unterhaltung angeht. Ich kann theoretisch jedem Film etwas abgewinnen. Und ich will jetzt auch nicht behaupten, dass "Die Goonies" schlecht wäre. Wie schon gesagt, die Ausstattung des Films ist fantastisch. Zwar spielt er fast nur in irgend welchen unterirdischen Höhlen, die doch hin und wieder etwas grau in grau aussehen, aber coole Elemente, wie das Piratenschiff oder die Skelettorgel oder was weiß ich reißen das locker raus. Man sollte keinen "Indiana Jones"-für-Kinder erwarten, aber die Richtung stimmt. Auch die Story ist prinzipiell nicht übel. Der Film ergeht sich nicht in Leerlauf, sondern treibt das Geschehen stetig voran. Zwar auf recht vorhersehbaren, ausgelatschten Pfaden, aber das kann auch daran liegen, dass er verdammte 27 Jahre alt ist und keine Ahnung wie oft seitdem kopiert wurde. Die Darsteller sind auch gut und liefern energetische, lebendige Performances ab. Aber das alles reicht eben nicht, um in der Oberklasse mitzuspielen, wenn der Rest so mau ausschaut. Die Figuren sind one-note-Stereotypen ohne nennenswerte Entwicklung, außerdem teilweise noch erstaunlich unleidlich (Gott, habe ich Mouth oder Chunk die Krätze an den Hals gewünscht) und wenn ihre Interaktion miteinander sich mal wieder in unartikuliertem Kreischen ergeht, dann ist bei mir der Ofen aus. Das mag zwar im Bezug darauf, dass es sich um Kinder in einer teilweise doch sehr bedrohlichen Situation handelt, realistisch sein, ist aber nichts, weswegen ich mir einen Film anschauen würde. Und da der Humor sich letzten Endes weitestgehend darüber definiert wie "cool" diese Kinder sind und sich ansonsten über Slapstick deffiniert, für den sich die Sesamstraße zu schade wäre... You get the point?
Wie schon gesagt, ich kann jeden halbwegs verstehen, der den Film als Kind gesehen und deswegen positive Erinnerungen daran hat, aber davon abgesehen hat der Streifen sich inhaltlich erstaunlich schlecht gehalten. Er ist eine patente Timecapsule dafür, was man Mitte der '80er als Kind noch cool fand und worüber man heutzutage weitestgehend nur noch den Kopf schütteln kann. Davon abgesehen gibt es aber nicht viele Gründe, aus denen ich jemandem über... sagen wir zehn Jahren heutzutage noch empfehlen würde, sich "Die Goonies" anzuschauen.
Kommen wir zum Fazit: Für einen Kinderfilm recht düster, für eine zeitlose Abenteuergeschichte zu plump und dumm... "Die Goonies" ist ein gut gespielter und gut gemachter, aber völlig unentschiedener und uncharmanter Film, dessen Zielgruppe sich mir nicht so recht erschließen will. Ein Film für verregnete Sonntagnachmittage zum nebenher Laufenlassen, davon abgesehen zu Recht weitestgehend aus dem kollektiven Gedächtnis der Durchschnittsfilmschauergemeinde verschwunden...
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (energetische Performances der Kinderdarsteller, man sieht schon, wieso aus denen was geworden ist, ansonsten aber nichts, weswegen man daheim anrufen müsste)
Plot: 06/10 (solide Abenteuerplotte ohne irgend einen Anspruch auf Genialität)
Effekte: 08/10 (gute Masken, gute Ausstattung, hat sich alles wirklich gut gehalten)
Anspruch: 01/10 (ein Kinderfilm, der gar nichts anderes möchte, als inoffensiv zu unterhalten, dabei aber doch ein paar Schritte zu weit geht)
Gesamteindruck: 05/10 (ein plumper Kinder-Abenteuerfilm, der nichts erreicht, was nicht fünf dutzend andere Filme besser erreicht hätten)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.6) (http://www.imdb.com/title/tt0089218/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=-OZwZUve4WM) (Marketing at it's worst, meine Damen und Herren...)
Die DVD bei Amazon.de
Zombieland
http://www.wicked-vision.com/images_nw/2/Zombieland_cover.jpg
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Action / Komödie / Horror
Darsteller: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Emma Stone, Abigail Breslin
FSK: 16
Inhaltsangabe:
Die Weltbevölkerung ist durch einen Virus zu einer gigantische Horde von Zombies verkommen, die immer auf der Suche nach einem neuen Happen sind. Die wenigen Überlebenden der Zombieapocalypse versuchen auf eigene Faust mit dieser neuen Erdbevölkerung zurechtzukommen und sichern sich ihr Überleben mit brachialer Waffengewalt und sonstigen überlebenswichtigen Regeln. Das haben sie in Zombieland auch bitter nötig.
Meine Meinung:
Nachdem ich gestern bereits "District 9" zerissen habe steht nun der nächste Film auf dem Plan, welchen ich mir mit meinem Kumpel, bei unserem kleinen Filmeabend, angesehen habe und das zum gefühlten hundersten Male, nämlich Zombieland. Auch so ein Kanidat der danach schret, in Grund und Boden getreten zu werden. Nein dieses mal nicht, denn diesen Film kann ich mir immer wieder ansehen und habe stets Spaß daran.
Eigentlich ist die Idee mit Zombieapocalypsen durch via Vireninfektion (gefühle hundert mal in Werken wie "Resident Evil" oder "28 Days Later" gesehen) ziemlich ausgelutscht und hält den frommen Kinogänger mit strunzdummen Darstellern und natürlich das Töten von Zombies an der Stange. Was soll an "Zombieland" dann so anders sein? Ganz einfach: Dieser Film wartet mit einem soliden Drehbuch, überraschend guten Darstellern, viel Humor und natürlich viel (und vor allem unterhaltsame) Gewalt auf.
Ruben Fleischer der hier die Regie geführt hat, verpackte die oben genannten Aspekte sehr gut in diesem Streifen. Die Story wird nicht grob oder zusammenhangslos erzählt und dümpelt damit nur so vor sich hin, sondern erzählt in genau dem richtigen Tempo die Geschichte unseres jungen Helden Columbus in "Zombieland" und wie er hier auf weitere Überlebende trifft, mit welchen er sich zusammenschließt und mit diesen zum schreien Komische Dinge erlebt und natürlich Zombies en Masse tötet.
Das lustigste dabei sind auf jeden Fall Columbus abgedrehten Überlebensregeln und natürlich die stetigen Sprüche von Tallahassee. Dabei sind die Dialoge der Charaktere niemals völlig sinnfrei und schaffen es den Zuschauer immer Lacher zu entlocken um ihn bei der Stange zu halten. So lobe ich mir das.
Den Hauptcast den Fleischer hier aufführt habe ich bisher gar nicht gekannt: Jesse Eisenberg in der Rolle des Columbus nimmt man sofort den eher ängstlichen Jugendlichen, geplagt von tausend Phobien, ab, welcher sich in den richtigen Situationen aber schlussendlich als Mann behaupten kann.
Mein absoluter Favorit ist nichtmal Eisenberg, sondern Woody Harrelson als Tallahassee der absoluter Sympahtieträger in diesem Film ist, welcher ein äußerst kreativer Zombiekiller ist und einfach die geilsten Sprüche drauf hat.
Auch Emma Stone und Abigail Breslin als das Schwesternduo Wichita und Little Rock punkten durch ihre Abgebrühtheit mit denen sie unsere männlichen Hauptdarsteller manches mal dumm aussehen lassen und ihre innige Beziehung, welchen man ihnen auch sofort abnimmt.
Bekanntester Nebendarsteller dürfte auf jeden Fall Bill Murray sein, welcher sich in diesem Film selbst spielt und auf das Quartett von oben trifft. Tja hätte er das bloß vermieden, so viel nehme ich mir mal raus, vorweg zu erwähnen. Auch Bill Murray macht seine Sache sehr gut.
Die Effekte im Film sind auch sehr gut eingebracht worden. Man muss einfach immer wieder über die genialen Zombiemasken staunen und wie diese dann ihre Reise ins Nirwarna antreten, wenn sie von unseren Helden mit fetten Wummen ins Jenseits befördert werden. Die wenigen Blutfontänen sehen auch sehr gut aus und sind ebenfalls unterhaltsam. Alles in allem sehr gute Handwerkskost.
Anspruch sollte man eigentlich keinen erwarten, da der Film einfach nur unterhalten will und auch in keinster Weise versucht, etwas anderes zu tun als ebenjenes: Unterhaltung! Trotzdem ist der Film kein absoluter No-Brainer, der einem letztenendes das Gehirn zerstört.
Nun zum Fazit:
"Zombieland" ist ein sehr solider Zombiestreifen mit einem sehr guten Cast, einem soliden Drehbuch, sowie sehr gut gemachten und vor allem unterhaltsamen Effekten, die jeden Menschen bei der Stange halten sollten. Großartigen Anspruch sollte man dabei nicht erwarten, doch völlig hirnlos ist der Film auch nicht und stellt für mich eine rundum zufriedenstellende Angelegenheit da. Jeder ist angehalten sich diesen Streifen anzusehen, anschauen lohnt sich.
Einzelwertungen
Darsteller: 09/10 (Die Darsteller liefern eine sehr gute Show ab und es kommt zu keinem einzigen Ausfall. Saubere Sache)
Plot: 07/10 (Altbekannte Plot der jedoch solide umgesetzt worden und zum Schreien komisch ist)
Effekte: 09/10 (Klasse Zombiemasken, geile Kanonen mit viel Wumms, was will man mehr?)
Anspruch: 03/10 (Ein reiner Unterhaltungsfilm, welcher jedoch nicht total bescheuert ist)
Gesamteindruck: 07/10 (Klasser Zombiestreifen, von welchen es ruhig mehr geben könnte)
IMDB-Wertung (7,7) (http://www.imdb.com/title/tt1156398/)
Trailer auf YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=VhR9m2ocq_4)
DvD bei Amazon
Tawarien
23.04.2012, 19:30
Oldboy
http://upload.worldofplayers.de/files8/20___Oldboy_klein.jpg
Start: 2.09.2004 (DE)
Genre: Thriller
Regie: Park Chan-wook
Schauspieler: Choi Min-sik
Plot:
Fünfzehn Jahre in einem Zimmer eingesperrt. So ergeht es Oh Dae-su, einem kleinen Mann und Familienvater. Ohne einen Grund zu kennen oder sich einen Reim auf seine derzeitige Situation machen zu können fristet er sein Dasein, mit einem Fernseher als einzigen Freund. Dort sieht er auch, dass seine Frau umgebracht wurde und dank DNA-Spuren, die am Tatort hinterlassen wurden, er als Täter gesucht wird. Langsam beginnt er zu verzweifeln und nach mehreren fehlgeschlagenen Suizidversuchen fängt er an, zu trainieren. So vergeht Jahr um Jahr, bis er, nach den schon erwähnten Fünfzehn Jahren, so plötzlich wie er gefangen wurde, wieder freikommt. Er hat nur eins im Sinn: herauszufinden, wer ihn festgehalten hat und blutige Rache nehmen. Doch mit der Zeit drängt sich eine viel wichtigere Frage als das „wer?“ in den Vordergrund … die Frage nach dem „warum?“!
Über den Film:
Der ungewöhnliche Plotanfang von Olboy alleine macht den Film auf eine gewisse Art schon interessant. Die Frage nach dem Wer und vor allem dem Warum zieht sich durch den ganzen Film wie die Blutspur, die Oh Dea-su auf seiner Suche nach Antworten hinterlässt. Dabei finde ich die Leistung von Choi Min-sik, dem Hauptdarsteller erwähnenswert, man nimmt ihm die Rolle des psychisch labilen Rächers und seine Wandlung dorthin über den ganzen Streifen hinweg ab. Park Chan-wook inszeniert die Dae-sus Jagd auf eine ungewöhnliche und fesselnde Weise, in einigen Szenen wie die des Kampfes durch einen Hausflur, kommt dies deutlich heraus, was viel Abwechslung hineinbringt. Filmische Abwechslung tut Oldboy auch ganz gut, ist die Story, wie bei vielen ostasiatischen Filmen, leider sehr konstruiert und etwas künstlich, was zwar ganz gut zum Plot passt, aber ab und an ein wenig negativ auffällt.
Der Film steht in loser Verbindung zu Sympathy for Mr. Vengeance und Lady Vengeance, die zusammen mit Oldboy Park Chan-wooks Rache-Triologie formen.
Meinung:
Oldboy ist Kult. Und das nicht unbedingt zu unrecht. Der ungewöhnliche Aufzieher, die leicht avantgardistischen Stilmittel und nicht zuletzt ein großartiger Choi Min-sik machen aus dem Film ein ganz spezielles Erlebnis. Das Thema Rache, das sich wohl durch viele Filme dieser Region zieht, ist hier zum einen originell und zum andern auch sehr konstruiert umgesetzt. Von Chan-wooks Triologie nimmt er als zweiter Film Platz eins ein. Ein Racheepos mit Kultstatus.
IMDB: 8.4
Darsteller: 8/10
Plot: 6/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 8/10 (+ 1 imaginäres Kultpünktchen)
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=VM3siuZY63M)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=YLn1y9v6yno)
Amazon (http://www.amazon.de/Oldboy-DVD-Choi-Min-sik/dp/B006I1LFHC/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1335205779&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/04/oldboy.html)
Harbinger
03.05.2012, 12:28
Bloody Mallory - Die Dämonenjägerin
http://upload.worldofplayers.de/files8/bloody_mallory.jpg
DVD-Start: 24.02.2004
Genre: Horror (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379004)/Komödie (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378989)/Action (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378986)
Regie: Julien Magnat
Darsteller: Olivia Bonamy, Adrià Collado, Jeffrey Ribier
FSK: 16
Inhalt: Mallory ist die Anführerin einer Gruppe von Dämonenjägern. Gemeinsam mit der riesigen Drag Queen Vena Cava, dem stummen, telepathisch begabten Mädchen Talking Tina und dem "normalen" Inspektor Durand fährt sie kreuz und quer durch Frankreich und merzt das Böse aus. Bis eines Tages eine Gruppe von Ghulen Durand tötet, Tina ins Koma schickt und kurz darauf den Papst entführt. Mallory zieht los, nicht nur um den Pontifex zu retten, sondern auch um eine ganz persönliche Rechnung zu begleichen.
Kritik: Da sind wir wieder. Fernab von High Budget Entgleisungen, unangenehmer Indie-Kost oder den Kindheitserinnerungen von anderen Leuten. Hin zum niedrig budgetierten Direct-to-DVD-Horror-Schlock. Da wo ihr mich am Liebsten habt, nech? Da kann ich nämlich nichts kaputt machen. Und da weiß man auch schon vorher, dass nicht besonders viel bei rum kommen kann. So dachte ich auch, als ich gestern nacht noch gen Wohnzimmer schlurfte um mal wieder irgend eine noch nicht gesehene Scheibe aus dem Regal zu grabbeln um irgendwie den Abend totzuschlagen. Machte ich am vorigen Tag auch schon und hing dann zweieinhalb Stunden vor Tarkowskijs "Stalker". Sehr guter Film, aber zu viel Qualität auf einem Haufen macht den alten Count krank, also doch mal wieder irgend eine Grütze hervorkramen. Am Besten eine, die schon eine Weile im Regal vor sich hin schimmelt. Wieso, weshalb, warum und vor allem wann und wie sich unser heutiger Film aus der Kategorie "Schlecht, dafür aber auch billig", namentlich wie oben schon erwähnt "Bloody Mallory", in meinen Besitz verirrte, ich habe keine Ahnung, frag' ich dich? Wenn ich raten müsste, dann würde es wohl auf "Zwecks Porto sparen bei einem eBay-Verkäufer mitgenommen", aber beschwören will ich es nicht.
Wurscht, auf jeden Fall war er da und das ist ja manchmal schon grund genug, geschaut zu werden. Bei "Bloody Mallory" handelt es sich jedenfalls um eine französisch-spanische Co-Produktion der eher günstigen Sorte (wobei wiederum nicht so günstig, vom Budget weiß man natürlich nix genaues wieder nicht, aber hey), realisiert von Julien Magnat, der inzwischen merkwürdige, von den Kritikern und dem Publikum nicht so hart abgefeierte Horrorfilme mit Milla Jovovich und Julian McMahon drehen darf. Große Karriere, guter Mann. Aber was erwartet man schon von jemandem, der seinen regietechnischen Spielfilm-Einstand mit so was wie dem hier abliefert? Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung.
"Bloody Mallory" ist nämlich ein ganz merkwürdiges Konglomerat aus einer ganzen Wagenladung von kruden Ideen, die irgendwie alle in dasselbe Skript gekloppt werden. Ich weiß, ich weiß, das hier war als Komödie gedacht. Trotzdem wusste ich nie so recht, welche Augenblicke jetzt eigentlich lustig und welche ernster geplant waren. Welcher Witz so im Drehbuch stand und welcher erst in meinem Kopf dazu wurde. Das ist ja irgendwo das Wesen des Trashfilms, aber andererseits wirkt "Bloody Mallory" von Zeit zu Zeit dann zu kompetent gedacht (mind you, gedacht, nicht gemacht), um sich wirklich in diese Kategorie stecken zu lassen. Das Skript wirkt ein bißchen wie eine abgefucktere Version von "Buffy", eher der Serie als dem Film. Beziehungsweise Serie trifft es schon ganz gut. Alles hier wirkt so, als wäre es besser für eine Serie geeignet, bzw. auch als solche geplant gewesen (oder vielleicht als fortlaufendes Film-Franchise, aber daraus ist ziemlich augenscheinlich nichts geworden). Wir erleben die Charaktere irgendwo mitten drin in ihren fortlaufenden Abenteuern (sehr bezeichnend, wenn Durand mit seinem letzten Atemzug so etwas haucht wie "Wir haben schon so viel zusammen durchgemacht"), ohne echte Origins, ohne Closure, einfach nur irgend so ein Monster-of-the-Week-Feature. Und dann nicht mal ein besonders beeindruckendes. Ich meine, Vernichtung der Welt hin und her, aber das lösen gewisse Serienhelden halt im Wochentakt.
Gemäß dem Konzept der Serie ist "Bloody Mallory" mit 90 Minuten dann auch eindeutig zu lang. Magnat fällt einfach nicht genug ein, was er erzählen könnte, und baut deswegen immer wieder Schlenker und Abschweifungen mit ein, die es eigentlich nicht gebraucht hätte. Die Story macht ständig was sie will und nichts davon wirklich gut. Aber auch ansonsten ziehen die Reste des Films gut mit. Die Action ist gut gemeint, krankt aber ganz eindeutig daran, dass nicht nur die nötigen Mittel, sondern auch die nötigen Mimen gefehlt haben, um zupackend inszeniert zu werden. Die Fights sind äußerst zahm und lahm, was auch durch das hochspeeden der Kampfszenen nur bedingt bereinigt wird. Eigentlich kommt man sich die meiste Zeit eher vor, wie in einer blutigeren Ausgabe der "Benny Hill Show". Die Effekte können dafür - gemessen am vermuteten Budget - was. Ganz okaye Gummimasken gesellen sich zu anständigen Splattereffekten, die zwar in Sachen Kreativität niemanden vom Hocker hauen dürften, aber kompetent abgezogen werden.
Und auch über die Schauspieler kann man nicht meckern. Nicht, weil sie wirklich gut wären, sondern eigentlich eher, weil man dafür dankbar sein sollte, wenn sich in so einer Produktion nicht die untalentiertesten Nasen diesseits des großen Teichs tummeln. Olivia Bonamy sieht in hautengem Leder und mit scharlachrot gefärbtem Haarschopf sogar ziemlich knusprig aus und überzeugt dank fortgesetztem Wahnsinn sogar halbwegs als toughe Dämonenjägerin. Adriá Collado kann sich als vatikanischer Bodyguard nie so ganz zwischen Planlosigkeit und hartem Auftreten entscheiden und bleibt alles in allem trotz seiner halbwegs zentralen Bedeutung irgendwo eine Randerscheinung. Jeffrey Ribier umarmt freimütig die völlige Absurdität seiner Rolle als Transvestit Vena Cava und macht deswegen durchaus Spaß, Laurent Spielvogel hat den Papst auch gut raus. Die "Offenbarung" des Casts (falls man so was überhaupt in diesem Bezug sagen darf) ist allerdings Julien Boisselier als Spektralprojektion von Mallorys dahingeschiedenem Dämoneneheman (dahingeschieden, weil sie ihn in der Hochzeitsnacht mit einer Axt zerhackt hat... it's complicated). Ich möchte jetzt nicht loben, wo kein Lob verdient wäre, aber der Mann hat zurecht noch so etwas ähnliches wie eine Karriere. Einen Oscar wird sicher nie einer von denen gewinnen, aber gemessen an dem Material, mit dem die Damen und Herren hier gearbeitet haben, war das doch zumindest solide.
Retten solide Akteure und patente Effekte aber im Alleingang einen Film, dessen Drehbuch nicht besonders viel Sinn ergibt und dessen Actionszenen selbst im Vorabendprogramm niemandem mehr als ein Gähnen entlocken dürften? Sicher nicht. Jetzt kommt allerdings das große Aber. Denn ich würge schon seit gestern abend dran herum, aber es muss ganz einfach raus. Ich würde "Bloody Mallory" jedem Freund von gepflegt stumpfer Unterhaltung vorsichtig empfehlen. Der Film mag blöde sein, aber er hat genug wahnsinnige Ideen, um über den größten Teil seiner Lauflänge zu unterhalten. Die Akteure sind wie gesagt okay, Splatter kriegt man im gemäßigten Rahmen auch anständig geliefert (und zwar mit wundervoll spontanem Timing, das den einen oder anderen Lacher provozieren dürfte), Olivia Bonamy ist ganz angenehm für's Auge, und... Irgendwie mag ich die Figur, die Julien Boisselier spielt, wirklich gerne. Es war immer nett, wenn er in einer Szene auftauchte, und Regisseur Magnat hat diese Einsicht scheinbar geteilt und den Film deswegen zu einem sehr versöhnlichen Ende gebracht. "Bloody Mallory" ist sicherlich in keiner Disziplin ein großer Wurf geworden, aber wer in Ansätzen gelungenen Filmschotter sucht, den sich auch Normalsterbliche halbwegs unbehelligt reinziehen können, der... muss zwar immer noch kein großes Geld dafür ausgeben, aber mal aus der Videothek ausleihen oder für 'nen Cent bei Amazon mitnehmen dürfte durchaus drin sein.
Kommen wir zum Fazit: "Bloody Mallory" ist sicherlich kein Film, wegen dem man aufgeregt daheim anruft. Ganz im Gegenteil, das konfuse, comichaft-serienorientierte Drehbuch auf Crack, die beinahe bemitleidenswerten Actionszenen und der allgemein inkongruente Ton des Films können schon dafür sorgen, dass man sich auf der Fernsehcouch hin und her windet. Allerdings kann man seinen verrückten Einfällen einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Und Julien Boisselier ist es vielleicht nicht im Alleingang wert, sich den Streifen anzuschauen, aber wenn man eh schon mit dem Gedanken spielt, dann dürfte er die Waage recht deutlich in Richtung "Jau" kippen. Schadet nicht.
Einzelwertungen
Darsteller: 5.5/10 (angesichts der Materie okay)
Plot: 03/10 (hat ungefähr die Substanz einer schwächeren Folge "Buffy" oder ähnlichem)
Effekte: 06/10 (nette Gummimasken und anständig über die Bühne gebrachter Splatter)
Anspruch: 01/10 (sollte man bei einer Direct-to-DVD-Horror-Actionkomödie wohl eh nicht erwarten)
Gesamteindruck: 06/10 (mit einer vorsichtigen Empfehlung, kann man wirklich unter Umständen mal gesehen haben)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.4) (http://www.imdb.com/title/tt0299556/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=CjfuShgwu4A)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
04.05.2012, 12:45
The Expendables
http://upload.worldofplayers.de/files8/Expendablesposter.jpg
Kinostart: 26.08.2010
Genre: Action (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378986)
Regie: Sylvester Stallone
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li
FSK: 18
Inhalt: Barney Ross ist Anführer einer Elite-Söldnertruppe. Gemeinsam mit seinen fünf Mitsöldnern erledigt er für Geld Aufträge rund um den Globus. Eines Tages wird er von dem mysteriösen Mister Church angeheuert, um nach Vilena, einem kleinen südamerikanischen Inselstaat zu jetten und den dortigen Diktator umzulegen. Aber aus dem Job für Geld wird für Barney schnell eine Suche nach persönlicher Erlösung und stuff.
Kritik: Gestern nacht nahm ich den exzellenten Trailer zum zweiten Teil des All-Star-Action-Spektakels unter die Lupe, verdrückte anschließend eine einzelne Träne im Knopfloch und klingelte bei meinem alten Kumpel Sly durch, um ihm überschwänglich mitzuteilen "Komm an mein Herz, es ist schon viel zu lange her". Metaphorisch gesprochen. Tatsächlich wanderte ich die fünf Meter bis ins Wohnzimmer, holte zielsicher das leicht verbogene Steelbook von "The Expendables" aus dem Schrank, packte mir Leopold und seinen Trollkumpel Freddy und zu dritt ließen wir uns auf dem Sofa nieder, um dem Gott des Actionfilms zu huldigen. Es war das erste Mal, dass ich "The Expendables" sah, seit ich damals - gebrochenem Fuß zum Trotz - ins Lichtspielhaus huldigte und neunzig Minuten lang aus der Tiefe meiner primitiven, männlichen Seele heraus grunzte und gröhlte, was das Zeug hielt. Naja, oder so ähnlich.
"The Expendables" hat von Anfang an hohe Wellen geschlagen. Schon vor Kinostart gehypet als die gloreiche Rückkehr des erdigen '80er-Jahre-Actionfilms, gespickt mit Stars dieser Zeit. Genau bei dieser Hürde stolpert "The Expendables" aber schon reichlich krass und das ist auch einer der Gründe, warum einige Leute damals enttäuscht den Kinosaal verließen. Wirklich viele alte Actionstars hat der Film eigentlich gar nicht zu bieten. Klar, Stallone übernimmt die Hauptrolle, ansonsten sind noch Jet Li und mein Lieblingsschwede Dolph Lundgren mit von der Partie. Und ja, da ist die legendäre Kirchenszene, in der Stallone für ein paar Minuten auf Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger trifft (übrigens in der deutschen Fassung sehr grandios, wie Thomas Danneberg sich mühe gibt, Stallone und Schwarzenegger unterschiedlich klingen zu lassen... und dabei sogar Erfolg hat). Aber das war's dann auch schon. Der Rest der Posten, die man irgend welchen alten Helden hätte übereignen können, gehen an Menschen, die sich zwar vielleicht irgendwo ein bißchen um den Actionfilm verdient gemacht haben, oder aber auf andere Art und Weise die Menschen mit Gewalt unterhalten haben, aber denen man nicht attestieren kann, in der guten alten Zeit wegweisend gewesen zu sein. Jason Statham ist mit dabei, für die junge, hippe Generation des Actionfilms. Ex-MMA-Kämpfer Randy Couture darf in Stallones Team mitspielen, genau wie der ehemalige Footballer Terry Crews (der immerhin in "Idiocracy" schon den Präsidenten Camacho mimen durfte). Und in der Riege der Bösewichte tummeln sich Ex-Wrestler Steve Austin sowie der britische B-Movie-Actionheroe Gary Daniels ("Fist Of The Northstar", "Final Reprisal", von dem ich sogar die limitierte Edition Nr. 24/33 besitze... das wäre vielleicht beeindruckender, wenn er ein bißchen mehr als... keine Ahnung, drei Euro gekostet hätte). Versteht mich nicht falsch, alles coole Leute, aber... Nach den großen Ankündigungen hatte man doch irgendwie was anderes erwartet (etwas, was der zweite Teil den Trailern zufolge scheinbar erfüllen wird).
Aber Schwamm drunter, wir sind nicht hier, um zu monieren, was "The Expendables" NICHT geworden ist, sondern was am Ende dabei rum kommt. Tatsächlich wehrt der Streifen sich massiv gegen die in letzter Zeit aufgekommenen Konventionen des modernen Actionfilms. Wir haben es mit einer klassischen Söldnergeschichte zu tun, die schon mal wundervoll die Stage bereitet, indem sie das gute alte Söldnerfilmmotto "Wir sind irgendwo im Nirgendwo, hier ist alles erlaubt" etabliert. Es ist erfrischend, mal wieder einen Film zu sehen, der so freimütig und - dare I say - menschenverachtend mit seiner Action umgeht. Hier die Guten, da die Bösen, und es ist nur fair, wenn erstere Partei jeden abknallt, der auch nur ansatzweise zur zweiteren gezählt werden kann. Und sei's der Passkontrolleur am örtlichen Hafen, oder halt einfach ein mit Sicherheit hart als Soldat arbeitender Familienvater, der mit der Gesinnung des bösen Diktators nichts am Hut hat, sondern einfach nur Befehle ausführt. So muss das sein!
Aber auch hier stolpert "The Expendables" ein Stück weit und fängt sich nur gerade so mit rudernden Armen wieder. Wir befinden uns schließlich im Jahr 2010, da scheint es nicht mehr in Mode zu sein, die Moral eines Films mit "Bad guys over there, kill they ass" zu umreißen. Natürlich muss mal wieder irgendwo Abbitte geleistet werden, in "The Expendables" hauptsächlich angetrieben durch einen relativ hakelig geschriebenen Monolog, den Barneys Kumpel Tool, gespielt von Mickey Rourke, zum Besten geben darf. Hat Schwarzenegger in "Phantom Kommando (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4050233)" darüber nachgedacht, dass das Töten von so vielen Menschen seiner Seele irgendwie schaden könnte? Lundgren in "Red Scorpion"? Stallone selbst in "Rambo 3"? Nein. Denn da waren sie die Helden und die auf der anderen Seite nur Kanonenfutter. Ich gestehe, das mag irgendwie ein bedenkliches Weltbild sein, wenn man eine Seite eines Konflikts als strahlende Helden feiert und die andere dämonisiert, aber verdammt noch eins, es sind halt nur Unterhaltungsfilme und meistens wird ja auch nur die halbe Bevölkerung von Fantastikanesien über den Jordan geschickt. Es ist ein simpler Fakt. Gewalt unterhält. Und da möchte der geneigte Zuschauer nicht reingepfuscht bekommen, mit irgend welcher Pseudomoral. Letzten Endes fällt "The Expendables" ja auch nichts neues (oder überhaupt sinnvolles) dazu ein, da wird Abbitte geleistet und Erlösung gesucht, indem am Ende halt doch wieder große Massen von Menschen auf die verschiedensten Arten ins nächste Leben befördert werden. Und das ist doch - in einem Film - auch okay.
So, genug gemeckert. So überflüssig diese pseudoemotionalen Szenen auch sein mögen, sie stören den Fluss des Films gar nicht so sehr. Prinzipiell läuft hier alles in einer angenehmen Geschwindigkeit vor sich hin. Es gibt zwar gar nicht so besonders viele Actionszenen und die meisten davon sind auch relativ rasch wieder vorbei, aber der Film hält stets eine gewisse Spannung aufrecht, die weniger vom Plot herrührt, sondern dem geneigten Zuschauer stets eine Art unsichtbare Infotafel vor Augen hält, auf der so etwas steht wie "Noch X Minuten bis zum großen Knall". Jede Szene des Films transportiert eine gewisse Anspannung, eine Art subtile Vorfreude auf das, was am Ende unweigerlich kommen muss. Der ultimative Showdown. Und wenn er dann kommt... ist er leider nicht ganz so gut, wie die grandiose Schießerei am Ende von "John Rambo (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=6609953)", aber doch schon sehr gut. Minutenlang kracht und knallt es an allen Ecken und Enden. Die explizite Gewalt ist - oftmals bemängelt - nicht ganz so hoch wie das Schlackefest in Stallones letztem großen Actionreißer, aber trotzdem packt man hier sicherlich nicht die Samthandschuhe aus. Auch in "The Expendables" werden genug Menschen verbrannt, geköpft, durch großkalibrige Waffen in Stücke gerissen, etc. pp. Und dabei ist die Action stets schnell, hart und zupackend. Die CGI-Herkunft mancher Blutspritzer kann der Film nicht verhehlen, aber es wirkt doch deutlich besser, als beispielsweise bei "Mutant Chronicles (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=7869678)". Der Showdown mag nicht der beste der Filmgeschichte sein, aber wenn es auf dem Bildschirm und in der Soundanlage ordentlich rappelt, dann vergibt man dem Film mit einem seeligen Lächeln doch gerne seine Storyverfehlungen.
Und letzten Endes ist es ja einfach sympathisch, diesen gestandenen Actionhelden zuzuschauen. Stallone und Lundgren mag ich ja sowieso sehr gerne, Statham eigentlich nicht so besonders, er wirkt mir in den meisten seiner Filme einfach zu angepisst und zu stillos, um mit den alten Heroen mithalten zu können. Hier passt er aber überraschend gut rein. Er ist der "junge" Hitzkopf der Truppe, aber er und Stallone haben eine wirklich beneidenswerte Chemie, denen kauft man die Freundschaft ab. Der Rest sind eigentlich nur bessere Fußnoten. Während schon Stallone, Statham und Lundgren stereotype Rollen auszufüllen haben, kann man bei beispielsweise Couture und Crews nicht mal davon sprechen. Die sind halt einfach da und fucken shit up, wenn das Skript danach verlangt. Einerseits schade, andererseits schaffen sie es trotzdem in ihren wenigen Szenen sympathisch rüber zu kommen. Dafür zuständig an der weiblichen Front heute Charisma Carpenter ("Buffy", "Angel"), die für 40 immer noch sehr schnieke aussieht und so eine eingebaute Likeability hat, dass man sie trotz der Tatsache, dass sie ganze zwei Szenen hat, irgendwie ins Herz schließt. Giselle Itié (in Mexiko recht beschäftigt, außerhalb nicht so sonderlich bekannt) ist da eine andere Hausnummer. Die sieht trotz ihrer erst 28 Lenze schon recht verbraucht aus und der Film weiß auch ansonsten nicht so sonderlich gekonnt, sie in ein Licht zu rücken, das verständlich macht, was Barney Ross in ihr zu sehen glaubt. Aber hey. Steve Austin und Gary Daniels glänzen als Henchmen eher durch physische Präsenz, David Zayas ("Dexter", "Oz") ist der böse Diktator aus dem Quellekatalog mit moralischen Umschwüngen in letzter Sekunde oder auch nicht, dafür kann ich Eric Roberts (hätte sich für "Runaway Train" fast 'nen Oscar ins Regal stellen dürfen) bescheinigen, den ganz besonders ekligen Fiesomaten gut raus zu haben. Abgesehen vom kleinen Patzer auf Seiten von Itié ein durchweg solider Cast, der sich keine Klopser liefert.
Ausgestattet mit einem gefälligen Score des vielbeschäftigten Komponisten Brian Tyler liefert "The Expendables" also ein rundum holpriges aber durchaus sympathisches Bild ab, das über die Schwächen - die weiß Gott vorhanden sind - hinweg sehen lässt und den Zuschauer in seine Vorfreude auf den großen Ausbruch gegen Ende glänzend mit einbezieht. Der Film ist mit Sicherheit nicht perfekt und leistet sich zu viele Schnitzer an den falschen Stellen, um tatsächlich den Spirit des '80er-Jahre-Actionspektakels wieder aufleben zu lassen. Aber an seinen eigenen Maßstäben gemessen kommt Summa Summarum letzten Endes ein krachender Actionstreifen rum, der einfach Spaß macht. Und das ist doch letzten Endes das wichtigste.
Kommen wir zum Fazit: "The Expendables" ist kein Dauerfeuer wie "Phantom Kommando (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4050233)" und auch keine Schlachtplate à la "John Rambo (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=6609953)". Was er ist, ist ein recht gradliniger Actionreißer mit einem sympathischen und gut aufgelegten Ensemble-Cast und einigen dummen Ideen was das Drehbuch angeht. Hier wäre einmal mehr weniger mehr gewesen. Trotzdem hat der Fan von Massenzerstörung in Bild und Ton viel Freude an der Sache, wenn die Sets erstmal zerlegt werden und brennende Stuntmen malerisch in den Sonnenuntergang fliegen. "The Expendables" weckt große Hoffnungen für das Sequel und unterhält auch auf sich alleine gestellt bravourös.
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (ein gut aufgelegter Cast, dem man gerne zuschaut, wenn auch keine wirklichen Performances für die Ewigkeit dabei sind, aber das hat mit Sicherheit auch keiner erwartet)
Plot: 04/10 (stumpf geradlinige Söldnerplotte mit ein paar Umwegen, die nicht hätten sein müssen)
Effekte: 08/10 (ein paar unschöne CGI-Blutspritzer hier und da, ansonsten aber angenehm lärmender Radau)
Anspruch: 01/10 (seine angetackerte Anti-Gewalt-Message kauft dem Film eh keiner ab, hier geht's um Blutwurst)
Gesamteindruck: 7.5/10 (spaßige Tour-de-Force, die nicht ganz in der Oberliga mitspielen darf)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.5) (http://www.imdb.com/title/tt1320253/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=C6RU5y2fU6s)
Die DVD bei Amazon.de
God Bless America
http://upload.worldofplayers.de/files8/Collage.jpg
Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=GEFj0Pngu_E)
Jahr: 2011
Land: USA
Regie: Bobcat Goldthwait
Drehbuch: Bobcat Goldthwait
Hauptdarsteller: Joel Murray, Tara Lynne Barr
----------------------------------------------------------------------
God Bless America ist ein Film über zwei unverstandene Seelen, die trotz ihres großen Altersunterschiedes durch Gemeinsamkeiten zueinander finden und lernen, dass das Leben ... - Nein ernsthaft, hier geht es um einen befriedigenden, blutigen und wahnsinnig witzigen Rachefeldzug gegen allen möglichen Abschaum der modernen Gesellschaft!
Frank leidet an Depressionen und sieht die Ursache dafür in der wachsenden Verdummung der amerikanischen Medienlandschaft und Bevölkerung sowie deren Verrohung hinsichtlich eines respektvollen Miteinanders. In seinem Frust träumt er davon, sich bei verhassten Induviduen, angefangen mit seinen Nachbarn, mit blanker Feuerkraft zu revanchieren. Nachdem er wegen einer Lappalie gefeuert wird, bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert wird und für seine verzogene Tochter ein Iphone wichtiger als der Kontakt zu ihrem Vater ist, setzt er sich eine Pistole an den Kopf und ist kurz davor, unter der Dauerbeschallung seines Fernsehers abzudrücken. Während eine Millionärstochter gegen ihre Eltern wütet weil sie ihr das falsche Auto zum Geburtstag geschenkt haben, entscheidet Frank sich dafür, dass er mit der ihm gebliebenen Zeit doch noch etwas sinnvolles anfangen könnte. Das erwähnte Hassobjekt aus dem Fernseher als erstes Ziel auserkoren, trifft er vor dessen Schule das erste mal auf Roxxy, eine scheinbare Außenseitrin mit familiären Problemen, die ihn schon bald davon überzeugen kann, gemeinsam auf Amoklauf zu gehen. Damit beginnt die vermutlich beste Zeit ihres Lebens.
Scheinbar diente der Film Goldthwait als Sprachrohr für seine eigene Kritik und Frustration mit der heutigen Medienlandschaft, die vielen Sehern aus der Seele sprechen dürfte. American Idol, das US-amerikanische Pendant zu Deutschland sucht den Superstar, wird hier samt Anhängerschaft zum ultimativen Bösen erhoben. Die realen Fernsehshows nachempfundenen Ausschnitte wirken teils unecht, fangen teils aber auch ziemlich gut ein, mit welchen Mitteln einige Fernsehsender heutzutage arbeiten.
Der eingeschränkte und unglaublich langsame Release des Films dürfte auf die im Film glorifizierte "Töte wer immer dir auf die Nerven geht"-Agenda zurückzuführen zu sein, die einfach Spaß macht. Bereits in der Eröffnungsszene konnte der Humor meinen Nerv treffen. Vorallem die Dialoge sind großartig. Einige Beispiele, hoffentlich ohne zuviel vorweg zu nehmen (Wer auf Nummer sicher gehen möchte, überspringt den Absatz):
-- Der letzte Überlebende einer Gruppe Störenfriede, die im Kino gerade von Frank über den Haufen geschossen wurden, richtet die Handykamera auf seinen vermeintlichen Henker und spricht mit drohenden Worten: "I'm recording this!"
-- Eine Zeitungsüberschrift besagt: "MAN FATALLY WOUNDED! For taking up two parking spaces."
-- Während einer Diskussion, in der Roxxy Frank entlocken will, ob er sie visuell anziehend findet: "So you can kill a teenager but not fuck one?" Pause. "Yeah."
-- "[...]Just because some hilly-billy President started to take orders from Jesus or the easter bunny or some other make'em-up-playfriend of his."
Ebenfalls zum Lachen: Franks Unbeholfenheit während seiner ersten Morde, die dank Missgeschicken nicht ganz nach Plan verlaufen.
Ein wenig zutreffende Philosophie, die ich bei mir selbst wiedererkannt habe, hat der Film auch zu bieten: "That's the problem with your generation. You can't enjoy anything unless it was recored. I mean - you were there. You lived it."
Auch optisch macht der Film etwas her. Die Kameraführung ist großartig und die Effekte wirken echt und dezent.
Fehlerlos ist der Film aber nicht. Vorallem mit der Glaubwürdigkeit hakelt es des öfteren. Bei Roxxys Charakter etwa. Die Rolle bzw. Tara Lynn Barrs Performance ist zwar unglaublich sympathisch, aber viel zu schnell motiviert sie sich dafür, den Mann zu feiern, der vor ihren Augen kaltblütig eine Mitschülern erschossen hat. Auch Franks Entlassung wirkt etwas fadenscheinig und konstruirt. Die im Anschluss darauf folgende Diagnose des Gehirntumors scheint obligatorisch, kennt man das in der Form doch schon von anderen Filmen. Desweiteren fällt bis kurz vor Ende die quasi-vollkommene Abwesenheit von Polizei und Sicherheitspersonal auf. In der Realität würde Frank wohl bereits nach seinem ersten Mord hinter Gittern sitzen.
Mein größter Kritikpunkt ist das meiner Meinung nach misslungene Ende. Nachdem Roxxy bereits von der Bildfläche verschwunden war, taucht sie hier rein zufällig wieder auf. Und nicht nur deshalb besteht erneut das Problem mit der Glaubwürdigkeit: Wieso läuft hier alles so geschmiert? Wieso feuert keiner der zig Polizisten seine Waffe ab obwohl die Gelegenheit doch eindeutig bestünde? Eine abschließende Moralpredigt gen Kamera hätte auch nicht sein müssen.
Nichts desto Trotz hat es God Bless America in die Riege meiner Lieblingsfilme geschafft. 80% des Films saß ich mit einem Lächeln vor dem Fernseher und ich kann mich nicht daran erinnern, wann das zum letzten mal ein Film geschafft hat. Die Blu-Ray ist bereits so gut wie gekauft. Das war mein erster Film von "Bobcat" Goldthwait, aber sicher nicht der letzte. Als nächstes mache ich mich an "World's Greatest Dad".
----------------------------------------------------------------------
8/10
----------------------------------------------------------------------
God Bless America auf Imdb.com (http://www.imdb.com/title/tt1912398/)
God Bless America auf Rottentomatoes.com (http://www.rottentomatoes.com/m/god_bless_america_2011/)
Tawarien
06.05.2012, 21:06
Das Fest
http://upload.worldofplayers.de/files8/21___Das_Fest_klein.jpg
Start: 07.01.1999
Genre: Dogma 95, Drama
Regie: Thomas Vinterberg
Schauspieler: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen, Paprika Steen
Plot:
Anlässlich des sechzigsten Geburtstags von Helge Klingenfeldt-Hansen, einem reichen Hotelier, trifft sich dessen Familie im eigenen Luxushotel zur Feier. Der älteste Sohn ist Christian, Besitzer zweier Restaurants in Prais, dessen Zwillingsschwester vor nicht allzu langer Zeit Selbstmord begangen hat. Die mittlere Tochter ist Helene, Studentin und vom Lebensstil und der Einstellung her ziemliches Gegenteil zum Rest der Familie. Michael, der jüngste Sohn und selbst Vater von drei Kindern, ist aufbrausend und sehr dominant.
Die Feier verläuft nach strickten Mustern und Traditionen. Sektempfang und Geburtstagsgesänge gefolgt von verschiedensten Gängen dekadentem Essens, immer wieder unterbrochen von Zigarettenpausen und Ansprachen der Gäste. Alles ist durchorganisiert und vom hauseigenen Personal professionell ausgeführt. Doch als Christian in seiner Ansprache Missbrauchsvorwürfe seinem Vater gegenüber einfließen lässt, beginnt das Szenario langsam zu kippen.
Über den Film:
Das Fest ist ein Film, der nach den Regeln der Dogma 95 gedreht wurde und dementsprechend besitzt er seinen eigenen Stil. Im Folgenden soll ein wenig auf einzelne Punkte dieser Regeln eingegangen werden:
Vinterbergs Film spielt in einem großen Herrenhaus / Hotel und man bemerkt, dass es sich bei den Räumen um keine Kulissen handelt (Regel 1), da die Räume des Öfteren aus verschiedenen Winkeln zu sehen sind. Der Filmstil ist gekennzeichnet von seiner amateurhaft wirkenden Art. Das Bild wackelt etwas und ist generell etwas Matt, da für die Dreharbeiten laut Regel 3 nur Handkameras eingesetzt werden dürfen. Das Gezeigte ist realistisch, es gibt keine zeitliche Verfremdung (Regel 7) und auf Effekte und Gewalt wurde verzichtet (Regel 6 und 5).
Soweit das zu beurteilen ist hält sich der erste Film, der nach Dogma 95 gedreht wurde, an seine sich selbst auferlegten Regeln und schafft somit einen eigenen Stil, der sich wie gewollt von der Verfremdung des durchgestylten Kinos abhebt. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Geschichte und vor allem der Schauspielerei. Erstere ist an sich nichts Besonderes, wird durch die Art des Films aber teilweise bedingt und fügt sich gut ins Gesamtbild ein. Das Schauspiel der Darsteller, von denen viele Laien sind oder gar einfache Statisten, die selbst nicht in den Verlauf der Geschichte eingeweiht wurden, treibt den Film gut voran und verleiht ihm einen gewissen theatralischen Realismus.
Meinung:
Mein erster Dogma 95 Film ist auch der Erste, der je nach diesen Regeln gedreht wurde. Vinterberg hält sich, soweit ich das beurteilen kann, auch an Diese. Das Ergebnis ist ein interessanter Film, der, verglichen mit anderen Filmen in vielen Belangen natürlich nicht mithalten kann, was allerdings von den Machern beabsichtigt war. Effekte und Feuerwerk treten in den Hintergrund und das für Vinterberg, van Trier und Co. am Film eigentlich Wichtige rückt ins Licht: Schauspielerei und Story. Das klappt auf seine Weise ganz gut und vermittelt den Eindruck, eher ein Theaterstück zu sehen als einen Film.
IMDB: 8.1
Darsteller: 9/10
Plot: 6/10
Effekte: -/-
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 7,5/10
Trailer (EN Sub) (http://www.youtube.com/watch?v=vKe_AxTFGXc)
Mein Blog ("]Amazon[/URL]
[URL="http://tawarien.blogspot.de/2012/05/das-fest.html)
Tawarien
14.05.2012, 16:35
Idioten
http://upload.worldofplayers.de/files8/22___Idioten_klein.jpg
Start: 22.04.1999
Genre: Dogma 95, Drama, Komödie
Regie: Lars von Trier
Schauspieler: Jens Albinus, Nikolaj Lie Kaas
Plot:
Eine Wohngemeinschaft unterschiedlichster Menschen hat es sich zur Aufgabe gemacht, den jeweilige „Inneren Idioten“ zu entdecken und erforschen. Dazu gehen sie in der Gruppe an öffentliche Orte und „machen auf Gaga“, sprich sie spielen alle eine geistige Behinderung vor. So auch in einem Restaurant, wo sich Stoffer, als sie zum Gehen aufgefordert wurden, an Karen festhält und diese gutmütig mitgeht um im Auto kurz darauf hinter die Scharade zu kommen. Da sie offensichtlich familiäre Probleme hat, beschließt sich in der Kommune zu bleiben. So gehen sie einmal in ein Schwimmbad, ein anderes Mal besuchen sie eine Fabrik, während immer zwei der Gruppe die Aufsichtspersonen mimen. Doch Stoffer, der Initiator der ganzen Aktion, wird immer unzufriedener mit den Darstellungen.
Über den Film:
Idioten ist der zweite Film der nach den Regeln des Dogma 95 gedreht wurde. Deswegen werde ich ihn, wie zuvor Vinterbergs „Das Fest“ erst einmal im Rahmen dieser betrachten.
Die Schauplätze, wie in Regel 1 gefordert, sind entweder das Haus, in dem sich die Gemeinschaft aufhält, oder Diverse öffentliche Plätze wie ein Schwimmbad oder ein Restaurant. Regel 2 fordert keine später eingespielte Musik. Musik kommt vor, aber es ist nicht klar, woher diese kommt. Die Aufnahme erfolgt über Handkameras, wie man deutlich sieht, als einmal ein Kameramensch ins Bild tritt und schnell wieder zu verschwinden versucht. Dies passiert ebenfalls des Öfteren mit dem Mikrophon, das von oben ins Bild schaut. Das ist meiner Meinung, trotz des Korsetts des Dogma 95, eine recht schlampige Arbeit und zerstört die Illusion, die genau mit diesem Konzept geschaffen werden sollte. Effekte und unrealistische Gewalt fehlen (Regel 5 und 6) und auch der Zeitpunkt ist das „Hier und Jetzt“ (Regel 7). Von Trier hat sich somit wohl größtenteils an seine eigenen Regeln gehalten.
Die Story des Films selbst ist allerdings nicht relativ einfallsreich oder gar gut. Eine Kommune, die sich zusammengeschlossen hat, in guter Hippiemanier in einem (mehr oder minder) besetzen Haus, das nach ihren Regeln lebt und sich abschottet. So weit so unkreativ. Die Idee des „Inneren Idioten“ ist an sich recht nett, aber im Film selbst kommt mehr der Eindruck auf, als ob es den Protagonisten weniger um die Selbstfindung als mehr um eine Verballhornung der Umwelt. Dass die Meisten gegen Ende das Spiel mehr als eine Flucht vor der Realität sehen, was dem geistigen Chef natürlich nicht gefällt, versteht sich da fast von selbst.
Meinung:
Idioten ist ein erstaunlich belangloser Film von Lars von Trier. Das mag an Dogma 95 liegen, allerdings würde das dann den Zweck dieses Konzeptes komplett widerlegen. Was nützt mir ein Film, der nach großartigen Regeln gedreht wurde, um die ursprüngliche Kunst des Mediums zurückzuholen, wenn der Film selbst nicht wirkt? Die Umsetzung der Regeln selbst ist gut zu erkennen, aber der Plot und die schlampige Dreharbeit stören das Gesamtbild des Werkes leider erheblich. Auch, oder eher gerade, die expliziten, pornographischen Szenen machen das nicht besser. Von von Trier hätte ich deutlich mehr erwartet.
IMDB: 6.8
Darsteller: 7/10
Plot: 3/10
Effekte: -/-
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 4/10
Trailer (ORG) (http://www.youtube.com/watch?v=g-1nIUuImbU)
Amazon (http://www.amazon.de/Idioten-Arthaus-Collection-Bodil-J%C3%B8rgensen/dp/B000V2SGWQ/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1337009679&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/05/idioten.html)
Harbinger
15.05.2012, 13:18
Der Wächter des Hades
http://upload.worldofplayers.de/files8/w_chter_des_hades.jpg
DVD-Start: 06.08.2010
Genre: Abenteuer (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378985)/Fantasy (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378988)
Regie: Ricky Schroder
Darsteller: Scott Elrod, Adam Butcher, Amanda Brooks
FSK: 16
Inhalt: Just an ihrem Hochzeitstag fällt Demetria, die Prinzessin von Woauchimmer, einem Giftanschlag zum Opfer. Ihr Bräutigam, Kleistos, findet das wenig überraschend nicht so geil und macht sich daran, den Mörder zu finden. Dabei findet er allerdings heraus, dass Hades, Gott der Unterwelt, sich scheinbar die tugendhafte, unschuldige Demetria auserwählt hat, um seine Braut zu werden. Kleitos leitet eine Planänderung ein und entschließt sich, die Unterwelt zu stürmen und seine Liebste herauszuholen. Zur Seite stehen ihm seine Jugendfreunde Theron und Andronikus, sein Bruder Nikandros sowie vier Portionen namenloses Kanonenfutter zur Seite.
Kritik: Ricky Schroder? Ich meine, what the fuck, Ricky Schroder? DER Ricky Schroder? Die wasserstoffblonden anderthalb Meter, die damals, 1980, im zarten Alter von zehn Jahren, nicht nur das Herz des schrulligen Alec Guiness sondern auch die der halben Nation erweichte? Seriously? Tatsache, niemand anders als der kleine Ceddie hat 2009 wohl so dringend Kohle gebraucht, dass er sich vom amerikanischen Fernsehn (welcher Sender sich für "Der Wächter des Hades" verantwortlich zeigte, das rauszufinden bin ich nu zu faul, lebt damit) mit einer Bande von talenttechnisch eingeschränkten Nasen nach Rumänien hat schicken lassen, um da mit minimalen Mitteln einen mythologisch angehauchten Action/Abenteuer-Mischmasch runterzukurbeln. Über Mittel und Wege weiß man natürlich mal wieder nichts genaues, also breiten wir darüber hier den Mantel des Schweigens aus und kommen lieber gleich zur Sache.
"Der Wächter des Hades" ist ein Film, der mich tatsächlich überrascht, erstaunt, der mir Hoffnung gegeben hat. Hoffnung, weil scheinbar auch der mieserabelste Drehbuchautor irgendwie in Hollywood unterkommen und was auf's Papier schmieren kann, das dann irgend wer für gut genug hält, um nen Film draus zu machen. Überrascht und erstaunt aus ungefähr den gleichen Gründen. Ich meine, WER ist zu Autor Paul A. Birkett hingekommen und hat ihm gesagt "Das ist gut, das kann so bleiben, das verfilmen wir jetzt!"? Theoretisch sollte es von der reinen Arbeit nicht schwerer sein, ein gutes Drehbuch zu schreiben, als ein schlechtes. Die dürften ungefähr gleich viele Seiten, gleich viele Buchstaben, gleich viele Wörter etc. pp. haben. Also wieso schreibt man dann nicht einfach direkt ein gutes? Ich versteh's nicht, aber hey.
Geht hier ja nur um 'nen schotterigen Free-TV-Streifen, da kann man ja auf so abseitige Rudimente wie 'ne Story verzichten, gell? Es gibt ja auch noch so viele andere Dinge, wegen denen man sich so ein Teil anschaut. Die großartigen Schauspielleistungen, oder... *nach Luft schnapp* die... äh... die *prust* State-of-the-Art-Tricktechnik oder so. Sorry Leute, ich kann nicht mehr.
Truth be told, so übel ist zweiteres aber gar nicht ausgefallen. Klar, die Sets hat man irgendwo in der Walacchei geklaut und mit ein paar Filtern bearbeitet, die Kostüme sehen so aus, als hätte man sie aus dem Müllcontainer hinter den Studios, in denen "300 (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4582164)" gedreht wurde, mitgehen lassen, die handgemachten Splattereffekte gehen sogar wirklich. Und was das CGI angeht... Man verwechselt die titelgebenden Höllenhunde (in Amerika lief das Ding als "Hellhounds") bestimmt nicht mit irgend welchen Computergebilden aus "richtigen" Filmen, aber man kann sie sich anschauen, ohne dass einem das Essen aus dem Gesicht fällt. Und dafür sollte man bei TV-Produktionen hin und wieder ja schon dankbar sein.
Davon abgesehen ist "Der Wächter des Hades" ein denkbar unspektakuläres Stück Film mit einem richtiggehend doofen Skript, das von so etwas wie Logik, Nachvollziehbarkeit oder einem Spannungsbogen noch nie etwas gehört hat. Prinzipiell schaut das Teil sich nicht mal wie ein richtiger TV-Film, sondern eigentlich eher wie eine etwas zu lang geratene Folge irgend einer beliebigen Fernsehserie in der Kragenweite von "Hercules", "Xena" oder so (bzw. vielleicht eher eine Doppelfolge, da das Ding in der Mitte einen ziemlich deutlichen Schnitt hat, bei dem man wieder neu hätte einsetzen können). Und dann noch nicht mal eine besonders interessante. Die Figuren sind eindimensionale Stereotypen, die halt hin und wieder mal mit einer meist recht mislungenen Mythologie-Referenz um sich werfen (yeah, right, Prometheus hat das WASSER vom Olymp gestohlen??? Das könnte man schon fast als Satire deuten) und ansonsten ohne Sinn und Verstand das runterbeten, was das Skript ihnen in den Mund legt. Das nimmt vor allem bei Kleitos' Jugendfreund Andronikus seltsame Züge an, der die meiste Zeit irgend welchen Kram brabbelt, der keine Bewandtnis für irgend was hat, und auch ansonsten wirkt, als wäre er geistig nicht voll da. Aber wer will's ihm verdenken? Ansonsten naja. Ein Plot, den man schon tausend mal irgendwo so oder so ähnlich gesehen hat, ist selbst von so einem Verbrecher wie Paul A. Birkett nicht vollends verwüstbar. Es quietscht und knarrzt an allen Ecken und Enden, aber man hat am Ende eine grobe Vorstellung davon, was eigentlich gewesen sein sollte. Und genug Platz für unfreiwilligen Humor blieb auch. Als das dynamische Keine-Ahnung-Wievieltett höchst elegant durch die Windungen des Labyrinths, in dem Hades Demetria eingesperrt hat, joggt zum Bleistift. Oder als Andronikus Anweisungen à la "Hey du, namenloses Kanonenfutter, wirf dich diesem Höllenhund da in den Weg" erteilt (selbstverständlich mit zu erwartendem Resultat), da kommt Freude auf. Auch wenn der Film gegen Ende plötzlich völlig widersinnige Twists und Turns im wahrsten Sinne des Wortes aus seinem Arsch zieht, kann man nicht anders, als dümmlich vor sich hin zu grinsen, richtiger Sinn für Humor vorausgesetzt. Es ist kein absolutes Feuerwerk der guten Laune, aber letzten Endes kommt bei dieser merkwürdigen Melange ein relativ schmerzfrei konsumierbarer Film rum, der mit seinen knapp 80 Minuten zwar deutlich zu lang geraten ist, aber hier und da den einen oder anderen Schmünzler provoziert.
Auch die Darsteller ziehen da gut mit. Kennen darf man aus der Riege der Nasen vor der Kamera vielleicht Amanda Brooks, die schon in "D-War (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter/page8?p=11005606#post11005606)" eher optisch überzeugen konnte, sowie James A. Woods, der hier mit seiner unverwüstlichen Gelfrisur ein ähnlich schleimiges Arschloch mimt, wie in "Jack Brooks: Monster Slayer (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8860008)". Scott Elrod hat als Kleitos sage und schreibe einen halben Gesichtsausdruck drauf, Andrew Howard wirkt als Andronikus wie schon gesagt irgendwie etwas zurückgeblieben oder fehl am Platz, wer kann es schon sagen. Die einheimische Olivia Nita ist ganz niedlich, aber auch genau so überflüssig, Ben Cross ist wohl so ungefähr der einzige hier, dem man bescheinigen kann, so was ähnliches wie ein "Star" zu sein (spielte immerhin im neuen "Star Trek" Spocks Vater Sarek), als König Leander verschwindet er recht flugs aus der Plotte und konnte vorher sowieso nicht wirklich viel leisten. Alles in allem vergessenswerte Performances in einem letzten Endes ziemlich vergessenswerten Film.
Kommen wir zum Fazit: Ich gebe zu, eine made-for-TV-Verwurstung der griechischen Mythologie könnte so viel viel VIEL schlimmer ausfalle, als "Der Wächter des Hades" es getan hat. Aber das allein ist eben kein Qualitätsmerkmal. Die gemessen am Budget ganz okaye Optik und die gelegentlichen Lacher, die sich das hirnverbrannte Skript erlaubt, ziehen den Karren nicht aus dem Dreck. An einem verregneten Sonntag mal nebenher laufen lassen ist drin, ansonsten gibt's eigentlich keinen Grund, sich "Der Wächter des Hades" anzusehen. Außer man will sich selbst davon überzeugen, dass in Hollywood scheinbar jeder, mit 'nem Stift und 'nem Blatt Papier ein Drehbuch schreiben kann.
Einzelwertungen
Darsteller: 03/10 (man sollte anfangen, sich Sorgen zu machen, wenn ein Film mehr Darsteller als Gesichtsausdrücke beinhaltet)
Plot: 02/10 (das WASSER des Olymp? BITTE?)
Effekte: 05/10 (Ausstattung, Geschplodder und CGI sind - gemessen am wahrscheinlichen Budget - gar nicht mal schlecht ausgefallen)
Anspruch: 01/10 (ehrlich, WASSER DES OLYMP???)
Gesamteindruck: 3.5/10 (theoretisch ein Film, der im Nachmittagsprogramm von RTL laufen könnte, wäre er nicht so brutal, dementsprechend wohl Thema komplett verfehlt)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.6) (http://www.imdb.com/title/tt1305800/)
Trailer ist keiner auffindbar
Die DVD bei Amazon.de
Geständnisse (Confessions)
http://upload.worldofplayers.de/files8/Gestaendnisse.jpg
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Drama | Thriller
Regie: Tetsuya Nakashima
Hauptdarsteller: Takako Matsu, Yukito Nishii, Mizuki Kitahara
FSK: 16
Handlung:
Die Lehrerin Yuko Moriguchi eröffnet ihrer Schulklasse (im Alter von ~13 Jahren) unerhörtes. Vor nur wenigen Wochen kam ihre erst 4jährige Tochter auf dem Schulgelände zu Tode - und die Täter, so Frau Moriguchi, sind 2 Schüler eben jener Klasse. Dass das japanische Justizsystem die jugendlicher Mörder nicht belangen kann, ist ihr dabei bewusst. Ihre ganz persönliche subtile Rache entfaltet sich deshalb langsam und hintergründig und nimmt dabei immer grausamere Dimensionen an.
Kritik:
Nr.2 und wieder Asia-Kino :) Diesmal allerdings deutliche positiver als "The Man from Nowhere". Die Blu-Ray lag nun schon einige Wochen in meiner Wohnung herum, aber man kennt das ja, hat man sie erstmal in den Händen, kommt dies und das dazwischen und man vergisst kurzerhand, dass man ihn ja eigentlich sofort schauen wollte. Mit einiger Verspätung habe ich es nun aber doch geschafft und muss (vorweg) sagen, dass "Geständnisse" ein wirklicher starker Film ist!
Aber der Reihe nach...Der Regisseur, Tetsuya Nakashima, war ursprünglich der Grund, weshalb ich den Film überhaupt kaufte. Denn seine Filme - insbesondere Memories auf Matsuko - zählen für mich zum Besten, was Asia bzw. japanisches Kino seit Kurosawa hervorgebracht hat. Nakashima gilt als Avantgardist, dessen Filme oft abgedreht sind und manchmal auch ins Surreale driften, dabei aber trotzdem durchgängig eine Geschichte erzählen, die Schicht für Schicht immer Geschehen enthüllt. Und er ist einer, der mit Konventionen und Tabus ähnlich wenig anfangen kann, wie die ganz großen seiner Generation in Japan und Korea. Geständnisse trägt kurzgesagt diesem 'Nachgesagten' Rechnung.
Auf gleiche mehrere Weisen ist er optisch nahezu perfekt. Dass Bild der BR ist gestochen scharf, wesentlich besser als bei vielen Hollywood-Streifen und was gezeigt wird ist Kunst. Im Noir-Stil hält Nakashima die meisten Szenen über Gänge, Wohnhäuser, die Schule in Tokio - perfekt, modern, geradlinig und kalt.. und die Menschen darin schnelllebig, grausam und ebenso gefühllos, wie die Welt, in der sie Leben. Confessions spricht schon im Bild an, was der Regisseur wohl kritisieren mag : Eine topmoderne aber entmenschlichte Gesellschaft, in der alles schnell und regelkonform gehen muss und selbst die kleinen eher funktionieren als leben sollen. Gleichzeitig verwendet der Regisseur extrem häufig Zeitlupeneinstellungen für die alltäglichsten Dinge.. aber auch für die Extremen und lenkt damit zum einen Augenmerk auf die Mimik der Figuren, aber auch darauf, dass selbst in so einer androgynen Welt eine Schönheit in den gröbsten Banalitäten steckt.
Manchmal wirkt das fast voyeuristisch, manchmal ist es ein bisschen langatmig und manchmal ist es einfach schön. Ästhetisch ist es immer.
Die Handlung, die sich auf diesen stilvollen Kulissen abspielt, ist dabei deutlich facettenreicher, als man bei der kurzen Inhaltsangabe erwarten mag. Nach dem ca. 30minütigen Prolog, in dem Frau Moriguchi den Mord vor der Klasse anklagt wechselt der Erzählstil zu den namensgebenden Geständnissen - einzelnen Episoden vor und nach der Anklage aus den Perspektiven der beiden Täter, einer Mitschülerin und der Lehrerin selbst. Ganz streng auf die jeweilige Figur ist die Erzählung dabei nicht beschränkt, zumal sich die Figuren auch immer wieder begegnen und ein "Geständnis" zum anderen führt. Frau Moriguchis Racheplan, der bereits ziemlich "krass" startet, schlägt bei den Tätern Wellen und während wir mehr darüber erfahren, wer sie sind und waren, sehen wir zugleich, was sie zunehmend werden - wahnsinnig.
Gen Finale driftet die Handlung (leider) ins Surreale ab und wird ein wenig langatmig... und einige Facetten der Rache wirken auch konstruiert. Deshalb sollte man Geständnisse nicht als eine 100% glaubhafte Geschichte verstehen, sondern zwischen den Zeilen lesen und sich darauf konzentrieren, was Nakashima uns über seine Figuren erzählen will. Um das zu tun, muss man zugegebenermaßen ein bisschen Asia-affin sein. Ganz leichte Kost ist er schließlich nicht...und in seiner Aufmachung sicher nicht der Stoff für Popcornkino und typischer westlicher Unterhaltung. Ohne es böse zu meinen: der Film ist nicht für jeden etwas.
Die Darstellerriege, das nur am Rande, ist überzeugend und vor allem die noch jugendlichen Darsteller spielen die ganze Palette an Emotionen, die man von einem Drama/Thriller erwarten kann, routiniert herunter. Da der Film aber, wie erwähnt, unter dem Mantel von Gefühlsleere läuft, müssen die Situation teilweise extrem sein, damit die Charaktere "reagieren". In einigen Szenen wirkt es deswegen im ersten Moment gestelzt, wenn Shuya zB keine Miene verzieht, während er von seinen Mitschülern gequält wird.
Hatte ich bereits erwähnt, dass der Film ziemlich fies ist? Nein? Nun, er ist ziemlich fies ;) und zwar auf eine andere Weise, als die physische Gewalt mit Kitano, Park und Konsorten. Kinder als Täter sind an und für sich schon ein Tabubruch, der den meisten Zuschauern schwer im Magen liegt. Aber diese hier legen nochmal eine Schippe drauf. Obwohl sie nach außen lachen, Quatsch machen, Cliquen bilden usw, sind sie unterschwellig unheimlich grausam und kennen absolut keine Grenzen. Ein Ziel von Moriguchis Racheplan besteht darin, die beiden Täter gezielt mobben zu lassen von den anderen Kindern und praktisch selbstverständlich und als wäre es das natürlichste, was man erwarten könnte, erwähnt sie später im Film, dass sie davon ausging, dass das die beiden in den Selbstmord treiben würde. Verständlich bei diesen Kindern und ihren Methoden.
"Geständnisse" geizt übrigens auch nicht, mit physischer Gewalt - diese ist schlichtweg aber kein Hauptthema. So komisch das klingen mag, ist das Hauptthema (für mich) nämlich die Gefühlswelt der Mörder. Ihre "Motive", was sie geprägt hat, wie es ihnen unmöglich gemacht wird, Kind zu sein und wohin so ein Umgang führt. Auch wenn dabei manches überzeichnet wird, ist der Film trotzdem sehr intensiv.
