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DraconiZ
28.05.2006, 14:36
Kapitel 1 - Die Tränen des Lichts

Als Innos sah, dass er gegen
seinen eigenen Bruder kämpfen
musste begann er fürchterlich
zu weinen. Die Trauer des Gottes
war so groß, dass er dreizehn Jahre
nicht aufhörte zu weinen und so
fielen seine Tränen zu Erde. Die
Menschen die von den Tränen tranken
wurden die ersten Diener Innos'. Beliar
hingegen verhöhnte seinen Bruder der
Trauer wegen und besiegelte somit den
ewigen Konflikt.

DraconiZ
28.05.2006, 14:38
Der kühle Seewind peitschte dem Ritter ins Gesicht, als das Schiff in See stach. Seine Haare flogen nach hinten und der Schmied atmete tief ein. Es war endlich soweit. Die Reise ins Ungewisse begann. DraconiZ war völlig unruhig und aufgeregt und konnte sich kaum dazu zwingen ruhig zu bleiben. Am liebsten wäre der Schwarzhaarige auf und abgesprungen, denn die Aussicht etwas so bedeutsames zu finden und eventuell sogar zu benutzen war einfach zu überwältigend. Der Schmied stützte sich schwer auf der Reling am vorderen Ende des Schiffes ab und schaute hinaus ins blau des Meeres. Was wohl dort draußen verborgen sein mochte? Was wohl dort draußen auf sie warten mochte? Der Streiter konnte es nicht sagen und doch freute er sich allein wegen der Vorstellungen die sich in seinem Kopf mehr und mehr zu überschlagen begannen. ,, Das erste mal seit fast einem Jahr, dass ich wieder von der Insel wegkomme“, dachte der Schleichlehrer grinsend. Er liebte die Freiheit der Abenteuer und besonders den Ruhm der mit den großen Taten, die sie hoffentlich vollbringen würden, einherging. Wenn er seinen Tod dort draußen finden sollte, dann würde er ihn eben finden. Das störte ihn nicht weiter. Schließlich war er auf dieser Welt um zu leben und nicht um Angst vor allem und jedem zu haben. Schon gar nicht vor etwas so uraltem so geheimnisvollen wollte er Furcht zeigen. Er war Angehöriger des Ritterordens von Khorinis und stolz darauf. Auch wenn man ihn erst nicht als solchen erkannte, da er lediglich eine schwarze Tunika trug. Nur dadurch, dass er durchtrainiert durch die endlosen Kämpfe war, konnte man ihm ansehen, dass ein Krieger in ihm steckte. Sein Schwert Valien ruhte still an seiner Seite. Es würde ihm gute Dienste leisten, wenn sie in dem unbekannten Land angekommen waren.

Schon bald konnte der Streiter nur noch den Hafen von Khorinis erkennen, wenn er sich umdrehte. Doch er wollte nicht zurücksehen. Nun ging alles nur noch nach vorne. Er hatte keine Bedenken und bei der Mannschaft, die sich dem Unternehmen von Medin und ihm angeschlossen hatte, brauchte er auch gar keine haben. Mit einem Ruck wandte sich DraconiZ vom Meer ab und wandte sich seinen Begleitern zu. Im Moment sah der Lord der Garde Innos Uncle-Bin zwar gebrochen aus, durch das feige Attentat, dass auf ihn verübt worden war, doch in normalem Zustand hätte er allein durch seinen erfahrenen Gesichtsausdruck so manchen Ork einschüchtern können. Uncle war noch nicht einmal besonders groß, doch er strahlte unglaubliche Stärke aus, die nicht nur von seinem schweren Zweihänder kam, den er auf dem gepanzerten Rücken trug. Vielleicht waren es sein Bart und seine Narben, die ihn so alt und erfahren machten, vielleicht auch nur seine Statur. Der Lord war es gewesen, der DraconiZ zum Ritter gemacht hatte und so war er froh, dass er hier war, auch wenn er erst eifrig dagegen gewettert hatte, wegen der Verletzungen. Doch Uncle hatte sich durchgesetzt und nun wo er mit auf dem Schiff war, war der Ritter froh ihn dabei zu haben.

Auch der Mann der neben Uncle stand, war durchaus bemerkenswert. Von eher hagerer Gestalt, von nicht riesiger Gestalt und nur durch den Bart alt wirkend, erfüllte er dennoch das Bild, was man normalerweise von einem Magier hatte. Denn alleine seine Robe und so wie er sich benahm und sprach geboten Respekt ihm gegenüber. DraconiZ hatte diesen Mann noch nie gesehen, bevor er einfach vor dem Schiff stand und fast schon spontan mitgekommen war und doch freute er sich, dass sie einen so erfahrenen Magier mitnehmen konnten. Er musste schon ein Ranghöherer Magier sein, denn seine Robe wirkte irgendwie prächtiges als die von Ed. Vielleicht täuschte dies auch, doch der Schmied war sich irgendwie sicher das dem doch so war. Doch das einzige, was er zuversichtlich über diesen Mann wusste, war die Tatsache, dass sein Name Spike Spiegel lautete. Soviel hatte er aus einem Gesprächsfetzen herausfinden können.

Auf der anderen Seite des Schiffes standen zwei Kameraden von DraconiZ und redeten miteinander. Der eine war erst gerade zu ihnen gestoßen. Quasi im letzten Moment. Der Schmied hatte diesen Mann noch nicht oft gesehen, obgleich er genau wusste, wer er war. Tomarus war sein Name. Der Paladin war recht groß und wie die meisten Streiter des Königs durch die Strapazen zu einem kraftvollen Kämpfer geworden, welches man schon allein an seiner Statur sehen konnte. Trotzdem stand der Einhandmeister lässig an die Reling gelehnt da und schien völlig gelassen der Dinge die kommen mochten entgegen zu sehen. Scheinbar konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Doch der Frau, der der Paladin in diesem Moment zuhörte ging es ganz anders. Wenda war immer noch von dem Tod ihres Geliebten gezeichnet und würde das wohl auch so schnell nicht verwinden. So sah ihr Gesicht immer noch nicht so schön aus, wie es sonst war und auch ihre Züge schienen noch nicht von der Kraft erfüllt zu sein, die sie sonst aufwies. Sie hatte DraconiZ mehr als einmal das Leben gerettet und der Ritter hatte sie auch sonst als eine sehr freundliche und zuvorkommende Person kennen gelernt. So tat es ihm fast leid, dass sie im Moment in einem solchen Zustand war. Es blieb ihm nur zu hoffen, dass sie sich bald wieder fangen würde.

In diesem Moment kam die kleine Magierin Ed aus der Tür, die zu den kleinen Zimmern des Schiffes führten und suchte anscheinend irgendwen der ihr helfen konnte. Diese junge und recht kleine Frau war wirklich ein Mysterium, denn sie war ganz anders als man sich eine Feuermagierin vorstellte. Der normale Bewohner von Khorinis stellte sich einen Magier immer sehr alt, recht groß und ernst schauend vor. Doch all dies traf auf Ed nicht zu. Sie hatte oft ein Grinsen auf ihren Zügen und war für eine Sache schnell zu begeistern, was die Tatsache bewies, dass sie hier war. Sie war es gewesen, die im Kloster keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass sie unbedingt nach den Tränen suchen mussten. DraconiZ hatte wahrhaftig noch nie solch eine Magierin gesehen.

In diesem Moment trat ein großer Südländer neben den Waffenschmied. Er besaß schulterlanges braunes Haar und fast schon mystisch wirkende Augen. DraconiZ kannte seinen Kameraden nur zu gut. Schließlich war es Medin gewesen, der sofort mit ihm zusammen zum Kloster gegangen war um über das rätselhafte Buch aufklären zu lassen, welches der Ritter immer noch in der Hand hielt. Er hatte schon viel mit Medin durchgemacht. Schon als sie noch Milizen gewesen waren, hatten sie eine Schlägerbande mit den übrigen Milizen ausgehoben. Wenn sich der Schwarzhaarige auf Jemanden verlassen konnte dann auf ihn. ,, Bist du genauso aufgeregt wie ich?“, fragte der Schleichlehrer, als sie nebeneinander standen. ,, Ein bisschen“, meinte Medin fast belustigt zurück. Es war schon komisch. Den Südländer schien nichts aus der Fassung bringen. Selbst Uncles gestriger Ton, der DraconiZ zur Weißglut gebracht hatte, hatte Medin diplomatisch umgehen können. ,, Hmm. Wir werden sehen was auf uns zukommt“. DraconiZ drehte sich mit diesen Worten wieder um und schaute auf die weite See hinaus.

Tomarus
28.05.2006, 15:31
Sie hatten abgelegt. Vom frischen Seewind getrieben entfernte sich ihre Kogge langsam, aber sicher von Khorinis und brachte sich dabei hoffentlich ihrem Ziel näher. Tomarus war zuversichtlich, dass sie die Insel erreichen würden, doch sichergehen konnte die Mannschaft nicht, denn schließlich war ihr einziger Anhaltspunkt das Buch gewesen, in dem die grobe Richtung vorgegeben war – und das war auch schon alles. Doch auch wenn sie die Insel nicht finden würden, sie hätten wenigstens ein paar schöne, hoffentlich auch entspannende Tage auf See gehabt – und zumindest Tomarus hätte nach einer Wiederkehr mit leeren Händen genügend Motivation, der Sache weiter auf den Grund zu gehen.

Nun stand er an der Reling des Schiffes. Wenda hatte sich kurz nach der Abreise zu ihm gesellt, ihm noch einmal für die Übernahme der wichtigen Position des Pfeilschützen bei Trilos Beerdigung bedankt, und sie unterhielten sich ein wenig über dieses und jenes. Wenda stand der Verlust ihres Gefährten und die Leere, die sich danach in ihrer Welt auftat, noch immer wie ins Gesicht geschrieben. Zwar war Wenda eine der stärksten und tapfersten Frauen, die Tomarus je getroffen hatte, doch auch er wusste, wie viel Trilo ihr bedeutet hatte. Er hoffte für sie, dass diese Reise sie ein wenig ablenken würde, und dass vielleicht die Tränen Innos und die für einen Paladin damit verbundene Ehre ihr neue Motivation schenken würden.

Nach einiger Zeit kam Stille über die beiden, und sie lehnten sich auf die Reling und blickten hinaus aufs Meer. Irgendwo da draußen ... irgendwo da waren sie, die Tränen Innos. Nun ja, vielleicht waren sie irgendwo da. Das würden sie ja bald erfahren. Tomarus fragte sich schon länger, was sie wohl erwarten würde. Es konnte wohl so ziemlich alles sein, und auch etwas, mit dem Tomarus nie gerechnet hätte. Schon damals, als er und Arthas sich mit dem rätselhaften Verschwinden der Bewohner Drakias befassten, hatten sie auf vieles spekuliert, eine Verbrecherbande, ein Seeungeheuer oder ein wildes Tier aus dem Wald, ein verrückt gewordener Magier ... aber bestimmt nicht auf die Gottheiten einer untergegangenen Kultur, einen riesigen unterirdischen Tempel und viele andere einzigartige Dinge. Daher beschloss Tomarus schließlich, sich dieses Mal einfach nur überraschen zu lassen.

Gemütlich schlenderte er zu einer der hölzernen Bänke, wo er sich erst einmal hinsetzte und zurücklehnte. Sein Blick wanderte von der wallenden See über das Deck und seine Mitstreiter, hin zum Kapitänsstand, wo einer der Männer, die er nicht wirklich kannte, mit einigen anderen Seeleuten und Soldaten stand, das Schiff lenkte und sich mit seinen Kollegen über den Kurs beriet. Tomarus atmete tief ein; die Seeluft war einfach nur eine Wonne. Eine Weile schloss er die Augen und dachte über das ihnen allen bevorstehende nach ...

Medin
28.05.2006, 15:57
Wieder einmal wischte sich der Ritter eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die der Seewind beharrlich dort hin trieb. Die Seeluft schmeckte salzig, ungleich salziger als in Khorinis. Der Rüstungsschmied blickte am Schiffsrumpf entlang über das Achterdeck hinaus. Der Hafen war verschwunden. Medin meinte, den Leuchtturm noch als kleinen Strich ausmachen zu können, aber konnte das ebenso ein Produkt seiner Einbildung sein. Selbige war es auch, die ihn ziemlich beschäftigte. Obwohl er seit mehr als einem Jahr nicht mehr auf einem Schiff gestanden hatte (er dankte Innos dafür) wusste er noch zu gut, was sein Magen von Reisen dieser Art hielt. Der Seegang nahm mit jeder Meile, die das Schiff segelte, zu. Wenn dem Ritter nicht durch den Seegang übel wurde, so würde sein Unterbewusstsein das übrige besorgen. Es war fast zum verrückt werden. Man will nicht, dass es anfängt und doch lauscht man mit jeder Faser seines Körpers in sich hinein, um erste Anzeichen auszumachen. Der eindeutige Verlierer dieser Prozedur war das vegetative Nervensystem und damit leider auch Medin.
Was war das? Ein erstes Aufstoßen? Nein, nur das Magengrummeln ob des sehr spärlichen Frühstücks. Der Rüstungsschmied erinnerte sich an seine Reise nach Khorinis. Damals hatte er auch wenig im Magen gehabt. Das war vielleicht des Rätsels Lösung. Voller Hoffnung verschwand der Ritter unter Deck. Kurze Zeit später stand er auch schon in der verrauchten Kombüse. War ja klar. Keine zwei Stunden sind wir an Bord und es wird schon Essen gekocht. Der Koch, ein rundlicher Waffenknecht, hatte wohl schon erste Bestellungen.
„Was gibt’s denn“, begrüßte er den Ritter, ohne vom Herd aufzusehen. Medin störte es nicht, dass das zackige „Sir“ fehlte.
„Dasselbe könnte ich sie fragen.“
„Ach so. Kartoffeleintopf, nur leicht gewürzt. Auch was für empfindliche Mägen.“ Der Mann schien Medins Anliegen durchschaut zu haben, denn schon füllte er eine hochwandige Schüssel mit etwas Kartoffeleintopf. Dieser nahm dankend an und schon einige Minuten später hatte er die Schüssel ausgelöffelt. Es verlangte ihn nicht nach noch einer Portion, weshalb er die Kombüse verließ, deren an der Decke aufgehängte Öllampe schon etwas hin und her schaukelte.
Als der Südländer an Deck trat, bemerkte er auch die Ursache. Der Wellengang hatte sich verstärkt, sie waren nun auf hoher See. Das Schiff wurde damit spielend fertig, durchschnitt es doch zielsicher die Wellenkämme. Medins Magen war aber weniger erfreut. Selbst der leckere Eintopf hatte nichts geholfen. Er spürte förmlich, wie die Blässe in sein gebräuntes Antlitz stieg. Verflucht, ich fühle mich jetzt schon wie ausgespuckt. Hoffentlich geht die Fahrt nicht all zu lang. Unsicheren Schrittes torkelte er auf die Rehling zu. Ja, mit Bierkrügen konnte er es in großer Zahl aufnehmen, aber die See war dann doch etwas mächtiger als ein paar Krüge. Sich an das Holz der Rehling lehnend kam ihm eine Idee. Bier! Einen Versuch war es wert. Eifrig schnallte er den Schlauch vom Gürtel und setzte an. Das noch kühle Getränk floss wohltuend die Kehle hinab und schließlich in die kritische Zone. Einen Moment (Medin nutzte ihn, um den Schlauch wieder am Gürtel zu befestigen) tat sich nichts. Doch dann krampfte sich das Verdauungsorgan zusammen. Unwillkürlich drehte Medin sich um, dass Gesicht zu Meer, die Arme stützend über die Rehling gelegt. Etwas vom Wind aufgepeitschtes Wasser sprühte ihm ins Gesicht. Das flaue Gefühl verstärkte sich, doch erbrach sich der Krieger nicht.
Hinter sich hörte er jemanden lachen. Kielholen, redete er sich selber ein. Irgendwann lasse ich dich Kielholen.

Françoise
28.05.2006, 16:21
Wieder einmal auf See. Es war schon ein paar Monate her, seit Ed an Bord eines Schiffes reiste, aber sie mochte es sehr gerne. Vielleicht war es nicht so schnell wie mithilfe von Teleportation, allerdings konnte man das Auf und Ab des Schiffsrumpfes genießen, die frische Seeluft und das Rauschen des Meeres. Bestimmt erging es aber nicht allen Crewmitgliedern so gut, denn viele wurden Seekrank, wenn der Wellengang schärfer wurde. Bisher schienen sich aber alle gut halten zu können. Vor allem die Matrosen, rekrutiert aus den Reihen der Miliz, waren standhaft und arbeiteten überall auf dem Schiff. Der Steuermannsmaat schien wohl die meiste Erfahrung zur See zu haben, offenbar war er direkt von der königlichen Marine nach Khorinis gekommen. Weit hinter dem Schiff sah die Magierin die Insel immer kleiner werden, hoffentlich waren nicht so viele Orkgaleeren unterwegs. Einen Zwischenfall könnten sie nicht unbedingt gebrauchen. Auch wenn sie drei Magier an Bord hatten wäre ein Kampf gegen so ein großes Schiff nicht einfach. Aber dafür waren sie schneller und der Steuermannsmaat ließ den Kahn hart am Wind laufen. Schon bald wären sie auf hoher See, außer Sichtweite jeden Landes. Vor der Abreise hatte Ed noch ein wenig bei dem Alchemisten Constantino in der Stadt gestöbert und einige sehr interessante Dinge gekauft. Mit dem kleinen Labor in ihrem Quartier könnte sie damit allerhand anstellen. Gischt spritzte über das Vorschiff und um nicht nass zu werden verließ die Medica wieder das Deck und verschwand in ihrer Kajüte.

Glücklicherweise hatte sie auch einige Bücher über Heilkunde und Tränke aller Art mitgenommen. Die Einrichtung des Labors war schnell gegangen, die Soldaten, die Bordan damit beauftragte waren wirklich auf Zack. Und wie es aussah, war es sogar eine ganz gute Laborausrüstung. Die Magierin machte sich sofort daran ein wenig herumzuexperimentieren. Knollenkraut sollte ganz gut gegen Seekrankheit sein, wenn man es mit etwas Regenblüte mischte, einige Zeit aufkochen ließ und dann noch ein bisschen Zitronensaft hinzu gab. Allerdings waren frischen Zitronen in Khorinis Mangelware, deshalb musste sich die Medica mit einem getrockneten Pulver zufrieden geben. Sie konnte nur hoffen, dass das Gemisch ihr dann nicht um die Ohren flog, denn im Rezept stand nichts von getrockneten Zitronen. Hin oder her, sie würde es einfach ausprobieren. Schließlich war sie auch Heilerin geworden, um seltsame Experimente zu machen und dies wäre ein guter Anfang. Zuvor würde sie aber eines der Fenster öffnen, nur für den Fall, dass ihr gleich Rauch um die Ohren stieg. Zu kleinen Stücken zerhackt gab die Medica das Knollenkraut in den Kolben hinein und gab etwas Wasser hinzu. Es hatte große Vorteile, dass sie Feuer aus dem Nichts erschaffen konnte. Problemlos zündete sie unter dem Destillierapparat die Flamme und kurze Zeit später brodelte das Wasser. Die zermahlene Regenblüte kam nun hinzu und mit einigen Schwenkern des Kolbens vermischten sich beide Inhaltsstoffe mit dem Wasser und ergaben eine leicht rötliche Färbung.

Immer zu musste die Magierin allerdings darauf achten, dass das Gemisch nicht überkochen würde. Zwischendurch las Ed sich noch einige Texte über das Herstellen von Tränken her und tatsächlich fand sie noch etwas, das ihr weiterhalf. Nicht das Gemisch aus den Augen lassend durchsuchte die Magierin die Schubladen des Tisches. Zweimal kochte der Trank dabei fast über, aber endlich fand sie es. Fünf kleine, weiße Siedesteine aus einer Schachtel voll von diesen Steinchen, gab die Medica dem Gemisch hinzu und nur wenige Augenblicke später wurde der brodelnde Trank ruhiger und drohte nicht jeden Augenblick auf dem Kolben zu kommen. Langsam tickte der Sekundenzeiger der Uhr vor sich hin, bis es schließlich soweit war das Feuer wieder abzustellen und das Zitronenpulver hinzu zugeben. Normalerweise gab es keine Nebenwirkungen dabei und Ed hoffte, dass das auch jetzt der Fall sein würde. Mit einem Spatel gab sie nach und nach das Pulver erst in ein extra Reagenzglas und goss dann die Flüssigkeit, nachdem sie sie gut durchgemischt hatte, in den Kolben hinein. Zuerst sah alles normal aus, aber schon wenige Sekunden später stiegen kleine Rauchwölkchen auf und vernebelten den Alchemietisch. Aber zum Glück gab es keine Explosion. Die Medica trug das Gemisch an eines der Fenster und ließ den Rauch dort hinaussteigen, aber nach einigen Minuten flachte er wieder ab und der Trank war fertig. Geruch und Farbe, jetzt ein leichtes Rosé, stimmten mit der Beschreibung des Rezeptes überein. Ein kleiner Geschmackstest verriet der Magierin, dass alles geklappt hatte, auch mit Zitronenpulver. Sie würde sich gleich dran machen, noch ein paar mehr davon herzustellen, nicht nur zur Übung, sondern auch um auf die Seekranken vorbereitet zu sein, falls denn welche kämen.

Spike Spiegel
28.05.2006, 17:51
Er war sich immer noch nicht ganz im Klaren auf was er sich nun eigentlich eingelassen hatte, doch hielt ihn das Gespräch mit Uncle Bin eine Weile davon ab, darüber nachzudenken.
Er war froh gleich nachdem er das Schiff betreten hatte ein bekanntes Gesicht erblickt zu haben. Wenngleich es etwas verzerrt drein sah. Der Lord, dessen Schwert er einst weihte, schien nicht ganz fit zu sein. So erzählte er Spike von dem Attentat das auf ihn ausgeführt wurde, welches er aber irgendwie knapp überlebt hatte. So entwickelte sich das Gespräch immer weiter, bis sie schließlich den Hafen verließen und in See stachen.
Anfangs wusste er noch über den genauen Gesprächsverlauf bescheid und hatte diesen auch mit Interesse verfolgt, je weiter sie sich jedoch von Khorinis entfernt hatten, desto passiver verhielt er sich und meldete sich nur noch mit gelegentlichen 'In der Tat.', 'Mhm', 'Wirklich?' und 'Ahh...' zu Wort.
Ihn beschäftigten nun zunehmend nur noch zwei Dinge. Zum einen wurde ihm mit jeder weiteren Seemeile übler und zum anderen zweifelte er immer mehr daran, dass er auch wirklich mitkommen hatte wollen. Er war bisher nur ein einziges Mal auf einem Schiff und hätte nichts dagegen gehabt, wenn es auch sein letztes gewesen wäre, denn seine Ankunft in Khorinis auf den Seeweg war alles andere als angenehm. Nun war er erneut auf einer Kogge, aus Gründen, die er selbst nicht wirklich verstand. Er war seiner 'Vision' gefolgt, schön und gut, aber dass diese ihn von der Insel wegführen würde konnte er ja kaum erahnen. Nun ja, vielleicht schon, da sie sich ja im Hafen abspielen, aber das änderte nichts daran dass er es nicht geahnt hatte! Gut, er folgte dem ihm von Innos gezeigten Weg, doch war es auch der, den der Hohe Feuermagier bereit war zu gehen? Ein Weg der ihn von allem weg führte…weg von der Insel, weg vom Kloster, von seinem gesicherten Zuhause, hinaus auf offene See irgendwelchen lauernden Gefahren und den Tränen Innos entgegen. Was bei Beliar suchte er auf diesem Schiff!? Verflucht sei seine Spontaneität!
Er seufzte kurz, was sein Gesprächspartner natürlich sofort aufschnappte. Spike überlegte rasch, wie er den unangekündigten Gefühlsausbruch erklären konnte, ehe er antwortete.
"Ich will nur hoffen das Innos unsere Reise gut heißt und uns auch auf dieser Insel ankommen lässt."
Mit einem gekonnt verlorenem Blick hinaus ins Meer hatte er noch einmal die Situation gerettet, wenngleich es ihn etwas belustigte, wie ihn solch unwichtige Kleinigkeiten immer wieder sofort beschäftigten, er seine Anwesenheit auf dem Schiff jedoch erst jetzt bereute.

Medin
28.05.2006, 18:12
Der Ritter war wieder in den Schiffsbauch verschwunden. Dieses ungewisse auf der Rehling hängen konnte er sich schenken. Sein Magen gab eh nicht mehr als heftige Rülpser preis. Der Ritter schaute auf. Was war das hier für ein Raum? Sah nach einer Gerümpelkammer aus. Gerade wollte er wieder gehen, als sein Blick von einer Kiste gefesselt wurde. Die sah ziemlich alt aus. Die stand wohl schon länger hier. Der Baron hatte wohl doch nicht alles mitgenommen. Wollen doch mal sehen, was dort drinnen ist, dachte sich der Südländer. Die Gedanken an den flauen Magen waren auf einmal weit weg. Zum Glück fiel das nicht seiner inneren Stimme auf, sonst hätte die wieder alles verdorben (wie so oft).
Mit einem Klacken öffnete sich der Verschluss der Kiste, die Klappe schwenkte nach oben und gab den Blick auf jede Menge verstaubten Krempel frei. Von der Staubwolke abgeschreckt stocherte Medin erst verhalten in der Schmutzgrube, bevor seine Aufmerksamkeit auf ein verstaubtes Lederbündel fiel. Irgendetwas schien darin eingewickelt zu sein. Neugierig zog der Kriegeradelige bäuerlicher Herkunft das Päckchen heraus. Mit einem Pusten ward die Lederhülle von Staub befreit und konnte zurück geschlagen werden. Was darunter zum Vorschein kam, hatte der Rüstungsschmied am allerwenigsten erwartet. Spielkarten. In seinen hielt der Streiter ein myrtanisches Skatblatt. Sein Herz machte einen Hüpfer, die Augen begannen zu leuchten. „Meine Güte, das habe ich seit meinem Dienst an der Orkfront auf dem Festland nicht mehr gespielt.“ Sprach er freudig zu sich selbst. „Hoffentlich kann ich das noch“ , fügte er hinzu. Zum Glück lag ein Regelblatt bei. Grob überflog er die Zeilen. „Regel Numero eins: Es wird streng nach myrtanischer Skatordnung gespielt. Witzbolde.“ Wirklich neue Sachen standen dort nicht drinnen. Na das ist doch mal ein guter Zeitvertreib für die Reise. Jetzt musste er nur noch zwei Gleichgesinnte finden.
Diese Aufgabe war relativ schnell bewerkstelligt. Draco und Uncle (welcher sich inzwischen von dem Magier abgewandt zu haben schien) saßen inzwischen im Gemeinschaftsraum. Egal, über was sie eben geredet, gebrüllt, gekämpft hatten, der Ritter unterbrach sie, indem er voller Eifer das Skatblatt auf den Tisch knallte, einen Hocker über den knarrenden Plankenboden heranzog und mit einem Blick gleich dem Sonnenschein persönlich zu mischen begann. Erst die völlig perplexen Blicke der beiden Tischgenossen bremsten den Eifer.
„Skat“, warf er erklärend in die Runde. Genau so gut hätte er Brot, Schwert, Bier, Fleischwanze oder sonst ein zusammenhangsloses Wort schwafeln können. Worte taten es nicht? Mussten eben Taten folgen. Wahllos deckte er ein paar Karten auf. Auf der einen war König Rhobar I. abgebildet, auf einer anderen ein Ritter. Wieder zwei andere zeigten Magier in unterschiedlich farbigen Roben. Die letzte der fünf aufgedeckten Karten beherbergte eine Fleischwanze. Der Rüstungsschmied konnte es einfach nicht fassen. Die beiden Streiter schienen noch nie Skat gespielt zu haben. Was waren das denn für Soldaten? Mit einem Grinsen legte er an einigen Beispielen die Regeln dar. Es sei dahin gestellt, ob Medin ein Talent fürs reden geschweige denn das erklären besaß, jedoch guckten die beiden nach einigen Minuten des Erklärens etwas schlauer drein. Sie hatten anscheinend auch nichts Besseres zu tun, weshalb sie sich bereit erklärten, eine Runde mitzuspielen. Froh, endlich eine Beschäftigung zu haben, teilte der Ritter aus. Um den Prozess nicht zu verkomplizieren, wollte er mit dem Reizen beginnen, obwohl er gegeben hatte. Mit einem Schlag wich das Grinsen einem Pockerface, die Augen verengt zu Schlitzen, von einem zum anderen und wieder zurück wandernd.
„Achtzehn!“

DraconiZ
28.05.2006, 19:03
DraconiZ guckte total komisch drein. Was bei Beliar sollten diese komischen Karten darstellen? Medin machte komische Gesten und erklärte irgendwelches wirres Zeug, welches weder Sinn machte, noch besonders Spaß zu machen schien. Auch Uncle machte ein Gesicht, als würde ein riesengroßer Troll vor ihm stehen und ihm zum Kaffeetrinken einladen. Als Medin dann auch noch ein Gesicht aufsetzte, als wäre in einen Kampf vertieft und müsste sich total konzentrieren, wussten die anderen beiden Gardisten gar nicht mehr, was sie tun sollten. So vorsichtig wie möglich hob der Schwarzhaarige die Karten hoch und betrachtete sie. Es gab rote und schwarze Karten und nicht nur das. Die roten und die schwarzen unterschieden sich auch noch. Die Roten in Herz und Karo und die schwarzen in Pik und Kreuz. Zumindest wenn das stimmte, was Medin ihnen erklärt hatte. ,, Achtzehn“. Die Stimme des Rüstungsschmiedes hallte durch den ganzen Raum. ,, Wie Achtzehn?“, Uncle tippte sich an die Stirn. ,, Jetzt erklär doch noch mal genau, was wir machen müssen“, meinte DraconiZ daraufhin. Er hasste es, wenn er nicht wirklich verstand, was er tun sollte. Medin seufzte. Spielt doch einfach mal mit. Dann lernt ihr das bestimmt schneller als wenn ich euch das noch zwanzigmal erkläre“. Die beiden Angesprochenen schienen nicht besonders begeistert zu sein, aber wenigstens machte das einigermaßen Sinn und so begannen sie das erste Spiel einfach mal zu spielen. Schon direkt beim Reizen wurde es kritisch. Doch Uncle sagte einfach mal: ,, Neunzehn?“. Medin grinste. ,, Ne das geht nicht so. Es muss schon mindestens in 3er Schritten sein. Du weißt ja. Karo zählt 9, Herz 10 und so weiter“. Uncle machte eine grimmige Mine und sagte dann einfach: ,, Hmm geht scheinbar nicht, dann bin ich aus dem Reizen raus“. DraconiZ nickte und fing dann an zu sprechen, wobei Medin antwortete. ,, Zwanzig?“. ,, Ja“ , ,, Null?“, ,, Ja“, ,, Vierundzwanzig?“, ,, Ja“. ,, Gut dann höre ich auch auf“, meinte der Schwarzhaarige dessen Blatt auf Kreuz ausgelegt war. Zumindest sollte es das sein, wenn er richtig verstanden hatte was Medin erklärt hatte. Zumindest waren die meisten Karten in seiner Hand von Kreuz.

So war schließlich beschlossene Sache, dass Medin gegen Uncle und DraconiZ spielen würde. Schnell war der Zwist der letzten Tage vergessen und sie besprachen sich was sie tun würden. Doch Medin unterbrach dies. ,, Hört mal das dürft ihr nicht, dass ist gegen die Regeln“. Die beiden Gardisten machten ein Gesicht als würde Medin sie auf den Arm nehmen. ,, Wenn ich eine Schlacht plane darf ich mich doch auch mit meinen Verbündeten absprechen“, protestierte der Lord. Doch der Initiator des Skatspiels schüttelte daraufhin nur den Kopf. ,, Das geht aber bei dem Spiel nicht. Stell dir einfach vor, dass dein Verbündeter in einer anderen Burg sitzt und seine Truppen immer nur zu gegebener Zeit rausschicken kann“. Das verstanden DraconiZ und Uncle und so begann das Spiel langsam seinen Lauf zu nehmen. Medin war natürlich nach wie vor im Vorteil, da er dieses Spiel sehr gut kannte, aber die anderen beiden gaben sich alle Mühe ihm zu trotzen.

Nach einer Weile war das erste Spiel dann vorbei und es ging ans zählen der Punkte. ,, Also ein Ass zählt 11 Punkte, eine 10 Zehn punkte, ein König 4 Punkte, eine Dame 3 Punkte und ein Bube 2 Punkte. Zählt mal eure Punkte zusammen. Wenn ihr beide zusammen mehr habt als Ich habt ihr gewonnen“. DraconiZ runzelte die Stirn. ,, Aber der Bube ist doch die höchste Karte, dann muss der doch auch am meisten Punkte geben“. ,, Nein das ist wie im Kampf. Ein großartiger Krieger ist ja nicht so wichtig wie ein Feuermagier“. Uncle hingegen begann einfach mit dem zählen. Scheinbar wollte er unbedingt gewonnen haben. ,, Ha wir haben 52 Punkte das müsste mehr als die Hälfte sein. Damit hätten wir wohl gewonnen“, meinte Uncle stolz, doch Medin machte ein zerknirschtes Gesicht. ,, Erm eigentlich nicht. Es gibt nämlich 120 Punkte und daher habe ich wohl gewonnen“. Daraufhin machten DraconiZ und Uncle ein fast beleidigtes Gesicht, hatten aber nun gefallen an dem seltsamen Spiel gefunden. ,, Egal das nächste Mal gewinnen wir“, meinte DraconiZ und drückte alle Karten wieder Medin in die Hand. In der Hoffung das er sie wieder so ausgab, wie er es vorher auch getan hatte.

Uncle-Bin
28.05.2006, 19:53
Nun hatte Uncle das Spiel begriffen und vor allem eines gelernt: Wenn man am höchsten reizt und dann allein spielt, dann kann man auch am besten gewinnen. Ganz wie im richtigen Leben ist hier der starke Alleingänger besser dran, als zwei Schwächlinge, die sich verbünden müssen, um nur einen zu besiegen!
So fand er gefallen daran und weil es die Reihenfolge so verlangte durfte er auch gleich anfangen.
>>18<< Die beiden nickten und so erhöhte Uncle noch eine Weile, wobei er bei jeder Zahl wenigstens einmal von Medin korrigiert wurde. Schließlich waren sie bei der Zahl 27 angelangt und diese Zahl gefiel Uncle nicht nur besonders gut, sondern sollte nun auch für seinen Sieg sorgen. Immerhin hatte Medin schon recht früh aufgegeben und auch Draconiz war nun nicht mehr bereit weiterzumachen.
Hehe... Anfänger!, jauchzte der Lord innerlich und entschied sich nun für eine Farbe, die er als „Trumpf“ –so hatte Medin seine starken Karten genannt- festlegen wollte. Natürlich durfte man hierbei nichts dem Zufall überlassen, aber mit Innos Hilfe fand Uncle etwas mit dem er zufrieden war. Rot wie die Magierroben der Innospriester und ein Herz, wie es nur in wahren Ritterbrüsten schlägt.
Sogleich knallte Uncle die kampfkräftigste Karte auf den Tisch, weil man im Krieg ja auch schnelle Erfolge haben musste. Natürlich gewann er dieses Scharmützel und sackte einige Karten ein, die er sich in seinem Siegesrausch gar nicht so genau anguckte.
So ging es noch eine ganze Weile, bis sich das Blatt wendete und fortan Medin und Draconiz den Ton angaben. Allerdings blieb Uncle ruhig, da er einen großen Stapel sein Eigen nennen konnte, den keiner ihm mehr wegnehmen würde.
>>Gebt euch keine Mühe Jungs!<<, murmelte er schließlich und ließ seine letzte Karte vom Stapel. Es war ein schwarze Asskarte, die sich Draconiz mit einem Trumpf krallte. Er hatte sich noch nicht einmal in der Hand, da begann Medin schon dreckig zu grinsen.
>>Du hättest lieber Kreuz wählen sollen. Bei all den hohen Karten, wärst du damit wesentlich besser gefahren, aber so wirst du haushoch verloren haben.<<, meinte er und die Punktzahl bestätigte es. >>Stich!<< Dieses seltsame Wort kam aus Draconiz Mund, der gleich danach stolz verkündete, dass er Medin vorhin zugehört hatte.
Nun war Uncle bockig und würde sich lieber solange zurückhalten, bis er alles verstanden hatte. Zusehen und lernen, das würde sicher besser funktionieren.

Schmusekatze
28.05.2006, 19:56
Die Wiederkehr in das Heilige Kloster Innos' war für Drake einer der schönsten Augenblicke der letzten Tage gewesen. Endlich wieder unter freundlichen Menschen zu sein, und in einer Vertrauten Umgebung zu leben. Hier fühlte er sich geborgen und sicher, keiner würde ihm hier was anhaben können. Natürlich hörte sich das ziemlich Kindisch an, für einen Hohen Magier, doch Drake wusste einfach dass es so war.
Nur leider verblasste sein Traum von ein wenig Ruhe in einer Wolke die Arxas ziemlich Ähnlich war. Der Astronom stürmte gleich auf Drake zu als dieser erst wenige Minuten im Kloster verweilt hatte. Ohne auch irgendwie auf Drakes geschwächten Zustand einzugehen berichtete dieser ihm viel lieber von seinem Auftrag. Es mutet Drake recht seltsamen an dass schon jemand von seiner Tätigkeit als magischer Schmied wusste, denn er hatte ja noch nicht mal eine eigene Schmiede. Doch Drake sollte es egal sein, er wollte diesen Auftrag einfach so schnell wie möglich hinter sich bringen damit er dann wieder ein wenig Ruhe hatte. In der Schmiede im Keller angelangt, berichtet Arxas seinem Kollegen von dem Stab welchen er haben wollte. Drake schritt dabei die ganze Zeit Auf und Ab, unschlüssig ob solch ein Vorhaben überhaupt verwirklicht werden könne. Doch der Astronom hatte Glück, den Drake hatte in Jharkendar etwas Interessantes herausgefunden. Ein längst vergessener Magier hatte es einst geschafft die Magie seiner Runen in einem Stab zu bannen. Drake entsinnte sich noch grob der Vorgehensweise, und zu seiner Persönlichen Freude würde er dafür nicht einmal lange brauchen. Arxas schilderte den Stab so detail getreu dass Drake meinte ihn schon vor seinem geistigen Auge zu sehen.
Nun gab Drake seinem alten Freund noch eine kurze Schilderung der Ereignisse welche ihn vom Kloster Fern gehalten hatten, und gebot ihm dann seine Schmiede zu verlassen, da er hier bald hoch her gehen könnte.
Nun widmete sich Drake der leichteren Aufgabe die ihm bevor stand, er nahm sich etwas Eisen und erwärmte es. Während dessen legte er sich alle Werkzeuge bereit die er nun brauchen würde. Als das Eisen die richtige Farbe hatte, zog Drake ihn heraus und bearbeitet ihn mit seinem Schmiedehammer. Zwischendurch musste er das Werkstück immer wieder in die Esse werfen um eine beständige Temperatur zu halten. Doch schließlich hatte er es geschafft und ein Stab lag vor ihm auf dem Amboss. Nun musste Drake einfach noch eine Halterung für die Kugel an der Spitze des Stabes fertigen, was ihm ziemlich einfach von der Hand ging. Endlich konnte sich der Schmied um den letzten Schliff des Stabes kümmern, er erhitze ihn ein letztes mal und zog ihn mit einer Zange ein wenig in die Länge, während er ihn seitlich drehte und er ein Spiralförmiges Muster bekam.
Nun kam der schwierige Teil des Vorgangs, Drake musste die Energie sämtlicher Runen von Arxas in diesen Stab übertragen. Doch mit den Runen wäre das nicht möglich gewesen, daher beschaffte der hohe Magier sämtliche Spruchrollen dieser Zauber, und kehrte zurück in die Werkstatt. Er hatte keine Ahnung welche Menge an magischem Erz nötig war um solch große magische Energie zu speichern, daher nahm er einfach den größten Brocken den er finden konnte, und warf ihn in den magisch Verstärkten Behälter wo der magische Rohstoff schmelzen sollte. Mit einem Feuerball sorgte Drake für die nötige Hitze, und ziemlich schnell hatte er eine zähe flüssige Masse vor sich. Schnell kippte er sie in eine Vorgefertigte Kugelform, und sprach sämtliche Formeln der jeweiligen Zauber. Nur tat sich nichts, das magische Erz funkelte nur ein wenig in dem Behälter, doch plötzlich entlud sich die gesamte Energie in einem riesigen Knall welcher Drake von den Füßen riss. Der Behälter flog nur knapp an Drake Kopf vorbei, und durch den Rauch der überall aufwallte, konnte Drake sehen wie die magische Kugel rot glühend in der Luft schwebte und langsam verblasste. Drake zögerte ein wenig, doch schließlich wagte er es sein Machwerk aus der Luft zu schnappen, es war völlig kühl, und man konnte gelegentlich ein paar bläuliche Funken davon ausgehen sehen. Er wusste selbst nicht was er geschaffen hatte, doch dies musste ein Meilenstein seines persönlichen Werdegangs als magischer Schmied sein. Vielleicht würde er so was nie wieder schaffen, dieser Stab würde wohl ein Unikat bleiben. Doch bevor Drake mit seinen Gedanken abdriftete fügte er die Kugel in die Halterung am Stab ein, und legte ihn beiseite damit er auskühlen konnte. Drake überlegte noch einen Moment ob er noch irgendwas an dem Stab ändern sollte, doch er schien ihm so schon perfekt zu sein.
Arxas kam an dem Abend nicht wieder, daher legte er den Stab einfach gut sichtbar auf einen Tisch in der Schmiede und machte sich auf den Weg in seine Kammer.

Innos wollte es wohl nicht anders, denn Drake kam doch nicht zu seinem wohlverdienten Schlaf. Denn er erblickte in einiger Entfernung auf dem Hof des Klosters zwei Ritter der Garde Innos'. An sich war so was nicht ungewöhnlich, doch diese Beiden Individuen schienen etwas Bestimmtes zu suchen. Drake seufzte vernehmlich, und ging auf Ritter zu. Mit klarer Stimme fragte er:
"Innos zum Gruße, kann ich euch vielleicht irgendwie helfen?"
Die Angesprochenen schreckten ein wenig auf, antworteten dann aber trotzdem:
"Wir sind hier um einige Magier für unsere Sache zu gewinnen. Eine junge Feuermagierin klärte uns darüber auf das in diesem Buch hier", er wedelte mit einem verschlissenen Buch, "ein Hinweis auf den Standort der Tränen Innos zu finden ist."
Drake klappte die Kinnlade herunter, und die Ritter grinsten amüsiert. Die Tränen Innos waren ein derart seltenes und mächtiges Artefakt, dass nicht einmal hier im Kloster welche davon zu finden waren. Er versicherte den Anhängern Innos dass er ihnen zur Seite Stehen würde. Was immer auch auf sie zukommen möge. Erleichtert berichteten sie ihm dass am nächsten Tag ein Schiff ablegen würde, wenn er mitwolle dann sollte er sich am späten Nachmittag dort einfinden. Drake versprach ihnen dass er kommen würde, und ging hinauf in seine Kammer. Nun brauchte er aber erst mal viel Schlaf, jedoch nicht ohne zuvor seine Ausrüstung für die kommende Expedition vorzubereiten. Und als er damit fertig war versank er in einen traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen erwachte Drake erst spät, und seine Panik hätte nicht größer sein können, denn ihm wurde bewusst dass er zu spät zu seiner Verabredung kommen würde. Hastig nahm er seinen Rucksack und seine Tasche, und hetzte hinaus auf den Hof des Klosters. Schnell diktierte er ein paar Anwärter zu sich die ihm Helfen sollten das Geäck zu schleppen. Und schon waren sie auf dem Weg nach Khorinis. Schwer atmend kamen Drake und seine Helfer im Hafen an, und Drake erreichte gerade noch das Schiff welches gerade ablegen wollte.
Völlig außer Atem, hielt sich Drake nicht damit auf den Rest seiner Gefährten zu begrüßen, sondern ging unter Deck in seine Kabine. Sein Gepäck warf er einfach auf den Boden und ließ sich auf seine Koje sinken, jetzt musste er erst einmal Luft bekommen. Dann würde er sich ja immer noch dem Rest der Mannschaft vorstellen können.

Medin
28.05.2006, 21:02
Die beiden Kameraden schlugen sich gar nicht so schlecht. Zumindest Draco schien ziemlich schnell begriffen zu haben, so dass Medin begann ihm ein paar Sonderformen bei zu bringen. Uncle hingegen zog unter seinem Bart einen gewaltigen Schmollmund da er trotz seines heroischen Spielstils verloren hatte. Doch die Runde war noch nicht rum und ein drittes Spiel musste her. Diesmal gab der Hauptmann aus. Es dauerte einige Augenblicke, bis Medin ihn davon überzeugen konnte, dass es keine Teufelei Beliars war, dass nur bei der ersten Runde geben zwei Karten, die dem Spiel seinen Namen gab, in die Mitte kamen und danach nicht mehr. Endlich ruhten die einzelnen Blätter auf den Händen der Abenteurer. Medin grinste in sich hinein, nach außen natürlich bloß ein geheimnisvolles Lächeln zulassend. Er hatte das, was ein alter Kumpel eine Pik-Flosse genannt hatte. Herrlich, ich hab zwar nur einen Buben, aber die Farbe kann ich locker runter spielen. Da kommen die nicht mehr rein. Medin begann gemäß der Sitzordnung mit reizen.
„Achtzehn!“
„Ja“, erwiderte Draconiz.
„Zwanzig.“
„Ja“
„Zwei-“
„Ja“ Verflucht, Draco klang ziemlich kühl und selbstsicher. Er musste ihn einschüchtern. Am besten mache ich hoch weiter.
„Vierzig.“
„Ja“ Einen Moment hatte Draco gestutzt, doch klang er nach wie vor von seiner Strategie überzeugt. Uncle schien gänzlich ausgestiegen zu sein.
„Vierundvierzig!“ Medin keuchte vernehmlich.
„Ja.“ Verdammt. So ein gutes Blatt und er konnte trotzdem nicht spielen. Frustration stieg in ihm auf.
„Ach spiel schon.“ Triumphierenden Blickes nahm der Gegenüber den Skat auf. Nach dem er gedrückt hatte (Uncle schien aus unerfindlichen Gründen über diesen Ausdruck lachen zu müssen), sagte er das Spiel an.
„Null ouvert!“
„Hätte ich dir bloß nicht die Sonderformen beigebracht“, grummelte der Rüstungsschmied.
Draconiz gewann souverän. Sein Blatt wies nur zwei Schwachstellen auf, aber gelang es dem Duo nicht, diese auszumerzen. Besonders Uncle schien sich über die erneute Niederlage aufzuregen. Draco jedoch war sichtlich erfreut über seinen Sieg. Die Stimmungsdifferenz gefiel Medin gar nicht. Nächstes Mal muss ich unbedingt Bier auf den Tisch stellen. Doch eine andere Idee kam ihm in den Sinn.
„Passt auf, wir probieren noch ein anderes Spiel aus“, sprudelte er schon los. „Es nennt sich „Ork“. Jeder bekommt zehn Karten, da wir nur zu dritt sind. Die übrig gebliebenen werden aus dem Spiel genommen. Dann fängt einer an. Der nächste muss eine höhere Karte spielen und so geht das die Reihe rum. Die Kartenreihenfolge sieht wie folgt aus: Sieben, Acht, Neun, Zehn, Bube, Dame, König, Ass. Spielt jemand zwei Karten, so kann der nächste auch nur mit zwei gleichen höheren Karten drüber gehen. Wer als erster keine Karten mehr auf der Hand hat, ist der König. Der Zweite ist das Schaf und der Dritte ist der Ork. Ork und König tauschen vor der nächsten Runde eine Karte, wobei der König bestimmt, welche Karte er nimmt und welche er gibt. Beginnen tut dann aber der Ork. Ach ja, noch etwas: Spielt man sofort ein Ass…“
RUMMS! Uncle schlug mit der Faust auf den massiven Holztisch, welcher sofort vibrierte. Dem folgte eine abwinkende Geste. Das waren ihm zu viele Regeln, meinte er. Warum dem Ork nicht gleich die Kehle aufschlitzen? Wo er recht hatte… nein, hier ging es um ein Spiel, aber Medin erkannte das Zeichen. Es war Zeit aufzuhören. Schnell packte er die Karten zusammen und ließ sie in seine Westentasche wandern. Dabei fiel ihm auf, dass die Luft ganz schön stickig war. Kein Wunder, die Kombüse ist gleich um die Ecke. Wurde Zeit, dass er sich mal wieder draußen umsah. Die frische Meeresluft konnte nicht schaden und ein Rundgang an Deck ebenso wenig.

Wer hatte die bescheuerte Idee mit dem Rundgang an Deck? Das warst du selbst, triezte ihn die innere Stimme. Schöne Bescherung. Kaum war er auf Deck, waren das Skatspiel aus dem Kopf und das flaue Gefühl wieder im Magen. Sofort torkelte der Südländer den bekannten Weg zur Rehling. Inzwischen war es dunkel geworden, so dass der Gleichgewichtssinn mangels optischer Orientierungsmöglichkeiten auf und ab zu hüpfen begann. Das war doch nicht möglich! Krüge voll Bier kippen konnte er wie fast kein anderer, ohne den Kater ausschlafen zu müssen und das Spiel der Wellen (dabei trank er das Wasser nicht einmal) schaffte dieses Unding. Na toll, so würde er heute Nacht kein Auge zu machen. Dabei war es wichtig, dass auch der Geist ausgeruht war, wenn sie ihre ersten Schritte auf unbekanntem Land machen würden. Nein, auf diesem Schiff war nicht Platz genug für beide. Entweder er oder die Übelkeit mussten gehen. Die Schwierigkeit bestand nur darin, dass er vermochte, einen physischen Gegner, der ihn an Größe überragte, zu bekämpfen, aber der kleine Feind in sich selbst blieb für ihn wohl unerreichbar. Man selbst ist sich doch immer das größte Hindernis. Auf einmal kam den von schummrigen Gedanken eingehüllten Hirn ein ganz brauchbarer Einfall. Wenn er selbst kein Mittel gegen seine Seekrankheit hatte, so besaß es vielleicht jemand anderes. Natürlich. Die Magierin Ed war eine Heilerin, wie er im Kloster hatte beobachten können. Sein geplagtes Hirn verdrängt jeden noch so kleinen Zweifel, der sich davor sträubte, Getränke von fremden und mitunter gefährlichen Leuten zu trinken, in der Hoffnung auf baldige Linderung. Getrieben vom Silberstreif am persönlichen Krisenhorizont taumelte der Krieger unter Deck und fand glücklicherweise recht schnell die Kajüte von Ed. Hoffentlich hat sie auch ein Mittel, dachte sich der Geplagte. Als er anklopfte, drang ein merkwürdiger Geruch aus dem Zimmer, den er nicht einzuordnen vermochte. Aber das war ihm jetzt egal. Hauptsache, dort drinnen schaukelt es nicht so sehr wie auf dem restlichen verfluchten Schiff.

Françoise
28.05.2006, 21:32
Inzwischen hatte Ed zwanzig Phiolen mit dem rosafarbenen Inhalt fertig. Allerdings ließ sich bisher niemand blicken. Entweder hingen alle über der Reling oder sie waren standhaft genug und hielten es ohne Arznei aus. Inzwischen wurde es draußen dunkel und die Insel war schon seit Stunden außer Sicht. Auch der Wellengang hatte zugenommen, sie mussten nun auf offenem Meer sein. Die Balken karrten um sie herum, das Schiff schwankte hin und her und das Feuer der Öllampe loderte vor sich hin, eine wunderbarere Reise. Die Medica hatte sich mit ihren Büchern auf das Bett gelegt und begonnen die verschiedensten Rezepte durchzusehen. Es gab gegen die verrücktesten Dinge Heiltränke und auch die seltsamsten Zutaten. Allein die Überschrift Schneckensaft verriet Ed alles über eine Mixtur. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob die überhaupt jemand einnehmen würde, wenn er noch bei Bewusstsein wäre. Unter anderen hatte Ed auch ein Buch über Alchemie mitgenommen, aber mehr aus Versehen, denn es war zwischen zwei Wälzern über Anatomie geklemmt gewesen. Nebenbei ließ die Magierin ein kleines Experiment vor sich hin brodeln. Trotz der Siedesteine wollte es aber nicht still sein und zwang die Medica immer wieder einen Blick darauf zu werden. Allerdings hatte Ed nicht besonders viel Hoffnung, dass es klappen würde, denn das Schiff schwankte zu sehr, als dass das Reagenz still blieb. Und nach dem Rezept sollte das eigentlich sein. Nach einer Weile hörte Ed Schritte auf dem Gang, gefolgt von einem Klopfen an der Tür. Sie legte die Bücher beiseite und öffnete. Es war Medin und er sah alles andere als gut aus. Sein Gesicht war käsig bleich und scheinbar ging es ihm überhaupt nicht gut. » Frau Magierin, ich störe nur ungern, aber hättet ihr etwas gegen meine Übelkeit? « Bei den Worten schien ihm noch schlechter zu werden und Ed huschte zum Alchemietisch hinüber, um eine der Phiolen zu holen. » Trinkt das. Es ist gegen Seekrankheit und wird schnell wirken. Außerdem empfehle ich euch an Deck zu gehen, euch dort auf eine Bank zu setzen und dann auf einen fixen Punkt am Horizont zu gucken. Damit bekämpft ihr die Übelkeit am Besten. Zumindest auf eine Bank könnt ihr euch setzen und frische Luft schnappen. Ob ihr etwas in der Dunkelheit erkennen könnt ist eine andere Sache, aber das ist ein Ratschlag für alle Seefahrten, um der Seekrankheit vorzubeugen. Wenn sie in ein paar Stunden wieder kommen sollte gebe ich euch noch mehr von dem Trank. Vorerst reicht aber diese Dosis. « Der Ritter schlang mit einem Schluck den Inhalt der Phiole ohne weitere Fragen hinunter und gab der Magierin das Glas zurück. Wirklich besser sah er noch nicht aus, aber das würde schon noch kommen. Er bedankte sich und verließ dann das Quartier der Medica in Richtung Oberdeck. Jetzt könnte sie sich wieder ihren Büchern widmen, es sei denn noch mehr würden krank werden.

Medin
28.05.2006, 22:05
Mit zitterndem Körper taumelte der Bauernsohn zurück an Deck. An Deck gehen und sich einen fixen Punkt am Horizont suchen, hatte die Medica gesagt. Sehr günstig, in finstrer Nacht. Hoffentlich half es wenigstens bei Tag.
An Deck angekommen setzte sich der Ritter dennoch hin. Behutsam ließ horchte er in sich hinein. Der Trank hatte nach Zitrone geschmeckt und ebenso gerochen. Unwillkürlich hatte der Ritter nach der Einnahme husten müssen. Das Geräusch seiner Bronchien hatte dem Röcheln, welches er im Minental bemerkt hatte, geähnelt. Wenn der Trank dieselbe Wirkung hat wie er schmeckt, bin ich spätestens morgen tot, stellte Medin fest, der Zitronen nicht ausstehen konnte (vor allem nicht, wenn er das Gefühl hatte, gerade einen Sack dieser Früchte verspeist zu haben). Gelangweilt schaute er, dem immer noch flau in der Magengegend war, in den verhangenen nächtlichen Himmel. Keine Sterne waren zu sehen. Die Zeit wollte der Rüstungsschmied nicht einfach absitzen. Er beschloss, dem Steuermann einen Besuch abzustatten. Über die knarrenden Planken schreitend nährte er sich diesem Milizen.
„Na, wie kommen wir voran?“
„Keine Ahnung.“ Medin war verblüfft. Sicher bloß ein Missverständnis.
„Wo sind wir denn jetzt?“
„Weiß ich nicht.“ Will der mich für dumm verkaufen?
„Wo steuern wir denn hin?“ Ungeduld schwängerte die Frage.
„Immer dem Bug nach.“ Der Geduldsfaden war gerissen.
„Sag mal, weißt du überhaupt, was du an diesem Steuerrad dort tust?“ Der Steuermann blinzelte nur gelangweilt.
„Meister, können sie mir sagen, wie ich mit einer vergilbten Seekarte bei Wolkenverdecktem Himmel in tiefster Nacht navigieren soll? Ich segle einfach geradeaus, den Kurs beibehaltend, den wir bei Sonnenuntergang hatten. Ansonsten können wir nur zu Innos beten, dass wir keiner starken Strömung, Seitenwind oder Orkgaleere begegnen.“ Die Erklärung war durchaus logisch.
Medin nickte. „Weitermachen.“ Von Seefahrt verstand er wirklich so viel wie eine Fleischwanze vom Schwertkampf. Das hatte ja nicht zuletzt die Seekrankheit gezeigt. Zu Medins Freude jedoch schien die Übelkeit abzuklingen. Entweder setzten langsam seine Sinne aus und er würde in wenigen Minuten sterben oder die Medizin der Heilerin wirkte tatsächlich (in Wirklichkeit hatte Medin ja nie daran gezweifelt). Wie dem auch sei, jetzt würde er hoffentlich ruhig schlafen können. Als Angehöriger des Kriegeradels stand ihm auch eine eigene Kajüte zu, in die sich der Ordensritter nun zurückzog.

Wenda
29.05.2006, 18:25
Aus tiefer Trance gerissen hatte Wenda erst Wut überkommen, dass jemand das Zeichen der Trauer an ihrer Tür übersehen und sie trotzdem gestört hatte. Als sich der Störenfried dann aber als Medin herausstellte, war jeder Zorn verflogen und sie gewährte ihm Einlass.
Der Ritter schien unsicher zu sein, welche Worte in dieser Situation angebracht waren. Und doch tat er genau das, was Wenda helfen würde: Er holte sie hier raus.
Die Barbierin musste nicht lange überlegen, um seine Frage zu bejahen, ob sie eine Abteilung der Garde auf die Suche nach einem mächtigen Artefakt begleiten wolle.
In der Vergangenheit war sie so viel auf Reisen gewesen, dass das Packen nicht viel Zeit kostete. Innerhalb weniger Minuten war sie aufbruchsbereit.

Auf dem Weg zum Schiff schilderte Medin ihr, was über die Tränen Innos in Erfahrung gebracht worden war.
Es schien ein Wink des Gottes zu sein, dass die Ritterin grade für einen Auftrag solcher religiöser Bedeutung aus ihrer Trauer-Meditation gerissen worden war. Innos schien ihr sagen zu wollen, dass, auch wenn sie im Moment das Gefühl hatte, in dieser Welt keine Freude mehr erleben zu können, das Leben weitergeht und sie sich dem Sog der Zeit nicht entziehen kann.
Wir haben nicht zu entscheiden, was uns in unserer Zeit auf Erden zustößt. Aber es liegt an uns, was wir mit dieser Zeit tun.
So fand sich Wenda kurz darauf an Bord eines Schiffes wieder, das bald den Hafen von Khorinis verließ.
Doch ihr Blick und ihre Gedanken waren nicht auf die kleiner werdende Inselhauptstadt gerichtet, sondern in die Tiefen der unruhigen See unter ihr. Vor wenigen Tagen erst war Trilo genau hier von Feuer und Wasser zugleich davon getragen worden.
Über die Reling gelehnt starrte die Trauernde in die dunklen Wasser, als erwarte sie, jeden Moment Trilos vertraute Züge in den Wellen zu erkennen, bis eine bleierne Müdigkeit sie überkam, wie sie sie in Tagen der Schlaflosigkeit nicht gespürt hatte.

Stunden später trat die Ritterin aus ihrer Koje wieder an Deck.
Als hätte das Meer ihr eine unsichtbare Last von den Schultern genommen, konnte sie nun freier atmen. Die grenzenlose See schien die Fesseln ihres Denkens von ihrer Seele gestreift zu haben.
Aufatmend und mich wachem Geist ließ Wenda den Blick über das endlose Panorama der Horizontlinie schweifen - und bemerkte voraus die Landmasse, auf die sie zusteuerten.
Sanfte Hügel ragten über einer Steilküste auf, an der sich schäumend die Wellen brachen.
Verwundert wandte die Ritterin den Blick gen Himmel. Für den Moment war das Blau von Wolken ungebrochen - und trotzdem sah die Insel voraus seltsam dunkel aus.
Als läge ein Schatten auf ihr.
Aus dem Augewinkel sah Wenda, wie Tomarus neben sie trat und gleichfalls die unbekannte Landmasse vor ihren betrachtete.

Tomarus
29.05.2006, 19:02
Tomarus war gerade unter Deck gewesen und hatte sich kurz mit dem Koch unterhalten, und wollte danach gerade zum Kapitän gehen, um sich – gleichwohl er eigentlich wusste, dass niemand so wirklich wusste, wo es hinging - nach dessen Schätzung, wie lang sie noch unterwegs sein würden, zu erkunden – als er sich seine Frage selbst beantworten konnte. Er sah Wenda, wie sie an der Reling stand, doch das war in diesem Moment nicht das Besondere. Viel mehr schien sie die erste gewesen zu sein, die das entdeckt hatte, worauf sie nun gespannt blickte. Land. Vor ihnen erstreckte sich eine noch sehr klein wirkende Landmasse, die jedoch stetig größer wurde. Auch die Crew hatte das Eiland natürlich schon entdeckt und hielt nun direkt darauf zu. Wortlos stellte Tomarus sich neben Wenda an die Reling und blickte ebenso gespannt auf ihr nun konkret gewordenes Ziel. War das die Insel, auf der sie die legendären Tränen Innos’ finden würden?

Einige Minuten standen sie da, ohne viele Worte zu wechseln. Nach und nach kamen immer mehr ihrer Gefährten an Deck, erblickten erst die gespannt in die Ferne blickenden an der Reling stehenden, dann das, auf das sie so gespannt blickten, und eilten dann aufgeregt ebenfalls zur Reling, um gespannt auf das zu blicken, auf das schon die anderen so gespannt blickten. Die Insel kam näher. Noch konnte man nichts genaues erkennen, doch eins schien ein jeder auf dem Schiff zu spüren. Etwas dunkles ging von dieser Insel aus; sie wirkte auch selbst viel dunkler, als sie es in der im Rücken der an der Reling stehenden stehenden Abendsonne eigentlich müsste; und nicht nur Tomarus wurde bei diesem Anblick wohl mulmig zu Mute. Nun war er sich ziemlich sicher, dass er mit der Vermutung, auf der Insel konnte sie so ziemlich alles erwarten, ziemlich richtig lag – und doch wäre ihm vieles lieber gewesen, als eine solche, schon von weitem gruselig aussehende Insel.

Inzwischen konnten sie erste Details erkennen – lange würden sie nicht mehr unterwegs sein. Das erste, was ihnen auffiel, war ein breiter Sandstrand und dahinter eine recht üppige Vegetation. Ein Bild, das jedem Seefahrer und Neuankömmling sofort von einer Trauminsel würde träumen lassen – wäre da nicht diese düstere Aura des Eilands. Irgendetwas, irgendeine dunkle Kraft hatte diese Insel und ihre Erscheinung verdorben. Das verhieß ein anstrengendes und gefährliches Abenteuer zu werden. Irgendwo auf dieser Insel musste eine böse Macht sich niedergelassen haben – für Tomarus erschien das nun fast schon sicher. Und dies bedeutete wiederum, dass sie sich auf so manchen Kampf gegen einen Diener Beliars gefasst machen konnten …

Die erfahrene Seefahrermannschaft hinter der an Deck versammelten Menge geriet in Bewegung. Gleich würden sie anlegen, und die Matrosen trafen nun die letzten Vorbereitungen für den Landgang. Tomarus wandte seinen Blick seufzend von dem Sandstrand und dem dahinter beginnenden Wald ab und ließ ihn über die restliche Insel schweifen – dort war noch nichts besonderes, aber auch nichts auf eine Zivilisation oder gar auf dunkle Machenschaften hinweisendes zu sehen. Ein paar Berge erstreckten sich dort, ein Stück weit von ihrem Bestimmungsort entfernt wich der Sandstrand einer felsigen Küste – aber noch wussten sie im Grunde gar nichts über diese Insel. Und das würden sie auch nur ändern können, indem sie an Land gingen und sie erforschten.

»Alle Mann bereitmachen!«, grölte der Maat. Nun ging es los.

Medin
29.05.2006, 20:40
Was musste der Magen eines Kriegers durchmachen? Erst die Seekrankheit, die dank Eds Heilungskünsten bezwungen war. Doch der Anblick des Landes, das sich vor Medins Augen erstreckte, hatte wieder eine ungute Vorahnung in der Magengegend verankert. Zusammen mit den anderen stand er am Bug des Schiffes, welches sich der Küste nährte. Etwas Böses lag auf dem Land, sagte ihm sein Instinkt. Verlasse dich auf die Fakten, mahnte die Innere Stimme. Fakten? Wenn diese Landmasse wirklich Tyrien war, dann sollten hier Untote zu Gange sein. Der Sache galt es auf den Grund zu gehen.
Langsam schoben sich einige Hütten am Strand in das Blickfeld. Menschen waren nicht zu sehen. Allem Anschein nach handelte es sich um ein kleines Fischerdorf. Doch wo waren all die Bewohner? Versteckten sie sich? Vom Strand aus ragte ein hoher Holzsteg bis in Wasser, in welchem eine Kogge noch vorsichtig zu manövrieren vermochte. Dennoch war er nicht hoch genug gebaut. Sie würden mit einer Strickleiter hinunter steigen müssen. So konnte aber wenigstens auch nichts unbemerkt hinauf.
Langsam und ohne das ein Wort zu vernehmen war steuerte die Kogge auf den Steg zu, um schließlich im richtigen Moment die Segel einzuholen. Mit einem sanften Pochen stieß der Rumpf an das etwas faulig wirkende Holz des hölzernen Kais. Im Dorf regte sich nichts. Dafür schlugen Medins Instinkte Alarm. Hier stimmte ganz gewaltig etwas nicht. Nur was? Ein Spähtrupp musste her, darüber waren sich alle nach kurzer Besprechung in der Mitte des Decks einig. Lord Uncle war der erste, der sich meldete, dicht gefolgt von Draco und Medin. Letztere versuchten es ihm ob seiner Verletzung auszureden, doch setzte sich der Hauptmann durch. Als vierte Soldatin schloss sich Wenda der Erkundungstour an. Mehr wollten sie erst einmal nicht mitnehmen, da Vorsicht oberstes Gebot war. Keinem schien die Stimmung, die auf diesem Ort lag, zu gefallen.

Klappernd fiel die Strickleiter die Schiffswand entlang bis auf den Steg. Uncle stieg voran. Sofort war zu sehen, dass der Lord in diesem Zustand den Steg nicht verlassen würde. So kam es auch. Der geschwächte Streiter verlor den Halt und stürzte mit einem Rumsen auf den Steg, welcher glücklicherweise der Belastung standhielt. Uncle hingegen schien die Aktion weniger gut überstanden zu haben. Ein Stöhnen entfuhr seinen zusammengebissenen Zähnen. Eilig waren Wenda, Draco und Medin hinunter gestiegen. Eins war klar. Sie würden lieber Befehle missachten, als den Versehrten mitzunehmen. Schnell wurde ein Tau vom Schiff herunter gelassen, ein zweites folgte. Eine abenteuerliche Konstruktion später befand sich der nur halb bei Bewusstsein befindliche Krieger der Schwerkraft scheinbar entrissen dem Deck näher kommend.
Medin ließ den Blick schweifen. Sie schienen sich in einer viele Kilometer breiten Bucht aufzuhalten, in der das Fischerdorf lag. Eine merkwürdige Stille lag über dem Ort. Keine Möwen waren zu hören, selbst die Wellen schienen hier nur zu flüstern. Während sich das Rittertrio nun dem landwärtigen Ende des Kais zuwandte, legte Medin seine Hand auf den Schwertknauf seines Einhänders. Noch nie hatte er sich in einer vergleichbaren Situation befunden. Entsprechend groß war die Ratlosigkeit. Er konnte nur seinen Instinkten und seinen Sinnen vertrauen. Möglicherweise ein Vorteil, möglicherweise auch nicht. Wenige Schritte hatten die Späher an Land gebracht. Nun befanden sie sich auf dem Dorfplatz, in welchen der hölzerne Steg mündete. Die Häuser waren keineswegs verfallen. Hier und da standen Türen auf, ein Teller stand auf der Veranda. An anderer Stelle lag ein Netz achtlos auf dem Boden, welches noch nicht fertig geknüpft war. Die Stille jagte dem Rüstungsschmied einen kalten Schauer über den Rücken. Hier fehlte nur noch Leben! Alles war da, nur keinen Menschen, Hunde oder Möwen. Als hätte dieser Ort einfach aufgehört zu leben. Auch die Vegetation, die den Strand in einigen Fuß Entfernung umgab, wirkte unversehrt. Lediglich die Farben hatten an Glanz verloren. Alles wirkte matt und blass. Kein sattes grün lachte den Abenteurern entgegen. Keine Brise regte sich.
Der Anblick machte traurig. Jeder Mut wollte Medin entschwinden. Ein Land ohne Leben. Langsam folgten seine Augen dem Strand bis zu einer Düne, die hier von einer früheren Steilküste zeugte. Sie hinauf führte eine verwinkelte Steintreppe. Zwischen den Steinen schienen Pflanzen hervor gekrochen zu sein, so dass sie überwuchert und alt wirkte. Doch auch hier wurden Farbeindrücke geschwächt, als läge eine Staubschicht über dem Stein und allem anderen der Umgebung.
Und hier sollten sie die Tränen Innos’ finden? Innos war der Gott des Lichts. Wie konnte sich sein Artefakt in einem Land befinden, über dem ein Schatten lag? Oder war da noch mehr? Der Innosgläubige Ritter war sich nun sicher. Böses lag in der Luft.
Fragend blickte er zu seinen Gefährten.

DraconiZ
29.05.2006, 21:17
Irgendwas stimmt hier gewaltig nicht. Die Stille war zu allumfassend. Hier lebte wirklich nichts mehr. Mehr und mehr wurde der Ritter von Unruhe gepackt. Welches Wesen oder was vermochte es das Leben an einem Ort so allumfassend auszulöschen? Weder der Schwarzhaarige noch seine beiden Begleiter konnten darauf eine passende Antwort finden. In dem zerfledderten Buch war von Untoten die Rede gewesen. Waren sie die Ursache für dies hier? War der Tod selbst über dieses Land gekommen und hatte sich genommen, was ihm zustand? Doch scheinbar war er nur an echtem Leben interessiert gewesen und nicht an den Gebäuden, denn die sahen aus, als wären sie gerade noch genutzt worden. Mit einem Ruck zog der Ritter sein Schwert aus der Scheide. Medin und Wenda sahen ihn erschrocken an, doch dieser winkte nur mit einer Handbewegung ab. Er konnte es selbst nicht erklären, aber mit dem Schwert in seiner Hand fühlte er sich wenigstens einsatzbereit. Jeden Augenblick konnte die Hölle in dem kleinen Hafenort losbrechen. Zumindest nach Meinung des Schleichlehrers. ,, Verdammt ihr beiden nehmt eure Füße hoch. Ihr trampelt wie eine ganze Orkhorde“. DraconiZ kam es wirklich so vor, als würden ihre Schritte überall an der Wand widerhallen und als könne jeder in einem Umkreis von ganz Khorinis sie hören. Dass dies nur an seinen scharfen Sinnen und an der misslichen Lage lag, machte er sich nicht bewusst. Wenda lies dies einfach an sich abprallen, doch Medin sah seinen Kameraden komisch an. ,, Dann sag doch wie ich leiser laufen kann“. Der Angesprochene verzog sein Gesicht, als Medin bei einem weiteren Schritt laut trampelte und nickte dann. ,, Nimm deine Füße etwas höher und versuch den Fuß beim Auftreten abzurollen. Das macht schon ne Menge aus“.

Wenig später hatte Medins Lautstärke schon so weit reduziert, dass er dem Schleichlehrer nicht mehr vorkam wie ein wütender Ork. Jetzt stampfte nur noch Wenda. Doch darüber versuchte er sich keine weiteren Gedanken zu machen, denn nun war die Umgebung wesentlich wichtiger. Sie hatten den Ort nun schon fast zur Hälfte durchquert und noch immer kein Zeichen von irgendwelchem Leben gefunden. Weder von Monstern noch von Menschen. Das einzige was auffällig war, waren die Häuser und die Kirche, die der Stadt wahrlich zur Ehre gereichten. Sie waren mit unglaublicher Fertigkeit errichtet worden und schon von weitem konnte man den Glanz erkennen der ihnen inne war. Alle Häuser muteten fast wie Villen an und glänzten in den verschiedensten Farben. Hätten die drei Gefährten nicht unter solcher Anspannung gestanden, wären sie wohl von dem Anblick erschlagen worden. Besonders die Kirche, welchem Gott sie geweiht war, wussten sie nicht, strahlte ihr Licht weit hinaus. Schon alleine die beiden Türme erzählten von Prunk und Verschwendung, in der Sicht des Ritters. Doch da war noch etwas. Eine Staubschicht schien sich über alles gelegt zu haben, als wären diese Gebäude nur zum betrachten da und Jemand hätte sie einfach lange nicht mehr angesehen. Weiterhin gab es hier auch keine Spuren von irgendwelchem Leben. Noch nicht mal Wasser konnte man irgendwo fließen sehen. Die Zerstörung des Lebens hier war so total, dass die drei Streiter Innos’ immer noch nicht fassen konnten, was sie sahen. ,, Hoffentlich ist dieses Bauwerk nicht Beliar geweiht“, meinte Wenda, als auch sie die Kirche richtig wahrnahm. Doch Medin winkte sofort ab. ,, Siehst du nicht die Flamme die an der Tür prangt? Eindeutig ein Zeichen auf Innos“. Nun sah auch der Schmied, dass dort ganz klar eine Flamme zu sehen war. Auch sie war verstaubt und irgendwie blass, doch man konnte immer noch den Glanz sehen, den sie ausstrahlte. ,, Lasst uns sehen, dass wir dort drüben zu dem kleinen Waldstück aufbrechen“, meinte DraconiZ als dies geklärt war und die anderen beiden schienen nichts dagegen zu haben den unheimlichen Ort fürs erste hinter sich zu lassen. Doch bevor sie den Ort verließen schaffte es Medin noch einmal die Aufmerksamkeit des Schleichlehrers auf sich zu ziehen, indem er einen Krug versehentlich umschmiss, der ihm scheinbar in den Weg gekommen war. DraconiZ schüttelte den Kopf und fuchtelte mit seinem Schwert in der Hand wild herum. ,, Verdammt wenn hier doch Jemand ist, dann weiß er jetzt auch, dass wir hier sind. Ich sollte dir echt mal beibringen wie man sich leise verhält“. Erst guckte der Angesprochene empört, doch dann nickte er. ,, Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee“. ,, Da sei dir mal nicht so sicher. Du wirst noch einiges mit mir erleben“, murmelte der Schwarzhaarige ganz leise als Antwort und so durchschritten die drei weiter unter höchster Anspannung auch den Rest des Ortes.

Das so genannte Waldstück war nicht das gewesen, was die drei erwartet hatten. Denn dort standen lediglich an ein dutzend Bäume aufgereiht, die den Blick auf eine weite sehr kahle Landschaft freigaben. ,, Das müssen wir also überqueren, wenn wir mehr über die Tränen wissen wollen“, meinte Wenda, als auch ihr Blick die Landschaft überquerte, die davon kündete, dass sie einst saftig grün gewesen war, denn immer noch standen einzelne Bäume überall verteilt. ,, Ich weiß jetzt schon, dass es mir keinen Spaß machen wird hier herum zu spazieren“, ergänzte DraconiZ etwas missmutig. Was wohl sie dort Draußen erwarten mochte? Sicherlich die Untoten von dem das Buch erzählt hatte. Aber war noch mehr da draußen? Ein Avatar Beliars? Noch einen Moment verweilten die drei Streiter, geschützt von der handvoll Bäumen und suchten dann nach weiteren Anhaltspunkten, nach denen sie die Situation der Insel einschätzen konnten.

Uncle-Bin
29.05.2006, 21:35
Als Uncle den Halt verloren und gestürzt war, da hatte er sich nicht nur den Allerwertesten am Steg gestoßen, sondern auch einen heftigen Schmerz am Rücken gespürt. Nun, da er wieder im Schiff lag, fühlte er wie sich ein warmer Regen über die verspannten Muskeln verteilte und aus der Rüstung hervorquoll.
Die Wunde ist geplatzt!, dachte er noch und verlor dann wieder einmal das Bewusstsein. Es war nicht das erste Mal in diesen Tagen, dass er ungewollt ins Reich der Träume glitt. Nein, wahrlich nicht, denn seit dem Attentat war es fast täglich dazu gekommen und tief in seinem Herzen spürte er, dass er bald schon nicht mehr aufwachen würde, sollte es noch ein paar Mal passieren.
Uncle allerdings war zu stolz, um sein Leben von einem Gauner und Schergen Beliars bestimmen zu lassen. Er würde nicht aufgeben und nicht kuschen, sondern wieder aufstehen und notfalls bis in den Tod hinein kämpfen. Ob nun gegen Schmerz oder Feind, das war ihm herzlich egal.

Im Traum aber spürte der Lord wie jemand seinen Körper berührte und die Rüstung behutsam entfernt wurde. Der Schmerz erreichte ihn jedoch auch hier und fast schon konnte er Schemen am Horizont erkennen.
Irya? Uncle erschrak, als er sie zwischen den Schemen ausmachte und drehte sich, um woanders hinzurennen. Doch auch hier erkannte er ihr Gesicht in der anonymen Menge aus der nun ein Ritter hervortrat, den Uncle gekannt hatte.
Sein Herz gefror zu einem kleinen Eisklumpen und nun sackte er auf die Knie. Er wusste nicht, ob er gefallen war oder der Boden unter seinen Füßen ihn hinabzog, aber als Uncle nach unten blickte, stellte er mit Entsetzen fest, dass schwarze Hände nach seinen Beinen griffen und ihn umklammerten.
Gleichzeitig näherten sich die Gestalten am Horizont. Er erkannte nun auch weitere von ihnen. Großvater, Großmutter und Nein... das darf nicht sein. Er Erschauderte und schloss die Augen.
Die Welt um ihn jedoch brannte sich im in schwarzgrauer Undeutlichkeit durch die Lider und wirkte nur noch furchtbarer. Er konnte ihr nicht entrinnen, aber wie ein Paladin entgegen treten.
Er öffnete die Augen wieder und senkte sein Haupt zum Gebet. Soll ich doch sterben, solange Innos mir dabei beisteht., dachte er und begann einen kraftvollen Singsang, der sich langsam steigerte. Da lösten sich die Hände an seinen Beinen, aber Uncle blieb in der Position. Die Geister kamen näher und schlossen einen lückenlosen Kreis um ihn.
Schritt um Schritt, Vers um Vers kamen sie immer näher und fast schon hatten sie Uncle erreicht. Die Schicksalsschere schloss sich und Uncles Lebensfaden bekam erste Risse. Irya berührte ihn, dann seine Mutter und die anderen näherten sich noch immer. Ihre Gesichter waren tot und grau, aber voller Liebe und Freude – fast so, als würden sie ihn zu gern in ihren Reihen begrüßen, um wieder von jener Welt zu hören, die sie schon vor langer Zeit verlassen hatten...

Wenda
29.05.2006, 22:09
Von dem kleinen Hügel aus, der sich baumbestanden etwas über dem Dorf an der Küste erhob, schaute das Rittertrio auf die prachtvollen Gebäude herab, die matt und glanzlos wirkten. Auch von hier aus war kein einziges lebendes Wesen auszumachen.
"Keine Vögel.", murmelte Wenda.
Gut, dass sie Perttu nicht mitgenommen hatte und Ice. Sie hatte sich praktisch nicht um die Tiere gekümmert in der letzten Woche. Zu viel war passiert und zu viele Erinnerungen hätte ihr Anblick wachgerufen. Hoffentlich geht es den beiden gut...

Plötzlich wurde Wendas Aufmerksamkeit geweckt. Nahe dem Zentrum des Städtchens bei einem kleinen Marktplatz, der genau so leer gefegt war wie der Rest der Gegend (Es standen Verkaufsstände herum, die aber ungenutzt waren) bemerkte sie eine Bewegung. Sie musste den Atem eingesogen haben oder einen Laut der Verwunderung von sich gegeben haben, denn DraconiZ drehte sich zu ihr um und folgte ihrem Blick. "Was ist...?"
Da entdeckte auch er, was Wenda stutzig gemacht hatte:
Nahe der Marktstände war eine Bewegung auszumachen. Eine kleine Gestalt war bei einer Hauswand auszumachen. Ein Kind, dem Anschein nach.
Auch Medin war nun hinter die beiden getreten und fixierte den kleinen Menschen.
"Ein Kind! Sie haben ein Kind zurück gelassen!"
Schon wollte Wenda loslaufen, um das wehrlose Geschöpf aus dem dunklen Dorf zu retten, doch Medin hielt sie am Arm fest. Er ließ die Augen nicht von der kleinen Gestalt.
"Nein, Wenda. Schau genau hin."
Die Ritterin tat wie geheißen. Sie wurde blass, als sie begriff.
Das Kind bewegte sich für Kinder untypisch sehr langsam und stockend. Seltsam ziellos bewegte es sich am Rande des Platzes entlang.
Seine Augen.
Die Späher waren zwar ein ganzes Stück entfernt, aber die blasse Haut und die eingefallenen, dunkel umrandete Augenpartie des Wesens dort unten war weithin sichtbar.
"Wir haben es tatsächlich mit Untoten zu tun.", meinte Medin.
Wenda wurde flau im Magen.
"Lasst uns zurück zum Schiff gehen, ja? In diesem Dorf ist nichts mehr zu retten."

Françoise
29.05.2006, 22:38
Jetzt waren sie endlich da und das ganz ohne irgendwelche Zwischenfälle, mal abgesehen von Medins flauem Magen. Aber als Ed die Insel das erste Mal sah fühlte sie bereits, dass es nichts Gutes war, das sie dort erwarten würde. Eine schwache magische Aura streckte ihre Fühler aus, ganz so, als wenn man sie erwarten würde. Aber was das war und ob tatsächlich Gefahr hinter dem Ganzen steckte wusste die Magierin nicht. Auf jeden Fall müssten sie vorsichtig sein, ihre Fähigkeiten als Heilerin sollten möglichst nicht so schnell zum Einsatz kommen müssen. Dennoch hatte sie sich bereits vorbereitet. Einige leichte Heiltränke, sowie mehrere Aufputschmittel hatte sie in der Zwischenzeit zusammen gemischt. Sie würden kleine Wunden heilen und den Geist wieder wach machen. Aber als das Schiff anlegte gab es einen Zwischenfall und die Magierin kam nicht dazu ihre Tränke an die Ritter auszuteilen. Der Lord hatte das Gleichgewicht beim Verlassen des Schiffes verloren, war gestürzt und war nicht mehr bei Bewusstsein, als die Matrosen ihn den Rittern des Spähtrupps abnahmen. Die Medica achtete nicht weiter auf die Ritter und ließ den Lord in seine Kabine bringen. Aus ihrer eigenen Kajüte holte sie einen der Wachmacher, wie sie ihn nannte. Im Quartier des Lords angekommen überprüfte Ed zuerst dessen Atmung, allerdings war sie flach und unregelmäßig. Neben der Tür stand einer der Matrosen, sein Blick war etwas nervös, angesichts des Lords und auch noch der Magierin. Aber Ed achtete nicht weiter auf ihn. Jetzt wäre es wichtiger, dass die Rüstung von dem Paladin runter käme. Sonst wäre noch zu befürchten, dass er ersticken könnte. Was die Medica auch tat, der Harnisch wollte sich nicht lösen lassen und kurzerhand befahl sie dem Matrosen das zu übernehmen. Etwas zögerlich tat er es auch, aber als ihn die Magierin anspornte, dass es unverzeihlich sei, wenn der Lord stirbt und man es ihm anlasten würde, war die Rüstung im Nu los gemacht. Sichtlich einfacher fiel es dem Patienten nun zu Atmen. Dennoch konnte Ed keinen Grund für die Ohnmacht erkennen, der Lord war weder blass noch hatte er Verletzungen, zumindest sah Ed keine. Gerade als die Medica mithilfe ihrer Magie die Ursache feststellen wollte kam Bordan herein. Der Matrose an der Tür salutierte stramm und wurde fortgeschickt an Deck zu helfen.

» Frau Magierin, ich weiß was Lord Uncle zu Boden zwang. Vor einigen Tagen verübte man ein Attentat auf ihn und er wurde schwer verletzt. Zwar wurde er geheilt, soviel ich weiß, aber dennoch schob er sehr schnell wieder seinen Dienst. Ich möchte nichts Falsches behaupten und kenne mich auch nicht damit aus, aber ich denke ihm macht immer noch diese Wunde zu schaffen. Sie müsste an seinem Rücken sein. « Ed sah den Paladin etwas schräg an und betrachtete dann wieder den Lord auf dem Tisch. Zuzumuten wäre es einem so hochgestellten Soldaten. Vermutlich wollte er ein Vorbild für seine Untergebenen sein, aber alles was er davon hat sind Schmerzen. Die Medica bat Bordan Uncle umzudrehen, damit sie seinen Rücken genauer betrachten konnte. Sie schob die Kleidung des Lord hoch und tatsächlich fand sie eine Wunde, mehr oder weniger zusammengeschustert. Jeder Schmied hätte das so machen können. Scheinbar wurde ihm flüssiges Eisen in die Wunde gegossen. Wenn Tinquilius davon hören würde, hätte er bestimmt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Das waren wirklich Methoden aus der Steinzeit. Da war es auch kein Wunder, wenn die Paladine den Krieg gegen die Orks nicht gewinnen konnten. Eilig huschte die Magierin zurück in ihre Kajüte und holte einiges an Ausrüstung in die Kabine des Lords. Zuerst würde sie das Metall herausschneiden müssen, denn offenbar hatte man es nicht gänzlich entfernt und war tiefer ins Gewebe gesickert, als man vermutlich angenommen hatte, darum auch der nachträgliche Schmerz des Lords. Eine unangenehme Prozedur und zuerst würde sie Uncle ein wenig still legen. Zwar war er bereits bewusstlos, aber dennoch wäre es sicherer, wenn er wirklich überhaupt nichts mehr spüren würde. Zum Glück konnte Ed das mithilfe ihrer Magie erledigen und musste keinen Holzhammer benutzen. Wahrscheinlich hätte derjenige, der auf die brillante Idee kam, die Wunde mit Eisen zu füllen, auch vor so etwas nicht Halt gemacht. Nun konnte sich die Magierin aber zumindest sicher sein, dass der Lord keinen Mucks mehr von sich gab. Aus ihrer Ledertasche nahm sie ein Skalpell und reinigte es mit einer Flüssigkeit zum Desinfizieren. Bordan begutachtete das ganze misstrauisch, wagte es scheinbar aber nicht etwas zu sagen. Die Magierin setzte zum Schnitt an und drang tief in das Fleisch ein.

» Tränkt den Verband mit dieser durchsichtigen Flüssigkeit dort vorne und gebt ihn mir. « Der Paladin erledigte es schnell und Ed tupfte mit dem Verband das Blut ihres Patienten ab, das aus dem Schnitt hervortrat. Allerdings war der einigermaßen tief und die Medica musste viel Gewebe herausschneiden, um auch garantiert alles Eisen herauszubekommen. Es dauerte eine Weile und das Metallstück war draußen. Vermutlich hatte es mehr Schaden angerichtet, als das Attentat selbst. Das Blut ran aus dem Schnitt heraus und sie müsste nun schnell handeln, bevor Uncle zu viel Blut verlor. Sie wischte noch einmal über die Wunde und hielt dann ihre Hände darüber. Ein feiner goldener Schimmer breitete sich kreisförmig unter ihren Händen aus und auf magische Weise verschloss sich die Verletzung langsam. Die Blutung kam zum Stillstand und die Haut regenerierte sich an der Stelle, wo zuvor noch Eisen saß. Ed atmete tief durch. Wieder eine von diesen anstrengenden Behandelungen. Aber die Wunde war auch tief und sie noch nicht sehr lange mit der magischen Heilung vertraut. Wie dem auch sei, offenbar war ihre Arbeit ein voller Erfolg. Der Rücken sah wieder so aus, wie er aussehen sollte und Metall war auch nicht mehr vorhanden. Dennoch bräuchte Uncle Ruhe und noch etwas, um auch seine eigenen Regenerationskräfte wieder in Schwung zu bringen. Drei kleine Fläschchen stellte Ed neben das Bett des Lords und beauftragte Bordan, für den Fall das sie nicht zugegen wäre, dem Lord zu sagen, dass er davon trinken soll. » Alle paar Stunden eines komplett. Anordnung der Ärztin. Und jetzt helft mir bitte ihn ins Bett zu schaffen, er wird noch einige Ruhe brauchen. « Der Paladin setzte wieder einen etwas komischen Blick auf. Offenbar hatte er genug Respekt vor dem Lord um zu zögern, aber noch mehr vor dem Amt eines Magiers. Und so folgte er Eds Bitte und hob Uncle hinüber ins Bett. Die Medica verabreichte dem Lord noch einen leichten Wachmacher, um ihn langsam aus seiner Bewusstlosigkeit zu holen und packte dann ihre Sachen zusammen. » Wartet bitte. «, sagte Bordan und brüllte dann in den Gang hinein. » Soldat, sofort antreten! « Und wenige Augenblicke später stand der Matrose im Raum. » Säubert den Raum und tragt die Sachen der Magierin hinüber in ihr Quartier. « Ein strammes Salutieren des Matrosen und sofort machte er sich an die Arbeit. » Eure Arbeit war mit Sicherheit anstrengend, Frau Magierin. Ihr könnt euch ausruhen, es wird hier alles erledigt. Sorgt euch nicht darum. « Zwar hätte Ed auch selbst aufgeräumt, aber der Paladin hatte wohl gesehen, dass es recht anstrengend war Uncle zu heilen. Deshalb beließ die Medica es dabei und verschwand wieder in ihrer Kajüte. Für eine Erkundung der Insel war auch noch später Zeit.

Medin
29.05.2006, 23:01
Medin hätte nie gedacht, ein untotes Kind zu Gesicht zu bekommen. Mit einem Schlag wurde den dreien klar, was wohl mit all den Einwohnern geschehen war. Man hatte sie den fehlenden Kampfspuren nach zu urteilen ohne jegliche Gewalt von ihrer sterblichen Existenz gelöst und zu einem ewigen dahinsiechen verdammt. Aber wie und vor allem wer? Wie böse musste eine irdische Macht sein, um so etwas zu vollbringen? Oder doch keine irdische Macht?
Eine derartige Erfahrung zu verarbeiten war nicht leicht. Alleine die Vorstellung, sich gegen willenlose Marionetten, die einmal Menschen wie er gewesen waren, verteidigen zu müssen, war für den Ritter abstoßend. Er zweifelte daran, dass er dazu im Stande sei. Wollte er es überhaupt?
Die drei Späher hatten sich einstimmig dafür entschlossen zum Schiff zurück zu kehren. Als das Kind schon lange wieder den Blicken entschwunden war, versuchten sie denselben Weg zu beschreiten, der sie zu dem Aussichtspunkt geführt hatte. Feinde kreuzten nicht ihren Pfad, jedoch fühlte sich Medin, als hafteten tausend Augen auf ihren Schultern. Doch jedes Mal, wenn er sich umschaute, war niemand zu sehen. Und jedes Mal, wenn er sich trotz der Erfolglosigkeit des Unterfangens dennoch umschaute, fürchtete er sich im geheimen in die kalten, und leeren Augen des Zombiekindes zu starren. Bei jedem Schritt sträubten sich seine Nackenhaare. Immer wieder versuchte er den Eindruck gleichermaßen das Gefühl in Gedanken zu beschreiben. Gruselig? Ja, auch, aber das traf es nicht in seiner Vollkommenheit. Angst einflößend? Nein, da war mehr.
Der Ritter war heilfroh, als das Trio endlich das Schiff erreicht hatte, denn es begann bereits zu dämmern und auf keinen Fall wollte er die Nacht in diesem Fischerdorf verbringen. Als er die Leiter erklommen hatte, trat sogleich ein Waffenknecht auf ihn zu.
„Sir Medin, laut Sir Bordan ist Hauptmann Uncle auf dem Weg der Besserung.“ Obwohl Medin froh darüber war, ging er nicht weiter darauf ein. Folgendes hatte einfach Priorität.
„In dem Dorf vor uns existiert kein Leben.“ Er hielt kurz inne. „Stattdessen sind dort Untote. Stellt Wachen zu allen Seiten auf und zieht die Leiter hoch. Ich bezweifle zwar, dass sie sich ins Wasser begeben, aber sicher ist sicher.“ Sicher war er sich auch, dass er heute Nacht nicht ruhig schlafen würde, in der Gewissheit nur, einige dutzend Meter von Zombies entfernt zu liegen. „Ach ja, und richtet Bordan noch etwas aus. Dieses Land hier ist verflucht.“ Endlich hatte der Innosgläubige die passenden Worte gefunden. Müde begab sich der Streiter unter Deck.
Die Tränen Innos’ auf verfluchtem Land suchen. Welch ein Abenteuer. Was für eine Herausforderung. Was für ein Irsinn.

Uncle-Bin
30.05.2006, 14:58
>>Der Lord – er ist wach.<< Die Stimme durchschnitt die Stille und begrüßte Uncle wieder in der Welt der Lebenden. Tatsächlich hatte Bordan noch vor Uncle bemerkt, dass dieser wieder bei Bewusstsein war.
Kurz darauf kam ein weiterer Soldat in den Raum und obwohl Uncle ihn nicht wirklich kannte, schien er sehr fröhlich, dass sein Herr wieder zu sich kam. >>Bei Innos endlich eine gute Nachricht.<<, hatte er gesagt und dann erklärt, was die Magierin ihnen aufgetragen hatte.
Der Hauptmann soll irgendeine Medizin schlucken... Bei Innos, wenn sie es sagt, dann wird das wohl seine Richtigkeit haben., dachte er. Ihm war klar, dass er jeden Barbier, der das Gleiche empfohlen hätte, als Quacksalber bezeichnet und ignoriert hätte.
Sobald er etwas von der Flüssigkeit zu sich genommen hatte, fühlte er wie sich ein wohliges Gefühl in seinem Körper ausbreitete. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er zum ersten Mal seit dem Attentat keinen stechenden Schmerz mehr am Rücken fühlte. Zu einem späteren Zeitpunkt würde er sich dafür noch bei der jungen Frau bedanken müssen.
>>Darf ich aufstehen?<<, fragte er und diesmal klang er weder herrisch noch barsch, was die beiden Soldaten zu erneuter Freude antrieb. >>Die ehrenwerte Magierin empfahl euch Ruhe und diese Medizin. Nun, da ihr seit vielen Stunden im Bett gelegen habt, sollte es genug Ruhe gewesen sein.<<, antwortete Bordan. Wahrscheinlich wusste er, dass Uncle nichts anderes hören wollte.
So erhob sich Uncle und verließ das Bett. Natürlich konnte er die Kajüte so noch nicht verlassen, da er weder Rüstung noch angemessene Kleidung am Leib trug. Dies änderte sich mithilfe von Bordan und dem Milizsoldaten recht schnell und bereits nach wenigen Minuten konnte der Lord endlich wieder ins Freie treten.
>>Wartet, Lord Uncle.<<, rief Bordan und bremste damit die euphorische Eile des Lords, der sich nach frischer Seeluft sehnte. >>Sir Medin und die anderen berichteten davon, dass dieses Land verflucht sei. Es sollen Untote durch das Dorf schreiten und der Spähtrupp konnte keinen Überlebenden ausmachen. Bleibt also bitte an Bord, solange wir das weitere Vorgehen nicht besprochen haben.<<
Uncle nickte und lief nun weiter. Über eine reich verzierte Treppe stieg er hinauf ans Oberdeck, wo geschäftiger Betrieb herrschte. Es schien, als würde man sich bereit für den Landgang machen. >>Für Innos und König Rhobar II.<<, grüßte Uncle die Männer und Frauen. Sein Gruß wurde von einigen erwidert.
>>He Uncle, fang das!<<, rief Medin zu ihm herüber und warf einen kleinen Leinenbeutel herüber. Darin waren einige leckere Fressalien, die Uncle am liebsten sofort verspeist hätte. Er verstaute den Beutel und lehnte sich auf die Reling. Dieses Land machte ihm irgendwie Angst und vor dem nächsten Landgang, würde er lieber noch einmal in seine Kabine gehen und die Runen von Longbow einstecken. Sollte es tatsächlich Untote dort geben, so würde er ihnen nicht ohne Magie entgegentreten wollen.

DraconiZ
30.05.2006, 15:09
,, Ich werde dort nach unten gehen und schauen was dort vor sich geht. Schon alleine die Aussicht ein solches Artefakt suchen zu können zwingt mich dazu. Auch wenn ich weiß das dies wahrlich kein Spaziergang werden wird“. Ohne viel Federlesens warf der Schwarzhaarige seinen Entschluss in die Mitte des Gespräches und leitete damit unaufhaltsam sein Ende ein. Unlängst waren alle Höherrangigen auf dem Deck vertreten gewesen und hatten hitzig diskutiert, was nach den Geschehnissen am letzten Tag zu machen sei. Einem jedem konnte man die Anspannung anmerken, doch oftmals mischte sich dieser Ausdruck mit Entschlossenheit. Einige Augenblicke trat Stille ein, doch schon bald erklang zustimmendes Gemurmel, bis Bordan das Wort erhob. ,, Die Vorbereitungen sind unlängst getroffen worden um aufzubrechen. Sowie sich alle, die gehen wollen gemeldet haben kann über die Vorräte verfügt werden. Doch es wird gut sein, wenn nicht alle sich dieser Expedition anschließen und so werde ich auf dem Schiff verweilen, damit wir eine Möglichkeit haben hier wieder wegzukommen“. Wieder zustimmendes Gemurmel aller Beteiligten. Der Schleichlehrer selbst prüfte noch einmal ob er auch alles dabei hatte und nickte zufrieden als er feststellte, dass er alles dabei hatte. Mit einigen Schritten entfernte sich der Schmied von der Gruppe und stellte sich an die Strickleiter, die nach unten führte. Ins Ungewisse. Vielleicht in den Tod und vielleicht zu unendlichem Ruhm. Als erste waren Medin und die kleine Magierin Ed an seiner Seite, was nicht besonders verwunderlich war, denn diese waren auch die ersten gewesen, die von dieser Idee so begeistert gewesen waren, dass sie sofort zugesagt hatten. Danach machte sich Uncle mit einem entschlossenen Ruck von der kurzen Versammlung los und gesellte sich zu den dreien. Es war erstaunlich wie schnell er durch die Magie der Feuermagierin geheilt worden war. Die kleine Magierin steckte voller Überraschungen. Nun hatte Uncle schon fast seinen Glanz wiedererlang. Wenigstens konnte er wieder wie ein fleischgewordener Fels am dem Schiff stehen. Auch Wenda und Tomarus überlegten nicht mehr lange und stellten sich zu den anderen hinüber. DraconiZ war froh, dass auch sie bereit waren solche Gefahren auch sich zu nehmen. Es dauerte noch eine Weile doch dann kamen auch die anderen beiden Feuermagier zu ihnen herüber und schlossen sich der Schlachtgruppe an. Der einzige der nun noch in der Mitte des Schiffes stand war Bordan der freundlich lächelte. Schnell sandte dieser einige Milizen zu der versammelten Truppe, damit diese sich gut mit Proviant und Wasser eindecken konnten. Außerdem besorgen die Milizen auch jenes, was ein jeder der Streiter Innos noch aus seiner Kabine haben wollte. ,, Viel Erfolg und möge Innos mit euch sein“, waren seine letzten Worte, bevor ein jeder die Strickleiter hinunterkletterte. Es sah fast lustig aus, wie die Feuermagier die Strickleiter herunterkletterten, nur Spike Spiegel machte dabei einen guten Eindruck. Scheinbar hatte er seinen Körper wirklich gut unter Kontrolle. Besonders Ed brachte den Streiter zum Grinsen, da sie versuchte gleichzeitig zu klettern und ihre Robe eng bei sich zu halten. Sie hatte wohl viel zu viel schlechte Erfahrung mit Lüstlingen gemacht.

