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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Buch: Der letzte Wunsch



Ynwe
04.01.2008, 17:05
hey, ich hab gerade das Buch fertig gelesen und es wirft bei mir so einige Fragen auf. zum beispiel kapierte ich die letzten zwei seiten nicht sehr... man könnte das sehr verschieden verstehen find ich..

und wisst ihr ob mehr bücher rauskoomen/draussen sind?

was ich auch sehr seltsam fand, fast die hälfte des Buches (wenn nicht mehr) war irrelevant, und hatte nichts WIRKLICH mit der story zu tun. die war fast nur in den kapiteln "die stimme der vernunft vertreten." sieht ihr das anderes oder lieg ich richtig?

Kamano
04.01.2008, 23:34
Meinst Du die Story vom Spiel? In der Tat gibt es gleich einen ganzen Satz Bücher rund um Geralt, und das Spiel spielt erst danach.
Der Verlag des ersten Buches will den kompletten Zyklus ins deutsche übersetzen. Das dauert aber noch. Band 2 soll bald kommen §hand http://www.dtv.de/dtv.cfm?wohin=dtvnr21069
Heyne hatte früher schonmal Band 1 und 2 übersetzt, die sind aber out of print und werden/wurden gebraucht zu horrenden Preisen verhökert. Ansonsten gibts die kompletten Bücher bisher nur in Polnisch, Russisch und Tschechisch, glaube ich.

Sinai
04.01.2008, 23:46
Der letzte Wunsch und der nächste Teil das Schwert der Vorsehung sind halt in Kurzgeschichten aufgeteilt, die aber sehr stark zusammenhängen. Nur der 5 Bücher umfassende Geralt-Zyklus, der danach spielt, ist in ganzen Romanen geschrieben.

Was verstehst du an der Story nicht? Was ist nochmal in den letzten beiden Seiten passiert, vielleicht kann ich dir helfen.

CeeX
05.01.2008, 10:11
Was verstehst du an der Story nicht? Was ist nochmal in den letzten beiden Seiten passiert, vielleicht kann ich dir helfen.Ich schätze mal er hat das gleiche Problem wie ich (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=5226049&postcount=15) :).


was ich auch sehr seltsam fand, fast die hälfte des Buches (wenn nicht mehr) war irrelevant, und hatte nichts WIRKLICH mit der story zu tun. die war fast nur in den kapiteln "die stimme der vernunft vertreten." sieht ihr das anderes oder lieg ich richtig?So wie ich das verstehe, ist die Stimme der Vernunft das hier und jetzt, von dem aus die einzelnen Geschichten aus der Erinnerung erzählt werden. Die Stimme der Vernunft behandelt ja immer den gleichen Zeitabschnitt (Geralt bei Nenneke im Tempel).

meditate
05.01.2008, 11:05
übrigens gibts hier noch ein paar leseproben http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?t=73749

Ynwe
05.01.2008, 11:24
Ich schätze mal er hat das gleiche Problem wie ich (http://forum.worldofplayers.de/forum/showpost.php?p=5226049&postcount=15) :).


vollkommen richtig. wo er Iola berührt und irgendwie tod, verderben und viiiiieeeeelll blut sieht. war das geralts schicksal was ihn passieren wird, oder sozusagen was auf seien weg seien wird?

stressi
06.01.2008, 09:56
ichschreib mal noch ne leseprobe rein. das ist aus "blut der elfen"


Wahrlich sage ich euch, hier naht das Zeitalter des Schwertes und des Kriegsbeils heran, das Zeitalter des wölfischen Schneesturms. Es naht die Zeit des weißen Winters und des weißen Lichts heran, die Zeit des Wahnsinns und der Verachtung, Tedd Deireadh, die Endzeit. Die Welt stirbt am Frost, und aufersteht samt der neuen Sonne. Aufersteht aus Älterem Blut, aus Hen Ichaer, aus einem ausgesäten Korn. Aus dem Korn, das nicht auskeimen, sondern in Flammen ausbrechen wird.
Ess'tuath esse! So wird’s sein! Erseht Zeichen aus! Welche Zeichen das sein werden, sage ich euch – zuvor wird die Erde im Blut versinken, im Blut von Aen Seidhe, im Blut der Elfen …
Aen Ithlinnespeath,
Prophezeiung Ithlinne Aegli aep Aevenien




