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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Graue Wölfe



Matteo
08.03.2007, 23:54
Ich habe heute in dem ARD-Magazin Polylux einen Beitrag über die "Grauen Wölfe" (http://de.wikipedia.org/wiki/Graue_W%C3%B6lfe) gesehen, der es geschafft hat, mich aus der Fassung zu bringen.
->Link zum Video (http://www.rbb-online.de/_/polylux/aktuell/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_5574909.html)

Was da abgeht finde ich schon verdammt heftig. Statt Integration bewusste Abschottung und Aufbauen eines extremen Nationalgefühls für ein Land, das man selbst fast gar nicht kennt.
Die Lebenseinstellung die dadurch bei jugendlichen Türken in Deutschland gefördert wird ist mehr als bedenklich.
Für solche Leute hab ich kein Verständnis mehr. Wer einerseits in Deutschland lebt und alle Vorzüge der deutschen Staatsbürgerschaft genießt, andererseits jegliche Anpassung verweigert und sich selbst aber als nationalistischen Türken sieht, hat hier einfach nichts verloren.
Was meint ihr dazu?

edit:
Dazu fällt mir auch auf, dass es auf youtube von türkischen Militärpropaganda Videos wimmelt. Unter dem Stichwort "Hersey Vatan Icin" ( heißt soweit ich weiß "Alles für das Vaterland") finden sich etliche davon.
Gibt es hier jemand, der türkisch spricht und mir evtl. etwas davon übersetzen könnte?

Saturn
09.03.2007, 01:14
Ich find das ganze zwar nicht positiv, aber sehe auch keinen Grund deswegen einen Aufstand anzuzetteln. Es war schon immer so, dass Einwanderer sich von den Einheimischen abgeschottet haben und versuchten ihre Kultur zu wahren. Und es gab schon immer Nationalisten welche das Wohl ihres Staates über alles andere stellten. Natürlich resultieren daraus Probleme, aber diese sind dann auch wieder selbstverschuldet. In dem Beitrag wurde ziemlich deutlich klar, dass viele Türken erst den 'Grauen Wölfen' beigetreten sind, weil sie nicht intigriert wurden. Die Popularität (obwohl man sich erstmal über Mitgliederzahlen informieren müsste um diese genauer zu spezifizieren) der 'Grauen Wölfe' reslutiert doch auch aus den Problemen, welche viele Türken in Deutschland unnötiger Weise haben. Sollte man schon im Kindergarten und in der Schule diskriminiert werden, weil man etwas anders aussieht, dann ist es nur verständlich, dass man sich einen 'Freundeskreis' sucht in welchem man so akzeptiert wird, wie man ist (auch wenn man dafür etwas radikalere Einstellungen annehmen muss). Und besonders der große Teil der Jugentlichen, welche dieser Organisation beiwohnt, wird später wieder 'zur Besinnung kommen'. In der Jugend entwickelt man einfach radikale Ansichten, welche sich dann mit zunehmender Erfahrung relativieren. Und besonders wenn man sieht wie sich den linke und vor allem rechte Szene der Deutschen in den letzten Jahren in Deutschland entwickelt (und in das Ausland 'exportiert' wird), dann sind die 'Grauen Wölfe' zwar eine unschöne Erscheinung, aber weder ein Haufen zukünftiger Terroristen noch das größte Problem, welches wir haben,...

Jean-Luc Picard
09.03.2007, 01:55
Was da abgeht finde ich schon verdammt heftig. Statt Integration bewusste Abschottung und Aufbauen eines extremen Nationalgefühls für ein Land, das man selbst fast gar nicht kennt.

Ich konnte das Video nicht sehen, aber wenn ich die Thematik richtig verstanden habe, dann sind die Grauen Wölfe doch in erster Linie eine türkische Organisation, die eben gewisse Ableger in Deutschland hat. Daher liegt es wohl auf der Hand, dass sie nichts mit irgendwelchen Integrationsabsichten am Hut haben, sondern in den Integrationsproblemen der deutschen Gesellschaft eine Möglichkeit zur Gewinnung neuer Mitglieder sehen.
Kurz gesagt, sie sind im Endeffekt gar nicht an irgendwelchen Gesellschaftsprozessen in Deutschland interessiert, sondern werben für eine Idee, die mit der deutschen Gesellschaft gar nichts zu tun hat.
Ich wundere mich daher nicht, dass eine solche Organisation den Integrationsgedanken boykottiert, ich frage mich allerdings wie es mit der rechtlichen Struktur dieser Organisation aussieht, mit der sie in Deutschland ihren Zielen nachgehen können?

Ultranationalismus empfinde ich immer als sehr problematisch, es hat etwas zutiefst destruktives, im Bezug auf ein sinnvolles Zusammenleben zwischen verschiedenen Nationen oder Völkern. Die Rede von irgendwelchen Großreichen, die sich von hier bis nach dort erstrecken sollen, steuern in meinen Augen stets auf Hass und Gewalt zu.
Wobei man im Fall der Grauen Wölfe die Vorstellung eines Großreiches vom Balkan bis nach China schon fast für derart lächerlich ansehen kann, dass es schwer fällt, die Gefahren einer solchen Organisation ernst zu nehmen, aber gefährlich sind sie scheinbar dennoch.



Dazu fällt mir auch auf, dass es auf youtube von türkischen Militärpropaganda Videos wimmelt. Unter dem Stichwort "Hersey Vatan Icin" ( heißt soweit ich weiß "Alles für das Vaterland") finden sich etliche davon.
Gibt es hier jemand, der türkisch spricht und mir evtl. etwas davon übersetzen könnte?

Ich kann es Dir zwar nicht übersetzen, aber egal um welche Inhalte es da geht, in der Türkei wird das ganze wohl erst mal nicht mehr zu erreichen sein. Diese Youtubekiste kann eben auch nach hinten los gehen. --> Klick (http://www.sueddeutsche.de/,ra11l1/computer/artikel/910/104806/):D

Matteo
09.03.2007, 11:27
Wobei man im Fall der Grauen Wölfe die Vorstellung eines Großreiches vom Balkan bis nach China schon fast für derart lächerlich ansehen kann, dass es schwer fällt, die Gefahren einer solchen Organisation ernst zu nehmen, aber gefährlich sind sie scheinbar dennoch.
Dito. Aber ebenso lächerlich ist die Vorstellung eines deutschen Großreiches. Die Vertreter dieser Idee sind uns - im Gegensatz zu den grauen Wölfen - allen bekannt und an jeder Ecke laufen Demonstrationen und Gegenveranstaltungen gegen sie, während eine ebenso schlimme nationalistische Organisation leise vor sich hin gedeiht...


ich frage mich allerdings wie es mit der rechtlichen Struktur dieser Organisation aussieht, mit der sie in Deutschland ihren Zielen nachgehen können?
Weiß ich leider auch nicht, zumindest wird diese Organisation aber vom Verfassungsschutz überwacht.
Hier (http://www.im.nrw.de/sch/doks/vs/tuerkischer_nationalismus.pdf) findest du einen Bericht des Verfassungsschutz Nordrhein Westfalens über die Grauen Wölfe. Darin ist u.a. von erheblicher Verbreitung klassischer antisemitischer Werke wie der türkischen Übersetzung von Hitlers "Mein Kampf" die Rede. Sehr bedenklich...

Lemimus
09.03.2007, 11:34
Das ist richtig. Liegt vor allem nur daran, dass die "Grauen Wölfe" nicht aus Deutschland stammen und man den Völkermord durch die Türken an den Armeniern nicht mit dem Holocaust gleich setzen darf.

