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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Schatz der Schmuggler



Renya
02.08.2007, 18:03
Unter den kritischen Blicken der Fischer in Bakaresh glitt das kleine Fischerboot langsam durch die Wellen. Neben all der Aufregung um das Schmugglerversteck und den Schatz, den sie dort hoffentlich finden würden, stieg ein unerwartetes Gefühl der Fröhlichkeit in Renya auf, als sie die Planken des Schiffes, das Schaukeln der Wellen, die frische Seeluft, das Kreischen der Möwen und die Weite des Meeres sowie des Himmels über ihnen in sich aufnahm. Für einen Moment überkam sie die pure Lust am Leben.
Dann stubste Blutfeuer sie an und bedeutete ihr, dass sie auch später noch vor sich hinträumen konnte und jetzt wohl besser auf ihren Weg durch die anderen Schiffe achten sollte, denn erst einmal mussten sie den Hafen und die unzähligen Boote hinter sich lassen. Und da Renya am Steuer sass, war es wohl ihre Aufgabe, sicher an allen möglichen Hindernissen vorbei zu steuern.
Als endlich das offene Meer vor ihnen lag, gab die schwarzhaarige Südländerin Redsonja das Zeichen, das Segel anzuziehen, damit sie schneller werden konnten. Die Kriegerin zog am Tau, das Segel straffte sich, der Wind fuhr hinein und katapultierte das kleine Boot vorwärts. Durch die Kraft des Windes neigte sich das Boot etwas zur Seite, der Bug zerschnitt die schäumenden Wellen.
Ihr Gefährt war nur ein Fischerboot und kein schnittiger kleiner Segler, dennoch kamen sie gut voran. Der penetrante Fischgestank, der zu einem Fischerboot nun einmal dazugehörte, störte nur die ersten paar Minuten. Danach vermischte er sich mit dem Geruch des Meeres und war schon bald nicht mehr einzeln aus der Luft zu filtern. Die salzige Luft, Gerüche vom Land, von Pflanzen und Tieren, die immer wieder aufspritzende Gischt, der belebende Wind... "So muss ein Abenteuer beginnen, meint ihr nicht auch?!" freute sich Renya und lachte ihre beiden Kameradinnen mit funkelnden Augen an.

Redsonja
02.08.2007, 18:39
Während Renya das Schiff aus dem Hafen steuerte, verstaute Redsonja ihr Gepäck. Nach kurzem Überlegen packte sie auch die Habseligkeiten der Südländerin am Steuer und diejenigen von Blutfeuer dazu. Alles in allem war es nicht grade viel. Aber sie waren ja auch alle zu Fuss unterwegs gewesen, da war leichtes Reisegepäck von Vorteil. Und in der Wüste erst recht.
Ausserhalb des Hafens, etwas von der Küste entfernt, wurden die Wellen grösser und immer wieder spritzte es über die Reling. Das Salzwasser wirkte erfrischend, doch wollte Redsonja nicht, dass ihre Vorräte nass wurden und verdarben, also kramte sie eine Plane aus einer Ecke des Bootes und legte sie über ihren Gepäckhaufen. Mit einem Seil band sie das Ganze zusammen. Einem ausgewachsenen Sturm würde es nicht standhalten, aber die junge Kriegerin hoffte schwer, dass sie in keinen Sturm geraten würden. Die Nussschale von Boot, mit dem sie übers Meer fuhren, würde wohl nicht allzu viel aushalten. Laut der Karte, in deren Besitz sie auf so wundersame Weise gekommen waren, sollten sie aber sowieso nicht allzu lange unterwegs sein. Ein paar Stunden in südöstlicher Richtung.
Redsonja hoffte nur, dass die Karte auch wirklich alles wichtige enthielt. Mit den alten Landkarten, die sie damals in den Büchern der Burgbibliothek hatte studieren können, war das Gekritzel auf den zwei Papierhälften kaum zu vergleichen. Es waren grob die Umrisse der Küste und mehrere Inseln eingetragen. Wenn sie Pech hatten, fehlten einige der kleinen Inseln, die vor der Küste Varants lagen. Und dann konnte es leicht passieren, dass sie das Versteck der Schmuggler auf einer völlig falschen Insel suchten.
Und wenn sie richtig Pech hatten, dann jagten sie hier sowieso nur einem Hirngespinst nach und es gab überhaupt kein Schmugglerversteck und auch keinen Schatz.
Schliesslich sperrte die rothaarige Kriegerin diese Überlegungen an einen abgelegenen Ort in ihrem Kopf, lehnte mit dem Rücken an die Reling und genoss das Schaukeln des Bootes und die frische Meeresbrise. Renya hinten am Ruder strahlte geradezu. Es war schön, die junge Frau so... quirlig zu sehen, voller Energie und Tatendrang. Auch Redsonja musste lächeln. Ja, vielleicht war diese Schatzsuche gar nicht so übel, um finstere Gedanken abzuschütteln. Wenn auch nur für ein paar Tage...

Renya
02.08.2007, 19:27
Zu Beginn ihrer Schiffsreise herrschte reger Verkehr auf dem Meer, immerhin lag der Hafen der grossen Wüstenstadt Bakaresh hinter ihnen. Schiffe aus allen Himmelsrichtungen legten dort an und ab, von den Südlichen Inseln, von Myrtana, Khorinis und vielen anderen Ländern.
Mit der Zeit nahm der Schiffsverkehr jedoch ab und sie trafen immer seltener auf ein anderes Handelsschiff oder Fischerboot. Die Küste Varants war grösstenteils wie die Wüste öd und karg, sandiger Strand und rote Klippen. Teilweise konnte man aus der Ferne einige verdörrte Pflanzen ausmachen. Die kleinen Inseln im Meer vor der Küste boten dagegen einen anderen Anblick. Einige waren zwar nicht viel mehr als Sandbänke und bei Flut war es gut denkbar, dass sie überspült werden würden, doch die etwas grösseren waren meist ziemlich dicht bewachsen. Palmen ragten in den Abendhimmel und neben dem Wind und den Wellen war immer wieder das ferne Kreischen von Vögeln und anderem Getier zu hören.
Die drei Frauen segelten mit ihrem Fischerboot zwischem dem Streifen des Strandes der Wüste und den Inseln. Je nach Küstenverlauf und Lage der kleinen Inseln sahen sie manchmal fast nichts mehr vom Land, nur blaues Meer und weisse Gischt, aber manchmal waren sie auch so nahe, dass sie das Branden der Wellen hören und sehen konnten. Immer wieder warf Renya einen Blick auf ihre gefundene Karte und versuchte, die auf das Papier gezeichneten Umrisse mit markanten Punkten der Inseln oder Küste zu vergleichen, an denen sie vorüberfuhren. Tatsächlich fanden sie auch Stellen, die passten. Aber langsam schlich sich der Gedanke ein, dass diese Schatzsuche doch etwas schwieriger werden könnte als nur zum Versteck zu fahren und mit dem Schatz wieder zurückzukehren. Vielleicht wurde es doch noch eine richtige Suche nach dem Schatz. Dennoch war Renya optimistisch. Sie würden dieses Schmugglerversteck - und was darin verborgen war - schon finden.

Redsonja
02.08.2007, 20:51
Sie liebte die See, hier fühlte sie sich frei. Nicht umsonst hatte sie nach ihrer Flucht von Onars Hof längere Zeit bei Fischern gelebt und wäre auch gerne wieder dorthin zurückgekehrt, wenn da noch jemand gewesen wäre, der sie empfangen hätte können. Aber es schien sich zu einem Gesetz entwickelt zu haben, dass sich hinter ihr die Friedhöfe füllten. Auch wenn sie längst nicht immer Einfluss darauf hatte. So war sie zum Beispiel im Fall des Überfalls der Orks auf Khorinis in allen Punkten unschuldig.
Redsonja lächelte leise vor sich hin, während sie die sich langsam zusammenbauschenden Wolken am Himmel beobachtete und versuchte Bilder darin zu erkennen. Sie sah unter anderem, Delfine, Drachen, einen gebeugten Mann mit einer riesigen Knollennase, der ihr zuzwinkerte, aber da war noch mehr. Ganze Kulissen bauten sich für die drei Zuschauerinnen auf. Obwohl sich Blutfeuer und Renya eher dem vorankommen widmeten, als Redsonja, die sich diese Träumereien gönnte.

Langsam türmten sich die Wolken jedoch zu einer bedrohlichen, düsteren Wand auf und plötzliche Windstösse zerrten an der Nussschale, liessen sie auf und ab tanzen. Die ehemalige Söldnerin brauchte nichts zu sagen, ihre beiden Gefährtinnen hatten bereits Kurs auf die nächste Insel gelegt, aber diese schien plötzlich so weit weg. Viel zu weit für dieses kleine Boot, diese drei Menschlein, zwischen diesen mächtigen, tosenden Wassermassen.

blutfeuer
02.08.2007, 22:18
"ohje, das wird bitter."

blutfeuer schaute sehnsüchtig zum horizont und erhoffte sich eine andeutung von land. aber die wellen spritzten jetzt feine gischtkronen und der wind hatte merklich aufgefrischt.

"wir müssen dass segel einholen"

es dehnte sich, bauschte sich und knallte im nächsten moment wieder zurück.

"es könnte reißen. und das schiff ist dann nicht mehr steuerbar."

die beiden frauen krallten sich an die seile, die am mast das segel hielten und versuchen, das große leinen einzuholen. mit aller kraft schafften sie es, das seil über die winde einzuholen und langsam sank das segel in die tiefe. da es jetzt aber an spannung verloren hatte, schlug es umso heftiger im wind hin und her.

blutfeuer hing über diesem komischen balken, der das segel von unten hielt und hatte sich mit dem ganzen körper auf das nasse tuch gelegt, damit redsonja es mit seilen sichern konnte.

irgendwann gelang es ihnen auch. nach luft japsend lagen die beiden jetzt auf dem boden und renya hatte das vergnügen, das boot trotzdem noch im wind zu halten.

die wellen schlugen inzwischen wie steinerne fäuste gegen die planken. diese ächzten und jaulten und kreischten, dass man sein eigenes wort nicht verstand.

"wir haben ja wieder mal ein glück. wir haben das ideale wetter erwischt. renya, weißt du überhaupt noch, ob wir auf kurs sind?"

Renya
03.08.2007, 14:02
"Auf Kurs?!" schrie Renya durch das Tosen von Wind und Wellen. "Hier gibt es bald nur noch zwei Kurse, den Kurs zu einem rettenden Ufer und den Kurs zum Grund des Meeres und damit wohl direkt in Beliars Reich! Auf welchem Kurs wir uns befinden, merken wir wohl oder übel erst, wenn wir am Ziel angelangt sind..."
Während die junge Frau das Ruder herumriss, fluchte sie ausgiebig. Natürlich musste genau in den wenigen Stunden ein Sturm aufkommen, in denen sie auf dem Meer waren. Der Fischer, dem das Boot gehörte, hätte die Anzeichen dafür wahrscheinlich schon früher entdeckt und sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Renya konnte zwar segeln, aber sie war nie so verbunden mit dem Meer gewesen. Die meiste Zeit ihres Lebens hatte sie ja auch damit verbracht, übers Land zu ziehen. Nur ab und zu waren sie am Meer oder anderen grösseren Gewässern gewesen.
Momentan half allerdings alles Fluchen nichts, das Boot war ein Spielball des Sturmes und Renyas Bemühungen schienen mehr dem Drang entsprungen, etwas gegen das Unausweichliche unternehmen zu wollen, als auch wirklich Hoffnung auf Erfolg zu haben. Sie konnten nur froh sein, dass ihr Boot trotz seines Alters einigermassen stabil gebaut war, ansonsten wäre es wohl schon lange unter dem Druck der Wellen zerbrochen. Aber wenn sie nicht bald das Ufer erreichten, wäre es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis es doch auseinanderbrach. Bei diesem Wetter zu landen barg allerdings seine ganz eigenen Gefahren, wie schnell konnte das Boot in der Brandung kentern oder auf dem Grund zerschellen...

blutfeuer
03.08.2007, 15:18
die ganze nacht waren sie ein spielball der wellen gewesen. es ging auf und ab und redsonja schippte wohl das halbe meer wieder über bord. blutfeuer hatte zuerst mitgeholfen, dann aber lieber renya geholfen, das boot gegen den wind zu halten. eine falsche sekunde unaufmerksamkeit hätte das boot umschlagen lassen und das wäre dann wohl das ende ihrer schatzsuche gewesen.

als der himmel sich in ein fahles grau tauchte, hatte der sturm noch kein bisschen nachgelassen.

"immerhin, wir haben die nacht überlebt."

als die frauen wieder mal auf einem wellenkamm hoch über dem wasser schwebten, entdeckte renya gar nicht weit weg land, geschützt von einem mächtigen korallenriff, an dem sich die wellen turmhoch brachen.

"das wird unser ende"

stellte die amazone trocken fest.

"wir treiben direkt darauf zu. wegsteuern geht nicht, dann geraten wir mit der breitseite in den wind und schlagen um. wenn wir auf das riff treffen, wird das boot zerschellen, wir haben keine chance. das wars!"

mit atemberaubender geschwindigkeit kam das riff näher, hinter dem verführerisch eine stille bucht lag, still jedenfalls im vergleich zu dem zornigen meer.

"ach, was solls. wir versuchen es eben! mehr als absaufen können wir ja nicht!"

und da hörten sie auch schon den ohrenbetäubenden lärm, den die wellen beim brechen an den scharfen klippen des riffs hervorriefen.

"redsonja, binde die sachen zu einem bündel mit starken seilen, ich werde4 etwas versuchen!"

blutfeuer brüllte gegen den sturm und redsonja nickte, sie hatte verstanden. blutfeuer packte derweil die reling und brüllte aufs meer hinaus

"heeehoooo", dann steckte sie die finger in den mund und stieß gellende pfiffe aus, die zwar im sturm sicher keiner hörte, aber das war nun auch egal.

die beiden frauen starrten die amazone mit verzweifelten blicken an. eindeutig, sie war verrückt geworden.

Renya
03.08.2007, 15:32
Redsonja tat wie geheissen und kümmerte sich um den Gepäckhaufen, den sie ja schon unter einer Plane zusammengeschnürrt hatte. Nun schlang sie noch einmal mehrere Seile darum, so gut es in dem auf und ab wippenden Boot eben ging.
Renya umklammerte immer noch das Steuerruder. Die Aussichten waren düsterer als düster, nur mit sehr viel Glück oder vielleicht einem Wunder würden sie es heil in die schützende Bucht hinter dem Korallenriff schaffen. Aber eigentlich rechnete die schwarzhaarige Südländerin weder mit dem einen noch dem anderen.
Blutfeuer schien indessen endgültig den Verstand verloren zu haben. Sie schrie und pfiff wie verrückt übers Meer. Renya fragte sich, was die andere Frau damit bezwecken mochte. Wollte sie sich von der Welt verabschieden, vielleicht ihren Freunden und Verwandten, die irgendwo hinter dem Horizont lebten und niemals vom Ende Blutfeuers erfahren würden? Oder war das irgendeine verschlungene Form des Betens, der Anrufung irgendwelcher Götter um göttlichen Beistand?
Jedenfalls kam das Land nun immer näher, was für eine Ironie, dass die rettende Insel ebenso gut ihr Untergang sein konnte. In diesem Moment ergriff eine riesige Welle das kleine Fischerboot, hob es empor und katapultierte sie vorwärts. "Scheisse, haltet euch fest!"

blutfeuer
03.08.2007, 15:42
ein krachen und bersten, in dem die schreie der frauen untergingen. alles festhalten an irgendwelchen teilen der bootes nutzte nichts mehr. durch die wucht des aufpralls auf irgendwas wurde das boot in tausend stücke gerissen und nicht nur die frauen wurden durch die luft katapultiert. die wucht des aufpralls auf das wasser raubte ihnen den atem und alle drei wurden zum spielball der wellen, die sie mitten hinein in die klippen trieben.

während redsonja und renya dem tod ins auge sahen, wandelten sich die glieder der amazone. beine und arme zogen sich in den körper, der kopf zog sich in die länge, die wirbelsäule streckte sich und in wenigen augenblicken hatte sich die frau in einen delphin verwandelt. und sie war auch nicht allein. wie geister tauchten plötzlich mitten in der mächtigen brandung weitere delphine auf, packten die frauen, die bereits mit dem leben abgeschlossen hatten an den armen und zogen sie blitzschnell durch das wasser. mit einer hohen welle, die sie über den kamm der klippen hob, glitten und flogen sie in die schützende bucht.

die delphine schleppten ihre menschliche last bis ins flache wasser und zogen sich dann etwas zurück. begeisternd schnatternd schienen sie sich gegenseitig ob ihrer rettungstat zu bewundern.

einer der delphine blieb im flachen wasser liegen und unter den entsetzten blicken der beiden frauen verwandelte sich der delphin wieder in blutfeuer.

inzwischen schleuderten die wellen die reste des bootes über die klippen und als ein dickes bündel auf dem wasser schwamm, brachten die delphine auch dieses ans ufer.

blutfeuer kroch mühselig auf den sand. sie kannte das ja schon, sie würde unglaublich lange schlafen und danach würden auch die schmerzen aufhören, die ihren körper zu zerschneiden schienen.

"erst mal gerettet"

Renya
03.08.2007, 20:54
Ungläubig starrte Renya über die Bucht zu den Delphinen im Wasser und dann wieder zur nun reglosen Gestalt Blutfeuers. Wo noch wenige Augenblicke zuvor ein Delphin geschwommen war, lag nun die junge Frau, nackt, ohne Kleidung, die Wellen schwappten über ihre Füsse, da sie anscheinend nicht mehr die Kraft gehabt hatte, sich vollständig auf den Strand zu ziehen. Vergessen war nach diesem Spektakel der Sturm, der Auslöser für das merkwürdige Ereignis gewesen war.
Renya blinzelte ein paar Mal heftig, um das von ihren kurzen schwarzen Haaren tropfende Salzwasser wegzuwischen und ihre Verblüffung etwas zu lindern. Ist das wirklich oder nur ein Traum? Sinke ich gerade ohnmächtig und zum Tode verdammt auf den Grund des Meeres...?
Die junge Frau wusste noch nicht, dass sie sich während den nächsten Tagen öfters fragen würde, ob sie sich in der Wirklichkeit oder einer Traumwelt befand.
Schliesslich überwand Redsonja ihre Starre, in der sie ebenso verblüfft und ungläubig wie Renya ihren Augen kaum trauen mochte, und lief zu Blutfeuer. Die rothaarige Kriegerin zog die andere Frau vorsichtig ein Stückchen weiter über den Sand, weg vom Wasser. Dabei schnatterten die immer noch in der Bucht plantschenden Delphine aufgeregt. Renya indessen krallte sich das zusammengebundene Packet mit dem Gepäck der drei Frauen.
Nachdem sie das Bündel über den Strand unter eine Palme gezerrt hatte, löste sie die Seile und kramte eine Decke hervor. Erstaunlicherweise war sie nicht völlig durchnässt, sondern nur etwas feucht, die Plane und die Taschen hatten das Wasser überraschend gut vom Inhalt abgehalten. Dann eilte Renya mit der Decke zu Redsonja und Blutfeuer und zusammen mit der rothaarigen Kriegerin wickelte sie die nackte Frau in den rauhen Stoff. "Wie hat sie das gemacht? Und was machen wir jetzt, es sieht beinahe so aus, als würde sie schlafen. Sollen wir sie wecken...?" Sie waren beide ziemlich ratlos.

blutfeuer
03.08.2007, 21:15
diese schmerzen. selbst durch die völlige erschöpfung spürte sie jeden knochen, jeden muskel und wohl auch jedes organ, dass sich in ihrem körper innerhalb so kurzer zeit wie eine raupe im kokon verändert hatte. was war das nur für eine rätselhafte und unerklärliche magie, die sich ihrer einfach so bemächtigte.

blutfeuer öffnete die augen und starrte ihre beiden begleiterinnen an

"keine angst, das mach ich manchmal so aus jux. dabei übernehme ich mich eben ein bisschen... nicht so einfach ... fisch ... gräten ... finger"

blutfeuer dämmerte wieder weg. jede verwandlung war eine ungeheure kraftanstrengung für den körper und forderte ihren preis. bevor sie wieder in ein dunkles traumland verschwand fragte sie sich wieder, wie das alles kam.

die beiden frauen waren noch immer völlig geschockt und konnten sich das gerade erlebte schon gar nicht erklären. aber egal. tatsache war, sie hatten eine küste erreicht. ob es die besagte insel war, wäre erst zu klären. es schien aber eher unwahrscheinlich. warum sollten sie ausgerechnet auf der insel landen, die sie gesucht hatten. und das ganz ohne kompass und sternenspur?

während die eine versuchte, ein feuer zu machen, legte die andere die sachen zum trocknen und hängte einen teil in die umstehenden sträucher. der frische wind würde das schon trocknen.

Renya
03.08.2007, 21:37
"Ich habe... hm, gute... und schlechte Nachrichten!" verkündete Renya. Sie hatte sich, nachdem die erste Aufregung vorüber war, das Bündel mit ihrem Gepäck genauer angesehen und eine Bestandsaufnahme gemacht. "Erstens ist unser Essen noch da. Allerdings ist vieles vom Salzwasser verdorben..." Um ihre Worte zu bestätigen, zerdrückte die junge Frau etwas unidentifizierbares in ihrer Hand, dass das Wasser nur so tropfte.
"Zweitens..." fuhr sie fort "...hat ein Wasserschlauch inklusive sauberem Trinkwasser die Reise heil überstanden. Die andern hatten wir nicht im Bündel, sondern einfach so im Boot, und jetzt schwimmen sie wohl irgendwo da draussen..." Mit einem durchdringenden Blick starrte Renya für einen Moment über die Bucht aufs offene Meer, wo sich immer noch Wellenberge auftürmten.
"Drittens habe ich keine Ahnung, wo wir sind. Als der Sturm heftiger wurde, hab ich die Karte eingesteckt, aber unsere Wasserlandung hat die leider nicht überstanden." Nun hielt sie einen Klumpen matschigen Papiers in die Höhe, nur um ihn dann achtlos in den Sand fallen zu lassen. "Wenn ich die Karte richtig gelesen habe, waren wir vor dem Sturm gar nicht mehr so weit von unserer Schatzinsel entfernt. Es wäre also möglich, dass wir sogar hier auf dieser Insel das Versteck der Schmuggler finden können. Allerdings könnte uns der Sturm auch wieder weiter in den Norden getrieben haben. Oder sonst wohin..."
Die junge Frau fuhr sich mit der Hand durch das kurze schwarze Haar und zuckte mit den Schultern. "So oder so, wir müssen uns wohl bald einmal etwas auf dieser Insel umschauen. Wir brauchen Wasser, was zu essen und wir müssen uns allgemein einen Überblick über das Eiland verschaffen."

blutfeuer
03.08.2007, 21:59
blutfeuer stemmte sich hoch und schüttelte die müdigkeit von sich ab.