Confessions ist ein Film, der mich schockiert hat. Ob er realistisch ist, interessiert mich nicht. Im Gegenteil: Ich möchte mir gar nicht vorstellen, dass er es sein könnte. Subtiler Horror ist das, was mir dieser Film über die Psyche von Kindern sagen will - nicht mehr und nicht weniger. Und weil er diese einfache Aussage kunstvoll, intensiv und geschickt herüberbringt, halte ich den Film für einen richtig starken Vertreter mehrerer Genres... und irgendwie auch keines bestimmten.
Darsteller 07-08/10 Asia-typisch wirken sie oft starr und hölzern... im Endeffekt verkörpert sie aber glaubhaft den Wahnsinn und die Verzweiflung
Effekte 09/10 Keine Explosionen oder so... aber gekonnt gefilmt. Viel besser geht es nicht
Plot 06-07/10 Nuja... Konstruiert, aber letztendlich, wie gesagt, bloß Vehikel, um uns was über die Figuren zu verraten.
Anspruch 08/10 Keine leichte Kost und in seinem Wesen ziemlich gesellschaftskritisch und anklagend. Inwiefern hier aber überzeichnet wird, muss jeder für sich entscheiden.
Gesamteindruck 08/10 Confessions ist etwas ganz eigenes und kunstvolles. Fürs Auge auf jeden Fall ein Volltreffer, aber inhaltlich ein Werk, das spaltet und mit dem nicht jeder zufrieden sein wird. Für Asia-Fans aber eine echte Perle.
imdb 7.8 (http://www.imdb.com/title/tt1590089/)
Die Blu-Ray bei Amazon (http://www.amazon.de/Gest%C3%A4ndnisse-Confessions-Blu-ray-Takako-Matsu/dp/B005CL9KO4/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1337287941&sr=8-2)
Deutscher Trailer auf der Tube (http://www.youtube.com/watch?v=C1gdeSbhLsc)
Harbinger
22.05.2012, 13:12
Cyber-Tracker
http://upload.worldofplayers.de/files8/Cybertracker.jpg
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Action (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378986)/Sci-Fi (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379144)
Regie: Richard Pepin
Darsteller: Don "The Dragon" Wilson, Richard Norton, Stacie Foster
FSK: 18
Inhalt: In der Zukunft übernehmen humanoide Maschinen, sogenannte Core-Tracker, die Strafverfolgung und meistens auch gleich die Exekution vor Ort. Einer davon wird auf den Secret-Service-Agenten Eric Phillips angesetzt, nachdem dieser einen Mord mit angesehen hat, der ihm prompt in die Schuhe geschoben wurde. Verzweifelt schließt Phillips sich mit der als Terroristen gebrandmarkten UHR, einer Gruppe, die versucht, der computerisierten Verbrechensbekämpfung Einhalt zu gebieten, an.
Kritik: Wer daran gezweifelt hat, dass ich mit meinen Reviews jetzt doch wieder in den tiefsten Schotter-Sumpf absteige, der wird hiermit eines besseren belehrt. Nachdem wir uns zuletzt noch mit Free-TV-Trash wie "Der Wächter des Hades (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=18981149&viewfull=1#post18981149)" herumschlugen, kommt uns heute mit "Cyber-Tracker" ein richtiger Klassiker des Zelluloidverbrechens entgegen. 1994 in einem wahrlich bewundernswerten Anflug von "Lass' mal gleichzeitig 'The Terminator' UND 'RoboCop' abrippen" (gab es nicht mal zumindest ein SNES-Spiel namens "RoboCop vs. The Terminator"?) von den Direct-to-Video-Heroen PM Entertainment auf die Beine gestellt und mit Don "The Dragon" Wilson in der Hauptrolle *hust* "prominent" besetzt (der gute Mann hängte sich richtig rein, übernahm nämlich auch noch den Posten als Co-Produzent) hat das Ding es tatsächlich geschafft, so etwas wie ein Cult-Following um sich zu scharen (und gibt es inzwischen auch in einer "Cyber-Tracker Collection" gemeinsam mit dem zweiten Teil auf DVD, 3,98€ über OFDB). Also schauen wir doch mal, was das Ding so kann.
Nicht schießen, auf jeden Fall. Wer den Dragon bucht, der sollte sowieso normalerweise eher auf Kickboxing setzen, das ist klar, damit hat der gute Mann nämlich in Filmen wie der "Bloodfist"-Reihe, sowie auch im echten Leben mal seine Brötchen verdient. Aber da "Cyber-Tracker" ja möchtig Sci-Fi ist (eigentlich nicht, abgesehen von den Trackern selbst könnte der Film heute spielen... oder vielleicht eher gestern... wenn ich mich nicht täusche, dann spielt er übrigens 2014, falls also dieses Jahr die Welt nicht untergeht, sollten die Konzerne da draußen sich mit der Entwicklung von Trackern echt mal beeilen) muss halt zwangsläufig geballert werden, alles andere wäre gegen das Gesetz oder so. Ich würde ja jetzt prinzipiell mein im "Commander Firefox (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4882796)"-Review geäußertes "John Woo, wir hatten dich bitter nötig" wieder auspacken, aber verdammt noch eins. 1994. Da hat der gute Woo schon mächtig Brötchen gebacken, wenn ihr versteht, was ich meine. Die Shootouts in "Cyber-Tracker" sind allerdings eine einzige Katastrophe, ziehen daraus aber doch gelegentlich den einen oder anderen Lacher. Normalerweise wird brav auf gegenüberliegenden Seiten des Raums Aufstellung genommen, dann kommt man hin und wieder mal aus der Deckung raus und schießt ein paar Mal. Manchmal pfeift man auch einfach auf Deckung, steht sich einfach gegenüber, schießt ein paar Minuten und nachdem dann immer noch keiner getroffen wurde, zieht man sich endlich zurück (wobei man sich normalerweise eine Kugel in den Rücken einfängt oder so, it's all about timing...). Der Tracker ist möglicherweise der unfähigste Killerroboter, den ich je gesehen habe. In der - für jeden ernstzunehmenden Direct-to-Video-Film essentiellen - Pre-Title-Sequenz sieht man noch aus der patentierten Tracker-Vision™, wie dem Möchtegern-Terminator ein Zielkreuz genau anzeigt, wo her hinschießt (und damit leidlich beeindruckend jemandem die Rübe wegputzt, der sich ein menschliches Schutzschild gekrallt hat), also WIESO schafft das Ding es einfach nicht, mit grob geschätzt tausend Kugeln jemanden zu treffen, der mit heruntergelassenen Hosen im Freien steht?
Auch sonst sind die Actionszenen eher von der unübersichtlichen Sorte, besonders eine Autoverfolgungsjagd ließ mich kurz stutzen, denn da wurde plötzlich so hektisch und so konfus geschnitten, dass ich gar nicht genau wusste, was da jetzt den Crash, resp. die Explosion auslöste. Vielleicht war der Fahrer des Wagens durch die plötzlichen Szenenwechsel genau so verwirrt, wie ich. Wer weiß es nur. Aber eine Sache kann man daraus locker ableiten: In "Cyber-Tracker" explodieren Dinge. Ständig. Ohne ersichtlichen Grund. Wenn hier zwei Autos gegeneinander fahren, dann kann man sicher sein, dass es in einem Umkreis von zwei bis drei Meilen keine überlebenden geben wird. Vielleicht sind in der Zukunft die Fahrgastzellen aller Autos mit Wasserstoff oder so gefüllt, keine Ahnung. Die Regeln der physikalischen Realität lassen grüßen. Aus Maui oder so. Andererseits sorgt das schon für einige Hilaritäten und sowieso sind Explosionen doch immer gut. Und da muss man zugeben, haben PM sich nicht lumpen lassen. "Cyber-Tracker" war bestimmt kein per se teurer Film, aber er wummert hier und da doch sehr ordentlich. Wenn was explodiert, dann richtig. Und es explodiert - wie schon angedeutet - ziemlich oft was. Das führt natürlich hier und da auch das Drehbuch wieder ad absurdum. Wenn des Terrorismus beschuldigte Wissenschaftlerinnen erschossen werden, dann kann uns' Held Eric Phillips nicht den Schlaf der Gerechten schlafen. Aber Polizeibeamte, die ihn - unwissend, dass er unschuldig ist - in Ausübung ihrer Pflicht verfolgen in einen qualvollen Tod in einem brennenden Autowrack schicken, das geht klar. Ich schätze mal, da werden ein paar Kondolenzkarten für all die frischgebackenen Witwen und Halbwaisen fällig, wa Eric?
Aber weiter auf dem Drehbuch herumzuhacken wäre so, als würde man auf jemanden Einprügeln, der über die eigenen Schnürsenkel gestolpert ist und "Bitte aufhören"-wimmernd auf dem Boden liegt. Sonderlich viel Sinn ergibt hier nichts. Die Bösen sind einfach nur Böse, weil das Drehbuch es so will. Wenn ich mich nicht täusche, dann machten sie sich exakt eines Verbrechens schuldig, das einfach nur dumm war und prinzipiell auch einfach legal hätte geregelt werden können. Phillips und seine Mitstreiter kämpfen also den halben Film über gegen etwas, was zwar moralisch fragwürdig ist ("Kann man einem Computer die Entscheidung über Leben und Tod überlassen?"), aber wohl gesetzlich legitimiert, was sie dann wohl de facto TATSÄCHLICH zu Terroristen macht. Von den Allmachtsfantasien des (extrem blass gezeichneten) Oberbösewichts weiß eigentlich keiner. Kurzum, eine kohärente, nachvollziehbare Story ist hier Mangelware. "Cyber-Tracker" kämpft sich mit Händen und Füßen von Plotpoint zu Plotpoint und kreuzt dazwischen immer alle verfügbaren Finger, dass der Zuschauer schon irgendwie von Kickbox- sowie Schusswaffenaction und ein paar Explosionen bei der Stange gehalten wird.
Und sofern man etwas Trashgestählt ist und weiß, worauf man sich einlässt, dann funktioniert das auch ganz manierlich. "Cyber-Tracker" ist kein ganz so eindringliches Manifest der völligen Unfähigkeit wie beispielsweise "Ancient Warriors (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9619918)", deswegen gehen ihm einige potentielle Lacher ab, aber trotzdem bleiben noch genug "Wie?", "Was?" und vor allem "WARUUUUUM?"-Momente, um dem Freund tumber Unterhaltung ein Grinsen auf's Gesicht zu zaubern. Ach ja, und das Prädikat "100% Menschenverachten" kriegt das Teil sowieso, allein schon für den flammenden Tod der hart arbeitenden Polizeibeamten.
Von Darstellern brauchen wir da selbstverständlich gar nicht mehr zu reden. Don Wilson wirkt immer dann, wenn er gerade nichts zu verprügeln hat, etwas verloren. Stacie Foster sieht ganz schmuck aus, kann darüber hinaus aber auch nicht viel. Der gern gebuchte zweite-Reihe-Asiaklopper-Bösewicht Richard Norton hat einen extrem merkwürdigen Akzent. Während dem Film hätte ich auch Österreich oder vielleicht Schweden getippt, allerdings kommt der gute Mann aus Australien. Vielleicht klingt das so, wenn man mit aller Kraft versucht, einen Aussie-Akzent zu verbergen. Norton fühlt sich auch im physischen Fach deutlich wohler, sein Kampf gegen Wilson am Ende ist recht memorabel, ansonsten braucht man von ihm nicht viel erwarten. Überrascht war ich von John Aprea, der den fiesen Senator Dilly recht nuanciert, wenn auch etwas unterkühlt spielt. Der Rest ist nicht der Rede wert. Was Jim Maniaci als das Gesicht der diversen Tracker angeht... Ich tu mich schwer, den Typen als Killerroboter zu akzeptieren. Klar, er ist groß, muskulös, seine absolute Haarlosigkeit hilft da auch, aber... Er ist doch schon irgendwie etwas zu alt. Einer Tötungsmaschine ein mittelprächtig faltiges Gesicht zu verpassen scheint mir irgendwie nicht die ökonomischste Lösung. In "Terminator" machte es ja noch Sinn, da Aahnold sich ja irgendwie zwischen Menschen bewegen musste. Aber hier weiß jeder, dass das eine Maschine ist. Wieso also überhaupt ein menschliches Aussehen geben? Auch sonst wirkt er oft ein wenig planlos, wenn er sich mit treudoofem Dackelblick nach seiner Beute umschaut, aber naja.
Noch erwähnenswert ist der... ähm... sehr ambitionierte Soundtrack, der uns immer in exakt den falschen Augenblicken weißmachen möchte, dass das, was wir gerade sehen, mindestens das letzte Gefecht der 300 Spartaner ist, oder William Wallaces letzter heroischer Ausruf. Wirkt schon merkwürdig. Aber was an diesem Film tut das nicht?
Kommen wir zum Fazit: "Cyber-Tracker" ist für Action-Trash-Affecionados nicht essentiell, aber doch gut konsumierbar. Große Mengen Äkschn, viele Explosionen, ein tumbes Skript und Augenblicke, die einfach nur zum Lachen anregen finden sich hier. Zwar nicht in den Maßen, die so ein Film braucht, um wirklich empfehlenswert zu werden, aber man kann deutlich schlechteres mit seiner Zeit anfangen, als mal 'ne Runde "Cyber-Tracker" durch den Player zu schubsen. Mit Bier und Mitstreitern bestimmt noch besser.
Einzelwertungen
Darsteller: 03/10 (Aprea kann was, der Rest ist... angemessen)
Plot: 02/10 (blasse Bösewichte, hanebüchene Motivationen, wenig Sinn und Verstand)
Effekte: 05/10 (die Explosionen sind nicht schlecht, die Gore-Effekte auch nicht, der brennende Tracker sieht ziemlich bedeppert aus)
Anspruch: 01/10 (selbst für einen Unterhaltungsfilm ziemlich dünn, da die ganze zugrundeliegende Mensch gegen Maschine-Thematik quasi völlig ausgeklammert wird)
Gesamteindruck: 06/10 (kann man durchaus gesehen haben)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.0) (http://www.imdb.com/title/tt0109515/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=73THjdaDemU) (verfälscht den Inhalt des Films VÖLLIG)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
05.06.2012, 11:10
Lasko - Die Faust Gottes (Staffel 2)
http://upload.worldofplayers.de/files8/lasko_2.jpg
DVD-Start: 17.12.2010
Genre: Action (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378986)/Serie (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379175)
Regie: Axel Sand, Franco Tozza
Darsteller: Mathis Landwehr, Stephan Bieker, Heio von Stetten
FSK: 16
Inhalt: Wer denkt, dass sich hier irgend was geändert hat, der ist schief gewickelt. Also einfach noch mal flugs die Inhaltsangabe der ersten Staffel (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter/page11?p=13766384#post13766384) lesen, da werden Sie geholfen.
Kritik: Damals ließ ich mich noch lang und breit darüber aus, wie sehr "Lasko - Die Faust Gottes" doch die deutsche Fernsehlandschaft rockt, und wie verdammt heiß ich doch auf eine zweite Staffel der Abenteuer des schnuffigen Kampfmönches wäre (und wenn eine Serie so etwas in mir auslöst, dann hat das schon was zu bedeuten). Die kam dann auch im Jahre 2010. Und mal wieder schaffte aalten Count es nicht ein einziges Mal, seinen faulen Hintern vor das TV-Gerät zu bewegen und auch nur eine Folge davon anzuschauen (wir rekapitulieren, von der ersten Staffel (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter/page11?p=13766384#post13766384) nahm ich immerhin sage und schreibe zweieinhalb Folgen während der Fernsehausstralung mit). Aber Count wäre nicht Count, wenn er nicht Count wäre, also wanderte die schmucke DVD-Box irgendwann auch in den Schrank. Und stand da erst mal ein Jahr oder so. Ich weiß, ich bin nicht nur nicht der größte Serienschauer des Universums, sondern habe auch eine sehr merkwürdige DVD-Politik im Ausweis stehen. Macht nichts, denn jetzt ist es soweit. Die sage und schreibe acht (!!!) Folgen der zweiten Staffel von "Lasko - Die Faust Gottes" wurden eingehender Prüfung unterzogen und ich bin bereit, ein paar Worte darüber zu sagen.
Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann fällt mir dazu irgendwie nicht viel mehr ein, als ich schon damals zur ersten Staffel (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter/page11?p=13766384#post13766384) von mir gegeben habe. Noch immer ist "Lasko - Die Faust Gottes" ein für deutsche Verhältnisse geradezu professionell gewerkeltes Non-Stop-Action-Vehikel der eher debilen Sorte, das sich glücklicherweise nie allzu ernst nimmt, sondern stets mit einem Zwinkern im Auge eine saucoole Szene nach der anderen abfeiert. Inhaltlich hat sich ein bißchen was geändert, wenn auch nicht viel. Simone Hanselmann is nowhere to be found und der mit ihr verbundene Handlungsstrang wird deshalb einfach mal komplett unter den Teppich gekehrt, dafür gibt's in der Gestalt von Clarissa De Angelo, absolut bemitleidenswert gespielt von Julia-Maria Köhler eine neue Polizei-Schickse, die im Verlauf der zweieinhalb Folgen, die sie dabei ist, absolut fuck all zu tun hat. Karl Merkatz räumte seinen Posten ebenfalls, fand allerdings einen Quasi-Nachfolger in Heio von Stetten, der als neuer Abt Georg viel Spaß macht und auch hin und wieder gut zuhauen darf. Dann wäre da noch Novize Michael, gespielt von "GZSZ"-Mime Oliver Bender, der weitestgehend humoristische Dinge zu erledigen hat ("Darf ich mitkommen?" - "Nein!") und auch auf Seiten der Bösewichte hat sich etwas getan. Aus ist's mit dem teuflischen Kardinal Clemenza, an seine Stelle tritt der noch viel schleimigere Gunther von Kilian, gespielt vom deutschen TV-Regular Oliver Sauer, bei dem eigentlich nie wirklich klar wird, wer das ist, was der will, wieso, weshalb und warum, was ihn aber nicht daran hindert, oft und gerne mit einer ganzen Reihe von Kardinälen und Bischöfen an einem langen Tisch zu sitzen und den nächsten absolut menschenverachtenden Plan aus dem Ärmel zu schütteln. Gotta love him. Außerdem diesmal auch öfter an der eigentlichen Handlung beteiligt als besagter Clemenza, dadurch auch ein deutlich stärkerer Antagonist, wenn es auch leider kein wirklich angemessenes Payoff bezüglich seiner "Feindschaft" mit Lasko und Pugnus Dei im Allgemeinen geboten wird. In den Hauptrollen ist glücklicherweise alles beim Alten geblieben, Mathis Landwehr hat immer noch eine recht beschränkte Range, die sich in "sinnierend in die Luft schauen", "milde lächeln", "duster brüten" und "alles um sich herum töten" erschöpft. Natürlich wird er immer noch von allen Frauen in seiner Nähe angeschmachtet und ist durch seine engelsgleiche Gutmütigkeit oft und gerne Ziel von Sticheleien von Seiten Bruder Gladius, aka Stephan Bieker, der nicht nur weiterhin eine Figur zu tragen hat, die absolut nervig hätte ausgefallen sein können, letzten Endes aber wirklich cool und sympathisch daher kommt, sondern auch ein wirklich erstaunlich guter Darsteller ist. Für die Sphären, in denen er sich bewegt. Auf die beiden, also Lasko und Gladius, konzentrieren sich natürlich wieder alle Folgen und man kann es nicht anders sagen, Landwehr und Bieker haben wirklich erstaunliches Charisma und eine tolle Chemie, den beiden zuzuschauen macht wirklich immer wieder Spaß.
Aber ach, ich wollte doch von inhaltlichen Veränderungen reden und jetzt bete ich hier nur so einen Sermon über alte und neue Figuren herunter. Naja, wenn man's genau nimmt, dann ist das aber auch wirklich alles, was sich getan hat. Nach wie vor erzählt jede Folge eine völlig eigene, komplett neue Geschichte, die höchstens marginale Berührpunkte mit den vorherigen hat. Dabei bedient sich Creator Axel Sand nach wie vor tausendfach erprobten Stories. Da ist wirklich alles dabei, was man garantiert schon mal in irgend einer anderen Serie gesehen hat. Von der Murder-Mystery über den Wettlauf gegen die Zeit, um ein tödliches Virus aufzuhalten, der Folge, in der ein bekannter und beliebter Charakter die Helden scheinbar hintergeht und mit den Bösewichten zusammenarbeitet, bis hin natürlich zur absolut unverwüstlichen Folge, in der uns' Protagonist durch widrige Umstände sein Gedächtnis verliert und nicht nur vergisst, warum ihn Killerkommandos verfolgen und er so gut kickboxen kann, sondern auch, dass er ja ein Zölibat abgeleistet hat und prompt mit der erstbesten in der Kiste landet. Kampfmönch sein ist schwör, glaubt's mir.
Ja ja, ich weiß, nichts spektakulär neues und innovatives auf der Seite. Aber das muss es ja noch immer nicht sein. Und das Kampfmönch-Gimmick reißt es halt selbst nach fünfzehn Folgen und einem Film noch raus. Die handwerklich wirklich gut gewerkelte Action kriegt halt noch mal einen absoluten Awesomenes-Boost dadurch, dass da ein Mönch alles und jeden verkloppt (und ständig irgend einen Vorwand findet, um seine Kutte auszuziehen, um sein Sixpack zu präsentieren). Und sie tritt halt auch so frequent auf, dass zu keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Klar, man kann sich über Sinn und Zweck streiten, wieso, weshalb und warum nicht nur jeder alte Arsch bereitwillig auf eine Klopperei mit Lasko eingeht, sondern auch noch scheinbar jeder inklusive Bauarbeitern, Managern und Wachmännern in Botschaften absolut beneidenswerte Martial Arts Skills hat, aber GNÖFF, GROARRR, KLOPPE, wenn ihr versteht, was ich meine. Die zweite Staffel von "Lasko - Die Faust Gottes" schaut sich einfach wie eine kondensierte Reihe von guten Actionfilmen und damit kann man ja eh selten was falsch machen. Selbstverständlich gibt's auch hier Höhe- und Tiefpunkte, man kann nicht erwarten, dass bei acht Folgen, die alle völlig unabhängig voneinander funktionieren, jede gleich gut ist. Gerade die letzten beiden fallen da leider ein Stück ab. Hätte ich der Staffel basierend auf den ersten sechs Folgen noch eine höhere Wertung als der ersten Staffel (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter/page11?p=13766384#post13766384) angedeihen lassen, muss das wohl nach den Folgen "Der Baum der Erkenntnis" und "Todsünden" etwas nach unten korrigiert werden, denen einfach nicht viel einfällt, was unsere Helden denn nu tun könnten. Sie funktionieren immer noch als gute Unterhaltung, gedankt sei's dem konstanten Geprügel und dem (fast) durchgängigen leichtherzigen Ton, aber... You get the point.
Viel mehr gibt's halt nicht zu sagen, wer die erste Staffel (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter/page11?p=13766384#post13766384) mochte kriegt more of the same, wer auf Martial-Arts-Action steht könnte auch deutlich schlechter wählen. "Lasko - Die Faust Gottes" ist kein Kunstwerk für die Ewigkeit, aber einfach gute Unterhaltung. Und ich habe die Hoffnung auf eine dritte Staffel auch noch nicht ganz aufgegeben, auch wenn RTL sich dagegen aussprach.
Kommen wir zum Fazit: Auch die zweite Staffel von "Lasko - Die Faust Gottes" bietet wieder knappe sechs Stunden Haudrauf-Kost vom feinsten und zeigt, dass Deutschland auch anders kann, als Soap-Operas und Krimireihen. Wer auf wüste Actionmärchen steht dürfte hier fündig werden. Ach ja, und Möpse gibt's diese Staffel auch mal. Was braucht Mann mehr?
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (von Stetten und Köhler heben sich ungefähr auf, große Kunst findet hier niemand, aber alle sehr sympathisch)
Plot: 04/10 (begonnene übergreifende Handlungsstränge lässt man fallen, an neuen versucht man sich gar nicht, die einzelnen Folgen greifen auf erprobte Stereotype zurück, die aber alle kompetent abgehandelt werden)
Effekte: 09/10 (wuchtige, energiegeladene Actionszenen, die durch gute Kameraarbeit und guten Effekteinsatz wundervoll rüberkommen, besser als in der ersten Staffel (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter/page11?p=13766384#post13766384))
Anspruch: 01/10 (einmal die Woche gut kloppe, was braucht man mehr?)
Gesamteindruck: 8.5/10 (immer noch eine äußerst spaßige angelegenheit, wenn auch mit wechselhafter Qualität, was die einzelnen Folgen angeht)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.8) (http://www.imdb.com/title/tt1305627/)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
09.06.2012, 01:48
Sidekicks
http://upload.worldofplayers.de/files8/sidekicks.jpg
Kinostart: 17.12.1992
Genre: Action (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378986)/Komödie (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378989)
Regie: Aaron Norris
Darsteller: Jonathan Brandis, Chuck Norris, Beau Bridges
FSK: 12
Inhalt: Barry hat's nicht leicht. Er leidet unter sehr agressivem Asthma, in der Schule wird er dauernd gehänselt und dann neigt er auch noch dazu, hin und wieder am hellichten Tag wegzupennen und merkwürdige Tagträume zu bekommen, in denen er gemeinsam mit seinem großen Idol Chuck Norris Abenteuer erlebt. Als er anfängt, Karateunterricht bei dem chinesischen Koch Mr. Lee zu nehmen, fängt er langsam an, sein Leben in den Griff zu bekommen.
Kritik: Es gibt so Filme... Doch, ehrlich wahr, glaubt's mir, wenn ich das sage, denn ich kenn mich aus. Aber wartet, geht sogar noch weiter. Also, es gibt so Filme... Da weiß man teilweise selbst nicht genau wieso, aber irgendwie bedeuten sie einem was. Vielleicht liegt's daran, dass man sie irgendwann im zarten Alter von hastenichgesehen mal im Kabelfernsehn aufschnappte und damals jung und beeindruckbar war von allem, was Bild und Ton zu bieten hatte und im besten Fall dann auch noch ein bisschen krachte und rappelte. Da muss man irgendwann einsehen, dass die Teile doch gar nicht so besonders gut sind, aber... Man kommt einfach von diesen Gedanken und Erinnerungen nicht los. "Sidekicks" ist für mich so ein Film und vermalledeit, ich kann wirklich nicht sagen wieso. Ich habe den Film keine Ahnung wie oft gesehen und irgendwann sogar auf DVD gekauft (lag günstig auf dem Grabbeltisch beim Rewe, da sollte man schon anfangen, sich Gedanken zu machen), aber behaupten, dass "Sidekicks" ein guter Film ist, kann ich wirklich beim besten Willen nicht. Und trotzdem, da ist etwas in mir, das diesen Film wirklich gerne mag und dafür sorgt, dass ich ihn auch gerne in Augenschein nehme. Faszinierende Angelegenheit, vielleicht sollte man da mal Studien drüber anstellen.
Oh, ihr seid schon da, ich habe euch gar nicht bemerkt. Sorry, ich war gerade noch in Selbstgespräche vertieft. Worum's ging? Ach, nicht so wichtig, das übliche halt, man kennt das ja.
Was viel wichtiger ist, nach der Goutirung der zweiten Staffel von "Lasko - Die Faust Gottes (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=19109251&viewfull=1#post19109251)" haben wir uns immer noch nicht aus dem Martial-Arts-Dschungel befreit. Diesmal geht's aber wieder über den großen Teich drübber, ungefähr zwei Jahrzehnte zurück und ein paar handwerkliche Klassen tiefer. Die Rede ist selbstverständlich vom vielgescholtenen Chuck-Norris-Vanity-Vehikel "Sidekicks". Wie kann man so einen Film auch sonst nennen, wenn aalten Chuck seinen Bruder Aaron (der in seiner ganzen Karriere eigentlich nur Schotter gedreht hat, zumeist mit seinem Brüderchen in der Hauptrolle, so Krempel wie "Top Dog" oder "Forest Warrior") auf den Regiestuhl verfrachtet und so was sagt wie "Dreh mal 'nen Film, in dem ich mich selbst spiele und dabei selbstverständlich wie ein ultra toller Kerl rüber komme"? Naja... "Sidekicks".
"Sidekicks" ist - wie vielleicht schon angedeutet - eine ganz kuriose Kiste. Im Herzen ein ganz besonders schamloser Ripoff von "Karate Kid" vermengt mit... ja was eigentlich? Irgendwie mit einem Drama um - man kann es nicht anders sagen - einen psychisch gestörten Jungen. Barrys Tagträume sind, wenn man das ganze mal genau betrachtet, ziemlich beängstigend. Er halluziniert Dinge herbei, die nicht da sind, und versucht in der Realität mit ihnen zu interagieren. DAS würde mir zu denken geben. Allerdings finden die meisten Figuren innerhalb des Films das eher lustig und kommen nicht auf die Idee, den Jungen mal zum Psychodoc zu schicken, ne, der braucht Karate-Training. Strike Nummero Uno.
Wofür besagte Halluzinationen allerdings sorgen sind einige sehr... ehm... interessante Einfälle des Drehbuchs. Ya see, hin und wieder flechtet der Film eine Traumszene ein, die dann normalerweise eine Rekreation eines schon bestehenden Chuck Norris Vehikels ist (wenn ich mich nicht täusche, dann dürften die drei Filme in question "Lonewolf McQuade", "Missing In Action" und "The Hitman" sein, und ich täusche mich selten, vor allem nicht dann, wenn ich den ganzen Käse auf IMDB verifiziere), in die Barry reingeworfen wird um Chuck zu helfen mit den Bösewichten fertig zu werden. Das sorgt normalerweise für recht zahme Actionszenen, schließlich will man das PG-Rating ja nicht gefährden. Das lustige... oder sagen wir mal lieber problematische an der Sache ist, dass diese Szenen oft gar keine Bewandtnis für irgend etwas haben, meistens auch nicht mal einen wirklich nachvollziehbaren Auslöser. No rhyme or reason, das wirkt so, als hätte Chucky seinem Bruder gesagt "Hey, jeder liebt doch meine Filme, komm, wir schummeln die einfach hier auch noch rein". Wieso, weshalb, warum? Who knows? Strike Nummero Zwo.
Naja, und sonst fällt dem Film auch noch recht viel ein, nur halt nichts sinnvolles. Da werden Plotpunkte ausgepackt, die keiner braucht und die wahrscheinlich der Film schneller wieder vergessen hat, als der Zuschauer. Drei Dutzend Handlungsstränge werden aufgemacht, kaum einer davon zufriedenstellend zuende geführt. Die am Anfang so zentral wirkenden Themen, wie beispielsweise die Probleme, die Barry und sein Vater miteinander haben, werden überhaupt nicht gelöst, am Ende des Films hat sich eigentlich gar nichts getan, gar nichts bewegt (zumindest nicht sichtbar, am Ende ist selbstverständlich alles gut, aber ohne, dass es während der Lauflänge irgend einen merklichen Grund dafür gegeben hätte). Das Skript von "Sidekicks" schlittert an allen Konventionen vorbei, die so ein Skript eigentlich erfüllen sollte. Das ist kein cleveres umschiffen von und brechen mit Konventionen, das ist einfach nur schreiberische Unfähigkeit. Strike Drei. Und rau-
Aber halt, wieso fällt es mir letzten Endes so schwer, "Sidekicks" für diese drei eigentlich komplett unentschuldbaren Dummheiten vom Platz zu stellen? Das ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Sagen wir mal so, ich erwähnte ja schon, dass man "Sidekicks" als Vanity-Projekt eines alternden Kampfkünstlers ansehen könnte, dessen letzte Erfolge schon eine gaaaaanze Weile her waren und er sich eigentlich nur noch selbst abfeiern wollte. Und weiß Gott, der Film tut auch alles dafür, solchen Anschuldigungen ein breites Ziel zu bieten. Aber andererseits ist er einfach viel zu gut gemeint, als dass ich ihm so etwas vorwerfen wollen würde. Vielleicht feiert Chuck Norris sich hier als größten Menschenfreund auf Erden und hat jedes Mal eine gewaltige Erektion bekommen, wenn sein Name fiel (was dauernd passiert, das schreit beinahe nach einem Trinkspiel, mal IMDB checken, ob es schon eins gibt), aber im Herzen seines holprig geschriebenen und bemitleidenswert umgesetzten Skripts steckt eine Geschichte mit Herz, mit Seele. Es geht um einen schwächlichen Jungen, der durch Determination und schiere Willenskraft über sich hinaus wächst und seine Träume erfüllen kann. Sicherlich nichts neues unter der Sonne, aber ein Plot der auf emotionaler Ebene funktioniert und der einfach im Ansatz so gut ist, dass man dem Film schwerlich böse sein kann. Er kriegt's vielleicht nicht besonders prall hin, aber at it's core hat er einfach etwas so gutes und richtiges zu sagen... You get the point?
Gute Absichten alleine reichen aber sicherlich nicht, um einen Film im Alleingang zu retten. Glücklicherweise hat "Sidekicks" noch ein paar andere Dinge zu bieten. So unpassend die "Barry und Chuck retten die Welt oder zumindest die heiße Lehrerin"-Episoden daher kommen mögen, sie sind doch immer kreativ, unterhaltsam und kompetent abgezogen. Das zurückschrauben der Gewalt hat was humoristisches an sich, vor allem, wenn Barry und Chuck halt mit Maschinengewehren und Schrotflinten herumlaufen, allerdings immer nur so schießen, dass die Bösewichte von Leitern fallen oder durch herabstürzende Fässer/Äste/whuteva KO geschlagen werden. Das ist einfach guter, sauberer Spaß. Und selbstverfreilich eine nette Abwechslung zu dem, was ich mir sonst so antue. Die Ausstattung geht auch schwer in Ordnung, da kann man nicht meckern. Die Martial-Arts-Kampfszenen ziehen da nicht wirklich mit. Das Ninjagehopse am Anfang sowie der klimaktische Kampf von Chucks Seiten sind eher peinlich, dafür können die Szenen, in denen Martial-Arts-Skills vorgeführt werden, doch schon was (sehr... ähm... geschickt natürlich gelöst die Szene, in der Barry mit den Nunchakus herumfuchtelt und dann nach wenigen Augenblicken in seine Vorstellung geschaltet wird, in der er dann die wirklich krassen Tricks im Vollkörper-Ninjadress absolviert... ich bin mir HUNDERTPROZENTIG sicher, dass das selbstverständlich Jonathan Brandis hinter der Maske war). Von daher alles okay.
Und auch die Darsteller sind prinzipiell nicht zu verachten. Okay, Chuck und mich verbindet seit "Invasion USA" so was wie eine Feindschaft, in dem Film war der gute Mann einfach so eine charismafreie Zone, dass ich nahe dran war, Richard Lynch die Daumen zu drücken. Norris funktioniert besser in Filmen, in denen er auch mal lächeln darf und nicht nur emotionslos Fiesmänner totschießen. Für zweiteres hat er zu viel optischen knuddeligen Brummbär an sich. Hier läuft das auf jeden Fall besser, zudem muss er auch nur sich selbst spielen. Ich wage mal zu behaupten, das kriegt er hin. Beau Bridges nimmt man wohl, wenn Jeff Bridges zu teuer ist. Beziehungsweise, falls man einen biederen Everyman zu besetzen hat. Schafft er. Der 2003 verstorbene Jonathan Brandis macht sich erstaunlich gut als gequälter Jugendlicher. Julia Nickson und Danica McKellar bieten was für's Auge. Mako ist großartig als Mr. Lee, die beste Leistung liefert aber mit Abstand Joe Piscopo ab, der als Antagonist Kelly Stone so richtig die Sau rauslassen darf und daran auch sichtlich Freude hat. Das ist teilweise einfach ZU wundervoll, zu was für einem Blödsinn Piscopo sich hinreißen lässt. Ich erwähnte es schon in meinem "Dead Heat (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4378995)"-Review, sehr sehr schade, dass Piscopo keine größere Karriere machte.
Aber ach, es muss halt doch einfach raus: "Sidekicks" ist kein guter Film. Die ganze Schwärmerei, in die ich da oben geraten bin, hilft ja doch nichts, ich mag den Film nur, weil ich ihn mögen will, sowie aus nostalgischen Gründen. Ich kann's niemandem verdenken, der den Streifen heute zum ersten Mal sieht, und sich fragt, was das denn für ein Käse ist. Deswegen sollte die Punktwertung, die ich da unten vergebe, auch mit Vorsicht genossen werden. Um als "Neu-Fan" Freude an dem Streifen zu haben, muss man's wohl schon wirklich wollen.
Kommen wir zum Fazit: "Sidekicks" ist schlecht geschrieben, eher unspektakulär und atmet stellenweise den Mief von mieser Selbstbeweihräucherung von Seiten Chuck Norris. Wer sich allerdings mit Herz und Seele auf den Streifen einlässt und sich selbst dazu zwingt, ihm seine Unzulänglichkeiten zu vergeben, der wird mit einigen gar nicht so unlustigen Witzen, sympathischen Charakteren, einer gut gemeinten Plotte und einer Wahnsinnsleistung von Piscopo belohnt. Muss man mögen wollen um zu können. Oder so.
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (adäquate Besetzung, Mako wie immer gut, Piscopo fantastisch)
Plot: 03/10 (so viel Herz, so viel Seele, so gut gemeint... und so scheiße geschrieben)
Effekte: 05/10 (ordentliche Ausstattung in den entsprechenden Szenen)
Anspruch: 03/10 (letzten Endes geht's ja doch nur wieder darum, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will, aber das ist schließlich eine gute Botschaft)
Gesamteindruck: 6.5/10 ("Sidekicks" ist nicht gut, aber verdammt, ich mag ihn)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.2) (http://www.imdb.com/title/tt0105402/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=gYDFBlt-UHw)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
13.06.2012, 13:46
Infestation
http://upload.worldofplayers.de/files8/Infestation_2009.jpg
DVD-Start: 27.10.2010
Genre: Action (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378986)/Horror (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379004)/Komödie (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378989)
Regie: Kyle Rankin
Darsteller: Chris Marquette, Brooke Nevin, Ray Wise
FSK: 16
Inhalt: Ist wohl einfach nicht Coopers Tag: Nicht nur hat er mal wieder Streit mit seinem Vater und wird auf dem Weg zur Arbeit fast von einem Auto überfahren, auch hat seine Cheffin vor, ihn dringlichst rauszuwerfen, weil der Callcenter-Angestellte ganz gerne Kunden verarscht, die ihm krumm kommen. Zum Glück kommt ihr da ein plötzlicher omnipräsenter hoher Ton in die Quere, die allen Anwesenden inklusive Mehrwertsteuer sofort das Bewusstsein raubt. Als Cooper wieder zu sich kommt, ist er in einen gewaltigen Kokon eingewickelt und wird von fiesen Rieseninsekten begrabbelt. Er kann sich befreien und schließlich eine Gruppe von Überlebenden um sich scharren, um gegen die Insekteninvasoren vorzugehen.
Kritik: Count würfelt wieder. Ja, irgendwie fällt's mir leichter, die "Verantwortung" dafür, einen anzuschauenden Film auszusuchen, an einen kleinen grünen Dekaeder abzugeben. Dann muss ich mich nicht mit so Gedanken wie "Der Film interessiert mich eigentlich gar nicht" oder "Ach, das wird ja doch wieder scheiße" befassen, denn der Würfel wählt aus und lädt damit im Zweifelsfall die ganze Schuld auf sich. Herrlich.
Aber bei seiner gestrigen Entscheidung konnte ich den kleinen direkt beglückwünschen, denn da war mir eh klar, dass da nicht viel schief gehen kann. Der von ihm ausgewählte "Infestation" lief nämlich schon auf dem CT 2011 (wenn ich mich nicht täusche) als Eröffnungsfilm und avancierte da zu so etwas ähnlichem wie einem Publikumsliebling (auch wenn ich absolut keine Erinnerung mehr daran habe, wer außer mir den eigentlich sah, Blaidd?). Also wird der Streifen doch wohl was zu bieten haben.
Und tatsächlich, er hat. Vom bis dato noch nicht groß auffällig gewordenen Regisseur Kyle Rankin im malerischen Bulgarien für kleines Geld (nichts genaues weiß man selbstverfreilich mal wieder nicht, aber es wird nicht so sonderlich viel gewesen sein) runtergekurbelt ist "Infestation" ein wirklich erstaunliches Produkt, gerade wenn man sich die müde Riege moderner Horrorkomödien anschaut. Denn tatsächlich IST "Infestation" das. Einerseits eine routinierte Ladung Insektenhorror mit allen nötigen Trademarks, andererseits eine waschechte Komödie. Keine Parodie, der es zu reichen scheint, alle Klischees des klassischen Monsterhorrors aufzuwärmen und dann darauf zu zeigen und zu brüllen "SCHAU DA, ES IST LUSTIG!", nein, "Infestation" ist - wie gesagt - eine richtige Komödie, in der sich die Scherze organisch aus dem Material, ergo also aus den Charakteren entwickeln.
Dem sehr zuträglich ist überraschenderweise die Hauptfigur, also Cooper, der eigentlich der typische Verlierer ist, der in der neuen Situation über sich hinaus wächst... Weitestgehend aber immer noch recht unfähig bleibt. Es könnte gefährlich sein, einen Film auf so einer Figur aufzubauen. Was, wenn die Figur dem Zuschauer nur auf die Nerven geht? Die Möglichkeit dazu wäre da gewesen. Aber Chris Marquette (darf man gerne als Linderman aus "Freddy Vs. Jason" kennen) zieht sich als Cooper wirklich erstaunlich aus der Affäre. Die Figur besitzt genug dramaturgische Tiefe, so dass man ihn nicht nur als wandelnden Scherzkeks ansehen braucht, sondern auch tatsächlich versteht, was in dem Kerl vorgeht, was ja für einen niedrig budgetierten B-Horrorfilm schon mehr oder weniger eine Sensation ist. Auch die anderen Charaktere helfen der Sache auf die Sprünge. Die sind zwar nicht so gut ausgearbeitet wie Cooper, aber kommen alle ziemlich glaubhaft rüber. Hier wird niemand auf einen einzigen Witz hinaus aufgebaut, viel eher sorgt Rankin dafür, dass das Drehbuch, der Plot sich aus den Charakteren heraus entwickelt, so wie es in einem anständigen Film nun mal sein sollte.
Dabei vermeidet er es relativ konsequent, neue Wege zu gehen. "Infestation" bedient sich klassischer Motive aus diversesten grenzwertig postapokalyptischen Horrorfilmen, inklusive Reibereien in der Gruppe, Familiendrama und natürlich dem Aufeinandertreffen mit anderen Überlebenden, teilweise liegen die Stärken allerdings im Detail. Rankin traut sich hier und da, unbequeme Entscheidungen zu treffen und den Film damit in Bahnen zu lenken, die man so noch nicht unbedingt auf der Mattscheibe gesehen hat. Es ist wirklich beneidenswert, wie gut Rankin es schafft, den Ton des Films in die eine oder andere Richtung tendieren zu lassen. Die dramatischen Szenen sind dramatisch, die lustigen Szenen sind lustig, und oft folgt eine davon direkt auf die andere, ohne fehl am Platz zu wirken. Natürlich wird niemand "Infestation" mit irgend einem finsteren Horrorstreifen verwechseln, das ist - ein paar dunkleren Anstrichen zum Trotz - alles quietschbunter Semi-Splatterspaß zum gern haben.
Und gerade in dieser Hinsicht liegt auch eine weitere große Stärke des Films. Bei den Effekten ist nicht unbedingt alles im grünen Bereich (die großen Käfer sehen etwas künstlich aus, keine Ahnung, ob die CGI oder Animatronics waren, in ersterem Fall, Glückwunsch an die Schauspieler, in zweiterem, meine Hochachtung an die Effektschmiede, trotz etwas hakeliger Optik fügt sich beides doch sehr gut zusammen), aber der Film schafft es durch seine bloße zupackende Inszenierung über Unzulänglichkeiten hinweg zu täuschen. Es wirkt tatsächlich immer glaubhaft, wenn die Monster (von denen es gerne größere Varianz gegeben haben dürfte, wenn ich mich nicht täusche, gibt's nur vier unterschiedliche Arten von Käfermonstern) und die Menschen miteinander interagieren. Und was die blutigeren Effekte angeht, die hauen mit einer Intensität rein, wie ich sie in Filmen der günstigeren Sorte lange nicht gesehen habe. Die Kamera fängt die meisten Sudeleien wirklich bemerkenswert ein, allerdings auch mit einer Selbstverständlichkeit, dass das nie zum selbstzweckhaften Ekelsplatter verkommt. Szenen wie beispielsweise der Kerl, der sich mit gebrochenem Bein mehr oder weniger aus Versehen selbst überfährt, haben einfach einen richtigen Wums dahinter, dass es eine wahre Freude ist. Klar wird hier massiv auf CGI gesetzt, aber die sind rasch und wuchtig genug geraten, so dass man sich nicht über ihre Herkunft ärgern muss. In seinem engen Rahmen kracht "Infestation" schon mehr als ordentlich.
Und auch was die Schauspieler angeht kann man nicht groß meckern. Chris Marquette würdigte ich ja schon, aber auch der Rest des Ensembles macht sich gut. Brooke Nevin ist ziemlich süß und kann auch sympathien auf sich ziehen, Kinsey Packard kriegt den schmalen Grat zwischen verletzlichem Dummchen und eiskalter Biatch ordentlich hin, E. Quincy Sloan macht sich als zurückgebliebener Sidekick mit dem unerschütterlichen Hundeblick wirklich fantastisch. Und dann ist da noch Ray Wise. Wer den castet, der weiß sowieso, was er bekommt. Komisch, dass der keine größere Karriere hinter sich hat, aber in diversesten großen Produktionen, wie beispielsweise "Robocop", mal die Nase vor die Kamera gehalten zu haben und außerdem auch noch in "Reaper" den Teufel zu spielen, ist ja so übel auch nicht (wobei "Reaper" halt echt nicht besonders berühmt ist, aber Wise hat da immer das Optimum rausgeholt). Hier kann er auch mal wieder ordentlich die Sau rauslassen, als psychotischer Militär im Ruhestand irgendwo zwischen blankem Wahnsinn und trockenem Humor stark punkte. Wise macht Spaß. Period.
Genau wie "Infestation". Der Streifen ist mit Sicherheit nicht perfekt, wollte das aber wohl auch sicher niemals werden. Was wir vor uns haben ist ein vergleichsweise kleiner Film, der durch und durch auf Unterhaltung ausgelegt ist, und sicher niemandes Welt auf den Kopf stellen wird. Aber andererseits dürfte es auch quasi unmöglich sein, mit dem Teil keinen Spaß zu haben. Dafür ist das komplette Insektenhorror-Thema zu überzeugend umgesetzt, der Humor zu sauber und zu treffend, die Charaktere zu sympathisch... an den richtigen Stellen. Und das Drama funktioniert wie gesagt auch. Für einen simplen B-Horrorfilm ist "Infestation" rein inhaltlich eine kleine Sensation, mit einem Skript, das man in solchen Sphären eigentlich gar nicht erwarten würde. Und das ist auch gutt so.
Kommen wir zum Fazit: Ich rede so oft von "B-Filmen, die so ein hohes Budget eigentlich von Rechtswegen her gar nicht haben dürften". "Infestation" ist die klassische Antithese dazu. Ein Skript, das auch einem A-Film nicht schlecht zu Gesicht gestanden hätte, verpackt in ein günstiges Gewand, gut gespielt, adäquat animiert und rund herum einfach durch und durch spaßig. Inhaltlich der Film, der "Evolution (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=16332362)" hätte sein müssen. Und für jeden Freund von Monster- und Insektenhorror nur zu empfehlen.
Einzelwertungen
Darsteller: 08/10 (ganz erstaunliche Leistungen, vor allem von Marquette und Wise, wobei einen das bei Wise halt nicht weiter erstaunen dürfte)
Plot: 06/10 (klassische Horrorkost, garniet mit wundervoll spritzigen Dialogen und Charakteren, die so ein Film eigentlich gar nicht verdient hätte)
Effekte: 06/10 (optisch zwar nicht auf höchstem Niveau, fügen sich dafür aber flüssig und organisch ins Gesamtbild ein, Splatter eher von Seiten der Insekten verlangt)
Anspruch: 02/10 (die obligatorische dysfunctional-family-Botschaft kriegt man halt selbst in so einen Film noch mit rein)
Gesamteindruck: 7.5/10 (stark an der 8 kratzend, einfach ein flinker, spaßiger Reißer zum gernhaben)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.0) (http://www.imdb.com/title/tt1020543/)
Link zumTrailer (http://www.youtube.com/watch?v=2mpVIqWXtOs)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
16.06.2012, 13:30
Detective Lovelorn und die Rache des Pharao
http://upload.worldofplayers.de/files8/lovelorn.jpg
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Abenteuer (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378985)/Fantasy (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378988)/Komödie (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378989)
Regie: Thomas Frick
Darsteller: Misel Maticevic, Eva Haßmann, Reiner Schöne
FSK: 16
Inhalt: Alle 3469 Jahre kommt es zu einer Sternenkonstelation, bei der die Venus die Sonne verdunkelt. Genau diese benötigt der fiese altägyptische Gottkönig Thutmosis, um mithilfe des Schlüssels des Re, eines uralten Artefakts, nicht nur seine gemeuchelte Schwester wieder ins Leben zurück zu holen, sondern auch die Menschheit durch eine fatale "Verblödung der Materie" zu vernichten. Der geniale Professor Svedenborg entwirft einen Plan, um den Fiesling aufzuhalten: Er betraut seinen Neffen, den eher wenig feingeistigen Detective Nils Lovelorn, damit, durch die Zeit zurück zu reisen und zu verhindern, dass Thutmosis den Schlüssel des Re überhaupt in die Finger bekommt. Problem nur: Lovelorn leidet an einem gebrochenen Herzen, das dafür sorgt, dass er sich den Körper mit der Femme Fatale Bébé teilt, die sich immer in die Bösewichte verliebt und Lovelorn deswegen bei der Weltenrettung hereinpfuscht.
Kritik: Immer wieder schön, anstehende Dinge von hinten aufzurollen. Vielleicht wäre das bei meiner "Hellraiser"-Kritikreihe auch keine üble Idee gewesen, dann hätte ich mich zuerst durch den Sumpf der Mittelmäßigkeit gewühlt, bald zu den Highlights übergegangen und dann am Ende angenehm überrascht worden. Aber nu is zu spät. Aber vielleicht kriege ich das ja mit der kurzlebigen Planet B-Reihe hin, einer "Trilogie" (and I use this term very vaguely) deutscher Filmproduktionen, die den Spirit alter Schotterhobel emulieren soll. Das Format scheint sich nicht durchgesetzt zu haben, wie gesagt war nach der dritten Inkarnation schon Ruhe im Karton und die offizielle Homepage des Projekts ist inzwischen auch vom Netz. Besagte dritte Inkarnation war jedenfalls nach dem Tierhorror-Revolutionsdrama (ich spekuliere hier nur, ich sah ihn noch nicht, aber er befindet sich in meinem Besitz) "The Antman" und dem Fantasymusical "Mortal Beauty - Fluch der Schönheit" (den sollte ich vielleicht mal noch kaufen, der Vollständigkeit halber, und für 2,29€ kann man ja so viel nicht falsch machen) der Abenteuerfilm "Detective Lovelorn und die Rache des Pharao". Handlicher Titel. Kann der Film denn auch was?
Tatsächlich, er kann. Ein bisschen. Ich muss gestehen, während dem Anschauen war ich ein wenig hin und her gerissen ob der guten und der schlechten Ideen, die hier wieder und immer wieder aufeinanderprallen. Man sollte es bei einem Film, der von sich selbst schon behauptet, einfach nur kalkulierten Trash raushauen zu wollen, gar nicht erwarten, aber größter Zankapfel des Widerstreits zwischen positiven und negativen Gefühlen gegenüber dem Film ist sein Skript. "Detective Lovelorn und die Rache des Pharao" macht nicht den gleichen Fehler, den kalkulierte Trashfilme wie beispielsweise der enttäuschende "Iron Sky" voll und ganz umarmen. Er versucht nicht um jeden Preis witzig zu sein, quetscht nicht aus jeder Szene eine bemühte Pointe raus. Stattdessen reiht er sich hinter den Paradebeispielen des geplanten Trashs, "Operation Dance Sensation (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=10495643)" und "Cannibal! The Musical (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4007974)" ein, und zieht seinen Humor weitestgehend daraus, dass er die aberwitzige Plotte, die er abfeiert, straight spielt. Egal wie abgefuckt die Ideen sind, die Drehbuchautor Jürgen Michel (gern gebuchter "Löwenzahn"-Vordenker) gerade zufliegen (sei es die ganze Plotte darum, dass Lovelorn und Bébé sich einen Körper teilen und dann ständig über Spiegelbilder miteinander streiten, die Tatsache, dass Lovelorn mittels Autoscooter in die Vergangenheit reist und dort von seinem Onkel aus der Gegenwart mit einem aus einem Elektrorasierer und einer Gabel zusammengebastelten Handy kontaktiert wird, ein paar geniale Wissenschaftler von bösartigen Zimmerpflanzen und/oder Wartezimmerstühlen angefallen werden und einem von ihnen die mentale Kapazität fehlt, um das fassen zu können, nur weil er im Gegensatz zu den anderen noch keinen Nobelpreis gewonnen hat... und das ist noch längst nicht alles), er pinselt sie mit einer Selbstverständlichkeit ins Skript, die wirklich Freude bereitet. Genau so muss Trash aussehen.
Andererseits sind da wieder die schwachen Seiten des Drehbuchs. Klar, bei so einem Film sollte man nicht anfangen, nach Logiklücken zu suchen, obwohl die zur Genüge vorhanden sind (beispielsweise ist der komplette Showdown logisch betrachtet nicht nur überflüssig, dadurch, dass Lovelorn sich darauf einlässt, tritt er sogar die schon gesicherte Weltenrettung wieder in die Tonne, aalten Held), aber es gibt einfach Elemente des Skripts, die nicht so funktionieren, wie Michel sich das wohl gedacht hatte. Die ganze Idee um Lovelorn und Bébé ist schön und gut, leider versagt sie aber auf nahezu ganzer Linie, da Bébés Motivation nie wirklich klar wird, ihr Verhältnis zu Lovelorn auch etwas stressed ist und sie letzten Endes eine ziemlich blöde Schickse, die den kompletten Plot nur unnötig verkompliziert. Okay, unnötig vielleicht nicht, ansonsten wäre der Film wohl nach zwanzig Minuten vorbei, aber trotzdem, es ist enorm störend, dass Bébé nach kurzer Zeit die Kontrolle übernimmt, den coolen Lovelorn dadurch in eine bessere Statistenrolle verbannt und wir den Löwenanteil der Plotte mit einer Figur durchleiden müssen, die wir nicht leiden können. Es mag für den Fortgang der Story wichtig sein. Aber das heißt nicht, dass es mir gefallen muss.
Zugegeben, diese Herangehensweise an den Plot öffnet einer wirklich extrem guten Storyentwicklung Tür und Tor, nämlich der Tatsache, dass wir, der Zuschauer, den Fortgang der Story auf zwei zeitebenen verfolgen und in der einen Thutmosis der fiese Weltenzerstörer ist, in der anderen sogar so etwas ähnliches wie ein widerwilliger Held. Ähnlich wie beim Lundgren'schen "Punisher (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8775784)" rechne ich dem Film die Idee hoch an, dass "der Held" und "der Bösewicht" notgedrungen am selben Strang ziehen, so was sollte es öfter geben. Es wäre halt noch cooler, wenn es Lovelorn und der Pharao gewesen wären, nicht Bébé und der alte Kopftuchträger. Aber man kann nicht alles haben.
Schauspieltechnisch ist dann so gut wie alles überraschend positiv ausgefallen. Misel Maticevic ist angenehm geradlinig als Lovelorn, jemandem zuzuschauen, der die gute alte "Erst schießen, dann noch mal schießen und wenn noch irgend was reden kann... noch mal schießen"-Philosophie glaubhaft rüberbringen kann, macht immer viel Laune. Reiner Schöne (oft gebucht als Synchronstimme von Mickey Rourke) ist absolut fantastisch als Thutmosis. Er hat sowohl den Bösewicht als auch den gequälten Antihelden gut raus. Seine Stimme ist natürlich auch der absolute Hammer. Der 2003 verstorbene Altstar Horst "Hotte" Buchholz (kann man im großartigen Billy-Wilder-Film "Eins, Zwei, Drei" bestaunen) hat den Professor Svedenborg auch gut raus, da kann man nicht meckern. Der Wermuthstropfen in der Darstellerriege ist dann sicherlich Ottos (also des Komikers Otto sein) Gspusi Eva Haßmann als Bébé. Durch und durch unfähig und nicht besonders sympathisch, was den Film nicht unbedingt aufwertet, schließlich teilt sie sich mit Schöne und Maticevic so ungefähr das Maximum an Screentime. Sie bietet immerhin ein bißchen was für's Auge, aber... Meh. In einer kleinen Nebenrolle noch zu sehen, Ralph Herforth, der seine Sache ganz gut macht, aber eh nicht viel zu tun hat. Wie gesagt, das geht für einen Film diesen Kalibers schon weitestgehend überraschend in Ordnung.
Genau wie die effekttechnische Seite des Films (andererseits munkelt IMDB auch über ein Budget von 10 Millionen Öre, was den B-Movie-Approach etwas relativiert, wenn ihr mich fragt...). Den Film wird zwar sicherlich niemand mit einer richtigen großen Produktion verwechseln, aber wenn ein etwas kostenintensiverer Shot verlangt wird, dann kriegt der Film das auch auf die Reihe. Natürlich verhehlt er seine Wurzeln dabei nicht, wie beispielsweise gleich der Auftakt beweist, der von gemalten Impressionen Ägyptens dazu überleitet, wie ein Möchtegern-Entdecker vor einer Leinwand täuschend echt durch enge Höhlensysteme kriecht.
Ansonsten gibt's nicht viel zu meckern. Der Humor ist adäquat, die Gags zünden weitestgehend und der Film ist durchgehend unterhaltsam, ohne irgend welche Feuerwerke abzubrennen. Ein wenig nötige Härte ist auch dabei, die FSK-Freigabe ab 16 geht in Ordnung. Wären da halt nicht die ärgerlichen Klopser im Drehbuch, die den Film empfindlich Punkte kosten. Von daher bleibt wohl nur zu sagen...
Kommen wir zum Fazit: Ich möchte jedem gestählten Trash-Affecionado nur empfehlen, einen Blick auf "Detective Lovelorn und die Rache des Pharao" zu werfen. Nicht etwa, weil der Film gut wäre. Ich muss sogar ausdrücklich davor warnen, dass es Teile des Films geben wird, die den Zuschauer einfach nur annerven dürften (Eva Haßmann sei's gedankt). Trotzdem ist der Film ein einziger Ausbund an Kreativität und ein wirklich eindrucksvolles Beispiel, wie gut geplanter Trash funktionieren kann. Also lasst euch von der Wertung unten nicht einschüchtern und investiert die paar Cent, die die DVD kostet, es lohnt sich.
Einzelwertungen
Darsteller: 06/10 (Schöne einfach nur fantastisch, Buchholz und Maticevic sehr gut, Haßmann scheiße)
Plot: 06/10 (die Selbstverständlichkeit, mit der hier die krudesten Ideen in die Plotte gekloppt werden, ist zum Niederknien, ansonsten hat der Film auch noch ein paar gar nicht so wenig clevere Einfälle, Zeitreisehumor inklusive)
Effekte: 06/10 (gute Ausstattung, ordentliches CGI, selbstverständlich alles etwas gewollt schlecht)
Anspruch: 01/10 (tumb und doof, durch und durch)
Gesamteindruck: 5.5/10 (und trotzdem eine Empfehlung, Trash-Recken sollten das Ding tatsächlich mal gesehen haben)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.5) (http://www.imdb.com/title/tt0328995/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=_uspolE8yQI&feature=related)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
17.06.2012, 13:53
Cypher
http://upload.worldofplayers.de/files8/cypher.jpg
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Sci-Fi (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379144)/Thriller (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379178)
Regie: Vincenzo Natali
Darsteller: Jeremy Northam, Lucy Liu, Nigel Bennett
FSK: 16
Inhalt: Der biedere Everyman Morgan Sullivan wird bei dem Megakonzern Digicorp vorstellig, die einen Spion suchen. Jemanden, der unter falschem Namen und mit falschen Credentials durch's Land reist, Tagungen besucht und heimlich die dort gehaltenen Reden mitschneidet und Digicorp übersendet. Sullivan findet schnell gefallen an dem Job und auch der Tatsache, dass er unter dem falschen Namen Jack Thursby Dinge ausleben kann, die er sich so nie vorgestellt hatte. Bis plötzlich eine geheimnisvolle Frau auftaucht und Sullivan davor warnt, dass er in Wirklichkeit einer Gehirnwäsche unterzogen wird. Von da an gerät sein Leben völlig aus den Fugen.
Kritik: "Hat aalten Count schon wieder vergessen, seine Pillen zu nehmen, oder warum reviewt der SCHON WIEDER Filme, die er eigentlich schon lange in seiner Liste stehen hat?", mag sich der eine oder andere nu fragen. Nein, seid beruhigt, ich schlucke meine Medikamente immer gewissenhaft. Aber ich kann ja auch nichts dafür, dass diesen Futzies in Hollywood keine neuen Namen einfallen. Im Gegensatz zum bereits reviewten "Cypher (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=12973567)" aka "Double Tap" heißt unser heutiger Kandidat auch im Original "Cypher". Wieso, weshalb, warum? Ich habe keine Ahnung, hier heißt niemand Cypher und sonderlich viele Ziffern kommen auch nicht vor. Vielleicht wollte "Cube"-Regisseur Vincenzo Natali einfach einen futuristisch klingenden Namen für seinen neuen Sci-Fi-Thriller haben, vielleicht wollte er auch einfach nur was mit 'nem C, dem Wiedererkennungswert halber. Falls das die Idee dahinter war, hat's wahrscheinlich nicht so gut geklappt. Okay, "Cube" war auch alles andere als ein Erfolg, aber "Cypher" lief dann nicht mal mehr im Kino, sondern nur auf ausgewählten Filmfestivals, ehe er auf DVD verkloppt wurde. Wie sich da die Gewinnspanne angesichts der Produktionskosten von etwa 7,5 Millionen Dollar machte, man weiß es nicht. Groß wird sie nicht gewesen sein.
Und das ist letzten Endes reichlich unfair, denn - um mal wieder absolut verfrüht all mein Pulver zu verschießen - "Cypher" ist wahrscheinlich der intelligenteste und beste Film des Jahres 2002 (ja, tatsache, noch intelligenter und besser als "Detective Lovelorn und die Rache des Pharao (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=19177188&viewfull=1#post19177188)")... Zugegeben, 2002 war jetzt nicht DAS Vorzeigejahr für feingeistige Unterhaltung, aber trotzdem... Das Skript aus der Feder von Brian King ist - gerade bei mehrfachem Genuss des Films - eine wahre Wonne. So durchdacht, so verstrickt, ganz im Stile des Neo-Noirs hängt hier natürlich mal wieder alles zusammen und das auf eine Art und Weise, die - wenn die großen Twists und Turns erst mal um die Ecke kommen - nachvollziehbar ist und bei erneuten Anschauvorgängen dafür sorgt, dass man all die subtilen Hinweise zu entschlüsseln beginnt. Mehr noch als das, "Cypher" ist ein Film, der von vorne bis hinten Spaß macht, in dem jede Szene einfach einen gewissen Witz, eine gewisse Spannung oder was auch immer vermittelt. Das hier ist kein "Gone Baby Gone (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12567413)", der inhaltlich wichtig daher kommt aber nicht dazu einlädt, ihn jemals wieder anzuschauen. Viel mehr fällt "Cypher" in die Kategorie von beispielsweise "Fight Club (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=6138380)", indem er storytechnisch großartig ist, aber auch einfach Laune macht (natürlich ohne die Genialität von "Fight Club (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=6138380)" zu erreichen, aber wer kann das schon?). Und - und das ist vielleicht noch viel erstaunlicher - das schafft "Cypher", ohne besonders große Schauwerte zu liefern.
Action ist hier Mangelware (ich frage mich, warum bei IMDB diverse Reviewer attestieren, dass "Cypher" so ein großartgier "Actionthriller" wäre, wenn ich mich nicht täusche, gibt es exakt eine halbe Actionszene), genau wie großer Humor (was nicht heißen soll, dass es in dem Film nichts zu lachen gäbe), große CGI-Feuerwerke oder was weiß ich. Was den Film so durch und durch anschaubar macht, ist einerseits sein gelungenes Drehbuch, mit großartigen Dialogen und vielen winzigen Details, die einfach Spaß machen, andererseits die dichte Atmosphäre, die Vincenzo Natali hier auffährt. Der Film spielt - wenn überhaupt - in einem extrem niedrig-technologisierten Sci-Fi-Setting. Es ist vielleicht die Zukunft, aber abgesehen von wenigen Details könnte er auch hier irgendwo um die Ecke stattfinden. Trotzdem entwirft Natali eine extrem kalte, geradezu sterile Vision von dem, was der Menschheit bevor steht. Das hier ist kein dreckiger Cyberpunk, trotzdem fängt der Film genau diese kühle, menschenverachtende, hoffnungslose Atmosphäre, die beispielsweise Gibsons "Neuromancer" so großartig versprühte, absolut beispielhaft ein. Das hier ist weit entfernt von einer comichaften Dystopie wie beispielsweise "Equilibrium (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8250602)" uns ans Knie nagelt, aber durch ihre Glaubhaftigkeit ist sie sogar noch erschreckender. Unterstützt wird das ganze durch einen fantastischen Soundtrack aus der Feder von Michael Andrews, der beispielsweise auch "Donnie Darko (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4060720)" vertonte, sowie einigen absolut fantastischen Shots, die Natali trotz niedrigem Budget aus seiner Kamera kitzelt. "Cypher" sieht durch und durch gut aus, auch wenn die mit Bedacht eingeflochtenen CGI-Effekte nicht immer völlig überzeugen können.
Also hängt's letzten Endes wohl an den Darstellern, das Ding eigentlich nur noch in's Trockene zu fahren. Und weitestgehend klappt das auch. Jeremy Northam schafft es am Anfang des Films mühelos, wie ein ziemlicher Trottel zu wirken und bringt die Wandlung, die sein Charakter durchmacht, relativ glaubhaft rüber. Etwas anders sieht die Sache bei Lucy Liu an. Okay, ich bin vorbelastet, denn ich kann diese Frau einfach überhaupt nicht leiden und halte sie für eine fürchterliche Schauspielerin. Hier macht sie sich eine ganze Weile recht gut. Die merkwürdige Perücke, die sie trägt, sowie ihr seltsames Gesicht passen zu der Eiseskälte, mit der sie ihre Rolle spielt. Ihre Figur ist eben ein berechnendes, emotionsloses Biest. Zumindest den größten Part des Films über. Hin und wieder gibt es ein paar Anflüge, in denen der Zuschauer sich fragt, ob das jetzt gerade eine Emotion sein sollte, aber auch diese undeutlichkeit ist kein Beinbruch. Erst wenn sie gegen Ende des Films auftauen SOLL fängt die Sache an schief zu laufen. Denn da wird langsam aber sicher klar, dass ihr vorheriges Antischauspiel vielleicht nicht nur so im Drehbuch stand, sondern eben einfach alles ist, was sie kann. Die letzten Szenen mit ihr sind ein Stück weit schmerzhaft und kosten den Film empfindlich Punkte. Dafür hat Natalis Kumpel David Hewlett einen kurzen, memorablen Auftritt, in dem er gut Akzente setzen kann. Möglicherweise die beste Leistung des ganzen Films, Hewlett ist wirklich fantastisch. In weiteren kleinen Rollen zu sehen sind Nigel Bennett sowie Timothy Webber als ewige Gegenspieler im Machtkampf der zwei Konzerne, in deren Mitte Sullivan gefangen ist. Beide sehr gut, da gibt's nichts zu meckern. Und tatsächlich erschöpft sich damit die Riege der Schauspieler bereits. Passend zur eher "kleinen" Ausrichtung des Films konzentriert er sich auch nur auf wenige Darsteller (wenn man's genau nimmt, eigentlich nur auf Northam, wobei Liu halt leider auch hin und wieder rumkaspern darf).
