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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Erbe der Hashashin



Calintz
03.09.2006, 11:34
http://img216.imageshack.us/img216/3315/daserbederhashashinpv4.jpg

Prolog:
Seit Urzeiten beherrschen Neid und Hass die Menschheit. Stets trachteten Menschen einander nach dem Leben und Kriege brachen aus. Den Menschen, die das Morden als Beruf ausführten gab man viele Namen: Soldat, Krieger, Veteran, Auftragskiller, Paladin... doch hierbei entstand auch ein Bund, der die Kunst des Tötens zur Perfektion brachte: die Hashashin. Meist unter dem Einfluss von Suchtmitteln töteten sie etwa im Auftrag eines Anderen oder aus reinem Vergnügen. Im Laufe der Jahrhunderte griffen viele Machthabende auf diesen Geheimbund zurück um sich diverse "Probleme" vom Halse zu schaffen, doch schließlich erhielt dieser Geheimbund zuviel Macht und er nistete sich wie eine tödliche Krankheit im Volke ein. Wir, die ehrenhaften Paladine Innos, begannen daraufhin die Hashashin zu jagen und ihnen ihre gerechte Strafe zuzuführen: den Tod. Es brach ein regelrechter Krieg aus und viele Streiter Innos' verloren durch feige, jedoch stets säuberlich geplante, Attentate ihr Leben. Schließlich, nach einem halben Jahrhundert, haben wir die Hashashin beinahe ausgerottet, doch der Kopf der Schlange hat überlebt. Irgendwo da draußen versteckt sich der blutrünstige Anführer des Geheimbundes und Ich, Marius, werde ausziehen um ihn zu jagen. Möge mir Innos beistehen...

Chronik des verschollenen Paladins
Marius Carvinus

Tondrius
03.09.2006, 11:35
In einer großen Höhle, tief unter der Erde, stand ein steinerner Sarkophag. Nur vom fahlen Lichtschein der Fackeln, die an den Wänden befestigt waren, ruhten hier seit Urzeiten die Gebeine des berüchtigsten Auftragskillers aller Zeiten: Tondrius, Anführer der Hashashin. Plötzlich ertönte ein leises Knirschen und der Deckel des Sarkophages bewegt sich langsam, aber sicher zur Seite. Dünne, weiße Knochenfinger schoben sich durch den entstandenen Spalt und bewegten durch eine unmenschliche Kraft getrieben den Stein zur Seite. Mit einem lauten Krachen fiel der Grabdeckel schließlich auf den kalten und verstaubten Boden. Ohne auch nur irgendein Geräusch zu verursachen erhob sich langsam der Körper eines menschlichen Skeletts. Auf einmal trat ein rotes Leuchten aus den ansonsten schwarzen und leeren Augenhöhlen. Wie in Zeitlupe begann das untote Wesen seinen Kopf zu drehen. Weiter, immer weiter drehte er sich, bis er endlich eine 360 Grad Drehung vollführt hatte. Mit einer Behändigkeit, die man diesem Wesen niemals zugetraut hätte, sprang das Skelett mit einem Ruck aus seinem Sarkophag.
Schließlich begann das vertrocknete und mumifizierte Gehirn des Untotes zu arbeiten und er realisierte, dass er praktisch "nackt" war. Seine Kleider, die er vor einigen Jahrhunderten getragen hatte, waren zu Staub zerfallen. Mit sicheren Schritten verließ das Wesen die Grabkammer und stellte zufrieden fest, dass das Höhlensystem, das ihm einst als Versteck gedient hatte noch immer genauso gut erhalten war, wie zu seinen Lebzeiten. Er, Tondrius, hatte hier seinen letzten Kampf ausgefochten. Diese dummen Paladine mit ihrem schwächlichen Anführer Marius hatten ihn hier drinnen gefunden und hatten ihn angegriffen. Jedoch war der Hashashin im klaren Vorteil gewesen. Schließlich kannte er das Höhlensystem mit seinen Fallen, wie seine, inzwischen zu Staub zerfallene, Hosentasche. Doch schlussendlich war es den wenigen Krieger, die überlebt hatten, gelungen ihn in die Enge zu treiben. Tondrius war jedoch gefürchtet für seine Kampfkünste gewesen und der Großteil der Paladine verloren ihr Leben. Als sie nur mehr zu dritt auf ihn eindrangen tötete der Auftragskiller durch eine geschickte Schlagkombination den Anführer der Streiter Innos'.
Allerdings schien dies ein schwerer Fehler gewesen zu sein, denn nun drangen die zwei Übrigen mit solch einer Härte auf ihn ein, dass Tondrius schwer verwundet wurde und kampfunfähig war. Noch lebendig sperrten ihn die Beiden anschließend in den Sarg und ließen ihn darin sterben, doch nun war aus irgendeinem unerklärlichen Grund wieder auferstanden und der alte Hass und die Lust am Töten flammten in dem untoten Wesen auf. Langsamen Schrittes machte sich der Hashashin auf den Weg zu einem bestimmten Raum...

Calintz
03.09.2006, 21:11
Es war Nacht, und ein angenehm kühler Luftzug wehte durch das düstere Sumpflager. Das grüne Wasser wurde ausnahmsweise ein bisschen in Wallung gebracht und die Blätter der Bäume raschelten leise. Alles in Allem war es eine ziemlich angenehme Nacht. Eben in dieser Nacht schritt Calintz über den knarrenden Holzsteg und genoss den nächtlichen Wind. In den letzten acht Wochen hatte der Dieb nicht gerade viel getan. Mal abgesehen davon, dass er sich häufig das etwas seltsame Gefasel über den Schläfer von den Baals angehört hatte, war er eigentlich fast immer auf dem Trainingsplatz gewesen und hatte seine Kampffertigkeiten trainiert. Auch hatte Cal des Häufigen versucht mit zwei oder drei Wurfmessern gleichzeitig zu werfen, was ihm mal mehr und mal weniger gelang. Leider hatte der Novize in letzter Zeit auch Murielle aus den Augen verloren. Wahrscheinlich war das dadurch geschehen, dass er sich ein anderes Zimmer in der Taverne genommen hatte. Warum wusste Cal eigentlich selber nicht so genau.
Plötzlich blieb der Dieb stehen und betrachtete seine rechte Hand, an dessen Ringfinger der Ring mit dem eingefassten Obsidian steckte. Ein Geschenk Vastators für die Opferung am Sonnenkreis. Mit einem Grinsen dachte der Novize an dieses freudige Erlebnis zurück. Das nervenzerfetzende Schreien des Diener Innos' würde er nicht so schnell vergessen. Nun waren Murielle und er wohl Mitglieder der sogenannten "schwarzen Hand". Eigentlich die perfekte Organisation für das tödliche Paar. Jedoch hatte sich dieser Vastator seitdem er ihnen die Ringe übergeben nicht mehr blicken lassen. Irgendwie war Cal dieser Kerl nicht ganz geheuer, aber er bezahlte gut und die Dienste, die er von ihnen verlangte, waren ganz nach dem Geschmack des Diebes.
Langsam setzte sich der Novize wieder in Bewegung. Nachdem er eine kurzes Stück des Weges zur Taverne zurückgelegt hatte überlegte er es sich plötzlich anders und schlug den Weg zur Sumpfschmiede ein. Schon viel zu lange Calintz hier im Sumpf herum und hatte weder Arbeit, noch irgendeine andere Beschäftigung, doch bevor er das Lager verlassen würde, wollte er sich seine Waffen schärfen lassen. Seltsamerweise arbeitete der Schmied trotz der späten Stunde noch und schlug wie ein Verrückter auf ein glühendes Stück Metall ein. Als sich Cal mit einem Räuspern bemerkbar machte stoppte der Arbeitende schlagartig und drehte sich zu dem nächtlichen Besucher um. Er fragte den Dieb nach seinem Begehren und als dieser seinen Wunsch äußerte, erklärte sich der Schmied sofort bereit, die Klingen zu schleifen. Für den Wucherpreis von 50 Goldstücken schärfte der geldgierige Sumpfler in Rekordzeit die Axt samt den im Griff versteckten Dolch und die Wurfdolche. Calintz Dolch "Blutrache" bedurfte allerdings keiner Schärfung, da er nie stumpf zu werden schien. Nun da die Waffen des Diebes wieder einsatzbereit waren, machte er sich auf den Weg zum Tor des Lagers. Zuvor holte er sich noch ein paar Äpfel als Wegzehrung von einem Händler, der soeben im Begriff war seine Ware zu verstauen. Natürlich, wie es sich für den Mann seines Berufs schickte, ohne zu bezahlen.
Kurze Zeit darauf hatte Cal das Sumpflager dann verlassen und er sah sich etwas ratlos um. Wohin sollte er jetzt gehen? In der Stadt war er zwar schon lange nicht mehr gewesen, doch besaß er noch genügend Geld, was etwaige Einbrüche eher sinnlos machte. Zum Anderen wäre noch die Möglichkeit ins Piratenlager oder zu den Wasserspinnern zu gehen. Die Piraten konnte er allerdings gleich wieder streichen, denn Erstens war das Hineinkommen als Angehöriger der Sumpfbruderschaft nicht ganz so einfach und Zweitens war bei den Seeräubern, laut seinen Erfahrungen, einfach nichts los. Also blieben eigentlich nur mehr die Wassermagier übrig. Jetzt würde er endlich einmal die Gelegenheit bekommen diese uralten Tempeln sich einmal anzusehen. Kurzerhand ging Calintz los. In der Nacht war es sowieso einfacher für ihn zu sehen...

Lighthammer
03.09.2006, 21:12
Die Ausbildung bei Dark Cycle war nun endlich beendet und Lighthammer wusste nun alles über die Destillation, kalte Enfleurage und die warme Enfleurage und konnte somit auch seinen Laden im Kloster eröffnen. Es war eine langwierige und anstrengende Ausbildung gewesen, jedoch hatte es sich gelohnt und der Adlatus war außerordentlich stolz auf sich. Obwohl er die Grundkenntnisse aus den Bücher erlernt hatte, wurde ihm eigentlich von seinem Lehrmeister die Grundessenz vermittelt. Außerdem zeigte er ihm zahlreiche Kniffe und hilfreiche Tipps. Als Entschuldigung für seine häufige Abwesenheit hatte der Wassermagier schließlich, am Ende der Ausbildung, einen großen Geldbeutel überreicht, der laut seiner Meinung, seinem Ausbildungsstand entsprach. Mit einem gewissen Erstaunen hatte Light den Beutel entgegengenommen und festgestellt, dass sich eine riesige Geldsumme darin befand. Etwas verwirrt hatte der Adlatus seinem Lehrmeister mehrmals gedankt und hatte den Beutel an seinem Gürtel, so gut es ging, befestigt. Danach hatte er, mit einem letzten Abschiedsgruß auf den Lippen, das Labor verlassen und machte sich auf den Weg die Tempelanlage zu verlassen, denn nun war es wieder langsam Zeit die Wassermagier zu verlassen und zu den Seinen zurückzukehren. Dann würde er wahrscheinlich dort die nächsten paar Tage damit verbringen seinen Laden aufzubauen und die notwendigen Indegrenzien zu besorgen. Sobald das geschehen war konnte die Produktion sämtlicher Duftelixiere beginnen. In stiller Vorfreude darauf überlegte sich der Diener Innos' schon genau wie alles aussehen würde.
Plötzlich schreckte Light aus seinen Gedanken hoch und bemerkte, dass er sich direkt vor der Taverne befand. Er musste wohl automatisch, ohne es zu bemerken, hierher gegangen sein. Achselzuckend öffnete der Weißhaarige die Tür und trat in die Gaststube. Es war einigermaßen voll, aber trotzdem hatte der Adlatus keine Probleme einen freien Tisch zu finden. Nachdem er sich seinen üblichen Wein vom Wirt geholt und bezahlt hatte, sah er sich etwas um. Hauptsächlich Diener Adanos' waren derzeit in dem Raum anzutreffen und es herrschte eine sehr gelassene Stimmung. Zwischen all diesen blauen Robe stach Lighthammer mit seinem weißen Gewand allerdings heraus wie eine einsame Insel im Meer. Doch einsam fühlte sich der Parfümeur überhaupt nicht. Inzwischen hatte er sich schon damit abgefunden, dass er alleine durchs Leben gehen musste. Man konnte ja nicht immer Alles haben, außerdem hatte der Weißhaarige im Kloster genügend Freunde.
Morgen würde Light die Rückreise ins Kloster antreten. Heute war es einfach schon zu spät, denn der Adlatus scheute die Nacht eher und deshalb beschloss er noch eine Nacht bei den Wassermagiern zu verbringen. Kaum hatte er dann seinen Wein ausgetrunken, holte er sich einen Zimmerschlüssel und begab sich zu Bett...

Tondrius
04.09.2006, 07:19
Mit einer gewissen Zufriedenheit sah Tondrius an sich herab und betrachtete die nachtschwarze Rüstung, die seinen knochigen Leib bedeckte. Diese Rüstung hatte ihm schon zu Lebzeiten große Dienste geleistet und ihn vor jeglichen Verletzungen bewahrt. Zu seinem Leidwesen hatte der Hashashin allerdings für den Kampf gegen die Paladine aus Stolz nur ein einfaches schwarzes Gewand getragen. Dies war logischerweise im Laufe der Jahre zu Staub zerfallen. Im Gegensatz dazu glänzte das schwarze Rüstzeug, das er aus einer gut versteckten Truhe geholt hatte, wie in den alten Tagen und war kein bisschen gerostet.
Plötzlich sah sich das untote Wesen mit einem suchende Blick hektisch um. Wo waren seine Waffen? In der Truhe? Nein, da befand sich nur die Kleidung für seine ehemalige rechte Hand, Akastos. Dieser war allerdings ebenfalls von den Paladinen zur Strecke gebracht worden. Der Waffenständer an der Wand? Fehlanzeige, dieser war leer und nur eine riesige Spinne hatte ihr Netz, in der Hoffnung auf genügend Beute, darüber gespannt. Auch die Haken, auf denen für gewöhnlich die beiden Schwerter samt Scheide hängten, waren leer.
"Verdammt, wo haben diese verfluchten selbsgerechten Idioten meine Schwerter gebracht?", dachte das Skelett verärgert.
Mit eiligen Schritten verließ der Attentäter den Geheimraum wieder und verriegelte ihn sorgfältig. Eigentlich war das in seinen Augen unsinnig, denn um das Schloss zu knacken musste man erst einmal das geheime Zimmer finden, was für einen Nicht-Hashashin äußerst schwierig war. Etwas unschlüssig stand Tondrius nun auf dem dunklen, erdigen Gang und überlegte. Wenn die übrigen beiden Paladine seine geliebten Schwerter entfernt hatten, hatten sie sie wahrscheinlich mitgenommen. Jetzt war nur mehr die Frage was sie damit gemacht hatten. So feig wie diese Innosgerechten Spinner waren, lagen die zerstörten Überreste in irgendeinem Kloster herum und rosteten dort vor sich hin. Der bleiche Totenkopf des Untoten nahm langsam einen verärgerten Rotton an.
Jetzt musste er sich tatsächlich auch noch neue Waffen suchen. Wutentbrannt eilte er durch Gänge und Räume, doch nirgendwo fand er etwas passendes. Auf einmal stockte der Hashashin und sah freudig überrascht erst rechts auf sein Schwert Nebulos und links auf die etwas kürzere Klinge Scharels. Sie befanden sich jeweils in der Hand eines Skeletts in Ritterrüstung. Allerdings steckten die beiden Unglücklichen auf den rostigen Stacheln der beweglichen Fallenwände. In der Eile hatten die Beiden wohl diese hinterlistige Falle übersehen und waren geradewegs hineingerannt. Mit einem geübten Griff deaktivierte Tondrius die Stachelwände und betrachtete mit einem dämonischen Lachen die beiden Verstorbenen. Seine kratzige und unangenehme Stimme schallte durch die Gänge und verlor sich in schlussendlich in der Dunkelheit.

Calintz
04.09.2006, 10:25
Nachdem Cal bis in den frühen Morgenstunden durchgewandert war hatte er sich beim Erscheinen der ersten Sonnenstrahlen eine kleine Höhle gesucht und sich zum Schlafen auf den kalten Erdboden gelegt. Wenn er abends weitergehen würde, müsste der Dieb eigentlich am nächsten Tag die Wasserspinner erreicht haben. Schon nach kurzer Zeit waren dem Novizen die Augen zugefallen und er entschwand ins Reich der Träume.
Plötzlich schreckte der Weißhaarige von einem seiner dunklen Alpträume hoch und sah sich suchend nach dem Grund um, der ihn überraschend aufwachen ließ. Als er nichts entdeckten konnte nahm er sich seine Axt, die er zum Ruhen abgelegt hatte, und verließ die kleine Höhle. Es musste wohl so um Mittag gewesen sein, denn die Sonne stand schon hoch am Himmel, doch auch hier war nichts von einem Störenfried zu sehen. Gerade wollte Calintz wieder umdrehen, als ein gellender Schmerzensschrei das fröhliche Zwitschern der Vögel unterbrach. Schon hatte der Dieb seine Axt in der Hand und rannte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Irgendwie erinnerte dieser, offenbar unter Qualen leidende, Mensch, der sich da die Seele aus dem Leib schrie, an den unschuldigen Novize, dem Murielle das Herz durchbohrt hatte. Es war dabei Cal's Aufgabe gewesen den Diener Innos' auf dem Opferaltar festzuhalten. Und er hatte es mit Freuden getan...
Eigentlich war es ihm egal, was mit diesem schreienden Kerl passierte, aber es war interessant wer beziehungsweise wie dieser Mensch ermordet wurde. So schnell Calintz konnte sprintete er durch das Gebüsch und lief auf gut Glück zu der Stelle, wo er Jäger und Gejagten vermutete. Nur einige Augenblicke später kam der Dieb auf eine kleine Lichtung. Hier musste sich das Grauen abgespielt haben, aber außer einer großen Lache Blut war nichts mehr zu sehen. Fragend drehte sich der Weißhaarige einmal im Kreis. Wo war die Leiche? Weit und breit war nichts von ihr zu sehen und es führte auch keine Blutspur weg von dem Kampfplatz. Außerdem war dem Sumpfler kein Tier bekannt, das einen Menschen im ganzen verschlingen konnte. Auf einmal hörte Cal das leise Geräusch eines Tropfen, der ins Wasser fiel. Er wirbelte herum und starrte auf die Stelle, an der sich das Blut gesammelt hatte. Tatsächlich. Die rote Flüssigkeit war leicht in Wallung gebracht worden. Langsam glitt sein Blick nach oben und er erblickte einen Mann in etwas abgetragener Kleidung. Seine, inzwischen trüb gewordenen, Augen waren weit aufgerissen und ein Ausdruck unendlicher Schmerzen zeichnete sich von dem Gesicht des Wanderers ab. Aus seiner Brust ragte ein dicker Ast, an dem er ganz offensichtlich aufgespießt worden war. Allerdings dürfte das nicht die Todesursache gewesen sein, denn die schlimmere Verletzung befand sich am rechten Handgelenk. Hier wurde auf grausamste Weise eine große Wunde geschlagen, doch aufgrund des vielen Blutes konnte man kaum genaueres erkennen. Da ertönte auf einmal ein leises Knacken und Calintz trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. In diesem Moment vermochte der Ast das Gewicht des toten Körpers nicht mehr zu tragen und mit einem hässlichen Geräusch fiel der Mann herunter und landete in seinem eigenen Blut, das sich am Boden gesammelt hatte.
Calintz war keineswegs geschockt. Solche Bilder störten ihn schon lange nicht mehr. Durch Murielle hatte er schon grausameres kennengelernt, nur diese Tat konnte nicht von einem normalen Menschen vollführt worden sein und irgendwo musste sich dieses Wesen noch aufhalten. Kaum hatte der Novize diesen Gedanken aufgefasst hörte er hinter sich ein leises Klappern. Instinktiv rollte sich der Dieb geschickt zu Seite und ging, kaum dass er wieder auf den Beinen war, in Angriffsposition. Vor ihm stand nun sein Gegner. Die hässliche Fratze eines Skeletts blickte ihm entgegen und rot glühende Augen ließen den Untoten weitaus furchterregender erscheinen, als er es ohnehin schon war. Der Körper des Wesens, das direkt von Beliar zu kommen schien, steckte in einer pechschwarzen und stabilen Rüstung, die offensichtlich ein hohes Maß an Beweglichkeit erlaubte. In den klauenartigen bleichen Knochenhänden befanden sich zwei Schwerter, die im Licht der Sonne gefährlich blitzten.
Doch das Skelett ließ seinem Gegner nicht viel Zeit um lange zu überlegen und holte erneut mit der rechten Hand aus um einen weiteren tödlichen Schlag zu vollführen...