"ich werd uns wasser besorgen."

die beiden gefährtinnen wollten sie dazu drängen, sich wieder hinzulegen, denn blutfeuer wirkte sehr schwach.

"ich schaff das schon. keine bange."

blutfeuer lauschte und legte den finger auf den mund, damit auch die beiden anderen still wären. dann nickte sie und deutete in eine richtung. "ich habe euch zwei waschbären herbeigerufen, wenn mich nicht alles täuscht, lieben die das wasser und ganz sicher keine salzwasser.

hinlaufen müßt ihr allein, ich fürchte, ich kann noch nicht gehen"

Renya
03.08.2007, 22:26
Es war wirklich erstaunlich, zu was Blutfeuer alles fähig war. Leicht zweifelnd waren Redsonja und Renya in die angezeigte Richtung gegangen, doch nach kurzer Zeit fanden sie tatsächlich zwei putzige kleine Waschbären. Renya fragte sich zwar, wieso es hier überhaupt Waschbären geben sollte, irgendwie hatte sie immer geglaubt, dass die Tierchen in nördlicheren Gegenden beheimatet waren und sich im heissen Süden nicht so wohl fühlen würden. Aber sie musste auch eingestehen, dass sie nicht wirklich viel über Waschbären wusste. Eigentlich fast nichts. Nur, dass sie ihr Essen gerne wuschen, woher auch ihr Name stammte. Aber Blutfeuer hatte bestimmt recht, die Tierchen wollten ihre Nahrung bestimmt nicht im hässlichen ungeniessbaren Salzwasser waschen, also würden sie wohl eine Stelle kennen, an der Süsswasser zu finden war.
"Meinst du, es ist klug, Blutfeuer einfach so alleine am Strand zu lassen?" wollte Renya von Redsonja wissen, während sie den beiden putzigen Waschbären langsam durch den dschungelartigen Wald folgten, der sich hinter dem Strand erstreckte. Die rothaarige Kriegerin drückte einen Strauch zur Seite, dann meinte sie: "So ganz wohl ist mir bei der Sache auch nicht, aber du hast ja gesehen, was sie so alles anstellen kann. Allerdings scheint sie doch ziemlich geschwächt zu sein. Ich hoffe, dass wir nicht allzu weit weg von der Bucht müssen..."
Nach einer Weile wurden die Waschbären aufgeregter und flitzten schliesslich geschwind durch das grüne Blättergestrüpp. Als die zwei Frauen ihnen folgten, fanden sie sich plötzlich vor einer Felswand, die sich einige Meter in die Höhe schraubte. Neben dem gelegentlichen Kreischen eines Vogels war leises Plätschern zu hören. Ein Stück die Felswand entlang strömte etwa auf Brusthöhe Wasser aus einem Spalt im Stein, sammelte sich am Fuss des Felsens zu einem kleinen Teich und floss dann als Bächlein zwischen den Bäumen und Sträuchern davon.
"Es ist zwar nicht grade das beste, was es gibt, aber immerhin ist es anständiges Trinkwasser." Natürlich hatten die zwei Frauen sogleich von dem Wasser gekostet. "Wenigstens müssen wir nicht verdursten. Lass uns jetzt wieder zu Blutfeuer zurückkehren." Als sich die beiden Frauen zum Gehen wandten, tauchte einer der Waschbären wieder aus einem Gebüsch auf und trabte zum Bächlein. In seinen kleinen Pfoten hielt das Tier irgend eine Frucht, die es nun eifrig im klaren Wasser wusch.
Renya fragte sich, ob sie diese oder andere unbekannte Früchte hier wohl auch essen konnten. Aber bei Früchten war es etwas anderes als bei Wasser. Allzu leicht konnte man an eine ungeniessbare oder gar giftige Frucht geraten. Sie hoffte sehr, dass sie bekannte Nahrung finden würden. Jetzt aber sollten sie wirklich wieder zu Blutfeuer zurückkehren.

blutfeuer
03.08.2007, 22:36
blutfeuer hatte nur nach einem tier ausschau gehalten, dass trinken musste. sie hatte einfach ihre magie auf die suche geschickt und war auf die waschbären gestoßen. waschbären ohne wasser war einfach unmöglich, also würden die gesellen die beiden anderen zum wasser führen.

sie konnte sich jetzt ganz der regeneration widmen und wieder einmal der frage, wie das kam, dass sie sich verwandeln konnte. sie wusste es immer noch nicht und konnte es auch nicht bewusst steuern. wie die male davor, war sie in großer not gewesen und der verwandlungsprozess hatte einfach spontan eingesetzt. sie konnte gar nichts dazu tun. die delphine, die sie gerufen hatte, hätten sie ja genauso gut retten können, wie die beiden anderen frauen. mit ihr aber war etwas anderes geschehen.

irgendwann würde sie das rätsel lösen. jetzt aber musste sie erst mal schlafen

Redsonja
04.08.2007, 22:21
Zu einer anderen Zeit hätte Redsonja sich wohl als erstes auf die Suche nach etwas Schifffahrtstauglichem gemacht, doch in jener Situation hatte sie nichts in diese Richtung unternommen. Erst hatte sie den Schock überwinden müssen, dass ihr geliebtes Meer sie beinahe verschlungen hätte, danach war Zeit geblieben sich über Blutfeuers seltsame Verwandlung Gedanken zu machen - dies hatte sich weitaus am besten bewerkstelligen lassen, während sie ihre Schwerter pflegte. Eine geradezu meditative Arbeit, hatte sie sich augenzwinkernd gedacht und leicht wehmütig mit ihren grünen Augen die beiden Begleiterinnen angelächelt.

Aber verweilen wir nicht zu lange bei den Ereignissen des letzten Abends, denn viel mehr hatte sich tatsächlich nicht zugetragen. Ein Tag später, sah die Amazone wieder erholter aus, sodass Renya den Vorschlag brachte sich auf der Insel etwas genauer umzuschauen und sowohl Blutfeuer, als auch Redsonja mit von der Partie waren, zumal ihnen der Mond wie eine helle Laterne weit oben vom Himmel den Weg leuchtete. Ihre Schatten huschten über die unbekannte Landschaft, unter ihnen knackten Äste und was anfänglich noch ein Weg gewesen zu sein schien, wurde immer schmaler und verdichtete sich zu einem dichten Gestrüpp. In ihrer Kindheit hatte die ehemalige Söldnerin gefährliche Geschichten über giftige, wilde Tiere gelesen, die hier heimisch waren. Ein leichter Schauer rieselte ihr den Rücken hinunter, sie nahm Shadowsong fester in die Hände und beruhigte sich damit, dass sich Blutfeuer mit Tieren verständigen zu können schien.
„Vielleicht sollten wir uns langsam nach einem Unterschlupf für die Nacht umsehen.“ Meinte Redsonja dann gähnend. Sie war müde, träumte von einem leckeren Abendessen und einem weichen, warmen Nachtlager.

Renya
05.08.2007, 14:31
Mittlerweile lagen der Strand und die Bucht, in der sie gelandet waren - oder besser gesagt, in der sie von den Delphinen vor dem sicheren Tod gerettet worden waren - weit hinter ihnen. Es hatte zwar nicht den Anschein danach, doch die Insel, auf der sie gestrandet waren, entpuppte sich als ziemlich gross. Zumindest schien es Renya so. Immerhin kämpften sie sich bereits zum zweiten Tag durch das dichte Unterholz des feuchten Dschungels. Allerdings mochte es der jungen Frau auch nur so vorkommen, dass die Insel gross war, weil sie in dem Dickicht nur schwer vorankamen. Eine allzu weite Strecke hatten sie wahrscheinlich noch gar nicht zurückgelegt.
Jedenfalls war es trotz der Anstrengung im Grossen und Ganzen ziemlich schön hier. Vor allem wenn man bedachte, dass sie vor einer Woche noch in der leblosen Wüste unterwegs waren. Hier dagegen wuchs und gedieh es überall, auf Schritt und Tritt hörten sie die Geräusche lebender Wesen, ein Rascheln im Unterholz, das Kreischen eines Vogels...
Es war schon merkwürdig. Höchstens eine Tagesreise von hier entfernt lag die Küste zu Varant, der grossen und feindseligen Wüste. Und hier war dieses Paradies des Lebens. Aber anscheinend gab es auf dieser Insel Süsswasser im Überfluss, was in der Wüste fehlte. Dort, wo man Wasser im Wüstensand finden konnte, blühten ja auch Palmen, Sträucher und sogar Blumen. Gäbe es in der ganzen Wüste genug Wasser, würde es dort dann so aussehen wie hier? fragte sich Renya, während sie Redsonja hinterherlief.
"Ähm, Blutfeuer, wie machst du das eigentlich mit den Delphinen und so? Woher kannst du das, bist du eine Art Priesterin oder so?" Es war ja nicht das erste Mal, dass die schwarzhaarige Südländerin die merkwürdigen Fähigkeiten ihrer Begleiterin zu sehen bekam, dennoch war es ein bisschen etwas anderes, ein paar Spinnen oder einen Schwarm Delphine zu befehligen, zumindest in Renyas Augen. Und erst recht, sich selbst in einen Delphin zu verwandeln.

blutfeuer
05.08.2007, 15:08
"ne priesterin? nein, sicher nicht. aber scheinbar bin ich ein magieschwamm. ich hab sowohl die donnra-magie als auch sumpfmagie gelernt, scheinbar mühelos. nach einer intensiven unterhaltung mit einem druiden, der mir nur was zur natur erklären sollte, hat er mir etwas in die hand gedrückt und ist verschwunden. seitdem passieren mir sachen, die mir selbst völlig unverständlich sind. einige sachen sind einfach. zum beispiel das mit den tieren. ich höre sie und verstehe sie. also nicht, dass du denkst, ich höre was sie reden, aber ich spüre ihre emotionen und das, was sie antreibt. das kann ich beeinflussen. ich kann eine herde büffel dazu bringen, mir zu folgen oder meinen gegnern entgegenzurennen um sie niederzutrampeln. ich muss nur intensiv daran denken und dann dringen meine gedanken in die ihrigen ein. sie tun dann, was ich denke. das ist also nicht so schwer zu verstehen.

schwerer ist das schon mit den pflanzen. pflanzen denken nicht, sie kann ich auch nicht mit emotionen locken. glaub ich jedenfalls. aber ich kann ihr wachstum über meine vorstellung steuern. frag mich nicht, wie das geht. setz dich mal hier hin, ja sonja, du auch."

blutfeuer platzierte ihre gefährtinnen unter einen baum, dessen äste weiten raum einnahmen. dann runzelte die amazone die stirn und plötzlich begannen sich die äste zum boden hin zu beugen und sich auf den stamm zu zu bewegen. beeindruckend sah das aus - faszinierend.

"gleich sind wir wie in einem dom aus laubwerk und es geht noch besser."

die äste hatten jetzt die gefährtinnen in einer kuppel aus zweigen verborgen und nun begannen aus allen dicken ästen kleine zweige zu sprießen. sie wanden sich in einem koplizierten muster umeinander und nach und nach entstand etwas wie ein riesiger umgestülpter korb, unter dem sich die drei frauen jetzt ins gras setzen konnten und unbeobachtet siesta machen konnten.

"ich muss dem baum nachher nur zeit geben, das rückgängig zu machen. wenn ich zu schnell arbeiten würd3e, könnte ich den baum verletzen.

wie das mit dem verwandeln geht, weiß ich aber - ehrlich gesagt - noch immer nicht mal im ansatz. bislang wurde ich jedes mal dann verwandelt, wenn ich in lebensgefahr war. wie das funktioniert, weiß ich nicht. es tut jedenfalls tierisch weh, würde ich niemals freiwillig machen. du verlierst alles, was du am leibe trägst und brauchst ewig, bis du wieder beisammen bist.

allerdings ist das dasein als delphin toll. du denkst wie ein mensch und kannst trotzdem mühelos mit den delphinen mithalten.

wär schon schön, wenn ich diese magie beherrschen würde und das auch lenken könnte."

Renya
05.08.2007, 15:25
Gebannt hörte Renya den Erläuterungen Blutfeurs zu. Als diese den Baum dazu brachte, Kunststückchen zu machen, war es wirklich faszinierend.
"Du willst diese Magie beherrschen? Vorhin hast du doch grad noch gesagt, dass es wahnsinnig weh tut und du das niemals freiwillig machen würdest. Meinst du, dass es vielleicht nicht mehr so schmerzhaft wäre, wenn du es bewusst lenken könntest?"
Renya dachte einen Moment nach, dann fragte sie: "Was ist das denn für anderes Zeugs, was du da erwähnt hast? Diese Donner- und Sumpfmagie? Kannst du Blitze schleudern?" Die schwarzhaarige Südländerin betrachtete ihre Begleiterin mit gemischten Gefühlen, einerseits war sie neugierig und erwartungsvoll, aber andererseits verspürte sie auch ein unangenehmes Kribbeln. Beinahe so etwas wie Angst.
"Hast du schonmal überlegt, dass dieser Druide dich vielleicht verflucht hat? Irgendwann verwandelst du dich in eine Kröte und kannst dich nicht mehr zurückverwandeln. Dann lebst du bis an dein Lebensende an einem kleinen Tümpel und quakst in der Gegend rum..."

blutfeuer
05.08.2007, 15:43
"zuzutrauen wäre es ihm schon. krigga war sein namen und verrückt genug war er auf jeden fall. ich hab ihn schon sehr lange gekannt und hab seine seltsame verwandlung mitgemacht. ich habe viele abenteuer mit ihm erlebt, schöne und schreckliche. er war sehr lange ein sehr guter gefährte."

blutfeuer verlor sich ein bisschen in melancholie.

"ich weiß eigentlich, dass es auch ohne diese tierischen schmerzen gehen müßte und vor allem müßte es bewusst gehn, ich weiß aber nicht wie. ich weiß überhaupt noch sehr vieles nicht.

und nein, blitze schleudern kann ich nicht. eigentlich kann ich überhaupt keine magie, die jemanden ernsthaft gefährdet. das ist seltsam, war aber schon immer so. ich konnte verführen und verwirren, wandeln und finden, aber nie vernichten. deshalb musste ich ja - anders als andere magier - bogen lernen und das kämpfen lernen, wie redsonja oder du. ich bin eine sehr gute bogenschützin geworden. im nahkampf bin ich aber eher unterlegen. ich bin sehr schnell, aber gegen grobe kraft und brutalität hab ich nichts zu setzen. deshalb muss ich immer auf der hut sein. allerdings verstehe ich mich aufs reiten. klingt albern, aber mein reittier war immer ein scavenger. jetzt such ich ein pferd und bin noch nicht wirklich erfolgreich gewesen.

achso, also .. mit einem blitz kann ich nicht dienen. aber was hältst du von einer kleinen flamme? für ein feuerchen?"

blutfeuer streckte einen finger aus und aus der fingerkuppe kam eine winzige flamme.

"das reicht auf jeden fall zum feueranzünden. und ich kann noch mehr nützliche sachen."

blutfeuer ließ die flamme hoch steigen. diese löste sich von ihrem finger, glitt in die höhe und dann explodierte sie lautlos und ein strahlendes licht erhellte ihren inzwischen schon ziemlich dunkel und dicht gewordenen geflochtenen iglu.

Renya
05.08.2007, 16:14
Renyas Augen wurden weit, dann zogen sie sich zu engen Schlitzen zusammen. Während Blutfeuer ihrem eigenen kleinen Spektakel zuschaute, schien sie nicht mitzubekommen, wie sich Renya rückwärts bewegte und und erstarrte, als sie an die natürliche-unnatürlich-magische Wand der Äste in ihrem Rücken stiess.
Ihre zitternden Finger krallten sich in die weiche, dunkle Erde.
Es war nur eine kleine Flamme. Wie die Flamme einer Kerze. Renya konnte sich bei Fackeln und auch Lagerfeuern beherrschen. Doch hier, in diesem kleinen, von Blutfeuers Magie geschaffenen Raum, völlig unerwartet, löste diese kleine Flamme die tief sitzende Angst der jungen Frau vor dem lodernden Feuer mit Macht aus.
Auch, als die kleine Flamme verschwand und stattdessen ein helles Licht den Raum erleuchtete, konnte sich Renya nicht beruhigen. Vor ihrem inneren Auge sah sie nicht mehr die verwobenen Äste und Zweige, die zwei anderen Frauen um sie herum, das gleissende Licht. Sie sah stattdessen das Wüten der Feuersbrunst, lodernde Flammen, die sich durch das Holz und die Balken frassen, glimmende Lohen, die in den Sternenhimmel schossen...
Ein sanftes Rütteln an ihrer Schulter, dass sie kaum wahrnahm. Dann starke Finger, die sich in den Stoff, die Haut und das Fleisch gruben. Zwei grüne Punkte inmitten der Feuersbrunst. Zwei grüne Teiche, umringt von lodernden Flammen. Zwei grüne Augen, umrahmt von rotem Haar. Redsonja!
Die rothaarige Kriegerin kniete vor ihr, mittlerweile hatte sie mit beiden Händen die Schultern Renyas gepackt. "Renya, was ist los?!" Noch einmal flackerte das Bild des Feuers auf, doch dann schüttelte die junge Frau ihren Kopf, dass die kurzen schwarzen Haare herumwirbelten. "Nichts." Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen. "Nichts..."

blutfeuer
05.08.2007, 16:47
erschrocken holte blutfeuer ihre magie wieder ein und ließ licht und feuer erlöschen. das hatte sie nun gewiss nicht gewollt. es war klar, sie wusste über ihre gefährtinnen zu wenig. sie sollten mehr miteinander reden.

"renya, mädel, das war doch nur magie, kein echtes feuer. erzähl doch einfach mal, was es ist, was dir so viel angst macht. mir ist das schon bei unserer drachenreise aufgefallen. einerseits bist du auf abenteuer aus, andererseits sitzt in dir eine schreckliche furcht. ich würd gern mehr über dich wissen und bitte dich, dein herz zu öffnen. wir werden sicher einen weg finden."

blutfeuer setzte sich mit übereinander geschlagenen beinen neben das mädel und sah sie lächelnd an

Renya
05.08.2007, 20:05
Ihr schneller, flacher Atem beruhigte sich langsam. Sie sog tief die warme, feuchte Luft in ihre Lungen. Auch das Zittern ihrer Glieder liess nach. Renya spürte kalten Schweiss auf ihrer Stirn, ihre Wangen hinunterrinnen. Sie konnte sich vorstellen, dass sie aschfahl im Gesicht war.
Einige tiefe Atemzüge lang herrschte Schweigen. Blutfeuer sah sie erwartungsvoll und gespannt an, Redsonja machte einen besorgten Gesichtsausdruck. Renya versuchte sich zu sammeln.
"Es..." begann die schwarzhaarige Frau, dann hielt sie inne und schluckte schwer. "Eine... Feuersbrunst..." Sie sah Blutfeuer in die Augen, dann richtete sie ihren dunklen Blick auf Redsonja. Unsicher schien sie etwas in den Augen ihrer Freundin zu suchen. Die rothaarige Kriegerin nickte ihr leicht zu.
"...vor langer Zeit..."
Renya schloss die Augen. Ihr Kopf senkte sich, fiel langsam nach vorne, auf ihre Brust. Ein Schluchzen liess ihre Schultern beben. Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten.
Dann entspannte sie sich plötzlich.
Als sie ihren Kopf hob und die Augen langsam öffnete, war alle Unsicherheit aus ihrem Blick verschwunden. Sie schaute ihre zwei Gefährtinnen kalt an, ihre dunklen Augen zeigten nichts als Härte. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme ohne Zittern. "Jeder von uns kämpft mit seinen Dämonen." Sie stand ruhig auf und verliess das von Blutfeuer künstlich geschaffene Gebilde.
Noch wusste sie nicht, dass sie bald mit einem weiteren Dämon zu kämpfen haben würde.

blutfeuer
05.08.2007, 20:49
"weißt du was?"

blutfeuer legte ihre hand auf redsonjas arm.

"das ist nicht gut. in gefahrensituationen wird sie unberechenbar, wenn sie niemals über ihre ängste redet. kannst du mir etwas erzählen?"

redsonja schüttelte den kopf. es wurde aber nicht klar, ob sie nichts wusste oder nichts sagen wollte. das war ja ne komische mysteriöse kiste. sie wussten nicht, wo sie waren? sie wussten eigentlich gar nichts. sie hatten eine tropische insel von beträchtlicher schönheit gefunden, aber bis auf vögel und schildkröten noch keine tiere gesehen.

"zumindest werde wir nicht verhungern und verdursten. schildkröten kann man gut essen."

blutfeuer gestattete dem baum, seine äste zurückzuziehen.

Redsonja
05.08.2007, 21:09
Wie konnte die Amazone bloss an Essen denken. Weg war sie! Redsonja schüttelte leicht den Kopf, schaute erst verwirrt zu Blutfeuer, dann runzelte sie besorgt ihre Stirn. War das mit dem Dämon im übertragenen Sinn gewesen oder hatte Renya von einem echten Dämon gesprochen, so wie jener, der in Frost Schwert auf unvorsichtige Abenteurerinnen lauerte? Wieder einmal wurde die junge Frau von einem Frösteln geschüttelt, denn die Augen der Südländerin hatten eher für Letzteres gesprochen.

„Vielleicht sollten wir nach Renya schauen?“ Schlug Redsonja nach einiger Zeit zögerlich vor. „Wobei sie unter Umständen auch nur etwas Ruhe braucht.“ Beantwortete die ehemalige Söldnerin ihre Frage gleich selber.
Blutfeuer zuckte nur die Schultern. Ihre Gefährtin würde schon zurückkommen oder sonst kannte die Amazone bestimmt noch andere Methoden, als sich die Füsse wund zu laufen. Manchmal war Magie ja schon bequem, obwohl die rothaarige Kriegerin doch lieber auf ihre Schwerter vertraut.

Mach dir nicht zu viele Sorgen. Sie hatte sich ja lange genug alleine durchgeschlagen, ohne eine selbst ernannte Beschützerin Namens Redsonja. Verspottete sich die junge Frau in Gedanken selber. So lehnte sie sich schmunzelnd zurück an einen Baum und wollte dann von Blutfeuer wissen:

„Du kannst die Gefühle der Tiere erahnen, sie gehorchen dir zum Teil gar, aber wie kannst du sie dann noch jagen und verzerren? Musst du nicht ihre Todeskampf miterleben?“

blutfeuer
05.08.2007, 21:18
"nein, du siehst das falsch. ich werde kein tier quälen, es ist eine ganz natürliche sache und die tiere wissen nichts vom tod. das wissen nur wir menschen. die natur ist ein fressen und gefressen werden. die tiere fressen sich auch. im grunde sind wir auch nur tiere. wir haben eben nur das unglück oder glück, dass wir wissen, was der tod ist. du musst dich nicht schämen wegen dem braten auf deinem spieß. die natur hat das so geordnet und ich sehe keinen grund, da einzugreifen."

blutfeuer entzündete das kleine feuer wieder auf ihre besondere art und schnappte sich die beiden schildkröten, die sie gefunden hatte. mit einem kurzen stich tötete sie die tiere und legte sie in die glut.

