PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Story]Hussitenkriege



locke
27.11.2004, 18:32
Ich arbeite seit einiger Zeit an einen Roman der die zeit der Hussitenkriege thematisert.
Diese fielen zu Beginn des 15. jahrhunderts in das hlg römische Reich ein und fügten den kaiserlichen Soldaten enorme verluste zu.
Der Roman ist asu der Sicht des jungen Alexanders geschrieben, dessen Dorf von den Hussiten überfallen wird. Seitdem versucht er der kaiserlichen Armee beizutreten, um mit dieser gegen die Hussiten zu ziehen.
Das ist der Epilog. Mal sehen, ob ich den Rest auch reinposte.
Die Story habe ich mir ausgedacht und die meisten der geschichtlichen Daten sind erdacht. Wenn es soweit ist werd ich alles nochmal überarbeiten und es authentisch schreiben.


1. kapitel
Zu eben dieser Stunde, am 3. Oktober 1430, saß Kaiser Sigismund im Thronsaal seiner Pfalz in Memleben.
Er saß leicht vorrübergebeugt in dem schwarzem, unbequemen Steinstuhl
und stützte sein ergrautes Haupt auf seiner rechten Hand.
Den Reichsapfel hatte er zu seinen Füßen liegen. Seine Augen waren geschlossen.
Ihn plagten schlimme Kopfschmerzen. Seit tagen und Nächten grübelte er.
In diesen Moment war er auch leicht aggressiv, da er ihn wenigen Minuten mit seinen Rittern und Generälen zusammen traf, um die nächsten Taktiken und Strategien auszutüfteln.
Er richtete sich weit auf im Stuhl, ergriff den Reichsapfel und rückte seine Krone zurecht.
Schließlich stand er auf, raffte den Umhang und polierte den Siegelring.
In diesem Moment schnellte die Tür auf, und immer zu zweit nebeneinander betraten die hohen Würdenträger des deutschen Reiches den Saal.
Jeder kniete vor den Kaiser nieder und küsste den Siegelring als Zeichen der Treue zum Vaterland. Dann richtete sich ein jeder auf und trat an den Tisch, der vor dem Thron stand. Der Kaiser trat hinzu und gebot jeden, sich zu setzen.
Die Diener brachten goldene Kelche, die sie auf den Tisch stellten. Kurz darauf verzog sich ein jeder Diener.
Es war sehr ruhig im Saal und von draußen hörte man den regen gegen die Mosaikscheiben fallen. Einige Flüche der Wachen im Hof waren ebenfalls zu hören. Schließlich erhob der Kaiser seinen Kelch. Jeder der Beisitzer tat es ihm nach. Stillschweigend tranken sie die Becher aus und setzten sie ab.
Schließlich ergriff der Kaiser das Wort.

„Das ich aus einem Kelch trinke…“, er schüttelte den Kopf.
Die Angehörigen mussten schmunzeln. Der Satz war eine Anlehnung an die Hussiten, von denen die Angehörigen der höheren Klassen Calixtiner genannt wurden.
Dies war lateinisch und bedeutete: Kelch.

locke
27.11.2004, 18:41
Ach, poste ich einfach den Rest rein. Die Geschichte ist sehr prollig geschrieben und der pädagogische Wert liegt wohl bei Null. Wie gesagt, ich überarbeite das alles noch. Das ist nur ein grobes Muster.

Der Kaiser ergriff wieder das Wort.
„Mit Verlaub! Ich erlaube mir, diese Versammlung zu eröffnen.“
Er räusperte sich:
„Wir haben uns alle zu dieser Runde zusammengefunden, um uns über die
Zukunft der Hussiten Gedanken zu machen.“
Er sagte diese Sätze wenig charismatisch.
„Wir werden also über folgende Punkte verhandeln:
Punkt eins: die militärische Lage des Reiches.
Punkt zwei: die Zukunft des deutschen Ordens,
und Punkt drei: Die Hussiten.“
Die Ritter starrten ihn an, dass er die Punkte in dieser Reihenfolge nannte.
„ Dabei erlaube ich mir“, sagte der Kaiser, „ mit Punkt drei zu beginnen, da er uns alle wohl am meisten angeht. Persönlich, dienstlich und so weiter.“
Einige Ritter atmeten auf. Sie hatten keine Lust, über die Wirtschaft zu lamentieren.
„ Ich erteile dazu meinen militärischen Berater das Wort.“, begann der Kaiser aufs Neue.

Nach diesen Worten stolzierte ein gut gekleideter Mann, der die ganze Zeit im Hintergrund verbrachte, den Raum.
„ Vielen Dank, Mein Kaiser.“, sagte dieser.
„ Mein Name ist Moritz von Arnstadt, meines Zeichens militärischer Berater des Kaisers (langes Leben möge ihm beschienen sein).
Ich habe die Lage im Osten und Süden unseres großen Landes studiert und bin zu dem Schluss gekommen, das unsere Lage ziemlich fatal ist.“
Einige Ritter murrten. „Soso!“, hörte man aus den Reihen.
„Also“, ergriff wieder Moritz von Arnstadt das Wort, „Ich habe mit kaiserlichen Gnaden einige Strategien ausgedacht; doch will ich zuerst die Lage zusammen fassen.“
Einige Ritter klatschten.
„ Während im Süden die Lage relativ ruhig ist, braut sich im Osten etwas zusammen. Die Hussiten haben im Handstreich die Festung Königsstein genommen, da diese zu schwach besetzt war.
Des Weiteren haben die Hussiten eine Belagerung auf die kaiserlich Stadt Bautzen begonnen. Dies ist auch der Grund, warum der tapfere Fürst Günther von Neiße nicht in unserer Runde sitzt. Er hält sich gegenwärtig in der belagerten Stadt auf. Gott möge ihn behüten.“
„Jawohl, das soll er!“, schrie ein Ritter.
„Gut. Die Ziele des Hussitenführers Krokop, der sich den Großen nennen lässt, sind uns klar.
Krokop will bis zur Saale vorstoßen und die Burgen und Festungen im Harz und im Thüringer Wald nehmen. Rein theoretisch wären wir also auch in Gefahr.“, sagte er schmunzelnd. Doch niemand lachte.
„ Krokop will darauf einen Frieden mit dem Kaiser aushandeln, der ihm diese Gebiete zuspricht. Darauf will er einen eigenen Staat gründen, der aber nicht lebensfähig sein könnte.“
Wieder sagte niemand etwas. Selbst der Kaiser rückte genervt auf dem Stuhl und atmete aus.
„ Kommen wir gleich zu meiner Taktik. Der treue Ritter Arnehl“ , ein Ritter in glänzender Rüstung erhob sich, „ soll mit einer Heeresgruppe von fünftausend Mann nach Meißen ziehen und dort die Stellung halten. Er möge möglichst heute noch Losreiten.“
Der Ritter schlug sich ans Herz und sagte mit lauter Stimme: „Für Gott, Kaiser und Vaterland“ und entfernte sich aus dem Saal.
Moritz von Arnstadt ergriff wieder das Wort.
„Der ebenfalls treue Ritter Johannes von Regenstein soll in die goldene Aue reiten und dort Truppen rekrutieren. Es soll möglichst eine Zahl von siebentausend erreicht werden.“
Der nächste Ritter erhob sich, murmelte etwas unverständliches, drehte sich dann auf dem Absatz und marschierte mit lautem Schritt aus dem Saal. Seine Schritte hörte man bis in dem Burghof.
„Der Ritter Theodor von Mannheim möge noch heute nach Bayern reiten, zehntausend Mann aus dem kaiserlichen Heer sammeln und zum Entsatz nach Sachsen marschieren.“
Ein Ritter mit braunen, schulterlangen Locken, glänzender Rüstung und einem großem Schwert an seiner Seite erhob sich und blickte den Kaiser an.
„ man sollte gute Männer nicht leichtherzig in den Tod schicken.“ Sagte er.
Kaiser Sigismund blickte ihm in die Augen und forschte lange. Schließlich wandte er sich ab. Der Ritter schritt langsam aus dem Saal.
„Kommen wir nun zu den nächsten Punkten:“, sprach der Berater.

Theodor von Mannheim, ein Vetter des Kaisers, schritt langsam die Gänge der Pfalz entlang. Er blickte traurig auf die Reihen der Gobelins. So schritt er auf den Wehrgang hinaus. Er lehnte sich mit den Armen auf die Brustwehr und blickte auf das Land hinaus. Der Horizont war von Regen vernebelt. Einige Wachen grüßten ihn militärisch. Schließlich schritt er weiter und kam zu seinem Gemach.
In diesem ruhte ein alter Mann, der quer über auf einem Sessel vor dem Kamin lag. Als Theodor das Zimmer betrat, erwachte plötzlich und blickte ihn an. Daraufhin verschnaufte er.
„Ah! Theodor!“ ,sagte er. Dieser lächelte.
„Na, immer noch bettlägig, Albrecht? Mein alter Kampfgefährte?“
„Siehst du doch.“ Er richtete sich auf.
„Ein Ritter, der sich ein Bein im Treppensteigen und nicht im Kampf bricht, ist kein Ritter!“
„Sagt so etwas nicht, mein Herr!“
„ Also, was hat unser erlauchter Kaiser befohlen?“
„Vielmehr sein Berater. Ich soll nach Süden reiten und dort zehntausend Mann aus der Armee um mich scharen. Danach soll ich nach Norden reiten und alle entlasten.“
„das ist ja mal ein toller Plan!“
„ja,ja. Ich reite sofort los. Was macht ihr?“
„ich werde mich erholen.“
„Na gut.“, Theodor seufzte.
„Hör zu, Theodor. Wirf dich nicht so einfach über den Haufen.
Sigismund konnte dich doch nicht vor der ganzen Mannschaft umarmen.“
„Ich hege deswegen keine Selbstmordgedanken. So, jetzt muss ich aber reiten!“
„Viel Glück!“

Kurze Zeit später ritt Theodor von Mannheim mit einem Gefolge von zwanzig mittleren Reitern aus der Pfalz und aus der Stadt auf den Weg nach Böhmen.


2. Kapitel Fehde auf dem Anger

Es dämmerte bereits, als Alexander von Kriebethal noch seine Schwerter bearbeitete. Er war Sohn eines Bauern und nannte sich nach ihren Gut bei Mittweida so. Er war zu seinen Verwandten nach Nordböhmen gereist, um sie dort ein wenig zu unterstützen.
Seine Tante hatte nämlich eine junge Tochter zur Welt gebracht und ist deshalb nicht imstande zu arbeiten.
Sein Onkel hat ihn deshalb für ein paar Pfennige verpflichtet bei ihm zu arbeiten. Es war der 5. Oktober und der Abend senkte sich über die Berge.

Alexander wollte gerade Hammer und Amboss weglegen, als er Geräusche hörte. Er spähte hinaus in die Dämmrigkeit in Richtung Tor, von dem die Geräusche kamen. Er bewaffnete sich und stellte sich vor die Tür.

Jetzt konnte man es gar nicht mehr überhören.
Waffenlärm erklang. Man hörte Schreie und wüste Befehle. Dann stiegen Brände auf.
Einige der Häuser des Dorfes brannten. Alexander hatte Schwert und einen Hammer bei sich und schlich sich voran bis zur Hauptstrasse.
Dort rannten schreiende Frauen und Kinder umher. Die Strasse lag voll mit Leichen jeden Geschlechts.
Es waren hussitische Räuber, die das Dorf überfielen.
Die Garnison Soldaten war den Plünderern längst zum Opfer gefallen.
Die Stadtmiliz versuchte verzweifelt ihre Leute zu sammeln. Es gelang ihnen nicht.
Alexander rannte vorwärts und hieb mit dem schweren Schmiedehammer direkt auf einen der Köpfe vor sich.
Die Hussiten konnte man gar nicht verfehlen. Sie waren bärtig, hatten lange Haare und hatten Lumpen an. Meist stanken sie auch noch.


Er hieb hierhin und dorthin.
Ein kleinwüchsiger Hussit kam auf ihn zugerannt. Nach kurzem Gefecht sank der Kleine zu Boden.
Die Strasse lichtete sich langsam, weil die Bevölkerung davonrannte und Hussiten ihnen folgten.
Alexander kämpfte weiter und erschlug drei weitere Hussiten, ehe er in die Seitenstrasse einbog.
Dort erblickte er Meister Alrich, der Jäger, der das Dorf mit frischem Fleisch versorgte. Er hatte seinen Bogen und schoss Pfeil auf Pfeil zielsicher in Brust und Kopf.
Um ihn herum lagen bereits fünf Tote mit Pfeilen durchlöchert. Alexander rannte die Strasse entlang und erblickte an dessen Ende den Hauptmann der hussitischen Briganten. Dieser ritt auf einem Pferd und erschlug Leute, während er wüste Befehle brüllte.
Alexander nahm Anlauf und sprang. Der Hauptmann fiel aus dem Sattel und blieb liegen. Ein Schlag mit dem Hammer genügte, und er war hinüber.
Doch hatten sich in der Zwischenzeit die Räuber, fast drei Dutzend, um ihren geliebten, nun toten Anführer gesammelt. Sie waren erzürnt und heulten um ihren Führer. Dann griffen sie an. Den ersten traf ein Pfeil des Jägers. Der zweite musste Alexanders Hammer im Gesicht ertragen.
Der dritte fiel einen gekonnten Schwertstreich in den Magen zum Opfer.
Alexander kämpfte verbissen, doch musste er schließlich kapitulieren. Er hatte fünf Hussiten hier erschlagen.
Die wilden Räuber waren wütend und spuckten auf den am Boden knienden Alexander. Sie schlugen ihn ohnmächtig und verschleppten ihn.

