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Fargas Ferrigan
25.07.2004, 04:38
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Schwarze Flagge am Horizont

"Hey, nicht schlafen, schrubben!" Eine raue Stimme holte Fester aus seinem leichten Schlaf. Unsanft und mit lautem Gelächter begleitet fiel er vorn über auf die feuchten Planken des Schiffs…und der Mob fiel ihm natürlich genau auf den Kopf. Mühsam richtete sich der junge Mensch auf und seine Augen, zunächst noch nach unten gerichtet, entdeckten erst zwei ungewaschene Füße, versuchten diesem Anblick jedoch schnellstens zu entgehen. So starrten er erst ein Paar zerlederte Beinlinge an, die nur durch einen zugegebener Maßen recht hübschen Gürtel am Leibe gehalten wurden. Der muskulöse Oberkörper wurde größtenteils durch ein verschmutztes Leinenhemd bedeckt. Darüber war eine schwarze Jacke geworfen, die wiederum reich verziert war. Die Schulterstücke waren ebenso mit Goldstränen bestickt, wie Teile des Brustbereichs. Fester glaubte ebenfalls das Zeichen der königlichen Marine zu erkennen. Er war sich sogar ziemlich sicher. Dem folgte ein dreckiger Hals und…Fester hätte am liebsten Reißaus vor dem kantigen Gesicht genommen, dass ihn mit einer Karikatur eines Lächelns – einige Zähne fehlten und wurden durch Gold ersetzt - angrinste. Doch als er sich blitzschnell umsah, fand er sich umringt von zwielichtigen Gestalten. An eine Flucht war also nicht zu denken. Langsam schweifte sein Blick wieder auf die grinsende Visage vor ihm. Piraten…

Als er noch ein kleines Kind war, wurde sein Dorf von raubenden und mordenden Piraten heimgesucht. Um die Leben seiner Geliebten zu schützen, stellte sich sein Vater den Horden entgegen. Es war ein Blutbad. Viele wurden erschlagen. Doch Fester wusste nicht, ob sein Vater auch zu den unzähligen Opfern gehört hatte. Noch bevor die Piraten die Häuser erreicht hatten, floh seine Mutter mit ihm im Arm. Tagelang schlugen sie sich zusammen mit anderen Flüchtigen durch die Wälder - ständig in der Angst, hinter dem nächsten Baum von einem dieser blutrünstigen Unholde erschlagen zu werden. Es schien eine Ewigkeit bis zur sicheren Hauptstadt Myrtanas, doch letztendlich schafften sie es ohne größere Zwischenfälle dorthin. So zumindest erzählte es seine Mutter, abends am Lagerfeuer. Er selbst konnte sich an diese Ereignisse kaum noch erinnern. Schließlich war er noch fast ein Säugling gewesen. Fester sehnte sich nach diesen ruhigen Abenden, seiner Mutter im Schoß liegend langsam einschlummernd…

„Wenn du es hier zu etwas bringen willst, dann solltest du etwas konzentrierter werden“ Sein Blick fasste wieder den kräftigen Menschen vor ihm, der ihn lauthals anlachte. „Sonst gehst du dort hin, wo der Besitzer dieser Jacke gelandet ist.“ Nun stimmten auch der Rest der Mannschaft in das Gelächter des Käpt’ns ein - denn um diesen musste es sich hier handeln, so dachte Fester zumindest. „Jetzt sieh zu, dass du wieder an die Arbeit kommst. Und ihr genau so!“ Mit diesen Worten kehrte der Kapitän ihm den Rücken zu, bahnte sich einen Weg durch die immer noch herumstehenden Leute und ging von Bord. Die Meute beäugte den Neuling in ihren Reihen noch eine Zeit lang und widmete sich dann wieder ihren Pflichten. Der Großteil nahm die Segel von den Masten - riesige Risse fanden sich darin – doch einige widmeten sich auch kleineren Löchern im Rumpf des Pottes. Scheinbar war die Begegnung ein hartes Gefecht gewesen. Es schien wie ein Wunder, dass dieser Kahn überhaupt noch oberhalb des Wasserspiegels schwamm. Als sein Blick weiter hinauf schweifte, erspähte Fester die schwarze Flagge an der Spitze des Mastes. Nach einer weiteren harten Brise, in der sich der Stofffetzen aufblähte, erkannte er einen Totenkopf, sowie zwei gekreuzte Schwerter unter selbigem. Piraten...Niemals hätte er sich das träumen lassen.