"wenn meine erinnerung mich nicht täuscht, dann kann man sie in kürze aus dem panzer holen und ausnehmen. danach schmecken sie wirklich gut. hier in der nähe hab ich wasserkohl gesehen, der schmeckt auch ganz leidlich. wir werden jedenfalls gut gesättigt schlafen können.

vorher aber zeig mir noch mal die karte."

bei näherer betrachtung, hatte der hinweis auf die große welle seine bedeutung. die stille korallenbucht wurde bekränzt von spitzen riffen, die auch beim nunmehr ruhigen wetter für eine extrem hohe brandung sorgten.

"vielleicht ist uns das glück ja hold, und es ist doch unsere schatzinsel"

Renya
05.08.2007, 21:22
Ziellos schritt Renya durch den Dschungel. Ihre Stiefel knackten auf abgebrochenen und auf den Boden gefallenen Zweigen, sanken im weichen Erdboden ein, raschelten im Laub. Sie wusste nicht, wohin sie lief, sie wusste nicht, wohin sie laufen wollte, sie wusste nicht, wohin sie laufen sollte. Aber da sie sich auf einer Insel befand, spielte eigentlich keines der drei eine grosse Rolle. Irgendwann würde sie an den Strand kommen und ans Wasser und beim Meer würde Schluss mit dem ziellosen Wandern sein. Bis sie von Neuem über die Insel wandern würde. Wenn sie das tun würde.
Ihre Gedanken waren seltsam leer. Sie setzte einfach mechanisch einen Fuss vor den anderen. Sie fühlte sich taub. Kalt. Eine Kälte, die sie selbst heraufbeschworen hatte. Eine Kälte, die sie immer vor dem Wahnsinn gerettet hatte. Eine Kälte, die jede Gefühlsregung erstarren liess. Eine Kälte, die sie von anderen Menschen trennte.
Trotz dieser inneren Kälte und Taubheit spürte die junge Frau, wie sich ihre Nackenhäärchen aufstellten. Sie nahm die leichte Veränderung in der Geräuschkulisse des Dschungels rund um sie herum wahr. Renya sog die Luft ein und hob prüfend die Nase. Sie spürte...
Im nächsten Moment wirbelte sie herum, in der Drehung zog sie ihr Kurzschwert. Zum Stoss bereit verharrte die Klinge in der Luft.
Nichts.
Dunkles Grün, Braun, Schatten der Nacht, glitzernde, feuchte Tropfen an den Blättern.
Wahnsinn? Wahnsinn?! Sie lächelte bös. Die Kälte kann mich vor keinem Wahnsinn schützen. Er ist bereits in mir...
Sie wandte sich um. Und die Nacht erwachte zum Leben.
Sie sah, wie sich ein Schatten über ihr aus dem Dunkel löste, sah die gelben Augen im fahlen Licht leuchten, sah die weissen Zähne.
Dann schrie sie.

Redsonja
05.08.2007, 21:54
"Ich kann dir die Karte nicht geben. Schon vergessen, sie hat unser Bootsunglück nicht so glimpflich überstanden wie wir..." Redsonja beobachtete, wie Blutfeuer mit den Schildkröten hantierte, während sie über die Antwort der Amazone nachdachte. Irgendwie befriedigte sie die Antwort nicht so richtig. "Und was ist..." fing sie an, doch in diesem Augenblick ertönte ein heller Schrei, der abrupt abbrach. Sofort sprang Redsonja in die Höhe. "Das war Renyas Stimme! Was ist passiert...?" Sie rannte los, in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Wie von selbst fanden ihre zwei Schwerter den Weg in ihre Hände. Während sie durch die Dunkelheit und den Urwald hetzte, ihr Äste übers Gesicht schrammten und Wurzeln sie zum Stolpern bringen wollten, schimpfte sie mit sich selbst. Warum hatte sie Renya alleine ziehen lassen, warum war sie ihr nicht gefolgt?!
Dann sah sie eine leichte Bewegung am Boden vor sich. Und sie erkannte Renya. Die Schwarzhaarige lag auf dem Boden, begraben unter etwas dunklem. Fell, schwarzes Fell. Ein Panther! schoss es Redsonja durch den Kopf.
Sie wurde langsamer, spannte ihren Schwertarm. Doch nichts regte sich. Auch die Umgebung war ruhig, viel zu ruhig. Das beständige Geschrei der Vögel war nur noch aus weiter Ferne zu hören. Als sie die Bäume ringsum wachsam beobachtete, fing sie im Augenwinkel das Blitzen von Metall auf. Aus dem Rücken des Panthers schien die Spitze von Renyas Kurzschwert zu ragen. Kein Wunder rührte sich das Tier nicht mehr.
Immer noch vorsichtig und wachsam trat sie zu den zwei Gestalten. Warum bewegte sich ihre Freundin nicht, versuchte, unter dem Tier hervorzukommen? "Renya?" fragte sie leise. Ein Stöhnen. Die rothaarige Kriegerin liess eines ihrer Schwerter fallen und machte den letzten Schritt. Sie packte das schwarze Fell und zog. Der Körper des Tieres gab schliesslich nach und rutschte langsam von der Gestalt der jungen Frau darunter. Renyas Arm, immer noch das Schwert haltend, rutschte mit.
Überall glitzerte es, überall war Flüssigkeit. Blut! Blut des Panthers, aufgespiesst von Renya.
Doch dann sah sie die klaffende Wunde zwischen Hals und Schulter Renyas. Langsam neigte die schwarzhaarige Frau ihren Kopf und blickte Redsonja aus schmerzverzerrten Augen an.

blutfeuer
05.08.2007, 22:00
"das wird schon wieder, verdammter mist."

blutfeuer rannte zu ihren sachen zurück und kam mit der flasche zurück, die sie noch immer aus meditates labor hatte.

"das ist ein schmerzpulver, das wird dir helfen."

vorsichtig streute sie das pulver über die wunde.

"jetzt müssen wir sie schnell zum feuer bringen. der schmerz kommt sicher bald wieder. wir transportieren sie, so lange sie es noch ertragen kann."

die beiden frauen griffen die verletzte an schultern und beinen und trugen sie ins kleine lager zurück. während sich redsonja mit der wunde befasste, ließ blutfeuer wieder das baumhaus wachsen und ging den schwarzen panther holen. kurz bevor sich das baumhaus schloss, war sie mit dem toten tier wieder da. redsonja versuchte die wunde zu verbinden, aber reya verlor sehr viel blut. außerdem hatte sie durst.

"wir geben ihr das blut des tieres zu trinken, da ist alles drin, was sie zur blutbildung braucht."

blutfeuer hängte das tier so in die zweige, dass dass blut aufgefangen wurde. die schlae füllte sich schnell und sie reichte die an redsonja weiter.

"flöß ihr das ein. es kann jedenfalls nichts schaden"

Redsonja
05.08.2007, 22:48
Mit blutverschmierten Händen nahm Redsonja die Schale von Blutfeuer entgegen. Dann führte sie das Gefäss an Renyas Lippen. "Hier, trink. Es wird dich stärken..." Gehorsam schlürfte die verletzte Frau. Es schien sie nicht weiter zu stören, dass es sich bei dem Getränk um das Blut eines Tieres handelte, das Blut des Panthers. Aber wahrscheinlich bekam Renya sowieso nicht viel mit von dem, was um sie herum geschah. Wenigstens schien das Pulver von Blutfeuer noch zu wirken und die Schmerzen zu lindern.
Während ihre Freundin langsam das Blut trank, musterte Redsonja ihr Gesicht. Es war bleich, sehr bleich. Die schwarzen Haare und das rote Blut in der Schale zeigten den Kontrast nur umso deutlicher. Die dunklen Augen Renyas waren seltsam anzuschauen, ihre Pupillen hatten sich unnatürlich eng zusammengezogen.
Schliesslich sackte der Kopf der Verletzten zur Seite. "Sie hat das Bewustsein verloren. Ein Wunder, dass sie überhaupt so lange wach bleiben konnte..." Würde das Blut des Panthers, das sie als Ersatz für ihr eigenes verlorenes getrunken hatte, etwas nützen? Redsonja wusste es nicht. Aber sie hoffte es.
Der Verband hatte die Blutung mittlerweile einigermassen gestoppt, er war rot vom Blut, vielleicht hatte auch Blutfeuers Pulver noch etwas geholfen. Ohne die Hilfe eines richtigen Heilers sah es allerdings nicht gut aus. Die rothaarige Kriegerin wagte keine genaue Aussage, doch es stand schlecht um Renya.
Blutfeuer zog vorsichtig eine Decke über die ohnmächtige Frau. Redsonja spülte sich mit dem Wasserschlach das Blut von den Händen, dann setzte sie sich wieder zu Renya. Sanft strich sie ihr eine Strähne des kurzen, schwarzen Haares aus der Stirn. Warum habe ich dich alleine gelassen...?

Renya
06.08.2007, 08:17
Der lebendige Schatten.
Die tödlichen Zähne.
Der lähmende, wilde Blick dieser gelben Augen. Der Augen eines Tieres. Einer Bestie.
Schmerz. Taubheit. Unerträglicher Schmerz!
Vergessen.
Ein Kribbeln. Wärme.
Ruhe.

Renya riss die Augen weit auf, setzte sich mit einem Ruck auf. Ihr Atem ging schnell. Sie sah nur Dunkelheit. Bin ich tot? Langsam, zögerlich, hob sie ihre Hand. Sie verharrte einen Augenblick, dann führte sie die Bewegung zu Ende, legte die Hand auf die Stelle zwischen Hals und Schulter, wo die Bestie ihr Fleisch zerfetzt hatte. Nichts.
Erleichtert stiess sie den Atem aus, den sie, ohne es zu bemerken, vor Anspannung angehalten hatte. Nur ein Traum...
Nun sah sie auch, dass sie sich nicht in völliger Dunkelheit befand. Zwischen Spalten und Ritzen fielen kleine Strahlen hellen Sonnenlichts. Der Kokon aus magisch verformten Ästen und Zweigen, den Blutfeuer erstellt hatte. Ein leises Atmen machte sie auf Redsonja aufmerksam, die nahe, sehr nahe bei ihr lag und schlief. Die im Halbdunkel nur zu erahnende Haltung der rothaarigen Kriegerin machte irgendwie den Eindruck, als hätte sie überhaupt nicht vorgehabt, einzuschlafen. Auf der anderen Seite hoben sich die Umrisse einer ähnlichen Gestalt ab, Blutfeuer.
Renya atmete die morgendliche Luft des Dschungels ein. Sie hörte von draussen gedämpft das Leben im Dschungel, das Rascheln und Kreischen und andere Laute. Im Kokon konnte sie den gleichmässigen Atem der beiden anderen Frauen hören. Die eine Hand immer noch auf der Schulter, hob sie die andere, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Irgendwie wollte sich die Decke nicht lösen. Nun nahm sie die Hand von der Schulter und unternahm verschlafen den Versuch, den Deckenzipfel abzuschütteln. Es ging nicht. Leicht irritiert zog sie ihren Arm vor die Brust. Und erstarrte.
Es war kein Deckenzipfel. Es war ein Lappen. Er hatte wohl einst eine hellere Farbe gehabt, doch nun war er dunkel gefärbt. Dunkel. Von Blut getränkt!
Renya riss den Mund auf. In diesem Moment sah sie etwas über sich, ein Sonnenstrahl schien durch einen Spalt im Geäst und verschwand im schwarzen Schatten, doch deutlich leuchteten blutig rot die Zähne der Bestie.
Die junge Frau sprang auf die Beine, drückte sich gegen die Äste und stiess einen Schrei aus.

blutfeuer
06.08.2007, 15:35
blutfeuer wurde aus einem kurzen, unruhigen schlaf gerissen und sprang auf

"was ..." ein kurzer blick klärte die situation.

"du hast ihn getötet. es ist alles gut. leider hat er dich verletzt und wir mussten dich verarzten. deine wunde sah schrecklich aus, aber wir haben es hinbekommen. du wirst es überleben."

lächelnd machten blutfeuer und redsonja sich dran, den verband zu lösen um die wunde zu begutachten.

Redsonja
06.08.2007, 21:56
Vorsichtig faltete Redsonja die blutgetränkten Lappen auseinander. Sie wollte der Verwundeten nicht noch zusätzliche Schmerzen bereiten. Als sie endlich den Arm frei gelegt hatte und die makellose Haut der Südländerin völlig unversehrt hervor blitzte, liess die überraschte Rothaarige den Lumpen fallen und starrte auf das, was nach ihrer Erinnerung eine Wunde hätte sein müssen.
Das war nicht nur ein Traum. Oder doch?
Verunsichert warf sie einen Blick auf ihre Gefährtinnen, aber die schienen ebenso erstaunt.

„Blutfeuer hat deine Magie etwas damit zu tun?“ Was vorwurfsvoll klingen mochte, war gar nicht so gemeint. Sie war froh über Renyas rasche Genesung, aber nicht nur. All diesen Dingen traute Redsonja einfach nicht. Es ging gegen ihr Verständnis. Magie gehörte nicht in diese Welt, so war sie immer noch der festen Überzeugung. Ob das, was sie selber später lernen sollte im entferntesten Sinne doch damit zu tun haben würde lassen wir erstmals offen.

Die Amazone verneinte Redsonjas Frage.
Seltsam. Irgendetwas stimmt nicht.

Renya
07.08.2007, 09:10
Wie man es auch drehen und wenden mochte, keine der drei Frauen schien eine vernünftige Erklärung finden zu können, was geschehen war. Nach kurzem Zögern kamen sie zum Schluss, dass die Attacke durch den Panther kein personenübergreifender Traum gewesen war, sondern wirklich stattgefunden hatte. Immerhin hatten sie den Beweis, den Kadaver des Tieres, in ihrer magisch-natürlichen Hütte.
Auch Renyas Verletzung war kaum abzustreiten. Ihre Lederrüstung und das darunter befindliche Leinenhemd waren an besagter Stelle zerfetzt und blutgetränkt. Auch wenn das Blut vom Panther stammen konnte, es war unmöglich, dass ein Angriff, der Leder und Leinen so zerrissen hatte, nicht auch das menschliche Fleisch darunter zerfetzt hätte.
Redsonja und Blutfeuer hatten die Wunde ja gesehen und versorgt, Renya hatte sie nur zu gut zu spüren bekommen. Und auch jetzt noch war die junge Südländerin bleich und schwach auf den Beinen. Dennoch, die Wunde selbst war verschwunden.
Schliesslich einigten sie sich darauf, dass weiteres sinnloses herumraten nicht viel bringen würde. Blutfeuer erzählte, dass sie sich am Abend zuvor, kurz bevor sie Renyas Schrei gehört hatten, an ein Detail auf der Schatzkarte zu erinnern glaubte. Nach ihrer Interpretation der Zeichnungen waren vor einer der Buchten der Schatzinsel hohe Wellen gekennzeichnet, was nach ihrer Meinung auf eine ungewöhnlich hohe Brandung schliessen liess. "Und was hatten wir in der Bucht, in der wir Schiffbruch erlitten haben, auch noch, nachdem der Sturm wieder abgeflaut war?" fragte sie mit einem Grinsen im Gesicht. "Richtig, eine ungewöhnlich hohe Brandung! Vielleicht sind wir also tatsächlich auf der Insel, die den Schmugglern als Versteck diente, gelandet."
Renya konnte nicht umhin sich zu fragen, ob das nicht vielleicht etwas viel Wunschdenken war, obwohl auch sie von hoffnungsvoller Aufregung gepackt wurde. Dass sie ausgerechnet auf der von ihnen gesuchten Insel eine Bruchlandung hinlegen würden... Aber andererseits, es gibt noch viel merkwürdigere Dinge auf dieser Welt... Verstohlen fuhr sich die schwarzhaarige Frau über die heile Schulter.

blutfeuer
07.08.2007, 16:17
die drei frauen hatten nach dieser merkwürdigen begebenheit ihre sachen gepackt und waren dem strand weiter gefolgt.

"also gibt es doch raubtiere und ich hätte gewettet, es gibt keine. das ist sehr merkwürdig, normalerweise spüre ich so was. auch jetzt spüre ich kein raubtier, eigentlich überhaupt keine säuger. jedenfalls nicht im näheren bereich."

kurze zeit später entdeckte die erfahrene jägerin einen schmalen pfad. er war kaum zu erkennen, nur wenige gebrochene oder gebogene zweige und halme markierten ihn.

"lasst uns diese spur verfolgen. immer am stand lang bringt uns wohl nicht weiter. renya, kannst du schon wieder was tragen?"

Renya
07.08.2007, 20:46
Auch wenn sich Renya noch schwach fühlte und ihr die besorgten Blicke Redsonjas keineswegs entgingen, nahm sie ein Bündel und schnallte es sich auf den Rücken. Dann kämpften sie sich den schmalen Pfad entlang, den Blutfeuer entdeckt hatte.
Sie konnten nur ein langsames Tempo anschlagen und trotzdem brauchte Renya immer wieder Verschnaufpausen. Es war wirklich nicht von der Hand zu weisen, dass sie stark geschwächt war und dies von der Verletzung durch den Panther stammen musste. Dennoch blieb die Frage, was mit der Wunde geschehen war.
Renya wusste, dass es magische Heiler gab, die teilweise für unglaubliche Summen Verletzte und Kranke heilten. Es gab sogar Gerüchte, dass manche hübsche Edelfrau nicht von Geburt an so hübsch war, sondern mit Magie etwas hatte nachhelfen lassen. Aber die einzige unter den drei Frauen, die Magie beherrschte, war Blutfeuer. Und laut eigenen Aussagen wusste sie nicht, wie man Verletzungen auf magische Weise heilte.
Mit der Zeit, je weiter sie dem Pfad folgten, fragte sich Renya, ob da wirklich ein Pfad war. Das Unterholz war hier kaum vorhanden, es ragten nur in grosszügigen Abständen Palmen in die Höhe, ansonsten wuchs etwas Gras auf dem Boden. Für die junge Frau sah es überall gleich aus. Aber Blutfeuer führte sie zielbewusst. Vielleicht gab es ja doch soetwas wie einen Weg und Renyas Augen waren einfach zu wenig geschult, um in der Wildnis einen Unterschied zu erkennen.
Schwer atmend blieb die schwarzhaarige Südländerin wieder einmal stehen, setzte ihr Bündel auf die Erde und strich sich mit dem Ärmel den Schweiss von der Stirn. "Hier ist es irgendwie so heiss und feucht, selbst wenn man nur dasitzt und nichts tut, kommt man schon ins Schwitzen..." Ihr Blick folgte dem Stamm einer nahen Palme und in der Krone, halb unter den weiten Blättern versteckt, erspähte sie einige Kokosnüsse. Etwas süsse Kokosnussmilch und zartes Fruchtfleisch wär jetzt erfrischend... überlegte Renya gedankenverloren.
Sie richtete ihren Blick auf einen grösseren Steinbrocken im Schatten der Palme und hob ihr Bündel auf, um damit zum Stein zu trotten. Um sich einen Moment auszuruhen, wollte sie sich auf dein Stein setzen. Als sie ihr Bündel an den Stein lehnte, nahm sie eine Bewegung über sich wahr und im nächsten Moment machte es "Tock!" und wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht knallte eine Kokosnuss auf den Felsen, die Schale halb aufgesprengt. "Oi!" entfuhr es der jungen Frau und sie machte einen Satz zurück.
Alarmiert wandten sich Redsonja und Blutfeuer zu ihr um, doch Renya beruhigte sie, indem sie die heruntergefallene Kokosnuss aufhob und mit einem Lächeln meinte: "Alles in Ordnung. Mir ist nur grad eine Zwischenverpflegung vor die Füsse gefallen." Müde setzte sie sich endlich auf den Stein und brach vorsichtig die Kokosnuss auf. "Will sonst noch wer?"

blutfeuer
07.08.2007, 21:51
"aber nicht in den wurfbereich der nüsse."

blutfeuer zog das mädel weg und sie fanden eine weich begraste stelle unter einer schattigen niedrigen palme, deren blattbüschel direkt aus der erde wuchsen.

"wir müssen nur etwas höher den berg hinauf, dann wird es windig. ich kenne das schon von anderen inseln. darum zieht es die menschen ja seit jeher auf inseln, weil es dort immer ein wenig windig ist. das meer kühlt den wind und diese kühlt die haut. es dauert nicht mehr lang. sieh dort!"

blutfeuer zeigte den grünen hügel hinauf und nicht weit von den rastenden lichtete sich das undurchdringliche grün. dort wurden die wälder lichter und der wind konnte ungehindert über den bergrücken wehen.

"lass uns hier rasten. für die nacht ist es besser, windgeschützt zu lagern. morgen, in aller frühe gehen wir den weg weiter. er führt auf den berg hinauf. ein seltsamer pfad."

die frauen breiteten ihre habe aus und blutfeuer ließ wieder pflanzen wachsen, in deren schutz sie sich geborgen fühlen konnten. trotzdem spähte die jägerin sorgenvoll den hügel hinauf. sie ließ sich ihre dunklen vorahnungen aber nicht anmerken. hier stimmte etwas nicht. das war sicher."

Renya
08.08.2007, 09:55
Die Stille der Nacht, die alles andere als ruhig war. Das sanfte Säuseln des Windes, der über den Hügel wehte, durch die Bäume und Blätter. Das Rauschen der tosenden Brandung, die Wellen, die unermüdlich gegen das Ufer brandeten. Das lustige Plätschern des kleinen Bächleins, das seinen Weg den Hügel hinab suchte. Das leise Rascheln und Knacken, wenn sich ein Tier durchs Unterholz schlich, an ein Opfer heranpirschte, das ebenso leise versuchte zu entkommen. Die kaum hörbaren Schwingen der Vögel, die durch die schwarze Nacht glitten.

Sie hörte.

Die Gerüche der Nacht, die sich so von denen des Tages unterschieden und irgendwie doch dieselben waren. Die nun frische, feuchte Luft, durchströmt vom salzigen Duft des Meeres, dem erdigen Geruch des Bodens, den belebenden Düften der Pflanzen. Die Ausdünstungen von Lebewesen, bewusst, unbewusst, um zu markieren, abzuschrecken, anzuziehen, zu warnen. Gefühle wie Angst, Lust, Freude, Aufregung, Hunger, Not, Schmerz, alle hatten sie ihren eigenen Geruch und bei jedem Lebewesen mischten sich andere Komponenten, ergaben ein deutliches Bild. Ein Bild, das nicht zu sehen, aber zu riechen war.

Sie roch.

