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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [GM] Vulkanasche - Der braune Tempel



Griever
29.07.2004, 02:26
http://home.arcor.de/belzusia_ii/vulkansche.png
[Um diese Quest, ihre Bedeutung und ihren Sinn, zu verstehen, muss man ihren Hintergrund kennen, alle nötigen Informationen sind hier (http://home.arcor.de/erzengel_kain/index.htm) zu finden]

"Seid ihr blind?! Wir müssen Beliar aufhalten! Er hat Hyen ohne unsere Zustimmung befreit. Wollt ihr hier tatenlos herumsitzen--"
"--Was willst du denn tun? Wenn es dir so wichtig ist, dann geh zu ihm und vollbringe deine Taten!", brach der mit einer blassgrünen Tunika bekleidete Mann den bisherigen Monolog der jungen Frau.
"Das habe ich doch versucht! Aber nur gemeinsam--"
"--Ich bitte dich!", wurde sie erneut unterbrochen.
"Gemeinsam? Wie denn bitte? Ganz gleich, selbst wenn die Welt untergeht, lassen wir unsere Streitigkeit nicht fallen... Du solltest doch wissen, es niemals wieder ein wir für uns geben kann... Abgesehen davon hatten wir alle unsere Chance...--"
"Fast alle", mischte sich der etwas abseits sitzende Krieger in rotgoldener Rüstung ein.
"--und jetzt hat er sich nun einmal wieder Beliar zugewandt."
"Aber doch nur, weil er ihn verführ hat!" Irritiert wanderten ihre Blicke immer wieder zwischen den beiden Männern hin und her.
"Du gehst?", fragte sie den Krieger schließlich, der gerade dabei war sich aufzurichten.
"Ja, ich will es mir zwar ansehen, aber bei euren Streitereien bekommt man ja kaum was mit."
"Bleib ruhig da, ich wollte sowie so gehen, ich rede eh nur gegen eine Wand." Kaum einen Moment später war sie im Nichts verschwunden.
"Was ist los?", fragte der Mann in der Tunika nach einer Weile den Krieger.
"Wie kommst du da drauf?"
"Komischerweise scheint der liebe Adanos keine Probleme damit zu haben sich auf das Geschehen zu konzentrieren... Abgesehen davon würde das sogar ein Sterblicher bemerken... Also?"
"Das ausgerechnet du mich das fragst..."
"Sag schon."
"Naja... ich frage mich nur, warum ich als einziger nie wirklich eine Möglichkeit hatte, ihn zu überzeugen. Ich hätte die Inquisition niemals dulden dürfen, nicht nur deswegen..."
"Aber suche die Schuld nicht bei dir, wenigstens dieses eine mal nicht."
"Aber wenn nicht bei Jerome oder seiner Gefolgschaft, wo dann? Bei Lusiel, Kylan?" Sein gegenüber lachte kurz.
"Denk doch mal nach, sein Hass auf deine Diener, wann hat er begonnen?"
"Bei Jerome, als er Necroel tötete, Shiva auf die Klosterinsel schickte und Ra mitnahm."
"Nein, ich meine, wann die ersten Anzeichen da waren, sein Hass hat sich langsam entwickelt, durch den Tod und die Verschleppung seiner Freunde wurde er von ihm endgültig übermannt, doch erinnere dich... lange Zeit zuvor... Derselbe Grund, aus dem er später Vatras aufsuchte und sich als erstes Adanos zuwandte... Denk mal drüber nach." Dann erhob sich der Mann in der grünen Tunika und näherte sich dem Greis nahe der Klippe.
Seufzend starrte der Alte vom Plateau auf die schier endlose Graseben herab.
"Er ist bald am Ziel, nicht wahr?"
"Ja, er hat es nicht mehr weit."
Es dauerte nicht mehr lange dann würde seine so mühsam über die Jahrtausende hinweg herangezüchtete Schöpfung in den Fluten seines eigenen, heiligen Sees versinken und sich in dieses karge Land verwandeln. Aber noch war es nicht soweit, noch stand dem Hyenenkind eine Prüfung bevor, die letzte... Weisung.


http://home.arcor.de/belzusia_ii/drachenei.jpg

HoraXeduS
30.07.2004, 01:52
Die Fahrt von Drakia aus über den Fjord hinüber nach Gorthar war weitestgehend unspektakulär verlaufen. Der Fischer kannte sich in diesem, seinem kleinen Teil der Welt erfreulich gut aus. Behende war die kleine Nußschale durch Strömungen und vorbei an jedweder Art von drohender Gefahr gesteuert worden. Horaxedus hatte sich gut aufgehoben gefühlt bei diesem einfachen Mann, und fast war er versucht, sich vorzunehmen, für diese rasche und vor allem unauffällige Fahrt das Salär des Fremden aufzustocken. Doch das Geschäft war ja längst unter Dach und Fach, und das Geld, welches der Schwarzmagier bei sich trug, war nicht sein Eigentum. Mit ihm galt es, einen alten Auftrag zu erfüllen. Die Herstellung eines glänzenden Dolches aus unzerbrechlichem schwarzen Glas.

Als das Fischerboot mit seiner Zwei-Mann-Besatzung im Hafenbecken der Stadt einlief, schauten sich beide Männer misstrauisch um. Eine eigenartig gespannte Stille hatte meist über diesem Ort gelegen. Nun aber schien es, als sei eine gedämpfte Aufruhr im Gange oder erst kürzlich vorüber. Bewaffnete Truppen patrouillierten offen durch den Hafen, und einige ehrlich arbeitende Männer versahen offensichtlich so etwas wie Reparaturen an ihrem Hab und Gut.

"Ich danke Euch." sprach Horaxedus mit ruhiger Stimme und dem Anflug eines Lächelns, als sein einsamer Kapitän ihn trocken und sicher an Land abgesetzt hatte. "Kehrt Ihr sogleich zurück nach Drakia?" "Nein", erwiderte der Angesprochene, "ich werde noch einige Erledigungen besorgen und erst in zwei oder drei Tagen den Rückweg antreten. Soll sich meine Frau ruhig ein wenig sorgen." kicherte er verschmitzt, während er mit geübten Griffen sein Boot am Kai fest machte. Der Glasmacher hielt nichts von dieser Art plump vertraulicher Scherze. Dennoch nahm er die Gelegenheit wahr, sich seine kleine Fähre für die Rückfahrt zu sichern. "In zwei Tagen sollte ich in Erfahrung gebracht haben, was ich wissen muss", sagte Horaxedus. Und der Fischer verstand. "Dann seid so gut, Meister, und kommt in zwei Tagen wieder hierher zu meinem Kahn, sonst muss ich leider ohne Euch aufbrechen."

Die beiden Männer verabschiedeten sich von einander und Horaxedus machte sich auf den Weg dorthin, wo sich die meisten fremden Abenteurer antreffen ließen, wenn man mal vom jeweiligen örtlichen Bordell absah: In die übelsten Hafenkneipen sollte sein Weg führen. Dort sollte sich wohl auch der eine oder andere Angehörige der Ostvölker ausfindig machen lassen.

HoraXeduS
30.07.2004, 02:07
Es war verhältnismäßig dunkel in der ersten Taverne, die Horaxedus betreten hatte. Sie lag nicht weit vom Liegeplatz des Fischerbootes entfernt, mit dem der Schwarzmagier nach Gorthar gelangt war. Nicht, dass diese Spelunke sich durch irgendeine Besonderheit ausgezeichnet hätte, die den Glasmacher bei seiner Suche nach Abenteurern der Ostvölker besonders angezogen hätte. Doch wozu in die Ferne Schweifen?

Horaxedus betrat den muffigen, mittelgroßen Schankraum und hielt ein Auge auf die Anwesenden, während er ohne jeden Schnörkel direkt auf die Theke zuhielt. Kaum ein Dutzend Männer hatte es hierher verschlagen, angesichts der rauchgeschwängerten Luft hätte man mit geschlossenen Augen mindestens auf die doppelte Anzahl setzen können. Der Magier vermied es bewusst, neugierig durch die Reihen zu blicken, um nicht mehr Misstrauen auf sich zu ziehen, als man es ohnehin bereits allein dadurch tat, dass man als Fremder eine etwas zu dunkle Taverne betrat.

Der Mann, der den hinzugekommenen Gast geflissentlich ignorierte, kam dem Glasmacher nicht direkt vertraut vor, doch hatte Horaxedus diesen Typ Krüge-putzender, linkischer Halsabschneider beinahe in jeder Schenke ganzer Landstriche Myrtanas zu Gesicht bekommen. Dessen abweisende Haltung war daher nichts, was den Magier in irgendeiner Form davon abhalten konnte, sich völlig entspannt auf einen der hohen hölzernen Hocker vor dem Thresen zu setzen. "Ein Bier."

Für einen kurzen Moment schien der Wirt tatsächlich gewillt, dem dunklen Gast wenigstens ein Minimum seiner Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, welche zuvor völlig auf das Reinigen schmutziger Trinkbecher mit einem noch schmutzigeren Tuch fixiert zu sein schien. Ein kurzer Blick auf die Hände des Schwarzmagiers, der beiläufig eine Münze auf die Theke gelegt hatte, dann ein weiterer an Horaxedus vorbei, offenbar auf jemanden, der sich irgendwo hinter dem Schwarzmagier befand. Sogleich wandte sich der Wirt wieder ab und widmete sich, sichtlich nervös diesmal, dem Reinigen seiner Krüge.

