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Die Sirenen
14.11.2008, 12:37
Die Sirenen

http://upload.worldofplayers.de/files/Sirene.jpg

Wir singen,
wir singen...

Wir singen tausend Lieder,
von Schatzkammern und Heldenglück,
zehn Zyklen und immer wieder,
kehren wir aus dem Schlaf zurück.

Wir sind die Sirenen,
Sänger der Nacht,
singen für jene,
die mit uns erwacht.

Wir singen tausend Flüche,
vom Untergang und Heldentod,
beherrschen die männliche Psyche,
und bringen sie in endlose Not.

Wir sind die Sirenen,
Sänger des Meeres,
singen für jene,
des edlen Heeres.

Wir singen tausend Schmerzen,
von Seefahrern in unserer Hand,
von rausgerissenen Männerherzen,
und Qualen, die waren noch nie bekannt.

Wir sind die Sirenen,
Sänger des Blutes,
singen für jene,
singen nichts Gutes.

Wir singen tausend Lieder,
sind selbst Märtyrer und Öpfer,
wir singen sie immer und immer wieder,
nie treten wir gegenüber dem Schöpfer.

Wir singen,
wir singen...

Odinson
14.11.2008, 14:00
„Achtung Kameraden! Still gestanden!“ Odinson schaute auf die Männer die vor ihm standen. Zehn Mann bewaffnet mit Angeln und einem Eimer Würmer. Diese besonders wirksamen Lockmittel hatten sie in Varant, genauer in Al Shedim, erstanden. Es hieß, dass diese Würmer besonders die Fische anzogen.
„Männer, was ihr nun tut, ist genauso ehrenhaft wie ein Kampf gegen ein Monster oder ein hässlichen grünen Ork!“ Schweigen...“Ihr kämpft die Schlacht des Angelns, in der Ausdauer und Geduld gefragt sind, wie sonst nirgendwo! So sage ich euch auch dies: Wir angeln hier nicht für uns oder den Smutje! Nein, wir angeln für den König und die Bewohner Vengards. Sollten wir viel fangen, ist die Nahrungsversorgung wieder etwas besser und stabiler geworden. So auf, meine holden Recken, auf zum Angeln!“ Er riss seine eigene Angel hoch und Lies die Leine fliegen. Mit Gelächter und Getolle machten es ihm die Matrosen gleich. Angelleinen flogen ins grundlose Blaugrau des Meeres. Pflockgeräusche folgten als jeder seine „Waffe“ in das dazugehörige Loch steckte und sich dann ätzend daneben setzte oder stehen blieb. Auch der Adjutant steckte seine in ein Loch und ging dann zurück zu Ronsen.
„Ich kann den Fisch schon in der Pfanne brutzeln sehen und ihn gut gewürzt aufs Feinste riechen.“ meinte er zu seinem Chef.
Ronsen stand am Steuerruder, mit einer Hand auf der Reling abgestützt und folgte dem Treiben auf dem Schiff mit einem leisen Lächeln und zwinkerte dann Odinson zu.
„Das wird ein Festmahl, wenn die Karten stimmen.“
„Wenn?“ fragte Odinson, „Wenn nicht gehe ich persönlich zu dem Zeichner und gebe ihm seine Tinte zu fressen. Außerdem, wer würde schon den Admiral der königlichen Flotte hinters Licht führen?“ Daraufhin bekam er einen liebevollen Klapps auf den Kopf.
„Du wahrscheinlich!“
Damit hatte Ronsi gar nicht mal unrecht. Der Nordmann grinste vor sich hin und beobachtete dann auch die Männer weiter unten an Deck. Der erste hatte schon etwas gefangen und hielt erfreut und siegestrunken den Fisch in der Hand in die Höhe. Ein wahrer Prachtkerl. Er wurde sofort von seinen Kumpanen umringt, die ihn lobten und den Fisch begutachteten. Auch die beiden Freunde stießen zu der Gruppe. Gerade als sie an der hintersten reihe ankamen und eine Gasse gebildet wurde um den Admiral und seinen Adjutanten vor zu lassen, ging ein raunen durch die Gruppe.
„Seht mal her, ein Geschenk Innos!“ Der Seebär hielt es in die Höhe. Interessiert starrten alle darauf.
„Potzblitz!“ entfuhr es Odinson.
„Da soll mir doch meine gute Mutter den Hintern abwischen!“ kam es von einem anderen. Ansonsten auch Sprachlosigkeit. Karl, so hieß der Matrose mit dem Fisch, hielt einen golden Klunker mit einem Riesenrubin in die Höhe. Nach einer Weile des Starrens und Bewunderns, meldete sich der Admiral zu Wort.
„Okay Männer genug gestarrt! Zurück an die Arbeit! Karl, das behältst du schön und den Fisch bringst du zum Smutje, er soll ihn einlegen als Erinnerung, der wird am Ende unserer Reise gegessen! Seid ihr noch nicht in den Wanten ihr Landratten?“ hakte Ronsen mit polternder Stimme nach. Sofort stoben alle auseinander und ging wieder an die Arbeit. Odinson sah noch kurz, wie Karl, glücklich lächelnd, den Ring auf den Finger steckte und dann verschwand.

Ronsen
14.11.2008, 17:07
Langsam brach der Abend über dem Meer ein. Man erkannte es nicht etwa, da die Sonne sich dem Horizont näherte oder sich gar der Himmel verdunkelte und ein strahlender Vollmond erschien. Nein, man spürte es viel eher, es wurde wieder eisig kalt und zudem wurde die Sichtweite noch mehr getrübt. Der Nebel war so dicht, da konnte man vom Schiff aus überhaupt keine Sonne, Sterne oder gar einen blauen Himmel sehen. Und wieder kam eine solch gespenstische, mysteriöse Ausstrahlung mit der Nacht. Ronsen war gleich zu seinem Kompass gelaufen, als ihm unwillkürlich ein eisiger Schauer die Nackenhaare aufrichtete. Doch die Nadel deutete noch immer gen Süden. Es wäre natürlich schlimm gewesen, wenn sie das beim Fahren getan hätte, denn sie waren in den nördlichen Gewässern unterwegs; aber beim Herumdriften in dem unheimlich ruhigen Seegang, da drehte sich das Schiff doch unweigerlich. Ronsen strich einmal über die Goldumrahmung des Kompasses, den er in seine Steuerleiste hatte montieren lassen, dann fuhr er sich durch den strubbeligen Bart und durch die Haare. Wieso schwitzte er nur so? Es war doch eiskalt und so dick eingepackt war er auch nicht. Er befühlte seine Stirn. Fieberte er etwa? Das war schlecht selbst zu prüfen, seine Hände waren ja klatschnass.

Also lief er ruhig über das Deck und suchte den Barbier auf. Ein erfahrener Seemann war das, leicht untersetzt aber mit kräftigen Armen. Er war bereits im mittleren Alter, die Haare hatte er streng über die Halbglatze gekämmt. Mit seinen Nähfertigkeiten beim Verarzten kannte er sich auch in den Grundkenntnissen der Zusammennähung der Segel und Garne aus. Gerade war er noch dabei, die größten Löcher in den Fischnetzen zu flicken.
"Ahoi Jörg."
"Mein Kapitän!", er legte das Netz beisete und wandte sich mit ehrfürchtig gesenktem Kopf an den Admiral, "Wie kann ich helfen? Gibt es noch weitere Netze zu flicken?"
Ronsen schüttelte den Kopf, nahm sich ein Fass und setzte sich zum Barbier.
"Lass doch die Formalitäten, wenn wir auf einer Angeltour sind."
Er setzte ein schwaches Lächeln auf.
"Das kann ich schwerlich bei einem solch fabelhaften Kapitän, wie ihr es seid. Aber nun sagt, wie ich euch helfen kann."
Ronsen musste innerlich grinsen. Gut, dass ihm die Autorität hier nicht zu Kopf stieg.
"Ich schwitze ganz seltsam, meine Hände und Füße sterben fast ab vor Kälte. Kannst du nicht prüfen, ob ich fiebere?"
"Natürlich kann ich das!", antwortete der Barbier hastig, "Ihr dürft nicht krank werden. Wer soll uns denn dann aus dem Nebel steuern?"
Er erhob sich und holte aus einer seiner Tragetaschen einen fingerlangen Holzstiel.
"Ach, Odinson traue ich das in jedem Fall zu, er ist ein tadelloser Adjutant."
"Meint ihr?", er befühlte die Stirn des Admirals und brummte verstehend, "Aber euer Adjutant ist noch sehr jung. Ein talentierter Krieger gewiss, aber ob er dieser Verantwortung gewachsen sein würde?"
"Oh, er hat bestimmt schon dutzende Aufgaben erledigt, die schwerer wären, als hier herauszusteuern..."
"Mund auf!"
Ronsen ließ sich den kleinen Holzstiel in den Mund legen, der Doktor guckte fachmännisch, doch mehr als ein Brummen konnte er auch nicht als Diagnose aufstellen. Aber dazu war es wohl einfach schon viel zu dunkel.
"Wie geht es dem Hals?"
Der Paladin schluckte einmal, dann meinte er: "Normal eigentlich, etwas rau, aber nicht schmerzlich."
"Nun, ich empfehle zwei Tage keinen Alkohol, und schlaft heut Nacht einmal ordentlich. In der Nacht kann man sich hier draußen den Tod holen!"
"Was du nicht sagst...", Ronsen griff sich noch einmal selbst auf die Stirn, zuckte dann mit den Schultern und wollte sich schon erheben, da schien dem Barbier noch etwas eingefallen zu sein.
"Und haltet euch auch ein bisschen vom Kabinenrauch frei. Man weiß ja gar nicht, was der Smutje da alles kocht."
"Wie meinst du das?", der Admiral setzte sich wieder hin und blickte dem Arzt skeptisch in die einsamen, braunen Augen.
"Oh, manch Fisch verbrennt schneller als man denkt. Und was da nicht alles drin ist. Ich allein habe vorhin schon zwei Goldstücke in meiner Portion entdeckt. Und dann noch der Ring, der..."
"Ja, ich weiß...", unterbrach Ronsen seinen Schiffsarzt, "Behaltet alles, was ihr findet und seid vorsichtig. Eine Schwermetallvergiftung kann schlimmer sein, als ein paar Gräten..."
"Ihr sprecht fast wie ein Arzt."
Der Barbier schmunzelte und Ronsen konnte erneut nur müde lächeln. Ihm ging eine Menge durch den Kopf. Er musste wirklich einmal ausschlafen...

Odinson
17.11.2008, 21:43
Odinson saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden des Decks und schaute sich seinen schönsten Fund an. Seit drei Tagen nun angelten sie wie die Götter persönlich und fanden einen Haufen Fische aber auch Gold. Die wildesten Theorien geisterten durch das Schiff und die Kajüten. Von purem Zufall und Innos Wille bis hin zu einem Seeungeheuer, welches Schiffe versenkt und die Schätze behält. Der Nordmann konnte darüber nur müde lächeln, vor allem über die Sache mit dem Monster. Seemonster. Wahrscheinlich eines in Frauengestalt, was unachtsame Männer köpfte und danach das Gold raubte und nun hatte es ein Leck in der großen Schatztruhe und die Fische fraßen das Gold auf. Ein Schnauben entfuhr seinem Mund bei diesem Gedanken.
Er drehte den Stein in den Fingern. Er hatte etwas warmes an sich. Er schien in dem Licht der Laternen an Deck in einem rötlich-braunen Ton und strahlte auf Odinson Finger einzelne Lichtpunkte. Natürlich hatte er einiges mehr gefangen, aber das hatte er unter der Crew verteilt. Alles was ihm gefallen hatte, war dieser Stein. Das andere brauchte er nicht. Ihm war an Reichtum in dieser Art wenig gelegen. Auch Ronsen handelte so. Sie hatten ein geregeltes Einkommen und genug Goldmünzen zum glücklich sein. Zumal in diesen Zeiten solcherlei Tand schnell zum Verhängnis werden konnte, zeigte man sie zu deutlich und oft an bestimmten Orten.
Große Schritte und ein Lichtschein kamen von rechts heran und zogen hinter seinem rücken vorbei. Die Patrouille. Odinson wollte sich schon wieder seinem Stein zu wenden, als ein Ruck durch seinen Körper ging. Sein Oberkörper wurde nach vorne gedrückt und er musste sich am Boden abstützen. Doch dadurch schmiss er unwillkürlich den Stein von sich. Dieser flog über das Deck und rollte dann in die Dunkelheit. Alles was man danach hörte, war ein Platschen. Erstarrt saß Odinson in der Abstützposition und starrte in die Leere. Traurigkeit erfasste sein Herz. Irgendwie war der Stein für ihn etwas sensibles geworden. Er hatte es mit Nea in Zusammenhang gebracht unwillkürlich. Immer war da dieses Gefühl gewesen. Nun war es weg, er fühlte sich leer. Der weil entschuldigte sich der unglückliche Matrose. Doch Odinson schüttelte nur ab und meinte etwas von: „Nicht deine Schuld!“ Doch der Abend war gelaufen. Seufzend erhob sich der Gardist um zu seinem Freund zu gehen, der alleine Am Ruder stand, um ihm von dem Unglück zu erzählen.

Ronsen
17.11.2008, 22:10
Es war genug.

Seit drei Tagen verharrten sie nun hier, einzig der Geldgier wegen, das musste ein Ende haben. Sie waren doch an diese mysteriöse Meerestiefe gesegelt, um Fisch zu fangen, für das Volk Vengards, für den König! Was war aus ihrer ehrenhaften Mission geworden? Die Reste vom ersten Angeltag ließen schon einen leicht abstoßenden Geruch über das Deck ziehen; nicht so schlimm wie der Schweiß seit mehreren Tagen nicht gebadeter Männer aber dennoch unangenehm, denn es war ungewohnt und verursachte ein flaues Magengefühl beim Essen.

Es war einfach genug.

Ronsen saß nun schon mehrere Tage relativ untätig am Steuer und blickte auf seinen Kompass. Der drehte sich mal langsam, da durchzuckte ihn immer eine kurze Angst, dann verharrte die Nadel wieder und der Admiral rief sich zur Besinnung, dass sich das Boot einfach nur drehte. Dann dachte er, wie lächerlich er sich doch benahm und grinste auch ab und zu vor sich hin. Doch diese Ungewissheit, diese Ruhe, das machte schreckhaft. Sicher kam auch noch seine leichte Grippe dazu, der er sich nun doch nicht ewig erwehren konnte, doch der Schiffsarzt hatte ihm immerhin ein paar gute Mittel gegeben und der Smutje einen schönen heißen Tee gekocht. An dem wärmte er sich jetzt die Hände und wie er so ständig regungslos auf den Kompass starrte, könnte man fast meinen, er wäre zur Salzsäule erstarrt. Doch er nippte noch am Tee und alles war gut und alles würde gut werden. Sie mussten jetzt nur aufhören, heim fahren.

Es war wirklich genug.

Odinson kam zu ihm und die Regungen seines Körpers mehrten sich, ja, er sprach auch endlich mal wieder ein Wort, da spürte Ronsen erst, wie rau sich sein Rachen anfühlte. Sein Adjutant hatte nichts Gutes zu berichten. Nur von dutzenden Edelsteinen, die sie hier fanden und von jenen übermütigen Matrosen, die unbedingt weiterangeln wollten; selbst nachts. Geldgier, das zeichnete die Mannschaft hier aus. Das waren keine edlen Motive für eine königliche Fahrt, das konnte doch nicht Innos Wille sein. Zudem verdichteten sich die Annahmen, ein Seeungeheuer könnte in diesen Tiefen lauern. Ronsen wusste nicht, was er davon halten sollte; bezweifeln wollte er es im fernsten Sinne nicht, dafür hatte er schon zu viel gesehen und erlitten. Aber bevor nichts klar war, schürte das die Anspannung ja bloß noch. Es gab einen simplen Weg, wieder ruhig schlafen zu können. Sie mussten weg.

