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Mud-Hasser
18.08.2006, 14:17
Also das war ne Deutschhausaufgabe und mein Lehrer meinte, es wär ganz gut...




Die Frage


1. Akt

Der Mond schien hell, als Luke nach Hause kam. Er war ein 15-Jähriger Junge, hoch gewachsen und mit breiten Schultern. Das Getöse der Boxen in der Disco, in der Luke heute war, dröhnte immer noch in seinen Ohren, als er sein Zuhause am Straßenrand erkannte.
Drinnen brannte noch Licht. Mist, dachte er, sie ist noch wach.
Er passierte den Strebergarten und trat ins innere ein. Die warme Luft, die vom Kamin durchs ganze Haus verteilt wurde, umhüllte Lukes Körper. Er hörte jemanden die Stufen hinabgehen.
Dann hörte das Geräusch auf, und man konnte eine offensichtlich sehr besorgte, aber auch verschlafene Frau erblicken. Sie trug einen weißen Seiden-Schlafanzug, das ihr bis zum Knie reichte.
„ Wo bist du so lange gewesen?“, fragte sie reichlich wütend. „ Sagte ich nicht, du solltest um 0 Uhr zuhause sein?“
„Ja, aber es ist doch erst...“, setzte Luke zur Antwort an und verstummte.
Sein Blick wanderte auf die Uhr, die unbeteiligt vor sich hin lief: 0:40 Uhr
Luke wandte sich wieder seiner Mutter, die ihn mit einem vernichtenden Blick ansah.
„Ach komm...die 40 Minuten.“ , sagte Luke, der versuchte, die ganze Sache herunter zu spielen .
„Die 40 Minuten? Sag mal, weißt du wie viele Sorgen ich mir gemacht habe? Wegen deiner blöden Disco!“, schrie die Mutter.
„Warum regst du dich denn so auf?“, konterte Luke, „Mir ist doch nichts passiert!“
„Das trägt hier nichts bei. Du hast mir versprochen, dass du um 0 Uhr hier auf der Matte stehst und du hast dein Versprechen gebrochen. Solange ich deinem Versprechen keinen Wert geben kann, bleibst du Abends zuhause. Hast du mich verstanden?“
Luke sah sie entgeistert an.
„Was? Haste sie nicht mehr alle? Willst du mich verarschen oder was?“, japste er.
„Wie redest du mit deiner Muter? Hat dir etwa keiner Mani-„
„Halt doch einfach dein Maul, ok?, schimpfte Luke und wusste im selben Moment das dies ein Fehler war.
„Das reicht Jungchen. Geh auf dein Zimmer, und zwar sofort!“, schrie sie mit so lauter Stimme, dass Luke glaubte, die Nachbarn würden den Streit mit bekommen.
Doch es war ihm egal.
„Haste’ nicht verstanden was ich gesagt habe? HALTS MAUL!“
Mit diesen Worten drehte er sich um, ging raus und riss die Tür mit so großer Wucht hinter sich zu, das der Griff drohte abzubrechen.
Luke erwartete, dass seine Mutter jeden Moment aus dem Haus gestürzt kam und ihn anflehe, wieder nach Hause zu kommen. Doch nichts dergleichen geschah.
So ging Luke die Straße entlang, mit einem Ziel: So weit wie möglich weg von seiner Mutter.