Alexander erwachte in der Räuberhöhle der Hussiten. Er machte langsam die Augen auf und blickte sich um. Wasser tropfte von der Decke, und an den Wänden stapelte sich Diebesgut aller Art.
Als die Räuber bemerkten, dass er erwacht war, schritten sie in einem geschlossenen Kreis auf ihn zu. Ihr neu gewählter Anführer sprach zu ihm:
„So, du bist also der, der unseren Anführer getötet hat?“
Alexander erhob sich und blickte ihn scharf in die Augen.
„Wer gibt euch das Recht der heiligen Mutter Kirche zu entsagen und wehrlose Dörfer zu plündern?“
„Wie wäre es mit Krokop dem Großen?“
„Ein Aufschneider!“
„Sag das noch einmal und ich schlitze dir die Kehle durch!“, sagte der Hauptmann.
„Wir nehmen dich mit auf einem unserer Raubzüge. Dort wirst du uns als Schild dienen!“
Die anderen Räuber johlten.

„Ich denke, wir werden sofort losziehen.“
Erneuter Beifall für den offenbar beliebten Anführer.
„Und was ist euer Ziel? Was habt ihr eigentlich mit den Dorf gemacht?“
„Das tut nichts zur Sache, neugieriges Früchtchen. Du wirst einfach mitkommen und sterben. Mit der Brust voller Bolzen.“
Der Beifall war kaum zu überbieten.
Daraufhin zerrten sie ihn in eine dunkle Ecke und ließen ihn einfach liegen.
Nach gut einer halben Stunde kam der Anführer erneut zu ihm und sagte:
„Morgen früh geht es los. Dann wirst du ja sehen, was dein tolles Reich von den scheiß Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen hat.“
Er tritt nach ihm und verzog sich wieder.

Am nächsten Tag hoben ihn einige Wachen in schwarz-grünen Überwürfen hoch und schubsten ihn aus der Höhle hinaus.
Es war ein heller, sonniger Tag. Weit und breit sah man Wälder und Berge, über die sich der Nebel wie eine Decke schlängelte.
Vor der Höhle hatten sich fast hundert Mann in schwarz-grünen Überwürfen mit eisernen Helmen und irgendwelchen Waffen zusammengefunden. Der Anführer kam hervor, streckte sich und setzte sich einen erbeuteten Helm auf den kopf. In der hand hielt er ein Schwert.
Er spuckte Alexander vor die Füße und schritt nach vorne.

3.Kapitel Schlacht am Bach

Der Zug marschierte schon fast drei Stunden und es war schon fast Mittag.
Alexander lief ganz in der Mitte und war von Dutzenden Hussiten umdrängt.

Nach einer weiteren Stunde kam der Anführer zu ihm.
„Du wirst jetzt schön mit mir kommen.“
Er zog ihn fort und rief einigen Wachen etwas zu. Diese folgten ihm.
Der Anführer führte sie auf eine kleine Anhöhe, auf der man den Wald überblicken konnte.
Was Alexander dort sah, ließ ihm die Luft wegbleiben.

„Na, immer noch vaterlandstreu?“, fragte der Anführer in schneidigen Ton.
Der Weg, auf dem sie gelaufen waren, lief zu einer Kreuzung, die zu einer Strasse führte, die sich in der Ferne verlief.
Auf den anderen Strassen marschierten Kolonnen von schwarz-grünen Soldaten. Es waren annähernd viertausend Mann, die alle auf der einen Strasse nach Norden marschierten.
Nach dieser kurzen Unterredung ging es gleich weiter.
Bis zum Abend legten sie noch fast zehn Kilometer zurück.
Inzwischen hatte sich die Umgebung verändert.
Es waren Berge um sie herum aufgetaucht und ein Bach begleitete sie ununterbrochen. Sie waren nun in eine Schlucht eingetaucht, deren Wände sehr hoch gingen.
Hier schlugen die Hussiten ihr Lager auf.
Alexander gab man ein kleines Stückchen Brotkanten und man ließ ihn aus dem Bach trinken.
In der Nacht ruhte er nur wenig.
Am darauf folgenden Morgen nieselte es leicht und der Himmel war total grau. Der endlose Zug marschierte weiter.
Es war gegen elf Uhr, als etwas passierte.
Die Soldaten wurden unruhig und blickten nervös umher, während die Anführer Befehle bellten, die Alexander nicht verstehen konnte.
Als ein bisschen Zeit vergangen war, sah er auch den Grund für die Nervosität.
Am Wegrand lagen sechs schwarz-grün gekleidete Soldaten, alle mit Bolzen durchlöchert. Der Zug bewegte sich nun schneller fort.
Irgendwann kam der Räuberanführer zu ihm auf einem Pferd.
„Los, komm mit nach vorne!“
In diesem Moment erstarrte der gesamte Heerwurm.
Als Alexander an der Spitze des Heers angelangt war, sah er den Grund dafür. In fünfhundert Meter Entfernung lag eine Mühle am Wasser.
Jedoch eine befestigte Mühle, mit Mauern und Türmen, die über den gesamten Bach hing. Unter dem Gebäude konnte man gerade noch die Mühlräder sehen.
Auf beiden Seiten des Baches waren große, viereckige Türme.
Beide waren voller Soldaten. Kaiserlichen Soldaten. Sie hatten schwarz-rote Überwürfe und waren alle mit geladenen Armbrüsten bewaffnet.

Der Räuber-Anführer blickte zurück. Schließlich schrie er: „Zum Angriff!“
Alexander wollte etwas sagen, doch er ließ es lieber.

Die Horden der Hussiten drangen an ihm vorbei und stürmten in langen Linien nach vorne. Die ersten wurden bereits von den Bolzen der Verteidiger niedergemacht. Die zweite Garbe erwischte die nächsten. Dann war die Armee am Tor.
Mit großen Hämmern und Äxten hieben sie auf das Tor ein, das alsbald zerbrach. Es war nur ein einfaches Holztor gewesen.
Fast die gesamte Armee schwemmte in das dahinterliegende Gefilde.
Die Soldaten auf den Türmen schossen immer noch ihre Bolzen in die Reihen, doch es brachte nichts mehr. Bald nach dem Verschwinden der Hussiten hinter der Mauer sah man sie bald auf dieser. Die Wachen kämpften gegen die Übermacht und unterlagen.
Kurz darauf war auch der letzte Verteidiger gefallen.
Ein Hussit kletterte den Fahnenmast hinauf und trennte das Banner ab, das langsam in den Fluss fiel.
Alexander stand machtlos daneben.

Kurz darauf marschierte das Heer weiter.
In der nächsten Nacht lag Alexander wieder wach und dachte über seine Flucht nach.
Allerdings fiel ihm nichts Gescheites ein…

Am nächsten Tag marschierte man weiter.
Das Heer kam aus dem Tal heraus und blickte auf eine Landschaft voller Berge und Bäume. Hier und da schlängelte sich ein Fluss durch das Land.
Weit und breit war keine Spur von einer menschlichen Siedlung zu sehen.
Irgendwann bemerkte Alexander, dass sich das Heer aufspaltete.
Der Anführer der Räuber kam zu ihm und zerrte ihn mit.
Die Briganten gingen noch Osten, in die Berge.

Der Anführer lief wieder neben Alexander.
„Jetzt bekommst du deine Feuerprobe…“, sagte er schmunzelnd.
Alexander wollte provokativ sein und sagte:
„Meine Feuerprobe hatte ich als ich als ich dreizehn eurer Leute getötet habe!“
Der Anführer verpasste ihm einen harten Schlag in die Brust. Alexander fiel vornüber. Der Schmerz dieses Schlages war fast überwältigend.
In diesem Moment spürte er enormen Hass gegen diesen Mann aufsteigen.
Alexander schwor sich, ihn zu töten.

Der nächste Tag brachte Kübelweise Regen.
Die Gruppe Banditen, inzwischen wieder auf ihre ursprüngliche Größe zurückgegangen, marschierte einen Berg hinauf.
Da feste Straßen fehlten, gestaltete sich das sehr schwierig, da viel Schlamm heruntergespült wurde.
Die Banditen und Alexander verbrachten den tag damit, den Berg zu ersteigen.
In einer kleinen Höhle schliefen sie dann bis zum Morgen.

Der Morgen begann mit viel Sonne. Die Schar setzte sich wieder in Bewegung.

„Könnt ihr mir vielleicht mal sagen, wo es langgeht?“, fragte Alexander.
„Es geht zum Kloster Moorbrunn!“, antwortete der Anführer amüsiert.
Das Kloster lag sehr weit oben auf einer Bergspitze. Einige Mönche hatten das Kloster vor sehr langer Zeit gebaut.
Man konnte es nur über eine schmale Brücke erreichen, die sich in zwei Bögen über den großen Abgrund spannte.
Spät am Vormittag standen sie dann davor.
Alexander seufzte.
Nun würde er gleich sterben.
„Verkleidet ihn!“, rief der Anführer.
Alexander wurde wüst weggezogen. Einige Hände stülpten eines der derben grünen Hemden über.
Eine andere Hand setzte ihm einen Helm auf den Kopf.
„Und jetzt lauf über die Brücke und sag: kapituliert, ihr Schweine!“
Er wurde geschubst.
Während er langsam lief, fragte sich Alexander, wie er wohl sterben würde.
Würden sie ihm mit Bolzen durchlöchern? Oder würden sie herausgerannt kommen und ihn auf einer Lanze aufspießen?
Er stand nun vor dem Tor, den Kopf gesenkt.
Die Hussiten machten Lärm. Ein Mönch sah die Szenerie und rief die Wachen. Pfeile umschwirrten Alexander.
Hoffentlich wird es ein schneller Tod.

„Halt!“
Alexander blickte erstaunt hoch.
Meister Alrich stand mit seinen Bogen in der hand auf der Umfassungsmauer mit den Soldaten des Kaisers.
Es war seine Stimme die das gerufen hatte.
„Den kenn ich! Das ist der Alexander! Lasst ihn rein!“
Verwirrt befolgten die Soldaten den Befehl.
Alexander warf sich den grünen Überwurf ab und schmiss den Helm den Hussiten vor die Füße. Dann rannte er hinein.
Die Hussiten schrieen wild auf und stürmten heran.
Doch die Pforte knallte vor ihnen zu.

„Alexander!“
fast das ganze Dorf war im Kloster versammelt.
Vor Alexander standen Reihen kaiserlicher Soldaten. Zwischen ihnen kam ein Feldwebel heran.
„Wer sind sie?“
„Ich bin Alexander von Kriebethal! Gebt mir ein Schwert und ich kämpfe mit euch gegen die Hussiten!“
„Das würde ich machen! Er hat zwanzig Hussiten ermordet bei dem Überfall!“
In Gedanken fragte sich Alexander, was diese Übertreibung zu bedeuten hatte. Doch er war froh darüber.
Der Feldwebel reichte ihm ein Breitschwert und sagte: „Wohlan denn, Alexander. Ziehen wir gemeinsam in die Schlacht!“
Die Dorfbewohner rannten in die umliegenden Gebäude, während ein Mönch in grauer Kutte und mit einer Axt auf sie zukam.
„Und was haben wir hier?“, fragte Alexander.
„Giselher, Mönchsritter im deutschen Orden. Ketzer müssen sterben.“
Die Art, mit der er das sagte, amüsierte Alexander.
Inzwischen hatten die Soldaten die Mauern erklommen und spannten ihre Armbrüste. Die Soldaten hinter der Pforte rüsteten sich.

4.Kapitel Gemetzel im Kloster

Die Hussiten brandeten gegen die Mauer. Die Soldaten schossen ihre Bolzen ab. Kurze Zeit später barst die Pforte und die Hussiten strömten mit Äxten herein. Die Soldaten und die Hussiten fielen übereinander her.
Es wurde zu einem blutigen Gemetzel mit vielen Toten.
Doch es waren zu wenige kaiserliche Soldaten. Die Hussiten konnten an ihnen vorbei und den Rest des Klosters überrennen.