Einige Zeit später liefen die Diener Innos’ schon durch das immer noch verlassen wirkende Dorf. Doch wie sie gestern gesehen hatten war es nicht annähernd so verlassen wie es schien.
Jeden Moment konnte das Kind, was sie gestern gesehen hatten hier wieder aufkreuzen und schlimmsten Falls seine Verwandten oder Leidensgenossen, je nachdem wie man sie nun bezeichnen mochte, mitbringen. Nicht nur deshalb, sondern auch um auf jede Gefahr vorbereitet zu sein bildeten sie Vier Reihen von Je zwei Dienern Innos’. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass man so am besten und vor allem am schnellsten handeln konnte. Je ein Gardist lief neben einem Magier nur Tomarus und DraconiZ liefen vorneweg. Dies resultierte daraus, dass Angriffe meist von vorne kamen und dass zwei Gardisten direkt die Magier, die eher aus der Distanz angreifen konnten, zu schützen vermochten. Auch wenn die Furcht scheinbar an jedem einzelnen zehrte waren die Aufregung und die Erwartung so hoch, dass sich keiner große Gedanken darum machte. Tomarus schien einen aufgeweckten und ausgeglichenen Charakter zu haben und so war es nicht schwer mit ihm ins Gespräch zu kommen. Warum sollten sie auch die ganze Zeit Schweigen, wenn noch nichts passierte. ,, Schaut euch mal die Häuser an. Nun bei Tag sehen sie noch schöner als gestern Abend“, meinte der Schwarzhaarige nach hinten gewandt und blickte sofort in das Gesicht von Medin, der neben Ed lief. ,, Sieht fast wie eine Art Magie aus mit der sie die Gebäude errichtet haben. Dennoch spüre ich nichts dergleichen“, meinte die Feuermagierin daraufhin. ,, Jedenfalls sind sie verdammt gute Bauherren“, meinte Uncle mit seiner tiefen Stimme von hinten. DraconiZ lächelte als er Uncles Stimme von hinten hörte. Dem Lord schien es wieder richtig gut zu gehen.

Nach einer Weile hatten sie die Baumreihen erreicht, bis zu denen sie gestern Abend gekommen waren und ließen ihren Blick auf das weite Land streifen. ,, Dort draußen liegt hoffentlich das, was wir suchen“, meinte Tomarus, der aus das kahle Land, welches nur manchmal durch einen kahlen Busch oder einen erbärmlich aussehenden Baum unterbrochen wurde. DraconiZ nickte. ,, Innos wird uns schon nicht umsonst hierher beordert haben“. ,, Sei dir da nicht so sicher. Innos ist manchmal auch zu Scherzen aufgelegt“. Wer genau das gesagt hatte konnte der Schwarzhaarige nicht ausmachen, da er starr nach vorne in die schier endlose Landschaft starrte. ,, Mannen es wird ein langer Marsch aber das werden wir überstehen“, unverkennbar Uncles Stimme die sich gerade erhoben hatte. ,, Wir schaffen das“. ,, Innos ist mit uns“. Noch weitere bekräftigende Worte drangen aus den Kehlen eines jeden der Gruppe und so nahmen sie wieder ihre Formation ein und machten sich durch die verdörrte Landschaft zu ihrem Abenteuer auf. Sie würden schon bald unweigerlich auf die Untoten treffen, denn die Landschaft bot keinen Schutz vor den Blicken der Kreaturen. Doch das schien die Gruppe jetzt noch nicht zu stören. Frohen Mutes schritten sie durch die Brachlandschaft, wobei bei jedem Schritt Staub aufgewirbelt wurde.

Spike Spiegel
30.05.2006, 17:59
"Oh Innos, wieso hast du mich diesen Weg einschlagen lassen und nicht einfach zuhause gelassen?", seufzte der Feuermagier unverkennbar in seinen Bart hinein als sie das Schiff verließen.
Das Kommando zum Aufbruch war ertönt, doch er war noch etwas zögerlich gewesen. Er wusste nicht, ob sich seine Gefährten darüber im Klaren waren, wie gefährlich der Untot denn in Wirklichkeit sein konnte, er hingegen tat es sehr wohl. Seine letzte Bekanntschaft mit diesen Schergen Beliars hätte erst vor kurzem beinahe zu seinem vorzeitigen Tod geführt. Sollten sie auf einige der mächtigeren Exemplare stoßen würde ihnen nicht einmal der Segen aller drei Götter zusammen mehr helfen. Das Land an sich mit seiner wüsten Landschaft war ja schon erschreckend genug, doch hatte er in seinem bisherigen Leben die wandelnden Toten am meisten zu fürchten gelernt. Er bereute es immer mehr Fuß auf das Schiff und nun auch auf die verdorbene Insel gesetzt zu haben. Allerdings gab es nun kein zurück mehr, hatte man einmal einen Weg eingeschlagen, so musste man ihn auch zu Ende gehen.
Er schien aber nicht der einzige mit Zweifeln zu sein, hatte Drake, der ebenfalls zu ihnen gestoßen war, doch auch gezögert, das oder er war einfach etwas langsam gewesen. Spike selbst hatte keine Vorbereitung nötig. Alles was er für eine Reise benötigte war in seiner Runentasche, die er eigentlich stets bei sich trug. Angesichts eines drohenden Kampfes fehlte ihm nur noch ein Stab, doch hatte er nie einen besessen und würde es auch in Zukunft nicht, wenn er den Stabkampf weiterhin so vernachlässigte.
Während sich die Gruppe aus Innos Dienern versuchte sich gegenseitig Mut und Zuversicht zuzusprechen, war Spike damit beschäftigt etwas von dem vermeintlichen Untot auszumachen. Zu Gesicht hatte er bisher ja nichts bekommen, aber das brauchte er auch nicht, hing er doch wie ein Verbrecher am Galgen als Mahnmahl über das verlassene Dorf welches sie soeben passierten. Es fiel ihm schwer sich unter Kontrolle zu halten. Zwar war ihm äußerlich kaum etwas anzumerken, doch sein Herzrasen ließ ihn nicht vernünftig einen Gedanken fassen. Und ohne in seinen Gedanken schwelgen zu können, fühlte er sich unsicher, fast schon hilflos. Er musste Denken, denken und horchen. Doch beides brachte er nicht wirklich zustande. Er war eben kein Kämpfer, er war ein wissensmüder Gelehrter, ein leerer Prediger...ein Taugenichts.
Als sie eine Baumreihe passierten schien die Stimmung noch etwas angespannter als zuvor zu sein. Nun betrat auch der Spähertrupp unbekanntes Terrain. Sie hielten aber nicht Inne, sondern marschierten immer weiter ins Ungewisse. Der erste Gedanke den der Hohe Magus nach einer Weile wieder fassen konnte, war die Frage wo sie eigentlich hingingen. Eine Karte zur Insel hatten sie ja, aber hatten sie auch eine zum Standort des Artefakts? Er wollte nicht, brauchte auch gar nicht zu fragen. Die Antwort lag auf der Hand. Deutliches Anzeichen hierfür gab das immer langsamer werdende Schritttempo je weiter sie sich in das offene Brachland wagten. Sie waren noch immer nicht mit den wandelnden Toten in Kontakt gekommen, was den Magier auch kaum störte. Die Insel jedoch schien ein waches Auge auf die Gruppe geworfen zu haben, denn der Magus kam einfach von dem Gefühl nicht los beobachtet zu werden von irgendetwas...es mutete zwar an böse zu sein, doch da war mehr. Vielleicht war er auch nur paranoid. Paranoid vor Angst.
Durch die Dauer ihrer fast ereignislosen Reise hatte der Magier wieder etwas an Sicherheit gewonnen und war wieder in der Lage in sich zu gehen. Ein nützlicher und vor allem beruhigender Zeitvertreib. So machte er sich Gedanken um die Träne Innos, von der er einmal etwas in der Bibliothek des Klosters zu lesen glaubte, jedoch nichts weiter als ihre grobe Entstehungsgeschichte in Erfahrung bringen konnte. Der Nutzen war ihm verschwiegen worden. Eine Träne Innos mutete jedoch große Macht und Bedeutung an. Aber wie konnte etwas derart Wichtiges für die Dienerschar Innos auf einer vom Bösen verdorbenen Insel verweilen? Diese Frage beschäftigte ihn eine ganze Zeit lang.
Er wurde erst wieder aus seinen Gedanken gerissen, als sie an einer allen Anschein nach verlassenen Hütte ankamen, mitten im Nirgendwo, und DraconiZ vorschlug eine kurze Rast einzuhalten. Vor allem die Magier fanden sich damit angesichts ihrer schmerzenden Füße einverstanden, bloß Uncle Bin fand es unpassend schon jetzt Rast einzulegen. Die Garde war mit solchen langen Märschen vielleicht vertraut, doch der Orden übte sich viel mehr im Sitzen und Stehen.
Das Innere der Hütte war ebenso schlicht wie das Äußere. Eine gängige Konstruktion unter den ärmeren Schichten Myrtanas, wie sie auch im Hafen Khorinis anzutreffen war. Das spärliche Mobiliar, ein paar Stühle, zwei Tische und zwei Bänke, waren ebenfalls aus Holz. Sonst war die 'Baute' wie leergefegt. Es schien sich perfekt in das Umland eingegliedert zu haben, denn mehr als ein verdorrter Baum unweit der Hütte entfernt war weit und breit nichts zu sehen. Alles weite, leere Fläche. Nicht einmal Grass wuchs hier mehr. Das einzige von Interesse war ein Seil, das an einem der Baumäste festgebunden war und stark an einen Galgenstrick erinnerte.
"Mir kommt es fast so vor als ob wir in Beliars Reich selbst gelandet sind...", nuschelte der Magier vor sich hin während er sich auf einem der Stühle setzte, ohne darauf zu achten ob ihn jemand gehört hatte.
Nach einer Weile hatten alle einen Platz innerhalb der Hütte gefunden wo sie sich etwas ausruhten. Derweil sprachen sie über ihre weitere Vorgehensweise und dergleichen, aus dem sich der Hohe Feuermagier geschickt heraushielt. Viel mehr schöpfte er neue Kraft aus einer Erkenntnis, die ihm während seines zugegebenermaßen wirren und langen Gedankengangs gekommen war. Als nach einiger Zeit eine unangenehme Stille im Raum herrschte, wo man deutlich die Unsicherheit eines jeden spüren konnte, meldete sich Spike zum ersten Mal laut zu Wort.
"Weshalb meint ihr befinden sich die Tränen Innos an einem solch verdorbenen und vom Bösen heimgesuchten Ort?"
Die Gesichter seiner Gefährten wurden kurz nachdenklich und ein paar Theorien kamen auf. Am plausibelsten, wie er fand, war das ein übler Scherge Beliars sie gestohlen habe oder die Insel, auf der sie zuvor bewahrt wurden, nun unterjocht hatte. Doch keiner schien so richtig eine sichere und zufrieden stellende Antwort darauf zu haben.
"Dann will ich euch etwas anderes fragen. Wo kann man die Herrlichkeit Innos, seines Tuns sowie seines Seins, am besten sehen und verstehen?"
Erneut erfolgte eine kurze Pause, ehe Antworten wie "Die Kirche Innos" oder "Das Reich Innos" laut wurden.
"In der Tat, an jenen Orten kann man die Herrlichkeit am deutlichsten vernehmen und spüren, ist sie dort doch allumfassend. Doch die wahre Bedeutung dieser Herrlichkeit, der Sicherheit mit der sie uns beschenkt, kommen wir doch erst zu verstehen wenn wir mit dem exakten Gegenteil, dem Bösen, dem Tun Beliars, konfrontiert werden. So müssen wir auch jetzt verstehen, auf einer Insel, heimgesucht vom Bösen, wo Leben zu Tod und Tod zu Leben wurde, für was wir leben, für was wir kämpfen, für was wir sterben. Es ist damit Orte wie diese von dem Fluch Beliars befreit werden und Innos Herrlichkeit Einzug gewährt wird."
Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr.
"Die Tränen Innos sind hier, im Herzen dieses lebensfeindlichsten aller Orte, um darin nur umso mehr in seinem Glanz zu erstrahlen. Inmitten der vollkommenen Dunkelheit erstrahlt ein Licht, das Licht, am hellsten und am stärksten. Diese weitläufigen Strahlen reichten sogar bis nach Khorinis, sodass dessen Diener darauf aufmerksam wurden und sich hier zusammengefunden haben, um ihm zu verhelfen diese Insel erneut in dessen Herrlichkeit erstrahlen zu lassen und den armen Seelen der einstigen Bewohner die ewige Ruhe zu schenken. Wir sind hier damit das Leben auf dieser Insel wieder einkehrt und unser Preis sollen die Tränen Innos sein!"
Er lächelte als er ein letztes Wort anfügen wollte.
"Denn wir sind Diener Innos -"
Plötzlich wurde er von einem wehleidigen Schrei, der das Mark in seinen Knochen gefror unterbrochen. Die Gruppe sah sich gegenseitig angespannt an, als ein Stöhnen zu hören war.
Rasch eilten sie hinaus ins Freie, wo sie ihre Befürchtungen einholten. Es standen ihnen drei Zombies gegenüber. Sie kamen vom toten Baum, hatten sich aus der Erde darunter erhoben und es schienen noch weitere folgen zu wollen.
"- und so mögen wir ebenfalls in seinem Glanz erstrahlen!"

Françoise
30.05.2006, 19:50
Der Trupp war jetzt schon vor einiger Zeit aufgebrochen und wie es aussah war die Insel alles andere als einladend. Das Dorf war zwar schön anzusehen, behielt man den Blick auf die Bauweise der Häuser, aber ansonsten glich alles einer ziemlichen Einöde. Selbst das Minental war nicht so karg, dort standen wenigstens noch grünende Bäume und Sträucher. Hier hingegen war alles mehr tot als lebendig. Sie kamen an verdorrten Bäumen vorbei, dornigen Büschen und toten Feldern. Wenn man betrübt sein wollte hätte man auf dieser Insel wohl den besten Anreiz dazu. Zwar drückte die Umgebung auch auf Eds Stimmung, aber dennoch behielt sie sich einen Teil ihrer fröhlichen Art. Uncle schien inzwischen wieder genesen zu sein, zumindest hatte er wohl seine Medizin genommen. Und sein Gang war auch unbeschwerter. Falls er aber wieder zusammenbrechen würde, bekäme er für den Rest der Reise Bettruhe verordnet und wenn sie ihn anbinden lassen müsste. Der Rest der Truppe schien allerdings nicht immer einer Meinung mit Uncle zu sein, wenn es um Pausen ging. Seinen Stolz hatte der Lord also nicht verloren, aber das kümmerte die Medica weniger, solange es ihn nicht dazu verleitete irgendwelche Dinge anzustellen, die ähnliche Auswirkungen hatten wie das Attentat. Es erschien Ed eine Ewigkeit zu dauern, durch dieses triste Land vorwärts zu kommen, ein Stein folgte dem anderen und ein toter Baum sah wie der andere aus. Sie hätte sich wirklich etwas zu lesen mitnehmen sollen. Kurz vor dem Aufbruch vom Schiff hatte die Medica gerade in einem Buch etwas darüber gelesen, dass man Lichtstrahlen, die mit Glaslinsen gebündelt würden, angeblich so wie ein Schwert schneiden könnte. Im Gegensatz zu dieser wunderbar langweiligen Landschaft war das wenigstens interessant. Nun denn, jetzt war sie hier und das Buch auf dem Schiff, also musste die Magierin sich wohl oder übel eine andere Unterhaltung suchen. Da die Umgebung nicht viel zum Entdecken hergab und alle anderen offenbar beschäftigt waren nach Bewegungen um sie herum Ausschau zu halten, konzentrierte sich Ed darauf, das zu erspüren, was die anderen nicht mit ihrem bloßen Auge erkennen konnten. Sie hatte mitbekommen, dass Zombies auf der Insel zu finden waren, zumindest ein Zombiekind. Zwar waren solche Wesen verblühtes Leben, aber sie wurden durch Magie wieder zurückgeholt. Das machte es einfacher sie aufzuspüren, als den Apfel, den Tinquilius ihr gab. Aber scheinbar wollte irgendjemand oder irgendetwas nicht, dass sich die Magierin der magischen Präsenzen bewusst wurde. Außer den Paladinen und den Magiern war die Insel wirklich tot. Und das gab Ed wirklich zu bedenken, irgendetwas musste sie spüren, selbst wenn es nur eine Maus wäre oder eine kleine Blume. Aber egal wie sehr sich die Medica auch bemühte, es gab keinerlei Ergebnis. Eine andere Möglichkeit war natürlich, dass die Tränen Innos’ daran schuld waren. Wenn sie tatsächlich solche Macht besaßen, wie ihnen in den Büchern zugeschrieben wurde, dann war es auch denkbar, dass sie dem Bespür der Magierin einen Streich spielten. Irgendwann gab sie es allerdings auf zu versuchen etwas in der Umgebung zu finden und trottete neben Medin weiter her. Im Nachhinein bereute Ed es auch so viele Tränke eingesteckt zu haben, denn der zusätzliche Ballast machte sich nun bemerkbar, als sie keine andere Ablenkung mehr hatte. Da kam diese heruntergekommene Hütte ihr ganz recht. Während die anderen anfingen zu diskutieren setzte sich Ed auf eine der alten Bänke und hörte halbwegs den Gesprächen zu. Irgendwann fing Spike an eine Rede zu halten. Es klang fast so, als wollte er die Ritter mit einer Predigt beeindrucken. Die Magierin ließ es aber kalt, sie starrte nur aus der Tür der Hütte hinaus, immer auf der Suche nach Anzeichen von Leben oder gegebenenfalls nicht mehr Lebenden, die sich aber dennoch bewegten. Spike hingegen lief offenbar gerade zu Höchstform auf und erzählte irgendwas von Dunkelheit und Licht. Hoffentlich würde er nicht in Erklärungsnot kommen, denn dann würde er ziemlich schlecht vor den Streitern dastehen. Irgendwann kam er dann zu Dienern Innos’, als vor der Hütte ein fürchterliches Geschrei anfing. Zuerst konnte die Magierin es nicht einordnen, aber zumindest waren sie nicht mehr alleine, denn jetzt spürte sie ganz eindeutig die Gegenwart von dreien, die gemächlich auf sie zukamen. Zusammen mit den anderen lief Ed aus dem alten Haus und sah sich drei Zombies gegenüber. Für Spike der Moment seinen Satz noch zu beenden. Die Ritter hingegen zogen ihre Waffen und machten sich kampfbereit. Es war keinesfalls ein schöner Anblick und Ed kannte ihn nur zu gut. Zu oft hatte sie Adrans Zombies zu Eisblöcken verzaubert, um nicht mehr ihre Gegenwart ertragen zu müssen. Glücklicherweise waren es jetzt nur drei und sie selbst zu acht. Es wäre bestimmt ein Leichtes zu gewinnen. Aber trotzdem war mehr als nur Vorsicht geboten. Immerhin waren sie vorhin geradezu über die Zombies drüber gelaufen und niemand hatte sie bemerkt. Und dabei war ihre Präsenz jetzt so klar zu spüren. Aber im Augenblick müssten sie sich auf den Kampf konzentrieren. Wie alle anderen nahm Ed Position ein, fuhr an den Runen in ihrem Ärmelsaum entlang und hielt bei der unscheinbarsten inne. Sie sollte ihre Magie sparsam einsetzen, immerhin war sie die einzige, die die anderen wieder heilen konnte. Und die Heilungsmagie verschlang einiges an Kraft. Aber mit der Rune könnte sie nicht falsch machen. Zur Not hatte sie genügend Vertrauen darauf, dass die Ritter mit ihren Waffen umzugehen wussten und Drake und Spike mit ihren Runen. Zwei der Zombies wandten sich den Paladinen zu und der letzte der Untoten kam den Magiern entgegen. Es war ein Fehler die Macht der Zauber zu unterschätzen, dachte sich Ed und ehe sich der schleppende Körper des Zombies viele Schritte näherte zischte ihm ein Hagel aus einem halben Dutzend Feuerpfeilen aus den Händen der Magierin entgegen. Und sie hinterließen ihre Spuren. Sah er vorher schon schlecht aus, so war er nun sogar für einen Zombie unansehnlich. Seine verrotteten Kleider qualmten vor sich hin und johlendes Geschrei drang zu ihnen herüber. Egal wer den Mensch von den Toten auferstehen ließ, er war gänzlich Gewissenlos. Ed verabscheute solche Leute. Dafür würde sie denjenigen früher oder später zahlen lassen. Wieder glitt ihre Hand am Saum ihres Ärmels entlang und erfasste eine weitaus mächtigere Rune. Die Magierin machte einen Satz nach vorne und stellte sich dem Zombie direkt entgegen. Der grölte ihr nur stumpf entgegen und humpelte los. Ed streckte ihre Arme weit vor sich, spreizte ihre Finger weit auseinander und im Bruchteil eines Augenblicks entflammte ein riesiger Schwall Feuer aus ihren Händen in Richtung des Untoten. Dessen Körper hüllte sich gänzlich in dieses Flammenmeer und immer mehr verstärkte Ed die Hitze des Infernozaubers, so dass die Luft um sie herum anfing zu flimmern. Langsam erstarb unter dem Fauchen der Flammen das Grölen des Zombies, bis es komplett verstummte und die Magierin ihren Zauber beendete. Alles was das Inferno von dem Untoten übrig gelassen hatte war ein kleines Häufchen Asche und einige geschwärzte Knochen. Der Rest war in der sengenden Hitze verglüht. Aber gerade in dem Augenblick, als sich die Magierin dem Rest der Gruppe gegen die beiden verbliebenen Zombies helfen wollte, trug der Wind noch mehr Geschrei herüber. Aber aus der anderen Richtung und nicht von den beiden Untoten, sondern von einer weiteren Gruppe, die sich ihnen näherte. Schnell wurde der Magierin klar, dass es wirklich sinnvoller sei Kräfte zu sparen, denn auch diese kleine Schar an Gegner hatte sie nicht bemerkt. Hoffentlich konnten ihre Gefährten mit ihnen fertig werden, ohne dass sie verletzt würden.

Wenda
30.05.2006, 21:14
Spike's Worte hatten Wenda tief berührt, thematisierten sie doch genau das, worum sich ihr Denken dieser Tage drehte: Das Warum. Warum war Trilo gestorben. Und warum war sie noch immer hier? Warum sollte sie hier bleiben? Außer Win'Dar wusste niemand, dass ihre erste spontane Reaktion beim Anblick ihres toten Gefährten ein Selbstmordversuch gewesen war, den der Barde nur mit vollen Krafteinsatz hatte verhindern können.
Diesen Wunsch zur Selbstzerstörung hatte die Ritterin zwar überwunden - aber ihre optimistische Lebensfreude würde sie wohl so schnell nicht wiedererlangen. Eigentlich wusste sie noch nicht einmal so genau, warum sie überhaupt hier unter den Lebenden bleiben sollte und nicht doch den Weg des Dolches wählen und ihrem Geliebten folgen sollte.
Doch ihre Gedanken wurde jäh von einem heiseren Schrei von draußen unterbrochen, der die Abenteurer aufschreckte und vor die Hütte trieb.
Begleitet wurde Wenda nur von dem Schimmer, der wieder den Weg in ihre Gedanken gefunden hatte und sie mit seiner Wärme auf ihrem Weg bestärkte.
Sich wie an ein Rettungsseil an diesen Lichtstrahl im Dunkel ihrer Seele klammernd trat die Ritterin ohne Schrecken den drei Untoten entgegen, die sich offenbar grade aus ihren Gräbern unter dem vertrockneten Baum erhoben hatten, der nahe der schlichten Hütte stand. Warum hatten sie auch keine Wachen aufgestellt..?

Einer der drei Zombies wandte sich den Feuermagiern zu, die mit diesem Gegner keine Probleme haben sollten. Die fünf Innoskrieger sahen sich zwei Untoten gegenüber.
In einem Moment, der ihr wie verlangsamt vorkam, zog die Barbierin voll Entschlossenheit ihr Dunkelschwert, das, seit es glühend das Schmiedefeuer verlassen hatte, das seine Wiege war, nie gezogen und gegen einen Feind geführt wurde.
Die Klinge glänzte matt in einem schwachen Violett.
An ihrer Seite zog Tomarus seinen Säbel und sie schritten dem einen Untoten entgegen, während sich DraconiZ, Uncle und Medin dem anderen widmeten.
All die Zeit hatte Wenda kein Wort gesprochen. Und auch jetzt startete sie stumm ihre Attacke, indem sie einen Hieb gegen die Hand des Untoten führte, die er ihnen greifend entgegen gestreckt hatte. Fast durchtrennte sie dabei das verwesende Fleisch komplett, sodass der Unterarm des Geschöpfes nun nutzlos herunter hing.
Das Schwert, ein Geschenk von Trilo, dessen Waffenzwilling nun mit ihrem Geliebten am Grund des Meeres lag, tat seinen Zweck gut. Obwohl die Ritterin lange keinen Kampf mehr geführt hatte und sehr eingerostet war, fühlte es sich gut an, diese Klinge zu schwingen.
Wie sehr eingerostet sie tatsächlich war, zeigte sich, als sie Tomarus neben sich beobachtete, der beinahe doppelt so schnell wie sie seine Streiche führte und dem Zombie ehe sie es sich versah nicht nur den anderen Arm, sondern auch den Kopf abgetrennt hatte. Davon ließ der Untote sich aber nicht sonderlich beeindrucken und stolperte weiterhin auf die Kämpfenden zu, bis Wenda ihm mit einem kraftvollen Schlag ein Bein abtrennte, worauf er zur Seite taumelte und bewegungsunfähig keine Gefahr mehr darstellte.
Einige Meter entfernt zurchzuckte ein Feuerstrahl die Luft, mit dem alsbald die kleine Magierin Ed den zweiten Untoten geröstet hatte.
Zusammen hatten die drei anderen Krieger kruzen Prozess mit dem dritten der schlurfenden Wesen gemacht - doch wie aus dem Nichts sahen sich die Gefährten in einiger Entfernung einer weiteren, größeren Gruppe von Zombies gegenüber. Sie sahen sich an. Würden sie auch gegen diese Zahl von Feinden bestehen können?

Uncle-Bin
30.05.2006, 22:31
Für einen Augenblick hatte Uncle seinen Gefährten den Kampf gegen die Untoten überlassen. Nicht, weil er feige oder unvorsichtig war, sondern weil er auf ihr Können vertraute und wie gebannt auf das Magiespektakel der Feuermagierin starrte. Er hatte so etwas bisher nicht oft sehen können und es faszinierte ihn ungemein.
Doch so schnell wie er sich aus dem Kampf zurückgezogen hatte, so schnell war er wieder dabei und prügelte zusammen mit Draconiz und Medin auf das untote Monster ein. Die Klinge, die einst von Spike gesegnet worden war, durchdrang das Fleisch ungewöhnlich leicht und selbst die Knochen vermochten es nicht lang aufzuhalten. Lediglich die Wirkung blieb unter dem, was man erwarten konnte. Hackte man in den Arm, so war dieser verletzt, aber regte sich noch immer. Es war wie ein Albtraum...
Als sie ihren Feind niedergestreckt hatten, dauerte es nicht lange bis die nächsten Gestalten sich näherten. Diesmal waren es weit mehr als vorher und während die Kämpfer sich Mut zusprachen, umklammert Uncle seine Rune und konzentrierte sich darauf sie gleich in aller Heftigkeit einzusetzen.

Dann war es soweit. Die Gruppe hatte sich weit genug genähert und jeder der Gefährten ging auf seine Weise gegen das Übel vor. Während Tomarus, Wenda und Draconiz sich in den Nahkampf stürzten und die Magier ihre Kräfte nutzten, schleuderte Uncle ihnen einen heiligen Pfeil entgegen der es in sich hatte.
Das magische Geschoss traf und riss ein klaffendes Loch in den Körper eines der Wesen, welches vor Schmerzen schrie und in seine Bewegung inne hielt. Uncle hätte nicht gedacht, dass ein untotes Wesen noch Schmerz empfinden könnte, doch anscheinend quälte die Magie Innos’ den geschändeten Leib.
Als Uncle sich seinem Gegner näherte, erkannte er den unheiligen rot-schwarzen Schimmer, der sich um die Wunde der wandelnden Leiche gebildet hatte. Scheinbar hatte die Magie seines Gottes, die des Bösen sichtbar gemacht. Es schauderte Uncle und für einen kurzen Augenblick spürte er das Stechen in seinem Rücken wieder. Die Nähe zu jener Schwarzmagie bekam dem Lord nicht und so beschloss er sich etwas zurückzuhalten und den anderen und vor allem den schwächeren in der Gruppe Beistand zu leisten.
Er wollte gerade wieder in die Reihe der anderen zurückkehren, da spürte er den kalten und festen Griff seines Feindes. Der Zombie hatte sein Bein ergriffen und hielt es ebenso fest gepackt, wie die Geister in Uncles Traum, den er während seiner Ohnmacht durchlebt hatte.
Ehe das tote Gewebe sich in sein Fleisch graben konnte hatte er einen weiteren heiligen Pfeil mit seiner bescheidenen Runenkunst nach unten geschleudert und die Hand knapp über dem Gelenk vom Rest des Armes getrennt.
Wieder schrie das Wesen auf, aber diesmal so laut und grässlich, dass Uncle sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte, wäre ihm nicht bewusst gewesen, dass dies nicht helfen würde. Der griff um sein Bein aber löste sich und der Leichnam erstarrte. Möge Innos der Seele Frieden schenken., dachte der Lord und kämpfte sich durch die unheiligen Reihen.
So hielt er sich bald nahe der Ritterin Wenda auf, die nicht mehr ganz in der Waffenkunst geübt zu sein schien. Irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass sie in dieser Lage zwischen all den Toten an jemand ganz anderen dachte und somit in viel größerer Gefahr ob ihrer Unachtsamkeit schwebte, als die anderen.
Vorsicht, Wenda!, rief er ihr zu, aber der Kampflärm schluckte sein Stimme. Es war nun an ihm ihr den Rücken freizuhalten und er betete zu Innos, dass dieser den seinen Schützen würde.

Medin
30.05.2006, 23:33
Ekel. Das war das erste, was Medin angesichts der wandelnden Leichen empfand, die sich der Gruppe nährten. Angesichts der Behäbigkeit dieser Kreaturen wählte der Ritter den Zweihänder für den Kampf. Ferox war nicht hier, doch das ganze Leben war ein Training und so würde der Zweihandschüler auch in dieser Situation durch das Leben lernen. Wenn du nicht mehr lernst, lebst du nicht mehr. Die innere Stimme richtete bewusst diese Worte an den Krieger. Das hier war ein Ernstfall, kein ungefährliches Training. Ein anderes Training, das Leben.

Den ganzen Tag über hatte er sich beobachtet gefühlt. Verflucht, keinen Schritt lang hatte er dem scheinbaren Frieden der Insel getraut. Irgendwer schien gegen die Gruppe oder überhaupt gegen alles Leben zu arbeiten. Doch wer, von wo und vor allem wie? Selbst die Hütte hatte keinen einladenden Eindruck gemacht. Was suchte eine Hütte mitten auf dem Brachland? Vielleicht war es ein Beobachtungsposten gewesen. Der Gedanke an eine Poststation kam Medin nicht, da es in Myrtana bis dato nichts Vergleichbares gegeben hatte.
Bald schon war der schlimmste Albtraum wahr geworden. Aus dem Boden, dem zu trauen die Füße ausgeliefert waren, kam der Feind.

Drei Gegner waren machbar. Wirkliche Probleme waren nicht aufgekommen und der Ritter begrüßte es sogar, erst einmal in sicherer Überzahl den Gegner studieren zu können. Bemerkenswert war jedoch, wie die Magier mit der Bedrohung umgingen. Ed war wohl keine Magierin, die halbe Sachen machte. Eine mächtige Flammensäule war ihrer Hand entsprungen, welche von dem Problem nichts als einen Haufen Asche übrig ließ. Am meisten beeindruckte Medin die Hitze, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war und mit dem Zusammenfall des Infernos ebenfalls wieder verschwand. Diese Energie war wirklich beeindruckend.

Während die Streiter sich nun auch ihrer Gegner auf martialische Weise entledigt hatten (man musste diese Kreaturen noch mehr entstellen, als sie es sowieso schon waren, um ihnen die Kraft zu rauben) tauchte eine neue Gruppe der auf ewig verdammten Toten auf. Es waren mehr und allesamt frisch der aufgelockerten Erde um den toten Baum entsprungen. War hier, mitten in der Einsamkeit ein Massengrab? Der Ritter ließ seinen Blick über die sich langsam aber stetig nähernde Gegnerschar fliegen. Einige trugen stark beschädigte Rüstungen, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das deutete darauf hin, dass hier einmal eine Schlacht geschlagen worden sein muss. Sie musste schon lange her sein, denn die Narben eines Krieges trug das Feld nicht. Nun traten die damals Gefallenen zu einem erneuten Kampf an.
Diesmal würde es nicht mehr so einfach werden. Schützend stellte sich Medin vor die dicht beisammen stehenden Magier; die anderen Krieger taten es ihm gleich. Doch als sich die Gegner auf ungefähr zehn Fuß herangewagt hatten, preschten sie wie auf ein unsichtbares Zeichen nach vorne. Zum Glück scheint allen klar zu sein, dass diese Wesen in geschlossener Formation tödlich sind, dachte sich der Rüstungsschmied, während er auf einen Kadaver zu rannte, der die Reste einer Plattenrüstung trug. Mit einem schnellen Schlag hier er diesem den linken Unterarm ab. Den Gegner störte das recht wenig. Ohne mit irgendeinem verfaulten Muskel zu zucken hieb er mit dem grässlichen Arm, der von der Verwesung gezeichnet war, nach dem Krieger. Dieser konnte sich nur noch im letzten Moment wegducken um sofort einen Angriff dieser Defensivaktion folgen zu lassen. Wieder und wieder hieb er in das Fleisch, doch egal wie viele Wunde er ihm auch zufügte, war es der ruhelosen Leiche höchstens ein fleischiges Geräusch wert, das aus dem kam, was einmal ein Kehlkopf gewesen sein musste. Ein lebender Mensch wäre so schon längst verblutet, aber das Blut dieser Krieger war schon viele Jahre lang getrocknet. Der Zombie griff nur mit brachialer Gewalt an und mit genau dieser musste man ihn auch bezwingen. Mit einem Kampfschrei führte der Schmied einen horizontalen Schlag gegen das Gesicht der Bestie aus. Das laute Krachen der Knochen war zu hören und für einen Moment wankte der Getroffene rückwärts. Doch der Augenblick dauerte nicht lange und schon griff er wieder an. Medin konnte es nicht fassen. Die eine Hälfte des Gesichts der seelenlosen Hülle war merkwürdig nach innen gedrückt und aus der Wunde hingen einige Sehnen schlaff hinunter. Es machte einfach keinen Unterschied. Nun befand er sich in der Defensive. Was konnte man hier ausrichten, wenn man nicht die Magie Innos’ beherrschte? Den Angriffen des Monsters ausweichend stellte der Südländer eine These auf. Irgendeine bösartige Magie erhielt die Körper am Leben und lenkte sie. Die Quelle dieser Magie musste ständig eine magische Verbindung aufrechterhalten. Wie lange würde sie das tun? Genau so lange, wie ihr der Körper noch nützte. Die Lösung auf das Zombieproblem gefiel dem Schwertkämpfer aber weniger. Er musste diesen Körper so grausam verstümmeln, bis er einfach kampfunfähig war. Ihm schauderte vor dieser Aussicht, kam es doch einer Leichenschändung gleich. Doch war die Erweckung aus der Totenruhe nicht auch Leichenschändung. Es war ein weitaus schlimmeres Verbrechen, sich der Gefallenen vergangener Zeiten zu bedienen und sie zu zwingen, sich in die Gegenwart einzumischen. Medin musste die Kadaver nicht schänden, er musste sie erlösen. Wenn das so ist, dann mach ich es kurz und schmerzlos, dachte er sich und verwarf im selben Moment den Gedanken, dass eine derartige Ausgeburt zu Gefühlen wie Schmerz fähig war. Mit einer Drehung wich er einem erneuten Schlag aus und führte die Klinge präzise auf den ungeschützten Hals zu. Ein sauberer Schnitt durchbrach das faulige Fleisch und der Kopf klappte zur Seite weg. Wild um sich schlagend verstärkte die Entartung jeglichen Lebens die Attacken, doch ließ der Ritter Vorsicht walten. Es eröffneten sich genug Chancen, um weitere Sehnen zu durchtrennen. Einige Hiebe später lag der uralte Krieger zuckend auf der Erde. Machen wir dem grausamen Spiel ein Ende. Mit aller Kraft bohrte Medin die Klinge in den Körper, bis sie auf der anderen Seite das Erdreich tangierte. Dann lehnte er sich mit aller Kraft zur Seite und machte sich Hebelwirkung wie Schärfe der Waffe zu Nutze. Ein hässliches Knacken kündete vom Durchbruch der Wirbelsäule und der Magen war nunmehr ein klaffendes Loch. Das Knarren einiger Sehnen, die sich krampfhaft spannten und dann für die Ewigkeit lockerten war zu vernehmen, bevor der Tote endlich den letzten Frieden gefunden hatte. Angewidert zog der Streiter den Zweihänder aus dem verfaulten Körper um den Reisegefährten zu Hilfe zu kommen.

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als der letzte Gegner mit Mühe bezwungen wurde. Einige Exemplare hatten sich als hartnäckig und besonders zäh herausgestellt und es waren weitaus schlimmere Methoden notwendig gewesen, um die Glieder zur ewigen Ruhe zu betten. Die Innosgläubigen verschnauften. Nie hätten sie wohl gedacht, dass der Kampf gegen Untote so anstrengend wie langwierig war. Eines stand fest. Heute würden sie nicht mehr weit kommen. Die wohl sicherste Nachtruhe würde man in der Hütte finden, vorausgesetzt es ruhten nicht noch mehr Krieger in der Erde, die auf ihre Wiederauferstehung warteten. So war es beschlossene Sache.
Aus Decken wurden spartanische Nachtlager errichtet und mit dem wenigen Inventar der Wohnstatt verrammelte man die Tür sowie die Fenster. Ihre Waffen legten die Krieger griffbereit neben ihre Decken. So mancher würde mit der Hand daran sowie mit der Rüstung am Leib schlafen. Dann wurden die Nachtwachen eingeteilt. Die Gruppe einigte sich darauf, dass immer ein Magier und ein Krieger wachen sollten. Das bedeutete zwar eine Zusatzbelastung für die Magier, war aber eine notwendige Vorsichtsmaßnahme, da sie am ehesten die Möglichkeit besaßen, eine nahende Bedrohung noch vor den Augen und Ohren eines Kriegers zu bemerken. Medin meldete sich für die erste Wachschicht; Ed tat es ihm gleich. Es war nur von Vorteil, wenn die vom Kampf geschwächte Magierin den Rest der Nacht würde durchschlafen können (sofern es dieses Land zuließ).
Der Rest begab sich zur Nachtruhe und bis auf eine Öllampe löschte man alle Lichter. Während Medin seinen Gedanken nachging, verfiel er in eine Art Trance. Nun war es Zeit, den Tag zu verarbeiten und Geschehenes zu analysieren. Besonders beschäftigen tat ihn die Erfahrung mit der Magie, die er heute beobachtet hatte. Das Inferno von Ed war sehr beeindruckend gewesen, doch die Magie, die Uncle im Kampf gewirkt hatte (der Ritter hatte es nur aus den Augenwinkeln verfolgen können) beschäftigte ihn mehr. Bisher hatte er weder Ahnung davon gehabt, dass es auch Paladinen möglich war eine Schule der Magie zu erlernen noch hatte er sie je im Einsatz beobachten können. Doch in seinem Inneren hatte sie eine tiefe Faszination ausgelöst. Bei Gelegenheit würde er Uncle über diese Art des Kampfes befragen. Oder wusste Ed auch etwas darüber? Kurz blickte er auf. Die Heilerin blickte ebenfalls in Gedanken versunken auf die geschlossene Tür. Sicher wusste sie etwas darüber, wie jeder Magier wohl. Jetzt schien aber nicht der richtige Zeitpunkt darüber zu sprechen.
Medin war davon überzeugt, dass er der Sache nachgehen würde. Aber nicht jetzt und nicht hier. Jetzt galt es eine Nacht zu überstehen. Eine Nacht in einer Hütte mitten auf der Ebene umgeben von Bosheit. Und das alles für den Glauben an Innos.

Medin
31.05.2006, 09:23
Der Tag auf der Palisade… der Angriff. Der Kampf gegen die Orks… der Offizier. Nimm das Schwert! Rette ihn! Die Klinge segelt durch die Luft… ein Schrei. Blut spritzt. Grünes Licht… was… unsäglicher Schmerz. Innos!

Von einem stummen Schrei begleitet fuhr der Krieger aus dem Schlaf. Einmal mehr hatte er den ewig wiederkehrenden Albtraum geträumt. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, die vor schreck geweiteten Pupillen zogen sich langsam wieder zusammen. Er blickte sich um. Licht fiel durch die Ritzen in der Holzwand. Erst jetzt realisierte er, wo er war. Er befand sich auf einer verfluchten Insel. War das der Grund, warum der Traum ihn gerade heute Nacht wieder heimgesucht hatte?
Nach und nach wurden auch die anderen wach. Eigentlich hatte man fast schon Glück gehabt, dem Gemetzel am Abend kein Angriff in der Nacht mehr gefolgt war. Die Waffen hatten allzeit griffbereit gelegen, doch konnte sich der Ritter kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als von angreifenden Zombies aus einem tiefen Schlaf geweckt zu werden.
Ohne künstliche Hektik zu verbreiten versammelte sich die insgesamt doch etwas verschlafene Gruppe vor der Hütte zum kargen Frühstück. Auf Grund der Trockenheit dieser Ebene waren die Wasservorräte viel zu wertvoll, um sich damit zu waschen, was wohl ein jeder der Reisenden bedauerte. Auch das Essen hatte man sich selbst rationiert. So wurde das Gespräch, welches sich entwickelt hatte, schließlich auf das Problem gelenkt, wie es denn nun weitergehen sollte. Viele Wegweißer hatte das Buch, welches Anlass dieser Expedition gewesen war, nicht preisgegeben, doch war in ihm einmal von Tyrien als Insel und einmal von Tyrien als Stadt die Rede. Letztere wurde laut den vergilbten Aufzeichnungen von den Tyroth bewohnt, das Volk, welchem dieses Land gehörte. Das war wohl der nützlichste Hinweis. Wenn man mehr über dieses Land und auch über die Tränen Innos’ erfahren wollte, so musste man wohl diese Stadt erreichen, darüber waren sich alle einig. Konkrete Hinweise, wo diese Stadt lag, enthielt das Buch jedoch nicht. Da in der Nähe der Hütte eine alte Straße verlief, welche früher wohl einmal gepflastert gewesen war, wovon nun nicht mehr viel übrig war, beschloss man dieser Straße nach Nordwesten zu folgen, in der Hoffnung so der Stadt näher zu kommen.
Das Frühstück und damit auch die Besprechung waren schnell beendet. Jeder packte seine sieben Sachen zusammen, um sich dann reisefertig vor der engen Kate einzufinden. Inzwischen fegte ein frischer Wind über das angrenzende brachliegende Feld, welcher den Gestank der einige Meter entfernt liegenden und entsetzlich zugerichteten Kadaver fortwehte. Wenigstens etwas schien sich hier zu regen, auch wenn es nur der staubige Wind zu sein schien. Als sich die Gruppe nun in Bewegung setzte, wurde nicht viel gesprochen. Es schien, als wolle jeder seinen Geist auf das, was da kommen mochte, vorbereiten. Zumindest ging es Medin so. Eine der gepanzerten Hände schon aus Gewohnheit auf den Schwertknauf gelegt, versuchte er sich eine Stadt vorzustellen, die mitten in dieser Feindseligkeit des Landes existierte. Wie die Menschen wohl mit dieser Bedrohung alltäglich fertig wurden? Was, wenn diese Stadt als solche gar nicht mehr existierte, sondern ebenso wie der Rest der Insel ein Hort der Untoten war? Der Gedanke daran war alles andere als ermutigend. Der Schmied schüttelte den Kopf. Wenn dem wirklich so wäre, dann war alles in diesem Land verloren. So durfte es nicht enden. Es musste weitergehen.

DraconiZ
31.05.2006, 16:13
Schon den ganzen Tag war die Gruppe aus fünf Streitern Innos und drei Magiern des Feuers gewandert. War dieses Land wirklich so endlos wie es schien? Umso länger sie wanderten desto mehr hatte die Schlachtgruppe das Gefühl, dass sie nie angekommen würden. Denn die Landschaft veränderte sich wirklich nur minimal. Mal war hier ein Felsen und mal war dort ein trüb wirkender Fluss, dessen Wasser aber absolut ungenießbar war, aber vielmehr gab die Landschaft nicht her und das zermürbte. Nicht das die Gruppe nicht mehr motiviert gewesen wäre. Aber immer nur dasselbe zu sehen drang wirklich tief in den Geist ein und gab einem das Gefühl, als käme man einfach nicht weiter. Als befände man sich auf einem Rad das sich immer weiterdreht, bis man irgendwann erkennt, dass man es einfach nicht schaffen konnte. Zumal in jedem Augenblick wieder wandelnde Tote aus dem verfluchten Boden steigen konnten und die Gruppe attackieren konnten. Der gestrige Kampf saß allen Beteiligen noch tief im Nacken und würde auch so schnell nicht verblassen. ,, Wo ist die verdammte Stadt denn? Langsam habe ich echt das Gefühl, dass wir niemals ankommen werden“, maulte DraconiZ vor sich hin und durchbrach so die Stille die schon scheinbar seit einer Ewigkeit zwischen den Dienern Innos’ herrschte. Der Hunger, der Durst und die Angst sorgen eben dafür, dass man nicht besonders zu Gesprächen aufgelegt war. ,, Wenn in dem Buch etwas über eine Stadt Tyrien und über ihre Bewohner steht, dann werden wir sie auch irgendwann finden“, gab einer der Magier zu bedenken. Der Schwarzhaarige konnte in diesem Moment noch nicht einmal sagen, wer es war, da der Durst auch an ihm zerrte. Er kam mit dem rationierten Essen nicht besonders gut klar. Hinter ihm schnaubte Jemand, als Gemurmel aufkam, dass sich langsam doch etwas tun müsse. ,, Verdammt jetzt reißt euch zusammen. Das Buch hatte mit den Untoten und der Insel recht und wird daher auch mit der Stadt Recht haben“. Es war eindeutig Uncle gewesen, der seine Kameraden ermahnt hatte. ,, Oder Jemand hatte einfach Spaß daran uns in dieser Prärie sterben zu lassen“. Der Schmied wollte dies erst laut sagen, besann sich dann doch und behielt sie in seinem Inneren. Es brachte wirklich nichts die Moral auch noch unnötig zu schänden.
Denn schon alleine die Tatsache, dass das Tempo, welches von den Streitern vorgelegt wurde wahrlich kein Spaziergang war und, dass nur im allergrößten Notfall gerastet wurde. Daher machten vor allem die Feuermagier kein besonders gutes Bild, auch wenn sie sich gestern bei dem Kampf gegen die Zombies verdammt gut geschlagen hatten, was der Schmied anerkennen musste. Eigentlich hätte er ihnen, die den ganzen Tag nur mit Büchern beschäftigt zu sein schienen, solchen Mut nicht zugetraut. Doch dies war umso besser. Waren sie schon von sich aus darauf vorbereitet zu kämpfen hatten sie bessere Chancen Khorinis lebend wieder zu sehen.

,, Da vorne ist irgendetwas! Man kann schon ein paar Gebäude und einen Brunnen erkennen!“, Tomarus, der in erster Reihe lief schrie so laut er konnte, so dass jeder einzelne der Gruppe erschrocken aufschaute. Bald erkannten auch die anderen, was Tomarus da etwas abseits des gepflasterten Weges erkannt hatte und beschleunigten ihre Schritte noch einmal. Alleine die Aussicht auf eine Ruhepause und auf genießbares neues Wasser weckte noch einmal die Kraftreserven. Umso näher sie kamen, desto mehr konnte man den Baustil erkennen, der auch schon das Hafenstädtchen gezeichnet hatte. Alles schien auf eine unnatürliche und fast magische Weise zu glänzen und alle Gebäude schienen der Verwesung bestens standgehalten zu haben, auch wenn sie wieder von diesem Staub gekennzeichnet waren. Wenn DraconiZ zu entscheiden hätte wo er lieber hätte wohnen wollen, wenn diese Häuser nahe Khorinis stehen würden, in diesen Häusern oder im oberen Viertel, er hätte diese genommen. Es war ihm fast ein Rätsel wie man Gebäude so kunstvoll bauen konnte. Auch wenn es nur vier Gebäude waren, die um den großen Brunnen versammelt waren, machten sie einen gigantischen Eindruck. Eines der Gebäude war sehr groß und schien irgendetwas wichtiges zu beinhalten und die anderen schienen einfache Wohnhäuser zu sein. Von Außen sahen diese Gebäude einfach wundervoll aus. ,, Schade das keiner in Khorinis so gut bauen kann“, murmelte der Schmied vor sich hin, aber schon nach wenigen Sekunden hatte dies alles keine Bedeutung mehr, denn der Springbrunnen vereinnahmte alle Blicke und Gedanken, der Gruppe.

Er war sehr groß, denn er hatte vier Etagen, wobei von der obersten das Wasser zur untersten lief und wohl dort unten wieder in die Erde sickerte. Wahrlich geschickt mussten die gewesen sein, die dies erbaut hatten, denn der Schwarzhaarige konnte sich absolut gar keine Vorstellung machen wie es funktionierte. Während er sich noch damit aufhielt den Brunnen zu beobachten, hatten Medin, Tomarus und Wenda schon ihre Köpfe ins Wasser getaucht und schienen einen tiefen Schluck von dem Wasser zu nehmen, was keinen besonders frischen Eindruck machte, aber auch nicht so schlimm wie aus den Flüssen, die sie auf ihrem ewigen Weg durch die Landschaft gesehen hatten. Die Magier hingegeben beobachteten erst einmal die Resonanz, die die drei Gardisten bringen würden, während Uncle einfach noch nicht schnell genug war, um sich sofort ins Wasser zu stürzen, was er auch nicht besonders bereute. Denn gerade als er auch seinen Kopf senken wollte. Erhob sich ein Kopf nach dem anderen wieder aus dem Wasser und sie spuckten alles wieder aus, was sie getrunken hatten. Vielleicht noch etwas mehr, weil es so ekelhaft zu sein schien. Schon alleine die Gesichtsausdrücke der drei Streiter drückten aus, dass sie sich selbst verfluchten von dem Wasser gekostet zu haben und die übrige Gruppe wich erst einmal einen Schritt zurück, um der Spuckerei zu entkommen. ,, Genauso wie im Fluss“, stellte Medin nach einer Weile fest. Er unterließ selbst nun zu fluchen, während Wenda und Tomarus sich darüber ausließen.

Eine Weile später hatten sich alle wieder soweit gefangen, dass sie überlegen konnten, was wohl an diesem Ort einst gemacht worden war. Er gab wilde Theorien über eine Soldatenkammer oder einfach nur einen Ort, wo man sich ausruhen konnte, wobei sich aber keine der angesprochenen Theorien als besonders logisch herausstellte, so dass schließlich Wenda vorschlug das Offensichtliche zu tun und die Häuser vorzunehmen und zu gucken, was dort drinnen war. Besonders Ed schien von diesem Vorschlag mehr als begeistert zu sein, da sie scheinbar die ganze Zeit schon Langeweile gehabt hatte und so machte einer jeder sich in eines der Häuser auf und untersuchte es.

Tomarus
31.05.2006, 17:15
Auch Tomarus war überzeugt, dass es das Geschickteste war, die Häuser zu durchsuchen und dort nach weiteren Hinweisen zu schauen. Während sich drei der Mitstreiter das größte der Häuser vornahmen und Ed ein großes Interesse an dem etwas kleineren daneben zeigte, beschloss Tomarus, sich das kleinste, wenn auch bestimmt nicht am wenigsten kunstvolle der Häuser anzusehen. Wie die anderen drei Bauten war es außen wunderbar verziert, und Tomarus konnte über diese unvergleichliche Baukunst nur staunen. Es mussten wahre Meister auf dieser Insel leben oder gelebt haben.

Und um so größer war auch Tomarus Verwunderung, als er das Haus betrat. Kaum ein Kontrast hätte größer sein können. Von außen war das Haus, abgesehen von dieser mysteriösen Staubschicht, nicht nur wunderschön, sondern auch im allerbesten Zustand – im Innern jedoch war es komplett verfallen. Überall fanden sich Spinnenweben, die Staubschichten schienen fingerdick zu sein, sämtliches Holz war morsch, alle Möbel und Einrichtungsgegenstände waren derart unbrauchbar, dass sie nicht mal in der hintersten Ecke des khorinischen Hafenviertels jemand hätte haben wollen. Es war nicht vorzustellen, dass etwas derartig schönes eine solch verfallene Wohnung beherbergte. Doch Tomarus schüttelte kurz den Kopf darüber, befasste sich dann jedoch erst einmal nicht mehr damit und begann, die Wohnung nach eventuell Lohnenswertem zu durchsuchen.

Seine Aufmerksamkeit wurde sofort von einem kleinen Schränkchen erregt, das zwischen einigen anderen, größeren Wandschränken stand und von allen Gegenständen im Raum vielleicht noch am besten erhalten war. Vorsichtig versuchte er, es zu öffnen, was kein Problem war – im Gegenteil, eher musste er aufpassen, dass es bei der Berührung nicht zu Staub verfiel. Doch der Inhalt des Kästchens schien besser erhalten zu sein – und auch dreimal so interessant. Was er gefunden hatte, waren einige Zettel, mit einer sorgfältigen Handschrift beschrieben und an einigen Stellen kunstvoll verziert. Dies waren ziemlich sicher Dokumente eines Mönchs; um so zuversichtlicher war Tomarus, dass sie etwas Wissenswertes enthielten. Gespannt begann er zu lesen.

Das erste, was er erfuhr, hätte er sich auch schon vorher denken können. Das Dokument, offenbar eine geschichtliche Dokumentation, berichtete von den Bewohnern dieser Insel, von ihrer einzigartigen Kunstfertigkeit, vom Baustil der vielen Gebäude auf der Insel, nannte einige Namen der berühmtesten und bekanntesten Baumeister, von denen Tomarus jedoch nie einen gehört hatte. Dann jedoch kam der Autor auf das Leben der Menschen und ihre soziale Organisation zu sprechen, und Tomarus las konzentrierter. Die Menschen schienen ein sehr friedliches Volk – gewesen – zu sein, von Gewalttaten, Diebstählen oder Gerichtsverhandlungen war keine Rede. Es wurde kurz der Lebensstil der Bürger beschrieben, der dem eines khorinischen Bürgers nicht sehr fern war, ebenso wie die Gewohnheiten, die Feste und Rituale, die regelmäßig stattfanden ...

Die Stelle jedoch, die Tomarus besonders aufhorchen ließ, war die Beschreibung der sozialen und spirituellen Führung des Landes. Ein Magierrat war es gewesen, der die nun verdammten Seelen dieser Zivilisation gelenkt und geleitet hat, der ihnen Gesetze gab und in Streitfällen über Recht und Unrecht entschied, der Land und Steuern verwaltete, der Feste organisierte, und der natürlich die Gottesdienste und kirchlichen Veranstaltungen leitete. Die Magie war hier also schon lange von großer Bedeutung gewesen; Tomarus konnte sich sogar vorstellen, dass beim Bau der wunderschönen Häuser und komplexen technischen Einrichtungen durchaus ein wenig Magie im Spiel war. Doch nun war diese Magie und mit ihr das scheinbar perfekte Leben der Bewohner dieser Insel von der dunklen Seite der Magie überrannt worden ... einen Hinweis auf die Ursache dafür hatte Tomarus nicht gefunden, aber nützlich könnten diese Informationen allemal sein.

Er schaute sich noch kurz in den übrigen Schränken, Kommoden und Schubladen des Hauses um, ohne jedoch etwas bedeutsames zu finden; dann beschloss er, nach draußen zu gehen und den anderen seine Entdeckung zu zeigen.

Wenda
31.05.2006, 18:15
Während sich die Gruppe auf die vier Häuser verteilte, blieb Wenda nahe dem Brunnen stehen und behielt die Umgebung im Auge. Sie sollten nicht noch einmal von Untoten überrascht werden.
Die Hand auf dem Schwertknauf hielt die Ritterin Augen und Ohren offen, um die anderen frühzeitig vor einem erneuten Angriff warnen zu können.
Wäre Ice jetzt hier...! Er könnte diese stinkenden Gestalten sofort ausmachen.
In Gedanken bat sie Innos um seinen Segen für die gequälten Kreaturen, die rastlos aus ihren Gräbern getrieben wurden.
Tomarus, der in dem kleinsten der Gebäude verschwunden war, trat als erstes wieder auf die Straße. In der Hand hielt er ein vergilbtes Pergament.
Sich umschauend trat er zu ihr.
"Alles ruhig?"
"Totenstille.", erwiederte die Barbierin sarkastisch.
Tatsächlich war nur das Heulen des Windes zu hören, der um die Häuserecken strich.
"Was ist das?" Wenda wies auf das Papier, das Tomarus in den Händen rollte.
"Schriften eines Mönches vermutlich. Ich werde die wichtigen Stellen vorlesen, wenn die anderen wieder da sind."
Sie nickte und ergriff sie Gelegenheit, Tomarus auf das anzusprechen, was ihr seit gestern Sorgen machte.
"Sag mal, gibst du eigentlich noch Einhandunterricht?"
"Ja. Wieso?" Scheinbar in Erinnerung an ihre gemeinsamen Trainingsstunden schlich sich trotz der Umstände für einen Moment ein Lächeln auf das Gesicht ihres Lehrers.
"Alleine würde ich gegen so einen Zombie dem Untergang geweiht sein. Ich bin hoffnungslos eingerostet, das hast du gesehen. Vielleicht können wir meine Ausbildung fortführen, wo wir uns schonmal hier auf der Pelle sitzen...?"
Tomarus grinste uns wollte grade zu einer Antwort ansetzen, als seine Mine plötzlich erstarrte. Aufgeschreckt sah er sich um, als auch Wenda wahrnahm, was ihn nervös machte: Ein seltsames Keuchen und Schaben war zu hören, sein Ursprung aber nicht auszumachen. Die lauter werdenden Geräusche schienen von überall zu kommen. Zugleich zogen Wenda und Tomarus die Schwerter und stellten sich instinktiv Rücken an Rücken, als zwischen den Häusern seltsame Gestalten auftauchten.
Wesen, die entfernt an Sumphaie erinnerten und auf kurzen, kräftigen Beinen aufrecht gingen, bewegten sich auf die beiden zu.
"Krieger! Magier! Zum Kampf!!", erscholl Wendas Stimme über den Platz, als sie die Gefährten rief.
"Los, auf sie, bevor sie uns umzingeln können!", stieß Tomarus sie an. Tatsächlich waren in der Gasse zwischen den Häusern ein gutes halbes Dutzend dieser schwarzen Wesen zu sehen, die, die grausamen Fratzen zu einem Zähne blecken verzogen, vorwärts drängten.
Die Schwerter im Anschlag warfen sich die Ritterin und der Paladin in den Kampf und versuchten, die Gestalten in die Gasse zurück zu drängen.
Stumm einigten sie sich auf den vordersten der Dämonen, den sie aufhalten und verhindern wollten, dass seine grollenden Gefährten an ihm vorbei auf den Platz strömten. Brüllend stellte sich dieser ihnen entgegen und breitete drohend seine klauenbewährten Fänge aus. Sofort schnellte Tomarus nach vorn und hieb auf den in diesem Moment ungeschützten Bauch des Monsters. Als dieses nach ihm ausholte, schlug Wenda ihm mit einem Aufwärtsstreich unter den Vorderlauf, sodass Tomarus unbeschadet aus dem Gefahrenbereich springen konnte und sich mit dem Schwert dekcen konnte.
Erbost schrie der Dämon sie an und entblößte seine gewaltigen Hauer, während er zum Angriff überging. Wenn auch der Schnitt auf seinem Bauch dunkel blutete, schien er die Wunde ansonsten zu ignorieren. Seine Fänge einsetzend, schlug er nach Tomarus und Wenda und drängte sie in die Defensive. Zurückweichend mussten sie mit ansehen, wie die dunklen Kollegen des Wesens, die bisher keine Anstelten gemacht hatten, in den Kampf einzugreifen, aus der Gasse heraus strömten (offenbar waren sie zu dumm, um die Häuser von hinten zu umrunden, um auf den Platz zu gelangen).
Statt die beiden Kämpfer zu umzingeln, schwärmten die Dämonen aber aus, um einzeln oder zu zweit in die Häuser einzudringen, ohne dass sie es verhindern konnten.

DraconiZ
31.05.2006, 18:42
Mehr oder weniger, weil er nicht wusste wo er sonst hingehen hätte können war er einfach der kleinen Feuermagierin gefolgt die sofort in einem der Häuser verschwunden war welches wohl ihrer Meinung nach wichtig aussah. DraconiZ hingegen fand nichts besonders interessant in diesem Haus. Denn das Innere entsprach dem, was er eigentlich von dieser Häuserkonstellation erwartet hatte. Alles war morsch und mehr oder weniger zerfallen. Wenn man versucht hätte auch nur irgendetwas von der Einrichtung hier zu verkaufen hätte man wohl kaum noch eine Goldmünze dafür gesehen. Alles war staubig und der Schmied bekam erst einmal einen mittleren Hustenanfall, als er einmal tief in diesem Gebäude einatmete. Doch was sollte er sonst tun außer hier herumzustehen und die verfallen Einrichtung betrachten? Nicht einmal der Brunnen draußen war mehr interessant nach dem, was er gerade gesehen hatte. Er wusste zwar nicht was die Anderen in diesem Moment machten und in welchen Konstellationen sie nach irgendetwas brauchbaren suchten, doch Ed schien verdammt an jedem Schriftstück interessiert zu sein, was man hier finden konnte. DraconiZ zuckte nur mit den Achseln. Wenn sie dies interessant fand und die Informationen ihnen nützen würden, dann sollte sie ruhig weitersuchen. Magier waren eben doch eine eigene Gattung. Der Ritter streckte sich und ging mehr oder weniger gelangweilt zu einem der Regale herüber, die hier herumstanden und begutachtete das was darauf lag. Gerade als er nach dem Ding greifen wollte, was sich darauf befand, nahm er seine Hand rasch wieder zurück als er erkannte was dies war. Es war ein kleiner Dolch, der wie das äußere der Häuser, sehr kunstvoll war. Scheinbar sämtliche Farben hatten hier Verwendung gefunden. Er sah einfach nur wunderschön aus. Er wusste nicht genau was genau daran so wunderschön war, aber vielleicht war es auch einfach nur die Tatsache, dass er so fremd so ungewöhnlich so anders war. Nie war ein Dolch der seiner Schmiede entsprungen war so prachtvoll gewesen. Falls es noch irgendwelche Schmiede in diesem Land gab, die ihm etwas von dieser Kunstfertigkeit beibringen konnten, dann würde er sich gerne darin unterrichten lassen. Doch warum hatte er nicht danach gegriffen? War es die Anerkennung eines Schmiedes für einen anderen, die ihn daran gehindert hatte diesen Dolch zu ergreifen oder war da noch etwas anderes? ,, Merkwürdig“, flüsterte der Schwarzhaarige zu sich selbst und zwang sich dann danach zu greifen. In dem Moment wo seine Hand den Dolch berührte war der Zauber gebrochen und er konnte das Kunstwerk aufmerksam begutachten. Er war weder besonders scharf noch war er gut ausbalanciert. Vom Kämpfen schienen diese Menschen nicht viel zu verstehen, wie der Schmied schon nach einigen Bewegungen mit dem Dolch feststellen konnte. Selbst ein schlechter Waffenschmied aus Khorinis hätte diesen Dolch besser hinbekommen. Es war lediglich die Kunstfertigkeit die an dieser Waffe beeindruckte. Vielleicht war dies ja der Preis die die Kunst forderte.

Ob es Diebstahl war den Dolch mitzunehmen, war dem Ritter nicht klar und so hatte er einfach beschlossen ihn mitzunehmen und wenn auch nur als Schmuckstück für seine Schmiede. ,, Ed wie sieht es aus? Hast du schon etwas Besonderes über dieses Volk herausgefunden?“. Etwas verwirrt, durch das viele Lesen schaute die Magierin auf, dachte scheinbar noch einmal über die gestellte Frage nach und nickte schließlich. ,, Ja hier steht eine Menge. Sie scheinen sehr viel mehr als wir auf die Kunst zu schauen anstatt auf das ewige Kämpfen. Vielleicht wurde dies ihnen zum Verhängnis“. DraconiZ nickte instinktiv. Dies hatte er schon allein an dem Dolch feststellen können. Kein normaler Mensch verwendete so viel Zeit einen schlechten Dolch so zu verzieren. Zu mehr Worten war die Magierin nicht zu bringen, denn schon bald war sie wieder in ihre Bücher vertieft. Scheinbar war sie froh endlich die Langeweile loszuwerden, die sie den ganzen Marsch über gehabt hatte. Das hatte sie ja auch keinem verheimlicht. DraconiZ zuckte also nur mit den Schultern und wandte sich wieder dem Raum zu. Ob sich hier noch irgendein Gegenstand finden würde, der sich in das Bild fügte?

Gerade als der Ritter den Raum ein weiteres Mal vor Langeweile durchquert hatte, hörte er draußen irgendetwas. Wenda war die einzige die draußen geblieben war. Was war dort vorgefallen? ,, Ed ich habe was gehört. Da draußen muss irgendwas passiert sein“. Erklärte er knapp, bevor er sich der Tür zuwandte. Doch schon nach zwei Schritten blieb er abrupt stehen, als er zwei Gestalten erkannte, die ganz sicher nicht zu seinen Gefährten zählten. Ihre ganzen Körper waren geschuppt und sie liefen Kerzengerade auf sie zu. Sie trugen keine Rüstungen und keine Waffen, dafür konnte man die Wärme die ihre Körper ausstrahlten schon von weitem spüren. Doch sie griffen nicht an. Noch nicht. Das einzige was sie taten war dastehen und den Schleichlehrer begutachten, der schon alleine seine Muskeln auf einen Kampf vorbereitete. Auch Ed war mittlerweile an seine Seite getreten und hielt ihre Hände auf der Höhe, wo sie ihre Runen verborgen hatte. Was waren das für Wesen und was machten sie hier? ,, Sind das die Bewohner dieser Insel?“, zischte der Schwarzhaarige der Magierin so leise wie nur irgendwie möglich zu, wobei diese sofort verneinte. ,, Das sind Dämonen. Ich kann das spüren. Beliars Macht durchdringt sie“. DraconiZ bewegte sich nicht und sagte dazu nichts, um die Wesen nicht zu erschrecken. Falls man sie überhaupt erschrecken konnte. Erst Untote und dann auch noch Dämonen. Wohnte Beliar selbst hier und bewachte die Tränen seines Bruders? Unmöglich war dies nun nicht mehr in den Augen des Ritters.

Doch als draußen ein schrecklicher Schmerzenlaut ertönte, der darauf hinwies, dass es wohl noch mehr von den Kreaturen draußen gab zögerten die beiden Dämonen nicht mehr und schnappten sich je einen Diener Innos’. Sofort hatte die Magierin eine Rune in der Hand und feuerte auf ihren herannahenden Feind. DraconiZ hingegen sprintete auf seinen Feind zu und zog im gleichen Moment sein Schwert. Er würde die Tränen Innos’ in seinen Händen halten und sich nicht von so einem Lakaien aufhalten lassen. Besonders nicht von einem so hässlichen. Mit einer martialischen Bewegung fuhr sein Schwert durch die Luft, doch verfehlte seinen Kontrahenten um haaresbreite, da dieser nicht nur besonders hässlich, sondern auch verdammt flink zu sein schien. So ging der Kampf vom ersten Augenblick von Null auf Hundert. Hätte der Ritter nicht die Körperbeherrschung gemeistert hätte es verdammt finster für ihn ausgesehen. Doch so konnte er sich einigermaßen gut gegen den Gegner behaupten, der scheinbar verdammt erstaunt darüber war, dass ein Mensch ihm in Sachen Gewandtheit ebenbürtig war.

So kam DraconiZ dann auch zu seiner Chance. Gerade als der Dämon vor einer seine Schwertstreiche auswich machte der Schleichlehrer eine Rolle, die gar nicht so einfach war mit dem Schwert in der rechten Hand, und versenkte sein Schwert Valien in der Seite des Monsters. Triumphierend schrie der Gardist auf und zog das Schwert wieder heraus um dem Biest die Kehle durchzuschneiden, doch dieses schien noch nicht erpicht darauf zu seinem Meister gegenüberzutreten und wies auch keine besonderen Einschränkungen auf, so dass es sich einfach wegdrehte und dem Schmied brutal vors Gesicht schlug. Voller Überraschung und Zorn taumelte der Streiter zurück und wäre um ein Haar umgefallen, wenn er sich nicht im letzten Moment noch gefangen hätte. Doch dies war auch bitter nötig, da das Monster scheinbar keine Verschnaufpause kannte und dem Schwarzhaarigen sofort nachsetzte. Dieser sah sich nun nicht mehr besonders gut vorbereitet und hatte alle Schwierigkeiten den andauernden Attacken des Monsters auszuweichen. Zusätzlich konnte DraconiZ es sich in einem Moment nicht verkneifen zu Ed herüberzuschielen, die ihren Gegner weiterhin mit ihren Runen gut bearbeitete. Doch diese Ansicht bezahlte er mit einem schmutzigen Kratzer von seinem Linken Oberarm bis zum linken Unterarm. Voller Wut schrie der Schleichlehrer gellend auf und ging nun seinerseits in den Angriff über indem er dem Dämon erst mal mit dem Ellbogen ins Gesicht schlug. Ohne auf irgendetwas zu warten trat er ihm im nächsten Moment in den Bauch, hob sein Schwert in die Höhe und enthauptete das Monster.
Schwer atmend sah der Schmied zu wie das Monster zu Boden ging und sah dann zu der kleineren Magierin hinüber, die ihren Gegner auch fast erledigt hatte. Trotzdem erhob er sein Schwert wieder und sprintete zu ihr hin. Man konnte nie wissen, was geschehen konnte.

Schmusekatze
31.05.2006, 19:44
Im Grunde war es für einen Magier immer faszinierend sein Wissen zu mehren. Und wenn man fremde neue Orte entdeckte, dann war dies meist die beste Methode sein persönliches Wissen zu ergänzen. Doch Diese Insel, auf der die Anhänger Innos nun waren, war nicht gerade das schönste Land welches es zu erforschen galt. Doch immerhin konnte Drake so ein wenig mehr über Dunkle Magier heraus finden. Es war ihm schon immer schwer gefallen diese Anhänger des Dunklen Gottes Beliar zu verstehen.
Und schließlich war es sogar so weit gekommen dass die Gruppe von Untoten Dienern Beliars angegriffen wurden, Drake wollte schon eingreifen, doch er musste feststellen dass sich Ed ziemlich gut schlug. Und auch die größere Gruppe von Untoten wurde mit gemeinsamen Kräften zurück geschlagen.

Nach ihrem Aufbruch von dieser Einsamen Hütte, hatte Drake einige Zeit gehabt um ein wenig zu grübeln. Irgendwie kam ihm das alles hier ziemlich seltsam vor. Untote waren nicht unbedingt intelligent, und sie organisierten sich auch nur selten von allein zu großen Gruppen. Es musste immer eine treibende Kraft dahinter stecken, oder die Untoten waren dazu erschaffen worden etwas zu beschützen. Doch was sollten sie auf dieser Insel schon großartig beschützen? Es konnte nur möglich sein dass sie von einer bösen Macht angetrieben wurden. Jemand war also auf sie aufmerksam geworden, und dieser Jemand schien nicht zu wollen dass sie die Stadt erreichten, oder einfach nur tiefer in die Insel eindrangen. Drake war so in seine Gedanken vertieft dass er nichteinmal gemerkt hatte wie sie stehen blieben, in einiger Entfernung war eine kleine Gruppe von Häusern zu sehen.
Die Architekur dieser Konstrukte war anmutig, und schien als ob sie von Magie durchwoben wäre. Doch warum hätte sich dieses Volk die Mühe machen sollen einache Häuser mit Magie zu verfeinern. Drake hatte Häuser immer als etwas Notwendiges angesehen, was jedoch nicht zuviel Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Besondere Gebäude konnte man natürlich etwas hervor heben, doch warum einfach Wohnbauten?
Es wurde beschlossen dass sie sich alle aufteilen, und die Häuser erkunden sollten. Drake ging alleine in ein eher mittelgroßes haus, dass nicht weiter hervorstach. Das innere lockte auch keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Doch was konnte ein Hund auch schon mit Büchern anfangen? In einer Ecke des Zimmers waren ein paar verstaubte Regal voller Bücher zu sehen, welche nicht sofort zu erkennen waren, da Staub und Spinnenweben die Bücher verdeckten. Hastig eilte Drake zu diesem kleinen Hort des Wissens und zog willkürlich ein Buch hervor. Es war nicht weiter beeindruckend, es schien wohl ein Kinderbuch zu sein, dass mit lebhaften Illustrationen von Dämonartigen Wesen auftrumpfen konnte.
Drake schlug es wieder zu und hörte einen Knall. Verwirrt sah er das Buch an und schlug es abermals auf und wieder zu, doch der Knall blieb aus. Er drehte sich langsam um und erkannte dass hinter ihm Zwei der Dämonen im Tührramen erschienen waren. Nun war es wohl an der zeit für Drake sämtliche Register seines Könnens zu ziehen, denn selbst in Topform war es für einen hohen Feuermagier kein leichtes solche Gegner zu erlegen. Er zog sein Schwert und hielt es waagrecht zum Boden, während die Spitze beständig auf seine Gegner zielte. In der einen Hand das Schwert, und in der anderen einen Feuerball. Derart gewappnet stürzte sich Drake in den Kampf. Ein Dämon stürzte unter Drakes Feuerball, war jedoch nicht tödlich verwundet, doch der andere schien vorsichtiger zu sein, und umkreiste den hohen Feuermagier lauernd. Und schließlich sauste eine Kralle auf Drake hinab welche er nur mit knapper Not abwehren konnte. Doch dafür konnte Drake dem Monster einen Tritt verpassen, welcher ihn wieder zur Tür hinaus taumeln ließ. Ohne nachzudenken stürzte Drake seinem Gegner hinterher, doch dies wäre beinahe seine letzte Tat gewesen, da er den anderen Dämon völlig vergessen hatte. Dieser machte aber zum Glück mit einer scharfen Kralle auf sich aufmerksam. Ein stechender Schmerz peitschte durch Drakes linkes Bein, und sein Schwert schoss Reflexartig nach unten und spießte den Dämon auf. Was den Dämon leider nicht daran hinderte Drake ein weiteres mal zu treffen, was die Wunde in seinem Bein um ein beträchtliches Stück vergrößerte. Eine Zähe stinkende Flüssigkeit bahnte sich ihren Weg auf den Boden. Der Dämon schien Tot zu sein, doch er hatte seinen Preis gefordert. Drake spürte dass seine Kräfte nachliesen, ein weiteres Gefecht mit seinem Schwert würde er so ohne weiteres nicht überstehen.Aber nun musste es weiter gehen, es gab andere Mittel und Wege einen Feind auszuschalten, und dieser würde er sich nun bedienen müssen, denn ein weiterer Gegner war übrig, und wartete draußen auf seine Vernichtung. Drake trat hinaus, und für kurze Zeit stockte ihm der Atem, denn er schien nicht der Einzige zu sein, der seine Probleme mit dieser Brut Beliars hatte. Er nahm sich vor den verbliebenen Feind schnell zu erledigen um seinen Freunden zur Hilfe zu eilen. Ein einfacher Feuerball würde diesem Zweck jedoch nicht genüge tun. Drake wollte etwas stärkeres, mit mehr Power. Leicht Grinsend hohlte er seine Inferno Rune hervor, der Dämon schien ein wenig verunsichert zu sein, doch man konnte sehen dass er seinen Gegner besiegen wollte und schließlich stürmte er blind drauf los. Drake grinste noch breiter und entzündete das Feuer Innos, ein Schwall von Flammen brach aus seinen Händen hervor, und verbrannte den Dämon zu Asche. Zumindest hätte das passieren sollen, doch diese Ausgeburt Beliars rannte immer noch auf Drake zu. Sie schien nicht mehr wirklich am Leben zu sein, doch ein letzter Wille hatte sich in das tote Fleisch eingebrannt, er wollte diesen Magier des Feuers vernichten. Und schon spürte Drake die feurige Umarmung des Leichnams. Aus reinem überlebenswillen formte sich in Drake ein Gedanke, der Brunnen! Die Flammen leckten an Drake hinauf, doch der tote Körper des Dämons wollte sich einfach nicht lösen. Und schließlich erreichte Drake das kühle Nass und stürzte sich erleichtert hinein.

Medin
31.05.2006, 19:52
Medin war zusammen mit Uncle und Spike in das größte Haus gegangen. Hatte es äußerlich wie eben erst verlassen gewirkt, so herrschte drinnen Verwüstung. Möbel lagen zertrümmert am Boden, Vasenscherben säumten den einst so prächtigen Mosaikboden. Und dennoch war es faszinierend.
Während Uncle den Keller inspizierte und der Prediger Spike das Obergeschoss unter die Lupe nahm, begutachtete der Schmied das Erdgeschoss. Soeben betrat er einen dunklen aber anscheinend großen Raum. Als er den Fensterladen, der zur Rückseite des Hauses zeigte, öffnete, verschlug es ihm die Sprache. Er befand sich in einer Bibliothek. An jeder Wand standen Regale, die mit mehr oder weniger gut erhaltenen Büchern bis unter den Giebel gefüllt waren. In der Mitte standen inzwischen zerbrochene Tische und Stühle und sogar einen Lichtschacht für Oberlicht musste dieser Raum einmal besessen haben (irgendetwas großes hölzernes versperrte diesen nun). Der Boden war ebenfalls aus dem Mosaiksteinchen gefertigt, die zur Erbauungszeit wohl in den unterschiedlichsten Farben geschillert haben mussten und die decke wurde von mächtigen Steinsäulen gehalten. Wahrlich ein Hort der Bildung. Reto wird sich die Haare raufen, wenn ich ihm davon erzähle. Der Ritter lächelte noch einmal, bevor ihm in den Sinn kam, die anderen beiden herbei zu rufen.
„Spike, Uncle, seht euch das an!“ Es dauerte einige Augenblicke, bis genannte eintrafen, in denen der Zweihandschüler voller Bewunderungen an den Regalen auf und abging. So viele Bücher, so viel Wissen. Auf einen Schlag schienen all ihre Probleme gelöst. Hier ließen sich mit Sicherheit genügend Antworten auf viele Fragen finden.
Als die beiden Gefährten den Raum betraten, verharrten auch sie einige Momente im Staunen. Derweil ging Medin zu einem der ramponierten Tische und hob einen Pergamentfetzen auf. Kurz überflog der des geschriebenen Wortes mächtige Bauernsohn die Zeilen und blickte sich noch einmal um.
„Allen Anschein nach bilden diese Häuser eine Abtei der hiesigen Landesprediger. Das ist einfach fantastisch! Viel besser hätte es wirklich nicht kommen können.“ Freude machte sich in dem Ordensstreiter breit. Nach so viel Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung endlich ein Lichtschimmer am Horizont. Nein, das war sogar mehr als das.
„Wenn wir die anderen sofort holen, dann haben wir spätestens heute Nacht einen genaueren Plan davon, was hier überhaupt vor sich geht. Ich gehe die…“ Abrupt hielt er inne. Ein Schrei, nein mehr ein Ruf. Das war Wenda! Ein kurzer Blick zu dem Magier und dem Hauptmann genügte. Sie musste ihr zu Hilfe eilen. Doch das Trio kam nur bis in den Eingangsbereich des Hauses, denn mit einem ohrenbetäubenden Schrei, der wohl nur einer Höllenbestie entstammen konnte, schlug sich eben jene durch die Tür, eine zweite und dritte folgte. Als Medin gestern gegen die Zombies gekämpft hatte, war er davon ausgegangen, dass nicht schlimmeres kommen konnte. Doch diese übermannshohen schuppigen Wesen mit Klauen und Reißzähnen, welche auf zwei Beinen liefen, belehrte ihn eines Besseren. Ein Hieb hatte genügt, um die mächtige Eichenholztür in Stücke zu reißen. Was diese Krallen wohl mit einem Menschen…
Obwohl Medin keiner Magieschule mächtig war, spürte er jetzt, von Angesicht zu Angesicht, die durch und durch böse Aura, die alles Gute zu versengen schien. Mit einer fließenden Bewegung riss er Trolltöter aus der Scheide am Gürtel. Auch die anderen beiden machten sich kampfbereit. Einen Furchterregenden Gegner darf man keinesfalls den ersten Zug machen lassen. Die Klinge senkrecht zu seiner Körperachse nach vorne gerichtet stürmte Medin los. Ein Kampfschrei entfuhr ihm, als er den ersten Streich vollführte. Doch ging dieser ins Leere, denn zwei der Kreaturen kümmerten sich gar nicht um ihn und waren an ihm vorbei zu Magier und Hauptmann gestürmt (letzterer nahm sie beide auf sich, um Spike abzuschirmen). Der dritte jedoch hatte sich mit einer kleinen aber präzisen Bewegung zur Seite gelehnt. Der Ritter riss das Schwert aus dem fehlgeleiteten Schlag direkt zu der Ausgeburt hin und erwischte diese sogar an der Seite. Ein Kratzen war zu hören, als sich die Schneide über den Schuppenpanzer schob und einen klaffenden Riss hinterließ. Der Gegner gab ein Grölen von sich, welches sich jedoch nicht nach Schmerz, sondern nach Wut anhörte. Einige Augenblicke später sah sich der Südländer einem regelrechten Hagel von Schlägen ausgesetzt, denen er nur mit Mühe ausweichen konnte. Dadurch jedoch fand er sich in eine Ecke gedrängt wieder. Schon sauste die mit tödlichen Krallen bewehrte Klaue auf seinen Kopf zu. Einen Moment hatte Medin die Vorstellung vor Augen, wie ihm der Kopf durch diesen Schlag vom Hals gerissen wurde. Gerade rechtzeitig jedoch bezwang er die Bedrohung des Verzagens und hob Trolltöter zur Abwehr. Die Klinge glitt zwischen den Krallen hindurch und schnitt tief in die schuppige Klaue. Doch sie steckte fest. Die Bestie riss den Arm zur Seite. Mit einem Klirren fiel das Schwert auf den Mosaikboden, unerreichbar für Medin. Einen Moment blickte die Kreatur stumm auf den wehrlosen hinab. Den Zweihänder konnte er nun auch nicht mehr ziehen. Sollte es so enden? Sah so das Ende von Medin Cyridan, königlichem Schmied und Ritter, aus? Anscheinend nicht, denn nach einer kurzen Pause wandte sich das Monster schnellen Schrittes ab. Was zum Teufel? Warum hat er nicht… Sofort begriff der vor Schreck gelähmte. Es rannte in die Bibliothek. Mühsam zwang er sich zur Selbstkontrolle, hechtete zu seinem Schwert und stürmte hinterher. Die Bibliothek enthielt womöglich den Schlüssel zu den Tränen Innos’. Das Monster musste aufgehalten werden.
Als der Krieger aus vollem Lauf durch die Tür in die Bibliothek stürmte, bemerkte er, dass das sein größter Fehler gewesen war. Der Feind hatte damit gerechnet und stand direkt hinter der Tür. Medin musste nicht einmal gegen den schuppigen Körper prallen, denn noch bevor das geschehen war, schlug ihm das Wesen mit der Rückseite seines Unterarms an die Schulter. Sein Schwert eisern umklammert segelte der Ritter an eine steinerne Säule. Benommenheit ergriff Besitz von ihm, doch kämpfte er noch mit Erfolg dagegen an. Die Schulter fühlte sich taub an, doch würde er weiter kämpfen. Mühsam richtete er sich auf, doch beinahe zu spät konzentrierte er sich auf den Gegner. Dieser stand wieder direkt vor ihm. Wieder raste die Krallenbewehrte Klaue auf das Gesicht zu. Doch diesmal hing Trolltöter nutzlos an dem tauben Arm hinunter. Der Streiter, der Ohnmacht nahe, ließ sich einfach nach hinten fallen. Innos hilf! Das Stoßgebet bestimmte die letzten Gedanken, bevor die Krallenspitzen durch die gebräunte Haut seines Gesichts, angefangen bei der Stirn, pflügten, abwärts zum Hals, bis sie die grüne Weste durchschnitten und endlich vom Kettenhemd aufgehalten wurden. Wäre dem nicht so gewesen, hätte der Schlag Arm und Schulter mit Sicherheit vom Körper getrennt. Mit einem Krachen stürzte der Streiter in einen Tisch, welcher der Last nachgab. Mit einem Stöhnen befühlte er Gesicht und Hals. Vier rote Striche zogen sich vom Antlitz bis zum Kettenhemd hinunter, als hätte eine große Raubkatze mit einer Pranke zugelangt. Blut trat langsam hervor. Innos musste wirklich eine schützende Hand über ihn gehalten haben, dass die Krallen nicht tiefer ins Fleisch eingedrungen waren. Auf dem Rücken liegend starrte der Krieger in die unheimlichen Echsenaugen des grausamen Monsters. Diese schienen ihn mit einer unerklärlichen Nachdenklichkeit zu mustern. Doch dann verengten sich die Pupillen und de mordlüsterne Bestie holte zum finalen Schlag aus. Doch einmal mehr war sich Medin sicher, das dass nicht sein Ende war. Kurz grinste er zu dem Abschaum hinauf, bevor er sich zur Seite rollte, ein Knie auf dem Boden unter dem Schlag wegtauchte und Trolltöter mit aller Kraft, die der betäubte Arm doch noch hergeben konnte, in die Ferse des Feindes rammte. Ein grausamer Schrei tönte durch das gesamte Haus und der Feind knickte ein. Sich nun auf das andere Bein stützend richtete sich der Südländer auf. Er stand nun direkt neben dem rasselnd keuchenden Monster. Die zweite Hand eilte der betäubten zu Hilfe. Den Griff mit beiden Händen umschließend legte er alle Kraft in den horizontalen Schlag. Mit einem schmatzenden Geräusch trennte sich Kopf vom Körper. Einen Wimpernschlag später fiel der Körper mit einem dumpfen Geräusch auf den Mosaikboden. Dunkles Blut färbte die verblassten Steine neu ein. Medin blickte schwer keuchend auf sein Schwert. Wie damals an der Orkfront, doch diesmal bin ich der Ritter gewesen.
Seine innere Stimme riss ihn aus der Trance. Die blutende Wunde an Kopf und Hals ignorierend lief er aus der Bibliothek in die Eingangshalle. Spike und Uncle jedoch schienen die anderen beiden Gegner bezwungen zu haben. Ein Blick der Verständigung genügte und das Trio eilte nach draußen.
„Was war denn das eben“, brach es aus Medin hervor, als sie endlich auf dem Platz die anderen trafen. Er hatte nicht bemerkt, dass Gesicht und Hals inzwischen blutüberströmt waren und der warme Lebenssaft die zerrissene Weste dunkel färbte. Adrenalin pumpte durch seine Venen.

Françoise
31.05.2006, 20:37
Endlich hatte die Magierin etwas gefunden, mit dem sie sich beschäftigen konnte. Bücher und Pergamentrollen gab es in dieser verlassenen Siedlung zuhauf. Auch wenn die meisten mehr oder weniger kurz davor waren zu einer Staubwolke zu werden. Vor allem war einiges über die Stadtbewohner zu finden. Es waren mehr Künstler, als alles andere. Scheinbar war ein Großteil ihrer Kultur darauf ausgerichtet und sowohl das Handwerk als auch die Magie schienen sie dabei einzusetzen. Egal was sie erschufen, neben dem praktischen Wert legten die früheren Bewohner der Siedlung immer ein Augenmerk auf die Eleganz und Schönheit der Dinge. Kunstvoll musste es sein und das war auch überall erkennbar. Selbst die Bücher waren schön, die Einbände waren meist reich verziert und raffinierte Schrift wurde benutzt, äußerst erhaben. An manchen Stellen war es allerdings auch etwas nervig, denn teilweise waren die Worte so verschnörkelt, dass man sie mehrmals lesen musste, um hinter dem Prunk den eigentlichen Sinn des Wortes zu finden. DraconiZ unterbrach die Medica einige Male beim Lesen, allerdings war sie viel zu vertief in den Texten und gab nur ein paar schnelle Antworten. Immerhin wusste Ed nicht, wann sie das nächste Mal wieder etwas Interessantes fände. Die Strecke vom Schiff hierher war schon eintönig, da kam dieser Bücherhaufen genau richtig. Auch wenn der gestrige Angriff die Langeweile abrupt verschwinden ließ, es war keinesfalls das, was die Magierin unter Unterhaltung verstand. Während Ed durch die Bücher blätterte und DraconiZ irgendwo hinter ihr durch die Regale guckte, viel eine kleine Blume aus einem der Bücher. Beinahe hätte Ed sie übersehen, aber aus dem Augenwinkel schimmerte ein mattes Weiß. Als die Medica sie aufhob sah sie erstaunt welche Sorte Blume es war. Eine kleine, weiße Lotusblüte hatte die Zeiten zwischen den Buchseiten überdauert. Es war schon ein seltsamer Zufall, denn Lotusblüten waren Eds Lieblingsblumen. Aber es war auch nicht besonders verwunderlich, zwischen all den kunstvoll gestalteten Dingen fand eine solche Blume hier ihren richtigen Platz. Die Magierin steckte die Blüte in ihre Robe und wandte sich abermals den Pergamentrollen und Büchern zu. Inzwischen hatte wohl auch der Ritter etwas gefunden, das ihn interessierte, zumindest dachte Ed das, aber um eigentlich hörte sie wieder nur halbherzig hin, was er sagte. Aber dann überwand sie sich und blickte von den Büchern auf. Offenbar wollte er gerade das Haus wieder verlassen, so dass Ed die Texte liegen ließ und ihm folgte. Aber noch bevor sie neben DraconiZ stand spürte Ed einen leichten Anflug von Magie. Und ihre Sinne täuschten nicht. Zwei seltsame Gestalten versperrten den beiden den Weg hinaus und offenbar waren sie nicht gerade auf ein nettes Gespräch aus. Zu viel Böswilligkeit ging von ihnen aus und auch ihr Äußeres unterstrich den Eindruck. Wie schon bei den Zombies hatte Ed keinerlei magische Präsenz von den Wesen gespürt, bevor sie fast vor ihnen standen. Allerdings war das auch das einzige was sie taten, einfach nur herumstehen. Der Ritter fragte Ed, ob es die Inselbewohner wären, aber das konnte sie verneinen. Nach allem was sie gelesen hatte war das einstige Volk menschlich und nicht dämonischen Ursprungs. Und für eine Täuschung war alles zu groß angelegt. Aber dafür war keine Zeit, denn ihre Gefährten hatten offenbar auch Gesellschaft bekommen und zwar solche, die nicht nur stumm dastand, denn ein Schrei hallte in Haus. Für die beiden Dämonen offensichtlich ein Zeichen in Aktion zu treten, denn sie verließen ihre starre Haltung und wandten sich je einem von ihnen zu. Der massige Körper des Dämons raste auf die zierliche Magierin zu und hielt den ersten Feuerpfeilen ohne Anmerkung von Schmerzen stand. Ed wich aus und versuchte ein wenig Abstand zu dem Beschuppten zu bekommen. Aber der ließ nicht locker. Seine riesigen Pranken schlugen neben ihr in die Wand und hinterließen tiefe Furchen. Die Magierin musste sehr auspassen, um nicht zwischen die Fänge dieses Viehs zu kommen. Aber ihre geringe Größe hatte einige Vorteile, denn sie war viel beweglicher als dieser Dämon. Wieder hieb ihr Gegner nach ihr und traf diesmal zwei der hölzernen Regal, welche daraufhin in unzählige Bruchstücke zersplitterten. Zwei Feuerbälle trafen den Koloss an seinem Rücken, bevor er sich wieder umdrehen konnte. Dennoch schien ihm das nichts auszumachen. Sein Schuppenpanzer schien resistent gegen ihre Magie zu sein, zumindest gegenüber den schwächern Zaubern. Allmählich reichte es Ed auch mit diesem Vieh. Ihre Finger huschten an ihrem Ärmelsaum entlang und trafen auf die richtige Rune. Zwar war es einigermaßen riskant sie angesichts des engen Raums einzusetzen, aber richtig benutzt hätte der Dämon keine Chance. DraconiZ schien offenbar mit seinem Gegner schon über die Runden zu sein und nun Ed helfen zu wollen. Aber die Magierin gebot ihm Einhalt. Sie erhob die Hände über ihren Kopf und formte mit ihnen eine Art Blüte, in deren Mitte ein winziges Flammenkügelchen entstand. Der Dämon zischte die Magierin an und diese verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen und starrte dem geschuppten Angreifer direkt in seine Visage. Aber das Ungetüm ließ es offensichtlich kalt und setzte sich schnell in Bewegung, direkt auf Ed zu. Hinter sich hörte Ed den Ritter, offenbar wollte er eingreifen, aber er wusste, was es bedeutete sich gegen das Wort eines Magiers zu stellen. Allerdings war das auch egal. Ed hatte endgültig genug von diesem Dämon, er würde schon sehen, was er davon hätte. Mit schweren Schritten stampfte der Koloss auf sie zu und holte seinen massigen Arm für einen weiteren Schlag aus. Aber schon während der Dämon das tat wuchs das kleine Flammenkügelchen zwischen Eds Händen rapide an, weitere Flammen wirbelten um die immer größer werdende Kugel und rasend schnell erreichte sie ihre volle Größe. Der Dämonenkoloss blieb wie angewurzelt stehen und stolperte kurz zurück, bevor er sich besann und wieder nach vorne schnellen wollte. Für ihn war es nun aber zu spät. Den kleinen Augenblick des Zögerns hatte Ed genutzt. Sie riss ihre Augen weit auf und schleuderte mit aller Wucht die sie aufbringen konnte den Feuersturm in Richtung des Dämonenviehs. Mit einem lauten Rauschen verbrannte das Flammengeschoss die Luft und zog schwarze Russpartikel hinter sich her, als es mit aller Kraft auf der Brust des dämonischen Ungetüms einschlug. Der schuppige Panzer brach und der infernalische Zauber brannte sich seinen Weg durch den Körper des Wesens, bis er schließlich gänzlich durchgedrungen war und auf der anderen Seite wieder herausbrach. Durch die Wucht des Aufpralls schleuderte es sowohl die Magierin, als auch den Dämon zurück, aber letzterer brach nachdem der Zauber sich seinen Weg gebahnt hatte leblos zusammen. Aber es blieb keine Zeit, um den Sieg zu feiern. Ihre Gefährten waren offenbar in Gefahr und sie müssten ihnen so schnell wie möglich zu Hilfe eilen. Zusammen mit DraconiZ rannte die Magierin hinaus und schon wenige Augenblicke später sahen sie Wenda und Tomarus, wie sie ebenfalls einigen Dämonen gegenüber standen. Mit vereinten Kräften könnten sie hoffentlich unverletzt davon kommen. Insgeheim hoffte Ed zumindest darauf.

Wenda
31.05.2006, 22:11
Wenn Wenda und Tomarus auch nicht die komplette Herde von Dämonan hatten aufhalten können - mit einem einzigen wurden sie, wie sich herausstellte, gut fertig. Während der Einhandlehrmeister das dunkle Wesen mit schnellen Schlägen beschäftigte, tänzelte Wenda um es herum, und schlug mehr oder weniger testweise auf seinen reptilartigen Schwanz ein. Sie hatte Recht mit ihrer Vermutung - brüllend wirbelte der Dämon herum und ging auf die Ritterin los, agierte dann aber recht kopflos.
Tomarus hatte den Fehler des Wesens genutzt und ihm mit einem mächtigen Schlag kurzerhand den Kopf von den Schultern getrennt. Der Dämon brach zwischen den Kämpfern zusammen.
Rasch sahen sie sich um. Der Kampfeslärm aus den Häusern verstummte nach und nach. Wendas Anspannung ließ nicht nach - hatten die anderen die restlichen Dämonen besiegen können? Soeben kamen DraconiZ und Ed aus einem der Häuser, scheinbar unversehrt.
Mit Schrecken mussten sie beaobachten, wie Drake von Drachenfels, ein Feuermagier, den Wenda bisher noch nicht näher kennengelernt hatte, in tödlicher Umarmung eines Dämons aus einem Hauseingang stolperte. Dabei war jedoch nicht der Feind an sich das bedrohliche - der Dämon war bewegungslos und schien sich nur noch in seinen letzten Zuckungen an den Magier zu klammern - doch er brannte! Das Schuppenwesen hatte Feuer gefangen (woher war leicht auszudenken, hatte er doch einen Kampf mit einem Feuermagier hinter sich) und schon fing die Robe des Innosdieners Feuer. Doch Drake tat genau das richtige: Als er sich nicht von dem toten Dämon lösen konnte, rannte er schurstracks zum plätschenden Brunnen, den halb verbrannten Gesellen mit sich schleifend, und warf sich mit einem Zischen in das Becken, aus dem ihm Draco Und Tomarus wieder heraus halfen.
Nach und nach kamen die Gefährten auf dem Platz zusammen; sie alle waren siegreich gewesen.
Als Medin jedoch aus dem Hauseingang wankte, schluckte Wenda.
Sein Gesicht und sein Hemd waren blutüberströmt.
"Was war das denn eben..."
Er schien seine Verwundung noch gar nicht realisiert zu haben. Sofort eilte die Barbierin zu ihm. Drei lange und tiefe Kratzer, offenslichtlich von einem der Dämonen verursacht, zogen sich von Medins Schläfe an abwärts bis zum Hals hinunter, wo die Krallen des Monsters tief ins Fleisch gedrungen waren. Im Takt seines raschen Herzschlags drang Blut aus der Wunde.
"Medin, komm her." Im Gehen fummelte die Barbierin einen Verband aus ihrer Gürteltasche, den die fest zusammenwickelte.
Das Gesicht des Ritters, bemerkte sie, hatte bereits etwas Farbe verloren.
Kein Wunder, dachte sich Wenda beim Anblick des vielen Blutes auf seiner Kleidung. Fast bis zu seiner Taille hatte sich der rot glänzende Fleck ausgebreitet.
Vorsorglich legte die Ritterin einen Arm um Medin, um ihn zu stützen und zum Rand des Brunnens zu führen. Sofort war DraconiZ bei ihr und sie nahmen den Verletzten zwischen sich, der zwar leicht protestierte ob dieser seiner Meinung nach unnötigen Hilfe, aber strikt ignoriert wurde.
Schwer ließ sich Medin auf den Rand des Brunnenbeckens nieder. Kurz untersuchte Wenda die stark blutende Wunde, bevor sie im Befehlston Draco zu sich rief.
"Gib mir deine Hand."
"Wenda, denkst du nicht, dass das ein schlechter Zeitpunkt dafür ist..?"
Kurz schenkte die Barbierin ihm einen verwirrten Blick, ehe sie schlicht nach seiner Hand griff und ihn an Medins Seite zog.
"Ein Finger reicht mir auch schon. Wir müssen die Blutung stoppen."
Begreifend, wenn auch ein wenig widerstrebend stellte DraconiZ seinen Zeigefinger zur Verfügung, den Wenda zielgenau auf eine Stelle unterhalb des Blutquells drückte.
"Fest zuhalten."
Er tat wie geheißen und Wenda kramte ihre Utensilien hervor. Suchend ließ sie den Blick schweifen und fand, was sie suchte: Ed.
Die Magierin sah enorm erschöpft aus, als sie auf Wendas Ruf herankam.
"Eigentlich traue ich Heilmagie nicht - aber das hier ist ein Notfall. Kannst du das hier schließen?"
Wärhend sie sprach tränkte die Ritterin einen Bausch aus Verbandsleinen aus ihrem Wasserschlauch - das Brunnenwasser wollte sie auch zum Auswaschen der Wunde nicht verwenden - und begann, vorsichtig die tiefste Stelle des Risses in Medins Hals zu reinigen.
Offensichtlich war eine Schlagader verletzt worden.
"Ich.. ich weiß nicht. Meine Magie ist erschöpft. Ich kann.. - ich versuche es einfach."
Die Augen schließend hielt Ed die Hände über die tiefe Wunde. Wenda konnte nicht erkennen, was passierte, aber als sie die Arme wieder sinken ließ, hatte die Blutung aufgehört.
"Das muss fürs erste reichen.
Im schwindenden Tageslicht erkannte Wenda beim erneuten Untersuchen der Verwundung, dass die verletzte Halsschlagader nun unversehrt war.
Dankend nickte die Ritterin Ed zu und erlöste DraconiZ von seiner Festhalte-Pflicht.
Rasch kramte sie sodann Nadel und Faden hervor, was ihr zwar zweifelnde Blicke von Medin einbrachte, die sie aber weiterhin ignorierte und ihm befahl, gefälligst still zu halten, während sie nebenbei fluchte, keinen Alkohol zum effektivetren Reinigen der Wunde mitgebracht zu haben.
Rasch hatte sie den Rest ver Verwundung vernäht, ohne dass der Ritter muckte.
Sich zurück lehnend fiel ihr Blick auf Drake, der sich stöhnend das Gesicht betastete.
So ganz unversehrt schien er also bei seinem Fackellauf nicht geblieben zu sein.
Wie gut, dass Wenda ein kleines Fläschchen ihrer Tinktur aus Leinöl und Johanniskrautblüten bei sich hatte, das bei Verbrennungen schnelle Linderung versprach.
Auch, die tiefe Wunde am Bein, die Drake erlitten hatte konnte für heute mit einem straffen Verband versorgt werden.