Tondrius
04.09.2006, 12:27
Mit seinen beiden Schwertern am Rücken wanderte Tondrius durch das Labyrinth aus dunklen Gängen. Nun, da er wieder alles hatte, was er brauchte, war es an der Zeit einmal die alte Bibliothek zu besuchen. Dort lagerten sämtliche Informationen und Chroniken über den erfolgreichsten Attentäterclan aller Zeiten. Und nun war er, Tondrius al-kat-a Crave, das einzige noch lebende Mitglied. Naja, zumindestens war er noch nicht zu Staub zerfallen und konnte noch seiner "Arbeit" nachgehen. Auf jeden Fall war der Hashashin durch seine Auferstehung als Untoter weitaus stärker geworden. Das konnte er deutlich spüren. Allerdings hatte der Untote noch nicht die Gelegenheit bekommen seine neuen Kräfte zu erproben und so fasste er den Beschluss später das Höhlenssystem zu verlassen und seinen Blutdurst an einem unschuldigen Opfer zu stillen.
Nun ging das Wesen in der nachtschwarzen Rüstung aber erst einmal in Richtung Bibliothek. Es war nicht weit, jedoch ließ sich Tondrius mehr als genügend Zeit. Schließlich stand er vor dem genialen Fallensystem, das die Zeugnisse aus längst vergangenen Zeiten zuverlässig schützte. Selbstbewusst bewegte sich der Hashashin durch die richtigen Gänge und stand kurz darauf vor der massiven Holztür. Er wollte gerade nach der Klinke greifen als das Skelett bemerken musste, dass irgendjemand durch, ein gewaltiges Vorhängeschloss mit einer massiven Eisenkette, die Tür gesichert hatte. Verwundert betrachtete der Untote das Ding, was offensichtlich schon längere Zeit vor sich dahinrostete. Aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht erinnern wer, in Beliars Namen, diese Tür verriegelt hatte. Naja, vielleicht war der Teil seines Gehirns, der diese Information enthielt, schon endgültig zu Staub zerfallen oder von Käfern aufgefressen worden. Verärgert musste Tondrius feststellen, dass er weder den Schlüssel zu dem Schloss besaß, noch einen Dietrich bei sich trug. Schließlich griff das Wesen wutentbrannt nach dem alten Schloss und riss es, ohne sich dabei groß anzustrengen, herunter. Mit einem Klirren fielen Schloss und Kette zu Boden. Offenbar verlieh sein untotes Dasein ihm nun ein gewaltiges Maß an Stärke. Die Vorfreude in dem Hashashin wurde immer größer, seine neuen Kräfte zu erproben, doch erst galt es einen Blick in die Bibliothek zu werfen.
Gesagt, getan: Mit einem Knarren schwang die schwere Holztür auf und gab den Blick frei auf die, mit altem Wissen gefüllten, Bücherregale. Langsam schritt Tondrius an ihnen entlang und fuhr mit seinem rechten totenbleichen Zeigefinger über die Buchrücken. Dabei fand der Hashashin unter Anderem uralte Romane und Ratgeber, wie zum Beispiel: "1001 Art einen Menschen lautlos zu töten", "Die Kunst des lautlosen Fortbewegens", "Das kleine ABC des Attentäters" oder den Klassiker "Berühmte letzte Worte". Darin fanden sich Sprüche wie zum Beispiel: "Nur über meine Leiche", "Ach, das ist doch nur ein kleiner Schattenläufer" oder "Schau mal, eine seltene schwarze Witwe". Dieses Buch hatte den Untoten in seiner Anfangszeit als Attentäter äußerst fasziniert und ihm die Dummheit mancher Menschen vor Augen geführt. Plötzlich stockte das Skelett und sah auf das Buch, auf dem sein Finger ruhte. Zuerst dachte er, er halluziniere, aber dann wurde ihm klar, dass hier tatsächlich das längst verloren geglaubte Buch "Chronik der mordenden Schatten" in diesem Regal langsam vermoderte und verstaubte. In diesem unglaublich dicken Wälzer befanden sich sämtliche Auflistungen der ehemaligen Mitglieder der Hashashin, deren Geschichte und außerdem eine alte Karte des Höhlensystems, in dem sich das untote Wesen derzeit aufhielt. Ein Glück, das dieses Buch nie den Paladinen in die Hände gefallen war. Das wäre der reinste Ruin für den alten Geheimbund gewesen. Vorsichtig hob das Skelett das dicke Buch von dem Regal und trug es zu dem nahe gelegenen Tisch. Dort legte er es ab und setzte sich auf den morschen Stuhl. Danach wischte er die zentimeterhohe Staubschicht vom Einband und schlug es schließlich auf. Immer schneller werdend blätterte Tondrius über sämtlich Auflistungen mit Namen, Datum und Todestag der Mitglieder und überflog anschließend die Chronik des Bundes. Als er ungefähr die Mitte erreicht hatte, stieß er auf eine uralte Kartensammlung. Sie zeigten alles mögliche: Khorinis, die Burg im Minental mit all ihren Geheimgängen und sogar die Baupläne eines Klosters, das aber schon zu Tondrius' Lebzeiten niedergebrannt worden war. Die einzig interessant Karte für ihm war aber die der Höhle. Sie zeigte sämtliche Fallen und sogar seine geheime Waffenkammer. Doch mit einem dämonischen Grinsen stellte der Hashashin fest, das einige der Geheimgänge, die offensichtlich nur er kannte, nicht eingezeichnet waren.
Mit einem Ruck schob der Untote plötzlich seinen Stuhl zurück, erhob sich und verließ die Bibliothek. Mit entschlossenen Schritten bewegte er sich Richtung Höhlenausgang und schließlich konnte Tondrius auch schon die ersten Sonnenstrahlen durch die Öffnung sehen. Als er hinaustrat stellte er zufrieden fest, dass der Eingang noch immer so gut versteckt war wie früher. Wenn man nicht genau hinsah, sah es aus als ob hier eine Gerölllawine abgegangen wäre, jedoch befand sich dahinter, inzwischen von mehreren Sträuchern und Büschen überwachsen, der Eingang zur Höhle. Ohne sich groß anzustrengen setzte sich der Untote über das Gestrüpp hinweg und ging Richtung Weg. Dort wollte er einem ahnungslosen Wanderer auflauern.
Bald hatte der Hashashin den ausgetretenen Weg erreicht und er ließ sich in dem nahen Gebüsch nieder um auf seine Beute zu warten. Es dauerte nicht lange, da erschien ein junger Mann mit einem Rucksack, der nichtsahnend friedlich vor sich herpfiff. Als er das Versteck seines Mörders passierte ertönte plötzlich ein knacken aus dem Gebüsch mit einem erschrockenen Sprung nach hinten ließ der Wanderer seinen Rucksack auf den Boden fallen und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Gebüsch, aus dem das Geräusch erklungen war.
"Das war nur der Wind. das war nur der Wind. Kein Grund zur Aufregung.", sagte der verängstigte junge Mann leise um sich selbst zu beruhigen. Nachdem er noch einen Moment lang wie zur Salzsäure erstarrt dastand bückte er sich und hob vorsichtig seinen Bündel wieder auf. Als er sich wieder erhob musste er mit Schrecken feststellen, dass nur wenige Meter von ihm entfernt, ein untotes Wesen stand. Die beiden Schwerter fest in den Knochenhänden haltend setzte sich Tondrius langsam in Bewegung. Nach einem Moment des Überlegens hielt sein Opfer es allerdings für angebracht Reißaus zu nehmen und rannte schreiend in den Wald davon.
"Normalsterbliche sind ja so was von seltsam.", dachte das Skelett bei sich und nahm gemütlich die Verfolgung auf. Er hatte Zeit...
Schließlich holte er den Wanderer ein und dieser fiel, angesichts seiner hoffnungslosen Lage auf die Knie und flehte um Gnade. Doch der Hashashin zeigte kein Mitleid. Schnell ließ er eines seiner Schwerter wieder in die zugehörige Scheide am Rücken gleiten und packte sein Opfer an der rechten Hand. Dann vollführte er mit seinen spitzen Knochenfingern eine kräftige und äußerst wirksame Bewegung um dem Mann langsam das Leben auszuhauchen. Ein gellender Schrei durchfuhr die verträumte Mittagslandschaft und der Mann sank mit weit auf gerissenen Augen und Mund zu Boden. Doch das war für Tondrius noch nicht genug. Er packte den toten Körper und schleuderte ihn gegen einen Baum, wo der Wanderer von einem abgebrochenen Ast aufgespießt wurde. Warmes Blut tropfte zu Boden und sammelte sich in dem, noch taunassen, Gras. Als der Hashashin seinen ersten Gemordeten in diesem Leben betrachtete, hörte er auf einmal das Knacken mehrerer Äste und das Auftreten eines laufenden Wesens. Schnell begab er sich wieder ins Dickicht und wartete dort auf den Neuankömmling.
Kurz darauf erschien ein weiterer junger Mann mit schlohweißem Haar. Sein schlanker Körper steckte in einer nachtschwarzen Kleidung und ebenso schwarze Augen beherrschten auch das Gesicht des Jünglings. An den Beinen waren mehrere Wurfmesser befestigt und am Rücken steckte ein kunstvoll verzierter Dolch im Gürtel. Doch das war nicht die einzige Bewaffnung des Neuankömmlings. In seiner rechten Hand befand sich eine silbern glänzende Axt mit einem schwarzen Griff. Seltsam, irgendwie erinnerte dieser Mann ihn an jemanden den er einmal gekannt hatte, doch das war schon viel zu lange her. Die Ähnlichkeit musste einfach nur zufällig sein.
Suchend drehte sich der Weißhaarige im Kreis, offenbar auf der Suche nach der Leiche und dem Mörder. Als er den Toten entdeckte wich sein ernster Gesichtsausdruck aber keineswegs einem Erschrockenen oder Entsetzten. Er blickte einfach starr, ja sogar fasziniert auf den toten Wanderer. Nun war es Zeit zu handen, dachte Tondrius bei sich und schlich sich von hinten an den unerwünschten Augenzeugen heran. Doch als er nur mehr einen Schritt von dem weißhaarigen entfernt war, zerbrach unter seinen Stiefeln ein kleiner Ast. Blitzschnell schlug der Hashashin zu, jedoch war sein Opfer schneller. Er entwischte ihm mit einer geschickten Seitwärtsrolle und stellte sich dem Untoten entgegen. Dieser stand inzwischen wieder vor ihm und holte zu einen weiteren Schlag. Mit hochgerissener Waffe wurde allerdings auch dieser Schlag abgewehrt. Tondrius war aber eindeutig im Vorteil mit seinen zwei Schwertern. Somit konnte er einen wahren Hagel von Schlägen auf seinen Gegner niederprasseln lassen. Nur mit Mühe konnte sich der Weißhaarige das Skelett vom Halse halten. Doch die jahrelange Erfahrung im Kampfe verhalf dem Untoten schließlich immer mehr Wunden zuzufügen, sodass dieser schlussendlich zu Boden sank. Schwer atmend und tödlich verwundet ließ Tondrius seinen Gegner zurück und ging wieder Richtung Höhle. Es hatte ihm zwar unheimlichen Spaß gemacht zwei Menschenleben auszulöschen, doch nun musste er wieder zurück. In seinem Versteck konnte er dann etwaige Schritte weiterplanen und dem alten Geheimbund der Hashashin wieder zu ihrem Ruhm verhelfen...

Lighthammer
04.09.2006, 13:18
Das Aufstehen war dem Adlatus heute besonders schwer gefallen. Nun war es Zeit für ihn den Wassermagiern den Rücken zuzukehren und nah Hause zurückzugehen. Wie hieß es doch so schön? Zuhause ist es immer am schönsten. Naja, die Zeit hier hatte ihm trotzdem sehr gut gefallen. Lighthammer hatte viel gelernt und es würde ihm nun leicht fallen einen gewinnbringenden Parfümeurladen zu eröffnen. Dann würde es in manchen Bereichen des Klosters endlich nicht mehr so unerträglich riechen. Wenn man zum Beispiel die Trainingskammer betrat wurde man fast von dem strengen Geruch nach Schweiß umgeworfen. Light hatte stets gerne wieder dieses Zimmer verlassen, aber das würde sich ja nun bald ändern.
Mit diesem wunderbaren Gedanken erhob sich der Diener Innos' schließlich von seinem Nachtlager. Die Sonne strahlte hell durch das kleine Fenster und die Wolken der letzten Tage waren einem wundervollen blauen Himmel gewichen.
"Wenn ein Tag so gut beginnt ist alles drin'.", dachte der Adlatus mit einem Grinsen und begann seine Kleider anzulegen. Nachdem er sich sein Schwert "Schattenreißer" auf den Rücken geschnallt hatte, schulterte er seine weiße Jacke und machte sich auf den Weg.. Er ging die Treppe der Taverne hinunter, warf dem Wirt mit einem Augenzwinkern ein Goldstück zu und öffnete die Türe um nach draußen zu treten. Die warmen Strahlen der Sonne begrüßten ihn und den Moment genießend schloss Lighthammer kurz die Augen. Mit einem Lächeln öffnete er sie wieder und setzte sich in Bewegung. Dieser Tag musste einfach perfekt werden, dachte sich der Weißhaarige und schritt über den großen Tempelvorplatz.
Kurze Zeit später hatte der Adlatus die Tempel der Wassermagier hinter sich gelassen und der gepflasterte Weg ging über in einen ausgetretenen Feldweg. Die Vögel zwitscherten fröhlich und ein Scavengerschrei war in der Ferne zu hören. Allerdings zu weit entfernt um wirklich gefährlich zu sein. Unbeirrt folgte Light dem Weg und ging unter den vereinzelten Bäumen, die am Wegerand wuchsen, hindurch zügig seinem Ziel entgegen.
Es musste wohl so um Mittag gewesen sein, als er gerade an einem kleinen Waldstück entlangging und die warme Herbstluft genoss. Plötzlich machte sein Herz einen kleinen Sprung. Was seine Augen gerade erblickten war wirklich unglaublich. Da wuchs doch tatsächlich ein Kronstöckel mitten am Rand des Weges. Vorsichtig zog der Kräuterkundige die Pflanze aus dem Erdreich und ließ sie in seinen Kräuterbeutel gleiten. Dabei fiel ihm auf, dass sein Bestand an Kräutern ziemlich geschrumpft war während seiner Ausbildungszeit. Also beschloss der Weißhaarige eine kleine Pause einzulegen und in dem Waldstück nach Heilkräutern und anderen Indegrenzien für die Parfümeurskunst zu suchen. Hier auf diesem kleinen bewaldeten Fleckchen schien tatsächlich so gut wie alles zu wachsen. Von Waldbeeren bis hin zu Feuerwurzeln war hier wirklich alles zu finden. Gerade wollte sich Lighthammer zu einer letzten Pflanze hinunterbücken als er auf einmal einen kleinen roten Fleck nur wenige Zentimeter davon entfernt war. Verwundert sah der Adlatus auf und bemerkte, dass einige Schritte weiter noch so ein roter Fleck im Gras zu sehen war. Mit vorsichtigen Schritten folgte er der Spur, die ganz offensichtlich aus Blut bestand.
Eine halbe Ewigkeit später fand der Diener Innos' sich auf einer kleinen Lichtung wieder. Hier musste wohl ein Kampf stattgefunden haben, denn überall waren Spuren des Kampfes zu sehen. Außerdem zog eine große Blutlache sofort alle Blicke auf sich.
"Komisch, wenn jemand so viel Blut verliert müsste derjenige eigentlich tot sein.", dachte Lighthammer und sah sich nach dem armen Kerl um, der hier wohl ein paar Liter Blut vergessen hatte. Doch es war keine Menschenseele zu sehen. Oder? Hatte der Adlatus da nicht einen weißen Flecken im Gebüsch gesehen? Tatsächlich, da lag wirklich etwas weißes zwischen den Büschen. Mit einigen schnellen Schritten war der Parfümeur bei dem verdächtigen Ding und er musste feststellen, dass es der weiße Haarschopf eines jungen Mannes war. Der Weißhaarige war schwer verwundet und blutete aus mehreren tiefen Wunden. Es war ein wahres Wunder, dass dieser Mann noch lebte, bei der Menge Blut die er im Kampfe verloren hatte...
Schnell begutachtete Lighthammer den Verletzten und holte einige frisch gepflückte Heilkräuter aus seinem Beutel. Danach öffnete er dem Fremden das zerschlissene schwarze Hemd und schmierte die Heilkräuter, die er inzwischen zu einem zähen Brei zerkaut hatte, auf die Wunden. Das würde sowohl den Schmerz lindern als auch die Wunden langsam schließen. Leider oder besser gesagt war der Mann nicht bei Bewusstsein. Das ersparte ihm wenigstens eine Menge Schmerzen. Der Weißhaarige besaß aber neben seinen frischen Wunden einige alte Narben am Körper. Eine zog sich quer über seine rechte Augenhöhle und eine weitere befand sich im Halsbereich. Der Bewaffnung zufolge sah der Verwundete stark nach einem Krieger aus, aber irgendwie trug er keine ordentliche Rüstung, was ihm wahrscheinlich zum Verhängnis geworden war. Möglicherweise war auch der Umstand, dass er seinen Gegner nie getroffen hatte ein ziemliches Problem für ihn gewesen, denn auf der naheliegenden Axt waren keinerlei Blutspuren zu sehen. Ganz gleich was zu seiner Niederlage geführt hatte, dieser Mann brauchte Hilfe und Light half ihm, ganz gleich wer er war oder was er tat.
Um den Verletzten in eine angenehmere Lage zu bringen hob der Adlatus vorsichtig den Kopf des Mannes um ihm seine weiße Jacke als Unterlage zu geben. Da rutschte plötzlich das Hemd des Mannes bei der rechten Schulter hinunter und gab den Blick frei auf ein kleines Brandmahl. Es sah aus wie ein kleiner Kreis, der aus mehreren verschnörkelten Bändern zu bestehen schien. Kohlrabenschwarz prangte das Mahl direkt auf dem Schulterblatt und erschrocken ließ der Diener Innos' den Kopf des Verwunderten wieder zurück auf den Boden fallen. Dieses Symbol besaß auch er... und zwar genau an derselben Stelle. Kopfschüttelnd dachte Lighthammer:
"Nein, nein... das kann nur ein Zufall sein. Wahrscheinlich war das früher so üblich das man seine Kinder mit solchen Zeichen versah... ganz sicher. Es kann nicht anders sein. Außerdem bin ich ein Einzelkind..."
So in Gedanken versunken schob er dem Weißhaarigen nun wirklich die zusammengerollte Jacke unter den Kopf. Vollkommen verwirrt setzte er sich dann auf einen nahen Baumstumpf, darauf wartend, dass dieser Mann wieder aufwachen würde.

Calintz
05.09.2006, 04:52
Das erste was Calintz sah, als er wieder aufwachte, war er selbst.
"Komisch. Warum stehen bei Beliar bitte Spiegel 'rum?", dachte der Weißhaarige verwirrt, doch da fielen ihm ein paar kleine Einzelheiten auf, die er vorher übersehen hatte. Zum Einen hatte seine Spiegel keine Narbe im Gesicht und zum Anderen hatte er keine nachtschwarzen Augen, sondern hellgrau-leuchtend Augen beherrschten das freundlich aussehende Gesicht. Seltsam, der Mann, der sich wohl soeben über ihn gebeugt hatte, sah ihm zwar wie aus dem Gesicht geschnitten aus, aber er hatte offensichtlich noch nicht so viel Tod und Leid wie er gesehen. Sein Gesichtsausdruck war nicht so unfreundlich und abschreckend, wie der von Cal. Nein, der Mann, der ihm gegenüber stand, sah freundlich aus, ja sogar unschuldig. Irgendwie erinnerte er ihn an diese verdammten selbstgerechten Innosfanatiker, die einfach alles taten um ihren Feuermagiern zu gefallen. Wenigstens trug der Kerl nicht diese seltsame rote Novizenrobe. Laut der Meinung des Diebes sahen sie darin so richtig verweichlicht aus, aber bitte... jeder sollte seinen Weg gehen. Allerdings hasste der Anhänger der Sumpfbruderschaft die Feuermagier fast genauso wie diese verdammte Miliz. Die steckten doch alle unter einer Decke.
Die Frage war jetzt nur mehr, Feuermagier hin oder her, warum hatte ausgerechnet ihm dieser weißgekleidete Doppelgänger geholfen? Offensichtlich kannte sich der Kerl mit Kräutern und solchen Sachen aus, denn die Schmerzen des Diebes waren stark gelindert worden. Daran war ziemlich sicher der grüne Brei Schuld, den er erblickte, sobald er an sich herabsah. Allerdings war seine schwarze Diebeskluft durch den Kampf stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Um ehrlich zu sein hatte Calintz nie auch nur den Hauch einer Chance gegen das untote Mistvieh gehabt. Für so einen Knochenmann hatte der Kerl verdammt viel Kraft gehabt. Außerdem wusste er perfekt mit seinen beiden Schwertern umzugehen. So grausam und tödlich der Untote auch gewesen sein mochte, er hatte aus irgendeinem unerklärlichen Grund Cal nicht den Todesstoß gegeben und jetzt hatte ihn dieser weißhaarige Typ, der ihn extremst ähnelte, gerettet. Auch wenn es ihm nicht gefiel, das musste er zugeben. Plötzlich riss ihn sein Retter aus den Gedanken und sprach ihn an.
"Innos sei Dank, du bist wieder aufgewacht..."
"Also doch ein Innosspinner.", dachte der Dieb missmutig.
"...Ich habe schon befürchtet, dass du nie wieder aus der Ohnmacht aufwachst. Du bist schon mindestens seit Mittag ohnmächtig und jetzt dürfte bald einmal die Sonne aufgehen. Ist eigentlich überhaupt ein Wunder, dass du überlebt hast. Bei der Menge Blut die du verloren hast..."
Bei diesen Worten entfuhr Calintz ein hämisches Lachen:
"Das war nicht ich. Das war der Kerl der...", ein Hustenanfall unterbrach ihn und er spuckte einen Brocken klumpiges Blut aus.
"Du brauchst Ruhe...", versuchte ihn der Fremde zu beschwichtigen, doch davon wollte der Dieb nichts wissen.
"Verdammt. ich weiß selber was ich brauche...das Blut stammt ja von dem Kerl der dort vorne im Gras liegt."
Bei diesen Worten sah ihn sein Retter verwundert an.
"Da vorne liegt niemand. Hier in der Gegend liegt überhaupt niemand."
"Natürlich liegt da Einer... wenn ich ihn doch auf dem Ast aufgespießt gefunden habe. Und dann hat mich dieses... *hust*... verdammte Skelett angegriffen."
"Ich kann dir schwören da liegt niemand..."
Auf diese Worte hin folgte eine Zeit des Schweigens. Wo konnte die Leiche von dem Wanderer nur sein? Hatte sie etwa dieses Wesen mitgenommen? Schwer vorstellbar, aber immerhin wäre es möglich. Jetzt musste Cal erst einmal diesen Samaritertypen loswerden damit er ungestört diesen Untoten jagen konnte. Sich von einem dahergelaufenen Knochenhaufen besiegen lassen war wirklich eine Beleidigung die nicht ungesühnt bleiben durfte. Da begann der Innosspinner zu reden:
"Hm... wie unfreundlich von mir. Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Lighthammer, Diener Innos'."
"Calintz... und ich bin ein Feind Innos."
"Wenn du willst. Mir macht das nichts aus. Jeder sollte an seinen Weg gehen..."
Verdutzt sah Cal ihn an. Erstens hatte er diese Antwort überhaupt nicht erwartet und außerdem hatte er doch vor kurzem dasselbe gedacht...
"Sag mal... da gibt's noch eine Sache die mich interessieren würde: Wieso hast du mir geholfen?"
"Nun, du hast Hilfe gebraucht, ich kenne mich mit Kräutern aus und außerdem sollte jeder das Recht haben zu leben."
"Aha... Naja, ich muss dann mal wieder gehen."
Mit diesen Worten wollte Calintz aufstehen, doch als er sich erheben wollte begannen seine Wunden höllisch zu Schmerzen und mit einem Keuchen ließ er sich wieder zurückfallen.
"Ich hab dir ja gesagt du brauchst Ruhe. Wenn wir Glück haben kannst heute abend wieder aufstehen. Bis dahin werd ich wohl auf dich aufpassen müssen."
Diese Worte sagte Lighthammer mit einem Grinsen, das ihm Cal am liebsten aus dem Gesicht geschnitten hätte.
In einem weiteren Gespräch fragte ihn dieser Diener Innos' woher er dieses Brandmal am Schulterblatt habe. Allerdings konnte ihm dieser nicht sagen woher dieses Symbol stammte. So lange er sich erinnern konnte hatte er es gehabt. Weiters fragte ihn dieser Lighthammer noch woher er komme und was er für einen Beruf habe, worauf ihm Calintz nur erzählte, dass er aus dem Sumpf komme. Sie redeten noch eine Weile über belanglose Dinge, bis der Kräuterkundige vorschlug eine Weile zu schlafen. Was sie dann auch taten und Cal schlief mit einem Gefühl diesen Menschen schon ewig zu kennen ein...

Tondrius
05.09.2006, 09:46
Es war ein wunderbares Gefühl für Tondrius nach all diesen Jahren, in diesem Steinsarkophag, endlich wieder einmal zu töten. Jetzt wusste er wenigstens, dass es von nun an ein leichtes für ihn war einen ausgewachsenen Mann aufzuheben und durch die Luft zu schleudern. Bei diesem Gedanken hätte der Hashashin von einem Ohr zum Anderen gegrinst, nur war das Problem, dass er derzeit weder Lippen noch Ohren besaß. Nichts hatte er mehr... kein Fleisch auf den Knochen, keine Haare, Nägel oder irgendetwas was noch menschähnlich gewesen wäre. Eigentlich war das für einen Attentäter äußerst unpraktisch. Wie sollte er mit dem Aussehen unerkannt bleiben? Etwas auffälligeres als ein Skelett unter Menschen gab es ja wohl nicht. Aber vielleicht stand ja irgendwo in der Geheimbibliothek ein Buch mit Zaubern, die einen Untoten zurück ins Leben holen konnten. So, als Skelett, war es nämlich ziemlich schwierig neue Leute für den Orden der Hashashin anzuwerben. Selbst die skrupellosesten und brutalsten unter den Menschen ließen sich meistens nicht mit Untoten ein, es sei denn sie waren von Beliar gesandt. Und solche Leute waren außerdem schwer zu finden. Es sei denn die Schwarzmagier hätten es endlich zu etwas gebracht und hatten es irgendwie legalisiert, dass sie ein Kastell oder so etwas ähnliches erbauen durften. Zu Tondrius' Zeiten war ihnen das ja nicht gelungen. Hauptsächlich, weil sie nur eine kleine aufstrebende Fraktion waren und aus nie geklärten Gründen einen Bund mit den Hashashin abgelehnt hatten. Vielleicht hatten sie ja auch irgendwie die Verfolgung und Exekution durch die Paladine vorausgesehen und hatten sich in irgendwelchen dunklen Löchern verkrochen. Ja, das waren noch Zeiten gewesen. Die Jugend von heute wusste ja schon gar nicht mehr wie man ein sauberes Attentat vollführt. Eigentlich waren die Hashashin dafür gut, dass keine Diebe mehr durch die Städte schlichen, denn sich dem Attentäterbund anzuschließen war für fast alle ein verlockendes Angebot. Und wer ablehnte fand sich bald mit aufgeschlitzter Kehle im Hafenbecken.
Nichts war vor den Leuten des Geheimbundes sicher gewesen: Burgen, Schlösser, Villen, ja sogar Ratshäuser. Nur ein Kloster vermochten die Männer und Frauen, ja auch diese gab es bei den Hashashin, nie zu knacken. Viele hatten es versucht und alle waren gestorben. Nicht einmal Akalorus Garant, der zweite Anführer des Ordens und begnadeter Einbrecher, hatte es geschafft den heiligen Boden Innos' zu betreten. Irgendwann hatte man dann mit diesen Suizidmissionen aufgehört und hatte das Feuer zum schlimmsten Feind der Hashashin erklärt. Darum gab es auch in dem riesigen Höhlensystem kaum Fackeln. Nur in den größten Räumen gab es komplizierte Spiegelsysteme, die durch verschließbare Löcher das Sonnen- bzw. Mondlicht in den Raum leiteten und verteilten. Diese Errungenschaft war zwar schon fast revolutionär, aber nutzte sie niemand um damit Geld zu machen. Der Orden war zwar stets darauf erpicht mehr Geld und Macht zu erlangen, allerdings waren andere Methode diese Ziele zu erreichen, außer dem Morden, verpönt. Ja sogar verboten.
Beizeiten sollte Tondrius sich wohl ansehen, was aus der damaligen Welt geworden war in all den Jahren seiner Abwesenheit. Doch für heute hatte der Untote schon genug getan, jetzt würde er sich erst einmal in die Bibliothek zurückziehen. Dort wollte er nach einem alten Buch suchen, das sämtliche Portraits der wichtigen Leute des Geheimbunds enthielt. Sogar die eher seltenen geheimen Eheschließungen der Hashashin waren in diesem Buch enthalten. Die hatte es nur in einem gewissen Zeitraum gegeben, denn zu dieser Zeit war einmal ein Mönch oder so etwas ähnliches dem Bund beigetreten. Den hatten die Paladine dann aber relativ schnell gefangen genommen und in irgendeinen Kerker geworfen. Wie lange das wohl her war? Tondrius hatte sämtliches Zeitgefühl verloren. Naja, im Prinzip war es ihm ja egal. Nun war er erst einmal auf dem Weg in die geheime Bibliothek, wo er auch schon nach kurzer Zeit angekommen war. Dort begann der Untote sofort zu suchen und nach einiger Zeit des Suchens fand er das große und ziemlich verstaubte Buch. Die Seiten waren stark vergilbt und viele der Portraits waren kaum mehr zu erkennen.
In Erinnerungen schwelgen überblätterte das Skelett die Bilder und betrachtete die bekannten Gesichter. Da kam ihm auch wieder in den Sinn, dass einiger der Gezeichneten während der "großen Jagd" die Hashashin verlassen hatten und sich unter das gewöhnliche Volk gemischt hatten. Er selbst hatte einige dieser Deserteure selbst zur Strecke gebracht und noch heute stieg der Hass gegen diese Feiglinge in ihm auf. Wären nicht so viele geflüchtet hätte der Geheimbund vielleicht länger überlebt und hätte weiterhin im geheimen agieren können. Wütend schlug Tondrius das Buch wieder zu und krachte es auf den alten Tisch. Danach verließ er den Raum und ging Richtung Besprechungsraum...

Lighthammer
05.09.2006, 14:21
Noch in der heutigen Nacht war der Mann, den Lighthammer verarztet hatte aus seiner Ohnmacht erwacht und da war dem Adlatus zum ersten Mal aufgefallen wie ähnlich sie sich sahen. Mal abgesehen davon, dass dieser Calintz einen eher unfreundlichen und abweisenden Gesichtsausdruck zur Schau trug und Augen, so schwarz wie die Nacht, hatte. Selbst die Größe stimmte ungefähr überein. Wobei Lighthammer allerdings um ein Stückchen größer war. Anfangs war der Verletzte eher unfreundlich gewesen, doch hatte Light durch seine Gleichgültigkeit irgendwie das Eis gebrochen und es war doch noch ein Gespräch zustande gekommen. Infolgedessen hatte er erfahren, dass sein Gegenüber der Bruderschaft des Sumpfes angehörte und offensichtlich einen ziemlichen Hass gegen Innos hegte. Leider konnte er nichts weiteres über das Brandmal des Fremden erfahren. Äußerst verwundert war der Parfümeur auch über die steife Behauptung Cal's, dass auf der nahe Lichtung eine Leiche liegen musste. Nur hatte Light bei seiner Ankunft keinen Toten entdecken können und daraufhin hatten beide überlegt was mit dem toten Wanderer passiert sein könnte. Jedoch kamen die beiden Weißhaarigen auch bei diesem Problem auf keine vernünftige Lösung. Weiters faselte Calintz noch etwas über irgendein Skelett, das ihn angegriffen habe. Mehr konnte der Kräuterkundige nicht von dem Verwundeten erfahren, denn in den frühen Morgenstunden hatten die Beiden beschlossen etwas zu schlafen.
Als die Sonne sich schon wieder langsam dem Horizont näherte wachte Lighthammer auf. Schnell überprüfte er wie es seinem "Pflegefall" ging und entfernte vorsichtig den Brei von den Wunden. Zufrieden konnte der Parfümeur feststellen, dass die Verletzungen schon sehr gut verheilt waren und deshalb legte Light Calintz noch einmal ein paar zerkaute Heilpflanzen auf die Wunden. Als er das erledigt hatte überprüfte er noch einmal den Platz an dem er die große Blutlache gesehen hatte. Das Blut war zwar noch immer da, aber es war weit und breit nichts von einem Toten oder einem abgebrochenen Ast zu sehen. Etwas verwirrt ging der Weißhaarige zurück und fand Cal aufrecht am Boden sitzend. Nachdem er ihm einen guten Morgen gewunschen hatte und ihn nach seinem Befinden gefragt hatte, antwortete ihm dieser, dass es ihm schon um einiges besser gehe. Allerdings bedankte sich der Schwarzgekleidete mit keinem Wort, was ihn eigentlich etwas beleidigte, doch sein Ärger war schnell, im Angesichte seines Heilerfolges, verflogen. Während Calintz verärgert sein vollkommen zerfetztes Oberhemd betrachtete erzählte ihm Lighthammer, dass er noch einmal auf der Lichtung gewesen sei und keinen Toten gefunden habe.
"Verdammtes Mistvieh... Was hast du gesagt? Keine Leiche?"
"Keine Leiche."
"Das kann doch wirklich nicht sein. Verfluchtes Billigteil... hält ewig und jetzt auf einmal bei einem etwas härteren Kampf gibt das Teil den Geist auf."
"Ich kann dir vorerst mal meine Jacke als Ersatz anbieten."
"Ähm... DAS ziehe ich sicher nicht an. Da laufe ich lieber ohne irgendeinem Hemd herum."
"Ganz wie du meinst."
"So... und jetzt seh ich selbst einmal nach."
"Ich glaube nicht dass du..."
Doch Calintz ließ Lighthammer nicht ausreden. Er war schon aufgestanden und hatte sich seine Axt wieder an den Gürtel gesteckt. Während er ging zog sich der Weißhaarige sein zerschlissenes Hemd dann aus und warf es mit einer achtlosen Geste in einen der nahen Büsche. Achselzuckend hob Light seine Jacke vom Boden auf, nahm ebenfalls seine Waffe und folgte ihm.
Wenige Momente später standen die beiden auf dem kleinen Platz an dem gestern noch ein beziehungsweise zwei Kämpfe stattgefunden hatten. Nun konnte sich Cal ebenfalls überzeugen, dass hier niemand war.
"Na gut. Du hast gewonnen. Hier ist nichts. Im Prinzip ist es ja egal. Auf jeden Fall werde ich jetzt dieses verdammte Skelett jagen gehen."
"Du willst noch einmal gegen das Wesen kämpfen, das dir diese Wunden zugefügt hat?"
"Genau."
"Und warum das? Willst du den armen Kerl, dessen Leiche wir nicht finden, rächen?"
"Der ist mir eigentlich egal. Ein Toter mehr... Na und? Mich stört, dass mir das Vieh nicht den Todesstoß gegeben hat und mich etwa qualvoll sterben lassen wollte oder in Schande zurücklassen. Und das kann ich nicht auf mir sitzen lassen."
"Hast du denn überhaupt keinen Respekt vor den Toten?"
"Nein. Das Leben hat mir gezeigt, dass es keinen Sinn macht den Verstorbenen nachzutrauern. Täglich sterben einen Haufen Leute. Ob für ihren Glauben, im Krieg, zum Schutz vor Anderen oder aus Einen von Tausenden anderen Gründen. Ich selbst habe schon viele Menschen getötet. Meistens um selbst zu überleben oder weil ich Geld brauchte. Und die meisten hatten es verdient..."
Entsetzt starrte ihn der Adlatus an. Als er sich wieder gefangen hatte sagte er mit einer vorwerfenden Stimme:
"Du bist ein Dieb und ein Mörder noch dazu."
"Hast du nicht gesagt jeder soll seinen Weg gehen?"
"Ja, aber dabei sollte man nicht über Leichen gehen."
"Ich habe auch nicht gesagt, dass ich ein Massenmörder bin, aber ich bin nun mal eben auf der Straße aufgewachsen. Meine Eltern haben mich ausgesetzt oder sind gestorben. Ehrlich gesagt weiß ich es gar nicht und es ist mir egal."
"Hast du denn gar keine Gefühle?"
"Doch... Hass, Wut und Rache. Alle Anderen wurden mir von Beliar genommen."
"Aber... aber. warum gehst du mit so einem Gott einen Bund ein?"
"Nun, ich bin ein Kind der Nacht und weder Innos noch Adanos haben meine Hilferufe erhört... Beliar hat wenigstens mein Geschenk angenommen und hat mir eine, für meinen Beruf sehr vorteilhafte, Nachtsicht verliehen. Außerdem habe ich in seinem Auftrag mehr erreicht als sonst irgendwie."
"Es mag aber noch nicht zu spät sein für dich und..."
"Jetzt hör schon auf. Soll ich etwa als braver Sühner ins Kloster gehen und für meine Sünden beten? Ich bitte dich... Dieses Gut und Böse gibt es für mich nicht. In meinen Augen gibt es nur Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten. Man kann ja nicht sagen dass jemand böse ist, nur weil er gewisse Eigenschaften hat."
Auf diese Erklärung war Lighthammer nicht gefasst. Sein Gegenüber hatte das Leben anscheinend aus einer ganz anderen Sichtweise kennengelernt, als er selbst. In gewissen Punkten mochte Calintz wohl Recht haben, jedoch das war alles Ansichtssache. Diesen Mann mit wenigen Worten zu bekehren, so wie es der Adlatus eigentlich vorgehabt hatte, würde wohl nicht funktionieren. Cal war etwas ganz... besonderes. Er hatte seinen Weg gefunden, auch wenn er blutig und gefährlich war, doch der Dieb beschritt ihn ohne Bedenken. Für ihn gab es weder Zukunft noch Vergangenheit. Die Gegenwart war das Einzige was für diesen Menschen zählte. Vielleicht war er verrückt, vielleicht war er todessüchtig, aber er wusste was er tat und das brachte Lighthammer zu einer Entscheidung:
"Ich helfe dir."
"Was?"
"Ich helfe dir dieses untote Vieh dorthin zurück zu schicken, woher es gekommen ist."
"Äh... Nein. Ich bin ein Einzelgänger."
"Und du willst riskieren, dass dich das Skelett noch einmal fertig macht? Lass mich mitkommen und ich schwöre dir, wir werden uns danach nie wiedersehen."
Lange überlegte Cal bis er seinem Retter, eher widerwillig, seine Zustimmung gab. Nachdem das geklärt war, entschlossen die Beiden einer Blutspur, die von der großen Blutlache wegführte, zu folgen. Als sie schon einige Zeit gegangen waren, hörte Light plötzlich ein schlurfendes Geräusch hinter sich. Schnell drehte sich der Adlatus um...