Was macht man jetzt daraus? Ich weiß, ich hab's oben schon wortwörtlich ausgesprochen, "Cypher" ist der intelligenteste und beste Film des Jahres 2002. Aber dabei muss man natürlich auch beachten, dass er - wie schon gesagt - ein kleiner Film ist. Trotz seiner Qualität ist er kein lebensveränderndes Ereignis wie jetzt beispielsweise "Fight Club (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=6138380)" oder "Memento (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4798761)", mit der inhaltlichen Transzendenz eines Phillip K. Dick beispielsweise (mit dessen Werken "Cypher" auch ganz gerne verglichen wird) tut er sich schwer. Er ist letzten Endes NUR ein Film. Dafür aber ein sehr guter.
Kommen wir zum Fazit: "Cypher" ist ein atmosphärisch dichter, wundervoll gefilmter, kurzweiliger und geradezu entsetzlich cleverer Sci-Fi-Thriller, der wieder und immer wieder Spaß macht. Wer ein Faible für kühle Cyberpunk-Attitüde ohne den obligatorischen Dreck hat, der muss den Film gesehen haben, jeder, der sich sonst auf intelligente Art und Weise unterhalten lassen will, ohne mit schwerwiegenden philosophischen Fragen bombardiert zu werden, liegt auch nicht falsch. Schade, dass Lucy Liu mit von der Partie ist, aber man kann nicht alles haben.
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (Northam ist gut, Hewlett fantastisch, Liu zum Abgewöhnen)
Plot: 08/10 (intelligent verwoben, durchgängig spannend und unterhaltsam, allerdings ohne irgend eine lebenserschütternde Moral bei sich zu tragen)
Effekte: 07/10 (spärlicher CG-Einsatz, der nicht immer ganz glatt über die Bühne geht, aber doch nicht stört)
Anspruch: 06/10 (wie gesagt, ein beinahe entsetzlich cleverer Film, der sich dem Zuschauer aber gut zu präsentieren weiß, so dass wohl niemand überfordert sein dürfte)
Gesamteindruck: 8.5/10 (kleiner Punktabzug für den Fehlschlag mit Liu im letzten Akt, der das Finale des Films ein wenig zurücktreten lässt, aber ansonsten absolute Empfehlung für jeden Sci-Fi-Fan und auch darüber hinaus)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.9) (http://www.imdb.com/title/tt0284978/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=PwC6qs78nhc) (spoilert unter Umständen leicht)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
20.06.2012, 13:43
Natural City
http://upload.worldofplayers.de/files8/natural_city.jpg
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Sci-Fi (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379144)/Action (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378986)/Drama (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378987)
Regie: Byung-chun Min
Darsteller: Ji-tae Yu, Jae-un Lee, Chang Yun
FSK: 16
Inhalt: Wir schreiben das Jahr 2080. Cyborgs sind zu einem normalen Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden. Allerdings - "Blade Runner" lässt grüßen - haben sie nur eine Lebensdauer von drei Jahren. Doof für den Elitepolizisten Ro, der sich in den Cyborg Ria verliebt hat. Er entschließt sich, mit dem verrückten Wissenschaftler Giro zusammen zu arbeiten, der ihm verspricht, Rias Leben verlängern zu können. Seine Methoden bringen Ro dabei allerdings immer wieder in direkten Konflikt mit den eigenen Leuten, also der Polizei.
Kritik: Bleiben wir doch einfach mal im Sci-Fi-Sektor. Beziehungsweise gehen wir doch einfach noch einen Schritt weiter hinein. Nach dem eher gemäßigten Sci-Fi-Approach von "Cypher (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=19183092&viewfull=1#post19183092)" langen wir heute wieder in die vollen und schauen mal nach, was den Südkoreanern so zum Thema "Blade Runner" einfällt. Tatsächlich haben die Damen und Herren hinter "Natural City" sich für die Grundprämisse ihres Films relativ stark bei Ridley Scotts Magnum Opus bedient. Fliegende Autos, Cyborgs, die nach ein paar Jahren automatisch den Löffel abgeben, omnipräsente Werbeeinblendungen auf den dystopischen Straßen, etc. pp. Das kennt man ja alles. Prinzipiell ist dieses Bedienen an bekannten Motiven aber gar nicht so schlimm, es setzt letzten Endes ja nur die Stage für eine eigenständige Story, die relativ stark von dem abweicht, was "Blade Runner" zu bieten hatte. Und außerdem fallen Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion, Byung-chun Min, auch noch genug eigene Sachen ein, um den Background des Films aufzupeppen. Die sind weitestgehend... merkwürdig, aber hey, was will man machen?
Das größte Problem an "Natural City" ist aber trotzdem irgendwo sein Drehbuch. Denn der Film ist, das muss man einfach sagen, durch und durch asiatisch. Und das manifestiert sich nicht nur im teilweise recht angestrengt wirkenden Soundtrack. Über die ganze Lauflänge ergeht er sich in irgend welchen Andeutungen. Andeutungen was Charaktere angeht, Andeutungen was Beziehungen angeht, Andeutungen bezüglich einiger Plotentwicklungen und auch Charaktermotivationen werden bestenfalls angedeutet. Mins Devise scheint zu lauten "Sprich nichts aus, was du nicht genau so gut andeuten kannst". Deswegen ist gerade der erste Durchlauf von "Natural City" etwas... anstrengend. Wer diese Figuren sind, was sie wollen, wieso sie überhaupt irgend was miteinander zu tun haben sollten, das alles wird einfach nicht wirklich deutlich gemacht. Gerade was die Charaktermotivationen angeht kann das etwas auf die Stimmung schlagen. Wieso weshalb warum hier überhaupt irgend jemand irgend etwas tut? Fragt mich nicht, oft wirkt es so, als würde eine Figur sich einfach aus der Gunst des Augenblicks heraus entscheiden, irgend etwas zu tun. Und teilweise sind das überlebenswichtige Dinge, da sollte man sich vielleicht hin und wieder etwas mehr Gedanken drüber machen. Aber vielleicht sind sie ja so, die Südkoreaner, ich weiß es nicht. Und auch abseits davon ist das Drehbuch etwas... hakelig geraten. Ro wird beispielsweise ständig von seinen Kollegen mehr oder minder dabei erwischt, wie er irgend etwas illegales tut, ignoriert absichtlich Befehle, etc. pp. Man sollte meinen, dass das irgend welche Konsequenzen hätte. Aber nein, das Maximum, was hier aufgefahren wird, ist "drei Tage Suspendierung". Und das, nachdem aufgrund von akuter Befehlsverweigerung und Dummheit seinerseits drei andere Polizisten hopps gegangen sind. Recht sicherer Arbeitsplatz, Polizist im Jahr 2080. Davon abgesehen zieht das Skript auch immer dann, wenn ihm nichts mehr einfällt, plötzlich irgend welchen pseudoesoterischen Schwurbel direktemang aus seinem Allerwertesten - glaube ich zumindest, vielleicht wird das auch alles in den Anfangstitles erklärt, für die gibt es auf der DVD leider keine Untertitel - und baut dann ganze Plotlines darauf auf. So weit, so merkwürdig.
Warum also mag ich "Natural City" so gerne und habe ihn gestern schon zum vierten Mal geschaut? Der wichtigste Grund dafür ist wohl, dass der Film trotz all seiner Skriptprobleme rein inhaltlich extrem individuell, eigenständig... man kann vielleicht sogar sagen "einzigartig" ist. "Natural City" ist selbst für sein Sujet ein erstaunlich düsterer, grimmiger Film, der sich nicht auf stereotype Charaktere verlässt. Hauptfigur Ro beispielsweise ist - wie in der Inhaltsangabe schon angedeutet - durch und durch unmoralisch, schreckt trotz seines Jobs als Elitepolizist nicht vor illegalen Aktivitäten zurück, ist launisch, geradeheraus, löst Probleme gerne mit Gewalt und scheint mit all seinen Verfehlungen auch kein Problem zu haben. Aber andererseits bekommt der Zuschauer nach und nach ein "Gefühl" für Ros Amoralität. Er hat kein Problem mit den Dingen, die er tut, weil er etwas vor Augen hat, was ihm viel wichtiger ist, und das ist Ria, beziehungsweise der Versuch, ihr Leben zu verlängern. Ro ist kein guter Mensch, aber "Natural City" schafft es erstaunlich gut, dem Zuschauer klar zu machen, wieso er tut, was er tut. Sowieso habe ich im vorigen Paragraph sehr viel über die dauernden unklaren Andeutungen des Films gemeckert. Aber so schlimm nehmen die sich gar nicht aus, denn tatsächlich funktioniert das relativ gut. Der Zuschauer bekommt die wichtigsten Plotentwicklungen mit, ohne sie vom Film vorgekaut zu bekommen. Tatsächlich schafft "Natural City" es dadurch, so zu wirken, als wäre mehr dran an dieser Welt, als der Film uns zeigt. Nicht jedes Detail, das uns gezeigt wird, wird in den Plot eingearbeitet, der Film erzählt nicht die Geschichte der Welt, in der er spielt, sondern eine Geschichte aus dieser Welt.
Und selbstverständlich ist das nicht alles. "Natural City" bietet nämlich teilweise ganz erstaunliche Schauwerte. Einige Reviewer haben kritisiert, dass die Szenen in der "zerstörten Stadt" optisch einfach nicht zu den teilweise extrem technologischen Designs der "zivilisierteren" Gegenden passen. Ich sehe das nicht so eng. Ja, es gibt ein paar merkwürdige Kamerafahrten, die einfach ohne Wenn und Aber höchstwahrscheinlich im heutigen Seoul aufgenommen wurden. Die muten etwas seltsam an, aber ist halt so. Aber wenn der Film optisch in die vollen langt... dann sind die CGI-Effekte manchmal zwar ein wenig hakelig, aber weitestgehend doch erstaunlich gut gelungen. "Natural City" sieht ziemlich cool aus. Und gerade wenn's an allen Ecken und Enden kracht und rappelt, kommt das sehr gut rüber. Die Action kommt hier und da etwas kurz (eigentlich gibt es nur dreieinhalb Actionszenen über die ganze Laufzeit verteilt), aber wenn hier geballert, gestorben, explodiert oder gekloppt wird, dann wow. Regisseur Min setzt recht stark auf Zeitlupe, schafft es aber dabei trotzdem immer, konsequent und hart zu wirken. Mündungsfeuer, rieselnder Putz, Kugeleinschläge, die wirklich gewaltig wirken, Stuntmen, die durch die Luft geschleudert werden... Der Freund von Massenzerstörung in Film und Fernsehn jubiliert da gerade in mir. Wie gesagt, es gibt nicht so viel Action in "Natural City", aber die, die es gibt, ist fantastisch. Und gar nicht mal so unbrutal. Für eine 16er-Wertung ist das schon ziemlich deftig, was hier abgeht.
Und was die Darstellerfront angeht... Ich kann's mal wieder nicht wirklich einschätzen. Zu verschieden ist unsere Kultur von der Südkoreas, als dass ich da so etwas wie "Natürlichkeit" oder so bewerten könnte. Ji-tae Yu (war auch der Bösewicht in "Oldboy (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8726810)") gefällt mir als Ro ziemlich gut, er bringt die Kälte der Figur gut rüber, schafft es aber in den wichtigen Augenblicken doch wieder so etwas ähnliches wie Sympathie aufzubauen. Wenn ich irgend jemanden kritisieren müsste, dann Ju-hye Ko als Polizei... äh... was auch immer Ami, die mit ihrem leicht lobotomisiert wirkenden Blick und ihren pseudo-humoristischen Szenen einfach nicht ins Bild passt. Rin Seo und Doo-hong Jung schaffen es adäquat cyborgisch zu wirken, aber wie gesagt, ansonsten erlaube ich mir da kein Urteil.
Also...
Kommen wir zum Fazit: "Natural City" ist selbstverständlich kein perfekter Film. Er ist manchmal ein bißchen schwierig, da eine Identifikationsfigur völlig fehlt, sein Plot geht manchmal merkwürdige Wege und er ist wie gesagt einfach von der gesamten Geisteshaltung durch und durch asiatisch, was ja für viele westlich geprägte Menschen an sich schon ein Problem ist. Trotzdem kann ich ihn jedem aufgeschlossenen Sci-Fi-Action-Freund nur ans Herz legen. Seine minimalistische Erzählweise funktioniert, seine grimmige Attitüde reißt mit und seine Actionszenen sind fantastisch. Darf man auf jeden Fall mal gesehen haben.
Einzelwertungen
Darsteller: 06/10 (so weit ich Koreaner mal wieder beurteilen kann)
Plot: 05/10 (nicht uninteressant, auch wenn er manchmal komische Ideen verfolgt, die weitestgehend völlig out of left field kommen)
Effekte: 08/10 (manch CGI ist nicht wirklich auf der Höhe der Zeit, aber die Ausstattung und die Actionszenen sind einfach nur grandios)
Anspruch: 04/10 (mit einer transzendenten Botschaft tut der Film sich etwas schwer, Ansätze sind vorhanden, aber werden nicht durchgehalten)
Gesamteindruck: 07/10 (für aufgeschlossene Sci-Fi-Actionfans könnte der Film durchaus was sein)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.8) (http://www.imdb.com/title/tt0378428/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=nJbdBho7dCU)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
05.07.2012, 12:36
The Crow - Tödliche Erlösung
http://upload.worldofplayers.de/files8/Crow3.jpg
Erscheinungsjahr: 2000
Genre: Fantasy (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378988)/Action (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378986)/Drama (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378987)/Krimi (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379142)
Regie: Bharat Nalluri
Darsteller: Eric Mabius, Kirsten Dunst, Fred Ward
FSK: 18
Inhalt: Es ist der Abend von Alex Corvis' einundzwanzigstem Geburtstag, aber nicht unbedingt ein Grund zu feiern, denn der junge Mann sitzt in der Todeszelle und soll noch am selben Tag hingerichtet werden, für den Mord an seiner Freundin, den er, wie er stets beteuert, nicht begangen hat. Doch die Mühlen der Justiz mahlen rasch und unbarmherzig und so findet Corvis sich schließlich auf dem elektrischen Stuhl und dann, nicht mehr ganz unter den Lebenden weilend, in einer Leichenkammer wieder. In der kommt er allerdings als Untoter wieder zu sich, dessen Aufgabe klar ist: den wahren Mörder seiner Freundin, den Mann mit den vernarbten Unterarmen, zu finden und zu bestrafen.
Kritik: Ich hab' mir mal wieder Zeit gelassen. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass ich mich in Form von meinem Review zu "Die Rache der Krähe (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=10781844)" mit dem "The Crow"-Franchise auseinander setzte. Dabei wollte ich den dritten Teil, "Tödliche Erlösung" schon eine ganze Weile mal wieder in Augenschein nehmen, aber man kennt das ja, es kommt immer irgend was dazwischen. Jetzt aber. Nachdem ich mich in den letzten Tagen zweimal im Zuge meiner neuen Tätigkeit als höchst offizieller Filmrezensent Asiaschmonz hingeben musste (der hysterische "14 Schwerter" und Sabus fünfter Film "Drive", vielleicht auch irgendwann mal hier) folgt auf die Pflicht nun die Kür und ich kann wieder ohne Rücksicht auf Zeichenbegrenzung und solchen Blödsinn vom Leder ziehen und euch allen wertvolle Lebenszeit stehlen. Gehen wir's an.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts schienen Miramax ihre Rechte am "The Crow"-Franchise irgendwie verschlampt zu haben. Vielleicht haben sie nach dem relativen finanziellen Reinfall, der "Die Rache der Krähe (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=10781844)" war, auch einfach versucht, ihren Anteil an dem Schmonz noch irgendwie gewinnbringend abzustoßen, wer weiß es nur. Die Edward S. Pressman Produktionskompanie war jedenfalls noch bei der Sache und schloss sich mit der Internationalen Medien und Film GmbH zusammen, drückte dem Inder Bharat Nalluri locker flockige 10 Millionen in die Patschehand (fünf Millionen weniger als der erste Teil, drei weniger als der zweite) und schickte ihn los, das Franchise zu retten. Und Nalluri tat es.
Oder vielleicht tat Chip Johannessen, Autor von diversen Folgen der Serien "24", "Beverly Hills 90210" oder "Millennium", der die Chose hier aufs Papier brachte. Höchstwahrscheinlich zogen sie den Karren mit vereinten Kräften aus dem Dreck. Zum einen haben wir da wie gesagt Johannessen, der zwar vielleicht nicht unbedingt das intelligenteste Skript des Universums schreibt, aber der sich traut, von der bekannten "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)"-Formel abzuweichen und wirklich etwas für seine Hauptfigur zu tun findet. Im Gegensatz zu Eric Draven oder Ashe Corven weiß Alex Corvis nicht von anfang an, was er zu tun hat, sondern muss seinen Nemesis erst mal aufspüren (okay, dass Top-Dollar für den Showdown von "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)" herhalten musste, war Eric auch nicht den ganzen Film über klar, aber das war letzten Endes auch eher Top-Dollars eigene Schuld, hätte er halt einfach mal fünf Minuten länger die Füße still gehalten, Trottel!). "The Crow: Tödliche Erlösung" hätte ohne die "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)"-Verbindung genau so sehr (oder wenig, dazu später mehr) als normaler Krimi funktioniert, der Twist, einen unsterblichen Rächer mit reinzubringen, ist da nur die Sahne oben drauf. Und wie gesagt, es funktioniert, dadurch, dass man nicht den ausgetretenen Pfad der Vorgänger geht, erhält "Tödliche Erlösung" einen ganz eigenen Charakter, emanzipiert sich, ohne auf Wiedererkennungswert zu verzichten (man findet sogar eine halbwegs glaubhafte Erklärung dafür, warum Alex optische Ähnlichkeit mit Eric und Ashe hat, wobei es hier keine Schminke ist, sondern wirklich nett aussehende Narben). Selbstverständlich ist das Skript nicht ohne Makel. Wie die Ermordung von Alex' Freundin jetzt wirklich ablief und wie die Bösewichte es so problemlos schafften, ihm die Sache anzuhängen, wird nie wirklich deutlich, genau so wenig wie die Frage, was jetzt eigentlich der Auslöser war. Man kann sich ein bißchen was zusammenreimen, aber das große Ganze wird nie ganz klar. Außerdem ist die Akzeptanz aller anderen Figuren gegenüber dem Wiederauferstandenen Alex ein wenig... stressed. Das war zwar auch bei den beiden Vorgängern nicht anders, aber hier erreicht es durch exzessive Interaktion zwischen Alex und... sagen wir mal "Nichteingeweihten" seinen merkwürdigen Höhepunkt.
Ansonsten gibt's aber nicht viel zu meckern. Johannessen schafft es, ein halbwegs schlüssiges, glaubhaftes Skript zu verfassen, das auch die emotionale Seite nicht außer Acht lässt. Und da geht ihm Regisseur Nalluri gut zur Hand. Den wenn "The Crow - Tödliche Erlösung" eins ist, dann verdammt stylisch in Szene gesetzt. Nalluri macht was aus seinem Budget, verlässt sich aber nicht einzig und allein darauf, sondern geht auch mit artistischer Ambition an die Inszenierung heran, die wirklich vorbildlich ist. Sowohl in den ruhigeren Szenen, als auch denen, in denen etwas mehr kracht hat Nalluri die Zügel fest in der Hand, weiß was er zeigen will und weiß auch, wie er das am Besten hinbekommt. Sein Stil ist einer, bei dem sich auch viele erfolgreichere Regisseure noch was abschneiden könnten.
Und auch ansonsten gibt es nicht viel zu meckern. Eric Mabius ("Resident Evil (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4695993)") sieht mit seinen damals 28 Lenzen zwar deutlich zu alt aus für einen 21-jährigen, schlägt sich ansonsten aber wacker. Kirsten Dunst zeigt zwei Jahre vor ihrem Einsatz in Raimis "Spider-Man" und sechs Jahre nach ihrer wahnsinnigen Performance in "Interview mit einem Vampir", was sie kann. Zugegeben, wirklich anspruchsvoll ist ihre Rolle nicht, aber sie schafft es, dem Charakter eine gewisse... ambiguity zu verleihen, die ihr gut zu Gesicht steht. William Atherton wirkt stets ein wenig verloren, schafft es aber, sich mit Händen und Füßen durch seine Rolle zu kämpfen. Und wer Fred Ward bucht, der weiß eh, was er bekommt. Ich kenne kaum einen anderen Darsteller, der so mühelos zwischen verschrobenen Helden wie Remo Williams oder Earl Bassett und ekligen Bösewichtern wie dem hier von ihm portraitierten Captain hin und her wechseln kann. Ward ist großartig. Immer. Also auch hier. Der Rest ist bessere Staffage. Jodi Lyn O'Keefe gibt's nur in Flashbacks zu sehen, K.C. Clyde macht sich ganz gut, sieht aber recht alt aus, dafür, dass er gerade mal 20 war. Man sollte hier selbstverständlich - außer von Ward - nichts wirklich Großes erwarten, aber für das Sujet ist die Darstellerriege doch ganz in Ordnung.
Und auch die F/X machen Laune. "Tödliche Erlösung" ist wieder deutlich deftiger geraten als "Die Rache der Krähe (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=10781844)", möglicherweise sogar fieser als "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)" selbst, genau beurteilen kann ich es nicht, weil in Deutschland nur heftig geschnittene Versionen zu haben sind (bei der, die ich besitze, die abgesehen von ungeschnittenen Pressetapes die längste ist, fehlen zweieinhalb Minuten, bei allen anderen noch viel mehr, inklusive der kompletten Klimax). Die haben es auch schon ordentlich in sich und die Schnitte sind noch dazu recht unauffällig, deswegen meckere ich nicht so sehr, trotzdem extrem ärgerlich und vielleicht importiere ich deswegen auch mal die britische Uncut-Version, denn eigentlich ist der Film das schon wert. Aber wie gesagt, was es zu sehen gibt geht schwer in Ordnung.
Genau wie der ganze Film. Wie gesagt, er hat seine inhaltlichen Problemchen und schaut sich deutlich mehr als Unterhaltungskino als der ursprüngliche "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)", aber als solches zieht er sich exzellent aus der Affäre, weniger ausgelatschtem Drehbuch, stylischer Inszenierung und pechschwarzer Atmosphäre sei's gedankt. Der eindrucksvolle Beweis, das aus dem "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)"-Franchise doch etwas hätte werden können, ein bißchen mehr Mut zur Veränderung vorausgesetzt.
Kommen wir zum Fazit: Nach dem reichlich belanglosen "Die Rache der Krähe (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=10781844)" geht "Tödliche Erlösung" endlich ein Licht auf, was man mit der "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)"-Mythologie anfangen kann. Als Fortsetzung des Originals eine regelrechte Sensation schafft der Film es auch, auf eigenen Beinen extrem gut dazustehen. Inhaltliche Schwächen hin oder her, "The Crow - Tödliche Erlösung" ist ein finsteres, emotionales Actionmärchen für Freunde der modern-neo-noirishen Fantasy-Unterhaltung, wie es sie öfter geben sollte.
Einzelwertungen
Darsteller: 6.5/10 (in den Hauptrollen achtbar besetzt mit einem wirklich guten Ward)
Plot: 05/10 (hier und da tauchen ein paar Problemchen auf, aber prinzipiell schafft Johannessen es, eine gute Story für diesen Hintergrund zu entwerfen)
Effekte: 07/10 (manchmal etwas auffällige CGI-Spielereien, ansonsten gute Gore-Effekte, so weit man das anhand der geschnittenen Fassung beurteilen kann)
Anspruch: 04/10 (von der Transzendenz, die "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)" damals auffuhr, ist nicht mehr viel übrig, das hier ist Unterhaltung)
Gesamteindruck: 08/10 (als "The Crow (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8699479)"-Fortsetzung eine echte Sensation, ansonsten auch ein mitreißender, wirklich guter Film)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.7) (http://www.imdb.com/title/tt0132910/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=-Cns8gvFfTk)
Die DVD bei Amazon.de
Tawarien
06.07.2012, 00:07
God Bless America
http://upload.worldofplayers.de/files8/23___God_Bless_America_klein.jpg
Start: 6.4.2012 (USA - Video on Demand)
Genre: Schwarze Komödie
Regie: Bobcat Goldthwait
Schauspieler: Joel Murray, Tara Lynne Barr
Plot:
Frank ist eigentlich ein armer Tropf. Seit elf Jahren in einem Bürojob gefangen und getrennt von seiner Frau und der gemeinsamen Tochter lebend muss er sich nachts noch das Geschrei der Nachbarn über Lindsay Lohans neusten Absturz oder den peinlichen Kandidaten bei American Superstars anhören, genauso wie das des Babies, das einfach keine Ruhe geben will. Wachgehalten davon und von seinen Kopfschmerzen bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als seine Zeit vor dem Fernseher totzuschlagen. Klingeltonwerbung, eine Doku über eine Frauen-WG, in der sich die Bewohnerinnen gegenseitig ins Essen machen und mit benutzen Tampons bewerfen, überzogene Lächerlichmachung des aktuellen Superstarskandidaten und verzogene Gören, die sich über den falschen Wagen zu ihrem Sechzehnten Geburtstag aufregen bestimmen das Medienbild. Seine Nachbarn erschießen, das wäre doch was, aber das kann ja nur Phantasie bleiben. Oder?
Tags darauf wird Frank aus fadenscheinigen Gründen entlassen, sein Arzt teilt ihm mit, dass seine Kopfschmerzen wohl von einem Hirntumor herrühren und seiner Tochter ist ihr GameBoy und ein iPhone offensichtlich wichtiger, als der wöchentliche Besuch bei ihm. Mit seiner alten Pistole im Mund und vor laufendem Fernseher fasst er einen Entschluss. Warum sich töten, wenn er auch Chloe, das verzogene Gör‘ erschießen könnte? Kurzerhand klaut er den Wagen des Nachbarn und fährt los.
Über den Film:
Schon im ersten Moment wird klar: God Bless America will mit der aktuellen Popkultur abrechnen. Überzogene Darstellungen der momentanen Fernsehformate in Amerika, die so oder ähnlich auch bei uns ausgestrahlt werden, zeigen, dass etwas falsch läuft. Ein Skandal jagt den nächsten, jeder Schlimmer und Unsozialer als der davor. Leicht philosophisch angehaucht kommentiert Frank das ganze erst, redet auch mit anderen darüber, stößt aber auf allgemeines Unverständnis. Dann tut er das, was viele selbstauserkorene Antimainstreamler wohl recht gutheißen würden. Und damit spielt der Film diesen natürlich direkt in die Arme. Leider wirkt die Aussage des Films, vor allem durch einige belehrende Monologe von Frank, vor allem seiner Abschlussrede, recht aufgesetzt. Ihr seid dumm, macht’s doch bitte besser! Selbstjustiz und eigene Definitionen von Gut und Böse bestimmen das Leitbild von Frank und Roxxy, seiner Zeitweiligen Gefährtin. Einiges, wie die Kino-Szene, wirkt auch relativ zusammengeworfen, um zu sagen: Schaut, reden während eines Filmes ist Scheiße! Generell ist der läuft auch alles zu glatt und einfach, was der Film damit zu erklären versucht, dass jeder Mord wohl von den jeweilig hochstilisierten Gegnern der Parteien verübt wurden.
Stilistisch macht God Bless America ziemlich viel richtig. Schöne Bilder und Kameraführung und – von den Phantasiesequenzen mal abgesehen – unaufdringliche Effekte, die dem Ganzen Glaubwürdigkeit verleihen. Schauspielerisch ist vor allem Joel Murray hervorzuheben, man nimmt ihn seine Verdrossenheit, seinen Hass, aber auch seine eigentliche Hilflosigkeit und die daraus resultierende Entschlossenheit während des ganzen Filmes ab.
Meinung:
Was bleibt ist eine Mischung als Falling Down und Bonnie & Clyde. Mit der Popkultur abrechnen, dass tut der Film schon, nimmt sich und seine eigene Aussage dabei allerdings viel zu ernst. Jeder, dem dieser Film gefallen könnte, ist das, was der Film und Frank am Ende sagt, wohl schon vorher klar gewesen und jeden anderen wird er damit nicht überzeugen. Trotzdem, ein Blick ist er wert, vor allem, wenn man sich darauf einlässt, sich gedanklich damit noch etwas auseinanderzusetzen und nicht alles einfach so hinnimmt. Weder, was das Fernsehen allgemein, noch was God Bless America einem vorgibt. Ein spaßiger Amoklauf gegen Fanatismus, Dummheit und den sogenannten „Mainstream“.
IMDB: 7,4
Darsteller: 9/10
Plot: 5/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 7/10
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=GEFj0Pngu_E)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/07/god-bless-america.html)
Tawarien
08.07.2012, 00:03
Bellflower
http://upload.worldofplayers.de/files8/24___Bellflower_klein.jpg
Start: 11. November 2011 (UK)
Genre: Drama, Romanze
Regie: Evan Glodell
Schauspieler: Evan Glodell, Jessie Wiseman, Tyler Dawson
Plot:
Woodrow und Aiden sind zwei Mad Max Freaks, die auf Endzeitszenarien, dazu passende fahrende Untersätze und Flammenwerfer stehen. Die beiden Jungs aus Wisconsin sind deswegen extra in einen Vorort von Los Angeles gezogen, um sich ganz der Bastelei entsprechender Utensilien zu widmen. Sonst kein Ziel vor Augen besaufen sie sich regelmäßig, auch in diversen Pubs. Dort lernen sie bei einem Grillenwettessen Milly und Courtney kennen. Spontan fahren Woodrow und Milly während ihres ersten Dates nach Texas und genießen nach ihrer Rückkehr das unbeschwerte, jugendliche Leben. Doch das kann eigentlich nicht mehr lange gut gehen …
Über den Film:
Bellflower fängt gemächlich, fast langsam an. In der ersten Hälfte ist es ein Liebesfilm, der alles beleuchtet: Das Kennenlernen, das Näherkommen, das erste Mal … und gleichzeitig zeigt er, fast nebenbei, wie viel weniger Zeit sich Woodrow für seinen besten Freund Aiden nehmen kann. Es sind gewisse Vor- und Nachteile und eben die Dinge, die sich wie selbstverständlich entwickeln. Und fast wie selbstverständlich kann die eigentliche Idylle nicht auf Dauer gut gehen, das ahnt der Zuschauer und auch Woodrow scheint das in seiner noch herrschenden, fast kindlichen Naivität zu ahnen.
Das eigentlich Schöne und tolle verquert sich quasi ins Gegenteil und lässt den Protagonisten mit der herrschenden Realität, seinen Gedanken und seiner Verwirrung alleine. Großartig unterstützt wird das durch die Erzählweise, die im zweiten Teil des Filmes vorherrscht, man kann sich nie sicher sein, was jetzt wirklich passiert oder was Woodrow sich vorstellt zu tun, aber nie in die Tat umsetzt. Das Ganze ist vielmehr ein Abschied von der Jugend und damit ein Erwachsenwerden, ein Aufgeben der eigenen Träume, wie die der Freunde, sich wie bei Mad Max in einer aufgemotzten Endzeitkarre durch die Gegend zu fahren und sich von auf der Straße selbstgeschossenen Vieh zu ernähren. Und wenn dann die große Apokalypse kommt, sind sie mit ihrer „Mother Medusa“ ja bestens vorbereitet.
Sehr erwähnenswert ist die Große Eigenleistung von Produzent, Regisseur, Storyschreiber und Hauptdarsteller Evan Glodell. Nicht nur fast allein hat er diesen Indiefilm geschaffen, er hat für ihn auch extra eigene Kameras gebaut, die ihm einen unverwechselbaren und verdammt großartigen Look schenken.
Meinung:
Was in gewisser Weise als Liebesfilm beginnt entwickelt sich mit der Zeit in einer Art in das, was sich Woodrow und Aiden eigentlich schon immer gewünscht haben. Es ist zwar nicht die gesamte Welt, die untergeht und somit ein großartiges Endzeitszenario abgibt, es ist vielmehr das eigene, kleine Leben, welches in seiner Form so nicht mehr weitergehen kann. Getragen von dem eigenen Stil entfaltet sich ein actiongeladener Weltuntergang im Kopf des Protagonisten, auf die er wohl nicht so gut vorbereitet war, wie er immer meinte. Die Apokalypse der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt.
IMDB: 6,3
Darsteller: 6/10
Plot: 7/10
Effekte: 10/10
Anspruch: 9/10
Gesamteindruck: 8,5/10
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=j3KX2IPTbjE)
Amazon (http://www.amazon.de/Bellflower-St%C3%B6rkanal-Edition-Digipak-Schuber/dp/B006M8HG74/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1341702146&sr=8-2)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/07/bellflower.html)
Harbinger
17.07.2012, 03:15
Tintenherz
http://upload.worldofplayers.de/files8/Tintenherz.jpg
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Fantasy (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378988)
Regie: Iain Softley
Darsteller: Brendan Fraser, Paul Bettany, Eliza Bennett
FSK: 12
Inhalt: Mortimer Folchart fährt seit Jahren gemeinsam mit seiner Tochter Meggie kreuz und quer durch die Weltgeschichte. Wieso weiß sie gar nicht so genau, aber sie hat ein paar Ahnungen. Scheinbar sucht ihr Vater nach einem Buch. Was er damit vor hat, kann sie erst ergründen, als der mysteriöse Staubfinger auftaucht, der ihren Vater geradezu anfleht, ihn in sein Buch "zurückzulesen".
Kritik: Hach ja. Literaturverfilmungen. Früher mal Garanten für Filme, über die man sagte "Gut aber nicht so gut wie das Buch" und sie dann vergaß. Ich spreche jetzt vom allgemeinen kollektiven Gedächtnis der Filmschauer. Oder wer erinnert sich noch an mittelmäßige Literaturverfilmungen der '70er und '80er? Richtig. Ich. Aber wer halt sonst noch?
Und dann kam "Herr der Ringe (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8124590)" und zeigte uns, dass Filme basierend auf Büchern doch was für die Ewigkeit sein können. Mehr als das, er zeigte uns, dass Fantasy machbar ist. "Harry Potter" zog nach. Mit respektablem Erfolg. Und dann kamen weitere. Über "Twilight" kann man ja denken, was man möchte, aber immerhin schaffte dieser Film es noch, genug Leute ins Kino zu locken, damit sich weitere Fortsetzungen lohnten. Das können diverse andere Umsetzungen von bekannten und beliebten Jugend-Fantasy-Reihen nicht von sich behaupten. Wir erinnern uns halt nur mal daran, wie "Eragon (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9018179)" einen wirklich wirklich WIRKLICH schmerzhaften Bauchplatscher vollführte. "Percy Jackson" bekleckerte sich reviewtechnisch auch nicht mit Ruhm (spielte dafür aber einiges ein und bekommt jetzt auch ein Sequel spendiert, wobei es bis zum Erfolg der "Harry Potter"-Filme noch ein ganzes Stück ist), der gar nicht so üble "Mitternachtszirkus" ging vollständig baden und auch der auf Cornelia Funkes Roman basierende "Tintenherz" war kein wirklicher Erfolg.
Und das ist schade. Oder auch nicht? Oder doch? Keine Ahnung. Fakt ist, bei knapp 60 Millionen Budget spielte "Tintenherz" knapp weniger wieder ein und lässt sich deswegen nicht unter "kommerzieller Erfolg" führen. Was man dem Ding allerdings als Erfolg anrechnen kann (oder besser gesagt Autorin Cornelia Funke) ist sich eine eigene Nische im scheintoten Genre der modernen Fantasy erschrieben zu haben. In einer Welt, in der scheinbar alle Autoren die Freiheit von Fantasy vergessen haben und doch letzten Endes nur wieder auf Orks und Elfen oder im Zweifelsfall halt mal Vampire zurückfallen, kann man das, was Funke sich ausgedacht hat, letzten Endes eigentlich nur eine kleine Sensation nennen. In einer Welt, in der jeder junge, aufstrebende Fantasyautor kreativ so bankrott ist, wie eine Ausgabe des Worts zum Sonntag (ohne jetzt despektierlich wirken zu wollen, ich bin mir sicher, da werden WICHTIGE Themen angesprochen), schafft Funke wirklich erstaunliches. Eine klassisch strukturierte Geschichte, die sich auch noch völlig unverhohlen explizit an allem möglichen bedient, frisch und unverbraucht wirken zu lassen. Ehrlich wahr, wenn es etwas gibt, was an "Tintenherz" kräftigst rockt, dann ist es die Story.
In der Theorie zumindest. Ich sage es hier, jetzt und auf der Stelle, ich habe nie auch nur ein Buch, das diesem Film als Vorlage diente, in der Hand gehabt, geschweige denn ein Wort gelesen oder auch nur den blassesten Schimmer gehabt, worum es geht, ehe ich die DVD - Gott alleine weiß, wo ich die schon wieder her hatte, wahrscheinlich war sie mal wieder billig - in den Player schob. Dementsprechend mag jetzt jeder, der das im Gegensatz zu mir halt tat, meine Meinung als null und nichtig abstempeln. Aber ich reviewe hier keine Adaptionen, ich reviewe Filme anhand ihrer eigenen Stärken und Schwächen, als eigenständiges Medium. Manch einer mag jetzt antworten "Nicht mal das", aber... fickt euch doch, ich schreibe hier, ha ha! Äh, weiter im Text.
"Tintenherz" ist also eine Buchadaption und dann letzten Endes auch noch der Auftakt zu einer Trilogie. So weit, so furchtbar, wenn man halt nicht mal weiß, ob man die folgenden Teile auch noch in Angriff nehmen kann. Scheinbar hat "Tintenherz" da aber von besagtem "Mitternachtszirkus" oder eben auch "Eragon (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9018179)" gelernt und gibt sich nicht mit einem "Wir erzählen jetzt eine Origins-Geschichte und sparen uns die wirklich coolen Sachen für den nächsten Teil auf, den wir HOFFENTLICH machen können, wenn irgend jemand unsere kacklangweilige erste Produktion sehen will" zufrieden. Nach exzessiver Recherche (*hust*) habe ich nämlich gerade festgestellt, dass Drehbuchverbrecher David Lindsay-Abaire (schrieb zuvor nur "Robots") einen sehr gewieften Weg ging. Und zwar klaubte er sich die Auflösungen diversester Plotstränge, die in "Tintenherz" angefangen wurden, aus dem Sequel "Tintenblut" heraus und führte sie dementsprechend so zu Ende, dass "Tintenherz" auch als einsame Zellulodiverwertung recht manierlich da steht.
Recht manierlich, ja, leider aber eben nicht wirklich gut. Ich sprach weiter oben schon darüber, dass Funkes Story an sich beinahe sensationell ist, aber die Umsetzung hakt dann doch wieder. Was all diese neumodischen Jugend-Fantasy-Reihen-Adaptionen angeht, kann man beinahe einen klinischen Schnitt hindurch ziehen, was Qualität angeht. Auf der einen Seite steht da das große Vorbild "Herr der Ringe (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8124590)", wo jeder Film in der definitiven Extended-Edition seine vier Stunden geht. Das ist viel Holz. Aber das ist einfach Zeit, die diese Filme brauchen. Auch "Harry Potter" schlägt sich nicht so übel und auch der neuste Streich "Die Tribute von Panem" wird mit seinen 140 Minuten kritikerseits recht wohlwollend aufgenommen. Und dann sind da die anderen Filme, über die ich eigentlich schon genug herzog. "Mitternachtszirkus" beispielsweise versuchte gerade mal ungefähr 300 Seiten in etwa 100 Minuten zu komprimieren und scheiterte kläglich. Bei "Tintenherz" finden sich 567 Seiten in eine ähnliche Zeit gepresst wieder. Der grobe Inhalt bleibt erhalten. Aber all die Details, all das, was ein Buch so nachvollziehbar macht, geht verloren. Wir kennen diese Charaktere gar nicht wirklich. Wer Mortimer eigentlich ist? Puh. Was diesen von Mo herbeigelesenen Farid überhaupt so freundschaftlich mit Staubfinger verbindet? Keine Ahnung. Und dass besagter Farid auf Mos Tochter Meggie steht hätte ich auch nicht gemerkt, wenn der Film es nicht wortwörtlich erwähnt hätte. Dazu kommen im Ansatz interessante aber völlig unterentwickelte Plotstränge, die wir als Zuschauer einfach nicht wirklich verstehen, weil der Film sich nicht die Zeit nimmt, uns ordentlich einzuführen. Vieles dreht sich um die Wechselwirkung des fiktiven Buches "Tintenherz" mit der im Film realen Welt, aber da wir quasi überhaupt nichts über das fiktive Buch wissen, wirkt das alles sehr vage. Was beispielsweise nie aus dem Film hervor ging, sondern ich erst durch Studium von Wikipedia erfuhr, war die Tatsache, dass besagter Staubfinger wohl die Hauptfigur des fiktiven Buches sein sollte und nicht nur irgend ein größerer Nebencharakter, wie ich es die ganze Lauflänge über angenommen hätte. Aber auch da hört das "dahinrushen" noch nicht auf. Emotional wichtige Szenen werden einfach durchgehetzt. Da bleibt keine Zeit, um mal ein wenig durchzuschnaufen und/oder die Stimmung des Augenblicks in sich aufzunehmen. Wir müssen fertig werden. Es ist nicht so hysterisch-hektisch wie der absolut wahnsinnige "14 Schwerter", den ich mir letztens antun musste, aber wer ist das schon? "Tintenherz" ist ein Film mit wahnsinnigem Potential, das mit offenen Armen verpulvert wird, weil man gerade noch eine massenkompatible Lauflänge im Auge hatte.
Und das ist schade, denn ansonsten stimmt so viel an diesem Film. Er ist kreativ, einfallsreich, traut sich einiges und packt in den richtigen Momenten wirklich bewundernswerten Humor und wirklich coole Szenen aus, die man sonst auf diese Art und Weise nirgendwo geboten bekommt. Auch die Ausstattung zieht mit, egal wo wir uns gerade befinden, das wirkt alles glaubhaft, gerade für uns als Deutsche bekommt der Film durch sein mitteleuropäisches Setting noch einen großen Boost, da er wohl tatsächlich weitestgehend on location gedreht wurde. Die CGI-Effekte sind ebenfalls fantastisch, gerade wenn es auf den Showdown zugeht lässt der Film seine Muskeln spielen. Und auch bei den Schauspielern kann man nicht meckern. Neben Leading-Man Brendan Fraser, von dem ich tatsächlich extrem überrascht war, traute ich ihm nach dem müden Aufguss der "Rolle seines Lebens" in "Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=13712420)" doch eigentlich so gar nichts mehr zu, findet sich ein erstaunlicher Ensemble-Cast von höchster Qualität. Paul Bettany ist immer Garant für Qualität, als Staubfinger stiehlt er allerdings wirklich jedem die Show. Nicht nur eine große Leistung, sondern auch ein wirklich denkwürdiger Charakter, auch wenn - hier spielt das Skript wieder mit rein - ich ihn gerne besser verstanden hätte. Ansonsten ist Andy Serkis - ausgestattet mit der Synchronstimme von Edward Norton und John Cussack - als Capricorn ein wirklich wundervoll ekelhafter Bösewicht, der zwar von Zeit zu Zeit etwas sehr passiv wirkt, aber in jeder Szene, in der er tatsächlich etwas zu tun hat, stark dominiert. Unterstützt von der fantastischen Helen Mirren und dem ebenfalls nicht zu verachtenden Jim Broadbent haben wir es bei "Tintenherz" mit einem Gesamtcast zu tun, vor dem man echt nur seinen Hut ziehen kann. Und die damals gerade mal 16 jährige Eliza Bennett macht sich auch nicht übel, nervt zumindest nicht.
Und was machen wir jetzt daraus? Ich bin immer noch unschlüssig. Starke darsteller, eine wirklich einfach nur durch und durch gute und einfallsreiche Story, gefällige Production Values... Das ist alles schön und gut, aber "Tintenherz" ist einfach gerade durch seine Schwächen im Drehbuch kein Film für die Ewigkeit. Mind you, im Gegensatz zu seiner *hust* direkten Konkurrenz wie "Eragon (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9018179)" ist das Ding sensationell, da man a) sich beim Anschauen nicht unbedingt die Augen ausstechen möchte und b) der Film eben auch ohne seine Sequels funktioniert (was eben von daher nett ist, weil die niemals kommen werden). Aber trotz all diese Stärken kann man mit den hundert Minuten, die "Titenherz" dauert, so viele bessere Dinge anstellen.
Kommen wir zum Fazit: Es dürfte niemandem schaden, "Tintenherz" mal gesehen zu haben. Die Kreativität des Plots alleine entschädigt für vieles, und unter all den Zweite-Reihe-Fantasy-Serial-Produktionen ist der Film wohl auf jeden Fall der solideste, da er seine Plotlines zu Ende bringt, ohne die Finger zu kreuzen, dass das nie erscheinende Sequel das irgendwie noch retten wird. Außerdem hat der Film gute Schauspieler, nette Effekte und ein paar wirklich starke Szenen zu bieten. Das Gesamtbild stimmt trotzdem einfach nicht vollends. Da fehlt zu viel, da wird zu viel nur angedeutet oder zu gerusht vorgebracht. "Tintenherz" verströmt einmal mehr den schalen Mief des verschenkten Potentials und das ist gerade anhand der Stärken des Films extrem schade.
Einzelwertungen
Darsteller: 7.5/10 (Brendan Fraser überraschend stark und motiviert, Andy Serkis wundervoll, mit Helen Mirren macht man nie was falsch)
Plot: 07/10 (für einen Film dieser Zunft wirklich sensationell)
Effekte: 08/10 (gerade im Showdown lässt der Film seine Muskeln spielen, das sieht doch sehr schnieke aus)
Anspruch: 05/10 (weit von einem No-Brainer entfernt mit teilweise wirklich cleveren Ideen)
Gesamteindruck: 6.5/10 (eine halbe bis eine Stunde länger mit mehr Fokus auf die Charaktere, dann wäre die Sache geritzt gewesen, aber so...)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.0) (http://www.imdb.com/title/tt0494238/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=EsV2Z_il_L4) (spoilert schmalos den größten Twist des Films)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
22.07.2012, 14:05
Nacht der lebenden Toten
http://upload.worldofplayers.de/files8/NotLD.jpg
Erscheinungsjahr: 1968
Genre: Horror (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379004)/Drama (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378987)
Regie: George A. Romero
Darsteller: Duane Jones, Judith O'Dea, Karl Hardman
FSK: 16
Inhalt: Eigentlich wollten Barbra und ihr Bruder Johnny nur den alljährlichen Kranz auf dem Grab ihres Vaters ablegen, allerdings werden sie auf dem Friedhof von einem seltsamen alten Mann angegriffen. Johnny stirbt bei der Verteidigung Barbras den Heldentod, Barbra selbst flüchtet in ein nahegelegenes verlassenes Haus. Bald schon ziehen sich vor der Tür mehr seltsame Kreaturen zusammen und Barbra und einigen anderen Überlebenden, die sich im Haus eingefunden haben, wird klar, dass die Zombieapokalypse angefangen hat.
Kritik: Aalten Count kramte mal wieder tiiiiief in der Mottenkiste und erwürfelte sich in zwei Anläufen (der Würfel zeigte eine 9, deutete damit auf "Nacht der lebenden Toten", aber irgendwie war ich nicht so glücklich mit der Wahl, würfelte noch einmal, noch eine 9, also rasch ein "Na okay, wenn's denn sein muss" geknurrt und dem Würfelgott gebeugt) für den gestrigen Abend einen Film, den er schon recht oft gesehen hat, der aber doch endlich mal mit einem Review bedacht werden sollte. Der kurze Einschub im vorigen Satz hat übrigens keine tiefere Bedeutung infolge derer ich "Nacht der lebenden Toten" scheiße finden würde, ich hatte gestern nur etwas mehr Lust auf irgend etwas knalligeres und/oder bislang unbekanntes. Aber mit Würfeln spast man nicht, die zahlen einem das doppelt und dreifach heim. Also fix Leopolds Glücksschweinchen und seinen momentanen Aufpassertroll Skogen (Leopold ist zur Zeit im Urlaub, vielleicht schreibt er mir ja mal) geschnappt und die DVD ins Laufwerk gepackt. Für's Protokoll, gestern abend nahm ich zum ersten Mal die nachkolorierte Fassung des Films in Augenschein, bislang sah ich immer nur das schwarz-weiße Original. Aus diesem Grund maße ich mir einfach mal an, eine umfassende Kritik abzugeben und nicht nur die höchstwahrscheinlich irgendwo in den Tiefen des Internets als "stimmungszerstörend" diffarmierte eingefärbte Version zu beurteilen.
Irgendwann in den 1960er Jahren sahen George A. Romero, seines Zeichens Urvater des modernen Zombiefilms, sowie sein Kumpel John A. Russo (der hingegen verschwand mehr oder minder in der Versenkung) anscheinend mal Hitchcocks "Die Vögel", sowie den etwas in Vergessenheit geratenen Herk Harvey-Klassiker "Tanz der toten Seelen" (vielleicht auch bald hier), borgten sich Teile des Szenarios von ersterem und die trostlose Ästhetik sowie ein paar weitere Ideen von zweiterem, warfen die Wiedergänger-Mythologie mit in den Topf und begründeten damit - ich erwähnte es ja bereits - das Grundkonzept des modernen Zombiefilms. You know, Tote stehen wieder auf und fressen Lebende. So was in der Richtung. Das Konzept ging auf, "Nacht der lebenden Toten" gilt nach wie vor als ganz großer Klassiker, brachte eine Reihe von ebenfalls recht wohlgelittenen Sequels hervor (okay, "Land of the Dead" fuhr auch nicht nur Lob ein, aber wirklich abwärts ging der Trend erst bei "Diary of the Dead (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/254045-Reviewcenter-Archiv-1/page5?p=4702598#post4702598)"), wurde mit einem Remake bedacht, die Sequels wurden neu aufgelegt, die Neuauflagen von Sequels bekamen Fortsetzungen und sowieso haben genug andere Regisseure, darunter wohl am prominentesten Lucio Fulci mit seinem "Woodoo" und Dan O'Bannons "Return of the Living Dead (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/254045-Reviewcenter-Archiv-1/page12?p=6806829#post6806829)" (der ja sogar wirklich direkten Bezug auf "Nacht der lebenden Toten", also auf den FILM, nimmt, wenn ihr versteht, was ich meine), versucht sich in die "...of the Dead"-Serie mit reinzudrängen. Kurzum, dieser mit gerade mal 114.000 Dollar gestemmte Film zog weite Bahnen und wurde quasi über Nacht zum Kultklassiker.
Für den unbedarften Filmschauer von Heute kann "Nacht der lebenden Toten" natürlich ein gehöriger Kulturschock sein. Wenn man heutzutage einen modernen Zombiefilm in den Player schiebt, dann erwartet man Gore satt, vielleicht ein bißchen Humor, Sex, Titten, was weiß ich. Zombiefilme sind normalerweise wahrlich nicht die Königsklasse des intellektuellen Kinos. Und selbst wenn sie sich da ranpirschen (zum Bleistift in Form von "Dellamorte Dellamore (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4718766)", aber der ist eh eine Nummer für sich) wollen sie auf ihre geliebten Trademarks Sex & Violence nicht verzichten. Ganz anders eben "Nacht der lebenden Toten", der zwar für damalige Verhältnisse wohl neue Härtegrenzen auslotete (und auch ein Paar Möpse prominent ins Bild rückte, shock, das war bestimmt heftig in den sechzigern!) und auch in Deutschland nur geschnitten mit einer 18er Freigabe ins Kino gelassen wurde, aber heutzutage zieht das wohl niemandem mehr die Socken aus. Ein wenig Blut und Gekröse gibt es hier und da, aber gerade in der originalen schwarz-weiß-Fassung könnte das sowieso sonst was sein. Nein, "Nacht der lebenden Toten" rückt Gewalt und Tod noch als etwas wirklich schwerwiegendes ins Bild. Hier wird nicht mal leichtfertig dahingestorben, wenn eine Figur ins Gras beißt, dann hat das Gewicht. Sowieso kann man "Nacht der lebenden Toten" nur durch und durch attestieren, für einen Zombiefilm die Menschlichkeit noch nicht vergessen zu haben. Oder vielleicht auch "Unmenschlichkeit"?
Denn wie ich im Review zu "Der Nebel (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8371329)" schon erwähnte, ist "Nacht der lebenden Toten" kein Horrorfilm im eigentlichen Sinne. Ja, okay, draußen vor der Tür stehen Zombies (wobei das Wort "Zombie" nicht ein einziges Mal genannt wird, die Kreaturen werden meist "Ghouls" genannt), die gerne rein kommen und die Lebenden verspeisen würden. So weit, so Horror. Aber sie kämen halt einfach nicht rein, wenn man im Haus einfach mal an einem Strang ziehen würde. Romero und Russo beschränken sich bei ihrer Handlung auf eine vergleichsweise kleine Menge von handelnden Figuren. Tatsächlich konzentriert der Film sich auf sechs Charaktere, die letzten Endes nicht mal besonders tief ausgefallen sind. Viel eher haben wir es mit sechs Stereotypen zu tun, jeder stellvertretend für ein anderes Extrem, die in dieser umstellten Hütte aufeinander treffen. Und gerade durch diese Mischung entsteht eine unheimliche Dynamik, die den hauptsächlichen Reiz des Films ausmacht. Die Zombies vor der Tür interessieren den Film und dementsprechend auch den Zuschauer über weite Strecken gar nicht, die sind einfach nur eine gesichtslose Gefahr, eine Barrikade für die handelnden Figuren, die sich, mit diesem Problem konfrontiert, in ihren vier Wänden in psychologischer Hinsicht gegenseitig zerfleischen. Viel wurde spekuliert über einen anti-rassistischen Hintergrund des Films, weil die Figur, die letzten Endes mehr oder weniger zum Protagonisten aufsteigt, nachdem Barbra sich nach geschätzten zwölf Minuten in ein katatonisches Wrack verwandelt, der Afroamerikaner Ben ist, der sich mit dem weißen Everyman Harry Cooper heftigste Machtkämpfe liefert. Ob das jetzt so ist oder nicht sei mal dahingestellt, Fakt ist aber, dass auch ohne rassischen Hintergrund diese Konstelation großartig funktioniert. Ben ist der hitzköpfige Held, der auch mal mit dem Reifenschrauber (keine Ahnung wie das Ding auf Deutsch heißt, im Englischen wäre es wohl ein "Tire Iron") auf zwei Zombies gleichzeitig losgeht, um anderen Menschen aus der Patsche zu helfen. Cooper der vorsichtige, sogar irgendwo feige Typ, der hauptsächlich darauf bedacht ist, sein Leben und das seiner Familie zu schützen. Die anderen Figuren ordnen sich irgendwo dazwischen ein, bieten neue Sichtweisen auf die Extreme von Ben und Cooper und sind dadurch eigentlich eher Beiwerk, die Story konzentriert sich auf diese zwei Figuren. Und hier schafft "Nacht der lebenden Toten" genau das, was bei "Der Nebel (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8371329)" daran scheiterte, dass Mrs. Carmody einfach der Teufel in Person war und die Helden Recht hatten: Während Ben vordergründig vielleicht der Held sein mag, kann man sich doch nicht des Eindrucks erwehren, dass Mr. Cooper vielleicht hier und da die besseren Ideen, gegen Ende vielleicht sogar durch und durch Recht gehabt hat. Genau so, wie es schwer fällt, den einen zu verteufeln, fällt es schwer dem anderen die Daumen zu drücken. Kooperation ist das Stichwort. Die mangelnde Zusammenarbeit ist es, die letzten Endes die Tragödie ins Rollen bringt. Nicht die Zombies sind dem Menschen eine tödliche Gefahr, sondern die anderen Menschen. So gesehen ist "Nacht der lebenden Toten" wie gesagt weniger Horrorfilm und viel mehr pechschwarzes Psychodrama mit Zombies. Und das ist gut so. Denn wo Romeros gesellschaftskritische Botschaften bei den folgenden Teilen (allen voran "Land of the Dead") nur noch mit rudernden Armen über die Ziellinie stolperten, trifft sie hier voll und ganz ins Schwarze (no pun intended).
Dem zuträglich sind die recht achtbaren Leistungen der Laiendarsteller, die hier am Werke waren. Eine Karriere kann sich keiner davon ans Revers heften, ein paar spielten noch in einigen anderen Low-Budget-Horrorfilmen mit, aber davor war eh Sense, Romero nahm wohl, was er bekommen hatte. Judith O'Dea macht sich als Barbra ganz manierlich, packt die volle Overacting-Keule aus, gerade in der Szene, in der sie sich telefonisch Hilfe zu verschaffen sucht, schafft ansonsten die Wandlung zur Psychotisierten gut hin. Duane Jones hat als Ben physische Präsenz, Karl Hardman trägt seinen einen Gesichtausdruck mit Würde. Wie gesagt, die Schauspieler sind allesamt Amateure und deswegen sind ihre Performances teilweise reichlich steif und einseitig. Aber das passt. Wie gesagt, ihre Figuren sind extreme Stereotype, die für gewisse grundsätzliche Haltungen stehen. Aber gerade diese steifen one-note-Performances unterstreichen das gut. Niemand fällt aus der Rolle, die Akteure schaffen es ohne viele Worte (in der ersten halben Stunde kann man den Film nur als äußerst schweigsam bezeichnen) klar zu machen, was für einen Charakter sie darstellen. Sei es Bens grimmige Determinierung, Barbras psychotisches in-die-Luft-Starren oder aber Coopers nervöses Umherstieren. Ohne dass es jemals ZU deutlich ausgesprochen wird, bekommen wir als Zuschauer alleine durch die physischen Leistungen der Akteure ein Gefühl für ihre Charaktere, verstehen sie und verstehen, wieso dieser Konflikt nicht friedlich zu lösen ist.
Und auch sonst ist die handwerkliche Seite des Films nicht von schlechten Eltern. Die Zombies, deren Ursprung bestenfalls "vermutet" wird, sehen schnieke aus, das Makeup leistet keine allzu schweren Klimmzüge sondern setzt weitestgehend einfach auf tot aussehende Menschen. Manchmal ein bißchen mehr und wenn das der Fall ist, dann wirkt das auch ordentlich. Übrigens ist es ein Gerücht, dass der "schnelle Zombie" eine Erfindung der Moderne wäre, zwar hat "Nacht der lebenden Toten" auch weitestgehend die Zeitlupenmodelle im Angebot, aber schon der erste Untote, gespielt von dem großartigen Bill Hinzman, kann auch schon mal rennen, wenn die Umstände es erfordern. Wieder mal mit einem Mythos aufgeräumt. Gut gemacht, Count, wirklich gut!
Und nun räumen wir auch noch mit dem Mythos auf, dass "Nacht der lebenden Toten" ein überholtes Relikt wäre. Neben eher unschön gealterten Klassikern wie "Psycho (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=5192374)" oder "Last Man on Earth (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=5143624)" schaut sich "Nacht der lebenden Toten" auch nach 44 Jahren noch erfrischend unkompliziert, seiner minimalistischen Art sei's gedankt. Der Film beschränkt sich auf universelle Werte, auf zeitlose Botschaften und geht mit einer spürbaren Gravitas an das ganze Zombiethema heran, wie sie dem Genrefilm schon seit Jahren völlig abgeht. Mind you, "Nacht der lebenden Toten" ist wie gesagt nicht so wirklich ein Horrorfilm. Er ist als solcher schon durchaus brauchbar, ein paar der Ideen und Bilder sind angenehm creepy. Als "unheimlichsten Film aller Zeiten", wie er hier und da gerne postuliert wird, würde ich ihn aber nicht bezeichnen. Viel mehr ist der Film düster, melancholisch, fatalistisch geraten auf eine konsequente Art und Weise, wie man sie im Mainstream-Kino nur selten kredenzt bekommt. Also...
Kommen wir zum Fazit: Auch nach 44 Jahren setzt "Nacht der lebenden Toten" sich noch mühelos an die Spitze der ernstgemeinten Zombiefilme. Klar, er mag nicht so viel Spaß machen wie "Braindead (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=7379260)" oder den komplexen Anspruch eines "Dellamorte Dellamore (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4718766)" haben (der Zombies aber ja auch nur eher symbolisch verwendet), aber er ist einfach ein grimmig determinierter Zombiefilm, der trotz seiner offenkundigen Simplizität wirklich etwas zu sagen hat. Kann man gerne ein paar Dutzend mal gesehen haben. Und, ach ja, die nachkolorierung ist erstaunlich gut gelungen, auch wenn sie den Außenaufnahmen eine gewisse Artifizialität verleiht. Egal, sei's drum, "Nacht der lebenden Toten" ist großartig.
Einzelwertungen
Darsteller: 06/10 (keine oscarwürdigen Performances, aber die Darsteller schaffen es mühelos, ihre Figuren wirklich auszufüllen)
Plot: 07/10 (letzten Endes haben wir es hier eigentlich auch nur mit einem Szenario zu tun, das aber durch den großartigen Subtext prima ausgefüllt wird)
Effekte: 08/10 (simpel aber auch nach 44 Jahren noch effektiv)
Anspruch: 07/10 (wie man an diversen Boards sieht, bietet der Film reichlich Platz zum Spekulieren und Interpretieren, da dürfte für jeden was dabei sein)
Gesamteindruck: 8.5/10 (die Königsklasse des ernsten Zombiefilms, besser wird's nicht mehr)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.0) (http://www.imdb.com/title/tt0063350/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=5gUKvmOEGCU)
Die DVD bei Amazon.de
Tawarien
31.07.2012, 19:36
Lost Highway
http://upload.worldofplayers.de/files8/25___Lost_Highway_klein.jpg
Start: 10.04.1997
Genre: Thriller, Horror
Regie: David Lynch
Schauspieler: Bill Pullman, Patricia Arquette, Balthazar Getty
Plot:
„Dick Laurent ist tot.“ – Diese Worte bringen Fred Madisons leben komplett durcheinander. Er lebt mit seiner Frau Renée in einem Haus in Los Angeles. Ihr Verhältnis scheint nicht das Beste zu sein, so will sie ihn nicht zu einem seiner Auftritte begleiten und ihm auch nicht wirklich sagen, warum. Außerdem ist ihr Sexualleben nicht wirklich befriedigend und Fred ist weiterhin von Eifersucht geplagt. Eines Morgens finden sie ein Videoband vor der Tür, welches ihr Haus von außen zeigt. Sie sind zwar verwirrt, aber lassen das Band links liegen. Auf dem Zweite Band, dass sie finden, ist zusätzlich noch ihr Wohnzimmer und das Schlafzimmer zu sehen, in dem die beiden gerade schlafen. Alarmiert davon rufen sie die Polizei, welche zwar keine Spuren finden kann, aber verspricht, das Haus zu beobachten.
Eines Abends besuchen beide die Party eines Freundes von Renée, welche mit diesem ausgiebig tanzt und ihren Mann zum Getränkeholen schickt. Dort wird er von einem Mysteriösen Mann angesprochen, welcher behauptet, dass sich beide schon einmal getroffen haben und er sich gerade bei Fred zuhause befinden würde. Zum Beweis lässt er Fred bei sich anrufen.
Fred findet ein drittes Videoband, auf dem er in seinem Schlafzimmer zu sehen ist, zwischen den Leichenresten von Renée knien und schreien. Unter akutem Tatverdacht wird er zum Tode durch den elektrischen Stuhl verurteilt und in die Todeszelle gesteckt. Nach andauernden Kopfschmerzen Freds findet der Wärter am Morgen allerdings Pete Dayton in derselben Zelle vor, der sich an nichts erinnern kann und freigelassen wird.
Über den Film:
Lost Highway ist ein, für Lynch typisch, verwirrender Film mit Thriller und leichten Horrorelementen. Ebenso typisch lässt sich einiges in Story, Bild und Charaktere hineininterpretieren. Wer macht die Aufnahmen? Der Mysteriöse Mann, der in gewisser Weise an eine Art Mephisto in bester Faustmanier erinnert? Zumindest lässt das das Ende des Films stark vermuten. Was zur nächsten Frage führt: Wer ist er? Ein geheimer Drahtzieher hinter den Ereignissen? Ein von Fred gerufener Hilfsleister, der mit ihm seine Ziele erreichen will? Das bleibt relativ offen, wobei er ihn am Anfang des Filmes nicht zu kennen scheint, umgekehrt schon und gegen Ende des Films, welches storytechnisch weiter am Anfang scheint, sich beide kennen oder gerade kennengelernt haben. Und vor allem: Was hat es mit den Verwandlungen auf sich? Oft wird interpretiert, dass es sich bei der Story um eine Möbius-Kurve Handelt, der Film sich also in der Mitte umkehrt und in gewisser Weise gegenteilig abläuft. Das Gegenteilige ist vor allem beim Protagonisten zu erkennen. Wo Fred zwar recht erfolgreich, aber älter und abgebrannt wirkt ist Pete ein einfacher Handwerker, aber jung und attraktiv. Auch sexuell sind die Unterschiede zu erkennen. Viele Elemente kommen in beiden Storysträngen vor, auch in sich umgekehrt. Freds Renée, mit glattem, braunen Haar, eher distanziert, aber gleichzeitig auch liebevoll und dagegen Petes Alice, mit hellblondem, leicht lockigen Haaren, sucht die Nähe, aber bleibt meistens trotzdem eher kalt, wobei beide Frauen von derselben Schauspielerin gespielt wird. Es gibt noch zahlreiche weitere Hinweise wie diese.
Wobei ich die Interpretation als Möbiuskurve nur zum Teil unterschreiben würde, da dies bedeuten würde, dass die Geschehnisse von Fred und Pete gleichermaßen in dieselbe Richtung, aber umgedreht ablaufen müssten. Allerdings ist es meiner Meinung nach viel eher so, dass die Storylines gegenläufig sind, also das, was bei Fred anfangs passiert, passiert bei Pete gegen Ende. Zu sehen ist das zum Beispiel bei der zweiten Verwandlung, diesmal von Pete zu Fred. Pete befindet sich kurz vorher in einem Korridor eines Hauses, bei dem die Zimmertüren nummeriert sind und betritt das Zimmer mit der Nummer 26, wo eine Frau, die wie Alice bzw. Renée aussieht, mit einem Mann schläft. Kurz nach der Verwandlung ist Fred in einem Motel, in einem ähnlichen Gang. Er betritt den Raum 25, der sich auf der anderen Seite befindet, während in Raum 26 diesmal wirklich Renée mit Dick Laurent zu Gange ist.
Meinung:
Verwirrend, von der Atmosphäre recht abwechslungsreich und experimentell. Lost Highway ist, wie schon geschrieben, ein typischer Lynchfilm. Er bietet sehr viel Spielraum für Interpretationen und auch hier wird es keine wirklich richtige geben. Lynch hat bei diesem Werk in jeder Hinsicht wieder gute bis sehr gute Arbeit geleistet. Ob es sich hierbei um ein Thriller handelt, bei dem der Protagonist einen Pakt mit dem Teufel schließt, um sich an seiner Frau und ihrem Liebhaber zu rächen, oder einen Horrorfilm, in welchem der Ehefrauenmörder eine Art private Hölle durchleben muss, oder … Da sollte sich jeder sein eigenes Bild machen! Verwirrender Thriller nach typischer, grandioser Lynchmanier.
IMDB: 7,6
Darsteller: 8/10
Plot: 9,5/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 9/10
Gesamteindruck: 8,5/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=MDsPw6f9ms0)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=DMWMCbQxEsE)
Amazon (http://www.amazon.de/Lost-Highway-Bill-Pullman/dp/B004LV1N3C/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1343759731&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/07/lost-highway.html)
Waldkauz
12.08.2012, 00:39
Revolver
http://upload.worldofplayers.de/files8/PhEdVdNnOnVYuf4asd.jpg
Regie: Guy Ritchie
Darsteller: Jason Statham, Ray Liotta, André Benjamin , Vincent Pastore
Genre: Krimi, Action
FSK: 16
Inhalt:
Der Spieler Jake möchte sich nach sieben Jahren Knast bei seinem ehemaligen Boss Macha für die nette Unterkunft revanchieren. Doch sein Spiel der Rache gerät durch scheinbar dumme Zufälle aus den Fugen, wodurch zwei geheimnisvolle Kredithaie in sein Leben treten, die, gegen unverschämte Forderungen, Hilfe und Schutz anbieten. Daraufhin lässt sich Jake auf ein neues Spiel ein.