Der Glasmacher hatte nicht übel Lust, sich umzudrehen, um zu schauen, wer ihm da ganz offensichtlich die Laune auf ein kühles, prickelndes Bier vermiesen wollte. Doch den Gefallen, soviel stand fest, würde Horaxedus hier niemandem tun. Eingekehrt in dieses verrauchte Loch, um nach Abenteurern Ausschau zu halten, die sich zu den Ostvölkern zählten, war es nun der Schwarzmagier selbst, der im Fokus der Betrachtung stand. Es war still geworden in der schmutzigen Taverne.

"Ein Bier." wiederholte Horaxedus mit ruhiger, aber fester Stimme, und der Wirt, der sich sichtlich bemühte, ihn nicht zu beachten, rubbelte unwillkürlich schneller an dem Becher herum, den er bereits seit geraumer Zeit ohne Erfolg bearbeitet hatte. Und plötzlich, fast als wolle sie dem schmierigen Barmann zu Hilfe kommen, drang eine Stimme aus einer der hinteren Ecken des Schankraumes, etwa von dort, wo der Wirt kurz zuvor noch, an Horaxedus' Schulter vorbei, beinahe flehend hingeschaut hatte. "Für Euch gibt es hier nichts zu holen, Fremder", krächzte es laut und etwas heiser, "außer einem Haufen Ärger..."

Griever
30.07.2004, 02:19
Gerade noch rechzeitig vor Tagesanbruch erreichte er die Mauern von Gorthar. Seit seinem Training mit Frost vor über einem Jahr wusste er um die eigene, kleine Welt der Dächer Gorthars. Als ihn die Jeromierten verfolgten, lernte er sie noch besser kennen, sodass er vor gar nicht so langer Zeit mit einem jungen Mädchen und einem etwa Gleichaltrigen hierhin vor den Stadtwachen floh und sie ohne groß zu Überlegen sicher über die Dächer aus der Stadt bringen konnte. So war es nicht weiter verwunderlich, dass er für die Landung einen der höchsten Punkte der Stadt wählte, wo einer, der sich hier oben nicht auskannte, vermutlich nicht hinuntergefunden hätte. Die Festung im Osten war eine ideale Kreuzung hier oben. Von ihr konnte man problemlos auf zahlreiche benachbarte Dächer springen, ohne das die unzähligen Wachen unter einem etwas davon mitbekommen, vorrausgesetzt natürlich man konnte weit und vor allem leise springen. So gelang er immer tiefer und aus der Festung hinaus bis in die Gassen weit weg von irgendwelchen Stadtwachen. Von der anstrengenden Reise erschöpft suchte er die nächstgelegene Taverne auf. Und wie immer glaubte er auch dieses mal wieder, endlich die billigste und schäbigste Schenke der Stadt gefunden zu haben. Zwischen den Rauchschwaden zeichnete sich langsam eine vertraute Gestalt ab, die er hier eigentlich nicht erwartet hätte.

HoraXeduS
30.07.2004, 02:39
Das Problem an Drohungen, die von Fremden irgendwo hinterrücks des eigenen Standortes ausgesprochen wurden, war, dass man sich immer erst umdrehen musste, um ihren Urheber zu erkennen. Horaxedus war es durchaus gewohnt, dass man ihn, wo immer er aufkreuzte, nicht augenblicklich ins Herz schloss, als liebenswerten Gast behandelte und unmittelbar auf das eine oder andere Bier einlud. Doch wo immer der Schwarzmagier in den vergangenen Jahren auch hingeraten war, hatte er Zweifel an seiner Person nur in den seltensten Fällen ausräumen müssen. Hier und jetzt lag ganz offensichtlich ein solcher seltenster Fall vor.

Ohne Hast wandte sich der Glasmacher um. In der Ecke, die eben noch hinter seinem Rückgrat verborgen lag, schien es noch mehr Rauch und weithin weniger Licht als an der Theke zu geben, weshalb Horaxedus zunächst einmal schweigend auszumachen versuchte, welcher der Kerle, die dort beieinander hockten, ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu rauben gedachte.

"Nichts zu holen außer einem Haufen Ärger." wiederholte der Magier beiläufig und gut hörbar die Worte des Fremden, während er mit einem geschmeidigen Griff...
...ins Leere fasste! Irgendein räudiger Dieb hatte den Kampfstab des Magiers vom Thresen genommen.

Was nun folgte, ging verdammt schnell. "Packt ihn, den Klugscheißer!" zischte es aus der dunklen Ecke vor dem Glasmacher, und plötzlich schienen aus allen Ecken finstere Angreifer auf den Magier zuzujagen. Ein Griff auf die Theke und Horaxedus wandte sich um, wirbelte einen leeren Bierkrug hinter seine Schulter und verfehlte zumindest denjenigen unter den Schatten nur knapp, der unmittelbar hiner ihm stand, wie auch immer der so schnell dorthin gelangt war.

Griever
30.07.2004, 03:55
Hastig schnappte er sich eine Öl-Lampe vom Tresen und zielte damit auf die hübsch in einem Regal aufgestellten Flaschen hinter dem Wirt. Er vertraute darauf, dass diese Scheißkerle hier hauptsächlich Hochprozentiges tranken. In der Hektik traf er aber den Wirt, was jedoch genauso gut war, weil der wild schreiend als lebende Fackel erst rückwärts taumelnd in das Regal krachte und schließlich leblos nach vorn auf den Tresen kippte, welcher vermutlich von Alkohol getränkt ebenfalls in Flammen aufging. Jetzt erhob sich auch der letzte Kerl und starrte ungläubig auf den verbrennenden Leichnam, wobei er vor Schreck seinen Glimmstengel auf den Tisch fallen ließ, auf dem eben seine Flasche mit seinem selbstgebrannten Fusel ausgekippt war.
"Rettet die Schnapsfässer!!!" Während der Ex-Magier nun den Priester am Arm hinter sich herziehend aus der Taverne lief, machten sich die meisten anderen tatsächlich auf den Weg in den Keller. Einige, die es in ihrem Suff noch immer nicht kapiert hatten, kippten ihre Flaschen über dem Feuer aus, ohne zu bemerken, dass sich das Feuer den Alkohol langsam hinaufkämpfte und die Flasche zu explodieren brachte, was den Männern meistens die Hände bzw. Arme wegfetzte, was aber eh nicht weiter schlimm war, weil das Loch sowie so im nächsten Moment explodierte, da irgendein Idiot ja zu schwach war sein Schnapsfass bis nach draußen auf der Schulter zu tragen. Um den Stadtwachen nicht gleich in die Arme zu laufen, ging es sogleich ohne ein Wort zu verlieren durch die Gassen.
"Heda!", forderte sie dennoch wenig später ein uniformierter Mann zum Warten auf. Beide beschleunigten ihnr Tempo nur noch und waren schon bald in den verworrenen Gassen verschwunden.
"Kommandant..." Prustend erreichte er wenig später seinen Vorgesetzten im Hafenbecken.
"Kommandant, zwei Männer flüchten Richtung Westen, ich habe sie in der Nähe der Taverne zum duftenden Loch gesehen, vielleicht sind sie die Brandstifter!"
"Brandstifter? Welcher Brand denn?" Die nicht zu übersehende Rauchsäule ignorierend schaute er sich um.
"Also ich seh hier keinen Brand, siehst du einen?", wandte er sich an den anderen Wachmann, woraufhin sich dieser ebenso merkwürdig umsah. Im selben Moment erfolgte die nächste Explosion. Kurze Zeit später kam ein Stab angeflogen, traf den Kommandanten an der Schläfe und warf ihn somit zu Boden.
"Also ich seh hier nichts."
"Das ist unsere Chance, jetzt oder nie!" So schnell sie konnten rannten sie an den dreien vorbei, wobei der Schwarzmagier geschickt seinen Kampfstab ergriff und weiter ins nächste Boot sprangen.

HoraXeduS
30.07.2004, 04:42
"Meinst Du, hier sind wir sicher?" wisperte Horaxedus und war dabei doch nicht wirklich bereit, die Antwort seines unerwarteten Begleiters abzuwarten, der ihm nun gegenüberhockte, hier in diesem morschen Boot. "Und verflucht nochmal, Kain, was machst Du überhaupt hier?!" "Das wollte ich Dich auch gerade fragen."

Ein aufmerksamer Blick in die Dunkelheit, aus der sie hierher, bis zu diesem Boot gelaufen waren, verriet dem Glasmacher, dass die Aufmerksamkeit, die sie mit Ihrer eigentlich unbegründeten Flucht auf sich gezogen hatten, es unmöglich gemacht hatte, ohne weiteres zurück in die Stadt zu kehren. "Ich war in dieser verfluchten Kaschemme, um Ausschau zu halten nach Abenteurern aus den Ostvölkern." "Jeder wie er mag", grinste Kain frech in die Dunkelheit. "Blödmann!" fauchte der Glasmacher zurück, nicht ohne Genugtuung.