Und ich hoffe, dass der Verfassungsschutz die "Grauen Wölfe" vielleicht doch so weit bringt, dass sie sich zumindest bei uns in Deutschland auflösen. Unsere "Dumm-Nationalisten" reichen uns vollkommen aus.

superseven
09.03.2007, 23:46
Wer sein Land ueber alles liebt, der wandert nicht aus...

Prince of Lies
10.03.2007, 09:48
gerade im Ausland entdecken viele ihre Liebe für ihr Heimat-/Ursprungsland, sei es aus einer verbrämten Nostalgie, Suche nach Identität oder aus einem Nichtzurechtkommen im neuen Land. Wenn ich mir überlege wie viele Deutsche in Russland ihr Deutschtum über Jahrzehnte wenn nicht sogar Jahrhunderte hochhielten ... sollten wir dass nicht auch kritisieren oder ist es etwas anderes wenn es um Deutsche geht?

gast13
10.03.2007, 17:14
gerade im Ausland entdecken viele ihre Liebe für ihr Heimat-/Ursprungsland, sei es aus einer verbrämten Nostalgie, Suche nach Identität oder aus einem Nichtzurechtkommen im neuen Land. Wenn ich mir überlege wie viele Deutsche in Russland ihr Deutschtum über Jahrzehnte wenn nicht sogar Jahrhunderte hochhielten ... sollten wir dass nicht auch kritisieren oder ist es etwas anderes wenn es um Deutsche geht?Theoretisch auf jeden Fall, persönlich wäre ich als Skeptiker des Nationalismus grundsätzlich dafür.
Aber:
Ist es denn wirklich so, dass das "Hochhalten des Deutschtums" seitens der Russlanddeutschen sich so äußerte wie bei den Grauen Wölfen, dass sie sich der russischen Kultur verweigerten und danach trachteten, in Russland deutsche Verhältnisse zu schaffen (was das heißen soll, weiß ich selber noch nicht ;))?

Soweit ich weiß, war das dann doch eine andere Sache. Sie haben etliche Traditionen bewahrt, nicht zuletzt und auch gegen den teilweise harschen Widerstand der Behörden "ihre" deutsche Sprache, aber trotzdem habe ich noch nie davon gehört, dass sie Russland ver- oder missachtet und sich gegen die russische Sprache gewehrt haben. Erleichternd kommt wohl hinzu, dass es keine nennenswerten Unterschiede bezüglich der Religion zwischen Russlanddeutschen und Russland...russen gab, so dass dieses Konfliktpotenzial wegfiel.
Dass dennoch nach dem Ende der Sowjetunion so viele Russlanddeutsche nach Deutschland "zurückgekehrt" sind, lag wohl vor allem an der nachvollziehbaren Situation, die einerseits aus einem kollabierten Wirtschaftssystem und andererseits aus Einreiseerleichterungen nach Deutschland bestand.

Wenn sich die besagten Grauen Wölfe also verhielten wie ehedem die Russlanddeutschen (oder so wie ich denke, dass die Letzteren sich verhalten haben), gäbe es wohl kein ernsthaftes Problem mit ihnen, es sei denn, man ist deutscher Nationalist. Im negativen Sinne des Wortes.
Dem ist aber ganz offensichtlich nicht so, weil diese Grauen Wölfe ganz offensichtlich auf Konfrontationskurs zur deutschen Gesellschaft stehen, nach ihren "eigenen" Gesetzen, auch wenn diese gegen die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland verstoßen, leben und handeln und generell Teile von Deutschland zu türkischem Gebiet machen wollen, auf dem auch andere Migranten nichts zu sagen hätten.

Prince of Lies
10.03.2007, 22:01
Archol:
Ist es denn wirklich so, dass das "Hochhalten des Deutschtums" seitens der Russlanddeutschen sich so äußerte wie bei den Grauen Wölfen, dass sie sich der russischen Kultur verweigerten und danach trachteten, in Russland deutsche Verhältnisse zu schaffen (was das heißen soll, weiß ich selber noch nicht )?
Zumindest wollten sie in deren Dörfern deutsche Verhältnisse schaffen und die eigene Kultur innerhalb einer großen Masse andere zu erhalten muß man fast schon zwangsläufig die Majoritätskultur ablehnen um nicht inerhalb weniger Jahrzente assimiliert zu werden.


