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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Kurzgeschichte] Mord Ist Ihr Hobby - Ein tragisches Ende



BenLaden
31.10.2007, 22:55
So, habe vor n paar Wochen meinen ersten Minikrimi fertiggestellt. Würde mich freuen, wenn ihn mal jmd lesen und bewerten könne. Vielen Dank im Voraus ;P

Kapitel 1 – Die Rückkehr

Mit einem ächzenden Stöhnen stoppte der alte Bus in Cabot Cove, Maine und mit lautem Quietschen öffnete sich die Tür direkt neben dem Fahrer Ben Zachary. „Auf Wiedersehen. Passen sie gut auf sich auf, Mrs. Fletscher!“ ließ dieser verlauten.
Die alte Dame lächelte. Seit mehr als zehn Jahren fuhr sie nun schon mit diesem Bus vom Flughafen in Portland bis an die Küste nach Cabot Cove.
Einen Führerschein hatte sie nie besessen und musste so folglich jedes Mal, wenn sie von einer ihrer vielen Reisen, seien sie privater oder geschäftlicher Natur, zurückkam, auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen Doch Mrs. Fletscher bereitete dies nie Ärger, ganz im Gegenteil.
Sie genoss die Fahrten durch die schöne Landschaft Maines und ergötzte sich jedes Mal aufs Neue an dem altmodischen Baustil, den viele Dörfer in den Gebieten um Neuengland seit Jahrzehnten unverändert zur Schau stellten.
Außerdem verband sie mit dem alten Ben eine tiefe Freundschaft. Die letzten Kilometer, wenn es direkt Richtung Küste, direkt Richtung Cabot Cove ging, war Jessica Beatrice Fletscher, wie sie mit vollem Namen heißt, oftmals der einzige Fahrgast und so konnte die alte Frau ungestört ihrem Freund von all den aufregenden Geschichten erzählen, die sie während ihrer Reisen erlebt hatte.
Jessica, welche die 70 bereits längst überschritten hatte, war Schriftstellerin, eine äußerst erfolgreiche sogar. Ihre Kriminalromane fanden sich in den Bestsellerlisten aller Herren Länder. Schon ihr erster Roman „Die Leiche tanzt um Mitternacht“ katapultierte sie auf Platz eins der amerikanischen Leserliste.
Fast das ganze Jahr über war sie unterwegs um für ein neues Buch zu werben oder Vorlesungen zu einem Aktuellen zu halten.
Überall in den USA war ihr Name der Öffentlichkeit geläufig und sogar in Europa und Asien war Mrs. Fletscher keine Unbekannte mehr.
Dennoch hing sie sehr an Cabot Cove, ihrem kleinen verschlafenen Nest direkt an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Sie atmete immer tief auf, wenn ihr endlich einmal etwas Ruhe vergönnt war. „Passen Sie lieber auf sich auf, Ben!“
Mit langsamen, vorsichtigen Schritten stieg die Schriftstellerin die Stufen des Busses hinab. Zwar konnte man sagen, dass sich die alte Frau erstaunlich gut gehalten hatte – ihr Haar war immer noch füllig und der Gang aufrecht – dennoch überlegt man in diesem Alter eher zweimal, welchen Schritt man macht und ob dieser einem auch keine Probleme bereitet.
Als Ben sah, wie sich sein liebster Fahrgast Stück für Stück entfernte, blickte er auf die erste Fahrt vor knapp zehn Jahren zurück. „Viel verändert hat sich Jess ja nicht“, dachte sich Zachary. „Immer noch dieselbe zierliche Figur, dieselben blonden und lockigen Haaren, dieselben ausdrucksstarken Augen und der adrette Kleidungsstil, (langer Rock, einfache, aber dennoch chice Bluse und dezenter Goldschmuck) wie bei unserer ersten Begegnung.“
Tatsächlich sah man der Autorin ihre 78 Jahre kaum an, was vermutlich damit zu tun hatte, dass sie nie versuchte, ihr Alter in irgendeiner Weise künstlich zu kaschieren und deswegen eine natürliche Frische ausstrahlte.
Selbstverständlich bekam sie von Jahr zu Jahr mehr Falten im Gesicht und auch die Hände nahmen langsam eine runzlige Form an, doch J.B. war weder eitel, noch in irgend einer Form von ewiger Jugend besessen, so dass ihr das Altern keine Probleme bereitete.
Nach gut 5 Minuten Fußmarsch ereichte sie ihr Haus; ein schönes, altmodisches Bauwerk mit zwei Etagen. Jessica hatte sich auf den ersten Blick in es verliebt gehabt. Die großen Fenster, der geräumige Garten und die Außenwand aus weißen Holzdielen; bei diesem Haus hatte sie nicht widerstehen können. Und endlich war sie wieder daheim, ein Gefühl von Zufriedenheit stieg in ihr auf. Jessica drehte den Schlüssel im Schloss um, nahm wieder ihre Koffer in die Hand und betrat den Vorraum.
Sofort nahm sie den Geruch alter Möbel wahr. Er durchströmte sie förmlich und Mrs. Fletscher wusste, sie ist wieder an dem Ort, der für sie Zuhause bedeutete.

Die alte Dame ließ ihre Taschen fallen, durchschritt die Küche und folgte unter knarrenden Dielen dem Weg ins Wohnzimmer.
Gemächlich ließ sich die Fletscher in ihren Sessel fallen. Sie war müde von der anstrengenden Reise. Im Geiste ging sie noch mal alle Erlebnisse der vergangenen Tage durch.
Wie sie vor einer Woche von Ben zum Flughafen gefahren wurde war, den anstrengenden Flug nach LA und wie sie dutzende Vorlesungen über ihr neues Buch hatte halten müssen.
Dabei sanken ihre Augenlieder tiefer und tiefer; bald schon übermannte sie die Müdigkeit vollends und sie drohte einzuschlafen. Doch just in diesem Moment läutete das Telefon und die Schriftstellerin riss erschrocken die Augen auf und sprang vom Sessel hoch.
Schnellen Schrittes lief sie zum Telefon hinüber und hob den Hörer ab. „Ja“? Die Stimme am Telefon sprach „Ah, Misses F., gut dass ich sie erreiche. Hier ist Sheriff Metzger, ich muss dringend etwas mit ihnen besprechen. Könnten sie vielleicht zu mir ins Sheriffbüro kommen?“
Die Autorin stockte. Sie hatte den traurigen Ton des Sheriffs bemerkt. „Ist etwas passiert? So sprechen sie doch!“
Nach einer kurzen Pause antwortete der Sheriff „Nicht am Telefon, wahrscheinlich ist es doch besser, wenn ich kurz bei ihnen vorbeischaue.
Bis gleich Misses F.“ Hastig rief die alte Frau noch ein „So warten sie doch ins Telefon“, doch es war zu spät, aus der Leitung war nur noch ein durchgängiger Piepton zu vernehmen.

