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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sozialismus mit menschlichem Antlitz



smiloDon
07.11.2012, 22:45
Heute vor 20 Jahren verstarb Alexander Dubček, ehemaliger Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, an den Folgen eines Autounfalls.
Der 1921 in der Westslowakei geborende Dubček wuchs in der Sowjetunion auf, er sprach Russisch ebenso gut wie seine slowakische Muttersprache. Auch deshalb hatte die Unterstützung Breschnews, als er im Januar 1968 den stalinistischen Generalsekretär Novotný ablöste und sein autoritäres Regime beendete.
Dubček wollte einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" schaffen, er kündigte eine grundlegende Demokratisierung der Gesellschaft an: Die Pressezensur wurde aufgehoben, man sprach offen über die sozialistische Misswirtschaft, Korruption und die stalinistischen Verbrechen.
Auch die Wirtschaft wurde liberalisiert, die zentrale Planung wurde auf ein Minimum reduziert, die Betriebe, welche weiter im Besitz der Arbeiter verbleiben, sollten stattdessen gegeneinander konkurrieren.
Aber dieser Prager Frühling war nur von kurzer Dauer, am 20. August überschritten die Armeen der Sowjetunion, Polens, der DDR, Ungarns und Bulgariens die Staatsgrenzen der Tschechoslowakei. Dubček wurde nach Moskau verschleppt und kaltgestellt, nachdem er seine Thesen widerrufen hatte. Später musste er sich seinen Lebensunterhalt als Waldarbeiter verdienen.

Was meint ihr, hätte der Prager Frühling ein alternatives Gesellschaftsmodell sein können?
Welchen Preis zahlen wir für unser kapitalistisches Wirtschaftssystem, welches bekanntlich in einer schweren Krise befindet? Wiegt dies die Vorteile auf?
Welche sind diese, Eurer Meinung nach?

Neumodder
08.11.2012, 19:17
Also erstens klingt Dubceks Idee so ziemlich nach dem, was wir in Deutschland gerade haben^^
und zweitens: Erstens. MMn.

RedComrade
08.11.2012, 19:18
Also erstens klingt Dubceks Idee so ziemlich nach dem, was wir in Deutschland gerade haben^^
und zweitens: Erstens. MMn.

Sehe ich auch so. Eine grundlegende "Demokratisierung", wie smiloDon sie nannte, ist nicht möglich. Entweder Kommunismus oder Demokratie. Ein Mischmasch ist nicht möglich.

Seifenblase
08.11.2012, 19:27
Gefällt mir. Vor allem, dass die Firmen in Besitz der Arbeiter bleiben. Wichtig. Wäre heute vielleicht auch noch gut, wenn das mal mehr der Fall sein würde...

adVenturer
08.11.2012, 19:29
Näh? Kapitalismus und schwere Krise? Der euro befindet sich vielleicht in einer krise, aber doch nicht der Kapitalismus, der mittlerweile die ökologie für sich endeckt hat.

RedComrade
08.11.2012, 19:33
Näh? Kapitalismus und schwere Krise? Der euro befindet sich vielleicht in einer krise, aber doch nicht der Kapitalismus, der mittlerweile die ökologie für sich endeckt hat.

/THIS. Exakt meine Ansicht wiedergegeben.

kalizzy
08.11.2012, 19:39
Und warum befindet sich der Euro in einer Krise?

RedComrade
08.11.2012, 19:41
Und warum befindet sich der Euro in einer Krise?

Wegen den Kapitalisten und den Demokraten. Während sich die Kapitalisten es in ihren wohlhabenden Häusern gutgehen lassen, schließen sich halb verhungerte Kinder Gangs an und schmeißen ihr Leben weg, um zu überleben. Gilt zumindest für viele Städte der USA.

Humpaaa
08.11.2012, 19:45
Näh? Kapitalismus und schwere Krise? Der euro befindet sich vielleicht in einer krise, aber doch nicht der Kapitalismus, der mittlerweile die ökologie für sich endeckt hat.

Die Euro-Krise ist allerdings nur eine Folge der Krise der Finanzmärkte, und die ist nichts weiter als die Konsequenz des enthemmten, unregulierten Finanzkapitalismus.


Wegen den Kapitalisten und den Demokraten.

Was haben denn bitte die Demokraten mit der Finazkrise zu tun.
Die versuchen momentan nur das zu retten, was von den banken gegen die Wand gefahren wurde. Sie reagieren.