Die Taverne stand mittlerweile lichterloh in Flammen. Immer mehr Schaulustige drängten sich aus den Fenstern der umliegenden Gebäude. Nur die unmittelbaren Nachbarn waren redlich bemüht, Ihre Häuser irgendwie vor einem Übergreifen der Flammen zu schützen. Ansonsten machte kein Unbeteiligter eine Hand krumm, die Löschung des Feuers voranzutreiben. Ganz offenbar brannte hier die Habe eines Menschen, der es nicht anders verdient hatte. Denen, die ein reines Gewissen bevorzugten, wäre dies ein rechter Trost gewesen. Kain und Horaxedus hingegen war es einerlei, dass sie diese Mörderbude in Brand gesetzt hatten.

"Meinst Du wirklich, hier sind wir sicher?" brummelte der Schwarzmagier erneut. Doch sein Freund hatte anderes im Sinn, während er die weiter entfernt aufmarschierende Garde der Stadt nicht aus den Augen zu lassen versuchte. "Horax, nun sag schon, wieso suchst Du neuerdings fremdländische Abenteurer?" "Nur die Ostvölker kennen das Geheimnis, Klingen auf schier unglaubliche Weise zu falten. Ich will mit Hilfe Ihres Wissens einen gläsernen Dolch..." Schritte polterten durch die Nacht in Richtung Hafenbecken. Die Stadtwache war auf der Suche nach den beiden vermeintlichen Brandstiftern.

"Meinst Du allen Ernstes, hier sind wir wirklich absolut sicher?" zweifelte Horaxedus nochmals an der derzeitigen Situation. Doch es sollte das letzte Mal sein, denn Kain hatte davon endgültig genug: "Meine Güte, Horaxedus! Dann lassen wir dieses dämliche Boot eben zu Wasser!!"

Griever
31.07.2004, 20:54
"Ostvölker", sprach der Ex-Magier eher zu sich selbst, als zu seinem Gefährten.
"Nicht weit von hier liegt eine Stadt namens Kyoto, da gibts haufenweise Schmiede. Wenn wir uns anstrengen, brauchen wir bestimmt... erst mal ein anderes Boot... Mit dem hier kommt man ja kaum rüber bis nach Drakia." Ohne eine Antwort abzuwarten, kletterte der einstige Waldläufer aus der Nussschale heraus und sah sich nach einem größerem Boot um. Kaum hatte er ein passendes erspäht, sprang er hinein.
"Das hier ist genau richtig." Sobald der dunkle Priester an Bord war, machten sie die Leinen los. Ohne Probleme passierten sie die künstliche Meerenge.

HoraXeduS
31.07.2004, 21:32
Das war gerade nochmal gut gegangen. Horaxedus warf einen Blick zurück zum Kai der Stadt. In unmittelbarer Nähe des winzigen Bootes, in welchem sich die beiden Freunde bis eben noch versteckt gehalten hatten, marschierte nun offenbar bereits die halbe Stadtwache Gorthars auf. Rufend und gestikulierend hatten die Soldaten die Flucht der vermeintlichen Brandstifter spät genug bemerkt, um keine reelle Chance zu haben, den Freunden auf dem Wasserweg erfolgreich nachzustellen. Kleinere Boote lagen genügend im Hafen, doch hätten allenfalls fünf oder sechs Mann darin Platz gefunden. Da die Wache aber nicht wusste, mit wievielen "Gegnern" sie es tatsächlich zu tun bekommen hätte, entschlossen sich die Kommandanten offenbar, kein Risiko einzugehen und auf eine Verfolgung zur See zu verzichten. Stattdessen beließ man es bei wüsten Beschimpfungen, von denen einige durch glückliche Umstände von einem seichten ablandigen Wind sogar noch bis an die Ohren der beiden unfreiwilligen Seemänner getragen wurden.

Horaxedus lächelte. "Ich wusste gar nicht, dass Du Dich mit einem Boot dieser Größe auskennst. Ich selber kann gerade mal eine Nußschale auf Kurs halten. -Den aber muss man mir ausdrücklich mitteilen, denn navigieren kann ich nicht." Der Angesprochene zerrte kurz am Ruder und gab dem Schwarzmagier ein Zeichen, dass er sich kurz um das Segel kümmern sollte. "Viel besser kann ich es auch nicht. Aber den Weg nach Kyoto lege ich nicht zum ersten Mal zurück, und die Küste bleibt meistens in Sichtweite." Der Glasmacher nickte, während er eifrig einen Knoten dort in einen Tampen brachte, wo er seiner Meinung nach gut zu gebrauchen war. Noch war die Küste tatsächlich zu sehen. Und er hoffte, das bliebe auch erstmal so.

So schipperte das Boot mit der kleinen Kajüte im Rumpf über den Fjord. Die Winde meinten es gut mit den beiden Abenteurern. Kurskorrekturen hielten sich in Grenzen, und stärkere Böen blieben weitestgehend aus. Horaxedus blickte stolz zu seinem Freund hinüber. Gut, dass er hier war. Alleine würde er diesen Kahn vermutlich in kürzester Zeit versenkt haben. Tiefstes Vertrauen in Kain machte sich in der Brust des Magiers breit.

"Horax, Du machst das schon hier oben. Ich hau mich unten ne Runde auf's Ohr."

"...!"

Griever
02.08.2004, 01:35
"...Diejenigen, die Sünde um Sünde begangen hatten und die Schuld auf sich luden, zogen in die Wälder Belzusias und wachten fortan über ihre Geschwister in Beyond. Ich bin eine von ihnen und dein Großvater war einer jener, die von Kind auf im Umgang mit Magie trainiert wurden..."

"Siehst du diese grotesken Gestalten? Ihre hilflosen, gefangenen Seelen? Sie sind die unschuldigen Kinder, die zur Zeit deiner Mutter geboren wurden, sie waren überflüssig und so sparte man sich die Mühe, sie zu erziehen und machte sie zu den verfaulenden, willenlosen Kreaturen, die sie nun sind. Und glaubst du wirklich Adanos hat die Macht dazu? Erkennst du nun Beliars wahre Gestalt?"

"Ein absoluter Wunsch? Ja, jeder von erfüllt dir einen als Zeichen unserer Dankbarkeit..."

"Bote? Willst du bei jeder eroberten Welt dasselbe Ritual abhalten? Wie auch immer, das wird noch ein Weilchen dauern und bis dahin habe ich eine andere Aufgabe für dich..."

"Es... tut mir Leid, Erz... aber ich... ich wollte immer nur..."


"Denn wie ich sagte, es gibt nur die eine Zukunft, nur die eine."

...

"Land in Sicht!" Müde drehte er sich um und versuchte weiterzuschlafen, doch wenig später riss der Priester den Vorhang auf, sodass die Sonne ungehindert den vorher so wunderbar dunklen Ort verseuchen konnte.
"Das dauert doch noch, bis wir da sind", redete er in sein Kopfkissen hinein. Obwohl sie nach Tagen endlich am Ziel oder zumindest kurz davor zu sein schienen, war das kein Trost für ihn. Am ständigen auf der Hut sein wie in Gorthar sein würde sich wohl nichts ändern, denn in Kyoto weilte noch immer Seichiro, der neue Meister des Hoktobe-Schreins, welcher den Tod seines Vater rächen wollte und den Ex-Magier sicher nicht vergessen hatte.

HoraXeduS
03.08.2004, 03:28
Es hatte durchaus seine Vorteile, wenn man seit geraumer Zeit zu den Schwarzmagiern gezählt wurde. Vor allem für andere. Kain hatte offenbar Gefallen daran gefunden, die Nächte mit Schlafen zu verbringen, und da passte es ihm ganz offensichtlich ausgezeichnet, dass sein Begleiter zu denen gehörte, die besonders dann aktiv wurden, wenn die Sonne sich verabschiedete. Und so geschah es, dass die beiden Freunde, obwohl sie auf demselben Boot unterwegs waren und außer ihnen keine Menschenseele sich weit und breit in ihrer Nähe aufhielt, kaum länger als einen halben Tag miteinander verbracht hatten, seit sie von Gorthar aufgebrochen waren. Und das, obwohl sie bereits seit mehreren Tagen unterwegs nach Kyoto waren.

Irgendetwas schien Kain sehr erschöpft zu haben. Horaxedus war es nicht entgangen, wie blass und müde sein Begleiter zu Beginn ihrer gemeinsamen Fahrt gewirkt hatte. Und so war es für den Schwarzmagier selbstverständlich gewesen, aus seinem ehedem prall gefüllten Bündel dem Freund stets die Nahrungsmittel vorzusetzen, denen gemeinhin eine gesunde, belebende Wirkung nachgesagt wurde. Kain war gewiss nicht unbedingt ein großer Freund von rohem Obst und Gemüse, doch auf das getrocknete Fleisch, das sich Horaxedus stattdessen zwischen die kräftigen Zähne schob, schien er durchaus verzichten zu können. Und so wurden auch die Schlaf- und Ruhephasen ausgeglichener. Hatte Kain zunächst beinahe mehr geruht als gewacht, hatten die beiden Männer zuletzt Bord- und Steuerwache zu gleichen Teilen unter sich ausgemacht. Hierbei hätte der Magier nichts dagegen gehabt, einmal ausnahmsweise nicht immer nur mitten in der Nacht zum Zuge zu kommen. Doch wirklich gestört hatte es ihn auch nicht. Der Kahn war leichter auf Kurs zu halten, als befürchtet. Das Wetter meinte es gut mit ihnen.

"Jetzt komm endlich und schau!" rief Horaxedus dem Freund zu, der sein Gesicht noch einmal in dem mit Stroh gefüllten Kissen der hölzernen Koje vergrub. Schließlich gab Kain nach. Es gab keinen wirklichen Grund länger zu schlafen. Ganz im Gegenteil: Die früh am Morgen noch von der Küste aus herüberblinkenden Lichter der fremden Stadt waren über den Tag bereits erloschen, und Horaxedus war es nahezu problemlos gelungen, das Segelboot durch einige kleinere Strömungen hindurch in das Hafenbecken dieser offensichtlich großen Stadt zu steuern, welche er am frühen Morgen bereits von Ferne erspäht hatte.

Kain rappelte sich auf und warf einen Blick über Bord. Obwohl ihm der Anblick durchaus vertraut schien, sah der Glasmacher einige offensichtliche Sorgenfalten auf der Stirn des Einzelgängers. Nichts wirklich beunruhigendes, denn Kain hatte er wahrlich nicht als heiteren Menschen kennengelernt. Doch irgendwas in seinem Kameraden war auf der Hut und hieß ihn abzuwarten, diese Stadt nicht mit offenen Armen zu durchschreiten. Doch der Exmagier wusste seine Situation stets einzuschätzen. Gab es etwas zu sagen, würde Horaxedus es zu hören bekommen. Und so geschah es, dass ein seemännisch weitgehend unbedarfter Schwarzmagier seinem Begleiter denn tatsächlich ein kurzes Lächeln abgewann. "Und fest!" rief Horaxedus von einem der zahlreichen Stege hinüber zum nahen Boot, nachdem er die Leine festgemacht hatte. "Und jetzt hab ich einen verdammten Hunger auf ein verdammtes Stück verdammt frisches Fleisch, bevor wir Dolche schmieden gehen!"

Kain schmunzelte nur zur Erwiderung. Mehr war er angesichts ihrer Anwesenheit ausgerechnet in dieser Stadt nicht preiszugeben bereit.

Griever
03.08.2004, 04:51
Als sie den vor Menschen überquellenden Markt durchquerten, hätten sie eigentlich ebenso gequetscht und gedrängelt werden müssen wie die anderen, doch dem war nicht so, was aber nicht daran lag, dass man hier Fremde verehrte, eher im Gegenteil. Man war sie gewöhnt und versuchte sie zu meiden, was jeder Fremde auch deutlich zu spüren bekam.
"Igitt, siehst du die Fische da? Die sind ausgeweidet, leben aber noch kurz und werden so serviert, weil es so frisch wie möglich sein soll, bäh... und soweit ich weiß haben die gerade Saison... Du kannst dich ja gern dazusetzen, aber ich esse nichts, solange alle anderen um mich herum mit ihren zappelnden Delikatessen kämpfen."
"Wie wärs, wenn wir und einfach ein bisschen Fleisch holen und es irgendwo außerhalb der Stadtmauern grillen?"
"Aber nur, wenn an dem Fleisch kein Kopf dranhängt", willigte der Ex-Magier zögerlich ein. Nach kurzem Suchen fanden sie etwas abseits den Stand eines alten Mannes, der irgendwelches fertig ausgeschlachtetes und kopfloses Geflügel verkaufte.
"Wie viel willst du?", fragte er dem Priester der dunklen Mächte.
"Ich denke, 2 müssten reichen."
"Konban-wa... Yon", wandte er sich an den Alten, hielt aber nur drei Finger hoch, worauf der Alte mit der einen Hand ebenfalls drei und mit der anderen vier Finger streckte.
"Sanju o-negai shimasu", mischte sich lachend eine bekannte Stimme ein.
"Sakuya-san?"
"Schön dich zu sehen, Kain. Wenn ich darf, übernehme ich." Ein wenig verdutzt nickte der Ex-Magier nur leicht.
"Das ist Sakuya-san, ein Mönch des Hoktobe-Schreins nicht weit von hier, ich kenne ihn noch von damals", erklärte er seinem alten Freund flüsternd, während Sakuya Fleisch bei dem Alten kaufte.
"Das ist Horxedus-sama, ein Priester der... äh... Fliegen... Entschuldige, dass ich so direkt bin, aber was ist mit Seichiro-san? Ist er nicht wütend gewesen?"
"Wir konnten Seichiro-sama letztendlich doch noch aufklären. Er hat gesagt, er würde ihm leid tun und er würde sich sicher entschuldigen, deswegen seid ihr eingeladen, sei erneut unser Gast und gebt uns die Chance auf Vergebung."
"Wir? Du hast doch nichts Schlimmes getan, Sakuya."
"Wir sollten aufbrechen, bevor es Nacht wird."

HoraXeduS
04.08.2004, 04:00
Nur kurz hatte der Aufenthalt der beiden Freunde in Kyoto gewährt, als er auch schon eine gänzlich unerwartete Wendung nahm. Zumindest für Horaxedus. Bei Kain war sich der Schwarzmagier da längst nicht sicher. Zu vertraut schien ihm der Fremde, zu persönlich verlief das Gespräch zwischen den beiden, als dass man noch annehmen konnte, dieses Treffen auf dem Markt der zumindest für Horaxedus völlig fremden Stadt wäre reiner Zufall gewesen.

Nun, aus der Sicht des Magiers waren die beiden Abenteurer hier her gekommen, um dem Glasmacher Kenntnisse über das Falten von Dolchklingen nach Art der Ostvölker zu beschaffen. Umso griesgrämiger schaute Horaxedus nun drein, als sich in seinem Kopf der Gedanke einnistete, Kain könne die Überfahrt hierher durchaus mit weniger uneigennützigen Motiven in Gang gesetzt haben, als zunächst vermutet. Und je länger der Schwarzmagier darüber nachdachte, umso weniger wohl war ihm bei der Sache. Während der gesamten Überfahrt hatte Kain genug Gelegenheit gehabt, seinem Begleiter etwas über seine eigentliche Mission zu erzählen, so er denn eine hatte. Oder war der Exmagier ebenso überrascht worden wie Horaxedus, als dieser Saku-irgendwer ihn beim Fleischkauf angesprochen hatte? Wurden sie hier gar von einer Geschichte eingeholt, die Kain überhaupt nicht zu schreiben gedacht hatte?

Aus Achtung vor seinem Freund unterließ es der Glasmacher, diesen hier und jetzt zur Rede zu stellen. Es war nicht nötig, ihn vor seinem alten Bekannten dieser Peinlichkeit auszusetzen. Und irgendeinen Grund musste es zudem gehabt haben, dass der Einzelgänger seinen Begleiter als einen "Priester der Fliegen" vorgestellt hatte. Leises Misstrauen lag offenbar in der Luft, die Identität des Schwarzmagiers musste also nicht unbedingt preis gegeben werden. Die beiden Freunde konnten dies später noch klären, unter vier Augen, und der Magier beließ es dabei.

Leichtfüßig schritten der Fremde und Kain voran, bis am Rande der Stadt die ausgebaute Straße sich zu einem immer noch gut begehbaren, aber unbefestigten Pfad verjüngte. Horaxedus brummte leise in sich hinein. Gut, sein Wissen über die Klingenkunst dieses Volkes würde er nun mit etwas Verzögerung mehren. Und über irgendwas aus seiner Vergangenheit hatte ihn Kain wohl auf dem Weg nach Kyoto zu unterrichten versäumt. Doch was den Magier gehörig auf die Palme brachte, war, dass anscheinend keiner außer dem hungrigen Glasmacher daran zu denken schien, die Mahlzeit, deren Einkauf die drei Männer scheinbar erst zusammengeführt hatte, in Kürze zu verzehren. Zu allem Überfluss schlängelte sich ihr Weg hinter der Stadt nun aufwärts, in der Ferne war ein Gebäude auszumachen, auf das sie sich zu bewegten. Horaxedus stand wahrhaftig nicht der Sinn nach fernen Gebäuden, besonders nicht, wenn sie so fremdartig daherkamen. Und dann auch noch bergauf!

In was für eine befremdliche Gegend hatte es die Freunde hier bloß verschlagen. Alles war anders als... Naja. Mal gucken konnte ja vielleicht nicht schaden.