Es war definitiv genug.

Odinson erzählte ihm auch von seinem eigenen Edelstein, den er verloren hatte, der ihn an Nea erinnert hatte. Ronsen klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, doch wusste er nichts zu sagen, was aufheiternd wirken könnte. Stattdessen gingen ihm nur noch die Gedanken zum Aufbruch durch den Kopf.
"Du solltest ins Bett gehen. Morgen werden wir auf alle Fälle aufbrechen, egal was die Männer sagen."
Sein Adjutant nickte nur verstehend: "Dann komm aber auch, dir geht es ja nicht besser."
"Recht hast du...", Ronsen seufzte, gähnte, schloss die Augen. Und wie er sie öffnete, zuckte die Kompassnadel wieder von Nord nach Süd.
"Hast du das gesehen?", fragte er, zeigte auf den Kompass und gleich war er wieder hellwach. Doch die Nadel regte sich nicht mehr.
"Was?"
Er seufzte noch einmal. Diese Nacht würde er wieder nicht ruhig schlafen können.
"Es ist... das Fieber, nichts weiter. Gehen wir schlafen, wir müssen morgen fit sein."
"Richtig..."
Und wie sie in die Kojen gingen, durchflutete Ronsens Kopf nur ein Gedanke:

'Wir müssen weg, weg, weg, weg.'

Die Sirenen
18.11.2008, 00:22
Wir singen,
wir singen,

Hat die Gier die Männer erst gepackt,
und sie treibt Nacht für Nacht,
so werden sie verweilen
und geradewegs ins Verderben eilen.


Sanft legte sich etwas auf ihren nackten Bauch. Langsam schlug Sireen ihre Augen auf. Etwas hartes kaltes war auf ihr gelandet und rollte nun langsam von ihrem Bauch davon. Sie fing es auf. Es war ein Stein, es war der Stein. Sie hatte ihn verloren, vor einigen Tagen und nun war er zurückgekehrt. Ein treuer Geselle. Die Königin selbst hatte ihn ihr geschenkt, als sie einen besonders reichen Schatz erbeutet hatten. Lächelnd sah sie nach oben. Ein Fisch musste ihn gefressen haben und nun wieder von sich gegeben haben. Sie setzte die Hand vor die Augen um nicht von dem hellen Mondlicht geblendet zu werden. Weiter unten in den Tiefen Gefilden dieses Meeres war dies kein Problem, denn da verirrten sich nur wenige sehr schwache Lichtstrahlen von Mond und Sonne hin, aber hier in den flacheren Gewässern war es durchaus kräftig. In den Höhlen hatten sie natürlich auch Licht. Kein Feuer, wie die Sterblichen, sie nutzten stattdessen die Fische, die Licht von sich gaben oder auch andere Meerestiere und hielten sie in Käfigen.
Sireen lies ihren Blick durch die unterschiedlichen Silhouetten schweifen und erwartete Fischschwärme zu sehen, jedoch sah sie nur einen großen Schatten. Die Form kam ihr sehr vertraut vor. 'Ein Schiff!' dachte sie, sofort von einem zweiten Gedanken begleitet, 'Das muss ich der Königin erzählen!' Sie erhob sich mit einer schnellen aber anmutigen Bewegung von ihrem Schlummerplatz, ein Stein mit weichen Meerespflanzen darauf und schaute noch einmal kurz nach oben und um sich, um sich den Ort einzuprägen und schwamm dann, mit der großen Flosse kräftig auschlagend, die sich da befand, wo bei den Sterblichen nur Füße waren und schwamm eilig und mit einem Gribbeln im Bauch zurück in die Stadt der Höhlen und ihrer Königin.

Odinson
18.11.2008, 11:21
Rufe hallten über Deck und vermischten sich mit den Geräuschen des Aufbruchs zu einem großen, einzigartigen Schwall von Geschäftigkeit. Niemandem außer dem Admiral schien es wirklich zu passen, dass sie verschwanden. Odinson eigentlich nur, weil er es schade fand, hier seinen Stein verloren zu haben, aber für ihn war es nicht das riesen Problem. Jedoch für die Mannschaft, die gehofft hatte, noch mehr Reichtümer anzuhäufen, wollte noch bleiben.
Ronsen schien irgendetwas zu ahnen, rückte aber nicht so richtig mit der Sprache raus, wenn Odinson versuchte ihm etwas zu entlocken. Wahrscheinlich wollte er keine Panik hervorrufen oder irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen, die sowieso schon im Schiff kursierten.
Die Sonne hatte schon eine Weile zum ersten Mal den Horizont geküsst und erhob sich nun ihrem Zenit entgegen, um sich das Treiben auf der „Fliegenden Banner“ besser ansehen zu können. Jedoch verdeckte eine Nebelwand ihre Sicht. Darüber schien sie traurig zu sein. Denn Odinson spürte leichte Nässe auf seiner Haut. Oder waren es die vielen Tränen der Herzen in den Matrosen, die ihr Gold weg schwimmen sahen.
„Es muss sein, Oddy!“ ertönte eine tiefe Stimme neben ihm. Odinson drehte sich ihr zu und sah in das noch etwas vom Schlaf gezeichneten Gesicht seines Freundes. Der Nordmann schaute genauer hin und sah auch eine Spur Sorge darin, aber auch Erleichterung lies die Augen glänzen.
„Irgendwas geht hier vor, dieser Nebel und dann drehen wir uns die ganze Zeit, denn mein Kompass spielt schon wieder verrückt.“
„Wirklich, lass mal sehen!“ Ein sanfter Schauer lief über den rücken des Gardisten. Er konnte sich noch sehr gut an die knappe Angelegenheit erinnern, als der Kompass das erste Mal verrückt gespielt hatte. Mit eiligen Schritten liefen über das Deck und wichen den arbeitenden Matrosen aus, die hin und wieder ein Blick zu ihnen warfen, neugierig, was denn so eilig war. Jedoch hatten alle den nötigen Respekt, sie nicht direkt darauf anzusprechen. Auch wenn Ronsen niemanden den Mund verbot, nur musste jeder mit den Konsequenzen rechnen.
Da war er, der große und schön verzierte Kompass des Admirals, in seiner Aufhängung ruhend, damit man bei der Fahrt immer einen Blick darauf werfen konnte, ihn jedoch entfernen konnte, sobald das Wetter ungnädig wurde. Er zeigte in nord-östliche Richtung. Die Nadel lag ruhig auf ihrer Achse. Wie zwei Magier starrten sie auf das Gerät, doch nichts geschah. Nach einer Weile des Sinnlosen starrens schauten sie sich an und Odinson fing an zu grinsen. Ronsen fand es nicht so lustig, war er doch überzeugt, das da was gewesen war, gestern. Odinson meinte jedoch nur:
„Von wegen Fieber! Du solltest aufhören zu saufen und mehr schlafen!“ Die Kopfnuss danach war selbstredend. Derweil wendete das Schiff langsam und ging in Ausgangsposition. Langsam drehte sich die Nadel auf dem Kompass. Von Nord-ost immer weiter gen Westen in südliche Richtung, dann auf einmal brach die Sonne durch das Nebelmeer und lies die Welt erstrahlen. Der Zeiger ruckte von Süd nach Nord und blieb dann auf Süd kleben, wie weit sich das Schiff auch gen Westen drehte. Doch niemand merkte es.


Und ich mag mich nicht bewahren!
Weit von Euch treibt mich der Wind,
Auf dem Strome will ich fahren,
Von dem Glanze selig blind!
Tausend Stimmen lockend Schlagen,
Hoch Aurora flammend weht,
Fahre zu! ich mag nicht fragen,
Wo die Fahrt zu Ende geht!

(Joseph von Eichendorff - Der Dichter)

Die Sirenen
18.11.2008, 18:11
Das Blut des Fischers war schon wieder kalt, die Haut faltig und alt, die Knochen von der Gicht heimgesucht. Es schmeckte nicht, es war abstoßend, es war einer Königin nicht würdig, kein Sterblicher war einer Königin würdig. Ebensowenig wie diese Hallen. Eine Grotte war es, in der sie regieren musste, ein feuchtes Loch über und über gefüllt mit Schätzen und abgenagten Knochen. Ihre dunklen, eiskalten Augen zuckten durch die Kammer. Sie spürte die Abwesenheit eines Edelsteines und musste sich in den Kopf zurückrufen, dass sie diesen ja selbst verschenkt hatte. Dabei verdiente Sireen ein solches Geschenk eigentlich nicht, niemand außer ihr selbst verdiente es. Sie war die Herrscherin, die Sirenen waren doch nur ihre Marionetten. Und doch erleichterten sie ihr die Arbeit ungemein.

Die Königin erhob sich von ihrem Thron, der aus nichts mehr als den Knochen ihrer Opfer gebaut war. Den halb verzehrten Fischer warf sie mit ihren Kräftigen Armen achtlos in die feuchte Brühe, die von Blut beschmierten Hände wischte sie sich schließlich noch ab; man musste ja dem Status einer Königin würdig werden!
Sie verließ die kleine Höhle, denn anders als ihre Dienerinnen besaß sie Beine und benötigte kein Wasser zur Fortbewegung. Das war auch die Tatsache, warum es die Sirenen immerwieder zu ihr zurückführten. Niemand würde sie je wieder zu echten Frauen machen können; sie würden an Land jämmerlich vertrocknen. Fluchtversuche waren ausgeschlossen, dafür brandmarkte sie jede Meerjungfrau und sie holte jede ein!

Elegant schwamm sie durch die Unterwasserhöhlen, man konnte es fast als ein Labyrinth bezeichnen, doch sie kannte jede Ecke auswendig. Ihr Weg führte sie zur Kammer der Gefangenen, einem durch dutzende Unterwasserfarne stets mit Luft gefüllten Raum, in denen die Opfer, waren sie im Studel noch nicht verstorben "zwischengelagert wurden". Einen Gast hatte die Königin noch, den durfte sie doch nicht warten lassen!
Hier handelte es sich um ein Weib im fortgeschrittenen Alter; die Brüste hangen ihr schon wie die Falten von den Augenlidern, sie war in völlig durchnässte Lumpen gehüllt, ihre blaugrauen Augen zitterten im Antlitz der nackten Königin.
"Du bist ein Fischersweib", stellte sie fest und konnte sich ein hämisches Lächeln über die arme Alte nicht verwehren. Wenigstens ein bisschen Spaß gönnte man ihr noch, es würde auf jeden Fall kein schneller Tod werden.
"Weißt du, warum du nicht überleben darfst?"
Die Alte kroch in eine Ecke, stieß an der feuchten Wand an, doch antwortete nicht.
"Du bist zu alt!", kam die Antwort der Königin prompt und sie näherte sich dem Weib mit animalischer Geschwindigkeit und Grazie.
"Stör dich nicht an meiner Blöße. Schade, dass du kein Mann bist, aber wenigstens bekommen meine Sirenen noch etwas zähes Fleisch ab. Wenn man sich nur von Fisch ernährt, bekommt man eine unglaubliche Sehnsucht nach Menschen."
"Hexe! Was hast du mit meinem Mann gemacht?", stammelte die Alte. Die Sirenenkönigin konnte lachen, sie konnte nicht oft lachen und es war nur ein herzloses Lachen, aber immerhin konnte sie heute wieder einmal lachen. Nach zehn langen Zyklen.
"Du wirst ihn schon bald wiedersehen. Er erwartet dich schon, schätze dich glücklich; das ewige Leben kann so viel schlimmer sein..."
Noch ehe sie antworten konnte, legte sich ein armdicker, violetter Kraken um ihren Hals. Sie röchelte.
"Es wird mir ein Vergnügen sein, euch wieder mit eurem Mann...""Euphemia!", unterbrach sie eine Stimme. Die Königin schnaubte auf, in dem Gewässer, das zu den Gefangenen führte schwomm Sireen, ihre treuste und ergebenste Dienerin.
"Ich bin beschäftigt", erwiderte Euphemia barsch.
"Ein Schiff! Ein großes Schiff, zwei Dutzend Männer!"
"WAS?", sie wandte sich um, blickte wieder auf die Alte, die sich noch immer ihrem Griff zu erwehren suchte und schließlich entschloss sich die Königen. Mit einem dumpfen Knacken zerbarst das Genick der Alten, sie blieb reglos liegen, als sich Euphemias Kraken wieder in einen "normalen" Arm verwandelte.
"Ich werde mich bereithalten, ihr sollt nun singen, sag das den anderen Sirenen."
Die junge Meerjungfrau verschwand in den Tiefen, dann wandte sich Euphemia wieder an die Alte.
"Wirklich bedauerlich, dass du kein Mann warst...", fast schon trarig verließ sie den nun leeren Gefangenenraum...

Odinson
18.11.2008, 21:20
Gemütlich saßen sie in der Kabine, welche schon gehoben eingerichtet war. Sie hatten Fahrt aufgenommen, bei schwachem Wind zwar, aber wahrscheinlich würde er draußen auf dem Meer stärker werden. Beide, Odinson und Ronsen, saßen bei einer Tasse Tee und jeder hing seinen Gedanken nach. Bei dem Gardisten drehte sich alles um die Frage, ob er Nea wieder sehen würde. Es war nicht gerade erheiternd und hilfreich, dass er dauernd an sie denken musste. Aber irgendwie kam ihr Bild dauernd wieder in seinen Kopf. Er hatte gehofft, dass sich das legen würde, nach dem er aus Vengard weg war und andere Dinge zu tun hatte, aber wie hatte er sich doch getäuscht. Woran sein Kumpel dachte konnte der Nordmann schwer erahnen. Vielleicht über seinen Kompass oder irgendetwas anderes nicht so tolles, denn auch sein Gesicht zierte Sorge. So verstrichen ein paar Minuten des Schweigens.
„Der Nebel scheint sich wieder zu verdichten. Ich gehe hinaus ans Steuer, das mach immer lieber selber!“ Ronsen schien zu sich selber zu reden. Odinson wusste das natürlich alles schon. Aber am Ende kam das nun mal vor und stören sollte es ihn auch nicht.
„Tuh das, ich bleib noch ein bisschen hier und genieße meinen Tee.“ meinte Odinson nur. Der Nordmann nahm auch gleich seine Tasse in die Hand und schlürfte ein paar Schlucke und verbrannte sich natürlich die Zungenspitze ein weiteres Mal. Warum musste Tee immer so heiß sein! Aber er roch angenehm, nach Yasmin und Honig. Eine Spezialität aus dem Süden. Auch eine Sache, die der Handel mit Varant eingebracht hatte. Es war immer wieder toll wie viele Dinge ausgetauscht wurden die beiden Seiten weiter halfen oder das Leben verschönerten.
Nachdem der Gardist jedoch seine Tasse wieder abgestellt hatte, flogen seine Gedanken sofort zurück zu der Frau hin, die er befreit hatte. Wo sie wohl jetzt war? So vergingen weiterhin Minute um Minute. Bis auf einmal ein lautes Krachen ertönte. Odinsons schreckte aus seinen Gedanken, sofort folgte ein zweites und dann nahm er einen Schatten war, der an dem Fenster vorbei glitt. Nur Sekunden. Dann ein Platschen.
'Verdammt, was ist denn jetzt los?' dachte er und schwang sich aus dem urgemütlichen Sessel. Mit langen Schritten ging er durch die schmalen Gänge. Eiskalt lief es ihm über den Rücken als er ans Deck kam. Völliges Chaos herrschte da. Männer rannten ziellos über das Schiff, sprangen von Bord oder aus den Wanten krachten auf den Bretterboden und zerschmetterten sich den Körper. Andere standen einfach nur da, wie gelähmt. Sein Kopf ruckte herum. Doch verharrte er urplötzlich. Eine himmlische Melodie schwang sich in seine Ohren. Der Nebel zog sich dichter um seine Sinne. Er fiel langsam wie in Zeitlupe in die Knie. Schlug hart auf den Knieen auf, doch wen kümmerte das schon.
Da war sie...Nea! Und eine Stimme flog in seinen Kopf:
„Folge mir!“ rief sie. Begleitet von einem Chor aus Engelsstimmen, der pures Glück in der Brust des Adjutanten entstehen lies. Er vergaß alles, sah nur die Silhouette der Frau. Seine Füße trugen in wie von selbst.