Alexander rannte gegen den Sturm der Hussiten an. Geschickt schwang er das Schwert und konnte es mit drei gleichzeitig aufnehmen.
Alrich gab ihm Deckung. Der Mönchsritter stand neben ihm und spaltete Schädel auf Schädel.
Alexander hatte jetzt schon fünf getötet, als er den Anführer erblickte.
Er war gerade dabei, einen Soldaten hochzunehmen und ihn das Schwert in das Gesicht zu rammen.
Alexander rannte herbei und sprang den Anführer an. Dieser rollte sich seitlich ab und stand gleich wieder.
„Sieh an, unser Kanonenfutter!“
er hieb mit dem Schwert nach ihm doch er konnte ausweichen.
Alexander kam alles wieder hoch. Die Erniedrigung. Die Erstürmung der Mühle. Der Schlag.
Er kämpfte voller Wut und Schlug mit dem Schwert um sich.
Der Anführer war überrascht und wich zurück.
Am Eingang hatte sich inzwischen ein Leichenberg gebildet.
Alexander trieb ihn zurück und wollte ihn nur noch töten.
Er war voller Wut.
Der Mönchsritter stand wieder neben ihm und erschlug drei Hussiten.
Dann rannte er weiter.
Alexander trieb den Anführer jetzt langsam auf den Leichenberg zu.
Doch die Kräfte ließen nach. Das merkte der Anführer und parierte mühelos die Schläge.
Kurz vor dem Leichenhaufen geschah etwas Unerwartetes.
Ein Hussit kam plötzlich angesprungen und rempelte Alexander weg.
Alexander fiel mit dem Rücken auf den Boden, der Hussit lag auf ihm und bleckte die Zähne. Doch im gleichen Moment erstarb das Grinsen.
Der Hussit hatte einen Pfeil abbekommen und war tot.
Alexander sprang auf und rannte wieder gegen den Anführer. Dieser war noch völlig konfus und wurde jetzt umgerissen.
Er stolperte über eine Leiche und fiel rückwärts auf den Boden.
Alexander stand nun über ihm und hielt das Schwert in der Hand.
Er warf das Schwert hoch, fing es wieder auf und rammte zu. Mitten in die Brust.
Nach kurzer Zeit erstarb das Todesröcheln. Und plötzlich war es still.

Die Schlacht in dem Kloster war geschlagen.
Die kaiserlichen hatten einen kleinen Sieg errungen.
Jeder Hussit war tot.
Der Feldwebel kam humpelnd herbei.
Ein Soldat stützte ihn. „das war’s.“, sagte er.
Alrich kam von der mauer herunter und schritt auf den Mönchsritter zu, der sich auf der Axt abstützte.
Unter seiner Mönchskutte lugte ein Kettenhemd hervor.
Alexander schritt locker einher und ging zum Feldwebel.
„Du solltest Soldat werden!“, sagte dieser.
„Gerne!“, antwortete Alexander.

Nun begannen die Aufräumarbeiten. Die Leichen der Hussiten wurden über den Abhang geworfen, die Leichen der Soldaten, ungefähr dreißig, wurden im Friedhof des Klosters feierlich beigesetzt.
Die Dorfbewohner gingen zurück in das Dorf. Man wollte eine neue Miliz aufbauen und die Garnison auffrischen.
Alexander blieb noch und wollte Soldat werden.





5.Kapitel mittelalterliches fristen

Alexander schritt zum Feldwebel und fragte:“ Wann kommt denn nun der Ritter, der mich zum Soldaten machen kann?“
„Er müsste früher oder später eintreffen!“, sagte dieser darauf.

Schließlich kam er auch. Es war ein Großgewachsener Ritter mit breiten Schultern und langen blonden Haaren. Er kam mit einem Pferd.
Er wollte sogleich den Lagebericht hören.
In der Kammer des Abtes wurde sogleich alles besprochen.
Man wollte das Kämpfen beibringen und sie dann verlassen.
Alexander sollte dann in der Verwaltungsburg zum Soldaten werden.
„Na gut.“, sagte er.

Den Mönchen wurde schnell das Kämpfen mit Schwert und bogen beigebracht. Dann kam der Aufbruch.
Während der reise unterhielten sich der Feldwebel und Alexander.
„Wie weit ist es denn bis zur Verwaltungsburg?“
„Es sind circa zweihundert Kilometer, das sind bei guter Laufgeschwindigkeit ungefähr sechs Tagesmärsche.“

Die Burg war die Burg Deschsstein auf dem Deschberg.
Dort hatte der Kaiser ein kleines Lager eingerichtet.
Von dort aus war Böhmen sehr überschaubar.
Von überall kamen Strassen und Wege dorthin.
In den nahe gelegenen Wäldern hatte das kaiserliche Heer Stellung bezogen und wartete auf den Sturm der Hussiten. Die Deschsburg war eigentlich nur einen halbe Ruine gewesen, doch der kluge Feldherr Günther aus dem Schwarzwald erkannte die taktisch günstige Lage und richtete dort sein Nachschublager ein. Auf den umlegenden Hügeln erkannte man auch noch hier und dort einige Ruinen aus alten Zeiten.
Die Täler waren sehr fruchtbar, allerdings auch sehr dicht bewaldet. Deshalb fiel es schwer, richtige Landwirtschaft zu betreiben. Die Anwohner hatten sich aufgrund dessen mehr auf die Fischerei und Forstwirtschaft spezialisiert.
Im Eickbachtal, ein schluchtenartiges Tal mitten zwischen den Bäumen, war ein kaiserlicher Steinbruch. Von hier wurde das Material für die Befestigungen gewonnen.
Der Großvater von Kaiser Sigismund hatte einst einen Heerstraße nach Osten angelegt. Auf dieser rumpelte heute der Tross des blonden Ritters, der auch Alexander mit sich führte.
Mittlerweile kannte Alexander auch den Namen des Ritters. Es war der glorreiche Ritter Silas, der aus den Ostgebieten des Reiches kam.
Sie unterhielten sich oft, und dem Ritter gefiel die Art des Jungen.
Schließlich entschließ er sich sogar, ihn persönlich im Kampf auszubilden.

Nach vier Tagen emsigen Marschierens kamen sie wieder an den ersten orten vorbei. Die meisten der Bewohner waren geflüchtet oder hatten sich der Armee als Hilfstruppe angeschlossen. Am nächsten Tag erblickten sie bereits in der Ferne den Deschberg. Am Abend verschwanden sie von der weitläufigen Ebene und tauchten in den Wald ein.
Am Mittag des darauf folgenden Tages marschierten sie schließlich durch das Tor der Burg. Von dort konnte man die gesamte Ebene überblicken.
Der Ritter wandte sich an Alexander.
„Da wären wir. Nach ziemlich langer Reise. Ich denke, wir können Morgen mit dem Exerzieren usw. anfangen. Heute besorgst du dir erstmal eine Rüstung und ein Schwert und lässt dich einschreiben. Freunde dich am besten schon mal ein bisschen mit den Leuten hier an. Ich muss mich jetzt erst mal ausruhen.“
„Geht klar, mein Herr.“

Alexander ging durch den Burghof, in dem bereits einige Soldaten kämpfen übten. Auf der linken Seite des Hofes waren die großen Lagerhäuser, in dem die Nahrung und Waffn und Bedarfsgüter für die Front aufbewahrt wurden. Dem schloss sich der hohe Bergfried an, ein rechteckiges Bauwerk mit Spitzdach. Dort war auch der Rittersaal. Über einen kleinen Hof gelangte man dann in die Unterkünfte. In den oberen Etagen waren die Offiziers- und Adelsunterkünfte, in den unteren die Schlafsäle der Soldaten.
Über einen hölzernen Verbindungsgang kam man dann in den Speisesaal, an dem sich die Burgschenke anschloss. Dort begann der Wehrgang, zu dessen Füssen sich die Ställe erhoben. Abgeschlossen wurde der Bau durch den hohen Torturm. Die Mauer war ungefähr zehn Meter hoch und an der dicksten Stelle drei Meter breit.

Alexander blickte sich interessiert um. Auf der mauer gingen müde wirkende Wachen mit Spießen hin und her. Im Hof übten einige Soldaten mit Schwert, während sich in der Ecke einige angeregt unterhielten.
Aus der Schenke kam wüstes Männerlachen, aus dem Stall Pferdegewieher und aus der Schmiede Ambossgeklopfe. Auf den Dächern wehten die kaiserlichen Banner träge im Wind.
Langsam ging er zur Waffenschmiede. Als er eintrat war es wie als ob es Nacht würde. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an das schwache licht. In der Ecke stand ein großer Schmiedeofen, in dem das Feuer genüsslich Bahnen noch oben schlug. Der Schmied klopfte wie wild auf die Rotglühende klinge. An der Tür stand ein Wachposten.
Mit gemächlichen Schritten bewegte sich ein junger Mann mit Schürze auf Alexander zu.
„Na was gibt’s denn?“
„Äh, ich bin der neue Soldat in der Armee. Ich brauche meine Ausrüstung.“
„Ach du bist der neue Soldat? DER neue Soldat? Ich hoffe dir ist klar das es in diesem Moment bestimmt hunderte neuer Soldaten gibt?“
„Entschuldigung.“
„Na ja, macht ja nichts. Mal sehen ob du überhaupt was taugst.“
Mit dieser Bemerkung faste er Alexander am Bizeps.
„Ein bisschen mehr könnte schon drauf, meinste nicht?“
„Ist ja auch mein erster Tag. Nein, noch nicht mal. Ich fange ja erst morgen an.“
„Na dann gucken wa mal ob wir was finden!“
Mit dem Satz machte er kehrt und ging in eine anschließende Kammer.
Alexander folgte ihm.
An der Wand hingen einige Kettenhemden und Lederpanzer, in Gestellen an den Wänden ruhten frische Speere und Schwerter. Auf einen kleinen Tisch lagen ein paar rostige Äxte und Schaufeln.
„Das hier ist mein Reich!“, sagte der Schmied vergnügt.
Alexander bekam daraufhin ein paar Lederstiefel in die Hand gedrückt.
„Probier sie an!“
Er probierte. Sie passten.
Als nächstes kam ein Kettenhemd. Es passte auch. Dann ein Leinenhemd. Es passte. So ging es über einen rot- schwarzen Überwurf bis zum Tellerhelm weiter. Als letztes bekam er ein langes Breitschwert in die Hand gedrückt.
„Und was ist mit einem Schild?“, fragte Alexander.
„Das bekommst du, wenn du in die Schlacht ziehst.“
Als er aus der Schmiede herausging bemerkte er das Katapult in der Ecke. Fasziniert davon ging er schließlich.


Als nächstes ging es in die Einschreibstube.
Dort saß ein Mann mit Wams und einer Feder am Tisch über ein Blatt Pergament gebeugt. In der Ecke standen zwei Wachen mit Schwertern.
Hinter dem Mann mit dem Wams stand ein Ritter in voller Rüstung.
Alexander ging zaghaft zu dem Mann mit dem Wams. Er blickte auf. Der Mann hatte einen Vollbart und einen Zwicker auf der Nase, eine frühzeitige Brille. Seine langen Haare hatte er zum Zopf gebunden.
„Ja?“
„Ich würde mich gerne einschreiben.“
„Das ist aber nett von dir!“
„Äh, ja.“
„Na dann fang an.“
„Womit?“
„Name, Alter und so weiter.“
“Ich heiße Alexander von Kriebetal, bin 23 Jahre alt und wohne bei Mittweida.“
„Adlig? Du heißt doch von!“
„Nein, ich nenne mich nach dem Gut meiner Familie so.“
„Gut. Damit hätten wir ja fast alles.“
Der Ritter trat hinzu.
„Na Junge, schon Kampferfahrung? Müde Pimpfe können wir nicht gebrauchen!“
„Ich habe schon circa zwanzig Hussiten und zwei ihrer Führer gepfählt!“
„Oh. Das hätte ich nicht erwartet.“
Der Mann mit dem Wams meldete sich wieder.
„Du kommst ins Brühl-Korps!“
„A! Brühl! Ein guter Bekannter von mir. Ein guter Kämpfer!“, sagte der Ritter, „Hast du schon Ausrüstung?“
„Ja. Meine Rüstung habe ich schon.“
„Das ist ja erst die halbe Miete. Du brauchst noch einen Rucksack, Mantel, Spaten, Trinkschlauch!“
„Den muss ich mir dann wohl noch holen.“, antwortete Alexander verlegen.
Komm, ich führ dich!“, sagte der Ritter.
Sie gingen wieder auf den Hof hinaus. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen. Sie gingen an der Schmiede vorbei zu einer kleinen Tür in der Wand. Der Ritter öffnete sie und ging eine Treppe hinunter. Unten war ein kleiner Raum mit vielen Regalen an der Wand. In der Mitte stand ein Schreibtisch, an den ein Soldat in Rüstung saß. Er trank gerade aus einen Becher. Als er den Ritter sah sprang er auf und salutierte.
Daraufhin setzte er sich wieder.
„Das hier ist ein neuer Soldat.“, sagte der Ritter, „Und braucht noch Ausrüstung.“
„Schon klar.“, erwidere der Soldat. Er stand auf, holte Spaten, Rucksack, Trinkschlauch und einen dünnen Mantel und legte die Sachen auf einen Tisch. „Hier, Soldat.“
Alexander dankte und ging dann mit dem Ritter wieder raus an die Luft.
„Ich denke, du hast jetzt alles. Wir sehen uns.“ Mit den Worten verabschiedete sich der Ritter.
Mit den Worten begann auch ein neuer Lebensabschnitt in Alexanders leben.