Griever
04.08.2004, 22:11
Im Hoktobe-Schrein angekommen verschwand Sakuya schnell hinter einer der zahlreichen Schiebetüren. Auf dem Hof trainierten gerade die Schüler. Nachdem sie den Kampf gegen ihren Meister verloren hatten, wurden sie von selbigen mit Schlägen auf ihre Fehler hingewiesen, obwohl sie ohnehin zumeist mit aufgeplatzten Lippen und blutenden Nase schweißüberströmt vor ihnen standen. Kurze Zeit später eilte Seichiro mit einem Mönch an jeder Seite und Sakuya hinter ihm in den Hof, woraufhin jedes Training unterbrochen wurde und sich alle Blicke auf ihn richtete. Hier hatten sich offenbar nicht nur die Trainingsmethoden geändert...
"Kain-dono, ich bitte zutiefst um Vergebung. Ich hatte ja keine Ahnung, dass euer Schwert durch einen Blutstein beseelt ist. Bitte erlaubt mir die Ehre, euch erneut als Gast willkommen heißen zu dürfen." Der Ex-Magier warf einen kurzen Blick zu seinem Begleiter.
"Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite, ich nehme euer Angebot dankend an und freue mich über eure Gastfreundschaft."
Seichiro deutete eine leichte Verbeugung an und zog sich zurück. Anschließend wurden beide in eines der Gästezimmer gebracht, wo sie vermutlich auf das Essen warten sollten.
"Endlich...", erschöpft ließ sich der einstige Guru in die Kissen fallen.
"Diese scheiß Höflichkeitsfloskeln kotzen mich dermaßen an... Ich will lieber endlich was essen! Du nich auch? ...Hey, Horax-kun!"
"Hm? Ich hab nur das Gefühl hier stimmt irgendwas nicht."
"Naja... Auch wenn er es nicht wollte, er musste sich entschuldigen, sonsts wärs mit seiner Ehre und seinem Ansehen dahin... Wie gesagt, scheiß Höflichkeitsfloskeln... Das kommt davon, dass die Adligen Hof des Kaisers den lieben langen Tag nichts zu tun haben und sich dann so was ausdenken..."
"Entschuldigen sie die Störung, aber es ist Zeit für das Bad", platzte einer der Mönche hinein.

HoraXeduS
05.08.2004, 04:46
"Ein Bad? Jetzt? Ich bin eigentlich etwas zu hungrig, um..." Der Schwarzmagier hatte Mühe, seinen Unmut im Zaume zu halten. Zu lange bereits hatte er sich auf eine gescheite Mahlzeit aus reichlich Geflügelfleisch gefreut. Wenn es unbedingt sein musste auch irgendetwas zubereitet nach Art des Hauses oder dergleichen. Der Magen des Glasmachers knurrte sehnsüchtig, doch Kain legte sogleich die flache Hand auf den Unterarm seines Freundes, gleichsam zu dessen Beruhigung, doch vor allem, um ihn davor zu bewahren, durch grobe Unhöflichkeit gegen die hiesigen Riten zu verstoßen, die von den Einheimischen offenbar sehr Ernst genommen und dementsprechend kultiviert und gepflegt wurden. "Das Bad, selbstverständlich. Wir kommen sofort mit Euch", sprach der Exmagier mit ruhiger Stimme zu dem Mönch, der ohne zu klopfen den Raum betreten hatte. Doch Horaxedus hatte bereits beschlossen, ihn dafür nicht zu tadeln... Anklopfen an einer Wand aus Papier, das mochte ein kompliziertes Unterfangen sein. Hier gab es wohl keine richtigen Zimmerleute und nur schwächliche Baumeister. Was für eine Idee, Häuser aus Papier zu bauen. Ein Windstoß nur "...und denen fliegt alles um die Ohren!" "Wie meinen?" erkundigte sich der Mönch freundlich. "Ach, vergesst das, Mönch-dono" lächelte der Magier verlegen, und der Angesprochene tat es ihm, offensichtlich aus aufrichtigem Gefühl heraus, gleich.

"Auf geht's." Kain stand auf, reckte sich kurz und schob seinen Freund hinter dem Fremden aus dem Raum. Die Männer verließen das filigrane Gebäude und näherten sich nach kurzem Gang einer Art Wolke. Es war frisch draußen, und während die Männer auf das Bad zuschritten, konnte der Glasmacher einen flachen, ziemlich breiten Fluß ausmachen, der sich aus der Wolke in südlicher Richtung zum Tal hin schlängelte. Das Wasser, das er führte, musste warm sein, denn in der nächtlichen Frische lag auch über dem Fluß ein sanfter Nebel.

"Hoffentlich baden wir nicht im Freien", murmelte Horaxedus und begann unwillkürlich zu frösteln, bevor er wissentlich eine Spur zu laut fortfuhr: "Aber jungejunge, ich werde mich wie neugeboren fühlen, wenn ich erstmal einen Hechtsprung ins Becken gemacht habe und der ganze verdammte Dreck von Gorthars Straßen von meinem Leib abbröckelt!" Kain lächelte. Der Mönch lächelte ebenfalls, aber wirklich amüsiert sah er nicht gerade aus.

Griever
05.08.2004, 13:37
Das Bad erinnerte ihn an die heißen Quellen und die drei Geysire bei seinem Turm hinter den nördlichen Bergen... Er war jetzt schon ewig nicht mehr dort gewesen, sogar den Ring aus den Hallen von Luna trug er noch immer bei sich. Dieses mal achtete der Ex-Magier peinlichst genau darauf, dass seine Sachen nicht abhanden kamen, nicht so wie beim letzten mal, wo das Hexenschwert erst wieder im leblosen Körper von Hoktobe-sama auftauchte. Nach der entspannenden Ruhepause wurden sie in flauschige Tücher eingewickelt auf das Gästezimmer gebracht, wo bereits kommentarlos ein prunkvoller Kimono auf je ein Bett gelegt worden war. Doch entsprechend der Situation hatte sich die Runika, wie üblich scheinbar von Geisterhand gelenkt oder vielmehr genäht, angepasst und die Form eines schlichten, nachtschwarzen Kimonos angenommen, wie der ehemalige Dieb unschwer beim Anziehen bemerkte. Bald darauf wurden sie erneut abgeholt und zu einer Art Speisezimmer begleitet.
"...Würdet ihr uns gern begleiten?"
"Natürlich, aber leider müssen wir zuerst mehr über die Falttechnik bei gläsernen Klingen in Erfahrung bringen."
"Sakuya berichtete mir schon, dass ihr nach Kyoto zurückgekehrt seid, um die Schmiedekunst zu studieren."
"Ja und dieses Anliegen ist äußerst dringend."
"Gut. Es wäre mir ein Vergnügen euch dabei behilflich sein zu dürfen... Euer Freund als Priester der Fliegen könnte sich doch das Wissen schnell an euren Schmied weitergeben oder falls es euch nur um die Waffe gehen sollte, könntet ihr sie hier vor Ort schmieden lassen, sodass euch genug Zeit bleibt uns auf diesen Ausflug zu begleiten... Es würde mich und mein Haus sehr ehren", fügte er leicht aggressiv hinzu.
"Entschuldigt mich bitte, die Medizin bekommt mir nicht gut..."
"Dann ziehen wir uns jetzt lieber zurück." Horax, der offenbar noch nicht ganz satt war, schien davon eher wenig begeistert von griff noch einmal hastig über den Tisch, um sich noch ein paar der panierten Fleischbällchen mitzunehmen. Sie mussten sich ohnehin beraten...
"Der führt doch irgendwas im Schilde, dass ihm diese Reise so wichtig ist."
"Ja, aber was soll es da oben denn groß geben?"
"Vielleicht wollen sie uns ihrem Gott zu ehren opfern?", scherzte der Schwarzmagier.
"Auf jeden Fall können wir im Moment besser entkommen als später."
"Naja, wenn sie wirklich was planen, beobachten sie uns sicherlich auch jetzt."
"Kann schon sein, aber dennoch sind sie jetzt nicht in unmittelbarer Nähe, rauf aufs Dach über die Mauer und weg sind wir..."
"Wenn sie das nicht eben mitgekriegt haben..."
"Ich glaube, wenn die uns wirklich so dringend loswerden wollten, hätten sie das schon getan... Uns auszuspionieren ist bei denen was würdeloses. Wenn dann beobachten sie uns nur, wenn wir sie auch beobachten können, so wie beim Essen eben zum Beispiel."
"Wenn du meinst..."
"Naja, mal sehen, ich bin jedenfalls viel zu müde, um mir über so was Gedanken zu machen..."
Stunden später riss den Ex-Magier ein permanentes, penetrantes Flüstern aus dem Schlaf.
"Horaxedus-sama, Horaxedus-sama,..." Immer und immer wieder dasselbe. So erhob er sich schließlich und schob das Papier beiseite.
"Was ist denn?!" Der dunkle Priester erwachte nun ebenfalls und blickte zur Tür. Den ehemaligen Waldläufer ignorierend wandte sich der junge Mönch dem Schwarzmagier zu.
"Hier ist er!", rief er. Jetzt wurden es immer mehr von der Sorte.
"Oh, Horaxedus-sama, wir haben beim Speisen mit Seichiro-sama gehört, ihr seid ein Priester der Fliegen."
"Wir haben Fliegen gefangen."
"Was erlaubt ihr euch?" Leicht gereizt mischte sich der Ex-Magier ein.
"Würdet ihr für uns aus den Fliegen die Zukunft lesen?"
"Verpisst euch!" Mit einem kräftigen Tritt beförderte er die dämlichen Scheißkinder nach draußen und knallte die Schiebetür zu.