Ronsen
18.11.2008, 22:18
Das Chaos war an Deck ausgebrochen. Es musste so weit kommen, er hatte es gewusst, schon als der Kompass verrückt spielte und in den letzten Minuten völlig deutlich. Sofort hatte Ronsen sich zwei Flaschenkorken, die er schon im Voraus zurechtgeschnitzt hatte, in die Ohren gestopft, um nicht den verheerenden Gesängen der Sirenen ausgesetzt zu sein. Doch was jetzt seine Augen sahen, als er auf das Deck trat, hätte er sich bei Beliar nie zu Träumen gewagt. Eine absolute Anarchie war ausgebrochen; die meisten Crewmitglieder rannten panisch, verwirrt, sich die Ohren zuhaltend über Bord; manch einer, der nie Schwimmen gelernt hatte, sprang todesmutig in die eisigen Fluten. Die Segel des Schiffes waren eingefallen, einer zerrte wie irre daran, ein anderer machte sich am Ruder zu schaffen. Die Situation geriet völlig außer Kontrolle.
Ein Eimer voll Wasser wurde über das Deck geschüttet, einige Matrosen rutschten aus, rammten sich, bekämpften sich gegenseitig. Ronsen, wohl einer der wenigsten bei klarem Verstand, nahm sich den eigentlich zum Wischen angedachten Besen und briet ihm einem der Verrückten über die Rübe. Der arme Wicht ging schlummernd zu Boden. Beim zweiten sah es schon schwieriger aus, an dem bulligen Körper des Typs wollte der Besenstiel keine Wirkung zeigen, schlimmer noch, der Muskelprotz nahm seinem Admiral den Besen aus der Hand und warf ihn über Deck.
Mehrfaches Platschen war zu vernehmen.
"NEIN!", schrie der Paladin nun über das Deck, "Erhört sie nicht! Wehrt euch, kämpft dagegen an!"
"Nea!", summte eine Stimme hinter seinem Rücken, "Nea wo bist du?"
"ODINSON!", Ronsen packte seinen Waffenbruder an den Schultern und schüttelte ihn durch. Sein Gesicht zierte eine verträumte Miene, er steuerte direkt auf die Bootsreling zu.
"Das lass ich nicht zu!", mit aller Kraft drückte der bullige Ronsen seinen besten Freund zurück, der knallte mit dem Hinterkopf gegen eine lockere Planke und blieb ohnmächtig liegen. Der Admiral wollte ihn am liebsten fesseln, doch dazu fiel ihm die Zeit, die Geräusche an Deck waren schon deutlich leiser geworden, dafür nahm das Blubbern und ertrinkende Schreien im Wasser zu. Wer schon drin war, dem war nicht mehr zu helfen. Ronsen packte sich die Planke und zog sie einem Matrosen nach dem anderen über den Kopf. Sechs, vielleicht sieben konnte er so vor dem sicheren Kältetod bewahren. Auch Jörg war über das Deck gerannt, nur viel koordinierter. Mit wilden Armbewegungen wehrte er das Schlimmste von sich ab, den Schaden durch ein dickes Brett vor dem Kopf. Er schrie Ronsen irgendetwas entgegen und deutete auf seine Ohren, doch der Admiral verstand nicht. Er nickte trotzdem, dann zeigte der Barbier ihm eine weiße Paste. Wachs, flüssiger Kerzenwachs. Und er deutete auf seine Ohren, da hatte er den Wachs hineingestopft. Ronsen nickte und nahm eine Ampulle, während Jörg mit einer Zunderbüchse und viel Geduld versuchte, den Wachs weiter zu erhitzen. Der Admiral schmierte diesen indess in die Ohren all jener, die noch gerettet werden konnten, allen voran Odinson. Die Schreie ließen langsam nach, aber auch der Sirenengesang. Im Kopf des Paladins breiteten sich heftige Kopfschmerzen aus. Er half all den Ohnmächtigen aus, selbst der Smutje und eine Küchengehilfin waren noch dabei und schmierte sich unter höchster Selbstkontrolle dann selbst die Ohren zu. Dann hörte er wirklich gar nichts mehr. Doch viel lieber wäre ihm gewesen, jetzt nichts mehr sehen zu müssen...

Die Sirenen
19.11.2008, 13:10
Steif saß die Königin der Meere auf ihrem Knochenthron. Ungeduldig trommelten ihr Finger auf einen der Schädel, die die Lehnen vollendeten. Wo blieben nur diese nichtsnutzigen Sirenen, wenn man sie brauchte. Sie hasste es zu warten, noch weniger, wenn so eine große Beute in Aussicht stand. Zwei Dutzend leckere, schmackhafte und vor allem größtenteils junge Männer und vielleicht eine neue Untertanin und Gold, das spürte sie. Gold zog sie an wie der Norden die Kompassnadel. Es war einst ihr Verderben gewesen, als sie noch ein Mensch gewesen war und eine reiche Fürstin in Myrtana am Hof des Königs dargestellt hatte. Sie hatte Massen an Gold gehabt, doch nicht einmal das war ihr genug gewesen. Und obwohl sie nun unsterblich war, übermächtig Kräfte besaß und das dreifache an Gold, ihr Hunger nach Macht und Reichtum war immer noch nicht gestillt. Das war das Opfer gewesen, welches Beliar von ihr verlangt hatte. Dass er sie in das verwandelte, was sie heute war, hatte er ihr natürlich verschwiegen. Das hatte man davon wenn man sich mit Beliar einließ. Manchmal hasste sie ihn dafür, doch manchmal, wenn sie gerade einen frischen Mann aussaugen konnte oder wieder eine volle Truhe mit blitzendem Edelmetall vor sich sah, dankte sie ihm oder war zumindest zufrieden.
Der Hunger nach Männern kam bei ihr durch ihre unstillbare Lüsternheit. Sie hatte als Mensch nicht nur ihren Ehemann gehabt, sondern mehrere Liebhaber und hatte so ausgenutzt wie es ihr passte. Sie war nämlich durchaus schön zu nennen. Ein wohlgeformter Körper, ein bezauberndes Lächeln und tiefblaue Augen. Doch dahinter nichts als schwarze Bosheit.
Endlich hörte sie Geräusche und Sireen tauchte mit dem Kopf aus dem Wasser auf.
„Wurde aber auch Zeit, Sireen!“ knurrte sie giftig.
„Ich bitte um Vergebung, auch im Namen meiner Schwestern. Wir haben unser Bestes gegeben und ein paar Opfer haben wir zu uns locken können aber...“
„Aber?“ Das Gesicht verdunkelte sich, Euphemia wusste sowieso schon was jetzt kommen würde. Sireen zögerte noch einen Moment und stotterte dann:
„Wir konnten sie nicht vernichten. Irgendetwas ist schief gegangen. Chaos haben wir gesät, doch ich konnte beobachten wie ein großer schwarzhäutiger Mann über das Deck rannte und seine Männer unserem Zauber entzog. Wie sie das gemacht haben, weiß ich nicht, aber immer weniger und selbst jene, die wir schon verzaubert hatten, erlagen unserem Zauber. Er trug einen großen Siegelring und schien der ranghöchste auf dem Schiff zu sein. Es hat einen Banner der Menschenmarionette aus Vengard.“
„Königstreue, Innosdiener!“ Die Königin spuckte die Worte aus als wären sie Galle. Die Wut war noch nicht verebbt, aber sie richtete sich nun gegen diesen Mann und seine Crew. Sterben sollten sie alle, sie würden dafür bezahlen, sich ihrer Macht widersetzt zu haben. Sireen schaute ihre Herrin immer noch verängstigt an. Sie musste die gleißende Wut und den Hass spüren, der in der Königin wühlte.
„Schwimm voran! Auch wenn ihr versagt habt, was bedeutet, dass ihr keine Beute außer etwas Fleisch bekommt, so wie es aussieht ist dieser Mann mächtiger als ihr. Ich werde mich darum kümmern. Nun schwimm schon oder willst du hier vertrocknen?“ Giftete sie. Ihre oberste Dienerin tauchte ab und auch Euphemia lies sich durch das Wasser gleiten.

Ronsen
21.11.2008, 12:59
Eine bedrückende Atmusphäre herrschte an Bord. Nur langsam füllte sich das Segel mit Wind, doch zu wenig war es, um die grausamen Gedanken wegzublasen. Was das der Preist für ein Schiff voll Edelsteine und Fisch? War das wirklich sieben Menschenleben wert gewesen?
"Nein", flüsterte der Kapitän und ließ die Blicke kaum vom Kompass ab. Er zeigte beständig gen Südwesten, die Nadel drehte nicht durch, keine Gefahr. Auch der Nebel wich so langsam, nun sah man statt Dunstwolken die trüben, grauen Regenwolken, die sich über dem Meer ergossen und den schon angeschlagenen Ronsen arg in Mitleidenschaft zog.
"Ich könnte auch mal wieder übernehmen, wenn du magst."
Der Admrai blickte in das vom Schicksal gezeichnete Gesicht seines Waffenbruders Odinson. Auch die Beule an dessen Kopf war ihm nicht entgangen. Ronsen hatte ihm das Leben gerettet, doch stolz darauf konnte er nicht sein. Nein, eigentlich hatte seine inkonsequente Durchsetzungskraft die Mannschaft erst so sehr geschadet, ja, einem Teil sogar das Leben gekostet.
'Das war es nicht wert, es war es nicht wert...'
"Ronsen?"
Der Admiral blickte auf, etwas verwirrt, ja, Odinson hatte ihn ja etwas gefragt.
"Gern... ich werd mir mal die Verletzen anschauen, behalte du einfach den Kompass im Auge; viel Wind haben wir eh nicht."
"Aye."
"Und hast du Wachs und Knüppel?", hakte der Paladin nach.
"Alles da. Ich komm schon zurecht. Ruh dich lieber ein bisschen aus! "
"Wenn das so einfach wäre..."
Ronsen seufzte und lief gesenkten Kopfes zu den Kabinen.

Jörg behandelte die Kopfwunden von etwa fünf Männern, bei denen Ronsens Schläge mit der Planke ein wenig mehr als eine Beule verursacht hatte. Die meisten schliefen, einer fieberte, ein anderer schien kaum noch zu atmen. Jeder hatte einen Verband oder wo das Garn nicht mehr reichte ein Ledertuch über seiner blutig verkrusteten Wunde gebunden. Der Barbier befeuchtete einen Lappen und wischte den Verletzten über die Wunden. Sicher gegen Infektionen.
"Werden sie durchkommen?", fragte Ronsen betrübt.
"Möglich...", gab Jörg trocken zurück, "Ich bräuchte mehr Alkohol zur Schmerzhemmung. Außerdem weiß ich nicht, wie stark es ihre Gehirne erwischt hat. Ein Schädeltrauma ist da noch eine der leichteren Verletzungen."
"Den Alkohol bring ich dir...", antwortete der Admiral sofort, "Ich hätte sie fesseln sollen... das Brett war zu hart, ich..."
"Ihr habt das richtige getan!", beruhigte ihn sein Schiffsarzt, "Wichtig ist jetzt nur, dass wir schnell zu einem erfahrenen Heiler nach Vengard kommen."
"Ich werde alles in meiner Macht stehende tun."
Plötzlich unterbrachen Schritte die Ruhe, jemand kam herein, es war das einzige Schiffsweib an Bord, die Küchenhilfe. Auch der Smutje war ausgefallen, daher musste sie sich nun um die paar übrigen, hungrigen Mägen kümmern.
"Verzeiht, für wie viele soll ich vorbereiten?"
"Alle, die oben sind. Und von denen hier können noch zwei etwas essen. Ich habe keinen Hunger, ihr Admiral?"
"Nur ein bisschen warme Brühe gegen die Erkältung", meinte Ronsen müde.
Das Mädchen nickte und störte die beiden Herren nicht weiter.
"Kaum sechzehn Sommer alt das Kind...", kommentierte Jörg.
"Tja, wenn die Eltern fort sind, sieht jeder zu, wie er an Geld kommt."
"Wie lang arbeitet sie schon für euch?"
"Wieso fragst du?", gab Ronsen zurück, "Sie hilft nur dem Smutje aus. Schon seit einigen Wochen. Was meinst du, was passiert wäre, wenn die Bande gewusst hätte, dass wir ein jungfräuliches Mädchen an Bord haben?"
"Darum hast du sie geheim gehalten...", schlussfolgerte der Barbier.
"Richtig."
"Aber so eine böse Ahnung solltest du uns nicht noch einmal vorenthalten..."
Ronsen wusste, worauf er anspielte, doch wehrte er sich gegen die Anklage nicht. Jörg hatte ja Recht, es war falsch gewesen, der Admiral hatte falsch gehandelt. Möge Innos ihm nur diesen Fehler verzeihen...