6. Kapitel Aufzeichnungen eines Soldaten

Die Lebensordnung eines Soldaten des Kaisers war eigentlich sehr einfach gestaltet.
Früh am Morgen wurde man von dem Offizier geweckt. Der Offizier schlief in einen Zimmer direkt neben dem Hühnerstall. So wurde er immer von dem Hahn geweckt. Daraufhin weckte er dann durch wüstes Brüllen die Soldaten. Die standen murrend auf. Jeder hatte eine bestimmte Aufgabe, etwa das Wasser vom Brunnen oder der Zisterne zu holen, die Pferde füttern oder die Tische behelfsmäßig zu decken. Nachdem die Aufgaben erledigt waren, hieß es Frühstück einnehmen. Dazu setzen sich alle Soldaten an die hölzernen Tische in dem Speisesaal, wo sie von den Burschen das Essen vorgetragen bekamen, meist nur eine kalte Suppe und einen Becher Wasser.
Bei den Offizieren sah es dagegen anders aus. Sie aßen an gedeckten Tafeln mit Tischdecken und so weiter. Sie schlemmten Brot mit Honig oder Marmelade, aßen Fleischscheiben und tranken Saft oder Bier oder Milch.
Danach ging es einer Doppelreihe hinaus auf den Hof, wo erstmal das exerzieren geübt wurde. Wenn das ordentlich saß, ging es ans Waffentraining. Die Soldaten versuchten dann, möglichst geschickt denn Widersachern auszuweichen und dabei gezielte Schläge auf den Gegner zu landen. Wenn das saß, bekam jeder seine persönliche Aufgabe. Etwa auf der Mauer Wache schieben, in den einzelnen Räumen Wache stehen oder andere derartige Dinge. Zwischendurch gab es dann noch ein bisschen Freizeit, die man meist versäuft.

So begannen auch die ersten Wochen für Alexander Nur dass er Extraübungen von den blonden Ritter erhielt. So konnte er bald sehr gut mit den Bogen umgehen oder den Ger werfen. Auch mit dem Schwert machte er eine gute Figur.
Auf diese Weise ergab es sich, dass Alexander bald zu dem Ritter gebeten wurde.
„Hallo, junger Mann“, begann der Ritter, „Ich muss dir was erzählen.“
Alexander war sehr wissbegierig, da der Ritter bedeutungsvolle Gesten machte.
„Also, am besten folgst du mir.“ Er winkte Alexander und sie gingen einen Gang entlang. Sie kamen zu einen Zimmer an der Westseite der Burg, von der man die Gebiete Bayerns gut überschauen konnte. Es kündigte sich ein Unwetter an.
„Das hier ist der Burgherr. Ich habe ihm von dir erzählt.“
Alexander salutierte.
„Du bist also Alexander, ja? Ich bin Heinrich von den Andhügeln. Ich bin der Oberbefehlshaber von Kaiser Sigismund Gnaden.
Herr Silas hat mir von dir erzählt. Und wir sind einer Meinung, wenn du befördert wirst.“, begann der Mann.
Alexander musste lächeln.
„Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, dass du bereits Kampferfahrung besitzt. Das hat hier wahrlich nicht jeder.“
Alexander bejahte.
„Außerdem wurdest du in deiner Jugend in ein Kloster geschickt, wo du lesen und schreiben gelernt hast. Kann auch nicht jeder.“
Wieder Bejahung.
„Und schließlich genießt einen guten Ruf bei der Truppe hier. Die meisten können dich gut leiden und einige verehren dich sogar.“
Der junge Soldat wurde rot.
„Wir, Silas und ich, sind uns also einig, dass du zum Hauptmann befördert wirst. Deine Truppe kannst du dir selbst zusammenstellen. Such dir die fähigsten Leute aus.“
Alexander dankte und versicherte, er werde sein bestes geben.
Silas führte ihn wieder hinaus.
„Du bist erst ein paar Wochen hier und schon bis du Hauptmann. Nicht schlecht. Ich denke, ich kann dir nichts mehr beibringen. Außerdem werde ich versetzt. In den norden. Ich denke, du wirst hier deinen Mann stehen.“
„Ja, danke. Ich bin sehr stolz auf ich.“
„Na dann, geh mal.“



Alexander ging zu den Truppenunterkünften und bestellte sich die fähigsten und bekanntesten Soldaten herbei, Bogenschützen, Armbrustschützen, Lanzenträger und Schwertkämpfer. Er erläuterte ihnen die Lage und sagte, sie werden sein neuer Trupp werden.
Die Soldaten nickten.
Am Abend malte Alexander ein Kreuz auf seinen Helm, der ihn fortan als Hauptmann auswies.
So ging es einige Wochen weiter, immer wieder derselbe Trott. Alexander schliff seine Soldaten bis zum letzten. Er war sehr ehrgeizig und wollte aus seinen Leuten einen Elitetrupp machen. Denen gefiel die Vorstellung vom Elitekämpfer und sie machten fein mit. Das Außergewöhnliche daran war, dass Alexander persönlich an den Übungen teilnahm, was sonst fast kein Offizier machen würde.

Mit den Übungen und zusätzlichen Märschen vergingen einige Tage.
Irgendwann wurde Alexander wieder zu Ritter Silas gebeten.
Bei ihm war auch wieder Herr Heinrich.
Alexander trat ein, salutierte kurz und fragte dann nach dem Belang.
„Eigentlich ist es ganz einfach. Sie werden an die Front geschickt. Zusammen mit ihren Männern. Angeblich planen die Hussiten irgendwas Großes. Hoffentlich können sie und die anderen Soldaten das schlimmste verhindern.“
„Ich werde mein bestes geben, Herr Heinrich.“, antwortete Alexander.
„Da wäre noch was. Sie müssten sich eine Verteidigungsstellung aufbauen.
Genug Holz ist auf jeden Fall vorhanden. Seifen sie diese Ketzer ordentlich ein, Alexander!“
„Ich gebe mit Mühe!“
„Das wär’s dann soweit. Treten sie mit ihren Männern im Hof an. Sie werden zusammen mit einigen anderen Kompanien losmarschieren. Den Oberbefehl an der Front hat Herzog de Brühl, ein verflixt gerissener Burgunder. Mit ihm werden sie noch ihren Spaß haben, Herr Hauptmann!“

Alexander entfernte und rief kurz darauf seine Männer zusammen.
Gegen Mittag waren alle Marschfertig gekleidet und gerüstet und standen im Innenhof bereit. Einige andere Männer kamen aus verschiedenen Häusern noch hinzu. Bald standen fast dreihundert Mann im Hof.
Schließlich erschien ein Ritter in einer Schlammverkrusteten Rüstung mit einem riesigen Schwert auf einem zottigen ungestriegelten Pferd. Den Helm trug er in der Armbeuge, so dass sein Gesicht zu sehen war. Mehrere Narben verunstalteten sein Gesicht. Er trug einen Vollbart, den man mit dem von Barbarossa vergleichen könnte. Er war umgeben von einigen Lanzenreitern, einer Art Elitetruppe. Er winkte allen Soldaten zu und winkte dann, während er mit tiefer Stimme brummte: „Folgt mir!“
Der ganze Zug entfernte sich aus dem Hof. Einige sollten ihn nie wieder sehen.

Im Dorf zu Fuße der Burg standen noch einmal so viele Soldaten
Bereit zum Marschieren. Diese schlossen sich den gesamten Tross an und marschierten mit.

7. Kapitel

So marschierten jetzt schon stundenlang. Bisher konnte man noch keine feste Route erkennen. In der Ferne tauchten ab und zu mal ein paar Berge auf, doch mehr konnte man der trostlosen Landschaft nicht abgewinnen.

Die Strasse stammte noch aus der Römerzeit und war dementsprechend ramponiert. Die kaiserlichen Soldaten taten ihr übriges. Daher kam man nur langsam voran. In den wenigen Dörfern, an den Der gesamte Zug
Vorbeikam, standen meist die Milizisten mit ihren Lederwämsern und Lanzen auf der Strasse.
In einem Dorf blieben sie stehen, weil der Ritter dort ein längeres Gespräch mit einem Hauptmann der Miliz führte. Es waren nur die taktischen Gespräche unter Vorgesetzten. Der Hauptmann war bärtig und hatte einen rostigen Harnisch aus seiner Zeit als Soldat.
Auf den umliegenden Feldern schufteten einige Frauen und jugendliche.
Sie beobachteten den Tross sehr misstrauisch. Doch auch einige wehmütige waren dabei.
Schließlich wurde weitermarschiert. Die Strasse führte weiter durch Wälder und Felder, durch Dörfer und über Brücken.
Irgendwann zeichnete sich am Horizont ein Wald ab, der über den gesamten Horizont verteilt war. Die Strasse knickte hier eigentlich nach Süden ab, doch ein frischer Weg, der mit Holzbohlen ausgelegt war, führte mitten in den Wald hinein. Am Waldrand war ein Schild aufgestellt, daneben stand ein Armeezelt, vor dem zwei Soldaten der Miliz hockten. Als sie den Tross erblickten standen sie auf und gingen den Soldaten entgegen.
Es folgte ein kurzer Wortwechsel mit Ritter de Brühl, dann wurde weitermarschiert.
Um sie herum schloss sich der Wald und nahm dann das ganze Sichtfeld ein. Am Wegesrand standen Brombeerbüsche, zwischen den hohen Fichten waren Brenesseln und Disteln wild verteilt.
Nachdem sie eine halbe Stunde durch den Wald marschiert waren, fing es an zu regnen und die Soldaten holten ihre Mäntel heraus.
Nach einer weiteren halben Stunde standen sie vor einem ein Meter hohen Erdwall, der von angespitzten Holzpflöcken gekrönt war. So war der Wall circa drei Meter groß. Dazwischen stand ein kleines Holztor, vor dem zwei kaiserliche Soldaten im Mantel saßen und über das Wetter fluchten.
Bei erscheinen des Trupps standen sie auf und öffneten das Tor.
Sie hatten das Hauptlager des kaiserlichen Heeres in Böhmen erreicht. Mittlerweile war es schon später Nachmittag, doch das konnte man nicht sehr gut abschätzen, weil der Himmel durch die Regenwolken verdunkelt war.

Der Wall umschloss ein circa zwei Quadratkilometer großes Areal. In diesem Areal standen Zelte Seite an Seite, einige hatten sich Holzhütten gebaut. Unter den Dächern aus Holz standen die Schmiede und schärften Schwerter, standen Soldaten und schnitzen Pfeile oder lümmelten einfach ein paar Haufen rum. Am Ende des Weges stand ein größeres steinernes Herrenhaus.
Es war einst die Jagdresidenz eines Fürsten, dessen Gefolge es aber nach dem Ableben des Fürsten geräumt hatte. Danach stand das Haus fast fünfzig Jahre leer, bis die Hussiten anrückten. Sie nutzen das Haus als Basis für Plünderungen de umliegenden Gemeinden, bis das kaiserliche Heer sie vertrieb. Nun diente das Haus als Quartier für den Stab des Ritters de Brühl.