Archol:
Sie haben etliche Traditionen bewahrt, nicht zuletzt und auch gegen den teilweise harschen Widerstand der Behörden "ihre" deutsche Sprache, aber trotzdem habe ich noch nie davon gehört, dass sie Russland ver- oder missachtet und sich gegen die russische Sprache gewehrt haben.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass es ein problemloses nebeneinander gab ... Deutsche fühlen sich leider den "Slaven" kulturell überlegen und es war gerade dieser Corps d'esprit der das Deutschtum so lange überleben ließ.

falcono
10.03.2007, 22:53
russland ist haber schon immer ein viel völerk staat gewessen und die (russlanddeutschen) eigentlich ja wolgadeutsche behilten sich nur einen kleinen teil hieren kultur und das ist bei deutschen nunmal die sprache und auch ein wenig andere sachen. sie wollten die russen haber nicht dazu zwingen auch deutsche zu werden.

superseven
11.03.2007, 02:55
...in Russland deutsche Verhältnisse zu schaffen...

Das wuerde fuer die Menschen in Russland auf jeden Fall eine Verbesserung darstellen....

calapuno
11.03.2007, 08:05
Dupidoo!

EL Libertador
13.03.2007, 08:14
Hab mich jetzt noch nicht so mit vertieft.
Die nennen sich graue Wölfe?
Im 3.Reich nannte man die Ubootflotte "Graue Wölfe"

Ich denke auch das das eher ein innertürkisches als ein deutschtürkisches Problem ist


man den Völkermord durch die Türken an den Armeniern nicht mit dem Holocaust gleich setzen darf.

warum nicht?

Völkermord bleibt Völkermord!
durch diese Sonderstellung des industriellen Völkermordes an den Juden wird immer auch eine gewisse Aversion gegen Juden erzeugt, das war übrigens das was m.M. nach ein gewisser bei einem Fallschirmsprung verstorbener FDP-Politiker eigentlich meinte

ich würde Völkermorde immer vergleichen
dabei ist es egal ob
Deutsche Juden ermordeten
Türken Armenier
Tutsis Hutus
Deutsche Hereros
Engländer Buren
Amerikaner Indianer
Amerikaner Vietnamesen
etc etc

Buster81
13.03.2007, 12:27
Die "gewisse Aversion gegen Juden" nennt man Antisemitismus und sie wird nicht erst durch die öffentlich darstellung des Holocaust erzeugt, sodnern besteht schon seit Jahrtausenden. Weil aber natürlich niemand die Juden einfach so hasst, werden von den Antisemiten immer wieder irgendwelche fandenscheinigen Gründe herangezogen(ich will dir jetzt keinen Antisemitismus unterstellen, sondern nur mal kur erwähnen,w as es mit solchen "Aversionen" auf sich hat;) )
Wenn mich nicht alles täuscht, war Möllemanns "Grund" vor allem die israelische Politik.
Lemimus ging es glaube ich eher darum, dass man die Völkermorde nicht "gleichsetzt", vergleichen darf man natürlich alles. Es ist allgemein anerkannt, dass der Holocaust in dieser Kombination von Hintergründen, Opferzahlen und Durchführung in der Geschichte ziemlich einsam dasteht, und das wollte wohl Lemimus auch zum Ausdruck bringen.
Aber das nur mal so kurz als OT;)