Odinson
21.11.2008, 19:15
Kalt fühlte sich das Steuerruder in Odinson Händen an. Sein Kopf dröhnte zwar nicht mehr so sehr, aber ein dumpfes Pochen war immer noch da. Auf dem Schiff herrschte immer noch Chaos. Das Deck war immer noch mit Holzbrettern übersät und andere Gegenstände lagen herum. Nur langsam konnte die noch heile Crew die vorhergehenden Zustand wieder herstellen. Glücklicherweise kam endlich Wind auf. Die Segle erzitterten kurz und blähten sich dann auf. Der Gardist packte das Steuer fest in beide Hände. Die Anstrengung merkte er sofort an seiner Beule. Aber wenn er daran dachte, dass er jetzt im eiskalten Wasser von Sirenen aufgefressen sein würde, hätte sein Freund ihm nicht eins mit dem Brett geben, war er froh, diese Schmerzen noch fühlen zu können.
Ronsen indes zweifelte seit dem Angriff sehr an sich selber. Klar sie hatten Männer verloren und eigentlich hatten sie ja nur ein paar fische fangen wollen. Aber die gier nach Geld war Schuld gewesen und bestimmt nicht der Admiral. Eigentlich hätten sie schon viel eher aufbrechen sollen, dann wäre das vielleicht alles gar nicht passiert. Zumindest war das Odinson Meinung. Und die brachte er auch immer entschieden zur Sprache, wenn in den Kajüten darüber diskutiert wurde. Viele dachten natürlich, er machte das nur aus Loyalität und weil er der Adjutant war, aber jene die ihn besser kannten, wussten, dass er nur dann Partei ergriff, wenn er dahinter stand. Ein Adjutant, der nur vor dem Admiral kuschte, war keine Hilfe. Und als Freund sah sich Odinson eh in der Pflicht, Ronsen auch mal auf einen Fehler hinzuweisen und auch vollkommen ehrlich zu ihm zu sein, da es sonst nur wenige gab, die sich das leisten konnte.
Der Wind wurde derweil immer stärker. Nun bekamen sie richtige Fahrt und Odinsons Herz jubilierte schon. Da er sich so auf die Fahrt konzentrieren musste, schaute er schon gar nicht mehr auf den Kompass. Dieser spielte nun völlig verrückt. Die Nadel vollführte Kreisbewegung und wurde immer schneller dabei.
'Verdammt, was sind das für Wolken?' dachte sich der Adjutant, als er plötzlich eine dunkelblaue Wand vor sich aufkommen sah. Die war doch gerade noch nicht da gewesen. Träumte er? War sein Hirn in Mitleidenschaft gezogen wurden bei dem Bretterschlag? Rasend schnell kam sie auf das Schiff zu.
„Das hat uns gerade noch gefehlt. Männer, Segel streichen! Nur die kleinen! NUR DIE KLEINEN!“ Auf einmal musste er brüllen. Ein ohrenbetäubendes Geheul steigerte sich zu einem gnadenlosen Schreien. Dann sah er die Kompassnadel. Er verlor keine Zeit, rammte eines der herumliegenden Bretter zwischen die Speichen des Ruderrades und griff nach dem Wachs und den Pfropfen. Er stecke sie sich in die Ohren. Sofort wurde der Sturm leiser und dumpfer, dennoch zerrte er an seinem Körper, was keine zweifel an der Stärke zu lies. Sie hatten aber auch ein Glück! Dachte sich Odinson sarkastisch. Er rannte mit dem Wachseimer zu den Matrosen und reichte ihnen jeweils genug für jeden. Dann drehte er um und wollte gerade die Tür zum Unterdeck aufmachen, um zu Ronsen zu gelangen, als das Schiff sich auf einmal zu neigen begann. Instinktiv griff er nach dem Türrahmen und klammerte sich fest. Irgendwo im Bauch des Schiffes viel etwas herunter. Es knarrte laut und Odinson hatte schon Angst das Schiff würde brechen. Dann auf einmal neigte es sich in die andere Richtung und ein harter Aufprall und eine Flut von Meereswasser ergoss sich über das Deck.
„MANN ÜBER BORD!“ schrie eine schrille Stimme durch das Tosen der Elemente.
'Ich muss zu Ronsen!' hallte es durch den Kopf des Nordmannes und er begab sich in das vom Sturm zum Spielball gewordenen Schiff.

Ronsen
22.11.2008, 15:08
"An die Leinen! Hart Steuerbord!"
Ronsens Befehle verhallten unter den Schreien und dem Toben der Wellen. Zudem hatte jeder, der noch etwas Kotrolle über sich selbst besaß, sich die Ohren vor dem Gesang der Sirenen zugestopft, da konnte man ihn ja nicht hören.
Das Schiff knarzte beängstigend bei jedem Aufprall auf die großen Wellen. Mehr und mehr Wasser klatschte an Deck, Kisten und Fässer flogen vom Bug zum Heck, ein Matrose rutschte aus, schlitterte mit gespreizten Beinen gegen den Mast, knallte sich neben dem Edelgut auch noch den Kopf an und rutschte ohnmächtig geradewegs in Richtung der Kabinen. Doch in dem Moment knallte eine weitere, gut hundert Fuß hohe Welle gegen das Bord, woraufhin es den Verletzten ins Wasser schleuderte.
"MANN ÜBER BORD!"
Diesen Schrei konnte man noch vernehmen.
Ronsen musste sich an das Ruder klammern, um nicht von manch einer Wucht weggerissen zu werden. Keiner wagte sich mehr, die Leinen zu halten; die Segel flatterten unkonrolliert im tödlichen Singsang; das Schiff nahm keine gerade Fahrt mehr auf, sondern ließ sich von den Wellen mitreißen. Drei Männer rannten über Bord zum Kapitän. Der sah eine weitere Welle auf sie zukommen.
"FESTHALTEN! HALTET EUCH FEST!"
Er wedelte mit den Armen, doch sie taumelten nur weiter auf ihn zu, dann ein Ruck und der Bug hob sich in die Welle. Die Männer überschlugen sich, stürzten in Richtung des Hecks. Ein gewagter Blick zurück eröffnete Ronsen, dass die Reling hinter ihm nicht halten würde. Er spannte die Muskeln an, krallte sich am Ruder fest, während das Schiff weiter und weiter in die Senkrechte die Welle hinauf fuhr. Fast entglitt ihm in der Nässe der Halt, die Adern auf den Händen des Paladins traten unter der Anstrengung deutlich hervor. Dann befanden sie sich wieder in der Horizontalen, oben auf der riesigen Welle drauf.
"RONSEN!"
Odinson war bis zu ihm vorgedrungen.
"ODDY HALT DICH FEST!"
"STRUDEL!", brüllte dieser nur.
"WAS?"
Sein Waffenbruder deutete nur voraus, dort hinter der Welle erstreckte sich ein gewaltiger Meeresstrudel, einem Loch im Ozean gleich sog er das Schiff an.
'Bei Innos!', ging es Ronsen noch durch den Kopf, dann sauste das Schiff mit gut dreißig Knoten mitten hinein in den Strudel. Das Getose wurde ohrenbetäubend. Jegliches Wort ging im Rauschen unter. Und Ronsen packte seinen Kameraden und zog ihn hinter das Ruder. Mit einem Krachen zerbarst der Mast des Schiffes und landete dort, wo zuvor noch einige Matrosen sich hatten hinretten wollen - auf den Kabinen. Dann tauchten sie ein, tiefer, immer tiefer. Wasser unter ihnen, Wasser über ihnen. Das nasse Grab schien das gesamte Schiff einzusaugen...

Odinson
23.11.2008, 12:39
In riesigen Wogen stieg das Wasser auf und ab. Wühlte wie ein Gebirge über den Horizont. In der Mitte ein monumentaler Schlund aus nichts in dessen Mitte sich ein Schiff befand. Und auf diesem verzweifelte Männer, die gegen das nahende Ende ankämpften. Einige waren den Sirenen und diesem Strudel schon zum Opfer gefallen. Minütlich, so schien es, kamen die „MANN ÜBER BORD!“-Rufe.
'Das ist der Untergang!' dachte Odinson. Zu mehr war er nicht fähig. Er klammerte sich immer noch mit beiden Händen an das Ruder. Neben ihm sein Waffenbruder und Admiral Ronsi. Beide hatten die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, um nicht zu viel Salzwasser hinein zu bekommen. Denn dann wurde der Reiz, sich die Augen zu wischen übermächtig und man würde unwillkürlich loslassen und ins Verderben stürzen. Das Problem war jedoch, dass egal wie lange sie sich hier festhielten, am Ende dieses Strudels nur der Tod wartete und nichts anderes. Und die Sirenen. Ihr Gesang war dumpf durch das Wachs zu hören. Aber zum Glück oder wie man es nun nahm, nicht mächtig genug, sie zu verzaubern.
'Das hätte aber einen schöneren Tod gegeben, als das hier!' dachte sich der Adjutant säuerlich. Er betrachtete seine Hände und konzentrierte alle Kraft hinein. Noch ging es. Das Schiff fuhr wie auf einer Bahn am Rand des Strudels immer tiefer dem Ende zu. Dabei kam hin und wieder eine große Welle über das Deck geschossen, doch in der Zwischenzeit, zwischen den Wellenschlägen, konnte man sich etwas ausruhen, auch wenn man aufpassen musste, nicht von diesem Höllensturm herunter geweht zu werden. So war es einigen anderen schon ergangen. Einem hatte es das Rückgrat gebrochen, als er mit voller Wucht gegen die Reling geschleudert worden war.
Sie waren nun in der Mitte angelangt. Es wurde immer dunkler und auch kälter, der Gestank nach Salz und Fisch immer stärker. Jede Gedanke an Hoffnung war entschwunden, einzig der Instinkt des Überlebens hielt sie an dem Ruder. Kurz zuckten die Finger seines Freundes neben ihm. Der Siegelring musste verdammt schmerzen. Er schnitt sich schon tief in die Haut und Muskelphasern des Fingers. Dann auf einmal nahm Odinson Bewegungen war. Schatten glitten durch das Wasser ums sie herum. 'Die Sirenen!' Schoss es ihm durch den Kopf. Sie lauerten auf Beute. Nun, sie dürften nicht mehr viel erwarten. Odinson schaute sich verbissen um. Nur noch wenige waren an Bord. Ihre Situation war an Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit kaum zu überbieten. Stumpf davon, blickte Odinson wieder in den Strudel, sich immer noch festklammernd. Die kleinen Schatten stoben auseinander. Ein einzelner gleichgroßer Schatten blieb zurück. Doch er wuchs. Wurde größer und größer. Striche gingen von ihm aus, wurden länger rund länger.
„Scheiße!“ fluchte Ronsen neben ihm. Kurz darauf schlug etwas langes klitschiges durch die Wasserwand und grabschte nach einem Matrosen, der sich an der Reling festhielt. Ein kurzer Schrei und dann erbarmungslose Stille. Trotz des Salzwasser weiteten sich die Augen des Nordmannes vor Schreck und Angst. Sofort fingen sie an zu brennen. Er kniff sie wieder zusammen.
Dann war es soweit. Sie hatten den Grund fast erreicht. Odinson schaute nach links, direkt in die blauen Augen seines Freundes. Wut, Angst und Trauer, sie waren schwer davon. Dann ein Ruck und sie fielen. Holzsplitter begleiteten sie. Im freien Fall packten sie ihre Arme und pressten ihre Münder zusammen. Ein Nicken noch, dann wurde die Welt kalt, schwarz und nass...

Die Sirenen
23.11.2008, 21:09
Mit geschmeidiger Grazie bewegte sich der Kraken durch das eiskalte Nordmeer. Die unzähligen Fangarme bewegten sich im gleichmäßigen Rhtyhmus, an den Körper herangezogen und wieder davon abgestoßen. In dieser Bewegung durchquerter er das mehrere hundert Schritt tiefe Meer im Nu und gelangte recht schnell an die vom Mondlicht bestrahlte Oberfläche. Dort wütete ein Orkan, der seinesgleichen suchte und der weibliche Geist im Kraken sah sich durch die tiefen, schwarzen Glubschaugen an dem Spektakel satt. Wellen brachen, zerbarsten Teile des Schiffes, die Ladung schwamm bereits zu tausend Einzelteilen durch die Tiefsee, an dem Oktopus vorbei und immer tiefer in die schwarze Schlucht hinab.

Aber Euphemia wollte sich nicht nur satt sehen, der Schlund des riesigen Krakenkörpers verspürte ebenso Huger wie ihr Magen im Menschengestalt und so kam es, dass sie neben ettlichen Fischen, die panisch vorbeischwammen, auch einmal den Leib eines wehrlosen Matrosen aufsaugte und lebendig verdaute. Doch mit jedem Opfer stieg die Lust in ihr noch mehr an und mit dem letzen Rest eiskalter Menschlichkeit entschied sie sich, die dem Tode geweihten Mannen zu packen und in ihr Unterwasserverließ zu schleppen, um ihnen dort erst den Gar auszumachen.

Alsbald umklammerte das gebrechliche Schiff ein Dutzend blauvioletter Fangarme. Sie zogen den Kahn tiefer ins Meer, schüttelten ihn und spülten auch die letzen Seelen ins eiskalte Wasser. Nun musste es schnell gehen, sie wollte ja nicht, dass ihre Opfer bereits ertranken, bevor sie sie bei lebendigem Leibe verspeisen konnte. Sie griff sich über zehn der Männer, einzelne bereits dem Ende nahe und ließ schließlich vom Kahn ab. Mit aller Kraft schwamm sie hinab in die tiefe Schwärze des Meeres. Und ihre Sirenen folgten dem Monster...

Odinson
24.11.2008, 21:59
Ein höllischer Druck, das war alles, an das sich Odinson erinnern konnte, als er die Augen öffnete. Die Kälte und Nässe indes war immer noch um ihn, in ihm. Er brauchte all seine Kraft um die Augen zu öffnen. Und was er dann sah, nahm ihm schon wieder, was er sich mühsam aufgebaut hatte. Dunkelheit um ihm herum. Dunkler, schwarzer Fels, der vor Nässe und Schimmel nur so troff. Ein paar kleine Lampen, an einem Schlund, der ins Nirgendwo zu führen schien, spendeten schummriges Licht. Er fiel zurück. Wo waren sie nur? Er versuchte es noch einmal. Schwer waren die Lider, unendlich schwer. Dann hatte er sie endlich wieder offen. Er drehte den Kopf. Das ging eigentlich ganz gut. Er wollte seine Arme bewegen um sich in eine bessere Position zu bringen. Schmerz zuckte hindurch, von der Schulter bis zur Hand. Er fluchte. Da regte es sich neben ihm. Ein tiefes Stöhnen, dann sah Odinson wie sich etwas Kraushaariges langsam und mühsam bewegte.
„Ronsi, alter Freund, gut das du lebst!“ Seine Worte wurden von den Wänden wiedergegeben und ein Echo flog durch die Höhle und hallte irgendwo weiter weg wieder.

Ronsen
24.11.2008, 22:22
"Bei Innos' Allerwertesten!"
Ronsen stöhnte auf, ihm war, als wären gerade tausend Ochsen über ihn gerannt. Sein ganzer Körper schmerzte, ein salzig, blutiger Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und er fühlte sich unglaublich lahm und schwer. So von den Schmerzen gepackt, ahnte er noch gar nicht, welch Glück er gehabt hatte. Doch schon beim ersten Wort seines Freundes, bei der ersten Silbe, beim ersten Ton, fielen ihm all die Geschehnisse der letzten Stunden wieder ein. Und die waren furchtbar gewesen und für einen Moment wunderte er such wirklich, warum es in Innos Reich so düster und feucht war.
Er blinzelte einmal, dann noch einmal. Erst bewegte er die Finger, dann die Zehen, alles noch dran, alles noch funktionstüchtig, er war mit ein paar blauen Flecken davongekommen. Aber wie?

Odinson lag neben ihm, beide auf dem Rücken, zwei Gestrandeten glichen sie gewiss, und sein Waffenbruder blickte ihn an und ein müdes Lächeln kam über seine Lippen.
"Du lebst, dem Herren sei Dank!"
Eine kleine Träne sammelte sich in den Augen des Admirals, er drehte den Kopf und schüttelte sich. Sie floß langsam die Schläfe hinab.
"Ich hatte furchtbare Angst!", gestand der Admiral und blickte an die kahle, finstere Höhlendecke, von der er keine Ahnung hatte, wie sie plötzlich von einem Moment zum anderen den Himmel verdrängte.
"Ich habe doch nur...", er schluchzte, "Nur das Beste für uns gewollt und nun..."
Dann schloss er die Augen und einzig die Seele trauerte weiter. Und sie weinte lange und schmerzlich bis der Körper der Erschöpfung nachgab und ihn in die freie Gefangenschaft der Traumwelt beförderte...