2. Akt

Sonnenlicht fiel auf Lukes schlafenden Augen. Er wälzte sich in dem spontan eingerichteten Bett, das aus einer Luftmatratze, einer kratzenden Wolldecke und einem verschlissenen Kissens bestand. In der nähe konnte er einen Vogel zwitschern hören.
Er stand auf, massierte sein Gesicht und sah sich um. Wo bin ich hier?, fragte er sich selbst.
Er saß in einem Zimmer, wahrscheinlich einem Wohnzimmer, wo ein alter Fernseher, eine Stereoanlage und ein Regal voller Bücher stand. Links von dem Regal stand ein kleiner, goldener Käfig, dessen Bewohner ein blau, grüner Wellensittich war.
Luke versuchte sich zu erinnern wo er war doch er musste lange nachdenken.
Er beobachtete den Vogel beim Essen und schließlich wusste er es wieder.
Ich bin gestern nach dem Streit mit meiner Mutter zu meinem Freund Ben gegangen, erinnerte er sich.
Dann ist das wohl seine Wohnung...
Von rechts kam ein kleiner, runder Junge angestampft.
„ Na, gut gepennt?“, fragte er mit einer für sein Alter viel zu hoher Stimme.
„Ja, geht so“, antwortete Luke seinem Freund. „Sag mal. Welchen Tag haben wir heute?“
„Heute ist Samstag, also lass uns raus gehen und rumhängen.“
„ Ja warte, ich zieh mich nur noch schnell an.“
Nach dem etwas spärlichem Frühstück von einem harten Brötchen mit Schinken gingen sie in Richtung Einkaufszentrum.
„Was war das gestern eigentlich?“, begann Ben, während sie weiter in Richtung Einkaufszentrum gingen.
„ Ach, nichts großes, nur so’n kleiner Streit mit meiner Mutter.“, sagte Luke übertrieben
„ Ach so“
Sie gingen weiter, bogen links ab und sahen plötzlich eine große Menschenmenge, aufgeschart um einen Krankenwagen. Von Neugier getrieben gingen sie auch zum Ort des Geschehens.
Je näher sie kamen, desto deutlicher wurde das Szenario:
Hinten ein Auto, welches anscheinend in einem Baum gerast ist, das eher einer zerdrückten Zigarette glich als einem Wagen. Davor ein Krankenwagen, dessen Blaulicht noch an war. Die Notärzte waren aus dem Auto gestiegen und untersuchten den Rest des Autos nach Überlebenden.
Überall am Straßenrand waren Autos geparkt, die den neugierigen Menschen gehörten.
Aus der Ferne konnte man das Geheul eines Feuerwehrautos hören, dass stetig lauter wurde.
Luke ging bis ganz nach Vorne, um alles mitzukriegen.
Nach einer Weile kam das Feuerwehrauto und die Insassen holten eine schwere Kreissäge aus dem Gepäck. Die Anspannung und Betroffenheit der Leute konnte man förmlich ergreifen, als die Zuständigen das Autowrack zerschnitten.
Nach 10 Minuten war alles vorbei und die Notärzte konnten die einzige Person im Wagen bergen.
Es war eine Frau, mitte vierzig und mit braunem Haar. Eine große Wunde verlief an ihrer Schläfe, woraus literweise Blut geflossen war, das inzwischen getrocknet ist. Die Totenstarre hatte schon eingetreten.
Luke konnte das Gesicht der toten Frau auf den ersten Blick nicht identifizieren, aber je näher sie in Richtung Krankenwagen transportiert wurde, desto deutlicher wurde es.
Luke fühlte einen starken Schock, sein Magen verkrampfte sich, ihm wurde Schwindelig und er musste sich übergeben.
Seine Hände zitterten so stark, dass man hätte glauben können, er leide unter Parkinson.
Er sah noch einmal zur Vergewisserung auf die Leiche, dann brach er in Tränen aus.
Die Leiche war seine Mutter.

3. Akt

Luke konnte es immer noch nicht glauben. Drei Tage war der Autounfall seiner Mutter nun her.
Meine Mutter...tot?, dachte er. Warum sie, warum nicht irgendeine andere, die ich nicht kenne?
Luke taumelte durch das verlassene Wohnzimmer und schaute sich Familienfotos an.
Wie er da fröhlich und mit breitem Grinsen seine Mutter umarmte und sie auf die Wange küsste. Er ließ den Blick vom Bild ab um nicht zu weinen.
Ich hätte ihr noch so viel sagen können – nein MÜSSEN!, quälte er sich in Gedanken.
Ich hätte sie um Vergebung bitten MÜSSEN!
Ich hätte mich entschuldigen MÜSSEN!
Ich hätte ihren Tod verhindern MÜSSEN und ich hätte es auch gekonnt!
Aber stattdessen musstest du mit ihr wegen irgendeinen Mist streiten.

Er trat zum Spiegel und sagte zu sich selbst:
„ DU hättest sie retten können!“
Konnte er das wirklich?



Bin offen für Kritik :rolleyes: