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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Story]Kriegsgötter



Monty Bishop
10.06.2004, 04:47
Kriegsgötter


Die Truppe bewegte sich schnell und leise. Zehn Männer in blauschwarzen Köperwesten. Lange Wassermäntel trugen sie und Helme, die sich tief in die Gesichter gedrückt hatten. Gasmasken und Sturmbrillen verbargen auch den letzten, menschlichen Funke. Ihre Waffen lugten kaum unter den langen Regenkutten hervor. Selbst geschulte Augen konnten sie nur schwer in der Finsternis ausmachen.

Joschoar hob das Sichtglas vor die Augen und wechselte von Nacht und Termalsicht. Sein Sichtfeld wurde von stechendgrün zu dunkelviolett. Mehre glühende Geister, seelenlosen Marionetten gleich, jagten durch die Schatten der Strasse. Duckten sich hinter Autos. Gaben sich gegenseitig Deckung. Die Neonreklamen spiegelten sich in den Pfützen, die von den Männern aufmerksam gemieden wurden.
„Echoleader, weiter vorrücken. Gold gehen sie in Stellung.“ wisperte Joschoar in sein Mikro, zog die Mütze tiefer, damit der hämmernde Regen ihm nicht die Sicht nahm.

Gold, das war der Hauptverband der Spezialeinheit. 400 schwer bewaffnete Killer. Profis, die ihres gleichen suchten. Keiner kannte sie. Nicht einmal Josch kannte ihre Gesichter. Sie waren Geister. Sie kamen lautlos, sie ging lautlos.
„Das heute wird alles andere als lautlos…“ knurrte Josch und hob das Sichtglas an.
Gold rückte vor. In mehren Gruppen über die Fußgängerweg und den schmalen Mittelstreifen der Strasse.
„Silver, Anfrage?“ sprach Pets neben ihm in sein Headset. Silver waren die Heckenschützen. 20 Männer, je zwei Mann, verteilt auf allen Dächern.
„Noch ist alles ruhig.“ sagte Pets zu Josch. Dieser nickte nur. „Noch.“ sagte er und richtete den Blick auf das Ziel.
Den Eingang zur U-Bahnstation.

Die Echotruppe hatte bei einer Telefonzelle Position bezogen. Fünf Mann an beiden Seiten warteten auf Befehl. Das Licht der Telefonzelle flimmerte. Die Männer waren kaum zu sehen. Die Kleidung war ausgezeichnet.
Gold hatte aufgeschlossen. Der Eingang zum Untergrund war von allen Seiten umstellt. Lange würde es nicht mehr dauern.
„Silver?“ fragte Josch. Pets schüttelte den Kopf. Von ihrem Van aus konnten sie die komplette Strasse einsehen.
„Das wird ganz übel.“ sagte Joschs Partner und kaute wie besessen auf seinem Kaugummi. Er versuchte seit drei Wochen das Rauchen aufzugeben. Obwohl er schon auf die harmlosen Zimkippen umgestiegen war.
Josch rauchte immer noch das gute, altmodische, gentechnisch unbelassene PallMallzeug.
„Es geht los.„ sagte er unvermittelt.
Pets nickte und gab es an Silver weiter. Die Heckenschützen bestätigten.
„Echo zugriff nach Plan.“ flüsterte Josch in sein Mikro.

Die Echotruppe bewegte sich ohne zögern. Das grelle Licht des U-Bahneinganges enttarnte sie augenblicklich. Zehn Männer, besser als alle zusammen. Von ihnen kannte Josch noch nicht mal die Codenamen. Früher hatte ihn das beunruhigt. Jetzt, nach fast drei Jahren hatte er es schon als Selbstverständlichkeit verinnerlicht.
Echo nährte sich der Treppe. Der Leader kam an dritter Stelle. Die Scouts rückten vor. Knieten am Anfang des Abstieges. Deckten ab.
Die hinteren rückten nach und bewegten sich weiter. Josch sah auf die Monitore. Watchs, ein Punk und Hacker mit grünroten Haaren und einem weltfernen Blick, saßs vor Tastaturen, Bildschirmen und allerlei, für Josch, rätselhaften Elketorschrott. Tausende kalte Augen blickten in Signalfarben von Rot, Gelb und Grün. Oder summten mit hypnotischen Blauschimmern um sich.
„Und?“ Josch beugte sich in den Van. Pets behielt die Strasse im Auge und schickte Gold etwas vor, damit die Truppe gegebenen Falls schnell eingreifen konnte.
„Alles logo, Chef.“ sagte der Punk. Seine dunklen, mandelförmigen Augen sausten über die ablaufenden Schriftzeilen und Videobilder. Eine Zims hing ihm im rechten Mundwinkel, ein Nikotinlutscher im linken. Josch grunzte zufrieden, behielt aber die Apparate von Echo im Auge.
Dort sah man, wie mehre der Soldaten langsam die Treppe hinabsteigen. Die Sicht des Leaders und des Sanis.
Schwarzweiße Kacheln an den Wänden. Farbloser Müll in den Ecken. Ein matter, graurostiger Abfallbehälter. Die Gruppe passierte, von Vandalen geplünderte, PVPs. „Wo sind nur die guten, alten Audiogeräte hin.“ sagte Josch. Melancholie und Verdrust über sein Alter lagen in seiner Stimme.
„Willkommen in der Gegenwart.“ sagte Watchs. Er schnippte die Zims auf der geöffneten Seitentür in den Rindstein.
„•••• dich.“ sagte Josch hasserfüllt und zog sich aus dem Wagen zurück zu seinem Beobachtungsposten an der Motorhaube. Er war erst 34. Sechs Jahre noch und er konnte dieses kalten Nächten und den roten Pfützen endlich den Rücken kehren. Dann war es ausgestanden. Alles, bis auf die Träume. Die Träume würden bleiben. Narben schmerzten am Körper. Träume an der Seele.
„Fett, da hats sich ne Kumpel von mir mal ne Schuss gesetzt.“ kommentierte Watchs seine Videobilder.
Pets grinste. Josch achtete nicht auf ihn.

Gold hatte sich inzwischen dem Eingang der Station genährt. Mehr als 30 Männer zielten die Treppe hinunter. Würde alles ohne Zögern zersieben. Josch wusste, dass sie nicht hier waren um zu verhaften. Gefangene machten die Cops oder die Arme im Krieg. Sie nicht.
Er zündete sich eine PallMall an und schaute durch sein Sichtgerät.

alac
09.10.2008, 20:36
ich finds nicht schlecht..§wink§wink
gibts ne fortsetzung???