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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Land Gorthar #1 (nach crash)



Dark-Druid
10.05.2004, 06:55
„Weiter!“ (http://forum.gamesweb.com/forums/showthread.php?s=&postid=3459118#post3459118)
Die sonst eher leise, fast schon geisterhafte Stimme des dunklen Kriegers übertönte selbst das kreischende Pfeifen des tosenden Sandsturmes. Nach ein paar nutzlosen Versuchen, sich die Kapuze seines Mantels aufzuziehen, stapfte er los. Ein Vorrankommen war kaum möglich, die Körner, die der Wind den Menschen mit unerbittlicher Härte entgegenwarf waren wie Tausende von Nadelstichen auf der Haut. Mit zusammengekniffenen Augen arbeiteten sie sich weiter und weiter, sie mussten das Schlachtfeld verlassen, eine Nacht darauf wäre ohnehin kaum zu überstehen, unter diesen Umständen aber ein Ding der Unmöglichkeit. Der Sturm verhieß nichts gutes.
Nach nur kurzer Zeit aber blieb Druid stehen und bedeutete auch den anderen Halt zu machen. Es war ihm, als hätte er etwas gehört. Nicht lange und der Verdacht bestätigte sich. Über das Tosen des Sturmes waren definitiv noch andere Geräusche zu hören, Rufe und Kampfgeschrei.
„Da vorne ist etwas“, brüllte er und verfiel in einen leichten Laufschritt, soweit das Wetter es zuließ. Und tatsächlich, nach wenigen Dutzend Metern war ein dunkler, riesiger, sich bewegender Schatten zwischen den Wolken aus Sand auszumachen, drum herum einige kleinere Schatten, die den großen zu attackieren schienen. Die Gruppe hielt direkt darauf zu.
Schon bald offenbarte sich das gesamte Szenario, ein monströses, käferartiges Wesen erwehrte sich einer Gruppe von Kämpfern. Es schien schon viele Treffer eingesteckt zu haben, viele der schwarzen Chitinplatten, die seinen Körper bedeckten, waren geborsten, gelbliches, zähes Blut tropfte aus zahlreichen Wunden. Doch auch die Gegenseite schien nicht gänzlich unbeschadet zu sein, wenn Druid auch keine Leichen auszumachen vermochte.
Mit einem metallischen Schaben befreite er den Trauerschatten aus seinem Bett und rannte los. Einer der Fremden Krieger war in Bedrängnis gekommen wehrte sich rückwärtsgehend mehr schlecht als recht gegen die Angriffe des riesenhaften Insektes. Als der ehemalige Söldner auf wenige Schritte heran war, stürzte der Unbekannte mit einem unterdrückten Aufschrei rücklinks zu Boden. Der Käfer ließ ein fast höhnisches Kreischen ertönen und hob eines seiner Gliederbeine an, um damit den Liegenden zu durchbohren, als Druid aus vollem Lauf seine Beine einknickte und nach vorne Sprang. Ein schwarzer Blitz zuckte nieder, während der dunkle Krieger elegant an dem niederfahrenden Bein vorbeisegelte und sich mit einer Hand auf dem sandigen Boden abfing. Der Schlag hatte nicht gereicht, um das Bein zu spalten, doch hatte es statt dem Menschen nur den Boden zerhackt und der Kämpfer in der Lederrüstung hatte genügend Zeit gehabt, sich aus dem Gefahrenbereich zurückzuziehen.
Kreischend wandte sich das Geschöpf um, suchte nach dem Elenden, der ihm sein sicher geglaubtes Opfer genommen hatte und fand ihn in Druid. Instinktiv warf sich dieser zur Seite, entging somit nur knapp einer schleimigen, milchigweißen Masse, die ihren Ursprung irgendwo zwischen den Kauwerkzeugen der unheiligen Kreatur hatte und nun mit einem brodelnden Zischen irgendwo hinter dem eigentlichen Ziel aufschlug...

Marquez
12.05.2004, 03:21
Zögerlich starrte Marquez auf das Treiben vor ihm. Nach all dem Wandern durch die öde Wüstenei, nach all der mittäglichen Hitze und nach all den heißen Sandkörnern, die der Sturm um ihn herum gepeitscht hatte, war der Anblick dieses Käfers nun wirklich das Letzte, was dem Banditen in den Kram passte.
»Oh Mann«, brachte er schließlich mit halboffenem Mund und vor Fassungslosigkeit gerunzelter Stirn heraus. »Was für ein unglaublich widerliches Mistvieh!«
Kopfschüttelnd betrachtete er das Tier noch ein Weilchen, doch bald glitt sein Blick zu seinem Gürtel herunter, in dem sein Schwert ruhte. Nach einem resignierten Seufzer zog er seine Klinge schließlich heraus und machte sich, seiner Unlust trotzend, auf den Weg ins Gemetzel. Zuerst noch langsam, dann aber mit jedem Schritt an Geschwindigkeit und Aufmerksamkeit zulegend bewegte er sich auf die kleine Menschentraube vor dem Monstrum zu. Er überlegte, wie er sich am besten in den Kampf würde einschalten können, da die einzelnen Nahkämpfer wegen der mächtigen Hiebe des Käfers viel Raum zum Ausweichen benötigten. Blindlings zu stürmen wäre hier fatal gewesen.
Während sich Marquez die Situation so ansah und, hin und her tigernd, auf eine Lücke wartete, fiel ihm unweigerlich wieder sein Trollritt im Minental ein. Das Lächeln ob dieser schönen Erinnerung verging ihm aber sofort wieder, als ihm das dichte, unwegsame Stachelnetzwerk auf dem Rücken des Insektoiden aufgefallen war. Diese zugegeben etwas eigenwillige Technik schied also dummerweise schon aus - was für ein Ärger! Marquez hätte so schön sein Schwert im Hinterkopf dieses Wesens versenken können. Dieses Gebiet musste wirklich voll von bösen Dämonen sein, wenn man nicht einmal ungestört an die Hinterköpfe der hier heimischen Kreaturen kam.
Doch kurz bevor Marquez auf die Idee gekommen wäre, sich hier noch ein Lagerfeuerchen einzurichten, war sie endlich da: die heiß ersehnte Lücke in der Kämpferkorona des Käfers.
Da die gesamte Front der Bestie nach einem wutentbrannten Hieb gegen ein paar der fremden Mitstreiter nun frei war, ließ der Entschluss auch nicht lange auf sich warten, so schnell wie irgend möglich die Situation zu nutzen und einen Schlag zwischen die schwarzen Chitinplatten des arg geschundenen Leibes anzubringen. Keine Sekunde später war Marquez auch schon bis auf ein paar Meter am Ziel und schickte sich gerade an, seine Klinge niederfahren zu lassen, doch der Schlag sollte nie angekommen. Mitten in der Bewegung sah Marquez nur noch aus dem Augenwinkel, wie ein Schatten von der Seite auf ihn zu zuckte. Wenig später spürte er einen harten Schlag in der Seite, der Boden unter den Füßen war weg und nach ein paar orientierungslosen Augenblicken Blindflug erfolgten weitere harte Schläge auf die linke Schulter, den Rücken und den Hinterkopf, woraufhin in die Reise nach einer kleinen Rutschpartie im Aschenboden zu Ende war und Marquez reglos liegen blieb. Unter Garantie war er jedoch nicht ohnmächtig – das merkte er schon allein an den quälenden Kopf- und Brustkorbschmerzen.
Mit größter Mühe und zusammengebissenen Zähnen versuchte der Bandit sich aufzurichten und ein kurzer Blick in die nahe Umgebung offenbarte schließlich, dass mit ihm zusammen noch einer der Fremden umhergeschleudert worden war.
Der sah schon wesentlich mitgenommener aus: Starr nach oben blickend lag der Mann auf dem Rücken und hielt sich seine aus mehreren Wunden schwer blutende Seite.
Nach einigen Fehlversuchen gelang es Marquez schließlich, in die richtige Lage zu gelangen, um zum Verletzten hinüberzurobben. Dieser beachtete ihn jedoch nicht, sondern blickte weiter tapfer in den mit Sand verhangenen Himmel – als wäre er zu stolz und zu pflichtbewusst, sich den Schmerz anmerken zu lassen.
Als der Blick des Banditen nun wieder auf die ausblutende Seite des Mannes fiel, kam ihm der Gedanke, dass er wohl nicht von einem Körperteil des Käfers selbst getroffen worden war, sondern dass der Fremde wohl Bekanntschaft mit dem dicht bestachelten Hinterleib des Ungetüms gemacht hatte und Marquez ganz einfach nur unterwegs mit aufgelesen worden war – mit dem Fremden als Puffer zu den Stacheln.
»Meine Fresse, hab ich ein Schwein!«, entfuhr es dem Banditen, dem der Schock in die Glieder fuhr. Das da hätte er sein können.
Inzwischen eilte ein anderer Mann auf die beiden zu, stieß den am Verletzten sitzenden Marquez mit einem freundlichen »Weg da!« zur Seite und kniete sich neben seinen Kollegen, um ihm Beistand zu leisten. Der Bandit, der dabei unter einem Aufschrei auf seine lädierte Schulter gefallen war, konnte sich unflätige Wörter gerade noch verkneifen, erschrak dann jedoch, als er bemerkte, wie der Verletzte ein Päckchen, beschriftet mit dem verdammt noch mal wohlbekannten Zeichen eines verdammt noch mal wohlbekannten Kultes, aus seiner Tasche holte. Die letzten Worte, die er an seinen Kameraden richtete, bevor er bat, allein gelassen zu werden, bestätigten den bösen Verdacht:
»Nimm du die Krone und sorg dafür, dass unser Ziel erreicht wird«, oder so ähnlich...
Marquez hatte es nun verdammt eilig, zu Druid und den anderen zurückzukehren. Da hinderte ihn auch sein Schmerz nicht mehr. Er stand langsam auf, unterdrückte schwer atmend hier und da mal einen Aufschrei und setzte sich dann halb humpelnd und halb im Laufschritt in Bewegung. Er musste seinem Lehrmeister so schnell wie möglich berichten, in welcher Gesellschaft sie sich hier befanden.

Dunkle Legionen
13.05.2004, 21:29
Dumpfe Wellen des Schmerzes jagten durch Kalors Körper, sein Kopf schien unter der Agonie zerspringen zu wollen, die linke Seite des Brustkorbes fühlte sich an, als hätte eine tollwütige Schar Trolle einen grausamen Tanz darauf vollführt. Rote Schlieren waberten schleimig in seinem Sichtfeld. Er fühlte, wie sich etwas warmes, flüssiges seinen Weg zwischen die Finger seiner Hand suchte, die auf seine Seite gepresst war, langsam hindurchfloss und in schmalen Bächlein seinen Handrücken herabrannen.
Ein bekanntes Gesicht tauchte vor Kalors Augen auf. Romul. „Was ist...“, der Rest ging im kreischenden Chaos, das im Kopf des Kriegers herrschte, unter. Nur ein Gedanke hielt sich beständig aufrecht. Die Krone. Er versuchte sich zu konzentrieren, Worte zu finden.
„Nimm... nimm du die Krone, bring es zu E...“, ein erstickendes, rasselndes Husten verschluckte die letzten Silben des Satzes, ein Stachel des Käfers hatte wohl die Lunge verletzt. Mit langsamen, schwachen Bewegungen griff er zu seiner Tasche, löste dabei die Rechte von seiner Wunde, im Takt des Herzschlags stürzte das Blut in großen Schwällen hervor, traf platschend auf die schmutziggraue Erde. Langsam zog er einen eingewickelten Gegenstand aus seiner Tragetasche, versuchte ihn Romul zu überreichen.
Dieser bemerkte, wie der fremde Kämpfer wie gebannt auf das Päckchen starrte, das machte ihn misstrauisch. Schon wollte er zu einer barschen Zurechtweisung ansetzen, als sich der Fremde plötzlich erhob und scheinbar so schnell er vermochte in Richtung Kampf davonhumpelte. Verdammt. Sollte das wirklich...?
Kurz nach ihrem Aufbruch hatte ein Bote sie erreicht, es war die Rede davon gewesen, dass sie verfolgt werden sollten. Wegen der Krone. Sollten diese unbekannten Krieger wirklich die Verfolger sein? Wenn dem so wäre, dann...
Romul stürzte blitzartig zu seiner Armbrust, spannte sie und legte einen Bolzen in die Führungsrinne. Sollten diese Fremden wirklich die dein, von denen der Bote erzählt hatte, durften sie kein Risiko eingehen. Ob Käferangriff oder nicht, die Unbekannten würden sterben müssen, Warten war zu gefährlich...
Romul legte an. Der erste, den er erspähte war der seltsame Kerl in dem schwarzen Mantel.
Er zielte und drückte ab.

Dark-Druid
14.05.2004, 03:49
Mit einem dumpfen Krachen explodierte der Boden dort, wo Druid vor wenigen Sekundenbruchteilen noch gestanden hatte, unter dem gewaltigen Aufschlag des stachelbewehrten Schwanzendes des käferartigen Wesens. Aschgraue, staubige Erde spritzte in alle Richtungen davon, während sich der Schwanz wieder hob und zu einem weiteren Schlag ausholte. Mit einem Rückwärtssalto entging Druid auch diesem.
Dieses Vieh war gut, dachte Druid, während er einem zischenden Klumpen der schleimigen Masse auswich, die es spuckte. Doch es war besiegbar. Schon wurden seine Bewegungen fahriger, unkontrollierter, wenn auch noch immer mit unverminderter Härte. Aber es war zu besiegen. Zwar schien es schon einen der Fremden auf dem Gewissen zu haben, doch dies war dem schwarzen Krieger absolut egal, wie ihm just in dem Moment, in dem sich der Gedanke an den wahrscheinlichen Tod eines Mitstreiters in sein Gehirn schleuste, mit erschreckender Deutlichkeit klar wurde. Es ließ ihn einfach nur kalt. Hauptsache er selber überlebte und konnte seine Aufgabe zu Ende führen. Die Krone Erk’Hakras zurückzuholen.
Plötzlich bemerkte er aus den Augenwinkeln einen sich schnell nähernden Schatten. Instinktiv warf er sich zur Seite, kurz bevor seine Schulter in purer Agonie explodierte. Wellen flüssigen Magmas schienen durch seine Adern zu jagen, verwandelten seine Linke Schulter in einen brennenden Herd des Schmerzes, als er mit einem unterdrückten Aufschrei von der Wucht des Einschlages herumgerissen wurde und unsanft auf dem toten Boden aufschlug. Tief hatte sich der Bolzen in seinen Körper gebohrt, ob es ein Durchschuss war, vermochte Druid noch nicht zu sagen. In diesem Augenblick war jedoch auch nicht die Zeit dafür, es herauszufinden, hatte der Kämpfer doch den Ursprung des Geschosses ausgemacht.
Und der schmächtige, fremde Armbrustschütze legte schon wieder an. Mit einer schnellen Drehung entging der dem nächsten heranschwirrenden Bolzen, der nutzlos die Erde zerteilte. Blitzartig sprang Druid auf, knickte im selben Moment, in dem seine Füße den Boden berührten, die Beine ein und stieß sich ab. Mit einem weiten Hechtsprung rettete er sich hinter den nächsten Felsen, was die verletzte Schulter mit weiteren Protesten bekundete. Weshalb schoss dieser Kerl auf ihn? Hatte er ihnen nicht geholfen? Entgegen seiner sonstigen Verhaltensweise? Wie auch immer, der Grund war ihm im Moment eigentlich egal. Fest stand nur, dass dieser Bastard dafür bezahlen würde.
Der Krieger befühlte seine Schulter, warmes Blut lief aus der Wunde, färbte das Fell seiner Rüstung langsam aber sicher in ein tiefes Rot. Seine Hand wanderte langsam zu seinem Schulterblatt. Er hatte Glück gehabt, der Bolzen war wohl von einem Knochen aufgehalten worden, es war kein Durchschuss. Aber der Schaft des Geschosses musste weg, wenigstens so weit, dass er ihn nicht Druid nicht beim Kampf behinderte. Er packte den Schaft mit der Rechten nah an der Schulter, mit der linken ganz am Ende. Dann riss er die Hand hinab. Das Holz splitterte geräuschvoll, nahe der rechten Handkante. Der Krieger biss die Zähne zusammen, unterdrückte einen lauten Aufschrei. Nur ein wütendes Knurren kam über seine Lippen, als er den gebrochenen Schaft fortwarf. Die Spitze würde später noch rauskommen, einen zu großen Blutverlust konnte er jetzt nicht gebrauchen und das meiste des Blutes wurde momentan noch vom Rest des Geschosses zurückgehalten.
Mit einem Mal erblickte er Marquez, scheinbar verwundet, in einiger Entfernung. Mit seinen Gesten bedeutete er Druid, zu ihm zu kommen.
Er wagte einen kurzen Blick über seinen Schutzwall, konnte den Schützen jedoch nicht entdecken. Er ging in eine Hockstellung, dann drückte er sich ab und sprintete so schnell er konnte zu seinem Schüler, während der Kampf mit dem Käfer noch immer wütete.
„Sie haben die Krone! Das ist die Gruppe, die wir verfolgen, sie haben das Artefakt“, rief Marquez, als der Krieger so nahe war, dass es kein anderer der Menschen hörte.
„Das erklärt natürlich einiges...“, knurrte Druid.

Marquez
18.05.2004, 19:21
»Lass uns erst mal am Hang da Deckung suchen«, rief Marquez seinem Lehrmeister zu, als dieser bis auf ein paar Schritt an ihm heran war. Das Gelände fiel ganz in der Nähe der beiden nämlich auf einer Länge von fünfzehn bis zwanzig Metern leicht ab, sodass es vor feindlichen Bolzen nahezu perfekten Schutz bot. Hinzu kam, dass die Sichtweite durch den Sturm nun noch schlechter zu werden schien. Der feindliche Schütze musste also, selbst wenn er sich von der Seite nähern würde, relativ nah herankommen, was dann eigentlich auch gleichzeitig seinen Tod bedeutet hätte. Ewig konnten die beiden hier jedoch nicht liegen bleiben. Rovan und Raven waren schließlich immer noch dort draußen beim Käfer, und auch wenn die Kultisten sie jetzt wohl noch als Mitstreiter brauchten, so war es doch hoch wahrscheinlich, dass sie sie sofort nach dem Ableben des Ungetüms töten würden.
»Also, wie kommen wir alle vier hier lebend raus?«, fragte Marquez seinen Lehrmeister. Doch der blickte ihn nur schweigend an. Ob er an einem Plan brütete oder vielleicht sogar ratlos war, konnte der Bandit nicht erkennen. »Wir können jedenfalls davon ausgehen, dass dich der Schütze gesehen hat«, fuhr Marquez fort und machte Anstalten, sich zu erheben. »Also wird sich der Typ wohl mit Blickrichtung zur letzten bekannten Position von dir ziemlich nah an seinen Gefährten und damit auch am Käfer herumtreiben. Ich versuch’ jetzt einfach mal, mich unentdeckt von der Seite zu nähern, um seinen genauen Aufenthaltsort herauszufinden. Bitte nicht weglaufen!«
Marquez grinste Druid kurz an und postierte sich dann an einer Seite des Hanges, um sich kurz darauf hinzuwerfen und das offene Gelände kriechend und in einem verhältnismäßig weiten Bogen zu überqueren.
Das Gerobbe durch den heißen Aschenboden und dazu noch den heißen Sturm war jedenfalls kein Vergnügen. Zudem plagten Marquez seine Schulter und sein Brustkorb, die bei der harten Landung einiges abbekommen hatten. So kam es, dass er sogar einige Male anhalten musste und sich bei ihm die Lust einschlich, einfach mal nach Hause zu gehen und sich da ein Bad zu gönnen. Doch nach einiger Zeit war endlich Land in Sicht – oder genauer gesagt der riesige Käfer, dessen Schatten man schon aus größerer Entfernung sah und der stets von anderen kleineren Schatten umgeben war, die dem Monstrum wohl gerade ordentliche Saures gaben. Marquez musste sich also beeilen, den Schützen zu finden, damit Druid und er einen Plan ausarbeiten konnten. Er schaute sich noch einmal vorsichtig um und ging dann in die Hocke, da in etwa zehn Metern Entfernung ein Felsen als möglicher Sichtschutz im Boden steckte. Einen kurzen Sprint später stand Marquez hinter selbigem und musterte die Umgebung: Immer noch nichts, was man eindeutig als Armbrustschützen hätte identifizieren können.
Vorsichtig schlich er also weiter, doch plötzlich glaubte er aus dem Augenwinkel zu sehen, wie ein Schatten hinter dem Stein, an dem er gerade noch gestanden hatte, hervorkam. Erschrocken drehte er sich um, doch er sah nur noch, wie das Bein des Schattens auf ihn zuschnellte, bevor er sich mit blutiger Nase auf dem Boden liegend wiederfand.
»Netter Versuch!«, zischte der hinterliste Angreifer höhnisch und zog zwei Dolche aus seinem Mantel, mit denen er den Banditen offenbar abzustechen gedachte...

Caiel
19.05.2004, 03:29
Geschickt manövrierte der Bootsmann das Schiff im Hafen von Gorthar an einen Pier wo auch sogleich einige Seeleute die Taue entgegen nahmen und das Schiff vertäuten. Ein Laufsteck wurde auf den Pier gelegt und nacheinander verließen die Gefährten das Schiff. Vorne weg Kain, dann Jibril mit ihrem Kätzchen und zum Schluss Caiel.
Einwenig wankte der Boden unter den Füßen des jungen Diebes als sie über das Pflaster der Gassen dahin zogen. Dein Gleichgewichtssinn musste sich erst wieder von dem bewegten Untergrund des Wassers auf den des Festlandes umstellen.
Doch war er nicht der einzige dem es so ging. Jibril neben ihm hatte auch ihre Probleme und beide mussten leise kichern wenn einer von beiden mal wieder versuchte eine Schwingung des Untergrunds mit einem etwas weiter gefassten Schritt auszugleichen, diese Schwingung aber garnicht existierte.
Nach kurzer Zeit machte Kain vor eienr einfachen Taverne halt und verschwand kurz in ihr. Wahrscheinlich um nach zufragen ob für die drei noch Schlafplätze frei wären.
tatsächlich war noch Platz und ohne ein weiteres Mahl, gegessen hatten sie ja in Drakia bezogen die drei eine Kammer. Caiel machte seine Decke vom Rücken los, breitete sie aus, rollte sich in sie ein und schlief sofort ein. Der Tag war schließlich keine Faulenzerei gewesen und den anderen ging es sicher genauso.

Griever
19.05.2004, 14:12
Viel zu früh war er aufgestanden. Müde gähnend schleppte er sich die steile Treppe hinunter in die Schenke, die zu dieser Zeit noch recht leer war. Umso besser, dann konnte er sich ungestört mit dem Wirt unterhalten.
"Guten Morgen", begrüßte ihn der Alte freundlich.
"Morgen...", antwortete der Gildenlose und trat näher an die Theke heran.
"Kann ich etwas für euch tun?"
"Ich suche Informationen..."
"Zweite Gasse links, Richtung Hafen."
"Danke."
Es dauerte nicht lange und er hatte die Gasse gefunden, doch offenbar war der... Händler zu dieser Zeit noch nicht dort. Nach einer Weile drehte er sich wieder um und setzte zum Rückweg an, da ließ ihn eine helle, krächzende Stimme aufschrecken.
"Kann ich euch helfen, Fremder? Nur fünfzehn goldene Münzen." Langsam wandte er sich der jungen Frau zu.
"Ich suche Informationen, keine Dirne", scherzte der Jäger.
"Oh, jetzt macht es fünfzig Goldstücke pro Info."
"Zwanzig."
"Hey, das war doch nur ein Scherz... aber gut, ich freu mich immer über Trinkgeld." Ein Verhandlungsgenie war sie ja nicht gerade... Womöglich war sie nur die Verkäuferin, so ein freundliches, kleines Weib würde ja kaum einer der zumeist männlichen Kunden bedrohen.
"Wie auch immer."
"Um was gehts?"
"Ich muss wissen, wo sich der Feuermagier befindet, der hier vor knapp einem halben Jahr mit einer Splittergruppe der Inquisition auftauchte."
"Hm... Nein, tut mir leid." ...und eine schlechte Schauspielerin noch dazu.
"Ist er noch hier in Gorthar?"
"Tut mir leid, aber ich--" Ganz langsam umschloss er dem Griff seines Schwert und zog die Klinge aus der Scheide.
"So hört doch, ich weiß nichts dar--"
Nicht genug, das er wegen des frühen Wachwerdens schlecht gelaunt war, jetzt wollte diese Göre sich ihm auch noch verweigern.
"Sag mir einfach, ob er noch hier ist!" Vorsichtig hielt er ihr die Schwertspitze an die Kehle.
"Nein, ich... ich weiß nichts... Bitte!"
"Wo ist dein Meister?! Ist er es? Wer hat dich dafür bezahlt?!"
"Niemand, wenn ich nicht den Mund aufmache--" Nun übte er leichten Druck auf ihren Hals aus.
"Wenn du es mir sagst, gewähre ich die freies Geleit bis nach Khorinis."
"Was?!" Ein Licht der Hoffnung schien in ihren Augen zu entfachen, die nun seltsam zu leuchten begannen.
"Nein, ich kann nicht... Wann kann es losgehen?"
"Jederzeit." Er sprach ruhig und gelassen, obgleich er log oder nicht.
"Gut!!! Er ist noch hier, sein Name ist Ky--" Hastig schaute sich der Jäger um, niemand war zu sehen. Er beugte sich zu dem leblosen Körper herab und wollte schon ihren Puls fühlen, da bemerkte er erst das volle Ausmaß der Verletzung. Der Flammenpfeil musste sich noch tiefer in ihren Schädel gebohrt haben, bevor er gemeinsam mit ihrem Leben erlosch.
"Hey du, was machst du hier?" Scheiße! Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Gemächlich kam die Stadtwache näher.
"In dieser Gegend ist es... Bei Innos! Was zum--" Kurzerhand rammte er ihm den Hexenstahl zwischen die Rippen. Er würde sicherlich erst mal mitgenommen und wahrscheinlich auch als Täter verurteilt, egal ob er Magier war, im Notfalle hätte man ihm wohl noch vorgeworfen eine Spruchrolle benutzt zu haben und es mangelte ihm an Lust und Zeit für so was.
"Jascha?" Sogleich folgten die beiden nächsten Stadtwachen, dieses mal in wesentlich stärkerer Rüstung. In diesem Stadtteil waren sie jetzt wohl nur noch in Gruppen unterwegs, gerade um derartiges zu vermeiden.
So schnell er konnte, zog er das Schwert aus der ersten Wache und rannte los.

Jibril
19.05.2004, 21:21
Nachdem sie ein Geräusch am Morgen weckte, wachte sie auf und machte sich daran aus ihrer entspannten Liegehaltung herauszufinden. Das Geräusch war Kirie, die neben ihr stand und schnurrte, wobei sich ihre Haare spitz auftürmten. Irgendetwas hatte sie, wahrscheinlich Hunger. Leise schlich sie aus dem Zimmer, wo Caiel noch immer selig schlummerte. Doch wo war dieser Kain? Er hatte es wohl schon vorgezogen aufzustehen. Nun, dann sollten sie einfach unten auf ihn warten, er würde sich sicher bei Gelegenheit mal zeigen, solange mussten sie eben warten. Bestimmt würde er nicht einfach so abhauen, was hatte er schon davon?

Ruhig und gesellig ging sie die Treppen hinunter und versuchte dem Wirt ein wirklich verschlafenes Gähnen zu ersparen, aber an Lächeln war bei dem Gesichtsausdruck nicht zu denken. Mit versucht-freundlicher Stimme bat sie um ein Schälchen Milch und ein paar Stücken Fleisch, schließlich musste Kirie auch gesund und etwas essen, trinken natürlich sowieso. Jibril selbst begnügte sich mit einem zwei Liter Krug Wasser und einer trockenen Scheibe Knäckebrot, das sie von Zeit zu Zeit abbiss, doch umso mehr Becher Wasser fielen in den Schlund der Kleinen. Dieser Durst, er war unerklärlich.

Ihrem Auge ging es wenigstens besser, das hieß, eigentlich ging es ja nie schlecht. Aber es hatten sich keine weiteren Kerben gebildet. Doch die eine Kerbe war sichtbar, war es ein Stück Dreck, das dort im Augenwasser schwamm? Oder ein Anzeichen für eine Krankheit? Rätselhaft, zumal sie es nicht bemerkte, sie sah es ja nicht...

Kurz darauf kam auch Caiel die Treppen hinunter...

Caiel
19.05.2004, 21:48
Noch einmal wischte sich Caiel durchs Gesicht und rubblete die letzte Krümmel Schlafsand unter den Augen weg. Blinzelnd tappte er weiter in den Schankraum hinein und grüßte den Wirt.
Auf das genuschelte "Waschn ?" wies der Alte hinter dem Tresen auf eine Tür neben dem Schanktisch.
Der junge Dieb trollte sich und fand auf dem Hinterhof eine Wanne mit Wasser an der er sich ausgiebig Gesicht, Und Oberkörper wusch.
Nur ein kleines bisschen tropfend und aber viel frischer kehrte er nach einiger Zeit in den Wirtsraum zurück und entdeckte Jibril schon frühstücken.
"Morgen, auch so gute geschlafen wie ich ?"

Jibril
19.05.2004, 22:03
Jibril nahm gerade die fünften Becher. Na ja, noch ein halber Liter war in dem kristallenen Gefäß. Aber den würde sie auch noch schaffen. Noch fühlte sich der Magen nicht voll und der Rachen war auch noch nicht befriedigt. Wenigstens ihrer Kleinen fehlte es an nichts. Allerdings wunderte sie sich schon, wo Kain bloß war. Irgendwo in der Nähe hoffte sie. Denn sie konnten ja nicht weg, wenn er gerade dann zurückkehrte, wenn sie die Stadt besichtigten, dann wäre das sicher ziemlich ungünstig gekommen, also hieß es warten.

Das bescheidene Frühstück hatte sie ja inzwischen auch geschafft, jetzt setzte sich der zweite Begleiter des Schwertkämpfers, Caiel, zu ihr an den Tisch und bestellte auch beim Wirt ein Frühstück.

"War in Ordnung, aber so richtig toll war es nicht. Ich denke mit Sehnsucht an mein schönes Bett, aber das ist jetzt nicht so wichtig, ich bin nicht anspruchsvoll.

Weißt du, wo Kain ist?"

Caiel
19.05.2004, 22:14
"Nein, keine Ahnung wo der sich rumtreibt. Ich hab ihn nicht mal aufstehen gehört. Aber sicher ist er nur irgendwo in der Gegend um Informationen, Ausrüstung oder was weis ich zu besorgen ... Danke."
Die Bedankung galt nicht Jibril sondern dem Wirt, der ein Brett mit einpaar Scheiben Brot, grober Wurst, einigen Scheiben Käse und einem Humpen Milch vor Caiel auf den Tisch setzte.
"Also dann ..." freute sich Caiel und griff nach dem Milchhumpen. "Milch macht müde Männer munter !" Und schon setzte er an und lies die erquickende Flüssigkeit seine Kehle hinunter laufen, setzte dann das Gefäß wieder ab, zückte das Messer seines Vaters und machte sich daran das Brot zu verzehren.

Jibril
19.05.2004, 22:42
Mit weiten Augen sah sie zu dem Tablett, das der Wirt gebracht hatte. Was sich da alles stapelte, hui. Sie hatte schon lange keinen Hunger mehr und nach zwei Litern Wasser reichte auch die Flüssigkeit erst mal, aber sie fragte sich, wieso die Leute immer so viel aßen. Auch Rhodgar hatte so einen gesunden Appetit, oh je, was der so alles hinunterschlang, das war nicht mehr schön. Doch noch etwas anderes interessierte sie. Wie wollte der junge Mann das alles bezahlen? Zwar hatte Kain gesagt, er kam für alles auf, doch sie fragte sich ernsthaft, ob dieser seltsame Mann auch bereit war das zu bezahlen. Aber irgendwie würde sich schon eine Lösung finden, zur Not würden sie eben ein wenig bei dem Wirt arbeiten müssen, da würde dann kein Weg dran vorbeiführen.

Sie wand ihren Blick vom Fressbrett des Caiel ab und sah ein wenig zu einem Fenster, aus dem kleine Sonnenstrahlen in das Innere drangen. Wie mochte es wohl jetzt Rena gehen? Jibril hatte Sehnsucht nach der Frau. Irgendwie war sie so nett und fürsorglich. Ein wenig Heimweh machte sich ja schon breit. Aber sie war ja nicht alleine hier, diese Reise wollte sie nicht vorzeitig abbrechen, das gehörte sich nicht. Und alleine zurückfahren wollte sie auch nicht. So sah sie zurück und breitete die Hände aus, damit Kirie auf ihren Schoß springen konnte.

"Ja, so ist es fein. Ach...hoffentlich dauert das nicht mehr lange, es ist langweilig hier."

Caiel
20.05.2004, 01:54
"Langweilig ? Seid froh das es noch ruhig ist. Ich weis es ist auf Dauer nicht sehr angenehm aber ich verspreche euch das euch dieses Land wenn wir die Stadt verlassen haben in Atem halten wird."
Caiel war mit seinem morgendlichen Mahl fertig, trank den Rest der Milch und schickte sich an das Brett zurück zum Wirt zu schaffen.
"Glaubt mir Jibril, ihr werdet euch in den nächsten Tagen sicher einige Stunden dieser Ruhe wünschen. Denn Gorthar ist ein Land voller Gefahren , Überraschungen und gefährlichen Lebewesen."
Mit einem Zwinkern zu der Katze auf Jibrils Schoß, welche ihn aufmerksam beobachtet hatte drehte sich der junge Dieb um und brachte dem Wirt das Brett zurück.
"Wirklich wunderbares Brot, genauso wie die Milch und der Käse." versicherte Caiel dem Wirt, welcher das Lob dankend annahm und mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen kehrte Caiel zu seinem Platz bei Jibril zurück um geduldig auf Kains Rückkehr zuwarten

Griever
20.05.2004, 03:07
In seiner ganzen Pracht schimmerte der silberne Vollmond über den Dächern von Gorthar, so hell, dass es ein leichtes war, die Dächer in nahezu lautlosem Lauf zu überqueren. Hier oben gab es keine Straßen, keine Wege, es schien vielmehr wie eine eigene, kleine Welt zu sein. So verhinderte ein großer Platz sein Weiterkommen, er musste einen Umweg zurück zur Taverne nehmen.
Vorsichtig schob er kopfüber das Fenster auf und kletterte hinein. Er hätte es sich denken können und eine Taverne mit Fenstersims nehmen sollen. Sogleich eilte er hinaus auf den Flur und klopfte vorsichtig gegen die Türen seiner beiden Begleiter, doch keiner der beiden öffnete. Leicht wütend schritt er die Treppe hinab und betrat die Schenke. Dann winkte er die beiden herbei und eilte wieder die Treppe hinauf.
"Hört zu, es gab einen unglücklichen Zwischenfall, nichts weiter, aber für die Stadtwachen sieht es natürlich so aus, als ob ich Schuld daran wäre. Kurz gesagt, wir müssen aus der Stadt verschwinden. Sicher nicht für lange. Also packte bitte so schnell es geht eure Sachen zusammen."

Jibril
20.05.2004, 03:30
Vielleicht hatte Caiel ja Recht, Ruhe war prima, sie sollte lieber über das Rätsel der Hüterin nachdenken. Während sie das tat wurde es sehr ruhig um sie herum, warten war das einzige, was ihnen geblieben war. So warteten sie noch eine Zeit, doch auf einmal und wie aus dem Nichts tauchte Kain auf den Treppen auf und winkte sie zu sich.
Wie war er bloß dahin gekommen, hatte er doch nicht die Tür genommen, die sie im Blick hatten. Aber eigentlich war es ja egal, warum und weshalb er da war, Hauptsache er war endlich da. Sie hatte ja gewusst, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Nur, seine Stimme war leicht erregt und er wirkte auch sonst recht gehetzt, Schweißtropfen klebten ihm noch auf der Stirn. Was er sagte, das klang nicht gut, aber keiner von den Beiden wusste wirklich etwas mit seinem wagen Andeutungen anzufangen. Trotzdem zeigte sich Jibril bereit die Stadt zu verlassen. Schade eigentlich, aber er war schließlich der Anführer oder wie auch immer man das nennen konnte.

"Hm, von mir aus, ich habe ohnehin nichts dabei."

Caiel
20.05.2004, 04:18
Na da war er doch endlich wieder da und so wie er aussah hatte Kain nicht unter Langerweile gelitten.
"Geht klar ich hol schnell meine Decke aus dem Kämmerchen. Mehr hab ich nicht mir dabei." erklärte der junge Dieb und war schon die Treppe hinauf. Es sollte endlich los gehen. Auch wenn er es Jibril nicht unbedingt gezeigt hatte so war auch ihm langweilig gewesen und er wollte nichts sehnlicher als diese Taverne und diese Stadt zuverlassen.
In der Kammer rollte er rasch seine Decke zusammen, verschnürte sie wie in den letzten Tagen oft geübt und hängte sie wie immer über seinen Rücken. Noch einmal geguckt ob nicht doch jemand was vergessen hatte, dann war er schon zur Türe hinaus und schloss sie flux hinter sich. Gerade schickte er sich an die Treppe zurück hinunter in den Wirtsraum hinab zu steigen als Kains Hand vor seiner Brust ihn stoppte.
Verwirrt sah der junge Dieb seinen Gefährten an.
"Was ist los ?"

Griever
20.05.2004, 04:25
"Wir gehen nicht diesen Weg... Folgt mir." Er hatte keine Zeit für Erklärungen und ging sogleich voran in sein Zimmer. Nachdem er vorsichtig hinausgelugt und dabei keinen Wächter erspäht hatte, stieg er auf die Kante. Das letzte was seine beiden Gefährten sahen, waren seine Beine, die schnell oben verschwanden.
"Kommt, beeilt euch."

Caiel
20.05.2004, 04:38
"Da hoch ?" Caiel lehnte sich kurz aus dem Fenster und betachtete was vor ihm und Jibril lag. So schlimm sah es nicht aus. Zumindest nicht für ihn. Aber vielleicht für Jibril , zumindest schien ihre Kleidung nicht ganz dafür gemacht zu sein.
"Na los du voran! Kain und ich helfen dir wenn du es nicht alleine schaffst." motivierte der junge Dieb seine Begleiterin , die etwas unschlüssig vor dem Fenster stand. Ihre Katze im Arm war sie natürlich nicht in der Lage die kleine Hürde zumeistern, das würde Caiel auch nicht können und ohne ihre zustimmung ab zuwarten griff Caiel nach der Katze, kletterte halb aus dem Fenster und setzte sie aufs Dach.
"Los ... die Katze ist schon oben Jibril jetzt du !" zischte Caiel zum Fenser hinein und die junge Frau kam.
Mit vereinten Kräften schafften Kain und Caiel sie auch sicher aufs Dach zu bekommen und der junge Dieb kletterte langsam aber sicher hinterher.
Oben angekommen hatte Jibril ihre Katze schon wieder im Arm. Das ganze war irgendwie nach seinem Geschmack und grinsend wandte er sich an Kain.
"So und wo solls jetzt langgehen ?"

Griever
20.05.2004, 04:58
"Der Hafen wird immer gut bewacht, also müssen wir einen anderen Weg finden oder uns zumindest so lange verstecken, bis sich die Lage beruhigt oder wir die Gelegenheit zur getarnten Flucht erhalten. Erstmal nach Westen, hier in der Nähe gibt es einen versteckten, alten Tempel, völlig frei von wilden Bestien, dort lässt es sich eine Weile aushalten... Aber zunächst gilt es einen Weg über diese Dächer zu finden... Grundsätzlich ist man immer leise, wenn man langsam voranschreitet, aber das können wir uns jetzt nicht leisten, wir müssen vor Sonnenaufgang aus der Stadt sein. Wir werden rennen und springen müssen... Oh, und versucht bei jedem Schritt die Festigkeit der Ziegel zu überprüfen und trotzdem schnell zu sein. Hier oben gibt es viele lockere Stellen oder morsche Dachbalken, die nicht mehr ganz so viel aushalten... Ich rede zu viel, wir sollten uns lieber sputen." Er rannte los und sprang mit Leichtigkeit über eine kleine Lücke zwischen den Dächern, verursacht durch eine enge Schleichgasse hinter der Taverne. Seine Begleiter zögerten kurz.
"Macht lieber ein wenig Krach beim Anlauf, statt aus dem Stand zu springen... Hauptsache, ihr schafft es hier rüber. Je mehr Fläche eures Körpers beim Aufprall aufkommt, desto leiser wird er, zumindest wenn ihre nicht gerade schwere Stiefel oder Rüstungen tragt."

Caiel
20.05.2004, 05:34
"Na dann wollen wir mal ..." und mit raschen Schritten setzte der junge Dieb Kain nach. Er war längst nicht so sicher, lautlos und geschmeidig in seinen Bewegungen wie Kain aber zumindest würden die Leute nicht denken ein Troll trampelte über ihr Dach.
Langsam nahm Caiel Anlauf, die Dachkonstruktion unter seinen Füßen knarzte leise und langsam erhöhte er die Schrittfrequenz. Seine Augen suchten den Weg vor sich nach losewirkenden Dachziegeln ab, aber sie schienen alle recht fest zu sein. Immer näher rückte der Absprung. Näher, noch ein Stückchen, keine zwei Schritte mehr, ein Atemzug , Sprung.
Die kleine Gasse flog unter ihm vorbei und nur für Bruchteile von Sekunden konnte Caiel das glatte Pflaster unter sich erblicken und dann landeter er auch schon etwas unsanft auf dem anderen Dach. Das Gebälg unter ihm ächzte bei seinem Auftreffen und schnell sprang er wieder auf und huschte Kain hinterher.

Jibril
20.05.2004, 16:53
So hatte sie sich den Urlaub hier schon immer vorgestellt. So bekam sie wenigstens doch noch die Stadt zu sehen, da es aber verdammt dunkel war, brachte dies auch nicht wirklich viel. Eine schöne Sache war das gewesen, eigentlich mochte sie ja solche Spielchen, doch man konnte eine gewisse Dringlichkeit und Hast nicht leugnen und das gefiel ihr gar nicht. Es war schließlich ganz schön gefährlich über die Häuserschluchten zu springen und was die Besitzer zu diesem Spiel sagten, das wollte Jibril gar nicht erst wissen.

Doch wenigstens bereute sie ein weiteres Mal nicht, dass sie sich für die platten Schuhe entschieden hatte. Sie saßen so eng und hatten eine einfache, flache Sohle, dass sie ideal für dieses Spiel waren. Mit den Stiefeln wäre das wohl anders gewesen. Trotzdem war es nicht leicht zusammen mit einer kleinen Katze die ganzen Sprünge zu meistern, aber Kirie und sie ließen sie etwas einfallen, denn wie schon des Öfteren hatte sich Kirie einfach unter ihr Oberteil gezwängt und sich dort festgehalten, so ging es viel besser.

Dach um Dach nahmen sie, wobei Kain immer eilig voraus eilte und nur selten auf sie wartete, wenn sie zu weit hinten waren oder man sich in der Dunkelheit verloren hatte. Der Krach rief einige Augen und Ohren auf den Plan, doch dann waren sie meistens schon wieder woanders. Irgendwann am späten Abend hatten sie den ominösen Tempel erreicht.

Jibril war ganz schön außer Atem nach den ganzen Sprüngen und auch Caiel schien etwas außer Puste, doch Kain schien zufrieden und konnte sich ein Grinsen bei den beiden schwer atmenden nicht verkneifen, ehe sie sich alle der Nachtruhe hingaben, wobei Jibril nicht viel schlief, da sie noch lange mit Kirie redete und sie ansah.

Caiel
20.05.2004, 20:15
Es war Morgen un dCaiel hockte auf einem Steinsockel des Tempels. Die vor einiger Zeit aufgegangene Sonne beschien seinen Rücken und wärmte ihn.
Seine Begleiter lagerten ganz in seiner Nähe. Jibril schlief noch und bei Kain war er sich nicht so sicher. Dieser Mensch machte nicht den Anschein das er wirklich ruhte.
Einige Vögel sagen in den Zweigen über ihm und für kurze Zeit genoss er die Natur um sich herum bevor er sich wieder an den gestrigen Tag erinnerte. Es interessierte ihn was Kain hier in diesem Land suchte und er würde ihn wenn er dann wach war sicher danach fragen. Schließlich war Caiel von hier und hatte durch seine Eltern einiges mitbekommen was für Gestalten, Gruppen und Vorgänge in Gorthar umgingen.
Doch bis dahin hieß es warten und den Vögeln lauschen.

Griever
20.05.2004, 20:22
Schon den ganzen Morgen über saßen, lagen und standen sie stillschweigend da und warteten, dass die Zeit verging. Gegen Mittag hört man immer wieder vereinzelt einen Magen knurren. Schließlich brach der Gildenlose das Schweigen.
"Also gut, ich werden jagen gehen, will einer von euch mit?" Ohne auf eine Antwort zu warten, zog er das Hexenschwert und ging tiefer in die Wald hinein.

Caiel
20.05.2004, 20:33
Da Jibril einfach sitzen blieb sprang Caiel auf. "Ich geh mit ihm. Deine Katze wird schon auf dich aufpassen."
Und keine zwei Wimpern schläge später war der junge Dieb auch schon im Unterhoz verschwunden und bemühte sich zu Kain auf zuschließen ohne den halben Wald mit seinem Geraschel auf zuschrecken.
Schließlich erreichte Caiel seinen Gefährten und glich sein Lauftempo an ihn an. Ihm ging die Gedanken durch den Kopf die er heute Morgen schon gehabt hatte und er wand sich flüsternd an Kain.
"Wenn wir dann mit der Jagd fertig sind wüsste ich gern was euch in dieses Land treibt. Ich wurde hier geboren und bin auch hier aufgewachsen und das in einer Umgebung wo man viele Informationen bekam udn lernte sich sie zu beschaffen. Vielleicht ka..." Weiter kam er erstmal nicht den Kains erhobene Hand gebot ihm Schweigen. Scheinbar war Beute in der Nähe.

Griever
20.05.2004, 20:43
"Zieh dein Messer und geh geradeaus auf sie zu, ich gehe hinten rum... Keine Sorge, es sind nur ein Scavanger." Die Tatsache, dass die Laufvögel vorzugsweise in Gruppen unterwegs waren, störte ihn dabei wenig.
"Setzte vorsichtig mit der Fußspitze auf, wenn du sicheren Halt hast, kommt der Haken hinterher, wenn du leicht in die Knie gehst, fällt es leichter. Und achte wieder auf herumliegende Zweige..." Dann verschwand der Jäger lautlos hinter den Baumstämmen.

Caiel
20.05.2004, 20:50
"Und auf gehts !" murrmelte Caiel in sich hinein und tat wie Kain ihm gesagt hatte. Er zückte sein Messer und schlich vorsichtig und so lautlos es nur ging in die ihm gewiesene Richtung.
Er war lange nicht so schnell wie Kain, doch wenn er öfters den Bewegungsablauf üben würde sollte es nicht lange dauern das er wenigstens annähernd so schnell und lautlos wie Kain durch das Unterholz kam.
Nach einer kurzen Strecke tat sich eine Lichtung vor ihm auf auf der einpaar Scavanger friedlich in der Erde pickten.
Caiel verharrte und suchte die gegenüberliegende Seite nach einem Zeichen von seinem Begleiter ab.

Griever
20.05.2004, 21:14
Das laute Krächzend wurde zum Todesschrei und schreckte die restlichen Tiere auf, die nun fast alle wild durcheinander liefen. Einige stürmten jedoch zielstrebig auf den Gildenlosen zu, sie wurden von seiner Klinge begrüßt und zugleich verabschiedet. Willkürlich mit dem Schwert um sich schlagend rannte er nun in die Menge hinein und trieb sie in Caiels Richtung, welcher nur sein Messer ausstrecken musste, um einen zu erledigen.

Caiel
20.05.2004, 21:23
Mit einem Satz sprang Caiel aus seinem Versteck hervor und vergrub die klinge seines Messers todbringend ihn einen der auf ihn zustürzenden Vögel. Das Tier sackte neben ihm zusammen und mit einem Ruck befreite der junge Dieb seine Waffe um sie ihn noch einen der fliehenden Scavanger zuschlagen.
Mit möglichst langen Sprüngen setzte Caiel den Tieren nach, erwischte sogar noch eins und brachte die Beute zurück zu Kain.
"Also ich hab zwei. Die sollten erstmal zusammen mit deinen reichen oder ?"

Griever
20.05.2004, 21:30
"Ja, ich denke schon." Er ging zu seiner Beute zurück und packte die noch zuckenden Körper an den Hälsen, schulterte einen und zog die anderen beiden hinter sich her. Es dauerte nicht lange und sie waren wieder beim Tempel, wo der zufriedene Jäger das Feuer von gestern wieder auflodern ließ.

Jibril
20.05.2004, 21:37
Nachdem sie dann alle erwacht waren oder zumindest mehr oder weniger die Augen geöffnet hatten, kam da diese überraschende Frage, auf die sie nicht so recht reagieren wollte. Aber da Caiel sowieso gleich aufgesprungen war, hatte sich das eh erledigt. Jagen gehen wollte sie nicht unbedingt, allein bei dem Gedanken fühlte sie sich nutzlos, da sie ohnehin nicht kämpfen konnte, keine Waffen besaß und auch nicht unbedingt die Tiere töten wollte. Nun ja, vielleicht hätte sie es doch getan, aber so war es auch gut. Vielleicht wäre es ja auch ganz interessant geworden, doch Jibril blieb in der Zeit, wo die beiden Männer weg waren nicht untätig in dem Tempel sitzen, stattdessen suchte sie zwischen den dichten Bäumen nach einer Wasserquelle und fand sie auch nach mehreren Minuten der Suche.

Dort am Wasser stillte sie ihren schon wieder aufgeflammten Durst und auch Kirie trank ein bisschen. Leider konnte sie ihr heute keine Milch bieten, doch das sollte die Katze nicht stören. Erst als sie wirklich keinen Durst mehr hatte verließ sie das kleine Bächlein wieder und kehrte zurück zum Tempel, wo die beiden Jäger inzwischen wieder eingekehrt waren. Scheinbar hatten sie ein gutes Händchen gehabt, denn zahlreiche, tote Tiere türmten sich vor einem Feuer, auf dem sie wohl gebraten werden sollten.

"Na, da habt ihr ja was mitgebracht", entgegnete sie bei ihrer Ankunft in dem Tempelbau.

Caiel
20.05.2004, 21:46
"Ja, sieht ganz so aus ..." Caiel blickte nur kurz auf, lächelte die junge Begleiterin an und machte sich dann wieder daran die Scavanger auszunehmen damit sie gebraten werden konnten. Er war kein Meister darin , das gab ich zu aber er wusste das nötigste umd die Vögel zum Essen zurecht zumachen von seinem Vater.
"Kain ? Könnt ihr mir wärend wir das Essen fertig machen verraten was uns hier her treibt ?" fragte der junge Dieb ihren Anführer ohne von seienr Arbeit auf zuschauen.

Griever
20.05.2004, 21:53
"Wie ich bereits sagte, es gab Probleme mit der Stadtwache. Ich suchte nach einem Informanten, doch alles was ich fand, war die Leiche einer Dirne. Scheinbar hatte jemand keine Lust, sie zu bezahlen... Egal, auf jeden Fall, beugte ich mich über sie, um genauer einschätzen zu können, wie das ganze wohl geschehen war, aber dann kam irgendsoein Wächter vorbei und rief mir nach, ich solle mich nicht bewegen. Pah, als ob ich einen anderen Menschen so kaltblütig ermorden könnte!" Wie immer sprach er mit fester Stimmt, die nur selten in geschulten Ohren Zweifel an seinen Worten aufkommen ließ.

Jibril
20.05.2004, 21:58
Während das Essen langsam schön braun wurde, also auf dem Feuer briet, lauschte sie den Worten des Kain. Seine Geschichte machte so manches klarer und nun verstand auch sie, warum sie aus der Stadt fliehen mussten. Kain hatte also einen Leichnam gefunden, wurde von einer Stadtwache entdeckt und für den Mörder gehalten und Mörder hatten im Allgemeinen schlechte Karten, was sich ergo auch negativ auf sie ausgewirkt hätte. Sie verstand. Dennoch war es kein Grund sich zu freuen, dass es jetzt so verlaufen war, sie verabscheute solche Verbrechen, egal von wem und aus welchem Grunde sie auch begangen wurden.
Vorsichtig spielte sie noch mit einem trockenen Ast in der inzwischen heißen Glut des Feuers, während Caiel schon wieder etwas sagen wollte, sie aber in dem Moment schneller war.

"Eine schlimme Sache. Die arme Frau. So was ist traurig, sehr. Und was wollen wir nun tun?"

Caiel
20.05.2004, 22:04
"Gute Frage. Ihr suchtet Informationen habt ihr gesagt Kain. Wollt ihr nicht vielleicht mal eine Andeutung machen worüber ? Vielleicht weis ich ja was davon, rein zufällig ..."
Bei seinen Worten drehte Caiel einpaar Fleischstücken damit sie nicht anbranten und blickte Kain erwartungsvoll an.

Griever
20.05.2004, 22:25
"Es ist eine lange Geschichte, eine sehr lange Geschichte... Am besten ich beginne dort, wo es am einfachsten ist... Bis vor einigen Jahren waren meine Freunde und ich die Diebesgilde von Khorinis. Schon seit wir Kinder waren, hielten wir Straßenkinder uns so über Wasser. Wir wurden älter, wie das halt so ist... Jedenfalls liebte meine beste Freundin zwei andere Jungs und schwankte ständig zwischen beiden hin und her. Der eine, Ra war sein Name, hatte irgendwann genug. Als er Shiva und Kal, also die beiden anderen, erwischte, lief er weg. Wir hörten eine ganze Weile nichts... Dann erfuhren wir, das bei der nächsten öffentlichen Hinrichtung ein junger Dieb namens Kal gehängt werden sollte. Er hatte und bei der Miliz verraten und wurde sollte zur Belohnung hingerichtet werden, er hatte es verdient. Nur Shiva machte sich Sorgen und zog allein los, um ihn zu retten. Natürlich schaffte sie es nicht und wurde geschnappt. Beide sollten getötet werden, doch im letzten Moment beanspruchte sie ein einflussreicher Inquisitor für sich. Während er Shiva mit dem Schiff auf eine Klosterinsel schickte, tötete er Ra selbst." Er zögerte kurz, sollte er die Sache mit den Siegeln erwähnen? Lieber nicht... Er hatte auch gar keinen Grund dazu.
"Wir hatten viele Verstecke, nie waren wurden wir erwischt, vielleicht waren wir zu hochmütig oder auch zu sehr in Trauer um Shiva. Auf jeden Fall stürmten sie Tage später, das Versteck, in dem wir uns gerade aufhielten. Dabei wurde mein... guter Freund Necroel getötet. Kal und ich entkamen, doch ich schwor dem Leben als Dieb ab und löste somit unsere Gilde auf. Kal blieb lange zurück als Wächter der Erinnerungen... Aber ich glaube, er wusste nur nicht, wo er hin sollte. Ich hingegen hatte mich bereits zuvor mit Vatras angefreundet und verdiente mein Geld mit Kräutersammeln... Bis ich vor anderthalb Jahren dabei auf die Hohepriesterin Meditate traf, seitdem geht alles drüber und drunter. Vor etwa einem Jahr tötete ihr hier dem Inquisitor namens Jeromé und die, die seinen Machenschaften folgten, die Jeromierten. Nur einer überlebte, der einzige Feuermagier unter Jeromés Anhängern... Ich fühlte mich ihm nicht gewachsen und flüchtete nach Drakia. Ich bin sicher, er ist hier noch irgendwo und wartete auf mich, um seinen Meister zu rächen."

Jibril
20.05.2004, 22:36
Nun ging es aber Schlag auf Schlag. Was am Anfang aussah wie ein trostloses Zusammensein, das bekam nun Formen und Farben. Es war wie ein Bild, auf dem man erst wenige Pinselstriche gemacht hatte, doch nun wurde zum ersten Mal die volle Farbe darauf gemalt.
Während Kain erzählte, wagte sie es nicht mehr mit dem Stöckchen zu spielen, hielt den Atem an und drückte Kirie fest an sich. Die Geschichte, sie schien so unglaublich und doch hatte sie keinen Grund daran zu zweifeln, dass es Kain ernst meinte. Er hatte also schon so manches auf sich genommen, das alles und wahrscheinlich noch viel mehr. Für einen kurzen Moment war in dem Mann so etwas wie Ergriffenheit zu sehen, sonst immer so kühl wirkte er nun gar nicht mehr so, es fiel ihm anscheinend schwer über seine Geschichte, über seine Vergangenheit zu reden.
Die Details die sie erfuhren, sie waren nicht mit anderen Worten zu vergleichen und auch wenn sie den Mann gut verstehen konnte, wusste sie nicht, was sie von alldem halten sollte. Das war kein Urlaub, schließlich war sie ja nicht blöd und nachdem der Mann zu Ende geredet hatte, bemerkte sie trocken.

"Ihr wollt diesen Feuermagier, ihr wollt ihn also töten?"

Griever
20.05.2004, 22:44
"Ja, das ist der wahre Grund für diese Reise... Dennoch ändert sich eure Rolle kaum. Dieser Feuermagier dürfte noch alle Artefakte der Jeromierten haben... Es sind keine besonders wertvollen... für Nichtmagier zumindest. Aber Jerome war auch hinter mir her... Er hatte über die Jahre einiges gesammelt, das sich noch als nützlich für mich erweisen könnte."

Caiel
20.05.2004, 22:59
"So so ... einen alten Inquisitionsmagier sucht ihr also." Der junge Dieb starrte ins Feuer und versuchte seine Erinnerungen an das was er schon über die Inquisition gehört hatte zusammeln.
Dann began er leise und langsam zu reden. "Sie sollen ne verdammt brutale Bande gewesen sein. Gnadenlos und verdammt gefährlich. hatten im letzte Jahr für viel Unruhe im genzen Land gesorgt. Meine Sippe hat sich zu der Zeit oft in die Berge zurück gezogen um ihnen nicht in die Quere zukommen."
Caiels Augen starrten ins Feuer und bei den Erinnerungen an die Erzählungen, die er gehört hatte spielte ein zartes Lächeln um seine Lippen.
"Nachdem sie aus Gorthar vertrieben, ausgelöscht und verbannt worden waren kausierten die tollsten Gerüchte und Geschichten um die Inquisition unter der Bevölkerung und dem Fahrenden Völk. Einige erzählten sie hätten von einer unterirdischen Festung gehört welches der Inquisition als unterschlupf gedient haben sollte, andere schmückten ihre Anhänger zu den unglaublichsten Kriegern der Welt aus. Zu Riesen mit der Kraft von mindestens zehn Männern und Männern und Frauen die mit dem Schatten verschmolzen und laut los mordeten, so das man nicht mal merkte das man starb"

Jibril
20.05.2004, 23:12
Erstaunlich das Caiel so viel über diese Leute wusste. Nun begann auch er mit einer Geschichte über diese Inquisition, von der Jibril heute zum ersten Mal hörte. Sie hatte keine Ahnung wer sie war, nur der Name war ihr geläufig, aber woher und in welchem Zusammenhang, das mochte sie nicht zu sagen.
Aber eines war sicher, es hörte sich nicht gut an, sowohl das eine noch das andere. Die ganze Zeit war da von mordenden Menschen die Rede gewesen, von Flucht und von Vertreibung. Jibril musste nicht tun, einfach nur zuhören, das war ihr auch momentan am liebsten. Einfach nur zuhören und diesen mächtigen Worten lauschen, die alle wie alte Legenden und Sagen klangen, aber scheinbar die Realität oder zumindest die erlebte Realität der beiden Männer wiederzuspiegeln. Es war seltsam, aber wenigstens wurde jetzt klar, worum es hier überhaupt ging. Keine Fragen mehr offen, zumindest für den Moment. Der große Schwertkämpfer, ob Meister oder nicht, wollte sie einfach mal mitnehmen, damit sie dabei waren, wie er auf der Jagd nach einem Feuermagier war, den er umbringen wollte, natürlich schon zahlreiche andere auf dem Gewissen hatte und wenn sie Glück hatten würden sie es überleben.
Schweigsam aber auch ein wenig verwirrt sah sie auf das Fleisch und versuchte die angespannte Stimmung etwas aufzuheitern.

"Das Fleisch ist gar, wir sollten essen, bevor es schwarz wird."

Griever
20.05.2004, 23:20
"Ja..." Der Gildenlose nahm sich ein Stück und ließ sich auf die moosbewachsene Erde fallen, die sich über die Jahrtausende über dem Steinboden zwischen den Säulen angesammelt hatte.
"Ich erinnere mich nicht daran, alle getötet zu haben, nur ein paar und Jeromé selbst... Nachdem ich ihn mit dieser Klinge durchbohrt hatte, ging alles in gleißendem Licht auf. Als ich wieder zu mir kam, war dort nichts mehr, nur noch Asche um mich herum." Fasziniert starrte er in die Flammen, während hinter ihm ganz langsam die Sonne unterging.

Caiel
20.05.2004, 23:47
Kain und er hatten wirklich leckere Scavander gejagt. Zumindest schmeckten sie vorzüglich und sättigten auf eine wirklich angenehme Weise. Sicher spielte auch die Dauer wie lange das Fleisch über dem Feuer gesteckt hatte eine Rolle aber es war wirklich die reie Wonne sich daran zulaben.
Nagut ganz nüchtern berachtet können die positiven Reaktionen von Caiels Körper auch von dem Hunger beeinflusst werden den er vor dem Mahl hatte.
Jetzt jedenfalls war er gesättigt, ging sich nach dem Essen die Hände an dem Bach in ihrer Nähe waschen, stillte seinen Durst und lies sich dann wieder bei Kain und Jibril nieder.
"Und wohin zeihen wir dann jetzt am ehesten um diesen magier auf zuspühren ?"

Jibril
21.05.2004, 00:35
Jibril hatte nur wenig von dem ganzen Haufen Fleisch gegessen. Es war sehr heiß und außerdem fühlte sie sich total satt, deswegen hatte sie schon Mühe mit einer zarten Hinterbeinkeule, danach war Schluss, nicht jedoch für ihre Kleine. Sie nahm gleich drei dieser Keulen, erstaunlich wie viel sie doch essen konnte. Aber noch hatte Jibril Verständnis, selbst wenn Kiries Seele in der Katze stecken sollte hatte sich dadurch ja nicht ihre anatomischen Merkmale geändert und selbst Kirie war nicht gerade dick gewesen, will heißen, es war in Ordnung, wenn sich die Kleine noch ein bisschen Fett anfressen sollte, lange Zeit hatte es nicht so viel Fleisch gegeben und dann noch so frisches. Wäre außerdem schade um das frische Fleisch gewesen. Aber nicht mehr lange wollte sie sich das anschauen, Kirie sollte sich gesund ernähren und ihren natürlichen Jagdinstinkt nicht verlieren, aber das würde sie schon nicht unter ihrer Obhut.

Nun kehrte auch der junge Mann zurück und setzte sich wieder in die nun schon wieder viel gemütlichere Runde. Auf seine Frage wusste sie keine Antwort, die konnte nur der Mann geben, der sich Kain nannte und sie war immer noch nicht ganz sicher, wie es nun weitergehen würde, auch nicht über ihre Entscheidung. Aber sie tendierte dazu bei dem Duo zu bleiben, schließlich waren diese beiden ohne sie aufgeschmissen...nun, zumindest erhoffte sie sich doch noch ein paar schöne Stunden hier in diesem fremden Land und wer weiß, vielleicht konnte sie ja noch etwas von den beiden erfahren wirkenden Männern lernen und wenn es nur die Geschichte und Geographie war.

Griever
21.05.2004, 00:40
"Wenn ich das wüsste... Ich hatte vor bis morgen Nacht hier zu warten und uns dann wieder in die Stadt zu schleichen. Gorthar ist eine große Stadt, morgen suchen sie sicher schon wieder jemand anderen. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Was meint ihr?"

Caiel
21.05.2004, 00:58
"Wäre meine Sippe noch am Leben würde ich sagen fragen wir uns mal bei denen durch. Aber da sie ein unglücklicher Umstand vor einiger Zeit von mir genommen hat fällt diese Alternative weg. An Informationen kommt man sonst am besten in der Stadt ran , da habt ihr recht."
Kurz grübblete Caiel nach und verzog dann das Gesicht.
"Ich wüsste noch einen der uns vielleicht weiter helfen könnte, nur müsste man dafür so ungefähr in die Höhle des Löwen und er wäre der Löwe. Man sagt der Hauptmann der Garde Gorthar's habe einen regelrechten Hass auf die Inquisition und er soll es auch gewesen sein der mit seinen Truppen und einpaar Fremden damals die Inquisition ausgelöscht hatte. Er soll nach dem ersten Sieg über die Inquisition alle möglichen Informationen über die versprengten Reste der Inquisition gesammelt haben um sie schließlich auslöschen zu können ... naja vielleicht wüsste er etwas über den Magier den ihr sucht Kain."

Jibril
21.05.2004, 01:09
Zuerst hörte sie die Pläne von Kain und dann wieder die wissenden Worte von Caiel. Er schien wirklich Ahnung von dieser Stadt und diesem Land hier zu haben, so erfahren wie seine Worte klangen. Doch besser wurde ihre Situation dadurch auch nicht. Da man wohl verlangen würde sich zu entscheiden und sie dieser Frage gerne ausweichen wollte, allerdings am liebsten gar nicht die beiden bei ihrem Gespräch stören, überlegte sie erst mal nur für sich die Vor- und Nachteile die sich ihr boten. Sie war auf keinen Fall bereit irgendjemanden wehzutun, damit konnten sie schon mal nicht rechnen. Aber einfach wieder zurück gestaltete sich schwierig, nicht nur wegen des Geldes wegen, es wäre auch ein wenig...nun ja, wie auch immer. Sie wollte noch etwas hier erleben und solange Kain seinen Privatkrieg auf sich bezog und Caiel damit leben konnte war es in Ordnung, sie würde mit ihnen gehen, es würde schon nichts passieren, warum auch.

"Nun denn, suchen wir einen Weg zurück, ob heute oder morgen spielt keine große Rolle, Fleisch haben wir ja genug und jetzt wo wir alle wissen, um was es wirklich geht...sollte es auch einfacher sein euch zu verstehen."

Griever
21.05.2004, 01:15
"Wenn ihr beide es sagt. Wieso nicht? Dann brechen wir morgen Abend auf. Vorsichtshalber sollten wir uns trotzdem hineinschleichen. Über die Stadtmauer wäre ein guter Weg. Oder durch den Fluss in die Stadt, aber ich weiß nicht, ob uns Gitter den Weg versperren würden. Weißt du einen Weg?" Fragend blickte er Caiel an.
"Er muss nicht einfach sein, nur so sicher, dass wir keine Aufmerksamkeit erregen."

Caiel
21.05.2004, 01:38
In Gedanken ging Caiel die Möglichkeiten durch die sie hatten um zurück in die Stadt zukommen.
"Also mal überlegen man könnte einfach über die Stadtmauer, das ist klar." Flink griff der junge Dieb nach den Knochen die von ihrem Mahl noch übrig waren und legte skizenhaft die Umrisse der Stadt ab.
"Hier ist die Stadt. Da fließt der Fluss durch. Hier erhebt sich jedoch noch eine Mauer die den Stadtteil der sowie so schon vom Fluss vom Rest der Stadt abgegrenzt wird noch einmal extra abgrenzt. Das heißt schon mal das ich nicht unbedingt von Süden in Gorthar eindringen würde. Dann müsste man über zwei Stadtmauern klettern von der eine nur an bestimmten stellen durchschreitbar ist weil der Fluss genau an ihr entlang verläuft. Diese Stellen wären die Brücken mit den Toren, welche die zwei Stadtteile verbinden. Die Tore werden aber meines Wissens bewacht, also wirklich nur eine Lösung wenn nichts anderes gehen würde." Mit einem Stöckchen, das er sich mittlerweile zum erklären gesucht hatten deutete Caiel auf eine andere Stelle.
"Im Osten aber ist die Stadtmauer besser zu bezwingen. Sie ist hier zwar einbisschen höher und es gibt nur ein Tor aber besser als von Süden. Dann könnte man noch durch den Hafen vom Meer her in die Stadt, jedoch sollen die Mauern da auch recht hoch sein und die Steine sehr glatt. Achja und dann wäre da noch die Möglichkeit die Stadt zu umgehen und die Festung direkt zu beklettern. Zumindest bis über die Stadtmauer und dann durch das Tor schleichen. Es müsste zur Zeit nicht sonderlich stark bewacht sein. Schließlich ist es recht friedlich im Land. ja ich glaub das war alles was mir einfällt ... also was haltet ihr davon ?"
Fragend blickte der junge Dieb von seinem Plan auf und sah erst Jibril, dann Kain an.

Jibril
21.05.2004, 01:51
Geduldig hatte sie ein weiteres Mal den Worten von Caiel gelauscht. Kein Zweifel, der junge Mann kannte sich aus, wenn er noch nicht mal die Stadt vor sich brauchte um alle Schikanen zu erklären. Wenn Jibril nun mal kurz an Khorinis dachte, sie wusste so gut wie nichts über diese Stadt. Nun also sollten sie ihren Plan aufbauen. Mit einem Einstieg war sie einverstanden, schließlich beschädigten sie nichts und auch stehlen wollten sie nicht, es war eben nur ein anderer Weg in die Stadt zu kommen und nur weil Kain für etwas beschuldigt wurde, was er nicht getan hatte, schließlich hatten sie ja nichts Unrechtes getan.

Während sie ihrer Kleinen über das wunderbare, zarte, schwarze Fell kraulte und die Katze ab und zu ihr makelloses Gebiss preisgab, stellte sie fest, dass es wohl ein paar schwierige und ein paar weniger schwierige Stellen gab.

"Tja, ich würde sagen, entweder Osten oder die Festung direkt angehen."

Griever
21.05.2004, 02:00
"Festung. Wenn dann sollten wir uns gleich in die Höhle des Löwen wagen, dann sparen wir uns den Weg durch die Stadt. Gut, dann ist es beschlossen. Ihr solltet euch ausruhen, morgen können wir noch einmal üben, dann zeige ich euch noch ein paar Tricks." Der Gildenlose nahm noch einen Schluck Wasser, wie er es immer nach dem Essen tat und lehnte sich gegen eine der Säulen.

Caiel
21.05.2004, 02:07
"Gut dann ist ja alles klar." Caiel sammelte die Knochen und Stöcke wieder ein die er für seinen Plan gebraucht hatte und warf sie zu den Anderen Restern auf den Haufen. Dann tat er es Kain nach und lehnte sich gegen einen der moosgepolsterten Steine und guckte in den ich verdunkelnden Himmel auf dem nun hier und da langsam die Sterne aufblitzten.
"Wird schon klappen mit dem Reinkommen. So viele Wachen werden es wirklich nicht sein ..."

Jibril
21.05.2004, 02:13
"Gut, dann machen wir das so."
Im Gegensatz zu den beiden faulen Männern stand Jibril jetzt erst richtig auf, hatte sie bisher den Vortrag des Caiel in der Hocke gelauscht. Sie nahm einen tiefen Atemzug der nachtklaren Luft, der Himmel hatte sich verfinstert und war nun in ein tiefes Schwarz getaucht. Der Mond, er wurde wirklich größer, wenn man ihn jeden Tag suchte und auf ihn starrte, dann sah man diese winzigen Veränderungen. Jibril merkte, wie das Kratzen wieder in ihr aufstieg, verdammt, eben hatte sie es noch nicht gespürt und jetzt schon wieder.
"Ich geh mal kurz fort."
Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von den Beiden und dem Tempel und lief in Richtung der Quelle, natürlich nicht alleine, Kirie war natürlich bei ihr und würde sie zur Not beschützen. Was für eine niedliche Vorstellung...aber der Durst musste gestillt werden, der Rachen brannte schon wieder wie Feuer.

Caiel
21.05.2004, 02:32
"Ich geh pennen ..." meinte Caiel nur noch zu Kain bevor er sich seine Decke schnappte, sie ausbreitete und sich auf der weichen Moosdecke in sie einrollte.
Dann wollte er sich mal ordentlich ausschlafen bei dem was morgen alles anstand und gedacht getan, schloss er die Augen und versank Minuten später in einen tiefen kraftschöpfenden Schlaf.

Jibril
21.05.2004, 02:39
Jibril musste wieder einige Zeit suchen, doch sie hatte Glück, kein Tier trat an sie heran, was natürlich einzig und alleine an ihrer starken, mutigen und recht kleinen Beschützerin lag, an was denn sonst? Jedenfalls erreichte sie die Quelle in Form eines kleinen Bächleins dann doch noch, eigentlich war es ganz romantisch dieser Spaziergang bei Nacht unter Mondeinfluss und Sternensingen. Wobei das Singen auch von der Nachtigall kommen konnte, die Kirie wohl am liebsten verputzt hätte, aber schon satt war.
Nachdem sie sich ausgiebig an dem Wasserlauf gelabt hatte, kehrte sie in aller Ruhe zurück zum Tempel.
Als sie dort ankam sah sie Caiel in eine Decke gehüllt schlafend und auch Kain schien nicht mehr lange zu machen, obwohl seine Augen zu den Sternen gingen und nachdenklich wirkten. Sie verstand ihn jetzt besser, irgendwie zumindest. Es war bestimmt nicht so leicht für ihn, die ganze Geschichte um seine Freundin und seine Freunde.
Doch morgen würde es wieder anstrengend werden, alleine die Klettertour ließ sie erschaudern und deswegen legte sie sich jetzt in die Nähe des Lagerfeuers und versuchte auch einzuschlafen, wobei ihre Gedanken an das Grab in Khorinis gingen, das jetzt ganz alleine dalag...

Caiel
21.05.2004, 16:03
Wie jeden Morgen schählte sich Caiel aus seienr Decke und wie in den letzten Tagen schienen die anderen beiden Begleiter noch zuruhen. Nur Jibrils Katze hob den Kopf und beäugte neugiertig den jungen Dieb als er sich erhob und sich in Richtung Bach aufmachte. nach dem eräedigen aller morgendlichen Geschäfte und einem ausgiebigen Waschen und Trinken am Bach wollte Caiel gerade zu den anderen zurück kehren als ihm ein Strauch mit Beeren auffiel. Sie kamen ihm bekannt vor und trotzdem betrachtete er sie näher. Viel zu schnell irrte man sich bei Pflanzen und verwechselt sie mit giftigen Verwanten.
Doch diese waren garantiert ungiftig, da war sich der junge Dieb sicher den er kannte sie schon seit klein auf. Schnell machte er sich daran die Beeren zupflücken und kehrte mit zwei Händen der leckeren Früchte zum Lagerplatz zurück.

Jibril
21.05.2004, 16:15
Langsam wie jeden Morgen wurde es wieder hell, doch nur deswegen wachte sie noch lange nicht auf. Das Sonnenlicht schien nicht direkt auf sie und die Wärme des Feuers hatte sie in der Nacht sowieso gespürt. Nein, Jibril schlief solange, bis sie von sich selbst aus aufwachte. Und dieser Zeitpunkt musste irgendwann am späten Morgen gewesen sein. Die Geräusche von schürfenden Schritten auf dem kiesigen Untergrund waren es, die sich ihnen näherten.
Vorsichtig öffnete sie erst das eine, dann das andere Auge. Sie konnte die Umrisse einer Person erkennen, erst als sie sich die Augen rieb war es Caiel, der erkennbar wurde. Irgendetwas Rotes hatte er in den Händen.

"Morgen, was bringst du denn da mit?", fragte sie verschlafen und noch leicht unverständlich.
"Morgen, das sind Waldbeeren, süß wie Honig, wenn sie so rot sind", antwortete der Mann mit schon wacher Stimme.

Sie lächelte, das war doch mal eine gute Nachricht, etwas Süßes war bestimmt nicht schlecht. Doch zuallererst stand sie mal auf und kraulte Kirie, wie sie es jeden Morgen tat. Dann streckte sie sich und ihre dünnen Arme und Beine, ehe sie ein wenig orientierter über das kleine Nachtlager schaute.
Kurze Zeit später verschwand auch Jibril in die Richtung des Bachlaufes, wo sie sich wie Caiel waschen wollte, doch viel mehr wieder den Durst stillen.

Caiel
21.05.2004, 16:23
"Na dann wollen wir mal schauen was noch von Gestern übrig ist." und schon machte sich der junge Dieb daran das Feuer von gestern wieder in Gang zu bringen. Jibrils Katze hockte auf ihrem Schlafplatz und sah ihm interessiert zu. Vorallem als er anfing etwas Fleisch zum Braten über dem Feuer auszubreiten. Caiel grinste als er ihre Blicke bemerkte.
"Na du willst dein Fleisch sicher nicht gebraten oder ?" Mit seinem Messer schnitt er einpaar streifen zurecht udn warf sie der Katze hin, welche diese dankend annahm.

Jibril
21.05.2004, 16:29
Nach einer gründlichen Waschung ihres Gesichts und der Arme und Beine, wobei vor allem das kalte Wasser im Gesicht zum Wachwerden beitrug, nahm sie noch einen guten Schluck aus der klaren Quelle. So zwei Liter und zehn Minuten später war auch ihr schleichender Durst fürs Erste befriedigt und sie kehrte wieder zurück zum Tempel.
Dort angekommen bemerkte sie Caiel, wie er Kirie mit Fleisch fütterte. Dieser Nimmersatt verstand es wohl immer an Essen zu kommen. Zum Glück sollte das bald ein Ende haben, spätestens heute Abend.
"Gib ihr mal nicht zu viel", sprach sie noch und setzte sich dann neben das wieder brennende Feuer, um dort ein schönes Stück Fleisch mit einem Stock aufzuspießen und ins Feuer zu halten, so dass es schön zart wurde. Heute war der Hunger schon größer als noch gestern, aber mehr als dieses saftige Stück würde sie auch nicht essen.

Caiel
21.05.2004, 16:43
"Ganz wie ihr meint Jibriel" Caiel säuberte seine Klinge im Gras und warf der Katze einen Blick zu, die ihn noch immer hungrig anguckte.
"Tja, meine Kleine das Fräulein hat gesagt es gibt nichts mehr und da werd ich mich wohl dran halten müssen."
Das Tier legte bei seinen Worten den Kopf schief und sah ihn weiter an. Irgendwie war sie schon posierlich.

Jibril
21.05.2004, 16:48
Das Fleisch war natürlich wunderbar, zart und braun geworden, hatte eine knusprige Haut und war auch innen schön warm aber nicht zu heiß. Doch nachdem sie die Knochen des Stückes wieder in das Feuer gespuckt hatte und das letzte Stück Fleisch in ihrem Magen verschwunden war, war sie satt genug um sich erst mal wieder ein bisschen zu bewegen, wobei sie sich den Tempelanlagen widmete, die ja schon ein wenig kaputt aussahen. Aber einst musste hier wirklich ein imposantes Gebäude gestanden haben.
Innerlich überlegte sie, was wohl heute Abend geschehen würde, gespannt war sie ja schon und auch ein wenig aufgeregt. Hoffentlich ging dabei alles gut. Aber so was wusste man ja nie vorher.
Als der erste Nachgeschmack des Fleisches vom Speichel wieder verdrängt wurde, griff sie sich die ersten Beeren, die wirklich sehr süß waren und kleine Kerne beinhalteten, die man knacken konnte, was aber nicht wirklich was brachte.
Da Kirie sie immer noch sehr sehnsüchtig ansah mit ihren kleinen Augen hatte sie ein Einsehen und gab ihr auch ein paar der süßen Früchte. Es war nett anzusehen, wenn sie eine in die Richtung der Katze war, sprang diese auf und fing sie mit dem Mund.

"Was ist eigentlich mit Kain? Sollten wir den nicht mal wecken?"

Caiel
21.05.2004, 16:53
"Wecken?" Ich glaube es ist nicht gut einen solchen Menschen zuwecken. Die wissen meistens ganz genau wann sie aufstehen wollen. Außerdem ist der Tag noch jung und wir wollen so wie so erst heute Nacht in die Stadt aufbrechen."
Caiel wand den Blick von Jibrils Katze zu Kains Gestalt und lächelte. "Wenn ihr jedoch unbedingt wollt. Ich glaube er hätte nichts dagegen wenn ihr ihn nett wecken würdet." Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde zu einem breiten Grinsen.
"Aber das ist dann auf eure eigene Verantwortung."

Jibril
21.05.2004, 17:07
Was mochte dieses Grinsen nur bedeuten? Nun wie auch immer, Kain hatte sicher nichts dagegen, wenn sie ihn wecken würde. So wand sie sich von dem jungen Mann am Feuer ab und ging die paar Schritte zu der Gestalt, die dort im Moosteppich seelenruhig zu schlafen schien. Aber ob es wirklich Schlaf war, die diese Person brauchte? Sein Schwert jedenfalls hatte er selbst im Schlaf nicht abgenommen und auch die Rüstung nicht. Vorsichtig beugte sie sich über den Mann und rüttelte ein wenig an seiner Schulter.

"Hey Meister Kain, wacht auf, sonst ist das Fleisch weg."

Es dauerte nicht lange, da schlug er reflexartig die Augen auf und grummelte ein paar unverständliche Wortfetzen, ehe sie sich wieder von ihm abwendete und zufrieden zu Caiel zurückkehrte.

"Siehste, ich krieg noch jeden wach, aber bei ihm war es ja noch leicht."

Griever
21.05.2004, 17:16
Noch im Halbschlaf schnappte er sich eine Scavangerkeule, bis ein paar mal ab und legte sie beiseite. Dann zog er seinen Umhang, den er als Decke benutzte, wieder zurecht, legte sich wieder hin und drehte sich um.
"Noch fünf Minuten." Mehr hatte er gerade nicht übrig.

Caiel
21.05.2004, 17:22
"Dass ihr ihn wecken könnt hab ich nie bezweifelt. Ich wollte eher auf darauf hinweisen dass einige Menschen sehr verstimmt darauf reagieren wenn sein geweckt werden. in meiner Sippe gab es einen alten raubeinigen Kerl der die Leute dafür das sie ihn geweckt haben fast immer erdolchen wollte. Deswegen hat man ihm irgendwann das Lesen einbisschen beigebracht und ihn, wenn wir weiter gezogen sind einfach schlafen lassen. Ihm wurde dann immer eine Nachricht da gelassen wo wir hin zogen und er konnte wenn er dann ausgeschlafen hatte nachkommen."
Caiel stochterte mit einem Stock etwas in der Glut und sah dann Jibril an.
"In der Beziehung sind Menschen manchmal wie Wölfe und schlafende Wölfe weckt man nicht."

Jibril
21.05.2004, 17:27
Jibril musste kurz auflachen, die Geschichte mit dem alten Kerl war doch zu witzig. Vor allem erzählte Caiel genauso. Lesen beigebracht und dann nen Zettel dagelassen, wirklich zu komisch. Ja, inzwischen war Kain auch aufgewacht, nein eher aufgestanden, aber er hatte sich gleich wieder hingelegt. Nun gut, dass war eben nicht zu verhindern, wenn er noch schlafen wollte, dann konnte man das nicht ändern. Vielleicht sammelte er auch seine Kräfte für die anstrengende Nacht. Jibril gab zu, dass sie sich noch nie wirklich Gedanken über die Anstrengungen gemacht hatte, hoffentlich hielt es sich in Grenzen.
Mit einem schaudernden Gedanken an die Anstrengungen sah sie sich zu dem nun wieder ziemlich regungslos wirkenden Mann um und schmunzelte, ehe sie sich Kirie schnappte und ein wenig mit ihr ging.

"Ich vertrete mir ein wenig die Beine, willst du mitkommen?"

Caiel
21.05.2004, 17:36
"Ja warum nicht? Kain schläft ja so wie so und wenn ihn was bedrohen würde bin ich sicher das es selber aufwacht. Außerdem ist die Gegend hier wirklich schön." Geschwind sprang Caiel auf und schloss sich Jibril und ihrer Katze an.

Jibril
21.05.2004, 17:41
Gut, dann war sie nicht so alleine, auch gut. Zusammen gingen sie erst mal ein wenig tiefer in den Wald. Dank der Jahreszeit war es hier jetzt überall grün und die Knospen sprossen nur so in die Höhe. In diesem Wald ließ es sich wirklich aushalten, vor allem da die Luft so viel besser roch. Wenn man mal den Himmel sehen konnte, dann war er meistens blau und nur selten von weißen Wolkenteppichen bedeckt. Schade eigentlich, ein ordentlicher Regenguss wäre sicher auch fein, dann roch es immer so klar in der Luft, der Duft des Wassers war der beste den es gab. Aber andererseits war es sicher auch gut, denn für heute Abend waren trockene Steine wohl besser als nasse.

Caiel
21.05.2004, 17:48
Eine Weile lief Caiel einfach neben seine Begleiterin her und genoss die Frische des Waldes.
"Sagt mal Jibril vermisst euch eigentlich keiner in Khorinis? Familie oder sonst jemand ?"
Vor seinen Füßen tat sich gerade ein wahres Feld von saurem Klee auf und rasch pflückte sich der junge Dieb einpaar der Stängel udn begann sie zu kauen.

Jibril
21.05.2004, 17:53
Ein paar Worte durchschnitten die Stille des Waldes, für einige Momente waren die Vögel einfach ruhig geblieben, der Wind, das Rascheln zwischen dem Wurzelwerk, eben bis Caiel die Stille mit seinen Worten zerstörte. Unbemerkt schimmerte die schwarze Kerbe in ihren Augen matt und kraftlos, doch Jibril musste sich die Augen reiben, um das Gefühl wieder loszuwerden. Sie blieb für einen Moment stehen und beobachtete den Mann, wie er etwas vom Boden pflückte und das Zeug in den Mund nahm. Dann aber überlegte sie wieder, diese Frage schien bei den Menschen sehr beliebt zu sein. Pure Neugier oder ein animalischer Instinkt? Sie wusste es nicht, genau wie ihre Antwort keine Antwort war.

"Ich weiß es nicht. Ich denke nicht, dass ich eine Familie habe...und ihr, was führt euch nach Khorinis?"

Caiel
21.05.2004, 17:59
"naja wie ihr bereits wisst bin ich eigentlich aus diesem Land. Nach Khorinis trieb mich nur ... ja ... eine unglückliche Umstandsänderung im bisherigen Verkauf meines Lebens der mich meine Sippe kostete. Sicher hätte er auch mich das Leben gekostet wenn ich nicht geflohen wäre ..." der junge Dieb verstummte langsam. Er war sich nicht ganz sicher ob es klug war über seine Gesellschaftliche Herkunft zu reden.

Jibril
21.05.2004, 18:08
Sie waren ein Stückchen weitergegangen und schon wieder hatte der Wald geschwiegen, schon fast unheimlich war diese Ruhe, doch auf einmal umwirbelte sie ein kräftiger Windhauch, mochte Worte aus fernen Ländern mit sich tragen, Polen und Samen, Knospen und Blüten, auf einmal antwortete der Wald auf die Frage des Windes und die Blätter rauschten durch ihre Ohren, auch Gräser und Weiden, Sträucher und Büsche machten dabei keine Ausnahme. Als der Wind seine Antwort bekommen hatte, verschwand er wieder wie aus dem Nichts und ließ den Sonnenschein weiter scheinen, der ohne den Wind doch schon sehr warm, fast heiß wirkte. Irgendwie mochte sie die Sonne, auch wenn es schlecht für ihre Haut war, die Wärme sorgte zudem noch für einen übermäßigen Durst, aber dennoch mochte sie die Sonne, den blauen Himmel, die weißen Wolken. Irgendwie...

An einer kleinen Lichtung ankommend, wo ein paar Felsen standen und eine kleine Quelle brach lag, machten sie Halt, schon alleine weil sie alle ihren Durst an dem Wasserquell stillen wollten, also auch Kirie.

"Traurig dein Schicksal. Und jetzt, was machst du jetzt? Ich meine nicht, hier zu stehen, sondern natürlich auf lange Sicht gesehen."

Caiel
21.05.2004, 18:14
Gute Frage was wollte er machen wenn er mit Kains Angelegenheiten hier in Gorthar fertig war ? Caiel schwieg kurz und dachte nach bevor er antwortete.
"Ich hab in Khorinis schon eine Bleibe gefunden, die zwar erst noch hergerichtet werden muss aber das schaff ich schon. Ja und danach werde ich sehen müssen womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdiene. Sicher wird irgendwer Verwendung für mich und meine Fähigkeiten finden und wenn nicht dann ist euch sicher auch schon aufgefallen dass ich mich gut von den Dingen die mit die Natur gibt am leben halten kann."

Jibril
21.05.2004, 18:21
Soso, er hatte also noch nicht wirklich viel in Khorinis geschafft. Nun ja, was hieß geschafft, wahrscheinlich wusste er mehr über diese Insel als sie. Jedenfalls war er nicht von dort, das war ja jetzt klar. Gorthar. Schon komisch dieses Land. Im Gegensatz zu Caiel wusste sie ja schon, was sie nach diesem Urlaub, Abenteuer, Reise, wie auch immer man es nennen wollte, machen wollte und darauf freute sie sich schon, aber dieser Urlaub war ernster geworden, wie es am Anfang ausgesehen hatte.

"Nun ja, wenn du deine Bleibe in Khorinis hast, dann kann ich dich sicher das ein oder andere Mal besuchen, vorausgesetzt ich finde dahin.", sie zwinkerte zu dem kauenden Mann.

Caiel
21.05.2004, 18:27
Caiel lächelte und strich sich etwas unwirsch durch die Haare. "Sicher könnt ihr. Platz ist da genug. Das Ding war früher mal eine Taverne und nur ein Freund von mir und ich leben zur Zeit dort. Und um sicher zugehen dass ihr auch hinfindet kann ich euch vielleicht einmal zeigen wo sie liegt. Jedoch bin ich mir noch nicht ganz sicher ob es klappt. Der ort wird nicht nur von meinem Freund und mir als Unterschlupf genutzt sondern noch von einer Menge anderer Gestalten. Aber die Zeit wird schon zeigen ob ihr dürft oder nicht. An mir soll es jedenfalls nicht scheitern."

Jibril
21.05.2004, 18:33
Jibril war freudig überrascht, sie hatte kein Problem nach ihrer Rückkehr nach Khorinis noch einen kurzen Abstecher, wohin auch immer, zu machen, das Kastell würde wie schon oft gesagt, nicht weglaufen, nur zulange sollte dieser Abstecher eben nicht dauern, denn ihre Lieben warteten sicher schon, zumindest hoffte sie das.
Nur was er mit "anderer Gestalten?" meinte war ihr nicht klar und ließ sie stutzen, doch im selben Moment kam auf einmal Kirie wieder - sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie weg war - zwischen den Zähnen hatte sie eine tote Maus. Nun, eigentlich hielt sie nicht viel von Mäusefleisch, dafür aber umso mehr von dem Jagdinstinkt ihrer Kleinen und wenn es ihr schmeckte, nun gut. Dafür müsste sie eben auf das Mittagessen verzichten, aber das würde sie sich bei Bedarf wohl auch noch selber fangen. Hach ja, Katze müsste man sein...

"Hm, lass uns mal zurückgehen, vielleicht ist Kain ja inzwischen wach und hat uns was zu sagen."

Caiel
21.05.2004, 18:42
"Wie ihr meint. Vielleicht ist Kain ja wirklich soweit. Wir weden es ja nachher sehen ..." und gemeinsam machten sich die Beiden auf den Rückweg zur Lagerstätte. Die sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und verkündete die Mittagsstunden.
Das Feuer war schon wieder runtergebrant und die Glut strahlte nur noch Wärme aus, Flammen schienen schon seit eienr Weile nicht mehr zutanzen.
Caiel rollte seine Decke zusammen und verschnürrte sie wie gewohnt. Schließlich würden sie heute Nacht nicht mehr hier bleiben.

Dunkle Legionen
21.05.2004, 18:44
Ein bösartiges Grinsen huschte über Igars Gesicht, als er die beiden Erzdolche hervorgleiten ließ. Sein Gegenüber schien verletzt – das perfekte Opfer. Wie Romul gesagt hatte wollten diese Leute also die Krone? Dann hatten sie ihre Rechnung ohne den Kampftrupp gemacht, der sie begleitete.
Marquez richtete sich wieder auf, wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht, während er Igar böse anfunkelte. Dieser schob sich langsam tiefer, dicke Muskelpakete spannten sich unter seiner blassen Haut, während die Gegner sich umkreisten. Dann schoss er vor. Mit wirbelnden Klingen flog er dem Fremden entgegen, der mit einer eleganten Seitwärtsbewegung auswich, den Dolchkämpfer ins Leere springen ließ. Geschmeidig rollte sich der Kämpfer ab, drückte sich mit einer fließenden Bewegung in eine kniende Position hoch, nur um sich direkt wieder nach hinten fallen zu lassen, um dem vorschnellenden Bein zu entgehen. Noch auf dem Boden wirbelte er herum, riss dem Banditen mit einem Fegetritt von den Füßen.
Fast gleichzeitig sprangen die Beiden wieder auf. Igar ließ seinem Gegenüber keine Zeit Luft zu schnappen. Kraftvoll drückte er sich vom Boden ab, schraubte sich schnell in die Höhe, wobei er das rechte Bein vorriss und Marquez entgegenschnellen ließ. Dieser bemerkte die drohende Gefahr, duckte sich instinktiv unter dem Tritt hindurch, um seinerseits einen Angriff anzubringen.
Mit brachialer Gewalt wurde dem schwarzgekleideten die Luft aus der Lunge getrieben, als die die gegnerische Stiefelspitze schmerzhaft in seine Rippen bohrte. Hart schlug er auf dem sandigen Boden auf. Mindestens zwei Rippen waren gebrochen, bemerkte er trocken. Zu weiteren Gedanken war er nicht mehr fähig, als er eine geschliffene Schwertspitze mit Höchstgeschwindigkeit auf sich zurasen sah. Kurz vor seinem Gesicht schaffte er es, das Metall mit gekreuzten Klingen abzufangen. Mit den Beinen stieß er den Krieger von sich, was eine weitere Schmerzwelle durch seinen Körper jagte. Igar verdrängte das unangenehme Stechen, das sich seines Brustkorbes bemächtigte in die untersten Abschnitte seines Verstandes, während er wieder aufsprang. Zeit für Schmerzen war später...

Jibril
21.05.2004, 18:47
Als sie schließlich wieder bei den alten Tempelanlagen ankamen mussten sie leider feststellen, dass Kain noch immer schlief. War wohl nix mit seinen fünf Minuten. War er wirklich so müde? Nun, ihnen blieb nun nichts mehr anderes übrig als zu warten und Jibril lehnte sich gegen einen weichen Stein, von dem aus sie die Sonne, den Himmel und den Wald beobachten konnte. Ein kleines Mittagsschläfchen vielleicht, ein wenig dösen, das würde bestimmt gut tun. Gleichzeitig fuhr sie noch durch das Fell ihrer Katze, die sich auf ihrem Schoß eingemümmelt hatte und da wohl so schnell auch nicht mehr weg wollte.

Griever
21.05.2004, 20:58
Am Nachmittag endlich war der gildenlose Jäger bereit aufzusehen.
"Ist ja schon gut", murrte er und erhob sich.
"Dann mal los... " Ohne noch etwas zu essen begann er mit den Übungen.
"Zuerst einmal solltet ihr euch Dehnen, ich weiß nicht, ob ihr solch ein Training sonst schadlos übersteht, aber ich werde versuchen es möglichst einfach zu halten." Nachdem er einige Dehnübungen vorgemacht hatte, überlegte änderte er seinen Plan noch einmal schnell.
"Besser noch, lauft erst mal ein wenig, Ausdauer gehört zur Körperbeherrschung."

Jibril
21.05.2004, 21:03
Laufen, gut, das konnte sie. Am besten nahm sie Kirie mit, das würde ihr gut tun, sie würde sich schon nicht überanstrengen. Der Mittagsschlaf hatte gut getan, in der warmen Umgebung war es nicht schwer gewesen zu schlafen und jetzt zuerst noch diese Dehnübungen. Sah schon witzig aus, aber nicht so, das man lachen konnte, man musste sich schließlich selber anstrengen. Nun, wenn diese Übungen für heute Abend wirklich wirksam waren, dann wollte sie das auch tun und ehrgeizig war sie sowieso. Er war fast wie ein kleiner Wettkampf, wo es zum Glück nichts zu gewinnen und verlieren gab.
Jetzt aber stand eben das Laufen auf dem Programm, so richtig gut konnte man natürlich nicht laufen, aber sie machten das Beste daraus und nahmen eine kleine Strecke zwischen Tempel und Wald, wo sie immer die Meter auf- und abwärts rannten, solange bis Kain meinte, dass es genug war.

Griever
21.05.2004, 21:13
"Gut, das reicht. Kommen wir jetzt zum Schleichen. Das ist nicht gerade das Schwerste. Man muss nur darauf achten, im Schatten zu bleiben und festen Boden unter den Füßen zu haben. Im Sand braucht es keine große Anstrengung leise zu sein, ebenso wenig im Gras und auch hier auf dem Moos, also allem was weich ist, ihr müsst eben nur langsam sein und vorrauschend handeln, dabei aber sowohl den Boden direkt vor euch und eure Umgebung im Auge behalten. Es wird euch nichts nützen im Schatten zu stehen, wenn plötzlich eine Wache hinter euch steht." Wieder ging er extra langsam voran, damit seine Schüler seinen Bewegungsablauf in aller Ruhe beobachten konnten.
"Jetzt ihr."

Caiel
21.05.2004, 21:21
Caiel stellte sich in den Schatten einer der alten Tempelwände und tat wie ihm Kain gerade und gestern wärend der Jagd gesagt hatte. Er drückte sich an die Wand, und schlich langsam vorwärte.
Leicht in der Hocke und nur auf den Ballen vorwärts schleichend bewegte sich der junge dieb an der Mauer entlang bis er an eine Ecke kam und ins Sonnenlicht sprang.
"War doch nicht schlecht oder ?"
Fragte er erwartungsvoll und hoffte auf positive Resonanz.

Jibril
21.05.2004, 21:28
Zuallererst hatte sie Kain zugeschaut, der das schon sehr gut konnte, zumindest sah es alles andere als schlecht von ihm aus. Dann sprang Caiel gleich auf und versuchte es nachzumachen. Irgendwo an einem dunklen Fleck des Tempels versuchte er sich dann an den gezeigten Bewegungsabläufen und schien das auch schon gut zu können, jedenfalls war er alles andere als ungelenkig, in der Hocke hatte er sich gut fortbewegt. Kain zeigte ihm noch, was er gut und was er schlecht gemacht hatte, doch noch ehe er sich ein zweites Mal dran probieren konnte sprang Jibril auf und ging auf dieselbe Stelle zu. Hah, das konnte sie doch schon lange, dachte sie sich und suchte sich eine ähnliche Stelle. Eine dunkle Ecke mit allerlei Trümmern und alten Steinquadern. An der Wand haltend suchte sie immer wieder Deckung und achtete auf die einzelnen Kiesbrocken, um ja nicht einen zu berühren. Auch Jibril wand die Technik von Kain an und ging leicht gebückt und sehr auf die Umwelt achtend, ehe auch sie über den Kurs gekommen war und sich nun ihre Kritik abholte.

Griever
22.05.2004, 00:27
"Schon ganz gut, aber ein bisschen feilen könntest du noch... zum Beispiel gehst du einen Tick zu tief in die Knie... Und wenn du selbst beim Schleichen Wert auf das pseudogute Benehmen der Stadtmenschen legst, solltest du nicht so breitbeinig stehen." Warum er den letzten Satz überhaupt ausgesprochen hatte, wusste er selbst komischerweise nicht.
"Also gut, es dämmert... Wir sollten langsam los."

Jibril
22.05.2004, 00:37
Jibril hatte die Worte von Kain gehört und wollte sie auch befolgen. Zumindest das mit dem ?Tick zu tief in die Knie? Er war der Meister und hatte das schon sehr gut drauf, wenn man etwas lernen konnte, dann sollte man das wohl am besten auch tun und versuchen sich zu verbessern, es konnte einem schließlich nur mal helfen. Sie überlegte schon, ob sie ihn nicht um weitere Tipps bitten sollte, doch da es ja jetzt losgehen sollte, verschob sie dies auf später.
Auch Caiel schien einverstanden, die Sachen waren gepackt. Jeder nahm sich noch etwas Fleisch, dass auf dem Weg verzerrt werden sollte, als Abendessen sozusagen, und Kirie hüpfte wieder auf ihre Schulter, na ja, schwer war sie nicht gerade, aber leicht wie eine Feder war wohl auch ein Fremdwort. Ob sie ihre Kleine auf dem Kopf tragen sollte? Aber nein, das sah bestimmt albern aus, aber jetzt bei einbrechender Dunkelheit war es auch nicht gut, wenn sie so alleine die Farbe der Nacht annahm und sie sich vielleicht verloren, obwohl Katzen ja einen guten Spürsinn hatten.

"Also dann, gehen wir es an.", Jibril zwinkerte zu Caiel und dann konnte es schon losgehen.

Caiel
22.05.2004, 00:52
Die kleine Gruppe zog zielstrebig wieder der Stadt entgegen. Man hielt sich so weit es ging in der Deckung des Waldes denn die Wachen würden sie auch bei der vorran schreitenden Dämmerung auf der Ebene vor dem Stadttor auf einige Entferung ausmachen können. Außerdem war eine Gruppe, auch wenn sie klein war, die zwar auf die Stadt zu zog aber nie das Tor passieren würde doch etwas verdächtig.
Also strebte man so nah es ging und soweit es der Wald zulies der Stadt zu und wartete dann im Schutz der Bäume auf die Dunkelheit.
Als sich diese dann soweit eingestellt hatte huschten die Gefährten über die Ebene ver der Stadt udn verharrten erst wieder im Schatten der Stadtmauer in der Nähe der Burg.
Caiel blickte zu der Mauerkrone empor und befühlte die Steine der Mauer.
"Bis hier her wars ja noch relativ einfach aber ich glaube was jetzt kommt wird echt der Hammer ..."

Griever
22.05.2004, 01:07
"Denke schon... Naja, wir werden sehen... Auch hier müsst ihr wieder vorausschauen. Sonst klettert und klettert ihr und irgendwann gibt es keine Ritze mehr und ihr müsst wieder zurück und eine anderen Weg versuchen. Achtet vor allem auch daran, das eure Schuhe später auch in die Mauerritzen passen. Wenn ihr mal Stiefel tragt, ist es besser, sie gleich in der Tasche zu verstauen oder sie notfalls über die Schulter zu tragen... Die Ausdauer ist wichtig, aber wir sollten sie nicht hier gleich voll auskosten, dazu werden wir noch Gelegenheit haben. Lasst uns schnell machen... aber nicht so schnell, das ihr außer Atem kommt, aber vermutlich könnt ihr das mit dem Vorausschauen eh nicht unter einen Hut bringen. Falls das der Fall ist, macht euch keine Sorgen, das muss nichts heißen. Schnell Klettern und dabei trotzdem den Überblick behalten können nur wenige. Oh und solltet ihr mal auf glatte, harte Flächen treffen, solltet ihr euch lieber gleich nach einem anderen Weg umsehen, sofern ihn nicht Meister im Umgang mit dem Enterhaken seit... Ich rede schon wieder zu viel... Nun aber schnell." Sogleich griff der Gildenlose in die erste Spalte und trat mit dem rechten Fuß in ein kleines Loch.

Jibril
22.05.2004, 01:17
Jibrils Augen weiteten sich, bis sie aussah wie eine große Künstlerin der Stielaugen. Oh je, das waren ja Kaliber von Mauern, riesig war wohl untertrieben, die Dinger waren ja wirklich gigantisch und die sollte das kleine Mädchen besteigen? Na dann gute Nacht, aber schlafen konnte sie jetzt leider nicht, obwohl die Tageszeit ganz gut passte.
"Komm schon Kirie, komm her." Sie konnte ihre Kleine jetzt unmöglich weiter tragen, also verschwand sie auf Geheiß von ihr wieder unter dem Oberteil, hoffentlich hielt sie es da drunter aus, aber das war nun mal der beste Weg sie mitzutransportieren, anders ging es eben nicht.

Sie hatte die Mauer begutachtet und dieses Mal noch genauer zugehört was Kain sagte, in der Mauer waren in der Tat kleine Fugen, die wohl des Baues wegen da waren. Schließlich wurden die Steinwälle so erbaut, dass immer ein Stein auf den nächsten folgte und die Zeit trug den Mörtel eben ab, man konnte dies ja auch nicht immer ausbessern. Das war ein Segen und gleichzeitig ein Fluch, dazu kam die Schwärze der Nacht, aber es war machbar, schwierig aber machbar und sie wollte Kain nicht enttäuschen.

Vorsichtig folgte sie dem Schwertträger, ein Fuß in eine Fuge, mit den Händen nach Halt greifend und dann folgte der Zweite, vorsichtig suchte sie erneut einen Halt und so ging das am Anfang ganz gut. Sie wusste gar nicht, ob sie schwindelfrei war, aber egal, sie sah ohnehin nicht nach unten.

Caiel
22.05.2004, 01:35
Caiel nahm sich Kains Ratschläge sehr zu Herzen. Seine Schuhe konnte er zum Glück anlassen sie waren passgenau auf seine Füße gefertigt worden und keinesfalls wuchtig. Der junge Dieb war sich sicher dass es keinen Unterschied machen würde ob er nun mit den bloßen Füßen in die Spalten oder mit seinen Schuhen.
Doch etwas anderes machte ihm Kopfzerbrechen. Seine alte lederne Rüstung knarzte und schränkte seine Beweglichkeit arg ein und so beschloss er schließlich nach kurzem hin und her sich vorerst von ihr zu trennen. Sie schützte ihn so wie so nicht viel mehr als Kapuzenhemd was er darunter trug. Wenn ihn ein Pfeil treffen sollte so würde es keinen unterschied machen ob er nun die Rüstung trug oder nicht.
Rasch legte er sie ab und versteckte sie in einem nahen Busch, zog die Kapuze über den Kopf, gürtete wieder das Messer des Vaters um und Hängte seine Decke wieder über den Rücken. Wenn sie wieder zurück kämen würde er sie holen können und wenn nicht wäre es acuh nciht schlimm um sie.
Eilig trat Caiel in die erste Spalte, suchte den ersten Griff und zog sich in die höhe. Dann suchte er mit der anderen Hand neue Griffe und kletterte weiter, immer etwas an Kain orientierend. Denn dieser musste ja wissen wo er lang kletterte und er hatte auch etwas mehr Erfahrung.

Griever
22.05.2004, 01:49
"Ach ja..." Vorsichtig blickte der Jäger nach unten, um zu sehen, wie weit seine Schüler zurücklagen. So ganz schwindelfrei war er ja selbst nicht, aber er hatte sich mit der Zeit daran gewöhnt und schließlich eine Menge Gold gespart, in dem er keinen Aufgang vom Strand zu seinem Turm in die Klippen meißeln ließ.
"Wenn ihr euch einmal nur auf einen Fuß stützen könnte, sucht mit der gegenüberliegenden Hand nach dem nächsten Spalt. Also wenn ihr mit dem linken Fuß Halt habt, sucht mit der rechten Hand nach der nächsten Griffmöglichkeit, dass macht es leichter das Gleichgewicht zu halten. Wenn ihr nur mit dem rechten Fuß und der rechten Hand an der Wand hängt, braucht es nicht mehr viel und ihr fallt."

Jibril
22.05.2004, 02:05
Die Ratschläge von Kain befolgend und immer offen mit den Ohren auf weitere Tipps ging es voran. Zwar nur äußerst langsam, aber es ging voran. Sie hatten schon eine beachtliche Höhe erreicht, da war ihr der linke Arm abgerutscht, der Halt war zu glitschig gewesen, zum Glück konnte Jibril noch schnell nachfassen und ersparte sich so ein eventuelles Unglück. Danach war sie noch vorsichtiger als zuvor. Von der Kondition ging es ja, das Tempo war nicht zu schnell, als das sie nicht mitkam und das Klettern an sich war leicht, kostete aber viel Kraft. Zudem kletterte sie ja für zwei, wenn man es genau nahm und deswegen achtete sie immer noch darauf, dass sie Kirie nicht an der Wand platt drückte.

Aber nachdem sie immer weiter kamen musste diese Mauer ja auch mal enden, Kain hatte es dann irgendwann geschafft, sich auf den Mauerrand gesetzt und zuerst Caiel und dann ihr die Hand gereicht. Sie war heilfroh, als sie sich ein paar Sekunden auf dem sicheren, flachen Mauerrand ausruhen konnte, aber lange konnten sie hier nicht verweilen und so ging es rasch weiter.

Caiel
22.05.2004, 02:26
"Nicht oben sitzen bleiben." zischte Caiel, griff nach Jibrils Hand und zog sie mit sanfter Gewalt von der Mauerkrone in den Schatten der Mauer. Zwar war es bewölkt aber hier und da spähte der Mond doch durch ein Loch im Wolkenmantel udn beleuchtete kalt das Land.
Kain lies sie da keine Wachen in unmittelbarer Nähe zu sein schinen kurz ausruhen. Irgendwie war Caiel froh seine Rüstung zurück gelassen zuhaben denn mit ihr wäre die Klettertour um einiges schwieriger gewesen udn nun musste er auch weniger tragen.
Nach der kurzen Rast machen sich die vier wieder auf und huschten im gebückten Lauf auf der Stadtmauer der Burg entgegen. Jedoch tat sich ein Porblem auf. Die Mauer führte zwar bis an die Burg heran und sicher würde man auch von ihr aus in die Burg gelangen, jedoch war da wo die Mauer in die Burg überging das Licht von Fackeln zu sehen und wo Fackeln waren da waren auch Wachen.
Doch eine dünne Steintreppe die von der Stadtmauer, eng an sie geschmiegt hinunter in die Stadt führte rettete sie vor einer weiteren Kletterroute und flink und leise steig die Gruppe die Treppe hinab und verschmotz mit dem Schatten der kleinen Gasse welche, ihnen die Möglichkeit geben sollte unbemerkt bis vor das Tor zukommen.

Jibril
22.05.2004, 02:57
Vorsichtig huschten sie zu dritt durch diese ewige Finsternis. Es war klar, dass Licht ihr größter Feind war und so versuchten sie dieses so gut es ging zu meiden, Wachen durften ihnen wohl vorerst auch keine begegnen. Jibril wusste nicht mehr, ob es richtig war was sie taten, allerdings gab es jetzt ohnehin kein Zurück mehr und so musste die Richtigkeit eben erzeugt werden. Bei ihrem Weg durch die dunkle Gasse achtete sie immer wieder auf Kains Bewegungsabläufe, versuchte sich so viel es ging davon abzuschauen, ohne unkonzentriert zu werden, denn diese lautlose Bewegungsabläufe interessierten sie brennend und bestimmt konnte man dies noch einmal für das spätere Leben brauchen und wenn es umsonst Lektionen gab sollte man diese doch annehmen. So oft würde sich eine Gelegenheit in bester Natura nicht mehr bieten, doch gleichzeitig achtete sie natürlich auch auf ihre Umgebung, wie es Kain gesagt hatte, schließlich ging sie auch am Schluss des Trios, wobei besondere Aufmerksamkeit natürlich mehr auf den Schultern von dem Schwertkämpfer lag. Langsam aber sicher näherten sie sich dem angepeilten Tor, die Lichtquellen kamen näher.

Marquez
22.05.2004, 03:39
Marquez war über seinen letzten Angriff schockiert und blickte, während er seinen Kontrahenten umkreiste, verwirrt auf seine Klinge hinab. Gerade wäre es fast mit ihm durchgegangen, und sein Gegenüber zu töten, war das Letzte, was der Bandit wollte - und verkraften konnte. Es musste doch einen Weg geben, diesem Fremden seine Kampfeslust auszutreiben, ohne ihn gleich zur Strecke zu bringen. Bis jetzt hatte es doch auch so immer geklappt, warum sollte es jetzt anders sein?
Der nächste Ansturm des Kultisten unterbrach jedoch seine Überlegungen. Nachdem ihn das Bein seines Gegners nach einem Ausweichmanöver verfehlt hatte, war der Bandit wieder vollends aufmerksam und antwortete seinerseits mit einem Tritt aus der Drehung, der zwar ins Leere ging, auf den dann aber, den Schwung des vorherigen nutzend, ein weiterer folgte, den das Ziel mit den Händen nach oben ablenken konnte. Marquez drohte, das Gleichgewicht zu verlieren, doch bevor er nach hinten überkippte, sprang er noch leicht mit seinem Standbein ab, um damit einen saftigen Tritt gegen das Schienbein des Kultisten anzubringen. Scheinbar war der aber nicht saftig genug, da der Fremde fast noch im selben Augenblick wieder aufrecht stand und dem Banditen, der sich auch gerade erst erhoben hatte, Bein voraus entgegensprang. Um dem Tritt auszuweichen, machte Marquez einen weiten Schritt nach hinten und bog seinen Oberkörper leicht zurück. Jedoch stand der Kultist nun nach seiner Landung direkt vor ihm und begann, ihn mit den Dolchen zu beharken: Die ersten beiden Stiche wehrte Marquez, immer noch in leichter Rücklage, mit dem linken Arm ab, beim dritten schob er der heraneilenden Hand aber einfach nur die Schneide seines Schwertes entgegen, was den Fremden in seiner Bewegung kurz zurückweichen ließ, ihm dann jedoch eine Lücke zur Hüfte des Gegners eröffnete. So hatte er dem Banditen schnell einen so schweren Tritt, wie es der enge Raum zuließ, verpasst und brachte ihn zu Fall, woraufhin er zu einem Sprung anzusetzen begann, der Marquez offenbar durch einen doppelten Dolchstich das Licht ausblasen sollte. Der Bandit rollte sich allerdings sofort zur Seite weg, sodass die beiden Dolche seines Gegners bald darauf in der Asche des Erdbodens steckten und ihm die Chance eröffneten, den nun knienden Kultisten von seinen Waffen wegzutreiben:
Marquez brachte sich durch eine schnelle Drehung in die Hocke und stieß sich dann mit beiden Beinen vom Boden ab, um kurz darauf den Fremden mit größtmöglicher Wucht anzuspringen. Doch plötzlich durchjagte seinen Oberkörper ein gewaltiger Schlag. Mit einem atemlosen Keuchen kam er zum Stillstand und fiel blitzartig zu Boden. Der Kultist hatte ihm völlig unvermittelt den Ellenbogen in das Brustbein gerammt.
Panisch begann Marquez, mit weit offenem Mund nach Luft zu ringen und warf sich auf den Rücken, alle vier Gliedmaßen von sich streckend. Sein ohnehin schon lädierter Brustkorb meldete sich gerade mit einem absoluten Totalausfall zu Wort. Der Kultist hingegen nutzte die Gunst der Stunde sofort, befreite seine Dolche aus dem Boden und setzte zu einem weiteren doppelten Stich an. Marquez bekam die Kontrolle über seine Atmung jedoch im rechten Moment wieder halbwegs zurück, sodass er die beiden Arme des Gegners gerade noch mit je einer Hand fassen konnte, bevor die Dolche seinen Körper durchbohrt hätten. Angestrengt bemühte er sich, der Kraft des Kultisten standzuhalten, der keine Anstalten machte nachzugeben. Der Kerl war vollkommen von Hass erfüllt, er war wild entschlossen, Marquez zu töten. Mit Mühe mobilisierte Marquez die letzen Kräfte, die die Todesangst noch hergab, und ließ die Hände des Feindes langsam zur Seite an sich vorbei gleiten, bis er sie losließ und sie harmlos in die Asche niederfuhren. Er selbst rollte sich eiligst in die Gegenrichtung ab, humpelte, so schnell es ging, davon und kniete bald darauf schwer atmend einige Schritte vom Kultisten entfernt – schwertlos, wie er feststellen musste. Seine Waffe hielt nun sein Feind in den Händen, betrachtete sie kurz und warf sie dann von sich weg, hinaus in den Sandsturm.

Caiel
22.05.2004, 04:07
Die Gruppe verbarg sich im Schatten der letzte Hausecke vor dem Tor. Caiel und Kain spähten zum Eingang der Feste hinüber und versuchten auszumachen wieviele Wachen eingeteilt waren.
"Von hier aus kann man nur eine Seite einsehen und da sind zwei." Raunte Caiel seinem Gefährten zu. Diesen nickte und murrmelte etwas unwirsch.
"Sicher weden es auf der anderen Seite genauso viele sein. Ich sehs mir einfach mal an..." und mit einem prüfenden Blick zur Mauerkrone der Feste empor um sich sicher zu sein das gerade niemand zu ihnen hinunter sah, lief der junge Dieb etwas die Gasse zurück und nutzte einpaar abgestellte Fäßer um auf ein Häuser dach zukommen. Nun lief er vorsichtig, geduckt und immer wieder zur Festung hinüber spähend wieder vor zu seinen Freunden. Das letzte stück legte er sich flach auf den Bauch udn kroch damit er nciht gesehen werden konnte. Von hier oben konnte er das Tor besser einsehen und wahrhaftig waren es vier Wachen.
Nachdenklich kroch er zur Seite seiner Freunde zurück, krallte sich an der Dachkante fest und schwang sich hinunter. Geduckt landete er auf dem Pflaster.
"Durch das Tor gehts echt nicht. Insgesammt vier Wachen. Aber über die Mauer hier sollte es gehen. sie sieht unbesetzt aus."
Rasch wechselten die Gefährten die Straßenseite und lehnten sich an die Festungsmauer. Sie schien nicht ganz so ideal zum Klettern zu sein wie die Stadtmauer aber Caiel wollte es versuchen. Spalte um Spalte udn Griff um Griff arbeitete er sich vorwärts. Hin und wieder musste er etwas zurück klettern da er keine weiteren Griffe fand , doch schließlcih erklamm er das letzte Stück und sprang über den Mauersimms. Die Hand am Griff seines Messers vergewisserte er sich dass keine Wachen in der Nähe waren und suchte nach einem Seil.
Nach einiger Zeit hatte er sogar glück und fand ein auf gerolltes Seil nahe eines Wehrturmes. wer wusste schon was die Soldaten sonst damit taten, Caiel jedenfalls huschte damit schnell zu der Stelle zurück unter der der Rest seiner Gruppe hockte, machte es an einer Zinne fest udn lies es zu ihnen hinunter."

Griever
22.05.2004, 04:26
Nachdem Jibril samt ihrer Katze oben angekommen und sicher auf der anderen Seite gelandet war, folgte nun zuletzt der Gildenlose. Er war sich nicht so sicher, ob die Zinne ihn und seine schwere Rüstung halten wurde, also zog er es vor, an der Mauer hinaufzuklettern, dass konnte er sowie so besser... Außerdem hatte er doch ein wenig Angst vor dem Klettern am Seil, war er doch dabei schon fast umgekommen, als sich der Haken löste. Nahezu lautlos landete er schließlich neben seinen Gefährten.
"Ich bin beeindruckt, wie du schnell du gelernt hast, Caiel. Man sollte meinen du machst das schon ewig, abgesehen von ein paar Details, aber daran können wir noch feilen, wenn du willst."

Caiel
22.05.2004, 04:53
"Ähm ... daran noch einbisschen feilen. Ja klar ich hab so wie so nichts weiter vor. Aber ich glaub jetzt sollten wir erst mal das hier hinter uns bringen. Da ist ne Leiter runter in den Hof und ich bin sicher wir finden den alten Hauptmann drüben in der Kaserne."
Wieder glitt der Blick des jungen Diebes über die Mauern die den Innenhof umschlossen. Alles ruhig udn scheinbar keine Augen die sie zu entdecken drohten, also rasch die Leiter hinunter. Wieder in alle Richtungen gespäht und dann wie eine kleine Horde Schatten über den Innenhof gehuscht.
Am Tor der Kaserne stoppte die Gruppe wieder und lauschte.
"Scheinen nicht viele drin zu sein ..." Caiel grinste verschmitzt und spähte wieder in die Kaserne hinein.

Jibril
22.05.2004, 17:12
Der Gang in der Finsternis ging weiter. Nachdem sie das Mauerstück hinter sich hatten, war es einfacher, da es weniger Lichtquellen gab. Das mit dem Seil war schon eine gute Idee von Caiel gewesen, daran hochzuklettern war ein Kinderspiel, vor allem da ihr Gewicht wohl dreimal so wenig wie das von Kain gehabt haben musste. Doch Hauptsache sie waren alle heil da oben angekommen und hatten das Tor umgangen.
Schnell huschten sie an einer Leiter nach unten, wobei Jibril die letzten Sprossen einfach herunter sprang, mit einem dumpfen Aufprall landeten ihre Beine in der Hocke neben denen von Caiel und kurz darauf kam dann auch Kain hinterher. Nun war diese berüchtigte Kaserne nicht mehr weit entfernt und an ihren Seitenwänden lehnten drei bitterschwarze Schatten. Während Caiel versuchte etwas zu erspähen kraulte Jibril Kirie, sie war schon die ganze Zeit an ihrer Brust und es war bestimmt recht heiß unter dem Stoff geworden. Für einen kurzen Moment ließ sie die Kleine mit dem Kopf aus ihrem Oberteil schauen und mal die schöne, klare Nachtluft einatmen, aber dann wand sie sich auch gleich leise flüsternd an den spähenden Mann.

"Und? Was siehst du?"

Caiel
22.05.2004, 17:33
"Ja , klar seh ich was. Einen leeren Gang mit einigen Abzweigen. Los kommt !" Leise aber rasch schlich Caiel den Gang entlang, bis er zum ersten Abzweig kam. Vorsichtig lunschte er um die Ecke. Aus dieser Richtung klangen einige Männerstimmen und auch Schnarchen.
"Hier scheint es zu den Soldatenquatieren zu gehen. Vielleicht noch die Waffenkammer oder Speisesaal der Soldaten. Aber bestimmt nicht das Quatier vom Hauptmann." flüsterte der junge Dieb, blickte noch mal um die Ecke um sich zuvergewissern das niemand guckte und schnellte weiter nach vorne den Gang entlang bis er zum nächsten Abzweig kam der in Form einer Treppe ein Stockwerk höher zu führen schien.
"Das sieht besser aus." und wachsam umsich spähend machte sich der junge Dieb daran die Treppe hinauf zu schleichen.
Als sie oben ankamen breitete sich vor ihnen wieder zur rechten und linken Seite ein Gang aus.
"Ich bin mir sicher das es hier ist. Wir müssen den Raum nur noch finden ..."

Jibril
22.05.2004, 18:00
Rechts oder links, das war hier die Frage. Sie überlegten kurz, dann meinte Kain nur trocken: "Wir gehen nach links" So war es dann auch und sie schlichen weiter auf leisen Sohlen in den linken Gang. Der Gang war nicht sehr breit, bot Platz für zwei Personen nebeneinander, aber sie hielten sich ohnehin an den Wänden um besseren Halt zu haben. Erschwert wurde das ganze durch Fackeln, die alle Nase lang an den Wänden prangten und in leisem Knistern auf- und abflammten, doch dafür war hier keine einzige Wache zu sehen und es gab immer wieder Stücke, die in Dunkelheit getaucht waren. Vorsichtig aber nicht langsam übernahm nun wieder Kain das Kommando, schon seit er die Entscheidung mit der Gangesrichtung übernommen hatte. Hinter ihm ging jetzt Jibril und am Schluss des Trios bewegte sich Caiel auf leisen Sohlen. Ihre Schritte waren fast lautlos, aber der Gang war auch ohne Steine oder andere Hindernisse, einfacher Steinboden, flache Platten. Sie kamen gut voran und nutzen die schwarzen Löcher, waren darauf bedacht nicht lange im Licht zu stehen und achteten auf eventuelle Geräusche, doch auf einmal stoppte Kain und hielt einen Finger vor die Lippen.

Mühsam spähte Jibril nach vorne und konnte einige Umrisse sehen. Sie waren gerade in einem schwarzen Loch, ein Glück, denn wenige Meter vor ihnen war eine schwere Holztür vor der sich eine Wache breit gemacht hatte, zwei Fackeln erschwerten das Problem, während die Wache scheinbar regungslos ausharrte. Nun war guter Rat teuer, wenn sie wissen wollten, was sich hinter der Tür befand, musste die Wache da irgendwie weg. Jibril hatte schon eine Idee, aber sie war sich nicht sicher...

Ohne ein Wort zu sagen spielte sie leise an ihrem Oberteil und holte Kirie daraus. Die schwarze Katze wurde vorsichtig auf den Boden aufgesetzt und miaute, das Geräusch wurde von der Wache natürlich wahrgenommen und sie wurde stutzig. Das Mädchen streichelte ihr ein wenig über den Bauch, so dass sie weiter die typischen Geräusche von sich gab und auf einmal zeigte die Wache Interesse an diesem Geräusch. Sie entfernte sich von der Tür und kam langsam näher. Zuerst waren die Tätigkeiten von ihr auf Unmut bei ihren beiden Begleitern gestoßen, doch sie konnten ja selbst nichts sagen. Jetzt aber schienen sie verstanden zu haben und verharrten auf ihren Positionen.

Als sich die Wache dem schwarzen Loch näherte, ließ sie Kirie wieder los und vorsichtig trat die Katze aus der schützenden Finsternis in den letzten Lichtkegel hinein. Regungslos pressten sie ihre Körper gegen die Wand, nur die Augen stachen hervor. Die Wache indes nahm Kirie und streichelte sie ein wenig. "Wie kommst du denn hierher?"

Wenigstens war es ein tierlieber Mensch, doch das brachte jetzt auch nichts, als er ihnen den Rücken zukehrte preschte Kain hervor, mit einem gezielten Schlag sank die Wache zu Boden und Kirie sprang zurück zu ihr. Während sie sich noch ein wenig um den Mann kümmerte, schließlich hatte er ihnen ja nichts getan, standen die beiden Männer schon an der Tür und lauschten andächtig. Was das die Tür zum Gemach dieses Kommandanten?

Caiel
22.05.2004, 20:35
"Das hier muss es sein und wenn nicht muss trotzdem was wichtiges drin sein da hier eine Wache davor stand. Jedoch denk ich schon dass es das Hauptmannsquartier ist. Die Waffenkammer wird sich im Erdgeschoss befinden, genauso wie andere Vorratsräume und wie eine Zellentür schauts nicht aus. Außerdem sind die Kerker eigentlich unterirdisch."
Wieder legte der junge Dieb das Ohr an die dicke Eichentür und lauschte.
"Ruhig ist es zumindest. Man scheint zumindest nicht Gefahr zulaufen in ein fröhliches Saufgelage der Truppe rein zu platzen."
Caiel nahm wieder das Ohr von der Tür und spähte den Gang hinunter.
"Na los geh rein. Nimm Jibril mit ich halt hier draußen die Augen offen." Bei seinen Worten nickte Caiel in Richtung Tür und klopfte Kain auf die Schulter.
"Los geh ich kann nicht mit rein kommen !"

Griever
23.05.2004, 17:06
Wie jetzt? Er sollte hineingehen? Meinte Caiel nicht gestern noch, er kenne den Hauptmann und wolle mit ihm reden? Eine ganze Weile zögerte er und wusste nicht, was er tun sollte. Dann öffnete er umso eiliger die Tür und betrat das Zimmer. Niemand zu sehen... Na Toll... Hatte der jetzt heute frei oder was? Vorsichtig näherte er die dem Tisch in der Mitte der Raums. Dort lag weit ausgebreitet eine Karte der Stadt mitsamt ihrer näheren Umgebung. Hier und da einige Notizen in kaum lesbarer Handschrift. Vielleicht würde er ja in diesem Schrank was finden... Langsam öffnete er die Tür... Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf dessen unglaubwürdigen Inhalt...

Jibril
23.05.2004, 17:23
Vorsichtig waren sie in diesem geheimnisvollen Raum, die Tür ging auf und?es zeigte sich nichts, zumindest nichts Lebendes. Während sich Kain noch eine Karte auf der Tischmitte ansah, schlenderte sie ein wenig durch das leere Zimmer, dass wohl definitiv das Ende dieses Ganges darstellte. Ein Bett, ein paar Schränke, Uniform- und Rüstungsständer und noch einiges mehr befand sich dort. Ein schwerer Krug mit schwerem Wasser erregte ihre Aufmerksamkeit, nein, das wollte sie nicht unbedingt trinken, wurde wohl als Blumenwasser benutzt, denn davon standen hier auch zwei, drei Exemplare.
Aber dann sah sie wieder zu dem Schwertkämpfer, wie er vor einem Schrank stand und scheinbar sehr fasziniert von dem Inhalt war. Oder war das nicht das richtige Wort und erschreckt passte eher? Schnell eilte sie zu ihm hin und beim Anblick des Inhalts bekam sie so einen ähnlichen Gesichtsausdruck, allerdings noch ein wenig angeekelter. Den Schrei konnte sie gerade so unterdrücken und schnell zog sie ihr Gesicht zurück und lief mit Kirie zurück zu Caiel, der draußen wartete.

Caiel
23.05.2004, 17:36
Wachsam harrte Caiel vor der Tür aus und hielt seinen Gefährten den Rücken frei. Angesträngt lauschte er nach Schritten und Stimmen doch noch blieb es ruhig.
Fast etwas zu ruhig. Nicht mal aus dem Zimmer drangen Stimmen. War der Hauptmann nicht da ? Was taten die zwei dann so lange in dem Raum? Hatten sie eine Spur gefunden ?
Die Tür neben ihm öffnete sich wieder und instinktiv glitt die Hand des Diebes zu seinem Messer. Doch war es nur Jibril, welche das Zimmer verließ und irgendwie geschockt schien. Leicht verwirrt steckte Caiel den Kopf ins Zimmer, wand sich kurz Jibril zu und verschwand mit den Worten "Jibril, pass auf das keiner kommt !" im Zimmer.
"Was ist hier los ? " fragte der junge Dieb langsam und trat auf Kain vor dem Schrank zu.

Griever
23.05.2004, 17:43
Nachdem er sich halbwegs erholt hatte, trat er näher heran und zog den leblosen Körper nach vorne in seinem Nacken war eine rötlich schimmernder Dolch zu sehen. War das überhaupt der Hauptmann? Egal, tot war tot... Da kam auch schon Caiel herein.
"Sieh es dir selbst an." Er stieß den Oberkörper wieder zurück, wobei aber der Dolch beim Aufprall gegen das Holz noch tiefer in den Hals getrieben wurde und nun vorne bereits wieder die Spitze zu sehen war.
Auch er vernahm nun die Wachen eilte zu einem Fenster. Mit rasendem Herzschlag öffnete es und holte einen alten Schemel herbei.
"Raus hier, aber schnell!", flüsterte er seinen Gefährten zu.

Jibril
23.05.2004, 17:58
Es tat gut nach diesem Anblick einmal kurz Luft holen zu können. Hier auf dem Gang war die Luft zwar stickiger, aber immer noch besser als dieser Anblick. Die Leiche musste schon etwas länger dort gelegen haben, ihr Gesicht war merkwürdig entstellt, es trieb sie zu einem kurzen Atemnotfall, so etwas mochte sie eigentlich nicht sehen, nein wirklich nicht. Doch lange Zeit schien ihnen ja wieder mal nicht zu bleiben.

"Jibril komm schnell", war das einzige, was sie noch hörte und als sie ihren Kopf wieder zögerlich in das Zimmer richtete winkte Caiel zu einem geöffneten Fenster. Das durfte doch nicht wahr sein, schon wieder klettern? In ihrem Gesicht brach ein Kirchenturm zusammen, so oder so ähnlich, aber das Stöhnen brachte auch nichts, natürlich lief sie schnell zu dem Fenster, über den Schemel direkt auf ein weiteres Dach. Hatte man sie entdeckt? Aber wie bloß... nun, es blieb nicht mehr viel Zeit zum nachdenken und den Hauptmann oder wen auch immer sie suchten, hatten sie immer noch nicht gefunden, es sei denn...die Leiche war es selbst. Am Ende beschuldigte man sie noch, den Mann umgebracht zu haben. Was für eine Parallele mit der Geschichte von Kain zu Beginn ihres Gortharaufenthalts...

Caiel
23.05.2004, 18:04
Caiel machten den Schluss und folgte den beiden durch das Fenster. Die ganze Sache hier stank langsam gewaltig. Irgendjemand schien ihnen einen Schritt vorraus zu sein. Die Leiche im Schrank und der Umstand dass sie plötzlich fliehen mussten, dass konnte kein Zufall sein.
Doch für tiefergehende Überlegungen dazu war erst mal keine Zeit. Der junge Dieb musste sich auf den weg vor sich konzentrieren und zusehen das er nicht hinter Jibril und Kain zurück fiel.

Griever
23.05.2004, 18:10
Auf dem Dach angekommen stach ihm sofort eine Person ins Auge, nicht weit von ihm. Eine Lichtkugel, vielmehr eine richtige Flamme statt einem grellen Ball, schwebte über seinem Kopf und hob so den Mann in der roten Robe deutlich vom Hintergrund ab. Kaum waren seine Begleiter hinter ihm angekommen, schickte er sich gleich weiter.
"Zum Hafen, schnell. Caiel, pass auf Jibril auf. Rennt so schnell ihr könnt, nehmt das nächstbeste Boot und legt ab." Für einen kurzen Moment stand alles still.
"Macht schon!!! Wartet nicht auf mich!"

Jibril
23.05.2004, 18:16
Ungläubig lauschten ihre Ohren den Worten des Mannes, der ihnen eben befohlen hatte einfach so, mir nichts dir nichts abzuhauen und den Mann hier, sagen wir mal, zurückzulassen. Dennoch wurden sie ja geradezu dazu gedrängt zu verschwinden, warum bloß? Sie sah kurz hinunter zu der Stelle im Hof und erkannte dort eine seltsame Figur, etwas Rotes, etwas Leuchtendes und die Statur eines Menschen waren zu erkennen. War das etwa... dieser Feuermagier? Noch im Schauen stolperte sie über einen Dachziegel und fiel, gerade noch rechtzeitig hielt sie Caiel fest, der jetzt aufgeholt hatte. Verwirrt blieben sie stehen und sahen sich für einen Moment in die Augen, während Kain sie immer noch böse anzischte und zum Gehen aufforderte.

"Und jetzt? Gehen wir?"

Caiel
23.05.2004, 18:33
"Na denkst du ich lass mich hier grillen ?" Wieder blickte Caiel zu dem Fremden in der roten Robe hinüber, der unverkennbar der gesuchte Magier war.
"Los komm ... !" Nicht grob aber fest udn sicher fasste der junge Dieb nach Jibrils Unterarm und zog sie langsam von Kain fort.
"Wir können ihm nicht helfen. Weder du, noch ich wären ihm eine Hilfe. Im Gegenteil wir würden ihn nur behindern. Verstehst du ?"
Jibril schien etwas verwirrt und so rannte Caiel nach einem Nicken in Kains Richtung los und überquerte das Dach. Am anderen Ende angekommen krallte er sich an die Dachkante udn lies sich zu Boden fallen. "Komm schon Jibril !" Der Dieb blickte zu seiner Gefährtin empor und dann über den Hof. Hier und da sah er Wachen die zu Kain und dem ominösen Feuermagier hinauf sahen.

Jibril
23.05.2004, 21:33
In ihrem Kopf kreisten verschiedene Stimmen, jede sagte etwas anderes und Jibril wollte die beste Lösung dafür haben, aber es ging alles so schnell, dass eine Lösung in weite Ferne rückte. "Na los jetzt, verzieht euch endlich", raunte es ein letztes Mal von Kain, bevor er sein scharfes Schwert aus der Scheide zog, gleichzeitig zog sie Caiel am Arm und meinte nur, dass er nicht grillen will. Zwar hatte sie keine Ahnung, wie er auf diese Idee kam, aber in diesem ganzen Stress hatte sie auch nicht jedes Wort verstanden.
"Aber...wir können ihn doch nicht einfach hier lassen..."
Wieder zog Caiel sie ein Stück weiter weg von diesem Dach, wo es wohl bald zu einer Konfrontation der Beiden kommen würde. Sie fand sich damit ab, dass sie nichts tun konnten, kämpfen konnte sie sowieso nicht und hätte es auch nicht gewollt. Schweren Herzens wand sie ihren Blick ab von dem Mann und folgte dann wieder selbstständig Caiel.

Ohne Probleme sprangen sie ein paar Dächer herab, bis eine kleine Steintreppe sie auf die Zinnen der Burgmauer brachte. Im Schutz der Dunkelheit und der Konzentration der Wachen auf den Schauplatz, der nun hinter ihnen lag, schlichen sie lautlos an der Wand entlang, nur um recht bald an ein paar Leitern herunterzuklettern und so wieder in die Unterstadt, fern der Festungsanlagen einzutauchen. Obwohl sie keinen Grund mehr zur Sorge hatten, schließlich suchte man sie nicht und zudem war es stockdunkel, waren ihre Gedanken immer noch bei Kain, der da jetzt ganz alleine ausharren musste.

Caiel
23.05.2004, 22:11
Als sie sich etwas durch die kleinen Gassen der Stadt Gorthar von der Feste entfernt hatten verlangsamte Caiel seine Schritte.
"So lass uns ein bisschen langsamer machen. Von denen aus der Feste folgt uns sicher keiner und im Gewirr der Gassen hier so wie so nicht."
Jibril schien bedrückt darüber das sie Kain einfach zurück gelassen hatten und mitfühlend legte der junge Dieb ihr die Hand auf die Schulter.
"Er hat es so gewollt udn wir wären ihm wirklich nur im Weg gewesen. Außerdem ist es seine Rache und wir sollten ja so wie so nur als Gesellschaft und Träger mit kommen. Was sich nun scheinbar erübrigt hat ..."

Griever
23.05.2004, 22:20
Trotz seiner Nervosität, die er sich nicht anmerken ließ, schaute er nicht nach unten, sondern starrte die ganze Zeit über auf den Mann. Selbst wenn er es schaffen sollte, ihn zu erledigen, hatte nicht genug Zeit, um nach den Artefakten der Jeromierten zu suchen. Die Wachen würden die Leiche sicher bald entdecken, wenn das nicht schon geschehen war. Er müsste wohl oder übel später noch einmal zurückkehren, um die Reliquien zu bergen... vorausgesetzt natürlich, er überlebte das hier...

Jibril
23.05.2004, 22:26
Hier in den Gassen waren sie wieder relativ sicher, zumindest sicherer als in der Burg, in der sie eingedrungen waren. Hier konnte sie Kirie endlich wieder rausholen und an die frische Luft lassen, das arme Ding musste ja wirklich Höllenqualen gelitten haben. Zum Glück hatte sie alle Anstrengungen gemeistert und war nun sichtlich begeistert wieder auf ihren vier Pfoten zu stehen. Aber die Sache ging ihr trotzdem nicht aus dem Kopf. Schön, sie waren zwar nur als Träger hier und ohne Kains Vorschlag wären sie wohl nie hierher gekommen, aber nun waren sie doch irgendwie eine Gruppe geworden.
In ihrem Kopf spielten sich immer noch verschiedene Bilder ab, was wäre wenn...sie nicht diese beiden Männer angesprochen hätte und einfach zum Kastell zurückgegangen wäre, oder sie das Angebot des dubiosen Fremden abgelehnt hätte. Alles Fragen die sie beschäftigten, als sie durch das schwarze Gorthar schlenderten. Mit etwas bedrückter Stimme sah sie dann zu Caiel.

"Und nun, was tun wir tun hier?"

Caiel
23.05.2004, 22:42
"Entweder wir tuhen das was Kain und gesagt hat und verlassen Gorthar mit dem nächsten Schiff oder wir warten im Hafen auf ihn."
Grübbelnd kratzte sich Caiel am Kopf. "Ich hab jedoch keine Ahnung wie sein Chancen gegen den Feuermagier stehen und ob er nicht flüchten muss und außerhalb von Gorthar ein Boot nimmt um nach Khorinis über zusetzten. Des wegen denke ich fast es ist besser wenn wir zurückfahren wie er gesagt hat. Wir können ja in Drakia auf ihn warten. Was hältst du davon ?"
Inzwischen hatten die drei den Hafen erreicht und Caiel lies sich auf einem Steg nieder.

Jibril
23.05.2004, 22:51
Das klang logisch, einfach nur Warten würde sowieso nichts bringen und außerdem mussten sie ja auch irgendwann wieder mal was essen und vor allem trinken. Vielleicht war es da wirklich ganz gut einfach nach Drakia zu flüchten, obwohl es ja nicht direkt eine Flucht war. Trotzdem hatte sie irgendwie ein Gefühl, als ob sie den Mann, der sie hierher geführt hatte, im Stich lassen würden. Aber es half ja alles nichts, er würde sich nicht helfen lassen. Und eine Nachricht konnten sie ihm auch nicht zukommen lassen. Hoffentlich überlebte er es, vielleicht musste es ja auch gar nicht zu einem Kampf kommen, vielleicht konnten sich die beiden ja friedlich einigen, ja so würde es wohl geschehen, schließlich...aber nein, Kain wollte ihn ja töten, das hatte er gesagt. Oh je, wieso war sie bloß hierher gekommen, im Kastell war immer alles so friedlich gewesen und hier regierte das Gesetz des Kampfes und davon wollte sie gar nichts verstehen.

Mit geduldigen Zügen nahm sie Kirie wieder auf den Arm und streichelte ihr pechschwarzes Fell mit ihren zarten Händen, die aber auch mal wieder gerne Wasser sehen würden. "Na, was würdest du jetzt machen, hm?"
Ein Schnurren von Kirie war eine Antwort, doch sie verstand sie nicht zu deuten und schließlich willigte sie dann ein.

"In Ordnung, aber woher ein Boot nehmen und nicht stehlen?"

Caiel
23.05.2004, 23:12
"Ein Boot stehlen ?" Der junge Dieb lachte und sah sich im Hafenbecken um.
"Hier gibt es zwar genügend Schiffe aber weder du noch ich sehen wie Seeleute aus oder ?"
Caiel er hob sich wieder und machte sich auf den Weg das Hafenbecken entlang. Hier und da blieb er stehen und betrachtete Schiffe.
"Wir suchen uns am besten ein Boot was hinüber nach Drakia fährt. Wie siehts zum Beispiel mit dem da aus ?"
Caiel wies auf ein kleines Schiff welches gerade von ein paar Männern beladen wurde.
Die Seeleute antwortete sogar das sie nach Drakia fuhren als Caiel sie darauf ansprach und das sogar kostenlos.
"Na dann los !" und schon waren die drei an Bord und fuhren gen Drakia.

Griever
24.05.2004, 04:07
Stundenlang standen sie sich gegenüber. Heißer Schmerz brannte in seinen Versen, doch er wagte es nicht, sich zu rühren. Sein Gegenüber schien siegessicher und trotze arrogant dem immer stärker werdenden Wind und dem Regen. Die ganze Zeit schon, warteten sie auf ein Zeichen. Auf einmal erspähte er gildenlose Jäger zwei näherkommende Schemen hinter dem Magier. Diese Ablenkung hätte ihm doch genug sein können... Warum griff er nicht an? Und wer waren die zwei? Sollten Caiel und Jibril etwa doch zurückgekommen sein? Nein, das konnte nicht sein. Beide waren zwar schon besser geworden, doch sie konnten beim besten Willen nicht so weit und hoch springen. Aber er würde nicht flüchten, nicht noch einmal.
"Wir sind so schnell es ging gekommen, Meister."
Diese Stimme...
"Xariels Kondition hat nachgelassen."
Dieser Name...
"Schweigt!"
Das konnte doch nicht...
"Seht ihn euch an, er trägt das heilige Schlüsselschwert, das Schwert nach dem ihr so lange gesucht habt... Worauf wartetet ihr noch?! Holt es euch!!!"
Also doch, es waren die Zwillinge, aber warum standen sie als Siegel Beliars und des Schläfers auf der Seite eines Feuermagiers? Gerade noch rechtzeitig wich er nach rechts aus und entkam nur knapp dem Schwert des einen, der auf ihn zustürmte. Während der andere sich in aller Ruhe mit dem sprechen einer Formel begnügte. Eine rote Rauchschwade erschien aus dem nichts und wurde sogleich vom heftigen Wind davongetragen. Ungläubig starrte er auf die vermoderte Fliege.
"Ist drei auf einen euch noch nicht unfair genug?"
"Was ist los mit dir, Hexer? Wo bleibt deine Magie?"
"Was laberst du da, Alter?!"
"Nun gut, dann muss ich wohl andere Methoden anwenden..." Ehe er sich versah, zog etwas heißes an ihm vorbei und hinterließ in dem Dach unter ihm ein großes Loch.
Okay, jetzt war es Zeit zu flüchten. So schnell er konnte, rannte er dem Zwilling in der schwarzen Robe vorbei und sprang aufs nächste Dach. Immer wieder sausten Geschosse an ihm vorbei, selbst wenn sie einen halben Meter an ihm vorbeigingen, spürte er noch die ernorme Hitze. Erschwerend kam die Nässe hinzu, welche die schrägen Ziegel noch rutschiger werden ließ.
Beim Hafen angekommen Sprang er in einer waghalsigen Aktion von einem niedrigeren Dach über den schmalen Gehweg direkt in das nächste, kleine Ruderboot. Mit einem gezielten Schlag mit dem Schwert hatte er das dünne Seil durchgeschnitten und hatte in der nächsten Minute die Ruder in der Hand. Trotz brennender Lunge und schlechter Sicht ruderte er so hastig wie er nur konnte durch den Nebel nach Drakia.

Dark-Druid
26.05.2004, 05:35
Tief gebückt huschte Druid mit zu Boden gesenkter Klinge durch den heulenden Sandsturm, immer die Deckung der vereinzelten Felsen ausnutzend, die in unregelmäßigen abständen wie lange Krallen aus dem toten Boden stachen. Die Schmerzen, die das in seiner Schulter steckende Bolzenstück verursachte, ignorierend, drückte der sich an die rauen Steine um kurz darauf wieder ein Stück weiter zu sprinten. Die leisen Geräusche, die seine Schritte verursachten wurde von den tosenden Kampf- und Windgeräuschen augenblicklich verschluckt. Bald war er vollkommen unbehelligt wieder ans Kampfgeschehen heran, nah genug um erkennen zu können, wer sich wo befand. Einige der fremden Kämpfer standen noch immer um den Käfer herum, welcher wohl bald sein Leben aushauchen würde. Seine Bewegungen kamen mittlerweile langsam und träge, eine Koordination der Angriffe war kaum mehr zu erkennen. Trotzdem war es unbezweifelbar, dass ein einziger Treffer des Ungetüms wohl noch immer ausreichen würde, um einen Menschen in Stücke zu zerreißen. Raven hatte in einiger Entfernung Deckung gesucht und beharkte den Käfer aus der Ferne mit Pfeilen, der Kampf aus der Nähe war wohl nicht sein bevorzugtes Metier. Zwar richteten die Geschosse nicht viel aus, wenn sie auf die Chitinplatten des gepanzerten Leibes trafen, doch ein gut gezielter Schuss vermochte es durchaus, dem seltsamen Insektoiden zu schaden. Dennoch wäre es wohl ratsam, den Drachenjäger, sollte er noch länger bei Druid bleiben, wenigstens in seinen Fähigkeiten im unbewaffneten Nahkampf auf die Sprünge zu helfen...
Marquez, sein Schüler, focht in einigem Abstand mit einem der Fremden. Viel war durch den Sandsturm nicht zu sehen, doch es war unverkennbar, dass Marquez viel gelernt hatte – bald würde Druid seine Ausbildung wohl als beendet erklären. Es gab kaum noch etwas, was er ihm hätte beibringen können, den Rest würde die Zeit und die Erfahrung bringen. Erst jetzt bemerkte der dunkle Krieger, dass Rovan, der schweigsame Gildenlose nirgends zu sehen war. Wo er allerdings war, das fragte der ehemalige Söldner sich nicht unbedingt. Viel zu tun gehabt hatte er ohnehin nie mit ihm, und ein Kampf forderte immer Opfer...
Plötzlich ruckte Druids Kopf herum, fixierte einen der Kultisten, Migal, der sich gerade ein wenig von dem Käfer zurückzog, um auf eine günstige Gelegenheit für den nächsten Angriff zu warten. Er führte einen langen, metallbeschlagenen Kampfstab und trug ein langes, bräunliches Ledercape. Ein brauner Schlapphut zierte sein Haupt. Ruhig richtete der schwarze Krieger auf, der Fremde bemerkte ihn. Ohne das sein Gesicht eine Regung zeigte, ging er auf ihn zu – auch er schien schon zu wissen, das Druid und seine Gefährten hinter der Krone her waren. Langsam beschleunigte der Fremde seinen Gang, steigerte ihn schließlich zum schnellen Sprint. Kurz bevor er Druid erreicht hatte, der noch immer regungslos abwartete, knickte er seine Knie ein und drückte sich kraftvoll vom Boden ab.
Mit einer plötzlichen Bewegung ließ der Krieger sich nach hinten fallen, entging so dem vorstechenden Stabende und riss das rechte Bein schwungvoll in die Höhe. Mit einem erstaunten Aufkeuchen wurde der Fremde weggeschleudert, schlug krachend einige Meter entfernt auf der Erde auf.
Mit einem Satz war Druid wieder auf den Beinen, rannte auf seinen Gegner zu, der mit einer geschmeidigen Drehung wieder auf die Füße kam. Funken stoben auf, als der geschliffene Schwarzstahl kreischend mit den matten Metallbändern des Stabes kollidierte. Blitzschnell riss er die Klinge zurück während er mit einer leichten Körperdrehung der vorstochernden Waffe seines Gegenübers entging, um selbige schließlich mit der freien Linken zu packen und gewaltsam nach vorne zu reißen. Migal jedoch folgte dem Zug, ließ sich um Druid herumdrehen und nutzte den entstandenen Schwung, um mit dem anderen Ende des Stabes zuzuschlagen. Ein unangenehmes Kribbeln kroch den Schwertarm hinunter, als das kühle Metall gegen ihn schlug. Reflexartig gab er die andere Seite frei, konnte nur knapp durch einen Rückwärtssalto der knapp über dem Boden herjagenden Waffe entgehen. Im gleichen Moment, in dem die eisenbeschlagenen Sohlen der schweren Kampfstiefel auf dem staubigen Boden aufsetzten, stieß der Krieger sich schon wieder ab, schraubte sich hoch und streckte im letzten Moment der Drehung sein Bein aus. Mit rasender Geschwindigkeit näherte es sich dem Kopf von Druids Kontrahenten. Dieser bemerkte die Gefahr zu spät.
Krachend fand die Stiefelspitze ihr Ziel an der Schläfe des Kultisten. Er verlor den Boden unter den Füßen, segelte einige Meter durch die Luft, bevor er schließlich auf der Erde aufschlug und noch ein Stück weiterrutschte.
Knirschend gab der Sand unter Druids Sohlen nach, als der Krieger aufsetzte...

Marquez
30.05.2004, 00:05
»Na los, hol’s dir doch wieder!«, rief ihm der Fremde spöttisch zu. Aus der Stimme dieses Mannes waren die Erschöpfung und der Schmerz schon ziemlich gut herauszuhören, sodass dessen Gerede Marquez schon beinahe wieder ermutigte. Seine eigenen Schmerzen waren nunmehr so gut wie erträglich geworden. Warum sollte er diesem großkotzigen Mistkerl also nicht einfach mal zeigen, dass man ihm nicht einfach so das Schwert abnimmt?
Langsam, aber in einer fließenden Bewegung richtete Marquez nun auf und holte tief Luft, als ob er kontrollieren wollte, dass seine Atmung noch funktionierte. Dann aber schob er sich blitzartig in einem Spurt an seinen Gegner heran, sprang ab und versuchte, dem Kultisten sein Knie in die Magengrube zu jagen. Sein Gegner wich jedoch aus, was ihn zum improvisieren zwang, wenn er im nächsten Moment nicht die beiden Dolche in der Seite stecken haben wollte. Noch während der Landung fuhr der Bandit seinen angewinkelten rechten Arm aus, mit dem er die beiden heranschießenden bedolchten Arme des Kultisten sogleich aufhielt und kurz darauf den rechten Arm des Mannes packte. Gleichzeitig drehte er sich ein Stück von seinem Gegner weg und fasste hinter seinem Rücken den linken Arm des Kultisten mit seinem eigenen. Nach einer weiteren schnellen Drehung lagen die beiden Arme auf den Schultern des Banditen, über welche er den Kultisten nun mit aller Kraft seinen Rücken hinaufzog. Eine bald folgende Kopfnuss gegen seinen Hinterkopf erinnerte Marquez daran, dass er trotz dieses cleveren Schachzuges keine Zeit verlieren sollte, sodass er sich sofort bückte und den Gegner über seinen Kopf hinweg abschüttelte, damit dieser eine kleine Rolle vorwärts vollführen konnte und im nächsten Moment machtlos in weiter Rücklage, mit zugewandtem Rücken und hinter sich festgehaltenen Armen vor ihm stand.
Marquez lächelte erleichtert, während er durchatmete. Nicht schlecht, was er da gerade Eigenartiges gemacht hatte. Jedoch konzentrierte er sich nach wenigen Sekunden wieder und fuhr mit seinem fiesen Plan fort: Mit aller aufbringbaren Wucht zog er den Kultisten nun an den Händen zu sich und rammte ihm zugleich sein Knie in den hinteren Teil der Rippen. Als ihm klar wurde, dass ein Stoß wohl nicht reichte, stieß er noch einmal zu. Und dann wieder: Einmal, zweimal, dreimal und mit jedem Mal heftiger, bis der Kultist schließlich vor ihm zusammensackte. Schnell trat Marquez mit einem Bein auf den am Boden liegenden und nahm die beiden Dolche an sich.
»Du darfst nun aufgeben«, rief er überlegen, doch plötzlich hatte den Boden unter den Füßen verloren und schlug hart mit dem Hinterkopf auf. Als er aufblickte, war der Kultist gerade davongestolpert, vermutlich auf der Suche nach Marquez’ Schwert.
Der Bandit schäumte vor Wut. So dumm konnte wirklich nur er sein, sich einfach so das Standbein wegziehen zu lassen. Jetzt galt es, den Schaden zu begrenzen. Er sprang wieder auf, rannte seinem Gegner hinterher und brachte ihn auf halbem Wege zu den Waffen durch das Greifen seiner Beine zu Fall. Noch am Boden bekam Marquez jedoch einen harten Tritt gegen die Stirn, was sich in einer Platzwunde niederschlug und dem Kultisten Zeit gab, sich wieder aufzurichten. Als Marquez es ihm gleichtun wollte und gerade noch so auf die Knie gekommen war, jagte schon ein Bein auf ihn zu, das er nur mühsam durch den Einsatz seiner Arme abwehren konnte. Indem er den Schwung des Trittes nutzte, rollte er sich jedoch schnell nach hinten ab, sprang wieder nach vorn und trat dem Kultisten aus der Drehung in die Magengrube. Doch irgendetwas stimmte da nicht, er bekam sein Bein nicht mehr zurück. Der Kultist hatte den Tritt, der, im Nachhinein betrachtet, gegen das, was Marquez vorhin geleistet hatte, ein Waisenknabe war, abgefedert und hielt das Bein fest mit beiden Händen im Griff. Schnell sprang der Mann nun vom Boden ab, als hätte er sich am Bein des Banditen nach oben gestemmt, und trat ihm beidbeinig in den Bauch, woraufhin sie beide zusammen zu Boden fielen. Ein harter Aufschlag folgte für Marquez. Er blieb völlig kraftlos auf dem Bauch liegen. Zwar konnte er diesmal noch atmen, der Tritt hatte ihm aber trotzdem den Rest gegeben.
Leer starrte er auf den Boden. Er wollte einfach nur noch weg von hier. Irgendwo zu Hause sein, und wenn nicht dort, dann wenigstens auf dem Hof, wo ganz sicher keine kranken Kultisten herumliefen. Vielleicht mal auf die Jagd gehen. Ein plötzlicher Druck auf sein Rückgrat holte ihn jedoch wieder in die Wirklichkeit zurück. Sein Feind kniete auf ihm und hielt ihn dadurch unten.
»Und jetzt, mein Freund, wirst du sterben«, flüsterte er Marquez ins Ohr, setzte sofort seine beiden Hände am Kopf des Banditen an und versuchte, ihn ruckartig nach rechts zu drehen. Marquez schrie auf und hielt mit aller Kraft dagegen. Der Kultist wiederholte es, begleitet von einem barbarischen Schnauben. Marquez wurde panisch, wehrte sich mit Händen und Füßen, es war nun offensichtlich, dass er getötet werden sollte. Wieder ging ein Ruck durch seinen Hals, sein Nacken schmerzte schon gewaltig. Lange würde er das nicht mehr durchhalten. Sein Atem wurde immer hektischer, er kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Der Kultist zerrte inzwischen weiter an ihm. Irgendetwas musste ihm doch einfallen. Plötzlich lenkte ein Funkeln seinen Blick auf einen metallischen Gegenstand, der neben den beiden lag und fast völlig von Asche bedeckt war. Nun schöpfte er wieder Hoffnung, es musste das sein, wofür er es hielt – es musste es einfach sein. Der nächste Ruck durchschoss sein Genick, es war höchste Zeit. Er streckte seinen Arm sogleich so weit nach dem Gegenstand aus, wie er konnte. Sein Feind schien sich nicht dafür zu interessieren, stattdessen drehte er ein weiteres Mal am Hals des Banditen. Marquez ächzte. Er hatte sein Ziel fast erreicht – nur noch ein kurzes Stück trennte ihn von der Erlösung. Mit zusammengebissenen Zähnen bäumte er sich ein hoffentlich letztes Mal auf, stemmte sich nach oben, um den fehlenden Zentimeter zu gewinnen.
Als sein Feind ihn wieder herunterdrückte, war es schon zu spät für ihn. Marquez hatte es. Es war sein Schwert und er hatte es – und ließ nicht viel Zeit verstreichen, bis er es seinem Feind hasserfüllt in den Kopf rammte.

Dark-Druid
18.06.2004, 00:01
Klirrend trafen die beiden Waffen aufeinander, lösten sich in einem Funkensturm, nur um gleich darauf mit einem heftigen Klingen wieder aneinander zu prallen. Mit einer schnellen Drehung wirbelte Druid herum, riss das Bein in die Höhe. Jäh wurde der Ansturm vom Unterarm des Gegners gestoppt, mit einer instinktiven Körperdrehung entging der Krieger einer vorschnellenden Faust, brachte, den Schwung nutzend, einen weiteren, niedriggeführten Schwertstreich an. Mit einem schabenden Geräusch glitt der Schwarzstahl von der steifen Lederpanzerung Migals ab, der herumwirbelte und einen blitzartigen Tritt zu Druids Kopf führte. Krachend fiel er zu Boden, als dieser sich unter dem Bein hindurchdrückte und ihm mit einer hakenartigen Bewegungen das Standbein fortriss. Sofort war der dunkle Krieger über dem am Boden Liegenden, suchend ihn mit einem frontalen Angriff zu durchbohren, als ihm plötzlich durch die beiden vorschnellenden Füße des Stankämpfers die Luft aus den Lungen getrieben wurde und er einige Meter zurückgeschleudert wurde. Ein stechender Schmerz durchzuckte die verletzte Schulter, als er polternd auf der toten Erde aufschlug.
Den Schmerz ignorierend sprang er sofort wieder auf die Beine, gerade rechtzeitig, um das heranschnellende Stabende mit der Klinge zur Seite zu drücken. Sehnige Muskelpakete spannten sich unter der Beinpanzerung, während Druid die Knie ein wenig beugte, sie plötzlich durchstreckte und in einem hohen Salto über Migal hinwegsegelte. Mitten in der Bewegung streckte er sein Bein durch, trat seinem Kontrahenten schwungvoll gegen den Hinterkopf. Knirschend gaben einige Sandkörner unter den eisenbeschlagenen Sohlen des Kriegers nach, als er aufsetzte.
Bunte Sterne explodierten vor Druids Augen, als der mit Metallbändern umschlungene Stab wuchtig mit seiner Schläfe kollidierte. Nur einem Instinkt folgend duckte er sich unter dem zweiten Schlag hindurch, taumelte einige Schritte rückwärts, fing sich jedoch sofort wieder, während sich sein Sichtfeld wieder klärte.
Langsam wanderte Druids Hand an seinen Kopf, richtete dann den Blick auf seine Finger. Blutverschmiert. Ein böses, wölfisches Grinsen legte sich über seine Lippen, als er den Lebenssaft genüsslich ableckte, dann seinen Gegner fest fixierte. Vollkommen ansatzlos stürmte er nach vorne, rannte zwei Schritte, bevor seine Stiefel den toten Boden verließen und Druid schwertvorraus auf Migal zusegelte. Klirrend trafen die Waffen aufeinander, als Druid sich mit wehendem Mantel abrollte, mit einem Tritt in des Gegners Magen wieder auf die Beine kam. Unzählige Funken stoben auf, ein wahres Feuerwerk von Schwerthieben, Schlägen und Tritten prasselte auf den Kultisten ein, der sich der blitzartigen Angriffe des Kriegers kaum noch erwehren konnte. Immer weiter wurde er zurückgedrängt, der breitkrempige Hut hatte sich mittlerweile im tosenden Sturm verloren. Die beiden Kontrahenten tanzen den wirbelnden Tanz des Todes, doch der Sieger schien mit erdrückender Klarheit festzustehen.
Krachend traf die staubige Stiefelspitze mit dem Hinterkopf Migals zusammen, ließ ihn straucheln. Er hatte keine Kraft mehr, die Wut des schwarzen Kriegers schien übermächtig. Ein Tritt in die Kniekehlen warf ihn zu Boden, aus reinem Überlebenswillen kroch er noch ein Stück zurück. Langsam folgte Druid ihm, das Gesicht wieder zur starren, wie aus Granit gemeißelten Maske geformt. Mit einer beiläufigen Bewegung trat er dem Liegenden den Stab aus den kraftlosen Händen, blieb einige Momente neben ihm stehen. Knickte dann die Beine ein, kniete sich auf den zitternden Brustkorb, setzte Trauerschatten an der Stirn seines Gegners an. Ohne eine Regung zu zeigen rammte er den Schwarzstahl ins Gehirn Migals, die Schädelknochen boten der rasiermesserscharfen Klinge kaum Widerstand.
Das schmatzende Geräusch wurde vollends vom Sturm verschluckt, als Druid sich wieder aufrichtete, sein Schwert aus dem toten Körper befreite und sich langsam umblickte.

Marquez
19.06.2004, 22:44
Seine Augen starrten leer hinaus in den Sturm, der ihn mit seinen Aschewolken wie einen einsamen Monolithen umwehte. Marquez dachte an sein Zuhause. Da wäre er jetzt gern gewesen, von da wäre er am liebsten nie in die weite Welt hinausgezogen. Jetzt hatte ihn seine Abenteuerlust so weit gebracht, dass er fernab jeglicher Zivilisation mitten in einem Sandsturm stand und gerade einen Menschen getötet hatte. Er atmete unruhig, aber tief ein und schloss die Augen, um nicht die Nerven zu verlieren. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und blickte er hinter sich. Der leblose Körper des Kultisten, der eben noch versucht hatte, ihn zu töten, lag dort mit einer klaffenden Wunde im Kopf, durch die er langsam ausblutete. Wörter wie »Notwehr« oder »Panik« schossen dem Banditen als Rechtfertigungen durch den Kopf, doch bei dem Gedanken daran, gerade menschliches Leben ausgelöscht zu haben, lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinab. Und je länger er die Leiche betrachtete, desto mehr wandelte sich dieser Schauer zu einer Mischung aus Ekel und Fassungslosigkeit.
Wie kann ein Mensch so blind vor Rage werden und jemand anderem derartig nach dem Leben trachten? Wieso hatte er Marquez keine andere Möglichkeit gelassen, als zuzustechen? Er hatte es nicht tun wollen, es hätte nicht sein müssen.
Der Bandit seufzte. Während er nachdachte, verzerrte sich seine Miene durch seinen Kummer. Sein Atem beschleunigte mit jedem Augenblick, den er seinen leblosen Feind betrachtete, bis er sich plötzlich ruckartig von der Leiche seines Feindes abwandte, ein paar Schritte vorwärts torkelte und dann schließlich kraftlos auf die Knie sank. Seine Sicht verschwamm und als er seine Augen schloss, fand eine einzelne Träne ihren Weg über seine Wange hinab.
»Scheiße«, flüsterte er verwirrt und wischte sich mit der rechten Hand über das Gesicht. Sein Atem beruhigte sich nun wieder ein bisschen und er betrachtete seinen Handrücken. Er war völlig von halb geronnenem Blut, an dem noch ein bisschen Asche des Sturmes klebte, verschmiert. Die Platzwunde an seiner Stirn musste wohl grauenhaft aussehen. Plötzlich aber fuhr Marquez hoch und riss die Augen weit auf. Ein ohrenbetäubendes Dröhnen hallte für ein paar Sekunden durch das Heulen des Sturmes. Kurz nachdem es verklungen war, bebte der Boden und es gab einen Grollen, als hätte man einen ausgewachsenen Troll aus einem Burgturm geworfen. Dann wieder Stille, selbst das Heulen ließ jetzt nach. Es verging nicht viel Zeit, bis es schlagartig ganz verklungen war und die aufgewirbelten Aschewolken zu Boden sanken, um ihn und die Menschen, die sich auf ihm befanden, unter einem leisen Rascheln mit einer hauchdünnen Ascheschicht zu bedecken. Marquez senkte seinen Kopf, um den eingeatmeten Staub lauthals wieder heraus zu husten und als er langsam wieder aufblickte, eröffnete sich ihm der Ausblick auf einen wolkenlosen, geröteten Abendhimmel und die untergehende Sonne, die schon halb hinter dem Horizont verschwunden war. »Es gibt also doch noch Gerechtigkeit...«, murmelte Marquez mit einem hämischen Grinsen und erhob sich, von spontaner Euphorie gepackt, um zu dem Hügel zu laufen, hinter der er die anderen vermutete. Kurz vor der Kuppe warf er sich zu Boden, unterdrückte einen Aufschrei ob seiner schmerzenden Rippen und legte den Rest des Weges kriechend zurück. Mit der nötigen Vorsichtigkeit lugte er schließlich hinter der Kuppe hervor, erschrak jedoch, da er den feindlichen Armbrustschützen in erschreckender Nähe zu sich ausmachen konnte. Keine zwanzig Meter von ihm entfernt saß er vor einem Stein, zwar mit dem Rücken zu ihm, aber erschien gerade auf jemanden zu zielen. Dieser jemand war kein anderer als Raven, der gerade knappe hundert Meter weiter nichts ahnend seinen Bogen auf den Rücken schnallte.

Beren
10.07.2004, 17:40
Ein dumpfes Geräusch erklang, als der Kahn gegen den steinernen Kai stieß und die beiden Diebe mit rascher Geschwindigkeit die Taue an Land warfen und festbanden, um nicht wieder aufs offene Meer hinaus gezogen zu werden. Beren verließ das Boot als erster und fand sich, nachdem er die kleine steinerne Treppe passiert hatte, die in die Hafengegend führte, in einer atemberaubenden Stadt wieder. Sie war um einiges größer als Khorinis, und ihre Bauten waren atemberaubend, auch wenn manche von ihnen sich nicht im geringsten von den versifften Holzgebilden der kleinen Hafenstadt unterschieden. „Nicht übel“ grinste Beren verschmitzt, als er sich einige Meter bewegte und die Hafengegend genauer inspizierte. Der Kai war gut und gerne drei Mal so lang wie der von Khorinis, und es befanden sich wesentlich mehr übel aussehende Gesellen vor den Kneipen der Gegend. Gelassen klopfte der Tagelöhner seinem Gefährten auf die Schulter, als es auch ihm gelang, die steinerne Treppe zu erklimmen und sich einen Überblick über die Gegend zu verschaffen. „In der Tat, nicht übel...“

ulrich
15.07.2004, 01:49
Als sie ankamen sagte der Mann zu Ulrich in 2 Stunden fahr ich wieder zurück also solltest du dann hier sein.
Ulrich versprach wieder rechtzeitig da zu sein dann ging er durch die grosse stadt an einer Werkstatt blieb er stehen die tür ging auf ein alter mann stand in der tür und sagte: "tretet ein los tretet ruhig ein" ulrich ging hinein er sa viele schöne holzmodelle von Schiffen.Er verbesserte beim mann seine Fähigkeiten so gut das er sogar ein lob vom alten mann bekahm die zwei Stunden vergingen wie im flug rasch rannte er zum hafen und fuhr er zurück nach drakia.

Stevie
18.07.2004, 20:54
Gabor und Stevie hatten die anderen erreicht und Tobi fragte was sie noch gemacht hatten. "Wir haben nur das Ruderboot an Land gezogen und es getarnt," sagte Gabor.

Sie gingen landeinwärts und kamen nach einer Weile an eine Wegkreuzung mit einem Wegweiser, sie nahmen den Weg in Richtung Stadt. Auf dem Weg war niemand ausser ihnen zu sehen.

Von weitem sahen sie schon die Stadtmauer mit dem Tor. Gabor sagte zu Stevie:" Die Mauern und das Tor sind aber groß, größer als die von der Stadt Khorinis." Stevie antwortete:" Das hätte ich auch nicht erwartet." Stevie dachte:"Hohe Mauern bedeuten auch viel Schutz."
Tobi sagte:" Da wird es bestimmt einiges für uns zu holen geben!" Störte fragte:"Was zu holen gibt's da bestimmt, nur wie macht man es unbemerkt?"

Alle hörten auf sich zu unterhalten als sie näher an die Stadtwachen heran kamen. Die Wachen hielten sie an und fragten:"Was wollt ihr in der Stadt!" Tobi antwortete:"Wir sind auf Wanderschaft und suchen Arbeit." Die Wache fragte:" Gehört ihr alle zusammen?" Henry antwortete:" Nein, wir reisen nur zur Sicherheit in der Gruppe, wir kennen uns kaum." Die Wachen ließen sie passieren.

Leila
19.07.2004, 03:15
Da waren sie, Gorthar die Stadt auf der anderen Seite des Fjords. Leila war schonmal hier, allerdings war sie damals ein kleines Mädchen und konnte sich kaum an etwas erinnern. Gorthar gehörte zu den Städten, die ihr Vater eher selten besucht hatte und so lag ihr letzer Besuch schon eine ganz schöne Weile zurück.
Auf den ersten Blick kannte sie sogar überhaupt nichts, es war halt doch schon lange her und damals als das schüchterne Kapitänstöchterchen hatte sie wohl auf ganz andere Dinge geachtet, als die junge abenteuerliche Piraten es nun tat.
Ihr Bogen und ihr Dolch waren nie von ihrer Seite gewichen, seid der Abfahrt aus dem Piratenlager, sie war erstaunlich ruhig gewesen auf der Fahrt, sie hatte es richtig genossen wieder auf See zu sein, schliesslich war dies ihr Zuhause.
Nun hatten sie das Tor hinter sich gelassen und konnten sich alleine auf die Auskundschaftung der Stadt kümmern, Leila, in ihrem eigens genähten, schwarzen Umhang, den sie über einer leichten unauffälligen Lederrüstung trug, die ebenfalls mit schwarzem Stoff umnäht war, sah selbst zwar nicht unauffällig aus, aber da die Kapuze ihre Kopf nicht verdeckte, kamen den Stadtwachen keine Zweifel und wenn, wurden sie mit einem Blinzeln Leilas schnell verdrängt.
"Schaut euch vorallem die Verteidigungsanlagen, also Türme und Mauern an und wie ich so ahne, wirds hier auch ne Festung oder sowas geben!" meinte Greg flüsternd zu seinen Begleitern.
"Gut, dann gehe ich der Mauer nach und seh nach was da so rumsteht an Türmen und Wachpersonal, kommt wer mit?" meinte Leila in ihrem freundlichen und gleichzeitig abenteurlustigen Ton, sofort darauf und schwang den Kopf zur Seite, sodass das ihr schön gepflegtes Haar durch die Luft flatterte, sie lächelte die anderen nun mit ihrer vollen unschuldigen Schönheit an, sodass man kaum glauben konnte, dass das eine Piratin mit Durchschlagskraftt war, die voller Gefahren steckte.

Stevie
19.07.2004, 03:24
Als sie durchs Stadttor gegangen waren, sagte Tobi:"So, wir teilen uns in mehrere Gruppen auf!"
Henry, Gabor und Stevie waren in einer Gruppe. Schon auf dem Schiff hatte Greg zu ihnen gesagt:"Achtet auf wichtige Sachen, wie Lagerhäuser und ihre Bewachung, die Goldschmiede, wenn es eine gibt und alles was ihrgentwie lohnend aussieht."
Sie gingen durch die Gassen zum Hafen hinunter. Auf der Straße war reger Betrieb. An jeder Ecke gab es einen Handwerksbetrieb oder einen Laden. Sie kamen an einer Taverne vorbei die brechend voll war. Stevie dachte:"Also wenns hier nichts zu holen gibt, dann weiß ich's auch nicht."
Als sie beim Hafen waren, sahen sie einige Lagerhäuser. Wachen oder Patroullien waren nur wenige zu sehen, aber es gab zwei Türme an der Hafeneinfahrt. Vom Hafen aus konnte man noch einen Kanal sehen, der wohl zu einem weiteren Hafenbecken führte.

TobiTobsen
19.07.2004, 05:20
Die kleine Gruppe irrte immer noch durch die Gassen der Stadt und schaute sich alles genau an.Mittlerweile war es auf den Straßen leer geworden,ein paar Besoffene torkelten noch rum.Es waren aber vorwiegend nur noch Wachen unterwegs,auf den Mauern,in den Türmen,bei der Festung,in den Gassen,an den Toren...sie waren einfach überall.Da haben sie morgen nur eine Chance,wenn sie die beiden Türme schnell ausschalten und den Überrachungsmoment nutzen würden.Die vielen Truppen müssten sich erstmal sammeln und das Chaos wäre die einzige Möglichkeit,um relativ unbeschadet wieder zu fliehen.

"Ick glob wir ham genuch jesehn,machn wir un widder aufn Rückweech."

Meinte Greg zu den anderen und gab ein Handzeichen,das zum Stadttor zeigte.Die Gruppe machte sich anschließend auf den Rückweg zum Schiff,Tobi war gespannt auf den morgigen Angriff...

Gabor
19.07.2004, 08:45
die Gruppe hatte sich auf den rückweg gemacht und wieder einmal spazierten die piraten und auch die die es nicht waren den nicht einmal gepflasterten weg entlang in richtung des strandes an dem sie angelegt hatten.Gabor steckte sich seine pfeife die er von stevie geschenkt bekommen hatte genüßlich in den mund und zündete sie langsam an.ein langsamer aber dennoch starker zug folgte und wieder einmal versuchte sich Gabor im ringe machen was ihm bisher nur selten gelungen war.Stevie stolzierte die ganze zeit neben Gabor und als er sah wie Gabor an seiner pfeife zog,holte auch er seine pfeife hervor und sprach zu Gabor:

"hey Gabor.ich hab mir doch vor kurzem neuen tabak gekauft weißt du noch?"

"ja klar das war doch an dem tag als du mir die pfeife geschenkt hast."

"genau."

"ja und was ist mit dem tabak?"

"lass ihn uns gemeinsam ausprobieren."

"ja klar.meinst du er schmeckt gut?"

"das will ich hoffen denn der verkäufer hatte mir den besten tabak meines lebens versprochen."

Stevie riss ein stück von dem tabak bündel ab und hielt es mit geöffneter hand zu Gabor.......Gabor nahm dankend an und stopfte den tabak sofort in seine pfeife.standart gemäß zündete er sie an und nahm einen kräftigen zug.lange ließ er den rauch in seinem mund verweilen bevor er ihn wieder herraus stieß um den nächsten zu nehmen.

fast alle schwiegen als sie den bedrohlich wirkenden wald erreichten.eine kurze zeit verweilten sie und starrten einfach nur in die dunkelheit,die in der nacht noch bedrohlicher wirkte als zu der zeit des ersten besuches.Tobi machte den ersten schritt in die dunkelheit hinein und viele andere schritte folgten.langsam durschritten sie den wald und guckten sich aufmerksam um.stille,stille war das einziege was Gabor wahrnehmen konnte.langsam setzte er einen fuß vor den anderen umnicht zu laut zu gehen und doch schnell voran zu kommen.endlich erreichten sie das ende des waldes und so mit löste sich acuh die stille und ei paar piraten ließen sofort etwas von ihren lippen weichen.

weit war der strand nicht mehr entfernt dachte sich Gabor als sie plötzlich auf weichem boden liefen.henry zündete ein fackel an und gab sie Gabor.dann sagte er ihm er solle das boot suchen und schickte ihm Stevie als begleitung....nach etwas such fanden die beiden den platz an dem sie das boot versteckt hatten und befreiten es schnell von der last an ästen die es trug.die beiden zogen das boot in richtung wasser und die anderen piraten stießen schnell zu ihenen.schnell warem alle an bord des ruderbootes und die überfahrt begann.
auf dem meer war es genau so ruhig wie in dem wald den sie vorher durchquert hatten.nur manchmal konnte man einen fisch hören der an der wasser oberfläche nach luft schnappte und dann schnell wieder in den tiefen es meeres verschwand.

es war geschafft,sie hatten die bunte kuh erreicht und waren die leiter zum deck schon herrauf gestiegen als sich die ertsen piraten verabschiedeten und sich schlafen legten.....Gabor konnte noch nihct schlafen er war viel zu aufgeregt denn morgen würde sein erster plünder zug starten und es gab kein zurück mehr.er setzte sich auf eine bank auf dem deck und holte die hilfsmittel die Garos ihm für sein schwert gegeben hatte aus seinem rucksack.dann putzte er sein schwert so gründlich wie es nur ging und rieb es mit etwas öl ein damit es morgen seine ziele auch nicht verfehlte oder sogar nicht verwundete.

nachdem dies geschafft war machte sich auch Gabor auf in sein bett um noch etwas ruhe vor dem sturm zu finden.lngsam gleiteten seine füße über den holzboden des schiffes bis er an seinem bett im manschaftsraum ankam und seine rüstung ablegte.sein schwert verstaute er unter seinen klammoten denn er wollte seinen freund morgen nihct vergessen.nach etwas nachdenken und aufrichten um sich dann wieder hinzulegen schlief Gabor auch schon ein und seine gedanken versanken in den tiefen seines herzens.

Stevie
20.07.2004, 01:38
Greg hatte der Mannschaft am Morgen gesagt, das sie das Schiff tarnen sollten. Stevie verstand erst nicht warum sie das tun sollten und er fragte Tobi, der antwortete:"Ist doch ganz klar damit wir als Handelsschiff getarnt, unerkannt in den Hafen einlaufen können."
Stevie begriff und half mit das Schiff zu tarnen. Stevie sah am Mast hoch und sah noch die Piratenflage im Wind wehen. Er kletterte den Mast hoch und tauschte die Piratenflagge gegen eine von der Stadt Khorinis. Als er sich dabei umsah entdeckte er wie Kapitän Greg und einige andere Piraten zum Strand ruderten.
Stevie fragte Tobi wo Greg hinwollte der sagte :"Ich weiß nicht so genau, aber wir werden es sehen. Jedenfalls hat er gesagt das wir uns in der Stadt treffen."
"Hoffentlich geht alles gut und wir überleben die Sache als reiche Leute", dachte Stevie und war sehr aufgeregt bei dem Gedanke.

Jetzt am Mittag kamen sahen sie schon die Einfahrt vom Hafen, mit den beiden Türmen rechts und links davon. Gabor und Stevie standen an der Reeling und sahen die Wachen auf der Mauer. "Gleich werden wir sehen ob der Plan klappt", sagte Stevie zu Gabor.
Das Schiff fuhr durch die Hafeneinfahrt und wurde dabei von den Wachen scharf beobachtet, aber das Schiff wurde nicht weiter kontrolliert.
Gabor sagte zu Stevie:"So drinnen wären wir!"
"Wenn's raus auch so geht ist's in Ordnung!", meinte Stevie und nickte hoffnungsvoll mit dem Kopf.

machtnix
20.07.2004, 02:44
Henry stand schweigend, wie fast alle, auf Deck und wartete darauf, dass etwas passierte. Aber es kam nichts. Ohne Gefahren passierte das getarnte Piratenschiff an den Türmen vorbei und kam in den Hafen für die alle möglichen Bürger. Überall lagen kleine Fischerboote festgeschnürrt an der Kaimauer, aber es gab auch einige große Handelsschife die hier im Wasser lagen. Um das Hafenbecken herum sah man die viele Häuser der Stadt. Und man sah die große Burg.
Das Boot steuerte mittlerweile einen kleinen Kanal an, der, wie Henry gehört hatte, zm Militärhafen führte. Ein ziemlich riskantes Manöver war das hier schon, aber es wird schon gut gehen. Henry hoffte das jedenfalls. Langsam ließ er seine Hand über sein Schwert fahren und flüsterte dabei: "Hoffentlich muss ich dich nicht benutzen."
Dann guckte er wieder über Bord und sah die schöne Promenade. Überall reiche Händler. "Die werden sich heute Abend ganz schön wundern."
Doch dann entdeckte er etwas abseits ein kleines Trupp dieser scheußlichen ordnungsvernarrten Gardisten. "Wie sie dort brav marschieren. Aber euch werden wir es schon noch zeigen. Euch und dem anderen eingebildeteten Pack."

TobiTobsen
20.07.2004, 03:17
Nachdem er heute morgen den Plan vom Käptn gehört hatte,war er doch ziemlich froh,dass er seine alte Lederrüstung noch mitgeschleppt hatte.Die war nun schon ein paar mal zum Einsatz gekommen und machte auf ihre alten Tage noch einiges mit.
Das Schiff war nun schon fast am Ende des Kanals angelangt und Skip leitete das Wendemanöver ein.Es ging nur langsam von der Hand,da der Kanal doch etwas eng war.Tobi beobachtete sein Umfeld und wartete auf den passenden Moment,um das Schiff unbemerkt zu verlassen.Er war einer der letzten die noch auf dem Schiff waren.
Es dauerte zwar eine Weile,aber nun war er auch endlich an Land gegangen.Er schaute sich ein wenig um und ging rüber zu dem Stand,der in seiner Nähe lag.Er tat so,als ob er sich für die Waren interessieren würde,aber in Wahrheit überlegte er sich gerade,wie er den Händler am schnellsten ausrauben konnte und was die wertvollsten Sachen waren.Er handelte mit seltenen Waren,da war ziemlich viel Krims Krams dabei,aber auch einige gute Sachen und Geld hatte er sicher auch einiges bei sich.
Die anderen hatten sich auch gut verteilt,wie es aussah.Nun hieß es nur noch warten...warten bis das Signal ertönen würde...

Die Piraten
20.07.2004, 03:39
Gellend flogen Skips harte und präzise Kommandos über das Deck. Das Wenden des Schiffes zog sich noch etwas, da der Kanal reichlich eng war, aber da war nichts, was Skip und seine Leute vor Probleme stellen würde. Mit ein paar Haken und langen Rudern wurde sich einfach von der Kaimauer abgestoßen und man beschleunigte somit den Akt des Umkehrens. Während ihrer Fahrt durch den Kanal hatte Skip aufmerksam die Uferpromenade beobachtete. Hier gab es wirklich viele Händler und Stände. Und hoffentlich auch viel Gold. Eine Menge Fischer, aber auch Schneider, Gemüsehändler und allerhand Krimskrams. Sogar einige der Piraten hatte er dort schon zwischen den Menschenmassen herumlaufen sehen. Mehr als ein diskretes Nicken fand nicht statt, um dem Anderen zu bedeuten, dass alles glatt lief. Man wollte ja keinem die Chance geben, Verdacht zu schöpfen. Die Männer hatten sich erfolgreich unter die gorthanische Bevölkerung gemischt und taten nun so, als seien sie Reisende, Kunden oder einfach nur Bürger auf dem geschäftigen Weg zu einem imaginären Ziel.

Als das Schiff in Stellung war, stellte sich Skips auf erhobene Position auf einiger der Kisten und rief übers Deck: „So, Jungs. Den ersten Teil unseres Aufenthalts hier habt ihr Landgang. Pünktlich zum Abendbrot seid ihr wieder da, damit wir morgen ausgeruht die Waren ausladen können! Man sieht sich!“.

Schmok

Stevie
20.07.2004, 04:09
Das Schiff wurde an der Kaimauer festgemacht. Skip hatte allen erstmal Landgang verordnet. Es war ja klar was er damit meinte.

Stevie wollte gerade von Bord gehen, da hörte er Skip hinter sich rufen:"Stevie, komma her!" Stevie ging zu Skip und er sagte:" Du bleibst mal besser hier."
"Wieso.",sagte Stevie mit einem empörten Tonfall,"Das ist ungerecht."
Skip fing an zu grinsen und sagte."Das ist nur zu deinem besten."
"Na toll, auskunschaften darf ich aber nicht kämpfen und stehlen.",murrte Stevie,"Und was soll ich sonst hier tun."
"Hier an Bord gibs genug zu tun wenn's losgeht.",versprach Skip.
Stevie lächelte genervt und dachte."Na, hoffentlich."

Gorthanische Garde
20.07.2004, 04:14
Da schaute Eddie aber nicht schlecht: Zuerst rannte ihn da gestern so ein schmieriger Kerl beinahe über den Haufen und dann davon, als ob Beliar höchstpersönlich mit seinem Zinken hinter ihm her wär und jetzt parkten diese Rabauken auch noch ihren Pott mitten in der Kanaldurchfahrt und wollten offenbar ein Picknick veranstalten. Doch nicht mit Eddie. Er war schon viel zu lange Soldat der hochehrenvollen Garde der unbezwingbaren gorthanischen Hauptstadt und ebenso lange dazu abgestellt, diese Kanaldurchfahrt tagaus, tagein vor Lausbuben und anderem Gesocks zu beschützen.
Mit schnellen Schritten und dem Donnern einer ganzen Ochsenherde stampfte Eddie wutschnaubend auf den metallenen Laufsteg, der in einiger Höhe über den Kanal führte. In der Mitte angekommen, plusterte er sich zu seiner ganzen stattlichen Größe von einhundertzweiundsechzig Zentimetern Höhe und einhundertfünfundvierzig gleichen Einheiten in der Breite auf und brüllte mit zornesrotem Gesicht:
"Ihr Saubuam, wos fäid'n euch ein hia die gonze Einfoart zu blockian? Ihr kinnt hia net einfach so mia nichts, dir nichts parken! Zefix nochamoi, schaut's, dass ihr euern Dreckspott hia raukarrts, bevor i runterkimm und euch zurechtklopf! Ihr Hundszipfi, ihr elendigen! Raus da, aber sofort!"
Dazu stampfte er noch kräftig mit dem Stiefel auf, sodass der gesamte Steg von der Erschütterung dröhnte.

Die Piraten
20.07.2004, 04:33
Was zum angeeiterten Klabautermann-Genital? Etwas irritiert starrte Skip auf den Gardisten und grummelte vor sich hin: „Warum hab ich geahnt, dass diese Sitzpinkler uns auf den Sack gehen werden?“. Es half nichts. Die bunte Kuh musste auf jeden Fall in Position bleiben. Koste es, was es wolle.
„Was jetzt?“, flüsterte Stevie zu Skip und zuckte mit den Schultern, „Verschwinden wir erstmal?“ – „Nichts da! Greg reißt mir den Arsch auf. Wir müssen uns was einfallen lassen. Ne Idee?“. Wieder zuckte er mit den Schultern.

„Buams! Hört ihr nimmer guad?“, brüllte der Spinner wieder vom Steg und drängelte. Also hieß es improvisieren. Skip: „Guten Tag, Herr Waldmeister!“, einige der wenigen Männer, die noch an Bord waren, lachten. „Ähh… Herr Wachtmeister, meine ich natürlich. Wo liegt das Problem?“ – „Wo des problem is? Guckts euch´n Kanal an. Der´s dicht!“ – „Aber, aber. Nicht verzagen, sondern erstmal fragen. hat meine Oma immer schon gesagt, als sie noch sprechen konnte.“, wedelte Skip mit dem Zeigefinger in der Luft herum, „Wir haben nämlich ne Sonder-Genehmigung erwirkt, hier zu parken. Nach Formular dreiundzwanzigstrichzettunterstrichahsieben. Sie können gerne als Autorität an Bord kommen und es sich ansehen.“. Die anderen Männer mussten sich die ganze Zeit das Lachen verkneifen, ob Skips übertrieben affektierter Art. Doch dieser hielt eisern durch und spielte seiner Rolle weiter.
„Sag den Männern, sie sollen sich bereithalten und mit Allem rechnen.“, flüsterte er Stevie zu.

Schmok

Gorthanische Garde
20.07.2004, 04:56
"Eich werd i wos erzein", schnaubte Eddie S. und schien dabei kleine Dampfwölckchen aus Nase und Ohren auszustoßen. "Glei bin i unden und dann kinnt's ihr wos erleb'n!"
Ebenso schnell wie er gekommen war, war der Gardist auch wieder gegangen und polterte mit lautem G'werch die Stufen herab.
"Erwin!", schoss er im Vorbeigehen seinen faulenzenden Kollegen an, der gerade seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Stricken eines neuen Wollpullis verfallen war. "Du gehst da 'nauf und schaust zua, dass diese Säggel sich net einfach vom Acker mach'n!"
Erwin schien zwar alles andere als erfreut über diese Order, setzte sich aber gehorsam mit einem genuschelten "Ja, Boss..." in Bewegung und schlurfte auf den Steg, um dort mit einem Auge dem Entstehen seines neuesten Meisterwerks zu frönen und mit dem anderem den Kahn zu bespitzeln.
Eddie selbst stampedierte währenddessen weiter nach unten, verirrte sich einminutenlang in dem Gewirr der beiden abgrenzenden Gassen (Er war sich sicher, dass die linke der beiden gestern noch nicht dagewesen war...) und donnerte dann mit noch lauterem Getöse zuerst aus der Gasse und dann über den Landesteg aufs Schiffdeck, dessen Planken unter seinen wütenden Schritten erzitterten wie ein Sprungbrett unter den Quadratlatschen eines schwarzen Trolls. Während hinter ihm die Süßwassermatrosen auf den sich unter seinem Gewicht biegenden Planken auf und ab hüpften, rumpelte Eddie mit der Brachialgewalt der Köchin Brummelchen (Name v. Autoren geändert) auf denjenigen zu, der zuvor versucht hatte, seiner Autorität das Wasser abzugraben.
"Wo is jetz der vermaledeite Wisch, der euch Landratten das freie Parken erlauben soll? Raus mit der Sprach, mia pressiert's!"
Um seine Wortgewalt zu unterstreichen, richtete er sich bei diesen Sätzen auf seine Zehenspitzen auf und erreichte dadurch die beachtliche Größe von einhundertvierundneunzig Zentimetern.

- Superluemmel

Die Piraten
20.07.2004, 05:14
„Ich werde den Bengel jetzt unter Deck, nach ganz unten in den Lagerraum bringen. Wenn wir weg sind, folgen uns zwei Männer und machen die Tür hinter sich zu. Damit keiner was hört. Und beschäftigt den Gehirnakrobaten da oben!“

Als die der Gardist bereits an Bord gepoltert kam und in seiner feuchten Aussprache das Deck bewässerte, schaltete Skip wieder vom räuberischen Piraten auf den netten Kapitän um: „Meine Fresse! Denken se doch mal bitte an ihren Blutdruck. Nachher platzen sie noch und der nette Stevie da drüben muss die ganze Sauerei wieder vom Deck wischen.“, entgegnete Skip ganz gelassen. Doch damit erwirkte er genau das Gegenteil des Gesagten… was vielleicht gar nicht mal so unbeabsichtigt war. „I reg mi auf, wann i will. Loass dir des g´sagt sein, do Bursch!“. Skip dachte nicht weiter darüber nach, was Borsch jetzt heißen sollte, sondern antwortete gewohnt gelassen: „Der Wisch is inner Kapitänskajüte bei den anderen Dokumenten. Kommen sie einfach mit, und ich zeig ihn den. Und – schwuppsdiwupps – werden wir unsere Meinungsverschiedenheit geklärt haben.“ Um das Gesagte zu unterstreichen, legte Skip seine Hand freundschaftlich auf die Schulter des Gardisten, nur damit Eddie draufklatschen durfte, damit Skip sie wieder runter nahm.
„Also dann los. Auf dem Weg kann ich ihnen ja was zu trinken anbieten, wir kommen nämlich anner Kombüse vorbei. Haben da in Khorinis nen vorzüglichen Meilßner Hartkotz ausm Weinkeller des Innosklosters mitgebracht. Der wird ihnen vorzüglich munden! Wäre doch gelacht, wenn wir ihren Aufenthalt an Bord nicht etwas schöner gestalten können…“

Schmok

Gorthanische Garde
20.07.2004, 05:50
"Allmächd, nehm'se ihre Pfoten vom Kiddel, sie Dreckbattel! Den hob i heud ersd ozogen, zefix nochamoi! Und glaum's blouß ned, dass se mi mit so ner billigen Mosche rumgkriang kinnt's - Des ziaht bei mir ned!"
Die Nägel einer Planke pfeiften als Querschläger durch den kurzen Gang, als Eddies Geißfuß abermals auf die Planke krachte und der Klügere, in diesem Fall das Brett, nachgab. Diese Kerle wollten ihn wohl verarschen. Aber nicht mit Eddie. Immerhin war er mit allen Wassern gewaschen, die auf dieser Seite des Fjordes angeschwappt wurden.
"Ihr hobt'se woi nimmer alle im Schrank! Zulaufen lassen im Dienst werd i mi! Hokt's no! Damit i die Kutte an'n Nogel hänga ko, oda wos?! Und jetz zeich mir des Gschrieb, bevor i mi vergess! Hosd mi?!"
Mei, mei, mei, dass diese Jungspunde immer so schwer von Begriff sein mussten. Und dann machten sie hintenrum wieder einen auf pampig, das kannte Eddie S. schon. Und wie er diese kleinen miesen Ratten hasste. Um seine Attitüde diesbezüglich gleich dem ganzen Sauhaufen klarzumachen, fuhr er hotzenplötzlich auf dem Absatz herum und brüllte einen Matrosen, der zufällig hinter ihm stand mit ger geballten Macht seines Stimmorgans dermaßen an, dass dem Jungen nur noch die Ohren schlackerten.
"I hob g'nau g'sehn wie du mia hint'rrücks die Zungen nausg'streckt hosd! Noch o Moi und i häng di mit dem Lappen an der Brücken auf, hosd mi! Und jetz' - Zupf' di!"
Kopfschüttelnd stapfte er dem Kerl hinterher, der sich Kapitän zu schimpfen pflegte.
"Und sowas ham'se an Bord", lamentierte er lautstark, "Dasse sich ned amoi seijbst schäma tun! Und dann schaut's hia aus - Wia im letzt'n Saustoi! Ich sag's ihnen im Guaden: Wenn der Zeddel net ordnungsg'mäß ausg'stellt is, dann könne se sich uff was g'fasd machn. Des war b'stimmt wiader dieser Sauhund von Konrad - Wenn i den erwisch..."

- Superluemmel

Die Piraten
20.07.2004, 06:15
Leute gibt’s, die sollten auf der Stelle in einer Methanexplosion verglühen, dachte Skip, als er die Tür zum Inneren des Schiffes aufschlug. „Darf ich bitten?“ – „Du koanns mi moa sonswas, Herrschoafftseidn!“, entgegnete Eddie in seiner Art, die seinen liebevoll gestalteten Charakter doch erst ausmachte, und trampelte durch die Tür. Skip nickte zweien seiner Männer zu, um sicher zu gehen, dass sie ihm gleich folgen werden und verschwand dann ebenfalls von Deck.
„Hoabts ihr aberhaubt n Beleg, doass ihr oach keine Pocken ´neigebroacht habet. Wer weiß, wos i mir hier oanfange kann“, fluchte Eddie den Gang hinunter, während Skip ihm folgte: „Links bitte. Da ist die Treppe. Wir müssen nach unten.“ Eddies Stampfereien hallten durch das ganze Menschenverlassene Schiff. Hier sollten sie ihre Ruhe haben, um Eddie eine kleine Überraschung zu bereiten.
„Noch einen runter. Hier ist bloß die Kombüse. Die wollen sie ja nicht sehen.“ – „So awiat kimmts no´!“
Unten angekommen nahm sich Skip eine Öllampe von der Halterung und übernahm wieder die Führung. „Issn bisschen dunkel hier. Wir haben gerade Probleme mit dem Glaser. Daher haben wir unsere Bullaugen mit Holz auskleiden müssen. Den skeptischen Blick Eddies sah Skip zum Glück nicht und führte ihn zur Nahrungskammer. Gelassen schloss er die Tür auf und machte einen Knicks: „Darf ich erneut bitten? Wir sind in der Kapitänskajüte. Gehen sie ruhig durch, ich mach derweil das Licht an.
Sofort stolperte der Gardist in den Raum, um nicht wertvolle zeit zu verlieren: „Kruzifix no´ammo, is des dungl hia!“
Skip drehte sich um und sah bereits am anderen Ende des dunklen Frachtraumes ein Licht hin und herschwanken. Das würde bedeuten, seine Verstärkung ist auch hier und die Türen sind alle zu. „Wiad des hoit nommma woas? Ich hoab halt a nich n goanzen Tag Zeit!“. Doch als Antwort hörte Eddie nur ein metallisches Sirren, wie ein gezogenes Schwert. In diesem Falle hatte Skip soeben seinen Säbel gezückt: „Oh, du wirst bald sehr viel Zeit haben, Penner…“

Schmogga

Gabor
20.07.2004, 10:35
Gabor war inzwischen auch schon an land gegangen und hatte sich ein wenig in der nachmittags hitze umgesehen.es war hier voll von händlern und natürlich jeder menge wertvoller gegenstände.Gabor versuchte so unauffällig wie möglich zu wirken was ihm auch sehr gut gelang da er ja seine lederrüstung an hatte und etwas wie ein jäger aussah.
langsam und mit prüfenden blicken ging er an den ständen der händler vorbei als ihm ein laden ins auge stach.es war eine schmiede in der sowohl waffen als auch rüstungen hergestellt würden.interressiert trat Gabor über die schwelle des ladens und wurde freundlich begrüßt.

"guten tag.wehrter händler.was führt sie zu uns?"

"nun ja ich wollte mich einmal nach einer neuen rüstung für den kampf umsehen."

"eine rüstung???? für einen kampf??? ich dachte immer das händler leben wäre einfach und schön."

"nun ja auf der hohen see ist es ein wenig anders als hier.da gibts keine garde oder so.nur dich das meer und manchmal piraten."Gabor musste sich das lachen verkneifen als er merkte das er gar nicht auffiel.

"ja sie werden wohl recht haben.also gucken sie sich um wir haben nur das beste vom besten."

"vielen dank.ich werde mich sehr gerne umgucken und vielleicht sogar etwas kaufen."wieder musste er sich das lachen verkneifen als er daran denken musste wie er sich gleich eine waffe schnappen würde und einfach die schönste rüstung mitnehmen würde.

Gabor schaute sich ein bischen im laden um doch entdeckte er nichts besonderes.nur eine rüstung beschäftigte ihn einiege zeit.es war eine rüstung die etwas änlichkeit mit den söldnerrüstungen auf dem hof hatte und doch einen kleinen tick von den rüstungen vom festland hatte.es war einfach ur eine wunderschöne rüstung.die schultern waren durch eisen gesichert und der brustkorb durch eine große eisenplatte die mit einer abbildung eines löwenkopfes verschönert war."die nehm ich mit." dachte sich Gabor und schaute sich dann ein wenig bei den schwertern um.
nach kurzer zeit war ihm auch dort ein wunderschönes schwert (http://www.drachenschmiede.de/shopdeutsch/assets/big/UC_UC1187_g.jpg) aufgefallen. langsam hob er es von seinem platz an der wand und wog es in seiner hand.dann stellte er es mit dem gleichen gedanken wie bei der rüstung wieder hin.nachdem er sich alles begickt hatte und nichts weter fand ging er wieder nach draussen und hielt ausschau nach wervollen gegenständen.er wartete nur noch auf das signal.

machtnix
20.07.2004, 20:20
Henry hatten schon mit einigen seiner Piratenkameraden und sich dann alleine auf den Weg gemacht. Interessiert guckte er jetzt auf die verschiedenen Waren. Teure Stoffe und Gewürze, sowie verschiedene Arten von Nahrung. Manches davon hatte Henry noch nie gesehen. Aber es gab auch einige Stände, oder auch Läden, welche Rüstungen und Waffen zum verkauf anboten.
"Was könnt ich mir denn so holen? Was brauch ich bloß?" murmelte er vor sich hin. Am besten wertvolles Zeug, was er dann auch wieder gut verkaufen konnte. der Pirat schlenderte noch ein bisschen weiter und entdeckte dann ein kleines hölzernes Schild mit der Aufschrift "Goldschmied". Ohne zu zögern betrat Henry die Schmiede.
"Guten Tag, mein Herr." grüßte der Pirat den Schmied.
"Tag, auch. Mit was kann ich Ihnen helfen? Einen schönen Ring oder vielleicht eine Kette für Ihre Liebste?"
"Ich wollte mich nur einmal über die Preise informieren. Was kostet denn so ein wenig verzierter Goldring?" Eigentlich interessiertes es Henry gar nicht so sehr, aber er musste ja irgendwas sagen, solange er sich hier umsehen wollte.
"Na ja, das kann man schlecht so einfach sagen. Aber ein purer Goldring kostet mindestens an die 800 Goldstücke. Je mehr Verzierungen, umso teuerer wird der Ring. Das ist Ihnen ja hoffentlich klar."
"Natürlich ist mir das klar. Bin ja kein Idiot." gab Henry barsch als antwort zurück. Und dann plötzlich hörte er das Signal. Das Hornsignal. Ob es das auch wirklich war? Henry war ein bisschen unsicher, aber als er dann plötzlich einige Schreie von der Promenade hörte, wusste er, es war soweit.
"Ist was mit Ihnen? Sie sehen so nachdenklich aus." fragte ihn wieder der Goldschmied.
"Mit mir ist nichts, aber wenn du dich jetzt wärst ist was mit dir." Henry zog sein Schwert und streckte es in die Richtung des Schmiedes.
"Und jetzt gebe mir den Sack da trüben. Wo ist dein Geld und wo deine schon fertigen Ringe? Beeil, sonst wirst du nie wieder glücklich sein." Eingeschüchtert gab der Schmied zur Antwort. "Da drüben in der Truhe ist mein Gold und in der anderen sind meine fertigen Schmuckstücke. Doch den Schlüssel gebe ich dir nicht. Niemals werde ich das machen." Blitzschnell holte jetzt Henry aus und striff mit der Spitze seines Schwertes den Arm des Schmiedes. Das Hemd des Mannes wurde zerschlitzt und er hat einen kleinen Schnitt im Arm, aber nichts Ernstes.
"Nur eine Warnung. Es ist jetzt nicht die passende Gelegenheit den Held zu spielen." Zittrig holte der Schmied jetzt den Schlüssel unter seinem Hemd heraus und schloss erst die erste Truhe und dann die andere auf. "Kann ich jetzt gehen?" fragte der Schmied zittrig. "Nein", bellte Henry ihn an. "Du füllst jetzt den sack mit dem ganzen Zeug. Dann werde ich wieder gehen." – "Ok." Der Schmied packte sich den Sack und schleuderte das ganze Zeug in den sack hinein. "Gut gemacht. Bis zum nächsten Mal."

TobiTobsen
20.07.2004, 21:35
Es wurde langsam immer dunkler,der Abend rückte näher und Tobi konnte es garnicht mehr abwarten.Er hatte seine Ziele mittlerweile mehrmals beobachtet und war bereit zuzuschlagen."Signal,wo bleibt nur das Signal",sagte er leise vor sich her und knabberte vor Aufregung an seinem Fingernagel.Es war immerhin das erste mal das er sowas tut,andere Leute ausrauben,aber darauf konnte er nun keine Rücksicht mehr nehmen.Mit der Zeit musste er sich wohl dran gewöhnen,dafür waren die Söldner und vorallem die Piraten nunmal bekannt und es gehörte dazu,genau so wie das leichte Leben am Strand...
Die Zeit verging wie in Zeitlupe,so kam es Tobi jedenfalls vor.Er schaute kurz rüber zum Schiff,dass nun schon gewendet hatte und langsam den Kanal zurück zum Zivilhafen fuhr.Plötzlich war es soweit,das Signal ertönte.Es schallte durch die komplette Stadt,man konnte es nicht überhören.Die Leute auf den Straßen schauten um sich und wunderten sich wohl was das sollte.Auch der Händler den Tobi sich als erstes Opfer ausgesucht hatte,war nun etwas abgelenkt.Der Pirat zog sein Langschwert aus dem Beutel,wo die Beutestücke reinsollten und ging mit schnellen Schritten auf den Händler zu.

"Hey!"

...

"Ja du,bleib ruhig und tu was ich sage."

"Wie,was...was soll das?"

Tobi hielt ihm sein Schwert unter die Nase.

"Hiiiil..."

"Hey,noch einen Laut und du bist einen Kopf kürzer!Jetzt bleib ruhig und pack deine wertvollsten Sachen in den Sack hier,dann passiert dir auch nichts."

Der verschreckte Händler brachte kein Wort mehr raus und schmiss seine Waren in den Sack.

"Schneller man,mach hin."

"Ich mach so schnell ich kann."

"Wo ist dein Gold?"

"Welches Gold."

"Frag nicht so dumm."

"Das Geschäft lief die letzten Tage nicht so gut."

"Wers glaubt."

Sagte Tobi wütend und schubste den Händler zur Seite.Er durchsuchte den halben Stand und fand dann unter einem Tuch eine kleine Truhe.Er steckte sie in den mittlerweile vollen Beutel und rannte Richtung Schiff.

"Danke für die freundliche Bedienung,ich empfehl dich weiter."

Meinte der Pirat mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.Er schnallte sich den Beutel auf den Rücken und holte den nächsten aus seiner Tasche und rannte damit auf einen weiteren Händler zu...

Die Piraten
20.07.2004, 21:52
Auf der bunten Kuh…
Mit einem alten Lappen wischte Skip das Blut von seinem Säbel und sprach etwas genervt zu den anderen Beiden: „Das war das. Der macht uns so schnell keine Probleme mehr.“ – „Das kannst du laut sagen. Wenn er die Wunde überlebt, verkaufen wir ihn als Sklaven.“ – „Hast du ihn auch zuverlässig geknebelt?“ – „Klar. Da kommt der in hundert Jahren nich mehr raus.“ – „Gut, dann schnell nach oben. Bevor, wie das Signal verpassen!“. Sofort setzten sich die drei Piraten in Bewegung und liefen eilig zurück zur Treppe, die aus dem Frachtraum führte.
Kaum kam Skip an Deck als Letzter aus der Tür, vernahm er es. Das Horn brummte dumpf durch die Straßen. Drei Mal kurz, dann einmal sehr lang, wie abgemacht. Das hieß, sie mussten sich in Bewegung setzen, denn die Piraten hatten begonnen, die Läden auszurauben. Während die bunte Kuh durch den Kanal fahren würde, würden die Piraten auf Deck springen und so tun, als würden sie das Schiff kapern.
„Los, Los, Männer! Weg hier!“, schrie Skip über Deck und klatschte dabei mehrmals in die Hände, „Beeilung! Wo kein Schnee liegt, n bisschen schneller!“. Sofort rannte die letzte Besatzung, die als Wache und Besatzung dageblieben war, über das Deck. Was zuerst wie völlig konfuses Hin- und Hergelaufe aussah, lichtete sich spätestens, als einige auf die Masten kletterten, um die Segel zu lösen, Andere den Anker lichteten oder einfach nur die Taue einholten. Skip dagegen klemmte sich hinters Steuer und beobachtete aufmerksam die Hafenpromenade. Gleich müssten die ersten Piraten ans Ufer gerannt kommen, spätestens dann musste das Schiff wieder in Bewegung sein. Vereinzelte Schreie panischer Frauen, zauberte Skip ein Grinsen aufs Gesicht.

Derweil an einem Nahrungsmittel-Stand an der Hafenpromenade…
„Jetzt gib schon den blöden Schinken her!“, schrie Juan und spuckte dabei quer über die Auslagen, während er mit seinem Säbel unter der Nase des Händlers herum fuchtelte. Dieser klammerte sich an ein großes Stück Fleisch und flehte: „Bitte, nehmt alles, was ihr seht. Aber nicht den Gewürzschinken. Der ist von den südlichen Inseln und mit edlen Gewürzen gespickt. Ich habe ein Vermögen dafür bezahlt.“ – „Gerade deshalb sollst du ihn mir ja geben!“, schrie Juan noch lauter. Er war sehr in Eile und der Mann kostete ihn nur Zeit, die er nicht hatte. Er hätte doch bei seinem ursprünglichen Plan bleiben sollen und den Käseladen überfallen sollen. Der Besitzer sah zumindest kooperativer aus… was wohl daran lag, dass er steinalt war und aus dem letzten Loch keuchte.
Mit einem Mal tauchte hinter dem Händler ein anderer Pirat auf und schob diesem einen Dolch in den Rücken. Der Getroffene sank zu Boden und der Täter nahm ihm noch unbeeindruckt während dem Sterben den Schinken aus der Hand und warf ihn Juan zu: „Manchmal muss man eben zeigen, dass man es ernst meint.“, zwinkerte er Juan zu. Du hast Recht.“, entgegnete der, „Jetzt schnell, zum Treffpunkt!“

In einer der Gassen…
„Hey, Lady!“, grinste Marco eine stämmige Dame an. Er und Klaas sahen sofort, dass sie zur gehobenen Schicht gehörte; der Schmuck und die Kleidung sprachen Bände. „Nette Klunker hast du da. Gib sie mir!“. Erschrocken blieb sie stehen und starrte die beiden Seeräuber vor sich an: „Lassen sie mich in Ruhe!“. Plump drehte sich die Dicke um und schrie nach Hilfe. Marco und Klaas reagierten sofort und stürzten sich auf sie. „Ehe dir jemand helfen kann, sind wir schon längst über den Fjord.“, lachten sie dreckig und rissen ihr die Juwelen aus dem Dekollete. Klaas genehmigte sich einen Blick in die Handtasche und fand reichlich Goldstücke vor, eine edle Brosche und ein verziertes Büchlein. „Die Firma dankt!“, grüßten die Beiden noch einmal und standen dann wieder hoch.
Just in diesem Augenblick schälten sich zwei Stadtwachen aus den fassungslos gaffenden Bürgern. „Oh Scheiße, weg hier!“, schrie Klaas. Die beiden Seeräuber nahmen die Beine in die Hand und pöbelten sich durch die Menschenmassen in Richtung Kanal. Marco ließ es sich aber trotz der Eile nicht nehmen, einigen der Passanten im Vorbeilaufen die Taschen zu entreißen. „Beeil dich, Klaas. Wir müssen zum Treffpunkt!“

Und an der Hafenpromenade…
Hastig keuchend rannte der junge Jim über die Promenade. Links von sich den Kanal, die bunte Kuh in einiger Entfernung starr im Blickfeld und hinter sich drei wütende Stadtwachen. Lange würde er diese Geschwindigkeit nicht mehr aushalten und seine Haken, die er schlug, um den Passanten auszuweichen, wurden auch immer träger. Schweiß floss ihm ins Auge, als er während dem Laufen über die Schulter sah, um zu sehen, wie groß sein Vorsprung war. Ein Lächeln fuhr über seine Lippen, als er die Stadtwachen erst weit hinter sich sah… bis er umgerissen wurde.
Schwärze umfing ihn, als Jim stöhnend auf dem Boden lag und völlig perplex versuchte, zu sehen, was passiert war. Über, ihm leicht verschwommen, stand eine weitere Stadtwache, die Fäuste in die Hüften gestemmt: „Na du Hans-guck-in-die-Luft? Man sollte aufpassen, wo man hinrennt. Du könntest dir weh tun.“, lachte dieser dreckig und griff Jim rabiat am Kragen, um ihn hochzuheben. Der Pirat war immer noch verwirrt und vermochte sich nicht zu wehren. Doch sein Angst war stärker, als sein Verstand und übernahm die Kontrolle über den Körper. Mit einer schnellen Kopfbewegung nach hinten zerschlug er die Nase der Stadtwache und schälte sich aus dessen Griff, der nun Erschrockenerweise nachließ. „Du kleiner Ratte! Dich wird ich…“. Weiter kam der Soldat nicht, als Jim ihm, um die Sache rund zu machen, noch einmal kräftig in die Männlichkeit trat. Noch bevor die restlichen Stadtwachen aufgeholt hatten, nahm er schnell wieder seinen Sack voller Beute und rannte weiter zum Schiff, dem Treffpunkt.

Schmok

machtnix
20.07.2004, 22:32
Schnell rante Henry mit dem Sack auf dem Rücken aus dem Laden und guckte sich kurz um. Die "Bunte Kuh" hatte sich mittlerweile in Bewegung gesetzt, aber er hatte immer noch Zeit. Schell rannte Henry noch zu einem Fleischhändler. "Hey, du Ratte!" schrie er noch während er auf den armen Händler zu rannte. Um zu gucken wer da schrie, drehte sich dieser um und bekam die volle Kraft eines mit Goldringen und -stücken gefüllten Sack ab. "Netter Effekt. Sollte man öfters verwenden." rief ein anderer Pirat lachend zu Henry. Doch Henry war schon so beschäftigt daran ein paar leckere Würste und einen dicken Schinken zu schnappen, dass er es nicht hörte.
Schnell eingepackt, dann ging es schnell zum Schiff zurück, zu dem Treffpunkt.

Gorthanische Garde
21.07.2004, 00:17
Als Eddie nach zwei Stunden immer noch nicht zurück war, er seinen neuen Strickpulli bereits stolz über dem Wappen des Harnischs trug (Irgendwo hatte er mal aufgeschnappt, dass das der letzte Schrei sein sollte) und dann auf dem Deck dieses ominösen Kanalverstopfers auch noch plötzlich mächtig Verkehr entstand, entwurschtelte sich Erwins Synapsenknoten um zur glorreichen Erkenntnis zu gelangen, dass hier etwas mächtig verdächtig war. Man könnte beinahe meinen, es würde bis zum Himmel stinken. Doch dann bemerkte er, dass der Mief wohl doch eher auf seine Socken zurückzuführen war.
Während mehr und mehr plötzliche Zuwanderer auf das Deck des abdampfenden Kutters sprangen, nutzte Erwin die Gunst der Stunde, um sich unbemerkt aus dem Staub zu machen. Indessen freuten sich die Alarmglocken der Stadt, dass endlich der in den letzten Monaten angesammelte Staub abgeklopft wurde.


An anderer Stelle verfolgte Torgalf einen der unerwartet aufgetauchten Plünderer durch die Enge einer schmalen Gasse. Einen Moment lang spielte der Gardist mit dem Gedanken, die Armbrust zu ziehen und dem Flüchtigen einen Bolzen zwischen die Schulterblätter zu jagen. Doch für das Spannen und Zielen blieb keine Zeit, schon war der Pirat hinter einer Gassenbiegung verschwunden.
"Feuer!", hallte es plötzlich aus der Kluft zwischen den Häusern hervor, in die der Verfolgte vor wenigen Augenblicken abgebogen war.
Torgalf bremste gerade noch rechtzeitig ab, bevor ein Schauer aus Armbrustbolzen aus der Gasse hervorschlug und an der nahen Hauswand zerbarst. Sich den Schweiß von der Stirn wischend, trat er um die Hausecke und grüßte die fünf Gardisten, welche die Gasse blockierten mit kurzem Nicken.
"Sonst keiner hier", meinte er keuchend.
"Der Rest der Bande flieht zu einem Schiff, das gerade den Kanal verlässt!", rief ein weiterer Gardist, der die Straße herabgerannt kam.
"Worauf warten wir dann noch?", knurrte Torgalf, "Lasst uns diesen Ratten zeigen, wer der Herr im Haus ist!"

- Superluemmel

Chast
21.07.2004, 01:04
Chast war nun auch an Land er hatte sich eine Lederrüstung besorgt und versuchte sich unaufelig unter die Leute zu mischen. Ok es ging. Aber Chast war ziemlich nervös. Er beruhigte sich mit dem Gedanken an Gold und Wert Sachen die er Erbeuten würde. Vielleicht würde er ja auch eine gute Rüstung finden.

Also weil es schon dunkler wurde ging er zu einem Waffen und Rüstungs- Händler.

„ Halo ich brauchte eine Rüstung. Eine speziale Rüstung wenn sie verstehen.“

„ Ha gut dann kommen sie bitte mal mit ins Haus ich Glaube ich habe dar etwas für sie“

Er ging ins Haus und Chast folgte ihm. Chast plan schien auf zu gehen. Als der Händler sich über eine Truhe bückte ergriff Chast die Schanks . Er zog sein Schwert und stach dem händler von Hinten sein Schwert in den Rücken.Dann bückte er sich über die Kiste und Kuckte hinein. Da drin lag eine Rüstung .Gold und Silber schimmernd. Auf den ersten blick ein wahres Pracht stück. Aber wenn man genauer ihn kuckte sah man das alles an der Rüstung falsch und billig war. Chast war die Rüstung in die Ecke und Durchsuchte schnell den Händler. Er hatte 300 Gold und einen Goldenen Ring dabei dann machte er sich schnell an die Haus Durchsuchung. Er fand ein Schwert das ihm gefiel und steckte es sich ein. Dann fand er noch 400 Gold eine Lederrüstung die mit Stahl verhärte war und noch einen Goldenen Ring. Dann verließ er das haus. Er ging zum auf die Straße und kuckte sich um da kam noch ein Dicker Kerl heran gewatschelt. Noch ein Händler. Chast ging zu ihm ein Dolch hinterm Rücken.

„ Entschuldigt werter Herr aber fresst das..“

Mit diesen Worten erhob er sein Dolch und donnerte dem Typ gegen die Schläfe. Er Durchsuchte ihn und fand 345 Gold ein Amulett und zwei anscheint Magische Ringe.
Dann hörte er gepolter hinter sich. Eine ziemlich dumm aussehende Stadtwache kam ihm entgegen.“ Mist“ dachte Chast die ganze Aktion mit Haus und allem hatte max. 10 Minuten gedauert. Nun ja allein wie er sein Schwert hielt machte Chast klar das er Kein ungeübter Schwert Kämpfer war. Also würde er whol ganz schnell abhauen müssen

Er hatte Glück das Schiff fuhr gerade unter ihm hindurch so das Chast auf das Schiff drauf springen konnte.
Jetzt nur noch der Teil mit dem Entern und es war Geschafft ....

Die Piraten
21.07.2004, 02:55
Es war soweit, die ersten Piraten sprangen wieder an Bord und damit war es auch für Skip soweit. Jetzt würde sich ja heraus stellen, wie gut ihr schauspielerisches Talent war. Prompt schrie Skip über Bord: „Alarm! Fremde an Bord! Zu den Waffen!“. Die anderen staunten nicht schlecht, als Skip plötzlich seinen Säbel zog und auf die Neuankömmlinge richtete: „Runter von meinen Schiff, ihr Penner!“. Der Pirat, das vor Skip stand wusste nicht recht, was er nun tun sollte. Zwar kannte er den Plan, aber mussten sie unbedingt soweit gehen, dass sie kämpfen mussten? Schulter zuckend ließ er seinen Beutesack auf die Holzdielen fallen und zog sein Schwert. Hilfe suchend starrte der nicht ganz so helle Geselle seine Kollegen an und stotterte dann Skip an: „Öhm… geh mir ausm Wech oder ich schneid dir durch…“. Das klang zwar mehr wie eine Frage, aber Skip spielte unbeirrt weiter: „Ich werd das Deck mit deiner Visage schrubben!“. Um seine Antwort zu unterstreichen, holte er mit dem Säbel aus und schlug zu.
Blut spritzte auf das nasse Holz, als Skip eine klaffende Fleisch-Wunde in den Arm des anderen riss. Der Getroffene riss die Augen auf… fiel dann aber ihn Ohnmacht.
Die anderen Piraten schrieen umher: „Ah Scheiße, er ist verrückt geworden, er wird uns alle nieder metzeln!“. Skip dagegen tat alles daran, dass es echt aussah und schuppste einen seiner Männer, die mit ihm auf dem Schiff geblieben waren, zu den Neuankömmlingen: „Beweg dich und verteidige das Schiff, du Nichtsnutz!“
Der imaginäre Kapitän nahm sich derweil den nächsten der Seeräuber vor, und holte mit dem Säbel aus. Er schlug ab er ins Leere, da dieser nicht ganz so schwer von Begriff war, wie der erste Pirat. Stattdessen rief er zu den Anderen: „Los, jetzt helft mir schon. Der Typ ist irregeworden!“ Jetzt endlich reagierten die Piraten und stürzten sich gemeinsam auf Skip.
Doch dieser ließ sich nicht beirren und kämpfte tapfer gegen die immer größer werdende Übermacht, als immer mehr Piraten wieder mitsamt der Beute auf dem Schiff eintrafen.

Schmogga

Gorthanische Garde
21.07.2004, 03:15
"Die Plünderer haben ein Schiff gekapert!", hallte es über die Köpfe der Gardisten hinweg.
Torgalf und gut ein halbes Dutzend weiterer Soldaten hatten versucht, den Flüchtigen den Weg abzuschneiden und standen nun in leicht gefächerter Formation am Rand des Kanals. Während der gekaperte Kahn träge wie ein zu schwer beladener Packesel auf das Hafenbecken zusteuerte, wurden klackend Geißfüße zurückgerissen. Knarzend spannten sich Armbrustsehnen, Bolzen fielen in die entsprechenden Führungsrinnen und gepanzerte Gestalten sanken auf die Knie, ihre tödlichen Waffen fest im Anschlag.
"Wir können nicht feuern, solange wir keine klaren Ziele haben!", rief einer der Soldaten von der anderen Seite des Kanals.
"Verdammt, die legen die Besatzung doch ohnehin um, sobald sie hier raus sind!"
Torgalf knurrte unruhig in seinen kurzgeschorenen Bart. Eine Entscheidung musste her. Entweder, sie riskierten das Leben der Besatzung und eröffneten das Feuer, oder sie ließen die Piraten ziehen und nahmen in Kauf, dass die Unschuldigen dennoch ermordet oder als Sklaven weiterverkauft wurden.
Verdammt, wie er diese Zwickmühlen hasste...
In diesem Moment kam ein weiterer Gardist angerannt. Nicht zuletzt wegen dem geschmacklosen Strickpulli erkannte ihn Torgalf als Erwin, den Freund des etwas eigenwilligen Eddie S.
"Das sind Piraten! Alle zusammen! Die haben Eddie umgebracht! Knallt sie ab, das ist eine Täuschung!"
"Alle Mann, anvisieren! Ihr habt gehört, was er gesagt hat! Lasst keinen am Leben!", brüllte er zu den restlichen Gardisten, bevor er sich erneut Erwin zuwandte.
"Du läufst auf schnellstem Wege zur Festung und gibst dem Hauptmann Bescheid. Falls die Piraten es bis ins Hafenbecken schaffen sollten, nehmt sie mit den Geschützen aufs Korn!"

- Superluemmel

Leila
21.07.2004, 03:37
Leila hatte die Plünderaktion für sich alleine genutzt, sie war alleien auf Raubzug gegangen und dies auf die ein bisschen andere Weise. Schliesslich konnte sie weder mit einem Säbel umgehen, noch liess es sich mit einem Bogen leicht umgehen wenn alles schnell gehen musste und dazu noch beute gemacht werden musste, also spielte sie die hübsche dame, die den Herren den Bauch aufschlitze, die ihr zu tief in die Augen blickten, dummerweise hatte es in dem Haus, das sie überfiel nicht nur einen Mann gegeben, sondern auch eine Frau.
Diese hatte es weder gerne gesehen, dass ihr Mann Leila in die Augen und sogar noch in ihren Ausschnitt geguckt hatte, noch, dass sie ihm einen Moment später den Dolch in die Bauch gerammt hatte.
In ihrer Not hatte die Frau zur Bratpfanne gegriffen und war wütend auf Leila losgegangen. Diese, natürlich im Kampf mit Frauenwaffen auch ausgebildet, war den ersten Schlägen gekonnt ausgewichen. Doch die Frau war nicht zu unterschätzen gewesen, schliesslich hatte sie mit einem wuchtigen Schlag Leila den Dolch aus der Hand geschlagen, dies liess die junge Frau aber nicht auf sich beruhen und hatte reflexartig das Haar ihrer Kontrahentin gepackt und riss mit aller kraft daran, laut schreiend hatte diese darauf wild um sich geschlagen, worauf Leila das darauf zersauste Haar losgelassen hatte und kurz darauf von der wütenden Frau gepackt wurde, doch bevor diese hatte weiterkämpfen können hatten sich auch schon die spitzen Fingernägel Leilas in die Arme der Überfallenen gegraben, laut kreischend hatte diese losgelassen und war zurückgesprungen, sofort hatte Leila die Pfanne gepackt und der Frau eins übergebraten. Doch so hart Frauen halt waren, hatte sie nur ein wenig getaumelt und hatte noch drei weitere Schläge auf den Schädel gebraucht, bis sie zusammengeklappt war.
Darauf auch wütend und mit zersauster Frisur, hatte Leila dann das ganze Haus nach Wertsachen durchsucht, sie hatte recht viel Glück gehabt, schliesslich hatte sie einen grossen Sack voll Gold zusammen und einen weiteren voller Schmuck, Leila war schon fast draussen gewesen, als ihr der schöne Kompositbogen an der Wand aufgefallen war. Sofort hatte sie ihren Kurzbogen weggeschmissen und den gefunden von der Wand genommen.
Mit den Säcken und dem Bogen bepackt war sie dann den anderen hinterher gerannt um dann die Bunte Kuh zu "kapern".
Während die Piraten so taten als würden sie mit Skips "Handelschiff"-Mannschaft kämpfen, probierte Leila auch gleich ihren neuen Bogen aus und legte auf die Gardisten an, die nun am Wasserrand dem Schiff nachliefen.
Der Bogen war etwas stärker gespannt und anders zu handhaben, aber er passte Leila wie angegossen in die Hände und so traf der erste Pfeil sein Ziel. Er zischte zwischen den Kisten, hinter denen sich Leila versteckt hatte hervor und liess einen der Gardisten zusammensacken und mit einem Pfeil in der Stirne liegen bleiben.

TobiTobsen
21.07.2004, 03:41
Wie es aussah funktionierte das Täuschungsmanöver was sich Greg ausgedacht hatte.Alle spielten mehr oder weniger gut mit,Tobi machte auch einen Schaukampf mit Stevie,damit es so aussah,als ob er ihn angreifen würde.Die Stadtgarde,die sich links und rechts vom Kanal langsam aufstellte hatte den Köder anscheinend geschluckt und ging erstmal nicht weiter gegen die Plünderer vor.
Doch plötzlich rannte ein aufgeregter Gardist auf seine Kollegen zu und schrie zu den anderen,das das ganze nur ein Täuschungsmanöver sei und es alles Piraten sind.Die Stadtwachen erhoben ihre Armbrüste und waren bereit zu feuern.Die Piraten mussten den kleinen Schock erstmal verdauen.Ein Pirat rief über das Deck:

"Mist,den hatte ich ganz vergessen,dieser miese kleine Gardist.Schnell,geht in Deckung und dann nichts wie weg hier!"

Tobi schmiss sich auf den Boden und sah wie neben ihm ein Pirat mit einem Bolzen in der Brust zu Boden ging.Jetzt wurde es brenzlich...

Die Piraten
21.07.2004, 03:51
Mit einem gekonnten Tritt ins Gesicht verabschiedete sich Skip von einem der Männer, die ihn verflogt hatten. Schnell rannte er die Treppe zum Achterdeck hinauf und drehte sich wieder um, nur um erneut einer Horde Piraten gegenüber zu stehen. Bis plötzlich einer von denen umfiel und wie ein nasser Sack auf die Stufen donnerte. „Was zum?“ Skip erkannte erst jetzt, dass ein Bolzen in dessen Körper stach. Ein hastiger Blick ans Ufer gab traurige Gewissheit: die Garde hatte die Armbrüste auf das Schiff angelegt, dass seicht den Kanal entlang schwamm.
„Habt ihr noch alle Socken im Ofen?“, schrie Skip zornesrot ans Ufer. „Wollt ihr uns umbringen? Wenn mit allen Händlern so umgeht, dann geht’s euch bald wie Khorinis!“. Ein lautes Lachen ging durch die Reihen der Soldaten, bis ein stämmiger Mann zurück schrie: „Ihr seid sehr schlechte Schauspieler, ihr vermaledeites Piratenpack!“ – „Euch soll der Blitz beim Scheißen treffen!“, schrie Skip zurück.
War ihr Tarnung damit aufgeflogen? Hatten die Gardisten soeben das Todesurteil der Piraten unterschrieben? Wütend verkrampfte Skip die Hände zu einer Faust, dass die Knöchel weiß hervor traten.
Dann fiel sein Blick auf einen der Gardisten. Es war dieser Kerl, der heute Nachmittag bei Ede war. Wütend schlug er sich gegen die Stirn. Er musste sie verraten haben!

Aber Moment mal! Noch war nicht alles verloren! Skip würde weiter spielen, denn er hatte eine Idee. „Verdammt, ihr müsst uns glauben!“, schrie er über die Rehling, „Wir sind Händler aus Khorinis!“. Doch mehr als ein weiteres Lachen erntete er nicht. Doch jetzt stürzte sich Skip wieder mutig in den Kampf. Er schlug sich durch die Piratenmassen und tat immer noch so, als würde er gegen sie kämpfen. Einige hatten auch noch nicht mitbekommen, dass ihr Plan so gut wie aufgeflogen war und kämpften unter dem Bolzenhagel der Gardisten weiter. Rund um Skip kippten die Leute getroffen um und schrieen. Doch der Kapitän hatte keine Zeit, er suchte Pollo, einen der Piraten. Hoffentlich war der rundliche Kerl mittlerweile schon auf dem Schiff. Und, dank Adanas, da war er und stolperte irritiert über das Deck, Schutz vor den Bolzen suchend.
Skip stürzte sich sofort auf ihn und riss ihn um. Während er so tat, als würden sie kämpfen, zischte er ihm zu: „Hör mir zu, du gehst jetzt in die Nahrungskammer. Da sitzt einer von der Garde, Schnapp dir seine Klamotten und, zieh sie an und komm wieder hoch, dann tust du so, als wärest du einer von ihnen und kämpfst gegen die Piraten!“. Pollo nickte und schmiss Skip von sich. Dann rannte er durch die Tür zum Unterdeck, wie so viele schutzsuchende Piraten.

Einige Minuten später war er wieder auf Deck. Komplett eingepackt in einer gorthanischen Rüstung. Er war zwar etwas kleiner als Eddie, aber vom Umfang her passte es. Der Helm würde hoffentlich genug von seinem Gesicht verdecken, um ihn nicht auffliegen zu lassen. „Eddie!“, schrie Skip übertrieben laut, „Wieder wach? Schnell, wir brauchen deine Hilfe hier drüben!“ und winkte zu sich an die Uferseite des Schiffes. Hoffentlich würde Pollo seine Rolle gut spielen und die Gardisten würden auf ihn aufmerksam werden…

Schmok

Gorthanische Garde
21.07.2004, 04:13
Plötzlich erstarb der Hagel der tödlichen Geschosse. Torgalf presste sich mit dem Rücken an die Frachtkiste, hinter der er Deckung gesucht hatte und zog den Geißfuß seiner Armbrust zurück, während er in seiner Bolzentasche nach neuer Munition kramte.
Die ganze Angelegenheit wurde mehr und mehr suspekt. Erwin war leider schon in Richtung der Festung abgehauen, sonst hätte er mit Eddie reden können. Torgalf hatte keine Ahnung was hier lief. Aber er kannte Eddie gut genug, um überprüfen zu können, ob ihnen hier nur etwas vorgespielt wurde.
"Eddie", rief er aus seiner Deckung hervor, "Welche Farbe hatten deine Würste heute früh?"

- Superluemmel

Die Piraten
21.07.2004, 04:17
Erschrocken hielt Pollo inne und blickte unauffällig zu Skip. Der reagierte jedoch nicht, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Pollo stotterte: "Öhh... weiß?"
Noch bevor Pollo/Eddie fertig war, stach plötzlich eine Klinge von hinten durch seinen Hals. Einer der Piraten hatte ihn von hinten nieder gestochen, um jegliche weitere Frage der Gardisten im Keim zu ersticken.
Wenigstens einer, der mitdenkt, dacht Skip und spielte weiter: "Zu Hülf. Sie haben Eddie erwischt! Wir sind verloren!"

Gorthanische Garde
21.07.2004, 04:36
Leises Gelächter drang aus der Deckung der Gardisten hervor. In der gesamten Garde war Eddies Vorliebe für diese seltsamen, großen und weißen Dinger bekannt und oftmals der Anlass für Spötteleien.
Doch dann kippte Eddie plötzlich vornüber und fiel ins Wasser. Das fanden die Gardisten überhaupt nicht lustig, was wohl auch der Grund dafür war, warum der heimtückische Mörder eine Sekunde später von mehreren Bolzen durchbohrt dem Vorbild Eddies folgte.
"Das reicht!", rief Torgalf wütend.
"Jeder, der in zehn Sekunden noch immer eine Waffe in der Hand hält, wird ohne Umschweife erschossen! Ihr könnt ohnehin nicht entkommen, also macht eure Lage nicht noch schlimmer und gebt auf!"
Torgalf glaubte zwar nicht, dass wirklich irgendeiner der Gardisten riskieren würde, dass die Piraten die komplette Besatzung umbrachten, aber bei diesem Ungeziefer durfte man nicht nachgeben. Da fiel ihm ein: Erwin hatte mittlerweile sicherlich die Festung erreicht. Und die Kerle dort oben hatten klare Anweisung zum Feuern. Sobald der Kahn den Hafen erreichte, drohte eine Katastrophe...

Die Piraten
21.07.2004, 05:04
Mit einem Mal stockte der ganze Tumult und sie starrten auf die Gardisten am Ufer. „S-s-sie schießen wirklich auf uns?“, stotterte Stevie über die Reling. Der grimmige Gardist nickte nur. Sofort reagierten die Piraten und rannten in Richtung Unterdeck. Nur Skip und seine –Mannschaft-, sowie einige der Piraten blieben stehen.
Die lassen einfach nicht locker, dachte Skip. Hoffentlich würden seine Jungs genau so mitdenken, wie die Soldaten. Skip drehte sich um bedeutete den Anderen der falschen Handelsschiffs-Mannschaft, die Waffen weg zu schmeißen. Hinter sich sah er Tobi stehen und zwinkerte ihm unauffällig zu. Hoffentlich würde er sich was einfallen lassen, während Skip sich wieder zu den Gardisten drehte und seine leeren Hände hob.
Mit einem Mal spürte er kalten Stahl am Hals. Doch in Skip war nichts, dass ihn zusammen fahren ließ, stattdessen grinste er innerlich. Es war Tobi, der Skip nun als Geisel und menschliches Schutzschild missbrauchte. Sehr gut, dachte Skip und schrie um Hilfe: „Verdammt! Hilfe! Das habt ihr nun davon!“, fuhr er die Gardisten an. Die anderen der an Deck verbliebenen Piraten schnappten sich nun auch die falschen Händler, und hielten sie zwischen sich und den Gardisten.

Schmokster

TobiTobsen
21.07.2004, 06:22
Die Gardisten kamen wieder ins grübeln,Skips kleiner Plan schien zu funktionieren.Tobi schubste Skip langsam vor sich her und tastete sich vor Richtung Steuer.

"Keine Bewegung!Sehe ich auch nur die kleinste Regung von euch,habt ihr diese unschuldigen Händler auf dem Gewissen."

Schrie Tobi mit ernster Mine zu den Stadtwachen rüber.Der Anführer gab ein Handzeichen an seine Männer,das diese erstmal inne halten sollten.Die anderen Piraten,die ihre eigenen Kollegen in der Gewalt hatten,sahen fragend rüber zu Tobi,dieser nickte ihnen kurz zu und war nun mit Skip beim Steuer angekommen.Mit der freien Hand schnappte er sich unbemerkt das Steuer und lenkte das Schiff langsam Richtung großes Hafenbecken,sie hatten es fast erreicht.Die Gardisten gingen langsam am Rand des Kanals mit...wie lange würde die Aktion noch gut gehen?

Gabor
21.07.2004, 16:54
Gabor war noch etwas durch die stadt gelaufen als er plötzlich ein lautes geräusch hörte.jemand bließ das horn.das müssste es sein,das war das zeichen auf das Gabor gewartet hatte.schnell rann er los zu der schmiede in der er sich ein paar inuten vorher umgesehen hatte.als er die tür schwelle betrat, begrüßte der besitzer des ladens frreundlich und Gabor ging zu der rüstung.

"sagen sie könnten sie die mir mal einpacken?"

"was denn die rüstung?wenn sie die denn bezahlen können mach ich das gerne."

"na klar kann ich bezahlen." Gabor klopfte auf seinen leeren geldbeutel und sprach weiter. "oh und dieses schwert bitte auch noch."
es war das schwert was er schon vorhin gesehen hatte.

"ok, ja, das mach ich gerne." der verkäufer hpackte die sachen nun schnell in einen großen beutel.

"vielen dank.sie sind ein wahrer ehren mann."

Gabor zog sein schwert und spielte etwas damit herrum.

"sagen sie..... hätten sie interresse an diesem schwert?"

"hmmm zeigen sie mal her."

Gabor hielt dem verkäufer das schwert mit der scharfen seite hin und gerade als der verkäufer danach greifen wollte rammte Gabor es ihm durch die brust.Blut spritzte Gabor ins gesicht und errinerte ihn an seine alten zeiten mit schlägereien und so.schnell hatte sich Gabor den beutel geschnappt und rannte nun zu diversen ständen an denen er sich vorher schon irgendwelche amullete und ringe ausgeguckt hatte und ließ diese im lauf in seinen sack fallen.

als Gabor nun das zeichen zum rückzug hörte rannte er so schnell er konnte mit ein paar aufgebrachten händlern im nacken in richtung kanal.als er sah wie das schiff schon langsam fuhr und die stadtwache neben her ging überlegte er sich schnell wie er an den stadtwachen vorbei kommen könnte um dann auf schiff zu kommen.als er nach etwas überlegung zu dem entschluss kam einfach durch die kleine gruppe der garde zu laufen und dann aufs boot zu springen.....kurz atmete er durch und spurtete dann los das schwert fest in der einen hand und der beutel in der anderen.er war kurz vor den Gardisten als sich einer nach ihm umdrehte.Gabor rannte einfach gerade aus weiter doch der Gardist schien nicht wegzu gehen und so rammte ihn Gabor mit seinem ganzen gewicht und seiner ganzen kraft schubste er ihn ins wasser des kanals und sprang dann auf das schiff.....schnell verstaute er seinen beutel unter einer bank und schnappte sich dann einen der als händler getarnten piraten um sich die Garde und ihre bolzen vernzuhalten.
Tobi hatte das steuer übernommen und steuerte die bunte kuh jetzt in richtung des großen hafen beckens.

Stevie
22.07.2004, 01:38
"Oh Mann ist das ein durcheinander.",dachte Stevie. Erst schossen die Gardiste mit Pfeilen, aber sie hörten auf zu schießen als Pollo als Eddi aufs Deck kam.
Es war natürlich nich so schön für Pollo ein Messer in die Kehle zu bekommen, aber es war ja für eine gute Sache und sie hatten etwas Zeit bekommen.
Nun schmissen alle die, ihre Schwerter weg die Händler spielten. Die Piraten nahmen sie sofort als Geisel. Das entspannte zwar die Situation, aber sie waren noch nicht aus dem Hafen.
Sie verließen gerade den Kanal und fuhren in das große Hafenbecken.

Gorthanische Garde
22.07.2004, 03:44
Matt glänzte schwarzer Stahl im blassen Licht der Mondsichel, das goldene Emblem Gorthars funkelte auf dem mehrfach gehärteten Schwarzerz des Brustpanzers. Mit ausdrucksloser Miene beobachtete Telaron das zuvor getarnte Piratenschiff, welches seinen ausladenden Kiel gerade in das weite Becken der gorthanischen Hauptstadt schob.
Sobald die Alarmglocken die Ruhe des städtischen Lebens verdrängt hatten, war der Verkehr im Hafen binnen weniger Minuten zum Erliegen gekommen. Jeder der Kapitäne wusste, dass sein Schiff Gefahr lief, einen Treffer zu kassieren, sobald das Warnfeuer auf dem höchsten Festungsturm entfacht wurde. Schweigend verfolgte Telaron die Fahrt des Piratenschiffes durch das kostbare Fernrohr, das er persönlich damals von General Kaszan Toras überreicht bekommen hatte. Toras hatte damals Gorthar mit seinem Leben vor allen Gefahren und Plünderern, ja sogar den schwarzen Kriegsgaleeren der Orks verteidigt. Bis er damals vor wenigen Jahren zusammen mit seiner Mannschaft auf der Sturmbringer zu einer Reise ins Ungewisse aufgebrochen war.
Nun lag es an Telaron, für die Sicherheit Gorthars zu sorgen. Eine Aufgabe, die er sich sehr zu Herzen genommen hatte. Der Ruf, den General Toras aufgebaut hatte, durfte nicht beschmutzt werden. Egal, welche Ränkespiele die Reihen des Rates korrumpierten. Solange er auf diesen Mauern schritt, würde die Fahne des Herzogtums weiter hochgehalten werden.
"Sind die Geschütze bereit?", fragte er den neben ihn stehenden Artillerieoffizier, ohne den Kopf zu drehen.
"Ja, Hauptmann! Alles bereit, wir warten nur auf euren Befehl."
Noch einmal richtete der Hauptmann seine Aufmerksamkeit auf das Schiffsdeck. Die Gardisten hatten das Feuer eingestellt, nachdem die Piraten die Besatzung als Geiseln genommen hatten. Doch irgendetwas stimmte nicht...
Es dauerte keine zwanzig Sekunden, bis Telaron erkannte, was an dem Bild nicht stimmte: Die Leichen fehlten. Auf dem gesamten Schiffsdeck war keine einzige Leiche zu sehen. Ein paar Blutspritzer hier und da, aber kein einziger Toter. Von den Angreifern schien nicht einmal einer schwer genug verletzt zu sein, um seinen Beinen die Kraft zum Stehen zu rauben. Entweder, die komplette Besatzung bestand aus völligen Taugenichtsen, oder es handelte sich schlicht und ergreifend um eine Täuschung.
Telaron entschied sich für letzteres.
"Eine Kugel direkt vor den Bug, sobald sie eine Schiffslänge aus dem Kanal sind", orderte er den Offizier an.
Dieser gab das Kommando unverzüglich an eines der auf dem Turm stationierten Torionsgeschütze weiter. Falls diese Bastarde wirklich versuchen sollten, die Flucht zu ergreifen, würden sie ihr blaues Wunder erleben. Sobald der erste Schuss in Richtung des Schiffes flog, würden die in den Türmen der Hafeneinfahrt stationierten Soldaten die Sperrkette heben. Und dann saß die Ratte in der Falle.

- Superluemmeo

TobiTobsen
22.07.2004, 04:08
Tobi hatte ein ungutes Gefühl,das große Hafenbecken war nun zwar erreicht,aber irgendetwas kam ihm komisch vor.Er schaute sich hastig um,alles in dieser verfluchten Stadt war auf das Schiff gerichtet,dass konnte nicht gut ausgehen.Und als hätte er es geahnt schlug wenige Augenblicke später eine Kanonekugel direkt im Bug der Bunten Kuh ein.Die Piraten wurden einmal komplett durchgeschüttelt.

"Scheiße,wir sind aufgeflogen! Schnell,hisst alle Segel und dann nichts wie weg hier."

Vom Hafenrand aus kamen nun auch wieder die Bolzen der Gardisten geflogen.Einige Piraten gingen getroffen zu Boden.Tobi stand immer noch am Steuer,obwohl er noch nie ein Schiff gesteuert hatte.Und als ob die Situation nicht schon brenzlig genug gewesen wäre,zogen die Gardisten zwischen den zwei Türmen eine Kette quer.

"Oh nein,was tun wir jetzt,da kommen wir nicht mehr durch."

"Jetzt kann uns nur noch der Käptn helfen."

"Wo ist der Überhaupt?"

Tobi zuckte mit den Schultern und versuchte weiter das Schiff auf Kurs zu halten...

Gorthanische Garde
22.07.2004, 04:28
"Sagte ich nicht vor den Bug?", fragte Telaron mit kritisch hochgezogener Augenbraue den Artillerieoffizier. Dieser konnte nur hilflos mit den Schultern zucken.
"Vielleicht der Wind, Hauptmann. Wird nicht wieder vorkommen!"
Der Hauptmann winkte ab und beobachtete das Geschehen weiter mit dem scharfen Auge des Fernrohres.
"Egal. Sie haben die Tarnung aufgegeben. Feiges Pack, die wollen tatsächlich die Flucht versuchen. Erteilt den Türmen die Feuererlaubnis."
Der Offizier reckte die Hand in die Höhe, um sie kurz darauf in Richtung des Schiffes zu stoßen. Wenige Augenblicke später wurde ein zweites, kleineres Signalfeuer entzündet, welches kurz darauf von den kleinen, flackernden Flammenaugen auf den beiden entfernten Wachtürmen erwidert wurde.
"Torsionsgeschütze, Feuer frei! Und holt mir das Öl."
Klackend verließen weitere Ladungen die Führungsrillen der Torsionsgeschütze. Als die Geschütze auf Telarons Turm das Feuer eröffneten, schien das gesamte Bauwerk unter dem Rückstoß zu erzittern. Heulend glitten die Nickelkugeln durch den sternenklaren Nachthimmel, flogen in hohem Bogen über die glatten Wogen des Hafenbeckens hinweg und schlugen mit lautem Donnern in das Holz und die Ladung des Schiffes ein oder überschütteten den Kahn mit Fontänen aufschäumender See, wenn sie ihr Ziel um wenige Schritt verfehlten.
"Nächste Salve vorbereiten, Öl in Bereitschaft!", bellte der Artillerieoffizier.
"Das Öl erst auf meinen Befehl", gab der Hauptmann ruhig zurück.
Während die letzten Wasserfontänen langsam in sich zusammenfielen, knarzten die verdrillten Seilbündel der Geschütze, als sie sich erneut spannten. Mal sehen, wie lange dieser Kahn durchhielt...

Stevie
22.07.2004, 04:35
Stevie hörte nur eine Donner , dann ein pfeifen und dann platschte das Geschoß vor den Bug. Das Schiff wurde durchgeschüttelt und Tobi reif:" Segel setzen, nicht's wie weg hier!"
Der Pirat der hinter Stevie stand hielt ihm immer noch das Schwert an die Kehle. Dann hörte Stevie ein schwirren und der Pirat wurde von einem Pfeil getroffen. Stevie sah sich um und da lag der Pirat. Stevie konnte aber jetzt nicht überlegen und kletterte wie besessen in den Mast um die Segel zu setzen. Aber das würde ewig dauern weil viel einfach erstmal in Deckung blieben. Immer wieder surrten Pfeile um Stevie. Oben als er gerade ein Segel losmachen wollte sah er die beiden Türme zwischen denen eine Kette gespannt wurde.
Was sollten sie jetzt tun. Sollten sie ihren Gefangen als Pfand benützen oder würde das bei so einer Situation nicht's mehr nützen.
Jedenfalls schossen jetzt die Kanonen von der Festung dauernd und Stevie musste schnell runter vom Mast.

Kapitän Greg
22.07.2004, 05:12
„Verdammt, ich habs gewusst!“, resignierte Greg, „Die habens hier schon verdammt dicke hinter den Ohren…“ – „Was jetzt, Greg?“, fragte Bones, der hinter seine Kapitän stand. Gemeinsam standen die sechs Männer immer noch inkognito an der Kaimauer des Hafenbeckens und starrten auf die bunte Kuh. „Die werden die so was von zusammen schießen…“ – „Halt die Klappe, Matthews. Ich vertrau auf meine Jungs!“, schnauzte Greg zurück, „Die müssen bloß schnell genug hier weg, die bunte Kuh wird schon ein wenig aushalten, bevor sie zu den Fischen geht.“ – „Naja, schnell können sie ja sein… aber das wird sie nicht weit bringen, guck mal nach da vorn!“. Matthews deutete auf die Hafenausfahrt, aus der sich zwischen den beiden Türmen eine imposante Kette aus dem Wasser erhob.
Greg seufzte: „Als ob ich´s nicht gewusst hätte… Das heißt wohl, die Rückversicherung wird aktiv, Männer. Und damit meine ich uns.“, sprach Greg, ohne den Blick von der Hafenausfahrt zu nehmen. Bones schickte flüsternd ein Stoßgebet an Adanos, während Roberts, ein hoch gewachsener, bärtiger Mann kontrollierend nach seiner Waffe griff.
Greg drehte sich wieder um: „Dann los, Jungs. Wir dürfen keine Zeit verlieren und den Jungs da raus helfen.“, Ein betretenes Nicken der anderen Fünf folgte und sie setzten sich in Bewegung, in Richtung eines der beiden Türme. Sie würden die Sache bei der Wurzel packen…

Gabor
22.07.2004, 17:14
boomm und wieder eine kugel im bug und wieder einmal wurden die piraten durchgeschüttelt und mann konnte nicht einmal aus seiner deckung da ja noch die ganzen bolzen und pfeile auf das schiff regneten.es waren so viele man hätte später auf dem deck sammeln gehen können und hätte genug für eine ganze armee zusammen.
und wieder eine kugel diesmal traf sie jedoch nicht sonder flog vor der bunten kuh noch ins wasser und ließ das wasser auf das deck des schiffes spritzen."na toll"dachte sich Gabor."jetzt bin ich nicht nur bald tot sondern auch noch nass und bald tot"

Jetzt sah Gabor auch die kette die nicht mehr weit vom schiff entfernt war.sie versperrte den ausgang des hafens und war an den zwei türmen befestigt.langsam kamen die piraten der kette immer näher und sie drohte das schiff vielleicht sogar einfach in der mitte zu zerreißen oder sonstieges.

"hey stevie.sag mal wo sind eigentlich Greg und so?" rief er stevie zu.

"keine ahnung,ich glaube die sind irgendwo in der stadt."

"sollen wir etwa ohne die abhauen?"

"nein wir sollen doch wieder dahinten halten."er deutete auf das weite meer.

"sag mal die könnten auch mal irgendwas unternehemn." rief er noch zu Stevie als sich plötzlich die kette etwas senkte.

"was ist das denn?"

"hey Tobi gib mal Gas bevor die kette wieder oben ist."

"aye aye"Tobi befahl nun irgend ein komando an den segeln und auf einmal legte die bunte kuh deutlich an geschwindigkeit zu.
sie hatten es fast geschafft,sie waren mit der spitze des schiffes gerade über die kette die jetzt im wasser lag gefahren als sie einen starken ruck spürten.

"was ist das denn jetzt?" hörte man aus irgend einer ecke des schiffes. in der rein zufällig der junge mann namens Gabor saß und so eben auf die schauze geflogen war.langsam und wachsam stand er auf und guckte nach vorne und als er sah das sie gerade von der kette etwas nach oben gezogen wurden traf auch schon die nächste Kanonen kugel das schiff un zerschmetterte das dach des lagerraumes und des mannschafts raumes.

"na toll jetzt können wir ohne dach schlafen!" rief Gabor zu Stevie.

"ich glaube wir haben erst mal andere sorgen."

die spitze des schiffes erhob sich langsam aus dem wasser doch dann kam ein kräftiger windstoß und das schiff drückte sich gegen die kette und gleitete bis zum mittelteil des schiffes über die kette und verharrte nun,wartend auf einen kräftigen windstoß,auf der kette die schon etwas nachgegeben hatte und nun wieder laeicht im wasser lag.

Gorthanische Garde
22.07.2004, 20:50
Keuchend schleppte sich Gorwan vorwärts. Blut sickerte aus seinem Mundwinkel und der charakteristische, metallische Geschmack lag auf seiner Zunge. Doch die gesplitterten Zähne und das blaue Auge waren noch seine kleinsten Sorgen. Viel kritischer war der tiefe Schnitt in seinem Bauch. Der Säbel eines dieser Piratenbastarde hatte eine Schwachstelle in der Seite der Rüstung gefunden und hatte sich tief in seinen Körper gebohrt.
Gorwan spürte den Schmerz kaum. Sein ganzer Körper war taub als ob er stundenlang bewegungslos auf hartem Stein gelegen hätte. Beschissenerweise wusste er, dass ihn das Gefühl täuschte. In Wirklichkeit hatte er wahrscheinlich nur noch wenige Minuten zu leben. Das Blut, das in breiten, pulsierenden Strömen aus der Wunde quoll, war fast schwarz. Gorwan war kein Medikus, aber er hatte in genug Schlachten gekämpft um zu wissen, dass es für ihn keine Rettung mehr gab. Dieser Bastard hatte irgendein lebenswichtiges Organ zerschlitzt und jetzt musste er selbst den ultimativen Preis bezahlen. Das Einzige, was er noch tun konnte, war sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen und noch ein paar dieser Bastarde mit in Beliars Reich zu reißen.
Seine Finger schlossen sich mit der Entschlossenheit eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren hatte, um das Tau der Alarmglocke. Viermal zog er mit der gesamtem, verbleibenden Kraft seines sterbenden Körpers an dem Seil, viermal ließ die gußeiserne Glocke ihren lauten, hellen Klang ertönen - Das Signal, dass Feinde den Turm gestürmt hatten. Nach getaner Arbeit sank Gorwan kraftlos zu Boden.
Die restlichen Mitglieder der Wachmannschaft waren tot oder lagen im Sterben. Gorwan wusste es nicht. Es machte auch keinen Unterschied mehr. Zwei der Piraten lagen mit Bolzen durchsiebt wenige Schritt vor dem Turm im Schlamm, doch der Rest hatte sie überrannt. Gorwan musste zugeben, dass sie das feige Pack unterschätzt hatten. Ein Fehler, den sie mit ihrem Leben bezahlen mussten. Er selbst hatte sich mehr tot als lebendig auf die Plattform gerettet und die schwere Falltür ins Schloss geworfen.
Das Piratenschiff war währenddessen mitten auf die Sperrkette gefahren. Knirschend hatten sich die langen Metalldornen der Kette in den bauchigen Rumpf gegraben und hatten die Flucht der Plünderer im entscheidenden Moment gestoppt. Hoffentlich würde der ganze verdammte Haufen zugrunde gehen. Für ihn selbst gab es keine Rettung mehr...
Holz splitterte, ein Axtblatt schlug durch den massiven, hölzernen Leib der Falltür. In wenigen Sekunden würden die Piraten das vollenden, was sie vor knapp fünf Minuten begonnen hatten...
Wankend erhob sich der Gardist, zwang seine Beine ein letztes Mal, den kurzm vorm Ende stehenden Körper zu tragen. Rote Nebel drohten sein Sichtfeld zu verschleiern, als er mit seinen blutüberströmten Händen nach den Tonkugeln mit dem Feuer Innos' griff. Eine der zerbrechlichen Gefäße rutschte ihm aus der Hand und zerschellte am Boden. Eine schwarze Flüssigkeit kroch aus den Scherben und hinterließ eine hässliche Pfütze auf dem Stein. Gorwan kümmerte sich nicht weiter darum.
Stattdessen hielt er die Lunten der beiden anderen Kugeln in die Flamme des Signalfeuers und schleppte sich dann in Richtung der Falltür. Ein letztes Mal drifteten seine Gedanken zu Fjera. Noch einmal sah er ihr weiches Lächeln, den Glanz der rehbraunen Augen, schmeckte den süßen Honig von ihren Lippen, roch den Blütenduft ihrer Haare.
Die Tür zerplitterte in einem Regen aus Holzsplittern und verbogenen Scharnieren.
Tränen liefen über seine Wangen, doch sein Blick brannte ebenso heiß wie das Feuer in seinen Händen, als er die Tonkugeln hob und schrie:
"Brennt in Beliars Hallen, ihr Bastarde!"


Noch immer ohne sichtbare Gefühlsregung beobachtete Telaron, wie die Plattform des Südturmes in Flammen aufging. Er wusste, was das zu bedeuten hatte. Die Alarmglocke war nicht zu überhören gewesen.
Gorwan und die restlichen Soldaten waren tot. Dort unten war gerade sein Cousin gestorben.
Etwas in seinem Körper schrie gepeinigt auf, wollte in salzigen Sturzbächen aus ihm herausbrechen, der Welt sein Leid mitteilen. Doch die Tränen kamen nicht. Stattdessen fühlte er eine gespenstische Ruhe, als ob seine gesamten Gefühle von einer Sekunde auf die andere erfroren waren.
War es das, was ihm der einsame Schwertmeister vor mehr als einem Jahr erzählt hatte?
Er wusste es nicht. Er wusste nur, was zu tun war.
"Ist das Feuer bereit?", fragte er leise, um das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
"Wir warten nur auf euren Befehl."
"Die beiden östlichen Geschütze um vier Grad nach rechts korrigieren! Lasst sie brennen."
"Lunten entzünden und Feuer!", rief der Artillerieoffizier.
Donnernd entlud sich die aufgestaute Spannung aus den Drehwinden der Torsionsgeschütze. Fünf helle, flackernde Punkte stiegen in flachem Winkel von der Festungsmauer auf, überkreuzten sich teilweise am Scheitelpunkt ihrer Bahn und stürzten dann direkt auf das festsitzende Piratenschiff zu.
Ein letzter Tribut an Gorwan und die anderen Opfer...

- Superluemmel

machtnix
22.07.2004, 21:42
Henry hörte das Rauschen der brennenden Tongefäße schon und drehte sich um als sie einschlugen. Drei der Gefäße hatten getroffen und hatten eine schwarzes zähflüssiges Gemisch auf dem ganzen Schiff verteilt, blitzartig stand die "Bunte Kuh" in Flammen. "Feuer! Feuer!" hörte man immer schreien, doch niemand wusste genau was zu tun war. Einige besonders intelligente Piraten hatten die grandiose Idee gehabt, das Feuer mit draufpinkeln zu löschen. Mit bösen Verbrennungen zwischen den Beinen lagen sie schreiend auf dem Boden.
"Wir müssen die Flammen ersticken, ihr Pfeifen! Das hilft sicher!" kam es von einer Ecke des Schiffes, doch von einer ganz anderen hörte man, dass man Wasser drüber leeren müsse.
"Was denn jetzt!" schrie Henry dazwischen doch niemand hörte auf ihn. Eiegentlich hörte hier niemand mehr auf jemand anderen. Ein totales Chaos aus dem es kein entrinnen gab.
Doch nun kam der Pirat, Schrulle, der die Idee mit dem ersticken hatte, in die Mitte des Schiffes und brüllte rum.
"Wir müssen die verdammten Flammen ersticken! Wasser hilft da nicht viel! Werft irgendwelche Decken oder Kleider ins Wasser und dann werft das nasse Zeug auf die Flammen! Kommt schon! Wir haben keine Zeit zum zögern! Sonst müssen wir alle sterben! Das wollt ihr doch nicht, oder?!" Einige der Piraten hörte sofort auf ihn warfen erste Decken über Bord.

Kapitän Greg
22.07.2004, 22:41
„Roberts!“, schallte es die Wendeltreppe hinunter. Dann war wieder Stille. Einige Sekunden war der Krach von draußen, das Einzige, dass die Stille im Wachturm durchbrach. Dann schrie Greg noch einmal den Namen seines Kollegen und ging prophylaktisch einige Stufen herunter, immer noch nach einer Antwort lauschend. Dann endlich: „Käpt´n?“ erklang es gequält. „Roberts! Was ist da unten los?“ – „Nix, Käpt´n! Matthews und ich haben alles im Griff. Das heißt…mittlerweile bloß noch ich…“. Greg biss sich vor Zorn auf die Lippe, wusste aber, dass es im Moment Wichtigeres gab. Und wenn Matthews nicht umsonst gestorben sein soll, dann hieß es nun handeln. „Roberts, hör zu! Der andere Turm hat die Kette soeben weiter angezogen! Das heißt, sie hängt nun wieder im Weg. Und im Moment hängt unser Schiff darauf fest…. Roberts?“. Wieder einige Momente Stille. Dann erst wieder ein gepresste Antwort: „Bin immer noch da. Käpt´n… hoff ich mal.“ – „Roberts, du musst die Winde wieder herunter kurbeln! Oder unsere Leute werden jämmerlich über den Haufen geschossen!“ – „Aye. Käpt´n Aber ich denke allein schaff ich das nicht mehr… arr… ich brauch Hilfe.“ – „Alles klar, Bones ist grad oben auf der Plattform. Ich komme!“
Sofort rannte Greg so schnell er konnte die Wendeltreppe hinunter. Er kam an jeder Menge Leichen vorbei, die er und Bones auf dem Weg nach oben angerichtet hatten. Es war ein harter Kampf auf dem Weg nach oben, aber glücklicherweise waren sie auf der engen Treppe im Vorteil gewesen, da ihnen ihre Gegner einzeln unterlegen waren.
Unten angekommen, Greg befand sich jetzt etwa auf Meereshöhe, stieß er die blutverschmierte Tür zum Kurbelraum auf, in dem sich auch schon Roberts befand. „Roberts! Du siehst schrecklich aus!“, entfuhr es Greg. „Naja, Käpt´n… die haben den Kurbelraum ganz gut verteidigt, während ihr den Turm sauber gemacht habt!“, keuchte Roberts und schleppte sich zur Winde und klopfte provokativ darauf. Greg starrte noch durch den Raum, gesäumt von Blut und den Körpern gorthanischer Gardisten. Einer der Toten war Matthews. So wie es aussah, ist er wenigstens schnell gestorben…
„Käp´tn?“. Greg konzentrierte sich wieder und schritt hinüber zur Winde. Während Roberts auf der einen Seite die Griffstange in die Hand nahm, tat es Greg auf der anderen Seite.
Gemeinsam fingen sie an, mit alle Kraft die riesige Kurbel zu drehen, und metallisches Klackern ertönte im Takt, als komplizierte Flaschenzüge und Zahnradkonstruktionen die zentnerschwere Kette abrollten. Sie drehten sie komplett herunter, um sich möglichst viel Zeit zu erkaufen, bevor die Gardisten in dem anderen Turm die Kette wieder auf Meeresniveau anziehen konnten.
Als die Kurbel einrastete, fiel Roberts schwitzend auf den Kurbelkasten. Greg stütze dessen Arm über seine Schulter: „Komm schon Roberts. Wir dürfen die Kuh nicht verpassen.“ Gemeinsam schleppten sie sich wieder die Treppe hinauf, während sie Schritte hörten. Es war Bones, der die Wendeltreppe hinunter gestolpert kam. „Dieser blöde Penner!“, fluchte der, „Blöder Pyromane…“. Als Bones in Gregs Sichtfeld gelangte, erkannte der Kapitän der Piraten erst, was mit Bones los war. Seine Kleidung qualmte und verschiedene seiner Körperpartien waren rot angelaufen, wenn sie nicht schon Blasen schlugen. Greg fragte gar nicht erst, was los war, stattdessen rief er: „Los, Bones! Wir müssen hier raus!“ – „Aye! Aber ich bezweifele, dass wir noch durch die Tür können.“ – „Wieso?“, fragte Greg und öffnete eben jene Tür, noch bevor Bones antworten konnte.
Er sah nicht viel, bevor er die Tür wieder schnellstmöglich zu schlug, außer einem Mob Gardisten, der den Fackelgesäumten Weg zum Turm hinauf rannte.
„Tja, Greg.“, zuckte Bones mit den Schultern, „Das wollte ich dir gerade sagen. Die Landratte da oben hat die Alarmglocken betätigt.“ – „Dann los! Weg hier. Dann müssen wir es eben oben versuchen!“, drängelte Greg und wollte Roberts gerade die Wendeltreppe hinauf schleppen, als sich dieser wehrte: „Nein, Käpt´n! Ich werde hier bleiben und… und die Gardisten aufhalten!“. Greg wusste, dass nicht viel Zeit zum Diskutieren blieb, abgesehen davon, dass man Roberts eh nichts ausreden konnte, was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte. Er wünschte ihm noch viel Glück und machte sich dann daran, mit Bones zusammen die Wendeltreppe wieder hinauf zu rennen.

„Schnapp dir eine der Fackeln und mach das Schiff auf dich aufmerksam!“, befahl Greg, noch während er aus der Falltür auf die immer noch qualmende Plattform kletterte. Er hörte nur noch von unten, wie Holz zerbarst und Roberts Kampfschrei ertönte. Hoffentlich würde er den Gorthanern zeigen, woher er seinem Spitznamen „Grizzly“ bekam…

Araskae
23.07.2004, 01:21
Dumpfes Gepolter drang an seine Ohren. Gedämpfte Schreie drangen durch die Planken über ihm. Etwas sagte ihm das hier was schief lief. Stickiger qualm drang unter Deck und ließ ihn husten. "Verdömmt!" stieß er noch halb benommen aus, packte seine noch fast volle Flasche Rum und stolperte nach oben. Beißende Flammen kamen ihm entegegen und leckten an seiner Kleidung. Erschrocken sprang er zurück. "Feuer!" rief er, kam dann jedoch zu der Einsicht das die Manschaft bereits davon Kentniss genommen hatte. Araskae sprang über eine züngelnde Flamme hinweg und suchte sich eine gute Postion um mit der Löschung des Feuers zu beginnen. Ein heißer, schmerzhafter Biss fuhr in sein Bein und ließ ihn fluchen. Er nahm seine Flasche Rum und öffnete sie. " Nimm das !" brüllte er dem Feuer entgegen und leerte die Flacshe im Feuer. "Nöiiinn dü Idiööt !!" hörte ein von der Seite, doch im selben Moment landete der Rum im Feuer und ließ es in einer gewaltigen Stichflamme neu auflodern. "Ups" entfuhr es Araskae. "Was mach ich denn jetzt" flüsterte er leise vor sich hin. Gehetzt sah er sich um und sah wie ein paar Piraten versuchten das Feuer mit Decken zu ersticken. "Feine Idee" sagte zu sich selbst und holte eine Decke aus einer der Kajüten. Schnell warf er sie ins ausgebreiten Feuer. Im ersten Moment dohte das Feuer zu ersticken und Araskae gönnte sich einen triumphierenden blick zu seinen Kollegen. Er beobachtete interessiert wie sie Decken und anderes durchs Wasser schleiften damit es Nass wurde, dann besorgt warum sie das taten. "Ohoh." Das Feuer fraß sich durch die Decke und hüllte sie in einer lodernden Flamme ein. "Verdammt, was mach ich nur" sagte er fassungslos. Doch seine Stimme klang auch leicht amüsisert. Der alkohol hatte seinen Verstand vernebelt und ließ ihn nicht klar denken. Er entschied instinktiv das es das beste wäre zu den anderen zu gehen und ihnen zu helfen, anstatt selbst hand anzulegen. Schnell überquerte er das Deck und half den anderen nasse Decken und Leinen über das Feuer auszubreiten.

Stevie
23.07.2004, 03:39
Stevie rannte runter in den Laderaum und holte noch mehr Decken um das Feuer an Deck zu löschen.
Aber das Feuer fraß sich schneller durch das Holz als man es löschen konnte, einer der Piraten schüttete sogar Grog in das Feuer, was die Flammen noch mehr auflodern ließ.
Henry sagte den Piraten wo sie die nassen Decken hinwerfen sollten. Stevie machte eine Decke nach der anderen nass. Andere holten mit Eimern die an Seilen befestigt waren dauernd Wasser aus dem Meer an Bord. Alle schufteten mittlerweile wie ein Team das sich schon ewig kannte. Denn das Überleben aller stand auf Messer's Schneide.

Auf einmal hörte alle, trotz dem Geschrei an Bord, ein lautes rattern. Es war die Kette. Das war also Greg's Plan: Unter Einsatz ihres Leben's hatten sie den Turm gestümt und die Kette wieder herunter galassen." Die "Bunte Kuh" schüttelte sich und schwamm endlich wieder frei im Wasser.

Stevie wollte schon anfangen zu jubeln als das Schiff wieder frei war, aber er verkneifte es sich schnell. Als er sah das die Segel, die sie gesetzt hatten, brannten. Stevie fiel ein Sprichwort seines Stiefvater's ein, das wie Topf auf Deckel passte und es lautete:
Es gibt Tage an denen du verlierst und Tage an denen gewinnen die anderen
Jedenfalls trieb die "Bunte Kuh" im Wellengang in der Hafeneinfahrt zwischen den beiden Türmen hin und her.

TobiTobsen
24.07.2004, 00:51
Nicht das die immer noch andauernden Schüsse auf das Schiff,die Pfeile und Bolzen der Gardisten,diese dumme Kette die dem Schiff den Weg versperrte,schon genug gewesen wären,nein...nun musste der Kahn auch noch anfangen zu brennen.Zum Glück hatte die Mannschaft schnell reagiert und versuchte mit allen Mitteln das Feuer zu löschen.Nach ein paar Minuten war es unter Kontrolle.Immer wieder vielen einige Piraten den zahlenmäßig übermächtigen Gegnern zum Opfer."Verdammt wir müssen endlich hier weg".Und als ob Tobis Worte erhört wurden,senkte sich die Kette und das Schiff hatte freie Fahrt.

"Das muss der Käptn gewesen sein,Leute wir schaffen es."

"Nur wo ist der Käptn?"

"Er muss dann wohl in einem der Türme sein."

"Da seht doch,eine Fackel im rechten Turm,da müssen sie sein."

Tobi sah es nun auch und versuchte das Schiff so nah wie möglich an den Turm zu steuern,nur wie kommen sie von da oben aufs Schiff?

"Stevie,klettere mal schnell den Mast hoch und versuch ihnen Seile rüberzuwerfen,das ist wohl die einzige Möglichkeit,wie sie aufs Schiff gelangen können."

"Ach und Henry,klemm dich mal hinter eins von den Ballistas,wozu haben wir die Teile,wenn wir sie nicht einsetzen?Versuch eins von den ihren Geschützen zu treffen...!"

Die Flucht war greifbar nahe...

Stevie
24.07.2004, 01:26
"Los, Stevie hol schnell ein Seil und dann ab auf den Mast.",rief Tobi. Stevie wollte erst fragen warum er das tun sollte, weil er doch am löschen war.Dann sah er Tobi an und er zeigte auf den rechten Turm. Stevie sah in die Richtung und verstand. "Mensch, das ist ja Greg!",dachte Stevie und rannte los um ein Seil zu holen.
Stevie kletterte mit dem Seil, auf der Schulter, den Mast hinauf. Oben auf dem Mast sah er Kapitän Greg und winkte ihm.
Greg rief Stevie etwas zu, aber er verstand es erst beim zweiten mal. "Was? Ich soll ihm das Seil rüber werfen? Na, das kann ja heiter werden.",sagte Stevie zu sich selbst.
Stevie versuchte zu werfen, beim ersten mal erreichte das Seil noch nicht einmal den Turm. "Näher ran!" rief Stevie,"Näher ran,Tobi."
Stevie versuchte es noch ein paar mal. Beim sechsten oder siebten Versuch waren sie so nahe das Greg das Seil zufassen bekam. Greg befestigte Seil. Stevie sicherte es am Mast und passte auf das es gespannt war.
Dann endlich konnte sich Greg herüber zum Schiff zu hangeln.

Kapitän Greg
24.07.2004, 03:34
Greg verlies langsam die Geduld.Die Landratte schaffste es einfach nicht,Bones und ihm das Seil rüberzuwerfen.So schwer konnte das doch nicht sein...nach unzähligen Versuchen und wildem Geschrei das Bones ihm entgegenwarf schaffte er es endlich und Greg fing das Seil auf.Er machte es schnell am Turm fest und hangelte sich nach Bones rüber zum Schiff.Nach einiger Zeit hatten sie das Schiff endlich erreicht,ein Wunder das sie dazwischen nicht von den Pfeilen getroffen wurden.

"Tobi,der Käptn ist an Bord,nichts wie weg hier!"

Schrie die Landratte runter zu dem Piraten der am Steuer stand.Dieser gab ein Handzeichen und drehte das Steuer hart Backbord,so das sich das Schiff vom Turm wieder wegbewegte und endlich diesen verdammten Hafen und diese verdammte Stadt verlassen konnte...

Tobi

Stevie
24.07.2004, 04:24
Seit Kapitän Greg auf dem Schiff war, ging das löschten des Schiffes noch schneller.
Die Segel die noch brannten wurden von ihren Befestigungen gelöst und ins Meer geworfen.

Stevie war auf dem Mast geblieben und setzte die Segel die noch nicht brannten, einige Piraten halfen ihn. Die "Bunte Kuh" nahm fahrt auf und entfernte sich langsam von dem Hafen und der Festung. Aber sie waren noch nicht weit genug, den die Geschütze der Festung schossen immer noch.
Einige Geschosse hatten nur knapp ihr Ziel verfehlt. Es ergoß sich jedesmal eine große Wasserfontäne über das Deck wenn das Geschoß ins Wasser flog.

"Knapp daneben ist auch vorbei.",sagte Stevie vor sich hin,"Hoffentlich schießen die weiter so ungenau."
Es dauerte noch bis alle Feuer gelöscht waren. Wenigstens hörten die Kanonen auf zu schiessen. Stevie sah zu Festung zurück, sie waren wohl ausserhalb der Reichweite der Kanonen.

Gabor
24.07.2004, 06:10
endlich war es geschafft,die piraten hatten ihren beutezug wenn auch mit ein paar defiziten ganz glatt durchgezogen und waren jetzt sogar ausserhalb der reichweite der kanonen und schipperten gemütlich auf das weite meer zu.

Gabor stand in der nähe seiner beute wie fast alle piraten und schauten das auch niemand etwas aus ihren beuteln nehmen würde.
auch wenn die geklaute rüstung Gabor noch nicht wirklich passen würde oder er sie noch gar nicht anlegen konnte freute er sich über seine beute.ganz besonders freute er sich über sein neues schwert welches sich schon durch den bautel gefressen hatte und nun helb herraus hing.... ein starkes funkeln erhob sich in Gabors augen als er den von juwelen besetzten Goldkelch sah den er von einem der händler hatte mitgehen lassen und das funkeln verstärkte sich noch als er den ring der etwas magisches ansich hatte und das amullet was eine dunkle energie von sich gab hervor holte.

schnell steckte er wieder alle sachen in seinen beutel und guckte sich nach verletzten um.sein blick schweifte über das deck und er erblickte Stevie der wohl noch sehr fertig war da er sehr beim brand geholfen hatte.schnell ging Gabor zu ihm und fragte ihn ob es ihm gut gehe.Stevie konnte dies mit einem leichten keuchen bejahen und de beiden fingen langsam an sich zu entspannen.endlich war es vorbei und sie konnten sich wieder entspannen oder eher gesagt sie versuchten sich nach diese rasanten flucht zu entspannen.Gabor versuchte seinen beutel etwas hinter seinem rücken zu verstecken da er schon die blicke der anderen sah.doch Stevie ließ sich nicht täuschen, doch bemerkte Stevie auch Gabors angst um seine sachen und deshalb schlug er vor sich ein wenig zu entspannen und ein pfeifen-köpfchen zu rauchen.dies taten die beiden dann auch und setzten sich auf eine bank nahe das ruders das jetzt wieder von Greg dem kaptain geführt wurde.genüsslich zogen die beiden an ihren pfeifen und ließen immer wieder ringe aus rauch aus ihren mündern entgleiten.....nachdem Stevie ihn auf die beute angesprochen hatte führte Gabor stolz seine sachen vor....sein schwert ließ er nun in seinen gürtel gleiten und den rest führte er nur kurz vor und ließ die sachen dann wieder in seinem beutel verschwinden.

Solaufein
31.07.2004, 01:42
"Willst du leben?"
"Leben."
"Willst du es zurück?"
"Zurück."
"Willst du es haben?"
"Haben."
"Was bekomme ich dafür? Deine Seele? Einen Wunsch? Deine Macht?"
"Nichts."
"Oh... ach verschwinde endlich, wir haben keinen Platz für dich, ich hasse euch Zombies, ihr stinkt doch zum Himmel." (Und vor allem wenn sie noch Gehirn haben, dann sind sie die Schlimmsten.)

"Orrrrhhhhh, autsch, ahhh."

Finstere Wolken hatten Regenschauer vom Fjord mitgebracht. Nun entluden sie sich direkt über Gorthar, weder die Stadt noch die umliegenden Gebiete wurden verschont. So dunkel war der Himmel sonst nur in der tiefsten Nacht, jetzt hatten Blitze das Zepter fest umschlungen und der Donner setzte sich die Krone des Herrschers auf, der immer wütend sein sollte. Die Diener der beiden Meister, die Regentropfen, fielen stetig aber ungleichmäßig. Mal wurde es richtig bedrohlich, Unmengen der Flüssigkeit stürzten auf die Erde herab, Millionen kleiner Himmelskrieger, die auf der Erde zerschlagen würden und alle einen sinnlosen Tod sterben sollten. Die Erde, sie fraß alles, wie ein unbändiges Tier. Ein Opfer der beiden Fürsten, doch alles Leben war durch den Regen bedroht, kam er in einer solchen Kraft herunter. Alles was Beine hatte machte sich schleunigst auf diesem Gewitter zu entkommen, die Tiere suchten Schutz im Schoße von Mutter Erde oder unter den Schwingen der mächtigen Wälder, Menschen flüchteten sich in ihre Häuser und Unterstände. Wer jetzt noch draußen war, war entweder ein bemitleidenswertes Opfer des Zufalls Willkür, oder er war ein totaler Vollidiot.
>>Verdammter Dreck, überall, an Armen und Händen, an den Beinen, ja selbst im Gesicht. Ich fresse Dreck! Pfui Teufel, hust!<<
Da lag er, inmitten von Bäumen, direkt auf einer Lichtung, sein Gesicht war mit Erdkruste umschmiert, als ob er den Bodenschatz wirklich essen wollte. Eine schwarze Gestalt, die nur entfernt an einen Menschen erinnerte. Unter dem schwarzen Umhang, der zahlreiche Löcher aufwies, kam eine einst mächtige Rüstung zum Vorschein, doch auch sie hatte ihre besten Tage lange gesehen. Jetzt aber schien dieses Stück Fleisch wieder zu leben, wie lange mochte es dort gelegen - nein vegetiert - haben?
Man konnte es Fortschritt nennen, dass es von einer liegenden Bauchposition langsam hochkam, bis zumindest der Oberkörper wieder stand. Der Körper des Fleischklopses gehörte einem Mann, oder vielmehr einem jungen Mann. Es fehlten die weiblichen Konturen an gewissen Stellen, obwohl man ein Hellseher sein musste, um unter dem verschmierten Gesicht Konturen zu erkennen.
>>Wo bin ich hier? Was ist geschehen und vor allem, wie bin ich hierher gekommen?<<
Stille -
Nur das Donnergrollen antwortete, scheinbar verärgert, dass dieses Lebewesen keinen Respekt hatte und nicht in Unterkünfte floh, auch der Blitz flackerte ein paar Mal auf, verzog sich dann aber wieder.
>>Ahhhhh, Regen, deswegen fühle ich mich so nass.<<, erklang es als Antwort.
Der Mann hatte noch nicht alle Sinne bei sich, so verwirrt war er. Erwacht wie aus einem tiefen Schlaf. Nun aber riss er mit seinen zitternden Händen die Erdkruste von seinem Gesicht, sie wurde vom Regen aufgeweicht und ließ sich gut entfernen. Dicke, zentimeterdicke Schichten voller Schlamm und Steinen kam da runter, aber langsam konnte man das Gesicht wieder erkennen, genau wie die schwarzen Haare, die ebenfalls von brauner Erde umschlungen waren.
>>Wooooooooaaaaaarrrrrr!<<
Der junge Mann stieß einen gewaltigen Schrei in die Ferne hinaus, ein Ausbruch von gewaltigen Eindrücken hatte ihn übermannt, zu viel geschah hier. Instinktiv griff er an die Gürtelseite und zog ein Schwert aus der Scheide, erhob es in die Luft und packte mit der zweiten Hand zu, ehe er das Schwert mit gewaltiger Wucht in den Boden vor ihm rammte und sich mit dem Oberkörper fallen ließ, auf das Schwert stützend.
>>Ich besitze... ein Schwert?<<, stellte er fragend und mit keuchender Stimme fest.
>>Dann bin ich ein Krieger.<<, war seine nächste Vermutung, die immer noch unter dem Einfluss von Verwirrung stattfand.

Es dauerte fünf Minuten, in denen er nichts mehr sagte und sich auch nicht mehr rührte. Der Regen dauerte an, er ließ ihn geschehen, er fühlte sich gut an, Ströme von Erde und Dreck rannen nun zurück auf den Boden. Am Bizarrsten an diesem Abbild waren die schwarzen Haare, die über den Kopf hingen, sie passten nicht in das Bild, als ob sie da nicht hingehören würden.

Der Blitz schlug dicht neben ihm ein, niemand konnte sehen, was er hervorbrachte. Unter dem Haardickicht befanden sich kleine Lücken und im Schimmer des Blitzlichtes sah man diese diabolisch grinsen. Was hatte dies zu bedeuten?
Kurze Zeit später drückten die wieder erstarkten Muskeln den Oberkörper zurück und auch die Kniegelenke spielten mit, so dass der Mann zum ersten Mal aufrecht stehen konnte. Neugierig aber gefasst strich er sich über den Oberkörper, wo eine unebene Stelle war. Eine weiße Masse befand sich darin, aber nichts Bekanntes. Außerdem spürte er vor allem die warmen Füße, als sein Blick zu Boden ging sah er den Grund dafür. Weiße Stiefel. Der Regen hatte ihre dunkelbraune Farbe hinweggespült, aber Reste des Erdreiches klebten noch immer an den Fellstücken. Seine Hose wirkte zerschlissen und alt, hatte aber keine Löcher und war warm und darüber die Rüstung...
>>Stolz musste sie einst gewesen sein. Ich muss sie irgendwann getragen haben, aber jetzt ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Was für eine Ähnlichkeit sie doch mit mir hat. Aber, wer bin ich eigentlich? Ich kann mich nicht erinnern.<<
Der Mann löste die Schnallen der Rüstung und legte sie vorsichtig auf den klatschnassen Rasen, der mittlerweile ein halber Tümpel geworden war und betrachtete ein schwarzes Hemd einfachster Näharbeit. Er zog es aus.
Nun gab es nichts mehr, was den Regen von seinem Körper abhalten konnte, die Tropfen fielen auf die bare Haut und niemand außer ihm selbst konnte dies verhindern. Ausgerechnet in jenem Moment wurde der Regen stärker, der stille Donner kehrte zurück und die Blitze zuckten. Auch die letzten Reste des Erdreichs fielen nun wieder fort, die willkommene Dusche wurde nun mit dem Einsatz von zwei Händen effektiv genutzt. Er fuhr durch die Haare, über die Brust, über das Fell der Hose, die ruhig etwas Dreck behalten durfte. Es war eine stille Reinigung, ohne Worte und Gedanken.

Erst als er sich wieder sauber fühlte, hörte er auf. Es war schwierig, denn Gefühle und Gedanken fielen dem jungen Mann sehr schwer, da war vieles weg.
>>So leer, leer wie ein hohler Baum.<<
Im Wissen über den Regen zog er das schwarze Hemd wieder an. Es war nass, aber es gab ohnehin keine trockenen Körperstellen mehr. Kurz darauf folgte die Rüstung.
Als er das Schwert herauszog und es wieder in die Scheide sausen ließ wirkte das nicht, wie von einem ungeübten Menschen, erste Hinweise, die ihm vielleicht weiterhalfen.

Ohne sich noch einmal umzudrehen ging er nach Südwesten, etwas lag dort, auch wenn es weder ein Gefühl noch ein Gedanke waren, die ihn dazu trieben ausgerechnet nach Südwesten zu gehen.

Hinter ihm schlug der Blitz in einen Baum ein, ein schweres Stück Stamm fiel zu Boden und der Baum begann zu brennen. Zweite weitere Blitze sorgten für das gleiche Ergebnis bei zwei Tannen. Alle Stücke fielen seltsamerweise auf die kleine Lichtung und ließen sie schon nach kurzer Zeit in einem wahren Flammenmeer aufgehen, trotz des Regens schienen die Flammen gut genährt zu werden, es sollte nichts mehr von diesem Ort übrig bleiben und jede Spur vernichtet werden.

Südwesten, immer weiter nach Südwesten.

Solaufein
01.08.2004, 01:52
Der Regen ließ nur langsam nach, aber er wurde stetig weniger, anscheinend war der Kern des Gewitters weiter gezogen und das Schlimmste war überstanden. Nun waren es nur noch mäßige Regengüsse, die auf sein Haupt fielen. Dennoch - seine Haare waren schwer, hatten viel Wasser aufgesaugt und tropften, egal was er dagegen unternahm. Unter der Rüstung fühlte sich das klitschnasse Hemd widerlich an, seine Brust aber auch sein Rücken hatten eine glitschige Schicht angenommen und waren rutschig geworden. Eines war sicher, schwitzen würde er heute nicht mehr. Das Instinktive führte ihn nach Südwesten und nach einem anstrengenden Fußweg erreichte er die Lichtung des Waldes. Seine Füße sackten immer wieder ein paar Zentimeter ein, die Erde hatte sich aufgeweicht und war zu einem Schlammhaufen geworden. Hätte er auf die Ästhetik geachtet, würde er um die weißen Stiefel trauern, doch das war ihm vollkommen egal, er war froh nicht barfuss laufen zu müssen.

Nun aber klatschte sein Fuß in eine dicke Pfütze, die dich in einer Mulde gebildet hatte und Wassertropfen oder eher Drecktropfen spritzen in alle Himmelsrichtungen. Auch die Füße, allen voran die Fellhose waren nass, aber sie trockneten erstaunlicherweise noch am schnellsten oder aber sein Gefühl unterhalb des Magens war taub. Er blieb in diesem Moment stehen und die Rüstung schepperte für einen Moment lang nicht mehr. Jetzt herrschte Stille und Starre am Körper des Fremden, nur sein Brustkorb fuhr langsam auf und ab. Der zerschlissene Umhang hatte es schwer in jenen Stunden, der Wind war leicht und der Regen hätte ihn schwer machen sollen, obwohl er scheinbar unbeeindruckt von Wasser schien. Aber das Stück tat das, für was es einst angefertigt sein musste, es hüllte den Fremden ein und gab seinem Auftreten nur etwas mehr Stolz.
>>Eine Stadt! Das muss mein Ziel sein!<<, stellte er trocken und nüchtern fest. Seine Haare tanzten jetzt etwas nach hinten, ein kühler Luftstrom aus Norden hatte sie erfasst. Sein Gesicht verformte sich zu einer Maske, dann aber schlug die Mimik um und aus zufriedenem Nichts entwickelte sich berechnende Kälte. Er hatte keine Ahnung, was das für eine Stadt war, doch er wusste, dass er dort Antworten und etwas Essen bekommen sollte. Diese Stadt zog ihn an wie das Licht die Pflanzen und so musste er dort hin, er konnte sich diesem Ruf nicht widersetzen.

Die letzten Meter waren die schönsten, denn diese Stadt wurde immer größer und größer. Von dem Hügel aus - und dazu noch bei Nacht - sah es nur noch einer kleinen Befestigungsanlage aus, vielleicht eine Armeegarnison, aber nun gewannen die Mauern immer mehr an Höhe und auch der Umkreis war kaum mehr zu erkennen, es musste eine riesige Stadt sein. Keine Armee konnte sich einen solchen Kasten leisten. Je näher er sich dieser Stadt näherte, desto mehr stieg die Erwartung. Er war nicht auf der Suche nach Antworten nach Fragen, die er sich stellen sollte oder schon gestellt hatte, viel mehr wollte er Perspektiven für die Zukunft finden. Sein Kopf war das was man leer nannte, er wusste nicht mehr woher er kam, was er als letztes tun wollte oder getan hatte und auch nicht, was er die letzten Wochen und Monate gemacht hatte. Dennoch war er gefasst genug um zu wissen, dass er eine Arbeit brauchte, wie die aussah würde ihm diese Stadt schon zeigen. In Städten wimmelte es immer von Arbeit, man musste sie nur erkennen.

Der junge Mann erreichte die erste Stadtseite, die Südseite um genau zu sein, nicht genau. Das Tor hatte er lange vorher gesehen, war aber nicht direkt darauf zugelaufen. Stattdessen blieb er zehn Meter vor dem ersten Mauerstein stehen, um sich diese Anlage anzuschauen. Es waren richtig dicke Mauern, mindestens zwei Meter dick, ungefähr sechs bis sieben Mal so hoch und mit einer lückenlosen Verteidigung versehen. Zinnen gaben den Bogenschützen Deckung und dicke Rundtürme waren makellos in den Verteidigungswall eingebaut, so dass einer angreifenden Streitmacht die Sache schon schwer gemacht wurde.
>>Ich weiß nicht wieso, aber ich fange an diese Stadt zu lieben.<< Wo solche Mauern standen, da musste auch Gold dahinter stecken, denn solche Mauern kosteten viel Gold, kein armes Dörfchen würde sich so etwas mal eben hochziehen können.
Ja, den Instinkt nach bestimmten Dingen hatte er nicht verloren. Er wusste sehr wohl um den Wert von Gold bestimmt und er war darauf erpicht möglichst viele von den gelben Münzen zu sammeln. Allerdings nahm er natürlich auch andere Wertgegenstände. Das Problem würde sich dann nur mit dem Verkauf einstellen, er kannte schließlich kein Schwein hier oder woanders.
Nachdenklich und schon erste Pläne ausbrütend schlenderte er zum Stadttor, wer wäre schon blöd genug da drüber zu klettern, das hatte er gar nicht nötig.

Die Stadtwachen der Anzahl fünf nahmen alle ihre Positionen ein. Selbst bei diesem Sauwetter mussten sie draußen sein, allerdings gab es am Tor genügend Möglichkeiten sich unterzustellen, deswegen war auch keiner der Männer so triefend nass wie er. Einer auf dem Wehrgang mit Armbrust und Fackel, zwei im Inneren des Torraumes mit schwerer Hellebarde, zwei Weitere nun wieder etwas weiter vorn. Ihre Position war nicht so stolz und stramm, wie man es hätte erwarten können, aber ihre Aufgabe war es die Personen die hier rein und raus wollten zu überprüfen und nicht für einen Maler in Pose stehen. Und dann noch bei diesem Sauwetter.
Den Fremden hatten sie schnell im Blick, einer zumindest, doch es gab keinen Grund Reisende aufzuhalten, der Grund entwickelte sich dann, wenn man durch das Tor wollte und genau diesen Anschein machte der Schwarze. Seine Gestalt hätte neutraler nicht sein können, man hätte ihn für einen Landstreicher, einen Dieb, einen seltsamen Krieger oder gar für einen glorreichen Helden halten können. Auf den ersten Eindruck kam es an, wie einen die Wachen am Tor behandelten. Ein reicher Kaufmann würde mit zarteren Händen angefasst, als ein heruntergekommener Säufer. Der Schwarze hatte Glück, der erste Kommandant hielt ihn bei dieser verdammt dunklen Nacht für eine Mischung aus Fremden und Abenteurer, eine Beschreibung die man mehr als bestätigen konnte. Im Katalog der Fremdenbehandlung waren den Stadtwachen alle Freiheiten gelassen - außer Mord und Diebstahl vielleicht -, für Abenteuer galt beinahe das Gleiche. Doch egal wer da vorbeikam, die größte Rolle spielte immer noch die Laune des ersten Kommandanten und dieser hatte heute verdammt schlechte Laune ? eine Gräte beim Karpfen und er hatte sie verschluckt. Jetzt war er verstimmt und seine Männer versuchten schon den ganzen Abend kein Gespräch anzufangen, Latrinendienst war ne scheiß Alternative gegenüber Wachdienst.
>>Halt!<<, war die trockene Begrüßung des Herrn mit dem gorthanischen Stadtwachenharnisch und der verschluckten Gräte.
Der Fremde ging noch zwei Schritte und blieb dann gehorsam stehen. Jetzt bloß nicht zu sehr auffallen.
>>Irgendwelche Waren dabei, die es zu verzollen gibt?<<
>>Nein.<<, lautete die trockene Antwort auf diese Frage. Sah er etwa so aus, als ob er mit wertvollen Gewürzen hier wäre? So ein mieser Bürokrat.
>>Irgendwelche Sklaven dabei?<<
Wieder folgte ein banales >>Nein.<< auf die Frage. Der junge Mann kam sich jetzt schon komisch vor, sah er etwa so aus, als ob er unter seiner Rüstung ein paar Sklaven transportierte? Dennoch blieb er ruhig, mit einem irren Blick auf dem Kommandanten, mit dem er ihn nicht aus den Augen ließ, was scheinbar Wirkung erzielte, denn der Grätenschlucker wich immer häufiger aus. Jetzt dachte er an einen Held - oder an einen nervösen Barbaren. Ihm war beides Recht.
>>Ähm ja. Wenn ihr keine illegalen Absichten habt, könnt ihr passieren. Haltet euch an die gorthanischen Gesetze, Diebe, Mörder und anderes Gesocks wird bei uns einen Kopf kürzer gemacht.<<
>>Danke.<<, der Schwarze musste sich stark ein "Hochwürden" verkneifen, als er seine Schritte durch das Tor lenkte. Ein paar missbilligende Blicke begleiteten ihn und hatten eine ähnliche Funktion wie Dolche im Rücken, doch dies hatte ihn nicht zu interessieren, die erste Hürde war genommen, jetzt standen ihm alle Wege offen. Aus den Worten des Kommandanten leitete er sich den Namen dieser Stadt ab.
>>Gorthar... wir kennen uns noch nicht, das sollte sich ändern!<<

Solaufein
01.08.2004, 09:48
Mit stillen und gemäßigten Schritten ging er seines Weges, eine Stadt, wie er sie noch nie gesehen hatte. Was war das hier bloß? Die größte Stadt der Welt, oder doch nur eine von vielen? Wenn es noch größere Städte geben würde, oh nein, er wollte gar nicht daran denken. Doch die Überwältigung war nur eines von vielen Eindrücken, diese Stadt hatte Gold im Überfluss. Genug also, ihm auch etwas davon abzugeben und wenn es etwas mehr sein sollte, dann würde man nicht nein sagen. Gold bedeutete Einfluss, Einfluss bedeutete Macht. Momentan war Macht ein Grund, warum er hier war, er wollte sie. Verbohrt und vernagelt und nur auf dieses Ziel fixiert war er jedoch nicht. Wenn es ihm hier nicht mehr gefiel, dann würde er einfach weiterziehen. Ein tollkühner Entschluss, dafür dass er gerade im Schlamm aufgewacht war und sich an kaum mehr als einige Bruchstücke erinnern konnte. Aber was soll's, es musste ja irgendwie weitergehen. Und wie er hier so schnell an Macht kommen sollte, das war ihm auch nicht wirklich klar. Aber kommt Zeit, kommt Rat, er war jedenfalls auf dem besten Wege sich wieder einigermaßen zu fangen und zu ordnen. Man, was für ein nasser Dreck, das war ja widerlich. Eine logische Erklärung konnte so lauten:
>>Ich bin raus in den Wald gegangen, vielleicht wollte ich was jagen oder habe jemanden verfolgt. Was auch immer. Jemand muss mir aufgelauert haben, vielleicht Banditen, sie haben mir eins übergezogen und mich verdroschen und ausgeraubt. Ich hab nen üblen Schlag auf den Hinterkopf bekommen und kann mich deswegen an nichts mehr erinnern. Aber... dann müsste mich jemand hier kennen und die Wachen kannten mich schon mal nicht, aber es ist ja auch dunkel. Ach ne, irgendwie hört sich das zu perfekt an.<<

Der Mann verstand es sich im Dunklen zu halten, schließlich erregte ein einsamer Wanderer mitten auf der Straße nur Aufsehen, Aufsehen das er nicht brauchte. Er war kein Dieb und auch keiner dieser... Händler für spezielle Waren, wie es der Kommandant doch so schön ausgedrückt hatte, aber er war dennoch lieber alleine, wenn es keinen Grund gab sich der Öffentlichkeit preiszugeben.
Diese erste Nacht war etwas ganz Besonderes. Zwar konnte man den Prunk der Häuser und Straßenzüge nur schemenhaft erkennen, denn nicht überall brannten Laternen oder einfache Fackeln, aber diese Stadt war dennoch nicht von schlechten Eltern.
>>Gorthar...<<, er flüsterte den Namen noch einmal vor sich her. Dieser Name würde sicher eine große Rolle in seinem weiteren Leben spielen, denn vorerst wollte er hier bleiben. Es gab keinen Grund sofort weiter zu ziehen. Diese Stadt würde morgen früh zu ihrem richtigen Leben erwachen, aber auch jetzt hätte er sicher fündig werden können, wenn er sich nicht so verdammt dreckig und nass gefühlt hätte. Es war nicht gut mit nassen Kleidern herumzuwandeln, eine Erkältung durfte man nicht unterschätzen und außerdem war er sehr müde. Das Waten durch den Schlamm und überhaupt das Gehen hatte viel Kraft gekostet. Der junge Mann spürte in seinen Muskeln und in seinem Inneren große Energiereserven, ein weiterer Beleg dafür, dass er dieses Schwert nicht umsonst trug, allerdings würde sich sein Kraftfundus morgen sicher aufgefüllt haben, vorausgesetzt er könnte die Nacht in einem Bett verbringen.

Betten fand man generell in Häusern, allerdings hatten die meisten Menschen was dagegen, wenn man ihr Haus betrat. Nicht dass das ein Hindernis oder gar ein Problem für ihn dargestellt hätte, aber es gab nicht umsonst Tavernen, Gasthäuser und Herbergen, die einem ein Bett zur Verfügung stellten - für Gold natürlich.
Er durchwühlte seine Taschen und förderte schließlich zehn einsame Goldmünzen ans Licht einer nahen Laterne. Nun, das war kein Vermögen und viel von kaufen konnte man sich davon auch nicht, aber es würde für eine Nacht in einem Bett reichen, vielleicht sogar noch zu einer warmen Suppe und etwas Brot. Er würde es sehen, doch zuvor musste er eines dieser Häuser finden, die so nett waren Fremde zu beherbergen. Und das mitten in der Nacht, als ob er nichts Besseres zu tun hätte - dummerweise hatte er das auch nicht - noch nicht.

In einer großen, gepflasterten Straße, versuchte er sein Glück. Hier quoll der Reichtum ja geradezu aus allen Löchern, die Häuser waren ja größer als einige Paläste, nein hier würde er sicher keine bezahlbare Taverne finden. Schnell wechselte er die Straße und ging etwas bergab, die Straße fiel leicht ab und der Geruch von gepökeltem Fisch stieg ihm in die Nase. Anscheinend gab es hier einen Hafen und in einem Hafen würde es immer Fisch geben. Die Verhältnisse wurden deutlich anders, nach einer Viertelstunde anstrengendem, wenn auch wunderschönem Spazierens hatte er anscheinend das Drecksloch von Gorthar erreicht, denn überall hier war Dreck und Schmutz, Abfälle lagen offen herum, Fischgräten und tote Tierkadaver. Auch die Pflaster waren verschwunden, der Untergrund war einfach und durch den Regen aufgeweicht.
>>Dasselbe Schlammloch wie vorhin, was für ein Scheißtag.<<, stellte er nüchtern fest.
Gerade in dem Moment wurde eine Tür aufgerissen und er kam in den Genuss eines zweifelhaften Talentes.

>>Bier und Wein, das ist fein
Bier und Wein, mögen sie jepriesen sein
Auch Schnaps und Rum,
machen einen nicht dumm
Bier und Wein, Bier und Wein,
einen kipp ich mir noch rein...<<

Der junge Krieger grinste hämisch über diesen nicht mehr ganz so Nüchternden Mitmenschen, doch viel wichtiger war das Haus, aus dem er gekommen war. Ein altes Schild, das schon bessere Tage gesehen hatte, baumelte darüber.
>>Treffer.<< ließ er laut verkünden, denn solche Schilder gehörten grundsätzlich zu Häusern, wie die, die er suchte. Er versuchte dieses Geschmiere zu übersetzen, gab aber nach einer knappen Minute auf.
>>Sauklaue!<< tadelte er die Schmiere an dem Holzschild, ehe er die Taverne betrat.

Es befanden sich nicht mehr viele Leute in der Gaststube, um genau zu sein war er der vorletzte Kunde am heutigen Abend, oder war es bereit tiefe Nacht? Das Zeitgefühl würde morgen sicher zurückkommen, aber jetzt wollte er nur noch ein weiches Bett sehen.

Seine Statur zusammen mit der seltsamen Rüstung konnten schon Eindruck machen, aber er verließ sich lieber auf die Kunst der Worte, war aber auch nicht der Kunst des Schwertes verschlossen, aber vorerst galt es kein Aufsehen zu erregen.
Der Wirt, ein kränklicher, alter Mann von ulkiger Statur mit Buckel und schiefen Zähnen sah ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Erwartung an, anscheinend mochte man keine Fremden, aber ihr Gold nahm man gerne.
>>Ich brauche ein Zimmer für die Nacht.<<, erst mal langsam angehen lassen.
>>Zimmer gibt's für Gold.<<, lautete die patzige Antwort des Wirtes.
>>Ich habe hier... fünf Goldmünzen. Reicht das?<< Schließlich würde er morgen gerne noch frühstücken, zumindest was essen.
>>Reicht!<< So schön diese Antwort auch für ihn war, er wurde das Gefühl nicht los, dass der Wirt ihn nicht sonderlich mochte. Oder hatte er etwa eine Gräte verschluckt? Dem Fremden war dieser seltsamer Kauz egal, er bekam einen messingfarbenen Schlüssel, mit dem er das >>zweite Zimmer rechts von der Treppe<< beziehen konnte.

Das >>zweite Zimmer rechts von der Treppe<< entpuppte sich als Zimmer mit Bett, Stuhl, winzigem Rundtisch und keinem Fenster. Aber man war ja nicht anspruchsvoll. Er schloss von Innen ab und legte seine gesamte Kleidung ab, in nassen Sachen zu Schlafen war ja bescheuert, da wurde man bestimmt krank. Die Sachen hing er so gut es ging auf, nur sein Schwert blieb direkt neben dem Bett, scheinbar war dies eine Gewohnheit.
>>Morgen schauen wir uns diese Stadt mal genauer an, Gorthar du mein ewig offener Goldsäckel, bald wirst du mir was abgeben müssen.<<

Solaufein
01.08.2004, 23:36
Mit ruhigem Blick graste er den Schankraum der Taverne ab, in der er noch letzte Nacht ein Dach über dem Kopf und ein Bett bekommen hatte. Es war schon lange hell und der junge Herr hatte dies auch schon bemerkt, obwohl sein Zimmer kein Fenster hatte. Das war wohl auch der Grund, warum er so spät aufgewacht war, kein Lichtstrahl hätte ihn wecken können und die Wände waren dicker als sie auf den ersten Blick aussahen. Doch anstatt mit seinem schweren Schicksal zu hadern sah er lächelnd darüber und kümmerte sich erst mal um seine ganzen Sachen. Er hatte seine Rüstung unten wieder ausgezogen und auf eine Bank neben ihn gestellt, das Hemd hing er über den brennenden Kamin und auch die Stiefel standen in der Nähe des Feuers. Nur seine Hose behielt er an, schließlich wollte er nicht für irgendeinen Perversen gehalten werden und auch selber war ihm die Vorstellung nicht so recht einfach nackt in einer Taverne zu hocken, das war ja wohl das Letzte. Der gutgelaunte Wirt schien sich aber auch an einem baren Oberkörper anzustoßen, jedenfalls waren seine Blicke noch giftiger als gestern Nacht und auch ein paar Gäste an der Theke tuschelten über ihn, was sie aber nicht sonderlich geschickt machten, denn sonst hätte er es ja kaum mitbekommen. Scheinbar war er DAS Gesprächsthema, ein fremder, schmutziger Fremder mit einer alten Rüstung und dem Anschein nach recht reich. Wenn die wüssten, dass er das letzte Gold für eine warme Mahlzeit und einen Krug Bier ausgegeben hatte. Das Bier schmeckte grässlich und der Eintopf hatte einen Ton von Spüllappen, aber all das wurde tapfer runtergeschluckt, satt sollte es machen, nicht gut schmecken. Diesen Luxus konnte man für fünf Goldmünzen nicht erwarten und schon gar nicht in so einer üblen Kaschemme wie dieser hier. Aber das mit dem Luxus sollte sich dann demnächst mal ändern, man hielt schließlich große Stücke auf sich selbst und wusste von seinem Potenzial.

Er spürte es jetzt ganz deutlich, gestern noch hatte er der Anstrengung Tribut zollen müssen, jetzt aber fühlte er sich bärenstark. Viele Muskeln hatte er ja nicht, kurz nach dem Aufstehen hatte er seinen Körper kurz gemustert, schließlich wollte er sich noch mal überzeugen, wie er denn eigentlich so aussah. Im Vergleich zu einigen Gästen - Hafenarbeitern - wirkte er recht schlaksig, dennoch war da eine gewaltige Macht hinter seinen Armen und Beinen. Diese frühe Erkenntnis half natürlich sehr und ließ den neuen Tag gleich noch mal besser aussehen, aber er wollte es nicht gleich übertreiben mit seinem Potenzial, er musste erst mal ein paar Tests durchführen.
Neben seinem Essen lag aber auch eine Menge Zeug vor ihm auf dem Tisch. Eigentlich war es ein Platz für vier Personen, doch keiner hatte Interesse sich zu ihm zu setzen. Man wich eher auf die Theke aus, als sich zu fremden Männern mit nacktem Oberkörper zu setzen. Richtig so, die Moral musste schließlich hochgehalten werden. Aber langsam wurde die Taverne echt voll, warum arbeiteten diese Faulpelze nicht bis tief in die Nacht, dann hätte er wenigstens seine Ruhe gehabt.
Vor ihm lagen zwei Dolche, die beiden Armschienen aus Leder, eine Geldkatze und auf der Stuhllehne hing der etwas zerfledderte Umhang. Das war alles, was er besaß. Die Dolche hatte er heute Morgen in seinen Stiefeln entdeckt, dort waren sie in zwei Stiefelscheiden versteckt, die dort separat angebracht waren. Eine interessante Sache, leider vermochte er sich nicht daran zu erinnern, wo er diese her hatte. Dafür studierte er sie, es war ein bekannter, wenn auch sehr aufwändiger Spitzdolch, der ihm sicher eine Menge Gold eingebracht hätte, sowie ein weniger bekannter Spießdolch, der anfangs noch aus einer Klinge verlief, sich dann aber in zwei Spitzen aufteilte.
>>Gespaltene Zunge<<, murmelte er vor sich hin.
Auch dieses Schätzchen glänzte im fahlen Sonnenlicht, das durch ein höher gelegenes Fenster hinein schien. Würde sicher auch ne hübsche Stange Gold einbringen, wenn er den passenden Hehler kennen würde. Allerdings bekräftigte der junge Krieger sofort, dass er diese beiden Stücke nicht verkaufen würde. Sie hatten sicher etwas mit ihm zu tun, außerdem war es gut bewaffnet zu sein.
Die Armschienen waren wohl noch das Beste, wenn man sich Umhang, Rüstung und Stiefel betrachtete und zum Vergleich heranzog, deswegen wollte er sie auch behalten. Sicher hätte er auch diese zu Gold machen können, aber dann müsste er sich nur irgendwann neue kaufen, was für ein Blödsinn. In aller ihm gegebenen Ruhe zog er die Schnallen fest und zog sie wieder über die Arme. Er fühlte sich jetzt viel, viel besser. Seine Haut war trocken, die Fellhose war über Nacht getrocknet und das warme Kaminfeuer tat sein Übriges. Da schmeckte auch dieses Spülmittel gleich viel besser. Ungeachtet von dem vielen Gemunkel um seine Person schaffte er es sich optimal zu entspannen, bis plötzlich ein paar Wahnsinnige die Taverne stürmten. Drei Personen. Einer schmiss sich auf den Stuhl neben ihm, nahm einen zweiten und packte seine Füße darauf, der Zweite schritt zum Kamin und der Dritte stampfte zur Theke und verkündete unangenehm penetrant seinen Wunsch nach Bier und Rum. Nicht, dass ihn irgendeine dieser drei Figuren gestört hätte, oh nein, er wäre ohnehin gleich gegangen, nur dummerweise hatte der Erste nichts Besseres zu tun als ihn ziemlich krank anzuschauen, aber der Auslöser war etwas Anderes?
>>Hey Jonas, jetzt schau dir mal diese Stiefel an.<<, grunzte der Kamingänger.
>>Was für Stiefel?<<, raunte es jetzt direkt neben seinem Ohr zurück. Dabei hatte der junge Mann schon gesehen, was für Stiefel dieser Pöbel in die Höhe streckte.
>>Hey, alles mal hergehört, hat jemand was dagegen, wenn ich mir diese Stiefel nehme?<<
>>Hähähäh, nimm sie doch einfach, scheiß drauf!<< Der Herr mit der Glatze und den Oberarmen eines Matrosen grölte seine Herausforderung durch die ganze Taverne, augenblicklich war es still geworden, das Getuschel über ihn und auch die Blicke waren verschwunden, der Wirt verkniff sich jetzt sein Sonntagsgesicht.
>>Wo bleibt unser Bier und der Rum, Wirt?<<, beeilte sich der Glatzköpfige noch einen nachzulegen. Aber jetzt reichte es ihm, der Kerl hielt die Stiefel immer noch triumphierend in die Höhe und machte keine Anstalten sie wieder zurückzulegen.
>>Mir gehören die Stiefel und ich würde sehr darum bitten, dass sie meinen Besitz wieder dort hinstellen, wo sie ihn aufgehoben haben.<< Man konnte ja mal an die Vernunft appellieren, obwohl er schon längst den Griff des Schwertes mit einer Hand unauffällig umschlossen hatte. Wie auf ein Kommando ging das Getuschel wieder los, die circa vierzehn anderen Gäste waren wieder auf den Fremden mit dem nackten Oberkörper aufmerksam geworden.
>>Häh? Was will der Typ von mir Gernot?<< Scheinbar war dieser kleine Rübenfresser nicht gewohnt, dass Menschen ihren Besitz zurückforderten. Oder konnte er nur nicht mit dieser Höflichkeit umgehen? Gernot hatte jedenfalls wie immer die passende Antwort.
>>Maul halten Tomas. Jetzt guck dir mal lieber diesen Hanswurst an. Hockt da wie ne Pestbeule und stellt hier Ansprüche. Hast du gerade etwas gesagt, du Penner? Wenn ich mich nicht irre, wolltest du gerade gehen.<<
>>Hähähä.<<, raunte es jetzt vom Kamin, von der Theke und vor allem neben ihm. Hatte er sich gerade verhört? Hatte der Kerl ihn gerade "Penner" genannt? Ja, er hatte ihn gerade "Penner" genannt. Und Klein-Tomas machte keine Anstalten die Stiefel abzugeben, jetzt wollte er wohl zur Theke - also zum Rum - stiefeln.
>>Los jetzt, hau ab Kleiner!<<, das kam wieder von dem bulligen Jonas und zusammen mit der aggressiven Aufforderung kam auch die Fischwolke zu ihm rüber.
Die Leute waren jetzt ganz ruhig, keiner wagte nur einen Ton zu sagen, um nicht von diesen drei Schlägertypen niedergemacht zu werden, da blieb man lieber ganz ruhig. Ein letztes Mal besann er sich und atmete durch.
>>Ich möchte sie wirklich bitten meine Stiefel dazulassen, sonst sehe ich mich gezwungen ihren Kopf als Dekoration für meine Rüstung zu benutzen.<<, meinte er bestimmt aber freundlich.
>>Uhhhh, ich zittere, Jungs, ich glaube der Kerl brauch ne Abreibung. Was meint ihr, wollen wir ihm mal zeigen, wie wir Fremde begrüßen?<<
>>Jau, hähähä.<<, grunzte es jetzt durch die Taverne und gleichzeitig zocken die beiden Schläger an der Theke zwei Holzknüppel, während Jonas mit der Faust ausholen wollte. Sein Fehler.

Mit der Rechten Handfläche stoppte er den Faustschlag, schlug mit der linken Handkante auf den Griff des Spitzdolches, so dass der hochflog, blitzschnell schnappte er danach, presste die rechte Hand von Jonas auf den Tisch und rammte den Dolch darein, so dass die Hand im Tisch stecken blieb und ein furchtbarer Schrei erklang.
Gleichzeitig schlugen die beiden Schläger mit dem Holzstock auf ihn ein, doch das einzige was sie trafen war der Tisch. Im selben Moment war es der Griff seines Schwertes der eisern umschlossen wurde und mit einem knorrigen Surren aus der Scheide kam. Sekunden später waren aus zwei Holzknüppeln vier Holzstücke für den Kamin geworden. Der Fremde legte das Schwert auf einen Stuhl ab, griff nach dem Kragen von Tomas, zog ihn zu sich und rammte ihm sein Knie in den Magen, worauf der schwer keuchend sich am Boden wand. Gernot hatte diese Chance genutzt und holte erneut mit seinen Matrosenarmen aus, doch sein Schlag war plump und stark, aber nicht schnell und platziert, so wich er spielend aus, stellte dem Schläger ein Bein und wuchtete ihn fort. Mit einem Splitterregen löste sich ein Stuhl auf und Gernot sah die Sterne kreisen. Tomas rappelte sich gerade auf, da hatte er wieder einen Griff am Kragen, der ihn zurück auf den Boden schleuderte. Von Jonas redete man nicht gerne, denn dieses arme Schwein blutete den schönen Tisch zu. Zum Glück kam er gerade noch rechtzeitig - um seine Geldkatze zu retten, rot und schwarz passten nicht gut zusammen. Den Dolch zog er dann raus und stupste den Mann ganz sanft an, das reichte um rückwärts zu fallen und dort liegen zu bleiben. Unter dem Getuschel der Leute schlenderte er zum Kamin und nahm sein Hemd, was er sich rasch überstreifte. Dann folgte er Tomas weg zur Theke, wo er seine weißen Fellstiefel mit Dolchscheiden fand, in die er hineinschlüpfte, immer noch unter dem Anblick von fünfzehn Augenpaaren. Er musste leicht schmunzeln, glaubten sie denn, er wäre blind? Es folgte die Rüstung, die etwas länger dauerte, und das Schwert. Den Spießdolch steckte er rasch in eine der Scheiden, beim Spitzdolch musste er erst noch sauber machen. Am Hemd von Gernot natürlich. Als auch das erledigt war, durchsuchte er den Matrosen und schnappte sich seinen Geldbeutel und riss ein Stück seines Hemdes ab. Das Hemdstück legte er über die Blutlache auf dem Tisch, ganz vorsichtig ohne selber etwas abzubekommen. Mit einem zufriedenen Lächeln schwang er den Umhang über und machte sich auf zur Theke.
>>Hier, das Gold sollte reichen, ansonsten durchsuchen sie mal den anderen Beiden. Wenn sie aufwachen, richten sie bitte schöne Grüße aus. Das nächste Mal werde ich mir wirklich ihre Köpfe hohlen. Adios!<<
Der Wirt schaute immer noch verdutzt, aber er wagte nicht ihn aufzuhalten, die meisten Leute waren entsetzt und tuschelten wieder, aber eine handvoll hatte nicht nur zu tratschen und zu lästern, sondern zollte dem jungen Krieger auch anerkennende Worte. Tja, so war das eben, wenn man in einer Kneipe war.
Als er sich draußen am Sonnenlicht befand, atmete er kurz durch und verschwand in einer Gasse. >>Das hat Spaß gemacht, diese Stadt wird mir immer sympathischer.<<

Solaufein
02.08.2004, 08:10
Inzwischen war es dunkel geworden, die Nacht hatte sich ein weiteres Mal über Gorthar herab gesenkt. Für die meisten Menschen und Bewohner war es Alltägliches, sie waren die Nacht gewohnt und empfanden sie nicht als sonderlich interessant, ganz anders der junge Herr, der diese Nacht genoss. Es war erst seine zweite Nacht in Gorthar, die er erleben durfte und er hatte nicht vor sie in einem Bett zu verbringen, dafür war er viel zu gut drauf, Müdigkeitsempfindungen blieben sowohl Geist als auch Körper verschont. Die Kraft und Energie der letzten Stunden wirkten noch nach und sehnten sich noch nicht nach einem Bett. Es war langsam an der Zeit etwas für die Kasse zu tun, er war nämlich pleite. Heute Nachmittag war eine gute Gelegenheit an Gold zu kommen, aber er konnte die drei Schläger nicht einfach ausrauben, das hätte keinen guten Eindruck gemacht, vor all den Leuten. Mit einem Schmunzeln dachte er daran, was wohl passiert wäre, wenn die Rechte von Gernot getroffen hätte, ob die drei Schläger etwas von seinen Wertgegenständen unberührt gelassen hätten? Seine Geldkatze war leer, aber da waren ja immer noch Rüstwerk und Waffen. Seine Rüstung war zwar etwas beschädigt, hatte aber im Inneren noch einen perfekten Schutz, nur einige Außenteile waren gebrochen oder gerissen, vielleicht würde es nur eine neue Ära dieses Werkes einläuten. Ohne große Pläne für die heutige Nacht schlenderte er durch eine Nebengasse, weit weg von den Straßenzügen von heute Nachmittag, dort wollte er sich erst mal nicht mehr blicken lassen, rein zur Vorsicht. Die meisten Bürger der Stadt schliefen nun schon selig in ihren weichen Feder- oder Heubetten, auch angereiste Händler, Abenteurer und Reisende waren normalerweise um diese Uhrzeit im Bett. Nur eine handvoll Säufer trieb sich noch in den Tavernen und Gasthäusern dieser riesigen Stadt herum und natürlich Leute, die die Nacht zum Tage machten und in ihr arbeiteten. Diebe, Schmuggler, Einbrecher. Das ganze kriminelle Gesocks und noch ein paar dazu, die Größeres planten. Der junge Mann indes hatte es nicht eilig, auch wenn er heute kein Gold bekommen würde, die Welt ging davon nicht unter. Seine Schritte waren stolz und dennoch wanderte sein Blick nicht immer in dieser Welt, oft starrte er auf imaginäre Punkte, während der Geist sich mit der Vergangenheit beschäftigte. Er musste einst ein fähiger Kämpfer gewesen sein, denn seine Schwertkunst war über alle Zweifel erhaben. Wo er dies wohl gelernt hatte? In seiner Heimat? Konnte dies seine Heimatstadt sein? Zweifel nagten an seinem guten Gewissen, ob es Menschen gab, die er durch diesen ?Unfall? hinter sich gelassen hatte? Oder war er nichts weiter als ein Einzelgänger, ein Fremder aus dem Norden, ein Barbar mit Hang zum Kämpfen und Wandern? Ein Wanderer auf Reise. Viele Möglichkeiten ergaben sich dem Ahnungslosen, nur er konnte die richtige Maske heraussuchen und aufsetzen. Momentan gefiel ihm die Rolle des Wanderers und des Barbaren recht gut, die Maske erfüllte einfach nur seinen Zweck, man nahm gebührenden Abstand von ihm, doch man konnte auch beobachten, dass er durchaus in zivilisierte Umgangsformen geschult war. Aber egal welche Maske er auch aufsetzen würde, hier in Gorthar würde er immer fremd sein, solange bis er die Stadt gut genug kannte.

In den kleinen Gässchen war es recht eng, alte, abgerissene Häuser standen Spalier, Bäume oder anderes Grünzeug suchte man vergebens. Ein unangenehmer Geruch machte sich plötzlich breit und so wechselte er erneut die Gasse, unter einer Unterführung hinweg stand er auf einmal in einer Sackgasse, aber er war nicht alleine. Blitzschnell duckte er sich, den Rücken an eine Steinwand gepresst, erst langsam sah er wieder hin. Nur wenige Meter von ihm entfernt standen ein seltsamer Typ und jemand anders, der Stimme nach zu urteilen eine Frau.
>>Nein, bitte, nicht, ich will nicht!<< Die Frau jammerte, schluchzte, doch ihr Gegenüber ließ nicht von ihr ab. Alles ging so schnell, er hatte den Griff seines Schwertes umwickelt, doch er war unschlüssig, ob er wirklich eingreifen sollte.
>>Ach komm schon, du willst es auch, glaub mir!<< Zuerst dachte er an eine Vergewaltigung, doch dies stimmte nicht ganz.
>>Iiiihhhhh.<< Gerade in dem Moment, wo er eingreifen wollte ertönte ein schrecklicher Schrei und die Frau sank zu Boden, während dieser Typ mit einem irren Kichern verschwand, er sprang auf eine Kiste und schon war er über der Mauer, die diese Gasse abtrennte.
Ohne zu zögern rannte er zu der Frau, aber sie war schon tot. Eine blutige Wunde zierte den Hals der Frau, sie sah seltsam aus, wie eine Prostituierte, so würde keine normale Frau rausgehen. Doch sein Blick haftete nicht lange an ihr, auch ob sie Gold hatte war weniger von Interesse, der junge Herr wollte diesen Typen verfolgen und sprang ebenfalls über die Mauer, nur um sofort weiterzulaufen. Dieser Kerl hatte die Frau umgebracht, daran hatte er keinen Zweifel, doch die Gründe interessierten ihn nicht. Es war bedauerlich, dass die Frau sterben musste und er hätte ihr vielleicht helfen können, aber dennoch hatte er keine Schuldgefühle. Menschen wurden geboren und Menschen starben, er kannte sie nicht und hatte nichts mit ihr zu tun. Mitgefühl war an manchen Stellen fehl am Platze, es passte nicht zu ihm. Aber dieser Kerl, wer immer er auch war, er konnte sich als sehr interessant herausstellen und genau das war seien Hoffnung, sein Ansporn für diese Verfolgung.
Das Glück war auf der Seite des Mutigen, der Weg machte vorerst keine Abzweigungen und nach fünf Minuten hatte er den Mann eingeholt. Der Fremde sah gerade noch, wie er in einem Haus verschwand, wobei er aber nicht den Vordereingang nahm, sondern eine Treppe hinunterging. Scheinbar war dies sein Ziel. An der Treppe stand ein Mann, scheinbar hatte er Anweisung Wache zu schieben und niemanden hereinzulassen. Das übliche Spiel eben. Für ihn war es nur ein leidiges Spiel, das er sich gerne erspart hätte.

Selbstsicher und ohne Furcht vor der Wache, die in Lederpanzer und Einhandschwert aufwartete, ging er auf den Eingang zu, versuchte dabei möglichst sein Gesicht zu verdecken, das Mondlicht und der schwarze Umhang sorgten für die passende Atmosphäre.
>>Befehl vom Boss. Es gibt Probleme.<<, verkündete er selbstsicher, während er schon auf den Stufen stand.
>>Was für ein...?<<, weiter kam er nicht, da hatte er eine Faust im Gesicht gespürt, schnell hatte er mit einem gezielten Wurf gegen eine Häuserwand nachgelegt. Die Wache schlief erst mal, er konnte rein. Das war gut, eine erste Hürde erreicht. Sein Riecher hatte sich jetzt schon ausgezahlt, denn wer so einen riesigen Aufwand veranstaltete, der hatte mit Sicherheit etwas zu verbergen oder zumindest viel Gold. Was es auch immer war, er würde es erfahren, denn die schwere Eichentür schwang zur Seite und ein Schwall von warmer Luft verflüchtigte sich an seinem Gesicht. Ein schwarzer Schattenball empfing ihm und von irgendwoher drangen Stimmen an sein Ohr. Genau so hatte er sich das vorgestellt. Jetzt hieß es nur vorsichtig sein und nicht zu viel riskieren.

Solaufein
03.08.2004, 03:38
Dunkle Gänge mit nur wenig Fackelschein, hier und da hingen sie, scheinbar unkoordiniert und wild verstreut. Der Untergrund veränderte sich und wurde zu einer festen Steinfläche, man hatte sich nicht die Mühe gemacht hier Holz drüber zu legen oder Pflastersteine einzulegen, nur blanker Stein, über dem eine dünne Staub- und Sandschicht lag. Der fremde Gast schlich sich weiter durch dieses Wirrwarr aus Abzweigungen und Gängen und plötzlich schreckte er instinktiv zurück. Er war um eine weitere Abzweigung gebogen, da standen auf einmal zwei Männer da. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich verstecken, ehe ihn die Blicke der Beiden getroffen hätten. Es war unverkennbar, der eine war der Typ, den er verfolgt hatte und an seinem Mund hatte sich eine Blutspur bis zum Kinn gebildet, er schien es nicht für nötig zu empfinden diese wegzuwischen. Der Andere schien ganz normal zu sein und hinter der Wand konnte er so gut wie jedes Wort von ihnen belauschen.
>>Ha, das war ein Spaß, schon wieder eine erwischt.<<
>>Denk dran, du darfst nicht zu viele töten, die Wachen...<<
>>Sind Schafsköpfe!<<, fiel der Mörder barsch ins Wort.
>>Wie auch immer, der Baron ist heute zugegen, hast du das Zeug?<<
>>Klar, alles dabei. Das vorhin war nur ein kleiner Happen, ich hatte Durst.<<
>>Das spielt jetzt keine Rolle!<<, beeilte sich der Andere zu untermauern. >>Ist dir auch niemand gefolgt?<<
>>Nein, niemand. Und wenn hätte es die Wache bemerkt.<<, versuchte der komische Typ zu versichern.
>>Dem ist wohl so. Also komm, lass uns gehen.<<
Und auf einmal waren die Stimmen verstummt und man konnte nur noch schwere Stiefelschritte hören. Eisenbeschlag nahm er an. Aber das sollte ihn nicht an seiner Verfolgung hindern, in dem Gespräch war die Rede von Zeug und einem Baron, das bedeutete eine Menge Gold, da war er sich sicher. Trotzdem war Vorsicht geboten, wer wusste schon, was ihn da erwartete. Es waren finstere Gestalten und sie machten finstere Geschäfte, dessen war er sich sicher. So oder so ähnlich musste wohl ihre Moral angesiedelt sein, scheinbar kalt und ohne Interesse schloss er sich dieser an. Interesse an falschen Vorstellungen von Edelmut und Tugend waren nicht vorhanden, ihm ging es nur um das Gold, ob er dafür in diese Geschäfte verwickelt würde war ihm egal. Ein Söldner erster Klasse, dennoch war der einzige Verbündete das Gold und keiner seiner Partner in spe konnte sich sicher sein, dass er sich nicht hinterging. Doch momentan hatte er keine Partner, sondern nur eine Spur und die galt es nicht zu verlieren und so schnellte er die Treppe herunter. Dabei kam es ihm zu Gute, dass seine Fellstiefel stabil und warm, aber nicht sehr laut waren.

Das Klacken der beiden synchron Gehenden war gut zu hören und so hatte er keine großen Probleme im sicheren Abstand hinterher zu kommen. Alle neun Stufen machte die Treppe einen 90° Knick und führte immer tiefer in den Untergrund und schon nach kurzer Zeit konnte er den Geruch von abgestandenen Wasser, Schimmelpilz und toten Kadavern riechen. Widerlich, aber kein Grund für eine Umkehr. Aber was für ein Baron verkehrte in solchen Gefilden? Barone, grundsätzlich das ganze Adelsgesocks, war sich doch oft zu fein für die einfache Pflasterstraße. Da musste immer gleich ein roter Teppich liegen. Langsam stieg auch seine Neugier, ungeachtet von toten Rattenkadavern, über die er jetzt ging. Duzende pflasterten seinen Weg, eine wirklich üble Stelle.
Die Treppe hatte er längst verlassen, ein schmaler Steinbogen hatte ihn auf eine glitschige Trasse geführt und weiterhin pflasterten tote Rattenkadaver diesen Weg. Bei einigen konnte man noch die Innereien herausquellen sehen, andere waren gänzlich platt gedrückt. Er wusste zwar nicht, wer dies getan hatte, aber die blubbernden Tümpel links und rechts von ihm ließen für ihn nur einen Schluss zu.
>>Die Kanalisation.<<
Und so war es auch, sie befanden sich mitten in der Kanalisation. Ein übler Ort, nicht nur vom Geruch her. Tote Ratten waren hier noch das Harmloseste. Üble Banden befanden sich hier unten, man hörte von einem Versteck der Diebesgilde von Gorthar, einem Anlaufpunkt für Sklavenhändler, Schmuggler und Hehler und noch einigem mehr, doch das waren nur Ammenmärchen der Bevölkerung, der fremde Verfolger hatte davon noch nie etwas gehört und wohl auch kein Interesse daran.
Dann aber - an einer Weggabelung - hatte er das Duo auf einmal verloren. Er hatte einen großzügigen Abstand gelassen, damit man ihn nicht entdeckte, doch jetzt hatte er die Möglichkeit zwischen drei Wegen. Ein Glück, dass auf einmal ein riesiges Gegröle aus der östlichen Seite kam, kein einzelner Schrei eines weiteren Opfers, sondern die Stimmen von duzenden Menschen. Das war sein Zeichen und als er am Ende des östlichen Tunnels war, stand nur noch eine dünne Gittertür zwischen ihm und einer riesigen Masse von Menschen. 50? 100? 1000?

In der Mitte des Raumes, der riesig sein musste, befand sich eine Arena, wo gerade zwei Männer auf sich einprügelten, gerade in dem Moment als er zusah, schlitzte der Kleinere der Beiden dem Großen den Bauch auf und sorgte so für eine Blutfontäne, die die jubelnde Masse noch weiter anstachelte.
>>Ach du scheiße...<<, war alles was er bei diesem Anblick herausbekam. Eine Mischung von Faszination, Abscheu und Gier hatte ihn befallen. Gleichzeitig konnte er die beiden Typen sehen, die er verfolgt hatte, sie ließen sich an einen runden Tisch in der Nähe der Arena auf zwei Stühle fallen und schienen dort zu verweilen. Die waren also erst mal beschäftigt.
Eigentlich wollte er auch gleich eintreten, doch plötzlich hörte er einen wirklichen Schrei, der wirklich durch Mark und Bein ging. Das war kein Mensch, war sein erster Gedanke. Das Geräusch kam vom westlichen Tunnel und so entschied er sich schweren Herzens diese Arena kurz außer Auges zu lassen und rann in den westlichen Tunnel, wobei es vom Vorteil war an der Seite zu laufen, denn das Abwasser unter seinen Füßen war nur durch ein dünnes Eisengitter abgegrenzt und spritzte bei jedem Aufkommen hoch. Die Arena würde ihm nicht weglaufen und innerlich bejubelte er schon seinen Triumph, denn damit hatte selbst er nicht gerechnet. Da war er an einer ganz großen Sache dran, die man ausnutzen sollte. Zur Stadtwache zu rennen war Unsinn. Erstens wäre so was ziemlich feige. Zweitens hätte das nicht den Profit eingebracht, der sich so ergeben hätte und drittens war die Stadtwache sicher geschmiert. So eine riesige Arena musste doch auffallen. Er hatte es ganz genau gesehen. Die Menschen schlachteten sich dort drin gegenseitig ab, ein sinnloses Morden eben. Aber den Besuchern schien es zu gefallen - ihrem frenetischen Jubel nach.

Er hatte das Ende des westlichen Tunnels erreicht, huschte jetzt mit schnellen Schritten an der Wand entlang, die stark mit Keimen, Bakterien und Schimmelpilz belastet war, man musste eben Opfer bringen. Eine dicke Stahltür verhinderte hier den Weg, anscheinend wollte hier jemand nicht gestört werden, die Nähe zu dieser Arena schien keine große Rolle zu spielen. Aber der Abstand betrug nur etwa 3000 Fuß, vielleicht waren sie ja auch miteinander verbunden. Schon vorhin war das Glück auf seiner Seite gewesen und auch nun war es wieder so. Mit einem mehrfachen Lösen der Schlösser und Riegel wurde die Stahltür geöffnet und er versuchte sich möglichst klein zu machen, einzig der Schatten half ihm allerdings dabei. Zwei Männer - ein bulliger Typ mit dickem Lederpanzer und ein Schlanker, Hoher kamen hinaus. Sie hatten beide kleine Stängel im Mund und zündeten diese mit Hilfe eines Zündholzes an. Weißer Qualm stieg auf, während die beiden ihm direkt den Rücken zugedreht hatten. Würden sie sich umdrehen hätten sie beste Aussicht auf den Fremden, also sollten sie sich nicht umdrehen. Jedes Wort das sie quatschten konnte er dafür einwandfrei verstehen.
>>Was machen wir jetzt mit der Kleinen?<<, fragte der Bullige recht ratlos.
>>Die is hinüber. Da kannste nix mehr machen. Schneid ihr die Kehle durch - oder nein warte. Wir können sie als Futter für die Tiere verwenden.<<
>>Aber es macht doch gar keinen Unterschied, ob wir sie den Tieren tot oder lebendig geben.<<, entgegnete der Bullige scheinbar gerissen.
>>Hast Recht, dann schneid ihr halt die Kehle durch.<<
>>Jau, mach ich.<<
>>Boah man, was für eine Scheiße...<<
>>Hm?<<
>>Ach dieser Baron kotzt mich an. Seine Leibwache schirmt ihn ab wie einen König, man kommt nicht an ihn heran.<< Der Lange schien sich dabei mächtig zu ärgern, scheinbar hatte er was vor.
>>Ich habe gehört, dass er auf eine Lieferung wartet.<<, grunzte der Bullige hervor, wobei er sich mächtig stolz vorkam, diese Nachricht gehört zu haben.
>>Ich werde den Kerl trotzdem im Auge behalten? und wie geht's Kuno?<<
Das reichte, er hatte genug gehört. Das sinnlose Geplapper brachte ihn auch nicht mehr weiter. Der Fremde hatte nun zwei Möglichkeiten, unauffällig durch die Tür, oder erst noch die beiden Ausschalten. Er wusste nicht, wie standfest sie waren, aber sie hielten ihm ihre Rückseite geradezu hin. Und wenn es nur ein bisschen Moral war, die ihn antrieb. Sie durften bloß nicht sein Gesicht sehen.

Mit einem Sprung war er bei beiden, ehe diese sich umdrehen konnten hatte der Bullige schon seinen Schwertknauf im Rücken und sank zu Boden, der Lange - der noch fünf Zentimeter kleiner als er war - wurde am Nacken gepackt, gegen die steinerne Wand gepresst und hatte ein Knie im Rücken, solange bis er sein Schwert hatte wegpacken können, dann fuhr seine rechte Elle an den Hinterkopf des Mannes und auch dieser sackte zusammen. Alles war gut gelaufen und niemand hatte ihn beobachtet.
Ewige Ruhe schien ihn zu beherrschen, denn er zog die beiden noch genau in die Nische zwischen Tür und Tunnel, so dass sie auch möglichst lange schlafen konnten. Bei beiden fand er einen Geldbeutel, der mäßig voll war. Den Inhalt ließ er in seine Geldkatze fließen, doch was noch viel wichtiger war, er hatte den Schlüsselbund des Langen. Ohne Mühe konnte er in den Raum eintreten und die schwere Stahltür hinter sich abschließen.
>>Mit den besten Grüßen und frohem Erwachen.<<, tönte es spöttisch, während er den Schlüssel verstaute und sich hier mal umsah.

Solaufein
03.08.2004, 06:43
Ein kleiner, quadratischer Raum machte sich vor seinen Augen schön, schien mit allerlei Annehmlichkeiten zu winken. Eine Matratze lag in der Ecke, doch er konnte sich schon denken, dass diese nicht den Schlafenden geweiht war, sondern zu ganz anderen Dingen missbraucht wurde. Ob die Federn noch gut waren?
Er grinste kurz aus vollen Zügen, ehe seine Mimik wieder in die nordische Ruhe, wie er es ab sofort nennen wollte, versank. Ja, der Raum hatte eine Menge zu bieten, denn in einigen Schubladen eines großen Eichenschrankes fand er eine nicht unerhebliche Menge an... Büchern. Aber es waren nicht irgendwelche Bücher, sondern Unterlagen über besondere Geschäfte. Scheinbar waren es die Handelsbücher einiger Handwerker, was diese hier unten zu suchen hatten? Es könnte das Gut eines Einbruchs sein, oder diente zur Erpressung. Aber für ihn waren diese Dokumente wertlos, so lenkte er sein Hauptaugengemerk wieder auf zwei weitere interessante Konstruktionen in diesem Raum. Zwei Türen. Mit höchster Präzision ausgearbeitet, boten sie einem sicher den Weg zu unendlichen Reichtum. Was für eine schöne Spinnerei. Doch im Ernst hörte er auf einmal wieder frenetischen Jubel aus der linken Hälfte des Raumes, kein Zweifel, die Tür führte zur Arena. Fast schon Freude übermannte ihn, denn er hatte sich fest vorgenommen diesen Abend nicht ohne mindestens hundert Goldstücke zu beenden. Ein recht guter kurz für höchstens acht Stunden Arbeit, davon träumten hier viele in Gorthar, aber er konnte es sich leisten zu träumen, er war von sich und seinem Können schon wieder voll und ganz überzeugt, obwohl er noch vor wenigen Stunden nicht einmal mehr wusste, wer er überhaupt war. Inzwischen waren einige Bruchstücke wieder zu ihm zurückgekehrt, nichts Wichtiges, aber dennoch war es gut zu sehen, dass er sich erholen konnte.

Jetzt aber wollte er noch wissen, was in dem rechten Raum war. Warteten dort Berge von Juwelen, Gold und Silber, kostbare Geschmeide und exzellenten Alkohol auf ihn? Er hatte sein Schwert fest umschlossen und war bereit sich in eine lustige Pokerrunde mit sechs miesen Gesellen zu stürzen, man ging schließlich immer vom Schlimmsten aus, doch als er die Klinke der Tür herunterpresste und die Tür nach vorne drückte, passierte erst mal gar nichts. Die Tür gab nämlich nicht nach. Da kam ihm die Erleuchtung, quasi auf himmlischen Schwingen mit Pegasusstiefeln.
>>Ah, abgeschlossen. Aber wozu gibt's denn schließlich Schlüssel.<<, schmunzelte er gewitzt und sah sich mal seinen neuen Besitz an, den er möglichst schnell wieder loswerden wollte. Sechs Schlüssel hafteten am Bund, alle hatten ein ganz besonderes Aussehen, aber nicht das er auf die Ästhetik bei Schlüsseln großen Wert gelegt hatte. Es war der fünfte, der endlich passte und sich im Schloss umdrehte, rasch sorgte der Mechanismus im Inneren dafür, dass ein Klicken vom neuen Zustand des Riegels Bescheid gab und nun ging die Tür auf.
Das Licht war halbdunkel, im Inneren des Raumes gab es keines und so musste das Licht aus dem Hauptzimmer als Quelle dienen, dummerweise verdeckte sein Rücken drei Viertel des Weges, aber auch so erkannte er diesen Raum. Es war eine schlichte Zelle, nur wenige Quadratmeter groß. Als absolutes Ende erwies sich eine steinerne Wand aus groben Blöcken, in die zwei Eisenfesseln eingehämmert wurden. Das Wesen das sich gerade als Gast hier aufhielt musste aber nicht damit Bekanntschaft machen. Zumindest im Moment nicht.
>>Scheiße...<<, lautete die trockene Erkenntnis des Fremden, denn auch er brauchte nur eins und eins zusammenzuzählen und kam dann auf das Ergebnis, dass es sich hierbei um die angesprochene Frau handeln musste, die >>hinüber<< war. Und genauso sah sie auch aus. Sie rührte sich nicht mehr, hatte verschwitzte Haarbüschel, die ihr Gesicht voller Hämatome verbargen. Teile ihres Kleides waren weggerissen, die Fetzen hingen an den Wänden oder sogar noch an ihren Handgelenken.

Nach der Musterung drehte er sich um und wollte gehen, als sich so was wie ein Gewissen bei ihm meldete. Anscheinend brauchte man so was, um die Rolle des Helden zu spielen. Dabei war er doch so gerne der eigenartige Fremde mit dem baren Oberkörper gewesen.
>>So ein Mist... warum muss so was immer nur mir passieren? Warum hört man nie von anderen, dass sie halbnackte, halbtote und halbvergessene Frauen aus unterirdischen Gefängnissen vor ihrem sicheren Tod retten. Und dann? Sie wird wieder von jemand erwischt. Ihre Seele wurde spätestens heute Nacht gebrochen, ihr Körper auch. Sie wird nicht mit den Schmerzen klarkommen. Also schön, bringen wir es hinter uns...<<
Der Fremde zog klirrend sein Schwert und fuhr auf die Frau zu, doch im selben Moment wachte diese scheinbar auf, fuhr jedenfalls mit dem Kopf herum und ihre Augen waren auf. Sie lebte. Wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht blieb die Klinge stehen, die Frau sah ihn mit großen Augen an, er rechnete mit dem für weibliche Wesen bekannten Schrei in heller Stimmlage, doch das einzige was geschah war ein erneuter Rückschlag, die Frau fiel in Ohnmacht.
>>Oh Scheiße!<< Niemand hatte behauptet, dass Fremde ein unfangreiches Vokabular hatten. Aber zu poetischen Meisterleistungen war er in dem Moment einfach nicht fähig. Schnell steckte er sein Schwert wieder weg und versuchte sich um die Frau zu kümmern, legte seine rechte Hand auf ihren Hinterkopf und schüttelte etwas an ihrer Schulter, aber es half nichts. Jetzt erst bemerkte er, wie jung die Frau doch war und seinem sehr aufmerksamen Auge entging auch das verrutschte Korsett nicht, das nun einen eindeutigen Einblick auf ihr Dekolleté einbrachte, doch diese Entblößung war sicher nicht von ihr beabsichtigt. Das einzige was ihm jetzt noch einfiel war ein saftiger Schlag auf die Backen, aber nein, es musste auch einen anderen Weg geben. Er verließ das Zimmer kurz und sah sich in dem viel größeren Raum einmal um. Ein schlichter, grauer Metallkrug erregte sein Aufsehen. War da etwa... ja es war Wasser drin. Einen kräftigen Schluck zur Probe genehmigte er sich selbst, dann kehrte er zu der Bewusstlosen zurück und tat das, was man als Mann eben tun musste. Man goss Wasser über seine erlegte Beute - was für eine bescheuerte Logik.

Prustend erwachte die Frau wieder und dieses Mal sollte sie sich tunlichst zusammenreißen und nicht in Ohnmacht fallen. Aber jetzt kam das, was er gerne vermieden hätte...
>>Iiiihhhhhhhh<< Genau das, ein ohrenbetäubendes Kreischen. Warum hatte er sie nicht einfach getötet, warum musste er immer auf dieses blöde Gewissen hören?
>>Ist ja gut, wollen sie mich umbringen? Das wäre eigentlich mein Part gewesen, wenn sie nicht aufgewacht wären. Siebter Sinn hm?<< Er versuchte ein wenig Humor in das entstehende Gespräch einfließen zu lassen, um dem holden Geschöpf ein wenig die Angst zu nehmen, aber nichts war's.
>>Bitte, ich will noch nicht sterben.<<, keuchte es neben ihm. Da er die Tür blockierte, hatte die Frau nicht viele Möglichkeiten zu fliehen oder sich zu verstecken.
>>Jetzt mal ganz langsam meine Gute. Ich will dich nicht töten.<< Seine Stimme klang wie die eines alten Gelehrten. Meine Güte musste er die Ruhe gefressen haben.
>>Und... und was war das gerade?<<, meinte sie jetzt etwas beruhigt. Scheinbar gewann die Frau Vertrauen.
>>Gerade? Ach so ja...<< Was sagte man jemanden, den man eigentlich nur aus Mitleid töten wollte, der aber gar nicht sterben wollte. Das nannte man wohl Zweigmühle - oder so ähnlich.
>>Ich hielt euch für tot und wollte testen, ob das auch stimmt. Ihr hättet euch ja auch tot stellen können. Im Ernst Lady, ich kann nicht viel für euch tun. Mich interessiert auch nicht, was die beiden Schweine mit euch angestellt haben, auch wenn ich es verurteile. Jedenfalls konnte ich sie belauschen, sie wollten euch gleich die Kehle durchschneiden und dann an die Tiere ? welcher Gattung auch immer - verfüttern.<<
>>Waaasss? Ich will noch nicht sterben und auch nicht an Tiere verfüttert werden.<< Ein leises Schluchzen begleiteten ihre Worte, die junge Frau war der Verzweiflung näher als der Hoffnung.
>>Ganz ruhig Verehrteste. Ich sagte doch, das war der Plan der beiden Perversen. Aber die schlafen erst mal ne Runde. Ich hingegen hab ganz andere Pläne, aber ihr spielt darin keine Rolle. Auch wenn ich Bedenken darin habe euch einfach wieder so auf die Straße zu lassen, mir bleibt keine andere Wahl, mein Gewissen, sie verstehen? Also Lady, ich hoffe sie nehmen mein Angebot an und verschwinden von hier. Kennen sie den Weg?<<
>>Ich... ich denke schon. Ich weiß zwar nicht wer ihr seid, aber wenn ihr mich freilassen wollt, dann danke ich euch.<< In den Gesichtszügen der jungen Frau gewann die Hoffnung wieder fruchtbaren Nährboden, na bitte, Sieg auf der ganzen Linie.
>>Nicht dafür. Hört zu, ich kann euch kein Gold oder so geben und mit weisen Worten alles Gute wünschen. Ich bin neu in Gorthar, aber ich denke zu wissen, dass ihr keine großen Hoffnungen für die Zukunft habt. Allein das hier ist... schrecklich. Mir würde es genauso gehen. Versucht euch einfach in der Zukunft von Leuten wie diesen fernzuhalten. Oder wehrt euch, ein Dolch ist manchmal wertvoller als ein Laib Brot. Dennoch bin ich weder euer gutes, noch schlechtes Gewissen. Ich habe euch jetzt gerettet, doch ich zögerte auch nicht euch - aus Mitleid - zu töten. Vergesst mich schnell wieder, ich werde dem auch gleichtun. Könnt ihr laufen, gehen, alles klar?<< Und am Ende waren seine Worte doch weiser, als er sie eigentlich schmieden wollte. Das war ne typische Krankheit für ihn.
Das Stück Elend nickte folgsam, >>ja, ich denke schon.<<
>>Gut, dann... dann zieht euch bitte wieder an und kommt, ich warte draußen.<<

Der Fremde hielt Wort, verschwand und wartete. Fünf Minuten später kam die junge Frau aus der Kammer, jetzt wieder einigermaßen hergerichtet. Schon viel besser. Er schloss die Stahltür mit dem passenden Schlüssel auf und schlich als Erster hinaus. Vorsichtig und mit gezogenem Schwert, man war nie sicher, wie hart die Kerle im Nehmen waren. Doch diese waren nicht die Härtesten und schliefen noch. Er deutete ihr den Weg und sie nickte, versuchte sogar noch ein Abschiedslächeln - wie unnötig, wieso sollte sie ihn mögen, schließlich war er moralisch nicht weit von den beiden Schweinen entfernt. Seinem geschulten Auge entging der offen getragene Dolch des Langen aber nicht und so bat er die Frau doch noch einmal zu warten.
>>Wartet einen Moment.<< Er schnappte sich die Waffe, einen einfachen aber stabilen Eisendolch und überreichte ihn der Frau. >>Manchmal kann er wichtiger sein, als ein Laib Brot.<< wiederholte er die Worte von vorhin und verlieh ihnen weitere Tiefe. Dann aber kannte er keine Gnade mehr, sein Gewissen erlosch gänzlich und er verschwand wieder hinter der Stahltür, kurze Zeit später rasteten die Riegel ein.
>>So, noch einmal schließ ich dich nicht auf und jetzt auf ins Getümmel, ich muss Gold verdienen.<<

Und mit einem Mal war die zweite Tür - unverschlossen - geöffnet und sofort kam ihm ein Schwall verbrauchter Luft entgegen. Man war es hier heiß, aber nur wenige Meter von ihm entfernt waren duzende Menschen mit all ihren schweißigen Körpern. Ein letzter, schmaler Gang durch eine metallene Röhre trennte ihn von dem, was in Kennerkreisen als "die Arena" bekannt war.

Solaufein
04.08.2004, 03:57
Dumpf und widerschallend drangen die Geräusche durch die metallene Röhre, als er nach nur wenigen Metern das erreicht hatte, was man allgemein als Tür definierte. Dieses Mal nicht aus hartem Stahl, nicht aus Gitterbeschlag, sondern einfaches Holz, auch nicht sonderlich dick und vor allem nicht abgeschlossen. Sehr seltsam, doch für ihn nur eine willkommene Tatsache.
»Bitte treten sie doch ein«, scherzte er noch ein letztes Mal, dann presste er vorsichtig die Klinke nach unten und drückte die Tür einen Spalt nach vorne. Nicht viel, nur so viel damit es reichte um hindurch zu huschen. Sofort stieg der Lärmpegel an, die Tür hatte anscheinend einen ungemein guten Schall- und Lärmschutz, aber damit war es jetzt vorbei. Diese Menschenmasse war für Gorthar vielleicht nicht ungewöhnlich, aber für eine Kanalisation mit Sicherheit, hier trieben sich nur ganz üble Leute herum. Nun ja, vielleicht nicht so übel, schließlich war er ja auch dabei, aber was für Menschen mussten das wohl sein, die sich irgendwann in der Nacht in einer stinkenden Kanalisation ihre Plätze mit Ratten und Abwasserbrühe teilten, frenetisch dem Abschlachten von Menschen zujubelten und überhaupt, der anständige Mensch schlief um diese Zeit. Genau, schließlich musste man letzte Reste von Anstand und Moral in die Höhe halten, damit diese nicht verloren gingen. Aber jetzt mischte er sich zunächst einmal unter das Volk, das Kanalisationsvolk. Um ihn standen duzende Menschenmassen, seit er die metallene Treppe heruntergekommen war. Einige Blicke hatten ihn uninteressiert gemustert, waren sofort wieder bei ihren Gesprächspartnern oder bei sonst was angekommen, scheinbar fiel er hier nicht mehr auf, als jeder andere Besucher auch. Das war schon mal ein gutes Zeichen und machte ihm die Arbeit hundert Mal leichter, als wenn jeder ihn erst mal eindringlich mustern würde. Aber vielleicht lag es auch an den Lichtverhältnissen, denn es gab hier mehr dunkle Nischen als wirkliches Licht. Eine handvoll Laternen mit Kerzen standen in der großen, unterirdischen Halle, doch das meiste Licht kam von der Arena, die hell erleuchtet mit duzenden Fackeln war. Er quetschte sich an ein paar finsteren Gestalten vorbei, hatte er doch einen guten Ausgangspunkt gefunden. Eine Art Theke befand sich hier unten und knapp bekleidete Mädchen mit weiten Ausschnitt, knappen Stofffetzen und langen Haaren trugen Tablette mit Bierhumpen und Fleischkeulen durch die Gegend. Einige Gäste tatschten sie an, doch dabei schien es zu blieben. Der Wirt hatte sie anscheinend dauernd im Blick und wollte nicht, dass seinen Mädchen irgendwas passiert. Ob dieses Mitgefühl auf guter Moral oder geschäftlichen Interessen beruhte, das sagten seine Blicke natürlich nicht.
»Was für arme Gestalten«, seufzte er, als er sich an einen freien Hocker an der Theke setzte. Plötzlich mussten seine Gedanken kurz an die Frau von eben abschweifen, ob sie vielleicht auch eine Bedienerin war? Während er noch mit dem Kopf schüttelte und seine Augen mit den Zeigefingern bearbeitete, kam zuerst ein übler Geruch von Zwiebeln, Fisch und Alkohol auf ihn zu und damit auch gleich noch eine lärmende Stimme.
»Was wollt ihr?«
»Was?«, er schreckte auf und sah sich diesen komischen Mann vor ihm an. Ach so, der Wirt.
»Bestellt was oder haut ab!«, klang es barsch vor ihm.
»Ein Wasser.« In so einer ekelhaften Umgebung würde er sich hüten ein Bier zu bestellen. Gewiss war er kein Kostverächter, aber man hatte ja Prinzipien. Der Schimmel vorhin hatte ihm gereicht.
»Wasser? Hähähä, hier gibt's kein Wasser. Hier gibt's Bier, Schnaps und Rum. Also, was ist jetzt?« Der Wirt schien ihn für einen Waschlappen zu halten, das letzte Mal das jemand bei ich Wasser bestellt hatte lag schon ein paar Monate lang zurück, damals wurde dieses Weichei ziemlich übel verdroschen. Aber das konnte der Fremde ja nicht wissen.
»Ich denke, dann trinke ich lieber nichts.« Plötzlich, wie aus dem Nichts, hatte er ein Goldstück aus seiner Geldkatze gezogen, eigentlich war er ja pleite gewesen, die beiden Spinner hatten seine Börse geringfügig aufgebessert, besseres Schmiergeld nannte er das.
»Hm?« Der Wirt hatte Blut geleckt und grabschte gierig nach dem Goldstück, doch der Fremde schloss die Hand wieder und ließ dem Glatzkopf erst mal warten.
»Wie kann ich mir hier schnell mehr von diesen Münzchen verdienen?«
Der Wirt grinste verschlagen und schon hatte sich die Faust wieder geöffnet und seine Handfläche bot die Münze geradezu an. Dieses Mal ließ er den Wirt zugreifen und dieser blieb nicht verschwiegen.
»Die Arena.«, er deutete auf die runde Arena im Norden der Halle, »Sprecht mit Varus, er ist der Mann für alles. Er steht ganz unten, trägt einen grünen Mantel und hat nen roten Hut auf. Das ist euer Mann. Varus sucht laufend Kämpfer für die Arena. Ist nicht ungefährlich, aber wenn ihr Mumm in den Knochen habt, dann kann es sich lohnen. Die Preise sind hoch, auf euren Kopf wird dann gewettet und alle verdienen. Na ja, fast alle, hähähä.« Unter dem verschlagenen Lachen wollte er sich lieber nichts vorstellen, aber er hatte seine Antwort bekommen.
»Danke.«, lautete der trockene Abschied und ein griesgrämiger Blick begleitete ihn im Rücken, als er eine der vielen Treppen nach unten ging.

Varus also, das war sein Mann, ein Jemand mit grünem Mantel und rotem Hut.
»Sollte doch zu finden sein.«, meinte er spöttisch zu sich selbst und ging weiter nach unten. Um ihn herum standen kleinere Bühnen, es war abfällig. Oben an der Theke sah man noch auf die Arena hinab, an der tiefsten Stelle stand man auf derselben Höhe wie die Kämpfer, nur noch ein Netz aus Gitterstäben und einer kleinen Vertiefung in der Arena verhinderte den Augenkontakt. Es war alles richtig professionell aufgebaut und auch organisiert, auch lagen hier keine toten Ratten, es sei denn jemand hatte Hunger...
Das Abwasser floss nicht in die große Halle, das würde man riechen und vor allem spüren, entweder hatte man die Leitungen und Kanäle umgeleitet oder sie verliefen unterirdisch, also direkt unter den Füßen der Gäste.
Langsam konnte sich der Fremde aus dem Norden ein Bild von dieser Veranstaltung machen. In der Nacht kam man her, um sich zu amüsieren. Es gab genügend Alkohol für gutes Gold, man wurde durch Kämpfe in der Arena königlich unterhalten und aufgestachelt und ganz nebenbei war es der ideale Ort um Geschäftskontakte zu knüpfen. Hier wurde Diebesgut verhehlt, illegale Güter wurden verkauft und auch das Diebesparadies war ein Paradies für Diebe, denn auch hier musste sich die hohe Garde der Unterwelt um ihre Geldbeutel sorgen, bei dem dichten Gedränge hatten es die ganz verruchten Langfinger nicht schwer. Aber vielleicht war es ja Berufsehre andere Gauner nicht zu beklauen, aus Angst vor den Konsequenzen. Schlägereien gab es auch, aber nicht allzu viele. Wenn es wirklich zu einem heftigen Streit kam, wurde der meistens in der Arena ausgefochten, oft mit blutigem, gar tödlichem Ausgang. Dafür war sie ja da, die "Arena". Das einzige Wundersame waren die Mädchen, denn es gab sie nicht. Alkohol, Kämpfe, schmutzige Geschichten, ein Bordell würde hier reißenden Umsatz machen. Nur eine Schande, dass man alle Nase lang Frischfleisch brauchte. Sicherlich, es gab sie, die erfahrenen Dirnen, die nichts mehr schocken konnte, aber die meisten waren doch nicht freiwillig auf diesem Weg und nach wenigen Malen zerstört. Was er nicht wusste, dass es durchaus einen organisierten "Beschaffungsdienst" gab, dass dieser aber keine direkte Zentrale hier unten hatte. Aber wenn ein Mann bereit war ordentlich zu zahlen, dann konnte er binnen kürzester Zeit mit einem Geschöpf seiner Wahl rechnen. Leute die sich hier unten auskannten wussten, an welche Kontaktpersonen man sich dafür wenden musste. Er befand sich also in einem, um es mal etwas malerisch auszudrücken, "Loch der Verderbtheit und Verdammnis". Die Kanalisation mit all ihren architektonischen Höhepunkten bot hierfür die passende Kulisse.
»Prost!«, kündete es lauthals von der Seite, ein lustiges Trio von Matrosen eines Händlerschiffes hatte auch den Weg hierher gefunden und machte sich auf einen Krug nach dem nächsten zu leeren.
»Prost!«, kam es auch von einer anderen Seite, der Tisch der hier stand war umringt von Männern, sieben, acht, neun. Duzende Krüge türmten sich darauf und drohten mit viel Krach zu fallen, da kam schon eine sehr junge Bedienung in knapper Bekleidung und viel zu großem Tablett und begann aufzuräumen. Die lüsternen Hände an ihrem Pfirsichpopo riefen dabei einen der bezahlten Aufseher auf den Plan, der sich jetzt mit einem Knüppel in der Hand vor der lustigen Gruppe aufrichtete und immer größer werden zu drohte. Der gewünschte Effekt trat ein, die Finger waren ebenso schnell verschwunden wie Bedienung und Aufseher. Der fremde Nordmann hatte dies aus gewisser Entfernung beobachtet und einen Blick auf das wohlgeformte Gesicht des Mädchens erhaschen können. Schönheit war relativ, aber diese wusste ihn zu betören. Dennoch verschwendete er keinen Gedanken an irgendwelche Aktivitäten, er war hier um Gold zu verdienen - genau wie die Bedienung. Diese Mädchen arbeiteten, weil sie gezwungen wurden. War es nicht ein Mensch, so war es Gevatter Armut. Niemand wollte verhungern und während ein Bettler mitunter zwanzig Goldmünzen verdienen konnte, wenn er einen guten Tag hatte, sprang für Dirnen je nach Standort, Etablissement und Schirmherrschaft mehr als das Dreifache heraus - pro Kunde. Wer dies nicht wollte, war mit so einer Arbeit wie hier als Bedienung sicherlich zufrieden. Sie hatten eine gute Arbeit im Vergleich zu anderen Mädchen. Trotzdem musste es eine brutale Erniedrigung für sie sein. Für ihn jedenfalls wäre es ein Verlust des Stolzes.

In der Hoffnung keine Mädchen an diesem Abend mehr sehen zu müssen und endlich das leidige Thema der Prostitution und der Armut abzuschütteln, ging er weiter, er hatte schon beinahe das Ende der Stufen erreicht.

Solaufein
04.08.2004, 06:18
An den unteren Bereichen, die also, die ganz nah an der Arena standen, gab es eine flache, halbrunde Plateaufläche, dort standen große, breite Eichenholztische und Bänke, die mit weichem Saum, bunten Kissen und bequemer Auslade verziert waren. Ganz klar, hier saßen nur die, die es sich leisten konnten dort zu sitzen, die einem hervorragenden Ruf hatten oder aber sonstige Auszeichnungen vorzuweisen hatten. Hin und wieder schaffte es auch eine unbedeutende Maus auf einen solchen Platz, aber dies war hier keinesfalls die Regel. Der Fremde wusste, wo er stand und machte nicht die geringsten Anstalten sich dort zu irgendjemand setzen zu wollen. Aber plötzlich machte er eine sehr interessante Entdeckung. Die beiden Typen, die er verfolgt und die ihn hierher geführt hatten, sie saßen an einem großen Tisch mit vier weiteren Leuten. Ihren Mimiken nach ging es um ernste Themen, man lachte nicht, man scherzte nicht, aber man schlug mit der blanken Faust auf den Tisch. Harte Verhandlungen anscheinend. Noch hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben herauszufinden, von was für "Zeug" der Mörder der Frau geredet hatte, allerdings konnte er sich jetzt nicht einfach zu ihnen mischen. Er war nicht bekannt, hatte nicht sonderlich viel Gold und war auch nicht mit dem Meister hier verwandt oder verschwägert.
»Richtig, Gold und Meister.«, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart, er war schließlich hier um Gold zu verdienen. Ein Mann mit grünem Mantel und rotem Hut. Seine Augen streiften die Gänge um die Arena ab, sahen kurzzeitig in die Gesichter der Menschen, auf den Kopf und den Rücken, dann zogen sie unbeeindruckt weiter. Aber dann, ganz in einer dunklen Ecke, mit einem anderen Kerl diskutierend, erspähte er seinen Mann. Seine Kontaktperson oder einfach nur sein hoffentlich baldiger Goldgeber. Gerade wollte er zu ihm, als ein fataler Aufschrei durch die Menge ging. Fatal für ihn, denn er wurde davon überrascht und verlor den Mann mit Namen Varus aus den Augen, da die Menschen um ihn herum aufsprangen und ihre Arme dabei in die Höhe rissen.
»Was ist denn jetzt los?« Seine Frage ging unter im tosenden Gebrüll der Menge und dann sah auch er was los war, ein Mann hatte die Arena durch einen schmalen Eingang betreten, auf seinen Schultern trug er einen fähigen Lederharnisch, sein Schwert reckte er posierend in die Höhe und badete im Jubel der Menge. Fast alle jubelten, nur wenige verschlagene Gesichter hielten sich zurück, empfanden nichts dabei, waren nicht deswegen hier. Der Fremde setzte sich erst einmal auf eine Treppenstufe und sah, wie der Konkurrent des Mannes in die Arena kam. Ebenfalls mit einem Lederharnisch bekleidet, trug er aber einen Streitkolben als seine Waffe. Ein dritter Mann war schon die ganze Zeit in der Arena und hatte Stimmung gemacht, nun verstummte auf sein Zeichen hin die Menge und setzte sich wieder.