RedComrade
08.11.2012, 19:45
Die Euro-Krise ist allerdings nur eine Folge der Krise der Finanzmärkte, und die ist nichts weiter als die Konsequenz des enthemmten, unregulierten Finanzkapitalismus.

Genau. Die Gelder fließen aus dem Fenster heraus und werden größtenteils für Mist investiert.

Gront
08.11.2012, 19:49
Die Euro-Krise ist allerdings nur eine Folge der Krise der Finanzmärkte, und die ist nichts weiter als die Konsequenz des enthemmten, unregulierten Finanzkapitalismus.



Was haben denn bitte die Demokraten mit der Finazkrise zu tun.
Die versuchen momentan nur das zu retten, was von den banken gegen die Wand gefahren wurde. Sie reagieren.

Gut Ding will Weile haben! :o
Vor ziemlich genau 100 Jahren schon schrieb der spätere Reichsfinanzminister Rudolf Hilferding sein Standardwerk über das Finanzkapital (http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Hilferding) und seine Krisentendenzen... ;)

kalizzy
08.11.2012, 19:53
Wegen den Kapitalisten und den Demokraten. Während sich die Kapitalisten es in ihren wohlhabenden Häusern gutgehen lassen, schließen sich halb verhungerte Kinder Gangs an und schmeißen ihr Leben weg, um zu überleben. Gilt zumindest für viele Städte der USA.


Genau. Die Gelder fließen aus dem Fenster heraus und werden größtenteils für Mist investiert.
Achso, Du bist nur so ein weiterer Stammtischlaberkopf. Hätte ich mir gleich denken können, als Du ernsthaft die Aussage sekundiert hast, der Kapitalismus befände sich nicht in einer Krise.
Die ureigenste Eigenschaft des Kapitalismus' ist seine Krisenhaftigkeit. Auf die Idee, das Gegenteil zu behaupten, kommt man wohl nur, wenn man eine Kampagne gegen alles ansatzweise sozialistische fährt, sprich, wenn man dumm ist.

Neumodder
08.11.2012, 19:53
Was haben denn bitte die Demokraten mit der Finazkrise zu tun.
Die versuchen momentan nur das zu retten, was von den banken gegen die Wand gefahren wurde. Sie reagieren.

Die Eurokrise ist sicher kein Auswuchs der Banken.

kalizzy
08.11.2012, 19:55
Die Eurokrise ist sicher kein Auswuchs der Banken.
Also hat Luft gegen die schwachen Länder spekuliert?

Gront
08.11.2012, 19:56
Die Eurokrise ist sicher kein Auswuchs der Banken.

Und woher weißt Du das so "sicher"? :eek:

RedComrade
08.11.2012, 19:57
Achso, Du bist nur so ein weiterer Stammtischlaberkopf. Hätte ich mir gleich denken können, als Du ernsthaft die Aussage sekundiert hast, der Kapitalismus befände sich nicht in einer Krise.
Die ureigenste Eigenschaft des Kapitalismus' ist seine Krisenhaftigkeit. Auf die Idee, das Gegenteil zu behaupten, kommt man wohl nur, wenn man eine Kampagne gegen alles ansatzweise sozialistische fährt, sprich, wenn man dumm ist.

Bitte? Ich soll eine Kampagne gegen alles ansatzweise sozialistische fahren? :rolleyes:

(Jetzt schau dir doch mal bitte meinen Avatar an)

kalizzy
08.11.2012, 19:58
Bitte? Ich soll eine Kampagne gegen alles ansatzweise sozialistische fahren? :rolleyes:

(Jetzt schau dir doch mal bitte meinen Avatar an)

Ich habe mir Avatar und Signatur angeschaut, ja. Und? Soll ich in der Bestätigung für meiner These nun plötzlich einen Widerspruch finden oder wie hast Du Dir das vorgestellt?

Humpaaa
08.11.2012, 19:58
Die Eurokrise ist sicher kein Auswuchs der Banken.

Selbstverständlich ist sie das.
Die Eurokrise ist entstanden in den Nachwehen der Bankenkrise von 2007, in der sich die Staaten massiv verschulden mussten, um sogenannte "Systemrelevante Banken" vor dem Kollaps zu bewahren.

Neumodder
08.11.2012, 19:59
Also hat Luft gegen die schwachen Länder spekuliert?

