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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Story] Warlock, die Geschichte eines Helden.



Kiam
17.07.2012, 17:53
Dieses Fanfictionwerk ist ein Partner des Werkes "Die Bestie (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/1154687-Die-Bestie-Vampire-Skyrim-Fanfic?p=19098934&viewfull=1#post19098934)" vom User Rygaroth (http://forum.worldofplayers.de/forum/members/141877-Rygaroth).

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Teil 1. Ein Dorf Namens Flusswald

Ich habe eine Geschichte zu erzählen über einen wagemutigen Helden namens Warlock, dem es momentan aber überhaupt noch nicht bewusst ist, welche waghalsigen Abenteuer und Geschichten über Verlust, Verrat, Korruption, Untreue und Liebe er noch zu überstehen haben wird.

Wo fange ich an, ach ja…

Es gibt in Himmelsrand ein kleines, etwas verschlafen und verträumt wirkenden Dörfchen mit dem Namen Flusswald. Es ist am bei schönem Wetter seicht vor sich hin plätschernden Fluss Weißlauf gelegen, der aber durchaus im Frühjahr über die Ufer zu treten imstande ist, wenn in den Bergen das Tauwetter einsetzt und das Wasser sich seinen Weg hinab ins Tal suchend bahnt.
Wir haben Frühling und das jährliche Dorffest steht vor der Tür. Manchen Jahres ist es schon durchaus vorgekommen, daß die steinerne Brücke, die von Flusswald aus über den Weißlauf in Richtung der Stadt Weißlauf den Fluss passierbar macht - wobei keiner so Recht zu sagen vermag, wer die Brücke erbaut hat - unpassierbar geworden ist. Dann nämlich hat man nur die eine Möglichkeit, den langen Weg durch das Fürstentum Falkenring und vorbei an der gleichnamigen Stadt Falkenring in Richtung Weißlauf zu nehmen. Doch zum Glück ist das die letzten sieben bis zehn Jahre - auch das wiederum weiss niemand mehr so wirklich genau - den Flusswäldern erspart geblieben.
Zur Geschichte des Dorfes ist leider nicht viel bekannt, auch weiss niemand der jetzigen Bewohner, wie alt Flusswald eigentlich ist. Jedoch erzählt Orgnar, der Besitzer der örtlichen Taverne mit dem etwas kuriosem Namen "Der schlafende Riese" jedem, ob er es nun hören möchte oder nicht, dass sich vor vielen, vielen Generationen Holzfäller niedergelassen und ihr Lager errichtet haben, wo heute das Dörfchen Flusswald liegt; und das waren, so meint es zumindest Orgnar, die ersten Bewohner. Noch heute wird aufgrund des großen Waldbestandes Forstwirtschaft in der Umgegend betrieben, somit liegt auch der Name der Siedlung auf der Hand, in der meine Geschichte von Warlock Erzling beginnen wird.

Vor fast auf den Tag genau zweiundzwanzig Jahren hat Warlock in Flusswald das Licht der Sonne zum ersten Mal erblickt. Es war die erste und einzige Geburt von Martha Erzling, geborene Valerius, deren Vater gleichzeitig Händler und Inhaber des Handelskontors ist. Dabei handelt es sich um einen kleinen, aber doch feinen Laden, in dem man alles Mögliche käuflich oder auch im Tausch erwerben kann. Martha Erzling heißt also die liebe und herzensgute Mutter unseres zukünftigen Helden, dessen Geburt auch ziemlich nervenaufreibend für Hektor war, seinen etwas mürrisch dreinschauenden, aber ansonsten durchaus geselligen Vater.
Martha Erzling hat sich ein paar kleine Felder rund um ihr gemütliches Häuschen angelegt, die sie jeden Tag pflegt und mit deren Erträgen sie ihre kleine Familie mit frischen oder auch eingeweckten Früchten und Obst versorgt. Doch Marthas liebstes Fleckchen Erde ist ihr über alles geliebter Steingarten, in dem sie allerhand an Kräutern angepflanzt hat. Sie spielte schon einmal mit dem Gedanken, das überschüssige Obst auf dem Markt in Weißlauf zum Verkauf anzubieten, dieses Vorhaben scheiterte aber dann leider bei der Umsetzung; dazu später etwas mehr.
Hektor Erzling ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und arbeitet in den Minen, die sich in den Bergen oberhalb von Flusswald befinden. Es ist ihm auch deutlich körperlich anzusehen, daß er kräftig zulangen kann, denn Hektor ist immer noch Nummer Eins im alljährlichen, von dem Besitzer der Taverne ausgetragenen Wettstreit ‚Bierhumpen heben’, und das seit nunmehr drei Jahren. Dieser Wettstreit wird jedes Jahr im Frühjahr zum Dorffest abgehalten, nachdem die Felder bestellt worden sind und etwas Ruhe ins bäuerliche Leben eingekehrt ist. Alvor, der ansässige Schmied, versucht seit nunmehr genau diesen drei Jahren - allerdings völlig vergebens - Hektor diesen Titel streitig zu machen. Doch dieses Jahr sollte alles anders werden.

Nun aber zurück zu unserem eigentlichen Helden der Geschichte, Warlock.
Es handelt sich bei ihm um einen etwas schmächtig geratenen jungen Burschen mit langem blonden, bis über die Schulter hängendem, glatten Haar und einer winzigen, doch trotzdem für alle sichtbaren Narbe unter dem rechten Auge. Diese hatte er sich vor zwei Jahren beim Fliegenfischen mit seinem Vater im nahen Fluss Weißlauf zugezogen, als er sich etwas unvorsichtig nach einem Gegenstand bückte, den er seit diesem Tag sein Eigen nennt. Nach dem fund dieses Gegenstandes hat Warlock niemandem davon berichtet und er trägt ihn auch nur wenn er ganz alleine in den Wäldern, rund um Flusswald unterwegs ist. Es handelt sich um ein rundes Amulett aus Silber. Auf dem Amulett befindet sich Buchstaben, zu einem Satz zusammengefügt, aus purem Gold. Das Amulett ist an einer langen Kette aus Silber befestigt.
Warlock verbringt sein bisheriges Leben im Kreise der Familie Erzling frei von größeren Sorgen und Nöten damit, seiner Mutter bei der täglich anfallenden Gartenarbeit zur Hand zu gehen. Alle zwei Jahre, wenn Flusswald den Winterdienst am Berg ‚Hals der Welt’ übernimmt, quartiert sich Warlock während dieser Zeit im Gasthaus Vilemyr von Ivarstatt ein. Ivarstatt ist ein kleines Dörfchen, das unterhalb des Berges Hals der Welt liegt und zum Fürstentum Rift gehört. Dieser Winterdienst betrifft die Siebentausend Stufen hinauf nach Hoch-Hrothgar, einem Kloster, in dem - so sagt man - die ältesten und weisesten der Nord, die Graubärte, in Abgeschiedenheit und absoluter Stille leben. Zumindest hat das Warlock im Gasthaus Velemyr so erfahren. Ihm selbst jedoch ist der Zutritt zum Kloster strengstens untersagt worden, so gerne er auch hin und wieder einen Blick ins Innere des ehrfurchtgebietenden Gebäudes werfen würde. Selbst das Erklimmen der Stufen vor dem Kloster hinauf zu der Truhe, in dem die Einwohner von Ivarstatt durch Bassianus Axius hin und wieder Nahrung für die Graubärte ablegen lassen, ist Warlock von diesem selbst strikt untersagt worden und Warlock´s Gepflogenheit ist es, sich an so etwas zu halten. In Ivarstatt lebt auch der beste Freund von Warlock: Lume, mit seinen Eltern, aber dazu später mehr.

Der Winter gehört nun für die nächsten Monate der Vergangenheit an, die Bäume und Wiesen rund um Flusswald erstrahlen in einem frischen saftigen Grün, ein Grün, wie es nur der Lenz jedes Jahr hervorzubringen vermag. Warlock ist auf dem Wege in die Taverne ‚Zum schlafenden Riesen’ als das Schicksal seinen, für Warlock, völlig unerwarteten Lauf nimmt…


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Kiam
19.07.2012, 19:32
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Teil 2. Vorbereitungen auf ein Fest.

Es ist heute ein wirklich schöner Frühlingstag in Flusswald, die Kinder tollen auf der sandigen Straße vor der Taverne „Der schlafende Riese“ herum, necken die vorüberziehenden Reisenden mit „Ich habe keine Angst vor Dir, auch wenn du Größer bist als ich!“ oder versuchen diese zum Mitspielen zu animieren. „Komm, lass uns ein Spiel spielen, Reisender, du kannst auch wählen zwischen Verstecken oder Fangen“. Kaum ist dieser Satz ausgesprochen, ‚klatsch’, bekommt der nun verwirrt dreinschauende Wanderer eine schmutzige Kinderhand auf den Rücken und die kleinen Racker machen sich in Windeseile in alle Himmelsrichtungen aus dem Staub. Zurück bleiben nur der Reisende und ein zum Laufen - nehme ich an - zu fauler Hund. Dieser alte Hund gehört dem Inhaber der Taverne, Orgnar, und ist über das Treiben vor der Methalle mehr als nur erfreut. Denn er ist mittlerweile bereits in die Jahre gekommen und verbringt normalerweise den lieben langen Tag damit, in der Taverne auf dem Boden nahe des knisternden Feuers zu liegen und seine müden Knochen zu wärmen. Die Feuerstelle befindet sich inmitten der Gaststätte und bringt dem altem Knaben noch eine weitere Annehmlichkeit; er hat von hier aus nämlich einen durchaus guten Überblick über die speisenden Gäste und verpasst so nicht das kleinste Krümelchen an Nahrung, welches von den Tellern und Platten der sich in der Wirtschaft labenden Gäste zu Boden fällt. Noch im letzten Jahr musste er sich die Beute mit einer Katze teilen, die Orgnar als Zeche von einem Besucher bekommen hatte, doch zur Freude des alten Hundes war die Katze weiblichen Gästen gegenüber nicht gerade sehr freundlich gesonnen und nun ziert ein kleiner Stein mit der Aufschrift „Mausi“ den Garten hinter der Taverne.

Ja, das Leben in Flusswald ist schon wirklich beschaulich, man könnte fast sagen „hier ist das Leben noch lebenswert“; so hatte Martha Erzling es einst in ihr Tagebuch geschrieben. Heute jedenfalls freut sich das ganze Dorf auf das anstehende Frühlingsfest. Alle werden ihre schicksten Kleider aus dem Schrank holen und sich im Weißlauf durch ein ausgiebiges Bad vom Schmutz der Feld-, Forst- und Minenarbeit befreien. Es ist im Dorf nicht üblich, ein Badezimmer, geschweige denn eine Toilette, so wie wir es kennen, in seinem Haus zu haben. Dennoch hat es wohl einst jemanden gegeben, so sagt man, der ein Abwassersystem für die Hauptstadt Weißlauf erfunden haben soll und dieses ist dann auch auf Anordnung des Vogts gebaut worden. Aber dabei ist es leider auch geblieben. Von daher werden das Reinigen der anfallenden Wäsche und auch das Baden immer noch im Weißlauf verrichtet.

Hektor Erzling, der Schmied Alvor und Sven der Barde, der ansonsten die Gäste der Taverne mit seinem Gesang erfreut, diese drei sind auf dem Weg zu Gerdur, der Betreiberin der Sägemühle von Flusswald, um die beiden Baumstämme von ihr abzuholen und an deren Bestimmungsort aufzustellen. Gerdur spendet jedes Jahr einen ihrer besten Baumstämme und einen Kleineren dazu, für das von allen Kindern und kindlich gebliebenen Erwachsenen geliebte Spiel, wir würden es kurz einen Maibaum nennen. Aber da wir in Flusswald sind und dort alles gerne eine eigentümliche Bezeichnung hat, nennen die Dörfler ihr Spiel nach alter Tradition ‚Der kahle Riese’.
Die Regeln zum Erklimmen des ‚Kahlen Riesen’ sind simpel. Der Baumstamm ist immerhin jedes Jahr nicht unter acht Meter hoch, natürlich nur für die Erwachsenen, keine Bange, liebe Leser. Für die Kinder gibt es selbstverständlich einen Stamm mit geringerer Höhe, diese liegt meistens bei zwei Metern. Wer es sich also zutraut - und die Anzahl der Wagemutigen steigt mit jedem geleerten Fass Met an - der darf versuchen, den ‚Kahlen Riesen’ mit nackten Füssen und bloßen Händen bis an die oberste Spitze zu erklimmen. Oben angekommen, erwartet dann die Bezwinger des ‚Kahlen Riesen’ ein aus Nadelzweigen geflochtener Kranz, an dem für die Erwachsenen Met in Flaschen und andere Spirituosen hängen. Für die Kinder allerdings gibt es Zuckerstangen und kleine geschnitzte Holzpuppen.

Hektor, Alvor und hinterdrein Sven, der Barde mit den beiden noch leeren Kränze unter den Armen schreiten auf die Sägemühle von Flusswald zu und werden von Gerdur mit den Worten in Empfang genommen: „Morgen Jungs, ordentlich gefrühstückt für meine diesjährigen kahlen Riesen?“
Darauf erwidert Alvor: „Hektor und ich durchaus, wie es aber mit Sven aussieht…“
Dieser erhebt sofort seine Stimme: “Nein! Dieses Jahr trage ich nicht schon wieder den mickrigen Stamm für die Kinder, wie sieht das denn aus…jedes Jahr dasselbe!“
Hektor legt den Arm auf Svens Schulter und spricht mit ruhiger und tiefer Stimme: „Mein Junge, in ein paar Jahren, wenn ich durch die Plagerei in der Mine verbraucht bin und du das eine oder andere Kilo mehr auf den Rippen hast, reden wir gerne noch ein weiteres Mal darüber…“
Dann wurde Hektors Stimme etwas intensiver. „…aber bis dahin bleibt alles wie es ist und nun leg das Grünzeug beiseite und nimm den Baumstamm, jedes Jahr dieselbe Leier! Du bist Barde, alleine vom Flöte halten bekommst du keine Muskeln!“
Das hat gesessen, flink legt Sven die Kränze beiseite, nimmt den kleineren der beiden Stämme und zieht in die Richtung los, wo die Baumstämme jedes Jahr aufgestellt werden. Gerdur nimmt sich die Kränze, sieht noch einmal zu Hektor und Alvor hinüber, schüttelt sanft lächelnd ihren mit langen lockigen Haaren besetzten Kopf und nimmt dann die Verfolgung von Sven auf.
Hektor und Alvor indes machen sich an dem riesigen Stamm zu schaffen, um diesen an seinen Platz zu bringen, währenddessen sagt Hektor: „Na Alvor, wird es denn gehen? Nicht, daß du dich jetzt schon verausgabst… mach es mir bitte nicht allzu leicht heute Abend!“
Der Schmied entgegnet mit gerunzelter Stirn: „Hektor mein Bester, genieß noch die letzten Stunden deines Ruhmes, denn bald wirst du in deinen Tränen baden.“
Beide stattlichen Männer sehen einander an und fangen daraufhin schallend an zu lachen, sodass sie den Baumstamm wieder ablegen müssen.
„Hektor, da trottet dein Sohnemann“ meint Alvor, worauf Hektor sich umsieht, während er sich die durch das herzhafte Lachen entstandenen Tränen aus dem Gesicht wischt. Dann erblickt er Warlock, der sich auf dem Weg in Richtung Taverne befindet. Hektor versucht, mit einem grellen Pfiff auf sich aufmerksam zu machen, was ihm auch gelingt.

Warlock hält in seiner Hand den glänzenden Gegenstand, den er vor zwei Jahren aus dem Weißlauf geborgen hatte und ist völlig in Gedanken versunken, als der Pfiff seines Vaters völlig unerwartet, wie ihr euch vorstellen könnt, sein Ohr erreicht. Er erschrickt dermaßen, daß er zusammenfährt und das glitzernde Objekt auf die Straße fällt. Warlock dreht sich in die Richtung, in der er denjenigen vermutet, von dem der Pfiff kommt. Er erblickt seinen froh gelaunten und ihm zuwinkenden Vater, worauf er zurückwinkt und sich bemüht, zu lächeln. Allerdings ist ihm keineswegs danach, denn er hat sich so sehr erschrocken, daß sein Puls sich nur langsam wieder beruhigt, dann beginnt er aufgeregt, die Straße nach dem Gegenstand abzusuchen. Aber er kann ihn nicht finden und schon dröhnt sein Puls wieder in den Ohren, sein Mund wird ganz trocken, seine Handflächen beginnen feucht zu werden und er denkt:
„Wo bist du, wo verdammt nochmal bist du?“
Es kommt ihm so vor, als stünde er schon eine halbe Ewigkeit hier und es war ihm so, als würden die Blicke aller Bewohner von Flusswald und die der Gäste noch dazu, die extra wegen des anstehenden Festes angereist waren, sich auf ihn richten. Warlock wird immer aufgeregter, er geht in die Hocke, späht nach links und nach rechts, er schaut überall hin, aber nichts, nicht das kleinste Anzeichen des glitzernden Gegenstandes ist zu sehen. Die ersten Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn, er richtet seinen schmalen Körper wieder auf, holt mit seinem rechten Bein aus, um vor lauter Wut einen vor ihm liegenden Stein gegen die Schmiede zu treten, als er es urplötzlich sieht, das funkelnde und in der Sonne überaus schön glänzende Ding. Bei einem Schritt nach vorne, als er noch den Blick auf seiner Vater gerichtet hatte, um ihm zu winken, da musste er einfach versehentlich draufgetreten sein. Was für eine Erleichterung, wie wenn der Hals der Welt selbst auf seinen Schultern gelegen hätte und nun wieder in der Mitte von Himmelsrand Platz nimmt.
Schnell beruhigt sich Warlock wieder und schon nimmt er alles um sich herum wieder wahr. Das Zwitschern der Vögel, das Picken des Huhnes, das neben ihm die Straße nach Essbarem absucht und die spielenden Kinder, die sich der Pflege des alten Hundes angenommen hatten. Und Warlock wird ebenso auch schnell bewusst, daß keiner der Einwohner von Flusswald oder der Gäste des Dorffestes etwas mitbekommen hatten und momentan mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind, als sich um ihn zu kümmern. Er bückt sich, nimmt den Gegenstand zwischen Daumen und Zeigefinger und steckt ihn schließlich in seine Hosentasche, die er danach noch einmal prüfend abklopft. Er atmet erleichtert aus und will gerade die Taverne betreten, als sein Blick in Richtung Brücke wandert und er die Leute sieht, wie sie diese langsam in Richtung Dorf überqueren und in seine Richtung zu rufen, nein, zu schreien beginnen: „Kaiserlicher, bleib sofort stehen und rühre dich ja nicht!“
Warlocks Puls fängt an, in seinem Kopf wie wild zu hämmern, seine Knie werden weich und drohen ihm nachzugeben, da ertönt wieder der Ruf: „Kaiserlicher, bleib sofort stehen, im Namen seiner…“


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Kiam
29.07.2012, 20:20
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Teil 3. Das Dorffest.

Nicht der kleinste Wolkenfetzen ist an dem azurblauen Himmel über Flusswald zu sehen. Die Temperatur am heutigen Tage bewegt sich in einem Rahmen, den auch wir als äußerst angenehm empfinden würden. Eine leichte Brise weht durch das Dorf, diese wäre fast nicht wahrnehmbar, würde man sie nicht an den sich leicht hin und her bewegenden bunten Stofffäden oben am ‚Kahlen Riesen’ bemerken können. Wenn man seinen Blick auf den geschmückten Baumstamm richtet, der nun in voller Größe und Pracht inmitten der Wiese unweit der Sägemühle steht, so erkennt man an dessen oberem Ende einen Kranz aus Tannenzweigen, bestückt mit an kleinen, dünnen Schnüren hängenden Flaschen, deren Inhalt aus Met und anderen Spirituosen besteht. Zwischen den Flaschen, die nun, die Sonne reflektierend, dort oben auf ihren neuen Besitzer warten, hat Gerdur lange Stofffäden angebracht. Diese Fäden stammen von alten Kleidern der Frauen aus Flusswald, Weißlauf, Ivarstatt und Falkenring. Gerdur hat sie das Jahr über zusammengetragen und das nur, um den ganzen gestrigen Tag lang damit zu verbringen, daraus dieses bunte Windspiel für den ‚Kahlen Riesen’ zu gestalten.


Das ganze Dorf hat sich für den heutigen Tag so richtig herausgeputzt. Von Haus zu Haus, die sich an der Straße gegenüberliegend befinden, wurden Girlanden mit kleinen bunten Wimpeln gespannt; in den Fenstern kann man überall farbenprächtige Blumengestecke in noch bunteren Vasen sehen. Der alte Embry stützt seinen Ellenbogen auf dem Geländer ab, welches einen kleinen Teil vor der Taverne umzäunt, auf diesem Podest spielen für gewöhnlich die Kinder. Er wartet darauf, dass seiner Meinung nach gutbetuchte Reisende oder mögliche Gäste der Methalle an ihm vorüberziehen, um gelegentlich einige von ihnen mit dem Satz zu empfangen: „Hast du ein Bier oder Met dabei für mich?“
Keiner aus Flusswald weiss so genau, wie und woher er kam. Er ist leider dem Alkohol verfallen, hält nichts von Körperpflege und seine Kleidung hat ihre besten Tage auch schon lange hinter sich. Embry hat ungepflegtes, krauses Haar und einen langen Vollbart. Man findet ihn oft vor oder in der Taverne, hin und wieder geht er Orgnar oder Alvor zur Hand, für eine anständige Mahlzeit als kleinen Lohn... und das eine oder andere Bier. Doch die meiste Zeit des Tages verbringt Embry zusammen mit dem alten Hund von Orgnar, während er die Kinder von Flusswald beim Spielen beobachtet. Kürzlich kam eine Reisegruppe aus jungen Damen vorbei - sie waren wohl auf dem Weg nach Weißlauf – und als der alte Hund eines der Mädchen erblickte, erwachten wohl irgendwelche Erinnerungen in ihm. Er erhob sich, begann zu hecheln und wie wild mit dem Schwanz zu wedeln, stürzte auf die junge Dame zu und sprang an ihr hoch. Diese freute sich allem Anschein nach ebenso, den alten Knaben zu erblicken, sie kraulte ihm das zerzauste Fell und sprach: „Na Stump, mein Alter, ja ist ja gut, ich freu mich doch auch, dich wiederzusehen!“
Die junge Frau ließ kurz von Stump ab und streckte Embry ihre Hand entgegen. „Guten Tag, ich bin Bianca, und das sind meine Freundinnen.“
Embry, mit der Situation sichtlich etwas überfordert, brachte nur knapp ein „…Hallo“ über seine Lippen.
„Wir sind auf dem Weg nach Weißlauf“, plauderte Bianca munter weiter, „um dort die Brüder Farkas und Vilkas zu besuchen. Stump kennen wir von unserer letzten Durchreise.“
Bianca zog aus ihrem Rucksack noch flink ein Stück getrocknetes Fleisch, übergab es Stump, und so schnell sie kamen, waren die Damen auch schon wieder über die Brücke in Richtung Weißlauf verschwunden. Ihr Gelächter und die fröhliche Unterhaltung konnte man jedoch immer noch vernehmen, obwohl sich die muntere Gruppe längst nicht mehr in Sichtweite befand. So erfuhr der alte Embry den Namen von Stump. Die Kinder lehnten es allerdings ab, sich mit dem Trunkenbold zu unterhalten und Embry selbst hatte bisher auch keine Ambitionen gezeigt, Orgnar nach dem Namen des Hundes zu befragen.

Doch kommen wir wieder zu dem Frühlingsfest von Flusswald zurück. Die ersten Stände wurden nun von den angereisten fahrenden Händlern errichtet, um ihre Ware zum Kauf darzubieten. Sogar eine Gruppe Khajiit hatte sich dieses Jahr zum Fest eingefunden und war nun dabei, ihre Zelte zu errichten. Die Khajiit sind eine Art Katzenkreaturen, die aus der Provinz Elsweyr stammen und für ihre scharfe Intelligenz und Gewandtheit bekannt sind. Die meisten Khajiit in Himmelsrand befinden sich außerhalb der Städte in kleinen Zelten, da sie von der nordischen Gesellschaft aufgrund von Vorurteilen leider kaum akzeptiert werden. Doch in Flusswald sind sie als fahrende Händler immer gerne gesehen.
Man sagt, die Khajiit wären auch Skoomaschmuggler. Skooma ist eine in ganz Himmelsrand streng verbotene Droge, die wohl nur bei Khajiitkaravanen käuflich erhältlich sein soll. Hergestellt wird die Droge, so sagt man, aus Mondzucker. Der ungewollte Nebeneffekt beim Konsumieren von Skooma besteht allerdings darin, dass man schnell abhängig davon wird und es jedem, der es nimmt, quasi den Alltag vorschreibt, da man sich ständig auf der Suche nach der nächsten Khajiitkaravane befindet. Der Effekt von Skooma wird mit einer längeren einer starken halluzinogenen Wirkung umschrieben.
Der Barde Sven ist gerade fleißig dabei, die Schmiede für sich und seine für das Fest eingetroffene Verstärkung aus Weißlauf und Ivarstatt herzurichten. Ein paar Stühle und einen kleinen Tisch für die Getränke hat er bereits aus der Taverne zusammengetragen. Nun schmückt er die Sessel mit bunten Blumen, die er an der Lehne und an den Stuhlbeinen befestigt. Die beiden anderen Barden aus Weißlauf und Ivarstatt säubern nochmal die Instrumente und alle drei stimmen sich mit folgendem Gesang auf das Fest ein:


Ragnar der Rote:
Kam einst ein Reck "Ragnar der Rote" genannt,
nach Weißlauf geritten von Rorikstatt stammt.
Groß Reden schwang er die Klinge gezückt,
Er prahlte von Kämpfen und Beuteglück..
Doch still ward der Rote kein Wort mehr er sagt,
Als Schildmaid Mathilda beherzt vor ihn trat.
„Ihr prahlt und ihr lügt und trinkt all unsren Met,
Nun lasst uns doch sehn ob der Tod euch wohl steht“.
Und mit lautem Klirren folgte schnell Hieb auf Hieb,
Bis schließlich ermattet er liegen blieb.
Ragnars Schädel er rollt auf dem Boden umher,
seiner Taten er brüstet sich nimmermehr.

Auf der Wiese vor der Sägemühle steht nun auch der „Kahle Riese“ in voller Pracht, neben ihm das um einiges kleinere Exemplar für die Kinder, bereit zum Empfang der Wagemutigen, die ihn bezwingen wollen. Dort im Gras wird nun von Martha Erzling und Hilde, der Mutter vom Barden Sven, ein Stand hergerichtet, an dem das Flaschenwerfen ausgetragen werden soll. Hilde ist schon ein wenig in die Jahre gekommen, trotzdem ist sie munter dabei, mit Martha auf einer Bank drei Pyramiden aus jeweils 7 leeren Metflaschen nebeneinander aufzustellen. Von der Bank mit den Flaschenpyramiden sieben Schritte entfernt, platzieren sie eine weitere Sitzgelegenheit, von der aus dann später die runden leichten Bälle, aus Kuh-Fell geformt und mit etwas Sand gefüllt, in Richtung der Flaschen geworfen werden sollen.
Faendal, ein Waldelf, der in Flusswald lebt und die Dörfler im Bogenschießen unterrichtet, bereitet seine ansonsten zu Übungszwecken errichtete Anlage für einen Bogenschieß-Wettbewerb vor. Als letzte Attraktion für dieses Fest gibt es dann das schon erwähnte Bierhumpen-Heben vor der Taverne
Allerhand ist los auf den Straßen von Flusswald, überall lautes Gelächter, angeregte Diskussionen. Man hat sich ja mitunter den ganzen Winter über nicht gesehen und nun gibt es natürlich einige Neuigkeiten die ausgetauscht werden wollen.
Zwischen diesem ganzen regen Treiben steht er nun da, Warlock, den Türöffner zur Taverne in der Hand, dazu bereit, diesen zu benutzen und das Wirtshaus zu betreten. Seine Erregung ist nicht mehr zu übersehen, die erste Aufforderung: „Kaiserlicher, bleib sofort stehen und rühre dich ja nicht!“, wollte er noch ungeachtet ignorieren.
„Die können doch nicht mich gemeint haben“, denkt der Bursche noch so bei sich und will die Tür öffnen, doch erneut hört er einen Ruf.
„Kaiserlicher, bleib sofort stehen, im Namen seiner Majestät Lume des Ersten!“
Warlock läßt den Türknauf los, rennt mit einem Lachen über dem ganzen Gesicht in Richtung Brücke auf Lume zu und die Beiden fallen sich in die Arme. Die Burschen drücken sich und klopfen einander auf die Schultern, als hätten sie sich seit Monaten nicht mehr gesehen, dabei war es kaum ein paar Wochen her, seit Warlock sich nach dem Ende des diesjährigen Winterdienstes aus Ivarstatt auf den Heimweg nach Flusswald gemacht hatte.
Lume ist der beste Freund von Warlock, sie sind zusammen in Flusswald aufgewachsen, doch Lumes Eltern wollten sich mit ihrer eigenen Sägemühle ihren Unterhalt verdienen. Da es aber für zwei Mühlen im Dorf nicht genügend Platz gab, hatten sich Lumes Eltern kurzerhand entschlossen, nach Ivarstatt zu ziehen.
“Du mit deinen dummen Scherzen“, sagt Warlock, nachdem die erste Aufregung wieder überwunden ist. Beide Burschen gehen nun Arm in Arm in Richtung Flusswald über die Brücke.
“Hast du was zu verbergen?“, meint Lume, „hatte schon die Befürchtung, du kippst mir um, mein Freund, so bleich und erschrocken warst du.“
„Die Sonne blendete mich“, entgegnet Warlock. „Lassen wir’s gut sein, darf ich dir Ysolda aus Weißlauf vorstellen?“
Da erst bemerkt Warlock sie, das wohl schönste Geschöpf der Acht, das er bis dahin je zu Gesicht bekommen hat. Für ihn ein Traum von einer Frau, mit etwa schulterlangem, kastanienbraunen Haar, ihr Gesicht so zart und rein wie eine Priesterin Dibellas. Ysolda trägt ein blaues Kleid, das knapp über dem Boden endet und um die Taille hat sie einen geflochtenen Ledergurt mit einer silbernen Schnalle in der Mitte geschlungen.
Warlock nimmt Ysoldas Hand und sein Herz will ihm fast aus der Brust springen, so sehr schlägt es, als er Ysolda einen Handkuss gibt und dabei das erste Mal ihren Duft einatmet. “Schönen Tag, ich bin Warlock.“
Ysolda antwortet mit sanfter Stimme: „Euer Name, werter Herr, ist mir schon bekannt“, und dann lächelt sie den Burschen in einer Art und Weise an, wie es nur die ersten Sonnenstrahlen im Frühling übertreffen könnten. Warlock ist sofort bezaubert von Ysolda, doch dann reißt Lume die beiden auseinander, hakt sich bei Warlock links und Ysolda rechts unter und sagt: „Los, lasst uns feiern gehen, und mit Met den Staub der Arbeit aus unseren Mündern spülen!“
Und die beiden ziehen mehr oder weniger Willens mit Lume los und stürzen sich in das nun mit einer Rede von Orgnar beginnende Frühlingsfest, nicht ahnend, was ihnen noch am selbigen Tag bevorstehen sollte.


In einem dunklen, stickigen Verlies, irgendwo in Himmelsrand

Auf einem großen und bequem aussehenden Thron vor einem Kamin, der zugleich Wärme spendet und auch die einzige Lichtquelle hier unten ist, sitzt er in einem langen, schwarzen Gewand, die Kapuze bis über die Hälfte ins Gesicht gezogen. Vor ihm, im Schein des Kaminfeuers, sinkt ein kleinwüchsiger Bandit mit Namen Eizo auf die Knie, seine Mütze zwischen beiden Händen aufgeregt quetschend, dass seine Fingerknöchel ganz weiß werden und spricht beinahe flüsternd: „Mein Herr, er hat es, er hat es! Ich habe gesehen, wie er es verlor und dann wieder in seinen Taschen verbarg!“
Da steht der Magier auf, hebt Eizo mit einer Hand an dessen Hals vom Boden in die Luft, so weit, dass der Bandit keinen Boden mehr unter den Füßen spüren kann und spricht mit furchteinflößender Stimme: „Du hast es verloren und nun sorge dafür, dass ich es wieder in meinen Händen halte!“


Konstruktive Kritik ist immer willkommen!


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06.08.2012, 18:06
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Teil 4. Ein unvergesslicher Tag für Flusswald!