In seiner Kindheit hatte er immer von einem Leben als berühmter Paladin des Königs geträumt. Die mächtige Zweihandklinge über den Rücken geschnallt, eine prachtvolle Rüstung in poliertem Silber, die das Sonnenlicht bricht und tausendfach widerspiegelt. Ja, Ruhm und Ehre! Danach trachtete sein Herz.
Darum hatte er sich auch mit Vollendung seines 16. Lebensjahres in die Kasernen der Stadtmiliz begeben. Ein mächtiger Schwertkämpfer, der mit seiner wirbelnden Klinge die Horden der Feinde dezimieren konnte und dem sein Ruhm schon Meilen vorauseilt - das wollte er werden. Doch zunächst stand ihm eine harte Ausbildung bevor. 2 lange Jahre vergingen, in denen er seinen Körper stählte, seine Sinne schärfte und durch Kombination von beidem lernte die Klinge geschickt zu führen. Er hielt sich zumindest für einen passablen Kämpfer. Schließlich wurde er zusammen mit den meisten anderen Kämpfern in der Stadt auf ein Schiff verfrachtet, dass angeblich nach Khorinis unterwegs war. In den Tavernen hörte man Gerüchte, dass dort erneut Krieg ausgebrochen sei. Die Orks sollten eine neue Offensive gestartet haben. Auf der Galeere kannte Fester kaum jemanden. Streitkräfte aus dem gesamten Land wurden zusammengezogen. Dass diese Mannen ebenso jung und unerfahren waren wie er, machte ihn nicht unbedingt zuversichtlicher. Scheinbar waren es die wenigen Truppen, die die königliche Armee entbehren konnte. So stand Fester recht einsam an die Reling gelehnt, als das Schiff langsam aus dem Hafen hinaus aufs weite Meer segelte. Plötzlich wurde er von einem Schrei aus seinen Gedanken gerissen. „Mast am Horizont, auf Süd-West!“ Erstaunt musste Fester feststellen, dass sie sich bereits weit auf offenem Meer befanden und kein Land am Horizont zu erkennen war. Wenig später stand der Kapitän auf der Brücke und spähte misstrauisch hinaus auf Meer. Einzig das Fernglas verhalf ihm zu mehr Informationen. Fester hingegen konnte, so sehr er sich auch bemühte, keine Einzelheiten erkennen. Nur die finstere Miene des Käpt’ns ließ Schlüsse auf die Ereignisse zu. Und sie verhieß nichts Gutes. Diejenigen, die um ihn standen, hörten ihn wohl etwas von Piraten murmeln. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese schreckliche Nachricht unter der Besatzung. Auch Fester wusste es. Dieses Schiff war nicht für einen Kampf gerüstet. Viele Kanonen wurden vor der Abreise von Bord gebracht, um mehr Platz für Männer zu haben. Das schien sich nun zu rächen. Sollte es sich wirklich um Piraten handeln, würden sie nicht lange durchhalten. Langsam näherte sich das unbekannte Schiff und stetig stieg die Nervosität der Besatzung. Nun endlich waren sie so nah, dass selbst ein ungeschultes Auge die gehisste schwarze Flagge erkennen konnte. Nun bestand kein Zweifel mehr. Alle machten sich bereit für einen Kampf auf Leben und Tod. Doch kaum jemand war sich bewusst, wie war sie mit diesen Worten sprachen.Schon bald flogen ihnen die ersten Kanonenschüsse um die Ohren. Einige Feiglinge sprangen in ihrer Furcht sogar von Bord. Vermutlich fanden sie genau so schnell den Tod, wie die anderen. Nachdem sich die Besatzung des anderen Schiffes mit den ersten Schüssen doch sehr verschätzt hatte, landete nun der erste Treffer im Rumpf des Schiffes. Ein gewaltiges Krachen war zu vernehmen und schon klaffte ein großes Loch in der Außenwand. Der nächste Schuss traf unglücklicherweise den großen Hauptmast, der laut auf die Planken schlug. In dem allgemeinen Durcheinander schien sich niemand um den jungen Menschen zu kümmern, der bewusstlos am Boden lag.

Das nächste woran sich Fester erinnerte, war eine dunkle Kajüte. Als er sich aufrichtete, spürte er einen stechenden Schmerz im Kopf. Langsam sah er sich um. Er war alleine im Raum. Auf einem Tisch stand eine Karaffe voll Wasser und etwas Brot, doch dafür interessierte er sich gar nicht. Die Tür war verschlossen. So sehr er auch an ihr rüttelte, sie war nicht aufzubekommen. Gerade als er sich doch ein paar Bissen genehmigen wollte, sprang hinter ihm das Schloss der Tür auf. Eine Gestalt, dessen Gesicht ebenso düster wie der Raum war, drückte ihm einen Eimer Wasser und einen Lappen in die Hand. „Jetzt darfst du dich auch mal nützlich machen.“ Der Mann machte Fester verständlich ihm zu folgen. Da dieser sowieso nicht in der Lage war, zu widersprechen, trottete er beladen mit Eimer und Lappen hinterdrein. Kurz darauf wusch er schon die blutverschmierten Planken des Schiffes. Scheinbar waren auch die Piraten nicht ohne Verluste geblieben. Vermutlich war das der Grund, warum sie ihn nicht getötet hatten. Er sollte ihren Entertrupp verstärken. Fester schauderte bei der Vorstellung. Und dann hatte ihn die Stimme des Käpt’ns aus seinen Gedanken gerissen…