Uncle-Bin
01.06.2006, 18:51
Der Angriff –schnell und heftig- war vorüber, die Verwundeten versorgt und die Gruppe nun wieder seit einer Weile unterwegs. Man wollte wer von jenem Ort, der solch böse Überraschung für sie bereit gehalten hatte und sicher noch von weiteren Unwesen bewohnt wurde.
Uncle fühlte sich glücklich seit er diese kleine Siedlung verlassen hatte, aber auch, weil er in der Bibliothek kurz vor dem Auftauchen der Dämonen noch ein Buch gegriffen hatte, dass ihm sehr interessant zu sein schien. „Der Pfad des Büßers“ nannte es sich und aus irgendeinem Grund war es Uncle unter der Unmenge von Literatur aufgefallen.
>>Untote, Dämonen und vergiftete Brunnen. Bei Innos, dieses Land ist weit mehr als verflucht. Man könnte fast meinen, dass dies der Ort war an dem Beliar seine ersten Anhänger formte.<<, seufzte der Hauptmann schließlich und bekam wortlose Zustimmung.
>>Dann hätte Innos auch einen Grund hier seine Tränen zu vergießen.<<, ergänzte Draconiz nach einer Weile. Er hatte damit Uncles Nerv getroffen und genau den Gedanken ausgesprochen, den der Hauptmann für sich behalten hatte.
Manchmal steckt hinter traurigen Worten auch ein wenig Optimismus, aber das muss nicht jeder gleich verstehen., dachte der Lord sich und grummelte. >>Normalerweise würde ich ein Liedchen singen, aber wer weiß, ob dann nicht noch eine Horde Bestien aus irgendeinem verfluchten Loch in die gute Welt hinaus springt und uns anfällt.<<
Es herrschte einen Moment betretenes Schweigen, dann hielt Uncle es nicht länger aus. >>Himmel, Arsch und Wolkenbruch. Sollen die Schergen doch kommen, mit einem Liedchen auf den Lippen und Mut im Herzen wird ich sie schon schlagen und im Zweifel ist Innos auf unserer Seite.<<, platzte es aus ihm heraus und schon begannen seine nicht ganz so kreativen Gehirnwindungen zu pochen.

Bauer, Bauer auf dem Feld,
dein Hof ist deine kleine Welt.
Komm doch mal in unsre Stadt
Und ließ dort das Tageblatt.

Da steht es dann groß und schwarz auf weiß:
Der Bauer hat ein breites Kreuz!
Trägt er doch des Adels große Steuer - Last
Und fängt empfängt den Priesterfurz als heil’gen - Gast!

Oh Bauer dann erhebst du dich;
Den Kampf danach überlebst du nich
Und Deine Gesellen lassen dich im Stich!

Du bist ein armes Bauernschwein – och lass das Kämpfen lieber sein!
Mit Worten und Getreide – bekommst du auch Geschmeide!
Dein Tode der wäre bitter – überlass den Kampf - unsrem Stand der Ritter!

In Frieden und mit ganz viel Wein – wird die Welt bald schöner sein!

Das Lied war nicht perfekt und vielleicht zu kritisch für die Öffentlichkeit, zwar auch hier in der illustren Runde, aber wenigstens würde es von den Untoten ablenken und gleichzeitig vielleicht den einen oder anderen mal auf andere Gedanken bringen. Blieb nur zu hoffen, dass sich bald keiner mehr daran erinnern würde, dass Uncle solcherlei Lieder verfasste.
Trotz seines Titels wollte er seine Herkunft allerdings nicht verheimlichen. Er war ein einfacher Mensch aus dem Hafenviertel und sicher nur im Orden aufgestiegen, weil er Gelegenheiten nutzte und Talent besaß. Der Krieg, welcher Unmengen an edlen Männern fraß, tat sein übriges.
Doch nun wollte er nicht länger über seinen Werdegang schwelgen, sondern endlich ein Lied anstimmen, das in der Lage war von der tristen Umgebung insoweit abzulenken, dass es nicht gefährlich wurde. Wobei natürlich niemand eine tumbe Horde Zombies übersehen oder überhören konnte – selbst wenn Uncles mittelmäßige Bardenstimme mittelmäßige Lieder trällerte.

Tomarus
01.06.2006, 19:55
Oh je, jetzt fing Uncle auch noch an, zu singen. Aber gut, wenigstens brachte das ein wenig Abwechslung in die ansonsten nicht nur eintönige, langweilige und stets gefährliche, sondern auch ziemlich stille Wanderung. Die Stimme des Lords war nicht gerade das, was Tomarus einen Wohlklang genannt hätte, aber nun ja, er war ja immer noch in gewisser Weise ein Vorgesetzter Tomarus’. Also ließ der Paladin das Ganze einfach mehr oder weniger teilnahmslos an sich vorbeiziehen und versuchte, sich auf die Umgebung zu konzentrieren und nach möglichen Feinden Ausschau zu halten.

Vor einigen Minuten hatte Tomarus immerhin schon etwas entdeckt, das seiner Motivation ein wenig Aufschwung gab: In der Ferne erhob sich das Land. Ob es ein wirkliches Gebirge war, wusste Tomarus nicht, ebenso wenig, ob er froh darüber sein sollte und ob dort nicht nur noch gefährlichere Kreaturen herrschten, aber immerhin war es eine Veränderung der Landschaft und damit einer der ersten wirklichen Beweise, dass sie nicht nur die ganze Zeit im Kreis liefen. Auch die anderen schienen über die entdeckte Veränderung in gewisser Weise froh zu sein. Die Erhöhungen kamen näher, und irgend etwas sagte Tomarus auch, dass sie sich der Zivilisation näherten – obgleich er auch hier nicht sagen konnte, ob diese noch bestand, oder ob sie bald nur auf eine ganze Zombiekolonie stoßen würden.

Wieder war bestimmt eine halbe Stunde vergangen, die sie nur so durch die Gegend wanderten, als plötzlich jemand Uncles momentane Darbietung unterbrach und sie alle aufhorchen ließ. Doch es war niemand aus ihrer Gruppe – es waren viele, aus einer anderen Gruppe. Einer nach Tomarus Geschmack viel zu großen Gruppe ...

Nach wenigen Augenblicken sahen sie sich einer kleinen Armee an Untoten, Zombies und Dämonen, gegenüber, es mussten Dutzende sein. So manchem Abenteurer rutschte in diesem Moment wohl das Herz in die Hose, die Gruppe wich ängstlich zusammen – hatten sie gegen eine solche Anzahl im Kampf eine Chance? Wenn, dann mussten die Magier wohl ihr Äußerstes geben und die mächtigsten Zauber anwenden, die sie beherrschten – und auch, wenn Tomarus nicht viel von Magie verstand, wusste er, dass die Feuermagier sich eben schon viel zu sehr verausgabt hatten, um dies jetzt noch bewerkstelligen zu können. Es schien keinen Ausweg zu geben ...

Wenda
01.06.2006, 21:20
Nach den Anstrengungen des Tages hatte sich die Moral der Gruppe je nach Musikverständnis mehr oder weniger stark verbessert, als Uncle-Bin seinen lustigen Gesang angestimmt hatte. Als dann am Horizont Hügel auftauchten, hoben sich die Geister noch mehr zu neuem Optimismus.
Doch abseits der Berge tauchte noch etwas weiteres am Horizont auf. Mit unatürlicher Geschwindigkeit kam eine Horde diabolischer Gestalten auf sie zu, die sie zumeist schon in Form ihrer Verwandtschaft kennengelernt hatten. Untote, Skelette und einige der schwarzen Dämonen standen ihnen bald gegenüber.
Die Waffen ziehend drängten sie sich aneinander, während die Übermacht an Monstern sie in eingem Abstand langsam umzingelte.
Unbewusst ihrem Instinkt folgend ließ Wenda sich mit den Magiern in die zweite Kampfreihe zurückfallen, ehe sie bemerkte, was sie tat und sich wieder nach vorn neben Tomarus drängte. An der Seite ihres Lehrers fühlte sie sich einfach am sichersten und konnte trotzdem ihre eingerosteten Fähigkeiten einsetzen.
Die Monster kamen näher und die Gefährten bildeten einen Kreis, sodass sie sich zu allen Seiten verteidigen konnten. Sie machten sich auf einen Kampf gefasst, der allem Anschein nach kein gutes Ende nehmen würde. Irgendwer sprach ein kurzes Gebet.
Auch Wenda wandte kurz den Blick gen Horizont, um Innos um Kraft zu bitten, diesen kampf zu bestehen. Doch dort am Horizont aus den Bergen herab kam eine weitere Truppe an Kriegern, die ihnen entgegen stürmte.
Wendas Herz sank.

Medin
01.06.2006, 22:41
Ab wann war eine Lage aussichtslos? Bei zu hoher Gegnerzahl? Bei Verletzungen und Schwäche verursacht durch Strapazen? Es würde sich zeigen, denn die Insel schien danach zu gieren, der Gruppe eine vermeintlich aussichtlose Lage nach der anderen zu bereiten. Zugegeben, hiermit hatte sie sich selbst übertroffen.
Rücken an Rücken standen die Leidensgefährten im verdorrten Gras, umringt von den Schergen der Finsternis, die ihren tödlichen Kreis mit bösartiger Präzision um die Innosgläubigen geschlossen hatten. Einen Moment fühlte sich Medin in die Minentalburg besetzt, der es ähnlich ergangen war. Doch sie stand nach wie vor und bot den Streitern Innos’ eine Zuflucht, die es auch immer wieder schafften, durch den Ring zu brechen. Dem Ritter kam der rettende Gedanke. Genau so würden sie es hier machen. Er musste nicht rufen, da sie alle dicht gedrängt standen.
„Wir müssen hier raus, den Ring durchbrechen, ihre Formation zerstören! Unsere Chance ist unser Glauben, die Alternative der Tod. Innos möge uns beistehen!“ Ein Stoßgebet, welches nicht flehend, sondern entschlossen den trockenen Mund verließ. „Kämpft bis in den Tod!“ Geflüstert hatte der kräftige Südländer diese Worte und im selben Moment erst wurde ihm die Bedeutung selbiger gewahr. Doch es änderte nichts daran. Der Klang von gezogenen Schwertern durchdrang die Totenstille, beantwortet von abscheulichen Lauten der Ausgeburten, die den Kreis immer enger zogen und die es nun zu bezwingen galt. Medin schloss die Stahlgepanzerten Finger im festen Griff um Trolltöter, bevor er aufblickte und ein Skelett mit den Augen fixierte. Dieser vor langer Zeit verstorbene Krieger blickte aus den leeren Augenhöhlen starr auf den Krieger und die blanken Zähne bildeten ein unfreiwillig mörderisch blitzendes Grinsen.
Wie zu ein letzter Atemzug fegte eine staubige Windböe über die Gruppe, bevor sie im Chor ihre Stimmen zum Schlachtruf erhoben. Es war der Klang des Krieges, der Klang des Todes.
Und nun stürmte auch Medin los. Das Skelett nicht aus dem Blick lassend legte er die kurze Distanz zwischen ihm und dem Gegner zurück, um dann die Klinge niedersausen zu lassen. Ein Klirren ertönte, doch beim zweiten Schlag blieb es aus. Stattdessen zerfiel der überrumpelte Feind in seine Bestandteile. Wie von Sinnen schlug er sich eine Reihe von dem Gedanken besessen, die Formation zu durchdringen. Damit hatten diese Bestien wohl nicht gerechnet, denn das Überraschungsmoment aus dem beherzten Ausfall traf sie mit voller Wucht. Nunmehr zwei waren durch Medins Klinge zu Boden gegangen und auch seine Kameraden schienen Lücken geschlagen zu haben. Der tödliche Kreis war geborsten. Doch was war damit gewonnen? Vereinzelt standen die Krieger nun zwischen den Gruppen von Feinden. Wenn sich daran nichts änderte, dann würden sie bald aufgerieben. Man müssten den Kampf weiter auseinander ziehen müssen. Das Schwert aus einem halbverwesten Zombie ziehend blickte der Ritter sich um. Unweit erspähte er ein lichtes Wäldchen, bestehend aus verdorrten Bäumen. Wenn es ihnen gelang den Kampf dort hin zu tragen, dann gelang es ihnen vielleicht ihre Geschwindigkeit auszunutzen.
„Der Wald, wir können ihn erreichen“, rief er über den Kampfeslärm hinweg. Konnten sie das? Sie mussten!
Weiter auf einen Feind einschlagend wich Medin zurück. Irgendwo hinter ihm mussten sich die Bäume befinden, an die sich seine Hoffnung klammerte. Der Kampfschauplatz hatte sich vergrößert, die Gruppen waren auseinander gezogen. In der Nähe sah der Ritter Draconiz mit einem Skelett kämpfen. Die anderen schienen sich wohl bei den Gruppen von jeweils zwei bis drei Gegnern zu befinden. Er selbst hatte nur noch mit zweien zu kämpfen; ein abscheulicher Dämon und ein Zombie. Letzterer war mit Schnittwunden übersäht, kämpfte aber noch weiter. Doch einige Augenblicke schon bekam Medin eine Chance, die er zu nutzen gezwungen war. Kurz bevor der Zombie einen vernichtenden Hieb landete, bohrte er dem Zombie das Schwert von der Magengrube schräg abwärts bis zwischen die Lenden. Ein Krachen kündete vom Beckenbruch, der Untote brach zusammen. Dem Rüstungsschmied war es noch nicht gelungen, sein Schwert wieder heraus zu ziehen, bevor der Dämon angriff. Im letzten Moment duckte er sich unter dem Schlag weg (der den Zombie in Stücke riss), bevor er das Versäumnis nachholen konnte. Doch selbst bewaffnet tat er sich schwer. Er spürte es in jedem seiner Glieder. Erschöpfung. Zwar pumpte das Adrenalin weiter Kraft durch seinen Körper, doch genügte das einfach nicht mehr. Er merkte es schon an seinen Reflexen, wie sie langsamer wurden. Der Dämon schien nichts Derartiges zu verspüren. Unbeirrt schlug er nach dem Abenteurer. Diesem blieb bloß Parade und Rückzug übrig. Doch wohin? Immer dichter wagte er sich in das verdorrte Gestrüpp; die Ausgeburt Beliars durchpflügte es unbeeindruckt. Einen Streich der scharfen Krallen konnte Medin noch mit der Klinge ablenken, dann glitt sie ihm aus den Händen, um zwei Meter entfernt mit der Spitze in den Boden zu fahren.
So stand er da, im Rücken einen Baum, vor sich einen tödlichen Gegner. Der Dämon verharrte, die Klaue zum endgültigen Schlag erhoben. Diese Kreatur starrte ihn mit einem durchdringenden Blick an. Für einen Moment durchzuckt ein brennender Schmerz die vernähte Narbe, die den Ritter zeichnete. Medin tastete sie vorsichtig mit der gepanzerten Hand ab. Sie war noch verschlossen. Doch was nützte das nun schon? Resignierend lehnte er sich an den Baum. Das war nun eine aussichtslose Lage. Nicht, weil er keine Waffe hatte, sondern weil er keine Hoffnung besaß.
Ein Pfeil durchschnitt die Luft, raste am rechten Ohr des Südländers vorbei und schlug mit einem dumpfen Geräusch in die Brust des Dämonen ein, zwei weitere folgten. Ungläubig starrte das Monster an sich herab. Medin nutzte die Gunst der Stunde. Mit zwei Schritten war er bei seinem Schwert und zog den Schlag von unten durch. Mit einer klaffenden Wunde kippte der Dämon auch hinten um. Er war zu Beliar zurückgekehrt.
Doch woher stammten die Pfeile? Medin sah sich um. Hinter ihm sprangen zwei in graue Umhänge gehüllte Krieger aus den Büschen, in ihren Händen blitzten Klingen. Von einem nahen Baum sprang ein dritter, ein Bogen war seine Waffe. Der Ritter blickte sich weiter um; Überraschung stand auf seinem Gesicht. Weitere fremde Kämpfer erschienen und eilten den bedrängten Gefährten zu Hilfe. Der Kampf war nun so gut wie entschieden.

Medin ging auf einen der Soldaten zu, welcher gerade seine Klinge aus einem Zombie zog.
„Danke. Ohne eure Hilfe hätten wir den heutigen Tag wohl nicht überlebt.“
„Der Tag ist noch nicht rum.“ Der Angesprochene hatte einen gleichgültigen Ton angeschlagen, als würde er gerade eine Kiste Fisch verkaufen.
„Darf ich fragen, wer ihr seid?“ Medins natürliches Misstrauen hatte sich zu Wort gemeldet. Nun lächelte der Gegenüber.
„So wir ihr und eure Kameraden kämpfen sind wir Gleichgesinnte. Zumindest haben wir denselben Feind.“ Medin fiel ein Stein vom Herzen. In diesem Land gab es tatsächlich Menschen, die Widerstand leisteten. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Der fremde Krieger steckte seinen Zweihänder in die Rückenscheide, bevor er fort fuhr.
„Mich würde auch interessieren, wer ihr seid. Doch ihr seht erschöpft aus. Folgt uns, wir bringen euch nach Tyrien.“
Ob es klug war, einfach so mitzugehen? Medin war nicht der einzige, der inne hielt. Immerhin konnte man leicht von einem Übel ans nächste geraten. Der Fremde deutete das Zögern richtig und grinste kurz.
„Mein Name ist Hauptmann Feydieth. Wenn ihr heute Nacht nicht als Zombie enden wollt, solltet ihr mir und meinen Mannen folgen.“ Nun war auch Medin überzeugt, obwohl er sich schwor, wachsam zu bleiben. Die Anspannung fiel ab, Erschöpfung machte sich in ihm breit. Wenn du das nächste Mal in solchen Schwierigkeiten steckst, dann suche nach einem Ausweg und verschließe nicht die Augen vor ihm, mahnte die innere Stimme. Der Ritter nickte, bevor er sich in Bewegung setzte.

DraconiZ
01.06.2006, 23:25
Unlängst war die Nacht über diese unwirkliche Landschaft hereingebrochen, von der man sich kaum vorstellen konnte, dass sie überhaupt existierte. Wie konnte in einem solchen Abschnitt nur so viel Tod und Gefahr lauern? DraconiZ war sich mittlerweile mehr oder wenig sicher, dass dieser Ort verflucht war. Beliar selbst musste hier gewütet haben und eine ganze Reihe seiner Dienerkreaturen hier postiert haben. Anders konnte der Waffenschmied sich das einfach nicht erklären. Dies war das dritte Mal, seit dem sie auf dieser verfluchten Insel gelandet waren, dass sie von Untoten, Dämonen und sonstigem Pack attackiert worden. Was sie angriff war dem Schleichlehrer mittlerweile verdammt egal. Denn eines hatten sie alle gleich. Sie redeten nicht, sie machten keine menschlichen Bewegungen und das einzige was sie wollten war um jeden Preis die Diener Innos töten und das wäre ihnen dieses Mal wohl ohne weitere Probleme, schon allein wegen ihrer Übermacht, gelungen wären die Tyroth nicht zur Hilfe gekommen. Ein wahrlich seltsames Volk, wovon der Schwarzhaarige gedacht hatte, dass sie lediglich kunstfertig waren und keine besonders guten Kämpfer, aber da hatte er sich doch geirrt. Sie hatten sich gut geschlagen und er verdankte ihnen mehr oder weniger sein Leben. ,, Auch wenn ich für meine Aufgabe und für Innos bereitwillig gestorben wäre“, ergänzte DraconiZ in Gedanken. Sein Hochmut lies sich einfach nicht unterdrücken. Auch in dieser Situation nicht. Fast wie Gefangene trotteten sie neben den Tyroth, die recht hoch gewachsen und in graue Mäntel gehüllt waren. Denn nicht die Diener Innos’ waren es die nun bestimmten wo ihre Reise hinging. Sie waren den Bewohnern der Insel nun quasi hilflos ausgeliefert und der Schmied schätze es nicht besonders seinen Weg nicht selbst bestimmen zu dürfen. Doch insgeheim fühlte er wie er sich in seinem Inneren fügte. Sie hatten nach den Strapazen wahrlich keine Chance alleine zu überleben. Sie hatten sich ihre Situation nicht aussuchen können und nun musste sie eben damit leben.

Kaum ein Wort wurde während dem Marsch gesprochen und das störte den Ritter auch kaum. So hatte er wenigstens Zeit über alles Erlebte noch einmal nachzusinnen und seine Begleiter zu mustern. Wie konnte ein Volk nur so viele Fertigkeiten besitzen? Sie waren wahrhafte Künstler und gute Kämpfer, soweit der Schleichlehrer dies beurteilen konnte.
Eine Weile hielt er es noch zurück, sprach aber dann einen der in graue Umhänge gehüllten an. ,, Ich wundere mich, dass ihr so geübt im Umgang mit der Waffe seit. Wo ihr doch noch nicht einmal wisst, wie man eine Waffe richtig schleift“, meinte der Schmied mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme zu dem Mann, der neben ihm lief. Dieser blickte den Gardisten missmutig an und nickte dann, als DraconiZ ihm den Dolch hinhielt, den er gestern in einem der Häuser gefunden hatte. ,, Wir wissen wir man diese Biester ausschaltet das ist alles. Wir kämpfen schon lange gegen sie und kennen ihre Schwachstellen. Obgleich wir uns nie als ein Kriegervolk gesehen haben, mussten wir viel lernen“. Auf diese Worte hin warf der Schwarzhaarige dem Tyroth einen fast wehmütigen Blick zu und schüttelte dann aber den Anflug dieses Gefühles von sich ab. ,, Erzählt mir von dem Land wie es vorher war. Es interessiert mich schon seit dem ich diese Insel betreten habe was hier vorgefallen ist“. Doch der Angesprochene schüttelte nur den Kopf, als er die Frage des Ritters hörte. ,, Ihr werdet in der Stadt viel erfahren. Es ist sinnlos Kraft mit Reden zu verschwenden.“ Doch so leicht konnte man DraconiZ nicht abfertigen. ,, Ihr meint wohl, dass wir nach eurer Pfeife tanzen müssen wie? Wie meint ihr mit mir umgehen zu können?“. Der Schmied war gereizt nach all den Kämpfen. Sein Körper schrie nach Ruhe und sein Geist ebenfalls. So war es kein Wunder, dass er nun solch einen Ton anschlug, obwohl er eigentlich hätte dankbar sein müssen. Doch der Tyroth war nicht gekränkt, sondern schüttelte nur ein weiteres Mal den Kopf: ,, Es ist schön Streiter Innos zu finden, die noch nicht getötet wurden. Doch glaubt nicht, dass wir alles hinnehmen werden, was ihr sagt und nun schweigt“. Mit diesem Worten ging der Tyroth etwas schneller und verschwand aus den Augen des Schleichlehrers, was bei der Dunkelheit nicht besonders schwer war. DraconiZ hingegen murmelte irgendwas wie ,, Feigling“ und schlurfte weiter. Das einzige was er in diesem Moment wollte war alleine sein, wogegen wohl Niemand was einzuwenden hatte.

,, Da vorne ist es. Man kann schon das Feuer sehen. Doch lasst euch nicht täuschen es ist noch ein guter Marsch“. Die letzten Worte hätte Feydieth sich sparen können, denn alle guckten schon gespannt zu dem Talkessel hinunter, der sich wie eine Oase in die kahle Wüste fügte. Umgeben von mächtigen Felsen schien diese Stadt wahrhaft uneinnehmbar zu sein. Die kurzen Mauern die die Verteidigung vervollständigten waren fast so hoch wie die Berge selbst und das Tor erinnerte was selbst an eine separate Festung. Außerdem meinte der Schmied selbst durch die Dunkelheit und auf diese Entfernung die Pracht erkennen zu können, die allein schon dem Licht und vor allem den zahlreichen Gebäuden inne war, die er nun schon sehen konnte. Eines der Gebäude hob sich besonders hervor. Es war bestimmt zehnmal so groß wie alle übrigen und schien mehrere Teile zu besitzen. Was dies wohl war? Da der Schleichlehrer sich langsam wieder beruhigte und nicht schon wieder einen Streit von Zaun brechen wollte, beließ er es einfach bei dieser gedanklichen Frage und belästigte keinen der Tyroth ein weiteres Mal. Stattdessen wandte er sich Spike zu, der irgendetwas zu haben schien. Gerade als der der Magier registrierte, dass der Gardist auf ihn zukam begann er zu sprechen: ,, Ich spüre eine große magische Aura die von dieser Stadt ausgeht. Irgendetwas verdammt Großes und Kraftvolles schützt diesen Ort. Doch wir brauchen keine Furcht zu zeigen. Die Macht weicht total von den Untoten und Dämonen ab“. DraconiZ nickte auf diese durchweg positiven Eindrücke hin. Vielleicht waren sie dort an dem Ziel angekommen, welches sie gesucht hatten. All die langen Tage in der Prärie draußen. Wahrscheinlich wären sie, wenn sie alleine weiter gewandert wären ziellos weiter durch die kahle Landschaft gestreift und dort gestorben, wenn die Krieger sie nicht gefunden hatten. Doch dies war nun erstmal nicht mehr von Bedeutung, wo sie die Stadt sahen und für den Schwarzhaarigen war es in diesem Moment so oder so egal. Das einzige was er nun wollte war Ruhe.

Es schien wie ein Wunder, aber ohne weitere Vorfälle standen sie schon bald vor dem riesigen Zweiflügeligen Tor und bestaunten die vielen Bogen- und Armbrustschützen die auf der Mauer stationiert waren und darauf warteten, dass Feinde herannahten. Wie die Gruppe schon drei Mal miterlebt hatte, hatten sie auch allen Grund dazu. Feydieth, der Anführer der Tyrothgruppe trat schließlich vor das Tor und erhob beide Hände zum Himmel, als wolle er ein Gebet an irgendjemanden richten. ,, Na wenn’s denn hilft, dass wir da reinkommen“, murmelte DraconiZ bitter und tatsächlich tat sich die Pforte schon im nächsten Moment für die ganzen Streiter auf. Schon als sie aufsprang konnte man sehen, dass drinnen immer noch reger Betrieb herrschte und das noch sehr viele gepanzerte Wachen bereitstanden. Scheinbar hatte diese Stadt keine Zeit mehr zum Schlafen. Erleichtert und abermals erstaunt über die Kunstfertigkeit, die einfach alles hier innehatte, ging die Innosgruppe fast ehrfürchtig in die Stadt hinein. ,, Kommt beeilt euch. Wir erwarten jeden Augenblick bösen Besuch“, meinte einer der Tyroth streng und nach einer Weile hatte dies auch ein jeder der Diener Innos’ aufgenommen, so dass sich schon bald die riesige Pforte wieder schloss.

Nun da sie in der Stadt selbst waren, wurden sie von tausenden von Eindrücken erschlagen. Menschen, beziehungsweise Tyroth, aller Formen und Hautfarben waren hier vertreten. Alle waren so unterschiedlich wie die Kunstwerke, die sie Häuser, Brunnen, Bänke und Straßen nannten. Einfach alles hier schien mit einer Perfektion und Mühe gemacht zu sein, die übermenschlich erschien. Doch vielleicht war das so, wenn man sich nicht den ganzen Tag auf Krieg konzentrieren musste, wie die Bewohner von Khorinis es machen mussten. Möglicherweise konnte man sich dann die Ruhe und die Zeit nehmen um in anderen Dingen weiterzukommen und so etwas zu erschaffen. Aber schon im nächsten Moment glaubte DraconiZ nicht mehr an seine eigene Theorie. Wenn Beliar das Land um die Stadt herum verflucht hatte, dann hatte Adanos diese Stadt gesegnet. Das alles hier war übermenschlich und unmöglich für einen normalen Menschenverstand zu begreifen. Ein normaler Bewohner von Myrthana konnte einfach nicht so etwas bauen oder so etwas erdenken. Die Gebäude hier waren nämlich nicht von dieser Staubschicht bedeckt und strahlten aus vollem Maße. Sogar in der tiefsten Nacht war hier alles Taghell erleuchtet durch verschiedene Lichter und Fackeln, die so groß und so intensiv waren, dass sie nur durch Magie entstanden sein konnten.

Doch schon bald musste sich die Gruppe von diesem Anblick abwenden, denn ihre Körper verlangten nun schon so heftig nach Ruhe, dass sie unmöglich noch lange herumstehen konnten. Andernfalls wären sie einfach zusammengebrochen. Zumindest ging es dem Ritter so und auch Medin und ein paar anderen schien es so zu ergehen. ,, Könnt ihr uns ein Zimmer geben?“, fragte Uncle einen ihrer Retter geradeheraus, der grinsend antwortete. ,, Wir haben für solche Fälle schon etwas vorbereitet. Es wird euch sicherlich genügen“. Als DraconiZ diese Worte gehört hatte, hatte er sich ein prächtiges Bett vorgestellt. Ein Himmelbett wie es nur Adelige haben konnten, aber den Raum, den er nach einiger Zeit betreten durfte war einfach nur königlich. Ein anderes Wort fiel ihm nicht ein. Einfach alles hier war einem König angemessen. Die farbenfrohen Vorhänge, der prachtvolle Tisch und die ganze Einrichtung. Dennoch wurde dies noch von dem Bett übertroffen, in das sich der Schleichlehrer schwer fallen lies. Noch nie in seinem Leben und auf all den Reisen, die er mit seinem Vater unternommen hatte, hatte er in solch einem Bett gelegen. Man sackte einfach in dem Material ein und man fühlte sich, als ob man von sanften Händen gestreichelt wurde, wenn man darin versank. Schon bald schlief der Ritter in seiner zerfetzten Kleidung ein und verschwand in seinen Träumen und einer wesentlich besseren Welt, als die in der er vorher noch gewesen war. Bald waren die Bedenken ein Gefangener zu sein vergessen und wenig später war die Gefahr, wenigstens für diese Nacht, endgültig gebannt.

Françoise
02.06.2006, 01:42
Der Tag kam und ging. Dabei unterschied er sich kaum von dem vorherigen. Immerzu lag eine Anspannung in der Luft und jeder ihrer Gefährten achtete ständig auf seine Umgebung. Zuerst waren es nur Zombies gewesen, dann aber schon schwere Brecher in Form von Dämonen. Und die hatten Medin und Drake ziemlich zugesetzt, auch wenn letzterer eher selbst an seinen Verletzungen Schuld trug. Damit die Medica sich etwas Ruhe gönnen konnte, hatte Wenda sich diesmal um die Wunden gekümmert und sie versorgt. Zwar half Ed bei Medins verletzter Schlagader, aber den Rest erledigte die Ritterin. Und sie machte ihre Arbeit gut, allerdings hatte Ed auch nichts anderes erwartet. Jeder, der in der Heilkunde bewandert war, ob nun als Barbier oder als Heiler, hatte gewisse Erwartungen zu erfüllen. Zwar waren die Methoden der Barbierin nicht sonderlich fortschrittlich, verglichen mit Eds Heilungsmagie, aber dennoch effektiv. Schließlich war die Gruppe wieder aufgebrochen, in Erwartung, was da auch kommen mochte. Unterwegs konnte es sich der Paladinlord nicht nehmen lassen ein Lied anzustimmen. Als wenn sie nicht schon auffällig genug wären und die Gegner geradezu massenweise um sie herumhockten. Ed überlegte, ob sie vielleicht versehentlich die Verletzung von Uncle nicht richtig behandelt hatte und er deshalb jetzt auf solch wirren Ideen kam. Sicher sollte es eine Aufmunterung sein, aber die Magierin fand es weniger amüsant. Dazu war die Lage zu angespannt und auch sie selbst war nicht besonders zufrieden mit der Situation. Allmählich hegte Ed sogar Zweifel daran, ob es richtig gewesen war mitzukommen. Das Ziel war verlockend, aber der Weg eine Katastrophe. Sichtlich bedrückt schleppte sich die Magierin weiter mit ihren Gefährten durch die trostlose Landschaft. Irgendwann kamen sie in hügelige Gefilde, was eine Abwechselung war, aber auf der anderen Seite erwarteten sie etliche Unholde. Obwohl sie sich gut mit ihrer Magie verteidigen konnte, schlauchte es inzwischen ein bisschen immer und immer wieder Dämonen und sonstige Unwesen abzuwehren. Außerdem musste Ed stets darauf bedacht sein, die anderen heilen zu können und wenn sie zu sehr erschöpft wäre könnte sie das nicht. Eine erholsame Nacht in einem weichen Bett wäre genau das Richtige. Aber im Augenblick konnten sie nichts anderes tun, als sich den Angreifern wieder zu stellen. Den Rittern schien es nicht an Kampfeslust zu fehlen, zumindest schrieen sie den Untoten entgegen, als sie sich auf sie stürzten. Die Magierin hielt sich jedoch eher bedeckt im Hintergrund. Ein Skelett, das es auf sie abgesehen hatte, fiel einer Salve Feuerpfeilen zum Opfer, die einen Knochen nach dem anderen aus dem Körper des Untoten schlugen, bis es schließlich komplett in sich zusammenbrach. Auf der Flucht zu einem nahen Wald verbrannte die Magierin noch einem Zombie das Angesicht und huschte dann zwischen den Gegnern hindurch zu ihren Weggefährten. Kurz bevor sie ankam surrte ein Pfeil auf einen der Untoten zu und streckte ihn vor Medin nieder. Aus allen Enden des Waldes schienen dann Kämpfer zu ihnen zu kommen, denn schon bald waren alle Unwesen vernichtet oder in die Flucht geschlagen. Und glücklicherweise schienen es noch lebendige Menschen zu sein, auch wenn sie nicht sonderlich gesprächig oder freundlich waren. Allerdings war das im Moment auch weniger von Interesse, als die Tatsache, dass sie die Gefährten gerettet hatten. Zusammen mit ihren neuen Verbündeten wanderten Ed und die anderen zu einer gut bewachten Stadt in einem Tal. Ganz offensichtlich war sie auch von den gleichen Leuten erbaut worden, die auch das kleine Dorf am Schiff und die Siedlung errichtet hatten. Es waren wirklich schöne Häuser, nur dass diese noch gepflegt wurden und dementsprechend einladender aussahen, als die verlassenen Bauten, die sie bisher fanden. Die Herren der Stadt ließen die Neuankömmlinge auch nicht lange warten und schon bald hatte man ihnen Quartiere zugeteilt. Ganz den Erwartungen entsprechend sahen die Zimmer sehr prunkvoll aus, genau wie die anderen Orte vermuten ließen, an denen sie bereits waren. Ed war froh darüber, war es doch exakt das was sie sich gewünscht hatte. Eine junge Frau zeigte der Magierin wo sie alles in ihrem Gemach fände und wo sie ein Bad nehmen könnte. Es kam ihr wie Stunden vor, die sie in dem dampfenden Wasser verbrachte und danach fühlte sich Ed so entspannt wie schon seit einigen Tagen nicht mehr. Aber dennoch musste sie auf alles gefasst sein, denn diese Stadt lag mitten auf einer Insel, die vor Untoten nur so wimmelte. Ed hopste auf ihr Federbett und setzte sich auf. Um ihre Kräfte zu regenerieren würde sie noch ein wenig meditieren, bevor sie zu Bett ginge. Vielleicht könnte sie dann auch diese seltsame magische Präsenz finden, die offenbar von der Stadt ausging. Nach mehr als einer halben Stunde konnte sich Ed allerdings nicht mehr konzentrieren und sie ließ sich müde ins Bett plumpsen. Es war herrlich weich, wenn sie wieder im Kloster wäre müsste sie sich sofort ein solches Bett fertigen lassen. Das letzte Mals, dass sie in einem solchen schlief war in Roid gewesen und schon sehr lange her. In Erinnerungen schwelgend fielen Ed langsam die Augen zu, bis sie letztlich tief eingeschlafen war.

DraconiZ
02.06.2006, 17:56
Interessiert und aus dem Staunen nicht mehr herauskommend streifte der Schmied alleine durch die Stadt. Er hatte sich schon als er heute Morgen in seinem königlichen Bett aufgewacht war und sich ausgiebig gewaschen hatte, von der Gruppe getrennt um die Stadt zu erforschen. So konnten sie wesentlich effektiver Informationen sammeln und mehr über dieses Volk erfahren, was ihnen gestern ja auch schon mehr oder weniger von ihren Rettern versprochen worden war. DraconiZ war ganz glücklich über diese Situation. Er konnte gut und gerne einen Tag ohne Kampf und Blut ertragen. Besonders in solch einer Stadt. Schon an diesem Morgen hatten er die wüste Gegend die draußen wartete fast verdrängen konnte und mittlerweile musste er schon nicht mehr daran denken. Diese Stadt und die Bewohner strahlten unglaubliche Freundlichkeit und unbeschreiblichen Frieden aus. Doch schon bald war DraconiZ neidisch auf all diese Sachen hier. Denn sie waren so perfekt, dass niemals einer aus Khorinis so etwas herstellen konnte. Die Grundflächen der Häuser, die Straße, jeder einzelne Stein hier schien perfekt ausgemessen zu sein und genau an dem Platz, den die Bewohner dieser Stadt ihm zugemessen hatten. Der Ritter erstarrte als er ein Funkeln im Boden sah, was sich von den anderen Steinen, die die Straße bildeten abhob. Er ließ sich in die Hocke und musterte den gelben Stein ganz genau. ,, Das ist doch unmöglich. Die verbauen doch nicht“, murmelte er laut vor sich her, doch er musste akzeptieren, was er vor sich sah. Das war tatsächlich ein Topas, der in der Straße integriert war. Im restlichen Mythana hätten Menschen für so etwas getötet und hier war einfach in einem Gehweg integriert. Mit einer ruckartigen Bewegung erhob sich der Schmied wieder und ging weiter. Es war einfach unfassbar, dass Edelsteine in eine Straße integriert waren, aber hier überraschte ihn nichts mehr. Wenn rund um den geschützten Talkessel nicht der Tod selbst gelauert hätte, hätte der Gardist wahrlich darüber nachgedacht hier zu bleiben. In diesem Paradies.

Doch das Beste an dieser Stadt war der Frieden der hier herrschte. Jeder, der von DraconiZ nach irgendetwas gefragt wurde, gab bereitwillig Antwort und erklärte geduldig fast alles was der Schleichlehrer wissen wollte. Mehr und mehr konnte sich der Streiter wahrlich vorstellen, dass hier die Tränen Innos am Werk waren, denn genau so stellte er sich die ideale Atmosphäre vor. Aber im Gegenzug fühlte er sich selbst ziemlich armselig, wie er mit seiner zerrissenen Tunika durch die prachtvolle Stadt lief. Nicht nur an seinem linken Arm, sondern auch an seinem Rücken und an der Hose waren große Risse von den bestrittenen Schlachten zu erkennen. So war es kein Wunder das er hier auffiel wie ein bunter Hund. Als er an einer Schneiderei vorbeikam, war ihm daher sofort klar, dass er nicht umhin konnte dieser, einen Besuch abzustatten.

Als er eintrat wurde er wieder einmal von einer Farbvielfalt und unglaublicher Ordnung empfangen. Eigentlich hatte er erwartet, dass in diesem Haus alles durcheinander liegt und viele Arbeitskräfte eifrig am arbeiten waren. Doch alle Stoffe waren sehr ordentlich in Regalen geordnet und es saßen lediglich drei junge Arbeiterinnen in riesigen Sesseln und beschäftigten sich mit Stoffen aller Art. Hätte draußen nicht das Schild gehangen, dass hier auch etwas verkauft wurde, hätte der Streiter darauf getippt, dass die Stoffe hier lediglich verarbeitet wurden. Denn die drei Frauen drehten sich noch nicht mal zu dem zerfetzt aussehenden Mann um, sonder quatschten munter weiter und arbeiteten in einer Geschwindigkeit weiter, die DraconiZ noch nicht einmal beim Schmieden, was er sehr gut beherrschte, annährend erreichen konnte. Schon bald sah er warum keine der Näherinnen ihn wahrgenommen hatte. Anscheinend war nämlich eine vierte Frau für den Verkauf zuständig, die nun auf den Gardisten zukam. Sie war groß gewachsen, hatte lange braune Haare und war in ein sehr langes, aus einem DraconiZ unbekannten, aber aus wunderschönen Stoff gefertigtes, Kleid gehüllt. Das Scharlachrote Kleid zierte die Frau zusätzlich zu ihrer natürlichen Schönheit noch einmal und verlieh ihr ein wahrlich majestätisches Aussehen. Fast wäre der Ritter zusammengezuckt, als sie den Mund öffnete. ,, Ich grüße euch Streiter. Ihr seht so aus, als könnten wir euch helfen“. Der Schmied wunderte sich erst, warum sie ihn sofort als Streiter identifiziert hatte, wurde sich aber schon im nächsten Moment bewusst, dass sein Schwert sicher an seiner Seite angebracht war und das es ganz und gar nicht üblich war, in diesem Teil der Welt als normaler Bürger, mit Waffen auf die Straße zu gehen. ,, Da habt ihr wohl recht. Ich würde euch bitten die Tunika wieder instand zu setzen“, erwiderte der Ritter nachdem er sich die richtigen Worte zurecht gelegt hatte. Die Braunhaarige aber bedachte ihn daraufhin mit einem fast beleidigten Blick, der ihr wunderschönes Gesicht entstellte. ,, Ich denke es wird besser sein, wenn wir euch eine neue Tunika anfertigen“. Stellte sie schlicht fest und wartete gar nicht mehr auf eine Antwort, sonder verschwand im hinteren Teil des Hauses. Dem Gardisten blieb nur übrig zu warten, was sich nun tun würde. Ob die Tunika nun repariert wurde oder ob er eine neue bekam, war ja auch eigentlich weniger wichtig.

Schon nach einigen Augenblicken kam die Frau wieder aus dem Hinterzimmer und stellte sich vor den Schmied. In den Händen hielt sie nun ein aufrollbares Maßband. ,, Still halten ich muss eure Maße nehmen“. In den weiteren Augenblicken wusste der Streiter kam wie ihm geschah. Die Tyrierin nahm wirklich quasi alle Maße, die sie nehmen konnte. Beine, Arme, Brust, Bauch, Schultern, Hüfte. Eigentlich hatte der Ritter noch einwenden wollen, dass er nicht so anspruchsvoll war, aber das hätte wohl wenig gewirkt. Die Tyroth waren eben Perfektionisten. Da konnte Niemand was dran ändern. Schließlich war die eifrige Schneiderin fertig und blickte auf das Stück Papier, wo sie alles genauestens aufgeschrieben hatte. ,, Soll sie die selbe Farben haben wie eure jetzige Kleidung? Ich persönlich finde, dass ihr in grün wesentlich besser ausschauen würdet“. Doch DraconiZ schüttelte fast entsetzt den Kopf. ,, So wie sie ist, ist es schon in Ordnung“. Die Frau sah etwas enttäuscht aus, versuchte den Streiter aber nicht weiter zu überzeugen, sondern ging zu den drei Näherinnen herüber und verteilte scheinbar die Aufträge, die sich aus der Bestellung des Gardisten ergeben hatten.

In der Zwischenzeit durfte der Ritter sich in einen der großen Sessel setzen und dort warten, bis die Näherinnen fertig waren. Erst hatte er sich gedacht, dass er sich nun zu Tode langweilen musste, aber damit hatte er wohl falsch gelegen, denn die Braunhaarige setzte sich wenig später in einen Sessel ihm gegenüber und guckte ihn freundlich an. ,, Ich habe gestern Abend schon von eurer Ankunft gehört. Wisst ihr es passiert nicht oft, dass Menschen ihren Weg zu uns finden“. Ohne Umschweife begann die hübsche Frau ein Gespräch anzufangen, gegen das der Ritter beileibe nichts einzuwenden hatte. Ausführlich begann der Schmied daraufhin von Khorinis und ihrer Reise zu erzählen, wobei er es vermied über das Buch oder die Tränen Innos zu erzählen, denn er wollte unter keinen Umständen die Frau verärgern oder einen unnötigen Streit vom Zaun brechen.

Der Schleichlehrer war fast schon traurig, als das Gespräch zwangsweise beendet wurde, als die drei Näherinnen signalisierten, dass die Tunika fertig geworden war. Schnell wurde der Ritter zu seiner neuen Kleidung gelotst und betrachtete diese. ,, Unglaublich. Aus welchem Material habt ihr sie gemacht? Wie habt ihr hinbekommen, dass das Schwarz so ist?“. DraconiZ fand keine Worte dafür. In solch einer Geschwindigkeit wäre er nicht in der Lage gewesen ein wirklich gutes Schwert zu schmieden. ,, Mich freut, dass sie euch gefällt. Doch wir werden euch nicht verraten können, wie wir es angestellt haben. Das bleibt unser Geheimnis. Trotzdem können wir euch sagen, dass das Material eine Mischung aus Snapperleder und Baumwolle ist“. Der Ritter wusste zwar nicht genau, wie sie es geschafft hatten, die Materialen zu vereinen, doch war es ihm auch ziemlich egal. Das Resultat überzeugt ihn vollkommen. ,, Interessant. Es muss wirklich lange dauern so etwas schneidern zu können“. Seit langer Zeit zollte der Schwarzhaarige wieder Jemanden wahren Respekt. Die Braunhaarige winkte jedoch ab. ,, Nun zieht sie schon an“, drängte sie den Ritter. Dieser nickte nur knapp und sah sich nach einem Ort um, wo er sich ungestört umkleiden konnte. ,, Ihr könnt ins Hinterzimmer gehen“, sagte eine der Näherinnen grinsend, als DraconiZ keine Anstalten machte sich umzuziehen. Als der Schmied ins Hinterzimmer trat, hätte er schwören können, dass er ,, man kanns ja mal versuchen“, gehört hatte.

Sie sah nicht nur perfekt aus, sie stand ihm auch perfekt und fühlte sich unglaublich gut an. Es war absolut kein Vergleich zu seiner alten Tunika, die dem Hafenviertel entstammte. Diese Tunika schien für die höchsten Edelleute gemacht zu sein. Dass sie ihm gut stand, fanden auch die vier Frauen, als er wieder aus dem Hinterzimmer trat. ,, Ihr habt wahrlich gute Arbeit geleistet“, staunte der Schleichlehrer als er sich von den vier Frauen umringt sah, die peinlich genau ihr Werk musterten, aber keinen Makel finden konnten. So hatte der Ritter leider keinen Grund mehr länger bei den zuvorkommenden Frauen zu bleiben, bezahlte die 250 Goldmünzen für seine neue Garderobe und verschwand aus dem Haus.

Als er die Straße wieder betrat fühlte er sich schon wesentlich besser als noch zuvor. Nun hatte er nicht mehr das Gefühl, dass er hier absolut nicht hingehörte. Auch wenn er dennoch öfter angesehen wurde, wegen des Schwertes an seiner Seite. Krieger schienen hier wahrlich nur selten vertreten zu sein. Doch das störte den Streiter nicht weiter und er setzte seine Erkundungstour durch die Stadt weiter fort.

Uncle-Bin
02.06.2006, 18:40
Die Tyrother waren ein seltsames Volk und man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass sie dem myrthanischen um einiges überlegen waren. In diesem Zusammenhang war Uncle sogar ein wenig darüber, dass die Stadt von Untoten belagert wurde.
So abwegig wie es auch klingen mochte, ein Myrthana mit König war ihm um einiges lieber als eines mit Künstlern und alten Magiern an der Spitze der Macht. Der Gedanke von diesen windigen Gestalten regiert zu werden gefiel ihm einfach nicht, obwohl Magier natürlich auch in seinem Weltbild ehrbare Menschen waren und er an ihrer Befehlsgewalt nicht rütteln würde.
So lief er Lord halb staunenden und halb kopfschüttelnd durch die Straßen der prachtvollen Stadt. Hier war alles so anders, als in Khorinis oder in dem Fischerdorf am anderen Ende der Insel. Hier strahlten die Gebäude in einem beeindruckenden Glanz und alles wirkte rein und gut. Fast kam es Uncle so vor al durchlebe er ein Märchen, das kleinen Kindern erzählt wurde. Ja, dann wäre er einer der Helden, die trotz großer Gefahren immer wieder den Sieg davontrugen, weil sie für ihren Gott kämpften und von guter Natur waren.
Bisher hatte Uncle gezögert mit einem der Tyrother zu sprechen, aber kaum war er an einer Art Marktplatz angelangt, da kam ihm ein Mann entgegen, der nicht nur sehr kontaktfreudig war, sondern auch vertrauenswert schien. Da Uncle eine angeborene Abneigung gegen Krämerseelen hatte, war er einem Gespräch mit diesem Typen gegenüber umso zugeneigter.
In Laufe des Gespräches brachte Uncle einige über die Stadt in Erfahrung. Nur über die untoten Horden wollte der Kerl partout nicht sprechen. Offenbar hatte er selbst einige Freunde und Verwandte an die Legionen Beliars verloren, denn er hatte sehr berührt gewirkt, als Uncle ihn gefragt hatte.
>>Können sie mir etwas über den Pfad der Büßer erzählen?<<, fragte Uncle frei aus dem Bauch heraus, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen. Mit einer Antwort rechnete er nicht wirklich, aber als er den Satz ausgesprochen hatte, begann der Mann Uncle merkwürdige Blicke entgegen zu werfen, Er wirkte sehr nachträglich und fast schon wollte sich Uncle wieder einmal für eine Frage entschuldigen, da rang der Mann sich zu einer Antwort durch.
>>Ja... der Pfad der Büßer ist mir ein Begriff. Mein einziger Sohn brach dorthin auf bevor hier alles den Bach herunter ging. Er reiste mit einem Mann namens Traman dorthin. Kennt ihr Traman?<<
Uncle schüttelte den Kopf, aber erschrak innerlich fürchterlich. Traman? Ob er den geheimnisvollen Traman-Bin meint, der diese seltsamen Verse verfasste, die ich einst in einem Metallschaft am Körper eines Echsenmenschen gefunden hatte? Uncle behielt diese Fragen für sich.
>>Dann irre ich mich vielleicht. Dieser Traman sah euch sehr ähnlich. Die gleichen Augen und ein Kinn, das ganz ihrem Profil entspricht. Vielleicht rede ich es mir aber auch nur ein. Mein Sohn ist schon lange weg und ich vermisse ihn fürchterlich.<<, meinte er. Er wirkte nun sehr betrübt und verabschiedete sich schnell. Fast ein wenig hastig war er dann auch schon verschwunden.
Eine seltsame Stadt. Ja, wirklich seltsam., dachte sich Uncle und sein Blick schweifte wieder auf das riesige Bauwerk, das alles zu überragen schien. Irgendetwas unheimliches, aber auch beeindruckendes ging von dort aus. Früher oder später würde er dort einmal hinwandern.

Medin
02.06.2006, 18:49
Blinzelnd öffnete Medin die Augen und richtete den Kopf auf. Einen Moment brauchte er um sich zu orientieren. Dann kehrte die Erinnerung wieder. Er befand sich in einem warmen Bett in einem sicheren Haus in einer lebenden Stadt auf einer toten Insel. Ja, das war wirklich ein kleines Wunder. Eine verfluchte Insel, auf der eine Gruppe von Innosanhängern nach einem Artefakt sucht, das in einer Legende existiert. Von Feinden umgeben schaffen sie es im hoffnungslosesten Moment in die einzige Stadt, die noch von Menschen bewohnt wird. Glück, Schicksal, Zufall oder irgendetwas dazwischen? Medin setzte sich im Bett auf. Auf alle Fälle war es der Stoff, aus dem sonst immer die Heldengeschichten gestrickt waren. Nun war er Teil einer solchen Geschichte.
Zum ersten Mal seit der Ankunft auf der Insel fühlte er sich befreit. Die Anspannung der letzten Tage war abgefallen. Kein ständiges horchen und spähen, ob hinter der nächsten Biegung ein blutrünstiger Gegner lauert, der einen den Kopf abreißen will.
Der Schmied kleidete sich an. Auf die Weste musste er verzichten. Der Dämon neulich hatte sie total zerfetzt. Wird Zeit, dass ich mich nach etwas neuem umschaue. Behutsam fuhr er über die Narbe, als er das Hemd überstreifte. Wann wohl die Fäden gezogen werden? Wenda wird sicher Bescheid geben. Das Kettenhemd würde er heute nicht anziehen, ebenso wie die Stahlhandschuhe. Er tat gut, endlich mal wieder in normaler Kleidung auf die Straße zu gehen. Trolltöter schnallte er sich dennoch um. Man konnte nie wissen.
Als der Ritter aus seinem Gemach geeilt, die Treppen hinunter gestiegen war und schließlich auf der Straße stand, stieg Lebensfreude in ihm auf. Endlich keine Stille mehr ertragen zu müssen tat gut. Er hatte sich vorgenommen, als erstes einen Marktplatz aufzusuchen. Zwar befand sich die Stadt so gut wie im Belagerungszustand, doch war ihre Größe nicht unbeachtlich und so wurden dort sicher noch einige Waren feilgeboten. Auf horrende Preise musste man allerdings gefasst sein. Die Straßen waren einfach nur schön. Medin fand keine bessere Beschreibung dafür. Jedes Element, von der Straße bis zum Dachgiebel und der Regenrinne, passte sich exakt in das Bild ein. Alle Proportionen der Architektur waren optimal ausgerichtet und versprachen trotzdem ihrem Nutzen gerecht zu werden.
Einige Straßen weiter öffnete sich der Weg zu einem großen Platz, in dessen Mitte eine mit unbekannten Runen verzierte viereckig, jedoch nach oben spitz zulaufende Säule stand. Ein Anwohner erklärte dem Streiter bereitwillig, dass man das hier Obelisk nannte. Weiterhin ließ er wohl nicht ohne etwas Eigennutz durchblicken, dass man hier mit Goldmünzen zahlte. Mehr aus Höflichkeit als aus Hunger kaufte er dem Straßenverkäufer ein Stück Käse ab. Auf dem Platz standen einige wenig besuchte Marktstände. Führer war dieser Platz um diese Jahreszeit wohl bis zum Rand gefüllt, doch hier verkauften nur die Gehilfen der städtischen Handwerker ihre Erzeugnisse. Medin trat an einen Stand heran. Er gehörte wohl zu einer Waffenschmiede. Die Klingen glänzten allesamt und der Verkäufer beteuerte die Schärfe jedes einzelnen der Produkte. Medin schaute nach einem Dolch, doch beschloss er nach einigem hin und her doch nicht einen zu erwerben. Das Waffengewerbe stand zu diesen Zeiten wohl in voller Blüte, ebenso wie die Rüstungsschmieden, zu einen derer Stände er nun ging. Auch hier verbrachte er lange Zeit, nicht aus käuflichem Interesse, sondern aus der Neugier für die hiesige Art der Herstellung von Rüstzeug. Der Schwerpunkt in Tyrien schien auf Platten- und Schuppenpanzern zu liegen. Allesamt sehr interessante Gattungen (besonders letztere fesselte die Blicke des Schmiedes, da auf Khorinis solche Stücke selten waren), doch bevorzugte Medin die leichteren Kettenhemden. Der Händler schien enttäuscht, als Medin zu einem Textilwarenstand weiter schritt. Hier hoffte er einen Ersatz für Weste zu finden, die der Dämon auf dem Gewissen hatte. Westen gab es hier nicht. Dafür fiel dem Bauernsohn eine Tunika ins Auge. Sie besaß kurze Ärmel, die ein wenige mehr als die Schulter bedecken würden. Auch einige Taschen waren eingearbeitet. Kritisch begutachtete der reisende die Nähte.
„Haben sie die auch in einem blassen Dunkelgrün“, fragte er und deutete auf seinen Mantel, der wohl noch blasser durch den ganzen Staub der verdorrten Ebene war. Während der Verkäufer hinter der Theke verschwand und in einer Kiste kramte, kam dem Kämpfer die Idee, doch auch gleich einen neuen Umhang zu kaufen.
„Gleiche Farbe bitte.“
Die Größe passte, genau wie die Farbe. Einige Minuten später und nachdem einige Münzen den Besitzer gewechselt hatten, schritt der Krieger nun mit neuem Umhang und Tunika bekleidet durch die Straßen in Richtung Tor. Er hatte sich kurzerhand dazu entschlossen, die Verteidigungsanlagen zu begutachten.
Die Sonne hatte den Zenit überschritten, als er an der Mauer entlang das Haupttor erreichte. In einem schmalen Turm führte eine Wendeltreppe auf das massive Bollwerk. Oben angekommen erschloss sich dem Beobachter die Brillanz dieser Anlage. Der Fuß der Mauer war von angespitzten Pfählen geschützt, die verhindern sollten, dass Beliar große Kreaturen einsetzte, um die Fundamente der Mauer einzureißen. In regelmäßigen Abständen befanden sich mit dicken Zinnen besetzte Schützenpositionen, die aus der Mauer herausragten und so den Bogenschützen ein optimales Schussfeld eröffneten. Jeder, der an der Mauer Hand anlegte, war eine potenzielle Zielscheibe. Auch das Mauerwerk beeindruckte selbst den Laien. Nahezu fugenlos gingen die mächtigen Steinquader ineinander über und keine Risse waren auszumachen. Das Haupttor war noch einmal ein Meisterwerk für sich. Zwei Tore und zwei Fallgitter waren eingelassen. Gelang es den Verteidigern die Feinde in dem Zwischenraum einzuschließen, so bedeuteten die vielen Schießscharten im Torhaus und die Pechzuber auf dem Wall das sichere Ende für sie.
„Beeindruckend, nicht wahr?“ Es war Feydieth.
„In der Tat. Ich habe nie eine solche solide Verteidigung gesehen.“
„Sie ist der Grund, warum Tyrien noch lebt. Der einzige Ort, an denen die Macht der Untoten endet, ist das Stadttor. Doch unsichtbar ziehen sich die Fäden ihres Feldzuges hinter die Mauern. Sie schneiden uns ab von der Versorgung, und lassen uns nur selten draußen agieren.“
„Nicht einmal zwei Regimenter der Garde könnten diese Stadt ohne jahrelange Belagerung einnehmen.“
„Die Garde?“
„Verzeiht, Hauptmann. Mein Name ist Medin, ich bin Ritter der Garde Innos’. Wir sind ein inzwischen selbstständiger Teil der Armee König Rhobar II. Auch wir sitzen auf der Insel Khorinis fest, abgeschnitten vom Rest der Welt. Naja, bis…“
„Bis auf ein Quäntchen Glück oder Pech, das euch hierher verschlagen hat“, vollendet Feydieth den Satz. Erst jetzt fiel Medin die Analogie der Situationen auf. Ja, auf Khorinis gab es noch die Söldner und die Piraten, aber dennoch war ihre Lage mit den Tyroth vergleichbar.
„Warum seid ihr eigentlich hier her gekommen?“ Die Frage traf Medin unvorbereitet. Sofort sagte ihm sein Instinkt, dass er ausweichen musste.
„Das ist eine komplizierte Geschichte.“ Würde er mit der Notlüge durchkommen? Feydieth schien sie zu schlucken. Eine Ablenkung musste zur Sicherheit her. „Kennt ihr das Reich Myrtana?“ Der Hauptmann zögerte.
„Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht kennen es einige Händler, aber da wir über keine große Hafenstadt verfügen, hatten wir noch nie viel Kontakt zu anderen Reichen.“
„Bei unserer Ankunft haben wir ein verlassenes Fischerdorf entdeckt.“
„Es gibt inzwischen nur noch verlassene Dörfer. Die Stadt Tyrien ist das Herz dieser Insel. Es schlägt als einziges weiter und gaukelt so dem Rest der Insel eine minimale Lebenschance vor.“ In seiner Stimme lag Wehmut.
„Tyrien hat ein starkes Herz.“ Mehr fiel Medin nicht ein. Inzwischen waren die Männer von der Mauer herunter gestiegen und liefen durch die Straßen. Nach der Bemerkung aber hielt Feydieth inne und packte Medin an den Schultern.
„Seht euch doch um. Diese Stadt ist so prächtig. Doch was zählt das? Das Volk ist eingesperrt hinter den unbezwingbaren Mauern. Es harrt aus und hofft auf bessere Tage. Aber jeder Tag wird schlimmer. Jeden Tag nimmt die Anzahl der Feinde zu. Längst ist sie nicht mehr zu zählen. Die Wälle werden nicht ewig standhalten, die Truppen nicht ewig wachen können. Aber ihr habt es von außerhalb geschafft. Es ist noch ein Durchkommen. Ihr gabt den Menschen Hoffnung!“ In des Hauptmanns Augen stand die Mutlosigkeit von Monaten geschrieben. Wie zermürbend es doch sein musste. Medin war sich der Bedeutung ihrer Ankunft noch gar nicht bewusst geworden. Doch es waren falsche Erwartungen, die man in die Streiter setzte. Der Ritter schüttelte den Kopf.
„Die Wälle mögen nicht ewig standhalten, doch die Tyroth werden bis zuletzt kämpfen. Eure Stadt ist etwas so Wunderbares in dieser riesigen Einöde. Solange ihr hier weilt, gibt es Hoffnung, egal wie schlecht die Lage auch ist. Gebt niemals die Hoffnung in euch selbst auf.“ Eine Pause entstand. „Ihr wisst es nicht, aber diese Lektion habt ihr mir gestern erteilt, als ihr uns gerettet habt.“ Der Hauptmann blickte nur stumm drein, doch schien er sich ein Herz gefasst zu haben.
„Danke, Medin von Khorinis. Ihr habt Recht. Die Tyroth werden nicht aufgeben. Wir werden kämpfen und wenn nötig sterben.“
„Da bin ich mir sicher. Sie werden kämpfen und Tyrien eines Tages wieder blühen sehen. Und ich danke euch!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Südländer von dem Hauptmann der Wache und machte sich auf den Weg in die Gassen zurück zu seiner Unterkunft. Ein zufriedenes Lächeln stand auf seinen Lippen. Innos hielt wohl seine Hand über diese einzigartige Stadt. Befanden sich hier auch die Tränen? Waren sie überhaupt noch wichtig?

DraconiZ
02.06.2006, 20:30
,, Dort drinnen herrscht also der Magierrat“, stellte DraconiZ schlicht fest, nachdem sein Gegenüber, ein recht erfahren aussehender Streiter, der anscheinend den Palast bewachte, ihm erklärt hatte wie das politische System hier in Tyrien funktionierte. Es war unlängst Abend geworden, doch die prachtvolle Stadt war wie am gestrigen Abend immer noch Taghell erleuchtet und verlor auch in dieser Situation nicht ihren Glanz. ,, Wie Ich euch schon berichtete DraconiZ. Die ehrenwerten Darath leiten unser Volk schon seit vielen Jahrhunderten und nie hat Jemand an ihnen gezweifelt. Doch nun wo das Böse draußen lauert werden Stimmen laut, dass der Rat eventuell damit zu tun haben könnte, weil sie an Einfluss verloren haben, als der Handel so gut florierte. Sagt jedoch Niemanden davon, dass ich dies sagte. Ich bin ein treuer Diener“. Der Ritter nickte und schaute zu dem Palast, vor dem sie standen. Ein wahrhaft pompöses Bauwerk. Die ganze Burg im Minental war ein Witz dagegen. Es musste quasi unmöglich sein hier einzudringen. Noch heute Morgen hatte der Schmied gedacht, dass das Stadttor so sicher sei, wie nichts anders auf der Welt. Aber er hatte sich definitiv geirrt. Dieser Palast war noch viel sicherer. Nicht nur, dass zwei Reihen von Mauern ihn schützten. Irgendeine Aura ging von dem Gebäude aus und sehr viele Wachen liefen hier hin und her. Dennoch war es wie alles hier ein Kunstwerk. Ein Gemälde von Architekten gemalt um das Böse hier fernzuhalten oder lauerte hinter diesen Mauern das Böse? ,, Sagt mir Karogan was ist so besonders an den Darath?“. DraconiZ überging einfach die Ängste des Soldaten. ,, Das weiß keiner so genau. Doch sicher ist, dass nur Erwählte ihre direkten Diener sein dürfen und das diese eventuell den Platz eines Darath einnehmen können, sollte einer versterben. Was sie dort mit den Kindern machen, die erwählt wurden, weiß keiner genau. Das geheimnisvolle an ihnen ist, dass sie sich nur sehr selten der Bevölkerung zeigen und meistens nur einen Boten schicken der ihre Anweisungen mitteilt“. Wieder wanderte der Blick des Schmiedes zu der Festung. Ein wahrlich seltsames System, was die Magier an den Tag legten. Den Stadthalter oder Lord Hagen konnte zwar auch nicht jeder Bürger von Khorinis sehen, aber das lag weniger daran, dass sie sich verschlossen, sondern mehr daran, dass sie so viel zu tun hatten. Hatten diese Magier auch Angst? Vielleicht Angst vor dem was sie selbst erschaffen haben? Der Schwarzhaarige lehnte sich gegen die Mauer, vor der er mit dem Soldaten stand. Als er weiter sprach flüsterte er. ,, Traut ihr dem Rat zu mit schwarzer Magie zu experimentieren?“. Karogan erbleichte. ,, Hört Streiter. Ich habe nie viel von Krieg gehalten und eigentlich hatte ich vor gehabt wie der Rest des Volkes mein Leben einfach zu leben und Innos Ehre zu machen. Ich glaube nicht, dass der Rat etwas Böses im Sinn hatte, was ich natürlich nicht wissen kann. Aber vielleicht waren sie so unzufrieden mit der Situation, dass sie etwas Neues ausprobiert haben“. Mit einem Ruck löste sich der Schmied wieder von der Mauer und nickte dem Soldaten zu. ,, Ich danke euch für die Aufklärung. Wir können vielleicht nicht viel für eure Stadt tun, aber zumindest Ich werde mein Möglichstes tun und wenn das heißt mit dem Rat selbst zu reden“. Die letzte Farbe wich nun aus dem Gesicht des Wächters, nach diesen Worten. ,, Ihr seid kühn Ritter. Zu kühn. Ihr werdet niemals in diesen Palast kommen und an den Rat. Solltet ihr versuchen dort einzudringen kann es euer Ende bedeuten. Riskiert es bitte nicht. Dort draußen wurde schon genug Blut vergossen“. Der Streiter kommentierte diese Worte nicht mehr, hob seine Hand und verabschiedete sich von dem Soldaten, was wohl auch besser so war. Es brachte nichts den Soldaten noch mehr zu löchern.

Wenig später streifte er schon wieder ziellos durch die Straßen der Stadt. Was sollte er nun glauben? Er hatte sehr viel heute gehört. Die einen priesen den Rat als das Beste, was ihnen passieren konnte. Die anderen sagten, dass sie es schon richtig machen würden und andere, wie Karogan, meinten, dass sie vielleicht für den Tod vor den Stadttoren verantwortlich waren. Auch wenn DraconiZ hochmütig war, war er sich bewusst was für ein Frevel es wäre einfach vor den Rat zu treten oder zu versuchen dort hineinzukommen. Dass traute er sich selbst mit seinen Schleichkünsten nicht zu dort unbemerkt einzudringen. Außerdem hätte er damit seine Ehre doppelt geschändet. Einmal hätte er sich verdammt undankbar der Rettung wegen gezeigt und zweitens hätte er die Ehre des Volkes beschmutzt indem er etwas tat, was keinem normalen Bürger hier gestattet war. Mit einem Ruck schüttelte er also den Gedanken von sich ab. Karogan war wahrscheinlich einfach nur ein gestresster Soldat, der genug vom Krieg hatte. Davon gab es viele. Nicht nur hier, sondern auch in Khorinis und im übrigen Reich Myrthana. ,, Ich sehe einfach überall eine Verschwörung wo keine ist“, dachte der Schmied resignierend und setzte seinen Weg über die wunderschönen Straßen fort. Vielleicht würde er ja noch etwas finden, wo er sich entspannen konnte.

Medin
02.06.2006, 22:20
Die Orkfront… das Schwert… der Ork… enthauptet… das grüne Licht… Schmerz!
Unruhig wälzte sich der Ritter in seinem Bett herum, bis er schließlich erwachte und die Augen öffnete. Um ihn herum war es stockdunkel. Zu dunkel. Etwas Licht von der Straße hätte durch das Fenster scheinen müssen. Er versuchte sich aufzurichten, doch schaffte er es nicht. Ein dumpfer Nebel umfing ihn, schien alle Geräusche zu schlucken. Was war hier los?
„Wie fühlst du dich?“ Eine unbekannte Stimme. Woher kam sie?
„Wer spricht da?“ Als die Worte Medins Mund verließen, hörte er das Röcheln in seiner Stimme. In der Kehle kratzte es, die Luftröhre war wie zugeschnürt.
„Hast du Angst?“ Nun erkannte der Schmied, dass die Stimme in seinem Kopf sprach.
„Was willst du… von mir?“ Hastig hob und senkte sich der Brustkorb. Luft!
„Was ich will? Ich will dich!“ Die Stimme klang ruhig und dennoch ließ sie Medin das Blut in den Adern gefrieren.
„Ihr bekommt… mich… nicht!“ Die Worte wollten fast nicht seinen Mund verlassen. Einen Moment herrschte Stille, bevor ein schallendes Lachen in seinem Kopf ertönte.
„Du einfältiger Narr, ich hab dich doch längst.“ Noch einmal setzte das Lachen ein. Es schmerzte.
„Wer… wer bist du?“ Panisch rang Medin nach Luft. Diesmal war die Pause länger, bevor die Stimme fast flüsternd antwortete.
„Wer ich bin? Ich bin dein schlimmster Albtraum.“ Spannung lag in der Luft. „Ich bin DU!“

„Nein!“ Mit einem Schrei fuhr der Südländer hoch. Die Atmung ging hektisch, aber er rang nicht nach Luft. Durch das Fenster fiel ein schwacher Lichtschimmer herein. War das eben bloß ein Traum?
Mit nicht mehr als Stoffhemd und Hose bekleidet stand er auf. Seine Arme und Beine fühlten sich ganz normal an, lediglich ein wenig verschwitzt war er. Als eine kleine Lampe entzündet war, nahm er sich eine Flasche des Weines, die auf dem Kaminsims stand und ließ sich in einen großzügig gepolsterten Sessel sinken. Das süßliche Getränk floss wohltuend die Kehle hinab. Was war das eben gewesen? Ein Albtraum, was sonst. Du bist schließlich tagelang durch verfluchtes, von Untoten besetztes Land gezogen. Medin nickte. Die besten Soldaten wurden da mürbe. Aber bisher hatte er doch alles gut überstanden. Seelisch fühlte er sich stabil. Betrog ihn seine eigene Wahrnehmung? Wusste er selbst nicht, was mit ihm los war? War der Krieger in Wirklichkeit viel zu schwach für dieses Unterfangen?
Der Gedankengang hatte sich schon weit fortgepflanzt, als dem Kämpfer auffiel, dass er sich mit Selbstzweifeln überhäufte. Hatte er Angst zu versagen? Mit einer handvoll Gefährten auf fast schon heiliger Mission auf verfluchtem Land im Namen Innos? Ja, der Gott des Feuers begleitete ihn genau wie seine Gefährten, auf die er gelernt hatte sich zu verlassen. Das ist die richtige Einstellung. Der Streiter löschte das Licht und ging wieder zu Bett. Sie waren schon viel zu weit gekommen, als dass sie nicht mit den Segen des Gottes reisen würden.
Oder gab es einfach kein zurück mehr…

Françoise
03.06.2006, 00:01
Beinahe den ganzen Vormittag hatte Ed damit zugebracht wieder ihre Kräfte zu sammeln und auch etwas bessere Laune zu bekommen. In dem Zimmer, das man ihr zur Verfügung gestellt hatte, war das auch hervorragend möglich. Als erstes ein heißes Bad am Morgen, dann ein sehr leckeres Frühstück und im Anschluss eine Weile meditieren. Bis zum Mittag ließ sich so die Zeit gut herumbekommen und die Magierin genoss jeden Augenblick. Beinahe hätte sie sogar vergessen, dass sie in einer Stadt ist, die rundherum von untoten Wesen belagert wird. Aber innerhalb der Stadt ließ es nicht gerade darauf schließen und ihr Zimmer war ein Ort der Ruhe. Fast so schön, dass sie hätte dort bleiben wollen. Aber die Magierin war niemals pflichtvergessen und vor allem immer loyal gegenüber ihren Gefährten. Deshalb war sie dennoch immer wachsam und hatte ein Auge auf ihre Umgebung. Von der Frau, die sie am Vortag zum Zimmer gebracht hatte, erfuhr Ed, dass die Stadt und alles was dazu gehörte, von einem Rat geleitet wurde, der ausschließlich aus Magiern bestand. Allzu viel konnte Ed aber nicht von denen spüren. Die Stadt schien durchwoben mit Zauberei, oder zumindest war eine starke Quelle für Magie in der Nähe. Unterschiedlich zu der, die die Untoten ausstrahlten. Wenn man so wollte das Gegenteil dessen. Die junge Frau konnte der Magierin allerdings nicht sonderlich viele Auskünfte darüber geben. Während der Nachmittag verstrich schlenderte Ed durch die Gassen Tyriens und guckte hier und da den Leuten bei in ihren Läden zu. Alles war sehr kunstvoll gestaltet und lud geradezu ein etwas zu kaufen. Bei einem sehr kleinen Laden in einer verwinkelten Straße blieb Ed stehen. Er hatte allerlei hübsche Dinge in den Schaufenstern stehen, vor allem schienen sie ziemlich alt zu sein. Als die Magierin eintrat wurde sie direkt von einem Mann mit grauem Haar begrüßt, der sich als der Besitzer des Geschäfts entpuppte. Und tatsächlich handelte es sich bei dem kleinen Laden um ein Antiquitätengeschäft. Viele interessante Dinge waren dort zu finden, die meisten aus längst vergangenen Epochen der Insel stammten. Ein kleines rotes Tuch aus sehr feiner Seide nahm die Aufmerksamkeit der Magierin ein, nicht so sehr, weil es so schön verarbeitet war, sondern aufgrund einer kleinen Stickerei an der Seite, die eine stilisierte Lotusblüte darstellte. Als Ed den Besitzer danach fragte antwortete dieser, dass er das Tuch vor sehr langer Zeit von einem komischen Kauz abgekauft hätte. Er war offenbar nicht aus Tyrien gewesen, aber wohl schon längere Zeit auf der Insel. Woher er stammte wusste der Ladenbesitzer allerdings nicht und gesehen hatte er ihn auch nur dieses eine Mal. Seit dem lag das Seidentuch unberührte seit fast einem Jahrzehnt im Regel und wurde bisher von niemandem beachtet. Selbst der alte Mann gab zu, es beinahe vergessen zu haben. Aber was es mit dem Lotus darauf auf sich hatte konnte er ebenso wenig beantworten. Für ihn war es einfach nur ein rotes Tuch, das langsam zustaubte. Allerdings hatte es für die Magierin eine besondere Bedeutung, sie wusste nicht weshalb, aber irgendetwas drängte sie dazu das Tuch zu kaufen. Und der alte Händler nahm der Medica auch nicht sehr viel Gold dafür ab. Zwar wäre es eines der ältesten Stücke in seinem Sortiment, aber er war der Meinung es in gute Hände zu geben. Die Magierin guckte sich noch eine Zeit lang in dem Laden um und schlenderte dann wieder durch die Gassen. Als es dämmerte machte sie sich auf den Heimweg und nicht allzu weit von dem Haus, in dem sie untergebracht war, sprach sie ein junger Mann an. Er stellte sich als Marius vor und erzählte etwas über den Magierrat. Möglicherweise stände er unter einem bösen Einfluss, wurde gelenkt von Außerhalb oder eventuell saßen sogar Personen im Rat, die keineswegs dort hingehörten. Dieser Marius schwafelte viel vor sich hin und es hörte sich manchmal wie ein sehr abenteuerliches Märchen an, denn es machte keinen Sinn. Wenn man sich die Stadt ansah, ein goldenes Zeitalter war hier angebrochen und das, obwohl feindliche Truppen um die Mauern herum Posten bezogen hatten. Würde tatsächlich jemand den Magierrat beeinflussen, dann schien er nicht gerade den Untergang der Stadt im Sinn zu haben. Ed blieb Marius gegenüber misstrauisch. Es kam ihr alles äußerst seltsam vor und sie würde sich zu gegebener Zeit selbst ein Bild davon machen. Mit einigen geschickten Worten wimmelte die Magierin den Mann ab und verschwand in ihrer Unterkunft. Die junge Frau hatte der Medica bereits ein neues Bad eingelassen und auch ein großartiges Essen serviert. Ed bedankte sich vielmals bei ihr und genoss den Rest des Tages im Bad und dem wunderbar dekoriertem Zimmer. Während Ed meditierte nahm sie das Seidentuch zur Hand und fühlte darüber. Es war ein wirklich schönes Stück, nun müsste sie nur noch herausfinden was es damit auf sich hatte.

Schmusekatze
03.06.2006, 12:23
Diese Stadt war wahrhaft unglaublich. Drake hätte wahrscheinlich Jahre hier verbringen können, ohne jemals sämtliche Geheimnisse zu enthüllen. Das erste was Drake jedoch getan hatte, nachdem sie in die Stadt gebracht worden waren, war in einen tiefen und erquicklichen Schlaf zu fallen.
Nach einer geruhsamen Nacht fühlte sich Drake bereit sich unter die menschen zu mischen und ein wenig über diese Stadt in Erfahrung zu bringen.

Mit offenem Mund wanderte Drake durch die Straßen und Gassen, und immerwieder vielen ihm Sachen auf die er sich nicht erklären konnte. Die Häuser waren so gebaut dass sie zu jeder Stunde des Tages ihre volle Pracht entwickeln konnten. Doch nicht nur allein die Architektur machte dies möglich, auch ein wenig Magie war im Spiel. Und diese Sache machte es schwer für Drake dieses mindere Magie von der höheren zu unterscheiden. Drake konnte zwar spüren dass hier eine mächtigere Magie am Werk war, doch es war ihm partout nicht möglich sie zu lokalisieren. Ihm lag nur die Vermutung nahe dass sie von dem größten aller Gebäude ausging. Im nachhinein erfuhr Drake schließlich auch dass dort der Rat der Magier tagte. In ihm kam der Drang auf dort hin zu gehen und ein wenig mehr über die Magier dieses Landes heraus zu finden. Nur war es Bürgern nicht gestattet diesen Ort aufzusuchen, und da er selbst nicht einmal Bürger war, wäre es ihm wohl unmöglich dort hinein zu gelangen.
Da Drake nun nichts anderes mehr einfiel, streifte er durch die Gassen und suchte nach einem Robenwirker der ihm seine Robe flicken könne. Es stand einem Hohen Feuermagier einfach nicht an mit einer zerschlissenen Robe in der Öffentlichkeit zu verweilen. Und nach kurzer Suche fand er schließlich auch einen Laden, dessen Schild über der Tür, ihn als Robenwirker auswies. Mit großen Staunen trat er ein. Die Roben welche hier zur Schau gestellt wurden, übertrafen alles was Drake in Khorinis gesehen hatte. Selbst die Robenwirker im Kloster kamen dieser Pracht nicht gleich. Lange musste Drake nicht warten, als auch schon der Besitzer auf ihn zukam, wie die meisten Bürger dieser Stadt, musterte auch er Drake erstmal ausführlich. Er schien die Flammen und die Runen auf seiner Robe als Zeichen Innos zu deuten, und trat ihm mit gebührendem Respekt gegenüber:
"Es freut mich dass einer der Fremden meinem bescheidenem Laden die Ehre erweist. Was kann ich für euch tun ehrenwerter Magier?"
Drake war ein wenig Verwirrt dass ihm dieser Mensch so respektvoll begrüßte, Magier schienen hier wohl hoch angesehen zu sein. Doch schließlich brachte er seinen Wunsch hervor, der Robenwirker jedoch schüttelte nur den Kopf und erwiederte:
" Wenn ihr wollte das eure Robe geflickt wird, dann solltet ihr einen Schneider aufsuchen, doch solche Arbeiten verrichten unsere Handwerker nur selten. Es ist nicht unsere Art Sachen zu reparieren, die wir nicht selbst geschaffen habe. Ich würde euch viel Lieber eine neue Robe machen. Ich kann nicht garantieren dass sie genauso sein wird wie eure derzeitige, doch ich werde mich bemühen."
Wiederum war Drake erstaunt. Es würde ihn höchstwahrscheinlich einiges mehr kosten eine Robe eigens anfertigen zu lassen, doch er hatte onehin genug Geld dabei. Also gab er dem Handwerker seine Zusage und verließ den Laden wieder. Nachdem der Robenwirker noch eine grobe Skizze von seiner Robe angefertigt hatte, und die entsprechenden Maße genommen hatte. Nun musste er etwas warten, denn eine Robe war nicht besonders leicht anzufertigen. Und als er so durch die Straßen ging, und hie und da anhielt, um einige Auslagen zu bewundern, da wurde er von einem Mann angesprochen, welchen Drake noch nie zuvor gesehen hatte:
"Seid gegrüßt werter Herr Magier. Mein Name ist Marius, und ich würde gerne kurz mit euch reden."
Drake antwortete nicht sofort, etwas seltsames ging von diesem Mann aus, der Magier wusste jedoch nicht genau was es war. Schließlich folgte er ihm aber doch. Bei einer Taverne machten sie halt und traten ein, diese Taverne war nicht wie Drake sie aus Khorinis kannte. Es war viel heller, und überall aßen die Leute Gebäck und tranken Tee oder Milch. Der Fremde ließ sich auf einem Stuhl nieder und bestellte für sich selbst und Drake jeweils einen Tee. Sofort ergriff er wieder das Wort:
"Gerade euch sollte inzwischen schon aufgefallen sein dass eine Dunkle Macht über dieses Land herrscht. Doch der Rat scheint onmächtig gegen diese Bedrohung zu sein. Ich habe heraus gefunden dass sie lieber ihre schwarze Experimente treiben, als dem Volk zu helfen. Ich suche schon lange jemanden der mir dabei hilft in den Palast einzudringen und den Rat zu stürzen. Doch alle hier sind zu verblendet von der Macht des Rates, und wollen mir nicht helfen. Doch ihr seid noch nicht lange genug hier um dem Zauber des Rates zu unterliegen."
Marius legte eine kurze Pause ein um Drake ein wenig Zeit zum nachdenken zu geben. Drake fragte sich ob er diesem Mann vertrauen konnte. Doch seine Augen strahlten eine Gewisse freundlichkeit aus, der man sich nur schwer entziehen konnte. Langsam antwortete Drake:
"Ich werde es mir noch einmal überlegen. Ausserdem muss ich diese Geschichte erst meinen Gefährten erzälen, wir werden dann eine Entscheidung treffen."
Marius bedankte sich bei Drake und ging dann, ohne den Tee auch nur angerührt zu haben. Der Magier jedoch blieb zurück und dachte nach. konnte man einem völlig Fremden vertrauen? Sie würden mit dieser Tat in die Belange dieses Volkes eingreifen. Drake nahm sich vor erstmal seinen Gefährten davon zu erzählen, er würde diese Entscheidung sicher nicht alleine treffen.

DraconiZ
03.06.2006, 13:00
Langsam aber sicher begann der Schmied sich an das Treiben und an die Gängigkeiten in Tyrien zu gewöhnen. Nicht das sie ihn nicht mehr in Staunen versetzt hätten. Doch langsam wurde er nicht mehr von jedem kleinen Detail angezogen, wie noch bei ihrer Ankunft. Wieder streifte der Schwarzhaarige mehr oder weniger ziellos durch die Straßen der riesigen Stadt. Doch auch dieses Vorgehen war nicht ganz so chaotisch, wie es schien. Auf diese Weise fand man oftmals eher das, was man haben wollte, als wenn man sich gezielt herumfragte. Zumindest dachte der Schleichlehrer dies und es schien zu funktionieren, denn er hatte schon eine Menge über dieses Volk und über ihr Regierungssystem in Erfahrung bringen können, was ihm bestimmt verborgen geblieben wäre, wäre er zielstrebig auf die Leute zugegangen und hätte sie einfach so gefragt. Die Menschen hier hatten Angst. Vor dem was draußen lauerte, davor das sie es nicht schaffen würden zu überleben und einige hatten auch Angst vor dem Rat, der sich im Palast aufhielt. DraconiZ wusste nicht was er all dem halten sollte und nahm sich vor erst einmal mit den Anderen zu sprechen, was sie unternehmen würden. Denn es konnte gut sein, dass er sich täuschte und Gefahren im Palast sah, die nicht da waren und selbst wenn eine Gefahr von diesen Darath ausgehen sollte, dann faszinierten sie ihn trotzdem, obgleich er sie noch nie gesehen hatte. Schon alleine die Geschichten der Bevölkerung, auch wenn sie oft sicherlich einfach nur Träumereien waren, weckten seine Neugierde. ,, Irgendwie muss man doch an sie herankommen“, dachte der Streiter nur und stieß in diesem Moment die Tür zu einer Gaststätte auf.

Der Raum war selbst in diesen frühen Stunden schon sehr belebt und an die drei dutzend Männer und Frauen, allesamt prächtig gewandet, saßen an viele Tischen. Gedämpftes Licht fiel in die Gaststätte hinein und gab dem Raum eine mystische Atmosphäre. Weiterhin gab es eine große Bühne, die im Moment leer stand und einen sehr langen Tresen, wovor ebenfalls einige Personen, ausschließlich Männer, saßen. DraconiZ beschloss erst einmal am Eingang stehen zu bleiben und die Szenerie zu beobachten. Es war wirklich ungewöhnlich, dass zu so früher Stunde schon so viele Gäste ein solches Gebäude besuchten. In Khorinis begannen sich die Tavernen erst gegen Abend zu füllen und vorher kam nur ab und an mal Jemand, der etwas zu Essen haben wollte. Hier aber herrschte schon ausgelassene Stimmung und die Krüge der Tyroth waren schon gut gefüllt. Mit was konnte der Schmied nicht genau sehen, aber nach Bier sah es nicht aus. ,, Geht bitte auf Seite wir wollen rein“, erhob ein groß gewachsener Mann hinter dem Gardisten das Wort, da dieser den Eingang blockierte. Geistesabwesend entschuldigte sich der Ritter und trat einige Schritte zur Seite, um die Leute einzulassen. Der Schwarzhaarige kam aus dem Staunen nicht heraus, als er erkannte wie viele Menschen in diesen Raum strömten. ,, Was geht denn hier vor?“, wandte er sich an einen Mann, der nicht weit entfernt von ihm stand und ebenfalls einen Krug mit dieser seltsamen Flüssigkeit in Händen hielt. Der Angesprochene grinste. ,, Ihr seit wohl nicht von hier“, meinte der recht kleine und beleibte Mann und deutete mit einem seiner Finger auf die Bühne, auf der nun irgendetwas gemacht wurde. ,, Die Nympias werden gleich auftreten und ihr werdet sehen, warum so viele Menschen hier hereinströmen. Ich rate euch hier zu bleiben. “ DraconiZ zuckte die Schultern. Dann blieb ihm wohl nichts anderes übrig als zu warten, denn der Mann machte keinesfalls den Eindruck als wäre er bereit dem Schmied mehr darüber zu erzählen. Vielleicht konnte er es noch nicht einmal. Dennoch drehte der Mann sich nicht wieder herum und wandte sich seinen Kumpanen zu, sondern hielt dem Schleichlehrer seinen Krug hin. ,, Nehmt einen Schluck. Jeder Fremde sollte einmal davon gekostet haben“. Überrascht wartete der Ritter einen Moment und griff dann nach dem Getränk, welches ihm so bereitwillig hingehalten wurde. Ein Säufer in Khorinis hätte niemals sein Bier mit Jemand anderem geteilt. Aber diese Leute hier überhaupt damit in Verbindung zu bringen grenzte an Beleidigung.

In dem Moment wo das Getränk die Lippen des Ritters benetzte konnte dieser nichts anderes als genussvoll das Gesicht verziehen. Es war das Leckerste was er jemals getrunken hatte. Es schmeckte wie eine Mischung aus Erdbeerwein und Traube, aber das auch nur im ersten Moment. Der Geschmack war so intensiv, dass der Schmied es so recht zuordnen konnte, was er aber auch gar nicht wollte. Er musste sich wahrhaftig beherrschen nicht direkt alles auszutrinken und nur einen Schluck zu nehmen. So setzte er den Trank schließlich ab und reichte dem kleinen Mann seinen Becher zurück. Dieser strahlte über das ganze Gesicht.
,, Ich sagte euch doch, dass es auch gefallen wird. Holt euch doch auch eine Ertraude und setzt euch zu uns“. Der Gardist zögerte keine Sekunde und zog, nach einem Nicken, sofort zum Tresen los um sich auch ein solches zu erstehen.

Wenig später saß der Schwarzhaarige mit dem kleinen Mann und drei weiteren an einem Tisch und unterhielt sich mit ihnen. Nicht der Schmied war neugierig noch mehr über die Stadt und alles andere zu erfahren, sondern auch die Männer hatten Freude daran zu erfahren, wie es in dem Teil der Welt, aus dem DraconiZ stammte, zuging. Schnell waren alle Berührungsängste verflogen und es machte Spaß sich zu unterhalten. ,, Khorinis ist eine Insel nicht so weit entfernt von hier. Eigentlich müsstet ihr schon mal davon gehört haben. Schließlich kommt dort das magische Erz her, welches der König für seine Waffen benötigt“. Doch die interessierten Zuhörer schüttelten den Kopf. ,, Was ist denn magisches Erz?“. Der Schmied grinste und präsentierte ihnen sein Schwert, welches er selbst geschmiedet hatte. Anhand dessen erklärte er die besonderen Eigenschaften dieses Materials und wie man es gut verarbeiten konnte, wobei einer der Männer besonders gut zuhörte. ,, Ich bin ebenfalls Schmied. Hört zu. Habt ihr etwas von diesem Material da, welches ihr mir verkaufen könntet? Es wäre mir eine große Freude damit arbeiten zu können“. Der Streiter überlegte kurz und kramte in seiner Tunika herum. Doch das einzige aus Erz, was er fand waren seine Wurfdolche und sein Schwert, von dem er sich niemals trennen würde. ,, Tut mir leid ich glaube ich habe nichts, was ich euch geben könnte“. Der Tyrothschmied schien nicht beleidigt zu sein und nickte. ,, Vielleicht kommen ja noch einmal solche Lieferungen zu uns, wenn die Plage draußen vorbei ist“. DraconiZ nickte bekräftigend und konnte so das Gespräch unauffällig auf das Thema mit den Untoten lenken, was er schon die ganze Zeit versucht hatte.

Als von der Bühne aus Musik erklang wurde das Gespräch jäh unterbrochen. Als erstes traten zwei in grüne Umhänge gehüllten Gestalten auf die Bühne und spielten auf Lauten eine wunderschöne Melodie, die DraconiZ jäh daran erinnerte, wie er damals selbst Barde gewesen war. Mit einem Ruck stand der Schmied auf, da er von seiner sitzenden Position nicht genau sehen konnte, was dort drüben passierte. Aber auch das Stehen zeigte nicht den gewünschten Effekt. Er musste einfach näher heran. Warum er dies so dringend wollte wusste er auch nicht. Irgendwie wurde er magisch davon angezogen. ,, Ich glaube ich gehe mal vorne zusehen“, meinte er zu der Gruppe und die Männer nickten nur wissend. Wahrscheinlich war es ihnen beim ersten Mal auch nicht anders ergangen. So bahnte sich der Ritter einen Weg durch die begeisterte Menge, wobei er genau aufpasste nichts umzuschmeißen oder Jemanden anzurempeln. Schließlich wollte er den Frieden nicht strapazieren und wie der Alkohol bei den Menschen hier wirkte wusste er auch nicht. Auch wenn er absolut nicht davon ausging, dass sie brutal wurden.

Kurze Zeit später stand der Ritter dann vor der riesigen Bühne und betrachtete die Musikgruppe die sich mittlerweile dort eingefunden hatte. Die zwei Männer in grün waren an den Rand der Bühne getreten und spielten dort weiter, während noch weitere Musiker mit unterschiedlichsten Instrumenten, wovon die meisten Trommeln waren, ebenfalls dazugekommen waren und eine wunderschöne Musik spielten. Alleine dies hätte schon für den Streiter gereicht, denn die Melodie schien sein Innerstes anzusprechen. Doch Schließlich traten weitere fünf Gestalten auf die Bühne, wobei scheinbar jedem in dem Gasthaus der Atmen stockte. Sie waren in knappe farbenfrohe Kleider gehüllt und strahlten eine unglaubliche Schönheit aus. DraconiZ war vom ersten Moment hin und weg von den Frauen.
,, Das sind also die Nympias“, dachte der Schmied der seinen Blick nirgendwo anders hinwenden konnte. Als sie dann auch noch anfingen rhythmisch nach der Musik zu tanzen war es endgültig vorbei mit seiner Willenskraft. Es war wie eine sehr starke Magie, die den Streiter seiner Willenskraft beraubte. Aufmerksam verfolgte er jede Bewegung der Frauen und vergaß alles um ihn herum. Alles andere war nun bedeutungslos. Noch nie hatte er sich so angezogen gefühlt. Wie konnten Körper nur so perfekt, so anmutig, so wunderschön sein? Wahrscheinlich würde der Schwarzhaarige seine Blicke erst von den Frauen wenden können, wenn ihre Vorstellung vorbei war.

Medin
03.06.2006, 22:00
Stille.
„Erwache!“
Sofort öffneten sich Medins Augen. Dunkelheit. Ein schwarzer Nebel war vor seinen Augen. Alles war verschwommen. Die Muskeln spannten sich, doch vermochte er nicht, sich zu bewegen.
„Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Heute Nacht hast du viel zu tun.“ Wieder diese Stimme in seinem Kopf. War das wieder bloß ein Traum?
„Ob ich ein Traum deiner von Leid geplagten Seele bin?“ Die Stimme lachte. Anscheinend konnte sie seine Gedanken lesen.
„Verschwinde einfach!“ Mehr als nuscheln konnte Medin nicht, denn seine Zähne ließen sich nicht auseinander bewegen.
„Ich soll es einfach enden lassen? Nein, es fängt gerade erst an!“ Die Augen fielen zu.

Wieder dieser Nebel. Der Ritter erhob sich. Nun kleidete er sich an. Die Tunika, die Hose, das Kettenhemd, die Panzerhandschuhe. Was ging hier vor? Warum tat er das? Wie tat er das? Alles war verschwommen. Er konnte nichts weiter hören als diese Stimme in seinem Kopf.
„Schnall Trolltöter um!“ Er tat es. Der Südländer konnte gar nicht anders. Wie ein Traum, aus dem es kein Erwachen gibt.
Nun verließ er das Zimmer. Sein Sichtfeld war stark eingegrenzt, der Nebel ließ ihn kaum etwas erkennen. Auch der Klang seiner Schritte drang nur wie aus weiter Ferne an sein Ohr.
Eine Tür.
„Öffne sie!“ Kopfschmerzen. Er tat wie ihm geheißen. Kurze Zeit später stand er vor einem Bett. Eine Gestalt lag darin. Ihre Umrisse waren nur schwer zu erkennen. Aber eines erkannte der Schmied. Sie hatte schwarzes Haar. Ganz von allein zog die Waffenhand Trolltöter. Das leise surren des Einhänders war für Medin kaum hörbar.
„Töte ihn.“ Er hielt inne. Etwas anderes, neben dieser Stimme, schien sich in seinem Kopf zu regen. Dieses andere Bewusstsein widerstrebte der Anordnung.
„Das will ich nicht“, flüsterte er.
„Dennoch WIRST du es tun!“
„Nein, denn ich kann es nicht.“
„TÖTE IHN!“ Die Stimme hallte wie ein innerer Schrei in seinem Kopf. Gleißender Schmerz schien jeden Gedanken zu betäuben. Langsam erhob er das Schwert. Den Griff hielt er mit beiden Händen umschlossen, die Spitze zeigte auf das schlafende Opfer. Seine Hände zitterten, die Kehle schnürte sich zu. Wen sollte er töten?
„Unwichtig. Tu es sofort!“ Noch einmal kehrte der Schmerz wieder, stärker als je zuvor. Wie in einem Mahlstrom wurde das andere Bewusstsein weg gesogen. Die Augen verengten sich zu Schlitzen. Der Wille war gebrochen. Dann stach er zu.

DraconiZ
03.06.2006, 22:39
Mit einer ruckartigen Bewegung rollte sich der Schleichlehrer aus dem Bett, doch es war zu spät. Das Lacken auf dem er noch gerade geschlafen hatte war benetzt. Mit Blut. Mit seinem Blut. Seine Seite schmerzte fürchterlich. Irgendetwas hatte ihn getroffen oder geschnitten und dieses etwas schien es verdammt ernst zu meinen, denn schon im nächsten Moment holte es wieder aus. Doch es traf nicht, denn der Schmied lies sich seitlich fallen, rollte auf den Angreifer zu und holte ihn so von den Beinen. Blitzschnell war er wieder auf den Beinen, während der unheimliche Angreifer mit einem poltern zu Boden fiel. Aber dies brachte ihm nicht fiel. In dem Raum in dem er gerade noch geschlafen hatte war es stockdunkel und der Schmied konnte kaum die Hand vor dem Gesicht erkennen. Zumal er immer noch benommen von Schlaf war. Wo war nur Valien oder einer seiner Wurfdolche? ,, Verdammt das war das letzte mal, dass ich meine Waffen nicht griffbereit hatte“. Er hatte sich von der Sicherheit der Stadt täuschen lassen. Das Schwert des Angreifers bohrte sich direkt neben seinem Gesicht in einen der Schränke. Erschrocken fuhr der Schmied ein weiteres Mal herum und stürmte aus dem Raum hinaus auf den Flur. Langsam klärte sich sein Blick und er wurde wieder einigermaßen wach. Dunkelrotes Blut rann an seiner Seite auf seine nächtliche Hose hinab.

Schon einen Augenblick später stürmte der Angreifer hinter ihm her und schlug wütend mit seinem Schwert nach dem Schleichlehrer, dem es nicht ganz gelang den Attacken auszuweichen und so einige Kratzer mitbekam, denn er war viel zu erschrocken, als er erkannte wer ihn angriff. Es war Medin. Der große Südländer. Sein Kamerad, sein Freund. ,, Verdammt Medin was soll das?“, schrie der Schwarzhaarige dem Angreifenden ins Gesicht als er sich an ihm vorbeidrehte und mit aller Kraft ins Gesicht schlug, wobei ein stechender Schmerz durch seine rechte Seite und durch die Wunden, die Medin ihm zugefügt hatte, lief. Der Südländer jedoch antwortete nicht, sondern begann wie von Sinnen weiter auf den Waffenschmied einzuschlagen. Immer mehr wurde DraconiZ bewusst, dass Medin es wohl verdammt ernst meinte und das er schon längst tot gewesen wäre, wenn er seinen Körper nicht so gut unter Kontrolle gehabt hätte. Mit einer selbstmörderischen Attacke sprintete der Schleichlehrer auf den Südländer zu. Dieser jedoch sah sich davon keinesfalls beeindruckt und schlug direkt in seine Richtung. Zwar entkam der Schmied der Attacke nicht gänzlich und trug einen weiteren langen Kratzer auf der Brust davon, aber er schaffte es seinen Gegner von den Beinen zu holen, indem er ihm mit aller Kraft unters Kinn schlug. Medin taumelte unter dem Schlag nach hinten schaffte es aber dennoch wie von einer unheimlichen Kraft beflügelt DraconiZ einen Schlag in den Bauch zu verpassen.

Mit einem Salto nach hinten rettete sich der Schleichlehrer schon weniger Augenblicke vor einer erneuten Attacke. ,, Wird der denn nicht müde?“, dachte der Ritter geschwächt. Die Wunde an seiner Seite war tief und blutete immer noch. Doch noch waren seine Kräfte in gutem Maße vorhanden und er konnte Medin Paroli bieten. Was war nur los mit ihm? Hatten die dunklen Mächte vor der Stadt ihn infiziert? Wie konnte ein so guter Mensch auf so einen Weg kommen? Wieder schlug das Schwert des Südländers unweit des Waffenschmiedes einen Bogen und fuhr schon im nächsten Moment auf jenen zu. Nur mit größter Konzentration gelang es dem Schleichlehrer den weiteren Hieben zu entgehen. So konnte er ihn unmöglich besiegen. Er musste irgendwie in das Zimmer zurückkommen, in dem Valien lag.

Nach einer Weile kam die Gelegenheit. Auf dem Boden stand eine kleine Kunstvase, die wohl im Moment keiner brauchte. Der Schwarzhaarige ergriff jene, wich schon im nächsten Moment mit einer Rolle einem Schwertstreich aus, wobei jene Vase fast zu Bruch gegangen wäre und zerbrach die Vase schließlich am Kopf des Rüstungsschmiedes, welcher nur kurz nach vorne taumelte und sich schon im nächsten Moment wieder herumdrehte. Doch DraconiZ war schon auf dem Weg zurück zu seinem Zimmer. Er wäre ein Narr gewesen, wenn er versucht hätte den Rüstungsschmied trotz der kurzzeitigen Überlegenheit anzugreifen. Beliar allein wusste wozu er in diesem Moment fähig war. ,, Verdammt wo ist es“, murmelte der Ritter angestrengt vor sich hin, als er im Zimmer angekommen war und sofort nach seinem Schwert suchte. Als er das Bett gesehen hatte war ihm für einen Moment das Verlangen gekommen sich einfach fallen zu lassen, denn seine Wunde forderte langsam ihren Preis und alles was sein Körper wollte war Ruhe. Doch sein Überlebenstrieb und seine Ehre ließen dies nicht zu. Wenn er sterben musste dann im Kampf. Mit einem Ruck zog er schließlich das Schwert an sich, als er es endlich gefunden hatte und dies keinen Augenblick zu früh, denn schon war Medin wieder hinter ihm. Diesmal konnte der brutale Schlag des Südländers allerdings pariert werden. ,, So Medin jetzt ist genug“, schrie er seinem Kameraden ins Gesicht und begann nun seinerseits mit der Macht der Verzweiflung Schwertstreiche zu führen.