Das Wetter in Flusswald könnte an diesem Tag wirklich nicht noch schöner sein. Der Wind streichelt sanft durch das frische grüne Gras, überall duftet es nach Frühling und nach dem frischen Wasser des nahen Flusses. Dieser windet sich unweit des kleinen Dörfchens ruhig vorbei, plätschert unter der steinernen Brücke hindurch, um dann langsam, aber doch stetig wilder zu werden und schließlich in kleineren und größeren Wasserfällen in Richtung jener Stadt zu strömen, der er auch seinen Namen gegeben hat: Weißlauf.
Alle Bewohner und angereisten Gäste von Flusswald sind in guter Stimmung und voller Erwartung auf das jetzt direkt bevorstehende Frühlingsfest. Jeder hat seine schönsten Kleider angezogen, nicht wenige auch deshalb, um diese gerne ein wenig zur Schau zu stellen. Da es aber, wie man sich ja denken kann, nicht sehr sinnvoll ist, wenn man seine besten Roben im eigenen Hause trägt, sind fast alle Bewohner und Gäste im Freien vorzufinden. Die meisten von ihnen versammeln sich zu kleinen Gruppen überall im Dorf verstreut, wobei die Leute einmal zu diesem, dann wieder zu jenem Grüppchen stoßen, um auf diese Weise so viele Neuigkeiten wie nur möglich in Erfahrung zu bringen. Denn man hat einander ja, wie bereits erwähnt, den ganzen langen Winter über nur selten bis gar nicht zu Gesicht bekommen. Jede Art von Neuigkeiten verbreitet sich in ganz Himmelsrand - nicht nur über den Winter - sehr langsam und nicht jeder Bewohner hat die finanziellen Möglichkeiten, sich einen der wenigen Kuriere leisten zu können, um hin und wieder eine Nachricht an Verwandte oder enge Freunde von einem dieser Boten überbringen zu lassen. Somit wird dann das Frühlingsfest von allen regelrecht herbeigesehnt, um allerhand Informationen auszutauschen, die sich über die Wintermonate angesammelten haben. Die Gespräche drehen sich meist um das Wohlbefinden der Familienangehörigen, Verwandten und Freunde. Man frönt dem neuesten Klatsch und Tratsch und berichtet darüber, was in den letzten Monaten so passiert ist und wie weit die Bestellung der Felder vorangekommen ist.
Mitunter gibt es einige weniger gute Neuigkeiten zu vermelden, wie schwere Erkrankungen in der Familie oder im Freundeskreis. Ebenso wird die Nachricht, falls jemand über den Winter verstorben ist, trotz des sehr fröhlichen Treibens nicht verschwiegen. Warum denn auch, für die Einwohner von Himmelsrand gehört das Hinscheiden nun einmal zu ihrem Leben dazu.
Doch zur Freude aller Beteiligten gibt es in diesem Jahr ‚fast’ nur gute Neuigkeiten zu vermelden, abgesehen davon, daß - wie über den Winter in und um ganz Weißlauf üblich - das eine oder andere Nutzvieh entweder eines natürlichen Todes gestorben oder einem Fuchs beziehungsweise einem Rudel Wölfe zum Opfer gefallen ist. Raubtiere sind nicht selten in den Wäldern von Himmelsrand anzutreffen und rund um Ivarstatt gibt es ein noch sehr viel größeres Problem als Füchse und Wölfe, nämlich teilweise riesige Bären. Diese zotteligen Gesellen sind entweder als Einzelgänger oder auch als Pärchen anzutreffen. Lume hat Warlock davon berichtet, daß seine Mutter ganz wahnsinnig vor Zorn auf die Bären zu werden droht, weil diese die Bäume rund um Ivarstatt zum Wetzen ihrer Krallen verwenden und - da ihnen buchstäblich oft das Fell zu jucken scheint – oft auch, um durch Reiben ihres Fells lästige Parasiten wieder loszuwerden. Das macht viele Bäume in den lichten Mischwäldern der näheren Umgebung von Ivarstatt völlig unbrauchbar für die Forstwirtschaft und bedeutet gleichzeitig für Lumes Familie einen immensen Verlust an Rohstoffen für ihre Sägemühle. Lumes Eltern, Temba und Lex Langarm, lassen deswegen die Bäume rund um Ivarstatt unangetastet und müssen die benötigten Stämme für ihre Sägemühle in der Umgebung von Rorikstadt schlagen und von dort anliefern lassen. Lumes Mutter Temba hat in der Taverne von Ivarstatt einen Aushang befestigt, in dem sie nach einem fähigen, mit der Bärenjagd vertrauten Waidmann sucht. Dieser soll das Problem mit den zottigen Gesellen durch das Erlegen eines guten Dutzends etwas eindämmen und als Belohnung winkt dem erfolgreichen Jäger ein Haufen Gold. Einige Halunken haben versucht Temba übers Ohr zu hauen, in dem sie einfach behaupteten, die von Temba gewünschte Anzahl erlegt zu haben und forderten dann dreist ihren Lohn ein. Daraufhin hat Temba den Aushang in der Taverne so abgeändert, dass sie nur noch Goldmünzen herausgeben werde, wenn ihr als Beweis für einen erlegten Bären dessen Fell überreicht wird. Seit diesem Zeitpunkt hat sich noch kein weiterer geeigneter Jäger eingefunden.

Doch kommen wir wieder zurück zu dem jetzt anstehenden Beginn des Frühlingsfestes von Flusswald. Orgnar erklimmt mit flinken Schritten die paar Stufen hoch zur Sägemühle. Auf selbiger gibt es einen kleinen Vorsprung mit einem Gitter aus Holz herum; dieses dient der Sicherheit, damit niemand herunterfallen kann, obwohl die Sägemühle nun wirklich nicht sehr hoch gelegen ist. Von dort oben ist es trotzdem ohne weiteres möglich, die ganze Wiese und die Straßen von Flusswald zu überblicken, da das ganze Dorf an sich sehr flach gelegen ist. Orgnar steht nun dort auf dem Vorsprung und hebt mit dem linken Arm eine vom Schmied Alvor gefertigte Glocke aus massivem Eisen in die Höhe und mit dem rechten Arm drischt er mit einem riesigen Kochlöffel aus Holz auf die Glocke ein. Dong, Dong, Dong… schallt es durch ganz Flusswald und noch weit darüber hinaus. Ein Schwarm kleiner Vögel, durch das laute Geräusch der Glocke aufgeschreckt, erhebt sich aus einem der Bäume in der Nähe der Sägemühle und mit lautem Gezwitscher und Geflatter verlassen die Tiere das Dorf über die Dächer der Häuser hinweg fliegend in Richtung des nahen Waldes. Alle Bewohner und Gäste richten ihre Blicke sofort, durch das laute Geräusch der Glocke in ihren Gesprächen unterbrochen, in Richtung der Sägemühle und auf Orgnar. Unter ihnen auch Warlock, der sich immer noch an der Seite von Lume befindet und dessen linker Arm nach wie vor auf dessen Schulter ruht. Auf der rechten Seite, von Lume aus gesehen, Ysolda in einem wunderschönen blauen langen Kleid. Die Drei befinden sich eigentlich auf dem Weg in die Taverne "Der schlafende Riese", als ihr Vorhaben durch Ognars lärmende Glocke abrupt unterbrochen wird. Sofort löst Lume seine Arme von den Schultern seiner beiden Begleiter und gemeinsam machen sie sich schnellen Schrittes auf den Weg zur Festwiese, um sich Ognars alljährliche Rede zum Beginn der Feierlichkeiten anzuhören. Dieser räuspert sich noch einmal, holt tief Luft und beginnt: „Liebe Bewohner von Flusswald, werte Gäste, Freunde und liebe Verwandte. Wie sehr es mich doch erfreut, euch alle, mehr oder weniger wohlbehalten, wiederzusehen und das nach diesem strengen Winter!“
Lauter Jubel und Geklatsche aus der Menge folgt auf diesen Satz, die sich nun vor der Sägemühle eingefunden hat.
„Ich heiße euch alle, wie in jedem Jahr, recht herzlich willkommen im Namen von Flusswald und seinen Einwohnern!“ Wieder einige Hochrufe und Klatschen. „Lasst mich nur einen kurzen Dank an die fleißigen Hände richten, die sich um den Aufbau der Stände und das Herrichten des Dorfes gekümmert haben, ohne deren Einsatz es nicht zu den Festlichkeiten am heutigen Tage gekommen wäre. Mir wurde zugetragen, daß keiner dieses Jahr das Fest verpassen wird, was mich persönlich wirklich sehr erfreut.“

Während erneuter Jubel aufbrandet, befindet sich der Bandit Eizo unterdes hoch oben in einer Baumkrone. Nicht unweit des Dorfes entfernt, etwas den Berg hinauf und nicht sichtbar für die jubelnde Menge, hockt er dort. Nun hebt er seinen Bogen aus Eichenholz, spannt die Sehne und zielt.
‚Doch du wirst dem Fest nicht länger beiwohnen, meine Liebe!’, mit diesem Satz in seinem Kopf läßt er die Sehne seines Bogens los und der Pfeil, an dem ein kleiner, zusammengerollter Zettel etwas hinter der Spitze von Eizo befestigt worden war, zischt in Richtung Festwiese davon.

Warlock jubelt gerade noch vor Freude, als er Martha und Hektor am Rand der Menge erblickt. Um einen besseren Überblick zu erlangen, hat sich Martha auf die Bank gestellt, auf der sich links und rechts von ihr die Flaschen befinden, die darauf warten, mit gezielten Würfen abgeräumt zu werden. Sie hatte ein mit Spitze besetztes rosarotes Kleid an, welches ihre sehr ansehnliche Figur noch besser zur Geltung brachte. Ihre blonden langen Haare, die bis weit über die Schultern reichen, trägt sie heute offen und so wehen sie sanft, von leichten Brisen in Bewegung gehalten, hin und her. Ihr bleibt nichts weiter übrig, als sich ihren langen Pony immer wieder aus dem Gesicht zu streichen und diesen hinter ihre Ohren zu legen, da die Strähnen ihr ansonsten den Blick auf Ognar verwehren würden. Sie klatscht und jubelt im Einklang mit den anderen, nachdem Orgnar den Satz: „… Mir wurde zugetragen, daß keiner dieses Jahr das Fest verpassen wird, was mich persönlich wirklich sehr erfreut.“, beendet hat, als der Pfeil in einem steilen Winkel und eine Hand breit unter ihrem Kinn in ihren Hals dringt.
Das Geschoß zerfetzt Martha die Kehle und reißt ihr die Halsschlagader auf; die schiere Wucht des Schusses bringt die Frau aus dem Gleichgewicht, sie stürzt nach hinten von der Bank und schlägt mit dem Rücken auf dem grünen Rasen auf. Ungläubig greift sie sich an den Hals, während ihr verschwommener Blick die mit Blut verschmierte Hand erfaßt, wird ihr langsam bewusst, was passiert ist. Sie tastet nach dem Pfeil und will ihn entfernen, doch schon nimmt ihr der hohe Blutverlust jegliche Kraft. Martha erblickt ihren Mann, der sich mit Tränen in den Augen und nach Hilfe schreiend über sie beugt. Sie versucht noch zu sprechen, doch verschluckt sie sich dabei an ihrem eigenen Blut. Alles, was sie zustandebringt, ist ein gurgelndes Würgen, während ihr Lebenssaft im Rhythmus ihres Herzschlages aus ihr herausgepumpt wird.
Martha erblickt Warlock und Hektor ein allerletztes Mal, versucht noch zu lächeln, dann jedoch schwindet alles Leben aus ihr. Dort liegt sie nun, aus dem Leben gerissen, zwischen ihren von ihr selbst noch am Morgen errichteten Pyramiden aus Flaschen. Hektor ist auf die Knie gesunken und hält Martha in seinen Armen, dann schreit er gen Himmel: „NEIN, NEIN, wieso nehmt ihr sie mir, was hat sie euch denn getan?“
Er drückt Martha noch fester an sich, übersät ihren Kopf, ihre Stirn, ihre Wangen über und über mit Küssen, während das Blut seiner Frau seine Hände rot färbt. Orgnar und Faendal ergreifen seine Arme, um ihn von Martha wegzuziehen, damit man sich um ihren toten Körper kümmern konnte, doch es gelingt ihnen nicht.
„Lasst mich mit meiner Frau allein, wenigstens noch ein paar Augenblicke!“
Ognar erwidert leise: „Du kannst nichts mehr für sie tun…“
Mit diesen Worten läßt er das Handgelenk von Martha wieder los, denn er vermag ihren Puls nicht mehr zu spüren. “Sie ist von uns gegangen“, bringt er noch mit gepreßter Stimme heraus, bevor auch ihn die Tränen übermannen. Warlock sinkt auf die Knie in den grünen Rasen, Lume geht hinter Warlock ebenfalls zu Boden und umfaßt die Schultern seines Freundes.
„NEIN… NEIN… Mutter, lass mich nicht so zurück!“ Tränenüberströmt und so voller Qual, dass es sich anfühlt, als wenn der Schmerz Warlock von innen zu verzehren droht, kniet er neben dem leblosen Körper seiner Mutter. Sven, dessen Augen ebenfalls tränenverschleiert sind, erblickt als erster den blutgetränkten Stofffetzen. Dieser hängt noch immer am Pfeil, der in Marthas Kehle steckt. Er ergreift das Pergament mit Daumen und Zeigefinger und mit wenig Mühe zieht er es vom Schaft des Pfeiles herunter. Sven entrollt den Zettel und staunt nicht schlecht; rasch wischt er sich die Tränen aus den Augen und beginnt leise für sich zu lesen. „Warlock, wir haben dich doch gewarnt, uns das Amulett auszuhändigen!“
Sven stellt sich langsam auf seine Beine und wiederholt den Text auf dem Stofffetzen nun so laut, daß es alle in unmittelbarer Nähe befindlichen Bewohner und Gäste von Flusswald gut verstehen können.
„Warlock, wir haben dich doch gewarnt, uns das Amulett auszuhändigen!“ Hektor dreht seinen Kopf langsam in Richtung Warlock und sieht diesen mit einem fragenden Blick an.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragt er und läßt Martha langsam in das jetzt vom Blut getränkte Gras zurück sinken. Hektor erhebt sich und geht schnellen Schrittes auf seinen Sohn zu. „WAS hat das zu bedeuten?“
Er ergreift Warlock mit beiden Armen an dessen Kragen und zieht ihn so dicht an sich heran, dass beide Nasenspitzen der sich nun dicht gegenüberstehenden Männer beinahe berühren konnten. Lume indes kniet weiterhin im Gras und schaut völlig verwirrt in Richtung Sven. „Sag etwas, erkläre mir, was dass alles zu bedeuten hat!“ brüllte Hektor seinem Sohn direkt ins Gesicht. Warlock erwidert mit zittriger, schluchzender Stimme: „Vater, du bist von Sinnen, ich weiß nicht was das zu bedeuten hat!“
Hektor holt mit seinem rechten Arm aus und schon kracht die Faust mit unheimlicher Wucht, die nur ein jahrelanger Minenarbeiter aufbringen kann, ins Gesicht seines Sohnes. Dieser verliert durch den mächtigen Schlag das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Sofort stürmen einige Männer auf Hektor los und halten ihn fest, um ihn von einem weiteren Schlag gegen seinen Sohn abzuhalten. Nun liegt auch Warlock im Gras, seine Unterlippe ist aufgeplatzt und Blut rinnt ihm über das Kinn am Hals herunter. Lume beeilt sich, zu Warlock zu kommen, um ihm hochzuhelfen, doch Hektor schreit: „Lass sofort von ihm ab, er soll selbst auf die Beine kommen!“
Lume tut, was Hektor ihm aufgetragen hat und läßt von seinem Freund ab. Warlock, der noch seinen Arm hilfesuchend in die Luft gestreckt hält, starrt Lume völlig verwirrt an, während Hektor langsam von den Männern losgelassen wird. Sicherheitshalber bleiben diese aber dicht bei ihm stehen, um sofort wieder zugreifen zu können, sollte es noch einmal nötig sein. Hektor entreißt Sven den blutgetränkten Stofffetzen, wirft noch einen prüfenden Blick auf den Text, dann knüllt er das Pergament zusammen und wirft es auf seinen Sohn.
„Das will ich von dir erklärt haben!“
Der Zettel kommt auf Warlocks Brust zum Liegen, dieser ergreift und entrollte ihn, dann beginnt er zu lesen. Faendel der Waldelf aus Flusswald indes versuchte sich daran den Pfeil zu identifizieren um dessen Herkunft zu bestimmen. Im selben Augenblick ruft Orgnar: „Seht, seine Wunde…“ und zeigt ungläubig auf Warlock.

to be continued a soon is possible

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Kiam
13.08.2012, 23:30
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Teil 5. Die Folgen einer schrecklichen Tat!

Warum nur hat das Schicksal ausgerechnet in diesem, ansonsten von jeglicher Aufregung befreiten Dorf mit seinen friedliebenden Einwohnern so hart zuschlagen müssen? Und das auch noch ausgerechnet an diesem so schönen Frühlingstag? Nichts hatte darauf hingedeutet, daß völlig unvorbereitet ein Leben beendet wurde. Die gerade noch lächelnde und voller Vorfreude auf der Bank stehende Martha in der Blüte ihres Lebens liegt nun blutüberströmt und regungslos im dunkel gefärbten Gras, umringt von Schaulustigen, Gästen, Freunden und dem Rest ihrer Familie. Getötet durch einen gezielten Pfeil eines gewissenlosen Mörders Die Gesichter der Bewohner und Gäste zeugen von Schock, Angst und Ratlosigkeit in dieser schweren, dunklen Stunde für Flusswald. Man vermag es förmlich von ihren Augen abzulesen, wie sie in diesem Moment fühlen. Viele weinen und keiner vermag auch nur ein einziges Wort über die Lippen zu bringen.

Faendal hat mehr als nur eine vage Vermutung, von wem der Pfeil stammen könnte, der Hektor seine Frau und Warlock seine Mutter nahm. Doch ist er sich nicht wirklich sicher, daher beschließt er, vorerst noch nichts darüber zu sagen.
„Und, Faendal, was meinst du? Wem gehörte dieser Pfeil?“, fragt Alvor. „Es tut mir leid, ich würde gerne helfen, nur… von diesen Pfeilen, aus Tannenholz und Ebenerz gefertigt, sind, soviel ich weiss, jede Menge in Gebrauch. Daher kann ich nicht genau sagen, wer diesen Pfeil gefertigt haben könnte. Außer diesem Pergament habe ich keinerlei Hinweise auf dessen Herkunft“, erwidert der Elf.
„Ach komm, gib mal her. Jeder Schmied, der etwas auf sich hält, kennzeichnet doch seine Werke. Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, den Pfeil zu identifizieren“, meint Alvor darauf grimmig. Faendal übergibt den Pfeil an den Schmied mit Unbehagen in der Magengegend. In dem Moment, als er ihn Alvor reicht, drückt Faendal seine Fingernägel in das Holz des Pfeiles, direkt über der Pfeilspitze, wo sich sehr wohl ein kleines Zeichen bis eben noch befunden hat. Alvor nimmt den Pfeil, hebt diesen gegen die Sonne, dreht ihn hin und her…
„Da ist eine Markierung angebracht! Wie ich schon sagte… aber leider nicht mehr zu erkennen. Entweder wurde sie vor dem Abschuss unkenntlich gemacht, oder durch den Aufprall in…“
Faendal verhindert die weitere Umschreibung des Vorgangs, indem er sich rasch dem Schmied nähert und mit knirschenden Zähnen spricht: „Alvor halte sofort ein, siehst du nicht…“
Der bullige Mann nimmt den Pfeil herunter und bemerkt erst jetzt, daß alle Anwesenden an seinen Lippen hängen, um etwas über den Pfeil und dessen Herkunft zu erfahren. Unter ihnen befinden sich auch die zahlreich anwesenden Kinder; diese sind nun noch erschrockener und aufgeregter, als sie es ohnehin schon waren.
Sven, Lume und Ysolda stecken ihre Köpfe zusammen und beschließen nach einer kurzen Unterredung, daß sie sich um die Kleinen kümmern sollten. Die Drei holen kurzerhand alle Kinder zusammen und Ysolda richtet einen fragenden Blick in Richtung Orgnar, der sofort versteht. In stummem Einverständnis führen die junge Frau und ihre beiden männlichen Begleiter alle Kinder in die Taverne von Orgnar. In der Gaststube angekommen, richtet sich Sven an Ysolda und Lume: „Lume und ich werden uns um die älteren Kinder kümmern, und Ysolda, ich bin der Meinung, du solltest dich den Jüngsten annehmen. Führe sie am besten in das Gästezimmer, dort gleich rechts neben der Theke. Wenn du Hilfe benötigst, dann wende dich an meine Mutter Hilde. Sie wird dir sicherlich zur Seite stehen.“
Hilde wiederum ist gerade dabei, die teilweise verstörten und weinenden Kinder und Jugendlichen durchzuzählen, ob alle anwesend sind und um dann in der erforderlichen Anzahl Getränke und ein paar kleine Speisen zusammenzustellen. Lume und Ysolda nicken Sven zustimmend zu und beide murmeln: „So sei es…“
Ysolda dirigiert also die Kleinsten in das Gästezimmer, so wie es Sven angedacht hat. Doch bevor sie ihnen in die nur spärlich möblierte Stube folgt, kniet sie sich vor Stump auf den Holzfußboden, der wie immer an seinem angestammten Platz vor der Feuerstelle liegt. Die junge Frau streicht dem Hund über dessen Kopf und vergräbt ihr Gesicht im Fell des Tieres, damit die anwesenden Kinder nicht hören können, wie sie schluchzt. Doch sie weiß, sie muß jetzt stark sein, daher trocknet sie sich rasch ihr Gesicht mit dem Ende ihres blauen Kleides ab, holt noch einmal tief Luft und betritt das Gästezimmer. Die kleinen Mädchen und Knaben haben schon fast alle auf dem großen Doppelbett Platz genommen, welches sich in der Mitte des Raumes befindet. Nur ein kleiner Junge kauert unter dem ausladenden Tisch, der vor einer Wand platziert ist. Ysolda geht vor dem Tisch in die Hocke, um sich auf Augenhöhe mit dem Kleinen zu befinden, setzt ein Lächeln auf und fragt: „Na, wen haben wir denn da? Was machst du denn hier und warum sitzt du nicht auf dem Bett, wie alle anderen auch oder wenigstens auf einem der Stühle?“
Der Kleine erwidert schniefend: „Ich… ich darf nicht mit Fremden reden, das hat Mama desat!“
Ysolda überlegt kurz, dann sagt sie ernst: „Schönen guten Tag, mein Herr, ich bin Ysolda und ich komme aus Weißlauf.“
Sie streckt dem Jungen langsam ihre rechte Hand entgegen und zur ihrer Freude ergreift der Junge sie. „Ich… ich heiß Luas und komme aus Falenrin.“
Der kleine Kerl dort unter dem Tisch vermag es wohl noch nicht, das g und k richtig auszusprechen, doch Ysolda ist trotzdem sichtlich erleichtert darüber, daß Lukas sich dazu entschließt, mit ihr zu reden.
„Und, Lukas, bin ich jetzt immer noch eine Fremde in deinen Augen?“
Nach einer kurzen Überlegung bekommt sie als Antwort: „Nein, jetz nich mehr, ich enne doch jetz deinen Namen und weiß, wo du wohnst! Und lieb bis du auch!“
„Das finde ich reizend von dir, junger Mann, danke sehr. Und kommst du nun hervor und setzt dich zu den anderen?“
„Nein, liebe Tante, ich habe Anst!“
„Du hast Angst? Wovor fürchtest du dich denn? Willst du mir das verraten?“
„Aber ja, ich habe Anst, das mich ein Pfeil hier trifft!“, und Lukas weist mit dem Zeigefinger seiner linken Hand auf seinen Hals, ungefähr dorthin, wo der Pfeil Marthas Hals getroffen hat. Ysolda ringt abermals mit den Tränen, ein riesiger Kloß scheint sich in ihrem Hals bilden zu wollen und ihr den Atem zu rauben. Dabei kannte sie Martha nur flüchtig, vom Marktplatz aus Weißlauf und aus den Erzählungen von Lume, aber sie kann aus eigener Erfahrung mitfühlen, was es bedeutet, einen geliebten Menschen zu verlieren.
Jetzt spielt sie Lukas vor, sie müsste in ihr Kleid niesen, doch dabei wischt sie sich die erneut aufkeimende Trauer aus ihrem Gesicht und wendet sich wieder an den kleinen Kerl. „Lukas, du brauchst hier drinnen keine Angst zu haben. Es kann dir gar nichts passieren.“ „Versprochen?“
„Ja, das verspreche ich dir, aber warte kurz.“
Die junge Frau reißt einen Ärmel ihres Kleides ab, hält ihn sich vor den Mund und spricht ein paar unverständliche Worte, die sie sich eben erst einfallen hat lassen. Mit weit geöffneten Augen wird sie dabei von Lukas beobachtet. Ysolda legt den Ärmel um den Hals des Jungen, befestigt die beiden Enden vorne mit einer kleinen Spange aus ihrem Haar und sieht dem Knaben in die großen Kulleraugen. „Das wird dir jetzt Schutz bieten, mein Kleiner und nichts wird durch den Stoff dringen, solange du ihn trägst!“
Lukas befühlt mit seinen Händen den Stoff und kommt dann, sichtlich erleichtert, unter dem Tisch hervor. Dann umarmt er Ysolda und kräht: „Dane, jetzt brauche ich deine Anst mehr zu haben!“, und er springt auf das Bett zu den anderen kleinen Kindern, die sich unterdes mit einer Kissenschlacht die Zeit vertrieben haben. Ein letzter Blick zu Ysolda und ein Lächeln erreicht sie, wie es nur kleine Kinder imstande sind, auf ihr Gesicht zu zaubern, dann schnappt sich auch Lukas ein Kissen und stürzt sich in das Gewühl.
Aus der Methalle in das Gästezimmer hinein ist jetzt der Gesang von Sven zu vernehmen. Dieser versucht wohl damit, die schon größeren Kinder abzulenken, was ihm auch augenscheinlich sehr gut gelingt. Ysolda steckt ihren Kopf aus der Tür, um nachzusehen, was in der Halle vor sich geht. Sie sieht die Kinder auf dem Boden in einem Kreis sitzen und Sven, der in der Mitte steht, spielt den Unterhalter. Er singt: „Ein Plumpsack geht herum, ein Plumpsack geht herum…“, und ein Mädchen mit blondem, lockengewelltem Haar, umkreist die Kinder mit einem Stückchen Stoff in der Hand auf ihrem Rücken verborgen. Alles in allem ein munteres Treiben, trotz der, für die Kinder sicherlich schwierigen Situation. Lume indes sitzt etwas entfernt auf einem der vielen Tische und klatscht im Takt zu Svens Gesang, mit einem Lächeln im Gesicht.
„So, wer von euch hat Hunger oder ist durstig?“, ruft Hilde von der Theke aus. Auf dieser hat sie Gläser mit Heidelbeersaft gefüllt, einen Teller voll mit Zuckerstangen und eine weiteren mit belegten Broten zum Verzehr bereitgestellt.

In einer Burg irgendwo in Himmelsrand

In der großen Halle lehnt eine Gestalt bei dem Kamin, der aus hellen Steinen gemauert ist. Sie trägt eine schwarze Robe, die mit goldenen Ornamenten auf dem Rücken und den Ärmeln bestickt ist und hat die Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Zerkziss, der wohl boshafteste Magier, der je die Sonne von Himmelsrand verdunkelte. Ja, er ist wahrhaftig das fleischgewordenen Böse und jeder, der sein finsteres Wesen und seine dunkle Gestalt betrachtet, erkennt dies sofort. Soeben dreht er ungläubig langsam den Kopf hin und her, holt tief Luft durch seinen leicht geöffneten Mund, nur um diese dann deutlich hörbar wieder durch seine Nase entweichen zu lassen. Man spürt seine Erregung, nachdem Eizo alles über seine Tat in Flusswald berichtet hat. Zerkziss dreht sich vom Kaminfeuer weg und blickt den Banditen direkt an. „Dein Auftrag war doch, mir das Amulett zurückzuholen! Ohne Spuren und Hinweise zu hinterlassen…“
Zerkziss holt tief Luft, um seine Stimme wie einen Hammerschlag auf Eizo niederfahren zu lassen. „UND WAS MACHST DU? DU TÖRICHTER NARR!“
Laut hallt seine dunkle, furchterregende Stimme von den Wänden des großen Raumes wider. Der kleine, derart eingeschüchterte Bandit stammelt fast flüsternd: „Mein Gebieter… ich… ich wollte doch nur… dass.. dass alle wissen, an wessen Händen… die… die Schuld an der ganzen Misere… klebt.“
Zerkziss kann oder will sich nicht beruhigen. „NIEMAND anderes außer DIR NARREN trägt Schuld daran! An deinen dreckigen Händen klebt jetzt das Blut der Frau!“
Eizo entgegnet stammelnd: „Mein… mein Gebieter… nun… nun weiß er doch… wir… wir meinen es ernst… und was kümmert uns das Ableben dieser Person… sie… sie war nur Mittel zum Zweck.“
Zerkziss zischt wütend: „Das Weibsbild ist mir völlig einerlei, ich mag nur keinerlei Aufmerksamkeit! Wieso hast du dich nicht gleich neben Orgnar auf die Sägemühle begeben und allen deine Absichten laut kundgetan?“
„Mein Gebieter, ich wollte doch nur…“
Zerkziss reisst nun endgültig die Geduld, er schreit: „SCHWEIG, denn jedes weitere Wort von dir erzürnt mich noch mehr!“
Doch der Gauner erkennt nicht, wann es genug ist. Erneut setzt er an: „Gebieter…. argh…“
Dieses sind die letzten Laute, die den Mund Eizos verlassen, denn der Magier hat mit einem gezielten Hieb seiner mit messerscharfen Krallen besetzten Hand dem Banditen die Kehle aufgeschnitten. Das Blut spritzt durch den gewaltigen Hieb an den nahen Kamin und Eizo greift sich mit beiden Händen an den Hals. Schließlich sackt er tot zusammen und fällt der Länge nach vor Zerkziss zu Boden. Dieser betrachtet im Schein des Feuers seine blutgetränkte Hand, dann leckt er mit der Zunge darüber. Angewidert spuckt er in das Feuer und knurrt: „Nicht einmal dein Blut ist zu etwas nütze.“
Der Magier wendet sich um und ruft nach dem obersten Anführer seiner Armee, Rion, welcher vor der Tür wartet. „RION, tritt ein!“
Die riesige Tür öffnet sich und der bullige Argonier kommt in den Raum.

Auf der Festwiese herrscht immer noch betretenes Schweigen. Hektor hilft seinem Sohn auf die Beine und mit Unverständnis und fast schon Abscheu fährt er Warlock an: „Was hat das alles zu bedeuten? Warum schließt sich deine Wunde so schnell? Sag es mir… sag es mir sofort!“
Dieser, den Tränen nahe, murmelt: „Vater, bitte schenke mir Glauben, mir ist das alles ebenso schleierhaft und unverständlich wie dir!“
Hektor antwortet mit mühsam beherrschter Stimme, obwohl es in ihm kocht, wie in einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch steht: „Du trägst Schuld an dem Tod meiner geliebten Frau und deiner eigenen Mutter! Das ist doch eindeutig auf dem Pergament vermerkt! Und an ein Versehen kann und will ich nicht glauben!“
Faendal, von der ganzen Situation sichtlich überfordert, schreit plötzlich: „Ich werde dir deinen verdammten Kopf vom Hals trennen!“
Er hebt das Schwert in die Luft, welches er sich aus der nahen Schmiede geholt hat und rennt damit, während er es über seinem Kopf schwingt, durch die Menge auf Warlock zu. Die Leute weichen erschrocken zur Seite und nun steht er direkt vor dem völlig verängstigten Burschen und schreit ihn an: „Stirb, denn du hast es nicht anders verdient!“
Hektor allerdings, so wütend und verwirrt er sich auch fühlt, stürzt auf Faendal zu und fällt ihm in den Schwertarm. „NEIN, NEIN! Das lasse ich nicht zu, vielleicht gibt es ja doch eine vernünftige Erklärung für all das!“


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Kiam
20.08.2012, 22:25
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Teil 6. Das traurige Ende des Dorffestes!

Die Kinder der Einwohner und Gäste sind alle, zumindest für den jetzigen Moment, versorgt und in guten Händen. Aus diesem Grund entscheidet sich Hilde dazu, anderen Aufgaben ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Sie entledigt sich hinter der alten Theke ihrer Schürze und ist dabei, die Taverne zu verlassen. Doch vorher entschließt sie sich noch, einen letzten prüfenden Blick in das Gästezimmer, dort wo die Jüngsten von Ysolda liebevoll umsorgt werden, zu werfen. Die liebreizende junge Frau sitzt, umringt von den ganzen Kindern, auf dem großen Doppelbett und liest mit sanfter und ruhiger Stimme eine Geschichte aus einem der wirklich zahlreich vorhandenen Bücher aus dem Regal an der Wand vor. Die meisten der Kleinen sitzen dicht gedrängt um sie herum und hängen gespannt an ihren Lippen, andere wiederum, unter ihnen befindet sich auch Lukas, sind mittlerweile eingeschlafen. Der kleine Lukas liegt, immer noch den Ärmel von Ysoldas Kleid um seinen Hals gebunden, mit seinem Kopf auf deren Schoß und wirkt friedlich und entspannt. Hilde lächelt Ysolda zu, diese erwidert das Lächeln, doch ihre Augen wirken traurig. Die in die Jahre gekommene Mutter von Sven schließt leise die Tür, geht zurück zur Theke und gönnt sich noch einen großen Schluck Met aus einem Glas, der ihr Lieblingsgetränk wurde, seit ihr Mann nach langer schwerer Krankheit verstorben ist. Dann winkt sie ihrem Sohn und Lume zu, die die Aufmerksamkeit der schon größeren Kinder mit unterschiedlichen Dingen auf sich gezogen haben. Sven ist emsig dabei, einigen Interessierten seine Instrumente zu erklären und lässt es bereitwillig zu, dass diese versuchen, den verschiedenen Musikinstrumenten einige Laute zu entlocken. Lume hingegen zeigt derweil den restlichen Kindern, was er geschickt aus einem Stuhlbein zu schnitzen imstande ist. Hilde gefällt sehr was sie sieht und erleichtert, daß die Kleinen so gut versorgt sind, verlässt sie daraufhin die Gaststube.

Nun steht sie auf den paar Stufen vor der Taverne, während sich Entsetzen über das Verbrechen, welches an Martha Erzling begangen worden ist, langsam in ihr ausbreitet. Sie hatte ja noch überhaupt keine Zeit gefunden, über all das Geschehene nachzudenken und auch jetzt will es ihr nicht gelingen, einen klaren Gedanken zu fassen. Orgnar kommt nämlich langsamen Schrittes aus der kleinen Gasse rechts neben der Taverne, genau aus der Richtung, wo sich das Wohnhaus der Erzlings im Dorf befindet. Hilde hat ihn bereits wahrgenommen, ihr Blick folgt jedoch noch kurz einem blauen Schmetterling, der ein flüchtiges Lächeln auf ihr mit Falten übersätes Gesicht zaubert. Während sie die Hand an die Stirn legt, um nicht von der tiefstehenden Sonne geblendet zu werden, spricht sie den mit gesenktem Kopf an ihr vorüberziehenden stattlichen Mann mit ruhiger Stimme an. „Orgnar?“
Er schaut zu ihr hoch und auch ihm steht ins Gesicht geschrieben, wie er fühlt. Orgnar geht auf die alte Dame zu, die nun den Platz von Embry am Geländer vor der Taverne eingenommen hat. Während er sich direkt neben Hilde an die Balustrade stellt und sich mit seinen Ellenbogen darauf abstützt, brummt er: „Ja meine Gute, was hast du denn auf dem Herzen?“
„Du, sag mal, was habt ihr denn mit dem Leichnam von Martha getan?“ wispert sie in das Ohr des Wirts.
„Was sollen wir schon mit ihr gemacht haben, sie liegt vom Blut gesäubert und in frischen Kleidern auf dem Bett in Ihrem Haus. Wir sollten uns Gedanken machen, wann wir ihr zu Ehren eine Trauerfeier abhalten wollen.“
„Ja ja, mein Guter, aber gewiss nicht heute.“
„Wie geht es den Kindern?“
„Die sind in wirklich guten Händen, diese Ysolda aus Weißlauf ist ein ziemlich tüchtiges Weibsbild, eventuell die richtige Frau für meinen Sven. Wie kommen Hektor und Warlock mit der Situation zurecht?“
„Im Moment reden sie wenigstens in aller Ruhe miteinander, lass uns nur hoffen, dass es noch etwas anhält.“
„Wie denkst du eigentlich über die ganze Sache?“
„Warum es Martha erwischt hat und nicht meine Frau?“
Nach dem Satz mussten beide kichern.
„Na sag mal, so redet man doch nicht über seine Frau“, erwidert Hilde und stößt ihn mit ihrem Ellenbogen in die Seite.
„Wenigstens hast du noch nicht deinen Humor verloren“, brummt Orgnar.
„Dann werde ich mal sehen, wo ich noch gebraucht werde“, sagt Hilde und macht sich auf den Weg zur Festwiese.