Heiße Luft, fast brennend umgab die Arena, die brennenden Fackeln am Rande wirkten wie Vorboten der Hölle, die Masse war bereit für neuen Spaß, denn Unterhaltung hielt sie hier, zog sie an und lockte immer wieder. Der Dritte dirigierte die beiden Männer in zwei Richtungen, Nord und Süd, dann verließ er die Arena, der Kampf konnte beginnen. Es war ein regelloser Kampf, nichts war jetzt mehr verboten, absolut gar nichts. Der Mann aus dem Norden erblickte eine Person, die hinter einer Theke saß. Neben ihm stapelten sich zwei prall gefüllte Kisten Gold, die Leute hatten ihre Wetten abgegeben, hatte der Kampf erst einmal begonnen, war dies nicht mehr möglich. Zwei schwer gepanzerte Wachen in Prunkharnischen standen daneben, eine solche Menge Gold konnte man nicht unbewacht lassen. Gewettet wurde von 10 Goldmünzen aufwärts, ohne Grenze. Von jedem Gewinn behielt das Wettbüro ein Zehntel, die Quoten für einen Sieg wurden von einem fähigen Gelehrten errechnet. Es war erschreckend mit was für einer Professionalität die Gauner hier unten zu Werke gingen. Solche Wetten, Arenakämpfe und Morde würde die Stadtwache natürlich nie dulden, aber hier schien alles wie am Schnürchen zu laufen. Probleme hatten die Urheber und Hauptkassierer nicht zu fürchten, die richtigen Männer waren geschmiert worden.

Aber jetzt ging es zur Sache, der Kampf ging los. Der Streitkolbenschwingende Blondschopf schien die besseren Karten zu haben und drängte den Schwertkämpfer rasch in eine Ecke. Die wuchtigen und bulligen Schläge schienen nicht aufzuhalten sein und es kam wie es kommen musste, ein Hieb traf den Schwertschwinger in den Magen und ließ ihn Blut spucken. Das ließ die tosende Menge aufheulen, das Gegrunze aus heiseren Kehlen ging an die Grenze der Belastbarkeit seiner Ohren, feuerte die Kämpfer aber zusätzlich an und stachelte alle auf mitzumachen. Davon lebte die Arena, von der unglaublichen Stimmung der Menschenmassen. Wie viele es waren konnte er immer noch nicht sagen, aber mehr als einhundert.
Der Schwertkämpfer sank nach dem Treffer zusammen und spuckte weiterhin Blut, aber während sich der Blondschopf feiern ließ drehte er seinem Kontrahenten den Rücken zu. Mit hochgerissenen Armen schwappte er mit auf der großen Welle und die Menge schrie ihm zu, was sie von ihm verlangte. Der Fremde sackte in sich zusammen, er war am absoluten Tiefpunkt angekommen, die Barbaren zeigten ihre Maske und warfen die Moral zu den Ratten. Aus brodelnden Kehlen drang es durch die gesamte Kanalisation.
»Tod, Tod, Tod, Tod...«, aber auf einmal nahm der Kampf eine überraschende Wende. Sofort verstummten die Todesrufe und ein Aufschrei ging durch die Masse. Der Schwertkämpfer hatte sich wieder aufgerafft und sein Schwert umschlossen. Aufgrund des Lärmes hatte sein Gegenüber nichts davon mitbekommen, doch binnen Sekunden gewann der Mann, dessen Gesicht unterhalb der Nase blutüberströmt war, an Kraft und stach zu. Nun wurde es totenstill in der Arena, das Schwert durchbrach den Brustkorb und der Blondschopf sackte tot in sich zusammen. Es herrschte deshalb Entsetzen, weil der Favorit - der Sieger der letzten drei Kämpfe - gefallen war. Er ward von der Menge trunken gemacht und unvorsichtig geworden. Viele Leute hatten große Summen auf ihn gesetzt und nun alles verloren. Aber die Stille wurde durchbrochen, als der Sieger sein Schwert aus dem Körper des Anderen herausgezogen hatte und in die Höhe hielt, jetzt waren sie wieder alle begeistert und schrieen, nun hatte man eben einen neuen Champion.

Der Kampf war vorbei, die Leute widmeten sich wieder ihrem Bier, ihren Gesprächen und Geschäften zu, in die Arena kamen zwei Leute, die den Toten raus zogen, es wurde wieder stiller, aber nun entbrannte ein Meer aus Getuschel und Gemurmel, die meisten redeten über den Kampf. Es war an der Zeit, dass er endlich Varus fand und so machte er sich auf zu dieser geheimnisvollen Tür zu gehen, wo er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Zum Glück musste er sich nicht durch die Menschenmassen quälen, sondern konnte einen guten Weg direkt vor der Arena gehen, zwar versperrte er so der ersten Reihe die Sicht, aber die kümmerten sich um andere Dinge und beachteten ihn nicht. Als er gerade an der Tür - die nur ein schwarzer Rahmen war - angekommen war, traten zwei Männer heraus. Es waren der Kämpfer, der eben noch in der Arena gekämpft hatte und ein Mann mit grünem Mantel und rotem Hut. Varus.
Er drückte dem Schwertschwinger einen dicken Beutel Gold in die Hand und reichte die Hand, ehe er zu verschwinden drohte, doch dies wusste er zu verhindern.
»Varus? Seid ihr Varus?«
»Wer will das wissen?«, entgegnete der Mann in der Drehbewegung, nur um sich sofort vor dem Mann aufzubauen, der ihm an Körpergröße an Nichts nachstand.
»Mein Name spielt keine Rolle. Der Wirt da oben hat mich zu euch geschickt.«
»In welcher Angelegenheit? Wollt ihr wetten, geht zu Stromius da drüben.« Er wedelte etwas abwertend in der Luft, aber er wusste ja, wo Stromius war.
»Ich will mir Gold verdienen. Der Wirt sagte, ihr zahlt gut.« Ein hoffungsvolles Gesicht zierte seine Worte, doch in der Miene von Varus blieb es Eiszeit.
»Ich zahlte gut für KÄMPFER, nicht für Maulhelden.«
»Dann will ich kämpfen.« Sicher, diese Kämpfe waren unmoralisch und barbarisch, aber sein Gewissen war bei Frauen und Kindern noch halbwegs edel, aber ab da gab es keine Grenzen mehr. Der Tod war... schön. Nein, der Tod IST schön. Außerdem hatte er in seinen Erinnerungen Bilder von Kämpfen gesehen. Der Tod hatte ihn oft begleitet, er war kein pazifistischer Mensch. Wenn es jemanden gab, der freiwillig in die Arena kam, dann rechnete er auch mit seinem Tod. Er hatte keine Skrupel, keine Angst. Außerdem war es besser hier zu töten, als draußen auf der Straße. Obwohl er den Kampf nicht mochte. Nicht hier. Nicht so...
»Hehehe.« Ein ekliges Lachen entfuhr dem Leiter der Arena, seine Gesichtszüge sahen neue Kämpfe, neue Unterhaltung, neues Gold. »Ich zahle euch 250 Goldmünzen - wenn ihr den Kampf überlebt.«
»Gegen wen werde ich kämpfen?«, fragte er leicht erstaunt. 250 Goldmünzen waren eine Menge Geld. Selbst für ihn.
»Momentan habe ich keine Menschen. Der aktuelle Champion muss sich noch erholen und außerdem sind die Eins gegen Eins Kämpfe für heute Nacht vorbei. Es wird bald hell und so habe ich nur noch Tiere im Angebot.«
»Tiere, was für Tiere?« Er fragte nach. Er rechnete damit gegen einen Menschen anzutreten, aber damit hatte er nicht gerechnet.
»Ihr seid ganz schön neugierig für einen Fremden. Ich würde sie nicht als Tiere bezeichnen, nennt sie von mir aus Monster. Aber sie sind nicht so schlimm, ihr werdet es in der Arena sehen. Wollt ihr nun das Gold oder nicht?« Das Gesicht von Varus sah verschlagen aus, irgendetwas stimmte nicht, er konnte ihm nicht trauen. Dennoch, er brauchte das Gold.
»Unter einer Bedingung.«
»Ja?«
»Ich darf meine Ausrüstung behalten. Ich will nicht das Sachen... abhanden kommen, ihr versteht?« Er müsste schön blöd sein hier irgendetwas abzulegen, das sah er doch nie wieder.
»Selbstverständlich, überhaupt kein Problem.« Das Grinsen des Aufsehers gefiel ihm nicht, absolut nicht, aber sie schlugen ein und hatten einen Pakt.
»Meister Oktan wird euch in die Katakomben führen und euch die letzten Hinweise geben, ich werde die Leute informieren, damit sie genügend Zeit zum Wetten haben, ihr werdet dann von Meister Oktan in die Arena gebracht, wenn es soweit ist. Wenn ihr gewinnt, holt ihr hier euren Gewinn ab, wenn ihr verliert... gewinnt einfach.«
Und damit war Varus auch schon auf Richtung Wetttheke, um die Neuigkeit zu verbreiten. Neben ihn gesellte sich nun der Kerl, den er vorhin in der Arena gesehen hatte und machte eine einladende Geste ihm doch bitte zu folgen und er tat wie ihm geheißen, direkt in die Tunnel vor der Arena.

Solaufein
05.08.2004, 04:37
Es war schön kühl hier unten, kein billiges Blech, sondern echter Stein sorgte für tiefe Temperaturen. Zwar schien nie die Sonne und es war auch Nacht, aber in so einer Hölle aus mehreren schwitzenden, keifenden und jubelnden Männern entwickelte sich zwangsweise eine heiße Luft. Allein schon deswegen war es schön hier zu sein, viel schöner als noch dort draußen, wo jetzt schon wieder erste Aufschreie durch das Publikum gingen. Ein Ausschreier war in die Arena gegangen und hatte eine Ansage gemacht, in Kürze würde ein großer Kampf entbrennen und man möge doch rechtzeitig wetten, da es in wenigen Augenblicken losgehen würde. Innerlich war der Fremde jetzt hochkonzentriert, er würde gleich gegen ein paar Tiere - oder harmlose Monster, wie er wollte - kämpfen, die er nicht kannte. Das verschlagene Gesicht von Varus deutete nichts Gutes an und sollte ihn wohl einschüchtern, doch im Gegenteil, er war sogar froh. Er musste nicht einmal einen Menschen für das hier töten, eine große Erleichterung für das nicht vorhandene Gewissen, aber alles was zählte war das Überleben. Man hätte natürlich auch eine Arbeit als Bäckergehilfe oder als Schmiedlehrling annehmen können und so über die Runden kommen, aber das war nicht seine Welt, seine Welt war der Kampf und der sollte ihm nun die ersten echten Goldmünzen in dieser fremden Stadt bringen. Gorthar würde ihn reich machen, doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Das Schwert lag wie eh und je an seiner Seite, ein treuer Begleiter in Zeiten der Klinge. Jeder hatte eine Klinge, aber er hatte eine besondere Waffe. Ein altes Erbstück, alte, nordische Runen waren in Heft und Klinge graviert, nicht alle Bedeutungen kannte er, doch einige waren im geläufig. Von Kraft und Stärke war dort die Rede, von Stolz und Ehre. Vielleicht würde er die anderen Bedeutungen auch noch herausbekommen, doch das setzte voraus, dass er diesen Kampf überlebte.
»Also Junge, das Ganze läuft folgendermaßen ab. Ich öffne das Tor, dann gehst du herein. Ich lasse das Tor wieder zufallen und dann stehst du alleine in der Arena. Auf ein Signal werden die Tiere raus gelassen, sie befinden sich hinter einem Gitter. Du hast zwei Möglichkeiten, nein, hähähä, drei sogar. Die beste Möglichkeit ist, wenn du gewinnst. Du bekommst dann deinen Lohn bei Varus. Die zweite Möglichkeit stellt eine Flucht über die Arenaränder dar. Das bedeutet aber Schande und Feigheit, außerdem musst du dann Varus bezahlen, einen Straflohn sozusagen. Aber die wahrscheinlichste Möglichkeit wird wohl dein Tod sein, hähähä.«, Oktan schien Gefallen an dieser Vorstellung zu finden, in seinen Augen war der Frischling nichts weiter als neues Frischfleisch für die Bestien, wie er sie nannte.
Dann endlich waren sie angekommen. Ein Gittertor versperrte den Weg, vor ihm lag die Arena, die mit etwas Sand ausgefüllt war. Die Blutspur des letzten Toten, den man heraus geschliffen hatte, zierte den Sand noch immer. Die Menschenmassen waren jetzt schon unruhig und begeistert von der Vorstellung einen neuen Kampf zu sehen. Die Fackeln loderten, hinter dem Gittertor spielten sich merkwürdige Licht- und Schattenspiele ab. Hinter ihm stand Meister Oktan und hielt ihm die Schulter, aus welchem Grunde auch immer. Mut wollte er ihm sicher nicht machen, vielleicht gefiel ihm der Halt oder die Rüstung auch gut. Stücke der Ausrüstung von Gefallenen gingen an die Männer um Varus, die Sieger hatten nur direkt nach dem Kampf Anspruch auf die Waffe des Gefallenen, was aber selten ein genutztes Privileg war. Das war ein hübsches Zubrot, die direkten Rüstungen konnte man ausbessern, aber oft konnte man noch Kettenhemden, Stiefel, Hosen und allerlei Krimskrams in einwandfreiem Zustand an Rasch- und Waffenhändler verhökern. Ein durchaus lukratives Geschäft, mit den Wetten, dem Alkoholausschank und den anderen "Geschäften" verdienten sich hier einige wenige eine goldene Nase und hatten ein Heer aus Dienern unter sich.

Das aber interessierte ihn nicht mehr, sein Atem war schwer geworden und sein Kopf hatte sich zu Boden gesenkt, seine Konzentration vor dem Kampf stieg rasend schnell an und die Vorfreude der Menge spiegelte sich durch immer lauter werdende Rufe. Die Wetten waren gemacht, der Kurs war gegen ihn. Für zehn gesetzte Goldstücke auf seinen Kopf gab es fünfzig zurück, im Falle eines Sieges von den Tieren nur siebenundzwanzig. Dann ertönte ein Zeichen und Meister Oktan befahl zwei Dienern das Gittertor hoch zu lassen, was auch prompt geschah. Das Licht der Fackeln wurde nun größer und als das Tor auf war drehte sich der Fremde noch einmal zu seinem Aufpasser um.
»Hat schon mal jemand einen Kampf gegen diese Tiere überlebt?«, fragte er mit leerer Miene.
»Nein.«, lautete die ebenso hämische wie kurze Antwort von Oktan.
»Dann werde ich der Erste sein.«, schmetterte er als Abschiedsgruß zurück und trat aus dem Tor.
Als der Mann in die Arena kam schwappte wieder diese Welle über die Menschen. Vorhin hatte ihn niemand beachtet, doch jetzt war er im Mittelpunkt des Interesses. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, auch das Augenpaar des ominösen Barons, der etwas abseits Platz genommen hatte, umringt von Dienern und Leibwächtern.
Er hatte sein Schwert noch immer in der Scheide und machte auch keinerlei Anstalten es in die Luft zu strecken, wie es seine Vorgänger getan hatten, er rief das Publikum nicht zu Jubel auf und machte eindeutige Gesten über seine Muskeln oder seine Kraft, er begab sich nur in die Mitte der Arena und begann die Ausgänge zu beobachten, von denen seine Kontrahenten kommen könnten. Und es dauerte auch nicht lang, bis das Zeichen gegeben wurde. Man wollte keine Zeit verlieren, ein kurzer Moment des Jubels, dann musste der Kampf beginnen. Sein Blick schweifte Meister Oktan, der nachdenklich hinter dem Gitter lehnte und ihn verwunderte, nach Häme sah das nicht mehr aus, aber vielleicht war er nur kurze Zeit abgelenkt und schweifte in die Ferne. Viel, viel langsamer als bei ihm erhob sich das Gitter zu seiner Rechten, doch die Geräusche waren eindeutig, ein kräftiges Schnauben drang aus dem dunklen Tunnel und dann kamen sie. Die gefürchteten Monster, die Varus noch als »nicht so schlimm« bezeichnet hatte.
Drei Stück an der Zahl, alle von derselben Rasse. Er kannte diese Tiere nicht mit Namen, aber ähnliche Tiere gab es auch in seiner Heimat. Man nannte sie dort schlicht und einfach "Hornbestie", hier waren sie als "Razoren" bekannt. Ihr Atem schnaubte vor Wut und ihre Hörner waren wirklich gefährlich, sie machten den Eindruck, als ob sie seit Tagen nichts mehr gegessen hatten und er war eine willkommene Beute, endlich wieder Futter. Zwei der Bestien verteilten sich nach links und rechts, eine jedoch war so übermütig, dass sie sofort auf ihn zu lief und immer noch hatte er sein Schwert nicht gezogen. Er erinnerte sich an ein paar Worte seines Großvaters, der ihm sehr viel bedeutet hatte und der ihm einmal gesagt hatte:

»Der Kampf ist nicht schön, denn er bringt den Tod und das Ende. Aber wir brauchen uns nicht vor dem Tod zu fürchten, denn er IST schön. Unsere Götter belohnen den Weisen und den Gerechten, aber wenn wir kämpfen, gewinnen wir die Ehre unserer Vorväter. Ein Krieger ist dazu bestimmt zu kämpfen und nur wer kämpft kann sich seinen Platz erarbeiten.«

Er blickte lange Zeit in die Augen des Tieres, sie hatten eine rötliche Färbung und schienen nicht von einem normalen Tier zu stammen. Selbst die Hornbestien waren keine brutalen Tiere, die sinnlos morden würden, sie waren Raubtiere und das war auch ihr gutes Recht, dass ihnen von Mutter Natur gegeben wurde, aber auch sie jagten nur zum Eigenbedarf und griffen Fremde nur an, wenn sie sich bedrängt fühlten. Er hatte das alles in den Augen des Tieres herausgelesen, selbst für dieses starke und mächtige Tier wäre der Tod eine wahre Erlösung, das konnte er sehen, ja gar fühlen und so würde es noch weniger Überwindung kosten es zu töten.
Einige der Zuschauer waren so angespannt, dass sie nun die Geduld verloren, doch noch während sie sich lauthals über diese schwache Vorstellung beschweren wollten, sprang die Bestie auf ihn zu. Jetzt war es soweit, der Moment des Erwachens war gekommen. Der Razor sprang auf ihn zu, in seinem Maul befanden sich riesige, spitze Zähne die seinen Panzer wohl schwer beschädigt, wenn nicht durchbohrt hätten, jedenfalls waren es absolute Mordwerkzeuge. Er indes besaß nur einen einzigen Zahn, doch der war dafür umso schärfer. Der Mann ging in die Knie und riss nun sein Schwert aus der Scheide, dessen Griff er schon lange Zeit bereitgehalten hatte und er erwischte den gesamten Bauch des Tieres. Trotz des Schuppenpanzers durchbrach seine Klinge die Hornhaut und ließ eine wahre Blutspur heraustreten. Die Menge war begeistert, sie hatten schon eine Menge an diesem Abend gesehen, aber das gehörte zweifellos zu den Höhepunkten einer langen Kampfnacht. Der Jubel war groß und der Ruhm schien zum greifen nahe, doch noch war der Kampf nicht vorbei, allerdings war es dem Tier nicht mehr möglich aufzustehen, die Wunden hatten es zu schwer gezeichnet und er konnte vorerst nichts weiter für das leidende Tier tun. Stattdessen hieß es aufpassen, denn die beiden Artgenossen schienen dieselbe Taktik zu bevorzugen und stürmten auf ihn zu, ihr gefährliches Horn am Kopf voraus. Dieses Mal konnte er nicht mit einem überraschenden Streich einen Treffer landen und so war es ihm vorerst einmal nur wichtig diesen Angriff zu überleben, denn ein Frontaltreffer mit dem Horn und auch er würde hier unten das Zeitliche segnen. Aber er wollte nicht sterben, nicht in diesem Loch. Er wollte für die Ahnen kämpfen und seinen Ruhm mehren, das dabei auch etwas für die Kasse blieb war irdischer Beistand. Diese Hornbestien waren unglaublich schnell und so musste er seine Verteidigung koordinieren, aber ihm blieb nur wenig Zeit und er wusste nicht, wie die Bestien im letzten Moment reagierten, deswegen wartete er lange, fast zu lange, denn der erste Razor zog kurz davor sein Horn wieder hoch und schnappte unglaublich schnell zu. Gerade noch um Haaresbreite konnte er zurückzucken, doch der zweite rannte unaufhörlich auf ihn zu, so dass ein entscheidender Schwerthieb die Wende bringen sollte. Tatsächlich gelang es auch, dem Razor das gefürchtete Horn abzuschlagen, doch der Schwung des Schuppentieres war zu groß und so prallte der hornlose Kopf mitsamt dem Körpergewicht auf seinen Oberkörper. Natürlich wurde er daraufhin weggeschleudert, taumelte und fiel rückwärts zu Boden und blieb einige Momente benommen liegen, doch unter den verstreuten, schwarzen Haaren regte sich schon bald wieder Leben. Aber er hatte sein Schwert bei dem Sturz verloren und griff ins Leere, wenn er die rechte Hand zu einer Faust ballte und vor ihm hörte er nur das Schnauben eines Maules. In dem Moment, wo die Schuppenbestie ihn aufspießen wollte, rollte er zur Seite, im letzten Moment, sonst wäre sein Unterleib Hackfleisch ? und das Tier rutschte auf dem glitschigen Sand aus und krachte gegen die dünne Arenawand, doch schon im selben Moment drohte er zertrampelt zu werden, denn der hornlose Razor trampelte Zentimeter neben seiner Brust auf dem Boden. Dieses Mal gelang es ihm nicht auszuweichen, zur Seite zu kullern, ein mächtiger Fuß mit drei Zehen, an deren Ende sich spitze Krallen befanden, prallte wuchtig auf seine Brust, doch er hatte Glück, die Rüstung verhinderte Schlimmeres. Ein riesiges Maul kam auf ihn zu, der Razor spie einen giftigen Schrei aus, wobei die Zähne des Ungetüms nur eine Mittelfingerbreite von seiner Nase entfernt waren. Der ekelhafte Mundgeruch war noch schlimmer als bei den Schnapsleichen, die jetzt alle den Atem angehalten hatten, sie sahen eine Entscheidung und Varus rieb sich die Hände. Er hatte auf die Tiere gewettet und außerdem brauchte er denen keine Provision zahlen, nur Meister Oktan schien noch immer nachdenklich zu sein.

Doch so leicht wollte er nicht aufgeben, der Razor rückte zwar gerade zurück um ihn endgültig zu verspeisen und das halbe Gewicht dieses 400 Pfund Ungetüms lag auf seiner Brust und machte das Atmen schwer, doch er hatte noch einen Geheimtrumpf. Das war zwar kein Ass, aber ein Kreuz-König und der lag nicht im Ärmel, sondern im Stiefel. Das Schwert war unerreichbar, aber die Stiefel, die konnte er erreichen. Mit einem Ruck presste er die Beine nach oben, worauf die Stiefel ein paar Zentimeter näher kamen, das reichte aus um eine Hand in den Stiefel zu stecken und den Dolchgriff zu umpacken - es war dieses Mal der Spießdolch. Der Razor holte aus, fuhr mit dem Kopf nach hinten und schwenkte auf das Gesicht des vermeintlichen Opfers, doch dieses war schneller und mit einem würgenden Geräusch wie bei einem Wassersog drang die Doppelklinge in den Hals des Tieres ein, gleichzeitig spannte er die Beinmuskeln an und versetzte dem Unterleib des Tieres einen scharfen Tritt, was ihm den Rest gab. Auch dieses Tier sank zu Boden und er rappelte sich schnell wieder auf, den Dolch im Hals lassend. Eile war geboten, denn nach einem kleinen Schläfchen hatte sich der letzte im Bunde wieder gefangen und war wieder aufgestanden. Wieder raste der Gehörnte auf ihn zu, dieses Mal hatte er kaum mehr Verteidigung, ein Spitzdolch hätte hier auch nicht geholfen und so wurde es ein Wettlauf zur Mitte der Arena, wo das Schwert lag. Nur wenige Meter trennten die beiden voneinander und das Publikum hielt gespannt den Atem an. Zwei von Drei waren tot oder besiegt, aber nun schien der Jäger zum Gejagten zu werden und in der Tat, es war verdammt knapp. Im letzten Moment erreichte er sein Schwert, nahm es mit einer Hand aus dem Sand und ließ sich sofort zur Seite fallen, das Horn des Jägers hinter ihm ging ins Leere und der Angriff verpuffte, aber anstatt sofort wieder anzugreifen lief der Razor zum südlichsten Punkt der Arena und blieb dort stehen. Der Fremde blieb dort stehen, wo er stand, fast am nördlichsten Punkt der Arena und so standen sich die beiden letzten Kämpfer wieder gegenüber, Auge in Auge. Er hatte verstanden was die Bestie ihm sagen wollte, dies sollte der letzte Angriff sein, der alles entscheidende letzte Angriff. Anscheinend rechnete sie - im Angesicht des Todes ihrer Artgenossen - auch mit ihrem Tod, doch sie wollte nicht einfach so sterben. Wenn er Recht hatte wäre dies ein außergewöhnliches Verhalten für ein Tier gewesen.

Die tosende Menge war angespannt, nun pochten sie auf ihren Tischen oder was man sonst dabei hatte und eine Welle des Lärmes und des Wahnsinns schwappte zu ihm hinüber, der Kampf würde gleich vorbei sein, alle hier spürten das.

Urplötzlich ging es los, unerwartet rasch hatte der Razor seinen Angriff lanciert, seine Taktik beschlossen. Er wollte dem in nichts nachstehen und dem Tier die letzte Ehre erweisen, es wusste, dass es nun sterben musste, man hatte ihm die letzten Momente gegeben, doch er durfte jetzt nicht versagen, er musste dem Tier diesen Wunsch erfüllen und gleichzeitig stark und konzentriert bleiben. So rannten sie aufeinander zu und waren bereit für ihren Angriff. Die Hornbestie mit ihrem tödlichen Horn, das bei der Wucht wie ein tödlicher Spieß durch seine Rüstung drängen würde und er mit erhobenem Schwert, wie der Zahn eines Drachen ragte er in die Höhe und gab ihm Kraft und Stärke. Wahrscheinlich wäre es tödlich für beide Kontrahenten ausgegangen, wären sie blind aufeinander zu gelaufen, doch der junge Krieger stoppte einen Wimpernschlag vor dem Zusammenstoß, sprang nach links und ließ sein Schwert mit beiden Händen stehen, im selben Moment bekam er einen Stoß gegen die Rippen und fiel schon wieder in den Sand, rappelte sich aber sofort wieder auf, man konnte sich nicht leisten im Sand zu aalen, wenn man nicht den Tod suchte. Die Hornbestie war noch ein ganz beachtliches Stück weiter gelaufen und stand nun in der Nordecke regungslos da. Die Zuschauer jubelten und brüllten wieder, aber warum? Plötzlich sah er die Blutspur im Sand, sie führte von ihm, bis zu der Stelle, an der das Schuppentier stand. Plötzlich drehte sich der Kopf noch einmal um, fast hätte er in diesem Moment gezittert, denn von früher wusste er, dass wenn ein Lebewesen kurz vor seinem Tode stand, zeigten seine Augen die ursprüngliche Form wieder und aus ihnen sahen dann die Ahnen des Lebewesens in die Welt. Nun blickten sie auf den Mörder ihres Artgenossen, doch sie sahen milde aus und fast meinte er Dankbarkeit in ihnen zu sehen. Mehr konnte er nicht mehr aus ihnen lesen, die Seelenessenz hatte sich verabschiedet, die Augen schlossen sich, der Razor kippte um - er war tot.

Die Menge kannte kein Halten mehr, so gut waren sie lange nicht mehr unterhalten worden, der Fremde - wie er an der Wettkasse betitelt wurde - hatte eine eindrucksvolle Leistung gezeigt, nicht nur das gemeine Volk musste dies anerkennen, auch der Baron hatte interessiert zugesehen und selbstverständlich Varus, der nun sein Wort halten musste und die 250 Goldmünzen zahlen. Fast konnte man ein zufriedenes, gar stolzes Lächeln in Meister Oktans Gesicht sehen, der in alten Erinnerungen schwelgte, als er den Befehl zum Öffnen des Gitters gab.

Der junge Krieger atmete nur etwas schwer und ließ sich innerlich feiern, aber nicht so wie es andere taten. Nun war er der Held, für wenige Momente war er der wichtigste Mann hier, für einige Momente konnte er im Bad der Unsterblichkeit baden, er hatte ruhmreich gekämpft und ruhmreich gewonnen, seine Ahnen und seine Brüder mussten stolz auf ihn sein. Doch anstatt vollkommen auszurasten behielt er Ehre, die erste Hornbestie war nur schwer verletzt und lebte noch. Er gab ihr - wieder unter tosendem Beifall - den Gnadenstoß. Dann schlug er dem eben noch heldenhaft gekämpften Razor das Horn ab und ging zum zweiten Gefallen. Er stellte fest, dass dieser ebenfalls noch lebte, der Dolch hatte ihn nicht getötet. Dieses Mal tötete er heimlicher, was die Menge aber immer noch nicht abhielt still zu werden. Bei so etwas jubelte man einfach nicht, aber das konnte er nicht ändern. Auch hier musste das Horn weichen, das war das Privileg der Sieger, die Waffe der Besiegten zu nehmen, auch wenn er das aus anderen Gründen tat, nicht wegen Gold oder Gier. Er brauchte zwei der drei Hörner, um seine stolze Rüstung zu reparieren, an den Schulterblättern klafften Löcher, dort würden sie passen. Eines wollte er behalten, als Andenken an diesen Kampf, vielleicht würde er es auch verkaufen, diese Hörner waren verdammt teuer, er musste es sehen. Für die Zähne hatte er aber keinen Nerv mehr, so schön das Gefühl des Jubels auch war, es war falsch. Wie sein Großvater gesagt hatte: »Der Kampf ist nicht schön.« und so wollte er einfach nur noch weg, zurück in die kühlen Tunnel der Arena. Es war ein würdiger Kampf, der Gott des Blutes, der Gott des Kampfes und der Gott des Todes wurden geehrt, aber jetzt war Schluss und als er in den Tunnelanlagen verschwand, wurde es wieder leiser, aber das Gemurmel ging wieder los. Ein Mann redete mit dem Baron und verschwand kurze Zeit später in Richtung Arena, Sekunden danach verließ ein zweiter den Tisch des Adligen. Doch dies war ihm egal, den einzigen den er jetzt sah war Meister Oktan und zwei, drei Diener und eine angenehme Kühle blies ihm ins Gesicht.

Solaufein
05.08.2004, 06:56
»Das war eine beachtliche Leistung, noch nie hat jemand gegen die Razoren überlebt.«, meinte Meister Oktan mit respektvoller Miene. Was man mit einem einzigen Kampf alles erreichen konnte war schon erstaunlich, wirklich erstaunlich.
»Ich habe euch doch gesagt, dass ich es schaffen werde.«, er lächelte bei seinen Worten ein wenig, zurecht.
»Kommt, ich führe euch zum Ausgang, Varus wird euch sicher gleich auszahlen.«
Und so gingen sie erneut durch die Tunnel, aber dieses Mal in die andere Richtung, zu zweit, nicht einer alleine. Er lebte ja noch - zum Erstaunen des Publikums. Dies hasste ihn nicht einmal, denn zwei Drittel hatten auf die Tiere gewettet, da sie wussten, dass diese noch nie besiegt wurden und der angekündigte Fremde niemanden etwas sagte. Doch auch die Verlierer hegten keinen Groll, die meisten zumindest, schließlich wurden sie vorzüglich unterhalten und der Kampf ging länger als die anderen, die man sonst zusehen hatte bekommen. Wie schon von Meister Oktan angedeutet war es auch, der schmierige Varus stand am Ausgang, mit einem neuen Mann unterhaltend. Sein grüner Umhang ließen ihn aussehen wie ein giftiges Insekt bei Nacht, wahrscheinlich war er auch so schleimig, aber er würde zahlen, ganz sicher würde er das tun.
»Ah, da seid ihr ja, mein Freund.«, begrüßte er ihn beinahe überschwänglich, doch man sah ihm an, dass er ihn nicht wirklich gerne sah. Dass der junge Krieger ein Freund von Varus war, das wusste er auch noch nicht, genau genommen war ihm dies sogar unrecht.
»Ich habe gewonnen. Ihr hattet mir 250 Goldstücke in Aussicht gestellt, mein Freund.«, nun merkte auch der Organisator, dass seine Bemerkung nicht gut angekommen war und reichte leicht angewidert einen Goldbeutel, der schwer wog. Er nahm ihn und verstaute ihn an seinem Waffengürtel, direkt neben seiner Geldkatze.
»Wollt ihr nicht nachzählen?« Varus schien leicht irritiert.
»Wenn ein, zwei Goldstücke fehlen ist das kein Problem, aber sollte eine größere Menge fehlen oder sich Steine in dem Beutel befinden werde ich mir das Zeug eben anderweitig beschaffen. Der Letzte der es wagte mich zu betrügen ist nun ziemlich kopflos.«
Varus schluckte kurz, sah dann aber wieder seine ganzen Wachen und Diener, dass er die Angst wieder verlor. Dabei hatte er ja nur Spaß gemacht, denn er konnte sich nicht mehr an viel erinnern von damals und hier in Gorthar gab es natürlich noch nicht so viele Möglichkeiten ihn zu betrügen. Was natürlich nicht hieß, dass er ein Problem mit kopflosen Leuten hatte. Eigentlich war der Abend jetzt erledigt und er wollte sich noch mal nach den beiden Typen und dem "Zeug" umsehen, aber erstens kam es anders und zweitens als Varus denkt. Der schmierige Kerl hatte nämlich in der Zwischenzeit eine neue Idee gehabt, die er dem Fremden Mistkerl unterbreiten wollte.
»Ich habe da noch ein interessantes Angebot, natürlich nur, wenn ihr es hören wollt.«
»Ein interessantes Angebot? Erzählt mir davon.«, ja, er mochte interessante Angebote, da war es auch egal, von wem sie kamen, Varus würde es nicht wagen ihn zu betrügen.
»Zugegeben, im letzten Kampf... war ich nicht ganz... ehrlich. Aber ihr habt dem Publikum gezeigt, dass ihr ein exzellenter Kämpfer seid.«
»Genug der Lobeshymnen, kommt zur Sache!« So etwas war er doch wirklich satt, der Typ sollte ihm einfach sagen was los war und dann war es auch gut.
»Ähm ja. Es geht um einen weiteren Kampf. Ich wäre bereit euch dafür das Doppelte, also 500 Goldstücke zu geben, wenn ihr gewinnt.«
»500 Goldstücke? Was für eine Bestie wollt ihr noch aufbieten, die so eine Summe gerechtfertigt?«, staunte er nicht schlecht. Das war wirklich eine Menge Gold, wenn er annehmen würde, dann konnte er 750 Goldstücke an einem Abend verdienen, doch er hatte gerade einen Kampf hinter sich und war noch etwas lädiert. Was tun?
»Oh, ich habe mir schon gedacht, dass ihr daran interessiert seid. Es ist keine Bestie, sondern ein blutrünstiges Monster. Es handelt sich um einen Orkspäher, wir fingen ihn vor elf Monaten in den Wäldern vor der Stadt, das heißt... so wurde es uns erzählt. Wir haben ihn nur gekauft, als besondere Attraktion. Ihr fragt euch vielleicht, wie man so eine Bestie unter Kontrolle halten kann. Wir haben da spezielle Fähigkeiten, hähähä... doch zurück zu dem, was ihr sicherlich wissen wollt. In den elf Monaten bei uns gab es dreiundzwanzig Kämpfe und alle gewann der Ork nach wenigen Sekunden. Er ist DIE Herausforderung für jeden Kämpfer, wer ihn schlägt erntet nicht nur Ruhm, sondern auch Respekt und eben diese Prämie. Eure Chancen stehen ziemlich schlecht, aber das Publikum liebt euch und wenn ihr wollt, dann könnt ihr es versuchen. Also, was sagt ihr?«
Das klang ja wirklich schaurig, dummerweise konnte er sich nicht an den Namen "Ork" erinnern, brachte damit keine Ereignisse in seiner Vergangenheit in Verbindung. Er hatte also keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Dennoch reizte es ihn, der Preis, der Kampf. Er kämpfte nicht für die Barbaren hier unten, aber as Gold wäre sehr wichtig und das Opfer für die Götter sicherlich hoch. Seine Ahnen, seine Brüder und seine Götter wären sicherlich stolz auf ihn, wenn er auch diesen Kampf gewinnen würde, doch was den Ausschlag gab war die Tatsache, dass ein Krieger keine Herausforderung ausschlagen durfte, das würde nur seine Feigheit zeigen. Verschieben ja, aber nicht ablehnen. Und es gab keinen Grund für eine Verschiebung. Zwar fühlte er sich nicht mehr ganz so gut wie vor einigen Stunden, aber auf dem Zahnfleisch ging er nicht, einen Kampf würde er noch schaffen.
Für zahlreiche Sekunden blieb es still um sie herum, dann hatte er seine Entscheidung getroffen.
»In Ordnung, ich kämpfe.«
Ein zufriedenes Lächeln formte sich auf dem Gesicht von Varus und sie schlugen zum zweiten Mal am heutigen Tage ein, ehe der Mann wieder Richtung Wetttheke verschwand. Er würde auch nach der beeindruckenden Vorstellung des Fremden nicht auf ihn setzen, genauso wenig wie die meisten der anderen Wetter. Den Orksklaven konnte niemand besiegen - aber das hatten sie auch schon von ihren Razoren behauptet.

Plötzlich aber - gerade in dem Moment, wo Meister Oktan und er zurück in die Tunnel wollten - erschien ein dünner Mann vor dem Eingang und sprach ihn an.
»Einen Moment bitte Fremder. Mein Herr möchte ich euch gerne sprechen, würdet ihr mir vielleicht folgen wollen?«
»Tut mir leid, aber ich werde gleich erneut in die Arena gehen und kann unmöglich mit eurem Herrn sprechen. Sagt ihm, dass er mich nach dem Kampf sprechen kann.«, antwortete er gewohnt sachlich und in aller ihm gegebenen Ruhe.
»Aber was ist, wenn ihr den Kampf nicht überlebt?«, fragte der dürre Mann anscheinend besorgt, doch alles was er auf diese Frage übrig hatte war ein Kopfschütteln und ein leises Gemurmel. »Armer Irrer.« Und schon tauchten die beiden wieder ein, schon wieder ging es zum Gittertor, hin und her und her und hin. Das letzte "hin" fehlte noch, aber das würde er sich hohlen. Dem dürren Mann blieb nichts weiter übrig als zu seinem Herrn - dem Baron - zurückzukehren. Währenddessen machte Meister Oktan ein besorgtes Gesicht.
»Ihr hättet nicht annehmen dürfen, Fremder. Ich habe den Ork gesehen, er ist wirklich unglaublich stark und kaum zu besiegen. Ihr wart sehr überzeugend gegen die Razoren, doch das ist ein anderes Kaliber, glaubt es mir.«
Er sagte nichts, bis sie am Gittertor angekommen waren und wieder die Licht- und Schattenspiele begannen. Alles wirkte so vertraut und gewohnt, als ob er es schon eine Ewigkeit machen würde. Draußen war noch der Ausschreier, der nun den Kampf schmackhaft machen und die Leute zu den Wetten begeistern sollte.
»Hört, hört ihr alle hier. In wenigen Minuten werdet ihr alle Zeuge eines unglaublichen Spektakels. Der mutige Fremde, der im letzten Kampf seinen Mut und sein Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, wird gleich gegen unseren einmaligen, unvergleichlichen und wütenden Orksklaven antreten. Ein Duell, das packende Brisanz besitzt. Noch nie wurde der Orksklave geschlagen, sollte es am heutigen Tage soweit sein? Oder wird der mutige Held hier und heute sein Ende finden. Wetten sie auf ihren Favoriten und gewinnen sie, der letzte Kampf der heutigen Nacht beginnt in wenigen Minuten.«
Der Ausschreier hatte ganz schön dick aufgetragen, doch das war ja auch seine Aufgabe und so kamen nun die letzten an die Wetttheke, um ihren Einsatz abzugeben. Das Ganze dauerte natürlich etwas, da es alles aufgeschrieben werden musste, eine erstaunlich sorgfältige Bürokratie für Gauner und Halunken, aber von all dem bekam er ohnehin nichts mit, er sah nur die bunten Tänze des Fackelmeers und bat noch ein letztes Mal um Kraft und Stärke, die Eigenschaften, die ihm sein Schwertarm schon gaben.

Einige Minuten später erklang wieder das Zeichen und die Meute versammelte sich auf ihren Plätzen, jetzt war man wirklich gespannt, keiner mehr in der Halle hatte sein Interesse verloren. Ein solcher Kampf zog alles und jeden an, wie die Motten scharrten sich die Menschen um die hell erleuchtete Arena. Der Arenameister gab den zwei schon bekannten Dienern ein Zeichen, das Gitter erhob sich. Der Atem des jungen Kriegers war wieder schwer geworden, erst jetzt öffneten sich die Augen wieder und der Griff des Schwertes wurde überprüft. Doch als das Gitter schon oben war, übergab er Oktan seine drei Razorhörner und den schweren Goldbeutel von Varus.
»Ich verlasse mich auf euch Oktan. Wenn ich wiederkomme, dann möchte ich die Sachen zurückhaben.« Das war alles, was noch zu sagen war, er betrat still und leise die Arena, für den Lärm sorgten Andere.

Als das Gitter wieder geschlossen war, war es soweit. Der Moment war gekommen. Einigen Leuten wurde schwindlig vor Aufregung, auch der Alkohol sorgte dafür. Ein Kribbeln ging durch die Menge, Gänsehautstimmung erreichte sie alle. Die Reichen sahen gespannt auf den jungen Mann, andere achteten nur auf das Gitter, aus dem der Orksklave kommen sollte. Auch der Baron sah wieder zu, mit noch größerem Interesse als zuvor. Er wollte seinen Diener erst auspeitschen lassen, als dieser ohne den Fremden zurückgekehrt war, aber als er die Nachricht von einem weiteren Kampf bekam schien dies nicht mehr aktuell.
Und dann war es wirklich soweit, das schwere Eisengitter öffnete sich und blieb offen, aber es regte sich nichts. Zehn Sekunden lang starrten Zuschauer wie Kämpfer in ein schwarzes Loch und man tuschelte schon, als mit einem lauten Brüllen ein bulliger, 2.10m großes Monster angerannt kam, in einer Hand eine blutverschmierte Axtkonstruktion, für die jeder Mensch zwei Hände brauchte, in der anderen die bloße Faust von der Größe eines Kinderkopfes.

Der Kampf konnte beginnen. Ein blutiger, schrecklicher Kampf...

Solaufein
06.08.2004, 03:30
Mit geweiteten Augen sah der junge Herr seinen Gegner, dieses riesige Monster, das seinen Namen zu Recht trug. Hier in der Haltung musste es noch schlimmer zugerichtet worden sein, die Aggressivität war bei gehaltenen Zuchttieren immer viel größer, da sie oft durch Schläge und Hiebe bestraft wurden. Das konnte man diesem Ork, wie sie ihn nannten, auch deutlich ansehen. Sein Gesicht, das ohnehin nicht das Schönste war, hatte zahlreiche Narben, die von Menschenhand stammten und auch sein übriger Körper war mit kleinen Furchen durchzogen. Doch dies hinderte es nicht daran weiterhin zu kämpfen. Solange es kämpfen konnte, hatte es Macht und jeden Menschen den es tötete, war ein riesiger Erfolg für ihn und seine Rasse. Wenn er schon sterben musste und nie wieder die Freiheit sehen konnte, dann wollte er zumindest so viele "Menschlinge" wie möglich mitnehmen. Da unterschied er sich gar nicht mal so sehr von den Menschen, die sicher Ähnliches denken würden, wären sie bei den Orks als Kampfattraktion gefangen genommen. Doch in den Augen des Orks konnte er nichts herauslesen, vielleicht war es einfach zu schnell, aber der Hass in den Augen verhinderte jeglichen Einblick in seine zerrüttete Seelenlandschaft. Orks waren von ihrer Natur aus nicht gerade die friedlichsten Zeitgenossen und töten auch oft sinnlos, aber die Menschen überragten sie doch noch mühelos, diese Arena war der letzte Beweis dafür. Und er war eines dieser Spielzeuge, die dafür sorgten und selbst wenn er ein Gewissen als Verteidigung andeuten wollte, es hätte nichts an der Tatsache geändert, dass er sich auf die niederen Ebenen des menschlichen Verstands herab begab. Doch er wollte gar kein falsches Gewissen haben, denn die einzige Herausforderung lag in einem Kampf, in dem er ehrenhaft und ohne Tricks und doppeltem Boden kämpfte. Was es für niedere Instinkte waren störte ihn nicht im Geringsten, skrupellos und hart war er, der junge Krieger aus dem Norden.
Und so standen sich zwei Gegner gegenüber, ein übermächtiger Ork, der aus Verzweiflung, Rage und Hass kämpfte und ein junger Mensch, der seinen Göttern huldigen und seinen Goldbestand vermehren wollte. Ums Überleben jedoch kämpfte niemand. Der Ork wusste, dass er sterben würde, ob heute oder morgen oder übermorgen, was spielte das für eine Rolle und der Fremde dachte nicht ans Sterben, da solche Gedanken Gift für einen Kampf waren.

Die Axtklinge des Orks donnerte auf sein Schwert, das erst mal nur zur Verteidigung diente, allerdings hatte er die unglaubliche Muskelkraft des Orks unterschätzt, als er sein Langschwert mit einer Hand gegen gehalten hatte. Einige Schritte musste er zurückweichen und die Hand hatte schwer gezittert, beinahe hätte sie das Schwert fallen gelassen. Noch einmal sollte das nicht passieren und so packte er nun mit der linken Hand zu, so dass viel mehr Kraft hinter seiner Waffe lag. Der Ork aber ließ gar nicht locker und holte zu einem neuen Streich aus, das wirkte bei dieser Kreatur alles so leicht und locker, wie er diese riesige Axt schwang, schon hunderte mussten ihr zum Opfer gefallen sein, hauptsächlich Menschen. An einigen Stellen klebte noch das verkrustete und getrocknete Blut und gab der Waffe zusätzliche Macht. Doch jetzt sah er sich nicht mehr so einfach den Hieben der Axt ausgesetzt, energisch und entschlossen hielt er dagegen, mit eiserner Führung der Klinge, die noch immer wie der Zahn eines Drachen wirkte. Schlag auf Schlag begegneten sich die beiden nun, wobei er freiwillig immer einen Schritt nach hinten ging. Er wollte den Ork ruhig seine Kräfte verschwenden lassen, auch wenn das verteidigen bei einer solchen Wuchtwaffe schwer fiel, so war es doch einfacher als mit Kontern auf den übermächtigen Feind einzudreschen. Erst als er spürte, dass es nicht mehr weiterging und er an einer Wand angekommen war, musste er freilich handeln und das tat er auch mit einem überaus gewagten Ausfall. Auf den nächsten Angriff des Riesen antwortete er mit einem gewohnten Block, dann aber preschte er nach vorne, direkt neben dem Orkvieh vorbei, doch dieses war nicht dumm und nutzte die Chance und schlug zu. Plötzlich spritzten Bluttropfen in die Luft und spiegelten sich im Fackelschein, nur um kurz darauf ganz still mit dem Sand zu verschmelzen und eine weitere Blutspur zu bilden. Der Ork hatte ihm am Oberarm erwischt, genau an der Stelle zwischen der letzten Panzerplatte seiner Rüstung und den Lederarmschienen. Er hatte nicht voll getroffen - deswegen war sein Arm noch dran - aber eine tiefe Fleischwunde ließ das Blut empor quellen und verursachte höllische Schmerzen, die er mit eben jener Miene hinnahm. Der Ork hatte daraufhin abgewartet, war sein "Menschling" ja auch wieder ganz woanders, den Zuschauern jedoch hatte dies alles andere als gefallen. Obwohl es wieder miese Wettquoten auf den Fremden gab, so hielt man doch irgendwie zu ihm, man wollte nicht, dass der Ork über den Menschen triumphierte und so war es dieses Mal nicht der Jubel, der den allgemeinen Tenor bestimmte, sondern ein hohler Aufschrei des Entsetzens.

Trotz der Schmerzen und der blutenden Wunde ließ er aber nicht locker, er ging nicht in die Knie, sondern blieb weiterhin standhaft. Es war "nur" der linke Arm, sein Schwertarm aber war der Rechte. Außerdem hatte der Ork einen großen Fehler gemacht, denn durch die Verletzung und den Schmerz hatte er bei dem Nordmann ein gewisses Gefühl ausgelöst. Wenn ein Krieger nie verletzt wurde, fühlte er sich zu sicher und zu stark, dann aber sollte ihn der erste Treffer töten oder zumindest schwer verletzen. Jetzt aber hatte er gespürt, dass es um Leben und Tod ging und jeder Krieger mobilisierte dann noch einmal die letzten Kräfte - die manchmal noch nicht mal das waren, sondern nur die vorletzten - und genau das war nun der Fall. Trotz des ruhigen Gesichtsausdruckes und der relativen Ruhe in der Arena war das Blut des Mannes in Wallung geraten und Bilder aus vergangenen Schlachten zierten seine Wahrnehmung. Er war nicht schwer verletzt, aber er hatte nicht so gekämpft, wie es für einen Krieger seiner Herkunft üblich war. Der Orksklave, der von all dem nichts mitbekam, brüllte auf und stürmte erneut auf seinen Kontrahenten ein, das Blut des Menschen stachelte ihn noch mehr an, als er ohnehin schon war, doch dieser sah das Ungetüm nur kommen und presste die rechte Hand zu einer Faust zusammen. Kurz vor dem erneuten Aufeinandertreffen verzog sich das ruhige, ebene gar jugendliche Gesicht des Kriegers zu einer ekelhaften Fratze und ein Schrei drang aus seiner Kehle, er umschloss das Langschwert mit der linken Hand und zog die Muskeln an, worauf sich neues Blut aus der Wunde ergoss, dann holte er aus und die Waffen trafen sich in der Mitte. Der Kampf jedoch wurde aggressiver und schneller, begleitet von einem unnötigen Jubelschrei der Masse, nur weil es wieder weiterging. Viel, viel schneller attackierte er den Orksklaven jetzt und dieser hatte das Privileg auf den Angriff verloren und musste sich zeitweise zurückdrängen lassen, ehe er seinerseits einen Gegenschlag setzte. So ging es eine ganze Weile, fast eine Minute fand nur dieses ständige Beharken statt, ehe sich der junge Krieger wieder an einer Mauer gedrängt sah. Er hatte ehrenhaft gekämpft, doch der Ork war ein mehr als nur würdiger Gegner. Es war wie vor seiner ersten Verletzung, dasselbe Bild und wieder hatte er einen Plan, denn seine grauen Zellen fanden selbst in der Hitze des Gefechts noch Überlegungsnahrung und diese unglaubliche, tiefe, innere Ruhe beherrschte ihn immer noch.

Dieses Mal preschte er nicht nach vorne, riskierte aber dennoch viel. Auf den Frontalschlag der orkischen Blutaxt erhob er sein Schwert - einhändig - mit der rechten Hand gehalten. Dabei tauchte er auch noch etwas runter und verlor so wichtigen Halt, doch sein Schwert hielt dem Angriff stand. Es bebte und die Finger- und Handmuskulatur schrie vor Schmerzbelastung, aber sie hielt dem Angriff stand. Genug Zeit also, einen Dolch zu ziehen und im linken Stiefel steckte der Spitzdolch, der heute schon einmal eine Hand durchbohrt hatte. Unglaublich schnell war er in der linken Hand, die leicht eingeschränkt war, durch die Schulterverletzung, doch es hinderte ihn nicht daran die Waffe in den Magen des Orks zu bohren, so tief hinein, dass nur noch der Griff hinausschaute.
Aber das würde nicht den Sieg bringen, aber der Ork schrie auf und war für wenige Sekunden abgelenkt und nicht in der Lage zu verteidigen. Das nutzte er und umschloss den Schwertgriff erneut, nur um Sekunden danach die Szene zu wiederholen und auch seine Gardewaffe im Körper des Monsters zu versenken. Dieses Mal war der Aufschrei größer und die Axt fiel knapp neben ihm zu Boden, sein Schwert war dicht am Herz vorbei gerast und blieb nun im Körper stecken, aber gerade als er es wieder herausziehen wollte, traf ihn ein Fausthieb, der nicht gezielt war, sondern aus einem wilden Herumschlagen entstand ? Todeskampf nannte er das.

Er fiel noch einmal in den Sand, stand aber unbeschadet wieder auf, der Ork jedoch machte keine Anstalten zu sterben und stand auch noch.
Das Publikum hatte sich beim Dolchstoß noch gemäßigt verhalten, die meisten hatten es schlicht weg nicht gesehen, aber als das Schwert im Ork steckte, da waren sie wieder ganz die alten Barbaren.
Jetzt ergoss sich eine wahre Springflut der Begeisterung über sie, mit einer Welle hatte dieses Gefühlschaos nichts mehr zu tun und der Sieg wurde schon gefeiert, als der Ork noch nicht einmal tot war. Im Gegenteil, die Kräfte dieser Bestie mussten gigantisch sein, denn plötzlich drehte er sich noch einmal um und lief auf den jungen Herrn zu. Trotz einem Dolch und einem Schwert im Körper! Dieser sah sich ziemlich bedrängt, denn im Kampf Mann gegen Mann, bzw. Mann gegen Ork würde es schlecht um ihn stehen. Die Hände des Gegners waren doppelt so groß wie seine und als Waffe blieb mal wieder nur ein kleiner Spießdolch, der zwar tödlich sein konnte, richtig eingesetzt, im Nahkampf aber der Gefährlichkeit einer Gabel nachkam. Alles was ihm blieb war der geordnete Rückzug, der Ork auf ihn zu. Zwar war er nicht mehr so unglaublich agil wie noch zu Beginn, aber langsam wäre das falsche Wort gewesen. So stürmte er noch einmal auf ihn zu und es kam, wie es kommen musste, der junge Mann sah sich ein drittes Mal an einer Wand. Der Ork konnte ihn sogar zerquetschen, dafür reichten die Masse und das Gewicht von beinahe 600 Pfund. Guter Rat war teuer und so blieb er einfach stehen, bis es zu spät war und er seinen Verstand um eine Lösung befragte. Und dieser hatte eine Antwort und wie sollte es anders sein - sie war riskant.
Er blieb lange stehen, bis er schon den Atem des Orks riechen konnte, nur Zehntelsekunden vor einem üblen Ausgang sprang er todesmutig zur Seite und wälzte sich auf dem Boden ab, noch im Fallen hatte er einen Schrei gehört.

Der Ork war gegen die Wand gelaufen und hatte das Schwert dabei noch tiefer in seinen Körper gerammt, so dass man die Spitze am Rücken sehen konnte, ehe er rückwärts und ohne jegliches Leben in den Sand fiel. Die Arme weit ausgebreitet, als ob er jemanden willkommen heißen wollte. Für ihn war es vorbei, seine Qualen der Sklavenhaltung hatten ein Ende gefunden. Doch noch etwas anderes war vorbei, der Kampf. Er hatte es geschafft und erneut gewonnen, hatte all das wiederholt, nur noch ein wenig mehr. Der Ruhm, die Ehre, die Macht, der Respekt, die Anerkennung... und auch das Gold mehrten sich, ja, sie verdoppelten sich sogar. Er hatte nichts, was er in die Höhe recken konnte, aber wahrscheinlich hätte er es ohnehin nicht getan. Egal - die Menge jubelte ihm frenetisch zu, wieder einmal hatte er die Begeisterungsstürme ausgelöst und wieder einmal hatten fremde Gesichter, die an ihn geglaubt hatten, eine Menge Geld gewonnen. Auch der Baron hatte wetten lassen, beim ersten Kampf noch gegen ihn, beim Zweiten aber andersherum. Ein hübsches Sümmchen hatte er so verdient, aber das war für einen Mann wie den Baron nur eine Kleinigkeit. Während sich die ersten wieder beruhigten, einige aber noch immer jubelten, zog er Schwert und Dolch aus dem Magen des gefallenen Orks heraus und wischte das Blut - so gut das eben ging - am Fell des geschundenen Tieres ab. Gleichzeitig wurde das Gitter wieder hoch gelassen, wo ein erfreuter Arenameister stand. Die Menschen um ihn herum jubelten eigentlich bei jedem Kampf, aber das war auch für sie etwas Besonderes gewesen und hätten sie seinen Namen gewusst, hätten sie ihn nun ehrenvoll skandiert, mit geballter Faust ausgerufen. All dies war ihm nicht wichtig, denn diese betrunkenen Schießfiguren waren unbedeutend und gaben ihm kaum etwas zurück, er hatte nicht für sie gekämpft, sondern für ganz andere. Dieser Kampf war schwierig gewesen, stellenweise hatte er sich davor geekelt weiterzumachen, doch nun sollte all das vergessen sein und er wollte nur noch raus aus der Arena, in der sich weite Teile des Sandes mit dem roten Lebenssaft verfärbt hatten. Ja, durchaus. Der Blutgott hatte seine wahre Freude an dieser Arena gefunden, sein hungriges Maul lag über ihr.

Als er die beiden Waffen wieder in ihre Scheiden gesteckt hatte, war er froh, dass das Gitter offen stand und so machte er keine Anstalten einer gebührenden Siegerpose und verschwand ausdruckslos wie immer in den kühlen Tunneln.

Solaufein
06.08.2004, 04:34
Es tat gut in den dunklen und kühlen Tunneln zu sein, der Kampf hatte ihm mehr abverlangt, als er davor angenommen hatte und man durfte nicht vergessen, dass er immer noch verletzt war. Das war auch das erste, was Oktan ansprach, als die beiden wieder zusammen waren.
»Ist die Wunde schlimm?«, fragte er mit einem ganz anderen Gesichtsausdruck, wie er ihn noch zu Beginn ihres Zusammenkommens gezeigt hatte.
»Nein, es geht. Am Anfang hat es wehgetan, aber jetzt ist es besser geworden, vielleicht sind die Nerven dort abgestorben.«
»Ihr solltet trotzdem zu einem Heiler gehen.«
»Ja, danke für die Fürsorge, aber ich kenne meinen Körper ganz gut und weiß, wie ich ihn heilen werde. Ich würde jetzt gerne meine Sachen zurück haben, drei Razorenhörner und einen schweren Goldbeutel.«, so leicht ließ er sich nicht ablenken, wenn die Sachen wieder bei ihm wären, würde er sich besser fühlen, aber er hatte sie schon auf einer Ablage entdeckt.
»Selbstverständlich.« Der Mann schnippte in die Finger und ein Diener brachte die vier Sachen. Den Beutel schnürte er wieder neben seine Geldkatze, die drei Hörner kamen an den Waffengürtel. Er nickte zufrieden.
»Wollt ihr nicht nachzählen?«, fragte Meister Oktan skeptisch, während sie sich dem Ausgang aus den Tunneln näherten.
»Was fragt ihr mich immer, ob ich meine Zeit mit Münzen zählen verschwenden will? Ich vertraue euch - was das angeht - ihr habt gehört, was ich zu Varus gesagt habe, ich denke nicht, dass ihr die Wahrheit meiner Worte überprüfen wollt.« Der junge Herr klopfte dem alt gedienten Kämpen auf die Schulter und zwinkerte.
»Natürlich nicht. Aber ich wollte euch sagen, dass ihr wirklich einen sehr interessanten Kampfstil habt. Ein wenig erinnert ihr mich an meine Jugend. Die Meute da draußen liebt euch, mehr als andere Sieger, ihr habt gegen unsere schwersten Gegner bestanden und hättet auch keine Mühe mit den Champions der Menschen gehabt. Wenn ihr hier dauerhaft kämpfen würdet, dann würdet ihr sicher bald größere Provisionen von Varus bekommen.«
Dieses Mal ließ er das Lob zu, da es von einem ehemaligen Kämpfer kam, außerdem wusste er nicht zu übertreiben. Ein wenig geschmeichelt fühlte er sich ja, aber nicht mehr, dazu hatte er schon zu viele Lobeshymnen gehört, die teilweise nicht berechtigt und teilweise einfach nur übertrieben waren.
»Nein, auch wenn der Ruf des Goldes mich stets lockt, ich denke ich werde nicht noch einmal hierher kommen, nicht zum kämpfen jedenfalls. Ich suche stets das Neue, das Gold von Varus und der Arena waren wichtig für mich, aber jetzt werde ich andere Wege gehen, es gibt noch viel zu entdecken.« Ein zufriedenes Gefühl machte seine Gesichtszüge milde, denn was er sagte klang gut. Was sollte er noch hier, weiter kämpfen und weiter Gold mehren? Eine interessante Vorstellung, aber nicht sein Stil, ihn zog es weiter, Gorthar war riesig, selbst die Kanalisation war noch nicht halbwegs bekannt.
»Verstehe. Klingt recht gut überlegt. Ich werde euch auch nicht bitten zu bleiben, hier kommen immer genug Leute her, mal sind sie für einige Zeit Helden, dann sterben sie - hier oder draußen - oder verschwinden auf ewig. Nur der Ork war ein Urgestein, dass es hier elf Monate aushielt, aber jetzt ist auch er tot, so endet jeder irgendwann. Es ist vielleicht gar nicht mal so schlecht aufzuhören.«
»In der Tat.« Die Worte des alten Arenameisters hatten ihn nachdenklich gemacht, er hatte Recht, auch wenn er viel Macht besaß, hier unten war diese Macht kaum etwas wert, er brauchte die Macht dort oben.
»Nun denn Fremder, dort wartet Varus, er wird euch sicher gleich ausbezahlen. Vielleicht sieht man sich ja noch einmal wieder, macht's gut.« Der Kämpe reichte ihm seine Hand und er nahm sie an. Er mochte Sentimentalitäten nicht, es war nur ein einfacher Abschied von einem Mann den er respektierte, niemand der ihm nahe stand.
»Vielleicht Varus, vielleicht... macht's besser, so heißt es doch nicht wahr?«

Und so verloren sich die Hände und jeder ging seines Weges, Varus zurück in das dunkle Tunnelsystem und er, der fremde Nordmann, verließ die Arena, es war das gesuchte "hin" und ein weiteres "her" würde es nicht geben, auch nicht wenn Varus noch einmal verdoppelte. Außerdem war es der letzte Kampf für heute, die ersten Scharen verließen bereits die Halle, um in ihre Betten zurückzukehren.
Draußen standen Varus mit einem noch größeren Sack Gold und der dürre Bote von vorhin, ach ja, da war ja noch was, dieser Baron... was der wohl wollte? Eigentlich hatte ihn ja nur diese Geschichte hierher geführt, die beiden Männer, das "Zeug", der Baron... aber erst mal musste noch dieser schleimige Pockenbeutel erledigt werden.
»Sehr gut gekämpft. Noch nie hat jemand gegen den Ork gewinnen können und ihr habt ihn einfach besiegt. Ihr habt mich ganz schön überrascht und mir herbe Verluste bei den Wetten eingebracht. Meinen Glückwunsch habt ihr.«
Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, so viel Dummheit auf einem kleinen Haufen war ja nichts Neues, aber er selbst sah es selten.
»Aber Varus, ihr wirkt fast ein wenig verärgert. Wetten sind doch ohnehin verboten, außerdem hättet ihr mir schon mehr vertrauen müssen, als euren Monstrositäten. Ach ja, ich wäre euch sehr verbunden mir den Beutel da zu geben. Mein Freund hier wird auch gleich nachzählen.« Er deutete dabei auf den direkt neben Varus stehenden Boten, der ihn ja doch nur wieder zum Baron schleppen wollte.
»Äh ich? Aber ich bin nur ein Bote.«
»Stellt euch nicht so an, ihr werdet doch zählen können, ich soll doch zu eurem Baron oder?«
»Äh, na gut.«
Wäre das also auch erledigt gewesen und der Bote fing an zu zählen, fünfhundert sollte er am Ende raus haben. Der dürre Ast wirkte fast ein wenig verängstigt, aber das war ja nicht sein Problem. Ganz im Gegensatz zu seinem "Freund" Varus, der scheinbar vor Wut kochte.
»Was hindert mich eigentlich daran euch gefangen nehmen zu lassen und dann als Sklave für weitere Kämpfe zu nutzen?«
Er setzte ein verwundertes Gesicht auf, die Maske der Unschuld stand ihm nach wie vor am Besten. Aber nicht, dass er damit nicht gerechnet hätte.
»Ach Varus, seid doch kein schlechter Verlierer. Sklavenhaltung ist doch auch verboten. Wenn ihr das wirklich vorhabt, dann würde euer kleines Unternehmen recht schnell beendet sein und zwar jetzt. Glaubt ihr im Ernst, ich würde euch am Leben lassen? Warum wollt ihr irgendwelche Marionetten an mir verheizen, bis ich euch dann doch kriege. Und ich werde euch kriegen. Nehmt es mit der letzten Würde, die ihr noch habt und hofft, dass es mir hier unten gefallen hat, so dass die Stadtwachen keinen "Tipp" bekommen und verschwindet endlich.«
Mit wutrotem Gesicht stiefelte der Pockenbeutel ab, na bitte, dann wäre das wohl geklärt. Er rechnete nicht wirklich damit, dass er wirklich etwas unternahm, aber bei diesem Pestsack würde es ihm ganz und gar nicht schwer fallen seine Worte wahr werden zu lassen.
»Fünfhundert!«, kam es von der Ecke neben ihm. Na wenigstens zählen konnte der gute Mann.
»Prima, dann gebt mal her und bringt mich zu eurem so viel gelobten Baron, ich hoffe es gibt triftige Gründe, warum er mich sehen will.«
Der Bote nickte und bahnte sich einen Weg durch die immer leerer werdende Menschenmenge, um ihn durchzulotsen. Er war ja mal gespannt, was ein Baron von ihm wollte. Barone hatten Gold, viel Gold, das hatte er jetzt zwar auch, aber wenn es nicht um einen Kampf in der Arena ging, hätte er durchaus ein offenes Ohr für das bezahlte Anliegen des Adligen.

Solaufein
06.08.2004, 06:04
Die beiden kamen zu einer hinteren Ecke der Arena an, hier waren kaum andere Gäste, fast keiner der Männer hier gehörte nicht zu den Leuten des Barons. Er musste wirklich ein ziemlich wichtiger Mann sein und anscheinend auch gut zahlen können, denn für lau konnte man sich so eine Miniarmee nicht leisten. Also genau sein Typ, wenn dieser Herr was von ihm wollte, dann würde dabei wieder Gold herausspringen. Langsam lichtete sich die Reihe der Männer, durch die ihn der dürre Mann führte und dann blieb er stehen. Gerade beobachtete er den einen Typen, wegen dem er hier war. Nur wegen dieser seltsamen Gestalt, die einem breitschultrigem Mann gerade ein Päckchen übergab. Das musste das geheimnisvolle "Zeug" sein, von dem er geredet hatte. Neben ihm stand der Andere, genau die Beiden, die er lange Zeit im Auge behalten hatte. Ein seltsames Gefühl, dass nun alles wieder zusammenlief. Konnte das wirklich Zufall sein? Ja es konnte, lautete seine Antwort auf diese ominöse Frage und er beobachtete weiter. Die Männer bekamen auf einen Wink des Mannes einen dicken Beutel und eine Pergamentrolle überreicht, machten einen dankenden Knick und verschwanden dann wieder, wobei sie direkt an ihm vorbeikamen. Er konnte das Gesicht des Mörders ganz genau erkennen, voller Narben war es und eine finstere Auge lag auf den Augen des Mannes, hätte er in dem Moment etwas gesagt, dann hätte er auch noch die spitzen Zähne aus seinem Mund begutachten können, aber auch so war das ein sehr beeindruckender Auftritt. Er brauchte wieder einmal nur eins und eins zusammen zu zählen und kam dann auf die einzelnen Schritte, dass der Mörder und sein Freund oder Komplize irgendetwas besorgt hatten und nun an den Baron ablieferten, dieser hatte sie wohl mit Gold bezahlt und einer Pergamentrolle, vielleicht mit weiteren Anweisungen. Nur, WAS war in dem Packet? Der Inhalt war womöglich höchst brisant, zu gerne hätte er einen Blick hinein geworfen, er würde es wagen, wenn sich die Gelegenheit einmal bieten würde, doch jetzt wurde er mit einem leichten Schubsen zum Weitergehen gedrängt. Mit einem abwertenden Blick strafte er den Mann, der es gewagt hatte ihn einfach wegzuschubsen und ging dann noch einige Schritte weiter. Der Mann, der das Päckchen entgegengenommen hatte, das war wohl auch der Baron und seine Vermutung - für die man kein Hellseher sein brauchte - wurde bestätigt. Der dürre Mann stellte sich zwischen die beiden, ohne einem davon vor der Nase rum zustehen und begann mit seinen Vorstellungen, die schon recht bald ein jähes Ende finden sollten.

»Nun, darf ich euch vorstellen, Baron Alwin Finsterberg, wünscht euch zu sprechen.
Herr Baron, das hier ist... ja, wie heißt ihr eigentlich?«
»Mein Name tut nichts zur Sache.«, schmetterte er kalt ab, wenn der Baron etwas von ihm wollte, würde er wohl für sich sprechen können. Dieses ganze Dienergehabe und Geknickste und Geheuchelte hing ihm doch schon sonst wo raus. »Kommen wir zur Sache Baron Finsterberg. Ihr wolltet mich sprechen, also sprecht, ich habe nicht ewig Zeit und wie ihr seht habe ich auch noch Wunden zu versorgen. Ich nehme an, es geht um einen Auftrag.« Ohne große Gestik hatte er seinen Standpunkt mit gewohnter Disziplin herübergebracht und war trotzdem gespannt, wie man das eben so war.
»Aber... das geht doch nicht.« Der Dürre wedelte wild mit den Armen umher, scheinbar ganz bestürzt, denn er wusste, was mit jenen passierte, die keinen Respekt vor Baron Alwin Finsterberg hatten. »Ihr könnt doch nicht so mit dem Baron sprechen, zeigt ihm Respekt und entschuldigt euch.«
Das ging jetzt aber langsam echt zu weit. Was für ein feiges Stück Fleisch, hatte er so keinen Mumm, dass er so ein Gekrieche mitmachte? Alles was der Fremde dafür übrig hatte war ein Kopfschütteln, da beugte sich das erste Mal der Baron nach vorne und holte tief Luft. Wollte er sie alle wegblasen?
»Hehe, ihr seid recht forsch, das gefällt mir. Immer gleich zur Sache was? Nun gut. Fetin, verschwinde... Verschwinde hab ich gesagt!« und sofort trollte sich der Mann in eine der hinteren Reihen. »Also mein namenloser Freund, ich bin Baron Alwin Finsterberg und ich habe eure beiden Kämpfe mit großem Interesse verfolgt. Beeindruckend, wirklich sehr beeindruckend. Keiner meiner Männer hätte den Mumm besessen gegen den gefürchteten Orksklaven anzutreten, geschweige denn ihn zu besiegen. Aber ihr habt es geschafft. Kein Name, kein bekanntes Gesicht, vermutlich neu in der Stadt und stark wie ein Bär, sowie geschickt mit der Klinge. Genau das, was ich gesucht habe. Ihr könntet eine gesamte Söldnertruppe ersetzen, aber die könnte ich mir leisten. Aber was ich brauche ist ein einzelner, geschickter Mann, wenig Aufsehen und hohe Effizienz. Ihr könntet genau der richtige sein. Ich zahle gut, viel besser als dieser Halsabschneider Varus. Seid ihr interessiert?« Der Baron funkelte gefährlich mit den Augen, die auch seine Bezahlung andeuten konnten, aber dann schien er beruhigend abzuwarten.
»Schon wieder so ein Schleimbolzen«, dachte er sich innerlich, »der hat auch nicht alle Tassen im Schrank.« Er konnte dieses Hochgerede nicht ausstehen, er hatte keinen Krieg gewonnen, keine Schlacht, nur zwei Kämpfe. Und jetzt war er der Held, der Sohn der Götter und was weiß der Teufel noch. Aber die erste Wirkung hatte sich eingeschlichen, er war ein gefragter Mann in gewissen Kreisen. Vor wenigen Stunden noch ein unbekannter Fremder und nun ein begehrter Fremder. Er hatte nie Zweifel an seinem Erfolg gehabt, doch manche hätten seine Worte für Lüge erklärt.
»Für WAS braucht ihr mich Baron? Nach einigen Lügen bin ich gut beraten mich erst einmal zu informieren, Wissen ist Macht.«
»Natürlich sollt ihr Informationen bekommen, aber alles zu seiner Zeit, erst muss ich mich eurem grundsätzlichem Interesse sicher wissen.« Der Baron stand nun auf und baute sich bedrohlich vor ihm auf, schaffte es aber nicht ihn zu überragen, obwohl er sehr groß war. Außerdem hätte er wissen müssen, dass den Fremden so etwas grundsätzlich kalt wie Eis ließ. »Man kann nicht jedem vertrauen, es ist eine pikante Angelegenheit.« Der Baron blieb stehen und er musste nicht lange überlegen. Wie immer galt: Gold vor Gewissen - solange man es sich nicht leisten konnte eins zu haben. Und außerdem reizte das Unbekannte, das Neue, kurzum: Das Abenteuer. Und für einen Baron hatte er auch noch nie gearbeitet. »Also gut, ich werde für euch arbeiten, allerdings nicht vor Morgen. Meine Wunde muss versorgt werden und ich brauche Schlaf und Erholung. Für heute werde ich einen Dreck tun.«
»Selbstverständlich. Ich gebe euch einen Tag Zeit, um euch wieder zu erholen. Ich muss auf diese Eile bestehen, denn die Angelegenheit ist äußerst wichtig für mich. Trefft euch nach Sonnenuntergang - wann auch immer - mit meinem Kontaktmann am Marktplatz. Er wird euch dann zu mir bringen.« Der junge Herr zupfte die Augenbrauen, wozu diese Geheimnistuerei? Aber schön, wenn der Herr Baron sich nicht auf der Straße sehen lassen konnte. »Woran werde ich euren "Kontaktmann" erkennen Baron?« Der Baron nickte und deutete mit seinem langen Zeigefinger auf eine Wache in Lederwams neben ihm. »Er wird kommen.« Auch der junge Herr nickte nun, das war in Ordnung und klang nach einem guten Geschäft, es gab vorerst noch keinen Grund Nein zu sagen und wenn ihm das Offenbarte vom Baron nicht gefiel, dann würde er immer noch ablehnen können, sollte der Baron sagen was er wollte, das scherte ihn einen feuchten Dreck. »Gut, ich werde euren Kontaktmann dann treffen.«
»Dann sind wir im Geschäft, kommt so schnell es geht, Fremder.«
Und das war es dann auch schon vom Baron. Der Adlige machte wieder nur ein paar Handzeichen und schon setzten sich seine Leibwächter und die Diener in Bewegung, um zusammen mit ihrem Brötchengeber aus dieser Kanalisation zu verschwinden. War ihm recht, vielleicht konnte er jetzt endlich selbst verschwinden.

Alles ging nun langsam, einen weiteren Kampf würde es nicht geben, in wenigen Minuten würden die Schließer die einzigen zwei Tore zu diesem Loch abschließen, so dass man wenigstens etwas sicher war, dass nicht irgendein Fremder am Tag hier hereinspazieren würde. Wirklich wichtige Leute gab es hier nicht mehr, nur noch die üblichen Schnapsleichen. Sowohl der Mörder und sein Komplize, als auch der Baron, sowie Varus und Meister Oktan waren nicht mehr zu sehen, nur noch der Wirt stand hinterm Tresen und wischte fröhlich weiter. Auch für ihn würde die Schicht bald ein Ende haben und das war auch dringend notwendig, seit Mittag schon war er hier unten am Werke, morgen würde ein anderer Wirtskumpel hier arbeiten.
Er aber hatte jetzt genug getan, so marschierte er wieder die Treppen hinauf und warf dem Wirt noch ein verschmitztes Zwinkern zu, was dieser einfach so aufnahm. Bald schon war er wieder in dem metallenen Tunnel, er verließ die Anlage nicht durch den Ausgang, den alle nahmen, sondern durch seinen Ausgang, den er sich ganz persönlich "erstanden" hatte. Nur noch ein letztes Mal musste er vorsichtig sein, als er mit dem Schlüsselbund die schwere Stahltür aufschloss, denn er hatte nicht vergessen, dass er neben der Tür die zwei Opfer abgeladen hatte. Doch die Aufregung war vergebens, die beiden Männer schliefen noch tief und fest, anscheinend waren die Schläge doch härter als angenommen. In allerbester Diebesmanier gab er dem Langen den Schlüssel zurück, so dass der beim Aufwachen nicht das Geringste merken würde, kein Gesicht, keinen Namen, keinen Plan. Wunderbar, einfach wunderbar.
Die letzten Meter durch das finstere Tunnelwerk waren auch kein Beinbruch mehr und an den Gestank des Abwassers hatte er sich auch gewöhnt, nach einigen Stunden unter hunderten, schwitzenden Trinkern war das sogar eine angenehme Abwechslung. Nur das Meer aus toten Ratten störte ihn immer noch, da er über die Körper der Viecher schreiten musste. Am Anfang war er mit keinem einzigen Goldstück hergekommen, jetzt hatte er knapp 800 davon. 750 von Varus und ein paar Münzen von den beiden Schlafmützen und natürlich das Angebot des reich aussehenden Barons. Besser hätte dieser Abend oder besser gesagt, diese Nacht nicht enden können. Als er wieder zum wirklichen Ausgang kam und die steinernen Stufen hinauf schritt, sah er sich noch einmal um. Keine Wache. Keine neugierigen Augen. So war es ihm recht. Und so atmete er tief und deutlich hörbar dreimal aus und ein, die angenehme Luft war herrlich, alles hatte eben seine Vor- und Nachteile.
Am Horizont schon ging die Sonne auf, hell war der Himmel, lange nicht mehr schwarz. Die ersten Stimmen erklangen von weit weg und Schmiede hämmerten wieder lautstark auf den Amboss. Mit einem zufriedenen Lächeln blickte er zurück in den schwarzen Abgrund, dann aber war er in einer Gasse verschwunden und nur noch das Flattern seines Umhangs war zu hören, an der Stelle, an der bis eben noch der Held der Arena gestanden hatte.

Solaufein
07.08.2004, 04:38
Einen ganzen Tag lang musste er geschlafen haben, etwa zwanzig Stunden hatte sein Körper in dem weichen Kissen geruht, nicht ohne das Schwert je aus der Reichweite seines Armes zu verlieren. Es war ein wunderbar angenehmes Bett, einen Luxus, den er sich noch nicht allzu oft leisten konnte. Im Schlaf war der Fremde aus dem Norden nicht anders als jeder andere, nur wenn er wach war unterschied er sich von vielen Menschen in dieser Gegend. Auf den Reisen und auch in der Vergangenheit - zumindest die Fetzen, die er wieder langsam erkennen konnte - hatte er immer auf dem Boden der Mutter Erde geschlafen oder auf Fellen, die gelegentlich über Holzpflöcke gespannt waren. Bette wie diese, mit einer Steppdecke und einem Kissen mit Federn oder Heu, hatte er erst wenige aufgesucht, zu oft war er auch von großen Städten fern und arbeitete viel und hart. Aber diesen Luxus brauchte er auch nicht, genauso gut hätte er auf dem hölzernen Dielenboden geschlafen, aber man musste sich ja nicht grundsätzlich gegen Annehmlichkeiten sträuben und sie ablehnen. Er wurde dadurch auch nicht härter oder ehrenvoller, wenn er ein Bett ablehnte. Im Gegenteil, wahrscheinlich hätten ihn Rückenschmerzen und andere Wehwehchen früh am Morgen - das hieß Mittag - aufwachen lassen. Schließlich war die Sonne schon fast komplett aufgegangen, als er in sein Bett konnte. Und in einem Bett brauchte man zumindest keine Kleidung tragen, wenn man nicht wollte. Die lange Schlafphase hatte aber auch andere Effekte mit sich gebracht, denn seine Wunde hatte sich etwas beruhigt und eine winzig-dünne Schicht des Fleisches wurde neu gebildet, so dass kein Blut mehr ausströmen konnte, auch nicht wenn er auf dem Arm lag, in quetschte oder die Muskeln anzog. Zum Glück waren keine Muskeln durchtrennt worden, kein Knochen gebrochen und auch keine wichtigen Nervenbahnen zerschnitten. Und mehr als einen Fingerhut voller Glück war dem auch nicht zu verdanken, denn der Ork hätte ihm dort schon den Arm abtrennen können, hätte er nur etwas besser getroffen. Was des Einen Glück, musste ja des Anderen Pech sein, so war das nun mal.
In seinem Volk wurde die Legende des Glückes schon lange entschlüsselt und die Weisen des Stammes hatten eine logische Antwort gefunden:

»Das Glück ist über der ganzen Welt verteilt und wurde von allen Göttern erschaffen. Jeder Gott gab etwas, um seinen Teil am Glück zu leisten. Niemand kann einfach so Glück oder Pech haben, es ist Schicksal, das man lenken kann. Immer, wenn irgendjemand Glück hat, hat jemand anders Pech. Wenn jemand ein Goldstück verliert, könnte gleichzeitig irgendwo auf der Welt jemand ein anderes Goldstück finden. Und genau diese Waage hält sich auf der ganzen Welt. Das Pech und das Glück können nicht ohne den Anderen existieren. Und deswegen sollte man sich das Glück verdienen, in dem man den Göttern huldigt.«

In den weisen Worten war die Rede von vielen Göttern, doch niemand konnte so naiv sein und dabei nur an die guten Götter glauben. Selbst Götter wie der Gott des Blutes, der Gott des Hasses, der Gott des Todes, der Gott der Zerstörung und noch viele mehr waren an der Erschaffung von Glück und Pech beteiligt. Sie erschufen das Gegenstück, das so genannte Unglück - auch Pech genannt. Wenn man sich bei ihnen beliebt machte und hoch in ihrer Gunst stand, dann gewährten sie einem so gut wie kein Pech mehr, doch gleichzeitig sank auch die Anerkennung des Glückes. So lauteten die alten Weisungen der Weisen und er hatte nie daran gezweifelt. Auch wenn man so nie wirklich Glück oder Pech haben konnte, so war es doch am Besten die Waage neutral zu halten, dann - so sagten es auch die Weisen - würde man nichts falsch machen können. Aber es war eine schwierige Gradwanderung zwischen dem, was die Götter der negativen Ebene befürworteten und dem, was die Götter der positiven Ebene erfreute, zumal einige der Gottheiten auch noch durchaus neutral anzusehen waren, wo man also sowohl Gutes, wie auch Schlechtes tun konnte.
Da hatten es die Menschen aus Gorthar viel einfacher, für sie gab es Innos - der Gute, Adanos - der Neutrale und Beliar - der Böse. Sie wussten genau, was richtig und falsch war und trotz dieser einfachen Auswahl war auch hier der Glaube schwieriger, als es auf den ersten Blick aussah. In Gorthar gab es aber auch viele, die sich nicht um einen Glauben scherten, die Atheismusrate war sehr hoch hier. So etwas war auch nur in einer großen Stadt mit vielen tausend Einwohnern möglich, in seiner Heimat wäre so was undenkbar gewesen.

Er hatte Glück gehabt, dass er sich heute Morgen in ein besseres Stadtviertel von Gorthar verirrt hatte. Unbewusst war er in das Händlerviertel gekommen, hier gab es einige Gildenhäuser der Handelsgilde, die Geschäfte von großen Händlern und außerdem war der Marktplatz nur einen Sprung von hier entfernt. Das einzige Gasthaus der Straße war dadurch eine ganze Ecke vornehmer als die billige Absteige, in der er die erste Nacht verbracht hatte. HIER brauchte man keine Angst zu haben, in eine Schlägerei hineinzugeraten, denn HIER war es ruhig. Zwar waren auch die Preise stolz, doch durch die Tatsache, dass gerade kein Markttag war und die Zimmer voll werden mussten, immer noch gerecht. Aber selbst wenn es dreimal so teuer gewesen wäre wie in der kleinen Kaschemme, er besaß jetzt das Gold, um erste Wucherpreise zu zahlen, wenn auch nicht gerne.

Der Vorteil eines solch guten Gasthauses war aber auch, dass es neben der Ruhe und den sauberen Betten einen freundlichen Gastwirt gab. Zwar konnte man dies nie pauschalisieren und schon gar nicht in einer Stadt wie Gorthar, aber zumindest diese teure Absteige hatte einen netten Wirt, der ihm bereitwillig Verbandszeug gegeben hatte. Den Alkohol hatte er natürlich zahlen müssen. Zwar war reiner Alkohol besser, aber ein ordentlicher Schuss Schnaps tat es auch. Damit desinfizierte er die Wunde an der Schulter, um etwaigen Krankheitskeimen die Luft zu nehmen. Zum Glück war es nur eine tiefe Fleischwunde, ein dünner Schnitt. Hätte der Kerl einen Streitkolben oder einen Morgenstern benutzt, würde seine Schulter jetzt sicher anders aussehen. Aber so würde die Wunde sehr schnell wieder heilen und sich schließen, später würde man nur noch eine kleine Narbe sehen, wenn er ganz großes Glück haben würde, auch gar nichts mehr. Wunden gehörten jedoch dazu, es gab kaum eine Körperstelle, an der er keine trug. Zwar befand sich seine Haut noch in einer recht jugendlichen Phase und auch das Fleisch war noch nicht von Narben übersäht, so dass der reine Anblick schon grausam genug war und Menschen Angst dabei bekamen, aber wirklich makellos wie irgendwelche reichen Adelskinder in dem Alter war er nicht und hätte er nie sein können. Das war eben das Schicksal eines jeden Kriegers und er hatte es akzeptiert, ja sogar gerne angenommen.
Mit ruhiger Hand umwickelte er die desinfizierte Wunde mit dem Verband und riss dann etwas in Überlänge ab. Eine dünne Nadel diente als Befestigung zwischen den einzelnen Bandagen, schließlich hatte er nichts zum überdecken, seine Rüstung hörte kurz davor auf und seine Armschienen fingen erst nach dem Ellbogen an und ein baumelnder Verband war absolut lächerlich. Doch er war noch lange nicht fertig und dabei hatte die Sonne längst den Zenit überschritten und war durch den Mond ersetzt worden. Es war lange Sonnenuntergang und sein Treffen mit dem Kontaktmann des Barons stand kurz davor, jedoch hätte er niemals seine Pflichten als Krieger hinter irgendwelche Zeitpläne gestellt. Baron Finsterberg hatte gestern extra auf die Dringlichkeit des Treffens hingedeutet und ihn wohl am liebsten sofort mitgenommen, aber auch ein kräftiger Mann wie er konnte nicht tagelang ohne Substanzverlust arbeiten. Schlaf war wichtig und wenn es nur wenige Stunden waren. Der Körper sammelte Energie und konnte ruhen, der Kopf konnte klarer werden und die Gedanken sich sammeln, Wunden konnten heilen und wieder regenerieren. Dennoch freute er sich schon auf das Treffen und machte sich seine Gedanken. Um fast nichts anderes drehte sich der Kreis der Gehirnzellen. Wenn es jemand so eilig hatte, konnte man ihn sehr leicht erpressen. Jedenfalls war man eher bereit etwas mehr zu geben, wenn man wirklich schnell etwas brauchte, als wenn man genügend Zeit zur Auswahl hatte. Merkwürdig war nur, dass der Baron dann gestern diesen Müßiggang in der Arena über sich ergehen ließ. Oder hatte er bewusst die Kämpfer der Arena beobachtet, in der Hoffnung einen wie ihn zu finden? Trotz seiner offensichtlichen Neugier, auch über "das Zeug" des Mörders, blieb er verhalten vorsichtig. Diese Geheimnistuerei war verdächtig, zweifellos. Wieso musste er sich mit einem Kontaktmann treffen, wenn es der Baron so eilig hatte? Und warum machte ein Baron Geschäfte mit einem Mörder und sah sich sicherlich verbotene Menschenkämpfe in einer wirklich üblen Ecke der Stadt an? Schon jetzt hatte der Baron keine reine Weste mehr, denn ein Krimineller war er sicherlich, da machte er sich keine Illusionen. Die Frage war nur, inwieweit das Einfluss auf sein gesellschaftliches Leben hatte und wie tief er in diesem Sumpf steckte? Für ihn selbst waren Gesetze ohnehin nur lästige Paragraphen, von denen einige sinnvoll, andere absolut naiv und egoistisch waren. Meistens ging es ja um Steuern, was auch so eine Sache der großen Städte war, denn wer würde Wetten verbieten, wenn sie versteuert wären? Die Adligen und Könige brauchten immer Gold. Und was nutzte ein Gesetz gegen Sklavenhaltung, wenn es nur lapidar kontrolliert wurde und duzende Leute aus der Oberschicht Sklaven hatten, unter dem dehnbaren Begriff des Dieners gepfercht.

Über all das und noch vieles mehr schweifte er herüber, immer ging es von einem Punkt zum nächsten, bis er alles durch hatte, was ihm auf der Seele, oder besser, auf den grauen Zellen lag. Dabei war er nicht untätig. Nachdem er sich versorgt hatte, kamen seine Waffen dran. Der Spitzdolch und vor allem sein Schwert hatten noch immer eine dicke Blutkruste an der Klinge, ließe man sie längere Zeit dran würde die Schärfe des Schwertes abnehmen und die Treffer ungenau werden. Außerdem war es barbarisch sozusagen als Trophäe mit dem Blut der Getöteten herumzustolzieren. Es war eine lang gepflegte Regel in seiner Heimat, dass man Schwerter zu putzen hatte. Man sah sie als höchste Waffe an. Für Äxte, die ebenfalls sehr beliebt waren, darunter bei vielen großen Männern, sowie dem Gott des Kampfes, galt diese Regel jedoch nicht. Aber darum scherte sich der Orksklave sicher nicht, denn seine Axt hatte eine gewaltige Blutkruste gehabt.
Die kleine Schüssel, die er zum reinigen benutzte, hatte sich mittlerweile schon dunkel gefärbt, fast schwarz. Erst als sowohl die einfach zu reinigende Klinge des Dolches, als auch der große Drachenzahn fertig gesäubert wurden, konnte er sie wieder in ihre dunklen Bäuche stecken.

Ein paar Minuten noch verweilte er in dem mittelvollen, dafür durchaus edlen Schankraum des Gasthauses, um seine erste warme Mahlzeit seit Stunden in Ruhe zu essen und noch sein Bier fertig zu trinken. Die meisten Gäste ließen ihn in Ruhe, dieses Mal lag sein Oberkörper zwar nicht bar, aber jemand der in dunkler Rüstung seine Wunden versorgte und seine Waffen säuberte war den meisten, waffenlosen Händlern und Edelleuten dann doch nicht geheuer. Sollte ihm nur Recht sein, denn so hatte er den ganzen Tisch für sich, ein Privileg, dass nur ganz besonders anziehende oder abstoßende Menschen in Gorthars Tavernen besaßen.

Am Ende sollte er zwanzig Goldmünzen für Speis, Trank und das Zimmer zahlen, ein durchaus gerechter Preis, wenn natürlich auch für viele ärmere Gorthaner unbezahlbar. Die Rast hatte ihm äußerst gut getan und er strotzte regelrecht vor neuer Kraft, auch den linken Arm konnte er schon wieder fast voll belasten. Ein Gefühl, als könnte er junge Eichen ausreißen, aber soweit würde der Baumfreund nie gehen. Dennoch, der Baron konnte sich schon jetzt freuen, als der dunkle Schatten aus der Taverne trat und in klarster Nachtluft zum Marktplatz zulief.

Solaufein
07.08.2004, 07:09
In den Gassen der Stadt herrschte jetzt nur noch wenig Leben und im reicheren Händlerviertel ohnehin nicht. Viele Häuser lagen dunkel und ruhig da, denn die Händler schliefen schon, für sie begann der Tag stets mit dem Hahnenschrei zum Sonnenaufgang. In wenigen Häusern flimmerte noch eine einsame Kerze, wo emsige Händler ihre Auflistungen und Anweisungen, Geschäftszahlen und Rechenbeispiele vollendeten, ehe auch sie bald in ihre teuer bezahlten Daunenbetten stiegen. In vielen Viertel hätte es allerdings noch eine andere Bewegung auf den Straßen gegeben, hier aber waren Dirnen und Freier nicht gerne gesehen, das Viertel wurde als eines der wenigen auch des Nachts von der gorthanischen Stadtwache bewacht. Dies sorgte für Sicherheit und vor allem für Zufriedenheit bei den reichen Kaufleuten, was umso bessere Steuern versprach. Auf dem ganzen kurzen Weg zum Marktplatz kamen ihm nur drei Personen entgegen, zwei Männer mit weiten, ausladenden Hüten, die ihn mit eben jenen Stücken freundlich grüßten und einen Gruß zurückerhielten. Gegrüßt wurde er noch nie hier, außer von dem Wirt gestern Nacht - oder auch heute Morgen. Das Zeitgefühl spielte noch ein wenig verrückt, doch daß es mittlerweile dunkel geworden war entging seinen Augen natürlich nicht. Außerdem konnte man es hören und riechen. Morgens roch es nicht so gut wie am Abend und außerdem war es viel, viel stiller, eben weil anständige und ehrliche Leute nun zu großen Teilen schon schliefen und sich das üble Gesocks zu weiten Teilen von der Straße zurückzog, wie eben in die Kanalisation, um zur Arena zu kommen.

Ein plumpes aber regelmäßiges Aufkommen kündete von seinen Wegen, der Wind war in jenem Moment äußerst still geworden und so baumelte sein Umhang ganz gemächlich seinen Rücken hinab und gab ihm das Aussehen, das man als fremder Abenteurer eben brauchte. Gestern Abend hatte er mehrere Masken getragen, vom üblen Gauner bis zum glorreichen Helden. Wie aus dem Nichts stieg er für kurze Zeit auf den Thron der Kämpfer. Aber dieser Ruhm war Schall und Rauch und wahrscheinlich hatten ihn die meisten Leute schon nach einigen Wochen vergessen, doch bis dahin wollte er weitere Kunststücke vollbringen, um es in dieser Stadt zu etwas zu bringen. Langweilig war ihm noch lange nicht und es gab keinen Grund Gorthar zu verlassen, solange er nicht jeden Teil der Stadt ausgekostet hatte, um sich ein Urteil von dem derzeitigen Jahrgang zu machen. Nun blieb er stehen, seine Schritte stoppten und sein Schatten wurde von dem des anstehenden Hauses verschluckt. Noch immer lief hier die Händlergasse aus und das Haus protzte mit kunstvollen Holzschnitzereien an Tür und Gebälk. Blumen wanden sich an den Wänden und reich verzierte Fenster schmückten die Vorderseite des Hauses. Ein reicher Mann musste hier wohnen, natürlich ein Händler, wer sonst. Diese Dinge aber waren nur kurze Aufnahmen, worüber man vielleicht nicht mal mehr später nachdachte, Impressionen, Eindrücke, Sehenswürdigkeiten einer Stadt. Wichtiger war der Kontaktmann, er suchte nach einer Person in einem ledernen Panzer, das Gesicht hatte er sich eingeprägt, Schweinebacke hatte eine gute Visage zum Merken, aber nur aus der Nähe war diese auch zu erkennen. Schweinebacke nannte er ihn, weil der Mann aufgeblähte Backen hatte und somit mit einem Schwein eine große Ähnlichkeit aufwies, obwohl er damit nicht den Charakter des Menschen vorverurteilen wollte. Es war nur das Äußere, wer weiß, wie er in den Augen der anderen Menschen aussah. Ach ja richtig, er zog sich ja immer verschiedene Masken auf.

Seine Augen spähten aufmerksam, so sah er aus wie ein Sehschwacher, der seine verlorenen Augengläser suchte, stattdessen pickte er sich die Teile raus, die er sehen wollte und beobachtete sie. Auf dieser Seite jedoch war niemand, also setzte er seinen Weg fort, der Marktplatz dieser großen Stadt war schließlich groß genug. Plötzlich erspähten seine Raubvogelaugen zwei Silhouetten auf den Stadtmauern und wenige Meter daneben noch einmal zwei. Wachen. Sie kamen aufeinander zu, verharrten kurz und gingen dann weiter. Also wurde auf den Stadtmauern auch so spät noch patrouilliert. Eine Erkenntnis, die er sich mit Sicherheit in seinem Gedächtnis notierte, da sie wichtig sein konnte. Auch wenn er kein Freund von sinnlosen Dingen war, brauchte man nicht für alle Dinge eine Stadtwache, die einem auf die Finger sah, schließlich war jeder Mensch im Grunde seines Herzens ein Dieb, die einen machten es professionell, die anderen eben als Zugabe, als Kür.
Dann aber wurde er abgelenkt, nein, sogar massiv bedrängt. Ein unangenehmes, hohes Pfeifen. Immer nur in kurzen Perioden, aber immer öfters. Es riss ihn total aus der Konzentration und instinktiv musste er nach dem Grund, dem Urheber suchen. Das war aber gar nicht mehr nötig, denn der Urheber, Schweinebacke, machte sich selber bemerkbar, jetzt wo seine Kontaktperson in Flüsternähe war.
»Hey! Ihr da! Kommt schnell her, ich bin's, die Kontaktperson.« Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand der Mann im Schatten eines großen Brunnens, so gut versteckt, daß er ihn wohl nie gefunden hätte. Misstrauen machte sich in ihm breit. Wieso "wollte" er gefunden werden, warum "sollte" er die Kontaktperson dann finden, wozu dann die spezielle Personenauswahl, wenn es jeder hätte sein können? Kurz blieb er stehen und zögerte, dann aber entschied er sich gegen sein Misstrauen und für die Kontaktperson. Als er näher kam erkannte er zweifelsohne Schweinebacke. Das also stimmte, war auch besser für Alwin, denn wenn er ihm jetzt wirklich einen Anderen geschickt hätte, wäre ihr Pakt wohl nichtig gewesen.
»Wozu das alles? War nicht die Rede davon, dass ICH euch finden soll?«, untermauert wurden die Worte von etwas Zorn, der noch immer aufgegrollt war, sich aber schneller als erwartet versickerte. »Die Umstände haben sich leicht geändert. Ihr kommt sehr spät, die Sonne hat ihren Zenit lange überschritten.« Nanu. Klang das etwa nach einer Drohung? In der Tat, der Kerl drohte ihm doch tatsächlich, na so was.
»Pah, als ob mich das interessiert. Ich habe mich an die Abmachung gehalten, oder wollt ihr mir etwa drohen?« Der Mann wiegelte schnell ab und gab Handzeichen.
»Beruhigt euch, ich will euch nicht drohen, der Baron braucht eure Hilfe und das möglichst bald. Ein Streit nutzt niemandem was. Also, wollt ihr mir nun zuhören?«
Er willigte ein, der Ton war schon viel freundlicher. »Ja, erzählt mir, was der Baron von mir will.«
»In Ordnung, dann hört zu:«

Plötzlich hörte der junge Krieger ein Geräusch in seinem Rücken, seine Ohren waren nicht weniger wach wie seine Muskeln und so nahm er das Geräusch ganz sensibel war. Ein Geräusch, das er erst vor kurzem gehört hatte. Stiefel. Sie näherten sich in seinem Rücken und blieben stehen, dann hörte er das Geräusch eines gespannten Bogens und da hatte er verstanden. Mit einer blitzschnellen Bewegung sprang er zur Seite, während Schweinebacke gerade zu erzählen anfangen wollte.
»Baron Finsterwald will euchhhaaaa...« Der Satz endete unvollendet, denn ein Pfeil bohrte sich tief durch die lederne Rüstung des Mannes, während der Pfeil, der für ihn bestimmt war, sein Ziel verfehlte. Auch die Schützen waren nicht schlampig und so hatten sie schon einen zweiten Pfeil auf der Sehne, doch da hatte er sich schon hinter den Brunnen gerollt und war so außer Reichweite für die Schützen. Doch Schweinebacke lebte noch, der erste Pfeil hatte ihn nicht getötet, sein Lederpanzer hatte den Einschlag entscheidend abgedämpft, dennoch hatte die Spitze die äußere Hautschicht durchschlagen und war tief in das Fleisch eingedrungen. Der zweite Pfeil traf besser, genau unter den Hals, wo keine Rüstung einen Schutz bot. Mit einem Ruck riss es den Mann um und er blieb schwer blutend liegen. Seine Halsschlagader war getroffen und durchtrennt. Währenddessen robbte der junge Herr um den Brunnenrand, um wenigstens zu erkennen, wo die Schützen ungefähr standen und um sich natürlich in Sicherheit zu bringen. Gestern Abend hätte er diese Reaktionszeit nicht mehr gehabt, da war er sich sicher. Nur um Haaresbreite war er eben einem schweren Anschlag entgangen.
»Wie war das doch gleich mit Glück und Pech?«, dachte er im Eifer des Gefechts, während er nun am anderen Ende des Brunnens war und sich vorsichtig nach oben tastete. Als er über dem Brunnenrand schielte, erkannte er zwei Männer auf der Stadtmauer, die ihre Bögen gespannt hielten, mehr musste er nicht sehen. Das waren ganz sicher keine Leute von der Stadtwache, so wie die vorgingen waren es anscheinend Meuchelmörder, die Schweinebacke schon länger gefolgt waren. »Richtig, Schweinebacke!« Er drehte sich wieder runter und schlich weiter so nah es ging zum Brunnenkreis, so daß er weiterhin kein Ziel für die Schützen bot. Der Mann lag da, als ob er tot wäre, doch dann sah er die Brust leicht auf und ab bewegen. Also schlug sein Herz noch.
»Hey, kommt da raus, kommt aus dem Schussfeld der Schützen heraus.«, flüsterte er mit energischer Stimme, schließlich hatte er noch die Kraft den Druck in seine Stimme zu legen. Der Kontaktmann des Barons schwenkte aber nur seinen Kopf herum und sah ihn auf eine sehr eigenwillige Art und Weise an. Hoffungslosigkeit lag in seinen Augen.
»Ihr müsst... in die Schenke... "Zum Kupferkelch" gehen... ... dort wartet der Ba...unnnggg«
Ein dritter Pfeil erlöste den Mann aus seinen Leiden und dem Ringen mit dem Tod, verhinderte aber auch weitere Hinweise von Schweinebacke. Die Kerle hatten beim dritten Mal am besten getroffen, genau durch den Hals. Mit drei Pfeilen niedergestreckt, eine Hinrichtung, die ihm nicht drohte, denn jetzt hörte er zum ersten Mal erregte Stimmen von der Stadtmauer, bislang hatten die Männer geschwiegen.
»Los komm schon, weg hier, bevor uns jemand sieht.«
»Aber der Andere...«
»Scheiß egal, der weiß eh nix, komm schon, bevor die Stadtwache herkommt.«
Und dann war es wieder ganz ruhig auf dem Marktplatz. Der junge Fremde wartete noch eine Minute ab und harrte hinterm Brunnenrand aus, auch um all das zu verarbeiten. Was er noch verstanden hatte war, daß er in die Schenke "zum Kupferkelch" musste und daß dort höchstwahrscheinlich der Baron auf ihn wartete. Mehr konnte sein Kontaktmann nicht mehr sagen, auch nicht, wo diese Schenke denn genau lag. Er würde fragen müssen, vor allem aber musste er schnell hier abhauen. Wenn ihn jemand neben einer frischen Leiche entdecken würde, wäre er ein Fall für den Schnellrichter. Oder für den wütenden Mob. Oder beides. Dennoch wollte er die Besitztümer des Mannes nicht den Straßendieben überlassen, er wollte sicher, dass er seinen Goldbeutel bekam und so durchsuchte er ihn rasch und mit flinken Fingern, bis die Börse des Mannes in seiner Geldkatze war, so daß er den Lederbeutel wieder zurücklassen konnte. Dann aber verschwand er rasch in der erstbesten Gasse mit dem Ziel ein Gasthaus aufzusuchen, in welchem man ihm eine gute Wegbeschreibung hin "zum Kupferkelch" geben konnte. Und jetzt schien sich wieder alles aufzulösen. Wie ein großer Faden, der sich nun entknotete. Er hatte es noch angedeutet gehabt, vom Geben und Nehmen eines Diebes und dem Rest der Menschen und eher als ihm lieb war, war das auch eingetreten. Ein wirklich bedauernswerter Unfall, der aber viele Fragen aufwarf. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren die Meuchelmörder nicht hinter ihm her gewesen, sondern Schweinebacke, seinen Tod wollte man nur, um keine Zeugen zu haben. Aber warum musste Schweinebacke sterben? Höchstwahrscheinlich hatte es etwas mit dem Baron zu tun. Da war vieles noch im Dunkeln, von dem er jetzt endlich wissen wollte und der einzige der Klarheit schaffen konnte war der Baron selbst...

Solaufein
08.08.2004, 03:42
Mit schnellem Schritte marschierte er die breite Straße entlang, bis ihm endlich eine recht viel versprechende Breitgasse auffiel. Viele Lichter brannten und viele Stimmen drangen dort heraus, durch einen großen Torbogen aus Stein ging es hinein, keine Wache stand in Sichtweite und doch ging es unwahrscheinlich laut zu. Er wusste nicht, ob er die richtige Wahl getroffen hatte, aber er musste schnellstmöglich eine Taverne finden oder eventuell auch jemand anders, wo er den Aufenthaltsort der gesuchten Schenke herausfinden konnte.
»Zum Kupferkelch«, murmelte er vor sich her, damit er das Wort auch nicht vergaß und ging stets weiter. Von irgendwo erklang Straßenmusik, das war verwunderlich, zu so später Zeit. Vielleicht wurde es in einer Schenke gespielt, also musste er eigentlich nur der Musik folgen, doch auch andere Geräusche erregten seine Aufmerksamkeit. In diesem Straßenzug sah es sehr schmutzig aus, mehrere Häuser waren zerstört, zerfallen oder verrottet und befanden sich nun nur noch als Ruinen zwischen den noch intakten Bauten. Man hatte Steine heraus gebrochen, um damit sein eigenes Haus aufzubauen oder kleinere Dinge, dadurch war es immer brüchiger geworden und drohte nun noch weiter zusammenzufallen. Zwischen den Überresten der einstigen Unterkünfte sammelten sich Berge von Müll, hauptsächlich Dreck und Unrat. Aber auch kaputte Möbel und alte Eisenwaren schmiss man einfach dort hinein, es kümmerte ja ohnehin niemanden. Tagsüber spielten kleine Kinder zwischen den gefährlichen Ruinen, sie konnten sich leicht an scharfen, rostigen Kanten verletzen, was leider allzu oft auch eintrat, doch wenn man nichts mehr hatte, dann war so ein Abenteuerspiel das Größte.
Schon wieder wurde seine Aufmerksamkeit gefordert, dieses Mal aber wieder durch eine menschliche Person. Eine Frau hatte sich am Straßenrand postiert und dort auf Männer gewartet, zahlende Kundschaft, die Frau war Prostituierte. Natürlich, diese Geräusche hatte er gehört. Sie kamen auch von einigen der Ruinen, ein dumpfes Stöhnen, mal laut, mal leiser. Dann war dies also das totale Gegenteil der Händlergasse, wo man auf Frauen ihres Schlages nicht traf. Dennoch musste es ein ärmeres Dirnenviertel sein, denn auch Gorthar besaß ein gut florierendes Bordell. Die Frau hatte ihn mit einem verlockenden »Hallo schöner Mann« begrüßt, aber er hatte keinen Grund der Frau zu glauben. Das sagte sie sicher zu jedem Mann der hier vorbei kam und so nahm er es nicht weiter wichtig. Die Frau war etwa Ende zwanzig, hatte schöne, volle Lippen, die allerdings nicht in Natur so aussahen, ein reines Gesicht ohne Makel, das auch nicht ganz ohne Hilfsmittel auskam und weite, lange Haare, das natürlichste an ihrem Auftreten. Ein Meer aus bunten Rottönen zierte ihr Kleid, kleinere Bänder in rosa und lila hingen dabei herunter und hüllten ihren Körper ein, wobei es ihr ja doch nur darum ging mit diesen Lockfarben die Männchen anzulocken, für den eigentlichen Akt würde sie es fallen lassen. Leider hatte sie nicht die Macht so mancher Pflanzen, die ihre Opfer danach nicht mehr losließen, sie musste hoffen, daß der Mann bezahlte - und zwar gut. Nicht selten gingen die Männer einfach so, ohne zu zahlen. Und das Wort einer Dirne zählte in Gorthar keine Kupfermünze. Doch zurück zu dem ungleichen Pärchen, denn der junge Herr aus den nordischen Ländern hatte durchaus Interesse an der Frau, allerdings nicht um mit ihr Spaß zu haben, sie war ja nicht mal sein Typ.

»Na Süßer, gefall ich dir? Wenn du willst können wir in ein kleines Tavernenzimmer gehen - auf deine Kosten - ansonsten finden wir sicher ein lauschiges Plätzchen. Ich kann dir eine unvergleichliche Nacht bereiten, vor der du noch in zehn Jahren schwärmen wirst, hihi.« Wieso nur wollte er diesem Geschöpf nicht glauben? Daß sie hier in dieser Armutsstraße anschaffen ging verriet ihm schon erste Hinweise, aber die Augen dieser Frau waren schwach und gebrochen, aber schon vor langer Zeit, so konnte er mühelos aus ihnen herauslesen, wie es der Frau wirklich ging. Das waren so verbrauchte Augen. Inzwischen hatte sie sich damit abgefunden, machte die Arbeit wohl schon ein paar Jahre, deswegen keine Spur von Scheu und Verunsicherung, aber aus freien Stücken war auch sie nicht heute Nacht auf dieser Armutsstraße. Er hatte das Spiel der Dirne lange genug ertragen, bevor sich ihre Finger noch tiefer bewegen konnten stoppte er sie mit sanftem Druck, ließ kurz seine Schwertklinge hervorschauen und räusperte sich. »Pardon, aber ich bin in Eile. Allerdings könnte ihnen ihr Wissen, sagen wir mal, ein Goldstück einbringen. Ich suche die Schenke "zum Kupferkelch", wisst ihr, wo ich sie finde?« Im ersten Moment war die Frau etwas erschreckt zurückgefallen, aber die Aussicht auf wenigstens ein Goldstück nahm ihr die Angst und löste die Zunge. Oh ja, da sie in Gorthar seit sie denken konnte lebte, kannte sie die Stadt nur zu gut und gerade wer in Armut aufwächst, dem ist der Begriff dieser Schenke kein Geheimnis.
»Ihr sucht den Kupferkelch? Das ist kein Problem. Es ist die erste Schenke vom Hafengelände. Geht einfach den Weg, den ihr gekommen seid zurück, wenn ihr durch das Tor seid nach links, dann runter, immer dem abschüssigem Weg folgen und dann...«
Die Frau lieferte eine genaue Wegbeschreibung und mit zufriedenem Nicken übergab er der Dirne das versprochene Goldstück. »Gut, dann noch fiel Erfolg.«, wünschte er mehr oder weniger ernsthaft gemeint. Das war ihm doch vollkommen egal, ob diese Frau heute noch einen Kunden an die Angel bekam, ihre Argumente waren jedenfalls recht überzeugend - wenn man drauf stand.

Das einzige was zählte war die gewonnene Zeit und eine sehr genaue Wegbeschreibung, die er sich gut eingeprägt hatte. Im dichten gorthanischen Straßennetz mit all den verwinkelten Gassen, Pfaden und Straßen, Kreuzungen, Plätzen und Häuserreihen konnte man schon mal den Überblick verlieren, wenn man nicht Einheimischer war. Der Baron hatte lange genug auf ihn gewartet. Es war ja nicht seine Schuld, dass irgendwelche komischen Meuchelmörder Schweinebacke einfach abgeschossen hatten, da konnte er ja wirklich nichts für, aber dennoch wollte er den armen, stinkreichen und sicher voller Sorgen geplagten Adligen nicht zulange einem erhöhten Blutdruck aussetzen, schließlich wäre es schlecht fürs Geschäft, wenn der Baron einfach sterben würde, dann hätte sich das mit dem lukrativen Auftrag. Und daß es ein sehr lukrativer Auftrag werden würde, dafür hatten als letzte Bestätigung die beiden Schützen gesorgt, denn ab sofort konnte er nicht einfach wieder aussteigen. Durch den Baron und seine Probleme wäre er beinahe umgebracht worden, einfach nur so, zur Beseitigung. Auch wenn Finsterberg nichts mit dem Anschlag zu tun hätte, er würde ihm einiges erklären müssen und eine hohe Summe auszahlen, wenn er denn aktiv werden sollte. Aber das würde der Baron, da war er sich ganz sicher.

Nachdem er das steinerne Tor wieder durchschritten hatte, hieß der Weg nach unten und das eine lange Zeit. Die Straße fiel hier stark ab und hatte sicher einen ganz schönen Prozentsatz an Steigung, wenn man von unten sah und auch die Häuser an den Straßenschluchten waren hier alle schief gebaut. Ob das wirklich so Absicht war? Ein Erdbeben hielt er für eine logischere Antwort. Auch die Aushängeschilder einiger Handwerker waren zu sehen, aber wer hier ein Geschäft hatte, dem ging es schlecht. Die wirklich gut bezahlten Arbeiten bekamen sie nie, diese Leute arbeiteten für die ärmere Gesellschaft, denn auch diese brauchte Möbel, Eisenwaren und Kleidung, doch hier wurde billig und viel produziert, damit die Preise auch für jemanden mit wenigen Goldstücken in der Zehntelwoche bezahlbar waren. Aber nun hatte die späte Stunde auch dieses Gebiet ergriffen und er war die einzige Gestalt auf dem schlechten Weg. Einige Pflaster waren weg, man konnte leicht stolpern, manchmal fehlten auch ganze Stücke, dann ging er auf sandigem Boden. Durch die Krümmung der Gasse warf er immer einen Schatten voraus, gut doppelt so groß war dieser und spielte zusammen mit dem Mondlicht auf der weißen Stadtmauer, die als zweite Begrenzung diente. Es war nicht die Stadtmauer um die wirkliche Stadt Gorthar, sondern nur eine Abgrenzungsmauer mit Wehrgang, die sich in einem dicken Rundturm am Ende des Hafens verlief. Durch das Gefälle von gut von gut zwei Prozent pro Schritt wurde die Mauer auch immer größer, bis ein natürlicher Felsen die Mauer vom Weg abschnitt und die Schattenspiele vorbei waren. Nun musste er laut der Aussage der Frau durch ein weiteres Steintor gehen. Er fand tatsächlich das Tor und durchschritt es und vor ihm lag sie, die von ihr beschriebene Hafenstraße. Ein Meer aus Fackeln zierte die breite Straße, die ansonsten ziemlich verkümmert war. Hier stank es nicht nur nach dem üblichen Abfall, sondern auch nach Aas, aggressiver Salzgeruch vom Meer wurde vom Meereswind in das Hafenviertel geweht. Nun musste er nur noch aufmerksam auf der Straße schauen, um den "Kupferkelch" zu finden. Wie vorausgesagt hatte er keine Probleme damit die Schenke zu finden. Das Gebäude war doppelt so groß, als die beiden Nachbarn. Eine gewaltige Schenke, die größte von ganz Gorthar. Sie bot Platz für bis zu fünfhundert Menschen, hatte Gästezimmer und einen großen Schankraum. Hier waren vermehrt Seemänner und die Mannschaften von Schiffen einquartiert, aber auch ein paar Dirnen, Hehler, Diebe und Händler hatten hier ihre Stammkundschaft. Es war ein idealer Anlaufpunkt für den Zauber der exotischen Fremde, die mit den Handelsschiffen nach Gorthar kam und der einheimischen Liebe zu gutem Bier und Rum. Auch Barden waren hier oft anzutreffen. Nur von den Stadtwachen war HIER nie etwas zu sehen, sie mieden den "Kupferkelch", zu viel war hier in der Vergangenheit passiert.
Ein hölzernes Schild aus besseren Tagen baumelte über der Eingangstür und der kupferne Kelch machte mehr den Eindruck nach Rost, dann aber atmete er noch einmal tief ein und verschwand dann in dem Getümmel der Schenke, in der zu dieser Abendstunde noch eine Menge Gäste waren.