Banken waren es jedenfalls nicht.
Niemand spekuliert auf den Ausfall seines eigenen Schuldners.

kalizzy
08.11.2012, 20:00
Banken waren es jedenfalls nicht.
Niemand spekuliert auf den Ausfall seines eigenen Schuldners.
Wenn dieser Schuldner einen Rettungsschirm im Rücken hat, schon.

Neumodder
08.11.2012, 20:03
Wenn dieser Schuldner einen Rettungsschirm im Rücken hat, schon.

Dann macht die Spekulation aber wiederum keinen Sinn^^
Was bringt es mir, auf eine Staatspleite zu wetten, deren Pleite durch einen Rettungsschirm verhindert wird.

Humpaaa
08.11.2012, 20:09
Dann macht die Spekulation aber wiederum keinen Sinn^^
Was bringt es mir, auf eine Staatspleite zu wetten, deren Pleite durch einen Rettungsschirm verhindert wird.

Solange die Kurse zuerst nach unten gehen, kann man mit Wetten darauf immernoch Gewinne machen.
Dass sich Banken da für nichts zu schade sind, dürfte doch spätestens nach "Die Unersättlichen" und den bisher daraus veröffentlichten Passagen jedem klar sein.

Neumodder
08.11.2012, 20:13
Solange die Kurse zuerst nach unten gehen, kann man mit Wetten darauf immernoch Gewinne machen.
Dass sich Banken da für nichts zu schade sind, dürfte doch spätestens nach "Die Unersättlichen" und den bisher daraus veröffentlichten Passagen jedem klar sein.

Nun, dann weiß ich nicht, warum es den Banken so schlecht geht.
Wenn sie getan haben, was du vermutest, müssten sie doch jetzt in Geld schwimmen.

Die Euro(pa)-Krise ist auf das Fehlverhalten nahezu aller Menschen zurückzuführen.
Das ewige Leben über die eigenen Verhältnisse rächt sich. Und es wird sich auch noch an uns rächen.

RedComrade
08.11.2012, 20:15
Nun, dann weiß ich nicht, warum es den Banken so schlecht geht.
Wenn sie getan haben, was du vermutest, müssten sie doch jetzt in Geld schwimmen.

Die Euro(pa)-Krise ist auf das Fehlverhalten nahezu aller Menschen zurückzuführen.
Das ewige Leben über die eigenen Verhältnisse rächt sich. Und es wird sich auch noch an uns rächen.

Nein, nicht an uns. Eventuell aber bei unseren Kindern.

Humpaaa
08.11.2012, 20:16
Nun, dann weiß ich nicht, warum es den Banken so schlecht geht.

Tut es ja nichtmehr. Einige leiden wohl noch unter den Nachwehen der Bankenkrise, aber ein großteil der banken macht schonwieder massiv Gewinne.
Solltest dir da mal die letzten Quartalszahlen ansehen.

Dass war aber nur deshalb möglich, weil die Staaten für sie eingesprungen sind. Ansonsten wären viele Banken komplett kollabiert, und hätten das gesamte Finanzsystem mit sich gerissen.
Und darunter leiden heute, ungerechterweise, die Staaten, nicht jedoch die Banken, die die ganze Krise verursacht haben.

Neumodder
08.11.2012, 20:19
Tut es ja nichtmehr. Einige leiden wohl noch unter den Nachwehen der Bankenkrise, aber ein großteil der banken macht schonwieder massiv Gewinne.
Solltest dir da mal die letzten Quartalszahlen ansehen.

Dass war aber nur deshalb möglich, weil die Staaten für sie eingesprungen sind. Ansonsten wären viele Banken komplett kollabiert, und hätten das gesamte Finanzsystem mit sich gerissen.
Und darunter leiden heute, ungerechterweise, die Staaten, nicht jedoch die Banken, die die ganze Krise verursacht haben.

Nenn mir bitte die Bank, mit den guten Quartalszahlen.
Da ich Aktionär bin, interessiert es mich sehr, was ich da nicht mitbekommen haben soll.
Ich höre nur von Stellenstreichungen und Dividendenstreichungen.

_________

ich wusste, dass diese diskussion nicht mit 3 Posts beendet ist, deshalb wollte ich eigentlich garnichts schreiben.
Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich mich aus der Diskussion zurückziehe. Morgen muss ich fit sein ;) Ich schaue aber auf jeden Fall nochmal rein.

Humpaaa
08.11.2012, 20:21
Nenn mir bitte die Bank, mit den guten Quartalszahlen.