Indes auf der Festwiese von Flusswald…

„Nun rück schon raus mit der Sprache, was weißt du darüber, mein Sohn?“, fragt Hektor Warlock in einem, in Anbetracht der Situation, sehr ruhigen Ton.
„Vater, so glaube mir doch, ich habe ebensowenig Anteil an dem Unheil, wie alle anderen Anwesenden hier.“
„Dein Name steht auf dem Pergament. Wie kommt dieser denn, deiner Meinung nach, darauf?“
„Ich vermag es mir wirklich nicht zu erklären, Vater, bitte so glaube mir doch!“
„Gewiss doch ein Fehler des Verfassers dieser Nachricht, oder?“, knurrt Hektor, dann wird seine Stimme laut.
„Versuche ja nicht, Augenauswischerei mit mir zu betreiben!“
Warlock ist noch immer den Tränen nahe.„Welchen Grund hätte ich denn deiner Meinung nach dafür?“
„Langsam bringst du mich zur Weißglut! Deine geliebte Mutter wurde getötet und die Nachricht lässt mich ohne jeden Zweifel darauf schließen, daß du eine Mitschuld an ihrem Tod trägst!“
„Vater, du bist nicht Herr deiner Sinne, wenn…argh…“
Eine schallende Ohrfeige trifft Warlock wieder einmal völlig unvorbereitet. Die Wucht des Schlages wirft den Oberkörper des jungen Mannes ruckartig zur Seite und durch diesen Schwung kommt das Amulett in seiner ganzen Pracht zum Vorschein. Warlock verliert erneut das Gleichgewicht und stürzt der Länge nach ins Gras. Das Amulett bleibt, wegen der überlangen Kette, für alle Anwesenden nun deutlich sichtbar, neben ihm liegen. Es funkelt wie ein Stern am Nachthimmel über Flusswald und der Jüngling greift sofort nach dem Schmuckstück, um es wieder an sich zu nehmen und unter seinem Hemd zu verbergen. Doch er hat er die Rechnung ohne Alvor gemacht, der seinen Fuß flink auf das Amulett setzt. Jetzt bückt er sich herab, um das Schmuckstück in die Hand nehmen zu können. Die Zeichen auf dem Amulett beginnen zu strahlen und ein winziger Funken, der dem Kleinod entspringt, fährt Alvor in den Zeigefinger. „Ah!… bei den Neun, was ist das für ein Ding?“, schreit er mit erzürntem Blick.
Warlock, der sich indes wieder aufgerichtet hat, ist selbst von der Reaktion des Amulettes erschrocken; er nimmt es vom Hals und lässt es voller Furcht ins Gras hinab fallen. Dann taumelt er ein paar Schritte von dem Platz weg, wo es zum Liegen gekommen ist, seine Augen jedoch bleiben dabei die ganze Zeit über auf das Amulett gerichtet. Noch im selben Augenblick fährt ihm ein stechender Schmerz durch den Kiefer, genau an der Stelle, wo Hektors Hand ihn nun schon zweimal erwischt hat; erneut läuft ihm Blut über die Wange und tropft auf den Kragen seines Wamses, während der Schmerz wie wild in seinem Gesicht pocht. Orgnar, der sich jetzt auch wieder unter den Anwesenden auf der Festwiese befindet, weist mit erhobenem Zeigefinger erneut in Warlocks Richtung: „Da, seht doch seine Wunden!“
Sofort hat Warlock wieder alle Aufmerksamkeit der noch zahlreichen Anwesenden für sich allein. Ungläubig tastet er mit beiden Händen vorsichtig sein Gesicht ab und betrachtet seine blutverschmierten Hände. Panik macht sich in ihm breit.
“Woher hast du das Ding und, was mich am meisten interessiert, was bei den Neun ist das? So etwas habe ich in meinem Leben noch nie zu Gesicht bekommen“, fragt Hektor und starrt Warlock ungläubig an.
„Mein Junge, nun sage doch endlich, womit wir es hier zu tun haben!“, richtet Alvor sich ebenfalls mit ruhigem Ton an Warlock.
„Gefunden habe ich es im Weißlauf beim Fischen, was es ist, vermag ich nicht zu sagen“, erwidert dieser mit schmerzerfüllter Stimme.
„Ich nehme es an mich, um es zu verwahren“, unterbricht der Elf Faendal plötzlich das Gespräch und mit der rechten Hand schnappt er sich das Amulett zwischen den Grashalmen hervor. Ein ohrenbetäubender Schrei folgt sogleich dieser Tat. „Argh… nehmt es ab von mir!... Argh…“
Faendal öffnet seine Hand, um das Amulett wieder ins Gras fallen zu lassen, doch dieses bleibt an seiner Handfläche kleben. Etwas Rauch steigt auf, fast so, als würde sich das Schmuckstück in seine Haut brennen wollen. Die meisten Anwesenden kennen so etwas Ähnliches nur davon, wenn sie ihre Pferde oder Rinder mit einem noch glühenden Stück Metall brandmarken.
„Helft mir… nun macht schon…!“
Warlock stürzt auf Faendal zu, entreißt ihm das Amulett und zieht ihm dabei etwas von der Haut seiner Handfläche ab.
“Ah!… Bist du noch von Sinnen, du verdammter Narr!“
Feandal stürmt in Richtung des Flusses, fällt auf die Knie und steckt seine schmerzende Hand in das kühlende Nass des Weißlaufs, wobei das Wasser rasch das wenige Blut fortspült. Er hebt seine Hand aus dem Wasser und nach einem prüfenden Blick auf seine verbrannte Handfläche dreht er den Kopf in Richtung Warlock, dann schreit er voller Wut und mit Tränen in den Augen: „Was bitte soll ich deiner Meinung nach als Bogenschütze mit dieser Hand noch anstellen?“
Danach spuckt der Bosmer verächtlich in die Richtung von Warlock ins Gras.
„Dass ich das noch erleben muss auf meine alten Tage, ihr macht mich alle wütend!“, tobt da auf einmal Hilde.
„Wollt ihr euch denn gegenseitig zerfleischen, dann hat der Absender des Pfeiles auf jeden Fall erreicht, was er wollte! Faendal, du und Orgnar, geht und lasst eure Wunden von Camilla behandeln, sie müsste sich in dem Laden ihres Bruders aufhalten. Wenn nicht, wartet dort, denn ich lasse auch nach ihr schicken.“
Sodann richtet Hilde das Wort an die noch immer zahlreich anwesenden Gäste und Schaulustigen, und das, obwohl die Sonne bereits dabei ist, dem frühen Abend Platz zu machen. Mit einem Blick auf den Himmel über dem Dorf, der in ein friedliches Orangerot getaucht ist, hebt sie an, zu sprechen.
„Danke im Namen aller Einwohner von Flusswald dafür, dass ihr auch dieses Jahr wieder so zahlreich erschienen seid! Und Danke auch, dass ihr uns in dieser schweren Stunde nicht alleine gelassen habt, doch leider muss ich euch jetzt darum bitten, zu gehen. Sucht eure Häuser und Heime auf, meine Lieben, denn unter diesen Umständen ist jedwede Feierlichkeit mehr als unangebracht. Bitte verzeiht meine Hast, aber mancher Heimweg ist sehr lang und der Abend schon ziemlich nahe.“
Zustimmend nicken die meisten und ziehen von dannen, keiner von ihnen vergißt aber sein eigen Fleisch und Blut und alle Kinder werden aus der Taverne abgeholt, soweit diese nicht ohnedies nach Flusswald gehören. Hilde wendet sich an die wenigen, die nun noch auf der Festwiese zurückgeblieben sind.
„Hektor, mein alter Weggefährte, nimm deinen Sohn, der sich noch niemals etwas zu Schulden hat kommen lassen, dann kommt ihr beide mit mir. Und du, Jungchen, nimm dieses glitzernde Ding an dich, das bereitet mir Unbehagen.“
Warlock leistet der Aufforderung nur sehr widerwillig Folge, er nähert sich vorsichtig und ganz langsam Schritt für Schritt dem im Gras liegenden Schmuckstück. Denn er weiß jetzt genau, welche Kräfte darin schlummern, vermutlich nur darauf wartend, benutzt zu werden. Jetzt vermag er sich auch zu erklären, woher die Funken und das Strahlen kamen, als er das Amulett zum ersten Mal erblickte und sich danach bückte, um es in die Hand nehmen zu können. Die Szene steht ihm noch lebhaft vor Augen…

An jenem wunderschönen Morgen machten sich gerade die ersten Vögel bemerkbar, der Tau lag noch auf den Blättern und ein Nebelteppich verlieh dem Weißlauf etwas Geheimnisvolles. Von seinem Vater in einem Abstand von etwa fünfzig Metern entfernt, stand er bis zu den Hüften im Fluß. An diesem frühen Morgen also jenes längst vergangenen Tages bekam er es zum ersten Mal zu Gesicht. Gerade wollte er noch seine Angelschnur, die mit einer von ihm aufwändig gebastelten Nachahmung einer Fliege als Köder bestückt war, nur gut eine Hand breit über die Wasseroberfläche befördern, als er das Strahlen und Funkeln neben seinem rechten Fuß auf dem Grund des Weißlaufs erblickte. Es mußte damals der noch tiefstehenden Sonne zu verdanken gewesen sein, ihm fiel keine andere plausible Erklärung dafür ein. Sein Vater stand in einiger Entfernung hinter ihm in Blickrichtung der gerade aufgehenden Sonne und warf seine Angel aus, gerade in dem Augenblick, als sich Warlock nach dem Amulett zu bücken begann. Die Sonne musste seinen Vater geblendet haben, sodass dieser seinen Sohn nicht genau wahrnehmen konnte, die Entfernung falsch einschätzte und deswegen seiner Angel zu viel Schwung mit auf den Weg gab. Dann erwischte die künstliche Fliege, aus kleinen Strohhalmen, Stoffetzen und Nähgarn angefertigt, Warlock direkt unter dessen Auge. Der Minenarbeiter ist einer der besten Fliegenfischer in ganz Himmelsrand und aus diesem Grund lässt es sich gar nicht anders erklären, warum er überhaupt seinen Sohn damals mit dem Köder erwischt hatte.
Der Haken blieb unter dem Auge von Warlock in der Haut stecken und er wusste nicht wie ihm geschah, als das Blut langsam in den Weißlauf zu tropfen begann. Aus irgendeinem, bis heute noch völlig unerklärlichem Grund, verspürte er keinerlei Schmerz und somit gab er seinem Vater auch nicht zu verstehen, was eigentlich passiert war. Dieser wiederum, wie nun einmal beim Fliegenfischen üblich, ließ seine Angel zurückschnellen, um den Köder auf dem Weg in seine Richtung über das Wasser fliegen zu lassen, in der Hoffnung, ein Lachs würde sich dafür interessieren und nach diesem schnappen. Mit einem peitschenden Geräusch löste sich der Köder samt Haken aus der Haut von Warlocks Wange und nahm ein Stückchen seiner Haut mit auf die Reise über den Fluss.
Entweder hatte er wirklich kein Interesse an seinem Aussehen oder aber er interessierte sich mehr für das glitzerne Ding, welches dort unten im Wasser lag. Denn er zeigte keinerlei Reaktion darauf, dass ihm soeben ein Stück Haut aus der Wange gerissen worden war, stattdessen griff er mit seiner rechten Hand nach dem Amulett, in der anderen hielt er die ihm vererbte Rute seines Großvaters. Er verspürte zwar einen kurzen, stechenden Schmerz, doch der verging sofort wieder. Warlock hob das Amulett zusammen mit einem Haufen Sand vom Grund des Weißlaufs, dann befreite er das Schmuckstück von den Körnern und allerlei Pflanzenteilen, die zwischen den Gliedern der Kette hängengeblieben waren. Eine schwarze Muschel, die wohl der Meinung war, die Rückseite des Amuletts würde sich gut als Untergrund machen, hatte ihr Gehäuse so daran befestigt, dass Warlock etwas Mühe hatte, den unliebsamen Flußbewohner zu entfernen. Flink steckte der Jüngling dann das Amulett in seine Hemdtasche, befühlte diese mit seiner Hand und begann, ohne jeglichen Anlass zu lächeln.
„He du Träumer, mach schon, so fängst du uns nichts, das es wert wäre, den Kamin zu entfachen!“
Warlock drehte sich um und bemerkte erst jetzt, dass in seinem Gesicht etwas spannte und sich merkwürdig anfühlte. Er tastete seine Wange ab und erfühlte etwas, was dort, jedenfalls heute Morgen, noch nicht gewesen war. Eine längliche Erhöhung, die sich verhärtet anfühlte. Als er auf seine Fingerspitzen sah, die eben noch die Wunde betastet hatten, bemerkte er, dass an ihnen etwas Blut klebte. Um sein Antlitz sehen zu können, beugte sich der junge Mann tief mit dem Gesicht über die Wasseroberfläche und konnte kaum glauben, was er in dem Spiegel aus Wasser sah. „Eine Narbe?“, fragte er sich selbst ungläubig. Er säuberte sich das Gesicht vom restlichem Blut und tatsächlich, es befand sich kurz unter seinem Auge eine verheilte Narbe.
„Hast du heute noch was vor? Oder warum reinigst du dein Gesicht gerade so, als gefiele dir deine helle Hautfarbe nicht mehr, mein Junge?“
Er war so mit sich und seinem Gesicht beschäftigt gewesen, dass er seinen Vater nicht kommen gehört hatte. Und das, obwohl ein lautloses Bewegen nicht möglich ist im Fluss, zumindest dann nicht, wenn man, wie unsere beiden Dorfbewohner mit Angelgeschirr, einem geflochtenem Korb an der Hüfte für den eventuellen Fang und nicht zu vergessen mit schweren, wassergetränkten Kleidern unterwegs ist. Trotzdem stand Hektor zur Verwunderung seines Sohnemanns direkt vor diesem und sah ihn mit gerunzelter Stirn und den Kopf hin und her bewegend verwundert an.
„Was ist mit Euch, Vater, habt Ihr Euren Met zu schnell getrunken, den Mutter uns mittgegeben hat?“
„Nein, aber hast du diese Narbe dort schon lange?“
„Ihr solltet Eure Aufmerksamkeit nicht immer nur auf Mutter richten sondern hin und wieder auch auf Euren Sohn, Vater,“ kicherte Warlock.
„Na warte, du!“
Der Vater stürzte auf seinen Sohn los, hob diesen ohne Mühe in die Luft und ließ ihn dann ins Wasser fallen.
„So, nun hast du deine Kleider auch gleich gereinigt“, rief Hekor und beide fingen danach schallend an, zu lachen. Natürlich dachte Warlock darüber nach, es seinem Vater heimzuzahlen, aber angesichts der kräftigen Statur seines Erzeugers und seiner eigenen, eher doch sehr schmächtigen Gestalt ein äußerst sinnloses Unterfangen. So begnügte er sich damit, seinen Vater ein wenig anzuspritzen, bis beide Erzlings so durchnässt waren, dass sie beschlossen, es sei besser, unter diesen Umständen den Heimweg anzutreten. Arm in Arm gingen die beiden der aufgehenden Sonne entgegen zurück in Richtung Flusswald.

Eben noch wollte er sich von dem Amulett trennen und nun hält er dieses, offensichtlich Unheil verbreitende Schmuckstück doch wieder in seinen Händen.
„Komm schon, mein Sohn, lass uns gehen“, sagt Hektor und legt den Arm um seinen Sohn. Bei seinen nächsten Worten wird die normalerweise immer brummige Stimme des Minenarbeiters ganz weich.
„Hilde hat recht, wir sollten über alles noch ein weiteres Mal nachdenken und keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wir haben doch jetzt nur noch uns beide, bitte verzeih mir…“
Sie schauen einander traurig an, dann schnieft Warlock: „Vater, du weißt doch, dass ich dich liebe.“

„Ich Dich auch, mein Sohn, ich dich auch…“


to be continued a soon is possible

Konstruktive Kritik ist immer willkommen!



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Kiam
22.08.2012, 17:54
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Teil 6.1 Ein kleines Zwischenspiel!


Die Sonne ist nun schon hinter den Bergen verschwunden und Dämmerung senkt sich über das Land. Jetzt hat sich auch die Tageszeit der Stimmung hier in Flusswald angepasst.
Die Straßen des kleinen Dorfes sind so gut wie menschenleer, nur noch ein paar Wenige wie Gerdur, ihr Mann Hod und dessen gemeinsamer Sohn Frodnar, sind emsig dabei, die Festwiese zu säubern. Die beiden letzten Erzlings von ganz Himmelsrand gehen Arm in Arm von der Festwiese in Richtung der staubigen Straße; im Schlepptau haben sie Hilde. Sie sind sich darüber einig geworden, das Geschehene nochmals und in aller Ruhe zu bereden, und das mithilfe von Hilde, der guten Seele des Dorfes, um es nicht abermals zu einer Eskalation kommen zu lassen. Sie passieren gerade das Handelskontor der Familie Valerius, als Hilde beschließt, im Laden nach dem Rechten zu sehen und sich nach dem Befinden der beiden Angeschlagenen, nämlich Orgnar und Faendal, zu erkundingen.
Alvor und dessen Frau Sigrid sind gerade damit beschäftigt, die gegenüber dem Handelskontor gelegene Schmiede wieder auf Vordermann zu bringen. Schließlich muss diese morgen in der Früh wieder für die Kundschaft einsatzbereit sein.
„Jungs, geht ihr schon vor, ich komme sofort nach“, erklärt die alte Dame mit erschöpfter Stimme.
Zustimmend nicken Vater und Sohn Hilde zu und schweigend setzen sie ihren Weg in Richtung ihres Wohnhauses weiter fort. Während sie in die kleine Gasse zwischen Taverne und Handelskontor einbiegen, knurrt Hektor: „Was für ein Scheißtag!“
„Da hast du Recht, alter Mann und dieser ist noch längst nicht zu Ende“, ertönt eine tiefe Stimme vor den Beiden.
„Verflucht, bei den Neun, wer seit Ihr?“ fährt Hektor die Person vor ihm an, die in eine schwarze Robe mit goldbesetzten Schriftzeichen gekleidet ist und die die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hat, damit man nichts von seinem Antlitz erkennen kann.
„Gestatten, mein Name ist Zerkziss“, stellt sich der Fremde mit einer ausladenden Bewegung seines rechten Armes und einer tiefen Verbeugung vor.
„Was können wir für euch tun?“, fragt Warlock tonlos.
„Für den Anfang würde es mir schon ausreichen, wenn Ihr mir wiedergebt, was ich verlor.“
„Wovon sprecht Ihr denn, guter Mann?“, fragt Hektor nun neugierig geworden.
„Von meinem Amulett, welches Eurem Sohn irrtümlicherweise in die Hände gefallen ist!“
Hektor und sein Sohn werfen einander einen vielsagenden Blick zu, wobei in den Augen von Warlock unverkennbar Furcht zu sehen ist. Hektor, der sich ohnedies in einem Gefühlsaufruhr befindet, ballt unbewußt seine Hände zu Fäusten und erwidert gereizt:
„Und was, Fremder, läßt Euch glauben, mein Sohn hätte etwas, das Euch gehören würde?“
Noch bevor die unheimliche Gestalt darauf antworten kann, nestelt Warlock das Amulett aus seinem Wams und hält es dem Kapuzenmann mit ausgestrecktem Arm entgegen. Dabei ruft er mit leicht panischer Stimme: „Hier, nehmt es, es hat ohnedies schon zuviel Unheil über uns alle gebracht“
„Was hast du getan, Sterblicher?“
Die tiefe Stimme des Fremden wird bedrohlich. „Niemand außer mir vermag es zu berühren!“
Zerkziss hebt eine Hand und ruft einem offensichtlich im Schatten verborgenen Diener zu: „Ergreift ihn sofort!“
„Warlock, lauf!“ ertönt mit einem Mal eine helle Stimme und Ysolda steht plötzlich mit gespanntem Bogen hinter den beiden Männern. Der Pfeil verläßt die Sehne, schießt zwischen Hektor und seinem Sohn hindurch und bohrt sich in die Brust von Zerkziss.
Warlock löst sich aus der furchtsamen Starre, die ihn bei den Worten des unheimlichen Mannes befallen hat, sein Blick huscht zwischen Ysolda, seinem Vater und den beiden Gestalten vor ihm hin und her, schließlich wendet er sich um und ergreift mit dem Amulett in der Hand die Flucht...



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Kiam
27.08.2012, 21:41
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Teil 7. In dunkler Nacht.


Dunkelheit hüllt ganz Himmelsrand ein. Es ist eine sternklare Nacht, im Weißlauf spiegelt sich das Firmament wider und hier und da ist eine Sternschnuppe zu sehen, wie sie über Tamriel zieht in die Unendlichkeit des Weltenraumes. Eine trügerische Ruhe hat sich jetzt über dem ganzen Land breit gemacht, in der Ferne hört man einen einsamen Wolf heulen. Langsam verstummt auch das Zirpen der Grillen und zuweilen durchbricht das Rufen einer Eule die Stille der Natur. Alles in allem scheinbar eine ruhige Nacht, angesichts dessen, was am heutigen Tage alles geschehen ist.
Wenn da nicht der schluchzende Warlock wäre, am Ufer des großen Teiches, der ihm stets so vertraut war.
Er sitzt, die Arme um seine angewinkelten Beine geschlungen, unweit von Flusswald im taunassen Gras an dem großen See, der den Weißlauf mit frischem Quellwasser speist. Sein Oberkörper wippt in einer unbewußten Bewegung hin und her, während die Ereignisse des Tages immer und immer wieder vor seinem geistigen Auge ablaufen. Soviel ist heute geschehen... seine über alles geliebte Mutter Martha fand den Tod, sein wunderbarer Vater Hektor hob die Hand gegen seinen eigenen Sohn, was er noch nie getan hatte. Und gerade, als sie auf dem besten Wege waren, einen Weg zur Klärung zu finden, stand dieser mysteriöse Kerl in seiner langen Robe vor ihnen und verlangte von ihm, sein Amulett herauszugeben. Dann, just als er das verfluchte Ding hergeben wollte, wurde er durch Ysoldas plötzliches Auftauchen unterbrochen und zu guter Letzt blieb Warlock nichts weiter übrig, als die Flucht aus seinem Heimatdorf. ‚Was soll ich denn jetzt nur machen? Kann ich wieder zurück? Ist dieser Kerl noch am Leben? Was ist mit meinem Vater?’
Diese Gedanken gehen ihm gerade durch den Kopf, als er urplötzlich eine Stimme vernimmt: „Hier steckst du also, wir dachten schon, wir müssen den ganzen Wald nach dir absuchen!“. Warlock blickt auf und da stehen sie vor ihm: Ysolda und Lume. Rasch erhebt er sich vom feuchten Waldboden und fällt sofort seinem besten Freund seit Kindertagen um den Hals. „Bin ich froh dich zu sehen mein Bester!“, schnieft Warlock mit tränenerstickter Stimme.
“He, he, Jungs, ich konnte ja nicht ahnen, dass ihr euch so nahesteht. Soll ich euch kurz allein lassen?“, kichert Ysolda trotz der ernsten Stimmung, nachdem sie den Satz ausgesprochen hat. Warlock löst sich von seinem Freund und wendet sich Ysolda zu.
„Ich weiß nicht was das ganze Theater im Dorf zu bedeuten hatte, aber um das zu besprechen, haben wir später noch genügend Zeit, nehme ich an. Doch sage mir jetzt, was geschah mit meinem Vater, nachdem ich auf Geheiß von dir fliehen sollte?“, fragt er herausfordernd, während er versucht, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. Obwohl er Angst vor der Antwort hat, sieht er Ysolda ungeduldig an, doch kein Wort kommt aus dem Mund der jungen Frau. Tief Luft holend steht sie da, kaum mehr zu erkennen in der Dunkelheit. Langsam senkt sie ihren Kopf und atmet hörbar aus, dann streicht sie sich durch das Haar.
„Was ist denn nun, sag schon was und spann mich nicht noch länger auf die Folter!“, durchbricht Warlock die für ihn quälende Stille.
„Nichts ist mit deinem Vater geschehen, kein einziges Haar wurde ihm gekrümmt“, erwidert Ysolda schließlich leise. Vor Erleichterung spürt Warlock, wie seine Knie weich werden und er fasst sich mit einer unkontrollierten Bewegung ins Gesicht.
„Warum hast du mich dann solange auf die Antwort warten lassen?“
Warlock spürt Unbehagen in sich aufsteigen, noch bevor die junge Frau weiter erklären kann.
„Es geht deinem alten Herren soweit wirklich gut. Zumindest, als ich ihn das letzte Mal sah. Nur… es gibt da eine winzige Kleinigkeit, die ich dir noch erzählen sollte.“
Ysoldas Stimme wird bei den letzten Worten immer leiser, am Ende flüstert sie nur mehr.
„Es gibt also einen Haken, warum wir da nicht gleich drauf gekommen sind. Wahrscheinlich bist du auch vorzeitig in die Taverne geflüchtet, um mich zu holen, damit ich dir bei der Suche nach Warlock behilflich sein kann“, mischt sich Lume nun in das Gespräch mit ein.
„Was bitte nennst du, aus deiner Sicht der Dinge, eine winzige Kleinigkeit?“ fragt Warlock, jetzt mehr und mehr aufgeregt und man merkt, dass er sich nur mehr mit Mühe beherrschen kann.
„Würdest du dich bitte etwas beruhigen, so machst du mir Angst und dann sage ich gar nichts mehr! In deinem Zustand ist jede weitere Aufregung nicht sehr ratsam“, versucht Ysolda den nun sichtlich erregten jungen Mann zu beschwichtigen, denn sie weiß, wozu er in seiner jetzigen Verfassung imstande ist.
„Das ist doch nicht dein Ernst, wie soll er sich denn jetzt beruhigen?“, fragt Lume, während er abwechselnd das Mädchen und seinen Freund betrachtet, dessen Gesicht er in der herrschenden Dunkelheit kaum noch ausmachen kann.
„Gut…, sage mir einfach, was mit meinem Vater geschehen ist“, erwidert der Träger des Amuletts mit ruhiger Stimme aber innerlich merklich aufgewühlt.
„Sie haben ihn mit sich genommen, um Druck auf Dich ausüben zu können.“
„Das… das glaube ich einfach alles nicht mehr…was ist denn hier nur los?“ Warlock holt zu einem Schlag aus, um seinen aufgestauten Emotionen mit einem Hieb gegen einen am Ufer stehenden Baum Luft zu verschaffen. dabei schreit er: „Ahhhhhhh….“, um noch mehr Kraft in seinen Hieb zu bekommen, dann lässt er seine Hand auf die Rinde des Baumes los. Die anderen beiden erwarten ein klägliches Geräusch, da es dem Guten eigentlich an Kraft fehlt, um dem Stamm ernsthaft Schaden zuzufügen. Doch was dann geschieht, läßt die beiden Zuschauer des Spektakels mit großen Augen und offenen Mündern dastehen.
Ein ohrenbetäubender Knall ertönt, als die Hand von Warlock auf den Baum niedergeht. Rinde und Holzstücke splittern vom Stamm in alle Himmelsrichtungen ab und als wenn dieser Anblick nicht schon unheimlich genug wäre, löst sich der Baum samt seiner riesigen Wurzel von seinem jahrzehntelangen Standort und erhebt sich in Richtung des großen Sees in die Lüfte.
Vor der atemberaubenden Silhouette der gerade aufgegangenen Monde Masser und Secunda landet der gewaltige Baum eine Menge Wasser aufspritzend in der Mitte des Sees. Blätter und Geäst prasseln auf die Drei hernieder und Lume sinkt langsam mit weit geöffneten Augen auf seine Knie. Völlig ungläubig starrt er jetzt im silbrig-violetten Licht in die Richtung seines Freundes und haucht ehrfürchtig: „Bei den Neun…“
„Ich habe es doch gesagt! Dass man nie auf das hört, was ich sage“, murmelt Ysolda, während sie ihren Kopf schüttelt, ihre Kleidung von Blättern und kleinen Ästen freiklopft und gar nicht verwundert über das scheint, was gerade geschehen ist.
„Bei Dibella, wie sehe ich denn jetzt aus?“
„Andere Probleme hast du nicht?“, fragt der immer noch auf dem Waldboden kniende Lume.
„Das ist immerhin mein Lieblingskleid!“
Während sich Lume wieder erhebt, und den Blick nach wie vor nicht von dem langsam auf dem See dahintreibenden Baum lösen kann, murmelt er: „Ach komm schon, glaubst du ernsthaft, es würde hier draußen jemanden interessieren, wie du ausschaust?“
„Hehhhh…“, schreit Warlock dazwischen.
Beide schauen, durch den Schrei aufgerüttelt, zu ihm, dann geht Ysolda auf Warlock zu, wobei sie Lume einen freundschaftlichen Klaps auf den Hintkopf gibt.
„Nun, jetzt bist du verwirrt, richtig?“, fragt sie Warlock.
„Verwirrt, sagtest du verwirrt? War… ich das gerade?“
„Ja, als Holzfäller findest du mit Sicherheit überall eine Anstellung, mein Lieber!“, kichert Ysolda.
„Bitte laß die Späße, wieso… wieso war ich dazu imstande?“
Im unwirklich anmutenden Licht der beiden Monde Nirns schüttelt Ysolda, die den beiden jungen Männern mehr und mehr seltsam vorkommt, ihre kurze Haarpracht.
„Hast du vielleicht den Baum gegen deinen Kopf bekommen?“
„Nein… wieso?“, stammelt Warlock verwirrt.
„Das Amulett mein Lieber, das Amulett!“
Mit erhobenem Finger zeigt sie auf die Stelle, wo sich das Schmuckstück an Warlocks Körper befindet.
„Durch das Amulett ist er zu solch einer Tat fähig?“, fragt Lume erstaunt.
„Das und noch zu einigem mehr“, beantwortet Ysolda nüchtern die Frage.
„Woher willst du das wissen?“, will Warlock nun in Erfahrung bringen, während er die junge Frau mißtrauisch anstarrt.
„Ich weiß mehr über das Amulett, als mir lieb ist.“
„Und wieso das? Was ist das überhaupt für ein Amulett?“
„Alles zu seiner Zeit mein Lieber, alles zu seiner Zeit…“


In einer Burg irgendwo in Himmelsrand

An Armen und Beinen durch schwere Ketten gefesselt, liegt Hektor auf dem Boden einer durch etwas Stroh und einem alten Fetzen Stoff spärlich ausgestattet Zelle im Verlies der Burg. Der Kerker befindet sich tief unter der Festung und ist nur durch eine schmale Wendeltreppe zu erreichen. Hier befinden sich sechs solcher Zellen, drei auf jeder Seite.
Der Ein- und Ausgang zum Verlies ist durch ein sehr stabil anmutendes Tor aus Holz mit drei schweren Riegeln, gefertigt aus Stahl, gesichert und ständig ist davor eine Wache postiert. Durch zwei Fackeln rechts und links neben der Tür ist es nicht völlig dunkel hier unten.
Mit seinem Gesicht in Richtung Wand liegt der Gefangene da, in der mittleren Zelle auf der rechten Seite. Zur Zeit ist er der einzige unfreiwillige Besucher des Kerkers und er schämt sich der Tränen nicht, die langsam an seinem Gesicht herunterrollen, denn er ist in Gedanken bei seiner von ihm über allen geliebten toten Frau Martha. Mit dem Zeigefinger der linken Hand kratzt er gedankenverloren kleine Steinchen aus der Wand.
„Was wird nur aus mir werden? Warum bin ich hier?“, spricht er verzweifelt mit geschlossenen Augen auf die Mauer aus grob behauenen Ziegeln ein, die einen geduldigen, wenn auch stummen Zuhörer in dieser für Hektor schweren Zeit darstellt. Er weiß nicht einmal, wie lange er bereits hier unten liegt. Man hatte ihn durch einen Trank außer Gefecht gesetzt und er hat alles verschlafen, was sie mit ihm angestellt haben. Man hat ihm auch jeglichen Schmuck und seine Schuhe genommen. Plötzlich hämmert es wie wild an dem Holztor, sodass die Riegel in ihren Halterungen laut widerhallen.
„Öffne die Tür, Nutzloser, oder schläfst er schon wieder?“, dringt es dumpf durch die Tür. Flink machte sich die Wache an den Riegeln zu schaffen, öffnet das Tor und herein treten Zerkziss und Rion.
„Noch länger, und ich hätte Spinnweben angesetzt,“ faucht Rion den Wachsoldaten an.
„Entschuldigung mein Herr“, erwidert dieser mit zittriger Stimme.
„Halte Deinen Mund, du Made“, faucht Zerkziss im Vorbeigehen die Wache an.
‚Die Stimme kenne ich doch’, denkt sich Hektor, wie hat er den Pfeil überlebt?
„Wie Ihr befiehlt, Herr.“
Zerkziss dreht sich zu der eingeschüchterten Wache um.
„Wie geht es unserem Gast?“, will er nun wissen.
„Der schläft, seit wir ihn dort hineingesperrt haben, Herr. Kein Wort hat seine Lippen seitdem verlassen.“, antwortet der Wachmann mit zitternder Stimme.
„Gut gut, gebt mir ja Acht auf ihn.“
Zerkziss steht nun direkt vor der Zelle von Hektor und lehnt seinen Kopf gegen die Eisenstäbe.
„Er muss bei bester Gesundheit sein, wenn meine Tochter mit seinem Sohn hier eintrifft.“ Nach diesem Satz dreht sich der Gefangene um und fragt erschrocken: „Eure Tochter ist bei meinem Sohn?“
„Ja, keine Angst, sie wird sich sehr gut um ihn kümmern, alter Mann“, erwidert der Magier belustigt.
„Und ja, keinen Kratzer hat der Pfeil an mir hinterlassen. Ysolda weiß, wo ich mein Zauberbuch unter der Robe trage...“



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03.09.2012, 21:11
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Teil 8. Im Dunkeln des Kerkers.


Ein Geruch von modrig stinkender Feuchtigkeit und Schimmel liegt in der Luft. Man ist kaum in der Lage etwas zu erkennen hier unten in dem spärlich beleuchteten Raum, der nur durch die zwei knisternden Fackeln rechts und links neben dem Eingang ein wenig erhellt wird. Doch für die Größe des Zellentraktes sind die beiden Fackeln bei weitem nicht ausreichend. Es riecht nach Rattenkot und man ist gewillt sich zu fragen, wie diese hier unten überhaupt überleben können, denn wir sind an einem Ort, an dem man nun wirklich nicht verweilen möchte; wahrscheinlich nicht einmal Ratten.
Das hätte sich Hektor sicher nicht erträumen können, jemals in seinem Leben an einen solchen Platz zu gelangen, den er ganz bestimmt niemals freiwillig aufgesucht hätte. Als wenn der Umstand des unfreiwilligen Verweilens alleine nicht schon ausreichend erniedrigend genug wäre für ihn, scheint ihn sein Entführer auch noch zu verhöhnen, denn gerade hat Zerkziss dem niedergeschlagenen Minenarbeiter offenbart, sein Sohn Warlock wäre womöglich mit tatkräftiger Unterstützung auf dem Weg hierher. Wo auch immer dieses ‚hier’ sich befinden mag. Und warum ist der klägliche Rest seiner einst so großen Familie auf dem Weg hierher? Weil das eigene Fleisch und Blut dieses dunklen miesen Kerls in seiner pechschwarzen Robe in Form seiner Tochter seinem einzigen Sohn den Weg weist! Der unheimliche Mann lehnt mit der Stirn an den rostigen Gitterstäben der mickrigen Zelle und Hektor starrt direkt in dessen seelenlose, giftgrüne Augen.
„Ja, du hast richtig verstanden, meine Tochter ist bei deinem Sohn, alter Mann. Und ja, sie begleitet ihn auf direktem Wege zu uns. Ist das nicht herrlich? Manchmal ist alles doch so unkompliziert. Meine kleine Schönheit wird ihm so den Kopf verdrehen, dass er nicht mal bemerkt, was eigentlich geschehen ist, selbst wenn er schon hier unten neben dir auf dem Boden kniet.“
Am Tonfall des seltsamen Mannes ist deutlich zu merken, wie überlegen er sich seinem Gegenüber in diesem Moment fühlt. Langsam quält sich Hektor vom feuchtkalten Boden hoch. Das lange Liegen auf diesem kalten, spärlich mit Stroh bedeckten Steinen, hat seinen Knochen nicht gut getan und das Blut strömt schmerzhaft zurück in seine Glieder. Mit verzerrtem Gesicht greift sich der Minenarbeiter an die gefesselten Knöchel und reibt die Stelle, an der die Ketten angebracht worden sind. Er kommt nur langsam wieder auf seine Beine und ebenso langsam gelingt es ihm, in die Richtung der Gitterstäbe zu gelangen. Er stellt sich Zerkziss direkt gegenüber an die mit Rost überzogenen eisernen Stäbe, sodass nur noch diese ihn von dem Magier trennen. Hektor umklammert die Sprossen seines Gefängnisses mit beiden Händen so fest, dass seine Fingerknöchel langsam ihre Farbe von gesundem Rot in aschfahles Weiß wechseln.
„Du glaubst, mein Junge durchschaut dieses linke Spiel nicht? Dann unterschätzt du ihn aber gewaltig.“
„Das wiederum, alter Mann, hoffe ich doch sehr! Umso leichter wird es Ysolda mit ihm haben.“
„Was, bitte, versuchst du hier eigentlich mit mir? Mir zu imponieren, obwohl mein Sohn hat, wonach es dir verlangt? Ich bin nicht derjenige von uns beiden, der vor lauter Angst darüber, nicht wieder Herr über sein ach so geliebtes Amulett zu werden, schlotternd durch die Gegend läuft!“
„Es ist meines und quasi nur auf Irrwegen, fehlgeleitet durch einen Bauerntrampel“, entgegnet Zerkziss dem mutigen Vorstoß von Hektor herrischer in seiner Tonlage werdend.
„Du und deinesgleichen sind der Grund, warum dieses Land vor die Hunde geht!“
„Es reicht jetzt!“, schreit der Magier nun mit tiefer, furchteinflössender Stimme.
Er geht einen Schritt von dem Gitter zurück und streckt die Arme von seinem Körper seitlich weg. Dann sagt er, nein, er flüstert einen unverständlichen Satz, und das in einer Sprache, die Hektor weder bekannt ist, noch hat er etwas Ähnliches schon jemals vernommen. Die Hände des Magiers beginnen zu glühen, fast so wie das Feuer in der Schmiede von Alvor. Zerkziss bringt beide Handflächen vor seinem Körper in Stellung und zielt in Richtung des jetzt von Angst erfüllten Hektor. Eine glühende Kugel aus Feuer erscheint vor den Händen des Magiers und zischt in die Richtung von Hektor davon. Nur ganz knapp den Körper des Gefangenen verfehlend, schlägt der Feuerball mit einem Zischen in der feuchten Wand ein. Dieses Geräusch ähnelt dem, wenn Alvor, der Schmied, ein glühend heißes Eisen zum Erhärten in einen mit kaltem Wasser gefüllten Trog sinken lässt.
„Beim nächsten Mal verfehle ich dich gewiss nicht mehr, alter Mann!“, raunt der Magier darauf Hektor zu.
„Nun bist du voller Angst, nicht wahr? Sei dir gewiss, keine Sekunde würde ich an dich verschwenden, wenn ich nicht das Gefühl hegen würde, dich noch brauchen zu können.“
„Ja, nur habe ich nicht vor dir Angst, sondern lediglich vor deiner Magie Respekt“, erwidert Hektor standhaft. Doch das magische Schauspiel von Zerkziss hat seine Wirkung nicht verfehlt.
„Ich nehme an, alter Mann, nun habe ich deine volle Aufmerksamkeit. Solange dein dir missratener Sohn meine Burg noch nicht erreicht hat, so lange lasse ich dir dein armseliges Leben. Damit du aber die Zeit, die dir noch verbleibt, nicht alleine verbringen musst, habe ich ein kleines Geschenk für dich.“
Mit diesen Worten dreht der Magier seinen Kopf zu Rion und mit einem kurzen Nicken signalisiert er diesem, es sei nun soweit. Rion nähert sich mit einem alten, von Motten zerfressenen Stoffsack der eisernen Zelle. Direkt davor lässt er den Lumpensack vor seine Füße auf den Boden sinken und öffnet ihn, indem er die Schnur löst, mit dem der Beutel am oberen Ende verschlossen ist. Um an den Inhalt zu gelangen, muss sich der Hauptmann ein wenig nach vorne beugen.
„Nutzlose Wache, öffne die Zelle!“, ruft er. Sofort setzt sich der Wachmann in Bewegung, nimmt eine der Fackeln aus ihrer eisernen Halterung neben dem Eingang und nestelt einen Bund mit schweren, rostigen Schlüsseln, die an einem großen Ring befestigt sind, hervor. Daraufhin macht sich der Wärter an der rostigen Zellentür zu schaffen. Klack, klack, erschallt es im ganzen Raum, als der Riegel des alten Schlosses zurückspringt und die eiserne Tür freigibt. Dann ertönt ein lautes, quietschendes Geräusch, das von den Wänden widerhallt, während die rostige Zellentür vom Wächter des Verlieses geöffnet wird. Daraufhin schlurft der Mann wieder zu seinen Stuhl neben dem stabilen Tor zurück, wobei er die Fackel in der rechten Hand behält, während er auf weitere Befehle wartet.
Rion nestelt ein großes Stück Stoff aus dem alten Sack und wirft dieses mit etwas Schwung an die hintere Wand der Zelle; kein großes Kunststück, da diese nicht sehr tief ist. Dann signalisiert er der Wache, die Türe wieder zu verschließen.
„Nun solltest du dich nicht mehr so einsam fühlen!“
Mit einem schelmischem Lachen entfernt sich Rion wieder von der mickrigen Zelle, während Zerkziss noch einmal an die Gitterstäbe tritt.
„Keine weiteren Mätzchen, oder deinen Sohnemann erwarten nur deine kläglichen verbrannten Überreste, wenn er endlich hier eintrifft“, knurrt der Magier und verlässt daraufhin das Verlies mit seinem Hauptmann.
„Viel Vergnügen, und solltest du einen Spiegel zur Anprobe brauchen, du weißt, wo du mich findest!“, kommentiert der Wächter mit schallendem Gelächter das Geschehen. Er löscht die Fackel mit einem wassergetränktem Tuch, das er aus dem Eimer unter seinem Stuhl hervorgeholt hat, dann steckt er den erloschenen Span zurück in die Halterung, kratzt sich an seinem Gesäß und feixt:
„Nun gut, ich werde mal nicht so sein, du brauchst ja etwas Beleuchtung zur Anprobe.“
Daraufhin folgt wieder Gelächter und noch immer grinsend verlässt dieser komische Kauz das Verlies, um draußen vor dem Eingang Platz zu nehmen.
Nachdem er endlich alleine ist, umfaßt Hektor mit den Händen die mit Rost überzogenen Gitterstäbe, sinkt auf die Knie und beginnt zu weinen. ´Reiß dich zusammen, Mann!`, geht es dem verzweifelten Minenarbeiter durch den Kopf. Er löst seine Hände von den Stäben und dreht sich in die Richtung, wo der Stoff zum Liegen gekommen ist. Wie der alte Stump auf dem Weg zu kleinen Krümel an Essen, welches von einem Gast auf den Boden der Taverne fallen gelassen wurde, kriecht nun auch Hektor auf allen Vieren dem Haufen aus Stoff entgegen. Dort angekommen, steigt ihm gleich ein bekannter, süßlicher Geruch in seine Nase. Der Geruch nach seiner Martha, wenn diese sich mit dem Duftwasser einparfümiert hat, welches er ihr zum letzten Hochzeitstag extra aus Markarth geholt hatte, um es seiner Frau zu schenken.

Markarth ist die westlichste Stadt Himmelsrands und gleichzeitig auch die Hauptstadt der Provinz Reach. Die Dwemer erbauten die Urstadt Markarth, da das Gebirge von wertvollen Erzen durchzogen war. Zudem war die Lage nah am Wasser optimal für die Dwemer. Als die Erze jedoch versiegten, verließen die Dwemer die Stadt, sodass sie von den Ureinwohnern Reachs besiedelt wurde. Als aber das Kaiserreich von Tiber Septim entstand, wurden die Ureinwohner in einem Kampf gegen dessen Soldaten besiegt und in die Weiten von Reach vertrieben. Sie nennen sich heute nur noch das Volk von Reach, doch es gibt eine Vereinigung, die versucht, Markarth wieder in ihre Hände zu bekommen: die Abgeschworenen. Die Sieger des damaligen Kampfes ließen sich in der Stadt nieder und gründeten Markarth. Im Volksmund wird es auch die ‚Stadt aus Stein’ genannt.

In der Magengegend von Hektor macht sich ein ungutes Gefühl breit und Angst kommt in ihm auf. Er senkt seinen Kopf nun tiefer über den Stoffhaufen und riecht an diesem. Ohne Zweifel, es handelt sich um den Geruch seiner Frau.
„Oh bei den Neun!“, kommt es aus ungläubig aus seinem Mund und schneller als er zu dem Haufen gekrochen war, entfernt er sich nun wieder in die gegenüberliegende Ecke der Zelle.
„Nein, nein, lass es nicht wahr sein! Ich flehe Euch an!“
Seine Worte stecken nun voller Verzweiflung und hätte er noch Tränen übrig, würden diese jetzt über sein Gesicht rinnen. Doch seine Augen sind ausgetrocknet, ihm stockt der Atem und ein riesiger Druck auf seiner Brust hindert ihn daran, Luft in seine Lungen zu saugen.
„Ich muss es wissen, komme was da wolle…“, mit diesem Satz auf seinen rauhen, spröden Lippen setzt er sich nun wieder in Bewegung. Erneut kniet er vor dem Bündel aus Stoff, mit zittrigen Händen greift er nach diesem und zieht es zu sich. Dabei entfaltet sich das Tuch langsam und jetzt erkennt er, was man ihm in die Zelle geworfen hat. Es ist das blutverschmierte Kleid, welches Martha trug, als der Pfeil ihr das Leben nahm. Vor dem inneren Auge von Hekor sieht er noch immer den wohlgeformten Körper seiner geliebten Frau in dem Kleid stecken und nun schließt er es in seine Arme, drückt es ganz fest an sich und lässt sich samt der Robe auf das spärliche Stroh sinken.

In der Wildnis nahe des großen Sees, der den Weißlauf mit frischem Wasser speist.

Langsam graut der Morgen und die ersten Sonnenstrahlen lugen hinter den Bergen über dem See hervor. Die Vögel begrüßen den neuen Tag mit Gesang, ein Nebelschleier hat sich über dem See gebildet. Tau liegt auf den Blättern, die Luft riecht nach feuchtem Moos und nassem Gras. Ysolda und Lume liegen noch schlafend auf dem Waldboden, wo Warlock und Lume in der Nacht ihre Wamse ausgebreitet haben, auf denen Ysolda friedlich eingeschlafen war. Lume hingegen liegt auf dem feuchten Waldboden und leise schnarchend schläft auch er noch. In einiger Entfernung am Ufer des Sees an einen Baum gelehnt, sitzt Warlock. Mit einen Grashalm im Mund starrt er auf die Stelle des Sees, wo der Baum durch seinen wuchtigen Schlag auf der Wasseroberfläche aufgekommen war; dieser hat längst seine Reise vom See in den Weißlauf fortgesetzt und war nicht mehr zu sehen. Warlock steht auf, streckt noch einmal seinen Körper durch und geht zum Ufer des Weihers. Er kniet sich vor diesem in den feuchten Sand und benetzt sein Gesicht mit Wasser. Unter der Oberfläche des Sees sieht er einen kleinen Fisch nach den von seinem Gesicht herabrinnenden Tropfen schnappen und er beginnt zu lächeln. Langsam geht er nun auf seine beiden noch schlafenden Begleiter zu und ruft: „He ihr Schlafmützen, der Tag erwacht!“
Lume fährt sofort zusammen und tastet auf dem Waldboden nach seinem Schwert.
„He, he, mein alter Weggefährte, lass es gut sein“, redet Warlock beruhigend auf seinen Freund ein.
„Mann du… na dann sind wir jetzt aber quitt, mein Bester“, gähnt Lume und wischt sich mit beiden Händen durchs Gesicht, um wacher zu werden.
„So einfach stellst du dir das also vor?“, entgegnet sein Freund, ebenfalls noch verschlafen.
„Was mich angeht, frage ich mich, wie ihr auf diesem Untergrund überhaupt ein Auge zutun konntet“, fragt Warlock kopfschüttelnd seine Beiden Begleiter.
„Wenn du einmal eine Nacht in den Betten der Taverne von Markarth hinter dich gebracht hast, ist dieser Untergrund hier eine wahre Wohltat.“, mischt sich Ysolda nun in die Unterhaltung ein.
„Mein Vater war im letzten Jahr einmal in Markarth, warum wollte er mir allerdings nicht verraten. Ich persönlich habe die Stadt lediglich ein einziges Mal vom Weitem gesehen“, entgegnet Warlock.
„Warte nur ab bis wir…“



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Kiam
06.09.2012, 17:12
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Teil 9. Ein Fast Schöner Morgen.


An diesem ungewöhnlichen Morgen für die Bewohner von Flusswald und die drei Gefährten in der Wildnis steht die Sonne noch tief am Himmel über dem langsam erwachenden Land. Der Nebeldunst über dem See hat sich mittlerweile aufgelöst, ein Vogelpärchen ist eifrig am Ufer des Sees beim Balzen und eine Entenmama mit ihrem Anhang zieht langsam ihre Bahnen auf der ruhigen Wasseroberfläche. Wo man auch hinblickt, erkennt man, daß die Natur erwacht ist.
„Jungs, mir knurrt der Magen, was haltet ihr von einem Frühstück?“, fragt Ysolda auf dem Weg zurück vom Ufer des ruhigen Sees, an dem sie ihre Morgenpflege hinter sich gebracht hat.
„Frühstück ja, aber wie stellst du dir das denn vor hier draußen?“, erwidert Lume mit verwundertem Unterton in seiner Stimme.
„Bei Eurer Hautfarbe, mein Herr, nehme ich an, dass (das/dass) du nicht viel Zeit in der Wildnis verbringst“, kichert die junge Frau.
„Haha, wir kennen uns schon eine Ewigkeit, meine Gute, und du solltest doch wissen, wieso ich diese gesunde Blässe mit mir herumtrage.“
„Ach nein, komm schon, nicht wieder diese fade Leier. Jeder von uns sollte doch nun wissen, dass deine Hautfarbe, aus welchen Gründen auch immer, selbst nach einem ausgiebigen Sonnenbad ihre Farbe nicht wechselt“, entgegnet Warlock gelangweilt.
„Trägt diese Unterhaltung auch nur irgendwie dazu bei, meinen Magen zu füllen?“, fragt Ysolda mit energischer Stimme.
„Nein, natürlich nicht. Du hast ja recht“, erwidert Lume.
„Na, dann lasst mich mal einen Moment überlegen. Zwei doch recht stattliche Burschen, ihr, und eine zierliche Frau, ich. Wer sollte nun eurer Meinung nach für die Zutaten sorgen und wer für die Zubereitung derselbigen? Na kommt schon, so schwierig ist des Rätsels Lösung doch nicht.“
„Du hältst dich wohl für sehr clever, was, meine Liebe? Na komm, Warlock, lass uns nach Essbarem Ausschau halten gehen.“
Warlock steht vor einer alten, gewaltigen Eiche und sieht an dieser hinauf. Oben in der Krone des Baumes ist ein riesiges Nest zu sehen, aus dem quiekende Geräusche zu vernehmen sind. Ysolda stellt sich direkt neben ihn und starrt ebenfalls in das Geäst des gewaltigen Baumes. Sie stößt Warlock mit dem Ellenbogen in die Seite und ermahnt ihn mit den Worten: „Denk nicht einmal im Traum daran!“.
„Mhmmm… du hast wohl recht, außerdem würde es um diese Zeit zuviel Aufsehen erregen, wenn der Baum in dem See aufschlägt“, erwidert Warlock lächelnd.
„Überschätze dich nicht, Kleiner! Aber meinetwegen, versuche es...“
Aufgeregt mischt sich Lume sodann ein: „Bitte, was habt ihr beiden vor? Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage! Seid ihr von Sinnen?“
„Deine Meinung wechselt ja schneller, als ich blinzeln kann, was? Erst ‚nein’ dann ‚ja’? Was denn nun?“
„Ich plädiere eindeutig und zweifelsfrei für ‚nein’!“, legt Lume wild mit seinen Händen gestikulierend seinen Standpunkt dar.
„Lume, tritt beiseite und lass ihn nur machen.“
Ysolda greift sich den Arm des Burschen und zieht ihn vom gewaltigen Stamm des Baumes weg.
„Nun mach schon!“, ermuntert sie den noch zweifelnden Warlock. So recht kann dieser sich nicht entscheiden, was er nun wirklich tun soll. ‚Warum eigentlich nicht’, denkt er sich und geht einen Schritt vor dem alten Baum in Stellung.
„Nun gut, meine Freunde, dann wollen wir mal.“
Er holt mit seiner rechten Hand aus und lässt diese, so fest er nur kann, auf die Rinde des Baumes niederfahren. Lume geht neben Ysolda in die Knie und hält sich seine Hände vor die Augen, das Geräusch erwartend, welches entsteht, wenn sich der riesige Baum aus dem Waldboden lösen würde, um dann seine Reise in die Richtung des Sees aufzunehmen. Klatsch!, mit schmerzverzerrtem Gesicht fällt Warlock auf die Knie in den noch feuchten Waldboden und schreit vor Schmerz. Nicht einmal ein grünes Blatt oder ein kleiner Ast löst sich von der mächtigen Eiche und fällt auf den Waldboden hernieder.
„Was, bei den Neun, ist passiert?“ stöhnt Warlock mit schmerzverzerrter Stimme.
„Du dachtest also, du könntest es so ohne weiteres kontrollieren und zum Einsatz bringen, wann immer es dich danach verlangt, das Amulett zu benutzen?“, entgegnet Ysolda kichernd.
„Meine Güte, seit Tagen diese Aufregung und ihr wundert euch über meine Hautfarbe“, murmelt Lume angespannt und erhebt sich wieder vom Boden; dieser hat zwei kreisrunde, feuchte Flecken auf seiner braunen Hose hinterlassen. Lume schaut an sich herunter und entdeckt sie. „Na toll, völlig umsonst habe ich mir nun die Hose beschmutzt.“.
Mit pochendem Schmerz in seiner Hand erhebt sich nun auch Warlock wieder von der taudurchtränkten Erde. Er schüttelt seine durch die harte Rinde aufgekratzten Finger, fast so, als wolle er den Schmerz dadurch herausbekommen und diesen in den Waldboden eindringen lassen, um andere zu quälen. Nur leider hat dieses Vorhaben keinerlei Erfolg, daher nimmt er beide Hände zwischen die Beine und hüpft auf und ab. Seine schulterlangen Haare begleiten seine Bewegungen im Einklang.
„Wer von uns beiden ist nun das Mädchen? Reiß dich zusammen!“
Nach dieser energischen Aufforderung von Ysolda bleibt Warlock stehen und wird augenscheinlich wütend.
„Du wusstest, was passieren würde, nicht wahr? Ebenso war dir auch klar, was gestern abend geschehen würde, wenn ich wutentbrannt…“
Warlock unterbricht sich mitten im Wort und verschwindet hinter einen Blaubeerenbusch in Deckung, dieser befindet sich direkt in Blickrichtung der sandigen Straße, die in Richtung Falkenring führt.
„Runter mit euch, sofort!“, ruft er seinen beiden Begleitern zu. Beide hocken sich, einer links der andere rechts von ihm, hinter den üppig bewachsenen Strauch.
„Was ist?“, flüsterte Lume in das Ohr seines Freundes.
„Hört ihr sie nicht?“
„Ich höre gar nichts, bekommst du jetzt auch noch Halluzinationen?“, fragt Ysolda ungeduldig. Sie will sich gerade wieder aus der Deckung begeben, als Warlock sie an ihrem Arm unten hält.
„Da seht doch!“, wispert er, als, noch aus einiger Entfernung, Stimmen durch den dichten Wald zu hören sind. Die Geräusche werden immer lauter, doch noch kann keiner der Drei ausmachen, wer da auf sie zukommt und wie viele es sein würden. Langsam nähern sich die Gestalten wohl, denn ihre Stimmen sind jetzt deutlicher zu vernehmen. Und dann kommen sie zum Vorschein: eine Gruppe aus Bretonen, Bosmern, Nord, Kaiserlichen, Khajiit, Dunmer, Orks und sogar ein Argonier befindet sich unter ihnen.
Auf die einzelnen Rassen gehe ich später in der Geschichte noch näher ein, von daher belasse ich es für den Augenblick bei der reinen namentlichen Erwähnung. Zurück hinter den Blaubeerbusch…
Eine wahre Schönheit von einer Kaiserlichen bleibt im staubigen Sand stehen. Sie hat langes, wunderschön gelocktes rotbraunes Haar, ein zierliches Gesicht mit vollen roten Lippen und grünen Augen, in denen man durchaus versinken kann. Angetan ist die Frau mit einem schlichten Reisekleid, das ihre schlanke Figur trotzdem sehr vorteilhaft zur Geltung bringt. Nun richtet sie mit leichter Ungeduld das Wort an die zum Stehen gekommene Gruppe.
„Habt ihr eine Ahnung, warum die Stimme uns alle dazu aufgefordert haben mag, gemeinsam diesen Ort hier aufzusuchen? Ich war gerade dabei, ein interessantes Nordgrab zu betreten, das ich in den letzten Tagen erst gefunden habe, und nun das!“
Es ist wahrlich ein Anblick, den man nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt und die drei Gefährten sehen einander fragend in ihrem Versteck an. Warlock und Ysolda halten einander mit den Augen abermals länger als eigentlich nötig fest, genauso wie gestern auf der Brücke in Flusswald. Ein wohliges Kribbeln breitet sich in der Magengegend des jungen Mannes aus und sein Herz fängt an zu springen. Ysolda zaubert ein Lächeln auf ihr Gesicht und Warlock beginnt innerlich zu schmelzen. Doch auch diesmal weiß Lume die Situation zu unterbrechen. Eine summende Biene interessiert sich plötzlich für sein Gesicht und er versucht, diese mit wilder Handbewegung zum Davonfliegen zu überreden. Er erwischt das Insekt und dieses, durch den Hieb nun aggressiv gestimmt, stürzt sich auf einen Bretonen, der ganz in der Nähe des Strauches steht und sticht diesen in den Hals. Lume kann jedoch seine Hand nicht mehr abbremsen und so klatscht sie laut gegen seinen Hals… damit ist das Versteck der Drei keines mehr. Die Gruppe nähert sich rasch dem Busch und beäugt diesen mißtrauisch.
„He Ihr da, waszzzz soll daszzz!“, zischt der Argonier mit seiner gespaltenen Zunge den Dreien entgegen.
„Kommt Ihr wohl hervor, zzzzz!“
Langsam treten die jungen Leute nun einer nach dem anderen hinter dem Blaubeerbusch hervor und werden sofort von der Reisegruppe umzingelt. Mit gesenktem Kopf und umringt von den Leuten stehen sie nun auf der staubigen Straße, während die Kaiserliche das Wort an sie richtet.
„Sagt, habt Ihr uns etwa hier auflauern wollen?“
Warlock ergreift als erster das Wort, allerdings nicht, ohne Lume zuvor einen bitterbösen Blick zukommen zu lassen.
„Wir wollten Euch keineswegs auflauern, wir befinden uns auf der Reise nach…“, er wendet sich hilfesuchend an Ysolda und flüstert: „Wohin eigentlich?“
„In Richtung Markarth“, erwidert diese ebenfalls wispernd.
„Wir befinden uns auf dem Weg nach Markarth“, spricht er nun laut weiter, denn die Reisegruppe macht ihm keinen feindlich gesinnten Eindruck.
„Wenn ich uns vorstellen dürfte: das ist Ysolda aus Weißlauf, dieser Tollpatsch hier nennt sich Lume und kommt aus Ivarstatt und ich bin Warlock Erzling aus Flusswald.“
Die bis jetzt noch strenge Miene der Frau aus dem Kaiservolk weicht einem fast unmerklichen Lächeln und sie erwidert: „Mein Name ist Lysande Crispinius, mein Herr, und wir befinden uns auf dem Weg nach…“
„He, Lysande, das geht die da doch wirklich nichts an, was wir vorhaben“, unterbricht sie der Ork, noch bevor sie den Satz zu Ende bringen kann.
„Nun gut, Eure Ziele sind uns einerlei, doch lasst ihr uns nun weiterziehen? Wir haben seit gestern Abend nichts mehr zu uns genommen und sind nun auf der Suche nach einer Möglichkeit, unseren Hunger zu stillen“, erwidert Ysolda mit angespannter Stimme.
„Last sie ziehen, zzzz“, entscheidet der Argonier.
„Haltet ein!“, meldet sich da Lume zu Wort.
„Von welcher Stimme habt Ihr da gesprochen?“, will er wissen.
„Das… ist eine längere Geschichte und würde Euch sicher unglaubwürdig erscheinen. Hätten wir alle es nicht am eigenen Leib erfahren, würden wir selbst kaum daran glauben“, antwortet Lysande zögernd.
„Unglaubwürdig? Wenn Ihr wüsstet, was uns seit gestern widerfahren ist…“, murmelt Lume.
„Es reicht jetzt, Lume!“, ruft Ysolda scharf. Die Kaiserliche geht auf den nun vollends verwirrten Lume zu, hebt langsam sein Gesicht mit ihrer zierlichen Hand an, sodass sie direkt in seine Augen schauen kann und sagt ungewöhnlich sanft: „Lieber Lume aus Ivarstatt, wenn Ihr am Ende Eurer Reise angekommen seid, dann werden wir einander sicher wiedersehen und Eure Fragen werden eine Antwort bekommen. Vertraut mir...“
Lysande blickt Lume mit ihren grünen Augen intensiv an und er versteht.
„Ziehen wir weiter, unser Weg ist noch weit“, wendet sich die Frau nun an ihre Mitreisenden. „Und Ihr, wenn Ihr der Straße folgt, dort hinten befindet sich eine kleine Sägemühle mit einer wirklich hilfsbereiten Bewohnerin. Dort werdet Ihr sicher etwas zu Essen bekommen. Nun lebt wohl und seid gewiss, wir werden einander wiedersehen…“
Nach diesen Worten der seltsamen Kaiserlichen zieht die Reisegruppe weiter.
„Geht es nur mir so oder ziehen sie in die Richtung, in die auch wir eigentlich wollen?“, fragt Lume. Er bemerkt nicht, dass er längst ganz alleine auf der sandigen Straße steht, denn seine beiden Begleiter haben bereits den Weg in Richtung Sägemühle eingeschlagen und sich schon ein ganzes Stück entfernt. Er selbst steht nach wie vor auf dem staubigen Weg und blickt der ungewöhnlichen Reisegruppe hinterher. Nun jedoch wendet er sich rasch um, setzt sich im Laufschritt in Bewegung und ruft den beiden hinterher: „He, was fällt euch denn ein?“
„Was wollen wir eigentlich in Markarth?“, hört er im Näherkommen Warlock fragen.
„Ge… ge… genau, erkläre es uns!“, keucht Lume völlig außer Atem. Ysolda und Warlock drehen sich um und bemerken nun den nach Luft schnappenden Lume hinter ihnen, der in vorgebeugter Stellung stehengeblieben ist, um wieder zu Atem zu kommen.
„Was ist denn nun wieder mit deinem Freund?“, fragt Ysolda.
„Wenn ihr alleine turtelnd wie zwei Täubchen weiterziehen wollt, nur zu. Aber bitte sagt es mir vorher.“
„Halt deinen Mund!“
„Halt deinen Mund!“, rufen daraufhin Warlock und Ysolda gleichzeitig.
„Ach ja, na dann...“, erwidert Lume beleidigt.
„Nun komm schon, wir sind alle hungrig und angespannt, mehr nicht. Lasst uns zur Sägemühle ziehen wie von, dieser Kaiserlichen vorgeschlagen worden ist.“
„Lysande Crispinius“, ergänzt Lume unaufgefordert den Satz.
„Wollen wir Frühstücken oder Mittagessen? In jedem Fall, lasst uns endlich weitergehen!“



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Kiam
12.09.2012, 12:08
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Teil 10. Die Halbmondmühle.


Das Fürstentum Falkenring liegt im Süden der Provinz Himmelsrand und gehört zum Kaiserreich. Es grenzt im Norden an das Fürstentum Weißlauf, im Westen an Reach und im Osten an das Gebiet von Rift. In Falkenring liegen zwei größere Siedlungen; Helgen und die gleichnamige Hauptstadt. Hier hat Jarl Siddgeir seinen Sitz und herrscht von dort aus über sein Fürstentum. Westlich der Stadt soll sich, so sagt man, die Zuflucht der Dunklen Bruderschaft im Wald befinden. Doch diese ist angeblich nur über ein magisch versiegeltes Tor zu erreichen und befindet sich in einem uralten Höhlensystem.
Die Landschaft von Falkenring ist geprägt durch schroffe, vereiste Gebirgsketten und schneefreie, bewaldete Täler. Vereinzelt fasziniert das Fürstentum durch abgelegene, urtümliche Haine und nebelverhüllte Tümpel, an welchen Kundige seltene Pflanzen finden können. Doch oft halten sich in der Nähe auch gefährliche Zweiglinge auf, die sich selbst als Wächter der Wälder bezeichnen und die angeblich in den Tiefen der dichtesten Forste in ganz Tamriel zu finden sind Im Norden der Grafschaft befindet sich der Ilinaltasee, welcher reiche Fischgründe bietet und durch kleinere, talwärts strömende Flüsse das Betreiben von Sägemühlen ermöglicht. Große Teile des Gebietes sind sehr dicht bewaldet und daher ist Forstwirtschaft in Falkenring besonders stark ausgeprägt; wenig verwunderlich, daß sie die Haupteinkommensquelle für das Fürstentum darstellt. Nach und nach wurden mehrere Sägemühlen zur Verarbeitung des Rohholzes errichtet, denn im Gegensatz zur restlichen Provinz gibt es in Falkenring nur wenige ertragreiche Minen. Jedoch existiert eine Vielzahl an natürlichen Höhlen, diese weisen jedoch kaum Erze oder Mineralien auf. Auch Weidmänner können in Falkenring dank der großen Jagdgründe gut leben; neben harmlosem Dammwild finden sich aber auch gefährliche Tiere wie Bären und Wölfe in den Wäldern. Wie bereits erwähnt, untersteht das Fürstentum dem Kaiserreich und wird lokal von Jarl Siddgeir regiert. Als Schutzmaßnahme gegen Drachen und die rebellischen Sturmmäntel wurde eine Garnison der kaiserlichen Armee in der Stadt stationiert. Legat Skulnar ist der Anführer dieser Garnison. Das Fürstentum grenzt im Osten an das Gebiet Rift, welches bereits den Sturmmänteln unterstellt ist, somit muß man mit Angriffen aus dem Hinterhalt rechnen. Die dichtbewaldeten Täler und die Höhlen in den Bergen sind überdies hervorragende Verstecke für Banditen. Seit dem Bürgerkrieg scheinen immer mehr Gauner, Gesetzlose und Wegelagerer ihr Unwesen hier zu treiben. Zum Glück nur vereinzelt sind auch Vampire und abgeschworene Magier in tiefen Wäldern und abseits befestigter Wege anzutreffen. Der Jarl kümmert sich wenig um die Belange seines Fürstentums; im Gegenteil. Mit einigen Banditen einer Mine im nördlichen Falkenring soll er sogar Handel betrieben haben. Dabei ergaben sich allerdings wohl irgendwann einmal Probleme und nun hat Siddgeir die Tötung der Banditen veranlasst.