Renya
08.08.2007, 10:17
Zitternd vor Kälte wachte Renya auf. Sie schlotterte am ganzen Leib. Schnell wurde ihr auch klar, weshalb. Sie lag ohne Decke ungeschützt in der kühlen Morgenluft. Die Dämmerung musste grade angebrochen sein, nur kaum wahrnehmbares Licht drang durch die Schutzwand aus Blättern und Ästen, die Blutfeuer mit ihrer Magie geschaffen hatte.
Sie befanden sich zwar im heissen Süden, nahe der grossen Wüste, doch grade in der Wüste wurde es während der Nacht empfindlich kühl. Und so auch hier auf dieser Insel. Die Temperaturen schwankten zwar nicht so extrem wie in der Wüste, denoch war es in den frühen Stunden nach Mitternacht kalt und frisch. Auch wenn sie in ihrem Lager vom Wind geschützt waren, so kühlte dieser doch ringsum die Luft ab.
Mit klammen Fingern zog Renya ihre Decke wieder über sich, überlegte einen Moment, ob sie sich an den warmen Körper einer der beiden anderen Frauen klammern sollte, doch schliesslich verkroch sie sich unter ihre Decke und zog sie bis zur Nasenspitze hoch. Nur langsam breitete sich wieder etwas Wärme aus, aber endlich gelang es ihr, noch einmal in den Schlaf zu gleiten.
Als Blutfeuer sie mit einem fröhlichen "Morgen!" weckte, kam es Renya so vor, als hätte sie die Augen nur für ein paar Minuten geschlossen. Und tatsächlich, es war noch früh am Morgen. Aber Blutfeuer hatte gestern Abend ja auch verkündet, dass sie möglichst bald weiter dem Pfad folgen wollte. Während sich die schwarzhaarige Südländerin aus ihrer Decke schälte, die Kälte immer noch in ihren Gliedern spürend, erzählte sie ihren Gefährtinnen, wie sie früher am Morgen frierend aufgewacht war. Die zwei anderen Frauen blickten sie an, musterten sie einen Augenblick, wie sie immer noch halb unter der Decke verborgen dasass, und schliesslich hob Redsonja mit undeutbarem Blick eine Augenbraue während Blutfeuer meinte: "Kein Wunder, wenn du nackt schläfst. So geschwächt wie du bist, ist das nicht unbedingt die beste Idee..."
Erst bei diesen Worten realisierte Renya, dass sie tatsächlich völlig nackt im Halbdunkel ihres Unterschlupfes hockte. Es störte sie nicht, dass die zwei anderen Frauen ihren Körper sahen, aber hatte sie gestern Abend wirklich alle ihre Kleider ausgezogen, als sie sich zusammen mit den andern beiden schlafen legte? Mit einem Achselzucken stand sie nach einem Moment auf und suchte ihre Kleider zusammen.

blutfeuer
08.08.2007, 21:51
blutfeuer trieb ihre beiden gefährtinnen den berg hinauf.

sie hatte im morgenschimmer etwas blitzen sehn, hoch oben auf der spitze des berges, der die insel krönte, oder aber das festland, so genau wussten sie das ja noch nicht.

außerdem hatte sie so ein unbestimmtes gefühl, als wäre dort oben etwas, dass sie unbedingt kennen lernen musste.

seltsamerweise wurde der kaum sichtbare pfad immer deutlicher. unten am meer hatten die beiden anderen den pfad nicht mal erkennen können. jetzt war er nicht mehr zu übersehen.

"seht ihr die spuren? hier sind menschen gegangen und die spuren sind nicht mal alt. die menschen haben sich unten am wasser große mühe gegeben, ihre spuren zu verbergen, hier oben fühlen sie sich sicherer oder sind unvorsichtiger geworden."

sorgfältig untersuchte die jägerin die spuren und meinte dann

"es sind mehrere menschen, aber sie sind leicht. die stiefelabdrücke sind kaum zu erkennen."

in dem moment schrie renya auf. sie war mit dem fuß in knochen getreten. und es waren ganz offensichtlich menschliche gebeine, die hier lagen.

"lasst mich mal ran". blutfeuer untersuchte das ausgebleichte gerippe sorgfältig und stellte dann fest

"alles da, nur der kopf fehlt. wird wohl ein raubtier gewesen sein. der kopf ist abgerissen. guckt euch die spuren am halswirbel an. und dann ist er möglicherweise den berg hinuntergerollt."

mit einem stock legte sie die halb verweste kleidung zurecht.

"ich würd sagen, ein schiffsmann, ein pirat oder matrose. nix besonderes und schon einige zeit tot. die gebeine sind bleich und sauber, die viecher auf der insel haben ganze arbeit geleistet. wobei ..."

sie sah sich vorsichtig um

"nach raubtieren sieht das nicht aus. das gerippe ist ansonsten völlig intakt, nichts abgenagtes oder auseinandergerissenes. als wäre es hier abgelegt und der kopf mitgenommen worden. sehr merkwürdig"

keine der frauen hatte lust, sich bei dem toten länger als nötig aufzuhalten und so gingen sie zügig weiter. der gipfel kam näher und immer deutlicher wurde, dass sich oben ein alter, halb eingestürzter turm befand.

"entweder ein verlassener wachturm oder ein ausguck für piraten, um die beute frühzeitig zu entdecken."

Redsonja
08.08.2007, 22:30
Redsonja erinnerte sich gerade daran, was sich vor wenigen Stunden abgespielt hatte:

Die Ruine, vor welcher die drei nun standen, war mit zum Teil fremdartigen Pflanzen umwachsen. Die Gefährtinnen machten sich dran diese zu erkunden. Aber auf den ersten Blick gab es nicht viel zu erkennen. Dafür war der Ausblick von hier oben fantastisch. Redsonja verharrte bei einer bereits zur Hälfte eingestürzten Mauer und schaute auf das weite, blau Meer unter sich. Es war fantastisch und die junge Frau glaubte gar in der Ferne ein Schiff über die Wasserfläche gleiten zu sehen. Bald würde die Sonne den Horizont erreichen. Freudig erwartet Redsonja den Augenblick, wo der Feuerball ins Wasser eintauchen würde.

Dabei spielte sie unbewusst mit dem kleinen, unauffälligen, silbernen Ring herum, welchen sie seit ihrer Ankunft in Khorinis trug. Eine Erinnerung mehr, aber für einmal eine schöne.

„Nein!“ Entfuhr er ihr plötzlich, als sie das Ringlein hatte fallen lassen, woraufhin sich Blutfeuer und Renya augenblicklich nach ihr umdrehten. Redsonja bückte sich und versuchte das glitzernde etwas zwischen den Dornen hervorzufischen, doch statt es mit den Fingern erreichen zu können verletzte sie sich an einer der Stacheln.

Ein Bluttropfen bildete sich auf ihrer Fingerkuppel, sie beobachtete ruhig, wie er langsam hervorquoll und schlussendlich auf die Erde tropfte. Dabei sah sie wieder die Leiche des Kopflosen vor sich und sie horchte plötzlich alarmiert auf.

Renya
08.08.2007, 23:15
Renya, die grade einen zerbröckelten Mauerabschnitt untersuchte, fuhr herum, als sie Redsonjas Ausruf hörte. Die rothaarige Kriegerin bückte sich in diesem Moment und kauerte sich hin, dabei verdeckte sie mit ihrem Körper, was sie da trieb. Neugierig und etwas argwöhnisch trat Renya näher zu ihrer Begleiterin.
Redsonja richtete sich mit einem enttäuschten Gesicht wieder auf, dabei hielt sie eine Hand vor sich ausgestreckt, auf einem der Finger bildete sich ein Blutstropfen und fiel schliesslich auf den Boden. Die rothaarige Kriegerin hatte beinahe hypnotisiert zugesehen, dann hob sie ruckartig den Kopf und blickte sich mit zusammengekniffenen Augen um.
"Was ist denn los?" wollte Renya wissen und folgte Redsonjas umherschweifendem Blick. Diese antwortete nach einem Augenblick: "Ich... hatte das Gefühl einer bevorstehenden Bedrohung, ein Angriff oder sowas." Da sie aber anscheinend nichts verdächtiges erkennen konnte, richtete sie ihre grünen Augen wieder auf den blutenden Finger. "Und woher stammt das da?" fragte Renya weiter, indem sie ebenfalls wieder Redsonjas Finger betrachtete. "Oh, ich hab meinen Ring fallen gelassen, er ist da irgendwo zwischen diese Ranken gefallen. Als ich ihn rausholen wollte, hab ich ihn nicht zu fassen gekriegt, dafür hat ein Dorn mich gekriegt..."
Auch Blutfeuer war nun hinzugetreten. "Wo ist der Ring denn?" Redsonja deutete mit der unverletzten Hand in Richtung der besagten Stelle. "Muss irgendwo da drin liegen..." Nun kniete sich Renya hin und meinte: "Lass mich mal..." Sie streckte ihre Hand aus, suchte sich vorsichtig einen Weg durch die Ranken und tastete dabei nach dem Ring. Und schneller als sie erwartet hätte, fühlte sie kaltes, rundes Metall. "Hab ihn!" verkündete sie und zog ihre Hand aufgeregt zurück, die Dornen völlig vergessend. Doch wie es schien, hatte sie mehr Glück als Redsonja, denn sie konnte die Hand ohne eine Schramme aus den Ranken zurückziehen, obwohl diese wirklich ziemlich eng und verwinkelt wuchsen.
"Ich frag mich, wo du dich an Dornen verletzt hast, ich hab jedenfalls keine gespürt..." murmelte die schwarzhaarige Südländerin, als sie ihrer Freundin den Ring zurückgab. Dabei fiel ihr Blick auf den immer noch blutenden Finger Redsonjas. "Jetzt hast du den immer noch nicht abgewischt?" fragte sie mit gespielt ernstem Tonfall, dann grinste Renya, ergriff die Hand ihrer Freundin und nahm den blutenden Finger kurzerhand in ihren Mund. Während sie das salzige Blut aufsaugte, blickte sie in Redsonjas grüne Augen.

Redsonja
09.08.2007, 08:58
Redsonja war froh, dass sie ihr Ringlein zurückbekommen hatte. Als Renya plötzlich ihren Finger in den Mund genommen hatte und anfing, das Blut aufzusaugen, wollte sie in einem ersten Impuls ihre Hand zurückziehen. Doch dann wurde sie vom Blick der dunklen Augen gefangen, welche Renya auf sie gerichtet hatte. Redsonja liess die junge Frau gewähren.
Es hatte sich irgendwie komisch angefühlt, nicht unangenehm. Die ehemalige Söldnerin hatte das immer noch etwas bleiche Gesicht ihrer Freundin gemustert, die dunklen Augen, die in der unnatürlichen Blässe um so mehr hervorstachen, hatte ihren Blick über das kurze, schwarze Haar gleiten lassen.
Dann hatte das Saugen plötzlich aufgehört, ein letztes Mal berührten Renyas weiche Lippen die Haut ihres Fingers und ihre ehemalige Schülerin sagte mit einem frechen Grinsen auf den Zügen: "Bitteschön." Redsonja hatte gelächelt und gemeint: "Danke." Sie hatte dann den Finger betrachtet . Wie zu erwarten, war kein Blut mehr zu sehen. Es drang auch kein neues durch die Haut. Redsonja konnte nicht einmal genau sagen, wo sie der Stachel erwischt hatte, sie konnte den Kratzer nicht sehen.
"Sollen wir uns hier ein Lager für die Nacht einrichten? Wenn es auch nur Ruinen sind, sie halten den Wind trotzdem ab und Blutfeuer muss nicht wieder eine Hütte für uns zaubern," hatte Renya kurz darauf vorgeschlagen. Redsonja war das nur recht gewesen. Die magischen Fähigkeiten der Amazone hatten sich bisher als ziemlich nützlich erwiesen, dennoch, sie traute der Magie nicht recht.
Die rothaarige Kriegerin hatte nur gehofft, dass sie sich nicht mitten in ein paar Dornen legen würde.

Renya
09.08.2007, 09:00
Das Licht der Sterne. Kleine, winzige Punkte, die sanft am dunklen Firmament schimmerten. Doch nicht in dieser Nacht. In dieser Nacht leuchteten sie wie ein Richtfeuer, wie Tausende, Millionen von Richtfeuern. Das Meer, das ewig und unermüdlich gegen die Felsen und den Sand der Insel brandete, glitzerte, als ob - ohne zu verlöschen - unzählige Fackeln darauf schwimmen würden. Doch es waren keine Fackeln, es war das Spiegelbild, die Reflexion der Sterne, kaum weniger leuchtend als sie.
Die Schatten der Nacht zwischen Bäumen, Felsen und Büschen, undurchdringlich für menschliche Augen. In dieser Nacht waren die Formen und Umrisse zu sehen, die im Wind sanft wogenden Pflanzen, die langsamen und schnellen Bewegungen der Tiere, die in diesen Schatten hausten, lebten, jagten, flohen.
Weit im Osten, über dem Meer, hinter dem unendlichen Blau, das erste Licht, die ersten leuchtenden Strahlen, die wie schlanke Finger in die Höhe zeigten, wie Ranken in den Himmel kletterten und sogar das Glitzern der Sterne zu überstrahlen begannen. Noch nahm es fast niemand wahr.

Sie sah.

blutfeuer
09.08.2007, 10:48
wieder hatte die jägerin unruhig geschlafen. irgendwas war ungewöhnlich und das allermerkwürdigste war, sie konnte es nicht analysieren. sie hatte ein gefühl der bedrohung oder auch was anderes, aber es war so unbestimmt, dass sie nicht wusste, was es zu bedeuten hatte.

sie hatten im schutz einer mauer und mit hilfe von ihren decken ein windgeschütztes lager errichtet und wollten heute die ruine erkunden. schon eine oberflächliche durchsuchung hatte gezeigt, dass hier nicht nur ein verfallener turm stand, sondern dass in den harten fels ein gang in die tiefe gehauen war. leider war der gang verschüttet und es gab keinen zugang. andererseits konnte man an einigen kleineren durchbrüchen erkennen, dass hier fledermäuse wohnten, also ein größerer raum dahinter liegen musste.

könnte das der ort sein, an dem der schatz zu finden war?

"wir müssen da zugang finden. das wird ein hartes stück arbeit."

die frauen wickelten sich aus ihren decken und blutfeuer sah mit erstaunen, dass renya wieder nackt geschlafen hatte. aber irgendwie war das ja ihre sache, wenn sie das gut fand. merkwürdig wirkte es dennoch.

direkt neben dem eingefallenen turm befand sich auch eine zisterne, nur gab es keinerlei vorrichtungen, das wasser aus der tiefe heraufzuziehen. zwar hatte blutfeuer noch immer das seil, dass sie am eingang zur unterwelt gefunden hatte, aber der winzige becher, den sie mit einem henkel besaß, konnte nicht wirklich genug wasser mit nach oben nehmen, dass das reichen würde.

"bauen wir uns zuerst eine konstruktion, über die wir wasser aus dem brunnen holen und ein gefäß, mit dem wir mehr als einen schluck nach oben ziehen können"

Renya
09.08.2007, 15:05
"Warum sollten wir irgendwas kompliziertes konstruieren, um Wasser da raufholen zu können?" fragte Renya und ein keckes Grinsen spiegelte sich auf ihren Zügen. "Kannst du mit deiner Magie nicht einfach ein grosses Blatt so formen, dass wir es als Eimer benützen können?" Die schwarzhaarige Frau beugte sich über die Zisterne und warf einen Blick ins Dunkel. Dann erklärte sie mit leiser, nachdenklicher Stimme: "Bei uns auf den Südlichen Inseln gibt es fleischfressende Pflanzen, die ihre Blätter trichterförmig wachsen lassen. Darin produzieren sie dann eine klebrige, süsse Flüssigkeit. Insekten, Ameisen und so werden vom süssen Geschmack angezogen und klettern in den Trichter, um von dem Zeugs naschen zu können. Die Trichterwände sind aber ganz rutschig, so dass die Viecher nicht mehr raufklettern können. Und wenn sie Flügel zum rausfliegen hätten, sind die so verklebt, dass die ihnen auch nix mehr nützen. Und dann müssen sie elendig in der Flüssigkeit eingehen und werden schliesslich darin zersetzt. So erbeutet und frisst die Pflanze ihre Opfer."
Überrascht, dass es plötzlich so still war, blickte sich Renya um. Die beiden anderen Frauen betrachteten sie mit komischem Gesichtsausdruck. "Was denn...?" Redsonja antwortete mit einem Lächeln: "Wir wussten ja überhaupt nicht, dass wir mit einer Pflanzenkundlerin durch die Gegend ziehen." Renya machte den Mund auf, schloss ihn wieder, kniff die Augen zusammen und meinte schliesslich: "Ich meinte doch nur, wegen dem grossen Blatt und dem Eimer, das müsste doch gehn, wenn es sogar Pflanzen gibt, die das von alleine machen."
Die rothaarige Kriegerin lächelte noch etwas, erklärte dann aber: "Wir könnens ja mal versuchen, was meinst du, Blutfeuer?" Die angesprochene nickte bestätigend. "Dann geht ihr zwei doch ein passendes Blatt suchen, ich schau mir derweil die Ruine noch einmal etwas an," fuhr Redsonja fort und wandte sich auch gleich wieder dem verschütteten Eingang zu.
Blutfeuer und Renya liefen zusammen ein Stück den Hang hinunter, dort wuchsen wie in einem kleinen Hain einige Palmen. Als die zwei Frauen näher kamen, wurde schnell klar, dass es sich diesmal nicht um Palmen mit Kokosnüssen handelte, sondern dass diese Palmen Bananen als Früchte trugen. Beide Frauen machten sich nun daran, nach einem grossen Blatt ohne Löcher zu suchen. Beziehungsweise Renya suchte nach einem solchen Blatt. Sie wusste nicht genau, ob das Blatt ohne Löcher sein musste oder ob Blutfeuer die Löcher zuwachsen lassen könnte. Aber anstatt zu fragen, suchte sie einfach nach einem ohne Löcher.
Während sie langsam unter den Palmen umherging und mit in den Nacken gelegtem Kopf nach oben spähte, um ein passendes Blatt zu suchen, knurrte plötzlich ihr Magen. Sie hatte Hunger. Renya legte eine Hand auf den Bauch und liess ihren Blick über die Bananenstauden in der Höhe schweifen. Da löste sich plötzlich eine einzelne Banane über ihr und fiel nach unten. Überrascht streckte sie die Hände aus und fing die Frucht. "Praktisch..." murmelte sie, als sie anfing, die Banane zu schälen.
"Was ist praktisch?" Renya machte einen Satz. Sie hatte Blutfeuer überhaupt nicht gehört, doch nun stand die Frau neben ihr. Die junge Südländerin präsentierte ihre Banane und erklärte: "Ich hab grad gedacht, dass jetzt so eine Banane recht lecker wär, und dann, schwupps, ist eine runtergefallen." Sie grinste und biss in ihre Banane.

blutfeuer
09.08.2007, 17:13
"tja, meine liebe. vielleicht hat die banane das verstanden und ist so runtergeklatscht. sie wollte eben in deinen magen und stellt sich vor, dass sie sich über deinen kot besser ausbreiten kann, als wenn sie hier auf die erde fällt und im schatten der palmen keine chance hat, weil sonne fehlt."

blutfeuer grinste, als nun wiederum renya sie etwas entgeistert ansah.

"tja mädel, so ist das leben. pflanzen müssen auch ums überleben und für ihre fortpflanzugn kämpfen. du hast doch vorhin selbst den trick mit der trichterform erzählt. im übrigen glaub ich kaum, dass wir was finden werden, was einige liter wasser hält. ich werd wohl wieder zu magie greifen müssen."

renya bat blutfeuer darum, ihr doch ein bisschen mehr von der magie zu erzählen.

"wie es sich anfühlt, wenn ich zaubere? hmm, gute frage. es ist ein bisschen so, als wäre es ein schöpfungsakt. ich kann das nicht mal genau beschreiben. meditate, die schwarzmagierin hat mir mal gezeigt, wie sie skelette aus der erde steigen läßt. da war das gut zu erkennen. sie zwang die gebeine in der erde sich zu erheben und einen körper zu bilden, der nach ihren willen handelt. das ist reine gedankenkraft. fokussiert über runen oder etwas anderes. ich brauche keinen fokus. die magie ist in mir drin. über mich als fokus bringe ich die pflanzen dazu, sich meinen vorstellungen zu fügen. ich webe irgendwie, wie an einem webstuhl oder forme, wie an einer töpferscheibe. guck mal zu."

blutfeuer stellte sich unter eine palme, die oben prachtvolle kokosnüsse trug. sie starrte nach oben und plötzlich begann eine der nüsse zu wachsen. erst sprengte sie die grüne schale, dann wuchs sie immer weiter. blutfeuer stand unter dem baum und dirigierte mit den händen, ja sie formte, als würde sie ein gefäß gestalten. dann führte sie die hände nach oben, als würde sie eine lilie darstellen und die kokosnuss zog sich in die länge. blutfeuer berührte sie zwar nicht, aber die frucht oben am baum tat so, als würde sie sich unter den händen der amazone formen.

dann fiel sie herunter und blutfeuer trennte mit einem kleinen gedachten schnitt durch die luft den oberen teil der frucht ab. natürlich ergoss sich die milch in den boden und renya guckte etwas angesäuert.

"gönn den ameisen auch was. guck dir lieber an, was das geworden ist."

renya hob die seltsam geformte nuss auf und stieß einen kleinen schrei aus.

"damit sollte das wasser hochzuholen sein. wir brauchen nur noch löcher für das seil."

die sonne hatte inzwischen den zenit überschritten und die schatten wurden länger. bald würde sie hinter der bergkuppe verschwunden sein und so fiel den frauen der anstieg schon leichter. blutfeuer hatte auf dem weg einen stabilen baumstamm entdeckt, den die beiden grad noch tragen konnten.

"den nehmen wir mit, um ihn über den brunnen zu legen."

als die frauen oben ankamen, legten sie zuerst den stamm über den brunnen. während renya löcher in die kokosnuss-amphore bohrte, ging blutfeuer nach redsonja sehn, die sich durch den berg wühlte. sie hatte beträchtliche mengen schutt aus dem verschütteten gang herausgebracht und sah jetzt sehr erschöpft aus.

"genug für heute. lass uns einen happen essen und ein bisschen quatschen. du hast ja die hände voller blasen."

Renya
10.08.2007, 09:21
In dem Moment, da sie ihre Augen aufschlug und das Leuchten der Sterne die Umgebung erhellte, fingen auch ihre anderen Sinne die verschiedensten Eindrücke ein und leiteten diese an sie weiter. Sie roch das Meer und den Dschungel unterhalb des Hügels, sie hörte die Brandung, den Wind und die Tiere, die sich durch die Nacht bewegten. Ohne ein Geräusch zu verursachen erhob sie sich und schnupperte im Wind. Kurz liess sie ihren Blick über die Weiten des Wassers schweifen, dann richtete sie ihn auf die unter ihr liegenden Bäume. Ein lockender Duft wehte im Wind und sie begann in die Richtung zu eilen, aus der er kam.
Flink und leise, geschickt, suchte sie sich ihren Weg durch das Unterholz. Sie folgte der Duftspur beharrlich und nun konnte sie es auch hören. Währenddessen kreuzten andere Tiere ihren Weg. Einige ebenso geräuschlos wie sie, doch sie verfügte über andere Sinne, um sie wahrnehmen zu können. Alle Tiere wussten, dass hier ein Jäger unterwegs war, auf der Spur seiner Beute, leise, unbeirrbar und tödlich. Doch sie kümmerten sich nicht weiter darum. Wenn sie das Opfer gewesen wären, das wussten sie instinktiv, hätten sie den Jäger nicht bemerkt.
Dann sah sie es. Die Spannung stieg. Eine falsche Bewegung, und die Beute wäre verschwunden. Sie verschmolz mit den Schatten, wurde selbst zu einem Schatten. Das leise Vorpirschen. Regloses Verharren. Das Ziel vor Augen.
Die Muskeln spannten sich und in einer Explosion aus Kraft und Schnelligkeit schoss sie vor, ein tödlicher Schatten. Sie schlug ihre Zähne in das Opfer und spürte das warme Fleisch, das fliessende Blut, das langsam ersterbende Leben.

Sie lebte.

Und es war Zeit, zurückzukehren.

Redsonja
10.08.2007, 09:28
Ein leichtes Rütteln weckte sie und sie hörte Blutfeuers Stimme: "Renya ist verschwunden." Sofort war Redsonja hellwach. Das Licht der Morgendämmerung strahlte am östlichen Horizont. Sie schlug die Decke zurück und setzte sich auf. Neben ihr kniete die Amazone und deutete zum Bündel der schwarzhaarigen Südländerin. Tatsächlich zeichnete sich kein menschlicher Körper unter der Decke ab. Redsonja stand auf und nahm ihre beiden neben ihr liegenden Schwerter, dann folgte sie Blutfeuer zum Lager ihrer Freundin.
Renya lag wirklich nicht dort. Die Decke war zerwühlt und darunter fanden sie die Kleider der jungen Frau. "Vielleicht ist sie nur kurz hinter einen Busch verschwunden...?" murmelte die rothaarige Kriegerin, doch sie fürchtete, dass etwas schlimmeres geschehen war. Was, konnte sie allerdings auch nicht sagen.
"Hier sind Spuren..." murmelte Blutfeuer und untersuchte mit dem geübten Blick der Jägerin den Boden. "Spuren eines Tieres." Während die Amazone sich die Spuren genauer ansah und ihnen dabei durch das Lager folgte, überlegte Redsonja, immer noch beim Lager Renyas kniend, wo ihre Freundin sein konnte und was sie trieb. Waren die Schmuggler aufgetaucht und hatten sie die kleine Südländerin entführt? Sie schüttelte den Kopf. Nein, wieso sollten sie nur eine der drei Frauen mitnehmen? Zudem hätte sie es bestimmt gehört, wenn sich mehrere Menschen durch das kleine Lager bewegt und eine von ihnen mitgenommen hätten. Ausserdem hatte Blutfeuer ja keine menschlichen Spuren, sondern die eines Tieres entdeckt.
In diesem Augenblick erklang ein leises, aufgeregtes "Redsonja!" und die rothaarige Kriegerin wandte sich um. Überrascht sah sie, wie die Amazone reglos dastand und etwas hinter einer der niedrigen, zerfallenen Mauern betrachtete. Im nächsten Moment tauchten leuchtende gelbe Augen in der Dunkelheit der Morgendämmerung auf und dann schob sich der schwarze, elegante Körper eines Panthers in ihr Blickfeld. Redsonja griff nach ihren Schwertern, als sie das Tier sah, ein ebensolches Tier wie das, das vor wenigen Tagen Renya angefallen und schwer verletzt hatte, doch Blutfeuer, die die Bewegung mitbekommen hatte, zischte: "Warte! Irgendwas stimmt nicht mit diesem Tier. Ich kann es fühlen, als ob..." Sie verstummte.
Der schwarze Panther war währenddessen näher gekommen. Er blieb stehen, wandte langsam den Kopf zu Blutfeuer und starrte die Frau einen Moment mit seinen durchdringenden gelben Augen an. Dann setzte sich das Tier wieder in Bewegung und kam auf leisen Pfoten genau in Redsonjas Richtung. Ihre Hände verkrampften sich um die Griffe ihrer Schwerter, doch hielt sie sich mit einer enormen Willensanstrengung zurück. Das Tier zeigte keinerlei Furcht und es schien auch nicht aggressiv zu sein.
Nur noch wenige Schritte trennten die beiden. Redsonja konnte das glänzende, schwarze Fell, die starken, geschmeidigen Muskeln darunter erkennen. Und sie spürte den Blick der gelben Augen auf sich. Dann war das Tier heran und sie hielt es fast nicht mehr aus, ihre Arme zitterten vor der Anstrengung, nicht die Schwerter zu ziehen. Doch anstatt sie anzuspringen und mit blitzenden Zähnen und Krallen zu attackieren, liess sich der Panther neben ihr nieder, ja es schien beinahe so, als würde er sich an sie kuscheln. Er schloss die Augen und Redsonja sah, wie sich die Flanke des Tieres langsam und regelmässig hob und senkte.
Dann lief plötzlich eine Welle über den gesamten Körper, ein Zittern erfasste das schwarze Fell und Redsonja holte erschrocken nach Luft. Vor ihren Augen wandelte sich der Körper, die Furcht einflössenden Krallen verschwanden langsam, das geschmeidige Fell zog sich zurück, liess dunkle Haut hervorkommen, bis nur noch am Kopf kurze, schwarze Haare übrig blieben. Vor ihr lag die nackte, schlafende Renya.

Renya
10.08.2007, 10:07
Gähnend streckte Renya ihre Glieder und setzte sich dann auf. Müde rieb sie ihre Augen während noch letzte Fetzen des merkwürdigen Traumes vor ihrem inneren Auge vorbeizogen. Wie die letzten Nächte schon... Dann schlug sie die Augen auf und sah Blutfeuer und Redsonja vor sich stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, einen durchdringenden, argwöhnischen Blick auf sie gerichtet. "Morgen..." murmelte Renya verschlafen.
"Meinst du nicht, es wäre langsam Zeit für ein paar Erklärungen?" fragte sie Redsonja ohne Umschweife. Verständnislos schaute die junge Frau auf. "Was für... Ich hab euch doch schon gesagt, dass ich alleine mit dem Feuer zurechtkommen muss, dass es mein eigener Dämon ist." Redsonja schnaufte. "Anscheinend ist das nicht dein einziger Dämon." Renya wandte ihren Blick fragend zu Blutfeuer. Als diese sprach, hörte es sich irgendwie ausweichend und lauernd an: "Wieso bist du schon wieder völlig nackt? Ich habe dich gestern Abend beobachtet, du hast dich in deinem Hemd schlafen gelegt."
Renya liess den Blick über ihren Körper schweifen. Sie war tatsächlich wieder nackt. "Na und, dann hatte ich in der Nacht halt warm und hab das Hemd ausgezogen," gab sie schnippisch zurück. "Was wird das hier, seid ihr plötzlich zu Moralaposteln geworden oder was?" Mit geradezu zorniger Stimme antwortete Redsonja: "Nein, aber du hättest uns ruhig sagen können, dass du zaubern kannst!"
Verblüfft starrte die Schwarzhaarige ihre Freundin an. Einen Moment war sie sprachlos, dann fing sie an zu lachen. "Haha, der war gut. Einen Augenblick lang habt ihr mir wirklich Angst eingejagt!" Sie hielt sich den Bauch, doch dann sanken ihre Mundwinkel nach unten. "He, jetzt ist aber gut, ihr könnt aufhören..." sprach sie mit ärgerlicher Stimme, als sie die immer noch unveränderten Blicke der zwei Frauen auf sich spürte.
"Wir meinen es ernst. Wieso hast du uns nichts von deinen magischen Fähigkeiten erzählt und die Ahnungslose gespielt?" - "Ich und magische Fähigkeiten? Ihr spinnt doch!" Sie drehte sich um und begann, ihre Kleider zusammen zu suchen. "Renya!" rief Blutfeuer. Ärgerlich rief sie "Was?!" zurück und wirbelte herum. Die Schatten mehrerer Dornenranken fielen auf sie, schnell zog sie den Kopf zwischen die Schultern und hob ihre Arme zum Schutz über den Kopf.
"Wie ich es mir gedacht habe..." murmelte Blutfeuer mit nachdenklicher Stimme. Vorsichtig senkte Renya ihre Arme und lugte dazwischen hervor. Vor ihr in der Luft schwebten die Dornenranken wie erstarrt. "Spinnst du?!" brauste sie auf, doch die andere Frau meinte: "Du hast die Ranken aufgehalten. Behaupte noch einmal, dass du nicht über magische Fähigkeiten verfügst. Vor allem, nachdem wir zwei dich vorhin gesehen haben, wie du als Panther ins Lager kamst und dich vor unseren Augen verwandelt hast."
Renya öffnete den Mund, doch kein Laut kam daraus hervor. Ihr Blick schweifte unstet zwischen Blutfeuer, Redsonja und den Ranken vor ihr in der Luft. "Ich... ich kann nicht... zaubern..." brachte sie schliesslich mit flehender Stimme hervor.

blutfeuer
10.08.2007, 15:32
das war ja mal ne tolle vorstellung. die ganze zeit tat die dame ganz und gar harmlos und dann verwandelte sie sich so mir nichts dir nichts in ein tier und wieder zurück. und schien sich nicht mal erinnern zu können. blutfeuer litt jedes mal bei der rückverwandlung die fürchterlichsten schmerzen und schlief tagelang und renya machte einfach mal so "hopp" und war ein panther.

"naja, ich fühl mich ein bisschen verarscht. noch vor wenigen tagen hast du mich mit großen kulleraugen angeguckt, wenn ich mal ein bisschen magie wirkte und jetzt machst du "schnipp" und schon bist du ein panther. kannst du mir das beibringen? ich versteh das nämlich bis heute nicht."

ein bisschen gekränkt war blutfeuer schon, wie sie grade bemerkte. sie wusste noch immer nicht, wie das mit der wandlungsmagie funktionierte und fühlte sich der sache hilflos ausgeliefert und das mädchen konnte das von ganz allein. obwohl auch sie offenbar nichts davon wusste, wie das funktionierte.

"tja, dann haben wir hier wohl eine neue magierin. wollen wir das jetzt feiern?"

Renya
10.08.2007, 15:48
"Was denn, neue Magierin..." Renya sah erst Blutfeuer, dann Redsonja in die Augen. "Ihr meint das wirklich ernst mit dem Panther, ja?" Die junge Frau musste nicht einmal aufschauen, um das Nicken der beiden andern wahrzunehmen. "Aber ich... wieso sollte ich zaubern können? Ich... hatte die letzten Nächte seltsame Träume, als ob... als ob ich über die Insel und durch den Dschungel gewandert wäre und alles mit... geschärften Sinnen wahrgenommen hätte... Hab ich mich wirklich in einen Panther verwandelt? So wie den, der mich angegriffen hat?" Beinahe flehend blickte sie Redsonja an.
Die rothaarige Kriegerin antwortete: "Ja, hast du. Blutfeuer hat mich geweckt und gesagt, dass du verschwunden wärst. Ich befürchtete, dass du von den Schmugglern entführt worden wärst, doch dann ist plötzlich ein schwarzer Panther aufgetaucht. Grade nach den Erlebnissen mit dem letzten Panther wollt ich mich natürlich verteidigen, aber Blutfeuer meinte, dass irgendwas komisch an ihm wäre. Tja, und dann hat er sich zu mir gelegt und vor unseren Augen hat er sich verwandelt, in dich. So wie Blutfeuer bei unserem Schiffbruch, als sie vom Delphin wieder zum Mensch wurde."
"Aber ich hab doch überhaupt keine Ahnung von Magie. Wieso sollte ausgerechnet ich zaubern können? Und erst noch etwas, dass nicht einmal Blutfeuer kann, die sich doch selbst als Magieschwamm bezeichnet?"

blutfeuer
10.08.2007, 16:17
"tja, dann gehts dir wohl so wie mir. ich hab auch keine ahnung und kann es trotzdem."

blutfeuer war die sache noch immer nicht geheuer.

"höre mal in dich rein. einfach so, ganz entspannt und versuch kontakt zu deiner umgebung aufzunehmen. lass dich einfach mal ein auf das rauschen der bäume, das wispern der insekten, das jubeln der vögel und die anderen geräusche. schließ einfach mal die augen, das hilft sicher. und gib mir mal deine hand. wir werden gleich feststellen, wie viel magie du in dir hast."

blutfeuer war sich plötzlich sicher, dass ihre ahnungen genau davon kamen, dass es eine starke magische person, einen fokus für magie in der gegend gab. es musste keine gefahr sein und auch keine geister. es war eine magische präsenz. sie hatte nur nicht gewusst, dass die so in erscheinung tritt. also konnte sie wohl doch das gleiche wie meditate, magische auren spüren. das war doch wenigstens mal ne positive nachricht.

Renya
10.08.2007, 16:31
Ganz ruhig und entspannt? Wie sollte sie in dieser Situation entspannt sein, wenn ihr grade mitgeteilt worden war, dass sie in der Gestalt eines Panthers durch die Nacht gezogen war und anscheinend über ihr unbekannte magische Fähigkeiten verfügte. Aber schliesslich schloss sie die Augen und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was Blutfeuer ihr gesagt hatte.
Rauschende Bäume, Insektenwispern, zwitschernde Vögel, was hat sie noch gesagt...? Sie öffnete ihre Augen wieder und meinte: "Es geht nicht." Blutfeuer drückte ihre Hand und sprach mit leiser, belehrender Stimme: "Sei nicht so zappelig. Du musst dich konzentrieren. Du musst geduldig sein, sowas kommt nicht von alleine." Nach einem Augenblick fügte sie mit einem Seitenblick auf Renya hinzu: "Naja, zumindest normalerweise nicht..."
Die schwarzhaarige Südländerin seufzte, dann sah sie Redsonja an. Die Kriegerin beobachtete das ganze mit einem misstrauischen Stirnrunzeln. Renya hob wie zur Entschuldigung ihre Schultern ein wenig, dann gehorchte sie Blutfeuer, die erneut ihre Hand drückte.
Wieder schloss sie ihre Augen, atmete einmal tief ein. Und dann wusste sie nicht, was sie jetzt eigentlich tun sollte. Nach kurzem Überlegen versuchte sie sich an die Träume der letzten Nächte zu erinnern. Was hatte sie diese Nacht geträumt? Sie war... durch den Wald geschlichen... hatte eine Fährte gerochen... die Lebewesen der Nacht gehört... Warm spürte Renya Blutfeuers Hand auf ihrer. Und plötzlich schien es ihr so, als würde sich etwas ausdehnen. Erschrocken schlug sie erneut die Augen auf.

blutfeuer
10.08.2007, 16:41
"hoppla, das wär fast schief gegangen. deine hand begann sich grad zu verformen. tja, meine liebe. du verwandelst dich in ein tier, wenn du entspannst. das ist mal fakt. wenn du das aber nicht kontrollieren kannst, ist das einfach nur schrecklich. stell dir mal vor, dich küßt ein junge oder schlimmeres, du entspannst und wirst auf einmal eine wilde bestie. also wirklich, so kann das nicht bleiben."

blutfeuer hatte renya losgelassen und setzte sich ans feuer und stocherte in der glut, um es wieder zu entfachen.

"das ist absoluter mist. eine magie, die man nicht kontrollieren kann ist gefährlich. mach das in der stadt und du bist in den nächsten minuten tot. so kann das nicht bleiben. obwohl ..."

war sie vielleicht gar keine magierin sondern so was wie ein werwolf? ein werpanther? man hörte ja die unmöglichsten geschichten, wenn man über die dörfer zog. möglicherweise haste ein schrecklicher dämon in ihr oder sie war besessen? blutfeuer hatte ja schon alles mögliche erlebt. sie würde wohl in den nächsten nächten nicht ruhig schlafen, bevor das nicht wirklich geklärt war.

Renya
10.08.2007, 18:22
"Aber ich mach doch gar nichts! Es passiert einfach so..." Dennoch musste Renya innerlich dem zustimmen, was Blutfeuer gesagt hatte. Wenn diese Verwandlungen willkürlich geschahen, dann waren sie eine Gefahr für Renya und wahrscheinlich auch alle, die mit ihr reisten. Normalerweise machte ihr das kaum was aus, aber bei Redsonja und vielleicht auch Blutfeuer... Nein, es war wirklich ein Risiko.
Zaghaft wandte sich die junge Südländerin wieder an Blutfeuer: "Du kannst doch zaubern, wenn du vielleicht auch nicht bei allem weisst, wie es funktioniert. Kannst du mir nicht zeigen, wie ich es kontrollieren kann? Einmal ganz von den eben erwähnten Gefahren abgesehen, vielleicht erwache ich eines Tages als Tier und verwandle mich nicht mehr zurück. Und darauf kann ich mit Sicherheit gerne verzichten..."
Renya fuhr sich mit der Hand über die Stirn und strich über ihre kurzen, schwarzen Haare. Sie seufzte und liess die Hand auf die Schulter gleiten. "Wieso verwandle ich mich überhaupt in einen Panther? Hat das etwas damit zu tun, dass mich der andere angefallen hat? Bin ich vielleicht von ihm besessen?!" Diese Vorstellung erschreckte sie ebenso wie der Gedanke, auf ewig ein Tier sein zu müssen.
Als sich Renya wieder etwas beruhigt hatte, trommelte sie nachdenklich mit den Fingern auf der Schulter. "Meinst du, dass meine Verletzung einfach so verschwunden ist, hat auch etwas mit... der Magie zu tun?" Als sie aufschaute, fing sie den immer noch misstrauischen Blick Redsonjas auf. Renya wusste nicht genau, was sie in den Augen ihrer Freundin sah, aber auf jeden Fall schien sie nicht grade erfreut über diese Wendung zu sein und eher missbilligend auf die Sache zu schauen.
In einem Versuch, das Thema zu wechseln und die Stimmung etwas aufzulockern, murmelte Renya: "Ausserdem entspanne ich nicht, wenn mich ein Junge küsst. Dann bin ich eher angespannt und aufgeregt, voller freudiger Erwartung. Erst danach..." sie betonte das Wort so, das kaum ein Zweifel möglich blieb, was gemeint war "...entspanne ich mich." Sie grinste die zwei anderen Frauen spitzbübisch an.

blutfeuer
10.08.2007, 19:17
"möglicherweise haben wir das mit dem panther sogar mit ausgelöst." kam es blutfeuer in den sinn und bevor sie die worte zurückhalten konnte, waren sie ausgeplaudert.

"wir haben dir blut der bestie zu trinken gegeben, als du so einen hohen blutverlust hattest. das ist ein probates mittel, um die verluste an körpersaft auszugleichen. und da ist möglicherweise etwas geschehen. allerdings wär das nicht möglich gewesen, wenn du keine magie in dir hättest."

renya sah nicht sehr glücklich aus nach dieser eröffnung.

"na, hätten wir dich sterben lassen sollen?"

blutfeuer runzelte die stirn

"wollen wir nicht endlich mal weiter nach dem schatz graben? ich mein, dazu sind wir doch wohl hergekommen. dass unsere kleine renya hier zu ner katze werden will war ja wohl nicht der sinn der reise. außerdem müssen wir uns gedanken machen, wie wir zurück kommen. immerhin haben wir kein boot mehr. ich könnte allerdings mit dir zurückschwimmen."

sie knuffte renya in die seite

"ich glaub aber, katzen sind keine guten schwimmer".

endlich mal wieder was handfestes und keine neuen überraschungen, dachte sich die amazone. alle drei gingen daran, sich mit dem verschütteten gang zu befassen und schnell wurde der eingang sichtbar.

Renya
10.08.2007, 19:33
Obwohl sie mit ihren Gedanken immer noch hauptsächlich bei dem Magiezeugs war, grub auch Renya mit den beiden andern Frauen zusammen, um den verschütteten Eingang freizulegen. Als sie ein genug grosses Stück des Schuttes abgetragen hatten, gähnte ihnen schliesslich ein dunkles Loch entgegen. "Da brauchen wir wohl eine Fackel," meinte Renya mit missmutigem Unterton in der Stimme. "Oder..." ertönte Redsonjas Stimme "...Blutfeuer zaubert ein Licht."
Bei der Erwähnung des Wortes zaubern zuckte Renya innerlich zusammen. Aber sie überliess die Entscheidung Blutfeuer, immerhin war sie es, die angesprochen worden war. Momentan war die schwarzhaarige Südländerin weder auf Feuer noch auf Magie besonders gut zu sprechen.
Nun kam Renya aber ein anderer Gedanke und sie äusserte ihre Überlegungen: "Meint ihr wirklich, dass da unten das Versteck der Schmuggler sein könnte? Zumindest der Turm, oder das, was noch von ihm übrig ist, ist doch sicher vielviel älter. Und die ganze Schuttschicht, die wir hier abgetragen haben, das hat eigentlich auch schon älter ausgesehen..." - "Weisst du denn, wie alt die Karte war, die wir gefunden haben?" liess sich Redsonja vernehmen. "Oder wann diese Schmuggler das letzte Mal in ihrem Versteck gewesen sind? Vielleicht wurden sie ja gefangen oder sind mit ihrem Schiff abgesoffen. Wär uns ja auch fast passiert..." Renya nickte. Natürlich hoffte sie, dass der Schatz der Schmuggler hier versteckt lag, dennoch hatte sie immer noch Zweifel.

blutfeuer
10.08.2007, 19:44
das mit dem licht war ja eine der einfachsten übungen.

"he, du kleine zauberin. lass doch mal deine phantasie blühen. wie würdest du denn licht machen?"

renya guckte erst wütend und dann ratlos.

"stell dir das licht vor und leite die sonne einfach in die höhle. das ist wirklich nicht schwer. lichtzauber und das feueranmachen gehören zu den allerleichtesten übungen. guck mal zu."

blutfeuer blinzelte in die sonne, die sich grad dem horizont zuneigte und langsam rot färbte. dann griff die amazone in die luft und mit einer leichten bewegung zeigte sie mit ihrer hand in das dunkel der verschütteten höhle oder was das auch immer war.

ein feiner rötlicher strahl bahnte sich seinen weg und plötzlich erstrahlte der raum hinter dem durchbruch in schwachem rötlichen licht.

"na bitte, licht haben wir, einen eingang auch gleich, und nun gucken wir nach. wir werden ja sehn, ob das der schatz ist. angst müssen wir ja nicht haben, wie verfügen ja über die kräfte des jaguars oder panthers oder wie auch immer."

schnell waren die letzten brocken nach innen gestoßen und das erste, was die schatzsucher sahen, waren ein paar skelette, die sich alle ziemlich dicht am durchbruch gesammelt hatten.