BenLaden
31.10.2007, 22:56
Kapitel 2 – Das Ende kam viel zu früh

Fünf Minuten später klopfte es an der Tür und ohne eine Antwort abzuwarten betrat Sheriff Metzger das Haus und steuerte, als hätte er es geahnt, direkt auf das Wohnzimmer der Kriminalschriftstellerin zu und fand diese ungeduldig wartend in ihrem Sessel sitzen.
Der Sheriff war ein untersetzter 50er von nicht allzu großer Statur, strahlte aber dennoch mit seiner Uniform eine große Autorität aus.
Metzger arbeitete zwei Jahrzehnte lang als Polizist in einem der großen Bezirke in Los Angeles, konnte allerdings nach all den Jahren dem Druck der Gewalt nicht länger standhalten und ließ sich deswegen nach Cabot Cove versetzen, um einem ruhigeren Job nachgehen zu können.
Außerdem glaubte er, durch die frische Seeluft endlich seine Allergien loswerden zu können.
Doch anstatt sich erholen zu können, hielt ihn das vermeintlich verschlafene Nest in Atem. „Dieses Dorf ist verflucht, so viele Todesfälle habe ich nicht einmal in LA bearbeiten müssen“, dachte er immer bei sich und sehnte sich endlich nach ein paar ruhigen Jahren.
Doch die Geschehnisse des letzten Tages machten ihm nicht nur einen Strich durch die Rechnung, sondern stimmten den Sheriff auch noch zutiefst traurig. „Seth... ähm, er, er ist tot, ermordet...“ Mrs. Fletscher stockte der Atem, sie fühlte wie ihr der Boden unter den Füßen weg glitt.
Für eine knappe Minute herrschte Totenstille im Raum. Als sie endlich ihre Fassung wiedererlangt hatte, fragte sie „Wie ist das möglich? Was ist passiert? Oh mein Gott, Sheriff Metzger so reden sie doch!“ Jessica Fletscher sank in den Sessel zurück.
Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Seth Hazzlit war nicht nur der einzige Arzt in Cabot Cove, sondern gleichzeitig auch noch bester Freund der Schriftstellerin und nach dem Tod ihres Mannes Frank engster Vertrauter gewesen.
Ihr Blick wanderte hinüber zu dem Bild auf dem Kaminsims. Darauf abgebildet waren Frank Fletscher, Seth Hazzlit und in der Mitte eine lachende Jessica. Ihr Mann Frank war viel zu früh von ihr gegangen, er starb als Pilot bei einem Flugzeugabsturz.
Danach hatte sich Seth, damals bester Freund ihres Mannes liebe- und aufopferungsvoll um die junge Witwe gekümmert. Seit dieser Zeit herrschte eine tiefe Verbundenheit und Zuneigung zwischen den Beiden.
Seth war kein schöner Mann. Er war groß, dick, trug eine dicke Hornbrille und hatte kurzes graues Haar. Trotzdem fühlte sie sich ob seines Charakters zumindest freundschaftlich zu ihm hingezogen.
Auch er hatte schon vor Jahren seine Frau verloren. Sie hatten nur noch einander, bis zu der Sekunde, als Jessica erfuhr, dass ihr bester Freund ermordet worden sei. Durch den Sheriff wurde sie jäh aus ihren Gedanken gerissen. „Wir fanden die Leiche von Seth gestern Abend in seiner Praxis.
Um kurz nach halb zehn ging bei uns ein Anruf ein, dass jemand eine verdächtige Person von dort hat wegrennen sehen und zwei Minuten später war ich auch schon vor Ort und fand den niedergestochenen Körper des Doktors.
Es tut mir leid, Misses Fletscher.“ Für ein paar Sekunden schloss die Autorin ihre Augen. Dann stand sie auf, holte sich ein Taschentuch, wischte die Tränen aus dem Gesicht und setzte sich wieder. Der Sheriff sollte sie nicht in solch einem Zustand erleben. Wieder rang die Kriminalautorin um Fassung... und bewahrte sie auch. „Gibt es schon einen Verdächtigen, wieso sollte jemand Seth umbringen wollen?“
Der Sheriff antwortete „Nun, nicht nur einen Verdächtigen, wir haben schon eine Verhaftung. Neben der Leiche fanden wir auch gleich die Tatwaffe, ein altes Seemannsmesser mit den Fingerabdrücken von Jim Widdock.
Nach einer Gegenüberstellung mit unserem Anrufer, einem gewissen Cecile Moe, konnte er zweifelsfrei als die Person identifiziert werden, die von der Praxis weggerannte ist.“ Jessica stutzte. „Jim Widdock soll das getan haben? Das glaube ich nicht. Ich kenne ihn seit seiner Geburt. Schon als kleiner Junge half er seinem Vater mit im Bootsverleih. Seth lieh sich dort immer seine Boote aus, wenn er hinaus zum Angeln fuhr. Manchmal nahm er den jungen Jim auch mit hinaus aufs Meer. Er mochte Jim und Jim hielt ihn für so etwas wie einen Onkel. Wo liegt das Motiv?“
Der Sheriff setzte sich ebenfalls. Er hatte das Gefühl, dies könnte noch ein langes Gespräch werden. „Geld, Mrs Fletscher, das Geld. Jim hat gar nicht geleugnet bei Seth in der Praxis gewesen zu sein. Sie hatten sich noch so spät verabredet, da Jim ihn fragen wollte, ob er sich etwas Geld für seinen Vater leihen könne. Das Geschäft des Vaters läuft schlecht und der Verleih steht kurz vor dem Bankrott. Wir vermuten, dass Dr. Hazzlit ablehnte und Jim dann außer Kontrolle geriet, ein Messer zog, auf den armen Doktor einstach, ihn ausraubte, neben dem Geld fehlen auch sämtliche Medikamente, und dann versuchte zu flüchten.“

Jessica dachte scharf nach „Sie sagten, sie vermuten, dass er ausrastete. Sie sagten nicht, dass dies auch tatsächlich so passiert ist. Was bedeutet, der junge Jim Widdock hat die Tat gar nicht gestanden, oder?“

Nicht sonderlich beeindruckt sagte der Sheriff „Sie und ihr Scharfsinn, Misses F., damit habe ich schon gerechnet. Nein, der Junge hat tatsächlich die Tat abgestritten. Er gibt zu, bei Dr. Hazzlit gewesen zu sein, aber nach seiner Geschichte war dieser bereit, die Familie Widdock zu unterstützen, er wolle sich gleich am nächsten Tag darum kümmern.
Danach verließ Jim nach eigener Aussage die Praxis, bemerkte aber fünf Minuten später, dass er seine Jacke in der Praxis hatte liegen lassen, kehrte noch einmal um und fand angeblich einen toten Seth Hazzlit vor. Er bekam es mit der Angst zu tun, man könne ihn mit der Tat in Verbindung bringen und rannte weg.
Das Messer lag ihm zufolge schon neben der Leiche. Jim meint, er bewahrt es immer in seiner Jackentasche auf. Er vermutet, jemand habe es genommen, Seth damit getötet und es neben der Leiche platziert um ihn damit zu belasten.
Angeblich war so verstört, dass er es einfach liegen ließ. An diese Story glaube ich natürlich nicht. Wir haben Jim selbstverständlich verhaftet und ehrlich gesagt zweifle ich auch nicht an seiner Schuld, zumal wir die Medikamente und das gestohlene Geld in seinem Zimmer versteckt fanden.“ Langsam kehrte wieder etwas Farbe in Jessicas Gesicht zurück.
Sie hatte das Gefühl, dass der wahre Mörder von Seth noch nicht hinter Schloss und Riegel säße und so lange dies der Fall war, würde sie keine Ruhe finden.
„Nein Sheriff, irgendetwas passt nicht. Seth hatte zwar nicht viel Geld, doch trotzdem bin ich mir sicher, dass er den Widdocks mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln behilflich gewesen wäre. Außerdem traue ich Jim eine solche Tat nicht zu. Er war immer so liebenswürdig. Okay, er hatte schon einmal ein paar Probleme mit der Polizei, doch damit wollte er doch nur seinem Vater helfen. Aber Mord? Nein Sheriff Metzger, dass glaube ich nicht!“
Der Sheriff lächelte. „Damit habe ich selbstverständlich auch gerechnet, Mr. F.! Deswegen habe ich ihnen gleich das Vernehmungsprotokoll und den Polizeibericht mitgebracht, damit sie sich ein genaues Bild vom Geschehenen machen können. Ach ja, und denken sie an absolute Geheimhaltung. Die Presse soll von keinen Einzelheiten Wind bekommen, ehe wir nicht alle Beweise zusammengetragen und den Fall aufgelöst haben.“

Die alte Frau bedankte sich beim Sheriff und bat ihn, sie alleine zu lassen. Sie hatte keine Kraft, sich das Protokoll noch an diesem Abend durchzulesen. Ihre Gedanken kreisten um den armen Seth. Wieso musste er sterben? Ging es schnell? Musste er leiden? Dass Jim Widdock der Mörder sein sollte, konnte sie immer noch nicht glauben.
Er war zwar groß und von sportlicher Statur, Seth zu überrumpeln wäre für ihn kein Problem gewesen, auch war er nicht besonders intelligent, die Schule hatte er gerade so bestanden und jetzt, mit 21 war er immer noch nur einfacher Helfer im Bootsverleih seines Vaters, dennoch traute ihm Jessica kein solches Gewaltverbrechen zu.
Jim war insgesamt dreimal wegen Diebstahls verhaftet worden, doch tat er dies immer nur, um mit dem erbeuteten Geld seinen Vater unterstützen zu können, sodass die Opfer auch immer von einer Anklage absahen. Jims Mutter starb schon bei der Geburt und sein Vater, Michael, zog ihn ganz alleine groß.
„Nein, dieser Junge ist dazu einfach nicht fähig“, dachte die Schriftstellerin.
Über diesen Gedanken schlief Jessica ein. Ihr Schlaf war unruhig. Andauernd hörte sie im Traum Seth um Hilfe rufen.
Sie sah ihn direkt vor sich, streckte ihre Hände aus und konnte ihren Freund doch nicht erreichen. Immer weiter und weiter entfernte er sich von ihr, doch die Schreie wurden beständig lauter, bis auf einmal das Geräusch eines Messerstiches ertönte und plötzlich Totenstille herrschte.