Calintz
05.09.2006, 17:43
Nachdem Cal mit seinem neuen Begleiter einer neu entdeckten Blutspur gefolgt waren, tippte Lighthammer seinem Kameraden auf einmal auf die Schulter und sagte:
"Ähm... Calintz? Ich glaube ich habe unsere Leiche gefunden..."
Durch diese Worte beflügelte wirbelte der Dieb herum und erblickte den todgeglaubten Wanderer einige Schritte von ihnen entfernt. Eigentlich sah der junge Mann ziemlich lebendig aus. Mal abgesehen davon, dass in seiner Brust ein abgebrochener Ast steckte, sämtliche Venen und Fleischfetzen aus seinem rechten Arm heraushingen und dass seine Augen vollkommen ihre Farbe verloren hatten und einem milchigen Weiß gewichen waren. Ja, außer diesen paar unbedeutenden Details sah der Untote äußerst menschlich aus. Offenbar etwas verwirrt starrte das Zombie die beiden Weißhaarigen eine Zeitlang mit weit offenem Mund an und stieß dann ein undefinierbares Stöhnen aus. Anschließend setzte er sich mit schlurfenden Schritten und hängenden Armen in Bewegung, direkt auf Cal und Light zu.
Fast gleichzeitig zogen nun Beide ihre Waffen und gingen in Angriffsposition. Calintz schwang seine Waffe zweimal in geübten Kreisbewegungen und auch Lighthammer schien mit seinem Schwert ziemlich gut umzugehen können. Inzwischen war das Zombie schon in Reichweite und der Dieb vollführte den ersten Schlag. Der Untote wehrte mit seiner Hand ab und ächzte mit einer kratzigen Stimme um den Treffer zu kommentieren. Sofort darauf traf ein Schwertstreich des Diener Innos' den Brustkorb des Wesen und legte eine Rippe frei. Scheinbar pumpte kein Blut mehr durch dessen Adern, denn es trat nur eine seltsame weißliche Flüssigkeit aus der Wunde. Sofort gingen die beiden Weißhaarigen wieder zum Angriff über und fügten ihrem Gegner einige, für Menschen tödliche, Verletzungen zu. Nur hatten sie es eindeutig mit keinem lebendigen Wesen zu tun. Durch den letzten Schlag hatte sich Cal ein paar Schritte von dem Zombie entfernt und so konnte er nur mehr in den Augenwinkeln erkennen wie der Untote mit seinem linken Arm auf den ungedeckten Rücken seines Begleiters ausholte. Blitzschnell zog der Dieb zwei Wurfdolche und warf ohne lange nachzudenken. Mit einem unangenehmen Geräusch drangen die kleinen Klingen in den Kopf des Wiederauferstandenen ein und stoppen die hinterhältige Attacke. In der Zwischenzeit hatte auch Lighthammer die Gefahr erkannt und mit einem beidhändig geführten Schlag trennte er seinem Gegner den Kopf ab.
Erschöpft sank Calintz auf die Knie und atmete schwer. Eigentlich war der Kampf nicht allzu anstrengend gewesen, aber seine alten Wunden begannen wieder zu Schmerzen. Mit wenigen schnellen Schritten war sein neuer Begleiter bei ihm und stützte ihn. Danach kramte er kurz in seiner Tasche und holte ein Kraut heraus, das der Dieb nicht zu identifizieren vermochte. Ganz offensichtlich war es zur Schmerzlinderung gedacht, denn als der Sumpfler die Pflanze kaute schwanden die Schmerzen wieder. Da es nicht seine Art war sich zu bedanken stand er einfach, ohne ein Wort zu sagen, auf und ging zu dem jetzt endgültig toten Kadaver. Dort angekommen stieg er mit dem rechten Fuß auf den Kopf des Toten und zog seine beiden Wurfdolche heraus. Seltsam, so gut hatte er beim Trainieren nie mit zwei Wurfwaffen gleichzeitig getroffen. Während Calintz seine Klingen im Gras reinigte, sagte er zu seinem Begleiter:
"Dein Kampfstil ist nicht schlecht, aber es gibt da ein paar Sachen, die du dir merken solltest. Erstens: Dreh deinem Gegner nie den Rücken zu. Du hast verdammtes Glück gehabt, dass ich getroffen habe... Zweitens: Versuch deine Schläge deinem Partner anzupassen. So kann man zu Zweit einen wahren Regen von Schlägen auf den Gegner niederprasseln lassen... Und Drittens: Sei ein bisschen beweglicher. Du stehst ja beim Kämpfen da wie ein Holzklotz. Wenn du ein bisschen herumhüpfst oder läufst kannst du den Gegner ablenken, verwirren und verringerst zusätzlich noch seine Chancen dich zu treffen. Ich will jetzt nicht deinen Lehrmeister spielen, aber wenn du mit mir mitkommen willst muss ich mich auf deine Fähigkeiten verlassen können. Naja, das mit dem Kräuterzeugs... das kannst du ja eigentlich ganz gu... nein... perfekt."
Mit diesen Worten grinste Cal Lighthammer an und zeigte zum ersten Mal eine etwas freundliche Reaktion gegenüber ihm, was den Diener Innos' sichtlich zu freuen schien.
"Danke... Mein Vater war ein Alchimist und er hat mir einen Haufen Sachen beigebracht. Leider wurden meine Eltern vor einigen Jahren von Orks getötet."
"Wo habt ihr denn gewohnt?"
"In einer Hütte nahe Khorinis, wieso?"
"Naja... bist du dir sicher, dass es Orks waren?"
"Natürlich. Wenn ich eine orkische Axt in den Trümmern gefunden habe."
"Welcher Ork würde wohl seine Waffe auf dem Schlachtfeld liegen lassen? Oder hast du auch einen toten Ork gesehen?"
"Nein..."
"Siehst du? Also ist es gar nicht so sicher, dass es diese stinkenden Unholde waren."
"Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen... aber wer sollte außer den Schergen Beliars so etwas machen?"
"Die Schergen Innos zum Beispiel..."
"Die Paladine? Niemals..."
"Oh, tut mir leid. Du glaubst ja an diese selbstgerechten und ach so heiligen Krieger. Denk doch einmal nach. Wer außer den Paladinen wäre noch stark genug oder hat genügend Einfluss um an eine Orkwaffe zu kommen?"
"Wie wär’s mit den Söldnern?"
"Möglich. Allerdings ziehen die normalerweise nicht mordend durch die Gegend. Da würde sie Lee sofort vom Hof werfen oder töten."
"Lord Hagen würde so etwas auch nie erlauben."
"Richtig. Nun, möglicherweise hatte einer der beiden Fraktionen einen driftigen Grund deine Familie auszurotten."
"Diese Frage wird sich wohl nie klären. Ich glaube bis auf Weiteres auf jeden Fall an einen Orkangriff..."
Jetzt war es aber erst einmal an der Zeit, den Spuren zu folgen und zu hoffen, dass sie zu diesem seltsamen untoten Wesen gehörten. Denn keiner der Beiden hatte eine Ahnung wo sich das Skelett versteckt haben könnte beziehungsweise ob es nicht schon irgendwohin weitergezogen war. Irgendwie war Calintz froh, dass er endlich etwas zu tun hatte. Auch wenn es nicht so einfach war wie irgendwelche Sachen zu stehlen oder unschuldige Novizen zu opfern. Allerdings stieg in ihm eine Frage auf, die ihn seit kurzer Zeit quälte:
"Hast du eigentlich eine Ahnung warum der Kerl da hinten zum Untoten geworden ist?"
"Hm... vielleicht war das Wesen, gegen das du gekämpft hast, ein Magier?"
"Möglich, aber dann hätte es mich nicht mit seinen zwei Schwertern attackiert sondern mir irgendeinen Fluch auf den Hals gehetzt."
"Verzauberte Schwerter?"
"Geleuchtet haben sie auf jeden Fall nicht. Wenn aber jeder Mensch, den dieses Skelett tötet ebenfalls zu einem Untoten wird haben wir sehr bald ein großes Problem."
"Hmhm... allerdings..."

Lighthammer
05.09.2006, 21:26
Leichte Beunruhigung machte sich in dem Adlatus des Feuers breit. Zum Einen wegen Cal's Theorie, dass nicht die Orks sondern die Paladine seine Eltern ermordet hatten, denn er war keineswegs noch immer so fest davon überzeugt, dass es ein Orkangriff gewesen war, wie er es behauptet hatte. Und zum Anderen, weil die beiden Weißhaarigen noch immer nicht genau wussten was für ein... Ding sie da verfolgten und ihren Gegner so gut wie gar nicht einschätzen konnten. Hätte Light doch nur seinen Weg zum Kloster fortgesetzt und Calintz alleine gelassen. Dann könnte er jetzt schon seelenruhig seinen neuen Laden aufbauen und sein Handwerk ausüben. Andererseits könnte dieses Biest auch zu einer großen Gefahr für das Kloster oder sogar für ganz Khorinis werden. So gesehen war seine Entscheidung seinem neuen Kameraden zu folgen richtig gewesen. Teils drohte Lighthammer derzeit im Selbstmitleid zu versinken, da er sich selbst die Chance genommen hatte seine Parfümeurskünste auszuüben, und teils lockte ihn das Abenteuer und der sichere Ruhm eines Sieges über die untote Kreatur.
Nun folgte er erst einmal seinem weitaus erfahreneren Begleiter Calintz. Plötzlich blieb der Dieb stehen und fluchte:
"Verdammt! Hier hört die Blutspur auf einmal auf."
Die Beiden standen noch mitten im Wald und aufgrund der aufhörenden Blutspur sahen sie sich suchend um. Allerdings konnte keiner der Zwei Spurenlesen und deshalb konnte sich schlecht einer von ihnen auf den Boden werfen, schnüffeln und plötzlich wissen wohin der Verfolgte gegangen war, ob er schwitzte, ob er verwundet war und ob er Mundgeruch hatte. Verzweifelt sprach der Diener Innos' zu seinem Kameraden:
"Wir haben seine Spur verloren. Vielleicht sollten wir Hilfe holen und dann mit einigen ausgebildeten Männern die Suche fortsetzen."
"Feigling..."
"Ich wollte doch nur..."
"Nein! Ich werde niemanden um Hilfe beten. Dieser stinkende Knochenhaufen kann doch nicht so weit sein. Wir werden jetzt erst einmal einfach geradeaus weitergehen und dann werden wir sicher wieder auf eine Spur stoßen."
"Wenn du meinst... Geh voraus. Ich folge dir."
Und so gingen sie eher ziellos einfach schnurgerade durch den Wald. Allerdings endete ihr Weg bald vor einer riesigen Felswand. Da konnte selbst das geschickteste Skelett nicht hinaufklettern, stellte Light schon beim ersten Betrachten der glatten Steinwand fest. Jetzt gab es ja nur mehr zwei Möglichkeiten. Etwa das untote Wesen war die Wand entlanggegangen und hatte einen vollkommen anderen Weg gewählt oder es gab hier irgendwo einen Geheimgang. Offensichtlich schien Calintz genau derselben Meinung zu sein, denn er machte sich schon auf den Weg den Stein genauestens zu untersuchen. Da wollte der Diener Innos' nicht tatlos daneben herumstehen, also ging Lighthammer in die entgegengesetzte Richtung davon um nach einem geheimen Eingang zu suchen.
Nach wenigen Schritten schon machte die Felswand plötzlich einen Knick nach links und ging über in einen riesigen Geröllhaufen. Die großen Steine schienen schon seit Ewigkeiten so dazuliegen und sahen fast schon geordnet aus. Achselzuckend ging der Adlatus daran vorbei und setzte seinen Weg fort. Als er dann schließlich noch einen Blick von hinten auf den Steinhaufen werfen wollte, fiel ihm ein schmaler Spalt auf. Gerade so groß, dass ein dünner Mensch mühelos hindurchkommen konnte. Neugierig ging der Weißgekleidete näher und schlüpfte durch das Loch hindurch, was ihm aufgrund seines schmalen Körperbaus auch leicht gelang. Innen angelangt sah Lighthammer einen dunklen halbrunden Raum. Nur von einer einzigen Fackel beleuchtet zweigten sich von hier drei weitere Gänge ab. Jeweils mit einer schweren Holztür verschlossen. Es sah zwar nicht gerade einladend hier aus, aber es schien genau das zu sein was die Beiden gesucht hatten. Sich in so einem dunklen Loch zu verkriechen würde zu einem Untoten auf jeden Fall passen.
Hastig verließ der Adlatus die Höhle wieder und sprintete den Weg, den er vorhin zurückgelegt hatte, zurück. Schließlich erreichte er keuchend und nach Luft ringend den etwas verwunderten Dieb. Offensichtlich hatte Cal kein Glück gehabt, denn er fragte sofort, ohne den Diener Innos' wieder zu Atem kommen lassend:
"Und? Hast du etwas gefunden?"
"Moment..."
Von dem vielen Laufen atemlos, holte Light noch einige Male tief Luft, bevor er dem Sumpfler antworten konnte.
"Ich habe... eine Höhle gefunden. Sie ist ziemlich gut versteckt und leicht zu übersehen. Wahrscheinlich hält sich unser untoter Freund da drinnen auf."
"Bestens. Dann lass uns losgehen."
Gemeinsam legten sie nun die Strecke zurück, die der Parfümeur vor kurzem entlanggelaufen war. Als sie bei dem Geröllhaufen angekommen waren, zeigte Lighthammer dem Dieb den Eingang und kurz darauf standen sie zusammen in dem kleinen Vorraum. Calintz betrachtete die drei Türen eingehend und kam schließlich zu dem Schluss:
"Wenn wir Pech haben stehen wir hier vor einem riesigen unterirdischen Labyrinth."
"Hmhm... und wenn wir Glück haben?"
"Dann befinden sich hinter zwei von den Türen tödliche Fallen, die beim Öffnen ausgelöst werden."
"Na wenn das mal nicht positive Aussichten sind..."
"Ganz meine Meinung. Ich würde es ja bevorzugen, wenn die zweite Möglichkeit zutreffen würde..."
Entsetzt starrte der Adlatus den Anhänger der Sumpfbruderschaft an. Dieser Mensch war wirklich unberechenbar. Heimlich dachte er bei sich:
"Und, wie hat er sich das etwa vorgestellt? Ich öffne die Tür und teste ob es eine Falle ist oder nicht?...Das wäre ihm auf jeden Fall zuzutrauen..."
Doch, was der Schwarzäugige in diesem Augenblick dachte, würde er wohl nie erfahren. Es dauerte auf jeden Fall eine halbe Ewigkeit, bis sich die Beiden schließlich für die mittlere Tür entschieden. Das sie nicht verschlossen war, schien ihnen auf jeden Fall positiv. Schließlich konnte doch ein Skelett nicht so intelligent sein, dass es eine Tür verschloss. Als Cal den ersten Schritt in den dunklen Gang wagte, sank der Boden unter ihm plötzlich leicht ein und ein lautes Klacken echote durch den Gang. Schnell warf sich der Dieb auf den Boden, eine Falle vermutend, doch es herrschte nur mehr Stille. Keine Äxte schwangen von der Decke und keine Stacheln schossen aus dem Boden heraus. Langsam stand der Weißhaarige wieder auf und klopfte sich den Staub von der Hose. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck sagte er:
"Was auch immer hier drinnen ist... jetzt weiß es dass wir hier sind."
Und die Zwei realisierten, dass es keineswegs sicher war, dass sie hier jemals wieder lebendig hinaus kommen würden...