Kritik:
Mit diesem Film bekommt man weder einen typischen Krimi, noch einen lauten Actionfilm (wie man ihn vllt. Von Statham erwarten würde).
Trotzdem ist das der mit Abstand beste Streifen von Statham (meiner Meinung nach), denn obwohl der Film viele lange Monologe, Kamerafahrten und Dialoge aufbietet, bin ich jedes Mal erneut fasziniert von der verstörenden, einzigartigen Atmosphäre. Farben, Ambiente, Atmosphäre, Stil, Soundkulisse, Schnitt, Kamera und die Darsteller sind allesamt eine Klasse für sich und wenn im Einzelnen betrachtet vielleicht nicht herausragend so ergeben diese Aspekte ein unglaublich stimmungsvolles Gesamtbild. Besonders die Farben, mit dem unkonventionellen Soundtrack und dem flotten Schnitt mit den etwas anderen Actionszenen und Monologe verleihen einem das Gefühl direkt in der verstörenden Gedankenwelt des Hauptcharakters zu sein.
Im Gegensatz zum optischen und akustischen Leckerbissen vollbringt die Handlung keine Wunder, weiß aber durchaus zu fesseln, insbesondere die ständigen Zeitsprünge teilweise im Sekundentakt, sodass oftmals die Handlungsstränge der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft parallel verlaufen.
Hinzu kommen ein paar Regeln der Psychologie die den Grundstein des Films bilden. Zum Glück hatte ich während der packenden Präsentation dieser Regeln nie das Gefühl jetzt wolle mir jemand auch in der Realität zeigen wie man die Geheimnisse anwendet um an Macht und sonstiges zu gelangen.
EDIT: Zum Theme Komplexität: Man sollte sich den Film schon mit ein bisschen Ruhe anschauen. Immerhin macht der Film auch noch nach mehrmaligen schauen Spaß^^
Fazit:
Optik, Akustik und die Handlung mit einer ordentlichen Portion abstrakter Psychologie lassen den Film wie einen Traum erscheinen. Genau diese surreale Welt mag ich. Wenn mit den Geheimnissen des menschlichen Geistes gespielt wird ohne die Realität zu belehren. Und falls noch nicht erwähnt die wenigen Actionszenen sind auch äußerst interessant und erfrischedn anders.
Einzelwertungen
Darsteller: 8/10 Mir ist jetzt nichts atemberaubendes Aufgefallen, aber kommen allesamt gut rüber.
Plot: 9/10 Eine Menge verschiedener interessanter Handlungsstränge die erstaunlich geordnet präsentiert werden.
Effekte: 10/10 Wunderbares Gesamtpacket und eine wirklich tolle Atmosphäre.
Anspruch: 8/10 Es macht einfach jedes Mal Spaß sich in die Traumwelt des Films zu begeben und die vielen Handlungsstränge zu genießen
Gesamteindruck: 10/10 Ist zwar etwas persönlich, aber meiner Meinung nach ein toller Film der ein besonderes Zeitgefühl und packende Atmosphäre liefert.
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.3) (http://www.imdb.com/title/tt0365686/)
Trailer YT (http://www.youtube.com/watch?v=lsLhNGxR_jU)
DVD bei Amazon (http://www.amazon.de/Revolver-Single-Version-Jason-Statham/dp/B001ET09DE/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1344728736&sr=8-1)
Kompletter Film auf Youtube in Full HD (http://www.youtube.com/watch?v=K0qL1sP7j-g) (Keine Ahnung ob so ein Link rein darf)
Harbinger
23.08.2012, 11:29
Verbrechen verführt
http://upload.worldofplayers.de/files8/verbrechenverf_hrt.jpg
Erscheinungsjahr: 2001
Genre: Krimi (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379142)/Komödie (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378989)
Regie: Mel Smith
Darsteller: Minnie Driver, Mary McCormack, Kevin McNally
FSK: 12
Inhalt: Krankenschwester Shannon und ihre Freundin Frances hören durch Zufall das Telefonat eines Bankräubers ab. Zuerst wollen sie die Polizeit alarmieren, als die sich aber unkooperativ zeigt, entscheiden sie sich, dass es doch eine feine Sache wäre, die Bankräuber um einen Haufen Geld zu erpressen. Die Umsetzung dieses Plans erweist sich allerdings schwieriger als gedacht.
Kritik: Und wieder mal widmet aalten Count sich einem Film, der damals, zu Zeiten seiner Kinoauswertung, relativ untergegangen ist. Wundert mich ein klein wenig, ich kann mich nämlich noch daran erinnern, dass sogar ICH (macht aus diesem Satz was ihr wollt) Anno dazumal mitbekommen hatte, dass das Ding in den Lichtspielhäusern dieser Welt Einzug hält, aber das magere Einspielergebnis, die recht mauen IMDB-Voter-Zahlen (gerade mal zweieinhalb Tausend) und das allgemeine Unverständnis in den Blicken von Menschen, wenn man sie nach "Verbrechen verführt" fragt, sprechen Bände. Das Ding hier kennt kein alter Arsch mehr und sein Hund schon gar nicht.
Dabei ist das irgendwie komisch und auch ein bißchen schade. Denn "Verbrechen verführt" ist mitnichten ein schlechter Film, der vor allem bei Freunden des britisch-humorig-skurrilen Kinos halbwegs vernünftig ankommen dürfte. Regisseur Mel Smith, hauptsächlich bekannt durch seine Arbeit an "Bean - Der ultimative Katastrophenfilm", kurbelt nach dem Drehbuch von Kim Fuller (schrieb eher unwohl gelittenen Kram wie "Spice World" und viel "S Club 7"-Zeug) und Georgia Pritchett (machte sich um die kongeniale Serie "Immer Ärger mit Newton" verdient) eine kurzweilige, recht schnieke aussehende Krimikomödie herunter, die wohl bei niemandem offensiv anecken dürfte und durch ein paar erfrischende Ideen im typisch britischen Stil ganz gut punkten kann.
Das größte Problem an "Verbrechen verführt" ist wohl, dass gerade auf der Storyebene nicht alles so funktioniert, wie Fuller und Pritchett sich das dachten. Es werden Handlungsstränge aufgemacht und nie wirklich zu Ende geführt, vielleicht sollten sie auch nur auf einen Witz hinaus zusammengebastelt werden (das recht trottelige Polizistenduo, das letzten Endes FUCK ALL zu tun hat und sich hauptsächlich darüber deffiniert, dass der eine für einen Running Gag herhalten muss, dessen Pointe nie wirklich auf der Bildfläche erscheint), aber auf jeden Fall enthält der Film an vielen Ecken und Enden Rudimente, die wohl mal irgendwo so geplant waren, dass sie im Kontext des Films Sinn ergeben, letzten Endes aber zu underdeveloped sind, um wirklich zusammen zu kommen. Auch ansonsten verlangt der Film dem Zuschauer einiges an Suspension of Disbelief ab. Warum unser Heldenduo auch nach dem umpfzigsten gescheiterten Versuch, an die Beute zu kommen, weiter darauf beharrt, sich mit den Gangstern anzulegen, obwohl die bei jedem vorherigen Mal den Willen und auch die potentielle Fähigkeit unter Beweis gestellt haben, ihre Gegenspieler unbürokratisch umzulegen, wird nie ganz klar. Aber das kann man wohl abwiegeln mit dem guten alten Totschlagargument "Der Film heißt 'Auf der Flucht' und nicht 'Geschnappt in fünf Minuten'".
Was aber wohl letzten Endes den Löwenanteil daran trägt, dass "Verbrechen verführt" sich zwischen anderen Filmen "ähnlichen" Kalibers wie "Bube, Dame, König, grAs" oder "Snatch" nicht wirklich durchsetzen konnte, ist die Tatsache, dass der Film einfach zu brav, zu unspekatakulär ist. Versteht mich nicht falsch, ich habe nette 78 Minuten mit dem Ding verbracht (dementsprechend kann man sich den Film auch anschauen, ohne sich über Unmengen an verschwendeter Zeit ärgern zu müssen) und mich an seiner leichtherzigen Attitüde erfreuen können, aber einerseits bleiben die großen Lacher aus (dafür gibt es viele kleine Schmunzler), andererseits fehlt letzten Endes einfach der Mut dazu, zwei oder drei Schritte weiter zu gehen, als es der gute Geschmack erlaubt. Es gibt ein paar ganz coole Szenen, den Showdown beispielsweise, aber hauptsächlich spielt sich der Film auf bekanntem Territorium ab. Große Überraschungen gibt es keine, Tabubrüche oder sonstige härtere Spitzen, die der Zuschauer so nicht erwartet hätte, ebenfalls nicht. Wenn ich micht nicht täusche, dann beträgt der Bodycount etwa zilch.
Aber soll ich was sagen? So schlimm ist das gar nicht. Ja, "Verbrechen verführt" ist kein Film, der irgend jemandes Welt auf den Kopf stellen wird, oder der sich in irgend eine "Meine Top 10 der besten Filme aller Zeiten"-Aufzählung verirren wird. Aber er ist schmerzfrei konsumierbar und hat ein paar wirklich gute Einfälle, die einen über die recht vorhersehbare Plotte hinwegsehen lassen. Anderthalb Stunden seichte Unterhaltung kommen auf jeden Fall bei rum, und wenn man schon mal da ist, dann kann man auch noch Kevin McNallys wundervolle Performance als Bösewicht Mason bewundern. Wer ihn bislang nur als zauseligen Mr. Gibbs kannte, der wird seine Freude daran haben, wie fies McNally hier rüber kommt. Und mit welcher Begeisterung er die Rolle des eiskalten aber irgendwo auch mit der Situation überforderten Bankräubers spielt. Der Rest des Ensembles geht in Ordnung. Michael Gambon ruht sich auf seinem Namen aus, Minnie Driver wirkt in der Rolle der Exzentrikerin besser, als wenn sie wie hier eine straighte Person spielt, Mary McCormack war im sechs Jahre später erschienenen "Zimmer 1408 (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter/page11?p=13859878#post13859878)" definitiv attraktiver.
Letzten Endes hängt bei "Verbrechen verführt" viel davon ab, mit welchen Erwartungen man an den Film heran geht, und wieviel man mit typisch britischer quirky Filmmachart anfangen kann. Wenn man bei beidem einen gesunden Mittelweg geht, dann kann das Fazit nur folgendermaßen ausfallen...
Kommen wir zum Fazit: "Verbrechen verführt" ist ein handwerklich gut gemachter Film mit ein paar zu vielen losen Enden im Drehbuchdepartment und dem einfach die eine wirklich brillant zündende Idee fehlt. Die knappen achtzig Minuten sind letzten Endes inoffensive Unterhaltung der eher seichten Sorte, gut zu schauen mit ein paar coolen Szenen, aber leider eben nicht mehr. Definitiv aber auch nicht weniger.
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (McNally macht viel Freude, der Rest arbeitet sich routiniert durch)
Plot: 05/10 (seicht und vorhersehbar, allerdings mit ein paar netten Ideen)
Effekte: -/10 (keine nennenswerten Effekte)
Anspruch: 03/10 (seichte Unterhaltungskomödie)
Gesamteindruck: 06/10 (kann man definitiv gesehen haben, ist aber kein Muss)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.1) (http://www.imdb.com/title/tt0253126/)
Link zum Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=ihFkfALAC0c)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
29.08.2012, 13:06
Woodoo - Schreckensinsel der Zombies
http://upload.worldofplayers.de/files8/woodoo.jpg
Erscheinungsjahr: 1979
Genre: Horror (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379004)/Splatter (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379177)/Abenteuer (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378985)
Regie: Lucio Fulci
Darsteller: Ian McCulloch, Tisa Farrow, Richard Johnson
FSK: 18
Inhalt: Im Hafen von New York treibt ein führerloses Schiff herum. An Bord lediglich ein nicht besonders gesund aussehender Mann, der beim ersten Kontakt einem Küstenwächter unbürokratisch diverse lebenswichtige Teile der Kehle herausreißt und verspeißt. Der Reporter Peter West und Anne Bowles, ihres Zeichens flugs ausgemacht Tochter des Bootsbesitzers, riechen Lunte und machen sich auf den Weg nach Matul, eine Südseeinsel, auf der Annes Vater wohl seine Lager aufgeschlagen hatte. Wie's der Zufall so will, kämpft auf genau dieser Insel der abgehalfterte Doktor Menard gegen eine Zombieinvasion.
Kritik: Kennt man ja, weiß man ja, die ganze Südsee ist ja verseucht mit diesen Viechern. To misquote Jackson: Det is 'ne Plage mit die Zombies, das nimmt nie en Ende. Wobei man ja doch dazu sagen muss, dass Zombies, sofern sie heutzutage auftauchen, doch öfter in urbanen Settings anzutreffen sind. Wann ging der Trend nur weg von Horrorgeschichten mit "kleinen" Zombieausbrüchen in abgelegenen, isolierten Gegenden und hin zur großangelegten globalen Akopalütze? Nun, wenn ich schon so frage, höchstwahrscheinlich ungefähr zu der Zeit, als Romeros "Dawn of the Dead" in die Lichtspielhäuser des Universums einzug hielt. Da ist es doch ein wenig verwunderlich, dass unser heutiger Kandidat, "Woodoo - Schreckensinsel der Zombies" - oder wie er in Italien getauft wurde, höchstwahrscheinlich um auch ein paar Scheinchen abzugreifen, die der "große Bruder" so eingespielt hat: "Zombi 2" - mit diesem kosmopolitischen Zombieansatz gar nicht mal so viel am Hut hat. Noch verwunderlicher, weil "Woodoo" ja so was ähnliches wie Lucio Fulcis unauthorisiertes Prequel zu "Dawn of the Dead" ist. Aaaaaber eine Erklärung dafür, dass man nicht direkt auf den Bandwagon mit aufsprang gibt's dann wohl doch, wurde das Skript für "Woodoo" doch immerhin fertig gestellt, ehe "Dawn of the Dead" überhaupt in Italien ins Kino kam. Or rather not, als das dann nämlich der Fall war, machte man die Skriptbox noch mal flugs auf und pinselte an die eigentlich schon erledigte Zombie-Abenteuer-Plotte noch Pro- und Epilog in New York dran et voilà. Da kann doch nicht viel schief gehen.
Außer man setzt dann so eine Nase wie Papa Fulci auf den Regiestuhl. Jau, ein Jahr vor seinem schäbigen "Ein Zombie hing am Glockenseil (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=3999026)" und zwei Jahre vor seinen mieserablen Genreverbrechen "Das Haus an der Friedhofsmauer" und "Die Geisterstadt der Zombies (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=5207430)" vergreift der Meister des selbstzweckhaften Gores, der kruden Storyarcs und der atmosphärischen Nullnummern am klassischen Zombiefilm. Prinzipiell ein Konzept, das man, wenn man nicht ganz böswillig an die Sache ran geht, kaum kaputt kriegt. Also sollte das doch kein Problem für Fulci sein, den Karren bis über beide Ohren in den Dreck zu fahren. Da mag es den einen oder anderen jetzt vielleicht wundern - oder angesichts der Reviews zu Fulcis anderen Filmen auch nicht - dass "Woodoo" der beste Film des italienischen Filmverbrechers ist, den ich bislang vor Augen bekommen habe. Bei seinen sonstigen "Leistungen" sagt das natürlich noch nicht viel aus, aber tatsächlich ist "Woodoo - Schreckensinsel der Zombies" beinahe ein wirklich beinahe brauchbarer Film und wenn man das über einen Fulci sagt, dann ist das ja schon mehr oder weniger eine kleine Sensation.
Nicht, dass Fulci den Erfolg seines Streifens nicht mit aller Macht torpedieren würde. Selbstzweckhafter Splatter mit handwerklich eher wenig aufregenden Prothesen hier, eine unglaublich schnarchige Durststrecke bis der Film endlich mal in die Gänge kommt da, bescheuerte Storyeinfälle und sonstige schwer nachvollziehbare Szenen (drei Leute schauen sich gelassen um, eine vierte betritt den Raum und kreischt sofort, weil vier Zombies auf dem Boden sitzen und eine Leiche anfressen... unauffällig) dürfen natürlich auch nicht fehlen und zu guter Letzt weiß Fulci nie so wirklich, welche Stimmung er eigentlich mit dem Film verfolgen will. Horror kommt hier so gut wie nie auf, dazu reihen sich potentiell unheimliche Szenen immer zu schnell mit welchen, die so etwas völlig missen lassen, aneinander. Vielleicht ist es auch dem eigentlich sehr kompetenten Score von Giorgio Cascio und Fabio Frizzi zu verdanken, dass wir viel zu oft das Gefühl haben, eine leichtherzige Abenteuerkomödie mit Strand und Kokosnuss-Shakes zu sehen, aber dann hätte Fulci halt einfach mal einschreiten sollen. Zu unentschlossen ist die Stimmung des Films, zu zerrissen und deswegen gibt es in der ersten Stunde des Films nicht gar so viel zu sehen, weswegen man jetzt sofort daheim anrufen würde, damit jeder alles stehen und liegen lässt, und sich "Woodoo" anschaut. Mit einer Ausnahme: Unter-Wasser-Zombie gegen Hai. Ich lass das einfach mal so stehen, es ist awesome.
Und auch ansonsten ist an "Woodoo" gar nicht mal alles so verkehrt. So stressed die Idee an sich ist, einen absolut ironiefreien, brutalen Zombiefilm mit unbeschwertem Südseeflair zu kreuzen, sobald die Expidition Matul erreicht, feiert Fulci ein paar Augenblicke ab, die atmosphärisch wirklich gut gelungen sind, hätte ich dem alten Knaben gar nicht zugetraut. Der Titel deutet es an (obwohl der Film sich letzten Endes - dankenswerterweise - um eine definitive Erklärung für die Zombie-Epidemie drückt), wir haben es hier mit einer Woodoo-orientierten Plotte zu tun. Und da schafft der Film es tatsächlich, dieses... Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Diese mystisch-verquer-drückende Woodoo-Atmosphäre einzufangen. Es herrscht einfach eine depressiv-desolate Stimmung, die in krassem Gegensatz zu den weitestgehend lebendigen, üppigen Dschungelsets steht und so eine ganz morbide Atmosphäre aufbaut. Manchmal wird die zwar wieder durchbrochen durch allzu gut gelaunte Rassel- und Bongoklänge aus dem Hause Cascio/Frizzi, aber wann immer die Atmosphäre des Films zu Höchstform aufläuft, ist sie wirklich beneidenswert. Fulci hatte zumindest in diesem Film tatsächlich mal ein Auge für ein paar wirklich "kraftvolle", gruselige Bilder.
Und auch sonst gibt's einiges, was den Mann von Welt überzeugen dürfte, "Woodoo" recht wohlwollend aufzunehmen. Die Action gegen Ende ist kompetent und kompromisslos runtergespult, die Sets sind erstaunlich nett ausgefallen, ein paar coole Szenen gibt's und handgezählt vier Möpse, wobei man - sofern man nicht unbedingt auf rosa Badekappen steht, die entsetzliche Dauerwellen-Frisuren verdecken, auf den Auftritt von Olga Karlatos warten sollte, die zwar unschön aus dem Leben scheidet, sich vorher aber mal unter die Dusche stellen darf und durchaus was für's Auge bietet, höhö. Schauspielern kann sie natürlich nicht, genau so wenig wie der Rest der hier beschäftigten... *ahem* "Akteure". Leading-Man Ian McCulloch ist nicht nur ein exzeptionell hässlicher Vogel mit dezent durch's dünne Haar schimmernder Halbglatze sondern auch noch durch und durch unfähig, genau wie Tisa Farrow, die zwar recht schnuckelig aussieht, das Schauspielern aber lieber ihrer Schwester Mia überlassen sollte. Die einzigen Lichtblicke im Ensemble sind Ex-Wrestler Dakar, der seine Rolle als Menards maximalpigmentierter Helfershelfer mit der nötigen Portion rassischer Insensibilität abzieht, sowie Richard Johnson als Menard selber, der zwar definitiv nicht "gut" ist, aber den abgehalfterten Arzt in den wichtigsten Momenten doch mal zum Leben erweckt. Große Schauspielkunst sieht definitiv anders aus, von 'nem Zombiefilm erwartet man aber eigentlich eh nicht so viel, oder?
Vielleicht noch adäquate Effekte. Wie gesagt, das meiste hier sieht so beeindruckend nicht aus, was aber mal wieder daran liegt, dass Fulci die Kamera einfach nicht ein paar Sekunden früher wieder auf was interessantes richtet. Zu verliebt ist der gute Mann in seine eigenen Schmoddereien, deren Gummiherkunft halt zu deutlich wird, wenn man zu lange drauf hält. Es gibt ein paar effektive Shots und Blut und Gekröse ist definitiv in ausreichender Menge vorhanden, aber eben qualitativ eher bescheiden. Für '79 geht das aber doch ganz okay.
Kommen wir zum Fazit: Ihr hättet es wahrscheinlich nie gedacht, oder? Aber Lucio Fulcis "Woodoo - Schreckensinsel der Zombies" ist tatsächlich ein ansehbarer Film, teilweise finsterer Atmosphäre, "inoffensivem" Sujet und ein paar wirklich cooler Szenen (Zombie gegen Hai, Zombie gegen Hai, wuah!) sei's gedankt. Pacing-Probleme, ein unpassender wenn auch nicht übler Soundtrack, die üblichen hanebüchenen Effekte und ein mieserables Darsteller-Ensemble kosten da wieder Punkte, aber letzten Endes ist "Woodoo" ein ganz manierlicher Zombiefilm, den man okay von der Stange weg schauen kann, ohne zu viel Lebenszeit daran zu verschwenden. Gerne auch öfter.
Einzelwertungen
Darsteller: 02/10 (Johnson hebt den Schnitt extrem, aber angesichts der Zahl, die da vorne steht, könnt ihr euch vorstellen, was das für den Rest bedeutet...)
Plot: 04/10 (handelsüblich solide wenn auch nicht besonders einfallsreich ausgefallene Zombieplotte, aber hey, es war '79, da ging das noch)
Effekte: 05/10 (Blut und Gekröse in großen Mengen, handwerklich eher wenig überzeugend, das Zombiedesign geht durchaus in Ordnung)
Anspruch: 01/10 (dummdreist, wie man's von Fulci gewohnt ist, da der Film aber nicht versucht mehr zu sein, geht das schon in Ordnung)
Gesamteindruck: 6.5/10 (man kann anderthalb Stunden durchaus schlechter verbringen, als mit "Woodoo", der teilweise erstaunlichen Atmosphäre sei's gedankt)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.7) (http://www.imdb.com/title/tt0080057/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=3thbT3wq7JE) (inklusive dem Hai und einigen sehr interessanten Untertitelungen, ob Fulci wohl auch im Haikostüm Regie führte?)
Die DVD bei Amazon.de (geschnittene Fassung, uncut wie immer über Marketplace)
Harbinger
18.09.2012, 10:39
The Cabin In The Woods
http://upload.worldofplayers.de/files8/the_cabin_in_the_woods.jpg
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Horror (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8379004)/Fantasy (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378988)/Komödie (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378989)
Regie: Drew Goddard
Darsteller: Kristen Connolly, Chris Hemsworth, Fran Kranz
FSK: 16
Inhalt: Curt und seine Freunde planen einen Ausflug zu einer verlassenen Hütte im Wald, die Curts Cousin gekauft hat. Sie stellen sich auf ein Wochenende voller Ausschweifungen ein. Dass das nicht gut gehen kann, sollte sich von selbst verstehen...
Kritik: Schwierig schwierig... "The Cabin In The Woods" ist mal wieder so eine Kiste, über die man am Besten kein Wort zu viel verliert. Und das liegt nicht daran, dass der Film so hundsmieserabel wie beispielsweise "Martyrs (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9251252)" oder "Funny Games (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=6355293)" ausgefallen ist und deswegen mit Fug und Recht aus dem kollektiven Gedächtnis dieses unseres Planeten verbannt gehört. Ganz im Gegenteil. "The Cabin In The Woods" ist gut. Wirklich gut. Das Problem ist nur, zu erklären warum "The Cabin In The Woods" so gut ist, ist an sich schon mal ein ziemlich fetter Spoiler. Aber nach allem, was inzwischen eh schon über diesen Film nach draußen gedrungen ist, ist meine Rezension und eventuelle Spoiler darin nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Und genießen kann man das Ding hier auch, wenn man nicht ganz unvorbelastet daran geht. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, der scrollt bis zum Fazit und liest nur das, aber ich verspreche, ich versuche möglichst nicht zu viel zu verraten...
"You think you know the story", verspricht das Filmplakat, nur um das Ganze dann mit den Worten "Think again" zu konterkarieren. Und tatsächlich dürfte jeder, der in den letzten grob geschätzten 15 Jahren mal nachts in einen Horrorfilm hereingeschaltet hat, glauben, die Story hier zu kennen. Oder vielleicht auch nicht. Denn es ist ein kleiner aber feiner Unterschied, ob man eine Inhaltsangabe zu "The Cabin In The Woods" liest oder einfach mal direkt die ersten paar Minuten des Films vor die Glotzbuchten bekommt. Er beginnt nämlich... sagen wir mal... "unusual", mit dem fantastischen Richard Jenkins und dem nicht minder talentierten Bradley Whitford als gut aufgelegtes Bürohengst-Gespann, die einem... etwas anderen Job nachgehen. Vom ersten Augenblick an spielt "The Cabin In The Woods" nicht nur mit den Erwartungen der Zuschauer, sondern vor allem auch mit den Klischees, die diese Erwartungen auslösen. Und bietet "Erklärungen" für das an, was wir in einem derartigen Film normalerweise für Dummheiten halten würden: Unsere Protagonisten werden subtil von Jenkins, Whitford und ihrem scheinbar über unbegrenzte finanzielle Mittel und technologische Spielereien verfügendem Team manipuliert (und wie gesagt, das ist so ungefähr das erste, was wir im Film erfahren, also ist das kein wirklicher Spoiler).
Und das ist großartig. Ein Teil von mir wäre zwar daran interessiert, wie der Film wirken würde, wenn er "straight" gespielt wäre, die "erklärenden" (und verdammt humoristischen) Parts im "Büro" außenvor lassen würde und sich einfach nur auf seine "Haupthandlung" konzentrieren würde, aber andererseits funktioniert der Film gerade durch seine Machart so gut. Ähnlich wie "Tucker & Dale Vs. Evil", der interessanterweise kurz NACH "The Cabin In The Woods" entstand (zwar läuft zweiterer jetzt erst im Kino, lag aber schon seit 2009 fertig abgedreht in der Landschaft herum), dekonstruiert unser Film de jour so viele klassische Horrorfilm-Stereotype und -Szenarien und hat vor allem für Vielschauer dieses Genres eine ganze Menge zu bieten. UND (und hier übertrumpft "The Cabin In The Woods" den ebenfalls sehr guten "Tucker & Dale Vs. Evil" und von mir aus auch noch den ernster gespielten aber ähnlich gepolten "Scream" ein Stück weit) bringt letzten Endes seine eigene Metaebene quasi postwendend gleich mit. "The Cabin In The Woods" ist das Epitom des modernen Horrorfilms. Der Film hält dem kompletten Genre auf gutmütig humoristische Art und Weise (wir haben es hier zwar schon auf einer gewissen Ebene mit einer Parodie zu tun, aber nicht mit einer der fiesen Sorte, die sich fies grinsend über das Ursprungsmaterial lustig macht, sondern mit einer, die die "Vorbilder" nur freundlich auf ihre Unzulänglichkeiten hinweist) einen Spiegel vor die Nase, packt wirklich ALLES in seine recht straffe Laufzeit von 95 Minuten hinein und zeigt so dem Zuschauer und dem Horrorfilm an sich, was dieses Genre verloren, in welcher Sackgasse es sich verrannt hat und, wie dringend es nötig ist, dass es da endlich heraus kommt (wobei die "Seitenhiebe" auf beispielsweise "Hellraiser (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=5856367)" oder "Shining (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9021371)" nicht ganz fair sind, schließlich sind das nicht unbedingt Filme, die in das von "The Cabin In The Woods" aufgebaute Muster passen).
Medial-sozialer Komentar also, hiss, boo... Wer will sich schon 'nen Film anschauen, der seinen einzigen Reiz daraus zieht, etwas zu anderen Filmen zu sagen zu haben? Oder wenn man ihn sich schon anschaut, wieso dann öfter als einmal? Ist doch langweilig. Mitnichten! Denn obwohl Autor Joss Whedon und Regisseur Drew Goddard letzten Endes einen Film geschaffen haben, der die Schwachsinnigkeit des modernen Horrorfilms quasi mit einem rot blinkenden Leuchtsignal aufzeigen möchte, ist der Film an sich als solcher (also als moderner Horrorfilm) besser als grob geschätzt 90% der direkten Konkurrenz. Seit "Drag Me To Hell (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=14882700)" habe ich keinen Film mehr gesehen, der es so gut schafft, zwischen einer Stimmung und einer anderen hin und her zu wechseln. Auf eine harsch-brutale Szene folgt ein großartiger Lacher, auf einen großartigen Lacher ein fieser Einfall, der einem selbigen im Hals stecken lässt. Wirklich Horror ist hier nicht viel, es gibt ein paar Jump-Scares, von denen die meisten recht vorhersehbar sind (was ich jetzt aber - gutmütigerweise - auch mal der Metaebene des Films positiv anrechne), ordentlich Blut und Gekröse (die 16er-Freigabe ist mal wieder ÄUßERST liberal) und die eine oder andere Szene, die man tatsächlich "creepy" nennen kann. Aber damit ist der Film bei dem, was sich heutzutage sonst so "Horror" schimpft ja in bester gesellschaft. Irgendwie unheimlich ist da recht wenig. Dafür kann "The Cabin In The Woods" allerdings genau das, was ich "Inside (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=10381265)" damals recht wohlwollend attestierte: Er schafft es einfach in jedem Augenblick den richtigen Ton zu treffen. "The Cabin In The Woods" ist was für vielbesehene Horrorfreunde, denn er schafft einfach dieses oft und gerne vor dem Fernseher oder im Kinosessel ausgesprochene "Weißt du, was jetzt verdammt cool wäre?"-Gefühl in Bild und Ton umzusetzen. Whedon und Goddard wissen, was Horrorfilmfans sehen wollen. Und sie delivern! Big time.
Alles andere ist dann eigentlich nur noch nettes Beiwerk. Die Kinematographie des Films ist fantastisch, das gut aufgelegte Darstellerensemble hat sichtlich Spaß an der Sache und ist wirklich vortrefflich gecastet, die Effekte sind gut, die musikalische Untermalung ebenfalls, alles Prima von der Seite... Und trotzdem muss ich auf den letzten paar Metern doch noch einen Schwachpunkt herauskramen... Wenn "The Cabin In The Woods" seine Intention nämlich durchsetzen kann, namentlich dem Horrorfilm zu zeigen, was seit Jahr und Tag in dem Genre falsch läuft und sich dringend ändern muss, dann macht er sich selbst obsolet. Der Film ist eine Momentaufnahme, ein Komentar bezüglich des aktuellen Stands der Dinge. Und er würde niemals funktionieren, wenn diese eben nicht so wären, wie sie nun mal sind. Es ist genau wie die Szene in "The Expendables 2", in der Stallone, Schwarzenegger, Willis und Norris gemeinsam aufräumen. Ein Teil von mir jubelt über diese grandiose Szene, ein anderer Teil kann eigentlich nur den Kopf schütteln, weil das ohne den entsprechenden Kontext einfach nur schwachsinnig wäre. Klar, der Jubel überwiegt. Aber diese Kontextgebundenheit nimmt dem Film etwas. Seine Zeitlosigkeit vielleicht. Viele Dinge funktionieren halt einfach nicht, wenn man nicht genau jetzt, genau hier, genau mit dem groß geworden ist, womit eben auch die kreativen Köpfe von "The Cabin In The Woods" aufgewachsen ist. Das nur mal so als Warnung und Denkanstoß, denn wenn man davon absieht, dann kann man eigentlich nur noch sagen...
Kommen wir zum Fazit: "The Cabin In The Woods" ist der möglicherweise wichtigste Horrorfilm der letzten zehn Jahre. Nicht, weil er frischen Wind ins Genre bringen würde. Sondern, weil er einfach alles zusammenfasst, was bis jetzt da war, und damit überdeutlich macht, dass es dringend etwas neues braucht. Das klingt jetzt negativ, aber da das eben genau die Intention des Films war, kann man dafür eigentlich nur alle verfügbaren Daumen in die Höhe recken. Dass nebenbei auch noch ein fantastischer, extrem lustiger und verflucht gut gemachter Film bei rumgekommen ist, ist da nur das Sahnehäubchen. Wer sich im Bereich des Horrorfilms als versiert betrachtet, MUSS "The Cabin In The Woods" gesehen haben. Period.
Einzelwertungen
Darsteller: 09/10 (gut aufgelegtes Ensemble, allesamt fantastisch gecastet, da bleiben keine Wünsche offen)
Plot: 08/10 (der Einfallsreichtum, den dieser Film aus seiner eigenen Einfallslosigkeit zieht, ist bemerkenswert... falls das irgendwie Sinn ergibt)
Effekte: 08/10 (ein paar etwas künstlich aussehende Effekte hier und da trüben den Eindruck nicht merklich, zumal man sich immer schönreden kann, dass das ja beabsichtigt war)
Anspruch: 07/10 (ganz sicher kein besonders intellektuelles Kino, aber es steckt einfach so viel Liebe zum Detail darin, dass man schon eine gewisse Vorbildung und Auffassungsgabe benötigt, um den Film in vollen Zügen genießen zu können)
Gesamteindruck: 8.5/10 (bissige Momentaufnahme des modernen Horrorfilms und großartiger Beitrag zum Genre an sich in einem, sollte man gesehen haben)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.4) (http://www.imdb.com/title/tt1259521/)
Link zum Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=00mAdpmASkU)
Tawarien
06.10.2012, 14:53
Klass
http://upload.worldofplayers.de/files8/26___Klass_klein.jpg
Start: 15.09.2009 (DE)
Genre: Drama
Regie: Ilmar Raag
Schauspieler: Vallo Kirs, Pärt Uusberg, Lauri Pedaja
Plot:
Joosep ist ein ruhiger, zurückgezogener Junge mit leicht autistischen Zügen. Das macht ihn wohl zum idealen Opfer täglicher Klassenstreiche und –höhne. Im Sportunterricht, beim Basketballspielen bekommt er nicht den Ball zugespielt und wenn er ihn mal hat, sofort wieder abgenommen. Als er den letzten Wurf im Spiel selbst verwirft wird ihm von Anders, einem Klassenkameraden, vorgeworfen, er sei an ihrer Niederlage schuld. In der Umkleide steigern sich die anderen Jungs mit hinein, was darin gipfelt, dass Joosep nackt in die benachbarte Mädchenumkleide geworfen wird. Kaspar, ein weitere Mitschüler, hält die Tür von außen zu. Thea, seine Freundin, versucht sie von innen zu öffnen, was er nach kurzer Zeit dann auch zulässt. Doch Anders sieht dieses Verhalten als Hilfe für Joosep an und ist sauer auf Kaspar. Auf der abendlichen Party kommt es zur handgreiflichen Auseinandersetzung der beiden und am nächsten Morgen ist Kaspars Stuhl mit Farbe beschmiert. Der einzige, weitere freie Stuhl: Neben Joosep. Die Spirale rund um Mobbing, Lügen und Gewalt nimmt ihren unverheißungsvollen Lauf …
Über den Film:
Der Plot beginnt relativ einfach und wie für Filme um Mobbing in Schulen gewohnt. Ein Opfer, der von einem Leitwolf der Klasse niedergemacht wird und alle anderen folgen ihm. Sei es aus ähnlichen Gründen oder aus Angst, selbst Opfer zu werden, wenn sie zögern. Doch der eigentlich interessante Aspekt des Filmes ist die zweite Sicht der Dinge, die von Kaspar. Ihm wird immer mehr klar, was genau da passiert und wie hilflos er der Sache eigentlich gegenübersteht. Der eigentliche Grund dafür bleibt an sich unklar, ob er jetzt Joosep aus der Umkleide helfen wollte oder er die Situation seiner Freundin Thea nicht mehr weiter zumuten wollte ist an sich egal, er zeigt Schwäche. Und wird damit ebenfalls Ziel von Attacken, bei denen er bis jetzt selbst nur zugesehen hatte.
Die Erwachsenen in dem Film, Eltern und auch Lehrer, sehen bei der Sache von außen zu. Zum einen hilflos zum anderen ohne überhaupt zu erkennen, was da eigentlich vor sich geht. Ebenso hilflos fühlt sich der Zuschauer, es wird keine – oder kaum eine – Möglichkeit gezeigt, wie sich Joosep und später auch Kaspar aus ihrer Situation befreien können. „Schlag zurück!“ meint Jooseps Vater – wie denn, allein gegen 5. „Wir müssen mit der Schule reden!“ schlägt Jooseps Mutter vor – aber der Zusammenhalt der Täter lässt auch dieses Vorhaben gegen die Wand laufen und macht die Situation danach nur noch schlimmer. Ebenfalls jeder Versuch der Lehrer, etwas dagegen zu unternehmen oder überhaupt die eigentlichen Verursacher ausfindig zu machen. Sehr gut dargestellt ist auch die Auswirkung auf die Beziehung von Thea zu Kaspar. Der Druck der restlichen Klasse treibt Thea immer weiter von ihrem Freund weg, sie will nicht selbst zum Opfer werden.
Nach drastischen Prügel für Joosep und Kaspar, psychischem Druck und sogar sexueller Demütigung der beiden gipfelt der Film in einem Massaker, als vom Vater immer wieder geforderte Rückschlag doch mal kommt – und es trifft mindestens genausoviel Leute, die mit der Sache überhaupt nichts zu tun haben. Eine Frage bleibt: War das wirklich der einzige Ausweg oder kann der Kreislauf auf andere Weise durchbrochen werden? Offenes Vorgehen? Durchhalten nach dem Motto:
„Ich sterbe nicht. Euch zum Trotze.“
Meinung:
Klass zeigt den erbarmungslosen Sog um Mobbing Schritt für Schritt auf und lässt seine Opfer, genauso wie den Zuschauer, hilflos zurück. Das Verhalten von Tätern, die sich hinter ihrem Leitwolf Anders verstecken und mitmachen – sei es nun aus eigenem Vergnügen oder aus Angst, selbst der Nächste zu sein – bleibt stets nachvollziehbar. Auch die Reaktionen von Joosep und Kaspar sind zu verstehen. Es gibt Situationen, in denen offensichtlich anders gehandelt werden könnte, aber da bleibt die Frage: Hilft das oder macht es das nur noch schlimmer? Letzteres ist oft zu sehen, Versuche Kaspars zu Helfen gehen nach hinten los, Joosep bekommt es nur noch heftiger ab und Kaspar selbst ebenso.
Klass ist eine großartige Studie zum Thema Schulgewalt und Mobbing, das Aufzeigen der Hilflosigkeit gegenüber einem zusammenhaltenden Tätervolk – ein fürchterliches Drama des Alltages.
IMDB: 8.0
Darsteller: 7.5
Plot: 7.0
Effekte: 5.0
Anspruch: 10.0
Gesamteindruck: 7.5
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=Wo_LYkn88o8)
Amazon (http://www.amazon.de/Klass-Chronik-Katastrophe-Vallo-Kirs/dp/B0031NAVSE/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1349531574&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/10/klass.html)
Harbinger
20.10.2012, 11:51
Swing Vote - Die beste Wahl
http://upload.worldofplayers.de/files8/Swing_Vote_2008.jpg
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Komödie (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378989)/Drama (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8378987)
Regie: Joshua Michael Stern
Darsteller: Kevin Costner, Paula Patton, Kelsey Grammer
FSK: 6
Inhalt: Durch eine Verkettung von Zufällen kommt es bei der Präsidentschaftswahl dazu, dass eine einzige Stimme entscheiden wird, wer der neue Präsident der vereinigten Staaten wird: die des alleinerziehenden, zu viel Bier trinkenden, politisch desinteressierten Loosers Bud Johnson. Daraufhin reisen die beiden Kandidaten höchstpersönlich in das verschlafene Nest Texico und versuchen nach allen Regeln der Kunst, Bud zu umgarnen, um seine Stimme zu bekommen, während seine altkluge Tochter Molly versucht aus ihm einen besseren Menschen zu machen.
Kritik: Irgendwie erschließt es sich mir nicht ganz, warum man einen Film wie "Swing Vote" mit den Worten "Vom Produzenten von 'Mr. Brooks (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=18684705)'" bewirbt. Ich meine, okay, "Mr. Brooks (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=18684705)" ist ein sehr guter Film, war aber einerseits so erfolgreich nicht und andererseits... Naja, auf der einen Seite ein knallharter Psychothriller mit rotem Aufkleber auf dem Backcover, auf der anderen Seite... das hier. Ihr versteht?
Nevertheless, jetzt bin ich halt endlich dazu gekommen, mir "Swing Vote" mal anzuschauen. Ich hörte schon damals vor vier Jahren von dem Film und fand die Idee vielleicht nicht ganz glaubhaft, aber doch nett. Da könnte man doch einen lustigen, seichten Streifen draus machen. Durch die Kritiken fiel das gute Stück dann weitestgehend durch, also blieb er eine Weile unter meinem Radar und ich kaufte ihn irgendwann für einen Euro und nen halben oder so, ließ ihn eine Weile (bestimmt ein bis zwei Jahre) auf dem Regalbrett reifen und erwürfelte ihn mir am gestrigen Abend. Da es noch etwas früher war (erst zwanzig vor zwei, höhö) ließ ich mich ausnahmsweise mal nicht von der titanischen Länge von knapp zwei Stunden abschrecken und nahm das gute Stück in Augenschein.
Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Nein, streicht das. Ich finde es schon okay, den Film gesehen zu haben, aber... You get the point? "Swing Vote" ist scheiße. Nicht offensiv scheiße wie zum Beispiel "Martyrs (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9251252)", aber der war wenigstens recht kurz. "Swing Vote" ist scheiße auf eine Art und Weise, die sich nicht ganz so einfach in Worte fassen lässt, aber ihr kennt mich, ich werde es trotzdem versuchen.
Die extrem abgehetzt wirkenden Anfangstitel lassen schon eine Sache deutlich werden: Der Film will recht schnell auf den Punkt kommen. Und das tut er auch. Fünf Minuten drin und ein altkluges zwölfjähriges Mädchen erklärt ihrem abgehalfterten Vater (und damit auch uns) wortreich, was so wichtig daran ist, am Wahltag seine Stimme abzugeben. Und damit wird sie die verbleibenden 115 Minuten dann auch nicht mehr aufhören. "Swing Vote" schaut sich wie ein extrem langer, extrem ausgewalzter Werbespot. Kein klassischer Wahlwerbespot, der einen dazu bewegen möchte, lieber einer Partei die Stimme zu geben, als der anderen, sondern ein allgemeiner Werbespot dafür, am Wahltag den Arsch hochzubekommen und die eigene Stimme abzugeben, da es ja Bürgerpflicht ist und jeder einen Unterschied machen könnte. Prinzipiell ein nobles Anliegen, okay. Aber nach zehn Minuten haben wir den Punkt zur Genüge verstanden und wirklich was neues fällt dem Streifen dann den Rest seiner Lauflänge auch nicht mehr ein. Und dann ist der ganze Part mit den um Buds Stimme wetteifernden Pseudo-Präsidenten noch gar nicht angegangen worden.
Und der gestaltet sich deutlich schlimmer als gedacht. Anstatt die Sache irgendwie lustig aufzuziehen und seinen Spaß mit dem abstrusen Setting zu haben, inszeniert Regisseur und Drehbuchautor Joshua Michael Stern ("The Contractor", "Amityville: Dollhouse"... das sind mal Referenzen für so ein Werk hier) die Sache auf unangenehmste Art und Weise durch. Wir spüren ständig, dass diese Präsidentschaftskandidaten sich einen Scheiß für Bud interessieren, sich verbiegen und ihn manipulieren, nur um seine Stimme zu bekommen. Das könnte jetzt unter Satire laufen. Aber dazu fehlt dem Film letzten Endes einfach der Biss. Er geht den Weg des geringsten Widerstands und zeigt uns solch oberflächliche, peinlich auffällige Einflussnahme, dass es einfach unangenehm ist, sich den hilflosen Bud anzuschauen, der von beiden Seiten eiskalt "rumgeschubst" wird. Oder sagen wir mal, es wäre unangenehm, wenn Bud den Zuschauer auch nur ein Stück weit interessieren würde.
Denn noch zu seiner eher unschaubaren Machweise schafft "Swing Vote" es nicht, auch nur eine einzige leidliche Figur in den Plot zu werfen. Er macht sich echt gut darin, die negativen Seiten der Charaktere herauszukehren. Bud ist verantwortungslos, ein Trinker, dumm und manipulierbar, aber der Film schafft es einfach nicht, irgend ein "Aber" hinter diese Charakterisierung zu setzen. Ja, okay, der Film gibt uns halbwegs zu verstehen, dass er und seine Tochter Molly ein ganz gutes Team sind. Aber die ist nun mal charakterlich auch scheiße. Die frühreife, stets mit den Augen rollende pseudoerwachsene, die mit ihren klugen Sprüchen und ihrer Attitüde einfach unendlich nervt. Die Präsidentschaftskandidaten sind manipulative Arschlöcher, ihre jeweiligen Wahlkampfleiter sogar noch viel mehr, Paula Pattons Reporterfigur hat absolut keine Persönlichkeit und ist nur als Stichwortgeber gut. Und Buds beste Freunde verwandeln sich zwischen einer Szene und der nächsten Offscreen in riesen Arschlöcher und wieder zurück, ohne Grund, ohne Motivation, einfach nur so, weil der Plot gerade mal wen braucht, der irgend was Bedeutungsschwangeres sagt. Die Figurenkonstelation des sowieso nicht so besonders interessanten Streifens ist eine einzige Katastrophe und ich war tatsächlich mehr als einmal kurz davor, den Film auszuschalten, weil ich einerseits das Gefühl hatte, eh nichts interessantes mehr zu verpassen, und andererseits das dringende Bedürfnis nach dem "engen Kontakt" mit diesen widerlichen Charakteren mal 'ne Dusche zu nehmen. It is that bad.
Wen interessiert's da eigentlich noch, dass die Schauspieler eigentlich ganz manierliche Arbeit leisten, Kevin Costner sich überraschenderweise als abgetakelter Säufer ganz gut sehen lassen kann und Kelsey Grammer und der leider verstorbene großartige Dennis Hopper prinzipiell die Vita und die Fähigkeiten haben, Präsidentschaftskandidaten darzustellen? Richtig, eigentlich niemanden. "Swing Vote" ist eine widerliche Angelegenheit, nicht lustig, nicht charmant, die nette Grundidee gründlich in den Sand gesetzt und schließlich mit einer gehörigen Portion hohlen Pathos begraben. Zur Ehrenrettung sei gesagt, es gibt eine handvoll netter Schmunzler und ein paar ganz manierliche Ideen, wie beispielsweise die ganze Chose, in der sich die Demokraten und Republikaner quasi postwendend gegenseitig die Wahlkampfthemen wegschnappen, die Republikaner plötzlich pro-Schwulenehe sind, während die Demokraten sich für Abtreibung einsetzen, und ich halte es dem Film auch zu Gute, dass er letzten Endes keine wirkliche politische Stellung bezieht, sondern sich eben in letzter Konsequenz einfach auf "Pro Wählen" stützt, aber auch das steht innerhalb des zweistündigen Monstrums auf verlorenem Posten und kann nicht viel reißen. "Swing Vote" ist nicht so offensiv oder widerwärtig wie "Martyrs (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9251252)" oder so völlig inkompetent wie "The Ghosts Of Edendale (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=10463250)", aber das ändert auch nichts daran, dass der Film lang und langweilig ist und die Welt ihn einfach nicht gebraucht hätte.
Kommen wir zum Fazit: "Swing Vote" zeigt eindrucksvoll, wie man eine an sich ganz interessante Idee gründlich in den Sand setzen kann. Die permanente Moralkeule, die im krassen Widerspruch zu seinen widerlichen Charakteren steht, die manipulative Art und Weise und die Tatsache, dass dem Film halt einfach nicht besonders viel zu seinem eigenen Thema einfällt, sprechen da Bände. Wer auch immer mal das dringende Bedürfnis hatte, sich "Darum solltest du wählen gehen - Der Film" anzuschauen, der wird mit "Swing Vote" vielleicht ganz zufrieden sein, alle anderen sollten sich das Ding aber eher abgewöhnen.
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (Costner macht sich gut, Patton etwas hölzern, Madeline Carroll zwar okay aber einfach nervig)
Plot: 02/10 (lässt sich nach den ersten fünf Minuten quasi simultan mitdiktieren, wirklich was besonderes fällt dem Film einfach nicht ein)
Effekte: -/10 (Sense an der Front)
Anspruch: 01/10 (billig manipulativer Bullshit, der dem Zuschauer wirklich alles vorkaut, damit auch ja keine provokanten Gedanken entstehen könnten)
Gesamteindruck: 02/10 (ein langer, inhaltlich furchtbarer Film mit entsetzlichen Charakteren, den kein Mensch braucht)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.0) (http://www.imdb.com/title/tt1027862/)
Link zum Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=LWodSDYgfXA)
Die DVD bei Amazon.de
Tawarien
11.12.2012, 21:22
Beautiful
http://upload.worldofplayers.de/files8/27___Beautiful_klein.jpg
Start: 2009
Genre: Drama, Thriller
Regie: Dean O‘Flaherty
Schauspieler: Tahyna Tozzi, Sebastian Gregory
Plot:
Sunshine Hills, ein kleiner Vorort mit einem wunderschönen Namen und einer nicht dazu passenden, neuzeitlichen Geschichte. Es geht das Gerücht um, dass 3 junge Frauen einem Missbrauch zum Opfer gefallen sind und später brutal zugerichtet wieder gefunden worden sind. Allerdings konnten diese Verbrechen nie wirklich aufgeklärt werden. In diesem Örtchen lebt Daniel mit seinem Vater und seiner Stiefmutter. Er ist ein zurückgezogener Junge der die Welt am liebsten durch seine Kamera betrachtet, besonders die etwas ältere Nachbarstochter, Susi. Diese interessiert sich für die Ereignisse in dem Ort und schafft es relativ leicht, Daniel für sich einzuspannen und für sie zu ermitteln. Anfangen soll er bei der Frau, die die Straße hinunter Tag für Tag einfach nur am Fenster steht und mit niemandem Reden will. Ist sie ein baldiges, weiteres Opfer?
Über den Film:
Nun, was soll man über den Film sagen. Was er als Film aussagen will schafft er weniger durch die gezeigten Szenen, also sich selbst, sondern mehr über seine Existenz als Produkt an sich. Das Cover verlockt mit seinem sexy Bikinishot der Hauptdarstellerin sicher einige zum Kauf, welche nach dem Genuss des Materials wohl sicher recht enttäuscht sein dürften. Der Film versucht zwanghaft Tiefe aufzubauen, zum Beispiel über lange Schnittszenen, welche wohl metaphorisch angehaucht sein sollen, und viele Szenen, die für den eigentlichen Hauptplot ziemlich irrelevant sind. Wie geschrieben, versucht. Wäre die eigentliche Handlung über das idyllische Vorstadtleben, in dem hinter jeder Haustür ein ganz eigener, grauenhafter Abgrund zu finden ist, nicht so dünn und stellenweise unlogisch, würde das aber vielleicht gar nicht so auffallen. Und denkt sich der geneigte Zuschauer gegen Ende sein Teil dabei, vielleicht sogar etwas wohlwollender, ein nettes: „Ok, war nix, aber wenigstens rum“ haut der Film einem nochmal mit einer so spitz und übertriebenen, unvorhersehbaren Wendung was um die Ohren, da wäre jede Seifenoper neidisch.
Technisch gesehen geht der Film soweit in Ordnung, bis auf die wirklich grottige – und ich seh‘ gern mal über dein ein oder anderen Mängel hierbei hinweg – deutsche Synchronisation.
Meinung:
Beautiful bringt durch seine pure Existenz seine Aussage mehr an sein Publikum als durch sein Inhalt. Das will auf gewisse Weise schon was heißen, aber als Zuschauer ist man hinterher doch sichtlich enttäuscht, fehlt es dem Film doch an der Tiefe, die er sich so zwanghaft selbst einreden will. Zurück bleibt eine seltsame Mischung American Beatuy und Desperate Housewives.
IMDB: 5.2
Darsteller: 4/10
Plot: 2/10
Effekte: 5/10
Anspruch: 1/10
Gesamteindruck: 2/10
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=PbmBCBr6zug)
Amazon (http://www.amazon.de/Beautiful-St%C3%B6rkanal-Edition-Digipack-Booklet/dp/B00483CVO8/ref=sr_1_7?ie=UTF8&qid=1355260762&sr=8-7)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2012/12/beautiful.html)
Der Hobbit
Eine unerwartete Reise
Start: 2012
Genre: Fantasy, Abenteuer, Literaturverfilmung
Regie: (leider) Peter Jackson (statt ursprünglich geplantem Guillermo del Toro)
Schauspieler: Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage u.v.m.
Handlung:
Der Hobbit ist der erste von drei Teilen zur Verfilmung des gleichnamigen Buches "Der Hobbit" von J.R.R. Tolkien, das vor der Handlung des berühmten "Herr der Ringe" spielt. Es geht um den Hobbit Bilbo Beutlin, der mit dreizehn Zwergen und dem Zauberer Gandalf ein Abenteuer (nervige Dinge, die einen zu spät zum Essen kommen lassen) erlebt. Im ersten Teil geht es um Bilbo zögernde Zustimmung zur Reise und den ersten holprigen Schritten hin zu ihrem Ziel.
Kritik
Zuerst einmal, ich hatte an den Film sehr geringe Erwartungen, wäre es nicht um die technisches Aspekte gewesen, ich hätte ihn im Kino wohl nicht besucht, sondern auf den BD-Release gewartet und dann auch nur geliehen. Ich habe den Herrn der Ringe gelesen, auf deutsch und englisch, die Filme sowohl normal als auch extended mehrmals gesehen. Den Hobbit habe ich ebenfalls gelesen, konnte jedoch nie viel damit anfangen, es ist eben doch ein Kinderbuch und ich gehöre offenbar nicht zu den Menschen, die im Erwachsenenalter Kinderbücher noch immer genießen können, leider.
Ich habe den Hobbit vor längerer Zeit gelesen, daher werde ich mit Kritik zum Umsetzen des Buches an sich wohl eher sparsam verfahren, wobei ich glaube, dass man es nicht ignorieren kann (oder soll). Außerdem gehöre ich zu den Menschen, die der Meinung sind, dass eine Literaturverfilmung, um ein guter Film zu werden, eine gewisse Freiheit von der literarischen Vorlage benötigt. Einen Vergleich mit der Herr der Ringe Trilogie will ich dem Film nicht antun, auch wenn er seinen Erfolg zu großen Teilen aus dessen Erfolg beziehen wird, doch gibt es kaum einen Film, der bei solch einem Vergleich allzu gut da stehen würde. (Ihr merkt, ich bin großer Fan der HdR-Filme).
Technik:
Zu den technisches Aspekten, die mich in den Saal gebracht haben: Der Film wurde mit der Red Epic 3D Kamera digital gefilmt und in ausgewählten (also dazu fähigen) Kinos in 48 fps gezeigt. 48 fps entspricht einer Verdopplung der gewohnten 24 fps Zahl, was helfen kann Probleme der 3D Filme zu kompensieren. Ich glaube diese Technik wird sich halten (Cameron will Avatar 2 in 60 fps zeigen), jedoch ist sie noch nicht ausgereift, was am Bild durchaus zu sehen ist. Zumindest gehe ich davon aus, ich habe die 24 fps Variante nicht gesehen, doch in 48 fps viel öfter ein störendes Leuchten von Stirnen auf, das Kerzenleuchten war alles andere als überzeugend und teilweise sahen die Filmsets aus wie … nun, Filmsets … was sie im Film nicht sollten ;) Wer an den technischen Aspekten kein großes Interesse hat, sollte sich die normale 24 fps Variante in 2D göhnen und seinen Geldbeutel schönen. Auch sehr interessant war die neue Auflösung mit 5188 Pixeln in der Breite, was sogar höher als 4K ist. Und auch wenn ich immer noch ein Fan von normalem Film anstatt digitalem Material bin (wer auf Film gefilmte Filme sehen will, sollte einfach mal bei Christopher Nolan vorbeischauen, der immer noch den Großteil seiner Filme auf Film produziert) wird die digitale Videotechnik definitiv immer besser.
CGI ein weiterer Punkt: Sie wurde manchmal übertrieben eingesetzt, das Geschirrfrisbee war zum Beispiel sehr übertrieben. Und was ich nicht wirklich verstehe, warum mussten die Orks und Warge für den Hobbit neu und anders als in Herr der Ringe gemacht werden, die Unterschiede waren durchaus offensichtlich und ergeben für mich eigentlich wenig Sinn.
Die deutsche Synchronisation ist gewohnt gut gemacht (auch wenn es manche Leute, die wie ich fast alles im englischen O-Ton sehen, gerne verleugnen, Deutschland hat die wahrscheinlich beste Synchronisationsindustrie der Welt), sehr störend empfand ich allerdings, dass die “Herr” und “Frau” Titel dauernd gesprochen worden sind, was im Deutschen eher unfreiwillig komisch erscheint, vor allem wenn es ein angsterfüllter Schrei um Hilfe nach “Herr Gandalf!” ist.
Crew
Eigentlich war Guillermo del Toro für den Film als Zweiteiler vorgesehen und ich glaube es wäre ein wesentlich besserer Film geworden. Doch Peter Jackson hat beschlossen seinen Schatz nicht aufzugeben und Guillerme del Toro mehr oder weniger gefeuert, als letzter von vier Drehbuchschreibern hat er es sogar noch in die Credits geschafft. Als Kameramann hat Peter Jackson seinen Dauerangestellten Andrew Lesnie dabei, wobei er sich offenbar die Technik schneller Schnitte (leider) immer mehr zu eigen machte, diese gibt es im Hobbit ziemlich häufig und sind in meinen Augen auch ein negativer Punkt des Filmes, da sie gerade die Kampfszenen teilweise unansehnlich machen. Für den Soundtrack zeichnet wieder Howard Shore verantwortlich, der (wie eigentlich immer) hervorragende Arbeit leistet.
Zur Verfilmung
Der Hobbit ist ein Kinderbuch, mit einfacher gerader Geschichtsführung und einem Humor, für den mir im Deutschen traurigerweise immer ein passendes Wort fehlt, im englischen würde man goofy sagen, übersetzt “albern” oder “doof” aber irgendwie treffen es diese Wort nicht ganz, doch ich denke man weiß, was ich sagen will. Dieser Humor mag ganz nett sein, mehr aber auch nicht. Sehr unpassend ist dazu auch die Umsetzung, da Peter Jackson offenbar beschlossen hatte, die Stimmung von Herr der Ringe in den Film zu bringen, was ihn um diesen “goofy” Humor herum ziemlich düster erscheinen lässt und (neben anderen Aspekten, wie der Gewaltdarstellung) dafür sorgt, dass der Film für Kinder unter zehn/zwölf (für die das Buch normalerweise hervorragend geeignet ist) definitiv nicht zu empfehlen ist. (Vor mir saß passenderweise sogar ein Mädchen mit vielleicht sieben oder acht Jahren, dass sich in mehreren Szenen ängstlich an den Vater gekuschelt hat).
Der Hobbit ist kurz. Das ist wichtig. Etwa 350 Seiten für am Ende etwa neun Stunden Film. Man muss nicht mal ein schneller Leser sein um in dieser Zeit das Buch komplett zu lesen. Warum diese Länge als nötig empfunden wurde, kann ich nicht sagen, manche behaupten es gehe rein ums Geld, vielleich stimmt das. Ich fürchte viel mehr dass Peter Jackson einfach als Regisseur nicht in der Lage oder vielleicht auch einfach nicht bereit ist, sich “kurz zu fassen” und seine Filme einfach gerne ausufern lässt. Ich habe nichts gegen lange Filme, viele meiner Lieblingsfilme sind lang, doch nur wenn es sinnvoll lang ist. Der erste Hobbit-Teil dauert drei Stunden, in diese Zeit hätte man ohne Probleme auch das gesamte Buch stecken können. Was entsteht daraus? Längen. Und Stoff, der eigentlich nicht im (Hobbit-)Buch vorkommt um eben diese Längen zumindest ansatzweise zu füllen, was allerdings nicht immer gelingt.
Daraus folgt, dass der Film viel Zeit benötigt ohne wirklich wichtiges auf die Leinwand zu bringen, als wäre allein die jeweilige Kameraeinstellung genug um sie zu zeigen, unabhängig ihrer Bedeutung in der Handlung. Die Dinge, die für die Handlung wichtig sind, sind oft unnötig in die Länge gezogen, allein wie lange es dauert, bis Bilbo sich endlicht entschließt doch mitzukommen, wäre auch in der Hälfte der Zeit unterzubringen ohne ernsthaft etwas zu verlieren. Im Großen und Ganzen erscheint der Hobbit wie ein Rohschnitt, bevor sich der Regisseur und der Editor an den Tisch setzt und einen Film daraus macht. Im Ende empfand ich den Film einfach als ziemlich langweilig. Es gab eine sehr schön umgesetzte Szene, das Treffen von Bilbo und Gollum, der wieder sehr toll mit Hilfe von Andy Serkis und der CGI umgesetzt wurde.
Cast
Unabhängig vom negativen Urteil über den Film, die Schauspieler haben durchweg gute Arbeit geleistet, sehr schön war auch das Wiedersehen vieler alter Herr der Ringe Freunde, wobei Woods Cameo nicht wirklich nötig war. Martin Freeman konnte als Bilbo sehr überzeugen, Richard Armitage als Thorin ebenso. Die anderen Zwerge blieben etwas farblos und wenig aus der Masse hervortretend, was jedoch mehr an der Handlung als den Schauspielern liegen dürfte.
Fazit
Der Hobbit ist in meinen Augen zu lang für die kurze und wenig komplexe Geschichte und daher eher langweilig anzusehen. Viele Leute werden den Film trotzdem genießen können, entweder als ziemlich detaillierte Umsetzung des Buches für die Liebhaber, manche einfach als Wiederkehr in die immer noch wunderschöne Welt von Mittelerde, manche wegen der Wiederkehr bekannter Charaktere. Ich werde Teil II und Teil III jedoch definitiv nicht im Kino sehen, da für mich keines dieser Argumente weitere Kinogänge rechtfertigt, ich fürchte Peter Jackson hat es hier einfach mit drei Teilen übertrieben, mal ganz abgesehen davon, dass er damit eigentlich fast danach schreit mit George Lucas Star Wars Episoden I-III verglichen zu werden, was allerdings wenig Gutes hoffen lassen würde.
Am Ende bleibt zu sagen: Es wurde bereits eine Extended Cut Version des Hobbits angekündigt. Vielleicht sollte man sich nach den 48fps zu einem weiteren Novum überreden lassen: Einem “condensed” Cut, also einer wesentlich kürzer geschnittenen Version als der im Kino gezeigten.
IMDB: 8,5/10
Persönlich:
Darsteller: 9/10
Plot: 2/10
Effekte: 7/10 (wie gesagt 48 fps noch nicht überzeugend)
Anspruch: 1/10
Gesamteindruck: 4/10
Trailer (Zusammenschnitt aller bis daher gezeigten Filmsequenzen) (http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=3Hy6O682OGI)
Amazon DVD
Amazon Blu-Ray
Start: 2011
Genre: Action, Thriller
Regie: Steve Soderbergh
Schauspieler: Gina Corona, Michael Fassbender, Antonio Banders, Ewan McGregor
Handlung:
Eine Ex-Marinesoldatin (Mallory Kane, gesp. von Gina Carano) arbeitet nun für ein Privatunternehmen. Eines Tages erhält sie eine Mission an Seite des britischen Agenten Paul (Michael Fassbender) und muss bald feststellen, dass sie verraten wurde. Nachdem sie entkommen konnte, sucht sie nun nach ihrem Verräter.
Crew:
Mit Steven Soderbergh sitzt wahrlich kein Neuling im Regiestuhl für diesen Film, er macht schon seit etwa dreißig Jahren Filme wie die Ocean's Reihe, Traffic - Die macht des Kartells oder aktuell Magic Mike. Er nimmt wie in anderen Filmen auch den Posten des Kameramannes ein. Der Drehbuchautor Lem Dobbs ist mir offen gesagt unbekannt.
Kritik:
Die Story mag nicht allzu einfallsreich sein, ein Agent wird verraten und will sich rächen. Soweit so bekannt, doch hat sie ihre Besonderheiten, eine davon liegt in ihrem Erzählverhalten. DIe erste Hälfte des Films sind in der Handlung in Rückblenden eingebaut, als Mallory Kane einem zufälligen Fremden, dessen Auto sie fährt, während dieser vom Beifahrersitz ihre Schusswunde im Arm verarztet, erzählt.
Die Handlung ist im Vergleich zu anderen Sdoerbergh Filmen simpel gehalten und erzählt, aber doch komplizierter gewoben als in vielen anderen Spionagefilmen, es gibt doch immer wieder ein paar Wendungen und Verzweigungen auf der Suche nach dem wahren Schuldigen der ganzen Misere.
Doch Haywire ist in gewissen Maßen wohl auch ein Experiment. Kennen Sie Gina Carano? Nein? Damit sind Sie einer von vielen, denn sie kommt nicht aus dem Schauspielfach sondern ist ehemalige Martial Arts Kämpferin und das sieht man. Soderbergh kombiniert hier die wahre Kampfkunst seiner Schauspielerin mit seinem besonderen Regie- und Kameraführungsstil.
Was kommt dabei raus? Ein paar der besten Actionszenen, die ich seit langem gesehen habe. Warum? Wegen der Mischung der im Kampf geschulten Schauspielerin und der besonderen Kameraführung Soderberghs. Die Kämpfe wirken einfach echt. Es gibt kein schnelles Schnittorchester oder Effektfeuerwerk, sondern simpler archaischer Kampf mit oft sogar längere Zeit stehenden Kameraeinstellungen. Man braucht einen Moment sein Auge an eine derartige Kampfführung zu gewöhnen, kann man doch in letzter Zeit vor lauter Schnitten schon lange keinem Kampf mehr wirklich folgen, aber dann ist es einfach nur beeindruckend. Die Kämpfe wirken einfach realistisch, nicht nur in jeder Bewegung, sondern auch in ihrem Ausgang (kein Niedermetzeln von fünfzig Leuten, sondern lange Kämpfe mit einem Gegner).
Diese Kombination aus tollen Kampfszenen und einer, wenn auch nicht allzu originellen, doch toll erzählten Geschichte macht den Film in meinen Augen absolut sehenswert.
Schauspieler:
Es ist beinahe schon typisch für Soderbergh, einen No-Name Schauspieler in die Mitte zu stellen um ihn dann von A-Prominenz in beinahe Nebenrollen zu umkreisen. Auch Gina Carano hat damit zu kämpfen, doch obwohl sie von Schauspielergrößen wie Banderas, Douglas, Fassbender (vlt. nicht eine "Schauspielergröße" aber in meinen Augen genialer Schauspieler) und McGregor umringt ist, geht sie nicht unter. Sie glänzt nicht besonders in dieser Runde, doch für einen Neueinsteiger spielt sie ihre Rolle richtig gut und wäre unter "normaleren" Kollegen auffällig rausgestochen.
Fazit:
Solide Handlung, interessant erzählt, geschmückt mit tollen Actionszenen und garniert mit grandiosen Schauspielleistungen. Der Film hätte vielleicht zwanzig/dreißig Minuten mehr Zeit vertragen, um seine Geschichte weniger hastig erzählen zu müssen, doch am Ende bleibt ein toller Film, den ich nur weiterempfehlen kann.