Solaufein
09.08.2004, 06:34
»Hey Mädchen, bring uns noch drei Humpen Schwarzbier!«, raunte es dicht neben ihm, am Eingangstisch.
»Wir waren zuerst hier! Wir wollen noch dreimal den Grog von der Insel Weib!«, antwortete der Redeführer der vier Fremden.
»Zwei Krüge Bier, bitte.«, meinte ein dünner Mann, dessen Stimme bei dem Lärmintervall verschlungen wurde.
»Wirt, wo bleibt das Spanferkel?«, mischte sich ein grummelnder Ton dazwischen.
»Das Spannferkel ist auffem Grill, Idiot, darum kümmert sich Joe!«, kam die erregte Antwort von der Theke.
»Verdammt noch mal, wo bleibt unser Wasser?«, empörte sich ein Mann in Rüstung, neben dem ein anderer Mann in finsterer Robe saß. Vielleicht ein mächtiger Magier.
»Ah, lasst mich los, ihr Ferkel!«, kreischte eine Bedienung, die von einem Gast betatscht wurde.
»Wer räumt hier eigentlich den Tisch auf, wir quellen über voller Humpen und Krüge und Teller und dem ganzen Scheiß!«, sprachs und erhob sich zornig.
»Lasst sofort meine Bedienung los, oder ihr fliegt raus!«, schmetterte der Wirt dem aufdringlichem Kerl zu und fuchtelte wild in Richtung eigens bezahlte Söldner, die immer an einem eigenen Tisch saßen - in voller Montur. Daraufhin ließ der Kerl die Schankmaid auch wirklich los und zumindest das war geklärt.
»Jaja, ich kümmere mich ja sofort darum.«, erklärte ein aufgeregter, kleiner Mann, der zu dem Tisch mit den duzend Krügen und Humpen und allem mit einem großen Tablett lief.
»Spannferkel ist fertig, bereit zum abholen!«, rief eine schrille Stimme von einem der fünf brennenden Grille, welche vermutlich Joe gehörte.
»Na endlich!«, kam es fast gleichzeitig mit »Ich komme ja schon meine Herren« und schon lief die noch eben bedrängte Schankmaid zu dem Tisch, an dem der Verhüllte mit seinem gerüsteten Freund saß. Auch die anderen Nörgler, Drängler und Wartende waren erst einmal versorgt, doch schon drangen neue Bitten lauthals durch den ganzen Raum.
Das war er, der "Kupferkelch", wie er jeden Abend um diese Uhrzeit aussah, zehn Tage die Woche*, außer es war mal zu, was immer mal wieder vorkam. Aber dann nur, weil der Wirt keine Lust mehr hatte, denn es mangelte weder an Gold für die Söldner - die wirklich gebraucht wurden -, noch an den Mädchen für die Bedienung - die wirklich gebraucht wurden -, noch an dem Mobiliar, das immer mal wieder kaputt ging - was wirklich gebraucht wurde - und nur an Stadtwachen mangelte es - die wirklich nicht gebraucht wurden -, selbst wenn es hier zu schweren Streitereien kam, oft auch mit blutigem Ausgang. Dann war man für ein paar Momente empört, während die Söldner die Streitenden rausschmissen und dann lief alles normal weiter. Der Kupferkelch war eine wahre Goldgrube, sowohl der Wirt, als auch die Söldner, als auch die Angestellten verdienten gut. Auch wenn die Mädchen einiges ertragen mussten, sie bekamen mehr Lohn als eine Dirne und waren sich dem Schutz der Söldner sicher, zudem war es eine gute Arbeit in einem der ärmlichsten Viertel von ganz Gorthar, denn hier am Hafen verreckten mehr Leute pro Monat, als im ganzen Rest von Gorthar pro Jahr. Und an Gästen war der Kupferkelch ohnehin nie arm, sie waren immer da. Die Armen aus dem Viertel kamen genauso her um ihr Bier zu trinken, wie auch so gut wie alle Seemänner, obwohl sich die meisten Besatzungen bessere Tavernen locker hätten leisten können war das Flair des Kupferkelches doch etwas Besonderes. Außerdem waren die Preise sehr human, es gab zwar keine Geschenke, aber ein ordentlicher Krug mit normalen Bier kostete nur zwei Kupferstücke, Schwarzbier sechs und Rum gab es schon für fünf Goldstücke. Auch konnte man hier mehr oder weniger gut essen, denn in der Mitte des riesigen Schankraumes gab es fünf Grille, die alle von einem bemitleidenswerten Grillmeister bedient wurden - Joe. Sie waren alle immer an, denn man brauchte sie. Riesige Spanferkel, aber auch kleine Schweinehaxen oder Scavengerflügel wurden dort zubereitet, Wasser erhitzt oder dummen Leuten die Haare versengt, was aber von Joe immer gut vermieden wurde. Das Essen war genauso preiswert wie die Getränke, man sollte aber nicht damit rechnen, dass es sonderlich gut schmeckte und der Schwerpunkt lag auf fettigem Fleisch, aber mehr verlangten die meisten Gäste hier auch nicht, man war hier nicht anspruchsvoll und für die meisten Bettler gab es immer mal wieder etwas vom Teller eines Gastes abzustauben, auch wenn offenes Anbetteln nicht erlaubt war und die Gäste diese Leute meistens selber abfertigten. Übriggebliebenes hatte meist noch eine gute Verwendung und so war ein richtig harmonischer Kreislauf in dieser harten Welt des Hafenviertels entstanden. Der Wirt - ein rauer, starker aber gutherziger Mann, der sich nach zwanzig Jahren Seefahrt hier niederließ - hatte eine enorm wichtige Schenke, vielleicht gehörte sie zu einem der wichtigsten Gebäude von ganz Gorthar. Von Außen war sie unscheinbar und auch innerlich machte sie nicht viel her, doch die komplette Organisation, das Angebot und die generelle Situation des Hafenviertels und ihrer Einwohner machten diese Schenke zu einem ganz besonderen Ort.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht zog der junge Mann - der jetzt schon seit gut fünf Minuten den Eingang nahezu blockierte - die imaginäre Maske des Fremden und des Kriegers auf und ging die ersten Schritte hinein in dieses wunderbare Chaos. Die Luft war warm und muffig, es roch nach Schweiß, Dreck, Feuer und gebratenem Fleisch, nach Bier, Rum und Schnaps und sein Kopf wurde mit einer Vielzahl von Gefühlen überrannt, er sah und spürte Angst, Verzweiflung, Gier, Lust, Zufriedenheit, Wahnsinn, Neid, Zorn, Hass, Leere, Güte, Hektik, Dunkelheit und noch vieles mehr. So viele Menschen und so viele Eindrücke, unmöglich hier Genaueres zu erfahren, so machte er ein paar Schritte und achtete nicht auf das Chaos um ihn herum, sein Weg führte ihn zur Theke, wo er hoffte besser sehen zu können. Wie sollte er in diesem Chaos bloß den Baron finden? Vollkommen unverständlich, daß er sich ausgerechnet hier aufhielt und sein Kontaktmann, der sicher wusste, wo der Baron genau war, wurde vor kurzem niedergeschossen. Er taumelte weiter, einfach nur den Weg entlang, zwischen den Tischen, er war so gefangen im Rätseln um dieses Treffen und seinen Beginn, daß er alles vergaß, links, rechts und es geschah, was geschehen musste. Plötzlich schritt er den Weg weiter, ohne nach links und rechts zu achten und »Rums« war er mit jemand zusammen gestoßen. Normalerweise würde man als Gast jetzt wütend reagieren, einfach so auf dem Weg zur Theke umgerannt zu werden, doch nicht er, stattdessen Ruhe und Gelassenheit auf seinen Lippen, die nicht den geringsten Ton herausbrachten. Genau so einen Rums hatte es gebraucht, jetzt wusste er wenigstens wieder, daß man nicht unaufmerksam sein durfte. Doch wer hatte ihn da eigentlich umgerannt? Noch etwas orientierungslos blickte er sich um und erblickte eine junge Frau, die sich mühte das Geschirr wieder auf das Tablett zu wuchten. Mit ängstlichem Blick sah sie ihn an, da die meisten Gäste deswegen einen riesigen Aufstand machten und die Mädchen anschrieen, gleichzeitig blickte er in ihr wunderhübsches Gesicht. Zuerst musste er die Augen zusammenkneifen, da er dies nicht für möglich hielt und dort eher einen pickligen, kleinen Gnom erwartete, doch es war auch auf dem zweiten Blick ein wunderhübsches Mädchen. Sachen gab es...
»Verzeiht Herr, das...das wollte ich nicht.«, stammelte sie noch im Aufheben und wirkte dabei ganz klein, obwohl sie ja eh nicht die Größte war.
»Ist...ist schon gut. Das macht doch nichts, wirklich nicht. Schließlich habt ihr ja kein heißes Öl über mich gegossen, außerdem...außerdem war ich schuld, ich war ganz abgelenkt.« Mit ruhiger und gelassener Stimme nahm er dem Mädchen die Angst und sie musste einsehen, dass sie keinen Ärger zu erwarten hatte.
»Ich...ich muss jetzt wieder gehen.«, entgegnete sie, als das Tablett wieder mit dem Geschirr gefüllt war und stand auf.
»Natürlich.«, meinte er ernst »passt auf euch auf.« Die Kleine nickte und verschwand wieder in der Masse der Menschen, so daß er sie schnell aus den Augen verloren hatte. Jetzt war er wieder aufmerksam, so was sollte ihm nicht noch einmal passieren, dazu war die Lage viel zu wichtig und die Zeitspanne zu kurz, allerdings war es ein durchaus erfreulicher Einstieg in das Leben des Kupferkelches, nie hätte er es für möglich gehalten, daß ihn mal so eine schöne Schankmaid über den Haufen rannte...oder er sie...oder wie auch immer.

Als er ohne weitere Zwischenfälle endlich bei der Theke war, kam der Wirt gleich auf ihn zu, ganz unverbindlich und ohne Anfrage, das nannte er mal Dienstleistung...
»Hey ihr!«, er wirkte recht impulsiv dieser Wirt, aber egal, er war schließlich hilfsbereit, so dachte es der Fremde jedenfalls noch...
»Meint ihr mich?« Man wollte sich ja nicht irren, vielleicht saß hinter ihm ja noch jemand.
»Natürlich mein ich euch! Ich habe das Ganze beobachtet. Lasst bloß die Finger von meinen Mädchen, sie sind keine Mädchen fürs Bett, sondern Mädchen für die Arbeit. Und wie wollt ihr eigentlich das heruntergefallene Zeug bezahlen?« Innerlich empört und äußerlich unberührt wie ein Stein, ließ er die Worte über sich ergehen. Na das war ja ne tolle Begrüßung.
»Na hört mal. Das Mädchen hat...« Er stockte. Nein, das war nicht gut. Wirklich nicht. Er wusste nicht, was für ein Mann dieser Wirt war, also sollte er einen guten Mittelweg gehen.
»Jaaaa?«
»Ich war es, der das Mädchen umgerannt hat, aber ihr solltet vorsichtig mit der Zunge sein Wirt. Manchmal sitzt sie zu locker.«
»Wollt ihr mir drohen, Fremder?«
»Nein, ich habe keinen Streit mit euch, aber wenn es notwendig ist, werde ich euren Kopf zu meiner Sammlung hinzufügen und da werden euch auch nicht die Eimer da vorne helfen. Und kommt mir nicht mit dem Spruch: »Von solchen Leuten gab es schon viele hier und alle sind sie mit ihren großen Sprüchen aufs Maul gefallen, respektive rausgeflogen.« Irgendwann ist immer das erste Mal. Vielleicht mache ich mir keine Illusionen hier lebend raus zu kommen, wenn ich euch töte, aber auch nur wegen des Mobs und nicht wegen eurer Söldner.«
Der junge Herr hatte gesehen, wie sich eine handvoll Männer auf ein stilles Handzeichen des Wirts erhoben hatten, deswegen konnte er die Gefahr erahnen, dennoch hatte seine ganze Rede keinen einzigen aggressiven Ton gehabt und so blieben sie ohne Mithörer. Der Wirt schien verwundert, aber nicht geschockt, jetzt kam die gutherzige Seele in ihm hoch, zudem noch seine lange Lebenserfahrung. Außerdem konnte er nicht wissen, ob dieser Fremde die Wahrheit sagte oder nicht und ein Blutbad mit ihm als mögliches Opfer konnte er nicht billigen.
»Ich habe euren Vorwurf einfach mal überhört, ich brauche nämlich eure Hilfe.« In der Tat, der Wirt schien ihm die einzige Person, die ihm zum Baron führen konnte, außerdem war dieser Streit wirklich unnötig und er wollte die Begegnung mit der Schönen nicht so ausklingen lassen.
»Hrmpf, schön.« Mit einem zweiten, offeneren Handzeichen ließ er die Männer wieder hinsetzen und gab zu verstehen, dass alles in Ordnung war. »Aber wer soll das Bier zahlen?«
Der Fremde wollte schon sich selber als zahlender Verursacher anbieten, da schoss an ihm eine Hand vorbei, zwischen den Fingern ein kleines Ledersäckchen mit einem zu erahnenden Inhalt, sofort kam auch das passende Gesicht näher und stellte sich neben ihn.
»Ich zahle!«, meinte der plötzliche Dritte im Bunde und zog die Überraschung auf sich, während der Wirt nur die linke Augenbraue hob und nach dem Säckchen schnappte.
»Gut, alles klar. Dann ist das ja geklärt.« Er wirkte jetzt richtig zufrieden und widmete sich neuen Gästen, da sich der eine Fremde mit dem anderen scheinbar ins Gespräch begab. Und genauso war es, schließlich war es mehr als nur außergewöhnlich, daß ein wildfremder seine Schulden beglich, er kannte hier doch niemanden und niemand kannte ihn.

»Wer seid ihr zum Teufel? Wieso zahlt ihr meine Schulden?«
»Beruhigt euch, seid lieber froh, daß ich euch entdeckt habe.«
»Beruhigt? Froh? Man was soll das, ich kenne euch nicht und ich zweifle langsam, ob das nicht auch gut so ist.«
»Jetzt hört mir doch zu. Der Baron wartet schon sehnsüchtig auf euch, er erwartet euch seid Stunden hier.«
»Der Baron?«, plötzlich mischte sich der Wirt von der Seite ein, hatte er sie doch etwas belauscht. »Oh verzeiht mir Fremder, ihr arbeitet für den Baron? Dann entschuldigt meine Worte von vorhin, es war nicht richtig von mir!« Jetzt ging es ja wahrlich Schlag auf Schlag, erst der Disput, dann der Fremde und jetzt entschuldigte sich der Wirt auch noch, nur weil er das Wort "Baron" gehört hatte. Was war hier bloß los? Der Wirt jedoch hatte seine guten Beweggründe, denn er kannte Baron Alwin Finsterberg nur zu gut und wusste, daß er und seine Männer in der Lage waren seine Schenke bei schlechter Laune auseinander zu nehmen, der Baron war für seine Wutausbrüche bekannt und dummerweise war der Baron heute zugegen, da war eine Entschuldigung allemal besser als ein wütender Baron.
»Äh ja. Schon in Ordnung Wirt.«, meinte er leicht verwirrt, ehe der Wirt sich schnell an etwas Hinterem zu schaffen machte und der Fremde wieder die Aufmerksamkeit an sich zog.
»Wo ist denn Ulf? Hat er euch nicht hierher geführt?«
»Schweineb... Ulf ist tot.«, meinte er trocken und leer. »Wir sind in einen Hinterhalt geraten und wurden von zwei Meuchelmördern beschossen, nur reines Glück und gute Ohren retteten mich, Ulf starb mit drei Pfeilen, doch er konnte mir noch den Namen der Schenke verraten, in der sich der Baron aufhalten sollte. Ihr versteht hoffentlich, daß ich zahlreiche Fragen habe.«
»Das...das ist schrecklich. Ulf war einer der besten Leute. Aber es zeigt auch, daß wir Recht hatten. Ihr müsst sofort zum Baron, ER wird euch alles Weitere erklären und eure Fragen beantworten. Kommt schnell, ich bringe euch zu ihm.«

Und so geschah es auch, der Fremde, der offenbar für den Baron arbeitete, führte ihn durch die Menschenmasse zu einer Tür, die zu einem Gang führte. Am Ende des Ganges gab es mehrere Zimmer und in einem von ihnen hielt sich auch der Baron auf, gut geschützt durch seine Leibwächter und ein paar Dienern.

* Zehntag = zehn Tage = eine Woche

Solaufein
10.08.2004, 05:06
Als die schwere Eichenholztür hinter ihnen zufiel und abgeschlossen wurde, hatten sich schon zwei Wachen draußen vor der Tür platziert und mit gezückten Schwertern ihren Platz stillschweigend eingenommen. Nun setzten sich zwei weitere, schwer bewaffnete Männer an die Innenseite der Tür und nahmen dort ihre Plätze ein. Der Baron wollte offensichtlich nichts dem Zufall überlassen und schien bestens bewacht. Es wunderte ihn aber nicht mehr so, nachdem einer seiner Männer umgebracht wurde und das vor seinen Augen. Etwas Großes musste hier vorgehen und der Baron eine Heidenangst haben, denn ansonsten würde man sich nicht so bewachen lassen, hatte man nichts zu befürchten. Eine normale Leibwache bestand vielleicht aus zwei, drei Männern, der Baron jedoch hatte alleine sieben bewaffnete Söldner um sich und immer noch über eine zweite Söldnertruppe nachgedacht, das hatte er ihm selber erzählt. Jetzt aber wollte er endlich wissen, worum es in dieser ganzen Geschichte überhaupt ging und der Diener des Barons führte ihn auch weiter in das Hinterzimmer. In einem großen Raum standen noch einmal zwei Wachen vor einem Bücherregal, was ihn erst verwunderte, doch der Diener klärte die Situation schnell auf, indem er mit einem Griff an eine Fackel eine Geheimwand aufgehen ließ. Sie war direkt in die Steinwand gehauen und die Bücher nur zum Schein aufgestellt. Mit einem Klack stoppte die grummelnde Wand und gab den Weg frei zu einem neuen Raum, der sehr viel kleiner war, aber den nur wenige Leute dafür kannten.
»Folgt mir«, lautete die trockene Anweisung des Mannes mit seinem Prunkgewand, der sich duckte und unter der Wand durchschlüpfte, die nur etwa 5 Fuß hoch war. Er folgte und bückte sich ebenso, nur danach in einem schwach beleuchteten Zimmer mit einem brennenden Kamin zu stehen. Der Diener war zu einem der Kaminsessel gegangen und flüsterte einem schwarzen Schatten etwas ins Ohr, dieser nickte und winkte ab. Der junge Herr erblickte auch hier noch eine Wache, die hinter dem Sessel des Schatten stand und ebenfalls zu einem Schatten wurde, nur manchmal schienen die Feuerflammen auf die zwei dunklen Gestalten und ließen ihre Position erahnen. Eine gestenreiche Handbewegung mahnte zum Herkommen und so tat er, wie ihm geheißen.

Der Schatten war niemand geringeres als der Baron selber, aber das hatten seine Gedankenkostüme auch schon vermutet, denn das der Baron hier durch eine zweite Geheimwand auftauchte oder nur seine Stimme zu hören wäre, das nahm er nicht an, schließlich war es nur ein schlecht beleuchteter Raum und kein verwunschenes Schloss oder das Werk eines miesen Magiers. Das einzige Mobiliar das es in dem Raum gab waren zwei prächtige Sessel, die beide vor dem brennenden Kamin standen. Der Kamin sorgte in diesem kleinen Raum für eine enorme Hitze und er spürte auch, wie sich kleinere Schweißtropfen schon auf seiner Stirn einen faulen Lenz machten, nur um bald aktiver sein Gesicht zu malträtieren. Auch unter der Rüstung wurde es wärmer und schon jetzt sehnte sich der junge Mann nach der Kühle der Nacht, nach dem Draußen und hoffte auf eine schnelle Entwicklung der Gespräche, wollte sich jedoch Zeit bei den Ausführungen und möglichen Unklarheiten lassen.
»Setzt euch bitte.«, meinte der Baron und verwies nun auf den leer stehenden, zweiten Sessel und er nahm gerne Platz. »Ihr könnt jetzt gehen.«, warf er dann dem Diener zu, der ihn erst hierher geführt hatte. Unterdessen hatte dieser ihn schon von dem tragischen Zwischenfall unterrichtet, was den Baron nur noch nachdenklicher gemacht hatte. Nachdem der Diener dann gegangen war, befanden sich nur noch drei Leute in dem kleinen Raum, der Baron, eine Leibwache und er selbst. Der Feuer ließ ab und zu ein paar Scheite knacken und verschlang mit seinem gierigen Körper alles Holz. Man konnte es gut beobachten, wenn es auf eine frische Stelle kam, wie schnell die Flammen dann umschlugen und das Stück sehr schnell umhüllten und nie wieder frei ließen, bis es zu Holzkohle wurde. Wenn man längere Zeit in den Kamin schaute flackerte es schneller vor seinen Augen und ein Feuertanz machte sich sichtbar. Kleine Funken die übertraten, das geordnete Flammenmeer trat seinen Siegeszug an und könnte alles unter sich begraben und verschlingen, wenn es denn ausreichend Nahrung erhielt. Auf seinen Pupillen flimmerte es, das große, glühende Meer des Feuers und es war faszinierend anzusehen.
»Ich danke euch, dass ihr gekommen seid, Fremder. Die Sache mit Ulf ist tragisch, ja das ist sie. Aber es ist nur ein weiterer Zwischenfall in der jüngsten Geschichte zwischen mir und Alia.« Na endlich ging es los, er lenkte seinen Blick weg von Feuermeer und auf den Baron, der vom Sessel aus besser erkennbar war, dennoch lag eine dünne Schattenschicht zwischen ihm und seinem Gesicht.
»Wer ist Alia?«, fragte er nach in der Hoffnung keine Details zu missverstehen.
»Alia ist... war eine meiner Sklavinnen. Es ist eine verdammt blöde Geschichte, aber ich weiß, wenn ihr mir helfen wollt, müsst ihr alles wissen. Also, sie war eine meiner Sklavinnen, schien aber nicht mit den Umständen zufrieden zu sein. Jedenfalls hat sie das Schlimmste getan, was sie hätte tun können. Sie hat mir etwas gestohlen.«
»Gold?«
»Nein, Gold habe ich genug, das wäre zu ersetzen, viel schlimmer. Sie hat mir einen Siegelring gestohlen, der mich dazu berechtigte Einlass in die Krypta meiner Familie zu kommen. Dort unten lauern Geheimnisse, von denen ich euch nichts sagen kann, aber sie weiß davon. Ich weiß nicht, ob sie schon dort gewesen ist, aber ich brauche den Ring unbedingt zurück. Koste es was es wolle.«
»Ein Ring? Warum macht ihr kein Duplikat?«
»So einfach ist das nicht. Der Ring ist einzigartig, seine Form ist einzigartig, er wurde magisch geformt. Nur mit dem echten Ring kann ich in die Krypta, sie ist durch starke magische Schutzzauber gesichert. Ich weiß nicht, wie gut ihr euch mit Magie auskennt, aber es ist unmöglich ohne den Ring hineinzugelangen, er ist ein Unikat.« Der Baron atmete schwer und gestenreich versuchte er ihn von der Wichtigkeit dieser Sache zu überzeugen, doch man sah ihm an, wie anstrengend ihm diese Sache fiel, vor allem einen Fremden wie ihn einzuweihen. Der junge Herr wollte ja zu gerne wissen, was es für phänomenale Geheimnisse in dieser Krypta gab, außer ein paar toten Ahnen, doch das würde wohl für immer ein Geheimnis des Barons bleiben, womit er sich abfinden musste.
»Aha. Nun, ich gebe zu, ich bin überrascht. Also ein Ring... tut mir sehr Leid für euch Baron, aber ich...« Mitten im Satz fiel ihm der Baron ins Wort. »Ihr wollt doch nicht absagen?«
»Nein, nein, ich wollte nur sagen, daß ich mich mit Magie nicht auskenne. Das ist ein Gebiet von Weisen und Gelehrten, aber nicht für einen Krieger wie mich.«, meinte er mit einem Schmunzeln.
»Da habt ihr wohl Recht.«, der Baron musste kurz auflachen. »Aber ich brauche keine Magier, sondern einen guten Schwertarm, versteht ihr?« Sein Gesicht verfinsterte sich wieder und sein Gegenüber nickte still.
»Erzählt mir mehr über den Diebstahl. Wer ist diese Alia? Wo finde ich sie? Was erwartet ihr von mir?« Er musste mehr wissen, denn bisher kannte er nur sein Ziel, nicht aber seine Bedeutung.
»Selbstverständlich. Alia ist eine sehr gerissene Frau, sie war zwar eine meiner Sklavinnen, unterschied sich aber von den Anderen. Sie war immer wild und ungezähmt, um es mal in der Tiersprache auszudrücken. Jedenfalls ist sie verschlagen und mit allen Wassern gewaschen. Sie schreckt vor nichts zurück, weder vor Beischlaf, Diebstahl, Intrigen oder gar Mord. Einmal wurde eine Wache aufgefunden, tot. Ich vermute sehr, daß sie es war. Anscheinend wusste er zu viel. Jedenfalls machte ich den Fehler ihr zu viele Freiheiten zu lassen.«
»Wo habt ihr sie eigentlich her?«
»Ich habe sie von einem Freund gekauft. Normalerweise gibt es für Sklaven ja passende Märkte, aber sie habe ich dort nicht gekauft, sondern anders.«
»Na ja, von mir aus, interessiert mich auch nicht sonderlich. Aber wo finde ich sie? Ich kann nicht ganz Gorthar nach einer Frau absuchen!«
»Nein, nein, das müsst ihr nicht, ich weiß ja wo sie sich aufhält und genau das ist ja eine noch weitaus größere Schande.«
»Warum?«
»Sie hält sich neuerdings im Haus eines anderen, mächtigen Adligen auf. Fürst Gwinfer ist ein reicher Erbe seines Vaters, mit seinem Vater war ich immer gut ausgekommen, aber mit dem jungen Gwinfer hatte ich nie zu tun. Scheinbar war dies ein Fehler, denn meine Spione haben mir berichtet, daß Alia dort ist. Anscheinend hat sie sich ihm um den Hals geschmissen. Ich wage aber zu bezweifeln, daß dies wirklich Liebe sein soll, denn Alia hat einen regelrechten Hass auf Männer ? wie ich leider feststellen musste. Ich denke sie benutzt den jungen Fürst nur, um sich zu verstecken und vor meinen Häschern in Sicherheit zu sein. Jedenfalls bin ich fester Überzeugung, daß sie dort ist. Meine Diener werden euch später dort hin begleiten.«
»Jaja, aber mir ist da dennoch einiges nicht ganz klar geworden. Ihr sagt selbst, dass ihr genügend Gold habt und den Ring auf jeden Fall wiederhaben wollt. Wieso greift ihr den Fürst dann nicht an, ein paar Söldner sind nicht teuer.«
»Daran habe ich ja auch gedacht, aber diese Lösung kann einfach nicht in Frage kommen. Ich kann keinen offenen Krieg gegen den Fürsten führen, so mächtig ich auch bin, auch er besitzt einflussreiche Beziehungen und ein offener Angriff könnte mich meinen Kopf kosten.«
»Hm, klingt einleuchtend, aber was ist mit den Stadtwachen. Wenn ihr ihnen sagt, daß eure Sklavin mit eurem Ring bei Gwinfer ist, dann müssen sie doch eingreifen.«
»Das ist ausgeschlossen, die Stadtwachen sind geschmiert und würden sich niemals in so was einmischen, außerdem würden sie sich dann auch für den Ring interessieren und Sklavenhaltung ist in Gorthar verboten. Dazu würde der Fürst seine Beziehungen spielen lassen, nein, keine Chance.«
»Ja natürlich, eine dumme Idee von mir. Gut, dann bleibt nur noch eins. Was verlangt ihr von mir? Soll ich nur den Ring besorgen oder...«
Der Baron räusperte sich und beugte sich nach vorne.
»Nein. Das werde ich persönlich erledigen.«
»Persönlich?« Der junge Herr stutzte, hatte er das gerade wirklich gehört. Seine Verwunderung war unübersehbar.
»Ihr seid nur für den Ring verantwortlich. Ich brauche ihn so schnell wie möglich, denn in neun Tagen...« Dieses Mal stockte der Baron und brach den Satz ab.
»Ja? Was ist in neun Tagen?«
»Nichts was euch angehen bräuchte.«
»Verstehe.«
»Sehr gut. Kümmert ihr euch nur um den Ring, ihr habt neun Tage Zeit dafür, dann MUSS ich den Ring haben, ich MUSS einfach. Um Alia braucht ihr euch nicht kümmern, das werde ich selber tun.« Ein hinterhältiges Grinsen machte sich auf dem wabernden Gesicht des Adligen breit, das Feuer und der Schatten verhalfen ihm zu einem teuflischen Antlitz, während der Fremde eher wie ein stiller Mönch aussah.
»Wie ihr wünscht, Baron Finsterberg.«
»Dann werdet ihr für mich arbeiten?«
»Nicht so schnell, ich habe noch weitere Fragen. Ich bin heute nur knapp dem Tode entkommen, einer eurer besten Männer starb dabei und das Ganze wirkte selten einfach. Wer waren die Meuchelmörder, wer hat sie geschickt?«
»Das waren Gwinfers Männer. Ich weiß nicht wieso er das tut, aber es ist sicher wegen Alia. Es ist nicht der erste Vorfall, wir haben schon einige Männer verloren. Deswegen muss das Alles auch ein Ende haben, sobald ich den Ring habe, versteht ihr?«
»Ja. Aber lasst euch eins gesagt sein Baron. Die meisten Menschen in Positionen wie ihr sie innehabt, oder wie Varus sie innehat, neigen dazu ihre Partner zu betrügen. Ich möchte ungern nach der Übergabe des Rings von euren Meuchelmördern getötet werden ja?«
»Varus ist ein Idiot, das bin ich nicht. Ich weiß, wann man besser zahlt. Der Ring bedeutet mir zuviel, als das ich diese Spielchen spielen könnte.«
»Gut, dann sind wir uns ja einig. Was schlagt ihr als Bezahlung für das kostbare Kleinod vor?«
»1000 Goldmünzen.«
»Ihr macht Witze, Baron. Ich dachte ihr wollt meine Prämien erhöhen? Da bekomme ich ja dasselbe von Varus, diesem Emporkömmling.«
»Ja ihr habt Recht Fremder, ich wollte 2000 sagen.«
»Eigentlich ist das immer noch zu geizig, aber ich werde es wohl machen. 2000 Goldmünzen, zahlbar sofort nach der Übergabe.«
»Selbstverständlich. Hand drauf!«
»Hand drauf.«
»Gut, dann haben wir einen Pakt.«
»Ja, den haben wir und jetzt lasst mich anfangen zu arbeiten, die Hitze ist unerträglich.«
»Wie ihr wollt Fremder, einer meiner Diener wird euch zu Gwinfers Anwesen führen, ich gebe euch zwei gute Söldner mit.«
»Nein!«
»Nein?«
»Das wird nicht nötig sein. Ich arbeite immer alleine!«
»Hm, wie ich schon in der Arena sah, ihr scheint außergewöhnlich. Also gut, geht alleine, mir ist es egal, aber ihr MÜSST den Ring binnen neun Tagen zu mir bringen.«
»Das ist der Pakt. Dafür werde ich bezahlt.«
»Gut, dann werde ich euch jetzt den Weg hier raus zeigen.«

Solaufein
10.08.2004, 08:15
Und so kam es dann auch, der Baron stand aus seinem tiefen Sessel auf und öffnete die Geheimtür von innen, nur um kurz darauf einen Diener zu ihm zu holen und ihn einzuweisen. Der Diener nickte und gab zu verstehen, daß er alles verstanden hatte und somit war dies auch geklärt. Währenddessen stand der junge Krieger etwas unbeholfen, weil nachdenklich, in der Ecke und wartete nur. Irgendwas stimmte an der ganzen Geschichte nicht, leider hatte sich der Baron nicht durch einen offensichtlichen Fehler verraten, so daß er einfach so hätte draufkommen können. Vielleicht irrte er sich ja auch, aber auf jeden Fall mutete das doch sehr komisch an. Es könnte etwas mit dieser ominösen Krypta zutun haben, leider stand es ihm nicht zu diese aufzusuchen und er wusste ja nicht einmal, wo diese lag. Es war nicht in seiner Absicht Finsterberg zu betrügen und mit dem Ring selbst in die Krypta zu gehen, aber diese Eile, die er vorantrieb, hatte ihn doch stutzen lassen. Wieso hatte er nur höchstens neun Tage Zeit? Das war doch sehr seltsam und stieß auf massives Unverständnis bei ihm. Für ihn stand fest, daß in neun Tagen eine große Sache war und der Baron an dieser Sache einen erheblich großen Anteil spielte, doch alles andere lag noch im Dunkeln und musste erst langsam erkannt werden. Scheinbar schien er keine Wahl zu haben, als bei seinen Zweifeln zu bleiben, denn besonders gesprächig war der Baron nicht gewesen. Er hatte ihm nur das gesagt, was er wissen sollte. Damit musste er jetzt leben und was nach der Übergabe passierte würde er dann sehen, wenn es sein Interesse geweckt hatte, konnte er sich noch immer um mögliche andere Sachen kümmern. Daß der Baron nicht wollte, daß er Alia auch gleich zur Strecke brachte war auch so ein Punkt, wo er Schwierigkeiten mit hatte. Eigentlich hatte er ihm damit einen Gefallen getan und wohl auch irgendwie die Bezahlung gedrückt, denn für Mord hätte er mehr genommen als nur 2000, aber es war absolut unverständlich, wenn er sie ohnehin umbringen wollte, was er ja ganz klar zu Verstehen gegeben hatte. Dieses Gespräch hatte also eine Menge Licht in die Sache gebracht, aber gleichzeitig auch zusätzlichen Schatten aufgewirbelt. Irgendwie war er sich sicher, daß man ihn belogen hatte und dies noch weiter tun wollte. Der Baron war eben verflixt gerissen und wusste das. Nur rechneten sie natürlich nicht damit auch selber betrogen zu werden, das Ganze würde sich aufklären, wenn er den Ring erst einmal hätte. Er wollte noch heute Nacht damit beginnen, sofern das Tageslicht noch nicht herauskam, denn dann hätte es keinen Sinn mehr gehabt etwas zu wagen, zu viele Augen, zu viele Zeugen, zu viele Wachen. Die zwei Söldner, die ihm der Baron noch mitgeben wollte, waren sicherlich auch nützlich, schließlich konnte man sie zur Ablenkung oder zum Schutze verwenden, aber instinktiv glaubte er die beiden nur als Aufpasser an seinen Seiten zu sehen, damit er ja nicht auf dumme Gedanken kam mit dem Ring abzuhauen oder ihn zu verhökern. Aber auch so hätte er da abgelehnt, es war einfach nicht sein Stil mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Das einzige wozu man einen starken Verbund von Männern brauchte war in einem Krieg, aber keine Söldner mit eigenen Plänen und Zielen. Alleine musste er wenigstens keinen Dolch in seinem Rücken fürchten und jeder Hauch konnte der Tod sein und nicht ein möglicher Atem eines Anderen. Bevor er auf so eine Art und Weise verraten und verkauft würde, hätte er schon längst das Weite gesucht. Dank des kleinen Vermögens aus der Arena musste er diesen Auftrag nicht annehmen und Goldsorgen wären sicher das Letzte gewesen, was er zu fürchten hatte, aber dieser Auftrag hatte seine Brisanz in der Würze und niemand konnte wirklich wissen, was die Wahrheit war. Umso interessanter war es. Er brauchte nicht irgendwohin zu fahren oder weite Strecken bereisen, sondern das Alles spielte sich hier ab, hier in Gorthar und es schien ihm mehr ein Intrigenspiel eines mächtigen Adligen zu sein, als ein essentielles Schicksal einer Person.

»Also Herr, wenn ihr mir dann folgen würdet, ich bringe euch zum Anwesen von Gwinfer.«
Er nickte nur und unterbrach seine interessante Auseinandersetzung mit einem imaginären Gegenspieler in seinem Kopf und folgte dem Mann. Er würde später weiter darüber nachdenken. Nun aber legte sich ein Schleier aus messerscharfer Konzentration um den jungen Mann, er hatte sein äußeres, aber noch viel mehr sein inneres Gedankenbild wie eine Maske gewechselt. Von Nachdenklichkeit zu Konzentration, von einem Augenblick auf den Anderen war er wieder zu einem gnadenlosen Menschen geworden, der aus heiterem Himmel zuschlagen konnte und die Hilflosigkeit mit einem Male ablegte. Einfach so. Das war eine große Kunst dieses Maskenspiel und er beherrschte es perfekt, auch wenn sich die Ursprungsmasken nur ganz selten änderten, Fremder und Krieger. Mehr mussten die Menschen nicht wissen. Mehr sollten sie nicht wissen. Mehr durften sie nicht wissen.
Der Diener schritt mit seinem grauen Leinengewand an den Wachen vorbei und öffnete die Türen, die vier Männer, sowohl im Raum als vor dem Zimmer standen unbeweglich da und hätten sie nicht ab und an ihren Arm bewegt, ihre Finger gelockert oder die Pupillen geschwenkt, so hätte sie wohl jeder für Statuen, das Werk eines begnadeten Realitätsbildhauers gehalten. Die Schritte des Mannes waren gleichmäßig und ohne große Verzögerung, er ging zügig aber nicht schnell. Man konnte es ihm nicht auf dem ersten Blick ansehen, aber die Form eines Dolches schimmerte unter dem hellen Gewand hindurch, immer wenn es die passende Falte annahm. Also war auch der Kerl bewaffnet. Scheinbar hilflos und doch mit einer tödlichen Waffe bewaffnet, der Schein trog nur allzu oft.
Gemeinsam kamen sie wieder aus dem Hintergang und mussten sich einen Weg durch die Menschenmassen bahnen, die auch eine halbe Stunde nach seinem Eintreffen nicht abgenommen hatten, was ein normaler Ablauf hier war. Der Wirt spähte umher und konnte sie wieder erkennen, war aber froh, daß sie nicht zur Theke kamen und scheinbar keine Probleme auf ihn zukamen. In der Tat beachtete der Diener des Barons niemanden, gab keine versteckten Hinweise oder achtete auf die Umgebung, das Einzige was ihn interessierte war der Ausgang, immer mit dem fremden Schatten im Rücken. Dieser sah sich immer noch um, hoffte er doch inständig noch einmal von der Schönen umgerempelt zu werden, war aber viel zu aufmerksam und auf den Führer fixiert, als daß so etwas hätte passieren können. Doch Spinnereien passten ohnehin nicht zu dieser Arbeit und so war er vernünftig genug die Hoffnung aufzugeben.

Als sie endlich die Tür erreicht hatten und durch sie hindurch waren, erwartete ihn eine andere, erfreuliche Begegnung. Die Begegnung mit der kalten Nachtluft von Gorthar. Hier direkt an der Taverne war sie noch nicht optimal, gab es hier auch keine Bäume oder klares Wasser, aber dennoch sank die Temperatur um mehrere Grade, im Vergleich zum Hitzezimmer des Barons nochmals etwas mehr. Es war eine wahre Wohltat hier draußen zu wandeln und die Luft einzuatmen, in klaren Zügen, regelmäßig und ohne Hast. Ganz im Gegensatz zu seinem weisenden Vordermann, der keine Anstalten machte stehen zu bleiben oder nur ein Wort mit ihm zu sprechen. Vielleicht empfand er das ja nicht als notwendig, schließlich musste er ihn nur zu einem Anwesen führen und keine Sehenswürdigkeiten links und rechts von ihm erklären, außerdem war das Hafenviertel ohnehin nicht mit schöner Architektur gesegnet, es gab zwar noch das ein oder andere alte Fischerhaus, das vor langer Zeit einmal glanzvoll daher kam, doch diese Zeiten waren lange vorbei und die meisten Häuser hätten einen neuen Anstrich vertragen. Vom Putz und Gebälk ganz zu schweigen.

Ihr Ziel musste irgendwo im vornehmeren Viertel von Gorthar liegen, Adelsanlagen zeichneten sich oft durch viel Protz und Prunk ab und nahmen oft Ausmaße ein, die normale Menschen nicht verstehen konnten, waren sie auch nicht von dem Wahn befallen ein riesiges Schloss oder eine kleine Trutzburg zu besitzen. Für sie reichte es meistens aus ein einfaches Haus mit einem Dach über dem Kopf zu haben und die Ziegeldächer in Gorthars Vierteln waren noch echter Luxus. Die meisten äußeren Gebiete waren nur mit Stroh und Holzbalken gesichert, was nie ein verlässlicher Schutz vor Wind und Wetter war, aber auch Feuer eine leichte Beute bot. Viele konnten sich einfach nicht mehr als eine kleine Strohhütte leisten, alleine schon das Baumaterial war teuer, deswegen fehlte es an Ruinen ja auch immer wieder an Steinen, die einfach heraus gebrochen wurden, um eigene Häuser damit hochzuziehen. Allerdings war Gorthar nicht die perfekteste Stadt für bauwütige Adlige, denn die einzige Burg stand auf einem kleinen Hügel abseits der Stadt und mit einer Burgmauer gesichert. Für größere Anwesen reichte der Platz in den Straßenzügen nicht, obwohl es einen riesigen Unterschied zwischen Arm und Reich gab. Alleine der Sitz der Händlergilde hatte Ausmaße an die der Kupferkelch nicht ansatzweise heran kam, welches ja das größte Haus im Hafenviertel war.
Zuerst wollte er dem vor ihm Gehenden eine Frage zu ihrem Ziel stellen, dann ließ er es aber bleiben, weil sich ein Gespräch wohl wirklich nicht gelohnt hätte. Seine Fragen würde er hoffentlich noch loswerden, wenn sie da waren und er konnte nur hoffen, daß des Barons Diener einen guten Orientierungssinn hatte und sich bei Nacht und Nebel nicht in den Gassen verlief. Zunächst jedoch marschierten sie auf eine große Straße wieder nach oben, da man ja den Höhenunterschied auch hier zu spüren bekam. Eine ganz gute Steigung war das, während er sich die Zeit des Aufstiegs damit vertrieb über die Frage nachzudenken, wie es wohl Händler mit Ware hier hoch schafften. Das musste ja eine wirkliche Tortur sein, die er sich gar nicht erst vorstellen wollte, nur um auf Nummer sicher zu gehen, sich nicht unnötig anzustrengen. Die meisten Leute hatten es hier wirklich nicht leicht. Da war es ja mal wieder, seine Moralapostel, vorbei an all dem Elend hatte es sich wieder neu entdeckt und war herausgekommen, um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, was aber so gut wie möglich verhindert wurde.
»Hau ab, ich brauch dich nicht. Ich weiß selbst, daß es nicht richtig ist. Aber diese Menschen haben nun mal dieses Schicksal. Was erwartest du denn von mir, soll ich sie alle reich machen? Oder reichen dir auch zwei oder drei? Ah bah, hau ab!«
Während er diesen recht sinnlosen, weil einseitigen Gedankenmonolog führte, hatten sie die Steigung hinter sich gebracht und da nun eine etwas, die Betonung lag auf etwas, besser Gegend anfing hatte sich sein Gewissen auch recht schnell zurückgezogen. Nicht das er noch Mitleid entwickeln würde, das passte nämlich nicht zu seinen Prinzipien. Die Menschen hatten es vielleicht nicht immer verdient so zu leben, aber andererseits waren sie auch selber dran schuld und im Grunde genommen nichts wert, wenn sie sich nicht wehrten. Entbehrungen hatte er auch erlebt und noch viel Schlimmeres in seinem jungen Leben bisher gesehen, er sah es als falsch an, daß diese Armen nur noch lebten um zu leben. Da sollten sie lieber alles auf eine Karte setzen und etwas riskieren, auch wenn dies ihren Tod bedeuten konnte, denn für solche Leute musste der Tod eine wahre Befreiung sein, ein einsames Geschenk in ewiger Armut. Stattdessen klammerten sich die meisten sogar noch fanatisch an diesen letzten Rest, vielleicht weil mit dem Verlust von Stolz und Ehre eine neue Zeitrechnung begonnen hatte. Manchmal empfand er tatsächlich Mitleid, aber das änderte sich schon recht bald in Abscheu gegen diese Menschen, da sie einfach alles hergaben ohne sich zu wehren.

Die Straße jedoch wurde schmaler und besser, die Pflastersteine hatten sich hier gut geordnet vorgefunden und mit jedem Schritt bekamen die Häuser mehr Pracht. Der Diener von Finsterberg führte ihn mit schnellerem Schritt auf den Marktplatz, wo noch immer die Leiche des toten Ulfs lag. Keiner hatte sich darum gekümmert und die geschmierten Stadtwachen, die auf diesem Bereich Wache schoben, würden erst in zwei Stunden zurückkehren. Scheinbar unbeeindruckt ging sein Führer einfach daran vorbei, wenn auch nicht direkt daneben und bog zu einer kleinen Gasse ein. Auch wenn er die Augen des Mannes nicht sehen konnte, so wirkte das doch sehr kaltherzig und ohne Kommentar. Hatte er ihn nicht gesehen, er selbst hatte nichts gesagt? Oder hatte er Schweinebacke nicht sonderlich ausstehen können? Merkwürdig war dieses Verhalten allemal, aber kein Grund sich Gedanken deswegen zu machen.

Sie gingen weiter, noch eine ganze Viertelstunde durchkreuzten sie nun überwiegend dunkle Gassen mit noch dunkleren Schatten der Häuser und liefen nur noch selten über gut beleuchtete Straßen mit größerem Durchmesser. Dann - nach einer knappen halben Stunde Fußweg - stoppte der Mann vor ihm das erste Mal und blieb stehen. Er verharrte kurz und schien zufrieden, dann drehte er sich um und zeigte gleichzeitig auf ein Haus.
»Das ist das Anwesen von Gwinfer und wir vermuten mit großer Sicherheit Alia dort. Ihr seht die Wachen vor dem Tor, also seid vorsichtig. Wenn ihr erwischt werden, dann wisst ihr nichts vom Baron. Der Baron braucht den Ring binnen neun Tagen, enttäuscht ihn nicht. Wenn ihr ihn habt, kommt zum Kupferkelch zurück.«
»Das ist das Anwesen?«, er deutete auf das Haus, das er nach der Handbewegung in einiger Entfernung ausmachte.
»Ja. Das ist alles, mehr gibt es nicht zu sagen.«
Und schon verschwand der Diener wieder in der nächsten Abbiegung zwischen zwei anderen Häusern und ließ ihn alleine. Er hatte mit seiner persönlichen Einschätzung Recht behalten, der Kerl war eine kriechende Ratte. Er stützte den Kopf auf eine Hand und wartete ab, jetzt hieß es erst mal nachdenken und überlegen, ob es sich überhaupt noch lohnen würde heute etwas zu tun, da die ersten Sonnenstrahlen am Himmel auftauchten.

Griever
12.08.2004, 05:10
Sie war vor gar nicht so langer Zeit in der Hafenstadt angekommen und saßen schon wieder in einer der zahlreichen Tavernen, da... ... ...

...Es sollte niemals jemand erfahren, was in dieser Nacht zwischen ihnen vorgefallen war. Beide wussten bescheid und das waren schon zu viele...

Schweigend stand er dem Schwarzmagier gegenüber, während das Boot sich langsam von der Kaimauer entfernte. Es war... eigentlich ganz gut so... Seufzend starre noch immer in das sich entfernende Gesicht seines alten Gefährten. Er sollte eigentlich langsam mit dem steuern beginnen, doch war nicht in der Lage sich zu rühren. Gelähmt ließ er sich treiben. Es war eigentlich ganz gut so, denn das Ende stand bevor und er dürfte nichts zu verlieren haben, keinen Moment zögern, wenn er ihr gegenüberstehen würde... Denn das Ende ist nahe. Als der Nebel ihn nun endlich aus dem fesselnden Blick des Schwarzmagiers erlöste, nahm er Kurs auf das alte Amazonenlager.

Solaufein
12.08.2004, 06:05
Einmal wieder saß der fremde Krieger in einer Sitzgelegenheit vor einem brennenden und wärmenden Kamin, dieses Mal jedoch war es kein prunkhafter Sessel, sondern ein einfacher Holzstuhl aus solider Eiche und ansonsten mit absolut keiner Bequemlichkeit bestückt. Zudem waren in dem Gasthaus mehr als nur drei Menschen und die Ausmaße des Schankraumes machten die Hitze des Kamins erträglicher, obwohl man davon direkt am Kamin natürlich nichts mitbekam. Doch er war bewusst an jenen Ort gerückt, um seine Glieder aufzuwärmen und sich zu entspannen, in dem tosenden Flammenmeer sah er nämlich Bilder, die andere nur in Träumen oder unter dem Einfluss von Rauschmitteln erkennen konnten. Tanzende Flammenzüge wurden zu Bildern der Vergangenheit, grausame Bilder in seinem Fall und doch gelang es ihm dabei eine Ruhe zu finden, die manchem Gast Rätsel aufgegeben hätte. Doch für Gesprächsstoff sorgte er hier nicht. Bewusst war er gestern Nacht zu jenem Gasthaus im Händlerviertel zurückgekehrt, denn dort konnte er seine Ruhe wirklich finden und die zwanzig Goldmünzen pro Nacht mit Frühstück konnte er sich bei einem erwartetem Mindestlohn von 2000 Goldmünzen leisten, zudem mussten ja auch noch alte Schätze verbraucht werden. Es hätte keinen Sinn mehr gemacht, gestern noch das Anwesen von Gwinfer zu beobachteten, denn der Sonnenaufgang war zu früh gekommen und schon viel zu viele Leute trieben sich auf den Straßen herum. Der Schatten konnte ihn nicht mehr decken und die Aktivität der Menschen ließ keinen großen Spielraum. Ein Dieb war er nie gewesen, auch kein Einbrecher. Er hätte die Wachen niedermetzeln können, aber solch subtile Vorgehensweisen waren ihm absolut fremd. Er scheute keinen Mord, aber er brauchte einen Grund zum Töten. Einfach sich durch wildfremde Häuser morden, für einen Ring und 2000 Goldstücke? Vielleicht andere, nicht er, er strebte nach Ehre und dem Ruhm der Götter, wollte ihnen Opfer bringen, im Kampfe seinen Platz erstreben. Sinnloses Morden begrüßten nur wenige Götter, aber es widersetzte sich auch seiner Natur. Ergo hatte er den Heimweg angetreten, oder eben eine Taverne aufgesucht und sich an die guten Verhältnisse in der Händlergasse erinnert. Eine Viertelstunde Fußweg hatte er dafür in Kauf genommen. Aber das schien es ihm wert zu sein. Hier brauchte er keine Schlägereien, keine dummen Fragen und erstrecht keine Probleme befürchten. Solange er sich benahm und pünktlich seine Rechnungen zahlte war es den Menschen hier egal, ob er ein Händler ihresgleichen war, oder mit der Maske des geheimnisvollen, fremden Kriegers umherlief. Die meisten Menschen in Gorthar hatten sich schon früh in ihrem Leben an Männer in prächtigen Rüstungen gewöhnt und es war in dieser harten Kriegszeit auch kein Wunder mehr den ein oder anderen Neuankömmling zu sehen. Es war immer nur eine Frage des Stils, wie man sich auszeichnete und eine Schlägerei in einer Taverne machte vielleicht eine Menge Stimmung, brachte aber ansonsten nur Ärger und blaue Flecke, Rachegedanken und Neid.

Heute aber hatte er sich einen ganz besonderen Zeitplan zurecht gelegt, wollte schon im Sonnenuntergang zum Anwesen von Gwinfer, nur um dort schon einmal das Gebäude zu umgehen. Gestern sah es sehr groß aus und wurde auch von einem Zaun umringt, neben den zwei Wachen am Tor standen auch zwei vor dem Eingang, aber vielleicht gab es noch Patrouillen oder sonstige Dinge, die wissenswert waren. Er hatte immer noch acht Tage, also gab es keinen Grund sich zu beeilen. Wenn Alia wirklich bei Gwinfer war, dann brauchte er rein theoretisch nur in das Haus, das Weib finden und ihr den Ring abnehmen. Dafür brauchte man höchstens einen Tag. Aber das war nur die Theorie und wenn alle seine Pläne bislang so einfach gewesen wären, hätte er zahlreiche Wunden weniger gehabt. Die Praxis würde es zeigen, ob es tatsächlich so einfach sein würde. Zunächst einmal würde er das Spiel mitspielen, vielleicht irrte er sich ja auch und es war wirklich alles so, wie Finsterberg gesagt hatte, er konnte sich nicht alleine auf seine Gefühle während dem Gespräch verlassen. Das Wichtigste war erst einmal den Ring in Besitz zu bringen, sobald das geschafft wäre, hätte er alle Trümpfe selbst in der Hand. Sowohl Alia, als auch der Baron würden ihn daraufhin mit Gold überschütten müssen, aber auch das war nicht sein Verlangen. Der Pakt über die 2000 Goldmünzen mit dem Baron standen noch, dennoch konnte er sich dann selber Gedanken über die Verwendung des Ringes machen. Vielleicht gab ihm der Siegelring selbst eine Antwort. Aber solange er nichts hatte, brauchte er auch darüber keine Gedanken zu verschwenden, es wäre pure Arbeit gewesen.

Die wieder gewonnene Konzentration sorgte für zusätzliche Ruhe in seinem ganzen Körper und auf der mentalen Ebene seines Seins. Er schlief viel zu viel in letzter Zeit und sollte kein Gefallen daran finden. Er wollte nicht so schläfrig werden, wie es auch die Menschen hier in der Stadt waren. Sie kannten es gar nicht mehr anders als in der Nacht zu schlafen. Er hingegen war schon oft drei Tage durch die Gegend gewandert, durch ödes Gebiet oder frostige Eismarsche, ohne auch nur eine Stunde zu schlafen. Irgendwann merkte man es gar nicht mehr, daß der Körper nicht mehr konnte und langsam abbaute und kein Mensch konnte den Schlaf komplett besiegen, aber man musste dennoch nicht dafür sorgen, daß er einen verweichlichte. Es war eine Zweckmaßnahme gewesen, denn ansonsten hätte er sich den ganzen lieben langen Tag in Gorthar vergnügen müssen. Mit genügend Gold und genügend Lust war das zwar keine unmögliche Aufgabe, zumal er noch längst nicht alles von Gorthar kannte, das aber dringend nachholen wollte, allerdings nur, wenn er keinen Auftrag hatte. Man konnte so leicht in Sachen hineinrutschen, bei denen man nie landen wollte und das Risiko war ihm einfach zu groß. Und einen offenen Krieg gegen die Stadtwache wäre das Letzte, was er sich wünschen würde, auch wenn dieser Feind äußerst schwach auf ihn wirkte, so war die Kampfkraft einer Armee ein bisschen viel für ihn. Zudem das die Bürger noch aufhetzen würde und auf Rückhalt konnte er hier nicht hoffen. So blieb er lieber hier, in der gepflegten und ruhigen Taverne im Händlerviertel und genoss die Ruhe und ein gutes Bier, zusammen mit einer kleinen Mahlzeit, die seinem Körper neue Nährstoffe zuführen sollte. Zwei dicke Keulen Fleisch, Spanferkel, etwas Brot und eine dicke Pampe aus Rübeneintopf. So gesehen bereitete er sich optimal für seinen Einstieg in das Anwesen von Gwinfer vor. Genügend Schlaf, genügend Nahrung und genügend Motivation sowieso. Eigentlich hatten sie gar keine Chance, doch was ihm Sorgen bereitete war die Ungewissheit über Alia. Es wäre vielleicht schwierig ihr den Ring abzunehmen, ohne sie zu töten.
»Es wäre schade, soweit gehen zu müssen. Aber vielleicht befreie ich die Welt ja auch von einer Plage.«
Auf seine Worte reagierten nur wenige Gäste, die meisten hatten die Worte nicht einmal gehört und das Feuer des Kamins hatte die ohnehin leise Stimme des jungen Kriegers fast verschluckt. Die, die etwas gehört hatten, winkten innerlich ab und spielten weiter - in der Mitte waren sieben Leute beim Kartenspiel beschäftigt.

Es war langsam Zeit aufzubrechen, seine innere Uhr sagte ihm das, hatte er doch seit dem Erfragen der Zeit beim Wirt irgendwie die Stunden mitgezählt. Doch noch nicht. Noch nicht.
Er schloss die Augen und atmete langsam und gleichmäßig durch die Nasenflügel frische, heiße Luft. Seine Nasenhöhlen füllten sich mit der Wärme und durch den Mund gelang sie wieder hinaus. Mit leiser Hand und langsamen Zug zog er sein Schwert aus der Scheide und hielt es in das Feuer des Kamins. Das Schwert, das sich im Kampfe wie ein Drachenzahn aufführte, hielt er direkt auf die Bahn seines rechten Auges und schloss das Linke dazu. Er konnte so direkt über die Spiegelseite der oberen Klinge blicken, sein Schwert führte ihn an einem dünnen Faden ins Feuer, wo er wieder Bilder erkennen konnte.
Eine Schlacht tobte dort und mehrere schwarze Schatten konnte er kämpfen sehen. Aber er konnte sie nicht nur sehen... auch hören. Die Kampfgeräusche drangen direkt an sein Ohr, die Äxte und Schwerter schnellten aufeinander, im Getöse der Schlacht trafen sich im Sekundentakt Waffenhälse und schrieen ihren tosenden Aufschrei in die Welt. Er hörte alles ganz genau, so als ob er mitten in der Schlacht stehen würde, der Kampf tobte um ihn herum und er sah einfach zu. Aufschreie von Menschen waren zu hören, wilde Kriegsschreie, die auch er einst gelernt hatte. Auch wenn er nur Schatten sehen konnte, so vernahm er jede Veränderung des Bewusstseins und sah, wie sich die Menschen in Rage schrieen, wie sie ihren Körper zu wahrer Höchstleistung anstachelten. Eine Welle von Gefühlen drängte sich in ihm und staute sich auf, sein Kopf schmerzte, konnte aber nicht loslassen. Er sah weiter zu und das Tempo der Eindrücke wurde höher, immer mehr und mehr ging auf ihn los und seine Miene veränderte sich rasend schnell. Sie verwandelte sich in eine gequälte Fratze, die man ihm nicht ansehen konnte, weil man es nicht wollte. Die Menschen wollten keine Hässlichkeit an ihm sehen und selbst die Hässlichkeit des Kampfes und des Mordens reichte nicht aus, um dieses Bild zu verstehen. Jedenfalls konnte er von Glück sagen, daß er den Menschen den Rücken zugedreht hatte und einzig und alleine der Wirt sich sorgte, warum der Fremde - der immerhin gut zahlte - sein Schwert seit Sekunden in seinen Kamin und in dieser seltsamen Position hielt. Jedoch griff er nicht ein, er ließ es geschehen.
Währenddessen schien es ihm fast unmöglich loszulassen und trotz der Veränderung seiner Mimik hielt er weiterhin am Schwert fest, ohne ein Bild zu verpassen. Auch wenn man es nicht glauben wollte, so war es immer noch eine Entspannung für ihn, auch wenn er noch nicht soweit war, um seine Grenzen einzuschätzen.
Unbeeindruckt davon tobte die Schlacht weiter und begann ein Tempo aufzunehmen, das seine Gedanken nicht mehr folgen konnten. Sie wurden überwältigt davon und die letzten Tropfen waren die Todesschreie der sterbenden Schatten, er hatte gespürt, wie durch diverse Körper Klingen von Äxten und Schwertern gebohrt wurden, wie Blut in Strömen floss und den Untergrund rot färbten. All das war zu viel für seinen Kopf, das Bild brach ab und eine Feuersbrunst stürmte auf ihn zu. Vom Kaminfeuer jagten sie wie auf einer Brücke über sein Schwert und plötzlich glühten die Runen auf, er konnte es kaum wahrnehmen, da sie alle binnen einer Sekunde aufglühten und plötzlich spürte er einen Schwall von Hitze an seinem Gesicht und eine brennend heiße Berührung an seiner Nasenspitze, die ihn in einem Aufschrei nach hinten drückte, direkt aus dem Stuhl fallen und auf den Boden der Taverne landen ließ.

Nun hatte er es doch geschafft Aufmerksamkeit zu erregen, ohne es zu wollen sahen alle auf den umgestoßenen Stuhl und den danebenliegenden Mann. Der Wirt kam auf ihn zu und half ihm hoch, während er akribisch überprüfte, ob Mobiliar beschädigt war.
»Alles in Ordnung, Fremder?«
Sein Gesicht hatte sich normalisiert, es trug dieselbe Maske wie vor dem Vorfall, rein und rätselhaft. Alles hatte sich normalisiert, nur sein Gesäß war auf dem Boden, anstatt auf dem Stuhl. Die Gäste erkannten nichts Großartiges dabei, einige sahen länger hin, aber ohne große Erkenntnisse über den Fremden zu gewinnen und winkten schließlich auch ab. Vom Stuhl gefallen, was sonst...
»Ja, mir geht's gut Wirt.«, ließ er verlauten, nur um den Kerl möglichst schnell los zu sein.
Als er wieder an seine Nase fasste war da nichts. Kein roter Fleck, kein blauer und auch kein verkohlter schwarzer. Und dann sah er zu seinem Schwert, das er nicht losgelassen hatte. Es war absolut normal und auch die Spitze, die im Feuer lag, hatte sich in keiner Form verändert. Als er es anfasste, schien er kurz verwundert, dann aber schmunzelte er nur und ließ die Klinge wieder in ihren dunklen Bauch zurückkehren. Die Klinge war kalt, eiskalt...

Er packte seine Siebensachen und schnürte sich die Stiefel jetzt zu. Fest und eng, so mussten sie sitzen. Auch seine Rüstung schnallte er sich wieder um und stand auf. Es war Zeit nun aufzubrechen. Beim Wirt zahlte er heute dreißig, aber er hatte ja zwei Mahlzeiten genommen, außerdem brauchte er nicht um Kleinigkeiten feilschen. Mit dem letzten Schluck aus seinem Krug und einem verabschiedenden Nicken an die gesamte Gästeschar verschwand er auch schon aus dem Gasthaus. Ein längerer Fußweg durch Gorthar stand auf dem Plan, den er wunderbar zum Verdauen benutzen konnte.

Solaufein
12.08.2004, 07:25
Die Nächte in Gorthar waren angenehm kühl, wohingegen die Tageszeit die Menschen mit heißer Sonne peinigte. Ein weiterer Grund in der Nacht zu arbeiten, auch wenn man so natürlich nichts von der Stadt sehen konnte. Er würde es irgendwann nachholen, vielleicht ja schon in ein paar Tagen. Es war besonders angenehm, wenn ein paar steife Windzüge durch die Gassen streiften, auf der Suche nach Opfern wie ein paar Kieselsteinen, die dann einfach mitgezogen wurden. Er mochte diese Auffrischung, besonders nach dem Erlebnis am Kamin, das er sich zwar erklären konnte, aber nicht die Ursache verstand. Es war schon so schwer genug durch die Gassen zukommen, denn an jeder Ecke konnte man einen Hinterhalt vermuten und wenn der Mond so voll war wie heute und kein Wolkenband seinen hellen Schein verhinderte, dann wurden aus kleinen Katzen gewaltige Schattenmonster. Man durfte sich nur nicht zu sehr von seiner Phantasie einnehmen lassen, sonst waren die Schattenspiele wirklich ein Quell psychischer Angst. Verfolgungswahn war eines der bekanntesten Abarten davon, komischerweise litten besonders oft Händler daran. Vermutlich weil sie zusätzlich noch Angst um ihre Waren hatten und so schon mal von Natur aus hinter jeder dunklen Ecke einen potenziellen Räuber sahen. Aber für ihn war der Schatten ein reiner Segen, verhinderte er doch allzu neugierige Blicke und sorgte zusätzlich noch für weitere Annehmlichkeiten wie der Kühle und der guten Sicht. Schatten wurde oft von Menschen gemieden, Dunkelheit war vielen nicht geheuer. Sei es aus Furcht vor irgendwelchen Kreaturen der Märchengeschichten oder eben aus menschlichen Problemen wie Dieben, Räubern und Schlägern. Dunkelheit löste im Menschen einen Urquell der Angst aus, nicht gut oder überhaupt nichts sehen zu können, das konnten viele Menschen nicht ausstehen. Ihre übrigen Sinne waren zu sehr abgestumpft, als das sie sich in der Dunkelheit orientieren könnten. Außerdem musste man zwanghaft an etwas Schlimmes denken, ob man wollte oder nicht. Dunkelheit war Ungewissheit und Licht bedeutete die Macht des Wissens, wer um einen herum war. Was die Menschen nicht wussten oder nicht mehr mit ihrer Logik erklären konnten, das machte ihnen Angst und deshalb mieden sie es. Er hätte vielleicht Philosoph werden sollen, aber seine eigenen Gedanken drehten sich andauernd über höchstkomplizierte Dinge und Rätsel der ureigenen, tieferen Geschichte der Menschen. Woher dieses Interesse stammte, das konnte er nicht einmal sich selbst beantworten, aber es war ein Trugschluss des Südens, wenn sie mit den Nordmännern nur ungebildete Barbaren verbunden. Auch dort oben gab es Pergamentrollen und einen unschätzbaren Fundus an Wissen, man musste sich nur dafür interessieren. Ihn interessierte es aber nicht nur aus rein poetisch-gelehrten Eindrücken, sondern vielmehr die Macht, die hinter diesem Wissen steckte. Wer sich noch nie mit der Frage vom Quell der Angst der Menschen beschäftigt hatte und sei es als noch so kleinere Spinnerei als Kind, der würde von der Angst immer und immer wieder überrannt werden und sie nie in ihre Schranken weisen. Genauso verhielt es sich mit der Dunkelheit. Auch er hatte Angst. Besonders als Kind hatte er immer große Angst vor der schwarzen Hölle gehabt und wollte immer mit einer brennenden Kerze schlafen, da ihm diese aber nie gestattet wurde, war der Mond einer seiner größten Freunde geworden. Doch trotz der ehemaligen Angst bewegte er sich heute selbstbewusst bei tiefster Nacht, selbst ein Wald würde ihn nicht mehr schrecken. Es gab im Leben eines Menschen wirklich Dinge, bei denen es sich nicht lohnte Angst zu haben und nachdem man ein paar Lebenserfahrungen sammeln durfte, war die Dunkelheit bald kein Feind mehr, sondern viel mehr das, als was sie sich ohnehin sah: Als ein Element in einem Kreisel vieler Dinge. Sie bot niemanden einen Vorteil und niemanden einen Nachteil, sie war einfach nur eine Gegebenheit der Natur und kein böses Monster, das von irgendwelchen bösen Göttern geschaffen wurde. Genauso gab es keine Kreaturen der Nacht oder Schergen der Finsternis. Diese Lebewesen waren vielleicht nachtaktiv, das machte sie aber nicht zu nächtlichen Erzeugnissen. Auch sie mussten bei Tage leben. Die Macht im Wissen war unschätzbar groß, allerdings nutzte es nichts, sich nur auf sein Wissen zu stützen. Wissen war Macht und konnte eine Macht geben, an die kein starker Mann je herankommen würde. Man konnte ganze Armeen wie einen Fliegenschwarm zerquetschten, wenn man nur genügend Wissen über die Feinde gesammelt hatte. Aber das vorherrschende Mittel der Macht war nach wie vor die Waffe und ihr war er verpflichtet, bis zu seinem Tode würde sie seine erste Wahl bleiben. Sein Wissen war dabei nur eine Hilfe, die ihm Macht verschaffte, die ihm eines Tages den Sieg bringen würde, wenn er gegen einen Gegner kämpfte, der ihm in Kraft und Können mit der Waffe ebenbürtig wäre. Was war schon ein geschickter Kämpfer, den man übers Ohr hauen konnte, da er keine Ahnung von Zahlen hatte? Eben, nichts.
Und insgeheim hoffte er mit seinen Theorien und Meinungen auch in einem guten Licht einiger Götter dazustehen. Zwar war es nicht wichtig, daß ein Krieger hoch in ihrer Gunst stand, aber im Gegensatz zu anderen Kämpfern wollte er sich auch ein hohes Bild von der Welt machen. Nicht nur von den großen Schlachtfeldern dieser Welt, sondern auch von der Kunst und der Kultur, wobei sein Hauptaugenmerk doch auf Dinge beruhte, die er auch verstehen konnte. Es fiel ihm schwieriger eine Großstadt wie Gorthar zu verstehen, als die ureigenen Ängste des Menschen - weil er diese selber auch spürte.

Aus eben jenen Gründen bewegte er sich in den nächtlichen Gassen selbstbewusst und ohne Furcht, so waren seine Schritte klar und verursachten kaum Geräusche. Er stieß an keine Wände, fiel über keine Abfallreste und trat auf keinen Katzen- oder Rattenschwanz. Er beobachtete seine Umgebung immer sehr genau und durch den wirklich überschwänglichen Schlaf war auch sein Gehirn und damit die Schaltzentrale für alle Konzentrations- oder Sinnesaktivitäten mit einem Höchstmaß an Präzision am Werk. Er brauchte sich wirklich keine Sorgen machen des Nachts alleine und auf sich alleine gestellt zu arbeiten. Obwohl auch er kurz zusammenzuckte, wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passierte, das war eben menschlich und eine ganz normale Reaktion. Diese Reaktionen hatten auch was Gutes, so konnte er wenigstens seine Ohren und seine Reaktionszeit testen. Zum Glück musste er ja auch nicht andauernd durch dunkle, kleine Gassen gehen. Gerade hin zum reicheren Viertel, wo der Adel von Gorthar seinen Sitz hatte - wobei man sagen musste, daß der Adel nicht nur in einem Viertel wohnte und in dem Straßenzug, wo auch Gwinfer sein Anwesen hatte, auch sehr reiche Händler wohnten - war es durchaus angenehm die breiten Straßen zu benutzen. Dunkle Hinterhöfe und Gassen, in denen zwei Häuserwände sich dicht an dicht quetschten waren hier sehr selten. Es war zwar immer wieder ein seltsamer Anblick auf so breiten, großzügig angelegten Straßen nur einen einzigen Menschen zu sehen, der scheinbar ewig einsam seine Wege ging, gleichzeitig war es auch ein unwahrscheinlich schönes Gefühl alleine seine Wege zu gehen. Wenn manche Menschen nur erahnten, wie gut man sich dabei fühlen konnte alleine in der Nacht einen vollen Atemzug Nachtluft zu nehmen, sie würden ihn beneiden. Genauso verhielt es sich nach einem Regenguss oder auf einem Getreidefeld. Die Gerüche von Mutter Natur waren so vielfältig wie es Sinne gab und mit jedem der Sinne konnte man die Natur kennen lernen. Aber davon verstanden die Städter eh nichts...
Die alten Laternen waren schon lange nicht mehr geputzt worden und dennoch war ihre Lichtquelle die ganze Straße über zu sehen. Das Öl in den Lampen gewann man aus Tierinnereien, konnte aber auch Pflanzen dazu nutzen. Das Öl für die Lampen war eigentlich relativ mühelos zu bekommen, da es sehr viele Quellen gab und da es auch recht kostengünstig war, brannte der Annehmlichkeit halber die ganze Nacht der Laternenzug auf der ganzen Prachtstraße der besseren Gesellschaft. Auch hier konnte es nicht nur um den Ausdruck von Macht und Reichtum gegangen sein, sondern auch um die Bekämpfung von Angst, die diese wohlhabenden Menschen ebenfalls verspürten und eine gut erhellte Straße wünschten. Jedenfalls war er gerne hier und beglückwünschte seine potenziellen Opfer schon einmal für ihren ausgezeichneten Standort, denn hier ließ es sich gut arbeiten und so machte er sich auf in einem gewissen Sicherheitsabstand um das große Haus von Gwinfer zu gehen und sich erst mal in aller Ruhe das Anwesen von sicherer Entfernung anzusehen. Er hatte ja Zeit, die Nacht war noch so jung, daß jetzt erst die ersten Sterne wirklich klar zu sehen waren. Mehrere Stunden würde er jetzt noch arbeiten und wenn es nötig war auch noch in den Tag hinein. Er hatte keine Lust schon wieder bei Sonnenaufgang zu schlafen, er war doch kein Faulpelz.

Das Anwesen von diesem Gwinfer entsprach wohl einem kleinen Palast und zumindest gesorgt wurde dafür auch. Es gab da einen großen Garten, um das gesamte Haus herum war Grünfläche und sogar ein kleiner Teich sprang in sein Auge, leider ohne das Quaken von Fröschen oder dem Bauchklatscher eines Fisches. Diese "Natur", wie er es mal leicht überzogen nannte, hätte er in einer Stadt wie Gorthar nicht erwartet. Aber das Grundstück war einfach zu groß, um es nur mit einem einfachen Haus zu krönen. Keine Frage, dieser Mensch hatte Gold, doch das war nichts Neues. Die Frage war nur, hatte er auch Alia und den Ring? Das Haus hatte vier Stockwerke inklusive dem Erdgeschoss und einem Keller. Und genau das war der springende Punkt, der Keller. Eine Luke zur Rückseite des Hauses ließen einen Eingang nach unten vermuten, vermutlich hatte das eine Menge gekostet, denn einen Keller hatten nicht viele Häuser in Gorthar, viel zu aufwendig stabile Häuser zu bauen, wenn darunter ein Loch war. Na ja, so ähnlich eben. Vielleicht lohnte es sich auch nicht. Die Armen hatten ohnehin nichts für einen Keller. Da konnten sie auch in die Kanalisation gehen, aber da roch es strenger, es gab mehr Wasser, mehr Ratten und mehr Gesindel. Jedenfalls war die Idee über den Keller zu kommen viel, viel besser als über die Eingangstür. Er könnte die beiden Wachen mit links niederschlagen, da er von hinten kam. Doch das könnte die Aufmerksamkeit der Torwachen erregen. Nun, um diese könnte er sich dann auch kümmern, aber er müsste durch die Eingangstür gehen und konnte gesehen werden. Wenn er aber über den Keller gehen würde, hätte er alle Trümpfe in der Hand, musste eben nur leise sein und darauf hoffen, daß er Alia bald fand und mit ihr den Ring. Es würde wohl sehr schwierig werden, wenn sie ihn irgendwo versteckt hätte. Aber Frauen trugen gerne Ringe und das dieser Ring existierte, davon ging er doch mal stark aus. Das Alia ihn hatte, das war er auch bereit zu glauben. Nur der Rest musste sich noch einer Prüfung des Wahrheitsgehalts unterziehen. Ums reinkommen ging es jedoch erst mal. Der Zaun war die erste Hürde für den Krieger des Nordens, oder auch den Handlanger des Barons, auch wenn ihm das ganz und gar nicht schmeckte. Er arbeitete ja nur, wie jeder Mensch auch. Vorerst musste er arbeiten, später würde sich die Spirale dann andersherum drehen. Wenn er dann überhaupt noch Lust auf Macht hatte. Egal, der Zaun war jedenfalls eine ganz schöne Herausforderung. Es sah so leicht aus einen Zaun zu überwinden, aber er bestand aus zwei Meter hohen Stahlstangen, die am Ende angespitzt waren und viel zu eng standen, um hindurchzuschlüpfen. Also musste ein Trick her. Möglichkeit eins: Er buddelte einen Tunnel. Diese Idee war ein wenig realitätsfern, musste er zweifellos erkennen. Möglichkeit zwei: Er verbog die Stangen so weit, dass er hindurch kam. Das Fazit war ernüchternd, denn auch wenn die Aufgabe nicht unmöglich für ihn war, so war sie äußerst unwahrscheinlich. Man konnte auch sagen, unmenschlich. Seine Gehirnwindungen ächzten weiter. Schon hatte er eine Möglichkeit drei gefunden: Er konnte doch die Wachen umhauen und durchs Tor gehen. Auch hier war die Stimmung ernüchternd, direkter Blick von zwei anderen Wachleuten und viel zu banal und stupide. Er gab es auf, diese ganzen Alternativen waren ja alle recht einfallsreich, aber doch nichts gegen den Klassiker. Er würde den Zaun überklettern. So etwas wurde nicht nummeriert, das war die Grundidee eines jeden Einbruchs. Aber die Spitzen machten Probleme, deswegen musste er eine ganz besondere Kletterart anstrengen, die ihn für einige Momente wehrlos machen würde. Aber das wollte er riskieren.
So packte er beherzt zu und zog sich sehr schnell an einer Stange nach oben, bis kurz unter die Spitze. Das war ja alles noch kein Problem, aber jetzt wurde es schwieriger. Erneut griff er mit der rechten Hand nach einer zweiten Stange, etwa zwei ließ er dabei aus, um genug Spannung zu bekommen. Nun hing er also da oben und hatte nur lächerliche fünf Zentimeter zwischen sich und dem Boden, da waren zwei Meter einfach nicht hoch genug, aber immer noch zu viel um zu springen. Andererseits war diese Distanz auch gut, so brauchte er keine schlimmen Stürze fürchten. Was hätte er jetzt darum gegeben über das Wissen von Körperanspannung, nicht nur auf den Schwertarm bezogen, aber so musste er auf konventionellere Mittel zurückgreifen. Etwas mühsam und behäbig schwang er seinen Körper in eine gewisse Schräglage und zog dann sein Bein hoch. Sein rechter Fuß blieb auf insgesamt drei Spitzen stehen und er versuchte das Gewicht von diesem Fuß zu nehmen. Nun zog sich auch sein restlicher Körper nach oben und hatte sich schnell über den Zaun beugen können. Diese Verrenkung war fürchterlich. Sein gesamter Oberkörper schwebte jetzt Zentimeter über den spitzen Stahlspitzen und nur die Anspannung seiner Muskeln hielt den Oberkörper davon ab sie zu testen. Aber das Schlimmste war überstanden, dachte er zumindest. Gerade als er sich mit viel Kraftaufwand von dem Zaun abstieß, flog er herunter, bis sein zweites Bein nachkam und am Zaun hängen blieb. Sein Flug geriet außer Kontrolle und er hatte Glück, daß Gwinfer so ein Naturfreund war, denn er fiel in Erde und nicht auf hartes Pflaster.
»Scheiße!«, fluchte er still und spie noch weitere Flüche in die Nacht.
Seinem Fuß ging es blendend und auch dem Kopf war nichts passiert, seinem Genick ging es auch gut. Schnell verschwand er vom Mondlicht beschienenden Platz und huschte zum Haus. Der Eingang in den Keller war nicht einmal verschlossen. »So ein Leichtsinn«, sprach er fast schon enttäuscht, obwohl der Zaun wirklich seine Pflicht tat. Leise öffnete er die beiden Kellerluken, die leicht stöhnten, im Wissen über die zwei Wachen auf der Gegenseite. Nur eine finstere Treppe führte herunter, aber das war egal, die Dunkelheit konnte ihm nichts tun, nur das, was in ihr möglicherweise lauerte. Er betrat die ersten Stufen und verschloss die Luke wieder, als er sich noch mal umdrehte und sie wieder lautlos öffnete.
»Scheißzaun, Verdammter, *grummel*!«, wetterte er noch einmal leise fluchend in Richtung des Zaunes, der das Ganze recht bedeutungslos aufnahm, dann aber blieb die Luke verschlossen, da er sich nun Wichtigerem widmete, zum Beispiel dem Keller von Gwinfers Anwesen.

Solaufein
13.08.2004, 04:52
Als auch die letzte Luke geschlossen wurde, schluckte in die Dunkelheit herunter mochte man meinen. Es gab keine Lichtquelle, keine Fackel, keine Laterne, kein Mondlicht. Hier war gar nichts zu sehen, nicht einmal die Hand vor Augen erkannte er. Nur die Treppe war zu spüren und eine karge Wand. Vorsichtig tastete er mit den Händen an der Wand entlang und stieß noch oben auf einen ungewöhnlichen Widerstand. Als er ihn ein paar Mal befühlt hatte, war er sich sicher eine Fackel entdeckt zu haben und tatsächlich ließ sich der längliche Gegenstand von der Wand befreien. Es roch nach einer verbrannten Flüssigkeit, vielleicht war es dasselbe Öl wie in den Laternen. Nur leider nutzte ihm diese Fackel rein gar nichts, da er nicht im Besitz von Feuer war. Dennoch gab er nicht so schnell auf, schließlich wusste er, wie man leicht einen Funken sprühen konnte. Zwei einfache Steine reichten da manchmal schon aus. In der Hoffnung einen passablen Stein zu finden, suchte er bückend die Treppe und ihre kleinsten Winkel ab und fand tatsächlich einen faustgroßen Brocken, der noch locker in einer Stufenecke lag. Ohne sein Äußeres sehen zu können, fühlte sich der Stein recht geeignet dafür an. Als er auf der Stufe versuchte einen Funken zu schlagen, passierte jedoch gar nichts. Erst die schroffe Wand brachte erste Funken zum Sprühen und nun hielt er auch das Ende der Fackel an die Stelle, wo er den Stein an die Wand schlagen ließ. Lange Zeit passierte gar nichts, außer daß seine Hand langsam begann wehzutun und so wollte er auch schon ohne Fackel in den dunklen Keller gehen, als plötzlich ein Funke doch übersprang und sich das Feuer mit einem hellen Lodern entfaltete. Er hatte Licht, endlich. Der Schein der Fackel war nur spärlich, aber er sorgte für absoluten Nachtblick und verhalf ihm zum Sehen in der Nähe. Nun konnte er endlich den Keller erkunden, was er auch sofort anging.

Die Treppenstufen führten ihn nicht lange in die Finsternis, der Keller hatte eine Höhe von gut zwei Metern, so daß er gerade so stehen konnte, ohne sich zu bücken, dennoch war es sehr eng hier unten. Die Fackel brannte gefährlich und er musste aufpassen, daß er nicht aus Versehen etwas in Brand setzte. Hier unten standen Fässer, Kisten und Ballen, die aus Holz gemacht wurden. Einige verstaubte Schränke waren die Heimat für Weinflaschen und Weinkrüge, die dort in einer Strohunterlage vor sich hin reiften. Auf den Kisten waren kleine Aufschriften mit Kreide angebracht, die er dank des Fackelscheines gut lesen konnte. »Äpfel, Rüben, Oliven, Hülsenfrüchte, Nüsse.« Er sah sich eine dieser Kisten mit der Aufschrift "Oliven" an und öffnete sie mit leichter Gewalt. Von so etwas hatte er ja noch nie gehört. Er sah einige kleine Früchte in dunkler Farbe. Hoffentlich war das Zeug auch roh genießbar, nicht daß er hier einen qualvollen Tod wegen einer Giftdosis starb. Aber es sah hier sehr nach Vorratskammer aus, also würde es schon gehen. Er warf diese komische Olivenfrucht in seinen Mund und schmeckte sie erst mal ab. Die Schale schmeckte eigentlich nach gar nichts. Also wagte er es und biss zu. Als sich Fruchtfleisch und Fruchtsaft auf seiner Zunge und zwischen seinen Zähnen verteilte, kam auch der Geschmack der Olive auf seine Geschmacksnerven. Ein Geschmack, den er noch nie geschmeckt hatte und auch nichts Vergleichbares. Aber es war mehr bitter als süß. Vielleicht Gemüse. Er spuckte das Zeug nicht aus, sondern kaute es klein und schluckte es dann runter, hatte aber keinen überragenden Eindruck von diesen Oliven gewonnen.
»Interessant.«, war seine einzige Äußerung zum Geschmack, aber immerhin wusste er jetzt, wie Oliven schmeckten und das sie nicht giftig waren. Vielleicht musste man sie ja erst noch richtig zubereiten, damit sie richtig genießbar wurden. Woher diese Frucht wohl kam? Jedenfalls nicht aus dem Norden, so viel war sicher. Zum Ausgleich brach er gleich noch eine Kiste auf, dieses Mal mit den Äpfeln. Er suchte sich den Schönsten aus und genoss den Geschmack des bekannten Obstes. Da war er wenigstens sicher, wie es schmeckte. Äpfel waren so was wie seine Lieblingsfrucht. Nicht weil sie so gut schmeckten, sondern weil es fast immer das einzige war, was er so in die Finger kam. Kauend auf dem weichen Fruchtfleisch des mehr oder weniger süßen Apfels - manchmal fand er auch saure Stücke - besah er die anderen Sachen. In den Fässern befanden sich auch zahlreiche Lebensmittel, die ebenfalls mit Kreide an den Fässern gezeichnet wurden. »Gepökeltes Fleisch, eingelegter Fisch, Mehl, Getreide, eingelegte Oliven.« Er musste stutzen. Schon wieder diese Oliven, die waren ja gar nicht mehr wegzudenken, vielleicht gab es auch noch bunte Oliven in den Ballen, das war ja echt eine sehr beliebte Frucht, von der er noch nie etwas gehört hatte. Jetzt wusste er wenigstens, daß Gwinfer Oliven mochte, aber das brachte ihn bei der Suche nach dem Ring auch nicht weiter. Er würde ihn wohl kaum gegen ein paar Oliven preisgeben. Und außerdem war der Ring ja in Alias Besitzt, wobei auch diese ja Oliven mögen konnte. Neben all diesen Lebensmitteln befanden sich noch duzende Wasser- und Bierfässer in dem Keller, die aber viel größer als die Fässer mit festem Inhalt waren. Sonst entdeckte er nichts außer dem Üblichen. Ein paar alte Steine, ein paar Holzreste, Spinnenweben und die passenden Tierchen dazu. Anscheinend war dieser Keller nur ein Lebensmittellager und hatte sonst keine Bedeutung. Aber die Treppe, die in das Anwesen hinein führte, die gab es natürlich trotzdem. Wozu wäre ein Keller denn gut, wenn man immer wieder erst das Haus verlassen musste, bis man bei seinen Vorräten war. Nein, da war Gwinfer sehr praktisch denkend. Doch jede gute Idee hatte auch seine Schattenseiten, denn der gute Hausherr ermöglichte ihm so einen lautlosen Eintritt in sein Haus.

Als er den bösen Ton der Fackel hörte, machte er sich schnell auf die Treppe hochzugehen und sich noch das Schloss anzusehen, denn wenn die Fackel wirklich ausging, dann würde er ganz schnell wieder im Dunkeln tappen. Das helle Feuer leuchtete eine Menge aus, doch zuvor war es stockdunkel, da es kein Kellerfenster gab, über das auch mal Sonnenlicht herein kommen könnte. Die Lebensmittel sollten wohl auf keinen Fall verderben. So nahm er gleich zwei Stufen pro Schritt und hetzte sich unnötigerweise selber, da die Fackel nur solche lodernden Geräusche von sich gab, weil sie das Öl an manchen Stellen zerfraß und nicht weil sie drohte auszugehen. Die zweite Treppe war sogar noch etwas länger als die erste, aber bei gerade mal zwanzig Stufen war das nicht wirklich bemerkend. Das feurige Licht ließ eine einfache, aber solide Holztür erscheinen, kein Eisenbeschlag, keine Stahlverstärkung, das Schloss selten einfach. Es bestand nur aus einem einfachen Schlüsselloch und einem Drehknauf. Aber auch das wäre schwierig geworden, schließlich war er kein Einbrecher, darauf legte er großen Wert. Von Schlösser knacken verstand er nichts und erst jetzt fiel ihm auf, daß die Idee mit dem Keller doch einige Nachteile hatte. Es wäre also nur eine Alternative geblieben, nämlich eine sehr rustikale. Tja, so hätte er wohl die Tür irgendwie zu kaputten Brettern verarbeiten müssen, wenn ihm da nicht mal wieder das Glück zur Hilfe kam. Mehr oder weniger zufällig drehte er nämlich einmal probeweise an dem Knauf und siehe da, die Tür öffnete sich. Zunächst aber schloss er sie wieder, da er sich nicht ganz sicher war, was dies zu bedeuten hatte.
»Also entweder ist heute mein Glückstag, das ist die Rache des Glücks für mein Pech mit dem Zaun, oder die Leute hier sind einfach nur verdammt leichtsinnig und denken, daß alle Einbrecher durchs Tor laufen... oder... das ist eine Falle.«
Er grübelte nicht mehr lange, da hatte er auch schon ein zweites Mal die Tür geöffnet, war aus dem dunklen Kellergang herausgetreten, hatte die Fackel zurückgelassen und hatte so leise wie möglich die Tür wieder geschlossen. Da stand er nun in einem Raum, der einem Adligen wirklich angemessen war. Felle von wilden Tieren schmückten den Boden, große Bücherregale standen links und rechts von ihm, zwei tiefe Bänke muteten mit ihren bunten Stoffen und Kissen wie zwei Sänften an. Kerzen waren gut gestreut und brannten auch, was relativ ungewöhnlich war, denn man löschte sie normalerweise, wenn man den Raum verließ. Den Grund für die brennenden Kerzen kam ausgerechnet in dem Moment, wo er sich mal in so eine Sänfte setzen wollte. Ein Schatten kündigte das Kommen einer Person an und der fremde Einbrecher entschied sich das Weite zu suchen. Vorerst wäre eine bewusstlose Person eher schlecht, da er sie schlecht verstecken konnte. Deswegen sprang er schnell hinter eine der zahlreichen Bücherwände und verharrte dort lautlos, aber immer mit dem Schlimmsten rechnend.

Eine Person kam in den Raum, der offenbar so was wie ein Lesesaal war, nur eben kleiner und gemütlicher. Jetzt hätte nur noch ein brennender Kamin gefehlt, dann wäre sein Bild von einem Lesesaal perfekt gewesen, aber ehrlich gesagt hatte er von Kaminen in nächster Zeit wirklich genug. Der Mann jedoch stellte nur einen goldenen Kelch auf den kleinen Tisch, der in der Mitte stand und aus wundervoller Schnitzerarbeit entstanden war. Der rote Inhalt des Kelches kreiste hin und her und verbreitete einen Geruch von guten, reifen Trauben. Wein, daran gab es keinen Zweifel. Die für ihn fremde Person summte ein kleines Liedchen, als er sich an seinen Bücherregalen zu schaffen machte und am Ende bei dem Regal angekommen war, hinter dem er sich verkrümelt hatte. Es war komisch, aber er verspürte keinerlei Angst oder sonstige Panik. Er blieb einfach ruhig in der Ecke sitzen, im Wissen eine Wand aus Holz und duzenden Büchern vor sich zu haben, die ihm eine gewisse Deckung gaben. Nur niesen durfte er jetzt nicht. Auch die rechte Hand, die auf dem Schwertgriff lag, war da eher nur aus Gewohnheit und nicht, weil sie einen Angriff gegen den Fremden führen sollte. Dieser nahm sich alle Zeit der Welt um den Titel zu finden, den er schon seit Tagen studieren wollte. Es handelte sich um Abschriften eines Mönches aus einem Kloster im Osten, der von seltsamen Steinen von erlesener Farbe schrieb. Ein Thema das ihn sehr interessierte, da er sich persönlich mit Steinen auskannte und alles Wissenswerte darüber suchte. Nur so gut er sich auch mit der Anordnung von Steinen, ihren verschiedenen Materialien, Gesteinsformationen und ihrem Wert auskannte, so war die Ordnung in seiner Bibliothek wirklich nicht die Beste, weswegen die Suche sich in die Länge zog. Dann aber erkannte er den Buchrücken, der mehr gelb als braun war und zog das Buch heraus. »Ah, da bist du ja, hab ich dich.« Genau vor diesem Buch hatte er mehr oder weniger sein Gesicht, was dann wohl wieder mehr Pech war. Der eifrige Leser hatte jedoch nichts bemerkt und zog sich mit dem Buch jetzt auf eine der reich geschmückten und sicher unheimlich bequemen Bänke zurück, um im Licht der Kerzen und bei einem guten Schluck seine Nachforschungen zu präzisieren.
Der fremde Krieger blickte durch die nun offene Lücke im Bücherregal zu dem Mann, der ihm den Rücken zugedreht hatte und schmunzelte ein wenig. Der hatte vielleicht Nerven, so leichtsinnig. Aber wenn man nicht mal in seinem eigenen Heim leichtsinnig sein durfte, wo denn dann? »Ob das Gwinfer ist?« Möglich war es schon, denn der Mann benahm sich so, wie es ein Hausherr wohl tun würde. Seltsam. Irgendwie fühlte er sich komisch. Er blickte hauptsächlich auf den Scheitel mit den braunen Haaren und hätte mit etwas besseren Augen sogar in dem Buch mitlesen können. Selbst wenn es Gwinfer war, so spielte das überhaupt keine Rolle. Zwar versuchte er die Finger zu sehen und dort nach Ringen suchend, aber der Mann hatte vier Ringe an seinen zwei Händen, unmöglich dort einen Siegelring zu erkennen. Überhaupt viel ihm ein, daß er überhaupt keine Ahnung hatte, wie der Ring eigentlich aussah. Vielleicht war das ja das ungute Gefühl bei seinem Gespräch mit dem Baron. Er hatte die ganze Zeit über das Gefühl gehabt, etwas vergessen zu haben. Da blieb ihm nichts anderes übrig, als alle Ringe zu nehmen. Was für eine Improvisation, die Frau konnte ihm ja alles erzählen. Jedoch war es jetzt zu spät, um noch einmal umzukehren und so verließ er den Lesesaal durch einen weißen Bogen, wo auch eine Tür hereingepasst hätte, es aber keine gab. Sein Umhang zog den Luftsog an und wehte sanft an seinem Rücken und für einen kurzen Moment hatte der Hausherr - es war Gwinfer, wie er vermutet hatte - ein Gefühl, als ob sich jemand in seinem Lesesaal aufhalten würde. Seine Augen sahen aber nichts und so tat er es als Luftzug ab und genau das war es schließlich auch gewesen. Und während er sich wieder der Fachliteratur über schwarze Gesteinsformationen in weit entfernten Gebirgen widmete war der ungebetene Gast in seinem Anwesen schon wieder in einem anderen Raum, wo er sich lautlos umsah und versuchte einen Weg zu diesem seltsamen Siegelring zu finden.

Solaufein
13.08.2004, 06:02
Der andere Raum war nicht viel mehr als nur ein weiterer prachtvoller Raum mit allerlei Annehmlichkeiten. Edlen Sitzgelegenheiten mit Tierfell bespannt, hohen Schränken mit Kunstgegenständen oder was die Menschen zumindest als Kunst verstanden. Einige alte Amphoren ließen den Raum sehr antik wirken und die Wände waren mit einem großen Bild bemalt, das eine Szene im legendären Atlantis darstellte, wahrscheinlich aber nur die Phantasie des Künstlers anregte und nicht auf wahren Gegebenheiten beruhte. Sehen konnte er davon aber nicht sehr viel, denn es war hier stockdunkel und nur das Restlicht aus dem Lesesaal sorgte für wenige Lichtschimmer, sonst wäre es auch hier vollkommen schwarz gewesen. Nun aber war der große Schatten wieder sein Freund, denn er konnte sich so beinahe unsichtbar in dem fremden Haus bewegen, musste dafür aber auf umliegende Dinge viel stärker achten als sonst. Wenn er eine Vase oder eine dieser Amphoren umstoßen würde, nein, das wäre äußerst unklug. Ansonsten war der Raum aber genauso unnötig wie der Letzte. Es gab keine Spur von einem Ring, geschweige denn von einer Frau. Diese ganzen Schönheiten waren für ihn gänzlich uninteressant, da sein Auftraggeber dafür nichts zahlte. Wenn er so etwas sehen wollte, dann stieg er in Häuser ein, wo niemand da war. Durch die Anwesenheit von Wachmannschaft und Bewohner war das aber etwas schwierig und er wollte sich hier nicht mehr länger als nötig aufhalten. Sicher war sicher. Auch dieser Raum hatte wieder keine Tür spendiert bekommen, weder hin zum Lesesaal, noch auf den Flur, wo er seine Schritte jetzt hinlegte. Scheinbar hielt Gwinfer ganz allgemein nichts von Türen, denn wenn er seine Kellertür nicht einmal abschloss, dann nutzte sie ihm im Endeffekt gar nichts, was er ja eindrucksvoll bewiesen hatte. Fast wäre er gerne noch mal zu der Leseratte zurück geschlichen, in der Hoffnung, daß es Gwinfer war, denn solche Mängel sollte er eigentlich schnell beseitigen, bevor mal echte Diebe ins Haus kamen. Wozu bezahlte er eigentlich die Wachen, wenn sie so etwas nicht entdeckten? Von Belanglosigkeiten seines Kleinhirns gequält und von innerer Ruhe seines Großhirns gesegnet machte er sich auf durch den Flur zu gehen. Der ungebetene Gast versuchte dabei gar nicht erst leise zu sein, da er darauf vertraute schon lange woanders zu sein, wenn ihn jemand an jener Stelle gehört haben wollte.

Er irrte durch zahlreiche Gänge, die mal gerade Platz für zwei Menschen nebeneinander, mal für einige mehr, boten. Immer in der Hoffnung, daß seine Schritte nicht so laut waren, daß es jemand auffallen könnte. Ohren waren ja sehr sensibel und wenn man schon etwas müde war, konnte man einiges oft überhören, das war schon immer so gewesen. Aber anhand jenes Hauses stellte er nur wieder fest, wie komisch solche Anwesen doch immer auf ihn wirkten. Denn es wäre sicher naiv zu glauben, daß er diesen Rundgang aus architektonischem und kulturellem Interesse machte, eigentlich war er nur zu blöd die Treppe zu finden, denn irgendwo musste es ja nach oben gehen. Wenigstens hatte er sich so davon überzeugen können, daß keine Frau im Untergeschoss war. Es war wirklich jammerschade, daß er kein Dieb war, denn hier wimmelte es wirklich nur so von Kunstschätzen. Schöne, alte Kerzenleuchter aus Silber, Prunkkelche mit kostbaren Steinen besetzt, edle Stoffe an den Fenstern und Kissen, die aus Seide gemacht waren, wertvolle Tiere als Stiefeluntersatz und goldene Skulpturen, Statuen, Trophäen. Selbst den Kamin im Untergeschoss hatte er gefunden, der ebenfalls nicht gerade ärmlich aussah. Das musste schon ein ganz wunderbares Gefühl sein, in diesem weichen Sessel vor einem prächtigen Fell ins Feuer zu schauen. Das war stilvoll, aber seinen Geschmack traf es nicht. Vielleicht war es ihm zu dekadent, zu protzig, zu teuer, aber er mochte es eher rustikal einfach. Daß er hier eines der Einrichtungsgegenstände mitgehen ließ war für ihn kein Thema, denn so wie er kein Einbrecher war, so war er auch kein Dieb. Es hätte zwar eine enorme Aufbesserung seiner Finanzen bedeutet so einen goldenen Vogel aus massivem Schwergold zu verkaufen, aber es überschritt gewisse Grenzen, die er nicht überschreiten wollte. Er wollte schließlich auch nicht, daß man seine Habseligkeiten klaute, also konnte er das nicht selber tun. Manche Dinge waren sicher auch sehr wichtig für ihren Eigentümer, auch wenn es in seinen Augen nur eine Welt aus Gold war.

Als er es dann endlich bewerkstelligt hatte den Aufgang zum ersten Stock zu finden, war es auch höchste Zeit dort hinaufzugehen, denn plötzlich kam der braunhaarige Gesteinsforscher wieder, der sich seinen goldenen Kelch zum ersten Mal auffüllen wollte und ihn beinahe entdeckt hätte, da bei der Treppe zwei Kerzen brannten, die ein weites Licht streuten. So aber war nichts passiert, außer dem Aufgang einer sehr exklusiven Wendeltreppe, die ihm selbst gefiel, was aber auch nicht groß half. Die Stufen waren schon eine Herausforderung, besonders ganz innen konnte man kaum drauf gehen, aber da war die Deckung eben viel besser. Erst als er wieder auf einer geraden Fläche stand konnte er die Ausmaße des ersten Stocks richtig bewundern, denn hier brannten nicht nur zahlreiche Schüsseln, die mit einer leicht süßlich riechenden Flüssigkeit am Brennen gehalten wurden, hier begann erst die richtige Treppe nach oben. Edler, weißer Marmor, der in kleinen, dafür aber flachen Stufen verarbeitet wurde und an den Aufgang zum Himmel erinnerte. Seiner Linie blieb der Architekt treu, das musste man ihm lassen. Da man so aber auch das Dach des Hauses sehen konnte, was noch sehr, sehr weit entfernt war, verursachte die extreme Größe des Gebäudeinnern auch zahlreiche Kopfschmerzen in seinem Kleinhirn. Denn jedes Zimmer absuchen, das konnte mehrere Stunden dauern. Er schüttelte leicht ungläubig den Kopf, dann aber schlenderte er in den ersten von zahlreichen Gängen, um sich die ersten Zimmer anzusehen. Je eher er anfing, desto eher war er fertig.
Hier waren zwar keine Felle mehr auf den Böden, die wohl aus einfachen Holzbalken bestanden, aber ganz ohne irgendeinen Luxus ging es natürlich auch nicht zu. Deswegen durften seine Stiefel jetzt über besonders guten, roten Stoff gehen. Samt. Ihm war es eigentlich egal, aber so verursachten seine Schritte keine Geräusche mehr und so konnte er seine Bemühungen zur Verringerung des Lärmes auch gänzlich einstellen. In diesem großen Haus schien es kaum Menschen zu geben und irgendwie verstand er Gwinfer nicht. So ein riesiges Haus und neben ihm und dieser Alia wohnten vielleicht noch eine handvoll Bedienstete und Wachen hier. Das Haus musste an die vierzig Zimmer haben. Das war genau das, was er an den reichen Städtern nie verstanden hatte. Genauso wenig wie irgendwelche Könige mit ihren Burgen und Schlössern. Diese Bauten mochten ja sehr groß und prächtig sein, aber man musste sich doch total einsam darin vorkommen. Außerdem machte man es ihm so nur unnötig schwer. Ein Aspekt, denn die Leute beim Bauen bedenken sollten. So konnte man doch nie das finden, was man suchte.

Die ersten Gänge lagen hinter dem Fremden, doch er fand weiterhin keine Türen oder Alia, geschweige denn den Ring. Wäre auch zu schön gewesen. Nichts weiter als schöne Räume, in denen man sich sicherlich ganz wunderbar niederlassen konnte, die ihm aber bei Dunkelheit nicht mal das brachten und ausruhen brauchte er sich wirklich nicht. Immer wenn er an das Wort "Schlaf" denken musste, bekam er schon wieder einen leichten Hals, daß er die letzten Tage so vertändelt hatte. Nur die Hälfte der Stunden, die er geschlafen hatte, waren auch notwendig für seine Erholung gewesen. Eine Zeitverschwendung, die er sich normalerweise nicht hätte leisten können, aber hier in Gorthar war vieles anders. Hier war er alleine und auf sich selbst gestellt, konnte sein eigenes Leben führen. In seiner Heimat hätte man ihn wohl aus dem Bett geworfen, ob er das dann wollte oder nicht, das spielte da nur eine untergeordnete Rolle. Irgendwie hatte er Sehnsucht danach, zurück in seine nordische Heimat, aber nun war er eben hier und musste das Beste daraus machen. Dann - endlich - fand er mal einen Durchgang, der durch eine Tür gesichert wurde, doch die Hoffnung, daß abgeschlossen wäre, was immer was Gutes bedeutete, die bestätigte sich nicht. Scheinbar waren die ganzen Schlüssellöcher nur so aus Spaß angebracht, wahrscheinlich gab es nicht einmal die passenden Schlüssel, denn hier stand einem Einbrecher ja wirklich Tür und Tor offen. Anscheinend waren ein guter Zaun und ein paar Wachen die einzige Abschreckung, die Gwinfer zum Schutz für sein Haus angebracht hatte. Oder erwartete ihn hier noch eine faustdicke Überraschung? Er war jedenfalls vorsichtig und blieb weiterhin bemüht so unauffällig wie nur irgendwie möglich zu sein. Als er die Tür öffnen wollte, hatten die Angeln da etwas dagegen, denn sie quietschten wirklich laut und schienen seit Jahrhunderten nicht mehr geölt worden zu sein, aber als er die Tür dann einfach schnell aufriss, konnten die Angeln da auch nichts gegen tun. Auch dieses Zimmer war dunkel und musste vom spärlichen Licht des Flures gespeist werden, aber hier gab es auch noch Fenster und so konnte der Mond wieder etwas zusätzlich leuchten. Das Zimmer war eigentlich ganz schön groß und ging noch weit in die linke Haushälfte hinein, was man so gar nicht vermutete. Überall standen Betten und kleine Nachttische dazwischen, insgesamt befanden sich acht große Betten in dem Raum, dieselbe Anzahl von Nachttischen, ein großer, quadratischer Holztisch stand mit acht Stühlen etwas abseits und ein paar Schränke boten Platz für allerlei Dinge. Ein Besprechungszimmer konnte es kaum sein, denn dazu passten die Betten einfach nicht. Anscheinend war es einfach nur eine Unterkunft für Gäste, man wusste schließlich nie, wer alles einmal ankommen konnte. Vielleicht hatte Gwinfer ja eine große Familie. Er drehte sich wieder rum zum Verlassen des Raumes, da stoppten die Beine und sein Kopf drehte sich wieder in seine Ausgangslage zurück. Er hatte da so eine nicht ganz dumme Idee. Er ging auf das nächst beste Bett zu, untersuchte es und fand auch recht schnell, was er suchte. Das Laken des Bettes war genau für seine Zwecke geeignet. Er nahm ein ordentliches Stück und zückte den Spießdolch aus der Stiefelscheide und schnitt das Stück Laken mühelos ab. Aus dem Stück weißem Stoff wollte er jedoch nichts basteln, nichts schreiben und er sah das wild heraus getrennte Stück auch nicht als sonderlich hübsch an, er band es sich einfach nur um das Gesicht. Vor Mund, Nase und dem Rest davon natürlich auch. Als er fertig war, schauten nur noch seine Augen heraus und der Rest lag unter dem weißen Stoff. Das sah zwar etwas seltsam aus, da er jetzt an der Sohle weiß, fast am Scheitel weiß und sonst überall dunkle Töne trug, aber was kümmerte ihn das Aussehen. So würde ihn sicher niemand erkennen, selbst wenn er irgendjemanden in die Arme rann.

So gut getarnt verließ er das Gästezimmer wieder und schloss auch die Tür wieder hinter sich zu. Die quietschenden Angeln waren wohl noch die beste Verteidigungsanlage, denn anders war diese Einfachheit sich hier frei zu bewegen kaum zu erklären. Am Ende würde er sich vollkommen umsonst tarnen, weil es einfach niemanden in diesem Haus mehr gab, der ihn hätte bemerken können. Hoffentlich nicht, zumindest eine Frau musste hier sein. Nur wo hier, das war ganz schön verzwickt. Theoretisch konnte sie gerade die Treppen runter sein, während er in diesem Zimmer war und kam dann wieder rauf, wenn er gerade runter ging. Die Größe im Inneren hatte man dem Anwesen überhaupt nicht von Außen angesehen. Ja, es war sehr groß, vier Stockwerke und war recht breit, aber wenn man einmal drinnen war, dann wusste man, wie klein man doch im Vergleich zu so einem riesigen Haus war. Irgendwie musste er sich ärgern. Der Baron hatte anscheinend bewusst diese Frist von neun Tagen gesetzt, da er den Ring eigentlich binnen zwei wollte, aber genau wusste, daß es mindestens neun Tage brauchte, um hier überhaupt mal in jedem Raum gewesen zu sein. Aber erste Anzeichen von Resignation wurden einfach mal eben weggewischt, denn er hatte den linken Flügel des ersten Stockwerks ja schon erfolgreich durchsucht, jetzt musste nur noch der Rechte überprüft werden und dann würde er ja schon in den zweiten Stock können und mit jedem Zimmer stiegen seine Erfolgschancen. Es musste schon sehr viel Pech dabei sein, wenn er Alia erst im vierten Stockwerk finden würde. Nichts jedoch im Vergleich zu wirklichem Pech, dann nämlich, wenn er weder den Ring, noch Alia fand. Das wäre vielleicht eine Blamage. Daran durfte man ja gar nicht denken. Er würde sich schon irgendwie hier zurechtfinden, das war nur noch eine Frage der Zeit.
Mit einem hoffnungsvollen Durchschnaufen der Atemwege löste er sich wieder von seinem Platz vor der Tür und lief auf die restliche rechte Zimmerflanke zu. Er zog jetzt sein Tempo spürbar an und rannte fast schon über den roten Teppich. Mit Hilfe des Lakens vor seinem Gesicht und einer gewissen Sicherheit unter den Beinen brauchte er nicht mehr übervorsichtig sein. Fast schon hoffte er, daß ihn endlich mal jemand entdeckte, oder am besten noch andersherum. Denn dann würde er wenigstens erfahren, wo er Alia finden konnte, sollte es denn eine Menschenseele geben, die hier lebte. Und da unbewohnte Räume einen nicht verrieten, brauchte er auch keine Rücksicht mehr auf den Lärm zu nehmen.

Solaufein
14.08.2004, 06:31
Zwischen den beiden Zimmerflanken lag nur ein großer Steinklotz, der wohl auch keine weiteren Eingänge hatte, aber mit zusätzlichen Fackeln bestückt wurde. Sie waren aber nicht dazu da um Licht zu spenden, sondern sollten sich auf die Beleuchtung von nur wenigen Einzelstücken konzentrieren. Immer zwei Fackeln standen in gebührendem Abstand zwischen zwei Gemälden, auf die sein Auge erst jetzt gestoßen war. Eine Betrachtung von solch erlesener Kunst lohnte sich immer, außerdem hatte er ja Zeit und scheinbar nichts zu befürchten, weswegen er kurz verharrte und sich die Menschen auf den Gemälden anschaute. Es waren nur insgesamt vier Stück, so wurde die langweilige Wand gut ausgefüllt und musste sich nicht so nackt fühlen. Aber was anfangs nur wie die Gesichter von irgendwelchen Menschen, die ein Künstler porträtiert hatte, aussah, wurde schnell zu einer bedeutenden Entdeckung. Zwei ältere Menschen waren links und rechts außen verewigt wurden. Der Mann hatte schon graumeliertes Haar und trug eine Rüstung, die so schön glänzte, daß sie entweder neu war, immer gut poliert wurde, aber wohl eher vom Maler exzellent bemerkt wurde. Ein Saumkragen zierte seinen Hals und die Arbeit war so detailliert, daß man die feurig, roten Augen erkennen konnte. Die Falten und Furchen im Gesicht waren vorhanden, wie es bei allen älteren Menschen war und selbst die Inschrift des Amulettes konnte man lesen. »Arek Gwinfer, thalon est aberi« Er konnte sich keinen Reim auf die alte Schrift machen, doch der Name Gwinfer stach aus den Buchstaben heraus. Und Arek schien so was wie ein Vorname zu sein. Der junge Herr kombinierte etwas und stand lange vor dem Gemälde, bis er zu dem Entschluss kam, daß es sich um den Vater von dem Mann handelte, von dem er nur den Namen "Gwinfer" kannte. Es war also der Familienname und nicht, wie er irrtümlich annahm, der Vorname. Aber das machte auch Sinn, denn Baron Finsterberg hatte gesagt, daß Gwinfer der Erbe seines Vaters war, wie es logisch klang. Also musste dieses Bild den Vater des Gwinfer Sohnes darstellen. Worauf diese Inschrift hinter dem Namen hindeutete, das konnte er sich jedoch nicht erklären. Und seine Überlegungen wurden sofort bestätigt, denn als er sich das dritte Bild von rechts ansah, blickte er auf einen braunhaarigen Mann von etwa Mitte zwanzig, Anfang dreißig. Genau diesen Mann hatte er in dem Lesesaal beobachten können. Zwar hatte er nicht das Gesicht gesehen, aber die Haarfarbe, die Frisur und die Proportionen stimmten und er hatte keinen Zweifel mehr. Also war das der Gwinfer, den der Baron gemeint hatte, der Besitzer dieses Hauses und Erbe des Vaters. Die ältere Frau ganz links konnte dann nur die Frau von Arek gewesen sein, dessen war er sich ebenfalls sicher. Blieb nur noch eine Frage für ihn, wer war die junge und recht hübsche Frau neben dem jungen Gwinfer? Sollte das etwa Alia sein? Auf dem Bild konnte man nur ihr Gesicht erkennen, leider zeigte es ihm keinen Blick auf ihre möglichen Hände. Glauben konnte er es jedoch nicht, es wäre schon recht seltsam, wenn der junge Gwinfer eine ehemalige Sklavin zur Frau nehmen würde und dann auch noch sofort ein Gemälde von ihr malen ließ. Davon hätte ihm der Baron sicherlich erzählt. Oder war er genauso ahnungslos? Ein recht seltsamer Gedanke und seine Überlegungen schienen sich festzubeißen. Es gab keinen Gedankenblitz.
»Vielleicht ist es die Schwester des jungen Gwinfer...«, grübelte er laut vor sich hin. Seine Schwester würde hier Sinn machen, denn die würde sich allemal einen Platz auf der Ahnengalerie verdient haben und passte auch ins Alter des jungen Erben. Das der Baron nichts von ihr erwähnte konnte man leicht erklären, vielleicht lebte sie nicht mehr hier, oder hatte nichts damit zu tun. Zweifel an dieser Erklärung blieben jedoch und er prägte sich alle Gesichter, besonders aber das der jungen Frau, gut ein.

Auch wenn ihm die Gemälde ein Stück weitergeholfen hatten und er sich jetzt sicher sein konnte, daß der junge Gwinfer im Haus war und momentan im Lesesaal seine Zeit verbrachte, so half ihm das auch nicht bei der Suche nach dem Ring. So löste er sich endlich von den Gemälden und ging weiter über die rechte Zimmerhälfte im ersten Stock, wo er nach weiteren Hinweisen suchen wollte. Er benahm sich jetzt wie der Besitzer des Hauses, ging ganz normal auf dem Geräusche schluckenden Teppich und sah in alle Räume, die von keiner Tür behindert wurden. Es wunderte ihn überhaupt nicht, daß die Architektur zur linken Flanke beinahe identisch war, nur der Raum mit den acht Betten fehlte. Aber auch hier war die einzige Tür der linken Flanke zu finden, die genau wie ihr paralleler Bruder unverschlossen war. Er ließ es sich natürlich nicht nehmen einen Blick herein zuwerfen und war angenehm überrascht. In dem Raum war eine gut ausgestattete Küche untergebracht und angenehme Düfte durchzogen sie. Er entschied zu bleiben, die ernüchternde Suche hinterließ ihre Spuren an seiner Geduld und musste etwas besänftigt werden. Er war eben kein guter Einbrecher und Dieb und mochte dieses Versteckspiel nicht. Besonders Häuser waren ihm schon immer nicht geheuer gewesen, er fürchtete sich nicht vor irgendwelchen Gespinsten oder schrecklichen Monstern, sondern viel mehr vor der Größe und der verschiedensten Räume, wo man sich doch nie zurechtfinden konnte und nie wusste, wo was war. Genau so ein riesiger Schuppen wie das Anwesen dieses jungen Gwinfer überstieg schon lange seinen Horizont und die Suche durch die schönsten und bequemsten Zimmer ließ ihn immer weiter resignieren. Wenn er sich mal wenigstens in so einem Zimmer erholen konnte, aber das ging ja nicht. Die Küche jedoch, die hatte es ihm angetan und aller guten Vorsätze zum Trotz, ließ er sich auf einem einfachen Holzschemen nieder, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß niemand mehr hier war. Es war angenehm warm hier drinnen, heiße Luft transportierte noch allerlei Essensgerüche. Gebratenes Schweinefleisch mit wunderbarer Soße wurde hier gemacht und auch ein Kuchen musste hier gebacken worden sein. Außerdem war die Küche voll von Vorräten, zahlreiche Gewürzsäcke standen in einer kleinen Kammer. Pfeffer, Salz, Zucker, Zimt. Von einigen hatte er schon gehört, teilweise auch probiert, aber er ließ es sich nicht nehmen von allen eine kleine Probe mitzunehmen. In aller Seelenruhe suchte er sich kleine Hanfsäckchen zu etwa fünfzig Gramm und fühlte sie zu zwei Dritteln mit den gefundenen Gewürzen. Besonders Zucker und Zimt hatten es ihm schon beim Naschen angetan und er musste an die südlichen Gewürzinseln denken, von denen die Händler manchmal erzählten. Es kamen nicht viele Händler aus dem Westen in den Norden, aber aus dem Süden kamen sie noch seltener. Zwei, dreimal hatten sie den weiten Weg auf sich genommen, nicht im Jahr, sondern seit er Denken konnte, wollten das beste Eisenerz des Kontinents haben, gute Felle nahmen sie zusätzlich, als "exotische Waren" mit. Und da man das beste Eisenerz des Kontinents nur bei ihnen bekam, mussten sie weit, weit fahren, Gorthar konnte gar kein ernstzunehmender Konkurrent sein. Er hatte von "Schwarzstahl" gehört, der hier besonders häufig produziert wurde. Er wollte sich davon ein Bild machen, war sich aber der minderen Qualität des Erzes sicher. Der fremde Herr wusste um den Preis von Gewürzen, durch ihre Seltenheit in kälteren Regionen, wie es auch Gorthar war, konnte man sie zu gutem Gold machen, aber darum ging es ihm nicht, sonst hätte er den ganzen Sack Zimt mitgehen lassen. Er wollte nur eine eigene Probe haben, das konnte Gwinfer ihm nicht abschlagen.
Neben den Gewürzen gab es auch noch eigene Säcke für Kräuter, hier aber vermisste er einige berühmte Gebirgskräuter aus dem Norden und auch einige bekannte Südkräuter. Man besah sich auf das heimische Angebot, wie es aussah. Er entdeckte unter anderem Petersilie, Schnittlauch, Rosmarin, Thymian und Salbei, ein paar weitere Arten waren noch hinter den anderen Säcken aufgetürmt und entzogen sich seiner Kenntnis. Von den Kräutern nahm er aber nur einen Beutel mit, in dem er alle fünf Arten zusammenmischte. Da er wusste, daß man alle wunderbar genießen konnte und sie sowohl roh als auch zubereitet keine Gifte besaßen, würde eine Zusammenstreuung schon keinen Schaden anrichten. Es würde bestimmt einmal irgendwann ein Tag kommen, an dem er wieder abseits von einer großen Stadt in einem Wald an einem Feuer sitzen würde und dann würde er sich über die Kräutermischung freuen, wenn er sein bratendes Fleisch sah. Mit den insgesamt fünf kleinen Beutelchen am Gürtel, die alle gut verschnürt waren, setzte er seinen Gang durch die großräumige Küche fort. Er erinnerte sich, daß er im Erdgeschoss nie auf eine gestoßen war, scheinbar wurde hier das Essen jeden Tag gemacht. Deswegen roch es auch so gut. Auch die Glut im Ofen war noch an, also musste hier heute Abend noch gekocht worden sein. Seine Nase war durchaus sensibel, aber er wollte seinem Gaumen dieses Erlebnis nicht vorenthalten und so entschied er sich zu einer etwas längeren Essenspause. Er hatte zwar so gut wie kein Licht und sah auch hier durch die durchsichtigen Fenster, aber das ließ sich schnell ändern.

Frech wie selten zuvor, schnappte er sich ein paar Scheite Holz und etwas Reisig und im Nu hatte die Glut die neue Nahrung angenommen und das Feuer war neu entfacht. Mit dem wärmenden Feuer am Ofen konnte er schnell auch noch zwei einfache Kerzen entzünden, die auf Handhaltern standen und brachte diese in die Nähe des Herds. Das hier auch eine Menge Fleisch sein Dasein fristete, war seinen wachsamen Augen nicht entgangen und genau an dieses Fleisch wollte er auch ran. Es dauerte nicht lange, da hatte er in den unteren Schränken gefunden, was er suchte. Eine einfache Pfanne. Er stellte das gute Stück unter den Herd, der recht schnell von dem darunter liegenden Ofen erwärmt wurde. Sehr praktisch diese Erfindung, auch wenn er altmodische Feuerstellen auch sein Gutes abgewinnen konnte. Die Frauen in seinem Dorf waren hervorragende Köchinnen, er erinnerte sich heute noch mit Wohlwollen an die Kuchen, die über dem Feuer gebacken wurden. Nun aber musste er erst mal was zum Braten finden und suchte sich ein besonders schönes Stück von der Haxe des Tieres aus, das über ihm an kleinen Haken und natürlich in Einzelteilen baumelte. Vielleicht war es auch gar nicht ein Tier, sondern zwei, drei, hundert? War ihm in dem Moment relativ schnuppe, das einzig dumme waren diese blöden Fäden, an denen seine Mahlzeit hing. Als er es endlich geschafft hatte den Haken zu lösen, fiel doch glatt der ganze Faden samt Haken auf seinen Kopf.
»Wieder was gelernt, nächstes Mal schneide ich das Seil einfach ab.«, grummelte er wieder vor sich hin, hatte aber absolut keine schlechte Laune, sondern so was passierte eben mal und machte so eine Nacht ja auch interessant. Man durfte nicht vergessen, daß er noch immer in einem Haus sein Unwesen trieb, wo er eigentlich nicht sein sollte. Eigentlich war das gar nicht mal so schlecht, er hätte hier jede Nacht umsonst essen können, vermutlich wäre es aber irgendwann mal aufgefallen. Aber jetzt sollte die ganze Zeit der Suche einmal belohnt werden, denn er warf die Haxe auf einen Tisch, schnappte sich das gute Hackbeil, das bei den anderen Monstrositäten stand und hackte fröhlich auf dem Stück Fleisch herum. Am Ende hatte er genau ein großes Stück Fleisch, fast ohne Fett und sehr saftig. Dieses schmiss er dann auch in die Pfanne und ließ es erst mal anbraten, leider gab es hier nichts zum schmieren, dann wäre es wohl schneller gegangen, aber es musste auch so gehen. Mit dem übrigen Stück der Haxe wusste er jedoch nichts anzufangen, also wollte er einen guten Gast abgeben und es wieder aufhängen. Das Umwickeln des Fadens war ja nicht schwer, aber wie bekam er es jetzt wieder nach oben? Nach einigen vergeblichen Wurfversuchen merkte auch er, daß rauf schwieriger als runter war und schnappte sich einen Stuhl. Trotz einer Größe von nun etwa acht Fuß musste er sich auf die Zehenspitzen stellen, was bei den Stiefeln gar nicht so leicht war. Beinahe wäre er noch umgefallen, doch es klappte und der Haken war wieder da, wo er hingehörte. Plötzlich roch er einen leicht angebrannten Geruch und überlegte, woher der kommen konnte, als der Rauch schon in seine Richtung kam. Da wusste er, daß nur sein Fleischstück damit gemeint sein konnte und sofort lief er zur Pfanne, um es einmal zu drehen, damit auch die andere Seite schön braun wurde. Mit viel Wohlwollen konnte man das angebratene Stück noch als gut verheißen, aber man nahm eben, was es gab. Zur Krönung des ganzen fehlte nur noch ein guter Tropfen, aber das feuchte Nass schien nicht hier zu sein. Eigentlich schade, doch gleichzeitig auch nicht schlimm. Bei seiner Suche in den Schränken fand er dafür noch eine Flasche Milch und etwas Käse, was die ideale Beilage war. Ein übriges Stück Brot zu einem Viertelpfund bildete den Rest seines Nachtmahls. Die Milch ließ er in eine flache Schüssel fließen, wo er das hart gewordene Brot aufweichen würde, den Käse schnitt er zu mundgerechten Stücken und das Fleisch landete kurze Zeit später auf einem Tablett. Obwohl er es vorzog ohne Besteck zu essen, nahm er heute damit Vorlieb, da er ja noch arbeiten musste und dreckige Hände da nicht gut dazu passten.

