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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : The Aviator



meditate
20.01.2005, 22:05
zuerst eins vorweg: das ist kein mainstreamfilm und auch kein film für kleine mädchen, die leonardo dicaprio verehren.

ich hab mich hinterher gefragt, was für mich das faszinierende an diesem film war, was ist es überhaupt, was mich an scorsese so fasziniert. mich hatte ja schon gangs of new york so eingenommen. wahrscheinlich ist es der dokumentarische eindruck. man hat ein gefühl von großer wahrhaftigkeit. ich hatte in beiden filmen den eindruck, dass ich als zuschauer ernst genommen werde und hier niemand versucht, mich einzulullen und mit schönen bildern zu fangen.

ich will damit nix gegen schöne bilder gesagt haben, ich lieber selbst solche filme, wie man an anderen kritiken durchaus nachlesen kann. dies hier ist aber ein anderer ansatz und der bekommt meiner seele wirklich gut. ich werde ernst genommen, ich werde weiter gebildet, jemand führt mich in wissen ein, dass ich vorher nicht hatte.

die person hughes wird in diesem film über einen eigentlich kurzen abschnitt begleitet. wir erfahren nichts über seine entwicklung zum luftfahrtpionier, wir kennen seinen weg zum filmemacher nicht, wir wissen nicht, was seine motive sind. wir werden nach einer ganz kurzen schlüsselsequenz mitten ins geschehen geworfen.

schnell erkennen wir, dass wir es mit einer faszierenden person zu tun haben, die auf jeden fall anders tickt, als alle um sie. diesr mann hat jede bodenhaftung verloren und lebt seine träume aus. beim filmen und beim fliegen. er sichert sich in keine richtung ab, er setzt sich und alles ein, was er hat, um seinen traum zu leben. er ist eigentlich total verrückt und es hätte ganauso gut alles nach hinten los gehn können.

ist es aber nicht und hughes dabei zuzusehen, mit welcher verbissenheit er nach den sternen greift ist nicht nur faszinierend sondern im ersten teil auch sehr vergnüglich.

scorsese insziniert bis in feinste details. kein bild bleibt dem zufall überlassen. mit jeder szene charaktierisiert er eine zeit und ihre prägenden charaktere. er hat dabei auch keine scheu vor karikierenden aspekten. wunderbar katahrina hepburn (cate blanchett).

leonardo dicaprio ist faszinierend. mit der gleichen verbissenheit, mit der hughes seine träume verwirklicht, ist auch leonardo dicaprio dabei, ich denke, das war oscarreif. nominiert ist der film wohl eh schon in 14 kategorien. die gesamte schauspielriege wächst über sich hinaus. wie man immer mal wieder zwischen den zeilen lesen kann, ist scorsese ein regisseur, der seine darsteller akzeptiert und diese auch ihn. das merkt man dem ganzen film an. alle bringen sich sehr engagiert und wirklich uneitel ein. die satirischen überspitzungen am anfang machen den film zu beginn ausgesprochen fröhlich und man erwartet eigentlich, dass der film die leichtigkeit behält. tut er aber nicht. er bricht mit dem beginn der krankheit des howard hughes.

meditate
21.01.2005, 19:29
der film ist sehr lang. da es kein action-film ist, sollte man bereit sein, sich auf besondere weise gefangen zu nehmen. der zuschauer ist gefragt, er muss sich auseinandersetzen.

einfacher macht es einem Leonardo DiCaprio, der den scheuen und introvertierten Hughes hervorragend auf die leinwand bringt. in den "gangs" haben die beiden ja schon einmal sehr erfolgreich zusammengearbeitet und haben sich sehr schätzen gelernt. für uns konsumenten ist das ein gewinn, treibt scorsese den doch noch ziemlich jungen dicaprio bis an den rand seiner leistungsfähigkeit. einige scenen sind von einer intensität, dass ich ne gänsehaut bekommen hab.