Gerade wollte er sich wieder den schmutzigen Planken zuwenden, als eine Hand seine rechte Schulter umschloss. Erschrocken fuhr er herum und was er sah, hätte ihn fast zum Lachen gebracht. Doch unterdrückte er dies und brachte stattdessen ein vorsichtiges „Ja?“ heraus. Der neben dem groß gewachsenen Fester gerade zu winzig wirkende Mann – er mochte in den hohen Vierzigern sein - stand mit einem freundlichen Gesichtsausdruck vor ihm und blickte hinauf in das Gesicht seines Gegenübers. „So haben sie mich auch empfangen. Mach dir nichts draus, mein Junge.“ Fester wusste nicht recht, was er von dem Kerl halten sollte. „Mein Name ist Jonas. Und wie nennt man dich?“ Er stockte kurz, bevor er antwortete. „Fester.“ Ihm war nicht unbedingt nach einem Gespräch zu Mute. Er hat immer noch Kopfschmerzen von dem Schlag. „Ich werd dir wohl mal helfen. Sonst bist du morgen noch nicht fertig.“ Er brachte noch ein eher gestöhntes „Danke…“ hervor und danach machten sie sich gemeinsam an die Arbeit.

Die Sonne neigte sich bereits gen Horizont und langsam verstummten die Geräusche der tüchtig arbeitenden Männer. Auch die Planken strahlten nun wieder eine Sauberkeit, wie am ersten Tag aus. Und so genehmigten sich Fester und Jonas in der einzigen Taverne auf der Insel der Piraten einen Drink. Zumindest nannte es der dickbäuchige Wirt so. Fester prustete heftig, als er einen ersten vorsichtigen Schluck nahm. Und so wurde er zum zweiten Mal am heutigen Tage zum Gespött der Leute. Zwar lachte zunächst nur der Wirt herzhaft, doch bald stimmten sämtliche Gäste in das Gelächter mit ein und selbst Jonas konnte seine Grimmasse nicht verbergen. Fester spürte deutlich, wie sein Gesicht tief rot anlief, noch schlimmer als vorhin vor dem Kapitän. „Prost, Junge!“ hallte es von allen Seiten und auch Jonas hob sein Glas. Schüchtern wuchtete Fester seinen Krug zum Gruß in die Luft und nippte noch einmal vorsichtig daran. Wieder ging ihm das Gesöff hinunter, wie flüssiges Feuer, doch er konnte ein weiteres Prusten unterdrücken. „Bravo, Kleiner. Damit bist du am ersten Tag schon weiter, als ich in einer ganzen Woche, als ich hier ankam. Jetzt kennt dich auf dieser verfluchten Insel jeder noch so kleine Tagedieb, auch wenn sie dich noch nicht respektieren.“ Wieder konnte sich Jonas ein Grinsen nicht verkneifen. „Glaub einem alten Herrn, der sämtliche Weltmeere bereist hat. Wenn du dich ordentlich reinhängst, wirst du es hier noch weit bringen.“

Fargas Ferrigan
25.07.2004, 05:22
Von Geschichten, Grog und noch mehr Grog

Inzwischen waren einige Wochen vergangen. Die Freundschaft zwischen Fester und Jonas schien ebenso widerstandsfähig, wie das reparierte Schiff der Piraten. Zwar konnten sie vermutlich auch Vater und Sohn sein, doch sie verstanden sich wirklich prächtig. Auch der Rest der Mannschaft war recht gut auf den jungen Menschen zu sprechen. Fester hatte sogar schon die eine oder andere Runde spendiert bekommen und seinen Krug geleert, ohne dabei nur einmal zu prusten. Allein dadurch hätte er sich schon etwas Respekt verdient, doch da er gerade angekommen war, wurde er oft nach den Geschehnissen in Myrtana gefragt. Bereitwillig hatte er sein Wissen preisgegeben und sie hangen an seinen Lippen und nahmen jedes einzelne Wort aufmerksam auf. Fester hatte dadurch den Eindruck gewonnen, sie würden schon Jahre hier festsitzen und für einige mochte das sogar zutreffen. An diesem Abend nun verhielt es sich so, dass Fester wieder einmal Geschichten vom Festland erzählte, als die Tür der Taverne aufschwang. In der Tür stand ein recht großer und anscheinend auch sehr kräftiger Mensch. Man konnte das schlecht einschätzen, da er lange Gewänder trug. Ein weißes Hemd, darüber eine feine schwarze Jacke – die Knöpfe waren sogar aus Gold – und eine ebenso schwarze Hose. Auch die Schuhe waren frisch geputzt und glänzten im matten Kerzenlicht. Keine Frage, das war kein gewöhnlicher Pirat. Die Meisten hier trugen nur ein schmutziges Hemd und zerfetzte Hosen am Leib. Selbst Schuhe konnten sich viele nicht leisten. Immer, wenn Fester sie so sah, war er froh, selbst ordentliche Kleidung zu tragen. Als die Piraten den Mann in der Schwelle erkannten, sprangen sie von ihren Stühlen auf und grüßten – soweit sie dazu bedingt durch den Alkohol noch in der Lage waren - und so tat es auch Fester. Da der mysteriöse Mann nun volle Aufmerksamkeit hatte, stellte er sich in die Mitte der Taverne und sprach mit kräftiger Stimme.
„Der Captain hat soeben folgendes bekannt gegeben. Wir werden Übermorgen zu einem neuen Beutezug aufbrechen. Auf hoher See erwarten wir einige Schiffe, randvoll mit Bier, Fisch und gepökeltem Fleisch!“ Er wurde von einem Jubeln und einigen Arrr- Schreien der Mannschaft unterbrochen. „Laut unseren Informanten in den Hafenstädten sollen die Schiffe bereits unterwegs sein und diese Idioten haben anscheinend kaum Besatzung an Bord. Also haltet euch bereit und packt eure Sachen zusammen. Wir können uns keine Verzögerungen erlauben.“ Kaum, dass er geendet hatte, hämmerte er noch einen Zettel an die Tür und verließ dann die Taverne begleitet von einem jubelnden „Aye!“ der Mannschaft wieder. Später erfuhr Fester, dass dieser feine Herr der erste Maat des Kapitäns war und nun die Namensliste derer ausgehangen hatte, die das in Festers Augen zweifelhafte Vergnügen hatten, auf dieser Fahrt dabei zu sein. Unglücklicherweise, so fand Fester zumindest, stand auch sein Name auf der Liste, doch Jonas hingegen gratulierte ihm. „Na bitte, deine erste Bewährungsprobe!“ Er durchstöberte weiter die Liste und entdeckt auch seinen eigenen Namen. “Wenn du die erste Fahrt überlebst, bist du schon ein gutes Stück weiter.“ grinste Jonas ihn an.