Mit einem Grinsen auf dem Gesicht, wohl wissend über die Dreistigkeit dieses Mahls, schnitt er dann den ersten Bissen des Fleischstückes ab und verschlang ihn rasch. Und trotz des kleinen Fauxpas mit der leicht verbrannten Seite, schmeckte es immer noch köstlich.

Solaufein
14.08.2004, 06:57
Nach etwa fünfzehn Minuten hatte er seine kleine Mahlzeit beendet und einen satten Rülpser in die Küche entlassen. Es zeugte ja nur von der Zufriedenheit seines Magens, der durch so einen kleinen Bissen aber nicht zu sehr belastet wurde. Die Verdauung würde ihn auch nicht sonderlich behindern und außerdem bewegte er sich ja jetzt schon wieder, was bei seinem Glück und noch drei vor ihm liegenden Stockwerken auch kein großes Kunstwerk zu sein schien. Was ihm aber mehr Sorgen machte als irgendwelche Wachen oder seiner Verdauung war die Zeit. Spätestens bei Sonnenaufgang musste er aus dem Haus verschwunden sein, denn nach Tagesanbruch durfte ihn hier niemand mehr sehen und in dem Haus zu verweilen war auch keine Lösung. Die einzige Alternative war im dunklen Keller auszuharren, aber selbst da konnte er Besuch bekommen und es gab wirklich bessere Orte als mehrere Stunden in einem dunklen, stickigen Keller zu sitzen und sich an den gelagerten Nahrungsmitteln zu bedienen, er konnte ja nicht zwölf Stunden lang nur essen. Also blieb ihm gar nichts anderes übrig als schnell mit der Suche weiterzumachen und ein wenig auf sein doch so bekanntes Glück zu hoffen. Noch war es draußen stockdunkel, aber wie viele Stunden blieben ihm noch? Das konnte er nicht auswendig wissen, er schätzte maximal vier Stunden noch bis Sonnenaufgang, vielleicht auch nur noch zwei. Am Horizont sah man jedenfalls noch keine hellen Streife, die vom baldigen Tagesanbruch vorkündeten.

Wie aus dem Nichts tauchte er wieder auf und verschloss die Tür zur Küche. Er hatte noch etwas aufgeräumt und hinterließ die Küche fast so, wie er sie auch vorgefunden hatte, vielleicht würden sich die Köche kurz wundern, aber Gedanken an einen Einbrecher konnten sie eigentlich nicht hegen. Und selbst wenn, hatte er bis dahin den Ring wäre es ihm vollkommen egal gewesen, finden würde man ihn nie und entdecken auch nicht. Die Stadtwache würde sowieso nur vergeblich versuchen ihn festzunehmen, schon alleine weil sie ihn nie finden konnte. Aber soweit wollte er ja gar nicht denken, wenn Gwinfer so sorglos war und nicht einmal eine einzige Wache auf dem gesamten ersten Stockwerk verteilt hatte - und das hatte er nicht - dann würde hier und heute niemand ihn mal eben aufhalten oder erkennen, dafür hatte er ja auch das Laken vors Gesicht gebunden, was er auch noch mal nach dem Essen getan hatte. Nebenbei war es ein prima Tuch zum Abwischen der Hände und des Mundes, so ein Laken hatte wirklich gute Verwendungsmöglichkeiten, das musste man zweifellos so sagen. Mit schnellen Schritten lief er auf die edle Marmortreppe zu und erreichte sie sehr bald. Auf den Wegen zwischen den Zimmern wirkte das Anwesen gar nicht mal so groß, aber eben die Zimmeranzahl und Größen machten es so riesig. Vor der Treppe blieb er kurz stehen, noch einmal sah er sich die junge Frau auf dem Gemälde an, die dort hervorragend getroffen war, dann aber ließ er von der Schönen ab und schwang sich die Treppenstufen hoch. Der Marmor war weiß und rein, deswegen musste er auch immer an den Himmel mit seinen weißen Wolken denken, aber die Treppe hatte auch eine Symbolkraft für eine unschuldige Jungfer, aber er schweifte ab. Die Stufen verursachten bei jedem Schritt kleine, verwischte Laute, die aber lange nicht an das Aufkommen seiner Stiefelsohlen auf hartem Stein heranreichten, aber da er mittlerweile davon ausging, daß er, Gwinfer und vielleicht und hoffentlich noch Alia die einzigen waren, die sich hier aufhielten, waren ihm die Geräusche vollkommen gleichgültig. Die Treppen waren wieder parallel angelegt und folgten demselben Prinzip. Zuerst ging es zwanzig flache Stufen hinauf, bis zu einem großen Mittelstück, das von zwei prächtigen Säulen umschlossen war. Ein großes Gemälde, das wieder eine Szene aus einer vergangenen Zeit darstellte - offensichtlich eine Feier - war an der Wand angebracht. Links und Rechts von dem mittleren Stück gingen fünf größere Stufen hinauf, ehe sich diese wieder in zwanzig flache Stufen umdrehten und man so direkt zurückging, allerdings nach oben. Es war zwar nur eine einfache Marmortreppe, aber alleine die Ausfertigung war eine Kunst für sich, die er sehr zu schätzen wusste. Für ihn war es toll in so einem Haus wie diesem zu wandeln, da konnte man eine Menge über die gorthanische Kultur lernen. Irgendwann einmal würde er seinen nordischen Brüdern davon erzählen können, ihnen berichten, wie die im Westen so lebten. Wahrscheinlich würde es mehr eine Komödie, als eine Geschichte, denn der Reichtum und der Protz stießen oft zu ungläubigem Amüsement. So waren sie nun mal und das war gut so.

Zu seiner großen Enttäuschung hielt sich der zweite Stock aber nicht an die Parallelen aus dem ersten, er war nämlich komplett anders gestaltet. Eine dicke Wand trennte ihn schon mal davon den Weg zur linken Treppe zu gehen, so konnte er nur erahnen, wo sie hinführte. Das einzige was er schon sicher wusste war, daß die Treppe zum dritten Stock links von ihm lag, da man die unteren Stufen schon über der Decke sehen konnte. Er musste also direkt andersherum gehen, wenn er nach oben wollte. Aber scheinbar führte die rechte Treppe in einen separaten Teil des zweiten Stockwerks, was er sich nicht entgehen lassen konnte. Seine Stiefelabsätze schritten wieder über roten Samtteppich, der scheinbar eine dominierende Rolle im Hause von Gwinfer einnahm. Ihm war es nur Recht, so brauchte er sich absolut keine Gedanken mehr machen. Komischerweise war dort, wo im ersten Stock noch überall offene Eingänge zu feinen Räumen waren, nichts weiter als eine Wand. Es wirkte seltsam diese architektonische Änderung, oder er war einfach nur zu naiv gewesen, denn er hatte wirklich angenommen, daß dieser lange Gang von kleinen Zimmern weiter ging. Hier oben aber war alles komplett anders, Fackeln die nicht brannten bildeten eine Gasse und in der Tat war der Weg sehr eng. Es gab keine Zimmer, keine Türen, nur ein enger Gang, der für maximal zwei Menschen nebeneinander Platz bot. Die einzige Lichtquelle war ein rotes Schimmern von weit weg, alles andere musste man sich erahnen oder mit guten Augen erblicken.
Unbekümmert ging er seinen Weg entlang und verzog keine Miene, war weder angespannt noch locker, hatte keinen grimmigen Blick, noch ein Lächeln auf den Lippen. Mit einem Schlag änderte sich das aber. Er blieb ruckartig stehen und zupfte eine Augenbraue in die Höhe. Seine rechte Hand umschlang den Griff des Schwertes, als er sich langsam umdrehte. Nichts geschah und nichts stand da, aber er war sich sicher, daß er etwas gesehen hatte. Er ging ein paar Schritte zurück und sah dann den Grund für sein Zögern. In einer Nische der Wand stand eine Statue, sie zeigte ein dämonisches Monster, eine Gestalt mit Flügeln und Hörnern auf dem Kopf. Aber es war nur Statue und nichts weiter.
»Gwinfer hat ja einen schrecklichen Geschmack und ich lobe ihn auch noch, pah... oder sind das noch Reste seines Vaters? Da es hier auch bei Tage so finster scheint, muss man sich ja eigentlich jedes Mal durch diese Dunkelheit quälen, ich hätte mir ne Kerze mitnehmen sollen, die waren gerade so prächtig.«
Als er jetzt seinen Weg fortsetzte und verstärkt auf das Links und Rechts von ihm achtete, kamen laufend solche Statuen zum Vorschein. Sie sahen immer etwas anders aus, aber hässlich waren sie ja doch alle. Es war für ihn nicht beunruhigend, aber dennoch war dieser Gang ein Quell der Angst. Er konnte sich seinen Mut leisten, denn selbst wenn, er hatte immer noch sein Schwert. Aber so im Dunkeln wirkten diese hässlichen, aber sehr gut gemachten Monster fast wie lebend. Aus recht gut spähenden Augen schienen sie jeden zu beobachten, der durch diesen Gang kam. Es war ein ungutes Gefühl, da man im Rücken einen stechenden Blick spürte und es sich anfühlte, als ob man verfolgt werden würde. Was hatte das nur zu bedeuten? Dieser Gang hatte ein Geheimnis, doch es war absolut unwahrscheinlich, daß er hier Alia fand. Es musste eine sehr außergewöhnliche Persönlichkeit sein, die sich hier aufhielt. Und dann war da noch dieses rote, schimmernde Licht, das ihn richtig anzog.

Meter um Meter ging es für ihn voran, an den dämonischen Statuen sollte sich jedoch nichts mehr auf seinem Weg ändern. Nach einer zweiminütigem Strecke, in der der Gang kein einziges Mal eine Kurve nahm oder abbog, sondern konsequent geradeaus ging, hatte er die Quelle des roten Lichts entdeckt. Beinahe wäre er noch gegen eine Wand gelaufen, da ihm der eintönige Weg so weit und verzerrt vorkam, aber dann hatte er sie gesehen, die roten Lichter. Zwei kleine Schalen waren mit einer brodelnden Flüssigkeit gefüllt, gehalten von zwei eisernen Ständern ragten sie gut fünf Fuß in die Höhe und gaben ihm einen guten Blick auf sich selbst. Doch was sie beleuchteten, das war viel interessanter. Der Gang hatte jetzt zum ersten Mal eine 90° Gradkurve gemacht und war meisterhaft in das Haus gesetzt, aber nur zwei Meter weiter wurde sein Gang durch ein gewaltiges Tor verschlossen. Deswegen konnte er auch von weitem das Licht sehen, standen ihre Quellen doch nur einen Handgriff entfernt. Dieses Tor jedoch, es ließ seine grauen Zellen verzweifeln.
»Was macht so ein Tor in einem Wohnhaus?«, war seine erste Frage, dicht gefolgt von »Was versteckt sich dahinter?« Er bezweifelte, daß er dieses Tor einfach öffnen konnte, so wie er es bisher mit allen Türen in diesem Anwesen gemacht hatte. Und seine Befürchtungen bewahrheiteten sich, er konnte daran ziehen und drücken wie er wollte, es rührte sich keinen Millimeter von der Stelle. Das wiederum war kein Wunder, das Tor war aus massivem Stahl und musste eine Dicke von mehreren Zentimetern haben. Am Tor selber waren kunstvolle Linien eingeritzt worden, sie gaben dem sehr blassen und grauen Stahl eine kunstvolle Hülle, veränderten aber nicht den eigentlichen Sinn. Das Tor sollte die Menschen hindern weiterzugehen und das konnte nur bedeuten, daß hinter ihm etwas Wertvolles lauerte. Was das nun genau war konnte wohl nur Gwinfer wissen, denn er als Hausherr sollte eigentlich wissen, was sich in seinem Haus befindet. Überhaupt musste der Boden hier verstärkt worden sein, denn das Tor musste einige Tonnen wiegen und von vorne hatte er keine Ahnung wie weit es noch nach hinten gehen würde. Als er sich das Tor etwas genauer ansah erkannte er über bestimmte Stellen Schriftzüge in einer Sprache, die er nicht beherrschte und er wunderte sich zu Recht. Es konnte kein gorthanisch sein und eine Sprache aus dem Norden war es sicher nicht. Was aber war es dann? Zu welchem Zweck standen sie auf dem Tor, das jetzt immer geheimnisvoller wurde? Eventuell waren es Schutzrunen und als ihm diese Idee kam zog er schnell seine Finger wieder zurück. Er wusste um die Macht von Schutzrunen und wollte nicht unbedingt testen, ob es wirklich welche waren, denn dann würde sich seine Lebenszeit schlagartig und rapide senken. Das Tor erinnerte ihn an eine Burg, an einen Ort, den man vor Räubern und Plünderern schützen wollte. Er passte aber nicht in ein Anwesen wie das von Gwinfer, das von außen nicht so aussah, als ob es etwas zu verbergen hätte. Und dann stieß er noch auf etwas Anderes. Eine kleine Vertiefung im Stahlpanzer des Tores erregte seine Aufmerksamkeit. Er ließ zwar die Finger davon, konnte aber winzige Veränderungen in dem ziemlich runden Stück erkennen. Er dachte an eine Beschädigung, vielleicht von einer Schleuderkugel oder einem Bolzen, wie das Tor an so etwas gekommen sein konnte entzog sich aber seiner Kenntnis. An ein Siegel dachte er in jenem Moment nicht. Es gab auf jeden Fall keinen Weg weiter, das war das einzige, was sicher war. Also blieb ihm nichts weiter übrig, als wieder umzukehren, was er dann auch tat, dieser Gang gab zwar eine Menge Fragen über das Tor, das Anwesen, über Gwinfer und mögliche Geheimnisse auf, konnte ihm aber nicht helfen an den Ring zu kommen.
»Auf was für Geheimnisse ich hier alles stoße, ohne es eigentlich zu wollen...«, hörte man ihn noch am Tor murmeln, dann verschmolz er wieder zu dem Schatten des finsteren Ganges.

Solaufein
14.08.2004, 07:52
Als er wieder die weißen Marmortreppen erreichte wurde es wieder hell. Auch im zweiten Stockwerk hatte man zwei große Schüsseln mit der süßlich-brennenden Flüssigkeit aufgestellt und der helle Marmor gab das Licht optimal weiter. Da stand er wieder, konnte nichts mehr hier tun, als sein Glück in der rechten Seite zu suchen. Das dieses Haus aber voller Überraschungen aufwartete, das war ihm ja mittlerweile nichts mehr Neues, aber auf diese Überraschung war er wirklich nicht gefasst. Er ging jetzt erst mal wieder runter, nur um den rechten Treppenaufsatz zu besteigen. Das war ja auch noch alles ganz normal. Aber nicht mehr normal war die Ebene des zweiten Stockwerks auf der rechten Seite. Eine kleinere, aber auch aus Marmor bestehende Treppe führte wie schon gesehen nach oben, in den dritten Stock, aber ansonsten war diese rechte Flanke vollkommen verweist. Es gab eine rote Wand, die den Weg absperrte, dort wo es noch auf der linken Seite lange Zeit geradeaus ging. Nur eine einzige Tür befand sich parallel zum Treppengeländer und auch diese Tür war nicht abgeschlossen, was ihn mittlerweile nicht mehr wunderte. Ein prächtiges Arbeitszimmer präsentierte sich seinen neugierigen Augen, ein schönes Fenster schenkte dem Arbeitenden immer Licht, es sei denn es war gerade dunkel wie jetzt. Einige Schränke boten Platz für Vasen, Pergamentmanuskripte, Folianten und Behälter, ein großer Arbeitstisch stand vor einen Sessel aus edlem Leder und der Boden war wieder mit einem exotischen Teppich ausgelegt. Von der Wand hing ein reich verzierter, goldener Kristallleuchter und ein paar grüne Zierpflanzen erfüllten den Raum mit zusätzlichem Leben. Schön musste es sein hier zu arbeiten, aber nur wenn man auch seine Zeit hatte.

Als er wieder aus der Tür trat wirkte er wieder etwas deprimiert, denn wieder war es nichts mit einem Ring oder einer Frau, nur langsam gingen ihm wirklich die Zimmer und die Stockwerke, aber vor allem die Zeit aus. Sie lief einfach zu schnell und er konnte unmöglich noch in den vierten Stock, wenn der dritte sich wieder eher am ersten orientierte. In ihm keimte eine Idee einfach nach unten, in den Lesesaal, zu gehen und den jungen Gwinfer zwingen ihm Alia oder den Ring oder beides zu geben. Damit würde sich die ganze Sache vielleicht schnell auflösen. Hoffnung schöpfte er aber aus dem gleichen Grund, der für seine Resignation verantwortlich war. Denn jetzt waren es "nur" noch zwei Stockwerke und wie er es schon angedeutet hatte musste es doch wirklich mit dem Teufel zugehen, wenn er wirklich erst im vierten Stock Erfolg haben sollte. Immer unter der Berücksichtigung, das hier ein Erfolg überhaupt gewährleistet war. Der dritte Stock würde ihm Glück bringen, irgendwie war er sich da sicher und so machte er sich auf die Treppenstufen zu erklimmen. So war es dann auch, rasch und ohne weiter auf den weißen Marmor zu achten rann er die Stufen in Zweierschritten hinauf, bis er sich wieder auf der dritten Ebene eingefunden hatte. Das einzige was hier noch an die Vorgängerebenen erinnerte war eine große Schüssel mit einer süßlich-brennenden Flüssigkeit, aber sonst erkannte er hier gar nichts mehr. Die Wände waren grün-schwarz gemustert, es gab keinen roten Samtteppich mehr - dafür grünen - es gab hier keine Treppe in den vierten Stock und was wohl die größte Überraschung war, das sollte er früher als ihm recht war feststellen...

Etwas verwirrt von diesem Radikalschnitt wandelte er so durch den sich ersten anbietenden Gang und drehte den Kopf flachsend hin und her, sah sich die Decken und die Wände an, verlor für kurze Zeit seinen Blick fürs Ganze. Es war erneut nur seinem unermesslichen Glück zu verdanken, daß die Wachen auch nicht sonderlich flexibel um die Ecken sahen, sondern sich darauf konzentrierten so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen und dennoch nicht einzuschlafen, denn dafür wurden sie bezahlt. Erst als er schon fast in ihrem Blickfeld war, sah ein zufälliger Augenwinkel die beiden Männer und die erste Reaktion war ein Schrecken, da er damit nicht mehr gerechnet hätte, hier überhaupt noch jemanden anzutreffen. Sofort suchte er die nächste Wand und presste sich gegen sie, um sich möglichst klein zu machen. Gleichzeitig schoss Adrenalin in seinen Körper, durch den Schock aber auch die nachfolgenden Reaktionen bekam sein Körper neues Leben eingehaucht, wie bei einer zweiten Geburt fühlte es sich an. Er hatte wirklich Wachen gesehen? Menschen aus Fleisch und Blut und keine Statuen? Nein, ein zweiter, vorsichtiger Blick brachte ihm die Gewissheit. Es waren tatsächlich Wachen aus Fleisch und Blut. Sie standen dort in voller Montur, ihr lederner Harnisch war gut geputzt, sie trugen ein Schwert an ihren Seiten und hatten einen Helm auf ihren Köpfen. Der erste Schock war schnell verdaut und eine animalische Freude überkam ihn. Am liebsten hätte er laut aufgeschrieen, wie ein Braunbär der sich freute, aber er konnte Laute aus seiner Kehle gerade noch so unterdrücken. Diese Entdeckung war soviel Wert wie der Eingang in den Keller, die verschlossenen Türen und die Küche gemeinsam. Das war sein Weg. Egal was hinter der Tür war, es war wichtig, sehr wichtig. Es gab zahlreiche Gründe die dafür sprachen. Nicht nur, daß es die ersten Wachen überhaupt im ganzen Anwesen waren, es waren gleich noch zwei. Natürlich könnte man sagen, daß ihr Auftraggeber sie dort nur zu zweit hingestellt hatte, damit sie nicht einschliefen und sich unterhalten konnten, aber so soziale Gefühle wurden selten von Arbeitgebern gehegt, denn schließlich bedeutete das auch doppelten Lohn. Nein, nein, hinter der Tür war etwas Wertvolles und er würde es jetzt gleich sehen. Es war eigentlich egal, wie er vorging, denn er vermutete nicht eine halbe Wachmannschaft hinter der Tür oder im vierten Stock. Außerdem peitschte ihn der drohende Sonnenaufgang zur Eile, er musste jetzt einfach etwas riskieren, musste agieren und in die Offensive gehen. Bis jetzt hatte er sich ja wunderbar in diesem Haus unterhalten, nur leider war er ziemlich der Alleinunterhalter gewesen und dafür zahlte der Baron nun mal nicht.

Doch beobachten, das war gerade noch drinnen im Zeitplan. Die Wachen standen dicht neben der Tür, fast Seite an Seite. Die Tür war aus solidem, aber einfachem, reich verziertem Eichenholz gemacht, würde also im Notfall kein Hindernis für seine Stiefel oder seine Schultern darstellen. Ein ganz anderes Kaliber wie noch dieses riesige, übermenschliche Tor im zweiten Stockwerk. Die Wachen machten aber keine Anstalten von dieser Tür wegzugehen und irgendwie glaubte er auch nicht daran sich bei diesem Blickwinkel anschleichen zu können. Erstens würde es sowieso wieder schief gehen und zweitens müsste er dann erst mal das Licht löschen, das praktischerweise in Form von zwei Fackeln neben der Tür brannte, also keine Chance. Nach kurzem Abwägen seiner Chancen entschied er sich für einen Frontalangriff, was hatte er schon zu verlieren. Mit dem Laken vor dem Gesicht, das aber überhaupt nicht beim Sehen behinderte, war er perfekt verhüllt und auf sein Schwert konnte er sich noch immer verlassen. Es war endlich Zeit sein wahres Gesicht zu zeigen und weg von diesem Einbrecher-Eindruck zu kommen.
»Schluss jetzt mit dieser Mauerblümchenart, ich bin nicht hier, um Freunde zu gewinnen.«, sprach er sich selber zu und seine Hand umschloss den Griff und zog das Schwert heraus.

Mit dem Klirren des Schwertes wurden auch die Wachen aus ihrem Dämmerschlaf gerissen und blickten wild links und rechts, konnten aber zuerst nichts sehen, da er sich noch in einer kleinen Nische versteckt hielt. Doch es war nicht seine Absicht sich zu verstecken und so trat er mit großen und ruhigen Schritten aus seiner Deckung und baute sich vor dem Gang auf, der zur Treppe führte. Er vermittelte den Wachen mit seinem Auftritt Entschlossenheit, versuchte es wenigstens und sein Schwert baumelte langsam hin und her, aber eigentlich war es schon längst darauf vorbereit Blut zu schmecken. Auch die zwei Männer hatten ihn jetzt im Blick, durch die schlechten Lichtverhältnisse sahen sie nur den Umriss des Angreifers, es war nur ein Mann zu sehen, doch sie konnten ihn nicht einschätzen. Aber Gwinfer hatte keine Schläger angeheuert und auch keine launigen Söldner, sondern echte Kämpfer, die zwar teuer waren, aber auch das taten, für das man sie bezahlte. Sie hatten den Auftrag diese Tür zu bewachen und genau das würden sie auch tun. Eindringlinge durften sie im Notfall töten, sollten aber versuchen sie lebend außer Gefecht zu setzen, damit man ihnen noch Fragen stellen konnte und sich die Stadtwache um sie kümmern durfte, was wohl eher eine leidige Pflicht für sie war. Sie zogen ebenfalls ihre Schwerter, was aber gewohnt und normal aussah und man konnte keinen direkten Willen hinter ihrem Glauben verspüren. Er jedoch, der fremde Umriss, sprüht nur so vor Kampfeslust und das Licht war noch auf seiner Seite. Er war stehen geblieben und hatte den Wachen die Ehre erwiesen ihre Schwerter zu ziehen, nichts wäre einfacher gewesen als sie mit zwei gezielten Dolchwürfen niederzustrecken, doch gleichzeitig wäre auch nichts unehrenhafter und feiger gewesen. Nein, er gab den Männern eine gerechte Chance ihn am Betreten der Türe zu hindern, wenn sie gute Kämpfer wären, dann würden sie ihn aufhalten.

Dann ging es los, mittlerweile war er ganz nahe zur Tür, die Wachen hatten sich ihm lautlos genähert, ohne Worte miteinander zu wechseln kamen sie mit erhobenem Einhandschwert auf ihn zu. Erste Schlagabtausche durchdrangen den frühen Morgen, etwa eine Dreiviertelstunde vor den ersten durchdringenden Sonnenstrahlen, die ersten hellen Streifen waren jedoch schon zu sehen. Die Klingenwirbel waren wild und die Männer besser als erwartet und schlechter als sein Können. Gute Kämpfer, aber in einem Kampf wie in der Arena wären sie ihm unterlegen gewesen. Aber sie hatten ja immer noch den Vorteil, daß sie zu zweit angreifen konnten. Die Klingenschreie waren laut und drangen durch Türe und Wände, aber wenn sich Gwinfer noch immer im unteren Lesesaal - womöglich mit drei bis fünf Weinkelchen intus - aufhielt, dann würde er das nicht mitbekommen, dummerweise konnte es auch der Adlige sein, den die Männer hinter der Tür bewachten. Doch das alles spielte keine Rolle, er konzentrierte sich ausschließlich auf seinen Kampf gegen die beiden Männer, die eine solide Ausbildung erhalten hatten und die Grundschläge und Blöcke beherrschten, was sie nicht leicht zu kämpfen machte. Der Kampf wurde durch eine einzige, einzigartige Aktion entschieden. Eine Kombination, die nur ein wahrer Schwertmeister fähig war auszuführen, ein Schwertmeister, der ein perfektes Schwert besaß, das schneller reagierte, als sein Arm es manchmal zuließ. Beide Wachen attackierten ihn leicht Zeit versetzt, er wehrte den ersten Schlag der Wache ab, ließ die zweite Wache ins Leere laufen und durch die Blockierung des Schwertes des ersten Angreifers, indem er das Schwert mit seinem herunterdrückte, hatte er freie Bahn. Mit der linken Hand ballte er eine Faust und schlug dem Mann ins Gesicht, was der zu einem kurzen Stöhnen veranlasste. Sofort danach baumelte er nach hinten und der Fremde fuhr nach rechts, wo er auf die Sekunde genau einen üblen Schlag in seine Schulter abblockte. Er riss sein Schwert herum und verschaffte sich zwei Sekunden, mit einer lässigen Handbewegung warf er das Schwert in die Luft, fing es mit der linken Hand auf und hatte jetzt seine stärkere Rechte frei. Der getroffene Mann war noch nicht voll bei Sinnen, da traf ihn schon die zweite Faust, dieses Mal viel heftiger, gleichzeitig wehrte seine schwächere linke Schwerthand den Frontalangriff ab. Mit einem Tritt in den Magen hatte er die erste Wache endgültig am Boden und drehte sich wieder um. Mit einem zweiten Block schlug er auch den zweiten Angriff zurück, nur um das Schwert wieder durch die Luft segeln zu lassen und mit der rechten Hand aufzufangen. Nun hatte er alle Trümpfe bei sich. Die Wache griff weiter mit Links-Rechts-Kombinationen an, doch vergeblich. Er ließ die Waffe seines Gegners zweimal auf seine treffen, um ihm Sicherheit zu geben, beim dritten Mal zuckte er aber zurück und machte einen Ausfallschritt nach links, die Seite des Mannes war frei, doch er umschloss sein Schwert nur mit beiden Händen und ließ einen wuchtigen Angriff auf die empfindlichste Stelle eines Schwertes folgen. Wenn ein Schwert minderwertige Arbeit war, dann erkannte man es an solchen Schlägen. Zwar zerbrach die Waffe nicht, doch der Druck war zu viel für die Hände des Mannes, er ließ sein Schwert los. Normalerweise ein Todesurteil, aber da machte sein Gewissen nicht mit. Seine Klinge huschte an das linke Auge des Opfers, dieses zuckte zusammen, musste aber im selben Moment feststellen, daß er nicht tot war, denn er spürte hautnah am eigenen Leib einen Schlag in seinen Magen, gefolgt von einem Kniestoß in selbigen und einer letzten Rechten, ein schöner Kinnhaken. Beide Wachen lagen jetzt bewusstlos und für einige Stunden weggetreten neben dieser Tür und neben einigen Knöchelschmerzen war er super drauf. Jetzt war er wirklich gespannt, was sich hinter dieser Tür verbarg, doch er wurde selber überrascht, denn plötzlich öffnete sich die Tür mit einem Drehen eines Schlüssels im Schloss. Aha, die Tür war also abgeschlossen. Eine junge Frau kam zum Vorschein und während er noch lange Stielaugen machte - einerseits wegen dem identischen Aussehen mit dem Gemälde, aber andererseits auch wegen ihrer nicht zu leugnenden Schönheit - hatte die Schöne nichts besseres zu tun als anzufangen mit einer wahren Sirene, kurz gesagt, ihrer hellen Stimme. Mit einem unwiderstehlichen »Aaaaaaaiiiiiiiiii« schrie sie das ganze Haus in Trümmer, doch das konnte er leider nicht zulassen. Schnell schnappte er sich die noch eben heruntergefallene Waffe der Wache und packte die Frau unsanft an ihrem Nachtkleid - offenbar hatte sie geschlafen und war wegen den Kampfgeräuschen wach geworden. Er umpackte ihren Hals, hielt die linke Handfläche auf ihre Lippen - was sich recht gut anfühlte, aber er war ja kein Leugner von vorhandenen Schönheiten - und hielt ihr die scharfe Klinge des Kurzschwerts an den Hals, wobei er es nicht als nötig empfand die Haut schon anzuschlitzen, wie es andere gern taten. Die Geste reichte auch aus.

»So meine Schöne, wenn du weiterhin schreist, bin ich gezwungen dir den Hals aufzuschneiden, was ich nur ungern tun würde. Wenn du aufhörst zu schreien, dann könntest du den Abend überleben, alles klar?
Also, ich will nur eine Frage beantwortet wissen - und lüg mich nicht an, das wäre dein Tod.« Verdammt, hoffentlich war das etwas überzeugend, so was hatte er noch nie gemacht, aber wieso musste die auch so rumschreien. Jetzt versuchte er möglichst brutal zu erscheinen, was für eine Farce.
»Bist du die Frau, die man Alia nennt? A-L-I-A? Wenn du es bist, dann nickst du, wenn nicht, dann schüttelst du den Kopf! Also?«
Die Frau ließ sich nicht lange bitten und nickte wild auf und ab. Juhu, er hatte Alia gefunden, ein Freudenwunsch ging in Erfüllung. Sie nach dem Ring zu fragen ließ er mal lieber, sie konnte ihm schließlich sonst was erzählen und er verlor langsam den Glauben an seiner Brutalität, was war er doch gewissenhaft, widerlich...
»Schön, das freut mich, freut mich sehr. Dich suche ich nämlich seit Stunden, meine Schöne. Also, tut mir wirklich leid, aber das was jetzt kommt ist ne reine Vorsichtsmaßnahme. Machs gut.«
Die Frau begann wild zu zappeln und zu schreien, was ihr durch seine Hand auch nichts brachte, anscheinend dachte sie, er wolle sie jetzt doch umbringen. So ein Blödsinn, würde sein scheiß Gewissen gar nicht zulassen, Frauen und Kinder waren sowieso tabu. Ausnahmen bestätigten die Regel. Mit einem mehr schwach als starken Schlag in den Nacken mit dem Knauf des Schwertes verlor auch die Dritte im Bunde das Bewusstsein und sank in seine Arme. Ein wirklich schönes Gefühl, wenn so eine junge Schönheit in seinen Armen lag. Es war wirklich eine Schande, daß er nicht der Typ war, der so was ausnutzte, er war einfach viel zu gut für diese Welt, wenn es denn was bringen würde, bitte sehr, er trainierte ja noch immer für den ersten Orden der Geschichte für anerkannte Menschlichkeit und Menschlichkeit und ähm... Mitmenschlichkeit. Vorsichtig und ohne nachhaltige Schrammen ließ er die Frau zu Boden sinken und widmete sich danach sofort dem wichtigsten Thema. Dem RING. Bei der Untersuchung ihrer zehn Finger bekam er aber ungeahnte Probleme. Die Schöne trug an ihren ZEHN Fingerchen SECHS Ringe. Einer größer als der andere. Siegelringe waren genauso dabei wie andere, aber er wollte auf Nummer sicher gehen und schnappte sich alle sechs. Das war das einzige, was er hier und heute klauen würde.

Als er die Ringe in seine Geldkatze fallen gelassen hatte, war es aber höchste Zeit abzuhauen, sein Gefühl sagte ihm, daß die Sonne aufging und es lauter wurde. Schnell rannte er zur Treppe und an ihr herunter, nahm den zweiten und den ersten Stock, bis er in Rekordzeit wieder ganz unten war. Dort verringerte er sein Tempo, gab es doch hier auch keinen Teppich, sondern nur vereinzelt Felle. Als er dann endlich wieder auf leisen Sohlen an der Wand zum Lesesaal stand, musste er einen schlafenden Erben sehen. Das Buch lag auf seinem Oberkörper und der Kelch war leer. Leise Schnarchtöne drangen aus seinem Mund und kamen immer wieder im gleichen Takt, wenn er denn ausatmete. Das letzte Hindernis stellte der Besitzer selbst da, denn die Tür zum Keller lag hier im Lesesaal. Er musste sich um ihn vorbei schleichen. Dabei konnte er das gar nicht, er hatte es nie gelernt. Aber sechs Kelche Wein waren zu viel, der Kerl bekam auch gröberes Dielenknarren nicht mit und auch nicht die alte Tür, in der der Schatten verschwand. Wieder war ein Lufthauch als Abschied zu vernehmen, aber dieses Mal konnte sich Gwinfer nicht umdrehen, nur das Schnarchen veränderte sich dadurch kurz. Der erfolgreiche Einbrecher huschte durch den stockdunklen Keller, stolperte über eine Apfelkiste und donnerte fast gegen einen Balken, konnte sich aber noch abfedern. Etwas langsamer ertastete er sich seinen Weg zu den Treppenstufen und als er sie endlich hatte huschte er hoch. Die Luken waren dann das letzte Hindernis zur Freiheit ? dachte er zumindest. Denn als er sie offen hatte und erste, milchige Streifen am Himmel ihre Bahnen zogen, kam der verdammte Zaun in sein Blickfeld.
»Oh nein, bitte nicht...«, stöhnte er schon mal im Voraus, aber er hatte keine Wahl. Mit Anlauf rannte er auf den Zaun zu, sprang ab und hielt sich dicht unter den Spitzen fest. Mit einer letzten, gewaltigen Kraftanstrengung wuchtete er den Oberkörper über die Spitzen und klatschte rückwärts wieder auf der anderen Seite auf die Stangen. Nun brauchte er nur noch springen und er war drüben, dieses Mal sogar ohne Wunden - das hieß, er hätte einen kleinen, feinen Kratzer am linken Unterarm gehabt, doch seine Armschienen bewahrten ihn vor der Spitze.

Mit einem Ruck befreite er sich von dem Laken und versengte es im ersten Regenfass, das er auf seiner Flucht durch die nördliche Gasse sah. Mit einem kleinen, aber feinen Lachen durchstreifte er die Gassen, er hatte es geschafft, er war endlich raus aus diesem riesigen Staubfänger und hatte zudem alles erledigt, sollte der Siegelring des Baron nicht dabei sein... würde er nächstes Mal anders vorgehen, aber er war da sehr zuversichtlich, er konnte jetzt unter sechs Ringen auswählen.

Und so begann der Tag bald mit einem wundervollen Sonnenaufgang und kündete von einem guten, weiteren Tag.

Solaufein
16.08.2004, 05:18
Eine schwarze Gestalt stand an einer Mauerwand und lehnte sich scheinbar entspannend daran. Seine Gesichtszüge konnte man vom Wehrgang der Mauern nicht erkennen und auch die Anwohner der Häuser rechts neben ihm hätten es nicht geschafft sie zu erkennen. Der Umhang des Mannes lag etwa fünfzehn Zentimeter über dem dreckigen Boden, was aber immer wieder variieren konnte, je nach seinem Stand und seiner Beugung. In dem eigentlich flachen Umhang brachen sich nun Wellen, die von dem lauen Lüftchen erzeugt wurden und ein leises »Flapp, Flapp« durchbrach immer wieder mal die Stille dieser mittelgroßen Gasse. Auf ein Keuchen hoffte man vergebens, denn er hatte mehr noch als Puste, war frisch und munter. Er führte keine Selbstgespräche und kicherte nicht mehr, wie er es noch am Morgen getan hatte. Ein Maler hätte ihn gegen entsprechenden Lohn und einen plausiblen Grund sicher gerne porträtiert, denn er stand einfach nur still und selbst seine Finger hatten sich in einen Dämmerschlaf begeben. Selten rutschte einer der linken Hand von der steinigen Wand, die anderen Fünf verharrten in seiner Gürtellasche. Er war wie eine lebende Statue, denn auch bei denen hatte man oft das Gefühl, daß sie die Umwelt beobachteten und nicht wirklich nur aus irgendeinem Material geschlagen oder geformt wurden. Allerdings waren die Statuen seiner Zeit oft sehr monoton in der Farbe, während er sich vielseitig anbot, jedoch ganz im Einklang mit der Nacht verschmolz. Die Luft, die schon Bewegung an seinem Rücken sorgte, umspielte sanft seine Lippen und ließ sie austrocknen, da er keine Anstalten machte sie wieder mit der Zunge zu befeuchten, wie schon gesagt, wie eine Statue. Seine Nase atmete ruhig ein und auch aus, in diesem ruhigen Moment brauchte er auch seinen Mund nicht bewegen, um eine gute Sauerstoffversorgung zu gewährleisten. Seine Augen lagen ruhig da und die Lider hatten sich geschlossen, so daß er nichts mehr von seiner Umgebung sah. Auch die Haare drehten lustige Pirouetten und verdrehten sich nicht selten ineinander, aber ihr Flug war zu leise, als daß sie Töne hätten erzeugen können. In der Gasse, in der er stand, war niemand mehr unterwegs, die Kinder schliefen nun wieder ihren wichtigen Schlaf, auch die Älteren hatten sich zu Bett begeben und nur wenige Menschen nutzten diese Nebengasse, um wichtige Plätze zu erreichen. Kaum Licht schien auf die Häuser, Fackeln brannten nicht und Laternen gab es hier nicht. Kein Vergleich mit den reichen Vierteln der Stadt. Während es heute Mittag noch ziemlich heiß gewesen war und sich viele Leute in schattige Gebiete begeben hatten, war nun die ganze Stadt ein riesiger Schattenball. Besonders kühl war es aber an jener Mauer, die zu einem Bereich der alten Stadtmauer gehörte, die irgendwann aufgegeben sein musste. Sie war schon sehr beschädigt, man hatte an vielen Stellen Steinquader herausgeschlagen und gestohlen, unzählige kleine Brocken lagen links und rechts abseits verstreut und in kleinen Löchern gediehen kleine Unkrautpflanzen, die sich ihren Weg gesucht hatten und mit minimaler Erde zurechtkamen. Einige hatten sich auch direkt um die Steine geschlungen, wen kümmerte es hier, Schönheit war hier sekundär, volle Mägen das Wichtigste. Lieber Unkraut als gar nichts Grünes, so oder so ähnlich dachten sie wohl. Oder es war ihnen gleichgültig, die Interessen an so etwas waren wohl nicht die Größten. Aber der kühle Stein erfüllte seine Haut und drang tiefer in die Blutbahnen durch. Er genoss die beruhigende Wirkung und dachte in Ruhe nach. Die Entscheidung war eigentlich ganz spontan gefallen und hatte keine wirkliche Bedeutung gehabt. Jetzt, wo er den Ring wohl hatte, hätte er eigentlich zu Baron Finsterberg in den Kupferkelch gehen können, doch er wollte nichts überstürzen. Er hatte immer noch mehr als sieben Tage. Sieben Tage, die wohl ausreichen würden, sich zu entscheiden. Die Ringe wollte er auf jeden Fall nicht behalten, der Baron sollte sich einfach den richtigen aussuchen und den Rest würde er dann irgendwie wieder zurückbringen, da würde ihm schon was einfallen.

Aber auf einmal geriet die Harmonie der Gasse ins Wanken, zumindest seine Harmonie wurde von den Geräuschen empfindlich gestört. Geräusche näherten sich, es waren Stiefelschritte im Kies zu hören, das Scharren war eindeutig und als sie näher herankamen, bemerkte er ein zweites Paar. Zwei Stiefelpaare also. Sie gingen beinahe synchron, doch in seiner Konzentration fiel auch das kleinste Detail auf. Die Beiden kamen immer näher und bogen in kein Haus und hielten nicht an, sie setzten ihren Weg kontinuierlich fort. Nun aber sah man eine Regung an seinem Körper, die lebende Statue wurde geweckt. Wie ein Schlafender, erwachte er nun aus einer Phase der Starre. Seine Hände rutschten über die Reste der Mauer, ehe sie sich von ihr lösten und noch Druckspuren und kleine Steinkugeln an ihnen klebten, sich aber mit einem Handreiben lösen würden und wieder zurückkehrten. Eine Anspannung kehrte in seinen Körper zurück und dies betraf vor allem seine Muskeln, die sich nun wieder deutlich mehr belasteten, als noch zuvor in diesem Dämmer"schlaf". Seine Zunge umspielte die Lippen und befeuchtete sie mit neuem Speichel, der sich auch erst jetzt wieder neu angesammelt hatte. Nur seine Lider lagen weiterhin auf den Augen und wollten diese fast schützen sich wieder an die normale Welt zu gewöhnen. Die Schritte kamen jetzt aber deutlich näher, keiner konnte sie mehr überhören. Schwere Stiefel mussten die Typen tragen und wahrscheinlich waren es Männer, die Schlussfolgerung war nicht schwer für ihn, denn es waren selten Frauen um diese Uhrzeit draußen, doch vielmehr trugen Frauen seltener Stiefel und durch den schweren, langsamen Ton mussten es gemächliche Schritte sein, eventuell von schwereren Personen. Das alles war aber vollkommen egal, da sich sein Verständnis bei so was geschlechtsunabhängig entwickelte und reagierte, anstatt zu agieren. Natürlich dachte er sofort an einen Überfall, denn er bot sich als einsames Ziel in einer dunklen Gasse natürlich an, wieso sollte er an friedliche Passanten oder Nachtspaziergänger denken, das ergab in einer Großstadt wie Gorthar keinen Sinn. Außerdem waren positive Überraschungen sowieso besser als negative. Er besann sich aber nicht auf die Situation zu achten und die zwei Personen, die nun dicht hinter ihm stehen mussten, agieren zu lassen. Dann würde er sicher schon noch früh genug erfahren, wer es war. Stattdessen drehte sich alles um den Baron Finsterberg und sein Auftrag. Er wollte sich sicher sein, daß er keinen Fehler mehr machen konnte. Seine Gefühle waren immer ein wichtiger Teil seiner Überlebensstrategie gewesen, da sie zu ihm gehörten wie sein Schwert. Er konnte momentan nur noch nicht genau sagen, ob sich seine Gefühle mehr auf einen Betrug des Barons oder auf das Fehlen eines Details bezogen hatten. Es war immer gut, wenn man sich selber darüber im Klaren war, wie man zu einem Treffen ging, denn blauäugig und vertrauensvoll endete meist in irgendwelchen Katastrophen. Man durfte keinen Fremden vertrauen, für sie arbeiten ja, aber nicht vertrauen. Schließlich konnten die einem ja das Blaue vom Himmel erzählen und genau das galt es zu erfühlen, denn durchschauen konnte man diese Lügen meistens sowieso nicht. Jedoch würde es das Beste sein, wenn er sich darüber noch mal in Ruhe den Kopf zerbrach, vielleicht bei einem guten Bier und einem Dach über dem Kopf, denn die Ereignisse im Haus von Gwinfer waren noch sehr frisch und mussten erst mal alle analysiert werden, aber das machte sein Kopf ganz alleine, da brauchte er sich nicht drum kümmern. Es gab aber nicht nur dieses Problem für ihn, denn noch immer stand er hier und machte keine Anstalten sich wegzubewegen, während es hinter ihm wieder ganz still wurde. Wenn man sich jetzt zu sehr abgelenkt hätte, würde man denken, man wäre alleine in dieser Gasse, doch der erste Eindruck täuschte, denn die Angreifer verrieten sich dankbarer weise selber, so daß er nicht mal auf mögliche Luftzirkulationen Acht geben musste, sondern nur auf die Steine hören. Es waren am Ende die Stiefel, die sie verrieten, es waren einfach keine guten Stiefel, um auf kiesigem Untergrund zu laufen, aber es gab ohnehin kaum Schuhe, die auf Kies lautlos liefen.

Es war jene Sekunde, an der die Statue zum wirklichen Leben erwachte. Der Fremde hinter ihm trat auf und stieß mit einem Dolch in seinem Rücken, als er sich von der Wand abdrückte und zur rechten Seite fuhr. Der Dolch stieß nun nur noch in leere Luft, dort wo noch eben sein Rücken stand. Er stoppte seinen Körperschwung und senkte sich sanft auf die Knie. Erst jetzt schlugen seine Lider wieder auf und entblößten die Pupillen, die im Mondlicht feurig schimmerten. Der Angreifer bewegte sich noch immer auf der Stelle und sah ratlos zu seinem Freund, der seine Hand an einem Schwertgriff zur Linken hatte. Er jedoch war weiterhin ruhig und bewegte sich schon wieder kaum, nur die Brust bewegte sich auf und ab, da er jetzt wieder durch den kaum geöffneten Mund ausatmete. Er war ein Raubtier und seine Beute hatte es gewagt es anzugreifen. Das Schlachtvieh hatte es gewagt sich gegen ein Raubtier zu erheben und die einzig gerechte Strafe konnte der Tod sein. Aber für diese Straßenräuber würde eine deftige Lektion auch ausreichend sein.
»Ihr wollt mein Gold? Dann holt es euch!«
Die Aufforderung raunte durch die nächtliche Gasse und schreckte ein paar Raben auf, die nun von einem Dach in die Lüfte empor stiegen und sich aufmachten den drohenden Kampf aus der Vogelperspektive anzusehen. Etwas überrascht fingen sich die beiden Angreifer wieder und gaben sich ein paar Zeichen. Plötzlich durchdrang eine Klinge die Nacht und sein zweiter Angreifer hatte seine Waffe gezogen. Gleichzeitig kam der Dolchattentäter auf ihn zugestürmt, ließ den Dolch wie eine Pranke nach links und rechts sausen und stieß dann wuchtig zu. Nicht schnell genug für ihr Opfer. Mit einem Satz nach vorne ließ er den Attentäter erneut ins Leere laufen und löste seine Ruhespanne endgültig auf. Es war eine persönliche Beleidigung für ihn gewesen, daß Straßenräuber es wagten ihn zu überfallen, jetzt sollten sie auch ihre Strafe dafür empfangen. Während der Schwertkämpfer auf ihn zukam, drehte er sich um und visierte den Dolch an, wieder fuchtelte der Bärtige damit herum und dachte so effektiv kämpfen zu können, doch dies war ein Irrtum. In seinem ganzen Gefuchtel verlor er Schwung und Überraschung und wie ein Katzenhieb packte er den Arm fest zu und drückte die Blutzufuhr ab. Wie die Tatze der berühmten nordischen Bären presste er zu und gab dem Mann keine Chance den Dolch weiterhin gegen ihn zu richten und langsam aber sicher sank die Kraft des Mannes, dabei hatte er noch nicht mal seine zweite Hand ausgepackt. Nun aber wurde es auch für ihn brenzlig, denn mit einem übermütigen Gesicht kam der Schwertschwinger gefährlich nahe. Auch dieser Mann hatte wohl nie eine Kampfausbildung absolviert, denn alleine die Haltung des Schwertes war eine Beleidigung für die stabil aussehende Waffe. Doch zunächst musste er sich dem lästigen Schatten widmen. Nun nahm auch die linke Hand ihre Arbeit auf und fuhr erst nach hinten und dann nach vorne. Sie war eine angespannte Handfläche und die Fingerkuppen drangen knackend an die Haut des Halses des Angreifers. Ohne Gegenwehr ließ er den Dolch nun endgültig frei und sein Partner verharrte einen Moment. Mit zwei unglaublich schnellen, aber auch heftigen Tatzenhieben - oder auch Faustschlägen, wies beliebt - malträtierte er den Magen des vermeintlichen Schlägers, eine der empfindlichsten Stellen eines Menschen, denn nun war bei dem lustigen Knilch endgültig die Luft raus. Er fiel nur nicht auf den schmutzigen Boden, weil er ihn noch immer am Kragen festhielt und nun demonstrativ fallen ließ, wie Fallobst zog es ihn auf die geliebte Erde zurück. Der Boden der Tatsachen war erreicht und scheinbar fühlte sich der übereifrige Schwertverstümmler nun nicht mehr ganz so sicher. Er ließ vor Schreck sein Schwert fallen und drehte sich um. Da hatte wohl einer keine Lust mehr auf Überfall. Normalerweise würde er einen ehrenvollen Kämpfer laufen lassen, aber sie hatten ihn mit ihrem Hinterhalt aufs Tiefste beleidigt, nein, Gnade suchte man vergeblich im Wortschatz des Fremden, nicht für diesen Kerl.
»Lauf nur Schlachtvieh, lauf um dein Leben...«
Ihm gefiel die Vorstellung und auch jetzt ließ er sich wieder viel Zeit. Langsam bückte er sich auf den Boden und nahm den Dolch des Bewusstlosen, recht brauchbar, hätte ihn wohl umgebracht ohne seine schnelle Reaktion. Er studierte die Klinge ein paar Momente, dann sah er den Mann laufen, wie er ihm den Rücken zugekehrt hatte und beinahe über seine eigenen Füße stolperte. Der junge Krieger visierte ihn kurz an und murmelte etwas vor sich her.
»Sieh nicht mit den Augen... sieh mit der Waffe.«
Für einen kurzen Moment wurde es still, dann warf er die Waffe dem Flüchtenden hinterher und konzentrierte sich auf den Flug. Es dauerte lange und er glaubte schon an einen Misserfolg, da durchdrang ein Schmerzensschrei die nächtliche Stille, er hatte den Mann genau am Hinterbein getroffen, der Dolch hatte sich für kurze Zeit in das Fleisch gebohrt und war dann heraus gefallen, doch das hatte gereicht um ihn aus seiner Laufbahn zu bringen, er taumelte und fiel. Mit voller Wucht krachte er mit den Armen voraus auf den erdig-kiesigen Boden und schlitterte dreißig Fuß, bis er bewusstlos liegen blieb. Volltreffer, genau dort wo er den Dolch hinhaben wollte. Mit einem zufriedenen Grinsen durchsuchte er den stark nach Alkohol riechenden Körper des Dolchfuchtlers und fand schließlich seine maue Börse. Wieder floss der Inhalt in seine Geldkatze, die langsam wirklich voll wurde, dann verabschiedete er sich mit einem genüsslichen Pfeifen in Richtung Marktplatz. Die beiden Straßenräuber blieben in der Gasse liegen und sollten noch eine lange, lange, lange Zeit schlafen. Niemand wagte es ihn zu überfallen - dabei hatte er noch nicht einmal richtig gekämpft -, nicht mal die Straßenräuber taugten hier was, nur ein paar betrunkene Spinner also. Jetzt da dieses Aufwärmtraining beendet war, konnte er sich wieder wichtigeren Problemen zuwenden, zum Beispiel wie er eine Taverne mit warmem Essen um kurz nach Mitternacht finden konnte und die möglichst nicht auf den Namen "Kupferkelch" hörte, denn das Hafenviertel wollte er vor seiner Entscheidung erst einmal meiden.

Dark-Druid
17.08.2004, 09:35
Mit dem Tod des Monstrums hatte sich auch der Sturm gelegt. Von einer Sekunde auf die andere wandelten sich tosende Luftmassen in leise säuselnde Lüftchen, einige Momente lang regte sich rein gar nichts. Langsam sanken die Aschewolken, die die Sicht bisher auf wenige Meter beschränkt hatten, zu Boden, gaben den Blick auf die Umgebung frei. Das Auftauchen des Käfers und der Sturm standen in direkter Verbindung zueinander, soviel war klar. Das Schlachtfeld war ein seltsamer Ort, wenn auch wahrlich nicht minder gefährlich. Die damalige Anwesenheit der Sphärenlords hatte die Einöde in einen Ort des Grauens verwandelt, an dem Dinge vorgingen, die den Verstand der Menschen bei Weitem überschritten. Auch jetzt noch war das Land von der unheiligen Präsenz der magischen Wesen durchzogen, man spürte es, wenn man es betrat. Unter der Rüstung stellten sich die winzigen Haare, die die Haut bedeckten, auf, ein omnipräsentes, leichtes Kribbeln zog sich durch sämtliche Nervenbahnen. Durch den Adrenalinrausch des Kampfes wurde es in den Hintergrund gedrängt, doch nun rückte es langsam wieder vor, suchte sich wieder seinen Weg durch den Körper. Der Kampf schien vorbei – die Krone würde nun endlich ihm gehören. Wobei, eher wohl der Bruderschaft Erk’Hakras.
Druid sah sich um. Er stand etwas erhöht, auf dem Kamm einer seichten Hügelkette, die das flache Tal umschloss, in dem der Kampf stattgefunden hatte. Im dichten Sandsturm war dies nicht zu erkennen gewesen, doch nun, da der aschgraue Sand einzig und alleine den Boden und die Rüstungen der Krieger bedeckte, wurde es offenbar. Entfernt lag der tote Leib des riesenhaften Käfers im Staub, um ihn herum leicht dampfende Lachen seines Blutes. Ein ab und an auftretendes Blitzen verriet dem Krieger, dass auch der Hüne, der sich unter den Kämpfern der anderen Gruppe befunden hatte, sein Ende gefunden hatte. Wahrscheinlich hatte ihn das Biest im Augenblick seines Todes noch mit einem seiner Stachelbewehrten Beine durchbohrt.
An der Talsohle stand Raven, gerade schnallte er sich seinen Bogen wieder auf den Rücken, er schien den Kampf verhältnismäßig gut überstanden zu haben. Gut, er war nun mal Fernkämpfer, wahre Feindkontakte und Kämpfe Mann gegen Mann geschahen dort seltener. Etwas weiter entfernt, es mochten vielleicht gute hundert Schritt gewesen sein, erblickte er Marquez – doch war er nicht alleine. Ein Mann stand einige Meter vor ihm. Im ersten Moment hielt er ihn für Rovan, doch plötzlich wurde ihm ein weiteres Detail bewusst. Der Kerl dort vor seinem Schüler, hielt eine Armbrust. Im Anschlag. Und er zielte. Einer bösen Vorahnung folgend, zeichnete er mit den Augen die imaginäre Linie der Führrinne der Armbrust nach. Sie zeigte auf Raven.
Sand spritzte auf, als Druid sich abstieß, in schnellem Sprint den Jäger zu erreichen suchte. Etwa fünf Meter vor seinem Ziel knickte er die Beine ein, nur um im nächsten Augenblick die angestaute Spannung zeitgleich mit einem lauten Klacken zu entladen. Die Zeit schien wie zähflüssiges Sirup zu fließen, als der Krieger durch die Luft segelte. Wechselnd fixierte er den nahenden Todesboten, fortgeschleudert von der riesenhaften Armbrust, die schon einen Bolzen in seine Schulter gejagt hatte, und den braunummantelten Bogenschützen. Das würde verdammt knapp werden.
In dem Moment, in dem seine Schulter mit dem Oberkörper Ravens kollidierte und selbigen hart von den Füßen riss, nahm das Herz der zeit seinen gewohnten Schlag wieder auf. Druid ignorierte den Schmerz der in seinem Schultergelenk steckenden Metallspitze, die durch den Aufprall ein gutes Stück weiter in sein Fleisch getrieben wurde, als ihn plötzlich ein schwerer Schlag herumriss. Krachend zerschellte der Bolzen an der Schienbeinpanzerung des ehemaligen Söldners, mit einem klingenden Geräusch wurde die Spitze des Geschosses abgelenkt, bohrte sich mit einem dumpfen Kratzen in den trockenen Boden, auf den im nächsten Moment auch Druid und Raven aufschlugen...

Solaufein
17.08.2004, 17:16
In einer kleinen Taverne hatte er die Nacht verbracht, zwar nicht im Händlerviertel aber auch nicht in einer dunklen Gasse. In der Nähe vom Marktplatz lag das kleine Gasthaus, in dem er die Nacht in einem Bett verbringen konnte. Das Kissen war zwar nicht mit Federn gefüllt, der Untergrund war hart und gab kaum nach, solcher Luxus musste aber sowieso nicht sein. Es tat gut mal wieder auf etwas hartem Untergrund zu schlafen, denn auch das konnte eine gute Erfahrung sein und hinderte gewiss nicht am guten Schlaf. Die Ereignisse der letzten Nacht schwirrten ihm noch immer im Kopf herum, da er sein Verhalten nach dem Kampf noch einmal genauestens untersuchte. Was hätte er besser machen können, wo musste er besser aufpassen, all so was eben. Ein kleiner Perfektionist steckte schließlich in jedem guten Kämpfer, wie sollte man zufrieden sein, wenn die Leistung nicht zufrieden stellend war. Man durfte sich an ein paar Trunkenbolden keinen Maßstab setzen, sondern musste immer vollkommen wirken. Das nächste Mal konnten es andere Leute sein, die vielleicht besser kämpften, dennoch war ein Überfall auf ihn eine Frechheit. Diese Witzfiguren kannten ihn nicht, denn sonst hätten sie gewusst, daß es nichts bei ihm zu holen gibt. Aber irgendwann war auch das Thema vom Tisch, abgehackt, erledigt, beiseite geschoben. Wichtigere Dinge schweiften über dem Horizont, genau wie der milchige Streif, der am blauen Himmel am Morgen verweilte. Ein Überbleibsel des heutigen Tagesanbruchs. Noch war der Himmel schön blau und nur mit wenigen Wolken behangen, die Sonne nutzte diese Chance jedoch nicht und blieb lieber versteckt. Es war seltsam, daß es in dieser Zeit so wenig Sonne gab, die Jahreszeit hätte ihn eigentlich etwas anderes vermuten lassen, gerade in den südwestlicheren Gebieten. Doch ein blauer Himmel und einige weiße Quellwolken stellten ihn genauso zufrieden und waren kein Grund enttäuscht zu sein. Weshalb denn auch. Selbst Regen änderte hier ja nichts, hatte er doch alle Zeit der Welt einen geeigneten Zeitpunkt auszusuchen, wann er denn mit dem Baron zusammenkommen wollte. Genau das war es, was er schon im Vorfeld angedeutet hatte. Jetzt, wo er die Ringe hatte, hatte er alle Trümpfe selber in der Hand. Er konnte sofort zum Baron gehen und seinen Lohn einfordern, oder aber selbst nach dieser Krypta suchen, auch wenn es Wochen dauern würde. Natürlich hätte er auch über Mittelsmänner den Preis bei Baron Finsterberg in die Höhe treiben können, oder aber auf ein lukratives Rückangebot von Gwinfer hoffen können. Es gab viele Alternativen zur klassischen, zur abgemachten Variante und solange er noch in der Zeitspanne von sechs Tagen lag, gab es auch überhaupt keinen Anlass für den Baron an seiner Vertrauenswürdigkeit zu zweifeln. Heute war so ein Tag, an dem er einiges überprüfen und machen wollte, so fing er schon früh am Morgen mit seiner Arbeit an. Die Sonnenstrahlen in seinem kleinen Zimmer hatten ihn geweckt, schon zu Sonnenaufgang, aber er war noch ein bisschen im Bett geblieben und hatte die Augen geschlossen, um besser denken zu können. Das war immer ein sehr probates Mittel. Man konnte einfach die Augen schließen und die Umgebung belauschen. Er konnte draußen mehrere Menschen hören, ein quietschendes, regelmäßiges Geräusch, das aber vorbeizog, ließ auf einen Karren mit rostigen Rädern schließen und mal waren die Stiefelschritte schwerer und mal überhörte er einige Leute wegen ihrer Lautlosigkeit. Eine halbe Stunde nach Tagesbeginn hörte er das Einrasten der Nebentür, erst wie sie geöffnet und dann zugeschlossen wurde. Anscheinend war sein Zimmernachbar auch aufgewacht und gegangen. Unten im Schankraum war es noch vergleichsweise ruhig, auch wenn schon einige Hammergeräusche ertönten, die auf Reparierungsarbeiten hindeuten konnten. Es war ein gutes Gefühl diese Geräusche zu hören, während man selbst noch ganz ruhig und entspannt dalag und nichts tat. Er hatte nämlich die Last von Rüstung und Stiefeln von sich gewiesen, Armschienen abgelegt wie auch den Umhang. Nur sein Hemd und seine Unterwäsche blieben ihm, unter der Steppdecke war es dennoch angenehm warm und durch das verlorene Gewicht fühlte er sich wohl. Bei jedem Atemzug spürte er die Wenigerbelastung auf der Brust, die ohne den Druck besser auf und ab kam. Manchmal dachte er in diesen besonderen Momenten auch an Zuhause, nicht Gorthar, sondern sein wahres Zuhause, droben im Norden, in der eisigen Einöde des Wintertals. Doch diese Erinnerungen waren ein Geschenk und ein Fluch zugleich, denn wie jeder Mensch brachte er gute und schlechte Erfahrungen mit in die Fremde und so fiel es nicht immer nur leicht und angenehm daran zu denken. Heimweh war jedoch immer da, besonders da er ja noch nicht so alt war, wie man vielleicht vermutete. Seine Reise dauerte nun schon zwei Jahre an, doch ihm war, als wäre es erst gestern gewesen.

Gegen frühen Mittag war aber auch die Zeit der Entspannung zu Ende, es musste wieder gearbeitet werden und wenn die Arbeit nur aus Gehen bestand, den ganzen Tag faul herumliegen, das war nicht drin, er stellte da genauso hohe Anforderungen an sich, wie es seine Eltern früher schon taten. Durch Herumliegen konnte man sich für wenige Minuten das zurückholen, was man im Laufe des Tages verloren und vermisst hatte, aber man konnte dadurch nichts erschaffen, gewinnen, vollbringen. Kontrolliert und diszipliniert stand er auf, lockerte seine Muskeln und Bänder ein wenig, dehnte kurz seinen Körper und brachte die Muskeln mit speziellen Hebeübungen langsam aber steigernd auf einen hohen Punkt der Belastbarkeit, ehe er sich wieder anzog. Schnell waren die Armschienen angeschnallt, die einen zuverlässigen Schutz gegen Stichwaffen aus nächster Nähe boten, aber auch Kratzer abwehren und mitunter auch Geschosse ablenken konnten. Die Rüstung wurde wieder angelegt und der trainierte Kriegerkörper bekam seinen Schutz, auch wenn die Rüstung sich nicht von alleine erholte und immer noch beschädigt war. Es folgten die Stiefel, wobei noch einmal die Halterung beider Stiefeldolche überprüft wurde, dann legte er sie an und band fest zu, jedoch nicht zu fest. Was ihm noch fehlte waren Beinschienen, kleine, leichte Stahlbeinschienen mit Spitzen, vielleicht auch Nieten oder Tierzähnen, damit konnte er bei fleischlichen Gegnern - und das waren immerhin fast alle - noch schwerere Wunden verursachen, durchschlagende Wirkung erzielen. Als letztes kam der Umhang, dessen zwei kleine Schlaufen er an den beiden Spitzen der Rüstung festzog, so daß er auch nicht wegflog. So gerüstet und wieder einigermaßen hergestellt, verließ auch er als letzter der heutigen Gäste sein Zimmer, um wieder hinunter in den Schankraum zu kommen, um kurz darauf weiter zu gehen. Die Ausgewogenheit und Vielzahl der gorthanischen Herbergen stellte ihn sehr zufrieden, man brauchte wirklich nicht allzu lang warten, bis man an einer vorbeikam, scheinbar war in jedem Viertel der riesigen Großstadt mindestens eine Unterkunft für Fremde vorhanden. Auch diese Unterkunft war in Ordnung, es war ein sehr, sehr kleines Haus und wurde von einer kleinen Familie geführt, Mutter, Vater und die Tochter halfen beim Geschäft, während der älteste Sohn bei einem Schmied arbeitete, bzw. seine Lehre in Angriff nahm, dies aber schon seit gut einem Jahr. Es war nicht sehr teuer hier zu übernachten und auch die Preise für Speis und Trank waren angemessen, kamen zwar nicht an die untere Preissparte des Kupferkelches heran, waren aber billiger als das Gasthaus in der Händlerstraße. Vor allem achtete man auf Sauberkeit und Ruhe, so befanden sich selten mehr als zehn Leute hier, dafür war man sehr alleine und unbekümmert. Eine Schlägerei hatte es hier noch nie gegeben, was sich die Eigentümer auch gar nicht hätten leisten können. Da die Lage aber nahe dem Marktplatz war und es sich um eine sehr offene, gutbetuchte Straße handelte, die auch abends beleuchtet wurde, schreckte dies potenzielle Leute ohnehin ab. Eine extra geschmierte Wache hätten sich die Eigentümer aber nicht leisten können. Er schätzte diese Art von Wirtschaften, denn die großen Menschenaufläufe wie er sie in der Kanalisation, aber vor allem im Kupferkelch angetroffen hatte, waren ihm doch sehr suspekt. Sein Verständnis für die Menschen war durchaus vorhanden, es war einfach eine logische Folge von Städten, wer keine Arbeit hatte, der hatte nichts zu tun und wer nichts zu tun hatte, dem war schnell langweilig. Der Kupferkelch war ja überwiegend ein Hort der Armut, man konnte es dort an jeder Ecke sehen und auch riechen. Es waren eben solche Lokalitäten, wo man gute Arbeit bekam, wenn man denn nur Gutes anzubieten hatte. Doch suchte man Einsamkeit und Ruhe, so war man dort falsch, besonders wenn man Anders war als die Anderen, eben wie er es als Fremder dieser Stadt eben immer sein würde. Sein Äußeres, aber auch sein Inneres war den Gorthanern fremd, ja vielleicht sogar unheimlich, so lagen immer Blicke auf ihm und oft wichen sie nicht mehr, waren sie erst einmal fixiert. Damit musste man eben leben, am Geschwätz der Leute konnte man nichts ändern und er hätte sich genauso verhalten, wären sie in seine Heimat gekommen. Einschreiten konnte man nur, wenn es eben solche Begegnungen mit der Bevölkerung gab, wie letzte Nacht mit den Straßenräubern.

Nach einem trockenem Bier, etwas Brot und Käse und einer Schüssel Haferflocken bezahlte er noch einen Apfel, was sich dann auf fünfzehn Goldmünzen bezifferte, was er gerne bereit war zu zahlen. Nachdem er es dem ältlichen Herrn gedankt hatte und dem Abschiedslächeln seiner schönen Tochter nachgekommen war, verließ er die Taverne, nur um wieder ins Freie zutreten und dort erst einmal wieder die Orientierung zu finden. Wenn man mitten in der Nacht irgendwo einkehrte war es gar nicht mal so leicht sich am nächsten Morgen zurechtzufinden und er war noch immer nüchtern wie ein Krug Bier es nun mal war. Nach kurzer Phase des Gewöhnens der Augen an den jetzt doch sehr hellen Schein, setzte er seinen Weg Richtung Marktplatz fort. Seine Stiefel schritten über die gepflasterte Straße und blieben dabei sehr ruhig. Inzwischen hatte er den gröbsten Dreck wieder wegbekommen, so daß das Weiß des Felles wieder richtig glänzte, an seine besten Tage würde es aber nie mehr herankommen, eine winzige Grauspur würde bleiben, vor allem an der Sohle war des Fell grundsätzlich dunkler als weiter oben. Inzwischen hatte er auch einen Verdacht, von welchem Tier es stammen konnte, denn es gab nicht viele Tiere mit weißem Fell, nur ein kleiner Kandidatenkreis kam dafür in Frage. Auf seinem Weg auf der guten Straße kamen immer mal wieder Menschen vorbei, alles Eindrücke aus einer Großstadt wie Gorthar. Ein Mann im edlen Herrenanzug hatte seine Frau im Arm, welche ein rotes Sommerkleid trug. Der Mann grüßte nicht, als sie sich trafen, aber die Frau lächelte kurz, was er verwundert aufnahm. Ein paar Meter weiter spielten Kinder mit einer kleinen Eisenkugel, die sie sich immer wieder zuwarfen und so fast jeden Passanten drohten umzurennen, was ihn aber nicht sonderlich störte. Ein kleines Mädchen, vielleicht zwölf, erregte seine Aufmerksamkeit, hatte sie doch eine sehr hübsche Nase und auch ein sonst sehr schönes Gesicht, auch wenn sie noch sehr klein war bildete sich ihre Schönheit schon heraus, aber er blieb nicht stehen, sondern setzte seinen Weg unaufhaltsam fort. Auch zwei Stadtwachen kreuzten seine Wege, schienen sie jedoch nicht im Dienst und scherzten von Orkangriffen und Ausbilderwitzen, auch sie ließ er hinter sich und trat kurze Zeit später auf den Marktplatz. Heute war noch kein Markttag, deswegen war es hier erträglicher, als wenn all die kleinen Stände aufgebaut wären und die Bauern von den umliegenden Gehöften mit ihrer Ware eintrudelten, dennoch war der riesige Marktplatz ein Ort des Handels, denn fast jeden Tag hatten die Geschäfte geöffnet, die hier ihre festen Läden hatten. Rings um den Brunnen in der Mitte wuselten Menschen umher, kreuz und quer, runter und hinauf, links und rechts. Mit Körben und Kisten, mit Kindern und Kunden. Alles war auf den Beinen, konnte man bei diesem Anblick denken. Auch der fremde Nordmann schlenderte heute über den Marktplatz, bis er zu einem Geschäft kam, das eigentlich gar kein Geschäft war. Es war vielmehr die Schmiede eines gewissen Gunos, der dort sein Handwerk verrichtete. Da seine Schmiede offen war, konnte jeder seine Arbeitsschritte sehen, zwar hatte er auch noch eine Anlage auf dem Hinterhof, doch dort konnte man keine Kunden empfangen, dort arbeitete man nur ab dem Nachmittag. Fasziniert beobachtete er den Hammermeister bei seiner Arbeit, wie er gerade ein Schwert herstellte und das mit hoher Präzision. Natürlich war es kein Vergleich zu den großen Schmieden des Nordens, wo die besten Schmiede des Kontinents abstammten, aber auch dieser Mann schien sein Handwerk zu verstehen und es war kein Zufall, daß der Fremde ihn nun von seiner Arbeit abhielt und störte, denn er hatte ihm ein Geschäft vorzuschlagen.

»Seid gegrüßt Meister Gunos, ich sehe ihr versteht euer Handwerk.« Er sprach mit klarer und bestimmter Stimme, aber nicht aufdringlich oder aggressiv, denn er wusste schon, wie man Leute einwickeln konnte, wobei Schmiede oft kein Ohr für Worte, sondern vielmehr für Gold hatten.
»Das will ich meinen, zwanzig Jahre mach ich die Arbeit schon, seit zwanzig Jahren führe ich diese Schmiede und seit zwanzig Jahren haue ich auf dieses scheiß Amboss ein, um die besten Klingen herzustellen.« Der Schmied arbeitete unentwegt weiter und dachte gar nicht daran aufzuhören.
»Nun, das klingt gut. Könnt ihr denn auch Rüstungen bearbeiten?« Jetzt wollte er es doch mal wissen und scheinbar hatte er Erfolg, denn der Mann hörte auf zu hämmern und legte den Schmiedehammer weg.
»Rüstungen? Wenn ich die passenden Teile habe schon. An was habt ihr denn gedacht?«
»Seht ihr meine Rüstung. Hier, die beiden Stellen!« Er deutete auf die beiden Vertiefungen, wo einst etwas befestigt sein musste. »An diese beiden Stellen möchte ich Razorenhörner, die Hörner bekommt ihr von mir. Wäre das möglich?«
»Natürlich, das ist eine bessere Ausbesserungsarbeit, kein großes Ding, ein bisschen flüssiger Stahl, etwas Pech, ich werde nicht lange brauchen. Gebt mal her die Sachen.«
»Gut, ich gebe euch die Sachen, aber fangt jetzt damit an, denn ich zahle gut und werde euch nicht aus den Augen lassen, schön dumm müsst ich sein, ohne Rüstung durch Gorthar zu laufen nicht wahr?«

Der Schmied musste laut auflachen und klopfte ihm auf die Schulter, dann machte er an seinem Schwert weiter und würde sich wohl bald um die Rüstung kümmern. Dann wäre das schon mal erledigt, denn die Löcher missfielen ihm wirklich sehr und Zeit und Gold hatte er wirklich genug, seine Rüstung war wichtiger als der Baron, so viel war sicher.

Solaufein
24.08.2004, 04:51
Die Stunden der Zeit waren in Gorthar in atemberaubender Schönheit vergangen, denn in der Zeit beim Schmied hatte der junge Herr genügend Zeit gehabt sich auszuruhen und die Menschen in dieser Straße zu beobachten, aber auch dem Schmied über die Schulter zu schauen und ihn bei seinem Handwerk zuzuschauen. Mit welch meisterhafter Präzision er den Hammer schwang und auf den Amboss donnern ließ war erstaunlich, weniger hingegen die Statur des Mannes. Er war sehr bullig, leicht untersetzt und kleiner als er, mindestens eine Kopflänge. Sein Kopf war eher rund als eckig und seine Haare beinahe kahl, die Stirn sehr hoch und unterlegt. Er trug während seiner Arbeit eine dicke Lederhose und ein weißes, ärmelloses Hemd, darüber eine schwere Lederschürze. Sein Oberkörper lag an einigen Stellen frei und seine Brustbeharrung quoll an einigen Stellen sichtbar heraus, was ihn aber nicht sonderlich anekelte und dem Schmied wohl am wenigsten ausmachte. Den Hammer musste er mit sehr viel Muskelkraft schlagen, weswegen seine Oberarme auch mit sehr viel Muskelmasse gefüllt waren, seine Unterarme wirkten dagegen schlaksig. Unter den Fingernägeln hatte er Dreck und wusch sich nicht oft, nur wenn es zu heiß wurde wischte er sich das Gesicht mit einem Lappen, den er hin und wieder in ein Wasserbad tunkte, ab. Seine Werke bekamen da mehr kühles Nass ab, denn nach jedem Bad in der Feuerglut und nach der Bearbeitung auf dem Amboss wurden die Stücke im Wasserbad abgekühlt, wo sie danach erst einmal fertig waren und erst später noch nachbearbeitet oder geschliffen wurden. Die Schwerter hatten alle keine überragende Qualität, aber es waren neuwertige Stücke, der Stahl konnte nach guter Politur glänzen und ein jeder Soldat würde sich sicher über so eine Waffe freuen, wenn er sie denn überreicht bekam. Es war eine fähige Waffe, die die meisten Gegner bezwingen konnte und an Stabilität im hohen Mittelfeld lag. Das Material sollte der berühmte gorthanische Schwarzstahl sein, was den Waffen ein dunkles Bild gab und sich von anderen Sorten absetzte. Der Stahl kam aus dem nahe gelegenen Gebirge und wurde dort in Bergwerken in den Berg hinein abgebaut. Hauptsächlich arbeitete der Schmied - mit Namen Gunos - für die gorthanische Miliz, die ihm seine meisten Aufträge zukommen ließ. Einzelne Privatarbeiten nahm er jedoch auch entgegen, wie eben auch die Rüstung des jungen Nordmannes. Meister Gunos war auf das Schmieden von Waffen spezialisiert, konnte aber auch passable Rüstungen herstellen oder Ausbesserungen erledigen. Er war kein Meister dieses Fachs, aber durchaus fähig genug und erfahren ohnehin. Durch die gute Lage seiner Schmiede am Marktplatz verirrte sich immer mal wieder ein einzelner Kunde zu ihm und auch die Waffenhändler am Marktplatz griffen manchmal auf ihn zurück. Eigentlich war er ein recht gut verdienender Mann, im Gegensatz zu vielen anderen Schmieden in Gorthar, die keine guten Geschäftslagen, Kunden oder Aufträge hatten. Waffen wurden eigentlich immer gebraucht und verkauften sich gut, aber Waffe war eben nicht gleich Waffe. Es gab so viele verschiedene Waffen, so viel mögliches Material und so unterschiedliche Ausführungen der Arbeit, da war es schwer das Richtige zu schmieden. Gefragt waren immer Schwerter, die zum Grundrepertoire eines jeden Waffenschmieds gehörten, ein Schwert musste man beherrschen, sonst konnte man einpacken und das Handwerk an den Nagel hängen. Besonders leichte Einhänder - Kurzschwerter - waren in Gorthar sehr beliebt, nicht nur die Miliz wurde damit ausgestattet, nein, auch Privatpersonen schätzten es als gute Verteidigung, leicht zu tragende Abschreckung und vor allem leicht zu führende Waffe. Natürlich konnte nicht jeder ein Kurzschwert führen wie ein Meister des einhändigen Kampfes, aber es war die wohl am leichtesten zu erlernende Waffe. Aber auch mittlere Einhänder wie das Langschwert mussten immer wieder gefertigt werden, besonders höhere Stadtwachen und Leibwachen statteten sich damit gerne aus. Des Weiteren gab es Zweihänder, die in Kriegen und von hohen militärischen und adligen Kämpfern gefordert wurden. Diese Waffen schmiedete Meister Gunos nur ungern, zu lang war die Klinge, zu schwer, deswegen hatte er seinen letzten Zweihänder schon vor Jahren geschmiedet. Und dann gab es da noch die Exoten unter den Waffen, die selten gebaut wurden, rar eingesetzt und so gut wie nie gesehen wurden. Streitkolben, Kriegshämmer, Streitflegel, Morgensterne und wie sie alle hießen. Äußerst kompliziert in der Herstellung, da es immer mehrere Teile erforderte und das Gleichgewicht hier genau stimmen musste, um einen guten Fixpunkt zu haben. Auch diese Waffen schmiedete der Waffenschmied nicht, einfach weil sie ihm zu kompliziert waren. Weniger exotisch, dafür umso beliebter waren Stangenwaffen. Hellebarden besonders. Die normalen Torwachen trugen sie, jeder eine, zusätzlich zu den Schwertern. Sie dienten als Abschreckung und waren besonders durch ihren Längenvorteil sehr beliebt, da man damit den Feind auf Abstand halten konnte, geschickte Hellebardenkämpfer waren im Kampf Mann gegen Mann im Nahkampf kaum zu bezwingen. Hellebarden schmiedete Gunos ebenfalls nicht, allerdings nicht weil er es nicht konnte oder wollte, sondern weil er schlichtweg nicht durfte. Die Lizenz hatte ein anderer Schmied am Hofe des Herzogschlosses, er hätte so keine Abnehmer für die Waffen gefunden, die er früher einmal gefertigt hatte. So blieb er überwiegend bei Schwertern, was ja auch nicht das schlechteste war.

Dies und noch einiges mehr hatte der Schmied ihm erzählt, immer mal wieder gab es Zeit für Plaudereien, wobei er den Meister des Hammers all jene Fragen gestellt hatte. Aus Interesse, aus Neugier, manchmal auch aus Langweile, aber auch um den Mann seiner Fähigkeiten zu überprüfen. Das einzige was ihm dabei missfallen hatte war die Antwort des Schmieds auf die Frage, ob er denn auch in der Lage sei vernünftige Äxte zu schmieden. »Zu barbarisch« hatte seine abschätzige Antwort gelautet. Doch dabei hatte er sich geirrt, denn es war beileibe nicht barbarisch eine Axt zu schwingen. Auch wenn er es selber nicht tat und dem Schwert den Vorzug gab, so kannte er doch zahlreiche Axtschwinger, die es locker und leicht mit Schwertkämpfern aufnahmen und sie in Grund und Boden hackten. Eine Axt hatte viel mehr Gewicht, einen viel höheren Fixpunkt und erforderte viel mehr Kraft in den Zügen, dafür aber brachte man einen Druck hinter die Schläge, denen nur starke Schwertblöcke standhielten, außerdem musste die gegnerische Waffe stabil sein, da ein schwerer Axttreffer Schwerter reihenweise zerbrechen ließ, wenn sie aus minderer Qualität waren. Erst vor kurzem hatte er dies ja am eigenen Leib erlebt, denn der Orksklave in der unterirdischen Arena kämpfte mit einer, wenn auch etwas ungewöhnlichen, Axtkonstruktion und stellte sein Schwert vor eine wahre Bestandsprobe. Allerdings gab es keine Zweifel an der Qualität seiner Klinge, sie war über alle Zweifel erhaben. Er selber kämpfte lieber gegen Gegner mit Schwertern oder eben diesen exotischen Waffen, von denen er aber noch nicht viele gesehen hatte, denn hier kannte er sich aus, hier war er Herr der Waffe, hier konnte er sogar den Gegner beeinflussen, alleine durch seine Handlungen. Bei Stangenwaffen hingegen und anderen Zweihändern war wirklich eine große Schwierigkeit die teils gravierenden Längenverhältnisse. Die Distanz zum Körper des anderen war dabei ein großer Nachteil und so musste man manchmal sogar die Waffe des Gegners, anstatt seinen Körper bearbeiten. Die Reaktionszeit eines Zweihänders, sein Gewicht und die relativ leicht auszurechnenden Angriffe machten ihn aber zu einer launischen Waffe, der man sich schon früh verschreiben musste, wollte man sie primär führen. Er selber hielt davon nichts und hatte auch nach wenigen Versuchen mit einem Zweihandschwert seine Bemühungen eingestellt mit diesen "Riesen" weiterzuarbeiten. Er mochte sie nicht, weder als Waffe in seinen noch in den Händen des Gegners. Die größte Ehrfurcht hatte der junge Nordmann aber vor den vom Schmied so verleumdeten Axtwaffen. Nicht die Waffe an sich war das Schreckliche, sondern meistens die Träger. Eine Axt richtete verheerenden Schaden an, da sich das Axtblatt nach einem Körpertreffer beim Herausziehen noch weite Teile des Fleisches und der Haut sicherte und einfach mitnahm, was zu unkontrollierten Blutungen und schweren Fleischwunden führte, außerdem konnte man mit einer Axt eher Gliedmaßen ab- oder sogar Knochen und Knochenmark durchtrennen. Das alleine jedoch war nicht das Ausschlaggebende. Eben wegen diesem doch schlechten Ruf in der weiten Welt von Äxten trugen diese Waffe nicht oft Kämpfer mit reger Ausbildung, die oft noch Worte wie Ehre, Stolz, Formierung und andere Schlagwörter eingetrichtert bekamen. Ob dies nun junge Adelssöhne, Ritterknechte oder sonstige westliche Männer waren, das war vollkommen egal. Jedenfalls sah er noch keinen Mann in Gorthar, der eine Axt an seiner Seite führte und in Gorthar sah man viele Menschen. Die, die es doch taten, mussten nicht nur von den Vorteilen der Axt überzeugt sein, meistens hatten sie dieselbe Wildheit wie seine nordischen Brüder in den Adern. Es war kein Geheimnis, daß die Nordmänner nicht unbedingt die ruhigsten Zeitgenossen waren, dennoch übertrieben es einige Blutsbrüder und zogen plündernd durch die westlichen und südlichen Länder, wo sie Wörter wie Ehre oder Stolz verhöhnten und ihre Opfer grausam abschlachteten, hier formte sich der schlechte Ruf der Axt, die eben jene Blutgemetzel durch ihre Konstruktion noch unterstützte. Scheinbar ungerecht, da ein Morgenstern ähnliche Verletzungen verursachen kann, aber eben nicht so oft in Erscheinung tritt, jedenfalls nicht in diesem Teil der Welt.

Mittlerweile aber war auch Meister Gunos mit all seinen Arbeiten fertig geworden und hatte sich seiner Rüstung gewidmet. Es war ein ungewohntes Gefühl für ihn einfach seine Rüstung auszuziehen und nicht zu schlafen, stattdessen stand er nur in der Hose und dem luftigen Hemd da und sah sich die Arbeiten an. Sie waren dafür in den Innenhof gegangen, die vordere Schmiede auf dem Marktplatz wurde geschlossen und sie waren ganz alleine. Das hieß, nicht ganz. Ein paar Spatzen hatten es sich bequem gemacht und tranken ein wenig von dem Wasser, das eigentlich zum abkühlen der Klingen gedacht war, aber so auch einem anderen Zweck zugute kam. Die kleinen Piepmätze schienen dem groben Schmied zu gefallen und es wirkte so, als ob er sie kennen würde, da er sogleich aus einem Schrankkästchen ein wenig Brot holte und es an die Vögel verteilte. Stillschweigend und seine Meinung sammelnd sah er ihm dabei über die Schulter und konnte die Liebe des Schmieds nur teilen, denn in dem Moment waren Vögel äußerst passend. Der Innenhof sah gar nicht mal so aus, als ob hier unbedingt eine Schmiede stehen müsste, es hätte auch genauso gut ein kleiner Garten oder eine schöne Grünanlage sein können. Ein paar Rosenranken wanden sich an den kahlen Steinwänden empor, die Blüten schienen noch in Rot-, Rosa- und Weißtönen, grüne Stauden verzierten die Ecken des beinahe quadratischen Hofes, auf einem Erdfeld blühten Wild- und Steckblumen, ein kleiner Apfelbaum schenkte Schatten und Vögeln einen Platz zum brüten. Die Äpfel waren noch nicht reif, nur wenige hatten schon rote Farbe, es brauchte noch ein wenig Zeit und Sonne, ehe man hier etwas ernten konnte, doch schien das nicht einmal der eigentliche Sinn des Baumes zu sein. Zwei dorre, kahle und alte Äste waren zu einem Bogen gespannt worden, fest im Boden verankert hingen an ihnen zahlreiche Werkzeuge, von Beilen bis Zangen war alles dabei. Die Werkzeuge des Meisters natürlich, Hammer in verschiedensten Größen und Formen besonders. Die Schmiede an sich lag kühl unter einem Mauerdach aus Steinen, eine weiße Granitschicht hielt die Hitze ab sich zu sammeln, ansonsten war es rein grau. Dunkel war es, obwohl helllichter Tag konnte das Dach das Licht gut abhalten, Restlicht erfüllte den Raum, trat man unter das Dach gewöhnten sich die Augen um. Schön hatte er es hier, der Meister Gunos, fast idyllisch und für Poeten bestimmt. Für harte, schweißtreibende Schmiedearbeit war in diesem Paradies kein Platz in der Logik, doch diese wurde beiseite geschafft und zeigte hinter die harte Fassade des Straßenladens, der von grauer Tristesse bestimmt wurde, was einem aber erst bei einem Anblick wie diesem klar wurde. Es musste wunderbar sein hier zu arbeiten, mit dem Piepsen der Spatzen, dem gebündelten Strahlen der Sonne und all den frohen Farben die auch von Realität abzulenken vermochten. Wichtige Arbeiten erledigte der Meister immer und ausschließlich hier, der Krach wurde gedämpft und störte niemanden, bis tief in die Nacht konnte er hier Ideen nachgehen und seine Aufträge abarbeiten, keine gewöhnlichen Kurzschwerter für die Miliz, sondern Aufträge eben wie jene Rüstung eines Fremden, der es sich nicht nehmen ließ dabei zu sein, aus Misstrauen, aber auch aus Interesse und Lernehrgeiz.

Die Razorenhörner hatte er dem Schmied schon gegeben, die Rüstung ebenfalls und er konnte so sehen, wie das Werk begonnen und vollendet wurde. Zunächst untersuchte Gunos die Rüstung mit allerhand Werkzeug auf tiefe, Material und Form, sowie Haltbarkeit und Belastbarkeit. Erst dann entschied er sich für eine endgültige Mischung der Materialien. Eine Stahlstange, die zuvor abgewogen und in eine passende Form geschnitten wurde, wurde im Feuer erhitzt und flüssig gemacht. Gleichzeitig erhitzte der Schmiedemeister auch eine Kanne mit Pech. Dann nahm er die Razorenhörner und schnitzte ihre Unterseite genau, damit sie auch die passende Form für die Löcher hatten, die viel kleiner als die Hörner waren, vermutlich waren einst andere Stücke verwendet worden, an die sich der Fremde aber nicht mehr erinnern konnte. Als dies erledigt wurde, ging es eigentlich recht schnell. Der flüssige Stahl wurde wie Kerzenwachs in die Löcher gegeben und anschließend wurden die Hörner sofort eingeführt, noch bevor das heiße Metall erstarren konnte. Sekundenarbeit war das, doch der Stahl würde für eine feste Halterung garantieren. Dann nahm er die Pechkanne und einen Trichter mit sehr kleiner Spitze und füllte die übrig gebliebenen Hohlräume mit dem schwarzen Pech auf. Damit würden die Hörner endgültig in den Löchern sitzen bleiben und standen starr und stumm an den Schulterflügeln der Rüstung. Sie waren jeweils leicht nach außen geknickt, da die Hörner nicht linear gerade wuchsen. Am Ende reparierte der Schmied noch einige beschädigte Einzelstücke. Zwar hatte er nicht die Ursprungsmaterialien, aber so war der flüssige Stahl gut verwertet, der nun die Flickstellen verstärkte und die Rüstung noch sicherer machte. Es war ja nur die Außenhülle, die beschädigt war, innen war ja noch alles wunderbar und jetzt hatte es auch wieder ein paar Flicken weniger. Die Stahlstellen wurden mit heißem Pech überklebt und mit Wolfsfell besetzt, aber auch hier stimmte die Farbe nicht mit dem Ursprungsfell ein, das von einem schwarzen Tier kommen musste, doch eine erneute Übermalung mit schwarzem Pech lehnte er ab, stattdessen gefiel ihm diese farbliche Mischung aus schwarzen und dunkelbraunen bis dunkelgelben Tönen dazwischen. Die Rüstung hatte so ein klein wenig mehr Fülle bekommen, das Gewicht auf den Schultern machte sich aber nicht bemerkbar, handelte es sich ja nur um ein paar zusätzliche Gramm.

Es war schon sehr spät, als der Schmied endlich den Hammer weglegte und mit schweißverzehrtem Gesicht eine vollendete, getrocknete und gekühlte Rüstung übergeben konnte. Zufrieden konnte er sein, die Arbeit war sehr gut gelaufen, wobei er nichts dafür getan hatte und nun mit entspanntem Gesichtsausdruck seine Geldkatze öffnete. Die Arbeit war gut, sehr gut sogar und sie sollte dementsprechend entlohnt werden, er war äußerst zufrieden, nicht nur der optische Makel hatte sich aufgelöst, auch die Konsistenz der Rüstung war verbessert, leicht verändert worden.
»Nun Schmied, wie viel wollt ihr für eure Arbeit als Lohn?«, fragte er bewusst trocken, da man bei Geldgesprächen nie wirklich freudig war. »Sagen wir achtzig, Material und Arbeit zusammen, ja?« Der Schmied schien kein besonders hartnäckiger Verhandlungspartner zu sein, aber er nickte nur zustimmend und kramte jede Münze einzeln heraus. Achtzig waren schon recht viel, etwa ein Zehntel seines Gesamtbestandes, da er ja noch nicht wirklich lange in Gorthar "arbeitete" und ja noch sehr lukrative Geschäfte vor ihrem Abschluss standen, es sehr spät schon war und er wirklich zufrieden sein konnte, wollte er nicht mehr feilschen und gab sich damit zufrieden. »Schön, dann machen wir achtzig. Ein verdienter Lohn für gute Arbeit und einen netten Tag.« Er überreichte dem kaputten Arbeiter seinen Lohn für heute und machte eine Geste des Dankes, ehe er seine Rüstung wieder übernahm und sich aufmachte sie wieder umzuschnallen, der Geruch des Peches hing noch etwas an ihr, doch spätestens beim nächsten Regen würde das schon wieder ganz anders aussehen. Nun also hatte er das Fell dieses schwarz-grauen Tieres und dem von einem Wolf als Überzug, darunter die Platten von Minecrawlern, die durch Stahl verbessert wurden. Von einer kaputten Rüstung hatte sie sich zu einer prächtigen Rüstung gemausert, die beiden Razorenhörner sprühten geradezu vor Ehrfurcht und würden menschlichen Feinden das Fürchten lehren. Wahrhaftig die Rüstung eines wilden Truppenkommandanten aus dem Norden, der er nie war und nie sein wollte und doch immer bewunderte. Doch das Innere der Rüstung hatte sich nicht verändert, genau wie das Innere von ihm. Es war eine äußerliche Veränderung, die Beseitigung eines optischen Makels, die Aufpolierung einer Rüstung. Eigentlich war es nichts und doch konnte es alles sein, zumindest für den heutigen Tag war es alles und ein Krieger fühlte sich mit einer schöneren, einer stärkeren oder einfach nur einer besseren Rüstung immer auch selbst ein wenig unbesiegbarer, zumindest das gute Gefühl konnte ihm niemand mehr nehmen.
»Es hat mich erfreut für euch zu arbeiten, gehabt euch wohl.« Mit einer einladenden Geste wies der Schmied ihm den Weg nach draußen, wo er dann wohl abschließen wollte. Jedenfalls war es ein sehr zufriedenes Gesicht, das auf den Wangen des älteren Schmiedes lag, scheinbar war es ein Tag zu zweierlei Gunsten. Ein letztes Händeschütteln beendete die Zusammenarbeit der beiden Fremden, die sich nun einen Tag gut kannten und nun wieder ihre Wege gingen und mit hoher Wahrscheinlichkeit nie wieder sehen würden. So war das Leben und so war Gorthar, so war die Welt und so wird sie immer sein.

Der schwarze Schatten verschwand in einer kleinen Gasse und wurde von der Dunkelheit der Häuserfassaden verschluckt. Einzig das Geräusch eines einsamen Umhangs kündete noch ein wenig von seiner Anwesenheit und sang ein leises Lied, das kurz darauf in einer belebten Straße zu einem kleinen, kurzen, aber flotten Pfeifen ausklang. Er verschwand. Lautlos. Unnachgiebig. Geformt von Erfolg. Die Gedanken, sie lagen offen, sie lagen brach. An morgen. Einen neuen Tag. Ein Tag in Gorthar.

Solaufein
25.08.2004, 05:20
Mit der neuen Rüstung am Körper lief es sich anders, irgendwie besser. Er hatte auch seine alte Rüstung sehr gemocht, aber dank der Ausbesserungen und der Reparaturen wirkte sie noch ein wenig stolzer und konnte so auch ihm gefallen. Ein bisschen selbstbewusster schlich er durch die Straßen, wobei er des Nachts oft alleine war und so gar nicht schleichen musste. Sein Weg hatte ihn in eine Taverne geführt, ganz in der Nähe des Stadttores, von wo er hierher gekommen war, nach Gorthar. Es war immer wieder erstaunlich, wie viele Tavernen, Kneipen und Gasthäuser es hier doch gab, denn er vermied es in solche Lokalitäten mehrmals zu gehen und genoss eher die Vielfalt. So lernte man Wirte und Stammgäste kennen und konnte selber durch Anwesenheit glänzen. Allerdings wäre er auch sehr ungern in die Taverne gegangen, wo er gleich nach seiner Ankunft eine Schlägerei mit blutigem Ausgang erdulden musste. Sicherlich wäre der Wirt nicht sonderlich erfreut ihn wieder zu sehen, er wollte das Gasthaus meiden und sich andere, gemütlichere Lokale suchen. Nichts war nervtötender als Stress beim Essen, Trinken oder Entspannen, was er bevorzugter weise vor Kaminen in eben jenen Gasthäusern tat. Gorthar wirkte mit jedem Tag ein wenig vertrauter, nicht auswendig konnte er hier die Straßen begehen und jede Gasse kennen, unmöglich, aber große Straßenzüge hafteten sich in sein Gedächtnis und Tavernennamen wurden eingeprägt. Langsam aber sicher verstand er die Struktur dieser Stadt, den großen Marktplatz mit seinen zahlreichen Geschäften als zentraler Ort nicht weit vom Stadttor entfernt, der Hafen immer etwas unterhalb der eigenen Stadt und die Prachtstraßen der reichen Gesellschaft, bald würde er keine Hilfen mehr brauchen, um sich gut hier zurecht zu finden.
Bei all der Freude über die gute Reparatur der Rüstung und dem guten Einleben in die Stadt, dachte er allerdings immer noch oft an die Heimat, die weit, weit weg war und wohl in den nächsten Mondjahren nicht für ihn erreichbar wäre. Die Bilder aus seinem Kopf versuchte er zu verdrängen, manchmal wollte er sie aber auch sehen, zur Erinnerung, als Schock. Vergessen konnte er sie sowieso nicht, nur richtig damit umgehen, das musste er noch lernen. Er hatte nun auch begriffen, was mit dem Kamin passiert war, als ihn diese Feuerwoge geradezu angegriffen hatte. Es war dieselbe Brutalität wie die der Bilder. Kein Wunder also. Jedenfalls konnte er ein positives Resümee ziehen, als er nun wieder etwas abseits der Menschen in einer dunklen Ecke saß, über ihm zwei prächtige Wolfsfelle an die Wand genagelt waren und ein großer Krug Bier vor ihm stand. Er nahm immer mal wieder einen kräftigen Zug, wodurch der Krug rasch leerer wurde, begnügte sich aber mit dem einen, mehr war sowieso nicht drin. Die ersten Zehntage in Gorthar waren vergangen und er hatte eine gute Börse angesammelt, das reichte ihm aber noch nicht. Wie man durch die Reparatur beim Schmied sehen konnte war so eine Menge Gold schneller weg als man schauen konnte, die Preise in Gorthar waren doch recht hoch. Man spürte das gar nicht so, denn zehn, oder zwanzig Goldmünzen für eine Übernachtung mit Frühstück hörten sich recht günstig an, dabei war das eine Menge Gold. Die meisten Leute, denen er ihre Börsen angenommen hatte - natürlich ohne sie zu bestehlen, sondern nur um seinen Lohn zu holen - hatten auch nicht mehr dabei, davon konnte man jedenfalls nicht lange leben. Er brauchte auf jeden Fall mehr, mehr Gold. Zudem musste er sich weiterhin einen guten Ruf erarbeiten, Einschüchterung war dabei ein gutes Mittel, aber auch ein großes Ding, einen bekannten Menschen hereinlegen oder gar für ihn arbeiten. Dabei kam ihm sofort der Baron in den Kopf. Ob er so bekannt war, das mochte er nicht einschätzen zu können, doch die Leute hatten schieren Respekt vor dem Kerl und seine Leibwache erregte Eindruck. Auch der Wirt vom Kupferkelch war beeindruckt und dieser Mann war mächtig. Wenn also ein so mächtiger Mann wie der Wirt der größten Schenke in Gorthar umso mehr Respekt vor dem Baron hatte, dann war er auf jeden Fall ein guter Name, egal in welcher Hinsicht. Und das Beste war ja, daß er schon für ihn arbeitete. 2000 Goldstücke hatte er ihm für den Ring versprochen, eine sehr stolze Summe, die ihm andere Möglichkeiten eröffnen würde. Selber Leute bezahlen war damit über kurze Zeit möglich, was größere Aufträge bedeuten konnte. Jene Aufträge musste er sich aber erst einmal holen, für den Baron würde er nicht mehr arbeiten, wenn der Auftrag mit dem verfluchten Siegelring vorbei wäre und auch wenn die Auftragslage in Gorthar bestens lag, kannte er so gut wie niemanden hier. Das machte es schwer an Aufträge zu kommen, der Wirt im Kupferkelch wäre dabei sicherlich eine gute Anlaufstelle. Bevor er sich jedoch Gedanken um einen nächsten, größeren Auftrag machen wollte, sollte zunächst die Sache mit Baron Finsterberg geklärt werden.

Der Fremde nahm einen weiteren, großen Schluck aus dem Bierkrug und stellte ihn wieder auf dem Holztisch ab, das beruhigte ungemein und Ruhe war vonnöten, als er nun entscheiden wollte, wie er vorgehen wollte. Er hatte sechs Ringe von Alia genommen, alle waren sie an ihren Fingern gewesen. Die Hoffnung, daß der Siegelring dabei war, war nicht schlecht, denn einer der sechs Ringe hatte ein Siegel. Als er es untersuchte fielen ihm einige Worte in dem Silberstück auf, die er aber nicht weiter beachtete. Feinste Kerben bildeten eine Spur, die höchstwahrscheinlich der Schlüssel zu eben jener geheimnisvollen Krypta waren. Genau das, was der Baron ja auch angesprochen hatte. Es hätte wohl gereicht einfach zum Kupferkelch zu gehen und dort die versprochene Belohnung abzuholen, aber noch war er sich nicht ganz sicher. Diese Ungereimtheiten in dem Fall waren merkwürdig. Das schlechte Gefühl, das er von dem Baron hatte, das war ein Indiz, konnte aber auch pure Einbildung gewesen sein. Dann das Haus von Gwinfer. Es war kaum bewacht, theoretisch hätte der Baron seine Leibwachen dort reinschicken können, die ihm den Ring genauso gut besorgen konnten. Dann war da noch dieser seltsame Kommentar, der ihn zum nachdenken brachte. Finsterberg hatte angedeutet, daß er Alia selber töten wollte, die Frage war nur, warum. Wenn das sein Ziel war, dann hätte er sie doch selber töten und ihr gleichzeitig den Ring abnehmen können, so hätte er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und sich die 2000 Goldmünzen gespart. Anscheinend musste er sich sehr sicher sein, sie einfach so zu erwischen, anders war diese Unlogik nicht zu erklären. Aber war das ja noch lange nicht alles. Eine seiner größten und wohl auch wichtigsten Fragen stellte sich erst durch die Gemälde in Gwinfers Anwesen. Der Vater des jungen Gwinfer und sehr wahrscheinlich seine Frau, bzw. die Mutter von seinem Sohn. Dann der junge Adlige selbst, dessen Vornamen er ja immer noch nicht kannte, was aber auch vollkommen bedeutungslos war und eben jenes Bild, das ihn wirklich nicht in den Kram passte. Um nicht zu sagen durcheinander brachte. Neben dem Portrait des Mannes war das Portrait einer jungen Frau und genau jenes Gesicht hatte er in Alia wieder getroffen. Es gab so viele Möglichkeiten, Konstellationen und Stammbaumverzweigungen, doch das alles machte keinen Sinn für ihn. Unter dem Gesichtspunkt eines direkten Familienangehörigen der Gwinferfamilie war es doch vollkommen unsinnig, daß eine solch reiche Frau als Sklavin für einen Baron diente. Immer noch bestand ja die Möglichkeit, daß sich Alia nicht nur mit Gwinfer angefreundet hatte, sondern daß die beiden ein Paar waren, vielleicht sogar schon geheiratet hatten, so würde das alles seinen Sinn machen, ABER der Baron hatte nie etwas von einer Heirat gesagt. War es ihm vielleicht zu peinlich? Die Zeitspanne, seit Alia angeblich von ihm weggelaufen war, hatte er auch nie erwähnt, so wäre dies immer noch möglich. Was aber auch nicht dazu passen wollte war die Tatsache der Gemälde. Er hatte lange, wirklich lange diese Meisterwerke von einem Malermeister betrachtet, sowohl von Nah als auch von Fern. Es war kein direkter Unterschied zwischen dem Portrait des jungen Fürsten und dem von Alia zu erkennen. Vielleicht hatte er ja denselben Maler damit beauftragt, seine neue Frau zu malen, da sie auch einen Platz auf der Ahnengalerie haben sollte, je nach dem wie lange die Heirat schon her war, konnte man auch die Staubschicht auf Alias Gemälde erklären. Nur klang der Baron nicht so, als ob es schon Mondjahre her wäre, seit Alia von ihm weggelaufen war, zudem er ihm ja noch diese ominöse Zeitspanne gesetzt hatte. Es war alles höchst unerklärlich, wirkliche Gewissheit konnte er nicht bekommen, das akzeptierte er nüchtern, während er sein Bier zum letzten Mal anhob und noch etwas mit der Hand kreisen ließ. Sowohl der Baron, als auch diese Alia konnten Betrüger erster Güte sein, welche Rolle der junge Gwinfer in diesem Spiel spielte war auch noch nicht ganz klar, obwohl er ihn eigentlich für harmlos hielt. Es wäre interessant noch einmal zu Alia zu gehen und sie zu all dem zu befragen, allerdings wäre das nach dem Einbruch sehr gewagt, vermutlich waren nun mehr Wachen im Haus. Im Sinne seiner Gutmütigkeit beschloss er vorerst dem Baron zu dienen. Schließlich war er sein Auftraggeber und es war nicht sein Stil seine Auftraggeber zu betrügen. Er würde zu ihm gehen, jetzt wo noch fünf Tage Zeit wären. Er wollte nur noch diesen Ring loswerden, sein Gold kassieren und dann musste er sich überlegen, wie er die anderen fünf Ringe wieder zu Alia zurückbrachte, was ziemlich schwierig werden würde. Allerdings würde er vorsichtiger sein, als beim ersten Mal. Der Baron sollte wissen, daß er ihm nicht mehr vertraute.

Mit einem letzten Schluck leerte er seinen Krug und stellte ihn polternd auf dem Tisch ab, ehe er sich grazil erhob und aus seiner dunklen Ecke kam. Sein Umhang schwebte majestätisch über dem Boden, seine Rüstung erweckte großen Eindruck. Sie sah etwas durchlöchert aus, die Wolfsfellstücke wirkten wie große Flicken, doch gleichzeitig war das das Besondere der Rüstung und erweckte ein enormes Alter und einen enormen Widerstand bei den neugierigen Blicken. Solche Rüstungen, die überwiegend aus Tiertrophäen bestanden, sah man nicht oft in Gorthar, es gab ein paar Jäger, die Wolfsfelle trugen und gegerbtes Leder an Harnischen war auch nicht so selten, aber eine Mischung aus Fellen, Platten und hoher Tierverzierung wie den Razorenhörnern war sehr rar. Wieder gab es Geflüster über ihn, weit weg, abseits seiner Ohren, ein paar Gäste waren neu in die Taverne gekommen und hatten ihn noch nicht gesehen, staunten kurz. Die Gleichgültigkeit der Menschen war sehr groß, aber sie ließen sich immer noch gerne von Äußerlichkeiten beeindrucken und nicht wenige hatten Spott oder Respekt auf der Zunge, als sie ihn sahen. Ohne ein Wort zu sagen, legte er ein einzelnes Goldstück auf den Tresen, vor den wachsamen Augen des Wirtes, der es sofort einsteckte. Ein Nicken begleitete seinen Abgang und signalisierte Einverständnis zur Zahlungsweise seines Bieres, danach schlug die Türe hinter ihm zu und entließ ihn wieder hinaus, auf die Straße.
Es war kühl geworden, die Temperatur hatte sich doch stark abgekühlt, gegenüber dem heißen Mittag, die Sonne war mal wieder herausgekommen und hatte gnadenlos auf die Stadt geschienen, ein kleiner Backofen wie beim Bäcker, ein kleiner Gruß des Spätsommers, der langsam aber sicher zu Ende ging und dem Herbst das Feld nicht kampflos überlassen wollte. Die meisten Pflanzen begannen nun langsam zu welken, leider war er schon seit langem nicht mehr außerhalb der Stadttore gewesen, seine Arbeiten hielten ihn ständig auf Trab, dabei musste es eine schöne Zeit sein, um hinaus in die Wälder zu gehen, von denen er ja auch hierher gekommen war. Langsam änderte sich das Bild, die grünen Blätter welkten und färbten sich in wundervolle Herbstfarben, Rot, Orange, Braun, Gelb. Die Tiere sorgten langsam für einen gewissen Vorrat für den Winter, dann wenn ihre Nahrungsquellen unter Schnee lagen und man sich nur noch von dem ernähren konnte, was man im Sommer und im Herbst zusammen geklaubt hatte. Viele Tiere verhungerten bis zum nächsten Frühling, oder sie wurden getötet, von ihm zum Beispiel, denn auch er wollte im Winter etwas zwischen den Zähnen haben. So war es jedenfalls in seiner Heimat hoch droben im Norden, er kannte Gorthar und die umliegenden Ländereien noch nicht so gut, aber vermutlich würde der Winter hier viel milder ausfallen und die Kornkammern und Fleischvorräte reichten den Menschen, konnten wohl auch noch zur Not aus dem Süden Nahrung kommen lassen. Jedenfalls waren die Winter hier sicher nicht halb so hart wie in seiner Heimat, aber Schnee musste seiner Ansicht nach trotzdem fallen. Bis zum Winter war er sicher noch hier, frühestens im Frühling wollte er schauen weiterzureisen, ob weiter nach Süden oder wieder zurück in den Norden, das würde sich dann zeigen, je nachdem wie sein Leben bis dato verlaufen wäre. Nachdem dich aber wieder die Nacht ihren Teil des Tages unter den Nagel gerissen hatte, die Sonne weiter gewandert war und mit sich die Wärme nahm, da war es wirklich frisch, aber unter der Rüstung fror man nicht, auch seine Hose war aus dickem Bärenfell und blockte die Kälte ab, die Stiefel - ebenfalls aus Tierfell - taten ihr übriges. Nur sein Gesicht und Teile von Unter- und Oberarmen lagen frei und waren der frischen Luft ausgesetzt, was aber gut tat und sich gut anfühlte. Eine gute Nacht, um Entscheidungen zu treffen, oder auch um Pakte zu lösen und Aufträge zu erfüllen.

Seine Schritte führten ihn wieder hinunter und das bedeutete Richtung Hafenviertel. Der Geruch des Meeres drängte sich jetzt geradezu auf, die salzige Luft schwirrte umher und zahlreiche Gassen erschienen schmutziger. Kein Mensch war in der kleinen Seitengasse mehr auf den Beinen, aber plötzlich hörte er Geräusche und blieb stehen. Eine schwarze Katze sprang auf einer Kiste entlang und hatte einen Fisch im Maul, schien diese Beute jetzt in ihr Versteck bringen zu wollen und dort in Ruhe und ohne Kotrahenten zu verspeisen. Ein mildes Grinsen umspielte seine Mundwinkel, ehe er sich aufmachte die Verbindungsgasse zu verlassen und auf eine lebendigere Straße zu kommen. Hier brannten vereinzelt Lichter, mal aus Häusern und mal nur aus offenen Feuern, Laternen gab es hier nicht, woher denn auch. Schon wieder war er auf dieser komischen Straße, er erkannte sie gut. Die Pflastersteine waren nicht immer vorhanden, mal prangten große Löcher im Boden, Kies wurde überstreut, oder einfach nur die Erde gelassen, holprig war es auf jeden Fall. Einzelne Kurtisanen standen zu später Stunde an Häuserwänden und schminkten sich zurecht oder boten sich vereinzelt den Passanten an. Hier hatten sie sogar eine gute Stelle gewählt, denn die Straße war gut begangen, es war die größte Straße zum Hafen auf der östlichen Seite und führte direkt zum Marktplatz. Viele Leute waren noch auf und gingen hier ihres Weges, dunkle Gestalten, Männer und Frauen mit hinterhältigen Absichten, wie auch Arme und ehrliche Seelen. Für ihn war diese Straße deswegen entscheidend, da sie geradewegs zur auch beachtlichen Hafenpassage führte, die direkt zum Kupferkelch führte. Die netten Angebote der sich Anbietenden wies er mal freundlich, mal kommentarlos zurück, seine Konzentration war hoch, seine Muskeln angespannt. Er rechnete nicht wirklich mit einem guten Ausgang, musste es aber riskieren. Hoffentlich war der Baron überhaupt zugegen. Und immer wieder sah er sich um, je näher er zum Hafen kam, desto mehr Spione und Spitzel des Barons befürchtete er. Es war keine Paranoia, kein Verfolgungswahn, sondern nur das kühle Abwarten. Er hasste es zu agieren, er reagierte lieber. Nur konnte man nur auf etwas reagieren, was man kannte, Überraschungen wie den Hinterhalt mit Ulf verachtete er wie die Pest.

Bis zum Kupferkelch geschah jedoch nichts mehr, ein paar Gäste kamen gerade stark betrunken heraus, als er die Tür öffnen wollte. Zwei der Söldner hatten sie am Kragen gepackt und ließen sie nun herauskugeln und einer fiel auf den trockenen Boden, hätte es geregnet wäre er direkt in ein Schlammloch gefallen, denn hier fehlten die Pflaster mal wieder. Kurz begutachteten sie ihn, was ihn jedoch nicht unbedingt kümmerte, stattdessen blieb er nur stehen und wartete ab, ehe sie sich zurückzogen und er freie Sicht hatte. Der Lärm eines Gesangs drang auf die Straße, das Getuschel von mehreren Duzend Gästen erzeugte einen riesigen Lärm. Er war also da, er war wieder beim Kupferkelch, keine Frage...

Solaufein
26.08.2004, 05:41
Mit geduldiger Miene blickte er über das rege Treiben der Schenke, das er schon einmal hatte beobachten können. Dieses Gewirr aus Gästen, die ihre Bestellungen durch die Luft schrieen, was nur zu oft unterging und gerne überhört wurde. Man brauchte schon einen starken Ton, um sich gegen das Geplapper dieser Massen durchzusetzen, oder man musste das Glück haben, daß eines der Dienstmädchen in der Nähe war. Über alles wachte der Wirt von einer leicht erhöhten Position am Tresen, wischte bei Gelegenheit mal mit einem Lappen darüber oder gönnte sich selber ein wenig Ruhe. Hinter ihm arbeiteten zwei junge Burschen an einem Waschzuber, wo ununterbrochen Geschirr, hauptsächlich Gläser und Humpen abgewaschen wurden, sofort danach mit einem Handtuch getrocknet und zuletzt in die Regale gestellt wurden. Schließlich füllte der Wirt im Rekordtempo die Gefäße mit Bier, Rum, Schnaps und Wein. Mehrere frisch gezapfte Fässer standen um ihn herum, Weinkrüge und Rumflaschen ebenso. Der gute Mann hatte alle Hände voll zu tun, Pausen waren selten und meistens nur wenige Sekunden alt. Manchmal dauerte das Zapfen eines Bieres sehr lange, da es keine passenden Krüge mehr gab, oder der Hahn kurz verstopft war. Alles kleinere Probleme, die aber längst zur Gewohntheit geworden waren. Bier, das wurde am meisten getrunken und auch am meisten vorrätig. Im hauseigenen Keller lagerten zweihundert Fässer, drei Fuß hoch, eineinhalb im Durchmesser. Eine ganze Menge, soviel könnte ein einzelner Mensch nicht mal im ganzen Jahr trinken, aber im Kupferkelch war jeder Abend ein Bierabend und die Abende endeten erst spät in der Nacht, um fünf Uhr in der früh war Schluss, dann gab es eine Stunde Pause, ehe die Schenke wieder um sechs öffnete, allerdings mit einem anderen Wirt, dem Sohn des Abendwirtes. Am Abend war immer mehr los, am Morgen und am Mittag herrschte Ruhe, nur wenige Gäste waren da zugegen. Doch trotz der enormen Masse, jede Woche kam eine neue Fasslieferung, zehn Fässer wurden an einem Abend schon mal geleert, im Durchschnitt acht, manchmal zwölf. Die Leute hatten durstige Kehlen, eine ganze Menge Bier passte in die Bäuche der Gäste und durch den angesprochenen, günstigen Preis konnte sich Bier ein jeder leisten. Auch der Wirt verdiente, durch die großen Mengen wurde der niedrige Preis schnell wieder reingeholt. Oder besser gesagt, die Gäste tranken ausgezeichnet. Natürlich hatte das auch folgen, nach dem sechsten Humpen gingen die meisten zu Boden, dafür waren die Söldner auch da. Nicht nur die Kellnerinnen sollten von ihnen beschützt werden, sondern auch randalierende oder betrunkene Gäste, die nicht mehr zahlten, heraus geworfen. Das Geschäft brummte, der Kupferkelch war auch heute Abend prall gefüllt, zahlreiche Bewohner und Arme hatten sich wieder eingefunden, es gehörte fast schon zu einem allabendlichen Ritual in den Kupferkelch einzukehren, sei es nur um Bekannte oder Freunde zu treffen, ein Bier zu trinken oder auf etwas Essen zu hoffen. Nur wenige Anwohner gingen sofort in ihre Häuser, meistens Bruchbuden aus Holz, die bei einem Sturm drohten zusammenzufallen. Das war eben so und würde auch noch lange Zeit so sein und er nahm es so auf, als ob es das alltäglichste der Welt wäre. Was hätte es auch groß gebracht sich dagegen aufzulehnen und es nicht zu akzeptieren. Im Gegenteil, der Kupferkelch barg riesige Möglichkeiten für ihn, er war ein Fundus von Aufträgen und Verknüpfungen. Natürlich waren es überwiegend die Armen, die hier einkehrten, Arbeiter aus der Mittelschicht oder eben Schiffsbesatzungen, die nicht lange bleiben würden und einfach nur ihren Landurlaub feiern wollten, ehe sie wieder in See stechen würden, doch auch der Kupferkelch war ein Quell der Macht. Viele große Namen aus der Unterwelt waren hier zu finden, man musste nicht einmal groß suchen. Natürlich wollte er nichts mit der illegalen Welt zu tun haben, zu groß die Gefahr, daß er mit den Stadtwachen aneinander geriet, aber das hatte nichts zu sagen, woher jemand sein Gold verdiente. Der Baron hatte sicherlich auch Dreck am Stecken, er war davon überzeugt, daß der feine Adlige schon den ein oder anderen Menschen auf dem Gewissen hatte, ob selbst getötet oder nur in Auftrag gegebener Mord, das spielte keine Rolle. Trotzdem war sein Auftragsangebot mit seinem Gewissen vereinbar gewesen und so konnte es auch bei anderen Leuten aussehen.

Nachdem sich seine Nase an den anderen, schwereren, hässlicheren Geruch gewöhnt hatte, seine Augen sich auf die vollkommen anderen Lichtverhältnisse eingestellt hatten und seine Sinne von dem Nebel und Rauch dieses Schankraums gefiltert waren, machte er sich auf den gut sichtbaren Tresen zu erreichen. Der junge Herr war sich sicher, daß man ihn mittlerweile schon beobachtet hatte. Nicht nur die neugierigen Blicke des Volks, sondern vor allem die Spitzel des Barons. So hatte es nämlich auch letztes Mal sein müssen. Er war nicht schwer auszumachen, seine körperlich-äußerlichen Merkmale waren ein Hinweis, mit seiner Größe überragte er die meisten deutlich, wenn er auch noch lange kein Riese war, seine Rüstung war etwas Besonderes und das konnte ein jeder auch sehen, der Umhang gab ihm Masse und ein noch mächtigeres Aussehen, das Schwert verborgen und uneinsehbar. Das war jedoch nicht das Ausschlaggebende, weswegen mögliche Verfolger oder Beobachter ihn leicht ausfindig machen konnten, es war viel mehr die Art und Weise, wie er sich bewegte. Er bewegte sich nicht wie die Masse, sondern lief meistens gegen den Strom, auch wenn dies in einer Schenke wie dem Kupferkelch schwer fiel, wo sowieso ein riesiges Tohuwabohu herrschte, Chaos soweit das Auge blickte, und doch war es diese Ruhe, mit dem er jeden seiner Schritte beseelen schien. Wie ein unsichtbarer Geist schritt er an den Menschen vorbei, wich entgegen kommenden Menschen aus, schien langsamer zu laufen als gewohnt und strahlte eine Aura des Unaufhaltbaren aus. Die Wirkung auf die meist schon angetrunkenen war jedoch nicht wichtig, sie waren nur normale Spielbälle in seinen Plänen, hatten keine Bedeutung, die auf die es ankam, die bemerkten seine Selbstsicherheit schon, ohne das sie aufdringlich oder überheblich wirkte, sie kam einfach so, ohne das er groß etwas dafür tun musste.
Allerdings hatte auch er ein Laster in seinem Weg zum Wirt, vorbei an einzelnen Tischen, wo sich wieder Geschirr stapelte und einzelne Männer aus ihren Stühlen nach hinten kippten, oder sich gleich auf den Tisch legten, um dort ein kleines Nickerchen zu halten. Das Laster war kein Geringeres als seine letzte, unaufmerksame Begegnung mit dem Boden, beinahe jedenfalls. Er hatte noch nicht vergessen, wie er dem Mädchen unabsichtlich vor die Füße gelaufen war und das ganze Geschirr von ihr dabei zu Bruch ging. Zugegebenermaßen eine nette Begegnung, allerdings wollte ihm das nicht noch einmal passieren, weswegen er besonders auf hohe Geschirrberge, die sich noch dazu bewegten, achtete. Die junge Frau vom letzten Mal sah er jedoch nicht noch einmal, wobei seine ganze Konzentration auch auf dem Baron und seinen Leuten lag und nicht auf den Frauen, weswegen er nicht jedes Detail bemerkte, weil er sich nicht sonderlich darum kümmerte. Der Weg zum Tresen war jedoch länger als man das vielleicht dachte, der Kupferkelch fasste nicht nur eine große Anzahl von Leuten und schenkte nicht nur verflucht viel Bier aus, natürlich war das riesige Gebäude auch verdammt groß und was kaum einer von außen ahnte, auch sehr weiträumig. Fast bis zur rechten Hauptstraße des Hafenviertels reichten die Ausläufer der Schenke und sie hatte somit einen Raum von gut zwanzig Prozent des gesamten Viertels, was alleine schon wahnsinnig groß war, denn die Slums im Hafenviertel waren teils unüberschaubar. Als er dann endlich ankam, setzte er sich zunächst einmal auf einen freuen Hocker und drehte sich weg vom Wirt. Sein Blick wanderte nun über die Gästeschar, um mögliche, spähende Augenpaare auszumachen, es war aber so gut wie unmöglich in dieser Menschenmasse einem Betrunkenen von einem Nüchternen zu unterscheiden, umso schwieriger war es da mögliche Blicke zu deuten. Plötzlich aber verspürte er ein ungutes Gefühl in seinem Rücken, als ob ein stechender Blick dort sein Ziel anvisiert hätte und dabei konnte es sich ja eigentlich nur um den Wirt handeln. Wieder machte er kehrt und schaute herüber, zum Tisch mit den Söldnern, die dort fröhlich eine Kartenrunde angefangen hatten, auch sie schienen wie Gäste, befolgten aber die Befehle und hatten immer ein wachsames Auge auf den Gästen, wobei ihre Disziplin nun nicht die allerbeste war. Der Wirt indes hatte aufgehört seinen Tresen zu wischen, wieder waren neue Bestellungen eingegangen, hinter ihm wurde neues Geschirr abgestellt und wartete nun auf seine Verwertung. Man sah ihm an, daß er nicht sonderlich erfreut war. Ärger war schlecht fürs Geschäft und der Baron bedeutete fast immer Ärger. Den wachsamen Augen des Wirts waren die Spione von Finsterberg natürlich nicht entgangen und auch den Fremden hatte er sich gemerkt. Berufserfahrung und ein Näschen für Ärger nannte man das wohl.