@Thema
Die zunehmende Radikalisierung der jungen Türken in Deutschland ist das Ergebnis einer verfehlten Einwanderungspoltik der letzten Jahrzehnte. Als die Gastarbeit hier in den 60er Jahren ankamen, dachte man, sie würden relativ schnell wieder in die Trükei zurückkehren, deshalb hielt man Integration auch für übeflüssig(die Gastarbeiter selbst dachten wohl auch ganz ähnlich). Aber es kam ganz anders, die gastarbeiter blieben hier auf Dauer und holten ihre familien nach. Vor allem die jüngere genration fühlt sich hier oft fremd und versucht, sich vom Rest des Landes durch türkische Nationalsmus oder islamischen Fundamentalismus abzugrenzen.
Um dagegen vorzugehen müssen wir das machen, was klassische Einwanderungsgesellschaften ie die USA schon seit Jahrhunderten betreiben: Mehr Anpassung von den Einwanderern einfordern. Die Millionen Einwanderer dort haben sich komplett assimiliert: Bis zu fünfzig Prozent der Amerikaner haben zumindest teilweise deutsche Vorfahren, aber kaum einer würde sich als "Deutscher" bezeichnen.

EL Libertador
14.03.2007, 11:22
Der Vorwurf gegen Mölleman war " Antisemitismus " und " Antizionismus "
Den ersten Vorwurf halte ich für falsch und den zweiten NICHT für einen Vorwurf

Ja, es ging um die Aussen und Innenpolitik ( besetzte Gebiete, Palästinenser, Intifada, Terrorrismusbekämpfung, Siedlungspolitik )

Ich bín definitiv kein Antisemit aber sehr wohl ein Antizionist

Vielleicht erklärt diese meine Antwort meinen oberen Post etwas.
Zionismus ist auch schon wieder aggressiver Nationalismus und da bin ich kein Freund von.
Zum Holocaust der war einzigartig, aber wer Verfolgung der Juden hört denkt an den Holocaust und das wars, das wird dem aber nicht gerecht!
Die Juden sind rund 2000 Jahre verfolgt worden, es gab zb extreme Formen des Antisemitismus in Russland und Frankreich.
Progrome gegen Juden gab es nachweislich schon im Mittelalter ( zb während Bauernaufständen ) und das in ganz Europa

Der "Vater aller Völker" Joseph Stalin gab kurz vor seinem Tod noch den Befehl heraus alle jüdischen Ärzte in Moskau und Leningrad hinzurichten

bei meiner Aufzählung von Völkermorden hätte ich zb
Stalin gegen sein eigenes Volk
Pol Pot gegen sein eigenes Volk
und hmm wie hiess der Diktator von Indonesien bis in die 90 Jahre gegen sein eigenes Volk
( der letztere Fall ist im Westen nicht so bekannt, es gab aber millionenfachen Mord an Indonesiern )
mit aufzählen können/müssen
nur diese Völkermordliste komplett wäre unglaublich lang und wer da alles drin verstrickt wäre ....

Buster81
14.03.2007, 20:34
Möllemann hat sich in seiner Broschüre nicht auf Antizionismus beschränkt, sondern die israelisch Poltik und das Verhalten Michel Friedmanns als verantwortlich für den Antisemitismus dargestellt. Und da es ein uraltes antisemitisches Motiv ist, Juden die Schuld für Antisemitismus zuzuscieben, war der Verdacht bei Möllemann durchaus berechtigt.

mal eine Frage an dich(aus reiner Neugier):
Inwiefern verstehst du dich als Antizionisten? Bist du gegen die Existenz Israels oder nur gegen eine bestimmte (nationalsitische) politische Strömung in Israel?

war ein bissele OT jetzt

Prince of Lies
14.03.2007, 21:06
Möllemann hat sich in seiner Broschüre nicht auf Antizionismus beschränkt, sondern die israelisch Poltik und das Verhalten Michel Friedmanns als verantwortlich für den Antisemitismus dargestellt. Und da es ein uraltes antisemitisches Motiv ist, Juden die Schuld für Antisemitismus zuzuscieben, war der Verdacht bei Möllemann durchaus berechtigt.
Möllemann war Politiker und als solches war er nicht wirklich ein Antisemit sondern eher Opportunist. Projekt 18 oder auch seine Stellung innerhalb der Bundes FDP konnte er nur durch Erfolg sichern. Erfolg misst sich ausschließlich in guten Wahlergebnissen und die bekommt man wenn man an den Bauch des Wahlvolkes appelliert.
Na gut, seine Position in der deutsch-arabischen Gesellschaft tat ihr übriges ...