Langsam beginnt das Wetter zu wechseln über dem Fürstentum; dieses war zum einem an den immer dichteren Wolkenfeldern am Himmel zu erkennen, andererseits auch an den sehr tieffliegenden Schwalben. Fliegen nämlich die schwarz- weiß gefiederten kleinen Vögel sehr hoch am Himmel, dann ist kein Regen zu erwarten. Doch drehen die flinken Tiere nur knapp über den grünen Baumkronen ihre Runden auf der Jagd nach kleinen Insekten, kann man durchaus gewiss sein, dass in geraumer Zeit der Himmel seine Schleusen öffnen wird. Die Schwalben sind als Wetterboten sehr gut geeignet und schon seit ewigen Zeiten richten sich die Bauern aus ganz Himmelsrand danach. Immer dichter und dunkler werdend, schieben sich die Wolken unaufhaltsam am Himmel zusammen. Der Wind frischt nun merklich auf und wiegt die satten, grünen Blätter der hohen Bäume hin und her. Die ersten schweren Regentropfen gehen auf das dichte Blätterdach hernieder. Der Regen nimmt jetzt stetig zu und wäscht den Staub der letzten Tage von allen Pflanzen. Der starke Schauer ist ein Segen für die Bauern, doch ein Fluch für die Gefährten auf ihrer Suche nach der Sägemühle, wo sie etwas zu Beißen erwartet. Zumindest wurde ihnen das von Lysande Crispinius so vorhergesagt.
Mit ausgestreckten Armen steht Lume auf der noch trockenen, sandigen Straße in Richtung der Stadt Falkenring und schaut zum wolkenverhangenen Himmel auf. Der Regen prasselt ihm in sein vom Wetterumschwung enttäuschtes Gesicht.
„Ach nein, muss das denn jetzt wirklich sein?“, kommt es mißmutig in Richtung der grauen Wolken über seine Lippen. Fast so, als würde er von ihnen eine Antwort erwarten. Die einzige Reaktion, die der Bursche daraufhin bekommt, ist, dass der Regen nun noch kräftiger wird.
„Der Himmel weint um jemanden…“, meint Ysolda nachdenklich. Ungeachtet ihrer Bemerkung weist Warlock mit dem Zeigefinger nach vor und fordert seine Gefährten mit den Worten zur Eile auf: „Rasch jetzt, dort vorne ist die Sägemühle!“
Dann zeigt er mit erhobenem Arm nochmals in die Richtung, wo er in einiger Entfernung die Umrisse eines Hauses zu erkennen glaubt. Der Regen prasselt nun sturzbachartig vom Himmel, wie an langen, dünnen Fäden geht das Nass auf die drei Gefährten hernieder.
Die noch eben fast staubtrockene Straße wird im nu vom Wasser getränkt, hier und da beginnen sich bereits erste kleine Wasserlachen auf der Straße zu bilden. Wo die ersten größeren Regentropfen kleine Krater im Sand hinterlassen, sammelt sich nun das Wasser zu schmutzigen Pfützen und das Rauschen des Regens übertönt alle anderen Laute der Natur um ein Vielfaches. Die Kleidung der Drei klebt ihnen bereits völlig durchtränkt an ihren Leibern und das Haar hängt ihnen mittlerweile klitschnass ins feuchte Gesicht. Derart mitgenommen erreichen sie nach einem kurzen Lauf endlich den alten Bauernhof. Vor dem Haus picken ein paar Hühner mit ebenso völlig durchnässtem Federkleid den feuchten Boden nach Fressbarem ab und warten darauf, dass sich die ersten Regenwürmer - angezogen von der Feuchtigkeit - den Weg an die Oberfläche bahnen würden.
Ansonsten ist keine Seele weit und breit zu sehen. Das große, hölzerne Wasserrad der Sägemühle ist zwar in Bewegung, doch niemand bedient das Sägewerk, um Stämme auf das Förderband zu legen, die dann durch das Sägeblatt, vom Wasser des vorüberziehenden Flussarmes in Bewegung gesetzt, in zwei Hälften geteilt werden.
„Ich werde nachsehen, ob sich jemand in dem Haus befindet“, entschließt sich Warlock kurzerhand und klopft an die von Holzwürmern zerfressene Tür zum Gutshaus. Lume indes verharrt stehend wie eine Trauerweide kurz hinter ihm und ist nun bis auf die Haut durchnässt. Die Feuchtigkeit lässt ihn frösteln, sodass er seine Glieder kaum ruhig halten kann, sosehr zittert er bereits. Ysolda ist zwar ebenso tropfnass, doch es scheint so, als würde ihr der Regen und die damit verbundene Feuchtigkeit wenig ausmachen. Sie sieht an dem vor Kälte zitternden Burschen herunter und bemerkt mit rollenden Augen und einem Kopfschütteln: „Reiß dich zusammen!“
„Wwwürd iiich ja gern.“
„Oh weh, worauf habe ich mich hier bloß eingelassen“, seufzt die junge, selbst im Regen noch bildschöne Frau.
„Haltet ein ihr Beiden, da kommt jemand“, raunt Warlock seinen Begleitern zu. Die Tür aus nicht mehr ganz so massivem Holz öffnet sich mit einem lauten, knarrenden Geräusch und eine ältere Frau von etwa sechzig Jahren bleibt abwartend stehen, während sie argwöhnisch die nassen Gestalten begutachtet.
„Oh, etwa schon wieder hungrige Gäste? Sonst empfangen wir kaum bis gar keine Reisende und heute seid ihr schon die zweite Gruppe, die an meiner Tür klopft. Ich bin Hert und der alte Kautz dort am nur noch glimmenden Feuer ist mein Mann Hern. Was können wir für euch tun und was führt euch zu unserem bescheidenen Heim? Aber kommt doch erst einmal herein, sonst werdet ihr mir noch krank, meine Lieben. Bitte, wärmt euch an unserem Feuer. Viel zu Essen vermag ich euch allerdings nicht anzubieten, doch ich habe sicher für jeden einen Kanten Brot. Wenn ihr etwas Warmes essen wollt, dann kann ich euch nur gekochte oder gebratene frische Hühnereier anbieten. Natürlich alles nur, wenn ihr zahlen könnt. Aber so kommt doch endlich hinein, ihr seid herzlich willkommen!“
Froh, den Wassermassen zu entkommen, treten die drei Gefährten ohne eine weitere Frage an die in die Jahre gekommene Bäuerin in das Haus.
„Jemand von euch Dreien schürt ein neues Feuer und dann legt ab eure nassen Kleider. Die könnt ihr dann am Feuer trocknen. Also dann, junger Mann, vor dem Haus ist ein Haufen Holz, welches aber noch am Hauklotz gespalten werden muss!“
Damit hat sie wohl Warlock gemeint, denn sie schaut in seine Richtung und weist zum Eingang, durch den er doch gerade erst ins Trockene gelangt war. Zustimmend, wenn auch leicht resigniert, nickt er daraufhin der Bäuerin zu und schickt sich an, das geräumige Häuschen wieder zu verlassen.
„Und du, junge Dame, kannst indes draußen nachsehen, ob die Hühner heute Nacht fleißig waren."Ysolda tut es Warlock gleich und nickt ohne jedes weitere Wort zustimmend.
„Und du, Windspiel“, damit meint Hert ohne jeden Zweifel den fröstelnden Lume, „entledige er sich seiner nassen Kleidung, ich bringe ihm sofort ein Handtuch und etwas von den Gewändern meines Gatten.“
Die Drei sehen sich daraufhin fragend an, doch Lume zuckt lediglich mit seinen Schultern und beginnt sich bis auf die nicht mehr ganz so weiße Unterwäsche zu entkleiden. Umständlich macht er sich an der durch dünne Lederstreifen an seiner schmalen Hüfte befestigte Lederhose zu schaffen. Dabei wirft er einen Blick auf Ysolda und seine Augen werden vor Erstaunen groß, denn diese steht in der Mitte des spärlich beleuchteten und eingerichteten Raumes und schaut sich das Schauspiel mit einem Lächeln im Gesicht genüsslich an.
„Würdest du bitte!“, fordert Lume sie nachdrücklich auf. Doch das Mädchen denkt nicht daran, ihren Blick von ihm abzuwenden, bis Warlock ihr schließlich einen leichten Stoß beim Vorübergehen in die Seite gibt.
„Komm mit, wir haben draußen noch was zu erledigen. Insofern du dich losreißen kannst…“
„Na gut“, damit folgt sie Warlock hinaus ins Freie. Die Tür schlägt hinter den beiden zu und sie stehen wieder im Regen. Da öffnet sich hinter ihnen der Eingang erneut und die alte Dame wirft eine Axt vor Warlock auf den feuchten Boden.
„Die werdet ihr sicher brauchen!“, damit verschwindet sie wieder ins Innere des Hauses und lässt die Tür ins Schloss fallen.
„Na dann, junger Mann, an die Arbeit, ich sehe mal nach, ob die Hühner über Nacht fleißig waren“, feixt Ysolda und entfernt sich in Richtung der aus Stroh gefertigten Hühnernester.
Warlock hebt die jetzt natürlich auch feucht gewordene Axt aus dem Schlamm und geht auf den Stapel Holscheite zu, die neben einem Hackklotz liegen. Er greift sich ein Stück des feuchten Holzes, stellt dieses aufrecht hin, nimmt Maß und holt mit der Axt aus, um diese dann auf den Scheit niederfahren zu lassen. Just in diesem Moment packt ihn eine vermummte Person. Die Axt fällt zu Boden und die dunkle Gestalt zieht Warlock hinter das Bauernhaus, wo keine neugierigen Blicke sie stören können. Die Gestalt bleibt für Warlock nicht sichtbar hinter ihm stehen und der Bursche befindet sich in einem Griff, aus dem er sich nicht lösen kann. Nun vernimmt er eine ernste Stimme an seinem Ohr.
„Still jetzt, ich habe Euch etwas zu sagen. Ihr befindet euch in großer Gefahr und jeder Eurer Begleiter ebenfalls. Ihr tragt eine Kleinigkeit bei euch, die Begehrlichkeiten weckt. Ich rate Euch, ab jetzt lieber die Straßen und Wege zu meiden. Nährt Euch bei dem verschrobenen Paar hier in der Mondsichelmühle und dann verschwindet bei Nacht in den Wald! Ich werde Acht geben, dass Ihr bis dahin ungestört rasten könnt.“
Die Gestalt versucht, ihre Arme noch enger um Warlocks Körper zu schlingen, um weitere Bewegungen von ihm zu unterbinden.Dabei löst sich ein Handschuh des Unbekannten und fällt ins feuchte Gras. Sofort erblickt Warlock die Wunden, die das Amulett an der Hand hinterlassen hatte.
„Faendal, komm schon, lass ab von mir!“
„Gut, aber wehe dir, du lenkst die Aufmerksamkeit auf mich. Ich will dir nur helfen, Junge!“
„Was ist denn los, warum drohst du mir? Und was hat diese Geheimniskrämerei zu bedeuten?“
„Das Amulett ist es, nachdem es einige Halunken und Unholde verlangt. Denn dein Auftritt beim Fest ist nicht ohne Bewunderer geblieben und zu guter Letzt deine Baumfällerkünste. Du hast doch nicht allen Ernstes geglaubt, niemand hätte das Schauspiel gestern Abend am Ilinaltasee beobachtet? Das war eine wirklich schlechte Idee. Sie hätte es doch besser wissen müssen!“, knurrt der Elf.
„Wen meinst du mit ‚sie’?“
„Du hast wohl doch den mächtigen Stamm des Baumes an den Kopf bekommen, was?“
„Langsam reicht es aber!“, herrscht Warlock lauter werdend den Elf an.
„Sie hat dir also noch nichts verraten? Nicht einmal, was mit deinem Vater geschehen ist, nachdem du Flusswald verlassen hast?“
„Doch, Ysolda hat mir erzählt, dass mein Vater von diesem Kapuzenmann und seinem Gefolge entführt worden sei.“
„Mehr nicht? Also hör zu, Ysolda ist die…“, doch plötzlich werden die beiden in ihrer Unterhaltung gestört.
„Na so bekommen wir unsere Kleider aber nicht trocken! Hör auf zu tratschen und kümmere dich um das Holz!“, befiehlt Ysolda Warlock, die nun unversehens vor den Beiden aufgetaucht ist.
„Lass ihn zum Ende kommen!“, erwidert Warlock.
„Gut, dann fahr fort, Elf“, fordert die junge Frau mit Herablassung in ihrer Stimme Faendal zum Weiterreden auf.
„Ich war schon am Ende angekommen und habe nichts mehr hinzuzufügen.“
Der Bosmer scheint auf einmal vor irgendetwas mächtig Angst zu haben.
„Nun gut, ich werde mich dann wieder meiner Aufgabe widmen“, murmelt Warlock und nach einem letzten, unbehaglichen Blick auf Faendal zieht es ihn Kopfschüttelnd wieder zum Hackklotz.
Als der Elf und Ysolda alleine zurückbleiben, schnappt Ysolda nach dem Hals des Elfen und stößt ihn mit Leichtigkeit an die feuchte Hauswand. Dies geschieht so kraftvoll, dass Faendal mit dem Kopf an die Mauer schlägt und sich eine Platzwunde zuzieht.
„Wage es nicht noch einmal, Warlock so nahezukommen, sollte dir dein erbärmliches Leben auch nur etwas wert sein!“, faucht Ysolda mit knirschenden Zähnen den Waldelf an.
„Du bist es nicht mehr Wert dieses Zeichen zu tragen!“
Nach diesen Worten reißt Ysolda Faendals Lieblingskette von seinem Hals und lässt von ihm ab. Der Elf nimmt daraufhin die Beine in die Hand und sprintet fluchend in den dichten Wald. Die junge Frau hingegen schlendert zu Warlock, der emsig damit beschäftigt ist, Feuerholz zu produzieren.
„Wir sollten uns wirklich mal unterhalten.“
„Ja, wenn die Zeit reif dafür ist, mein Guter dann werden wir dieses auch...“



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Kiam
21.09.2012, 11:16
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Teil 11. Eine Ungewisse Zukunft.


Erneut verkündetet die aufziehende Dämmerung das Ende des Tages. Die Sonne versinkt hinter den Berggipfeln und taucht die Landschaft in wunderschöne Farben; ein Geruch von feuchter Erde und Regen liegt in der Luft. Warlock sitzt auf einer alten hölzernen Bank vor dem Bauernhof und sein Blick schweift über den ruhigen See. Er denkt über die Worte nach, die ihm der Bosmer Faendel am Nachmittag hinter dem Haus zugeraunt hatte. Er wüsste nicht, wer Ysolda wirklich sei. Ja, wer ist sie denn? Als sie sich ihm vorstellte, auf der steinernen Brücke vor Flusswald, hatte sie nur erwähnt, sie komme aus der großen Stadt Weißlauf.

Um Weißlauf ist es deutlich schlechter bestellt, als um die Städte an der Küste. Gezeichnet von Angriffen durch Banditen und Eistrolle, vernichtend kalten Wintern und darauffolgenden Fluten und Bränden ist vom Bild einer Stadt, die als Himmelsrands Gegenstück zur Kaiserstadt in Cyrodiil herhalten sollte, nicht mehr viel übriggeblieben. Weißlauf ist die Heimat der Gefährten, die ähnlich wie die Kämpfergilde in anderen Provinzen Söldnerdienste anbietet. Die Stadt wird von der Drachenfeste überragt, dort lebt und regiert Jarl Balgruuf der Ältere. Die Feste hat ihren Namen davon, weil vor langer Zeit in ihr ein Drache gefangen gehalten wurde. Weißlauf wurde um die Methalle Jorrvaskr herum errichtet und dort in der Nähe befindet sich auch die Himmelsschmiede. Diese ist schon von weitem durch eine große Vogelstatue erkennbar. Niemand weiß, wie sie entstanden ist, aber es heißt, dass schon die ursprünglichen Gefährten, die zu den Ersten gehörten, die Himmelsrand bevölkerten, sie verwendet haben sollen. Seinen Namen hat Weißlauf von dem breiten Fluss, an dem die Stadt errichtet wurde.

Warlock selbst hat die große Stadt bisher nur ein- oder zweimal betreten. Bei seinem Besuch damals empfand er die schiere Größe von Weißlauf als erdrückend. Der Rummel auf dem Marktplatz war nichts für ihn und er war immer überaus froh, wenn er die Stadt wieder durch das riesige massive Tor verlassen konnte. Weißlauf hat unzählige Einwohner und warum sollte Ysolda nicht einfach eine von ihnen sein? Warum sollte er ihr Misstrauen entgegenbringen? War sie nicht diejenige, welche ihn vor dieser vermummten Gestalt bewahrt hatte? Und dann ist da auch noch dieses warme und wohlige Gefühl in seinem Bauch, das sich meldet, sobald er in ihre Augen schaut. Andererseits wieder weiß sie aber allem Anschein nach etwas über das Amulett. Er greift sich an den Hals, zieht das Schmuckstück an der langen silbernen Kette hervor und nimmt es in seine Hand. Er wiegt das Amulett hin und her…. es glitzert so rein, schimmert so unschuldig und doch steckt vermutlich in diesem Stück aus silbernem Metall mehr Macht, als er sich vorstellen kann. Sein Blick wandert zum abendlichen Himmel, der in ein zartes Rosa getaucht ist.
„Ich hoffe für euch, all das hat einen Grund, warum gerade ich dieses Amulett in meinen Händen halte!“, spricht er in Richtung des Himmels, doch er erhält keine Antwort.
„He, trockner Freund, komm wieder herein zu uns, das Essen wird sonst kalt, oder hat dir das magere Mahl aus Brot und etwas Wurst etwa gereicht, vorhin?“, ruft Lume ihm zu, der in seinen nun trockenen Kleidern in der Tür des Hauses steht und auf eine Antwort wartet.
„Sag, was hältst du von all dem hier?“, will Warlock von seinem Kumpel wissen.
„Naja, etwas Farbe an die Wände des alten Hauses und es wirkt doch mit Sicherheit gleich viel freundlicher. Nein im Ernst, mein nachdenklicher Kamerad, mit leerem Magen kann ich nicht wirklich denken. Also los, komm schon und lass das Grübeln für den Moment.“
„Einverstanden. Ein paar kühle Regentropfen sind imstande, dir die Stimmung zu vermiesen, doch eine warme Speise vermag dir sofort ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Wie leicht manche Seelen doch glücklich gemacht werden können.“
Mit einem Lächeln im Gesicht und Wärme in der Stimme geht Warlock auf seinen alten Weggefährten zu, legt den Arm um dessen Schulter und beide betreten das etwas heruntergekommene Bauernhaus. Durch das knisternde Feuer im Kamin herrscht eine angenehme Temperatur in dem einzigen geräumigen Zimmer, und ein Geruch von gekochten Linsen und Speck liegt in der Luft. In der hintersten Ecke des Raumes, der nicht durch das prasselnde Feuer beleuchtet wird, kann man in den Schatten die Umrisse eines Geländers erkennen, hinter dem sicher vermoderte Stufen unter die baufällige Kate führen. Dort wird sich wohl, wie in vielen Häusern Himmelsrands üblich, die wohlriechende Speisekammer der Bewohner befinden. Dort unten sind die Temperaturen ganzjährig immer kühl, daher gibt es kaum einen geeigneteren Raum, um Nahrungsmittel aller Art, wie Pökelfleisch, Obst und Früchte, länger aufbewahren zu können.

In der Mitte des nur spärlich beleuchteten Raumes hat Hert unterdes den großen Tisch gedeckt. Auf diesem befinden sich zwei dünne Kerzen in silbernen Halterungen, jeweils ein Teller aus Holz gefertigt sowie ein Löffel für jeden Gast und die beiden Gastgeber. In der Mitte der großen Tafel steht zudem noch ein kleiner duftender Blumenstrauß in einem alten Becher aus Holz. Ysolda hat die Blumen in der Nähe des steinigen Bachlaufes gepflückt, nachdem sie alle das verspätete Frühstück zu sich genommen hatten. Durch dieses kleine Detail wirkt die Tafel gleich wesentlich freundlicher, hatte sie sich gedacht und in der Tat, sie sollte damit Recht behalten. Hern hatte das Haus verlassen, ohne ein Wort zu sagen, insgesamt war außer einem kurzen ‚Hallo’ nichts über seine Lippen gekommen. Dabei hatte er seinen Blick nicht einmal vom Kamin abgewendet. Keiner der Gefährten wollte über das seltsame Verhalten des alten Kauzes wirklich nachdenken und schon gar nicht hinterfragen, wohin er denn gegangen sei.
Als Warlock noch vor dem alten Haus auf der Bank saß, hatte er Hern in eine kleine Hütte, die sich unweit der Sägemühle befindet, verschwinden sehen. Obwohl ihn das neugierig gemacht hatte, beschloss er doch, den Mann alleine zu lassen und ihm nicht zu folgen. Noch ein Geheimnis mehr, oder gar ein weiteres Problem wollte er sich nicht aufbürden. Trotzdem verlangte es ihm ingsgeheim danach, Hern zu folgen.
„So, dann setzt euch alle bitte! Es ist angerichtet!“, ruft Hert zu den Gefährten und nimmt dabei eine große Schöpfkelle, die über dem lodernden Feuer des Kamins an einem Haken angebracht ist. Einen Arm in die Hüfte gestemmt, schwingt sie mit dem anderen die große Schöpfkelle hin und her, um ihrer Anweisung mehr Nachdruck zu verleihen. Dabei lächelt die Alte jedoch freundlich. Lume und Ysolda setzen sich sofort an den gedeckten Tisch, Warlock hingegen will wissen: „Was ist mit Eurem Mann, gute Frau? Soll ich vielleicht nach ihm rufen? Es ist doch unhöflich, wenn wir ohne den Herrn des Hauses beginnen würden, die leckeren Speisen zu uns zu nehmen.“
„Jungchen, darüber mach dir bloß keine weiteren Gedanken. Das, was wir als leckere Speisen bezeichnen, ist für Hern, seiner Ansicht nach, gerade gut für sein liebes Vieh. Von Gästen hält er nicht sehr viel und erst recht nicht, wenn ihm diese dazu noch unbekannt sind. Ich habe schon alles Mögliche versucht, ihn davon zu überzeugen, daß Besucher wichtig sind, damit wir durch deren Münzen für unseren Lebensunterhalt sorgen können. Die Sägemühle ist nur hin und wieder in Betrieb, wenn in Falkenring ein neues Haus errichtet wird oder etwas ausgebessert werden muss. Die anderen Dörfer und auch Weißlauf haben schon lange kein Holz mehr von uns bestellt. Und die paar Hühner vor dem Haus machen uns auch nicht satt. Doch nichtsdestotrotz hat all dies an seiner Einstellung gegenüber Gästen bis heute nichts geändert. Dennoch freut er sich darüber, wenn dadurch etwas Gold in unseren leeren Beutel fließt. Nun setz dich aber, und labe dich an den Speisen.“
Warlock setzt sich daraufhin an den Kopf der Tafel, welch ein Fehler! Jeder weiß doch, dass dort nur der Herr des Hauses Platz nehmen darf. Auch wenn dieser momentan nicht anwesend ist…
„He Warlock, komm schon, setzt dich lieber mir gegenüber an den Tisch“, raunt ihm Ysolda zu.
„Nein, nein, das geht schon in Ordnung, wir halten nichts von den allgemeinen Gepflogenheiten. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, wann Hern das letzte Mal an diesem Tisch gesessen hat, um zu essen“, beschwichtigt Hert Ysolda.
„Oh, verzeiht, aber ich werde mich trotzdem dorthin setzen, ich hätte ansonsten kein gutes Gefühl beim Essen, wenn ich mich am falschen Platz wähne.“
„Gut, gut Jungchen“, erwidert die alte Bäuerin.
„Haben wir’s denn jetzt endlich? Mein Magen verlangt nach Nahrung!“, murmelt Lume ungeduldig.
„Na komm, reich mir deinen Teller, du kannst wahrlich noch reichlich vertragen. Du siehst auch besonders hungrig aus, mein blasser Freund.“
„Gute Frau, um meine Hautfarbe zu erklären…“
„Nein, bitte nicht schon wieder!“, kommt es Warlock und Ysolda gleichzeitig über die Lippen.
„Leider bin ich gewillt, den beiden recht zu geben. Zudem ist mir die Geschichte über deine Hautfarbe bereits ausführlich bekannt.“
„Woher wißt Ihr…?“, will Lume jetzt erstaunt wissen.
„Dein Fluchen über dein Aussehen beim Wechseln deiner vom Regen feuchten Kleidung ist mir wahrlich nicht entgangen. So, und nun schweigt still und lasst es euch schmecken.“

Hert hat während der Unterhaltung alle Teller mit wohlriechendem warmen Linseneintopf gefüllt, dazu reicht sie jedem der Gefährten noch einen Kanten Brot. Das Mischbrot ist schon ein paar Tage alt und muss vor dem Verzehr in den warmen Linseneintopf getaucht werden, doch es war nicht der erste Eintopf, den unsere Gefährten zu sich nehmen und somit war ihnen auch bekannt, dass bei solch einem Mahl kein frisches Brot gereicht wird. Lume schlingt ein paar Happen hinunter und mit vollem Mund stellt er die Frage: „Sagt mir nun eigentlich jemand von euch beiden, wie es weitergehen soll? Wollen wir wirklich nach Markarth oder war die Information nur als eine Art Ausrede für diese Lysande gedacht gewesen? “
„Ich sehe mal nach meinem Gatten, was dieser so treibt. So könnt ihr Drei ungestört eure Unterhaltung fortsetzen.“
Gesagt, getan, nimmt Hert ihren halbleeren Teller in die eine und den Löffel in die andere Hand und verlässt das Haus.

„Ähmmm…, so war es eigentlich nicht gemeint….“ kommt es Lume ein wenig schuldbewußt über die Lippen.
„Mein Lieber, du hast aber auch eine Art, das Fettnäpfchen zu treffen und sei dieses noch so klein“, knurrt Ysolda ihn daraufhin an.
„Na gut, nun ist sie schon aus dem Haus und einer von euch wird doch imstande sein, mir meine Frage zu beantworten, oder?“
„Ich schließe mich Lume an“, nickt Warlock. Er hat seinen ehemals vollen Teller bereits geleert und lehnt sich jetzt in seinem klapprigen Stuhl gesättigt und für den Moment zufrieden zurück. Der Stuhl gibt ein knarrendes Geräusch von sich und sofort setzt er sich wieder aufrecht hin, um dann verlegen an die verrauchte Decke zu blicken.
„Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, das Gewicht läufst du dir spielend wieder ab“, kichert ihn Ysolda an. Und wieder treffen sich ihre Augen und die Beiden halten einander mit ihren Blicken fest. Die junge Frau streicht sich, ohne die Augen von ihrem Gegenüber abzuwenden, eine Strähne ihres kastanienroten Haares aus dem Gesicht und ein Knistern liegt in der Luft, das nicht allein von dem loderndem Feuer im Kamin kommt.
„Hallo ihr Turteltäubchen, ich warte auf eine Antwort auf meine Frage!“

Damit schafft es Lume wieder einmal, die Stimmung zu zerstören, doch Warlock und Ysolda lösen diesmal ihren Blick nur sehr zögernd voneinander, dann schütteln sie langsam ihre Köpfe als Reaktion auf Lumes Einwand. Unsicher lächeln sie einander an, dann jedoch widmen sie sich endlich der Frage von Lume.
„Oh schön, dass ihr euch nun doch an der Unterredung beteiligen wollt“, knurrt dieser die beiden an.
„Gut Ding will Weile haben und wir sollten zuvor nach Weißlauf, um dort einige Gegenstände aus meinem kleinen Haus zu holen. Dann steht ja noch die kleine Frage im Raum, wie wir nach Markarth kommen wollen. Zu Fuß ist die Stadt aus Stein zwar ohne weiteres zu erreichen, aber es würde unter Umständen Wochen dauern und die Zeit ist nicht unser Freund. Also um deine Frage zu beantworten, ja wir müssen nach Markarth“, klärt Ysolda ihn auf.
„Aber meine Frage nach dem Warum hast du nicht beantwortet, meine Gute.“
„Ich habe dort Verbündete, die uns behilflich sein werden.“
„Gut, gut, und wobei sollen deine Verbündeten uns, deiner Meinung nach, behilflich sein?“
„Gegenfrage: du hast aber schon mitbekommen, dass wir versuchen, Warlocks Vater aus seiner misslichen Lage zu befreien? Wir können ihn dort, wo er sich augenblicklich befindet, nicht noch längere Zeit schmoren lassen, sie würden ihn ohne weiteres…“, Ysolda sieht Warlock an und bricht mitten in ihrem Satz ab.
„Was würden sie ohne weiteres?“, fragt Lume, doch dann kommt ihm ein seltener Geistesblitz und er springt von seinem klapprigen Holzstuhl auf. „Bei den Neun, sie werden ihm doch nichts antun?“
„Doch, das werden sie, und allen anderen, die von dem Amulett wissen, ebenfalls. In diesem Amulett steckt so viel Macht, Bosheit und Magie, man könnte damit ganz Tamriel, samt allem Leben, das sich darauf befindet, ins Reich des Vergessens stürzen. Daran hat wohl keiner von uns Interesse, oder?“
„Dann lass es uns zerstören oder vergraben, sodass niemand es jemals wieder zu finden vermag!“
Warlock mischt sich nun ebenfalls mit ein.
„Wir könnten es auf dem höchsten Berg von Himmelsrand verstecken, oder das Amulett auf den Grund des tiefsten Sees sinken lassen. Aber ich nehme an, es würde nicht viel nützen, nicht wahr? Was machen wir also damit? Ich will es nicht behalten und es zu benutzen, nehme ich an, ist auch keine sonderlich gute Idee. Wir könnten es vielleicht in einen Vulkan werfen?“
„Mein Lieber, du liest zu viele Ammenmärchen. Was bitte sollte das bringen? Falls du dir erhoffst, es würde dort vergehen, dann liegst du falsch. Nicht das glühend heißeste Schmiedefeuer oder nicht einmal die Lava eines Vulkans könnte dem Amulett etwas anhaben. Es würde nur darin liegen und sich an der Wärme laben. Es gibt nur eine Möglichkeit, das Artefakt vor dem Zugriff durch jeglichen Unhold zu bewahren: wir müssen es aus dieser Welt verbannen.“
„Ja klar doch, und wie bitte stellst du dir das vor? Wir binden es einem Vögelchen um den Hals und bitten es darum, dieses verfluchte Ding auf einen der Monde am Nachthimmel zu geleiten?“, fragt Lume aufgewühlt über die Informationen, die er soeben über das Amulett erfahren hat.
„Dein Plan ist aber auch nicht ganz wasserdicht, was?“, knurrt Warlock ihn daraufhin an.
„Hast du eine bessere Idee, wie wir es loswerden?“
„Das habe ich nicht behauptet, aber ein Vögelchen in den Nachthimmel zu schicken, auf das es… ts…“
„Haltet ein! Ich habe bereits eine Idee, wie wir es anstellen werden. Nur muss ich zuvor mit jemandem Kontakt aufnehmen und dazu müssen wir nach Markarth“, beschwichtigt Ysolda die beiden Streithähne.
„Na dann lass hören!“, meint Lume gespannt.
„In die Einzelheiten werde ich euch erst einweihen, wenn ich eine Unterredung hatte.“
„Also bleibt alles beim Alten, wir sollen dir mitsamt dem Amulett nach Markarth folgen, ohne wirklich zu wissen, was uns dort erwartet oder widerfahren wird. Ich bin dabei!“, grinst Lume seine nun verdutzt dreinschauenden Gefährten an.
„Sag mal, hast du dich vorhin erkältet durch deine feuchte Kleidung…?“


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Kiam
09.10.2012, 18:12
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Teil 12. Es braut sich was zusammen.


Dunkelheit hat sich über das Land gelegt. Die letzten Regenwolken haben schon vor einer ganzen Weile ihre Schleusen geschlossen und dazwischen leuchten bereits hell die Monde hervor. Sogar die ersten Sterne sind schon am Nachthimmel zu erkennen. Es riecht nach der durch den Regen gereinigten frischen Luft und nach feuchtem Gras von den Wiesen.
Im dichten Wald erreicht Faendal nach einem kurzen Lauf über den vom Regen getränkten Waldboden eine kleine Lichtung zwischen den Bäumen. Die Lichtung wird von einer knisternden Feuerstelle, die sich in der Mitte befindet, erhellt. Links und rechts von den wärmenden Flammen befinden sich zwei kleine Zelte aus grauem Stoff. An einem Gestell aus Eisen angebracht, hängt ein großer gusseiserner Topf über der Feuerstelle. Aus diesem steigt langsam aber stetig ein Geruch auf, der Faendal sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Ein leckerer Eintopf aus allerlei Gemüse und etwas Fleisch köchelt über der Flamme vor sich hin und keine Seele ist weit und breit zu sehen. Hinter einer großen Tanne verborgen, streifen die prüfenden Blicke des Elfen über die kleine Lichtung. Schließlich entscheidet er sich, aus seiner Deckung hervorzukommen, um dann langsam und mit vorsichtigen Schritten die Lichtung in Richtung der Feuerstelle samt köstlich riechendem Eintopf zu betreten. Ein erster, zaghafter Schritt, dann prüft er nochmals, ob auch wirklich niemand in der Nähe ist. Ein weiterer tastender Schritt, doch unvorsichtigerwese steigt er auf einen dünnen Ast, der unter seinem Körpergewicht nachgibt und laut knackend bricht. Dahin war es mit seinem eigentlichen Vorhaben, die Lichtung unerkannt betreten zu können. Wie versteinert bleibt Faendal nach dem Geräusch stehen und sieht sich abwartend um. Es dauert auch nicht allzu lang und aus den beiden kleinen Zelten kriechen fünf unansehnliche Gestalten. Es ist wahrlich nicht schwer zu erkennen, dass es sich dabei um Banditen handelt. Sie ziehen sofort ihre Waffen und stürzen auf den Elfen zu. Dieser indes hat seinen Kopf beschämt gesenkt und kann nicht glauben, wie töricht und ungeschickt er sich gerade angestellt hat.
„Bleibt stehen und rührt Euch ja nicht vom Fleck!“, ruft einer der Banditen Faendal entgegen. Mit gezogenem Schwert - allem Anschein nach handelt es sich um eine Einhandwaffe - geht der Bandit langsam auf den Eindringling zu, die anderen Kerle in seinem Schlepptau. Dann jedoch erkennt er, dass von dieser Person keine Gefahr für sie ausgeht. Die blanke Schwertspitze des Banditen zeigt auf die Brust des Elfen und Faendal lässt deutlich hörbar seinen Atem entweichen. Resigniert hebt er den Kopf und sagt:
„Ich dachte schon, ich könnte mich an dem Feuer wärmen und an den Speisen laben, ohne dass ihr es bemerkt. Was bei den Neun treibt ihr hier?“
„Nur weil du uns bezahlst, heißt das noch lange nicht, du hättest das Recht, uns Befehle zu erteilen“, entgegnet ihm ein großgewachsener, stämmiger Bandit forsch. Ein etwas kleinerer hingegen steckt hinter dem Hühnen seinen Kopf hervor und ergänzt: „Noch haben wir nicht ein Goldstück bekommen, Uto!“
„Ja genau!“, stimmen die anderen lautstark zu.
„Wofür sollte ich euch denn auch bezahlen? Dafür, dass ihr mich vor dieser Magierin nicht beschützen konntet oder gar wolltet?“
„Es waren doch deine Anweisungen. Wir sollen uns im Hintergrund halten, bis du uns ein Zeichen geben würdest! Aber das vereinbarte Zeichen - also der Pfiff von Dir - blieb doch aus“, erwiderte Uto, der offensichtliche Anführer der kleinen Banditengruppe.
„Wie sollte ich mich denn, deiner Meinung nach, bemerkbar machen, wenn dieses Weib mir die Kehle zudrückt?“
„Pfeifen wäre in der Situation wirklich ziemlich schwierig gewesen, zumal dich ein so zierliches Wesen davon abgehalten hat. Ich hoffe, sie hat dich nicht auch noch gekratzt“, sagt Troni, der kleinste der Banditen, spöttisch und grinst den Elfen an.
„Na warte!“
Faendal will sich diesen Spott nicht gefallen lassen und stürzt auf Troni zu. Doch Uto hält ihn davon ab.
„Es war doch dein Plan, Spitzohr. Wenn du in der Klemme steckst und unsere Hilfe benötigst, wolltest du pfeifen und wir wären dir auch sofort zur Hilfe geeilt! Also haltet ein, ihr Beiden“, meint Uto aber ebenfalls mit einem Grinsen in seinem Gesicht.
„Es reicht jetzt!“, schreit Faendal erbost über das, was er sich anhören muss.
„Entweder ihr helft mir bei meinem Vorhaben, oder ich suche mir eine andere Bande, die mein Gold zu schätzen weiß. Ich bin auf euch nicht wirklich angewiesen, denn es gibt wahrlich genügend andere Gauner hier in der Nähe, die durchaus bereit dazu wären, mir für bare Münze zu helfen. Wenn aber doch nicht, so gibt es ja immer noch die Dunkle Bruderschaft, die ich um Hilfe bitten könnte. Hier, nehmt das für eure Mühen und verschwindet!“
Der Bosmer zieht einen kleinen Lederbeutel aus seinem Wams und wirft diesen direkt vor Uto auf den feuchten Waldboden, wo die Börse mit einem klimpernden Geräusch liegenbleibt. Troni beugt sich sofort hinunter und nimmt den kleinen Geldbeutel an sich. Gierig öffnet er diesen und entnimmt eine der Goldmünzen, dann steckt er sich die Münze zwischen seine Zähne und beißt zu. „Die sind wahrhaftig echt, Uto!“
„Faendal mein Freund, komm schon, setz dich zu uns und sprich. Was hast du als nächstes vor? Wie sieht dein weiterer Plan aus?“
Mit diesem Satz auf seinen spröden Lippen legt Uto einen Arm um die Schulter des Elfs und zieht ihn so in die Richtung des knisternden Feuers. Alle Anwesenden nehmen nun rund um die wärmende Feuerstelle Platz und Faendal ergreift das Wort.
„Nun gut, ab jetzt hört ihr auf mich oder ich...“
Uto, der immer noch seinen Arm auf den Schultern des Elfs liegen hat, fällt ihm gleich ins Wort. „Hört, hört, wir haben einen neuen Anführer! Meinetwegen, denn für Gold würde ich dir sogar meine Schwester zum Kauf feilbieten, wenn ich denn eine hätte, haha! Auf den guten Faendal, meine Brüder!“
Uto steht auf, hebt seinen bis zum Rand mit Met gefüllten Silberbecher in die Luft und prostet den anderen zu.
„Prost Männer, auf unseren neuen Anführer, den guten Faendal!“
„Ja, ja, ist schon gut, nun setz dich wieder hin!“
Der Waldelf zieht am Hosenbein des auf einmal überschwänglichen Anführers und bewegt den Banditen dazu, sich wieder zu setzen, damit er fortfahren kann.
„Bevor ich mich also zu euch aufgemacht habe, kniete ich mich hinter dem Bauernhaus unter einem Fenster nieder und habe gelauscht. Dadurch habe ich mittbekommen, dass die Drei wohl erst nach Weißlauf und dann nach Markarth ziehen wollen. Wir hingegen werden gleich nach Markarth aufbrechen, um sie dort gebührlich in Empfang zu nehmen.“
„Aber, also… vor und auch in der Stadt aus Stein wimmelt es doch nur so von Wachen!“, meldet sich Troni ungefragt zu Wort.
„Wir werden die Drei auch noch weit vor Markarth in Empfang nehmen, etwas weiter von der Stadt entfernt. Denn dort sind, wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß, keine oder kaum Wachen des Nachts oder auch am Tage unterwegs. Dort begegnet man nur hin und wieder ein paar Reisenden, diese sollten doch wohl kein größeres Problem darstellen.“
„Gut, gut, ein wirklich hervorragender Plan, will ich wohl meinen. Und wann denkst du, brechen wir auf?“, will Uto nun wissen.
„Im Morgengrauen machen wir uns auf den Weg nach Markarth. Einer von euch wird die Sägemühle im Auge behalten müssen, um in Erfahrung zu bringen, wann sich die Drei auf ihren Weg nach Weißlauf machen. Sobald sie dann an uns vorübergezogen sind, machen wir uns auf den Weg Richtung der Stadt aus Stein.“
„Ein wirklich guter Plan, Spitzohr!“, meint nun auch Troni.
„Danke für deine Zustimmung und für deinen Frevel von vorhin wirst du die Sägemühle für uns im Auge behalten!“, faucht Faendal Troni an.
„Wieso ich, nein, mein Schlaf ist mir…“
„Ist dir was? Los, rasch, mach dich auf den Weg und wehe, deinem Auge entgeht der Aufbruch der Drei!“, unterbricht ihn sofort Uto. Gleich darauf macht sich Troni, wenn auch widerwillig, auf den Weg in Richtung der Halbmondmühle.
„Dann wäre das ja geklärt“, meint Faendal nüchtern.
„Und ich hoffe doch sehr, er hält sich an deine Anweisungen, Uto!“
„Das wird er, warte nur ab.“