Kapitel I

Die Stadt brannte.
Die schmalen Gassen, die zur ersten Terrasse des Burggrabens führten, spieen Rauch und Glut aus, Flamen fraßen sich in die eng andächtigen Strohdächer der Behausungen, leckten an der Mauer des Schlosses. Aus dem Westen von der Seite des Hafentors her verstärkten sich Schreie, Geräusche eines unerbittlichen Kampfes, dumpfe, mauererschütternde Sturmbockschläge.
Die Angreifer umzingelten sie überraschend, brachen Barrikade durch, verteidigt von weinigen Soldaten, Bürgern mit Hellebarden und Armbrustschützen aus der Zunft. Mit schwarzen Rossköpfen bedeckte Pferde flogen über die Barrikade hinweg wie Gespenster. Helle, flimmernde Klingen säten den Tod unter den fliehenden Verteidigern.
Ciri fühlte, wie der Ritter, der sie auf dem Sattelbogen fuhr, das Pferd plötzlich spornte. Sie hörte seinen Schrei. Halt dich schrie sie an. Halt dich!
Die anderen Ritter in Cyntras Farben holten sie über. Vom Galopp aus gingen sie auf die Nilfgaarder los. Ciri sah es kurz, im Augenwinkel – einen irrsinnigen Wirbel aus schwarzen und blau-goldenen Mänteln, inmitten eines Getümmels aus Waffengeklirr, Gepolter gegen Schilde schlagender Klingen, wiehernder Pferde …
Ein Schrei. Nein, nicht ein Schrei. Ein Geschrei.
Halt dich!
Die Furcht. Jeder Stoß, jeder Ruck, jeder Sprung des Pferds reißt ihre Hände, die Finger in den Riemen gekrallt, in den Schmerz. Die Beine in schmerzhafter Kontraktur finden keine Lehne, die Augen wässern von Rauch. Die Umarmung des Ritters würgt, drosselt, quetscht die Rippen schmerzhaft. Ringsum verstärkt sich ein Schrei, so ein, den sie bisher nie gehört hatte. Was muss einem Menschen angetan werden, damit er so schreit?
Die Furcht. Die überwältigende, lähmende, erstickende Furcht.
Wieder Stahlgeklirr, Röcheln der Pferde. Ringsumher tanzen Häuser, mit Feuer emporschlagende Fenster sind plötzlich dort, wo noch vor kurzem die matschige Gasse verlief, verdeckt mit Leichen, zugeschüttelt mit verlassenem Hab und Gut der Flüchtlinge. Der Ritter hinter ihrem Rücken bekommt plötzlich einen seltsamen, krächzenden Husten. Über die in den Riemen gekrallten Hände strömt das Blut. Geschrei. Pfeifen der Pfeile.
Ein Sturz, ein Stoß, der schmerzhafte Schlag gegen die Rüstung. Hufe schlagen laut daneben, über den Kopf huscht ein Pferdebauch mit ausgefranstem Sattelgurt vorbei, zweiter Pferdebauch, ein verzauster, schwarzer Rosskopf. Ein Stöhnen, so eins, welches ein Holzfäller von sich während des Baumhauens gibt. Aber das ist kein Holz, das ist Stahl gegen Stahl. Ein Schrei, erstickt und dumpf, dicht neben ihr fällt etwas Großes und Schwarzes mit Plumps in den Dreck, spritzt mit Blut umher. Der gepanzerte Fuß zuckt, wälzt sich, pflügt die Erde mit Riesensporn.
Ein Ruck. Irgendwelche Kraft reißt sich hoch, zieht auf den Sattelbogen. Halt dich! Wieder ein rüttelnder Lauf, ein rasender Galopp. Die Hände und Beine suchen verzweifelt nach einer Stütze. Das Pferd bäumte sich. Halt dich! ... Es gibt keinen Halt. Es gibt nicht … es gibt nicht … Es gibt Blut. Das Pferd kippt um. Man kann nicht wegspringen, man kann sich nicht herauszerren, man kann sich nicht aus der Umklammerung des mit Kettenpanzer bedeckten Armes befreien. Man kann nicht vorm Blut weglaufen, das sich über den Kopf und Nacken ergießt.
Ein Ruck, Schmatzen des Drecks, ein gewaltiger Zusammenstoß mit der Erde, die nach dem wilden Ritt erschreckend unbeweglich scheint zu sein. Ein unter die Haut gehendes Röcheln des Pferdes, das seine Kruppe hochzukriegen versucht. Rumpeln der Eisenhufe, blinkende Fesseln und Hufe. Schwarze Mäntel und Rossköpfe. Ein Schrei.
In der Gasse tobt das Feuer. Eine rote heulende Feuerwand, in derer Hintergrund ein Reiter, groß, dessen Kopf scheint über die Dächer emporzuragen. Mit schwarzem Rosskopf bedecktes Pferd tanzt, schüttelt den Kopf, wiehert.
Der Reiter blickt sie an. Ciri sieht seinen Augenstrahl durch den Schlitz im großen Helm, mit Flügeln eines Raubvogels verziert. Sie sieht das Spiegelbild des Feuers auf der breiten Klinge des Schwertes, in der tief hängenden Hand gehalten.
Der Reiter schaut. Ciri kann sich nicht bewegen, gehindert durch leblose Arme eines Toten, die ihre Taille umfassen. Etwas Schweres und Feuchtes vom Blut beraubt ihre Bewegungsfreiheit, etwas, was auf ihrem Schenkel liegt und sie zu Boden presst.
Und die Angst macht sie regungslos. Diese schreckliche, eingeweidedrehende Angst verursacht, dass Ciri aufhört, Wiehern des verletzten Pferdes, Heulen der Feuerbrunst, Geschrei der getöteten Menschen und Rasseln der Trommel wahrzunehmen. Eins, was existiert, was zählt, was eine Bedeutung hat, das ist die Angst. Die Angst, welche den schwarzen Ritter mit dem vogelfederverzierten Helm verkörperte, der im Hintergrund der roten Wand des wütenden Feuers starb.
Der Reiter spornt das Pferd, die Flügel des Raubvogels auf seinem Helm beginnen zu flattern. Der Vogel hebt ab und greift an das vor Angst gelähmte, wehrlose Opfer. Der Vogel - oder auch der Ritter - schreit, kräht furchtbar, grausam, triumphal. Das schwarze Pferd, die schwarze Rüstung, der schwarze, verwehte Mantel und hinter dem allen das Feuer, ein Meer aus Feuer.
Die Angst.
Der Vogel kräht. Die Flügel flattern, sie schlagen ins Gesicht.
Die Angst!
Hilfe. Warum hilft mir denn keiner. Ich bin so alleine, ich bin so klein, ich bin so wehrlos, ich kann mich nicht bewegen, ich kann nicht mal Stimme aus der gewürgten Kehle freilassen.
Warum kommt mir keiner mit Hilfe?
Ich habe Angst!
Die brennenden Augen im Schlitz des großen geflügelten Helms. Der schwarze Mantel verhüllt alles -
Ciri!