»Ein Wasser, wenn möglich kalt. Tja... und auf jeden Fall ohne sonstiges Zeug.« Der Wirt hatte wohl keine andere Wahl. Wasser wollte der komische Typ, sehr seltsam. So ein richtiger Feigling konnte man denken, aber der Wirt erkannte schon rasch, daß dieses Wasser nichts zu bedeuten hatte. Was sollte er auch schon machen, nachdem er schon einen ordentlichen Humpen Bier geleert hatte. Nicht, daß er schon nach zwei Humpen Bier betrunken wäre, da musste man schon ganz schön hartes Zeug reinmischen, dennoch gehörte es zum Ernst der Lage, daß man nicht zu viel Alkohol zu sich nahm. Er war ein schlimmer Feind im Kampf und konnte durch eine einzige Unkonzentriertheit den ganzen Kampf entscheiden. Ob es hier zu einer direkten Auseinandersetzung kommen würde, das wusste er selbstverständlich noch nicht, allerdings musste man immer mit dem Schlimmsten rechnen und Vertrauen war bei diesem Auftragspartner sicherlich der falsche Weg, man brauchte immer ein gesundes Misstrauen. Kurz darauf stand das Wasser neben ihm, unbedingt kalt war es nicht, aber wie sollte es auch in dieser hitzigen Atmosphäre gekühlt werden, dazu hätte es schon richtig viel Eis gebraucht. Fast unauffällig griff er nach dem kupfernen Kelch und nahm einen Schluck, ließ das Wasser auf der Zunge spielen und spülte es gleichmäßig durch seine Zahnreihen, ehe er es herunterschluckte und auf eine Reise den Rachen hinab schickte.
»Was habt ihr vor? Es wird doch sicher einen Grund geben, warum die Männer des Barons euch beobachten. Ich hoffe, daß ihr meine Schenke heil lasst, ich hab genug Ärger mit dem Baron.«, wisperte der Wirt, der sich wieder etwas entfernt hatte und nun erneut den Tresen in einigen Schritten Entfernung abwischte. Sein Gesicht hatte sich etwas zur Seite gelehnt und seine Schultern waren nach unten gebeugt. Die Blicke des jungen Herrn schweiften scheinbar gedankenverloren durch die Welt, dabei lenkte er nur von seinem eigentlichen Hauptfeld ab, das beim Wirt lag. Dann beugte auch er sich etwas hinab und nahm einen zweiten Schluck und noch ehe er den Kelch wieder absetzte, gab er dem sichtlich nervösen Mann seine Antwort. »So? Tun sie das? Umso besser. Ich hoffe nur, daß sie sich bald bei mir melden. Was ist denn so Schlimmes an diesem Baron, warum habt ihr denn Ärger mit ihm? Wollt ihr es mir erzählen?« Wieder drehte er sich um und sah auf einen wohlgeformten Hintern einer Bedienung, die gerade ihren Weg durch die Menge ging und darin verschwand, doch während seine Augen noch schauten, da hatten seine Ohren schon zum Wirt aufgeschlossen und spitzten sich jetzt zum lauschen einer möglichen Geschichte. »Ach, das geht euch gar nichts an. Es ist auch nichts Wichtiges und schon altes Zeug.«, wiegelte er schnell ab. »Nun wie auch immer« er räusperte sich »hängt es vom Baron ab, wieweit eure Schenke ganz bleibt. Ich habe jedenfalls nicht vor, etwas zu beschädigen.« Sichtlich erleichtert versuchte sich der Mann hinterm Tresen wieder zu entspannen und nahm die ersten Bierkrüge zur Hand, um sie wieder aufzufüllen, schließlich warteten viele Gäste auf ihren Trunk. Währenddessen spielte der junge Fremde noch ein bisschen mit dem kupfernen Kelch und ließ ihn in den Händen hin und her schwenken, wobei er ihn gegen das Licht hielt und die Spiegelungen in dem geputzten Metall zu studieren.

Als sich der Wirt dann wieder umdrehte, um noch etwas anzufügen, blickte er nur noch auf einen leeren Platz, denn der Fremde war schon lange wieder weg. Im Bad der Massen war er schnell zu einer unsichtbaren Figur geworden, die man nicht mehr wieder fand, wenn man sie einmal verloren hatte. Sein Weg führte ihn ohne Umwege zu den Gängen in den hinteren Räumen, es galt zum Baron zu kommen, obwohl er noch nicht einmal wusste, ob sein Auftraggeber überhaupt hier war. Die Wachen im Dienste des Barons, die den Eingang bewachten, wo er sich zum ersten Mal mit dem Adligen getroffen hatte, sprachen allerdings eine deutliche Sprache. Er war da, der Baron...

Solaufein
26.08.2004, 06:44
Gespannt war die Stimmung, bis zum geht nicht mehr sogar. Hinter ihm schlichen zwei Schatten ihre Wege, er hatte sie bemerkt, denn sie hatten sich selbst verraten, indem sie ein paar Worte miteinander gewechselt hatten. Zudem verriet sie ihr Schattenwurf, der in den dunklen Gängen durch die vereinzelten Leuchter erzeugt wurde. Es waren die heimlichen Verfolger, die er schon seit seinem Eintritt in den Kupferkelch gehabt hatte. Auch die beiden Wachen an der sperrigen Holztür blickten ihn skeptisch an, wussten sie doch nur zu gut, daß ihr Auftrageber hinter dieser Tür war und sie dafür bezahlte niemanden durchzulassen. Allerdings machte er keinerlei Anstalten stehen zu bleiben oder gar umzukehren, wozu auch. Schließlich war es der Baron, der etwas von ihm wollte und nicht umgekehrt. Es wäre schon äußerst provokant gewesen, hätten die beiden Wachen ihn aufgehalten, doch alles blieb ruhig. Sie ließen die Finger von den Waffen und bewegten sich nicht vom Fleck, ein stilles Zeichen von hinten hatte dies befohlen. Wenn seine beiden Verfolger aber damit rechneten, daß er sie nicht bemerkt hatte, dann wurden ihre Hoffnungen sehr abrupt zerstört, vor der Tür, zwischen den beiden normalgroßen Männern blieb er nämlich seitlich stehen und drehte sich um. Die Haltung der Männer, die in weite Tücher gehüllt waren, verriet sie und auch ihr Schuhwerk war viel zu laut, wenn sie natürlich gegangen wären. Doch das die Spitzel des Barons nicht gerne entdeckt wurden, das war nur allzu verständlich und für ihn nicht sonderlich wichtig, ihr Verhalten war genauso, wie er es erwartet und auch schon im Schankraum gespürt hatte. Hinterhältig und durchtrieben, als ob sie bei ihrem Auftraggeber in die Lehre gegangen wären, dieselbe Ausstrahlung hatten sie sicher. Die Erstarrung der Männer hinderte ihn allerdings nicht daran, noch ein paar Worte an sie zu richten, wollte er doch gebührend empfangen werden. »Nun meine Herren, richten sie dem Baron doch aus, daß ich seinen Auftrag erfüllt habe und meine Belohnung abholen will.« Die Worte, gesprochen mit solcher Ruhe und Leichtigkeit, sie bewegten die beiden Schattengestalten dazu an ihm vorbei zu treten und die Türe zu öffnen. Als der Zweite der beiden durch den Rahmen ging, fuchtelte er mit der Hand hinter ihm und murmelte ein »Wartet hier!« heraus. Äußerst unfreundlich und so gar nicht passend, allerdings rechnete er nicht damit hier freudig empfangen zu werden, zu hinterhältig hatte der Baron auf ihn gewirkt, ein Mann, der zu nicht viel Freude fähig war und dies anscheinend auch auf seine Untergebenen übertrug. Jedenfalls fiel die Tür hinter ihm wieder zu und beinahe auf Kommando stellten sich die beiden Wachen noch einen Schritt enger an die Tür, was natürlich unmissverständlich »Keinen Durchgang« bedeutete. Irgendwie hatte er mit so was ja gerechnet, trotzdem fühlte er sich ein bisschen veralbert. Wollte der Baron seinen "Partner" zum Narren halten oder was glaubte er, wer er war. Die blaublütige Schlange konnte froh sein, an so ein ruhiges Gemüt geraten zu sein, denn es hätte wohl nicht allzu viel Bemühungen bedurft, diese beiden Wachen auszuschalten und den Weg freizumachen. Es war ja fast Hohn, als sich die beiden Kerle vor ihm versuchten aufzubauen - was bei seiner Statur nicht ganz so leicht war - und ihm den Zutritt verwehrten, eine pure Farce, die sich in den Hinterzimmern des Kupferkelches abspielte. Das Einsehen kam schnell, wenn es auch einige Momente dauerte, gerade als sein Zorn sich drohte zu erheben, wie er aus nächster Nähe in diese arroganten Augen der Wachen starrte, da öffnete einer der Diener des Barons die Türe und wies mit einer einladenden Geste zum Eintreten. Als der Diener zur Seite ging, konnte er auch den Mann seines Verlangens erkennen, denn der Baron stand im Nebenraum, anstatt in diesem ominösen Kaminzimmer, das dieses Mal anscheinend keine Verwendung hatte. Es war seltsam und erregte sein zusätzliches Misstrauen, denn hinter ihm traten nun auch die beiden Türwachen in den Innenraum, was bei seinem ersten Treffen noch nicht der Fall gewesen war. Die Tür wurde geschlossen, als er einige weitere Schritte gemacht hatte und er bekam einen leisen Überblick über das Zimmer, indem mehr Menschen waren, als eigentlich gut war. Neben den exakt sieben Leibwachen, die auch letztes Mal ihren Dienst taten, waren auch wieder fünf Diener mit dabei. Ganz vorne stand der Baron, neben ihm eine Wache, wenn ihn seine Augen nicht täuschten war es die gleiche wie im Kaminraum. In einem Spalier folgten zwei Zweierpaare, die eine Gasse zum Baron bildeten, während sich die anderen zwei ja an der Tür im Innenbereich aufgebaut hatten. Die Diener - gut erkennbar an ihren einfachen Gewändern - standen alle etwas lockerer und desinteressierter. Die Verwunderung bekam zusätzlichen Nährboden, denn es mutete doch recht seltsam an, daß man seine Leibwachen zum Spalier antreten ließ. Diese gesamte Ordnung, es passte nicht und er glaubte nach dem Vorfall von eben nicht wirklich, daß ihn der Baron nur freudig begrüßen wollte. Auch das Verschlagene in der Mimik von Finsterberg bildete sich heraus, was er aber sogleich mit einem breiten Lächeln wettmachen wollte.

»Ahhhh Fremder, da seid ihr ja wieder, heil und gesund wie ich sehe. Ihr seid so früh, fünf Tage vor dem Zeitplan. Ich nehme an, es ist alles nach Plan gelaufen ja?«
Er ging ein paar Schritte auf den Baron zu, entfernte sich von der Tür, die Wachen aber blieben stehen und blockierten weiterhin die Tür, nichts anderes hatte er erwartet. Die Stimme des Barons schien in Vorfreude, natürlich erwartete er jetzt den Ring, was sonst. Die Blicke musterten sich gegenseitig, immer wieder spürte er dieses Knistern in der Atmosphäre, ein Gefühl das er sonst nur aus der Natur kannte, wenn ein Gewitter drohte. Sein Auftraggeber wirkte jedenfalls sehr entspannt, obwohl er noch keinen Goldbeutel oder ähnliches in der Hand hielt, schließlich waren 2000 Münzen eine doch recht große Summe, die auch einiges an Gewicht ausmachte. Zunächst wollte er die Vorfreude des Mannes aber anheizen, allerdings immer noch vorsichtig, das Misstrauen offen ausdrücken.
»Ich hatte weniger Probleme als erwartet, das Haus von Gwinfer war gänzlich unbewacht, ich wunderte mich, warum ihr ausgerechnet mich darauf angesetzt habt, ich musste so gut wie nicht kämpfen und nicht mal jemanden töten. Alia habe ich dann auch am Leben gelassen.«
»Ahhhh, das ist gut, sehr gut sogar. Freut euch doch lieber, daß es so einfach lief, wie ihr sagt. Und jetzt sagt mir, wo ist er, woooo ist der Ringggg?« Für einen kurzen Moment wurde der Stimmintervall hoch und die Augen des Adligen weiteten sich zu großen Kreisen, die hervoreilen wollten, um scheinbar den ganzen Besitz von ihm abzutasten. Gierig waren sie und der junge Nordmann wünschte sich, daß sie sich irgendwann einmal verschluckten. Dann aber holte er sie raus, die Ringe, da er diesen Auftrag so schnell wie möglich beenden wollte, je früher desto besser, nichts ahnend von den Plänen von Alwin Finsterberg.
»Nun, es fiel mir etwas schwer den Richtigen zu finden, es ging alles sehr schnell müsst ihr wissen. Alia hatte sechs Ringe an ihren Fingern, ich hoffe, daß der Richtige Ring, dieser komische Siegelring dabei ist. Ihr hättet mir vielleicht mal sagen sollen, wie er denn genau aussieht. Hier.« Seine Worte gingen unter, der Baron überhörte sie einfach, seine Zunge schaute kurz heraus und noch immer hatten seine Augen einen gierigen, nimmersatten Blick. Als die ersten Schmuckstücke an die Oberfläche kamen, schien er es kaum mehr erwarten zu können, rieb sich die Hände und hätte am liebsten auf der Stelle getanzt. Dann hielt er dem Baron eine Handfläche hin, auf der alle sechs Ringe platziert waren und der Adlige suchte, nein er wühlte sich geradezu hindurch, bis plötzlich ein geifernder Aufschrei den kleinen Raum erfüllte und ihm ein Ring, der Siegelring, von der Handfläche gerissen und von den Fingern des Barons umklammert wurden, als ob er ihn nie wieder loslassen wollte.
»Jaaaaa, Jaaaaa, Jaaaaaaaaaa. Endlich, endlich hab ich ihn, hahahahaha. Endlich hab ich den Ring von Gwinfers Ahnen, endlich gehörst du mir, nach so langer Zeit.«
Als er das hörte, musste er stutzen und zog sofort seine Hand zusammen, ließ die übrigen fünf Ringe zurückfallen. Hatte er sich da gerade verhört? Nein, es war wirklich so. Auch auf eine Bezahlung von irgendwem in dieser Riege wartete er immer noch vergeblich und der Baron tanzte fröhlich zurück, noch eine Pirouette drehend. »Ja spinn ich denn jetzt, oder was ist los?«, dachte er vollkommen durcheinander für ein paar Sekunden, ehe er die Fäuste ballte, um seinen Zorn zu bändigen.

»Was sagtet ihr da gerade Baron? Ich dachte, es ist ein Ring eurer Familie. Warum sagtet ihr gerade "Gwinfers Ahnen"? Und was noch viel wichtiger ist, wann gedenkt ihr mich eigentlich zu bezahlen? Ihr habt euren Ring und damit habe ich meinen Teil der Abmachung eingehalten, nun tut euren Teil des Paktes dazu!« Für einen kurzen Moment war er drauf und dran die Fassung zu verlieren, aber der Baron beruhigte sich jetzt und kam wieder runter. Nun versuchte er erst gar nicht mehr ein falsches Lächeln zu erzaubern, stattdessen entgegnete er die Frage mit einem ganz hässlichen Grinsen, das sich so selbstsicher war und keine Makel kannte.
»Hahahaha, ihr seid darauf reingefallen ihr Trottel. Aber der Trick ist wirklich gut, funktioniert doch immer wieder. Man suche sich einen talentierten Neuling in der Stadt, erzählt ihm das Blaue vom Himmel in möglichst überzeugender Form und verspricht ihm eine Menge Gold und schon kann man mit einem Erfolg rechnen. Den Ring, den ihr für mich geklaut habt, war nie in meinem Besitz oder dem meiner Familie. Er ist schon seit jeher im Besitz der Familie Gwinfer. Und durch alte Aufzeichnungen bin ich jetzt an ihr Geheimnis gekommen. Sie bestatten ihre Toten schon seit Ewigkeiten in ihrer eigenen Krypta, diese liegt allerdings in ihrem eigenen Anwesen und ist durch ein Tor versperrt, durch das es kein Durchkommen gibt. Nur mit dem passenden Siegel und den Wörtern, die darauf stehen, kann man es öffnen und genau jenes Siegel habt ihr mir besorgt. Und das Beste, selbst wenn ihr erwischt worden wäret hätte kein Weg zu mir geführt, bei einem einflussreichen Mann wie Gwinfer hätte nämlich selbst ich Mühe die Stadtwachen und Richter zu schmieren, also null Risiko, hohoho, das ist wirklich zu gut.« In das Gekicher von Finsterberg stimmten einige Wachen ein und als diese lachten, machten auch die Diener mit. Alle lachten sie über ihn und ein wahres Lachkonzert ergoss sich wie Schlamm über sein Haupt und er atmete nun beinahe schnaubend, während er Fäuste ballend weiter bemüht war die Ruhe zu behalten.
»Und was ist mit Alia? Ist sie nun eine eure Sklavinnen gewesen, oder nicht?«
»Alia? Alia ist die Schwester von Unos, die beiden führen die Familiendynastie des Hauses Gwinfer, aber ich wusste, daß Sie den Siegelring trägt, jetzt wo ich noch mal drüber nachdenke ist das wirklich ein wahnsinniger Gedanke, Alia meine Sklavin, das ist schon wieder so blöd, daß man es glaubt, hihihi.« Die Schwester also. Er hatte mit seinem Anfangsverdacht also Recht behalten, sein Misstrauen war also berechtigt gewesen, der Baron hatte ihn die ganze Zeit über benutzt und er war voll drauf reingefallen, man hatte ihn hereingelegt. Doch noch war der Baron nicht außer Reichweite und er spürte, wie er kurz vorm ausrasten war, es fiel immer schwerer die nötige Ruhe und den Ausgleich zu finden, er brauchte Luft, sonst würde das hier in einem Blutbad enden. Äußerlich war er noch vollkommen starr und regungslos, aber man konnte förmlich hören, wie es in ihm brodelte.
»Wieso habt ihr mir diese ominöse Frist von neun Tagen gesetzt? Vermutlich wird sich der Ring nach dieser Zeit nicht in Luft auflösen nicht wahr?«
»Warum sollte er? Nein, der Grund ist simpel, in neun Tagen fahren Unos und Alia Gwinfer weg, sie müssen sogar, da sie keine andere Wahl haben. Und dann wird das Haus so gut wie leer stehen, die paar Wachen werden kein Problem, meine Männer können das Haus in aller Ruhe durchsuchen und in die Krypta vordringen, sie ausrauben und wieder zurückkehren, niemand wird etwas davon merken. Ein genialer Plan, findet ihr nicht?« Der Baron hob triumphierend die Hände und grinste, doch seiner leblosen Mimik war nichts abzuringen.
»Wirklich genial Finsterberg, wirklich genial. Ihr habt mich sauber reingelegt, Respekt, das ist noch nicht vielen Leuten gelungen, die meisten fürchten das zu sehr. Ich nehme an, ihr habt nicht vor mich zu bezahlen?«
»Bezahlen? Hm... sagen wir mal so, ich werde euch bezahlen, doch nicht mit dem versprochenen Gold, sondern mit dem Tod. Als einziger Zeuge seid ihr zu gefährlich, sobald er weg seid, wird niemand mehr wissen, daß ich den Ring besitze und hattet ihr wirklich geglaubt, ich zahle euch 2000 Goldmünzen? Das wäre ja naiv gewesen. Ich muss mich jetzt leider verabschieden, mich erwarten dringende Geschäfte. So Jungs, kümmert euch um ihn und folgt dann, wenn ihr hier aufgeräumt habt. So Fremder, jetzt heißt es Abschied nehmen, auch wenn ich nie euren Namen gekannt habe, so wart ihr doch sehr sympathisch. Sterbt doch schnell und möglichst unblutig, das macht immer so hässliche Flecken auf dem Boden.«

Mit einem Mal bauten sich die Zweierspaliere auf und ermöglichten es dem Baron außen herum zur Tür zu kommen, wo die zwei anderen Wachen Platz machten und nach vorne traten. Aber ganz so leicht wollte er den Baron nicht entkommen lassen und rief seinen Namen noch einmal aus.
»Finsterberg!« Der Adlige streckte seinen Kopf noch einmal durch die Tür. »Lauft! Lauft so schnell ihr könnt und so weit ihr könnt! Ihr habt euch den falschen Deppen ausgesucht, denn sobald ich hier fertig bin werde ich euch jagen, denn ich liebe die Jagd...«
Der Mann schaute erst verwundert, dann formte er ein blödes Lächeln wie bei einem Gaukler und verschwand mit einer üblen Lache in den Gängen. »Hahahahahahahahahaha...«
Die Diener machten sich jetzt auch langsam aus dem Staub, einer nach dem anderen verließ das Zimmer auf raschem Wege und die Wachen grinsten behäbig. Zahnlücken kamen zum Vorschein, verfaulte Gebisse und hässliche Fratzen. Auch er hatte seine Hand beim Schwertgriff und zog dieses rasch. Er musste sich beeilen, wenn er den Baron erwischen wollte und nichts anderes war sein Ziel. Mit Wut im Bauch und unaufhaltsamer Kraft griff er die verwunderten Wachen an, einer gegen sieben, scheinbar aussichtslos, aber das hatten schon viele gesagt, ehe sie die Wildheit eines wütenden Nordmannes erlebt hatten...

Solaufein
27.08.2004, 07:02
Mit der Ruhe war es endgültig vorbei, selten daß man ihn so erlebte, aber er konnte sich nicht mehr selbst beruhigen, seine Wut und seine Rage übernahmen jetzt die Kontrolle, sein Schwert war jetzt das tonangebende Instrument. Er hatte es die ganze Zeit über geahnt, schon nach dem ersten Gespräch mit Finsterberg hatte ihn seine Vorahnung gewarnt, aber er war wieder einmal zu gutmütig gewesen und hatte zumindest auf die Belohnung gehofft, was danach passierte wäre ihm herzlich egal gewesen, jetzt hatte er gar nichts mehr. Aber so hatten sie nicht gewettet, die ganze Arbeit für lau und nichts, was glaubte der Kerl eigentlich, wer er war. Nein, das Gold würde er sich zurückholen und es würde ihm leicht fallen den Adligen zu vernichten, selten war es so leicht für ihn einen Menschen zu hassen, der Baron hatte sich selbst in diese schlechte Ausgangslage gebracht. Zunächst musste er aber mal raus aus diesem Zimmer kommen, doch dessen war er sich sehr sicher. Die Wachen standen um ihn, drohten ihn einzukesseln, was er nicht zulassen konnte. Nichts gab es Schlimmeres als eingekesselt zu werden, das wusste ein jeder Kämpfer, ob erfahren oder nicht. Seine Wut stachelte ihn allerdings zusätzlich an und ein gewaltiger Kriegsschrei entsprang der nüchternen Kehle, schwappte wie eine Welle auf die Ohren der Angreifer und schien sie zu lähmen. Noch bevor eine Reaktion erfolgen konnte, griff er die ersten zwei an, wie gelähmt hielten sie ihre Schwerter zur Abwehr, es gelang ihm den ersten Block zu brechen und das Schwert des Ersten aus dessen Hand zu lösen, die sporadische Attacke des Zweiten wehrte er noch im selben Zug ab und stach sofort nach vorne. Mit einem Schmerzensschrei bohrte sich die Spitze seiner Klinge tief in den Oberarm des Mannes und kam blitzschnell heraus, sofort holte er zu einem Rundumschlag aus und wehrte so die übrigen fünf Angreifer, die nun endlich auch selber agierten, ab. Gleichzeitig schwang sein linker Ellenbogen unter den Hals des Entwaffneten und nahm diesen die Luft. Schnell sprang er zwei Schritte nach hinten, direkt hinter den eben Getroffenen und packte ihn von hinten am Hals. Er drückte nicht voll zu, so daß er noch etwas Luft bekam, der Körper pendelte allerdings vor dem Seinen und machte so Körpertreffer so gut wie unmöglich. Ein perfektes, menschliches Schutzschild sozusagen. Genau die erhoffte Wirkung wurde erzielt, denn die übrigen Leibgarden trauten sich nicht mehr voll anzugreifen, aus Angst ihren Kollegen zu treffen. Ihre Schwerter fuchtelten nur noch abwehrend, doch er hatte nicht vor mit diesem ausgezeichneten Vorteil abzuhauen, denn auch wenn es Zeit kostete, den Männern musste eine Lektion erteilt werden, nur so konnte er sich sicher sein, daß die nicht noch einmal gegen ihn antraten oder zumindest schon enorm eingeschüchtert waren. Mit gewaltiger Kraftanstrengung hob er den Mann nach oben, so daß dessen Beine den Boden verloren, nun benutzte er ihn wirklich, wie ein eisernes Schild, durch das es kein hindurch kommen gab. Die Angreifer mussten ausweichen, sonst hätten ihre Klingen den Mann aufgespießt, zu was wohl niemand die Moral hatte, aber damit liefen sie direkt in seine Falle. Hinter der rechten Flanke tauchte auf einmal sein Schwert auf, in perfektem Winkel sauste die Klinge auf zwei der Angreifer auf der rechten Seite und nahm ihnen jede Chance, er durchdrang ihre Verteidigung und verursachte große Risse in ihren Lederharnischen, was diese vollkommen ernüchterte und zur Aufgabe durch Waffenverlust zwang. Die Überlegenheit des Fremden war spürbar und auch seine Aktionen waren klug und durchdacht, obwohl sie in einem Tempo und einer Wildheit stattfanden, daß man schon an ein unkontrolliertes Kämpfen erinnert wurde. Die Zeit rann ihm jedoch immer schneller weg und so entschloss er sich das Ganze zu beenden. Die übrigen Drei wirkten genauso demoralisiert wie ihre Kumpanen, auch deswegen wirkten die Aktionen nur noch zimperlich und feige, das Gewicht auf seiner linken Hand wurde allerdings auch langsam unerträglich, weswegen er mit letzter Mühe den Körper des Bewusstlosen auf die Drei schleuderte, mit dem alle nicht gerechnet hatten. Schnell die Schwerter wegreißend hatten sie keine Chance mehr zum Ausweichen und wurden direkt unter dem Kerl begraben. Trotz aller Zeitnot ließ er es sich nicht nehmen den stöhnenden Wichten noch einen Faustschlag zur Ohnmacht zu verpassen, es war nicht wirklich sinnig, da diese sieben Männer ihn ganz sicher nicht mehr verfolgt hatten, doch für ihre Arroganz ihn anzugreifen mussten sie bezahlen. Nach diesem Kampf war sicher die ein oder andere Zahnlücke mehr dazugekommen, aber sie hatten ja sogar noch Glück gehabt. Aufgrund der Zeitnot nahm er sich nicht die Zeit ihre Geldbeutel zu suchen und sie zu erleichtern, was ihm eigentlich zugestanden hätte, stattdessen steckte er sein Schwert in die Scheide und nahm die Verfolgung des Barons auf, sehr weit konnte er ja noch nicht sein, es waren nur wenige Minuten seit seiner Flucht vergangen. Langsam aber sicher verflog die schlimmste Rage und bei seinem Lauf gelang es ihm wieder sich einigermaßen in den Griff zu bekommen, dennoch schimmerten seine Augen böse und abwartend, sie schrieen geradezu nach Rache, Rache für diese Schmach und diese Beleidigung.

Wie ein Blitz in einem Unwetter rannte er die schlecht beleuchteten Gänge der Hinterzimmer heraus und stürmte in bester Marathonläufer Manier auf den Schankraum zu. Schon von weitem wurde es laut und die schwätzenden Stimmen drangen an sein Ohr, die Töne einer klimpernden Laute mischten sich scheinbar mühelos dazwischen und ein kleiner Chor aus wilden Piraten stimmte zu Seemannsliedern an. All diese Geräusche stürzten auf ihn ein, die Ohren waren aber nur sekundär wichtig, viel mehr kam es nun auf die Augen an, die alles entscheidenden. Sie mussten den Baron erhaschen, sonst wäre er aufgeschmissen. Die Pupillen wanderten, nein sie rannten über die Masse, es war schließlich möglich, daß sich der blaublütige Betrüger unter das gemeine Volk gemischt hatte, um sich zu verstecken, wobei er dies bei seinem selbstsicheren Abgang für unwahrscheinlich hielt. Viel Vorsprung konnte er jedoch nicht haben, der aufdringliche Geruch von ihm war noch im Gang zu riechen gewesen, natürlich ging das hier im Schankraum unter, wo man sowieso nur Bier, Schweiß und Fett roch. Wieder hatte er diese seltsame Pose eingenommen, still und starr, regungslos und scheintot, nur seine Augen filzten jeden Gast, den er sehen konnte. Die erste Suche jedoch blieb ergebnislos und so schritt er sehr langsam auf die Theke zu, immer noch hoch konzentriert und neue Sichtbereiche absuchend. Seine Stiefelschritte gingen natürlich in dem Lärm unter, aber sie klangen wie die Schritte des Henkers, der sein Opfer suchte. »Tipp, Tapp, Tipp, Tapp...« Unheimlich. Vor ihm lichteten sich Menschenmassen, eine Bedienung kam ihm mit großem Geschirrtablett entgegen und wich kunstvoll aus, denn sonst hätte es wieder gescheppert, verstellte Tische wurden sichtbar und auf einmal kam die Theke zum Vorschein. Zuerst wanderte sein Blick nur herüber, vermutete er doch nichts Außergewöhnliches dahinter oder davor, doch auf einmal hatte er etwas gesehen und nicht nur er. Sein Unterbewusstsein war etwas langsamer als seine Augen und auf einmal machte es Klick. Noch einmal sah er dahin und traf sich mit den Augen eines Dieners des Barons, der da lässig gesehen hatte, ein Bier in Händen hielt und scheinbar auf die sieben Männer mit der freudigen Botschaft wartete. Das Grinsen blieb ihm aber sogleich in den Falten haften, denn er blickte geradezu in ein eiskaltes Gesicht eines potenziell wütenden Mannes, der gerade auf absolut miese Weise um seinen Lohn gebracht wurde. Mit einem Ruck löste sich die Gestalt und versuchte zu fliehen, das Bier achtlos über den Tresen auskippend, den Krug polternd zu Boden rollen lassen. Zum Ausgang hin, das war sein Ziel, weg hier, bevor der Fremde ihn erwischte. Auch dieser rannte los, jedoch viel graziler und ohne Hektik, er schlängelte sich durch die Massen, duckte sich unter einer Schankmaid und ihrem Tablett und schlitterte weiter nach vorne, übersprang selbst umherstehende Humpen und widersetzte sich aufhaltenden Händen. Als er auf die Theke zulief, war er schon fast an dem Mann dran, der sich hilflos durch eine Menschenmasse wühlte. Plötzlich aber wurde sein Lauf wieder durch eine Stimme gestoppt, es war viel mehr die Stimme des Wirtes.
»Was zum Teufel ist hier los Fremder, ich sah den Baron lachend, LACHEND!, durch die Türe gehen, allerdings ohne Leibwachen und ohne euch. Was ist da hinten passiert?«
Seine Stimme war erregt, wohl auch zu Recht, viel Zeit zum reden hatte er jedoch nicht. Plötzlich viel sein Blick auf das Tablett neben dem Wirt, wo mehrere gefüllte Humpen standen, er nahm sich einen und nahm einen tiefen Schluck, als ob er die Ruhe selbst wäre.
»Regt euch nicht auf Wirt, ich habe eure Schenke doch heil gelassen oder? Nur ein bisschen Blut, das lässt sich schnell aufwischen. Es war nicht meine Schuld, aber manche Menschen wissen eben nie, wann es Zeit ist aufzuhören. Ich lasse mich jedenfalls nicht hereinlegen, weder von einem Bettler, noch von einem Baron. Selbst wenn er der König wäre, ich werde mir meinen Lohn schon holen. Niemand betrügt mich und wer es doch tut... der muss die Konsequenzen zahlen. Euer Problem mit dem Baron wird jedenfalls bald aus der Welt geschafft, ob ihr wollt oder nicht.« Und noch ehe eine entsprechende Antwort kommen konnte war er weg, nur noch ein halbleerer Krug zeugte von seiner Anwesenheit, denn im Bad der Menge war er schneller verschwunden, als man "Kupferkelch" sagen konnte. Der Wirt indes seufzte und machte sich wieder an die Arbeit, irgendwie war er glücklich, sollte der Fremde seine Versprechung auch halten können, aber wirklich dran glauben tat er nicht.

Für solche Gedankenspielchen hatte er freilich keine Zeit, denn er musste unbedingt an dem Diener dranbleiben. Es war schwieriger zum Eingang zu kommen, das war wahr, allerdings gab es genügend Mittel und Wege sich Platz zu verschaffen. Mit heftigem Ellenbogeneinsatz erkaufte er sich einen Weg, bis auf einmal urplötzlich eine Hand auf seiner Schulter verharrte. Sofort drehte er sich um und blickte in das Gesicht eines bulligen Matrosen, der schon regt heiter war. »Hey, ier wird nich jedrängelt, nimm das du Wicht.« Der Matrose holte aus, verfehlte aber um Längen, eine kurze Bewegung zur Seite reichte aus, um die Faust ins Leere preschen zu lassen. Für so einen Schwachsinn hatte er aber keine Zeit. Nun war er es, der ausholte und direkt in das weniger schöne Antlitz des Mannes traf, alle Neune, der Schrank eines Mannes sank zu Boden und somit hatte er auch wieder freie Bahn. Allerdings hatte er sich dabei die Hand etwas zerknautscht, so ein Gesicht konnte ganz schön weh tun, er hasste so was, viel lieber hätte er dem Kerl einen saftigen Tritt in die Weichteile verpasst, aber das passte in dem Moment nicht. Als er endlich wieder den Ausgang der Schenke erreicht hatte, war von dem Diener nichts mehr zu sehen, er hatte ihn bei der Schlägerei aus den Augen verloren, aber sein Vorsprung war minimal. Sofort trat er nach draußen, spurtete auf die Straße und sah sich um. Vor ihm: Eine Häuserwand. Hinter ihm: Na ja, hinter ihm lag logischerweise der Eingang zum Kupferkelch. Rechts: Nichts. Links: Nic... plötzlich sah er die Reste eines Schattens in einer dünnen Häuserschlucht verschwinden, das musste er sein. Jetzt würde er ihm nicht mehr entkommen. Sofort nahm er die Verfolgung auf und folgte dem Mann, riesige Schritte verkürzten die Distanz immer schneller und binnen weniger Sekunden hatte er den dünnen Weg erreicht, wo seine Stiefel das Tempo abbremsten und leise Kies bewegt wurde. Niemand war zu sehen, aber er konnte nur Sekunden Vorsprung haben. Etwas langsamer, nein, viel langsamer trat er nun einen Schritt auf den nächsten. Es war stockdunkel, keine Lampe, keine Laterne, keine Fackel schien hier. Einzig und alleine auf den Mond war Verlass, er schenkte ihnen ein wenig Licht und zerstörte so die völlige Finsternis. Seine Schritte waren so behäbig, das sie lautlos wurden, zwar war dies kein effektives Schleichen, doch es verhinderte unliebsame Überraschungen, die er so gar nicht mochte. Als er das Ende der Gasse erreicht hatte, machte diese einen Knick, ging weiter, direkt hinter dem Haus, neben einer hohen Mauer. Aber es war niemand zu sehen. In einer ausladenden Kurve standen einige Kisten und Tonnen, Dreck lag hier, Holzreste, verfault und unbrauchbar, alte Kannen, verbogene Lampen, Seilreste. Es war lautlos, kein Lüftchen regte sich, er stand einfach nur da und sah an die Mauer, ehe er sich nach einiger Zeit dem nächsten Gang widmete. Wenn sein Opfer immer noch vor ihm fliehen würde, dann hätte er es auf dem kiesigen Untergrund hören müssen, kein Geräusch war zu hören. Stutzig, aber immer noch hoch konzentriert bog er ab, ging einige Schritte in die nächste Gasse hinein, als plötzlich ein unscheinbares Schnurren hinter ihm auftauchte. Sofort duckte er sich, zu Recht wie sich herausstellte. Hinter ihm schlug ein Messer in die hölzerne Wand ein, blieb dort stecken, als ob es schon seit Ewigkeiten dort prangte. Hinter einer der Kisten war der Mann aufgetaucht, beinahe lautlos und doch nicht perfekt. Fast hätte es geklappt, beinahe hätte er ihn erwischt, jetzt aber saß er in der Falle, ohne Chance. Weitere Waffen hatte er nicht und nach kurzem Schock versuchte er zu fliehen, hatte aber den identischen Weg wie auch er. Der Kerl war nicht sonderlich flink und so erwischte er ihn kurz nach den Kisten mit einem gewaltigen Sprung. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er den Diener des Barons zu Boden, wo er unsanft aufkam und liegen blieb. Sofort nahm er die Arme und presste sie auf dessen Rücken, wo er sie mit einer Hand festhalten konnte, die Beine des Mannes blockierte er mit den seinigen, so daß er vollkommen wehrlos war. Jetzt war es an ihm zu reden, wollte er nicht dem Zorn des Nordmannes erliegen.

»Euer kleiner Plan hat nicht funktioniert und ihr tätet gut daran zu sprechen. Ihr seid mir gleich, ich habe keinen Krieg gegen euch, aber ich will den Baron und ihr wisst, wo er ist. Also sagt es mir und ich lasse euch am Leben. WO...ist...der...BARON?«
»Ich sage nichts!«, spie der Kerl ihn an, als ob er hier eine Verhandlungsposition hätte. Aber er hatte es so gewollt, der Fremde wurde wütender.
»Nun gut, dann noch mal anders!« Mit einem gewaltigen Schlag in den Rücken verursachte er höllische Schmerzen, ließ aber bewusst die gefährlichen Stellen aus, nicht das der Kerl noch ohnmächtig wurde, bevor das geplant war. »Ich wiederhole meine Frage noch mal: WO...ist...der...BARON?«
»Ich sage...ächz...nichts.«, war die gleiche Antwort wie schon vorhin. Jetzt hatte er es erreicht, daß der junge Herr wirklich wütend wurde und das war grundsätzlich schlecht für Leute, die unter seinem Körper wehrlos lagen.
»Also schön, ihr habt es so gewollt!« Mit einem Ruck zog er an seinem rechten Stiefel und hatte sogleich den Spitzdolch in der Hand, welchen er dem Mann vor die Augen hielt. Dann ließ er ihn über die Wangen des Mannes mit der Spitze voraus gleiten, ganz sanft und ohne Einschnitte, ganz im Gegensatz zu seinem Nacken, wo er die Spitze durch die erste Hautschicht drückte. »Eure letzte Chance zu überleben. Solltet ihr noch einmal mit »Ich sage nichts.« antworten, werde ich euer armseliges Leben ein für alle mal beenden, wieso wollt ihr den Baron für euer eigenes Leben decken, wie sinnlos das doch ist.« Eine weitere Schicht wurde durchdrückt und die Spitze drückte direkt auf den Nerv, was den Mann zu einer Schreiorgie und einem wilden, aber erfolglosen Gezappel veranlasste, ehe er den Dolch wieder etwas löste. »WO...IST...der...BARON?«, schrie er dem Kerl direkt ins Ohr, so daß es einer betäubenden Musik gleichkam.
»In Ordnung, hört auf, hört auf, ich sage es euch. Er ist beim Marktplatz, beim MARKTPLATZ, da will er sich seinem Partner treffen, er rechnet nicht damit, daß ihr überlebt, wenn ihr euch beeilt, dann könnt ihr ihn noch überraschen, aber bitte, bitte lasst mich in Ruhe, ich bin unschuldig.« Die Worte des Mannes kamen nun schnell und überhastet, sie klangen nach purer Angst und nicht gelogen, weswegen er ihm glaubte.
»Jaja.« Mit einem Schlag in den Nacken befreite er sich von dem Kerl und steckte seinen Dolch wieder weg, ehe er sich wieder erhob. »Beim Marktplatz also...«, murmelte er in sich hinein und rückte seine Rüstung etwas zurecht, ehe er aus der Gasse verschwand. Die Katze, von der das Schnurren gekommen war, hörte noch das Wispern seines Umhangs, das wie ein mahnender Schrei zurückblieb, während er schon zum Marktplatz sprintete und dabei keine Kraftanstrengung scheute und wirklich schnell lief. Schon wieder rannte er jemandem hinterher, der Zeit und dem Baron, aber er war schnell und hungrig, wie ein Raubtier, das seine Beute jagte. Ab jetzt konnte sein Opfer keine Diener mehr in den Kampf schicken, denn die gab es nicht mehr. Und der Baron war der wahre Narr gewesen, wenn er sich schon in Sicherheit wog.

Die Rüstung wippte auf und ab, verrutschte aber nur minimal im Gegensatz zum normalen Gehen. Sie war festgeschnallt und konnte sich nicht groß lösen, so verursachte es weniger Gewicht, das er bei jedem Schrittaufkommen spürte. Dennoch war es anstrengend in voller Montur zu laufen, gegenüber den schwer gepanzerten Rittern hatte er natürlich einen immensen Vorteil, die wohl nach zehn Sekunden schnellerem Gehens tot umfielen, wegen Kräfteverlust oder bei Sonne an Hitzeschlag, doch man durfte nicht vergessen, daß auch seine Rüstung Stahl verstärkt war und auch das ein oder andere Pfund auf die Waage bringen konnte. Einen Hitzeschlag musste er jedoch nicht fürchten, denn es war angenehm kühl in dieser Nacht und durch den Schweiß, der sich immer heftiger im Laufe des Rennens auf der Stirn und auf der Haut bildete, bekam er noch eine ideale Schutzschicht gegenüber der Kälte. Der Stärkeverlust schien ihn aber nicht im Geringsten zu kümmern, durch seine noch immer vorhandene Wut lief er geradezu entfesselt und ohne Schmerz oder gar Konditionsproblemen. Die Nordmänner waren seit jeher als zäh bekannt, durch das unwirtliche Wetter und die harten Lebensbedingungen waren die Körper resistent und gestählt und man sagte ihnen nicht zu Unrecht eine Haut wie hartes Rindenholz nach. Natürlich konnte auch er dieses Tempo und diesen enormen Kraftaufwand nicht ewig halten, aber eine sehr, sehr lange Zeit. Er zehrte an seinen Kräften und bekam dafür einen entsprechenden Lohn. Wie ein Nachtfalke schnellte er durch die nächtlichen Gassen, die wenigen Augenpaare die ihn wahrnahmen hatten nicht lange Zeit ihn zu verfolgen. Sofort war er auf eine der beiden großen Hafenstraßen gerannt, die als ideale Orientierung direkt zum Marktplatz bzw. zum Stadttor führten, von dem es auch nur noch ein Katzensprung bis zu seinem Ziel war. Mit jedem Meter verbesserte sich der Straßenbelag spürbar, wurden die Häuserfassaden besser, schöner und stabiler, nahm die Konzentration der Laternen deutlich zu. Doch abgesehen von den zusätzlichen Lichtquellen nahm er überhaupt nichts davon war, selbst ohne Laternen hätte er den Baron gejagt, denn wie auch schon so oft in seinem noch jungen Leben hatte er sich auf den Mond verlassen können, der genau im richtigen Moment erschienen war.

Sein Antritt wurde belohnt, denn es kam wie es kommen musste. Nach fünf Minuten eines spektakulären Laufes, in voller Montur mit Rüstung und Schwert, mit maximaler Höchstgeschwindigkeit und optimaler Beinstreckung, was wohl eine optimale Voraussetzung für einen erfolgreichen Marathon gewesen wäre, hatte er den Marktplatz so gut wie erreicht. Für dieselbe Strecke hätte er normalerweise mindestens zehn Minuten gebraucht, aber man musste bedenken, daß es ja hinauf ging, wenn man vom Hafen aus kam und darunter wirklich fiese Steigungen waren. Marathon laufen, diesen Scherz hielt er sich die ganze Zeit vor Augen, die tief in ihren Verstecken lauerten und es vielmehr seine Atmung war, die in dem rasanten Lauf das bestimmende und lauteste Element war. Der junge Läufer atmete jetzt schwer, als er endlich zum stehen kam und eine kleine Pause einlegte. Er musste seine Atmung unter Kontrolle kriegen, die drohte zu kollabieren. Er fühlte sich konditionell und psychisch in der Lage die doppelte Distanz noch schneller zu laufen, aber die Rüstung und das zusätzliche Gewicht drückten auf das Fleisch und ließen jeden Schritt schwerer werden, wenn man diese Distanz auf diesem Niveau lief. Dennoch war es ein Zeichen seiner guten, körperlichen Verfassung, die er sich bis hierher erhalten konnte, denn fast jeder andere wäre schon bei leichterem Lauf mit diesem Gewicht bald zusammengebrochen, während er mit Wut im Bauch das Ganze durchgezogen hatte. Die letzten Meter nahm er etwas lässiger und trabte noch am Stadttor vorbei, wo einige Stadtwachen wieder Wache schoben. Der Marktplatz war von hier aus ein Katzensprung, wie er es schon geahnt hatte und auch das Glück war ihm nun hold und belohnte den tollen Lauf. Fünf Gestalten schritten in Sichtweite vor ihm und er war sich sicher, daß es sich bei einer von ihnen um den Baron handelte. Genau wie schon in der Taverne wurde einer seiner Diener auf den seltsamen Schatten aufmerksam, das alles verfolgte er aus einem optimalen Winkel, gegen den Mond schauend, alle fünf Leute im Blick. Er musste schwer erkennbar sein, auch deswegen machten sie keine großen Bemühungen einer Aktion. Er kam näher, immer näher und näher. Dann drehte sich auch der Baron um, seine Nackenhaare hatten sich aufgerichtet, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schwirrte, nachdem der Leibeigene Bericht erstattet, ihm die Verfolgung durch eine "fremde Person" mitgeteilt hatte. Und dann war es endlich soweit, nahe der Stelle, an der Ulf, oder auch "Schweinebacke" sterben musste. Die Meuchelmörder waren sicherlich vom Baron selbst bezahlt und hatten absichtlich nicht ihn getroffen. Diesen Vorwurf erhob er still und leise, selbst wenn er sich irrte, es machte keinen Unterschied mehr auf dem Sündenkonto des Barons, bestimmt lief es schon seit Jahren über. Die beiden trafen aufeinander, der Baron war stehen geblieben und seine Diener auch. Er versuchte gar nicht erst sich unkenntlich zu machen, dafür war er zu auffällig. Und obwohl es keinen Nebel gab, so tauchte er doch ähnlich mysteriös aus der Dunkelheit auf. Sein rechter Arm hatte das Schwert umschlossen und war bereit, es zu ziehen. Die Augen des Barons und die seiner Diener weiteten sich nicht schlecht, als er gut sichtbar nur wenige Schritte vor ihnen stand, sie hatten es versäumt zu fliehen oder weiterzugehen und waren einfach stehen geblieben. Nun war es zu spät, fliehen konnte keiner mehr. Mit einem Ruck riss er das Schwert heraus, spielte damit förmlich und strotzte immer noch vor Kraft. Seine Gesichtszüge ernst, seine Körpersprache eindeutig. Einige Diener waren zusammengezuckt, als das Schwert die Luft zerschnitt und die Angst saugte er ein und formte sie zu neuer Kraft, doch die schwächlichen Diener waren nicht seine Opfer, er würde sich mit dem dicken Rudeltier begnügen.

»Lauft ihr Schwächlinge. Für euch habe ich keine Verwendung. Lauft und ich werde euch in Ruhe lassen. Solltet ihr allerdings weiterhin zu eurem Herrn stehen, so wird euch dasselbe Schicksal wie ihm zuteil!« Seine finsteren, schwelenden Worte zeigten Wirkung, die ersten zwei rannten sofort weg, ein Dritter folgte nach kurzem Überlegen.
»Hört nicht auf ihn, kommt zurück! Ich bezahle euch doch! Ihr gehorcht mir, ihr GEHÖRT mir...« Die Worte waren verzweifelt, schnell suchte nun auch der Vierte und Letzte das Weite und verschwand so schnell er konnte, ohne sich noch einmal umzudrehen. Plötzlich wollte auch der Baron laufen, doch auf seine schnellen Schritte folgte er und der Adlige gab seine Flucht auf, er sah, daß es wirkungslos blieb.
»Ihr habt meine Leibwachen bestochen nicht wahr? Sie hätten euch töten sollen Fremder! Diese Schwächlinge, ich werde sie...«
»Ihr werdet gar nichts!«, fiel er ihm ins Wort »Eure Leibwachen wurden von mir besiegt, wieso sollte ich Gold bezahlen, um am Leben zu bleiben? Aber ich war gnädig mit ihnen, euch jedoch wird meine Rache erfüllen, genießt sie in ihrer vollen Pracht, denn sie wird selten entfaltet. Ich habe euch doch gesagt, daß ihr laufen solltet, daß ich euch jagen werde. Ihr hättet entkommen können, die Chance war da. Jetzt werde ich euch reißen und mir das holen, was mir zusteht. Und natürlich den Ring, der zurück zu seinen Besitzern kommen muss.«
»Grrrr! Nein, ihr werdet den Ring nicht bekommen. Und mich auch nicht. Niemals! Ich bin Baron Alwin Finsterberg und ich werde euch schon zeigen, wie weit ihr mit euren großen Worten kommt! Nehmt DAAASSSS!«

Auch der Baron hatte ein Schwert an seiner Seite, was ihm bisher entgangen war. Sofort erkannte er die gute Qualität des Stückes, das er wohl als Maßarbeit bei einem guten Waffenschmied in Auftrag gegeben hatte. Doch schon am Herausziehen erkannte er die Schwächen seines Gegners, der sein Schwert auch falsch am Griff hielt, leicht untersetzt, so daß er nicht richtig mit den eigenen Kräften handeln konnte. Außerdem griff der Baron wild und in Rage an, genau wie er, doch hier bestand das Kämpfen aus einem puren Einprügeln, was absolut sinnlos war. Mühelos wehrte er die Züge ab, die nicht von einem Kämpfer, sondern von einem Dilettanten stammen mussten. Auch die Todesangst, die auf dem Mann lag konnte nicht der Grund für solch uneffektives Gestocher sein. Er konnte einfach nicht kämpfen, hatte nie eine gescheite Ausbildung erhalten, das war alles. Ein jeder Rekrut kämpfte besser, hätte er die Abwehr als Offensive geschlagen, so wäre dem Baron die Klinge gar aus der Hand gerutscht. Außerdem verausgabte er sich vollkommen, nicht mal jeder dritte Schlag erreichte seinen Körper, dennoch hatte er die Situation ausgenutzt und den Baron immer weiter aus dem Licht des Marktplatzes gelockt, denn auch heute patrouillierten wieder Stadtwachen auf den Wehrgängen. Auch der Lärm war nicht zu verachten, aber in der dunklen Nische, die durch den Schattenwurf eines hohen Turms so finster wurde, waren sie sehr einsam und alleine.
Er hatte seinem Kontrahenten eine Chance gegeben, nun war die Zeit so weit. Es sollte nicht mehr die Sprache des Mundes, sondern die Sprache des Schwertes entscheiden und er wollte nun diesen Auftrag beenden und den Pakt endgültig lösen. Noch einmal ließ er das gute Schwert des Barons seinen Einhänder touchieren, dann aber griff er vollkommen unerwartet an, zwei Links-Rechts Parierungen später lag die Waffe des Mannes auf dem staubigen Boden und er war entwaffnet. Noch ein letztes Mal lief er auf den jungen Krieger zu, die Fäuste geballt wollte er ihn niederreißen, doch er griff daneben und stolperte absichtlich, die Schwerkraft drückte ihn zu Boden, ein Tritt in die Magengrube beendete seinen Widerstand und sein Schwert sauste hinab, als er sich auf einmal umdrehte und durch Glück dem Treffer entging, haarscharf an seinen Ohren vorbei. Der Mann, der sich Baron schimpfte, war alles andere als piekfein, total aufgelöst und den Tränen nahe, gab er innerlich auf und faltete die Hände zum Betteln.
»Hört auf! Ihr habt gewonnen, ihr habt gewonnen! Ihr wollt doch nur euer Gold oder? Hier, hier.« Er zupfte zitternd ein kleines Säckchen hervor und reichte es nach oben, wo es der Fremde an sich nahm. »Das sind wertvolle Edelsteine im Wert von fünftausend Goldstücken. Die Händler werden euch nicht so viel zahlen, aber 2000 kriegt ihr auf jeden Fall, sie sind echt und geschliffen...« Plötzlich begann der Mann zu keuchen und etwas Blut rann aus der Nase, eine verspätete Aderplatzung. »Aber dafür lasst ihr mich am Leben ja? Bitte, ich werde euch bestimmt nicht mehr benutzen...« Gerade in dem Moment deutete er daraufhin einverstanden zu sein, eine Kopfbedeutung, wie ein Nicken zu verstehen, verließ ihn, als er sich umdrehte, dem Baron den Rücken zuwendete. »Nein, das werdet ihr nicht...« verließ seinen Mund flüsternd, als er in den fast halbvollen Mond blickte. Er drehte sich wieder um und holte aus. Der Baron wollte gerade wieder aufstehen, da traf ihn der linke Stiefel auf der Brust und drückte ihn sofort zu Boden, nur eine Sekunde später lag das Schwert über dem Kopf, beidhändig schoss es nach unten und durchdrang den Brustkorb mühelos. Der Baron schrie, der Schrei selbst verwandelte sich aber sofort in ein Gurgeln, dann ein Ächzen und dann... war es ruhig. Der Körper regte sich nicht mehr, die Augen waren leblos. Er hatte die Brust durchbrochen und wahrscheinlich das Herz des Barons gespalten, es war ein schneller, schmerzloser Tod. Unter der Leiche bildete sich eine kleine Blutlache, die sich schnell auszubreiten drohte, auch aus dem Mund kam noch etwas von dem Lebenssaft, was durch das Nasenbluten jetzt richtig blutig wurde. Mit diesen komischen Edelsteinen, so es sie denn gab, hatte er zumindest seinen Lohn enthalten, aber auch Goldmünzen in Form von zehntausend Exemplaren hätten nichts an seinem Tod geändert. Es ging nicht mehr um seinen versprochenen Lohn, der Baron hatte ihn zum Narren gehalten und ihn ausgenutzt, ihn belogen und schlussendlich noch betrogen. Es musste diese Strafe her, ein Exempel musste statuiert werden. Droben im Norden, da war es Gang und Gäbe, so mit diesen Leuten zu verfahren, er selber scheute das grundlose Morden, aber in diesem Fall war es wirklich leicht gefallen, es war eine Frage der Ehre gewesen.

Schnell wischte er sein Schwert notdürftig an der Kleidung des leblosen Körpers ab und steckte es weg. Danach durchsuchte er den Mann gründlich und fand noch zwei schwere Beutel mit Goldmünzen. Zweitausend waren es wohl nicht, aber einige hundert, die Ausgehbörse dieses Adligen. Wertvolle Gürtel und Amulette, Knöpfe und Nadeln ließ er ihm, daran hatte er kein Interesse, aber den Ring von Alia suchte er natürlich. Er wurde am Finger des Toten fündig. Auch der Baron hatte insgesamt acht Ringe an zehn Fingern, der achte war der neue Siegelring, den er schon so sehr Sein sah. Vorsichtig drehte er das Kleinod wieder ab, schließlich wollte er einer Leiche ungern den Finger abhaken und bei Gwinfers mit abgeben, das wäre wohl doch etwas zu viel des Guten, doch er schaffte es mit etwas Mühe. Auch der Siegelring wurde gut verstaut und zu den anderen fünf Ringen gelegt, dann stand er auf und sah sich noch einmal in Ruhe den toten Körper an. Es war ein guter Tod, zumindest für Gorthar und seine Bewohner. Plötzlich kam ihm noch eine Idee, für die er das gute Schwert des Barons benötigte, weswegen er es aus den Fingern aufklaubte und sich einmal näher ansah. Viele hatten es bestimmt nicht gesehen, bei diesem schlechten Kampfstil, aber der Wirt würde es wohl erkennen können. Zwar gäbe es sicher eine hübsche Summe beim Waffenhändler, denn die Qualität kam fast an sein Schwert heran, aber er würde es anders nutzen. Es würde ihm zu einer Menge Respekt und vielleicht auch zu Anerkennung verhelfen, denn sicher waren nicht alle traurig über den Verlust dieses Gauners. Genau deswegen setzte er seine Schritte wieder weg vom Marktplatz und zwar in Richtung Kupferkelch, wo er noch einmal in dieser Nacht zurückkehren wollte, die Leiche des Barons blieb einfach liegen und würde im Morgengrauen zu großem Entsetzen führen, es würde eine Menge Aufsehen erregen und die Stadtwachen würden in nächster Zeit schärfer kontrollieren und patrouillieren, doch auch hier musste man abwarten, wie weit die Korruption damit gestoppt würde. Finden würde man ihn nie, er hinterließ grundsätzlich keine Spuren und sein Schwert würde nicht lange blutig bleiben. Sein Gewissen war wieder beruhigt, genau wie seine Wut vorbeiging. Ruhe kehrte wieder ein, Ausgeglichenheit durchströmte seinen Körper. Er genoss wieder die kühle Luft. Und ehe man sich versah... war er verschwunden. Einfach so, weg, hinfort, von dannen.

Die Nacht hatte ein Opfer gebracht, der erste Mensch, seit er in Gorthar angekommen war. Es war eine Lehre gewesen, ein Hinweis für alle, die es wagen sollten ihn zu betrügen, kalt, humorlos, nüchtern...

Solaufein
31.08.2004, 23:59
Zwei Tage waren ins Land gegangen, zwei Tage und zwei Nächte, seit dem Vorfall mit dem Baron, aber die zweite Nacht war noch nicht vorbei, denn er hatte noch ein kleines, feines Anliegen, das er in dieser Nacht erledigen musste. Schon vor der Übergabe mit dem Baron hatte er sich gesagt, daß er die mehr oder weniger gestohlenen Ringe zurückbringen wollte. Er war nun mal kein Dieb, hatte sich die Ringe nur ausgeliehen, damit er nicht den falschen Ring mitnahm und dann vollkommen blöd dastand. Den Siegelring wollte er jedoch nicht mehr in seinem Inventar haben, hatte ihn schon von der Liste gestrichen und fest mit fünf Edelringen gerechnet, nun waren es jedoch sechs, der Siegelring war vorbei. Manchmal trieb das Schicksal seltsame Wellen und spülte Wendungen in die Kreisläufe, die alle Planungen zunichte machten. Es war einfach immer unberechenbar, wenn man sich mit fremden Personen einließ. Nie konnte man sich sicher sein, ob man ihnen vertrauen konnte, oder ob sie einen nur ausnutzten, wie es Finsterberg so perfekt glaubte zu tun. Es war ein menschlicher Makel, Überlegenheit, Selbstsicherheit, Überheblichkeit, Wahrnehmungsverlust. Das Streben nach Macht, es verformte den menschlichen Grundcharakter und es erschuf eine neue Form der Lebensart. Nicht der Baron war das Vorbild, der Gründer oder der Erschaffer dieser Art, es lag tief in den Vererbungen der Menschen, dieser Makel war ihnen von Geburt an gegeben, wir alle haben ihn. Der Baron war nur einer, der diesen Makel auslebte, bis an die Grenzen ausreizte und dann ein Spiel verloren hatte. Das gehörte dazu, man konnte gewinnen und man konnte verlieren. Er hätte mehr Wachen kaufen können, bessere Kämpfer schicken oder sich einfach nur auf das Glück verlassen sollen, was blieb war sein lebloser Körper, leer und unrein, matt auf dem Boden liegend, schwerfällig und träge. Je weiter man den Bogen überspannte, je höher war das Risiko, daß er riss. So war das Spiel, so waren seine Regeln und kein Mensch würde sie je ändern können, da dieses Spiel nicht von Menschen erschaffen wurde.
Der junge Herr hatte die Zeit genutzt und viel darüber sinniert und seine Gedanken daran verschwendet. Verschwendung wäre es aber nur gewesen, wenn er es nicht getan hatte. Es war eine hoch interessante Sache, so unerklärlich tiefgründig und wenn man glaubte auf dem Boden angekommen zu sein, dann eröffnete sich ein neues Loch, schwarz und leer, ohne Antworten, ohne Worte. Man musste sich das alles selbst erarbeiten, selbst ergründen. Eine einfache Wahrheit gab es dabei nicht, denn es kam nie darauf an Recht zu haben, es kam immer nur darauf an so weit vorgedrungen zu sein. Einen Menschen zu töten war einfach, sich aber mit der Ursache des Todes zu befassen fiel den meisten Mördern schwer. Wie sollten sie es auch tun, gab ihnen doch niemand den Anstoß. Und so lag doch in den grausamsten Momenten der Kern aller Überlegungen, wenn man die Flamme eines Anderen auslöscht und sich in sein Bewusstsein ruft, daß man einen Menschen umgebracht hat, einen Vater, eine Mutter, eine Schwester, einen Bruder, einen Sohn, eine Tochter... Fremde, das waren die Umschreibungen für die meisten Toten, die ermordet wurden. Fremde waren uninteressant, vielleicht beschäftigten sich die Mörder dieser Welt deswegen nicht mit ihrem Tod, es bestand keine emotionale Bindung. Aber konnte man sich da so sicher sein, wenn man einen Fremden tötete? Vielleicht war es der eigene Bruder, vielleicht täuschten seine äußeren Merkmale nur vor seinen inneren Werten. Die Masken der Menschen waren grenzenlos und auch ihre Fantasie. Es blieb abzuwägen, wo man den Punkt der Realität überschritt und die Grenze des Wahnsinns erreichte, aber war das nicht vollkommen dasselbe?...

Der Tod des Barons war vollzogen, die Jagd war lange beendet und er hatte sich zu Genüge an seiner erlegten Beute gelabt. Langsam war die Zeit gekommen, in der er wieder aktiver werden konnte. Es war ein großer Schock für Gorthar gewesen, der Baron war nicht allzu bekannt im Volk, dafür umso mehr bei der Stadtwache und den mächtigen Adligen, der Fund seiner Leiche auf dem Marktplatz war bitter für diese Stadt, die von Kriminalität und Armut wahrlich genug hatte, doch die Stadtwachen ließen ihn schnell ?beseitigen? und auf dem Friedhof begraben. Jetzt war Gorthar wieder wie jede Nacht, einsam und verrucht, still und dreckig. Zumindest hier, im Hafenviertel. Der Baron hatte keine Kinder, entfernte Verwandte und die Stadt würden sich um seinen Besitz streiten, solange konnte so gut wie jeder in das leer stehende Haus eindringen, denn auch seine Diener und Söldner waren jetzt gegangen, es gab niemanden mehr zu bewachen, niemanden zu dienen und erstrecht niemanden, der sie dafür bezahlte. Die Sklaven des Barons kamen so zu unerhoffter Freiheit und die Leibwachen zu etwas Zeit für sich und eine Familie, wenn es diese denn gab. Er selbst hatte sich in ein kleines Gasthaus an der Grenze zwischen Arm und Reich einquartiert, an der Grenze zwischen Hafenviertel und Marktplatz. Klein war das Zimmer gewesen, das Essen spärlich, die Einrichtung bestand aus einer Pritsche mit einer einfachen Decke. Es war spartanisch aber sauber und vor allem ruhig. Es war richtig schön gewesen auf der Pritsche zu liegen, die Augen mit dem leicht einfallenden Sonnenlicht bescheinen zu lassen und nur zu denken, manchmal sogar ein paar Spinnereien auszuleben, die auch so ein Mann, wie er es war, hatte.
Doch nach zwei Tagen kam er wieder heraus, hatte sich absolut abgeschottet und nur zweimal pro Tag etwas zu essen geholt. Die Arbeit musste weitergehen und auch Gorthar musste weitergelebt werden. In den Kupferkelch wollte er nicht gehen, aus Sicherheitsgründen, aber auch ganz banal nicht. Es hätte dort keinen Sinn gemacht hinzugehen, denn es hätte dort nur Ärger warten können. Neue Aufträge, so sie denn überhaupt machbar wären, würden gut erhört werden, zwei Betruge hintereinander wollte er sich nicht antun. Zu riskant war es, wenn der eigene Paktpartner dein größter Feind war. Nicht immer war man mit solch blinden Gesellen wie dem Baron zusammengekommen. Es gab Menschen, die hatten noch nicht den Thron ihrer Macht erklommen, waren daran noch nicht satt und träge geworden und der Vorsicht leid. Man konnte den stärksten Gegner der Welt bezwingen und dann von einem "Freund" den Dolch in den Rücken gerammt bekommen, das war die traurige Tatsache. Das Verlangen diese Ringe zurückzubringen war jedoch so groß, daß es keinen Aufschub ertrug, erst dann wäre er bereit wieder neue Arbeiten zu beginnen, wieder für Gold sein Leben aufs Spiel setzen. Er wusste selber, wie sinnlos er doch war. Wie er von edlen Taten und hohen Geisteswissenschaften sinnierte und sich selber verkaufte, an eine Welt, die nicht seinem Ursprung, seiner Mentalität entsprang. Doch es war nicht er, der die Münze erfand und sie zu einem modernen Mittel niederer, menschlicher Instinkte schuf. Es war kein Schicksal das ihn dazu zwang, es war doch seine eigene Entscheidung. Immer in der Hoffnung Abenteuer zu bestehen, auf denen man einen ehrenvollen Tod finden konnte oder von denen man einmal an einem Lagerfeuer den Kindern erzählte. Sein Ansporn, sein Antrieb, sinnlos, genau wie er selbst. Er war genauso geworden, wie es ihm die Weisen vorausbestimmt hatten: »Der Wolf im Schafspelz«

Es war eine verregnete Nacht in der der Mann seine Schatten kreisen ließ, genau das richtige Wetter für einen Antrittsbesuch. Im Dunkel der Nacht gut versteckt und durch den Regen dreifach abgesichert, mauserte er sich zum reicheren Viertel der Hafenstadt, dort wo auch die Gwinfers ihr Anwesen hatten. Vor dem Gesicht hatte er ein Stück eines weißen Lakens, wie er es auch schon bei seinem ersten Besuch getragen hatte. Zwar würde das den Wirt des Gasthauses nicht gerade erfreuen, allerdings hatte er eine Goldmünze mehr als gefordert entrichtet und es war ja auch nur ein winziger Fetzen der fehlte. Es fand es passend und irgendwie auch sinnig, denn die Maskierung war nicht wirklich dazu da nicht später erkannt zu werden. Sie verdeckte einzig und alleine große Teile des Gesichts und damit auch seine Emotionen und seine Eindrücke, verschleiern tat sie jedoch nichts und jeder der ihn einmal sah, würde ihn leicht wieder erkennen, besonders jetzt, wo seine Rüstung noch gewaltiger auf die Menschen einwirkte. Er brauchte sich nicht verstecken und wieso sollte er zu den Leuten gehen, wenn er Angst hätte, daß sie ihn verraten könnten. Wenn es jemals zu einer Gegenüberstellung mit der Stadtwache kommen sollte, dann würde er sie töten und aus dieser Stadt fliehen. Dann müsste er Abschied von Gorthar nehmen und sich eine neue Bleibe suchen, Angst in irgendeinem Kerkerloch zu vermodern hatte er aber nicht. Einen Mann wie ihn konnte man nicht lebendig gefangen nehmen, das würde nicht klappen, das verboten sein Stolz und sein Glauben. Für ihn selbst war dieses weiße Stück Stoff eine Maske, wie er sie so oft benutzte, nur in diesem Fall war es keine Maske aus Gefühlen, Emotionen und Ausdrücken, sondern aus einfachem, weißem Stoff. Stoff, der vom fortwährendem Regen genässt wurde, wie auch der Rest seiner Kleidung, aber es machte ihm nichts aus, es tat gut das Wasser auf der Haut der Ober- und Unterarme zu spüren, im Gesicht, das er manchmal extra dafür gen Himmel ragte. Andere Körperteile bekamen von dem Wasser sowieso nichts mit, auch ein großer Vorteil seiner Kleidung, wobei er sehr froh war, daß man die ihm gelassen hatte, sollte sich seine Vermutung des Überfalls bestätigen. Die üppigen, seltsamen Stiefel hielten sehr warm, ja fast sogar heiß und waren absolut wasserdicht, die gute Hose aus Bärenfell tat dies auch und über allen thronte die mächtige Rüstung, die erstrecht kein Wasser hindurch ließ. Zwar wurde das flauschige Fell durchnässt, aber wen kümmerte das schon. Sein Rücken - ebenfalls geschützt von der Rüstung - hatte zudem noch den alt wirkenden Umhang, der sich aber erstaunlich Wasser abweisend zeigte. Alles in allem war ein Regenschauer keine Pein, wie es die meisten Menschen empfanden, sondern ein Geschenk, für das man dankbar sein sollte. Regen brachte Wasser und dies sorgte für gute Ernten und damit für Nahrung, Wasser war der Quell des Lebens und stützte jede Lebenssäule. Allerdings waren sie, die Nordmänner, nicht so sehr auf Regen angewiesen, bot der strenge und lange Winter doch viel Schnee und Eis, das man schmelzen konnte und in den Gletschern gab es davon auch genug. Hier jedoch gab es keine Gletscher, zumindest hatte er sie noch nie gesehen.

Er erreichte das Anwesen der Gwinfers um kurz nach Mitternacht, das konnte er ausnahmsweise einmal genau bestimmen, da die Turmuhr der Kirche diese Zahl anschlug. Er hatte sie noch nicht besuchen können und wusste auch noch nicht, ob er das je tun wollte, denn es war nicht seine Religion und nicht sein Gott, an die hier geglaubt wurde und vielleicht störte es die Gläubigen ja. Andererseits bewunderte er immer gerne die prächtigen Kirchen und Kapellen der Fremden, wie sie in den Gotteshäusern immer nur einem Gott dienten, was in seiner Glaubensrichtung undenkbar wäre. Viele Götter gab es da und nicht nur den Einen, der alles Gute oder alles Böse verkörpern sollte. Man konnte aber viel von diesen Gläubigen und ihren Kirchen lernen und es war ein guter Ansatz, um von der Kultur anderer Völker zu lernen.
Niemand hatte ihn auf seinen Wegen gesehen, immer an den dunklen Wänden hatte er sich gehalten und das Licht gemieden, war in vielen Gassen spaziert, nur um den beleuchteten Straßen auszuweichen. So sehr wenige in der Nacht draußen waren, so waren es noch weniger, wenn es regnete. Da blieb man doch lieber zu Hause oder gleich in der Kneipe, bei solchem Wetter jagte man doch keinen Hund vor die Tür. So hatte er freies Spiel und kaum Passanten ausweichen müssen. Die einzig Leidtragenden an diesem Wetter waren seine Haare gewesen, die durchnässt und wild zerzaust über seine Stirn und den Nacken hingen, was ein bisschen die Ordnung nahm, die er denen so gerne setzte. Wenn er aber ehrlich war, dann kümmerte er sich so gut wie nie um sie, ein Wunder, daß sie kaum zerzaust waren. Glück musste man haben. Für die Wachen vor Gwinfers Anwesen war es allerdings weniger lustig. Sie standen da wie begossene Hunde, zumindest die zwei armen Schweine, die am Tor standen. Die zwei dahinter konnten sich unter einem kleinen Dach an der Eingangstür verstecken und der Rest steckte ja im Haus, wie er nur zu gut wusste. Er konnte nur hoffen, daß einer der Gwinfers zuhause war, denn noch war die Frist von neun Tagen nicht abgelaufen, also müssten sie noch da sein. Was der Baron da geplant hatte war schon ein teuflisches Spiel gewesen, eigentlich gut geplant, aber eben doch mit einem winzigen Haken, der ausgereicht hatte um alles ineinander stürzen zu lassen. Mit erhobenem Haupt ging er auf die beiden Männer am Tor zu, die ihre Köpfe gesenkt hatten, um nicht zu viel von dem feuchten Guss abzubekommen, doch da halfen auch ihre Helme nichts, da sie das Gesicht nicht schützten, sondern nur den Ober- und Hinterkopf bedeckten. Er hatte nicht vor heute dem Blutvergießen zu frönen und wollte eigentlich erst einmal keine Menschen, keine Väter, keine Ehemänner und keine Söhne von Müttern mehr töten, doch die letzten Erfahrungen hatten ihn wieder einmal gelehrt vorsichtig zu sein und so gab es auch hier mindestens ein Auge, daß immer auf seinem Schwert lag. Er hatte ja neuerdings zwei, denn das gute Schwert des Barons hing an seinem Gürtelbund herab. Dunkel war es und durch die Tropfen war die Sicht noch mehr verschlechtert, aber man erkannte Umrisse in dieser finsteren Nacht, auch weil hier die Laternen brannten und für Licht gesorgt wurde. Und so erkannte ihn auch eine der Wachen, welche er schon länger ansah. Seine Schritte waren gezielt und nahezu lautlos, trotz des Untergrunds von Pflastersteinen wirkte er wie schwebend und doch blieb er ganz bodenständig wachsam, in dieser zudem noch kalten, unwirschen Halbmondnacht.

»Wer sind sie? Was wollen sie?«, kam es ihm in einem Dialekt entgegen, den er noch nicht gehört hatte. Die meisten Gorthaner hatten viel klarer und bestimmter geredet, dieser Mann aber sprach... interessant... er fand keinen anderen Ausdruck dafür. Es waren keine Fehler in den Worten zu hören und auch nicht das Gewirr eines Betrunkenen, der gerne die Aussprache etwas verzog, es musste sich bei dem Mann um einen Fremden handeln, aus Gorthar kam er jedenfalls nicht, davon war der junge Nordmann sofort überzeugt.
»Wer ich bin ist hier und heute nicht von Bedeutung, doch mein Wille schon. Ich bringe ein paar Stücke, die der Bewohnerin dieses Anwesens, Alia Gwinfer gehören müssten. Ist sie - oder ihr Bruder - hier?« Seine Stimme war klar aber deutlich und während er sah, daß der Mann eine Hand auf dem Schwertgriff hatte, ließ er von jeder Gegenreaktion ab. Wäre die Sicht besser gewesen hätte er bemerkt, daß der Söldner seine linke Augenbraue hochgezogen hatte und sich wunderte, was er aber gut sehen konnte war sein Kollege, der nun mit schweren Schritten hinzu kam, um sich einen Überblick zu verschaffen.
»Hmmmjaaa, die Fürstin ist hier. Aber es gibt keinen Grund sie zu stören, Fremder. Wieso seid ihr eigentlich maskiert, was eh habt ihr zu verbergen? Ein Dieb?«
»Ein Dieb in den Augen der Fürstin vielleicht. Ich bin nichts weiter als ein Schatten im Nichts, man muss mich nicht beachten, es lohnt sich einfach nicht. Wenn sie da ist, dann muss ich darauf bestehen sie zu sprechen, es wird auch höchstens zehn Minuten dauern. Richtet ihr doch bitte aus, daß ich auf sie warte.« Der Mann ließ seinen Schwertgriff los und fuchtelte etwas in der Luft herum, schien dann endlich bei seinem Kinn angekommen zu sein und überlegte.
»Tjaaaahmm. Was soll ich Fürstin Alia sagen? Ein maskierter Mann wartet auf sie?«
»Zum Beispiel. Das wäre schon nicht schlecht. Vielleicht würdet ihr es aber begrüßen mich ins Haus zu führen, nehmt euren Partner mit, er kann mich bewachen. Und für das Tor können ja kurz die beiden anderen eingeteilt werden. Wie schon erwähnt, es wird nicht lange dauern.«
»Was eh wollt ihr denn überbringen?«, fragte der komische Typ neugierig. Ohne groß zu wühlen zog er einen etwas uninteressanteren Ring der Fürstin heraus und brachte ihn zu dem Redeführer, wobei er bis auf einen Meter zu ihm herankam. »Ringe der Fürstin. Ringe und ein paar Worte, die ich überbringen muss.«
»Hmmm... Ja eh, gut, von mir, gehen wir kurz rein. Vladim, du kommst mit, bewach den Maskierten, wenn er versucht dich oder jemand anders anzugreifen oder was zu klauen, dann töte ihn. Oder nein, versuch ihn nur niederzuschlagen. Ach eh, egal...«
Mit einem Grinsen nahm er diese Worte auf, doch durch die Maskierung konnte man es nicht erkennen. Welch humorvolle Einstellung, aber das war immer die Aufgabe des Mannes mit dem seltsamen Dialekt. »Ich versichere euch, daß ich keine Schwierigkeiten machen werde. Allerdings sollten Vladim oder ihr das auch nicht, ich mag es nicht, wenn man Hand an mich legt oder Schwerter auf mich zeigen, in diesem Fall wären meine Worte nichtig.«
»Hähähäh, gut. Drinnen können wir uns erst mal aufwärmen und was essen.«

Die beiden Torwachen schlossen das Tor auf, schritten hindurch und schlossen wieder ab. Vorne ging der Redeführer, in der Mitte folgte er und hinter ihm beendete der lange Vladim die Reihe. Die wenigen Schritte zum Eingang in das riesige Haus waren schnell getan und mit einem klaren Befehl das Tor im Auge zu behalten verabschiedete sich das Trio in das trockene und wärmende Hausinnere. Der Weg führte an altbekannten Gängen vorbei, an Gemälden, die er schon kannte und über Teppiche, die schon einmal seine Stiefelsohle spüren mussten. Der Mann führte sie in eine gemütliche Sitzecke, von denen es viele hier gab und wand sich dann ab, er wollte ins dritte Stockwerk, was für eine Überraschung.
»Hmme, wartet hier, Alia wird kommen, da bin ich mir sicher.«
In der Zeit des Wartens begutachtete er ein wenig die Rüstung seines "Bewachers", den schnittigen Lederwams aus Rinderleder, der zwar solide gemacht war, aber lange nicht so schön war wie eine Fellrüstung. Zum Glück blieb Vladim ruhig und schien nicht unbedingt im nächsten Moment sein Schwert ziehen wollen und so sah er sich ein wenig um und durchforstete die Buchtitel eines kleinen Regals, ohne aber eines der Bücher herauszuholen um zu lesen. Auch sonst machte er nicht sehr viel, zählte von Eins bis Hundert und dachte über sein erstes Mal in diesem Haus hier nach, ohne aber den stämmigen Vladim außer Augen zu lassen, dem er nicht ganz vertraute.
Dann aber war die Zeit des Wartens endlich vorbei und Alia kam, zusammen mit ihrem Bruder Unos, der Torwache und den zwei anderen Wachen, die er ja auch schon gut kannte. Die hatten ihn sicher nicht so gut in Erinnerung, aber das war nicht mehr zu ändern. Er sah der schönen Frau sofort an, wie nervös sie war und im Gesicht von Unos stand so etwas wie Zorn. Er wusste nicht genau, wie sie auf seinen Besuch reagieren würden, aber es war ihm egal. Wenn sie ihn hassen wollten, dann sollten sie das doch tun, nur gefangen nehmen oder töten, diese Gedanken sollten sie besser lassen, das würde nur ins Auge gehen. Allerdings hatte er noch nie das Gefühl gehabt, daß Unos sehr aggressiv wäre und Alia... nun ja, der Schlag in den Nacken hatte doch nicht soooo wehgetan.
»Koreb hat mir gesagt, warum ihr hier seid. Ich hätte nicht gedacht, daß wir euch noch mal wieder sehen würden Fremder, ihr geht ein hohes Risiko ein.« Nun ja, eine freudige Begrüßung sah anders aus, doch er konnte die Fürstin ja sogar verstehen.
»Seid gegrüßt Fürstin Alia. Ach, hohes Risiko, wieso denn. Wie ich Koreb schon sagte, solltet ihr euren Wachen den Befehl geben mich anzugreifen, dann werde ich sie töten müssen und das möchte ich eigentlich nicht. Seht, die ganze Sache zwischen euch und mir ist ein großes Missverständnis und wieso sollte ich herkommen, um euch die Ringe, die ich euch geklaut habe, wiedergeben, wenn ich nicht mit guten Absichten bestückt bin, hm?« Man sah der Fürstin, aber auch ihrem Bruder an, daß es ihnen unangenehm war, als er von seiner Reaktion bei einem Angriff sprach, gleichzeitig entspannten sich ihre Gesichter jedoch, da sie merkten, daß sie nichts zu befürchten hatten.
»Schön. Dann gebt mir die Ringe doch bitte, es fehlen ja noch fünf, nicht wahr.«
»Selbstverständlich!« Schnell holte er jeden der noch übrigen Fünf heraus, darunter auch der viel zitierte Siegelring, der Anlass für diese ganze Geschichte. »Bitte, ich hoffe sie sind nicht beschädigt, so daß sie bald wieder eure Finger zieren können.«
»Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber Danke.«
»Ach, keine Ursache, ich bin nun mal kein Dieb und der Baron ist selber Schuld.«
»Sprecht ihr von Baron Alwin Finsterberg?«, mischte sich Unos in das bisher sehr einseitige Gespräch ein.
»Ja, von dem spreche ich. In seinem Auftrag bin ich ja hierher gekommen.«
»Nun, der Baron ist tot und man soll nicht über Tote sprechen, aber mich würde dennoch interessieren, was dahinter steckte.«
»Das ist schnell gesagt. Der Baron hat mir angeboten für ihn zu arbeiten, da ich solche Arbeiten annehme, wenn ich Gold brauche, willigte ich ein. Er belog mich, erzählte mir, Alia wäre eine ehemalige Sklavin von ihm gewesen, jetzt aber geflohen und mit ihr ein Siegelring von der Familie des Barons, den er wiederhaben wollte. Er erzählte mir, daß sich Alia bei Gwinfer versteckt hielte und seine Geliebte wäre, alles Lügen natürlich. Jedenfalls ging es darum, daß er den gestohlenen Ring zurückwollte. Leider war ich so dumm und hab seine Lügen zu spät durchschaut, sonst wäre ich wohl nie hierher gekommen.«
»Eine Sklavin sagt ihr? Das ist ja wirklich unglaublich. Wir hatten noch nie viel mit ihm zu tun, aber er schien uns ja gut zu kennen. Was wollte er denn mit dem Ring?«
»Eine Krypta ausrauben, EURE Familienkrypta, ich weiß Bescheid, ich habe inzwischen auch verstanden, wo der Eingang dazu liegt, aber mit der Übergabe der Ringe ist für mich der Auftrag erledigt. Ihr werdet nichts mehr von mir hören.«
»Wollt ihr eine Entlohnung für die Ringe oder eure Dienste? Gold oder so?«
»Nein, ich habe meine Entlohnung bereits bekommen, sie schulden mir nichts. Ich muss jetzt auch gehen, die Nacht ruft mich. Hüten sie ihr Geheimnis besser, ach ja, was ich ihnen noch sagen will: Hängen sie ein Schloss vor den Kellereingang, die Luken lassen sich problemlos öffnen und schließen sie die Kellertür im Haus ab, sonst öffnen sie Dieben Tür und Tor. Und noch etwas, entschuldigen sie meine etwas grobe Behandlung Fürstin, aber es ging nicht anders. Ich finde den Weg alleine nach draußen, eine geruhsame Nacht wünsche ich.«

Und schon machte er kehrt und ließ das Sextett alleine. Koreb wollte erst noch folgen, aber Unos hinderte ihn mit einem Kopfschütteln daran, denn er hatte begriffen. Die beiden würde diese Geschichte noch lange beschäftigen, so viel war sicher, aber sie würden es verstehen und keine Zwietracht hegen. Es hatte sich alles zum Guten für die Gwinfer Geschwister gewendet. Der schwarze Schatten verschwand schnell, auch die beiden übrigen Wachen konnten den schnellen Schritten nicht folgen und ihn aufhalten und auch wer meinte, daß ein abgeschlossenes Tor ein unüberwindbares Hindernis war, der irrte. Denn am Tor gab es keine Eisenstangen mit spitzem Ende, so konnte er mit einem beherzten Sprung fast drüber springen und wuchtete sich dann über das ebenfalls einfache Tor, aber hier standen in der Regel ja auch Wachen. Es regnete noch immer, doch das machte nichts. Im Gegenteil, er war erleichtert. Der Regen spülte die letzten Spuren, die noch am Marktplatz geklebt hatten, hinfort und beendeten diese Geschichte, der Auftrag war nun endgültig erledigt, er hatte es geschafft, jetzt konnte er zurück zum Kupferkelch gehen.

DaedaIus
06.09.2004, 01:34
Ein leichter Nebel hatte sich in der Nähe des Ufers gebildet, durch den sich ewig weite Finsternis zu ziehen schien. Doch von der anderen Seite des Fjords her, aus Khorinis durchbrach ein kleines Schimmern die Schwärze und zu später Stunde noch segelte ein kleines Fischerboot an die Pforten des Landes Gorthar. In ihm drin saßen zwei MÄnner, einer alt und dreckig, der Andere beinahe komplett rot gekleidet, lediglich zwei Augengläser schimmerten im Schein der Laterne leicht in ihrer gelben Färbung. Während der Alte das Boot vorsichtig ans Ufer steuerte, schlief der Zweite immernoch einen seeligen Schlaf, denn er seit Tagen misste. Beim sanften Auflaufen auf etwas Sand jedoch weckte der Instinkt den vorsichtigen Mann und dem Selben trüben BLick, wie er ihn schon bei der Abfahrt gehabt hatte stand er auf und verließ das Boot.

Entschuldigt, dass ich euch nichts geben kann. Ich bin arm, habe keine einsame Münze in meinen Taschen, doch seit euch meiner Dankbarkeit sicher, wenn euch das etwas bedeutet.
Ich bin alt und wahrscheinlich wird bald beim fischen mein Herz versagen, was wollte ich schon mit Geld. Sieh zu, dass du wieder heil nach Khorinis kommst, für den Fall, dass du nicht hier leben willst.
Lebt wohl.
Ich frage mich nur, wie lange noch. He he he...

Und ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen verschwand der Wanderer schwankend in der Dunkelheit der Wälder. Wenn er dem Fischer glauben konte, war die Stadt nicht weit, doch seit es Krieg zwischen Khorinis und Gorthar gegeben hat, weigert er sich sie direkt anzusteuern.
Ein weiterer, sinnloser Fussmarsch, der Zeit und Kraft kostet, nur wegen der Sturheit eines Menschen. Stillschweigend nahm der einsame Mann es so hin, wie es war und ging weiter. Schritt für Schritt, seinem Ziel entgegen. Immer weiter, bis tief in die Nacht.

DaedaIus
06.09.2004, 16:34
Es war bereits spät im Nachmittag und der Wanderer hatte die große Stadt noch immer nicht erreicht. Hatte der alte Fischer sich geirrt? Dem war wohl so, wenn er nicht sogar absichtlich den Weg falsch erklärt hatte.
In der Hoffnung, doch noch irgendwann auf die Stadt, oder wenigstens auf einen Bauernhof zu stoßen, ging der Wanderer weiter, der sich selbst Puppenspieler nannte. Seine Schritte waren schon lange unsicher, gerade gehen ein Ding der Unmöglichkeit.
Was trieb ihn nur dazu? Was verwehrte ihm das anhalten und rasten? Losgezogen war er auf der Suche, doch er wusste, dass er in der Burg des Minentals gefunden hätte. Warum also war er nach Gorthar gereist, ohne auch nur einmal etwas zu essen oder zu schlafen? Die Erschöpfung schien ihn langsam niederzuringen, die Kräfte ihn zu verlassen und der Schmerz ihn niederzuringen.
Dann geschah es, er brach zusammen. Alles war schwarz, nur aus der Ferne schienen irgendwann Stimmen zu kommen.

...

"Goron, sieh nur, hier liegt jermand."
"Ist er verletzt? Lebt er überhaupt noch?"
"Ja, er scheint nur bewusstlos zu sein."
"Gut, gebt ihm zu essen und zu trinken. Er darf nichtsterben...sonst können wir ihn nicht mehr verkaufen."

Don-Esteban
12.11.2004, 22:16
DaedaIus09.09.2004, 01:27
Langsam und schwerfällig öffneten sich die müden Augenlieder des Wanderers. Was er sah immernoch leicht trüb sah war Wald, im Schein einiger Fackeln, doch sein Blick ruhte auf einigen Gitterstäben. Sie waren zu allen Seiten, er war gefangen. Eine kleine Karawane bewegte sich langsam durch den Wald und in einem kleinen Käfig, der von acht Mann, die offensichtlich Sklaven waren, getragen wurde, saßen zwei Männer. Beide trugen lediglich ein paar Fetzen, keine richtige Kleidung. Ein alter Kartoffelsack mit ein paar zusätzlichen Löchern, mehr war es wohl nicht. Während der Eine wohl schon länger auf dieser Fahrt war, was man daran erkannte, dass er unrasiert und schmutzig war, saß der anderen höchstens ein paar Tage in seinem kleinen Gefängnis.
Bist wohl endlich aufgewacht. Hier hast du was zu essen, mehr bekommst du diese Nacht nicht. Keine Sorge, vor der Abfahrt gibt's nochmal ordentlich was und wenn wir an unserem Ziel sind auch. Du willst schließlich gut aussehen, wenn du auf den Sklavenmarkt kommst, he he. Eher achtlos wurde eine kleine Schüssel mit einer zäh aussehen Pampe zwischen den Gittern hindurch geschoben, doch bevor der Puppenspieler etwas angewidert danach greifen konnte schlug ihn der zweite Gefangene bei Seite und schob sich soviel von dem Zeug in den Mund, wie er konnte. Sofort kamen einige Wächter und der Käfig wurde einfach fallen gelassen. Der plötzliche Aufprall ließ den Gierigen stolpern und schnell wurde die Türe aufgeschlossen. Einer der Wächter, seinem Aussehen nach zu urteilen deren Anführer schlug auf den armen Kerl ein, der wohl nur schrecklich hungrig gewesen war, bis er brechen musste. Abschließend spuckte er auf ihn und murmelte unverständliche Flüche vor sich hin. Die Zelle wurde zugesperrt und der Puppenspieler saß weiterhin in einer Ecke, während der Käfig wieder angehoben und weitergetragen wurde. Zögerlich trennten sich seine zitternden Lippen voneinander und nur schwerfällig begann er zu reden. Mein Essen, ich brauche etwas. Tut mir ja leid, aber mehr gibt es heute nicht mehr. Wir können uns nicht leisten, soviel Nahrung für einen so schmächtigen Sklaven auszugeben, also bleib sitzen und halt's Maul, Idiot. Wo..wo sind meine Sachen? Ich brauche sie wieder. Hab ich nicht gesagt Maul halten? Aber...bitte... Schon gut, schon gut. Du bist ja ohne Prügel eh nicht still. Deine Sachen werden auch verkauft, mit etwas Glück ist dein herr so großzügig und kauft das auch noch, aber dafür brauchst du schon verdammt viel Glück...und das wirst du nicht haben, da wo wir hinfahren. Stumm ließ sich der knieende Puppenspieler nach hinten auf den Boden fallen und streckte sich aus, bis er einigermaßen bequem lag, so sehr es der Holzboden und das Geschaukle zuließen. Er sah an sich herab. Sein Amulett, es war noch da. Warum habt ihr mir das gelassen? Sehr witzig, Idiot. Riskier nicht, dir wirklich Prügel einzufangen, Raren ist nicht gerade freundlich, wie du schon gesehen hast. Müde sah er noch einmal zu dem anderen gefangenen, der sich immernoch vor Schmerzen krümmte und in seinem eigenen Erbrochenen wand. Wieso, was ist geschehen? Glaubt mir, ich weis es wirklich nicht. Nicht? Dir hat wohl noch nie jemand versucht es wegzunehmen. Als Raren es dir abreisen wollte wurde er geradewegs gegen den nächsten Baum geschleudert. Welche magische Spielerei das ist, weis ich nicht und anscheinend du auch nicht, was mich eher beruhigt. Wir hatten schon bedenken einen Magier mitzunehmen. Hättet ihr es doch gelassen, denn wer sagt, dass ich kein Magier bin. Idiot, das soll ich dir doch wohl nicht wirklich glauben. Ich kann es dir gern beweisen, wenn dir dein Leben ohnehin nicht lieb ist. Komm nur her. Leicht verängstigt wirkend zögerte der Wächter mit einer Antwort, als plötzlich ihr Anführer, diese raren heranstürmte und dem Puppenspieler mit einem schweren Ast in den Bauch schlug. Diese blieb hustend liegen, hielt sich nur die Hände auf die schmerzende Stelle. Dann ging er zu dem Wächter und gab ihm eine Ohrfeige. Ein Magier, so ein Blödsinn. Lass dich nicht von jedem dahergelaufenen gefangenen austricksen. Wäre er ein Magier hätte er sich schon lange befreit, als ich die Käfigtür geöffnet hatte. Und du... Er wand sich wieder dem Puppenspieler zu. Wenn du noch einmal so etwas versuchst, prügel ich dir deine seele aus dem Leib. Entkommen ist uns noch keiner und du müder Schwächling wirst sicher nicht der Erste sein. Du sahst mit deinen seltsamen Klamotten vielleicht unheimlich aus und dein komischer Anhänger scheint dir auch von einem Magier nett verhext worden zu sein, doch mich beindruckst du damit nicht.
Entkräftet ließ der Puppenspieler zurückfallen. Welch Demütigung, doch er ließ es sich gefallen. Er war nicht in der körperlichen Verfassung um sich wie üblich zu befreien. Sicherlich hätte er auch den Wachhauptmann irgendwie überlistet, nur war ihm das so nicht möglich. Seine Zeit würde noch kommen, doch vorerst war er gefangen.



DaedaIus12.09.2004, 04:12
Nur das spärliche Licht einer Fackel erhellte den alten, staubigen Keller, irgendwo in Gorthar. Ein kleiner Hafen, nicht in der großen Stadt, den nur für Schmuggler und Sklavenhändlern zu kennen und zu benutzen schienen, dort hatte man ihn hingebracht. Nicht einen Bissen hatte zu essen bekommen, denn jedesmal wollte der Mann, der mit ihm im Käfig gesessen hatte ihm die Schüssel entreißen. Dafür wurde er jedesmal hart bestraft, doch er nahme s immer wieder in kauf, nur für eine Hand voll ekliger Pampe, die einem mehr Kraft kostete, als sie den Hunger stillte. So jedesfalls empfand es der Puppenspieler, der nicht daran glaubte, dass der Koch darauf achtete, ob die Zutaten nun giftig waren oder nicht. Bisher hatte er noch jeden Pilz und jede Beere ausgerissen, die er gefunden hatte und ein solch reines Paradies war Gorthar nicht. Kurz vor ihrer Ankunft hier war der zweite Gefangene dann endgültig seinen Wunden erlegen und der Anführer der kleinen Konvoiwache hatte ihn erschlagen. seine Leiche war achtlos ins Gebüsch geworfen worden, die Tiere würden sich seiner schon annehmen. Der übrig Geliebene allerdings war auch beinahe so tot und inzwischen stillte er seinen Hunger damit die Ratten im Keller zu fangen, über der Fackel des Raumes zu braten und diese unreinen, wahrscheinlich von der Pest zerfressenen Viecher zu essen. Doch war es nicht egal, wie es starb? Ob an der Krankheit, oder am Hunger? Sein Überlebenswille ließ ihn das Risiko eingehen und sollte er es bis in die Sklaverei schaffen, würde er fliehen können. Keine Ketten würden ihn halten können, irgendwie gab es immer einen Weg freizukommen und wenn er seinem Herrn so gute Dienste erweisen muss, dass er ihn begnadigt. Oder wer weis, vielleicht würde er es nicht einmal so weit kommen lassen. Für gewöhnlich hätte er sich wohl schon längst befreit, denn einen Weg gab es immer, man musste ihn nur finden. Selbst die Tatsache, dass sein Körper schwach war, hätte ihn sicherlich nicht gehindert, das einzige was ihm Sorgen machte, war das Loch in seinem Kopf. Seine Gedanken waren so "eingeschränkt". Nichts schien ihn davon erlösen zu können und inzwischen war es nicht mehr die Sehnsucht nach seinem Todesengel, die seinen verstand beschwerten. Es war etwas Anderes, etwas, was er nicht kannte, doch was ihm vertraut wirkte. Stimmen. Stimmen in seinem Kopf, die leise flüsterten. Unverständlich und mit hohem Ton, schien eine Frauenstimme auf ihn einzureden, und sie hallte tausendmal wieder, beinahe gleichzeitig, in seinem Kopf. Er konnte nichts dagegen tun und obwohl er anfangs noch dagegen kämpfte, schrie und nur die Ruhe suchte, lag er jetzt ohne einen letzten Rest Kraft in diesem finsteren Keller und lauschte...er versuchte zu...verstehen. Und wenn er wieder in Wort vernahm, wenn ihm wieder eine Bedeutung in den Sinn kam, obwohl nichts seiner Sprache entsprungen war, dann stellte sich trotz allem wieder eine Frage für ihn. Warum?



Solaufein16.09.2004, 00:40
Mit Schwung landete er von irgendwo in der Luft wieder im Hauptsaal, die marmornen Treppen empfingen ihn mit Wärme und Schönheit, doch sofort benetzte er ihre Unschuld mit seinem roten Blut. Die Blutung war zwar gestillt, aber er war sehr verschmiert. Als endlich der blöde Rauch verschwunden war, kam ein Skelettdiener die Treppe hinauf. Er trug in seinen Händen ein Samtkissen mit einem großen Goldbeutel, doch der Krieger griff nicht danach, sondern ließ ihn auf dem Kissen. Als er sich wieder erholt hatte und aufgestanden war, wurden seine Augen von dem Glanz des ganzen Goldes geblendet. Trotzdem ging er die Marmorstufen herunter, um sich mal nach seinem Auftraggeber umzusehen. Was für ein Zufall, daß dieser genau in dem Moment auftauchte, obwohl seine Rauchwolke viel schneller verzog.
»Ah, der Fremde ist zurück. Seid mir gegrüßt, aber ihr seid allein?« »Ja, mein Begleiter hat es nicht geschafft.«, stellte er trocken fest. »Oh... Aber ihr habt den Almanach, ich kann ihn spüren. Unglaublich, daß es wirklich mal jemandem gelingen würde den Almanach aus der Hand von Xzar zu reißen, das ist überwältigend für mich... ähm... ich habe das Gold schon bereitgestellt, die Sklavin wird bald kommen. Kann ich das Riam'dzeh Dzalim haben?« »Tut mir leid, ich kann euch das Buch nicht geben.« Er hatte es so entschieden und war nun froh keinen Finger an den Goldbeutel gelegt zu haben, seine Verletzung und der Tod von Glushu waren mehr als 5000 Goldstücke und eine Sklavin wert. Er wollte verhandeln. »Nicht zu diesem Preis.« »Was soll das heißen? Unser Pakt?« Filius de Braga war vollkommen geschockt, was man dem Gesicht auch ansah. Damit hatte er nicht gerechnet. »Glushus Tod und meine Verletzung erfordern einen Aufpreis. Ich bin nach wie vor gewillt euch das Buch zu geben. Unser Pakt ist nicht verletzt.« Das Gesicht von ihm war vollkommen versteinert, noch immer kreisten die Bilder vom Kampf mit Thorik in seinem Kopf. »Was soll das heißen? Das ist eine Unverschämtheit, Fremder! Dann hole ich mir das Buch eben so, wenn ihr tot seid, dann bezahle ich gar nichts!« In seiner Hand entstand ein schöner, runder Feuerball, doch das schreckte den Nordmann, er bewegte nicht mal die Finger, stattdessen die Lippen. »Bemüht euch nicht Zauberer. Ihr bezieht eure Macht doch aus den Ebenen oder? Das von euch so begehrte Buch schluckt alle Zauber und lässt sie wirkungslos verpuffen. Ich habe es selbst gesehen.« Daraufhin verschwand der Feuerball wieder und Braga schluckte. »Also gut. Was wollt ihr noch?« »Ich...« er sah sich kurz um »ich will dieses Haus.« Eigentlich wollte er den Kasten gar nicht, aber ihm fiel nichts Besseres ein. »Das soll doch ein Witz sein oder? Ein Scherz?« »Nun, dann behalte ich das Buch halt. Ich sollte vielleicht mal testen, ob es auch einem Lagerfeuer widerstehen kann.« »NEIN!», schrie er auf. »Ihr wollt also dieses Haus? Das ist mehrere zehntausend Goldmünzen wert, die ganzen Kostbarkeiten...« Er schluckte abermals. »Wenn ich euch mit Magie angreife, schützt euch das Buch. Lasse ich euch von Söldnern angreifen, würdet ihr die wohl töten.« Sein Gegenüber nickte still. »Dann bleibt mir also nichts anderes übrig... dieses Haus ist zum Glück nicht so wichtig für mich. Ich werde schnell etwas anderes finden. Gebt mir zwei Stunden, um alle wichtigen Dinge zu holen und mitzunehmen!« »Geht in Ordnung.« »Und dann will ich euer Wort, daß ihr mich danach in Ruhe lasst. Ihr werdet mich nicht im Auftrag eines anderen Magiers töten, so wie ihr es mit Xzar getan habt!« Ausdruckslos sah der Krieger zu einem Fenster, von wegen getötet, der Vogel war abgezwitschert... »Von mir aus, ihr habt mein Wort.« Müßig seine Worte klangen. »Gut.« Braga schnaufte durch. »Dann ist euer Wort bindend. Ihr werdet mich nicht töten! Ansonsten seid ihr eure Ehre los, das ist sicher. Ich räume jetzt meine wichtigsten Sachen zusammen und nehme die Sklavinnen mit, wenn ich bereit bin komme ich zu euch und nehme das Buch, ab dann gehört euch der Kasten.« »Aber... Kara lasst ihr da!« Was hatte er da gerade gesagt? Was sollte er denn mit einer Sklavin? So ein Mist, da kam er nicht wieder raus... »Die schenke ich euch sogar, die blöde Ziege...«
Mit einem Verpuffen war er verschwunden, nur um seine paar Habseligkeiten von diesen ganzen Dienern wegbringen zu lassen. Nun, dann hatte er wenigstens Platz. Das sich Braga überhaupt darauf eingelassen hatte... Jetzt gehörte ihm also dieser riesige Kasten. Dieser ganze scheiß Prunk widerte ihn doch jetzt schon an. Nun ja, jetzt hatte er es wenigstens geschafft. Er hatte eines der schönsten Häuser in Gorthar und konnte es noch sein Eigen nennen. Was für ein Schlag. Er ging langsam auf eine Bank zu und legte sich dort hin. Er war fertig und musste ruhen, sein Körper war schwach geworden.



Solaufein16.09.2004, 00:44
Nach einer Weile tauchte Braga wieder mit einem Teleport auf, doch bei ihm war die junge Frau, deren Gesicht sich noch weiter verschlechtert hatte. Sie hatte jetzt noch eine Verfärbung am rechten Auge, aber er hatte doch... Wütend sah er zu Braga, kümmerte sich aber nicht mehr drum. Das Buch in der Hand stand er wieder von der Bank auf, die Pause hatte er gebraucht und gleich wollte er schlafen, oder so...
»Ich bin soweit. Alles Wichtige ist nun fort von hier. Ihr könnt das Haus von mir aus haben. Hier ist der Schlüssel für die Haupteingangstür, der Rest steckt irgendwo.« Er nahm den Messingschlüssel entgegen und ließ ihn in einer Tasche verschwinden, während er nun das Buch aus dem Rinderleder herauswickelte. »Und nun gebt mir den Almanach!« Nachdem der dicke Schmöker ausgepackt war, überreichte er das Werk an den Magier, der es sichtlich berührt entgegen nahm. »Ah, das ist es. Ja, ich spüre seine Macht. Ich habe immer davon geträumt es zu besitzen, mit seiner Macht werde ich noch hundert Mal mächtiger werden, als ich es jetzt schon bin. Ich werde... wie auch immer. Ein Haus bekommt man überall, dieses Werk nicht. Ich glaube, ich habe das bessere Geschäft gemacht, Fremder.« Mit strahlenden Augen hatte er nun sein Buch bekommen, diese Magier waren doch wirklich alle irre, für so einen Schmöker so viele opfern. Kein Kriegsherr würde das machen. Ihm war es so was von egal, sie waren miteinander fertig. Er wollte nur noch schlafen.
Braga nickte und ging kurz auf die junge Frau zu, die scheinbar nichts von ihrem Gespräch mitbekam, oder zumindest mitbekommen wollte. »So mein Täubchen. Das ist dein neuer Besitzer. Zwar hat er keinen Namen, aber das ist egal. Du tust jetzt, was er sagt und wirst ihm gehorchen. Mich wirst du nicht mehr wieder sehen, also lächle doch mal, oder vermisst du mich schon? Hähähä« Das Lachen war noch zu hören, als sich der Mann in einer blauen Wolke aufgelöst hatte, mitsamt seinem Buch war er verschwunden und langsam lichtete sich der Nebel wieder.



Solaufein16.09.2004, 00:46
Die junge Frau, sie stand still und starr. Ihr schwarzes Haar war verfilzt, glanzlos und unordentlich. Noch immer trug sie denselben Leinenfetzen wie zuvor, vielleicht mit dem ein oder anderen neuen Loch mitsamt passenden Flicken. Ihre Hände verbarg sie geschickt, genau wie ihre Augen. Er konnte nicht in ihnen lesen und somit versuchen etwas über ihre Seelenlage herauszufinden. Was hatte er sich da nur eingebrockt, eine Sklavin? Er war ja vollkommen bescheuert, so blöd konnte man doch gar nicht sein. Er musste sich was überlegen. Vielleicht sollte er mal was sagen.
»Ähm... ja... hallo« Schon unterbrach er sich selbst, wie konnte man nur ein Gespräch mit Hallo beginnen? Ob sie überhaupt etwas wahrnahm, sie wirkte so abwesend. »Tja, Braga ist jetzt weg. Er wird nicht mehr wiederkommen. Ich habe gesehen, wie er dich behandeln ließ. Ein wirklich mieser Charakter. Tja... was soll ich noch sagen. Ich brauche mal einen Führer durch dieses Haus... oder so. Hm, vielleicht könntest du mir das ja mal zeigen... Ich kann dir leider nichts zu Essen anbieten, da ich keine Ahnung habe, wo hier was ist, aber du... du kannst dich ruhig hinlegen, wenn du müde bist. Du wirkst etwas fertig. Diese Bänke sind bequemer, als sie aussehen, na ja, ich weiß ja nicht, was du willst...«
Etwas konsterniert ging er an der regungslosen Frau vorbei und schnappte sich den Goldbeutel, der immer noch von dem Skelett gehalten wurde. War das Ding übrig geblieben? Mit einem Ruck kippte es um und zersplitterte auf der Treppe. Nun gut, jetzt war es kaputt. Mit dem Beutel ging er wieder auf die Bank und legte sich mit einem Ohr auf eines der Samtkissen. Mit einem höflichen »Gute Nacht« schloss er die Augen und schlief ein, sein ganzer Körper war erschlafft.



Solaufein17.09.2004, 00:10
Die angebrochene Nacht und den ganzen Tag hatte er durchgeschlafen, wie ein Murmeltier, wie ein Kleinkind, das von einer Wanderung kam. Tief und fest, nichts konnte ihn wecken, allerdings ließ man ihm auch seine Ruhe. Diese Reise, dieser Kampf, diese ermüdenden Verhandlungen mit all ihrem schwarzen Gift, er war schon lange nicht mehr so fertig gewesen, doch nun klappten auch seine Augenlider wieder nach oben und sein Geist forderte ihn auf aufzustehen.
Die ersten paar Minuten dachte er noch, daß er irgendwo in einem Gasthaus wäre, doch dieser ganze Prunk kam ihm doch bekannt vor... plötzlich dämmerte es, er war in Bragas Haus, das jetzt seines war. Kurz musste er sich gegen eine Wand lehnen, diesen Horizont erst noch erschließen. Dieser riesige Kasten gehörte jetzt ihm... die Marmorplatten, die goldenen Vierzierungen, die Gemälde. Braga hatte vieles mitgenommen, doch vieles auch konsequenterweise dagelassen. Er war mit diesem Reichtum ein gemachter Mann, doch schon gleich merkte er, daß er das gar nicht sein wollte. Der Prunk war nett, aber andererseits auch widerlich, schon fast stinkend vor Arroganz und Dekadenz. Er würde sich wohl lange nicht daran gewöhnen können, nun auf keine Taverne mehr angewiesen zu sein.

Mit festem Blick trat er in einen Raum, aus dem Geräusche drangen, als er da war erkannte er eine Art Küche. Überall standen Besteck, Geschirr und Kochtöpfe, während der kleine Holztisch, nur mit einem einfachen Tuch bedeckt, fast schlicht wirkte. Er sah einen kochenden Topf am Herd und natürlich sah er die junge Frau... Kara. Sie schien ihn wieder nicht zu bemerken. Zunächst setzte er sich an den Tisch und griff sich etwas Brot, das in einem Körbchen lag, auf dem er etwas kaute. Dann konnte er aber nicht mehr widerstehen. »Darf ich mal kosten, wenn es fertig ist?« Keine Antwort, nur Schweigen. Ein paar Minuten später aber bekam er einen tiefen Teller und kurz darauf die Suppe, die sich prima mit dem Brot verbinden ließ. Kara aß nichts, auch setzte sie sich nicht. Sie stand nur in einer Ecke und sah mit leeren Augen auf ihn, verfehlte aber den Blick in sein Herz um Meilen. Die Suppe schmeckte wirklich köstlich, schön gewürzt und gleichzeitig nicht zu intensiv. Kleine Geflügelstücke mit allerlei klein geschnittenen Gemüsesorten, dazu die typische Brühe.
»Es schmeckt wirklich ganz toll. Du kannst sehr gut kochen. Genau das habe ich jetzt gebraucht. Nochmals vielen Dank.« Die ehemalige Sklavin wirkte immer noch abwesend, aber für einen Moment lächelte sie. Er hatte es nicht gesehen, aber das war auch nicht so wichtig. »Hast du denn schon etwas gegessen?« Sie schüttelte ein paar Momente später ganz leicht den Kopf. »Dann iss doch etwas, der Topf ist doch noch voll. Komm, setz dich her, du brauchst nicht da hinten rum stehen.« Er nahm einen zweiten Teller und schöpfte ihn bis zum Rand voll mit der Suppe, dann stellte er ihn auf den Tisch und nahm seinen eigenen. »Ich glaube, ich nehme mir auch noch mal, wer weiß, wann es wieder so lecker für mich wird.« Leider ließ sich Kara nicht so leicht überreden, erst als er inständig nickte, als er schon wieder zu Tisch saß, kam sie zögerlich näher und setzte sich. Ihre Hände zitterten, als sie den Löffel umfasst hatte, doch er lächelte nur milde und kurz darauf schöpfte das Mädchen gierig Löffel für Löffel in sich hinein...



Solaufein18.09.2004, 00:18
Sie musste wirklich Hunger gehabt haben und es war ihm auch ein Vergnügen gewesen ihr noch einmal nachzuschöpfen. Schließlich war es das Mindeste was er tun konnte, es war ja eigentlich ihr Essen, an dem er nur teilhaben durfte. Aber für eine Sklavin war es wohl nur das Kochen von Nahrung, die sie nicht anrühren durfte, selbst wenn sie seit Tagen nichts mehr gegessen hatte. Erstaunlich, wie man den Geist eines Menschen doch brechen konnte. Durch intensive Bestrafungen einem Menschen verbieten zu essen, obwohl es genug gab. Zunächst hatte er das alles nicht verstanden, aber selbst in einem kriegerischen Geist wie dem seinen war die Sensibilität hoch. Man brauchte nur in die gebrochenen Augen eines Menschen sehen, oder in seinem Herzen lesen. Er hatte beides wie ein offenes Buch vorgefunden... »Wenn man sich fürs Essen entscheidet, entscheidet man sich fürs Leben.«, dachte er leise in sich hinein und musste wieder kurz lächeln. Es war ja nicht so, daß er auf einmal nur noch glücklich war, doch er fühlte sich auch ein wenig von Karas Augen gezwungen.
»Hat es dir geschmeckt?« Sie nickte zweimal und wich seinem Blick wieder schnell aus. »Wie lange gehörst du ihm?« »...« Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Kara, waren sie sich doch bisher gegenüber gesessen. »Du kannst in den Herzen anderer Lebewesen lesen, doch sie müssen dir auch vertrauen.« Der Satz seiner Mutter, der ihn seit Jahren durch das Leben begleitete... Vorsichtig wollte er ihre linke Hand ergreifen, doch als seine rauen Finger über ihre äußeren Fingermuskeln strichen, zuckte sie zurück und legte beide Hände weit weg von ihm, drehte ihm beinahe den Rücken zu. Trotzdem ließ er nicht locker und drückte ihre linke Schulter mit sanftem Druck auf den Stuhl, während er erneut nach der linken Hand fasste. Die junge Frau ergab sich und wehrte sich nicht mehr, so konnte er ihre Hand endlich berühren. Ein seltsames Gefühl, solch eine Haut hatte er noch nie gespürt. Als er vorsichtig den Handteller umdrehte, musste er in der Innenseite aufgeriebene Haut, Blasen und Verbrennungen feststellen, die sie sich sicher nicht vom Kochen zugezogen hatte. Die Wunden waren noch frisch, sie musste höllische Schmerzen haben. Er ließ keinen großen Druck auf die wunden Stellen walten, stattdessen umschloss er ihre etwas kleinere Hand mit der seinigen.
»Braga hat das getan, stimmt's? Ich... hätte ihm nicht trauen dürfen... ... Hat er dir sehr wehgetan?« Ein blasses Nicken war ihre Antwort. »Hast du Schmerzen?« Dieselbe Antwort. Währenddessen umschloss er ihre Hand fester, fast schon erdrückend. »Du brauchst keine Angst mehr haben. Die Angst hat dich nur schwach gemacht, aber du wirst wieder stark werden. Du willst doch eigentlich nicht so sein, wie du es jetzt bist. Es war doch stets dein Wunsch alles selber entscheiden zu können, nicht wahr? Es ist schwer manche Dinge zu vergessen, es ist manchmal nicht nur eine körperliche Verletzung, sondern es sind Bilder im Kopf, die man nie vergisst...« Er stockte »... hör gut zu was ich dir jetzt sage. Ab sofort wirst du keine Sklavin mehr sein, sondern bist eine freie Bürgerin, nein, ein freier Mensch. Niemand wird dich mehr zu etwas zwingen können und niemand wird dich mehr schlagen oder dir wehtun, das verspreche ich dir, aber nur... unter einer Bedingung. Du musst mir versprechen stark zu werden, damit du mein Versprechen einlösen wirst. Versprichst du es mir?« Eine kleine Träne rann an der rechten, ihm verdeckten Wange hinab und sie nickte deutlich, doch damit gab er sich nicht zufrieden. »Sag es! Sag, daß du es mir versprichst.« Und dann sah sie zu ihm, Auge in Auge.
»Ich... verspreche es.« Ein pralles Lächeln war ihr Lohn für diese Worte und er hatte zum ersten Mal ihre Stimme gehört. Der Bann war gebrochen, sie aß, sie war keine Sklavin mehr und sie redete, das waren drei Erfolge für die Entscheidung zu leben, aber auch drei Erfolge für ihn, der sich unheimlich freute, ohne zu wissen, was ihm an diesem Mädchen eigentlich lag.



Solaufein18.09.2004, 01:03
»Und jetzt, jetzt verrate mir bitte deinen Namen.« Er wollte es von ihr selber hören, aus ihrem eigenen Mund, von ihren eigenen, aufgerissenen Lippen. »Ich heiße... Arashi Kishu.« »Aber...« »Kara ist tot.« »Wie du willst. Arashi ist auch ein sehr schöner Name.« »...« »Willst du mich ein wenig durch das Haus führen? Ich muss schließlich erst mal einen Überblick bekommen, der riesige Kasten gehört jetzt mir. Natürlich nur, wenn du überhaupt hier bleiben willst, du kannst auch sofort gehen.« Sie nickte leicht. »...« »Und wie heißt... ... du?« Sie sah ihn aus ihrem gequälten und doch wunderschönen Augen mit großer Erwartung an. Er zuckte kurz zurück und ließ ihre Hand wieder los. Dann drehte er sich bedrückt um, öffnete das geschlossene Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Der Mond, der dort so schön zu sehen war schenkte ihm Mut, die Wahrheit zu sagen.
»Ich heiße... Solaufein...«



Solaufein19.09.2004, 02:15
Als sie ihren Rundgang beendet hatten, bedankte er sich bei Arashi und setzte sich wieder in die Küche, wo er sich aus einem der Schränke einen Apfel genommen hatte, auf dem er nun kaute. Dieses Haus war einfach riesig. Ein Palast war ja ein Witz dagegen, zwar leicht übertrieben, für einen Menschen wie ihn aber dennoch real. Insgesamt gab es fünfzehn Zimmer im ersten Stockwerk, davon vier Schlafzimmer, eine Bibliothek - in der viele Lücken klafften -, ein Lesezimmer, ein großes Badezimmer, ein Arbeitszimmer - das ebenfalls sehr leer wirkte -, einen großen Saal, zwei Entspannungszimmer, in denen riesige Fenster eingesetzt waren, die Sonnen- und Mondlicht optimal auf den Gast lenkten, ein Forschungszimmer, wo einst die Sterne mit einem Fernrohr oder einem Teleskop beobachtet wurden und deswegen auch eine Dachluke angebracht war, sowie drei Abstellkammern, wo allerlei Zeugs aufbewahrt werden konnte und leere Regale standen. Im Erdgeschoss gab es zehn Zimmer, davon vier spartanische Gästezimmer, von denen er eins ja schon kannte, zwei Besprechungsräume, in denen es nichts außer einem Tisch, vielen Stühlen, einem Teppich, einem Gemälde und einer Ablage gab, ein Hauptzimmer, das sehr geräumig war, einen wundervollen Kamin sein Eigen nannte und gemütliche Sessel hatte, einen Raum, der für die gehaltenen Sklaven gedacht war, wo es massenweise Pritschen gab, eine Bar, an der es viele alkoholische Getränke gab, sowie eben die Küche. Dazwischen lagen die teils riesigen Gänge, von denen der markanteste wohl der an der Marmortreppe war. Die Räume waren alle sehr groß und geräumig, edel eingerichtet und sehr sauber. Wenigstens waren es "nur" zwei Stockwerke, ganz im Gegensatz zum Anwesen von Gwinfer, der ja vier hatte. Von daher war es sicher nicht das größte Haus von Gorthar, aber ein sehr schönes allemal. Jetzt musste er nur noch herausfinden, wo es genau lag. Sicherlich nicht im Hafenviertel...