Goldman Sachs (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/banken/0,2828,861610,00.html) zum Beispiel. :dnuhr:

Dares
08.11.2012, 20:28
Nur mal als Einwurf: Es gibt auch den Demokratischen Sozialismus , den die SPD als Ziel haben sollte.

Aeterna
08.11.2012, 20:31
Nur mal als Einwurf: Es gibt auch den Demokratischen Sozialismus , den die SPD als Ziel haben sollte.

Der wird heute aber allgemein als Sozialdemokratie bezeichnet.

Dares
08.11.2012, 20:35
Der wird heute aber allgemein als Sozialdemokratie bezeichnet.

Eigentlich nicht.
Ich würde dir jetzt gerne ein Zitat geben, aber ich finde es nicht :(

Der Erzbaron Gomez
08.11.2012, 20:44
Nur mal als Einwurf: Es gibt auch den Demokratischen Sozialismus , den die SPD als Ziel haben sollte.
Du redest von Sozialdemokratie. Kapitalismus mit Methoden des sozialistischen Gleichsinns.
Dubček wollte den damaligen Stalinismus aufheben und durch den Demokratischen Sozialismus ersetzen. Sozialismus mit Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit etc.
In Deutschland vertritt die Linke den demokratischen Sozialismus, die SPD die Sozialdemokratie.

http://www.youtube.com/watch?v=3hxcYCjy8R8

Dares
08.11.2012, 20:46
Du redest von Sozialdemokratie. Kapitalismus mit Methoden des sozialistischen Gleichsinns.
Dubček wollte den damaligen Stalinismus aufheben und durch den Demokratischen Sozialismus ersetzen. Sozialismus mit Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit etc.
In Deutschland vertritt die Linke den demokratischen Sozialismus, die SPD die Sozialdemokratie.

http://www.youtube.com/watch?v=3hxcYCjy8R8

Das Wörtchen "sollte" steht nicht ohne Grund da :)

Der Erzbaron Gomez
08.11.2012, 20:49
Das Wörtchen "sollte" steht nicht ohne Grund da :)
Die SPD hat noch nie den demokratischen Sozialismus vertreten und grenzt sich auch heutzutage auf bundesweiter Ebene klar von der Linken ab. Wenn du demokratischen Sozialismus willst, ist es sinnvoll, die Linke zu wählen. Auf die SPD kannst du so lange warten, wie du willst. ;)

Dares
08.11.2012, 20:52
Die SPD hat noch nie den demokratischen Sozialismus vertreten und grenzt sich auch heutzutage auf bundesweiter Ebene klar von der Linken ab. Wenn du demokratischen Sozialismus willst, ist es sinnvoll, die Linke zu wählen. Auf die SPD kannst du so lange warten, wie du willst. ;)


Wikipedia:
Der Begriff „Demokratischer Sozialismus“ wurde seit etwa 1920 infolge der inzwischen eingetretenen Spaltung der europäischen Arbeiterbewegung üblich. Er sollte den Reformismus der Sozialdemokratie - die fortschreitende Demokratisierung aller Gesellschaftsbereiche im Rahmen einer pluralistischen Demokratie - vom Marxismus-Leninismus unterscheiden.

Die SPD war durchaus mal für soetwas, aber heute ist von der einstigen SPD nicht mehr viel übrig.

Der Erzbaron Gomez
08.11.2012, 20:55
Die SPD war durchaus mal für soetwas, aber heute ist von der einstigen SPD nicht mehr viel übrig.
Sozialdemokratische Partei Deutschlands -> Sozialdemokratie. Kein demokratischer Sozialismus. ;)

Dares
08.11.2012, 21:00
Sozialdemokratische Partei Deutschlands -> Sozialdemokratie. Kein demokratischer Sozialismus. ;)

Warum beschäftigt sich dann bitte fast der gesamte Artikel mit der Geschichte der SPD.
Der Begriff wurde von vielen Leuten beansprucht.

Der Erzbaron Gomez
08.11.2012, 21:10
Warum beschäftigt sich dann bitte fast der gesamte Artikel mit der Geschichte der SPD.
[...]
Es gibt Leute, die behaupten die SPD vertrete den demokratischen Sozialismus, obwohl es die Sozialdemokratie ist. :dnuhr:

Aeterna
08.11.2012, 21:12
Eigentlich nicht.
Ich würde dir jetzt gerne ein Zitat geben, aber ich finde es nicht :(

Doch, das ist die Selbstdefinition der SPD und wird allgemein als Synonym zu Sozialdemokratie genutzt.