Tondrius
06.09.2006, 08:51
Tondrius saß gerade in dem alten Besprechungsraum und schwelgte in Erinnerung an vergangene Diskussionen, die in diesem Zimmer ausgefochten worden waren. Wobei es auch den Einen oder Anderen Toten gegeben hatte. Plötzlich riss ihn das Geräusch des Mechanismus, der vor ungebetenen Gästen warnen sollte, aus seinen Gedanken. Verwundert sah der Untote auf.
"Wer kann das denn bloß sein? Möglicherweise ein dummer Wanderer, der ein Nachtlager sucht..."
Es ertönte ein weiteres Klacken.
"Berichtigung... Zwei..."
Der bleiche Totenkopf des Skeletts schien plötzlich noch dämonischer zu Grinsen, als er es für gewöhnlich tat. Endlich konnte Tondrius einmal jemanden in seinen eigenen vier Wänden jemanden töten. Das würde ihm Spaß machen: Die beiden Ahnungslosen durch da Labyrinth aus Gängen zu locken und sie dann schön langsam durch seine Klingen sterben lassen. Naja, vielleicht würde er sich einen im Gefängnis aufheben. Die gute alte Folterbank war schon so lange nicht mehr benützt worden. Wurde Zeit einmal das alte eingetrocknete Blut durch Neues zu ersetzen.
Da kamen dem Untoten die zahlreichen Fallen in den Sinn. Wahrscheinlich würden diese dummen Menschen innerhalb von kurzer Zeit durch eine der tödlichen Stachelwände sterben. Das würde ihm natürlich den ganzen Spaß nehmen... Also das konnte er wirklich nicht zulassen. Doch was konnte man dagegen unternehmen? Alle Fallen zu deaktivieren würde selbst Tondrius nicht gelingen, ohne von den ungebetenen Gästen gesehen zu werden. Außerdem konnte er sich teilweise beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie manche Fallen auszuschalten waren. Offensichtlich hatten einige Teile seines Gehirns die Jahre im Sarkophag nicht unbeschadet überstanden. Es dauerte eine Weile bis dem Hashashin die Kartensammlung in der Bibliothek in den Sinn kam. Da die beiden Fremden geradeaus gegangen waren dürfte es kein Problem sein, sie in diesen Raum des Wissens zu locken. Jetzt musste er es nur noch irgendwie schaffen ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen ohne von ihnen entdeckt zu werden. Aber Tondrius hatte Vertrauen in seine Fähigkeiten... Als Meister der lautlosen Fortbewegung konnte das doch kein allzu großes Problem darstellen...
Als der Attentäter aufstehen und sich auf den Weg machen wollte, sah er plötzlich ein kleines Tierchen über den Tisch vor ihm krabbeln. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem kleinem Fellknäuel um eine dreckige Ratte handelte. Daraufhin stockte der Untote mitten in der Bewegung und wartete bis sich das kleine Tierchen ihm genähert hatte, dann schlug er blitzschnell zu und bohrte seine Knochenfinger tief in das Fleisch der Ratte. Ein heiseres Lachen entfuhr seiner Kehle und mit einem hässlichen Geräusch zog das Skelett das tote Tier von seinen Fingern und warf es achtlos zu Boden. Solche kleinen Grausamkeiten waren zwar in keinster Weise nötig, aber machten Tondrius Spaß und dienten ihm als kurzweiliger Zeitvertreib.
Der Weg bis zur Bibliothek war nicht weit und so ließ sich der Hashashin ziemlich viel Zeit. Schon konnte er die Tür sehen, die zu dem Fallensystem führte, das zum Schutz der alten Bücher diente, als auf einmal hinter ihm ein seltsames Quieken ertönte. Innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde war der Untote herumgewirbelt und in Angriffsposition gegangen. Doch konnte er auf den ersten Blick keinen Gegner erblickten. Die schwache Beleuchtung half ihm allerdings dann den Verursacher des seltsamen Geräusches zu entdecken. Am Boden vor ihm saß eine kleine Ratte. Die Augen waren milchig Weiß und vier Löcher klafften in dem Körper des Tierchens. Da fiel es ihm wie Schuppen von den nicht vorhandenen Augen: Das war die Ratte, die er kürzlich erst mit seinen Fingern durchbohrt hatte. Warum war das Vieh noch am Leben? Verwundert hob er das untote Wesen vom Boden auf und betrachtete es genauer. Konnte Tondrius etwa Untote erschaffen? Stand jeder, der durch seine Hand starb, etwa wieder mit neuem Leben auf? Zumindestens schien es so zu sein...
Jetzt blieb nur noch eine einzige Frage offen: Gehorchten sie ihm auch? Das war doch glatt einen Versuch wert. Also befahl der Hashashin dem kleinen Tier:
"Spring von meiner Hand herunter und lauf drei Mal im Kreis."
Wie befohlen sprang das Tier etwas plump hinunter, rappelte sich auf und lief drei Mal im Kreis. Die roten Augen des Attentäters leuchteten daraufhin doppelt so hell und ihm fielen all die Möglichkeiten ein, die sich ihm nun eröffneten. Eine Armee von untoten Killer, Krieger, die jedem Armbrustbolzen trotzten, unsterbliche Diebe und Verbrecher... und alle würden nur ihm alleine gehorchen. Und die beiden Fremdlinge, die gerade durch die dunklen Gänge seines Verstecks irrten, hatten die Ehre seine ersten beiden Diener zu werden. Schnell änderte Tondrius seinen Plan und befohl der Ratte seine beiden "Gäste" in die Bibliothek zu locken. Er selbst begab sich in der Zwischenzeit in die Grabkammer. Dort würde er sie dann erwarten...

Calintz
06.09.2006, 10:31
Irgendwie tat Calintz Lighthammer leid. Der arme Kerl musste sich vollkommen auf seinen Begleiter verlassen, denn für ihn waren die Gänge stockfinster und nur die vereinzelten Fackeln ließen ihm einmal seine Umgebung erkennen. Da tat sich der Dieb mit seiner Nachtsicht schon um einiges leichter. Es war als würde die Dunkelheit für ihn nur ein grauer Schleier sein. Nur das Licht der Fackeln machte ihm Probleme. Da er nun auch kein Hemd mit Kapuze mehr hatte war es für ihn draußen fast unerträglich gewesen. Wenn der Weißhaarige nicht andauernd das Sumpfkraut gekaut hätte, wäre der Schmerz in den Augen unerträglich gewesen. Wenigstens hier drinnen war es angenehm finster.
Nach kurzer Zeit verlor sich allerdings der Gang, in dem sich die beiden befanden, in einem großen Raum der ausnahmsweise einmal besser beleuchtet war. Statt einer Fackel hingen sogar vier davon an den erdigen Wänden. Blinzelnd sah sich Cal um und erkannte, dass eine weitere Tür und zwei unverschlossen Gänge von der Zwischenhöhle wegführten. Außerdem stand noch ein seltsamer halbrunder Altar auf der einen Seite des Raumes. Natürlich schwarz wie die Nacht...
Etwas unentschlossen ging Lighthammer auf eine der Fackeln zu und zog sie aus ihrer Verankerung. Danach ging er zurück zu seinem Begleiter, der gerade eingehend die verschlossene Tür betrachtete. Als sich Cal zu dem Adlatus umdrehte sah er aus Versehen genau in das helle Feuer der Fackel. Keuchend vor Schmerz stürzte der Dieb zu Boden, die Hände fest gegen die Augen gepresst.
"Was ist los?"
"Tu... die. verdammte...Fackel...weg!"
"Wieso? So heiß ist das Feuer ja auch wieder nicht."
"Bring das... Ding weg... SOFORT!"
Erschrocken zuckte der Diener Innos' zusammen und er beeilte sich die angenehme Lichtquelle wieder zurück an ihren angestammten Platz zu bringen. Inzwischen hatte sich sein Kamerad auch schon wieder einigermaßen erholt und war langsam aufgestanden. Anfangs blinzelte der Sumpfler noch heftig, doch dann bekamen seine Augen wieder diesen harten und kalten Ausdruck.
"Noch einmal so eine blöde Aktion und ich schlitz' dir eigenhändig die Kehle auf..."
"Bevor du das machst, kannst du mich bitte aufklären was los ist?"
"Dir ist ja hoffentlich schon aufgefallen, dass meine Augen vollkommen schwarz sind."
"Eigentlich schon..."
"Na wenigstens etwas... Das bedeutet, dass ich in der Dunkelheit perfekt sehe, aber äußerst anfällig auf zu starkes Licht reagiere. Verstanden?"
"Oh... tut mir leid."
"Das hoffe ich für dich."
"Aber... ohne Licht sehe ich nichts..."
"Dann nimm dir halt so eine verfluchte Fackel und pass auf, dass du mir das Ding nicht wieder unter die Nase hältst."
Mit beleidigter Miene holte sich der Adlatus die Fackel wieder. Ehrlich gesagt war Calintz ja die Stimmung seines Begleiters egal. Niemand hatte ihn gezwungen mit einem mörderisch veranlagten Dieb mitzuziehen. Plötzlich fuhren beide auf, von einem Geräusch, das unmöglich von etwas lebendigen kommen konnte, aufgeschreckt. Der Schwarzäugige erkannte als Erster womit sie es zu tun hatten: Mit einer Ratte. Aber diese Ratte war eindeutig nicht mehr so, wie sie einmal von Mutter Natur geschaffen worden war. Diese vier Löcher, die in dem Leibe des kleinen Tier klafften, waren eindeutig nicht bei der Standartversion enthalten. Das Vieh schien eindeutig auf sich aufmerksam zu machen wollen, denn es raste wie ein Verrückter im Kreise um die Beiden herum. Da ihm das offensichtlich ziemlich gut gelang lief es ein Stück in einen der Tunnel hinein, blieb stehen und sah die Beiden mit seinen milchig weißen Augen an. Es sah fast so aus, als ob das untote Tier ihnen etwas zeigen wollte. Lighthammer wollte schon den ersten Schritt nach vorne machen, doch Calintz hielt ihn auf:
"Das stinkt nach einer Falle. Vielleicht sollten wir das Vieh lieber umbringen..."
"Ich schätze einmal, dass das Vieh uns zu seinem Meister führen will und da wollen wir doch auch hin... oder?"
"Hm..."
"Was haben wir schon zu verlieren? Wenn wir auf eigene Faust losgehen werden wir uns schon bald irgendwo aufgespießt wiederfinden."
"Du hast Recht. Tot sind wir sowieso wahrscheinlich besser dran... Los geht's."
So ließen sie das untote Fellknäuel vorausgehen und folgten ihm dann mit einigem Abstand. Der Schein von Lighthammer's Fackel warf unheimliche Schatten gegen die Wände und selbst Calintz fühlte sich ein wenig mulmig bei dem Gedanken, möglicherweise bald schon als Untoter herumzuwandeln zu müssen. Die Beiden mussten sich unbedingt noch etwas einfallen lassen damit sie das Skelett nicht in ein untotes Wesen verwandeln konnte. Wahrscheinlich würde es bald schon zu spät sein, um sich etwas einfallen zu lassen.
Nach einiger Zeit waren die Weißhaarigen und das untote Tierchen schließlich bei einer Tür angelangt. Die Ratte kratzte wie wild an dem alten Eichenholz und verlangte sichtlich, dass aufgemacht wurde. Daraufhin zog Cal seine Axt aus ihrer Verankerung und langte nach dem Türgriff. Langsam, ganz langsam drückte er ihn nach unten. Dann zog er mit einem kräftigen Ruck daran. Mit einem lauten Knarren schwang die Türe auf und als Nebengeräusch erklang ein leises Klirren. Verwundert bückte sich der Dieb und hob eine zerrissene Kette samt Vorhängeschloss auf. Erstaunt sagte er:
"Da war wohl jemand ziemlich sauer..."
"Hmhm...und derjenige hatte eine ziemlich stabile Waffe."
"Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass dieses Schloss mit einer Klinge heruntergeschlagen worden ist. Dafür sieht es viel zu zerrissen aus..."
"Oh..."
Es trat eine kleine Pause ein, bis die Ratte schließlich das Schweigen brach und mit grässlichem Quieken weiterlief. Ohne zu Überlegen setzten die Beiden ihm nach und im Gehen fiel dem Sumpfler auf, dass von dem Gang zwei Weitere schräg abzweigten. Als sie inmitten einer Kreuzung der Gänge standen ertönte ein hässliches Geräusch aus der Dunkelheit. Das Geräusch von herausfahrenden Stacheln die einen Körper durchbohrte. Tatsächlich, die Ratte war geradeaus weitergelaufen und hatte den Mechanismus für die in dem Boden eingelassenen Stacheln ausgelöst. Da meldete sich Light zu Wort:
"Ähm... Ich glaube wir haben jetzt ein Problem."
"Du sagst es. Wir stehen auf einer Kreuzung mit vier Gängen und wissen dass zwei Gänge mit Fallen versehen sind und zwei nicht. Wobei einer davon der Gang ist, durch den wir soeben gekommen sind."
."Na bestens... und? Wo willst du gerne sterben? Links oder Rechts?"
"Rechts geht es weiter."
"Aber sicher doch... Geh voraus. Ich kratze dann deine Überreste von den Stacheln."
"Sehr freundlich..."
Etwas verdutzt musste Lighthammer nun feststellen, dass sein Begleiter Recht hatte. Ganz ohne Bedenken schritt der Dieb den rechten Gang entlang, ohne dass etwas passierte. Danach ging es nach links weiter und schon standen die Weißhaarigen erneut vor einer schweren Holztür.
"Woher hast du das gewusst?"
"Naja, das war eigentlich ganz einfach. Bei der Kreuzung lagen rechts die Überreste eines Menschens, der offensichtlich falsch gegangen war und geradeaus hatte ja schon unser kleiner Freund die Falle entschärft. Die nächste Abbiegung war rein logisch, denn wären wir rechts gegangen, dann ginge es wieder zurück und, tja... jetzt sind wir vor einer weiteren Tür."
"Beachtlich. Schätze mal ich hätte umgedreht."
"Hm... dann schauen wir mal ob du wirklich so feig bist, wie du es sagst. Mach die Tür auf."
"Aber..."
"Aber was? Eine Türklinke wirst du wohl noch nach unten drücken können."
"Ich..."
"LOS!"
Der Adlatus zuckte zusammen und schnell drückte er die Türe auf und brachte sich sofort mit einem Sprung nach hinten in Sicherheit. Doch hier lauerte keine Gefahr wie die beiden sofort feststellten. Hinter der Tür stapelten sich, fein säuberlich geordnet in Regalen, alte Bücher. Calintz wagte sich als Erster in den großen Raum hinein und stieß einen leisen Pfiff aus.