Indes in einer Burg irgendwo in Himmelsrand

In seinem großen, thronartigen Sessel unweit des Kamins sitzend, will der Magier von seinem Kundschafter Flex wissen: „Hat Faendal schon etwas von sich hören lassen?“, und ist nun gespannt auf die Antwort seines Dieners.
„Nein, noch nicht, mein Herr. Außer, daß er sich ein paar Banditen gekauft hat, wissen wir nichts weiteres.“
„Und von Ysolda und ihren Gefährten, gibt es von denen was zu berichten?“
„Diese hält sich weiterhin mit ihren beiden Freunden in der Halbmondmühle, nahe Falkenring, auf. Ihr wißt ja, bei diesem einfältigen Ehepaar, die für etwas Gold schnell bereit waren, uns mit Informationen auszuhelfen, mein Herr.“
„Was hast du eigentlich vor, meine Tochter? So wirst du dich nicht an unseren Zeitplan halten können. Was ist hier los?“
„Mein Herr, auf diese Frage habe ich leider keine passende und zufriedenstellende Antwort parat“, kommt es mit zitternder Stimme über die Lippen von Flex, dem Khajiit. Einen besseren Kundschafter findet man in ganz Tamriel wohl nicht, denn die Katzenkreaturen vermögen selbst in finsterster Nacht noch etwas zu sehen und das Gehör der Khajiit ist dem der anderen Rassen weit überlegen.
„Dieses war eine rein rhetorische Frage und ich verlangte nicht nach einer Antwort darauf.“
Mit erstaunlich ruhiger Stimme spricht der Magier diesen Satz aus, der in solchen Situationen ansonsten völlig anders reagiert. Flex ist schon sein bereits vierter Kundschafter in den letzten zwei Jahren. Zerkziss entlässt niemandem aus seinem Dienst, zumindest nicht lebend…
„Gib meinem Hauptmann Bescheid, er möge ein paar fähige Männer zusammentrommeln und mein Pferd satteln lassen. Ich werde mich wohl selbst um die Angelegenheit kümmern müssen.“
„Mein Gebieter, was habt Ihr denn vor?“
„Ich werde nach Markarth aufbrechen und die Drei dort in Empfang nehmen. Alles muss man offensichtlich selber machen, wenn man es erledigt wissen will und nun führe meinen Befehl aus!“
„Jawohl mein Gebieter.“
Flex hält bereits die Klinke des großen Tores in der Hand, um den Saal zu verlassen.
„Warte noch! Sage mir, was hat man dir zugetragen, bin ich ein guter Vater für meine Tochter gewesen?“, will Zerkziss plötzlich wissen. „Mein Gebieter, niemand außer Euch ist gütiger und sorgsamer als Vater gewesen, so sagt man sich.“
„Warum hat mich dann meine Frau verlassen, mit den Worten, ich tauge nichts als Vater und schon gar nicht als Ehemann?“
„Mein Herr, meiner Meinung nach war sie verwirrt durch ihre Sucht nach Skooma.“
„Sie hat gesagt, ich hätte sie so weit getrieben. Ich hätte mich verändert, sagte sie. Ich bin nicht mehr der Mann den sie zu lieben lernte, sagte sie. Ich solle es schnell hinter mich bringen, sagte sie, als ich die Guillotine im Hof auf sie hernieder ließ. Aber hatte ich denn eine Wahl? Nein, denn sie vertraute mir einfach nicht mehr. Ich verlasse dich mitsamt unserer Tochter, hat sie gesagt. Das konnte ich doch nicht zulassen, oder was meint Ihr?“
Der Magier geht jetzt vor dem lodernden Feuer des Kamins auf und ab, während er spricht. Flex steht mit vor Angst zitternden Knien da und hält die große eiserne Klinke nun noch fester mit seiner Pfote, um den spärlich beleuchteten Saal flink verlassen zu können.
„Mein Herr, Ihr verlangt nach einer Antwort von mir?“, fragt er zaghaft und mit Angst in seiner Stimme. Zerkziss lehnt sich mit den Armen an den gemauerten Kamin und sieht in das lodernde Feuer, als würde ihm dieses eine Antwort geben können. Dann wendet er sich wieder Flex zu.
„Lass mich allein und führe meine Befehle aus. Der Gefangene ist auf der Stelle hinzurichten!“, herrscht der Magier urplötzlich seinen Diener an. Eben noch so redselig und im nächsten Augenblick so angriffslustig.
„Jawohl mein Herr!“, mit diesen Worten verlässt der Khajiit den Saal und schließt die Tür erleichtert hinter sich. Zerkziss lässt sich in seinen gut gepolsterten Sessel sinken und sein Blick wandert über die Bilder seiner einstigen so glücklichen Familie. Die Gemälde sind über dem Kamin angebracht. Drei Portraits, eines von ihm in der Mitte, links und rechts davon jeweils eines seiner Tochter und seines Weibes. Er springt auf und mit einem gewaltigen Schrei reißt er die Bilder von der Mauer, dann wirft er sie zornig zu Boden.

Indes in der Halbmondmühle

„Wir werden uns auf den Weg machen Jungs. Die Monde stehen hoch am Himmel und es scheint eine sternenklare Nacht zu werden. So können wir dann auch ohne Fackel, die uns verraten würde, ganz gut sehen“, sagt Ysolda zu ihren beiden Gefährten. Die haben sich dicht beim wärmenden Kamin auf die alten Bodendielen niedergelassen, um sich an dem lodernden Feuer zu wärmen. Warlock sieht, tief in Gedanken versunken, in die knisternden Flammen, Lume aber ist neben ihm sitzend eingeschlafen und sein Kopf ruht auf den Schultern seines besten Freundes.
„Sagtest du nicht, wir werden im Morgengrauen aufbrechen?“, will Warlock mit leiser Stimme von Ysolda wissen, die nun auch auf dem Boden Platz genommen hat. Sie wirft ein Holzscheit ins Feuer und sieht Warlock an.
„Ja du hast Recht, doch so ist die Gefahr nicht allzu groß, von Reisenden gesehen zu werden. Denn auch wenn wir abseits der Wege nach Weißlauf gelangen, ist es schwierig, ungesehen bis vor die großen Stadtmauern zu kommen. Zum einen ist das Gebiet um die Stadt eine Art Tundra mit wenigen Bäumen, hinter denen wir uns verbergen könnten und zum anderen wimmelt es vor dem Stadttor nur so von Wachen und Einwohnern. Von daher bin ich der Meinung, wir sollten uns jetzt auf den Weg machen.“
Warlock kann seinen Blick nicht von dem zierlichen Geschöpf abwenden, das zu ihm spricht und im flackernden Schein des Feuers sieht sie für ihn nur noch hinreißender aus.
„Hast du mir eigentlich zugehört?“
„Tundra, viele Wachen, wir sollten gehen. Ich könnte dir stundenlang zuhören.“
„Was soll das? Machst du dich lustig über mich?“
„Nein, absolut nicht. Deine Stimme ist es, die ich meine.“
„Und deine Stimme lässt mich nicht schlafen“, mischt sich Lume in das Gespräch ein und dreht dabei seinen Kopf hin und her, um seinen Nacken zu entspannen.
„Dann lasst uns mal aufbrechen. Ich habe wenigstens etwas schlafen können, bis ihr angefangen habt, einander anzusäuseln.“
Lume erhebt sich, streckt seine Glieder und dabei entweicht ihm etwas Luft aus einer Körperöffnung, die man nicht zum Atmen benutzt.
„Oh Lume!“
„Was denn, das war der Eintopf!“
Und dahin war die schöne Stimmung, die drei Gefährten suchen ihre paar Habseligkeiten zusammen und hinterlassen auf der großen Tafel ein paar Goldmünzen für ihre Gastgeber, dann verlassen sie die Halbmondmühle.
„Ein neuer Tag und nichts hat sich geändert“, meint Lume, während die Drei in die Nacht hinausziehen.



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Kiam
28.10.2012, 16:12
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Teil 13. Abschied von Falkenring


Erleuchtet wird die Dunkelheit der Nacht an diesem Abend durch den riesig anmutenden Vollmond, der am sternenklaren Firmament über Himmelsrand geräuschlos seine Bahnen zieht.
Die drei Gefährten haben sich mittlerweile ein gutes Stück von der Halbmondmühle entfernt auf ihrem Weg in Richtung Weißlauf, der großen Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums. Die Stadt wird umringt von dicken Mauern aus Stein, den Eingang stellt ein einschüchterndes großes Holztor mit zwei Wachen davor dar; Warlock ist der Meinung, dieses wäre der einzige Zugang zur Stadt.
Bereits seit einiger Zeit sind die kleinen Fenster des Bauernhauses der Halbmondmühle, die durch das Kaminfeuer erleuchtet werden, nicht mehr in der Ferne zu erkennen. Der sandige und steinige Pfad, auf dem die drei Gefährten ihren Fußmarsch wieder aufgenommen haben, führt sie nun durch ein dicht bewaldetes Stück Land. Links und rechts wird der Weg, auf dem keine zwei Kutschen die Möglichkeit hätten, aneinander vorbeizukommen, von hohen Nadel- und Laubbäumen gesäumt. Warlock und Ysolda gehen nebeneinander her, tief in ein Gespräch verwickelt. Lume trottet in einigem Abstand den Beiden hinterdrein. Er ist in Gedanken bei seiner kleinen Familie in Ivarstatt, hofft, es geht ihnen gut und die Sorge seiner Eltern um ihn möge sich in Grenzen halten.
Lume bleibt auf der sandigen Straße stehen und schaut in den Nachthimmel hinauf. „Ui, ist das aber ein Mond heute, was!“
Seine beiden Begleiter haben ihn vernommen, woraufhin sich Ysolda an Warlock wendet. „Nun, unser Freund ist aber wirklich leicht zu begeistern, was?“
„Ja, durchaus. Aber wer wäre bei einem solchen Anblick des Nachthimmels nicht ebenso ehrfürchtig?“
Auch Warlock sieht nun in den sternenklaren Himmel. Ysolda stößt ihn leicht in die Seite. „Wirst du jetzt etwa melancholisch? Gefällt mir!“
„Wie meinst du das?“, will er mit krauser Stirn von ihr wissen.
„Nur, dass eine solche Eigenschaft bei einem Burschen durchaus Gefallen bei mir findet. Es gibt leider viel zu wenige, die sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können. Noch dazu, wenn sie nicht eine Goldmünze dafür ausgeben mussten.“
„Sollte ich jetzt dankbar sein, deiner Meinung nach?“
„Nein, nein, aber erhalte dir diese Eigenschaft, egal was noch so kommen mag.“
„Ich werde mich darum bemühen. Was meinst du, wird denn noch so auf mich warten?“
„Ich denke, manchmal ist es auch sehr von Vorteil, unwissend über sein eigenes Schicksal zu sein.“
„Du sprichst in Rätseln!“
„Und des Rätsels Lösung wirst du früher oder später schon in Erfahrung bringen.“
Lume hat indes zu seinen beiden Begleitern aufgeschlossen und wird prompt mit einer Frage von Ysolda konfrontiert.
„He Lume, sag mal, wie bist du eigentlich aufgewachsen, das dich dieser Anblick fasziniert?“
„Spielt das im Hinblick darauf, weil ich mich für den Anblick dieses Nachthimmels begeistern kann, eine Rolle? Ich denke nicht.“
„Huh, ist da jemand verstimmt?“
„Nein, durchaus nicht! Lediglich habe ich deine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet. Auch wenn mein Vater immer zu sagen pflegte: ‚Lume, du kannst keine Frage mit einer Gegenfrage beantworten’. Aber ich vermag das!“
Mit einem Grinsen im Gesicht schaut Lume seinen Freund an, der zurücklächelt und die Drei setzen ihren Weg weiter fort. Nur ein kurzes Stück weiter, in dem kein weiteres Wort gewechselt wird, bleibt Ysolda erneut stehen. „Habt ihr das auch gerade vernommen?“
„Was sollten wir vernommen haben?“, will Warlock in Erfahrung bringen.
„Haltet ein!“, ermahnt die junge Frau ihre Begleiter. Sie lauscht in die Nacht und in den finsteren Wald hinein.
„Da war es wieder!“
Lume meldet sich zu Wort. „Ach Ysolda, dieses Geräusch rührt mit Sicherheit von einem vertrockneten Ast her. Auf diesen wird wahrscheinlich irgendein Tier getreten sein. So etwas soll hin und wieder in einem Wald wie diesem vorkommen.“
Warlock zischt ihn halb flüsternd an; „Lume, still jetzt!“
Lume will von seinem in den Wald hinein horchenden Freund wissen: „Hast du etwa auch etwas vernommen?“
Er bekommt jedoch keine Antwort und entfernt sich auf leisen Sohlen etwas von seinen beiden Begleitern, um an einer anderen Stelle in den dunklen Forst nach einem Geräusch zu horchen.
Aber nichts ist zu hören, außer die Stimme einer Eule, die weit entfernt die Stille der Nacht mit ihrem Ruf durchbricht. Achselzuckend wendet der Bursche sich vom Waldrand ab, um wieder aufzuschließen, doch plötzlich stürzt ein Rudel knurrender, Zähne fletschender Wölfe aus dem dichten Waldstück hervor. Gleich mehrere Tiere fallen über den völlig überraschten Lume her. Warlock schreit: „Lume!“, zieht sein Schwert und ist gewillt, seinem alten Freund sofort zu Hilfe zu eilen.
Drei der sechs angreifenden Wölfe haben sich bereits im Fleisch des vor lauter Schmerz nach Hilfe rufenden Burschen verbissen und zerren an dem Kaiserlichen. Seine Kleidung beginnt sich bereits rot von Blut zu färben. Warlock holt mit seinem Zweihänder aus und mit einem gezielten Hieb gelingt es ihm, einem der wilden Wölfe den Kopf vom Halse zu trennen. Der Körper des Tieres sackt augenblicklich in sich zusammen.
„Einer weniger, bleiben noch fünf! Ysolda, komm und hilf mir!“
„Ich kann nicht!“
Mit einem kurzen, fragenden Blick wendet Warlock sich der jungen Frau zu, um sich zu vergewissern, er habe richtig verstanden, was er gerade aus ihrem Mund gehört hat. Ysolda steht wie versteinert auf dem Weg und allem Anschein nach macht sie sich daran, langsam Schritt für Schritt rückwärts den Schauplatz des Überfalls zu verlassen. Warlock nimmt an, sie würde sich vor den wilden Bestien fürchten, doch ihm bleibt für den Moment nicht die Zeit, um darüber nachzudenken oder sie gar nach dem Grund zu befragen. Der tapfere Jüngling wendet sich wieder seiner im Moment einzig wichtigen Aufgabe zu, nämlich die wilden Wölfe zu bekämpfen, die versucht sind, seinen besten Freund seines Fleisches zu entledigen. Die Anzahl der angreifenden Raubtiere hat sich um fünf oder sechs angehoben und Warlock sieht sich nun einer Vielzahl der hungrigen, zähnefletschenden Wölfe gegenüber. Sechs von den Tieren stellen sich vor dem jungen Mann auf, um ihm den Weg zu seinem wimmernden Freund zu versperren. Sie kläffen, fauchen und knurren ihn an, doch der plötzlich so tapfere Bursche nimmt all seinen Mut zusammen und lässt sein blankes Schwert immer und immer wieder auf die Wölfe herniedersausen. Ein hungriges Raubtier nach dem anderen bekommt die scharfe Kling zu spüren und die Anzahl der angriffslustigen Wölfe nimmt stetig ab. Nun sind es nur noch zwei, die ihm im Wege stehen. Eines der wilden Tiere springt auf ihn los und verbeißt sich in einem seiner Arme. Warlock schreit auf, denn der Biss an ihm hinterläßt eine klaffende Wunde.
Lume wehrt sich zwar immer noch gegen die Angreifer, doch werden seine Bemühungen nun langsamer und deutlich kraftloser. Trotz der drei hungrigen Bestien, die an seinem blutenden Leib zerren, bekommt der Jüngling den Griff seines Schwertes zu fassen. Mit seiner letzten Kraft zieht er es aus der Scheide und rammt es einem der pelzigen Wölfe in den Leib. Jaulend schreckt der Wolf zurück, mitsamt dem Schwert in seinem sterbenden Leib, denn Lume hat gut gezielt und dem Wolf eine tödliche Verletzung zugefügt. Der Wolf taumelt noch ein paar Meter, bereits benommen von dem immensen Blutverlust, um dann schlussendlich auf dem sandigen Weg zusammenzubrechen. Da lag das Raubtier nun auf der Straße, mit dem Schwert von Lume in seinem Leib und dadurch für den Moment unerreichbar fern für ihn.

Unterdessen tief im Wald auf einer Lichtung

Alle Banditen hatten die nur noch vor sich hin glimmende Feuerstelle verlassen und haben sich zum Schlafen in die Zelte begeben, was angesichts des reichlich geflossenen Mets nicht allzu schwierig sein sollte. Nur ein nachdenklicher Faendal war zurückgeblieben und starrt völlig in Gedanken versunken in den sternenübersäten Nachthimmel zum hellen Vollmond auf, als Troni aufgeregt die Lichtung betritt.
„Ich habe Neuigkeiten! Lass mich raten, die anderen liegen in ihren Zelten, während ich meiner Aufgabe nachgegangen bin. Das ist so typisch!“
Er reißt die Zelte nacheinander auf und stößt alle schlafenden mit seinen Füssen an, um sie zum Aufstehen zu bewegen.
„Raus mit euch, ihr Faulpelze, es gibt wichtige Neuigkeiten zu berichten. Los, los!“
Langsam räkeln sich die noch stark unter dem Einfluss des Alkohols stehenden, zerzausten Banditen aus ihren Zelten und in einer Art, die man nicht als Bewegung bezeichnen kann, finden sich so allmählich alle ein und pflanzen ihre nach Met stinkenden Körper vor der glimmendem Feuerstelle auf. Faendal ergreift das Wort.
„Ich danke den Herrschaften, dass sie sich dazu entschlossen haben, uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Nun aber sag schon, was hast du uns Neues zu berichten? Haben die drei Gefährten ihre Reise wieder aufgenommen?“
Einer der Banditen rülpst laut und zieht sofort alle Blicke auf sich.
“Was denn, soll ich Magenschmerzen bekommen oder sind wir nun gar durch das Gold des Elfen zu feinen Herren geworden und es schickt sich nicht mehr?“
Kaum hat der Unmensch diesen Satz beendet, stößt er ein weiteres Mal auf.
„Bei den Neun, was hattest du denn zum Abendessen? Der Geruch ist weitaus unangenehmer, als der meiner Viecher im Stall!“
„Ich hab den Eintopf nicht gekocht!“
Troni meldet sich zu Wort: „Wollt ihr meinen Bericht nun hören oder nicht? In der Zeit, wo wir uns über Nichtigkeiten unterhalten, geschehen Dinge, die wichtig sein könnten!“
Der bisherige Anführer der Bande gibt Troni Recht und bittet ihn, fortzufahren.
„Die Drei haben, wie es der Elf voraussagte, die Halbmondmühle verlassen, als Masser sehr hoch am Nachthimmel stand und ihre Reise begonnen – wo auch immer hin. Ich bin dann von der hohen Tanne hinunter und ihnen ein ganzes Stück gefolgt, natürlich mit reichlich Abstand. So weit hinter ihnen, dass ich gerade noch vermochte, sie zu sehen. Dann blieb ich im dichten Wald stehen und wollte nur noch warten bis, die Drei außer Sichtweite waren, um dann hierher zurückzukehren und um euch davon zu berichten. Ich kletterte auf einen weiteren hohen Baum und wie ich jetzt weiß, gerade rechtzeitig, denn als ich grade oben war, da liefen unten eine Menge Wölfe vorüber.“
Faendal unterbricht die Erzählung des Banditen. „Wölfe? Kein Rudel Bären oder gar Drachen? Du bist dir sicher, es waren ausgehungerte Wölfe, die natürlich gewartet haben, bis du auf dem Baum gesessen hast, um dann an dir vorüberzuziehen? Du solltest Wache halten und dann berichten, nicht dein Gehirn mit Skooma vernebeln. Wölfe!“
„Aber wenn ich es Euch doch sage…“, wehrt sich Troni.
„An dem ist nichts dran, haben sich die Wölfe mit Sicherheit gedacht!“
„Dann sei es halt so, sie haben mich verschmäht, aber die drei Gefährten hatten nicht so viel Glück wie ich.“
Sogleich verstummt das Gelächter.
„Bitte, was sagst du da? Komm, erzähl sofort weiter!“, drängt Faendal mit Erstaunen in seiner Stimme.
„Ach, das wollt Ihr mir also glauben?“
„Ja, und wehe du bindest uns einen Bären auf!“
„Das Wolfsrudel hat die Drei überfallen.“
„Und weiter, was ist dann geschehen?“
„Also gut, die Wölfe haben sich auf einen der Burschen gestürzt und ihn soweit ich es erkennen konnte, in Stücke gerissen. Die Hexe ist verschwunden, wohin vermag ich aber nicht zu sagen.“
Faendal fragt nun, nervös auf- und abgehend: „Welcher der beiden Burschen ist den Wölfen zum Opfer gefallen? Und du sagst, die Magierin habe die Beiden zurückgelassen?“
„Ich sagte doch schon, ich konnte es nicht erkennen, es kann auch sein dass die Hexe nur in den Wald geflüchtet ist.“
„Nein, auf keinem Fall, denn sie würde mit Leichtigkeit mit einem Rudel Wölfe fertig werden, nur nicht mit diesen.“
„Du sprichst in Rätseln!“
„Das waren keine einfachen Wölfe, deshalb haben sie auch Troni verschont.“
„Also hat er doch kein Skooma zu sich genommen?“
"Was ist dann geschehen? Sag schon!"

In einer Burg Irgendwo in Himmelsrand

Zerkziss springt aus seinem Thron vor dem Kamin auf und schreit: „Wache, Wache sofort zu mir!“
Der eine Flügel der riesig anmutenden Tür am Ende der Halle öffnet sich und hinter dem Torflügel aus Kastanie tritt eine Wache in die Halle, bekleidet mit einer glänzenden Rüstung. Sein Name ist Mens, der Hauptmann der Wachen des Magiers.
„Ihr habt gerufen, mein Herr?“
„Solltest du etwa, ohne dass ich danach verlangte, einen Fuß hier hinein gesetzt haben?“
„Nein, durchaus nicht, mein Herr, bitte verzeiht!“
Und Mens verbeugt sich tief hinunter in die Richtung des Magiers, als Geste seiner Unterwürfigkeit gegenüber seinem Herrn.
„Nun denn, möge er mir den Gefangenen in den Hof geleiten.“
„Jawohl mein Herr!“
„Schickt nach meinem Kundschafter, er solle sich auch auf dem Innenhof einfinden.“
„Jawohl mein Herr, wenn Ihr mich nun entschuldigt.“
Ohne den Blick von seinem Herrn abzuwenden, verlässt Mens den geräumigen Saal.
„He, du!“, ruft er eine der Wachen herbei, die auf dem Flur auf und ab gehen, zur Sicherung des Zugangs der Gemächer des Magiers.
„Suche Dir Verstärkung und auf ins Verlies. Der Gefangene soll umgehend auf den Innenhof. Ach und suche den vermaledeiten Kundschafter. Sofort!“
„Jawohl!“
Die Wache nickt einer anderen zu und beide setzen sich augenblicklich in Bewegung.

Der Magier steht an seinem Lieblingsplatz vor dem Kamin und schaut hinunter auf die Scherben, die er angerichtete hat, als er die Bilder auf den mit hellem Marmor belegten Boden befördert hatte. Aus der hintersten Ecke der großen Halle vernimmt er mit einem Mal die Stimme seiner Tochter.
„Dann willst du es also wirklich tun, Vater?“
„Du kommst spät, mein Kind. Was willst du von mir?“
„Musste es wirklich sein, dass du deine Schergen losschicktest, um den Burschen zu erledigen?“
„Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“
„Bitte Vater, du hast mir nur nicht vertraut“, zischt Ysolda den Magier an.
„Wieso bist du hier und nicht bei diesem Bauernlümmel?“
„Was sollte ich denn deiner Meinung nach machen? Mich vor deine Wachen stellen? Was hätten diese denn getan? Vermutlich mich angesprungen und mir das Gesicht geleckt vor Freude, mich zu sehen. Darum habe ich entschieden, zu gehen.“
„Wie willst du das denn dem Bauern erklären? Und was ist eigentlich weiter geschehen?“
„Sage nicht, dein Kundschafter hat dir noch nicht berichtet?“
„Nein, ich warte noch auf sein Eintreffen.“
„Warte nicht länger, denn er wird nicht kommen.“
„Ach Ysolda, nicht schon wieder. Wo soll ich denn so schnell einen neuen herbekommen?“
„Du hast mich, begnüge dich endlich damit. Ansonsten geht es immer so weiter. Ach und hier, diesen Ring hatte dein Kundschafter bei sich.“
Ysolda zieht aus einem Lederbeutel, der an ihrem Gürtel befestigt ist, einen Blutigen Finger an dem ein glänzender Ring sitzt.
„Meine Tochter, du bist von Sinnen!“
„Bin ich das? Dieser Ring gehörte einst meiner Mutter und er wollte ihn mir nicht freiwillig herausgeben.“
„Dann sieht es natürlich anders aus, mein Kind.“
„Sag schon, was ist mit den beiden Bauern geschehen?“



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Kiam
31.10.2012, 19:39
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Teil 14. Die Trauer nimmt einfach kein Ende.


Die Nacht über Himmelsrand ist nun bereits so weit vorangeschritten, dass in Kürze die Singvögel den neuen Tag mit ihrem lieblichen Gesang willkommen heißen werden. Aber noch liegt Dunkelheit und eine trügerische Ruhe über dem ganzen Land. Alle Bewohner von Flusswald liegen noch in teilweise unruhigen Träumen, aufgrund der argen Ereignisse in den vergangenen Tagen. Eine Handvoll Wachen wurden in dem kleinen Örtchen postiert, um die Bewohner etwas in Sicherheit zu wiegen. Zwei der Soldaten, mit hell leuchtenden Fackeln ausgerüstet, streifen durch die ansonsten leeren Gassen des kleinen Dorfes. Das knisternde Feuer der Kienspäne spiegelt sich beim Vorübergehen an den Häusern in deren Fenstern. Zwei weitere Wachen wurden über den Toren des Dorfes, die zu beiden Seiten den Zugang zu dem kleinen Örtchen regeln, postiert.
Seit dem Mord vor ein paar Tagen bleiben die ansonsten offenen Torflügel geschlossen und nicht jedem Reisenden wird der Durchgang gewährt. Da die aus den Bergen führende Hauptstraße in Richtung Weißlauf direkt durch Flusswald führt und der Reiseweg nun durch die geschlossenen Tore nicht mehr für alle möglich ist, müssen einige fahrende Händler und Reisende einen großen Umweg auf sich nehmen, um in Richtung Weißlauf kommen zu können. An diesem Tage nun soll die Beisetzung von Martha Erzling abgehalten werden, wie es in Himmelsrand Brauch ist. Alle Bewohner des Dorfes hoffen sehr darauf, dass sich Hektor und Warlock Erzling an dem Trauermarsch und der darauffolgenden Beisetzung in Weißlauf beteiligen werden. Alle Verstorbenen aus dem Fürstentum Weißlauf werden in der gleichnamigen Hauptstadt beigesetzt.
Niemand der Einwohner von Flusswald hat auch nur die kleinste Ahnung davon, was mit Vater und Sohn Erzling eigentlich los ist, geschweige denn, wo sie sich zurzeit aufhalten. Die Bewohner und engsten Freunde nehmen an, dass die Beiden vielleicht zum Fliegenfischen für ein paar Tage in die Wildnis aufgebrochen sind. Denn die beiden haben das schon des Öfteren getan, nur dass so gar niemand von ihrem Verbleib weiß, kommt dem ein oder anderen dann doch schon sehr merkwürdig vor. Wenn sie nur ahnten, was den beiden letzten verbliebenen Erzlingen in ganz Himmelsrand wirklich droht…

In einer Burg irgendwo in Himmelsrand

In seiner muffig riechenden, feuchtkalten und kleinen Zelle hockt Hektor Erzling an der hintersten Wand. Seine Augen sind kraft- und mutlos geworden, in den Händen hält er immer noch das Kleid seiner von ihm über alles geliebten Frau Martha. Ihr Duft hat das am Kragen über und über mit Blutgetränkte Kleid längst verlassen. In den letzten Tagen hat der Häftling das Bündel Stoff als Kopfkissen benutzt und dadurch ist es sehr verschmutzt. Auch wenn er sich redlich darum bemühte, es sauber zu halten, es ist ihm einfach nicht gelungen. Er nutzte das wenige Wasser, welches man ihm zu dem trockenen Kanten Brot als Mahlzeit in seine kleine Zelle stellte, zur einen Hälfte, um nicht zu verdursten, mit der anderen Hälfte des kühlen Nasses versuchte er, das lange Kleid zu reinigen; dieser Versuch war aber nur von wenig Erfolg gekrönt.
Die einzige Wache sitzt auf dem klapprigen Stuhl neben dem Eingangstor und schnarcht vor sich her. Ein Hämmern an dem stabilen Tor, das die eisernen Riegel und Schlösser scheppern läßt reißt die schlafende Wache ohne jede Vorwarnung aus ihren Träumen.
„He du fauler Sack, lass uns sofort hinein!“, ruft eine Person lauthals hinter dem Tor. Die Wache gähnt lauthals und öffnet dann das Tor, um die zwei wartenden Soldaten davor hinein zu lassen.
„Na Dicker, haben wir dich aus deinen Träumen gerissen? So gut will ich es auch mal haben wie du. Los, öffne den Kerker, wir haben den Auftrag, deinen letzten Gast zu holen. Nach Anweisungen von Meister Zerkziss sollen wir ihn in den Innenhof bringen. Was das für den alten Knaben bedeutet, wissen wir ja…“

Die Wache macht sich an dem rostigen Schloss an der Zelle von Hektor zu schaffen, mit einem unangenehmen Geräusch, das auch noch durch den Widerhall von den steinernen Wänden verstärkt wird, öffnet er die kleine Zelle.
„Gefangener, steh auf!“, schreit eine der Wachen Hektor an, der sich erhebt und mit dem schmutzigen Kleid in den Armen auf die Zellentür zu geht.
„Umdrehen und das hier brauchst du nicht mehr, wo du gleich hingehst“, fordert ihn der Wächter des Verlieses auf und entreißt ihm gleichzeitig das letzte Andenken an seine Frau. Der Wachmann spuckt auf das Kleid und befördert dieses in hohem Bogen in die Ecke der Zelle, wo Hektor ansonsten seine Notdurft verrichtet hat. Bei dem Anblick schießen dem Mann die Tränen in die Augen, doch er versucht, diese mit aller Macht zu unterdrücken.
„Heul nicht rum wie ein Säugling und komm!“
Die beiden Wachen haben Hektor unterdes die Hände mit Eisenbeschlägen auf den Rücken gebunden; da sie allerdings der Ansicht sind, der Gefangene würde ihnen in seinem jetzigen Zustand schon nicht fortlaufen, verzichten sie darauf, seine Beine mit einer eisernen Kette zu verbinden.
Die Soldaten postieren sich links und rechts vom einstigen Minenarbeiter und führen ihn aus dem Verlies zuerst über eine große Wendeltreppe, dann durch einen langen, durch knisternde Fackeln beleuchteten Flur, wo eine Reihe von gezeichneten Porträts an den Wänden hängen, auf den großen Innenhof der Burg. Der dicke Wachmann des Kerkers folgt den Dreien, um kein Goldstück will er sich das folgende Schauspiel entgehen lassen.
Zerkziss ist hinter einem der kleinen, spärlich beleuchteten Fenster des zweiten Stockwerkes zu erkennen und nickt der Wache zu.
Hektor braucht nicht lange, um sich an die nur etwas hellere Umgebung auf dem Innenhof zu gewöhnen, da außer ein paar Fackelträgern keine weitere Lichtquelle in der Dunkelheit auszumachen ist. Er schaut sich mit langsamen Bewegungen um und sieht einen stabilen, mit Blut verschmierten Holzblock und einen riesig anmutenden Kerl davor. Dieser verbirgt sein Antlitz hinter einer schwarzen Haube, die lediglich zwei Öffnungen hat, die als Sehschlitze dienen. Noch nie in seinem Leben hat Hektor einen Henker zu Gesicht bekommen, warum auch, er hatte sich schließlich nie etwas zu Schulden kommen lassen. Doch nun steht der Henker in ein paar Metern Entfernung neben dem Holzblock, in der Hand hält er eine Axt mit geschärfter Klinge und so sauber, dass man das Blatt ohne weiteres als Spiegel benutzen könnte. Langsam wird Hektor bewusst, was die Wache damit gemeint hat, als sie ihm sagte „ … das hier brauchst du nicht mehr, wo du gleich hingehst“. Angst keimt in Hektor auf, doch nach außen hin ist es ihm nicht anzusehen.