HoraXeduS
07.08.2004, 09:07
Als Kain wieder zu sich kam, war es spät. Nicht, dass um ihn herum bereits das pralle Leben Einzug gehalten hatte. Doch wenn man seinem Gegenüber einen Schritt voraus sein wollte, musste man im wahrsten Sinne des Wortes früher aufstehen. Der Exmagier ärgerte sich. Durch tumbes Schlafen hatte vermutlich noch niemals auch nur ein einziger Mensch seinen Kopf aus der Schlinge gezogen. Horaxedus und ihm würde in der derzeitigen Situation keine andere Wahl bleiben, als Seichiros Wunsch Folge zu leisten und ihn also zu begleiten.

"Seht Ihr den Bastard hier? Er bietet Euch den Opferstock, wird Euch folgen bis in den Tod." Der Angesprochene, ein junger Mönch von kaum vierzehn Jahren, streckte nur zaghaft seine Hand nach dem Fluginsekt aus, während der Herr der Fliegen lächelte. Ein leises Summen lag über der Szenerie hinter den Wohnhäusern der Mönche. Horaxedus fühlte sich durchaus geschmeichelt, dass die Jünglinge der fremden Kultur seinen Rat für den Umgang mit Fliegen suchten. Doch hatten seine unverhofften Schüler bereits einen entscheidenden Fehler begangen. "Ihr könnt sie doch nicht einfach fangen!" lachte der Schwarzmagier. Wie sollte man jemals das Vertrauen einer gefangenen Kreatur gewinnen?

Kain streckte nicht mehr als sein Gesicht zur Tür hinaus. Ohne ein Verständnis für den Umgang seines Freundes mit den jungen Mönchen zu heucheln, durfte er doch mit Fug und Recht erwarten, den dunklen Freund an seiner Seite zu wissen, wenn es darum ging, Seichiro zu folgen.

Horaxedus bemerkte das Aufbruchmanöver Kains. Nur wenig Geplänkel war nötig, den jungen, ratsuchenden Mönchen das Unrecht zu verdeutlichen, das darin begangen war, die geflügelten Begleiter gegen ihren Willen zu fangen. Ein Irrsinn gar, sie sich unterwerfen zu wollen. Der junge Mönch, der es kurz zuvor gewagt hatte, gegen Kains Geheiß den "Priester der Fliegen" erneut in seinem Gästezimmer aufzusuchen, lächelte verständig.

"Wir müssen aufbrechen." Kain wirkte unruhig und voller übler Vorahnungen, als Horaxedus sich dicht neben ihm durch papierne Wände zurück in das ihnen zugewiesene Gästezimmer zurück geschoben hatte. Der Magier lächelte. Das vertrauensvolle, leise Summen in seinem Bündel musste einem jeden Beobachter zwangsläufig verborgen bleiben. Schließlich nickte der Glasmacher ohne jede sichtbare innere Regung. "Die Fertigung der gläsernen Klinge werden wir schon noch lernen", lächelte er angriffslustig. "Doch wer wollte schon so töricht sein, ausgerechnet Seichiro-sama-irgendwen an diesem besonders sonnigen Tag nicht zu begleiten?"

Kain nickte, und sogleich wurde sein Signal zum Aufbruch dem ehrenwerten Adressaten überbracht. Als Seichiro davon erfuhr, lächelte er wohlwollend. Von Fliegen konnte er nichts wissen. Woher auch.

Griever
08.08.2004, 00:47
"Hab ich dir das..." Der Ex-Magier stutzte.
"Hast du gestern nicht zugehört? Wir begleiten sie nur, wenn wir haben, weswegen wir hier sind... Hier, das hat mir gestern Abend noch einer gebracht." Er überreichte seinem Gegenüber ein kleines Buch, welcher es umgehend aufschlug, um zu überprüfen, ob das gesuchte Wissen auch wirklich enthalten war.
"Nein, du musst rechts anfangen. Wie immer von links nach rechts lesen, aber von links nach rechts blättern." Ein wenig bescheuert, aber wenigstens in myrthanischer Schrift.
"Ach ja, der Bote meinte noch, dass Seichiro verhindert ist. Sakuya wird an seiner Stelle den Trupp führen. Tschuldige, hab ich total vergessen."
"Schon gut, aber was meinst du mit verhindert?"
"Naja, der Typ meinte nur, dass er uns nicht begleiten kann und das es ihm Leid tut."
"Aber gestern war er doch noch ganz versessen darauf."
"Vielleicht hat er seinen Plan geändert."
"Möglich... Und er hat nicht gesagt warum?"
"Nein... Hm... Die Auren dieser Männer sehen alle gleich aus... einige schwächer oder stärker aber keine gravierenden Unterschiede... das ist wohl auch Teil ihres Trainings. Kannst du nicht ein dunkles Auge entsenden?"
"Ein was? Wozu denn?"
"Schon gut."
"Nein, warum?"
"Na ob zu sehen, ob Seichiro hier ist, ob er wirklich irgendwie anders beschäftigt ist... Auch egal, wir sollten langsam runter, die anderen warten bestimmt schon und es ist nicht unbedingt unauffällig, wenn wir zu spät kommen."

Griever
09.08.2004, 02:30
Nach einer langen Wanderung und einem mühevollen Aufstieg waren sie endlich an ihrem Ziel angekommen, ein alter, inaktiver Vulkan.
"Man erzählt sich, hier brüteten einst Drachen und zuletzt sogar ein Phönix. Als das Junge schlüpfte, sich in die Lüfte erhob und mit seiner Mutter davonflog, brach der Vulkan aus. Danach wurde in sein Inneres ein Ring verbannt, woraufhin der heilige Berg abkühlte und es kamen keine Drachen mehr. Es fehlt an der ernormen Hitze, die nötig ist, um das Ei eines Feuerdrachen auszubrüten."
"Sag Sakuya-san, wie lang braucht es, bis ein Feuerdrachenjunges schlüpft?", unterbrach ihn Kain.
"Das kann sehr lange dauern, aber auch schnell gehen."
"Mit anderen Worten, er hat keine Ahnung", flüsterte ihm der Schwarzmagier zu.
Es musste niemand erwähnen, wo es weiterging. Am Kraterrand war eine breite, geländerlose Treppe deutlich zu erkennen. Sie führten in einer großen Spirale an der Kraterwand hinab in die Tiefe. Knapp über ehemals flüssigen Gestein erreicht man ihr Ende. Hier unten schien niemals die Sonne. Von einer kleinen Plattform aus führte ein Gang weiter ins finstere Innere des heiligen Bergs. Mit nassgeschwitzter Robe und schwarzen Ringen um den Augen erreichte der Ex-Magier die Plattform als letzter.
"Ist dir nicht gut?", fragte der Schwarzmagier besorgt.
"Mir ist heiß--", hustete er.
"--Dir nicht?"
"Nein... Sakuya? Wir können nicht weiter mit euch kommen, seht ihn euch an!" Selbiger drehte sich um blickte erschrocken in das triefend nasse Gesicht des ehemaligen Waldläufers.
"Bei Hoktobe-sama, Lasst uns schnell ins Innere gehen, dort ist es kühler!"
"Hier ist es doch eisig genug! Und woher wisst ihr, dass ihm warm ist?"
"Er schwitzt", sprach er nach einigem Zögern.
"Es könnte auch kaltschweißig sein..." Doch seine Worte wurden ignoriert. Ein äußerst muskulöser Mönch nahm sich dem Ex-Magier an und trug rasch hinein, bevor der Priester irgendetwas dazu sagen konnte. Im Inneren warfen die Mönche eine große Statue eines Drachen um und legten den leblosen Körper darauf. Wenig später zückte ein älterer Mönch sein Messer und führte es auf Kains freigelegten Oberkörper.
"Was macht ihr da?!", mischte sich Horaxedus ein. Daraufhin stoppte der Alte, Sakuya holte sein Schwert heraus und eilte auf den Schwarzmagier zu, drückte ihn gegen die Wand und hielt ihm die Klinge an den Hals.
"Wir versuchen ihm zu helfen, verdammt! Ich werde nicht zulassen, dass du uns daran hinderst." Verwundert starrte ihn der Schwarzmagier an. Dann forderte er die anderen auf weiterzumachen. Wieder bewegte sich die Schneide auf die Brust des Ex-Magiers zu. Ruckartig knöpfte sich die Runika selbst zu. Unbemerkt hatte sie wieder die Form einer Magierrobe angenommen.
Ein greller Blitze leuchtete auf und wenig später bemerkte der Priester, wie warmes Blut über seine Robe floss. Das Messer des Alten, welcher nun genau wie die anderen Mönche aufgeschlitzt mit weit aufgerissenen Augen am Boden lag, hatte sich in Sakuyas Rücken gebohrt, woraufhin dieser kraftlos zusammensackte. Achtlos stieß er den Mönch zurück und eilte zu Kain, welcher sich gerade aufrichtete.
"Was--"
"--Ich habe es gesehen."
"Was?"
"Ich weiß, warum sie hier sind, sie wollten den Ring aus der Geschichte... Es ist der Ring, den ich eigentlich schon beim letzten mal hätte holen sollen, wäre Seichiro nicht gewesen."
"Hä?"
"Ich erzähle es dir später, wie müssen den Ring holen!" Der Ex-Magier zog das Hexenschwert aus dem Leib des toten Mönchs, der ihn versucht hatte aufzuschlitzen und nun selbst aufgeschlitzt dalag. Dann eilte er voran immer tiefer bis zu einem großen, reich verzierten Tor. Ohne groß zu Zögern schob er den Hexenstahl in eine kleine Öffnung und drehte es wie einen überdimensionalen Schlüssel herum.
"Woher weißt du das?"
"Dieselbe Vorrichtung gab es im blauen Tempel."
"Nein, ich meine, woher weißt du das alles."
"Ich habe es gesehen... Ich erzähls dir nachher." Schon stürmte er weiter voran durch die sich langsam aufschiebenden Tore. Eine kleine Treppe, kaum mehr als vier Stufen lang, führte zu einem Podest auf dem in orangebraunes Licht gehüllter goldener Ring lag.
"Bist du bereit?", wandte er sich an den Schwarzmagier.
"Wofür?"
"Wenn du willst, kannst du schon mal vorgehen."
"Warum denn?!"
"Zu spät." Schon hatte er den Ring in der Hand und rannte am Priester vorbei.
"Schnell!"
"Warum, verdammt?"
"Deswegen!", meinte der Ex-Magier und deutete auf die erste umstürzende Steinsäule. So schnell wie möglich rannten sie heraus und weiter die Treppen hoch.
"Das ist bisher bei allem Elementartempeln passiert!", keuchte der Ex-Magier.
"Sie haben ihren Zweck jetzt erfüllt, aber an einer so ungünstigen Stelle war bisher noch keiner. Beim--"
"--Erzähls mir nachher!", forderte ihn der Schwarzmagier auf. Kain lächelte. Es war ohnehin schon anstrengend genug. Auf halber Strecke begann auch die Treppe wackelig zu werden.
"Schneller!!!" Unten brachen bereits die ersten Stufen ab. Eine Kettenreaktion, die sich rasant fortsetzte.
"Schneller, schneller!!!" Sie fast oben angekommen, als die Stufe hinter ihnen abbrach. Panisch sprangen sie...