Nicht umsonst galt "Sozialdemokratismus" bei der SED als bürgerlich-imperialistische Ideologie und Politik. "Richtige" Sozialisten und Kommunisten haben den Begriff immer abgelehnt. Bei denen gilt übrigens auch die Linkspartei als sozialdemokratisch.

Der Erzbaron Gomez
08.11.2012, 21:14
Doch, das ist die Selbstdefinition der SPD und wird allgemein als Synonym zu Sozialdemokratie genutzt.

Nicht umsonst galt "Sozialdemokratismus" bei der SED als bürgerlich-imperialistische Ideologie und Politik. "Richtige" Sozialisten und Kommunisten haben den Begriff immer abgelehnt. Bei denen gilt übrigens auch die Linkspartei als sozialdemokratisch.

Und wen kann man in Deutschland wählen, wenn man ein hart gesottener Trotzkist ist?

Aeterna
08.11.2012, 21:15
Und wen kann man in Deutschland wählen, wenn man ein hart gesottener Trotzkist ist?

Die "Partei für Soziale Gleichheit, Sektion der Vierten Internationale". §ugly

Humpaaa
08.11.2012, 21:16
Die SPD steht für die soziale Marktwirtschaft, aber ganz sicher nicht für einen, wie auch immer gearteten "Demokratischen Sozialismus".
Wundert mich ein wenig, dass der Begriff hier noch nicht gefallen ist.

Aeterna
08.11.2012, 21:17
Die SPD steht für die soziale Marktwirtschaft, aber ganz sicher nicht für einen, wie auch immer gearteten "Demokratischen Sozialismus".
Wundert mich ein wenig, dass der Begriff hier noch nicht gefallen ist.

Wie gesagt, "soziale Marktwirtschaft" und "demokratischer Sozialismus" werden im SPD-Parteiprogramm synonym verwendet. :dnuhr:

Lemon
08.11.2012, 21:24
Also ehrlich gesagt bin ich nun verwirrter als vorher :dnuhr:
Was ist nun der Unterschied von Sozialdemokratie und demokratischem Sozialismus? :dnuhr:

RedComrade
08.11.2012, 21:27
Also ehrlich gesagt bin ich nun verwirrter als vorher :dnuhr:
Was ist nun der Unterschied von Sozialdemokratie und demokratischem Sozialismus? :dnuhr:

Es gibt keinen. Wie kommst du dadrauf, dass es einen Unterschied zwischen Sozialdemokratie und demokratischem Sozialismus gäbe? Es sind beide Begriffe, die synonym von der Sozialpartei Deutschland verwendet werden.

Humpaaa
08.11.2012, 21:29
Wie gesagt, "soziale Marktwirtschaft" und "demokratischer Sozialismus" werden im SPD-Parteiprogramm synonym verwendet. :dnuhr:

Ah, das war mir nicht bewusst. Danke für die Information.


Also ehrlich gesagt bin ich nun verwirrter als vorher :dnuhr:
Was ist nun der Unterschied von Sozialdemokratie und demokratischem Sozialismus? :dnuhr:

Der "demokratische Sozialismus" ist dasselbe wie die "soziale Marktwirtschaft".
Dabei handelt es sich um das Wirtschafts- und Sozialpolitikmodell Deutschlands, welches von der SPD so vertreten wird.

Lemon
08.11.2012, 21:33
Ah, das war mir nicht bewusst. Danke für die Information.



Der "demokratische Sozialismus" ist dasselbe wie die "soziale Marktwirtschaft".
Dabei handelt es sich um das Wirtschafts- und Sozialpolitikmodell Deutschlands, welches von der SPD so vertreten wird.

Und welches Modell vertritt die Linke? :dnuhr:

Alo
08.11.2012, 21:34
Und welches Modell vertritt die Linke? :dnuhr:

Demokratischer Sozialismus. Aber nein, damit es kein Modell der SPD gemeint.
Die SPD hat das ganze einmal im letzten Programm als Wort erwähnt,
da kann man wohl kaum sagen das sie dieses Modell vertreten.
Sie vertreten Sozialdemokratie.

RedComrade
08.11.2012, 21:34
Und welches Modell vertritt die Linke? :dnuhr:

Sozialismus. Nichts mit Marktwirtschaft.

Aeterna
08.11.2012, 21:35
Sozialismus. Nichts mit Marktwirtschaft.

Doch, auch. Allerdings eingeschränkter als die SPD.

Aber wie gesagt, für "richtige" Sozialisten sind das auch Sozialdemokraten.