„Komm nun“, sagt Zerkziss zu seiner Tochter, als er dabei ist, den Thronsaal zu verlassen. „Nein Vater, das kannst du nicht von mir verlangen!“
„Dachte ich mir, nun denn…“ und mit diesen Worten verläßt der Magier den großen Saal und begibt sich auf den Weg zum Innenhof; vier Wachen begleiten ihm auf seinem Weg. Nachdem er den Burghof erreicht hat, wechselt er noch ein paar flüchtige Worte mit seinem Hauptmann der Wachen. Dann geht er auf den Gefangenen zu, bleibt kurz vor diesem stehen und ergreift das Wort.
„Hektor, Hektor, warum konntet ihr Bauern mir nicht einfach meinen kleinen Wunsch erfüllen, indem ihr mir zurückgegeben hättet, was mir gehört? Aber nein, dein Sohnemann will ganz offensichtlich Streit mit mir!“
Daraufhin fangen die meisten der anwesenden Wachen an, zu lachen. „Ich hatte so viel Hoffnung darin gesetzt, ihm würde etwas an dir liegen und er würde auf dem schnellsten Wege hierher kommen, um dich auszulösen. Aber nein, er zog es vor, sich von Wölfen verspeisen zu lassen, dieser Narr.“
Hektor zuckt zusammen und entgegnet wütend: „Ihr lügt!“
„Ach ja, hätte ich das nötig? Ich glaube nicht und aus diesem Grund ist deine Anwesenheit in meiner Burg nicht weiter von Belang. Sage mir nur noch eines, freust du dich, deine Gattin wiederzusehen?“
Hektor nimmt all seinen Mut zusammen und spuckt dem Magier direkt ins Gesicht. Sofort kehrt Ruhe unter den eben noch lachenden Wachen ein. Sogleich eilt einer der Wachsoldaten herbei und reinigt eilfertig das Gesicht des Magiers; dieser wendet sich danach zu dem Gefangenen um und schlägt Hektor so heftig ins Gesicht, dass ihm die Lippe aufplatzt und Blut übers Kinn auf den Boden vor seine Füße zu tropfen beginnt.
„Du, Bauer, hast meinen letzten Hieb erhalten und sollst sofort den Tod finden! Niemand wagt es, mich so zu beleidigen. Henker, Ihr wisst, was Ihr zu tun habt.“
Nach diesen Worten schickt sich Zerkziss an, den Hof zu verlassen. Zwei Wachen platzieren Hektor vor dem Holzblock, lassen ihn niederknien und legen seinen Kopf auf das mit angetrocknetem Blut verschmutze Holz. Der Magier will gerade wieder die Burg betreten, als Ysolda vor ihm auftaucht und versucht, Zerkziss ins Gewissen zu reden.
„Vater, halte ein mit dem Wahnsinn, das kannst du doch nicht wirklich machen lassen! Was könnte die arme Seele schon gegen dich ausrichten, wenn du ihm sein Leben lässt. Zeige Barmherzigkeit, ich bitte dich darum!“
„Henker, haltet ein!“, ruft Zerkziss darauf in den Innenhof. Der Magier schaut nachdenklich in die Augen seiner Tochter, dann wendet er sich von ihr ab und macht sich auf den Weg zurück zu seinem Gefangenen.
„Ich soll barmherzig sein, verlangt meine Tochter von mir“, sagt er lauthals zu seinen Wachen.
„Bin ich nicht lange genug barmherzig gewesen?“
Eine Vielzahl der Soldaten nickt ihrem Herrn zustimmend zu.
„Alter Mann, was wünscht du dir denn? Wenn wir schon dabei sind, Wünsche zu äußern, sollst auch du einen letzten Wunsch äußern dürfen, oder was meint ihr?“
Wieder zustimmendes Nicken.
„Bitte lasst mich gehen“, bringt Hektor über seine ausgetrockneten Lippen. Der Magier schreit mit einem Mal seinen todgeweihten Gefangenen an: „Dein Wunsch sei mir Befehl!“, entreißt dem Henker die Axt, holt aus und mit einem wuchtigem Hieb trennt er den Kopf von Hektors Leib.
„Nein, nein, nein, du Bastard!“, schreit Ysolda unter Tränen, dann zieht sie ein Amulett hervor und spricht ein paar unverständliche Worte. Ein Portal öffnet sich und die junge Frau sieht ein letztes Mal ihren Vater an.
„Ab heute sind wir Feinde bis aufs Blut, du mieser Kerl!“, dann betritt sie das Portal und verschwindet mitsamt diesem. „Feinde, pah, du willst also Krieg? Den kannst du haben! - Ihr da, räumt das hier weg“



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04.11.2012, 11:15
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Teil 15. Tiefe Wunden.


Der Morgen erwacht über ganz Himmelsrand. Die Sonne versteckt sich hinter dicken grauen Wolken am weiten Himmel und nur hier und da ist ein Singvogel zu vernehmen. Dicke Nebelschwaden liegen über den grünen Wiesen und Warlock sitzt, an eine große buschige Eiche gelehnt am Wegesrand der sandigen Straße. Der weitläufige Reiseweg ist über und über mit dunkelroten Blutlachen getränkt. Ein dutzend Tierkadaver liegen im Kiesbett verstreut.
In den Armen hält Warlock den sterbenden Leib seines besten Freundes Lume.
„Warum nur all das?“, fragt er in den Himmel hinauf in Erwartung einer Antwort.
Lume öffnet langsam seine blutunterlaufenen Augen und versucht zu reden, doch mehr als ein Krächzen bringt er nicht heraus.
„Sag nichts mein Freund, spare dir deine Kräfte, bis Hilfe naht.“
Warlock weiß sehr wohl, dass hier an diesem Abschnitt des Weges nur selten Reisende vorüberziehen und somit die Chance auf Hilfe sehr gering ist. Doch was sollte er seinem sterbenden Freund auch anderes sagen. Mit Schmutz und Tränen ist das Gesicht der Beiden bedeckt; Warlocks Augen brennen und sein Schmerz ist so groß, dass er nicht mehr weinen kann. Die Lage von Lume ist aufgrund seiner immensen Verletzungen fast aussichtslos, es gibt wenig Hoffnung, dass er diesen Tag überleben würde. Zu tief sind seine Wunden und zu stark war sein bisheriger Blutverlust.
„Ich weiche nicht von deiner Seite.“
Er streicht dem Todgeweihten langsam durch dessen Haar, um ihm zu zeigen, dass er in dieser schweren Stunde nicht allein ist. Lume bringt ein gequältes Lächeln über seine Lippen, durch die Anstrengung beginnt er zu husten und Blut spritzt dabei an den Ärmel seines treuen Freundes. Er versucht einen Arm zu bewegen, um die Kleidung von Warlock zu reinigen; der bemerkt es und bedeutet Lume, es sein zu lassen.
„He komm schon, die Kleidung bedeutet mir nichts und kann man ohne weiteres ersetzen. Dich, meinen Freund, leider nicht.“
Diese Worte schnüren ihm die Kehle zu und er will nur noch schreien und weg von diesem unsäglichem Ort des Leids. Im Gegensatz zu Lume hat Warlock nur eine schmerzende Bisswunde an seinem Arm erlitten im Kampf gegen das Rudel Wölfe, welches die ehemals drei Gefährten gestern Nacht angegriffen hatte.
„Ich möchte nur wissen, was mit Ysolda war und wo sie sich verkrochen hat.“
Lume zuckt nur ganz leicht mit seiner schmerzenden Schulter.
„Was machen wir nur? Hier auf Hilfe warten? Zurück bis zur Sägemühle kann ich dich nicht tragen und der nächste Ort mit einem Heiler ist zu weit entfernt.“
Wieder geht von Lume nur ein leichtes, aber doch spürbares Zucken aus.
Aus dem dunklen Wald durch das Dickicht auf der anderen Seite der Straße tritt eine Gruppe von Banditen aus dem Wald, gefolgt von einem Elfen.
„Ist das nicht… ist das nicht Faendal? Oder täuschen mich meine müden Augen? He, Faendal, hier sind wir!“
Der Bosmer kommt direkt auf die beiden zu.
„Mann, bin ich froh, dich zu sehen. Wir brauchen dringend deine Hilfe!“
„Das sehe ich, jetzt brauchst du mich also, was? Beim letzten Mal klang es doch noch etwas anders.“
Einer der Banditen mischt sich in die Unterhaltung ein.
„Meine Güte, den haben sie aber ganz schön durchgekaut, was.“
Er und sein Gefolge beginnen schallend zu lachen.
„Schweigt ihr Narren, im Angesicht des Todes solltet auch ihr ein anderes Benehmen an den Tag legen“, fährt Faendal die Banditen an und sofort kehrt Ruhe ein.
„Ich entschuldige mich, Warlock, für deren rüpelhaftes Verhalten, die sind es nicht anders gewohnt. Obwohl sie natürlich Recht haben. Ihr benötigt beide keinen Heiler, eher einen Bestatter. Es sei denn, du gibst mir sofort das magische Amulett, dann können wir nochmals über deine Situation reden. Der hier ist schon auf dem Weg ins Jenseits und braucht keine Hilfe mehr.“
Faendal zieht seinen glänzenden Dolch aus dem ledernen Halfter und hält diesen Warlock an seinen blutverschmierten und tränengetränkten Hals.
„Na was sagst du, Bürschchen? Rück es raus und du wirst auch morgen noch die Sonne über Himmelsrand aufgehen sehen. Mein letztes Angebot oder ich werde dir den Kopf von deinen Schultern trennen.“
„Was ist denn mit dir geschehen? Was soll denn das bedeuten? Sag schon?“
„Du kapierst es wirklich nicht, was? Das Amulett ist der wertvollste Schatz in ganz Tamriel und wozu es imstande ist, sollte dir doch bekannt sein! Oder hat dir deine kleine Hexe etwa das eine oder andere verheimlicht?“
Kaum hat er diesen Satz ausgesprochen, steht ‚die kleine Hexe’ wie aus dem Nichts hervorgekommen mitten in der Gruppe der Banditen und kurze Zeit später liegen deren tote Körper neben den Kadavern der Wölfe auf der sandigen Straße. Einem nach dem anderen jagt sie ihr Schwert in den Leib, niemand entkommt ihrer Waffe.
Indes ist Faendal versucht, die Flucht zu ergreifen und will gerade die Beine in die Hand nehmen, als Ysolda wieder wie von Geisterhand direkt vor ihm auftaucht.
„Wo bitte willst du hin? Erinnerst du dich an meine letzten Worte, was geschieht, wenn du einem von uns nochmals zu nahe kommen solltest?“
„Ja, aber…“
„Nein, kein ‚aber’, dieses Mal lasse ich dich nicht ziehen.“
Ysolda blickt tief in die Augen des Elfen, der sich an den Hals greift und nach Luft zu schnappen beginnt, so, als würde ein dickes Tau den Bosmer am weiteren Atmen hindern wollen.
„Neiiin, laasss miiiiccchhhh gehen...“
Nur mit größter Anstrengung bringt er diese Worte über seine sich bereits langsam blau färbenden Lippen.
„Ysolda, nein! Heute ist schon genug Blut vergossen worden. Ich bitte dich, lass ihm sein Leben.“
„Na gut, lauf und verbirg dich irgendwo in einem tiefen Loch. Denn sollten wir uns ein weiteres Mal über den Weg laufen, werde ich mein Werk vollenden.“
Damit lässt die junge Frau von Faendal ab und wendet sich den beiden Burschen zu. Faendal fällt auf seine Knie und saugt die Morgenluft durch seinen wiederbefreiten Hals tief in seine Lungen ein. Er blickt zu den Dreien hinüber, was Ysolda sofort bemerkt.
„Lauf Elf, bevor ich es mir vielleicht doch wieder anders überlege!“
Faendal sieht Warlock in die Augen, mit einem Blick, der Warlock verrät, es war wohl doch nicht das letzte Mal, dass sie einander wiedergesehen haben. Der junge Mann schüttelt langsam seinen Kopf, um Faendal zu signalisieren, komm lass es lieber sein. Der Elf erwidert die Geste mit einem hinterhältigen Grinsen, dann erhebt er sich und verschwindet in den dunklen Wald.
„Wo warst du und woher bist du gekommen? Und wie?“, will Warlock von Ysolda wissen.
„Soll ich deine Fragen beantworten, oder aber helfen wir doch lieber erst Lume? Wie hättest du es denn gern?“
„Hilf ihm bitte!“
„Ich vermag nur die Blutungen zu stoppen, seine Wunden aber müssen von einem mächtigen Magier oder seinem Sohn Kiam in der Stadt aus Stein versorgt werden und das schleunigst. Hilf ihm auf.“
„Was, du willst nach Markarth und das mit seinen Verletzungen?“
Warlock deutet auf seinen schwerverletzten Freund.
„Ich und Lume nicht, nein, aber meine Kraft reicht nur für Zwei…“
„Also mache ich mich allein zu Fuß auf den Weg. Welche Route soll ich einschlagen?“
„Am besten gehst du abseits der Wege über die Berge und… nimm diesen Ring von mir.“
„Soll ich den einfach nur verwahren für dich, bis wir uns wiedersehen oder was soll ich damit?“
„Nimm ihn einfach, durch den Ring finde ich dich schnell wieder. Denn wenn ich Lume in guten Händen weiß, komme ich zu dir zurück und werde dich holen.“
„Dann kann ich doch hier warten!“
„Könntest du durchaus, nur ganz Himmelsrand wird bald erfahren, was hier passiert ist und man wird die nähere Umgebung absuchen. Dann ist da noch der Elf und es wird vermutlich weitere Seelen geben, die gerne das hätten, was du um deinen Hals trägst.“
„Du hast eine wirkliche überzeugende Art an dir, weißt du das? Und nun geh bitte rasch!“
„Gehen ist gut“, erwidert Ysolda und zieht ihr Amulett hervor. Dann spricht sie ein paar Sätze, die der Bursche natürlich nicht versteht, und ein hell leuchtendes Portal öffnet sich vor seinen staunenden Augen.
„Wir sollten uns wirklich dringend unterhalten, meine Liebe.“
Ysolda schenkt Warlock ein letztes verzauberndes Lächeln und gleich darauf betritt sie mit Lume auf ihren Schultern das Portal, welches sich sofort wieder hinter ihr schließt. Zurück bleibt der immer noch ungläubig dreinsehende Warlock, mitten zwischen den ganzen Leichen stehend auf dem sandigen Reiseweg. Er durchsucht noch flink die Taschen der Banditen und macht sich mit deren Habe auf, hinein in den dunklen Wald.
Er wandert ein paar Stunden lang in Gedanken verloren durch den dicht bewachsenen Forst, wo er sich mit Hilfe seines Zweihänders hin und wieder den Weg freischneiden muss, so dicht stehen Bäume und Sträucher hier. Er hat es vermieden, Lichtungen zu durchwandern und es stattdessen vorgezogen, einen weiten Bogen um diese zu machen. Warlock stößt schließlich auf einen kleinen Flusslauf, der so klar ist, dass man ohne jede Anstrengung bis auf den steinigen Grund des langsam vor sich hinplätschernden Baches sehen kann. Rasch kniet er sich am Ufer nieder und trinkt so viel von dem kühlem Nass, als hätte er tagelang dursten müssen. Nachdem er seinen Durst gestillt hat, legt er einige seiner Kleider ab und beginnt seine Haut vom Schmutz und Blut zu reinigen. Da fällt ihm plötzlich auf, dass die noch vor kurzem schmerzende Wunde, die ihm einer der wütenden Wölfe in der Nacht beigebracht hatte, nicht nur auf mysteriöse Art und Weise verheilt war, nein, die Wunde ist komplett verschwunden! Erschrocken läßt sich der Bursche ins feuchte Gras fallen und untersucht seinen ganzen Körper nach jedweden Wunden, die er eigentlich aus dem heftigen Kampf mit den Wölfen zurückbehalten haben müsste. Aber er findet nichts dergleichen an seinem Körper, nicht die kleinste Schramme. Auf allen Vieren krabbelt er soweit zu der spiegelnden Wasseroberfläche, bis er sein Gesicht gut erkennen kann.
„Nein, bei den Neun!“, schreit der Jüngling auf, doch gleich hält er sich selbst den Mund mit einer Hand zu und sieht sich in alle Himmelsrichtungen um, ob ja niemand in der Nähe ihn vernommen hat. Wie wild wäscht er sich sein Gesicht wieder und wieder mit dem kalten klaren Nass und kontrolliert danach sein Spiegelbild, aber die Narbe unter seinem Auge bleibt verschwunden.
„Was ist hier los?“, fragt er sich leise.
Unweit von seinem Sitzplatz auf dem mit Moos bedeckten Waldboden erblickt er einen Ast mit Dornen. Flink krabbelt er über den Waldboden zu dem Ast, nimmt ihn an sich und kehrt mit diesem wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück. Auf seinem Hosenboden am Ufer sitzend, den dornenbewährten Ast in seiner Hand, überlegt er einen kurzen Moment und sticht sich dann mit einer der Dornen in den Handrücken. Etwas Blut quillt aus der winzigen Wunde, die sich im selben Augenblick aber wieder schließt. Noch drei weitere Male versucht er es, mit immer wieder demselben Ergebnis.
„Jetzt, bei den Neun, will ich es wissen!“, murmelt Warlock und ergreift seinen Zweihänder. Um nicht aufzuschreien, nimmt er einen Ärmel seines Wamses zwischen die Zähne und beißt so fest er kann in den Stoff. Die scharfe Klinge in den Händen sieht er an seinem Bein hinunter, legt die Klinge beiseite und krempelt sein Hosenbein bis übers Knie. Dann setzt er die kalte Schneide an sein Fleisch und zieht sie langsam über das Bein. Sein Kopf wird rot vor Schmerz und er schreit in den Ärmel hinein. Warlock lässt das Schwert vor Schmerz fallen und zwingt sich, die blutende Wunde weiter zu beobachten. Es dauert nicht allzu lang und die Verletzung hört auf zu bluten, kurze Zeit später beginnt sie sich wieder zu schließen. Der Schmerz verschwindet im Nu und zurück bleibt nur das Blut, das eben noch aus der Wunde floss.
„Das gibt’s doch nicht!“ murmelt Warlock mit großen Augen.



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Kiam
16.11.2012, 13:43
http://www.abload.de/img/webklein22ad9h.png (http://warlock-fanfic.de)Teil 16. Freund oder Feind?

Da sitzt er nun allein am sandigen Ufer des kleinen, langsam und leise vor sich hin plätschernden Flusses, auf dem feuchten Waldboden und sieht hinauf in die hohen grünen Baumwipfel, die ein dichtes Blätterdach bilden. Der Wind wiegt die mit saftig grünen Blättern behangenen Äste seicht hin und her. Dadurch fallen ein ums andere Mal ein paar helle Sonnenstrahlen durch die Baumkronen, die Warlock blenden. Außer dem Murmeln des kleinen Bachlaufes und ein paar Vogellauten herrscht eine solch besinnliche Ruhe, wie er diese schon seit Tagen nicht mehr erfahren hatte dürfen. Warlock ist mit seinen Gedanken bei seinem geliebten Vater, seiner verstorbenen Mutter und seinem besten Freund Lume. Er hofft so sehr, dass es seinem Vater, trotz wohl widrigen Umständen, gut gehe. Gleichermaßen denkt er ständig an Lume und an dessen schwere Verletzungen, die er im Kampf mit den Wölfen letzte Nacht davongetragen hat. Wo auch immer er sich gerade aufhält würde man seinem langjährigen Freund sicher helfen können. Lume wird wieder völlig gesunden. Zumindest glaubt Warlock das und denkt nicht daran, andere dunkle Gedanken zuzulassen.

Wenn Warlock nur wirklich wüsste, wie es seinem Vater ergangen ist, aber, lieber Leser, wir sind da wohl einer Meinung, das würde sein sowieso schon angespanntes Nervenkostüm nur noch weiter strapazieren.

Das ohne Frage magische Amulett hatte ihm nun zum wiederholten Male gezeigt, welche Kräfte in dem Schmuckstück schlummern. Doch warum gehorchte es ihm eigentlich nicht dann, wenn er es für nötig erachtet? Diese Frage konnte der Bursche sich noch nicht erklären. In der einen Sekunde ist er imstande, riesige Bäume zu entwurzeln und in der nächsten wiederum ist er nicht einmal dazu fähig, seinen besten Freund vor dem Überfall durch ein paar wilde Wölfe zu bewahren.
All das verwirrt ihn wirklich sehr. Und als wäre der Verwirrung nicht genug, spielen seine Gefühle immer genau dann verrückt, wenn er auch nur in die Nähe der für ihn bildschönen Frau aus Weißlauf kommt. Dabei weiß er doch nicht wirklich viel über sie, woher kommt sie wirklich, wer hat ihr die Magie eigentlich gelehrt?
In der kleinen Taverne "Der schlafende Riese" von Flusswald hat ihm der Wirt Orgnar einst von einer Akademie für Magier in Winterfeste erzählt. Diese Akademie sei der Sitz der einzigen offiziellen Magierorganisation in ganz Himmelsrand, hat er gesagt. Die Ausbildungsstätte befindet sich weit im Nordwesten des Landes auf einer hohen felsigen Klippe, umgeben von wilder, stürmischer und eisiger See, man nennt es das Geistermeer.
Seit der kleine Ort den großen Zusammenbruch im Jahr 4 Ä 122 erlitt, sind für Winterfeste ökonomisch gesehen harte Zeiten angebrochen. Vor dem katastrophalen Zusammenbruch, an dem viele die Schuld bei den Magiern der Akademie suchen, da deren Ausbildungsstätte ja „zufällig“ den Zusammenbruch überstanden hat, florierte die Stadt sowohl ökonomisch als auch kulturell und politisch. In den letzten Jahrzehnten begannen viele der anderen Jarl in Himmelsrand, die Meinung und Ratschläge des Jarl von Winterfeste zu ignorieren. Außer ein paar heruntergekommenen Häusern und einer Taverne besteht Winterfeste zum heutigen Zeitpunkt – abgesehen von ein paar windschiefen Blockhütten – nur mehr aus langsam verfallenden Ruinen.

Es erscheint Warlock sehr plausibel, dass Ysolda sich nur dort ihre magischen Fähigkeiten angeeignet haben kann. Die junge Frau war ihm zum einen sehr suspekt und zum anderen fühlt er sich zu ihr hingezogen. Ach, wenn er doch nur mehr über sie in Erfahrung bringen könnte, denn bis jetzt ist sie seinen persönlichen Fragen immer geschickt ausgewichen. Der Bursche fasst den Entschluss, Ysolda bei ihrem nächsten Zusammentreffen viele Fragen zu stellen und er würde einfach verlangen, sie möge diese auch beantworten. Mit sich und seiner Entscheidung zufrieden sammelt er seine Kleider und Habe auf dem grünen Waldboden zusammen, schnell streift der Bursche sich sein Gewand über, füllt seine lederne Wasserflasche, die er in der Halbmondmühle bekommen hatte, mit frischem Wasser aus dem kleinen Bach und macht sich auf den Weg. Im Gedächtnis hat er einen Satz seines Großvaters:
„Mein Junge willst du nicht ewig auf der Schattenseite des Lebens stehen, so musst du einiges riskieren.“


In einer Burg irgendwo im Himmelsrand.
„Was werdet Ihr nun unternehmen, Herr?“, fragt Rion, der oberste Anführer der kleinen, aber durchaus schlagkräftigen Armee des Magiers.
„Was sollte ich denn wohl machen, Eurer Meinung nach, nichts werd ich unternehmen. Meine werte Tochter ist etwas verstimmt, na und wenn schon. Über kurz oder lang wird sie wie immer flehend und weinend an meinen Hof zurückkehren. Was könnte der Bauernlümmel ihr denn schon zu bieten haben? Außer dem, was mir sowieso gehört?“, antwortet der Magier gereizt auf die eigentlich sehr dreiste Frage von Rion.
„Zweifelt Ihr etwa an meinem Urteilsvermögen?“
„Nein nein, natürlich nicht, verzeiht mir diese Frage mein Herr!“
„Nun denn, aber treibt es nur nicht zu weit mit euren unangebrachten Fragen!“
„Wie könnte ich, eher würde ich mir die Zunge heraustrennen.“
„Das ist mein folgsamer Rion. Lasst mich jetzt alleine, in einer Stunde brechen wir auf gen Markarth. Muss ich mir also selbst holen, was rechtmäßig mir gehört.“
„Wie ihr meint, mein Herr, wenn Ihr mich dann entschuldigen würdet.“
Mit einer abfälligen Handbewegung und ohne den Blick vom knisternden Kamin abzuwenden, signalisiert Zerkziss seinem Hauptmann die Zustimmung, den großen Saal verlassen zu dürfen.
Nachdem der Offizier schnellen Schrittes hinausgegangen ist und der Magier allein zurückbleibt, verfällt er in ein Selbstgespräch.
„Nun meine Tochter, dann soll es also so sein und wir werden uns vor den Stadtmauern von Markarth wiedersehen.“
Noch in diesem Gedanken versunken klopft es wie wild an der großen Flügeltür des Saales.
„Ja, wer stört denn?“, schreit der Magier.
Ein Flügel der riesigen Tür öffnet sich und eine Wache steckt ihren Kopf hinein.
„Mein Herr, hier steht ein Elf namens Faendal und er meint er habe…“
Die Wache kommt nicht dazu, den Satz zu beenden, Faendal drängt sich zwischen dem Wachmann und dem Türflügel hindurch in den großen Thronsaal.
„Zerkziss, ich habe Neuigkeiten für dich, die können nicht warten!“
„Ich hoffe es sind wichtige und du störst meine Reisevorbereitungen aus gutem Grund, lass hören.“
„Vielleicht interessiert es dich ja, was ich vor nicht allzu langer Zeit an einem Wegesrand gesehen habe.“
„Was soll das, sprich oder schweig, du Spitzohr!“, faucht Zerkziss dem Elfen entgegen.
„Nun denn, ich sah, wie Ysolda sich dem verletzten Lume annahm und mit ihm durch ein magisches Portal verschwand.“
„Typisch für sie, sie hat ein Herz, welches sie aber leider nicht für mich öffnet. Sprich weiter, was geschah dann?“
„Der Träger deines Amuletts ist in den Wald hinein und auf dem Weg Richtung Markarth, nehme ich an.“
„Er ist völlig allein, sagst du? Es wird nicht einfach sein, den Burschen im tiefen Wald zu finden. Aber ich werde die Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen.“
„Mein werter Zerkziss, ich habe ihn natürlich verfolgt bis zu einem Flusslauf, an dem er zuletzt rastete. Du solltest ebenso wissen, dass der Bauer langsam hinter das Geheimnis des Amuletts kommt.“
„Noch aber wird es ihm nicht gehorchen, nur Heilen. Also sollten wir rasch handeln. Nimm dir so viele Männer wie du meinst zu benötigen und erledige das für mich, ich werde mich bei einem Erfolg sehr erkenntlich zeigen.“
„Dein Wort in allen Ehren Herr, aber ich brauche…“, Faendal kommt nicht dazu, den Satz zu beenden, denn Zerkziss wirft ihm einen kleinen ledernen Beutel mit Goldmünzen zu. Der Elf fängt diesen, mit einem Glitzern in seinen Augen bedankt er sich mit einer tiefen Verbeugung, während er sagt: „Ich danke dir, mein Herr und ich werde dich mit Sicherheit nicht enttäuschen.“
„Dann halte, was du versprichst und mach mich glücklich, indem du mir bringst, wonach es mich verlangt. Unterdes werde ich mit meinen Männern nach Markarth reisen und mein Fleisch und Blut zur Vernunft bringen.“
„Nach Markarth? Den Jarl habe ich bereits wie befohlen unterrichtet und er ist gewillt, dank deiner kleinen Spende für seine klamme Kasse zu helfen. Er wollte die Gruppe dort in die Mine werfen lassen. Ein Gefängnis, aus dem es nur einen Ausweg gibt.“
„Umso besser, dann brauche ich meine Tochter nicht lange zu suchen und der Rest ihrer Bande kann dort in den dunklen Minen bis in alle Ewigkeit verrotten. Nun geh und erledige, was man dir aufgetragen hat.“
„Ja mein Herr und nochmals dank für deine Großzügigkeit.“
„Was macht nur dich und deinesgleichen so glücklich im Angesicht von schnödem Gold. Das werde ich nie verstehen.“
Faendal verlässt rasch den großen Saal und macht sich auf den Weg zu den Unterkünften der Wachen.


Derzeit in einem dichten Wald noch weit entfernt von der Stadt aus Stein.
„Wenn ich doch nur wüsste, wo ich bin und ob der Weg, den ich nehme, der Richtige ist“, diese Frage keimt in Warlock auf. Er nimmt den Ring, den ihm Ysolda gab, aus seiner Hosentasche und hält diesen gegen das Sonnenlicht.
„Ein schöner Ring, aber wie will mich Ysolda jemals durch dieses Stück Metall finden?“
Ungläubig betrachtet er den Ring und dabei entdeckt er eine Gravur.
„Bei den Neun, das gibt’s doch nicht.“
Der Bursche hält den goldenen Ring dicht vor seine Augen, um die Gravur noch genauer sehen zu können. Schnell nimmt er das silberne Amulett von seinem Hals und hält dann Ring und Amulett nebeneinander.
„Das darf doch nicht sein! Wieso sind diese Gravuren identisch?“
In der Tat befinden sich sowohl an der Rückseite des silbernen Amuletts und auf der Innenseite des Ringes ein und die selbige Gravur.
„Jetzt weiß ich auch, was Ysolda im Schilde führt, von wegen mir helfen wollen. Sie will mich samt dem Amulett direkt in die Hände dieses grausigen Magiers führen! Sie hat mich verhext und deshalb mag ich sie wohl auch nur. Nein nein nein, wie konnte ich so blind sein?“
Wütend über seine Torheit legt er das Amulett wieder an und mit einem wutentbrannten Schrei schleudert er den Ring hoch hinauf in die Baumkronen. Dabei merkt er nicht, dass seine Kraft beim Wurf durch das Amulett verstärkt wird. Der Ring bleibt durch die Wucht in einem dicken Ast in der grünen Krone einer Eiche stecken.
„Oh nein, mein armer Lume, was habe ich nur getan? Wo bringt sie dich wirklich hin? Was mach ich denn jetzt? Vater, gib mir einen Rat!“
Noch nie in seinem ganzen bisherigen Leben hat sich Warlock so allein gelassen und hilflos gefühlt. Er muss eine Entscheidung treffen. Sofort wird ihm klar, sein Weg dürfte auf keinen Fall nach Markarth führen. Denn er nimmt an, dort würde man ihn längst erwarten. Der Wortwechsel zwischen Ysolda und ihm kommt Warlock wieder in den Sinn.
„Soll ich den einfach nur verwahren für dich, bis wir uns wiedersehen oder was soll ich damit?“
„Nimm ihn einfach, durch den Ring finde ich dich schnell wieder. Denn wenn ich Lume in guten Händen weiß, komme ich zu dir zurück und werde dich holen.“

Was, wenn sie bereits auf dem Weg hierher sind und nicht mehr weit entfernt, nein das kann ich nicht zulassen, denkt Warlock bei sich und rennt, so schnell es ihm seine Beine erlauben in die Richtung, aus der er annimmt, gekommen zu sein. Nach einiger Zeit bleibt er stehen, um nach Luft zu schnappen, so schnell ist er gelaufen. Nachdem er sich etwas erholt hat, dreht er sich ein paar Mal um die eigene Achse, um ein ihm bekanntes Stück Wald oder einen bekannten Busch wiederzuerkennen, den er vor ein paar Stunden passiert hat auf dem Wege in die andere Richtung. Doch schnell wird ihm klar: „Mist, ich bin doch falsch hier. Der Flusslauf, wo war der? Warlock, komm schon, konzentriere dich.“
Doch so sehr er in den Wald hineinhört, nichts ist zu vernehmen von einem plätscherndem Fluss.
„Oh nein, wie konnte ich glauben, mich in diesem dichten Wald zurechtzufinden? Und du, wozu bist du eigentlich nütze, nur zum Bäume fällen und, na gut, na gut, um mich zu heilen. Könntest du mir doch den Weg aus diesem Wald weisen.“
Kaum hat Warlock diesen Satz über seine Lippen gebracht, beginnt das Amulett zu leuchten.
„Aha, willst du dich also doch an der Konversation beteiligen oder wie soll ich deine Reaktion verstehen?“
Und weg war es wieder, das Leuchten.
„Prima, du bist mir ja eine große Hilfe. Du sollst mich aus dem Wald führen und mir nicht am helllichten Tag Licht spenden!“
Wieder reagiert das Amulett mit einem Leuchten.
„Jetzt rede ich schon mit einem Stück Metall, dem zwar Kräfte innewohnen, das aber weder als Kompass, geschweige denn als Karte zu gebrauchen ist. Oder?“
Warlock nimmt das magische Amulett in die Hand, um auf dieses einzureden und plötzlich vermag er es nur noch verschwommen zu sehen mit einem kleinen scharfen Punkt in seinem Sichtfeld. Erschrocken lässt er wieder ab von dem Schmuckstück und sein Blick ist wieder klar.
„Was war denn das schon wieder für eine Bosheit Oblivions?"
Ungläubig reibt es sich seine Augen. Doch die Neugierde überwiegt und er nimmt das Amulett wieder in die Hand, in Erwartung, dass seine Sehfähigkeit sich wieder verändern würde, doch nichts dergleichen geschieht.
„Was machst du mit mir? Was soll das werden?“
Enttäuscht hält der Bursche den Gegenstand direkt vor sein Gesicht und raunt: „Ich will aus dem Wald heraus und habe keine Zeit, mich mit dir näher zu befassen. Zeig mir einfach den Weg hier raus!“
Kaum hat er diesen Satz ausgesprochen, beginnt wieder das Leuchten des Amuletts und sein Blickfeld verändert sich abermals. Dieses Mal jedoch behält er das Schmuckstück in seinen Händen und sieht sich langsam in der Gegend um. Durch den dichten Wald erblickt er eine Straße, in einiger Entfernung vermag er einen Wegweiser mit der Aufschrift „Weißlauf“ zu erkennen. Er lässt das Amulett wieder los, sein Sichtfeld normalisiert sich und so sehr er sich auch anstrengt, es will ihm nicht gelingen, die Straße, geschweige denn das Schild zu erblicken. Es umgibt ihn nur dichter, dunkler Wald. Noch einmal greift er ans magische Amulett. „Zeig mir den Weg aus diesem Wald.“
Der verzauberte Gegenstand gehorcht und zeigt dem Burschen durch ein verändertes Sichtfeld den Weg zur Hauptstraße nach Weißlauf.
„Wahrlich, du bist ja doch nützlich, also auf nach Weißlauf!“


to be continued a soon is possible

Konstruktive Kritik ist mir immer willkommen!
Dazu nutzt bitte den Thread: [Diskussion] Kiam *Klick Mich (http://forum.worldofplayers.de/forum/threads/1204746-Diskussion-Kiam)*.