Vor dem überdachten Eingang standen zwei Soldaten aus der Leibgarde
des Ritters.
Der Ritter selbst stieg vom Pferd ab und rief alle Hauptleute zu sich.
Er hieß sie ihm zu folgen. Alexander war darunter. Sie gingen in das Haus.
Der Eingangsraum war spärlich möbliert und nur teilweise verkleidet. Eine Treppe führte in das nächste Stockwerk.
Hier sah es schon besser aus. Die Wände waren mit hellem Holz verkleidet, in den Fenstern war Glas eingelassen und einige Kamine wärmten das Stockwerk. An der Wand hingen Portraits, die Schlachten zeigten oder Turnierkämpfe. Sie folgten ihm in ein angrenzendes Zimmer. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem ein Modell der Landschaft ruhte. Es war nicht sehr original und sehr frei.
An der Wand war ein Kamin eingelassen. Auf diesen standen zwei Büsten. Die eine zeigte den Ritter, die andere ein bärtiges Gesicht mit hohlen Augen und hoher Stirn. An der Wand hingen einige Teppiche, die in verschiedenen Farben erstrahlten. All der Glanz wies darauf hin, dass der Ritter sehr reich war.
Der Ritter ging einmal um den Tisch herum und fing danach an zu reden.
„Das ist die Lage. Das Lager ist hier.“, er zeigte auf das Modell.
„circa zwei Kilometer weiter östlich ist dieser Bach.“, er zeigte auf einen blauen Strich auf dem Modell.
„Das ist die Frontlinie. Mehrere andere Hauptleute haben bereits an dem Bach einige Befestigungsanlagen gebaut. Der Bach ist ungefähr drei Meter tief und fünf Meter breit. Es gab bereits mehrere hussitische Angriffe. Doch ich befürchte, der Hauptstoß steht uns noch bevor.“
Kurz darauf zeigte er auf Stellen, die mit kleinen Fähnchen markiert waren.
„das sind die Stellen, an denen sie die Lager aufbauen müssen. Befestigen sie sie gut. Das war’s soweit. Am besten marschieren sie jetzt sofort los!“
Alexander drehte sich auf dem Absatz um und ging im Eiltempo sofort nach unten.
Er hechtete durch die Tür und ging dann zu seinen Leuten. Er stieg aufs Pferd, setzte sich den Tellerhelm auf und rief:
„Alle mir nach!“

Der Tross setzte sich in Bewegung.
Sie gelangten durch das Tor zurück in den Wald. Nach einigen Hundert Metern kamen sie zu einer Kreuzung.
„Wir müssen nach links.“, sagte Alexander und wies mit der behandschuhten hand nach links.
Der Weg wurde nach einigen Kilometern immer unübersichtlicher. Alle zwei Kilometer war ein Meldeposten. Dieser bestand aus einem Zelt, vor dem zwei Milizionäre mit einem Pferd auf Nachrichten warteten.
Sie kamen immer weiter in dem Wald und es wurde immer dunkler.
Nach drei weiteren Kilometern kamen sie erneut an eine Kreuzung.
„Wieder links!“
Zwischen den dichten Bäumen erkannte man jetzt Ruinen der Altvorderen. Alte Mauerreste, hier und da noch eine Wand oder selten mal ein ganzer Turm oder ein Treppenhaus. Auf dem Weg lagen Scherben und abseits des Weges hier und da noch ein paar Waffenreste.
Der Adjutant von Alexander, Otto, meldete sich.
„Was sind das für eigenartige Gebilde? Welches Volk vermag so zu bauen?“
Alexander ließ sich Zeit. Dann sagte er:
„Das Volk der Römer.“
„Der Römer? Also wir? Wir leben doch im heiligen römischen Reich!“
„Deutscher Nationen hast du vergessen.“
„Also gab es vor unserer Zeit nach ein anderes römisches Reich?“
„Genau. Sie waren einst Weltherrscher. Sie kontrollierten die ganze Welt.
Über fünfhundert Jahre lang. Von den Küsten des Atlantiks bis zu den Wüsten des heiligen Landes. Von den nun maurischen Ebenen bis zu der Donau und dem Rhein.“
„Das heißt unser Land war nie römisch?“
„Nein, wir konnten uns wehren. Doch das was du hier siehst, sind dennoch römische Bauten. Reiche Händler ließen sie errichten. Sie handelten mit unseren Vorvätern und stationierten ihre Schutztruppen hier.“
„Was ist aus ihnen geworden?“
„Sie fielen einem Volk den Hussiten nicht unähnlich zum Opfer. Nämlich den Hunnen. Sie zerstörten fast alles oberhalb des Po und fügten den Römern schwere Schäden zu. Bei der Schlacht bei den katalaunischen Feldern wurden sie dann besiegt. Sie hinterließen Armut und Zerstörung. Doch jetzt genug.“
Die Gruppe kam jetzt wieder in helleres Gefilde, doch der Regen hielt nach wie vor an.
In der Ferne hörten sie es jetzt rauschen. Der Fluss, dachte Alexander.
Schließlich sahen sie in. Vor ihnen lag ein etwa zehn Meter breiter Fluss, den Alexander auf fünf Meter Tiefe schätzte. Überall waren die Ruinen verteilt.
Doch waren es frische Spuren.
„Hier müsste es ungefähr sein.“
Das Gefälle zum Fluss hin war nur wenig baumbestanden.
Doch waren überall die Ruinen verteilt. Treppen, Säulen, Wände mit Löchern und so weiter.
„hier schlagen wir das Lager auf!“
Alexander stieg vom Pferd ab. Der Regen hatte aufgehört. Die Sonne war schon am Untergehen. Alexander schätzte es auf siebzehn Uhr.
Er machte sich sofort ans Werk. Er zeigt auf vier Soldaten und sagte:
„Ihr schnappt euch Äxte und hackt Holz!“
Danach zeigte er auf zwei andere:
„Ihr tragt das Holz hierher!“
Darauf ging er auf fünf Soldaten zu und sagte:
„Ihr grabt hier ein quadratisches Loch!“
Er ging auf die nächsten zu:
„Ihr sammelt alle alten Waffen die ihr hier finden könnt!“
Daraufhin machten sich alle ans Werk.
In der Zwischenzeit schickte er noch mehr Leute zum Holzhacken.
Bis Achtzehn Uhr hatte sich ein großer Stapel Holz angesammelt. Im Boden am hang befand sich jetzt ein Loch und daneben lagen haufenweise alte Waffen.
So ging es bis neunzehn Uhr weiter.
Allmählich wurde es dunkel.
Den Holzstapel ließ Alexander von einem Tuch abdecken. Dann baute man das Lager auf. Vier Zelte standen jetzt im Viereck und in der Mitte schwelte ein Lagerfeuer.
Langsam wurde es dunkel. In der Nacht blickte Alexander ab und zu über den Fluss. Hier und da konnte er schemenhaft dunkle Gestalten erkennen.
Hussiten, dachte er.

Am nächsten Morgen ging es nach der Morgensuppe gleich weiter. Die Holzstämme wurden zu Pfählen geschnitzt, während wieder andere noch immer holz hackten.
Die quadratische Vertiefung wurde total mit den Pfählen ausgekleidet.
Darauf kam dann eine Decke aus den übrigen Pfählen.
Am Nachmittag wurde dann an einem Turm gebaut.
Darunter lag das ehemalige Loch, dass jetzt als Mannschaftsquartier genutzt wurde.
Über eine Treppe aus der Zeit der Altvorderen, die Alexander gleich mit in den Bau mit hat einfließen lassen, gelangte man zu einem Wehrgang, von dem man aus das andere Ufer sehr gut überwachen konnte.
Dann war der zweite Tag zu Ende.
Am dritten tag arbeitete man an Leitern, um auf den Turm zu kommen.
Gleichzeitig wurden emsig Pfeile geschnitzt und ein Graben um die nun entstandene Anlage gezogen.
In der Nacht grub man Löcher direkt am Fluss, in die man die alten Waffen wie Speere hineinsteckte. Eine böse Überraschung für Angreifer.
Der Bau war schließlich fertig.
Der nächste Morgen kündigte sich sehr schön an. Einige Sonnenstrahlen fielen durch das spärliche Laubwerk auf den Boden und den Fluss.
Alles rundum wirkte mystisch und geheimnisvoll. Jeden Moment könnte ein Troll oder etwas Ähnliches vorbei kommen.
Allerdings kam stattdessen ein Meldereiter.
Alexander schritt auf ihn zu.
„Seit ihr der Hauptmann?“, fragte der Meldereiter.
„Jawohl.“, antwortete Alexander.
„Ich habe eine Nachricht für euch.“
„Die wäre?“
„In den nächsten Tagen müssen wir mit Angriffen rechnen. Die Hussiten formieren sich. Seien sie vorbereitet.“
Alexander blickte auf den Boden. Dann richtete er sich zur vollen Größe auf.
„Wie steht’s im Norden?“
„Die Belagerung von Bautzen bleibt weiterhin aufrecht. Die Hussiten haben fast alle Pässe des Erzgebirges gesperrt.
Der Hussitenführer Czepko hat mit fünftausend Mann Danzig erobert und so dem deutschen Orden das Rückrad gebrochen.“
„Tolle nachrichten!“
Der Meldereiter ritt wieder los.
Alexander drehte sich um und schritt die Verteidigungsanlage ab.
Auf dem Wehrgang sagte er: „Hier stehen die Bogenschützen.“
Dann ging er herunter.
„Die Schwertkämpfer bleiben hier versteckt.“
Er blickte zum Turm hoch.
„Dorthin ziehen wir uns gegebenenfalls zurück.“
Daraufhin ging er in den Keller. An der Wand waren Dreistockbetten in zwei Linien, durch eine kleine Pforte kam man in die Kammer von Alexander, der als Offizier eine Sonderstellung einnahm.
Dort saß er sich auf seine Pritsche und wies seinen Adjutanten an ihn bei Bedarf zu wecken.
So vergingen drei Tage.

8. Kapitel

Alexander wurde abrupt von seinem Adjutanten geweckt.
„Irgendwas ist im Gange.“, sagte dieser.
Alexander stand auf und rieb sich die Augen.
Danach griff er zur Wasserschale und wusch sich das Gesicht. Dann griff er zur Rüstung und kleidete sich. Mit Schwert und Schild erschien er dann auf dem hölzernen Wehrgang. Dichter Nebel war auf dem Fluss. Es war früh am Morgen. Durch den Nebelschleier drangen einzelne Sonnenstrahlen.
Auf der anderen Seite des Flusses konnte man Waffengeklirr und ein Ratschen vernehmen.
„Weckt die anderen, rasch!“, rief Alexander zu seinen Adjutanten.
Kurze Zeit später standen zehn Bogenschützen in einer Reihe neben ihm.
Unten standen die Schwertkämpfer.
Keine Minute zu früh.
Auf dem Fluss erschienen Boote und Flösse mit Dutzenden von Hussiten drauf.
„Knallt sie ab!“, rief Alexander.
Die Bogenschützen zielten.
„Zielt auf das Vorderste.“
Eine verheerende Salve zischte durch die Luft und traf das erste Floss mit voller Wucht. Fast alle, die darauf standen, wurden getroffen und fielen in das kalte Wasser.
Sofort luden die Bogenschützen nach und zielten erneut. Das zweite Floss wurde getroffen und ungefähr die Hälfte wurde getroffen. Auf dem dritten Floss waren hussitische Bogenschützen und zielten.
„Ducken!“
Doch nicht alle Kaiserlichen hörten es.
Zwei Bogenschützen wurden getroffen und sanken zu Boden.
Danach waren wieder die Kaiserlichen dran. Eine Salve jagte die Nächste,
und die Hussiten wurden der Reihe nach getroffen. Dann legten die ersten Flösse an.
Die Hussiten sprangen ab und liefen auf das Feld. Mitten in die Mörderlöcher. Sie sanken ein und wurden aufgespießt.
Allmählich füllten sich die Gräben mit Leichen und die restlichen konnten einfach herüberhüpfen.
Alexander zog das Schwert und rief die Schwertkämpfer an. Sie formierten sich und gingen in Reihe. Jeder hatte einen langen Speer um die erste hussitische Reihe aufzuspießen.
Dann kam der Aufprall. Nach ersten Verlusten auf der hussitischen Seite kam es dann zu einem Gemetzel. Immer mehr Hussiten kamen hinzu.
Alexander fuchtelte mit dem Schwert und sprang dann von dem Wall herunter.
Er fiel auf zwei Hussiten und schlitzte sie auf.
Den Schild warf er einem Hussiten an den Kopf und es knackte vernehmlich. Dann schwang er sein Schwert und traf zwei Hussiten.
Mit dem nächsten Streich traf er einen großen bärtigen und mit einer eleganten Drehung stach er den Nächsten in den Bauch.
Danach rannte er zu seinen Schild und hob ihn auf. Damit blockte er einen Hieb und stach dann zu. Erneut brach ein Hussite zusammen.
Alexander hechtete zum nächsten und schubste ihn mit dem Schild in eine der Fallgruben. Er drehte sich blitzschnell um und köpfte einen mit einem Querschlag.
Doch die Reihen der kaiserlichen brach ein. Der hussitische Ansturm war zu gewaltig. Inzwischen waren bereits über zweihundert angelandet. Alexander hatte nur fünfzig.
Er rannte durch das Getümmel und schrie: „Rückzug!“
Dann sah er vor sich seinen Adjutanten. Er kämpfte auch.
„Los, wir ziehen uns zurück!“
Sie liefen den Hang hinauf, gefolgt von den Hussiten. Oben am Waldrand formierten sich die Kaiserlichen erneut. Alexander stellte sich davor, drehte sich um und rief: „Angriff!“
Von den Bogenschützen gedeckt brandeten die Kaiserlichen gegen die Hussiten. Alexander rammte einen den Knauf des Schwertes gegen die Nase und schnitt ihm dann die Kehle durch.
Doch die Kaiserlichen waren zu schwach. Wieder und wieder formierten sie sich neu und wieder und wieder wurden sie zerschlagen.
Alexander gab die Hoffnung auf.
Sein Adjutant hatte gerade einen besiegt, als sich der Anführer von hinten näherte und ihn das Schwert in den Rücken rammte.
Alexander rannte vor Wut gegen ihn und hieb ihm das Schwert ins Gesicht. Wieder und wieder tat er das, bis das Gesicht total unkenntlich war.
Dann rannte er den Hang hinauf und überblickte das Schlachtfeld. Die Hussiten hatten mittlerweile den Wall und den Turm erstürmt.
Die Bogenschützen waren machtlos und wurden einer nach den anderen niedergemacht.
Die Nahkämpfer wurden zersprengt. Einige flohen in die Wälder.
Alexander rannte zum Pferd, sprang auf, riss die Zügel um und ritt davon.
Von fünfzig Mann waren ihm drei geblieben.