Sie wachte in Schweiß gebadet auf, erstarrt. Ihr eigener Schrei, der sie aufgeweckt hatte, zitterte noch, vibrierte irgendwo in der Mitte, unterhalb des Brustbeins und brannte in der ausgetrockneten Kehle. Die an der Pferdedecke geklemmten Hände taten weh, der Rücken auch …
- Ciri, beruhige dich.
Ringsherum herrschte dunkle und windige Nacht, die eintönig und melodisch in Baumkronen der Kiefernrauschte und mit deren Stämmen knarrte. Es gab schon keinen Brand und Schrei mehr, es gab nur dieses rauschende Wiegelied. Nebenan pulsierte das Lagerfeuer mit Licht und Wärme, die Flamme glänzte auf den Klammern des Pferdegeschirrs, spiegelte sich rotfarbig auf dem Handgriff und den Beschlägen des Schwertes wider, das sich auf dem am Boden liegenden Sattel stützte. Es gab kein anderes Feuer und keinen anderen Stahl mehr. Die ihre Wange streichelnde Hand roch nach Leder und Asche. Und nicht nach Blut.
- Geralt …
- Das war nur ein Traum. Ein Alptraum.
Ciri zitterte stark, krampfend die Arme und Beine zusammen.
Ein Traum. Nur ein Traum.
Das Lagerfeuer erlosch. Birkenholzscheitel sind rot und durchsichtig, knallen, sprühen mit blauer Flamme. Die Flamme beleuchtet das weiße Haar und das scharfe Profil des Mannes, der sie mit einer Pferdedecke und einem Pelz einhüllte.
- Geralt, ich …
- Ich bin bei dir. Schlaf, Ciri, du musst dich ausruhen. Vor uns liegt noch ein weiterer Weg.
Ich höre Musik, dachte sie plötzlich. Dieses Rauschen … ist wie Musik. Die Lautenmusik. Und Stimmen. Die Prinzessin aus Cintra …Das Kind der Vorsehung …Das Kind des Älteren Blutes, des Blutes der Elfen. Geralt aus Riv, der Weißer Wolf und dessen Vorsehung. Nein, nein, das ist eine Legende. Die Erfindung eines Dichters. Sie lebt nicht. Man tötete sie in den Straßen der Stadt, als sie flüchtete …

Halt dich … Halt …
- Geralt?
- Was, Ciri?
- Was hat er mir getan? Was ist damals geschehen? Was hat er mir … angetan?
- Wer?
- Der Ritter … Der Schwarze Ritte mit den Vogelfedern auf dem Helm … Ich kann mich an nichts erinnern. Er schrie … und schaute mich an. Ich erinnere mich daran nicht, was geschehen ist. Nur daran, dass ich Angst gehabt hatte … Ich hatte so schreckliche Angst gehabt …
Der Mann beugte sich, die Flamme des Feuers glitzert in seinen Augen. Das waren seltsame Augen. Sehr seltsam. Früher fürchtete sich Ciri vor diesen Augen, sie mochte nicht in sie hineinschauen. Aber das war langer her. Sehr lange her.
- Ich kann mich an nichts erinnern – flüsterte, suchend seine Hand, hart und rau wie ein unbearbeitetes Stückholz. – Dieser Schwarze Ritter …
- Das war ein Traum. Schlaf ruhig. Das kehrt nicht mehr zurück.
Ciri hörte schon ähnliche Beteuerungen, damals. Man wiederholte ihr das mehrmals, viele, viele Male beruhigte man sie, als nachts von eigenem Schrei aufwachte. Aber jetzt war es anders. Jetzt glaubte sie daran. Deshalb, weil es jetzt Geralt aus Riv der Weiße Wolf sagte. Der Hexer, der ihre Vorsehung war. Dem sie vorgesehen war. Der Hexer Geralt, der sie inmitten des Kriegs, Todes und der Trauer wieder fand, nahm sie mit sich und versprach, dass sie sich niemals trennen werden.
Sie schlief ein, seine Hand nicht loslassend.