Medin
03.06.2006, 23:29
Mit tödlicher Präzision lenkte der Schmied seine Waffe. Keine Gedanken steuerten seine Handlungen, sondern bloß die Stimme, die unablässig zu Medin sprach, gleich als ob ununterbrochen Gift in eine offene Wunde getröpfelt wurde.
Der verschwommene Gegner hatte sich inzwischen eine Waffe gegriffen. Medin hatte es versäumt, den Todesstoß präzise auszuführen und auch die Schläge danach waren ins Nichts gegangen. Doch nun setzte sich der Kampf mit aller Härte fort. Er war inzwischen in wieder in die Eingangshalle getragen wurden, von der aus man alle Quartiere erreichen konnte. Der Lärm würde sie eventuell wecken, sofern sie da waren. Doch daran dachte Medin nicht. Er dachte überhaupt nicht. Für ihn existierten nur noch die Stimme, die Waffe und der Gegner. Weiter hagelte es Schläge. Das Klirren der Schwerter drang nur von fern an sein Ohr und wurde von der Stimme übertönt, die immer wieder „Vernichte ihn!“ predigte. Wieder und wieder kreuzten sich die Schwerter, fuhren in Möbel, Vasen, Säulen, den Boden oder andere Sachen, die den Raum prägten. Der Schwarzhaarige redete immer zu auf Medin ein. Dieser jedoch vermochte ihn nicht zu verstehen. Was er wohl sagte?
„Das ist nicht wichtig. Vernichte ihn!“
„Warum?“ Spontan war diese Frage gekommen, während ein weiterer Schlag die Klingen zittern ließ. Für einen Moment gab die Stimme Ruhe, der Nebel wollte sich langsam lichten. Doch dann kehrte sie mit brutaler Intensität zurück.
„Du kennst diese Frage nicht! Du tust bloß, was ich dir sage!“ Schrill schrie sie diese Worte in den Kopf des Streiters. Alles begann sich zu drehen.
„Aufhören!“ Hatte er diese Worte laut geschrieen?
„Vernichte ihn, dann wirst du Linderung erfahren.“ Die Stimme war ein klein wenig leiser geworden. Ein weiterer starker Schlag ging gegen den Unbekannten. Ein dunkelroter Fleck schimmerte schwach durch den Nebel. Der Gegner schien zu bluten.
Ein Schlag über den Kopf geschwungen. Ein Schrei. Die Waffe des Schwarzhaarigen ging zu Boden. Medin schlug ihm die gepanzerte Faust auf den Brustkorb. Der Gegner wurde zurück geschleudert, knallte gegen die Wand und blieb regungslos liegen. Er schien schwer zu atmen. Langsam schritt der Südländer auf ihn zu. Gleich würde es vorbei sein. Mit der eisernen faust packte er den Zusammengebrochenen an der Kehle, zerrte ihn hoch und rückte ihn an die Wand. Dann erhob er Trolltöter und legte die Spitze der Waffe und hielt sie knapp über seiner Hand an den Hals des Schwarzhaarigen. Doch er zögerte. Warum zögere ich?
„Töte ihn!“ Doch noch eine andere Stimme meldete sich.
„Du willst ihn nicht töten.“
„Vernichte ihn, bring es zu Ende!“ Die Stimme hatte geschrieen, doch kam sie Medin etwas leiser vor.
„Schlitz ihm die Kehle auf, oder ich töte dich!“
„Nein, es ist vorbei“, bekräftigte die andere innere Stimme, die nur flüsterte und trotzdem hell und klar zu vernehmen war. Langsam lichtete sich der Nebel, Geräusche drangen wieder an den Krieger. Die Umrisse wurden schärfer. Blankes Entsetzen packte ihn. Draconiz! Als hätte er einen heißen Topf berührt, taumelte er zurück. Der Nebel wurde wieder dichter, die grausame Stimme lauter.
„Nein! Töte ihn!“
Ein Röcheln. Es entsprang seinem eigenen Hals. Die Luftröhre schnürte sich zu. Luft! Hitze wallte in dem Körper auf und ab. Sie pulsierte, als wollte sie ihn jeden Moment zur Explosion bringen. Ächzend rammte der Südländer den Einhänder in den Boden, stützte sich auf ihn, ging in die Knie. Wieder einmal versuchte die Lunge zu Pumpen, doch keine Luft erreichte sie. Schweißperlen rannen über seine Stirn. Die Hitze wurde noch unerträglicher. Der Nebel war urplötzlich verschwunden. Die vertraute Waffe entglitt seinen Fingern und fiel scheppernd zu Boden. Alles wurde dunkel, endgültig dunkel. Er verlor den Halt. Der Krieger kippte nach vorne über. Ein dumpfes Geräusch kündete vom Aufprall. Noch einmal öffnete er die Augen. Sie sahen den zusammengesunkenen Draconiz, wie Blut aus seiner Wunde hervor quoll. Dann rückte das Bild in weite Ferne und alles wurde schwarz.
Der Albtraum kannte kein Erwachen.

Uncle-Bin
03.06.2006, 23:54
Uncle hatte nach seinem Gesprächspartner am Marktplatz keinen mehr gefunden, der etwas über den rätselhaften Pfad der Büßer wusste. Weder in den Tavernen noch im „einzig guten Buchladen, der Stadt“ –so war das Geschäft angepriesen worden- hatte er weitere Informationen sammeln können. Vielleicht war die Begegnung mit dem alten Herren ein Wink des Schicksals, aber noch wollte sich der Lord damit nicht abfinden und beschloss nach dem Genuss des einen oder anderen Bieres einen Besuch im Gebäude des Magierrates.
Der Weg zu dem riesigen Palast der Magier musste nicht erfragt werden, denn immerhin erhob dieser sich unverkennbar über die Stadt und war von nahezu jedem Punkt zu sehen. So dauert es auch nicht sehr lange, bis Uncle an einem der Tore zu einer Mauer angekommen war, die den Magierrat und ihre Gefilde vor allem Bösen bewahren sollte. Er wollte gerade hindurchschreiten, als ein bewaffneter Mann sich vor dem Lord in Position brachte.
>>Halt! Im Namen der Darath ist der Zugang Unbefugten und vor allem Fremdländern nicht gestattet.<<, schnauzte er mit einer ungeheuer respektlosen Art, die Uncle nicht mehr gewohnt war. Dementsprechend stieg nun auch eine ordentliche Wut in dem stolzen Lord auf. Wie kann dieser Pisspage es wagen sich einem Lord der heiligen Garde Innos in den Weg zu stellen., empörte er sich innerlich.
>>In Innos Namen und dem des ehrenhaften Königs Rhobar II. von Myrtana erbitte ich Zugang zum Palast der ehrwürdigen Magier.<<, antwortete Uncle noch trocken, aber schon mit einer Verachtung in der Stimme. Dann schritt er weiter und schubste den Soldaten zur Seite. Von einem Spargeltarzan wie diesem würde er sich nicht aufhalten lassen.
Der Hauptmann kam nicht einmal 2 Meter, da spürte er den sanften Druck einer Speerspitze am Rücken. Vor ihm bäumten sich noch einmal 3 Wärter auf und hielten ihre Speere mit wenigen Zentimetern Abstand vor den Lord.
>>Was soll das? Ihr stellt euch einem Lord der Garde und dem Hauptmann der khorinischen Miliz in den Weg? Ich gebe euch genau 3 Wimpernschläge und dann habt ihr die Waffen zu Boden gelegt und euch für diese Frechheit entschuldigt. Von einer Beschwerde beim örtlichen Kommandanten möchte ich absehen. Dankt mir nicht für meine Milde!<<
Die Wachen hielten kurz inne, aber traten dann näher an den Lord heran. >>Die Gesetze eures Königs gelten hier nicht, Paladin. Kehrt um und schert euch weg! Die Darath empfangen keinen Besuch den sie nicht selbst eingeladen haben.<< Der Wächter, welcher die Worte hervorgebracht hatte, war zweifelsohne ein ranghoher Offizier. Im Gegensatz zu den anderen trug er nämlich eine deutlich bessere Rüstung und macht auch sonst einen gepflegten Eindruck.
Uncle warf dem Mann einen eiskalten Blick zu und wendete sich dann von ihm ab. Gewaltsam wollte er nicht in den Palast eindringen und eine Chance auf Erfolg hätte er sicher auch nicht gehabt. Er begnügte sich schließlich damit dem unverschämten Torwächter, welcher ihn zuerst angehalten hatte, eine rotzige Aule direkt auf die Sandale zu spucken.
Der Kerl zögerte nicht lange und griff Uncle nun mit dem Speer an. Doch der Lord hatte damit gerechnet und sprang behände zur Seite, zog gleichzeitig sein Schwert und hackte einen Augenblick später bereits nach dem Holzschaft des Speeres. Noch eher der Rest der Wachtruppe eingegriffen hatte, lag sein Schwert an der Kehle des Mannes.
Panisch ließ der nun seine Waffe fallen und begann zu schluchzen, da er glaubte, dass der Lord ihn nun töten würde. Doch Uncle zog sein Schwert zurück und steckte es in die lederne Scheide. >>Möge Innos seinen gütigen Blick von solchen Witzfiguren wie euch abwenden!<<, peitschte seine Stimme über die Straße und durch das Tor hindurch.
Er würde nun sehen, dass er hier verschwand, ehe einer dieser Soldaten auf die Idee kam ihn in Gewahrsam zu nehmen. Zwar hatte er sich gegen den Angriff des Wachmannes verteidigen müssen, aber was konnte man schon den Ordnungshütern einer Stadt erwarten, die einen Streiter Innos wie einen miesen Strauchdieb behandelte.
Seine Abneigung gegen die hiesige Führung hätte sich kaum noch steigern können, wenn Uncle nicht weniger später von einem Kerl in eine Gasse gerufen worden wäre, der sehr interessante Dinge zu berichten hatte. Offenbar handelte er sich bei dem Mann, der sich als Marius vorstellte um einen Zeugen der Szenerie am Tor des Palastes. Mit den Worten >>Wenn ihr wissen wollt, weshalb man euch nicht zu den Magiern ließ, dann folgt mir.<< hatte er Uncle in die ebenso zwielichtige wie enge Gasse gelockt.
>>Erklärt euch, Marius. Weshalb wies man mich ab, wie einen leprakranken Bettler?<<, fragte der Hauptmann neugierig und frei heraus, als es ihm so schien, als wären die beiden unbeobachtet.
>>Weil die Magier niemanden mehr in den Palast lassen. Niemanden, den sie nicht selbst einladen. Warum es diese Regel gibt? Man kann nur mutmaßen, aber sie wurde erst eingeführt, als der Angriff dieser unheiligen Bestien losging. Seit dem darf niemand mehr hinein und die Wachen munkeln, dass sie des Nachts Schreie und rote Lichter aus dem Palast dringen hören.<< Uncle nickte und hielt sich zurück. Er wollte Marius nicht unterbrechen, aber das was er sagte ließ einen unerhörten Verdacht in ihm aufkeimen.
>>Ich hoffe, dass man euch vertrauen kann, mein Herr. Ich sprach mit euch, da ich sah wie man euch behandelte und weil ich hoffte einen letzten Vernunftmenschen in dieser belagerten Stadt zu finden. Als ich diese Fakten in einem Lokal erzählte, da hätte man mich um ein Haar aufgeknüpft und bisher habe ich niemanden gefunden, der mir Glauben schenken wollte. Nein, der Magierrat muss sie geblendet haben und ihren Verstand manipulieren.<<, erzählte Marius weiter und sah sich vorsichtig um. Es schien, als hätte er Angst entdeckt zu werden. >>Ich wüsste zu gern, was diese Magier noch mit uns planen. Es scheint keinen Sinn zu machen, dass die Stadt von ihnen geschützt und gleichzeitig von ihren Kreaturen belagert wird, aber was, wenn die Magier gar nicht die Ursache für jene magische Barriere um die Stadt sind? Was, wenn sie versuchen eben jene Barriere zu zerstören, die vor ihrer Herrschaft die ganze Insel vor dem Bösen schützte? Ich behaupte –und alte Bücher geben mir recht-, dass dieser heilige Schild antiken oder gar göttlichen Ursprunges ist.<<
Plötzlich wirkte Marius noch angespannter als sonst schon. Er verabschiedete sich hastig von Uncle und verschwand dann zwischen Häusern in der Dunkelheit der Nacht. Erst jetzt bemerkte Uncle den Greis, der sich mit gekrümmten Rücken und Krückstock durch die Gasse auf ihn zu bewegte. Der Lord würde nach allem, was er erlebt und erfahren hatte noch viel vorsichtiger sein. Nun jedoch wollte er zu jenem Gebäude zurückkehren in welchem ihm und seinen Gefährten eine gemütliche Unterkunft geboten wurde.

Françoise
04.06.2006, 13:49
Der neue Tag begann mit einer unerwarteten und unerfreulichen Überraschung. Bereits früh am Morgen kam die junge Frau, welche sich um Ed kümmerte, zu der Magierin und weckte sie sanft. Sie erklärte der Medica knappt die Situation und auch, dass zwei ihrer Gefährten, zwei Ritter verletzt wurden. Der eine körperlich, der andere auf eine noch unbekannte Weise. Zwar hätte man eigene Heiler, aber man hielt es für angebrachter, die Heilerin der Gruppe darüber zu informieren. Zusammen mit der jungen Frau eilte Ed zu ihren Gefährten. Allem Anschein nach war es in dieser friedlichen Stadt doch nicht so friedlich wie anfangs angenommen. Aber allein die Anwesenheit von so vielen Dämonen und Skeletten vor den Toren musste ja irgendeine Auswirkung haben. Vielleicht waren die Bewohner der Stadt dagegen inzwischen immun, aber auf sie selbst hätte es eventuell andere Folgen. Der starken magischen Konzentration in dieser Gegend war das auch nicht verwunderlich und eigentlich hätte sie sich das denken müssen, murrte Ed leise vor sich hin. Als sie zu den Verletzten in den Raum kam erkannte sie sofort Medin und DraconiZ auf den Betten liegen, umringt von einigen Tyroth, offenbar allesamt Heiler. Der Anführer der Heilergruppe trat an Ed heran und erzählte ihr, wie es zu den Verletzungen von DraconiZ kam. Die Medica traute kaum ihren Ohren, als er sagte Medin hätte den Ritter attackierte. Eine tiefe Wunde zierte die rechte Seite von DraconiZ Oberkörper und außerdem noch eine Vielzahl kleinerer Schnittverletzungen. Die thyrienischen Heiler tupften vorsichtig über die Wunden und versuchten die Blutung zu stoppen. Auch Medin war nicht gänzlich verschont geblieben, allerdings nicht ganz so schlimm wie sein Waffenbruder. Auch um ihn standen einige Heiler, aber auch zwei stämmige Männer in Rüstung. Offenbar hielt man den Ritter für nicht ganz vertrauenswürdig, nachdem was passierte. Zuerst wandte sich die Medica aber DraconiZ zu, denn seine Verletzungen waren schwerwiegender, auch wenn die Tyroth wohl ihr Bestes taten, um ihm zu helfen. Ed untersuchte den Schnitt genau, allerdings war er bereits gesäubert und desinfiziert. Scheinbar beherrschten die Tyroth aber nicht eine Methode zur magischen Heilung. Ed hielt ihre Hand kurz über die Verletzung des Ritters und begann damit sie langsam zu verschließen. Der goldene Schimmer waberte über den Schnitt und Stück für Stück wurde die Wunde kleiner, bis sie schließlich gänzlich verschwand. Aus ihrem Umhang zog sie eine kleine Phiole mit einer violetten Flüssigkeit und flößte sie dem Ritter ein. Im Nu verheilten die kleinsten Schnitte wieder, den Rest behandelte die Medica wieder auf magische Weise. Einige der Tyrothheiler waren sichtlich erstaunt über die Fähigkeiten der Magierin, bis auf die obersten tyrienischen Heiler. Offenbar war er mit solchen Methoden vertraut. Ed bat die Heiler sich um DraconiZ zu kümmern, während sie sich Medin zuwandte. Auch ihm verabreichte die Medica einen Heiltrank und verarztete dann den Rest der Wunden. Aber offenbar war das nicht das einzige, was den Ritter verletzt hatte. Schon während Ed ihre Heilmagie einsetzte fühlte sie eine Gegenkraft, die scheinbar gegen sie arbeitete. Dennoch gelang es ihr die offensichtlichen Wunden zu behandeln. Die Medica hielt ihre Hände über die Schläfen des Ritters und erspürte noch eine Verletzung, die aber den Geist betraf und nicht den Körper. Irgendein Fremdkörper hatte sich scheinbar in Medin eingenistet. Seine negative Aura übertünchte die des Ritters fast vollkommen. Aber dennoch versuchte sie sich zu verbergen. Mit einer geistigen Verletzung hatte die Medica bisher noch nicht zu tun gehabt, aber das Prinzip war dasselbe. Sie fokussierte ihre magische Energie auf die Präsenz im Inneren des Ritter und versuchte sie langsam, aber stetig aus ihm heraus zutreiben. Je weiter es ihr allerdings gelang, desto intensiver wurde es und ein Anflug von Aggressivität kam ihr entgegen. Es war gerade so, als hätte diese Krankheit ihren eigenen Willen und würde gegen sie anarbeiten, immer versucht weiter in Medins Geist herumzuspuken. Noch einmal verstärkte die Magierin ihr Bemühen, bis endlich ein Gefühl der Gelassenheit den Ritter umgab. Dennoch konnte sich die Medica nicht des Eindrucks erwehren, dass das, was immer es auch war, bereist vollkommen verschwunden war. Für ihr bloßes Auge war es keinesfalls sichtbar, aber unterbewusst fühlte sie weiterhin die Anwesenheit, die sich zwischen den Menschen, die sie umgaben, zu verschwinden versuchte. Glücklicherweise viel Ed ein, dass sie sich auch ihrer herkömmlichen Magie bedienen könnte. Sie kniete sich nieder und tastete den Rand ihres Ärmels ab. Wenig später versank alles um sie herum in einem Meer aus purpurnen Wolken, die dicht um die Anwesenden waberten. Gelöst von ihrem körperlichen Zwilling sah sie sich um und erst beim zweiten Mal erkannte sie über dem Bett von DraconiZ gebeugt einen schwarzen Schemen. Er unterschied sich von den restlichen Personen im Raum, die alle an einen Körper gebunden waren. Und ganz im Gegensatz zu denen konnte er die Magierin erkennen. Silbrige, zahnartige Fortsätze blitzten am Kopf des Wesens auf, als es sich zu ihr umdrehte. Mit großen Sätzen überwand es den Weg zur Magierin, die im letzten Augenblick durch eine purpurne Wolke weg sprang. Auf der körperlichen Ebene stellten sich die Heiler mit fragenden Blicken um die kniende, aber bewegungslose Magierin. Der schemenhafte Dämon stürzte ohne die Heiler zu beachten, durch sie hindurch und attackierte Ed erneut. Die umgebenen Wolken stoben davon und erneut schwebte die Magierin in eine andere Richtung. Ed hielt dem Wesen ihre ausgestreckte Hand entgegen und wenige Augenblicke später fauchte ein Flammenstoß auf den Dämon zu. Entsetzt seine silbrigen Zähne bleckend kreischte er vor sich hin, verpuffte aber im Infernozauber. Noch ein letzter Prüfender Blick, um sicher zu gehen, dass das das einzige Wesen war, und schon ließ die Magierin sich zurück in ihren Körper fallen. Als wenn sie aus einer tiefen Hypnose erwachte schlug Ed die Augen auf und sah den verdutzten tyrienischen Heilern ins Gesicht. Sie lächelte kurz und erklärte ihren Kollegen, was den Ritter zu der Tat zwang und wie sie das Wesen austrieb. Wieder erntete sie einige erstaunte Blicke von den Tyroth. Offenbar war ihre Magie zwar fortgeschritten, aber dennoch anders als die der Medica. Aber dennoch schien zumindest der oberste Heiler zu verstehen, was passiert war. Wie dem auch sei, hatte die Behandlung viel ihrer Kraft beansprucht, weshalb sie es vorerst den Tyroth überließ über die beiden Ritter zu wachen. Viel mehr könnte sie ohnehin nicht mehr tun. DraconiZ und Medin müssten nur noch aufwachen, aber bis dahin würde sie sich ausruhen.

Uncle-Bin
04.06.2006, 15:18
Es herrschte betretenes Schweigen in jenem Raum, den Uncle ausgesucht hatte, um die Mannschaft zu versammeln. Außer Medin, Draconiz und der Magierin Ed waren alle anwesend. Die Türen waren geschlossen und massiv genug, um einem Lauscher das Leben schwer zu machen. Dennoch redete Uncle mit gedämpfter Stimme, als er in die Mitte der anwesenden trat.
>>Ich habe euch bereits erzählt wie man mich gestern behandelte, als ich mit den Darath reden wollte. Noch einmal möchte ich betonen, dass dies eine ungeheuerliche Frechheit ist die ihres Gleichen sucht. Wer sich einem Lord der Garde Innos’ in den Weg stellt, der stellt sich auch unserem Herren Innos selbst in den Weg!<<
Es ging ein leises teils zustimmendes Gemurmel durch die Reihen. Offenbar waren nicht alle der Meinung, dass ein Lord das Recht hatte mit den Stadtherren zu sprechen. Wenigstens von Tomarus kam ein eindeutiges Zeichen der Zustimmung. Als Paladin war es mehr oder minder auch seine Pflicht seinem Kollegen beizustehen.
>>Doch nicht nur dies werte ich als ein Zeichen der offenen Ablehnung, die uns von den Herren der Stadt zuteil wird. Nein, als ich vom Palast der Magier zurückkehrte, da bot sich mir und euch eine Szenerie des Schreckens. Medin hat offensichtlich unter fremden magischen Einfluss ein Attentat auf unseren Kampfgefährten Draconiz verübt. Wer, wenn nicht die Magier, kann die Macht haben einen so starken Geist wie den des Ritters Medin zu verwirren?<<, setzte Uncle seinen Vortrag fort und wieder bekam er gedämpfte Zustimmung aus den Reihen seiner Gefährten.
Dann meldete sich der Magier Spike zu Wort. >>Es ist gut möglich, dass Medin unter dem Einfluss jener Dämonen stand, die den Rest der Insel zu beherrschen scheinen.<< Er traf damit einen Punkt den Uncle nicht bedacht hatte. Ja, möglich wäre das., dachte er. Doch ehe er dem Magier antworten konnte, wendete sich Wenda an ihn.
>>Wieso kam er dann durch den magischen Schild, der die Stadt vor allem Bösen schützen soll?<<, fragte sie frei heraus. Offenbar hatte auch sie Zweifel an der Redlichkeit der Darath bekommen. Mit diesen Worten hatte sie Uncle überzeugt und so ergriff er wieder das Wort ehe Drake die Möglichkeit zum Antworten hatte.
>>Fakt ist, dass nichts Böses von außen durch den magischen Schild dringen kann. Gleichzeitig scheint es aber dem Bösen möglich innerhalb des Schildes sein Unwesen zu treiben. Es wäre nur logisch, wenn jenes Übel dann auch hier innerhalb der magischen Kuppel entstanden ist!<<
Langsam aber sicher gelang es Uncle seine Gefährten zu überzeugen oder wenigstens dafür zu sorgen, dass sie sich Fragen über die Darath stellen mussten, die kein gutes Licht auf die Magier Tyriens warfen.
>>Gestern begegnete mir ein Mann namens Marius, der mir davon erzählte, dass der Rat der Magier dunkle Experimente betreibt. Er schien vertrauenswürdig und ehrlich und er warnte mich davor, dass die Bevölkerung Tyriens bereits dem Bann der schwarzen Magie der Darath erlegen sei. Nach allem was passiert ist, musste ich euch von dieser Begegnung erzählen.<<
Diese Worte kamen von dem Magier Drake. Uncle hatte bisher nicht viele Worte mit dem Mann gewechselt und es überraschte ihn, dass ausgerechnet ein Magier nun solch eine Geschichte erzählte. Viel überraschende war es jedoch, dass Uncle offensichtlich nicht der einzige war, der Marius begegnete.
>>Nachdem man mich gestern so grob am Tor abwies, begegnete auch ich diesem Marius. Auch mir erzählte er von jenen Schauergeschichten, die sich im Palast abspielen. Er scheint wirklich in großer Sorge zu sein, wenn er sich nicht nur mir, sondern auch euch, Drake, anvertraute.<<, meinte Uncle. Er war nun vollends davon überzeugt, dass diese Darath ein mieses Spiel mit ihren Untertanen trieben. Alles hier verlangte nach Handlungen!

DraconiZ
04.06.2006, 18:13
Langsam erwachte der Schmied wieder aus seinem Schlaf. Was war geschehen? Hatte er komisch geträumt oder war Medin wirklich wahnsinnig geworden und hatte ihn angegriffen? Mit einem Ruck setzte der Ritter sich auf und tastete seine Seite ab. Keine Spur einer Wunde. Ebenso wenig an seiner Brust oder einer anderen Stelle seines Körpers. Es musste ein verdammt realer Traum gewesen sein. Hatte irgendjemand hier die Fähigkeit Träume zu manipulieren? Eigentlich hatte der Streiter nur gedacht, dass nur die Baals im Sumpflager zu so etwas fähig waren. Mit einer fließenden Bewegung sprang er aus dem Bett und setzte wie gewohnt sanft auf dem Boden auf. Keine Spur von Erschöpfung oder einer Verletzung. ,, Verdammt das kann doch gar nicht sein“, dachte der Ritter verwirrt. Doch dann fiel sein Blick auf den Mann der im Bett neben seinem eigenen lag. Dies war nicht das Zimmer in dem er sonst geschlafen hatte und dieser Mann war ihm verdammt bekannt. ,, Wie ich sehe geht es dir schon wieder blendend. Deine Kameraden haben sich in einem anderen Raum getroffen und bereden in diesem Moment etwas. Vielleicht solltest du mal dort hingehen, sobald du dich angekleidet hast“. DraconiZ starrte etwas verwundert in die Augen seines Gegenübers, eines Heilers aus Tyrien, nickte und wandte sich dann wieder Medin zu. Es war doch kein Traum gewesen. Der Südländer war doch Amok gelaufen und hatte seinen Kameraden angegriffen. ,, Was ist mit ihm passiert?“, fragte der Schleichlehrer mit einer Kopfbewegung in Medins Richtung. ,, Das können wir nicht bestimmt sagen. Die Magierin aus eurer Gruppe hat euch und ihn behandelt“. DraconiZ nickte ein weiteres Mal geistesabwesend. Daher waren alle Verletzungen verschwunden. Ed beherrschte die Heilung wahrhaftig meisterhaft.

Einige Zeit später stand der Ritter in seine Tunika gehüllt und bewaffnet vor der Tür in der die anderen angeblich schon heftig diskutierten was zu tun sei. Er zögerte einzutreten. Eigentlich hätte er viel lieber erfahren was mit Medin los war. Er machte diesem keinen Vorwurf. Der Südländer war ein Ritter voller Ehre und Willenskraft. Wenn er so etwas tat dann unmöglich aus freiem Willen. Aber welche dunkle Macht war es die ihn dazu veranlasste seinen Waffenbruder anzugreifen? Gerade als der Schwarzhaarige resignierend die Tür aufwerfen wollte drang von hinten eine vertraute Stimme an sein Ohr. ,, Meine Heilkünste scheinen allmählich ausgereift zu sein“. Anscheinend frisch gebadet und gut ausgeruht kam die kleine Magierin Ed zu dem Ritter herüber und grinste diesen an. ,, Ihr habt tatsächlich gute Arbeit geleistet“, erwiderte DraconiZ mit tiefer Dankbarkeit in der Stimme. Als die beiden nebeneinander vor der Tür standen sprach Ed: ,, Medin müsste es bald wieder einigermaßen gut gehen. Es war von einem Dämon befallen, den ich besiegen konnte“. Erst trat einen kurzen Augenblick Stille zwischen den beiden an und dann nickte der Ritter verwundert. Konnte Ed Gedanken lesen? ,, Das freut mich zu hören. Hoffentlich geht es ihm bald wieder gut. Doch nun lasst uns sehen was die anderen machen“. Dagegen hatte wohl auch Ed nichts einzuwenden und so folgte sie dem Schleichlehrer als dieser die Tür mit einem Ruck aufstieß.

In dem Moment wo die Tür aufschwang und die beiden Raum betreten wurden sie von einem DraconiZ unbekannten Mann empfangen. ,, Ich grüße euch edle Diener Innos’. Kommt doch herüber zu uns“. Verwundert aber nicht erschrocken begutachtete der Schmied erst den Raum, der recht klein war und in dem nur ein großer Tisch und einige Stühle waren und dann den recht jungen schlanken Mann, der die beiden empfing. Wer war das und was tat er bei seinen Kameraden? Da es kaum herausfinden würde, wenn er stehen blieb setzte er sich kurzerhand neben Uncle, in dessen Augen schon Entschlossenheit glühte, während Ed sich ebenfalls einen Platz suchte, der ihr genehm war. Als die beiden Platz genommen hatten erhob Wenda das Wort. ,, Was ist mit Medin? Geht es ihm gut?“. ,, Ich habe ihn heute behandelt. Er wird nicht mehr zu uns stoßen können, denn er braucht Ruhe“, erwiderte Ed kurz angebunden. Ihr schien der seltsame Mann der bei der Gruppe war nicht zu behagen. Daraufhin lehnte Wenda sich zurück und der seltsame Tyroth erhob das Wort. Der Ritter ging einfach mal davon aus, dass er zu diesem Volk gehörte. ,, Ich möchte mich noch einmal für euch vorstellen Ritter. Die Feuermagierin hat meine Bekanntschaft ja schon gemacht. Mein Name ist Marius und ich bin hier um euch wichtige Mitteilungen zu machen, die eure Gefährten schon erfahren haben“. Marius, der scheinbar ein geschickter Redner war, lies dem Ritter einen Moment um die Worte sacken zu lassen und fuhr dann mit ernster Mine fort: ,, Eure Waffenbrüder haben schon erkannt, dass es unaufschiebbar ist dem Rat das Handwerk zu legen. Die Darath spielen ein falsches Spiel mit der Bevölkerung und deren Leben“. Wieder lies der seltsame Mann einige Augenblicke verstreichen bevor er weiter sprach. ,, Sie verschließen sich vor der Öffentlichkeit, benutzen das Land als ihr Versuchsobjekt und das nur um ihre Macht zu vergrößern“. DraconiZ warf einen Blick zu Ed herüber. Sie schien nicht weniger geschockt zu sein als er, aber große Zweifel konnte man in ihren Augen lesen. Noch bevor der Schmied etwas sagen konnte erhob Uncle neben ihm das Wort. ,, Marius spricht wahre Worte. Sie experimentierten mit Unwesen und trieben dieses Land und viele der Bewohner in den Ruin. Von außen kann nichts Böses eindringen und daher gehe ich davon aus, dass auch Medin ihnen zum Opfer fiel“. Die Augen des Schmiedes und die der Magierin weiteten sich. Wenn das stimmte war es nur Recht und billig, wenn sie den Rat zur Rede stellten.

Es brauchte nicht mehr viele Worte der Gruppe und DraconiZ war davon überzeugt, dass es richtig war in die Gemächer des Rates einzudringen und diesen zur Rede zur Stellen. Ed hingegen blieb skeptisch, sagte aber nichts dazu. ,, Doch Marius sagt wie sollen wir in die Gemächer eindringen. Ihr dürftet selbst die Sicherheitsvorkehrungen kennen, die den Palast umgeben“, gab Tomarus in diesem Moment zu bedenken. Marius Augen verengten sich und seine Stimme wurde leise und verschwörerisch. ,, Wie ich erfahren habe haben wir zwei wahrhafte Meister der Körperbeherrschung unter uns“. Seine Blicke fielen auf den Feuermagier Spike Spiegel und dann auf DraconiZ. ,, Ihr müsstet es schaffen über die Mauer zu kommen, wenn wir die Wachen ausreichend ablenken. Dazu könnte einer der Magier vor dem Tor ein Feuerwerk veranstalten, was die Wachen ausreichend ablenken sollte damit Spike und DraconiZ über die Mauer kommen. Dort kann Spike ebenfalls ein Feuer entfachen, damit die Wachen drinnen abgelenkt sind und DraconiZ könnte das Tor öffnen, damit wir in der allgemeinen Verwirrung und mit wenig Aufwand in den Palast kommen. Wo die Gemächer sich befinden weiß ich und ich kann euch leiten“. Ein Seufzen durchdrang die Versammlung. Dies war ein verdammt riskanter Plan und konnte unter Umständen den Tod aller bedeuten. ,, Wenn dies bedeutet das wir dem Schrecken dort draußen ein Ende bereiten können, dann werde ich euch helfen Marius“, sagte Spike nach einer Weile. Schon bald stimmten alle anderen ebenfalls zu und wenn es war um den Grund zu erfahren warum sie Medin so benutzt hatten. Marius machte ein grimmiges Gesicht und nickte ebenfalls. Doch irgendwas hatte dieser Mann trotzdem noch an sich, was nicht stimmte, worauf der Schmied aber nicht achtete. Er wollte, dass der Schrecken hier endlich aufhört. Egal wie.

Françoise
04.06.2006, 21:25
Dies war ein äußerst törichter Plan und Ed kam sich vor, als befände sie sich in einer Gruppe von Narren. Wenn dieser Marius tatsächlich die Wahrheit sagen würde gäbe es doch bestimmt schon länger solche Pläne. Warum mussten dann ausgerecht sie den Palast stürmen. Marius sprach mit falscher Zunge, das war eindeutig, aber scheinbar nur der Magierin. Und die Ritter und vor allem der Paladinlord waren viel zu überzeugt von ihrem beziehungsweise von Marius’ Plan. Davon abbringen könnte sie ihre Gefährten mit Sicherheit nicht mehr. Ihre Entschlossenheit in den Palast zu stürmen und die Magier zu stürzen oder zu tun was auch immer nötig war, um den Frieden wieder herzustellen, war unumstößlich. Und dabei gab es Frieden in der Stadt. Wenn der Magierrat die Untoten hierher gebracht hätte oder sie kontrollierte machte es keinen Sinn vor den Toren aufzuhören. Am Abend war die Truppe bereit zum Abmarsch, zusammen mit Marius. Die Medica saß gerade am Bett von Medin, um seinen Zustand zu überprüfen, als DraconiZ hereinkam. » Wir wollen aufbrechen. Medin muss hier zurückbleiben, aber das hier duldet keinen Aufschub. « Ed sah auf und antwortete. » Ich werde hier bleiben. Medin benötigt meine Hilfe, denn ich weiß nicht, ob ich den Dämon vernichtete oder nur verjagte. Wenn er wiederkommt ist euer Freund ihm schutzlos ausgeliefert, denn ich glaube nicht, dass die hiesigen Heiler über diese Fähigkeiten verfügen. Außerdem finde ich es unverantwortlich ihn allein zu lassen. « Die Lippen der Magierin kräuselten sich. » Ihr könnt nicht einfach einen Großangriff auf den Rat der Tyroth starten und einen Freund hier allein zurücklassen. Die Worte von diesem Marius sind Gift, ich selbst halte ihn für einen Lügner. Es gibt zu viele Ungereimtheiten in seinen Geschichten. Wenn ihr unbedingt auf ihn hören wollt, dann tut das. Ich für meinen Teil werde hier bei Medin bleiben und ihm erzählen was passierte, wenn er aufwacht. Drake und Spike sind an eurer Seite, an Magie sollte es euch also nicht mangeln. Außerdem setze ich Zauberei nicht gegen Unschuldige ein und bei den Wächtern des Palastes bin ich mir sicher, dass sie nichts verbrachen. Ich kann nur die Bitte an euch richten, so wenig Schaden wie möglich zu verursachen. Sollten Marius Worte stimmen ist nur der Magierrat euer Ziel und niemand sonst. « Die Medica seufzte leicht. Offenbar war DraconiZ ein wenig enttäuscht, aber für diese Sache konnte Ed sich keineswegs so begeistern, wie für die Suche nach den Tränen. Der Ritter verließ den Raum und Ed blieb alleine mit Medin zurück. Dieser Marius war ihr einfach schleierhaft. Es war ein zu großer Zufall, dass er gerade an eine Gruppe Reisender herantrat mit der Bitte den Rat zu stürzen. Scheinbar gab es keinerlei revolutionäre Gedanken innerhalb der Stadtbevölkerung. Ed sah ihren Gefährten nach, wie sie in Richtung Palast aufbrachen. Immer wieder schossen ihr Wörter wie Unverantwortlich, Überstürzt oder Töricht durch den Kopf. Marius wiegelte die anderen einfach auf und offenbar hörten sich seine Worte für sie vernünftig an. Die Medica wandte sich von der Straße zum Palast ab und kehrte wieder zu ihrem Patienten zurück. Alle äußeren waren alle vollkommen verheilt und Ed hatte mehrmals die Astralrune benutzt, um sicher zu gehen, ob der Dämon eventuell zurückgekehrt war. Aber nichts dergleichen. Woher er kam war Ed allerdings auch nicht klar. Solche schemenhafte Wesen kannte sie, aber die waren niemals aggressiv geworden und übernahmen vor allem nicht die Kontrolle über Menschen. Seufzend setzte sich die Magierin auf ein Kissen vor dem Fenster und schloss ihre Augen, um wieder zu meditieren und negative magische Präsenzen zu entdecken, bevor sie wieder Besitz von Medin ergreifen konnten.

Schmusekatze
04.06.2006, 21:26
Drake hatte viel über die Worte des Fremden nachgedacht. Marius schien vom äußerlichen her ein ehrbarer Mann zu sein, doch Drake war sich dessen nicht völlig sicher. Er konnte jedoch nichts verdächtiges an ihm erkennen, es war einfach nur ein Gefühl dass ihn daran hinderte Marius völlig zu vertrauen. Doch gleich nachdem Drake in seinem Quartier angekommen war, wurden seine Gedanken auf etwas anderes gelenkt. Denn eine relativ hübsche Frau wartete dort auf ihn. Drake entrang sich ein Grinsen, doch er verbarg es schnell wieder um die Fremde nach ihrem begehr zu fragen:
"Was führt euch in mein Zimmer junge Frau?"
Die Frau lächelte Drake an und hielt eine Robe in die Höhe:
"Ich bringe euch diese Robe, ihr müsst sie anprobieren, und wenn sie euch nicht gefallen sollte, nehme ich sie wieder mit und mein Meister macht euch eine neue."
Drake musterte die Robe, sie war wunderbar verarbeitet. Der Robenwirker hatte sich wohl voll und ganz ausgetobt. Die Farbe hatte er gut getroffen, doch er hatte die Runen ein wenig heller strahlen lassen. Die stilisierte Flamme wirkte nun als könnte sie jeden Moment anfangen zu knistern. Drake schaute die Botin an, und wartet dass sie das Zimmer verließ, doch sie machte keinerlei Anstalten dazu. Also streifte Drake seine alte Robe ab und errötete ein wenig als die Frau anfing zu grinsen. Zum Glück hatte Drake bei seiner Einhandlehre viel trainiert. Doch das war natürlich unwichtig für ihn, immerhin musste er ja niemanden beeindrucken mit seinem Körper. Zumindest versuchte er sich das einzureden, in seinem alter war es völlig natürlich wenn er die Annerkennung von jungen hübsche Frauen suchte......
Doch er verdrängte diese Gedanken, was würden nur die anderen von ihm denken wenn sie das wüssten. Drake stellte sich vor seinen Spiegel und begutachtete die Robe von allen Seiten. Sie passte perfekt und war viel leichter als seine alte. Die Botin erhob sich jetzt und nahm eine Kerze vom Nachttisch, als wäre dies ganz selbstverständlich, hielt sie die Flamme an Drakes neue Robe. Der Magier sprang einen Schritt zur Seite und wollte schon losschreien, als die Frau ihm mit einer Geste einhalt gebot:
"Keine Sorge, diese Robe ist so gut gewoben dass so eine kleine Flamme keine Gefahr für sie darstellt. Aber passt auf dass ihr die Künste meines Meisters nicht überschätzt."
Ihre Augen glitten über seine alte Robe und sie schien sich wohl auszumalen wie er es geschafft hatte sie so herzurichten. Drake achtete nicht weiter auf sie und glitt durch sein Zimmer um das Gold für die Robe zu hohlen. Sie nannte ihm den Preis und Drake zählte ihr die 800 Gold vor ihren Augen ab. Schließlich verließ sie wieder das Zimmer. Und Drake warf noch einmal einen Blick in den Spiegel, bevor er hinunter ging.
Alle hatten sich in einem kleinem Raum mit einer schweren Tür versammelt und der Lord, Uncle, erklärte ihnen warum sie hier waren.
Natürlich hatte er Recht, es konnte nicht angehen dass man einen Lord der Paladine so herum schubste, aber begründete dies die Vorwürfe gegen den Rat der Magier? Spike warf ein dass die Krankheit Medins auch von aussen hätte kommen können, Wendas Gegenargument schwächelte jedoch ein wenig, aber Drakes Erwiederung wurde unterbrochen.
Uncle-Bin schien wohl lieber glauben zu wollen dass das Böse von innen kommen musste, was Drake wieder an sein Gespräch mit Marius denken ließ. Er erzählte den anderen davon, und es schien wohl schon so ziemlich jeder aus ihrer Gruppe Kontakt mit ihm gehabt zu haben.

Und schließlich gab sich auch noch Marius höchstselbst die Ehre, und kurz darauf kam auch DraconiZ. Zusammen wurde beschlossen dass sie in den Palast eindringen würden. Sie arbeiteteten einen Plan aus, und begannen schließlich mit den Vorbereitungen.
Medin war einfach nicht in der Verfassung um mit ihnen zu kommen, und Ed schien bei ihm bleiben zu wollen, er brauchte anscheinend immer noch die Hilfe einer Medica.

Nach kurzer Zeit waren sie schließlich soweit und sie schlichen sich durch die Gassen in Richtung Palast. Natürlich waren Spike und Draco dabei immer im Vorteil, und manchmal wusste selbst Drake nicht wo seine Gefährten waren, bis sie ins Licht traten um den andern den Weg zu Weisen.
Nach, für Drake unendlich lange Zeit, erreichten sie schließlich das Tor zum Palast. Und Drake machte sich in seinem Versteck bereit für die Ablenkung. Draco gab Drake ein Zeichen, und dieser entzündete seine Inferno Rune. Mit einer anmutigen Bewegung schoss er den Zauber in den nächtlichen Himmel, wo Drake schließlich dafür sorgte dass er detonierte. Die Palastwachen schreckten auf und liefen durcheinander, man konnte Schreie hören, und Drake verstärkte dieses Situation mit einem weiterm Zauber den er gen Himmel schickte. Nun wechselte er rasch seine Position und wartete darauf dass Spike seinen Zauber verschoss, und Draco ihnen das Tor öffnete.

DraconiZ
04.06.2006, 22:51
DraconiZ stand unter totaler Anspannung. Auch für ihn war es kein Kinderspiel die Mauer herauf zu klettern, die immerhin so hoch war wie die Khorinische Stadtmauer. Hoffentlich ging alles glatt und Drake und Spike schafften es genug Verwirrung zu stiften. Zu viel hang davon ab. Denn auch wenn die Tyroth ein sehr friedliches Volk waren, dann waren sie sicherlich ganz und gar nicht davon angetan, dass Pseudohelden über ihre Mauern kletterten und versuchten ihren Rat zu Rede zu stellen und das aus so dummen Gründen. Erst als er sich jede kleine Aushöhlung zunutzte machte und unter höchster Konzentration stand wurde dem Schleichlehrer erst bewusst wie wenig sie eigentlich wussten. Sie hatten keinen wirklichen Beweis was sie taten und keinen blassen Schimmer davon, was sie dort drinnen erwarten würde. Aber sie taten es und nicht zuletzt weil Marius ein wahrhaft meisterhafter Redner war.
Mit einer ruckartigen Bewegung schwang sich DraconiZ über die Zinnen der Mauer, machte sich so klein wie er nur konnte und schaute sich um. Das Feuer, welches Drake erschaffen hatte leuchtete immer noch taghell und alle Wachen liefen kreuz und quer durcheinander. Einen kurzen Moment beachtete der Schmied den Palast selbst und dessen Innenhof, aber wandte sich dann sofort wieder davon ab und bewegte sich ohne einen Laut von sich geben weiter auf den Zinnen. Es wäre unerträglich gewesen zu erfahren, was für ein wunderbares Gebäude er hier entweihte. Der Schwarzhaarige hatte sich in seinem ganzen Leben noch nicht so mies gefühlt und doch tat er das, was man von ihm erwartete. Sollte wirklich der Rat dahinter stecken würde er Rache nehmen. Daher was das einzige was ihm übrig blieb das Gespräch mit den Darath. Mit einer flüssigen Bewegung sprang der Schleichlehrer im nächsten Moment in den Innenhof und rollte sich unten nahe der Mauer ab um den brutalen Sturz zu dämpfen. Einen Moment lauschte der Gardist, ob Jemand seinen Sturz gehört hatte, aber scheinbar waren alle so beschäftigt mit dem Feuer über dem Himmel, dass er sich unbemerkt weiter bewegen konnte. Wahrscheinlich dachten sie, dass die Untoten nun auch über Drachen oder ähnliches verfügten.

Schnell war der Ritter in einer ausreichend großen Aushöhlung in der Mauer verschwunden, die völlig im Dunkeln lag, als eine kleine Gruppe von Soldaten in seine Nähe kam. Diese aber bemerkte ihn nicht und rannte ungestüm weiter. ,, Verdammt Spike setz hier irgendwas in Flammen, damit ich mich bewegen kann“, dachte der Schmied bitter. Es war nicht mehr weit bis zum Tor hin, doch dort standen ein gutes Dutzend Soldaten, die Stellung davor aufgenommen hatten. Wahrscheinlich dachten sie, dass ein Angriff gestartet wurde, was ja auch in gewisser Weise stimmte. Nur wussten sie nicht, dass der Feind schon längst in ihren Mauern war und nur darauf wartete loszuschlagen. DraconiZ spannte sich und beobachtete, so gut er konnte, die noch jungen Soldaten. Er konnte klar die Angst in ihren Gesichtern lesen. Sie hatten noch nicht so viel Erfahrung im Kampf wie jeder einzelne Waffenknecht in Khorinis. Würden die Untoten hier tatsächlich einfallen würde es verdammt schlecht für sie aussehen. Doch darum konnte der Schwarzhaarige sich jetzt nicht scheren. Wenn der Rat die Quelle war, dann würden sie nach dem heutigen Abend gar nichts mehr fürchten müssen. Zumindest fand DraconiZ in diesem Moment gefallen an dieser Vorstellung.

Nach einer Ewigkeit, wie es schien, wurde ein Karren mit Stroh, mitten im Innenhof des Palastes in Flammen gesetzt und der Schleichlehrer meinte für einen Augenblick Spike gesehen zu haben, doch dieser verstand es ebenfalls meisterlich aufzutauchen und im nächsten Moment unsichtbar zu werden. Durch dieses Ablenkungsmanöver kam nun die Chance des Ritters das Tor zu öffnen. Die Soldaten rannten wie wild direkt zur anderen Seite des Innenhofes, wobei nur zwei Soldaten am Tor blieben. Als DraconiZ sicher war, dass sie weit genug entfernt waren, wandte er sich so leise wie möglich aus seinem Versteck und näherte sich der ersten Wache, was auch recht leicht möglich war, so dunkel wie es in diesem Bereich war und so abgelenkt wie die Wache selbst war. Als der Schmied hinter der Wache war packte er blitzschnell den Kopf jener und stieß diesen gegen die Wand, so dass die Wache sofort zu Boden schlug. Er hasste es Menschen unnötig zu töten und so hatte er sich noch in seinem Versteck geschworen, keinen Soldaten zu töten, wenn es nicht anders ging. Als die andere Wache reagieren wollte war es ebenfalls viel zu spät. Mit einem Tritt gegen den Kopf war auch sie fürs erste außer Gefecht gesetzt. Heißer Schweiß lief das Gesicht des Gardisten herunter. Was sollte er nun tun? Einfach das Tor aufmachen? Hinter ihm wurde irgendetwas Weiteres in Brand gesetzt. Der Ritter tat einfach das, was Marius gewollt hatte. Mit wenigen Handbewegungen war das Schloss zur Türe entfernt und mit einem Ruck schwang die große Tür auf. Sofort kamen die Kameraden des Schleichlehrers hinein. Allen voran Marius. ,, Folgt mir“, zischte er der Gruppe einfach zu und trat eine Türe nahe des Tores ein. Die Wachen vor dem Tor waren wohl alle von den Streitern erledigt worden. Es dauerte auch nicht lange bis Spike zu ihnen aufgeschlossen hatte und alle in dem Gang, in den Marius zuvor gelaufen war verschwunden waren.

Wenig später rannten sie wie Wahnsinnige durch die Gänge des Palastes, wobei wahrscheinlich nur Marius selbst wusste, wo sie genau hinmussten. Die Wachen, die ihnen zwischendurch begegneten hatten kaum eine Chance zu bestehen. Die Geübtheit und die Wucht der Angriffe durch die Streiter waren so heftig, dass die einzelnen Tyroth kein Moment zum Überlegen blieb. Wenn sie nicht sofort reagierten waren sie schneller bewusstlos als ein Feuermagier an Innos denken konnte. Schneller und schneller wurde ihr Trab durch die verschiedenen Gänge, die normalerweise so schön waren, dass man sie hätte stundenlang betrachten können. Ihnen blieb kein Augenblick übrig auch nur das größte Detail an einem der zahllosen Wandteppiche oder Bilder zu beobachten. Marius wurde schneller und schneller und das wahrscheinlich, weil er wusste, was sie erwarten würde, wenn sie auf größeren Widerstand als auf vereinzelte Wachposten stoßen würden. Schon wenig später standen sie an einer Weggabelung, wo Marius kurz inne hielt. ,, Sagt nicht ihr wisst nicht wo wir hinmüssen Marius!“, schrie DraconiZ den zwielichtigen Mann an, dem er gegen alle seine Prinzipien folgte. ,, Bleibt ruhig, wir müssen hier links“, erwiderte ihr Wegweiser schnell und rannte, vielleicht auch im einem weiteren Kommentar zu entgehen weiter durch den Gang. Die anderen seufzten laut auf und folgten diesem.

Nach einer weiteren Weile des Marschierens kamen sie an eine verdammt verzierte Tür, die zu einem sehr großen Raum zu führen schien. Doch das Problem war nicht die große Türe, sondern die sechs Soldaten die davor standen und keineswegs so unerfahren aussahen, wie die gewöhnlichen Wachen. ,, Ihr seid verdammt dumm hierher zu kommen. Das ist eure letzte Chance ergebt euch oder..“. Doch weiter kam der Veteran nicht, denn die Gardisten kannten keine Gnade. Blitzschnell ergriffen Wenda, Tomarus, Uncle und DraconiZ ihre Schwerter und stürzten sich ins Getümmel. Spike und Drake machten sich hingegen daran weitere Soldaten mit einer Flammenwand davon abzuhalten zu ihren Kameraden zu stoßen. Wie ein Verrückter schlug der Schmied auf seinen Gegner ein, bis der zu Boden ging und der Ritter diesem mit einem Schlag gegen das Gesicht ausschaltete. Wenig später lagen auch die anderen Wachen bewusstlos am Boden und das Tor zum Thronsaal der Darath wurde aufgestoßen. DraconiZ war froh, dass keiner der Soldaten getötet worden war, sondern nur bewusstlos war und so schnell nicht mehr aufwachen würde.

Der Saal war von mehreren hellen Flammen taghell erleuchtet und als die Gruppe eintrat wandten sich ihnen drei Gesichter zu. Jeder Darath schien von einem anderen Alter und von einer anderen Gesinnung zu sein, soweit der Schmied dies aus den Gesichtern lesen konnte. Sie waren allesamt in kostbarste Magiergewänder gehüllt, die in allen Farben schimmerten. Alle drei saßen auf einem separaten Thron, die am Ende des Raumes aufgestellt waren. Der restliche Raum war mit Bilden, Alchemietischen, Wandteppichen und vielen anderen magischen Instrumenten übersät womit wahrscheinlich nicht mal Drake und Spike wirklich etwas anfangen konnte. Doch das erstaunlichste an diesem Raum war ein riesiger Rot strahlender Kristall an der rechten Seite des Raumes, wo Spike, Drake und Marius die ganze Zeit hinstarrten. Die Kämpfer wurden jedoch von den Darath und deren Blicken angezogen und eingefangen. ,, Dumm seit ihr“. ,, Kühn seit ihr“. ,, Töricht seit ihr“. Nacheinander hatte jeder der Magier seine Meinung zu dem Auftritt abgegeben. Erst ein sehr alter in Rot gekleideter, dann ein Mann mittleren Alters in blau gekleidet und dann ein in schwarz gekleideter noch recht junger Mann. Alle drei Stimmen waren schneidend und flossen durch Mark und Bein der Soldaten. Es kam ihnen fast vor als würden sie tausendfach in deren Köpfen widerhallen. Dennoch löste Uncle sich von der Gruppe und erhob seinen Finger gegen die Magier. ,, Ihr seit es die Tod und Verwüstung unter der Bevölkerung säen, durch eure schwarzen Versuche, die durch alle diese Instrumente bewiesen werden“. Alle Magier sahen den Paladin verachtend an. ,, Er glaubt doch nicht, dass wir uns auf solch eine Unterredung einlassen“, fauchte der Älteste. ,, Verschwinde und danke deinem Gott, wenn wir dich am Leben lassen“, meinte der in schwarz gekleidete Magier abfällig. Doch der Magier, der in der Mitte saß, sah Uncle verständnisvoll an. ,, Lasst ihn reden. Was treibt dich zu der Annahme?“. Doch es war nicht Uncle der nun sprach, sondern DraconiZ stellte sich neben den Lord. ,, Ein Kamerad von uns wurde vom Bösen befallen und das hier in der Stadt und nicht draußen!“, der Ton des Ritters war geradezu unverschämt, doch er kündete nur von der Anspannung, unter der er stand und den Strapazen, die sie durchlebt hatten. ,, Was interessiert uns das? Wir haben wichtigere Belange“, meinte der in Rot gekleidete verächtlich, während der schwarz gekleidete nur seine Augen böse aufblitzen lies. Wieder war es der Mann mittleren Alters, der eine vernünftige Antwort gab: ,, Hört mir zu. Ich weiß nicht wer ihr seid und was geschehen ist. Aber es ist unmöglich, dass in der Stadt etwas solches passiert ist. Diese Stadt ist magisch geschützt“. ,, LÜGNER“, schrie Marius aus der hintersten Reihe. ,, Lasst euch von diesen Heuchlern nicht täuschen. Sie sind das Böse, was dort draußen lauert“. In diesem Moment erhob sich der in Rot gekleidete von seinem Thron. ,, Marius. Ich wusste, dass ich dich wieder sehen würde. Dann sind dies also deine Handlanger“. Im nächsten Moment erhob sich auch der in Schwarz gekleidete. Doch er sagte nichts, sondern streckte seine Hand aus. Schon im nächsten Moment zuckte ein Blitz auf Marius zu, der dessen Kopf nur um Haaresbreite verfehlte. Der Magier in der Mitte hingegen tat rein gar nichts außer den Kopf zu schütteln. ,, Es tut mir leid, aber indem ihr Marius hierher gebracht habt, habt ihr jegliches Gesuch auf Gnade verwirkt“, die Stimme des in blau gekleideten Magiers war nun von einer unnatürlichen Kälte durchsetzt. Im nächsten Augenblick sprang die Tür zum Thronsaal und wie auf Kommando stürmten zwei dutzend Soldaten in den Raum herein. Blitzschnell zogen die Gardisten ihre Schwerter, obwohl sie von diesem Moment an wussten, dass dies nichts helfen würde, während Drake und Spike sich ein erbittertes Gefecht mit dem in schwarz gekleideten Darath lieferten. Die anderen beiden Magier sahen nur zu, wie sich die Situation entwickelte. Anscheinend trauten sie ihrem Kollegen so viel zu, dass er alleine mit den Magiern fertig wurde.

DraconiZ kämpfte mit dem Willen der Verlorenen. Sollte das hier so enden? Enden für etwas, woran er nie geglaubt hatte? Er war nicht schlau aus diesen Darath geworden. Sie kannten Marius und Marius kannte sie. Was hatten sie gemeint was war hier los? Der Schmied bekam keine Gelegenheit darüber nachzudenken. Zu viele Soldaten drängten sie in den Raum heraus. Immer und immer wieder prallten die Waffen der Kämpfenden aufeinander und Zauber wurde durch die Halle geschleudert, wobei der kämpfende Darath in der ganzen Zeit mit der rechten Hand Angriffszauber austeilte und mit der linken Hand Defensive Zauber anwendete und dabei nicht einmal seinen Aufenthaltsort veränderte. Er musste ein wahrhaft mächtiger Zauberer sein. Alle Gardisten stöhnten, da der Kampfeslärm und die Anstrengungen immer unerträglicher wurden. Sie würden nicht mehr lange durchhalten können. Auch wenn die Angreifer ungeübt und nicht gut ausgebildet waren. Die Moral der Streiter Innos war am Boden und sie wollten unter keinen Umständen Unschuldige töten. Hinzu kam die Übermacht der Tyroth. Sie würden kämpfen solange sie konnten und sich dann dem Gericht der Darath hingeben. Etwas anderes hatten sie auch nicht verdient nach der Ansicht des Schmiedes.

Doch dann schien die Erde zu beben und mit einer riesigen Druckwelle wurden viele Wachen durch die Luft geschleudert und kamen hart auf dem Boden auf. Da DraconiZ Gegner ebenfalls hinweggeschleudert worden war, konnte er sehen, was sich nun am rechten Rand des Raumes abspielte. Die Zeit schien still zu stehen. Marius stand mit der erhobenen rechten Hand dort. Sein Gesicht hatte sich zu einer hässlichen Fratze verändert. Dort war nichts menschliches mehr. Nichts Freundliches. Aller Schein, der ihn zuvor umgeben hatte war verflossen und alle im Raum bekamen nun mit, was er wirklich war. Mit einer weiteren Handbewegung gab es eine riesige Stichflamme direkt in der Nähe der Darath, welche aber nicht an sie dringen konnte, da der in rot gekleidete Magier einen Schild heraufbeschwor, der sie schützte. Mit einer weiteren Bewegung der Hand lies Marius den wunderschönen roten Kristall zersplittern und lies eine Flasche aus seinem inneren in seine linke Hand gleiten. Voller Zorn schmetterte der schwarze Darath die beiden Feuermagier weg und er und auch der in rot gekleidete schickten tödliche Zauber auf Marius. Doch dieser grinste nur und verschwand in schwarzem Nebel von diesem Ort. ,, Verdammt wir Narren! Wir hätten wissen müssen, dass seine Macht nicht für immer gefesselt sein konnte“, meinte der Älteste zu seinen beiden Kameraden. Während der in blau gekleidete nur stumm den Kopf schüttelte und zu Boden blickte schaute der Schwarze bestialisch drein. Mit zwei Handbewegungen schmetterte er alle Diener Innos zu Boden, wogegen diese nichts machen konnten. Seine magische Macht war einfach zu groß. ,, Nehmt sie fest und werft sie in den Kerker“, befahl der Blaue daraufhin. ,, Und sorgt dafür, dass sie gut gefesselt werden und nicht wieder freikommen“, ergänzte der Rote böse. Das letzte was der Schmied spürte war ein Schlag gegen die Schläfe und starke Hände die ihn packten und wegtrugen.

Medin
05.06.2006, 01:04
Langsam schoben sich die Augenlider zurück. Mattes Licht drang an Medins Augen. Ein langer, traumloser Schlaf lag hinter ihm. Wirklich traumlos? Er spürte, dass etwas in ihm gekämpft hatte. Es war, als habe eine ganze Schlacht in ihm getobt. Der Schlaf hatte sich seltsam angefühlt, wie der Tod selbst. Die Gedanken überschlugen sich, als die Erinnerung zurückkehren wollte, doch sie schaffte es nicht. Er war aus einem Albtraum hoch geschreckt, hatte ein bisschen Wein getrunken und dann wieder zu Bett gegangen. Doch er lag nicht mehr in seinem Bett. Was war vorgefallen? Eine Blockade herrschte in seinem Kopf.
Erst jetzt blickte sich der Streiter im Zimmer um. Es stand noch ein weiteres Bett darin; sonst war es eher spärlich und dennoch bequem eingerichtet. An einem Tisch in der Nähe saß noch eine Person. Medin erkannte in ihr sofort die Magierin Ed, die dort in ein Buch vertieft abwartete. Meistens ist es nicht gut, wenn man eine Gedächtnislücke hat und der erste Mensch, den man nach dem Erwachen erblickt, ist ein Heiler, dachte der Ritter sofort. In diesem Fall war es zwar eine Heilerin, aber dennoch sollte er Recht behalten.
Die Medica bemerkte, dass der Patient aufgewacht war und rutschte mit dem Stuhl ein wenig näher, das Buch zuvor auf einer Art Sekretär ablegend.
„Wie geht es dir?“ Während dieser Frage drückten ihre Augen ein gewisses Interesse aus, als wüsste sie wirklich nicht genau, wie es Medin gehen würde. Für einen Moment musste Medin selber in sich hineinhorchen. Er spürte so gut wie jeden Muskel seines Körpers, unverletzt und ausgeruht. Dennoch schrak er innerlich zusammen. Seinem Geist ging es gar nicht gut. Der Kopf fühlte sich an, als hätte wäre er durch das Abflussrohr einer Dachrinne gesogen worden. Der Körper war gesund und stark, der Geist jedoch schwächelte.
„Ganz gut“, log er, „ich fühle nur eine merkwürdige Leere in mir“, fügte er der Vollständigkeit halber hinzu. Medin behagte es überhaupt nicht. Auch nicht, als die Heilerin wissend nickte.
„Was ist bloß geschehen? Ich kann mich an nichts mehr erinnern.“ Ed hatte wohl die Möglichkeit ihn mit einer einfach gestrickten Geschichte abzufertigen, doch entschied sie sich wohl für die Wahrheit. Sie erzählte Medin alles. Von seinem Angriff auf Draconiz, dem erbitterten Kampf, den Verletzungen, der Infektion, dem Asthma und einem dämonischen Bewusstsein, das sich des Schmiedes Körpers bemächtigt hatte. Gleich im Anschluss jedoch versicherte sie ihm, dass der Spuk nun vorbei sei.
Der Südländer lauschte ungläubig den Ausführungen. Als Ed geendet hatte, war es so, als brächen sieben Siegel im Kopf des Kriegers. Die Erinnerung an das Geschehene, der Kampf, das Blut, die Höllenstimme in seinem Kopf, alles war wie real vor seinem geistigen Auge. Die Reaktion darauf war weder bestürzt noch wuterfüllt. Es war einfach unmöglich von einem auf den anderen Moment zu realisieren, dass man für eine bestimmte Zeit zu dem geworden war, das man geschworen hatte zu bekämpfen, einen Freund und Waffenbruder beinahe getötet hätte und wer-weiß-was für ein Unheil angerichtet hätte. Er blickte einfach nur stumm vor sich hin.
Stille herrschte in dem Raum. Die erste Keule war hernieder gefahren und Medin verdaute gerade die Auswirkungen. Doch der zweite Hammer schwebte schon wie das Damoklesschwert über ihm, vor dem es kein Entrinnen gab. Von der Straße signalisierte das Scheppern von Rüstungen, dass gerade ein Trupp Soldaten im Laufschritt vorbei eilte. Überhaupt war es ungewöhnlich laut für diese Uhrzeit. Ed blickte nicht aus dem Fenster. Sie schien zu wissen, um was es ging. Und wieder berichtete die junge Magierin dem Rüstungsschmied. Sie berichtete von Marius, den Darath, dem Palast, dem Einbruch, dem Eifer und ihren Zweifeln. Dieser Bericht war um einiges länger und nicht weniger kurios und bestürzend als der erste. Als die Heilkundige geendet hatte, eröffnete ein banaler Gedanke das Feuerwerk in Medins Kopf. Wie konnte man nur so viel Unglaubliches in so kurzer Zeit verschlafen? Wieder überschlugen sich die Gedanken und wanderten zu dem Lärm auf der Straße und wieder zurück zu den Worten Eds. Alles war so töricht sinnlos und dennoch geschah es.
Der Ritter raufte sich das Haar und ließ den Kopf zurück ins Kissen sinken. In diesem Moment waren seine Kameraden also im Palast der Darath, machten sich schwerer Verbrechen schuldig für die Motive eines Lügners und Intriganten. Medin hatte wirklich nicht viel von dem Tag mitbekommen und doch war dieser kurze Abschnitt so richtig mies verlaufen. Wie hatte es dazu kommen können? Wo würde es enden?
„Wir müssen etwas unternehmen.“ Es war Ed, die die nachdenkliche Stille durchbrochen hatte. Medin blickte zu ihr und nickte. Die Auserwählte Innos’ hatte vollkommen Recht. Nur was sollten sie unternehmen? Viel Auswahl hatten sie ja nicht. Ihr einziger Anhaltspunkt waren die Gefährten und Marius, welche den Palast gerade auf den Kopf stellten.
„Wir müssen den anderen zu Hilfe kommen; ihnen da raus helfen, bevor sie zu tief drin stecken.“ Der Südländer fürchtete aber, dass es zu schon zu spät war. „Unsere Freunde haben genau vier Möglichkeiten. Entweder, und das ist die angenehmste von allen dreien, Marius hat Recht und das Unternehmen gelingt, sie besiegen die Darath und bringen diesem Land die Erlösung. Dann werden sie aber trotzdem von der Menge in einer Kurzschlussreaktion nieder gemacht, da diese nach wie vor hinter den Darath steht. Wenigstens hätten sie dann alles nötige getan und sind für eine gute Sache gestorben.“ Zynische Bemerkungen waren nicht die Art des Schmiedes, weshalb auch diese eher durch Zufall den Weg zwischen seinen Lippen hindurch fand. „Oder aber Marius hat Recht und die Aktion scheitert. Dieses Land geht dann weiter dem Untergang entgegen und unsere Kameraden enden als Verbrecher am Galgen.“ Oder schlimmeren… „Wahrscheinlich aber lügt dieser Marius und sie laufen im Palast in eine Falle. Wenigstens die Stadt bleibt dann vor dem Untergang für ein paar Jahre mehr verschont.“ Eine Pause entstand, als Medin die resultierende Option für seine Kameraden unausgesprochen im Raum stehen ließ. „Was aber, wenn Marius lügt und der Plan trotzdem zu seiner Zufriedenheit aufgeht? Dann rennen unsere Gefährten in diesem Augenblick in ihr Verderben und versetzen zusätzlich Tyrien den Todesstoß, denn was immer sie dort drinnen tun werden, es ist nicht gut.“ Wieder hielt der Streiter inne. Die Aufzählung der Möglichkeiten hatte er für Ed wie für sich selbst gleichermaßen vorgenommen. Nach den ganzen Informationen, die auf ihn eingestürmt waren, lag ihm viel daran, dass die Möglichkeiten offen lagen. Verflucht, was hat sie nur dazu bewegt sich darauf einzulassen? Der Gedanke, dass er vielleicht selbst so gehandelt hätte, kam ihm nicht. „Egal was in dem Palast geschieht und egal was für ein verlogener Hund dieser Marius ist oder nicht, uns betrifft es ebenso. Das Beste an dem ganzen ist: Wir haben keine Wahl.“ Mit diesen Worten schloss er den Sturm von Hypothesen ab. Es war Zeit zum Handeln.
„Wir sollten zum Palast und herausfinden, was genau geschehen ist, um uns ein Bild von der Situation zu machen“, schlug Ed vor. „Allerdings werden uns die Tyroth sicher nicht mit offenen Armen empfangen. Nach allem dürften sie ziemlich sauer sein“, fügte sie hinzu.
„Wir sollten Vorsicht walten lassen“, stimmte Medin ihr zu. Hätten Draco und die anderen bloß auch daran gedacht.
Vom Tatendrang gepackt erhob sich der vom Krankenbett. Sofort spürte er die innere Schwäche in sich, doch zwang er seinen Körper sie zu ignorieren. Die Medica schien erst protestieren zu wollen, verzichtete dann aber doch auf den Einwurf. Sie hätte Medin ohnehin nicht von seinem Vorhaben abbringen können, das wusste sie wohl ebenso gut wie er selbst.
Rasch zog der Ordensstreiter erst das Kettenhemd und dann die tyrische Tunika über das Stoffhemd, welches er die ganze Zeit getragen hatte. Schließlich folgten Umhang und Zweihänder auf den Rücken. Die Stahlhandschuhe schnallte er erst einmal am Gürtel fest. Er strahlte ohnehin schon genug von dem Eindruck aus, dass er in eine Schlacht zog.
Ein letzter Blick aus dem Fenster. Die Straße war inzwischen leer. Alles war wohl zu dem Feuerschein geströmt, der aus Richtung Palast kam. Dort war es jetzt wohl am gefährlichsten innerhalb der Stadtmauer. Genau dort wollten sie hin.

Schmusekatze
05.06.2006, 01:25
Drake blickte zum Himmel, noch immer war kein einziges Zeichen von Spikes Zauber zu sehen. So langsam wurde es Zeit, doch Drakes Aufmerksamkeit wurde nun von etwas anderem angezogen. Drake sah den Mond am Himmel hängen, und er kam einfach nicht umhin ihn zu bewundern. Er war noch weit davon entfernt eine ganze Scheibe zu Bilden, doch immerhin war er schon zur Hälfte ausgefüllt. Es war eine klare Nacht, daher konnte Drake die Flecken sehen die auf dem Mond zu kleben schienen. Langsam schien Drake zu verstehen warum sein Freund Arxas sich so gerne mit den Sternen beschäftigte. Ohne es zu merken schweiften seine Gedanken ab, und er dachte daran was gerade in Khoris vor sich ging.
Doch plötzlich wurden er wieder auf das hier und jetzt gelenkt, ein Heukarren explodierte in viele brennende Einzelstücke, das musste Spikes Werk sein, und kurze Zeit später öffnete sich auch schon das Tor zum Palast. Marius war der erste der hervor stürmte, und schließlich folgten die anderen und schalteten nach der Reihe die Wachen aus. Schließlich folgten sie dem alten Mann nach, und Marius zeigte ihnen zielsicher den Weg. Lange brauchten sie nicht, und schon bald standen sie vor einer prächtigen Tür die wie erwartet von Wachen bewacht wurde.
Nachdem dieses Hindernis ausgeschaltet war traten die Gefährten endlich in den großen Saal der Magier ein. Drake ließ seinen Blick schweifen und er vermochte wahrlich nicht sämtliche Gerätschaften der Magier zu erkennen. Die Magier selbst schienen sich wohl aus einem Rat der drei Götter zusammen setzen. Drake erkannte einen Mann in einer roten, einen in einer blauen, und einen in einer schwarzen Robe. Drake vermutete dass dies die Götter Innos, Adanos und Beliar symbolisierte, doch er hatte nicht die Zeit seine These weiter zu verfolgen denn die Stimmen seiner Gefährten hohlten ihn wieder in die bittere Realität zurück. Draco brachte die gesamten Anschuldigungen hervor, und wie zu erwarten mischte sich auch Uncle ein. Doch es half nichts, der Rat schien keine Einsicht zu haben. Und so langsam vermutet Drake auch, dass sie einen riesen Fehler gemacht hatte. Als sie in den Raum gekommen waren, war ihm als erstes das seltsame Gefäß aufgefallen, welches in der Mitte stand. Es strahlte eine immense magische Kraft aus, und auch Spike schien dies zu merken. Denn die beiden Magier tauschten einen schnellen Blick. Schließlich eskalierte die Situation als mindestens 2 Dutzend Soldaten in den Raum gestürzt kamen, und der Magier mit der Schwarzen Robe zum Angriff überging.
Drake hatte nun keine Zeit mehr viel zu denken, er musste sich mit all seiner Kraft vor den Angriffen des Magiers schützen. Ständig wich Drake irgendeinem Zauber aus, und immer wieder gelang es ihm nur knapp dem Tod zu entkommen. Spike gelang dies weitaus besser als Drake, daher war er auch der erste der einen Angriff führte. Der Zauber brachte ihren Gegner aus der Fassung, und Drake hatte genug Zeit um seinerseits einen Feuerball abzuschießen. Doch das Geschoss fand sein Ziel nicht, denn bevor es einschlagen konnte, hatte der Magier schon eine Barierre um sich errichtet. Nun konnt er selbst wieder zum Angriff übergehen. Das Spiel begann von neuem, mit dem Unterschied dass Drake immer mehr an Kraft verlor, und auch Spike schien bald am Ende seiner Kräfte zu sein. Eine unerwartete, wenn auch nicht glückliche, Wendung brachte schließlich alles anders.
Eine Druckwelle riss Drake von den Beinen, und auch die Magier des Rates schienen darauf nicht vorbereitet gewesen zu sein. Nun war der einzige der sich noch auf den Beinen hielt, Marius, Drake konnte es nicht glauben. Der Mann dem sie alle ihr vertrauen geschenkt hatten, ausgerechnet er war ein Dämon. Mit einer Geste ließ er das Kristallglas zerspringen und etwas flog in seine Hand, und auch wenn Drake nicht wusste was es war, so war er sich doch ziemlich sicher dass dies nichts gutes verheisen konnte. Der Rat schrie auf, alle versuchten sie den Dämon auszuhalten, doch alle Anstrengung schien vergebens, Marius verschwand in einer schwarzen Rauchwolke, und ließ eine Gruppe, ziemlich dumm aus der Wäsche schauender, Anhänger Innos zurück.

Drake wusste zwar nicht wie er von dem Tronsaal hier in diesen Kerker gekommen war, doch es war nicht besonder schwer sich dies zu erklären. Nun saßen sie alle hier unten im tiefsten Verlies, und keiner schien dem anderen in die Augen sehen zu wollen. Natürlich konnte man keinem Vorwürfe machen, es war eine gemeinsame Entscheidung gewesen, und so mussten sie auch alle die Konsequenzen tragen. Doch Drake hätte von Anfang an auf sein Gefühl hören sollen, er war gewarnt geworden, vielleicht sogar von Innos, doch das schien nun ohne Bedeutung zu sein. Trauer übermannte Drake, nun war alles für ihn verloren, er würde hier schnell sterben oder langsam zugrunde gehen. Doch er durfte sich selbst nicht aufgeben, er war doch auch schon aus schlimmeren Situationen heil heraus gekommen. Er musste die anderen aufmuntern, es schien jedoch niemand an einem Gespräch interessiert zu sein.
Also fing Drake einfach an zu singen. Es war ein Lied das Drake oft in seiner Anfangszeit in Khorinis gehört hatte, meistens wurde es in den Tavernen zum besten gegeben. Drake war kein sehr guter Sänger, aber seine klare tiefe Stimme füllte die gesamte Zelle aus, und alle Blickten zu ihm.
Der Magier besang die Schönheit Khorinis, er formte in ihren Geistern ein Bild von der Insel, einige seiner Zuhörer hatten die Augen geschlossen, als ob sie ihre Heimat wahrlich vor sich sehen konnten. Doch niemandem schien dieses Lied bekannt zu sein, außer Uncle. Er hatte schon vor einigen Tagen ein Lied angestimmt, doch diesmal stimmte er bei Drake mit ein. Gemeinsam sangen sie von Innos, und seiner Geschichte, sie besangen den Mut seiner Anhänger, und trugen das Feuer ihres Gottes zurück in die Herzen ihrer Gefährten. Die beiden ergänzten sich wunderbar und gewöhnte sich auch schnell aneinander, schon bald wechselten sie sich ab, und sangen jeweils verschiedene Parte der Lieder. Drake fühlte sich an die großen Schauspielhäuser in Myrtana erinnert, wo er als Kind einmal gewesen war. Dort gaben sämtliche Barden von ganz Myrthana ihr Lieder zum besten. Natürlich waren Uncle und Drake weit davon entfernt, sich mit den besten messen zu können, wobei Uncle noch um einiges besser war als Drake, aber nichtsdestotrotz schien es den anderen zu gefallen.
Und als die beiden geendet hatten brauste kein Applaus auf, aber dafür schien jeder neue Hoffnung gefasst zu haben. Und das war Drake mehr Wert als jeder Applaus der Welt.

Uncle-Bin
05.06.2006, 14:43
Zusammen saß man nun schon seit Stunden in dem Kerker der Darath fest. Zu Recht, denn sie hatten sich von Marius täuschen lassen und dem Bösen damit unfreiwillig gedient. Zu Unrecht, weil die Darath mit ihrer Arroganz letztendlich auch eine Teilschuld an allem hatten. Hätten ihre Wachen Uncle nicht den Einlass auf so unverschämte Weise verwehrt, so wäre er wohl nie darauf gekommen ernsthaft an ihren Absichten zu zweifeln.
Zwischendurch hatte ein Lied, das von Drake angestimmt und später von Uncle begleitet wurde, die Hoffnung zurück in die Herzen der Gefangenen gebracht. Nach allem was passiert war, hatte dies wie Balsam auf einer Wunde gewirkt und allen eine friedliche Ruhe geschenkt, die vermutlich nicht mehr lange währen konnte, denn Marius hatte gesiegt und der Untergang Tyriens schien nun besiegelt.
Uncle seufzte verzweifelt und versuchte sich soweit in den Fesseln zu bewegen, dass endlich wieder Blut bis an alle Stellen seines abgeschnürten Körpers kam. >>Würden sie uns doch wenigstens mit unseren Waffen gegen die Dämonen kämpfen lassen. Dann könnten wir unsere Schuld begleichen und wie Ritter in Innos Reich einkehren. Statt dessen werfen sie uns in einen Kerker wo wir auf den Tod warten sollen.<<
Er hatte seine Verachtung für die Darath trotz allem nicht verloren. Sie waren unmenschlich, arrogant und in ihrer ganzen Art noch selbstherrlicher, als er erwartet hatte. Lediglich einer von ihnen schien vernünftig zu sein, doch war er ein Schwächling und ließ sich von seinen Gesellen unterbuttern als hätte er keine Stimme im Rat der Drei.
Es blieb bei der ruhigen und betrübten Stimmung im Kerker. Letztendlich konnte man doch nur darauf warten, dass irgendetwas passieren würde. Zumindest sah Uncle, dessen Fessel fest genug waren, um ihn im Zaum zu halten, keine andere Möglichkeit und weiter murren wollte er vorerst auch nicht.
Dafür beschloss er nach allem was geschehen war endlich einmal wieder ein wenig Schlaf zu genießen. So würde er wenigstens mit vollem Bewusstsein dem Tod ins Gesicht lachen, sollte dieser sich bis zum Palast vorgekämpft haben. So schloss er die Augen und fiel langsam in einen unruhigen Schlaf. All die Geschehnisse um Marius und das was erst noch kommen würde, waren keine gute Grundlage für einen erholsamen Schlaf.

DraconiZ
05.06.2006, 15:09
DraconiZ zurrte und zerrte zum wahrscheinlich tausendsten Mal an seinen Ketten. Doch es brachte absolut gar nicht. Sie waren so feste angezogen und so gut verarbeitet, dass er sie kein noch so kleines Stück bewegen konnte. Der Schmied, der sonst immer sehr gerne von seinem gewaltigen Kraft gebrauch machte, seufzte. Auch dies war nicht das erste Mal das er dies tat. Als Streiter Innos gefangen im untersten Platz des Kerkers. Schlimmer konnte es eigentlich nicht kommen. Doch darauf verließ der Ritter sich nicht, denn die Erfahrung zeigte, dass man so etwas in der Art besser nicht denken sollte. ,, Verdammter Marius. Wenn ich den zwischen die Finger bekomme“, murmelte Uncle, der von noch mehr Ketten als der Schwarzhaarige gehalten wurde in diesem Moment. DraconiZ verzog das Gesicht. ,, Wer war denn davon so begeistert den Rat zur Rede zu stellen?“. Die Kälte in seinen Worten erschreckte ihn fast selbst. ,, Ach und du bist nicht mitgekommen wie?“, fragte Wenda neben ihm, die ebenfalls an Armen und Beinen fest gekettet worden war. ,, Wir sind alle auf eine Lüge hereingefallen und müssen eben nun sehen wie wir hier wieder rauskommen“, ergänzte Spike. Doch der Schmied wollte das nicht hören. Das einzige was er wollte war hier raus und frei sein. Er war noch nie in seinem Leben an einen Ort gefesselt gewesen und es machte ihn beinahe verrückt hier bleiben zu müssen, bis der Rat sie rief und verurteilte. ,, Ich will hier raus!“. Mit einer ruckartigen Bewegung bäumte sich der Schleichlehrer ein weiteres Mal auf. Doch es war vergebens. Die Ketten wurden weder brechen, noch sich bewegen. ,, Lass es Draco. Das bringt doch nichts“, sprach Tomarus von einiger Entfernung. Der Streiter schnaubte. Er war wütend. Wütend auf alles und jeden hier. Wütend auf seine eigene Dummheit. ,, Die Darath sollten mal erst ihre Unfähigkeit in den Griff bekommen, bevor sie uns verurteilen“, geiferte er weiter. Stille folgte. Endlose Stille wie schon die vielen Stunden zuvor. Es war die Unfreiheit und die Stille die den Ritter von innen auffraßen.

Auch nach einigen weiteren endlosen Augenblicken der Stille hatte sich die Situation nicht verändert. Wasser tropfte von der Decke herab, die Gitterstäbe und die Ketten blieben stahlhart und unüberwindbar und mehr und mehr wurde ihre Moral zunichte gemacht. Sie würden hier nicht mehr herauskommen ohne, dass ein Darath es wollte. Auch die Möglichkeit, dass Medin und Ed ihnen zur Hilfe kommen konnten war lachhaft. Der Palast wurde wahrscheinlich nun von hunderten Soldaten bewacht, die alle den Befehl hatten jeden Eindringling auf der Stelle zu töten. Wie es wohl Medin in diesem Moment ging? Waren sie noch unversehrt oder waren auch sie schon auf dem Weg in den Kerker. Alles war zermürbend. ,, Mich würde verdammt interessieren, was Marius in diesem Moment macht“, warf Drake mit einem Mal in den Raum und zerschnitt die Stille. ,, Der sammelt wahrscheinlich gerade seine Truppen um die Stadt anzugreifen“, entgegnete Wenda diplomatisch bevor DraconiZ etwas erwidern konnte. Drake machte ein komisches Gesicht, sagte aber nichts mehr. Was sollte man auch dazu noch sagen? Wenn die Stadt fiel würden sie es erst merken wenn man dazu herab lies den Kerker zu durchsuchen und dabei feststellte, dass dort noch ein paar Menschen waren, die bis dahin sicherlich halb verhungert waren.
Eigentlich hätte der Schwarzhaarige in dieser Situation gerne zu Innos gebetet. Doch nach dem was er getan hatte traute er sich selbst das nicht mehr. Er war verloren. Verloren in diesem verdammten Kerker nach seiner Hirnlosen Tat, wobei das schlimmste daran war, dass er sich selbst in diese Situation gebracht hatte und eigentlich nur auf sich selbst wütend sein konnte und auf Niemanden sonst.

Tomarus
05.06.2006, 17:37
Bei Innos, wie konnten sie nur in eine derart beschissene Situation geraten? Alles war die Schuld dieses Marius gewesen, der sie offensichtlich allesamt gelinkt hatte. Hätten sie doch bloß auf Ed gehört ... verdammt, wer hatte diesen Typen eigentlich zu ihnen geschleppt? Uncle war das gewesen – wie hatte der sich nur so schnell von ihm überzeugen lassen können? Das Temperament des Lords ging Tomarus inzwischen gehörig auf den Geist, wäre der Hauptmann nicht so ein Hitzkopf, der sich wegen jedem Fliegendreck lautstark aufregte, hätte er nie auf Marius gehört, mehr noch, Marius hätte ihn wahrscheinlich überhaupt nicht bemerkt. In Tomarus brauste eine Wut auf den Lord auf, der er auf kurz oder lang Luft machen musste. Warum zur Hölle mussten sie gerade jetzt in diesem stinkigen Loch feststecken, gefesselt und bewegungsunfähig, alle auf einem Haufen?

»Wie konntest du nur auf diesen Betrüger reinfallen, du Hornochse?«, platzte es schließlich aus Tomarus heraus. Sein unmissverständlicher Blick fiel dabei auf Uncle, und wie es nicht anders zu erwarten war, explodierte dieser auf der Stelle.

»Was?! Du wagst es, deinen Vorgesetzten einen Hornochsen zu nennen? Du wirfst mir vor, diesen ... ICH GLAUB’ ES HAKT!«

»Zumindest säßen wir nicht hier, würdest du nicht andauernd so explodieren wie jetzt und damit die Aufmerksamkeit aller möglichen Leute auf dich ziehen ... solcher Leute wie Marius zum Beispiel.«

Der Lord war innerhalb kürzester Zeit tiefrot geworden. Irgendwie musste Tomarus leicht grinsen; sein kleiner Vorwurf hatte genau das bewirkt, was er erwartet hatte, und jetzt ging’s rund in diesem Rattenloch von einem Kerker.

»NA WARTE, WENN WIR HIER HERAUSKOMMEN, DANN KANNST DU DICH AUF WAS GEFASST MACHEN ... «

Tomarus lehnte sich, soweit es ihm möglich war, zurück, und wartete, bis Uncle-Bin seinen ersten Schreianfall hinter sich hatte.

Uncle-Bin
05.06.2006, 18:02
Er schrie und schrie und als er selbst schon fast glaubte, dass er nicht mehr wild durch die Gegend schnauzte, da belehrte ein lauter Wutschrei den Lord eines Besseren. Ja, er war schon eine Person, die manchmal etwas zu aufbrausend war. Natürlich nur ein klitzekleines Bisschen, denn im Grunde war er doch ein liebenswerter Mensch voller Güte und Reinheit und von Vorbildfunktion für Kinder, Könige und den edlen Adelsmann von heute, gestern und morgen. Es dauerte eine Weile, bis Uncle diese Zeilen begriff und seine drohende Faust, die gegen den armen Schreiber ausgestreckt war, zurückzog.
>>Ich bin ein Diener meines göttlichen Herren und wenn Innos nicht gewollt hätte, dass die Darath eine Lektion bekommen, so hätte ich nicht mein Schwert gegen sie gezogen. Leugnest du etwa die göttliche Vorhersehung, die uns Paladine lenkt, Tomarus?<<, platzte es schließlich aus ihm heraus, als er sich fast schon wieder beruhigt hatte.
Endlich herrschte wieder für einen Augenblick Stille im Kerker. Während die Magier sich kopfschüttelnd räusperten, versuchte der Rest der Gefährten sich durch geschicktes Kopfabwenden aus der Affäre zu ziehen. Nun hieß es Uncle gegen Tomarus – Feilchen um Auge – Faust auf Zahn. Na ja, zumindest hätte es so geheißen, wären da nicht einige ziemlich beengende Ketten, welche die beiden voneinander abhielten.
Tomarus wollte gerade etwas erwidern, da öffnete sich die Zellentür und ein großer Mann mit edler Rüstung, die noch nicht viele Kämpfe überlebt hatte, aber allein durch ihre Kunstfertigkeit Respekt verdiente, betrat den Raum. Er warf einige kurze, abschätzende Blicke auf die Gefangenen und lehnte sich dann über Uncle.
>>Wenn ich ein Ei hätte, so würde ich es über euren Kopf aufschlagen und es braten, Herr Paladin.<<, höhnte er und provozierte einen Tritt, der leider durch die Ketten gebremst wurde. >>Wenn sie Eier hätten, Herr Kerkerwächter, so würden sie meine Fesseln lösen und im Kampf gegen mich antreten – Mann gegen Mann.<<, antwortete Uncle und in einem Anfall von Galgenhumor entglitt ihm ein müdes Lachen.
Dann klatschte es und Uncles Kopf, der schon rot verfärbt war, wurde nun von dem noch dunkleren Muster eines Handabdruckes verziert. >>Ruhe jetzt oder wir sorgen für Ruhe!<<, murrte der Wärter und verließ die Zelle. Fast hätte Uncle einen weiteren Wutanfall bekommen.

Medin
05.06.2006, 19:00
Das Patschen ihrer Schritte hallte in dem engen und mit knöcheltiefem Wasser gefüllten Gang von den rohrartig geformten Steinwänden wieder. Ed und Medin waren noch immer außer Puste. Medin, weil er konditionell doch noch geschwächt war und Ed, weil sie an eine hastige Flucht ganz und gar nicht gewöhnt war. Trotzdem lief das Duo weiter. Sie liefen der einzigen Chance entgegen, die ihnen blieb. Ein winziges Licht am Ende des Tunnels. Wie waren sie doch wieder in den Ärger hineingeraten…

Ihr Vorhaben, herauszufinden, wo ihre Kameraden nun waren, hatte ja von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. In den Straßen hatte helle Aufruhr geherrscht und an zwei Stellen in und um den Palast waren Feuer ausgebrochen. Zweifelsohne das Werk der Fehlgeleiteten. Dennoch waren die Magierin und der Ritter bis zum Palast vorgedrungen, wo die Menschendichte schlagartig angestiegen war. Überall rannten Soldaten umher. Der Krieger hatte gewusst, dass es töricht war, doch war ihm zu diesem Zeitpunkt keine andere Möglichkeit geblieben. So hatten sie versucht Einlass in den Palast zu erlangen. Doch sofort hatten sie sich einem aufgebrachten Offizier der Wache gegenüber gesehen, zusammen mit einem schwer bewaffneten Tyrothtrupp. Ein erklärendes Gespräch war nicht möglich gewesen. Verhaftet hatte man sie, verhaftet wegen Landesfriedensbruch, Verbrüderung mit dem Feind, Beihilfe zum versuchten Mord an den Darath, Vergreifen an Landeseigentum, nächtlicher Ruhestörung…, die Liste war so lang gewesen. Umso kürzer war die Antwort Medins ausgefallen. Es war ihm sofort bewusst gewesen, dass sie nur außerhalb des Kerkers nützlich sein konnten. So Leid es ihm unter anderen Umständen getan hätte, tat es ihm in dieser Situation nicht Leid, dem Offizier den Schwertknauf in den Magen zu rammen. Ed ebenfalls geistesgegenwärtig reagiert und mit irgendeinem Zauber allgemeine Verwirrung gestiftet. Zumindest genug, damit die fortan gesuchten in alles andere als einladende und ziemlich düstere Seitengassen (die Tatsache allein, dass es düstere Gassen in Tyrien gab verwunderte ihn) eintauchen konnten. In einer fremden Stadt als Verbrecher gesucht zu sein ist keine gute Ausgangsposition um die eigenen Freunde zu retten oder die Stadt vor dem Untergang zu bewahren. Doch das Schicksal meinte es wenigstens einen Moment lang gut mit den beiden Flüchtigen. Durch Befragung mehrerer nicht sahnender Bürger hatten sie sich schon bald ein grobes Bild der Geschehnisse, das aus dem Palast nach außen gesickert war. Die schlimmste aller Befürchtungen hatte sich als wahr erwiesen. Draco und die anderen sind gefangen worden und Marius ist mit einem mächtigen Artefakt im Nichts verschwunden.
Medin war wenig später das Herz in die Hose gerutscht, als sie auf einmal vor Hauptmann Feydieth gestanden hatten. Einen Moment hatte er befürchtet gegen den Retter kämpfen zu müssen, doch hatten sie Glück. Der Hauptmann schien wohl durch bestimmte Informationsquellen gepaart mit der Geschichte, die ihm die beide in Kurzfassung darlegten, die Geschehnisse weitestgehend durchschaut zu haben. Wenn es stimmt, so hatte er begonnen, dann hält sich Marius außerhalb der Mauern auf. Als er ihnen dann noch einen geheimen Weg durch die Kanalisation vor die Tore der Stadt gewiesen sowie versprochen hatte, alles in seiner Macht stehende für die gefangenen Gefährten zu tun, hatte der Ritter ihm kurz aber aus tiefster Seele gedankt. Noch war nicht aller Tage Abend.

Die Lichtkugel von Ed warf das Licht stets einige Meter in das muffige, übermannshohe Abflussrohr voraus. Keiner der beiden Anhänger des Feuergottes sprach ein Wort, sondern schritt in eigene Gedanken versunken den von Feydieth beschrieben Weg. Was das wohl für ein Artefakt ist, dass sich in Marius’ Händen befindet? Höchstwahrscheinlich die Tränen Innos’. Mit der Zeit hatte alles darauf hingedeutet, dass sie sich in der Stadt befunden hatten. Was stand dieser nun bevor? Die Tränen Innos’ waren zweifelsohne ein wichtiges Artefakt, dessen Entwendung katastrophal war. Doch was hatten die Tränen konkret bewirkt? Der Kämpfer hatte das ungute Gefühl schon bald eine Antwort darauf zu bekommen.
Die Gedanken wanderten weiter. Was war mit Draco, Wenda, Uncle, Spike, Tomarus und Drake? Vermutlich saßen sie in irgendeiner dunklen wie feuchten Zelle, die verblüffende Ähnlichkeit mit dem Abflussrohr besaß, in dem die von der Gruppe getrennten Gefährten nun liefen. Würden die Gefangenen dort bis ans Ende ihrer Tage dort verrotten oder würde man sie bestrafen? Egal was davon zutraf, wenn Feydieth nichts erreichen konnte, dann würde das Ende ihrer Tage ziemlich nah sein, ebenso wie es das Ende dieser Stadt, dieses Volkes und dieses Landes zu sein schien.
Der Schmied seufzte. Was war hier nur schief gelaufen? Sie waren doch bloß aufgebrochen die Tränen Innos’ zu suchen. Natürlich war eine solche Expedition mit hohem Risiko verbunden, aber mit so was war nun nicht zu rechnen gewesen. Es war so ziemlich alles schief gelaufen, was hätte schief laufen können. Die Ankunft, der Zustand des Landes, die Kämpfe mit den Untoten, nun der Konflikt mit den Tyroth. Das schrie doch förmlich nach einem Gegenspieler und alles deutete auf einen Mann hin. Marius. Medin war ihm als einziger der Gruppe noch nicht begegnet. Das wirst du nachholen, schwor er sich selbst, und dann gnade Innos diesem Marius.
Er wäre einfach weiter gelaufen, wenn ihn die junge Magierin nicht auf die Leiter aufmerksam gemacht hätte, die an der Seite des Tunnels in einem Schacht nach oben führte. Laut Feydieths Beschreibung musste das der gewünschte Ausgang sein. Medin stieg voran. Eine ungewöhnliche hohe Leiter, an deren Ende eine eiserne Luke den Kletterer empfing. Nur unter Einsatz sämtlicher Kräfte gelang es ihm den schweren Deckel nach oben zu stemmen und schließlich zur Seite klappen zu lassen. Vorsichtig steckte er den Kopf aus der Öffnung hinaus. Ein frischer Luftzug begrüßte ihn, Tageslicht ließ ihn blinzeln. Es schien niemand in der Nähe zu sein. Sich an den Rändern der Öffnung aufstützend schob er sich vollständig heraus und half anschließend Ed selbiges zu vollbringen.
Sie blickten sich um. Das Duo befand sich in einem kleinen Waldstück nahe der Flanke des Gebirges, in dessen Flanken und Furchen die Stadt ein oder zwei Meilen weiter östlich eingebettet war.
Der Wachhauptmann hatte berichtet, dass Marius von Zeit zu Zeit in der Nähe der Berge gesichtet worden war, weshalb sich die beiden kurze Zeit später auf dem Weg zu selbigen befand. Irgendwo da vor uns muss er sein, dachte Medin und der Mut schwand ihm. Die Suche nach der berüchtigten Nadel im Heuhaufen wäre vergleichsweise einfach gewesen. Der Ritter schickte stumm ein Stoßgebet zum Himmel. Nur Innos selbst war wohl in der Lage einen solchen gewaltigen Zufall zu senden, der dem Vorhaben Erfolg brachte.
Mit zunehmender Entfernung zur Stadt wurde auch die anfangs frische Luft immer dicker. Kein Windhauch streichelte mehr die Baumwipfel und ein vermoderter Geruch lag in der Luft, als nähre man sich einem Moor. Weit und breit existierten aber keine Anzeichen für ein solches.
„Hier liegt etwas Böses in der Luft.“ Es war Ed, die die ersten Zweifel offen aussprach. Auch Medin, der kein Gespür für irgendeine Art der Magie besaß, hatte ein mulmiges Gefühl. Beide sollten mit ihren Vorahnungen Recht behalten.
„Runter“, zischte Medin der Magierin zu und presste sich sofort auf den Boden. Er hatte zuerst die Feinde ausgemacht, die sich auf einer Lichtung vor ihnen befanden. Einen Moment zögerte er, bevor er den Kopf über das farbmatte Gras hob, in dem sich die beiden Menschen versteckt hielten. Vor ihnen befanden sich mehr als zwei dutzend Untote. Skelette, Zombies, Dämonen, alle waren sie vertreten und bis auf letztere mit verrotteten Waffen und Rüstungen bestückt. Beim Anblick eines der Dämonen, der Medin am nächsten stand, schrak er unwillkürlich zusammen. Etwas in seinem Kopf regte sich furchtsam und sträubte sich mit aller Kraft dagegen noch einen Moment länger in Gegenwart mit dieser Kreatur zu verbringen. Mit etwas Mühe unterdrückte er aber die Frucht und konzentrierte sich wieder auf die Untoten. Sie marschierten langsam vorbei, in eine Richtung. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? Der Ritter kam gar nicht dazu diese Frage auszusprechen, denn schon traf ihn die Erkenntnis. Tyrien!
„Sie wollen die Stadt angreifen. Wir müssen die Tyroth waren!“ Kaum hatte er die Worte geraunt, wollte er aufspringen und zum Kanaldeckel zurück rennen, als Ed ihn zurück hielt.
„Das bringt doch nichts! Die Wache wird uns lieber einsperren als uns zuzuhören, bis es zu spät ist. Außerdem bezweifle ich, dass wir es vor den Schergen Beliars bis in die Stadt schaffen.“ Die Magierin hatte Recht. Doch irgendetwas mussten sie tun. Auch hier war es die Heilerin, die den passenden Plan hatte. „Die Truppen scheinen alle aus einer Richtung zu kommen. Wenn wir den Ursprung dieser Armee ausfindig machen können, treffen wir vielleicht auch auf Marius.“ Wieder stimmte der Südländer der Klosterbewohnerin zu. Das war wohl das Beste, was sie aus der Lage machen konnten. Mit Schultern und Kopf lehnte er sich an einen umgestürzten Baumstamm und schnallte die Stahlhandschuhe von seinem Gürtel los und streifte sie über die Hände. Lieber zu früh als zu spät war hier die Devise.
Mindestens zwei Stunden schon streiften die beiden Menschen durch das Unterholz in die Richtung, aus der die Armee der Untoten kam, stets darauf bedacht von ihnen nicht entdeckt zu werden, was bis jetzt sogar geklappt hatte. Medin war sich jedoch nicht mehr sicher, ob die seelenlosen Kämpfer sie angegriffen hätten, schienen sie doch stumm einem Ziel entgegen zu streben. Verflucht, mit jeder Minute schnürt sich der Strick um Tyriens Kehler enger. Der Streiter wurde unruhig. Alles andere was sie hatten war Zeit und trotz ihrer Eile verbrauchten sie viel zu viel davon. Stress zehrte an den Nerven des sonst so kühlen Kriegers. Zum Glück sollten diese aber nicht länger auf die Folter gespannt werden. Der Wald lichtete sich und gab den Blick auf den Fuß der Bergkette frei, die sich im Halbkreis von der Stadt weg in Richtung Westen erstreckte. Die beiden Gefährten hielten inne und tauchten hinter einem verdorrten Busch ab, von dem sie dennoch einen guten Blick auf die Szenerie hatten. Etwa hundert Fuß vor ihnen tummelten sich ein halbes dutzend schwer bewaffneter Skelette. Anders als ihre Kollegen, denen die Magierin und der Gardist bis jetzt begegnet waren, machten diese keine Anstalten zur Stadt zu marschieren, sondern blickten wachsam aus den leeren Augenhöhlen in die Umgebung. Es dauerte einen Moment, bis Medin erkannte, dass sie eine Art Höhleneingang bewachten. Genanntes Objekt war mit einer ummauerten Eisentür umschlossen und wirkte alt und dennoch gut erhalten. Wie so vieles in Tyrien, dachte Medin mit Wehmut. Befand sich dort etwa Marius? Ed musste sich wohl dieselbe Frage gestellt haben. Die Gefährtin fuhr mit der Hand in den Ärmel ihrer Robe und verfiel augenblicklich in eine konzentrierte Starre. Nicht einmal die geschlossenen Augenlider zuckten. Auf des Kämpfers Stirn wollten sich schon Sorgenfalten abzeichnen, als wieder Leben in die Magierin kam.
„Marius ist mit hoher Wahrscheinlichkeit dort drinnen. Ich konnte zwar nicht bis zu ihm vordringen, da es dort von magischen Wesen nur so wimmelt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich seine Aura gespürt habe.“ Beeindruckend. Die junge Medica schien sich eines Zaubers bedient zu haben, mit dem man magische Existenzen aufzuspüren vermochte. Jetzt mussten sie sich entscheiden, was zu tun war. Noch einmal blickte Medin zu den Skeletten hinüber. Ein offener Kampf zu zweit gegen diese Gegner war schon so gut wie aussichtslos, aber in der Höhle oder was immer hinter der Eisentür auch war, lauerten bestimmt noch mehr unangenehme Zeitgenossen. Das war einfach zum Haare raufen. Die unverschämte Ursache allen Übels war nur wenige Minuten von ihnen entfernt und dennoch kamen sie nicht an ihn ran.
„Es hilft einfach nichts! Wir brauchen Hilfe; wir müssen zurück zur Stadt“, stellte Medin fest. Ed nickte, doch schien sie genau so wie er zu wissen, dass sie keine Zeit dazu hatten. Doch hatten sie eine Wahl?
So schnell es ging machten sie sich auf de Rückweg. Die Tatsache, dass die Zeit gegen einen lief, setzte in den Körpern genug Adrenalin freizusetzen, um eine hohe Geschwindigkeit die ganze Strecke über durchzuhalten. Das Gelände jedoch relativierte diesen Vorteil wieder. Die beiden mussten immer noch darauf achten den Untoten auszuweichen und das Gestrüpp klammerte seine knochig wirkenden Zweige an die beiden Eilenden wann immer es konnte. Eds Robe war auch nicht für Waldläufe geschaffen, weshalb es die Feuermagierin besonders schwierig hatte.
Die Sonnenstrahlen drangen nur noch spärlich von der Seite in den Wald hinein - das Licht war deutlich zurückgegangen. Die Nacht nahte. Als die beiden Gefährten schließlich den hinter einem Gestrüpp verborgenen Eingang zur Kanalisation erreichten, sahen sie durch eine Lücke in den Bäumen eine Rauchfahne. Jetzt, da ihr eigener Atem nicht mehr das lauteste Geräusch war, hörten sie auch fern den Kampfeslärm. Innos lass uns nicht zu spät kommen!
Hastig stiegen sie die Leiter hinab. Sofort drang das muffige Wasser wieder in das in den letzten Stunden getrocknete Schuhwerk ein, doch das kümmerte die beiden nicht. So schnell es ging rannten sie den Gang zurück, bis sie völlig außer Atem den Keller des verlassenen Hauses erreichten.
Nicht auf das Stechen in der Lunge achtend durchschritt Medin den leeren Wohnraum der Behausung und stürzte nach draußen. Zu seiner Bestürzung waren Draco und die anderen nicht hier. Von dem Wall jedoch, der einige Straßen weiter lag, drang Kampfeslärm heran. Am liebsten hätte der Ritter den Tyroth bei der Verteidigung geholfen, doch bestand die einzige Chance wohl darin, Marius unschädlich zu machen. Dazu brauchten sie Hilfe.
Als Ed schwer keuchend aus dem Haus trat, blickte sich Medin noch einmal um. Die anderen waren immer noch nicht in Sicht. Verflucht, Feydieth, was dauert das nur so lange? Erst jetzt fiel ihm ein, dass er der kleinen Magierin den Weg hätte ersparen können. Sie hätte bestimmt auch beim Ausgang im Wald auf die anderen warten können, während Medin sie herführte, doch in der Hektik war sie einfach mit gerannt.
Die beiden Gefährten standen vor dem Haus, keine Meile von der Schlacht entfernt und warteten auf den Rest ihrer Gruppe, während der Kampf um Tyrien in die entscheidende Runde gegangen war. Die kommenden Stunden mochten über das Schicksal Tyriens, seines Volkes und der kleinen Gruppe entscheiden, die ursprünglich bloß losgezogen waren ein Artefakt ihres Herren zu finden.