Den nächsten Tag verbrachte Fester hauptsächlich mit diversen Gedankenspielen. Jetzt würde er endlich ein Abenteuer erleben, aber auf der anderen Seite des Gesetzes. Niemals hätte er sich das vorstellen wollen und nun war er mitten drin. Was seine Mutter von ihm halten würde, wollte er sich lieber gar nicht erst vorstellen. Er würde sie vermutlich sowieso nie mehr wieder sehen…
Erst am Nachmittag fiel ihm ein, dass er doch noch einige Dinge vorbereiten müsse, wenn er nicht auf hoher See verhungern oder sich erkälten wollte. Zielstrebig suchte er die Insel nach Vorräten ab und konnte sogar eine Wolldecke auftreiben, auch wenn ihn diese einiges gekostet hatte. Ehe er sich versah, war es schon wieder Abend und kurz darauf begaben sich alle in ihre Hütten. Fester wohnte nach wie vor bei Jonas, bis er sich eine eigene Hütte leisten konnte. In der Nacht fand er jedoch keinen Schlaf. Das mochte zum einen an den obszönen Schlafgeräuschen seines Zimmergenossen liegen, doch ließ ihn auch der Gedanke nicht los, dass er morgen unter Umständen alte Bekannte oder gar Freunde treffen könnte. Dann würde er allein über Leben und Tod entscheiden – das erste Mal im Leben würde er töten. Keine Strohpuppen und Vogelscheuchen mehr - Menschen aus Fleisch und Blut. Das kleinste Zögern würde sein Schicksal besiegeln. Angespannt ruhte sein Blick auf dem sichelförmigen Mond, der sein fahles Licht durchs Fenster warf.

Kaum, dass das Fenster die ersten Sonnenstrahlen brach, sprang Fester von seinem Bett auf. So leise es ihm möglich war, warf er sich seine Kleidung über und begab sich in den Wald. Weck bloß nicht Jonas auf. Der ist immer sehr ungemütlich, wenn man ihn aus dem Bett holt…dachte er noch bei sich, als er langsam die Tür öffnete. Auch die anderen Piraten schienen noch nicht auf den Beinen zu sein. Viele hatten gestern noch einmal einen tiefen Blick in den Krug geworfen. Es mochte wohl für die nächsten Tage die letzte Möglichkeit gewesen sein. Viele Stunden hatte Fester schon in dem kleinen Wäldchen hinter dem Piratenlager verbracht, bot es ihm doch die einzige Zeit für sich selbst. Nur hier fand er die Ruhe, den Schmerz des Lebens ein weiteres Mal zu ertragen. Die filigranen Gesänge der Vögel und das Rauschen des Windes in den Kronen der stolzen Bäume entschädigten ihn für die kaum vorstellbaren Qualen, die er in seinem Leben bereits ertragen musste…Sein Vater hatte er schon viel zu früh verloren…Seine Mutter! Für ihn war sie die schönste Frau in ganz Azeroth. Den Gedanken, ihr bezauberndes Lächeln nie wieder zu sehen, ihre zarte Hand nie wieder auf seiner Haut zu spüren…Es raubte ihm jedes Mal fast den Verstand.

Nachdem er eine gute Stunde durch den Wald spaziert war, stets seine Gedanken auf den größten Verlust seines noch jungen Lebens gerichtet, fühlte er sich stark genug, um die große Fahrt auszuhalten. Aufrecht und mit erhobenem Kopf begab er sich wieder zurück ins Lager. Dort herrschte inzwischen eifriges Treiben. Stöhnend schulterten sich einige der Kräftigsten unter diesem Abschaum, mit dem Fester sich noch immer nicht identifizieren konnte, Säcke, Fässer oder Kisten auf. Für die Versorgung auf hoher See schien immer hin gut gesorgt. Alles war bereit für die große Fahrt!

Fargas Ferrigan
25.07.2004, 07:29
Die große Fahrt

Geradezu majestätisch thronte die Sonne über den hohen Masten dieses Stolzes der See. Die Flagge am Heck des Schiffes veranstaltet ein bezauberndes Licht- und Schattenspiel. Wieder einmal flüchtete sich Fester aus der Realität und stimmte in seiner Fantasie in den lustigen Tanz der Figuren, die auf den Boden geworfen wurden, ein. Nun schweifte sein Blick über die morsche Reling und die Landebrücke, die sich unter der Last der Fässer tragenden Matrosen bog, hin zum prachtvollen Bug des Schiffes, der scheinbar jeder Welle zu trotzen vermochte. Elidar las Fester in schön verzierten goldenen Buchstaben an der Seite des Schiffes. Kaum, dass Fester die Bugfigur der Meerjungfrau entdeckt hatte, entschwand er bereits auf ein Neues in eine fremde Welt. Tief unter dem Meeresspiegel sah er vor sich eine gigantische Unterwasserwelt. Sogar die Stadt der Meeresmenschen glaubte er zu erkennen. Einige Meeresbewohner kamen zu ihm geschwommen, scheinbar um ihn zu begrüßen. „Hey, stell dich in die Reihe!“ flüsterte ihm eine bekannte Stimme von der Seite zu. Als sich seine Gedanken wieder in der Realität befanden, stand neben ihm Jonas und eine Reihe anderer Männer. Stramm standen sie da – Brust raus, Bauch rein – Fester fand diesen Anblick überaus amüsant und so konnte er sich ein leises Kichern nicht verkneifen. „Was finden wir denn so witzig? Ich wette, die Anderen würden gerne mitlachen!“ Langsam drehte sich der junge Mensch um, in die Richtung, aus der die Stimme erklungen war. Er blickte in die durchdringenden Augen des Kapitäns. „E…en…entschuldigt, Käptn. Ich war nicht ganz bei der Sache.“ „So? Auf hoher See musst du aber stets bei vollem Bewusstsein sein. Vielleicht sollten wir dich hier lassen?“ was Fester gar nicht so sehr missfallen wäre. „Glaubt mir, Captain. Er ist ein guter Mann!“ mischte sich Jonas ein. „Und warum sollte ich, Captain Grimbar, einem Kerl in abgerissenen Hosen und schmutzigem Hemd Glauben schenken?“ plusterte er sich auf. „Weil dieser Kerl schon auf hoher See war, als Ihr noch mit einem Holzschwert Schweine gejagt habt!“ Grimmig schaute der Kapitän auf Jonas hinab, doch er wusste, dass diese Behauptung durchaus seine Richtigkeit hatte. Langsam ging Grimbar die Reihe entlang und musterte jeden seiner Männer ausgiebig. Einige weitere anstachelnde Kommentare – nichts außergewöhnliches. Nun schritt er über die Landebrücke auf das Schiff, die Mannschaft hinterdrein. Es war nicht zu übersehen, wie sehr Kapitän Grimbar es genoss, wieder auf den feuchten Planken seines geliebten Schiffs zu stehen. Ehrfürchtig betrachteten ihn einige, gespannt auf das Kommando zum Anker lichten.

Und da ist es endlich, ein kaum merkbares Zeichen, doch der erste Maat wusste sofort, was zu tun war. „Die Leinen los! Anker lichten!“ Sichtlich erleichtert kam nun Leben in die Meute. Jeder kannte seinen Auftrag, jeder Handgriff saß perfekt. Majestätisch und voll Anmut trieb die Elidar hinaus aufs Meer, immer der Sonne entgegen. Lange schauten die zurückgebliebenen Piraten, im Herzen bei ihren Freunden, noch dem weißen Segel am Horizont nach. Nach der anfänglichen Hektik beim Auslaufen aus Buch, die versteckt zwischen zwei Felsenklippen lag, kehrte nun langsam Ruhe in die Besatzung ein. Stolz stemmte sich Grimbar gegen die steife Meeresbrise, seinen ersten Maat Targon zur Seite. Auch Fester stieg die frische Meeresluft in die Nase, doch ihn beeindruckte das weniger. Stattdessen richtete sich seine Aufmerksamkeit den Fischschwärmen, die neben dem Schiff her schwammen. Ihre silbernen Schuppen glänzten im Sonnenlicht und zogenn Fester förmlich in ihren Bann. Schnell schwamm er zwischen den aufgeschreckten Fischen umher. Immer tiefer folgte er ihnen in dunkle, unbekannte Gefilde. Doch plötzlich erspähte er in der Tiefe ein Paar leuchtende Augen. Die mysteriösen Lichter am Grund des Meeres beobachteten den menschlichen Eindringlich jedoch auch. Blitzschnell stieß dieses Meeresungeheuer aus der Tiefe hervor. Fester glaubte noch, einen schlangenähnlichen Körper zu erkennen, der sich geschmeidig durchs Wasser bewegt, da riss ihm das Monster eine tiefe Wunde in die linke Schulter.

Schweißgebadet versucht er sich zu orientieren. Erst noch verwirrt über den plötzlichen Szenenwechsel erkannte er nun Jonas neben sich, der seine Hand sanft auf die Schulter des Menschen legte – wieder einmal seine blühende Fantasie. Der angsterfüllte Gesichtsausdruck Festers wich einem freundlichen Lächeln, als er Jonas erkannte. Eine letzte Schweißperle rollte ihm die Stirn hinunter, dann setzten sie sich gemeinsam in den Aufenthaltsraum des Schiffes, wo auch in geringen Maßen Schnaps und Bier ausgeschenkt wurde. Doch zunächst begnügten sich beide mit etwas frischem Wasser. Während Fester einige Fragen bezüglich des bevorstehenden Kampfes an Jonas richtete, glitt sein Blick durch den gut gefüllten Raum. Einige leerten Krug um Krug, um die Zeit tot zu schlagen, andere wiederum frönten dem Kartenspiel oder anderen Glücksspielen. Jedoch spielen die Piraten nie um hohe Geldbeträge, sei es nun aus Freundschaft oder Geldmangel. Viel öfter ging es einfach um die nächste Runde Bier. Auch Fester hatte sich schon ein ums andere Mal an diesen Spielen beteiligt, allerdings bisher mit verhaltenem Erfolg. Ein beliebter Einsatz ist auch der bis zum Rand gefüllte Krug Schnaps, den der Verlierer leeren muss, wodurch die Chancen in der nächsten Runde für diesen nicht unbedingt stiegen. Das einzige, was diesem Saal noch zu einer ordentlichen Taverne fehlte waren weniger Wellengeschaukel und mehr musikalische Unterhaltung. Auf der kleinen Pirateninsel spielte zumindest regelmäßig einer der alten Seebären auf seinem verstimmten Akkordeon und gab eine seiner Geschichten zum Besten. Eigentlich interessierte sich Fester nicht wirklich für die Ausführungen von Jonas über den Entervorgang. Er hörte nur flüchtig zu und reagierte so auf die Frage von Jonas, ob er denn kämpfen könne. „…wie...was?“ „Bei allen Geistern der Meere. Wo hast du nur deine Gedanken. Wenn du nicht aufpasst, schlägt dir jemand den Kopf ab und du merkst es nicht mal. Hast du nun schon mal ein Schwert in der Hand gehabt?“ „Ähm...entschuldige. Ich sollte endlich lernen meine Fantasie zu kontrollieren. Nun, ich wurde in den grundlegenden Kampfkünsten ausgebildet. Waffenloser Kampf und der Umgang mit Bögen und leichten Armbrüsten gehörte zu meiner Ausbildung. Doch meine Vorzüge liegen eindeutig im Kampf mit langen Klingenwaffen. Doch…“ er zögert einen Moment, bevor er seinen Gedanken fortsetzt „…ich muss gestehen: Einen echten Kampf habe ich noch nie bestritten, geschweige denn, jemanden getötet. Bei dem Gedanken daran, mit meiner Klinge Schmerz und Leid zu verbreiten, sträubt sich bei mir alles…“ Voll Scham versuchte Fester den Blicken des Raubeins ihm Gegenüber auszuweichen. „Gewöhn dich besser an den Gedanken. Sonst wirst du nie mehr die Chance dazu haben.“ Einige Zeit lang unterhielten sich die beiden noch bis sich die Sonne dem Horizont entgegen senkte. So neigte sich also der erste Tag als waschechter Pirat für Fester dem Ende zu. Nachdem er in der gestrigen Nacht kein Auge zu tun konnte, fiel es ihm auf hoher See wesentlich leichter. Das sanfte Schaukeln und das leichte Rauschen der Wellen, wenn sie sich an der Schiffswand brachen, wiegten Fester langsam in einen tiefen Schlaf…

Fargas Ferrigan
28.07.2004, 06:09
Hartes Erwachen

Ein heftiger Kanonenschlag holte Fester aus seinen bezaubernden Träumen. Noch ganz schlaftrunken blickte er sich im belebten Sschlafsaal um und wusste nicht recht, wie ihm geschah. Vergeblich suchte er das Bett neben sich nach seinem Freund ab. Einige legten hektisch ihre Waffen an, andere brüllten aufgeregt durch den Saal. In dem Durcheinander verstand Fester leider nur einzelne Wortfetzen. „An Deck!“…“Angriff“…“zu den Waffen“ Das ließ nur einen sinnvollen Schluss zu. Sie hatten den Frachter bereits angegriffen. Jetzt warf er ebenso hektisch, wie all die anderen seine Klamotten über, band sein Schwert an den Gürtel und rannte an Deck. Als einer der Letzten fand er endlich den Weg hinauf. Es war noch tiefe Nacht. Das schöne Wetter von gestern hatte sich in einen waschechten Orkan verwandelt. Heftige Sturmböen peitschten meterhohe Wellen gegen die Schiffswände. Wieder ein heftiger Schlag und Fester taumelte zur Seite. Regentropfen prasselten wie tausende Nadelstiche auf ihn nieder. Schützend hielt er seine Hand vors Gesicht und suchte mit zusammengekniffenen Augen das Dunkel der Nacht nach einem Mast oder sonstigem Zeichen auf ein Schiff ab. Ein lautes Grollen. Kurz darauf durchzog den Himmel ein gleißendes Licht. Ängstlich zuckte Fester zusammen. Ein solches Unwetter hatte er noch nie erlebt. Doch zumindest konnte er jetzt - wenn auch nur kurz - klar und deutlich die weißen Segel des Schiffes erkennen, wie sie aus dem grauen Hintergrund hervorstachen…Hey, da ist aber noch ein Schiff. Zweifelnd wischte er sich eine durchtränkte Haarsträhne aus dem Gesicht. Allerdings offenbarte der nächste Blitz kein anders Bild. Es schien, dass das Handelsschiff doch nicht so wehrlos war. Behäbig stemmte sich das andere Schiff gegen die Wellen, während es sich dem Kurs der Elidar immer weiter näherte. Bedrohlich, wie die Mäuler unzähliger Dämonen ragten die Kanonenrohre aus dem Bauch des Schiffes. Langsam trennte sich sein Blick von der feindlichen Galeere – zumindest hielt Fester es für eine solche – und schweifte über das Deck. Mit gemischten Gefühlen musste er feststellen, dass nicht nur sein Gesicht von Angst gezeichnet war. Ungläubig schauten die Meisten hinaus aufs Meer, mit einem glasigen Blick, als würden sie dem leibhaftigen Tod gegenüber stehen. Nun glitt sein Blick zu Targon, dem ersten Maat. Dieser versuchte immer wieder, seine Stimme gegen den Sturm zu erheben, doch die Worte schluckte der Wind. Nur Diejenigen, die um ihn herum standen, erahnten die Befehle des Piraten und verschwanden unter Deck. Vermutlich sollten sie die Kanonen startklar machen, doch das war auch nur pure Spekulation.

„In Deckung!“ zerriss plötzlich ein Chor aus angsterfüllten Stimmen den Monolog des heulenden Windes. Ohne zu zögern warf sich Fester auf den Boden, Hände über dem Kopf. Lange lag er da und wartete vergeblich auf das Ende seines kurzen Lebens. Vorsichtig blinzelte er in die finstre Nacht. Plötzlich wieder ein Schrei, Fester versuchte die Augen offen zu halten. Diesmal sah er viele schwarze Kugeln über ihn hinweg fliegen. Anscheinend mussten sich beide Mannschaften erst einmal einschießen. Die Segel sind zum Glück schon längst eingeholt. Für diese besteht also keine Gefahr, dachte er bei sich. Vorsichtig richtete Fester sich auf und spähte über die Reling. Wieder durchzog ein gewaltiges Grollen das Gefecht. Doch dem nächsten Blitz folgte eine heftige Explosion. Schützend warf sich Fester auf den Boden. Erst nachdem er erkannte, dass das Piratenschiff nach wie vor der See trotzte, öffnete er vorsichtig seine Augen. Über ihm standen grölende Piraten, die freudig aufs Meer hinaus blickten. In ihren Augen erkannte Fester ein mächtiges Feuer…aber das schien nicht nur der Glanz selbiger zu sein. Verwirrt stand er auf und blickte in die Ferne, doch konnte er seinen Augen kaum glauben. Die feindliche Galeere, die eben noch im Begriff war, die Elidar zu Brennholz zu verarbeiten, stand nun hell auf in Flammen. Fester konnte sich das nur so erklären, dass der letzte Blitzschlag wohl in die Schießpulver-Vorräte der Galeere gefahren sein musste. Klar, dass diese unglaubliche Explosion das Schiff in kleine Einzelteile zerlegt hatte. Langsam senkte sich das gespaltene Wrack auf den Grund des Meeres. Im letzten Schein des Feuers konnte man noch einige Schiffbrüchige gegen das eisige Wasser ankämpfen sehen. Um ihn herum lachten fast alle aus tiefstem Herzen, doch in seinem fand sich weder Freude noch Glück über diesen Wink des Schicksals. Vielmehr verspürte er tiefe Trauer für die verunglückten Seeleute und tapferen Soldaten. Eilig lief oder schlidderte er viel mehr über die feuchten Planken zum ersten Maat Targon. „Wollen wir die armen Teufel da draußen nicht retten?“ Doch er wurde nur von einem höhnischen Lachen abgewiesen. „Diese armen Teufel, wie du sie nennst, würden uns die Kehle durchschneiden, wenn sie nur die Gelegenheit dazu hätten. Außerdem müssen wir selbst erst mal diesen Sturm heil überstehen. Da draußen treibt auch noch ein wehrloses Schiff, das es zu entern gilt. Du wirst mich also entschuldigen müssen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten kletterte Targon hoch auf die Brücke zu Captain Grimbar. Wütend stand Fester im nach wie vor heftigen Regen, wütend auf Grund der Abfuhr, doch auch betrübt über das besiegelte Schicksal seiner einstigen Mitstreiter. Erst eine mächtige Welle, die über die Reling schlug, riss ihn aus seinen Gedanken und auch fast von seinen Füßen. Doch er konnte gerade noch das Gleichgewicht halten.