IMDB: 5,9 (http://www.imdb.de/title/tt1506999/)
Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=aBTIQavQlBs)
DVD
Blu-Ray
Start: 2013
Genre: Western, Action
Regie: Quentin Tarantino
Schauspieler: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo Dicaprio, Samuel L. Jackson
Handlung:
In Django Unchained geht es um den von Jamie Foxx dargestellten titelgebenden Django, der von einem kopfgeldjagenden Zahnarzt (Christoph Waltz als Dr. Schultz) angeheuert wird um drei vom Gesetz gejagte Verbrecher zu identifizieren. Als Dienst für die gemeinsame Arbeit hilft Dr. Schultz Django danach, dessen Frau aus den Klauen des Baumwollfarmers (als Mr. Candy) zu befreien.
Crew:
Tarantino. Punkt. Damit ist schon viel gesagt. Tarantino zeichnet für die Regie und teilweise für das Drehbuch verantwortlich, wie es in den meisten seiner Filme der Fall ist. Als Kameramann bringt er Robert Richardson wieder mit ans Filmset, der ihm schon bei anderen Filmen wie den beiden Kill Bill Teilen zur Seite stand und der auch schon mehrere Male mit Martin Scorsese zusammen gearbeitet hat (Shutter Island, Hugo Cabret und Bringing out the Dead)
Filmkritik:
Zuallererst, Tarantino Fans kommen voll auf ihre Kosten und brauchen sich keinerlei Sorgen zu machen von diesem Film in ihren Tarantino-Erwartungen in irgendeiner Weise enttäuscht zu werden.
Der Film dauert gute dreieinhalb Stunden und die deutsche Version ist laut Schnittberichte.com nicht geschnitten, wobei es mindestens eine Szene gibt, in der es leider auf Grund der Synchronisation nicht auffällt, dass ein Charakter auch im englischen deutsch spricht. In dieser langen Zeit, mag es die ein oder andere Stelle geben, in der einem die Zeit auffällt, doch er wird nie langweilig oder macht gar den Eindruck, er müsste weiter geschnitten werden.
Der Film ist sehr unterhaltsam und absolut empfehlenswert. Die Geschichte mag nicht besonders komplex sein, doch allein die Art wie sich die Beziehung zwischen dem ehemaligen Sklaven und dem (im Vergleich zu den allgegenwärtigen Sklaventreibern) aufgeklärten Dr. Schultz entwickelt, vom Anfang, an dem Dr. Schultz Django nur für einen seiner Kopfgeldjägerjobs benötigt, über dessen Entscheidung ihm dabei zu helfen, seine Frau (Brunhilde von Shaft) zu befreien, nachdem er ihm die deutsche Sage von Brunhilde und Siegfried erzählt hat, bis hin zum Ende des Film, gibt der Handlung eine besondere Komponente.
Django Unchained ist brutal. Es wird viel Blut vergossen und verspritzt, visuell gesehen interessanterweise fast immer auf weise Oberflächen. Der Body Count erstreckt sich hauptsächlich auf Weiße, doch zeigt der Film an mehreren Stellen die Brutalität der Sklaverei in den USA, nicht jedoch um des Themas Willen, genauso wenig wie Inglorious Basterds die Gewalt der Nazis dokumentierte, sondern weil sie Teil der Geschichte und oft der Persönlichkeitsbildung (v.a. von Mr. Candy) darstellt.
Django Unchained ist lustig. Vor allem in der ersten Hälfte des Filmes gibt es unglaublich viele Szenen, deren pure Absurdität gemischt mit der hervorragenden Interpretation von Dr. Schultzes Charakter durch Waltz immer wieder für richtig gute Unterhaltung sorgen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird der Film etwas ernsterer, wenn zunehmend die Gewalt der Sklaverei und die dazugehörige Weltanschauung des US-amerikanischen Südens gezeigt werden, doch auch hier gibt es immer wieder derartige Szenen. Es wird Stellen geben, an denen man merkt, dass nur die Hälfte des Saals lacht, es gibt viele Szenen, bei denen es (zumindest im Nachhinein) schwer ist zu sagen, ob sie wirklich lustig sind. Quentin Tarantino wirft als Cameo z.B. in einer Szene mehrere Stangen (nicht angezündetes Dynamit in einen Käfig mit mehreren Schwarzen, was im Film (meiner Meinung nach) eher lustig zu sein scheint, Tarantino selbst war angeblich überrascht, dass Leute an dieser Stelle lachten.
Die große Show in diesem Film bringen jedoch die vier herausstechenden Charaktere:
Django Unchained, der alles im Kampf um seine Liebe gibt, lernt ohne zu Zögern zu töten und Rollen, die ihn selbst anwidern, glaubwürdig zu spielen.
Dr. Schultz, der die ganze Sklaverei einfach nur “abartig” findet, jedoch den Großteil des Filmes über scheint, als wäre all das Morden um ihr herum ein guter Witz, den er erzählt. Und doch ist er ein ernster Mensch, der seine Umwelt wahrnimmt und an ihr leidet, wie zum Ende offensichtlich wird.
Mr. Candy, der von Leonardo Dicaprio in seiner menschenverachtenden Weltanschauung und der wohl durch Wohlstandsverwahrlosung geschädigten Persönlichkeit genial verkörpert wird.
Und, etwas weniger wichtig, Stephen. Ein Schwarzer in Diensten von Mr. Candy, der sich einen hohen Rang erarbeitet hat und sich offenbar ganz und gar als Weißer fühlt. Inklusive der Verachtung anderer Schwarzer gegenüber.
Der Film selbst hat viele Elemente eines Westerns, jedoch gepaart mit modernen Elementen und sehr interessant gewählter Hintergrundmusik, die bis hin zur Hip-Hop Musik reicht, jedoch nach einem kurzen verwunderten Aufhorchen in den meisten Fällen sehr gut in die Geschehnisse passt.
Schauspieler:
Ausschließlich Top-Leistungen. Obwohl kein wirklicher Jamie Foxx Fan, finde ich ihn als Django Unchained absolut überzeugend, ich wüsste keinen besseren für die Rolle.
Christoph Waltz glänzt wie in den meisten seiner Rollen mit seiner typischen Art und Weise, die Tarantino wohl ebenfalls beeindruckt und auch einfach perfekt in seine Art Filme hinein passt, irgendwo habe wurde er sogar als männliche Muse des Regisseurs bezeichnet.
Leonardo Dicaprio habe ich bereits erwähnt. Seine Darstellung des besonderen Wahnsinns von Mr. Candy ist sehr überzeugend und erinnerte an seine Performance in Aviator. Alleine die Szene in der er die Unterwürfigkeit von Schwarzen an einem Schädel erklärt ist köstlich.
Stephen wird von einem kaum zu erkennenden Samuel L. Jackson verkörpert, doch leider fällt in diesem Film in meinen Augen zu stark auf, dass er inzwischen vom Standard-Bill-Cosby-Show Synchronsprecher Engelbert von Nordhausen gesprochen wird. Nicht weil die Stimme schlecht wäre, aber die Verbindung zur genannten Show hat mir die Rolle ein wenig verdorben.
Fazit:
Django Unchained ist ein Tarantino-Film, das merkt man vom Anfang bis zum Ende. Tarantino schreibt sich sein eigenes Drehbuch, dass es übrigens bereits wie alle Tarantino Drehbücher zum Download gibt, und setzt es dementsprechend mit viel Liebe um. Der Film ist lang, aber nie langweilig. Er kann an vielen Stellen sehr gut unterhalten, vergisst aber nicht seine Geschichte und trägt diese, wenn manchmal auch ein wenig zäh, immer voran. Die Geschichte ist durchaus interessant und in ihrer Ausarbeitung (allein die Paarung zwischen dem deutschen Kopfgeldjäger und dem ehemaligen Sklaven) auch originell. Die Schauspieler geben dem Drehbuch durch hervorragende Interpretationen der gegebenen Charaktere (die ebenso gut mit besonderem Fokus auf eben diese Schauspielre geschrieben worden sein könnten) noch den endgültigen Schliff, der durch die ausgezeichnete und zum Film passende Kameraführung von Robert Richardson noch betont wird. Django Unchained ist in meinen Augen ein hervorragender und sehr empfehlenswerter Film.
IMDB: 8,7 (http://www.imdb.de/title/tt1853728/)
Persönlich:
Darsteller: 9/10
Plot: 8/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 9/10
Webseite (http://legendarymarvin.de/filme/django)
Audio/Videoversion der Kritik (http://www.youtube.com/watch?v=DURfzGjgdYA)
Deutscher Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=0RjoVdtE2nk)
Amazonlinks folgen...
Tawarien
29.01.2013, 23:08
In China essen sie Hunde
http://upload.worldofplayers.de/files9/28___In_China_essen_sie_Hunde_klein.jpg
Start: 1999
Genre: Schwarze Komödie
Regie: Lasse Spang Olsen
Schauspieler: Kim Bodina, Dejan Cukic
Plot:
Arvid ist Bankangestellter und ein richtiger Langweiler. Zumindest, wenn es nach seiner Freundin Hanne geht. Als eines Tages die Bank während seiner Schicht von einem Räuber überfallen wird, überkommt ihn plötzlicher Heldenmut. Er zieht ihm einen Squash-Schläger über den Kopf und schlägt ihn damit K.O. Doch, auch als Held des Tages, verlässt ihn kurz darauf seine Freundin und räumt ihm kurzerhand auch noch die Bude aus. Als dann noch die Frau des Bankräubers bei ihm klingelt und ihm vorwirft, nun könne sie keine Kinder kriegen, weil eine künstliche Befruchtung, die sie nötig hätte, wäre viel zu teuer und der Bankraub ihres Mannes war nur zu dem Zweck, dafür Geld zu beschaffen, zweifelt Arvid komplett an sich. Er will versuchen, seine Fehler wieder gut zu machen – aber wie? Erst mal Geld beschaffen. Und das mit Hilfe des einzigen Kriminellen, den er kennt: Seinem Bruder Harald. Mit dessen angestellten Köchen und dem Praktikanten Vuk, „ausgeliehen“ von dessen Cousin und Gangstergröße Ratko, dem Familie wichtiger ist, als sein eigenes Augenlicht, fangen sie nun an, eigene Krumme Dinger zu drehen, bei denen es vor allem Vuk abbekommt.
Und wer ist eigentlich dieser Amerikaner, der in der Bar neben Arvids ehemaligem Arbeitsplatz auf ihn wartet?
Über den Film:
In China essen sie Hunde ist – wie der Name schon vermuten lässt – abgedreht. Es wird der Versuch eines Mannes dargestellt, Gutes zu tun. Und das mit allen Mitteln. Das dabei einiges in die Hose geht ist eigentlich von vornherein klar, aber das macht eine gute Komödie ja auch irgendwie aus. Sehr skurril und zynisch stellt der Film die Bemühungen Arvids, durch die Unterstützung Haralds, dar. Er bietet gegen Ende sogar eine kleine, philosophische Abhandlung über das Gute im Allgemeinen dar und macht diese auf seine eigene, herrliche Art direkt wieder zunichte.
Die Charaktere an sich bleiben alle etwas grau und treten im Gegensatz zur eigentlichen Handlung etwas in den Hintergrund. Der Film ist technisch okay, aber nicht meisterhaft inszeniert.
Lasse Spang Olsen zündet ein – in seinem eigenen Rahmen – Actionfeuerwerk ab, während sich eine Spirale der Gewalt immer weiter dreht, die sich mit Arvids Ambitionen, das Gute bzw. das Richtige zu tun, immer mehr zuspitzt. Das alles ist so grotesk, wie man es von einer schwarzen Komödie zu erwarten hat. Nicht zuletzt beherbergt der Film auch eines meiner persönlichen Lieblingszitate:
„Ich hab‘ Hanne getötet …“ […] „Und wo ist sie jetzt?“ – „Zu Hause … im Flur. … … und in der Küche!“
Meinung:
Was ist eigentlich Gut. Was schlecht? Gibt es das Richtige handeln? Diese Fragen wirft der Film auf seine eigene Weise auf, beantwortet sie und zieht die Antwort dann gleich wieder ins Lächerliche. Vielleicht ist genau das eine passende Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzten. Die allgemeine Antwort scheint es zumindest nicht zu geben. Bis wir allerdings zu diesem Punkt kommen haben wir eine herrlich abstruse Komödie gesehen, die Freunden des skurrilen Films sehr gefallen werden. Die eigentliche Aussage? „Woher sollen wir das wissen? Wir sind doch nur die Köche!“
IMDB: 7.4
Darsteller: 6/10
Plot: 8/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 8/10
Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=ha4Oe13sjoc)
Amazon (http://www.amazon.de/In-China-essen-sie-Hunde/dp/B00005KBNM/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1359500851&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/01/in-china-essen-sie-hunde.html)
Harbinger
31.01.2013, 00:56
Last Boy Scout - Das Ziel ist Überleben
http://upload.worldofplayers.de/files9/Last_boyscout.jpg
Erscheinungsjahr: 1991
Genre: Action/Komödie
Regie: Tony Scott
Darsteller: Bruce Willis, Damon Wayans, Danielle Harris
FSK: 18
Inhalt: Der abgehalfterte Privatdetektiv Joe Hallenbeck wird angeheuert, um die Stripperin Cory vor einem aufdringlichen Verehrer zu beschützen. Realtiv schnell wird Joe allerdings klar, dass mehr hinter der Sache steckt, vornehmlich in den Augenblicken, in denen erst sein bester Freund Mike per Autobombe und kurz darauf auch noch Cory durch massive Kugeleinwirkung in's nächste Leben befördert werden. Gemeinsam mit Corys Freund, dem Ex-Footballprofi Jimmy, macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Kritik: Wenn man betrachtet, wie krass Shane Black in den 80ern in Hollywood einschlug, ist es schon recht verwunderlich, dass er echt bis 2005 gebraucht hat, um mit "Kiss Kiss Bang Bang (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4148959)" das erste mal höchstselbst Regie zu führen. Ich meine, als er gerade mal 26 war kam der von ihm geschriebene "Lethal Weapon" in die Lichtspielhäuser unseres Universums und zementierte quasi über Nacht Blacks Ruf als neues Wunderkind des modernen (*hust* also DAMALS modernen) Actionkinos. Auch verwunderlich, dass der gute Mann dann eigentlich so umtriebig in den nächsten Jahren gar nicht war. Okay, "Last Action Hero" überarbeitete er, "Tödliche Weihnachten" ist auch auf seinem Mist gewachsen, aber sonst? "Lethal Weapon" so weit das Auge reicht. Oh, und irgendwo dazwischen noch "Last Boy Scout". Aber wer muss bei so einem Resumé eigentlich noch arbeiten? Ich meine, das Skript für "Last Boy Scout" war das allererste Skript in der Geschichte des Films, das für über eine Million Dollar verschachert wurde. Wenn ich so eine Summe für knapp hundert Seiten beschriebenes Papier einstreichen könnte, würde ich wohl auch eine ruhige Kugel schieben.
Dabei erschließt sich mir auf den ersten Blick eigentlich nicht ganz, wieso man Black plötzlich so eine exorbitante Summe (gewisse Quellen sprechen sogar davon, dass eine andere Produktionsfirma ihm ursprünglich 2,25 Millionen anbot, er aber ablehnte, um wieder mit Joel Silver zusammenarbeiten zu können) in die Patschehand drückte. Also, zumindest für ein Skript wie das von "Last Boy Scout". Denn wo auch immer der Film seine Stärken haben mag, im Plot liegen sie nicht unbedingt. Die Geschichte, auf die der Film sich stützt, war wahrscheinlich schon 1991 ein recht alter Hut, auch legt der Film viel zu schnell die Karten auf den Tisch und spart sich Überraschungen für den Rest der Vorstellung aus. Und auch ansonsten entsteht nie eine wirkliche Form von plottechnischer Gravitas, es ist doch eigentlich eher vage, was auf dem Spiel steht. Die Bösen sind kein Haufen von fiesen Verschwörern mit Masterplan zur Untergrabung der diversen Weltregierungen. Eigentlich haben die etwas VÖLLIG belangloses vor, machen's aber mit den falschen Methoden und ziehen sich dadurch den Zorn der Protagonisten zu. So weit, so unspektakulär.
Was also macht "Last Boy Scout" (beware, ich verschieße flugs mal alles, was ich noch so an Pulver hab) zu DEM DEFINITIVEN FILM seines Genres? Well, duh, sein Grundtenor natürlich. "Last Boy Scout" ist einer dieser seltenen Fälle von absoluter Narrenfreiheit, wie sie einem nur selten unterkommen. "The Spirit (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8728158)" fiele mir da beispielsweise noch ein, aber während dessen Team seine Freiheit dazu ausnutzte, um quasi geschlossen amok zu laufen, haben Black, der stark unterschätzte Tony Scott, der wohl zeitlebens damit zu kämpfen hatte, im Schatten seines Bruders als "der andere Scott" zu laufen, und ganz besonders Hauptdarsteller Bruce Willis ein deutlich tighteres Ding durchgezogen. Nämlich die definitive pechschwarze, zynische, heftig brutale, mysogynistische, zu etwa tausend Prozent menschenverachtende Nummer hier völlig souverän und solide auf die Beine zu stellen. "Last Boy Scout" wirkt wie ein Film aus einem anderen Land, einer anderen Zeit, vielleicht sogar einer anderen Existenzebene, in der es so etwas wie politische Korrektheit niemals gegeben hat und die nicht nach den modernen Regeln des Actionkinos spielen muss. Würde dieser Film heute noch einmal gedreht werden, würde man ihm garantiert einen von beiden Zähnen ziehen, entweder den Humor oder die Brutalität. Entweder wäre Willis' Hallenbeck der knallharte Antiheld, der nie eine Miene verzieht und das Wort "Witz" nicht einmal richtig buchstabieren könnte. Oder man würde all die Szenen brutaler, menschenverachtender Gewalt restlos rauskürzen. Keine Blutspritzer in Nahaufnahme, keine unbeteiligten Passanten, die während einer Autoverfolgungsjagd quasi nebensächlich von der Straße einen Abhang herunter gedrängt werden und wahrscheinlich einen flammenden Tod sterben, kein Bruce Willis, der noch mal ein paar Mal in ein brennendes Autowrack ballert, um sicher zu gehen, dass da drinnen alle tot sind. Was "Last Boy Scout" so großartig macht ist seine brutale Attitüde gepaart mit durchgängigem Humor. Denn der ist glücklicherweise einfach nur fucking hilarious.
Das geht vielleicht nicht immer ganz ohne Suspension of Disbelief einher - Jimmy Dix war gerade Zeuge dabei, wie seine Freundin von diversen Maschinenpistolen gelöchert wurde, reißt fünf Minuten später aber wieder dumme Witze - aber das erwartet sicherlich auch keiner. Nein, was man erwartet, das sind Action, Humor und hin und wieder vielleicht ein paar Hupen. Drittere frühstückt der Film recht schnell ab, den Haken haben wir also schon mal dran gemacht, und auch ansonsten schlägt sich der Film rundum solide. Der Humor wird schnell und konstant abgefeuert, meistens resultierend aus der Interaktion von Willis, dessen Hallenbeck so ungefähr John McClane hoch fufzig ist, völlig abgeranzt aber mit göttlicher Intuition und sagenhaften Fähigkeiten an der Schrotflinte, und Damon Wayans, aus dem wirklich ein Actionstar hätte werden können, wenn er gewollt hätte. Er ist vielleicht kein Will Smith, aber er ist gut. Bei den Dialogen zwischen den beiden Herren zieht Black alle Register, da ist man sich für keinen Witz zu schade und die meisten sitzen auch noch perfekt ("650$? Für eine Hose? Ist da nicht irgendwo noch ein Fernseher eingebaut?"). Und die Action, die davon eingerahmt wird, ist hart und zupackend inszeniert. Der Bodycount ist beachtlich, wenn man natürlich auch nichts der Marke "Phantom Kommando" erwarten sollte. Und, und das kommt noch oben drauf, in der Charakterzeichnung beweist Black durchaus das Feingespür, das ihm beim allgemeinen Plot abgegangen ist. Sowohl Hallenbeck als auch Jimmy haben mehr Tiefe, als man auf den ersten Blick glauben sollte. Klar, keiner von denen ist ein Jean Valjean, aber ihr versteht, was ich meine? Jimmys "Enthüllungsszene" trieb mir sogar die eine oder andere Träne in's Knopfloch.
Also prinzipiell alles gut im Staate Dänemark? Eigentlich ja. "Last Boy Scout" ist kein Film, an den man sich selbst jetzt, nach 22 Jahren, noch wegen dem Plot erinnern würde. Viel mehr ist der Film auf Zelluloid gebannte Coolnes, 1A Männerunterhaltung, Humor und Gewalt auf eine Art und Weise miteinander verbunden, wie sich das schon seit langer Zeit niemand mehr traut. Außerdem bis in die Nebenrollen treffend besetzt mit unter anderem der (immer noch sehr) knusprigen Chelsea Fields, dem herrlich ekligen Taylor Negron und Danielle Harris in einer überraschend wenig nervigen Kinderrolle.
Kommen wir zum Fazit: Wenn man in seinem Leben nur eine einzige Buddy-Actionkomödie sehen möchte, dann sollte es besser "Last Boy Scout" sein. Plot interessiert bei solchen Filmen ja eh nicht, von daher braucht der Streifen sich nicht schelten lassen, denn an allen anderen Ecken macht er seine Sache wirklich wirklich wirklich WIRKLICH gut. Also, anschauen, sonst steckt Joe Hallenbeck euch einen Regenschirm in den Hintern und spannt ihn auf.
Einzelwertungen
Darsteller: 08/10 (Willis im Ultraabgeranztmodus, Wayans gut, Negron fies, alles prima und Harris nervt nicht)
Plot: 04/10 (seichte Korruptions-Verschwörungskiste, die niemanden überraschen oder sonderlich begeistern dürfte)
Effekte: 08/10 (ausreichend rote Farbe, dazu ein paar schicke Explosionen)
Anspruch: 01/10 (Männerunterhaltung par excellence)
Gesamteindruck: 08/10 (hart, fies, zynisch, saulustig, alles drin, alles dran, alles gut)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.8) (www.imdb.com/title/tt0102266/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=WAGPeBs0G1I)
Schattengreif
02.02.2013, 12:17
In Time - Deine Zeit läuft ab
http://upload.worldofplayers.de/files9/Intimefairuse.jpg
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Science-Fiction/Thriller
Regie/Drehbuch: Andrew Niccol
Darsteller: Justin Timberlake, Amanda Seyfried, Cillian Murphy
FSK: 12
Handlung: In einer Zukunft, in der man mit 25 Jahren aufhört zu altern, ist Lebenszeit zur neuen Währung geworden. Ab 25 läuft für jeden Menschen auf seinem Unterarm ein Countdown ab, und während die Armen um jede Minute betteln müssen und reihenweise auf offener Straße sterben, leben die Reichen praktisch ewig. Als Will Salas (Justin Timberlake) in einer der ärmsten Zeitzonen unerwartet 100 Jahre geschenkt bekommt, wechselt er die Zeitzonen und beschließt, die Reichen für all die Ungerechtigkeit bezahlen zu lassen. Mit der Tochter des Vorstands einer der größten Ausbeuter-Unternehmen als Geisel und verfolgt von einem unterbittlichen Zeithüter (Cillian Murphy) versucht er alles, um die Gelegenheit zu nutzen, die er durch seine neue Zeit erhalten hat...
Kritik: Den Trailer dazu hatte ich vor einer Weile mal im Kino gesehen und fand ihn eigentlich ziemlich cool, wobei der Film auf mich schon da den Eindruck machte, als wäre er eben nur Trailer-Material und nicht wirklich etwas, das man sich in voller Länge antun müsste. Na ja, gestern habe ich ihn trotzdem gesehen, und um gleich alles wichtige vorwegzunehmen: nicht viel erwartet, genau das bekommen.
Zuerst einmal ist da die Idee des Films, die bestimmt auch von irgendwo geklaut ist, die ich aber trotzdem richtig klasse finde. Zeit als Zahlungsmittel, das Leben von Stunde zu Stunde ohne Sicherheit, ob es danach noch weitere Stunden geben wird, dazu die unterschiedlichen Zeitzonen, in denen man teils für ein paar Minuten um die Ecke gebracht wird, teils ein Leben nahe der Unsterblichkeit führen kann. Hätte man einen verdammt guten Film draus machen können.
An was scheitert es also?
Öhm, so ziemlich an allem, eigentlich. Der Film schwelgt selbstverliebt in seiner ach so tollen Idee und knallt einem im Sekundentakt irgendwelche "Zeit"-bezogenen Sprichwörter vor den Latz, die jetzt total intelligent auf den Plot gerichtet abgewandelt wurden. Ehrlich, es gab bestimmt keine fünf Minuten, in denen nicht mit bedeutungsvoll-dramatischem Blick "Deine... Zeit (ba-dum-tss) läuft ab" oder etwas ähnliches in die Kamera geflüstert wird.
Der Plot ist kurz gesagt Käse, es wirkt, als hätte man sich während des Drehens die ganze (*flüstern*)... Zeit... umentschieden, was man jetzt eigentlich machen möchte. Mal läuft der Plot auf einen Gangsterfilm im Sinne von Bonny & Clyde zu, dann ist es für zehn Minuten eine Rachestory, und dann doch wieder was anderes, und nichts davon richtig oder gut, so dass die einzelnen Episoden ziemlich lächerlich wirken. Außerdem ist die innere Logik der Welt von "In Time" praktisch nicht vorhanden, ständig fragt man sich, wieso die Figuren nicht dies oder jenes getan haben.
Für einen Film, der wohl ansatzweise intelligent rüberkommen will, ist das schon mal fatal, aber Spannung und gute Action könnten da immerhin noch ein bisschen was rausreißen. Leider bedeutete Action für die Macher scheinbar nur, dass ihre Figuren schnell von A nach B rennen müssen, und Spannung kommt leider trotz ständiger Blicke auf die Uhr so gar nicht auf. Das Todesurteil für einen Film, dessen Plot eigentlich ein einziger Countdown ist. Ach ja, und, herrliche Ironie, das Timing des Films in Actionszenen sowie Dialogen ist richtig schlecht, ganz und gar nicht in time (ba-dum-tss²).
Effekte gibt es ein paar, aber außer einem fürchterlich aussehenden Autounfall und den coolen Uhren auf den Unterarmen eigentlich nichts erwähnenswertes.
Bleiben die Figuren. Bezeichnend, dass ich schon kurz nach dem Ansehen jeden Namen nachschlagen muss... Will Salas ist der Protagonist, gespielt von Justin Timberlake, und uninteressant und unstimmig von Anfang bis Ende. Nicht einmal besonders unsympathisch oder unglaublich schlecht gespielt, einfach nur... meh. Der "mysteriöse" Subplot um seinen legendären Vater, der den Armen geholfen hat und dabei ums Leben kam, ist ziemlich albern, und als Will dann gegen Ende in die Fußstapfen seines Vater tritt und einen Zeitdieb mit dem Trick seines Vaters im Armdrücken besiegt, ist das nur für unfreiwillige Lacher gut. Wieso der Zeitdieb, der mit mehreren Spießgesellen und schwer bewaffnet Will im Schach hält, diesen zum Armdrücken herausfordert und sich dabei im Prinzip seelenruhig umbringen lässt (während des Armdrückens kann der Führende von dem anderen Zeit abheben), anstatt Wills Zeit einfach so zu stehlen, bleibt wohl wie so vieles ein Rätsel.
Dann gibt es noch Amanda Seyfried als Love Interest, die mit Timberlake absolut gar keine Chemie hat. Null. Seyfried mag ich dennoch, nicht nur weil sie gut aussieht, aber hier kann sie einfach nichts retten. Es wird zu bemüht versucht, eine Art Bonny & Clyde aus den Hauptcharakteren zu machen, und das misslingt mit Pauken und Trompeten.
Cillian Murphys Charakter ist sogar tatsächlich cool, zumindest am Anfang, was aber daran liegt, dass er – Überraschung! – von Cillian Murphy gespielt wird. Und einen Ledermantel trägt. Das langt zumindest, um für den halben Film etwas Coolness ins Spiel zu bringen.
Ansonsten hat Olivia Wilde noch einen kurzen Auftritt als Wills Mutter und Johnny Galecki aus "The Big Bang Theory" spielt Wills langjährigen Kumpel, beide verschwinden aber ohne Akzente setzen zu können recht schnell von der Bildfläche.
Darsteller: 6/10 (ich bin nicht gut im Bewerten vom Schauspielleistung, aber Totalausfälle wie Glanzleistungen gab es hier nicht)
Handlung: 3/10 (wenn man die Ausgangssituation mit unter "Handlung" nimmt, die ist nämlich sehr interessant. Der Rest ist im besten Fall unausgegorgen)
Effekte: 4/10 (kaum vorhanden. Die Unterarm-Uhren sind ganz cool, aber hey, das ist wirklich keine große Kunst)
Anspruch: 4/10 (ein paar gesellschaftskritische Bezüge, die aber in Blockbuster-Manier eingestreut/eingehämmert werden)
Gesamteindruck: 5/10 (bin zwischen 4 und 6 gependelt, da der Film wenig richtig, aber auch wenig fürchterlich falsch macht. Mittelschlecht eben)
Fazit: Manchmal gibt es Filme, da bin ich nach dem Anschauen richtig stinkig, weil eigentlich alles im Ansatz gestimmt hat und trotzdem nichts draus geworden ist. Hier ist das zum Glück nicht der Fall, außer der Grundidee stimmt für mich im Prinzip gar nichts. Obwohl ich weiter oben eigentlich keine positiven Punkte nenne ist der Film aber nicht dramatisch schlecht, nur eben absolut... nichtig. Oder anders ausgedrückt: braucht man wirklich, wirklich nicht zu sehen, aber wenn man es doch tut, ist es auch nicht schlimm.
IMDb (6.6) (http://www.imdb.com/title/tt1637688/?ref_=fn_al_tt_1)
Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=fdadZ_KrZVw)
Harbinger
05.02.2013, 13:07
Warm Bodies
http://upload.worldofplayers.de/files9/warm_bodies_poster.jpg
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Horror/Komödie/Liebesfilm
Regie: Jonathan Levine
Darsteller: Nicholas Hoult, Teresa Palmer, Rob Corddry
FSK: Noch ungeprüft (12 oder 16 ist realistisch)
Inhalt: "Es gibt viele Wege, ein Mädchen kennen zu lernen. Das Gehirn ihres toten Freundes zu essen ist da eher unorthodox", weiß R, der weichherzige Zombie zu berichten. Der hat nämlich soeben den guten Perry umgebracht und Teile seines Gehirns verspeist, dadurch ein paar seiner Erinnerungen in sich aufgenommen und weiß deshalb, dass das Mädchen mit der Schrotflinte, in das er sich auf den ersten Blick verliebt hat, Julie heißt. R rettet Julie kurzerhand vor seinesgleichen und sorgt damit unwissentlich dafür, dass das Unleben wie wir es kennen sich von grundauf verändert...
Kritik: Bevor ich zur sachlichen Analyse (*prust*) des vorliegenden Films, der gestern Abend im Rahmen der Sneak Preview über die große Leinwand flimmerte (irgendwie 'nen Lauf in letzter Zeit, erst "The Man With The Iron Fists", dann "Flight", jetzt "Warm Bodies", alle nichts, wo ich unbedingt für größeres Geld in's Lichtspielhaus gepilgert wäre, aber wenn man sie schon mal in der Sneak mitnehmen kann, wieso dann nicht?), will ich mal kurz anmerken, dass ich weder auf irgend welche dämlichen Nekrophilie-Anspielungen noch auf den irgendwo unvermeidlichen "Twilight"-Vergleich eingehen werde. Ersteres, weil's Blödsinn ist, zweiteres, weil ich "Twilight" nicht sah und dieser nicht nur schwerlich das Genre des Liebesfilms erfunden hat, sondern nach allem was ich hörte auch noch kein besonders gloreicher Vertreter dieser Zunft sein soll. So, nachdem wir das aus dem Weg geräumt haben...
"Warm Bodies" also, die Multi Millionen Dollar Produktion (man munkelt, dass etwa dreißig im Spiel waren) von Isaac Marions Bestseller über eine ungewöhnliche Liebe zwischen einem Zombie und einer menschlichen Frau, erzählt aus der Sicht des Zombies selbst. Wer das für ganz besonders außergewöhnlich und/oder Kreativ hält, der hat wahrscheinlich noch nie "Wasting Away", "Dellamorte Dellamore (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4718766)" oder "Return Of The Living Dead 3 (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=8096827)" gesehen, aber what have you, Marions Buch ist vielleicht nicht das erste, das so eine Idee in diese Richtung hatte, aber die Story ist immerhin nicht so abgelutscht, wie viele andere, mit denen sich unsereins dieser Tage herumschlägt. Also will ich mal nicht so sehr meckern, sondern eher unvoreingenommen an den Film heran gehen. Wobei... Unvoreingenommen? Naja, nicht so ganz. Ich meine, ihr kennt mich. Wo immer ein Hype oder unreflektiertes Gebashe auftritt bin ich nicht weit, um die Underdog-Position zu verteidigen. So auch hier. Kaum hallten die ersten "Buäh, Twilight mit Zombies"-Rufe durch's Internet keimte in mir die Hoffnung auf, dass "Warm Bodies" ein guter Film werden würde, um all diesen Vollidioten zu zeigen, wo der Hammer hängt. Natürlich war es nicht nur das, die Trailer ließen tatsächlich etwas durchaus solides vermuten. Vielleicht nicht der gloreiche Wachruf des Zombiegenres, der mal dringend nötig wäre, aber immerhin eine recht frische, unverbrauchte Idee, aus der man etwas memorables machen könnte.
Guess what? Hat auch ungefähr funktioniert. "Warm Bodies" ist ein guter Film, der zwar mit ein paar Schwierigkeiten zu kämpfen hat, glücklicherweise aber so fantastisch beginnt, dass man darüber gerne hinweg sehen kann. Die erste Hälfte des Films ist wirklich grandios geraten. Zwar wird dem Zuschauer schon eine gewisse Suspension of Disbelief abverlangt, was das komplette Grundgerüst angeht, dass R sich eben auf den ersten Blick auf Julie verliebt und das in einer Situation, die jetzt so ungewöhnlich nicht ist (hat er in seinen Jahren als Zombie niemals eine hübsche Frau mit 'ner Schrotflinte gesehen?), sowie die diversen Tatsachen, dass Julie sich mehr oder minder freiwillig mitnehmen lässt und von den anderen Zombies akzeptiert wird, nur weil R ihr ein wenig gammeliges Blut ins Gesicht schmiert, aber okay, kann ich alles irgendwo schlucken. Storytechnisch reißt der Film im Anschluss sicher keine Bäume aus, wer in seinem Leben schon mal einen Liebesfilm gesehen hat, der wird das alles so mitdiktieren können, aber wie es zu tieferen Gefühlen zwischen R und Julie kommt ist solide runtergespult und glaubhaft umgesetzt. Und alleine die Tatsache, dass einer von beiden eher vermindert lebendig ist, sorgt für den einen oder anderen Lacher oder die diversen komischen Situationen. Mind you, "Warm Bodies" ist im Kern keine Komödie. Der Film nimmt sich selbst durchaus ernst und spult seine Story auch durchaus seriös ab. Was es hier zu lachen gibt entwickelt sich aus den Figuren und den Situationen selbst, ist also "glaubhafter" Humor. Und letzten Endes bleibt das große Gagfeuerwerk sicher auch aus. Es gibt immer mal wieder was zu lachen oder schmunzeln, aber auf Seitenstechen oder wunde Schenkel muss man sich nicht einstellen.
Wie gesagt, so weit alles in Ordnung, cooles Setup, gute Effekte was die Boneys (die fiesen Knochenzombies) angeht, sympathische Figuren und sehr gute Darsteller, vor allem Nicholas Hoult ist großartig als R, Teresa Palmer zieht sich achtbar wenn auch nicht besonders auffällig aus der Affäre, die wahre Offenbarung ist allerdings Rob Corddry als Rs bester Kumpel M. Etwas mehr Härte wäre wohl drin gewesen, aber so verkehrt ist das jetzt auch nicht. Nein, es ist die zweite Hälfte, an der "Warm Bodies" beinahe scheitert. Ihr wisst schon, der weltverändernde Krempel, den die Beziehung zwischen R und Julie lostritt. Das Problem daran ist, "Warm Bodies" ist zu kurz für dieses sujet. Dass der Film es sich anfangs in Sachen Worldbuilding recht einfach macht und mal davon ausgeht, dass wir die Ausgangslage schon kennen (irgendwo zwischen "Land of the Dead" und "28 Weeks Later (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=5097933)" liegt man schon ganz richtig) mag in den ersten Minuten recht vorteilhaft sein, da man knallig loslegen kann und nirgendwo den Drive rausnehmen muss, im weiteren Verlauf fehlt dadurch aber einfach die nötige Portion Epik, um die "Neuordnung der Dinge, die wir als gegeben akzeptiert haben"-Karte mit dem nötigen Gewicht auszuspielen. Da wir die Welt nie wirklich aus der Perspektive der Leute, für die diese Neuordnung einen Unterschied machen würde, kennen lernen, kriegen wir halt kein Gefühl dafür, was es für diese bedeuten würde. In der ersten Hälfte ist "Warm Bodies" einfach zu klein und zu intim, als dass die Ausweitung des Scopes ohne Verlust über die Bühne gehen würde. Und so blieb bei mir zu Beginn des Abspanns ein doch eher unbeeindrucktes Gefühl zurück, so als wäre - milder SPOILER voraus, aber eigentlich dürfte sich diese Plotentwicklung ja eh schon jeder gedacht haben - die Welt nach einem Wochenende Zombieapokalypse ohne weitere Probleme wieder auf die Beine gekommen. SPOILER Ende.
Ich will dem Film jetzt nicht unbedingt so sehr einen Strick draus drehen, da das Ende zwar vielleicht etwas unterwältigend daher kommt, aber sich ein paar Dinge traut, die man so lange nicht in Film und Fernsehn gesehen hat. Und auch sonst ist "Warm Bodies" im kleineren Rahmen wie gesagt ein unterhaltsamer und gar nicht so wenig ergreifender Film. Die Liebesgeschichte ist kompetent durchgezogen, die Darsteller sind achtbar, die Figur des M wirklich memorabel und extrem cool... Es ist natürlich prinzipiell eine schöne Idee, das ganze dann auszuweiten und eine "Liebe kann die Welt verändern"-Botschaft dran zu tackern, aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass der Film als ganzes auf einer weniger großen Ebene besser funktioniert hätte.
Kommen wir zum Fazit: "Warm Bodies" ist ein guter Film, Punkt, aus, Ende. Kein sehr guter, kein fantastischer, kein Film, der das Zombiegenre aus dem Wachkoma holt und eher einer, der sich durch wirklich gute Einzelaugenblicke deffiniert, als durch ein überzeugendes übergreifendes Gesamtkonzept. Das bröckelt nämlich in der Mitte auseinander. Die einzelnen Augenblicke sind allerdings teilweise so gut, dass es sich wirklich lohnt, den Film allein dafür anzuschauen. Man sollte halt nicht erwarten, einen neuen Kandidaten in die eigene Topliste mit aufnehmen zu dürfen.
Einzelwertungen
Darsteller: 08/10 (Nicholas Hoult ist großartig als R, Malkovich spielt den fiesen General wahrscheinlich selbst mit vierzig Fieber und drei amputierten Beinen noch, die wahre Offenbarung ist der großartig Rob Corddry)
Plot: 06/10 (ist ja nicht so, als ob man die Story nicht schon kennen würde, aber sie wurde schon weniger überzeugend erzählt)
Effekte: 06/10 (die Boneys sind kompetent, etwas mehr Blut und Gekröse hätte drin sein dürfen)
Anspruch: 05/10 (kein Romero, aber Levine hat verstanden, dass das Zombiegenre nicht ganz hirntot sein muss)
Gesamteindruck: 6.5/10 (kann man sich durchaus ein bis fünfmal anschauen)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.4) (http://www.imdb.com/title/tt1588173/)
Link zum Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=gGRHrr6IYdg)
Tawarien
08.02.2013, 23:14
Old Men in new Cars
http://upload.worldofplayers.de/files9/29___Old_Men_in_new_Cars_klein.jpg
Start: 2002
Genre: Schwarze Komödie
Regie: Lasse Spang Olsen
Schauspieler: Kim Bodina, Torkel Petersson, Iben Hjejle
Plot:
Harald kommt aus dem Gefängnis frei. Als Empfangskomitee warten nicht wie gedacht seine beiden Köche Martin und Peter auf ihn, sondern die örtliche Balkanmafia, angeführt von Ratko. Dieser macht ihm unmissverständlich klar, dass er noch einen Haufen Schulden abzuzahlen hätte und gibt ihm eine Woche, es aufzutreiben. Zuhause in seiner Küche, nach einer langen Busfahrt, angekommen, sieht er einen ihm unbekannten Mann an der Elektronik arbeiten: Vuk. Laut Martin und Peter ein Cousin von Ratko, der will, dass Vuk Arbeit hat. Er wirft ihn erst mal hochkant raus. Außerdem erfährt er, dass sein Ziehvater Monk wegen Leberversagens im örtlichen Krankenhaus und wohl gleichzeitig im Sterben liegt. Beim selbstverständlichen Anstandsbesuch erklärt dieser Harald, er wünsche sich eigentlich nur noch eine Sache: Einmal seinen erwachsenen Sohn zu sehen. Dieser sitzt allerdings in Schweden in einem Sicherheitsgefängnis. Natürlich macht sich Harald auf den Weg, Ludvig, Monks Sohn, zu holen, nichtsahnend, dass dieser eigentlich wegen fünffachen Frauenmordes sitzt. Gleichzeitig versucht er für Monk eine Ersatzleber samt Operationstermin in Ecuador zu organisieren, die Balkanmafia mit Versprechen, Vuk doch weiterhin zu beschäftigen, zu besänftigen und später noch mit der durchgeknallten Mille, die dann irgendwie ein Auge auf Ludvig geworfen zu haben scheint, klarzukommen.
Über den Film:
Old Men in new Cars – oder In China essen sie Hunde 2 – hört im Prinzip da auf, wo Teil 1 aufgehört hat. Beziehungsweise umgekehrt, handelt es sich hierbei eigentlich um ein Prequel zu grade genanntem Film. Aber streng nach dem Prinzip: Mehr vom Gleichen. Abstruse Situationen, übertriebene Stunts, seltsame Pläne, die zum nach-hinten-Gehen verurteilt sind, schräge Charaktere, die eigentlich nie so selbst wirklich zu wissen scheinen, was sie gerade tuen und das alles mit dem typischen schwarzen Humor gewürzt. Allerdings heißt in diesem Fall „mehr vom Alten“ nicht direkt gleich gut. Zwar fühlt man sich, falls man zu Teil Eins ein Gefühl aufgebaut haben sollte, relativ direkt wieder zuhause, dennoch fehlt der große, schöne Rahmen, den In China essen sie Hunde noch umgeben hat. Alles wirkt noch anarchischer als im Vorgängerfilm, vieles läuft ziemlich gleich ab. Ob von den Running Gags, wie dem armen Vuk, der es dauernd abbekommt oder auch vom generellen Aufbau, dass ein fehlgeschlagener Plan direkt in eine neue, noch verrücktere Situation mündet, die erwahrungsgemäß genauso ausgehen wird.
Technisch gesehen hat sich nicht viel getan, alles wirkt zwar etwas versierter, auch Kim Bodina und seine Kollegen machen ihre Sache etwas besser als in Teil 1, aber größtenteils bleibt es doch auf ähnlichem Niveau. Aber immer dem Film an sich angemessen.
Meinung:
Wer mit In China essen sie Hunde spaß hatte, wird das auch mit Old Men in new Cars. Beim direkten Vergleich – wie er bei direkten Nachfolgern ja doch angebracht ist – bleibt er zwar etwas hinter ihm zurück, sehenswert für Fans des ersten Teils und Fans von abstruser Komik bleibt er dennoch. Die übertriebenen und immer unrealistischeren Szenen fügen sich dabei gut ins Gesamtbild ein und wer diese nicht hinterfragt wird auch seine Freude hierbei haben. Eine seltsam humoristische Mischung aus Tarantino und GTA.
IMDB: 6.7
Darsteller: 7/10
Plot: 6/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 7/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=JEoWV_lLQvk)
Trailer (ORG) (http://www.youtube.com/watch?v=_NuUnJ5WL1g)
Amazon (http://www.amazon.de/Old-Men-New-Cars-China/dp/B002XC3JL0/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1360365116&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/02/old-men-in-new-cars.html)
Tawarien
13.02.2013, 00:04
Dänische Delikatessen
http://upload.worldofplayers.de/files9/30___D_nische_Delikatessen_klein.jpg
Start: 2003
Genre: Drama, Komödie
Regie: Anders Thomas Jensen
Schauspieler: Nikolaj Lie Kaas, Mads Mikkelsen
Plot:
Drangsaliert von ihrem Arbeitgeber, dem Metzger Holger, wollen seine beiden Gesellen Bjarne und Svend ihre eigene Metzgerei eröffnen. Allerdings fehlt ihnen dazu das nötige Geld. Svend hat vor, sein Haus zu beleihen, aber Bjarne, der nicht wirklich viel Besitzt sein eigen nennen kann, weiß nicht, woher er das Geld nehmen soll. Außer, seinem verhassten und geistig behinderten Zwillingsbruder, der seit einem Autounfall, in dem auch deren beide Eltern und Bjarnes Frau ums Leben kamen, im Koma liegt, den Saft abzudrehen. Dadurch würde er an das Geld seiner Eltern kommen. Gedacht, getan, und somit ist genügend Geld da, um von Häuser-Hans, dem örtlichen Immobilienmakler eine Metzgerei zu kaufen. Doch leider bleibt der erhoffte Erfolg aus. Auch die Elektronik in der Kühlkammer ist alles andere als in Ordnung, also muss ein Elektriker ran. Da die Arbeit lange dauern wird, wie er Bjarne prognostiziert, ist er auch noch gegen Feierabend am Arbeiten. Nichtsahnend schließt Svend die dunkle Kühlkammer ab, nur um am nächsten Morgen den Elektriker erfroren drin wiederzufinden. Gleichzeitig steht der ehemalige Arbeitgeber und Ausbilder der beiden vor der Theke und verhöhnt das „gut laufende“ Geschäft und bestellt für sich und eine Grillveranstaltung bei ihm Fleisch. In Panik vermetzgert Svend das Bein des Elektrikers, legt es in seine Marinade ein und lieferte es Holger. Plötzlich gewinnt die Metzgerei aufgrund des leckeren Fleisches massiv an Aufmerksamkeit und ihre Delikatesse „Killer-Jiller“ entwickelt sich zum Verkaufsschlager!
Über den Film:
Ein in der Schule Gehänselter, in Stresssituationen zu Schweißausbrüchen Neigender und generell sehr unter Selbstzweifel Leidender und ein Mann, der vor sieben Jahren in einem Autounfall, an dem sein geistig behinderter Zwillingsbruder schuld war, Eltern und Frau verloren hatte, landen „den großen Hit“. Mehr durch Zufall kommt ihre Metzgerei zum Laufen, sei es auch mit sehr fragwürdigen Mitteln. Zum Film selbst gibt es relativ wenig zu sagen, er ist ziemlich straight-forward, die Beweggründe der einzelnen Charaktere werden durch stellenweise recht detaillierte Vergangenheitsbeschreibungen – größtenteils – glaubwürdig dargestellt. Bjarnes Hass auf seinen, bald wieder richtig lebenden, Zwillingsbruder und Svends Gier nach Aufmerksamkeit und Beliebtheit, der Konflikt der Beiden untereinander über das, was sie da eigentlich verkaufen. Beide Rollen werden von Kaas, als lebensüberdrüssigen, aber teilweise doch nach Liebe in Form von Astrid suchenden Einzelgänger und vor allem Mikkelsen als psychisch labilen Unsicherling, der seine Aussagen meist mit Phrasen wie „das kannst du mir Glauben“ oder „so ist es eben“ zu unterstützen versucht, sehr gut verkörpert. Erzählerisch gut ist auch jeder weitere Schritt zu einer neuen Leiche, die es der Stadt vorzusetzen gibt, die Verhältnisse einzelner Personen und vor allem das von Bjarne und Svend, bei dem ich das Gefühl nie loswurde, gegen Ende noch eine Fight-Club’sche Auflösung zu erfahren.
Meinung:
Sehr makaber, aber glaubwürdig wird die Geschichte erzählt. Im Vordergrund ihre Metzgerei und die „Killer-Jiller“, die oft aber zugunsten der Beziehungen und Beweggründe der Personen zurücktritt. Dass gegen Ende klar wird, dass nicht das Fleisch, sondern Svends Marinade am Erfolg der Delikatessen Schuld war kehrt die groteske Stimmung wieder um und gibt dem Film im Gegensatz zum bisher Gesehenen einen moralischeren Touch. Dänische Groteske, delikate Filmunterhaltung.
IMDB: 7.2
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: 5/10
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 8/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=2g-SvMMfoyo)
Amazon (http://www.amazon.de/D%C3%A4nische-Delikatessen-Nikolaj-Lie-Kaas/dp/B0006U56SK/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1360713767&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/02/danische-delikatessen.html)
Tawarien
26.02.2013, 21:21
Adams Äpfel
http://upload.worldofplayers.de/files9/31___Adams__pfel_klein.jpg
Start: 2005
Genre: Drama, Komö
Regie: Anders Thomas Jensen
Schauspieler: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen
Plot:
Der Neonazi Adam wird aus dem Gefängnis entlassen und zur Bewährung in die Obhut von Ivan, dem Pfarrer einer ziemlich ländlichen Gemeinde, unterstellt. Dieser empfängt ihn völlig unvoreingenommen und freundlich und bleibt auch dabei, im Gegensatz zu Adams aggressiv-zynischer und ablehnender Art. Da jeder seine Aufgabe hat, wie Ivan sagt, fragt er Adam, welche den seiner Meinung nach seine hier sei. Um ihn aufzuziehen antwortet dieser, er wolle einen Apfelkuchen backen. Nicht davon irritiert unterstellt Ivan ihm damit die Obhut über den Apfelbaum, den er pflegen solle und, wenn die Äpfel reif sind, seinen Kuchen backen.
Gunnar, ein alkoholsüchtiger Kleptomane und ehemaliger Tennisspieler und Khalid, ein arabischer Tankstellenräuber, sind ebenfalls in Ivans Kirche untergebracht und seiner Meinung nach auf dem besten Weg der Besserung. Doch schon schnell merkt Adam, der in seinem Zimmer direkt das Kreuz Chrisi durch ein Bild von Hitler ausgetaucht hat, dass die angeblich erfolgreichen Resozialisierungsmaßnahmen Ivans wohl doch nicht so fruchten, wie er selbst zu glauben scheint. Gunnar trinkt einen Schnaps nach dem anderen und Khalid plant schon wieder den nächsten Überfall. Als dann auch noch Ivans Sohn zu besucht kommt, seiner Meinung nach ein wilder Springinsfeld und Kerngesund, in Wirklichkeit aber, weil gelähmt, an den Rollstuhl gefesselt ist, wird ihm klar, dass hier was ganz und gar nicht Stimmen kann.
Vom Dorfarzt erfährt Adam den Grund für Ivans scheinbar zwanghaftes Gutmenschentum: Dieser wurde als Kind mehrfach vergewaltigt, seine Frau beging Suizid, weil ihr Kind behindert ist und er selbst hat einen Hirntumor, welcher ihn bei negativen Gedanken umzubringen scheint. Zwanghaft diese Schicksalsschläge leugnend geht Ivan seitdem durch die Welt.
Adam sieht dies nun aus Herausforderung, Ivan zu brechen und beginnt einen verhängnisvollen Machtkampf …
Über den Film:
Gegensätzlicher könnten die beiden Hauptcharaktere nicht konzipiert sein. Das klassische Gut gegen Böse Prinzip, und zwar sehr zugespitzt, wird in Adams Äpfel behandelt. Ein ehemaliger, strafgefangener Neonazi und ein zwanghaft gutmenschlicher Pfarrer. Beides sehr passende, wenn auch sehr konstruierte, Symbole. Einer hält bei Ohrfeigen auch die andere Backe hin, der andere fühlt sich dadurch provoziert und schlägt direkt wieder zu. Ein Verhaltensweisen diktierter Teufelskreis. Passend gewählt sind Thomsen als aggressives Arschloch und Mikkelsen als Zwangsheiliger. Die groteske Atmosphäre wird durchzogen von metaphorischen Bildern des Apfelbaumes, dessen Zustand immer der Stimmung des Films und dem Zustand von Ivans Gesicht wiederspiegelt.
Meinung:
Herrlich komisch, ziemlich grotesk und philosophisch angehaucht sieht man in Adams Äpfel eine konstruierte Version des Klassischen Gut / Böse Prinzips. Im dauernden Hin und Her zwischen Heile Welt Sicht und mutwilliger Zerstörung zieht sich eine abgedrehte Filmspirale bis zum dramatischen Ende und darüber hinaus. Spaßige Parabel über das klassischste aller Themen.
IMDB: 7,8
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 9/10
Gesamteindruck: 8/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=NnWq48BnIi8)
Amazon (http://www.amazon.de/Adams-%C3%84pfel-Ulrich-Thomsen/dp/B000NVLHOY/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1361913619&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/02/adams-apfel.html)
Harbinger
10.03.2013, 11:22
Astaron - Brut des Schreckens
http://upload.worldofplayers.de/files9/astaron.jpg
Erscheinungsjahr: 1980
Genre: Sci-Fi/Horror/Splatter
Regie: Luigi Cozzi (als Lewis Coates)
Darsteller: Ian McCulloch, Louise Marleau, Marino Masé
FSK: 18
Inhalt: Im Hafen von (wie könnte es anders sein?) New York treibt ein führerloses Schiff herum ("Woodoo (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=19666307&viewfull=1#post19666307)", ick hör dir trapsen...). An Bord ein Haufen irgendwie von innen heraus explodiert aussehender Leichen und ein Haufen grüner Dinger, die frappierend an Eier erinnern. Und hastenichgesehen, schon geht eins davon auseinander, versprüht grünen Glibber über einen Haufen Doktoren und Polizeibeamter und in Sekundenschnelle fliegen denen blutig die Bauchdecken weg. Bundesagentin Stella Holmes ermittelt und macht sich gemeinsam mit Tony Aris, dem einzigen Überlebenden der spontanen Verpuffung im Unterdeck, sowie dem abgehalfterten Ex-Astronauten Hubbard, der vor seiner unehrenhaften Entlassung Stein und Bein schwor, genau solche grünen Dinger auf der Oberfläche des Mars gesehen zu haben, auf nach Südamerika, um herauszufinden, wo die tödliche Ladung her kam...
Kritik: Ja ja, ich weiß schon, die letzten Male schrabbten wir wieder haarscharf dran vorbei, also packen wir den Count doch lieber wieder weg von den hochbudgetierten Blockbuster-Produktionen und hin zum italienischen Schotterkino, da, wo er nichts kaputt machen kann, was irgend jemandem gefallen könnte. Fine, we'll play it your way. Also "Astaron - Brut des Schreckens", eine 1980 entstandene deutsch-italienische Co-Produktion, die Gerüchten zufolge Kapital daraus schlagen wollte, den kurz zuvor in den Kinos gelaufenen "Alien" abzurippen. Ob und wenn ja inwiefern dieser Versuch von Erfolg gekrönt war weiß mal wieder keine Sau, ich zweifle aber dezent dran, denn wie quasi 90% meiner Leser (ja, alle beide) durch ihr irritiertes Stirnrunzeln beweisen werden, ist "Astaron" quasi komplett aus dem kollektiven Gedächtnis des Kinopublikums verschwunden. Mit Ausnahme der üblichen Gorebauern halt, denen auf die wegfliegenden Bauchdecken einer abgeht. Davon hat der Film schon einige zu bieten. Darüber hinaus auch sonst noch was?
Naja... Sagen wir mal so, ganz klares Jain. "Astaron" ist alles in allem ein sehr merkwürdiger Film, prinzipiell genau so, wie man ihn von den Splatter-Italienern erwartet, insofern er ziemlich blöde, nicht besonders konsequent und gar nicht mal so besonders gut gemacht ist. Aber andererseits - und das ist wohl seiner größte Stärke - nervt er halt gar nicht mal wirklich. Mit einer titanischen Länge von 79 Minuten (in der gekürzten deutschen Version, allerdings fehlen hier keine Splattereffekte, anstatt dessen wurde eine ganze Wagenladung von Panoramaaufnahmen und ähnlichen WIRKLICH wichtigen ähnlichen Dingen herausgeschnitten, was angeblich dem Film deutlich zugute kommt) geht das Ding recht flott rum und wenn man dabei sein Gehirn nicht zu sehr anstrengt, dann kann man diese Zeit schon recht vergnüglich verbringen.
Die größten Probleme stecken hier natürlich wie in quasi jedem italienischen Film (mit Ausnahme von "Dellamorte Dellamore (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=4718766)") im Drehbuch. Ich rede jetzt nicht mal unbedingt davon, dass der Film uns über weite Strecken im Unklaren lässt, WIE Sci-Fi er jetzt eigentlich sein möchte. Okay, die Szene, in der Cop Aris in einem irgendwie halb futuristisch anmutenden Bunker zwecks Befragung festgehalten wird hob schon erste Augenbrauen (genau wie die merkwürdigen Kampfanzüge der Elite-Polizisten bei der Lagerhallen-Schießerei), aber als dann das erste Mal von Marsexpeditionen und ähnlichem salbadert wurde, da tauchten doch richtige Fragezeichen auf. Aber okay, ist halt so. Auch die Elemente, die - völlig planlos - von "Alien" abgeschaut wurden, kann ich verschmerzen. Eigentlich ist das einzige, was kopiert wird, das Explodieren von Bauchdecken, sowie die Eier. Wie gesagt aber ziemlich planlos. Bei "Alien" machte es wenigstens Sinn, da kamen aus den Eiern Facehugger raus, die imprägnierten Menschen und dann flog denen die Bauchdecke weg, weil das Alien da raus kam. Hier explodieren die Eier, verprühen grünen Glibber und die Leute sterben halt einfach, indem sie von innen heraus explodieren. Wozu? Weshalb? Warum? Wäre ein simples Gift, das die Opfer einfach umfallen lässt, nicht so ungefähr genau so wirkungsvoll? Naja, wurscht. Was viel schwerer ins Gewicht fällt, ist die Tatsache, dass sich im kompletten Mittelteil quasi nichts tut. Zwischen dem recht flotten Auftakt und dem sehr gefälligen Showdown passiert einfach wirklich NICHTS. Keine Ermittlungsarbeit, kein wirkliche Konfliktpotential, nichts und wieder nichts. Der zweite Akt ist ein komplettes plottechnisches Vakuum. Dadurch "passiert" "Astaron" ganz einfach. Es gibt nicht besonders viel, was die Aufmerksamkeit des Zuschauers irgendwie fesseln würde. Was vielleicht andererseits ganz gut ist, weil man so nicht zu sehr über die Blödheiten des Skripts nachdenken muss. Der Badmovies-Doc empfahl in seinem Review übrigens jedem, der nur wegen den Sudeleien gekommen ist, den kompletten Mittelteil vorzuspulen, da da sowieso nix in der Richtung passiert. Ich kann das eigentlich insofern ausweiten, dass es NIEMANDEM schaden würde, den zweiten Akt zu überspringen. Da passiert nämlich wie gesagt so oder so überhaupt nichts.
Was das jetzt aber eigentlich für den kompletten Film bedeutet? Nicht so unendlich viel. Wie gesagt, "Astaron" geht (in seiner deutschen Inkarnation) gerade mal 79 Minuten, deswegen ist der inhaltsbefreite Mittelpart halt auch nicht so besonders lang ausgefallen. Allgemein ist der Film halt prinzipiell lediglich ein Timewaster und dadurch, dass er so kurz ist, ein mittelschwer patenter. Und ein bischen was zu bieten hat er auch noch. Die technische Seite ist nämlich so inkompetent nicht. Klar, wenn man sich das höchstwahrscheinlich aus Pappe und ein paar Plastikknöpfen zusammengetackerte Computerboard in der geheimen Pentagon-Forschungsstation (die abgesehen davon komplett leer ist) anschaut, dann halt doch. Aber wenn man sich die Sudeleien anschaut, die im ersten und letzten Akt abgefeiert werden, dann sind die doch sehr ordentlich. Etwas störend erweist sich hier die Uuuuuuuultraaaaaaazeeeeiiiiitluuuuuuupeeeeeee die des öfteren eingesetzt wird, wenn mal wieder jemand umgekrempelt wird. Manchmal wirkt das ganz cool, aber oft wird zu lange draufgehalten, so dass es halt leicht bescheuert aussieht, wenn derjenige dann in Zeitlupe umkippt, auf dem Boden aufschlägt, etc. pp. Hat was von "Passadeeeeee... Passadeeeeee... Passadeeeeeee..." wenn ihr versteht, was ich meine. Aber ansonsten sind die Bauchexplosionen manierlich umgesetzt und auch den einen oder anderen ordentlichen Shootout, sowie ein paar Szenen, die wirklich einfach nur gut aussehen, bekommt der Zuschauer geboten.
Und auch auf Darstellerseite habe ich durchaus schon schlechteres erlebt. Ian McCulloch macht als abgehalfterter Säufer einen deutlich bessere Figur, als wie in "Woodoo (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=19666307&viewfull=1#post19666307)", wo er den charmanten Reporter geben sollte. Louise Marleau, die deutlich älter als ihre 36 Lenze aussieht, sowie Marino Masé sind okay, wobei zweiterer in Sachen komisches Timing halbwegs versagt. Der Höhepunkt der Darstellerriege ist allerdings unser Export und aktueller "Traumschiff"-Kapitän Siegfried Rauch als Bösewicht Hamilton. Rauch - übrigens ein guter Kumpel von Steve McQueen und deshalb oft in dessen Filmen anzutreffen - ist großartig als halb-alientechnisch-parasitär-kontrollierter Fiesling.
Die Musik von "Goblin" ist übrigens irgendwo zwischen "brauchbar" und "entsetzlich" einzuordnen, aber das dürfte wohl niemanden überrascht haben. Bleibt nur noch zu sagen...
Kommen wir zum Fazit: Man kann 79 Minuten durchaus schlechter als mit "Astaron - Brut des Schreckens" vergeuden. Ordentliche Effekte, Siegfried Rauch und eine Straffe Spielzeit trösten da problemlos darüber hinweg, dass man den Film wohl eher anschaut, als aktiv verfolgt (um es mit Mark Kermodes Worten zu sagen: "There is a difference between watching a movie and looking at a movie"). Es wird niemandem schaden, "Astaron - Brut des Schreckens" gesehen zu haben. Genau so, wie es niemandem schaden wird, ihn nicht gesehen zu haben.
Einzelwertungen
Darsteller: 06/10 (für einen italienischen Film eine halbe Sensation, Siegfried Rauch sei's gedankt)
Plot: 03/10 (geht irgendwo in der Mitte verloren und ward fortan nicht mehr gesehen)
Effekte: 06/10 (die Bauchplatzer sind cool, der Rest... naja)
Anspruch: 01/10 (it's italian gore-stuff, duh)
Gesamteindruck: 06/10 (okay, wenn auch vergessenswert)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.1) (http://www.imdb.com/title/tt0082000/?ref_=fn_al_tt_6)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=jiaf8AHldSs) (nicht unbedingt für zartbesaitete...)
Die DVD bei Amazon.de
Tawarien
20.03.2013, 23:22
The Cabin in the Woods
http://upload.worldofplayers.de/files9/32___The_Cabin_in_the_Woods_klein.jpg
Start: 2011
Genre: Horrorkomödie
Regie: Drew Goddard
Schauspieler: Chris Hemsworth, Kristen Connolly
Plot:
Fünf Freunde, die strebsame Dana, der Sportler Curt, seine blonde Freundin Jules, der Kiffer und Verschwörungstheoretiker Marty und der ruhige und intelligente Holden machen sich auf für ein Wochenende Abgeschiedenheit und Spaß in Curts Cousins Hütte im Wald. Ohne Handyempfang und anderen Kontaktmöglichkeiten zu anderen Menschen …
Über den Film:
„Oh nein, nicht schon wieder sowas …“ Mag jetzt der ein oder andere beim Lesen des kurz angerissenen Plots denken. Doch, genau sowas. Und sehr viel mehr! The Cabin in the Woods fängt eigentlich dort erst an, wo andere Horrorfilme, die sich neben Klappentext auf der DVD auch noch sonst so ziemlich alles teilen, aufhören.
Der klischeehafte Horroreinheitsbrei wird in diesem Film ganz bewusst an vorderster Front aufgeführt, mit einer Erklärung versehen und damit super parodiert. Warum ist die sexy Blonde, die es als erstes erwischt eigentlich immer blond? Wieso trennen sich die Protagonisten, obwohl es doch offensichtlich die dümmste Idee ist? Und was ist mit der „Jungfrau“? Ich merke schon selbst, ich schreibe etwas um den heißen Brei herum, aber eigentlich nur, weil ich gar nicht so viel verraten möchte. Die Meta-Ebene, um die The Cabin in the Woods im Vergleich zu Standard Horrorkost erweitert wurde, ist einfach viel zu grandios und lustig um einfach nur beschrieben zu werden. Ein – relativ – unverbrauchten Cast und gute Technik tragen ihr Übriges bei.
Die Absurdität und Einheitlichkeit des Genres wird in eine Erklärung eingebettet, die die Sache an sich in noch Absurdere Ebenen katapultiert.
Meinung:
Was, mit Absicht, mehr oder weniger bekannt anfängt entwickelt sich schnell, wenn auch nicht unbedingt ganz offensichtlich in etwas viel Größeres. The Cabin in the Woods spielt mit Klischees und treibt diese auf herrliche Art auf die Spitze. Wie schon geschrieben, viel weiter möchte ich hier gar nicht ins Detail gehen, dafür lohnt sich der unvoreingenommene voreingenommene Blick nach lesen des Kurzinhaltes viel zu sehr. Die Legitimation des Einheitsbreis und die Parodie desselben in Einem!
IMDB: 7,2
Darsteller: 8/10
Plot: 9/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 9/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=00mAdpmASkU)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=WPfM02GrCMk)
Amazon (http://www.amazon.de/The-Cabin-Woods-Kristen-Connolly/dp/B009ANP6MK/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1363821681&sr=8-1)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/03/the-cabin-in-woods.html)
Harbinger
21.03.2013, 12:09
Rubinrot
http://upload.worldofplayers.de/files9/rubinrot_film_21112012_plakat_jpg_104724.jpg
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Fantasy
Regie: Felix Fuchssteiner
Darsteller: Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Veronica Ferres
FSK: 12
Inhalt: Gwendolyn hat's nicht leicht, lebt sie doch bei ihrer äußerst traditionell veranlagten Großmutter, die sich schon jedes mal aufregt, wenn die junge Dame nur den Mund aufmacht, und sowieso ist sie eher Außenseiterin der Familie, die sich voll und ganz auf ihre Cousine Charlotte, die mit dem Familieneigenen Zeitreise-Gen (seriously) geboren wurde und deswegen von einer mysteriösen Geheimloge auf eine noch mysteriösere Mission vorbereitet wird. Als sich rund um Gwendolyns sechzehnten Geburtstag seltsame Vorkommnisse häufen fragt sie sich allerdings, ob nicht vielleicht doch sie diejenige mit besagtem Gen ist...
Kritik: Zeitreise-Gen. Echt wahr. Was es nicht alles gibt.
Ich will nicht unbedingt behaupten, dass nach dem diesjährigen Kinoforums-CT mein Filmbedarf für ein Wochenende nicht gedeckt worden wäre. Aber wenn Madame in's Kino will und auch noch ein paar Freikarten unterm Schreibtisch liegen (hat gut und gerne eine Stunde gedauert, bis ich die Dinger endlich gefunden hatte), dann sagt aalten Count eher selten Nein. Also am montäglichen Abend zum Mainzer Cinestar gepilgert und quasi für umsonst die aktuellste Ausgabe einer Jugendfantasyliteraturverfilmung in Augenschein genommen.