Solaufein19.09.2004, 02:18
Wolle er wirklich in diesem Haus wohnen? Diese Frage stellte er sich ernsthaft, denn eigentlich war es nicht so seine Natur dauerhaft in Betten zu pennen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Außerdem würde das Haus wohl so viel Gold bringen, daß er es nicht mal mehr tragen könnte, von daher also reich wäre. Andererseits musste er auch mal an sich denken und dann war da ja auch noch Kara oder Arashi, oder wie auch immer. Er hatte ihr dieses selten dämliche Versprechen gegeben und nun musste er es auch halten, das war eine Frage der Ehre. Er war schön dumm gewesen sich dazu überreden zu lassen. Allerdings konnte er deswegen nicht so schnell weg von Gorthar, zumindest ein paar Wochen war er noch an diese Stadt gebunden, also sollte zumindest in dem Zeitraum das Haus sein Zuhause sein, den Messingschlüssel in der Tasche umklammernd.
»Möchtest du einen kleinen Spaziergang machen? Ich muss unbedingt wissen, wo ich hier eigentlich bin, Braga hat mich nämlich mit einem Teleport hier rein gebracht.« »Draußen ist es kalt... aber es wird schon gehen.« Solaufein sah die ehemalige Sklavin an. Natürlich, ihr Leinenfetzen war so dünn, daß man die Konturen ihrer Haut darunter sehen konnte. Ausgebleicht und matt wirkte er grau und ekelhaft. »Nein wird es nicht. Dieser Fetzen ist nichts, keine Kleidung und kein Schutz. Wir werden das jetzt ändern. Ich bin zwar kein guter Schneider, aber ich bin sicher, andere haben mehr Talent als ich. Gibt es hier einen guten Näher?« »Ja, am Marktplatz, aber... es ist doch schon dunkel...« »Na prima!« Der Krieger strahlte die junge Frau an, denn das kam nicht von ungefähr. Wenn sie Richtung Marktplatz gingen, wüsste er nicht nur den Weg, sondern hätte auch gleich eine prima Orientierung. Und selbst wenn er nicht dieses Versprechen gegeben hätte. Dieser Einteiler war wirklich mehr ein Putzlappen, als Kleidung. Geradezu unmenschlich. Aber war er wirklich verpflichtet das zu ändern? Wie konnte er Bettler abweisen, die genau so etwas trugen und sie nicht? Er hatte kein Gewissen... meistens jedenfalls. Oder war sie der Mensch, der ihm als Probe auferlegt wurde? Die Götter von Nächstenliebe, von Vertrauen und von Milde sollen jedem Menschen eine Probe auferlegen. Sie wird nicht sofort offensichtlich, doch man erhält keine zweite Chance. Man muss sofort bestehen. Nur durch diese Prüfung kann man sich in ihre Gunst spielen und ihrer Hilfe gewiss sein.
Götterwerk... er löste seinen Umhang und gab ihn Arashi, die ihn zögerlich umlegte. Es war nicht viel, aber es war ein Zeichen. Gemeinsam verließen sie das Haus, wobei er die große Tür mit dem Messingschlüssel das erste Mal abschloss. Es war komisch... sein Haus... sein Besitz.



Solaufein19.09.2004, 02:22
In der Nacht war Gorthar viel schöner als bei Tag, langsam lernte er diese Stadt richtig kennen. Das Haus von Braga stand im reichen Viertel der Adligen, nur fünf Häuser von dem der Gwinfers entfernt. Was für eine Ironie des Schicksals. Die Leute, die er noch vor wenigen Tagen mehr oder weniger beklaut hatte, waren jetzt quasi seine Nachbarn. Was für ein Mist. Gemeinsam und doch getrennt erreichten sie den Marktplatz, der etwa zehn Minuten entfernt war. Die Straße dorthin war gut gepflastert und mit brennenden Laternen erhellt, alles sehr nobel. Arashi führte ihn zu dem Laden, über dem ein einfaches Schild hing. »Großschneiderei, Lieferant des Herzogs.« Er rollte die Augen zusammen, dann klopfte er einmal an die Tür. Die junge Frau stand etwas abseits zu ihm, aber nicht mehr so verängstigt wie zuvor. Nach dem zweiten Klopfen öffnete dann jemand, kein Wunder, er hatte beinahe die Tür aus den Angeln gehoben. »Ja bitte? Was ist denn los, es ist weit nach Mitternacht.«, begrüßte sie ein älterer Mann mit Schnurrbart und graumelierten Haupthaar. »Wir wollen einkaufen, sie haben doch sicher was Feines oder?« »Um diese Zeit? Hat das nicht Zeit bis morgen?« »Nein!« »Grrmmmll« Der Mann verzog das Gesicht und bat die beiden Gäste dann rein. »Diese Jugend, nie kann sie warten, immer muss alles sofort sein... also schön, dann mal hereinspaziert.« Mit zufriedenem Gesicht wies er Kara an ihm hinein zu folgen, das Väterchen wirkte recht kooperativ, da hatte er ganz was anderes erwartet und nur ungern Gewalt eingesetzt. Käme sicher auch schlecht, so als neuer Hausbesitzer würden die Wachen es nicht schwer haben ihn zu finden. »Also, was darf's denn sein?« »Wir suchen etwas Passendes zum anziehen, das heißt, nicht ich, für sie.« Er deutete auf Kara »Aha. Und was genau? Unten, oben, welches Kleidungsstück?« »Ach, schaffen sie einfach mal alles ran, was sie haben. Wir müssen schauen.« Warum sagte er eigentlich immer "wir"? Er wollte doch gar nichts... »Junger Mann« empörte sich der Alte »Ich bin gerade aus dem Bett gekommen, wo meine Frau wartet. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit und Lust. Also bitte beeilen sie sich etwas. Kommen sie.« Der Schneidermeister führte sie in einem Raum, der etwa die Größe des Empfangszimmers mit der Theke hatte, wo eine Menge Sachen an Haken hingen, eine Seite mit lauter Uniformen, die wohl an den Herzog geliefert wurden, auf der anderen Seite eher normalere Kleidung, aber alles nicht billig, nichts davon würde man im Hafenviertel sehen. Er sah erst zum Schneider und dann zu Arashi, die zögerlich nachkam, dann breitete er die Hände aus und zeigte auf alle Sachen. »Such dir was aus, du kannst dir nehmen, was du willst.« »Ich hoffe, ihr wollt auch bezahlen und nicht einfach so abhauen, sonst müsste ich die Stadtwache rufen.« Ein hoffnungsloser Blick traf den Alten, dann zog er seinen Goldbeutel und wedelte damit herum. »Ich warte bei der Theke, beeilt euch bitte, ich bin müde.« Der Alte ging und sie waren alleine, aber Arashi schien noch nicht wirklich zu verstehen, daß ihr alter Putzlappen jetzt entsorgt wurde. »Du willst doch nicht wirklich weiter in dem Ding rumlaufen oder? Dann ist es auch weiterhin so kalt...« Seine Worte zeigten Wirkung, denn sie suchte nun in den mindestens hundert Sachen etwas Schönes heraus und somit hatte er wohl gewonnen. Ein weiterer Schritt war getan. Die junge Frau nahm sich einen langen, schwarzen Rock, der von der Taille aus immer ausladender wurde, bis er am Ende doch gar nicht so weit wirkte. Andererseits saß er auch nicht eng, sondern ließ viel Luft für die Beine, die er aber vollkommen bedeckte. Als zweites nahm sie sich eine weiße, langärmlige Bluse, die aber über keinen Ausschnitt verfügte, sondern einen beinahe fließenden Übergang zum Hals gewährleistete und mit einem schwarzen Tuch umbunden war. Irgendwie verstand er ihre Wahl und doch fand er die Sachen hübsch, obwohl er sich noch nie Gedanken über passende Kleidung gemacht hatte. »Willst du die Sachen nicht anprobieren, vielleicht passen sie ja nicht?« »...« »Ach ja, stimmt. Ich wusste, daß ich was vergessen habe. Entschuldigung.«
Er ging rückwärts zur Tür heraus und schloss sie hinter sich, dann ging er zum Schneider und regelte die Bezahlung. Hundert Goldmünzen für die zwei Sachen, ganz schön happig aber er war ja neuerdings in die Klasse des gorthanischen Adels aufgestiegen. Nach etwa zehn Minuten folgte Arashi, die in den neuen Sachen wie ein neuer Mensch wirkte. Nicht mehr so schlampig und arm, sondern fast schon stolz und... von gewisser Schönheit. »Du siehst toll aus Arashi, viel besser als vorher, aber jetzt lass uns wieder gehen, der Schneider hat seine Nachtruhe verdient.« »Ja ist gut, ich komme.« »Na dann gute Nacht ihr Beiden. Und beehrt mich ruhig mal wieder, dann aber nicht in der Nacht, verstanden?!« Er nickte und sie verließen das Haus, wieder Richtung Adelsviertel, den Weg kannte er ja jetzt.



Solaufein19.09.2004, 02:37
Mitten auf ihrem Weg standen auf einmal zwei Schatten im Weg und gingen nicht zur Seite. Es dauerte nicht lange, da enthüllten sie ihre wahren Absichten. Selbst hier trieb sich also dieses Gesocks herum, arme Adlige... oder lag es an ihm? »Hey, ihr seht reich aus, wollt ihr das Gold freiwillig hergeben oder sollen wir es holen?« »Huch!« Ein leiser Aufschrei verließ den Mund der jungen Frau, die zugleich von Solaufein gestützt wurde, ehe er wieder losließ. »Keine Sorge, das geht schnell.« »Also aufs Maul!« »Warum haut ihr nicht ab und kümmert euch um euren eigenen Kram? Diese Nacht war so schön, bis eure Gesichter meinen Weg kreuzten. Aber wenn ihr unbedingt wollt... man soll ja nicht aus der Übung kommen.« Ein dreckiges Lachen verließ ihre Kehlen, ehe die beiden ihre Ärmel hochkrempelten. Für die Deppen brauchte er nicht mal ein Schwert. Mit einem Faustschlag wollte ihn der eine beglücken, das lehnte er aber ab und schnappte sich den Arm, der unsanft auf das Kreuz gedreht wurde. Als lebender Schutzschild konnte sein Kollege nicht so einfach draufschlagen, was ihm die Zeit verschaffte sein Knie in den Rücken zu schlagen und dem Mann gleich mit zwei schnellen und harten Tritten auf den Boden zu zwingen. Plötzlich zog der Zweite ein Messer und schien ernsthaft davon Gebrauch machen zu wollen. So ein Idiot. Aber wer nicht hören will... Schnell zuckte die Klinge in Richtung seines Oberkörpers, wo er immer wieder zurückzuckte. Dann aber ließ er den Straßenräuber nah herankommen und sah das Mondlicht auf der Klinge. Das Messer stoppte eine Fingerkuppe vor seiner äußersten Hautschicht am Hals, denn auf einmal konnte der Angreifer nicht mehr weiter stechen. Seine Hand hatte den Handteller des Straßenräubers fest umklammert und drückte sie fest. Mit der anderen fuhr er nun blitzschnell an den Hals des Messerstechers und presste ihm die Luft ab. Das war alles so einfach...
Schnell verlor er an Gesichtsfarbe, ließ das Messer kraftlos fallen und wurde bläulich, da ließ er ihn sanft zurück auf die Erde, wo seine Gesichtsfarbe wieder schnell normal wurde. Noch ehe sich der Typ versah, spürte er schmerzhaft einen Ellenbogen im Halsbereich und kippte bewusstlos um, während der Erste wieder stöhnend zu sich kam. Was für arme Gestalten. »Komm Arashi, die brauchen uns nicht weiter zu kümmern.« und so kehrten sie endgültig zurück zum ehemaligen Haus von Braga.



Solaufein20.09.2004, 00:16
Sie hatten Glück, denn kurz nachdem sie wieder im Haus waren fing es an zu regnen. Zwar nieselte es nur, aber es wäre sicher nicht so angenehm gewesen den leichten Schauer selbst abzubekommen. Arashi war irgendwo in der Küche verschwunden, während er den Weg in das zentrale Zimmer im Erdgeschoss gefunden hatte. Dort war es ein leichtes mit Zunderzeug und Reisig die Holzscheite zum brennen zu bringen und schon schnell loderte ein kleines aber feines Feuer. Es war wie in den meisten Gasthäusern, aber dieses Feuer brannte nur für ihn und spendete nur ihm Wärme. Und doch war es ein seltsames, befremdliches Gefühl, als er sich in den wunderbar weichen Samtsessel setzte. Hier hatte vielleicht mal einer dieser widerlichen Diener gesessen, oder der arme Glushu oder gar der Mistkerl de Braga. Trotzdem versuchte er sich zu entspannen, wobei das Feuer große Dienste tat. Es war wirklich recht gemütlich eingerichtet, zwar viel zu protzig, aber wohl fühlen konnte man sich trotzdem. Es fehlten nur ein paar Details. Er stand auf und ging auf die beiden mächtigen Portraits zu, die ihm überhaupt nicht gefielen. Mit einem Zug waren sie abgehängt und wurden auf den Knien entzwei gebrochen. Die Reste landeten im Feuer, das sich gierig aufmachte die Werke zu zerstören. Wie viel Gold er da wohl vernichtet hatte? 50? 100? 1000? Egal! Gleich machte er weiter, die beiden Bordeauxfarbenen Vorhänge fielen ihm zum Opfer, genau wie zahlreiche Tischdecken und Kleinfiguren. Der ganze Mist landete im Kamin, wo er die Reste, die nicht verbrennen konnten, morgen oder so mal rausfischen und wegschmeißen wollte. Das Feuer nahm gierig alles was es bekam und ließ die Flamme wachsen, gut so, als Einweihung sollte es ruhig satt werden. Einzig der Teppich und wenige nette und nützliche Stücke blieben von seiner Vernichtungswelle verschont, ehe er sich wieder in den Sessel setzte. Nun fühlte er sich hier richtig wohl. Es erinnerte kaum mehr was an Braga und leere Flecke wurden mit Schattengflackern verdeckt. Vielleicht sah das nicht so schön aus, aber er wollte hier ja auch nicht ewig bleiben. Inzwischen hatte er seine Rüstung abgelegt und nur noch den Waffengürtel an, den er aber hier auch nicht wirklich brauchte.
Dann kam auch Arashi in denselben Raum, er musste gestehen, daß er darauf nicht vorbereitet war, trotzdem begrüßte er sie mit demselben freundlichen Lächeln, wie schon die ganze letzte Zeit. Es tat gut wieder zu lächeln, warum es ausgerechnet hier, heute und bei ihr so war, das wusste er jedoch nicht. Der junge Krieger fühlte sich in der Gegenwart der jungen Frau wohl, fast zufrieden und das, obwohl ihre Aura so schwach und klein war. Götterwerk... vielleicht. Oder es war... etwas anderes. Sie hatte ein Tablett mit einer Kanne und einer Tasse dabei, während sie zögerlich wie eh und je im Raum stand und scheinbar gelähmt wurde, als er sie ansah. Es würde seine Zeit brauchen... Zeit...



Solaufein20.09.2004, 00:18
»Setz dich doch, du brauchst nicht immer zu stehen. Falls dir Braga das gesagt hat, dann vergiss das mal lieber ganz schnell. Du kannst dich hinsetzen wo du willst und wann du willst, alles klar?« Sie nickte und er tat es auch, während sie sich dann auf den Sessel neben ihm setzte. »Ich habe Tee gekocht...« »Prima. Das wird meinem Rachen gut tun.« Erst als sie ihm die Tasse voll eingegossen hatte fiel es ihm auf, sie hatte sich selber keine mitgenommen. Ein leises Seufzen begleitete seine Hände, die die Tasse entgegen nahmen und auch zu den Lippen führten. Als er einen ersten Schluck riskierte, verbrannte er sich doch glatt die Zunge, der Tee war verdammt heiß, brühend heiß. »Autsch, heiß!« Als er die Tasse endlich wieder abgestellt und seine Zunge sich abgekühlt hatte, war die Situation wieder in Ordnung, aber Arashi sah ihn ganz seltsam an. »Was ist?« »Warum tust... du nichts?« Er hob eine Augenbraue. »Wie meinst du das? Was soll ich denn tun?« »Na mich bestrafen. Es war doch meine Schuld, daß der Tee so heiß war.« »Oh« Für einen kurzen Moment war er geschockt. Das konnte sie nicht wirklich gesagt haben... »Aber nicht doch. Wieso sollte ich dich denn bestrafen Arashi? Ich bin nicht Braga und du bist keine Sklavin mehr. Außerdem war es meine Schuld, ich hätte es wissen müssen.« Er nahm die Tasse erneut und pustete dieses Mal etwas auf den Tee ein, den nächsten Schluck nahm er ohne Verbrühungen ein und genoss die warme Flüssigkeit. »Siehst du? Meine Schuld. Und jetzt nimm. Du hast zwar vergessen dir eine Tasse mitzunehmen, aber das war sicher nur ein Versehen, stimmt's?« Der junge Mann reichte Arashi die Tasse rüber und nach kurzem Zögern nahm sie sie an und nahm ebenfalls einen Schluck. Er nickte lächelnd dabei und drehte sich dann erstmals zurück zum Feuer, wo er sich wieder beruhigte und beinahe etwas träumen konnte. Wirklich gemütlich, aber nichts auf Dauer für ihn.



Solaufein20.09.2004, 00:20
»Du hast dir wirklich ein paar schöne Sachen ausgesucht, aber jetzt musst du noch deine körperlichen Wunden heilen. Sie werden schneller wieder heilen als du denkst. Nur die Narben... werden bleiben. Aber das ist nicht schlimm. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Narben die Männer meines Klans haben. Selbst ich habe welche, die nie wieder heilen.« »...« »Hast du dich eigentlich schon entschieden, was du jetzt machen willst? Du kannst jederzeit hingehen, wo du willst. Hast du denn irgendwelche Verwandte oder Freunde, die hier wohnen?« »Nein... ich habe niemanden.« »Verstehe. Möchtest du hier bleiben? In diesem Haus mein ich. Es ist groß genug und ich hab nichts dagegen.« »Ja... in Ordnung.« »Du musst mir aber eins versprechen. Auch wenn es schwer fällt, du entscheidest jetzt selber ja? Wenn du Hunger hast, dann nimmst du dir was, ohne mich zu fragen. Und so verhält es sich auch mit allem anderen. Alles klar Arashi?« »Ja... alles klar.« »Schön. Aber jetzt mal etwas Anderes. Du hast ja die beiden Straßenräuber auch gesehen. Solche Typen scheinen sich leider hier gerne niederzulassen. Aber es gibt auch andere Probleme. Aufdringliche Stadtwachen, unfreundliche Bürger und draußen sind leider nicht nur die Menschen eine Gefahr. Manche Tiere sind sehr gefährlich und aggressiv. Was ich damit sagen will. Man muss sich verteidigen können, wenn man überleben will. Selbst hier... hinter den Stadtmauern. Ich hab dir versprochen dich zu beschützen, aber ich kann nicht für immer hier sein. Allerdings würde ich dir gerne anbieten dich im Schwert- und Dolchkampf auszubilden. Ich weiß, das klingt jetzt etwas brutal, aber wenn du mit diesen Waffen gut umgehen kannst und auch bei dir trägst, dann haben Kerle wie Braga keine Chance. Dann kann dir niemand mehr was tun, wenn du es nicht willst. Ein Schwert ist so was wie dein Beschützer. Ich würde mich sehr freuen, wenn du es zumindest versuchst. Es ist... schwierig, viele scheitern daran. Außerdem ist es nicht üblich, daß Frauen kämpfen, aber auf so was gebe ich nichts. Überleg es dir bitte, es wäre der ideale Weg in ein neues, besseres Leben.«



Solaufein20.09.2004, 00:21
Für einen kurzen Moment meinte er ein Aufleuchten in Arashis Augen zu erkennen, doch dann war es wieder verschwunden und könnte auch das flackernde Feuer gewesen sein. Auf eine Antwort wartete er jedoch vergebens, aber er war sich sicher, daß sie es alles verstanden hatte und ihm schon eine Antwort zukommen lassen würde. »Darf ich... ich geh dann, ich bin müde.« »Ja tu das, aber ich komme mit, nicht das du dich noch in den Raum mit den hässlichen Pritschen verirrst. Die werde ich auch noch rauswerfen. Eine der vier Schlafräume, such dir einfach einen aus.« Gemeinsam gingen sie zu der Marmortreppe und dann ins erste Stockwerk, wo Arashi zu einem der Räume ging, in denen sich ein wundervoll weiches Bett und alles andere mögliche wie Kommoden, Schränke und sonstiges Mobiliar befand. An der Tür blieb er stehen und lächelte schon wieder, ehe er sich mit einem »Schlaf gut« verabschiedete, so schnell war er weg, daß er nicht mal mehr ihren flüsternden Dank hörte. Schnell begab er sich wieder ins Erdgeschoss, wo sein Weg ihn zur Küche führte. Er musste seine Wunde reinigen und am besten noch desinfizieren, das war höchste Zeit...



Solaufein20.09.2004, 07:10
Am frühen Morgen, als die Sonne erst noch gähnte und erst langsam aus den Federn kroch, also aufging, war er noch immer hell wach. Diese Nacht hatte er wirklich gearbeitet und das in einem Bereich, in dem er noch nie wirklich tätig war. Dem Aufräumen. Bei seinem Rundgang durch das Erdgeschoss hatte er so ziemlich jeden Kram, der ihm nicht gefiel, in ein großes Laken geschmissen und dieses dann am Ende schön verbunden. Der ganze Sack mit dem sinnlosen Plunder, der vielleicht viel wert war, ihn aber nicht im Geringsten interessierte, landete erst mal in einer der Abstellkammern, wo er später drüber entscheiden wollte. Außerdem hatte er noch alle Pritschen aus dem "Sklaven"raum entfernt und in einem großen Feuer verbrannt. Der Raum war zwar ziemlich hinüber, doch das kümmerte ihn nicht wirklich. Als er den Leinenfetzen von Kara in der Küche gefunden hatte, war dieser ebenfalls auf dem Kaminfeuer gelandet. Nur ein winziges Stück hatte er ausgerissen, wozu er es gebrauchen wollte, das wusste er noch nicht, nur der Duft der jungen Frau hing noch daran. Nachdem er seine Wunde näher untersucht und gereinigt hatte konnte er feststellen, daß es nur ein scharfer Schnitt ins Fleisch war, der irgendwelche Blutarterien aufgerissen hatte, mit Hilfe von Verbandszeug war aber eine schnelle Verheilung gewährleistet. Trotzdem... die Erinnerungen an Thorik waren wieder aufgekommen und hatten ihn ziemlich beschäftigt.
Nun aber stand er mit einem Tablett mit allerlei Köstlichkeiten an Karas Zimmer und klopfte vorsichtig an, hoffentlich war sie schon wach. Es dauerte seine Zeit, aber dann hörte er ein zaghaftes »Ja?« Vorsichtig öffnete er die Tür und trat ein. Kara hatte zwar schon die Augen geöffnet, sah aber immer noch etwas verschlafen aus und hatte die Bettdecke bis zum Hals gezogen. Trotzdem, dank des durch die Fenster scheinenden Lichts war ihr Gesicht schon viel schöner, wenn nicht gar wunderschön. Er stellte das Tablett mit frisch geholten Brötchen vom Bäcker am Marktplatz und anderen Köstlichkeiten auf die Ablage neben ihrem Bett und blieb kurz stehen. Ein kurzes Begrüßungslächeln später war er auch schon wieder verschwunden, schließlich wollte er sich nicht aufdringen... und hatte schon längst gefrühstückt.



Solaufein20.09.2004, 23:59
Bei seinen Erkundungen, zweiter Teil, war ihm besonders das Obergeschoss am Herzen gelegen. Da es doch das edlere Stockwerk zu sein schien musste man hier genau schauen was notwendig war und was eben nicht. Auch hier fielen einige besonders unnötige und provokante Kunststücke von Braga seinem Aufräumfimmel zum Opfer, aber es gab wirklich Dinge, die so dekadent und protzig waren, daß er beinahe kotzen könnte. Unvorstellbar jeden Tag an solchen Dingern vorbeizugehen und wie musste es wohl erst für Kara sein? Daß sie überhaupt hier bleiben wollte, hatte ihn doch ein wenig überrascht. Vielleicht würde sie ihre Meinung ja noch ändern, wenn sie erst einmal wirklich verstanden hätte, daß sie nun absolut frei war. Zwar kannte er diese Situation nicht aus persönlicher Erfahrung, doch es war wohl für jeden Menschen mit Verstand nicht schwer sich vorzustellen wie es sich wohl anfühlte, wenn man von heute auf morgen kein Sklave mehr war und nun selber entscheiden musste. Ein Schock, schlechthin. Es würde Zeit brauchen, doch die Zeit würde sie bekommen. Irgendwie mochte er dieses Mädchen, sehr sogar. Sie hatte etwas sanftes, das ihn an das Fell der Schneeadler erinnerte, so weich und doch so zäh. So schnell würde es ihn nicht aus Gorthar forttreiben, jetzt wo er Besitzer dieses schmucken Kastens war. Ein paar Zehntage würde er sicher noch hier bleiben, und dann, mal sehen...



Solaufein21.09.2004, 00:00
»Kannst du die Sterne sehen?« »Ja.« »Was denkst du über sie?« »Ich weiß nicht... ich habe sie nie sehen dürfen bei Braga.« »Aber davor hast du sie doch gesehen.« »Ja...« »Ja?« »Sie waren immer wunderschön. Abends vorm einschlafen.« »Ja, das waren sie. Aufregend und magisch.« »Und beruhigend.« »Ja... mit der Zeit wurde ihr Glanz aber immer matter.« »Und ihre Bedeutung geringer.« »Irgendwann werden sie wieder hell leuchten.« »...« »...« »Solaufein?« »Ja Arashi?« »Das Frühstück war wunderbar.« »Gern geschehen.«
Mit einem Lächeln gingen sie auseinander und widmeten sich wieder den Sternen, die dort oben hell leuchteten, wie ewige Zeugen ihrer Taten. Ob sie auch ihn und die junge Frau gerade beobachteten? Als stille und schweigsame Beobachter dieser Nacht, als romantischer Sternenschmuck, der den Himmel reich verzierte.



Solaufein21.09.2004, 22:36
Lauer Wind umspielte seine Wangenflügel, es sollte der wohl vorerst letzte sein, denn der drohende Herbst war schon längst gekommen und streckte seine Fühler nun immer weiter in das Land aus, während der Winter in den ersten Regionen schon die Macht spielen ließ. In seiner Heimat würde es schon schneien, nur noch in den Tälern wäre es einigermaßen weißfrei. Gerade ging er wieder die gut ausgebaute Pflasterstraße nach oben, als ihm der volle Mond ins Auge fiel. Für einen kurzen Moment hielt er inne und verharrte an Ort und Stelle. Dieser Mond hatte etwas magisches, genau wie die Sterne es auch hatten. Beide gehörten zusammen, eine tiefe Verbundenheit des Himmels. Bald würde er wieder abnehmen, ehe es dann in etwas mehr wie einem Zehntag wieder einen neuen vollen Mond geben würde. So ging das immer hin und her, die Alten sagten, daß es schon immer so war, seit Beginn der Erde, seit Beginn ihrer aller Existenz. Der Mond war etwas Heiliges und nicht nur für die Weisen eine sprudelnde Quelle von Informationen und Wissen. Der Mond spendete Kraft und Ruhe, wie ein kleiner Brunnen mit Eiswasser. »Wer im Mondlicht kämpft hat die Aufmerksamkeit der Götter gewiss.« So oder so ähnlich hatte man es ihn gelehrt. Mit einem zufriedenem Blick kehrte er zurück in sein Haus, schwer beladen mit einem Sack Mehl und einem zweiten Sack Mischwaren, darunter hauptsächlich Fleisch, Brot, Fisch und Kartoffeln. Zuvor hatte er schon ein Fass Bier in das Haus gebracht, in der Hoffnung, daß sich diese horrenden Ausgaben auch lohnten und er die Vorräte auch aufbrauchen würde. Für fünfzig Goldmünzen solche Berge von Speis und Trank. Fast lächerlich dieser Preis und doch für die meisten unbezahlbar. Die schwere und anstrengende Arbeit wurde normalerweise von Sklaven oder Dienern erledigt. Nun war er sein eigener Sklave und konnte sehr billig arbeiten. Da kamen die normalen Diener sowieso nicht mit. Es war ein besseres Training für seinen Körper, der nun langsam ausgereift war. Er hatte es gespürt, die Veränderungen in den letzten Jahren, aber irgendwann war mal Schluss. Die Stadt war wirklich ein seltsames Pflaster, einerseits voller Luxus und auf der anderen Seite einfach nur jämmerlich. Selbst die, die hier als reich galten, hatten in seinen Augen nicht ihr vollkommenes Glück erreicht. So lange wie in Gorthar war er noch in keiner Stadt gewesen, sie war reizvoll, wenn man wie er auch Risiken einging.



Solaufein21.09.2004, 22:57
Als er die Vorräte in die Speisekammer gebracht hatte, fiel ihm gleich auf, daß sich etwas verändert hatte. Irgendwie wirkte das Ganze jetzt doch etwas... fremd. Hatte er wirklich diese Vase da oben hingestellt? Und seit wann gab es keinen Teppich mehr auf dem Gang? Er erwischte Arashi gerade noch in der Küche, wo sie einen Tee aufgebrüht hatte. Zwei Tassen? Er musste leicht grinsen.
»Hast du umgeräumt?« »Ja.« »...« »Stört es dich?« »Quatsch, warum sollte es mich stören. Die Sachen sind nicht von mir.«
Gemeinsam gingen sie wieder in das Kaminzimmer, wo er ein paar einzelne Scheite anzündete, er wollte kein allzu großes Feuer entfachen, da sich sein Körper inzwischen wieder nach einem Bett sehnte und die neuen Betten waren zum größten Teil noch gar nicht eingeweiht. Trotzdem nahm er sich die Zeit, um mit Arashi noch einen abendlichen Tee einzunehmen, einfach weil es beruhigend war und gut auf ihn wirkte.
»Ich habe nachgedacht.«, begann die ehemalige Sklavin nach ein paar schweigsamen Minuten im Schein des Feuers. »Hm.« Die junge Frau erhob sich und ging mit ihrer Tasse zum Fenster, wandte ihm den Rücken zu und sah hinaus in die Nacht, vor Bragas Haus war zur Ostseite ein kleiner Garten. »Ich habe das noch nie gemacht.« »Hm.« »Ich war so lange Sklavin.« »Aber nun bist du es nicht mehr.« Er nahm noch mal eine Tasse, das Zeug war gut.
»Ja... vielleicht.« »Aber selbstverständlich.« Die Tasse war ja schon wieder fast leer... Krüge und Trinkhörner waren wirklich besser... »Du meinst das immer noch ernst? Kein dummer Spruch?« »Wir haben... ein Versprechen.« Die Kanne war leer... so ein Mist, aber er hatte jetzt genug getrunken. »Dann möchte ich es tun.« »Schön, ich werde die nötigen Dinge besorgen.«



Solaufein21.09.2004, 23:09
»Heute werden die Sterne vom Mond übertrumpft.« »Ein gutes Zeichen.« »Warum?« »Der Mond ist ein großes Symbol. Wir können alle von ihm profitieren, aber wir müssen ihn auch verstehen.« »Verstehen?« »Der Mond hat in seiner vollen Form große Magie für uns. Allerdings schenkt er seine Kraft nur einigen wenigen.« »Schenkt er sie uns?« »Ganz sicher Arashi. Sieh es als Zeichen an. Denk immer an den Vollmond, wenn du an deine Entscheidung denkst. Der Mond soll dich ab sofort leiten, er wird dich so stark machen, daß du bald nie mehr Angst haben musst.« »Der Mond soll mich leiten... ich werde mein Bestes geben.«



DaedaIus22.09.2004, 18:56
Viel Zeit war inzwischen vergangen, mehrere Tagen, vielleicht sogar Wochen müssen es gewesen sein und endlich schien der Augenblick näher zu rücken, an dem der Gefangene das dreckige Loch endlich verlassen konnte, in das er eingesperrt worden war. Beinahe dem Wahnsinn wäre er verfallen, denn ständig dachte er Stimmen zu hören, die nur verstummten, wenn ein Wächter ihm sein tägliches Essen brachte. Die Stimmen murmelten nur unverständliches Zeug und weil sie alle das Selbe auf einmal erzählen wollten, blieb eigentlich nur noch ihre quälende Beharrlichkeit zurück und doch...aus unverständlichen Gründen schien der Gefangene ein paar Wortfetzen stets zu verstehen, nur konnte er sich trotzdem keinen Reim drauf machen. Kauernd hockte er in einer dunklen Ecke, sah panisch um sich und leicht wimmerte er, während er lauschte, versuchte noch mehr zu verstehen. Dan schreckte er auf. Die gelben Augen wanderten schlagartig zur Tür, die vom matten Licht der Fackel, die an der Wand rechts daneben hang, der einzigen Lichtquelle des Raumes, denn er hörte Schritte, irgendwo aus der Ferne. Das Gemurmel wurde leiser, die Schritte wurden lauter. Schwere Stiefel stießen auf den alten, bröckelnden Stein, in diesem feuchten Loch. Sie waren ereits ganz nah, man hörte etwas scheppern, die Tür ging knarrend auf.
Steh auf und komm mit. Wir fahren endlich, los jetzt. Du musst sicher sowieso froh sein hier raus zu kommen, also sträub dich jetzt nicht. Zögerlich versuchten die müden Beine sich auszustrecken, doch es ging nicht. Er war einfach bereits zu schwach. Die zitternden Lippen trennten sich voneinander.
Hilfe , wimmerte er leise und die seufzende Wache zeigte wahrlich Herz. Mit einem Arm packte er den efangenen und schlief ihn hinter sich her, wurde bei der Treppe aber wieder etwas vorsichtiger. Natürlich durfte er nicht zu weich wirken, nicht vor seinem Anführer, der Puppenspieler aber war ihm dankbar. Nun würde er also übers Meer fahren und auf dem Sklavenmarkt verkauft werden? Eine unerwartete Wendung in seiner Reise...oder?



Solaufein22.09.2004, 22:41
Beim Abendmahl saßen sie wieder zu zweit an einem Tisch, waren sie doch den ganzen Tag getrennt voneinander unterwegs gewesen. Während sich Solaufein mit der Bibliothek und dem Forschungszimmer, das er von nun an Sternenzimmer nennen wollte, beschäftigt hatte, war Arashi ebenfalls nicht untätig und hatte beinahe das ganze Erdgeschoss gewischt. Mit einem einfachen Lappen, einem Eimer Wasser und einer Menge Geduld hatte sie fast alles geputzt, was es zu putzen gab, was man auch auf dem ersten Blick erkennen konnte. Ihn selber hatten einige Bücher sehr interessiert, leider war es ihm nur gelungen die geschändeten Regale wieder in eine alphabetische Reihenfolge einzuordnen, zum ausführlichen Lesen würde er wohl so schnell nicht kommen. Er hatte schmunzeln müssen. Wer würde ihm schon glauben, daß er lesen konnte. So richtig wusste er das selbst nicht, warum er die Sprache der Myrthaner beherrschte und so viel von ihnen wusste. Er hatte immer seinem Großvater und den Weisen zugehört, aber wirklich gelernt hatte er sie nie...
Es gab beinahe frisches Brot und eine von Arashi gekochte Suppe, die sehr würzig war. Er genoss diese warme Mahlzeit, musste er doch noch heute Abend arbeiten. Wenn er die Schmiede in dieser Stadt richtig einschätzte, dann glühten ihre Essen noch bis tief in die Nacht. Dank der guten Mahlzeit war das doch viel motivierender noch in die kalte Nacht hinaus zu gehen. Manchmal war er wirklich froh, daß er eine Fellrüstung hatte. Einfaches Metall war doch noch kühler als dünne Leinen und damit konnte man ein Tierfell nicht im Ansatz vergleichen. Es wurde nämlich zunehmend kühler, es gab des Öfteren Tau am Morgen an den Fensterscheiben.



Solaufein22.09.2004, 22:46
»Warum machst du dir die ganze Arbeit. Wegen mir ist das nicht nötig...« »...« »...« »Der Schmutz muss weg.« »Der Schmutz? Oder DER Schmutz?« »Beides. Ich habe es so gelernt. Ich habe fast jeden Tag geputzt.« »Aber ich...« »Ich mache es gerne. So kann ich etwas zurückgeben. Und außerdem... möchte ich es so.« »Tja dann... ich dachte schon...« »Keine Sorge.«
»Ich werde gleich mal zu Meister Gunos gehen und dort unsere Sachen holen.« »Der Schmied?« »Genau.« »...« »Willst du mitkommen?« »Gerne.« »Gut, dann lass uns mal gehen. Willst du wieder meinen Umhang, oder gehen die Sachen soweit?« »Es geht schon.« »Na schön.«



Solaufein22.09.2004, 23:04
Gemeinsam verließen sie das Haus und er schloss wieder hinter sich ab. Zusammen gingen sie die leicht abfallende, gut beleuchtete Straße wieder zurück Richtung Marktplatz. Er war wieder in voller Montur und mit allen Waffen am Körper, auch wenn kleinere Straßenräuber auch im Nahkampf mit den bloßen Fäusten in die Schranken gewiesen werden konnten, so waren nicht alle Banditen so blöd. Außerdem wollte Kara ja unbedingt mitkommen, weswegen er zusätzlich aufpassen musste, schließlich hatte er ihr ein Versprechen gegeben, daß noch eine Weile bestand haben sollte.
Als er wieder an der Schmiede stand musste er natürlich an die Reparatur oder der Ausbesserung seiner Rüstung denken, das war schon eine schöne Erinnerung. Aber heute ging es nicht um Rüstungen, sondern um Schwerter, drei Schwerter um genau zu sein. Die waren nötig, wenn er Arashi ausbilden wollte. Ein einfacher, leichter Einhänder, zunächst einmal ein Kurzschwert, später würde es dann ein Langschwert werden. Wenn sie bei ihm lernen wollte, dann würde er kleine Stummelschwerter nicht akzeptieren und mit einer Axt würde sie wohl kaum kämpfen. Und außerdem brauchten sie noch zwei Holzschwerter, denn mit echten Schwertern anzufangen glich einem Selbstmord.
Erst nach dreimaligem Klopfen öffnete der Meisterschmied, der wieder einmal im Hof gearbeitet hatte. Es war ja auch noch nicht so spät, die meisten Leute waren zwar jetzt nicht mehr bei der Arbeit, sondern eher in den Tavernen und Schenken, aber dies galt nicht für Schmiede, er kannte da auch noch so einen...
»Ihr schon wieder? So schnell hätte ich nicht mit euch gerechnet. Wieder ne Ausbesserung an der Rüstung? Hm... hübsche Begleitung hm?« »Quatsch, wir brauchen diesmal eure Spezialitäten.« »Hufeisen?« »Schwerter!« »Ah ja, das ist kein Problem, welche denn?« »Ein Kurzschwert. Es muss sehr leicht sein, darf aber auch nicht fliegen. Vernünftiger Griff, gute Klinge, nichts Besonderes, keine Verzierungen, schlicht. Und dazu noch zwei solide Holzschwerter. Sollen was aushalten, aber können nach ner Weile auch zerbrechen, sollen nur ein paar Wochen halten.« »Ahhh, ich verstehe. Holzschwerter und Kurzschwert riecht ja förmlich nach einer Ausbildung.« »Ich bin sprachlos.« »In Ordnung, die Holzschwerter hab ich hier, das Schwert könnte ich machen, in einer Stunde, hundertzwanzig Goldstücke!« »Einverstanden, wir schauen uns solange euren Hof an.«



Solaufein22.09.2004, 23:10
Auf dem Rückweg hatte er seine drei gewünschten Schwerter im Gepäck. Das Kurzschwert entsprach genau seinen Vorstellungen, Gunos war - was das anging - wirklich ein Meister des Hammers. »Glaubst du denn, daß ich es schaffen kann?« »Natürlich wirst du es schaffen.« »Und wenn nicht?« »Warum diese Zweifel Arashi?« »Du veränderst gerade mein ganzes Leben.« »Aber du willst es doch noch, oder?« »Ja... natürlich.« »Du wirst die beste Schwertkämpferin der Westküste, das spüre ich. Denk an den Mond. Weißt du, bei uns ist es so, daß man alles erreichen kann, wenn man nur fest daran glaubt. Glaube an den Mond, glaube an das Schwert und glaube vor allem an dich selbst. Du wirst sehen, du wirst es schaffen, denn ich glaube an dich.« »Danke... ich werde versuchen zu glauben.«



DaedaIus23.09.2004, 22:15
Los, ausziehen. So dreckig wie du bist wird dich niemand nehmen und nach der Abfahrt haben wir keine Möglichkeit mehr dafür. Unsanft wurde der kraftlose Körper des Puppenspielers seiner Kleider entledigt, nachdem er dem Befehl selbst nicht nachkommen konnte und unter dem Gelächter einiger hartherziger Wachen in einen kalten Fluss geschubst. Er war nicht tief, die Strömung war erstaunlich schwach, perfekt also um sich zitternd den Schmutz und das Blut von den Gliedern zu waschen. Das herbstliche Wetter allerdings trug nicht gerade zum wohlbehagen des Mannes bei und er frierte arg, während ein paar dunkle Wolken ihn zu so später Stunde zusätzlich noch mit kühlen, großen Regentropfen geiselten. Nach einigen Minuten holten ihn die Wachen wieder und zwangen ihn zu ihrer Belustigung nackt zurück zu ihrem kleinen Lager zu stolpern. Trotz des Wassers immernoch müde fiel ihm das Gehen schwer und das Lachen der Männer hinter ihm peitschte seinen Stolz mehr und mehr, wenngleich ihm daran eigentlich nur zuwider war, dass er sie nicht überlisten konnte. Seine Gedanken waren vernebelt, sein Körper vom Schmerz der letzten Wochen gezeichnet und so nicht in der Lage für raffinierte Pläne.
In einer der Holzhütten, die das Lager zum größten Teil ausmachten fand sich der Puppenspieler nach kurzer Zeit wieder. Die Wachen von vorhin waren gegangen um sich zu besaufen, eine Neue überwachte ihn nun. Nun, hier hast du deine Gewänder wieder. Geheimnisvolle Kerle wirken auf manche Kunden ziemlich gut. Verrückte Kerle, die zufällig stinkreich sind. Kunstliebhaber und was weis ich. Sie zahlen für etwas das sie haben wollen jedenfalls immer hervorragende Preise. Achtlos wurde das rote Stoffbündel vor die Füße des Gefangenen geworfen, der gierig danach griff. Dieses kleine Spielzeug hier kannst du auch haben. Wolltest mit dem gefälschten Schwert Banditen abschrecken, oder was? Warum du dir nicht gleich einen richtigen Säbel gekauft hast, sondern so eine Attrape, die sich nicht von der Scheide trennen lässt wird mir zwar wohl noch länger ein Rätsel sein, aber eigentlich kanns mir ja egal sein. Die Waffe, die von den Sklavenhändlern glücklicherweise vollkommen falsch eingeschätzt wurde fand sich ebenfalls schnell an seinem alten Platz wieder. Du kannst das Ding übrigens nur wieder haben, um es als Geschenk für deinen neuen herrn mitzuliefern. Als Wandschmuck oder sowas. Denk also nicht wir geben dir hier was umsonst. Klar? Nun ja, also diese Flöte ist das letzte was du noch kriegst. Barden treiben den preis nochmal etwas in die Höhe und ich hoffe für dich, dass du auch wirklich spielen kannst, denn genau das werden wir unseren Kunden erzählen. Mit etwas Glück sieht man über deine fehlenden Muskeln hinweg und du bekommst eine gute Dienerarbeit und verfaulst nicht auf einem Bauernhof. Ich hoffe du weist das zu schätzen. Dafür kriegen wir dann mit etwas Glück einen richtig ordentlichen Batzen Geld und du ein den Umständen entsprechend schönes Leben. Tja, so sieht's aus. Jetzt beeil, wir gehen ins Haupthaus und dort kannst du mal wieder was Richtiges essen. Die Flöte war schnell in einer der Taschen des Mantels verstaut und stillschweigend folgte der Puppenspieler dem Sklavenhändler.
Wer weis, vielleicht ergab sich bei so einladenden Umständen doch noch die Möglichkeit zu Kräften zu kommen und zu fliehen.



Solaufein23.09.2004, 23:41
Als sie wieder zurück im Haus waren, sortierte er die drei Waffen noch einmal auf einem Tisch und betrachtete sie auf Mängel, konnte aber auch hier in aller Ruhe keine gravierenden Fehler feststellen. Vielleicht war er ja auch nur ein bisschen übervorsichtig, aber bei Schwertern war er sich nie so sicher, besonders wenn sie von Leuten gefertigt wurden, die keinen direkten Bezug zu den nordischen Schmiedekünsten hatten. Gorthar lag zwar nicht gerade im Süden, war aber dennoch weit von den nordischen Gebirgspässen entfernt. Die Waren von Gunos waren aber in Ordnung, sicherlich konnte er nicht mit Schmiedemeistern wie Donnerson mithalten, aber er wollte die Arbeiten auch nicht schlechter machen, als sie eigentlich waren. Wenn Arashi aber erst mal soweit wäre, was es ja noch abzuwarten galt, dann würde er sich Gedanken um ein besseres Schwert machen müssen. Vielleicht sollte sie das aber auch selber entscheiden, schließlich konnte er nicht ihr Schwert bestimmen. Ein Schwert, aber auch generell seine eigene, bevorzugte Waffe, war etwas sehr persönliches, in dessen Prozesse man keine Fremden einbeziehen sollte. Zwar hatte er sein Schwert auch nicht selber ausgesucht, aber es war ihm schon als Kind geschmiedet wurden und hatte angeblich göttliche Eigenschaften, was er aber noch nie wirklich herausgefunden hatte. Die Worte der Weisen hatten aber sehr ernsthaft geklungen und außerdem noch nie geirrt. Es waren nicht direkt Zweifel die ihn beschlichen, wenn er an das "Später" dachte, jedoch war Arashi momentan eine junge Frau, die weder in einer guten körperlichen Verfassung war, noch irgendwelche Kampfeskünste beherrschte. Zudem zweifelte er auch an ihrer konditionellen Ader, obwohl sie kein Übergewicht mitbrachte, sondern eben eher Untergewicht. An was er nicht zweifelte war ihr Wille. Sie hatte sich selber entschieden, was für seinen ersten Eindruck schon ein recht selbstbewusster Schritt war, hatte sie doch noch immer ein bisschen Furcht eine Sklavin sein zu müssen, aber wer konnte es ihr verübeln. Der Wille etwas zu lernen war das wichtigste dabei, man konnte diesen Satz für alles einsetzen, egal ob Schwertkampf, Reiten oder einfach nur Kochen. Allerdings hatte er noch nie einen Menschen ausgebildet, was ihn selber gehörig nervös machte. So würde das wohl auch für ihn ein Lernprozess werden, wobei Zeit eigentlich nur eine geringfügige Rolle spielte.



Solaufein23.09.2004, 23:53
»Fühlst du dich noch einigermaßen wach, oder willst du lieber schlafen?«, fragte er vorsichtig in die Luft, während er über die geschliffene Klingenseite des einen Holzschwerts fuhr. »Warum?« »Willst du gleich anfangen zu üben? Wir haben alles, was wir brauchen, ab sofort liegt es nur noch an uns. Oder besser gesagt, an dir.« Arashi nickte und kam näher. Draußen war es kalt, aber die ersten Schritte würden sie auch hier machen können, im gemäßigten Haus. »Bei der Marmortreppe können wir gut üben.« Gemeinsam mit den beiden Holzschwertern gingen sie zu eben jenem Gang, der wirklich sehr lange war, nicht unbedingt sehr ausufernd, aber lang, also konnte man durchaus mal ein paar Ausfallschritte und Rückwärtsgänge einlegen, ohne gleich über irgendetwas zu stolpern oder gegen eine Wand zu klatschen. Etwas Schweiß hatte sich in seinen Händen gebildet, er war wirklich ein wenig nervös. Arashi wirkte wie immer, sehr kühl und doch seltsam zurückhaltend, er war sich ziemlich sicher, daß sie auch nervös war, aber sie wollte es nur nicht zeigen. »Hier sind wir also, ein recht guter Platz um mit den Übungen anzufangen.« »Hm.« »Sollen wir anfangen?« »Ja, gut.« »Hast du schon mal ein Schwert gehalten?« »Nein.« »Hm, überhaupt eine Waffe?« »Ja... ein Langdolch... das ist lange her.« Solaufein zuckte kurz, was hatte ein Mädchen wie sie denn mit einem Langdolch zu tun? Na ja, schwierige Zeiten, das war früher nicht anders. »Hier. Dein erstes Schwert. Hüte und behandle es gut. Es ist nur aus Holz, aber pflege es trotzdem gut. Es wird nach unserem Training keinen großen Nutzen mehr haben, aber du wirst ein richtiges Schwert immer pflegen müssen, sonst rostet es oder wird stumpf. Frag mich ruhig, wenn du was nicht verstehst ja? Das ist wirklich wichtig, denn ich vergesse bestimmt irgendetwas.« Er begleitete seine Worte mit einem leichten Lächeln und nahm nun auch sein hölzernes Schwert in die Hand, also schön, das hatte er sich selbst eingebrockt.



Solaufein24.09.2004, 00:02
»Du musst das Schwert lockerer halten.« »So?« »Nein, nicht so verkrampft. Du willst den Griff doch nicht erwürgen, du willst ihn streicheln und gleichzeitig bändigen. Das Schwert ist dein Freund, nicht dein Feind. So tust du dir nur selber weh. Komm, ich zeig es dir.« Der Nordmann ging in den Rücken von Arashi und führte ihre Hände vorsichtig an den Griff, wo sie liegen mussten. Ein seltsames Gefühl, als ob man in Eis fasst, so frostig waren ihre Hände. »So, lass es einfach locker. Pack zu, verkrampf aber nicht. Links, rechts, links, rechts.« »Nicht zu fest, schon gut.« »Und jetzt versuch das Gleichgewicht ohne mich zu halten. Du darfst nicht verkrampfen, versuch einfach nur das Schwert nach links und nach rechts zu bewegen, nicht schnell, nur konzentriert.«



Solaufein25.09.2004, 00:41
Seine Schülerin lernte schnell, viel schneller als er gedacht hatte. Während sie am Anfang noch heftige Probleme mit dem Schwertgriff hatte, ließ sie ihn nun sanfter durch die Finger fahren. Er musste fest sitzen und durfte bei einem Treffer auf die eigene Klinge nicht aus der Hand fallen, aber auch nicht verrutschten, das war aber nicht möglich, wenn man ihn festhielt. Gleichzeitig durfte man nicht verkrampfen, wenn man die Adern und Knorpelstücke aus der Haut hervorstehen sah und auch im Gesicht große Kraftanstrengungen sichtbar wurden, dann war das falsch. Es ging nicht darum diesen Griff zu zerquetschen, sondern ihn als Mittelpunkt zwischen Schwert und Arm ansehen. Viele Menschen dachten immer, daß Schwertkampf etwas Einfaches wäre, das sicher jeder erlernen konnte, wenn er nur selbst eine Waffe besaß, aber das war ein fataler Irrtum. Es ging nicht darum mit der Klingenwaffe vor der Nase des Gegners herumzufuchteln, man musste starr zustehen können, aber auch flexibel seine Armmuskeln strecken, damit man die Armhaltung leichter verlagern konnte. Man musste auch damit klar kommen, wenn zwei Riesen in Form von wilden Banditen mit der Kraft von Trollen und jeweils einer Axt, die mitunter die eigene Körpergröße überschritt, auf einen zukamen und das wollten, was man selber tunlichst vermeiden wollte. So viele scheiterten mit dem Schwert, war es doch wirklich nicht die einfachste Waffe, aber Arashi würde nicht scheitern, allein ihre Körpersprache verriet es ihm. Ihre Mimik war ebenfalls sehr viel aussagend, verbissen hob sie das Schwert immer wieder auf, wenn es ihr im Übereifer aus der Hand gefallen war, ohne Schwäche zu zeigen unterdrückte sie die Fehler und begann von vorne. Zwar passierten ihr am Anfang noch Fehler, die für einen Schwertkämpfer geradezu lächerlich schwach wirkten, aber sollte er daraus einen Vorwurf formulieren? Stattdessen versuchte er ihren Sinnen mit mehreren leichten Kniffen neue Anregung zu bieten, immer häufiger zeigte er es ihr direkt mit den eigenen Händen und beschränkte sich nicht mehr nur auf das Vorzeigen. Dabei war es nur am Anfang ein neues, komisches Gefühl, schnell wurde es Routine und er hatte nur noch Augen für ihre Schwerthaltung und nicht mehr für ihre Augen. Doch er beließ es nicht bei einfachen Schlagübungen, in denen sie erst einmal nur die Balance einer solchen Waffe testen sollte und ein Gefühl für einen üblichen Schwertgriff. Auch die ersten Tricks ließ er aus seiner Schatzkiste, beispielsweise einen angedeuteten Rückzug, der dann aber zu einem Stichstoß wurde, zwar nicht mit viel Wucht, aber umso überrumpelnder. Sie trainierten bis tief in die Nacht, Stunde um Stunde verstrich auf der prunkvollen Wanduhr und einige Schweißperlen hatten den Teppich schon benetzt, fragte sich nur wer besessener von ihnen beiden war.



Solaufein25.09.2004, 00:43
»Ein wichtiges Kriterium ist auch deine Schnelligkeit. Sie ist neben der Grundfähigkeit, deinem Talent und deiner Kreativität das Wichtigste. Die Gegner können noch so dicke, unbezahlbare Stahlpanzer tragen, sie sind damit zwar beinahe unbesiegbar, dafür aber umso langsamer. Und eines kann ich dir sagen, es gibt keinen Panzer, der sich nicht brechen lässt. Ein starker Schwertschwinger durchbohrt jede Rüstung und außerdem gibt es immer Körperstellen, an denen solche Ritter ihre Schwachstellen haben. Und wenn du ihnen nur den Unterleib wegreißt, spätestens wenn solche Typen fallen hast du sie besiegt. Schwieriger wird?s da bei Jägern oder leichten Fußtruppen, ihre Lederpanzer und Harnische machen sie sehr flexibel und wendig, so daß sie deinen Schlägen mitunter ausweichen können und so deine Geduld und deine Ausdauer überprüfen. Leider sind die meisten Kämpfe auf Leben und Tod, so wirst du nie proben können. Die Probe machen wir jetzt, später wird jeder Fehler den Tod mit sich ziehen. Also, wenn du schnell bist, bist du überlegen, wenn du überlegen bist, bist du beinahe unbesiegbar. Die Holzschwerter sind zwar an der Spitze abgestumpft, sei aber bitte trotzdem vorsichtig, ein schneller Ruck und wir sind trotzdem tot, also vorsichtig. Versuch mich an der Kehle oder an der Brust zu treffen. Du musst schnell sein. Ich werde in etwa auf der Stufe der Straßenräuber reagieren, die wir letztens getroffen haben, sonst wäre es sinnlos. Aber glaub nicht, daß die Kerle langsam waren, streng dich an.« Er lächelte ihr etwas Mut zu, als ob er es in ein Fell verpacken und auf Reisen schicken wollte, dann normalisierte sich seine Mimik aber wieder und wurde ernst, während er das Schwert nahm. »Ich soll auf dich zielen?« »Ja, natürlich, die Wand wehrt sich nicht.« »Das kann ich nicht.« »Natürlich kannst du.« »Und wenn...« »... dann soll es so sein. Wenn du nicht bereit bist mich zu töten, dann wirst du im entscheidenden Moment auch zögern.« Er spürte die Unsicherheit in Arahis Augen und griff deswegen zu einer kleinen Notlüge, die ihm schwer fiel, die aber gesagt werden musste. »Ich würde dich auch sofort töten, wenn es die Situation erfordert. Aber wir wollen uns ja nicht töten, versuch einfach nur so gut wie möglich an mich heranzukommen.« Seine Worte zeigten Wirkung, denn die ehemalige Sklavin schien nun bereit ihr Zögern aufzugeben. Bestens, wie sie ihr Schwert auf seinen Körper zukommen ließ und es dabei hielt. Diese Technik kannte er doch. Er benutzte sie selber... wie schnell sie lernte, fast unheimlich.



Solaufein25.09.2004, 00:45
Die Schläge waren noch alle sehr einfach gestrickt, da selbstverständlich noch die Sicherheit bei jedem Schlag fehlte und auch noch keine Balance vorhanden war, so fiel es ihm spielend leicht unter den Schlägen hinweg zu tauchen, sich nach unten zu lehnen oder in die Seiten zu legen. Er brauchte nicht einmal sein Schwert entgegenstrecken, so sicher war er dabei, doch er wunderte sich darüber nicht, eine andere Entwicklung hätte ihn auch sehr verwundert. Um seiner Schülerin zu zeigen, wie es gehen konnte, ließ er ein paar Mal sein Können aufblitzen, indem er ihre Anfängerhaften Fehler gnadenlos ausnutzte und ihr so aber auch Perspektiven aufwies, wie es gehen musste. Blitzschnell durchbrach das hölzerne Schwert die kaum vorhandene Verteidigung und blieb kurz vor Brust oder Hals stehen. Natürlich hatte er ein schlechtes Gefühl, durch eine unbedachte Bewegung konnte eine Menge passieren, trotzdem mussten diese Gefühle weg, wenn man ein Schwert in die Hand nahm. Doch wieder lernte Arashi schnell, nach ein paar einfachen Versuchen wurde es schwieriger, da sie nun manchmal auswich und so zwar nicht mit dem Schwert abblocken konnte, sich aber durch Körpereinsatz in Sicherheit brachte. Das war zwar nur ein erster Schritt, aber diesen Schritt mussten alle gehen. Egal was er auch tat, sie hatte es innerhalb von ein paar Minuten gemerkt und versucht umzusetzen, sie war in ihrer fanatischen Arbeit unglaublich, so etwas hielt er nicht für möglich, sah es aber mit den eigenen Augen, ungläubig und fasziniert. Noch viel war zu tun, aber weniger als je erwartet. Kurz vor Ende ihres nächtlichen Einübens erwischte es ihn dann noch. Er war etwas unkonzentriert geworden, da witterte die immer noch hoch konzentrierte junge Frau ihre Chance und durchbrach die zu langsam reagierende Deckung, während ihre Klinge knapp vor seinem Hals zum Stillstand kam, er hatte schon die abgestumpfte Spitze an der Halshaut gespürt. Das war schon... eine ganz schön gewichtige Aussage.
»Nicht... schlecht. Lass uns für heute Schluss machen, wir machen gleich morgen weiter.« »Ja, das ist gut. Aber glaubst du immer noch, daß ich dein Training schaffen kann?« »Allerdings Arashi... allerdings...«



Solaufein25.09.2004, 01:03
»Arashi... ich hab das nicht so gemeint. Natürlich lauert da draußen nicht überall der Tod und nicht jeder Schwertträger ist gleich ein gemeiner Bandit. Das war ein wenig übertrieben.« »Du weißt ja gar nicht, wie sehr du dich irrst...« »Ich bin nicht von hier.« »Ich auch nicht.« »Aber?« »Aber ich bin schon lange in Gorthar. Für eine Frau ist diese Stadt ein Gefängnis, für einen Mann ein Honignest ohne Bienen. Die Stadtwache schläft, die Menschen helfen sich nicht mehr. Die Kirche kümmert sich auch nur um ihre Interessen. Egal was ich tue, ich habe keine Chance.« »Ist es die Angst vor der Hilflosigkeit? Mit Worten kann man unter gebildeten Leuten reden, doch ich bevorzuge das Schwert, um mit dem Großteil zu sprechen.« Er zog seinen Drachenzahn aus der Scheide und legte die Klinge in die Hände Arashis. »Es kann dir die Zeit nicht zurückgeben, aber es kann dir all das geben, was du nicht hattest. Lerne zu kämpfen, dann lernst du auch zu leben. Und jetzt... lass uns schlafen gehen, die Sonne geht ja schon auf.« »Die Klinge hätte dich beinahe getötet... das ist also dein Geheimnis...« »...« »...« »Gute Nacht.« »Ja... danke«



Solaufein25.09.2004, 12:04
Müde und froh langsam aufwachen zu können, schlenderte er durch die guten Straßen von Gorthar, herunter zum Marktplatz und in die Geschäfte schauend. Viele Kaufleute hatten wieder ihre Läden geöffnet und boten ihre Waren feil, heute war Markttag und so kamen auch die Bauern in die Stadt und ließen den Marktplatz kaum mehr Luft zum atmen. Dicht an dicht drängten sich tüchtige Händler, untersuchten zahlende Kunden ihre Waren und versuchten den Preis zu drücken, während die andere Seite die Erlesenheit ihrer Verkäufe beschönte. Draußen sein, an der frischen Luft, die hier gar nicht so frisch war, das war er in letzter Zeit ziemlich oft, aber in die wirkliche Freiheit hatte er sich noch nicht entlassen. Weit weg von den Stadtmauern, da lagen die großen Gebirgskämme, aber selbst die Wälder von Gorthar schienen hier nicht zu existieren. Der Geruch des Winters lag dem Land nahe, der Herbst hielt dennoch seine Vorherrschaft gegen den großen Bruder. Bald würde er verlieren. Es war eine schlechte Idee im Winter gen Heimat aufzubrechen, waren Schneestürme und meterhohe Schneewüsten doch alles andere als ein Vergnügen. Wie viele Leute hatten ihren Weg durch das ewige Eis nicht überlebt? Es gab eigentlich nichts, was ihn hinderte noch einfach so zu verschwinden. Er war hin und her gerissen, zwischen Heimweh und Fernliebe. Nur noch dieses eine Versprechen einlösen und dann die Zelte abbrechen? Oder doch noch den Winter hier bleiben und weiter forschen. Gorthar war ihm mittlerweile so bekannt wie seine Rüstung, nur wenige Reize versprühte diese Stadt noch, nichts desto trotz war sie faszinierend. Und das Abenteuer rief an jeder Ecke, Aufträge für Ruhm und Reichtum, für Blutschuld und Narbentreue. Er wollte dieser Stadt entfliehen und wenn es nur für ein paar Tage war. Er wollte wieder auf der Erde schlafen und von Erlegtem leben. Die Sehnsucht war zu groß, um ihr zu widerstehen.
Nach zehn Minuten war er endlich an der Reihe, der Bäcker hatte heute große Kundschaft, denn hier kauften auch die Reicheren ein, oder sie ließen einkaufen, das war Auslegungssache. Mit zufriedenem Blick nahm er ein paar frische Brötchen mit und genoss ein frisch-aus-dem-Ofen-Kommendes gleich an Ort und Stelle. Wenn ihm das mal jemand gesagt hätte, daß er in einer riesigen Stadt weit weg von seiner Heimat einmal Brötchen kaufen würde, er hätte den anderen nur schief angeguckt, aber man wurde älter...
Arashi würde sich hoffentlich freuen, denn eigentlich tat er es nur für sie. Ein wenig mochte er sie verwöhnen, den Schmerz und die vorhandene Angst aus ihren Augen lindern und sie zu einer Neugeborenen machen. Eine Sklavin würde niemals ein Schwert führen, aber eine freie Frau...



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Don-Esteban
12.11.2004, 22:18
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Seiten : 1 [2] Solaufein26.09.2004, 00:51
»Kannst du noch?« »Ja, sicher.« »Sicher...« Mit einer Finte war ihr Schwert in die falsche Richtung geführt und schon hatte er wieder gewonnen. »Nichts ist so sicher wie die Erschöpfung eines Kampfes.« »Ja... es ist sehr anstrengend, das stimmt.« »Du hast erstaunlich lange mitgehalten. Hätte ich nicht erwartet.« »Das ist doch gut.« »Sicher.« Wie aus dem Nichts wurde sein Schwert zur Seite gestoßen und schon hatte er die Klinge wieder am Hals. »Nichts ist sicher.« Er musste lachen, Arashi war wirklich mit allen Wassern gewaschen, aber so leicht würde er sich nicht den Schneid abkaufen lassen. Mit einem schnellen Angriff und einem anhebenden Wuchtstoß riss er ihr das Schwert aus der Hand und fing es mit der linken Hand, ehe sie zwei Schwerter auf sich gerichtet sah. »Achte auf Überraschungen.« »Alles klar, noch mal wird mir das nicht passieren.« »Sicher wird es das, aber du wirst schneller reagieren.« Wieder lockerte er seine Hand ein wenig und gab seiner Schülerin ihr hölzernes Schwert zurück, ehe sie sich wieder bereit machten gegeneinander anzutreten. »Eigentlich kann man nicht viel über den Schwertkampf vermitteln. Es gibt nur ganz wenige Stellungen und Griffe, die man wirklich als "einheitlich wichtig" bezeichnen könnte. Das meiste Können entwickeln die Kämpfer selbst. Es gibt wohl keine zwei Menschen auf dieser Welt, die gleich kämpfen würden. Selbst du tust nicht dasselbe wie ich. Du hast deinen eigenen Stil, genau wie ich immer so kämpfen werde, wie nur ich es kann. Bau das aus, hör nicht auf mich, forme meine Worte so wie du sie siehst oder sehen willst. Dein Kampf entsteht aus deinen Wünschen.« Gleichzeitig zogen die hölzernen Klingen über- bzw. untereinander hindurch und beide blieben wieder nur kurz vor den Kehlen des Anderen stehen. »Das hast du schön gesagt Solaufein.« Mit einem abdrückenden Schmettern wehrte er das untere Schwert ab und ging einen Schritt zurück. »Nichts für ungut, mach weiter...«



Solaufein26.09.2004, 01:09
Die Nächte waren kühl, nur noch knapp über der Frostgrenze hielt sich die Temperatur. Ihr Atem gefror schnell in der kühlen Luft und ihre Lippen wurden rau und spröde. Draußen im Garten trainierten sie nun schon seit Stunden und der Gedanke an einen warmen Tee vor dem schönen Kamin, der nur wenige Meter entfernt war, heizten den Muskeln immer wieder ein. Wie konnte man nur so irre sein und solange hier draußen stehen und mit einem Holzschwert herumfuchteln? Nachbars Blicke brauchten sie nicht zu fürchten, schwere Hecken schirmten den Garten ziemlich ab und selbst wenn, was sie taten war ja nicht verboten, es grenzte ja nur an puren Wahnsinn, es überschritt die Schwelle nicht. Außerdem wurde ihm durch die regelmäßig-intensive Bewegung schnell warm und Arashi konnte es nicht anders gehen, frieren schien sie jedenfalls nicht. Langsam dosierte er die Stärke und den Druck seines Schwertes, die Bewegung musste erst einmal fließend werden, man musste ein Gefühl für bestimmte Regeln bekommen, die bei jedem Schwertkampf existent waren. Nur wenn man auch wusste wie es sich anfühlt, wenn man auf ein anderes Schwert einschlug, konnte man dementsprechend reagieren. Immer häufiger stellte er sich dafür in die Blockhaltung. Er forderte seine Schülerin auf ihn bedingungslos anzugreifen, denn Gnade oder Ehrfurcht durfte es nicht geben. Ein Grundrespekt war sowieso vorhanden, aber nur wenn sie ihn als Feind betrachtete, würde sie auch alles aus sich herausholen. Arashi sollte Fehler machen und selbstständig lernen, wo sie Rückstand hatte. Er wollte keine langen Reden schwingen, über ethische Moral des Schwertkampfs oder die Ehre eines Kriegers. Er wollte ihr nur zeigen, wie sie einen Schwertkämpfer besiegen konnte, ob betrunkener Raufbold oder trainierter Paladin. Und sie nutzte diese Chance auch und machte viele Fehler. Aber das machte nichts, egal wie oft sie ihr Schwert aus den Händen gleiten ließ, egal wie oft sie ihre Deckung vernachlässigte oder entkräftet zuschlug. Mit jeder neuen Angriffswelle wurde sie besser und sie probierte selbstständig etwas aus. Vollkommen egal, ob das nun sinnvoll oder nutzbringend war, keine Technik war schlecht oder unbrauchbar, man musste sie nur verbessern. Schon nach ihrem zweiten, echten Training wusste er, daß er ihren Willen nicht falsch eingeschätzt hatte. Sie war eine geborene Kämpfernatur, er hatte es in ihrem Herzen gelesen, in dem Moment, als es wie ein geöffnetes Buch vor ihm gelegen hatte. Diese junge Frau war unglaublich. Das Aussehen eines zerbrechlichen Schmetterlings und die Aura eines wilden Schwarzbären. Sie lernte schneller als jeder Andere, den Griff hielt sie beinahe schon wie er und auch die einfachen Schläge brachten sie nicht mehr in Verlegenheit. Alles eine Frage der Zeit, nicht der Möglichkeit. Und wieder hatte sie ihn aufs Kreuz gelegt. Natürlich unter anderen Bedingungen als in einem echten Kampf, doch ein Narr wer dachte, er würde ihr diese Erfolge schenken. Sie überraschte ihn... immer wieder. Unberechenbar und hart arbeitend, an der Grenze ihrer körperlichen Belastung. Er würde niemals auf sie aufpassen müssen, niemals... Er sah die Entwicklungen mit gewissem Eigeninteresse. Die Götter sollten schließlich stolz auf ihn sein, er wollte diese Prüfung erfolgreich bestehen, um in ihrer Gunst zu steigen.



Solaufein26.09.2004, 01:17
»Heute scheint der Mond direkt auf unsere Schwerter.« »Aber seine volle Kraft ist erst einmal weg.« »Du lässt dir davon aber nichts anmerken.« »Was meinst du?« »Bist du sicher, noch nie ein Schwert in der Hand gehalten zu haben?« »Ja.« »Weißt du eigentlich, daß du etwas Besonderes bist?« »Ich?« »Ja. So besonders, daß man es kaum mehr in Worte fassen kann. Talentiert wäre ein erster Ansatz.« »Und wenn es nur Zufall ist und du dich irrst?« »Du wirst es mit deinen Augen sehen... ich habe mich nicht geirrt. Du wirst... Schau! « »Eine... Sternschnuppe.« »Hast du ein Glück. Du darfst dir was wünschen. Aber du darfst es nicht sagen.« »Etwas wünschen...«



Solaufein26.09.2004, 15:06
Der Wind stand still und starr, der Tumult der Menschenmassen blieb aus. Die meisten Menschen schienen heute weniger zu arbeiten und suchten lieber ihr Heil bei ihren Familien zu Hause, außerdem war es kalt und man musste sich schon wärmer anziehen, wenn man nicht frieren wollte. Ein paar einsame Gestalten gingen dennoch spazieren, flankierten auf den Straßen und genossen die sehr angenehme, kribbelig-kühle Luft. Es kitzelte ein wenig in der Nase und fühlte sich gut an. Die Ruhe könnte im reichen Adelsviertel perfekt sein, wären sie nicht gewesen. Eine kurze Nachtruhe, ein wohltuendes Frühmahl und schon befanden sie sich wieder im Garten des Anwesens. Wirklich schön war er ja nicht und die Wiese hatte einige unschöne Hügel, aber das machte nichts. Hier draußen, unter realen Verhältnissen, trainierte es sich freier und besser als in einem engen Gang im Haus, außerdem konnte man hier draußen nichts beschädigen. Zu gern hätte er gewusst, was sich eine Frau wie Kara - er wusste noch nicht so recht, welchen Namen er nun für sie verwenden wollte - wünschen könnte. Aber die Wünsche blieben ein Geheimnis und ihm verborgen, seine ganze Leidenschaft dem Schwert vorbehalten. Wie gern kämpfte er doch mit seinem Drachenzahn, es war fast schön, wenn es nicht immer mit dem Tod eines Lebewesens verbunden wäre. Andererseits genoss er es auch Menschen wie Baron Finsterberg zu töten. Es war eine Erlösung für die Menschheit und wenn es auch nur ein kleiner Teil war. Diese Leidenschaft konnte er zum ersten Mal seit langem wieder ausleben ohne zu töten. Ohne einen Verlierer, es gab keinen Sieger, es gab nur schlecht, besser und gut. Kara enttäuschte ihn nie, mit jeder Übung lernte sie mehr, ihr Ehrgeiz war in Worten bescheiden, aber ihre Taten waren durstig nach Erfolg. Sie lernte so schnell, daß er sich manchmal wirklich ganz klein vorkam. Dabei war sie doch nur eine schwache Sklavin... wie war das bloß möglich? Auch beherzigte sie seine Worte, entwickelte immer schneller eigene Ideen und doch kämpfte sie immer ähnlicher zu ihm. Fast... wie ein Spiegelbild... Die Sonne schien an diesem Tag, aber unter einem weiß-grauen Wolkenband wirkte ihr Licht blass. Ein seltsames Bild stand da am Himmel, mit den Mal weißen, mal grauen Wolken, alles sehr verschmiert und verwischt und doch in sich stimmig und einzigartig passend. Die Farben waren sorgsam ausgewählt und entsprachen seinem Geschmack, die schwarzen Vogelschwärme waren Zugvögel, die nun endgültig in den Süden aufbrachen und die Stille erinnerte an den Winter. Der Winter... kam mit süßer Schönheit, wie hatte er sie doch vermisst.



Solaufein26.09.2004, 23:26
Ein geschickter Schlag brachte ihr wieder einmal fast den Sieg, aber als der junge Lehrer merkte, daß seine Schülerin immer besser wurde, setzte auch er seinen Schwierigkeitsgrad höher an. Er würde sich wünschen für immer so sein Können ansteigen zu lassen, aber bald wären auch seine Grenzen erreicht. Dafür wäre die Ausbildung dann beendet, denn wenn seine Schülerin nichts mehr von ihm lernen konnte, dann musste sie schon ganz gut sein. Leidenschaft schaltete Defizite aus, man musste kein Naturtalent sein, um ein Künstler mit der Schwertwaffe zu werden. Aber wenn es ein Naturtalent gab, dann war sie es. Mittlerweile staunte er nicht mehr, er genoss es nur noch. Ihre flüssigen Bewegungen waren atemberaubend und ihre Balance wurde mit jeder Stunde sicherer. Schon längst verkniff sie sich nicht mehr in dem nicht nachgebenden Griff, sie ließ ihn in ihrem Handballen fest und elegant seine Kreise ziehen. Was sie sich auch von ihm abgeschaut hatte war das Luftholen der Hände. Immer wenn man etwas Platz zwischen sich und dem Gegner hatte, oder dieser unmöglich angreifen konnte, lockerte er seinen Griff und verhinderte so zu hohe Druckpunkte. Für ihre Hände war das wohl noch wichtiger, waren sie doch weder zart noch rau, eher verletzt und mit Narben gespickt, die aber wieder heilen würden, ganz im Gegenteil zu anderen. Bewunderung und Erforschung lagen in seinen Augäpfeln, wenn er sie oder ihren Körper beobachtete. Bewunderung, weil sie einem sprichwörtlich die Argumente nahm und gleichzeitig nicht wild und unbeherrscht mit der Waffe umher fuchtelte, Erforschung, weil er auch sie studierte, genau wie er die ganze westliche Kultur erforschte. So gesehen war sie für ihn nichts weiter, als ein Objekt. Er verfolgte kaltherzige Ziele, ein Eiskokon... mit heißem Wasser darauf. Sie zog ihn manchmal in ihren Bann, ehe er wieder stur weitermachte. Die Zauber wirkten nicht immer, die süße Hülle war manchmal nur die sinnlose Reaktion auf Gedanken. Und doch. Seine Bewunderung hatte Teile von echten Gefühlen. Gefühlen, wie er sie nur in Erinnerungen an die Heimat, oder an Bilder aus der Natur kannte. Noch nie hatte er einer oder einem Fremden diese zuteil werden lassen. Ob sie es überhaupt merkte? Arashi war nicht wie die meisten anderen. Sie war eine Sklavin. Aber sie war eine besondere Sklavin. Sie spielte mit Masken, mehr noch als er sie einsetzte. Äußerlich zerbrechlich, schüchtern und wortkarg, innerlich suchend und doch einem Ziel folgend. Wie sich so ein dominanter Charakter allerdings in das Sklavensein unterjochen ließ, das war für ihn ein Rätsel. Er spielte ein Spiel und schien zu verlieren. Aber er verlor immer... ehe sich die Niederlage in einen Sieg drehte. Das Spiel... war interessant.



Solaufein26.09.2004, 23:28
Holzsplitter lösten sich, als die Klingen mit guter Wucht zusammentrafen. Arashis Schwert fiel zu Boden und sie hob es demütig wieder auf. Keine Gnade mehr... fast keine. Sie kämpften jetzt fast so, als ob es um Leben und Tod ginge. Es fehlte nicht mehr fiel. Solaufein war sich bewusst, daß er gegen die Sklavin nicht kämpfen könnte, wie gegen Thorik Blutbeil. Das war etwas anderes, ein Duell, in dem er schon vorher wusste, daß es ein tödliches Ende nehmen würde. Das spielte eine entscheidende Rolle in seiner Kampfführung. In solchen Duellen sprang ein Funke auf ihn über, der ihn ziemlich unberechenbar machte. Er hatte in den letzten Jahren gelernt damit umzugehen, denn die Raserei war etwas Gefährliches. Trotzdem brauchte es einen gewichtigen Grund, wenn er sie einsetzte. Er war kein Barbar, der bei jedem Kampf in Blutseen baden musste, blieb eher ruhig und beherrscht, doch auch er konnte Grenzen überschreiten, die den westlichen Kriegern nicht geheuer waren. Dann wurde auch er ein brutales Monster, das keine Regeln mehr kannte, außer lebendig aus der Schlacht zu kommen. Zum Glück... hatte er sich ja unter Kontrolle. Wieder ließen sie kurz einen überraschungslosen Klingensturm aufeinander los, ehe er sich unter einem Schlag hinwegduckte, Arashi ihm aber gleichkam und wieder die Holzschwerter gegeneinander krachten. Die Kraft die dahinter steckte war enorm und wieder konnte die hagere Frau ihr Schwert nicht halten. Diese Fehler durften einfach nicht passieren, das wusste sie selbst, aber wenn man sie mitten in den Bewegungen sah, würde ein Laie niemals vermuten, daß sie eigentlich noch eine blutige Anfängerin war. Aber war sie das wirklich, oder glaubte man das nur zu wissen? Ohne Murren, ohne Meckern, wie selbstverständlich stellte sie sich wieder in Position. Kein Lächeln, keine böse Miene, Emotionen hatten bei ihr während des Trainings keinen Platz und auch sonst war sie damit eher zurückhaltend. Wieder machte er den ersten Schritt und löste die Reaktion aus, dann wenn es kein Zurück mehr gab. Der erste Schlag wurde pariert, der Zweite und der Dritte, genau wie die nächsten zwölf rasch aufeinander Folgenden. Dann aber war wieder eine Entscheidung angesagt. Gleichzeitig holten sie tief aus und ließen die ganze Kraft in den Griff einfließen, damit er nicht wegrutschte. Holz splitterte, ein dumpfer Ton fiel und ein Gegendruck baute sich auf. Sie hielt... stand. Beide Schwerter hatten sich ineinander verkeilt, doch er ließ keineswegs locker. Die ganze Kraft seiner rechten Hand war auf das Schwert gelagert, aber der Gegendruck war... enorm, so daß sich in sein Gesicht leichte Falten gesellten. Auch bei Arashi sah es nicht besser aus, Teile ihrer Haare verbargen zwar einen Blick, doch der Rest war total am kämpfen, ihre Zähne schauten grimmig heraus. Sie hielt seiner Kraft tatsächlich stand... mehr als fünf Sekunden, dann aber verließen sie die Kräfte und sie musste aufgeben. Trotz der Niederlage hatte sie mehr als nur einen Sieg errungen. Das schafften ja nicht mal die meisten Kerle und dann dieses schmächtige Mädchen? Er hatte wieder etwas gelernt.



Solaufein26.09.2004, 23:31
Später am Abend ließen sie die Klingen ruhen und kehrten zurück ins Haus, wo sie es sich mit einer Tasse heißem Tee vor dem Kamin gemütlich machten. »Bist du immer noch sicher, daß du niemals ein Schwert in den Händen hattest?« »Ja.« »...« »Du glaubst mir nicht...« »Fällt mir schwer bei deinem Talent. Du kämpfst wie eine dieser legendären Amazonen. Oder wie wir es ausdrücken würden. Wie eine weiße Wölfin.« »Amazonen? Davon hab ich noch nie was gehört. Und das mit der Wölfin... ich weiß nicht. Aber es ist so, ich versuche so viel wie möglich zu lernen, diese Kunst ist einfach da. Manchmal glaube ich, daß meine Arme die Waffe selber lenken. Als ob sie sich nach jedem Schlag sehnen.« »Weißt du noch, was ich dir gesagt habe?« »Hm?« »Du bist etwas ganz Besonderes.«



Solaufein28.09.2004, 00:10
Nach ein paar letzten Übungen mit dem Holzschwert beendete er dieses Training. Um genau zu sein hinderte sie ein Schönheitsfehler am Weitermachen. Karas Schwert war gebrochen, einfach so. Eigentlich hätte das niemals passieren dürfen, schließlich sollten das gute Schwerter sein, Qualität, doch er machte dem Schmied keinen Vorwurf. Sie hatten mit solcher Wucht aufeinander geschlagen, daß es passieren konnte, vielleicht ein kleiner Hohlraum im Holz selber oder ein Riss. Das diese dünnen, geschundenen Ärmchen so viel Kraft hatten, musste wirklich ein Wunder sein, doch an Wunder glaubte er nicht, sondern nur an das, was er sah und er sah eine Sklavin, die große Fortschritte machte. Bald würde er ihren Titel umändern müssen. Bald hätte sie sich endgültig vom Sklaventum losgeeist, Kriegerin sollte ihr neuer Titel lauten, doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Als ironische Weisung präsentierte er den Schwertbruch, fand edle Worte zur einfachen Tat. Es erleichterte ihm nur eine Entscheidung, die er früher oder später sowieso getroffen hätte. Sie sollten nun mit echtem Stahl trainieren. Nun ging es wirklich an eine Ausbildung, denn ab sofort gab es keine abgestumpfte Spitze mehr, kein leichtes Holz, nun wurde mit einem "echten" Schwert trainiert, das in Form und Gewicht einer echten Waffe gleichkam. Und so war es kein Zufall, daß sie wieder nach Sonnenuntergang im Garten standen und weiter übten und wieder nur die Sterne ihre Zeugen waren, Zeugen der Taten und der Geburt von Schlägen, Hieben, Stichen...



Solaufein29.09.2004, 00:04
Ihre Zeit war keineswegs verschwendet, merkte man seiner Schülerin doch an, wie wichtig ihr die Ausbildung war. Auch wenn sie es vielleicht nicht zeigen konnte, so wusste sie doch sehr genau um den Wert dieses Abkommens, wirklich etwas zahlen musste sie ja nicht. Wenn eine Sklavin etwas umsonst bekam, so waren es meistens Tritte, Schläge oder blöde Sprüche, aber ein Versprechen war unbezahlbar. Trotzdem spielte sie nicht ganz mit offenen Karten. Fernab von ihrer zurückhaltenden Art, spielte sie ihre Rolle als freie Bürgerin immer noch gerne herunter und blieb verschlossen, wenn es um ihre wahren Wünsche ging. Sie sprach nicht viel von ihrer Vorstellung einer möglichen Zukunft, wie sie in ihren Augen aussehen könnte. Aber war er denn wirklich ehrlich genug, um diesem Vertrauen gerecht zu werden? War es immer noch der Schock, nach einer Unendlichkeit der Knechtschaft oder spielten andere Gründe in ihr nicht leicht durchschaubares Verhalten? Fragen über Fragen, vielleicht halfen sie ihm auf dem Weg des Verstehens, denn nur wer verstand, konnte handeln, nur wer handeln konnte, konnte etwas erreichen.



Solaufein29.09.2004, 00:09
»Schneller, du musst schneller werden, so!« Im rechten Handgelenk des Kriegers formte der Griff der Klinge zahlreiche Muster nach, ließ die Spitze mal leicht links zu ihm, mal leicht rechts zu ihm, mal nach hinten und man nach vorne treiben. Elegant und geschickt sah das aus, erfüllte aber einen wichtigeren Zweck als dem der Schönheit. Wenn das Schwert so beweglich war und binnen Sekunden jede Stelle in seiner Nähe erreichen konnte, ohne das man den Körper dabei weit bewegen musste, hatte man entscheidende Vorteile, selbst oder gerade gegen flinke Burschen, die ebenfalls auf Schnelligkeit im Kampf setzten. Rehbraune Äuglein nahmen die Bewegungen auf und probierten selber auch es gleichzutun, vielleicht sogar besser zu machen. Es gab ja viele junge Schwertknappen, aber keiner hatte wirklich das Talent seinen Ausbilder zu überflügeln, bei Arashi hatte er immer das Gefühl, dass man diese Position überdenken musste. Auch ihr Handgelenk gab sich größte Mühe und ließ das Schwert tanzen, aber bei seinem sorgsamen Blick fiel ihm etwas auf, weswegen er die Übung stoppte und nach ihrer Hand griff. Es waren noch immer zahlreiche offene Wunden zu erkennen, die Haut war noch nicht verheilt, hatte aber wenigstens eine erste Schutzschicht gebildet. Eiternde Wunden oder gar Entzündungen konnte er zum Glück nicht erkennen, deswegen fuhr er nur einmal sanft über die trockene Hautschicht und ließ sie dann wieder los. »Versuch noch einmal meinem Schwert zu folgen, das ist am effektivsten.« Mit gnadenvoller Geduld wich er ihrem unbeholfenen Stich aus und wirbelte dann mit dem Drachenzahn seine Wege. In dieser Übung gingen seine Angriffe nicht zum Körper, sondern bildeten alle möglichen Schlagkombinationen, die ihr bei einem Kampf bevorstehen würden. Mal versuchte er es über die Seiten, dann wieder zentral durch die Mitte, aber er schreckte auch nicht vor fiesen Schlägen zurück, die auf das Gesicht zielten oder unter die Gürtellinie gingen. In einem Kampf nahmen die meisten Gegner darauf keine Rücksicht und wenn er ehrlich war... tat er es auch nicht. Tot war schließlich tot. Arashi sollte darauf immer wieder die richtigen Antworten finden, wodurch er schnell sehen konnte, wo ihre Defizite lagen und wo nicht. Das Tempo variierte dabei von sehr langsam bis plötzlich. Das sich die ehemalige Sklavin dabei beinahe so meisterlich anstellte, wie ein halber Meister des Schwertkampfes, das verwunderte ihn schon lange nicht mehr. Alles andere wäre wohl eine Überraschung gewesen. So versuchte er auch noch etwas von ihr zu lernen, schließlich nahm sie seinen Grundsatz sehr ernst und fing an ihren eigenen Kampfstil zu entwickeln. So trainierten sie noch eine ganze Weile, bis die gut zu hörende Kirchenturmglocke auf Mitternacht schlug. Eine gute Zeit, um die körperlichen Aktivitäten einzuschränken und die klare Nacht und den freien Blick zu den Sternen zu genießen.



Solaufein29.09.2004, 00:15
»Hast du eigentlich noch Schmerzen?« »Ein bisschen.« »...« »Manchmal brechen alte Wunden wieder auf.« »Du könntest zu einem Heiler gehen.« »Von welchem Gold?« »Tja... was ist schon Gold...« »Eigentlich nichts.« »Es ist mehr als nichts und weniger als alles.« »Die Wunden werden schon heilen...« »Aber wann?« »Irgendwann...« »Erzählst du mir, woher du diese Narbe hast?«, er deutete leicht auf ihr Gesicht, wo eine große Wunde ihr Gesicht nicht unbedingt verschönerte, ihm aber nicht die Schönheit nahm. »Ein Dolch traf mich. Als ich gefangen genommen wurde.« »Ach so ist das. Sie erinnert dich also sozusagen an deine Gefangennahme.« »Sozusagen.« »Ich denke, sie wird nicht dein Leben lang dort sein.« »Wie meinst du?« »Ach vergiss es, ich habe nur laut gedacht.« »...« »Hast du was dagegen, wenn wir morgen mal zum Kupferkelch gehen?« »Nein.« »Schön. Du machst große Fortschritte Arashi, nicht mehr lange, dann bist du soweit.« »Das habe ich nur dir zu verdanken.« »Ich weiß...« Ein scharfes Grinsen streifte sein Gesicht, ehe er wieder diese freundliche Maske trug, was war echt und was war Schein... schwer zu sagen, schwer zu sagen...



Solaufein29.09.2004, 23:46
Verschiedenste Düfte umspielten seine Nase, einige zwangen sich direkt auf, andere musste man erst mal finden. Muskatnuss und scharfer Pfeffer kamen aus einer Küche, bei der außerdem gerade Zwiebeln angebraten werden mussten. Ein paar Meter von dem Fenster entfernt standen einige Fässer, die nicht mit edlen Gesöffen, sondern mit allerlei Kompost gefüllt waren. Eine Geruchsnote, die er sich gerne erspart hätte. Genau wie die Kloake, die nicht so wirklich toll roch. Wenigstens wurden seine Nasenflügel wieder mit der klaren Luft der Nacht belohnt, die sich auch im Hafenviertel blicken ließ. Die Luft machte keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, wenn es soweit einmal kommen würde... wenigstens da waren sie alle gleich, ob dick oder dünn, klein oder groß, arm oder reich, klug oder dumm. Sie alle konnten diese Luft für sich beanspruchen, sie öffnete sich für jeden und floh vor niemanden. Und Karas Duft begleitete ihn. Es war kein wirklicher Geruch, der von fremden Mittelchen ausging und es waren auch keine körpereigenen Gerüche, es war viel mehr die Einbildung von Duftspuren, die jeder Mensch mit sich zog. Viele hielten das ja für Quatsch, weil sie es selber nicht verstanden, doch Ignoranz gab es immer schneller als Verstehen. Kara hatte einen angenehm sanften Ton, der gleichzeitig sehr gehemmt und zaghaft ausfiel. Das sollte sich aber schnell wieder ändern, als das Duo die berühmt-berüchtigte Hafenschenke erreicht hatte, der Kupferkelch hatte sich in den letzten zehn Jahren nicht verändert, wieso also sollte er es jetzt innerhalb von einigen Tagen. Nein, hier war alles beim Alten, wie immer und doch jedes Mal ein neues Erlebnis. Mit stolz erhobenem Haupt und keineswegs respektvoll schleuderte er die Tür auf und dachte gar nicht daran Kara den Vortritt zu lassen, diese überpingelige Art der Höflichkeit war ihm absolut zuwider, schließlich wollte seine Schülerin ja eine Kriegerin werden und kein vertätscheltes Prinzesschen. Außerdem machte das die immer so lächerliche Diskriminierung des weiblichen Geschlechts deutlich. Als ob sie nicht in der Lage waren eine Tür zu öffnen. Er kannte das aus seiner Heimat auch ganz anders, da benahmen sich die Frauen auch so, aber zumindest das hatte er schon auf seinen Reisen gelernt, auch wenn er längst nicht alle Schikanen des Adels kannte.



Solaufein29.09.2004, 23:49
Sie hatten wirklich einen schlechten Zeitpunkt erwischt, denn sie waren mitten in eine Schlägerei geraten, die ausgerechnet noch nahe dem Eingang stattfand. Eine Schlägerei im Kupferkelch war ja nichts Neues, aber normalerweise griffen die hauseigenen Söldner dabei schnell ein, aber die mischten etwas hilflos mit und versuchten vergeblich der Lage Herr zu werden. Hier war der Geruch auch vollkommen anders, wie immer begrüßten ihn Bier und Wein, Schweiß und verbrauchte Luft. Wieso entfernten die nicht einfach mal das Dach, ach ne, dann würde es ja reinregnen. Vorsichtig hielt er sich mit Kara weiter links, weg vom Streitpulk, wollte eigentlich nur zum Tresen, wo der Wirt auf sie warten sollte, leider verhinderten unglückliche Umstände dieses einfache Ziel. Eine Flasche war der Auslöser, ein Jemand hatte sie quer durch den Raum geworfen, dummerweise zersplitterte diese Flasche direkt an einem Längsbalken neben ihm und auf diesen scharfen Splitterregen war er alles andere als scharf. Auch die Gäste um ihn herum waren davon alles andere als begeistert, dummerweise entlud sich der Frust der überwiegend männlichen Besucherschaft nicht an dem streitenden Pulk weiter vorne, sondern an ihm, der überhaupt nichts damit zu tun hatte. So sah er sich auf einmal gezwungen zwei Fausthieben auszuweichen. Schnell stieß er Kara zur Seite, wo sie in eine etwas ruhigere Seite taumelte, während er sich sogleich unter den mächtigen Fäusten hinweg duckte. Au backe, da wollte er selbige nicht hinhalten, das musste ja heftig wehtun. Es waren keine zwei schmächtigen Bäckergehilfen, die ihm da auf den Pelz rückten, sondern gut gebaute Seemänner, die nicht von ungefähr breite Oberarme besaßen. Das war doch wirklich sehr ernüchternd, da wollte er nicht mal was tun und wurde trotzdem in etwas rein gezogen, aber wer damit nicht rechnete, hatte in einer Schenke wie dem Kupferkelch auch nichts zu suchen. Nachdem die ersten Versuche fehlgeschlagen waren, probierten es die Seemänner mit einer frontalen Attacke, dummerweise war ein Stuhlbein im Weg, was für ein Zufall... Mit einem gewaltigen Rums ließ es den einen auf die Nase fallen, der andere bekam zu spüren was es hieß, wenn man im Handgriff eines schmächtig aussehenden Jungen aus dem unwirtlichen Norden war. Die Muskeln konnten sich jedenfalls nicht mehr so freuen, doch so lange wollte er sich mit dem kleinen, aber kräftigen Idioten gar nicht aufhalten. Mit einem heftigen Kniestoß brachte er den Kerl aus dem Gleichgewicht, packte ihn an der Schulter und dann... nun ja, der Tisch hielt dem Gewicht nicht stand. Zum Entsetzen einiger Nachbarn, selbst einiger Schläger von weiter vorne, ging der Tisch zu Bruch und splitterte. Der schwere Leichtmatrose hatte erst mal genug Ärger gemacht, denn nun war erst mal Sterne zählen angesagt, aber vielleicht erschienen ihm ja auch Bierkrüge oder Anker, wer wusste das schon... Auch Karas rehbraune Augen hatten sich geweitet, waren wie gebannt und ließen dennoch weder Ge- noch Missfallen heraus blicken. Na ja, Missfallen wohl eher nicht. Was wollte er denn machen, er wurde ja geradezu gezwungen zu reagieren, das konnte ihm der Wirt auch nicht ankreiden, der stand ja sowieso noch tief in selbiger bei einem gewissen Krieger. Mit ein paar scharfen Blicken hatte er die Gaffer zu ihren Bieren zugewiesen und nun konnte er endlich etwas beruhigter zur Theke vorschreiten, denn inzwischen hatten die Söldner auch am Eingang für Ruhe gesorgt und damit wurde es hier allgemein wieder normal, was natürlich nichts mit friedlich zu tun hatte.



Solaufein29.09.2004, 23:51
»Und wer bezahlt mir den Tisch jetzt?«, wetterte der Wirt schon von weitem, als sie gerade ankamen. »War nicht meine Schuld Vince, ihr habt doch sicherlich gesehen, daß es nicht meine Schuld war oder?« »Jaja, auf den Kosten bleib ich trotzdem sitzen.« »Quatsch, sagt einfach einem eurer Wachhunde, sie sollen die beiden Muskelmänner auf Gold untersuchen. Ihr könnt es ja zur Tilgung der Kosten benutzen.« »Hm, gute Idee.« »Klar!« »Was wollt ihr eigentlich hier?« »Eins nach dem Anderen Vince, zuerst einmal möchte ich dir Arashi vorstellen. Sie wohnt bei mir und macht so ein paar spezielle Dinge.« »Spezielle Dinge?« »Spezielle Dinge!« »Ahhhh. Seit wann seit ihr Sklavenbesitzer?« »Arashi ist keine Sklavin, sie ist eine freie Bürgerin und hat dieselben Privilegien wie ich. Ihr werdet schon bald verstehen, warum sie dieselben Antworten erhält wie ich, wenn sie fragt.« »Ummm, sehr schön, eine reizende, junge Frau.« »Ganz genau. Aber ich will euch ja nicht zu viel von eurer kostbaren Zeit stehlen Vince, wir nehmen erst mal zwei Bier.« »Nein... ich...« »Ein Bier meinte ich.« Er zwinkerte ganz locker zu Arashi, doch dabei war er keinesfalls der Spaßvogel, wie es vielleicht aussah. Er wusste genau um das angespannte Verhältnis zwischen dieser Lokalität und ihm und wollte deswegen so locker wie möglich auftreten, immer mit eineinhalb Händen auf einer Waffe, um ja nicht überrumpelt zu werden. Alles eine Frage der richtigen Maske.



Solaufein01.10.2004, 00:30
Vince merkte man immer noch die Anspannung an, dabei hatte er doch eigentlich wissen müssen, daß ihm der Krieger nichts Böses wollte, aber diese Nervosität schien eine Grundeigenschaft von Wirten zu sein. Schnell war er drum bemüht ihm einen ordentlichen Krug Bier zu bringen, was er gut gebrauchen konnte. So ein gutes, frisch gezapftes, frisches, süffiges Bier war schon was Feines. Zwar konnten die örtlichen Biere nicht mit den Standards aus seiner Heimat mithalten, wo das Bier einfach besser und würziger schmeckte, doch er verköstigte hier gerne den ein oder anderen Tropfen, wobei er es nie zu mehr als einem Krug pro Tag kommen ließ, denn vor den Folgen eines guten Rausches hatten ihn nicht nur seine Eltern gewarnt, er sah es ja selber an den ganzen Betrunkenen, die jeden Abend die Straßen und Gassen bevölkerten. Es fiel nicht schwer zu erkennen, warum seine Schülerin kein Bier haben wollte, aber einen Versuch war es ja wert gewesen. Außerdem wollte er ja nur höflich sein, Arashi sollte selber lernen sich etwas zu bestellen, wenn sie etwas trinken wollte, schließlich würde er ihr nichts nachtragen und schon gar nicht für sie sorgen, sie war ja alt genug. Nachdem er seinen Krug geleert hatte - was dann doch recht schnell ging und irgendwie ein typisches Merkmal für einen Nordmann war - widmete er sich wieder wichtigen Dingen zu, schließlich hatte er ein eigenes Bierfass im Haus und war nicht deswegen hergekommen.



Solaufein01.10.2004, 00:54
S: »Wenn du mal ein paar gute Informationen brauchst, dann solltest du zu Vince gehen. Er ist in Ordnung, nur ein bisschen grantig. Es gibt nichts wichtigeres als Informationen, zumindest für mich nicht.« K: »Was für Informationen?« S: »Merkwürdige Dinge, Hilfe suchende Leute, seltsame Gestalten, nervöse Kaufleute. Alles.« K: »Und für was brauchst du die?« S: »Um an Aufträge und damit an Gold ranzukommen. Gewisserweise hast du deine Freiheit Vince zu verdanken. Ohne seinen Hinweis wäre ich nie auf Glushu gekommen, ohne Glushu nie auf Braga und ohne Braga nie auf dich. Ein Wink des Schicksals.«, seine Augen spiegelten gefährlich, als er das sagte. K: »Ach so.« S: »Du kannst natürlich auch anders an Gold kommen... aber ich bin immer rastlos, solange ich nicht nach Hause komme.« K: »Nach Hause?« S: »Nicht so wichtig... Vince!« So schnell er konnte löste sich der Wirt von seinem Zapfhahn, aber da um sie zu viele Leute standen war er schon wieder zu einem anderen Platz gegangen. V: »Ja?« S: »Ich bräuchte mal wieder was Neues, im Sinne meiner... Forschungen.« V: »Gibt gerade nichts, nur die üblichen Säufer und Stammgäste.« S: »Nichts? Es gibt gar nichts?« Ein misstrauischer Blick begleitete die Stimme zum Gesicht des Wirtes. V: »Na ja... so kleines Zeug, interessiert euch sicher nicht...« S. »Klein ist relativ. Außerdem kommt mir das ganz gelegen, ganz im Sinne der reizenden, jungen Frau.« V: »Häh?« S: »Um was geht's denn?« V: »Nun joar, ich kann dazu nichts sagen. Aber seht ihr den da?« Vince streckte seinen Zeigefinger zielgenau auf einen der abseits stehenden Rundtische, wo ein einsamer Mann mit blauem Frack saß. Zu edel für einen Schuppen wie diesen. S: »Ja, sehe ich, was ist mit dem?« V: »Hat ein Problem. Er hat was, was ein anderer haben sollte. Aber er kann es ihm nicht bringen. Er hat Angst, sitzt seit drei Tagen auf ein und denselben Stuhl und bewegt sich keinen Schritt.« S: »So? Interessant. Gut Vince, danke fürs Bier.« Er ließ eine Münze auf dem Tisch liegen. »Dann mal wieder an die Arbeit, kommst du Arashi.«



Solaufein02.10.2004, 02:28
Wahrhaft gelassen bahnten sie sich ihren Weg durch die Massen, wobei Kara es natürlich leichter hatte, weil sie direkt in seinem Rücken laufen konnte. Solaufein war bei so was auch nicht sonderlich pingelig, wenn zwei Typen meinten den Weg zu versperren, dann drängte er sie auch mal mit sanfter Gewalt zur Seite, das klappte heute mal ganz gut, die meisten waren zu betrunken oder zu vernünftig Ärger zu machen, was ganz in seinem Sinne lag. Dafür lauerten andere Gefahren auf ihn, die Kronleuchter hingen gerne mal etwa tief, Wein- und Bierkrüge wurden heiter durch die Luft geschwungen und der halbe Inhalt auf ahnungslose Idioten wie ihn geschüttet. Deswegen sah er sich die Tische gut an, bevor er an ihnen vorbeiging, das machte sein gutes Auge aber so schnell, daß er nicht ins Stocken geriet. Als er bei dem einsamen Frackträger angekommen war, rückte er einen der zwei freien Stühle zur Seite und deutete kurz zu Kara, aber diese lehnte ab, schien sich nicht wohl zu fühlen. Er konnte das Durchaus verstehen, dieser Ort war nicht der ideale Platz für eine ehemalige Sklavin, zu schmutzig und zu verdorben die Manieren. Dank der Ablehnung von seiner Schülerin nahm er sich den Platz und setzte sich gegenüber dem Mann, der ihn gar nicht zu bemerken schien. Unter einer dunklen Kapuze war sein Gesicht auf den Tisch oder den halbleeren Krug vor ihm gerichtet, trotzdem hätte er ihn eigentlich bemerken müssen, was auf etwas Verständnislosigkeit bei ihm stieß. Dieser Mann benahm sich äußerst merkwürdig, irgendetwas stimmte an ihm nicht, seine Reaktionen mussten anders sein, wenn er schlafen sollte, müsste sich sein Kopf leicht auf und ab bewegen. Etwa zwei Minuten sah er sich die traurige Gestalt an, dann wagte er es und sprach ihn an, was Besseres fiel ihm gerade nicht ein.



Solaufein02.10.2004, 02:30
»Entschuldigt, ihr habt nicht zufällig eine Goldmünze für mich?« Auf eine Antwort oder eine Reaktion wartete er vergebens. »Hey, ihr müsst eure Zeche zahlen, sonst werfe ich euch raus, ihr könnt hier nicht länger bleiben.« Doch auf sein Auftritt als wütender Wirt blieb erfolglos. »Vielleicht... kann ich euch bei eurem Problem behilflich sein... hm?« Aller guten Dinge waren Drei. Beim Ergebnis ebenso. Etwas hilflos blickte er zu Kara, doch die hatte mehr Interesse an der Umgebung. Na toll. Noch einmal sah er zu dem Mann, unter der schweren Kapuze blitzte etwas auf. Auch auf die Gefahr hin sonst wie Ärger zu bekommen, packte er den Kerl und hob das Kinn, als er in eine hässliche Wunde blickte. Der Hals war sauber aufgeschlitzt, Geschwüre hatten sich gebildet. Schnell machte er sich breit, damit es niemand sah und baute sich vor dem Mann auf. Wie bei einem Gespräch lehnte er einen Ellenbogen auf den Tisch und sah sich um. »Arashi, stell dich vor mich, schnell!«, wisperte er zu der jungen Frau. Erst zögerte sie, dann aber tat sie wie geheißen und verfolgte das Geschehen nun auch interessiert. Währenddessen sah er sich den Mann noch mal an, er war tot, kein Zweifel. Deswegen auch keine Reaktion, es sah wirklich perfekt aus. Als er nach etwas suchte, wurde er schnell fündig. Ein großer, schwerer Steinbrocken lag auf dem Boden, unterm Tisch, an seinem linken Bein, der bisher jeder Aufmerksamkeit trotzte. Als er ihn unauffällig nahm, konnte er schon flüchtig sehen, daß etwas darauf stand, doch zunächst rückte er den Mann in seine alte Position, so daß niemand sehen konnte, was mit ihm war. Das musste er Vince mitteilen, vielleicht wusste er auch mehr über den Stein. Die Sache war höchst interessant, wenn auch sehr löchrig, bis jetzt wusste er so gut wie nichts, doch das sollte sich durch den Wirt hoffentlich ändern.



Solaufein03.10.2004, 00:33
Wieder musste der schwierige Weg bis hin zum Tresen bewältigt werden, während die Aufmerksamkeit angespannt blieb, besonders jetzt, nach diesem Fund. Der Mann war sicherlich noch nicht tot, als er hier rein gekommen war, also musste jemand bei ihm gewesen sein. Der Mörder musste ziemlich gut sein, denn er hatte um ihn herum lauter Leute, ein Aufschrei des Toten hätte seinen Plan wohl zerstört und er musste die Leiche so präparieren, daß man es dem Mann nicht ansehen konnte. Auch der Blutlauf war so kein Thema, denn eine immer größer werdende Blutlache auf dem Boden wäre wohl nicht das Unauffälligste. Kurz, ein Mörder, der sein Handwerk verstand und es wohl immer noch beherrschte. Ob man ihn beim Durchsuchen beobachtet hatte? Seine Augen spähten schärfer, achteten nun auf Details, wie einem starren Blick oder einer dunklen Kapuze, doch es fiel nichts auf. Mögliche Augen verschwanden in der Masse des niederen Volkes. Irgendwann musste es einfach mal auffallen, das musste dem Mörder auch bewusst gewesen sein. Aber Vince hatte gesagt, daß der Kerl schon seit drei Tagen dasaß. Wieso seit drei Tagen? Diese Zeitspanne war sehr lang, er wollte Antworten vom Wirt haben und nicht nur das. Sein Jagdinstinkt witterte etwas und das klang sehr nach einem neuen Auftrag, wenn er nur ein paar Informationen mehr bekommen würde, wäre er dabei. In seiner Konzentration darauf hatte er Kara etwas vergessen und sie gar nicht mehr gesehen, während er nun endlich wieder an zwei fetten Weibern vorbei zur Trese kam.



Solaufein03.10.2004, 00:38
»Vince! Schnell!« Noch schneller als sonst kam der Wirt zu ihm, doch dieses Mal ging er weiter, bis hinter zur toten Ecke, wo sie ungestört sein konnten. Das schmeckte dem Bierzapfhahn und seinem neuen Bediener zwar nicht, ließ sich aber nicht ändern. Ein sichtlich brummiger Wirt sah ihn an, doch das übersah er großzügig und hielt sich auch nicht lange auf. »Man, ihr könnt nicht immer erwarten, daß ich komme, wenn ihr pfeift. Ich führe eine Schenke und meine Hilfskräfte schaffen es nicht ohne mich. Was wollt ihr denn noch, war das nichts mit dem Mann?« »Sehr komisch, ich lache mal kurz: Ha...ha...ha...« »Häh?« »Ich sag euch was mit dem Mann ist. Er ist tot. Es sollte, denke ich, in eurem Interesse sein, daß ich ihn so gelassen habe, wie er war. Ihr solltet euren Wachhunden möglichst unauffällig klar machen den Kerl irgendwohin zu bringen, wo er nicht um lauter Leute dahinsiecht. Ein toter im Kupferkelch ist sicher keine gute Nachricht.« »Tot sagt ihr? Aber das ist doch... seid ihr sicher?« »Wie sicher würdet ihr sein, wenn ich verdrehte Augen hätte und an meinem Hals eine schwellende, offene Schnittwunde wäre, aus der trocknendes Blut lief?« »Aber... wie?...« »Das würde mich auch interessieren, ihr sagtet, der Mann wäre seit drei Tagen hier. Das scheint mir unmöglich.« »Aber es war so. Ich habe ihm heute noch, vor vier, fünf Stunden ein Bier gebracht, das er auch bezahlt hat.« »Ja... bis zur Hälfte ist er gekommen... also wurde er erst vor kurzem getötet. Das macht die Sache klarer.« »Glaubt ihr, der Mörder ist noch hier?« »Unwahrscheinlich.« »Und was wollt ihr jetzt tun?« »Kennt ihr diesen Stein? Er ist der einzige Anhaltspunkt.« »Zeigt mal her, ich muss ins Licht, um es zu erkennen.« Der Krieger gab ihm den faustgroßen Brocken eines weißen, bröseligen Steines und sie gingen etwas nach vorne, wo die Lampen stärker schienen, als der Wirt den Stein untersuchte. »Das ist... ja.« Der Wirt leckte über den Stein und nickte. »Ja?« »Das ist ein Salzkristall. Aber ein besonderer. Der Mann, er erzählte flüchtig etwas vom Meer, jetzt weiß ich auch, was er damit gemeint hat. Es gibt hier eine kleine Inselgruppe, sie sind nicht groß und nahe der Küste. Auf einer dieser Inseln gibt es eine Salzmine, nicht groß, aber es reicht für die unmittelbare Versorgung in der Stadt. Ich beziehe selber Salz aus der Mine. Dieser Kristall ist sehr widerstandsfähig, man muss ihn in Wasser lösen oder mit großer Kraft zerkleinern. Und auf diesem Kristall ist das Zeichen der Mine, ein "V" in einem "T". Ich würde sagen, daß die Lösung die Salzinsel ist. Mehr kann ich euch nicht sagen, da müsst ihr schon selber suchen. Den Mann werden wir erst mal nach hinten schaffen. Danke, daß ihr kein großes Aufsehen erregt habt.« »Aye, kein Probl...« Er wollte gerade den Satz beenden, da übertönte ihn eine kreischende Frauenstimme...



Solaufein03.10.2004, 01:18
Schnell folgte er dem Wirt, immer dicht an dicht stürmten sie durch Menschenmassen und an Stühlen vorbei, einige schlitterten zur Seite oder wurden weggedrückt. Vor ihnen war ein Tumult entstanden, plötzlich wich die Menge zurück, während die Söldner des Wirtes schon als Erste den Schauplatz erreicht hatten. Ein blutüberströmter Mann lag auf dem Boden, sein Blut wurde gierig von den hölzernen Platten aufgesogen. Ein zweiter Mann - einer der Söldner - fühlte gerade den Puls am Hals und schüttelte den Kopf. »Der ist hinüber.« Die Frau, die eben noch geschrieen hatte, heulte sich nun an einer fremden Schulter aus, längst hatte jede Musik aufgehört zu spielen und immer mehr Leute drängten sich um den Ort der Tat. Ein immer größer werdender Kreis bildete sich und nur eine kleine Mitte, um den toten Mann herum, blieb leer. Schon bei seiner Ankunft war sein Gesicht zu Stein erstarrt, denn was er sehen konnte war nicht das, was er sehen wollte. Der Mörder war nicht geflohen oder unentdeckt geblieben, so wie der des toten Frackträgers. Der Mörder war am Ort seiner blutigen Tat geblieben, mit der Tatwaffe in der Hand. »Arashi...« Seine Worte gingen im Gezeter der Leute unter, immer mehr fingen an zu reden, ihre Meinung kundzutun, Bestrafungen zu fordern. Immer mehr Leute redeten gleichzeitig und ließen den Lärmpegel in die Höhe schnellen. Er sah ihr direkt ins Gesicht, seine Haare lagen über dem rechten Auge und so sah er beinahe einäugig zu ihr. Sie wich dem Blick nicht aus, aber die ehemalige Sklavin ließ ihn emotionslos über sich ergehen, ohne Erwiderung, ohne Reize. In ihrer Hand war noch immer das blutige Kurzschwert, das Schwert, das er ihr gegeben hatte. Das Schwert, mit dem sie nur trainieren sollte. Alles wirkte wie immer, doch ein winziges Detail prägte sich ein. Ihr Halstuch war verrutscht. Hatte es etwas zu bedeuten? Zwei Söldner hielten sie fest, einer an der linken Hand, der andere an der Rechten. Sie wehrte sich nicht und hatte auch nicht versucht zu fliehen. Sie ließ alles über sich ergehen, als ob man die Zukunft ohnehin nicht beeinflussen konnte. Und er war sich sicher, im Angesicht ihrer rehbraunen Augen, daß sie wusste, was sie erwartete...



Solaufein03.10.2004, 01:27
»Hängt sie!« »Ja, tötet sie!« »Mörder müssen sterben!« »Keine Gnade mit der Mörderin!« »Sie ist bestimmt eine Hexe?« »Meint ihr wirklich?« »Verbrennt die Hexe.« »Verbrennt sie!« »Jawohl!« »Sie sieht auch so aus.« »An den Galgen!« ... ... ... Noch immer standen sie in der ersten Reihe, er und Vince und langsam eskalierte die Stimmung in der Schenke, es drohte eine Selbstjustiz und dem Wirt blieb nichts anderes übrig, als nun endlich einzugreifen. Ein Mord... war immer etwas Schlimmes, aber wenn es ausgerechnet im Kupferkelch passierte... war es schlimmer. »Ruhe jetzt! Beruhigt euch, verdammt noch mal. Hier wird nicht noch jemand umgebracht, das ist nicht eure Aufgabe.« »Wollt ihr sie etwa decken, Wirt?« »Hier wird niemand gedeckt... die Mörderin wird ihre gerechte Strafe bekommen. Meine Männer werden sie der Stadtwache übergeben und die wird über ihren Kopf entscheiden. Und wir müssen das Urteil, was die Richter sprechen, akzeptieren.« »Hört, hört.« »Und jetzt geht nach Hause, der Laden ist für heute geschlossen!«



Solaufein03.10.2004, 01:41
Mit einigem Maulen und Ausdrücken ihres Frustes über den mangelnden Mut des Wirtes, wüsten Beschimpfungen und Hasstiraden gegen Arashi und Diskussion über die Schließung der Schenke verschwanden die meisten, nur einige Hartgesottene wollten sich nicht von ihren Tischen trennen und mussten von den Söldnern mit sanfter Gewalt nach draußen befördert werden. Vince hatte inzwischen den Chef seiner Söldnertruppe zu sich geholt und ihm alles ganz genau erklärt, wie er mit dem Vorfall umgehen sollte. Kurz darauf verschwanden drei Männer und eine Frau durch den Hinterausgang die Schenke, nur um irgendeinen Kerker anzusteuern, wenn er richtig vermutete. Unter der Voraussetzung, daß man ihnen nicht auflauerte und die Wut der Menschen bald nachließ, hatte seine Schülerin sogar eine Überlebenschance. Für ein paar Tage vielleicht. Zwar kannte er die Gesetze Gorthars nicht sehr gut, doch es war nicht schwer sich auszumalen, was sie erwarten würde. Der Tod durch irgendein Instrument, Galgen, Messer, Beil, was man halt so hatte und worauf die Masse am meisten Lust hatte. So war es doch überall, auch weiter nördlich von Gorthar... Mit spitzen Fingern hob er das Schwert auf, das die junge Frau beim Verlassen des Schauplatzes fallen gelassen hatte. Er nahm den Griff und hielt sich das Schwert dicht unter die Nase und zog es an ihr vorbei, bis er die vordere Stelle mit dem Blut erreicht hatte. Unberührt öffnete er die Augen wieder und steckte die Waffe an seinen Gürtel, während Vince schwermütig seufzend an seine Seite trat. »Ich... konnte nichts anderes tun. Sie werden sie bald hängen.« »...« »Sie war wirklich schön und dann so was...« »...« »Die seht ihr nicht wieder, Herr.« »Aye!« Er legte seine Hand auf die Schulter des älteren Wirtes und verließ dann ebenfalls die Schenke - durch den Hauptausgang. Die frische Abendluft würde seinen Kopf schon wieder klar machen.



Solaufein04.10.2004, 23:13
Unruhig schienen die Wolken zu sein, schnell zogen sie über das Lande Gorthar hinweg, um schon bald über den Fjord, um hinaus zum offenen Meer zu ziehen. Ihre Farben wurden von den letzten Schimmern der untergegangenen Sonne gekennzeichnet, ehe sich die Nacht endgültig über das Land senkte und nur das Feuer einer Lampe oder einer Fackel noch für viel Licht sorgen konnte. Sterne waren zu diesem Zeitpunkt nur schlecht zu erkennen und der Mond wurde immer wieder von Wolkenbändern gestreift, so dass sich die Lichtintensivität von Mal zu Mal änderte. Ein fernes Positionsleuchten war irgendwo auf der unruhigen See zu sehen, die Lichter eines nahen Leuchtturmes antworten nun die ganze Nacht über und wiesen Schiffen den sicheren Weg in den gorthanischen Hafen. Ein paar gefärbte Blätter wurden von einem Baum gerissen und nahmen ihre Reise an seinen gefalteten Händen vorbei, sein tobender Umhang fing einige auf, ließ sie kurz auf und ab hüpfen, ehe sie ihren Weg alleine weitergingen oder besser weiterflogen. Hinaus aufs offene Meer, hinaus und fort, hin zur Freiheit der Ferne. Ein einsamer Solaufein saß an den Klippen der Hafenstadt, weit weg von seinem Anwesen im Adelsviertel entfernt, hier unten, wo die Fische noch Innereien hatten und das Salz vom Wasser kam. Er hatte es einfach nicht mehr in dem riesengroßen Haus ausgehalten, so alleine mit all den Sachen. Der Krieger war durch alle Räume gestreift und hatte noch das frisch gemachte Bett seiner Schülerin bemerkt, das hergerichtet und sauber war. »Sie würde bald gehängt werden.« Das hatte der Wirt gesagt, doch es gab keinen Zweifel an seiner Aussage. Sie war eine Sklavin, so würde man sie hinstellen. Niemand konnte ahnen, dass sie eine freie Frau war und wenn dann nur seine Sklavin sein konnte. Und wenn man sie nicht kannte, dann wäre sie eine Fremde und würde vielleicht als solche erneut zum Sklavendienst gezwungen. Tod oder Verkauf an einen einflussreichen Halter. Es gab nur diese beiden Möglichkeiten, da sie weder eine Chance auf eine Flucht besaß, noch genügend Einfluss oder Macht hatte sich freizukaufen. Es würde ruhig werden. Er musste noch so viel lernen...



Solaufein04.10.2004, 23:15
Die Wellen strandeten an den scharfen Klippen und mussten ihren Sturmlauf dort beenden, der Fels war stark und schien den Kampf gegen die unendlichen Wassermassen für sich zu entscheiden, aber das Meer war geduldig, es hatte am meisten Zeit von allen, denn das Meer konnte niemand besiegen, es gab keine Feinde für den blauen Riesen. Die Felsen waren nur für den Moment Sieger, tatsächlich fraß das salzige Wasser jedoch Stück für Stück über die Jahrhunderte ab, bis das Hindernis irgendwann nicht mehr existierte. Ein penetrantes Pfeifen steckte in seinem Ohr und zwang ihn zum Aufstehen, dieser Ort hier war schön gewesen und er würde gerne wieder zurückkommen. Doch nun kehrte der Krieger zurück auf die ersten Pfade, die sich bald an die große Hafenstraße anschlossen. Guter Stein war sein Bodenwerk, über das er langsam und ohne Hatz zurück ins Adelsviertel kehrte. In sein Haus, das Einsame, das nun nicht mehr dasselbe war. Ein kurzes Abendmahl musste genügen, gerade mal soviel, um nicht zu verhungern. Selbst der Weg hoch in das flauschige Bett war zu weit. Er wählte den Sessel im Kaminzimmer. Nicht der Rechte, auf dem er immer saß, den von Arashi, an dem ihr unverkennbarer Geruch noch hing. Wie ein letztes Abschiedszeichen...



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