HoraXeduS
10.08.2004, 03:41
Der finale Sprung, den der rennende Kain die stürzende Treppe hinauf flog, war mit Mühe und Not kraftvoll genug gewesen, um den Exmagier mit den schlanken Fingern beider Hände an scharfkantige Bruchstellen des Kraterrandes zu heften. Blut floss dem Einzelgänger aus den blanken Händen. Und für einen Augenblick sah es so aus, als wolle er dem Drang nachgeben, einfach loszulassen.

Den anderen flüchtenden Abenteurer hatte es kaum besser getroffen. Zu spät hatte er den Absprung eingeleitet, als die Stufe, auf der er sich befand, bereits unter seinen Füßen in die Tiefe zu stürzen begann. Mit einem wilden Griff und der kompletten Straffung seines recht langen Körpers gelang es Horaxedus gerade noch, sich mit der rechten Hand an einen nicht minder scharfen Felsvorsprung zu klammern. Da im Sprung bereits abzusehen war, dass die Linke keinen Halt an der brüchigen Kraterwand finden werden konnte, liess der Schwarzmagier seinen angespannten Körper möglichst flach und ungeschützt gegen den groben Fels prallen, in der vagen Hoffnung, dass wenigstens irgendein Fetzen seiner Kleidung sich an einem winzigen Vorsprung der Wand verfangen und die rechte Hand damit zumindest ein wenig entlasten würde. Doch das einzige, was sich vorübergehend in dem groben Stein verfing, war des Glasmachers Gesicht. Unmittelbar nach dem Anprall fühlte Horaxedus bereits warmes Blut an seiner Wange und den Hals hinunterlaufen. Ein kurzes Klappern ein Stück weiter die steile Wand hinunter verriet den hinunter fallenden Kampfstab. "KAIN?!!"

Der geschundene Exmagier schien sich auf seine Hände zu konzentrieren. Er schwieg und keuchte. Doch machte er keinerlei Anstalten, sich höher -das letzte Stück des Kraterrandes hinauf- zu ziehen. Unweit seiner Rechten hing Horaxedus an nur einem Arm, doch konnte er den Kopf nicht zu seinem Freund drehen. Sein Unterarm drohte schier zu zerreissen. Bereits nach wenigen Sekunden war die Hand, die sich irgendwo in den Fels gekrallt hatte, taub und gefühllos. Lange würde das nicht gutgehen. "Bei Beliar!" schnaufte der Schwarzmagier und brachte die linke Hand zitternd an seine Hüfte, wo er sogleich nach der eingenähten Tasche suchte. Doch die Robe hatte sich etwas an den Fels gespannt. Der Magier fand zwar den Zugang zu der kleinen Tasche, doch konnte er die Hand nicht ganz hineinbringen, ohne sich unfreiwillig von der Felswand abzustoßen. Vorsichtig bohrte er mit dem Finger weiter hinein und stieß mit der Kuppe seines Mittelfingers schließlich an die sanfte Oberfläche einer Rune. Einige unendliche Sekunden später spürte er sie in seiner Hand. "Wetten, Du hast den Lichtzauber erwischt?" zischte es erstmals leise neben ihm. Der Glasmacher verzog zitternd seine Miene zu einem zaghaften Grinsen, während er mit dem Daumen über die Rune strich. "Oh Mann... nicht viel besser...!" Dann warf er einen Blick nach oben auf den Kraterrand, nicht weit über seiner rechten, kalten Hand. Dann begann er leise zu murmeln.

Der Zombie erhob sich keuchend und stinkend über Horaxedus' Kopf, genau auf dem Rand des Kraters. Zu gerne hätte der Schwarzmagier den Blick seines Freundes gesehen, als die Kreatur langsam auf ihn, den deutlich leichteren der beiden hängenden Abenteurer, zusteuerte und sich zu ihm hinunterbeugte. Der Zombie keuchte. Mit beiden Händen umfasster er eines der Handgelenke Kains von oben und machte sich daran, ihn stöhnend nach oben zu ziehen. Der Exmagier löste seinen Griff vom Fels und fasste sich ein Herz -Es gab keine andere Lösung: Als der Zombie seine rechte Hand hinaufzog, musste Kain auch mit der Linken die Kraterwand loslassen. Angewidert griff der nach dem Arm des untoten Helfers, der den Einzelgänger beinahe bereits zu sich auf den Kraterrand gezogen hatte. Da geschah es plötzlich: Kain zog zu heftig mit der linken Hand am Arm des Zombies und der verwesende Retter konnte gerade noch mit ansehen, wie ihm der Ellbogen aus dem maroden Leib gerissen wurde. Geistesgegenwärtig griff der Exmagier noch einmal nach und zog sich blitzschnell mit voller Anspannung an der Schulter des Zombies nach oben. Dieser hatte keine Chance. Stumm und keuchend er in die Tiefe hinab, immer tiefer und tiefer.

Kain zwang sich, den faszinierten Blick von dem stürzenden, heimkehrenden Zombie abzuwenden und warf sich lang auf den felsigen Boden des Kraterrandes. Dann griff er mit beiden Armen nach der Robe oberhalb der Schultern seines Freundes. Horaxedus erschrak kurz, dann zog er sich so heftig es ihm möglich war, einhändig weiter hinauf. Der Exmagier griff noch einmal nach, als der andere sich ihm annäherte und zerrte ihn in Hüfthöhe auf den Kraterrand.

Blutend und schnaubend lagen sie da, in der atemlosen Gewissheit, dass sie noch einmal mit dem Leben davon gekommen waren. Bis sie hinter sich diese zwar keuchende, aber kräftige Stimme hörten.

"Ein bedauernswert ehrloser Umgang, den Ihr da pflegt, Kain-dono. Mit einem 'Priester der Fliegen' und seinen stinkenden Untoten..."