Spike Spiegel
05.06.2006, 20:33
Ruhe bewahren. Das war nicht nur ein gängiger Aussagesatz, sondern auch eine Lebensphilosophie, eine Art sein Leben zu führen. Diese hatte sich der junge Innos Diener während seiner Zeit im Kloster recht schnell angeeignet. Denn in der Ruhe lag die Kraft. Jaja, das klang doch schon ganz schön, solange man nicht angekettet in einem versifften Drecksloch seine Zeit verbrachte, aus Gründen die einem keineswegs passten, unter Umständen die nicht schlimmer oder kurioser hätten seien können. In solchen Situationen, in denen ein wichtiges Unterfangen ganz und gar anders verlief wie geplant, und dies im negativen Sinne, fragte sich der Mensch als erstes: Wieso?
Wenn er es sich so recht überlegte, wäre ein 'Warum?' etwas natürlicher als ein 'Wieso?' oder gar einem 'Weshalb?' gewesen, doch er benutzte keines von beiden, er fragte sich wieso?
Wieso war er hier? Hier auf dieser vom Tod geplagten Insel, in dieser wunderschönen Stadt mit den wundersamsten Dingen die er jemals zu Gesicht bekommen hatte, in diesem Kerker, wo es roch wie aus Beliars Arschritze, wenngleich er sich nicht anmutete zu wissen wie diese tatsächlich roch. Aber das war jetzt auch egal, er war zornig, er fühlte sich schlecht, er war gar kurz vor dem explodieren...doch dann kamen ihm die Eindrücke die er in der Stadt sammeln konnte wieder in den Sinn. Die Prachtbauten, die gegliederten Straßen die als hervorragendes Verkehrsnetz wie auch als Kunstwerk deren Bewohner dienten, die Handwerkerzünfte, die Geschäfte, die Tavernen, der Speis und Trank, die gelassenen Menschen und die Frauen...bei dem Grundgütigen die Frauen! Wie schön...wie bezaubernd...ach das waren alles keine Worte für diese einzigartigen Geschöpfe. Nein, nein, keinesfalls. Es war wie ein Meer aus Perlen, Diamanten sogar, jede Frau ein eigenes Kunstwerk, eine eigene Schönheit um die sich die Barden streiten sollten ein Lied darüber zu schreiben. Und er hatte schon einiges gesehen was ihm den Atem in Sachen Aussehen stocken ließ, sei es nun im positiven oder negativen Sinne. Wenn man sich nur mal in Khorinis umsah, musste man schon genau suchen um sich an etwas Schönheit erfreuen zu können. Nicht nur waren die Bauten recht schlicht und praktisch gehalten, zumindest die im Hafen- und Handwerkerviertel, sondern auch die Frauen waren einfach...schlicht und praktisch gehalten. Natürlich gab es Ausnahmen. Manch eine Frau hatte es ihm auf der Insel in seinem Gemach einsam werden lassen, ihn gar zu Träumereien verlockt, andere hingegen hatten ihn raschen Schrittes ins Kloster Reiß aus nehmen lassen. So war er auch nicht sonderlich traurig darüber den ganzen Tag lang von Innos Dienern beziehungsweiße von zu klein geratenen Dienerinnen und dergleichen umgeben zu sein. Es verschaffte eine angenehme und entspannte Atmosphäre.
Tyrien jedoch war anders. Diese Stadt ließ ihn wieder Träumen. Es waren spontane Tagträumereien der Art, die sein Leben und seine Zukunft gänzlich verändern konnten, wie sie es schon vorher getan hatten. Die Überlegung ansässig zu werden war ebenso wenig abwegig wie ein Besuch im örtlichen Bordell, welches er jedoch bisher nicht ausfindig machen konnte. Danach zu fragen war ihm seines Standes wegen auch nicht wirklich möglich gewesen. Doch allein der Gedanke ein Bordell mit Dirnen Tyriens...bei Innos, bei einem so viel weltlicher Schönheit an einem Fleck war alles Geistliche vergessen, und zwar ganz und gar. Dieses Volk und ihrer Stadt hatten ihn voll und Ganz in ihren Bann gezogen, denn worauf auch immer er seinen Blick hat fallen lassen, es war schön, gar wunderschön gewesen.
Umso grimmiger wurde er dann nachdem er von dem Maulen einer seiner Leidensgenossen aus seinen Schmachten wieder zurück in die Realität geholt wurde, vielleicht zehn Zentimeter von einer kleinen, braunen, stinkigen Wasserpfütze entfernt. Obwohl er sich nicht sicher war ob das auch wirklich noch Wasser war.
Er hatte daraufhin eigentlich vor seinen Unmut mit einem Fluch oder zwei Luft zu machen, doch ehe er seine Gedanken in Worte fassen konnte, nahm er die Stimmung seiner Gefährten war, zügelte sich noch einen Moment und gab derweilen lieber noch einen mit Vernunft beseelten Spruch ab. Nicht das es geholfen hätte. Selbst Spike war die Tatsache, dass alle selbst an ihrer Misere Schuld trugen, scheiß egal. Aber es war eines Magiers angemessener als ein lauthalser Fluch. Diese überließ er lieber den anderen. Uncle Bin und Tomarus schlugen sich beispielsweise gar nicht mal schlecht. Doch diesen schenkte er nur anfangs Beachtung, er kehrte zu dem 'Wieso?' zurück, das immer noch unbeantwortet blieb.
Er war hier, weil Innos ihm mit einer Vision beschenkte. Er war hier weil er nach der Träne Innos suchte. Und er war hier um das tote Land wieder aufleben zu lassen, indem er es von dem Bösen befreite.
Doch wieso war er nun hier in dieser Zelle?
Er musste zugeben, nun, da alles andere verlief wie geplant, wollte er nicht länger darüber nachdenken. Seine Gedankengänge und halbdurchdachten Pläne machten ihn in Gewisserweise etwas Schande. Denn der Grund weshalb er all die Zeit lang noch kein Bordell gefunden hatte, war nicht etwa weil er sich in der Stadt kaum zu Recht fand oder das es gar keines gab, sondern weil er mehr über die Darath und deren Magie erfahren wollte, die ihn (neben den Frauen) über alles hinweg faszinierte. Denn sie hielt den Untot von den Stadtmauern fern, sie ließ die Stadt in goldenem Glanz erstrahlen und sie war nebenbei auch das mächtigste was er an seinem Körper bisweilen spüren dürfen. Den Kampf gegen den Schwarzgekleideten Magier würde er so schnell nicht vergessen. Mit welcher Leichtfertigkeit sie letztlich besiegt worden waren hinterließ bei dem Hohen Feuermagier staunen und entsetzen zugleich. Er wollte mehr erfahren, doch dazu war es nun zu spät. Es war ihm nicht länger möglich. Er war sich ja nicht einmal mehr sicher ob er jemals wieder hier rauskommen würde.
Erneut wollte der junge Mann munter drauf los schimpfen, doch wurde von dem lauten Toben Uncle Bins davon abgehalten. Dieser war schon verärgert genug für alle Gefangenen zusammen. Damit wollte Spike keineswegs in Konkurrenz treten.
So fragte er sich lieber ein drittes Mal nach dem 'Wieso?'. Marius, ein Mann den er bei ihrer letzten Besprechung kennen gelernt hatte, war ihnen mit irgendwelchen Verschwörungstheorien gekommen. Natürlich hatte der Innos Diener Misstrauen gegen ihn gehegt, wer auch nicht, doch lag sein Fehler dabei nicht etwa darin ihm vertraut zu haben, das hatte er zu keiner Zeit, viel mehr hatte er ihn unterschätzt, ihn als harmlosen Irren, wie es sie überall auf der Welt gab, abgetan. Seine Worte waren zwar zu einfach, zu 'schlecht' gewählt um sie von Vorneherein als falsch abzutun und sein Verhalten, sich direkt an irgendwelche Neuankömmlinge zu wenden, keinesfalls ungewöhnlich für verzweifelte Seelen wie auch Spinner zugleich, doch seine Augen unterschieden sich von seinem restlichen Erscheinungsbild. Sie waren keineswegs ehrlich, einfach und ehrbar wie er den Menschen um ihn herum erschien. Sie waren anders...sie zeigten dem Magier auf unheimliche Weise auf, dass mit dem Mann etwas ganz und gar nicht stimmte. Als er in dessen Augen nach seiner 'Verwandlung' wieder sah, war es nicht das dämonische Erscheinungsbild das sein Herz zum Stillstand brachte, sondern der blanke Wahnsinn der in seinen Augen glitzerte. Weder die Führer Tyriens noch deren Soldaten, welche nach seinem Leben trachtete, konnten auch nur annäherungsweise solche Furcht in dem Innos Diener aufkommen lassen.
So hatte sich Marius letztenendes als größere Überraschung herausgestellt. Dieser hatten ihn jedoch nicht interessiert und er tat es auch nun nicht. Spike wollte ihn viel lieber schnell wieder vergessen. Er hatte Marius als günstige Gelegenheit wahrgenommen die Darath zu sehen, ihnen gegenüberzustehen. Er wollte wissen was diese Magier waren, wie sie waren und ob es sich lohnte von ihnen lernen zu wollen. Wie das erfolgen hätte sollen hatte er jedoch nicht sonderlich bedacht, gab sich mit einem 'das wird schon irgendwie' zufrieden. So geschah es auch, jedoch komplett anders als gedacht. Und nun saß er hier, vor den Darath entehrt wenn man das so sagen konnte, ohne echte Hoffnung dem Kerker wieder entfliehen zu können und er konnte sich nicht einmal etwas strecken, geschweige denn in seine Robentasche greifen um sich einen Sumpfkrautstängel anzustecken.
"So ne verdammte scheiße!"
Er war nun zu frustriert um sich erneut irgendwelche Gedanken über sein Auftreten zu machen. Er saß hier im Dreck, genauso wie die anderen. Hier spielte der Stand keine Rolle. Es fühlten sich alle mies. Nichtsdestotrotz hielt das seine Mitgefangenen nicht davon ab einen Moment erstaunt zu ihn herüberzuschauen.
"Ja, oder nich?"
Eine Antwort entfiel, viel lieber wandten sich Uncle Bin und Tomarus wieder ihrem Streitgespräch zu und die anderen versuchten ihr bestes sich dabei herauszuhalten. Wenig später jedoch wurde dieses von einem Wachmann unterbrochen und nach einem kleinen Wortgefecht der Ursprung der angehobenen Lautstärke mit einem kräftigen Schlag ruhig gestellt. Zumindest vorerst.

Tomarus
05.06.2006, 21:05
Wie konnte man eigentlich so lange und so viel rumbrüllen? Tomarus fand den Lord inzwischen richtig amüsant. Doch gerade, als Uncle wieder eine kurze Pause einlegte, hörte Tomarus vor ihrer Kerkertür Schritte und machte die anderen darauf aufmerksam. Als sie sahen, dass es einer der Darath, nämlich der mittelalte, in Blau gekleidete, war, dachte Tomarus schon, nun würden sie ihrem Henker vorgeführt werden – doch erstaunt stellte er fest, dass der Magier allein gekommen war. Auch sah er keineswegs wütend, böse, enttäuscht aus – im Gegenteil.

»Kommt, wir müssen uns beeilen, um unentdeckt zu bleiben ... «

Tomarus staunte nicht schlecht. Daher musste der Magier ihn wie die anderen ein zweites Mal auffordern, ihm zu folgen, bis sie schließlich aufstanden. Der Mann führte sie durch die engen Gassen des Kerkersystems, sie mussten fast rennen, um mit ihm Schritt zu halten. Wenda schloss schließlich zu ihm auf und fragte das, was ihnen wohl allen auf der Seele brannte:

»Warum ... helfen Sie uns jetzt plötzlich?«

»Ich glaube euch, dass ihr Marius nicht bereitwillig bei seinem Vorhaben unterstützt habt – dafür hat er es einfach schon zu oft probiert, als dass ich solche Reingefallenen wie euch nicht erkennen würde. Nur leider sind meine beiden Kollegen ... nun ja, einerseits schon etwas senil, und andererseits jung, unerfahren und viel zu temperamentvoll. Daher sollten wir sehen, dass wir unentdeckt bleiben ... es ist nicht mehr weit.«

Mit möglichst leisen Schritten folgten sie dem Magier, der sie zielsicher durch die vielfach verschlungenen Gänge führte, bis sie schließlich in einiger Entfernung das letzte bisschen Tageslicht ausmachen konnten. Nach einigen Augenblicken traten sie hinaus ins Freie, auf eine kleine Plattform, die unterhalb der sonstigen Stadt, wie in einer Art Burggraben, lag. Es schien tatsächlich ein Burggraben zu sein, der den Palast schützte; links und rechts von ihnen war Wasser. Nur direkt vor ihnen begann ein weiterer Tunnel. Der Magier zeigte auf diesen.

»Dieser Gang führt euch ein gutes Stück vom Palast weg, wo ihr erstmal in Sicherheit seid – also, macht was draus. Versucht besser nicht, noch einmal bei uns einzubrechen ... «

Die Gruppe nickte und bedankte sich bei dem Magier, dann verabschiedeten sie sich und eilten in den Tunnel hinein. Sie konnten nur hoffen, dass dies nicht noch eine Falle war ...

Uncle-Bin
05.06.2006, 21:49
Uncle war kaum in den Tunnel hineingeklettert, da hätte er beinahe einen der Tyrother übern Haufen gerannt. Es war Fjödre, Filligan oder wie dieses Type eben hieß, die sie einst vor den Untoten außerhalb der Stadt gerettet hatte. Den Augenblick, in dem Uncle zögerte die Waffe sie ziehen, gelang es dem tyrischen Hauptmann zu erklären, dass er im Auftrag Medins und der Magierin Ed hier auf sie wartete.
Scheinbar war Feydieth –der Mann hatte sich inzwischen noch einmal vorgestellt- auch derjenige gewesen, welcher den blau gekleideten Magus überreden konnte, die Gefangenen zu befreien. So schuldete Uncle dem Mann mehr oder weniger ein „Dankeschön“, das ihm aber nicht über die Lippen kommen wollte.
Alle hintereinander rannten sie nun durch eine Kanalisation, die fast noch muchtiger war, als der Kerker der Darath. Hier war der Fäkalgeruch nicht mehr störend, sondern unerträglich und wenn man den Kampfeslärm bedachte, der gedämpft durch die Erde bis zu ihnen herab drang, so konnte man fast Angst bekommen, dass zwischen den Kothaufen eine untote Ratte ihr Unwesen trieb.
Der Lord hatte den Lärm schon vernommen, bevor sie sich in den Tunnel gezwängt hatten, aber erst jetzt machte er sich Gedanken darüber. Marius war nun also zum Angriff übergegangen und würde die Stadt überrennen. Warum der Magier sie nun befreit hatte, dass konnte sich Uncle noch immer nicht vorstellen. Er musste einen triftigen Grund gehabt haben und wenn Felix sie zu Ed und Medin führte, so würden diese sicher mehr wissen.
>>Danke, für ihre Hilfe bei der Befreiung aus dem Kerker.<<, hechelte Uncle, dessen Muskeln sich erst erwärmen mussten. Nach den Stunden in Fesseln war die plötzliche Hektik nicht unbedingt das, was sein Körper erwartet hatte. >>Bedankt euch bei euren Gefährten, Paladin.<<, antwortete Finkreg und in seiner Stimme war ein Hauch Zorn zu spüren. Scheinbar sah er sich mehr aus der Lage heraus gezwungen ihnen zu helfen, als aus Überzeugung.
Doch Uncle, in seiner Weisheit, verzieh ihm und rannte weiter. Hinter ihm folgte der Magier Spike und darauf die anderen. Sie alle erfüllt von Freude darüber, dass sie aus dem Kerker in die Kanalisation fliehen konnten. Ja, was für eine Freude., dachte Uncle und fand wieder Gefallen am Denken.
Plötzlich bog Friedrich ab und blieb an einer Leiter stehen, die etwa 4 Meter in die Höhe reichte und am Ende den freien Blick auf den Abendhimmel gestattete. >>Hier hinauf!<<
Keiner zögerte auch nur einen Augenblick dem tyrischen Hauptmann weiterhin zu folgen und kurz darauf hatten sie die Kanalisation verlassen und fanden sich in einem Stadtteil wieder, der beunruhigend leer schien.
Die Menschen sind fort, um zu kämpfen oder in den Häusern Schutz zu suchen. Dieser Gedanke schwebte für einen Moment in allen anwesenden Köpfen. Dann trieb die Eile sie wieder an und sie bewegten sich zielstrebig auf jenen Stadtteil zu, in dem sie einst eine gute Unterkunft bekommen hatten.
Bald hatten sie das Haus erreicht und endlich wieder standen alle, die einst zusammen in die Stadt gekommen waren, wieder beisammen. Erst jetzt wurde Uncle bewusst, dass Medin wieder bei Verstand war und einen gesunden Eindruck machte. Als Frieder vorhin erwähnt hatte, er würde von Ed und Medin kommen, da war dem Lord gar nicht in den Sinn gekommen, dass dies die Gesundheit des Südländers bedeuten könnte.

Spike Spiegel
05.06.2006, 23:31
Das ging ja relativ flott. Gerade als er sich mit dem Hungertod in einer stickigen Zelle angefreundet hatte, hatte der Blaugekleidete Magier sie aus dessen Gewahrsam befreit. Der Kerl wurde ihm immer unsympathischer. Erst steckte er sie ins Verließ und nun hatte er es sich auf einmal anders überlegt. Nicht das er nicht froh darüber war, aber das war einfach kein normales Verhalten. Der Kerl war einfach merkwürdig. Schon beim ersten Aufeinandertreffen erinnerte er ihn stark an die Blaugekleideten Magier die er von Khorinis her kannte.
Anstatt sich über die Eindringlinge aufzuregen und etwas Dampf zu machen, hockte er da und wollte über die näheren Umstände ihrer Ankunft wissen. Da kamen sie angestürmt, schafften sich einen gewaltsamen Weg ins Gemach der obersten Instanz in Tyrien und er wollte ein Kaffeekränzchen mit ihnen halten. So vernünftig es auch von ihm war, es war absolut lächerlich. Ein Herrscher sollte Ehrfurcht erwecken, einen fürchterliche Zorn besitzen sollte man ihm den ihm gebührenden Respekt nicht entgegenbringen und nicht den einfühlsamen, verständnisvollen Hirten mimen. Das passte einfach nicht. Genauso wie das Blau seiner Robe.
Aber selbst Gestalten wie diese waren immer wieder nützlich, wären sie doch ohne ihn noch immer in ihren Ketten während über ihren Köpfen eine wilde Schlacht tobte. Die Gruppe Innos Diener schlugen aber genau den Entgegengesetzten Weg ein. Das war doch einmal eine gute Idee, wie er fand. Sie waren derweil auf jede Menge Leute getroffen. Ganz davon zu schweigen dass sie dort unten wortwörtlich in der Scheiße steckten, war das nicht zwangsläufig eine ungewöhnliche Sache. Allerdings hatte er mit keinen von ihnen gerechnet. Der Magier verabschiedete sich, nur um den Platz frei für die Ankunft des Hauptmanns der Wache zu machen. Dieser gab den entscheidenden Anstoß dazu von der Schlacht ihren Kameraden entgegen zu fliehen. Sie stürmten sozusagen in die andere Richtung. Als sie sich schließlich auf den Weg zum Kanalisationsrohr machten, was seine Stimmung etwas weiter drückte war es dort doch kaum besser als im Kerker, trafen sie sogleich auch auf ihre Gefährten. Der Hauptmann hatte zwar gesagt, sie sollten den beiden zueilen, doch wurden die Rollen allem Anschein nach kurzfristig vertauscht. So bestritten sie den Weg durch die Kanalisation gemeinsam. Die aufkeimenden Gespräche zwecks der 'Wiedervereinigung der Gefährten' erstickten rasch wieder in ihrem Keim als der stechend beißender Fäkalgeruch an ihre Nasen drang. Spike jedenfalls war nicht mehr Reden zu Mute.
Er wollte hier schnellstmöglich weg. Nicht etwa weil hinter ihm ein Kerker und Wachmänner lauerten, die ihn gerne wieder unter sich wussten oder weil über ihm ein tobender Kampf wütete, wobei sich der Magier nur denken konnte wer die angreifende Partei bildete, sondern weil draußen im Freien etliche Untote Wesen auf ihn warteten mit denen er sich allemal lieber abgab, als mit diesem Ekelerregenden Gestank dort unten.
So kam es, das er der Erste war der Frischluft schnuppern durfte. Kaum hatte das bisschen Gestrüpp am ende des Tunnels sehen können, schon war er losgespurtet um der verpesteten Luft zu entgehen. Auch wenn dort draußen im wahrsten Sinne des Wortes der Tod lauerte musste er sich wenigstens nicht darüber Sorgen machen, dass ihm sein Hirn von irgendwelche giftigen Dämpfen verätzt wird, wenngleich er sich Derartiges nicht vorstellen konnte. War wohl auch besser so.

DraconiZ
06.06.2006, 11:06
Der Tag der Rache war gekommen. Marius würde für seinen Verrat büßen und sie würden endlich erfahren was es mit den Tränen Innos’ auf sich hatte, denn höchstwahrscheinlich war es das gewesen, was der Bastard mit sich genommen hatte. DraconiZ konnte in diesem Moment keinen klaren Gedanken mehr fassen, außer das der Dämon zur Rechenschaft gezogen werden musste. Mit einem Ruck kam der Schmied aus dem Gang nach draußen hoch und sah sich umgeben von Bäumen und weiterer Vegetation. Doch auch diese war infiziert wie die ganzen Untoten hier. Die Vegetation hatte längst ihr kräftiges Grün verloren und schien mehr tot als lebendig zu sein und doch war da noch der Hauch der Tyrothmagie, der sie am Leben hielt. Bald schon waren auch die Begleiter des Ritters aus dem Gang herausgeklettert und begannen sich ebenfalls zu orientieren. Als Medin herauskam kam der Schleichlehrer nicht umhin ihn zu mustern. Er konnte es noch immer nicht ganz glauben, dass er wirklich geheilt war und dass die Feuermagierin Ed es in so kurzer Zeit geschafft hatte solch einen Dämon auszutreiben. Doch gleichzeitig war er froh, dass es ihm wieder besser ging und das nicht nur weil sie jeden Mann dringend brauchten. ,, Ich schwöre bei dem Schwert in meiner Hand und Innos, dass ich Marius zur Rechenschaft ziehen werde“, verkündete der Streiter, als alle anderen sich umgesehen hatten. ,, Der wird bereuen mich getäuscht zu haben“, steuerte Uncle bei. Bald schon hatte jeder einzelne seinen Beitrag dazu geleistet und alle waren sich einig, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun würden um den Dämon zu stoppen. Auch wenn sie genau wussten, dass es so oder so keine andere Möglichkeit gab. Ohne weitere Worte zu verlieren und in stiller Übereinkunft schritten sie so leise wie nur möglich durch den Wald um nicht unnötig Untote oder Dämonen auf sich zu ziehen. Wobei das Leise-Sein nicht besonders gut funktionierte. Zumindest nicht für die Ohren des Schleichlehrers. Doch daran würde er im Moment herzlich wenig ändern können und so hielt er lieber den Mund als irgendeinen Kommentar in der Richtung abzugeben.

Fast bedrohlich lag der Wald vor ihnen. An jeder Ecke konnte irgendetwas lauern und langsam wurde der Ritter das Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurden. Er spürte es fast schon körperlich, dass hier irgendwas lauerte. Irgendetwas verdammt großes oder es waren einfach unglaublich viele. Als er einen Blick zu Drake hinüber warf, sah auch der Feuermagier nicht so aus, als fühlte er sich wohl. Wahrscheinlich fühlte er die Anwesenheit der Untoten und Dämonen wirklich körperlich. Dennoch musste das ja noch nicht heißen, dass sie auch angegriffen wurden, beruhigte sich der Schmied. Vielleicht waren die Wesen einfach zu dumm um zu bemerken, dass sie sich weiter und weiteren ihrem Meister näherten oder vielleicht hatten sie nur den Befehl die Stadt anzugreifen und auf nichts anderes zu achten. Wie der Schwarzhaarige sich auch innerlich zu beruhigen suchte, es passte einfach nicht. Das Böse war hier und es konnte jeden Moment losschlagen. Doch wenigstens waren sie vorbereitet. Die Magier hatten schon unlängst ihre Runen griffbereit und alle Streiter hatten ihre Schwerter gezogen. Doch wenn die Magier ihre Magie benutzten würden, dann würde der Wald schneller als sie gucken konnten in Flammen aufgehen und sie ebenfalls. Sie mussten einfach sehen, dass sie hier schnell wieder herauskamen.

Atemlos erreichten sie das Ende des Waldstückes. Erleichterung machte sich in der Gruppe breit. Nun wo sie nicht mehr im Wald gefangen waren, konnten die Feuermagier ihre volle Zerstörungskraft einsetzen und die Dienerkreaturen von Marius in ihre Schranken verweisen.
,, Dort drüben in der Höhle ist er“, Medins Stimme war recht leise, doch jeder konnte sie verstehen und als er auf den Aufenthaltsort des Dämonen zeigte, war allen klar, dass es schon bald losgehen würde. Schon bald würden sie dem mächtigen Magier gegenüber stehen und sich mit ihm messen. ,, Ich sollte euch danken Ritter. Ihr habt meinem Meister geholfen die Tränen in seinen Besitz zu bringen, wie er es vorausgesagt hatte und nun helft ihr mir meinem Herren einen großen Dienst zu erweisen“. Ungläubig guckte DraconiZ auf den kleinen Mann, der in einiger Entfernung stand und um den sich ein einige Untote ringen. Der Gardist wusste nicht genau woher, aber er kannte diesen kleinen Mann irgendwo her. Er strahlte keine besondere Gefahr aus und doch war irgendetwas unglaublich Kaltes und Grausames in seinem Blick. ,, Was verleitet einen Tyrier sich der Sache von Marius anschließen?“, meinte Spike anstelle des Schmiedes zu dem kleinen Mann, der immer näher kam. Es war Augenscheinlich, dass er zu Marius Knechten gehörte, wenn er sich mit Untoten umgeben konnte. ,, Macht Magier. Ich werde der höchste General meines Herren sein, wenn er erst Herrscher über diese Insel ist“. Der kleine Mann bleckte die Zähne und machte einen wahrhaft Ekel erregenden Eindruck. Doch wo der Schwarzhaarige diesen kleinen Mann betrachtete, fiel ihm plötzlich ein woher er ihn kannte. ,, Ihr wart es, der mir in Khorinis das Buch über die Tränen gegeben hat verdammtes Scheusal! Ihr habt uns im Auftrag Marius’ erst hierher gelockt“. Der kleine Mann begann fürchterlich zu lachen, wobei sein Gesicht nicht wie bei den meisten Menschen schöner wurde, sondern noch abscheulicher. ,, Mein Meister wusste, dass ihr es schaffen würdet in die Stadt zu kommen und er wusste, dass ihr euch eine solche Situation nicht entgehen lassen würdet. Dies reicht aber nun auch. Marius wird mich fürstlich entlohnen, wenn ich ihm eure Köpfe bringe“.

Im nächsten Moment stürzten sich die Untoten, die in Begleitung des kleinen Mannes waren auf die Gruppe und ein harter Kampf entbrannte, noch bevor sie Marius zu Gesicht bekamen. Während Feuermagie die Untoten versengte und Schwerter ihre Körper so lange peinigten, bis sie ihre restliche unheilige Energie ausgehaucht hatten. DraconiZ hingegen bewegte sich so schnell und effektiv wie möglich an den Untoten vorbei und griff den kleinen Mann an. Niemand würde ihn so einfach täuschen. Wenn sie hier sterben würden, dann wäre es die Schuld des Schwarzhaarigen. Er war es gewesen, der Medin davon erzählt hatte und den Stein überhaupt ins Rollen gebracht hatte und nicht einmal daran gezweifelt hatte, dass das Buch ein Vorwand gewesen war um sie hierher zu holen. Auch wenn der kleine Mann recht wehrlos aussah, so war es keinesfalls. Denn als er merkte, dass der Schmied sich näherte blitzten seine Augen unheimlich auf und er begann sich zu verändern. Nicht nur das er immer hässlicher wurde, er wurde auch immer größer und unmenschlicher. Scheinbar versammelte er alle schwarze Energie, die er in sich hatte, und zeigte sein wahres Gesicht.

Als der Ritter schließlich vor ihm stand war er von einem der Wesen, die sie in der kleinen Häuseransammlung mit dem Brunnen angegriffen hatten, nicht mehr zu unterscheiden. Zumindest für den Streiter nicht. Sprechen konnte er nun wahrscheinlich auch nicht mehr, denn er gab keinen einzigen Laut mehr von sich und stürzte sich auf den Schwarzhaarigen.
Doch dieser lies sich nicht in die Defensive drängen. Er würde Vergeltung üben für diesen Trick sie hierher zu locken und den Dämon nicht ungestraft davonkommen lassen. Immer wieder wirbelte Valien durch die Luft und fügte dem Untier Wunden zu, die zwar nicht besonders tief waren, aber die es insgesamt schaffen sollten den Dämon zu schwächen. Doch es klappte nicht, wie der Schmied es sich gedacht hatte. Denn anstatt langsam nachzulassen, begann der Dämon nur umso heftiger auf ihn einzuschlagen. Weiter und weiter wurde der Ritter in Bedrängnis gebracht und kam doch in die Defensive, so dass er sich mit blitzschnellen Ausweichmanövern und Rollen behelfen musste. Immer wieder versuchte der Ritter einen Angriff zu starten, doch er kam nicht dazu. Dieser Möchtegerngeneral war wesentlich kräftiger, schneller und ausdauernder als die Dämonen, denen sie vorher begegnet waren. Langsam aber sicher hätte der Schmied einsehen müssen, dass er nicht gewinnen konnte, doch das tat er nicht. Er lies sich von seinem Zorn lenken und war die ganze Zeit fest davon überzeugt, dass er dem Ungeheuer gewachsen war und schließlich siegen würde.
Er war Streiter Innos und so war es seiner Aufgabe solcherlei Getier zu bezwingen. Egal welchen Preis dies fordern mochte.

Schließlich kam es wie es kommen musste. Einem rechten Prankenhieb konnte der Schleichlehrer noch ausweichen, aber der linke Schlag der noch folgte fegte ihn von den Beinen und lies ihn zu Boden gehen, während sein Schwert in unerreichbare Ferne fiel. Gerade als der Schmied den erneuten Angriff erwartete und schon zwei seiner Dolche gezückt hatte um dem Biest noch einmal nachzusetzen wurde der Dämon von einem Feuerstrahl umgeworfen. DraconiZ dankte still, demjenigen der ihm geholfen hatte, steckte die Dolche zurück und rollte sich auf dem Boden bis zu seinem Schwert. Als er wieder aufsprang und zu dem Monster herüber ging war dieses immer noch blind von der Attacke und der Schleichlehrer brachte es so schnell es ging zu einem Ende.

Dennoch fühlte er sich keinen Deut besser als das Biest zu Boden ging und sich nicht mehr regte. Noch einen Moment betrachtete er dies Wesen und wurde sich dann des anhaltenden Kampfeslärmes gewahr. Der Kampf war noch längst nicht gewonnen. Wieder raffte sich der Ritter auf und eilte zu den anderen herüber um die Untoten wenigstens etwas zu dezimieren und den Weg zu Marius frei zu machen.

Uncle-Bin
06.06.2006, 18:01
Uncle kannte den kleinen hässlichen Mann im Gegensatz zu manch anderem nicht. Nein, er mochte keine Leute, die klein und hässlich waren und als der Kerl sich wenig später noch in einen deutlich größeren Dämon verwandelte, da war die Asympathie perfekt.
Doch während des Kampfes konnte Uncle nicht viel denken und sah sich statt dessen gezwungen zu handeln. Er wütete wie ein Berserker in den Reihen der Untoten und ließ all den Frust, den er in der Stadt gesammelte hatte über sein Schwert in die untoten Körper gleiten.
Hinter ihm gaben die Feuermagier ein tödliches Spektakel zum Besten, das Uncle beeindruckte, aber die wandelnden Leichen in stinkende Haufen verwandelte. Doch so gut der Kampf begonnen hatte, sosehr machte sich wenig später die Übermacht des Bösen bemerkbar.
Draconiz kämpfte wild entschlossen gegen den Dämon, aber langsam schien er zu schwächeln und Uncle, der versuchte ihm zur Hilfe zu eilen, wurde von etwa 3 Skeletten davon abgehalten bis zu seinem Gefährten vorzudringen. Den anderen erging es nicht anders und so musste bald ein jeder von ihnen um sein Leben kämpfen und konnte dabei nicht mehr auf den Sieg hoffen.
Uncles Gegner ergänzten sich mit tödlicher Präzision perfekt. Jeder der drei Skelette führte ein altes Schwert und einen rostigen Schild. Eines von ihnen hatte sogar den Helm eines tyrischen Soldaten auf dem Schädel. Selbiger sah fast genauso aus, wie derjenige, den Feydieth auf seinem tyrischen Soldatenkopf trug.
Da preschte das Skelett mit Helm nach vorn und schlug die Klinge mit einem gewagten Streich von rechts-oben in einer leicht geschwungenen Kurve nach unten. Uncle, der nach hinten nicht ausweichen konnte, weil ein Feldstein den Tritt unsicher machte, parierte den Schlag und ehe er auf den nächsten Schlag der anderen Untoten reagierte, trat er dem Skelett mit aller Kraft in den Schritt.
Der Beckenknochen des Monstrums knackte gefährlich, brach und zersplitterte in viele kleine Teile. Der Lord hatte jedoch genug Schwung in den Tritt gelegt, um diesen nun nicht mehr auffangen zu können. So stolperte er nach vorn in den zusammenstürzenden Knochenhaufen seines Gegners und stand nun direkt zwischen den anderen beiden, die sich auf ihn gestürzt hatten.
Sein Pech war auch sein Glück, denn die unheilige Magie, welche die Wesen lenkte, hatte nicht damit gerechnet, dass der Lord so handeln würde. So mussten sich beide erst dem Soldaten zuwenden. Diese Zeitspanne reichte gerade noch, um einen weiteren Sprung nach vorn zu wagen und schon griffen die beiden wieder an.
Als Uncle so mit dem Rücken zu ihnen stand und sein Ende kommen sah, da spürte er sengende Hitze in seinem Rücken. Als er sich umsah, da war von beiden Skeletten keine Spur mehr vorzufinden. Diese Feuermagier sind wahrlich Gold wert., dankte er Innos.
Nun konnte der Hauptmann sich endlich wieder auf den Weg zu Draconiz machen. Zumindest wollte er das, aber als er sah, dass sein Gefährte den Dämonen gerade besiegt hatte, da eilte er lieber den anderen zu Hilfe, die in schlimmerer Situation verhindert waren.
Langsam aber sicher wendete sich das Kampfesglück zugunsten der Gefährten. Seit dem Tod des Dämons, der als Anführer der Gruppe gewirkt hatte, verloren auch die anderen Untoten etwas an Kraft und waren damit leichter zu bezwingen. Endlich hatten sie wieder Aussicht auf Erfolg und nur noch ein kleiner Rest von Feinden konnte sie von jener Höhle abhalten, in der Marius seinen teuflischen Plan vollenden wollte. Bei Innos, wir werden dich stoppen.

Medin
06.06.2006, 22:04
Erschöpft ließ Medin die Klinge zurück in die Scheide fahren. Sie würde nur kurz ruhen dürfen. Alle Skelette lagen zusammen mit ihrem Befehlshaber danieder gestreckt am Boden. Letzterer hatte durch seine Großer-Dämon-im-kleinen-Mann-Nummer zwar ziemlich beeindruckt, Fragen befriedigt und neue aufkommen lassen, was aber dann auch schon alles gewesen war. Draco hatte es vollbracht dieses hässliche Geschöpf zu seinem Gott zurück zu schicken, postwendend sozusagen, während sich Streiter und Magier im Kampf wie noch nie zuvor ergänzt hatten. Eine ganz schöne Sauerei hatten sie hier veranstaltet, würden doch Generationen von Archäologen kommender Epochen an dem großen durcheinander geschleuderten Haufen von Knochen zu rätseln haben. Dieser war aber wirklich ein Produkt großartiger Teamarbeit, zu der jeder Einzelne beigetragen hatte. Das war es, was den Ritter mit Stolz erfüllte; Teil einer Gemeinschaft zu sein, die mit der Bedrohung zusammengewachsen war, sich auf jedes einzelne Mitglied verlassen konnte und mit jeder neuen Herausforderung über sich selbst hinaus wuchs.
Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass schon ziemlich viel Zeit verstrichen war. Zu viel Zeit. Nachdem sich Medin einen dieser eklig kleinen Ohrknochen eines Skeletts (welche sich im Schädel eines der Gegner befunden hatten) aus dem Haar gefischt hatte und auch die anderen nicht mehr von solchen Kleinigkeiten aufgehalten wurden, wandte man sich dem Höhleneingang zu. Die Eisentür wirkte sehr mächtig und ging nahezu fugenlos in den gemauerten Rahmen über, welcher einem Brecheisen keine Chance ließ. Einen Schlüssel hatten die Abenteurer bei den Besiegten nicht gefunden, was wohl in Ermangelung eines Schlosses auch wenig weiter geholfen hätte. Der Südländer entledigte sich eines Stahlhandschuhes und tastete die Tür ab. Keine zwei Sekunden der Berührung vergingen und die Hand zuckte zurück. Erschrocken starrte er auf seine Finger. Es hatte sich so angefühlt, als hätten sich die Zahnreihen eines Dämons in das Fleisch gegraben, doch war kein Schaden zu erkennen. Vorsichtshalber zog er den Handschuh wieder an.
„Scheint mit einem Schutzzauber belegt zu sein“, warf einer der Magier ein.
„Kann man ihn brechen?“
„Selbst wenn, wird die Tür weiterhin einem magischen Verschlusszauber unterliegen, den wir wohl nur mit Hilfe der Darath brechen könnten“, lautete die Antwort auf des Schmiedes Frage. Dieser blickte nachdenklich auf die Tür. So nah und doch so fern.
„Was würde Marius machen, wenn er hier rein wollte?“
„Wahrscheinlich hat er sich teleportiert.“
Diese Tür war doch aber nicht zum Spaß da und auch nicht für selben bewacht! Schließlich machte die Fantasie des Kriegers die mangelnden Kenntnisse in molekularer Chemie wett.
„Vielleicht ist diese Tür keine so unüberwindbare Barriere, wie sie uns glauben machen will.“ Medin hatte eine Theorie und brauchte einen Beweis. Mit wenigen Schritten eilte er zu dem Knochenhaufen, schnappte sich eine Elle und stand kurze Zeit wieder vor der Tür. Wie einen Stein warf er den Knochen gegen die Pforte, doch passierte er sie ohne Widerstand.
„Diese Tür scheint untote Materie passiere zu lassen. Allein das lebende Fleisch auf unseren Knochen hindert uns daran sie zu durchschreiten.“
„Na toll und wie schälen wir uns nun die Haut von den Knochen“, kam der verärgere Einwurf von Uncle, dem es wie den anderen gar nicht gefiel so untätig in der Nähe von Marius zu sein.
„Einen Moment noch!“ Mit einer Handbewegung gebot der Ritter dem Lord und Hauptmann Stille; eine unter anderen Umständen höchst schändliche Handlung. Die Miene seines Vorgesetzten außer Acht lassend eilte er noch einmal zu dem Haufen und pickte sich vier gleichlange Knochen heraus. Diese hielt er wie einen Bilderrahmen aneinander, so dass eine quadratische Öffnung entstanden war. Hoffentlich stimmte die Theorie. Den Knochenrahmen hielt er nun an die Eisentür.
„Möchte jemand die Hand durchstecken?“ Draco erklärte sich dazu bereit. Tatsächlich, es funktionierte! Die Hand glitt wie durch eine Wasserschicht hindurch. Die Theorie stimmte!
„Die Quellen der Magie, die diese Barriere dauerhaft aufrechterhalten befinden sich wohl in den Rahmen eingelassen, wodurch man Öffnungen schaffen kann. Ansonsten wäre es den Schergen von Marius auch nicht möglich Waffen oder ähnliches mit hindurch zu tragen“, erklärte Medin, der unter anderen Umständen sogar von sich selbst überrascht gewesen wäre. Innos meinte es wohl gut mit ihm.
„Sollen wir jetzt die ganze Nacht damit zubringen einen mannsgroßen Rahmen aus Knochen zu basteln?“ Der Einwand war berechtigt, doch vermutete Medin, dass das überflüssig sein würde.
„Ich denke nicht, dass Marius diesen Zauber auch von innen aufrechterhält. Er braucht die Kraft für seine Armee. Mit ein bisschen Glück ist diese Tür doch nicht so ungewöhnlich, zumindest nicht von der anderen Seite her. Wenda, hältst du das mal bitte?“ Er gab das Quadrat aus Knochen in die ruhigen Hände der Barbierin, welche ihn wieder an die Tür hielt. Diesmal war es Medin, der den ganzen Arm hindurch steckte. Innos lass kein Zähnebewehrtes Maul auf der anderen Seite sein! Die Barriere fühlte sich tatsächlich wie eiskaltes Wasser an. Ohne irgendwelche Anhaltspunkte tastete er im Ungewissen.
„Etwas weiter nach links“, dirigierte er die Ritterin, die darauf hin den Rahmen verschob. Auf einmal spürte er es in seiner Hand. Eine Klinke! Ein Klacken kündete vom öffnen des Schlosses und langsam schwenkte sich die Tür nach innen. Kurz huschte ein Schmunzeln über das Antlitz des Streiters, doch wurde er sich sofort wieder des Ernstes der Lage bewusst.
Als die Tür vollständig aufgeschwungen war (und das ohne weiteres zu tun der Eindringlinge) blickte ihnen gähnende Schwärze entgegen. Ein dunkles Loch, was förmlich nach schwarzer Magie roch und von Ausgeburten dieser wohl nur so wimmelte. Auf ins Vergnügen! Die Waffen wurden gezogen und einer nach dem anderen betrat den Gang, in dem gut zwei Männer nebeneinander aufrecht stehen konnten. Die Wände waren aus gewachsenem Fels, jedoch glatt gehauen, wie es kein Steinmetz vermocht hätte. Wahrscheinlich ein Werk des Todesgottes. Der Stein war schwarz und reflektierte kaum Licht. Langsam tastete sich die Gruppe weiter vor, als ein fürchterlicher Knall ertönte, gefolgt von einem metallischen Scheppern. Sofort war es dunkel. Nachdem wohl jeder der Abenteurer zusammengeschrocken war, wurde ihnen gewahr, dass die Tür ins Schloss gefallen war. Erst nachdem drei Lichtkugeln über ihren Köpfen schwebten war wieder etwas zu erkennen. Doch das Licht war matt. Die Wände schienen es zu schlucken und nicht mehr preisgeben zu wollen. Hoffentlich hatten sie nicht noch mehr Überraschungen. Medin würde den Teufel tun sie zu berühren.
Mangels Zeit wie Perspektiven entschlossen sie sich weiter zu gehen. Nur ein paar Meter vor und hinter der Gruppe wurde der mit seltsamen Runen verzierte Boden erleuchtet. Ansonsten umgab sie tiefste Schwärze. Je weiter sie in de Berg Hineinschritten, desto mulmiger wurde Medin. Zweifel nagten. War Marius überhaupt hier oder vergeudeten sie bloß die kostbare Zeit, während die Tyroth ihr Leben ließen? Was für ein Spiel wurde hier überhaupt gespielt? Spielte die Höhle selbst mit ihnen? War es ein Spiel der Götter, auf deren Brett die Reisenden nur einige wenige von unzähligen Figuren waren? Wurde hier das berühmt berüchtigte Bauernopfer erbracht?
Letzterer Verdacht erhärtete sich, als kurze Zeit später die Wände nicht mehr glatt waren, sondern von unzählbaren… Dingern geschmückt wurden. In der einen Nische befanden sich grässliche Entstellungen von Schädeln, denen Knochenauswüchse aus den unvorstellbarsten Regionen entsprangen. In der nächsten befanden sich Knochen auf der Klaue eines Dämons aufgespießt, der Rest von selbigem fand sich in der nächsten Nische als eine Art Kunstwerk in drei Dimensionen verteilt wieder. Weiterhin schmückten hässlichste Formen verschiedener Zombies und anderer unkenntlicher Gestalten das Gruselkabinett. Zudem waren die Wandabschnitte dazwischen mit seltsamen Zeichnungen und Gravuren versehen. Diejenigen, die man im schwachen Schein der Lichtkugeln entziffern konnte, stellten grausame und sehr realistisch dargestellte Rituale dar. Nun war kein Zweifel mehr da. Hier waren sie definitiv richtig – im Reich eines schwarzen Magiers. Das waren wohl alles Ergebnisse mehr oder minder geglückter Experimente. Sein ganzer Wissensschatz schien auf den endlosen Wänden niedergeschrieben zu sein und ergab wahrscheinlich auch nur für ihn ein ganzes Bild. In Medin keimte Furcht auf Grund der ihm sich bietenden Anblicke auf, die alles in den Schatten stellten, was der Krieg dem jungen Südländer bisher schon präsentiert hatte. Verflucht, jeder ist ein Lügner, der behauptet hier drinnen keine Angst zu empfinden, schoss es ihm durch den Kopf. Doch die Frucht durfte sie jetzt nicht aufhalten. Dafür stand einfach zu viel auf dem Spiel. So war es der Wille, der die Furcht, die ihn verzagen lassen wollte, überspielte, zusammen mit der Entschlossenheit dem Albtraum ein Ende zu machen.
Einige Zeit waren sie durch die „Allee des Schreckens“ (wie Medin den Gang insgeheim getauft hatte) gewandelt, bis sie vor eine große steinerne Pforte traten. Auf Bemühungen Medin und Dracos hin tat sich nichts. Sie war fest verschlossen. Hier mangelte es zwar nicht an Knochen, doch bezweifelte Medin, dass derselbe Trick ein zweites Mal funktionieren würde. Stattdessen entdeckten sie einen Schriftzug über der Tür. Medin konnte sie nicht lesen, Draco passte ebenfalls. Zweifellos musste das der Schlüssel sein, doch waren die Buchstaben einer fremden Sprache entsprungen. Einer nach dem anderen beschaute sie sich, doch erst, als einer der Feuermagier vor die Tür trat, leuchtete die Zeile in hellem Gold auf.
„Keine Ahnung warum, aber ich kann sie lesen“, erlöste Ed die schon verzagenden. „Da steht: „Dreifaltigkeit musst du erlangen, zu öffnen die Pforte der Darath“.“ Die Worte schwebten förmlich im Raum. Was mochten sie bedeuten? Die Schwerter ruhten schon lange wieder in den Scheiden, als endlich ein Lösungsansatz in Sicht kam.
„Diese Anlage scheint ursprünglich von Darath vergangener Epochen erbaut worden zu sein, bevor sie Marius entweiht hat. Die Darath sind…“
„… drei Magier“, vollendete Draco den von Tomarus begonnenen Satz. „Also können nur drei Magier die Tür öffnen, wenn ich die Dreifaltigkeit in diesem Zusammenhang richtig deute.“
„Aber wir sind drei Magier des Feuers“, gab Drake zu bedenken. „Die Darath gehören unterschiedlichen Magieschulen an.“
„Wir dürfen uns nicht von solchen Kleinigkeiten aufhalten lassen“, erwiderte Uncle trotzig. Ob er es auch so gemeint hatte? Auf alle Fälle hatte er in dem Punkt Recht, dass man eben mit drei Feuermagiern auskommen musste. Diese begannen nun die Tür zu untersuchen.
„Seht nur!“ Es hatte nur ein paar Sekunden gedauert, bis die Auserwählten drei kreisrunde Öffnungen in den Tür gefunden hatten. Anscheinend offenbarte sich diese Tür nur Magiern.
„Wo führen die Öffnungen hin“, wollte Medin wissen.
„Kann ich nicht erkennen“, erwiderte Spike. „Es scheinen Rohre zu sein, die sich in der Tür winden. Wohin kann man nicht sehen.“ Gleichzeitig schien den drei Magiern eine Idee zu kommen.
„Wenn sich diese Tür nur uns Erwählten offenbart, dann muss man sie auch mit Magie öffnen.“ Kaum hatte Ed diese Worte ausgesprochen, berieten sich die drei Magier, um danach jeweils vor einer der Öffnungen Stellung aufzunehmen. Sie geboten den Streitern zurück zu treten. Nach kurzer Konzentrationspause schließlich schossen Flammen aus den Händen der Magier in die Rohre. Wie gebannt starrte Medin auf das Spektakel. Auf einmal glühten bisher unsichtbare fremdartige Runen auf der Tür auf, ein Zischen war zu vernehmen. Irgendein magischer Mechanismus musste durch das Inferno in Gang gesetzt werden. Staub rieselte von der Tür wie der Schnee, der im Winter von den Dächern Khorinis’ geweht wurde. Dann endlich öffneten sich die beiden Torflügel und gaben den Blick frei. Noch immer von dem Rätsel und deren Lösung beeindruckt schritten die Abenteurer hindurch. Hinter der Tür führten kunstvoll gehauene Stufen in eine große Halle hinab.
Als die Gefährten schließlich in der Halle standen, klappte so manchem die Kinnlade runter. Die Lichtkugeln erhellten nur einen kleinen Bereich, doch genügte dieser, um zu erkennen, dass dieser ganze Tempel ein einziges Kunstwerk. Der Boden unter ihnen war gerade zu übersäht mit Gravuren, die so kunstvoll ihre Linien schwangen, dass man wohl lange gebraucht hätte, um die Motive zu erkennen. In regelmäßigen Abständen befanden sich ebenfalls reich verzierte Säulen, die schier endlos in die Höhe ragten. Die Decke dieser Halle reihte sich bestimmt in dieses Bild ein, doch war sie von hier unten gar nicht zu sehen, denn trotz der Lichtkugeln hüllte sie sich in die Dunkelheit. Die Eindrücke in Medin überschlugen sich. Dieser Halle war von so atemberaubender Schönheit und doch so unverkennbar von Boshaftigkeit durchdrungen. Es gab keine konkreten Anhaltspunkte für die Bosheit – sie lag einfach in der Luft. Sie verdickte die Luft, die der Schmied einatmete und ließ die Lungenflügel vibrieren.
„Ihr habt es also tatsächlich geschafft.“ Die Stimme donnerte von den Wänden wieder und ließ sie all ein wenig zusammen fahren.
„Marius!“ Es war Draco, der die Stimme so nannte. So klang also der berüchtigte Marius, dachte sich Medin.
„In all seiner schrecklichen Schönheit. Ich gebe zu, dass ich euch unterschätzt habe. Ihr habt die drei Prüfungen dieses uralten Darathtempels bestanden. Die Eingangspforte, die Gänge der Furcht und schließlich die Darathpforte. Wie konnte ich ahnen, dass gleich drei Magier unter euch sein werden, als ich meinen Schüler, den ihr bereits kennen gelernt habe, euch das Buch habe zukommen lassen. Das wird euch aber nun auch nicht mehr helfen.“ Die Stimme, die von dem Zufall berichtete, kam von überall. Zufall, oder war es vielleicht Vorsehung?
„Wo versteckst du dich, elender Feigling?“ Es war Uncle, dem die Wut aus der Seele sprach. Als Antwort erntete er ein kaltes und durchdringendes Lachen.
„Ihr seid so weit gekommen und seid dennoch törichte Narren. Warum habt ihr euch nicht einfach auf eurer Schiff gesetzt und seid wieder in eure Heimat gesegelt? Warum habt ihr Tyrien nicht einfach seinen Schicksal, mir, überlassen?“ Verflucht, wo kam die Stimme bloß her? Sie mussten Zeit schinden.
„Und dir dieses Land überlassen? Was ist denn, wenn du es vollständig unterworfen hast? Sind andere Reiche nicht dein nächstes Ziel?“ Medin hätte schwören können, dass dieser Schuft belustig schmunzelte. Doch wo? Marius ging nicht auf die Herausforderung ein.
„Du fragst dich verzweifelt, wo ich bin? Du bist Medin, richtig? Deinen Geist habe ich mit meiner Magie schon einmal gebrochen, um die Saat des Misstrauens zwischen euch zu sähen…“
„… was dir deutlich misslungen ist!“ Inzwischen war auch Medin rasend vor Wut. Dieses Schwein war also dafür verantwortlich, dass er um ein Haar Draco umgebracht hätte.
„Ich habe in den Jahrhunderten, die ich lebe schon so viele wütende Menschen gesehen. Die meisten starben durch mein zutun. Du wirst da keine Ausnahme bilden.“
„Jahrhunderte? Wer…. Was bist du?“
„Was ich bin oder was ich war?“ Aus der Stimme war jegliche Einschmeichelung verschwunden, der die Gefährten erlegen sein mussten, als sie in den Palast eingedrungen waren. Sie war einem boshaften Hohn gewichen. Wieder lachte sie auf. „Einst war ich ein Mensch. Ja, ich war ein Tyroth und sollte sogar Darath werden. Doch man hinterging und verbannte mich…“
„Also suchtest du Trost bei Beliar, welcher dich ebenfalls hinterging!“
Einmal mehr lachte Marius. „Du bist viel zu naiv. Ich schloss einen Pakt mit dem Gott der Finsternis. Ewiges Leben und die Fähigkeit, eine wahrhaft gewaltige Armee auszuheben, gewährte er mir, wenn ich dafür die Geisel der Untoten über Tyrien bringe. Solange habe ich darauf hingearbeitet und nur die Tränen Innos’ hielten mich auf. Daher bediente ich mich nach Jahrhunderten des alleinigen Kampfes eurer Hilfe. Ihr habt mich wirklich nicht enttäuscht.“ Spottendes Gelächter folgte. Medin jedoch war hellhörig geworden.
„Die Tränen, wo sind sie?“ Das Gelächter verstummte, ein grässliches Brummen ertönte, bevor wieder die Stimme Marius’ in der Halle erklang.
„Dort, wo ihr sie nie erreichen könnt.“
„Das wollen wir doch mal sehen!“ Selbstbewusst und fast wie aus einem Mund sprach ein jeder der Gruppe diese Worte aus. Medin war selbst davon überrascht.
„Holt sie euch, wenn ihr könnt. Doch eher werdet ihr zu meinen Dienern! Eure Lebensfäden enden genau hier!“ Kalte Bestimmtheit lag in der stimme des Feindes, kein Lachen war mehr zu hören.
„Marius!“, schrie Medin, doch keine Antwort ertönte. Stille, in der ganzen Halle.
Sekunden verstrichen, doch kamen sie Medin wie eine Ewigkeit vor. Alle starrten in die Dunkelheit, um irgendetwas auszumachen, doch sahen sie nur in Beliars Schwärze.
Auf einmal ertönte ein leises Geräusch, als würde etwas Hartes auf dem steinernen Boden greifen. Sofort riss Medin Trolltöter aus der Scheide und wandte sich der Richtung zu. Wieder Stille. Da war nichts, nicht mehr. Da, ein Schatten! Kurz hatte er im Augenwinkel etwas hinter einer der Säulen huschen sehen. Doch als sich die Blicke auf die Stelle hefteten, waren dort wieder nur die Stille und die Dunkelheit.
Wieder verstrichen die Sekunden im Stile der Ewigkeit. Das Herz schlug Medin bis zum Hals. Auf einmal spürte er, wie Staub auf seine Schulter rieselte. Ein Rauschen ertönte in der Halle. Flügelschläge!
„Bei Innos, was für ein Monster“, flüsterte Medin. Alle Streiter hatten ihre Waffen gezogen. Die Gefährten waren Rücken an Rücken enger zusammen gerückt. Medin starrte nach oben. Von wo würde er bloß kommen?
Als er ihn sah war es bereits zu spät. Senkrecht von oben schoss der Gegner aus der Dunkelheit der Halle herab und landete in der Mitte der Gruppe. Die hässliche Fratze entblößte die Zähne mit einem Grinsen, bevor das Ungetüm die Hand hob. Eine gewaltige Schockwelle entfaltete sich, riss sie alle von den Füßen. Ein jeder wurde einige Meter hinfort geschleudert.
Medin schmeckte winzige Steinchen zwischen seinen Zähnen, als er sich vom Boden wieder aufrappelte. In einiger Entfernung stand der Dämon Marius (http://www.monster-madness.com/Gallery/Gargoyle.jpg), bereit zum Angriff. Der wahre Kampf um das Schicksal Tyriens hatte begonnen.

Françoise
07.06.2006, 01:40
Immer noch hatte die Magierin den Gedanken im Hinterkopf, weshalb ausgerechnet sie diese Runen hatte lesen können. Zwar kannte sie einige aus Büchern, aber trotzdem war es schon ein großer Zufall hier, so weit ab von ihrer Heimat und auch von Khorinis, eine fremde Schrift einfach entziffern zu können. Aber im Augenblick hatten sie alle wirklich wichtigere Dinge zu tun. Dieser Tempel war einfach gigantisch groß und die Blicke verloren sich schnell. Selbst ihre magischen Lichter erhellten nur einen Bruchteil dessen, was das Bauwerk wirklich war. Und ebenso immens wie die Halle war auch ihr Besitzer. Nichts war mehr übrig geblieben von dem einstig menschlichen Wesen, kein junger Mann, der versuchte die Paladine mit seinen schönen Worten einzuwickeln. Weder Geschick, noch Vorsicht lag jetzt in dem, was er von sich gab. Er sprach offen über all seine Pläne. Wahrscheinlich aus überzogener Selbstsicherheit, dachte sich Ed. Aber nicht nur seine Wortwahl hatte sich geändert, ebenso seine Stimme an sich. Sie wirkte nicht mehr wie die eines jungen Tyroth, jetzt war sie bedrohlich, dunkel und hallend. Was auch immer geschehen war, für die Gefährten wäre es auf keinen Fall von Vorteil. Ein Windzug überzog die Paladine und Magier, die alle dicht gedrängt aneinander standen. Schnell überdachte die Magierin noch einmal die Fakten, die sie über die Tränen Innos’ kannte. Alles deutete darauf hin, dass sie nur von Erwählten des Feuers gefahrlos getrunken werden konnten. Aber das bedeutete auch, dass sie für Marius absolut nutzlos sein mussten. Es sei denn, er hätte eine Möglichkeit gefunden, sie zu benutzen, ohne dabei ihren tödlichen Wirkungen zu erfahren. Aber wie es aussah, hatte er ohnehin zig Möglichkeiten durch sein Bündnis mit Beliar. Wenn das ihm auch noch dazu verhalf die Tränen zu trinken, dann standen sie vor einem wirklich gewaltigen Problem. Einem, aus dem Ed keinen Ausweg sah, denn damit würde Marius praktisch unbesiegbar sein. Die Kraft der beiden Götter vereint überstiegen die der drei Magier bei weitem. Selbst der hohe Rat des Klosters wäre im Vergleich dazu schwächlich. Wie sehr die Magierin es doch bereute überhaupt mitgekommen zu sein. Es war einfach töricht von ihr gewesen, sich auf das Abenteuer einzulassen, ebenso wie der Sturm auf den Palast der Darath. Aber im Gegensatz zu dem konnte sie sich nun nicht entziehen. Egal was auch passieren würde, eine hohe Chance auf einen Sieg rechnete sich Ed nicht aus, nicht einmal ein Unentschieden. Der einzige Hoffnungsschimmer für sie war, dass Marius ein schlechter Alchemist war und das, was er aus den Tränen machte, nicht funktionierte. Im Angesicht der Tatsache, dass Marius aber ganze Dämonenheere erschaffen konnte war die Aussicht darauf sehr gering. Leicht seufzend blickte die Magierin sich zu ihren Kampfgefährten um, wie sie selbst hatten wohl auch die anderen Zweifel, was ihren Sieg anging. Dennoch waren die Paladine ein Vorbild an Mut und auch in dieser ausweglosen Situation hatte sie ihr Kampfgeist wohl nicht verlassen. Aber Marius ließ auch nicht sonderlich lange auf sich warten. Sein Hohn drang noch zu ihnen, als ein weiteres Geräusch alles überdeckte. Ed blickte gebannt in die Tiefen der Halle, aber außer Schwärze konnte sie nichts erkennen. Schnell wurde ihr aber klar, dass sie an der falschen Stelle nach Marius suchte. Ein dunkles Rauschen durchzog die Luft über der kleinen Gruppe und alle blickten gebannt in die Höhe, aber nichts außer Dunkelheit war dort zu erkennen. Spike kam auf die Idee ihre Lichtzauber zu verstärken, allerdings hatte auch das keinen sonderlich starken Effekt. Dann durchfuhr die Halle erneut ein Windstoß, fast so, als würde der Kranich der Magierin auf riesenhafte Größe angewachsen sein und durch den Saal fliegen. Aber das war mit Sicherheit kein Tier, was dort gerade los geflogen war. Etwas rieselte von oben herab, aber als Ed gerade nachsehen wollte, was es war schoss aus dem Dunkel ein gigantisches Ungetüm auf sie herab. Was immer es auch war, die Schatten hatten es bisher verborgen und auch jetzt konnte die Magierin es kaum erkennen. Eines stand aber fest, wenn sie dort einfach stehen bleiben würden, hätten sie keine Chance. Die Gruppe stob auseinander, aber so blitzschnell, wie das Ungetüm von der Decke gestürzt war, krachte es auch hinter ihnen auf den Boden, zerschlug die reich verzierten Fliesen und ließ seine weiten Flügen auf die Erde klatschen, so dass alle durch die Wucht des Aufpralls und der Flügelschläge davon geschleudert wurden.

Die Magierin schlidderte eine ganze Weile über die kalten Bodenplatten, bis sie schließlich gegen eine Säule prallte. Ein wenig benommen schüttelte Ed den Kopf und sah sich um. Ihr magisches Licht erhellte nicht viel, aber durch die beiden Zauber von Spike und Drake konnte die Magierin in einiger Entfernung den Dämonen hocken sehen. Er grölte verächtlich und erhob sich. Seine Flügel schlug er dabei weit auf und bekam dadurch monströse Ausmaße. Es war kein Zweifel mehr daran, dass das nun Marius war, ob nun in seiner echten Gestalt oder nicht, es war egal. Wenn er so stark war, wie sein Äußeres es vermuten ließ, dann waren sie ohne Hilfe von den Tyroth wohl verloren. Aber so schnell würden sie nicht aufgeben. Aussichtslose Situation hin oder her. Jetzt waren sie hier und mussten das Beste daraus machen, sie müssten ihr Bestes geben. Vielleicht würde Innos sich dann erkenntlich zeigen und ihnen Hilfe schicken. Zumindest hoffen wollte Ed darauf. Aber jetzt war es Zeit zu kämpfen. So schnell sie konnte rappelte die Magierin sich wieder auf und eilte dem Dämon entgegen. Die Ritter waren schon wieder auf den Beinen und rannten bedrohlich mit ihren Schwertern auf Marius zu. Der aber lachte nur lauthals und parierte die Schläge von Uncle und Wenda zur selben Zeit mit seinen Pranken. DraconiZ und Medin versuchten sich von hinten an den Dämon heranzumachen und ihm ihre Schwerter in den Rücken zu rammen. Aber DraconiZ Schwert glitt vom Schuppenpanzer am Rückrad ab und Medin wurde vom Schwanz des Ungetüms zu Boden geschleudert. Jedoch sprang er ohne zu Zögern wieder auf und versuchte erneut sein Glück. Allerdings war es auch diesmal nur von wenig Erfolg gekrönt. Zwar durchdrang Medins Schwert den Panzer wohl an einer Stelle, aber mit einem Ruck riss Marius sich herum und schlug mit seinen ausgespannten Flügeln alle, die im Weg standen, erneut von den Füssen. Diesmal musste auch die Magierin wieder dran glauben und knallte auf den kalten Stein. Im Augenwinkel erhaschte sie ein loderndes Flammenmeer, das sich schnell in Richtung Marius ausbreitete und ihn mit voller Wucht traf. Drake und Spike hatten sich zusammengetan und ihre Infernozauber zu einer Stichflamme gigantischen Ausmaßes verschmolzen. Der Dämon jaulte vor Schmerz laut auf und stolperte eine Schritte zurück und flog dann wieder in Richtung der Decke davon. Wieder versammelten sich alle beieinander und berieten kurz was sie tun könnten. Körperlich war ihnen Marius um Längen voraus und bisher schien er nur mit ihnen gespielt zu haben. Kombiniert gab die Infernoflamme eine wirksame Waffe gegen den Dämon, aber ihre Reichweite war viel zu gering, um sie einsetzen zu können, ohne dabei sich selbst in zu großer Gefahr zu begeben. Auf Eds Drängen hin ließen die Magier in alle Richtungen einen Hagel kleiner Feuerpfeile zischen und auch der Paladinlord unterstützte sie nach Kräften mit seiner Magie. Aus weiter Ferne hörten sie ein lautes Murren, ganz offensichtlich hatten einige ihrer Geschosse das Ziel gefunden. Als sie die ungefähre Richtung ausgemacht hatten intensivierten die Magier ihre Attacken und schon bald durchzog ein kräftiger Windstoß gefolgt von einem Rauschen den Raum. Drake, Wenda und Tomarus rannten zur rechten Seite davon, Medin, DraconiZ und Ed zur Linken und Spike und Uncle direkt vorne weg. Und wie schon zuvor brach Marius mit einem riesigen Knall auf den Fleck, wo die Gefährten gerade noch gestanden hatten. Splitter der Fliesen flogen der Magierin um die Ohren und ein tiefes Brüllen kam vom Dämon. Mit rasender Geschwindigkeit sprang Marius in großen Schritten Uncle und Spike nach, offenbar hatte er die anderen aus den Augen verloren. Drake und Ed aber bedeckten den Rücken und die Flügel des Ungeheuers mit zwei Feuerstürmen, die auf dem Schuppenpanzer zerplatzten und in unzählige kleine Flammen zersprangen, die sich in die Schuppen einbrannten. Wieder ein lautes Brüllen, diesmal aber schmerzverzerrt und klagevoll. Aber es hatte nicht geendet. Spike entflammte direkt vor dem Dämon erneut seinen Infernozauber und versengte ihm die Front. Uncle stürmte während dessen, sein Schwert zum Schlag bereit, in Richtung der rechten Pranke und vergrub seine Klinge tief in die Schuppenhaut des Dämons. Die restlichen Streiter machten es dem Lord gleich und rannten auf Marius zu.

Offenbar war dieser von der Wehrhaftigkeit seiner Gegner dermaßen überrascht, dass ihm kein Plan einfiel, um aus der prekären Lage herauszukommen. Ein lautes Heulen gab er von sich und rannte wutentbrannt sowohl Uncle als auch Spike um, ohne dabei den Feuerzauber zur Kenntnis zu nehmen. Die anderen halfen ihren Gefährten wieder auf die Beine und sahen sich wieder vor einer schwarzen Wand aus Finsternis. Wenn das so weiter ginge hätte Marius gewonnen. Er könnte sich immer und immer wieder im Dunkeln verstecken, seine Kräfte regenerieren, während die Paladine und Magier vor ihm wie auf einem Präsentierteller säßen. Es musste irgendetwas passieren, damit sie ihn doch sähen. Und wie durch Zufall schoss Ed der kleine Apfel von Tinquilius durch die Gedanken. Die ganze Zeit war sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, nach einem Ausweg zu suchen oder einem Angriff aufzuweichen. Jetzt war es aber an der Zeit selbst zum Angriff überzugehen und dazu würde sie selbst den Dämon aufspüren. Kurz entschlossen schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf ihre Umgebung. Alles war verschwommen, bei so viel Magie an einem Ort war es wahrlich kein Kinderspiel herauszufinden, was Marius war und was nicht. Hinzukam, dass die Lichter von Drake und Spike sie aufblinzeln ließen. Aber dort war er. In einer entfernten Ecke hockte Marius wie eine riesige Fledermaus und wartete nur darauf auf sie hinabzustürzen. Ed schrie auf und deutete mit den Fingern in Richtung Dunkelheit. Verwirrt sahen Spike und Drake sie an und erneut kreischte die Magierin. » FEUERT! DORT IST ER! « Ihren Händen entsprang ein riesiger Feuersturm und rauschte durch die Lüfte und zog dabei eine Russspur hinter sich her. Bruchteile von Augenblicken später folgten dem Zauber zwei derselben Art und ein lautes Brüllen hallte zu ihnen herüber. Drauf gefolgt ein lauter Knall, fast so, als wenn ein Troll von einem Berg gestürzt wäre. Wieder schloss Ed ihre Augen und suchte nach dem Dämon, aber erneut störten die tanzenden Lichter der beiden anderen Magier ihre Konzentration. » DORT! «, schrie sie los und zugleich stiegen vielfach Feuerbälle in die Luft. Nicht alle trafen ihr Ziel aber Marius’ Fauchen gab ihnen zu verstehen, dass zumindest ein paar getroffen hatten. Aber diesmal ließ er es nicht ungesühnt an den Gefährten vorüber gehen. Laut brüllend schoss der Dämon auf sie zu und schlug mit seiner Pranke große Stücke aus dem steinernen Boden und warf die Gruppe auseinander. Die Paladine aber rappelten sich schnell wieder auf und stellten sich zwischen Marius und den Magiern. Zugleich stürmten sie auf ihn zu und hieben und stachen auf ihn ein. Mit jedem Schlag und jedem Stich zersplitterte mehr und mehr vom Panzer des Dämons, aber seine Macht war noch längst nicht erschöpft. Er legte seine Flügel und Arme vor sein Gesicht und breitete sie mit einem gewaltigen Schlag aus, der alle Streiter davon fegte, als wenn sie kleine Staubkörner wären. Inzwischen hatten die Magier ihr Ziel aber wieder anvisiert und ließen einen Hagel aus Feuerbällen und Feuerpfeilen auf Marius niedergehen. Dieser aber erwiderte den Angriff mit einer Anzahl leuchtend grüner Geschosse, die blitzschnell auf die Magier zukamen. Spike konnte ihnen behände ausweichen, Drake stürzte sich bei Seite und entkam dem Geschoss nur knapp. Ed allerdings saß sich zwei dieser giftgrünen Bälle gegenüber. Ihr Feuersturm war die einzige Möglichkeit, bei der ihre Überlebenschancen höher als null waren. Mit voller Kraft ließ sie über ihrem Kopf den Feuerzauber anwachsen und schleuderte ihn mit aller Kraft gegen die Magie des Dämons. Kurz vor ihr prallten die Geschosse aufeinander und zerbarsten in hunderte kleiner Magiesplitter, die auf die Magierin niedergingen, aber auch in Richtung Marius zurückflogen. Dieser aber verschwand wieder in der Dunkelheit und grölte verhöhnend zu ihnen herüber. » Mit euren lächerlichen Zaubertricks werdet ihr mich niemals schlagen können und eure Schwerter werden zerbrechen, ehe sie wirklich Schaden anrichten werden. Gebt auf und ich werde ein schnelles Ende für euch bereit haben. Dann werden eure Körper sich in die Reihen meine Armeen eingliedern. Zweifelsfrei werdet ihr die besten meines Dämonenheeres sein. « Ein unheimliches Glucksen gab Marius dann von sich und seine Stimme verstummte. Ein leiser Knall, als wäre er gelandet und dann Stille. Ihre Gefährten hatten einen schützenden Ring um die gestürzte Magierin gebildete und hielten nach allen Seiten Ausschau.

Aber es war vergebens. Niemand konnte durch diese Dunkelheit mit bloßem Auge auch nur das Geringste erkennen. Wieder flackerten die magischen Lichter von Drake und Spike grell auf, auf diese Weise konnte Ed sich unmöglich konzentrieren. Ganz ohne Licht kämen sie aber auch nicht aus, denn die Paladine waren darauf angewiesen, das zu sehen, was sie angriffen. Plötzlich erinnerte sich die Magierin an das Tüchlein aus dem Antiquitätenladen der Tyroth. Schnell kramte sie durch die Taschen ihrer Robe und fand es schließlich. Mit zweifelnden Blicken der anderen Verband sich Ed die Augen und alles um sie herum wurde Dunkel. Selbst das magische Licht der beiden Magier drang nicht hindurch. So würde es gehen. Bei der starken magischen Aura, die Marius hatte, bräuchte sie ihn nicht zu sehen, um zu wissen wo er sich aufhielt. So würde sie ihren Freunden eine weitaus größere Hilfe sein. Ganz reflexartig drehte sich die Magierin in die Richtung, aus der sie Marius’ Präsenz spürte. » DA HINTEN! «, rief sie laut und Drake und Spike ließen die Luft um vor ihnen mit ihren Geschossen verbrennen. Ein tiefer Schmerzensschrei wehte zu ihnen herüber. Und Ed achtete gebannt, in welche Richtung Marius versuchte zu entkommen. Jetzt waren sie am Zug. Eilig huschte Ed in die Dunkelheit, immer gefolgt von den anderen. Seltsamerweise stampfte der Dämon nun allerdings über den Boden, statt ihnen durch die Lüfte zu entkommen. Erneut gab Ed die Richtung an, welcher sogleich zahlreiche Feuerzauber folgten. Nun setzte Marius allerdings erneut zum Angriff über. Sprang mit einem riesigen Satz auf sie zu, durchbrach dabei eine steinerne Säule, die ihm im Weg stand und landete direkt vor ihnen auf dem Boden. Uncle brüllte zur Attacke und die Ritter folgten Ihm. Mit seinen Klauenbewehrten Pranken schlug Marius gegen die Klingen der Streiter und hielt sich wacker. Dennoch schien er mit jedem Hieb ein Stück zurückzuweichen. Kaum merklich, aber immer wieder. Dann holte er weit uns und riss die Paladine zu Boden und wandte sich dann den Magiern zu. Wieder blitzte es giftgrüne Magie, geantwortet von den Feuermagiern mit einer Salve aus Feuerbällen, die in einem riesigen Spektakel auf der Hälfte der Flugbahn mit Marius’ Geschossen zusammenstießen und in einem wilden Funkenmehr auseinander stoben. Aber der Dämon setzte nach und ein Zauber, ganz ähnlich dem Inferno, durchzog die Dunkelheit und brannte tiefe Risse in die steinernen Bodenplatten. Die Magier konnten der Stichflamme, welche ebenso grün war, wie die anderen Geschosse, eben noch ausweichen. Glücklicherweise waren die Paladine wieder zur Stelle und konnten sich von der Seite auf das Ungetüm stürzen. DraconiZ schnitt eine tiefe Wunde in die großen Flügel, Wenda fügte ihm eine tief Wunde mit einem Stich zu und Tomarus, Uncle und Medin schlugen mit aller Wucht auf den Brustpanzer des Dämons, der darauf begann zu bersten. Wieder brüllte Marius und sprang zur Seite um den Schwerthieben der Streiter auszuweichen, die inzwischen wieder von den Magiern an ihrer Seite verstärkt wurden. Nun aber tat sich es an Marius Panzer, offenbar flammte er hellt auf, so als würde innerlich ein Feuer lodern und auszubrechen versuchen. Der Dämon hielt sich den Schädel und rannte von dannen. Aber durch die Flammen war er wie eine gigantische Fackel und selbst ohne Ed konnten sie ihn nun verfolgen. Irgendetwas quälte den Dämon ungemein und sein Versuch zu entkommen war offensichtlich. Mit großen Schritten stampfte Marius voraus und kam schließlich vor einer Tür zum stehen, die im Vergleich zu ihm winzig wirkte. Er war einen Blick über die Schulter, aber die Paladine und Magier waren ihm zu dicht auf den Fersen. Was auch immer sich in dem Raum hinter der Tür verbergen mochte, in seiner derzeitigen Gestalt konnte Marius keinesfalls dorthin gelangen. Mit dem Rücken zur Wand stellte sich der Dämon den acht Gefährten entgegen. Ein Regen von seinen giftgrünen Feuerbällen kam ihnen entgegengeschwirrt, gefolgt von einer weiteren grünen Stichflamme. Die drei Magier geboten dem ihrerseits mit ihren Infernozaubern Einhalt und schützten die Streiter vor den nahenden Flammen. Noch einmal überflog Marius die Gruppe und attackierte sie von hinten. DraconiZ und Wenda wichen zur Seite aus und schlugen tiefe Wunden in den Rückenpanzer des Ungetüms, während der Rest der Gefährten sich mit aller Kraft dem Untier entgegenstemmte.

Klingen blitzten hell auf und schlugen die schweren Schuppen vom Körper des Dämons. Mit einem festen Hieb seiner Pranke zerschlug der Dämon die Fliesen am Boden und ließ eine Staubwolke aufsteigen. Laut hustend stolperten alle blind durch den aufgewirbelten Staub. Marius aber sprang in Richtung Tür davon, immer wieder laut aufheulend. Ed, die immer noch die Augen verbunden hatte und so vor dem Staub geschützt war, verfolgte den Dämon und stellte ihn, noch bevor er weit genug kam. Mit einigen Feuerbällen übersäte sie ihn, bis auch der Rest der Truppe wieder einsatzbereit war und sich ihren Attacken anschloss. Alle drei Magier schossen nun mit aller Magie, die ihnen zur Verfügung stand, und trieben das Ungetüm gegen die pechschwarze Wand. Nun kamen die fünf Streiter zum Zug und versetzten Marius etliche Stiche und Hiebe. Wie es den Anschein hatte standen sie kurz vor einem Sieg und jeder von ihnen trug mit all seiner Kraft dazu bei. Ein markerschütternder Schrei durchzog den Raum und ließ die Magierin zittern und stolpern. Ihre Gefährten kämpften unentwegt weiter, als das seltsame Feuer im Inneren von Marius nun auf einmal noch stärker zu lodern begann und die feinen, roten Linien sich zu tiefen Rissen in seinem Panzer verbreiteten. Noch ein lauter Schrei aus Marius Maul und eine gigantische Druckwelle fegte alle zu Boden. Ed, die ohnehin schon lag, rappelte sich schnell auf und sah sich einem knienden Marius gegenüber, völlig ohne Schuppenpanzer, seine Flügel zerbröckelten und seine Reißzähne zerfielen. Er war nun weder geflügelter Dämon, noch junger Mensch, nur noch ein Mischwesen aus beidem, das aber kurz vor seinem Ende stand. Entschlossen rannte die Magierin auf Marius zu und hielt ihre Hand mit weit gespreizten Fingern vor den Dämon, denn soviel war sicher. Ein Mensch war er keinesfalls und schon gar nicht ein Geschöpf des Feuergottes. Die Luft um die Hand der Magierin begann zu flimmern und augenblicklich quoll ein Flammeninferno hervor, das Marius völlig einhüllte und seinen Körper langsam zu glimmender Asche verbrennen ließ. Nun war es endlich vorbei. Zumindest dachten sie das, denn von Fernem hörte die Magierin lautes Marschieren, offenbar skelettierten Krieger des Dämons. Niemals würden sie es gegen die Überzahl schaffen, vor allem nicht nach diesem Kampf gegen Marius. Das würde ihr Ende sein, aber Ed wollte nicht aufgeben. »Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde! «, rief sie laut heraus und zusammen mit ihren Gefährten sah sie der Gefahr entgegen. Es waren unzählige Skelettkrieger, die auf sie zukamen, von allen Seiten und mit rasender Geschwindigkeit. Aber von einem Moment auf den anderen zerfielen die Knochenbataillone zu großen Staubwolken und überdeckten die Gefährten mit einem Staubregen. Jetzt waren sie letztlich doch noch davon gekommen, hoffte Ed insgeheim. Die Streiter schauten argwöhnisch durch die Gegen, ob sich nicht doch noch ein Skelett irgendwo versteckt hielt und Drake und Spike versuchten mit ihren Zaubern noch mehr Licht in die Sache zu bringen. Ed für ihren Teil untersuchte die Tür. Erstaunlicherweise war sie nicht verschlossen und die Magierin konnte ihrer Neugierde nicht widerstehen und ging hinein. Hinter der schwarzen Tür fand sie einen kleinen Raum mit allerhand Büchern, Gläsern, Skelettstücken und unheimlichen Aufbauten. Zwischen diesem ganzen Gerümpel stand auf einem kleinen Podest aufgebart ein reich verziertes Gefäß, das ganz offensichtlich nicht hierher gehörte, sondern in den Palast der Darath. Es mussten die Tränen Innos’ sein und als der Rest der Gruppe gefolgt war, stimmten alle überein, dass man sie zurückgeben sollte. Beim Hinausgehen ließ die Magierin noch einmal ihre Blicke über die Utensilien in diesem seltsamen Labor streifen, wobei ihr Blick auf ein Säckchen fiel, das in einem Regal lag. Zuerst blinzelte Ed und rieb sich dann verwirrt die Augen, denn das Säckchen schien sich zu bewegen, oder vielleicht war es auch das Drumherum, was sich bewegte. Als sie näher trat und danach greifen wollte durchfuhr ihre Hand ein seltsames Gefühl, was so, als wäre sie langsamer geworden und dann wieder schneller. Sie nahm das Säckchen, öffnete es und sah hinein. Ihre Augen weiteten sie, als sie sah, was dort drin war. Kein Wunder, dass Marius es ausgehalten hatte dem Fluch der Tränen zu widerstehen. Das Säckchen war gefüllt mit schwarzen Erzstücken. Wie lange hatte die Magierin danach gesucht, wie viele Bücher durchgelesen und nun hatte sie endlich etwas davon in ihrem Besitz. Sie verstaute es sicher in der Brusttasche ihrer Robe und eilte dann ihren Gefährten nach. All die Anstrengungen hatten sich schlussendlich dennoch gelohnt. Aber hoffentlich hatte der Tod Marius’ auch den gleichen Effekt auf alle Dämonenheere vor den Toren von Thyrien. Ansonsten würden sie wohl nur noch eine in Trümmern liegende Stadt vorfinden. Bei aller Macht der Darath war es unwahrscheinlich, dass die Stadt dem standhielt. Ed trottete erschöpft hinter den anderen hinterher und verteilte die letzten ihrer Heiltränke und Wachmacher. Was würde sie vor den Toren erwarten?

DraconiZ
07.06.2006, 16:56
Schon bald waren die Tore von Tyrien wieder in Sichtweite. Sie hatten es tatsächlich geschafft das Böse von diesem Ort zu verbannen und einen mächtigen Diener Beliars zurück zu seinem Herren zu schicken. Marius war tot und mit ihm waren die Schrecken und die Verderbnis von der Insel verschwunden. Man konnte schon beinahe sehen, wie die komische Schicht sich von den Bäumen verzog und langsam wieder Pflanzen aus dem Boden erhoben. Mehr und mehr wurde diese Insel wieder das Paradies was es einst gewesen war. Besonders verwundert war der Schwarzhaarige als er einige Hasen gesehen hatte, die sich wohl aus ihrem Verstreck gewagt hatten jetzt nachdem die Untoten zu Staub zerfallen waren aus dem sie gekommen waren. Doch den größten Schatz den Ed in Händen hielt und weswegen sie zur Stadt zurückkehrten waren die Tränen Innos’. Sie waren es warum sie sich hierher hatten locken lassen und sie würden es sein die auch weiterhin die Stadt beschützen würden. Sie gehörten den Darath, denen sie schon genug Schaden gebracht hatten. Es gebührte ihnen einfach nicht, dass sie die Tränen behielten und für sich selbst nutzten, wenn die Darath bessere Dinge damit vollbringen konnten.

Schon bald standen sie ein weiteres mal vor den dicken Stadtmauern, die aber dieses Mal nicht annähernd so gut bewacht waren wie, als sie das letzte Mal davor gestanden hatten. Noch als sie diese Stadt verlassen hatten, hatte der Schmied ein verdammt schlechtes Gefühl gehabt, doch nun wo sie mit allen Acht Mitstreitern wieder vor der mächtigen Pforte standen hatte er wahrlich keine Angst mehr. Sie hatten das was sie angerichtet hatten wieder gut gemacht und brachten dem Magierrat sein kostbarstes Artefakt zurück. Wenn sie ihnen jetzt nicht vertrauten, dann würden sie es nie tun. In diesem Moment schwang die Tür ohne ihr zutun auf und Feydieth oder Finkreg, wie Uncle ihn gerne nannte, kam ihnen entgegen. ,, Bei Beliar, Innos und Adanos. Ihr habt Marius bezwungen und seid noch am Leben. DraconiZ grinste, wie viele andere der Gruppe dem Hauptmann entgegen und guckte sich und seine Kameraden an. Man sah ihnen auf jeden Fall die Anstrengung und den Kampf an. Alle sahen mehr oder minder geschunden aus und alle sahen sehr sehr erschöpft aus. Auch wenn es auf eine schöne Art erschöpft war. ,, Innos hat gesiegt“, meinte Spike mit einem Lächeln zurück. ,, Ich habe gehofft, dass ihr wiederkehrt und doch habe ich nicht wirklich daran geglaubt. Umso erfreuter bin ich euch zu sehen. Wenn ihr wollt könnt ihr euch noch etwas ausruhen, bis der Rat der Darath euch empfängt“. Doch die Gruppe verneinte einstimmig. Sie wollten erst die Sache mit dem Rat klären und die Tränen Innos abgeben, bevor sie sich entspannten. So schritten sie zusammen an dem Hauptmann vorbei in die Stadt hinein. Diese hatte sich zwar nicht verändert seid Marius tot war, doch passte sie nun viel besser ins Bild der Umgebung. Sie war nun kein Außenposten in einer verlorenen Steppe mehr, sondern eine schöne Stadt in einer schönen Umgebung. DraconiZ wünschte ihr von Herzen das es noch lange Zeit so bleiben würde.

Es war schon fast komisch, als sie ohne jeglichen Widerstand und ohne eine Bemerkung in den Palast der Darath eintraten. Die Magier mussten gefühlt haben, dass Marius nicht mehr existierte und gewährten ihnen daher diesmal freiwillig eine Audienz. Bald schon nahm sich einer der Soldaten, den sie bei ihren Einbruch niedergeschlagen hatten und der daher ziemlich brummig dreinschaute, ihnen an und führte sie. Dieses Mal hatte die Gruppe genügend Zeit um die Pracht dieses Bauwerkes zu betrachten. Die Wandteppiche, die aus einem wunderschönen Stoff gewebt waren, die vielen Bilder die die vergangenen Darath aus vielen Epochen zeigten und noch einige weitere wichtige Persönlichkeiten, die Skulpturen, bei denen man dachte, man würde wahrhaftig einem lebendigen Menschen gegenüberstehen und viele weitere Kunstwerke. Es war einfach traumhaft einfach nur durch das Bauwerk zu laufen und seine ganze Pracht zu begutachten. Alle Diener Innos waren total entspannt und waren froh einfach nur Frieden hier zu haben. Auch wenn sie bald den Magiern ein zweites Mal gegenüberstehen würden. Doch davor hatten sie keine Furcht. Schließlich hatten sie sich nach bestem Gewissen und Ehre verhalten.

Nach einer Weile wurde die Tür aufgestoßen und sie standen vor den drei, in unterschiedliche Roben gekleideten, Magiern. ,, Wir haben euch schon erwartet. Tretet näher“, verkündete der Jüngste nun mit einer völlig anderen Stimme als er noch zuvor gehabt hatte. Aller Zorn und Hochmut waren aus ihr gewichen. ,, Es ist gut, dass ihr kommt. So zeigt ihr ein weiteres Mal, dass wir euch vertrauen können. Ich habe mich nicht geirrt. Ihr habt tatsächlich Marius besiegt“, ergänzte der in blau gekleidete Magier ruhig und freundlich. ,, Ich hätte niemals gedacht, dass ihr es tatsächlich schaffen würdet, aber die Veränderungen um die Stadt herum preisen eure Tat tausendfach“, verkündete der Älteste im Bunde. Die Gardisten hörten sich die Worte still an. Sie waren schon fast erschrocken über das was gesagt wurde. ,, Es war wahrlich nicht leicht, aber wir haben schließlich gesiegt“, meldete sich Drake zu Wort und DraconiZ ergänzte: ,, Denn Innos muss uns gewogen gewesen sein“. Noch einige Male ging das Gespräch so hin und her und auch der letzte Zweifel wich, dass die Darath sich dumm benehmen würden. ,, Hoher Rat wir sind hier um euch die Tränen Innos zurück zu geben“, meinte Ed nachdem einen Moment Stille eingetreten war und hielt sie dem Blauen hin. Dieser ergriff sie und musterte den Behälter. Ein paar Mal hielt er sie noch hin, lies seine beiden Kameraden diesen ebenfalls mustern, bis die beiden nickten. ,, Wir benötigen sie nicht mehr. Marius ist gebannt und wir werden von nun an Sorge dafür tragen, dass wir besser mit dem Volk zusammenarbeiten und uns nicht mehr vertragen. So sollt ihr die Tränen nehmen. Wir brauchen sie nicht für unseren Neuanfang“. Mit einer Handbewegung kamen Acht gleich große Phiolen herangeschwebt, in die der Magier je den Anteil eines jeden hereinfüllte. Als er fertig war schwebten zu jedem der Acht Mitstreiter eine dieser Philolen, welche jeder nach einem kurzen zögern nahm und sicher verstaute. ,, Wir sind uns einig, dass ihr damit gut umgehen werden und sie weise einsetzt“, erläuterte der schwarz gekleidete gelassen, während der Rote ergänzte: ,, Möge Innos eure Gedanken weiterhin leiten“.

Einige Zeit später lag DraconiZ in einer Badewanne in einem Haus in Tyrien und lies die Strapazen der letzten Tage einfach hinter sich. Die Entspannung war einfach nur vollkommen. Die Ruhe, was herrliche Wasser die Umgebung. Einfach alles hier war so unglaublich gut, dass man nichts anderes konnte als Ruhe finden. In seiner rechten Hand befand sich der Behälter mit den Tränen. Was er wohl damit anstellen würde? Ed hatte mal irgendetwas von einer Schwertweihe erzählt. DraconiZ nahm sich vor die Feuermagierin noch einmal danach zu fragen, wenn die Zeit angebrochen war. Doch nun würde er sich erstmal nur noch seine Ruhe widmen um neue Kräfte zu sammeln.

Spike Spiegel
07.06.2006, 22:04
Er saß allein auf dem Bett in dem ihm einst zugewiesenen Zimmer und dachte nach. Über die Dinge die vergangen waren und die Dinge die noch kommen mochten. Seine Gedanken kreisten vor allem um den Kampf mit dem Menschendämon Marius, ein äußerst mächtiger Handlanger des dunklen Fürsten. Es war das erste Mal das er die Macht Beliars wirklich zu respektieren lernte. Der Untot, der ihn in den letzten Tagen und denen darüber hinaus etliche Male das fürchten lehrte, war ein Zeugnis dessen macht, doch lag die Kraft der Untoten in ihrem früheren Leben allein. Beliar hatte ihnen lediglich neues Leben eingehaucht. Marius jedoch hatte seine ganze Macht direkt von dem Gottesbruder bezogen. Eine Macht, die ihn und seinen Gefährten fast das Leben gekostet hatte. Sein Herz raste immer noch bei dem Gedanken an die so wahrscheinliche Niederlage, der sie trotzen, und schlussendlich den Sieg nach Hause trugen. Nein, noch nicht. Noch waren sie nur bis Tyrien gekommen. Die Heimreise stand ihnen noch bevor. Eine Reise, die er auch wirklich bestreiten wollte…? Wollte er denn wirklich wieder zurück?
Einen Moment lang zögerte er noch. Wäre an diesem Ort nichts geschehen, hätte er niemals den Weg ins Herz des Untots gewagt, dann, ja dann wäre er hier geblieben. Auf dieser Insel, diesem Juwel der Meere, das nun endlich von dem langen Schatten des Bösen befreit wurde. Die Fratze Marius’ und die kugelrunden Augen die sie beherbergte beschäftigte ihn noch immer, zu sehr um sie auf die schnelle zu vergessen, zu sehr um an diesem Ort nicht immer daran erinnert zu werden. Der Schatten hatte einige dunkle Flecken auf dem Juwel hinterlassen. Flecken, die niemals mehr verschwinden würden.
Spike seufzte für einen Moment, als ob er einen Schlussstrich ziehen wolle, und versuchte die Strapazen die hinter ihm lagen auch dort zu lassen.
Er wollte sich entspannen. Wieder lächeln, breit grinsen können. Alles vergessen und wieder zurück ins Kloster, sein sorgenfreies Leben fortführen. Nichts stellte ihn mehr zufrieden als ein nett hergerichtetes Zimmer, mit bequemem Mobiliar in denen er sich fallen lassen und dabei genüsslich an einen Sumpfkrautstängel ziehen konnte. Genau das hatte er jetzt auch vor. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten. So kam es ihm zumindest vor. Wie lang waren sie eigentlich schon auf dem Eiland? Er wusste es gar nicht, hatte die Tage nicht gezählt. Jedenfalls kam es ihm ziemlich lang, zu gleicher Zeit aber auch relativ kurz vor. Ehe er sich davon jedoch verwirren hat lassen können, steckte er sich einen Stängel an und entzündete ihn mit einem kleinen Feuerpfeil. Schon sein erster kräftiger Zug drohte ihn von den Füßen zu hauen, glücklicherweise saß er aber schon und so ließ er sich einfach nach hinten in das weiche Bett fallen. Eine Weile lang beließ er es dabei einfach die Augen zu schließen und entspannt den Duft des glimmenden Krauts zu genießen. Dann begann er wieder damit an dem Stängel zu ziehen, erhob sich langsam und wandte sich zu dem kleinen Nachttisch neben ihm. Die kleine Phiole mit den Tränen Innos verweilte dort schon eine ganze Weile. Er hatte die Gelegenheit bei ihrer Audienz mit den Großmagiern Tyriens genutzt um über den Nutzen des Artefakts näheres zu erfahren nachdem die anderen ihre Wege gegangen waren. Der Jüngere wie auch der Ältere waren nicht sehr gesprächig, wollten ihm nur verraten, dass es ihm als Feuermagier als einziges möglich war die Träne zu trinken ohne dabei den Tod zu finden. Über die Wirkung hielten sie sich bedeckt und selbst der Blaugekleidete Magier, der die Geschichte des Artefakts noch einmal herunterbetete, meinte nur dass es ihm neue Kraft verleihen könne. Viel half ihm das auch nicht weiter. Die Skepsis, die Angst vor dem Ungewissen, hatte man ihm nicht nehmen können und so hatte er noch immer nicht den Mut gefunden sie zu trinken, dieses so wertvolle Geschenk auch zu nutzen.
Er zog noch einmal kräftig an dem Stängel und verengte seine Augen zu schlitzen ehe er das Gefäß schließlich mit seiner rechten Hand umschloss. Obwohl es eine Hinterlassenschaft seines Herrn war, fühlte er sich unwohl dabei. Er zog ein weiteres Mal an dem Stängel und warf ihn dann aus einem nahe gelegenen Fenster. Wenn das was die Darath ihm sagten der Wahrheit entsprach, und daran besaß er keinen Zweifel, so hatte er eigentlich nichts zu befürchten. Also entledigte er sich dem Verschluss der Phiole und kippte sich mit einem Ruck die Flüssigkeit in den Mund. Es schmeckte...salzig. Äußerst salzig, sodass er es rasch herunterschluckte. Im selben Moment bereute er es sogleich, nicht einfach ausgespuckt zu haben. Ein Schmerz, ungleich allem anderen was er bisher erfahren hat müssen, ließ ihn zu seinem Leidtragen den genauen Verlauf der Flüssigkeit in seinem Körper nachfühlen. Wie es anfänglich langsam seiner Speiseröhre hinunter kroch und schlussendlich seinen Weg in den Magen fand. Alles was die Träne berührte fühlte sich an, als würde es sich langsam auflösen. Er konnte nicht einmal mehr Schreien. Es kam kein Laut aus ihm heraus, so sehr er sich auch bemühte. Mit weit aufgerissenen Augen hielt er sich Bauch und Hals, versuchte aus dem Zimmer zu gelangen, Hilfe zu holen. Der Schmerz jedoch raubte ihn jedwede Kontrolle über seinen Körper. Er fiel unweit der Tür auf seine Knie, strampelte wie wild, verkrampfte sich, versuchte wieder aufzustehen, doch versagte kläglich als ihn der Schmerz erneut zu übermannen drohte.
Nun, da seine eigene Stimme verstummt, erhob sich eine alte, ihm leidlich bekannte aufs Neue aus ihrem Schlaf. Der lauthalse Schrei in seinem Innern schien seinen Kopf zum zerbersten bringen zu wollen. Es war ein schwacher Trost nicht der einzige zu sein, diese Schmerzen spüren zu müssen.
"Dieser Gott sei verdammt, genauso wie du dummer Narr!"
Ungeachtet der Stimme hob er sich unter gewaltigen Anstrengungen tränend wieder auf die Beine und öffnete die Tür. Ein weiterer Schrei der Stimme brachte ihn jedoch wieder auf seine Knie.
"Arrrgh...du hörst wohl nie auf mir auf den Geist zu gehen! Wann wirst du endlich anfangen zu begreifen!?"
Verschwitzt und verweint krabbelte er unter unsäglichen Schmerzen hinaus auf den Gang, hämmerte gegen den vom Teppich bedeckten Boden. Sie mussten ihn hören, sonst war sein Leben verwirkt…vom eigenen Gott genommen.
"Da kannst du mal sehen wie gut es 'dein' Gott und Herr wirklich mit dir meint! Und jetzt muss ich mich auch noch dazu herablassen dein armseliges Leben zu retten! Pah! Vielleicht beginnst du ja so endlich mal etwas zu lernen..."
Seine Sicht fing nun auch noch mit jedem Wimpernschlag an schlechter zu werden. So verstärkte er sein hektisches Klopfen, doch auch aus seinen Gliedern wich stetig die Kraft. Bald war es nur noch der Schmerz der ihm die Gewissheit gab noch am Leben zu sein. Das und die leise aufkommenden Stimmen, die jedoch sogleich wieder verstarben als die lang ersehnte Ohnmacht über den jungen Mann hereinbrach.