Alo
08.11.2012, 21:36
Sozialismus. Nichts mit Marktwirtschaft.
Doch die Linke vertritt auch Marktwirtschaft.
Nur Schlüsselindustrien und Banken sollen ihrer Meinung nach verstaatlicht werden.

Sozialismus ist sowieso ein schwieriges Wort,
da gibt es keine 1zu1-Defintion die man immer wieder übertragen kann.

EDIT: Im übrigen hat Kuba auch Demokratisierung und Marktwirtschaft eingeführt/durchgeführt.
Trotzdem sind sie noch sozialistisch.

Humpaaa
08.11.2012, 21:37
Und welches Modell vertritt die Linke? :dnuhr:

So ziemlich dasselbe, nur anders akzentuiert.
Höhere Staatsqoute, stärke Finazmarktkontrolle, usw.

Wobei ich gestehen muss, dass mir das Wirtschaftsprogramm der Linken nicht komplett geläufig ist.


Sozialismus. Nichts mit Marktwirtschaft.

Schachsinn.

Alo
08.11.2012, 21:39
So ziemlich dasselbe, nur anders akzentuiert.
Höhere Staatsqoute, stärke Finazmarktkontrolle, usw.

Wobei ich gestehen muss, dass mir das Wirtschaftsprogramm der Linken nicht komplett geläufig ist.

Man könnte höchstens noch mehr Arbeitnehmerrechte und mehr Arbeitnehmermitbestimmung ergänzen.

Haruka
08.11.2012, 23:15
Ich nahm an, wir hätten "nur" eine Schuldenkrise und keine Eurokrise.

Weiß auch gar nicht, woher dieses Denken immer kommt...dem Euro gehts ziemlich gut.

Hekman
09.11.2012, 01:09
Selbstverständlich ist sie das.
Die Eurokrise ist entstanden in den Nachwehen der Bankenkrise von 2007, in der sich die Staaten massiv verschulden mussten, um sogenannte "Systemrelevante Banken" vor dem Kollaps zu bewahren.

Und die Bankenkrise ist einfach vom Himmel gefallen?
Ich dachte da mal was von einer Immobilienblase in den USA gehört zu haben....komisch.

Die aktuelle Krise heißt übrigens Staatsschuldenkrise. Der Euro ist in keiner Krise. Zumindest solange wir uns noch sicher sein können, dass er das europäische Zahlungsmittel bleiben wird. Und dafür wird zur Zeit jede geldpolitische Maßnahme in die Waagschale geworfen.

Einen gesunden Staat kann übrigens keine Bank der Welt zugrunde spekulieren. Der Finanzmarkt verstärkt nur die Effekte bei schwächelnden Staaten.

Finde dementsprechend Humpaaas Ansicht ein bisschen einseitig. Die Fehleinschätzungen der Ratingagenturen und fehlende Regulierung seitens der Regierungen werden irgendwie ausgeklammert...
Die hiesigen Banken wurden doch aufgrund der Subprime-Krise mit reingezogen (Kauf von asset backed securities, genaueres siehe Link). Da fehlt mir der Hintergrund um beurteilen zu können, ob man das seitens der Bank hätte verhindern können.

Subprime-Krise und ABS (http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=abs%20krise&source=web&cd=3&ved=0CCwQFjAC&url=http%3A%2F%2Fwww.iwkoeln.de%2FPortals%2F0%2Fpdf%2Ftrends03_08_2.pdf&ei=gVacUJnvKdSM4gT1woEY&usg=AFQjCNGLoSnBZpXZOuMz7zBpHhiWFstgtA&cad=rja)

Humpaaa
09.11.2012, 09:37
Und die Bankenkrise ist einfach vom Himmel gefallen?
Ich dachte da mal was von einer Immobilienblase in den USA gehört zu haben....komisch.
Die hiesigen Banken wurden doch aufgrund der Subprime-Krise mit reingezogen (Kauf von asset backed securities, genaueres siehe Link). Da fehlt mir der Hintergrund um beurteilen zu können, ob man das seitens der Bank hätte verhindern können.

Und diese Immobilienblase wurde befeuert, da amerikanische Banken viel zu leichtfertig Kredite an Schuldner verkauften, die diese nie würden zurückzahlen können.
Das Problem wurde zusätzlich befeuert, weil diese Schuldenpakete dann unübersichtlich gebündelt, und an andere Kreditinstitute weiterverkauft wurden.