* * * *

Der Barde hörte auf zu singen. Den Kopf leicht neigend, wiederholte er auf der Laute das Führungsmotiv der Ballade, sanft, leise, um einen Ton höher als der ihn begleitende Lehrling.
Niemand sprach ein Wort. Außer der leiser werdenden Musik war ausschließlich Rauschen der Blätter und Knarren der Äste einer Rieseneiche zu hören. Und danach meckerte eine Ziege plötzlich lang gezogen auf, angebunden mit einem Strang an einer der Karren, die den uralten Baum umkreisten. Dann, wie auf ein Kommando, stand einer von den in großem Halbkreis versammelten Zuhörern auf. Er hängte einen kobalt-blauen, mit Gold verzierten Mantel auf den Arm um, verbeugte sich steif und vornehm.
- Danke dir, Meister Rittersporn – sagte er klangvoll, wenn auch nicht laut. – Möge ich, Radcliffe aus Oxenfurt, der Meister der magischen Geheimnisse, als der unvermeidliche Meinungssprecher aller hier Anwesenden, die Dankensworte und die Anerkennung eurer großen Kunst und eueren Talents auszusprechen.
Der Zauberer lenkte den Blick auf die Versammelten, derer Anzahl größer war als Hundert, die sich am Fuß der Eiche in engem Halbkreis versammelten, stehend oder auf den Karren sitzend. Die Zuhörer nickten mit den Köpfen und flüsterten. Einige Personen fangen an zu klatschen, einige andere begrüßten den Sänger mit den gehobenen Händen. Bewegte Weiber zogen die Nasen hoch und wischten die Augen ab, womit sie nur konnten, abhängig von derer Stand, Profession und Vermögen; Bäuerinnen mit Unterarm oder Handfläche, die Ehefrauen von Kaufleuten mit Leinentüchern, Elfen und Edelfrauen mit Batist, und die drei Töchter des Grafen Vilibert, die samt ihrer Gefolge aufgrund des Auftritts des bekannten Barden die Jagd mit den Falken unterbrachen, rotzten lautstark und ergreifend in die geschmackvollen olivgrünen Halstücher aus Wolle.
- Es wird nicht übertrieben – fuhr der Zauberer fort – wenn ich sage, dass du uns zu tiefst gerührt hast, Meister Rittersporn, dass du uns zu Überlegung und Nachdenken gezwungen hast, und unsere Herzen bewogen hast.
Der Barde stand auf und verbeugte sich, fegte mit der am fantasievollen Hütchen angebrachten Reiherfeder Knien ab. Der Lehrling hörte auf zu spielen, lächelte alle an und verbeugte sich auch, aber der Meister Rittersporn blickte ihn drohend an und knurrte halblaut mit gedämpfter Stimme.
Der Junge senkte den Kopf und klirrte leise wieder mit den Saiten der Laute.
Die Versammelten lebten auf. Die Kaufleute von der Karawane, nachdem sie miteinander flüsterten, brachten ein ansehnliches Bierfässchen vor die Eiche. Der Zauberer Radcliffe versank in einem stillen Gespräch mit dem Grafen Vilibert. Die Töchter des Grafenhörten auf zu rotzen, und starrten Rittersporn anbetend an. Der Barde merkte dies nicht. Er war eben beschäftigt mit Verschicken von Lächeln, Zwinkern und Zähneblecken in die Richtung schweigender hochmütiger Wandergruppe der Elfen, besonders zu einer von den Elfen, der dunkelhaarigen und großäugigen Schönheit im kleinen Hermelinpelz. Rittersporn hatte Konkurrenten - die Besitzerin der großen Augen und des schönen Hermelinpelzes wurde auch gemerkt und unterhaltet mit den Blicken seiner Zuhörer - der Ritter, Scholaren und Vaganten. Die Elfe, ofensichtlich amüsiert von der Aufmerksamkeit, zupfte an den kunstvollen Manschetten der Bluse und flatterte mit den Wimpern. Ihre elfische Begleitung schirmte sie aber von allen Seiten ab, nicht verbergend ihre Abneigung den Verehrern gegenüber.
Die Waldlichtung unter der Eiche Bleobheris, die Stätte der häufigen Kundgebungen, die Raststätte der Reisenden und der Treffpunkt der Wanderer, war bekannt für Toleranz und Offenheit. Die Druiden, die den jahrhundertealten Baum pflegten, nannten diese Waldlichtung die „Friedensstätte“ und waren für jeden sehr gastfreundlich. Aber sogar bei solchen außergewöhnlichen Anlässen, wie eben zu Ende gegangener Auftritt weltberühmten Barden, hielten sich Reisenden in eigenen, ziemlich sichtbar separaten Gruppen auf. Elfen drangen zu Elfen. Zwergische Handwerker gruppierten sich zusammen mit eigenen bis auf die Zähne bewaffneten Kameraden, angeheuert als Begleitschutz für die kaufmännischen Karawanen, und duldeten neben sich höchstens gnomische Bergleute und Halblingsbauer.
Alle Nichtmenschen bewahrten entsprechend Abstand von den Menschen. Menschen zahlten den Nichtmenschen mit der gleichen Münze zurück, aber auch untereinander beobachtete man keineswegs Integration. Adel blickte mit Verachtung auf Kaufleute und Hausierer. Soldaten und Söldner hielten sich von Hirten - in ihren stinkenden Schafpelzen - fern. Wenige Zauberer und Adepten sonderten sich ganz ab und beschenkten alle ringsherum gerecht mit Arroganz. Der Hintergrund bildete dagegen dichte, finstere, düstere und schweigende Bauernklasse. Sie, ähnlich einer Armee aus über den Köpfen emporragendem Wald aus Harken, Forken und Dreschflegeln, ignorierten alles und alle.
Ausnahme, wie immer, bildeten Kinder. Entlassen aus der Ruhepause - geltenden während des Auftritts des Barden, eilten die Halbstarken mit wildem Geschrei auf den Lippen zum Walde dahin, um dort sich eifrig dem Spiel hingeben, dessen Regeln für die nicht zu begreifen waren, die sich schon von den glücklichen Jahren der Kindheit verabschiedeten. Kleine Menschen, Elfen, Zwerge, Halblinge, Gnomen, Halbelfen, Viertelelfen und Knirpse rätselhafter Herkunft kannten und anerkannten keine Rassen- und soziale Trennung. Noch nicht.
- In der Tat! – Schrie einer der anwesenden Ritter auf der Waldlichtung auf, der magere wie eine Stange Schlaks in dem rot-schwarzen Wams, verzierten mit drei schreitenden Löwen. – Gut hat Herr Zauberer gesprochen! Schöne waren diese Balladen, Ehrenwort, gnädiger Rittersporn. Falls Ihr irgendwann in der Nähe von Lysorog sein werdet, der Burg meines Seniors, kommt rein, ohne Augenblick zu zögern. Wir werden Euch bewirten wie einen Fürsten, was sage ich denn, wie den König Vizimir persönlich! Ich schwöre auf mein Schwert, ich habe ja schon vielen Minnesängern zugehört, aber wie ihnen sich mit Euch zu messen, Meister. Nehmt von uns, den Hochgeborenen und Rittergeschlagenen, Achtung und Huldigung für eure Kunst an!
Offensichtlich spürend den richtigen Moment, der Barde zwinkerte zum Lehrling. Der Junge legte die Laute zur Seite und hob vom Boden eine Schatulle, die zur Sammlung des mehr messbaren Ausdrucks der Anerkennung diente. Er zögerte, lenkte den Blick auf die Masse, danach legte die Schatulle weg und fasste den nebenan stehenden Bottich. Der Meister Rittersporn billigte diese Besonnenheit des Jungen mit einem gnädigen Lächeln.
- Meister! – Rief eine stattlich Frau, sitzend auf dem Wagen mit der Aufschrift „Vera Loewenhaupt und Söhne“, aufgefüllt mit Flechtgütern. Die Söhne waren nirgendwo zu sehen. Sicherlich beschäftigten sie sich mit der Vergeudung des mütterlichen Vermögens. – Meister Rittersporn, wie denn so? Ihr lasst uns in Ungewissheit? Das ist doch nicht das Ende eurer Ballade? Singt doch darüber, was weiter geschehen ist!
- Lieder und Balladen – verbeugte sich der Künstler – enden nie, gnädige Frau, weil die Poesie ewig und unsterblich ist, ich kenne weder den Anfang noch das Ende …
- Aber wie ist es weiter gegangen? – gab sich die Händlerin nicht geschlagen, großzügig und rasselnd warf sie Münze in den vom Lehrling gehalten Bottich.
- Erzählt uns wenigsten darüber, falls Ihr keine Lust habt, dies zu singen. In euren Liedern fielen keine Vornamen, aber wir doch wissen, dass der von Euch besungene Hexer, kein anderer ist als der berühmte Geralt aus Riv. Diese Zauberin, in der er so heiß verliebt ist, ist keine andere als die nicht weniger berühmte Yennefer. Dieses Überraschungskind dagegen, versprochen und vorsehen dem Hexer, ist jedoch Cirilla, die unglückliche Prinzessin aus der von Angreifern zerstörten Cintra. Ist das wahr?
Rittersporn lächelte hochmütig und geheimnisvoll.
- Ich singe über vielseitige Geschichten, großzügige Wohltäterin – bekundete Rittersporn. – Über Emotionen, an denen jeder teilhaben kann. Nicht über bestimmte Personen.
- Ausgerechnet! – Brüllte jemand aus der Menschenmasse. – Jeder weiß, dass die Lieder von Geralt erzählen!
- Ja, ja! – Kreischten die Töchter des Grafen Vilibert wie in einem Chor auf, trocknend tränendurchnässte Halstücher. – Singt noch, Meister Rittersporn! Wie ist es weiter gegangen? Ob sie glücklich waren? Wir wollen es wissen, Meister, Meister!
- Vergiss es! – Brüllte guttural der Rädelsführer der Gruppe aus Zwergen, schüttelnd den gewaltigen, rothaarigen, bis zur Gürtellinie langen Bart. – Scheiße ist das, Prinzessinnen, Zauberinnen, die Vorsehung, die Liebe und andere weibliche Ammenmärchen. Das ist doch alles, um den Herrn Dichter nicht zu beleidigen, blanker Humbug, also poetische Erfindung, zwecks Verschönerung und Ergriffenheit. Alle Kriegsereignisse, wie die Massaker und die Plünderung von Cintra, so wie die Schlacht um Marnadal und Sodden, habt Ihr uns eben recht schön vorgesungen, Rittersporn! Ha, es ist nicht zu schade, mit Silber um sich zu werfen, für so ein Lied, dass Herzen der Krieger erfreut! Und man hat es gesehen, dass Ihr kein bisschen gelogen habt. Das sage ich, Sheldon Skaggs, der Lüge von Wahrheit unterscheiden kann. Denn ich war bei Sodden, ich stand da den nilfgaardischen Aggressoren gegenüber, mit dem Kriegsbeil in der Hand …
- Ich, Donimir aus Troy – schrie der magere Ritter mit den drei Löwen auf dem Wams – war in den beiden Schlachten um Sodden, aber ich habe Euch dort nicht gesehen, Herr Zwerg!
- Weil Ihr sicherlich den Fuhrpark beschützt hattet! – Schoß Sheldon Skaggs zurück. – Und ich war in der ersten Linie, wo es heiß war!
- Achte, was du sagst, Bärtiger! – Rötete sich Donimir aus Troy, den mit dem Schwert belasteten Rittergürtel hoch ziehend. – Und zu wem!
- Selber achte! – Der Zwerg haute mit der Hand auf das hinter dem Gürtel gesteckt Kriegbeil. Er wandte sich seinen Kumpanen zu und bleckte die Zähne. – Habt Ihr ihn gesehen? Gefickter Ritter! Wappenträger! Drei Löwen im Wappenschild! Zwei kacken, der dritte knurrt!
- Ruhe, ruhe! – Wendete der weißhaarige Druide im weißen Gewand, mit herrischer Stimme das Unheil ab. – Das gebührt sich nicht, gnädige Herren! Nicht hier, nicht unter dem Ast von Bleobheris, der Eiche, die älter ist als alle Streitigkeiten und Zank dieser Welt! Und nicht während der Anwesenheit des Dichters Rittersporn, dessen Balladen uns lieben lehren sollten, und nicht streiten.
- Richtig! - unterstützte den Druiden ein kleiner, dicker Priester, dessen Gesicht vom Schweiß glänzte. – Ihr schaut, aber Ihr habt keine Augen, Ihr hört, aber euere Ohren sind taub. Ihr habt in Euch keine Gottesliebe, weil Ihr seid, wie leere Fässer …
- Wenn schon von Fässern die Rede ist – kreischte ein Langnase Gnom vom Wagen aus mit der Aufschrift „Eisenwaren, Herstellung und Verkauf“ – dann zapft Ihr, Herren aus der Zunft, noch ein Fass an! Dem Dichter Rittersporn trocknete ganz sicher die Kehle aus und uns leidlich wegen der Ergriffenheit!
- Wahrlich, wie leere Fässer, sage ich Euch! – Übertönte der Priester den Gnom. Er ließ sich nicht durcheinander bringen und die Predigt unterbrechen. – Ihr habt gar nicht die Balladen von Rittersporn begriffen, nichts habt Ihr daraus gelernt. Ihr habt nicht verstanden, dass die Balladen über menschliches Schicksal erzählten, darüber, dass wir in der Gotteshand nur ein Spielzeug seien, und unsere Länder ein Gottesspielplatz. Die Balladen haben über eine Vorsehung erzählt, über die Vorsehung von uns allen, und die Legende über den Hexer Geralt und die Prinzessin Cirilla, geworfen auf den realen Hintergrund dieses Krieges, ist nur eine Metapher, das Werk der Phantasie des Dichters, das dazu dienen sollte, dass wir …
- Was faselst du, heiliger Mann! – Rief Vera Loewenhaupt von der Höhe des Wagens aus. – Welche Legende? Welches Werk der Phantasie? Wer sonst, aber ich kenne Geralt aus Riv, ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen, in Wyzim, wo er die Tochter des Königs Foltest entzaubert hatte. Und später noch habe ich ihn auf dem Händlertrakt getroffen, wo er auf Wunsch von Gilda einen starken Greif getötet hat, der Karawanen überfallen hat, womit er vielen guten Menschen das Leben retten konnte. Nein, keine Legende und kein Märchen ist das. Wahrheit, aufrichtige Wahrheit hat uns der Meister Rittersporn hervorgesungen.
- Ich kann es bestätigen – sagte die schlanke Kriegerin mit dem langen, glatt nach hinten gekämmten und in dicken Zopf geflochtenen Haar. – Ich, Rayla aus Lyra, kenne Geralt den Weißen Wolf auch, den berühmten Monsterjäger. Ich bin auch, nicht einmal und nicht zweimal, der Zauberin Yennefer begegnet, als ich in Aedim war. In der Stadt Vengerberg, wo sie ihren Sitz hat. Dass sich die beiden lieben würden, dies entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
- Aber das muss wahr sein – sprach plötzlich mit der melodischen Stimme die schöne Elfe im Hermelinpelz. – So eine schöne Liebesballade konnte nicht gelogen sein.
- Sie konnte nicht! – Befürworteten die drei Töchter des Grafen Vilibert die Elfe, und wie auf Kommando trockneten die Augen mit den Halstüchern ab. – Auf keinen Fall konnte sie!
- Gnädiger Zauberer! – Vera Loewenhaupt wandte sich zu Radcliffe. – Haben sie sich geliebt oder nicht? Ihr weißt sicherlich, wie es mit ihnen tatsächlich ausgegangen ist, mit dem Hexer und jener Yennefer. Lüft das Geheimnis!
Wenn das Lied erzählt, dass sie sich geliebt haben – lächelte der Zauberer – so war es auch, und diese Liebe wird Jahrhunderte überdauern. So ist die Macht der Poesie.
- Das Gerücht kursiert - bemerkte der Graf Vilibert plötzlich - dass Yennefer aus Vengerberg auf dem Soddaner Hügel gefallen ist. Einige Zauberinnen sind dort gefallen …
- Das ist nicht war – sagte Donimir aus Troy. – Es gibt keinen Grabstein mit ihrem Namen. Das ist meine Gegend. Mehrmals war ich auf dem Hügel und habe auf Grabsteinen gemeißelte Beschriftungen gelesen. Drei Zauberinnen sind dort gefallen. Triss Merigold, Lytta Neyd - die Koralle genannt … Hmm … Der dritte Vorname ist mir aus dem Gedächtnis entwischt …
Der Ritter schaute den Zauberer Radcliffe an, aber er lächelte nur, und sagte kein Wort.
- und jener Hexer – rief Sheldon Skaggs plötzlich – dieser Geralt, der jene Yennefer geliebt hatte, wie man hört, hat ins Gras gebissen. Ich habe gehört, dass man ihn irgendwo jenseits des Flusses erschlagen hatte. Er hat Ungeheuer getötet, hat getötet, bis die Sense auf den Stein getroffen hat. So ist es, meine Leutchen, wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert fallen. Jeder wird irgendwann jemanden Besseren finden und das Eisen schlucken.
- Ich glaub's nicht - die schlanke Kriegerin verzog die kreideweißen Lippen, spuckte wuchtig auf den Boden und kreuzte mit Geklirr die in Kettennetz umhüllt Unterarme auf der Brust. - Ich glaube's nicht, dass Geralt aus Riv auf seinesgleichen treffen konnte. Mir ist schon vorgekommen, dass ich gesehen habe, wie der Hexer mit dem Schwert umgeht. Er ist einfach ungeheuer schnell ...
- Gut gesagt - fügte der Zauberer Radcliffe hinzu. - Ungeheuer. Die Hexer sind wie Mutanten, deshalb die Schnelligkeit ihrer Reaktion ...
- Ich verstehen nicht, wovon Ihr redet, Herr Zauber - verzog die Kriegerin ihre Lippen noch niederträchtiger. - Eure Worte sind allzu gelehrt. Ich weiß eins: Kein Fechter, den ich kannte oder kenne, kann sich mit Geralt aus Riv messen, dem Weißen Wolf. Deswegen glaube ich nicht, dass derjenige im Kampf besiegt werden konnte, so wie es Herr Zwerg behauptet.
- Jeder Fechter im Arsch, wenn Gegnermasse im Anmarsch - sprach sensationell Sheldon Skaggs. - So pflegen Elfen zu sagen.
- Elfen - erklärte der große, hellhaarige Vertreter des Älteren Volkes kalt, neben dem schönen Hermelinpelz stehend - pflegen nicht, sich so ordinär zu äußern.
- Nein! Nein! - kreischten die Töchter des Grafen Vilibert hinter den grünen Halstüchern hervor. - Der Hexer konnte nicht umkommen! Der Hexer hat die ihm vorgesehene Ciri wieder gefunden, und dann die Zauberin Yennefer, und alle drei haben lange und glücklich gelebt! Nicht wahr, Meister Rittersporn?
- Das war doch nur eine Ballade, gnädiges Fräulein - gähnte der nach Bier durstige Gnom, der Hersteller von Eisenwaren. - Wo hier in der Ballade nach Wahrheit zu suchen? Wahrheit ist eine Sache, Poesie die andere. Nehmen wir jene ... Wie hieß sie denn? Ciri? Diese berühmte Überraschung. Sie hatte der Dichter ganz aus dem Finger ausgesaugt. Ich war ja in Cintra mehrmals, und ich weiß, dass das damalige Königpaar kinderlos war, weder eine Tochter noch einen Sohn hatten sie gehabt ...
- Du lügst! - schrie rothaariger Mann in der Jacke aus Robbenpelz, mit dem karierten Tuch um die Stirn. - Die Königin Calanthe, die Löwin aus Cintra, hatte eine Tochter, Pavetta genannt. Jene zusammen mit ihrem Mann sind während eines Seesturms umgekommen. Die Meerestiefe hat sie verschlungen, die beiden.
- Ihr seht selber, dass ich nicht lüge? - Riefen "Eisenwaren" alle in den Zeugenstand. - Pavetta und nicht Ciri, nannte sich die Königin von Cintra.
- Cirilla, genannt Ciri, war eigentlich die Tochter der ertranken Pavetta - erklärte der Rothaarige. - Das Enkelkind von Calanthe. Nicht die Königin war sie, sondern die Prinzessin von Cintra. Sie war eben dieses dem Hexer vorgesehen Überraschungskind. Die Königin Pavetta hat sie versprochen, bevor sie noch geboren wurde, dem Hexer, so wie es Herr Rittersporn hervorgesungen hat. Aber der Hexer konnte sie nicht finden und abholen. In dem Falle sagte der Dichter nicht die reine Wahrheit.
- Keine Wahrheit, na klar - schaltete sich ins Gespräch ein sehniger Jugendlicher ein, der an der Kleidung erkennen ließ, dass es sich um einen Handwerksgesellen handelt, der sich vor dem vorausgehenden Meisterstück und der Meisterprüfung auf einer Wanderung befindet. - Seine Vorsehung ist ihm aus dem Weg gegangen. Cirilla ist während der Belagerung von Cintra umgekommen. Die Königin Calanthe, bevor sie sich vom Turm hinuntergestürzt hatte, hat die Prinzessin mit eigenen Händen umgebracht, damit sie lebend in die Kralle der Nilfgaarder nicht fallen konnte.
- So war's nicht, überhaupt nicht - protestierte der Rothaarige. - Die Prinzessin wurde während der Massaker getötet, auf der Flucht.
- So oder so - schrie "Eisenwaren" - fand der Hexer jene Cirilla nicht. Der Dichter hat gelogen!
- Aber sehr schön gelogen - sagte die Elfe im Hermelinpelz, sich an den großen Elf kuschelnd.