"tja, das scheinen die leute zu sein, die der einsturz lebendig begraben hat. arme schweine"

stieß blutfeuer aus und versuchte vorsichtig zwischen den knochen aufzutreten, was ihr aber nicht ganz gelang. einige zerfielen unter ihren schritten zu staub. das gab merkwürdige geräusche.

"habt ihr das gehört? klingt fast wie ein seufzen oder stöhnen"

Renya
10.08.2007, 19:58
Renya lauschte auf die Geräusche, die Blutfeuer angedeutet hatte. Tatsächlich war etwas zu hören, das man als Seufzen interpretieren konnte. "Vielleicht ist das auch nur der Wind, der durch irgendwelche Ritzen pfeift. Oder eben stöhnt..."
Dann trat auch die junge Südländerin in den magisch erhellten Gang. Was an diesem Zaubern einfach sein sollte, blieb ihr allerdings ein Rätsel. Obwohl sie Blutfeuer zugehört und -gesehen hatte, hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie die andere Frau das gemacht hatte.
Ihre Überlegungen wurden aber schliesslich von den Skeletten am Boden abgelenkt. Sie schaute sich die alten Knochen kurz an, dann sah sie plötzlich das Bild anderer Knochen vor ihrem inneren Auge aufblitzen. "Meint ihr, die da haben was mit dem Typen zu tun, den wir auf dem Weg den Hügel hinauf gefunden haben? Das Skelett ohne Schädel..." Unwillkürlich suchte sie den Boden nach den Schädeln dieser Toten hier ab. Tatsächlich fanden sich ein paar zwischen den Knochen, einer lag obenauf und schien frech die drei Frauen anzugrinsen.
Redsonja, die als letzte kam, meinte schliesslich: "Gehts weiter? Wer weiss, was wir noch finden oder wie gross dieses unterirdische System möglicherweise ist, jedenfalls habe ich keine Lust, die Nacht da unten zu verbringen." Da konnte Renya ihr nur zustimmen und so drangen sie weiter in den Gang vor. Dabei war beständig dieses seltsame Seufzen zu hören. "Irgendwie schauderhaft..."

blutfeuer
10.08.2007, 20:15
blutfeuer war verunsichert, was eigentlich ungewöhnlich für die unerschrockene amazone war.

etliche der toten hatten sich zusammengerollt und sich wohl im sterben umarmt. andere hatten offenbar bis zum tod versucht, die steine beiseite zu räumen. irgendwann war der einsturz wesentlich größer gewesen. sie waren weit gekommen, aber offenbar hatte irgendetwas nicht ausgereicht. nahrung oder wasser.

es wäre ein sinnloses unterfangen gewesen, die toten zu zählen. es waren sicher an die 30 skelette und draußen hatten sie ja auch eines gefunden. warum das allerdings da gelegen hatte war schon merkwürdig.

sie betraten jetzt einen größeren raum und hier schien die höhle ein ende zu finden. auf einem steinernen sockel stand eine große geborstene truhe. aus ihr waren einige kleinodien herausgefallen und golden münzen waren über den boden gerollt.

"sieh mal einer an. unser schatz. gut gemacht, meine damen. jetzt werden wir reich."

blutfeuer strahlte

Renya
10.08.2007, 20:27
Renyas Augen fingen an zu funkeln wie das Geschmeide in der Truhe im magischen Licht funkelte. Wenn sie sich an früher erinnerte, als sie noch in verschiedenen Räuberbanden durch das Land gezogen war, dort hätten sich sofort alle auf die Truhe und ihren Inhalt gestürtzt. Doch hier und jetzt standen alle drei Frauen still da und betrachteten das Gold, die Münzen und Edelsteine.
Und ein misstrauischer Gedanke schob sich in Renyas Kopf. "Die Truhe steht da einfach so offen da. Und wenn man sichs recht überlegt, ist der Platz, an dem sie versteckt wurde, überhaupt kein gutes Versteck. Wenn irgend jemand auf diese Insel kommt und sich den Hügel ansieht, dann fällt einem der Turm doch sofort ins Auge. Und wenn man sich den Turm genauer ansieht, dann stösst man unweigerlich auf diesen unterirdischen Gang. So wie wir." Argwöhnisch blickte sich die junge Frau um. "Meint ihr, die haben hier irgendwelche Fallen eingebaut? Man kennt das ja aus den Geschichten, Steine, die plötzlich einbrechen und in eine Fallgrube voller spitzer Pfähle oder Schlangen führen, giftige Bolzen, die aus den Wänden schiessen... Vielleicht sind all die Toten in eine ihrer eigenen Fallen geraten?"
Auf diese Worte Renyas folgte erst einmal Stille. Die zwei anderen Frauen schienen sich ähnliche Gedanken zu machen und mögliche Fallen auszuspähen. Dann ertönte plötzlich wieder das Stöhnen, diesmal jedoch begleitet von einem leisen, langsam Schlurfen. "Was...?!"

blutfeuer
10.08.2007, 20:54
"tja freunde, ich fürchte, der schatz wird bewacht. und wie das so üblich ist, nicht von lebenden. macht euch bereit, das kann blutig oder staubig werden. und hier kann ich mit magie nicht viel machen. es ist nix da zum wachsen und die paar spinnen und asseln helfen uns auch nicht weiter."

redsonja meinte, ob es nicht besser wäre, das licht zu löschen, aber blutfeuer schüttelte den kopf.

"im gegenteil. geister fürchten das licht."

trotz des lichtes konnte man aber auf einmal überall beobachten, dass die gebeine der toten sich zusammenfügten und dass die leichname sich erhoben. die ersten waren schon komplett und schlurften auf die frauen zu. dabei stöhnten sie weiterhin jämmerlich.

"die machen den eindruck, als wären sie sehr unglücklich und bräuchten hilfe. lasst mal die waffen stecken."

blutfeuer konnte grad noch verhindern, dass redsonja das erste in stücke hieb.

direkt vor den frauen blieben die toten stehen. sie ließen die arme sinken und einige streckten sie flehentlich aus.

"die wollen was von uns" flüsterte renya leise.

"das glaub ich auch, auf jeden fall wollen sie uns nicht ans leben"

laut sagte sie

"was wollt ihr von uns? wir haben euch den weg in die freiheit gebahnt, ihr könnt gehen."

"oder fliegen" flüsterte eine der frauen. "psst, verwirr sie nicht." entgegnete blutfeuer

"was wollt ihr von uns?"

naja, ne antwort würde wohl nicht kommen. es war nicht anzunehmen, dass gerippe sprechen können.

aber dann trat einer der knochenmänner vor, fiel auf die knie und begann zeichen in den sand zu malen. die frauen traten vor und starrten die zeichnung interessiert an. der knochenmann hatte einen kopf gezeichnet und neben den kopf einen stattlichen turm.

"na toll, jetzt beginnt das große rätselraten."

Renya
13.08.2007, 18:31
"Also, so auf den ersten Blick hab ich keine Ahnung, was das bedeuten soll..." meinte Renya stirnrunzelnd. Nach einem Augenblick fügte sie hinzu: "Jedenfalls hoffe ich, dass es nicht bedeutet: Dieser Turm, in dem ihr euch jetzt grad befindet, ist verflucht oder verzaubert oder sowas und ihr werdet hier elendig verrecken!"
Redsonja gab ihr darauf einen Klaps und schaute sie nicht grade freundlich an. "Du solltest keine dummen Spässe machen. Wenn diese untoten Typen ihre passive Haltung ablegen und uns attackieren, haben wir ein ziemliches Problem." Renya zuckte verteidigend mit ihren Schultern, schaffte es aber nicht ganz, ihr heimtückisches Grinsen zu verbergen.
Die Entdeckung, dass sie anscheinend ohne ihr Zutun und Wissen als Panther durch die Nacht streifte, schien ihren Vorrat an Überraschungen und damit verbundene Ängste vorerst aufgebraucht zu haben. Die schwarzhaarige Südländerin fühlte sich zwar in Anwesenheit dieser lebendigen Toten nicht ganz wohl in ihrer Haut, aber vielleicht dämpfte der Gedanke, dass sie nun über zwei Häute - oder besser gesagt eine menschliche Haut und ein tierisches Fell - verfügte, ihre mögliche Angst auch etwas.
Wie auch immer, das Rätsel, vor das dieser komische zeichnende Untote die drei Frauen gestellt hatte, war noch nicht gelöst. Was hatte ein Kopf und ein Turm zu bedeuten? "Vielleicht will er uns auch nur sagen, dass wir mit dem Kopf durch die Wand müssen und dahinter noch mehr Schätze finden..." murmelte Renya leise vor sich hin, in der Hoffnung, dass die andern diesen zweiten blöden Scherz nicht hören würden. So skuril die Situation auch war, irgendwie fiel es der jungen Frau in diesem Moment extrem schwer, ernst zu bleiben. Vielleicht war es auch nur ein Schutzmechanismus, um beim Anblick einer halben Armee Untoter Skelette nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Andererseits, hatte sie nicht vor ein paar Tagen schon gedacht, dass sie längst wahnsinnig war?

blutfeuer
14.08.2007, 15:02
"na super, unser jaguar beginnt rumzualbern."

blutfeuer konnte sich ein grinsen nicht verkneifen.

"hoffentlich bekommst du keine katzenallergie."

sie kniete sich hin und versuchte kontakt zu den gerippen aufzunehmen, was denkbar seltsam war. immerhin hatten sie keine augen, also wusste man nie, ob sie einem zusahen oder zuhörten. konnten gerippe das überhaupt? achja, meditate hatte ihren beschworenen kreaturen ja sogar befehle erteilen können. und wie die gehorcht hatten.

"erklärt doch mal genauer. ihr seht doch ganz friedlich aus und ich kann erkennen, dass ihr einen wunsch habt. das euch irgendwas auf der seele kniet!"

blutfeuer versuchte mit de klappermännern wie mit kleinen kindern zu reden. redsonja stnd derweil sehr misstrauisch mit der hand auf dem schwertknauf im hintergrund und bewachte die untoten gestalten aufmerksam. wenn sich die situation ändern würde, wär sie kampfbereit.

renya hatte sich derweil unauffällig immer näher an die truhe geschlichen. offenbar wollte sie sich - ganz egal, wie die situation ausging - einen teil des schatzes sichern, der sie aus der truhe so verführerisch anfunkelte.

je näher renya der truhe kam, desto mehr von dem knöchernen gesellen erhoben sich und griffen nach knüppeln und schwertern, die hier in großer zahl herumlagen.

"renya, lass das. wir müssen immerhin hier auch noch wieder rauskommen."

der 'wortführer' der klappermänner hatte inzwischen neben den kopf ein gerippe ohne kopf gezeichnet. das gerippe zeichnete er weit weg und zwischen turm und gerippe einige große brocken.

"also, ihr könnt denken, was ihr wollt. aber irgendwas hat es mit dem skelett zu tun, das wir unterwegs gefunden haben und dem sein kopf fehlte."

eines der gerippe schlurfte jetzt herbei und brachte ein halbzerfallenes pergament. das legte es zu der zeichnung in den staub.

"ich glaub, wir kommen der lösung näher."

blutfeuer schnappte sich das pergament und entrollte es.

"gleich geht meine fackel aus und allein innos weiß, ob wir je das tageslicht wieder sehen werden. den schatz haben wir hierher gebracht und die anderen sind mit dem kleinen boot untergegangen. wir wollten den schatz verstecken und später zurückkehren. das schiff ist gut versteckt. wir waren wohl zu gierig und jetzt hat uns innos für unsere gier bestraft.

wir haben unsere eignen kameraden mit der kanone beschossen, die für uns einen weg durch die klippen gesucht haben, nur um nicht zu teilen.

als wir dann an land waren, haben wir den schatz den berg hinaufgeschafft, damit wir ihn in dem alten stollen verbergen können. leider hat ansgar unseren beschuss überlebt und kam uns hinterher. wir haben ihn entdeckt und umgebracht, damit er uns kein schlechtes gewissen einreden kann. gleich in der ersten nacht kamen dann die geister. wir konnten nicht mehr schlafen und die ersten unserer leute wurden verrückt vor angst. piraten sind nun mal ein abergläubisches volk. wir beschlossen, den kopf vom rumpf zu trennen und den kopf die klippen hinunter zu werfen. das sollte den geist abhalten, uns weiter zu quälen.

wir hatten dennoch keine ruhe. als die brandyvorräte alle waren, wollten wir uns einen teil der beute nehmen und die insel fürs erste verlassen. leider kamen wir nicht mehr dazu. der berg stützte ein. ein berg, der tausend jahre gehalten hatte. und die ganze zeit hörten wir ansgars schreie, als würde man ihm den kopf bei lebendigem leib abreißen.

die schreie verstummten erst, als wir feststellten, dass wir nicht zurück können. der berg hat uns und den schatz lebendig begraben. und das schlimmste kommt noch. von uns sind schon einige durchgedreht und haben sich selbst ins schwert gestürzt. und bei jedem neuen toten, lacht dieser ansgar wie irre.

warum haben wir ihm seinen anteil nicht gegeben? wir könnten heute alle reich und glücklich sein."

damit endete der text und blutfeuer sah ihre beiden gefährtinnen an.

"also ein spuk, den untote für untote machen. was nun? und was sollen wir machen? warum wollen die gerippe was von uns? "

Renya
14.08.2007, 17:25
Renya war wieder etwas von der Truhe mit dem Schatz zurückgetreten und hatte Blutfeuer zugehört, als diese den Fetzen, der sich sozusagen als Abschiedsbrief entpuppte, vorlas. "Brr, stellt euch das nur mal vor, hier unten fast ohne Licht eingesperrt zu sein. Und erst noch so viele. Die hatten ja nicht wirklich viel Platz für sich. Können sie froh sein, dass sie vorher ein paar um die Ecke gebracht haben..." meinte Renya, nun wieder etwas ernster. Die Geschichte, die sie grade gehört hatten, stimmte schon irgendwie nachdenklich.
"Andererseits, wenn sie ihre Kameraden nicht hinterrücks beschossen und versenkt hätten, wär all das vielleicht überhaupt nicht passiert. Zumindest wären sie dann sicher nicht von Geistern heimgesucht worden. Kein Wunder, dass sie verrückt geworden sind." Im Angesicht dieser Untoten kam überhaupt kein Gedanke auf, an den letzten Worten eines dieser Männer zu zweifeln, daran, dass die Geister ihrer ermordeten Kameraden sie heimsuchten. Und tatsächlich hatten sie vor einiger Zeit ja selbst Geister getroffen. Redsonjas Familie, um genau zu sein.
"Vielleicht sollen wir diese Geister für sie vertreiben, was meint ihr?" Renya blickte die zwei anderen Frauen fragend an. "Oder sowohl die Geister wie auch die Skelette hier irgendwie erlösen..." murmelte Redsonja. "Aber wie?" - "Vielleicht nützt es was, wenn wir die sterblichen Überreste dieses Ansdingsbums bestatten?" schlug Renya vor. "Ich hoffe bloss, dass wir nicht seinen Kopf brauchen. Wenn sie den hier irgendwo ins Meer geworfen haben, könnte der wer weiss wo sein, vielleicht auch an den Felsen zerschellt..."

blutfeuer
14.08.2007, 17:44
"nee, so funktioniert das nicht. es gibt doch ganz klassische regeln für solche fälle. kennt man doch aus geistergeschichten. der kopf gehört zum körper. der arme kerl wird so lange ohne kopf spuken und alle verrückt machen, bis er seinen kopf zurück hat.

nur finden müssen wir ihn. habt ihr gehört was ich vorgelesen habe? es gibt ein schiff. gut versteckt. dort werden wir ihn finden. allerdings werden wir wohl kaum einen von den klappermännern dazu bringen, uns den weg zum kopf zu zeigen.

ich hab so das gefühl, dass die skelette hier nicht aus der höhle können, bevor wir dem anderen burschen nicht seine letzte ruhe gegeben haben."

zu den skeletten gewandt:

"ok, wir werden tun, was wir können. euren kameraden haben wir schon gefunden. aber wo habt ihr- in innos namen - den kopf hingeschmissen? und vor allem - warum sollten wir euch helfen? das ist mit sicherheit beschwerlich und bringt nur probleme."

wie auf kommando streckten alle armen seelen ihre arme in richtung truhe. das war also geklärt. sie konnten den schatz mitnehmen und dafür konnten die armen wichte endlich in innos große armee eintauchen.

"wir müssen uns beraten. ist das ok?"

Renya
14.08.2007, 18:10
Wir müssen uns beraten. Ist das ok? Was bitteschön war dass denn für eine Beratung? Aber was solls... dachte sich Renya innerlich grinsend. Viel zu beraten gabs ja sowieso nicht. "Also, so wie ich das sehe, haben wir zwei Möglichkeiten, an den Schatz zu kommen. Erstens, wir erlösen diese ehemaligen Piraten, Schmuggler und so weiter und kriegen den Schatz als Belohnung. Zweitens, wir kämpfen gegen diese Untoten hier..." Renya deutete auf die lebendigen Skelette "...und nehmen den Schatz so in Besitz. Allerdings besteht so die Gefahr, dass wir dann auch von Geistern heimgesucht werden."
Sie sah ihre zwei Gefährtinnen einen Moment an, beide nickten, auf diese zwei Varianten waren sie zumindest auch gekommen. "Schlussendlich gefällt mir eigentlich keiner der beiden Wege, ich hab momentan ja wie es scheint schon mehr als genug Probleme mit mir selbst oder dem Geist eines toten Panthers, noch mehr Geister kann ich nicht gebrauchen. Die Suche nach dem Schädel könnte sich aber ziemlich in die Länge ziehen... hört sich aber schlussendlich immer noch vernünftiger an. Wie auch immer, ich geh jedenfalls nicht ohne den Schatz, jetzt, wo wir ihn schon gefunden haben und es ihn wirklich gibt." Die junge Südländerin verschränkte die Arme vor der Brust, damit hatte sie ihren Standpunkt wohl klar gemacht.
Sie wusste, dass zumindest Redsonja nicht so versessen auf Gold und Edelsteine war wie sie selbst. Aber auch die rothaarige Kriegerin konnte eine solche Möglichkeit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Zumindest konnte sich das Renya einfach nicht vorstellen. Waffen und Rüstungen und all das kostete ja auch Gold. Momentan war ihre Freundin zwar noch exzellent ausgestattet, aber sie hatten ja gesehen, wie schnell was passieren konnte. Es war wirklich nur Glück und den magischen Fähigkeiten Blutfeuers zu verdanken, dass sie die meisten Ausrüstungsgegenstände bei ihrem Schiffbruch hatten retten können. Vielleicht hätten sie beim nächsten Mal nicht so viel Glück und mussten sich neu ausrüsten. Diesen Punkt sah sicher auch Redsonja. Wie Blutfeuer zu dem Schatz stand, konnte die schwarzhaarige Räuberin schlecht einschätzen. Irgendwie wusste man bei Blutfeuer nie genau, was als nächstes kommen würde.

blutfeuer
14.08.2007, 18:20
blutfeuer grinste

"ich hab schon so unendlich viele schätze geplündert und es ist immer gut gegangen, dann werd ich mir den auch nicht entgehen lassen. schlimmer als einen drachenschatz zu klauen kanns ja wohl auch nicht sein. und den drachenhort haben wir zu zweit geplündert. andererseits - irgendwie tun mir die traurigen gestalten hier auch leid. ich hab schon sehr nette piraten kennen gelernt. und jeden fehler muss man auch irgendwann verzeihen. also lasst uns die armen seelen befreien. allerdings sollen sie uns noch nen anhaltspunkt liefern, wo das schiff liegt und der schädel.

he, mieze, übernimmst du das? ich seh mich derweil mal hier in der höhle um. nicht dass wir was übersehen."

Renya
14.08.2007, 18:44
Mieze?! Tatsächlich zeigte Renya auf diese Anrede ihre Zähne und ein leises Grollen, dem Knurren eines sprungbereiten Panthers nicht unähnlich, entrang sich ihrer Kehle. Was erlaubte sich diese Blutfeuer eigentlich? Aber bevor Renya in irgend einer Weise darauf reagieren konnte, war erstens Blutfeuer schon ausser Reichweite und besah sich die Wände genauer und zweitens kritzelte das Skelett mit seinem Knochenfinger tatsächlich nochmal etwas auf den Boden. Vielleicht verstanden diese Dinger wirklich, was die Menschen sagten. War eigentlich gar nicht so unmöglich, immerhin hatten Redsonjas Geister-Eltern und -Geschwister richtig normal mit ihnen kommuniziert, als würden sie noch immer leben. Einmal von einigen kryptischen Andeutungen abgesehen, aber das gehörte wohl dazu, wenn man tot war.
Jedenfalls betrachteten Renya und Redsonja die noch einmal erweiterte Skizze auf dem staubigen Boden. Da war das Skelett ohne Kopf, der Weg zum Turm, der Turm selbst und jetzt führte ein weiterer Weg vom Turm weg, es schien Renya so, als würde sich der Pfad halb um den Hügel winden. Wahrscheinlich ging es dort zu den Klippen, von denen die Piraten den abgetrennten Kopf geworfen hatten. Und vielleicht war am Fusse dieser Klippen auch irgendwo dieses Boot versteckt. Hoffentlich fanden sie es und hoffentlich war es auch noch seetauglich. Wenn sie die Untoten tatsächlich erlösen und so den Schatz erbeuten konnten, dann mussten sie die Truhe auch irgendwie von der Insel schaffen können. Ohne Schatz konnten sie im schlimmsten Fall auch einfach einen Baumstamm oder ein grösseres Stück Holz ins Meer werfen, sich daran festklammern und damit ans Festland paddeln. Es wäre zwar äusserst mühsam und vielleicht auch nicht ganz ungefährlich, aber so weit entfernt lag die Küste Varants ja nicht, es wäre schaffbar. Mit der Schatzkiste brauchten sie aber wirklich einen schwimmenden Untersatz, der einiges aushalten würde.
Jedenfalls schien durch die Skizze des Skeletts ihr nächstes Ziel erst einmal festgelegt. Auch Blutfeuer kam zum selben Schluss, als sie sich schliesslich die Kritzelei noch kurz anschaute. "In dem Fall sollten wir uns wohl am besten gleich mal auf den Weg machen. Wenn wir hier bleiben, kommen wir ja doch zu nix..." Renya stand auf, wischte sich die Hände an der Hose ab und begann dann, den Gang zurück Richtung Ausgang zu gehen. Dabei musste sie nahe an den untoten Knochenmännern vorbei, doch ausser, dass ihre ewig grinsenden Schädel mit den leeren Augenhöhlen ihr folgten, taten sie nichts weiter.
Als die schwarzhaarige Frau aus dem unterirdischen Gang und Blutfeuers magischem Licht wieder ans Tageslicht kam, durchzuckte sie ein Gedanke. Was, wenn diese Skelette, ihre Geschichte und all das nur ein Schutzmechanismus für den Schatz waren? Keine sofort tödliche Falle, sondern eine viel raffiniertere... Renya behielt diesen Gedanken erst einmal für sich. Vielleicht fanden sie ja wirklich ein verstecktes Boot und diesen Schädel. Aber sie würde die Idee im Kopf behalten, nur für alle Fälle.

blutfeuer
15.08.2007, 13:25
sie hatten wieder in ihrem alten provisorischen lager im verfallenen turm geschlafen. zwischen die knochenmänner wollten sie sich denn doch nicht legen. die wirkten zwar freundlich und man konnte einfach nicht an gefahr in ihrem beisein denken, aber vorsicht war die mutter der porzellankiste. außerdem war ihr geheule und gestöhne irgendwie wenig schlaffördernd.

am frühen morgen waren sie aufgebrochen. redsonja hatte die skizze der piraten nachgezeichnet und so konnten sie sich im gelände orientieren.

als sie an dem enthaupteten vorbei kamen, schüttelte sich die katzenfrau und meinte, dass man den dann ja wohl auch zu den anderen schaffen müßte. allein der gedanke daran, die knochen in einen sack zu tun und zum turm hochzuschleppen schien kaum durchführbar.