Sprich: Die Immobilienkrise in der USA konnte nur ausbrechen und international auswirken, weil die Banken dort versagt haben.

Und selbstverständlich spielen auch die Ratingagenturen eine Rolle, die viel zu lange Top-Ratings gaben, und die Tatsache, dass zB. viele Pensionsfonds nur in AAA Ratings investiere dürfen.
Und ganz eindeutig ist die Deregulierung der Finanzmärkte ein Grundübel des ganzen. Der Finanzmarkt muss eindeutig wieder stärker reguliert werden.
Weil sich gezeigt hat, dass die Banken mit der Verantwortung des all zu freien Finanzmarkts offensichtlich nicht umgehen können.

Die von dir aufgeworfenen Punkte sind also durchaus richtig, Hauptakteuer und hauptschuldige sind aber eindeutig im Bankensystem zu finden.

Bükbü
09.11.2012, 09:56
Einen gesunden Staat kann übrigens keine Bank der Welt zugrunde spekulieren.
Ich dachte, der ESM würde genau das ermöglichen, da ja eben die "gesunde Staaten" den einem schwachen Staat anhängenden Verbindlichkeiten sozusagen ausgeliefert sind. §kratz
Wirklich detailliert kenne ich mich in dem Bereich allerdings nicht aus. Klärt mich auf, wenn ich mich irre.^^

Gront
09.11.2012, 10:23
Und ganz eindeutig ist die Deregulierung der Finanzmärkte ein Grundübel des ganzen. Der Finanzmarkt muss eindeutig wieder stärker reguliert werden.


Lustigerweise kommt das von Hekman verlinkte Papier u.a. zu der Schlussfolgerung: auf keinen Fall mehr staatliche Regulierung.

Zumal sie konstatieren können, dass es nach einer kurzen Schockstarre schon wieder schön weitergeht mit der Tranchierung von Krediten bzw. Verteilung von Risiken, ähnlich wie bei der New Economy Blase. Kein Wunder, handelt es sich doch um Autoren aus dem dem Institut der deutschen Wirtschaft, also dem "Think Tank" der Unternehmerverbände. :p

Humpaaa
09.11.2012, 10:30
Ich dachte, der ESM würde genau das ermöglichen, da ja eben die "gesunde Staaten" den einem schwachen Staat anhängenden Verbindlichkeiten sozusagen ausgeliefert sind. §kratz
Wirklich detailliert kenne ich mich in dem Bereich allerdings nicht aus. Klärt mich auf, wenn ich mich irre.^^

Das ist ja momentan exakt das, was von Seiten der Spekulanten ausprobiert wird: Wie weit ist Europa bereit zu gehen.
Gegen jeden Rettungsschirm kann spekuliert werden, solange seine Mittel begrenzt sind. Holt man die EZB mit ins Boot, hat man unbegrenzte Mittel --> man ist unangreifbar.

Das ist allerdings das allerletzte Mittel, das Europa hat, und es birgt massive Risiken.
Denn mancher sieht es so, dass damit die Unabhängigkeit der EZB gefährdet wäre, solche Aktionen von ihrem Mandat nicht gedeckt wären.


Lustigerweise kommt das von Hekman verlinkte Papier u.a. zu der Schlussfolgerung: auf keinen Fall mehr staatliche Regulierung.

Zumal sie konstatieren können, dass es nach einer kurzen Schockstarre schon wieder schön weitergeht mit der Tranchierung von Krediten bzw. Verteilung von Risiken, ähnlich wie bei der New Economy Blase. Kein Wunder, handelt es sich doch um Autoren aus dem dem Institut der deutschen Wirtschaft, also dem "Think Tank" der Unternehmerverbände. :p

Es ist tatsächlich unglaublich, wieviel Lobbying von seiten der Banken- und Spekulantenlobby da momentan betrieben wird.
Was ja leider dazu geführt hat, dass einige der geplanten und/oder umgesetzten Regulierungsgesetze massiv verwässert wurden.

Hekman
09.11.2012, 10:53
Lustigerweise kommt das von Hekman verlinkte Papier u.a. zu der Schlussfolgerung: auf keinen Fall mehr staatliche Regulierung.

Nicht, dass der Eindruck aufkommt dies wäre auch meine Meinung.
Ich habe den Artikel nur verlinkt um Unwissenden ABS und Subprime zu erklären.

@Humpaaa:

Das hört sich doch schon ganz anders an, darauf wollte ich hinaus.