Lemimus
15.03.2007, 13:59
Das meine ich auch. Antisemit wollte Jürgen Möllemann niemals sein. Ein Liberaler, der auch mal die Regierung Israels kritisiert hat, durch und durch.

Ich bin im Übrigen weder Antisemit noch Antizionist. Andererseits aber habe ich das Gefühl, dass die Regierung von Israel - Wohlgemerkt nicht die Menschen dort - sich ins eigene Fleisch schneiden mit ihrem ständigen Kampf gegen Palästinenser, von denen es kaum mehr Terroristen als in ihrer eigenen Regierung gibt. §burn

Buster81
15.03.2007, 14:35
Ich fürchte, dass kaum jemand den Antisemiten, die es in Deutschland leider gibt und die wir bekämpfen müssen, mehr Zulauf verschafft hat als Herr Scharon und in Deutschland ein Herr Friedman mit seiner intoleranten und gehässigen Art, überheblich. Das geht so nicht, man muss in Deutschland Kritik an der Politik Scharons üben dürfen, ohne in diese Ecke geschoben zu werden.
Das hat mit gewöhnlicher Kritik an der israelischen Regierung wenig zu tun: Er hat Ariel Scharon und Michel Friedman als Hauptschuldige für den Antsisemitismus in Deutshcland dargestellt. Auch wenn ich persönlich nicht galube, dass Möllemann überzeugter Antisemit war, ich halte diese Aussage nicht für etwas, womit ein einigermaßen seriöser Politiker Wahlkampf macht.

Prince of Lies
15.03.2007, 14:56
diese Aussage nicht für etwas, womit ein einigermaßen seriöser Politiker Wahlkampf macht
Die Seriösität geht immer flöten wenn an den Bauch appeliert wird. Gerade solche Kommentare sollten ja die Verkrampftheit im deutsch israelischen Verhältnis ausnützen. andererseits wenn ich an Aussprüche von sharon denke in denen er ganz Europa Antisemitismus vorwirft ... Politik schießt manchmal über den guten Geschmack hinaus.

das "Schöne" an der Sache ist doch, Molli war Viezekanzler Deutschlands unter Kohl :D

EL Libertador
16.03.2007, 14:54
Möllemann hat sich in seiner Broschüre nicht auf Antizionismus beschränkt, sondern die israelisch Poltik und das Verhalten Michel Friedmanns als verantwortlich für den Antisemitismus dargestellt. Und da es ein uraltes antisemitisches Motiv ist, Juden die Schuld für Antisemitismus zuzuscieben, war der Verdacht bei Möllemann durchaus berechtigt.

mal eine Frage an dich(aus reiner Neugier):
Inwiefern verstehst du dich als Antizionisten? Bist du gegen die Existenz Israels oder nur gegen eine bestimmte (nationalsitische) politische Strömung in Israel?

war ein bissele OT jetzt


Wenn ich gegen die Existenz Israels wäre dann wäre ich nach meiner Definition Antisemit da grundsätzlich jedes Volk das Recht auf einen eigenen Staat haben sollte und die Juden im besonderen mit ihrer Geschichte von mehr als 2000 Jahren Verfolgung, Vernichtung, Verschleppung, etc im besonderen nun definitiv sich dieses Recht einen eigenen Staat zu haben erkämpft und erleidet haben

Deshalb bin ich aber gerade der Meinung das zb auch die Palästinenser ein Recht auf einen eigenen Staat haben
Mit der Auslöschung jahrtausende alten Unrecht sollte nicht neues Unrecht widerfahren und ich bin gegen jene die denken und propagieren das ein Volk das immer das Opfervolk war nun das Recht hat ein Tätervolk zu sein.
´
Gerechtigkeit und Freiheit funktioniert nur wenn sie für alle gilt