Françoise
08.06.2006, 00:19
Es war nun schon Stunden her, seitdem sie bei den Darath waren. Das Geschenk, was die Magier ihnen gemacht hatten, war mehr als nur großzügig, denn sie hatten ihren Staatsschatz an Fremde gegeben. Jeder von den acht Gefährten hatte eine kleine Phiole mit den Tränen Innos’ bekommen und der Wert war wohl unschätzbar. Wenn der Mythos um die Herkunft stimmte hielt Ed im Augenblick etwas in der Hand, das mit den Tränen eines Gottes gefüllt war. Ein sehr beeindruckendes Gefühl, geradezu Ehrfurcht erregend. Was nun damit zu tun wäre wusste die Magierin zwar, aber ihr waren auch die Folgen nur zu gut bekannt, die die Tränen haben konnten. Selbst Marius hatte den Fluch der Tränen nicht umgehen können, dabei waren seine Fähigkeiten gigantisch. Und selbst der Einsatz des schwarzen Erzes hatte es ihm nicht ermöglicht, die negative Wirkung der Tränen gänzlich zu stoppen, sondern sie nur zu verlangsamen. Zwar war der Magierin durchaus bewusst, dass sie als Erwählte des Feuers zumindest rein theoretisch die Tränen ohne Gefahr trinken konnte. Dennoch blieb ein kleiner Restzweifel übrig. Stunden hatte sie nun damit verbracht zu meditieren und sich der Situation klar zu werden. Die Darath schienen einen großen Erfahrungsschatz zu haben und aus den Büchern wusste Ed, welche Wirkungen die Tränen auf Feuermagier haben konnten. Hin und her überlegte die Magierin, aber letztlich kam sie zu dem Schluss, dass sie von dem Trank trinken würde. Wenn Marius nur durch seine Macht und das schwarze Erz so lange am Leben blieb müsste für alle anderen der Tod sofort eintreten. Wenn sie sich also irrte und die Darath und ihre Bücher ebenso, dann würde sie vermutlich überhaupt nichts mehr davon mitbekommen. Kurz entschlossen schnappte Ed sich die Phiole, entfernte den Deckel und lugte ins Innere. Die Flüssigkeit sah nicht besonders aus, kein Funkeln, kein magischer Strudel, nichts. Sie setzte an und trank die Tränen mit einem Zug. Ein brennendes Gefühl durchfuhr ihre Kehle und setzte sich weiter fort bis hinunter in ihren Magen. Es war ein etwas unangenehmes Gefühl, aber sogleich durchströmte die Magierin eine wohltuende Hitze, die jede Faser ihres Körpers durchdrang. Ihr war fast so, als würde sich ihr die ganze Welt offenbaren, aber als Ed ihre Augen öffnete war es in der Tat so. Jeder kleine Funken Magie, egal wie schwach er war offenbarte sich ihr. Sie fühlte wie die Darath in ihrem Palast umhergingen, die unzähligen Bewohner, wie sie ihrem geschäftigen Treiben nachgingen. Jedes kleinste Detail, jede Fassette war nun der Magierin sichtbar. Ganz offensichtlich war das eines der Geschenke von Innos an die Magierin. Aber mit ihren neuen Fähigkeiten spürte sie auch ihre Gefährten und auch wie einer von ihnen schwächer wurde. Es war Spike, der sich in nicht allzu weiter Entfernung von ihr befand. Seine Aura verblasste ein wenig und seine Bewegungen waren untypisch wackelig. Was immer auch mit ihm passierte, es gab ein Problem. Ed sprang von ihrem Bett auf und eilte auf den Flur hinaus und dort lag ihr Ordensbruder auch, lang gestreckt auf dem Boden, als wäre er gestürzt. Die Medica beugte sich über ihn und fühlte nach dem Puls des Magiers. Am Leben war er auf jeden Fall, nur hatte irgendetwas sein Bewusstsein geraubt. Mühsam wuchtete Ed Spike hoch und brachte ihn zurück in sein Zimmer. Und auf dem Boden lag auch der Auslöser für das Ganze, zumindest vermutete Ed das. Eine Phiole, ganz ähnlich derer, die sie selbst von den Darath bekam, war es und sie war vollständig leer. Vermutlich hatte Spike davon getrunken und wurde von der Kraft der Tränen überwältigt. Aber er war ein Feuermagier, töten könnte ihn das sicher nicht. Sie legte ihren Ordenbruder auf sein Bett und fühlte über seine Stirn. Ein wenig könnte sie der Heilung nachhelfen, aber vermutlich entfalteten die Tränen gerade ihre Wirkung. Die Medica hielt ihre Hände ein Stück weit über den Körper von Spike und begann mit der Prozedur. Leicht schimmerten wieder goldene, konzentrische Kreise aus ihren Handflächen. Es dauerte nicht lange und sie war fertig, aber entgegen ihrer Erwartungen verspürte Ed bei diesem Mal keinerlei Erschöpfung. Bisher hatte jede magische Heilung sie viel Kraft gekostet, aber nun war es fast so, als hätte sie nicht mehr getan, als ein magisches Licht herzuzaubern. Ein wirklich erstaunlicher Zaubertrank waren diese Tränen. Nicht nur hatten sie der Magierin ein besonderes Gespür geschenkt, jetzt war ihre Ausdauer auch noch gesteigert. Allmählich wurde ihr bewusst, weshalb man den Magiern aus längst vergangenen Tagen solche riesigen Kräfte und Fähigkeiten beimaß. Es stimmte alles, die Tränen waren keine Legenden, sie waren keine Mythen, sie waren Realität. Und auch ihre Wirkung war real. Es war beeindruckend, es war fantastisch, es war unbeschreiblich. Sie müsste sich erst einmal ihrer Fähigkeiten bewusst werden, wer wusste schon, welche Überraschung sie noch für Ed bereithielten. Die Magierin ließ sich auf einen nahe gelegenen Sessel fallen und bewunderte ihre neuen Kräfte. Spike würde wieder gesund werden, das spürte sie deutlich, seine Aura erstarkte wieder. Nicht mehr lange und er wäre wieder auf den Beinen. Ed war furchtbar neugierig darauf, was die Tränen für Spike als Geschenk bereit hielten, hoffentlich erwachte er bald und könnte es ihr erzählen.

Spike Spiegel
08.06.2006, 22:42
Es war ein unruhiger Schlaf, wenn man es denn überhaupt als solchen bezeichnen konnte. Er fühlte sich unwohl und doch nahm er nichts war. Er fand sich lange Zeit in einer beklemmenden Leere wieder, die er nicht verstand und sobald er die Augen wieder öffnete alles vergessen würde. Er wusste es ohne zu wissen, spürte es ohne zu spüren. Es war eine vollendete Tatsache im Bewusstsein verankert. Merkwürdig dass er sich dennoch daran erinnerte. Vage. Die Sekunde als er aufschnellte, als er erwachte und ein kleiner Rest Dunkelheit vor seinem inneren Auge verweilte und sich in sein Gedächtnis einbrannte. Er wusste nicht was er davon zu halten hatte. Allein der Gedanke daran war beunruhigend, machte ihn nervös, verwirrte ihn.
So benötigte er einige Zeit um seinen matten Blick von dem Bettlacken abzuwenden. Dann drehte er sich zunächst einmal, noch etwas träge, zu allen Seiten um. Es war niemand hier. Einige Zeit lang saß er einfach nur da, aufrecht in seinem Bett und versuchte zu verstehen was mit ihm nun eigentlich geschehen war. Ein Traum war es nicht, auch wenn er es als einen solchen gerne gesehen hätte, waren die Schmerzen doch zu intensiv, zu einprägsam gewesen um einfache Einbildung hätte seien können. Ihm musste also irgendwie geholfen worden sein. Glücklicherweise. Der Hohe Magus atmete einmal tief durch. Es war also doch eine schlechte Idee gewesen mit den Hinterlassenschaften der Götter herumzuspielen. Doch verstand er nicht, hatten die Großmagier etwa Unrecht gehabt? Scheinbar. Verdammt, er wäre beinahe draufgegangen! Diese verblödeten Idioten konnten ja nicht einmal ihr eigenes Reich vor dem Untergang bewahren aber ihm wollten sie etwas von den Tränen Innos erzählen. Er war wohl von der Scheinmacht der Drei zu sehr geblendet worden um ihre letztendlich Unfähigkeit erkennen zu können.
Er schüttelte enttäuscht verachtend den Kopf und rüttelte damit seine müden Glieder wieder etwas wach. Die Gelegenheit nutzend schlüpfte er sogleich auch aus seinem Bett. Gerade als er sich aber der offenen Tür zuwenden wollte trat eine kleine Gestalt in roter Robe herein. Es war Ed, vermutlich auch der Grund weshalb er wieder auf beiden Beinen stehen konnte. Er lächelte leicht und wollte sie grüßen, doch sie kam ihm zuvor und fragte ihn wie er sich denn fühle. Ungewöhnlicherweise sah sie nicht besorgt, sondern viel mehr aufgeregt aus. Nicht nur das, sie schien auch in äußerst guter Verfassung zu sein, mit einer guten Laune, die nur die wenigsten Menschen zu Tage legen konnten.
Sein Lächeln weitete sich etwas als er ihr versichern wollte, dass er sich ganz normal fühle. Doch kein Wort verließ seinen Mund. Verwirrt räusperte er sich einen Moment und versuchte es erneut. Wieder kam kein Laut hervor. Nervös und leicht entsetzt versuchte er es aufs Neue, strapazierte seine Stimmbänder aufs äußerste, doch nur die Lippenbewegungen zeugten von seinen Bemühungen. Der leicht verunsicherte Blick seines Gegenübers half ihn auch nicht sonderlich sich wieder zu beruhigen. Ein letzter Versuch schlug ebenfalls fehl. Er konnte nicht mehr sprechen. Man hatte ihm seine Stimme geraubt. Nein, nicht irgendwer, es waren die Tränen gewesen, die Tränen eines Gottes, die Tränen seines Gottes. Er ließ sich wieder auf das Bett fallen und schwieg. Etwas anderes blieb ihm ja auch gar nicht übrig. Er konnte sich nicht einmal darüber aufregen, er würde seine tobende Stimme ja doch nicht vernehmen können und sich stattdessen als Witzfigur zur Schau stellen. Der Heilerin fehlten allem Anschein nach ebenfalls die Worte, unterlag sie doch scheinbar wie auch er der drückenden Stille im Raum. Erst ein Rascheln wenig später hauchte dem Zimmer wieder etwas Leben ein. Spike hatte angefangen in seiner Runentasche herumzukramen. Ein zynisches Lächeln huschte über die Lippen des Feuermagiers als er seinen Notizblock und Stift in Händen hielt. Wenn er schon nicht sprechen konnte, so konnte er zumindest schreiben.
Daraufhin winkte er die Medica herbei und bat sie mit einer Handbewegung sich neben ihm zu setzen. Dann begann er zu schreiben und händigte ihr das Stück Papier wenig später aus. Sie las es leise vor.
"Es tut mir Leid das ich dir nicht auf normale Art und Weise meinen Dank aussprechen kann, doch es scheint man hat mir die Stimme geraubt. So sehr ich mich auch bemühe, es will einfach kein Laut mehr meine Lippen verlassen."
Sie schwieg einen kurzen Moment, sah dann zu ihm hinüber.
"Die Tränen?"
Spike nahm den Notizblock wieder an sich und schrieb erneut.
"Vermutlich."
Ehe die Innos Dienerin etwas entgegnen konnte kam plötzlich DraconiZ herein und verkündete dass sie in Kürze aufbrechen wollten und sich bei dem Stadttor treffen würden. Ed sah zu ihm auf, dann schweifte ihr Blick wieder zu dem Hohen Magus. Dieser jedoch hielt sich den rechten Zeigefinger vor dem Mund und machte ihr mit einem Kopfnicken klar, dass sie ihm antworten sollte. So versicherte die Heilerin dem Streiter Innos, dass sie bald nachkommen würden, worauf er wieder verschwand. Spike dankte Ed mit einem Lächeln, so herzhaft wie ihm nur irgend möglich war, stand dann auf, schulterte seine Runentasche und verließ das Zimmer.
Es kam ihm unwahrscheinlich Gelegen dass sie so früh schon wieder aufbrechen wollten. Die Reise würde ihm Gelegenheit zum allein sein und zum nachdenken geben. Doch nun durfte er sich nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen. Er wollte sich keinesfalls großartig erklären müssen, vor allem weil es ihm unter den gegebenen Umständen etwas schwer viel. So fand er sich nach einem letzten, ausgedehnten Rundgang um die Stadt, wie auch die anderen, vor dem Stadttor ein. Dort wurde er von einem Trupp von mindestens zwei Dutzend Soldaten überrascht. Unter ihnen der Hauptmann der Wache, der ihnen einen angemessenen Abschied gewährleisten wollte. Nachdem sich dieser versichert hatte, dass alle eingetroffen waren, orderte er den Großteil der Soldaten 'Formation' anzunehmen. Sogleich stellten sich diese in zwei Reihen gegenüber und ließen etwas Platz zwischen sich, sodass ein künstlicher Gang entstand. Nach einem weiteren Befehl überkreuzten sie ihre Speere und formten damit eine Art Dach. Dazu kam noch das ein kleiner Rest auf Trompeten eine majestätisch klingende Melodie erklingen ließen. Ein jeder verabschiedete sich noch von dem Hauptmann, der ihnen versicherte den Darath ihre Grüße auszurichten, ehe sie durch die Soldatenreihen schritten und die Stadt Tyrien endgültig hinter sich ließen. Zumindest würde der junge Feuermagier nicht mehr zurückkehren. Es waren wahrlich zu viele Dinge hier geschehen, schlimme Dinge. Dinge die er schon verarbeitet hatte und Dinge die er noch verarbeiten musste. Im Stillen. Zuhause.

DraconiZ
09.06.2006, 18:24
Es war schon Abend geworden, als das kleine Hafenstädtchen vor der Gruppe lag, die es kaum mehr erwarten konnte wieder in See zu stechen. Dieser kleine Ort hatte sich vollkommen verändert und war für die Streiter kaum wieder zu erkennen. Kein Untotes Wesen und kein dunkle Aura herrschte hier nun. Die Häuser strahlten wieder in ihrem übernatürlichen Glanz und schon einige wenige Tiere und Insekten hielten sich hier auf, die den Ort lebendig machten und die Totenstille verdrängten. Es würde nicht mehr sehr lange dauern bis auch die ersten Menschen hier eintrafen und diesen Ort und die gesamte Insel wieder zu leben erweckten. Doch dann würden sie schon lange nicht mehr hier weilen. ,, Lasst uns zusehen, dass wir auf das Schiff kommen“, meinte DraconiZ in diesem Moment zu seinen Kameraden und keiner schien etwas dagegen zu haben. So beschleunigten sich die Schritte aller und sie durchquerten ein weiteres Mal den Hafenort, wobei sie diesmal nicht annährend so viele Zweifel hatten wie zuvor und warum hätten sie diese auch haben sollen? Sie hatten alles gut überstanden und hatten ein Artefakt von unglaublicher Macht erhalten. Wie konnten sie sich nun beklagen?

Wenig später war ein jeder die Leiter hochgeklettert und hatte sich einen Platz auf dem großen Schiff gesucht. Die Gardisten die gewartet hatten waren sehr erfreut, dass ihre Kameraden zurückgekehrt waren und dies auch noch lebendig. Auch an ihnen war nicht vorbeigegangen, dass die Untoten nicht mehr waren und, dass das Land nun strahlte und blühte. Doch was hier auf dem Schiff passiert war interessierte den Schmied kein bisschen. Während Medin das Gespräch mit dem Paladin suchte, der die ganze Zeit gewartet hatte ging DraconiZ zur anderen Seite des Schiffes hinüber und sah auf die See hinaus. Der Schleichlehrer hatte es schon immer geschätzt einfach auf das Meer hinaus zu sehen und die Ruhe dieses Elementes auf sich wirken zu lassen, doch in diesem Moment kam ihm dies noch viel nötiger noch viel intensiver vor. Er konnte es fast nicht in Worte fassen, aber wo er so auf das weite Wasser hinausstarrte, da konnte er nach so langer Zeit erst wieder richtig Ruhe finden. Zum ersten Mal seit langen schloss er einfach nur so und nicht zum Schlaf die Augen und lies seine Gedanken über das Meer fliegen. Er dachte an die Untoten, die Dämonen, die Tyroth, an die Tränen Innos’, an die Darath, an einen jeden seinen Kameraden, die tapfer mit ihm gekämpft hatten und niemals aufgegeben hatte, an Marius, an seinen Diener, an das Buch und schließlich an das Schiff auf dem er stand und was sich bald in Bewegung setzen würde um sie nach Hause zu bringen. Mit einem Ruck gingen die Augen des Schmiedes auf und er betrachtete die Philole die er kurz zuvor aus seiner Tunika gezogen hatte. Die Reise hatte sich wahrhaftig gelohnt. Nicht nur, dass sie diesem Volk der Tyroth Frieden und mehr Zusammenhalt gebracht hatten. Sie hatten ebenfalls jeder den Anteil an einem Geschenk des Feuergottes bekommen, welches bisher nur von Ed und Spike benutzt worden war, wobei Ed die Tränen sehr gut vertragen hatte und Spike eher weniger. Was wohl passieren würde, wenn der Ritter sein Schwert weihte? Würde es funktionieren und Innos ihm seine Gunst gewähren?
Fragen über Fragen, mit denen sich der Streiter jetzt nicht beschäftigen wollte. Mit einer gelassenen Bewegung verschwand die Phiole wieder in seiner Tunika und sein Blick schweifte wieder übers Meer. Khorinis war nicht mehr weit.

Françoise
09.06.2006, 23:15
Die Magierin tat sich ein wenig schwer mit dem Abschied von der Insel, und vor allem von deren Städten. Ihr Baustil war zwar anders als der in Valis, aber dennoch hatte sie sich auf eine seltsame Weise an ihre Heimat erinnert gefühlt. Nach Khorinis zurückzukehren wäre allerdings auch schön, denn dort hatte sie ihre Ruhe und konnte endlich, nach den vielen Aufregungen der letzten beiden Wochen, wieder ausspannen. Wenn das Schiff nun aber einen kleinen Abstecher in ein unbekanntes Land machen würde, hätte sie auch nichts dagegen. Ed konnte sich nicht ganz zwischen Reisefieber und behaglichem Dahinleben im Kloster entscheiden. Die frische Seeluft kam zu den Achterfenstern hereingeweht, als Ed vor einigen komplizierten Tränken stand und weißer Rauch aus dem Kessel hervorquoll. Es war schon eigenartig für sie jetzt ihre Umgebung viel intensiver wahrzunehmen. Sicher, es waren nur die magischen Schatten der Wesen, Pflanzen und Gegenstände, aber dennoch war es faszinierend für die Magier das alles spüren zu können. Selbst das Meer unter ihnen war voller Leben und nicht nur das. Hin und wieder schienen sie an Stellen vorbei zu kommen, die auch magische Artefakte beherbergten. Tief unter dem Meeresspiegel verborgen mussten sie auf dem Grund liegen. Vermutlich stammten sie von versunkenen Schiffen, aber von dort konnte sie wohl niemand mehr bergen. Jemand müsste schon ziemlich lange tauchen, um an die Sachen zu kommen. Und bei den Meeresbewohnern wäre das bestimmt nicht so besonders gut angekommen. Zwar hatte die Magierin keinen von diesen Seedrachen gesehen, aber zu oft hatten Schiffsbesatzungen in ihrer Heimat davon gesprochen, dass solche Wesen sich durch das Wasser schlängelten und sogar Orkgaleeren einen Bogen um sie machen. Ed fragte sich, ob die im Meer lebenden Drachen etwas mit den an Land und in der Luft lebenden Drachen zu tun hatten. Aber solange sie keinen sah könnte sie nicht einmal sagen, ob sie ähnlich aussehen. Von daher wandte sie sich anderen Dingen, wie ihren Tränken zu. Es war schon eine ganze Zeit her, seit sie Land gesehen hatten und Ed hoffte darauf, dass niemand noch während des Rests der Reise seekrank wurde. Zwar waren nicht alle Flakons mit der Arznei aufgebraucht, aber trotzdem war es ja auch für den Patienten nicht angenehm, wenn er seekrank wurde. Viel von ihrer Zeit verbrachte Ed auch lesend am Fensterbrett ihrer Kajüte. Alles in allem war es keine besonders spannende Rückreise, aber es war auch angenehm, einmal nicht gegen einen Dämon antreten zu müssen. Den Blick über das Wasser gerichtet fragte sich die Magierin, was sie wohl als nächstes erwarten würde. In letzter Zeit häuften sich die Ereignisse nur so, ob es verletzte Orks waren, die geheilt werden wollten, besessene Ritter, Armeen von Untoten oder Erzdämonen. Ein paar Tage im Kloster wären mit Sicherheit angebracht. Sie konnte nur hoffen, dass dort nicht gleich die nächste Überraschung auf sie wartete. Ed lehnte sich zurück und fing wieder an zu lesen. Es würde wohl nicht mehr so lange dauern, bis sie den Hafen von Khorinis erreicht hätten.

Wenda
10.06.2006, 00:08
Wenda verspürte eine eigenartige Leere, als sie zusah, wie das Schiff der Ritter ablegte und sich langsam vom Steg entfernte, als der Wind die großen Segel erfasste, die in der Abendsonne leuchteten. An der Reling standen Medin und DraconiZ, deren Silhouetten im Gegenlicht scharf umrissen waren. Ihre Gesichter konnte sie nicht ausmachen. Starr blickten sie auf Tyrien zurück und die Ritterin und Freundin, die sie zurück ließen.
Ihr Entschluss war spontan gefallen. Das Spalier, das die dankbaren Tyroth für die scheidende Gemeinschaft gebildet hatten, hatte Wenda schmerzhaft an den Totengruß erinnert, mit dem die Gardisten vor wenigen Tagen erst Trilo ihren letzten Gruß entsandt hatten.
Nun wurde sie verabschiedet. Als würde sie selber nun dem Verderben entgegen gehen.Aber wohin würde die Reise gehen? Nach Khorinis. Nach Hause? Nein. Sie hatte keine Heimat mehr dort. Der Gedanke daran, wieder in die so gewohnten Gefilde der Garde zurückzukehren, ließ sie innerlich zurückschrecken. Lebhaft erwachte die Vision in ihr, wie sie jeden Tag aufs neue von jedem Stein, jedem Haus und jedem Menschen in Khorinis an ihren Geliebten erinnert werden würde. Der Mast dort. Da war er einmal raufgeklettert und von einer Möwe angegriffen worden. Der Gardist dort war einer seiner Schüler. Der Kirschbaum hinter der Kaserne war sein Lieblingsplatz.
Wie ein Fluch würde die Erinnerung sie verfolgen.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag und Panik hatte sie überkommen, als sie sah, wie 2 Matrosen sich anschickten, die Leiter zwischen Steg und Schiff hochzuziehen. Sie würde das Paradies verlassen und in eine Hölle zurückkehren.
Sie überlegte nicht weiter sondern drängte sich wortlos zurück zur Reling udn stieg die Leiter herunter. Keuchend blieb sie auf dem Steg stehen und ging einige Schritte rückwärts. Als würde das Schiff jeden Moment nach ihr greifen und die Ritterin wieder in seinen Bauch werfen, wich sie vor ihm zurück.
Verwirrt hatte Tomarus zu ihr hinunter geschaut. "Was ist los - willst du nicht mit?" Es war als Scherz gemeint.
"Nein. Fahrt ohne mich."
Sie sah, wie Medin neben ihrem einstigen Lehrer auftauchte. Mit ernster Mine sah er ihr in die Augen.
"Bist du dir sicher?"
Die Trauer um Trilo, die auch er in den Tagen der Gefahr und Freude hier vergessen hatte können, verdunkelte seinen Blick. Er verstand. Sie nickte nur. Ein dicker Klos war ihr in den Hals gestiegen bei dem Gedanken, nun auch ihre Freunde zu verlieren. Doch es schien die einzige Möglichkeit noch einmal ganz von vorne zu beginnen.
Das Schiff legte ab, die Leinen waren los. DraconiZ trat neben Medin; sie sah, dass sie einige Worte wechselten. Dracos Mine wurde düster.

Tränen rannen ihre Wangen herab, als Wenda die Hand zum lezten Gruß hob. Im Licht der untergehenden Sonne sah sie, wie ihre Freunde, nun nur noch Schemen im Gegenlicht, die Geste erwiederten.

Sie spürte, wie eine gewaltige Last von ihren Schultern genommen wurde.
Das Gefühl der Leere in ihr veränderte sich in... ein Gefühl, das sie so lange nicht mehr gespürt hatte, dass sie fast vergessen hatte, wie es sich anfühlt. Freiheit.

Medin
10.06.2006, 00:55
„Schiffe. Ich hasse Schiffe!“ Die Worte kamen wie ausgespieen aus dem Munde Medins. Bordan verzog das Gesicht zu einem Grinsen, das auch nicht an den Rändern des Helmes aneckte, da er diesen abgesetzt hatte.
„Du solltest froh sein, dass dieses Schiff überhaupt noch schaukelt und nicht in der Bucht vor Tyrien auf Grund liegt.“
„Wollten euch die lebenden Toten etwa auch an die Kehle?“
Bordan nickte mit dem Kopf in Richtung Rehling. „Komm mal mit.“ Mit wenigen Schritten waren die beiden Streiter auf der Backbordseite angelangt. Vorsichtig lehnten sie sich über das hölzerne Geländer. „Siehst du das da?“ Der Paladin deutete am Rumpf hinunter. Natürlich sah Medin, was er meinte. In regelmäßigen Abständen war der massive Rumpf zertrümmert und später wohl notdürftig geflickt worden. „Das Ungetüm hat sich einfach Trittstufen hineingeschlagen“, erklärte Bordan, „Hat einen Waffenknecht über Bord gehen lassen, bevor wir es von Deck gefegt hatten. Zum Glück sind diese Bastarde wasserscheu gewesen, aber glaube mir, wir hatten genug zu tun, die dem Steg zugewandte Seite zu verteidigen. Den Waffenknecht haben wir übrigens wieder rausfischen können. Er hockt gerade oben auf dem Mast.“ Medin blickte immer noch den Rumpf entlang hinab ins Wasser.
„Was für ein Wesen war das genau?“
Bordan machte ein Gesicht, als ob er das nicht weiter für wichtig hielt. „Es war groß, hatte eine Schuppenhaut, Krallen an Klauen und Füßen und konnte wie gesagt durch Holz greifen wie unser einer durch nasses Papier. Das war das erste und hoffentlich letzte Mal, dass ich so einer Ausgeburt begegnet bin.“
„Ein Dämon…“, murmelte er mehr zu sich selbst.
„Wie?“ Medin beachtete die Frage Bordans nicht, sondern schaute ihm ziemlich Ernst ins Gesicht.
„Hat er dich verletzt, eine Schramme zugefügt, irgendetwas halt?“ Der Veteran gegenüber dem Schmied lachte auf.
„Verletzt?“ Noch einmal entfuhr ihm ein bellendes Lachen. Die Belustigung über diese Frage schien nicht gespielt zu sein. Ob Medins todernster Miene jedoch blieb der Paladin der Antwort nicht schuldig. „Da gehört schon mehr dazu, um mich zu verletzen. Nein, ich denke, er hat mich nicht erwischt. Ist das so wichtig? Schließlich lebe ich“, meinte er ein Augenzwinkern hinzufügend.
„Nein, ist wohl nicht weiter wichtig“, antwortete er nicht wirklich überzeugend. Bordan verzog das Gesicht.
„Das soll mal einer aus dir schlau werden. Bei Gelegenheit musst du mir erzählen, was euch widerfahren ist. Ich sorge jetzt erst einmal dafür, dass uns der Steuermann den Kahn nicht an die nächste Orkgaleere setzt. Grünfelle können mir jetzt erst einmal gestohlen bleiben.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Zimmergenosse.
Medin stattdessen verweilte noch weiter bei der von Kerben übersäten Rehling. Die Kampfesspuren am Schiff waren ihm auf Grund der vergangenen Strapazen und der daraus resultierenden Erschöpfung nicht aufgefallen, doch hatte er auch jetzt kein Auge dafür. Er blickte am Heck vorbei nach Westen. Irgendwo dort hinten lag Tyrien. Der Abschied von diesem wundersamen Land war ihm schwer gefallen. Warum eigentlich? Das meiste, was er dort gefunden hatte waren Leid und Schrecken. Doch allein wenn er an die Stadt dachte, die gleich einer friedlichen Oase in der Wüste der Verheerung in so wundervoller Schönheit erstrahlt war, zusammen mit ihren Bewohnern. Wie es ihnen jetzt wohl ergehen würde, ohne die Bedrohung des Untod? Schon während der ständigen Belagerung hatten sie fürstlich gelebt; stand ihnen nun das perfekte Leben bevor? Wäre es für Medin erwägenswert gewesen, einfach dort zu bleiben, wie Wenda es schließlich getan hat? Auf der Insel hatte er sich die Frage nie gestellt - zu viele andere Dinge hatten ihn da beschäftigt. Vielleicht war das auch ganz gut so, bemerkte eine innere Stimme etwas spöttelnd. Sie hatte wohl Recht.
Wenn den Tyroth nun wirklich eine noch goldenere Ära bevorstand, so hatte die Gruppe, die ausgezogen war die Tränen ihres Gottes zu finden, einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet. Die Belohnung für diese Taten war auch keine geringere als die Tränen Innos’ gewesen. Der Ritter zog die Phiole aus der Tunika heraus. Selbst jetzt bei Nacht glitzerte die Flüssigkeit klar wie immer. Keine Dunkelheit schien diese Flüssigkeit trüben zu wollen. Ausgerechnet Marius war es gewesen, der sie auf die Spur zu diesem Artefakt gebracht hatte. Er war es auch gewesen, der sie dazu benutzt hatte, die Tränen an sich zu bringen und erst dadurch war es den Innosgläubigen gelungen, an den Trank zu gelangen und die Bedrohung zu vernichten. Zufall? Schicksal? Zweifelsohne hatte Marius in dieser Angelegenheit versucht, die Rolle des Schicksals zu spielen. Er war schließlich daran gescheitert. Medin blickte zu den Sternen. Das Schicksal blieb immer noch die Domäne der Götter. Innos hatte es mit der Gruppe gut gemeint und der Südländer wollte ihm dafür in Gebeten danken. Doch dafür wartete er doch lieber auf eine ruhige Minute, in der ihn nicht so viele Gedanken beschäftigten.
Noch einmal blickte er in Richtung Tyrien. Wenda war nun auch dort. Sie hatte ihr altes Leben aufgegeben, um einen Neuanfang zu wagen. Hatte die Barbierin denn je in ihr altes Leben wieder gefunden? Monate des Exils und dann der Tod von Trilo – ein Leben leben konnte man das nicht nennen. Obwohl Wenda und Medin unterschiedliche Entscheidungen getroffen hatten, waren es beide die richtigen gewesen, da war Medin sich nun sicher.
Sehnsüchtig langsam wandte der Schmied den Blick von Westen und den Tränen, die er wieder in die Tunika gleiten ließ. In Gedanken an das Geschehene versunken schritt er die Treppe zum Vorderdeck hinauf, bis er schließlich am Bug angekommen war. Im Osten lag Khorinis, die alte Heimat. Wie sollte es nach der Ankunft weiter gehen? Das Abenteuer in Tyrien war spektakulärer ausgefallen, als sie es bei der Abreise hätten erahnen können. Würde der Ritter sich einfach wieder so in den khorinischen Alltag stürzen können?
Der Südländer schmunzelte ob seiner eigenen Gedankengänge. Khorinischer Alltag war auch nicht ohne. Gerade jetzt, da Medin die Zweihandausbildung bei Ferox fortsetzen würde, gab es wohl noch einige Überraschungen, die auf den Krieger warteten.
Am Horizont im Osten erschien ein matter Silberstreif. Bei Sonnenaufgang würden die Gefährten Khorinis erreichen.

Wenda
11.06.2006, 12:52
Diese erste Nacht hatte sich seltsam angefühlt. Sie war allein.
All die Menschen, die sie liebte und denen sie vertraute, waren eine Seereise entfernt. Oder tot.
Erst einige Momente nachdem das Segelschiff am Horizont verschwunden war, war der Ritterin klar geworden, dass sie - selbst wenn sie wollte - nicht nach Khorinis zurückkehren konnte, da niemand hier eine Seekarte besaß, auf der die Insel eingezeichnet war. Sie war aus freiem Willen gefangen. So es Innos' Wille war, würde Wenda den Rest ihres Lebens hier auf Tyrien verbringen.
Auf der anderen Seit aber war sie frei. So frei, wie sie es seit ihrer Ankunft im Hafen von Khorinis nicht mehr gewesen war. Mehr als ein Jahr war das nun her.
Un dazwischen? "Warst du da nicht frei?", könnte ein Zuhörer jetzt fragen. Und Wenda würde antworten: " Da nahm mich die Liebe gefangen."
Nun war sie hier, nur mit dem, was sie am Leibe trug, mitten im Paradies. Beschenkt mit einer Träne Innos'.
Einer der Gefähren hatte eine Schwertweihe erwähnt, bei der die Schwerter der Innos-Streiter mit den Trränen ihres Gottes gesegnet werden konnten. Der Gedanke reizte die Ritterin - die Kleriker hier waren sicher in der Lage eine solche Zeremonie durchzuführen. Doch im nächsten Moment ging ihr auf, wie sinnlos eine solche Schwertweihe an einem Ort wie diesem wäre. Hier brauchte sie kein Schwert. Mehr oder weniger das einzige, was die Tyroth aus Stahl herstellten, wenn sie nicht gerade von Untoten belagert wurden, wwaren Pflugscharen und Küchenmesser, wenn man so wollte. Ihr Dunkelschwert würde als unnützer Wandschmuck enden.

Unruhig hatte Wenda geschlafen, da ihr diese Gerdanken durch den Kopf gingen und früh war sie erwacht. Sinnend war sie eine Weile auf dem Bett ligen geblieben und hatte die reich verzierte Decke des Raumes angestarrt, der ihr vor - so schien es - so langer Zeit zugewiesen worden war, bis die Wärme des beginnenden Tages, die die Sonne einladend durch die Fenster schickte, sie aus den Laken trieb.
Sie hatte mit niemandem mehr reden wollen gestern Abend und niemand hatte sue angesprochen, obwohl die Tyroth bestimmt nur zu gerne wüssten, wieso einer der "Helden" auf ihrer Insel zurückblieb. Ohne dass sie es merkte hatten sie stattdessen der weinenden Ritterin fraglos Platz gemacht, als sie stumm und gesenkten Blickes in ihre Herberge zurückgekehrt war.
Heute würde die Antworten geben müssen.

Es klopfte an der Tür.
Im Morgenmantel stand Wenda mitten im Zeimmer, den Blick auf ihre Rüstung gerichtet, die über einem Stuhl hing. Die einzige Kleidungm die sie hier besaß.
"Herein!"
Die Tür schwang auf und eine strohblonde Frau betrat den Raum, dioe etwa in Wendas Alter zu sein schein. Hinter sich her zog sie eine Art Tablett auf Rädern, auf dem ein herrliches Frühstück angerichtet war.
"Guten Morgen, Mylady. Mein Name ist Anja. Ich bin eine Magd dieses Hauses."
Ihrem Kleid nach, das in hellem Grün strahlte, hätte Wenda sie als eine reiche Bürgerin eingeschätzt. In Khorinis.
"Ich bin keine Lady. Ich bin nur eine Ritterin."
Anja strahlte noch mehr als ihr Kleid über das ganze Gesicht.
"Auch Ritterinnen müssen frühstücken."
Sie schien eine wahre Frohnatur zu sein. Die Magd bemerkte Wendas zweifelnden Blick auf die Rüstung.
"Braucht ihr Kleider? Soll ich euch was borgen?"
Fragend sah die Barbierin Anja an, bevor sie Luft holte und sagte:
"Vorweg erstmal: Ich bin Wenda." Jetzt wandte sie sich der Magd voll zu und erwiederte ihr Lächeln, ehe sie hilflos die Arme spreizte. "Ich fürchte, ich bin nicht dafür ausgerüstet, hier etwas anderes zu tun als... in den Krieg zu ziehen oder so."
"Also hattest du tatsächlich ursprünglich nicht vor, hier zu bleiben." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Wenda schüttelte den Kopf.
"Was auch immer dich dazu bewogen hat, das Schiff zu verlassen - jetzt bist du hier. Und da ich nicht annehme, dass morgen früh ein neues Schiff am Hafen liegt, um dich abzuholen, solltest du dich hier einrichten. NEue Kleider sind doch ein toller erster Schritt dorthin, meinst du nicht?"
Wieder brach ihr strahlendes Lächeln hervor, das hübsche Grübchen auf ihre sommersprossigen Wangen zauberte.
"Iss." Sie deutete auf das im Raum stehende Tablett. "Ich bin bald zurück." Die Magd zwinkerte ihr zu und verschwand.
Etwas verdattert blieb Wenda im Zimmer zurück. Sie musste lachen. Ein wahrlich sonniges Mädchen, diese Anja. Kopfschüttelnd zog sie das Tablett zu dem Tisch und begann, sich an den Leckereien zu bedienen.

Medin
07.10.2006, 18:14
Kapitel 2 - Rückkehr des Krieges

Dein Gegner ist nichts im Vergleich zu deinem Feind,
denn während der Gegner dir bloß im Krieg gegenüber steht,
trachtet der Feind auch im Frieden nach dir.
Doch der Frieden ist es,
der deinen Feind verhüllt,
denn es sind nicht immer die Gegner,
bei denen du deine Feinde zu suchen hast.

Wenda
07.10.2006, 21:44
Vier Monate waren vergangen und der Sommer neigte sich dem Ende zu.
Die helle Wärme des Sommers und der Menschen, die sie umgaben hatten wie Balsam auf Wendas gequälte Seele gewirkt. Nichts auf dieser Insel hatte sie an all das erinnert, das sie zurückgelassen hatte. Wie neu geboren hatte die Barbierin hier ein neues Leben angefangen, hatte all das verdrängt, was ihr auf Khorinis so viel Schmerz bereitet hatte; was ihr hier weh tun würde, wenn sie Gedanken daran verschwenden würde. Die Insel, die ihr zur zweiten Heimat geworden war, war nun unerreichbar, sie würde nie wieder zurückkehren und hatte sich damit abgefunden. Mochte Wenda auch offiziell eine Ritterin der Garde Innos' sein - ihre Rüstung lag nun unberührt in einem Schrank. Ihr Dunkelschwert hatte zwar anfangs einen Ehrenplatz über ihrem Bett erhalten (nach Ende des Krieges trug niemand mehr offen Waffen - wozu auch?), aber schon bald war sie die schmerzhaften Erinnerungen leid, die sein Anblick in ihr heraufbeschwor. Die Zwillingswaffe ihres Schwertes lag nun auf dem Grund des Meeres bei den Überresten der Liebe ihres Lebens - Trilo.
Er würde zwar für immer in ihrem Herzen weiterleben - aber sein Fehlen würde ihr nicht mehr wehtun, hatte Wenda beschlossen. Sie wollte glücklich sein, ein Leben ohne Tod und Gefahr führen, ohne die Angst, jeden Moment die Menschen, die sie liebte, durch Gewalt zu verlieren.
Tyrien schien der perfekte Ort dafür zu sein.
Vier ganze Monate lang schien ihr Traum Wirklichkeit geworden zu sein; ihr neues Leben entwickelte sich so hoffnungsvoll wie eine Knospe, die nach langer Dunkelheit zum Sonnenlicht durchbricht und sich zu ihrer vollen Blüte öffnet und der auch der nahende Winter nichts anzuhaben können scheint.
Auch von den Menschen Tyriens war mit Ende des Krieges eine unvorstellbare Last von den Schultern genommen worden - ein ganzes Volk hatte befreit aufgeatmet. Tatsächlich wurde nach der Abreise der "Streiter von Khorinis", wie die Gemeinschaft der Tränen des Lichts hier genannt wurde, ein Fest begonnen, das viele Tage währte. Wenda wurde wie eine Heldin gefeiert und beschenkt und die Straßen Tyriens waren erfüllt von Gesang und bunt geschmückt.
Bei einem solchen Anlass wäre in Knorinis überall das Rot des königlichen Stadtbanners zu sehen gewesen, aber hier waren Fahnen und Girlanden in allen Farben vertreten. Die Insel und ihre Hauptstadt hatten gar kein Banner oder Wappen. Schließlich wurden solche Bannerfarben ursprünglich als Symbole auf die Schilde von Rittern gemalt.
Schilde gab es hier nicht, von denen abgesehen, die neu gebaut gegen die Armee der Untoten verwendet worden und im Zuge der Festlichkeiten feierlich verbrannt worden waren, denn warum sollte ein Tyroth gegen einen anderen eine Klinge heben...?

Wenda
09.10.2006, 20:14
Bald nach Abreise der khorinischen Streiter hatte Wenda einige Zimmer in einer kleinen Villa für sich bezogen. Angeboten hatte man ihr vor vier Monaten eigentlich einen Platz im Regierungspalast, um sie für ihre heldenhaften Taten zu ehren, wie man ihr sagte.
"Danke, aber nein danke", war in Kürze die Antwort der Ritterin gewesen. Sie wollte keine Heldin sein. Sowieso hatte sie von der Gemeinschaft diese Lorbeeren noch am wenigsten verdient.
Diese Villa, die im Besitz der Stadt war und als Herberge für einflussreiche Händler diente, diente als Kompromiss zwischen der einfachen Hütte, die Wenda sich stattdessen gewünscht hatte, und dem, was die Tyroth eigentlich für angemessen für sie hielten. Eine hübsche kleine und doch geräumige Gemächerflucht durfte sie nun ihr Eigen nennen. Und tatsächlich fühlte sie sich hier sehr wohl.
Im Gegensatz zu Tyrien wirkte die Stadt Khorinis wahrlich düster, eng und bedrohlich - der Grund, warum die Barbierin es nie allzu lange innerhalb ihrer Mauern ausgehalten hatte. Das Gefühl der Eingeschlossenheit und Enge, das die sonst zwischen großen Gebäuden überkommen hätte, blieb hier aber aus. Diese Hauptstadt gab einfach keinen Anlass, sich bedrängt zu fühlen: breite Straßen, große Plätze und die farbenfrohen Häuser schienen selbst an wolkenverhangenen Tagen noch wie ein Spiegel des Sonnenlichts zu wirken und große Bäume, die vielerorts Zentren sozialen Lebens waren, boten Heimat für kleine Gestreifte Eichhörnchen, Vögel und Insekten, sodass selbst im Herzen der großen Stadt noch abends Nachtigallen und Zikaden zu hören waren.
An die Zeit vor dem Ende des Krieges erinnerte sich Wenda nicht gern zurück, so geängstigens grau und lieblos waren die Straßen und die Menschen damals gewesen. Doch schon bald nach der Abreise ihrer einstigen Gefährten hatte das Land an Leben zurückgewonnen und jeden Tag hatte die Ritterin neue kleine Wunder erlebt, als nach und nach die Welt um sie herum an Farbe gewann. Auch ihre eigene Seele wurde rein gewaschen, so schien es, und von dem verdunkelnden Staub der Trauer befreit, der ihren Geist eingehüllt hatte. Anja, die Magd, war nur die erste von vielen Freunden gewesen, die sie hier gewonnen hatte. Als die Tyroth erst einmal mit ihren Herzen begriffen hatten, dass die Dunkelheit und das Leiden ein Ende hatten, blühten auch sie wieder auf und gaben Wenda das Gefühl, schon immer hier her gehört zu haben. Wenige Menschen hatte sie bisher getroffen, die so voller Lebensfreude ihr täglich Brot verdienten und mit dem zufrieden waren, was sie hatten. So fiel es ihr nicht schwer, diese Einstellung, die der Barbierin sowieso nahe lag, ebenfalls zu entwickeln und jeden Tag mit einem Lächeln zu begrüßen.

Wenda
13.10.2006, 21:25
"... und er versuchte eben, die Möwe zu verscheuchen und fuchtelte wie von Sinnen mit der Mistgabel über seinem Kopf herum. Erfolglos, versteht sich. Und dann..." - Karol unterdrückte ein Kichern - "... dann scheißt das Vieh ihm zum Abschluss direkt auf seinen neuen Hut." GrölendesGelächter erscholl. Grinsend klopfte Wenda Feydieth mitleidig auf die Schulter, denn er war Inhalt der spaßigen Geschichte gewesen. Heute würde man kaum vermuten, dass auch der kampfgeschulte General einst ein trotteliger Baunerjunge gewesen war. Doch Feydieth verstand durchaus Spaß und stimmte in das Gelächter ein.
"Tja, unserer Wenda hier wäre das wohl nicht passiert, die hätte dem aufmüpfigen Vieh gleich gezielt eine verpasst.", meinte ein ihr unbekannter Kneipengast. Sie würde hier wohl für immer bekannt wie ein bunter Hund bleiben.
"Genau", stimmte ein weiterer ihm zu, "die hat sicher schon als Kind mit dem Schwert trainiert."
Scheinbar vertraut zwinkerte er ihr zu. Beschämt winkte die Ritterin ab und senkte den Blick. Immer wieder passierte es, dass sie mit falsche Lorbeeren geschmückt wurde, obwohl sie ihrer Meinugn nach keinen nennenswerten Anteil am Erfolg der Krieger aus Khorinis hatte und das auch oft genug betonte.
"Tjaha, so eine brauchten wir eben." Karol, ein Jugendfreund von General Feydieth und heutiger Lehrer in der Schule Tyriens lehnte sich zurück und griff nach seinem Bier.
"Auf die Streiter von Khorinis!!"
Neben ihr hatte Anja ihr Glas erhoben. Wenda errötete, stieß aber mit den anderen auf ihre Gefährten an.
"Ohne euch säßen wir jetzt nicht hier. Die Darath würden noch immer in ihren Kammern sitzen und nichts tun."
"Tun sie doch jetzt auch."
"Auch ne Art, Geld zu verdienen." Gab ein betrunkener Bauer mit runzligem Gesicht seinen Kommentar ab.
"Wann haben sich diese Faulpelze überhaupt mal eingesetzt? Denen ist doch sowieso egal, was mit dem gemeinen Volk passiert." , beschwerte sich Paul, ein Schreiner, der Wenda flüchtig bekannt war.
Zustimmendes Gemurmel erklang.
Feydieth und Wenda wechselten einen besorgten Blick.
Dies war nicht das erste Mal, dass Stimmen gegen die Darath laut wurden.
"So ein Palast würde mir auch gut gefallen..."
"Ich wäre ja mal für einen Tag der offenen Tür. Nur dass ich direkt da bleiben würde."
Eine Diskussion entbrannte, wie man es sich am besten im Palast der Darath gemütlich machen sollte, gefolgt von Vorschlägen, wie man sich ihnen am kreativsten entledigen könnte.
Nach einem weiteren Blickwechsel verließen der General und die Ritterin die Schänke.

Ein sanfter Regen fiel, als sie schweigend durch die Straßen Tyriens schritten, doch die Tropfen hatten noch nicht die Kälte inne, die sie um diese Jahreszeit in Khorinis gehabt hätten, und so störten sich die beiden nicht an der Nässe.
Wie es häufig bei Kampfgefährten der Fall ist, waren die beiden enge Freunde geworden und trafen sich viel.
"Was denkst du?", brach Feydieth schließlich die Stille.
"Ich denke... ich denke, diese Stimmung im Volk könnte zum Problem werden. Aber Gegenrede hilft nicht mehr, um diese Tyroth zur Vernunft zu bringen. ... Denkst du, hinter ihren Ideen steckt mehr?"
"Nein. Das ist Schankgeschwätz, mehr nicht. Trotzdem, es ist eine Form von Verrat. Unser Gehen hat ihnen hoffentlich klar gemacht, was wir davon halten."
"Wenn sie das überhaupt beeindruckt."
"Wenda, die ganze Stadt verehrt dich. Noch immer."
Verärgert schnalzte Wenda mit der Zunge.
"... stellvertretend für alle deine Gefährten, wenn du es so willst."
"Ich finde es nur schrecklich, wie sie so schlecht über Menschen reden können, die sie noch nie persönlich getroffen haben!"
"Siehst du, da liegt glaube ich das Problem. Die Darath sind unheimlich weise und fähige Männer, aber das gemeine Volk ist ihnen tatsächlich fern geworden."
"Hmm..." Grübelnd starrte Wenda in den Regen.
"Was?"
"Nichts, ich... habe nur einige Ideen. - Die aber Ausarbeitung bedürfen."
Inzwischen hatten die beiden Wendas Villa erreicht.
Der General hob eine Braue.
"Ich freue mich auf interessante Vorschläge. Solange es nicht schon wieder ein Wettbewerb im Würtchenessen ist..."
Wenda verdrehte die Augen.
"Dass du noch immer darauf herumreitest - ich war betrunken!"
"Wie auch immer. Eine angenehme Nacht die Dame."
Leise lachend verabschiedete sich der General. Noch immer grübeld verschwand Wenda bald darauf in hren Gemächern.

Wenda
17.10.2006, 21:34
Wenda erwachte früh von Krawall auf den Straßen.
Verwirrt setzte sie sich auf. Bilder von Krieg und Zerstörung hatten ihre Träume durchzogen, sodass sie sich für einen Moment in einen Alptraum versetzt fühlte. Dann realisierte sie, dass sie tatsächlich wach war, was ihren Schrecken noch vergrößerte.

Schon stürzte Anja ins Zimmer und berichtete ihr aufgelöst, was vor sich ging.
Die negative Stimmung in der Stadt hatte sich wie ein sich entladendes Gewitter in einen handfesten Bürgerkrieg verwandelt.
Auf den Straßen wurden erste Barrikaden aus Möbeln und Wagen errichtet, vereinzelt konnte Wenda aus dem Fenster Büger sehen, die sich mit Waffen aus dem Krieg gegürtet hatten. Brandgeruch lag in der Luft.
Traurig musste sie feststellen, dass schneller und leichter als sie es erwartet hatte die Kriegerin in ihr erwacht war, denn schon pochte ihr Herz vor Erregung schneller und ohne es zu wollen schmiedete sie taktische Pläne für die Situation auf den Straßen.
Vielleicht ist das mein Schicksal, dachte die Barbierin, als sie sich einer Zeremonie gleich entschlossen ihre Rüstung aus Leder und Kette anlegte, nie Frieden zu finden. Immer kämpfen zu müssen.

"Und doch kämpfst du für das richtige", sagte eine Stimme in ihr. Die Stimme. Lange hatten sie miteinander verbracht, und ein wenig hatte sie es gesorgt, dass das Licht in ihr nicht spürbar gewesen war, den ganzen Sommer lang.
"Nur wo Schatten fällt, kann man das Licht sehen."
Die Ritterin lächelte gequält und gürtete sich mit ihrem Dunkelschwert.

Im Hof der Villa hatten sich Menschen versammelt, dessen Absichten Wenda nicht erraten konnte. Doch kampfeslustig waren sie, auch wenn ihr Respekt für die "Khorinische Streiterin" und die stabilen Tore sie vorerst aus dem Gebäude heraus hielten.
Als der Krach jedoch lauter wurde und Wendas Name gerufen wurde, wagte sie sich auf einen Balkon hinaus und blickte auf die Menge. Jubelrufe erklangen.
"Wenda."
Eine Stimme, die keine Widerrede erlaubte.
Ein Mann trat aus den Reihen hervor, die sich vor ihm lichteten.
"Cayn."
Sie kannte den General, der im Krieg Großartiges bei der Verteidigung der hauptstadt geleistet hatte.
"Was geht hier vor?" Ihre Stimme klang unbeeindruckt.
"Wir stürzen die Darath, was sonst?"
"Warum." Es war keine Frage, es war eine Anklage.
Cayns neckische Miene wurde kalt.
"Das solltest du am besten wissen. Sie hätten uns einmal ins Verderben geführt, wäret ihr nicht gewesen und sie würden es wieder tun. Zu viele falsche Entscheidungen wurden getroffen. - Jetzt sind wir dran."
Nun wurde auch Wenda wütend.
"Und dafür ziehtst du die ganze Stadt in einen Krieg hinein??"
"Einige sehen das eben nicht so wie wir", zuckte Cayn dei Schultern. Vereinzelt erklang Gelächter. Vom Hof aus sah der General Wenda genau in die Augen.
"So viele haben da draußen auf dem Schlachtfeld die richtigen Entscheidungen getroffen, als es um Leben oder den lebenden Tod ging." Seine Bewegung umfasste die Menschen im Hof und die ganze Stadt. "Sie sollten auch nun das Recht haben zu entscheiden, was in Tyrian geschieht. Sie haben sich bewiesen. Doch welche Schlachten haben die Darath geschlagen?!", erhob er die Stimme. Die Menge johlte.
"Wenda. Auch du hast dich bewiesen. Mehr als jeder andere hier hast du dich eingesetzt und die richtigen Entscheidungen getroffen. DU solltest Tyrien führen."
Einen Moment lang schwieg die Ritterin, während die Bürger im Hof ihre Antwort erwarteten.
"Ihr hättet glücklich sein können. ICH hätte glücklich sein können. Innos selbst hat diese Insel gesegnet. Es war das Paradies auf Erden und hätte es wieder werden können - wenn ihr Beliars Einfluss aus euren Herzen gebannt und euch an dem erfreut hättet, was ihr habt!
DAFÜR sind die Tränen Innos' gefallen!" Sie hob die Hand, die Phiole umfassend, die ihr damals geschenkt worden war. "Wenn Bruder gegen Bruder kämpft, kann das nur das Werk Beliars sein!"
"Drum lass uns wieder Frieden schaffen und dem Volk Gerechtigkeit bringen! Lass Innos Tränen nicht umsonst gefallen sein. Ihre Macht wird uns Kraft schenken diesen Krieg bald siegreich zu beenden."
"Cayn, das Volk hat doch die Darath nie gesehen. Sie kennen ihren Gegner nicht."
"Arrogante alte Nichtsnutze. Ihre unverdiente Macht könnte schon bald in deinen Händen liegen."
"... Nicht für diesen Preis."
"Ist das dein letztes Wort??"
Als Wenda sich abwandte und den Balkon verließ, verfehlten einige Wurfgeschosse ihr Ziel und prallten an der Hauswand ab.

Im Schutze der Nacht hatte sie sich dann, in eine lange Kutte gehüllt, die ihre verräterische Rüstung verhüllte, aus einem Hintereingang geschlichen und sich au zu Feydieths Haus gemacht.

Wenda
23.10.2006, 22:48
Vor der von Kerzen erhellten Innosstatue kniete die Ritterin nieder.
Für gewöhnlich betete Wenda nicht im eigentlichen Sinne, sondern hielt Zwiesprache mit der Stimme der Flamme in ihrem Herzen, das der Gott des Lichtes in ihr entzündet hatte, aber sein Antlitz hier in Stein gehauen zu sehen (besonders, da diese Statuen von den unübertrefflichen Steinmetzen Tyriens gefertigt worden war und das Auge mit seiner Schönheit fesselte), gab ihr ein besonderes Gefühl von Ruhe und Sicherheit, während vor den Mauern des Palastes der Sturm des Krieges tobte.
Vor 4 Tagen war die Barbierin im Schutze der Nacht aus ihren Gemächern in der Kaufmannsvilla geflohen, während sich die ersten Rebellen gruppierten. Auch wenn sie aus der Übung war, war es noch relativ leicht gewesen, durch dunkle Gassen und über Dächer bis zu Feydieths Haus zu gelangen. Über eine Leiter von Dach zu Dack kletternd war sie durch eine Fensterluke in das Gebäude gelangt, das wie ihr eigenes von fackelschwingenden Aufständigen umstellt war.
Im Haus herrschte die helle Aufregung, da die Bewohner und jene, die beim Hauptmann Schutz gesucht hatten, damit beschäftigt waren, Türen und Fenster zu verbarrikadieren.
"Feydieth!"
"Wenda!" Einige Bretter unter dem Arm kam der Hauptmann um eine Ecke gehastet.
"Was bei Beliar tust du hier?? Und - wie bist du reingekommen?" erschrocken blickte er sich um, als erwartete er, ein klaffendes Loch in einer der Wände zu entdecken.
"Ich, äh..."
"Na wie auch immer. Wenda, wir haben Krieg."
"Ich weiß, ich..."
"Na dann fass hier mal mit an! Wir müssen die Eingänge sichern und...
"- Fey!"
"- was!?" Die Ritterin holte Atem und sammelte sich.
"Du bist Hauptmann der Wache der Darath!"
Schnaufend setzte Feydieth seine Bretter ab.
"Ach, tatsächlich?"
"Und die Darath sind, worauf es diese Rebellen abgesehen haben!"
"Ich weiß." Der Hauptmann senkte den Blick.
"Cayn war hier. Er führt diese Meute an und wollte mich auf seine Seite ziehen." Interessiert hob Wenda eine Braue.
"Auch vor meinem Fenster hat er sein Schauspiel vorgeführt." Feydieth nickte.
"Das hatte ich erwartet. Ich denke, unsere Antworten sind ähnlich ausgefallen?"
"Definitiv. Fey, wir müssen hier raus." Die Ritterin sah sich um. "Wir sitzen hier wie die Maus in der Falle, auf Dauer ist das Haus nicht zu halten."
"Ich weiß. Doch wir sind isoliert." Wenda grinste schelmisch.
"Nicht ganz."
"Offensichtich. Wie bist du hereingekommen?"
"Über das Dach. Es gibt nur wenige Bogenschützen bisher, und im Schutze der Dunkelheit dürfte es wenig gefährlich sein, sich dort oben fortzubewegen." Lachend schüttelte der Hauptmann den Kopf.
"Du hast vielleicht Ideen..."

Kurze Zeit später waren die beiden bereits mit 5 weiteren Loyalisten von Dach zu Dach unterwegs. Eine neue lange Leiter aus Feydieths Haushalt war mit Seilen versehen und ihre Enden mit Kissen gepostert worden, sodass eine effektive und lautlose Fortbewegung über die Dächer möglich war.
Das Ziel der Gruppe war klar: Der Palast der Darath. Doch da es unmöglich war, breite Straßen zu überqueren, musste die Gruppe große Umwege inKauf nehmen, was aber auch zur Folge hatte, dass sie immer wieder auf Häuser stießen, die ähnlich wie ihre eigenen zu Stützpunkten loyaler Bürger geworden waren. Leicht konnten sie sich in jedes der Häuser Einlass verschaffen und nur zu freudig schlossen sich deren Einwohner der Truppe an. Bald schon wurde es jedoch zu gefährlich, mit einer so großen und auffälligen Gruppe lautlos über die Dächer zu klettern, sodass sie sich immer wieder aufspalteten und so wie von selbst im Schneeballsystem Loyalisten "eingesammelt" werden konnten.
Da aber noch niemand eine genaue Vorstellung hatte, wie man, dort angekommen, in den Palast der Darath, der der Inbegriff einer Festung war, selbst gelangen konnte, wurde ausgemacht, dass jede Gruppe auf ihrem eigenen Weg an die südöstliche Ecke des Palastes kommen sollte, wo dessen Mauern an den Fluss flankten, der ein Viertel der Stadt durchströmte, um dort auf den Dächern eine Lösung zu finden.

Stunden später, es musste bereits weit nach Mitternacht sein, näherte sich Wenda endlich mit ihrer momentanen Gruppe, deren Führung sie inne hatte (schon lange hatte sie sich von Feydieth getrennt, um, wie er es augenzwinkernd ausgedrückt hatte, kampferprobte Führungsqualitäten gerecht zu verteilen,) dem verabredeten Treffunkt.
Sie hatte keine Ahnung, wie viele präparierte Leitern inzwischen über Tyriens Straßen im Einsatz waren, aber allein sie hatte über 30 Menschen aus ihren Häusern klettern geholfen, die sich jeweils in einzele Gruppen aufgespalten hatten.
Im schwachen Mondlicht konnten sie wenige Dächer weiter eine Gruppe von Menschen sehen, die in der Mitte des Flachdachs eines großen Gebäudes standen, das in einigem Abstand direkt gegenüber des Darathpalastes stand. Leise ihre Leitern von einem Dach zum nächsten niederlassend kletterten sie weiter. Bisher war alles gut gegangen - keiner war abgestürzt, niemand schien sie bemerkt zu haben. Trotzdem, wusste Wenda, musste sie sich beeilen. Schon bald würden die Aufständischen bemerken, dass mit einem Mal die umstellen Häuser leer waren, und auf dieselbe Idee wie Wenda kommen.
Bis zum Sammelpunkt schafften sie es aber noch unbehelligt. Freudig, aber leise wurde die gefeierte Kriegsheldin begrüßt, als sie von der Leiter auf das Dach des Lagerhauses krabbelte. Feydieth war noch nicht eingetroffen, wie man ihr mitteilte. So höflich wie möglich gebot sie den Bürgern, still zu sein und sich wieder in der Mitte des Daches zu sammeln, wo man sie von der Straße aus nicht sehen konnte, während sie sich, liegend vom Rand des Daches schauend, ein Bild von der Lage machte.
Die anwachsende Gruppe befand sich nahe des Flussufers, durch einen breiten Grünstreifen getrennt von der äußeren Mauer des Palastes, der nördlich vom Lagerhaus lag. Nicht weit befand sich in der Mauer ein Verteidigungsturm, von dem Wenda dem Hauptmann sei Dank wusste, dass er einen Hintereingang zum Palast darstellte.
Einige Minuten lang beobachtete Wenda das Areal. Unablässig patroullierten Rebellen den Grünstreifen auf und ab. Cayn hatte seine Schergen gut organisiert, das musste man ihm lassen.
Ein Geräusch ließ die Ritterin sich umsehen - Feydieth kam neben sie gerobbt. Nach kurzem Austausch kamen sie sich überein, dass die Lage relativ hoffnungslos war, aus eigener Kraft in den Palast zu gelangen. Sie brauchten Hilfe von dort.
"Aber dafür müssen sie ersteinmal wissen, dass wir überhaupt hier sind." Nachdenkend runzelte Wenda die Stirn.
"Wir müssen uns bemerkbar machen, ohne dass die Aufständischen uns bemerken."
"Hm." Eine Inspiration suchend sah der Hauptmann der Wache sich um. Sein Blick blieb an einem pickligen Jugendlichen hängen, der einen Bogen über der Schulter hängen hatte.

Kurz darauf war von irgendwo her ein Stück Pergament und Schreibzeug organisiert worden und der Pfeil war abgestumpft worden.
Inzwischen hallte aber ein Satz stetig in Wendas Gedanken wieder: Wir brauchen Hilfe.
Bei der Wanderung über die Dächer hatte sie sich einen guten Überblick über die Lage in der Stadt verschaffen können - sie waren eindeutig in der Minderheit; inzwischen war quasi die ganze Stadt abgeriegelt. Zwar würde der Darathpalast nicht eingenommen werden können - aber auch die, die in ihm Schutz suchten, würden nicht wieder heraus kommen.
Sobald Feydieth eine Nachricht an die Soldaten im Palast geschrieben hatte, die sogleich am vorbereiteten Pfeil befestigt wurde, nahm Wenda Pergament, Feder und Tinte an sich und verfasste ihrerseits eine Nachricht. Wärgend der picklige Halbstarke mit stolzgeschwellter Brust den wahrscheinlich wichtigsten SChuss seines Lebens vorbereitete, nahm Wenda die herumstehende Wasserflasche eines Bürgers an sich, leerte sie aus und schob ihr zusammengerolltes Papier hinein. Fest verkorkt verbarg sie die Flaschenpost unter ihrer Kleidung. Sie wollte den Widerstandskämpfern keinen Anlass zur Sorge geben.
Besorgt beobachtete sie sodann, wie der junge Mann zitternd den Pfeil einlegte. Doch er beherrschte seinen Sport: Den Pfeil zu Boden gerichtet sammelte er sich, um dann in einer fließenden Bewegung den Bogen zu heben und die Sehne bis in den Augenwinkel zu spannen. Einen Wimpernschlag später zeugte ein Zischen davon, dass ihre Nachricht unterwegs war.
Die Gruppe lauschte.
Für einen kleinen Bogen war das eine große Distanz, die es zu überbrücken galt - besonders im Dunkeln. Nach scheinbar einer Ewigkeit war ein gedämpftes Scheppern zu hören.
"Ist er drin?"
"War es das?"
"Ja, ja ich denke schon."
"Scht!"
Nun hieß es warten.
Hatte überhaupt jemand den Pfeil bemerkt? Und wenn, würde ihn jemand in Augenschein nehmen? Würde es bis zum Morgen dauern, bis ihr Zettel entdeckt würde? Fest umschloss die Ritterin die in Flaschen gefüllte Hoffnungslosigkeit unter ihren Kleidern.

Man könnte die Uhr nach dir stellen.
"Du bist nie allein."
Wieder einmal erfüllte ein Leuchten ihre Gedanken. Schon lange hatte die Barbierin es aufgegeben, diese Stimme in ihr definieren zu wollen, die gleichwohl keine Stimme war, sondern vielmehr ein Gefühl, das die berührte, wenn sie glaubte, nicht mehr weiter zu können. Sie spürte, dass sie nicht allein war. Der Hauch ihres Gottes richtete sie auf.
Da bemerkte die Ritterin, dass sich jene um sie nach ihr herum gedreht hatten und sie ungläubig anstarrten. Irritiert sah sie an sich herunter.
Nicht nur in ihrem Herzen war ein Licht erwacht.
Ausnahmsweise hatte sie ihre Phiole mit den Tränen Innos nicht sorgsam in ihrem Zimmer verwahrt gelassen, sondern sie sich um den Hals gehängt. Sie leuchteten mit dem selben farbigen Schimmer, wie sie ihn schon oft vor ihrem inneren Auge erblickt hatte.
Keuchend umfasste sie das Kristallglas, um den verräterischen Schein zu dämpfen. Doch sie hatten sie gesehen. Auf den Mauern des Palastes entstand Bewegung.
"Wenda, wie auch immer du das gemacht hast, du hast ein verdammtes Glück, dass du so weit in der Mitte des Daches stehst und dieses Licht nicht auf die Straße fiel. Stattdessen haben wir die Aufmerksamkeit der Mauerwachen auf uns gelenkt."
Der Ritterin fehlten die Worte.
Noch etwa eine Stunde verging, ehe die ausgewählten Beobachter im Flüsterton riefen: "Da! Soldaten!"
Die Gruppe, die auf dem Dach ausgeharrt hatte und inzwischen auf eine im Dunkeln nicht auszumachende Zahl angewachsen war, rührte sich gespannt.
Feydieth und Wenda eilten zum Rand des Daches.
Aus dem kleinen Tor im Verteidigungsturm der Mauer strömten Kämpfer mit Fackeln und bildeten eine Verteidigungslinie zwischen Palastmauer und den gegenüberliegenden Gebäuden, die rasch in ihre Richtung vorrückte, während sich in der Nähe die überraschten Rebellen zu formieren suchten.
Gleich hatte Feydieth die Absicht der Soldaten durchschaut.
"Sie geben uns Deckung! Macht die Leitern bereit! Sobald sie am Lagerheus vorbei vorgerückt sind, gehen wir runter!"
Zum Flüstern bestand kein Anlass mehr, da von der Straße bereits Gebrüll heraufschallte.
Wenda sandte ein Dankgebet. "Frauen und Kinder zuerst! Davor sichern einige Helfer den Abstieg!" Wie leicht ihr die Befehle von den Lippen kamen...

Im Rückblick verschwamm das nun folgende in Wendas Erinnerung. Irgendwie war sie über eine der auf Befehl herabgelassenen Leitern hinab gekommen. Doch während die Bewaffneten die Verteidigungslinie der loyalen Soldaten unterstützten und die wehrlosen richtung des Hintereingangs flüchteten, schlug die Barbierin eine andere Richtung ein. Sie rannte eiligst hinab zum Flussufer, die Flasche mit dem Brief darin fest in der Hand. Als sie sich nah genug wähnte, schleuderte sie den Hilferuf in hohem Bogen zum Wasser. Ein leises Platschen bestätigte, dass er sein Ziel gefunden hatte.
Ohne zu Zögern machte sie auf dem Absatz kehrt und schloss sich der Verteidigungslinie an, die inzwischen von Rebellen angegriffen wurde. Scheinbar eine Ewigkeit dauerte es, ehe auch die letzten „Geretteten“ vom Dach des Lagerhauses herab und über den breiten Grünstreifen gelaufen und den Wehrturm erreicht hatten erst dann zogen sich die Soldaten langsam wider zurück.
Bald schloss sich die eiserne Hintertür zwischen ihnen und den Rebellen.

Uncle-Bin
25.10.2006, 22:18
„Auf nach Tyrien!“, hatte auch Uncle geschrieen und einen Moment überlegte er wie es eigentlich dazu gekommen war, dass auch er nun auf der Kogge saß und mit den anderen wieder in jenes ferne Land fuhr.
Man hatte ihn angesprochen und er hatte – gerade durch einen Tagtraum abgelenkt – zugesagt. Ja, so war es gewesen und nun war es seine Pflicht zu einem gegebenen Wort zu stehen, weshalb er keinen Rückzieher unternahm. Noch kann ich schwimmen..., dachte er, aber das war in voller Rüstung eine dumme Idee und eigentlich war er auch ganz froh mal wieder auf Khorinis herauszukommen. Das Fernweh hatte sein Paladinherz wieder einmal gepackt.
Der Rest der Crew bestand im wesentlichen aus den selben Leuten wie beim letzten Mal. Bordan, Medin, Draconiz und auch einige andere, die aber gerade nicht in Uncles Blickfeld geraten waren. Die drei genannten standen jedenfalls nicht weit von ihm entfernt und unterhielten sich gerade über einige Sachen, die Uncle dank des Seewindes nicht verstehen konnte. Im Grunde interessierte es ihn auch gar nicht.
Gemächlichen Schrittes verließ der Lord die Reling und ging in das Innere des Schiffes, um sich dort einen Schlafplatz zu suchen. Eine Hängematte, ein Sack Stroh oder wenigstens ein uraltes Tierfell – im Moment war alles gut genug für den Soldaten.
Zu seinem Glück gab es hier Hängematten und obwohl Uncle sie aufgrund seiner Tollpatschigkeit in 9 von 10 Fällen kaputt gemacht hätte, siegte diesmal der Verstand. Die Rüstung wurde rechtzeitig abgelegt und unter dem hin und herschwingenden Bett verstaut. Ebenso das Schwert, welches sinnigerweise in die Scheide gesteckt wurde, damit er beim Sturz auf den Boden nicht umkommen musste.
So wippte die See den Hauptmann an jenem Abend in einen ruhigen und gesegneten Schlaf. Gleich einem Kleinkind lag er da, starrte durch ein kleines Loch auf den Sternenhimmel nach draußen. Während sich langsam seine Lider schlossen und schlief schließlich mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht ein.

Trilo
26.10.2006, 09:37
Erfolg! Erfolg! Erfolg! Erfolg! Erfolg!
Immer wieder hallte dieses Wort durch den Schädel des Ex-Ritters, denn sie hatten tatsächlich mit der Kogge abgelegt und waren nun auf direktem Weg nach Tyrien. Das Ziel war nicht zu überhören gewesen, da ja alle meinten mussten es wild herumschreien zu müssen bei Fahrtbeginn. Nachdem das Schiff dann weit genug auf der See war als dass man einfach hätte umgedreht oder ihn ausgesetzt, da begann Trilo damit seinen Auftritt vorzubereiten. Einfach hinausspazieren wäre sicherlich etwas... naja, sagen wir mal unvorteilhaft für ihn gewesen. Schnell legte er alle Waffen an und platzierte seine Phiolen. Ohne die Tränke Cerons ging er nirgends hin, denn sollte Zeratul wirklich wieder die Kontrolle übernehmen, dann würde dies wohl verheerend sein. Also lieber das "Gegenmittel", welches eigentlich nur sein eigenes Blut mit ein paar anderen weitern Tinkturen war, stets parat haben. So pärpariert machte er sich auf den Weg durch das Unterdeck und den Lagerraum nach vorn zum Ausgang. Währenddessen konnte er auch allerlei Leute sehen, welche hier noch in aller Ruhe schliefen. Darunter auch Uncle-Bin, der Scharfrichter der Garde und der Kerl, der eine Untotes Vertreiben-Rune an Trilo und seinem Dämon ausprobierte.
Schmerzhaft war das...

So, nun war er oben, aber was nun? Es waren nur der Kapitän und Medin da gewesen. DraconiZ, welchen er eigentlich insgeheim suchte, sah er nicht. Bei geneauerem Hinsehen konnte er auch einige weiter Schiffsbesatzungsmitglieder sehen, welche sich an den Segeltauen beziheungsweise an der reeling zu schaffen machten. Letztere waren von Trilo aufgrund ihrer Laute als Frischlinge auf dem Schiff identifiziert worden.

Ich muss hier erstmal ein Stück weit weg. Am besten vor zum Bug. da sieht mich jeder, aber irgendwie auch keiner. Irgendwann muss man mich ja entdecken. Ein klein wenig Ehrgefühl und Stolz hab ich ja nun auch noch. Also ab gehts!
Doch er kam nicht alzu weit, denn er begegnete jemandem, der ihn wohl nicht erwartete hatte und zudem noch recht schlecht gelaunt aussah.
"Draco!? W-was..."
"Wo kommst du denn her?"
"V-von unten. Ich hoffe ich störe eure lustige Bootsfahrt nicht zu sehr..."

Trilo
26.10.2006, 17:53
Es war doch immer wieder erstaunlich wie schnell ein ganzes Schiff voller besatzung auf den beinen war, wenn es hies Blinder Passagier. Denn genau so einer war Trilo. DraconiZ hatte ihn entdeckt als er sich gerade auf das Oberdeck schleichen wollte. Sofort wurde der Milizsoldat von dem general gefasst und zu Medin und dem Kapitän geschliffen.

"Was machst du denn hier?"
"Hallo Medin. Lange nicht gesehen was? Zu deiner Frage... nunja, Lord André hielt es kurzzeitig für angebrachter mich einzukerkern anstatt mich mit euch nach tyrien zu Wenda zu lassen. Daher musste ich eben Eigeninitiative ergreifen. Das kannst du doch verstehen oder? Mich auszusetzen wäre jetzt eh zu spät udn dazu töricht. Wenn es wirklich Probleme in Tyrien gab, dann wisst ihr, dass ihr mich gut brauchen könnt als fähigen Kämpfer. Schließlich habe ich euch beide ausgebildet. Du Medin warst sogar mit mein erster Schüler! Und du, Draco, wir waren zusammen auf Akrobatiklehre. Du solltest ebenso meine Fähigkeiten kennen. Zudem weisst du den Grund für diese Maßnahme.
Jetzt schau nicht so, ich hab die Fläschchen von ceron schon dabei! Also keine Panik. Ich bin auch ganz lieb und ruhig... wie immer halt."

Bei den letzten Worten konnte sich der Ex-Ritter ein Grinsen nicht so ganz verkneifen, doch eins war klar: Er war momentan nicht besessen, denn er war blond. Seine Haare und erst recht nicht seine Augen waren verfärbt. Hoffentlich erkanten dies auch die anderen Paladine an Bord. Wenigstens Uncle-Bin sollte es ja wissen...

Uncle-Bin
26.10.2006, 19:00
Die Überfahrt war ruhig und ereignislos geblieben. Zumindest bis vor wenigen Stunden, als Draconiz den offensichtlich flüchtigen Trilo irgendwo im Schiff aufgegriffen hatte. Seit dem war auf dem Schiff mehr los, als Uncle lieb war. Er hatte sich vorgenommen seine Nerven du seinen Körper zu schonen, um in Topform zu sein, wenn es in Tyrien zu kämpfen galt.
Nun war alles anders gekommen und er stand etwas abseits der Gruppe und hörte, wie Trilo versuchte sich aus seiner misslichen Lage zu reden. Gleich einem Aal wand er sich dabei in einem Bottich voll Ausreden und unverschämten Phrasen.
Der wahnsinnige Trilo sah anders aus, das wusste Uncle, aber dennoch traute er ihm nicht mehr. Ein Angriff auf einen Feuermagier hätte schon genug Grund sein müssen, um den Typen ein für alle Mal umzulegen. Nun hatte er Lord André überfallen, war aus seinem Gefängnis ausgebrochen und besaß auch noch die Dreistigkeit beide Verbrechen als selbstverständlich zu präsentieren. Ja, Uncle hatte an Trilos stelle schon längst den Freitod gewählt, um mit dieser Schande nicht leben zu müssen, da Trilo dies offenbar nicht vorhatte, empfand er keine Reue und entsagte jede Ehre.
„Hört nicht auf sein Geschwätz, Soldaten. Ein jeder von euch weiß, dass er eine Gefahr für uns alle ist. Wer weiß, wann er uns das nächste Mal in den Rücken fällt? Im Kampf wird es mir nicht möglich sein auf alle Rücken zu achten...“, meinte er schließlich und trat vor Trilo.
„Was hast du als Garantie dafür, dass wir dir trauen können? Wie entschuldigst du deinen Mordversuch an Lord André? Los rede!“ Die letzten Worte hatte der Hauptmann mit einem unerbittlichen Tonfall geschrieen.

Trilo
26.10.2006, 19:43
Hat der mich grad wirklich gefragt welche Sicherheiten es gibt? Der weiss doch ganz genau was los ist! Er war es doch, der mir die Paladinmagie eingebläut hatte. Naja, was solls...

"Nun, ich ahbe ehrlich gesagt keine Sicherheiten. Und der angebliche Mordversuch... ich wollte ihn nur ein wenig verwunden, was mir gelungen ist. Töten wollte ich ihn nie. Warum auch? Hab ich gar keinen Grund zu! Doch den Dämon in mir kann ich mitlerweile im Zaume halten. Dank diesen beiden Ampullen hier. Es ist eine Art starkes Gift, welches gegen dämonische Wesenheiten wirkt. Für gewöhnlich würde man daran sterben solange man nicht besessen ist. Und gerade ihr, Mylord, solltet wissen wie verheerend es sein kann, wenn es ausbricht. Dennoch ich habe meinen Grund hier zu sein. Mein grund ist die Liebe. Die Liebe zu Wenda. Sie ist alles was mich am leben hällt, Mylord. Wollt ihr mir dies verwehren? Ist es nicht innos selbst,w elcher das Licht des Lebens schenkt und die Flamme der Liebe am Leben erhällt? Ja, ein verrat gegen die Liebe wäre doch gleich zusetzen mit einem verrat an Innos. Und dies ist wohl in keinem von unseren Sinnen als Paladine! ich bin nur noch einfacher Milizsoldat, korrekt. Und warum? Weil ich gestorben bin wurde ich degradiert. Wozu wurde ich wiederbelebt wenn ich doch tot bleiben soll? Fühlt ihr euch Beliar mehr verpflichtet, sodass ihr ihm helfen wollt mehr Seelen zu ergattern? Blasphemie nenne ich das! Ihr würdet jemanden töten der den heiligenEid ablegte und sich auch immernoch an die Ehrprinzipien Innos hällt! Jawohl, Blasphemie nenne ich das. Was habt ihr darauf zu erwidern?
Aber ich gebe euch ein versprechen. Ist der Dämon auch nur einmal aktiv, so dürft ihr mich töten. Dies gewäre ich euch vollkommen. Ihr ganz allein dürft mein Henker sein, solange ihr es mit eurem weißem und reinen Gewissen vereinbaren könnt... Mylord..."

Er hatte fertig gesprochen und Wut war deutlich in den Augen des Gegenübers von Trilo zu erkennen. Doch ihn hier und jetzt niedersrecken wäre wohl fatal gewesen für ihn. Egal was er sagte, er würde wieder kommen und immer heißer würde sie lodern. Die Liebe zu seiner Wenda...

Medin
26.10.2006, 20:52
Obwohl Medin, im Üben mit seinen Wurfdolchen unterbrochen, ursprünglich angesprochen war, hatte Uncle rasch die Initiative an sich gerissen und führte nun einen regen Streit mit Trilo, während Medin im Hintergrund verblieb. Das kam dem Paladin ganz recht, denn es brauchte mehr als nur einen Augenblick, um die Emotionen zu verarbeiten, die ihm beim Anblick des tot geglaubten Waffengefährten ergriffen hatten. Aber da war noch etwas…
Blick ihm nicht in die Augen! Fast schon panisch fauchte ihm das die Stimme in die Seele. Seit dem Fund der Flaschenpost hatte sie sich nicht mehr hören lassen.
„Und was passiert, wenn ich es doch tue?“, flüsterte er nur für sich selbst hörbar. Jetzt würde er sich dieser Ausgeburt nicht beugen. Er befand sich nun am längeren Hebel. Diese vermaledeite Stimme war ihm ausgeliefert, so glaubte er. Schnell belehrte ihn die Innere Kraft eines besseren. Für einen kurzen Augenblick durchzuckte ein Schmerz seinen Körper gleich einem Blitz, der die Nacht für einen Wimpernschlag erhellte. Ein plötzliches Keuchen entwand sich der Kehle des Schmieds, verstummte aber unvollendet wieder. Von den anwesenden war der Anfall nicht bemerkt worden. Zu sehr stand Trilo im Mittelpunkt.
Töte diesen Bastard! Der Befehl kam mit mehr Selbstsicherheit als der letzte, obwohl der Gebrauch des Wortes „Selbstsicherheit“ in diesem Fall psychischer Spaltung wohl unpassend war. Medin blickte sich um. Inzwischen war die Dämmerung über das Schiff hereingebrochen. Ein paar Öllampen schenkten der Szenerie ein dubioses Aussehen.
Durchbohre die Brust dieses Scheusals! Hatte er denn eine Wahl? Hatte er je eine gehabt?
Mit einem Surren zog er seinen Einhänder aus der Scheide seines Rückengurts, während er einige Schritte auf den von Gardisten umzingelten Trilo zu machte. Schweißtropfen standen auf der Stirn und verliehen der bleichen Haut des Südländers einen unnatürlichen Glanz. Eine Strähne seines ungekämmten Haares tangierte die eingefallenen Wangen, schlug dabei aber keine Wellen, sondern wirkte starr und kraftlos gleich dem Rest seines Besitzers. Ein paar Zentimeter vor Trilos Kehle hielt die Spitze des Schwertes endlich inne. Reglos verharrte der Krieger so und blickte an Trilo vorbei, jedoch keine Sekunde mit dem Schwertarm zuckend.
„Keiner hier auf diesem Schiff wird einen unumstößlichen Grund dafür finden deinen Worten Glauben zu schenken. Ich sah deinen Leichnam aufgebahrt, ich hielt an seiner Seite Totenwache. Ich folgte der Trauerprozession zum Meer und ich sah deine sterblichen Überreste in den Flammen vergehen, bevor die Tiefen des Meeres sie an sich rissen. Dennoch stehst du hier vor mir. Auch dafür kann es keinen unumstößlichen Grund geben. Es ist einfach unmöglich.“ Die Augen Medins wanderten nun auf die andere Seite des Gefangenen; blickten nun rechts an ihm vorbei. „Es ist einfach eine Tatsache. Dieses Schiff segelt nach Tyrien und du befindest dich an Deck. Umkehren können wir nicht und in den Fluten habe ich dich schon einmal zuviel verschwinden sehen.“ Nun stich schon zu! Wieder durchzog ein Schmerz seinen Körper, doch zuckte nicht einmal der kleine Finger des Streiters. Stattdessen veränderten seine Augen wieder die Blickrichtung. Sie blickten nun genau in des ehemaligen Schwertmeisters!
Medin war, als saugte man ihm die Luft aus den Lungen. Einen Moment lang zitterten seine Knie, bevor er wieder an Standhaftigkeit gewann. Etwas in seiner Seele wand sich in unsäglichen Schmerzen. Es war, als stünde seine Seele in Brand, bevor er sich wieder losreißen konnte und die Blickverbindung abriss.
Es waren nun mehr Schweißtropfen, die sich auf die Stirn des Kämpfers gesellten. Er atmete flach und diesmal war es für alle umstehenden hörbar. Der ausgestreckte Schwertarm jedoch war völlig ruhig.
„Sperrt ihn in eine Kajüte und gebt ihm zu essen und zu trinken. Wir müssen wissen, wie die Lage in Tyrien ist, bevor wir eine Entscheidung fällen können. Etwas zu überstürzen könnte fatal für uns alle sein.“ Narr. Kaum hatte er diese Worte hervor gebracht, wandte er sich von der Gruppe ab. Sollten sie doch auf ihn hören oder nicht. Er hatte keine Kraft das zu überwachen. Stattdessen ging er zur Rehling, auf die er sich alsbald stütze.
Du begehst einen Fehler nach dem anderen. Ich werde dich schon noch brechen, Sterblicher. Die Stimme klang so ruhig und doch so bedrohlich. Zitternd fuhr Medin Hände unter die Tunika und ergriff die kleine Phiole. Am liebsten wollte er vergessen, welche Grausamkeit er im Moment des Blickkontakts erfahren hatte.
Es befanden sich nun zwei Dämonen auf dem kleinen Schiff, das in den Krieg segelte. Medin wusste von keinem etwas.

Trilo
27.10.2006, 08:29
Ein neuer Morgen brach an und erneut befand sich Trilo in einer Art Zelle. Er wurde in eine Kajüte gesperrt und von einem mitgebrachten Milizen bewacht. Dumm war nur, dass er diesen wohl kaum alzu leicht aus dem Verkehr ziehen könnte, denn zum einen war dem die Anspannung und aber zum anderen auch die Erfahrung ins Gesicht geschrieben.
Medin. Er war ebenfalls besessen. Kaum hatte er Blickkontakt zu seinem treuesten Kampfgefährten aufgenommen, da fing es auch schon an. Sein ganzer Körper rumorte. Doch auch Medin war wie paralysiert und von innen heraus quasi zur Bewegung gezwungen wurden. Ein Grund mehr für den uralten Dämon in Trilo aktiv zu werden. Doch dieser wusste auch, dass sobald er sich in seinem Wirt manifestieren würde, er auch einiges an Schmerzen erfahren würde. Es waren immerhin alles Paladine an Bord gewesen.
Immer und imme wieder kam Zeratuls Stimme hoch und verheißte Trilo, dass dieser dämon in Medin sehr interessant ist und er ihn doch gern näher unter die Lupe nehmen wollen würde. Trilo wusste was dies bedeuten würde. Zeratul besaß eine sehr große Affinität zu den sogenannten Schattenfressern, einer Art von Dämonen welche sich von den Schatten oder gleich anderen Dämonen ernährten um somit mächtiger zu werden. Zeratul wollte Medins Dämon fressen und so dessen Macht absorbieren.

"Hey du!"
"Was willst du?"
"Ich würde gerne nochmal mit Kommandant Medin sprechen. Da wäre noch etwas mit ihm zu klären bezüglich meiner alten Vergangenheit."

Die Wache schaute nur mürrisch drein. Würde sie dieser Bitte nach gehen? Seine Waffen hatte Trilo alle noch, doch war er nicht gewillt diese gegen seine eigenen Leute einzusetzen. Außerdem wollte er ja nur reden. Und Medin eben dadurch fragen wie er an seinen Dämon gekomen war.

Medin
27.10.2006, 09:45
„Sir?“
Medin blickte von der Rune auf, die sich in seiner Hand befand. Die Stille an Deck hatte ihm die Möglichkeit eröffnet, das Wesen dieser Waffe zu ergründen, ohne dabei den Spruch zu wirken. Immer wieder lenkte er vereinzelt magische Impulse in den Katalysator, nur um den Echo der Magie zu lauschen, dass er hervorbrachte. „Was gibt es?“
„Der Gefangene möchte mit dem Kommandant Medin sprechen.“
Medin packte die Rune weg. Es ärgerte ihn ein bisschen, dass der Soldat den Titel so genau zitierte, obwohl er es doch besser wissen müsste. „Hat er gesagt, worum es geht?“
„Er hätte etwas über seine Vergangenheit zu klären.“
Medin seufzte kurz. Er konnte nicht leugnen, dass er Furcht vor einer erneuten Begegnung verspürte. Was er gestern gesehen hatte, war nicht für ihn bestimmt gewesen. Kein Mensch sollte je so etwas zu Gesicht bekommen.
„Ich komme.“ Auch ein Funken Hoffnung lag in dieser Zusage. Die Stimme hatte sich vor dem Blickkontakt gefürchtet und mindestens dieselben Schmerzen durchgemacht wie er.
Glaubst du mich so loszuwerden?
„Glaubst du dich ewig verstecken zu können?“
Pass auf, dass du nicht zu hoch spielst, Mensch. Wo du anfängst zu sterben, beginnt meine Existenz gerade erst.
„Warum lässt du mich dann nicht einfach sterben?“
Ein leises Lachen ertönte in seinem Kopf und schaffte einer Pause Platz, die der Antwort voraus ging.
Du stirbst doch bereits! Das Vergnügen, das in dieser Antwort mitschwang, war es, was Medin am meisten erschütterte und davon abhielt, noch irgendetwas zu erwidern.
Letzteres war aber auch dem Umstand zu verdanken, dass er nun vor Trilos „Unterkunft“ angelangt war. Vorsichtig schob er die hölzerne Klappe auf, die an der Tür angebracht war, vermied aber einen Blick in das Innere der schlecht ausgeleuchteten Behausung. Stattdessen drehte er sich um und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür.
„Guten Morgen Trilo. Wer immer dir gesagt hat, dass ich ein Kommandant sei – das war einmal. Über was möchtest du sprechen?“ Die Stimme des General a.D. war nun völlig ruhig. Aber er hatte sich schon auf der Treppe unter Deck geschworen, nicht noch einmal in die Augen des Widerauferstandenen zu blicken.

Trilo
27.10.2006, 11:03
Es war geradezu unheimlich als Medin zu Trilo herankam. Der Milizionär konnte förmlich spüren, dass sein doch eigentlich treuester Freund, er sollte bei einer etwaigen Hochzeit von Trilo und Wenda ein trauzeuge werden, solche Angst in sich trug und jedweden Blickkontakt zwischen ihm und dem Milizen vermeidete.

"Guten Morgen Trilo. Wer immer dir gesagt hat, dass ich ein Kommandant sei – das war einmal. Über was möchtest du sprechen?"
"Seit wann hast du den Dämon in dir? Ich kann ihn spüren. Und ich... weiss dass er Angst vor mir hat. Nein! Schau nicht auf... Es ist schon richtig so, dass du den Augenkontakt meidest. Es schmerzt, nicht wahr? Nun, eigentlich wollte ich dich nur aufklären, was genau mit mir los ist."
"..."
"Richtig, hör einfach zu. Nunja, wie wir beide wissen, war ich einmal tot. Und ich verbrachte ein knappes halbes Jahr in Beliars Landen. Von manch Kuttenträgern auch liebevoll Blutmeer genannt. Eine recht zustimmende Bezeichnung. Jedenfalls ahbe ich dort die so ziehmich schlimmste Zeit verbracht an die ich mich erinnern kann. Plötzlich jedoch wurde ich mehreren Schwarzmagiern des Kastell in diese Welt zurück geholt. genauer gesagt von Rhonin, Hirni und noch einem Handlanger. was allerdinsg zu diesem zeitpunkt niemand wusste ist, dass ich somit auch gleich verflucht wurde. Ein Fluch so grauenhaft und pervertiert, dass er wahrhaft nur von beliar selbst kreiert worden sein konnte. damit der dunkle herrscher mich aus seinem Reiche auch wirklich entlies, musste ich als lebender Mensch dann 100 Innosgläubige töten. Ein Zustand, der mir überhaupt nicht zusagte. Ich war schließlich ein Ritter in Innos Gnaden, auch wenn ich nicht ihm sondern nur seinen Prinzipien diene. Ich war bei den Klostermagier, bei den tempeldienern, ja sogar erneut bei den Kastellomanten. Nirgends konnte man mich vollkommen befreien. Der Fluch 100 Innosler zu töten wurde von den Feuermagiern von mir genommen. Doch der wahre Fluch war Zeratul, ein sehr hoch stehenderDämonenfürst, welcher nun in mir wohnt. Es hat etwas mit meiner Familie und meinen Ahnun zu tun, viel mehr weiss ich noch nicht. Aber was ich weiss ist eins: Er will der neue Beliar werden und dies mit meiner Hilfe. Ich habe dann von dem Heiler Ceron aus dem Kastell dann diese Mittelchen bekommen, die ein starkes Dämonengift darstellen. Damit lasen sich kleinere Quälgeister komplett vertreiben und stärkere zumindest sehr stark schwächen. Hier nimm einer der zwei Phiolen. Es reicht wenn ein Dämon sein Unwesen treibt..."

So fing es also an, dass Trilo seinem besten freund von seiner geschichte und seinen problemen erzählte. Und eben zu guter letzt ihm einer der zwei Tinkturen übergab. Erschrocken für Medin auf und war afst soweit Trilo direkt anzusehen, doch konnte dies selbiger verhindern, indem er den Kopf des ehemaligen Kommandanten nach unten drückte.

"Du solst mich nicht ansehen, Mann! Oder willst du Schmerzen erleiden?! Wenn der Dämon in dir durch meinen gefressen wird, adnn gehst du auch mit drauf!" Diesmal hatte er wohl zuviel erzählt. Denn das er selbst die wohl größte Gefahr für seinen Freund darstelte, das wollte er ihm eigentlich verbergen.

Medin
27.10.2006, 12:55
Mit einem Ruck machte er einen Schritt rückwärts, um dann taumelnd an die Holzwand zu gelangen, an der er sich nun abstützte. Ein Dämon in ihm? Es erschien ihn so unmöglich. Nein, das konnte nicht sein. Diese Stimme war seltsam, doch war sie sicher kein Dämon. Genau ein einziges Mal war er besessen gewesen und Ed hatte den Dämon bezwungen. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn der eigene Willen aussetze und eine fremde Macht, gegen die es unmöglich war physisch vorzugehen, von einem Besitz ergriff – und diese Stimme war ganz gewiss nicht…
Jäh hielt er in seinen Überlegungen inne. Die Stimme war wirklich nichts anderes! Sie ergriff ihn beim Bewusstsein, wütete in seiner Seele als Sitz des moralischen Empfindens und nistete sich in unzähligen Gedankengängen ein. War er also wirklich besessen.
Sieh an, öffnet da jemand die Augen für die Wahrheit? Die schrecklichste Form des Hohnes lag in dieser Stimme, die ihre eigene Enttarnung geschehen ließ. Ihr Menschen seid wahrlich dumme Wesen. Die ganze Zeit hängt ihr euren Illusionen hinterher. Vor der nackten Wahrheit aber erschreckt ihr und könnt sie nicht ertragen. Ich werde euch wohl nie ganz verstehen.
„Du hast recht, dass wirst du nie“, murmelte er leise, bevor er sich wieder Trilos Kajüte nährte. Die Wache war außer Hörweite, aber Medin gab ihr zu verstehen, dass sie wieder ihren Posten beziehen sollte. Doch bevor sie die Tür erreicht hatte, lehnte sich Medin noch einmal vor.
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst. In mir ist kein Dämon.“ Zumindest wird bald keiner mehr dort hausen, was immer es auch in Wirklichkeit ist. „Wir erreichen heute noch Tyrien. Dann kommst du hier raus.“ Er hatte versucht, Zuversicht in diese Worte zu legen, doch die Kraftlosigkeit aus seiner Stimme war nicht zu eliminieren. Also beließ er es auch bei diesen Worten und entfernte sich von der Zelle, die Phiole von Trilo immer noch in der Hand haltend, während die Wache wieder ihren Posten bezog.
Seine Schritte lenkte der Paladin aber nicht an Deck, sondern noch tiefer in den Bauch des Schiffs. Der Laderaum war schnell erreicht. Niemand würde den Kampf bemerken, den er vorhatte hier auszutragen.
Langsam hob er den Arm, bis das Gefäß in seiner Hand auf Augenhöhe war. Ein kleiner Korken verschloss den Hals der Phiole. Nur ein paar Tropfen – es war so einfach.
Das willst du nicht tun.
„Doch, das will ich!“ Ein Zittern in der Stimme ließ sie unnatürlich hoch klingen.
Nein, das willst du nicht! Wieder durchzog ein brennender Schmerz den Körper des Kriegers, heftiger und brutaler als je zuvor. Mit zusammengebissen Zähnen unterdrückte der Südländer einen Schrei, bis der Schmerz wieder nachließ.
„Ich werde es tun!“
Glaub mir, das wirst du nicht! Ein weiteres Mal durchzog das schreckliche Gefühl seinen Körper. Diesmal länger und intensiver. Ihm war, als stünde jeder einzelne Knochen in Flammen. Zuerst versagte das linke Bein seinen Dienst. Der Streiter knickte ein, bis das linke Knie mit einem dumpfen Pochen auf den Holzboden aufschlug.
Kipp es einfach ins Meer.
„Oder was?“ Medin atmete flach, was seiner Stimme mehr Lautstärke einbrachte, um sich selbst noch deutlich verstehen zu können. „Du hast mir schon die schrecklichsten Schmerzen beigebracht. Du kannst nichts mehr steigern!“ Es konnte. Was nicht mehr steigerungsfähig erschien, kehrte in ungeahnter Brutalität wieder. Diesmal begleiteten heftige Krämpfe die Schmerzen, die den Kämpfer schüttelten. Doch Medin hatte noch nicht aufgegeben. Während er nach vorne über kippte, griff er mit der linken Hand zum Korken, so dass beide Ellenbogen den Sturz auffangen mussten. Doch was war schon dieser Schmerz im Vergleich zu dem inneren Feuer, dass ihn aufzuzehren drohte? Mit letzter Kraft zog er ihn aus der Öffnung und führte liegend das Fläschchen in Richtung Mund. Immer stärker wurden die Schmerzen, die nun von einem gellenden Schrei der Stimme in seinem Kopf begleitet wurde. Immer näher kam die sehnsüchtig angestarrte Öffnung der Flasche, während die Schmerzkrämpfe ihn immer heftiger schüttelten. Fast schon berührte das Glas die Lippen, als sich die Qual ins unermessliche steigerte. Dann war alles ganz schnell vorbei. Mit einem Knirschen brach das dünne Glas in der bloßen Hand des Paladins, bevor auch nur ein Tropfen das Gefäß hatte verlassen können. Fassungslos blickte er auf die feinen Splitter in seiner Hand und beobachtete, wie eine dunkelrote Flüssigkeit zwischen den Scherben herabtropfte, wo sie sich mit seinem eigenen Blut vermischte. Obwohl nun die Schmerzen abklangen, fühlte er sich nun einer viel qualvolleren Gewissheit ausgeliefert. Er hatte verloren. Langsam drehte er sich auf den Rücken, hob die Hand über sein Gesicht und starrte weiter die Splitter an, die sich in seine Haut gebohrt hatten. So dicht war er dran gewesen! Von Wut und Verzweiflung getrieben, ballte er die Hand zur Faust. Noch tiefer gruben sich die feinen Splitter in die Hand und förderten immer mehr Blut zu Tage, das auf den Holzboden tropfte.
Du hast wieder gegen mich verloren. So war es, so ist es und so wird es immer sein.
„Du…“
Du wirst nur sein, solange ich es will.
„Du verfluchter…“
Aber ich werde immer sein!
Mit einem Wutschrei drehte Medin sich zur Seite und schlug mit der immer noch geschlossenen Faust auf den Boden. Der Schrei würde dank des rauschenden Wassers um das Schiff herum ungehört bleiben.
Langsam richtete sich der gebrochene Kämpfer auf. Bei jeder Bewegung kehrte noch ein Teil der vorhin durchlittenen Schmerzen zurück, doch klangen diese immer mehr ab. Langsam, fast apathisch stieg er die Treppe an Deck hoch. Erschöpft blinzelte er in das Sonnenlicht, als er einen Ruf vernahm.
„Land in Sicht!“

DraconiZ
27.10.2006, 16:12
Mittlerweile waren fast alle Krieger auf Deck versammelt und schauten zum Strand hinüber, der sich ganz anders zeigte als beim letzten Mal. Denn dieses Mal war der Strand voller Leben und einige Menschen versammelten sich am Steg und winkten ihnen schon fast sehnsüchtig zu, als sie ihre Gesichter erkannt hatten. Außerdem war das Dorf wieder aufgebaut worden und überall konnte man saftige Vegetation, sowie Leben erkennen. Zumindest von der Landschaft und der Atmosphäre konnte man auf den ersten Blick sagen, dass Beliar gewichen war. Eigentlich nur zur Kontrolle, was seine anderen Kameraden machten drehte sich der Paladin um und erkannte, dass Medin mit Trilo nun auch auf dem Deck standen und gen Tyrien schauten. Einen Moment schaute der Paladin böse auf den Besessenen und wandte sich dann ruckartig wieder der Insel zu. ,, Eine falsche Bewegung und ich erledige nicht nur den Dämonen“, flüsterte der Streiter zu sich selbst, machte noch einmal alle seine Waffen fest und wartete, dass sie endlich an Land steigen konnten.