Die amerikanischen Banken haben die laschen Kreditanforderungen genutzt. In Deutschland waren die Vorgaben dafür seit jeher deutlich strenger. Wie es im Rest Europas ausgesehen hat, weiss ich nicht.

Hauptgrund der Krise hier waren dementsprechend die maroden verbrieften Immobilienpapiere.

Gront
09.11.2012, 11:11
Hauptgrund der Krise hier waren dementsprechend die maroden verbrieften Immobilienpapiere.

Man muss sich dann aber fragen, wie es dazu kommen konnte, dass sie "marode" wurden! Das ist nämlich keine Natureigenschaft von Immobilien bzw. Immobilienkrediten.

Einer der Hauptgründe scheint das krisenbedingte Ende einer Konjunkturwelle gewesen zu sein, welches vielen die muntere Finanzierung von Häuschen (wegen Arbeitslosigkeit etc.) nicht mehr erlaubte.

Ein weiterer systematischer Grund ist das ständige Bestreben des (Finanz-)Kapitals, die Umlaufrendite ständig weiter nach oben zu schrauben, u.a. durch die Erfindung immer neuer "Finanzprodukte".

Wir erinnern uns, dass Merkel-Freund Ackermann von 25% Umlaufrendite faselte, die inzwischen weltweit als Zielgröße gälte (da hatte er sein Ohr eben gerade an die Wand des Investment-Bankings gelegt). Heute sehe er das natürlich ganz anders, hat er kürzlich in einem langen SPIEGEL-Gespräch verkündet. "Man" habe damals aber mitmachen müssen, bei Strafe des Untergangs (wahlweise auch: bei Strafe der internationalen Bedeutungslosigkeit deutscher Banken).

Worauf ich hinaus will: wir sprechen hier in der Tat von strukturellen Zwängen der Kapitalverwertung. :dnuhr:

Hekman
09.11.2012, 13:24
Man muss sich dann aber fragen, wie es dazu kommen konnte, dass sie "marode" wurden! Das ist nämlich keine Natureigenschaft von Immobilien bzw. Immobilienkrediten.

Einer der Hauptgründe scheint das krisenbedingte Ende einer Konjunkturwelle gewesen zu sein, welches vielen die muntere Finanzierung von Häuschen (wegen Arbeitslosigkeit etc.) nicht mehr erlaubte.

So wie ich das verstanden habe, konnten viele Subprime-Immobilienbesitzer in den USA ihre Kredite aufgrund der steigenden Zinsen nicht mehr bedienen. Aber klar, da werden deine genannten konjunkturellen Änderungen auch nicht unschuldig sein.

Gront
09.11.2012, 13:41
So wie ich das verstanden habe, konnten viele Subprime-Immobilienbesitzer in den USA ihre Kredite aufgrund der steigenden Zinsen nicht mehr bedienen. Aber klar, da werden deine genannten konjunkturellen Änderungen auch nicht unschuldig sein.

Das ist milde ausgedrückt. Millionen Amerikaner verloren das Haus über ihrem Kopf - und in Europa hat m.W. die Zwangsversteigerung von hypothekenbelasteten mmobilien ebenfalls zugenommen.

Im Kern aber sind "konjunkturelle Änderungen" nichts anderes als mehr oder weniger ausgeprägte Krisen der Kapitalverwertung. Die sich den Anschein geben, als wirkten sie sich nur irgendwie auf die Finanzmärkte aus. Dabei stellen die von der sog. "Realwirtschaft" entkoppelten Finanzmärkte ihrerseits schon eine Flucht aus den Problemen der Kapitalverwertung dar (weil es dort nämlich an progressiv wachsenden Investitionsmöglichkeiten notwendigerweise mangelt).

In diesem Zusammenhang ist es übrigens nützlich, sich mal wieder an die "Grenzen des Wachstums" zu erinnern. Die gelten zwar nicht unbedingt und werden durch technisch-wissenschaftliche Entwicklungen auch immer wieder mal ausgeweitet - limiitieren aber dennoch die Expansion dieser sog. Realwirtschaft (man denke nur einmal an das Verkehrssystem inkl. Rohstoffproduktion und Autoproduktion - einzelne Konzerne können zwar zu Lasten anderer noch wachsen, doch die globale Produktion insg. wird dadurch nicht viel größer). :dnuhr:

P.S. Das wiederum ist der Grund, warum sich zunehmend Theoretiker mit dem "Null-Wachstum" befassen - also mit der Quadratur des Kreises.. :D