Bange Minuten vergingen, in denen sich die Elidar langsam aber sicher dem Handelsschiff näherte. Dieses schient sich nun wirklich nicht mehr wehren zu können. Das Unausweichliche rückte den Händlern Stück für Stück näher. Ungeduldig wetzten die Piraten schon ihre Messer und Dolche. Nun endlich war es soweit. Zunächst fuhr die Elidar auf Kollisionskurs, wodurch beide Schiffe heftig durchgeschüttelt wurden, jedoch hielten die Außenwände ohne jeden Kratzer stand. Mit fürchterlichem Kampfgeschrei schwangen sich die Ersten aufs andere Schiff. Fester hingegen zog es vor, die Landebrücke zu benutzen, da ihm diese doch wesentlich sicherer erschien. Als diese endlich sicher angebracht war, tobte auf der anderen Seite schon ein erbitterter Kampf. Der war jedoch recht schnell entschieden, da sich die Händler einer kampffähigen Überzahl gegenüber sahen. Mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen betraten Captain Grimbar und Targon das geenterte Schiff. „Dreckiges Pack! Habt wohl geglaubt, ihr könntet uns entwischen, was?“ Grimbar stimmte ein dreckiges Lachen an, welches sogleich von der ganzen Mannschaft beantwortet wurde. Während Fester und die anderen beauftragt wurden, sämtliche Kostbarkeiten auf die Elidar zu schleppen, kümmerte sich Captain Grimbar weiter um seine „Gäste“, wie er sie nannte. Ein jedem nahm er den Zimmerschlüssel ab und lies ihn nach Schmuckstücken durchsuchen. Jetzt sah Fester auch endlich Jonas. Dieser miese, kleine…Aber was soll er schon machen? Mit seinem Alter würde er vermutlich sowieso unter den schweren Kisten zusammenbrechen. Deshalb kümmerte sich Fester nicht weiter um ihn und hievte die Kiste auf seinem Rücken noch etwas an, um sein Rückgrat etwas zu entlasten. Stöhnend kletterte er auf die Landebrücke und balanciert auf die Elidar. Nach zwei weiteren anstrengenden Wegstrecken waren endlich alle Kisten sicher verstaut. Nachdem die Zimmer der Händler nun auch ausgeräumt wurden, verabschieden sich die Piraten höflichst und bedanken sich für die „Großzügigkeit“ und „Freigiebigkeit“ mit der man sie empfangen hatte. Trotz des stürmischen Windes hallte das Gelächter der Piraten noch lange in den Ohren ihrer Opfer wieder. Etwas verwirrt fragte Fester Targon „Warum haben wir die Händler denn verschont?“ Wieder musste ihm vorerst heftiges Gelächter als Antwort genügen. Nachdem der erste Maat wieder zu Luft gekommen war, klärte er ihn endlich auf. "Die werden so oder so nicht weit kommen…ohne funktionierendes Ruder wird das zumindest schwer“


Interludium

Langsam hatte sich der Sturm beruhigt. In den Segeln fingen sich nur noch leichte Winde. Der Regen legte sich und nun riss der wolkenverhangene Himmel in ein kristallklares Blau auf. Die Sonne begrüßte den neuen Tag mit einem warmen Sonnenschein, doch Fester vermochte das nicht die Stimmung zu erhellen. Viel mehr hatte er das Gefühl, dass das Spiel der Wellen ihn verhöhnte. Das stetige Rauschen des Meeres quälte ihn geradezu. Einmal glaubte er sogar, die Worte „Mörder“ und „Dieb“ im Wind zu hören. Immer wieder redete er sich ein, dass er doch eigentlich gar nichts getan hatte. Scheinbar hatte sich die ganze Welt gegen ihn verschworen. Selbst die Sonne hatte in seinen Augen einen blutroten Schimmer. Ein Gutes hatten seine Gedankenspiele zumindest. Die Rückreise schien wie im Flug vergangen zu sein – „Land in Sicht!“ Festers Blick prüfte den Horizont und fand schließlich, wonach er gesucht hatte: Nicht mehr lange und er würde wieder festen Boden unter den Füßen haben. Und endlich etwas Zeit für sich, für seine Sorgen und seine Ängste.