hughes person wird allerdings im film nur partiell aufgedeckt. scorsese selbst sagte, "der schlüssel zu einem organischen film über howard hughes liegt in der kunst der reduktion". der drehbuchautor john logan konzentriert sich auf die 20 produktivsten jahre im leben von hughes und läßt freiwillig vieles aus. der vielgerühmte frauenheld ist im film beispielsweise überhaupt nicht zu entdecken. immer wieder wurde das in kritiken erwähnt, im film ist davon überhaupt nichts zu spüren. ich kenne eigentlich keine biograhie des mannes, kann also nicht beurteilen, ob das wahr ist, was der film mir zeigt, aber ich sehe einen mann, der an grenzen gehen will. in zwei technisch neuen medien, dem tonfilm und der fliegerei. eine auseinandersetzung mit dem medium film und der technik des fliegens findet nicht statt. scorsese fokussiert auf die leidenschaft und die kompromissloigkeit sowie die zerrissene persönlichkeit.

so bleiben für mich viele fragen offen. war er nun ein techniker oder war er nur ein visionär mit viel kohle? der film läßt das absolut offen und zwingt mich, mich weiter mit der person des hughes zu beschäftigen. hat scorsese das vielleicht gewollt? ich hab schon nach "gangs of new york" das dringende bedüfnis gehabt, da mal ein bisschen wissen nachzufüttern. und das ist es vielleicht, was mich so fasziniert an den filmen.

unterstützt wird das dokumentarische übrigens durch eingeblendete zwischentitel, die die zeiträume trennen und konkrete daten benennen. auch die musik von Howard Shore passt perfekt und ist oft gegen den stirch gebürstet, auch wenn er zahlreiche musikstücke der zeit einarbeitet. es entsteht ein eigenartiges zwiespältiges gefühl, das die musik durchaus bewusst produziert. so drängt sie sich manchmal in den vordergrund, wenn man ohnehin am rande der fassungslosigkeit ist - sehr beeindruckend.

wie in "gangs of new york" wird das aber wohl wieder kein film sein, der scorsese den ersehnten oscar beschert. es ist einfach zu wenig hollywood. es tut mir ja leid um ihn, aber er sollte sich trotzdem nicht beirren lassen. so wirds sicher irgendwann nur einer fürs lebenswerk werden.

zum schluss will ich noch mal den meister selbst zitieren:

es gibt sicher einen teil von mir, der figuren in ihre persönliche hölle folgen will - um zu verstehen, was mit menschen passiert, wenn sie völlig auf sich zurück geworfen sind. bei hughes ist der fall komplizierter. man könnte sagen, dass sein untergang in seiner nervenkrankheit begründet war, doch ich denke, dass er die saar seiner zerstörung schon viel früher gestreut hat, indem er seine möglichkeiten und seine macht übermäßig ausreizte. letztlich erging es ihm nicht anders als den großen imperien der weltgeschichte, die unermesslichen reichtum erlangten und nicht durch feinde, sondern durch eigene hybris zu fall gebracht wurden. hughes steht meines erachtens sinnbildlich für die vereinigten staaten, denn wie dieser gewaltige unternehmer wäre auch amerika gut darin beraten, besonnener mit seinem einfluss umzugehen, wenn es auf lange sicht eine weltmacht bleiben und geachtet werden will. ich hoffe, dass diese parallele in aviator deutlich wird.

taakeslottet
07.02.2005, 23:48
Hab den heute im Kino gesehen, war sogar ne Pause mit drin, wobei die unnützt gewesen ist, na ja aber nun zum Film: Ich fand den ansich ganz gut, jedoch etwas langatmig, wobei er steht's unterhaltsam war und Leonardo DiCaprio hat seine Rolle sehr gut gespielt, ausgezeichnet will ich sogar mal sagen, auf alle Fälle hat es mich überzeugt, daher empfehle ich die Film wärmstens weiter, wobei man am Schluss noch gern gewusst hätte, wie's denn nun letztendlich weitergeht mir "Leo", aber dann wäre der Film sicher 4-5 Stunden gegangen, und die Fantasie gibt es ja bekanntlich auch noch, daher kann man sich ja über das Ende seine eigenen Gedanken machen. :)

Achondrias
08.02.2005, 17:26
Erstmal muss ich dich wahnsinnig loben meditate, hast eine super Schreibe, kannst dich klasse ausdrücken und sehr interresante Punkte eines Films aufdecken! :dup:
Hab jetzt echt Lust auf den Fulm bekommen, werde auf alle Fälle da mal rein gehen!
Danke §danke

Achoi