Odinson
25.11.2008, 11:53
'Armer Ronsi!' dachte Odinson, als er seinen Kumpel so Schluchzen hörte. Es musste ein verdammt grausiges und niederschmetterndes Gefühl sein, zu denken, dass man mehr als zwei Dutzend Männer in den Tod geführt hatte. Doch war es nicht seine Schuld. Odinson legte behütend seinen Mantel über die Schultern des Admirals. Hier drinnen war es bitter kalt. Es war keine Wärmequelle vorhanden. Diese Lampen schienen nur Licht zu spenden. Er hörte ein Schnarchen, Ronsen schlief wieder tief und fest. Vorsichtig versuchte er aufzustehen. Er spürte jeden Knochen und jede Faser seiner Muskeln. Doch es ging. Irgendwie hatte er wiedermal verdammtes Glück gehabt. Vorsichtig machte er erst einen den zwei und dann mehrere Schritte.
'Alles noch heil!' Erleichterung schoss durch seinen Körper und gab ihm Kraft. Er tastete sich an der Wand entlang auf die Lichtquellen zu. Er war neugierig, wie sie funktionierten. Denn Fackeln waren unmöglich, das sie durch das Wasser zerstört wurden und andere Lichter wen auch unmöglich, da diese nichts zu verbrauchen schienen, Öl oder dergleichen. Als er nahe heran war, lies er seine Hand in dem Licht baden. Es war ein gelb-grünes Licht. Dann schaute er sich die Konstruktion an und prallte zurück.
'Das ist ja ein Fisch, ach du lieber Innos!' Nach dem er sich von dem Schreck erholt hatte, sah er fasziniert dem Fisch zu, wie er in einem Käfig zu Odinson Füßen im Wasser schwamm. Sie hatten einiges gemeinsam, der Fisch und die beiden Männer, konstatierte Odinson. Alle waren sie Gefangene dieses Monsters und der Sirenen und unterlagen ihrem Willen. Gerade als er sich abwenden wollte, um nach Ronsen zu schauen, bewegte sich das Wasser neben ihm. Erschrocken wich er an die Wand zurück, etwas in den Schatten. Dann kamen zwei Lichtpunkte hervor und in der Mitte ein Schatten. Lustiger Weise machte sein Herz wieder einen kleinen Erleichterungshüpfer. Nur weil der Schatten menschlich aussah, hieß das nicht, dass er nicht auch Verderben bringen könnte. Vielleicht war es ja irgendein Zombie, ein Wasserzombie nach Fisch und Eiter stinkend! Als er dann den Körper und alles andere Im Lichtschein sah, hielt er pfeifend die Luft an. Ein wunderbarer Frauenkörper glänzte in einem aus Fischschuppen, Trägern aus Seetang und dem Rest aus Meerestierenleder bestehendem Kleid, welches mit Korallen in tausendster Variante geschmückt war.
'Ach herje mi ne!' dachte der Adjutant. Eine so schöne Frau hatte er eigentlich noch nie gesehen. Sie strahlte eine ungeheure Erotik aber auch Macht aus. Und ein Lächeln zierte ihre Lippen. Unfähig sich zu bewegen starrte er sie an. Sie schaute sich in dem Raum um, wandte sich kurz zurück und gab Befehle, die Odinson jedoch nicht verstand. Dann fixierte sie den Nordmann. Obwohl er im Schatten stand, musste sie ihn sehen können, aber das war vielleicht nicht unbedingt verwunderlich in dieser dunklen Welt. Sie machte ein paar Schritte auf ihn zu und nun konnte er weitere Einzelheiten erkennen. Sie hatte Augen des Meeres, grau, grün oder blau, wie gerade das Licht auf sie fiel. Das Haar war braun, kräftig, glänzend. Die Nase war schmal aber nicht zu lang und die Ohren vollkommen. Sie war annähernd perfekt!
„Du bist einer der Mannen von dem Schiff nehme ich an?“ Er zuckte etwas zusammen bei der Stimme, eisig schön.
„Ja, ich bin Odinson Adjutant des ehrenwerten Admirals Sir Rheinold, der hier neben mir liegt.“ Warum tat er das, warum war er nur so willenlos?

Die Sirenen
25.11.2008, 20:22
Eine instinktive Blutgier durchflutete Euphemias Körper, wie sie die beiden Seemänner dort so auf dem feuchten Höhlenboden liegen sah. Das Tier in ihr wütete schon, wollte die Zähne in das kräftige Fleisch bohren, wollte sich am warmen Blut erlaben, doch der letzte Rest Weiblichkeit in ihr verspürte ein seltenes Drängen nach der Menschlichkeit. Eine ebenso gölliche, wie notwendige Sucht, der schon dutztende Männer erlegen waren, es aber fast nie einen gegeben hatte, der ihrer würdig war und dem sie vor dem Tod ihren Körper für eine Nacht schenken wollte.
Hier war das anders. Die beiden Seebären waren geradezu dafür gemacht, groß, kräftig und gewiss auch frisch im Saft. Ihre Auserwählten sollten sich glücklich schätzen, dem Rest der Besatzung, der noch in einer Nebenhöhle "verstaut" worden war, würde ein solches Geschenk nicht zu Teil werden. Die würden noch einen, vielleicht zwei Tage leben, dann würde wieder Ruhe im Reich der Sirenen einkehren. Gewiss für weitere zehn Zyklen; es war ein Jammer, dass sie nur noch so viel von ihrer Menschlichkeit genießen durfte.

Einer der beiden war bereits wach, stand auf beiden Beinen, ein schlanker, aber kräftiger, junger Kerl mit heller Haut und langen, dunklen Haaren. Und schon längst war er ihrem Zauber verfallen, hier half kein Wachs im Ohr, ihr alleiniger Anblick ließ die Männerherzen schmelzen. Es waren doch so einfache Wesen.
"Dir gefällt, was du siehst. Hab ich nicht Recht?", sprach sie, doch die Stimme erklang eher in einem Singsang, als eine echte Frauenstimme. Man konnte geradezu beobachten, wie die sanften Klänge den jungen Krieger umgarnten und ihm seinen Willen raubte.
"Ich würde vorschlagen, wir suchen uns eine ruhige Ecke und machen es uns ein wenig gemütlich", sie wandte ihr eisiges Haupt mit der silbrig blauen Haut zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr, "Ich kann dich zum glücklichsten Mann der Welt machen. Stell keine Fragen, folge mir einfach."
Der Junge unterlag ihr vollends, doch kaum wollte sie ihn fort in den Raum des letzten Atemzugs bringen, da spürte sie einen Kräftigen Ruck an ihrem Bein. Erschrocken blickte sie hinab, der dunkle Krieger hielt ihren Knöchel fest, sie schlug ihn weg.
"Oddy...", stöhnte dieser noch und streckte seine Hand aus. Euphemia erblickte ein Glitzern an seinem Finger. Ein Ring!
"Liebster, wärest du so freundlich, mir dieses kostbare Geschenk zu machen? Ich liebe Ringe!"
Und die Bestie in ihr lachte bereits, wie schön es doch war, zwei beste Freunde aufeinander loszuhetzen.
'Deine Stunde wird noch kommen, Paladin!', dachte sie vergnügt und beobachtete das, was folgen würde...

Odinson
25.11.2008, 21:07
'Bei allen gütigen und gleißenden Geistern dieser Welt, wat ne Hammerfrau!' Ihr Glanz war atemberaubend, sie musste Innos Licht in sich tragen. Doch halt was war das, ein Wicht mit krausem Haar versuchte seine Königin zu belästigen, seinen Schatz. Er widersetzte sich ihren Befehlen. Was für ein törichter Narr!
„Oddy NICHT!“ kam die schwache Antwort auf den Befehl der Königin.
'Wie nennt er mich? Oddy? Wer ist das?' schummrige Gedanken kamen in das Hirn des Nordmannes. Das Licht wurde etwas fahler. Oddy? Doch dann berührten ihre weichen, perfekt geformten Lippen seine Wange und grelle Schönheit übermannte ihn.
„Hör nicht auf diesen Menschen. Das hast du nicht nötig mein König!“ Er nickte. Seine Augen waren erfüllt mit ihr, seiner Königin.
„Gib ihn mir, Menschling!“ Odinson bückte sich. Die Schmerzen in den Gliedern waren wie fort geblasen. „Na los jetzt!“ Immer noch werte sich Ronsen mit seinen verbliebenen Kräften. Die Gegenwehr machte Odinson wütend.
„GIB IHN!“ Ein Faustschlag auf die bloße Schulter des Freundes. Ein Stöhnen. Noch einen. Er lies den Ring los. Odinson schnappte ihn sich, den Admiral schon wieder vergessend und reichte ihn mit einem seligen Lächeln Euphemia.
„Hier, meine liebste Königin!“
„Ich danke dir, mein unendlich starker König! Und nun lass uns von hier verschwinden und hinauf in das Reich der Wollust fahren!“ Sie legte ihre warme Hand in die Seine und führte ihn hinaus. Er stolzierte hinterher. Das verzweifelte rufen seines Freundes hörte er schon gar nicht mehr.

Ronsen
25.11.2008, 22:27
"Nein, verdammt. NEIN!"
Die gellend, wütenden Schreie des Admirals hallten durch die kleine Höhle. Er krümmte sich vor Schmerzen, rollte sich wieder auf den Rücken. packte seinen linken Arm, an dessen Finger noch eben der Ring hing, und blickte ihn entsetzt und schwer atmend an. Was bei Innos war das nur? Wo waren sie hier, welcher Geist verzauberte Odinson?
'Die Sirenen', beantwortete sich Ronsen die Frage in Gedanken und schloss für einen Moment die Augen. Er hatte Angst, ein eisiger Schauer durchzog ihn, und wie er im Stillen fror und sich fürchtete, zählte er.
"Eins... zwei... drei..."
So wusste er, konnte man seine Angst bändigen. Man ließ sie zu, für fünf Atemzüge, und dann würde man die Ruhe getankt haben, die man für die bevorstehende Hürde dringend brauchte.
"vier... fünf."
Und er öffnete die Augen wieder. Der Atem hatte sich langsam wieder beruhigt, doch sein Herz wummerte noch immer in seiner Brust. Er fühlte sich elendig, leer, hungrig, müde. Doch noch einmal würde er sich nicht von der Hungrigkeit übermannen lassen.
Er stand auf. Seine Beine zitterten, der Gang war wackelig und ihm war schwindelig. Sogleich musste sich Ronsen an die Höhlenwand stützen, die Muskeln zur Ruhe kommen lassen und wieder Gefühl für seine Bewegungen bekommen. Es war seltsam. Müsste er nicht schon längst tot sein, bei den Wassermassen, durch die er gezerrt wurde?

Er blickte sich in der Höhle um. Rings um ihn nichts als nackte Wände, blaugrau wie das Meer selbst. Und hier und da Aquarien mit Fischen, die scheinbar eine Laterne auf den Kopf befestigt bekommen hatten.
'Wohin?', schoss es Ronsen durch den Kopf und er stockte. Der Raum war wirklich winzig, fast könnte man Platzangst bekommen und einen Ausgang besaß er nicht. Da war lediglich dieses Wasserloch. War Odinson dort etwa abgetraucht? Konnte er überhaupt schwimmen? Die Sorgen in Ronsen drehten sich nur noch um seinen armen Waffenbruder, der nun der Macht der Sirene ausgesetzt war. Er musste ihn einfach retten.

Der Südländer tauchte einen Finger in die Brühe und kostete. Es war Süßwasser, und lauwarm war es auch noch, seltsam...
Gerade als er den Kopf hineinstecken und nach einem versteckten Unterwassergang spähen wollte, tauchte in der Pfütze vor ihm ein dunkler Schatten auf; er schreckte zurück und stolperte rückwärts gegen die Höhlenwand. Aus dem Wasser tauchte ein Kopf auf, ein blonder Mädchenkopf. Sie hatte etwa schulterlanges Haar und bezaubernde, azurblaue Augen. Mit den gebrechlichen Händen versuchte sie, sich an Land zu ziehen, hinter ihr sprudelte die Bewegung ihrer Beine das Wasser auf. Als erstes erblickte Ronsen die Blöße an ihr, lediglich eine Perlenkette zierte die junge Frau. Doch kaum schaffte es der Admiral, den Blick von den nackten Brüsten zu lassen, da rutschte sein Augenmerk weiter an dem glänzenden Frauenkörper hinab, doch anstelle eines wohlgerundeten Pos glänzten dort die Schuppen einer Schwanzflosse. Für einen Moment ärgerte das den Paladin, doch dann rief er sich in seine beschissene Lage zurück.
"Fürchtet nicht Herr, ich will euch nichts zu Leide tun!"
"Was willst du, Sirene? Und wohin habt ihr meinen Freund verschleppt."
Er konnte ihr kaum in die Augen blicken, jetzt konnte man sogar die Flossenspitze im Wasser glitzern sehen. Und doch rutschte sein Blik immer wieder in den Bereich zwischen Kopf und Bauch.
"Seht mich an. Nennt mich Atma und wisset, dass nicht alle Sirenen die grausamen Diener der Hexerin Euphemia sind. Wir allesamt sind Opfer eines schrecklichen Fluches geworden. Euphemias Geist ist von Beliar besessen und erwacht sie einmal aller zehn Zyklen, so zwingt sie uns, ihr die Opfer zu bringen. Wir erliegen ihrer Macht, doch sperrt sie auch uns hier ein."
"Warum dient ihr ihr dann? Wehrt euch doch!", protestierte Ronsen, der sich nun langsam wieder zusammenreißen und klar denken konnte.
"Uns ist das eine Unmöglichkeit. Seht ihr, wir selbst waren einst holde Frauen von Myrtana und Varant. Ich bin bereits einhundertundzweiundzwanzig Zyklen alt. Euphemia hat uns zu ihrem Sklaven gemacht, nachdem sie die unsere Männer kaltblütig ermordet hat, alles den Schätzen wegen. Seither ist es uns unmöglich, unsere Hände gegen sie zu erheben. Und sie war es auch, die uns zu dieser Fischgestalt verhalf."
Ronsen brummte.
"Und warum bist du nun hier?"
"ich will euch helfen!", antwortete Atma rasch, "Ihr könntet stark genug sein, den Fluch zu brechen und Euphemia zu besiegen. Ihr besitzt den Siegelring, er gibt euch ungeheure Kraft, nur durch ihn konntet ihr bis hierher überleben."
Der Admiral seufzte.
"Und nun hat sie ihn. Was soll ich also deiner Meinung nach tun?"
"Folge mir und fürchte dich nicht. Es wird alles gut werden. Zunächst solltet ihr eurer Crew helfen, gemeinsam könnt ihr Euphemia besiegen."
"Und wo ist meine Crew?", antwortete der Paladin mit verschränkter Brust. Atma deutete hinab. Im Meer, wo sonst? Gut, dass Ronsen ein hervorragender Schwimmer war...