Die Planke wurde den helfenden Händen am Ufer herübergereicht und es waren auch die Bewohner Tyriens, die das Schiff sofort festmachten und die Streiter grinsend empfingen, als einer nach dem anderen von der Kogge herunter stieg. ,, In Innos Namen seid alle gegrüßt! Wir sind so froh, dass unsere einstigen Retter wieder da sind“. DraconiZ nickte und wollte einige Schritte weiter nach vorne machen, damit der Steg nicht so eng wurde, dass sich kaum einer mehr bewegen konnte, doch das stellte sich als unmögliches Unterfangen heraus, da der Mann der sie begrüßt hatte nicht im Mindesten zurückweichen wollte. ,, Ich weiß, dass ihr genau hier seid um uns ein weiteres Mal zu helfen. Wir sind so froh euch wieder zu treffen ich hätte mir träumen lassen, dass wir euch jemals treffen würden“. Der General grinste daraufhin und versuchte sanft aber bestimmt einen Schritt nach vorne zu machen, was nicht klappte, da der Mann immer noch kein bisschen weichen wollte. ,, Ich muss sofort meine Kinder und meine Familie holen. Seid doch bitte so nett und bleibt bei uns zum Essen! Meine Frau macht das Beste Essen, was ihr je geschmeckt habt“. Wieder rang der Schwarzhaarige sich zu einem gezwungenen Grinsen. ,, Sehr nett von euch, aber wie wäre es wenn wir einen Schritt weiter ins Dorf gehen könnten? Wir haben eigentlich einen Auftrag“. Erst schaute der Mann etwas verwundert, zuckte dann mit den Schultern und redete ohne etwas zu tun weiter: ,, Ich weiß, dass ihr wirklich beschäftigt seid. Aber bitte seid unser Gast. So etwas kommt ja schließlich nicht alle Tage vor“. Der Schmied kratzte sich am Kopf. ,, Naja also eigentlich…:“, setzte er an, wurde aber von dem penetranten Mann mit trauriger Stimme unterbrochen: ,, Es würde uns soo viel bedeuten“. DraconiZ seufzte. ,, Ein bisschen Zeit hätten….“. Mehr brauchte er gar nicht sagen. Schnell lief der Mann nun Richtung Dorf und winkte die Streiter aus Khorinis hinter sich her. ,, Was wollte der komische Kerl von dir?“, fragte einer der Streiter hinter ihm. ,, Wir sind zum Essen eingeladen. Angeblich das Beste Essen hier weit und breit“. ,, Draco. Wir haben keine Zeit“, erwiderte der Mann hinter ihm, aber der Paladin deutete nur zu dem Mann. ,, Dann versuch du ihm das zu sagen. Ich habe da keinen Nerv für“.

Ende der Geschichte war, dass alle Streiter zusammen mit der Frau und den Kindern des Mannes, der sich als Allgor vorgestellt hatte, am Tisch saßen. Die Stube war wesentlich prächtiger als eines der Häuser der Mittelschicht aus Khorinis ausgestattet und das Gedeck des Tisches deutete fast auf Adel hin. Fast alles war hier vorhanden. Brot, Gemüse aller Sorten, Fleisch von Schwein und Rind, Obst, Wein. DraconiZ wusste gar nicht wohin er zuerst schauen sollte. ,, Hat sich wohl doch gelohnt hierher zu gehen“, flüsterte er Medin zu, der direkt neben ihm saß und wollte gerade ein Stück Fleisch greifen, als eine Metallbewährte Hand auf seine schlug. ,, Denk an deine Manieren“, tadelte ihn Uncle. Der Schmied seufzte und wartete, bis der Hausherr sie aufforderte zu Essen.

Medin
27.10.2006, 17:00
Irgendwie rückte der Vorfall im Laderaum schnell in den Hintergrund. Es war so, als radiere sein Bewusstsein diese Geschehnisse aus Medins Kopf, so dass nur noch eine als unwichtig eingestufte Erinnerung blieb, die mehr einem Nebel denn einem Abbild glich. In gewisser Weise hatte das auch seine Vorzüge, denn so konnte er sich auf das hier und jetzt konzentrieren.
Die Schmerzen waren fast vollständig gewichen und aus irgendeinem Grund fühlte sich der Streiter ausgelaugt. Er überlegte, ob das mit dem komischen Vorfall zusammen hing, an den er sich kaum noch erinnern konnte, als er geistesabwesend nach dem Essen griff, um von Uncle zu Recht gewiesen zu werden. So blieb ihm etwas Zeit, den mehr als herzlichen Empfang zu bewundern. Die Tyroth verstanden wahrlich etwas von Gastfreundschaft. Aber irgendetwas bereitete ihm noch Bauchschmerzen.
Nervös blickte er sich um. Der Hausherr, ein gut beleibter Tyroth (Medin schätzte ihn als einen Kaufmann ein), war noch nicht zu sehen. Also blieb dem Südländer noch etwas Zeit, um seinen Bedenken nachzugehen. Es dauerte auch ein bisschen, bis er den Fehler in der Szene entdeckte. Hastig stieß er Draco, der links neben ihm saß, den Ellebogen gegen den Harnisch, den er ihm einst gefertigt hatte.
„Wir haben keine Zeit für so etwas.“
Draco verzog bloß das Gesicht.
„Nein, das meine ich nicht. Hier stimmt etwas nicht“, raunte er dem frisch ernannten General zu. „Die dürften gar nicht wissen, dass wir hier sind! Wenda ist nicht so dumm, dass sie während des Bürgerkriegs herumerzählt, dass sie Hilfe gerufen hat. Schließlich kann man nur wenigen trauen -“, der flüsternde blickte sich nervös nach einem Zeichen von Allgor um, „und das aus gutem Grund.“ Rechts neben ihm brummte Uncle so, als habe er auch schon so etwas vermutet.
„Ich weiß nicht, wo mein Mann so lange bleibt“, schaltete sich die Frau ein, die Medins Gespräch offenbar nicht bemerkt hatte. „Einen Moment bitte, ich sehe nur einmal kurz nach. Kinder, folgt mir bitte.“
Das kam Medin gerade recht. Während der Rest der Familie in einer Art Vorratskammer, die wohl einen Zugang zum Weinkeller besaß, verschwand, sprang er auf und eilte zur Tür, die das Esszimmer von der Eingangshalle des Hauses trennte. Vorsichtig drehte er den Türknauf. Verschlossen! Mit einer Bewegung signalisierte er seinen Gefährten, noch sitzen zu bleiben, während er mit wenigen Schritten zum Fenster eilte. Vorsichtig schob er den Vorhang einen Spalt breit zurück und spähte auf die Straße. Es waren bloß die dünne Scheibe und ein paar Zentimeter Luft, die ihn von einem Breitschwert trennten, welches am Gürtel seines Besitzers auf seinen Einsatz wartete. Eben jener stand mit dem Rücken zum Fenster, wie es ihn ein dutzend weitere an der Vorderfront des Hauses gleich taten. Eilig zog Medin den Vorgang wieder zu und wandte sich an die immer noch sitzenden.
„Wir sitzen tief in der Tinte. Hier scheinen die Rebellen die Kontrolle zu haben. Wir sollten…“ Weiter kam er nicht, denn Geräusche aus der Speisekammer kündeten von der Rückkehr der vermeintlich gastfreundlichen Familie. Geschwind setzte er sich wieder auf seinen Platz. Mitspielen hieß die Devise. Das hatten wohl alle hier begriffen. Während die Frau mit einem sonnigen Lächeln wieder Platz nahm, ihre Kinder zum Tischgebet (tyrischer Brauch, dass es immer nur von einem Teil der Familie gesprochen wurde) aufforderte und der Mann reichlich Wein einschenkte, grübelte Medin, wie sie sich aus der Lage befreien konnten und vor allem, woher die Gefahr drohte. Man hätte sie schon längst festnehmen können.
Leider war das Tischgebet schnell gesprochen, so dass ihm wenig Zeit zum überlegen blieb.
„Lasst uns gut speisen, Freunde Tyriens. Auf die Streiter von Khorinis!“ Mit diesen Worten erhob Allgor seinen Becher und alle machten es ihn notgedrungen nach. Medin war nervös. Er musste etwas tun! Die Lippen hatten schon fast den Becherrand berührt, als ihm der rettende Einfall kam.
„Halt!“ Alle hielten inne. Die Gastgeber blickten ihn verwundert, die Verbündeten teils gespannt teils zufrieden an. „Ich möchte diese Gastfreundschaft nicht ungelobt lassen.“ Der Schmied erhob sich. „Ein khorinischer Brauch verpflichtet mich dazu, mit dem Gastgeber die Trinkgefäße als Zeichen der Verbrüderung zu tauschen.“ Bei diesen Worten war er um den Tisch zu Allgor herumgegangen. „Bitte, nehmt meinen Becher. Bei uns ist das so Brauch“, fügte er mit Nachdruck hinzu. Zögerlich vollführte Allgor den Tausch. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. „auf unser alle Wohl.“ Mit diesen Worten leerte Medin Allgors Becher, der wahrlich köstlichen Wein beinhaltete. Der Gastgeber jedoch trank nicht.
„Was ist mit euch?“, fragte der Krieger mit gespielter Verwunderung.
„Fahrt doch zur Hölle!“ Die Katze war aus dem Sack.
„Schlafmittel, hä?“ Mit diesen Worten zog Medin sein Schwert und hielt es dem gutbeleibten Mann an die Kehle. Seine Frau stieß einen Schrei aus, sprang auf und nahm ihre Kinder in den Arm. „Austrinken, sofort!“ Widerwillig tat Allgor wie ihm geheißen, nachdem er sich zur Sicherheit auf einem Stuhl niedergelassen hatte. Wenige Augenblicke vergingen, bevor er im Land der Träume war.
„Die Tür!“ Schnell steckte Medin das Schwert wieder weg und während sich der Rest der Streiter der Tür zuwandte, ging Medin zu Frau und Kindern Allgors.
„Dürfte ich sie wohl in den Weinkeller bitten?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, bugsierte er das Trio in die Speisekammer auf die Luke zu.
„Ihr werdet dafür bezahlen“, fauchte die Frau. „Ihr könnt das neue Tyrien nicht aufhalten.“
„Gewiss doch, nichts liegt mir ferner.“ Mit diesen Worten schloss er die Luke und stellte eine der Vorratstruhe darauf. Gleichzeitig kündete ein Krachen davon, dass die doppelte Flügeltür die längste Zeit Uncles Fuß von der Eingangshalle getrennt hatte. Medin wollte gerade seinen Kameraden folgen, als diese ihm entgegen kamen.
„Schlechte Idee, zu viele Rebellen“, warf ihm einer entgegen. Das Aufbrechen der Tür war anscheinend bemerkt worden.
Schöner Mist, jetzt saßen sie noch tiefer in der Patsche.
„Die Treppe!“ Vielleicht war es der Weg in die Falle, vielleicht aber auch der rettende Ausweg. Anders wusste sich der General a.D. nicht mehr zu helfen, als er auf die Treppe in den ersten Stock zeigte.

Tomarus
27.10.2006, 22:31
Verdammt, wo waren sie denn jetzt reingeraten? Irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht. Was war hier geschehen, dass man nun versuchte, sie unschädlich zu machen, wenn man sie doch zuvor noch als Helden gefeiert hatte? Nun, das herauszufinden würde warten müssen, zumindest solange sie nicht in Sicherheit waren. Und als Sicherheit konnte man ihre derzeitige Situation nun wirklich nicht beschreiben - sie hatten zwar ihre "Gastgeber" vorerst nicht mehr im Nacken, doch die Villa, in der sie sich befanden, war umstellt von dutzenden Wachen - und niemand wusste, wie viele Leute in sonst noch gegen sie waren.

Einer nach dem anderen eilten die Mannen die Treppe hinauf und blickten sich hastig im Obergeschoss um. Erwartet wurden sie hier nicht, aber einen Ausweg schien es auch nicht zu geben ... zumindest nicht, bis Draconiz ein großes offenes Fenster am anderen Ende des großen Raumes, in dem sie sich befanden, als möglichen Fluchtweg auserkoren hatte. Durch das Fenster konnte man den Hinterhof des Hauses einsehen, welcher leer zu sein schien. Direkt unter ihnen befand sich jedoch ein kleineres Gebäude, vielleicht ein Stall, dessen Dach nun die einzige Fluchtmöglichkeit zu sein schien. Es war riskant, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Draconiz stieg als erster aus dem Fenster, um die Stabilität des Daches zu überprüfen. Diese schien gewährleistet zu sein; leise begab der Ritter sich an die andere Seite des Daches. Nachdem er sich dort kurz umgeblickt hatte, winkte er seine Gefährten zu sich. Tomarus fasste sich ein Herz und stieg als nächstes auf den Schuppen, auch er darauf bedacht, ihn leise zu überqueren. Und auch er kam unbeschadet auf der anderen Seite an.

«Was machen wir jetzt?», fragte er sogleich Draconiz.

«Ich glaube, wenn wir hier runterspringen und uns dann dort längsschleichen, sollten wir recht schnell an den Stadtrand gelangen ... und dann ist entweder die Dunkelheit der Wildnis ... oder wieder einmal die hiesige Kanalisation unser Freund.»

«Gut ... alles klar. Na dann mal Hals- und Beinbruch ... »

Als hätte er damit das Unheil heraufbeschworen, hörte er just in diesem Moment ein schwerfälliges Schnaufen hinter sich. Es rührte von Uncle her, der in seiner Rüstung einige Probleme hatte, aus dem Fenster zu klettern. Und auch was das lautlose Überqueren des Stalles anging, stellte er sich längst nicht so geschickt an wie Draconiz und Tomarus. Man konnte ihm keinen Vorwurf machen, so eine Rüstung machte nun mal von sich aus schon so manch hörbares Geräusch - doch leider erzeugte es in diesem Moment genau das, was Tomarus befürchtet hatte. Der Stall war doch nicht ganz leer.

«Hey, wer ist da?!», tönte sogleich eine Stimme, und kurz darauf kam ein Knecht aus dem Stall gelaufen. Dieser schaute erst ein wenig perplex drein, als er sah, dass soeben ein Paladin in voller Rüstung über das Dach seines Stalles eilte; dann jedoch kam er seiner Pflicht nach.

«Wachen! Wachen!! Eindringlinge, äh ... Ausdring ... Einbrech ... äh ... Aus ... egal, hier, am Sta ... äh ... im ... auf dem Stall, äh ... hier hinterm Haus! Alarm!»

Nun war es egal, wie vorsichtig der Rest von ihnen sich bewegte; Tomarus und Draconiz gaben den noch am Fenster stehenden Kumpanen energisch Zeichen, so schnell es ging zu ihnen zu kommen, und in diesem Moment kamen auch schon die gerufenen Wachen um die Ecke.

«Stehen bleiben! Alarm! Sie versuchen zu fliehen!»

Als alle den Stall überquert hatten, sprangen sie auf der anderen Seite, die zum Glück von einer recht hohen Mauer vom Innenhof getrennt wurde, hinunter und rannten so schnell und leise es ging in Richtung Stadtrand ...

Trilo
28.10.2006, 12:49
Das war wohl das so ziehmlich sonderbarste Festessen, welches Trilo jemals erlebt hatte. Er hatte erfahren, dass man die Paladine hier als Helden verehrte, aber was war? man wollte sie vergiften oder ähnliches.
Klasse! Was ist das denn hier für ein Land? Was machen wir jetzt? Wir sind am Stadtrand. Toll, und weiter? Ich ahb keien Plan wo ich hin soll und muss mich auf die anderen verlassen. Schönes Scheiße aber auch!

Der Milizsoldat brodelte innerlich gleich einem Vulkan, doch er wusste, dass er nichts machen konnte. Dieses Land hier, tyrien genannt, gehörte den Tyroth. Schon und gut, aber so viel mehr wusste er auch nicht.

"Was machen wir jetzt? Ihr müsst doch wissen wo wir jetztt hin mpüssen! Zur Hauptstadt? Wenn ja, wie ist der schnellste Weg? Leute jetzt sagt endlich mal was!"
"Jetzt komm mal wieder runter. Lass usn erstmal verschnaufen und in Ruhe überlegen was hier los sein könnte!"
"Ausreden... Naja, egal. ich bin auf euch angewiesen, nur ich will schnellstens zu Wenda. Man weiss hier doch sicherlich, dass sie zu euch beziehungsweise uns gehört. Sie dürfte vermutlich in einer viel größeren Gefahr schweben als wir! und egal wie stark sie ist, sie ist nunmal eine Frau. meien Frau! und ich sehe es als meine persöhnliche Pflicht an ihr zur Hilfe zu kommen. das solltet ihr auch, also wo gehts lang, verdammt nochmal!"

Langsam verfiel der Ex-Ritter in einen richtigen Tobsuchtsanfall, doch dies brachte keinen weiter. Im Gegenteil. Uncle-Bin kam von hinten an ihn heran und hielt ihm den Mund zu. Er war zu laut und somit ein risiko für die Anderen.


"Tut mir Leid. Aber wie gehts jetzt weiter? Wir müssen zur Hauptstadt, okay. Wie seid ihr beim letzten Krieg dorthin gelangt?Und vor allem: Wissen die von diesem Wrg und könnten uns somit dort auflauern?"

DraconiZ
28.10.2006, 14:09
Nach einiger Wanderzeit über volle Wiesen und unter einem wunderschönen blauen Himmel sahen die Streiter aus Khorinis eine Häusersiedlung, in deren Mitte ein Brunnen stand, der von mehreren großen Häusern in einem Kreis umschlossen wurde. ,, Am Besten machen wir einen großen Bogen um die Siedlung, denn die Menschen die nun dort wohnen werden uns wohl ebenso begrüßen, wie letztes Mal die Dämonen“, meinte Tomarus als die Gruppe zum Stehen gekommen war und mit Argusaugen die kleine Häuseransammlung betrachteten. Medin schluckte daraufhin hörbar, da er sich letztes Mal dort den Dämonen eingefangen hatte, der ihn veranlasst hatte völlig die Kontrolle zu verlieren und nickte dann. ,, Ja lasst uns einen Bogen um das Ding machen“. ,, Bringt uns auch nichts in Ketten in die Hauptstadt zu gelangen“, ergänzte DraconiZ noch und so war beschlossen, dass sie sich einen anderen Weg nehmen mussten, als beim letzten Mal. Auch wenn dies einige Gefahren barg. Schließlich hatten sie diesmal keinen Kommandanten, der sie sicheren Schrittes zur Stadt geleitete. So blieb ihnen nur sich ihrer Erinnerung und ihres Instinktes zu bedienen.

,, Wir hätten in der Stadt irgendjemand mitnehmen sollen“, meinte Uncle brummig und stapfte weiter über die Ebene, die sich kaum zu verändern schien, was ihr aber nichts von ihrer Schönheit nahm. Es war fast so als wäre man magisch an den Ort gefesselt. DraconiZ konnte kaum glauben, dass Menschen fähig waren in diesem Paradies Krieg zu führen. ,, Wir werden es auch so finden“, meinte Medin zuversichtlich. ,, Ich muss Wenda finden“, ergänzte Trilo und alle anderen zuckten nur mit den Schultern. ,, Ich glaube den Strauch habe ich schon mal gesehen letztes Mal“, dachte DraconiZ laut, doch sofort erschallte Uncles Stimme neben ihm. ,, Das glaube ich kaum. Denn letztes Mal war hier alles total verdorrt und Dämonen hatten alles platt getrampelt“. ,, Ich bin dennoch überzeugt, dass es genau der Strauch war, den ich gesehen habe letztes Mal“, meinte der Paladin mit der Stimme eines kleinen Kindes zurück. ,, Ja und da hinten der Grashalm der war letztes Mal auch schon da“, meinte Uncle sarkastisch. DraconiZ schnaufte. ,, Ist mir doch egal was du glaubst jedenfalls sind wir auf dem richtigen Weg“. Als der Schmied Medin einen Blick zuwarf grinste dieser nur, woraufhin er ihn ansprach: ,, Das war ja wohl der Strauch oder?“. ,, Kann gut sein“, sagte dieser nur darauf und ging weiter. Der Schwarzhaarige hingegen lies sich etwas nach hinten fallen und lief nun neben Trilo, der verdammt ungeduldig schien.

Es war einige Zeit vergangen, da liefen die Streiter durch ein Waldstückchen. Der Herbst hatte den Boden reichlich mit Blättern bestückt und die Bäume etwas kahler werden lassen, doch alle Gardisten waren davon überzeugt, dass dieser Wald trotzdem wesentlich schöner aussah, als die schönsten Wälder in Khorinis im Frühling. Plötzlich war ein Geräusch im Wald zu hören und DraconiZ wandte sich sofort der Ursache desselben zu.

Uncle-Bin
28.10.2006, 16:19
Nachdem Uncle sich vom Schreck erholt hatte, den Draconiz ihm mit seinen ruckartigen Bewegungen eingejagt hatte, schnauzte er, wie es nun mal seine Art war, prompt los. „Hat dich der Zappelkasper gebissen oder gibt es einen Grund für deine Zuckungen?“
„Ich habe etwas gehört.“, antwortete der Paladin und Tomarus ergänzte. „Ich habe etwas gesehen.“ Da Draconiz damit offiziell Rückendeckung erhalten hatte, kam sich Uncle irgendwie unwichtiger als sonst vor und meinte, auch etwas sagen zu müssen. „Hm... ich habe etwas gerochen!“
„Entschuldigung, Mylord“, meinte Trilo und dem Hauptmann war nicht wirklich klar was dieses „Mieh“ vor dem „Lord“ bedeuten sollte. Wofür der besessene sich entschuldigte begriff er allerdings schon und fand doch nichts schlimmes daran.
„Was hast du denn gesehen, Tomarus?“ Der Lord starrte noch einen kurzen Augenblick ins Dickicht des Waldes bevor er zu beschreiben versuchte, was ihm da eben aufgefallen war. „Irgendetwas kleines, pelziges...“ Wieder war es Uncle welcher die Stimme erhob. „mit 4 Pfoten und zwei langen Ohren. Wahrscheinlich war es nur ein kleiner Feldhase.“
„Waldhase, Uncle. Das Tier lebt offensichtlich im Wald.“, meinte Draconiz mit einem Stolz in der Stimme, der selbst Uncles besten Fässern den Boden ausgeschlagen hätte. Zu Uncles Leidwesen fiel ihm auch keine passende Antwort ein und so musste er sich geschlagen geben. „Waldhase... ja natürlich.“, murmelte er und verfluchte seine eigene Torheit.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wären die 4 Kerle noch ewig an diesem Ort geblieben, um über den Unterschied von Wald- und Feldhasen zu reden, wenn da nicht ein gewisser Medin gewesen wäre, welcher aus einiger Entfernung nach ihnen gerufen hätte. So mussten sie wohl oder über weitermarschieren und waren dennoch froh einmal für wenige Augenblicke die Beine entspannt zu haben.

Medin
28.10.2006, 20:06
Medin war sich sicher. Er war sich sicher, dass Trilo eine verfluchte Nervensäge sein konnte, auch wenn dieser Umstand nicht ganz unbegründet war. Weiterhin war er sich sicher, dass in der Abtei, die sie vor einer Stunde passiert hatten, sein Unglück begonnen hatte. Das hatte ihm sogar der der Dämon in seinem Kopf gestanden.
Seltsam, dachte sich der Paladin, als er unter den Bäumen hindurch schritt, deren der Jahreszeit entsprechend lückenhaftes Blätterdach ein Spiel von Licht und Schatten auf den belaubten Weg zauberte. Es war das erste Mal gewesen, dass er ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit seinem Dämon geführt hatte. Natürlich nichts im Vergleich zu einem Gespräch unter Menschen, aber für ein paar Augenblicke war jeder Hohn und Spott, jede Aggression aus der Stimme verschwunden gewesen. Das Wesen in ihm hatte offenbart, wie es damals mit anderen Dämonen hierher geschickt worden war. Zum Schluss der stummen Unterhaltung hatten die beiden Kontrahenten sich gemeinsam des Kampfes erinnert, den sie sich geliefert hatten. Die physische Gestalt des Dämons hatte ihn damals übel zugerichtet und nur eine Behandlung von Wenda und Ed hatte schlimmeres verhindern können. Medin hatte damals den Dämon besiegt, aber vor diesem zweifelhaften Erfolg hatte sich das Blut beider Gegner vermischt und waren zu dem geworden, was sie nun waren. Ja, du bist nicht mehr ein Mensch, hatte der Dämon ihm zugeflüstert. Du bist ich und ich bin du – und trotzdem sind wir so unterschiedlich, dass wir einen Kampf austragen. Wie über alle Worte seines Symbionten (auch wenn diese Symbiose sich größtenteils bloß auf geistiger Ebene abspielte, sah man Medin die letzten Wochen an, dass der Kampf auch physische Konsequenzen besaß) grübelte er auch über diese eindringlich nach, solange dieser ihn ließ. Das war seit der Ankunft in Tyrien so; seit er wusste, dass er seinen Körper mit einem Dämon teilte. Doch auch während dieses verhältnismäßig vertraulichen Gesprächs war kein Quäntchen Bosheit aus der Stimme gewichen. Er konnte es also als so etwas wie seine schlechtere Hälfte betrachten. Zu dumm, dass ihm diese in vielerlei Hinsicht überlegen war. Dennoch, ein paar Sachen würde sie nie haben…
Der Soldat blieb stehen. Nun war er sich über einen weiteren Sachverhalt sicher. Sie waren auf dem richtigen Weg. An einem Baumstamm neben ihm war der Schaft eines Pfeils zu erkennen. Die Spitze war in die Rinde eingebettet, das Einschlagsloch verwachsen. Dieser Pfeil steckte schon länger hier; in etwa fünf Monate. Das musste einer von Feydiehts Pfeilen sein, der sie damals mit seinem Trupp gerettet hatte.
„Weiter, wir sind auf dem richtigen Weg“, rief der Streiter sich umdrehend, da einige doch etwas zu weit zurück fielen.
Mittlerweise senkte sich die Sonne über dem Land, das wie geschaffen für den Frieden war, doch sich viel zu oft im Krieg befand. So sehr auch den Streitern (insbesondere Trilo) ein rasches Weiterkommen am Herzen lag, sie mussten ein Nachtlager auftreiben. Ob Zufall oder göttliche Fügung, ein Segen allemal war es, als ein Gehöft mitsamt zugehöriger Lichtung im Glanze der Abenddämmerung vor den Gefährten auftauchte.
Obwohl man vorsichtig vorgehen musste, entschied sich Medin doch für den offenen Weg die Situation zu erkunden. Geradewegs ging er auf die Leute vor dem großen Haupthaus. Das Gehöft schien nach dem Krieg gegen die Untoten wiedererrichtet worden zu sein. Darauf ließ das frische Holz der Balken schließen, die verbaut worden waren. Aber der Südländer konzentrierte sich mehr auf die lebenden Objekte. Nicht unweit der Hauswand sägten zwei Knechte mit einer Zwei-Mann-Säge einen Baumstamm zu recht, der wohl in dem noch lange nicht fertigen Anbau für das Haupthaus verbaut werden sollte. Als sich Medin nährte, verschwand einer der beiden hinter dem Haus, um kurze Zeit später mit einem ziemlich stämmigen Exemplar der Tyroth wiederzukehren. Der Mann trug eine wuchtige Holzfälleraxt auf dem Rücken und blickte nicht gerade freundlich drein. Ein gutes wie ein schlechtes Zeichen…
„Innos zum Gruß. Ich…“ Weiter kam er nicht.
„Ihr befindet euch auf meinem Grund und Boden. Was wollt ihr hier?“
„Wir suchen einen Schlafplatz für die Nacht.“
„Sehe ich aus, wie eine Herberge? Bei den drei Göttern, seid diesem verdammten Aufstand kommen hier dauernd Krieger durch und wollen sich auf meine Kosten den Bauch voll schlagen. Unter den Darath hat man mich wenigstens in Ruhe gelassen.“
„Was ist das denn hier für ein Ort?“ Medin hatte eine Chance gewittert, das Gespräch zu seinen Gunsten verlaufen zu lassen.
„Das hier ist ein Holzhof.“ Griesgrämiger hätte der Mann wohl nicht sprechen können. „Wir fällen und verarbeiten das besonders gute Holz aus diesen Wäldern und verschicken es als Bauholz ins ganze Land. Im Augenblick haben wir aber genug mit dem Wiederaufbau zu tun. Die Untoten haben den Hof bis auf das Grundgestell niedergebrannt. Die Darath haben uns Mittel zum Neuanfang zur Verfügung gestellt, aber seit dieser Cayn mit denen im Streit liegt, haben wir kaum noch Arbeiter. Ich habe also genug Probleme. Zu viele, um mich auch noch mit Strauchdieben wie…“ Durch ein Zupfen an seinem Ärmel seitens eines seiner Knechte wurde er in seinem Zeteranfall unterbrochen. Der Knecht, gut einen Kopf kleiner als sein Boss, flüsterte diesem irgendetwas zu. Die Phrase „Streiter von Khorinis“ war dabei deutlich zu hören. Einen Moment verblieb der Holzfäller in einer Art Starre, bevor sich seine Miene urplötzlich von Sieben-Tage-Regenwetter in das hellste Strahlen verwandelte. Lachend stapfte er auf Medin zu und schüttelte seine Hand.
„Die Streiter von Khorinis! Verzeiht, aber ich… ich bin Dethenor. Ich habe euch gar nicht erkannt… also das ist eine Überraschung…“
„Bitte etwas leiser“, unterbrach Medin den Redeschwall Dethenors, während dieser seine Pranke jedem einzelnen der Streiter entgegen strecken musste.
„Natürlich bringe ich euch gerne unter. Ich habe ein Zimmer…“ Wieder unterbrach ihn Medin.
„Mit häuslicher Unterbringung haben wir schlechte Erfahrung gemacht. Wir von Khorinis bevorzugen Nächte unter freien Himmel.“ Das zumindest erschien ihm der beste Kompromiss angesichts der unsicheren Lage.
„Ach so.“ Die Enttäuschung war deutlich zu hören. „Wenn das so ist, hinter dem Haus befindet sich ein Schweinestall. Keine Sorge, der wurde noch nicht ‚bezogen’“, fügte er ob der Mienen der khorinischen Soldaten hinzu.
„Habt Dank.“ Mit diesen Worten wandte sich Medin ab. Zusammen richteten die Gefährten in dem überdachten Verschlag ein Nachtlager ein. Das war schnell getan, so dass Zeit für das wichtigste blieb: Der Kriegsrat.
„Können wir ihm trauen?“, war die erste Frage, als man zusammengekommen war.
„Er wirkt nicht wie ein Rebell“, gab Medin kund. „Ich schätze ihn als loyal ein. Nichtsdestotrotz werden wir permanent eine Nachtwache aufstellen.“ Einigen schien es zu missfallen, dieses Risiko einzugehen, doch einigte man sich darauf, dass man alleine in den unbekannten Wäldern wohl nie einen Weg zur Hauptstadt finden würde. Mit dem Thema Hauptstadt war man auch schon am nächsten Problempunkt angelangt.
„Wie kommen wir in die Hauptstadt?“ Viele Vorschläge kamen auf diese Frage. So gut wie jeder hatte einen parat, doch völlig befriedigend war keiner.
„Wir werden einen Weg finden. Zur Not kann ich den Eingang zur Kanalisation suchen. Den habe ich schon einmal von außerhalb ausfindig gemacht. Wir haben sowieso keine Wahl. Unsere Leute auf dem Schiff sind sicher schon in Gefangenschaft gegangen. Zurück können wir nicht mehr.“ Das war ein Umstand, den Medin bisher verdrängt hatte. Bordan war ein guter Paladin, aber gegen eine Übermacht konnte er mit einem halben dutzend Milizen nicht wirklich etwas ausrichten. Aber um sie musste man sich später kümmern.
Während die anderen noch weiter beratschlagten, erhob er sich, lehnte sich gegen einen Stützpfahl des Verschlags und blickte über die Lichtung. Die Augen hatten Probleme mit der zunehmenden Dämmerung, die vom Schatten der hohen Bäume in eine Dunkelheit verwandelt wurde. Er war sich also nicht sicher, ob er da am anderen Ende der Lichtung eben eine Gestalt im Gebüsch hatte verschwinden sehen.
„Solange sie weg bleibt, ist noch alles gut“, murmelte er für sich.

Wenda
29.10.2006, 13:21
Für den Moment herrschte Ruhe. Am Vorabend hatten die Kämpfer im Darathpalast einen Versuch der Rebellen abgewehrt, die Festung zu stürmen. Nicht, dass sie eine Chance auf Erfolg hatten. Aber auf Dauer waren die großen Steine, die in den Innenhof und auf die Befestigungsanlagen prasselten, doch recht nervenaufreibend, sodass schließlich mehrere Salven von Brandpfeilen herhalten mussten, um die frisch gebauten riesigen Belagerungsschleudern der Aufständischen in Flammen aufgehen zu lassen. Doch es würde nicht lange dauern, ehe neue Schleudern und Katapulte gebaut waren - jene dann mit triefend nassen Fellen und Decken versehen, hatte Feydieth vermutet, die ein in-Brand-setzen verhindern würden.

In dem prachtvoll mit Wandteppichen mit Schlachtmotiven und antik anmutenden Schilden und Waffenkombinationen an den Wänden ausgestatteten kreisrunden Beratungszimmer hatten sich die erfahrendsten Strategen der Darathanhänger wieder einmal getroffen, um das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Auf vielfachen Wunsch hatte sich auch Wenda dieser ordengeschmückten Runde von insgesamt 6 Personen angeschlossen.
Soeben gab Tabur, hochrangiger Militär, der Feydieth sehr nahe stand, Auskunft über die Verluste des letzten Angriffs (ein Gefreiter, der nicht schnell genug in Deckung gehen konnte, erschlagen, ein weiterer mit Gehirnerschütterung, ein eingebrochenes Stalldach), als Jadar, der bisher auf sich hatte warten lassen, schlurfend eingelassen wurde. Wie immer den massigen Leib extravagant in schreienden Farben gekleidet, die sogar das robuste Modeempfinden der Tyroth beleidigte, breitete der Flüsterer, wie er auch genannt wurde, begrüßend die Arme aus.
"Bitte vielmals um Verzeihung für die Störung, aber die Schadensmeldungen werden warten müssen, werter Tabur", unterbrach Jadar den Bericht, während er sich an seinen Platz begab. "Es wurde gesichtet, wie ein großes Schiff bei Kaná angelegt hat. Kurz darauf berichtete ein Späher, dass bei einem Gehört vor der Stadt eine Gruppe Fremder lagert."
Fast wollte Wenda vor Freude schreiend aufspringen, hielt sich aber im letzten Moment zurück, sodass nur ein unterdrückter Laut ihrer Kehle entkam, den sie rasch als Husten zu tarnen versuchte. Feydieth warf ihr einen Blick zu, der halb von Misstrauen, halb von Belustigung sprach. Wir unterhalten uns noch, sagte er. Für alle hörber fragte der Hauptmann jedoch den Informationsbeauftragten: "Was für Fremde? Kannst du nicht genauer werden?"
"Ein wenig. Aufgeregte Stimmen meinen, es handle sich um Ritter."
Ein Raunen ging durch den Raum.
"Wie viele?"
"Eine ganze Armee, sagen die einen, die ihren Weg mit Leichen pflastert. Fünf, sagen die anderen. Wählt selber, welchem Bericht ihr Glauben schenkt."
"Lieber wäre mir die Armee", meinte Cerris, die dichten schwarzen Brauen über den blitzenden Augen zusammengezogen.
"Den Berichten zufolge wäre ein größeres Schiff vonnöten gewesen, um eine Truppe so großen Ausmaßen einschiffen zu können."
"Also nur fünf." schloss Wenda enttäuscht.
"Ob fünf Krieger den Ausgang dieses Konflikts beeinflussen können?" fragte Aliphos in seiner Erhfurcht gebietenden Preisterrobe. Doch Wenda hatte so manches Gespräch mit dem Innosgeweihten geführt und ihn als einen gewitzten Weisen kennengelernt, dessen Augen nur zu oft schelmisch blitzten. Er wusste die Antwort auf seine eigene Frage, wollte aber den Rest des Rates darüber nachdenken lassen, wie es seine Art war.
"Acht haben einst einen viel tödlicheren Konflikt beenden können", resümierte Tabur, "fünf mögen hier viel ausrichten können."
"Wir wissen doch nicht einmal, was für Ritter das dort sein sollen. Vielleicht sind sie schlicht vom Kurs abgekommen auf dem Weg zum Festland." warf Cerris ein.
"In den Berichten, die mir die Vögel von den Dächern zugesungen haben, kam der Begriff "Streiter von Khorinis" vor...", meinte Jadar unbeteiligt, während er seine deine manikürten Hände betrachtete.
"Pah, für den gemeinen Bürger ist doch alles, was in strahlender Rüstung und Schwert herumläuft, einer der Khoriner." bemerkte Aliphos, und Tabur sagte: "Wir müssen Kontakt zu ihnen aufnehmen, wenn wir genaueres wissen wollen."
Da ergriff Feydieth, der mit gefalteten Händen zugehört hatte, das Wort. "Ich werde gehen." Sein Tonfall erlaubte kein Kontra. "Noch heute werde ich mich aus der Stadt schleichen - ich bin sicher Jadar wird mir dabei zu Hilfe sein. Der Rat ist geschlossen." Der Hauptmann erhob sich.
Wenda sprang auf. "Fey, ich..."
Ihr nicht einen Blick schenkend strebte er zur Tür. "Nein, Wenda. Ds kann ein Trick sein. Du bleibst hier."
Mit wehendem Umhang verließ er die Ratskammer.

Medin
29.10.2006, 18:31
Etwas genervt schob Medin die Zweige eines Buschs beiseite, um die Lichtung zu betreten, an deren anderen Ende das Gehöft stand, das sie für heute zu ihrem Stützpunkt auserkoren hatten. Heute war er der Hauptstadt nahe gekommen, fast zu nah. In der Nähe der Außenmauer wimmelte es nur so von Rebellenlagern. Anscheinend waren aus allen Gegenden des Landes Rebellen angereist, um an der finalen Belagerung der Darathfestung mitzuwirken, die schon in vollem Gange war. Ein Durchkommen in die Stadt schien unmöglich, da so gut wie alle Mauerabschnitte von Rebellen gehalten worden. Lager der Loyalisten hatte Medin nicht ausmachen können.
Inzwischen war er wieder bei Dethenors Hof angekommen und begab sich geradewegs zu den anderen, die voll versammelt anwesend waren. Was auch immer die den Tag über getrieben hatten, erfolgreich schienen sie den Mienen nach zu urteilen nicht gewesen zu sein. Medin konnte sich in dieser Hinsicht bloß einreihen.
„Sieht schlecht aus“, brach er das Schweigen. „Zur Stadt ist es ein halber Tagesmarsch. Aber das können wir vergessen. Mehr Rebellen vor und auf den Mauern als Fleischwanzen in der Minentalburg.“ Uncles Reaktion auf diesen Vergleich bemerkte der General a.D. nicht. Es war jedoch nichts, das das Schweigen brach, was von nun an wieder vorherrschte. Ein wenig anders verhielt es sich dagegen mit dem herannahen Dethenors, was so gut wie alle aufblicken ließ (anders war ein Blickkontakt mit dem hünenhaften Holzfäller auch nicht möglich). Medin hatte sich am Morgen kurz mit ihm unterhalten. Wenn er kein verdammt guter Schauspieler war, dann konnte man ihn getrost als Sympathisanten der Rebellen klassifizieren.
„Was zieht ihr denn für Gesichter“, kam er mit einem strahlenden Lächeln auf dem vom Wetter gegerbten Gesicht an. „Dabei hat es heute doch gar nicht so viel geregnet.“
Keiner der Soldaten erwiderte etwas. Medins Finger spielten mit dem Knauf seines Zweihänders, den er samt Gurt vom Rücken genommen hatte und durch dessen Drehungen sich nun eine kleine Scharte im weichen Boden des zukünftigen Schweinestalls gebildet hatte.
„Was immer ihr vorhattet war wohl nicht von Erfolg gekrönt“, erkannte der Holzfäller nun den Ernst der Lage. „Aber ich glaube ich habe etwas, was euch interessieren könnte.“
Medin horchte auf. Man konnte förmlich spüren, wie urplötzlich die Spannung bei der Gruppe zu knistern begann. Der Kerl weiß doch gar nicht, weswegen wir hier sind. Er darf es nicht wissen! Aber warum wusste der freundliche Gastgeber dann, was die Gardisten interessieren konnte?
„Es gibt da jemanden, der gerne mit euch sprechen möchte“, beantwortete der Gutsbesitzer selbst die Frage, die Medin ihm in Gedanken gestellt hatte. Doch die Antwort steigerte die Spannung bloß. „Ihr findet ihn auf der anderen Seite der Lichtung. Packt am besten eurer Hab und Gut zusammen“, fügte Dethenor mit einem Zwinkern hinzu.
Handelte es sich möglicherweise um Wenda? Medin verwarf den Gedanken. Wenn dem so wäre, hätte sie sich sofort gezeigt und würde nicht so eine Geheimniskrämerei betreiben. Doch wer war es dann? Sofort zog Medin die Möglichkeit eines Hinterhalts in Betracht. Aber gab es auf dieser Insel überhaupt ein Risiko, dass es nicht lohnte einzugehen? Gewiss, doch hatte Medin noch keines ausgemacht. Kurz wanderte sein Blick zu den anderen Mitgliedern der Gruppe. Kein Wort war nötig, um eine Übereinkunft zu treffen. Eilig warf Medin sich den Mantel über, der ihm letzte Nacht als Decke als Nachtlager gedient hatte und streifte den Waffengurt des Zweihänders auf den Rücken, wo er sich mit dem seines Einhänders kreuzte. Zusammen traten sie den Weg über die Lichtung an.
Kurz bevor sie den Waldrand erreichten, verteilten sich die Krieger (Draco blieb stets in Trilos Nähe), um es einem möglichen Hinterhalt so schwer wie möglich zu machen. Als sie so den Wald betraten, mussten sich die Augen an den Mangel an Licht gewöhnen, bevor sie im schnelleren Tempo in das Dickicht eindringen konnten. Obwohl es noch nicht Abendstunde war, war die Sonne schon lange hinter der nahen Bergkette verschwunden, an der auch die Hauptstadt lag.
Vorsichtig tastete sich Medin auf dem feuchten Boden vor, jederzeit bereit das Schwert zu ziehen. Es war ungewöhnlich still, als ahnte der Wald, dass hier etwas lauerte. Der Duft des frisch beregneten Waldbodens war in Ermangelung eines Luftzuges derart immens, dass er Medins Sinne zu betören schien. Wer wusste schon, was für Vegetation hier hauste und was für Stoffe diese verbreitete? Die Dornenranke, an der er sich eben ein paar Kratzer geholt hatte, schien jedenfalls nicht auf Khorinis vorzukommen. War sie möglicher Weise giftig?
Als die Umgebung den Paladin abzulenken drohte, hielt er inne. Er stand unter einem mächtigen Baum und blickte sich um. Zu fast allen Streitern hatte er Blickkontakt. Auch sie bewegten sich vorsichtig immer weiter in die Stille hinein. Irgendetwas oder irgendwer war hier!
„Wenn er uns sprechen will, warum versteckt er sich dann?“, flüsterte Medin den anderen zu. Aber noch mehr Ohren als die seiner Gefährten erreichten diese Worte.
Das plötzliche Geräusch von Leder, das auf einem Seil reibt, zerriss die Stille, gefolgt von einem dumpfen Aufprall direkt hinter ihm. Jäh fuhr der Südländer herum und sah sich keinen Schritt von einer Gestalt entfernt, deren Hände soeben ein Seil losließen, das den Baum hinauf führte. Die Kapuze des Umhangs der Gestalt warf einen Schatten auf das Gesicht des Gegenübers.
„Weil ich nicht sicher war, dass ihr es seid“, hörte Medin eine vertraute Stimme aus dieser dunklen Öffnung und einen Moment später zog der Unbekannte die Kapuze vom Kopf. Nun offenbarte das Dämmerlicht ein Gesicht, das der Rüstungsschmied sofort erkannte.
„Feydieth!“ Freude und Erleichterung schwangen in seiner Stimme mit, während auch die anderen nun näher kamen. Bis auf Trilo kannten sie den Hauptmann der tyrischen Wache.
„Auch ich muss genau wie ihr überall mit einem Hinterhalt rechnen“, erklärte der Heerführer, der momentan nichts anderes trug als ein normaler Jäger in den Wäldern am Leib haben würde. „Umso mehr freue ich mich aber, dass sich das Gerücht bestätigt hat. Ihr seid wirklich nach Tyrien gekommen und habt einen ganz schönen Wirbel veranstaltet.“
„Wir hatten keine Wahl. Anscheinend hat irgendwer Wendas Nachricht abgefangen.“
Einen Moment wechselte die Miene des Loyalisten von kurzer Verwunderung in den Ausdruck der Erkenntnis und des Verständnissen, bevor er das Wort ergriff.
„Ihr habt Glück, dass ihr an Dethenor geraten seid.“
„Ist er ein Loyalist?“
„Er ist den Darath treu ergeben, aber aus dem Bürgerkrieg will er sich heraus halten.“
Das erklärte und bestätigte einiges.
„Leider ist meine Zeit hier begrenzt. Ich muss dringend zurück in den Palast. Ihr wollt nicht zufällig mitkommen?“ Einen Hauch seines Humors hatte sich der Krieger selbst in diesen Zeiten bewahrt.
„Haben wir denn eine Wahl? Ich habe mir heute die Rebellenlager angesehen. Da ist kein Durchkommen. Wie willst du uns reinbringen?“ Medin war bestimmt nicht der einzige, der die Antwort ahnte.
„Na so, wie ich euch das letzte Mal raus gebracht habe. Gegen Ende des Krieges hatte Marius Wesen mächtiger Magie in die Kanäle geschickt, um so unserer Verteidigung endgültig den Dolchstoß zu geben. Nach seinem Ende fielen viele dieser Kanäle in sich zusammen; warum, das weiß und verstehe ich nicht genau. Auf alle Fälle gibt es aber noch ein paar, die aus der Stadt hinaus führen und von denen Marius offenbar nichts gewusst hat. Die sind so alt, von denen dürfte nicht einmal Cayn etwas wissen.“ Bei der letzten Bemerkung erkannte Medin Verbitterung, die Feydieth wohl schon lange in ihrem Griff hielt. Ein weiteres Mal musste er sein Land sterben sehen – und diesmal kam der Feind aus den eigenen Reihen.
„Gut gehen wir.“ Ohne auch nur einen Blick zum Hof oder der Lichtung zurück zu werfen, tauchten die Soldaten tiefer in die Dunkelheit des Waldes ein.

DraconiZ
30.10.2006, 14:33
Ein beklemmendes Gefühl ging vom Kopf des Paladins über seinen Rücken bis hin zu seinen Beinen als sie den dunklen Tunnel betraten. Denn dies war ganz sicher nicht der Tunnel den sie das letzte Mal genutzt hatten. Dieser hier war wesentlich älter und auf eine seltsame Art verlassener. Nicht das er dem Hauptmann aus Tyrien Feydieth nicht getraut hätte oder nur einen Moment daran zweifelte, dass sie auch wirklich dorthin kommen würden, wo sie hinwollten. Vielmehr die Tatsache, dass der Streiter nicht sehen konnte wie genau ihr Weg beschaffen war lies DraconiZ’ Hand immer wieder zum Schwertknauf wandern. Trilo’s Besessenheit tat ihr übriges dazu, dass der Paladin keine Ruhe finden würde. Einige Spinnweben, die von den wirklichen Bewohnern dieser Kanalisation, den Insekten, rührten, wegwischend gelangte der Schwarzhaarige, durch die Beschleunigung seiner Bewegungen neben den Hauptmann. ,, Wie geht es eigentlich Wenda und wie genau ist das mit der Revolution abgelaufen? Ich konnte mir bis gerade kaum vorstellen, dass in Tyrien so etwas passierte“. Feydieth machte erst einen nachdenklichen Gesichtsausdruck und machte dann eine wegwerfende Handbewegung. ,, Das werdet ihr noch früh genug erfahren. Folgt mir einfach“. ,, Dann guckt wenigstens auf den Weg und nicht in der Gegend rum“, entgegnete DraconiZ zu herablassend wie möglich, was in Anbetracht des sehr schmalen Ganges noch lächerlicher als so schon wurde und lies sich einige Schritte nach hinten fallen. Mittlerweile hatte er wirklich ein Problem damit nicht genau den Weg zu kennen und vor allem Jemand anderen blind vertrauen zu müssen, den er nicht gut kannte.

Nach einiger Zeit konnte man durch den Fackelschein erkennen, dass der Weg sich in drei Pfade teilte. Der Hauptmann hielt seine Fackel je in einen der Gänge, bis er mit der Fackel nach rechts deutete. ,, Ich denke es geht hier lang. Wir könnten auch den mittleren nehmen, der ist zwar kürzer, aber dort sind auch noch einige Viecher, so weit ich mich erinnere“. Feydieth wollte schon losgehen um in den rechten Gang zu gehen, wurde aber durch die Worte von Uncle gestört. ,, Was sollen denn das für Viecher sein Föydith? Ich denke es ist besser, wenn wir so schnell wie möglich angekommen“. ,, Genau. Wir machen hier schließlich keinen Kinderausflug. Mit den paar Viechern werden wir schon fertig“. DraconiZ wusste zwar nicht genau, was das für Kreaturen sein sollten, sah nur Finsternis in dem Gang und hörte es von der Decke platschen, ging aber, nachdem er auch eine Fackel in seiner Hand hielt, einfach los ohne die Worte des Tyroth zu beachten, der irgendetwas von Minecrawlern und Waranen brabbelte. Hinter sich hörte er sofort Uncle der mit seiner schweren Rüstung die charakteristische Geräuschkulisse erschuf und schließlich auch Seufzen und brummige Worte bevor alle ihm folgten.

Der Gang wurde allmählich breiter und man konnte alte Schriftzeichen erkennen, die dem Gemäuer einen schönen Anblick gaben, doch heller wurde es kein bisschen. Hätten die Streiter nicht einige Fackeln mit sich geführt, so hätten sie ihren Weg niemals gefunden. Ein dumpfer Aufschlag war in ihrer Nähe zu hören, woraufhin alle wie ein Mann stehen blieben und sich erschrocken umsahen. ,, Was war das?“, ,, Keine Ahnung!“. ,, Ach Egal weiter jetzt war bestimmt nur ein Minecrawler der vor Dummheit umgekippt ist“. Nach dem kurzen Wortwechsel wurden Waffen gezogen und die Krieger setzten ihren Weg nun wesentlich vorsichtiger vor. Jedes Platschen in die zahllosen Pfützen hier unten, jedes Geräusch, dass von den Wänden widerhalle und jede hastige Bewegung wurde sofort mit einem festem Blick gemustert. ,, Guck mal schon damals gab es wirklich nette Frauen“, meinte DraconiZ mit einem Wink seiner Fackel zu einem Stein in den eine leicht bekleidete Frau vor vielen Jahren hineingemeiselt worden war. Medin schaute kurz belustigt, bevor er wieder ernst wurde und seinen Weg fortsetzte. ,, Feydrödi wann kommen denn die vielen Monster und vor allem wann sind wir aus dem Gang hier heraus?“. Der Hauptmann schaute kurz brummig, ob der Entstellung seines Namens, bevor er entgegnete: ,, Ich weiß es nicht genau. Ich bin diesen Gang nur von der anderen Seite ein Stück gegangen und habe dort vermutet einige Tiere gehört zu haben“. DraconiZ rollte die Augen. Das konnte ja viel heißen. Vielleicht hatte sich der Tyroth diese Dinger auch nur eingebildet, so wenig wie die hier vom Kämpfen verstanden. Gerade wollte der Schwarzhaarige sich einen passenden Kommentar überlegen, da stieß er mit dem Fuß unachtsam etwas weißes um was sich ein paar Mal drehte und dann in einige Entfernung wieder zum stehen kam. Der Schmied hielt inne und betrachtete, das passende Gerippe, das zu dem Totenkopf passte, den er gerade weggetreten hatte. DraconiZ ging instinktiv in die Hocke und beobachtete das Skelett genau. ,, Vielleicht hat Marius doch von diesem Kanal gewusst“. Seine Stimme war nur ein Flüstern. ,, Dort drüben liegen noch mehr“, meinte Tomarus, als er sich in der Gegend umgesehen hatte. Als sie sich mehr und mehr umsahen, sahen sie, dass hier an ein dutzend Skelette lagen. Allesamt trugen sie Rüstungen von Tyroth und deren Waffen. ,, Ich bin sicher, dass wir noch mehr finden, wenn wir suchen“, meinte Medin nachdenklich. ,, Es bringt nichts hier zu bleiben. Wir können froh sein, dass Marius vernichtet wurde“, meinte Uncle daraufhin und so erhob sich auch DraconiZ aus der Hocke und sie gingen weiter über die Knochen, die hier herumlagen. Während es knirschte und knackte wandte der Streiter seine Augen immer gerade aus. Die Skelette mochten zerfallen sein, nachdem die Macht von Marius gebrochen war, doch was war mit den Dämonen? Waren sie immer noch hier unten? ,, Die Männer können auch einfach von den Minecrawlern oder den Waranen getötet worden sein, die hier unten sind“, meinte Feydieth als sie sich etwas von den Skeletten entfernt hatten. ,, Dagegen spricht jedoch, dass wir bisher noch keines von den Tieren sahen“. ,, Oh da kann ich dich durchaus beruhigen“, meinte Trilo in diesem Moment. ,, Wenn du genau hinhörst, kannst du die Crawler hören“. DraconiZ zuckte die Schultern. ,, Egal wie es nun ist. Lasst uns sehen, dass wir hier herauskommen“.

Tatsächlich kamen sie nach einiger Zeit, entgegen der Vorrausage des Tyroth ohne einen Kampf, zu einer Leiter, die ganz sicher nach oben führte. ,, Das ist sie ganz sicher“, meinte Feydieth grinsend und brachte die anderen Streiter dazu ihrer Schritte zu beschleunigen. Als alle nun oben waren trat DraconiZ die lange Leiter nach unten, so dass es unmöglich war, von unten nach oben zu kommen. ,, Nur zur Sicherheit“, sagte er daraufhin und hielt dem Hauptmann ohne einen Übergang einen Vortrag wie viel besser es gewesen war den kürzeren Weg zu nehmen.

Trilo
30.10.2006, 18:12
Tja, nun waren sie also durch. Ein doch überaus langweiliger Tunnel, wenn auch die Runenzüge und Schriftbilder an den Wänden doch der Rede deutlich wert waren. Sowas hatte er noch nie gesehen, weder im Kloster oder Kastell noch in den Tempelanlagen. Allerdings waren die spöttischen Bemerkungen Dracos einw enig fehl am Platz. Sich an Bildern halbnackter Frauen ergötzen. Naja, jedem das seine. Jedenfalls waren sie nun wieder oben und waren irgendwo im Palast. Als nächste musste man in den inneren Teil und zwar quer über den Innenhof. Doch manch einer hielt es für angebrachter erstmal einen Vortrag zu halten.
Eine scheinbare Ewigkeit hielt sich der General DraconiZ damit auf, dem Hauptmann Feydieth eine Predigt zu halten wie gut doch der kürzere Weg war. Naja, sollten sie doch. Trilo selbst schüttelte nur den Kpf. Allein die Tatsache, dass Draco die Leiter nach unten beförderte und so den Rückweg versperrte, war genug Grund dafür dessen Titel als Kommandant doch ein wenig in Frage zu stellen. Doch nun gab es etwas anderes, was Trilo mehr beschäftigte. Und es war ausnahmsweise mal nicht Wenda.

"Ähm Leute? Ich will euch ja nicht unbedingt grundlos belästigen, aber wegen dem Tunnel da unten. Da sind Minecrawler zu sehen, vielleicht möchte ja Feydieth mal einen von denen sehen? Er sagte ja, man ist ihnen noch nie begegnet. wenn er gute Augen hat kann er eventuell sogar ein von den beiden MinecrawlerWarrioirn erkennen, die ab und an hervortreten..."

Das war typisch für Trilo. Vor allem seitdem er bereits einmal tot war. jede Gefahr ins Lächerliche ziehhen. Wie dem auch sei. Nebenbei als manch einer von ihnen etwas näher an den Tunnel wieder heran gingen, hatte er Draco über seine Gedanken bezüglich der leiterlosen Rückkehr berichtet.

Medin
30.10.2006, 19:12
Was in der drei Götter Namen war ein Minecrawler Worrier? Dieses Wort war Medin nicht geläufig. Handelte es sich dabei um eine neue Minecrawlerart? Der Paladin wusste, dass es besonders starke Exemplare gab, die im Volksmund als Minecrawler Krieger bezeichnet wurden, was aber nicht die Frage beantwortete, wer oder was ein Worrior war?
Weißt du, Sterblicher, wenn Magier im Zeitgefüge pfuschen, können die Grenzen zwischen den Dimensionen verschwimmen. Marius, dem ich einst diente, hat auch einige Experimente mit den Dimensionen durchgeführt. Vielleicht hat er dabei für einen Moment das Band der Dimensionen getrennt, um es danach wieder zusammen zu fügen. Doch lass dir gesagt sein, selbst so ein kurzer Zwischenfall kann die Realität auf Äonen hin gravierend verändern. Vielleicht hat Marius damals das Tor zu einer noch schrecklicheren Welt geöffnet, in der nicht einmal die drei Götter existieren. Es ist eine kalte, hektische Welt, in der sich die Menschen selbst aus den Augen verlieren werden. Auf dieser Welt lastet ein schlimmer Fluch! Anglizismen haben sich in verschiedenste Sprachen eingenistet und zerfressen diese von innen heraus. Vielleicht ist auch das Wort Worrior auf eine solche Erscheinung zurückzuführen, die auf deinen dämonischen Freund übergesprungen ist. Nimm dich vor ihm in Acht, denn vielleicht hat er auch noch…
Ach, was erzähl ich dir das überhaupt. Du bist nur ein einfacher Soldat, der so etwas nie verstehen wird. Es reicht zu, wenn einer von uns dieses Wissen in seinem Bewusstsein trägt.
Medins Kopf brummte schrecklich! Nicht alleine die Kommunikation mit seinem Dämon verursachte diese Schmerzen, auch die Gedanken, die eben jener implizierte. Der Paladin wollte diesen Gedankengängen folgen, aber vermochte sein Bewusstsein nicht die Fülle zu erfassen, die da auf ihn einströmte und sich praktisch von selbst vervielfältigte, bis nur noch ein einziges Gedankenwirrwarr in seinem Kopf herrschte. Jäh zwang er sich selbst zum aufgeben dieses Vorhabens, um sich auf die Realität zu konzentrieren.
„Lassen wir diesen Tunnel sein, egal was er beherbergt, wie er ist. So wie es scheint, wird er bald zu den geringeren Problemen zählen“, bemerkte er, während von einer der Mauer Schreie herüber drangen. Seine Augen verfolgten einen Trupp Bogenschützen, der gerade über die Wehrgänge eilte, als ein klarer Schrei durch die nächtliche Stille drang.
„Sie sind wieder da!“ Dieser Ruf, von erschöpfender Hoffnungslosigkeit fast erstickt, galt nicht etwa den Streitern von Khorinis, sondern den anderen tyrischen Soldaten. Von einem auf den anderen Augenblick wurde die Stille durch das Pfeifen hunderter Pfeile zerrissen, die größtenteils ihr Ende an den mächtigen Zinnen der Festung fanden. Lärm vom anderen Ende des Hofes ließen keine Zweifel offen. Ein Angriff war in vollem Gange. Mit alarmiertem Blick schaute Medin zu Feydieth.
„So geht das seit vier Tagen. Pro Nacht mindestens zwei Sturmangriffe. Bis jetzt können wir sie von den Toren fernhalten. Solange sie keine neuen Schleudern bauen, schaffen wir das auch eine ganze Weile noch.“ An dem besorgten Blick Medins änderte das nichts, doch war weiteren Kommentaren erst einmal vorgebeugt. „Folgt mir, ich bringe euch rein. Unsere Zeit ist zu kostbar, um sie mit Tatenlosigkeit zu vergeuden.“
Wenige Augenblicke später hallten die Schritte der Krieger von den Wänden eines breiten Korridors wieder. Die Flanken waren von Säulen gesäumt, die ebenso wie der Rest aus einem einzigartigen, marmorähnlichen Gestein gefertigt zu sein schienen. Dieses Bauwerk musste uralt sein – und doch erstrahlte es in einem solchen Glanz, wie einst jedes Haus auf tyrischem Boden. Riesige Fresken zierten die Wände mit Szenen, denen kaum eine Medin bekannte Sage oder Legende gerecht zu werden schien. Tyriens Geschichte musste alt und voller Heldentaten sein, die nicht unbedingt auf militärischem Gebiet begangen wurden. Der Südländer zweifelte keinen Moment daran, dass es auch dunkle Kapitel gab, so wie er jetzt gerade als Figur im jüngsten dieser Art auftauchte. Ein Kunstwerk dazu existierte noch nicht. Würde es je eines geben? Würde es je eines geben können?
Die Gruppe bog um eine Ecke. Am Ende des Säulenkorridors war eine mächtige Holztür zu sehen, zu der es gut noch dreißig Fuß waren. Verbarg sich dahinter eine Ratskammer? Der Thronsaal war es nicht, denn den Weg zu diesem kannte Medin bereits.

Wenda
30.10.2006, 20:11
"... nein, der Rat ist mit nichten wichtiger als ein ach so gewöhnlicher Soldat! Wenn es eine Schlacht zu schlagen gibt, so erwartet BITTE nicht von mir, hier hinter dicken Mauern tatenlos auf ihr Ende zu warten!"
Wendas Augen blitzten zornig, als sie aufsprang und dabei fast ihren Stuhl umwarf. In einer wütenden Geste warf sie, nach ihrem Schwert, das hinter ihr an der Wand lehnte, greifend, ihre blonde Mähne zurück und stürmte aus der Ratskammer, um sich den Gefechten auf den Zinnen des Palastes anzuschließen.
Ihr Zorn auf die mit Untätigkeit gepaarte Wichtigtuerei der Ratsmitglieder (bis auf Tabur, der gleich auf die Höflichkeit verzichtet hatte, zum Treffen zu erscheinen) verflog aber augenblicklich, als die Ritterin ihren Freund und Vorgesetzten Feydieth im Gang auf sich zu kommen sah. Hinter ihm bog ein weiterer Mann um die Ecke, den die Barbierin fast nicht wiedererkannt hätte. „Medin??“ Er sah furchtbar aus: ausgemergelt war er und strohige dunkle Haare fielen ihm über die eingefallenen Wangen. Trotzdem erklomm ein Lächeln ihr Gesicht und wurde zum Strahlen, als Uncle-Bin in ihr Sichtfeld klapperte und die Hand zum Gruße hob. Grinsend blieb Wenda stehen und harrte der Dinge beziehungsweise Personen, die da noch kommen mochten. Und siehe da: Ein leicht mürrisch dreinblickender Draconiz stapfte in den Gang, doch auch seine Miene hellte sich auf, als er seine alte Kampfgefährtin erblickte. Perfekt machte den Gänsemarsch dann Wendas einstiger Einhandlehrer Tomarus. Wenda wusste gar nicht wohin vor Freude und klatschte begeistert in die Hände, während sie ein Dankgebet an Innos richtete, dass ihre Gefährten so unverzüglich hierher gefunden hatten.
Dann tauchte ein weiterer Mann hinter der Mauerecke auf und für eine Sekunde lang, die ihr Verstand brauchte, um wieder einzusetzen, erfror ihre Miene.
Welch ein seltsamer Traum, wo ich doch wach bin…
Sie hatte tatsächlich gemeint, ihren verstorbenen Geliebten Trilo dort um die Ecke biegen gesehen zu haben. Aber der war ja tot, das war völlig unmöglich. Rasch verdrängte sie das Bild und ging zur herzlichen Begrüßung der von ihr so sehnlich erwarteten Eidesgenossen über. Als Tomarus dann an die Reihe kam, eine kräftige Umarmung einzusammeln, stutzte die Ritterin wieder und ein Schauer überlief sie, als sie meinte, der Liebe ihres Lebens direkt in die Augen zu schauen.
„Ich habe wohl zu wenig geschlafen, dass ich nun am helllichten Tage träume…“, sprach sie leise zu sich selbst und kniff sich leicht in den Arm, um wieder ganz zu sich zu kommen.
„Willkommen in Tyrien, ihr Streiter von Khorinis!“, begrüßte sie lächelnd ihre Freunde. Dann fing das Trugbild auch noch zu reden an.
„Es ist so schön, die wiederzusehen, Wenda.“
Nun war die Angesprochene völlig verwirrt und stieß Medin, der neben ihr stand, leicht mit dem Ellbogen an. „Siehst du das auch?“, raunte sie ihm zu.
„Was?“ Nun war er es, der irritiert dreinschaute.
„Na… Geister.“
„Wenda, ich...“ Das Trugbild sprach wieder.

Trilo
01.11.2006, 11:34
Wie lang doch einige wneige Meter dauern können. Nie hätte sich Trilo träumen lassen, dass der Palast SO groß ist. Man könnte sich ja locker darin verlaufen. Jedenfalls hatten sie dann irgendwann ein bestimmtes Zimmer erreicht. Die Ratskammer wie ihnen Feydieth schilderte. Aber das einzige was Trilo aus den kurzen Sätzen des Hauptmanns entnahm, war dass dort sich auch Wenda befand. Tja, es kam wie es kommen musste. Sofort begann Trilo zu sprinten und hielt auf die Gänge zur Kammer zu. Den Weg wusste er zwar nicht, aber er vertraute auf sein Gespür diesbezüglich. "Halt!" ertönte es zwar noch hinter ihm, aber das bekam er auch nicht mehr wirklich mit. Erst DraconiZ konnte ihn stoppen indem er ihn von den Beinen geholt hatte. Beide waren nun recht außer Atem, denn so ein Sprint kostet nunmal auch ein klein wenig Energie...
"Willst du das Wenda wirklich antun?!"
"Was?"
"Was denkst du denn wie das für sie sein wird, wenn du mit einmal da hinein stürzt. Trilo du bis eigentlich tot! Für jeden! das wäre ein riesieger Schock für sie!"

Diese Worte hatten den Sturkopf sogar überzeugt. Geschwind stellte er sich wieder auf und half dem ebenfalls dabei zu Boden gegangenen Akrobatikmeister wieder hoch. Eigentlich sonderbar, denn es war nicht gerade Trilos Art jemanden auf die Beine zu helfen. Seis drum. Nun galt es erstmal zur Ratskammer zu eilen. Doch das unerwartete geschah, Wenda tauchte auf. Sie bog um eine der Ecken der reichverzierten Gänge und lief dem Trupp entgegen. Ein glückliches Lächeln war auf ihrem Gesicht zu erkennen. Einige Umarmungen folgten, doch Trilo selbst blieb nahezu regungslos stehen. Die Situation paralysierte ihn förmlich und er spürte, dass auch Wenda nicht ganz damit zurecht kam ihn zu sehen. Ihr Gesicht verblasste jedesmal als sie sich erblickten. Doch es ging dme ehemaligen Ritter nicht wirklich anders.

"Willkommen in Tyrien, ihr Streiter von Khorinis!“"
"Es ist so schön, die wiederzusehen, Wenda."
"Siehst du das auch, Medin?"
"Was?"
"Na… Geister."
"Wenda, ich... ich bin kein Geist. Ich bin tatsächlich hier."
Wie in Trance entglitten stand sie nun perplex vor ihm und man konnte ihr den Schmerz im herzen und die daraffolgende Schwäche deutlich ansehen. Sie zitterte. Langsam und beinahe zerbrechlich erscheindend näherte sich die Hand der Ritterin zur Schulter ihres todgeglaubten Trilos. Ruckartig fuhr eine sichtbare Gänsehaut durch sie. Sie hat es realisiert...
"Sieh, es ist warm in mir und in deiner Nähe lodert es richtig. Also ahbe keine Angst, Wenda." Leicht gesagt Worte, welche er hervor brachte als er ihre Hand ergriffen hatte und diese zu seinem Herzen führte.

Was ist das für ein licht um ihren Hals? Ahhh! Das schmerzt! Dieser elende Dämon! Wegen ihm schmerzt dieses gleißende Licht...
Lachend und weinend zugleich fiel Wenda auf den Leib Trilo nieder und umschlang ihn mit ihren Armen. Der Moment auf den Trilo seit seiner zweiten Geburt gewartet hatte. Endlich konnte er sie wieder in die Arme schließen. Die Brutalität der Umarmung war Trilo ja gewöhntaus der früheren zeit. Jeder andere hätte wharscheinlich gleich angefangen zu schreine or Shmerz, denn zum einen war die Rüstung von ihr schwer udn zum anderen hatte die junge Barbierin nunmal immense Kraft intus. Es lies die beiden in Erinnerungen schwelgen. Die erstem Momente als sie sich sahen und sie seinen Kiefer mit einem Hieb fast brach, weil sie meinte er sei ein Spanner als Beispiel.

"Wenda... ich liebe dich. Und ich werde dich auch immer lieben, egal was passiert."
"Ich weiss, denn selbst der Tod und Beliar selbst konnte uns nicht trennen."
Ein Kuss folgte und alles um sie herum wurde vergesen.

Mir doch egal was hier los ist, ich habe Wenda und alles ist gut. Obwohl... eigentlich bin ich den Leuten hier Dank verpflichtet, dass sie sich so gut um sie gekümmert haben. Naja, sollte ich gebraucht werden so stehe ich zu Diensten.
Klasse! Ich habe tatsächlich wieder Spaß am Leben gefunden!
Was die Liebe doch alle bewirken kann...

Uncle-Bin
01.11.2006, 16:00
Laaaaangweilig., brüllte eine verzweifelt wütende Stimme in Uncles Kopf, die gegen diese Liebesschnulze zwischen Trilo und Wenda zu protestieren versuchte. Zu lange starrte der Lord nun schon auf die Szenerie, die er nicht ganz nachvollziehen konnte.
„Wir haben Krieg und ihr denkt an den Nachwuchs. An sich ist das sicher löblich, aber heute ist es Fehl am Platze. Ich wünsche über den Stand der Dinge aufgeklärt zu werden. Was passiert hier? Wieso passiert es und was können wir tun, um die Stadt und unsere Haut zu retten?“, tönte Uncle schließlich und zog sein Schwert, um es mit einer Kraft gegen seinen arg verbeulten Schild zu schlagen.
„Ich bin nicht gekommen, um hier angeln zu gehen!“, schrie er dann noch, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Seine Kriegerseele war erwacht und sein Schwert dürstete nach dem Blut des Feindes. Es war Uncle deutlich anzusehen, dass er sich lieber sofort in die Schlacht stürzen wollte, als noch länger in einer Festung zu hocken, die Stunde um Stunde aufs neue angegriffen wurde.
Nein, so etwas hielt er wahrlich nicht aus. Eine belagerte Burg wie im Minental war eine Sache, aber hier wurde gekämpft und nicht nur belagert. Hier waren Taten gefragt und nicht ein Brunnen und etwas Nahrung für die nächsten Wintermonate. Geschwätz und Liebesdollerein waren in Uncles Augen mehr als Fehl am Platze.

Medin
01.11.2006, 16:57
Tja, was lief hier eigentlich. Medin wusste nur das, was er aus Wendas Flaschenpost hatte erfahren. Das war ungleich mehr als Uncle wusste, denn Bordan hatte ihn bestimmt nur unter Mitteilung von einigen Grundbegriffen, die wohl nicht über Bürgerkrieg, Tyrien und Wenda hinausgereicht hatten, auf die Reise entführt. Tomarus und Trilo wissen sicher auch noch nichts genaueres, ergänzte Medin sich selbst. Es bestand also noch Klärungsbedarf.
Glücklicherweise war auch Feydieth dieser Ansicht. Er musste zwar energisch an das sich wieder gefundene Paar appellieren, aber schlussendlich bewog er sie doch dazu, sich aus der Umarmung zu lösen und sich dem hier und jetzt zu widmen. Medin hatte dafür Hochachtung vor den beiden. Sicher war es schwierig, in einen solchen Moment die Augen für das Umfeld zu behalten, obwohl alles doch zur Nebensache verkam, und verlangte einiges an Selbstdisziplin. Selbstdisziplin ermöglichte es, dass sich die Gruppe wieder in Gang setzte. Der tyrische Hauptmann setzte sich erneut an die Spitze und wieder hielten sie auf die Ratskammer zu. Doch kurz vor der großen Tür aus massiven tyrischen Holz, wandte Feydieth sich nach rechts. Dort befand sich eine (natürlich nur im Vergleich zu der der Ratskammer) kleine Tür aus massivem Stahl. Ein Schlüssel war von Nöten, die knauflose Tür zu öffnen. Beim betreten des Raumes stellte sich heraus, dass es eine doppelte Tür war, denn drei Fuß hinter der ersten befand sich ein zweite Tür. Der Zwischenraum, in dem sich die Streiter nun drängten, war mit kahlen Steinwänden ausgekleidet.
„Die innere Tür lässt sich nur öffnen, wenn die äußere verschlossen ist“, erklärte Feydieth. „Ebenso verhält es sich beim verlassen des Raumes mit der äußeren Tür.“ Nur wirklich große Paläste wiesen solche ausgeklügelten Sicherheitssysteme auf. Hinter der inneren Tür musste ein wahrer Schatz verborgen liegen. Die Offenbarung ließ nicht lange auf sich warten. Dreimal schnappte der Schlüssel in dem Schloss, bevor sich die schwere Tür aufschieben ließ. Der Anblick, der sich nun den Streitern bot, wurde den wenigsten Erwartungen gerecht. Regale säumten die Wände eines verhältnismäßig kleinen, kreisrunden Raums, in dessen Mitte sich ein ebenso runder Tisch befand. Stühle gab es keine. Einer nach dem anderen betraten sie den nach vergilbten Blättern riechenden Raum und verteilten sich, soweit es die Räumlichkeit zuließ.
„Warum verschließt ihr ein paar Fetzen Papier so sorgfältig wie die Staatskasse?“, fragte Medin entgegen seiner sonstigen Art frei heraus.
„Wenn diese Dokumente an die Öffentlichkeit gelangen, ist der Krieg verloren“, beantwortete Feydieth die Frage ohne einen Anflug von Kränkung in der Stimme, während er in einem der Regale wühlte, in dem scheinbar ungeordnet so viele Schriftrollen wie nur möglich aufeinander gestapelt waren. „Hier befinden sich Pläne aller wichtigen tyrischen Bauwerke. Mit ihrer Hilfe könnten die Rebellen den Palast in einem Angriff einnehmen.“ Medin stieß einen achtungsvollen Pfiff aus. Dass sie hier rein durften zeugte von großem Vertrauen ihnen gegenüber. Wurden sie diesen Ansprüchen überhaupt gerecht. Medin dachte sowohl an Trilos als auch an sein eigenes Leid, das merkwürdiger Weise keine Kommentare beisteuerte.
„Aber wegen solcher Pläne sind wir gar nicht hier“, fuhr Feydieth fort und forderte die umstehenden auf, sich dem Tisch zuzuwenden, auf dem er nun eine Karte ausbreitete. Sie zeigte zweifelsohne Tyrien, mit all seinen Kleinstädten und Grafschaften. Fast alle waren gelb eingefärbt. Nur ein Teil der Hauptstadt sowie einige Landstriche ohne größere Ansiedlungen waren blau gekennzeichnet.
„Sind das…?“
„Ja, leider.“ Feydieth nickte. „Die Rebellen kontrollieren fast jeden Flecken dieses Reiches und haben dementsprechenden Rückhalt. Der ehemalige General Cayn ist der Anführer dieses Heeres, aber wir vermuten, dass machthungrige Grafen hinter der Sache stecken. Konkret denken wir an diesen Bezirk, diesen und diesen da. Die Aristokraten, ihr wisst, wir kennen Adel nicht in der Form wie ihr, die als Grafen dort eingesetzt sind, sind in der Vergangenheit…“ Während Feydieth über die Hintergründe der landesweiten Rebellion spekulierte, schweiften Medins Gedanken ab. War es richtig, was sie hier taten? Sie waren dabei eine Minderheit zu unterstützen, die die Macht festhielt, während die breiteVolksmasse die Abdankung der Darath forderte. Durfte man ihr diesen Anspruch verwähren? Welche Legitimation hatten die Darath noch auf die Herrschaft. Als hätte Feydieth Medins Gedanken erraten, hob er die Stimme ein wenig, als er auf diesen Aspekt einging. „… zu finden sind. Als ihr damals nach Tyrien kamt, waren wir am Rande unserer Existenz. Um ein Haar hätten wir den Krieg verloren. Im Angesicht der Bedrohung stand das Volk zusammen, doch als sie gebannt war und der Wiederaufbau begann, erklärten viele die Darath als Schuldige für diese beinahe Niederlage. Gewissermaßen dientet ihr als neues Idol für die Errettung der Tyroth. Ihr vollbrachtet in wenigen Tagen das, was die Darath viele Monate nicht schafften. Die Rädelsführer machen sich das zu nutze und schüren diese Gedanken wo sie nur können. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Marius hat sich den Darath nie so offenbart, wie er euch offenbarte. So konnten sie die Quelle des Übels nicht finden, die ihr gefunden habt. Ihr müsst mir glauben, so wahr ich seit einem halben Jahrzehnt Heerführer meines Vaterlandes bin: Es gibt für Tyrien keine besseren Herrscher als die Darath! Der Wohlstand unseres Landes, auch wenn dieser durch den Krieg mit Marius getrübt wurde. Wenn es uns gelingt, dem Volk die Augen zu öffnen, dass sie die Darath als Herrscher wieder anerkennen, dann wird es Tyrien auch wieder besser gehen. Sonst sehe ich bald Tyrien in den Trümmern, vor denen ihr es bewahren wolltet.“ Feydieth hatte geendet und seine Erklärung war durchaus schlüssig.
Und was ist, wenn er es ist, der dich täuscht? Was ist, wenn Cayn die Wahrheit über die Darath erfahren hat? Ein vom Volk isoliertes Triumphirat, das Jahrhunderte lange Tradition zum Herrschen legitimiert. Ist das wirklich das richtige für Tyrien, oder täuscht dich Feydieth? Vielleicht ist auch er es, der geblendet ist. Unentschlossenheit und damit verbundenes Unwohlsein machte sich in Medin breit. Was war die Wahrheit denn schon? Durften sie sich anmaßen zu behaupten, Geschehnisse mit solch gewaltigen Ausmaßen zu überblicken, die alleinige Wahrheit zu erkennen und sie dann auch noch zu vollstrecken?
„Und wo wir gerade bei den Darath sind. Ich denke es ist nun Zeit für eine Audienz.“ Geschwind verstaute der Heerführer die Karte wieder im Regal, zückte den Schlüssel und arbeitete sich durch die beiden Türen hindurch. Wie er seit ihrer Ankunft mit den Darath in Kontakt getreten war, blieb Medin ein Rätsel.

Uncle-Bin
01.11.2006, 17:44
„Einen Moment Frigjolf!“, stieß Uncle hervor, um den davoneilenden Hauptmann aufzuhalten, der gerade dabei war durch die Tür aus der Bibliothek zu verschwinden. Er wollte noch ein paar Sachen geklärt haben, bevor er mit den Darath sprach.
„Feydieth, Lord Uncle. Was liegt euch auf dem Herzen?“ Frigjolf, Flunderbert oder Fylligan... ist doch alles gehüpft wie gesprungen., dachte Uncle, der diese tyrischen Namen wirklich aus ganzem Herzen ablehnte. Doch wollte er sich nicht mit einer Diskussion über den schwierigsten Namen aller Zeiten aufhalten.
„Wieso sollte ich in diesen Konflikt eingreifen? Ihr sagt, dass die Darath gute Herrscher sind, aber ich hörte eben, dass diese Männer jenseits der Mauern die halbe Insel erobert haben und uns als Helden feiern. Ich muss zugeben, dass es mir und meinen Taten schmeichelt und ich habe den Eindruck, dass die Darath in ihrer Weisheit viele Leben retten könnten, wenn sie kapitulieren.“
Der Tyrother reagierte sichtlich getroffen auf die Frage. Er hatte wohl damit gerechnet, dass die Unterstützung der khorinischen Soldaten bereits gesichert war. Nach einem kurzen Augenblick der betroffenen Stille erhob schließlich selbstsicher die Stimme.
„Ihr werdet uns unterstützen, weil die Männer hinter Cayn nach dem Sieg über die Darath keinen Tag des Friedens verstreichen lassen werden. Ein jeder von ihnen ist darauf aus die eigene Macht zu sichern und so würde die Niederlage der Darath einen noch größeren Konflikt schüren. Außerdem... und da sind wir uns gar nicht so unähnlich, diene ich meinen Herren bis zum Tode ebenso wie ihr. Die Rebellen sind Verräter am eigenen Volk.“
Es war nicht die Menschlichkeit, die Uncle dazu brachte sich von Feydieth unterstützen zu lassen. Es war viel mehr der Gedanke daran, dass die Rebellen ein Vorbild für einige Widerlinge in Khorinis und ganz Myrtana sein könnten. Ein aufständischer Onar war eine Sache, aber ein wenn ein ganzes Reich von einer Horde von Verrätern zerstört wurde, dann war es etwas viel schlimmeres.
„Aye.“, gab Uncle schließlich unter zustimmendem Kopfnicken von sich. „Worauf warten wir dann noch? Auf zu den Darath!“ Damit setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung. Allen voran eilte Friggendil, wie Uncle seinen Namen gerade in Erinnerung hatte.

Tomarus
01.11.2006, 20:07
Ein weiteres Mal würden sie also den drei Darath gegenübertreten, und das dieses Mal nicht nur mit Erlaubnis, sondern sogar quasi auf persönliche Einladung. Alle folgten sie Feydieth durch die Gänge, die sie zum Thronsaal der Darath führten. Tomarus musste sich eingestehen, dass er sich sehr freute, wieder hier zu sein - die auch sonst schon wunderschöne Architektur Tyriens erreichte in diesem Palast wahrlich ihre Perfektion. Auch all die teils etwas wunderlichen Dinge, ob sie als Nutzgegenstände, Werkzeuge oder einfach als Dekoration dienten, waren immer wieder faszinierend.

Nacheinander betraten sie schließlich den großen Saal und fanden sich wieder den drei Magiern gegenüber. Sie hatten sich äußerlich nicht groß verändert, seitdem Tomarus sie zum letzten Mal gesehen hatte, auch trugen sie immer noch die gleichen Roben - doch man sah ihnen die Sorgen, die sie seit einiger Zeit plagten, an. Auch die Stimme des ältesten Magiers, der sie begrüßte, war stark und entschlossen, doch auch hier hörte man Verzweifelung und Angst heraus.

»Seid willkommen, ihr tapferen Streiter. Wir sind alle sehr froh, dass ihr es zur Hauptstadt geschafft habt.«

»Das sind wir auch.«

»Wir haben schon erfahren, wie ihr hier in Tyrien begrüßt wurdet ... «, fuhr der zweite Magier fort. »Ich denke, das hat euch ein wenig gezeigt, wie es derzeit um unser Land steht.«

»Offensichtlich hat Wendas Nachricht euch also irgendwie erreicht«, kam nun auch der dritte der Magier heran. »Im Namen der Darath und aller loyalen Bürger Tyriens möchte ich euch hiermit um eure Hilfe bitten. Dass ihr das Zeug dazu habt, habt ihr uns schon einmal bewiesen - ich weiß, dass ihr soetwas nun auch ein zweites Mal zu schaffen in der Lage seid ... und hoffe, dass ihr auch gewillt seid, dies zu tun.«

»Ihr seht ja, in welch misslicher Lage wir uns befinden. Wir und all jene, die uns noch treu ergeben sind, seien sie hier im Palast oder irgendwo da draußen. Das Volk sieht immer noch Helden in euch - auch wenn diejenigen, die scheinbar irgendwie von dem Hilferuf spitz bekommen haben, euch natürlich nicht gern hier sehen. Wenn irgendwer die Zukunft Tyriens noch beeinflußen kann, dann seid ihr das, edle Streiter. Und ich hoffe, ihr werdet euch einmal mehr auf die richtige Seite schlagen.«

Uncle-Bin
03.11.2006, 20:03
„Wir schlagen uns auf keine Seite, verehrter Magus.“, polterte Uncle drauflos und ehe sich ein Gemüt ob dieser Respektlosigkeit erhitzen konnte, ergänzte er: „Wir kämpfen auf Seiten Innos und der wechselt seine Verbündeten nicht.“
Nicht nur dem Feuermagier der Darath entfuhr ein erheitertes Lachen. Ein Lachen, dass in jenen Tagen wohl selten in der Halle des Rates erklungen war. So sorgte Uncle nicht nur für einen kurzen Augenblick der Heiterkeit, sondern auch für etwas Hoffnung.
Doch bereits einige Sekunden später drang der Ernst der Lage wieder zu den Gefährten durch. Erst war es nur ein gequälter Schmerzenschrei, dann folgte der klang einiger eiligen Schritte und schließlich wurde die Tür zur Ratshalle aufgestoßen. „Die Aufständischen – sie brechen durch!“
Ein junger Soldat, der wahrscheinlich erst nach dem Sieg über Marius rekrutiert worden war, hatte jene Botschaft verkündet und starrte nun mit fassungsloser Miene in die Gesichter der khorinischen Soldaten.
Als hätte Uncles Griff zum Schwert nicht schon alles erklärt, erhob nun auch der Schwarzmagier seine Stimme. „Geht und zeigt euch denen, die gegen uns kämpfen. Es wird ihre Moral schwächen, wenn ihre Helden zu uns stehen. Wir werden euch zu gegebener Zeit unterstützen. Im Moment heizt jeder getötete Rebell den Hass gegen uns weiter an.“
Uncle liebte es, wenn er den Ton angeben konnte, aber in dem Fall gab es ja noch Tomarus, Medin, Draconiz, Trilo und Wenda, die alle ein Wort mitzureden hatten. So wurde der Hauptmann schon allein dadurch gebremst, dass man ihm nicht sofort folgte.
„Wir haben wohl keine andere Wahl, als zu kämpfen...“, murrte Draconiz schließlich und gemeinsam rannten die beiden Hitzköpfe aus dem Saal, um ihre Schwerter endlich wieder mit Ruhm zu besudeln. Ob die anderen ihnen folgten, bemerkten die beiden Krieger nicht mehr und selbst wenn sie alle in der Ratshalle geblieben wären, so würde keiner von ihnen wieder umkehren. Schließlich war nun eine Art Wettkampf darum entbrannt, wer zuerst seine Visage auf der Straße zeigen durfte.

Medin
03.11.2006, 22:25
Es war ein berauschendes Gefühl, als das Adrenalin Medins Blut in Wallungen brachte, während die Gruppe im Eilschritt durch den Hauptgang eilte. Feydieth war während der Audienz verschwunden, ohne dass es irgendeiner bemerkt hatte. Wahrscheinlich war er es, der den Boten zu den Streitern geschickt hatte, um ihre Anwesenheit zum Vorteil im Kampf einzusetzen. Der Schlachtenlärm drang zwar nicht durch die dicken Mauern bis in den Saal der Darath, aber der Schmerzensschrei des Boten, als dieser ausgeglitten und gegen die Tür gerasselt war, besaß repräsentativen Charakter für die Szenerie, die sich den Streitern nun bot, als sie auf den Innenhof heraustraten. Rufe schallten zu dutzenden von den Wällen und das Surren von Pfeilen war zu hören. Aber auch der Klang gekreuzter Klingen wurde durch die kühle Nachtluft herangetragen. Doch bevor dies den Paladin beunruhigen konnte, kam Feydieth herbei geeilt, sich den Bogen wieder auf den Rücken streifend.
„Wo sind sie durchgebrochen?“, war die erste Frage, die dem Hauptmann entgegen gerufen wurde.
„Inzwischen nirgends mehr“, antwortete dieser, während er die letzten Meter zu der Gruppe hinter sich brachte. „Wir haben sie beim Ansturm in eine Falle gelockt. Aus einem Seitenausgang sind wir ihnen mit einem Ausfall in die Flanke gefahren. Damit haben sie wohl nicht gerechnet. Momentan drängen wir sie drei Straßenzüge weiter zurück. Es ist zwar bloß eine Frage der Zeit, bis sie uns wieder in die hinter die Mauern drängen, aber wir haben bereits mehr als genug Zeit für unsere Zwecke erkämpft.“ Die Art, wie der Tyroth die Betonung auf „unsere“ legte, gefiel Medin nicht so recht.
„Was meinst du damit?“ Argwohn keimte in ihm auf, seit er diese Überlegung im Kartenraum vorhin unvollendet gelassen hatte. Man konnte nicht mehr von blindem Vertrauen sprechen, wie es einst existiert hatte.
„Wir, damit meine ich uns sieben, haben heute Nacht etwas ganz besonderes vor.“ Feydieth wirkte angespannt, doch schien er Herr sowohl über sich als auch über die Lage. Noch. „Etwas abseits von den umkämpften Gebieten haben die Rebellen in einem Straßenzug ein Lager errichtet, über das sie ihren Nachschub in der Stadt organisieren. Dort könnten wir finden, was wir brauchen. Zwar sichern Patrouillen dieses Gebiet, aber wir haben eine Chance, durchzukommen. Militärisch gesehen wird die Zeit des Palasts immer knapper. Wir brauchen Informationen über die Hintermänner der Rebellen. Die Grafen gelten offiziell alle als Gefangene der Rebellen. Sicher paktieren einige mit ihnen. Ich, die Loyalisten, wir müssen endlich wissen, mit wem wir es zu tun haben! Wir kämpfen hier nicht gegen unser eigenes Volk, sondern gegen Hintermänner, die es aufwiegeln. Auch Cayn ist wahrscheinlich bloß eine Marionette, wenn gleich die gefährlichste.“ Das sollte also das Ziel ihres nächtlichen Ausflugs werden. Erneut erhielt Medin einen Adrenalinschub, als er sich des Ausmaßes der Aufgabe bewusst wurde, die man ihnen hier aufbürdete. „Nun, seid ihr dabei?“ Medin sagte kein Wort, sondern zurrte den Schwertgurt des Zweihänders etwas fester. Uncle und Draco hätte Feydieth gar nicht erst fragen müssen. Auch die anderen bekundeten nun ihre Bereitschaft. Letztendlich saßen sie doch alle mit den Tyroth im selben Boot.
„Ich wusste, ich kann mich auf euch verlassen.“ Ein dankbares Lächeln huschte über Feydieths Gesicht. Nun verlor er keine Zeit mehr. Schnellen Schrittes führte der tyrische Hauptmann die Gruppe zur Mauer. In einen der Türme war eine dicke Stahltür eingelassen, die sich mit einem Quietschen kurz öffnete, um die siebenköpfige Gruppe in die Dunkelheit der Nacht zu entlassen, welche ihnen Deckung bis zu den ersten Häusern bot.
„Nördlich von uns zieht eine Truppe Loyalisten die Aufmerksamkeit auf sich“, erklärte Feydieth, während er sie schnell aber sicher durch die engen Gassen der Stadt führte. Hier und da erhaschte Medin einen Blick in die Fenster der Häuser. Nirgends brannte Licht. Viele der Fenster waren vernagelt. Wo die Bewohner wohl waren? Entweder waren sie geflohen, oder verkrochen sich in ihren Häusern in der Hoffnung, der Krieg möge an ihnen vorüber ziehen. Oder sie standen mit Waffen in den Händen auf dem Schlachtfeld, das sie Heimat nannten. Der Gedanke war beängstigend, ebenso wie der leblose Anblick dieser sonst so schönen Stadt, durch deren kunstvolles Antlitz sich nun Narben aus Barrikaden und Trümmern zogen.
Soeben bogen sie in eine recht Enge Straße ein, die Medin seltsam bekannt vorkam. Doch bevor er nach der Erinnerung suchen konnte, verlangte Feydieth Aufmerksamkeit.
„Wir sind gar nicht mehr so weit ent-“ Jäh hielt der Tyroth inne und blieb stehen. Die anderen taten es ihm gleich. Jetzt, da das Geräusch ihrer Rüstungen und Schritte ausblieb, konnte man deutlich Stimmen vernehmen, die sich nährten. Sie mussten hier weg, schnell! Kaum war dieser Gedanke zu Ende gedacht, deutete Feydieth auch schon auf einen Trümmerhaufen am Straßenrand, der wohl mal ein Haus gewesen war, das einem dilettantischen Katapultschützen zum Opfer gefallen war. So schnell es ihnen das Gebot der Weisheit erlaubte, gingen die sieben Krieger hinter einer Mauer, die noch stand, in Deckung. Sofort presste sich Medin an den kalten Stein. Die Stimmen kamen immer näher. Noch waren sie durch die Mauer vor Blicken geschützt, doch nur für wenige Augenblicke. Der Schmied blickte zu Boden. Unter der Staubschicht vermochte man noch das Mosaikmuster zu erkennen, mit denen ein paar Wege dieser Stadt gepflastert waren. Nun wusste er auch, warum ihm dieser Ort bekannt vorkam. Für ein paar Tage hatte er hier mal gewohnt.
„Der Palast hält höchstens noch zwei Tage.“ Die Stimme riss ihn zurück, zurück von einem besseren Ort.
„Nachdem unsere Schleudern verkokelt wurden, brauchen wir mindestens eine Woche.“
„Blödsinn. Die dicksten Mauern können das neue Tyrien nicht aufhalten.“
Es waren also bloß zwei Leute. Das brachte Medin auf eine Idee. So leise wie möglich drehte er sich zu Uncle um, der direkt neben ihm an der Mauer stand. Zwei schnelle Handzeichen, ein Nicken seitens des Hauptmanns und dann war es auch schon soweit. Blitzschnell griff Medin nach einem Stein, der zweifelsohne zu den Trümmern gehörte. Gerade passierten die beiden Rebellen die Grenze, bis zu der die Mauer den Gefährten Schutz bot. Ohne genau zu zielen, war Medin den Stein in hohen Bogen auf die andere Straßenseite, wo er ein Fenster traf. Der Lärm der Splitter zerriss die nächtliche Stille, gefolgt vom Schaben zweier Klingen, die aus den Scheiden gezogen wurden.
„Wer ist da?!“ Die Stimme klang jung. Ein Jüngling, der zum Patrouillendienst der Rebellen eingeteilt war. Hoffentlich hatte der überhaupt was Wichtiges zu sagen. Doch eins nach dem anderen. Die beiden standen nun mit dem Rücken zu Medin und Uncle, die sich vorsichtig aus dem Schatten der Mauer heraus lösten und auf die Straße traten. Ihre Schritte blieben nicht ungehört, doch war es da für die beiden Rebellen schon zu spät. Mit einer Bewegung zog Medin den Einhänder vom Rücken und schlug mit dem relativ spitzen Knauf auf das Schulterblatt des einen Rebellen, der unweigerlich in die Knie ging. Nicht mehr als ein Keuchen entrang sich seiner Kehle und bevor er Luft für einen Warnschrei holen konnte, hatte sich Medins Hand schon über dem Mund geschlossen, während die zweite einen Dolch gegen die Kehle des Jünglings hielt. Keinen Schritt neben ihm zeugte ein metallisches Klonk vom Aufschlag des durch einen Helm geschützten Kopfes des zweiten Rebellen auf den Pflastersteinen, nachdem er die Bekanntschaft mit Uncles Panzerhandschuhen gemacht hatte.
„Kein Wort“, raunte er seinem Gefangenen unbeirrt ins Ohr und zerrte ihn wieder hoch, während Uncle seinen Fang packte. Die anderen waren aber in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben. Mit vereinten Kräften hatten sie eine verrammelte Tür eines Hauses aufgebrochen. Es war anscheinend leer, oder die Bewohner versteckten sich. Wenn sie das taten, dann nicht im Keller, denn diesen suchten die Krieger mit ihren beiden Gefangenen nun auf. Als der letzte (mit Ausnahme von Feydieth, der oben blieb und Wache schob) das Gewölbe betreten hatte, waren die beiden Rebellen bereits an zwei Stühle gefesselt und während der eine über höllische Kopfschmerzen jammerte, warf der Jüngling giftige Blicke in die Runde, als wäre er der einzige Mensch dieser Erde, der etwas von Patriotismus verstand. Medin konnte über so eine Naivität nicht mehr schmunzeln, wie es ältere meist taten. Zu oft begegnete man solchen Menschen.
„So“, begann er das Gespräch mit eben jenem, während er langsam auf diesen zuging. „Wir unterhalten uns jetzt mal.“
Als Antwort spuckte der Jüngling, er mochte kaum älter als achtzehn sein, nach ihm. Das Geschoss verfehlte den Südländer bloß um Haaresbreite, doch ließ er ihm überhaupt keine Beachtung zukommen. Das wirkte, denn der Gefangene meinte sogleich, seine Entschlossenheit mit Worten unterstreichen zu müssen.
„Ihr erfahrt von mir nichts.“
„Was wollen wir denn wissen?“ Die Frage kam zu unvermittelt, als dass der Rebell sein Konzept hatte bewahren können.
„Ihr wollt uns verhören, um diesen widerlichen Darath noch mehr Zeit zu verschaffen. Aber das nützt euch alles nicht.“ Der Kerl versucht eine neue Fassade aufzubauen. Medin wusste, was er tun musste. Er trat dicht vor den Gefesselten.
„Schau dir mal meinen Kollegen an“, sprach er recht leise und deutete auf den anderen Stuhl im Raum, der einige Meter von diesem entfernt war. Uncle wandte seine ganz eigene Methode an. Er ließ seinen Gefangenen mit Wein vollaufen, von dem dieser Keller wahrlich genug bot. Nebenbei nahm er auch den einen oder anderen Schluck. „Der will euch verhören.“ Einen Moment wanderte der Blick seines Gefangenen zwischen Uncle und Medin hin und her. „Ich möchte bloß mit dir reden. Wie heißt du?“
„Theref“, verplapperte sich der Rebell.
„Theref also. Mich nennt man Medin.“ Die Augen von Theref wurden größer. „Ich suche einen bestimmten Mann. Er heißt Cayn. Weißt du, wo ich ihn finden kann?“
„Ich sag dir nichts!“
„Also weißt du es. Gut.“ Das letzte Wort zog Medin in die Länge. Theref wusste nun, dass er sich abermals verplappert hatte. Viel hatte er Medin nicht mehr entgegen zu setzen. Nach diesem sanften aber wirksamen Einstieg war es nun an der Zeit, die Barriere zu brechen. Medin beugte sich herunter. „Möchtest du es mir wirklich nicht sagen?“ Wieder spuckte Theref, wieder verfehlte er. Die Tyroth waren einfach ein zu kultiviertes Volk für alle Spielarten des Krieges. Nicht einmal ordentlich spucken konnten sie. „Das ist schade.“ Langsam richtete sich Medin auf und schnallte die Panzerhandschuhe von seinem Gürtel. Erste Schweißperlen bildeten sich auf Therefs Stirn. Langsam, man konnte es ruhigen Gewissens genüsslich nennen, streifte er das Paar über und zurrte die Riemen fest. Dann baute er sich in voller Größe vor Theref auf. „Wirklich nicht?“ Theref zitterte, blieb aber stumm. Urplötzlich holte Medin aus. Theref senkte den Kopf, um das Gesicht zu schützen. Ein Krachen übertönte das Lallen aus der anderen Ecke des Raumes, als der Deckel des Weinfasses zerbrach. Theref zuckte, noch bevor die Spritzer des roten Weins seine Kleidung bedeckten. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er schon sein eigenes Gesicht von dem Stahlhandschuh zermalmt gesehen hatte. Nun hatte Medin eine Chance, aber das war zu wenig. Er wollte es sicher machen. Zu viel stand auf dem Spiel. Die erneute Frage, die Theref möglicherweise erwartete, blieb daher aus.
„Draco, halte doch mal bitte den Kopf dieses Rebellen fest.“ Ein kurzer Blickkontakt zwischen den beiden Waffenbrüdern konnte Draco dazu überzeugen. Auch er wusste wahrscheinlich nicht, wie weit Medin wirklich gehen würde. Medin hasste sich bereits jetzt für das, was er gleich tun würde. Aber sie hatten so wenig Zeit…
Draco trat hinter den Stuhl, packte den Kopf mit beiden Händen und hielt ihn gerade. Der Jüngling wehrte sich, hatte aber der Kraft des Waffenschmieds nichts entgegenzusetzen. Sich nicht aus der scheinbaren Ruhe bringen lassend, stellte sich Medin erneut auf und rieb kurz über die verstärkten Kuppen an den Knöchelgelenken des Handschuhs. Dann holte er wieder aus. Theref wand und wand den Kopf hin und her, vergebens. Präzises raste die geballte Faust auf ihr Ziel zu und als sie traf, ließ Draco sofort den Kopf los. Theref krümmte sich auf den Stuhl, während Medin die Hand wieder aus der Magengrube zurückzog. Er hatte nur mit einem Bruchteil seiner Kraft dort zugeschlagen, wo Theref es nicht erwartet hatte. Bleibende Schäden dürfte er somit vermieden haben. Der Schmerz war schon genug. Nun musste er diesen nur noch nutzen. Ohne dem Rebell Zeit zur Erholung zu gönnen, schnellte die Hand zur Stirn und riss den Kopf nach hinten über die Stuhllehne, was den Körper aus der vermeintlich schmerzlindernden gekrümmten Haltung zwang. Theref keuchte vor Schmerzen.
„WO IST CAYN?!“, schrie Medin seinem Opfer ins Ohr. Bitte lass es mich nicht noch mal tun müssen. Sein Wunsch wurde erhört.
„Das große Westlager… vor der Stadt“, stieß Theref hervor. Erleichtert atmete Medin auf. Eine Lüge konnte er ausschließen. Menschen wie Theref konnten in so einer Situation nicht lügen. Medin bezweifelte, ob er sich in einer vergleichbaren Situation selbst hätte zusammenreißen können. Aber das war unwichtig. Er eilte zu einem der Regale dieses Kellers und kehrte mit einem Krug Schnaps zurück.
„Trink das. Das hilft ein bisschen.“
Medin hatte nun, was er von Anfang an gewollt hatte. So einfach war es gewesen. Die Gefangenen würden sie in diesem Keller zurück lassen. Früher oder später würde man sie finden.
„Ich werde unverzüglich Cayn aufsuchen. Wenn er, wie Feydieth sagt, die wichtigste Marionette ist, dann hat er wohl auch die nötigen Informationen. Aber es ist zu riskant, als wenn wir uns alle zusammen ausliefern sollten.“ Medin legte eine Pause ein und blickte in die Gesichter der Gefährten, die das Schauspiel mit, gelinde formuliert, gemischten Gefühlen beobachtet hatten. Dann blieb sein Blick bei Draco stehen. „Draco, ich habe gehört, dass du Erfahrungen mit fehlgeleiteten Heerführen gemacht hast.“ Weiter musste er nicht sprechen. Der Waffenschmied stimme zu, ihn zu begleiten. Bevor die anderen noch etwas sagen konnten, kam Feydieth die Treppe herunter. Er hatte wohl alles von oben mitgehört.
„Wir sollten langsam verschwinden. Die Patrouille wird man sicher vermissen. Wir müssen uns immer noch um ein Versorgungslager kümmern – auch ohne die beiden.“ Er deutete auf Draco und Medin.
Medin nickte. „Wir sind schon weg.“ Ihn überraschte es ein wenig, dass Feydieth diese Spaltung der Gruppe für so ein hohes Risiko guthieß. Vielleicht tat er das aber gar nicht. Auch der Hauptmann hatte nur eine stark begrenzte Auswahl an Möglichkeiten. Auch der Gedanke des Verrats beschäftigte Medin, als er die Stufen hochstieg.

