Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was definiert ein Gedicht?
Victoria
21.11.2007, 16:02
Hallo.
Eine kurze und doch wichtige Frage meinerseits:
Was definiert ein Gedicht?
Welche Merkmale kennzeichnen ein lyrisches Werk als Gedicht?
Gruß, Siddhartha
Das wäre zum einen mal der äußere Aufbau. Meistens (vor allem bei älteren Gedichten) ist es in Strophen und Verse untergliedert. Bei modernen Gedichten allerdings nicht mehr unbedingt, weswegen der Punkt in eine Klammer zu setzen ist. :p
Dann wäre da natürlich die poetische, blumige, doch sehr bildhafte Sprache, die man in Prosatexten meistens nicht antreffen kann.
Außerdem werden die meisten Worte und der Satzbau umgestellt und bricht die im Prosatext verankerten Regeln.
Ziemlich gute Frage... Die klassische Unterscheidung wird natürlich über Reim, Versmaß, Strophenform &c. getroffen (beim Gedicht); trifft heut wohl nur noch bedingt allgemein zu. ich würde denken, Lyrik unterscheidet sich von Prosa heutzutage im Wesentlichen dadurch, daß in der Lyrik verstärkt Bilder zum Einsatz kommen, & formal ggf durch eine vom reinen Fließtext abweichende Schreibweise (überspitzt formuliert: "horizontal geschrieben -- Prosa; vertikal geschrieben -- Gedicht" :p ). VA seit dem letzten Jahrhundert überlappen die Sprachformen denk ich ziemlich (Bsp. für "lyrische Prosa" : das Zeuchs vom überaus verehrten Arno Schmidt; Bspe. für "prosaische Gedichte": in der Lyrik vom (ebenso verehrten) Charles Bukowski).
Generell magst vermutlich hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Gedicht) fundierte Info finden.
Kaelthalas
23.11.2007, 23:49
Dann wäre da natürlich die poetische, blumige, doch sehr bildhafte Sprache, die man in Prosatexten meistens nicht antreffen kann.
Außerdem werden die meisten Worte und der Satzbau umgestellt und bricht die im Prosatext verankerten Regeln.
Dieser Punkt muss auch nicht vorhanden sein. Besonders bei Gedichten der Neuen Subjektivität (Ralf Thenior, Roman Ritter etc.) gibt es diese bildliche Sprache nicht und das ganze besitzt wirklich eher die Form und Erzählart eines Prosatextes.
Ich glaube, der einzige gemeinsame Nenner, den Gedichte im Jahre 2007 noch haben, ist der Einsatz des Zeilenumbruchs als Stilmittel. Alles andere kann sein, muß aber nicht.
Selbst der Zeilenumbruch ist meiner Meinung nach für die Erschaffung eines Gedichts nicht notwendig, nur hat sich meines Wissens nach noch kein Dichter der künstlichen Beschränkung einer z.B. DIN A4-Seite unterworfen. Wann eine Zeile ihren sinnvollen Abschluß findet und die nächste beginnen darf, das bestimmen sie dann doch lieber selbst.
Daeremir
24.11.2007, 16:30
Ich würde sagen, ein aktuelles, gegenwärtiges gedicht ist daran zu erkennen, dass es vom autor als solches deklariert wurde. Sonstige allgemeine merkmale gibt es ja schon fast gar nicht mehr.
Ein Gedicht ergibt sich nicht aus einer Summe beliebig gesetzter Zeilenumbrüche.
Die Zeilenumbrüche müssen einen rhythmisierenden Sinn haben. Es muss "singbar" sein.
Prosa ist nicht rhythmisch. Es gibt sicher vollständig rhythmische Prosa, aber das wär ja dann wieder ein Gedicht. Auch ohne Zeilenumbrüche ;)
geliebtgehasst
29.11.2007, 21:17
Wir haben das vor einigen Wochen in Deutsch besprochen. Also wir kamen zum Schluss, das ein Gedicht ne gewisse Dichte (siehe Wort ;) ) hat, also einen enormen Gedankenreichtum, der Text hat also eine Botschaft.
Die modernere Lyrik verzichtet aber zum Beispiel auf Formsachen wie Elemente des Aufbaus (z.B. Aufteilung in Strophen) und Reime und Metrik.
Wir haben dann anhand einiger anderer Texte festgestellt, dass man manche Gedichte auch ohne die Zeilenumbrüche aufschreiben könnte, nur dass sie dann ein Prosatext wären, heißt also, manche Gedichte lassen sich nur durch die Zeilenumbrüche von Prosa unterscheiden. Ein Gedicht kann auch aus Zeichen bestehen, ich find, ein Gedicht muss nicht mal Worte haben (außer dem Titel vielleicht)
Es gibt auch Prosa mit starkem Gedankenreichtum und Botschaft und das sind sicher nicht alles Gedichte...
geliebtgehasst
30.11.2007, 11:08
Es gibt auch Prosa mit starkem Gedankenreichtum und Botschaft und das sind sicher nicht alles Gedichte...
Ich hab auch nicht gesagt dass jeder Text mit großem Gedankenreichtum en Gedicht ist. eher im Gegenteil - im letzten Satz wollte ich ausdrücken, dass manche Gedichte nur durch die Förmlichkeiten wie die Zeilensprünge von Prosa zu unterscheiden sind
Kaelthalas
01.12.2007, 22:12
Ich hab auch nicht gesagt dass jeder Text mit großem Gedankenreichtum en Gedicht ist. eher im Gegenteil - im letzten Satz wollte ich ausdrücken, dass manche Gedichte nur durch die Förmlichkeiten wie die Zeilensprünge von Prosa zu unterscheiden sind
Eben. Da fällt mir folgendes Beispiel ein (Autor ist mir leider entfallen):
Erste Strophe Erste Zeile.
Erste Strophe Zweite Zeile.
Erste Strophe Dritte Zeile.
Erste Strophe Vierte Zeile.
Zweite Strophe Erste Zeile.
Zweite Strophe Zweite Zeile.
Zweite Strophe Dritte Zeile.
Zweite Strophe Vierte Zeile.
Dritte Strophe Erste Zeile.
Dritte Strophe Zweite Zweile.
Dritte Strophe Dritte Zeile.
Dritte Strophe Vierte Zeile.
... hat auch nicht unbedingt eine mordsmäßige Botschaft ;)
geliebtgehasst
02.12.2007, 00:07
Eben. Da fällt mir folgendes Beispiel ein (Autor ist mir leider entfallen):
Erste Strophe Erste Zeile.
Erste Strophe Zweite Zeile.
Erste Strophe Dritte Zeile.
Erste Strophe Vierte Zeile.
Zweite Strophe Erste Zeile.
Zweite Strophe Zweite Zeile.
Zweite Strophe Dritte Zeile.
Zweite Strophe Vierte Zeile.
Dritte Strophe Erste Zeile.
Dritte Strophe Zweite Zweile.
Dritte Strophe Dritte Zeile.
Dritte Strophe Vierte Zeile.
... hat auch nicht unbedingt eine mordsmäßige Botschaft ;)
Eben drum. Btw, Autor müsste Gerhard Rühm sein.
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