BenLaden
31.10.2007, 22:57
Kapitel 3 - Der Abschied

Am nächsten morgen ging es der Schriftstellerin nicht gut. Anstatt sich nachts von der Hiobsbotschaft zu erholen, machte sie der unruhige Schlaf noch viel mürber und außerdem pochte der Schmerz über den grausigen Verlust tief in ihrem Herzen.
Gequält zwang sie sich, ein Toast zu essen, bekam jedoch kaum einen Bissen herunter. Das, was sie heute als erstes vorhatte, würde nicht einfach werden.

Im Leichenschauhaus traf sie sich mit Sheriff Metzger. Da sie keine Angehörige der Familie war, Seth hatte sowieso keine mehr, sein Bruder starb als letzter weiterer Verwandter, konnte sie nicht ohne weiteres Zugang zum Leichnam bekommen.
Doch sie wollte sich noch vor der Beerdigung von ihm verabschieden, um ein paar letzte Minuten mit ihm alleine zu haben. Der Sheriff hatte natürlich nichts dagegen und so konnte sie noch einmal ungestört mit ihm zusammen sein.
Die Leiche war kalt und blass und im linken Brustkorb klaffte eine riesige Wunde, direkt durchs Herz. Ansonsten war der Körper aber unverletzt. Wieder fing Jessica an zu weinen. Sie erzählte Seth von den guten alten Zeiten, was für Spaß sie miteinander gehabt hatten und wie sehr sie ihn vermissen wird.

In ihrem Alter ist es nicht leicht, eine geliebte Person zu verlieren und noch schwerer eine Neue zu gewinnen .Jessica fühlte sich alleingelassen obwohl alle Leute sie mochten. Sie war freundlich und bescheiden, genauso wie Seth Hazzlit es gewesen war.
Deswegen fand sich auch fast ganz Cabot Cove bei der Beerdigung am Nachmittag des nächsten Tages ein. Da die Todesursache schnell und eindeutig geklärt werden konnte, wurde der Leichnam auch schnell zur Beisetzung freigegeben.
Jessica, ganz in schwarz gekleidet mit einem großen Schleier, welcher das gesamte Gesicht bedeckte, hielt eine anrührende Grabrede, die jedem Einwohner der Kleinstadt zutiefst bewegte und unter die Haut ging. So nahmen alle einen letzten, tränenschweren Abschied von ihrem allseits geliebten Arzt, Dr. Seth Hazzlit.

BenLaden
31.10.2007, 22:59
Kapitel 4 - Die Akten

Am Abend desselben Tages fand Jessica endlich Zeit und Kraft, sich dem Polizeibericht und Vernehmungsprotokoll zuzuwenden.

Sie setzte ihre Lesebrille auf und nahm in ihrem geliebten Sessel platz. Die Untersuchungsakte ergab wenig Aufschlussreiches.
Das Opfer starb an einer Stichverletzung ins Herz, herbeigeführt mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit durch das Messer, das die Beamten neben der Leiche fanden. Die Polizei identifizierte es eindeutig als jenes von Jim Widdock.
Die Todeszeit wurde auf circa 21:30 festgelegt. Belastendes Beweismaterial war, dass an Händen und der Kleidung des jungen Mannes Blutspuren des Opfers gefunden wurden und eine Person die sich zur unmittelbaren Tatzeit von der Praxis entfernte, eindeutig als Jim Widdock identifiziert wurde.
Laut Aussage des Verdächtigen kam er mit dem Blut des Doktors in Kontakt, als er an die Leiche herantrat, in der Hoffnung noch lebensrettende Maßnahmen einleiten zu können.
Die Polizei vermutete, dass es Blutspritzer waren, die von der Tat, dem Stich ins Herz, herrührten.

Als nächstes wandte sich die Kriminalautorin dem Vernehmungsprotokoll zu. Jim Widdock wurde noch am selben Abend einem Verhör unterzogen, welches der Sheriff per Diktiergerät erst mitgeschnitten und dann von einem Assistenten hat aufschreiben lassen.
Das Verhör war nicht sonderlich lang und Jessica blätterte auf die erste Seite und fing an zu lesen.


Vernehmungsprotokoll:
zym31h, Cabot Cove, Sheriffbüro den 14.07.1997
anwesende Personen:
Sheriff Metzger, Jim Widdock
Dauer des Verhörs:
23:57 - 0:07

M.: Mr. Jim Widdock, ich setze sie hiermit in Kenntnis, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird und vor Gericht als absolut legitimes Beweismaterial verwendet werden kann. Über ihre Rechte wurden sie aufgeklärt und sie sind damit einverstanden, vorerst auf den ihnen zustehenden Rechtsbeistand zu verzichten.

J: Ja.

M: So Jim, nun erzähl doch mal, was heute Nacht passiert ist. Wir kennen uns doch schon so lange. Wenn du die Wahrheit erzählst kann ich dir vielleicht noch helfen.

J: Sheriff, ich habe es nicht getan, ich bin unschuldig, so hören sie doch...

M: Beruhig dich. Fangen wir noch mal ganz von vorne an.

J: Wie soll ich denn in meiner Lage ruhig bleiben? Also, ich rief heute gegen späten Nachmittag bei Dr. Hazzlit an. Ich wollte mit ihm reden, unter vier Augen. Doch er sagte, dass er gerade auf etwas gestoßen sei, dem er unbedingt erst nachgehen wolle. Also verabredeten wir uns für heute Abend viertel Zehn. Ich kam etwa fünf Minuten zu spät in die Praxis, da lebte er allerdings auch noch. Wir unterhielten uns. Mein Dad, er hat Geldprobleme. Um unser Geschäft steht es nicht gut. Da er zu stolz war, wollte ich für Daddy nach Geld fragen. Ich kenne Dr. Hazzlit schon lange, wir sind früher öfter gemeinsam zum Angeln raus gefahren... Oh, Dr. Hazzlit, es tut mir so leid für ihn, doch ich habe es nicht getan, so hören sie doch: Ich-habe-ihn-nicht-umgebracht!

M: Ganz ruhig Junge, ich höre dir zu. Fahr fort!

J: Jedenfalls fragte ich Dr. Hazzlit nach Geld, egal wie viel, Hauptsache es hilft meinen Vater seine Schulden zu bezahlen. Der Doktor erklärte sich einverstanden, gleich morgen wollte er sich darum kümmern, hat er gesagt. Ich bedankte mich und bin auch sofort gegangen, schließlich war es ja schon recht spät und draußen war es bereits dunkel. Doch kaum war ich zwei Minuten unterwegs, da bemerkte ich, dass ich meine Jacke wohl in der Praxis habe liegen lassen und lief noch einmal zurück. Das Licht brannte und als ich eintrat, da sah ich ihn auf dem Boden liegen, dass Messer lag mit Blut beschmiert neben ihm. Ich beugte mich runter zu Dr. Hazzlit um seinen Herzschlag zu fühlen, um ihm gegebenenfalls noch helfen zu können, doch es war zu spät, er war bereits tot. Da bekam ich es mit der Angst zu tun. Plötzlich hörte ich auch noch eine Art Knarren im Raum neben mir, ich wusste nicht was ich tun sollte und so rannte ich einfach weg.

M: Gibt es irgendwelche Zeugen, die deine Aussage bestätigen können? Leute, die gesehen haben, wie du während der Tatzeit noch einmal zur Praxis zurückgelaufen kamst?

J: Nein, Sheriff, ich glaube nicht.

M: Nun Jim, deine Geschichte scheint mir doch recht weit hergeholt zu sein. Weißt du was ich glaube? Ich glaube, der Doktor wollte dir kein Geld leihen. Da bist du ausgerastet, du wurdest wütend, immerhin kanntet ihr euch schon so lange und der Doc hatte weiß Gott genug Geld um dir und deinem Vater zu helfen. Da zogst du im Zorn das Messer und hast Dr. Hazzlit mit einen Stich direkt ins Herz erstochen!

J: Nein, nein, das ist eine Lüge, ich habe ihn nicht umgebracht! Es war genauso, wie ich es Ihnen erzählt habe, so glauben Sie mir doch!

M: Und wie erklärst du dann, dass meine Männer Geld und Medikamente aus Seth Hazzlits Praxis in deinem Zimmer gefunden haben? Jetzt gib doch zu, dass du die Medikamente verkaufen und mit dem Geld deinem Vater helfen wolltest. Wäre ja nicht das erste Mal, dass du straffällig wirst, wenn es darum geht, deinem alten Herren zu helfen.

J: Ich bitte sie, Sheriff Metzger, ich habe weder die Medikamente gestohlen noch irgendwelches Geld. Das hat auch nichts mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich habe den Doktor nicht umgebracht!

M: Nun gut, wie ich sehe, kommen wir so nicht weiter. Ist das dein letztes Wort? Können wir die Aussage so ins Protokoll nehmen?

J: Ja, ich bleibe dabei, ich habe mit der Sache nichts zu tun.

M: Okay, dann sehe ich nur eine Möglichkeit, dich erst einmal in Gewahrsam zu nehmen, bis der Staatsanwalt Anklage wegen Mordes erhebt. Du wirst viel Zeit haben, es dir mit deiner Aussage doch noch anders zu überlegen. Abführen!

Jessica legte die Brille und das Protokoll beiseite. Sie schüttelte mit dem Kopf. Die alte Dame glaubte immer noch nicht daran, dass der arme Jim ihren Freund umgebracht hatte.
Trotzdem brauchte sie erst einmal eine Pause. Ihr war schwindelig, ihr Herz pochte so unaufhörlich und stark, dass Jessics glaubte, es würde ihren Brustkorb zerfetzen.
Immer noch sah sie die Leiche von Seth vor Augen, immer noch hörte sie ihn um Hilfe schreien. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und schwor sich, den wahren Täter ausfindig zu machen.
Sie würde nicht eher ruhen, bis dem Mörder von Seth Hazzlit, dem Mörder ihres besten Freundes, ihres liebsten Vertrauten, die gerechte Strafe zuteil kommen würde. Das erste Mal in ihrem Leben hoffte sie, ansonsten eine kategorische Gegnerin der Todesstrafe, jemanden auf dem elektrischen Stuhl qualvoll sterben zu sehen. Langsam senkte sich der Blick wieder auf die restlichen Unterlagen.

BenLaden
31.10.2007, 23:00
Kapitel 5 - Ein Anwalt muss her

Am nächsten morgen wachte die Kriminalautorin in ihrem Sessel auf. Sie war einfach über den Akten eingeschlafen.
Der Rücken schmerzte und es fiel ihr schwer aufzustehen. So etwas war ihr in ihrem ganzen Leben noch nicht passiert. Jessica konnte nicht leugnen, dass ihr Seth' Tod viel näher ging, als sie es verkraften konnte.

Seit nunmehr zwei Tagen verspürte sie weder Hunger noch auch nur Appetit auf etwas zu Essen. So sehr hatte sie sich nur einmal gehen lassen - nach dem Tod ihres Mannes.
Doch als Frank starb hatte sie wenigstens jemanden, der sich um sie gekümmert hatte, nun stand sie alleine da.
Kurz überlegte sie, ob sie nicht ihren Neffen Grady anrufen sollte. Doch der steckte garantiert gerade Hals über Kopf in Arbeit.
Nein, das, was ihr jetzt am ehesten helfen könnte, wäre der Polizei bei der Aufklärung des Falles zu helfen. Als erstes, dachte die Schriftstellerin, sollte sie den jungen Jim besuchen um persönlich mit ihm über den Fall zu reden.
Ihr schien es so, als hätte Sheriff Metzger die falschen Fragen gestellt. Er war viel zu fixiert darauf gewesen, dem Offensichtlichen zu folgen und den Fall so schnell wie möglich abzuschließen, übersah dabei jedoch einige wichtige Aspekte.
Natürlich war der Sheriff an einer schnellen Aufklärung interessiert, immerhin kannte auch er Dr. Hazzlit schon eine ganze Weile und wusste um die Freundschaft zwischen ihm und der Fletscher.
Dem Sheriff war nicht wohl bei den Ermittlungen. Dieses Problem kannte er aus Los Angeles nicht, da bewahrte man immer dieses gewisse Maß an Anonymität, welches in einer Kleinstadt wie Cabot Cove nicht existierte.

Mrs. Fletscher zwang sich, ein kleines Omelett zu essen und trank eine Tasse Tee um überhaupt wieder klar denken zu können.
Danach stieg sie auf ihr Fahrrad und fuhr zum Sheriffbüro. Der Weg war nicht weit, man musste bloß dem Straßenverlauf bis zur Hauptstraße folgen, dann auf diese abbiegen und von da an waren es vielleicht noch maximal 500 Meter bis zum Gebäude.
Als Jessica dort ankam, war der Sheriff gerade nicht anwesend. Mit den Polizeiakten unter dem Arm durchschritt sie die Bürotür. Nur Metzgers Assistent war anzutreffen. Er saß am Schreibtisch und musste wieder die Schreibarbeit für Metzger erledigen.
Jessica schmunzelte, sie schmunzelte das erste Mal seit sie von dem Tod ihres Freundes erfahren hatte. Die leidenschaftliche Schriftstellerin wusste, wie sehr der Sheriff Schreibtischarbeit hasste und deswegen immer seinen Deputy Sheriff Floyd dazu einspannte.
Unter dem Klicken der Schreibmaschine fragte die Autorin, ob sie zu Jim Widdock dürfe. „Aber natürlichr, Mr.s Fletscher! Der Sheriff hat schon so etwas erwähnt, dass sie wohl persönlich zu dem Gefangenen wollen. Den Weg dürften sie ja mittlerweile kennen“, antwortete Floyd.
Die alte Frau war hier keine Unbekannte. Fast immer wenn etwas Schlimmes in Cabot Cove passiert war, war die Hobbydetektivin zur Stelle.
Durch ihr Zutun wurden schon viele Mordfälle, auch außerhalb der Kleinstadt, gelöst. Überall wo Jessica auftauchte, geriet sie auch in Verbindung mit Mord.
Doch anstatt die Arbeit der hiesigen Polizei zu überlassen, verlässt sie sich lieber auf ihre eigene Spürnase, wobei ihr Erfolg überwältigend ist.
Sheriff Metzger hatte sogar einmal im Spaß gemeint, dass man daraus eine ganze Krimiserie fürs Fernsehen machen könnte.
Zielsicher lief die alte Dame durch das Büro, bis sie eine stabile Stahltüre erreichte. Der Schlüssel lag immer auf Metzgers Schreibtisch in der obersten Schublade, so auch dieses Mal. Sie nahm ihn auf dem Weg zur Tür mit, schloss diese damit auf und betrat den Raum, an den zwei Gefängniszellen angeschlossen waren.
In einer Kleinstadt wie Cabot Cove reichen zwei solcher Zellen, denn so oft werden Leute dort nicht in Gewahrsam genommen.
Jim saß in der hinteren Zelle. Sie war nicht besonders geräumig. Ein einfaches Bett und ein Waschbecken waren das Einzige, was man darin finden konnte.
Jim saß auf dem Fußboden und hatte den Kopf zwischen die Beine gesteckt. „Jim, ich bin es, Jessica Fletscher!“ rief die Schriftstellerin.
Der junge Mann war sichtlich über den Besuch erfreut. „Oh Mr.s Fletscher, endlich jemand der mich besuchen kommt. Seit zwei Tagen sitz ich hier alleine rum. Keiner kommt mich besuchen, nicht mal mein Vater. Wahrscheinlich glaubt auch er, dass ich den armen Dr. Hazzlit umgebracht habe.“
Jessica versicherte Jim, dass wenigstens sie ihm glaube und ließ sich die ganze Geschichte noch einmal detailliert von ihm wiedergeben.
Alles in allem waren daraus keine neuen Erkenntnisse zu gewinnen. Jessica war etwas enttäuscht; sie hatte gehofft, dem jungen Mann fiele möglicherweise noch etwas ein, etwas, das er bei seiner Aussage vergessen hatte. Doch dem vermeintlichen Täter waren keine neuen Erkenntnisse zu entlocken.
So verließ ihn die Fletscher mit dem Versprechen, so schnell wie möglich seine Unschuld beweisen zu wollen. Zwischenzeitlich war auch der Sheriff in sein Büro zurückgekehrt.

„Ah, Misses F., wie gut, dass ich sie gleich hier antreffe, das erspart mir das Telefonat. Ich habe einen Anruf vom Staatsanwalt bekommen. Er wird Jim wegen Mordes vor Gericht bringen, die Anklageverlesung ist übermorgenmorgen Mittag um eins.“
Die Schriftstellerin schluckte. „Sheriff, das ist ja schrecklich. Und es gibt kein neues, entlastendes Beweismaterial?“ Der Sheriff konnte die Frage von Mrs Fletscher nur verneinen. „Es sieht schlecht aus für ihren Freund, Misses F.; bis jetzt gibt es weder entlastendes Beweismaterial, noch einen Entlastungszeugen. Bei der derzeitigen Beweislage scheint der Fall eindeutig...“
Die alte Dame ließ den Sheriff nicht ausreden, verstimmt warf sie ihm einen zweifelnden Blick zu. „Für sie mag der Fall eindeutig sein, doch ich gebe mich nicht so leicht geschlagen. Guten Tag noch, Sheriff.“ Mit einem lauten Knall warf sie die Tür hinter sich zu und verließ das Sheriffbüro.
Ungläubig blickte Metzger zu seinem Assistenten. So hatte er Misses F., wie er sie immer nannte, noch nie erlebt. Der Fall ginge ihr wohl doch näher, als sie es nach außen hin scheinen ließ, dachte sich der Polizist.

Und tatsächlich konnte Jessica ihre Trauer vor der Öffentlichkeit gut verbergen. Keiner sollte die sonst so ruhige und bedächtige Schriftstellerin von ihrer schwachen Seite sehen. Diese kannten nur wenige, allen voran Seth Hazzlit, der Mann um den sie nun schon seit drei Tagen trauerte.

Wieder zu Hause angekommen hasste die alte Dame sich selbst für ihren unhöflichen Abgang, der so gar nicht zu ihrem sonstigen Auftreten passen wollte.
Aber diese Gedanken verdrängte sie schnell. Auf dem Rückweg hatte sie über die Verteidigung vor Gericht nachgedacht. Jim und sein Vater besaßen kein Geld und hatten weder die Mittel noch die Verbindungen, sich einen guten Anwalt leisten zu können.
Jims Vater Michael schien sich, so wie auch Jim erzählte, sowieso aus der Sache raushalten zu wollen. Wahrscheinlich hielt auch er seinen Sohn für schuldig, so wie alle hier in Cabot Cove das taten, außer Mrs Fletscher selbst. Plötzlich kam ihr eine Idee.
Sie griff zum Hörer und wählte die Nummer der Auskunft. „Vermittlung? Ja, ich hätte gerne eine Nummer in Atlanta und zwar die von einem gewissen...“

BenLaden
31.10.2007, 23:01
Kapitel 6 - Ben Matlock

Ben Matlock war ein Mann Mitte 70. Er hatte volles Haar, welches aber schon vor Jahren völlig ergraute. Ebenso grau wie das Haar waren seine Anzüge, die er seit seiner ersten Anstellung als Anwalt vor über 40 Jahren trug.
Matlock war über die Grenzen von Atlanta heraus als einer der besten Männer seines Fachs bekannt.
In hunderten von Fällen als Strafverteidiger hatte der untersetzte Advokat mit Erfindungsreichtum, Wortwitz, juristischen Finten und einem messerscharfen Verstand brilliert.
Erst vor wenigen Jahren hatte er sich zur Ruhe gesetzt und seine Kanzlei an eine frühere Angestellte und Freundin übertragen.
Ebendiese war auch gerade bei ihm zu Hause und half, Matlocks Haus neu zu streichen.
Hoch oben auf einer Leiter thronte der ehemalige Anwalt. natürlich in einem seiner unzähligen grauen Anzüge, von denen er etwa ein Dutzend im Kleiderschrank hängen hatte.
„Michelle, reich mir doch bitte noch etwas von der weißen Farbe rauf, aber pass auf, dass mein Anzug keine Spritzer abbekommt.“
Michelle, die erfolgreich in Bens Fußstapfen getreten war unkte. „Wann hörst du endlich auf so knauserig zu sein und lässt die Arbeiten an deinem Haus von Experten machen?“
Damit war sie bei Ben Matlock an den Falschen geraten. Obwohl er mehr Geld als genug besaß, feilschte der exzentrische Anwalt um jeden Hotdog und versuchte alle, seiner Meinung nach, unnötigen Kosten zu umgehen.
„Wenn ich tot bin, Michelle, wenn ich tot bin!“ Noch während Michelle über ihren ehemaligen Mentor schmunzeln musste, läutete von drinnen das Telefon. „Ben, dein Telefon klingelt, ich geh mal ran, ja“? rief sie und eilte auch schon in das Haus hinein.
Das Telefon hing im Flur, so musste sie nicht weit laufen und konnte schon nach dem dritten Klingeln den Hörer mit den Worten „Ja Hallo, hier bei Matlock“, abheben.
„Guten Tag, hier ist Jessica Fletscher. Ist Ben gerade zu sprechen?“ meldete sich die Stimme. „Oh, einen Moment, ich hole ihn, wie sagten sie heißen sie noch mal?“ Michelle lief wieder nach draußen. Der ehemalige Anwalt kletterte gerade die Leiter herunter.
„Ben, hier ist ein Anruf von einer gewissen Jessica Fletscher für dich in der Leitung, sie wartet.“ Verdutzt blickte der alte Mann hoch. Jessica Fletscher, diesen Namen hatte er schon lange nicht mehr gehört. Das letzte mal vor sechs Jahren, als sie ihm bei der Aufklärung eines Falles geholfen hatte.
Dabei haben die Beiden eine Art Freundschaft geschlossen, doch der Kontakt blieb leider äußerst rudimentär, da beide zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt waren.
Schnell lief Matlock zum Telefon. „Jessica? Wie geht es dir?“ Die Kriminalautorin erzählte mit trauriger Stimme die ganze Geschichte um den Tod ihres Freundes, die Verhaftung von Jim und dass sie nicht daran glaubte, in ihm den wahren Täter gefunden zu haben.
Atlantas einstiger Staranwalt lauschte aufmerksam den Worten der alten Dame und als sie fertig war, wusste er, worum es ging. „Jessica, ich kann hier nicht einfach weg. Ich saniere gerade mein Haus neu und ich bin doch schon viel zu lange aus dem Geschäft raus.
Ich könnte höchstens Michelle fragen, ob sie nach Cabot Cove kommen und den Fall übernehmen würde.“ Jessica schüttelte den Kopf.
„Nein Ben, ich will, dass du kommst. Deine Michelle mag gut sein, sehr gut sogar, aber du warst und bist nun mal der Beste und außerdem kenne ich dich, ich weiß, wie du arbeitest. Mit deiner Hilfe können wir vielleicht Jims Unschuld beweisen.
Bitte, ich brauch deine Hilfe, alleine schaffe ich es nicht, den Fall aufzuklären“. Ben stockte für einen Moment. „Jess, ich weiß nicht; und die Kosten für den Flug, nach dem was du erzählt hast, wird mir dieser Junge die Unkosten wohl kaum zurückerstatten können.“
Da musste Jess am anderen Ende der Leitung, für den Anwalt nicht bemerkbar, schmunzeln. Ben mochte ein feiner Kerl sein, dachte sie, doch obwohl er es nicht nötig hatte, war er geizig wie kein Zweiter. „Das ist kein Problem, Ben. Den Flug bezahle ich und in Cabot Cove wohnst du selbstverständlich bei mir.“ Da konnte selbst ein Ben Matlock nicht mehr nein sagen und so versprach er Jessica, mit der nächsten Maschine nach Maine zu fliegen.
„Michelle, ich muss weg, ich fliege nach Portland. Hole dir Conrad und streich mein Haus zu Ende! Wäre ja noch schöner, wenn ich jetzt doch noch eine Firma beauftragen müsste.
In ein paar Tagen bin ich zurück.“ Michelle wurde von den plötzlichen Anwandlungen des Anwalts vollkommen überrannt. „Ben, was soll das? Hat es was mit dem Anruf dieser Frau zu tun? Ist etwas Schlimmes passiert? So sag doch endlich etwas!“ stieß es aus ihr heraus.
Matlock beruhigte sie und erzählte ihr in Kurzform die Geschichte, wie er Jessica Beatrice Fletscher hatte kennen gelernt und was ihr Anliegen war.
Danach packte er seine Sachen und bestellte telefonisch ein Ticket für den nächsten Flug nach Portland. Zwei Stunden später saß er im Flugzeug und versuchte noch ein wenig vor der großen bevorstehenden Anstrengung zu ruhen.

BenLaden
31.10.2007, 23:03
Kapitel 7 - Die Ermittlungen beginnen

Es war bereits dunkel, als Matlock den Flughafen verließ. Fünf Minuten kam der Bus nach Cabot Cove. Dankbar stieg der Anwalt ein, denn draußen war es um diese Jahreszeit bedeutend kälter als in Atlanta.

„Guten Abend Sir, ich bin Ben Zachary. Darf man fragen, wie weit ich sie chauffieren werde?“
Ziemlich froh, etwas Ablenkung auf der langen Fahrt zu bekommen, verwickelte Matlock den Fahrer Ben in ein Gespräch, in dem beide schnell herausfanden, dass sie eine gemeinsame Bekannte hatten.
Nach einer Stunde Fahrt hielt der Bus an der Endstelle Cabot Cove, Maine und Ben Matlock stieg aus. „Schönen Abend und gute Heimfahrt, Mr Zachary“, rief er dem Fahrer noch zu, woraufhin dieser erwiderte, er sollte doch bitte noch herzlichst Jessica grüßen.
Nach einem gemütlichen Fußmarsch von wenigen Minuten stand der Anwalt vor dem Grundstück der Fletscher.
Quietschend schwang die Gartenpforte auf und mit schwermütigen Schritten näherte sich Matlock der Haustüre, klingelte und kurze Zeit später öffnete J.B. die Tür.
„Ben, wie ich mich freue dich zu sehen, so komm doch endlich rein!“. Matlock leistete ihrer Bitte Folge und betrat das Haus. Nachdem er Schuhe und Mantel beiseite gelegt hatte, wurde ihm sein Zimmer gezeigt, so dass er seine Sachen auspacken konnte. Dann trafen sie sich eine Viertelstunde später in der Küche. Nachdenklich sprach der Anwalt: „Nach alledem was du mir erzählt hast, steht es schlecht um deinen Jungen Jess. Bist du dir auch absolut sicher, dass er unschuldig ist?“
Jessica antwortete mit Nachdruck, dass sie absolut davon überzeugt sei, dass Jim Widdock unschuldig ist. „Nun ja, Jessica, heute kann ich wohl nicht mehr viel tun. Am besten du gibst mir den Polizeibericht und ich werde ihn noch ein wenig im Bett studieren. Möglicherweise entdecke ich etwas, was du und die Polizei übersehen haben könnten. Gute Nacht Jess, ich bin wirklich noch ziemlich fertig vom Flug. Und, ach ja, ich soll dir schöne Grüße von Ben Zachary zukommen lassen. Bis morgen, schlaf gut!“
Mit diesen Worten verschwand Ben Matlock die Treppe hinauf in das Gästezimmer, legte sich in sein geräumiges Bett, machte das Licht der Nachtlampe an und begann die ersten Seiten des Berichts zu durchblättern…

Kapitel 8 – Die Entdeckung

Am nächsten morgen wurde der ergraute Anwalt von dem Geruch frischen Kaffees geweckt.
Müde richtete er den Blick auf seinen Wecker. Es war gerade einmal acht durch.
Ben, der seinen Schlaf liebte, stand missmutig auf.
„Diese Jessica, immer so eine Frühaufsteherin. Naja, was soll’s, je eher der Tag beginnt, desto schneller kann ich wieder zurück nach Atlanta“, dachte er bei sich, als er gemütlich die Treppen herab stieg und zu der Kriminalautorin in die Küche trat.
Zu dem einladenden Duftes des Kaffees gesellte sich der Geruch von frisch gebratenem Omelett. Wenn Jessica selbst schon nicht viel aß, so bereitete sie wenigstens dem Anwalt eine ordentliche Mahlzeit. Nachdem Ben ausgiebig gespeist hatte, begab er sich auf die allmorgendliche Tour durch das Bad.
Circa eine halbe Stunde später fand man eine völlig neue Person vor.
Der Morgenmuffel, der kaum die Augen offen halten konnte, dessen Haare ihm ins Gesicht fielen und der äußerst missmutig war, strahlte in seinem grauen Anzug, mit gekämmten Haaren und einem selbstbewussten Blick wieder die Art aus, die ihm im Gerichtssaal schon so machen Geschworenen auf seine Seite gebracht hatte.
„Jessica, eine Sache hat mich im Polizeibericht gestört. Dieser Jim hat ausgesagt, dass Dr. Hazzlit noch etwas Wichtiges zu tun hatte. Aber laut seines Terminkalenders erwartete er an diesem Tage keine weiteren Patienten. Die Polizei scheint das nicht weiter ernst zu nehmen, aber für uns ist das der erste und einzige Anhaltspunkt, dem wir nachgehen können“
Die Autorin atmete sichtlich erleichtert auf „Oh Ben, wie konnte ich das nur übersehen. Ich muss blind gewesen sein. Ich habe mich so auf Details konzentriert, dass ich das Offensichtliche übersehen habe. Irgendeiner Sache ist Seth nachgegangen, die so wichtig war, dass er Jim hat warten lassen, obwohl es ein dringendes Gespräch war. Finden wir heraus, wonach Seth gesucht hat, finden wir auch den Mörder!“
Voller Tatendrang begaben sich die beiden in die Praxis von Dr. Hazzlit.
Vorher hatte Jessica noch Sheriff Metzger angerufen, ob dieser an den Tatort kommen könne, denn offiziell war der Ort des Verbrechens noch versiegelt. Die Eingangstür war mit gelbem Absperrband zugeklebt. Natürlich durfte Mr. Matlock, als Verteidiger des Angeklagten, uneingeschränkten Zutritt zum Tatort haben. Angekommen an der Arztpraxis zerschnitt Sheriff Metzger mit einem Messer die Absperrung und ließ das Gespann eintreten.
Von draußen her rief der Polizist ihnen noch zu, dass er zwar nicht glaube, dass sie etwas Neues finden würden, da seine Männer schon alles untersucht hatten, er ihnen aber dennoch Glück wünsche.
Als erstes blätterten die beiden Seth’ Terminkalender durch.
An dem Tage seines Todes standen nur vier weitere Patienten vor dem Namen Jim Widdock. „Jessica, ich glaube, eine dieser vier Personen ist unser Mörder. Entweder Jane Smith, Falco Madsen, Peter Geiger oder Michael Yello, einer ist unser Mörder“, sprach der stirnrunzelnde Anwalt.
Jessica dachte das Gleiche.
„Seth muss irgendetwas über seinen Mörder herausgefunden haben, etwas was dieser sagte, oder was er… Ben vielleicht etwas, was er in seiner Akte gefunden hat!“
Wieder voller Elan endlich eine Spur gefunden zu haben, eilte die Schriftstellerin zum Schreibtisch und suchte die dort liegenden Akten durch.
Es waren die vier Akten, die zu den Patientenbesuchen des schicksalhaften Tages gehörten. Jane Smith suchte Dr. Hazzlit wegen einer akkuten Angina auf. Sie hatte sich auf der Durchreise befunden und wohnte nun im Cabot Cove In, da sie die Stadt bis zum Ende des Prozesses nicht verlassen durfte.
Falco Madsen. Ein Geschäftsmann aus dem Nachbarort Hoboken Village kam zum Doktor, um einen Gesundheitscheck machen zu lassen, Peter Geiger, ein Mann um die die 40, der erst vor wenigen Monaten nach fast 27 Jahren nach Cabot Cove zurückgekehrt war, hatte Knieprobleme und Michael Yello hatte seinen Drei-Uhr Termin für eine Grippeschutzimpfung.
Als die Beiden nichts fanden, wandte sich Ben noch dem großen Aktenschrank zu, der gleich links neben der Eingangstür stand.
Die Praxis war ebenso wie das Haus der Fletscher eine große, weiße Holzbaute. Dr. Hazzlit hatte keinen langen Arbeitsweg, sein Haus war bloß ein paar Minuten entfernt, so dass er es problemlos zu Fuß erreichen konnte, obwohl er in den letzten Jahren deutlich an Statur zugelegt hatte.