Odinson
26.11.2008, 10:51
Odinson wurde durch die Höhlenwelt gezogen. Das Wasser war warm und süß, duftete sogar nach irdischen Pflanzen. Es war ein längerer Weg aber sie machten immer wieder Pausen in den Luftkammern, damit Odinson auch nicht erstickte. Aber am ende war ihm das alles egal. In den Pausen betörte ihn Euphemia mit anzüglichen Bewegungen. Manchmal lies sie nur ihre Hände über seinen Körper gleiten, während er tief Luft holte. Dabei kamen sie immer öfter einer bestimmten Zone entgegen. Der Adjutant fühlte sich in den zehnten Himmel versetzt und konnte es schon kaum erwarten in der Höhle der Königin anzukommen. Hin und wieder huschten Schatten an ihnen vorbei. Die Sirenen schauten nie zu ihm oder gafften, das hätte für sie Strafe bedeutet.
Wieder eine Pause. Sie durchstießen die Wasserdecke und waren nun in einer größeren Höhle, die schon besser ausgeleuchtet war. Sofort legte sie ihre Arme um seinen Hals und flüsterte ihm ins Ohr, dass es nun nicht mehr weit sei. Daraufhin küsste sie ihn und er nahm sie in seine starken Arme und hob sie dabei etwas aus dem Wasser. Sie kicherte darauf und drückte ihm noch einen dicken Kuss auf die Lippen. Gierig verschlang er sie mit den Augen.
'Was für eine Schönheit!' hallte es immer wieder in ihm wieder. Wieder ging es ins Wasser. Er war völlig durchnässt, das Wasser tropfte von seinen Haaren als sie endlich in der Kammer ankamen. Odinson traute seinen Augen nicht. Es war eine fürstlich eingerichtete.
Als erstes viel auf, dass das Licht hier rot war, was von den roten Tüchern kam, die über die Käfige oder Aquarien der Leuchtfische gelegt worden waren. Gleichzeitig waren auch Tiere dabei, die in verschiedenen Farben leuchteten und Muster zeigten. Das nächste was ins Auge sprang, war das große rote und samtene Himmelbett. Auf dieses ging nun Euphemia mit wiegenden Hüften zu. Odinson konnte sich an diesem Körper nicht satt sehen, ein perfekter Hintern. Vor der Bettkante drehte sie sich herum und schickte ihm ein zauberhaftes aber auch erotisches Lächeln und forderte ihn mit einem Finger auf, zu ihr zu kommen. Odinson machte mit einem freudigen Gribbeln in seinem Körper hastige Schritte und merkte seltsamen Untergrund unter seinen Füßen. Als er nach unten schaute, sah er, dass es ein Teppich war, mit in vielen verschiedenen Farben zusehenden Fellen. Doch das interessierte ihn nicht so sehr wie seine Königin. Nun stand er vor ihr. Sie schaute ihm tief in die Augen und dann, mit zwei grazilen Bewegung lies sie das Kleid vom Körper gleiten. Sofort begann ein Feuer in Odinson zu lodern, was er noch nie erlebt hatte. Pure Wollust. Sie steigerte sie noch, was er für unmöglich gehalten hatte, indem sie erotische Bewegungen vor ihm vollführte und ihn dabei ebenfalls entkleidete. Als dies getan war, legte sie sich rücklings auf das große Bett und forderte ihn auf, mit ihr davon zu schweben. Und Odinson, ehemaliger Knappe und derzeitger Adjutant des berühmten Paladin Sir Rheinold und Gardist des Königs, ergab sich ihrem Willen...

Ronsen
27.11.2008, 21:52
Nun existierten zwei Varianten, die es zu bedenken gab, doch derer sich lediglich eine als absolut und notwendig herausstellt. Gewiss könnte Ronsen nun hier in dieser kleinen Höhle bleiben, warten bis Atma verschwand oder die blonde Sirene mit den azurblauen Augen vertreiben und dann allein weitersehen, wie er Odinson rettete. Es bestand sogar die Möglichkeit, dass ihn die Meerjungfrau in eine Falle lockte, vielleicht verzauberte sie ihn ja selbst bereits im Unterbewusstsein und würde nicht einmal mit der Wimper zucken, während sie ihn in den Untiefen der Grotte beim Kampf um die Luft beobachtete. Solche Gedanken ließen den Paladin an der Aktion zweifeln und keimten in Hoffnungslosigkeit. Doch andererseits bestand eben jetzt die Chance, Odinson zu retten, wenn er nur nicht belogen wurde. Und was hatte er nun mehr zu verlieren. Odinson war fort und doch noch greifbar. Würde er erst einmal fort sein, gab es für den Admiral sowieso kaum mehr Überlebenswillen, er würde sich wohl freiwillig ertränken. Und bedachte man der Situation, in die sein Kumpel geraten war (wurde er etwa genau jetzt zum Höhepunkt getrieben?), so könnte Atma ihm ja diesen Wunsch auch erfüllen. Ein letztes Geschenk vor dem Tod, das absolute Lebensgefühl.

Ronsen überlegte nicht mehr lange, denn die Zeit spielte ihr grausames Spiel gegen ihn. Und mit jeder vergeudeten Minute verlor er einen Spielzug und die feindliche Figur stand gewiss schon einen Würfelzug vor dem Sieg.
"Dann bring mich zu meinen Männern", verlangte er mit einem zittrigen Beben in der Stimme, "Ich will ihnen zur Seite stehen in dieser schweren Stunde!"
Atma nickte: "Doch bedenkt der Anblick könnte euch im Herzen erschüttern."
Der Admiral nickte.
"Weiterhin", führte die Sirene fort, "Müsst ihr euch als meiner Anziehung unterlegen stellen. Denn nur dann wird Sireen euch nicht an Euphemia verraten!"
"Schon gut", Ronsen seufzte innerlich. Euphemia, Sireen, Atma, das war wirklich eine reine Frauengesellschaft hier. Schade eigentlich, dass sie fast alle solch blutrünstige Bestien sind.
"Ich bin soweit."
"Dann folg mir."
Mit einer eleganten Bewegung verschwand Atma in dem kleinen Teich der Höhle, die Schwanzflosse klatschte hinter ihr noch einmal auf die Wasseroberfläche. Ronsen schluckte und ließ sich in das Wasser gleiten. Es war tatsächlich angenehm warm und roch nach mildem Frauenduft. Er atmete noch einmal tief durch, dann tauchte er ab...

Wie er nun definitiv feststellte, befand er sich in einem korallenartig geformten Felsriff, riesig groß und durchspült von tausenden Gängen. Da war er natürlich nachträglich froh, nicht allein gegangen zu sein, es war die richtige Entscheidung gewesen, Innos war mit ihm. Doch ihm war es gar nicht vergönnt, die Wunder dieses Riffes zu erkunden, schon drückte der Luftmangel in seiner Lunge und er folgte Atmas Handbewegung zu einem Luftloch. Er atmete erneut tief durch und blickte hinauf. Ein dunkler Kanal fürte in die Finsternis über ihm, von dort musste die Luft hier hinab kommen. Wahnsinn!
Er schwamm weiter und nach einigen Pausen in Atemräumen kam er hinter Atma in einer größeren Höhle an, in der das Wasser noch bis zur Brust reichte. Doch er konnte atmen, das war ihm ein unglaublicher Segen, er schätzte die Luft im normalen Leben wohl einfach viel zu gering.

Seine Blicke erhaschten die von mindestens zehn weiteren Sirenen, allesamt wunderhübsche, junge Frauen, die auf ein paar Felsen verweilten, sich unterhielten oder mit Edelsteinen spielten; lockiges und glattes Haar, zarte und dunkle Haut, geschmeidiger und fülliger Busen. Und schon fühlte er sich wieder völlig unfähig in seiner Haut.
"Schwestern, Euphemia brachte mir den Admiral. Ich soll ihn zu seinem Gefolge führen."
"Jetzt?", unterbrach sie eine hohe Stimme, "Unmöglich, die Verwandlung steht doch kurz bevor."
Ronsen runzelte die Stirn. Verwandlung?
"Folge mir, Liebster."
Sie nahm seine Hand und ihm wurde in diesem warmen Wasser ganz unangenehm in der engen Hose.
"J... ja Liebste", stammelte der Paladin und folgte ihr in den nächsten Raum, bestätig durchs Wasser. Was ihn dort erwartete, hätte er sich nie in seinen kühnsten Träumen ausmalen können.

Die junge Frau von seinem Kahn, die Küchenaushilfe, befand sich an zwei Ketten gehängt über dem Wasser in einer dunklen Ecke. Eine der Sirenen führte ihre Hand über ein paar seltsame, leuchtende Zeichen an der Wand. Es war eine kräftige Meerjungfrau mit sehr dominanten Zügen.
"Sieh an, der Admiral persönlich! Ihr werdet nun Zeuge des ältesten Rituals seit es die Sirenen gibt!"
"Blickt nicht hin, Liebster!", mahnte ihn Atma, doch Ronsen konnte den Blick nicht von der entblößten jungen Maid lassen, die dort verzweifelt in seine Richtung blickte. Dann begannen die Runen an der Wand plötzlich noch stärker zu leuchten und die dunkelhaarige Sirene sammelte eine magische, violette Strömung in ihren Händen. Diese entlud sie in einem unmenschlichen Singsang auf die Gefangene.
"NEIN!", schrie Ronsen noch, doch Atma zog ihn zurück. Die Gefangene kreischte, zerrte an den Ketten, strampelte mit den Beinen, doch die versteiften sich. Ihre Haut wurde bleicher, bläulicher. Die Beine zogen sich zusammen, die Zehen spreizten sich zu einer unglaublichen Flosse. Erst wuchsen die Waden, dann die Oberschenkel zusammen, dann ward sie ohne Beine auf ewig ans Meer gefesselt. Sogleich strampelte sie wie ein Fisch, der am Vertrocknen war.
'Das ist alles nicht wahr!', schoss es Ronsen durch den Kopf, 'Innos lass das alles nur einen furchtbaren Traum sein!'

Die Sirenen
27.11.2008, 22:31
Mit leuchtenden Augen sah Sireen dem Spectaculum zu. Endlich mal wieder eine neue Dienerin für die Königin. Das Licht des Rituals hatte den Raum gleisend erhellt. Nun da es vorbei war, sank er wieder in das normale Dämmerlicht zurück. Stille herrschte nun, nachdem das Mädchen aufgehört hatte zu schreien und nur noch leise vor sich hin wimmerte. Die oberste Dienerin wandte sich an die neue Schwester.
„Nana, nicht weinen, ab heute bist du unsterblich und hast das Glück der allmächtigen Euphemia zu dienen. Wir werden dir einen neuen Namen geben. Denn du bist nicht länger das, was du vorher gewesen bist. Die Königin gab mir auf, dich Tana zu nennen.“
Sie half der Ritualsvollzieherin mit flinken Händen bei dem Entfesseln ihrer Schwester. Sie fing das arme Mädchen auf und legte es behutsam in ein Becken, welches extra warm war und nicht so tief. Hier wurden die Neuen hineingelegt, damit sie sich erholen konnten. Außerdem bekamen sie Massagen und Leckerbissen, damit das Leben nicht mehr ganz so dunkel aussah und nicht ein falscher Eindruck entstand.
Sireen wusste wohl, das einige hier das anders sahen. Doch wer einmal in der Leiter ganz oben war, konnte ganz gut leben. In Sireens Fall hatte es ohnehin nur besser werden können. Sie war eine arme Magd gewesen. Tausendfach vergewaltigt von Rüpeln ihres Grafen. So geschändet hatte niemand sie mehr heiraten wollen. So hatte sie sich auf ein Schiff gestohlen und war dann einfach ins Meer gesprungen. Das Leben hatten für sie keinen Sinn mehr gehabt. Doch da war glücklicherweise Euphemia aufgetaucht und hatte sie gerettet. Ein Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Seit dem konnte sie einiges zurückzahlen, was man ihr angetan hatte.
Ihr Blick huschte zu Atma hinüber. Eine wahre Schönheit und sie hatte sich zum Neid Sireens auch noch den Admiral geangelt. Ihn sogar schon verzaubert, sodass für Sireen keine Chance mehr bestand, ihn für sich zu bekommen. Er war sehr stattlich, ein guter Happen. Jedoch gönnte die oberste Dienerin es Atma nicht. Sie war eine der Nörglerinnen, die stets gegen die Königin wetterten. Sireen hätte schon eher etwas dagegen unternommen, aber ihr fehlten die Beweise. Doch vielleicht konnte sie ja den Admiral doch noch für sich holen. Sie schaute zu dem Fleck, wo die beiden gestanden hatten, doch sie sah nur noch dunkle Füße in das Wasser eintauchen. Ohne viel nachzudenken schwamm sie hinterher. Am Ende bestand die Möglichkeit, dass Sireen die beiden beim Liebesspiel stören konnte oder Atma lies sie mit machen. Sie waren da alle ziemlich freizügig. Nach einer Weile der Verfolgung jedoch merkte die Sirene, dass etwas faul war. Denn sie schwammen nicht zu den Gemächern, sondern zurück zu den Gefangenen. War ihre Schwester so unersättlich, dass sie sich gleich noch einen anderen oder mehr mit ins Bett holen wollte? Das sah ihr gar nicht ähnlich. Auch bewegte sich der Mensch nicht wirklich, als wäre er verzaubert. Langsam wurde sie misstrauisch. Sie folgte jetzt noch vorsichtiger und tatsächlich. Nach ein paar Grotten kamen sie zu der großen, wo die Crew des Schiffes gefangen gehalten wurde. Sie hörte Stimmen, konnte aber nicht alles verstehen, aber was sie sah, reichte vollkommen aus. Mit Atmas Hilfe befreite der Menschling die Gefangenen. Das war ja unerhört. Wie konnte sie nur einen solchen Verrat begehen?
'Miststück!' zuckte es in wilder Wut durch ihren Kopf. Das musste Euphemia erfahren, auch wenn sie wahrscheinlich gerade mit ihrem Opfer beschäftigt war. Sie drehte sich um und schwamm schneller als jemals zuvor.

Die Sirenen
28.11.2008, 17:25
Der Fluch dieser Frau - sie kommt immer zu spät.
Euphemia seufzte und drehte sich in ihrem Himmelbett, wandte sich von ihrem Spielzeugliebsten ab und atmete tief durch. Sie schwitzte und die Haare klebten ihr unangenehm ins Gesicht. ihr ganzer Körper fühlte sich feuerheiß an, ein atemberaubendes, lebendiges Gefühl, dass sie doch so selten hatte. Für einen Moment war es ihr so, als entschwebe sie allen Sorgen und verschwinde im Himmelreich. Doch Beliar würde ihr so etwas nie mehr gönnen und nun da die menschliche Seele in ihr erschöpft vom Liebesspiel darniederlag, erwachten die Triebe in ihr - die Triebe zum Töten, die Blutgier.
Kurz blickte die Königin hinüber. Odinson schlummerte schon wie ein kleines Kind, das sich lange ausgeheult hatte und nun an der Seite seiner Mutter die Geborgenheit suchte. Doch die gab es nicht mehr, nicht hier, nicht heute, nicht von ihr. Die Sirene erhob sich langsam aus dem Bett und lief etwas wankend zur Tür. Die führte sie schon hinaus in eine Vorhöhle, dort plätscherte das Wasser einem kleinen Rinnsal gleich von der Decke und sie konnte sich all den Schmutz, all die Perversität ihres Menschenseins abspülen und den Körper schon für das nächste Massaker reinigen.

Wie sie wieder zurück ins Zimmer kam, waren ihre Augen nicht an die Dunkelheit gewöhnt, draußen in der Höhle war es der Leuchtfische wegen viel heller gewesen. Sie formte ein kleines, magisches Licht und setzte sich vor ihre Kommode. In einem Spiegel begutachtete sie das nasse, zerzauste Haar. Sie kämmte es ordentlich durch und legte etwas Schminke auf - der rote Lippenstift durfte auch nicht fehlen, selbst wenn ihre Lippen gewiss gleich rot sein würden. Sie blickte zu ihrem Liebestier. Dieses malancholische Gefühl von Mitleid war noch nicht gänzlich verstorben, doch es würde sie nie wieder überkommen.
Aus der Kommode holte sie ein kleines, längliches Goldkästchen, da war in violettem Samt gehüllt ein edler Dolch verpackt. Euphemia konnte ihr Spiegelbild in der Klinge sehen, doch sie erkannte nur einen Schatten ihrer selbst.
"Nun, dann frisch ans Werk", sagte sie und begann, ein fröhliches Frühlingslied aus ihrer fernen Kindheit zu pfeiffen. Das würde sie wenigstens ein bisschen ablenken, oder besser gesagt ihre menschliche Hälfte. Sie würde es aber oft wiederholen müssen, so ein Blutbad dauerte seine Zeit...