Erst nachdem er keine Kampfgeräusche mehr hörte wurde ihm der Verlust klar.
Seine Kameraden, die er von Anfang an kannte, waren alle tot.
All die guten Freunde, die er gewonnen hatte, hatte er wieder verloren.
Leise Tränen liefen ihm übers Gesicht. Wäre er doch nur da geblieben und hätte noch so viele getötet wie er konnte.
Stattdessen war er feige weggelaufen.
Er schwor sich, beim nächsten alle zu töten, die ihm übern Weg liefen.

Alexander ritt zurück zum Lager der kaiserlichen Soldaten.
Die Soldaten öffneten ihm sofort und er ritt im Galopp hindurch.
Er hatte zwischenzeitlich Seinen Helm und einen Teil seiner Rüstung abgeworfen, so dass seine langen Haare vollkommen zur Geltung kamen.
An dem haus stand der Edle von Brühl, der sich angeregt mit einem soeben eingetroffenen Ritter unterhielt.
Alexander hielt es für das beste, sie zu unterbrechen.
Er ritt schnell heran, sprang ab und stellte sich zwischen die Beiden.
„Ritter de Brühl!“
„Was wollt ihr? Seht ihr nicht dass ich mich…“
„Es geht um meinen Auftrag! Die Hussiten sind gelandet und haben meinen Trupp überrumpelt!
Ich konnte gerade noch fliehen! Drei weitere sind in die Wälder geflohen, doch habe ich keine Hoffnung mehr für sie.“
Der Burgunder blickte ihn argwöhnisch an.
Er machte kurz den Mund auf, dann schloss er ihn wieder.
Schließlich fragte er: „Wie viele Männer hattet ihr unter eurem Kommando?“
„Fünfzig.“
„Schlecht. Sehr schlecht. Wie viele Hussiten waren es?“
„Am Ende waren es bestimmt über dreihundert. Etliche kamen mit Flössen, ich selbst habe mich am Kampf beteiligt, jedoch konnte ich nichts ausrichten.“
De Brühl wandte sich ab und nickte einem Hauptmann. Dieser zog sofort los.
Dann wandte er sich wieder zu Alexander.
„Sie werden jetzt über den Fluss kommen und uns in die Zange nehmen.
Doch zum Glück ist eine Wende eingetreten.“
„Inwiefern?“
De Brühl wendete das Gesicht zum Ritter. Er hatte lange braune Haare, eine glänzende Rüstung und blickte traurig aus blauen Augen.
„Das ist Theodor von Mannheim, der Vetter des Kaisers.“
Der Ritter lächelte und gab die Hand.
Alexander schüttelte sie.
„Hocherfreut.“, sagte er.
„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.“, von Mannheim lächelte.
„Wie ist euer Name?“
„Ich bin Alexander von Kriebethal.“
„Ah ja.“
„Weshalb seit ihr hier?“, fragte Alexander.
Der Ritter de Brühl wandte sich dazwischen.
„Darüber haben wir gerade gesprochen. Am besten fangen wir noch mal an.“
Der Ritter begann:
„Ich soll zehntausend Mann hier sammeln und damit nach Sachsen ziehen. Es wird dort immer bedrohlicher. Vor allem jetzt in unserer Lage. Czepko
hat Danzig genommen und kann uns in den Rücken fallen.
Die Engländer kämpfen gegen diese Wunderfrau Jeanne d’Arc, die Frankreich wohl jetzt befreien wird. Mit deren Unterstützung können wir nicht rechnen.“
„Hat sie nicht bereits mehrere Briefe an Krokop gesendet?“, fragte Alexander.
„Das stimmt, doch die Engländer nennen sie eine Ketzerin, die Franzosen eine Heilige. Auf wen sollte Krokop hören? Genug davon.“
De Brühl meldete sich wieder.
„Er will damit sagen dass das Brühl-Korps aufgelöst wird. Die Hälfte wird unter Ritter Silas her die Stellung halten, die andere Hälfte wird mit Herrn von Mannheim nach Sachsen ziehen.“
„Wir sind zwar nicht die einzigen, nein, der Kaiser hat fast zwanzigtausend Mann dahin geschickt, doch sind es alle Verwundete oder alte. Wahrscheinlich wird Bautzen bald fallen. Die Hussiten belagern unsere Nachschublinien.“
„Sie werden auch übernommen.“, sagte de Brühl.
„Dann geht es jetzt nach Sachsen!“, rief Alexander.

9. Kapitel

Der ganze Zug schritt langsam auf der Strasse in Richtung Norden voran.
Der erste Bodenfrost war letzte Nacht und kündigte den Winter an. Inzwischen regnete es wieder.
Alexander ritt auf einem Pferd in dem Stab von Theodor von Mannheim.
Fast seit einer Woche waren sie schon auf dem Marsch und es ging unentwegt weiter.
Mittlerweile waren sie in einen dichten Wald angekommen, der sie fest umschloss. Der Weg verlief durch eine baumlose Senke, an den ein kleiner Bach grenzte.
Ab und zu ging es bergab und bergauf.
Alexander hatte nun Theodor von Mannheim eingeholt.
„was passiert jetzt in Böhmen? Mit nur halb so vielen Männern wird Brühl das Gebiet nie decken können. Schließlich sind die Hussiten überall durchgebrochen.“, sagte Alexander.
„Wir mobilisieren bereits den Westen des Reiches. Im Schwarzwald hat der deutsche Ordensmarschall Herr Jodok Strupperberger alle Landsleute und Bürger aufgerufen, der Armee beizutreten. Dann wird er wohl nach Böhmen ziehen.“

Der Zug umrundete eine Kurve. Der Boden war sandig und erdig, auf den Hügeln wuchsen Fichten.
Fünf Meter Felswand ragte über ihnen. Darauf wuchsen Büsche und einige verkrüppelte Bäume. Der Bach war nun ein Fluss geworden. Am Rand waren einige einzelne Brombeerbüsche.
Mit einem Ruck blieb der ganze Tross stehen.
Die Strasse war mit Baumstämmen versperrt. Nur der Fluss war eine Möglichkeit.
„Mist“, entfuhr es Theodor.
Dann hörten sie einen Aufschrei uns dutzenden von Kehlen.
Der Blick ging ans andere Ufer. Dort waren ganze Zehnschaften von Hussiten in rostigen Rüstungen aufmarschiert. Sie hatten sich im Unterholz versteckt.
Jeder hatte einen Bogen in der Hand und zielte auf das Heer.
Dann kam ein Aufschrei von Oben. Auf dem Felssockel über ihnen standen ebenfalls dutzende Hussiten mit Bögen und Speeren.
Dann ging das Theater los.
Eine riesige Salve von Pfeilen und Speeren raste auf das Heer zu.
Das Problem war, das das Heer sich nicht formieren konnte, da es so weit auseinander gezogen war.
Viele Soldaten fielen, von Pfeilen gespickt, in den Fluss.
Alexanders Pferd starb an zwei Pfeilen und einen Speer.
Theodor von Mannheim fiel hin und blieb liegen. Alexander kroch voran und zog den Speer aus dem toten Pferd. Dann blickte er auf. Die Soldaten hatten die Situation noch nicht begriffen und fielen dutzendweise. Die Strasse war voller Toten und Verletzten. Einige wenige rappelten sich auf und wollten Widerstand leisten, doch wurden sie auch getroffen.
Jetzt gingen die Hussiten in die Offensive und liefen auf den angeschlagenen Haufen drauf zu.
Da stand Alexander auf. Das Schwert hatte er in der Scheide und in der hand hielt er den Schild und den Speer. Er rannte mit einigen wenigen gegen den Sturm an.
Im Fluss traf man sich dann. Alexander spießte den ersten auf und zog den Speer sofort wieder aus dem Körper heraus. Mit dem Schild schlug er einen Hussiten ins Gesicht und brach ihm das Genick.
Dann spießte er den nächsten auf und warf dann den Speer auf einen Bogenschützen, der auf ihn zielte. Der Speer flog durch den Kopf durch.
Blitzschnell zog Alexander sein Schwert und schwang es elegant. Mit einem Hieb tötete er einen Hussiten. Mit dem zweiten den zweiten.
Mit dem Schild hielt er anfliegende Pfeile von sich ab.
Nachdem er den nächsten getötet hatte, schwang er sich den Schild auf den Rücken und hob ein Schwert der Hussiten auf. Mit zwei Waffen schlug er dann um sich und tötete Hussit auf Hussit.
Nachdem er dreizehn weitere getötet hatte, blickte er in den Wald.
Dort am Rand, gut einsehbar von der Strasse, war eine Kapellenruine.
Von dort kam einer nach dem anderen.
Alexander stürmte darauf zu und erwischte auf den weg noch mal zwei.
Vor der Kapelle stand ein großer bärtiger Hussit und schrie wüste Befehle.
Das ist der Anführer, dachte Alexander.
Der Anführer erblickte ihn und rannte ihm entgegen.
Ein wüster Zweikampf entbrannte.
Alexander hielt verbissen gegen die Attacken des Riesen. Er dachte wieder an seinen Trupp und Herzog de Brühl, und die Wut kochte in ihm hoch wie damals in dem Kloster.
Er schlug härter und schrecklicher zurück als man erwartet hätte. Der Anführer sah das, drehte sich um und rannte in die Ruine hinein.
Alexander folgte ihm und schickte einen Hussiten ins Jenseits.
Durch den marodierten Torbogen gelangte er in eine kleine Halle, deren Dach fehlte.
Auf beiden Seiten standen drei Hussiten und versperrten ihm den Weg. Der Anführer stand dahinter und lachte.
Alexander auch. Schnell wie er war hob er vom Boden einen Speer auf und warf ihn. Der Anführer brach röchelnd zusammen. Der Speer steckte tief im Schädel.
Dann stürmten die Hussiten auf ihn los. Es war ein harter Kampf, sechs gegen einen. Alexander blockte Schlag auf Schlag, die von allen Seiten auf ihn runterregneten.
Dann trat er einen der Hussiten in die Weichteile. Dieser schlug die Hände zusammen und wich zurück. Alexander hechtete hinterher, brach den Kampf mit den anderen ab und schlug den verletzten Hussiten nieder.
Dann drehte er sich um.
Die fünf anderen Hussiten blieben jetzt auf Abstand und blickten ihn ehrfürchtig an. Alexander ging einen Schritt zurück und zog den Speer wieder aus dem Körper heraus.
Er holte aus und warf ihn auf einen Hussiten. Dieser brach zusammen.
Der Kampf ging erneut los und die vier verbliebenen stürmten auf ihn los.
Er blockte den Schlag von einem, drehte sich dann um und ließ das Schwert auf einen anderen niedersausen.
Noch drei.
Er parierte Schlag auf Schlag und merkte langsam die Müdigkeit, die ihn anschlich.
Alexander rollte sich seitlich vor einem Schlag hinweg und traf den nächsten von hinten.
Dann ging’s erst richtig los. Alexander holte aus und schlug um sich. Immer wieder schlug er und traf nach einer ausholenden Drehung den zweiten.
Den letzten schlug er so hart, das das Schwert durch den Helm hindurch im Kopf stecken blieb.
Plötzlich war es ruhig.
Alexander ging wieder aus der Kapelle heraus.
An der Strasse fochten noch einige Hussiten mit den Kaiserlichen Soldaten, doch hatten sich ihre Übermacht gelegt.
Der Fluss war voller Leichen von Hussiten, und auf dem hang standen einige kaiserliche Soldaten und jagten die verbliebenen.
Alexander warf das zweite Schwert weg und steckte das erste in die Scheide. Den Helm nahm er ab und ging damit unterm Arm zurück zur Strasse. Die letzten Kämpfe hatten sich gelegt und man suchte unter den Kaiserlichen nach Verletzten. An der Blockade stand Theodor von Mannheim und schaute auf sein blutiges Schwert hinab.
Alexander trat hinzu.
„So jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen.“, sagte Theodor.
„Manchmal lasse ich mich von meiner Wut leiten.“, erwiderte Alexander.
„So viele Männer hast du getötet. Wie war es in der Ruine?“
„Der Anführer ist tot.“
„Gut. Das wird ihnen eine Lehre sein. Mit diesen Widerstand haben sie nicht gerechnet.
Doch zeigt es auch unsere Schwäche. Siebzig Männer sind tot, hundert verletzt.“
„Nächstes mal wird es nicht soweit kommen!“
„Mit dir als Anführer…“, Theodor hörte auf.
Zu seinen Füßen lagen vier Hussiten tot auf den Boden.
Dann ging er zurück und redete mit einem Offizier.
Eine halbe Stunde später setzte sich der gesamte Tross von Fünftausend Mann wieder in Bewegung. Die Blockade war entfernt und Alexander hatte ein neues Pferd bekommen.
Der Zug setzte sich weiter nach Norden fort.
Es ging so eine Woche weiter. Inzwischen waren sie im Erzgebirge angelangt.
Hier und da entdeckte Güter und Weiler, die in Schutt und Asche lagen.
Die Soldaten marschierten daran vorbei.
Am Abend kam man in ein Lager der Miliz.
Der Stab Theodors von Mannheim nächtigte dort. Das Heer lagerte auf einem freien Feld davor.
Am nächsten morgen kam ein Hauptmann der Miliz auf Theodor zu.
Alexander stand daneben.
„Wir brauchen einige Männer.“, sagte der Hauptmann.
„Wofür?“, fragte Theodor.
„Wir wollen ein kleines Hussitenlager überfallen, das hinter dem Hügel liegt.“
„Na gut. Nehmt Alexander. Er ist ein guter Mann.“
Alexander streckte dem Hauptmann die hand entgegen.
„Es ist mir eine Ehre.“
Der Hauptmann ging los und Alexander folgte ihm.
Sie gelangten zu zehn weiteren Milizen, die bereits gerüstet da standen.
„Das ist Alexander.“, sagte der Hauptmann.
Alexander nickte kurz.
Der kleine Zug setzte sich in Bewegung. Alexander nahm noch einen Bogen und ein paar Pfeile mit.
Sie rannten aus dem Lager heraus, durchwateten einen kleinen Bach, gelangten so in einen Wald. Über einen Hügel kamen sie dann zu einigen großen Findlingen, hinter denen sie sich versteckten.
In einem Talkessel lag das Lager der Hussiten. Es waren nur drei Zelte, um die circa zwanzig Männer verteilt standen.
„Wir werden sie überraschen und schlagen. Wenn sie sich ergeben, werden sie getötet.“, sagte der Hauptmann.
Er winkte kurz.
Alle setzten sich in Bewegung.
Alexander griff zu dem Bogen und spannte einen Pfeil auf. Dann schritt er hinter einem der Findlinge hervor und schoss den Pfeil ab. Einer der Hussiten im Tal fiel getroffen hin. Die anderen rannten wild durch die Gegend und griffen zu den Waffen. Die Milizen waren inzwischen unten und eröffneten die Kämpfe gegen die Hussiten. Alexander spannte erneut den Bogen und traf den zweiten.
Dann nahm er das Schwert und rannte ebenfalls herunter.
Aus den Zelten kamen noch mal zehn neue Hussiten. Die Miliz war überfordert und wurde Mann für Mann niedergemacht. Alexander war unten angelangt und kämpfte verbissen. Als sich die übrigen Milizen zurückzogen, ging auch er zurück. Er tötete noch einen und rannte wieder den Hügel hinauf.
Dort hob er den Bogen auf und schoss zwei Pfeile auf die Hussiten ab. Beide trafen.
Die Miliz wollte sich neu formieren, doch wurde sie jetzt ganz niedergemacht. Die Hussiten verfolgten Alexander, der noch immer kämpfte. Er schlitzte einen noch auf und rannte dann durch den Wald zurück. Die Miliz hatte versagt. Erneut waren Soldaten unnötig gestorben. Alexander hatte sieben Hussiten getötet.
Er rannte zurück über den Weg, den er gekommen war.
Im Lager rannte er gleich zu Theodor.
„Die Miliz hat versagt. Alle wurden getötet. Es waren einfach zu viele.“
Theodor drehte sich langsam um.
„Ihr habt versagt?“
„Ja.“
Theodor ging zu seinen Pferd und sprang auf. Dann ließ er das Aufbruchssignal blasen. Alexander ging auch zu seinem neuen Pferd und ritt los.
Meldereiter brachten später die Nachricht, dass das Lager überrannt wurde. Keiner konnte fliehen.
Der Zug wälzte sich weiter durch das Land in Richtung Norden.