Griever
10.08.2004, 23:55
Blitzartig glitt der Hexenstahl aus der blutroten Scheide.
"Senkt euer Schwert und euch wird nichts geschehen", keuchte er schon weniger aufgeblasen. Offenbar hatte das Messer seine Wirbelsäule und wichtige Organe verfehlt.
"Ich will nur den Ring."
"Warum?", fragte der Ex-Magier trocken.
"Nachdem wir aus Ceic zurückkehrten, Seichiro-sama alle anderen hinrichten. Nur ich musste am Leben bleiben, um euch bei euerer Rückkehr nach Kyoto in den Schrein zu locken... Er drohte mir damit, mich zu ächten und zu verbannen, eine Schande für meine Eltern, aber das bin ich nun sowie so..."
"Sakuya--", setzte Kain erneut an.
"--Bitte Kain-dono, macht es nicht noch schwerer als es ohnehin schon ist!"
"Das interessiert mich alles nicht, ich wollte nur wissen, warum ihr den Ring haben wollt."
"...Seichiro hat euch den Mord an Hoktobe-sama nie verziehen, er glaubt fest daran, das ihr es gewesen seid. Und braucht den Ring für die Erschaffung eines Schwerts, mit dem er euch vernichten will. Er glaubt, dass ihr als Kind der erwürdigen Hyen über gewissen Fähigkeiten verfügt und nicht so einfach mit einer gewöhnlichen Waffe zu töten seid."
"Ach so und er wollte den Ring nachdem ich das Heiligtum geöffnet hatte von irgendjemanden unbemerkt zu ihm bringen lassen und dann das Schwert erschaffen? Zu dumm nur, das er offenbar nicht richtig lesen kann. Der Ring aktiviert ein Schwert, das mir... eine gute Freundin vor sehr langer Zeit, kurz vor ihrem Tod anvertraut hat." Sakuya stand nur ratlos herum, Kain nutzte den Moment und schnellte nach vorn, dann packte er den Arm des Mönchs und schleuderte ihn zum. Sakuya hatte keine Chance mehr sich irgendwo festzukrallen und fiel... Sie warteten kurz, doch es war kein Knall zu hören, auch schon beim Zombie nicht... Vorsichtig lugten sie den Schlund hinab. Flüssiges Feuer blubberte dort vor sich hin und stieg mit jeder Sekunde höher.
"Scheiße." Immer darauf achten ja nicht zu stürzen rannten sie den steilen Hang hinab hin zur Stadt. Die Bambuswälder um die Stadt herum waren zu dicht und so blieb der einzige Weg am Schrein vorbei, wenn sie nicht einmal um den ganzen Wald herum rennen wollten. Gleich hatten sie es geschafft, wenn sie schnell genug...
"Scheiße!" Schon erschien Seichiro samt der anderen Mönche aus dem Tor. Während er dort zurückblieb, rannten die anderen auf die beiden Männer aus Khorinis zu. Mit einem gewaltigen Grollen schoss die Lava aus dem Vulkan. Heiße Asche regnete auf sie herab und die ersten, glühenden Steine gingen nieder und warfen einige der Mönche zu Boden. Die jüngeren wurden langsamer, wurden zwar von ihren Meistern gedrängt, doch nachdem der erste sich überwand und floh, folgten ihm zahlreiche andere und schließlich sogar ältere. Kain rannte mit gezogenem Schwert nach vorn, blockte den ersten und schleuderte ihn ähnlich wie Sakuya zuvor um 180 Grad und duckte sich vor einem weiteren herankommenden Schwert, welches nun den ersten enthauptete. Der Ex-Magier bohrte sein Schwert in den Bauch des anderen und wiederholte diese Taktik, während Horax unentwegt Schattenläuferskelette, Golems und Skelette beschwor, welche die zahlreichen Mönche in Schach hielten. Schließlich war Kain erschöpft vor Seichiro angekommen.
"Feige wie eh und je!"
Er spürte deutlich die Vibrationen des Hexenschwerts. Schon prallten ihre Klingen das erst mal aufeinander.
"Seichiro..." Woher kam diese Stimme?
"Seichiro..." Und Klirrend gingen sie wieder auseinander.
"Seichiro..." Der Blutkristall begann zu leuchten und es befreite sich aus Kains Griff. Der Meister des Hoktobe-Schreins blockte trotz seiner Erstauntheit, doch seine Klinge zerbrach. Dann erschien der kleinen Junge, der dem Blutkristall des Hexenschwerts innewohnte ihm diesem seine Macht verlieh.
"Seichiro..."
"Sakura...", starrte er den Geist ungläubig an.
"Ich habe Vater getötet."
"Du?" Der Junge nickte.
"Er bat mich um Vergebung für damals, als er noch als Beamter dem Kaiser diente und so streng zu mir war. Er bat mich auch darum, ihn zu strafen, aber ich wollte erst nicht. Doch ich wusste, dass er schwer krank war, auch wenn man es ihm nicht angemerkt hat, also entschloss ich mich dazu, es doch zu tun."
"Dann--"
"--Sei still, dann schmerzt es nicht so. Du kannst Vater bald selbst fragen. Auch wir werden uns bald wieder. Sehr bald, denn das Ende naht, nicht wahr Kain?" Der Angesprochne nickte nur beruhigt. Sakura lächelte und verschwand wieder, woraufhin auch der Blutkristall aufhörte zu leuchten.
Horax, der schon länger neben ihm stand, wollte schon wieder den Mund aufmachen.
"Ich erzähls dir nachher", lachte Kain. Neben ihnen erreichte nun der erste Strom dünnflüssiger Lava den Schrein. Sie mussten sich beeilen, wenn sie noch ein Boot erwischen wollten.

HoraXeduS
11.08.2004, 05:35
Die Hast, mit der die Abenteurer nun seit geraumer Zeit unterwegs waren, schien Horaxedus schier die Lungen zu zerreißen. Sein ganzer Körper brannte, beinahe so heiß wie der Lavastrom, welcher sich hinter Ihnen in Richtung der Stadt ergoss, welche die Gehetzten ebenfalls gerade erreichten. Der Schwarzmagier verschwendete nur einen kurzen Gedanken daran, wie wohl Kain es machte, bei all diesem Gerenne nicht außer Puste zu geraten.

"Zum Hafen!" rief der Exmagier und rannte noch immer voraus, vorbei am Markt der auch zu dieser Zeit noch quirligen Stadt, in Richtung der vielen Stege am Meereshafen. An einem von ihnen hatten sie bei der Ankunft ihren mit einem Segel versehenen Kahn angebunden. Doch der Magier staunte nicht schlecht, als er bemerkte, dass sich bereits zwei Personen an Bord befanden. Kain, der die Leinen löste, hatte die beiden offenbar noch gar nicht bemerkt. "HE!" rief Horaxedus wütend, "das ist doch der alte Fleischverkäufer, der vom Markt! Was sucht der mit der Frau hier an Bord?" "Mir egal!" gab der Einzelgänger zurück, stieß das Boot mit einem kräftigen Tritt vom Steg ab und machte sich bereits daran, das Segel zu hissen.

Das alte Paar saß schweigend und lächelnd am Heck des Bootes, vor sich hatten die beiden ein großes Fass plaziert. Es war verschlossen, weshalb man kaum erahnen konnte, was dort wohl enthalten war. "Hört mal, das ist unser Kahn. Ihr habt hier nichts verloren. Wenn ihr jetzt springt, könnt ihr durch das seichte Wasser noch problemlos zurück in die Stadt waten." Doch die beiden alten Leutchen lächelten nur. Ganz offensichtlich hatten sie kein Wort von dem verstanden, was Horaxedus ihnen beibiegen wollte.

"Kain, zum Henker, was wollen diese Gestalten hier? Ich will die nicht mitnehmen. Die fallen uns nur zur Last und verstehen tun sie mich erst recht nicht!" "Na und? Ich versteh Dich auch meistens nicht." "Blödmann!"

Und so verließ das Segelboot mitsamt seiner teils grimmigen, teils sinnlos lächelnden Besatzung die Gewässer von Kyoto.

Griever
11.08.2004, 07:55
Mit dem Hexenschwert hebelte er leichfertig das fest vernagelte Fass auf und starrte auf den stinkenden Inhalt. Hastig steckte er sein Schwert wieder weg und kippte die verrottenden Fische ins Meer.
"Die waren ohnehin nicht mehr genießbar", begründete er mit zugehaltener Nase, woraufhin der Alte sich empört aufrichtete.
"Hey, ganz ruhig, Alter, ihr seid hier die Schwarzfahrer", mischte sich erstaunlicherweise Horaxedus ein.
"Genau und wir sind hier die gefährlichen Schwarzmagier", stimmte Kain zu, wofür er einen verwunderten Blick von Horax kassierte. Der Alte schien einfach nur verärgert über die Respektlosigkeit der beiden ihm gegenüber zu sein.
"Wir sind hier nich mehr in Kyoto, klar?! Eure scheiß Regeln könnt ihr euch sonst wo hin stecken. Ihr seid Diebe!"
"Und weil wir so nett sind--"
"--lassen wir euch als blinde Passagiere durchgehen."
"Was heißt--"
"--das ihr lediglich über Bord geworfen werdet."
"Und weil wir noch viel netter sind--"
"--dürft ihr euer stinkendes Fass auch mitnehmen." Nach dem gelungenen Verwirrspiel hoben sie das Fass an, stülpten es dem Alten über und warfen ihn kurzerhand über Bord. Nun schreckte auch die Frau auf und eilte zum Bootsrand, wo sie nach vorn übergebeugt verzweifelt versuchte ihrem Gatten zu helfen. Wer konnte da schon wiederstehen? Mit einem leichten Tritt wurde auch sie ins Wasser befördert.
"Ein Windstoß und sie wäre auch reingefallen", lachte Horaxedus.
"Gute Reise!", rief der Ex-Magier ihnen hinterher, als das Boot sich dank des starken Winds rasch vorwärts bewegte. Im Hintergrund sah man im orangeroten Licht der untergehenden Sonne wie Kyoto von der Lava verschlungen und in Brand gesteckt wurde.
"Und jetzt sag endlich!"
"Ich erzähls nachher", schmunzelte der Ex-Magier.
"Mach schon!!!", drängte Horax.
"Ja, ist gut", lächelte Kain.
"Also..." Und er erzählte noch lange. So fuhren sie gen Sonnenuntergang zurück ins Abendland nach Khorinis.