Was "Rubinrot" von der großen Masse (mit Ausnahme von "Tintenherz (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=19375772)" so halb) abhebt ist die Tatsache, dass es sich nicht nur um ein deutschsprachiges Buch sondern auch um eine deutsche Produktion handelt. Und nicht nur auf dem Papier und vielleicht Produzentenstuhl deutsch wie im Falle von so Dingern wie dem aktuellen "Die drei Musketiere", wo man dann hat vielleicht in Deutschland dreht, aber wieder alles was Rang und Namen hat (oder vielleicht auch nicht) aus Übersee heran karrt. Nein Sir, "Rubinrot" ist durch und durch Deutsch. Mit deutschem Regisseur, deutschen Darstellern, gedreht auf Deutsch... Nur spielen tut das Ding in England. London, um genau zu sein. Lasst mich mal ein paar direkte Worte an jemanden richten... Frau Gier, darf ich Kerstin sagen? Bitte, ich verstehe ja den Reiz daran und kann auch halbwegs einsehen, dass man, wenn man auf den internationalen Massenmarkt schielt, man mit einem Hans-Peter oder einer Sieglinde nicht besonders viel reißen kann. Aber haben Sie eigentlich mal darüber nachgedacht, wie verfickt scheiße das klingt, wenn urdeutsche Darsteller sich mit britischen Namen ansprechen und gekünstelte "Grandpas" oder "Madams" hauchen? Lassen Sie mich Ihnen ein wenig auf die Sprünge helfen: WIRKLICH verfickt scheiße. Ehrlich wahr, ich konnte jedes Mal nur mit den Zähnen knirschen, wenn die Akteure verzweifelt so taten, als ob sie vom Scheitel bis zur Sohle britisch wären, da fühlte ich mich jedes Mal an den neusten Rosamunde Pilcher auf ZDF erinnert. Das MUSS doch nicht sein. Ich meine, es ist ein deutsches Buch von einer deutschen Autorin. Warum kann man's dann nicht auch einfach in Deutschland spielen lassen? Abgesehen von szenischen Aufnahmen wie dem Tower of London, die man dann halt gezwungenermaßen nicht hätte drin haben können, weil der Kirchturm von Hintertupfingen nicht ganz so malerisch daher kommt, konnte ich beim Genuss von "Rubinrot" nicht einen einzigen Grund erkennen, warum das Ding UNBEDINGT auf der Insel spielen müsste.
Und auch sonst geht das Skript ein paar eher unschöne Irrwege. Ich meine, Zeitreise-Gen, okay, schön und gut, kann ich mich mit arrangieren, ich habe schon seltsamere Dinge in Film und Fernsehn gehört und gesehen. Wenn dieses Plotdevice dann aber so unendlich Faul ins Skript gekackt wird, dann kann ich einfach nur noch mit dem Kopf schütteln. Ich meine, nach der obligatorischen Pre-Title-Sequenz (™ - muss man ja heutzutage haben) stellt uns Protagonistin Gwendolyn uns ihre duhuuuuuurchgeknallte Familie vor. Oh, und die Rothaarige da hat ein Zeitreise-Gen. Weiter im Text. Dieser ganze Handlungsstrang, der halt prinzipiell der elementarste des Films ist, wird einfach viel zu gleichmütig aufgenommen. Von jedem. Als Gwendolyn dann schließlich ihrer besten Freundin eröffnet, dass sie durch die Zeit springen kann, reagiert die selbstverfreilich nicht mit einem "Verarsch mich nicht" oder der Alarmierung diversester Männer mit weißen Jacken, sondern will halt einfach ein paar Fotos von Anno Tobak mitgebracht haben, wenn's keine Umstände macht. Wenn's halt scheinbar jedem so scheißegal ist, dass Leute ohne Probleme durch die Zeit springen können, warum sollte es dann UNS, die Zuschauer kümmern?
Truth be told, weil's halt doch ne ganz gute Story ist. Wenn man den Köder samt Haken, Leine, Angel, Fischer und Boot erst mal geschluckt hat und sich damit arrangieren kann, dass die Entdeckung eines Zeitreise-Gens halt nicht so unbedingt die Sensation des Jahrtausends ist (ja, ich weiß, ich reite gerne darauf rum), dann schaut sich das Ding sehr ordentlich. Denn "Rubinrot" geht den Literaturverfilmungsaspekt genau richtig an: Der Film lässt sich Zeit. Zugegeben, ich hab jetzt das Buch nicht gelesen und weiß nicht, wieviel da gekappt oder verändert wurde (meine Angebetete meckerte schon an der einen oder anderen Stelle... Frauen...), aber das tat ich halt bei "Tintenherz (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=19375772)", "Mitternachtszirkus" oder GOTT BEWAHRE "Eragon (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=9018179)" auch nicht, aber da war's selbst für mich als Unbedarften recht offensichtlich, dass da was faul im Staate Alagaësia war. "Rubinrot" ist vielleicht etwas unspektakulär und von Zeit zu Zeit doch eher gemächlich, aber wirklich langweilig wird's nie. Der Film versprüht eine angenehm leichtherzige Attitüde, es gibt immer was interessantes, was amüsantes, was ganz einfach nettes zu sehen, so dass die zwei Stunden Lauflänge nicht zur Geduldsprobe werden, sondern sich einfach gut von der Leber weg schauen lassen.
Dem Zuträglich ist auch der sympathische Cast, hier und da durchsetzt mit dem, was sich so deutsche Allstars schimpft. Maria Ehrich sieht mit ihren zum Filmzeitpunkt wahrscheinlich 18 oder 19 Lenzen (heute ist die Dame 20) selbstverständlich ein Stück zu alt für 'ne 16-jährige aus, ist aber ansonsten das, was der Engländer gern "easy on the eye" nennt und bringt genügend sorgenfreie Einstellung mit, um dem bierernsten Sujet des Films den einen oder anderen Lacher zu entlocken. Jannis Niewöhner, nur ein Jahr älter als Ehrich, wirkt dann hingegen selbstverständlich irgendwo zu jung für den abgebrühten Zeitreiseexperten/Medizinstudenten, aber wir nehmen, was wir kriegen können. Er hat die stocksteife Attitüde schon ein Stück weit raus und kann auch in den Actionszenen halbwegs überzeugen. Seine Charakterwandlung wirkt hingegen etwas forciert, aber er kommt doch schon noch gerade so über die Ziellinie. Laura Berlin kriegt das eiskalte Biest ordentlich hin, Veronica Ferres weiß im Herbst ihrer Karriere nicht mehr wirklich viel mit sich anzufangen und schwankt als Gwendolyns Mutter irgendwo zwischen übertrieben quirky und belanglos. Katharina Thalbach macht sich als durchgeknallte Großtante, wird aber weitestgehend aus dem Skript rausgehalten. Uwe Kockisch, unser Mann in Venedig, ist außerordentlich gut als undurchsichtiger Logenhoschi mit mehr Geheimnissen und moralischen Ambiguitäten als gesund sein kann. Und wer Gottfried John bucht, der weiß eh, was er bekommt. Als Dr. White agiert er mit angezogener Handbremse, aber selbst ein halber John ist besser als gar keiner. Kleines Schmankerl am Rande ist Rüdiger Vogler, bei dem man als Kenner Schwierigkeiten hat, ihm die ernste Rolle so ganz abzunehmen, und von dem man jeden Augenblick die Frage erwartet, ob der Nazi nicht auch Gefühle hat, but that's just me. Schön auf jeden Fall, den guten Mann auch in größeren Produktionen zu sehen.
Und das kann man wohl so auf den ganzen Film übertragen. Wobei man mir letzten Endes wohl auf gewisse Weise Befangenheit vorwerfen kann. Vielleicht bin ich dem Film gegenüber zu nachsichtig, nicht etwa, weil ich den Film selbst um jeden Preis mögen wollte, sondern weil ich äußerst positiv dem gegenüber eingestellt bin, was er repräsentiert. Einen großen deutschen Film abseits von Komödien, Dramen und Liebesfilmen. "Rubinrot" ist ein gutes Zeichen, genau wie Schweigers "Schutzengel" zum Bleistift (den ich nicht sah), "Hell" oder von mir aus sogar der gute alte "Cascadeur". Und dann auch noch erfolgreicher in dieser Hinsicht, da von den Kritiken recht wohl gelitten. "Rubinrot" beweist, dass Deutschland echt was auf die Beine stellen kann, filmtechnisch gesehen, und inspiriert hoffentlich diverse Regisseure, Drehbuchautoren und Produktionsfirmen dazu, sich weiteren Genres zu öffnen, damit wir dann in ein paar Jahren vielleicht doch endlich DEN deutschen Genrefilm bekommen, den wir alle verdient hätten. Also, ich zumindest. Denn niemand in diesem Forum hat den deutschen Genrefilm mehr verdient als ich. Ihr seht, das Wochenende hat Spuren hinterlassen.
Kommen wir zum Fazit: "Rubinrot" könnte selbstverständlich besser sein. Hätte man das Setting mal nach Deutschland verfrachtet und das zentrale Plotdevice etwas inspirierter und interessanter vorgestellt, dann wäre da noch einiges rauszuholen gewesen. Aber selbst so ist "Rubinrot" nicht nur ein absolut grundsolider Film, sondern eben auch ein Beweis dafür, dass der deutsche Film auf internationaler Ebene konkurrenzfähig sein kann, wenn er denn nur möchte. Alleine dafür lohnt es sich, das Ding hier zu unterstützen. Dass man anbei noch nen guten Film geboten kriegt ist da nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Ich vergebe einige Daumen in die Höhe und freue mich auf eventuelle Fortsetzungen.
Nachtrag: Zu meiner unendlichen Schande und zulasten meines Rufes als unfehlbarer investigativer Journalist muss ich mich bei Kerstin Gier entschuldigen und zugeben, dass das Setting in good ol' Britain doch halbwegs gerechtfertigt ist, da beispielsweise der im Film auftretende Graf von St. Germain eine tatsächliche historische Persönlichkeit ist und so auf gewisse Weise Bezug auf tatsächliche Geschehnisse genommen wird, die man halt so nicht in einem anderen Setting hätte unterbringen können. Shame, shame on me. Trotzdem klingt's Scheiße, wenn deutsche Schauspieler einen auf Briten machen. BASTA!
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (anständige Leistungen und schön ein paar bekannte Gesichter zu sehen)
Plot: 05/10 (solide Story, die sich an der blöden Einführung des verfluchten Zeitreise-Gens ein paar Schrammen holt)
Effekte: 07/10 (sehr sparsamer Einsatz, aber wenn was CGI-mäßiges gezeigt werden muss ist das aller Ehren wert)
Anspruch: 03/10 (definitiv nicht hinrverbrannt, aber mehr als Unterhaltung kommt nicht rum)
Gesamteindruck: 07/10 (für einen deutschen Film beinahe schon sensationell)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.7) (http://www.imdb.com/title/tt2418558/)
Link zum Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=s3hr0sXT8qo)
Harbinger
05.04.2013, 13:26
Twilight - Biss zum Morgengrauen
http://upload.worldofplayers.de/files9/twilight.jpg
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Fantasy/Liebesfilm/Drama
Regie: Catherine Hardwicke
Darsteller: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Billy Burke
FSK: 12
Inhalt: Weil sie ihrer Mutter und ihrem Stiefvater nicht auf den Wecker fallen will, zieht die 17 jährige Bella zu ihrem Vater in die Kleinstadt Forks, Washington. Dort angekommen muss sie sich nicht nur an das neue Leben gewöhnen, nein, sie verliebt sich auch noch Hals über Kopf in den mysteriösen Edward. Der ist allerdings ein Vampir. Und glitzert in der Sonne. Ja, das musste kommen.
Kritik: Ihr kennt mich. Ich steh' auf Außenseiter, ich tanz gern aus der Reihe und vor allem macht mir nur weniges mehr Spaß, als all diesen sogenannten "Experten" da draußen im übertragenen Sinne die Bratpfanne links und rechts durch den Kakao zu ziehen. You get the point. Was ich damit meine ist folgendes: "Twilight - Biss zum Morgengrauen", der Super-Duper-Megablockbuster basierend auf Stephenie Meyers feuchten Träumen... äh... Weltbestseller wird in der sogenannten "Filmwelt" ja mehr oder weniger bis auf's Blut gehasst. Was gäbe es da schöneres, als das gute Stück bei sich bietender Gelegenheit im Förrrnsehen mitzunehmen und nach dem Anschauen die frohe Botschaft zu verbreiten, dass all die Leute, die den Film gesehen haben, unrecht haben, und all die, die ihn nicht gesehen haben und einfach nur aus Prestigegründen auf den Bandwagon aufspringen und etwas bashen, wovon sie keine blasse Ahnung haben, Vollidioten sind, resp. "Twilight" halt einfach ein guter Film ist? Es wäre eine so viel schönere Welt.
Leider leben wir nicht in dieser wunderschönen Welt und glaubt mir, es wurmt letzten Endes niemanden mehr als mich, dass der ungewaschene Pöbel hin und wieder doch mal absolut absolut ABSOLUT Recht haben kann. Ja. "Twilight - Biss zum Morgengrauen" ist ein Scheißfilm. Ein richtiger Scheißfilm. Und ich sag euch jetzt auch mal, wieso. Ne, echt jetzt.
Okay, die Vorzeichen standen eh schon auf Sturm. Ich habe nie etwas von Stephenie Meyer gelesen, gewisse Leute attestieren ihr hier und da die Unfähigkeit, herauszufinden an welchem Ende man den Stift anfassen müsste, aber ich weiß es nicht, also halte ich mich da raus. Trotzdem ist die Grundidee hinter "Twilight" relativ... ähm, ja. Unerfüllte Hausfrauenfantasien anyone? Eine sozial nicht sonderlich kompatible Großstadtgöre kommt also in die Provinz und obwohl sie von grundauf durchschnittlich ist, in jeder sozialen Situation wie ein Reh im Scheinwerferlicht wirkt und sowieso keine Persönlichkeit besitzt, von der irgend jemand, sie eingeschlossen, wüsste, steht vom ersten Augenblick JEDER auf sie und JEDER will mit ihr befreundet sein und... Ich muss an diesem Augenblick mal kurz abbrechen und tief durchatmen, sonst rutscht mir was böses raus. Aber man merkt schon irgendwie, wie die Story knarzt und knirscht, während Stephenie Meyer ihre Fantasien und Wunschträume mit der Brechstange reinschaufelt. Aber okay, we'll play it your way, "Romeo & Julia" hat irgendwie funktioniert, also kann ich auch mit solchen realitätsfernen Setups leben, wenn das, was draus wird gut wird. Und ich will nicht sagen, dass "Twilight" auf ganzer Linie verkackt. Auch wenn er es tut. Aber hier und da schimmern wirklich mal Augenblicke durch, in denen man fast sagen könnte "Wow, daraus hätte was werden können".
Erstens: Der Film nimmt sich Zeit. Und bei Gott, nimmt er sich Zeit. Hier wird nichts überstürzt, Charaktere werden eingeführt und... ich will nicht sagen "Aufgebaut", weil dazu müsste irgendwo Persönlichkeit vorhanden sein. Aber... Leute sind da. Das ist halt auch das große Problem daran: Der Film nimmt sich zwar viel Zeit, aber er nimmt sie sich für ZILCH, absolut NICHTS. Wo keine Charaktere sind können halt auch in zwei Stunden immer noch keine aufgebaut werden. Figuren tauchen auf, nehmen ihren festen Platz ein und verblassen dann irgendwo im Hintergrund, weil niemand, am allerwenigsten der Film wohl, weiß wer die sind, was er mit denen anfangen sollte und wozu er die überhaupt braucht. Als eine von Bellas gesichtslosen Freundinnen auftaucht und freudestrahlend bekannt gibt, dass sie mit Mike zum Ball geht, schossen mir nur "Wer ist Mike, wer bist du und warum sollte mich das interessieren?" durch den Kopf. Wir haben es mit der Antithese zu Filmen wie "Mitternachtszirkus" oder "Tintenherz (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=19375772)" zu tun. Der Willen, etwas ausführlicher zu werden, war da. Leider hat halt die Matterie nicht mitgehalten.
Zweiter Pluspunkt: Die Inszenierung von Catherine Hardwicke ist grundsolide (wenn man mal vom Benny-Hill-artigen Bergaufmarsch absieht). Der Film sieht schick aus und wird professionell eingefangen. Sogar aus der Baseball-Szene, von der ich mich immer noch frage, zu welcher Zeit, an welchem Ort und auf welcher Daseinsebene irgend jemand der Ansicht war, dass DAS NICHT die mieseste Idee des Universums wäre, wird noch etwas halbwegs ansehbares gemacht. Kein Tadel in der Richtung.
Aber drittens kriegt ihn wieder mit der ganz großen Kelle. Dabei fängt eigentlich alles so harmlos an. Eigentlich hängt die Sache auch direkt mit dem "Zeitlassen" zusammen. Da der Film halt so viel Zeit und so wenig zu tun hat, wird Platz für ein paar ganz nette Ideen und theoretisch süße Szenen gelassen. Wenn Bella zu Vampierens nach Hause kommt und die kochen und Eddie ihr sein Zimmer zeigt zum Bleistift. Oder halt das Baseballspiel, das von grundauf idiotisch ist, aber der Gedanke zählt, nech? Potentiell liefert der Film hier ein ganz niedliches Portrait von junger, aufkeimender Liebe ab inklusive ein paar reichlich unbeholfener aber doch irgendwie auf tölpelhafte Art und Weise charmanter Dialogzeilen, wenn Bella ihren Glitzerburschen fragt, was er denn so für Musik hört und überhaupt.
Das Problem daran - und jetzt kommen wir zum zentralen Schwachpunkt des Films - ist die Tatsache, dass Bella und Edward SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE und gar nicht so sympathisch sind. Bella noch ein Stück mehr als Edward. Und den schwarzen Peter dafür schanze ich jetzt eiskalt weniger der Vorlage, als mehr den Darstellern zu. Miss Stewart, Kirsten, ich weiß nicht genau was passiert ist. Du warst mal so was wie eine neue Schauspielhoffnung und in "Panic Room" sogar recht gut. Was kam nur danach? Der Kokseimer? Die Botoxwalze? Ich habe keine Ahnung, WAS passiert ist, aber es kann nichts gutes gewesen sein, oder? Kristen Stewart ist jedenfalls mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die furchtbarste und untalentierteste A-List-Schauspielerin seit Lucy Liu. Vielleicht sogar noch mehr. Alles an ihr wirkt von vorne bis hinten fehl am Platz. Ihre Screenpräsenz tendiert gegen null, sie kriegt keinen geraden Satz raus und ihre Liebeserklärungen an Edward liefert sie mit einer Begeisterung ab, die eher an "Verpiss dich, aber ganz schnell!" erinnert, als an irgend was sonst. Es mystifiziert mich, dass Catherine Hardwicke nicht mal irgendwie eingeschritten ist und so was sagte wie "Das drehen wir noch mal und tu diesmal bitte so, als ob dich irgend was anderes als der Gehaltsscheck interessieren würde", aber vielleicht musste man einfach fertig werden oder die Frau hat gemerkt, dass da einfach nicht mehr zu holen ist. Ich kann in Liebesfilmen ja wirklich mit vielem leben. Mit herbeikonstruierten Grundsituationen, mit lauen Stories, mit genereller Einfallslosigkeit, was auch immer. Aber wenn ein Film so konstant bemüht ist, uns vor die Nase zu halten, dass Bella und Edward ja soooooooo verliebt ineinander sind (und nichts anderes tut Bellas Voiceover immer), andererseits die Darsteller in jeder einzelnen gemeinsamen Szene so wirken, als ob ihnen fünf Millionen Orte einfallen würden, an denen sie jetzt lieber wären, inklusive einer plutoniumverseuchten Müllkippe auf der erdabgewandten Seite des Mondes, dann läuft irgend etwas schief.
Und das passiert bei "Twilight" permanent. Egal wie sehr der Film uns vorzugaukeln versucht, dass das die Liebe für's Leben ist, wir können's ihm nicht abkaufen, wenn die Darsteller uns das Gegenteil zeigen. Nicht nur entsteht nie auch nur ein Funken von Verständnis dafür, wieso Bella Edward und Edward Bella und überhaupt (ganz im Gegenteil, ihre hauptsächliche Interaktion besteht eigentlich nur daraus, sich gegenseitig kräftig anzukacken... metaphorisch gesprochen), es entsteht auch anschließend, wenn die Fronten geklärt sind, niemals der Eindruck, dass da auch nur irgend eine Form von Chemie zwischen den beiden ist. Der Rest der Story wird anschließend auch unbürokratisch über Bord geworfen, irgendwann tauchen die Black Eyed Peas auf, Blondie (James oder so, frag ich dich?) will Bella essen, wieso weshalb warum, keine Ahnung, ist halt so 'ne Vampirsache, damit ist der Käse gegessen. Zwei Stunden lang spielt sich auf dem Bildschirm etwas ab, was merklich niemanden der daran beteiligten auch nur im Geringsten interessiert hat. Und diese Lethargie weitet sich mühelos auf den Zuschauer aus. Da schaue ich mir tausendmal, millionenmal lieber energiegeladene Vollkatastrophen wie "The Spirit" oder "Ancient Warriors" an, als einen solide gemachten Film, der im Energiesparmodus abgedreht wurde.
Der Rest ist dann eigentlich nur noch reine Augenwischerei. Robert Pattinson ist nicht ganz so furchtbar wie Kristen Stewart, vielleicht verzweifelt er auch ein wenig an der Leere seiner Figur, wer weiß es nur, irgend was muss er ja können, sonst würde Cronenberg jetzt nicht dauernd mit ihm drehen. Trotzdem ist er als Edward relativ erbärmlich. Schlimmer als das, er versemmelt einige der wohl romantisch gemeinten Szenen so gnadenlos, dass sie regelrecht unheimlich werden und er nicht wie der große Loverboy sondern wie ein widerlicher Stalker da steht. Oh, und nicht zu vergessen... "Ich kann die Gedanken von allen Leuten in diesem Raum lesen. Nur deine nicht." Sagenhafte Anmache. Probier ich demnächst auch mal. Ich kann's nämlich genau so gut beweisen, wie Eddie. Taylor Lautner versucht verzweifelt irgend etwas zu tun zu finden, das rechtfertigt, ihn jetzt schon und nicht erst im nächsten Film einzuführen. Lichtblick im Cast ist Billy Burke als Bellas Vater, der so etwas ähnliches wie Esprit an den Tag legt und die einzige Figur verkörpert, zu der man irgendwie eine Bindung entwickeln könnte, sei es, weil er, bevor Bella ihm Edward vorstellt, noch mal schnell die Doppelläufige durchlädt, oder weil er auch ein Leben abseits der Filmhandlung zu haben scheint (Hobbies: Bier trinken und Sportschau gucken...). Jackson Rathbone schlafwandelt sich durch seine wenigen Parts. Ashley Greene ist all over the place. Und Cam Gigandet gibt sich nicht mal Mühe, seinem Bösewicht IRGEND WAS mit auf den Weg zu geben. Die CGI-Effekte sind eher peinlich, das Glitzern im Sonnenlicht habe ich beim besten Willen nicht erkannt, egal wie sehr ich die Augen zusammengekniffen habe und näher an den Fernseher rückte, die Actionszenen sind solide gemacht aber langweilig.
Und TROTZ ALLEM hat "Twilight" die universelle Verachtung, mit der der Film betrachtet wird, eigentlich nicht verdient. Klar, er funktioniert nicht als das, was er sein will oder sollte. Aber so was passiert. Jeden Tag werden schlechte Filme gedreht. "Twilight" mag langweilig, stellenweise unangenehm und letzten Endes komplett hohl und uninspiriert sein, aber immerhin nervt er nur selten aktiv. Womit wir es hier zu tun haben ist ein schlechter Film, der eigentlich einfach nur vergessen werden sollten. Das Problem ist halt, dass das nicht passieren wird, da er bei seiner target-audience Erfolge feiern konnte (sprich bei Mädchen zwischen zwölf und ~15), dadurch gut lief, diverse Sequels spawnte und sich fest in der Filmwelt etablierte. Und daher kommt der "Hass". Nicht, weil "Twilight" ein schlechter Film ist. Sondern, weil er ein schlechter Film ist und damit auf noch durchkommt. Weil er sich in seiner Unzulänglichkeit suhlt und dicke Kohlen abgreift, während bessere Filme auf der Strecke bleiben. Letzten Endes ist natürlich auch diese Art von Hass ungerechtfertigt, weil sie dem Film viel mehr (wenn auch negative) Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, als er verdient hätte. Aber so ist das halt.
Kommen wir zum Fazit: "Twilight" ist mittelschwer furchtbar. Als Liebesfilm funktioniert da gar nichts, dummerweise nimmt die *hust* "Liebesgeschichte" aber so viel Raum ein, dass man sich als Zuschauer durch gefühlte zwölf Stunden Leerlauf kämpfen muss. Und sonst hat der Film halt einfach nichts zu bieten. Mit besseren Darstellern hätte "Twilight" eine ganz niedliche wenn auch vergessenswerte Angelegenheit werden können. Aber in seiner jetzigen Form braucht den Film halt einfach kein Mensch.
Einzelwertungen
Darsteller: 02/10 (Billy Burke kämpft heldenhaft gegen die unterste Schublade an)
Plot: 02/10 (frustrierte Hausfrauenfantasien - der Film... schlecht konstruiert und funktioniert von vorneherein überhaupt nicht)
Effekte: 04/10 (für eine Produktion dieser Größe wirklich wirklich peinlich)
Anspruch: 01/10 (hirnlose Liebesschnulze die durch die völlig abgefuckten Rollenbilder möglicherweise sogar gefährlich ist...)
Gesamteindruck: 2.5/10 (es könnte schlimmer, aber nicht viel)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.2) (http://www.imdb.com/title/tt1099212/?ref_=fn_al_tt_1)
Link zum Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=S2T7d8j6I5I)
Die DVD bei Amazon.de
Tawarien
11.04.2013, 11:17
Cashback
http://upload.worldofplayers.de/files9/33___Cashback_klein.jpg
Start: 2006
Genre: Drama, Romanze
Regie: Sean Ellis
Schauspieler: Sean Biggerstaff, Emilia Fox
Plot:
Der sensible Kunststudent und Maler Ben und seine Freundin Suzy machen Schluss. Das nimmt Ben so mit, dass ihn seine Gedanken einfach nicht mehr einschlafen lassen. Wie in Trance sitzt er nachts auf dem Bett und guckt Filme oder fährt mit dem Bus durch die beleuchtete Stadt. Als ihm auffällt, dass er durch diese Begebenheit täglich acht Stunden mehr zur Verfügung hat, beschließt er, diese „zu verkaufen“. Er fängt in einer Filiale von Sainsbury’s, einer Supermarktkette, an zu arbeiten. Um mit der nächtlichen Arbeitszeit fertig zu werden stellt Ben sich vor, er könne die Zeit „einfrieren“ und das er währenddessen die Kundinnen des Supermarktes als Modelle für erotische Zeichnungen verwendet. Ben war schon seit seiner Kindheit von der Schönheit nackter, Weiblicher Körper fasziniert, vor allem, weil er einen besonderen, künstlerischen Blick dafür hat. Sharon, seine Kollegin, rückt derweil immer mehr in sein Blickfeld, während Suzy immer mehr zu verschwinden scheint.
Über den Film:
Das besondere an Cashback ist die malerische Bildsprache, die es immer wieder schafft die Gefühle des Protagonisten optisch darzustellen. Nach einem ernüchternden Gespräch mit Suzy fällt Ben beispielsweise, ohne sich wirklich zu bewegen, direkt nach hinten und in sein Bett. Die Szene zeigt auf eindrucksvolle Weise das Gefühl der inneren Leere nach einer großen Enttäuschung. Generell ist der Film eher langsam und gemächlich, plätschert mehr vor sich hin, wirkt stellenweise sogar recht steril. Das wird unterstützt durch die nächtlichen Supermarktgänge und dem lebensraubenden Neonlicht, das diese bescheint. Ein Sinnbild für Bens Gefühle.
Rückblenden in seine Kindheit erläutern Bens Einstellungen zu gewissen Dingen, zum Beispiel warum er das „einfrieren“ erfunden hat. Als Künstler möchte er eben schöne Momente so lange wie möglich festhalten und sich einprägen. Erotik und Bens Faszination und Darstellung des weiblichen Körpers spielt immer wieder eine Rolle, wirkt aber nie billig oder gar obszön.
Der Film stellt schön, wenn auch langsam, den Wandel hin von der Lethargie nach einer schmerzhaften Trennung hin zur Hoffnung und Freude einer neuen Liebe, dar. Wirkte alles, wie schon beschrieben, anfangs eher monoton und steril, entwickelt sich im Laufe des Films eine lockere Lebendigkeit. Dies kann man auch an der Darstellung von Sharon beobachten, oder eher daran, wie Ben sie sieht. Sitzt sie anfangs nur gelangweilt und von ihrem Chef frustriert an der Kasse wird sie immer mehr zu Bens Muse, was sich auch optisch an ihr wiederspiegelt.
Technisch ist Cashback sicher nicht überragend, aber mit den Mitteln und Bildern, die der Film zur Darstellung nutzt, entspannt sich ein Netz wunderbarer optischer Gefühlsdarstellungen.
Meinung:
Cashback ist ein recht langsamer Film. Die kleine Geschichte plätschert, immer wieder unterbrochen von Rückblenden und „eingefrorener“ Zeit, mehr so vor sich hin. Das passt aber recht gut zum eigentlichen Thema und so wirkt der Film nie gekünstelt oder drängt sich auf. Auch die viele, vorzüglich weibliche, nackte Haut wirkt an keiner Stelle billig sondern fügt sich schön und faszinierend zugleich in das Gesamte Bild des Filmes ein. Gemächlicher Film über Liebe und alle Gefühle, die damit einhergehen.
IMDB: 7,3
Darsteller: 7/10
Plot: 5/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 7/10
Gesamteindruck: 7/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=PZbV6Ep_vbs)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=1NwWs7fmKBA)
Amazon (http://www.amazon.de/Cashback-Sean-Biggerstaff/dp/B001251S8A/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1365675398&sr=8-1&keywords=cashback)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/04/cashback.html)
Harbinger
12.05.2013, 11:10
John Carter - Zwischen zwei Welten
http://upload.worldofplayers.de/files9/john_carter_zwischen_zwei_welten.jpg
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Action/Abenteuer/Sci-Fi/Fantasy
Regie: Andrew Stanton
Darsteller: Taylor Kitsch, Lynn Collins, Dominic West
FSK: 12
Inhalt: Auf dem Mars herrscht Krieg. Die Städte Helium und Zodanga drohen, mit ihren Streitigkeiten den Planeten zu zerreißen. Die Sache sieht ausweglos für Helium aus, als der Sab Than, der Herrscher von Zodanga, eine mächtige Waffe in die Finger bekommt. Gleichzeitig wird der Bürgerkriegsveteran John Carter durch eine Verkettung merkwüridger Umstände auf den Mars teleportiert. Dort angekommen entdeckt er, dass er aufgrund der höheren Schwerkraft seines Heimatplaneten hier auf dem Mars - oder Barsoom, wie die Einheimischen den Planeten nennen - Superkräfte entwickelt hat, unglaublich hoch und weit springen und weit überlegene Gegner mit einem einzigen Schlag töten kann. Die Prinzessin von Helium, Dejah Thoris, versucht Carter auf ihre Seite zu ziehen. Dumm nur, dass der auf alles mögliche Lust hat, nur nicht in irgend einem Krieg zu kämpfen.
Kritik: Disney und ich. Ich und Disney. Ach ja, es ist so 'ne Sache... Ich mag Disney. Disney ist ein Teil meiner Kindheit. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich "Der König der Löwen" gesehen habe, alleine im Kino wenn ich mich nicht täusche viermal. Als Heranwachsender habe ich gebannt großartige Zeichentrickserien wie "Darkwing Duck", "Ducktales", "Käpt'n Balu" und so weiter und so fort verfolgt. Und eigentlich können sie's ja immer noch. "Rapunzel" ist ein großartiger Film, "Findet Nemo", "Wall-E", die "Toy Story"-Filme (ja, okay, da war hauptsächlich die treibenede Kraft Pixar, aber egal, Disney hat immerhin ein Auge dafür, zu vermarkten, was gut ist...). Aber Realfilme aus dem Hause Disney? Hmja. Okay, klar, über fünf Ecken steckt heutzutage in quasi allem Disney drin (theoretisch gesehen ist "Starship Troopers" ein Disneyfilm...) aber wenn ich einen Blick auf das werfe, was realfilmtechnisch wirklich unter dem Namen Disney vermarktet wird... "Fluch der Karibik" hat sich in seiner ersten Inkarnation auch nicht besonders mit Ruhm bekleckert. "Prince of Persia" ist ein völlig ambitionsloses Stück 08/15-Abenteuerkino, das nicht mal auf Stelzen auf Augenhöhe mit "Die Mumie" kommen würde, "Bedtime Stories", "Die Geistervilla", "Mr. Magoo"... hui hui hui. Klar gibt es immer Ausnahmen. Die "National Treasure"-Filme konnte man sich schon anschauen, "Sky High" ist natürlich fantastisch und der zweite "Fluch der Karibik" macht natürlich auch was her. Aber allgemein stimmen mich Disney-Realfilme nicht so wirklich euphorisch. Und das ist schade, weil ich "John Carter" wirklich wirklich wirklich gerne mögen wollte.
Hat aber nicht geklappt. Und keinen wurmt das mehr als mich. Dabei fing alles so gut an. Okay, den Zuschauer in den ersten paar Minuten in einen Konflikt hinein zu werfen, von dem er nicht die geringste Ahnung hat, und dann auch noch solange mit irgend welchen merkwürdigen Namen zu bombardieren, bis er nicht mehr weiß, wo hinten und vorne ist, ist nicht unbedingt die feine englische, aber es wird relativ schnell klar, wer hier der Fiesling ist und wem wir die Daumen drücken sollten. Ein wenig Luft-Action, ein bischen Nahkampf, dann Special-FX-Galore und wir haben etabliert was Sache ist. Obwohl sich da in den ersten handfesten Szenen doch schon ein paar Risse in der schönen Fassade zeigten. Ging das alles nicht etwas schnell? Wurde das Handgemenge nicht ein wenig plötzlich abgewürgt? Naja, okay, kann man verschmerzen, ist ja nur die Pre-Title-Sequenz und wir wollen zur Sache kommen.
Die Einführung unseres Helden John Carter als desilusionierter Kriegsveteran, der von Geistern der Vergangenheit verfolgt wird und eigentlich nur noch für sich selbst sorgen möchte, ist glänzend gelungen, die Szenen mit Bryan Cranston als Colonel Powell sind pures Gold, auch Carters erste Schritte auf Barsoom können was. Okay, der extent seiner Kräfte schwankt doch deutlich von Szene zu Szene, in einer müht er sich sichtlich, einen Hügel hinauf zu kommen, ohne bei jedem Schritt abzuheben, Sekunden später hastet er leichtfüßig den nächsten hinauf. In einem Augenblick tötet er einen riesigen Marsbewohner mit einem einzigen Faustschlag, im nächsten hat er Probleme, sich einem anderen von derselben Rasse aus dem Griff zu winden. Kann ich mit leben, ist ja nun nicht einfach, so etwas glaubhaft darzustellen und Andrew Stanton hat sich redlich bemüht, eine klare Linie zu finden, da kann man schon mal darüber hinweg sehen, dass das nicht immer funktioniert. Trotzdem muss wohl angemerkt werden, dass Carters Riesensprünge manchmal doch etwas... merkwürdig anmuten. Das sieht einfach im direkten Vergleich mit den ansonsten vorzüglichen CGI-Effekten manchmal etwas doof aus, aber okay, ist halt so, bricht dem Film nicht das Rückgrad.
Genau so wenig wie das Skript, das zwar sicher keine Bäume ausreißt, aber hey, der Film basiert halt auf einem Buch von 1917, da gab man sich Sci-Fi-technisch wohl noch mit weniger zufrieden und außerdem hat die Vorlage so viel von unserer modernen Wissenschaftsfiktion inspiriert, dass man dem Film kaum anlasten kann, dass man alles, was er zu bieten hat, so oder so ähnlich schon mal in Film und Fernsehn gesehen hat. Es ist zwar etwas doof, wenn man keine glaubhafte Motivation für den Bösewicht in Petto hat, diesen das auch wortwörtlich im Film sagen zu lassen, aber hey, "Herr der Ringe" war auch nicht aufgrund seiner Story so gut. "John Carter" ist ein tumbes, altmodisches Sci-Fantasy-Märchen-Epos, da kommt es auf so Kinkerlitzchen wie die Story nicht an.
Und das stimmt auch so weit. Nicht das altmodische Setup, die forciert wirkenden Sinneswandel der Hauptpersonen oder die merkwürdig unterentwickelte Geschichte um den neunten Strahl, die der Film selbst im letzten Drittel quasi komplett vergisst, ruinieren "John Carter". Seine eigene Hektik tut es. Ehrlich wahr, "John Carter" sieht so aus, als ob irgend ein Disney-Executive permanent hinter Andrew Stantons Regiestuhl stand, sich alle zwölf Sekunden geräuspert und dann bedeutungsschwanger mit dem rechten Zeigefinger auf sein linkes Handgelenk getippt hätte, was Stanton dann dazu veranlasste, die folgende Szene mit dem nicht-endenden Wortschwall "OH SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE, DAS MUSS ALLES VIEL SCHNELLER GEHEN, BEEILUNG, SCHEISSE SCHEISSE!" abzudrehen. You know you're in trouble wenn eine Reisemontage eingefieldet wird und der Film das dringende Bedürfnis hat, ein Voiceover drüber zu legen, dem aber nicht viel mehr einfällt als die Worte "Was ist hier passiert?" - "Zodanga ist hier passiert." und schnell weiter, wir müssen ja die nächste Szene erreichen. "John Carter" präsentiert sich in einem dermaßen abgehetzten Tempo, dass sich absolut keine wichtige Szene wirklich entfalten kann. Das ist am Anfang noch cool und sorgt für Frohsinn, weil wirklich keine Zeit verschwendet wird, spätestens in den Augenblicken, in denen man aber endlich mal ein wenig Zeit verschwenden SOLLTE, um uns als unbedarftem Zuschauer die Schwere der Situation klar zu machen... rennt Stanton wild mit den Armen rudernd über das Set und brüllt jeden der Beteiligten an, dass sie bloß schneller machen sollen, weil man zeitig essen will oder so, keine Ahnung, auf jeden Fall packt der Film den Zuschauer bei den Klöten und zerrt ihn im fünften Gang durch die Story, egal ob irgend was wirkt oder nicht. Emotionale Charaktermomente werden brutal abgewürgt, große Storyoffenbarungen werden in einem Halbsatz weggeworfen, die theoretisch kompetenten - und verfickt coolen - Actionszenen sind meistens schon fast vorbei, ehe sie überhaupt angefangen haben. "John Carter" verbreitet den Mief eines gewaltigen Epos, das man mit aller macht auf knappe zwei Stunden zurechtstutzen musste. Es ist nicht so absolut hysterisch wie bei "14 Schwerter", der sich so schaut, als ob man die Vorspultaste festgeklemmt hätte, aber es ist auf dem Weg dahin.
Und das ist schade. Extrem schade sogar, weil man zu jeder Zeit merkt, wie viel hier eigentlich möglich gewesen wäre. Eine halbe oder eine Stunde mehr und "John Carter" wäre vielleicht nicht der nächste "Die Verurteilten", aber doch auf jeden Fall ein gut goutierbares Actionmärchen mit einem interessanten Helden in einem unverbrauchten Setting und der nötigen Portion Epik. Aber in dieser Form ist "John Carter" einfach nur ein Film der verschenkten Möglichkeiten, eine gewaltige Verschwendung von Potential und letzten Endes der frustrierendste Film, den ich seit langer Zeit gesehen habe. Nicht schlecht. Nur frustrierend und mittelmäßig.
Kommen wir zum Fazit: AAAAARGH. Hätte hätte, Fahrradkette. Fuchs du hast die Gans gestohlen. "John Carter" ist leider kein guter Film geworden. Dabei waren alle nötigen Elemente vorhanden, Regisseur Andrew Stanton hätte ihnen einfach ein wenig mehr Raum, ein wenig mehr Zeit einräumen sollen. So wie's ist hat der Versuch, anderthalb Liter in eine Flasche, die einen Liter fasst, zu füllen lediglich dafür gesorgt, dass der Teppich ruiniert wurde. Für an einem Samstagnachmittag nebenher laufen lassen geeignet, aber eigentlich dafür viel zu schade weil halt einfach so viel viel VIEL mehr drin gewesen wäre.
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (achtbare Leistung von Kitsch, wer Dominic West bucht weiß natürlich, was er kriegt)
Plot: 04/10 (Wegwerfstory die man eigentlich eh schon kennt, und die sich kaum um sich selbst schert)
Effekte: 08/10 (gute Designs, coole Kostüme, ordentliche CGI, Carters Sprünge sehen manchmal etwas doof aus)
Anspruch: 02/10 (keine Ahnung, ob der Film versucht hat, eine Anti-Kriegsbotschaft zu verbreiten, wenn ja, dann hat er sie im letzten Akt irgendwie selbst vergessen)
Gesamteindruck: 05/10 (verschenktes Potential en masse, es hätte alles so schön sein können...)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.6) (http://www.imdb.com/title/tt0401729/)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=nlvYKl1fjBI)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
13.05.2013, 16:58
The Happening
http://upload.worldofplayers.de/files9/The_Happening_2008.jpg
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Horror
Regie: M. Night Shyamalan
Darsteller: Mark Wahlberg, Zooey Deschanell, John Leguizamo
FSK: 16
Inhalt: Morgens, kurz vor neun im Central Park. Leute bleiben plötzlich stehen, gehen ein paar Schritte rückwärts und bringen sich um. Nicht nur einer oder zwei, reihenweise begehen Leute im Park und rings herum Selbstmord. Das Phänomen breitet sich rasend schnell aus. Auf der Flucht davor: Biologielehrer Elliot Moore, seine Frau Alma, sein bester Freund Julian und dessen Tochter Jess.
Kritik: Uah. Shamalamadingdong. Filme von dem guten Mann zu reviewen stürzt mich irgendwo in ein Dilemma. Spätestens nach den vollkatastrophen "Signs" und "The Village" war mir klar, was für ein unfähiger Dünnbrettbohrer der Kerl, den die amerikanische Zeitschrift Newsweek infolge seines Erfolgs mit "The Sixth Sense" in geradezu bemitleidenswerter Kurzsichtigkeit als "The next Spielberg" betitelte, doch eigentlich ist. Spätestens seit "Lady In The Water" - den ich nicht sah - weiß das aber auch jeder andere. Oder glaubt jeder andere zu wissen. Wie viele Leute da mal wieder auf einen Bandwaggon aufgesprungen sind möchte ich lieber gar nicht mutmaßen, also lass ich's besser ganz. Nun komme aber ich, der ja eigentlich lieber auf Seiten der Underdogs ist und zumindest versucht, etwas positives am Werk des besagten Machers zu finden. Aber bei Shamalamadingdong? Ernsthaft? Na gut, ich hab den Kanal wirklich noch nicht voll, also versuchen wir noch mal das, was bei "Twilight" bereits zu einem zünftigen Bauchplatscher führte. Versuchen wir, "The Happening" zu mögen!
Versuch gescheitert.
Wirklich wahr, ich hab' mir alle Mühe gegeben, etwas gutes an M. Night Shyamalans achtem Langfilm (wobei die ersten zwei nicht der Rede wert sind und wahrscheinlich auch kein alter Arsch und bestimmt schon gar nicht dem sein Hund gesehen hat) zu finden. Und tatsächlich ist auch gar nicht alles an "The Happening" ein fieser, großer, dampfender Haufen... ach ihr wisst schon. Wenn man ganz ehrlich ist, beinhaltet der Film sogar viele wirklich mehr als achtbare Szenen. Die finden aber einfach nie ordentlich zusammen. Oder besser gesagt, gegen den absoluten Bullshit, der sich dazwischen auf der Mattscheibe abspielt, stehen sie einfach auf verlorenem Posten.
Dabei fängt alles so gut an. Der Prolog im Park schwächelt ein wenig daran, dass wir hauptsächlich nur von Kristen Connolly beschrieben bekommen, was sich zuträgt, aber der Massensuizid an der Baustelle ist wirklich fantastisch in Szene gesetzt und wirklich wirklich wirklich creepy (auch wenn ich mich frage, was eigentlich so viele Leute auf 'nem Gerüst zu suchen haben, da MUSS doch früher oder später was passieren...). Da zeigt Shamalamadingdong sich von seiner besten Seite, er inszeniert die komplette Szene in brutaler, ungeschminkter Intensität, die einfach nur reinhaut.
Und dann kommt Mark Wahlberg. Und was er in "The Happening" macht weiß ich nicht, Schauspiel wird's aber nicht sein. Wahlberg wird ja oft und gerne dafür gescholten, nur den Cop oder Ex-Marine drauf zu haben, grimmig zu schauen und Ärsche zu treten. Wenn "richtiges Schauspiel" von seiner Seite allerdings SO aussieht, dann bitte bitte bitte bitte BITTE, Marky, tu's nie wieder. Wahlberg ist entsetzlich. Genau wie quasi der komplette Rest des Casts, allen voran Zooey Deschanel, die - ein IMDB-Reviewer äußerte sich schon recht treffend - von einer Szene zur nächsten stolpert, als ob sie gerade aus einem durch Drogen verursachten Koma aufgewacht wäre. Es ist mir absolut unbegreiflich, wie Shyamalan dieses Kasperletheater nicht nur mit ansehen konnte, sondern hinterher wohl auch noch sagte "Jau, passt, das kommt so in den Film". Liegt aber ja vielleicht auch daran, dass der Film ja als B-Movie geplant war, wie Shamalamadingdong in mehreren Reviews explizit betonte. Die Frage ist halt, ob ihm der Gedanke, das Ding als B-Movie auszurufen, am Anfang der Produktion kam, oder als er das Resultat zum ersten Mal in ganzer Pracht zu Gesicht bekam.
Denn ganz ehrlich, wenn das hier wirklich durch und durch als B-Movie geplant gewesen sein sollte, dann von jemandem, der absolut kein Verständnis dafür hat, was ein B-Movie ist. Nicht mal in einem B-Movie hätte man ungefähr die Hälfte von dem Bockmist, der sich hier ins Drehbuch verirrt hat, auch nur einen kurzen Augenblick lang für eine kluge Idee gehalten.
I shit you not, 95% aller Dialoge des Films sind GRAUENHAFT. Viele sind so merkwürdig geschrieben und so unpassend über die Bühne gebracht, dass man als Zuschauer überhaupt nicht versteht, was der Film damit aussagen wollte. Dazu kommt halt allgemeiner verbaler Dünnschiss und massenweise Expository Dialogue wo ihn nicht nur keiner braucht, sondern wo ihn eigentlich auch niemand, der noch halbwegs alle Murmeln auf der Schleuder hat, jemals haben wollen würde. Im zweiten Akt kommt der Film alle fünf Minuten zum Stillstand, um Dinge explizit zu erklären, die keinen Sinn ergeben und die auch niemand wissen wollte. Und um die Sache noch schlimmer zu machen sind es immer wieder dieselben Dinge. Seichte SPOILERwarnung, obwohl inzwischen eigentlich eh jeder wissen dürfte, was das "Happening" verursacht, und selbst wenn nicht, der Film macht eigentlich auch nicht lange ein Geheimnis drum: Es sind die Pflanzen. Duh, get over it. Das ganze Fachchinesisch, das dahinter steckt, ist nicht nur evolutionstheoretischer Blödsinn, sondern interessiert auch niemanden. Da die Biologie in der Hinterhand ganz einfach FALSCH ist bringt es auch nichts, fünftausendmal damit anzufangen. Sagt einfach, dass es so ist, und fertig. Ich kann mich damit arrangieren, ich feiere Filme über bösartige Fahrstühle. SPOILER Ende.
Und all das ist schade. Schade weil der Film hier und da was kann, wie ich schon früher elaborierte. Nicht nur die ersten Selbstmordszenen sind äußerst gut gelungen, auch im weiteren Verlauf schafft der Film es in den Szenen, in denen die Auswirkungen des "Happenings" gezeigt werden wirklich wirklich beklemmende und unheimlich zu sein. Leute, die sich reihenweise selbst in den Kopf schießen, die in den Löwenkäfig marschieren und sich bereitwillig zerfleischen lassen, die sich selbst mit Rasenmähern überfahren, etc. pp. All das ist mit einer brutalen Selbstverständlichkeit inszeniert, die an den Nerven zerrt. Gerade weil Shyamalan auf große Effekthascherei verzichtet (die Szene mit den Löwen ist brutal aber nicht so explizit, wie sie hätte sein können) erzeugt der Film diese intensive Atmosphäre. Er enthält einfach viele starke einzelne Bilder, und selbst wenn's einfach nur ein paar Leichen auf einem Waldweg sind, all das zeigt einfach die Ausweglosigkeit der Situation. Auch was die ersten Anzeichen der "Infektion" angeht, dass die Menschen plötzlich stehen bleiben und mit starrer Miene ein paar Schritte rückwärts gehen... Das ist nicht subtil (gottverdammt, "Scanners" und seine Killerandroiden, die sich dadurch verraten, dass sie einen begrenzten Wortschatz haben und sich hin und wieder wiederholen war dagegen subtil), aber es ist einfach ein mächtiges Bild, das ohne große Worte sagt "Shit got real". In all diesen Szenen ist "The Happening" nicht nur okay, in diesen Szenen ist der Film wirklich wirklich wirklich gut. Das Problem ist halt nur der ganze Mist, durch den man sich kämpfen muss, um zu den guten Parts zu kommen. Für jede mächtige Aufnahme gibt es eine, zwei, fünf dumme Stellen. Und Mark Wahlberg, der mit einem Gummibaum redet oder vor der Haustür einer verbarrikadierten Hütte anfängt zu singen mag irgendwie lustig klingen, wenn ein Film aber in seinen besten Augenblicken wirklich gruselig ist, dann ist das eigentlich eher traurig.
Der Fakt bleibt bestehen: Wenn man einen schlechten Film dreht und hinterher behauptet, dass das Absicht war, dann ist das ja schön und gut, ändert aber nichts daran, dass der Film schlecht ist. Und Shamalamadingdong kann jetzt so oft er will damit anfangen, dass das ja alles so gedacht war und die Leute den Film nur nicht mögen, weil sie seine Intention missverstehen, wenn ich zu ihm nach Hause gehe und ihm auf den Tisch kacke, dann wird er ja auch nicht applaudieren, weil ich ihm hinterher sage, dass das genau so gedacht war, oder?
Kommen wir zum Fazit: "The Happening" hätte durchaus was werden können. Die Story ist vielleicht etwas doof, aber man hat schon schlimmeres gesehen, und so oder so beinhaltet der Film viele mächtige Szenen, die eine wirklich heftige bedrückende Atmosphäre erschaffen. Diese wird von dem völligen Bullshit, der sich dazwischen abspielt, und der meistens dann am furchtbarsten wird, wann immer einer der namhaften Schauspieler zu sehen ist und/oder den Mund aufmacht, locker in den Schatten gestellt. Für seine guten Augenblicke ist "The Happening" es beinahe wert mal gesehen zu werden. Da die im Gegensatz zu seinen schlechten aber so rar gesäht sind, bleibt es bei dem "Beinahe".
Einzelwertungen
Darsteller: 02/10 (Ganz. Großer. Mist.)
Plot: 03/10 (ein physikalisch fragwürdiger Plot wird nicht dadurch besser, dass man ihn bei jeder Gelegenheit zu Tode erklärt)
Effekte: 08/10 (optisch recht nett mit vielen starken Einstellungen)
Anspruch: 01/10 (nada)
Gesamteindruck: 3.5/10 (die guten Augenblicke gehen im Wust der Scheiße einfach unter)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.1) (http://www.imdb.com/title/tt0949731/?ref_=fn_al_tt_1)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=v1USgJViyjw)
Die DVD bei Amazon.de
Tawarien
01.06.2013, 11:15
Lang lebe Ned Devine!
http://upload.worldofplayers.de/files9/34___Lang_lebe_Ned_Devine__small.jpg
Start: 1998
Genre: Komödie
Regie: Kirk Jones
Schauspieler: Ian Bannen, David Kelly, Fionnula Flanagan
Plot:
Im 52 Sellendorf Tullymore, irgendwo an der irischen Küste, wird gerne Lotto gespielt. Druch einen Zeitungsartikel erfahren Jackie und Michael, dass es bei der letzten Ziehung einen Gewinner gab, der tatsächlich aus ihrem Dörfchen stammt. Dieser gibt sich allerdings nicht zu erkennen und aus Neugier machen sie sich daran, herauszufinden, wer es ist. Der berufsbedingt unangenehm riechende Schweinefarmer „Pigg“ Finn, der plötzlich mit einem roten Sportwagen im Dorf vorfährt, um seine Liebe Maggie zu beeindrucken? Bei einem nächtliche Saufgelage in der örtlichen Kneipe, gesponsort von Jackie und Michael gibt dieser zu, dies sei nur das Auto seines Bruders. Auch weitere einzelne Versuche scheitern. Deswegen geben Jackie und seine Frau eine Dinnerparty, zu der sie alle Lottospieler des Ortes einladen. Nur keiner will es gewesen sein. Allerdings ist ein Gast nicht erschienen. Ned Devine. Beim nächtlichen Besuch entdeckt Jackie ihn, grinsend vor laufendem Fernseher, mit dem Gewinnerschein in der Hand, aber tot in seinem Sessel sitzend. Kurzerhand überlegt er mit Michael, wie sie doch noch an das Geld kommen können.
Über den Film:
Lang lebe Ned Devine! (oder „Nude Men on Old Bikes“) ist eine ruhige, kleine Filmkomödie. Besetzt mit überwiegend alten, aber trotzdem herrliche tollen Schauspielern (vor allem David Kelly!), mit vielen Aufnahmen der irischen Küstenlandschaft und viel landestypischer Flöt- und Fiedelmusik. Moralisch ein klein wenig fragwürdig wird der Umgang mit der Situation dargestellt. Erst von Jackie und Michael und schnell auch Jackies Frau, kurze Zeit später dann, als es nicht mehr anders möglich ist, vom ganzen Dorf. Wo am Anfang die beiden alten Herren den Gewinn, von immerhin fast 7 Millionen, fair Hälfte-Hälfte teilen wollen wird dies später zu einem 130.000er Deal für jeden im Dorf. Selbstverständlich genauso, wie es Ned Devine, den sie in Form von Michael künstlich am Leben erhalten, um den Lottomenschen aus Dublin hinters Licht zu führen, gewollt hätte. Nur die Hexe des Dorfes, die sich über weitaus hinterhältigere Wege viel mehr vom Geld erschleichen wollte wird im Prinzip direkt von Gottes Hand von der Erde gefegt. Nur die alleinstehende und -erziehende Maggie, welche die legale Chance hätte, das komplette Geld zu bekommen, lehnt es ab, weil ihr das aufkeimende Liebesglück und die Vaterfigur für ihren Sohn, in Form von Finn, viel wichtiger ist, als das Geld. Allerdings macht die Reaktion der Menschen von Tullymore auf das Geld diese eigentlich nur menschlich.
Meinung:
Das Debüt von Kirk Jones schaut sich durchweg toll, mit glaubwürdigen Dorfbewohnern, schönen Aufnahmen und einer kleinen Prise schwarzen Humors. Eine ruhige Komödie mit liebevollen Charakteren und einem von göttlicher Seite aus legitimierten Kollektivdiebstahl.
IMDB: 7,1
Darsteller: 9/10
Plot: 7/10
Effekte: 5/10
Anspruch: 7/10
Gesamteindruck: 7/10
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=osmPlQXzXXA)
Amazon (http://www.amazon.de/Lang-lebe-Ned-Devine-Bannen/dp/B00004RYR6/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1370081686&sr=8-1&keywords=lang+lebe+ned+devine)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/06/lang-lebe-ned-devine.html)
Tawarien
03.06.2013, 22:45
Die Frau die singt
http://1.bp.blogspot.com/-4tuVKc9-DBo/Ua0Ka-OY7WI/AAAAAAAAAd0/GkxUzed2CHo/s320/35+-+Die+Frau+die+singt.jpg
Start: 2010
Genre: Drama, Tragödie
Regie: Denis Villeneuve
Schauspieler: Lubna Azabal, Rémy Girard
Plot:
Die Mutter der zweieiigen Zwillinge Jeanne und Simon, Nawal Marwan, ist gestorben. Der Notar Jean Lebel, bei dem sie jahrelang als Sekretärin gearbeitet hat, eröffnet den beiden das Testament. In diesem ist neben ein paar Vermögensaufteilungen festgehalten, dass Nawal ohne Sarg, nackt und mit dem Gesicht nach unten beerdigt werden möchte, damit sie nicht mehr auf diese schreckliche Welt blicken müsste. Außerdem liegen dem Nachlass zwei Briefe und jeweils ein Lieferauftrag für jeden Zwilling bei: Simon soll einen Brief ihrem leiblichen Vater überreichen, den sie nie kennengelernt hatten, den Anderen soll Jeanne ihrem für sie völlig unbekannten Bruder geben. Simon lehnt dies zunächst ab, da er seine Mutter, die ihre letzte Zeit auf Erden fast wie in Trance gelebt hatte, nicht mehr viel Verstand zutraut. So begibt sich Jeanne von ihrer Heimatstadt in Kanada aus in den Nahen Osten und erfährt immer mehr über das Leben ihrer Mutter während der vergangenen Kriege. Anfangs nur erahnend, was sie währenddessen durchgemacht hat, begibt sie sich auf die Spur ihrer bis dato unbekannten Familie und das Grauen des Krieges verwandelt sich nach und nach in ihre ganz persönliche Hölle …
Über den Film:
Die Frau die singt. Was sich hinter einem so harmlos klingenden Titel doch verbergen mag. Auf eine fast dokumentarische Art treibt der Film seinen Plot auf mehreren Zeitebenen sehr clever voran. Einerseits ist da die Geschichte der Zwillinge, die auf den Spuren ihrer Vergangenheit durch den Nahen Osten reisen und andererseits die viel wichtigere Geschichte ihrer Mutter. Wie sie von der eigenen Familie verstoßen und aus ihrem aufgebauten, studentischen Leben vertrieben wurde. Wie sie auf der Suche nach ihrem verlorenen Sohn Spielball und später selbst Akteur von Krieg, Hass und Greul wurde. Was sie erleben musste, lange Jahre noch danach. Und welch Schlag das Schicksal eigentlich noch für sie bereithält, dämmert dem Zuschauer langsam aber sicher, während Simon und Jeanne nach den richtigen Antworten suchen. Aus der eigentlichen Konklusion macht der Film kein wirklich großes Geheimnis, viel mehr liegt das Augenmerk auf dem Weg der Protagonisten hin zur Wahrheit. Die Geschichte wird nahe und sehr realistisch erzählt, was nicht zuletzt der großartigen Inszenierung und glaubwürdigen Schauspielern geschuldet ist.
Etwas konstruiert wirkt der Film zwar schon, es sei ihm aber erlaubt, denn das macht er durch die schon genannten Punkte aber mehr als wett. Ohne großes Tamtam entfaltet sich eine glaubwürdige und nachvollziehbare Familienchronik, eingerahmt von Krieg und Religion, die eiskalt unter die Haut geht!
Meinung:
Was als verwirrendes Kriegsdrama zwischen Familienehre, Religionswahn und Rache beginnt entpuppt sich immer mehr als verschachtelte Tragödie für jeden einzelnen Protagonisten. Clever erzählt werden die Figuren immer mehr in den Strudel der Vergangenheit gezogen, von ihm ausgekotzt und danach noch mit der Keule umgeschlagen. Wirklich gut lässt sich der Film nicht beschreiben, eine Familie im Krieg auf den Spuren einer fast unaussprechlich grausamen Vergangenheit.
IMDB: 8,1
Darsteller: 9/10
Plot: 9/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 9/10
Gesamteindruck: 9/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=Vs8hZfUQMIA)
Trailer (FR/EN) (http://www.youtube.com/watch?v=TqueRPdENFM)
Amazon (http://www.amazon.de/Die-Frau-singt-Lubna-Azabal/dp/B005Q6YDYM/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1370295747&sr=8-1&keywords=die+frau+die+singt)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/06/die-frau-die-singt.html)
Harbinger
13.08.2013, 13:37
Stay
http://upload.worldofplayers.de/files9/112319p_usa.jpg
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Drama/Thriller
Regie: Marc Forster
Darsteller: Ewan McGregor, Ryan Gosling, Naomi Watts
FSK: 12
Inhalt: Aushilfsweise betreut der Psychologe Dr. Sam Foster den jungen Henry Letham. Als dieser ankündigt, sich am Abend seines 21. Geburtstags umbringen zu wollen, setzt Foster alles daran, ihn davon abzubringen. Allerdings beginnt er zunehmend, an seinem eigenen Verstand zu zweifeln.
Kritik: Ohohoho, ganz besonders anspruchsvolles Kino heute im Reviewcenter. Das macht doch normalerweise der Kollege Tawarien, während ich mir die Scheiße in der Familienpackung reinziehe. Tja, denkste, manchmal will auch aalten Count ein wenig Kwallitäht haben. Wie das endet wissen wir ja normalerweise, gerade wenn's um Arthouse aus der zweiten Reihe geht. Oft hält der feine Herr Rezensent sich ja für deutlich klüger als die Dünnbrettbohrer, die ohne Sinn und Verstand für die Richtung, in die eine Kamera normalerweise filmt, ihre aus kruder Küchenpüschologie zusammengestümperten Skripts auf Zelluloid bannen und das, was wir dann in Ermangelung eines passenderen Ausdrucks "Film" nennen, sogar irgendwie auf Silberscheiben pressen und die nicht, wie's wohl angemessener wäre, als Bierdeckel misbrauchen, sondern tatsächlich erwarten, dass unsereins den Kram in den DVD-Player packt und anschließend die Erleuchtung erfährt. Äh. Wo war ich?
Ach ja, Marc Forster. Mit "Monster's Ball" in den internationalen Fokus gerückt, fuhr in New York studierte Herr aus Bayern mit "Finding Neverland" erste große Erfolge ein, erschuf mit "Schräger als Fiktion" eine sympathische Fantasy-Komödie, die sich trotz einiger kruder Storyverwirrungen schon mehrmals in meinem Player drehte, hob mit "Ein Quantum Trost" neue Qualitätslöcher für das Bond-Franchise aus und hat sich mit dem relativen Erfolg von "World War Z" halbwegs rehabilitiert. In die Nähe von Actionfilmen würde ich ihn immer noch nicht freiwillig lassen, aber mal sehen. Irgendwo dazwischen tat Forster sich mit Drehbuchautor David Benioff (auch verantwortlich für "X-Men Origins: Wolverine", "Troja" und "25 Stunden") zusammen, der scheinbar mal einen Film von David Lynch und außerdem noch Adrian Lynnes "Jacob's Ladder" (oder vielleicht auch nur Jean-Baptiste Andreas "Dead End") gesehen hatte und sich anschließend wohl dachte "Na, das kann ich doch bestimmt auch". Heraus kam dabei "Stay", eine der größten Box-Office-Katastrophen der jüngeren Hollywood-Geschichte. 50 Millionen hat das Ding gekostet. Beinahe vier Millionen wieder eingespielt. Noch ökonomischer ist da eigentlich nur, Geld zu verbrennen...
Mit "Stay" ballert Marc Forster uns einmal mehr all die tollen Sachen um die Ohren, die er auf der Filmschule gelernt hat, sklavisch treu der alten Weisheit, dass Fachidioten dieser Sorte zwar wissen, was all diese Stilelemente sind und wie man sie umsetzt, aber halt einfach nicht den geringsten Plan haben, wozu sie da sind und was man damit anstellen kann. Die ersten Minuten von "Stay" entwickeln sich zum desorientierenden Style-Overkill, der jeden Vergleich mit Lynch von vorneherein ins Bockshorn jagt. Während Lynch sich anfänglich immer um eine extrem grundierte Inszenierung bemüht, damit die Mindfuckery im zweiten Akt besser zieht, dreht Forster hier von Anfang an alles bis auf 11 auf, so dass der Zuschauer eigentlich schon nach drei Minuten mit einem dahingegähnten "Ach ja, ist halt abgefuckte Scheiße, dann is ja gut" den Fokus auf irgend etwas interessanteres lenkt, wie beispielsweise den eigenen Fingernägeln. Und noch dazu ist "Stay" eben nicht halb so intelligent, wie der Film selbst denkt, dass er wäre. Plottwists werden hier mit der ganz großen Kelle vortelegraphiert, wer sich ein klein wenig auskennt, kann nach drei Minuten Wetten darauf abschließen, wie die Geschichte ausgeht. Damit falsch liegen dürfte äußerst schwer sein.
That said ist "Stay" aber interessanterweise kein schlechter Film. Auch kein besonders guter, aber manchmal sollte man ja schon dankbar dafür sein, wenn sich vor einem auf dem Bildschirm nicht die größte Kacke seit Menschengedenken abspielt. "Stay" sieht, nach dem anfänglichen Stilwasserfall, recht hübsch aus, einige Dialoge machen Sinn (einige dafür auch überhaupt nicht und drängen den Zuschauer unweigerlich dazu, mal nachzuschauen, ob Ewan McGregors Charakter nicht vielleicht doch einen Korkenzieher im Hinterkopf stecken hat, es würde einiges erklären...) und die Schauspielleistungen sind relativ adäquat. Große Kunst bleibt aus und bei Ryan Gosling weiß ich auch immer noch nicht so genau, was ich denken soll. Irgendwo halbwegs autistische Rollen wie hier oder in "Drive" hat er gut raus, vielleicht sollte ich ihn mir mal in etwas bodenständigerem anschauen. Bob Hoskins macht sich, Ewan McGregor wirkt etwas planlos, Naomi Watts sieht schnieke aus, kann man prinzipiell nicht meckern. Zudem ist der Film angenehm kurz und macht kein zu großes Fass an Dummheit auf, wenn's zur Auflösung der Geschichte kommt. Er klammert sich in der Hinsicht sklavisch an andere, klügere Filme, die vor ihm kamen, aber lieber okay kopiert als mies selbst ausgedacht.
Was man "Stay" allerdings vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass er den Zuschauer anlügt. Und zwar böswillig mitten in's Gesicht. "Stay" erzählt seine Story auf eine Art und Weise, die retrospektiv betrachtet keinen Sinn ergibt. Der Film legt alle Nase lang falsche Fährten, die auf die Art und Weise, wie das zentrale Mysterium der Story konstruiert ist, nicht sein KÖNNEN. Ja, ich weiß, ich bin ein heuchler. Jahr und Tag predige ich, dass das erzählende Kino endlich von seinen geliebten Tropes und etablierten Erzählstrukturen Abstand nehmen sollte, damit wieder so etwas wie ein Mysterium entstehen kann und Filme uns wieder überraschen können. Und wenn es dann tatsächlich mal einer macht, dann bin ich auch wieder nicht zufrieden, oder wie? Here's the deal, Forsters und Benioffs entscheidender Fehler liegt darin, dass die Story so simpel und so vorhersehbar ist, dass die falschen Fährten ohne große Umschweife als solche erkannt werden können. "Stay" ist das filmische Äquivalent zu einem Typen, der in DEINEM Auto sitzt, das Ding nicht mal umgespritzt oder die Nummernschilder gewechselt hat, und dir glaubhaft versichert, dass das sein Wagen ist, er den garantiert nicht gestohlen hat und du dich bitte verpissen sollst. Auch damit könnte ich mich arrangieren. Wenn "Stay" irgend etwas auszusagen hätte. Hat er aber nicht. Zumindest nichts, was nicht fünfzehn Jahre früher schon intelligenter und treffender gesagt worden wäre. Und selbst damals konnte man schon darüber streiten, ob da eine Transzendenz drin steckte, oder die Sache nur in gepflegte Mindfuckery abdriftete. "Stay" ist eindeutig zweiteres. Oder sagen wir mal "wäre gerne zweiteres", denn der Film ist viel zu plump, viel zu simpel und viel zu in your face, um damit irgend einen Effekt erzielen zu können.
Kommen wir zum Fazit: "Stay" ist ein okay zu betrachtender Film. Er hat keine Aussage, er hat keine eigenen Ideen, er ist inhaltlich eine ziemlich Mogelpackung, aber dafür sieht er ganz schick aus und spielt sich, wenn man nicht zu sehr darüber nachdenkt, auf einem recht inoffensivem Level ab. Und er ist kurz genug, damit man sich nicht über vertane Lebenszeit ärgern muss. Zum am Samstag nachmittag mit halbem Auge nebenbei verfolgen ganz gut, mehr nicht.
Einzelwertungen
Darsteller: 07/10 (ordentliche Performances, McGregor planlos)
Plot: 02/10 (Mogelpackung ohne Sinn und Verstand)
Effekte: 08/10 (schicker Film, wenn auch manchmal etwas zu plakativ und prätentiös)
Anspruch: 02/10 (fällt bei zu genauem Nachdenken wie ein Kartenhaus in sich zusammen)
Gesamteindruck: 05/10 (absolut emotionsbefreit, der Film ist schlicht und ergreifend da... nicht langweilig, nicht spannend, einfach "vorhanden")
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.7) (http://www.imdb.com/title/tt0371257/?ref_=sr_1)
Link zum Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=kCiDAk9kSPs)
Die DVD bei Amazon.de
Harbinger
21.08.2013, 01:32
Elysium
http://upload.worldofplayers.de/files9/elysium_firstposter_full2.jpg
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Action/Sci-Fi/Drama
Regie: Neill Blomkamp
Darsteller: Matt Damon, Sharlto Copley, Jodie Foster
FSK: 16
Inhalt: Im Jahr 2154 leben die Reichen und Schönen auf einer Raumstation namens Elysium in perfekter Harmonie, ewiger Jugend (naja, so toll können die Maschinen da nicht sein, wenn sie nicht mal Jodie Fosters Falten rauskriegen...), frei von Armut, Schmerz, Krankheit, was weiß ich. Auf der Erde sieht's hingegen duster aus. Da darf der arme Abschaum sein Dasein fristen. Als Fließbandarbeiter Max verstrahlt wird, sieht er nur eine der elysischen Verjüngungsmaschinen als rettende Möglichkeit. Also versucht er, nach Elysium zu kommen...
Kritik: Ist doch auch mal was schönes, wenn aalten Meckerfritze Count sich mal dem aktuellen Tagesgeschehen zuwendet und nicht wieder nur auf Schinken von Anno Tobak herumhackt, die eh niemand kannte und nach Counts Kritik wahrscheinlich auch niemand aus der Videothek des Vertrauens ausleiht. Nein! As of time speaking läuft "Elysium" seit nicht mal einer Woche in den Lichtspielhäusern der Bundesrepublik und viele Leute lechzen danach, sich den Streifen endlich anzuschauen.
Lasst's besser bleiben.
Der junge Südafrikaner Neill Blomkamp erschien um das Jahr 2006 herum auf der Bildfläche, oft in Verbindung mit dem Namen Peter Jackson sowie dem "Halo"-Franchise. Tatsächlich sollte Blomkamp eine von Jackson finanzierte Verfilmung des erfolgreichen Egoshooters stemmen. Die kam nie zustande, weil Jackson das irgendwie ein wenig leid tat, drückte er Blomkamp trotzdem einen Haufen Kohle in die Patschehand und sagte mit einem väterlichen Klaps auf die Schulter (oder zumindest stelle ich mir das ganz gerne so vor) "Da Neill, haste ein paar Kröten, mach einfach, worauf du Bock hast". Blomkamp steckte das Geld in eine aufgebohrte Version seines Kurzfilms "Alive in Joburg" und 2009 enterte das gute Ding dann unter dem Titel "District 9" die örtlichen Kinosäle, heimste vier Oscarnominierungen ein, erbeutete an den Kassen ein Vielfaches seiner Produktionskosten und bekam natürlich mächtig Lob von den Kritikern. Kennt man, weiß man, etc. pp. Ich mag "District 9" nicht sonderlich. Bzw. das wäre wohl etwas zu stark ausgedrückt, ich halte den Film für ziemlich durchschnittlich. Die Action war eher mau, die Charaktere waren unleidlich und wenn man ganz böswillig an die Sache herangehen könnte, dann könnte man Blomkamp einen Strick daraus drehen, dass er den Versuch, sich gegen fiktiven Rassismus auszusprechen, mithilfe von realem Rassismus über die Bühne brachte, but I digress. "Elysium" ist jetzt also die zweite abendfüllende Regiearbeit von Blomkamp und auch diesmal hat er sich mal wieder ein mächtig wichtiges Thema ausgesucht, das er im Sci-Fi-Gewand angehen kann. Die Kluft zwischen arm und reich. Yeah, okay, nehmen wir einfach mal an, dass es nicht ziemlich pervers ist, so eine Moralpredigt in Form eines "Luxusproduktes" (was anderes ist ein Film ja eigentlich nicht) eingehämmert zu bekommen, für die irgend welche Studio Executives einhundert Millionen Dollar aus dem Fenster geworfen haben... Ernsthaft, wahrscheinlich hätte man mit dem Geld, das man eingespart hätte, wenn man auch nur einen Spezialeffekt weggelassen hätte, ein afrikanisches Dorf für einen Monat ernähren können, aber wer bin ich schon, so was zu beurteilen?
Und obwohl das wohl der Weg des geringsten Widerstands für mich wäre, um "Elysium" rechts und links was um die Ohren zu hauen, gehe ich ihn nicht. Denn truth be told, so interessiert ist Blomkamp gar nicht daran, uns diese Problematik klar zu machen (die sowieso jedem Menschen, der bis drei zählen kann, klar sein sollte). Zumindest hoffe ich das inständig. Er benutzt das ganze Setup ausschließlich als Backdrop für einen krachenden Sci-Fi-Actioner. Das Problem an der Sache: Der Film rings herum taugt halt einfach auch nichts.
Das hat zwei elementare Gründe. Nummer eins ist das Drehbuch. Ihr kennt mich, meine Suspension of Disbelief ist grenzenlos. Und ich bin stets gewillt, über gewisse Plotholes hinweg zu sehen und das Argument "Nur weil es nicht im Film erklärt wird, heißt das nicht, dass es nicht möglich ist" abzufeiern. Das Problem bei "Elysium" hingegen ist, dass er aktiv auf seine Plotholes hinweist. Die größten Ärgernisse des Films entstehen dadurch, dass er uns aktiv einen Teil seiner Logik aufdrängt und dieser dann drei Szenen später kaltblütig in den Rücken schießt. Ich will jetzt auf nichts speziellem herumreiten, aber selbst wenn man sein Hirn während der Veranstaltung ausschaltet, sollte einem auffallen, wie unsinnig der Film Plotpoints, Handlungen, Charaktermotivationen, Charaktere an sich und - ja - sogar das komplette Setup des Films schon nach kurzer Zeit wirken lässt. Okay, eine Sache MUSS einfach raus: Die Reichen haben oben in Elysium ihre Wundermaschinen, die jede Verletzung, jede Krankheit, ALLES heilen. Und die Dinger sind prinzipiell keine besonders tolle, großartige, teure und wissenschaftlich anspruchsvolle Erfindung, JEDER in Elysium hat so eine im Wohnzimmer. Da wir dezidiert mitbekommen, dass das Wohlergehen der Bevölkerung auf der Erde der herrschenden Klasse nicht völlig am Allerwertesten vorbei geht (Jodie Foster kriegt mächtig anschiss dafür, dass sie 46 "illegale Einwanderer" unbürokratisch umlegen lässt... übrigens auf die schnuffigste Art und Weise, da wird ein Schläferagent auf der Erde angerufen, der einen Raketenwerfer aus einem in der Nähe geparkten Lieferwagen abholt, mit dem er die schon lange in Richtung Elysium fliegenden Raumschiffe der "Illegalen" vom Himmel ballert... um meine erste Reaktion auf diese Szene in passende Worte zu fassen: HÄÄÄÄÄÄÄ???) und dieselbe - also die herrschende Klasse, bzw. jeder Bewohner Elysiums, falls mein kleiner Einwurf euch durcheinander gebracht haben sollte... - mehr oder weniger auf die Arbeitskraft der Erdenmenschen angewiesen ist - schließlich ist unser Held Max einer von denen, die den Scheiß für die Elysianer herstellen - sollte es doch nicht völlig abwegig sein, eine oder zwei von den Wundermaschinen hinab auf die Erde zu schicken. Die Menschen da wollen ja eigentlich gar nicht wirklich was. Außer... you know... leben.
Abgesehen davon, dass das Drehbuch sich also völlig unnötigerweise alle Nase lang mit einem überdimensionierten Hammer einen rostigen Nagel in die Kniescheibe befördert, ist der Film aber auch einfach nicht so wirklich interessant. Blomkamp wiederholt zum Glück nicht seinen "District 9"-Fehler, den "Helden" zu einer Figur zu machen, der man so etwa ein bis zwölf Dutzend Kugeln zwischen die Augen wünscht, Max ist ein patenter Held, wenn es ihm auch völlig an Charakterentwicklung mangelt (das Ende deutet da ein klein wenig an, aber das erwächst aus einem Handlungsstrang, bei dem ich schon beinahe gedacht hatte, dass Drehbuchautor Blomkamp ihn komplett vergessen hätte...). Das Problem ist, dass irgendwie alles zu sehr dahin plätschert. Sachen passieren einfach. Spannung existiert quasi nicht, Max macht einfach sein Ding, ohne das irgend ein Gefühl für die Stakes entstehen würde. Auch nicht gerade zuträglich sind der ganzen Geschichte die Bösewichte, die mal wieder komplett unmotiviert aus der "Psychopathen für Anfänger"-Kiste gezogen werden. Wie schaffen es eigentlich Leute, die so dermaßen überdeutlich ein Rad abhaben innerhalb einer so "perfekten" Gesellschaft an Macht zu kommen? Ich weiß nicht, ob die Tatsache, dass der Film in den letzten Minuten anfängt, "Demolition Man" zu imitieren, zum Lachen oder Weinen reizen sollte. Die Schauspielleistungen sind auch auf einem entsprechenden Niveau. Matt Damon macht sich ganz gut, Jodie Foster ist recht faul, Sharlto Copley bemüht sich redlich, überzeugt aber nicht hundert prozentig als harter Hund/eiskalter Psycho. Und Wagner Moura ist SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE RICHTIG MIES als Erdenrebell Spider. Katastrophal. Immerhin kann Johnny Depp Lookalike Diego Luna als Maxens bester Kumpel ein bisschen was reißen, muss aber recht zeitig wieder gehen.
Zweitens und möglicherweise deutlich tiefgreifenderes Problem: Die Action ist mies. Blomkamp weiß, wie rum man eine Kamera halten muss. Und er beweist an vielen Stellen in diesem Film und bewies auch schon an einigen Stellen in "District 9", dass er ein Auge für recht gute Szenen hat. Besonders die Szenen, in denen er Sci-Fi-Kram mit absoluter, beinahe dokumentarischer Selbstverständlichkeit abfilm sind groß. Das sind Augenblicke, in denen Blomkamps Filme ihre Muskeln spielen lassen. Wenn es dann aber an's Eingemachte geht... Au weia. AU WEIA. Die Shaky-Cam feiert ihre grandiose Auferstehung. Die Actionszenen sind konfus, uninvolvierend und letzten Endes komplett unbefriedigend. Und wenn Blomkamp mal nicht ganz nah an die Sache heran geht und dann anfängt, mit dem Objektiv das Alphabet vorwärts und rückwärts nachzuzeichnen, dann suhlt er sich in Suuuuuuuupeeeeeeeerzeiiiiiiiiiitluuuuuuupeeeeeeee. "Elysiums" Action hat keinen Rhythmus, kein Tempo, keinen Pepp, kein... kein gar nichts. Überhaupt gar nichts. Auch die Magnitude der Actionszenen ist - vor allem gegen Ende - gemessen an dem, was theoretisch auf dem Spiel stehen sollte - und der Film uns auch weißmacht, was da gerade abgeht - einfach nur lächerlich. Und das ist verdammt schade, denn dieser eine Punkt hätte vielleicht über das maue Drehbuch hinweg täuschen können.
Ist aber nicht passiert. Und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, was Neill Blomkamp mit diesem Film bewirken wollte. Für einen sozialen Kommentar wird das zugrundeliegende Thema zu stiefmütterlich behandelt - was ich nicht unbedingt verdammen möchte, denn das zugrundeliegende Thema ist so selbstverständlich, wie es offensichtlich ist. Für einen knalligen Actionfilm hapert's dann allerdings genau am anderen Ende. Er knallt einfach nicht. Die Action macht keinen Spaß, die temporeich gedachten Szenen fesseln nicht. Also wie wär's damit, tut dem Film einen gefallen, beherzigt seine grundlegende Botschaft, geht nicht ins Kino, schaut euch nicht "Elysium" an, damit nicht die Reichen reicher und die Armen ärmer werden, damit sollte jedem gedient sein.
Kommen wir zum Fazit: "Elysium" ist ein dummdreister Stinker von einem Film, das Skript von vorne bis hinten durchlöchert, die Action langweilig und der Streifen an sich von vorneherein absolut nicht in der Position, die Botschaft am Revers zu tragen, die der Film ganz gerne verbreiten würde. Finger weg.
Einzelwertungen
Darsteller: 06/10 (weitestgehend faule Performances und ein ENTSETZLICHER Wagner Muora in einer viel zu großen Rolle)
Plot: 02/10 (lange keinen Film mehr gesehen, der seiner internen Logik mit derartiger Begeisterung ein ums andere Mal in den Rücken schießt)
Effekte: 07/10 (ganz schnieke CGI-Effekte, die immer dann am Besten wirken, wenn sie "nebenbei" abgehandelt werden... miese Action)
Anspruch: 02/10 (jegliche Botschaft, die der Film zu vermitteln versuchen könnte, sollte jedem mit drei funktionierenden Gehirnzellen längst klar geworden sein)
Gesamteindruck: 03/10 (der schlechteste Kinfoilm, den ich dieses Jahr bestaunen durfte... bah)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.1) (http://www.imdb.com/title/tt1535108/?ref_=hm_cht_t3)
Link zum Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=oIBtePb-dGY)
Gravity
http://upload.worldofplayers.de/files9/Gravityposterx.jpg
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Drama | Sci-Fi | Thriller
Regie: Alfonso Cuarón
Darsteller: Sandra Bullock, George Clooney
FSK: 12
Story: siehe Wikipedia
Kritik: Die ersten zwei Abschnitte dieses Reviews sind spoilerfrei, die weiteren Abschnitte nicht!
Ich bin in diesen Film hauptsächlich wegen der visuellen Aspekte gegangen - nicht mit der Einstellung eine geistige Checkliste aller Kritikpunkte aufzustellen, auch wenn dies im Folgenden so klingen mag. Aber nach einer wirklich überzeugenden Eingangssequenz gab es eine Szene, die mich nicht nur redensartlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen lassen hat. Und im weiteren sind mir so viele Sachen aufgefallen die der Film aus meiner Sicht – vor allem gemessen an den Ansprüchen des Regisseurs - falsch macht, sodass ich es mir nicht verkneifen kann, ein Review zu schreiben. Doch bevor ich hier zu meckern anfange, erst einmal ein großes Lob an die Techniker, die die Optik dieses Films ermöglicht haben: Technisch gesehen macht dieser Film optisch absolut nichts falsch, es gibt sogar zwei Momente, die mir einen Schauer über den Rücken gejagt habe, so großartig sah der Film aus. Leider sind diese Momente viel zu kurz und es gibt zu viel langweilige Action – es ist viel mehr Crash und Feuer/Explosionen als Erhabenheit der Erde/ des Alls zu bestaunen. Als Stummfilm wäre dies dann auch ein sehr guter Film, aber leider sind die Dialoge unterirdisch und der Soundtrack mindestens einer der schlechtesten, von allen, die ich je gehört habe. Allgemein driftet der Film so mehr als einmal in Albernheit ab. Nichts desto trotz: Zumindestens zum ermäßigten Ticketpreis lohnt sich ein Kinobesuch insbesondere in 3D durchaus – aber wirklich NUR wegen der Optik.
Wie bereits angedeutet, alles gute an diesem Film ist den Technikern zu verdanken. Diesbezüglich war ich wirklich beeindruckt. Auch 3D lohnt sich zumindest zu Beginn durchaus, allerdings hat es mich persönlich nach ca. 30 Minuten angefangen zu nerven, zum einen da zumindest mein Gehirn sich bei einigen Objekten „weit hinten“ nicht austricksen ließ und ich dann diese unscharf sah. Außerdem fand ich den Effekt stellenweise übertrieben. Trotzdem ist dies natürlich so etwas wie ein Idealfall, da es wenige Objekte gibt und ihre Position im Raum durchaus zumindest prinzipiell für diesen Film für Interesse ist.
Der Anfang überzeugt wirklich – spätestens aber als nach dem Crash beim Auffinden des ersten Toten in einer unglaublich albernen Einstellung eines seiner Familienbilder gezeigt wird war meine Reaktion die, die man üblicherweise mit Facepalm beschreibt. Und ab diesem Moment fand ich den Film stellenweise (!) nicht nur langweilig, sondern sogar schwer erträglich.
Einen großen Anteil daran trägt der Soundtrack. Dieser ist zum schon an sich unglaublich schwach und generisch, zum anderen kulminiert im Einsatz der Musik beinahe alles, was an Hollywood schlecht ist. Um nur ein Beispiel zu nennen, dass mich die Augen rollen lassen hat: In dem Moment, in dem Sandra Bullock in der russischen Kapsel sich aufrafft, mit den Bremsraketen loszufahren, schwillt die Musik in einem Ausmaß in Kitschhöhen, die jede Seifenoper vor Neid erblassen lassen würde. Besonders Kurios angesichts dessen: In den Dialogen wird unsere Aufmerksamkeit mehrmals auf Musik gelenkt.
Nicht viel besser ist das Drehbuch, dessen Dialoge/Monologe auch Pate für ein mieses Bühnenstück hätten stehen können. Die Ansprüche des Regisseurs nach eigener Aussage lauten:
„Ein Sturz in den Abgrund, wörtlich und psychologisch, der symbolisch für mein Ziel des "puren Kinos" stand, wie es Hitchcock nannte. [... ] Mainstream-Filme könnte man auch mit geschlossenen Augen sehen und verpasst trotzdem nichts. Die Figuren erzählen alles, wie bei einer Radiosendung, nur mit Bildern. Man sieht aber auch nichts Neues, wenn man die Augen öffnet: Die Bildkompositionen vieler großer Hollywoodfilme sind leer und rein funktional. Pures Kino hingegen muss seine Wirkung auch stumm entfalten können.“ (Cuaron im Spiegel-Interview, http://www.spiegel.de/kultur/kino/gravity-interview-mit-alfonso-cuaron-zum-film-mit-sandra-bullock-a-925384.html)
Und an diesem Anspruch gemessen ist Gravity ein Fail. Pures Kino nach Hitchcock (nicht mit Suspense verwechseln) ist in der Tat die Vermeidung überflüssiger Dialoge und aufzeigen von Informationen z.B. durch Objekte. Was macht Gravity? Er labert uns voll. Ein Beispiel: Nachdem bereits durch Dialoge etabliert worden war, dass das Ablaufen eines Timers die Wiederkehr eines Trümmerschwarms bedeutet, zeigt ein Bild an einer Stelle das die Uhr nur noch 7 Minuten (?) zeigt. Hitchcock hätte es dabei belassen, Cuaron muss dies natürlich noch Sandra Bullock für den dümmstmöglich anzunehmenden Kinozuschauer aussprechen lassen. Allgemein sind die Dialoge sehr Expositionsorientiert. Klar, man könnte durchaus argumentieren, dass Bullock ihre Tätigkeiten kommentiert, um sich selbst zu beruhigen und Informationen zu übermitteln. Aber: Niemals (und daran ist garantiert nicht die Übersetzung schuld) würden trainierte, intelligente Profis so einen Käse labern. Manche Sätze mögen ja noch glaubwürdig sein, die trotzige Erzählung von dem Tod ihres Kindes ist noch durchaus nachvollziehbar und menschlich. Aber über weite Strecken sind die Dialoge bzw. Monologe grauenhaft.
Noch dazu sind die Handlung, die Geschehnisse und die Umstände peinlich erzwungen. Um bei Hitchcock zu bleiben: Sehr viel des Blödsinns in seinen Filmen bekommen wir gar nicht mit, da er es geschickt verbergen kann (ich sage nur MacGuffin). Gravity wirkt leider so erzwungen, dass es weh tut : Angefangen bei der „Kettenreaktion“ über die zu den passend mit Jetpack erreichbaren Raumstationen (jeder Mittelstufeschüler sollte genug Physik beigebracht bekommen haben, um die Idiotie zu erkennen) bis hin zu der Figur von Dr. Stone (Bullock). Insbesondere die Szene, als Frau Bullock ausgerechnet nur noch mit dem Fuß an einer Leine dieVerbindung zu einer Station hält und Clooney natürlich mit Bestimmtheit weiß , das er loslassen muss, da diese sonst reißt, wirkt wie aus einem Beispiel aus einem Buch a‘la „Moralische Betrachtungen für Dummies“ entnommen. Das Problem ist hier nicht in erster Linie, das wir Blödsinn sehen, sondern das es so auffallend und billig konstruiert ist. Ach ja, Schuld an der ganzen Misere sind natürlich die inkompetenten Russen mit ihren bösen Spionagesatelliten. Auf der Zunge liegendes erspare ich mir an dieser Stelle...
Das der Film als Thriller nicht funktioniert, liegt vor allem daran, dass auch die Figuren äußerst unglaubwürdig sind und daher vielen Zuschauern am Hinterteil vorbeigehen dürften. Clooney wirkt wie aus Ocean’s Eleven entsprungen. Seine nur allzu bekannte Ironie funktioniert in diesem Film einfach nicht, da sie nicht passt! Mit Frau Bullock will ich nicht unfair sein, sie steckt schließlich über weite Teile in einem Raumanzug und hat daher nur wenige Möglichkeiten zur Körpersprache, sodass die Dialoge dort besonders auf sie zurückfallen. Und ich kann mir vorstellen, dass die Dreharbeiten zu diesem Film körperlich sehr anspruchsvoll waren. Allerdings will ich auch bei der Warheit bleiben: Keine Katastrophe, aber so besonders gut war es nicht. Das Problem an ihrer Figur ist wiederum das Drehbuch. Nehmen wir ihre Figur im wörtlichen Sinne: Es wäre eine sehr schlechte Entscheidung, eine derart instabile Persönlichkeit für komplexe Aufgaben ins Weltall zu schicken. Als hochqualifizierter Ingenieur ist man nicht derart dämlich, plötzlich von Engeln und persönlicher Begegnung mit Toten zu labern und zum Gebet zu finden, um dann Visionen zu haben. Nicht mal durch Sauerstoffmangel. Nicht mal wenn es kalt ist. Tut mir leid.
Im übertragenen Sinne soll dieser Film natürlich offensichtlich etwas über Trauer aussagen. Leider sagt er das dümmstmögliche. Sehen wir Gravity als eine Art geschilderten Trauerprozess, dann beginnen wir mit dem Unfall (Tod des Kindes) (hier die Kollision) und nach der Verzweiflung gibt anscheinend die Idee Trost, dass man sich wieder sieht und es jemand gibt der einem zuhört (Gott)? Ich bin ja durchaus bereit alle möglichen Weltanschauungen zu akzeptieren, aber bitte nicht in dieser Dummheit und vor allem nicht mit dieser idiotischen Inszenierung. Die Endszene ist dann wohl noch ein Verweis auf theistische Evolution oder etwas in dieser Richtung. Insgesamt wirkt der Subtext des Films, der ihm nicht abzustreiten ist, auf mich nicht nur ungeschickt sondern auch unehrlich und in etwa so tief wie eine Wasserpfütze (andererseits könnte man auch sagen: immerhin).
Dies war jetzt viel Kritik. Deshalb möchte ich nochmal betonen, dass Gravity insgesamt wirklich nicht schlecht ist. Allerdings halte ich ihn auch nicht für einen guten Film. Zur Einordnung: Für gut würde ich 6/10 geben, für Durchschnitt 4/10, da meiner Erfahrung nach der Abstand von durchschnittlichen Titeln zum Bodensatz bei weitem nicht so groß ist, als der vom Mittelmaß nach oben . Gravity ist meiner Ansicht nach in einigen Aspekten weit überdurchschnittlich, in vielen anderen unterdurchschnittlich. Deshalb gebe ich 4/10, viele anderen würden in ihren Wertungsmaßstäben hier vielleicht noch 6/10 oder so geben.
Darsteller: 4/10
Plot: 2/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 04/10 (kann man durchaus im Kino sehen, lohnt sich aber imo NUR wegen der Optik)
Tawarien
09.10.2013, 18:06
Neverlost
http://upload.worldofplayers.de/files9/36___Neverlost_small.jpg
Start: 2010
Genre: Thriller
Regie: Chad Archibald
Schauspieler: Ry Barrett, Emily Alatalo, Jennifer Polansky
Plot:
Joshs Leben liegt so schief, wie es viel mehr nicht mehr geht. Nachdem er vor drei Jahren seine große Liebe Kate in einem Hausbrand verloren hat, findet er sich jetzt in einer neuen, mehr als lieblosen Beziehung mit Megan wieder. In dem gemeinsamen, schäbigen Apartment ist Streit an der Tagesordnung. Noch dazu ist er von andauernder Schlaflosigkeit geplagt, die ihm jegliche, andere Unternehmungen fast unmöglich machen. Schlaftabletten helfen ihm, gegen das Problem vorzugehen und in seinen Träumen kann er zu Kate zurückkehren. Da ihm diese Träume wenigstens kurze Momente des Glücks bescheren, begiebt er sich immer wieder in sie, bald nicht mehr wissend, was nun Wirklichkeit und was Illusion ist ...
Über den Film:
Und hier wären wir direkt auch bei der zentralen Frage, die sich der Zuschauer während des Filmes stellt: Traum oder Realität? Den mit der Zeit wird dies immer unklarer, die Grenzen verschwimmen. Neverlost stellt diesen Balanceakt sehr schön dar. Ist nun die lieblose Zukunft mit Megan wirklich und rennt Josh nur immer wieder seinen Hoffnungen und seiner Vergangenheit mit Kate hinterher oder befindet er sich seit dem Hausbrand selbst im Koma und seinem eigenen Alptraum, während Kate ihn pflegt und wartet, ihn wieder bei sich begrüßen zu können? Und sind beide Welten wirklich so krass in ihrer Güte von einander getrennt?
Technisch und auch schauspielerisch bleibt diese Low-Budget Produktion zwar hinter dem gewohnten Standard, aber trotzdem ist beides noch zweckdienlich genug, um die beklemmende Atmosphäre mit Megan zum Einen und die hoffnungsvolle Stimmung mit Kate zum Anderen ausreichend zu transportieren. Unterstützt wird dies natürlich auch durch entsprechende Farbgebungen, um die Dualität beider Welten sichtbar zu machen.
Meinung:
Neverlost ist in vielen Belangen eher unterdurchschnittlich, aber alles in allem doch gut genug Inszeniert, um faszinieren zu können. Die Frage, ob Josh nun in einer schönen Welt nur einen schlimmen Alptraum hat oder er immer wieder kurz aus der Hölle mit Megan fliehen kann, zieht sich durch den ganzen Film. Interessanter Indiefilm über Realitätsflucht und -findung.
IMDB: 4,5
Darsteller: 5/10
Plot: 8/10
Effekte: 3/10
Anspruch: 7/10
Gesamteindruck: 7/10
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=cWQt8yMe2dk)
Amazon (http://www.amazon.de/Neverlost-St%C3%B6rkanal-Edition-Digipack-Booklet/dp/B006D6XUZW/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1381338384&sr=8-1&keywords=neverlost+dvd)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/10/neverlost.html)
Tawarien
06.11.2013, 18:34
The Road
http://upload.worldofplayers.de/files9/37___The_Road_small.jpg
Start: 2009
Genre: Drama
Regie: John Hillcoat
Schauspieler: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee, Charlize Theron, Guy Pearce
Plot:
Ein Mann läuft mit seinem Sohn durch die postapokalyptische Welt. Ein so gut wie alles verschlingendes Feuer hat diese vor mehreren Jahren verbrannt und fast nur noch Asche und ein kleines bisschen Leben übriggelassen. Von einer richtigen Menschheit ist nicht mehr wirklich was zu finden, der Großteil wurde aus Nahrungsgründen zu Kannibalen oder hat einfach aufgegeben. Die Küste, das ist die einzige Hoffnung des Mannes, einen wärmeren Platz zu finden, da sich nach der Katastrophe eine Kälte auf der Welt ausgebreitet hat. Auf seinem Weg hat er dank seinem Sohn etwas, um seinen Verstand noch bei sich zu behalten.
Über den Film:
Postapokalyptisch trifft bei diesem Film zu wie bei sonst kaum einem anderen. Das triste Land, das von der Welt übrig geblieben ist, sieht so gut wie überall gleich aus. Zerstört, verbrannt, einsam. Atmosphärisch bringt The Road das Gefühl dieser Nach-Welt vor allem durch diese Bilder und den dezent-monotonen Soundtrack treffend rüber. Das führt aber an der ein oder anderen Stelle zu Längen, was wiederum auf gewisse Weiße passt. Abwechslung zur andauernden Wanderei sind gleichfalls kleine Inseln des vorgegaukelten Glücks für Vater und Sohn. Oder unerwartete, grauenvolle Szenen, die sich ihnen plötzlich bieten. Gut dargestellt ist auch die Zerrissenheit des Mannes, der zum Einen gedanklich immer noch bei seiner Frau hängt, die allerdings vor einer Weile schon aufgegeben hat. Und somit an der Menschlichkeit selbst. Andererseits wandelt er sich angesichts der harten Realität des Misstrauen und der Nahrungsknappheit selbst zu dem, was er eigentlich verabscheut. Trotzdem versucht er immer weiter, den Lebensmut, vor allem den des Sohnes, aufrecht zu erhalten. Einzig das etwas aufgesetzte Ende stößt leicht säuerlich auf. Zwar hatte der Mann gegen Ende kaum mehr Anzeichen für Vertrauen gegeben, aber andererseits hätte das Bild, das sich dem Sohn geboten hat, sicherlich zumindest teilweise, den Mann ebenfalls überzeugt.
Meinung:
The Road bietet wenig Abwechslung und große Überraschungen. Die Ausgangslage schreibt in determiniert in gewisser Weiße die gesamte Handlung und auch ein wenig das etwas seltsam konstruierte Ende. Insgesamt ist es aber eine sehr atmosphärische und dystopische Erfahrung und ein interessantes Endzeitexperiment.
IMDB: 7.2
Darsteller: 8/10
Plot: 5/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 7/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=SoHQkhAlbf0)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=xIdth4OhBYk)
Amazon (http://www.amazon.de/The-Road-Viggo-Mortensen/dp/B004JYYXVK/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1383762575&sr=8-1&keywords=the+road)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2013/10/neverlost.html)
Tawarien
05.01.2014, 17:44
http://upload.worldofplayers.de/files9/39___Drive_klein.jpg
Start: 2011
Genre: Thriller, (Neo-) Noir
Regie: Nicolas Winding Refn
Schauspieler: Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Oscar Isaac, Ron Perlman
Plot:
Der nur „Driver“ genannte Hauptcharakter macht seinem Namen alle Ehre. Tagsüber tüftelt er in einer Autowerkstatt und vollführt ab und an mal waghalsige Stunts für diverse Hollywoodfilme. Außerdem plant sein Chef Shannon eine zukünftige und erfolgreiche Karriere als Stockcar Rennfahrer, wofür beiden allerdings das Geld fehlt. Nachts hilft der Driver diversen Gangstern mit sicherer Wahrscheinlichkeit direkt nach einem Verbrechen vom Tatort zu entkommen, solange sie sich an sein strenges Reglement halten. Anonymität, ein festes Zeitfenster von fünf Minuten für den Coup und nur einmalige Zusammenarbeit gehören dazu.
Privat lernt der Driver nach und nach seine Nachbarin, Irene mit ihrem Sohn Benicio, kennen. Während ihr Mann Standard im Gefängnis sitzt, kümmert sich der Driver um sie und beide nähern sich immer mehr an. Gleichzeitig macht Shannon mit dem Gangster Bernie Rose einen Deal: Er leiht ihm 300.000 Dollar als Startkapital für ein Stockcar und somit die erhoffte Rennkarriere.
Als Standard aus dem Gefängnis entlassen wird, merkt Driver schnell, dass dieser immer noch in der Hand von Verbrechern ist. Sie fordern von ihm, ein Pfandhaus auszurauben, um seine Schuld zu begleichen. Aus liebe zu Irene bietet ihm der Driver an, ihm zu helfen, nicht ahnend, wer eigentlich hinter Standards Peinigern steht.
Über den Film:
Drive steht mit seiner Ästhetik im Erbe klassischer Film-Noir Streifen der Vergangenheit. Crime, langsame aber stimmungsvolle Bilder, ein ruhiger, recht wortkarger und verdammt cooler Hauptcharakter. Das ist das gepaart mit optischen Miami Vice-Einflüssen, grelle Farben, schnelle Autos und nächtliche Lichtermeere. Die meist gelassene, aber dennoch bedrohliche Atmosphäre ist meist mit ruhigen Bildern unterlegt, nur selten bricht der Film damit, aber wenn, dann richtig und blutig. Die relativ monotone, elektronische, musikalische Untermalung trägt ihren nicht kleinen Teil zur Stimmung bei.
Handwerklich sowie schauspielerisch gibt es kaum bis gar nichts zu bemängeln. Nicolas Winding Refn schafft ein Kunstwerk von Film und die Akteure, allen voran ein kühler und abgeklärter Ryan Gosling, tun ihr übriges dazu. Die Story bildet einen schönen, wenn auch leicht konstruierten, Kreis, bei dem alles ineinandergreift. Diese leichte Konstruktion sei mit Blick auf das Gesamtwerk aber verziehen.
Meinung:
Der Film baut mit seiner Optik und seiner Stimmung eine ganz besondere Atmosphäre auf. Trotz des größtenteils ruhigen Ablaufes baut sich nach und nach eine immer bedrohlichere Hintergrundstimmung und eine tolle Spannung auf. Viele klassische Elemente wurden übernommen und teilweise aufpoliert, mit Schauspielern und Story ergibt sich ein wunderbares Gesamtwerk.
Drive ist ein großartig inszenierter Neo-Noir Thriller mit starkem Cast.
IMDB: 7.9
Darsteller: 10/10
Plot: 7/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 9/10
Gesamteindruck: 9/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=P9yB4LUVeCI)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=rgXrHHeaShM)
Amazon (http://www.amazon.de/Drive-Ryan-Gosling/dp/B0073ZZE42/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1388943819&sr=8-1&keywords=drive)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2014/01/drive.html)
Tawarien
23.02.2014, 18:41
The Place beyond the Pines
http://upload.worldofplayers.de/files9/39___The_Place_beyond_the_Pines_small.jpg
Start: 2012
Genre: Drama
Regie: Derek Cianfrance
Schauspieler: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Ben Mendelsohn, Emory Cohen, Dane DeHaan
Plot:
Handsome Lucke, ein begnadeter Motorradfahrer, stellt seine Künste auf einem reisenden Jahrmarkt zur Schau. In Schenectady, einem kleinen, grünen Städtchen im Staat New York, trifft er auf seine Exfreundin Romina wieder und erfährt kurz darauf, dass sie von ihm schwanger war und seinen Sohn ausgetragen hat. Lucke kündigt und will sich niederlassen, um für sie und seinen Sohn zu sorgen. Da sie mittlerweile aber verheiratet ist, weißt sie ihn zurück. Trotzdem fängt er in der lausigen Werkstatt von Robin an zu Arbeiten, den er kennengelernt hat. Das Geld, das trotzdem für Romina gedacht war, reicht aber vorne und hinten nicht. Da macht ihm Robin den Vorschlag, seine früheren Bankraubkenntnisse zu nutzen, um sich ein Zubrot zu verdienen.
Avery wird als Polizeiheld gefeiert. Kaum ein halbes Jahr dabei, stellte er einen gefährlichen Verbrecher und erschoss ihn beim darauffolgenden Schusswechsel, während er selbst mit einem Schuss ins Bein davongekommen ist. Doch Gewissensbisse plagen ihn, da er es war, der zuerst geschossen hat. Auch die ihm immer klarer werdende Korruption in der Behörde und die aussichtsarme Stelle, die er nach erneutem Dienstantritt bekleiden muss, schlägt ihm auf sein Gemüt.
AJ und Jason, zwei Teenager auf der Highschool, verbringen ihre Tage lieber mit diversen Drogen und Schulschwänzen. Nichtsahnend, welche Verbindung sie durch ihre Väter eigentlich haben.
Über den Film:
Ein kleines Epos spannt Derek Cianfrance mit The Place beyond the Pines auf. Über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren angelegt und mit 2 Perspektivenwechsel bietet der Film eine Menge Stoff. Angefangen vom eigentlich recht sympathischen Looser, der trotz ihres Widerstandes für seine Familie sorgen will und dabei ziemlich auf die schiefe Bahn gerät. Über den pflichtbewussten Polizisten, der mit den schon kriminellen Vorgängen in der Behörde nicht klarkommt und auf aussichtslosem Posten selbst davon gebraucht macht. Zuerst um das aufzudecken und dies dann ausnutzt, um beruflich weiterzukommen. Zu den Söhnen der beiden, die sich erst kennenlernen und von der Vergangenheit ihrer Väter überschattet auf einen unausweichlichen Konflikt zulaufen.
The Place beyond the Pines zeigt auf relativ seichte Weise kleine Charakterentwicklungen, die ihrem Umfeld und der Vergangenheit geschuldet sind, wie Probleme über mehrere Generationen fortpflanzen können und sich letztendlich doch irgendwie alles wiederholt. Die fast rein darstellerische Weise zeigt zwar das Handeln ihrer Personen, allerdings selten wirkliche Auswirkungen, oder lässt diese nur erahnen. Die große Moral bleibt aus, der Zuschauer kann sich seine Lehre selbst zusammenbasteln, wenn er das denn möchte. Optisch wird der Film immer wieder mit sehr schönen Aufnahmen der Stadt und vor allem den vielen Bäumen untermalt und stilistische Kniffe schlagen Brücken zwischen zusammengehörigen Charakteren, wie die Kamera, die Lucke und Jason über die Schulter blickend folgt. Bradley Cooper und vor allem Ryan Gosling liefern gut ab, obwohl Goslings Art mal wieder seinem Standard-emotionslosen Gangsterspiel folgt.
Meinung:
Die parablige Geschichte von The Place beyond the Pines erstreckt sich auf über zweieinhalb Stunden, ist aber den verschiedenen Sichtweisen und Hauptcharakteren geschuldet. Langweilig wird der Film nie, bleibt die meiste Zeit in seiner ruhigen Art immer leicht spannend. Der Knall, der zum Ende hin zu erwarten ist, kommt zwar, ist aber ein wenig unbefriedigend. Es passt zwar soweit zum Rest vom Film, lässt den Zuschauer aber ein wenig enttäuscht zurück. Insgesamt ein guter, aber etwas seichter Film über generationsübergreifende Schuld und Sühne.
IMDB: 7,4
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: 5/10
Anspruch: 8/10
Gesamteindruck: 7/10
Trailer (DE) (http://www.youtube.com/watch?v=TJcMrhcF_74)
Trailer (EN) (http://www.youtube.com/watch?v=KepnbJT5nBw)
Amazon (http://www.amazon.de/Place-Beyond-Pines-Ryan-Gosling/dp/B00D80G06M/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1393180841&sr=8-1&keywords=the+place+beyond+the+pines)
Mein Blog (http://tawarien.blogspot.de/2014/02/the-place-beyond-pines.html)
Waldkauz
29.10.2014, 23:09
The Salvation
http://ia.media-imdb.com/images/M/MV5BMTA5MTU2NjIxOTNeQTJeQWpwZ15BbWU4MDA5Njc0MDIx._V1_SY317_CR0,0,214,317_AL_.jpg
Start: 2014
Genre: Western
Regie: Kristian Levring
Darsteller: Mads Mikkelsen
Warnung an alle die noch klar denken können. Schaut euch den Film nicht an oder besauft euch vorher!!!
Inhalt:
Held verliert Frau und Kind durch böse Männer, nimmt Rache - Bruder von bösen Mann nimmt Rache - Held kommt wieder und nimmt wieder Rache - äh ja also Story ist nicht vorhanden.
Kritik:
Wer den Trailer gesehen hat, kennt den gesamten Film und weiß eigentlich das der Film nix taugt. Hab mir das ganze trotzdem angetan wegen Mads Mikkelsen, weil ich den als Charakterkopf ganz cool finde.
Aber außer Mads Mikkelsen, der ja nur blöd in die Kamera gucken muss und trotzdem cool aussieht^^, ist der Film auch totaler Schrott, übelster Bullshit, einfach nur Müll.
Es gibt zwar 1-2 nette Szenen und die Action fand ich eigentlich ganz anständig aber ansonsten?
Unlogische Story (obwohl die ja eigentlich gar nicht vorhanden ist:D), nicht nachvollziehbare unsympathische Charaktere, lustlose Schauspieler, eine grauenhafte Synchronisation, billige Kulisse, laienhafte Bearbeitung usw.
Ich erwarte ja nicht viel von einem Western, im Prinzip reicht ja der schnelle Tod von Frau und Kind am Anfang vollkommen aus um als Aufhänger für die Rachestory zu dienen. Tiefgang und Emotionen sind da eh zu viel verlangt. Und das Rache sich in noch mehr Rache und so steigert ist ja auch durchaus faszinierend wenn sich die Revolverhelden gegenseitig die Lichter auspusten. Aber warum zur Hölle muss ne Grundsolide Rachestory mit soviel Mist verwässert werden. Wenn schon keine Story und Tiefgang dann wenigstens einen coolen Helden, richtig fiesen Bösewicht, irgend ein cooler Bildstil und mächtig fett Geballer, Western Atmosphäre und ein episches Ende. Bei dem Film passt nur der Held.
Zu der unlogischen Story (die man ja noch halbwegs verschmerzen könnte) kommen so richtig mies krass grottenschlechte Dialoge, als hätte die ein zwölfjähriges Kind geschrieben, vielleicht wurden die aber auch mies Übersetzt - keine Ahnung, ich glaubs bald nicht, denn zwischendurch läuft es immer mal wieder solide.
Und das schlechteste uncoolste Ende was ich jemals gesehen habe.
Fazit:
Klar der Film soll irgednwie ne Hommage sein, ist aber eher ne Beleidigung an alle Western (und von denen gibt es ja nun schon echt viele schlechte aufm Planeten:( ). So krass schlecht wie zur Hölle kann man so ein scheiß Drehbuch schreiben, kein Wunder das die Schauspieler gelangweilt und genervt auf der Leinwand rumstanden.
IMDB: User 6,9/ Critics 6
Darsteller: 1/10 alle spielen völlig gelangweilt und Emotionslos (liegt natürlich auch zum Teil an der Synchro)
Plot: 0/10 Absoluter Scheißendreck
Effekte: 4/10 Actionszenen sind ganz ok der Rest ist einfach nur billig
Anspruch: 1/10 Ich hatte nachher nur noch Kopfschmerzen
Gesamteindruck: 2/10 Ohne Mads Mikkelsen wäre der Film ein wertloser Haufen Mist, so kann man wenigstens sagen, dass in der Wahl des Helden die Leute wenigstens etwas richtig gemacht haben.
Trailer Deutsch (http://www.youtube.com/watch?v=9t1bmeBJG4g)
Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=ZNC3kH5YUlw)
A Nightmare on Elm Street (2010)
http://upload.worldofplayers.de/files9/A_NIGHTMARE_ON_ELM_STREET.jpg
Format: Spielfilm
Umfang: 94 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Regisseur: Samuel Bayer
Genre: Horror, Slasher
Inhaltsangabe
1, 2... Freddy kommt mal wieder vorbei. Wieder? Nun nicht direkt, denn in diesem Remake des Originals wird der Mörder mit dem Klingenhandschuh einer Frischzellenkur unterzogen und der Versuch unternommen, die Geschichte von 1985 neu zu erzählen. Also alles auf Anfang:
Eine Gruppe Teenager teilt die selben verstörenden Alpträume. Immer wieder stellt ihnen in denen ein mysteriöser Mann mit einem Klingenhandschuh nach. Zu Beginn tun die Kids das noch als Zufall und gewöhnliches Ungemach ab. Als jedoch immer mehr von ihnen in ihren Träumen von dem Unbekannten erwischt werden, stellt sich eine zutiefst beunruhigende Erkenntnis ein: Denn wer im Traum erwischt wird, der stirbt auch im echten Leben.
Die stetig kleiner werdende Truppe an Teenies hat also alle Hände voll zu tun: Das Mysterium hinter dem Unbekannten und seiner Absicht will gelöst werden, die Eltern überzeugt davon, dass ihre Sprösslinge nicht bloß im Wahn fantasieren...und dabei bloß nicht einschlafen!
Kritik
Bäh, war der fad.
Gestern schaltete ich bewusst VOX ein, um den Film zu schauen. Im Hinterkopf hatte ich dabei nur, dass dieses Remake ein Versuch sein soll, die Geschichte nochmal zu erzählen, ohne in den grotesken Witz abzudriften, der über die 8 bisherigen Teile immer mehr ausgeartet war. Schonmal eine mutige Prämisse, dachte ich mir. War doch der Humor bislang die große Stärke der Serie gewesen. Aber vielleicht überrascht das Remake mich ja und punktet als guter Slasher-Flick.
Denkste. Nightmare on Elm Street (2010) mag ein halbwegs ernster Slasher-Film sein...etwa auf dem Niveau des Originals...aber wirkt derartig uninspiriert und überflüssig, dass selbst die kurzen 94 Minuten Laufzeit zu viel des Guten sind.
Aber schauen wir uns die Misere doch der Reihe nach an. Die Darstellerriege hinterlässt bei mir eher gemischte Gefühle. Der vorab größte Aufhänger des Films war wohl die Besetzung von Jackie Earle Haley (Watchmen, Shutter Island) als Freddy Krueger. Ich konnte mir selber Freddy nur schwer losgelöst von Robert Englund vorstellen, muss aber gestehen, dass Haley eine fabelhafte Leistung abliefert, in der alles steckt, was man von Freddy möchte. Sein Make-Up ist nicht ganz so ausdrucksstark wie das in den vorigen Filmen, aber trotzdem liest man in dem Gesicht des neuen Freddys sowohl den skurrilen Wahn und das Albtraumhafte, als auch eine gute Spur Kaltblütigkeit, wie sie Englund nie so recht versprühte. Haleys Freddy Krueger kann in Rückblenden (dazu später mehr) freundlich wirken, schlägt in den Traumsequenzen oft auch urplötzlich in kalte Wut und Hass um. Unterm Strich ist auch dieser Freddy näher an einer Comic-Figur als an einem Menschen. Aber Nuancen sind trotzdem zu erkennen und das will bei der Figur schon etwas heißen.
Aus dem restlichen Cast sticht ansonsten allenfalls Rooney Mara (Verblendung) positiv hervor. Viel hat sie in der Rolle zwar nicht zu leisten, aber man hat das Gefühl, dass sie nicht nur ein schreiendes Chick für die popcornfutternde Zuschauerschaft mimt, sondern ziemlich trocken und ernst, fast schon detektivisch, der Geschichte folgen will. Hinter ihr und Haley fallen die restlichen DarstellerInnen drastisch ab. Katie Cassidy (Harper's Island) spielt die selbe langweilige Rolle wie in all ihren Ausflügen ins Horror-Genre, Kellan Lutz (Twilight) wirkt in seinen wenigen Szenen so hölzern als hätten die Macher einfach den ersten Take übernommen, um ihn endlich vom Set wegzukriegen und Kyle Gallner (Das Haus der Dämonen) macht hier ausnahmsweise passend das einzige, was er gut kann: Müde aussehen.
Die Handlung des Films ist dann schon wieder ein Pflaster, über das sich eindeutiger sprechen lässt. Ein paar clevere Ansätze meint man anfangs vielleicht noch zu erkennen: Etwa die Tatsache, dass der Film (wie im Original) zweimal den vermeintlichen Hauptcharakter absägt, bevor er sich endlich auf Nancy (Rooney Mara) festlegt. Auch die Idee, Freddys Geschichte zu seinen Lebzeiten weiter auszuschmücken, mutet halbwegs pfiffig an. Hier zeigt sich dann aber auch die kurioserweise größte Schwäche des Films: Die letztendliche Treue zum Original. Allen Ansätzen zum Trotz erlebt man in Nightmare on Elm Street (2010) nämlich eine sklavische Wiederholung von beinahe allem, was das Original ausmachte wieder und kein echtes Wagnis wird eingegangen. Wir hätten da zum einen fast alle ikonischen Kills nochmal aufbereitet. Die Blutfontäne aus der Decke, der Messerhandschuh in der Badewanne, die Schlussszene, die schwebende Kris...es fehlen eigentlich nur der verlängerte Arm und die Nummer mit der Krawatte. Was im Original allerdings noch imposante Tricktechnik war, ist in Samuel Bayers Version fast ausschließlich CGI gewichen. Nicht besonders gute CGI, mag ich hinzufügen, was besonders in der Szene auffällt, in der Freddy droht, durch die Tapete zu brechen und dabei mehr wirkt wie der fehlende 5. Geist aus Casper. Samuel Bayers Leistung, so der Eindruck, besteht allenfalls darin, dass er fleißig das Original studiert hat. Am Pacing hapert es übrigens auch mächtig, denn obwohl viele Jump-Scares und sonstige Schockmomente aus dem Original entlehnt sind, wollen sie hier durch die berechenbaren Kamerabewegungen nie zünden. Vor allem aber stört neben den Parallelen in den Shots auch die inhaltliche Gemeinsamkeit. Das Remake baut nämlich eine ganz interessante Idee auf: Wäre es möglich, dass die Kinder sich damals geirrt hätten und der zornige Mob einen unschuldigen Freddy Krueger zur Hölle gejagt hatte? Kann es sein, dass Freddy nur für ein Unrecht Rache nimmt und Nancy zu Spuren führt, die seine Unschuld nachträglich beweisen würden?
DAS wäre zumindest eine mutige Neu-Interpretation gewesen. Stattdessen SPOILER-SPOILER-SPOILER ist der große Twist am Ende aber bloß ein "Nö, Freddy wollte bloß, dass wir uns erinnern, dass er wirklich einfach nur ein perverser Päderast ist". Erstens passt das nicht in den Aufbau des ganzen seitens Freddy, der die Kids wirklich drängt, zu dieser "bahnbrechenden" Erkenntnis zu kommen, zweitens ist es gegenüber einer Zuschauerschaft, die Freddy seit 30 Jahren kennt, kein besonders großer Twist. Wuhuuu, Freddy ist doch ein böser, kinderschändender Killer. Wer hätte das gedacht :dnuhr: Hier hätte ein wenig Mut zur Veränderung mMn gut getan.
Zuletzt noch ein kleines Wort zum Sound. Mind you, ich habe den Film im Fernsehen gesehen. Möglicherweise ist der Sound auf DVD und BR besser. Hoffentlich ist er das. Das was ich gestern nämlich erleben musste, war ziemlich zum Abgewöhnen. Die Synchronstimmen wirkten oft gegenüber den Umgebungsgeräuschen zu leise und undeutlich, einmal wurde die Tonspur asynchron, insgesamt wirkt die Sound unsauber gemischt. Musik besteht im Wesentlichen nur aus den üblichen Tuschs für Jump-Scares.
TL;DR ? Dann hier die Kurzfassung
Darsteller 07/10 Haley als Freddy ist der einzige, der behaupten darf, hier wirklich etwas eigenständiges, neues, interessantes schaffen zu wollen. Mara spielt für diesen Streifen auch noch solide bis gut. Der Rest der Darstellerschaft ist ein Haufen an Horror-Retorten.
Sound 03/10 Austauschbare Horror-Tuschs, müdes Sounddesign, nicht immer sychrone Tonspur und eine dürftige Mische. Bäh
Plot 04/10 Handlung schlägt zwar Haken, aber nur um uns am Ende zu zeigen, dass doch alles beim Alten ist. Langweilige Aufbereitung, die Dinge als Twists verkauft, die bei keinem Zuschauer zünden können, der die anderen Teile kennt.
Effekte 4/10 CGI ersetzt physische Tricktechnik nur ungenügend.
Anspruch --/10 Nee.
Gesamteindruck Der 2010er A Nightmare on Elm Street tut sein bestes, um komplett zum Vergessen zu sein. Einstellungen und Plot sind an den entscheidenden Stellen dermaßen sklavisch dem Original untergeordnet, dass man diese Iteration hier bloß schauen sollte, wenn man miese CGI der handgemachten Tricktechnik gegenüber vorzieht. Im Grundton ist er nicht ernst genug, um gut als trockener Slasher zu funktionieren, in seinem Humor kommt er aber auch nicht an das Original heran. Einzig Jackie Earle Haley liefert einen wackeren Versuch, den Streifen sehenswert zu machen.
Nimm den raus aus der Gleichung und du hast eine Fassung, die an allen Ecken und Enden die Frage laut werden lässt, warum man nicht lieber das Original schauen sollte.
Im Lauf der 8. Streifen gab es vielleicht absolut groteske Einträge in die Saga. Und auch einige filmisch betrachtet schlechte. Aber wohl keiner davon war ein derartig nichtssagender Beitrag, wie Bayers 2010er Remake.
05/10
Trailer (englisch) (https://www.youtube.com/watch?v=ZuYoEtEI_go)
Trailer 2 (deutsch) (https://www.youtube.com/watch?v=MPlJe0Pwmc8)
Amazon (http://www.amazon.de/Nightmare-Street-Jackie-Earle-Haley/dp/B003P0WQWW/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1420828002&sr=8-1&keywords=nightmare+on+elm+street)
imdb-Score 5,2/10 (http://www.imdb.com/title/tt1179056/?ref_=nv_sr_2)
DarkRaven77
20.01.2015, 08:01
http://fs1.directupload.net/images/user/150120/6yfklan5.jpg
Filmtitel: Fury: Herz aus Stahl
Kinostart: 1. Januar 2015
Genre: Kriegsfilm
IMDb-Wertung: 7,8/10 from 127.472 users
Meine Wertung: 1/10
Trailer: -=CLICK=- (https://www.youtube.com/watch?v=-7_P1wSscZ0)
Amazon: -=CLICK=-
Beschreibung: Eine US-amerikanische Panzerbesatzung dümpelt mit ihrem Sherman-Tank "Fury" auf dt. Gebiet herum, um in den letzten Wochen des WW2 an der finalen Offensive mitzuwirken.
Meinung: Eine Story in dem Sinne war für mich nicht erkennbar. Die Darsteller waren total blass und besaßen kaum Ausstrahlung. Brad Pitt als Hauptdarsteller mimte hier den pseudo-coolen, emotionslos/abgestumpften Staff Sergant Don „Wardaddy“ Collier, der meines Erachtens mit diesem Auftritt total versagte. Ich rechne ihm seine schauspielerischen Leistungen vergangener Jahre größtenteils hoch an, ohne wirklich ein Fan von ihm zu sein, aber das hier war möglicherweise der bisherige Tiefpunkt seiner Karriere.
Ich habe schon lange nich mehr solch einen Müll gesehen. Aus irgendeinem Grund hatte ich mehr von diesem Film erwartet, aber da war ich wohl etwas naiv und vergaß kurzzeitig, wie sich der Ami am liebsten in Szene setzt. Nur das es in Fury derart lächerlich zugeht, hätte ich im Vorfeld nicht für möglich gehalten. Zumindest nicht auf derart stupide Weise.
Dreh und Angelpunkt ist im Grunde der absolut unterirdische "Showdown", in dem Pitt & Crew samt manövrierunfähigem Tank einen 300 Mann starken SS-Trupp niedermähen, als hätten sie es mit einem Rudel Lemmingen zu tun. Auf den Rest, der sich zuvor ereignet, gehe ich gar nicht ein, da die belanglos, aneinander geketteten Szenen einfach nur vor sich hinplätschern, ohne irgendeine Art Handlung zu generieren. Die 5 köpfige Crew steuert lediglich auf die irrwitzige Schlacht gegen Ende des Films zu. Und das wahnsinns Finale spielt sich aus meiner Sicht wie folgt ab:
Die deutsche Aufklärung scheint überhaupt nicht zu funktionieren und stolpert auf einen feindlichen, "brennenden" Tank zu. Brennendes Material könnte evtl. auf ein kurz zuvor stattgefundenes Gefecht hindeuten. Der Feind nimmt jedoch an, daß hier absolut keine Gefahr mehr droht und benutzt zudem noch den Weg, der geradezu zum zündelnden Sherman führt! Sogar Grünling Norman kommt abseits der Straße zu seinen Mannen zurück gerannt, so wie es jeder Deppenrekrut lernt. Aber nein, der dumme Fritz taumelt natürlich vollzählig geradewegs in die [stümperhaft gestellte] Falle. Es ist ja nicht so, als verfüge man über diverse Aufklärungseinheiten ...NEIN! Siehe Screenshots (Reiter, Halbkettenfahrzeuge, etc.):
http://fs1.directupload.net/images/user/150120/temp/jveyw8g9.png (http://fs1.directupload.net/images/user/150120/jveyw8g9.png)
http://fs2.directupload.net/images/user/150120/temp/gj8ehjdq.png (http://fs2.directupload.net/images/user/150120/gj8ehjdq.png)
Btw: Offenbar sind die Angreifer nach Normans Sichtung dort oben über 10min im Kreis marschiert, so daß die Amis noch Zeit hatten, sich gegenseitig zu überreden/motivieren, den Tank zu präparieren, zu saufen, rauchen und aus der Bibel zu zitieren. Es bringt schließlich nix, irgendwas zu überstürzen!
Der Fritz trottet nach einer mutmaßlichen XXL-Pinkelpause endlich in Burning Village ein, da ereilt den Befehlshaber doch tatsächlich ein Geistesblitz und selbiger ordnet an, den Panzer zu überprüfen. Dumm wie Fritz ist, öffnet er die Luke und hält seine dämliche Visage rein (als ob vorher nicht schon die ein oder andere Gesichtstextur aus dem Tank gekerchert werden mußte). Einfach einen Kartoffelstampfer reinzuschmeißen, war vermutlich zu viel des Guten. Dann doch lieber auf Nummer sicher gehen und sich die eigene Rübe wegballern lassen. Wozu die Aufregung ...hat ja schließlich wunderbar funktioniert.
Der Ami, so gerissen wie er ist, muß vor der mutmaßlichen Pinkelpause sämtliche Donnerbalken im Umkreis des Dorfes mit Juckpulver versehen haben, denn nachdem der erste Schuß auf den in Punkt 2 erwähnten Fritz fällt, laufen alle Arier wie angestochen umher. Immerhin waren sie so diszipliniert, die Hosen anzubehalten. Dafür gibt es schon mal einen ganzen Punkt für die Endwertung! Von Deckung suchen keine Spur, Sperrfeuer wird ohnehin überbewertet und die zu Dutzend geschulterten Panzerfäuste, die man noch 10min zuvor im Bilde sah, waren in Wirklichkeit wohl nur ulkig aussehende Musikinstrumente, die beim Singen & Marschieren gelegentlich zum Einsatz kommen.
Nach dem Einsatz ein paar niedlicher Rauchgranaten seitens der Panzerbesatzung, werden draußen vom Tank erstmal gemütlich Munitionskisten herangeschafft und ein MG abmontiert. Unter normalen Umständen hätte der Feind bereits das ein oder andere MG42 und diverse PF- und Scharfschützen in Stellung gebracht. Was der Zuschauer aber nicht weiß ist, daß das Juckpulver kein gewöhnliches war und noch immer alle Krauts wie blöde durch die Gegend flitzen läßt. 3-4 tapfere Angreifer kneifen allerdings ihre Arschbacken zusammen und klettern auf den stählernen Kolloss, um aus einer sicheren Entfernung von 10cm ihre noch gesicherte Pistole abzufeuern. Leider ohne Erfolg. (Das "leider" an dieser Stelle bitte nicht mißverstehen. Ich empfinde für Minderbemittelte nur generell sehr viel Mitleid).
Inzwischen etwas angeschlagen und zurückgedrängt, beschließen Heinz und seine Kameraden in eine der mitgeschleppten Kisten zu sehen und stellen fest, daß es sich bei den vermeintlichen Musikinstrumenten um sogenannte "Panzerfäuste" handelt! (stand zumindest auf der von der Kamera nicht eingefangenen Bedienungsanleitung). So aufgeweckt und verspielt, wie man den Nazischergen nun mal kennt, rennt der erste gleich mit einem dieser jüngst errungenen Ballermänner los, platziert sich damit 10m vor dem Sherman, schießt (freilich) vorbei und kommentiert die etwas tollpatschige Aktion mit einem schmetternden "Daneben!". An dieser Stelle hätte ich beinahe gelacht ...aber als Comedyfan weißt du genau: Lache zwischendurch nicht zu heftig, sonst verpasst du den nächsten Gag! Der zweite PF-Schütze trifft, guckt selbst ganz verdutzt und führt vor Freude eine Art Regentanz auf, welchen man allerdings nur in der extended version bestaunen darf.
Nach aufgebrauchter Munition beschließt Team 'Murica etwas frische Luft zu tanken (gnihihihi ...tanken ...ihr versteht ...jaja, schon gut). Ein versierter MG42-Schütze eröffnet das Feuer, trifft aber kein Schwein. Völlig nachvollziehbar. Der Sherman-Insider in mir weiß natürlich, daß der Ami hier auf Grund des defekten Antriebs, alle Energie auf die Schilde umleiten ließ und somit der Naziangriff regelrecht verpuffte. Spätestens jetzt wurde mir klar, wie ein IMDb-Rating von 7,8 zustande kommen konnte. Da müssen all die verstrahlen Trekki Fans gevotet haben.
Immer wieder kommen total verblödete SS'ler angerannt, ohne Waffe in Vorhalte, so daß man beschließt, das Gefecht kurzzeitig außerhalb es Panzers weiterzuführen. Einer nach dem anderen kommt bis auf 1m herangestürmt, nur um dann doch nicht zu schießen, denn die zuvor vom Ami geworfenen Rauchgranaten vernebeln die Sicht nur in EINE Richtung! Das verhält sich wie mit halbdurchlässigen Spiegeln, aber ich will euch nun nicht mit technischen Details langweilen.
Brad Pitt mäht einen Fritz nach dem anderen nieder und wenn man den Untertitel zuschaltet, wird gleichzeitig ein Frag Counter oben links im Eck eingeblendet. Ein wahrlich innovatives Feature! Als jedoch sein Mate beim Luft schnappen aus der Luke schaut und einen Headshot kassiert (muß ein Querschläger gewesen sein), werden mittels unauffälliger Handzeichen 15 Gedenksekunden vereinbart, in denen kein einziger Schuß fällt. Diesen humanen Akt muß man den Bräunlingen ganz hoch anrechnen!
Der heroische Blondschopf auf dem im Nebel umschlungenen Getüm, sparte während seiner Bleisalven allerdings nicht mit verbalen Entgleisungen, so daß ein herankriechender Kraut ziemlich sauer wurde. Dieser Sauerkraut war mit mit einem Hochpräzisionsscharfschützengewehr™ ausgestattet und bekam erst vor 2 Tagen wieder rotes Licht von seinem Augenarzt. Er schießt zwei mal auf Pitt und auch ein drittes mal, ohne daß Brad den Löffel reicht. Dieser kriechende Bastard muß dieser kranke Typ sein, den die Deutschen ehrfürchtig den "Chirurgen" nennen. Ein Scharfschütze, der sein Gegenüber nur verstümmelt, statt ihn zu töten. Bis dieser dann in der Deckung langsam ausblutet. Major Koning hätte angesichts dieser epischen Auseinandersetzung sicherlich eine Spontanerektion bekommen.
Letztendlich verendet "Wardaddy" im Inneren der Sardinenbüchse, doch Norman kann sich durch die Fluchtluke unter den Stahlsarg retten. Dort erblickt ihn plötzlich ein SS-Member. Norman streckt daraufhin die Pfötchen Richtung Panzer, blinselt dem Licht der Taschenlampe entgegen und imitiert den Marder, der vor dem ganzen Spektakel den Antrieb des Shermans lahmgelegt haben muß. Der wohl noch unerfahrene Nazubi fällt darauf herein und zieht von dannen. So kommt es doch noch zu einem Happy End und einer Gesamtpunktzahl von 1/10 Punkten, der wir der geschilderten Szene in Punkt 4 zu verdanken haben. Und da der finale Schuss auf den verbleibenden Panzerinsassen ausbleibt, verkommt selbst der oben aufs Cover aufgedruckte Satz zu einer bedeutungslosen Floskel.
Tut mir Leid, aber ein lächerlicher Film verdient ein angemessenes Review. So realitätsfern sich der Endfight präsentiert, so stellen sich auch die zuvor gezeigten Szenen dar. Ich habe ein paar Tage zuvor "Die Bücherdiebin" gesehen, war recht angetan und bin somit auch weiterhin der Hoffnung noch ein paar wirklich gute Filme sehen zu können.
The Imitation Game
http://upload.worldofplayers.de/files9/The_Imitation_Game_3051179c.jpg
Format: Spielfilm
Umfang: 114 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Regisseur: Morten Tyldum
Genre: Biography, Drama, Thriller
Inhaltsangabe
England 1939: Während alle Augen auf den Krieg gerichtet sind, der zu Lande, in der Luft und auf hoher See an den Fronten tobt, beschäftigt sich eine ganze Abteilung von Großbritanniens Militär intern mit einer Form der Kriegsführung, die keiner wahrnimmt: Informationskrieg.
Hoffnungslos erscheint den Briten die Situation, denn die Nazis verschlüsseln ihre Nachrichten alle 24h neu mithilfe der Enigma-Maschine. Und deren Verschlüsselung gilt weltweit als unknackbar. Einer jedoch sieht in dieser scheinbar unüberwindbaren Hürde bloß eine Herausforderung: Der geniale aber exzentrische Mathematiker Alan Turing.
Mit einem Team aus Kryptologen macht er sich daran, eine Maschine zu erfinden, die den Code der Enigma-Maschine knacken kann.
Kritik
Die Geschichte um Alan Turings Kampf gegen das schier Unmögliche und die davonrennende Zeit ist zweifelsohne Stoff für grandioses Kino. Beinahe alles was das Filmgucker-Herz begehrt lässt sich in ihr finden: Tragische Romantik, Krieg&Tod, verschrobener Humor, ein faszinierender Hauptcharakter, Verrat und und und.
Morten Tyldums abendfüllende Adaption The Imitation Game geht allerdings auf die denkbar hollywood-eskeste Weise an die vielen Fäden des Geschehens heran und zieht dem Ganzen dadurch leider den Zahn.
Es ist zum Haareraufen: Praktisch im Minutentakt wirft einem die Geschichte Ereignisse vor die Nase, die genug dramatischen Zündstoff hätten, um einen eigenen Film zu rechtfertigen. Da wird das Leben einzelner gegen das vieler abgewägt, die Rolle der emanzipierten Frau thematisiert, Homosexualität in Zeiten besprochen, wo sie noch unter harscher Strafe stand und so weiter. Ach, und nebenher tobt der größte Krieg der Menschheitsgeschichte. Bei der Masse an Ereignissen wird schon beim Aufzählen klar, dass keiner der Beteiligten den Mumm hatte, irgendwas herauszuschneiden. Das Resultat ist also das befürchtete: Alles wird mal in einer (einzelnen) Szene touchiert, aber praktisch nichts wird zu Ende gedacht.
Wenn Turing etwa erwähnt, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt seines Lebens nie mehr sicher sein konnte, ob und in welchem Maß er bespitzelt wurde, dann offenbart das eigentlich, wie ihn die Paranoia zusehends zerfrisst. Im Film ist das allerdings bloß ein einziger Satz aus dem Off, zu dem fortan niemals mehr Bezug genommen wird.
Zudem greift der Film oftmals zu dem leidigen Expositional Dialogue, erzählt (bzw. blendet als Textblock ein) was geschieht, anstatt es zu zeigen. Das halte ich generell für eine Unart des Films. Wenn ich Erklärungen aus dem Off mit Bildmontagen sehen will, schaue ich Nachrichten. Oder lese das Buch, auf dem der Film beruht.
Aber erst mal weiter im Text: Wo war ich? Achja: Ärgerliches. Der Film presst also geradezu zwanghaft jedes Fitzelchen Information in die Handlung. Er ist mit seinen 114 Minuten zwar nicht überlang, aber trotzdem wirkt es komisch, wenn man feststellen muss, dass er einerseits händeringend Möglichkeiten sucht, Information zu vermitteln, aber dann gleichzeitig zwei Handlungsstränge unterhält, die wenig bis gar nichts zur Haupthandlung beitragen.
Seht ihr, Imitation Game spielt in drei Zeitebenen: Zu Turings Schulzeit, während des Krieges und sechs Jahre danach. Die Episoden um die Schulzeit sind bei aller Liebe wirklich vergeudete Zeit, weil die grundlegende Erkenntnis aus dem Subplot im späteren Verlauf nie mehr ist als ein Stück Trivia am Rande. Bei dem Stück aus den späteren Jahren Turings wird hingegen zu umständlich ein Polizei-Plot aufgesponnen, nur um zu erklären, wie Turing selbst irgendwem retrospektiv seine Story erzählen kann. Und das Ende seiner Geschichte wird dann nicht mal gezeigt, sondern zum Outro hin in eine Textbox geklemmt.
Neben all dem Gemecker darf man aber auch mal etwas Positives einwerfen: Die generelle Optik des Films ist sehr edel geraten und mit der Kamera auch zweckmäßig-schön eingefangen. Imitation Game hat keinen distinkt eigenen Look oder besonders denkwürdige Einstellungen zu verbuchen, trickst aber an einer Stelle schön: Für die verschiedenen Epochen werden dezent unterschiedliche Farben (und Farbfilter) verwendet, wodurch man rein optisch immer eine Ahnung davon kriegt, in welcher Epoche wir uns gerade befinden, wenn der Film mal wieder hin und her springt.
Insgesamt wirkt er extrem routiniert, professionell abgefilmt sowie reich an toller historischer Ausstattung. Der Film scheint wie aus einem Guss und der größte Vorwurf, den man ihm machen kann in Sachen Optik lautet wohl, dass er ein wenig zu glatt und kantenlos ist.
Kantenlos...achja, das eignet sich gut zur Überleitung. So ist nämlich auch die Art, wie Themen im Film behandelt werden. Man muss sich vor Augen führen, dass Turings Geschichte von Grund auf ziemlich gespickt ist mit unbequemen Themen. Jetzt folgen SPOILER bis zum Ende des Absatzes. Wer die nicht lesen will, skippt bitte bis zum nächsten Absatz. Weiter im Text: Turing ist homosexuell und wird dafür im Endeffekt belangt. Der Film zeigt aber nie auch nur den geringsten homosexuellen Akt, sondern erzählt nur davon. Turing wird (wie erwähnt) paranoid, aber er selbst erzählt das nur kurz mal im Off und lässt es sich fortan nicht anmerken. Turing war bekannt als Exzentriker und Unsympath. Statt den Mumm zu haben, ihn auch so dem Publikum zu präsentieren, wird aus der Exzentrik lieber Sheldon Cooper Humor gemacht, was ihn eher zum witzigen, sympathischen Nerd fürs Publikum werden lässt. Krieg findet statt, aber außer Nachrichten-Footage sieht man davon fast nichts. Turing nimmt sich schlussendlich das Leben. Und der Film tippt das lieber als Text ab, anstatt daraus die finale Szene zu machen.
Keine Spoiler mehr. Der Film ist eben Hollywoods Art, schwierige Geschichten auf den am leichtesten verdaulichen Nenner herunterzukürzen. Nur nicht zu sehr schocken, keine Bauchschmerzen hinterlassen, bloß ein bisschen an der Oberfläche kratzen, aber niemandem auf die Füße treten.
Das mag nett sein, wenn man sich mal berieseln lassen mag. Wird aber der Geschichte nicht gerecht.
Ein Gesichtspunkt, unter dem man Imitation Game nur loben kann, ist wohl Benedict Cumberbatchs (Sherlock) Leistung als Mime von Alan Turing. Auch wenn das Drehbuch ihn wie erwähnt oft zum Sitcom-Nerd degradiert, spielt er Turing in allen Momenten mit einer wahnsinnigen Intensität, aus der sowohl das schwierige Wesen des Genies als auch seine verletzliche Seite durchscheinen. Turing ist die zentrale Figur des Films und alle Höhen und Tiefen der Geschichte erlebt man personifiziert an ihm. Wie Cumberbatch diese Bandbreite einfängt ist schlicht großartig und säubert ihn mehr als nur ein bisschen von seinen drögen Performances als Stephen Hawking oder Julian Assange. Obwohl Cumberbatch über allen anderen thront, weiss aber auch der restliche Cast zu überzeugen. Keira Knightley (Fluch der Karibik) spielt ihre Rolle routiniert, bekommt vom Skript aber nie die Gelegenheit geschenkt, ihrer Rolle dramatisches Gewicht zu verleihen. Turings Team, bestehend aus Matthew Goode (Match Point), Allen Leech (Downton Abbey) und Matthew Beard (Chatroom), gibt ein spannendes Gespann ab, ebenfalls ohne dabei besonders aufzufallen. Charles Dance (Game of Thrones) und Mark Strong (Dame, König, As, Spion) bleiben indes etwas blass. Besonders ersterer, der einfach irgendwann vom Drehbuch vergessen wird.
Musik und Sound, um es der Vollständigkeit halber erwähnt zu haben, sind solide, aber nicht prägend. Was man Optik und Handlung vorwerfen kann, greift auch hier. Es ist ein zahmer Soundtrack. Durchkalkulierte Berieselung, die ihren Zweck erfüllt und mehr nicht.
TL;DR? Dann hier die Kurzfassung
Darsteller 08/10 Cumberbatch ist toll als Turing. Soweit das Skript anderen Charakteren mal Platz zugesteht, kann man aber auch über den Rest nur positives berichten.
Sound 06/10 Plätschert so vor sich hin. Angenehm und passend, aber nach dem Verlassen des Kinosaals schon wieder vergessen.
Plot 06/10 Ohne Übertreibung steckt hier genug Inhalt drin, um drei Filme zu füttern. Der Film bricht das allerdings auf eine sehr konventionelle Nummer herunter, die noch und nöcher mehr Information einstreut, ohne irgendwas gescheit zu Ende zu bringen.
Effekte --/10 Kaum von Relevanz hier
Anspruch 4/10 Puh, dafür dass soviel gesellschaftlicher Sprengstoff darin steckt, bin ich verblüfft, wie konsequent der Film praktisch alles davon in der Ecke deponiert und ignoriert. Der Anspruch ist da. Bloß traut sich der Film nicht, ihn anzusprechen.
Gesamteindruck The Imitation Game ist ein ansehnlicher Film. Unter dem Anspruch, einen aalglatten Hollywood-Film zu kreieren, ist allerdings das unfassbar vielschichtige Ausgangsmaterial gnadenlos gekürzt und „entproblematisiert“ worden. Ist ein bisschen wie mit einem Sportler, der unverkennbar Potential hat, aber es nie ausschöpft.
Man kann sich den Film anschauen. Wer aber aufpasst (und genau das fordert Cumberbatch aus dem Off heraus schon in der ersten Szene) merkt dummerweise, dass der Wolf, der hier im langweiligen Schafspelz steckt, einen ungleich interessanteren Film abgegeben hätte
06/10
Trailer (englisch) (https://www.youtube.com/watch?v=S5CjKEFb-sM)
Trailer (deutsch) (https://www.youtube.com/watch?v=VxvY4rI15sM)
Amazon (Blu-Ray) (http://www.amazon.de/Imitation-Game-streng-geheimes-Blu-ray/dp/B00SCPRFM6/ref=sr_1_1?s=dvd&ie=UTF8&qid=1422322633&sr=1-1&keywords=imitation+game)
imdb-Score 8,2/10 (http://www.imdb.com/title/tt2084970/?ref_=nv_sr_1)
Batman Begins
Start: 2005
Genre: Action, Adventure, Comic-Heldenverfilmung
Regie: Christopher Nolan
Schauspieler: Christian Bale, Michael Caine, Liam Neeson, Katie Holmes
Kritik:
Es gibt Phänomene der Massenkultur, deren Faszination ich noch nie nachvollziehen konnte. Eines davon sind die modernen Comic-Helden. Dementsprechend sehe ich nur wenige dieser Filme, die von der Filmindustrie in großer Anzahl herausgebracht werden.
Nichts desto trotz habe ich mir einfach mal das Dark Knight Trilogie Blu-Ray Boxset gegönnt, um mich mit diesen Filmen auseinanderzusetzen, sie gelten schließlich in den Augen einer erheblichen Menge an Konsumenten als großartige Filme, man schaue sich nur einmal an, welche Ratings Mainstreamzuschauer geben: Derzeit Platz 4 der IMDb 250 für The Dark Knight. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht viel über die Qualität eines Filmes aussagt, da
1. auf große Zielgruppen optimierte Blockbuster nun einmal prinzipiell die Eigenschaft haben, dass sie einer möglichst großen Zielgruppe nach dem Munde reden sollen, und so relativ zur Stimmenzahl nur wenige schlechte Wertungen kassieren, während Filme mit künstlerischem Anspruch diese Eigenschaft offensichtlich nicht aufweisen und
2. ein Großteil der Zielgruppe dieser Filme weniger anspruchsvoll ist. Beweisen kann ich diese Thesen jetzt nicht, aber es ist zumindest mir aufgefallen, dass die Wertung von Mainstream-Filmen auf IMDb sehr oft (aber nicht immer) deutlich über meinen eigenen liegen während die zu älteren und eher von ernsthaften Filmliebhabern bewerteten doch eine nützliche Orientierung sein kann.
Gesehen hatte ich bisher vollständig nur den zweiten Teil, der aber inzwischen weitgehend aus meinem Gedächtnis verschwunden ist, ich weiß nur noch, dass ich den Hype nicht einmal ansatzweise nachvollziehen konnte. Aber gut, was noch nicht ist, kann ja noch werden, ich versuchte mich an eine möglichst Vorurteilsfreie Betrachtung dieser zu machen. Batman-Comics habe ich übrigens noch nie gelesen, kann darauf also keinen Bezug nehmen.
Fangen wir also mit Teil 1 an: Batman Begins aus dem Jahr 2005. Das Wiederkäuen der Story erspare ich mir einmal und Verweise auf Wikipedia.
Kurz und knackig:
Positiv:
Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass der Film - das Ende ausgenommen - ohne groteske Übertreibungen ausgekommen ist, die ich für Comic-Heldenfilme erwartet habe. Sowohl die Story als auch die Action sind nicht weit von Realismus entfernt. Im Verlauf der Geschichte ist die Charakterentwicklung des Helden durchaus nachvollziehbar, was ich als sehr positiv empfunden habe.
Allgemein fand ich die Erzwählweise in der ersten Filmhälfte mit Rückblenden und Rückblenden in Rückblenden nicht nur zweckdienlich, sondern der Film wurde dadurch auch abwechslungsreich, den die Sequenzen in Asien und in der Vergangheit kontrastierten sowohl inhaltlich als auch ästhetisch. Wenn Batman dann Batman ist, verläuft die Handlung linearer, ist aber in Teilen durchaus spannend. Auch die Action fand ich überwiegend packend. Auch die Soundeffekte sind ganz gut.
Gemischte Gefühle:
Die visuellen Effekte fand ich gut, vor allem, da sie echt wirkten. Davon ausnehmen muss ich jedoch leider das Ende mit der Bahn. Auch ästhetisch (Kamera und Montage) fand ich den Film zwar nicht super aber doch gelungen, auch hätte der Film Momente vertragen können, in denen er etwas ruhiger und bedachter wird.
Die Musik fand ich ganz in Ordnung, wenn auch stellenweise leicht kitschig. Die Dialoge sind nicht preisverdächtig aber auch kein Anlaß zum fremdschämen. Obwohl, je länger ich darüber nachdenke, ein klein wenig fremdschämen war schon dabei, z.B. wenn Batman sich mit it matters what's inside you (oder so ähnlich?) zu erkennen gibt. Inhaltlich hat der Film eigentlich nichts gewichtiges zu bieten, wenn man von dem erwartbaren Konflikt von Rache und Recht einmal absieht, der in ordentlichen Dialogen vermittelt wurde.
Die Darsteller fand ich allesamt befriedigend oder zumindest ausreichend, insbesondere Katie Holmes fand ich sympathisch, was auch daran liegen kann, das es sich bei ihr um die einzige Frau des Films handelt, an die ich mich überhaupt erinnern kann. Schade ist, dass sie natürlich gerettet werden muss, wobei es fairerweise eine Inversion der Szene mit dem Brunnen ist.
Negativ:
Die meisten Charaktere sind sehr Stereotyp - in einem negativen Sinne, der Gipfel ist wohl der Vorstandsvorsitzende (?) von Wayne Enterprises. Der Plan des Bösewichts ist sehr generisch und Standardkost. Der Verweis auf das Gimmick, das Batman dem Kind zuwirft, ist sicher nett als Fanservice gedacht, stand für mich aber im Widerspruch zum Charakter. Der Humor war flach und überwiegend vorhersehbar.
Fazit:
Insgesamt muss ich festhalten, das Batman Begins meiner Meinung nach ein ganz guter Film ist. Auch wen er eigentlich keine Substanz hat und in einem Monat von mir wohl größtenteils vergessen ist, so habe ich mich zumindest über die ganze Laufzeit solide bis gut unterhalten gefühlt.
Darsteller: 6/10
Plot: 5/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 6/10
IMDb (http://www.imdb.com/title/tt0372784/)
Amazon: The Dark Knight Trilogie
The Dark Knight
Start: 2008
Genre: Action, Adventure, Comic-Heldenverfilmung
Regie: Christopher Nolan
Schauspieler: Christian Bale, Heath Ledger, Aaron Eckhart
Kritik:
Für Vorbemerkungen siehe mein Review zu Batman Begins (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=24018915&viewfull=1#post24018915). Auch hier spare ich mir wieder eine Zusammenfassung der Story und Verweise auf Wikipedia. Achtung: Spoilerwarnung!
Ich möchte gleich zu Beginn etwas einräumen: Dieser Film hat durchaus seine Momente:
- Joker ist ein interessanter Bösewicht.
- Das Gefühl eines Zusammenbruchs staatlicher Ordnung stellt sich in einigen Momenten durchaus ein und dies sind ohne Frage die bemerkenswertesten Stellen des Filmes.
- Einige Actionszenen sind sehr gut gelungen, z.B. die Fahrt auf dem Motorrad.
- Gut fand ich, dass das Klischee Frau wird gerettet nicht eintritt und Batman dort nachvollziehbar handelt.
Aber ich habe mich an einigen Stellen des Films gelangweilt, bei einigen vorhersehbaren Dialogen und bei vielen Actionsequenzen. Ich will gerne zugeben, dass dies auch daran liegen kann, dass ich den Vorgänger direkt davor gesehen und daher vielleicht "satt" von der Action war, trotzdem ist The Dark Knight alleine von den Schauplätzen her deutlich weniger Abwechslungsreich als Batman Begins.
Solche Momente führen dazu, dass man unweigerlich darüber nachdenkt, was man sieht und beginnt, zu reflektieren. Und da dies bedeutet, dass Plotlöcher und mangelnde Substanz störend auffallen, sind sie der Feind jedes Blockbusters und so auch dieses, z.B.: Warum kann ein Flugzeug in fremdem Luftraum einfach so Batman abholen, wenn doch kurz davor etabliert wurde, dass der Bösewicht unter dem Schutz des entsprechenden Staates steht? Oder warum muss am Ende Batman die Schuld übernehmen, wenn doch der Joker verantwortlich gemacht werden könnte? Warum ist Batman so idiotisch, auf die Falle mit dem Fenster zu hereinzufallen (Scharfschütze)? Vor allem: Wenn Joker nicht in die Zukunft sehen kann, macht die komplette Geschichte sowie Action absolut keinen Sinn. Dies aber unter einem gewissen Vorbehalt, den ich unter dem Punkt Überlegungen erörtern werde.
Heath Ledger als Joker fand ich sehr gut, aber nicht großartig oder gar revolutionär. Christian Bale ist gut. Aaron Eckhart enttäuschend, seine Charakterentwicklung nicht nachvollziehbar. Maggie Gyllenhaal, die die Rolle der Rachel von Katie Holmes aus Batman Begins übernommen hat, fand ich viel zu passiv. Ich konnte ihr weder die Freundschaft zu Bruce noch die Beziehung zu Harvey Dent abnehmen.
Die Effekte sind glaubwürdig, Kamera und Montage sind gut, allerdings stellenweise etwas schlampig. Die Musik fand ich zu aufdringlich.
Überlegungen:
Ich nehme jetzt einmal das "beste" von dem Film an, indem ich Umstände, die man auch als dicke Fehler sehen könnte, als bewusste künstlerische Entscheidung interpretiere. Und ich glaube nicht, dass ich vollkommen falsch liege, denn sonst wäre The Dark Knight einer der dümmsten Filme aller Zeiten.
Der Joker lebt offenbar in einer absolut determinierten Welt ohne Willensfreiheit. Denn er kann schlicht und ergreifend in die Zukunft sehen, einige Beweise:
- Er weiß, zu welcher Sekunde die Schulbusse kommen.
- Er weiß, das er den Mafiosi zukünftig in den Stift hauen werden kann.
- Er weiß, welchen Weg und welche Höhe ein Helikopter fliegen wird, den die Falle für diesen muss vorbereitet werden.
- Er weiß, dass die implantierte Bombe ihn befreien wird, dazu sind kuriose Umstände notwendig.
- Er weiß, in welches Krankenhaus Harvey Dent eingeliefert werden wird, denn die Vorbereitung der Sprengsätze dürfte geradezu ewig gedauert haben.
- ...
Wenn er zu Harvey Dent sagt, er plane nicht, dann lügt er also offenbar, was ja auch konsistent mit seinem Charakter ist. Joker bringt Harvey Dent somit von dessen Determinierung ab, während die Schrift "Liberty" auf dessen Münze vorher ironisch war, da beide Seiten gleich sind, ist sie später wahre Freiheit, hat aber auch eine dunkle Seite, denn Freiheit kann auch unangenehme Folgen haben.
In diesem Sinne erzeugt Joker Freiheit, während der Batman für Unfreiheit steht. Batman ist Symbol eines sicheren aber überwachten Staates (Vollüberwachung).
Soweit ist dies alles ganz interessant und konsistent, allerdings habe ich so meine Probleme mit der plumpen Präsentation des Gefangenendilemmas mit den beiden Fähren. Mal abgesehen von der idiotischen Inszenierung, warum hat Joker hier plötzlich seine Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen, verloren? Und überhaupt: Warum wusste er zu Beginn (zumindest anscheinend) nicht, wer Batman ist, wenn er doch eigentlich alles wissen muss? Ich schwanke mit einer Einschätzung: War es nun eine absichtliche künstlerische Entscheidung, die nicht zuende gedacht wurde bzw. ich noch nicht vollständig nachvollzogen habe oder ist dieser Film unglaublich miserabel geschrieben?
Allgemein habe ich so meine Vorbehalte gegenüber der Botschaft des Filmes, denn diese wäre also, dass Totalüberwachung zur Abwehr von Terror notwendig ist. Zwar wird diese im Film nach der Gefahr abgeschaltet, dass Belügen und Betrügen der Bevölkerung am Ende wird aber für notwendig erachtet. Weiter getrieben und appliziert: Der Batman als "dunkler Ritter", als Geheimdienst, bekämpft Terror angeblich effektiv durch Totalüberwachung, die Exekutive/Regierung/Polizei als "weißer Ritter" begeht zwar Verbrechen bleibt aber glücklicherweise dank der Geheimdienste ungeschoren. Und diese sind dann noch Helden?
Fazit:
Mit dem Vorbehalt, dass ich den Vorgänger direkt davor gesehen und daher vielleicht "satt" von der Action war, hat mich The Dark Knight nicht gerade überwältigt. Im Gegenteil, ich war nicht selten gelangweilt, sodass Plotlöcher schwerer wogen. Der Film hat allerdings einige interessante Ansätze und mehr Substanz als Batman Begins, außerdem könnten die größten Plotholes Absicht sein, darum vergebe ich nach dem Motto im Zweifel für den Angeklagten eine noch gute bis befriedigende Wertung.
(Sollte es keine bewusste Entscheidung gewesen sein, dass Joker in die Zukunft sehen kann, dann wäre meine Wertung eher 2/10.)
Darsteller: 7/10
Plot: 5/10
Effekte: 6/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 5/10
IMDb (http://www.imdb.com/title/tt0468569/)
Amazon: The Dark Knight Trilogie
The Dark Knight Rises
Start: 2012
Genre: Action, Adventure, Comic-Heldenverfilmung
Regie: Christopher Nolan
Schauspieler: Christian Bale, Tom Hardy, Anne Hathaway, Marion Cotillard, Gary Oldman
Kritik:
Für Vorbemerkungen siehe mein Review zu Batman Begins (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/531692-Reviewcenter?p=24018915&viewfull=1#post24018915). Auch hier spare ich mir wieder eine Zusammenfassung der Story und Verweise auf Wikipedia. Achtung: Spoilerwarnung!
Schon die Actionszene, mit der der Film beginnt, strapazierte meine Nerven: Sie ist zwar spektakulär und wirkt von den Effekten her sehr glaubwürdig, aber die Motivation dafür ist hanebüchen und die Dialoge sorgen für aufgerollte Zehennägel. Als dann der Film etwas darauf wieder mit dem In-die-Zukunft-sehen-Syndrom anfing, diesmal in Gestalt von Anne Hathaway (bei der Übergabe) und sich Charaktere so unglaublich idiotisch wie Commissioner Gordon verhielten, der als erstes noch vor dem SWAT-Team in den Kanal steigt, hatte ich erstmals genug und schaltete ab.
Nun, mittlerweile habe ich es über mich gebracht, den Film zu Ende zu sehen und die Frage stellt sich natürlich, ob er besser wird - worauf die Antwort lautet: Nicht unbedingt. Schon kurz darauf wird der Commisioner "zufällig" direkt zu Füßen von Blake (Joseph Gordon-Levitt) aus der Kanalisation herausgespült und in diesem Stil geht es weiter...
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Film mit folgenden Voraussetzungen begonnen hat:
Wir müssen Teil 2 in allem toppen:
- spektakulärere Action, Leute lieben Action im Flugzeug und Weltuntergangszenarien
- größere Massenszenen
- größere Bedrohung, also Atombombe
- noch mehr Themen ansprechen, um "relevant" zu wirken
- Batman-Fahrzeug spektakulärer: Bleibt nur noch Fliegen übrig.
Dann hat man sich hingesetzt und einen Plot geschrieben, der diese Dinge verbinden soll und dementsprechend wirkt der Plot unnötig komplex und erzwungen.
Das größte Problem dabei ist die Action: Zwar gibt es auch durchaus Sequenzen, die gelungen sind, aber viele wirken einfach nur albern, die schon angesprochene Flugzeugszene, die Verfolgungsjagd mit piepsender und in roter LED-Anzeige herunterzählender Bombe oder die Szene im Footballstadion als ungute Mischung aus Roland Emmerich und Michael Bay überschreiten die Grenze zu unfreiwilliger (?) Comedy. Konnten die zwei Vorgänger hier noch weitgehend überzeugen, so stellt sich jetzt heraus, dass mehr nicht unbedingt besser ist. Dies geht der eigentlich einzigen Wirklichen Stärke des Vorgängers zu lasten, dem Zeigen des Zusammenbruchs staatlicher Ordnung, die hier eigentlich noch viel stärker eintreten müsste, aber vollkommen unzureichend gezeigt wird, nämlich hauptsächlich in einer großen, dummen Massenschlacht. Angereichert wird die Action von einem monoton hämmernden Soundtrack, dem deutlich mehr Zurückhaltung gut zu Gesicht gestanden hätte.
Die übrigen Szenen bestehen aus idiotischem Expositionsgelaber und wirken wie z.B. die Szenen in der Kommandozentrale des US-Militärs derart lächerlich, dass ich mir erneut die Frage gestellt habe, ob ich hier nicht eigentlich einen Comedy-Film sehe, der es leider verpasst, lustig zu sein.
Themen wurden jede Menge verwurstet, so findet man unter Anderem Occupy Wall Street, Vergessen des Internets, Virtualität der Finanzmärkte, Anarchie, franz. Revolution, Atombombe, Energieversorgung der Zukunft, Anarchie vs Staatliche Ordnung, Invasion in andere Länder, Pflichterfüllung vs Moral oder das Verhandeln mit Terroristen angesprochen. Auch wenn dies aus sehr (republikanisch) amerikanischem Blickwinkel geschieht, wäre dies für einen Blockbuster wirklich tolle Substanz wenn der Film sich auch ernsthaft damit auseinandergesetzt hätte. Leider bleibt es beim bloßen ansprechen, an einer wirklichen Untersuchung dieser Dinge ist The Dark Knight Rises nämlich überhaupt nicht interessiert. Obwohl dieser Aspekt daher als kramphaftes Relevant-sein-wollen herüberkommt, fand ich schon das bloße Ansprechen als positiv, insbesondere, da auch die Lüge vom Ende des zweiten Teils wieder aufgegriffen wird.
Die Darsteller waren überwiegend akzeptabel, auch wenn Tom Hardys Maske etwas unecht wirkte. Den Twist mit Marion Cotillard empfand ich als viel zu vorhersehbar. Gut gefallen hat mir Anne Hathaways Rolle und auch die Leistung von Anne Hathaway selber, die es bis auf zwei, drei Ausnahmen schaffte, eigentlich zu Fremdscham anregende Dialoge so herüberzubringen, dass sich dieser erübrigte.
Zur Regie des Films muss ich auch noch eine Bemerkung machen, den diese ist die manipulativste der Trilogie. Nolan zeigt uns viel zu oft Gesichter, die auf etwas reagieren. Beispielhaft fand ich das ständige Schneiden auf Anne Hathaway beim Kampf zwischen Bane und Batman als zwar einfache, aber auch billige und schäbige Abkürzung.
Fazit:
The Dark Knight Rises ist der aufgeblähteste Teil der Reihe. Die spektakuläre Action sieht zwar gut aus, aber ermüdet sehr schnell und wirkt teils lächerlich, was nicht zuletzt der ständig aufdringlich hämmernden Musik zu verdanken ist. Die von stark verbesserungswürdigen Dialogen vorangetriebene Handlung ist zwar einigermaßen komplex, aber erzwungen, langweilig und generisch. Der Film bleibt bei der Ansprache einer großen Menge an Themen absolut oberflächlich und lässt sich auch nicht nur ansatzweise auf eine ernsthafte Untersuchung derer ein, trotzdem retten dieser Umstand und Anne Hathaways Figur ihn noch auf ein ausreichendes Niveau.
Darsteller: 5/10
Plot: 2/10
Effekte: 6/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 3/10
IMDb (http://www.imdb.com/title/tt1345836/)
Amazon: The Dark Knight Trilogie
To Rome with Love
Start: 2012
Genre: Komödie, Romcom
Regie: Woody Allen
Schauspieler: Woody Allen, Penélope Cruz, Jesse Eisenberg, Alec Baldwin, Ellen Page
Kritik:
Woody Allen ist auf den ersten Blick ein unglaublich produktiver Regisseur: Seit 1966 hat er fast jedes Jahr einen Film herausgebracht, insgesamt derzeit 46 Filme von denen ich jetzt 40 gesehen habe, zuletzt eben To Rome with Love.
Unter diesen Filmen befinden sich einige wirklich gute Werke, z.B. Die letzte Nacht des Boris Gruschenko (1975), The Purple Rose of Cairo (1985) oder auch Match Point (2005), für die Mehrheit seiner Filme muss ich aber leider das Fazit Masse statt Klasse ziehen. Exemplarisch für die weniger gelungenen Werke kann sicher To Rome with Love stehen, eine seiner vielen sehr formelhaften romantischen Komödien.
Die Formel in diesem Fall ist: Mixe
- 40%: Nehme eine unsägliche Hollywood-Episoden-Romcom, in denen üblicherweise die untalentiertesten aller Filmstars in hoher Dichte auftreten, lediglich abgemildert durch etwas Ironie.
- 30%: Füge Woody-Allen-Hauptstadt-Klischees hinzu, in denen das Szenario auf Abziehbilder von oft europäischen Hauptstädten wie Paris, Barcelona oder (hier) Rom bezogen wird, oft auch angereichert mit einer entsprechenden Thematik wie Architektur, Essen oder Mode.
- 20%: Nehme Anleihen an Filme, die der Zuschauer mit dem Szenario verbindet (in diesem Fall Rom -> Italien und daher u.a. Fellini).
- 10%: Runde mit Woody Allen in seiner viel zu oft gesehenen Rolle als Neurotiker ab.
und lasse das ganze bei 180° im vorgeheizten Backofen 20 Minuten braten.
Obwohl sehr viele von Woody Allens Filmen sich auf eine ganz ähnliche Formel reduzieren lassen, sind sie teilweise doch ganz erträglich, da oft zumindest ein Teil funktioniert, so wies z.B. der Vorgänger Midnight in Paris mit Owen Wilson einen guten Hauptdarsteller auf und mit Rachel McAdams eine grandiose Nebendarstellerin, die sogar das Bild noch beherschen konnte, wenn sie gar nicht mehr im Bild war. Umso mehr fällt auf, dass die Darsteller in To Rome with Love ohne Ausnahme bestenfalls eine schlechte Leistung liefern. Den Vogel schießt Ellen Page ab, diese ist so unfassbar miserabel, dass der anfänglichen Fremdscham im Laufe des Films ehrlich empfundenem Mitleid Platz gemacht hat. Jesse Eisenberg hätte man mit einer Puppe ersetzen können, ohne etwas zu verlieren. Woody Allen spielt die gleiche Figur wie immer. Die komplette Leistung von Penélope Cruz beschränkt sich darauf, heiß zu sein, die von Alessandra Mastronardi daruf, süß zu sein. Jede Sekunde, in der Roberto Benigni zu sehen ist, ist eine Sekunde zu viel.
Die einzelnen Episoden sind dumm, weitgehend unlustig und einfallslos. Es gibt einige Momente, in denen deren Idiotie einem ein Grinsen entlocken kann, was übrigens auch vom Film beabsichtigt ist. Sobald To Rome with Love aber einmal abseits von so schlecht, dass es schon wieder lustig ist, humorvoll sein will, scheitert er. Der Versuch, gleichzeitig Satire von Romcoms und selber Romcom zu sein, geht jedenfalls zu keinem Zeitpunkt auf.
Fazit:
Woody Allen hat viele Filme gedreht, die alles andere als gut sind und To Rome with Love gehört ohne Frage dazu. Natürlich ist die Dummheit und Formelhaftigkeit des Werkes auch ironisch gemeint, nichts aber entschuldigt die durch die Bank miserablen Darstellerleistungen.
Darsteller: 2/10
Plot: 2/10
Effekte: 5/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 3/10
IMDb (http://www.imdb.com/title/tt1859650/)
Amazon (Blu-Ray)
Amazon (DVD)
Schindlers Liste
Start: 1993
Regie: Steven Spielberg
Kritik:
...
ca. zweieinhalb Stunden im Film:
Die Kamera begleitet in Augenhöhe eine Gruppe von Frauen, wie diese in einen Raum getrieben werden, über dessen Eingang ein Schild mit der Aufschrift "Bad und Desinfektion" befestigt ist. Die Bilder sind von schwarzweißer Hochglanzästhetik wie aus einem edlen Werbekatalog. Die Kamera wackelt dabei auf und ab, um dem Zuschauer durch die Simulation von Schrittbewegungen ein möglichst perfektes Mittendrin-Gefühl zu vermitteln. Dazu eingespielt wird das Stück "Auschwitz-Birkenau" von John Williams, das die Emotionen des Zuhörers elegant in Richtung Anspannung lenkt, dabei aber so etwas wie emotionale Tiefe vorgaukelt. Im Raum sind Rohrleitungen mit Duschköpfen verlegt. Die Frauen kauern sich zusammen.
Schnitt. Totale. Wir sehen, wie die Doppeltür des Raumes von außen mit laut vernehmbaren Soundeffekten geschlossen wird.
Schnitt. In bester Thrillermanier gleitet die Kamera auf ein Bullauge zu, dass in der Tür eingelassen ist. Wir sehen durch das Bullauge in den Raum. Die Musik beschleunigt, um die Spannung zu intensivieren. Von rechts fällt ominös und in bester Horrorfilmtradition ein Schatten auf das Bullauge.
Schnitt. Die Kamera befindet sich im Raum, leicht wackelnd, um näher am Geschehen zu wirken. Das Licht geht aus. Die Frauen schreien auf. Die Spannung steigt weiter.
Schnitt. Das Licht geht wieder an. Wir sehen das Gesicht einer zitternden Frau in Nahaufnahme. Ein weinendes Kind. Die Musik steigert sich in neue Erregungshöhen. Wir sind jetzt zum Anfassen nah, stehen direkt mittendrin. Weitere Schnitte. Umarmungen. Frauen verdecken sich wimmernd den Mund. Gegenlicht. Weit aufgerissene Augen.
Wir sehen nach oben, zu den Rohrleitungen. Schwenken dann auf Frauengesichter, die mit weit aufgerissenen Augen auf die Rohre und Duschköpfe blicken. Sie wissen offensichtlich, was jetzt passieren wird, genauso wie der Zuschauer, den die Anwendung dieses plumpen Manipulationsmittels dazu zwingen soll, eine Mischung aus Angst, Entsetzen und Suspense zu empfinden.
Schnitt. Totale. Aus den Duschköpfen beginnt, Wasser zu sprühen. Die Frauen schreien freudig auf, um dem Zuschauer zu signalisieren, dass sich die Spannung lösen kann.
...
"Der weiße Hai" mit Happy End im Auschwitzsetting. Wenn eines feststeht, dann ist es, dass es nicht angemessen ist, einen Film über die Auslöschung von Millionen Menschenleben auf diese zynisch manipulative Art und Weise zur Unterhaltung zu machen und dann noch für sich in Anspruch zu nehmen, für die Opfer zu sprechen. Es erübrigt sich, mehr zu schreiben. Ich fände auch gar keine Worte dafür.
Gesamteindruck: 0/10
IMDb (http://www.imdb.com/title/tt0108052/)
Nachbemerkung:
Auch ohne diese Szene wäre dies kein guter Film. Angesichts des Anspruchs, den der Film mit den Szenen am Ende für sich vereinnahmt und dessen was er zeigt, nämlich dummes, manipulatives, auf Suspense und billige Gefühlseffekthascherei angelegtes Hollywoodkino mit Comicfiguren, weiß ich nicht, wie man diesen Film intellektuell aufrichtig rechtfertigen könnte. Sicher hat man auch bei der Auseinandersetzung mit Themen wie Völkermord erst einmal völlig freie Hand - das kann auch in Form von Thriller, Satire oder Farce gemacht werden. Wenn man aber konkret historische Biographien beschreibt - und sich dies auch so auf die Fahnen schreibt, was der Film ja auch ziemlich dreist tut - dann hat der Filmemacher eine gewisse Verantwortung. Gaskammerszenen auf Suspense zu trimmen, das ist unentschuldbar. Ich habe gerade den Text eines diesen Film lobenden Kritikers gelesen, der allen ernstes schreibt, dass die Ereignisse und das Grauen des Holocausts dem Zuschauer auf diese Weise nahegebracht und begreifbar gemacht werden würden. Ich finde diese Argumentation unhaltbar und bin ziemlich fassungslos: Es gibt tatsächlich Menschen, die behaupten, dass man Erlebnisse wie z.B. den Holocaust durch Stilmittel, die letztendlich nichts anderes als Geisterbahntricks sind, nachvollziehen könne. Da kann ich nur fassungslos nach Worten ringen.
Es gibt einfach Dinge, die kann Film nicht leisten. Übrigens gilt dies auch für Musik und Literatur. Was Kunst aber durchaus kann, ist, uns mit solchen Dingen zu konfrontieren. Damit dies gelingen kann, ist es von Nöten, sich eine Grundkonzeption, die auch formaler Natur sein kann, zu überlegen. Eindrucksvolle Beispiele sind da "Nacht und Nebel" von Resnais, der die Objekte des Holocausts zeigt und uns so konfrontiert oder "Dr. Seltsam" von Kubrick, in dem u.a. die Darstellerleistungen auf dass äußerste stilisiert werden. Das Schindlers Liste in schwarz/weiß gedreht wurde mit dem roten Kleid als Gimmick (wow, was für tolle, subtile Symbolik für das Einzelschicksal) bereichert den Film um kein Stück an Substanz sondern hat meiner Ansicht nach lediglich den Zweck, leicht beeinflussbare Zuschauer zu blenden. Ein Verzicht auf den Soundtrack dagegen wäre meiner Ansicht nach ein muss gewesen.
Übrigens: Alleine schon der Umstand, dass ein Filmemacher, der einen Film über den Holocaust dreht, meint, die Gefühle der Zuschauer manipulieren und lenken zu müssen, finde ich bedenklich: Der Filmemacher traut dem Zuschauer nicht zu, seine eigene Menschlichkeit einzubringen. Ich finde es immer nicht nachvollziehbar, dass Filmemachern, die dem Zuschauer Menschlichkeit zutrauen indem sie auf seine Manipulation verzichten, ihm emotionale und intellektuelle Freiheit lassen und mit ihm in einen Dialog treten, z.B. Stanley Kubrick, Robert Bresson, Josef von Sternberg, Theo Angelopoulos oder aktuell auch Michael Haneke Kälte und Unmenschlichkeit vorgeworfen wird während Filmemacher wie Steven Spielberg, Francois Truffaut, Frank Capra oder Roberto Rossellini die ganz offen emotional manipulieren als warm und menschlich gelobt werden. Das Gegenteil ist der Fall: Wer die Emotionsknöpfe der Zuschauer drückt, behandelt sie wie Automaten. Insbesondere die Frage nach dem Versagen oder überhaupt der Existenz von Menschlichkeit, was ja letztendlich die relevante Frage im Kontext des Holocausts ist, kann so überhaupt gar nicht erst gestellt werden und aus diesem Grund ist ein solcher Film beim Einsatz derartiger Mittel schon von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Interstellar
Start: 2014
Genre: Science-Fiction
Regie: Christopher Nolan
Schauspieler: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain
Story:
siehe Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Interstellar)
Kritik:
Das beste vorneweg: Ich habe mich während des Anschauens nicht gelangweilt, da der Plot von Interstellar durchaus interessant ist. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt dem Umstand, dass dieser nur an wenigen Stellen vorhersehbar ist. Auch wenn das Szenario und die Welt/Welten insgesamt nicht unbedingt plausibel waren, so wurden sie doch einigermaßen glaubwürdig präsentiert, was nicht zuletzt guten Effekten zuzuschreiben ist.
Ich rechne dem Film außerdem noch recht hoch an, dass er trotz des relativ hohen Anteils an Emotionskäse eigentlich immer ganz erträglich blieb. Es gab jede Menge an emotionalen Szenen, die zwar reichlich dumm waren aber immerhin auf eine Art und Weise gehandhabt wurden, die mich nicht weiters ärgerte. Dies ist ein großer Pluspunkt, denn wenn emotionale Szenen plump eingehämmert werden treibt mich das in Rage.
Allgemein kann ich Science-Fiction-Filmen meist recht viel abgewinnen, was sich auch darin äußert, dass die Wertung, die unter diesem Review steht eine (eigentlich zu) hohe ist, für die vielen Probleme, die der Film einfach hat und von denen die meisten ohne weiteres zu vermeiden gewesen wären. Auf einige dieser möchte ich im Folgenden konkret eingehen, deshalb Spoilerwarnung - Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte direkt zum Fazit springen!
Das ärgerlichste ist, dass die Verantwortlichen sich entschieden haben, Interstellar für visuelle Analphabeten auszulegen. Den ganzen Film über sehen wir Dinge, nur um sie von den Personen um Film nochmal ausgesprochen zu bekommen. Die Monologe/Dialoge dabei sind auch noch sehr suboptimal geschrieben, sodass das pseudowissenschaftliche Expositionsgelaberbedürfnis der Charaktere diese ständig viel unglaubwürdiger erscheinen lässt, als notwendig. Am allerschlimmsten ist dies gegen Ende des Films in der mehrdimensionalen Bibliothek, als Cooper dem Zuschauer vordoziert, was dieser sprichwörtlich einige Sekunden davor schon gesehen hatte. Ernsthaft, lediglich ein blinder Schimpanse mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom hätte die Handlung nicht zur Kenntnis genommen. Der Gipfel ist, dass man sich nicht nur in ein Hörbuch versetzt fühlt, sondern dass die Macher anscheinend noch das Bedürfnis verspürt haben, der Szene mit zusätzlichen Erklärungen den letzten Rest ihrer Wirkung zu nehmen. Wozu benötigen wir einen idiotischen Satz darüber, wer diese "Bibliothek" erschuf. Wenn wir uns schon in Dimensionen befinden, die wir gar nicht erfahren können, dann ist das einfach so und gut damit. Man muss sich das einmal vergegenwärtigen: Da fliegt Cooper durch ein Schwarzes Loch, überlebt dies, kommuniziert durch die Zeit und der Zuschauer soll dies alles hinnehmen - die Akzeptanz von einem Stück Ambivalenz bezüglich dessen, was der Menscheit vielleicht immer verborgen bleiben wird, traut man ihm aber nicht zu.
Desweiteren sind die Darstellerleistungen nicht besonders toll, um es vorsichtig auszudrücken. Dies liegt aber nicht unbedingt an den Darstellern selber, sondern an teilweise ziemlich undankbaren Rollen. Besonderes Anne Hathaway und Jessica Chastain haben dabei die Verliererkarten gezogen: Wer einen "Love is the one thing that transcends time and space..." Spruch ablassen muss, hat eigentlich schon verloren, genauso wie jemand, dem eine Fremdschäm-Blätterwerf-Heuerekaszene zugemutet wird. Überhaupt sind die Charaktere eine völlige Katastrophe: Dr. Mann z.B. ist nicht nur seiner plumpe-Symbolik-Rolle entsprechend böse, sondern hat auch alles vergessen, was nötig war, um überhaupt dorthin zu kommen wo er ist, wie erklärt sich sonst die Andockszene? (Ja, ich weiß, es brauchte halt irgendeinen Anlass für Äääääctioooon) Nicht zuletzt sind die emotionalen Verhaltensweisen der Figuren teilweise absurd.
Sehr schade ist auch, dass sich keinerlei Gefühl für die Weite, Einsamkeit und Leere des Weltraumes einstellen kann, da die eigentlich durchaus beeindruckenden Bilder nicht nur viel zu schnell dafür geschnitten sind, sondern sich auch mit Szenen auf der Erde abwechseln müssen. An Material zum Nachdenken bietet Interstellar so gut wie nichts, emotional zwar mehr, aber völlig irrelevantes: Wir altern halt alle in der Praxis so gut wie gleich schnell. Das die eigenen Kinder plötzlich jünger als man selbst sind, ist eine ganz niedliches Gedankenexperiment, dies wurde aber selbst in B-Movies wie Beneath the Planet of the Apes in einem Satz abgehandelt, um dann im Resultat gleichviel wie Interstaller auszusagen. Apropos, wo wir andere Filme ansprechen: Inspirationsquellen für diesen Film sind sicher unter anderem Contact und 2001, wobei Interstellar im Geiste nahe bei ersterem ist, während einige oberflächliche Parallelen zu letzterem einen die Schwächen von Interstellar umso deutlicher empfinden lassen.
Genug gemeckert, zum Abschluss noch zwei positive Dinge: Der Soundtrack ging in Ordnung und der Film verfügte über einige amüsante Momente.
Fazit:
Interstellar hat zwar weder emotional noch intellektuell relevantes zu sagen, funktioniert aber zumindest als Unterhaltung gut und bleibt über seine ganze Laufzeit interessant. Leider spricht der Film viel zu viel aus, beraubt sich eines Teils seiner Wirkung durch unnötiges intercutting und das Ende ist ärgerlich. Schade, trotzdem alles in allem ein ganz guter Film.
Darsteller: 3/10
Plot: 7/10
Effekte: 6/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 6/10
Amazon (Blu-Ray)
IMDb (http://www.imdb.com/title/tt0816692/)
Heinz-Fiction
18.04.2015, 10:01
Rick & Morty
Erst vor ein paar Tagen entdeckt. Es geht im Prinzip um einen genialen, aber stets alkoholisierten und vollkommen verantwortungslosen Wissenschaftler namens Rick, der sein leider nicht sehr schlaues Enkelkind in seine Abenteuer mit einbezieht, sehr zum Missfallen seiner Eltern. Dabei geraten die beiden ständig in abgedrehte lebensgefährliche Situationen, wobei Morty deutlich mehr leiden muss. Mir gefällt der böse, trockene Humor, die Synchronstimmen sind auf Deutsch passend, nur der Zeichenstil sagt mir nicht so zu. Ist aber verschmerzbar.
Gut für Zwischendurch, 8/10
Das süße Leben / La dolce vita
Start: 1960
Genre: Drama, Satire
Regie: Federico Fellini
Schauspieler: Marcello Mastroianni, Anita Ekberg
Kritik:
"La dolce Vita" ist wohl so ziemlich der bekannteste Film, der in Italien enstanden ist, viele seiner Szenen - wie die Brunnenszene mit Anita Ekberg - gehören mit zu den bekanntesten der Filmgeschichte überhaupt.
Nachdem ich diesen Film seit langer Zeit wieder einmal gesehen habe (diesmal auf Blu-Ray in ganz neuer Qualität) möchte ich meine Eindrücke niederschreiben, was diesen Film so großartig macht und hoffentlich all jenen, die ihn noch nicht gesehen haben sollten, Lust darauf machen, ihn zu sehen.
"La dolce vita" zeigt das Leben eines Klatschmagazin-Journalisten in Rom, der in episodischen Begebenheiten Begegnungen mit Religion, Frauen, Filmstars, Freunden oder auch seinem Vater hat. Dabei profitiert der Film unheimlich von Rom als Schauplatz, wodurch in Kombination mit einer sehr guten Regie und Kameraführung zahlreiche ikonische Szenen enstanden sind. Obwohl es ungefähr 10 Jahre her ist, dass ich ihn das letzte mal gesehen hatte, war ein Großteil des Films gut in meinem Gedächtnis geblieben.
Natürlich geht dieser Film wenig mit modernen Blockbustersehgewohnheiten zusammen, sondern er lässt sich Zeit, die aber auch notwendig ist. Wer ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit mitbringt, wird mit einem ziemlich reichen Werk belohnt, das unter anderem von der Suche der von einer oberflächlichen Umgebung zermürbten Hauptfigur nach Erfüllung handelt (dazu später mehr).
Für ein Werk von 1960 ist der Film weder thematisch noch ästhetisch belanglos geworden, auch wenn einige Aspekte der Satire oder der offene Umgang mit z.B. Prostitution oder Homosexualität heutzutage wenig neu sind. Es ist faszinierend, den Hauptdarsteller vor allem in seinen Nächten zu begleiten, wie z.B. als er sich Nachts ganz alleine mit einem Filmstar (gespielt von Anita Ekberg) auf den Straßen Roms bewegt. Verantwortlich sind neben den sehr guten Darstellern - insbesondere Marcello Mastroianni ist großartig - auch die guten Dialoge und die kreativen Handlungen. Vor allem aber ist es die großartige Machart des Filmes. Diesbezüglich ist La Dolce Vita der entscheidende Film im Werk Fellinis und die Brücke zu seinem nächsten Film 8 1/2 und den Folgenden. Während sein Werk bis dort hin noch bedauerlicherweise Elemente des Neorealismus aufweist, entfernt er sich mit "La dolce vita" eindeutig von diesem - was ihn schon alleine deswegen zu Fellinis bis dahin besten macht. Obwohl Fellini viele Motive von seinem vorherigen "Die Nächte der Cabiria" übernimmt - die Satire katholischen Irrsinns oder die Schwierigkeit des Vertrauens in Beziehungen - sind Pseudorealismus und emotionale Manipulation weitgehend verschwunden und weichen stilisierten Bildern und emotionalen und intellektuellen Ambivalenzen (das Motiv Steiners, der Fisch, das Mädchen).
Achtung - ab jetzt bis zum Fazit Spoiler!
Das Hauptmotiv ist die Suche der Hauptfigur nach Erfüllung.
Religion ist zur Farce verkommen.
In Besitz wie seinem Auto findet er sie nicht - seine Wohnung ist leer, mit frisch angestrichenen Wänden.
In seinem Beruf, oberflächliche Texte zu schreiben, findet er sie ebensowenig.
Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen bleibt ihm Erfüllung verwehrt. So sehr er versucht eine Beziehung zu seinem Vater aufzubauen konfrontiert sie ihn letztendlich doch nur mit seiner Sterblichkeit.
Auch Frauen - obwohl von ihnen fasziniert - können ihm diese Erfüllung nicht geben, weder durch Sex, aufopfernde Liebe oder Kameradschaft:
- Sex mit Ekberg bleibt ihm verwehrt.
- Die obsessive, aufopfernde, emotional erpressende Liebe seiner Freundin widert ihn verständlicherweise an.
- Die Frau, der er Ehrlichkeit und Freundschaft anbietet, verhöhnt seine Naivität.
Er glaubt die Leere, die in ihm (wie in uns allen) ist, jenseits der Oberflächlichkeiten füllen zu können: Sein alter Freund Steiner, dessen Haus ihm bei seinem Besuch wie eine Oase erscheint und an seine früheren Ambitionen erinnert (und diese auch repräsentiert): Steiner und seine Frau haben Kinder, der Freundeszirkel ist intellektuell, er scheint Erfüllung in der Kunst zu finden.
Doch auch seine neu erweckten künstlerischen Ambitionen scheitern und die Handlung Steiners nimmt ihm jede Illusion, jemals Erfüllung finden zu können. So bleibt ihm nur noch Betäubung durch Alkohol, Drogen und die Demütigung anderer Menschen: Er wird zum oberflächlichsten aller, zu einer totenhaften Maske.
Um noch etwas abzuschweifen: Die Beschäftigung mit dieser Existenziellen Leere, Sehnsucht nach Transzendenz oder wie immer wir sie auch nennen wollen ist natürlich ein wesentlicher Bestandteil von Kunst und dementsprechend auch der Filmkunst: Tarkovsky trickst Spiritualität herbei, bei Robert Bresson begeht Charles in "Der Teufel möglicherweise" Selbstmord (sinngemäß: "Gott lässt sich nicht in der Mittelmäßigkeit finden"), bei Josef von Sternberg versuchen die Charaktere Erfüllung im sexuellen Fetisch zu finden (im Christentum ist der "Opfertod" ja durchaus auch entsprechend konnotiert), während bei Kubrick vielleicht die der Akzeptanz der Leere innewohnenden Ästhetik das höchste darstellt, was Menschen erreichen können.
Fazit:
Eigentlich gibt es so ziemlich keine Entschuldigung, diesen Film nicht gesehen zu haben. La dolce vita ist ein großartiger Klassiker.
Amazon (Blu-Ray)
IMDb (http://www.imdb.com/title/tt0053779/)
Darsteller: 8/10 (insbesondere Marcello Mastroianni ist großartig)
Plot: 5/10 (nicht wirklich der Punkt)
Effekte: 9/10 (großartige Kamera, sehr ikonische Bilder)
Anspruch: 8/10 (durchaus anspruchsvoll)
Gesamteindruck: 9/10 (großartiger Film)
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise
Extended Edition
Start: 2012
Genre: Fantasy
Regie: Peter Jackson
Schauspieler: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage
Kritik:
Nachdem jetzt alle drei Teile draußen sind, habe ich mir vorgenommen, auch mal Peter Jacksons Fassung von Der Hobbit anzusehen - da ich schon einmal dabei war Teil 1 gleich in der Extended Edition (Buch habe ich nie gelesen).
Überraschung: Im Gegensatz zu zumindest dem letzten Herr der Ringe Teil habe ich an "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" nicht viel auszusetzen. Angesichts der geringen Vorbereitungszeit der den Machern zur Verfügung stand (wie im sehr guten Bonusmaterial der Blu-Rays erwähnt) ist das Drehbuch absolut solide, die Charaktere sind auch angesichts ihrer Motivationen gut herausgearbeitet und Verhalten sich nachvollziehbar. Die Darsteller lassen wenig Raum für Kritik übrig, Szenen wie die mit den Trollen oder den Schlitten ziehenden Hasen sind durchaus amüsant. Die Actionszene mit dem Baum am Ende ist wirklich gelungen.
Einen Punkt zur Kritik habe ich dann doch und der bezieht sich auf die Ästhetik des Films - diese ist ziemlich misslungen, von der Ausstattung einmal abgesehen. Klar, im Vergleich zur HdR-Trilogie sind die CGI-Effekte an sich deutlich fortgeschrittener aber leider auch deutlich prominenter. An vielen/allen Stellen sieht man überdeutlich, welche Teile der Szene echte Aufnahmen sind und was mit CGI erstellt wurde. So wird z.B. die Stimmung eines tollen Kameraflugs über eine offensichtlich echte Landschaft von penetrant hineingeklatschten - an sich soliden - CGI-Adlern verdorben. Technisch sind die Computerbilder zwar durchaus beeindruckend, künstlerisch jedoch miserabel, begonnen von den in Kitschfarbverläufen ertränkten Himmeln bis hin zu der ganzen CGI-Orgie in einer Goblinhöhle, die vielleicht in einem Videospiel ganz lustig wäre, hier aber völlig deplatziert wirkt und ohne die der Film besser wäre.
Fazit:
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise ist ein Film, der mir unerwartet gut gefallen hat. Ein solider Plot, amüsante Momente und gute Darsteller trösten über die teilweise viel zu auffälligen CGI-Orgien hinweg. Ich würde sogar sagen, dass mir dieser Film deutlich besser gefallen hat als zumindest der dritte der Herr der Ringe-Filme, nicht zuletzt, da es hier keine alberne Liebesschnulze zu erdulden gibt.
Amazon (Blu-Ray Trilogie Kinofassung)
Amazon (Blu-Ray Extended Edition)
IMDb (http://www.imdb.com/title/tt0903624/)
Darsteller: 7/10 (sehr gut bis gut)
Plot: 6/10 (gut)
Effekte: 2/10 (von gut bis gerade noch akzeptabel bis WTF alles dabei)
Anspruch: 2/10 (Blockbusterkost halt...)
Gesamteindruck: 6/10 (gut)
Tai Chi Zero
http://upload.worldofplayers.de/files10/MV5BOTk0OTEyOTczOF5BMl5BanBnXkFtZTcwMDc2MzI2OA__._V1__SX1857_SY891_.jpg
Format: Spielfilm
Umfang: 98 Minuten
Erscheinungsjahr: 2012
Regisseur: Stephen Fung
Genre: Martial Arts, Historisch, Komödie
Inhaltsangabe
Lu Chan wird mit einer Beule geboren, die ihm wenn sie gedrückt wird übermenschliche Kräfte verleiht. Jahrelang nutzt er diese Kraft und wird so von einer Rebellenarmee entdeckt, die den eigentlich gutherzigen Doofus an der Front als Allzweckwaffe nutzt. Als die Beule jedoch beginnt, sich schwarz zu verfärben, stellt sich heraus, dass jede Nutzung Lu Chans Leben verkürzt und er nunmehr nur noch wenig Zeit übrig hat.
Die einzige Rettung verspricht der legendäre Chen Stil des Kung Fu. Lu Chan macht sich also auf, dessen Meister zu finden.
Dumm nur, dass die Chen Schule keine Außenstehenden lehrt.
Kritik
Martial Arts Filme sind für viele Freunde und Bekannte von mir ein Buch mit sieben Siegeln. Gerade solche Historienstreifen wie etwa Hero, House of Flying Daggers, Curse of the Golden Flower oder Crouching Tiger, Hidden Dragon sind typische Fälle von schwelgerischem, ur-langsamen Asia-Kino, das sich oft in kryptischen Dialogen verliert, keine erkennbare Message hat, sofern man nicht ein Hobby für Buddhismus hegt und durch ihre überdeutliche Drahtseilakrobatik eher komisch anstatt actionreich wirken. So höre ich zumindest öfters den Vorwurf.
In gewisser Weise scheinen sich aber auch die Macher des asiatischen Martial Arts Kinos dessen bewusst zu sein, denn nach und nach finden immer mehr Erzeugnisse des Fernost-Prügelkinos den Weg hierher, in denen es gänzlich anders zugeht. In Filmen wie Kung Fu Hustle regiert der Humor und jeder überzogene Drahtseilakt wird selbst mit einem Augenzwinkern kommentiert. Dass unsereins diese Variante verdaulicher findet, sieht man in äußerst verulkter Form wohl an den Kung Fu Panda Filmen.
Tai Chi Zero, über den ich hier sprechen mag, fällt in letztere Kategorie der überdreht komödiantischen Eastern. Und wie er das tut. Von der ersten Sekunde an mischt Regisseur Stephen Fung munter jedes Genres das ihm einfallen will in einem wilden Mix. Da wird Lu Chans Kindheit als humorvolles Märchen nacherzählt, nur um im nächsten Moment zu harten Gitarrenriffs einen Kampf zwischen einem Doktor und einem General zu zünden. Da wird Lu Chans Versuch, ins Dorf der Chen zu kommen kurzerhand wie in einem Videospiel in Level aufgeteilt und für die jeweiligen Kämpfe sogar der Original Street Fighter Schriftzug mit VS. und K.O. rausgekramt. Sogar eine Sequenz mit Heist-Movie-Anleihen findet sich.
Neben all diesen expliziten Hommages strotzt der Film aber auch so vor kleinen und noch kleineren Videospiel- und Comic-Referenzen.
Oft sind die Einstellungen typischen Panels aus Comics entlehnt, Schläge werden mit Texteinblendungen à la PengBummKrach quittiert, Objekte über die der Blick des Protagonisten gleitet leuchten auf uns ein Tooltip erscheint und und und.
Ehrlich gesagt lohnt es sich kaum, einzelne Beispiele zu nennen, denn der Film ist über seine komplette Spielzeit voll von derartigen Kleinigkeiten und selbst im finalen Schlussakt, wo das Geschehen vermeintlich ernster wird, gibt es kaum eine Minute ohne so eine Anspielung.
Je nach Zuschauer/in kann das nun eine gute oder eine schlechte Sache sein. Wenn ihr Videospielen und Comics fremd oder abgeneigt seid, gehen sicherlich viele Nuancen verloren, sodass an Stelle eines Gags bestenfalls das unsichere Gefühl entsteht, dass hier gerade auf irgendetwas angespielt wird. Seid ihr umgekehrt Fans von Videospielen und Comics - besonders solchen aus Fernost - gibt es hier immens viel Kleines und Großes zum Gernhaben.
Ich habe (bekanntlich) einen Faible für Fernöstliches und fühlte mich bei dem Film dementsprechend ganz in meinem Element - das ist aber wie erwähnt eine ziemlich subjektive Sache.
Auf einer nüchterner betrachteten Ebene kann man aber selbstverständlich auch so Einiges über Tai Chi Zero feststellen.
Um mal mit einem technischen Aspekt zu beginnen, kann man zum Beispiel sagen, dass die Kameraarbeit ziemlich dynamisch ist. Zu dynamisch, um ehrlich zu sein. Denn während die ständig schwenkende und schwankende Kamera in Actionszenen hilfreich ist und etwa bei der Etablierung des Dorfes als Handlungsort mustergültig ein Gefühl für den dreidimensionalen Raum zeichnet, merkt man schnell, dass Fung unfähig ist, dabei auch mal auf die Bremse zu drücken. So sind selbst ruhige Momente und Dialoge eingefangen, als würde sich statt eines ernsten Zwiegesprächs eine fetzige Schlacht abspielen. Hat was von Michael Bay Kinematographie.
Ansonsten war ich aber vom generellen Produktionsdesign positiv überrascht. Obwohl man den bisherigen Beschreibungen nach auch gut vermuten könnte, dass der Film ulkiger Trash sei, belehrt einen das gestochen scharfe Bild vor malerischer chinesischer Landkulisse eines besseren. Sicher, so einiges ist deutlich Pappkulisse, Green Screen oder sonstwie sichtbar künstlich. Dennoch scheinen die rund 35 Millionen Dollar Budget durch. Das merkt man unter anderem auch an den Kampfszenen, die zwischen simplem Slapstick und hands down beeindruckenden Choreographien nahtlos hin und her wechseln. Ein einzelner Höhepunkt will mir dabei zwar nicht einfallen, aber etliche Kämpfe, wie etwa der mit dem Tofu Verkäufer in der Mitte könnte rein technisch auch in einem der bierernsten kunstvollen Epen von Zhang Yimou & Co. auftauchen.
Mit all seinen Schauwerten, In-Jokes und der Akrobatik muss sich Tai Chi Zero allerdings den Vorwurf gefallen lassen, mächtig Augenwischerei zu betreiben. Denn bei aller Liebe - Story und Charaktere sind hier simpelster Retorten-Kram.
Lu Chan wird ohne weitere Tiefe von einem Sportler geschauspielert, der eindeutig wegen seiner Fitness den Zuschlag bekommen hat, Mandy Lieu als Love Interestt dient hingegen hauptsächlich als Eye Candy. Angela Yeung Wing bietet als schlagkräftige Tochter des Meisters noch den interessantesten Part, aber ihre allzu deutliche Rolle zwischen dem Antagonisten und Lu Chan enthüllt schnell, dass das bloß Lob auf niedrigem Niveau ist.
Die Geschichte - da mag ich wirklich nicht mehr viel hinzufügen. Hat man 100mal schon gehört, ist hier nicht merklich aufgepeppt. Ein Asia-Historienfilm, in dem irgendwelche westlichen Mächte eine Eisenbahnstrecke durch ein Dorf bauen möchten, ist so klischeehaft, dass er sich beinahe von allein schreibt. Da helfen auch kreative Gegner aus der Steampunk-Kiste nur marginal.
TL;DR ? Dann hier die Kurzfassung
Darsteller 03/10 Manche sind Laien (Sportler und Models), andere verstehen es zwar zu schauspielern, haben dafür aber praktisch kein forderndes Material.
Sound 06/10 Die vielen Stilwechsel werden auch immer passend durch Musik begleitet. Während der Film also Vielfalt auf seiner Seite hat, fehlt andererseits an allen Ecken und Enden ein prägender Track
Plot 04/10 Grundsolide Umsetzung, die schon unzählige Male erprobt wurde. Der Aufguß hier ist sicherlich keine Innovation fürs Genre, aber tut seinen Job.
Effekte 7/10 Ehrlich gesagt ziemlich gut. Texteinblendungen sind kreativ und professionell, Zeichentricksequenzen etwas stockend in der Framerate, aber stilvoll und der Wire Fu sieht top aus.
Anspruch --/10 Nee.
Gesamteindruck Tai Chi Zero hat eine große Stärke, die ich dem Film hoch anrechne: Ihm gehen nie die Ideen aus. Normalerweise verrennen sich solche Parodien an irgendeiner Stelle und müssen dann alte Jokes aufwärmen oder auf einen ernsten, konventionellen Plot ausweichen. Tai Chi Zero hat hingegen genug kreativen Esprit um die ganze Spielzeit über neue Ideen auf mich abzufeuern und dadurch wird er nie langweilig. Da verzeiht man es gerne, wenn Plot und Charaktere lahme Klischees sind oder ab und an Mal ein Schwert aussieht, als wäre es aus Plastik.
Von Beginn an stellt der Film die Vorzeichen auf "albern" und hat einfach Spaß damit, in eine Kultur hineingeboren zu sein, aus der man reichlich Referenzen schöpfen kann. Dass der Film obendrein ein recht edles Gewand trägt und nicht billiger Trash ist, den man nur unter Krämpfen beäugen kann, macht das Vergnügen nur umso größer.
Sicherlich kein überbordend toller Film und absolut nichts für Skeptiker des Genres. Auf der anderen Seite kann ich mir nur schwer vorstellen, dass ein Fernost-affiner Zuschauer hiermit keinen Mordsspaß haben könnte.
06-7/10
Trailer (englisch) (https://www.youtube.com/watch?v=_LSX_UH0F9g)
Amazon (http://www.amazon.de/Tai-Chi-Zero-Blu-ray-3D/dp/B00BQTL1JS/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1440802694&sr=8-2&keywords=tai+chi+zero)
imdb-Score 6,1/10 (http://www.imdb.com/title/tt1981080/)
Tawarien
02.09.2016, 06:59
Suicide Squad
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/5/50/Suicide_Squad_(film)_Poster.png
Inhalt:
Eine Regierungsbeauftragte stellt ein Trupp aus Verbrechern und "Metawesen" zusammen, um sich gegen künftige, vermutlich feindliche Angriffe anderer "Metawesen" zu schützen und im Notfall die Schuld an Unglücken auf den Trupp zu schieben. Dabei entfesselt sie eines dieser "Metawesen" selbst, gegen das der Rest des Trupps dann eben kämpfen muss.
Kritik:
Traurig. Wirklich traurig.
Man möchte meinen, einen Film mit so einer coolen Vorlage und Prämisse wie Suicide Squad müsste zumindest annehmbar bis unterhaltsam sein - schwer etwas falsch zu machen.
Nun, die prinzipiellen Ansätze sind auch einigermaßen gelungen, sprich die allgemeine Optik und vor allem die Darstellung der Charaktere, meiner Meinung nach vor allem Margot Robbie, solange sie die Klappe halten ...
Und das war's dann auch leider schon; denn wenn sie sprachen, und das war eigentlich so gut wie immer, wurde mit dem Aufgesetzten Humor und dem peinlichen Versuch, Spannung oder sogar Dramatik zu erzeugen, die komplette Stimmung direkt im Keim erstickt ("Wir sind die Bösen!!). Dazu kommt noch eine Story, die im großen und ganzen aus zwei Vorstellungsrunden des Squads, einer lächerlichen Rettungsaktion und quasi dem "Endkampf" bestand, wobei diese einen tatsächlichen Spannungsbogen wie eigentlich jeglichen Sinn überhaupt vermissen ließ. Auch die restlichen Charaktere waren ziemlich blass und ließen so gut wie jede Entwicklung vermissen. Deadshot? Will Smith in jeder seiner Rollen. Diablo? "Ich setzte meine Fähigkeiten nicht ein." - "Doch!" - "Nein!" - "Doch" - "Ok". Killer Croc, Boomerang, Slipknot, Katana? Vernachlässigbar, filmaufblähend. Dann noch der komplette Fehleinsatz des eigentlich recht guten Soundtracks - was mich zu dem weiteren, großen Problem des Filmes führt: Der Schnitt. Kurz; es ergab sich insgesamt einfach kein kohärentes Bild, das einen Action-, Comedy-, Drama-, Wasauchimmer-Streifen ergeben hätte. Noch ein kurzes Wort zum Joker: Vernachlässigbar. Aber: Im besten Fall ist wieder der Schnitt Schuld, wie Leto es behauptet, dass er fast nur in Sinnlosen Szenen zu sehen ist.
Fazit:
Warum versucht DC nur so eilig und überfordert dem MCU nachzueifern? Klar, auf der Welle mitreiten, Geld machen etc., aber ich sehe kein Problem darin sich, wie Marvel damals, das Universum langsam und stetig aufzubauen, die anhaltende Comicverfilmungs-Hypewelle sollte so ein Vorhaben ja eigentlich ganz gut und vor allem nachhaltig tragen können. Warum nicht zum Beispiel eine Harley Quinn Origins Story? Nein, das muss ja in einen völlig überladenen und dennoch relativ nichtssagenden Film wie Suicide Squad mit reingequetscht werden. So viel Potential. So viel Verschenkt. So vermeidbar. Das macht mich traurig. Wirklich traurig.
Darsteller: 5/10
Plot: 1/10
Effekte: 5/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 3/10
Letterboxd (https://letterboxd.com/tawarien/film/suicide-squad-2016/)
IMDb: 6,8
Rotten Tomatoes: 26%
Powered by vBulletin® Version 4.2.2 Copyright ©2025 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.