10. Kapitel

Seit einigen Stunden schon lag dichter nebel über dem land. In der Ferne konnte man schemenhaft Berge erkennen. Man war an der Kreuzung angelangt, an der man nach Osten einbiegen musste. Doch Theodor hatte andere Pläne.
Am Morgen überraschte er Alexander, der sich gerade rasierte, im Zelt und sagte ihm, was er vorhatte.
„Ich muss noch zu meinen Vetter, den Kaiser. Ich persönlich soll ihm die Lage schildern. Doch ich glaube, dass kannst du besser. Ich will dich mitnehmen nach Memleben.“
„Ich soll zum Kaiser? Wie stellen sie sich das vor?“
„Du schilderst ihm einfach nur die Lage und hebst deine Heldentaten etwas hervor.“
„Ich will kein leben am Hof fristen. So lukrativ es auch sein mag.“
„Du sollst Sigismund nur die Lage schildern! Das ist ein befehl.“
„Dem ich mich beugen muss. Von mir aus.“
Theodor sah ihn mit schiefem Kopf an.
„In fünf Minuten vor meinem Zelt.“, dann ging er.
Alexander rüstete sich leicht und nahm sein Schwert und steckte es in seine Scheide.
Den Schild schwang er auf den Rücken und nahm sich noch einen Bogen und zwanzig Pfeile aus einem Fass.
Er ging aus den Zelt heraus und bestieg sein Pferd.
Dann ritt er zu Theodor, der bereits mit zehn Reitern auf ihn wartete.
„Die Reise dauert rund sieben Tage, wenn wir uns Zeit lassen. Aber wir beeilen uns am besten.“, sagte Theodor.
„Wer übernimmt jetzt die Führung des Heeres?“
„Ich denke, einer meiner Ritter.“