Trilo
04.11.2006, 11:50
Immer diese Brutalitäten. Wenn dann soll medin das auch richtig machen. Von dem Schlag spürt er in ner halben Woche eh nichts mehr. Amateure...

Soweit zu Trilos Gedanken bezüglich der Methoden Medins zur Informationsbeschaffung. Er selbst hätte dies wahrscheinlich etwas... naja... sadistischer angestellt. So mit Abziehen der Fingernägel oder dem befestigen von gewichten an den Ohren beziehungsweise den Brustwazen. Schmerzahft und effektiv. Aber gut, Medin hatte auch so Erfolg. Nun waren sie also allein. Die Generäle oder vermeindlich ehemaligen generälre waren fort. Feydieth, Uncle-Bin, Tomarus, Wenda, Trilo und die beiden gefangenen. Wobei der eine sicherlich mehr Alkohol als Blut in sich ahben müsste bei der Menge an Wein und Schnaps die ihm der Scharfrichter eingeflößt hatte. Trilo selbst ergriff nun das Wort:

"Ich weiss, ich bin wahrlich nicht der Ranghöchste hier und kann es von der Erfahrung her mit Niemanden hier aufnehmen, mal von der Ahnungslosigkeit über Tyrien meinerseits ganz zu scheigen. Aber! Wir sollten jetzt los und zwar auf schnellstem Wege. Wie ihr bereits sagtet Feydieth, haben wir noch ein Lager zu räumen. Also wie kommen wir jetzt am schnellsten dorthin?"
"Nun..."
"Ja, zeigt es uns doch auf der Karte."
"Karte?"
"Ja, diese hier. Ich habe es mir mal erlaubt eine mitzunhemen. Man weiss ja nie was kommt..."
"Trilo! Du..."
"Reg dich ab Uncle. Es nur zum Wohle aller geschehen und nun wird sie uns helfen. Also Fey, wo sind wir und und wo genau müssen wir nochmal hin?"

Die Tatsache, dass der milizsoldat einfach eine der recht detaillierten Karten aht mitgehen lassen, kam irgendwie nicht bei allen so gut an. Nichtsdestotrotz half diese Situation sehr, denn man fand ein paar kleinere Abkürzungen durch die Wohnhäuser beziehungsweise ihre Hinterhöfe. Doch als sie nur noch etwa zwei bis drei Straßen entfernt waren, ging es los.

"Halt! Was sucht ihr hier!"
"Tja, dann wollen wir wohl mal richtig kämpfen."
"Find ich auch, Uncle. Los gehts, mal sehen wer am Ende die meisten weg hat!"
Die letzten Worte Trilos waren im Zusammenhang mit seiner Gestik und Mimik wohl etwas sonderbar. Er hatte blitzschnell sein Schwert gezogen und leckte über dessen Klinge. Scheinbar überkam ihn richtige Vorfreude auf das Scharmützel gegen die knapp 20 Aufsässigen. Dumm war nur eine Tatsache:
Seine Haare wurden dunkel udn er preschte allen voran in die erste Reihe des Trupps. Die warnenden, schnaubenden Worte Uncles vernahm er nicht mehr. Ebenso wenig das leichte Grinsen Feydieths, weshalb auch immer dieses sich überhaupt auf dessen Gesicht legte...

Wenda
04.11.2006, 12:55
Sie waren einer nicht zu verachtenden Truppe von Rebellen quasi gredewegs in die Arme gelaufen. Wie hatte das nur passieren können. Wenda schalt in Gedanken sich und die anderen, nicht wachsam gewesen zu sein. Schließlich wollte sie doch ein Blutvergießen möglichst vermeiden. Auf beiden Seiten.
Die Ritterin bagann zu schwitzen, als sie ihre Waffe zog, die seit fast einem halben Jahr in der Scheide geruht hatte. Es blieb ihr jedoch keine Zeit, sich wieder an das Gefühl einer Klinge in der Hand zu gewöhnen, denn Trilo lenkte die Aufmerksamkeit aller auf sich, in dem er fast schon blutrünstig mit der Zunge die Klinge seines Schwertes entlangfuhr. Fast schon nebenbei bemerkte sie, dass seine Waffe der ihrigen glich. Ihre Verwirrung machte aber sogleich Wut Platz und der Angst um ihren gerade erst zurückgekehrten Geliebten Platz, als dieser sich wie von Sinnen in die Reihen der über einDutzend starken Reihen der Feinde warf. Aber Moment - war das überhaupt Trilo? Jener Mann dort hatte schwarzes Haar! Doch kein Zweifel, seinen Kampfstil hatte der Verstorbene nicht abgelegt. Bald schon war der Kämpfende von Rebellen umringt, die versuchten, an dessen wirbelnden Klingen vorbei seine Verteidigung zu brechen um ihm endgültig das Leben zu nehmen.
Einen Wimpernschlag hinter Tomarus und Uncle-Bin ging Wenda an Feydieths Seite zum Sturmangriff über. Schon lange hatten die Soldaten die Gefährten erkannt - keiner von ihnen durfte Bericht erstatten können, sonst war ihre Mission, die über Sieg und Niederlage entscheiden würde, zum Scheitern verurteilt.
Nach dem Augen-zu-und-durch-Prinzip rannte die Barbierin los, das Schert drohend schwingend. Der erste Rbell, der ihr in die Quere kam, zeigte nicht viel Gegenwehr; er schien Trilos Aktion die bloßen Erkenntnis, grade mit den Streitern von Khorinis die Klingen zu kreuzen, noch nicht ganz verarbeitet zu haben, sodass slebst eine mittelmäßgie Kämpferin wie Wenda rasch seine halbherzigen Paraden beiseite schieben konnte und ihre Klinge scheinbar beiläufig seine ungeschützte Kehle touchierte.
Töten war einfacher, als sie es sich vorgestellt hatte.

Die Umstände halfen den Loyalisten, denn die Straße war zu eng, als dass alle Gegner gleichzeitig zum Zuge kommen könnten. Während Trilo also auf sich gestellt unter den Feinden wütete, konnten die restlichen Streiter eine Schwertblockade bilden, die jedem die optimale Deckung gab. Wenda, als schwächstes Glied, fand sich an der linken Flanke wieder, während Feydieth neben ihr zeigte, was ein Tyroth unter Kampfkunst verstand.
Zumindest diesen einen Wunsch, kein Blut vergießen zu müssen, hatte Innos ihr nicht erfüllt.

DraconiZ
04.11.2006, 13:00
DraconiZ gab Medin ein eindeutiges Zeichen in Bezug auf die vier Rebellen, die auf der Mauer standen, die die beiden Streiter aus der Stadt zum Westlager bringen sollte und ohne ein weiteres Wort setzte sich ein jeder der Beiden in Bewegung. Während Medin mit gezogener Waffe offen auf die vier Wachen zuging und diese augenblicklich dumme Kommentare ob der Narrheit Medins abgaben, suchte der Akrobatikmeister den Schatten eines der Häuser und wartete darauf, dass die Amateure die Leiter herunterkletterten, die sie zu dem Rüstungsschmied führen würde. Glücklicher Weise war die Sonne von Wolken verhüllt und die Soldaten schienen, wie viele ihrer Gefährten, noch recht jung zu sein, was DraconiZ seine Arbeit ungemein erleichterte. Wären die Rebellen aufmerksamer gewesen hätte er sich sicherlich nicht so einfach verstecken können.

,, Einer der Streiter von Khorinis die mit den Darath zusammen arbeiten! Wir haben von euren Heldentaten gehört. Jedoch hat man uns nicht von eurer Torheit unterrichtet“, pöbelte direkt einer der jungen Männer los, als sie alle vier vor Medin standen und alle außer er hämisch anfingen zu Grinsen. Der ehemalige General hingegen verharrte Regungslos in seiner Position und machte keine Anstalten dem Idioten zu antworten, wozu auch gar kein Grund bestand, denn schon im nächsten Moment hörte einer der Rebellen ein Surren, was immer weiter auf ihn zukam. Der Wurfdolch bohrte sich tief in seine Hüfte und lies den Rebellen sofort in sich zusammen sacken. Erschrocken fuhren die drei übrigen jungen Männer zusammen, anstatt ihre Waffen zu ziehen und so ging Medin fast gemächlich auf einen von ihnen zu und schmetterte ihm seine Faust erst in die Mitte des Brustkorbes und dann ins Gesicht, so dass auch dieser vor Schmerzen schreiend in sich zusammen sackte. ,, Na wer will denn da abhauen?“, begrüßte DraconiZ die beiden anderen, die nun fliehen wollten, von der anderen Seite und zeigte den beiden anderen zwei seiner Wurfdolche, die er in je einer Hand hielt. ,, Bitte bitte. Tut uns nichts. Wir machen echt alles was ihr wollt. Wie sollten wir denn wissen auf was wir uns einlassen? Cayn hat uns so viel versprochen wenn wir machen, was er verlangt!“. Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und steckte die Dolche weg. ,,Seht zu das ihr Land gewinnt“, befahl Medin in absurd freundlichem Ton zu den Beiden, woraufhin beide die Beine in die Hand nahmen und rannten als wäre Beliar selbst hinter ihnen her. ,, Dann müssen wir wohl den am Boden fragen“, stellte DraconiZ fest und zog mit einer martialischen Bewegung den Dolch aus der Seite des Verwunderten, der sich zuvor die ganze Zeit auf dem Boden der Stadt gewälzt hatte. Nett wie der Schwarzhaarige war putzte er den blutverschmierten Dolch auch noch am Gewand des Rebellen ab, als er in einem Ton, als wolle er ein Stück Brot kaufen fragte: ,, Wenn wir dort drüben die Stadtmauer erklimmen wie genau müssen wir dann laufen um zu Cayn zu kommen?“. Der Mann sprach sofort und erklärte ohne das einer der beiden Kommandanten nachfragen musste ausführlich und präzise wo der General der Rebellen sich aufhielt und was genau an Verteidigung aufgebaut war um ihm zu helfen.

Als der Rebell geendet hatte nickten beiden Gardisten diesem zu und DraconiZ erhob seine Hand zum Abschiedsgruß. ,, Am besten lässt du die Wunde versorgen. Ich habe gehört die Darath sind ganz gute Heiler“. Kurze Zeit später standen die beiden Waffenbrüder auf der Umrandung der Stadt und schauten in den Burggraben herunter. ,, Langsam missfällt mir die Option da durch zu gehen“, meinte der Schmied zu der Aussicht durch das Wasser zu laufen. ,, Nun ich denke wir werden schon eine seichte Stelle finden, wo wir trotz der Rüstung durchkommen. Dumm ist nur das Klettern“. Der Paladin grinste auf Medins Worte. ,, Ich helf’ dir“.

Tatsächlich hatten die beiden es einige Zeit später geschafft sowohl das Klettern als auch den Fluss zu überwinden und folgten der Wegbeschreibung, die ihnen von dem Rebellen gegeben worden war. ,, Glaubst du die erzählen jetzt überall herum wie grausam und stark wir sind?“, fragte der Schwarzhaarige als sie sich über eine Ebene bewegten. ,, Hoffentlich. Dann haben wir nicht mehr so viele Probleme“, kam die Antwort des Rüstungsschmiedes.

Medin
04.11.2006, 16:22
Die Ebene vor der Stadtmauer bot keinerlei Schutz vor neugierigen Blicken. Draco und Medin konnten so das große Westlager, was nur noch ein paar Minuten vor ihnen lag und sich als ein Haufen Lichter präsentierte, gut sehen. Wahrscheinlich wurden sie aber ebenso gut gesehen, denn es dämmerte bereits. Medin hatte schon vor ein paar Minuten erkannt, dass er dieses Lager auch von seiner Erkundungstour vom Gehöft der Holzfäller aus gesehen hatte. Es war für seine Größe entsprechend mit Palisaden befestigt und an mehreren Eingängen befanden sich Wachen.
„Sie haben uns schon entdeckt“, bemerkte Medin, weiter auf den Lagereingang zumarschierend. „Hier werden wir nicht kämpfen. Die lassen uns schon zu Cayn und bis die Rebellen aus der Stadt hier sind, haben wir vermutlich, was wir wollen.“
Inzwischen marschierte ihnen ein Empfangstrupp entgegen. Vier mit Schwertern bewaffneten Rebellen folgten der Bogenschützen. In ihrer jetzigen Position hätten die beiden Khoriner keine Chance.
„Keinen Schritt weiter“, begann ein selbstbewusst wirkender Rebell und hielt die Spitze seines Schwertes an Medins Kehle. „Ihr dürft hier nicht entlang.“
„Wir wollen zu Cayn“, entgegnete Medin trocken.
„Das ist egal. Unsere Späher haben euch aus der Stadt kommen sehen. Ihr seid vermutlich Spitzel der Darath. Habt ihr einen Grund parat, warum wir euch nicht töten sollten?“
„Kein Streiter von Khorinis ist ein Spitzel der Darath oder wird je einer sein.“
„Was hattet ihr in der Stadt zu suchen?“ Der Kerl war wirklich einfältig. Umso besser.
„Wir haben Informationen über den Palast, die für das neue Tyrien neue Tyrien existentiell sind.“
„Was sind das für Informationen?“
„Das werde ich euch sicher nicht sagen. Ihr könntet ein Spitzel der Darath sein.“ Das verschlug diesem selbstgerechten Rebellen die Sprache.
„Wie könnt ihr es wagen? Ich sollte euch auf der Stelle enthaupten!“, drohte er, nachdem er seine Sprache wieder gefunden hatte. Der Kopf war rot angelaufen.
„Also wollt ihr verhindern, dass diese Informationen Cayn erreichen? Auf welcher Seite steht ihr?“
„Mensch, lass ihn lieber zum General. Du weißt, was der sonst mit uns macht.“ Das zureden eines anderen Rebellen brach den Widerstand.
„Folgt mir“, brummte der großmäulige Rebell. Das taten sie auch. Nun marschierten sie ins Lager des Feindes mit eigener Eskorte.
„Wir müssen bei Cayn geschickt vorgehen“, flüsterte Medin zu Draco. „Wir bieten ihm Informationen im Tausch gegen die Namen der Hintermänner.“ Draco nickte. Was sollte er auch anderes tun?
„Gäste für Cayn“, murrte der Führer ihrer Gruppe zu einer Wache, die ein großes Zelt bewachte. Sie waren vermutlich kurz vor ihrem Ziel.
„Moment“, sprach die Wache und verschwand im Zelt, um kurze Zeit später wieder zu kehren. „Können passieren. Allein.“ Man nimmt uns nicht die Waffen ab, wunderte sich Medin. Der General schien ziemlich selbstbewusst zu sein. Ohne zu zögern schlug er den Eingang vom Zelt zurück und betrat es.
Drinnen war es nicht gerade hell. Ein paar Lampen beleuchteten den Tisch im Hintergrund, über den eine große Gestalt gebeugt dastand.
„Seid mir gegrüßt, Draconiz und Medin von Khorinis“, begrüßte er sie, ohne sich umzudrehen. Er klang wirklich ungeheuer selbstbewusst, fand der Schmied. „Ich bin Cayn. Ihr habt mir etwas zu sagen?“
„Wenn ihr uns was zu sagen habt.“
Eine Pause entstand, bevor Cayn fort fuhr. Er hatte sich nicht umgedreht, schien aber nun nicht mehr ganz so mit dem Tisch beschäftigt.
„Was wollt ihr wissen, Medin?“
„Wir haben Informationen über die Verteidigung des Palasts. Ich will wissen, wer nach der Rebellion die Macht übernehmen soll!“ Der Südländer fand, dass er bis jetzt seine Position glaubhaft rüber brachte. Umso mehr beunruhigte es ihn, dass Cayn zu lachen anfing.
„Medin, ich kenne euch nun schon so lange. Lange genug, um euch nicht zu glauben.“ Das brachte den Dunkelhaarigen aus dem Konzept. Woher sollte er ihn kennen?
„Ihr kennt mich nicht?“, spielte Cayn weiter. „Vielleicht kennt ihr mich nicht, weil ich nicht ganz der bin, der ich zu sein scheine,...“ Der Rüstungsschmied erstarrte. Langsam verstand er „ …genau wie ihr nicht der seid, der ihr zu sein scheint.“ Nun zitterte er. Blanke Furcht hatte von Medin Besitz ergriffen. Flieh!, riet die innere Stimme. Aber er war unfähig sich zu bewegen. Er spürte Dracos besorgten Seitenblick, doch verlangte ihm Cayn ungleich mehr Konzentration ab, denn der Rebellenführer drehte sich nun zu ihnen – und schon war es geschehen.
Als der Blick der dunklen Augen des Rebellen, die für Draco wohl ganz normal aussahen, explodierte der Vulkan an Anspannung in Medin. Brennender Schmerz durchzog den ganzen Körper, als er in das Feuer sah, dass im inneren Cayn wütete.
„Seit nunmehr zweitausend Jahren kenne ich euch.“
Wie vor wenigen Tagen im Laderaum der Kogge waren es zuerst die Knie Medins, die nachgaben. Plump sank er auf den mit Teppichen ausgekleideten Boden.
„Aber dass ausgerechnet heute der Tag ist, an dem es endet, hätte ich nicht erwartet.“
Kein logischer Gedanke hatte in Medins Kopf Platz. Es wurde alles erfüllt von bloßem Schmerz, der von einem schrillen Schrei in seinem Kopf begleitet wurde. Schwer atmend sank Medin nach vorne und konnte sich nur noch mit den Handflächen abstützen. Vor sich sah er nur die Stahlstiefel des Rebellengenerals. Über sich hörte er ein Schwert, dass aus der Scheide gezogen wurde. Er konnte nichts tun.
„Euer Blut wird den Morgen rot färben, der über dem neuen, über meinem Tyrien anbricht!“
Medins rechter Arm versagte. Seitlich viel er auf seine Schulter, der vor Schmerz verbissene Mund schlug auf den Teppich auf. So würde seine Qual nun enden. So würde er nun enden. So würde alles enden.

DraconiZ
04.11.2006, 17:01
Das musste schwarze Magie sein, die Cayn da anwandte. Anders war es nicht zu bewerkstelligen einen solch tapferen Mann wie Medin ohne irgendeine Geste oder sonstiges zu Boden gehen zu lassen. Nun da DraconiZ wusste, dass es Beliar selbst sein musste der dort agierte um die Rebellen in den Tod laufen zu lassen, gab es nur eine logische Konsequenz. Valien wurde aus der Scheide gezogen und versperrte den Weg zwischen Medin und dem Irren Cayn, der irgendetwas von alten Geschichten brabbelte, was eigentlich normal war für verblendete Beliaranhänger. Erst schien er das glänzende Schwert gar nicht wahr zu nehmen, bis die Klinge kurz vor seinem Gesicht war und er durch den Widerschein des Lichtes auf der Klinge geblendet wurde. ,, Ich schwöre euch. Tut einen Schritt und ich schicke euch zu eurem Herren“. Der Rebellenführer machte nicht die geringste Anstalt auch nur einen Schritt zurück zu gehen, doch grinste er nun und wandte sich an den Schwarzhaarigen. ,, Ein geweihtes Schwert. Interessant“. Der General dachte, dass Cayn nun noch weiter ausführen würde, was er denn so interessant fand, doch in Bruchteilen von Sekunden überlegte er es sich anders und seine Klinge knallte auf die nach oben gezogene Klinge des Paladins. Während die beiden nun miteinander rangen, konnte DraconiZ hören wie Medin sich langsam wieder aufrappelte. Scheinbar war der Zauber gebrochen worden, als Cayn sich dem Waffenschmied zugewandt hatte. Der Paladin hieb mit einem martialischen Schlag auf den Rebellenführer ein, doch dieser schien davon nicht nur nicht beeindruckt, sondern lies den Streiter mit einer weit ausholenden Bewegung zurücktaumeln.

,, Verdammt wo nimmt der die Kraft her?“, dachte der Schwarzhaarige nachdem sie einige Zeit gekämpft hatten und er schmerzlichen feststellen musste, dass er mit Brustpanzer nicht besonders kämpfen konnte, da er seine Wendigkeit nicht voll ausspielen konnte. In dem Moment wo Medin wieder voll einsatzbereit war setzte DraconiZ alles auf eine Karte. Während er mit der rechten Hand so hart er konnte auf den Rebellenführer einprügelte und sein Schwert fast wie einen Hammer einsetzte, wühlte er mit der linken in seinem Gürtel und fand schließlich auch was er suchte. ,, War schön mit dir“. Mit diesen Worten schlug er, mit seinem Schwert, dem Rebellenführer seine Waffe zur Seite, während er eine Drehung vollführte und einen seiner Dolche in den Magen des Rebellenführers. In der Zeit wo Cayn zurücktaumelte drehte sich der Schmied noch einmal. Er zog seinen Dolch wieder aus der Magengegend und hieb mit einem gezielten Schlag gegen den Brustpanzer den Anführer von den Beinen, so dass dieser gegen eine Tischkante krachte und bewusstlos zu Boden ging. ,, Was ist hier los?“, schrie Jemand vom Eingang her und DraconiZ schaute Medin scheinbar ratlos an, während er sich zu dem eintretenden Rebellen umdrehte. Innerlich verfluchte er es, dass die Rebellen nun einen Kreis um sie bildeten und die Chance auf die Auslöschung des Anführers verloren war. ,, Bist du wieder völlig einsatzbereit?“, zischte der Paladin seinem Waffenbruder zu, der daraufhin sofort nickte. ,, Er hat anfangen. Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist. Ich denke man sollte einen Magier zu Rate zu ziehen und schauen, was mit ihm passiert ist“. Die Rebellen machte ein wirklich undeutbares Gesicht auf den Appell des Streiters hin, wobei der Schwarzhaarige sich insgeheim freute, dass er noch nicht mal Lügen musste. ,, Das wollt ihr uns wirklich weiß machen? Er hat erst normal mit euch geredet und dann ist er wie ein wahnsinniger auf euch zugekommen?“. DraconiZ schaute erst ein wenig in dem Raum rum, bevor er sagte: ,, Genau so war es. Scheinbar ist irgendetwas sehr komisch hier“. Bei sich dachte DraconiZ noch: ,, Hoffentlich wacht der Idiot nicht auf, bevor wir hier raus sind. 11 Gegen 2 ist verdammt unfair, wobei 10 gegen 2 auch nicht wirklich besser ist“.
Einen Moment schienen alle Rebellen um Fassung zu ringen, bevor einer sagte: ,, Ihr seid doch völlig bescheuert. Dafür werdet ihr büßen!“. Der General zuckte mit den Schultern. ,, Seid euch bewusst, dass ihr den Zorn Innos auf euch zieht, wenn ihr uns nicht eine gebührende Untersuchung zusichert. Der Gott der Gerechtigkeit wacht immer und überall über die Menschen. Besonders über Jene die sich seinem Willen widersetzen“. Einen Moment schien der Rebell zu versuchen sich selbst einzureden, dass der Paladin das nicht ernsthaft behauptete und zog dann seine Waffe. ,, Dafür werdet ihr bluten“. DraconiZ zuckte nur mit den Schultern. ,, Naja hätt’ ja klappen können im Prinzip“. Mit einer fließenden Bewegung trat er dem Rebellen ins Gesicht während er einen weiteren umnietete indem er ihm im nächsten Moment seinen Ellbogen ins Gesicht rammte. Medin seinerseits fegte ebenfalls zwei der Rebellen von den Füßen und die beiden rannten aus dem Raum in die Richtung wo die Burg war. ,, Wäre die Situation gerade nicht so brenzlig gewesen hätte ich laut angefangen zu lachen. Denen hätte noch nicht mal der oberste Feuermagier so was glaubhaft vermitteln können“. DraconiZ seufzte. ,, Also ich denke es hätte fast geklappt“.

Einige Zeit später waren sie am Waldrand angekommen und freuten sich schon insgeheim, dass keiner der Rebellen sie entdeckt hatte. ,, Wir habens geschafft“, meinte der Akrobatikmeister grinsend, wurde aber von einer süffisanten Stimme unterbrochen. Es war Cayn der sprach. ,, Nun ihr hättet einen schnellen Weg nehmen sollen und nicht darauf spekulieren sollen, dass ihr euch im Gelände auskennt. Ich werde viel Freude dabei haben euch zu töten“. Das letzte was DraconiZ sah war ein dicker Knüppel der direkt vor seine Stirn schlug.

Medin
04.11.2006, 17:48
Wieder ging alles so rasend schnell. Diese Welt wird zu schnell für mich… oder werde ich alt?
Auf einmal war ein dumpfes Geräusch zu hören. Medin drehte sich um. Er sah gerade noch, wie Draco zu Boden ging und über ihm ein Rebell mit einem Knüppel stand. Dann kam Cayn in sein Blickfeld. Hastig senkte er den Blick ein wenig und umklammerte den Griff seines Schwertes noch fester. Trotz seiner eingeschränkten Sicht erkannte er die Ausweglosigkeit der Situation, in der sie steckten. Sie waren zwar nicht völlig von Rebellen umringt, doch genügten ein bewusstloser Waffenbruder und zwei Bogenschützen, um Medin an der Flucht zu hindern.
Erneut erschall das Lachen von Cayn.
„Das war wirklich ein erbärmlicher Auftritt bei mir.“ Das pure Böse lag in der Stimme des Dämonenbesessenen. Wieso merkten die Rebellen nicht, wem, oder besser was, sie folgten?
Weil sie blind sind, genau wie du es einst warst.
Hör genau auf meine Worte, Medin. Du wirst jetzt fliehen, oder es ist aus! Dann sterben wir beide. Medin blickte sich um. Wieder blieb sein Blick bei Draco hängen. Nein, er würde bleiben.
Narr! Wieso beschreitest du einen derart selbstzerstörerischen Weg?
Bist du es nicht, der mich zerstört? Solange schon wirfst du mir Scheinheiligkeit vor. Aber deine Arroganz dich über die Dinge zu stellen ist deine menschlichste Schwäche, die dich keinen Deut besser macht.
Begreifst du denn nicht? Du wirst sterben, wenn du nicht fliehst! Mit Genugtuung nahm Medin einen Anflug von Panik bei dem Dämon wahr.
Ja, mir wird die Gnade des Todes gewährt. Doch dein Schicksal ist ein ungleich schlimmeres.
Das werde ich nicht zulassen.
Auch du hast keine Wahl mehr.
„Tötet ihn!“ Fast hätte Medin vor Schreck in Cayn Augen geblickt, als dieser ihn aus dem inneren Dialog riss. Der Rebellenführer schien zu erkennen, was in Medin vorging und handelte nun entsprechend. Die beiden Bogenschützen neben Cayn spannten die sehen noch weiter. Bedrohlich blitzen die beiden Pfeilspitzen dem Südländer in der Morgenröte entgegen.
Lauf!
Zu spät. Es ist vorbei.
Medin ergriff den Griff seines Einhänders noch fester. Er würde Cayn mitnehmen!
Nein!
Ein Schnappen ertönte hinter Medin, gefolgt von einem hohen Pfiff. Fleisch wurde gewaltsam auseinander getrieben. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der leblose Körper des einen Bogenschützen auf den Waldboden auf. In seiner Brust steckte ein Bolzen, der aus dem Gebüsch hinter Medin geschossen war. Der andere Bogenschütze blickte sich panisch um, ebenso wie die anderen Rebellen.
„Für Innos und den König!“ Ein gutes dutzend Kehlen brüllten diesen Schlachtruf den Rebellen entgegen. Genau so überrascht wie die Rebellen drehte sich Medin um. Aus dem Unterholz brach Bordan hervor, zusammen mit den anderen Mannschaftsmitgliedern. Sie waren also den Rebellen entkommen! Medins Herz machte einen Hüpfer.
„Dachte ich mir doch, dass ich dich aus der Klemme holen muss“, witzelte der Paladin mit einem Grinsen, als er an Medin vorbei auf die Rebellen zustürmte. Der Südländer tat es ihm gleich, drehte sich um und stürzte sich in den Kampf.
Das Überraschungsmoment war vernichtend. Binnen kürzester Zeit lag ein Großteil der Rebellen am Boden. Cayn trat mit seinem restlichen Gefolge überrumpelt den Rückzug in Richtung Lager an.
„Danke“, sagte Medin erleichtert, während er Draco, der das Bewusstsein wieder erlangt hatte, auf die Beine half.
„Eine der leichtesten Übungen. Aber sollten wir nicht dem Oberrebell hinterher, bevor er das Lager erreicht.
„Nein. Wir wissen, was wir wissen wollten.“ Draco blickte ihn fragend an, während auch Bordan nichts zu verstehen schien.
„Versteht ihr denn nicht?“ Wie sollten sie auch? „Cayn ist von einem Dämon besessen, der höchstwahrscheinlich aus Marius’ Heer stammt! Wir haben keine Zeit für lange Erklärungen. Wir müssen so schnell wie möglich in den Palast und die Darath warnen. Nur sie können hier noch etwas tun. Vermutlich beginnt nun der letzte vernichtende Angriff auf die Festung. Beeilung!“, rief er den anderen zu, während er Draco seinen eigenen, wieder erstarken Beinen übergab und das Schwert in den Rückengurt zurück steckte. Sie hatten wirklich verdammt wenig Zeit. Weniger als das letzte Mal.

Uncle-Bin
04.11.2006, 18:15
Eigentlich hätte es ein Kampf genau nach Uncles Geschmack sein müssen, den die Loyalisten sich gerade mit den Rebellen lieferten. Doch eines gefiel dem Lord ganz und gar nicht. Sein Gegner, ein kräftiger junger Bursche – ein Kerl durch und durch vom Schlage Uncles – hatte offensichtlich Respekt und eine gehörige Portion Angst vor ihm.
Immer wieder hatte der Lord sich daran gestört gegen Menschen zu kämpfen, die ihn bewunderten und diesmal hätte er die Klinge am liebsten zu Boden geworfen und seinen Gegner auf ein Bierchen bei Coragon eingeladen.
Dazu kam Uncles Sorge um Trilo, der sich vor den Augen aller wieder in seine besessene Gestalt verwandelt hatte. Noch kämpfte er gegen den Feind, aber es war nur eine Frage, bis er sich gegen einen der ihren wenden würde. Tomarus, der unweit des Milizsoldaten kämpfte, war somit in ernsthafter Gefahr.
Mit einem gezielten Hieb streckte er schließlich sein Gegenüber nieder und bahnte sich gleich darauf seinen Weg zu Trilo. Gleichzeitig schrie er Tomarus zu, sich etwas zu entfernen und den Rebellen den Weg abzuschneiden. Dann griff er ins innere seines Schildes, um dort eine der Runen zu lösen, die dort angebracht waren.
„Seht eurem Ende entgegen!“, brüllte er und keine Sekunde später blitzte gleißendes Licht auf. Ein Licht, das den Augen eines gläubigen Mannes keinen Schaden zufügen konnte, aber einige der Rebellen blendete und Trilo bewusstlos zusammensacken ließ.
Uncle hatte jenen Zauber schon einmal auf den Milizsoldaten gewirkt und er wusste, dass auch diesmal die Wirkung nicht von Dauer sein würde, aber zumindest für den Moment musste es helfen.
Die übrigen Rebellen hatten der Schlachtruf und der darauf folgende Lichtblitz genug eingeschüchtert, sodass sie ihre Waffen fallen ließen und sich ergaben. Von der stolzen Gruppe waren gerade einmal 3 am Leben geblieben und so Innos es wollte, würden sie es auch weiterhin bleiben.
„Knebelt sie und dann nichts wie weg hier!“, murrte Uncle noch, dann beugte er sich über Trilo und betrachtete den Soldaten mit Sorge. Sein Haar hatte sich nicht vollständig zurückverfärbt, aber sein Gesicht sah einigermaßen friedlich aus. Sie würden wohl oder übel abwarten müssen, was sich mit Trilo ergab, denn so war er eine ständige Gefahr für die Gruppe.

Trilo
05.11.2006, 02:37
Wie wunderbar! So viele Opfer! ganz für mich allein. Ich krieg die 100 Gläubigen bestimmt auch noch zusammen!
Ja, weiter so, mein werter Pyrotas! Gut so! Freiere um die Gunst Beliars mit diesen blutroten Intarsien!
Halt dich da raus, Zeratul!
Hörst du ihn denn nicht? Den Nachtwind?!
Momentan ist mir das geräusch meiner Klinge wenn sie die Leiber dieser Tölpel durchfährt gefälliger als irgendein Wind.
Narr! Dein Nachtwind ist es, der dich kontrolliert. Und welcher dich stärk und nährt. Aber du wirst es noch verstehen. Aber halte dich von dieser Ritterin mit den Tränen fern. Sie ist gefährlich mit diesem Glühen!
Wenda?! Jetzt reichts aber!!!!

Der Augenblick war da in welchem Trilo in völligem Kampfes- und Blutrausch endete und eine regelrechte Klingenwand um sich aufbaute. Er war schneller geworden als damals, doch woran lag dies? An dem Dämon in ihm? Unwahrscheinlich, denn als er Spike Spiegel und Uncle-Bin angriff war er langsamer. Doch was war es dann? Und was ist dieser Nachtwind?
Viele Fragen auf die Antwort zu erwarten war. Doch nicht jetzt, denn jetzt herrschte erst einmal ein gigantisches brennendes Licht vor. Ein Bekantes obendrein. Uncle hatte mal wieder mit einer Paladinrune für Ruhe gesorgt. Leider..., denn damit setzte er vor allem dem Milizsoldaten äußerst zu. Sofort sackte dieser in sich zusammen und wurde bewusstlos. Doch der Bann des Dämons war momentan noch nicht gebrochen. Immernoch war sein Haupthaar mit starken schwarzen Strähnen durchzogen.

Zum Abend hin hatte man dann Trilo auch wieder aufpeppeln können. Hilfreich dabei war vor allem eine gewisse kleine Phiole an Trilos Gürtel, welche er einnahm nachdem er wieder bei Bewusst sein war. Die letzte Phiole... er hoffte inständig, dass er nicht noch eine brauchen würde. Allerdings hatte er erstmal andere Sorgen.

"Wie gehts es weiter? In der Nacht zuschlagen oder am frühen Morgen? Ich bin für dne Morgen."
"Wieso?"
"Weil sie mit einem Angriff wohl ehesten in der Nacht rechnen, da wir damit rechnen müssten, dass sie nicht damit rechnen, wenn gleich sie genau damit ja gerade rechnen, dass wir rechnen, dass sie nicht rechnen was wir rechnen!"
"..."
"Äh... wir würden sie eher überraschen wollt ich sagen. Und was meint ihr Fey?"

Wenda
05.11.2006, 20:30
Sie spürte, wie sich eine eisige Faust um ihr Herz schloss, als sie Trilo zu Boden gehen sah. Sofort eilte sie zu ihm, die wenigen restlichen Rebellen ignorierend, die von Tomarus und Feydieth in Schach gehalten wurden.
"Was hast du getan?!", ´schrie sie Uncle an, den Kopf ihres bewusstlosen Geliebten stützend.
"Das erzählt er dir lieber selber. Keine Sorge, der ist bald wieder der Alte. Oder zumindest... naja."
Tatsächlich war der Auferstandene einige Stunden später wieder putzmunter, so schien es, auch wenn Wenda, die ihre große Tasche mit den Barbiersutensilien und der Pflanzenapotheke vor der Flucht über die Dächer in ihren Gemächern zurückgelassen hatte, seinem geschundenen Körper keine Unterstützung bieten konnte. Doch schien Trilo sich wenig Sorgen um sich zu machen. Die Ritterin dafür umso mehr.
Sie hatte ihn auf seine plötzliche Raserei nicht angesprochen.
Er ist durch Feuer gegangen; er hat Beliar selbst ins Auge geblickt. Wer weiß, vielleicht hat seine Seele das nicht verkraften können? Ich selbst vermag ihn nicht widerzuerkennen in seinen Taten. Innos, gib ihm Kraft - und Verstand.
Doch Trilos Verstand zumindest schien nicht gelitten zu haben, denn schon bald rückte er mit ersten Vorschlägen zum weiteren Vorgehen der Truppe heraus, die sich im ersten Stock eines verlassenen Einfamilienhauses eingenistet hatte, solange nicht alle Streiter einsatzbereit waren. Von hier konnte man hübsch die Straße überblicken.

"Wie gehts es weiter? In der Nacht zuschlagen oder am frühen Morgen? Ich bin für dne Morgen."
"Wieso?"
"Weil sie mit einem Angriff wohl ehesten in der Nacht rechnen, da wir damit rechnen müssten, dass sie nicht damit rechnen, wenn gleich sie genau damit ja gerade rechnen, dass wir rechnen, dass sie nicht rechnen was wir rechnen!"
"..."
"Äh... wir würden sie eher überraschen wollt ich sagen. Und was meint ihr Fey?"
"Ich meine, dass sich mit etwas Glück noch nicht herumgesprochen hat, dass es Tote unter den Rebellen gab und wenn, wer dafür verantwortlich ist. Auch wissen sie nicht, dass es die Streiter von Khorinis sind, die ihre Reihen lichten, genausowenig, was genau wir vorhaben. Sie könnten uns aber ganussogut auch durchschaut haben."
"Was HABEN wir denn vor?", warf Uncle-Bin ein.
"Das werden wir sehen, wenn wir vor Ort sind.", erwiederte Feydieth, "das Wissen um die Ressourcen der Rebellen ist im Moment mehr als wertvoll."
"Vielleicht können wir ein hübsches Feuer machen, jetzt wo die Nächte so kalt sind." meinte Wenda mit gespielter Unschuld, während sie scheinbar abwesend Trilos Haar zerzauste und nebenbei dem Rätsel um den wunderlichen Farbwechsel seines Haupthaars auf die Spur zu kommen.
"Vorrausgesetzt, wir kommen an den Wachen vorbei. So ein Hauptlager wird gut bewacht sein.", bemerkte Tomarus.
"Also doch Nachts los." Uncle warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster. "Um nicht zu sagen jetzt. Bis wir das Lager gefunden und uns hineingearbeitet haben, mögen ja auch noch einige Stunden vergehen."
"Also auf." Feydieth erhob sich.

Wenda
05.11.2006, 21:26
Die kalte Stunde kurz vor der Morgendämmerung war angebrochen. Die Gefährten hatten ein gutes Stück geschafft, waren aber immer öfter auf Patrouillen getroffen, was eigentlich auf die richtige Richtung wies. Nicht allen hatten sie schlicht aus dem Weg gehen können, sodass viele leblose Körper in den Häusern lagen, die sie passiert hatten.
"Mindestens zwanzig", berichtete Trilo, der um eine Häuserecke auf die Strae gespäht hatte, wo die nächste Gruppe Rebbellen ihren Weg versperrte.
"Das schaffen wir nicht." Schwer lehnte Wenda sich gegen die Hauswand. Langsam forderte der Schlafmangel und das ungewohnte Führen ihres Schwerts seinen Tribut, nachdem die Ritterin über Monate nur leichten Arbeiten nachgegangen war.
"Dann muss eine List her." Uncle-Bin schien noch gar nicht erschöpf zu sein.
"Ich lenke sie ab.", beschloss Feydieth.
"Nicht du, du bist zu wichtig, als dass du dich hier übermäßig in Gefahr begeben könntest.", gab Wenda ihm Kontra.
"Aber ich kenne dieses Viertel. - Besser als du, Wenda, lass mich ausreden. Ich weiß was ich tue. Ich versuche sie in eine Seitengasse zu locken, entscheidet selbst, ob ihr sie überraschen oder euch vorbei schleichen wollt, ich stoße dann schon wieder zu euch."
Ohne einem der Gefährten Gelegenheit zu Einwänden zu geben, machte der General auf dem Absatz kehrt und verschwandt in einem Hinterhof.
Einige Minuten vergingen.
Dann vernahmen sie leise Feydieths Stimme, der von irgendwo Beleidigungen rief - oder das was die Tyroth als solche bezeichneten - und eine Art oberflächliche Rede gegen die Interessen der Loyalisten schwang.
Wenda musste grinsen, als Trilo von seinem Spähposten verkündete "Er hat sie. Die Gruppe verschwindet grade in einer Gasse zur Rechten."
"Dann los!"
Möglichst leise und rasch machten sie sich auf, unbemerkt an der Gasse mit den verwirrten Rebellen vorbei zu gelangen, die für den Moment an Fey's Lippen hingen, der sich imposant auf dem Balkon eines Herrenhauses positioniert hatte, der in die Gasse blickte.
Da zeschnitt ein Hornstoß das Morgengrauen. Leise zwar, aber deutlich vernehmbar zwischen dem Gedämpften Lärm, der eine Stadt im Krieg auch in der Nacht nicht verlässt. Das brachte die große Patrouillle offenbar noch mehr aus dem Konzept, den Khorinern ging es aber nicht anders. Ihr Zögern wurde augenblicklich bestraft.
"Da! Die Streiter!"
"Die Streiter von Khorinis!"
"Verräter!"
"Auf sie!"
Der Überraschungsmoment war verflogen, zwanzig Rebellen stürzten mit gezogenen Waffen auf die vier Kämpfer zu, welche spontan ihr Heil in der Flucht suchten. Ihr wenig kontrollierter Rückzug wurde aber unterbrochen von einer weiteren Schar Rebellen, die aus einer Seitangasse vor ihnen brach. Sie waren umzingelt.
"Hier entlang!" Wenda stürmte eine steile Treppe hinauf, die zwischen zwei Mauern kaum einzusehen war.

Medin
05.11.2006, 22:52
Man konnte es nicht Erleichterung nennen, die Medin ergriff, als er sich wieder im Palast befand. Eher war es ein kurzes Aufatmen mit dem Wissen, dass die Sicherheit dieser dicken Mauern trügerisch war. Nun hastete er die Gänge entlang, dicht gefolgt von Draco, Bordan und der Schiffsmannschaft sowie einigen tyrischen Wachen, an denen er achtlos vorbei gelaufen war. Sein Ziel war der Saal der Darath. Doch so weit musste er gar nicht rennen, denn im letzten Gang eilten ihm die drei Magier unterschiedlicher Konfessionen doch gleicher Gesinnung entgegen.
„Habt ihr gefunden, wonach ihr gesucht habt?“ Ausgerechnet der Schwarzmagier war es, der diese Frage stellte.
„Mehr, als ich in meinen schlimmsten Alpträumen zu finden gefürchtet habe“, gab Medin immer noch außer Atem zurück. Der Darath gab ihm Zeit. Bewundernswert, was die Magier für eine Ruhe ausstrahlen. „Es gibt keine Hintermänner!“, quälte Medin weiter seine Lunge. „Sicher gab es sie mal, aber die wahre Bedrohung ruht in Cayn.“ Nun konnte er nicht mehr. Mit Händen stützte er sich auf seinen Knien ab. Erst nach einigen Atemzügen konnte er weiter sprechen. „Cayn ist von einem Dämon besessen – einem Dämon von Marius!“ Das ließ selbst die Fassung der Darath einen Riss bekommen. Des Feuermagiers Augen weiteten sich, während der Diener Adanos’ den Kopf senkte. Einzig die Miene des Schwarzmagiers blieb unergründlich. Fast so, als hätte er das erwartet.
Der weiß zu viel!
Das Adrenalin in Medin half ihm sich nicht zu sehr auf die Stimme zu konzentrieren, die im Moment wohl kein gesteigertes Interesse an Gefahr für den Wirtskörper hatte.
„Wie konnte das nur geschehen, quasi unter unseren Augen?“
„Wir müssen uns nun die Frage stellen, was wir dagegen tun kö-“ Weiter kam der Schwarzmagier nicht mit Belehrungen seinem rot gekleideten Pendant gegenüber, denn Feydieth erschien im Gang – seltsamer Weise hinter den Darath aus Richtung Thronsaal.
„Feydieth! Wo sind die anderen.“ Auch um sie war Medin besorgt. In der Eile hatte er keine Zeit gehabt, auch noch nach ihnen zu suchen. Zu viele Rebellen waren inzwischen in den Straßen unterwegs, nachdem sie vor der Stadt dieses Theater veranstaltet hatten. Cayn musste vor Wut kochen. Dies bestätigte auch Feydieth.
„Wir haben uns getrennt. Ich weiß es nicht. In den Straßen ist der Teufel los. Cayn bläst wahrscheinlich zum Sturmangriff. So schlimm war es noch nie. Aber wir haben noch ein weiteres Pro-“ Fast schon in Tyrothmanier musste auch der Hauptmann inne halten, denn hinter Draco und Bordan kamen Wenda, Uncle, Trilo und Tomarus herein gestürzt. Endlich wieder komplett.
„Was ist passiert?“ Tja, was war passiert. Im Moment herrschte ein heilloses durcheinander an Informationen, von dem jeder einen Teil besaß. Es dauerte eine Weile, bis alle ausgetauscht waren. Die Vierergruppe hatte sich schlussendlich doch zum Palast zurückziehen müssen, ohne Feydieth, den sie hier nun wieder trafen. Die vier staunten nicht schlecht, dass er vor ihnen hier war. Das würde er später erklären, hatte der Hauptmann nur gesagt.
Es war nun offiziell. Cayn, ein Dämon, blies zum Sturmangriff auf Hauptstadt. Doch die letzte Hiobsbotschaft hatte sich Feydieth aufgespart, mit der er nun herausrückte.
„Die Rebellen haben eine neue Schleuder. Es ist aber nicht irgendeine Schleuder – sie ist wahrhaft riesig. Die Rebellen haben sie in dem Lager aufgestellt, das ursprünglich unser Ziel war.“
„Von dort aus können sie dem Palast doch unmöglich etwas anhaben.“
„Glaub mir, diese Schleuder kann das. Die Position ist günstig und mit der hohen Flugbahn wird keine Mauer dieses Palasts auf Dauer standhalten. Wir können nur auf Ungenauigkeit seitens der Waffe hoffen.“ Doch diese Hoffnung sollte schnell zerstört werden. Ein Rauschen, wie das riesiger Adlerschwingen hallte durch die Gänge und fand ein tausendfaches Echo. Wie gebannt blickten alle der auf dem Gang stehenden Gruppe nach oben. Einen Moment fühlte sich Medin an den Moment erinnert, als sie auf einem Kreis zusammengepfercht im alten Darathtempel gestanden hatten, während Marius über ihnen kreiste. Der nächste Moment sollte ihm zeigen, dass der Vergleich gar nicht so weit hergeholt war.
Ein ohrenbetäubendes Krachen zerriss das Rauschen in Fetzen aus Geröll, dass auf anderem zerschlagen wird. Von einem auf den anderen Moment war der Gang erfüllt von Staub, der jede Sicht raubte, jedoch nicht die Geräusche schluckte. Schreie waren zu hören. Das Wort „durchgebrochen“ fiel leider sehr oft. Als sich der Staub auf Menschen und Boden legte, erkannten die Streiter, dass dieses Wort besser nicht hätte gewählt werden können. Ein Felsbrocken hatte von Dach bis zum Boden ein riesiges Loch in die Wand des Gangs gerissen, etwas zwanzig Fuß von der Gruppe entfernt. Palastwachen formierten sich an dem Loch und stiegen über den wackeligen Schuttberg, um sich dem Ansturm von Rebellen entgegen zu werfen, der zweifelsohne kurz bevor stand. Instinktiv zog Medin ebenso wie viele andere der Gruppe seine Klinge und wollte bei dieser Aufgabe behilflich sein, doch Feydieth hielt ihn zurück.
„Nein! Euer Platz ist an der Seite der Darath, Streiter von Khorinis. Bringt sie hinter in den Thronsaal. Wir verschaffen euch Zeit.“ Zeit? Wofür? Doch Feydieth hatte sich bereits abgewandt und stürmte mit gezogenem Schwert auf das Loch zu, von dem erster Kampfeslärm kam.
„Folgt uns“, meldete sich der Darath Adanos’ zu Wort. Die drei mächtigsten Magier dieser Insel hatten sich umgedreht und schritten auf den Thronsaal zu. Was soll das bringen? Medin verstand nicht, was die drei vorhatten. Wenn die Rebellen erst einmal im Thronsaal waren, war es zu spät.
„Ich helfe Feydieth“, ergriff Bordan die Initiative. „Männer, zu mir!“ Die Milizsoldaten, wahrlich treue Seele, wie Medin mit Bewunderung feststellte, formierten sich um den Paladin, um dann ebenfalls in Richtung Kampf zu verschwinden. Einen Moment sah Medin ihnen irritiert nach, bevor er zu den Darath blickte, die fast im Thronsaal waren.
„Vertrauen wir auf die drei Götter“, entschied sich der Rüstungsschmied und rannte hinterher.

„Egal, was durch diese Tür kommt“, begann der Magier Adanos’, nachdem die mächtigen Türflügel von vier verbliebenen Palastwachen verriegelt worden waren, „ihr müsst es aufhalten.“ Seine Stimme klang immer noch gefasst, obwohl ihm die Anspannung anzusehen war. „Wir brauchen Zeit.“
„Wofür braucht ihr Zeit?“ Doch Medins Frage blieb unbeantwortet. Stattdessen stellten sich die Darath in einem Dreieck auf, was seinen Mittelpunkt im Zentrum des Thronsaals hatte. Auf einmal hatte ein jeder von ihnen einen filigranen Stab in der Hand, dessen Spitze auf dem Boden ruhte. Die Kristalle auf den Stäben glommen in einem schwachen, aber wunder schönen Licht – und auf einmal verfärbte sich der kunstvolle Mosaikboden des Saals. Feine Linien, die ebenso wie die Kristalle pulsierten, zogen das Dreieck nach. Dann verstärkte sich das Leuchten der Stabkristalle und in der Mitte des Dreiecks begann der Boden schwach rötlich zu glühen. Erst war es ein kleiner Punkt, der aber schleichend langsam seinen Radius vergrößerte.
„Nichts darf zu uns vordringen“, sprach der Schwarzmagier.
„Mit Ausnahme von Cayn selbst“, fuhr der Innosdarath fort. „Ihm dürft ihr euch nicht in den Weg stellen.“
Medin verstand überhaupt nichts mehr. Wussten diese drei Magier denn wirklich noch, was sie taten?
„Ihn zu euch lassen?“, machte er seiner Erregung Luft. „Ihr habt nicht gesehen, was Cayn für ein Wesen ist! Ihr habt nicht in diesen Abgrund an böser Macht gesehen, in dem es keinen Platz für einen Funken Licht gibt. Er wird alles verschlingen!“ Medins Stimme zitterte. Ja, er hatte es gesehen.
Zwei der Magier schienen ihn zu ignorieren. Nur der Schwarzmagier, der ihm am nächsten stand, wandte den Kopf abermals vom Mittelpunkt des Ritualzeichens ab, in dem sich das Glühen langsam ausdehnte.
„Cayn setzt alles auf eine Karte, nämlich auf sich. Wir müssen das auch tun. Entweder Cayn oder Tyrien. Er wird dem Zeichen der gereinigten Seele nicht widerstehen können.“ Damit drehte der Darath den Kopf wieder in die Ausgangsposition. Für ihn war das Gespräch nun beendet.
Das Zeichen der gereinigten Seelen… Cayn wird wohl kaum so dumm sein und in ein Ritualzeichen laufen.
Er wird es nicht sehen. bemerkte Medins Dämon nüchtern. Der Südländer war sich nicht mal im Klaren, auf welcher Seite sein schlimmster Feind stand. Cayn wird nur die Macht der Darath spüren. Blind wird er in ihre Falle tappen. Eine perfekte Falle, so kurz vor dem vermeintlichen Sieg den Kopf der Rebellion und gleichzeitig die wahre Bedrohung zu eliminieren. Die Darath waren wohl zu Recht die unangefochtenen Herrscher Tyriens.
Eine fast perfekte Falle. Immer noch war keine Regung aus der Stimme heraus zu spüren.
Ein dumpfes Geräusch zog Medins Aufmerksamkeit auf sich. Jäh fuhr er herum. Die Tür! Die ersten Rebellen hämmerten gegen das Tor. Die tyrischen Wachen warfen sich bereits dagegen, während die Streiter vor dem Tor Aufstellung nahmen – mit Ausnahme von Medin. Die anderen schienen verstanden zu haben, aber ihn störte noch etwas. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es kam ihm unwirklich vor. Nicht die Situation an sich, doch die Rolle, die er in ihr einnahm. Er hatte etwas Wichtiges vergessen, etwas ungeheuer Wichtiges. Doch was?

Du hast verloren! Nichts als die schreckliche Erkenntnis blieb ihm, bevor alles um ihn herum schwarz wurde.

Grauer Nebel umfing den Streiter. Langsam, fiel zu langsam, setzte er einen Schritt vor den anderen, ohne zu wissen, wo er sich befand. Nur langsam zog sich die graue Masse vor ihm zurück. Erste Konturen wurden sichtbar. Der Paladin blinzelte. Er kannte diesen Raum. Es war ein Saal, mit blutroten Wänden. In einem Traum war er einst hier gewesen. Aber da war noch etwas gewesen. Erschrocken blickte er zu Boden. Nun war es da. Fünf schemenhafte Körper lagen am Boden. Kein Leben rührte sich in ihnen. Das konnte er ihnen ansehen. Langsam trat er näher heran. Er traute sich nicht auf seine Hände zu sehen, da er glaubte zu wissen, was sie waren. Der Nebel lichtete sich weiter. Ein wunderschönes Schwert steckte im Körper des ersten Toten. Der Südländer erkannte es sofort. Es war sein eigenes. Wie im Traum fuhr er sich an den Gurt. Der Einhänder fehlte. Doch wer war dieser Tote. Damals hatte er es nicht erfahren. Sollte er es nun erfahren? Wollte er es erfahren? Er wollte nicht und trotzdem sah er hin.
Eine kurze Welle erfasste den Raum und blies den Nebel beiseite. Zur Salzsäule erstarrt blickte Medin in das Gesicht des Toten. Draconiz hieß der junge Krieger. Sein Blick musste nur über die anderen gemeuchelten fliegen, um sie zu identifizieren.
Das Ende der Streiter von Khorinis. Die Stimme hallte nach. Medins Blick fuhr nach oben. Er erkannte den Saal. Der Thronsaal der Darath. Nun hob er doch die Hände vor das Gesicht. Sie waren blut überströmt. Das Blut seiner Freunde!
Dein Schicksal, euer aller Ende. Ihr endet, du endest. Ich beginne. Aus dem Boden kroch wieder Nebel hervor. Medin konnte nichts mehr sehen.

Endlich gewann er verschwommene Sicht zurück. Doch sein Kopf war ein anderer geworden. Ein anderes, stärkeres Bewusstsein herrschte vor, während sein eigenes bloß Gast zu sein schien.
Vor ihm sah er ein Tor auffliegen. Krieger drangen in den Saal ein. Andere warfen sich ihnen mit letztem Mut entgegen.
Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hand das Schwert gezogen hatte. Langsam schritt er auf die Streiter zu, die mit dem Rücken zu ihm kämpften. Dumpfe Rufe nahm er war.
Nein!
Es ist dein Schicksal.
Nein! Unbändige Wut kochte in ihm auf, ließ sein eigenes Bewusstsein erstarken. Sein Körper hielt inne, wich schließlich zurück.
Was tust du? Auf einmal war da Schrecken.
Schritt um Schritt wich er zurück, bis er hinter sich einen Magier murmeln hören konnte.
Flammen. Sie brannten sich in seinen Kopf, verzehrten den eigenen Willen.
Nein! Es musste enden, hier und jetzt!
Und es wird enden.
Du wirst enden. Ich werde enden. Aber nicht sie!
Mit aller Kraft zog er den Einhänder zu sich heran und sackte auf die Knie aus Angst, wieder die Kontrolle über die Beine zu verlieren.
Das kannst du nicht tun! Panik!
Schicksal. Dein Schicksal, dein Ende. Unser Ende. Aber nicht ihrer Ende!
Die Zacken der Parierstangen bohrten sich in beide Hände, die sich um sie geschlossen hatte. Schmerz. Wunderbarer Schmerz. Ich kann ihn fühlen, nur ich.
Nein! Ein Keuchen.
Doch! Die Spitze des Einhänders hatte bereits piekste bereits durch die Tunika. Ein kurzer Stoß und alles würde vorbei sein. Dann sind wir nicht mehr. Dann ist nur noch diese wunderschöne Welt – und Frieden. Eine Träne rann über das Gesicht des Streiters.
Das Ende.

„Bei Beliar!“ Der Fluch wurde direkt hinter ihm ausgestoßen. Eine Gestalt trat vor ihn. Eine schwarze Robe.
„Du endest hier, nur du“, sprach die Gestalt. Eine Hand wurde vor sein Gesicht gehalten. Sie war verkrampft. Ohne Vorwarnung drang der Blitz aus ihr hervor. Die Energie bohrte sich genau in die Mitte von Medins Stirn. Eine ungeheure Kraft riss ihm das Schwert aus der Hand und stieß ihn nach hinten. Er flog, sah die Säulen rasend schnell an sich vorüber ziehen. Das war wahrhaftig ein Ende!

Mit einem Knacken prallte der Körper des Paladins an die steinerne Wand des Saals, sackte zu Boden und blieb regungslos liegen.
„Armes Wesen – eine leere Hülle nunmehr“, murmelte der Darath Beliars, während er wieder seine Position im Ritualzeichen einnahm. Seine Undiszipliniertheit hatte das Zeichen der gereinigten Seele gefährdet. Die verbliebenen Streiter mussten sich wohl besonders ins Zeug legen. Und dabei war er so nah. Der Darath spürte Cayns Anwesenheit.

Tomarus
06.11.2006, 18:00
Beeindruckt hatte Tomarus einige Augenblicke auf das Symbol gestarrt, er war fasziniert von der Macht der Darath. Nun stand er mit den anderen am Eingang des Thronsaales und wartete auf einen Neuankömmling, ob es nun Cayn war oder jemand anderes. Den Darath nach dürfte Cayn sich nicht lange ihrer Macht entziehen können – wenn das zutraf, war die Frage eigentlich nur, wie viele Rebellen er mitbrachte.

Und allzu lange mussten sie in der Tat nicht warten – nach einiger Zeit kündigten Kampfgeräusche im Palasthof das Kommen von Rebellen an. Zusammen mit einigen anderen lief Tomarus den Gang entlang, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Und als sie auf den Hof traten, sahen sie, wie Recht die Darath doch wieder einmal gehabt hatten. Cayn hatte den Hof bereits fast überschritten, und ihm war ein gutes Dutzend Rebellen gefolgt, das sich nun einen erbitterten Kampf mit den verbleibenden Wachen lieferte. Diese Rebellen schienen ein wenig kampferprobter zu sein als jene, die ihnen in den Straßen begegnet waren, doch auch hier konnten die Loyalisten schnell den Sieg erringen. Schnell drehten sich die Streiter von Khorinis wieder um folgten Cayn in den Thronsaal.

Je mehr sich der dämonenbesessene Rebellionsanführer dem Ritualzeichen näherte, desto heller begann es, magisch zu pulsieren. Die Darath verwendeten all ihre Konzentrationskraft darauf, das Ritual nun zum Abschluss bringen zu können. Schließlich betrat Cayn den Kreis; ein Wirbel aus magischer Energie entstand um ihn, hob ihn ein wenig in die Höhe, er drehte sich langsam – dann blitzte ein helles Licht auf, und Cayn sank zu Boden.

»Ist er … tot?«, durchbrach Wenda schließlich nach einigen Minuten das gebannte Schweigen.

»Die Seele hat seinen Körper verlassen. Er ist nurmehr eine leere Hülle. Wir haben es … moment. Sind wir hier nicht eigentlich … «

» … zu dritt?«, ergänzte Uncle.

»Und … wo ist Medin?«

Uncle-Bin
06.11.2006, 18:52
„Verdammte Scheiße“, murmelte Uncle als er mit staunenden Augen sah, wie Cayn in die Luft gerissen wurde. Wirbelnde Magieströme, die einen Paladin nur staunen lassen konnten und ein Lichtblitz, der jedem im Saal für einige Sekunden das Augenlicht nahm, beendeten den Zauber so schnell, wie alles begonnen hatte.
Dann kehrte Stille in den Saal der Darath ein und während Uncle die Augenlider zusammenpresste und lauter kleine grüne, blaue und rötliche Punkte vor seinem inneren Auge sah, prallte der Körper Cayns dumpf auf den Boden auf. Zumindest machte sich Uncle jenen Reim auf jenes Geräusch, welches als einzige in sein Ohr gedrungen war.
Es vergingen noch einige Sekunden bis Wenda die eingetretene Stille mit ihrer weiblichen Stimme durchbrach. Eine Stimme, die im Zusammenhang mit den Lichtblitzen und fliegenden Gestalten sicher für eine nette Engelsgeschichte getaugt hätte. Doch Uncle hatte weder Papier noch Feder zur Hand, um etwas aufzuschreiben, noch stand ihm gerade der Sinn danach.
Kaum hatte er die Augen wieder geöffnet, bemerkte er, dass von einem der Darath jede Spur fehlte, während die anderen sich fragend umschauten und jenes Faktum gerade zu Sprache brachten. „Moment... sind wir hier nicht eigentlich…“
Der Darath stockte kurz und überflog den Raum mit einem hastigen Blick. „… zu dritt?“, ergänzte Uncle und schaute sich um, wo der Magier sich hätte verstecken können. Dabei fiel ihm zunächst gar nicht auf, dass auch von Medin jede Spur fehlte.

„Was ist hier passiert? Was für einen Zauber habt ihr da gewirkt?“, platzte es aus ihm heraus und gleichzeitig warf auch Draconiz einen ähnlichen Satz in den Raum. Wahrscheinlich war ihnen beiden vollkommen klar, dass auch die Darath nicht wussten, was gerade vorgefallen war.
Die Antwort auf jene Frage blieb wie erwartet aus, statt dessen vernahm man nun den Kampfeslärm von draußen lauter und deutliches als je zuvor. Die Rebellen hatten sich ihren Weg bis zu den Ratshallen gebahnt und stürmten –unwissend, dass ihr Feldherr längst tot war- auf ihre einstigen Herren und die khorinischen Soldaten zu.
Diesmal handelte Tomarus, der nach der Leiche Cayns griff und sie schließlich mit Hilfe von Trilo durch den Raum zum Eingang schleifte. „Haaaaalt!“ Die eiserne Stimme des Paladins fuhr mit unmenschlicher Lautstärke durch den Raum. „Cany ist tot! Cayn war von einem Dämon besessen!“

Wenda
06.11.2006, 20:59
„Cany ist tot! Cayn war von einem Dämon besessen!“ Fast schon anklagend hielten Trilo und Tomarus Cayn's leblosen Körper zwischen sich.
Ein Stazu entstand vor den Toren des Thronsaales, als die ersten der eintrömenden Rebellen entgeistert stehenblieben. Einer von ihnen ergriff das Wort.
"Lügen! Ihr habt ihn getötet!"
"Nein, das haben sie nicht." Ein vergleichsweise leicht gerüsteter Rebell trat aus einer Nische hervor, eine Hand angespannt um den Knauf des Schwertes an seiner Seite gekrallt.
"Ich habe es gesehen."
"Was hast du gesehen, Raleph?", bedrängte der Rädelsführer ihn.
Mit unsicherer Stimme schilderte er, wessen er Zeuge geworden war, während er sich den vermeindlich abgelenkten Streitern von hinten nähern wollte.
Ein weiterer Rebell trat vor und mustere den verschiedenen Anführer Cayn.
"Er ist unversehrt. Raleph sagt die Wahrheit."
Ein Murmeln ging durch die Reihen der Rebellen, die sich langsam weiter in den Thronsaal schoben. Betroffenheit machte sich breit, betreten ließen sie ihre Schwerter sinken, während die Kunde an jene in den hinteren Reihen weitergegeben wurde, die nicht hatten mithören können.
"Ihr wurdet betrogen. Cayn war nicht sein eigener Herr." erhob Wenda die Stimme. Viele der Aufständischen kannte sie zumindest vom Sehen und blickte Freunden wie Fremden ins Gesicht. "Nicht dem, den ihr kanntet seid ihr gefolgt, sondern einem Machtgierigen Dämon, der sich einem treuen Krieger bemächtigt hat und durch ihn euer Vertrauen missbrauchte." In einer großen Geste ließ sie ihr Dunkelschwert wieder in seine Scheide gleiten und die Streiter taten es ihr nach, wenn teils auch zögerlich. "Ich will nicht so weit gehen und behaupten ihr wärt unschuldig. Doch wenn ihr nun eure Waffen niederlegt und den Darath fortan Treue schwört, können sie vielleicht Gnade über euch walten lassen."
Sie warf einen fragenden Blick auf die verbleibenden zwei Magier, als sie beiseite trat um den Rebellen freie Sich auf sie zu gewähren.
Nur ein Moment verging, ehe die ersten Aufständischen vortraten und niderknieten, um vor den Darath in ihren Respekt einflößenden Roben ihre Schwerter niederzulegen. Für die allermeisten mochte das das erste Mal sein, dass sie die Inseloberhäupter überhaupt zu Gesicht bekamen. Ein Seufzen voller Trauer und Reue schien der Masse zu entweichen, die fast geschlossen niederkniete.
Auch Wenda legte die Hand ans Herz und zeugte kniend den Darath ihren Respekt.

Medin
06.11.2006, 22:16
Nur zögernd trat Medin weiter in den Schankraum der Taverne. Sie war so ähnlich wie Longs Taverne auf Khorinis eingerichtet, doch die Leute, die hier saßen und arbeiten, kannte er überhaupt nicht. Auch sie schienen ihn nicht zu kennen. Sie nahmen überhaupt keine Notiz von ihm.
„Was ist geschehen“, wisperte der Südländer. In seinem Kopf drehte sich alles. Nur bruchstückhaft war die Erinnerung an den Kampf mit sich selbst vorhanden. Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war, wie er von einem Blitz zurückgestoßen wurde. Ein Gefühl der Erleichterung verband er damit. Das beantwortete aber noch nicht seine Frage.
„Was ist geschehen“, fragte er wieder, diesmal lauter. Keiner antwortete ihn, Die Leute sahen nicht einmal auf. Sie blieben nur weiter an ihren Tischen sitzen und widmeten sich flüsternden Gesprächen oder der Studie eines Buches. Einige schlürften ein fremdartiges heißes Getränk, dass Medin noch nie in den Becher gekommen war.
„Kann mir denn niemand helfen?“ Ja, er brauchte Hilfe. Er wusste nicht wofür oder warum, aber er fühlte sich hilflos.
„Tritt doch näher, Medin von Khorinis.“ Ein bisschen erschrak der angesprochene, als ihn die Wirtin hinter dem Tresen ansprach, während doch alle Leute durch ihn hindurch blickten. Vorsichtig schritt er zum Tresen. Konnte er ihr trauen?
„Du kannst mir nicht trauen.“ Verblüffung.
„Wo bin ich hier?“ Mit einem Blick durchmaß er den Raum der Schenke. Wie war er bloß hierher gekommen.
„Wo wärst du denn gerne?“ Die Frau, etwas älter als er, stellte diese Frage mit einem sehr erfahrenen Blick. Sie war ungewöhnlich schön, erschien aber gleichzeitig unnahbar. Als hätte ihre Frage einen störenden Stein im System vieler Zahnräder losgeschlagen, stellten sich langsam immer mehr Erinnerungen in Medins Kopf ein.
„Tyrien. Bei meinem Gefährten“, gab er bedrückt zurück. Sie kämpften dort vermutlich einen ausweglosen Kampf.
„Du willst ihnen helfen. Warum hast du es dann nicht getan?“ Die Frau trocknete einen Krug ab, als wäre das die normalste Frage der Welt. Medin jedoch verstand sie nicht. Wusste sie die Antworten nicht bereits bevor sie seinen Mund verließen? Wie konnte sie dann so etwas fragen.
„Ich konnte nicht“, gab er seinem Drang sich zu erklären nach. „Ich wollte, aber der Dämon…“ Die Frau lächelte nur weiter. Medin erkannte, dass eine Erklärung keinen Sinn hatte. Er musste es anders versuchen. Er wollte nun Fragen stellen.
„Was sind das hier für Leute?“
„Sie sind wie du.“
„Warum sehen sie mich dann nicht?“
„Sie sehen dich. Sie interessieren sich sogar für dich.“
„Aber wie…“
„Du bist dem Leben näher als dem Tod.“
Medin blickte die Frau entgeistert an. Obwohl alles darauf hingedeutet hatte, stieß er jetzt erst auf die am nächsten liegende Vermutung. In Scherben zerbrach ein Gebilde von Illusionen.
„Bin ich… bin ich gestorben?“, fragte er zaghaft. Diesmal hielt die Frau im Krüge putzen inne und blickte ihm fest in die Augen.
„Du bist nicht gestorben, wie euer Volk normalerweise stirbt. Du hast deine Seele verloren und… lass es mich anders erklären.“ Sie legte den Putzlappen fein säuberlich zusammen und legte sich über einen Arm. „Deine Seele hat ihren Körper verloren. So kann sie nicht länger in Adanos’ Sphäre existieren. Deshalb bist du hier.“ Medin wollte nicht verstehen. Doch er verstand nur zu gut. Dann blickte er sich erneut um. Das war der Ort, an den seine Seele einkehren sollte? Eine Taverne? Das kam doch einem schlechten Scherz gleich. Doch der Tod kannte keine Scherze.
Die Wirtin schloss ohne Vorwarnung die Augen – und plötzlich war alles verschwunden! Medin stand im gleißenden Licht. Obwohl das Licht dieses Ortes heller als alles war, was er bisher gesehen hatte, blendete es ihn nicht. Es unterschied sich sogar in verschiedenen Konturen. Wesen aus Licht schwebten durch diese Sphäre, mehr Schemen denn eine richtige Gestalt. Ein solches Wesen befand sich direkt vor ihm. Es sprach zu ihm durch seine Gedanken, doch ohne Schmerz.
„Bist du bereit in diese Sphäre einzugehen?“ Medin erkannte die Stimme der Frau wieder.
„Warum?“ Er wusste nicht, weshalb er dies fragte. Er tat es einfach.
„Weil es so mit jedem geschieht, der aufsteigt. Eine höhere Bewusstseinebene, jenseits von den irdischen Dingen. Sogar die von den Sterblichen mystifizierte Magie ist diesem Ort fremd. Er definiert sich nur durch sich selbst und doch ist er… und doch sind wir alles. Wenn du erst aufgestiegen bist, wirst du es verstehen. Dann kannst du alles. Dann weißt du alles. Dann bist du alles.“
Aufsteigen? Wohin? Andererseits, wo sollte er sonst hin. Umkehren konnte er nicht.
„Fürchte dich nicht. Dinge wie Gut und Böse sind uns fremd. Sie sind überholte Relikte einer für uns längst zurückliegenden Existenz. Auch du wirst so geschehen.“
„Werde ich ihnen helfen können?“
„Deinen Gefährten?“ Die Frauenstimme hielt inne, als ringe sie mit der Entscheidung, ob sie weiter reden solle oder nicht. „Du darfst ihnen nicht helfen. Keiner von uns darf das. Wir mischen uns nicht in irdische Sachen ein.
„Cerana!“ Ein anderes Lichtwesen schwebte heran. „Du weißt, dass er noch nicht bereit ist.“ Die männliche Stimme klang bestimmend.
„Seine Seele wurde von der Hülle getrennt, als Beliars Wesen vernichtet wurde.“
„Sie ist immer noch durch einen dünnen Faden mit ihm verbunden. Der Magier holt ihn zurück.“
„Das kann er nicht tun! Er könnte die Seele auf immer verschwenden.“
„Cerana, wir haben keinen Einfluss … darauf…“ Die Stimme wurde immer leiser. Medin wurde schwindlig. Alles verschwamm vor seinen Augen zu einer gleißend weisen Masse.
„Geh zurück. Viel Glück, Medin von Khorinis.“ Hätte er sie sehen können, sie hätte ihn angelächelt. Doch die Worte verhallten in seinem Kopf, als ein Strudel den Streiter griff und in die leere Tiefe zog. Das Licht verschwand. Dunkelheit umfasste seinen Geist.

„ERWACHE!“ Eine allmächtige Stimme füllte jeden Winkel seines Kopfes aus. Erst, als sie verhallt war, wagte er die Augenlieder zu öffnen. Der Blick war verschwommen. Nur langsam klarte seine Sicht auf. Kerzenlicht flackerte ihm entgegen.
Zuerst blickten seine Augen auf kalten Stein. Ein Gewölbe. Ein Raum. In der Ecke stand ein Skelett. Der Kopf drehte sich weiter. Er war das einzige, was er bewegen konnte. Hände und Füße waren gefesselt und schmerzten. In aufrechter Position war er auf eine stehende Pritsche geschnallt. Kein Rütteln löste die Fesseln.
„Du bist wieder bei uns.“ Schritte. Stoff schlurfte über den Boden. Ein paar Augenblicke vergingen, bis der Darath endlich vor Medin trat. „Ich glaubte dich bereits verloren.“
„Wo bin ich?“ Abermals stellte er diese Frage, doch fühlte sich das sprechen anders an. Hatte er mit dem Lichtwesen nur telepathischen Kontakt gehabt?
„Du bist in meinem Labor, tief unter dem Palast.“ Die Frage hätte er sich nach etwas nachdenken auch selbst beantworten können. Der Kerker sah aus wie die typische Kammer des bösen schwarzen Mannes.
„Ich habe deinen Körper hier hergebracht, da es noch Hoffnung gab.“ Langsam langsam.
„Wieso? Was war passiert?“
„Keine Sorge, das ist ganz normal. Mit der Zeit wirst du dich an alles erinnern – und das wird nicht leicht für dich sein.“ Eine Pause entstand. Medin konnte seine Gedanken sammeln. Der Kampf mit seinem Dämon… ja, das war es gewesen.
„Ich hatte den Dämon in dir wirklich nicht bemerkt“, gestand der Schwarzmagier nun. „Er musste schon sehr lange in dir gesessen haben, vermutlich schon seit eurem letzten Besuch in unserem Land. Als ich das Ritual aufrechterhielt, spürte ich den Kampf, der dicht neben mir ausgetragen wurde. Ich glaube, die anderen beiden haben es nicht bemerkt. Also unterbrach ich meine Verbindung zum Ritualzeichen und beendete den Kampf. Ich muss gestehen, dass es Zufall ist, dass du noch am Leben bist. Zum Glück war der Dämon gerade geschwächt und die meiste Energie konnte deinen Körper wieder verlassen, bevor sie deine Seele vollkommen entriss. Cayn blieb dieses Glück nicht beschieden.“ Also hatte es funktioniert! Medin atmete durch.
„Warum habt ihr mich nicht einfach sterben lassen, wenn ihr mir sowieso keine Überlebensmöglichkeit eingeräumt hättet.“ Der Schwarzmagier schien diese Frage erwartet zu haben.
„Überleg doch mal. Wie ist der Dämon in dich gelangt?“ Er machte eine Pause. Bilder von früher: Die Abtei, der Kampf, die Wunde des Dämons, seine Wunde… er verstand. „Hättest du dich ins Schwert gestürzt, wäre viel Blut geflossen – und es wäre nicht das einzige Blut gewesen, das fließt. Die Gefahr war einfach zu groß.“ Medin nickte.
„Könntet ihr mir die Fesseln abnehmen?“ Sein Körper schmerzte.
„Einen Moment noch.“ Der Darath kramte in seiner Robentasche und zog einen Trank hervor. „Das wird dich vorübergehend stärken. Nicht, dass du mir umfällst. Schließlich war es ein hartes Stück Arbeit, deine Seele wiederzuholen.“ Medin trank, während der Magier die Schnallen löste. Die Flüssigkeit brannte in Kehle und Magen, doch verdrängte sie die Müdigkeit, die er verspürte. So war es ihm möglich, einigermaßen sicher auf eigenen Füßen zu stehen. Ein gutes Gefühl. Doch eine bange Frage bewegte ihn.
„Was ist mit dem anderen? Haben sie…?“
„… überlebt? Ja, das haben sie. Es mag dir angesichts der Umstände falsch formuliert erscheine, aber in den letzten Stunden ist so gut wie alles gut gegangen, obwohl mehr hätte schief gehen können als in den letzten zwei Jahrzehnten zusammen.“ Der Magier blickte ihn interessiert an. Damit wusste Medin nichts anzufangen. Er besaß nicht diesen Überblick über die Dinge, den der Darath vermutlich hatte.
„Bleib stehen.“ Bis jetzt waren die beiden in der Kammer auf und ab gegangen. Wie aus dem nichts hatte der Schwarzmagier wieder seinen Stab in der Hand. Einmal stieß er das untere Ende auf den harten Steinboden des Kerkers, bevor sich eine silbrige Wolke um die beiden zu bilden schien. Es war Magie, das wusste Medin. Doch eine so fremde Magie. Was wohl ihre Quelle war? Eine Frage, bevor ihn abermals ein Strudel erfasste und er weggezogen wurde.

Als er wieder die Augen öffnete, offenbarte sich ein freundlicherer Anblick als der Kerker. Er befand sich zusammen mit dem Schwarzmagier in einer Nebenkammer des Thronsaals. Von der anderen Seite der Tür konnte er Stimmen hören. Wie sehr sehnte er sich nach den lebenden. Dabei war er nur einige Minuten fort gewesen.
„Du solltest dich in Acht nehmen. Die Welt ist voller Dämonen und einer ist dir näher als du glaubst.“
„Trilo?“ Unvermittelt äußerte er seine Vermutung. Der Darath nickte. „Könnt ihr nicht… ich meine wie bei mir, ihn heilen?“
„Könnte ich das, hätte ich es bereits getan. Die Menschen nennen uns Schwarzmagier zwar Dämonenbeschwörer, doch wohnt uns eine ganz andere Macht als den Dämonen inne. Wir können von Zeit zu Zeit über sie gebieten, doch sind sie uns immer überlegen, wenn auch nicht immer in der Gestalt, in der sie uns erscheinen.“ Wieder nickte Medin.
„Du solltest nun gehen. Ich werde hier bleiben. Die beiden anderen Darath wissen inzwischen, was geschehen ist und ich weiß es ungekehrt auch. Das schlimmste haben wir überstanden, wir alle.“ Der Darath geleitete ihn zur Tür, doch Medin wollte noch nicht gehen. Zu viele Fragen schwirrten in seinem Kopf herum und auf alle meinte er eine Antwort zu brauchen.
„Du wirst die Antworten erhalten, doch nicht hier und nicht jetzt. Geh nun dort hin, wo dein Platz ist.“ Mit diesen Worten schob ihn der Darath zur Tür hinaus und schloss hinter dem Rüstungsschmied.
Medin stand im Thronsaal. Alle, die er sehen konnte, drängten sich am Eingang zu diesem. Die Streiter von Khorinis waren auch dabei. Langsam, immer noch etwas schwach auf den Beinen, ging er auf sie zu. Sie hatten ihn noch nicht bemerkt. Die Darath, vor denen gerade ein paar ehemalige Rebellen niederknieten, wussten wahrscheinlich um seine Anwesenheit.
Der Paladin blieb stehen. Leicht zitternd bückte er sich und streckte die Hand nach dem Schwert aus, was dort lag. Er erinnerte sich an den Fluch, der auf der Klinge lasten sollte. Der Fluch eines alten Dämonenjäger – Blödsinn. Wenn es einen Fluch gibt, dann ist er ein Segen. Vielleicht war sie es ja, die mich gestärkt hat.
Sich erhebend steckte er das Schwert in den Rückengurt. Das gewohnte Gewicht der Waffen verunsicherte nicht seine geschwächten Beine, sie sorgten vielmehr für eine innere Ruhe, mit der er nun die letzte Strecke zu den anderen überwand. Sie alle waren wohl auf. Ein müdes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Gewonnen“, murmelte der Befreite.

Trilo
07.11.2006, 11:41
Erstaunlich war das doch alles für Trilo. So ähnlich erging es ihm als er im Kastell einige Expermente erlebt hatte. Zum einen seine eigentliche Reinkarnation und zum anderen die Herstellung der Ampullen von Ceron. Nichtsdestotrotz war es ihm eher egal was mit diesem Cayn passiert. Wichtig war nur, dass er sich von dem ganzen Spektakel fern hielt, denn sein eigener Dämon lächzte nur nach dem verbannten Dämon um ihn auszusaugen und noch mächtiger zu werden.
Immer ich... wieso muss immer mir sowas passieren. Kann denn niemals irgendetwas glatt gehen in meinem Leben? Nagut, zweitem leben...

Medin war derweil auch wieder gekommen, ebenso der Beliarjünger der Darath. Zuvor wurde zwar noch geklärt was genau mit Cayn geschehen war beziheungsweise geschehen ist, doch interessiert das Trilo eher wenig, denn für ihn gab es momentan nur zwei ziele. Zum einen Wenda endlich wieder für sich zu haben und zum zweiten endlich von dieser vermaledeiten Insel namens Tyrien weg zukommen. Letzteres würde augenscheinlich wohl noch ein wenig dauern.
"Gewonnen!", das war das einzige Wort welches der Schmied herausbrachte. Deshalb schnellten auch die restlichen Streiter auf ihn zu m sich zu erkundigen wo er gewesen war udn wieso er so blaß aussah. Der Milizsoldat jedoch verharrte an Ort und Stelle. denn er hatte etwas fest gestellt. Es war Medin. Und zwar nur noch medin. Der Dämon war exorziert worden.

Mist aber auch! Zwei Dämonen und ich habe keinen bekommen. Egal, meine Zeit wird kommen.
Sicher nicht, du Mistvieh. Lass ja Medin aus dem Spiel!
Oh, ist er dir etwa wichtig?! Wenda ist genauso gut.
Du wiesst, dass ich eher uns beide umbringen würde, als dass ich dies zulässe?!
Narr! Als ob du mir drohen könntest!
Und ob ich das kann! Siehst du dieses Schwert hier? Du hattest irgendetwas von einem Sternenwind oder so erzählt...
Nachtwind, du Inbegriff der Dummheit!
Seis drum, jedenfalls scheint dir wiederum diese Klinge sehr wertvoll zu sein.
...
Ha! Wusst ich es doch.
Du kennst deine Klinge ja nicht einmal, also was solltest du mir damit schon tun können?
Vielleicht ist es ja ein Bannschwert?!
Das besitzt du nicht...
Aber es gibt eins!
Vielleicht, aber an das komst du eh nicht ran, denn dazu müsstest du erneut ins Reiche Beliars und von dort kannst du nicht noch einmal entkommen!
Wir werden sehen...
Vergiss diesen Gedanken. Der Eisgarten wird dir dabei nicht helfen können.

Zwar plauderte der Dämonenfürst und Möchtegern-Beliar noch ewig auf Trilo ein, doch lies er sich davon nicht weiter beirren. Blut ronn aus seiner Nase. Scheinbar wollte Zeratul das gespräch nicht so zu Ende gehen lassen. Kopfschmerzen und Magenkrämpfe summierten sich zu den Blutungen aus Nase und mitlerweile auch Ohren. Einfach nur Schmerz. So konnte er unmöglich zu medin und den Anderen gehen, weshalb er sich zurück zog. Doch er wurde aufgehalten. Einer der Darath, der Beliaranhänger, hatte seinen Arm auf die Schulter des Milizen gelegt.

"Wo wollt ihr hin?"
"Weg. Weg von alledem hier. Ich habe hier nichts verloren."
"Ihr habt Angst vor dem Siegel, nicht wahr?"
"Was wollen sie eigentlich von mir? Sie wissen doch nur zu gut, wer oder was ich momentan bin. Also weshalb haltet ihr mich auf?"
"Ich könnte dir vielleicht ein wenig helfen. Ich weiss, dass du einige Ampullen bei dir hattest um den Dämon in dir zu schwächen. Ich kann dir etwas ähnliches geben, wenn gleich es auch nie getestet wurde an Menschen."
"Wieso wollt ihr mir helfen?"
"Weil einer eurer Freunde mich darum bat."
"Medin?", ein Nicken des Darath gab Antwort. "Nun gut, aber wie genau funktionieren dann eure Fläschchen?"
"Sie sind mit dem Siegel in berührung gewesen und haben somit exorzistische Wirkung. Jedoch kann es dabei sein, dass sich eure Seele von eurem Körper löst und..."
"Nichts neues also."
"Wie bitte?"
"Nichts, nichts. Erzählt ruhig weiter."
"Nun gut, diese Fläschen hier..."
"10?! So viele?"
"Ja, wenn dann möchte ich euch richtig helfen. Weil es nützt nichts, wenn ich euch nur zwei drei mal aus der Klemme helfe. Zurück zum wesentlichen. Was genau dort drinnen ist, müsst ihr nicht wissen und ich bitte euch auch niemanden weiter von diesen Phiolen zu erzählen. Die meisten Alchimisten würden sicher viel dafür geben eine in ihre Hände zu bekommen, doch wäre dies gleichzeitig ihr Untergang."
"Nunja, danke jedenfalls dafür. Aber eine Frage hätte ich da gerade. Wie seit ihr gerade in den Thronsaal gekommen? Ihr ward es doch, der die Tür hinter Medin geschlossen hatte!"
"..."
"Trilo!"
"Wenda? was gibt es denn?"

Im selben Moment hatte er sich wieder zum Darath wenden wollen, doch war dieser nun verschwunden. Merkwürdig... Doch nun stand Wenda vor ihm und schaute sehrbesorgt auf ihren Geliebten, denn die Spuren der Blutrinnen zierten immernoch sein Gesicht.
"Was ist mit dir passiert?"
"Nichts weiter. Der Dämon wollte nur mal wieder eine Kraftprobe mit mir. Lass uns zu den anderen gehen. Obwohl... nein bleib. Ich möchte mit dir einiges bereden. Um genau zu sein..."
"Ja?"
"Unsere weitere Zukunft. jetzt wo ich dich wieder ahbe, werde ich sicherlich nicht mehr so schnell von deiner Seite weichen."

Wenda
07.11.2006, 17:53
Erst nachdem der Strom der Unterwürfigen und um Gnade bittenden langsam abgeebbt war, auf die die Ritterin trotz ihrer Geste des Waffenstillstands noch ein wachsames Auge geworfen hatte, bemerkte sie, dass Medin wieder aufgetaucht war. Um ihn schien man sich aber im Moment weniger Sorgen machen zu müssen als um Trilo, der etwas abseits stand.
Blut tropfte aus seiner Nase und war über sein Gesicht geschmiert, von wo aus es seine Kleider befleckte. Auch das Haar, das über seine Ohren fiel, färbte sich rot.
Wenda eilte zu ihm. Alle Menschen, die sie bisher mit solchen Blutungen gesehen hatte, waren wenig später gestorben. Aber keiner von ihnen war so relativ guter Dinge gewesen, wie jener hier vor ihr stehende.
"Was ist mit dir passiert?"
"Nichts weiter. Der Dämon wollte nur mal wieder eine Kraftprobe mit mir."
Sie hatte es geahnt. All dieser Wirbel um einen weiteren Dämonenbesessenen hatte sie endlich die Puzzelteile zusammensetzen können."Lass uns zu den anderen gehen." fuhr Trilo fort."Obwohl... nein bleib. Ich möchte mit dir einiges bereden. Um genau zu sein..."
"Ja?"
"Unsere weitere Zukunft. jetzt wo ich dich wieder habe, werde ich sicherlich nicht mehr so schnell von deiner Seite weichen."
"Na was denkst du denn?" Bestätigend ergriff sie seine Hand.
"Also gehen wir zurück nach Khorinis?"
"Ich ehm..." Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. "Ich weiß nicht. Ich habe hier Freunde gefunden, weißt du."
"Und das bedeutet?"
Sie zögerte und warf einen Blick auf Feydieth, mit dem sie so viele fröhliche Stunden verbracht hatte.
"Kannst du nicht einfach mit mir hier bleiben? Du hattest bestimm noch keine Zeit, dich in Ruhe hier umzusehen... und etwas anderes als Ruinen zu sehen."
"Wenda! Wir haben beide Verpflichtungen in Khorinis. Dort haben wir auch Freunde. Medin zum Beispiel als einer unserer besten Freunde wird mit Sicherheit zurück gehen. Die Menschen hier sind vom Dämon befreit und un lass sie doch wieder so leben, wie sie es früher auch gewohnt waren bevor wir alle uns hier eingemischt hatten."
Sie schluckte. Einerseits hatte Trilo Recht. Sie war Ritterin der Garde Innos im Dienste König Rhobars. Weder der Garde noch dem König war sie hier von Nutzen. Aber sie war hier stets mit so viel Wärme behandelt worden, die Menschen waren stolz, mit ihr bekannt zu sein. Ihre Anwesenheit hatte die Lage doch nicht verschlechtert! Oder doch? Sollte sie dieses Kapitel ihrer und der Geschichte Tyriens einfach abschließen? Es galt, zwischen alten und neuen Freunden zu wählen.
Unsicher sah sie sich um, ließ ihre beiden Leben auf den beiden Inseln Revue passieren. Es waren freudige Monate gewesen auf dieser paradiesischen Insel, auf der jeder Strauch, jede Wiese und jedes Haus so perfekt und atemberaubend schön waren, dass sie wie von den Göttern berührt wirkte. Doch Khorinis... Ihr Leben dort, sei es in Stadt oder Natur, war von Arbeit und Leid geprägt gewesen. Wie sollte es anders sein, wenn man sich für den Beruf des Barbiers entschieden hatte. Entbehrungen und in den letzten Wochen abgrundtiefe Trauer - aber auch Vertrauen und Abenteuer hatte sie dort erlebt. Freundschaft, wenn Gefahr drohte, Liebe über den Tod hinaus.
"Ich bin damals vom Schiff gesprungen, um vor der Trauer zu fliehen, Trilo. Vor den Erinnerungen an dich, die mich auf Khorinis zerstört hätten, wäre ich zurück gekehrt. Ich hätte ihnen nicht ausweichen können." Sie sah Trilo tief in die Augen. "Jetzt bist du wieder da." Kurz drohte sie die Fassung zu verlieren. "Nun sind die Erinnerungen gut, und keine Erinnerungen an etwas, das nie zurückkehren wird. Du lebst." Zärtlich berührte sie seine Wange. "Ich werde mit euch kommen."

Uncle-Bin
07.11.2006, 19:11
Irgendwie hatte sich alles zum Guten gewendet. Medin war wieder da und auch der Schwarzmagier war wieder aufgetaucht. Gut? Ich protestiere! Dieser depressive Kuttenpenner hätte Tyrien sicher nicht gefehlt., meldete sich Uncles Gewissen zu Worte und lehnte sich damit abermals gegen jene Stimme auf, die Uncle allerlei Dinge sagen ließ, die nicht immer zu ihm passten.
So ging er in Gedanken versunken und aus der Halle des Rates und suchte nach einem Ort an dem er einfach mal Uncle sein konnte. So eine richtig zünftige tyrothische Schenke wäre ihm da gerade recht gekommen, aber als ihm statt dessen eine Traube von jubelnden Menschen entgegenkam, war ihm das auch nicht zuwider.
Ein Bad in der Menge hatte er sich lange nicht gegönnt und diese Menge hier war um einiges fröhlicher, stinkender und dreckiger, als alles, was er je in Khorinis erlebt hatte. So gefiel es ihm und so wenn es nach ihm gegangen wäre, so hätten sie ihn noch durch die ganze Stadt tragen können.
An jenem Tag ging es jedoch nicht nach Uncle und so zog die Meute weiter durch die Stadt und der Paladin konnte ihnen nur noch hinterher sehen. Sie hatten ihn nicht erkannt und seine Ehre damit gekränkt. Dummes Volk... in Khorinis wissen die Menschen wenigstens noch, wie man einen Uncle-Bin zu feiern hat., dachte er und gleich darauf erinnerte er sich an mindestens 5 Schemel, die auf seinem Rücken zersprungen waren, etwa 300 Fäuste, welche sein Gesicht nicht verfehlen konnten und mindestens 1000 Weiber, die nicht mal ihren Rücken zeigten, sobald Uncle eine Taverne betrat. Hmpf... dämlicher Pöbel!
In jener Stunde, in der niemand einen Helden feiern wollte, kam der größte aller Helden, wie Uncle sich zu nennen pflegte, auf die wahrhaft geniale Idee sich selbst ein wenig mit gelobhudelter Lyrik zu beweihräuchern. Es musste ihm keine Rosenblätter entgegengeworfen werden, solange er das noch selbst tun konnte.
„In dieser Stadt gibt’s einen Recken...“ Er hatte gerade angefangen zu singen, da musste er auch schon aufhören, weil ein gammliger Kohlkopf nach ihm geworfen wurde. „Ruhe!“, brüllte es aus allen Richtungen und wahrscheinlich sogar in verschiedenen Sprachen. Elende Meute!, grummelte der gekränkte Lord und zückte sein Notbier.
Nein, er wollte nicht länger in diesem unfreundlichen, fremden Land bleiben. Er wollte wieder zurück nach Khorinis, wo die Menschen zwar mindestens genauso unfreundlich, aber wenigstens nicht fremd waren. Dort kannte man wenigstens den Arm, der mit gammligen Gemüse nach Barden warf. Ja, dort war Uncle zuhause.

Etwas später und leicht beschwipst kam er wieder bei seinen Gefährten an. Das Notbier hatte in Tyrien genauso gut geschmeckt, wie in Khorinis –wahrscheinlich, weil es khorinisches Bier war. „Ich will hier weg!“, grüßte er die anderen. Er war wahrlich ein Mann der großen Worte.

Medin
08.11.2006, 11:36
„Seid ihr sicher, dass ihr gehen wollt?“
„Es ist euer Land. Uns ruft die Heimat.“
„Tyrien hat euch so viel zu verdanken. Bleibt doch noch ein wenig.“
Medin überlegte einen Moment. Mit dem Gedanken zu spielen, war verlockend. Aber er durfte Khorinis nicht im Stich lassen. Nicht nach dem, was er getan hatte. Diese Verpflichtung wog schwerer als alles andere.
„Khorinis braucht uns. Wir brauchen Khorinis. Tyrien wird wieder ein prachtvolles Reich werden, aber wir hätten so ein Paradies nicht verdient, würden wir nun hier bleiben. Tut mir Leid, aber wir haben nicht mehr Zeit.“
Nun löste sich Bordan aus der teils in Gespräche vertieften Gruppe und ging auf Feydieth und Medin zu.
„Ich störe deine Pläne nur ungern, aber wie wollen wir nach Khorinis kommen? Nachdem ihr verschwunden seid, haben die Rebellen unsere schöne Kogge verbrannt.“
„Das soll euch kein Hindernis sein.“ Alle auf dem Palasthof stehenden verstummten. Die drei Darath traten an die reisefertige Gruppe heran. Der Magier Adanos’ hatte das Wort zuerst ergriffen. „Am Ort wartet ein Geschenk Tyriens auf euch, dass wir euch und Khorinis überlassen.“
„Noch einmal möchten wir euch danken“, führte der Magier Innos’ die Rede fort. „Wir haben beschlossen, dass es ein Fehler war uns von der Bevölkerung durch so dicke Mauern abzugrenzen.“ Mit einer ausladenden Bewegung deutete er auf die Palastmauern, die teilweise in Trümmern lagen. „Euch verdanken wir, dass wir diese zweite Chance bekommen. Möge Innos euch sichere Heimkehr gewähren.“ Damit war die kurze Prozession beendet. Der Schwarzmagier sagte nichts, doch seine Blicke sprachen mehr als tausend Worte. Das dunkle Augenpaar wanderte immer wieder zwischen Trilo und Medin hin und her. Sollte Medin wirklich? Mit dem Gedanken hatte er schon gespielt und mit Thorn auch Kontakt zu einem geeigneten Lehrer. Aber ausgerechnet Trilo?
Schließlich nickte Medin leicht, so dass es nur der Schwarzmagier bemerken konnte. Er hatte sich soeben eine neue Aufgabe aufgebürdet. Es war ja eigentlich auch in Trilos Interesse.

„Tretet zusammen“, ordnete der Darath des Wassers. Medin hatte schon vermutet, was nun kommen sollte. Nachdem sich die Streiter einschließlich Feydieth auf dem Platz zusammengedrängt hatten, stellten sich die Darath in einem Dreieck um die Gruppe auf. Einmal mehr ruhten wieder die Stäbe in ihren Händen, als wären sie die ganze Zeit da gewesen. Doch keine Linien bildeten sich auf dem Steinboden des Vorplatzes. Stattdessen bildete sich ein weißlicher Nebel um die Krieger.
„Feydieth wird euch das Geschenk übergeben. Lebt wohl“, war noch eine Stimme zu hören, als der Nebel immer dichter wurde. Dann folgte das, was Medin schon einmal erleben durfte. Ein Strudel tat sich auf, der Boden wurde ihm unter den Füßen weggezogen und doch stand er noch.

Schneller als erwartet war es vorbei. Das Ziehen im Magen verschwand und der Nebel lichtete sich. Der Ruf einiger Möwen war das erste, dass Medins Ohr wahrnahm, während ein salziger Geruch in seine Nase stieg. Doch der Anblick, der sich ihm bot, stellte diese beiden Dinge in den Schatten.
Die Streiter standen bereits auf dem Kai. Vor ihnen lag ein Schiff, das sich an Größe selbst mit der Esmeralda messen konnte. Vielleicht nicht ganz so lang, aber kein Vergleich zu der Kogge, mit der sie gekommen waren.
„Das ist das Geschenk, von dem die Darath sprachen“, verkündete Feydieth. Es ist schneller als eure Kogge, auf das ihr bald euer Khorinis wieder sehen möget.“
„Nicht schlecht“, murmelte der Kapitän im Dienst der Stadtwache neben Medin. „Dann mal rauf. Schaun wir, was wir aus dem Schiffchen rausholen.“ Mit diesen Worten beorderte er die Mannschaft an Bord. Auch die ersten Streiter schritten über die Planke.
„Leb wohl, Feydieth. Pass auf deine Heimat auf.“ Medin drehte sich um, doch Feydieth hielt ihn noch zurück.
„Warte.“ Der Hauptmann griff in seinen Mantel und holte ein Buch hervor, um es sofort dem Südländer zu überreichen. Dieser schaute völlig perplex. „Der Schwarzmagier gab es mir“, flüsterte der tyrische Heermeister. „Er meinte, es wird einige deiner Fragen beantworten. Ach ja, das letzte Kapitel ist von mir“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. „Leb auch du mir wohl.“ Mit diesen Worten ging er weiter, um sich auch von den anderen zu verabschieden. Medin war ratlos. Sollte er das Buch einfach aufschlagen? Nein. Nicht hier und nicht jetzt. Es war sicher nicht ohne Grund versiegelt. Daher musste er weiter grübeln, während er an Bord ging.
Seine Vermutungen über das Buch verloren aber an Bedeutung, als endlich der letzte an Bord war und das Kommando „Leinen los“ ertönte. Inzwischen standen auch ein paar Anwohner der verschlafenen Fischersiedlung auf der Mauer und winkten den Khorinern zu, deren Schiff sich zuerst langsam, dann schneller vom Kai entfernte. Gedankenverloren blickte Medin auf Tyrien zurück, wie es dort im Glanz der herbstlichen Sonne vor ihnen lag. Kein graues Trist in dieser Jahreszeit. Ein buntes Farbenspiel stattdessen, sowie die friedlichste Atmosphäre, die er kannte. Ja, es herrschte wieder Frieden in Tyrien.
Die Menschen auf dem Kai waren nun immer kleiner geworden. Feydieth war aber noch zu erkennen, da er ganz vorne stand. Auf einmal war es, als habe Medin etwas Längliches in Feydieths Hand gesehen. Kurz kniff er die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete, war der Hauptmann verschwunden. Ein hauchdünner Nebel verlor sich gerade in einer Windbrise, während die Tyroth zu winzigen Punkten verkamen und schließlich ganz verschwanden.
Der Schmied schmunzelte. Das hatte er nie erwartet.