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The Game
25.01.2005, 07:26
Nunja, da Ring und WoG getrennt sind, poste ich nochmal. Schon länger versuche ich mich ja in der Dichtung, deshalb hab ich nun mal einen kleinen Akt eines Dramas geschrieben, ich hoffe, er gefällt euch:


DIE HARFE


1. SZENE: HARFENSPIELER UND URSUS

HARFENSPIELER:
So balde war ich totgeschwiegen!

URSUS:
Für wahr! Ich seh‘!
So fern du letzter Tage seelenreich gesungen!
Du welkest fort, des Winter’s Klee –
Schon hast du dich hervor gedrungen.

So sinkt du plötzlich nieder, stumm,
Wo ist’s, was macht die Harfe stumm?

HARFENSPIELER:
Ein Spieler, ach, der Liebe war ich
Doch täuschend echt im Herzen,
sucht schlechtes, böses Schaffen sich
das Gute aus zu merzen.
So nah ich mich dir wieder, Herr!
Dein Rat tut schönes mir –
Was ist’s, was gibt das Herze her,
auf dass ich mein‘ Verstande schür!

Einst träumte ich von Liebesleuten, ein tränenreicher Kampf,
dass auf der ein auf Schande liegend‘ Urteil schließlich fand‘.
So hör mir zu!

URSUS:
Mein Fürst, gewiss‘, ich höre, wenn du es mir aufgibst!

HARFENSPIELER:
Sag, hast du Mariechen mal geschaut, in ihrem schön‘stem Kleid -
nicht, wenn du sie in den königlichen Hallen lieblos liebst?

URSUS:
Einst traf ich sie, für wahr, im Hochzeitsrock sah‘ ich die holde Maid.

HARFENSPIELER:
Dann sag‘ ich ihr: Geh‘fort!
Denn schöngeseh’ne Ehezeit,
verblässt in stumme Eitelkeit,
die Heirat wär ein‘ Immerfort.

Ich werd‘ es dir gleich spielen, das ganze schöne Stück,
ich will es musizieren, das notenhafte Glück.
Einst waren schöne Liebesleute toll in mir,
nun seh‘ ich alles vor mir, lesbar auf Papier.


2. SZENE: TIROR UND ANGESTELLTE DES KÖNIGS

DIENER:
Ein Festbankett, ihr Leute, find' sich bald gedeckt.
So rennt und hetzt die Meute, bringt goldenes Besteck.

ANDERER DIENER:
Des Königs Willen leben wir! So dankbar soll'n wir sein.
Ist es nicht gar verruchend, uns Diener anzuschrein'?

DIENER:
Wie auch, er ist der Herr von uns und uns'ren Sachen,
was willst du nur? Flammen der Rebellion entfachen?

ANDERER DIENER:
Freiheit will' ich, so wahr ich kann - nicht mehr eigen sein von ihm.
Ich glaube voller Freude dran, im Einst'gen wird er untergeh'n!

TIROR:
Sei du nur frech, oh Narr, zum Hörigsein geboren.
Sein soll dein Wille sein, nicht nur der Verstand!
So hat er dich nicht nur in seiner blassen Hand,
wisse, du wurdest so zum Leben auserkoren!
So schrubb' und putze fleißig, and're dürfen's nicht.
Auf dass vergehe alles Lästern nebst meinem Angesicht.
Zwar bin ich selbst nur treuer Musiker des Herrn,
Dichter, Schreiber, Tänzer - das alles bin ich gern.
Ich bin treu und dankbar, lass' durch Musik betör'n -
nie wagte ich bei ihm, die Saiten zu verzerr'n.

ANDERER DIENER:
Bloß ist es keine Gnade, wohl mehr Erniedrigung,
du spielst wenn er es will, nicht wenn dir danach ist.

TIROR:
Ja, ich dacht' an bessres, als an schlichte Dichtung.
Doch Gnade ist's sehrwohl,

(Amadeus tritt auf)

AMADEUS:
Schande, Streiche, Hinterlist?
Arbeiten sollt ihr Tölpel! Wer redet, geht nicht frisch zu Werke!
In wen'gen Stunden soll die Tafel sein geschmückt mit Rosen,
die Leuchter sollen blitzen, dass ich sie kaum bemerke,
gereinigt, gründlich, duftend, die königlichen Hosen.

Tiror, mein Sänger. Komm! So drücke mir die Stunde,
bis Einzug hält ins Schloss, die frohe Nachbarsrunde.

(Amadeus und Tiror ab)

DIENER:
Führ wahr, ein Despot ist er, und wird er bleiben!

ANDERER DIENER:
Schlimmer bald wird er uns in die Hölle treiben.


DRITTE SZENE: STEPHAN, RAINER (TAUCHT SPÄTER AUF)

STEPHAN:
So balde naht sich wieder, das schattenreiche Land,
ich will es nie mehr spüren, oft ich mich dort befand.
Denn wenn es kommt, so sehen wir, wie unser helle leuchtend Licht,
in uns’ren Augen, gar noch grell, so gleich und wüst zusammenbricht.
Blau zu Rot, Rot zu Schwarz - so leicht durchschau‘ ich dich,
Wenn Punkte zeigten uns den Weg, will ich betören mich!
Vom Sehen ins Geseh’ne, werden wir enden alle.
Ich schuf ein Bild von Gott, und seiner endlos‘ Halle.
Ich träume gar von Liebe, und all ihrer Gefährten,
wenn sie doch bei mir blieben, nur eine die mich lehrten,
so wär die Welt ein Liebes, doch leider ist sie schlecht.
Werd‘ ich bloß mal erringen den Sieg im Törgefecht?
So red ich hier, doch wird die Zeit zum Elend,
kein Moment darf sein, wo ich Minuten zählend,
den Sinn der Welt versuch‘ zu klär’n...
Die Welt würd‘ mir den Rücken kehr‘n.

(Rainer tritt auf)

RAINER:
So kehr ich dir den Rücken gleich, wenn du so sprichst, mein Freund!

STEPHAN:
Ich hört dich niemals nahen. Doch bist du Freund, nicht Feind.
Und Feinde seh ich kommen, ich witt’re ihren Duft.

RAINER:
Doch nie kämst du ganz frei zu mir, du herzensguter Schuft!

STEPHAN:
Ich habe Sorgen, oh mein Freund, der mir nur Gutes möcht!
Wie würde ich die Zeit verschwenden, ohn‘ je an dich gedacht?
So strebe ich nach hohem Glück, ich kann es nur nicht fassen,
ich bin ein Meister des Kunststücks, ich will die Künste lassen
erbauen die Gedanken mir, so wahr ich mit dir spreche!
Und jemals will ich scheuen, die Rede zu zerbrechen.

RAINER:
Mein Freund, ach zu gedankenvoll neigt sich der Tag!
Mein Wille, und auch deiner, nicht etwas feuriges vermag?
Wer will schon schlichtes Denken, so schlag ich Feiern vor –
Du weißt, in ein paar Stunden, ist offen uns des Königs Tor!
Lab‘ger Schmaus, schöne Mädchen, was willst du denn, mein Held?
Willst du reines Wissen? Talente, Strammheit, Ehrfurcht, Geld?
Wenn du nur suchst Erleichterung, kann ich dir sein behilflich –
denn auf dem Feste kenn‘ ich, so manches Mädchen lieblich.

STEPHAN:
Nur ruhig, so sag ich dir! Gemach sei uns Gebot.
Entspannt zu Fuße soll’n wir sein!
Solch Hatz verwünscht sich oft in Not,
erst will ich mich kleiden fein!

(Beide ab)