Bei den Worten beließen sie es und ritten los.
Es war eine beschwerliche Reise, weil sie nicht auf festen Strassen ritten und kaum Nahrung vorfanden, da die Hussiten alles geplündert hatten.
Bereits die ersten Kilometer wurden zu einer echten Hürde, weil zusätzlich noch Regen dazukam, der die Felder und Wälder zu Matschlawinen verwandelten.
Die Pferde führten sie meist an der hand über die schroffen Felsen.
In der zweiten Nacht nach dem Abmarsch überquerten sie die Elster und stiegen dann endlich auf die Pferde.
Im Galopp ritten sie nun, bis die Pferde erschöpft waren.
Bereits in der vierten Nacht hatten sie die Saale erreicht, doch konnten sie sie nicht überqueren. Die Hussiten hatten die Brücke zerstört.
„Wie geht’s jetzt weiter?“, fragte Alexander am Abend.
„ich denke, wir reiten bis nach Jena und überqueren dort den Fluss.“
Am nächsten Tag folgte dann der Ritt nach Süden. Gegen Mittag sahen sie die Mauern der Stadt und am Abend hatten sie sie erreicht.
Doch sie sahen schlimmes, als sie eintrafen.
Über die Brücke bewegte sich ein Trauerzug von Menschen, und am diesseitigen Ufer waren Leichenberge aufgestapelt. Daneben waren viele Gruben ausgehoben wurden. Wahrscheinlich die Gräber.
Sie ritten nun langsam näher.
Schweigend gelangten sie am ersten Leichenberg vorbei. Es waren fast nur Soldaten. Der zweite Berg bestand aus Soldaten und Einwohnern.
Vor der Brücke standen in einer Reiher vier Priester, und vor ihnen ein Ritter und ein Edelmann.
Alle drehten sich zu ihnen um, als der kleine Zug eintraf.
Theodor ritt voran. Der Edelmann öffnete den Mund.
„Wer seit ihr und was wollt ihr hier?“
„Mein Name ist Theodor von Mannheim, und ich bin ein Vetter des Kaisers.“
Alle machten große Augen. „Höchst erstaunlich, dass ihr jetzt erst eintrifft.
Ich bin der Bürgermeister von Jena, und der Ritter hier ist der hiesige Kommandant der Miliz.“, sagte der Edelmann.
„Was ist hier vorgefallen?“, fragte Theodor.
„Die Hussiten kamen. Sie fielen über die Höfe her und töteten jeden, den sie sahen. Die Stadtbesatzung rückte schließlich aus, doch die Hussiten beschossen sie mit Pfeilen. Keiner überlebte. Dann verbrannten sie die Höfe und streuten Salz ein. Die Milizen bezogen indes die Mauern, um den Ketzern einigermaßen Widerstand zu leisten.
Es kam zu einem kurzen Gefecht, dann zogen sich die Hussiten zurück.
Wir glauben, dass sie einen Tagesmarsch von hier entfernt lagern, im Vogtland. Wahrscheinlich verwüsten sie jetzt da alles.“
„Ihr habt mein Bedauern. Doch wir müssen weiter.“, sagte Theodor.
„Pah, das ganze Kaiserpack ist gleich. Ihr könnt ja mal den Ketzern Einhalt gebieten!“
Jetzt war Alexander an der Reihe.
„Die Soldaten des Kaisers haben enorme Verluste hinnehmen müssen, und es herrscht Uneinigkeit im Reich. Gebt nicht dem Kaiser die Schuld.“
„Der Kaiser versteckt sich in Memleben. Dort kann er gerne bleiben. Hauptsache er unternimmt was!“, sagte der Edelmann.
Alexander schüttelte den Kopf und ritt weiter.
Der Zug ritt durch die Menschenmasse über die Brücke hinein in die Stadt. Hier wurden sie mit Buh- Rufen begrüßt.
Im Galopp durchquerten sie die Stadt und ritten am anderen Tor hinaus.
Die Dunkelheit nahm Überhand und der Zug suchte sich ein Plätzchen zum Schlafen. Am Rande eines Waldes schlugen sie ihr Lager auf, in Sichtweite der Stadt.
Mitten in der Nacht wachte Alexander auf. Er konnte Lärm hören.
Er setzte sich auf und rieb sich die Augen.
Jena brannte.
Schemenhaft konnte er Theodor und seine kleine Garde erkennen, wie sie gebannt auf die brennende Stadt schauten.
Alexander stand auf und griff zum Schwert.
„Sollten wir nichts tun?“, fragte er Theodor.
„Wir warten, bis sich der Lärm gelegt hat.“, antwortete ihm Theodor.
Sie beobachteten das Massaker.
Das Tor, durch das sie noch herausgeritten waren, hing lose in den Angeln. Um das Tor herum lagen Leichen, und auf dem Feld vor der Stadt kämpften einige Milizen noch mit den Hussiten.
Nach kurzer Zeit war der letzte Widerstand erloschen. Die Hussiten besetzten die Stadt und nahmen Geiseln im Rathaus.
Von einem Hügel aus sah Alexander, dass die Hussiten einige Häuser abrissen und aus dem holz Scheiterhaufen bauten.
Er musste eingreifen!
Alexander ging zurück und rüstete sich. Dann ging er zu Theodor.
„Ich schleich mich in die Stadt und befreie die Geiseln. Du kannst ja mitkommen. Wenn du willst.“
Theodor sah ihn nachdenklich an und das Feuer beleuchtete seine Falten, die sich in den Stress der letzten tage gebildet hatten.
„Ja. Ja, du kannst gehen.“, sagte er fast träumerisch.
Dann fügte er hinzu:
„Wir warten bis Sonnenaufgang, dann reiten wir weiter.“
Alexander nickte und rannte los. Er hatte sein Schwert und seinen Bogen dabei und war bis auf die leichte Lederkluft ganz ungerüstet.
Er erreichte die mauer und kletterte daran hoch.
Sie war sehr porös und dringend reparierungsbedürftig.
Alexander kam schnell voran und erinnerte sich an seine Kindheit in Kriebethal, wenn er den Felsen bis zur Burg Kriebstein hochgeklettert war.
Die Wachen lachten über ihn und sagten: Unser kleiner Belagerer.
Dann gaben sie ihn immer Brot oder ab und zu auch Lebkuchen.
Alexander dachte gerührt darüber nach. Dann erreichte er die Mauerkrone.
Vorsichtig spähte er hinüber. Die Häuser an der mauer waren zerstört. Vor dem geschlossenen Tor lagen fünf Hussiten und schliefen. An den ersten Häusern lagen drei, die ebenfalls schliefen. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus bauten zwanzig eifrig Scheiterhaufen. Auf dem Rathaus patrouillierten drei. Wahrscheinlich waren am anderen Tor noch welche, dachte er.
Zwischen den Scheiterhaufen erspähte er einen Hussitenhünen, der anscheinend der Anführer war. Alexander schwang sich über die Mauerkrone und lief geduckt zum Tor. Aus einer Seitengasse kam ein betrunkener Hussit getorkelt. Alexander schlich über eine Treppe die Mauer hinab und stellte sich hinter ihn. Mit einem Messer schnitt er die Niere auf. Der Hussit brach nur noch ein Röcheln fertig und starb.
Alexander schob ihn vorsichtig weg, damit man den Toten nicht sehen konnte.
Dann lief er zum Tor. Alles war so geblieben, wie als er geguckt hatte.
Er schlich zum Tor und überlegte, wie er mit den Hussiten fertig werden würde.
Dann nahm er das Messer und stellte sich vor dem ersten hin. Mit einer schnellen Bewegung schnitt er die Kehle durch und hielt dabei den Mund zu. Das machte er mit jedem der fünf.
Dann schlich er zu den dreien, die vor einem Lagerfeuer saßen.
Zwei schliefen fest, der andere schlummerte nur leicht.
Das ist der gefährlichste. Alexander nahm das Schwert und hieb es den leicht schlafenden in den Bauch. Doch er röchelte zu laut.
Die beiden anderen wurden wach und blickten schlaftrunken nach ihm.
Alexander wirbelte herum und schlitzte den nächsten auf. Noch ein schneller Schwertstreich und der dritte starb.
Alexander rannte leise vor zum Marktplatz. Er versteckte sich vor einer Patrouille und ging dann ungesehen in die Kirche am Marktplatz.
In drin sah er vier Hussiten, die gold einsammelten und es in die Mitte des Hauptschiffes warfen. Ein Fünfter, offenbar ihr Anführer, beäugte das herrliche Mosaik, auf den Jesus abgebildet war.
Nach kurzem nachdenken schlug er es ein und warf eine Fackel hindurch.
Alexander schritt leise hinter eine Säule und guckte.
Ein rothaariger Hussit sagte: „Ich muss mal, ich wird mal die Krypta aufsuchen!“, die anderen lachten und sammelten weiter alle Wertgegenstände. Der rothaarige ging zu einer Tür und verschwand.
Das ist meiner! , dachte Alexander.
Er schlich von Säule zu Säule und huschte schließlich in dieselbe Tür, in der der Rothaarige verschwand. Hinter der Tür ging es eine Treppe hinunter.
Alexander folgte ihr in eine kleine Kammer, in der mehrere Sarkophage standen.
Dazwischen erkannte er schemenhaft den Rothaarigen.
Alexander hielt das Schwert horizontal ausgestreckt und ging zu dem Hussiten. Dieser drehte sich gerade um. Alexander stieß zu.
Eine Blutfontäne spritzte auf und der Hussit fiel zu Boden und blieb in seinen Urin liegen.
Alexander schlug ein Kreuz und murmelte: „Verzeih mir oh Herr für das Blutbad, dass ich in deinem Hause anstelle.“
Dann drehte er sich auf den Fersen um und lief wieder hinaus.
Die verbliebenen wurden langsam unruhig.
Sie blickten sich gegenseitig an und warfen sich fragende Blicke zu.
Alexander indes schlich zur Treppe, die hinauf führte. Er lief nach oben und blickte auf die Hussiten hinab. Langsam wanderte seine hand zum Bogen. Er spannte einen Pfeil auf und zielte.
„Ich wird mal nach Zcapca gucken.“, sagte einer der Hussiten.
Er verschwand. Meine Gelegenheit, dachte Alexander.
Er schoss den Pfeil ab und legte sogleich den nächsten auf die Sehne.
Einer der verbliebenen fiel getroffen hin. Die anderen erschraken und guckten sich ängstlich um. Sie wussten nicht, Woher der Pfeil kam.
Dann flog der zweite.
Der nächste brach zusammen.
Alexander genoss das Spektakel. Blitzschnell hatte er den nächsten Pfeil aufgespannt und schoss ihn ab. Jetzt blieben nur noch der Anführer und der im Keller. Der Anführer hatte ihn jetzt bemerkt und stürmte zur Treppe. Doch zu spät. Der nächste Pfeil erwischte ihn in der Brust.
Er blieb direkt vor der Treppe liegen. Jetzt hörte er eine Stimme und Schritte.
Alexander hatte schon den nächsten Pfeil aufgespannt, als der letzte Hussit eintraf.
„Meine Güte er ist to…“, stammelte er, als er die Leichen von den anderen sah. Das letzte was er hörte war ein leises Surren, wie von einen Bogen.
Alexander rannte nach dem Abschuss hinunter und zog die Pfeile aus den leblosen Körpern heraus.
Dann rannte er zum Glockenturm hinauf.
Durch ein kleines Fenster konnte er den Marktplatz gut sehen.
Der Anführer war verschwunden. Doch Alexander sah, was er tat.
Unter dem Balkon des Rathauses lagen vier Leichen von Zivilisten, und auf dem Balkon wartete bereits der nächste auf den tot.
Es war ein makabres Schauspiel, das an die Prager Fensterstürze erinnern sollte, wo die deutschen Ratsherren getötet wurden. Danach war Prag fest in hussitischer Hand.
Der fünfte Zivilist stürzte hinab in den Tod. Doch dabei blieb es. Der Anführer verschwand und erschien kurze Zeit später unten auf den platz wieder. Die Scheiterhaufen waren bereits fertig, und einige hingen bereits an den Pfählen.
Alexander musste handeln.
Er schlug den Holzverschlag ein und spannte seinen Bogen. Er schoss den Pfeil ab und traf einen der hussitischen Scharfrichter.
Die anderen auf den Platz sahen den Scharfrichter sterben und fragten sich, woher der Pfeil kam.
Geschwind kam der nächste geflogen und landete in der Brust des nächsten Scharfrichters.
Die Hussiten auf den Platz holten ihre Waffen und schossen mit Bögen zurück.
Alexander schoss noch einen Pfeil ab und rannte den Turm wieder hinunter. Er lief aus der Kirche heraus und stellte sich zum Kampf.
Doch er hatte die Hussiten unterschätzt.
Aus vielen Gassen und Strassen kamen neue Grüppchen herbeigelaufen.
Der Pfeilhagel von den Hussiten war nicht mehr zu unterbinden.
Alexander rannte geduckt ins nächste Haus.
Die Hussiten, es mochten rund dreißig sein, liefen ihm hinterher.
Er schloss die Tür und spannte den Bogen. Den ersten Hussiten, der durch die Tür kam, schoss er in die Kehle, den zweiten in den Kopf.
Dann musste er den Bogen schon wegschmeißen und zum Schwert greifen.
Er kämpfte einige Zeit, doch durch die Tür kamen immer neue angelaufen. Alexander drehte sich um und rannte eine Treppe hinauf.
Durch ein zerstörtes Fenster sprang er auf ein Strohdach. Einige Hussiten folgten ihn, während andere noch unten standen und auf ihn schossen.
Alexander sprang von Dach zu Dach. Zwei Hussiten waren schon auf die Strasse gestürzt.
Ab und zu fechtete er mit seinen Verfolgern.
Schließlich sprang er von einem niedrigen Dach auf die Strasse und rannte auf ihr weiter.
Die Hussiten beschimpften ihn und fielen zurück.
Alexander lief schnell zum Tor zurück, doch da standen jetzt auch schon wieder Hussiten. Pfeile umschwirrten ihn, als er in das Torhaus rannte.
Er rannte hinauf auf die freie Fläche an der Spitze des Turms. Dort verlief die Kette, die das Tor hielt.
Er hieb dreimal mit dem Schwert dagegen, dann zersprang die Kette und das Tor glitt auf.
Alexander kletterte jetzt auf das Dach des Torturms und laut: „Hilfe!“
Vom Waldrand her hörte er jetzt Schreie. Dann kam Hufgetrappel.
Zwei Hussiten waren Alexander gefolgt und stellten ihn zum Kampf.
Alexander schwang sein Schwert elegant von links nach rechts und hieb ihnen die Schilde aus der Hand.
Nach einer Drehung hieb er einen den Kopf ab und nach einem nächsten Schwang lag der andere auf dem Boden.
Jetzt nahm er wieder seinen Bogen, den er wieder aufgenommen hatte und schoss Pfeil auf Pfeil auf die Angreifer.
Dann kamen elf Reiter durch das Tor gejagt und ritten die Hussiten um.
Alexander rannte wieder runter. Die Reiter jagten die Hussiten zurück zum Marktplatz, eine Spur toter Hussiten hinterlassend.
Die Reiter richteten auf dem Platz ein Massaker unter den Hussiten an.
Die völlig überraschten Hussiten begriffen nicht die Lage und wurden nacheinander umgeritten und aufgespießt.
Danach stürzten sie die Scheiterhaufen und befreiten die schon Angebundenen.
Alexander hatte jetzt den Platz erreicht und sah sich um.
Die Reiter waren jetzt abgestiegen und rannten in das Rathaus.
Kurz darauf kamen sie mit den restlichen Bewohnern, unter anderem auch dem Bürgermeister und dem Ritter wieder hinaus.
Alexander rannte hinterher, kämpfte mit einigen verbliebenen Hussiten
Und rannte dann weiter auf den Platz. Die Reiter waren abgestiegen. Es waren Theodor von Mannheim und seine Getreuen.
Sie wischten sich das blut von den Schwertern.
Aus den Häusern kamen jetzt einige verängstigte Bürger. Der Bürgermeister und der Ritter waren inzwischen bei ihnen und sprachen ihren unendlichen Dank aus. Theodor nickte bloß beifällig und sattelte wieder.
„Wir haben dein Pferd mitgebracht.“, sagte er an Alexander gewandt.
Alexander stieg auf und sie machten sich wieder auf. Am östlichen Horizont ging langsam die Sonne auf. Sie ritten im Galopp immer am Fluss entlang. Gegen Mittag hatten sie die Dornburger Schlösser passiert. Am Abend rasteten sie am Fluss. Auf der anderen Seite konnte man heruntergekommene Höfe und Häuser sehen.
Am nächsten Morgen ritten sie weiter. Sie erreichten die Mündung der Unstrut und ritten nun flussaufwärts. Am Abend sahen sie in der Ferne Memleben. Die Nacht verlief ohne weitere Hindernisse.
Am Morgen durchritten sie das Tor von Memleben.
Memleben war eine typische mittelalterliche Stadt des 15. Jahrhunderts.
Nur die Hauptstrasse war gepflastert, die Nebenstrassen und Gassen waren unbedeckt. Auf ihnen türmten sich auch Müll und Fäkalien.
An der Hauptstrasse lagen die Geschäfte der Handwerker. Die gesamte Stadt war von einer hohen Mauer umgeben, auf denen einige müde wirkende Wachen mit Lanzen und Kettenhemden in die Ferne starrten.
Auf der Strasse herrschte dichtes Gedrängel. Viele Bauern von jenseits der Saale waren hierher geflüchtet und suchten Obdach, doch sie fanden keins.
Daher gab es viele Bettler.
Hin und wieder sah man patrouillierende Wachen, die einigen Jungen und Armen die Leviten lasen.
Die Strasse führte leicht bergauf. Durch ein weiteres Tor gelangte man auf einen großen Freiplatz. Über eine Strasse, die auf einen schmalen Grat entlang ging, kam man vor die Tore der Burg.
Die Burg selber stand auf einen schroffen Hügel, der zu allen Seiten felsig war. Dem Hügel schlossen sich einige Berge an, die weiter bis zum Kyffhäuser führten. Von dem Freiplatz aus konnte man die Reichsburg Kyffhausen sehr gut sehen.
Auf dem Freiplatz stiegen sie von en Pferden ab. Einige Stallburschen führten die Pferde ab.
Das Tor war sehr gut bewacht. Bei jedem Flügel des Tores standen vier Soldaten. In der Mitte stand ein Hauptmann mit umhang und ohne Helm.
Dieser erkannte Theodor sofort und ließ ihn hindurch.
Auf dem Burghof sammelten sie sich. Von einer Treppe kam ein älterer Ritter herunter. Er beugte sich auf einen Stock.
„Theodor!“, rief er.
Theodor blickte sich um und erkannte den Ritter.
„Albrecht! Meine Güte, du kannst wieder laufen?“
„Du Warst lange genug weg! Einige dachten, du wärst tot. Nach den nachrichten aus den Süden, die wir erhielten…“
Der alte Ritter wandte sich ab.
Alexander blickte sich indes um. Vom Tor aus konnte gelangte man auf einen großen Hof, von dem andere Tore zu anderen Höfen abgingen.
Das Tor war von zwei Türmen flankiert, und hoch über ihnen ragte der Bergfried.
An der Spitze wehte das Reichsbanner träge im Wind.
Der Hof schien wie ausgestorben. Nur einige Soldaten, die Wache hatten liefen umher.
Schließlich kam Theodor wieder.
„Alles ist bereit für den Empfang. Morgen werden wir dem Kaiser vorgelassen. Bis dahin unterstehst du meiner Obhut.“
Alexander nickte kurz. An einem Fenster hatte er gerade ein wunderschönes weibliches Gesicht gesehen, dass neugierig zu ihnen heruntergeblickt hatte. Nachdem sie Alexanders Blick gesehen hatte, hatte sie sich abgewandt.
Mittlerweile hatten sie das innere Tor durchschritten und standen im inneren Burghof.
Von der großen Freitreppe, die zum Bergfried führte, kamen einige Personen herunter.