Nach fast einer Stunde Suche hörte Jessica ihren Freund Ben lauthals „Das ist es!“ rufen. „Jess, komm schnell her ich habe es, schnell, schnell!“
Sofort eilte die Autorin vom Flur, wo sie verzweifelt nach neuen Spuren gesucht hatte, in das Büro herüber, nahm die Akte und seufzte erleichtert auf.
„Das ist es Ben, unser Motiv. Jetzt müssen wir dem Täter die Schuld nur noch beweisen...“

BenLaden
31.10.2007, 23:04
Kapitel 9 - Die Falle

Vier Tage später fand der erste Gerichtstermin statt. Aufgrund der Vorgeschichte von Jim Widdock und der bestehenden Fluchtgefahr beraunte der Richter eine Kaution von 50.000 Dollar an.
Natürlich konnte Jim zweifelsohne bei Weitem nicht für diese Summe aufkommen. Doch da Jessica von seiner Unschuld überzeugt war, ja sogar den eigentlichen Täter glaubte schon ausfindig gemacht zu haben, stellte die alte Dame das Geld.
Für eine weltweit so erfolgreiche Bestsellerautorin war dies kein größeres Problem. So kam der junge Jim nach langen Tagen in der Gefängniszelle von Cabot Cove endlich wieder frei. Dementsprechend gut gelaunt war dieser auch, als er sich überschwänglich bei Mrs. Fletscher bedankte.
„Danke, danke Jessica. Ich habe ein gutes Gefühl, dass ich bald von allen Zweifeln befreit sein werde!“ Die Fletscher nickte zustimmend.
„Ja Jim, das wirst du; du musst nur noch etwas Geduld haben, bis die Verhandlung beginnt. Dann wird sich zeigen, ob alles vorbei ist. Aber ich glaube an dich und denke, dass Ben’s und mein Plan funktionieren wird.“

Zwei Tage später begann dann auch die eigentliche Verhandlung.
Petrocelli, ein für seine Härte berüchtigter Staatsanwalt versuchte schon bei seiner Einführung, die Glaubwürdigkeit des Angeklagten anzuzweifeln und dessen eindeutiges Motiv hervorzuheben.
Nachdem auch Ben Matlock sein Eröffnungsplenum den Geschworenen nahe gebracht hatte, geschah etwas Seltsames.
Jessica, die man bis jetzt vergeblich bei den Anwesenden der Verhandlung, unter denen sich einige Leute der Presse und halb Cabot Cove aber auch Seth Hazzlits letzten Patienten befanden, gesucht hatte, betrat den Gerichtssaal, trat vor bis an den Tisch der Verteidigung und flüstere Matlock etwas ins Ohr, woraufhin dieser zum Richter sprach „Euer Ehren, die Verteidigung bittet um eine Vertagung, da sie neuen Spuren, die in der Praxis des Doktors vermutet werden, auf den Grund gehen müsse da sie eventuell entlastendes Beweismaterial hervorbringen könnten. Darum bitte ich, die Verhandlung bis übermorgen zu verschieben, da eine erneute Untersuchung des Tatortes nicht vor morgen früh möglich sein werde.“
Der Richter hatte keine Einwände und es wurde ein neuer Termin festgelegt.

Es war bereits späte Nacht, als sich eine schwarz gekleidete und komplett vermummte Person der Praxis des verstorbenen Doktor Hazzlit näherte.
Vorsichtig schlich sie an die Tür und versuchte möglichst lautlos mit einem Dietrich das Schloss zu knacken. Nach wenigen Minuten öffnete sich knarrend die Eingangstür.
Die Person trat ein, schaltete mit einem leisen Knipsen eine Taschenlampe an und schlich auf die Aktenschränke zu. Nacheinander nahm der ominöse Einbrecher die Akten des Doktors heraus.
Plötzlich, als er scheinbar das gefunden hatte, wonach er suchte und sein Zippo aufklappte um die Akte zu verbrennen, ging das große Licht an und er wurde von Ben Matlock und Jessica Fletscher überrascht.

Völlig verwirrt und erschrocken wollte der Einbrecher losrennen und flüchten, doch als Jessica rief “Sie können ruhig hier bleiben… Mr. Geiger! Ich weiß dass sie sich hinter der Maske verstecken!“, hielt er inne. Behäbig zog er seine Maske vom Kopf und tatsächlich… der Einbrecher war niemand anderes als Peter Geiger.
„Woher wussten sie es, Mrs. Fletscher?“ fragte Geiger sichtlich verunsichert. Jessica begann zu erklären. „Es war nicht einfach und eigentlich habe auch nicht ich es herausgefunden, sondern Ben.
Er bemerkte etwas, was ich in meiner Trauer einfach übersehen hatte. Irgendetwas schien Seth am Tage des Mordes bewegt zu haben, irgendetwas was ihm widerfahren war, oder etwas, das er herausgefunden hatte; was bedeutete, dass höchstwahrscheinlich einer seiner Patienten, sie waren ja die einzigen Menschen die ihn an diesem Tage gesehen hatten, was mit dem Fall zu tun haben mussten.
Mit dieser Vermutung sind wir beide noch einmal in die Praxis gefahren und haben dieses Mal auch die Akten im Schrank aufs Gründlichste untersucht.
Dabei sind wir auf ihr Geheimnis gestoßen. In den Unterlagen, die über sie auf dem Schreibtisch lagen war auch ein Röntgenbild, bei dem man klar erkennen konnte, dass in der Kniegegend nie ein chirurgischer Eingriff stattgefunden hatte.
Dann fand Ben aber noch eine Akte auf ihren Namen, nämlich im Archiv. Auch dort befand sich wiederum ein Röntgenbild. Doch auf diesem hat Peter Geiger ein metallisches Gelenk im Knie.
In der Akte stand, dass er als kleines Kind vom Baum gefallen war und seitdem ein künstliches Knie besaß. Sie sind nicht Peter Geiger und auch Seth hat das herausgefunden.
Ich vermute, er erinnerte sich daran, dass in dem Knie eigentlich ein eingebautes Gelenk sein müsste. Allerdings war er noch nicht ganz sicher, was er mit der Information anfangen sollte.
Immerhin lebten sie schon wieder einige Zeit in Cabot Cove und schienen auch fast alles aus Peter Geigers Leben zu wissen. Irgendwie haben sie aber bemerkt, dass Seth etwas herausgefunden hatte und sie sahen ihr Geheimnis in Gefahr.
Weiter belauschten sie das Telefonat mit Jim Widdock. Da fassten sie den Plan, Seth Hazzlit umzubringen und dem Jungen die Schuld in die Schuhe zu schieben!“
Der falsche Peter Geiger klatschte in die Hände und sprach hämisch zu den Beiden „Bravo, bravo ihr seid echt ein tolles Gespann. Ja so war es. Den wahren Peter Geiger kannte ich, er war mein Freund. Doch, wir hatten, ehm, einen kleinen Unfall auf hoher See. Jedenfalls ist er gestorben. Wir wollten uns beide nach Mexiko absetzen. Peter, weil er ein neues Leben anfangen wollte und ich, weil ich Schulden bei einem Kredithai hatte und mich absetzen musste, Durch seinen Tod offenbarten sich mir aber neue Möglichkeiten. Peters Familie war tot, in Cabot Cove hatte ihn seit Jahren keiner mehr gesehen. Also nahm ich seine Tasche mit Ausweispapieren und etwas Geld, lies von einem Freund das Passfoto fälschen und flog direkt hier in dieses verschlafene Nest. Um kein Aufsehen zu erwecken, musste ich irgendwann zu diesem verdammten Doktor .Ich bemerkte sofort, dass er mit einem Male verändert schien. Ich konnte nicht riskieren, dass er mein Geheimnis lüftet. Ich durfte mich aber auch nicht verdächtig machen, einer genaueren Prüfung hätte meine Tarnung nicht standgehalten. Doch dann rief dieser Jim an, es war wie ein Zeichen, meine Rettung. Ich hörte, wie der Doc ein Treffen mit ihm vereinbarte. Zum verabredeten Zeitpunkt schlich ich mich in die Praxis. Am Hafen habe ich schon oft gesehen, wie der Junge mit seinem Messer gearbeitet hatte und es dann jedes Mal ins eine rechte Jackentasche hatte verschwinden lassen. Also stahl ich es heimlich aus dem Vorraum, während die Beiden sich unterhielten. Als Jim endlich verschwunden war, schritt ich auf den Doc zu. Der Alte hatte keine Chance, es war mir ein leichtes ihn zu überwältigen und niederzustechen. Doch dieser Idiot von Bootsjungen hatte seine Jacke vergessen und kam zurück. Als er die Leiche gesehen hatte und keinen Puls fühlen konnte, rannte er wie von der Tarantel gestochen weg. In der Ferne sah ich ein Licht angehen und ich wusste, dass wohl bald die Polizei auftauchen würde. In einem Dorf wie Cabot Cove herrscht doch allerhöchste Angst vor Einbrechern, wenn da jemand nachts eine Person wegrennen sieht, kann man sich sicher sein, dass die Polizei ausrückt. Also platzierte ich schnell das Messer neben der Leiche, nahm das Geld und die Medikamente und floh durch die Hintertür zu meinem Auto. Ich hatte ja bereits am Telefon belauscht, welche Probleme Jims Vater hatte, also war klar für mich, dass ich durch diesen Fakt die Schuld eindeutig auf den Jungen lenken konnte, um mich so der Sache fern halten zu können. Mit dem Auto war ich natürlich viel eher bei den Widdocks als Jim und so konnte ich noch Geld und Medikamente in seinem Zimmer verstecken. Sein Vater war wie jeden Abend in der Kneipe, ließ sich vollaufen und bemitleidete sich selbst. Dass ich mit dem Dietrich umgehen kann, dürften sie ja mittlerweile bemerkt haben. Es ist ärgerlich, zwar war es von Vorteil, dass Jim noch einmal zurück kam und so von Zeugen gesehen wurde. Allerdings blieb mir deswegen keine Zeit mehr, nach dem belastenden Material zu suchen. Ah, selbstverständlich, nachdem sie herausgefunden hatten, dass ich der wahre Täter bin, wussten sie, dass ich auch den Prozess verfolgen würde; falls doch noch etwas Unvorhergesehenes passieren würde musste ich ja sofort informiert sein, um gegebenenfalls Handeln zu können. Da sie zwar durch die Akte Bescheid wussten, diese aber keinen ausreichenden Beweis lieferte, stellten sie mir diese Falle. Und ich bin auf die ganze Farce reingefallen! Ach übrigens, nur falls es sie interessiert, mein richtiger Name ist Preston Lennox…“