Odinson
28.11.2008, 17:57
Ermattet lag Odinson auf dem federweichen Bett. Seine Augen waren noch zu schwer und die Erinnerung zu schön, als dass er daran etwas ändern wollte. Sie jetzt zu öffnen würde bedeuten, dass er wieder in die kalte Welt da draußen kommen würde. Er fühlte sich kraftlos, aber gleichzeitig glücklich. Nie zuvor hatte er so ein Liebesspiel genossen. Immer wieder hatte die Königin ihn angetrieben. Und die ganze Zeit hatte auch er nicht genug bekommen. Sie war so schön und so kraftvoll. So hing er noch ein paar Augenblicke den süßen Erinnerung nach, als er eine Bewegung hörte. Langsam schlug er die Augen auf und sah Euphemia auf ihn zu kommen. Grazil und wunderbar. Das Bett gab etwas nach, als sie sich mit den Knien darauf platzierte. Ihre Brüste vollführten die Bewegung mit und Odinson war ein weiteres Mal gebannt. Wollte sie noch mal? Fuhr es ihm durch den Kopf. Er hatte nichts dagegen. Er schaute ihr in die Augen. Diese wunderbaren, kalten, unerbittlichen Augen. Blinzelt schaute er noch einmal hin. Das war nicht die Königin, die ihm so tief in die Seinen geschaut hatte.
Ein kalter Schauer lief seinen Rücken entlang. Er war wie gelähmt. Er schaute an ihr herab, noch alles normal. Langsam kam sie näher. Dann fiel sein Blick auf ihren rechten Arm, irgendetwas war da. Sie verbarg etwas. Ein Bild schlug in sein Gedächtnis ein wie ein Blitz. Der Krake. Seine Augen weiteten sich. Euphemia fing an zu lachen. Doch es war ein eiskaltes und zerstörerisches Lachen. Odinson wich weiter zurück, sie kam immer näher. Er tastete nach hinten, fing an zu schwitzen. Was machte er eigentlich hier? Was wollte dieses Biest von ihm? Er wusste es nicht. Doch es gab keine Zeit nachzudenken. Seine linke Hand fand etwas größeres, weiches. Ohne zu überlegen nahm er es und schleuderte es der Frau entgegen. Die lächelte nur müde und schlug das Kissen beiseite.
„Das wird dir jetzt auch nicht helfen. Ich muss zu geben, du warst ein gutes Liebestier, aber zu mehr seid ihr Männer nicht benutzbar. Sei froh, dass du mit mir geschlafen hast, es gibt nur wenige die mit der Königin der Meere die körperliche Vereinigung hatten, aber alle auch die anderen müssen sterben!“ Sie stürzte sich mit einem Schrei auf ihn. Er rollte sich blitzschnell von dem Bett und viel auf den harten Boden. Sie lachte wieder und er bekam es mit der Angst zu tun. Sie hielt einen Dolch in der Hand.
„Wehre dich nicht und ich mache es dir leichter!“ Sie sprang unnatürlich schnell nach vorne und war über ihm. Ihre Brüste schaukelten vor dem Gesicht des Nordmannes. Und selbst jetzt, im Todeskampf, war er unfähig sie nicht zu beachten. Doch er wehrte sich. Er packte ihr Arme und versuchte mit aller Kraft sie zurück zu drängen. Überraschender Weise konnte er sie immer hin auf dem Weg zu seinem Herzen aufhalten. Warum war er auf einmal so stark? Egal! Sie rangelten und er musste alle seine Konzentration auf den Dolch und ihre Zähne richten. Manch einer hätte vielleicht gedacht, dass es sich hier um ein sehr aufregendes Liebesspiel handelte. Dann konnte er sich kurz befreien und sprang auf das Bett und brachte es sich zwischen sich und die Königin. Sie lauerte. Odinson schaute ihr wütend entgegen. Was für ein Narr war er nur! Er wich ihr weiter aus. Sie schien das Spiel zu genießen. Doch irgendwann hatte sie genug. Sie holte mit ihrer Linken aus und es schoss zu Odinson Entsetzen ein Krakenarm hervor und packte ihn am Hals.
„Niemand widersetzt sich meinen Wünschen, auch wenn ich es schade finde, so einen guten Liebhaber zu vernichten, aber ich würde dir eh bald überdrüssig werden.“ Sie zog immer fester die Schlinge zu. Er bekam Luftprobleme und fing an zu röcheln. Dann plötzlich hielt sie inne. Sie starrte zum Höhleneingang. Da hörte er es auch. Platschen und Rufe. Sie lies ihn achtlos fallen und sprang in die Fluten. Er rieb sich den Hals. Was war nur geschehen? Er musste es herausfinden. Vorsichtig lugte er in das Wasser. Es schien niemand da zu sein.
'Ich brauche Kleider und Waffen!' Er musste die Schatzkammer finden!

Ronsen
29.11.2008, 18:49
"Um Innos' Willen, gut, dass ihr kommt..."
Die Stimme kam ihm bekannt vor. Es war der Schiffsarzt. Ronsen blickte sich hastig in der kleinen Nebenhöhle um. Jörg und ein kümmerlicher Rest der Besatzung hingen an Ketten gefesselt an der Höhlenwand. Die meisten hatten bis eben noch geschlafen, doch der Radau weckte sie. Einer regte sich nicht mehr, ein Bootshaken steckte noch immer in seinem blutverkrusteten Bauch, doch dei Wunde hatte nicht zu bluten gestoppt.
"Seht nicht hin, Kalle hat's nicht geschafft. Diese verdammten Huren..."
Rasch prüfte der Paladin die Ketten. Sie waren eingerostet, er hob einen glitschigen Felsbrocken und schlug damit seinen Barbier frei. Dieser landete auf wackeligen Füßen und drehte seine Arme ein wenig. Wie lang er hier wohl schon hing?
"Dutzende Male habe ich sie angehalten, mich den Männern helfen zu lassen. Die haben mich einfach ignoriert! Als wäre ich nicht da, Admiral, ich bin doch noch da, oder?"
"Hilf mir hier mal bitte!"
Das sollte die Frage beantwortet haben. Jörg knackte mit den Fingern, dann hob er sich ebenfalls einen Stein auf und schlug die anderen Gefangenen frei. Noch sechs Mann waren sie mit dem Kapitän. Von den anderen sollte lieber nicht gesprochen werden...
"Wie habt ihr uns gefunden? Was haben sie mit euch gemacht?"
Ronsen erklärte den Männern ihre bekümmernde Lage und dass sie nicht lange Zeit hatten, Odinson und damit sich alle zu retten.
"Aber wie haben die euch hier aufgehängt? Hier schaut alles trocken aus."
"Ich weiß es nicht. Ich bin hier erwacht, ich..."
"Ich weiß nur noch, dass ich voll in eine verknallt war und..."
Getuschel brach aus, für das sie jetzt keine Zeit hatten. Ronsen wusste ja bereits, dass es die Sirenenkönigin war, die die Männer dazu gebracht hatte, sich gegenseitig anzuschnallen. Bei dieser Hexe half kein Schutzzauber, keine Waffe der Welt.
'Waffen!', schoss es dem Paladin durch den Kopf.
"Jörg, weißt du, wo unsere Ausrüstung ist?", unterbrach Ronsen die Gespräche. Doch der zuckte nur mit der Schulter. Der Paladin blickte die Leiche an, die noch immer ekelerregend an Ketten bei ihnen hing. Unter höchster Überwindung zog er ihm den Schiffshaken aus dem Bauch. Ein widerliches Geräusch hallte durch die kleine Höhle. Manche der Männer blickten lieber weg, nicht oft hatte man durch den Körper eines Menschen durchsehen können. Aber dieser Bootshaken fungierte einem Speer gleich, nur etwas behäbiger. Ronsen fühlte sich einfach etwas sicherer mit einer Waffe in der Hand.
"Kommt mit, wir müssen hier verschwinden!"

Vor dem Höhleneingang erwartete sie noch immer Atma. Die wunderschöne Meerjungfrau hielt das verwandelte Schiffsmädchen in der Hand.
"Um Innos Willen! Was sind das für Monster? Sir Rheinold, ihr müsst sie erledigen, schnell!"
Jörg war völlig aufgebracht, der Rest konnte eher nicht glauben, welch nackte Schönheit dort vor ihnen war.
"Nein"
"Was? Gebt mir den Haken, ich werde es selbst tun!"
Jörg zerrte an der Waffe, doch der kräftige Ronsen schlug ihn zurück.
"Das ist die falsche Nymphe, sie kann uns helfen. Vertraut mir!"
"Seid ihr selbst ihrem Charme Untertan?"
Ronsen seufzte: "Manchmal wünschte ich das. Kommt jetzt, das ist ein Befehl. Atma, wo ist unsere Ausrüstung."
"Ich führe euch zu ihr, keine Angst!"
Angst? Da konnte man innerlich lachen. Ein Wunder, wenn man nicht letztendlich vor Angst sterben würde...

Die Sirenen
01.12.2008, 11:38
Kurzzeitig hatte Atma echt gedacht, dieser Jörg geht auf sie los. Doch der Admiral hatte dem Einhalt geboten. Wenn sie sich den Haufen so vor sich an sah, wusste sie auch, dass sie nur für ihn diese Gefahr in Kauf nahm. Warum eigentlich? Die Sache lag auf der Hand. Ronsen war nicht wie die anderen Männer. Der eine war innerlich verknorbelt und voller Hass, die anderen unfähig selbst jetzt von ihrer Blöße, obwohl sie nicht sang, sich nicht gefangen nehmen zu lassen. Sie konnte nur hoffen, dass diese Männer, wenn es darauf ankam, nicht nur auf ihre Brust starren würden. Sie schaute neben sich das arme Mädchen an. Tana war immer noch völlig neben der Spur, was nicht verwunderlich war. Doch sie mussten sich jetzt beeilen.
„Ich führe euch zu ihr, keine Angst!“
Das kurze ironische Glitzern in den Augen des Admirals entging ihr nicht. Doch sie lächelte nur heimlich und stürzte sich mit Tana an der Hand in das Wasser vor ihr.
Die Ausrüstung oder besser was davon das Massaker überlebt hatte, wurde gleich neben der Schatzkammer verstaut. Manchmal fand sich dafür noch Verwendung. Die Schatzkammer selber lag ganz unten im Herz des Riffes. Es war eine lange Tauchtour. Die Luftlöcher waren seltener, als hier oben. Denn nur sehr wichtige Opfer bekamen die Schatzkammer zu sehen, denn manchmal beliebtes es Euphemia gerade da ihre Liebhaber zu benutzen und zu töten. Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht entdeckt wurden. Sie trieb zur Eile an, doch die Männer waren entkräftet und beileibe nicht alle so gute Schwimmer wie Ronsen. Ach bei den Weltmeeren, was war mit ihr los? Dauernd hob sie diesen Mann in den Himmel. Sie hatte ihn gerettet. Erst jetzt dämmerte ihr was sie wirklich im Begriff war zu tun. Warum? Es waren seine Augen. Dieser seltsame Blick, der Stärke aber auch Sensibilität ausdrückte, von den blauen Augen, die mehr gesehen hatten als viele andere dieser Crew, ausgesandt wurden. Nun, es gehörte nicht so viel dazu, um als Frau zu merken, dass die beiden Höchstrangigen auf dem Schiff etwas besonderes gewesen waren.
'Reiß dich zusammen!' Schalt sie sich und gab sich gleichzeitig recht, hier stand zu viel auf dem Spiel, als jetzt über diese beiden nachzugrübeln.
Die beiden Sirenen warteten wieder in einer Lufthöhle und natürlich tauchte der Admiral als erster auf. Sie lächelte ihm zu. Er lächelte etwas scheu zurück und dann tauchte auch schon der Rest auf.
„Bei allem Respekt, Admiral. Dieses Weib führt uns doch direkt in das Riff, wie sollen wir da ungesehen hinaus kommen?“
Die Augenbrauen zogen sich zusammen und mit brummiger Stimme erwiderte Ronsen:
„Das werden wir schon sehen, wenn du dir vorgestellt hast, dass es einfach werden würde, bist du ein Narr und du solltest ihr danken, dass sie das macht. Werde dir klar, was es bedeutet seine Königin zu verraten und damit sein leben aufs Spiel zu setzen für jemand anderen als sich selbst!“ Das hatte gesessen. Jörg schwieg und Ronsen nickte ihr zu, sie lächelte wieder und tauchte dann wieder ab.
So verging einige Zeit, die Anspannung wuchs immer mehr. Hier trieben sich auch Wächtersirenen mit Waffen herum, die den Schatz bewachten. Außerdem würde jetzt bestimmt schon jemand das Verschwinden der Neuen, Atma und der ganzen Beute bemerkt haben. Doch eine höhere Macht schien mit ihnen zu sein. Sie kamen ungesehen in die Kammer, wo der ganze Plunder der Männer lag. Hier war es mit am trockensten und die beiden Sirenen mussten im Wasser bleiben. Die Gruppe watete an ihnen vorbei und machte sich sofort zum Kampf bereit. Sie veranstalteten dabei natürlich einen Höllenlärm. Atma bekam eine Gänsehaut. Das würden sie doch bis in jede Höhle hören! Sie konnten nur hoffen, dass die Königin noch mit dem Adjutanten beschäftigt war. Es verging wieder einige Zeit, doch dann waren alle bestmöglich ausgerüstet. Das Problem hier unten war ja das Wasser, viel konnte man sich demnach nicht umhängen. Die Männer hatten kurze Waffen, Messer und Dolche und Lederwämse übergezogen, nur Ronsen hielt ein gefährlich aussehendes Schwert in der Hand.
„Und jetzt...“ hob Atma an, doch eine eisige Stimme lies sie nicht ausreden.
„So schnell wie möglich raus hier!“
Bei der Königin, ging dieser Jörg ihr auf die Nerven...

Ronsen
01.12.2008, 21:21
Das war ein Gefühl, aus laufe man in die Höhle eines Löwen. Nun, vielleicht sogar noch etwas härter; die Höhle eines Drachen traf es eher! Aber dort befand sich auch ein sensationeller Schatz, das Leben seines Waffenbruders, den musste er sich unter allen Umständen sichern. Doch würden seine Männer so weit gehen? Sie waren mit den Nerven am Ende, allen voran Jörg. Am besten wäre es, wenn sie nur schon hier weg kommen würden.
"Atma, ist unser Schiff noch intakt?"
Die Sirene stutzte: "Nun, es driftet vor sich dahin bis es in ein Riff fährt. Irgendwo an der Meeresoberfläche gewiss."
"Kannst du die Männer hier wegführen? Die sind keine Hilfe, es sind keine Krieger. Führ sie hinaus, wenn es dir wirklich ernst ist. Und sorgt euch nicht um mich."
Ehe sie ihn unterbrechen konnte, fasste er ihre Hände. Die waren sanft und glatt wie Seide.
"Es wäre schade um euch."
"Dann wisset, euren eigenen Schatz gegen Euphemia zu verwenden. Wir werden euch erwarten!"
Dann verschwand sie mit einer grazilen Bewegung im Wasser und geleitete die Männer samt tragbarer Ausrüstrung fort.
'Mein eigener Schatz...', wiederholte der Paladin in Gedanken, grübelte noch kurz darüber, doch lief derweil schon direkt auf die wachhabenden Sirenen zu.