- Es geht nicht um Poesie, sondern um Fakten! - rief der Handwerksgeselle. - Ich sage, dass die Prinzessin aus der Hand der eigenen Großmutter umgekommen ist. Jeder, der in Cintra war, kann es bestätigen!
- Und ich sage, sie wurde auf der Straße getötet, während der Flucht - erklärte der Rothaarige. - Ich weiß es, obwohl ich nicht aus Cintra stamme. Ich war in der Mannschaft des Vasalls aus Skellige, die Cintra während des Krieges unterstützt hatte. Der König von Cintra, Eist Tuirseach, wie alle wissen, stammte eben von der Insel Skellige ab. Er war der Onkel des Vasalls. Und habe in der Mannschaft des Vasalls bei Marnadal und Cintra gekämpft, dann, nach der Niederlage, bei Sodden ...
- Noch ein Kriegsveteran mehr - knurrte Sheldon Skaggs zu den sich um ihn gedrängten Zwergen. - Nur Helden und Krieger. Ahoi, Leutchen! Ist unter euch wenigstens einer, der nicht in Marnadal oder bei Sodden gekämpft hatte?
- Das ist der reinste Hohn, Skaggs - sagte der Große Elf schreitend, dabei umarmte er die Schönheit im Hermelinpelz in so eine Weise, die bei den anderen Konkurrenten jeden eventuellen Zweifel löste. - Bilde dir nicht ein, dass du als Einziger bei Sodden gekämpft hast. Ich, um nicht weit zu suchen, habe auch an der Schlacht teilgenommen.
- Es ist interessant, auf welcher Seite - sprach der Graf Vilibert zu Radcliffe, mit gut hörbarem Flüstern, welches der Elf gänzlich ignorierte.
- Wie allgemein bekannt - setzte er fort, ohne in die Richtung des Grafen und Zauberers zu schauen - standen sich weit über hunderttausend Krieger während der zweiten Schlacht um Sodden entgegen, wobei mindestens dreißigtausend Krieger entweder getötet oder verletzt wurden. Herrn Rittersporn gehört sich einen Dank auszusprechen, dass eine seiner Balladen die berühmte, aber auch schreckliche Schlacht verewigt hatte. So wohl in den Worten, als auch in der Melodie dieses Liedes hörte ich keine Prahlerei, sondern Ermahnung. Ich wiederhole, Ehre und ewiger Ruhm an den Dichter für die Ballade, die vielleicht zukünftig die Wiederholung von solcher Tragödie, wie dieser brutale und unnötige Krieg war, vermeiden lassen würde.
- Wahrlich - sagte der Graf Vilibert, schauend den Elf provokativ an. Interessante Sachen habt Ihr in der Ballade herausgefunden, gnädiger Herr. Der unnötige Krieg sagt Ihr? Tragödien möchtet Ihr zukünftig vermeiden? Sollten wir verstehen, falls uns Nilfgaard noch mal angreifen würde, würdet Ihr uns empfehlen zu kapitulieren? Und demutsvoll das Nilfgaarder Joch anzunehmen?
- Leben ist ein unschätzbares Geschenk, das man hüten sollte - sprach der Elf kalt. - Nichts kann Massaker und Hekatombe rechtfertigen, welche die beiden Schlachten um Sodden, die Verlorenen und die Gewonnene, verursacht haben. Die beiden hatten euch, Menschen, Tausende Leben gekostet. Ihr habt unvorstellbares Potenzial verloren ...
- Elfisches Gelaber! - fuhr Sheldon Skaggs hoch. - Dummes Gelaber! Das war der Preis, den man dafür bezahlen musste, damit die anderen in Würde und in Frieden leben konnten, anstatt sich vom Nilfgaard in Ketten legen, verblenden, unter Peitsche in Schwefel- und Salzminen verdrängen lassen. Diejenigen, die heldenhaft umgekommen sind, und dank Rittersporn ewig in unserem Gedächtnis leben werden, haben uns beigebracht, wie man eigenes Zuhause verteidigt. Sing eure Balladen, Rittersporn, sing sie allen. Die Lehre wird nicht umsonst sein, sie wird uns helfen, ihr werdet es sehen! Wenn nicht heute, dann morgen wird uns Nilfgaard wieder überfallen, ihr werdet euch an meine Worte erinnern! Jetzt lecken sie Verletzte heil und erholen sich. Aber der Tag naht, an dem wir wieder derer schwarze Mäntel und Vogelfeder auf den Helmen sehen werden!
- Was wollen sie von uns? - schrie Vera Loewenhaupt. - Warum haben sie sich auf uns abgesehen? Warum lassen sie uns nicht in Ruhe, warum lassen sie uns nicht leben und arbeiten? Was wollen sie, diese Nilfgaarder?
- Sie wollen unser Blut! - brüllte der Graf Vilibert.
- Und unser Land! - heulte jemand aus der Bauernmasse auf.
- Und unsere Weiber! - pflichtete Sheldon Skaggs bei, schielend bedrohlich mit den Augen.
Einige Leute lachten los, aber leise und verdeckt. Obwohl schon die Vorstellung witzig erscheint, dass irgendjemand, außer den Zwergen, deren äußerst unattraktive Frauen begehren könnte, war dieses Thema …

sirVincent
06.01.2008, 11:26
Obwohl ich die Geschichten im polnischen grandioes finde, finde ich auch diese Uebersetzung ins deutsche sehr gelungen, vor allem die Wortspiele und Idiome, die ja in andere Sprachen sehr schwierig umzusetzten sind.

Woher habt Ihr solch Leseproben ueberhaupt? :)