Endlich meldete sich auch Matlock zu Wort „Egal wie sie heißen, das Spiel ist aus, sie werden für den Rest ihres Lebens ins Gefängnis wandern, aber auch nur, wenn sie einen sehr guten Anwalt haben!“
Doch damit wollte Lennox sich nicht zufrieden geben und zog seine Waffe.
„Denken sie etwa, ich erzähle ihnen die ganze Geschichte, wenn ich sie beide hier lebend raus lassen würde? Haha, für wie blöd halten sie mich? Wir drei machen jetzt einen schönen Ausflug, los mitkommen! Drohend zielte er mit der Waffe auf Jessica.
Doch diese blieb seelenruhig. „Und was denken sie, wie einfältig wir sind? „Sheriff, sie können jetzt reinkommen, ich denke das ist genug.“ Aus dem Nebenzimmer drang Sheriff Metzger zusammen mit Floyd in den Behandlungsraum ein. „Händer hoch, Lennox, sie sind verhaftet. Wir haben alles mithören können! Saubere Arbeit Mr. Fletscher, wie immer haben sie den Fall gelöst!“

BenLaden
31.10.2007, 23:05
Kapitel 10 - Der Abschied

Zwei Tage sind seit der ereignisreichen Nacht vergangen. Am Tage nach der Verhaftung sprang Jim Widdock seiner Retterin überglücklich um den Hals.
Er wusste ihr nicht genug zu danken. Auch Ben war noch in Cabot Cove geblieben. Er wollte Jessica nicht alleine lassen. Doch nun war der Moment des Abschieds gekommen. Langsam schritten beide die Straße entlang zur Bushaltestelle.
„Jessica, es war schön dich einmal wieder zu sehen, auch wenn es unter solch traurigen Umständen war. Kann ich dich wirklich alleine lassen? Aber du weißt ja, in Atlanta wartet mein halb renoviertes Haus auf mich und die Hotdogs sind viel besser als das Zeug bei euch.
Sicher, dass du nicht mitkommen willst? Hier bist du doch jetzt alleine.
Du könntest mit bei mir wohnen, in meinem Haus ist noch viel Platz!“ Jessica lächelte. Sie wusste, dass Ben sein Angebot absolut ernst meinte, doch konnte sie es nicht annehmen. „Nein, Ben, ich gehöre hierher. Jemand muss sich doch um Seth’ Grab kümmern.
Außerdem liebe ich das Landleben. Doch hoffentlich kommst du mich bald wieder besuchen, du weißt, meine Türen stehen immer für dich offen.“
Mit einem ächzenden Stöhnen stoppte der alte Bus in Cabot Cove, Maine und mit lautem Quietschen öffnete sich die Tür.
Jessica und Ben drückten sich zum Abschied und der alte Anwalt stieg schweren Schrittes die Stufen des Busses empor. Sekunden später sah Jessica Fletscher den Bus und gleichwohl die Sonne am Horizont verschwinden.

BenLaden
18.11.2007, 19:32
Ist das ein Problem es zu bewerten, weil es kein Fantasy-Zeugs ist?

Mr Sulak
21.11.2007, 15:59
Nein, es liegt sicherlich nicht daran, dass Du einen Krimi geschrieben hast, BenLaden. Es liegt wohl eher daran, dass Du es tunlichst vermieden hast, auch nur einen einzigen Absatz einzubauen. Ich bekomme geradezu Augenkrebs, wenn ich mich durch die ganzen Sätze wühlen muss...

Tut mir echt Leid wegen der Wortwahl, aber in dieser Form ist der Text einfach nicht lesbar. Besser gesagt, man kann ihn lesen, aber keiner tut sich das an. Mir tun jetzt schon die Augen weh, ich verlese mich dauernd, springe in eine falsche Zeile...

Versuch also, zum Beispiel nach jedem gesprochenen Satz einen Absatz einzubauen, damit die ganze Sache ein wenig übersichtlicher wird. Ich habe jetzt das erste und das zweite Kapitel gelesen, aber mehr geht vorerst nicht. Zur Story kann ich sagen, dass sie bisher ganz spannend ist, jedoch ziemlich den bekannten Miss-Marpel-Romanen (gab´s die überhaupt? Wenn nicht, dann eben den Filmen) ähnelt. Ich werde die Geschichte trotzdem noch durchlesen.

Greets,
Fifi

BenLaden
21.11.2007, 16:56
Ja, ich habe es mir gerade mal angeguckt, die Farben sind wirklich sehr grell. Den Zeilenabstand kann ich ja leider hier nicht verändern, aber wäre eine andere Farbe wie die, die ich jetzt in das erste Kapitel hineineditiert habe, von Vorteil?

Mr Sulak
21.11.2007, 17:19
Das matte Grau tut den Augen auf jeden Fall gut. ;)

Mir geht es allerdings vor allem darum, dass du ab und zu die 'Enter'-Taste drückst, damit ein paar mehr Abschnitte entstehen, und dies am besten nach jedem gesagten Satz. Dadurch dürftest Du den Lesern ihre Tätigkeit noch einmal erleichtern.

Greets

BenLaden
21.11.2007, 17:33
Uiui, okay ich werds einfach mal machen und n paar Absätze einbauen

//Edit: Ach ja, scheinbar kennst du Mord ist ihr Hobby nicht... Das ist eine amerikanische Serie, deren Name (Murder, She Wrote) eine Hommage an einen Miss Marple Roman ist (selbstverständlich sind das nicht nur Filme, falls dir vll "Agatha Christie" ein Begriff ist... Vielleicht nicht zufällig hat die Hauptdarstellerin der Serie auch schon eine Film Miss Marple gespielt. Ben Matlock, der ebanfalls noch Auftritt (halt ein Crossover) ist ebenfalls ein Seriencharackter aus der gleichnamigen Serie "Matlock", wo er... angeklagte Mörder verteidigt. Hätte ich evtl. vorher zum besseren Verständnis erwähnen sollen, aber ich dachte, dass die Serie die meisten kennen. Scheinbar bin ich aber doch ein Freak ;P

In diesem Zusammenhang gesehen bin ich übrigens glücklich drüber, dass du ohne Vorkenntnisse Rückschlüsse zu Miss Marple ziehst :)

Mr Sulak
21.11.2007, 18:55
Na ja, wer kennt die Titelmelodie von Miss Marple nicht? ;)

Und die Serie 'Mord ist ihr Hobby' kenne ich ebenfalls vom Namen her, mehr aber auch nicht. Deshalb wollte ich keine voreiligen Schlüsse ziehen, sondern nur das sagen, von dem ich auch eine Ahnung habe.

Desweiteren sehe ich mit Freude, dass Du meiner Bitte nachgekommen bist. Du kannst ja selbst erkennen, dass die Geschichte jetzt um einiges besser strukturiert ist. Jetzt kann man die Zeilen auch mal überfliegen und bekommt trotzdem einen Großteil mit. :)

Ich werde mich dann mal morgen ans Werk machen.

Greets

BenLaden
21.11.2007, 18:58
Ja klar, nachdem ich das selbst begutachtet und für nervenaufreibend erachtet habe, war es dringend Zeit, etwas zu tun! Danke schon mal fürs lesen!

BenLaden
10.12.2007, 18:03
Hm...