"Wow Dianne, schau dir doch mal diesen Burschen an! Ist der nicht schnucklig?"
"Hey, endlich mahl ein Sklave, den es sich zu lieben lohnt."
"Ob Euphemia ihn mir überlassen hat? Für die guten Dienste?"
"Was redest du? Ich hab ihn zuerst gesehen!"
Ronsen beobachtete etwas verdutzt die Zankereien der beiden Meerjungfrauen. Sein Runenschwert lag schon in der Hand bereit, gezückt, bei der kleinsten Wahrscheinlichkeit eines Angriffes zuzuschlagen.
"Mädchen, ich wurde ausgesandt...", erst jetzt wanden sich die Zankhähne wieder zu ihm, "...um euch von Euphemias neustem Fang zu berichten. Ehm... eine ölige Meute kräftiger Matrosen von einem gesunkenen ehm... Öltanker wartet oben auf euch..."
"WAS?", zischte eine der beiden aufgeregt.
"Und wir wurden mal wieder vergessen...", die andere schüttelte resigniert den Kopf.
"Naja, jetzt habt ihr die Chance...", meinte Ronsen mit einem Schulterzucken. Und die ließen sich die beiden nicht entgehen. Man sah es hier wohl auch nicht so ernst mit den Pflichten. Immerhin unterstanden die Sirenen nur unter aktiver Kontrolle der Königin ihrem Zauber.

Seine Vermutung revidierte er, als er plötzlich von einer riesigen Ranke am Hals gepackt wurde. Und es gab keinen Zweifel, von wem die kam.
"Odinson!", röchelte er und krallte sich mit den Händen an den Würgegriff, doch der ließ sich nicht lockern.
"Dein Freund ist beschäftigt, Sireen kümmert sich um ihn. Aber du kommst mir gerade recht, findest du nicht?
"Hur..."
Von einem Moment zum nächsten wurde ihm ganz anders. Nicht dass der Atem stockte, nein, viel eher fiel er in eine endlose Schwerelosigkeit. Er vernahm einen wohligen Duft; sein ganzer Körper ließ sich von diesem tragen.
"Kommt mit, einmal kann ich noch. Das ist wahrlich ein herrlicher Tag!"
"Natürlich meine Königin!", antwortete Ronsen brav...

Odinson
02.12.2008, 19:24
Langsam steckte er den Kopf aus dem Wasser. Niemand war zu sehen, die Wächterinnen waren verschwunden. So leise wie möglich bahnte sich Odinson einen Weg durch das Wasser. Wieder schien das Licht grünblau von den Käfigen und Aquarien wieder, nur war es hier besonders hell, damit der Schatz auch seine ganze Pracht entfalten konnte. Und das tat er. Odinson stockte der Atem, als er den Berg von Gold und Edelsteinen, Prunkwaffen und Rüstungen sah.
'Da würde ja selbst ein Drache neidisch werden!' dachte er staunend. Doch er war nicht hier um sich totzuglotzen oder gar etwas von dem Plunder mitzunehmen. Er musste seinen Leuten helfen und Ronsen. Bei den Kleinodien angekommen, fing er an darin herum zuwühlen, um irgendetwas brauchbares zu finden. Sein Schwert lag noch immer irgendwo auf dem Meeresgrund, so vermutete er. Sofort folgte ein Stich im Herzen. Das war das alte Schwert seines Vaters gewesen und diese Biester hatten es ihm genommen, sein letzter Anker zu seiner Familie. Das würden sie büßen! Eine Weile verging bei der Suche nach einer brauchbaren Waffe. Langsam wurde er nervös. Irgendjemand musste doch sein Verschwinden bemerkt haben. Dann plötzlich hörte ein ein Platschen. Etwas hartes traf seine linke Schulter und hinterließ einen stechenden Schmerz.
„Aua, was zum...!“ Er drehte sich herum und starrte in das Gesicht von Sireen.
„Soso, du hast dich also bis hier runter gewagt, das war ein Fehler, du hättest warten sollen bis die Königin dich umgebracht hat. Jetzt gehörst du mir mein Hübscher!“ Er drehte sich hastig um, um nicht von ihrer Schönheit eingefangen zu werden, doch da fing sie an zu singen. Ihre wohlklingende Stimme entlud sich in dem Raum und erfüllte ihn. Der Adjutant ging in die Hocke und hielt sich die Ohren zu, doch das half nichts. Zumindest normalerweise. Er wartete, doch der gewohnter Flug ins Reich der Lust blieb aus. Verdutzt schaute er auf seine Hände. Er sah alles, fühlte noch alles und die Wut in ihm war noch immer da. Er war sein eigener Herr. Vorsichtshalber bewegte er die eine, dann die andere Hand. Es musste mit der Königin zusammenhängen. Er hatte sie genossen, dagegen war auch eine Sirene nichts mehr. Deswegen tötete wahrscheinlich die Königin jeden Liebhaber. Na, ihm sollte es egal sein. Er würde es jedoch nicht gleich zeigen. Dann sah er es, ein Schwertgriff, mit feuerrotem Stein. Langsam packte er es.
„Komm zu mir, mein Lieber!“ gurrte Sireen.
„Ja, Liebste!“ langsam ging er nach hinten, zeigte ihr immer noch seinen Rücken. Dann als er ihren Duft roch und ihre weichen Hände an seinem Rücken spürte, drehte er sich blitzschnell herum und hieb diagonal nach oben auf die Sirene ein. Die Hände lagen nun auf seinen Armen, sich grotesk verkrampfend.
„Ohhhh!“ entrang es der Sirene. Ihr Bauch war aufgeschlitzt und blaues Blut spritzte über beide Körper. Dann sackte sie in seine Arme und war tot. Trotz der Qualen und Torturen, die man ihm angetan hatte, er verspürte Mitleid mit ihr. Sie war nur eine Marionette gewesen. Jetzt war sie tot. Odinson hatte nie zuvor eine Frau getötet. Trauer umspann sein Herz, konnte jedoch die Wut und den eisernen Wille, seinen Freund zu retten nicht dämpfen. Entschlossen packte er das Schwert, ein großes, mächtiges, und stieg ins Wasser. Gerade als er eintauchen wollte, hörte er einen Schrei, der ihn innehalten lies. Es war ein markerschütternder Schmerzensschrei. Aber auch Wut schwang daran mit. Ohne zu überlegen tauchte er ab, das Schwert gerade vor sich haltend.
Gleich in der nächsten Höhle wurde er fündig. Er tauchte auf, keuchend und sah das schreckliche Bild. Die Königin lachend, Ronsen die Hände um den Hals einer Sirene, die wild um sich schlug.
„Töte sie Liebster, töte sie für ihren Verrat an mir!“ Moment mal, Liebster, also stand Ronsen nun in ihrem Bann! Verzweiflung ergriff sein Herz und lies seine Hände zittern. Sie wurden schwach und liesen beinahe das Schwert fallen. Doch da fing der Ring an zu glühen. Ein Kraftschub ging durch seinen Körper und auf einmal leuchtete der Rubin flammend rot in dem Griff der Klinge. Sofort breitete sich ein roter Schein im Raum aus. Alle hielten inne. Euphemia fuhr herum und starrte Odinson an. Nach dem sie sich von dem Anblick erholt hatte, fuhr sie Ronsen an.
„Lass das Weib, kümmere dich um diesen Mann. Ich wusste doch, dass ich dich gleich hätte töten sollen!“
Ronsen kam auf ihn zu gewankt, mit ausgestreckten Armen, wie ein Untoter.
„Tut mir leid alter Freund!“
Als dieser in Reichweite war, reichte nur ein einziger gezielter Hieb mit der Faust an die Schläfe und Ronsen sackte zusammen. Vor der ganzen Sache hätte ihn das zwar umgehaun, aber nicht schlafen gelegt. Aber die Strapazen und Entbehrungen waren einfach zu groß gewesen die letzten Wochen. Etwas starb in der Seele des Nordmannes. Er hatte seinen besten Freund zum zweiten Mal niedergeschlagen. Er würde sich das nie vergeben können. Doch Euphemia lies im keine Zeit. Gleich nach dem Ronsen zu Boden gegangen war, griff sie an. Doch dieses Mal nicht so halbherzig wie in der Schlafkammer. Wie Pfeile schossen die Tentakeln hervor, doch Odinson sprang vorwärts und zerhieb die beiden ersten. Ein unnatürliches Kreischen erfüllte die Höhle und die Königin verwandelte sich vollends zu dem Monster der Meere. Ein riesiger, wabernder Krake mit mehreren Tentakeln, die wie fleischgewordenen Peitschen die Luft erfüllten. Odinson duckte sich unter dem nächsten Angriff weg und vollführte eine Pirouette und zerhieb erneut einen Tentakel. Es wurde ein Tanz um Leben und Tod. Einmal unachtsam riss es den Nordmann von den Füßen und schlug ihn gegen die Höhlenwand. Die Luft wurde aus seinem Körper gepresst. Scheppernd fiel das Schwert zu Boden. Er rutschte wie in Zeitlupe an der Wand herunter.
'Ich habe versagt!' war der erste Gedanke, zu dem Odinson fähig war. Etwas warmes rieselte auf seinen Armen herunter und füllte seine Handfläche. Er blutete. Benommen schaute er um sich. Ronsen lag immer noch am Boden, selber blutend. Die Sirene atmete schwer, schien jedoch, da sie außerhalb des Wassers lag, zu vertrocknen. Dann sah er die Königin. Der Krake verwandelte sich gerade in die Frau zurück.
„Niemand kann mich besiegen! Niemand, nicht du, nicht dein Freund und auch nicht Innos! Ich bin die Königin des Meeres!“ lachend schritt sie auf ihn zu. Fast schon irre kicherte sie, sich ihrer Macht bewusst.
'Innos hat mich verlassen!' war der zweite Gedanke. Er schloss die Augen. Wartete bis es endlich dunkel werden würde. Er hörte ihre nackten Füße auf den Boden aufschlagen, sie kam immer näher, ihren Triumph genießend. Doch da schob sich plötzlich ein Bild vor seine Augen. Das Meer, glitzernd in strahlendem Feuerschein. Ein leises Kinderlachen. Dann ein weißer Strand, erfüllt im goldenen Glanze des Lichtes. Wärme trieb in seinen Körper entzündete sein Herz, erklomm seine Seele. Die stand eine Frau und lächelte ihm zu.
"Innos verlässt seine Streiter nicht! Glaube und siege!" Eine Welle der Macht spülte das Bild weg und ihn in die Höhle zurück. Er sah die Königin vor sich stehen. Wütend griff er nach dem Schwert. Ein unnatürlicher Schauer von feuerrotem Licht erfüllte die Höhle und mit "Für Innos und die Freiheit!!!" auf den Lippen rammte er mit allerletzter kraft das Schwert bis zum Heft in den Rachen der lachenden Königin. Schwarzes Blut sprudelte hervor und nässte seinen Arm. Ihr Lachen wurde zu einem Gurgeln, wie Sireen vorher fiel sie ihm entgegen, verwandelte sich jedoch beim Fall in vermoderte Algen und Knochen. Odinson sackte entkräftet nach vorn und mit dem roten Licht verschwand auch die Kraft aus seinem Körper. Noch im Fallen, sah er, wie sich Ronsen bewegte und ihn ansah. Dann umfing ihn Schwärze.

Ronsen
02.12.2008, 20:14
Eine dicke, graue Masse umwaberte den Teil seines Gehirns, der für die Erinnerungen zuständig war. Orientierungslos und mit vor Panik geweiteten Augen blickte der Paladin herauf zur Höhlendecke. Schwarzblaue Felsen ragten von oben herab, ein paar Tropfen erwischten sein Gesicht. Und dann schossen ihm plötzlich all die grausamen Bilder der letzten Tage durch den Kopf, vom Meer, von dem Nebel und den Stürmen, von den Schätzen und der wunderschönen Atma. Und von Odinson. Dann war da nur mehr Schwärze übrig.
"Oddy...?", wisperte er erst leise, dann krachte neben seinem Kopf ein Felsen von der Decke. Und plötzlich war er hellwach. Seine Muskeln regten sich wieder, er erhob sich taumelnd, denn sein Kopf war angeschlagen und blutete leicht. Da erblickte er seinen Waffenbruder. Und neben ihm ein entstellter Haufen kaum mehr erkennbarer Gerippe, in dem ein Schwert lag.
"Odinson!", rief er nun lauter und half seinem Kameraden, der gerade jegliche Kraft zu verlieren schien und schon fast einen Abgang machte. Er packte ihn an den Schultern.
"Los bleib wach Junge!"
Dann patschte er ihm ins Gesicht und er blickte ihm müde lächelnd entgegen.
"Sieht so aus, als ob Innos unsere Ärsche wieder gerettet hat."
"Kannst du gehen?", fragte der Paladin weiter nach.
"J... ja klar..."
Gerade als sie gehen wollten, krachte ein weiterer Stein von der Decke und der Boden begann zu zittern.
"Was geschieht hier?"
"Ein Seebeben!", rief eine weibliche Stimme. Ronsen erkannte sie. Das war Atma. Doch sie lag auf dem trockenen Boden. Ihre Flosse war fort und und stattdessen blickte die einstige Sirene verdutzt an ihre nackten Beine herab. Und Ronsen fühlte sich gleich noch viel lebendiger, wie er sie da so breitbeinig auf dem Boden liegen sah.
'Heiß!', schoss es ihm durch den Kopf. Warum nur? Das war völlig der falsche Augenblick. Verdammte Männlichkeit! Er taumelte auf sie zu, die eine Hand hielt er vor die Augen, mit der anderen half er der nackten Frau hoch. Ihre Hände hatten trotz der plötzlichen Rückverwandlung nichts an Zartheit verloren. Sie müsste ihn nicht mehr verzaubern, er war wohl schon verzaubert.
"Was ein Seebeben?!", rief Odinson erschrocken und zerstörte damit alle rosigen Phantasien seines Admirals.
"Ich habe deine Männer schon auf das Boot geschickt. Folgt mir, schnell!"
Das taten sie auch und Atma führte die beiden durch einen ausgetrockneten Gang zu den anderen Sirenen, die ebenso verwandelt und verdutzt in ihrer Höhle verharrten.
"Wie im Paradies!", stellte Ronsen verträumt fest, "Bitte zwickt mich einfach nicht..."
"Warum ist der Weg denn jetzt ausgetrocknet?", fragte sein Waffenbruder.
"Eine Spalte im Erdboden hat sich geöffnet. Die Seele Euphemias ist zu Beilar persönlich gekehrt. Das Wasser ist abgeflossen, die Höhle wird einstürzen."
Panik machte sich unter den anderen Sirenen breit. Ronsen fühlte sich hin- und hergerissen zwischen Angst und Ekstase. Aber Atma führte die Gruppe selbstsicher bis an eine letzte Wasserstelle. Der Weg hinter ihnen war bereits eingebrochen.
"Hier müsst ihr tauchen. Und schwimmt schnell, wir befinden uns nicht weit von der Meeresoberfläche entfernt!"
Ronsen nickte, doch ließ er ehrenhaft wie er war, die einstigen Sirenen voran, sie sollten erstmal einen Platz auf dem Schiff finden, dann würde man schon weitersehen.
Noch einmal blickte er zu Odinson hinüber. Der nickte ernst, ein Zeichen, das mehr deutete, als tausend Worte es vermochten. Noch einmal blickte Ronsen zurück in die Höhle. Dieser Albtraum hatte endlich ein Ende. Und mit der Hoffnung, noch einmal die Sonne untergehen zu sehen, sprang er ins kühle Nass und schwamm davon...