"lass uns das entscheiden, wenn wir den schädel haben. erst mal suchen wir das schiff und tauchen nach dem schädel. wozu sich mit den knochen belasten, wenn wir möglicherweise den schädel gar nicht finden."

irgendwann später hatten sie dann wieder die küste erreicht.

"wie nun weiter?"

Redsonja
15.08.2007, 17:30
Redsonja hatte einen Blick auf ihre nachgezeichnete Skizze geworfen und meinte dann: "Naja, das Boot oder Schiff selbst hat der Knochenmann nicht eingezeichnet. Aber wir nehmen ja an, dass der Weg uns zum Versteck des Schiffes führt. Demnach müssten wir jetzt..." Die rothaarige Kriegerin blickte einen Moment auf die Karte, sah sich die Umgebung an, drehte das Pergament ein wenig, schaute nochmals dem Verlauf der Küste nach und fuhr dann fort: "Etwas schwierig, aber ich glaube, wir müssen da lang."
Sie zeigte mit der ausgestreckten Hand den schmalen Streifen Sandstrand entlang, an dessen einen Seite sich das weite Meer erstreckte und auf der anderen steil die Felsenklippen zum Hügel hinaufwuchsen. Wenn man sich hier befand, konnte man sich kaum vorstellen, dass der grösste Teil der Insel von dichtem Urwald überwuchert war, denn hier gab es höchstens ein paar krüppelige Sträucher, die sich an die steile Felswand klammerten.
"Hm, da hinten könnte eine kleine Bucht liegen, es sieht beinahe so aus, als würden die Klippen etwas landeinwärts zurückweichen..." sprach Renya, die mit ihrer Hand ihre Augen vor der Sonne schützte und in die angedeutete Richtung blickte. "Dann lasst uns weitergehen und hoffen, dass wir dort das Boot finden."

Renya
15.08.2007, 18:37
Während die drei Frauen über den Sand liefen, zog sich das Wasser langsam zurück und verbreiterte den Strand. Anscheinend herrschte gerade Ebbe. Lieber Ebbe als Flut, wenn wir Pech hätten, wär bei Flut gar nichts von diesem Strand zu sehen und das Wasser würde direkt gegen die Klippen branden... überlegte sich Renya.
Als sie nach diesen Gedanken die Felsen etwas musterte, glaubte sie tatsächlich Spuren des Wassers zu sehen, die in jahrhunderte oder jahrtausende langer Arbeit aus dem Stein geschliffen worden waren. Allerdings war sich die junge Südländerin nicht sicher, ob wirklich zweimal pro Tag das Wasser so hoch stand und gegen die Klippen schlug oder ob diese Spuren vielleicht auch von den hohen Wellen bei Stürmen herrührten.
Renya zuckte mit den Achseln und lief weiter über den Sand. Jetzt herrschte ja noch Ebbe, also hatten sie mindestens einige Stunden Zeit. Wenn sie das Schiff tatsächlich finden würden, wäre es sowieso egal, denn dann könnten sie ja auch einfach darauf die Flut abwarten oder vielleicht sogar auslaufen und an anderer Stelle wieder landen, wo sie den Schatz einfacher aufs Boot transportieren konnten. Wenn sie denn diesen ollen Schädel fanden.
Nach einiger Zeit war zu erkennen, dass die Klippen wirklich etwas zurückgingen und das Wasser in eine kleine Bucht strömte. Als sie dann sozusagen die Ecke der Klippen erreichten, konnten sie einen Blick in die Bucht werfen. Beiderseits führte der Sandstrand noch etwas weiter, doch dann wuchsen wieder Pflanzen, und zwar in solcher Anzahl und Dichte, dass es kaum ein Durchkommen gab, um weiter in die Bucht vordringen zu können.
"Na toll, was jetzt? Müssen wir in die Bucht schwimmen um zu sehen, ob da was interessantes zu finden ist?" seufzte Renya wenig begeistert. Sie besah sich noch einmal das dichte Unterholz und das sanft wogende Wasser. Plötzlich erklang Blutfeuers Stimme. "Lasst mich mal machen. Renya, du solltest mir gut zuschauen und dich konzentrieren. Vielleicht kannst du etwas fühlen..." Dann trat die junge Frau zu den Pflanzen hin und began, diese mit ihrem Willen dazu zu bringen, einen Weg für die Menschen freizumachen.
Renya war die Sache nicht ganz geheuer. Als Blutfeuer während den vergangenen und gegenwärtigen Abenteuern einfach so zauberte, wars ja ganz praktisch. Aber jetzt, wo sie und Redsonja behaupteten, dass auch Renya über solche Kräfte verfügte - oder sich zumindest in einen Panther verwandeln konnte - und anscheinend auch der Ansicht waren, dass sie diese Kräfte zu steuern lernen sollte, war die schwarzhaarige Südländerin alles andere als glücklich. Sie hatte nicht um diese Kräfte gebeten, wenn sie sie denn auch wirklich besass...
Trotzdem tat Renya wie geheissen. Sie betrachtete Blutfeuer und beobachtete die verschiedenen Pflanzen, wie sich diese langsamer und schneller, je nach Pflanzenart, bewegten und so einen schmalen Pfad durchs Unterholz freilegten. Schliesslich schloss die junge Frau die Augen. Sie hörte das Meer rauschen und das Rascheln der sich bewegenden Pflanzen.
Plötzlich vermeinte sie, ein Prickeln auf ihrer Haut zu spüren. Sie schlug die Augen auf und sah wieder auf die Pflanzen. Es war schon ein schönes Stück Pfad frei und Blutfeuer war ein paar Schritte in den Schatten der Bäume gegangen. Auf Renyas Armen stellten sich die Häärchen auf und die junge Frau hatte das Gefühl, als könne sie eine Spannung in der Luft wahrnehmen, so wie wenn an einem heissen Sommertag ein Gewitter kurz bevorstand, nur irgendwie anders. Ist das Magie, die ich da spüre...?

blutfeuer
16.08.2007, 14:18
"heb einfach die ranke hoch. ich bin sicher, du schaffst das. denk mal an meine bewegungen, als ich die verformte kokosnuss geöffnet habe. nimm deine arme zu hilfe. das hilft auf jeden fall, dich zu konzentrieren. stell dir vor, deine arme wären der keil, der die pflanzen auseinanderzwingt. du kannst di pflanzen bitten, auch befehlen. ich bin sicher, du wirst den widerstand spüren. die pflanzen machen das ja nicht zum spaß."

blutfeuer trat hinter die frau und fasste ihre arme an. dann hob sie sie und versuchte, ihre kraft auf renya zu übertragen. und irgendwas gelang auch. die frau schob die lianen und äste auseinander. die pflanzen folgten ihr zwar widerstrebend, aber immerhin. da blutfeuer ihr von ihrer kraft mitteilte, hatte renya es etwas leichter. blutfeuer hoffte auch, dass renya ein bisschen von der wirkungsweise der magie mitbekam. das verbiegen von pflanzen war immerhin noch die leichteste übung.

und es wirkte. immer kraftvoller wurde der magische strom, mit dem renya die pflanzen zwang. war zuerst nur ein finster zusammengekniffenes gesicht zu sehn, wurde renya zunehmend lockerer und irgendwann ging es ganz leicht. im maße, wie die kraft zunahm, konnte die frisch erweckte pflanzenbändigerin auch lächeln und wenig später schien es ihr sogar spaß zu machen.

unmerklich hatten die frauen sich vorwärtsgekämpft und plötzlich jubelte redsonja auf. hier wäre was, und was hier wäre, wär eindeutig ein schiff.

jetzt griff auch blutfeuer wieder ein und in kurzer zeit hatten sie das boot von den pflanzen befreit, die es gänzlich verborgen hatten. vor ihnen lag eine sehr schmale bucht, deren hohe luftfeuchtigkeit zu dem üppigen pflanzenwachstum beigetragen hatte. die kleine bucht war vom meer völlig abgeschnitten. eine flache landbrücke trennte die bucht vom meer, so dass das boot zwar im wasser lag, aber keine verbindung zum meer hatte.

"ich bin gespannt, wie wir das boot hier heraus bekommen wollen. ne normale flut reicht da sicher nicht aus. wir brauchen mindestens zwei meter mehr wasser, damit das schiff über die sandbank kommt."

redsonja war da wesentlich optimistischer und war sich sicher, dass sie morgen wohl aufs meer hinausfahren könnten. mit dem schatz natürlich.

"du hast ja vorstellungen. erst mal brauchen wir den schädel und dann müssen wir den schatz auch noch hierher bekommen. ich seh uns noch nicht am ziel."

renya hatte inzwischen das boot erklettert und untersuchte sachkundig den zustand. es schien auch alles in ordnung zu sein. das ruder ließ sich bewegen und sogar segel waren noch dran, obwohl blutfeuer sich nicht sicher war, dass man die noch aufziehen konnte. sie sahen nicht mehr so gut aus. aber eigentlich war es egal. hauptsache das bott schwamm und man konnte es lenken. irgendwie würde sich schon ne lösung finden. es würden sicher auch ein paar paddel aufzutreiben sein. im unterdeck waren auf jeden fall klappen dafür da.

redsonja war auch schon im schiffsbauch verschwunden und kam nach kurzer zeit wieder raus. es war also alles in ordnung. sie würden das schiff benutzen können.

"na dann, jetzt gilt es auf dem meeresgrund weiter zu suchen."

blutfeuer hatte schon die sachen ausgezogen und sie überlegten gemeinsam, wo sie beginnen sollten.

"ich würde diese kleine bucht durchsuchen. ich kann mr gut vorstellen, dass der schädel hier irgendwo in der nähe liegt."

auch die andren beiden entledigten sich ihrer kleider und dann begannen sie, den meeresboden zu untersuchen.

leider war die kleine bucht sehr dunkel und man konnte unter wasser kaum etwas sehen. nach einer weile war es blutfeuer leid und sie trat ans offene meer.

"he renya, hilf mir mal. wir versuchen mal, delphine zu locken. sie können uns helfen und sie überwinden auch die schmale sandbank. immerhin können sie super springen."

beide frauen stellten sich also ans meer und wenn sie einer gesehen hätte, dann wär er sicher sehr verwundert über die seltsamen bewegungen der frauen und die komischen laute, die blutfeuer rief.

aber einige zeit später rauschte das meer und ein paar fröhliche delphine zeigten sich an der meeresoberfläche. renya schien ein bisschen ratlos, hatte sie doch nicht das gefühl gehabt, dass sie zum erscheinen der geschmeidigen meeresbewohner irgendwas beigetragen hatte.

auf irgendeine weise kommunizierte die amazone mit den flinken gesellen und nach kurzer verständigung sprangen die einen über die sandbank in die bucht und die anderen begannen an der küste entlangzuschwimmen.

"jetzt müssen wir warten."

die frauen kleideten sich wieder an und immer zwei von ihnen befreiten das schiff von allen gewächsen. die andere beobachtete die delphine.

irgendwann rief renya ganz aufgeregt nach blutfeuer. die stürzte aus dem inneren des bootes nach draußen und wirklich - die delphine brachten etwas angeschleppt, dass schon von weitem wie ein schädel aussah.

"wir haben ihn. ist das toll. "

natürlich wussten sie nicht, ob es der richtige schädel war. vielleicht war das ja auch gar nicht so schlimm.

"wir nehmen den jetzt, ist doch völlig egal, wem der schädel gehört. meint ihr im erst, man kann das unterscheiden?"

die frauen nahmen den delphinen die beute ab und verstauten sie in einem der säcke, die sie im laderaum des schiffes gefunden hatten.

"na dann, jetzt müssen wir noch das skelett einsammeln."

Renya
16.08.2007, 18:20
Die drei Frauen hatten schliesslich den Rückweg zum verfallenen Turm mit seinen untoten Skeletten und dem versteckten Schatz angetreten. Blutfeuer hatte die fröhlich schnatternden Delphine verabschiedet, während Renya etwas befangen daneben gestanden hatte. Redsonja hatte sich ganz im Hintergrund gehalten. Es war ihr deutlich anzumerken, dass sie von dem ganzen Magiezeugs nicht allzu angetan war, auch wenn es ihnen mittlerweile schon einige Male geholfen und sogar das Leben gerettet hatte.
Renya hoffte nur, dass die Freundschaft zu der rothaarigen Kriegerin nicht darunter leiden würde, da sie jetzt ja auch über magische Fähigkeiten verfügte. Denn mittlerweile war klar, dass es wirklich so war. Durch Blutfeuers Hilfe hatte die schwarzhaarige Südländerin die Pflanzen dazu gebracht, sich zu bewegen. Und es war nicht so gewesen, dass Renya es zwar versucht und nichts zustande gebracht hatte, während eigentlich Blutfeuer zauberte, sondern sie hatte es selbst gespürt, wie irgend eine Kraft sie durchströmte, auf die Pflanzen über ging und diese langsam, widerstrebend der fremden Macht gehorchten. Renya hatte nie um magische Kräfte gebeten und war auch nicht glücklich gewesen, als die anderen beiden Frauen ihr genau dies unterstellt hatten, doch wenn sie von Blutfeuer lernen und ihre eigenen Zauber weben konnte, dann wäre es tatsächlich gar nicht so unpraktisch.
Während Renya sich all dies durch den Kopf gehen liess, erklommen die drei Frauen wieder den Hügel, liefen am zerfallenen Turm vorbei und suchten schliesslich das enthauptete Skelett. Tatsächlich waren die Knochen schnell gefunden, lagen sie ja direkt neben dem Pfad, und dann machten sie sich daran, die sterblichen Überreste zum Schädel in den Sack zu packen.
Als die letzten Knochen hineinklapperten, fragte sich die junge Südländerin nochmals, ob sie wirklich den richtigen Schädel gefunden hatten. Blutfeuer meinte ja, dass es kaum eine Rolle spielen würde und sowieso kein Mensch sagen konnte, ob es der richtige oder ein falscher Schädel war. Ein Mensch kann es vielleicht nicht, aber was ist mit dem Geist des Mannes, dessen Schädel es sein sollte...? Schlussendlich brachte es allerdings nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Entweder war es der richtige Schädel und sie konnten mit dem Schatz abreisen oder sie mussten noch einmal suchen.
Wieder bei der Ruine des Turmes, vor dem dunkel gähnenden Tunneleingang, liess Blutfeuer erneut magisches Licht ins Dunkel strömen und dieses Mal schien es Renya beinahe, als könne sie ein bisschen von dem erahnen, was und wie die andere Frau es tat. Dann kletterten sie in den Gang und kehrten in den Raum mit der wartenden Schatztruhe zurück. Auch die lebendigen Skelette warteten. Der Beutel mit den Knochen und hoffentlich dem Schädel des Enthaupteten klapperte auf den Boden und es stellte sich die Frage: "Und was müssen wir jetzt tun, den Typen ordentlich begraben?"

Redsonja
16.08.2007, 20:43
Redsonja zuckte die Schultern. Sie wirkte unnahbar, ihr Gesicht war ungewohnt verschlossen und ihre Augen suchten Zuflucht in der Dunkelheit. Sie fühlte sich unbehaglich und obwohl sie keine Angst verspürte, so trug sie doch eine düstere Vorahnung in sich.

Magie kann nicht gut sein.

Hallte es immer wieder durch ihren Kopf. Sie ertrug den Gedanken nicht, dass ausgerechnet Renya Magie ausüben sollte. War das eine weitere Strafe für sie? Dabei vergass sie selbst den Schatz, der zum greifen nahe schien. Was interessierten sie Gold und Edelsteine, meist war der Plunder viel zu prunkvoll. Sie mochte es schlicht und einfach.

Mit Gold lässt sich keine Heimat zurückkaufen.

Schoss es ihr plötzlich durch den Kopf, dann jedoch dachte sie an den schwarzen Drachen. Sie sah seine mächtigen Schwingen wieder vor sich, wie er „ihre“ Burg in Beschlag nahm und fragte sich, ob er wohl mit reichem Schmuck zu locken sei.

Oder ist Gier ein rein menschliches Attribut?

blutfeuer
17.08.2007, 16:14
die anderen gerippe ordneten sich zu einheiten, die zusammengehörten und kamen näher. einer aus der gruppe griff sich den schädel und die anderen bildeten einen kreis um das, was da wohl mal ein mensch war. dann knieten sie irgendwie nieder und begannen nun im takt zu stöhnen.

"das ist ja grauenvoll. ich hoffe mal, sie erwarten nicht, dass wir uns an der ganzen sache beteiligen?"

blutfeuer sah der zeremonie etwas angeekelt zu. die frage wurde aber gleich beantwortet, als nämlich die gebeine begannen, sich aufeinander zu zu bewegen. mit schleifenden geräuschen begann sich vor ihren augen ein skelett zusammenzufügen und als es fertig war, schien es zwar etwas wacklig, aber halbwegs intakt. es fehlten zwar an der einen oder anderen stelle ein paar rippen und knochen, aber es war eindeutig ein mensch, der möglicherweise auch als solcher zu identifizieren war.

"na bitte. so weit ist unser teil erfüllt, und nun zum schatz!"

renya machte einige zögernde schritte auf die truhe zu und die tote gemeinde schien keine sonderliche notiz von ihr zu nehmen. die klappermänner rotteten sich grad zu einem knäuel zusammen und hatten offenbar nur augen für ihren ausgestoßenen kollegen.

redsonja begann, die herumliegenden münzen aufzusammeln und allein die tatsache, dass die gerippe keinerlei notiz davon nahmen, schien ein gutes zeichen.

blutfeuer stand allerdings vor der truhe und überlegte, wie man die ganzen schätze raustransportieren konnte.

plötzlich drehten sich wie auf kommando alle gebeine zu ihnen um und die leeren augenhöhlen starrten sie vorwurfsvoll? an.

"he, wir hatten eine abmachung. der schatz gehört uns. immerhin war die aufgabe mit dem schädel nur unter lebensgefahr zu lösen."

die klappermänner schienen aber nicht viel notiz von der amazone und den anderen frauen zu nehmen. sie schoben sie einfach beiseite und umringten die truhe. dann packten sie sie und noch bevor blutfeuer einschreiten konnte, ja sogar, bevor sie wirklich wütend werden konnte, hatten die skelette das kostbare stück gepackt, auf ihre klapprigen schultern gehievt und schritten mit der ganzen pracht davon.

blutfeuer wollte grad gewaltig einschreiten, als redsonja sie zurückhielt. sie hielt den finger auf den mund und deutete auf die merkwürdige truppe. diese schritt jetzt mit dem schatz gen stollenausgang.

schritt für schritt trugen sie offenbar mühelos das schwere teil zur erdoberfläche. als sie oben angekommen waren, schritten sie majestätisch - so gut das eben ging mit einer truhe auf den knochigen schultern - den berg hinab.

"sie tragen uns das teil zum schiff. sieh doch mal."

renya war ganz aufgeregt.

"das gehört sich ja auch so. hoffen wir einfach, dass sie nicht auch noch mitkommen wollen. auf diese klapprigen stöhnenden matrosen kann ich gern verzichten."

die sonne war schon hinter dem bergkamm verschwunden und die gerippe kamen zügig voran. so schnell hatten die frauen kaum ihr lager abgebaut und rannten dann hinterher. immer näher kamen sie dem schiff. bis sie kurz vor dem erreichen der bucht eine schlucht zu druchschreiten hatten und da bahnte sich die sonne einen weg durch das dickicht und traf die trägerbande mit voller pracht. ein aufstöhnen war zu hören und dann zerrieselten die trockenen gesellen einfach. die truhe krachte auf den boden und rutschte noch ne weile weiter und die gebeine der untoten knochenmänner verwandelten sich in staub. eine leichte brise, die durch die schlucht herabfuhr, packte den staub, der zu staub wurde und trug die reste der piraten mit sich ins meer.

Renya
17.08.2007, 18:50
Überrascht starrte Renya auf den Punkt, an dem bis vor kurzem noch jede Menge tot-lebendige Knochenmänner über den Sand geschlurft waren und wo jetzt nur noch die Schatztruhe lag. In den Strahlen der Sonne flimmerten ein paar restliche Staubkörnchen, die vor einer Minute noch Knochen gewesen waren und untote Skelette gebildet hatten.
Die junge Frau hob eine Augenbraue, blickte noch einen Moment dem über das Meer davonwehenden Staub nach und meinte dann: "Ähm... und jetzt?" Sie setzte sich in Bewegung, überbrückte die Strecke zur fallengelassenen Truhe mit dem Schatz und kniete dann neben der Truhe nieder. Die Scharniere klappten durch eine rasche Bewegung auf und Renya stemmte den Deckel hoch. "Das Gold ist noch da!" Sie hatte schon befürchtet, dass der Inhalt der Truhe sich mit den Knochenmännern zusammen verflüchtigt hatte.
Redsonja trat ebenfalls an die Truhe, blickte aber übers Meer. "Meint ihr, das wars? Dass sie jetzt ihren Frieden gefunden haben?" Renya riss sich für einen Moment vom Anblick der kostbaren Schätze in der Truhe los und sah zur rothaarigen Kriegerin auf. Ob sie an ihre eigene Familie denkt, der es ähnlich geht wie diesen untoten Piraten...? Immerhin waren Redsonjas Eltern und Geschwister Geister, die in der Ruine ihrer Burg hausten und einem Drachen dienten. Suchte ihre Freundin vielleicht nach einem Weg, sie von diesem Dasein zu erlösen?
"Auf jeden Fall scheint es so, als müssten wir die Truhe jetzt selbst tragen..." murmelte die schwarzhaarige Renya wenig begeistert. "Oder..." sie stand auf, beschattete mit der Linken ihre Augen und musterte den Strand und die Brandung "...wir lassen die Truhe hier, holen das Schiff und laden den Schatz direkt hier aufs Schiff." Dass ausgerechnet während der Zeit, in der sie zum Boot liefen, dieses klar fürs Meer machten und dann hierher zurücksegelten, jemand vorbeikommen und den Schatz einpacken würde, war eher unwahrscheinlich. Allerdings bestand ein gewisses Risiko mit dem Schiff. Renya wusste nicht, wie wendig es war und das Segel war auch nicht mehr im besten Zustand, vielleicht würden sie in eine völlig falsche Richtung abtreiben, ohne etwas dagegen tun zu können. Andererseits war die Truhe ziemlich schwer und sie würden sich ewig damit abmühen, sie zum Schiff zu schaffen. Die junge Räuberin teilte ihre Zweifel den anderen zwei Frauen mit und wartete dann auf ihre Meinungen. Redsonja schien mit ihren Gedanken aber immer noch irgendwie woanders zu sein. Und ob die Skelette jetzt wirklich sozusagen ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten, war auch noch nicht wirklich klar.

blutfeuer
17.08.2007, 20:12
"naja, eigentlich kann es uns ja egal sein, ob sie ihre ruhe gefunden haben oder mit den winden heulen. sie sind weg und wir haben den schatz. das wars doch, was wir wollten - oder?"

blutfeuer sah sich prüfend um.