Lighthammer
06.09.2006, 20:37
Diese Bibliothek erinnerte den Diener Innos' entfernt an die des Klosters. Mal abgesehen davon, dass in der des Klosters Fenster gab und eindeutig interessantere Bücher standen. Hier standen ja Romane wie: "Der der mit dem Feind tanzt", "Kleine Männer, große Klingen" und "Nacht ohne Morgen". Laut Lighthammer's Vorstellung waren das alles doch Bücher, die kein Mensch jemals lesen würde. Scheinbar täuschte sich der Parfümeur hierbei jedoch, denn Calintz überflog mit großem Interesse die Buchtitel und nahm auch das eine oder andere Buch heraus um es aufzuschlagen, einen Absatz zu lesen und es dann wieder zurückzustellen. Als er seinen Kameraden eine Zeit lang betrachtete fiel ihm auf, dass sie einiges gemeinsam hatten: Der Haarschnitt war eigentlich ziemlich gleich, doch Cal hatte etwas längere Haare und auch die Finger waren genauso feingliedrig wie die Seinen. Naja, Zufälle gab es halt doch überall auf der Welt. Er wollte sich gerade wieder einem Bücherregal zuwenden, als er in den Händen des Diebes ein kleines, schwarz eingebundenes Buch sah. Schnell stürzte er zu seinem Begleiter und riss ihm das Buch förmlich aus der Hand. Etwas verwundert sah Cal den Adlatus an und fragte ihn, was denn los sei. Die Augen des Diener Innos' wurden immer größer, als er erkannte wo er das Buch schon einmal gesehen hatte.
"Ich... ich habe das Buch schon einmal wo gesehen."
"Interessant... und wo?"
"Bei meinen Eltern..."
"Oha. Alchimisten die Bücher lesen mit dem Titel "Ars Cruciatus"? Etwas seltsam oder nicht?"
"Mir ist früher nie aufgefallen, dass dieses Buch über die Kunst des Tötens handelt. Vielleicht ist es ja nur zufällig bei uns herumgestanden."
"Tztztz... Immer nur das Beste von den Eltern denken, oder? Zufällig... dass ich nicht lache. Werd endlich einmal erwachsen."
"Aber wieso sollten sie so ein Buch besitzen?"
"Dumme Frage. Denk einmal ganz scharf nach..."
"Meine Eltern waren keine Mörder!"
"Sei froh, dass du wenigstens jemals welche hattest. Mörder hin oder her..."
"Sie waren keine Mörder!"
"Schon gut, schon gut. Und jetzt hör auf mit dem Schwert vor meinem Gesicht herumzufuchteln."
"Ich..."
"Verdammt! Reiß dich zusammen!"
"Du... du hast Recht. Lass uns schauen ob wir noch irgendetwas sinnvolles finden können."
"Na bitte. So gefällst du mir schon besser. Kann ich das Buch wieder haben?"
"Bitte, aber was hast du damit vor?"
"Ich wollte mir es ehrlich gesagt mal ein bisschen... ausleihen."
"Von mir aus. Bei dir ist es sicher besser aufgehoben als wie in meinen Händen."
Der Adlatus händigte Cal das Buch aus und ging zu einem alten Tisch, wo er sich etwas verzweifelt auf einen der Stühle sinken ließ und das Gesicht in den Händen vergrub. Seine Eltern als Mörder? Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Als sich Light endlich wieder gefasst hatte, widmete er sich den Büchern, die aufgeschlagen vor ihm lagen. Bei dem einen Buch war eine Karte aufgeschlagen und bei genaueren Betrachtung erkannte der Parfümeur des Höhlensystems war, in dem sie sich befanden. Respektlos riss er die etwas vergilbte und angebrannte Seite aus dem Wälzer heraus und rief Calintz zu sich her:
"Hey Calintz...Komm einmal her. Ich habe etwas gefunden."
"Na das ist doch perfekt. Eine Karte der Höhle, oder?"
"Sieht so aus."
"Schau mal... da sind noch mehr Karten. Das sieht aus wie Khorinis. Und was ist das?"
"Das ist die Burg im Minental, aber da sind haufenweise Gänge."
"Ich glaube die Paladine kennen nicht einmal die Hälfte davon."
"Oh oh... wenn diese Karten in die falschen Hände geraten."
"Könnte etwas ungünstig für die Innosfanatiker werden. Komm, wir nehmen sie mit und lassen sie den Orks zukommen."
"Das ist doch wohl nicht dein Ernst?"
"Doch, dann sind wir sie endlich los... Spinnst du denn?! Du kannst doch nicht die Karte verbrennen!"
"So kann wenigstens kein Unheil geschehen."
"Du verdammter..."
"Innosfanatiker?"
"Argh... Los, blätter weiter."
"Khorinis, die alten Tempelruinen,..."
"Halt. Warte mal. Da stand irgendwas von Chronik."
"Moment... Tatsächlich. Chronik des Ordens der Hashashin."
"Laut dem was hier steht, geht es um einen Attentäterbund der seine Mitglieder Hashashin schimpft. Die Jungs waren offensichtlich ziemlich erfolgreich."
"Ja, aber so wie es aussieht haben die Paladine Jagd auf sie gemacht. So wie das hier beschrieben ist klingt das sogar stark nach einem Krieg."
"Wahrscheinlich haben sie auch alle erwischt, denn ansonsten hätten wir schon irgendetwas von diesen Hashashin gehört."
"Vielleicht ist dieser wandelnde Knochenhaufen einmal früher so ein Attentäter gewesen."
"Möglich. Das würde zumindestens diese schwarze Rüstung und seine Kampfkünste erklären. Außerdem kann er sich ziemlich leise fortbewegen."
"Jetzt wäre es nu mehr interessant wie er heißt..."
"Laut dieser Karte hier gibt es eine Grabkammer. Vielleicht finden wir dort seinen Namen."
"Oder wir schauen bei dieser Namensliste nach, die hier in diesem Buch drinnen ist."
"Und woher willst du bitte wissen, wer unser Mann ist?"
"Hm... stimmt."
Gemeinsam sahen die beiden das Buch noch ein wenig genauer durch. Doch vor Allem bei den Mitgliederlisten stieg Verwirrung in den Beiden auf. Diese schienen nach keinem erkennbaren System geordnet sein, doch schlussendlich erkannten sie, dass sie nach dem Todesdatum geordnet waren. Ganz am Ende kamen dann die Verschollenen und danach die Geflohenen beziehungsweise Ausgetretenen. Und wieder stockte Lighthammer mit dem Umblättern. Sofort protestierte sein Begleiter und sagte:
"Was ist denn jetzt schon wieder? Blätter weiter..."
"Kennst du zufällig den Namen Seren?"
"Seren? Nie gehört..."
"Das ist mein Familienname."
"Oh oh..."
"Der steht hier unter Geflohen."
"Deine Eltern?"
"Nein, das ist zu lange her. Das waren meine Großeltern."
"Was? Sind beide etwa Mitglieder gewesen?"
"Sieht so aus. Die stehen nebeneinander und es ist ein Ring dazwischen gezeichnet worden."
"Sieht so aus als wüssten wir jetzt warum deine Eltern dieses "Ars Cruciatus" herumstehen hatten."
"Also waren sie doch Mörder..."
"Um dich aufzumuntern... das muss nicht sein. Auf jeden Fall nicht beide."
"Wieso das?"
"Naja, es könnte sein, dass dein Vater wirklich ein Alchimist war und nur deine Mutter eine Hashashin. Oder umgekehrt."
"Richtig."
Und wieder herrschte ein betretenes Schweigen. Diese neue Erkenntnis hatte Lighthammer förmlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Tatsache, dass er wahrscheinlich der einzige Nachfahre eines uralten Attentäterordens war, war wirklich tragisch. Ausgerechnet er, ein treuer Diener Innos' und vom Prinzip her Pazifist. Warum? Warum?
Plötzlich riss Calintz den Adlatus aus seinen Gedanken und lenkte seine Aufmerksamkeit auf das zweite Buch, das auf dem alten Tisch lag.
"Schau mal. Da drinnen sind sämtliche Portraits von den Mitgliedern. Vielleicht sind da deine Großeltern auch dabei."
"Ich will es gar nicht wissen..."
"Tatsächlich. Hier ist wirklich ein Bild von ihnen."
Die Beiden sahen auf die alte Seite wo die Zwei, offensichtlich sehr verliebten, Weißhaarigen abgebildet waren. Darunter stand in feiner geschwungener Schrift: Karay & Tatjana Seren
"Tja... sieht so aus als hättest du auf jeden Fall die weißen Haare von ihnen geerbt."
"Offensichtlich, aber was ist das für komisches Zeichen in der oberen rechten Ecke der Seite?"
"Hm...das ist bei all den anderen Portraits auch. Naja, es sieht bei jedem ein bisschen anders aus. Vielleicht ist das so eine Art Familienwappen oder so."
"Irgendwo hab ich das schon einmal gesehen. Das ist bei mir am Rücken auf das Schulterblatt eingebrannt."
"Na bitte..."
"Das habe ich nicht gemeint... bei dir befindet es sich ebenfalls an derselben Stelle."
"Dann heißt das ja..."
"Dass du mein Bruder bist."
Nachdenklich schwieg Calintz einige Momente lang. Offensichtlich musste er das eben gehörte erst noch verarbeiten...

Calintz
06.09.2006, 21:58
Der Dieb hatte es vom ersten Moment an, seit er Lighthammer getroffen hatte, vermutet, dass sie verwandt waren. Diese Ähnlichkeit, diese komische Geschichte über seine Eltern und die Tatsache, dass er selbst seine Eltern nie gekannt hatte. Calintz hatte nicht umsonst anfangs geglaubt in einen Spiegel zu sehen. Doch irgendwie hatte es ihn doch ein wenig geschockt. Vor allem, dass sie Nachfahren eines alten Geheimbundes von Attentäter waren. Vielleicht kam daher sein Hang zur Brutalität, der Glaube an Beliar und der Hass gegen die Paladine. Aber warum hatten seine Eltern ihn ausgesetzt und Light behalten? Ob sich diese Frage jemals klären würde? Wahrscheinlich nicht.
Schlussendlich raffte sich Calintz wieder auf und sagte zu seinem Bruder:
"Ich wusste es..."
"Was?"
"Naja, das war doch fast schon offensichtlich. Die Ähnlichkeit, die Familiengeschichte und jetzt noch das Brandmal..."
"Stimmt. Vielleicht hattest du ja doch Recht, dass meine... äh... unsere Eltern von den Paladinen ermordet wurden. Sie hatten wahrscheinlich herausgefunden, dass sie einst Hashashin waren oder so."
"Und mich haben sie ausgesetzt, für den Fall das sie und du sterben würden. Damit wenigstens einer der Seren-Linie überlebt. Hm... Gestern noch habe ich nicht einmal meinen Nachnahmen gewusst und heute erfahre ich meine gesamte Familiengeschichte."
"Erstaunlich."
"Ich hätte da noch eine Frage an dich... Bruder."
"Ja?"
"Wie waren sie? Ich meine unsere Eltern."
"Nun, unser Vater war ein ruhiger und ausgeglichener Mann mit kohlrabenschwarzem Haar. Er war eigentlich das glatte Gegenteil eines Hashashins. Von Grund auf verabscheute er Gewalt und war eigentlich nur für die Gerechtigkeit."
"Das muss ein schwerer Schlag für ihn gewesen sein, als die Paladine angriffen."
"Allerdings. Etwas schlimmeres hätte ihm wohl nicht passieren können."
"Und unsere Mutter?"
"Hm... Sie war wohl diejenige mit den weißen Haaren. Die waren schon so lange, das sie ihr bis zur Hüfte reichten. Wenn ich es mir recht überlege war sie genau wie du..."
Ein kurzes Lachen entfuhr seinen Lippen.
"Würde mich nicht wundern, wenn mindestens ein Paladin durch ihre Hand das Leben verloren hat. Sie hatte eine ganz eigene Art zu kämpfen und auch ihre Waffen waren wahrlich außergewöhnlich: fingerlose Handschuhe mit Eisenkrallen."
"Was ist mit denen geschehen?"
"Ich habe sie mit ihr begraben."
"Und wo hast du sie begraben?"
"In der Nähe unseres Hauses. Wenn man Khorinis in die Richtung von Lobarts Hof verlässt. Dort im Wald liegt das Grab unserer Eltern. Moment einmal... willst du sie dir etwa holen?"
"Um ehrlich zu sein... Nein. Das hätte sie nicht gewollt. Aber irgendwann würde ich doch gerne einmal ihr Grab besuchen."
"Wenn du die Krallen ausgräbst werde ich dich eigenhändig töten... Bruder hin oder her."
"Keine Angst. Ich habe wirklich nicht vor das zu tun."
Calintz hatte wirklich nicht vor das Grab seiner Eltern zu schänden. Zwar hatte der Dieb normalerweise keinen allzu großen Respekt vor den Toten, aber seine Eltern? Nein, das würde zu weit gehen. Eingehend betrachtete der Sumpfler noch einmal das Portrait seiner Großeltern und fragte sich ob auch sie von den Paladinen ermordet worden waren. Oder von irgendeinem anderen Hashashin. Schließlich war Verrat nicht gerade ein Akt der Freundlichkeit. Jetzt wussten die Beiden aber wenigstens womit sie es zu tun hatten. Ein wiederauferstandener Attentäter, der einem uralten Orden angehörte und jeden den er tötet sofort in einen Untoten verwandelt. Wenn das keine rosigen Aussichten waren...
Mit der gefundenen Karte würde es zwar ein leichtes sein, den Gegner zu finden, doch ob sie ihn besiegen konnte war fraglich. Selbst zu Zweit waren die Brüder gegen ihren untoten Feind im Nachteil. Vielleicht wäre es von Vorteil zuerst einmal die eingezeichnete Waffenkammer zu besuchen. Wenn dort nicht schon Alles dahingerostet war, könnten sie sich von dort möglicherweise einige nützliche Dinge holen.
Als Calintz so über ihre Strategie nachdachte meldete sich plötzlich sein Magen mit einem lauten Knurren. Es war schon eine halbe Ewigkeit her seit der Dieb etwas gegessen hatte, deshalb fragte er Lighthammer:
"Ähm... du hast nicht zufällig etwas zu Essen mit. Meine Wegzehrung ist leider bei dem Kampf gegen das Skelett draufgegangen."
"Naja, ich kann dir höchstens einen Apfel anbieten und ein paar Waldbeeren."
"Immer her damit... danke."
Seltsam... das war das erste Mal, dass er sich bei seinem Begleiter für etwas bedankt hatte. Das war wirklich nicht nach dem Stil des Sumpflers. Doch er überging seinen Fehler in Gedanken und widmete sich dem Apfel in seiner Hand. In der Zwischenzeit verzehrte Lighthammer einige Waldbeeren die zwar nicht gerade so gut schmeckten, aber dafür einen vollen Magen bescherten. Es war ein karges Mahl, jedoch machte das den Beiden überhaupt nichts aus. Die Brüder waren es schon längst gewöhnt wenig zu Essen, was man an ihren schmächtigen Körperbau erkennen konnte. Nun waren sie zumindestens einigermaßen für den, mit Sicherheit bald folgenden, Kampf gerüstet. Allerdings stand Beiden immer noch di Müdigkeit ins Gesicht geschrieben, darum äußerte Light den Vorschlag einmal ein paar Stunden lang zu schlafen. Es wusste zwar keiner von ihnen wie spät es war, aber hier drinnen war, abgesehen von den wenigen Fackeln, sowieso keine Beleuchtung. Calintz stimmte sofort zu und sie beschlossen, dass immer jeweils Einer schlief und der Andere Wache hielt. So waren Beide einverstanden und Cal übernahm, großzügig wie er war, die erste Wache...

Lighthammer
07.09.2006, 10:35
Es war wahrhaft ein seltsames Gefühl aufzustehen und im ersten Moment vor lauter Dunkelheit nichts zu sehen, denn genau so ging es Lighthammer als er von seinem Bruder geweckt wurde. Nun war es Zeit für ihn die Wache zu übernehmen. Wenigstens befanden sie sich immer noch in der Bibliothek, so konnte der Parfümeur einige der Bücher studieren. Doch leider waren für ihn kaum interessante Bücher vorhanden, so öffnete er immer wieder den Wälzer mit den Portraits und betrachtete seine Großeltern. Ob sie wohl auch so abgrundtief böse gewesen waren wie es die Chronik der Hashashin beschrieb? Eine weitere Frage die wohl für immer ungelöst bleiben würde. Light dachte noch eine Weile über seine entfernten Verwandten nach, als ihm plötzlich ein Gedanke kam: Möglicherweise war dieses Skelett einmal einer der Anführer gewesen und da auf dieser einen Karte, die die Beiden gefunden hatten, nur eine Grabkammer der Anführer eingezeichnet war, lag es doch nahe, dass diese Vermutung stimmen musste, denn dieser Untote war eindeutig aus dieser Höhle gekommen. Hektisch schlug nun der Adlatus das Buch mit den Listen wieder auf und blätterte zu der Mitgliederliste in der die Anführer hervorgehoben waren. Nach einiger Zeit stieß der Weißhaarige auf die gesuchte Seite. Sie war nur spärlich beschrieben und bat Übersicht über ungefähr ein dutzend Menschen. Bei jedem stand mindestens eine Errungenschaft beziehungsweise, was zu deren Zeit passiert ist. Beispielsweise stand beim Ersten dabei: Gründung des Ordens, Beginn mit den Grabarbeiten. Beim dritten Anführer von unten stand dann schließlich das Gesuchte: Beginn der großen Jagd der Paladine.
Light fuhr mit dem Finger noch zwei Zeilen hinunter und las den, in geschwungener kaum leserlichen Schrift geschriebenen, Namen: Tondrius al-kat-a Crave. Unwillkürlich kam dem Parfümeur der Gedanke, wie seltsam dieser Name, für die heutige Zeit, klang. Offensichtlich war das der Name dieses wandelnden Knochenhaufens, denn es stand nur das Datum wann dieser Tondrius an die Macht gekommen war und nicht auch der Todestag, auf der Seite.
"Sehr interessant... jetzt wissen wir schon seinen Namen. Mal schauen ob auch ein Portrait von ihm vorhanden ist.", dachte der Parfümeur und machte sich sofort auf die Suche. Tatsächlich stieß der Adlatus nach einiger Zeit, auf den letzten Seiten des Buches, auf ein Bild des Gesuchten. Beim Anblick des furchteinflössenden Mannes jagte es Lighthammer auf der Stelle einen kalten Schauer über den Rücken und er dachte entsetzt:
"Bei Innos. Schon wieder Einer mit weißen Haaren... das muss wohl irgendwie zu den Hashashin gehören. Und diese Augen... das ist doch schon fast rot. Dazu die fast schwarze Haut... der Kerl muss ja wirklich ein gefürchteter Attentäter gewesen sein. Naja, jetzt ist er nur mehr ein Haufen Knochen, der nur von reiner Bosheit zusammengehalten wird."
Plötzlich vernahm der Parfümeur ein leises Geräusch neben dem Tisch. Offenbar war nun auch Calintz wieder aufgewacht. Dann konnten sie ja endlich diese Waffenkammer aufsuchen und dann gegen diesen Tondrius antreten. Danach würde der Adlatus endlich seinen Laden im Kloster eröffnen können, vorausgesetzt sie würden diesen Kampf überleben. Schnell erzählte der Diener Innos' seinem Bruder was er soeben herausgefunden hatte, worauf der Dieb nur mit einem Nicken antwortete. Wahrscheinlich half ihm diese Information nicht gerade beim Kampf gegen den Untoten weiter und deswegen empfand er sie als wertlos. Also nahm der Schwarzäugige seine Waffen, die er während des Schlafens stets griffbereit neben sich liegen gehabt hatte, wieder und trieb zum Aufbruch an. Da Light sowieso nichts Anderes vorgehabt hatte, schlug er nur schnell die Bücher wieder zu und nahm sich die Karte des Höhlensystems. Danach verließen sie die Bibliothek wieder und brachten das Fallensystem unbeschadet hinter sich. Ungeduldig fragte Cal als sie wieder die aufgebrochene Tür durchschritten hatten:
"Und? Wie geht's jetzt weiter?"
"Moment, ich sehe mal kurz auf die Karte... Ah ja... wir müssen wieder zurück zum Eingang und dann die rechte Tür nehmen."
"Okay, auf geht's."
So durchschritten die Beiden die Kammer mit dem schwarzen Opferaltar und fanden sich schließlich wieder beim Eingang der Höhle. Unwillkürlich dachte Lighthammer daran, dass es noch nicht zu spät war dieses Selbstmordkommando zu verlassen und zum Kloster zurückzukehren, aber dann würde dieser Tondrius frei herumlaufen und das wäre natürlich eine Gefahr für ganz Khorinis. Also warf der Adlatus diesen Gedanken wieder ab und konzentrierte sich auf das, was vor ihnen lag. Wenigstens war diese Tür nicht verschlossen, also musste ihm Calintz keinen Beweis liefern, wie gut er das Schlösserknacken beherrschte, worüber Light eigentlich ganz froh war. Mit einem leisen Knarren schwang die Tür schließlich, von dem Dieb geöffnet auf, und die Brüder traten in den dunklen Gang der dahinter lag. Als sie an einer weiteren Tür vorübergingen, hielt der Parfümeur seinen Begleiter plötzlich auf:
"Warte. wir müssen hier durch..."
"Warum?"
"Geradeaus liegt, laut der Karte, eine Falle."
"Tja, und genau deswegen geht es da auch weiter."
"Sag mal, hat dir Beliar auch das Gehör genommen? Ich sagte da vorne ist eine Falle."
"Und warum glaubst du hat uns diese untote Ratte zur Bibliothek geführt? Weil ihr Meister es so wollte. Damit wir in irgendeine dieser Fallen laufen und draufgehen. Ergo ist diese Karte gefälscht und die Falle befindet sich hinter dieser Tür und nicht in dem Gang vor uns."
"Bist du dir da sicher?"
"Natürlich, der Trick ist doch schon uralt."
"Auf deine Verantwortung..."
"Klar. Wenn ich falsch liege, gehen wir sowieso beide drauf."
"Hm..."
Mit einer schon fast unnatürlichen Selbstsicherheit ging Cal voraus und sein weißhaariger Gefährte folgte ihm achselzuckend. Im Prinzip war es doch egal wie sie starben. Etwa durch die Hand von einem wiederauferstandenen Killer oder durch irgendwelche Fallen. Es lief irgendwie auf das Gleiche hinaus...
Als Lighthammer gerade darüber nachdachte, ob er überhaupt etwas besaß was er weitervererben könnte, wurde er plötzlich von seinem Bruder umgerissen und ein lautes Sirren durchbrach die Dunkelheit. Die Fackel war ihm aus der Hand gerissen worden und brannte nun munter auf dem erdigen Boden weiter. Auf ihm lag ein schwer atmender Calintz, der ihm mit einem etwas verwirrten Gesichtsausdruck in die grau-blauen Augen sah.
"Na gut. ich hab mich geirrt. Die Karte ist nicht gefälscht."
"Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung..."
"Spar dir deine Sprüche... du wirst sie vielleicht noch für unseren Tondrius brauchen."
"Naja, wenn wir so weitermachen, bekommen wir den sowieso nicht mehr zu Gesicht."
"Stimmt, aber da würden wir auf jeden Fall nichts verpassen. Der Kerl hat eine Visage zum Davonlaufen."
"Wir könnten ihm ja einen Spiegel hinhalten. Vielleicht zerfällt er dann bei seinem eigenen Anblick zu Staub."
Bei diesem Satz entfuhr dem Dieb ein kurzes Lachen. Das war das erste Mal, dass der Adlatus seinen Bruder einmal nicht mit so einem ernsten Gesichtsausdruck sah.
"Ähm... könntest du jetzt freundlicherweise wieder von mir heruntergehen?"
"Klar... Moment... So, jetzt lass uns machen, dass wir hier wegkommen."
"Was war das jetzt überhaupt gerade?"
"Naja, ich würde mal schwer vermuten eine Falle..."
"Nein... das meinte ich nicht. Was war das genau für eine Falle?"
"Ausgesehen hat es nach ein paar Pfeilen, allerdings weiß ich das auch nicht so genau. Ich hab nur dieses Klacken von der Bodenplatte gehört und hab dich umgeworfen."
"Danke..."
"Jetzt werd hier nicht auch noch sentimental. Ich kann doch meine Bruder nicht so einfach von einer primitiven Falle umbringen lassen."
Und wieder einmal überraschte der Sumpfler den Diener Innos'. Diesen Satz hätte er von ihm als letzten erwartet. Was wäre denn wohl eine angemessener Tod für ihn? Wahrscheinlich irgendwo auf dem Schlachtfeld ehrenhaft zu sterben oder nach einem erfolgreichen Attentat den Freitod zu sterben um seinen Widersachern nicht in die Hände zu fallen... Ja, das würde zu ihm passen, aber ob er das auch von Lighthammer erwartete war fraglich. Auf jeden Fall hoffte der Parfümeur noch einige Zeit lang zu leben hatte bis für ihn die Zeit gekommen war.
Jetzt war aber keine Zeit über den Tod nachzudenken, denn sie wollten immer noch dieses verfluchte Skelett zur Strecke bringen und das erforderte einen klaren Kopf. Hoffentlich waren die Beiden jetzt wenigstens auf dem richtigen Weg, nachdem sie diese Seitentür durchquert hatten. Es dauerte nicht allzu lange bis endlich ein Licht am Ende des Ganges zu sehen war. Instinktiv erhöhten die Brüder ihre Geschwindigkeit und fanden sich bald darauf in einem rechteckigen Raum, der mit einem kleinen Altar versehen war und ausnahmsweise auch sehr gut beleuchtet war. Mit einem kurzen Blick auf die Karte in seiner Hand stellte Light fest, dass dieser Altar irgendwo einen geheimen Schalter verbergen musste. Nachdem er dies seinem Gefährten mitgeteilt hatte, begann dieser sofort den kalten Stein zu untersuchen. Auch der Parfümeur wollte nicht untätig herumstehen und fuhr mit den Händen über den Altar um etwaige Schalter zu entdecken, wobei er vorerst äußerst wenig Glück hatte. Da meldete sich Cal zu Wort:
"Hab ihn..."
Mit einem Knirschen begann sich darauf die Wand hinter ihnen zu bewegen und ein breiter Spalt kam zum Vorschein...

Calintz
07.09.2006, 22:10
Es war einfach nur mehr erstaunlich, welcher Anblick sich den Beiden in der geheimen Kammer bot. Hier befanden sich Hunderte von verschiedensten Waffen. Schwerter, Säbel, Äxte, Lanzen, Dolche, Armbrüste und einige seltsame Klingen, die der Dieb nicht zu benennen vermochte hangen an den Wänden oder standen in speziell dafür gefertigten Waffenständern. Das seltsame an dem Ganzen war, dass keine einzige der Klingen auch nur den leichtesten Ansatz von Rost besaß. Scheinbar waren sie alle aus einem speziellen Material gefertigt, denn gewöhnliches Metall hätte doch nach so vielen Jahren den Geist aufgeben müssen. Doch mit Bestimmtheit konnte das Calintz auch nicht sagen, er war schließlich kein Schmied oder Waffenkundiger. Im Prinzip war es ihm ja auch egal. So lange die Paladine nichts von diesem Raum wussten und sich hier ausrüsten konnten war für ihn Alles in Ordnung. So stand der Sumpfler einfach nur in der Mitte des Raumes und sah bewundernd von einer blitzenden Klinge zur Anderen. Plötzlich meldete sich neben ihm sein Bruder mit einem entsetzten Ausruf:
"Das reicht ja für eine ganze Armee!"
"Du sagst es. Die Jungs müssen wirklich einmal ziemlich viele Leute gehabt haben oder..."
"...sie waren Waffenfetischisten."
"Äh... genau das wollte ich auch gerade sagen..."
"Tja, wir sind halt eben doch Brüder."
"Leider..."
"Wieso?"
"Naja, mein ganzes Leben war ich auf mich alleine gestellt und hatte bis auf eine Person niemanden der mir etwas bedeutete. Ich habe solche Menschen stets als Belastung gesehen. Eine Schwachstelle, wenn du so willst. Und jetzt... auf einmal habe ich einen Bruder, der mir auf Schritt und Tritt folgt. Versteh mich nicht falsch, aber es wäre eigentlich besser wenn ich alleine weitergehen würde."
"Aber alleine hast keine Chance zu überleben... und ich möchte dir später nicht als Untoter wiederbegegnen."
"Siehst du? Das ist mein Problem. Sollte dir beziehungsweise mir etwas passieren wird der Andere jeweils geschwächt. Schmerz, Trauer,... das Alles sind Dinge die nur als Zeichen der Schwäche gelten und das gibt unserem Gegner einen entscheidenden Vorteil."
"Hm... ich dachte so etwas empfindest du nicht mehr, oder?"
"Derzeit... wer weiß wie lange das so bleibt?"
"Egal. Wir stehen das zusammen durch... auch wenn wir dabei sterben sollten."
"Weißt du? Schön langsam fängst du an mir zu gefallen..."
Mit diesen Worten grinste Cal seinen Bruder an und zwinkerte ihm vielverheißend zu und dachte bei sich:
"Vielleicht haben wir doch eine Chance. Mit der Einstellung wird das schon funktionieren... hoffentlich."
Nach diesen Worten wanden sich Beide wieder den Waffen zu, die in dieser Kammer gestapelt waren. Wobei sich der Dieb vorerst einmal einer großen Truhe widmete. Sie war nicht abgeschlossen und der Deckel war einen Spalt weit offen. Vorsichtig hob er ihn an und sah auf einen schwarzen Stofffetzen hinab. Dieser entpuppte sich aber, als Cal ihn herausnahm, als pechschwarze Rüstung mit spitzen Schulterplatten. Sie sah auf den ersten Blick ziemlich widerstandsfähig aus und war trotzdem extremst leicht und ähnelte eher einem etwas dickeren Hemd. Etwas skeptisch betrachtete der Sumpfler erst die Rüstung und sah dann an seinem nackten Oberkörper hinab. Schließlich kam er zu dem Entschluss, dass etwas Kleidung sicher nicht schaden konnte und streifte sie sich sogleich über. Seltsamerweise schien sie perfekt zu passen. Als ob sie nur für ihn geschaffen worden wäre und hier ein paar Jahre in einer Truhe verstaubt ist um schließlich gefunden zu werden.
Da Lighthammer sich eher etwas verwirrt umsah und sich offensichtlich nicht gerade mit Waffen auskannte, schnappte sich der Dieb zwei Dolche und ging zu ihm hinüber.
"Hey... Light... nimm die hier besser mit."
"Wieso? Ich habe schon einen Dolch..."
"Glaub mir, jahrelange Erfahrungen haben mich gelehrt, dass man nie genug Waffen haben kann. Das verschafft dir einen entscheidenden Vorteil."
"Wenn du meinst..."
"Vertrau mir, du wirst froh darüber sein."
Achselzuckend nahm der Adlatus die Klingen entgegen und suchte sich einen passenden Platz an seiner Kleidung beziehungsweise an seinem Gürtel. Währenddessen machte Calintz ein paar weitere Schritte zwischen den Ständern bis er plötzlich vor der Rückwand des Raumes stand. Erstaunt starrte der Dieb mit weit aufgerissenen Augen auf die "Dinger", die da zu Massen an der Wand hingen und sagte zu seinem Bruder:
"Schau mal... ich glaube ich weiß woher deine... äh... unsere Mutter die Krallen hat."
"Was? Wo?........Tatsächlich. Du hast Recht, das sind genau die Handschuhe, die sie besaß."
"Da war sie sicher nicht die Einzige... die Dinger zählten offenbar zur Standardausrüstung."
"Dürfte auch einigermaßen praktisch sein. Ich meine bei einem Faustkampf ist man da zum Beispiel auf jeden Fall besser dran..."
"Kannst du mit den Teilen umgehen?"
"Schätze schon. Als ich noch kleiner war hab ich mir die Krallen meiner Mutter immer genommen... äh... ausgeliehen und damit gegen imaginäre Gegner gekämpft."
"Und hat sie dich manchmal erwischt?"
"Oh ja... leider. Die blauen Flecken haben immer wochenlang geschmerzt. Dann bin ich immer zu unserem Vater gelaufen, der hat mir dann eine lindernde Salbe gegeben."
"Tja... was stiehlst du auch von einer Hashashin?"
Daraufhin mussten beide lachen, was ihrer angespannten Laune äußerst gut tat.
"Schade, dass du sie nie gekannt hast..."
"Naja, war vielleicht besser so, aber lass uns nicht dem nachweinen, was wir sowieso nicht mehr ändern können.... Hier, einmal für dich und einmal für mich."
"Du willst dir ernsthaft solche Krallen mitnehmen."
"Klar, solche Waffen findest du nicht gerade wie Sand am Meer. Das ist eine einmalige Gelegenheit."
"Hm... okay, dann hab ich auch noch etwas, das mich an unsere Mutter erinnert."
Kopfschüttelnd wandte sich der Dieb wieder von dem Diener Innos' ab und streifte sich den linken Handschuh über. Erstaunlicherweise schien er perfekt zu passen und so probierte er sofort auch den zweiten Krallenhandschuh an. Auch dieser saß bestens, nur drückte der Obsidianring, das Zeichen der schwarzen Hand, den er stets am rechten Ringfinger trug, ein wenig doch das störte ihn nicht sonderlich. Abnehmen würde Calintz ihn auf jeden Fall nicht, denn er erinnerte ihn stets an die Opferung, die Murielle und er im Namen von Vastator, vollführt hatten. Da stieg in dem Weißhaarigen plötzlich die Frage auf, ob er Murielle jemals wiedersehen würde. Wahrscheinlich würde sie ihn wieder fast umbringen, da sich der Sumpfler so lange nicht bei ihr blicken lassen hatte, doch wo würde denn dann die Spannung ihrer Beziehung bleiben wenn sie das nicht tun würde? Ob die schwarzhaarige Schönheit wohl etwas mit solchen Krallen anfangen könnte? Möglich, aber als Entschuldigung würde es niemals reichen... Trotzdem schnappte sich Calintz noch ein paar der außergewöhnlichen Handschuhe, die ungefähr ihre Größe sein mussten, und befestigte sie an seinem Gürtel.
"Was soll das denn werden?" , fragte daraufhin sofort Lighthammer mit einem leicht vorwurfsvollen Ton.
"Was?"
"Willst du die etwa verkaufen?"
"Ach so.... nein, die sind für eine Freundin."
"Aha. interessant...darf man..."
"Nein, darfst du nicht."
"Okay..."
"Jetzt lass diesen verdammten Hundeblick verdammt noch einmal.......... na gut. Sie heißt Murielle."
"Und? Wie ist sie?"
"Glaub mir: Eine Begegnung mit ihr würdest du nicht überleben."
"Nett... passt zu dir offenbar..."
"Hast du eine Ahnung... und hör mit dem blöden Gegrinse auf, sonst schneid ich es dir aus dem Gesicht..."
"Kannst es ja gern versuchen."
"Oha... der verweichlichte Klosterling hat Mut bekommen. Jetzt werd mir bloß nicht auch noch übermütig, das würde uns nicht gerade weiterhelfen."
"Schon klar. Und jetzt komm... gehen wir jagen."
"Schicken wir die paar Knochen wieder dorthin, wo sie hergekommen sind."
Irgendwie barg dieser Lighthammer doch ein paar Überraschungen. Mit welcher Entschlossenheit er nun die Gänge entlangschritt und seinen Bruder auf dem richtigen Weg führte war wirklich erstaunlich. Calintz wusste nicht woher sein Begleiter den ganzen Mut nur nahm, aber irgend etwas hatte dem Adlatus offenbar ermutig oder sogar gestärkt. Vielleicht die Krallen oder die Erinnerung an ihre Eltern...Cal wusste es nicht. Doch das war ihm jetzt auch egal... jetzt war nur mehr wichtig, dass sie Beide einen klaren Kopf behielten und sich auf den bevorstehenden Kampf vorbereiteten...

Tondrius
09.09.2006, 20:56
"Verflucht!", dachte Tondrius und schlug wütend mit seiner knochigen Hand auf den kalten Stein des Grabes vor ihm. Nach dem seine beiden „Besucher“ immer noch nicht aufgetaucht waren, hatte der Hashashin versucht die alten Überreste der anderen Anführer wieder mit Leben zu erfüllen, was ihm allerdings bis jetzt nicht gelungen war. Er hatte schon etliche Möglichkeiten durchdacht und ausprobiert, aber das Ergebnis blieb immer das selbe: die uralten Knochen der Begrabenen rührten sich nicht. Einige von ihnen waren sowieso schon zu Staub zerfallen und nicht mehr brauchbar. Nur leider ließen sich die, von denen noch etwas übrig war, einfach nicht mehr wiedererwecken. Wahrscheinlich funktionierte diese außergewöhnliche Fähigkeit des Skeletts nur bei lebendigen Wesen. Im Prinzip änderte sich durch diesen Umstand allerdings nichts an den Plänen des Attentäters. Er wollte einfach einige treue und erfahrene Kämpfer unter seinem Kommando haben, aber es würde wohl auch genügen, etliche dieser armseligen Menschen zu töten und sie zu seinen Dienern zu machen. Masse bedeutete ja meistens Überlegenheit...
Plötzlich wurde Tondrius in seinem Gedankengang von einem leisen Geräusch gestört. Jedes Wesen mit einem gesunden Verstand hätte sich daraufhin umgedreht, jedoch blieb er seelenruhig mit dem Rücken zum Eingang stehen. Aufgrund seiner geschärften Sinne und sein unheimliches Wissen wusste der Attentäter genau was hinter ihm vorging und sagte nur mit seiner kratzigen und unangenehmen Stimme:
„Ah...ihr habt euch auch endlich hier eingefunden. Willkommen in meinem Reich...“Mit diesen Worten drehte sich das Skelett um und betrachtete seine Gegner. Die Beiden sahen sich irgendwie zum Verwechseln ähnlich und der Eine hatte sich sogar erdreistet sich aus der Waffenkammer eine Rüstung zu stehlen. Da dieser offensichtlich nicht wusste, was er da am Leibe trug erhob der Untote erneut seine Stimme und sagte:
„Wie passend...du trägst die Rüstung meiner ehemaligen rechten Hand...und zu dieser werde ich dich nun machen. Noch einmal entkommst du dem Tod nicht...dann gehörst du mir...“
„Du willst also deine eigenen Leute töten...Tondrius?“
„Ach...meine eigenen Leute also?“
„Natürlich...wir sind Nachkommen der Seren-Linie...“
„Seren! Eure Vorfahren haben schon immer Schande über unseren Orden gebracht. Wenn ich könnte würde ich vor euch ausspeien. Naja, aber dafür werde ich euch töten. Ich werde diesen dummen Fehler eurer Großeltern ein für alle mal ausmerzen. Ihr seid nichts als die Ausgeburt von zwei abtrünnigen Feiglingen. Eure Familie stand immer schon für Feigheit, Verrat und Schwäche...“
„Lügner! Unsere Großeltern hatten wenigstens ein bisschen Verstand und haben mit diesem Wahnsinn früh genug aufgehört...als es noch nicht zu spät war.“Diese Worte kamen von dem weißgekleideten Fremden und insgeheim hatte Tondrius schon fast gedacht, dass dieser stumm war.
„Glaubst du das wirklich? Ihr wisst ja überhaupt nichts. Ich kannte sie und ich wusste wie sie waren. Den Seren’s war die Feigheit schon wahrlich ins Gesicht tätowiert worden.“
„Tja, dafür sind wir nicht die ganze Zeit in so einem steinernen Sarkophag vermodert...Dinge ändern sich...“
„So? Na das wollen wir doch gleich einmal überprüfen...“Mit diesen Worten zog Tondrius seine beiden Schwerter und ging in Kampfposition. Seine beiden Gegner taten es ihm gleich und der Eine zog ein kaum benütztes Schwert aus der Scheide und der Andere ließ eine kunstvoll verzierte Axt in der rechten Hand herumwirbeln. Danach sahen sie sich kurz in die Augen und gingen dann beide gleichzeitig zum Angriff über. Mühelos wehrte der Attentäter die Schläge ab und begann dann selbst mit einer komplizierten Schlagkombination, mit der er beabsichtigte die Brüder gleichzeitig zu bedrohen. Das hatte früher bei den törichten Paladinen fabelhaft funktioniert, also warum sollte es bei diesen Individuen nicht klappen? Allerdings wurde es für den Untoten doch nicht so leicht, wie er es sich vorgestellt hatte, denn der Schwarzgekleidete machte einen Ausfallschritt nach dem zweiten Schlag und bedrängte anschließend das Skelett von hinten. Daraufhin beeilte sich dieser schnell wieder seinen Rücken freizubekommen und die Weißhaarigen wieder vor sich zu haben.
Erneut schlug der Hashashin zu und konzentrierte sich dieses Mal allerdings hauptsächlich auf den etwas größeren und unerfahreneren Seren. Wieder wurde sein Plan jedoch von dem Schwarzäugigen vereitelt, der seinem Bruder zu Hilfe kam und die Klingen, so gut es ging, abzuwehren versuchte. Langsam wurde Tondrius nun wütend...warum gelang es ihm einfach nicht diese zwei schwächlichen Menschen zu besiegen?

Lighthammer
10.09.2006, 11:29
Ein weiterer Schlag donnerte gegen das Schwert des Adlatus und dieser wich erschrocken vor dem furchteinflössenden Wesen zurück. Irgendwie kam es Lighthammer vor als ob ihr Kampf dem zweier Scavenger gegen einen Schattenläufer glich, nur dass ihr Gegner auch noch so gut wie unverwundbar war, denn wie tötet man ein Wesen, dass eigentlich schon tot sein musste, außer ihm den Kopf abzuschlagen. Leider hing dieser Tondrius ziemlich an seinem Kopf und verteidigte sich mit einer Kraft und Wenigkeit, die so einem Klappergestell gar nicht zuzutrauen zu wäre. Seine beiden Schwerter wirbelten durch die alte, modrige Luft und setzten den beiden Brüdern so zu, dass diese schon bald mit dem Rücken zu einer Wand gestanden wären, wenn Calintz nicht immer wieder durch todesmutige Aktionen ihre Lage etwas verbesserte.
Mit einiger Mühe wehrte Light einen erneuten Schlag des Skelettes ab und ärgerte sich innerlich, dass er nie viel Wert darauf gelegt hatte, das Kämpfen zu üben. Immer hatte er sich vorgemacht, dass es für alles eine friedliche Lösung gab, jedoch musste er inzwischen die etwas schmerzvolle Erfahrung machen, dass er im Irrtum gewesen war. Wenigstens leistete ihm sein Schwert Schattenreißer einen guten Dienst, denn trotz der zahlreichen und wuchtigen Treffer wies die Klinge noch immer keine Beschädigung oder einen Kratzer auf. Bei dem Gedanken an den Namen seiner Waffe kam dem Diener Innos' plötzlich ein eigenartiger Zusammenhang in den Sinn:
"Welche Ironie des Schicksals...mein Schwert heißt Schattenreißer und das Mistvieh, was ich da vor der Klinge habe, ist doch wohl die Reinkarnation des Schattens und jeglicher Bosheit, aber irgendwie zerreißt das Teil den Kerl überhaupt nicht..."
Und das war ein schwerwiegendes Problem...Jedes Mal wenn einmal eine Klinge der Brüder die Rüstung des Hashashin durch Zufall erwischten, und das war nicht gerade oft, verursachten sie etwa nur einen kleinen Riss, unter dem das bleiche Weiß der Knochen hervorblitzte oder es geschah überhaupt nichts. Doch mit der Zeit bekamen die Beiden noch ein weiteres Problem: Ihr Gegenüber wurde sichtlich immer wütender und die ohnehin schon furchterregenden roten Augen leuchteten noch stärker. Was aber wohl am erschreckensten war, war das ewige Grinsen des Totenschädels. In makellosen Weiß glänzten hier die Zähne im fahlen Licht der Fackeln und die Atmosphäre durch die ganzen Sarkophage war mehr als nur erschreckend. Es war sonnenklar, dass dieses Wesen früher einmal ein großer Anführer und Kämpfer gewesen war, denn selbst die Wahl des richtigen Kampfschauplatzes sprach eindeutig zu seinen Gunsten. Irgendwie schien es aber trotz all dieser Nachteile noch nicht verloren zu sein. Calintz kämpfte, laut Lighthammer’s Meinung, so fabelhaft, dass sie wenigstens eine Chance hatten.
Mit der Zeit drohte aber schon der Arm des Parfümeurs zu schmerzen, da sein untrainierter Körper in keinster Weise auf solch einen Kampf vorbereitet war. Es schien ihm, dass die Schläge in immer kürzeren Abständen folgten und es wurde auch immer schwieriger keine Verletzung davon zu tragen. Doch da bot ihm sein Bruder eine einmalige Gelegenheit: Mit einem Mal stand der Untote mit dem Rücken zu dem Adlatus. Dieser handelte blitzschnell, zog einen der Dolche heraus und rammte ihn direkt in den Kopf des Skeletts. Allerdings schien das diesen kaum zu stören, nicht einmal ein Laut drang zwischen seinen Zähnen hervor. Dann ging alles sehr schnell. Zu schnell für Light...
Tondrius blockte mit einem seiner Klingen einen weiteren Schlag von Calintz ab, verpasste ihm einen wuchtigen Schlag mit dem Knauf und wirbelte gleichzeitig das Schwert in seiner linken Hand herum. Zu spät bemerkte der Diener Innos’ was die Absicht dieses Manövers war und ein unendlicher Schmerz durchzuckte seinen Körper. Langsam sah er nach unten und erblickte dort die Quelle seiner Schmerzen. Die Klinge steckte fast bis zum Anschlag in seinem Bauch und allmählich bildete sich ein roter Fleck auf seinem ansonsten makellos weißes Gewand. Als Lighthammer den Kopf wieder hob um die Rückseite das Schädels dieses gefühlskalten Wesen zu betrachten, zog dieser ruckartig wieder seine Waffe heraus. Mit einem Stöhnen ließ der Weißhaarige sein Schwert fallen und es landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Erdreich. Danach presste er die linke Hand fest auf die klaffende Wunde, doch es half nichts mehr. Seine Beine gaben nach und mit schmerzverzerrtem Gesicht stürzte er schließlich zu Boden. Obwohl dies Alles nur wenige Sekunden gedauert hatte, kam es Light wie eine halbe Ewigkeit vor. Schwer atmend und mit wild pochendem Herzen lag der Weißgekleidete nun am Boden und er merkte wie sich sein Zustand andauernd verschlechterte. Es war hoffnungslos für ihn, jedoch hoffte der Parfümeur, dass wenigstens sein Bruder diesen Wahnsinn überleben würde. Von irgendwoher hörte er noch immer den Lärm des tobenden Kampfes, doch das nahm er kaum mehr wahr. Schließlich begann er zu beten...stumm bewegten sich seine Lippen und in Gedanken schickte Lighthammer ein letztes Gebet zu Innos, in der Hoffnung, dass Calintz es überleben würde. Seine Sinne begannen zu schwinden und mit verschwommenen Blick erkannte er die Beiden kämpfenden Schatten...und dann...wurde ihm schwarz vor den Augen...

Calintz
10.09.2006, 23:15
Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit hatte diesem verdammten Knochenhaufen gereicht um Calintz auszutricksen. Dabei wollte doch der Weißhaarige nur seinem Bruder die Möglichkeit bieten, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Doch leider schien dieser Tondrius unverwundbar zu sein...selbst ein Dolch in seinem verstaubten Gehirn beeindruckte ihn kaum. Wie sollte man dieses Mistvieh denn sonst töten? Die einzige Möglichkeit war wohl ihm den Kopf abzuschlagen, nur das war leichter gesagt als getan. Da der Hashashin die Fähigkeit besaß mit zwei Klingen gleichzeitig zu kämpfen musste der Dieb immer sowohl einen gut gezielten Schlag vollführen und sofort darauf bereit zu sein um eine Klinge abzuwehren. Leider halfen ihm in diesem speziellen Kampf nicht einmal seine Wurfdolche, denn der Untote spürte es ja sowieso nicht. So blieb ihm nur mehr die Möglichkeit mit seiner Axt zu kämpfen.
Zu allem Unglück war es Tondrius nun gelungen Lighthammer außer Gefecht zu setzen. Zwar hatte ihm der Diener Innos' einen Dolch hinterrücks in den Schädel gejagt, aber niemand hatte damit gerechnet, dass dieser die Klinge nicht einmal spüren würde. So kam es, dass Calintz tatlos zusehen musste, wie das Skelett sein linkes Schwert herumdrehte und es seinem Bruder in den Leib rammte. Wie im Traume betrachtete der Dieb die grausame Szene und Wut stieg in ihm auf. Doch er konnte nicht einmal schreien...seine Lippen formten nur ein tonloses "Nein" und seine schwarzen Augen weiteten sich vor Entsetzen. Niemand durfte seinem Bruder töten. Auch kein wiederauferstandener Haufen alter Gebeine. Nun würde Calintz es zu Ende bringen. Ganz gleich auf welche Art...jetzt gab es nichts mehr zu verlieren.
Zornig schüttelte der Sumpfler seinen Kopf, um die Benommenheit des vorhergegangenen Schlages abzuschütteln, und ging dann zügig auf seinen Gegner zu. Mit einem Schlag von rechts unten blockte er die Klinge der Haupthand und bevor Tondrius das Schwert in seiner linken Hand wieder umdrehen konnte, versetzte ihm Cal mit aller Kraft einen Faustschlag mit der Linken. Die Krallen des Handschuhes ließen den bleichen Schädelknochen splittern und dort wo sich einmal die rechte Augenhöhle befunden hatte, war nur mehr ein klaffendes schwarzes Loch. Von der Wucht des Schlages wurde das Skelett zurückgeschleudert und ein unmenschliches Kreischen entrang seiner, inzwischen schon verotteten, Kehle. Doch mit einem Satz war der Dieb schon wieder bei ihm und mit blitzenden Augen holte er weit aus und ließ dann seine Axt herniedersausen. Die scharfe Klinge durchschnitt die Rüstung und trennte den linken Arm der Bestie vom Körper. Nun wurde das Kreischen des Wesens noch lauter und mit einem Sprung war der Untote wieder auf den Beinen. Rasend vor Wut über die verlorene Extremität ließ er sein Schwert kreisen und ging auf den Schwarzäugigen los. Mit großer Anstrengung wehrte Calintz den Großteil der Schläge ab und er dankte Beliar für seine neue Rüstung, denn ohne ihr wäre es schlecht um den Novizen gestanden. Und wieder wirbelte er herum, nur um wieder einen Treffer zu verhindern und sich anschließend erneut zu drehen. Irgendwie hatte sein Gegner seine Strategie geändert und versuchte ihn zu ermüden.
"Verdammt! Ist der Kerl schnell...", dachte Cal nicht ohne einem gewissen Maß der Verzweiflung.
Immer wieder umkreiste ihn das Skelett, schlug nach ihm und schien sich mit einer unglaublichen Leichtfüßigkeit zu bewegen. Es war, als würde man gegen einen Schatten kämpfen. Langsam drohten die Kräfte des Weißhaarigen zu schwinden und verbissen suchte er nach einer geeigneten Gelegenheit das Blatt zu wenden. er begann die Kampftechnik des Untoten genauer zu betrachten und bemerkte, dass er aus irgendeinem Grund immer wieder fünf verschiedene Schlagtechniken wiederholte. Daraufhin versuchte sich Calintz eine der Abfolgen zu merken und wartete auf den richtigen Moment. Endlich kam seine perfekte Chance und der Dieb nutzte sie...
Er wusste, dass sein Gegner nun weit ausholte und das war sein klarer Vorteil. Mit einem beidhändig geführten Schlag riss der Sumpfler Tondrius das Schwert aus der Hand und es flog in hohem Bogen durch die Luft. Doch das Skelett handelte blitzschnell und packte die Axt bei ihrem pechschwarzen Holzgriff. Siegessicher sah der Untote ihm in die Augen und das Grinsen seinen Totenschädels schien für einen Augenblick noch breiter zu werden als es für gewöhnlich war. Jedoch hatte er nicht damit gerechnet, dass der Griff der Waffe einen Dolch enthielt. Nun war es für Calintz an der Zeit zu grinsen. Mit einer geübten Drehbewegung riss er die scharfe Klinge heraus und schlug dem verdutzten Wesen mit einem Hieb den Kopf ab.
Sofort darauf zerfiel der Körper seines Gegners in alle Einzelteile und die schwarze Rüstung fiel langsam zu Boden. Es schien aber immer noch Leben in diesen verfluchten Körper zu stecken, denn klappernd öffnete sich der Mund des Schädels und die grauenhafte, kratzige Stimme erklang:
"Du kannst mich nicht besiegen...Ich bin einmal auferstanden und ich werde es wieder tun..."
"Ach? Und wie willst du das anstelllen? Willst du dich etwa wieder zusammenbauen?"
Ein schallendes Lachen ertönte und plötzlich hörte Cal hinter sich eine leise Stimme:
"Feuer.........Fe....uer...."
Da fiel es dem Dieb wie Schuppen von den Augen. Schnell ging er auf eine der Fackeln zu und zog sie, sorgfältig darauf achtend nicht in die Flamme zu sehen, aus der Verankerung. Anschließend ging er wieder zurück zu dem kläglichen Knochenhaufen und steckte dort angekommen die trockenen staubigen Knochen in Brand.
"Narr...glaubst du etwa das wird mich vernich....ARGHHHHHHH!!!!!!!"
Das Schreien des Untoten dauerte noch einige Momente an und dann verstummte es auf einmal schlagartig und wurde von dem leisen knistern der Flammen abgelöst. Da ertönte erneut Lighthammer's Stimme:
"Hochmut kommt stets....vor dem Fall...", der Adlatus hustete und etwas Blut rann aus seinem leicht geöffneten Mund. Mit wenigen Schritten war sein Bruder nun bei ihm und kniete sich neben dem Verwundeten nieder.
"Du darfst dich nicht so anstrengen..."
"Das ist aber nicht deine Art...was ist...*hust*...los?"
"Naja, ich kenne dich zwar noch nicht lange, aber eigentlich wollte ich nicht, das es so endet. Und ich bin daran Schuld...hätte ich dich doch nicht mitgenommen..."
"Dann wärst du...auch...gestorben."
"Kannst du dich denn nicht mehr heilen? Du kennst dich doch so gut mit Kräutern aus..."
Traurig schüttelte der Diener Innos' langsam den Kopf und Calintz spürte das seine Zeit bald gekommen war.
"Bevor ich...sterbe..."
Ein weiterer Hustenanfall schüttelte den schmerzgeplagten Körper des Parfümeurs.
"...habe ich etwas für dich. Das hier ist das Basiliskenauge...es hat...unserem Vater gehört..."
Mit diesen Worten reichte ihm Light mit zitternden Händen seinen silbernen Dolch.
"Aber..."
"Nimm ihn...und ich habe noch...ich muss dich noch....um...etwas...bitten..."
"Ja?"
"Bitte...verbrenne meinen *hust* Leichnam. Ich will nicht...zu so etwas...werden...und...und laß nie...nie den alten....Orden der Hashashin aufleben...versprich es...mir."
Es dauerte eine Weile bis der Dieb schließlich seinem Bruder das Versprechen gab.
"Sieht so aus...als wärst...du jetzt der...letzte der Hashashin..."
Ein leises Lachen entrann der Kehle Lighthammer's und dann erschlafften langsam seine Glieder...es war vorbei.
"Ruhe in Frieden...mein Bruder..."
Danach nahm Calintz das Schwert samt der kunstvoll verzierten Scheide des Verstorbenen und blieb noch einen Moment in seiner knienden Position. Als er dem ehemaligen Adlatus schließlich die Augen schließen wollte fiel ihm etwas seltsames auf...das wundervolle grau-blau war verschwunden und stattdessen sah es aus als würden seine Augen brennen. Verwundert vergewisserte sich der Dieb noch einmal ob sein Bruder denn doch tot sei. Doch es gab keinen Zweifel. Leise sagte Cal:
"Für das Feuer gelebt......für das Feuer gestorben."
Mit diesen Worten erhob sich der Sumpfler, nahm das Schwert und hob den Diener Innos' vom Boden auf. Mit dem toten Körper auf den Armen begab er sich nun zurück in den Raum mit demm Opferaltar. Dort wollte der Weißhaarige den Leichnam verbrennen um zu verhindern, dass er nicht auch noch als Untoter weiterleiden musste. Dort angekommen legte er behutsam den Weißgekleideten auf den Altar und holte sich erneut eine Fackel. Und wieder entzündete er einen Toten, dieses Mal jedoch fühlte er sich schuldig und zum ersten Mal seit einer langen Zeit verspürte der Dieb wieder ein Gefühl der Trauer. Obgleich es ihm in den Augen schmerzte starrte er gebannt in die Flammen und beobachtete wie der Körper langsam verbrannte. Tränen rannen ihm aus den Augen...schwarz wie di Nacht und schließlich musste er sich abwenden. Er konnte den Anblick nicht mehr ertragen. Da ertönte auf einmal ein qualvolles Stöhnen und erschrocken flüsterte Calintz:
"Oh nein..."
Langsam drehte er sich wieder um und musste mitansehen wie der brennende Leichnam seinen Kopf zur Seite drehte und die linke Hand ausstreckte. Und ein allerletztes Wort drang aus der Kehle des Adlatus:
"Danke..."
Daraufhin streckte auch der Sumpfler seinen Arm aus und verharrte in dieser Stellung, bis er vor lauter Rauch und Flammen nichts mehr erkennen konnte. Plötzlich setzte sich der Weißhaarige in Bewegung und rannte los. Er hastete durch die dunklen Gänge und erreichte schlussendlich den Ausgang. Draußen angekommen atmete er ein paar Mal tief durch und sah zu dem sternenklaren Himmel hinauf. Da ertönte ein lautes Krachen und mit einem Ohrenbetäubenden Getöse stürzte wie von Geisterhand der Höhleneingang ein. Aufdass dieser Ort nie wieder gefunden werden sollte. Zwar war es dem Dieb unklar warum dies soeben geschehen war, jedoch war er froh darüber. Mit einem letzten Blick auf die hohe Felswand und den riesigen Geröllhaufen machte Calintz kehrt und ging los. Er hatte noch eine letzte Pflicht für seinen Bruder zu erledigen...
Es war ein weiter Weg und laut Cal's miserablen Zeitgefühl hatte es eine halbe Ewigkeit gedauert endlich den Ort zu erreichen, wo seine Eltern begraben waren. Ehrfürchtig sah sich der Dieb um und betrachtete den Grabstein. Die Namen seiner Eltern waren darin eingraviert und eine wundervolle Rose zierte den grauen und kalten Stein. Dann machte er sich an die Arbeit und schaufelte mit bloßen Händen die Erde zur Seite. Als die schmale Grube tief genug war, legte er behutsam das Schwert seines Bruders hinein und bedeckte es wieder mit der Erde. Lighthammer hätte es so gewollt...
Und zum ersten und letzten Mal betete Calintz zu Innos:

http://img137.imageshack.us/img137/8513/onhallowedgroundbyjodimusvp9.jpg