Versucht Möllemann nicht immer falsch zu verstehen

Was er meinte war das die Politik Scharons und die Öffenlichkeitsarbeit Friedmans eben jene "Aversionen" genauer Vorurteile bestätigte.
Die Politik Scharon diente nunmal wunderbar als "Legitimation" der Rechten sich gegen jüdische Politik zu äussern
Man brauchte nicht irgendwelchen Schwachsinn a la der ewige Jude oder Jud Süss mehr zu erfinden sondern konnte konkrete jüdische Politik kritisieren und damit auf Stimmenfang gehen.
Die führenden deutschen Juden wären durchaus klug das an der Politik einzelner israelischer Politiker zu kritisieren was falsch ist
Es gibt ja zb in Israel selber sehr wohl diese Kritik, eine Opposition, Widerstand gegen die Siedlungspolitik etc
Die Juden in Israel sind viel weiter als die Juden in Deutschland.
Vermutlich würden sie konstruktive Kritik von sich selber zb an israelische Aussen und Sicherheitspolitik als Verrat empfinden ...
schwierig

Jean-Luc Picard
16.03.2007, 16:36
Was er meinte war das die Politik Scharons und die Öffenlichkeitsarbeit Friedmans eben jene "Aversionen" genauer Vorurteile bestätigte.
Die Politik Scharon diente nunmal wunderbar als "Legitimation" der Rechten sich gegen jüdische Politik zu äussern
Man brauchte nicht irgendwelchen Schwachsinn a la der ewige Jude oder Jud Süss mehr zu erfinden sondern konnte konkrete jüdische Politik kritisieren und damit auf Stimmenfang gehen.
Die führenden deutschen Juden wären durchaus klug das an der Politik einzelner israelischer Politiker zu kritisieren was falsch ist
Es gibt ja zb in Israel selber sehr wohl diese Kritik, eine Opposition, Widerstand gegen die Siedlungspolitik etc
Die Juden in Israel sind viel weiter als die Juden in Deutschland.
Vermutlich würden sie konstruktive Kritik von sich selber zb an israelische Aussen und Sicherheitspolitik als Verrat empfinden ...
schwierig


Genau hier liegt aber der in meinen Augen der Kern des Vorwurfs. Der Ausspruch von damals lautete:


„Ich fürchte, dass kaum jemand den Antisemiten, die es in Deutschland leider gibt und die wir bekämpfen müssen, mehr Zulauf verschafft hat als Herr Scharon und in Deutschland ein Herr Friedman mit seiner intoleranten und gehässigen Art, überheblich...


Hier steckt ein Vorwurf drin, der umformuliert bedeutet, dass es den Antisemitismus vor allem deswegen gibt, weil ein Politiker in Israel, und ein Publizist in Deutschland Fehler machen. Das fatale daran war, dass Möllemann selber an dieser Stelle nicht zwischen Kritik an der Politik Israels und Antisemitismus unterscheid. Er behauptete, dass das eine das andere bedingt.

Wenn mann dafür einstehen wollte, die israelische Politik zu kritisieren, dann ist es mehr als unsachlich, eine solch suggestive Formulierung zu verwenden. Der Zweck dieser Formulierung entbehrt jeglicher Konstruktivität, und zielt ganz bewusst auf einen kausalen Zusammenhang zwischen dem politischen Handeln Israels und einem Anstieg an Antisemitismus.
Und die Schlussfolgerung, die in dieser Aussage liegt, bedeutet, dass sich die Juden eben anders verhalten müssten, um dem Antisemitismus entgegen zu wirken. Das es hier eigentlich gar keinen Zusammenhang zwischen der Politik eines Landes und einem Hass auf ein bestimmtes Volk geben dürfte, bleibt unerwähnt.