"ich glaub nicht, dass wir drei das schiff bei der starken brandung hier unten zum anliegen bekommen. wir machen höchstens das schiff kaputt. warum machen wir es nicht wie die piraten. wir nehmen uns so viel wir tragen können und verstecken den rest. hier liegen doch genügend felsbrocken rum, dass wir unsere truhe darunter begraben können. und die stelle finde ich sogar bei nacht und wenn ich blind würde. die komische felsformation ist nicht zu übersehen. und wenn man in der bucht ist, in der unser schiff jetzt liegt, muss man nur die eine felsnase übersteigen.

ich denk mal, jeder schnappt sich so viel, wie er tragen kann und wir kümmern uns lieber darum, wie wir hier weg kommen."

die beiden frauen stimmten nach längerer überlegung zu und jeder entnahm der truhe, was er gut fand. großen streit gab es nicht, denn die pretiosen interessierten keine der frauen wirklich. allen ging es nur um den erlös, den man damit erzielen konnte.

"guckt euch das an, das ist ein zepter. mag wohl einem könig gehört haben, der klunker oben dran sieht beachtlich aus. das will ich haben."

die anderen hatten nichts dagegen, fanden sich in der truhe doch noch mehr schmuckstücke von beachtlichem wert. blutfeuer entdeckte sogar eine fein bestickte satteldecke, die wohl einem königlichen pferd oder kamel gehört haben musste, denn es war mit feinen perlen bestickt und jede troddel an den seiten trug eine schwarze tränenförmige perle aus unbekanntem material.

"da sind wirklich schöne arbeiten dabei. mich wundert, dass der schatz nicht schatzsucher aus allen landesteilen angelockt hat. das ist erstaunlich, denn das ist ja nicht nur gold und so. das ist ein schatz eines klosters gewesen oder eines königs."

blutfeuer steckte mit dem oberkörper in der truhe und wühlte immer mehr heraus. wunderschöne waffen. krüge und schalen, diademe und rüstungsteile.

"männer, das ist der schatz, der uns bis ans lebensende ohne sorgen leben läßt."

Redsonja
17.08.2007, 21:26
"Männer? Wohl kaum... murmelte Redsonja, während sie Blutfeuer zusah, die wie verrückt in der Truhe wühlte. Alle möglichen Dinge flogen durch die Gegend, während sich die Amazone immer tiefer vorarbeitete. Dass die Piraten etwas grösseres geplündert hatten, wie Blutfeuer vermutete, musste fast stimmen. Nach allem, was sie über die Piraten wussten - was zugegebenermassen nicht grade viel war - waren es mehrere Dutzend Männer und vielleicht auch Frauen gewesen, die den Schatz hier auf der Insel verstecken wollten. Ein Teil wurde ja aus Habgier vom anderen Teil auf den Grund des Meeres geschickt, aber die Untoten, welche den überlebenden Teil ausgemacht hatten, waren schon zwischen zwei und drei Dutzend gewesen. Die Piraten hatten anscheinend auch über mindestens zwei Schiffe verfügt, das eine, dass sie versenkt hatten und das andere, das jetzt versteckt in der Bucht wartete.
Eine solche Gruppe konnte wirklich ein Kloster plündern. Oder vielleicht hatten sie eine Galeere gekapert, die wichtige Persönlichkeiten an Bord gehabt hatte. Dass keine Schatzsucher bis zu dieser Insel gekommen waren, war eigentlich nicht bewiesen. Vielleicht gab es tatsächlich schon andere, die auf der Suche nach dem Plündergut waren. Redsonja erinnerte sich an die Nacht und die Umstände, als sie in Besitz der Karte gelangt waren, die sie auf die Spur des Schatzes gebracht hatten. Mindestens ein Mann war in jener Nacht gestorben, wie es den anderen Fremden ergangen war, wusste sie nicht. Aber diese Männer hatten bestimmt auch etwas über den Schatz gewusst.
Andererseits waren die Piraten ja alle umgekommen, versenkt, verschüttet, wahnsinnig... Niemand konnte vom Versteck des Schatzes berichten, vielleicht glaubten die Bestohlenen, dass die Piraten und ihre Beute Schiffbruch erlitten hatten und auf dem Grund des Meeres lagen, wo man sowieso nicht mehr an die Schätze gelangen konnte. Aber wie war dann die Karte zustande gekommen?
In diesem Moment blitzte ein weiterer Gegenstand auf, den Blutfeuer aus der Truhe beförderte. Redsonja hielt in ihren Überlegungen inne und schaute zu, wie das Ding in den Sand fiel. Sie hielt es zuerst für einen Dolch, doch als sie schliesslich niederkniete und die vermeintliche Waffe in die Hand nahm, erkannte sie, dass es ein Brieföffner war. Ein goldener Brieföffner. Er war aber so spitz und auch geschliffen, dass man damit durchaus wie mit einem Dolch einen Menschen töten konnte.
"Was meint ihr, passt dieses Armband zu mir?" erklang Renyas Stimme. Redsonja blickte zu ihrer Freundin, die sich ein silbernes Armband um den Oberarm geklemmt hatte. "Das Armband ist zwar schön, aber ich finde, Silber passt nicht zu dir." Die rothaarige Kriegerin erhob sich wieder und steckte dabei den Brieföffner ein. "Wollen wir dann weiter? Wenn wir noch lange bleiben treibt die Ebbe das Wasser zu weit aus der Bucht raus und wir müssen mit dem Ablegen auf die nächste Flut warten..."

Renya
17.08.2007, 21:54
Renya nahm das Armband wieder ab, dass sie anprobiert hatte. Es gab so vieles, sie wusste überhaupt nicht, was sie für sich nehmen sollte. Aber eigentlich war sie sowieso nie mit Schmuck herumgelaufen. Natürlich lag das auch zu einem grossen Teil daran, dass sie keinen besass, aber es war auch nicht grade allzu klug, reichbeschmückt umherzustolzieren, wenn man mit Räuberbanden durch die Länder zog.
Nach kurzem Überlegen entschied Renya, dass sie jetzt nicht nach etwas suchen würde, das ihr speziell gut gefiel. Vielmehr wollte sie ihre Taschen füllen und das meiste dann auf dem Festland zu Geld machen oder gegen ein paar Dinge tauschen, die sie brauchen konnte. Kurzentschlossen gab sie noch bekannt, als Redsonja langsam zu Schiff wollte: "Ich lasse eines meiner beiden Schwerter hier. Ich kann ja sowieso nur mit einem kämpfen und so kann ich noch etwas mehr vom Schatz einpacken." Gesagt, getan, sie schnallte eines der zwei Kurzschwerter los und legte es zur Truhe, dann griff sie noch einmal nach dem Schatz und packte eine Handvoll Münzen und ein paar Ringe in ihren Beutel.
Schliesslich hatte jede der drei Frauen genug vom Schatz eingepackt, so dass sie nun die Truhe versteckten, wie sie es geplant hatten. "Bis zum nächsten Mal, bleib schön da..." winkte die schwarzhaarige Südländerin der versteckten Truhe nach, dann eilte sie an Redsonjas Seite, die bereits über den Sand in Richtung des verborgenen Schiffes davonschritt.
Einige Zeit später hatten sie das Schiff erreicht, dieses Mal mussten Blutfeuer und Renya keinen Pfad durchs Unterholz zaubern, denn der alte bestand noch immer. Sie verstauten ihre wenigen - nichtsdestotrotz dank dem Schatz äusserst wertvollen - Habseligkeiten sicher unter Deck und machten dann das Schiff klar zur Fahrt. "Jetzt haben wir nur noch ein Problem: Wie kommen wir über die Sandbank und aufs offene Meer hinaus?" Renya stand am Bug und lugte über die Reling. Dann wandte sie sich an Blutfeuer: "Meinst du, du könntest vielleicht irgendwelche Pflanzen dazu bringen, die Sandbank zu teilen? So dass eine Fahrrinne für uns entsteht... Oder hat wer ne andere Lösung?"

blutfeuer
17.08.2007, 22:13
"nee, pflanzen werden uns da nicht weiter helfen. überleg doch mal, welches tier helfen könnte. ne andere möglichkeit seh ich eigentlich nicht. auf eine springflut zu warten, die uns ins meer zurückreißt, halte ich für sehr mühselig."

blutfeuer grinste zu redsonja hinüber. deren vorbehalte gegen magie waren ihr nicht entgangen.

"willst du buddeln gehn? oder adanos um eine sintflut bitten?" redsonja warf den kopf zurück und zeigte ihr einen vogel.

"komm her renya, wir versuchen es gemeinsam. alles, was unsere magie ausmacht, entsteht in deinem kopf. niemand kann tieren befehlen, aber du kannst sie überlisten. dann kommst du doch zu deinem gewünschten ergebnis. bei delphinen ist es einfach, sie spielen einfach gern. auch ottern sind sehr gute magische ziele, die haben einen heidenspaß an spielen aller art. das nutzt uns hier aber nichts. was wir brauchen, ist was gewaltiges. etwas, was uns ziehen kann oder sonstwie helfen kann.

hast du schon mal eines der meeresungeheuer gesehn? oder einen wal? versuch doch mal so etwas großes herzulocken. vielleicht könnte ja so eine bestie so viel wasser gegen das schiff schleudern, dass es mit dem rückfluss zurück ins meer kommt. vielleicht kommen wir so frei. oder wir müssen alle langusten und muscheln dazu bringen, die sandbank zu durchwühlen bis das meer den sand wegspült.

ne andere möglichkeit wäre, viele vögel zu rufen, die das boot packen oder irgend so ein anderer schwachsinn. überleg einfach mal, ich werd das auch tun."

blutfeuer würde renya mal probieren lassen und derweil selbst mal ihr gehirn anstrengen. stinknormales buddeln schien ihr noch immer am erfolgversprechendsten. oder ...

es kam doch ein wasserfall den felsen hinab. der war zwar nicht grad groß, aber man konnte den fluss möglicherweise anstauen und dann mit einem schwapp die sperre lösen und dann könnte das wasser das schiff hinaustreiben?! irgendso eine möglichkeit musste es geben. die piraten waren doch nicht blöd. die hatten doch sicher irgendeine lösung für das problem gehabt.

Renya
17.08.2007, 22:38
Es war wirklich schade, dass sich die Skelette wortwörtlich in Staub aufgelöst hatten. Die hätten ohne Probleme die Sandbank abtragen können, erstens waren es ja eine ganze Menge und zweitens machte ihnen das Wasser kaum etwas aus, die waren ja schon nichts anderes mehr als Knochen. Die lebenden Piraten hätten wohl auch nicht so ein Problem mit der Sandbank gehabt, es war anzunehmen, dass es kräftige Männer gewesen waren, die hätten mit Schaufeln einfach eine Fahrrinne buddeln können. Aber für die drei Frauen stellte diese elende Sandbank eine wirkliche Schwierigkeit dar.
In Renyas Kopf schwirrten die unmöglichsten Ideen umher, wobei einige davon überhaupt nicht so unmöglich waren, wenn man bedachte, was Blutfeuer und zu einem kleinen Teil auch Renya selbst dank ihrer Magie anrichten konnte. Vielleicht konnten sie einen Riesenkraken rufen, der mit seinen Fangarmen das Schiff packte und über das Hindernis heben würde? Oder einen grossen Wal dazu bringen, dass er vor der Bucht aus dem Wasser sprang und sich auf den Rücken fallen liess. Das würde eine hübsche Flutwelle geben. Allerdings bestand die Gefahr, dass das Schiff gegen die Felsen geschleudert und im schlimmsten Fall daran zerschellen würde.
Bei diesem Gedanken wanderte Renyas Blick unwillkürlich zu den umgebenden Klippen. Nein, dort wollte sie ganz gewiss nicht hingeschleudert werden. Doch was war das? Hinten an der Bucht, wo sich das Gestein steil aus dem Wasser erhob, gab es etwa auf halber Höhe einen Felsvorsrpung. Eine neue Idee formte sich in Renyas Kopf.
"Seht ihr den grossen Felsen dort oben?" Die junge Südländerin deutete mit der Hand in die entsprechende Richtung und fragte weiter: "Und sind das da Kletterranken, die über die Felswand wuchern?" - "Ja, sieht ganz danach aus..." meinte Redsonja. Aufgeregt schilderte Renya darauf ihre Idee: "Könnten wir nicht den Felsen herunterstürtzen lassen, indem wir die Ranken durch die Ritzen im Gestein wachsen lassen, so dass der Felsen keinen Halt mehr hat?"
Redsonja musterte Renya ungläubig, dann sah sie wieder zum Felsen und plötzlich zeichnete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht ab. "Ich glaube, ich weiss, was du vorhast. Der Felsen soll natürlich nicht das Schiff treffen, sondern ins Wasser am Fuss der Klippen fallen und dadurch eine grosse Welle schaffen, die uns hinausspült..." Renya nickte freudig erregt. "Wir könnten natürlich auch tausende von Krebsen dazu bringen, das Schiff auf ihren Rücken zu tragen, aber ich glaube, die Sache mit dem Felsen wär einfacher. Auch wenn ein gewisses Risiko besteht. Wir könnten an der Wand entlangschrammen oder vielleicht sogar kentern, allerdings gibts auf dem offenen Meer ja oft hohe Wellen. Ich glaube, es müsste funktionieren."

blutfeuer
17.08.2007, 22:59
die idee war brillant. blutfeuer war sofort begeistert. zur befreiung des schiffes kam noch hinzu, dass ihre hoffnungsvolle schülerin - blutfeuer hatte sich eben zur lehrmeisterin gemacht - ihre neue magie erproben konnte.

"na dann los. zeig, was du drauf hast."

blutfeuer erklärte ihr noch mal, wie sie die kontrolle der magie erlebte.

"du musst selbst zur pflanze werden. schiebe dich in den stein und lass die wurzeln, zweige und lianen wachsen. gib ihnen deine kraft und lenke sie in die passende richtung."

die beiden frauen waren aus dem boot gestiegen und zu dem felsen hingelaufen. redsonja hielt sich im schiff bereit, dieses im bedarfsfall schnell und gekonnt mit der hoffentlich großen welle ins offene wasser zu befördern. sie hielt das ruder umklammert und warf immer wieder einen blick nach hinten auf den felsbrocken.

renya ging auf die eine seite des felsen und blutfeuer auf die andere. vorsichtig versuchte die amazone ihre magie mit der von renya in einklang zu bringen. es hätte wenig nutzen gemacht, wenn der fels auf einer seite abgebrochen wäre, wenn renya auf der anderen noch nicht so weit war. es klappte aber schon ganz gut. renya dirigierte mit den händen wurzeln der lorbeerbüsche, die am hang wuchsen. blutfeuer schickte lianen von den hohen bäumen in den stein und nach und nach trieben sie unendlich viele keile in den fels.

"jaaaaa, und jetzt!"

blutfeuer hob die hände und im gleichen moment tat es renya gleich. der gewaltige brocken kam ins kippen, der spalt vergrößerte sich, erste steine lösten sich und fielen ins wasser und dann krachte es ohrenbetäubend und der fels löste sich. unendlich langsam neigte er sich nach vorn um dann mit einem lauten knall vom felsen abzuspringen. das auftreffen auf der wasseroberfläche erzeugte einen riesigen wassertrichter, dessen wucht das schiff mit einem gewaltigen stoß über die sandbank beförderte. sogleich wurde es von den zurückfließenden wellen der brecher gefasst und aufs meer hinaus gezogen.

blutfeuer und renya kletterten unter gegenseitiger beteuerung ihrer bewunderung den hang hinunter und liefen zum strand. und da standen sie nun. redsonja allein mit dem großen schiff auf der anderen seite der brandung und des riffes und die beiden großartigen zauberinnen am strand und schon einiges vom schiff entfernt.

"und nun? können panther schwimmen?" grinste die amazone und watete ins tiefe wasser. dann tauchte sie in eine welle und tauchte wenig später als delphin wieder auf. sie sprang einige male hoch über die wasseroberfläche und knallte mit dem schwanz. kurze zeit später waren einige ihrer grauen kameraden zur stelle, packten die etwas hilflos da stehende renya und zogen sie durch einen durchschlupf zwischen den riffen hinaus ins offene meer

Renya
18.08.2007, 10:38
Renya hielt sich mit je einer Hand an einer Rückenflosse von zwei Delphinen fest und wurde so zwischen den Tieren durch das Wasser gezogen. Um sie herum flitzten immer wieder die schlanken Körper anderer Tiere vorbei. Eines davon war wahrscheinlich Blutfeuer, doch konnte man in dem aufgewühlten Wasser keinen Unterschied feststellen. Das Schiff und die wartende Redsonja kamen schnell näher.
Als sie nur noch wenige Meter von der hölzernen Bordwand trennten und die Delphine immer noch nicht langsamer wurden, sondern vielmehr zu tauchen begannen, liess Renya die Flossen los. Redsonja rief ihr zu: "Einen Moment!" Die rothaarige Kriegerin verschwand kurz ausser Sichtweite und tauchte dann wieder auf. Sie hatte sich ein Tau über die Schulter geworfen. "Ich zieh dich gleich raus."
Während Redsonja das Tau abzuwickeln began, paddelte Renya noch etwas näher zum Schiff. Plötzlich blitzte in ihrem Kopf ein Bild auf, wie sie selbst stocksteif im Wasser "stand". Die junge Frau erstarrte. Was war das? Hat Blutfeuer mir das gesandt, kann sie als Tier auf mentale Weise mit mir kommunizieren...? Im nächsten Augenblick vergass sie ihre Überlegungen, denn sie spürte, wie sie von unten an ihren Füssen gerammt wurde und im nächsten Moment schoss sie wie von einem Katapult geschleudert mit einem Aufschrei aus dem Wasser durch die Luft. Zwei Delphine klatschten etwas hinter und unter ihr zurück ins Wasser. Redsonja, die soeben das Tau über die Reling hatte werfen wollen, klappte der Mund auf, als die schwarzhaarige Südländerin Wasser verspritzend über die Reling und die rothaarige Kriegerin flog und dann mehr oder weniger sanft auf den Planken des Schiffes landete. Renya rollte sich ab und kam dann zitternd zum Liegen. Im nächsten Augenblick schoss ein weiterer Körper über die Reling und einer der Delphine landete auf dem Schiff. Dann konnten Redsonja und Renya wieder beobachten, wie aus dem Tier Blutfeuer wurde.
Das war vor mehreren Stunden gewesen. Nachdem sich Renya von der Überraschung erholt hatte, hatte sie trockene Kleider angezogen und Blutfeuer, die wieder nackt auf den Planken gelegen hatte, wurde in eine Decke gehüllt. Das Verwandeln kann ja mitunter ganz praktisch sein, aber man hat einen ziemlichen Verschleiss an Kleidungsstücken... hatte sich Renya überlegt. Wenn sie an die Beutestücke aus dem Schatz dachte, spielte das aber keine grosse Rolle. Sie konnten sich jetzt jede Menge Kleider leisten.
Danach hatten sie die Segel gesetzt und hatten den günstigen Wind genutzt, um Richtung Westen zu Segeln, wo sich mehr oder weniger weit entfernt die Küste Varants befinden musste. Blutfeuer hatte dabei wieder längere Zeit wie in einer Ohnmacht verbracht.
Renya sinnierte, während sie am Ruder stand, über die Magie nach, über die sie beide verfügten. Blutfeuer hatte erzählt, dass sie sich in Situationen grosser Gefahr verwandelte und es mit grossen Schmerzen verbunden war, gefolgt von eben jenem tiefen Erschöpfungszustand, in dem die junge Frau auch jetzt lag. Renya dagegen wusste immer noch nicht so recht, ob sie sich überhaupt verwandeln konnte. Ihre beiden Begleiterinnen hatten dies behauptet, aber sie konnte sich nicht wirklich daran erinnern, es war eher wie verworrene Träume. Jedenfalls schien sie sich zu verwandeln, wenn sie entspannt war und keine Kontrolle über ihren Körper hatte, eben wie beispielsweise im Schlaf. Sie spürte keine Schmerzen und fühlte sich auch nicht ausgelaugt. Aber bei beiden Frauen schien die Verwandlung eher unbewusst stattzufinden. Wobei, als wir vorhin zum Schiff mussten, da bestand keine Gefahr und Blutfeuer hat sich verwandelt...
Plötzlich steckte Blutfeuer, die unter Deck geschlafen hatte, ihren Kopf durch eine Luke. Dann schob sie ihren Körper aufs Deck und es zeigte sich, dass sie einen Stapel Pergamente in den Händen hielt. "Seht mal, was ich gefunden habe, das sind Karten. Vielleicht sollten wir unsere Schatzinsel auf einer davon markieren, wenn wir sie denn finden. Aber natürlich so, dass nicht grad jeder merkt, um was es geht." Redsonja trat hinzu und zusammen kamen sie zu Renya. "Lass mal sehen, was für Karten das sind..." meinte die rothaarige Kriegerin und schnappte sich ein Pergament. Auch Blutfeuer betrachtete eine der Karten. Renya linste von oben herab, sie musste weiter das Steuer halten und konnte ja sowieso nicht lesen, also würde sie kaum herausfinden können, was für Gebiete die Karten zeigten. "Hier, die hier zeigt Varant, hoffentlich ist unsere Insel auch drauf!" erklärte Redsonja, als sie eine weitere Karte angesehen hatte. Blutfeuer war ganz vertieft in ein anderes Pergament und murmelte: "Das ist ja interessant..." Ob sie jetzt Redsonjas Karte meinte oder etwas, das auf ihrer eigenen zu sehen war, konnte Renya nicht sagen. Aber als sie einen kurzen Blick nach vorne richtete, kümmerte es sie auch nicht weiter, denn am Horizont war eine schmale Linie über dem blauen Meer auszumachen. "Land in Sicht!"

Weiter gehts in Varant.