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Kiam
02.12.2012, 21:33
http://www.abload.de/img/webklein22ad9h.png (http://warlock-fanfic.de)Teil 17. Drei Elfen in der Nacht.

Endlich raus aus diesem dichten dunklen Wald, in dem es nur wenige Stellen gibt, an dem die Sonne es vermag, einige helle und wärmende Strahlen bis auf den grünen Waldboden zu werfen, denkt sich der erschöpfte Warlock. Endlich hat er die sandige, steinige Straße mithilfe des magischen Amuletts erreicht. Ganze zwei Tage hat er gebraucht, aus dem dichten Unterholz heraus zu gelangen, trotz der immensen Hilfestellung des Schmuckstückes und seines scharfen Zweihänders, den er benötigt, um sich einen Weg durch das dicht gewachsene Unterholz und Geäst zu bahnen. Nun füllt er seine Lungen am Waldesrand mit frischer Frühlingsluft und genießt für einen kurzen Zeitraum die freie Sicht auf die weitläufige Tundra des Fürstentums Weißlauf. In der Ferne sind die schneebedeckten Gipfel der hohen Berge schemenhaft zu erkennen. Laut dem verwitterten Straßenschild braucht er nur diesem sandigen Weg zu folgen, um zur gleichnamigen Hauptstadt der Grafschaft zu finden. Nur… warum soll er versuchen, in die große Stadt zu gelangen? Wird man ihm dort vielleicht helfen können, würde man ihm dort einen sicheren Unterschlupf bieten können? Selbst wenn er sich dazu entscheiden würde, in der Stadt um Hilfe zu bitten, wäre es ratsam, der Straße zu folgen und sich damit der Gefahr auszusetzen, gesehen zu werden? Nach einigem Überlegen beschließt er kurzerhand, nach Weißlauf zu gelangen und dort nach Hilfe zu suchen. Warlock entscheidet sich ebenso, den direkten Weg über die Straße in die Stadt zu meiden und stattdessen fernab der Hauptstraße durch die weitläufige Tundra zur Hauptstadt zu gelangen. Er nimmt sich vor, den Pfad ja nicht aus den Augen zu verlieren, damit er sich notfalls an dem Verlauf orientieren könne.
Mittlerweile ist die Nacht hereingebrochen und hüllt die scheinbare Unendlichkeit der Tundra in eine tiefe Dunkelheit. Warlock ist bereits mehrere Stunden am Stück ununterbrochen über die feuchten Wiesen gewandert. Seine anfänglich noch schnellen Schritte sind nun schon deutlich schwerfälliger und langsamer geworden. Seine Kräfte schwinden und die Müdigkeit droht den einstigen Bewohner Flusswalds zu übermannen. Zudem nagen Hunger und Durst an ihm und zerren an seinen sowieso schon bis zum Zerreissen gespannten Nerven. Den letzten Tropfen Wasser aus der ledernen Wasserflasche hat er schon vor Stunden zu sich genommen. Es wird wirklich Zeit für eine ausgiebige Pause, etwas zu Essen und vor allem anderen verlangt es ihn nach etwas frischem Wasser.

In einiger Entfernung erkennt Warlock plötzlich ein beleuchtetes Fenster in der ansonsten finsteren Gegend. Doch noch ist aus dieser Entfernung nicht auszumachen, um was für ein Gebäude es sich handelt. Doch alleine der Anblick und die Gedanken an frisches Wasser und einen Happen zu Essen wecken neue Lebensgeister in ihm. Seine Schritte werden hastiger und führen ihn geradewegs auf das beleuchtete Fenster zu. Eine weitere kräftezehrende Stunde vergeht, bis der Jüngling endlich dicht genug an die Quelle des Lichts herangekommen ist, um es erkennen zu können. In der Tat handelt es sich um ein mittels eines kleinen Feuer erleuchteten Fensters, doch es ist lediglich eine alte und fast zerfallene Ruine eines sehr wahrscheinlich ehemaligen Bauernhauses. In sicherer Entfernung lässt sich Warlock enttäuscht hinter einem dichten Busch auf die Knie in das feuchte Gras sinken. Er will sich von hier aus ein genaueres Bild der Ruine und der Lage verschaffen, nur ist die Entfernung noch zu weit, um deutlich zu erkennen, was in der Ruine vor sich geht und wer denn dieses Feuer entzündet hat, dessen weit sichtbares Leuchten ihn hierher geführt hat.
„Ich muss dichter heran“, murmelt er vor sich hin. Ein weiteres Buschwerk etwas näher an der zerfallenen Ruine gelegen hat er bereits ausgemacht und als sein nächstes Ziel auserkoren. Auf allen Vieren wie ein Hund krabbelt er langsam, aber stetig durch die Finsternis auf den großen Strauch zu. An diesem angekommen, entpuppt er sich als über und über mit Dornen besetzter Rosenbusch. Links und rechts an dem dichten Strauch vorbeispähen ist ohne weiteres möglich, doch ein Hindurchsehen ist wegen des völlig dichtbewachsenen Blattwerks unmöglich. Was in dem finsteren Wald möglich war, könnte mir doch auch hier von Nutzen sein, denkt Warlock und schon hat der Bursche eine Hand an dem magischen Amulett und fordert dieses auf, ihm einen Blick durch das Dornengewächs auf die Ruine zu gewähren. Gesagt getan und seinem Wunsch wird sofort Folge geleistet; Warlock hat einen freien Blick auf die Ruine. Nicht nur das, er vermag auch, die Silhouette einer menschenähnlichen Gestalt in einer roten Färbung zu erkennen. Ebenso strahlt die Feuerstelle in einer ähnlichen, aber doch intensiveren Rotfärbung. Der Bursche kann sich nicht erklären, wie und was dieses wieder zu bedeuten hat, aber es kommt ihm in diesem Moment mehr als nur gelegen. Er verschwendet keinen weiteren Gedanken über das wie und warum, so sehr freut er sich über die Tatsache, dass in der Ruine nur eine Seele zu verweilen scheint und allem Anschein nach macht diese Gestalt sich gerade über etwas Essbares her. Warlock lässt von dem Amulett ab, sein Blick wird wieder klarer und normal. Langsam erhebt er sich von dem feuchten Grün und seine Hosen langsam abklopfend will der Jüngling sich nun auf den Weg zur Ruine machen, als sich vor ihm plötzlich ein riesiger Bär aufbaut.
Das Tier überragt Warlock um ein paar Köpfe, über die Breite des stattlichen Fleischfressers brauche ich wohl kein weiteres Wort zu verlieren. Unter lautem Gebrüll, obendrein mit weit geöffnetem Maul und gefletschten Zähnen, steht er nun in voller Größe vor dem überrumpelten, erschrockenen Warlock.
Eines ist klar, der pelzige Freund will nicht mit Warlock spielen, sondern ist wohl in der Annahme, auf der Suche nach seinem heutigen Abendmahl fündig geworden zu sein. Reflexartig zieht Warlock seinen Zweihänder aus der Scheide, fest entschlossen, sich dem hungrigen Bären nicht kampflos zu ergeben. Natürlich ist ihm klar, dass das wohl ein erfolgloses Unterfangen sein wird. Ohrenbetäubend brüllend und mit erhobenen Tatzen, an denen für gewöhnlich messerscharfe Krallen gewachsen sind, schickt der pelzige Räuber sich an, auf seine Beute loszugehen. Aus dem nichts fliegen links und rechts dicht am Kopf des Burschen zwei Pfeile zischend vorüber und zwar so dicht, dass sogar sein Haar dadurch leicht in Bewegung gerät. Die beiden Pfeile treffen den Bären genau dort, wo vermutlich das Herz bis eben noch Leben in Meister Petz eingehaucht hat. Kaum waren die Geschosse in den Bären eingedrungen, folgten bereits die nächsten beiden Pfeile. Der Bär wankt noch einen kurzen Moment und bricht dann tödlich getroffen zusammen. Ein letztes lautes Schnaufen verlässt den Angreifer, dann schwindet alles Leben aus seinem Körper.
Warlock sinkt samt seinem Zweihänder in der Hand auf die Knie und wird sich schnell der Lage bewusst, in der er sich bis eben noch befunden hat.
„Oh Junge Junge, dass hätte aber wirklich böse enden können.“
„Wer schleicht denn auch nachts und dazu noch ganz allein hier durch die Gegend!“, sagt eine tiefe raue Stimme, die zu einer der zwei Gestalten gehört, die auf ihre Bögen gestützt neben ihm stehen. Ein Blick genügt und Warlock weiß sofort es handelt sich um Elfen, zwei an der Zahl; ein älterer Männlicher und eine weitaus jüngere Weibliche.
„Ich bin euch wohl zu Dank verpflichtet“, stammelt Warlock.
Die Elfe antwortet etwas belustigt: „Ach lasst es gut sein mit Eurem Dank. Wir streifen des Nachts hier immer durch die Gegend, um Pechvögeln, wie Ihr wahrlich einer gewesen wäret, den Hals aus der Schlinge zu ziehen.“
Warlock muss trotz seiner Lage schmunzeln. Er erhebt sich und begrüßt seine beiden Retter in der Not, wie es sich für einen wohlerzogenen Dorfbewohner gehört.
„Guten Abend wünsche ich Euch, mein Name ist Warlock aus Flusswald.“
Der ältere der beiden Elfen antwortet: „Seid gegrüßt, Warlock aus Flusswald, ich bin Olim und meine Begleiterin ist Tifa. Was verschlägt euch des Nachts in diese Gegend und das auch noch völlig allein?“
„Ich habe mich in einem dichten Wald im Fürstentum Falkenring verirrt, nicht weit von hier entfernt. Glücklicherweise kam ich hinaus und fand mich auf einer Straße Richtung Weißlauf wieder. Der Hunger und der Schein eines durch Feuer erleuchtetes Fenster führte mich von der Straße weg, auf der ich nach Weißlauf gelangen wollte.“
„Eure Worte scheinen ehrlich gemeint, doch sind sie es nicht ganz, nicht wahr? Nun denn, folgt uns. Denn an unserem wärmenden Feuer ist noch Platz für eine weitere Seele. Es sei denn, Ihr verschmäht unsere gut gemeinte Einladung. Fleisch hätten wir ja genug.“
„Was verschlägt Euch denn hierher, wenn die Frage erlaubt ist.“
„Wir sind zu dritt und auf dem Weg zum Jarl von Weißlauf und haben in der Ruine dort drüben unser Nachtlager errichtet.“
„Gerne nehme ich Eure Einladung an und einen kleinen Beitrag zu dem Abendmahl habe ich ja auch in gewisser Weiser geleistet.“
Mit einem Lächeln auf den Lippen sagt die junge Elfe Tifa zu ihrem Gast, für die heutige Nacht: „Recht sprecht Ihr, als Köder wäret Ihr wahrhaftig gut zu gebrauchen.“
Trotz der ironischen Worte liest Warlock in ihrem Gesicht nur Güte, Wärme und Herzlichkeit ihm gegenüber. Bereitwillig wartet er noch einen Moment, bis die beiden Elfen etwas Fleisch aus dem Kadaver des Bären geschnitten haben und dann folgt er ihnen hinterdrein in die durch ein knisterndes Feuer erleuchtete Ruine. Am Lagerplatz sitzt ein weiterer Elf in einer blauen Robe und sieht Warlock misstrauisch an.
„Olim, was bitte soll das werden? Wer ist dieser Bursche?“
„Die arme Seele streifte allein, hungrig und durstig durch die Wildnis. Dein Feuer hat ihn auf uns aufmerksam gemacht. Er ist ein harmloser Wanderer, lass ihn sich an unserem Feuer wärmen und mit uns einen Happen Essen zu sich nehmen. Morgen wird er uns ein wenig begleiten und dann trennen sich auch schon wieder unsere Wege. Seid nicht immer so voller Mistrauen, mein guter Eno.“
Warlock sieht den Elf in seinem blauen Gewand gespannt auf dessen Reaktion wartend an, dann sagt dieser mit entspannter Stimme: „Wie du meinst, Olim. Kommt Fremder, setzt Euch zu mir ans Feuer und erzählt mir von Euch.“
Gerne und schnell folgt der Bursche dieser Aufforderung und setzt sich dicht an die knisternde, wärmende Feuerstelle.
„Wohin führt Euch Euer Weg und wer seid Ihr?“, will nun auch Eno von ihm wissen. Bereitwillig erklärt Warlock dem Elfen alles und dieser lauscht gespannt seinen Worten. Tifa hat unterdes etwas Fleisch zubereitet und in vier gleichgroße Stücke geschnitten. Eines davon reicht die Elfe Warlock mit den Worten: „Hier nehmt, Ihr müsst hungrig sein.“
Dankend nimmt Warlock das wohlriechende Fleisch entgegen, dann bittet er noch um etwas zu Trinken und auch dieser Wunsch wird ihm erfüllt. Lange hat der Junge sich nicht mehr so wohl gefühlt und er genießt jede Minute des friedlichen Beisammensitzens. Der Bursche lauscht gespannt den Gesprächen und wärmt seine Glieder am lodernden Feuer. Nach dem er sein gebratenes Fleisch voller Genuss verschlungen hat und sein Durst gestillt ist, lehnt er sich sehr zufrieden an die hölzerne Wand, sieht noch einen Augenblich in die tanzenden Flammen des Feuers und schläft dann gesättigt ein.

Nur noch ein Glimmen ist von dem lodernden Feuer übrig geblieben, als der neue Morgen graut. Noch ist die Sonne hinter den hohen Bergen nicht zu sehen, aber es wird bereits hell über der Tundra. Nebelschleier sind über den Flussläufen und kleinen Seen zu sehen und Tau hat sich auf den Gräsern der weitläufigen Wiesen gebildet. Langsam erwacht der Tag über Himmelsrand.
Warlock und die drei Elfen schlafen noch tief und fest um die Feuerstelle verteilt und in dicke Felle gewickelt. Tifa hat Warlock mit einem der Felle liebevoll zugedeckt und mit einem Lächeln auf den Lippen hatte sich Warlock dafür bei ihr bedankt; sie hingegen hatte sein Lächeln nur mit einem kurzen Nicken erwidert. Jeder ist noch in seiner eigenen Traumwelt unterwegs und somit bemerkt keiner von ihnen die Bande aus acht Banditen, die sich langsam in gebückter Haltung einen Weg in die Ruine bahnt. Nichts Gutes führen die Banditen im Schilde, was man unschwer an den Ausdrücken der Gesichter ablesen kann. Alles geht recht schnell vonstatten. Die ersten Schwerthiebe löschen das Leben der drei Elfen aus und dann nähern die Banditen sich dem immer noch tief und fest schlafendem Warlock.

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Kiam
19.12.2012, 12:16
http://www.abload.de/img/webklein22ad9h.png (http://warlock-fanfic.de)Eine kleine Leseprobe zum nächsten Teil.
!Unbearbeitete Rohfassung!

Bei dem Anblick des langsam erblassenden Gesichtes, kommen Warlock die Bilder seiner von ihm geliebten Sterbenden Mutter Martha wieder in den Sinn. Wie sie von einem geräuschlosen Pfeil niedergestreckt wurde nun daniederliegt im frischem grünen Gras des noch jungen Frühlings. Auch sie hatte diesen Gesichtsausdruck und diese Leeren nichtssagenden Augen, nach dem alles Leben aus ihrem Körper verschwunden ist.
Langsam keimt ein Gefühl in dem Burschen auf, welches er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu häufig gemeldet hatte. Wie auch sollte er solch ein Gefühl in und von sich kennen, sein Leben war im Kreise seiner kleinen Familie geprägt von gegenseitiger Liebe und der Lust am Leben. Das Gefühl war Wut. Wut die sich durch den Tod seiner Mutter, die schweren Verletzungen seines besten Freundes Lume und nun durch das für ihn völlig Sinnlose Töten der drei Elfen in ihm angestaut hatte. Nun will dieses unbekannte Gefühl nach außen und sich Luft verschaffen. Das Magische Amulett an seinem Hals beginnt erst kaum merklich zu glimmen, doch dann wird schnell aus dem Glimmen ein Leuchten.
Der Bandit mit dem Blutverschmierten Dolch in seinen Händen, welchen er immer noch Warlock unters Kinn an dessen Kehle hält, sieht den hellen Schein aus dem Kragen, seines Gegenübers hervortreten. Natürlich kann dieser sich diesen hellen Schein nicht erklären und ist gewillt mehr darüber in Erfahrung zu bringen, was wohl der Auslöser dieses Leuchtens unter der Kleidung des Burschen wohl sein könnte. In der einen Hand den Dolch und mit der anderen will er die Silberne Kette greifen um in Erfahrung zu bringen was sich wohl an dessen Ende unter dem Wams befindet.
Warlock nutzt diesen Moment der Unaufmerksamkeit des Unholds und entreißt diesem voller Wut die Klänge mit seiner rechten Hand. Mit der Linken holt er aus und befördert den Banditen im hohen Bogen an die Gegenüberliegende Wand. Soviel Wut steckte in diesem Hieb so das der Bandit durch den Aufprall an der Wand bewusstlos auf dem Staubigem Boden zum liegen kommt.

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Kiam
06.01.2013, 20:04
http://warlock-fanfic.de/fanfic/images/webklein13.png (http://warlock-fanfic.de)Teil 18. Der Weg nach Weißlauf.

Der Morgen graut über die nebelverhangene Tundra im Fürstentum Weißlauf. Hauchdünne Schleier bewegen sich sanft von einem seichten Wind angetrieben über einen kleinen, ruhig daliegenden See, der mit grünem frischem Schilf umrandet ist. In den ersten Sonnenstrahlen dieses neuen und noch jungen Tages glitzert der Morgentau auf dem Tundrakraut. Unweit der steinigen Straße, auf welcher jeder Reisende ohne Umwege zur Hauptstadt des großen Fürstentums von ganz Himmelsrand gelangt, befindet sich die halb zerfallene Ruine des einstigen alten Bauernhauses, in dem Schreckliches geschehen ist und in dem sich unser Held momentan befindet.
Mit weit geöffneten Augen sieht Warlock die Banditen vor sich stehen. Er blickt an den zerzausten Gestalten vorbei, hinüber an die Stelle, wo eben noch die sanfte Tifa mit ihrem Atem das Fell langsam auf und ab bewegte, welches sie in ihrem Schlaf vor der Kälte der Nacht bewahren sollte. Jetzt liegt das einstige Tierkleid blutverschmiert am Boden. Etwas von ihrem dunkelroten Lebenssaft läuft noch immer aus ihrem weit geöffneten Mund, doch keine weitere Regung deutete darauf hin, sie sei vielleicht doch noch unter den Lebenden. Auch die anderen beiden Elfen, mit denen Warlock am gestrigen Abend die Speisen geteilt hatte, liegen regungslos auf dem staubigen Boden der nur spärlich beleuchteten Ruine.
„Der Tag erwacht, Junge und dein Leben wird hier enden“,
sagt einer der Banditen zu dem immer noch von der Situation überforderten Warlock.
„Was um alles in der Welt habt ihr getan?“, schreit er den drei Gaunern entgegen, die sich davon aber nicht beeindrucken lassen. Einer der Lumpen hält dem Burschen eine mit Blut verschmierte Klinge seines Dolches an die Kehle und erwidert mürrisch:
„Weisst du, es sind schwere Zeiten und von etwas müssen wir ja auch leben.“
„Das ist euer Grund für euer schreckliches Treiben?“, fragt Warlock ungläubig und zeigt mit ausgestrecktem Finger in Richtung von Tifa
„Über diese Spitzohren brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen!“
Nach diesem Satz verpasst der Räuber der Toten einen Tritt, durch welchen die Elfe nun mit dem Gesicht zu Warlock gerichtet liegen bleibt.
Bei dem Anblick des langsam erblassenden Gesichtes kommen Warlock die Bilder seiner von ihm geliebten sterbenden Mutter Martha wieder in den Sinn. Wie sie von einem geräuschlosen Pfeil niedergestreckt nun daniederliegt im frischem grünen Gras des noch jungen Frühlings. Auch sie hatte diesen Gesichtsausdruck und diese leeren, blicklosen Augen, nachdem alles Leben aus ihrem Körper gewichen ist.
Langsam keimt ein Gefühl in dem Burschen auf, welches er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu häufig gekannt hat. Wie auch sollte er solch ein Regung in und von sich kennen, sein Leben war bisher im Kreise seiner kleinen Familie geprägt von gegenseitiger Liebe und der Lust am Leben. Das Gefühl war Wut. Wut, die sich durch den Tod seiner Mutter, den schweren Verletzungen seines besten Freundes Lume und nun durch das für ihn völlig sinnlose Töten der drei Elfen in ihm angestaut hatte. Nun will dieses unbekannte Gefühl nach draußen und sich Luft verschaffen. Das magische Amulett an seinem Hals beginnt erst kaum merklich zu glimmen, doch dann wird schnell aus dem Glimmen ein Leuchten.
Der Bandit mit dem blutverschmierten Dolch in seinen Händen, welchen er immer noch Warlock an dessen Kehle hält, sieht den hellen Schein aus dem Kragen seines Gegenübers hervorleuchten. Natürlich kann er sich diesen hellen Schein nicht erklären und ist gewillt, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, was wohl der Auslöser dieses Leuchtens unter der Kleidung des Burschen sein könnte. In der einen Hand hält er den Dolch und mit der anderen will er die silberne Kette greifen, um zu sehen, was sich wohl an dessen Ende unter dem Wams befindet.
Warlock nutzt diesen Moment der Unaufmerksamkeit des Unholds und entreißt diesem voller Zorn die Klinge mit seiner rechten Hand. Mit der Linken holt er aus und befördert den Banditen in hohem Bogen an die gegenüberliegende Wand. Soviel Wut steckt in diesem Hieb, dass der Bandit durch den Aufprall an der Wand bewusstlos auf dem staubigen Boden zum Liegen kommt.
Ungläubig stehen die beiden anderen Räuber mit offenem Mund und weit geöffneten Augen da. So etwas hatten sie noch nie zu Gesicht bekommen. Solche Kräfte haben Bären oder die Drachen von Himmelsrand, aber in einem so schmächtigen Burschen haben sie eine solche Kraft weder erwartet noch vermutet. Schnell wird den beiden klar, etwas kann hier nicht mit rechten Dingen vor sich gehen. Sie ziehen ihre blanken Schwerter, bedächtigen Schrittes gehen beide, Schulter an Schulter, auf Warlock zu.
Dieser sitzt mit Tränen der Wut in seinen Augen da und richtet nun seinen Blick und seine volle Aufmerksamkeit auf die beiden näherkommenden Banditen. Seine Hände beginnen von innen zu brennen, der Dolch gleitet ihm aus seiner Hand und schlägt auf dem staubigen Boden auf. Immer wütender wird er, seine Finger krümmen sich vor Schmerzen; irgendetwas in seinen Händen drängt mit großer Macht nach draußen. Unter den ängstlichen Augen der beiden Mörder erhebt er sich langsam von seinem Schlafplatz.
„Was geht hier vor?“, kommt es dem jungen Burschen über seine Lippen. Man könnte denken, er würde in Panik verfallen, doch nein, er bleibt ungewöhnlich ruhig und gefasst. Doch schließlich stößt er seine Hände mit einem wutentbrannten Schrei in Richtung der Räuber nach vorne und eine Art glühend rote Feuerkugel verlässt seine Hände, schlägt im Körper des einen Banditen ein und verwandelt diesen von einem Augenblick zum anderen in nichts weiter als glühende Rußpartikel, die langsam zu Boden gleiten.
„Wer bist du?“, fragt der letzte der drei Angreifer und man erkennt die Panik in dessen Augen. Nun wirft er sich vor Warlock auf die Knie und fleht zitternd um sein Leben.
„Glaub mir, ich habe das hier alles nicht gewollt! Ich bitte dich, verschone mich!“
„Lass mich kurz nachdenken“, entgegnet Warlock kalt. Eine trügerische Stille erfüllt die Ruine, bis Warlock erneut seine Hände hebt und den verängstigten Räuber ins Visier nimmt. Ein zischendes Geräusch, eine aufflammende glühende Kugel und auch der zweite Bandit zerfällt zu glühenden staubigen Überresten.
Unterdes ist der durch die Wucht des Aufpralles eben noch bewusstlos daliegende Halsabschneider wieder zu sich gekommen. Nun steht er im Rücken von Warlock mit einem Dolch in seinen Händen, den er flink vom staubigen Boden aufgelesen hat, bereit, dem Jüngling den Todesstoß zu versetzen. Langsam schleicht er auf Warlock zu, der in Gedanken versunken auf seine Hände starrt und die nahende Gefahr nicht herankommen hört. Doch der Angreifer wird unvorsichtig, und tritt auf einen trockenen Ast, der vom nächtlichen wärmenden Feuer übrig geblieben ist.
Warlock dreht sich rasch um, erkennt die Gefahr und ist gewillt, auch den letzten Bandit in glühenden Staub zu verwandeln. Er zielt und streckt seine Hände nach vorn. Voller Angst hebt der Unhold seine Arme schützend vor seinen Körper und schreit: „ So hab doch Erbarmen!“
Aber es geschieht nichts, so sehr sich Warlock auch anstrengt, nichts kommt aus seinen Händen hervor, was dem Räuber gefährlich werden könnte. Voller Unverständnis über das, was da nicht geschehen will, obwohl es augenscheinlich eben noch funktioniert hat, wird der Bursche wieder wütend. Daraufhin beginnt das Amulett wieder zu leuchten und ein nicht mehr so arg brennender Schmerz schleicht sich abermals in seine verschmutzten Hände.
„Ach, so sieht es also aus!“
„Was ist mit dir?“, will der völlig verängstigte Bandit wissen.
„Es bedarf einer gewissen Wut in mir, um die Macht des Amuletts heraufzubeschwören.“
„Ich versteh nicht, was du meinst, Junge?“
Mit leiser Stimme antwortet Warlock dem jetzt knienden Unhold: „Musst du auch nicht, aber ich habe nun verstanden.“
Wieder hebt er seine Arme, nimmt erneut den Banditen ins Visier und schreit: „Nie wieder wirst du Unheil über friedliebende Reisende bringen!“
Nach diesen Worten verlässt abermals ein glühender Feuerball seine Hände und auch um den letzten Verbrecher ist es kurz darauf geschehen.
Jetzt verspürt Warlock ein fremdes, aber doch angenehmes Gefühl in sich, nachdem alle Unholde ihre gerechte Strafe bekommen haben. Es handelt sich hierbei um das Gefühl der Genugtuung, welches dem einstigen Bewohner von Flusswald ebenso unbekannt war wie Wut, Rachsucht und Begierde. Mit Sicherheit wird der Bursche auch noch hinter den Auslöser dieser Gefühle gelangen. Uns ist es bereits durchaus bewusst, nicht wahr lieber Leser? Natürlich, das Amulett...

Alleine steht er nun da, in der Ruine des einstigen mit reichlich Leben gefüllten Bauernhauses. Umgeben von der grauen Asche der Angreifer und den toten Leibern der Elfen. Flink sammelt er zusammen, was Warlock seiner Meinung nach noch wird gebrauchen können. Er durchsucht die Taschen der verstorbenen Elfen und den staubigen Boden nach Gebrauchsgegenständen und Gold. Etwas von Letzterem hat der vermeintliche Anführer der Elfen in einem kleinen Lederbeutel mit sich geführt. Diese Münzen lässt der jetzt um einige Erfahrungen reichere Jüngling in seinen Taschen verschwinden. Dann beugt er sich über die Leiche von Tifa und Tränen laufen ihm über die staubigen Wangen. Nur flüchtig hat Warlock die noch junge Elfe kennenlernen dürfen, aber sie hat bereits einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen, welcher jetzt dafür sorgt, dass er erneut Schmerz empfindet.
In ihren Taschen findet Warlock ein Pergament. Mit seinen Ärmeln wischt er sich über die feuchten Augen, entrollt das Pergament und beginnt zu lesen:

„Liebste Tifa,

danke für deine Zeilen und natürlich würde ich mich sehr darüber freuen, wenn du mich in meiner neuen Heimat besuchen kommst. Es ist eine wirklich friedliche Stadt und niemand hier schikaniert mich. Wenn du es in Erwägung ziehst, mir einen Besuch abzustatten, dann zeige ich dir hier alles. Nicht einen Tag habe ich es bisher bereut, nach Weißlauf zu gehen und am Hofe des Jarl meine Dienste anzubieten. Sicher - wie bei jeder Veränderung - war es am Beginn schwierig. Doch nach einen kurzen Phase der Eingewöhnung bin ich rundum zufrieden.“

Der Rest des Briefes fehlt und somit ist es Warlock nicht möglich, den Absender in Erfahrung bringen zu können. Ob er wohl am Hofe des Jarl fragen sollte? Kurz beschäftigt er sich mit dieser Idee, dann faltet der Bursche das Pergament langsam zusammen und lässt es dann sehr behutsam in seinem Wams verschwinden. Noch ein letzter prüfender Blick durch die staubige Ruine, danach verlässt er mit trauriger Miene den Ort des Grauens. Noch lange wird er sich an die Geschehnisse hier zurück erinnern.
Er tritt vor die Ruine ins Freie, die ersten Sonnenstrahlen des Tages erhellen bereits die weitläufige Tundra des Fürstentums und wärmen sein Gesicht. Ein paar Schritte auf der sandigen Straße hat er hinter sich, als er in noch weiter Entfernung bereits die großen Stadtmauern und die alles überragende Feste von Weißlauf erblicken kann. In etwa drei bis vier Stunden Fußmarsch wird er wohl noch vor sich haben, ehe er die Stadt betreten kann.

Auf seiner Wanderung in Richtung der Hauptstadt passiert er eine steinerne Brücke, die ihn sofort an die Brücke seines Heimatdorfes Flusswald erinnert. Nur ist diese Brücke längst nicht so groß und der vor sich hinplätschernde Fluss darunter gleicht eher einem Rinnsal als einem reißenden Fluss, wie er diesen aus seiner Heimat kennt. Schon gar nicht würde es sich hier lohnen zu Angeln. Dennoch beschließt er, sich in dem kühlen Nass zu reinigen, was auch angesichts seines Spiegelbildes auf der Wasseroberfläche mehr als angebracht ist. Für ein ausgiebiges Bad ist der Flusslauf zu flach, darum begnügt Warlock sich damit, sein Gesicht einer ausgiebigen Reinigung zu unterziehen. Schnell füllt er noch seinen Wasservorrat auf, dann setzt er seine Reise fort.

Weitere Stunden vergehen, als er endlich die Ställe vor Weißlauf erreicht. Diese sind direkt auf dem Weg zum Haupttor der großen Stadt gelegen, somit muss jeder Reisende unweigerlich diese Stallungen passieren. Ein einziges Pferd steht zurzeit in dem zur Straße hin offenen Bereich, pechschwarz und von muskulöser Statur. Gleich daneben sitzt ein etwas finster dreinblickender Stallknecht; so nimmt Warlock zumindest an. Vielleicht hat er in den letzten Tagen oder Wochen keine guten Geschäfte mehr gemacht und aus diesem Grund sieht er so finster aus, denkt sich der Jüngling. Kurz darauf erreicht er das riesig anmutende Stadttor mit zwei gelangweilten Wachen davor. Einer der Soldaten spricht ihn sofort an, als sich die Blicke des Wachmanns und Warlocks kreuzen.
„Bist du krank? Du siehst blass aus, komm mir bloß nicht zu nahe!“
„Krank? Ich? Nein!“
„Dann warst du wohl längere Zeit nicht mehr an der Sonne, mein Junge.“
„Oder ich habe schreckliches erlebt, was mich zwar nicht körperlich krank macht, aber doch sehr auf meiner Seele lastet“, entgegnet Warlock empört.
„Schon gut mein Junge, schon gut. Ich wollte ja nur gefragt haben. Geh zu Arcadia am Markt, die kann dir mit Sicherheit helfen.“
„Arcadia, wer ist das?“, will Warlock wissen.
„Sag bloß, du kennst unsere Alchemistin nicht?“
„Nicht nur das, guter Mann, mir ist so einiges nicht bekannt aus dieser Stadt. War ich doch in meinem jungen Leben bisher nur selten und kurz Besucher von Weißlauf.“
„Sag das doch gleich. ‚Arcadias Kupferkessel’ ist der Name des Ladens, wo du Hilfe finden wirst. Geh durch dieses Tor und dann immer geradezu auf den Marktplatz. Dort befindet sich der Laden von Arcadia. Ein Schild davor wird dir die Suche erleichtern. Sollte auch das dir nicht weiterhelfen, was ich doch stark bezweifle, findest du am Markt die eine oder andere Wache, die du befragen kannst. So und nun rein mit dir, Junge.“
„Ich danke Euch und lebt wohl.“
Mit diesen Worten auf seinen Lippen betritt Warlock die für ihn riesig anmutende Stadt.

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Kiam
27.02.2013, 18:01
http://www.abload.de/img/webklein22ad9h.pngTeil 19. Ein unerwartetes Wiedersehn


Mit einem gewaltigen Geräusch hatten sich die beiden schweren Flügel des massiven Stadttores hinter Warlock wieder geschlossen, nachdem er, seit einer gefühlten Ewigkeit, wieder seine Füße auf den gepflasterten Boden der Straßen von Weißlauf gesetzt hat. Die schiere Größe der Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums beeindruckt den Flusswalder immens und das rege Treiben in den Straßen und Gassen droht den Burschen zu überfordern. Ihm sagt dieser Trubel in den weitläufigen Straßen der Stadt überhaupt nicht zu, er war und ist eben ein Kind vom Lande, welches Ruhe und Gelassenheit zu schätzen weiß; er liebt die Stille und Ausgeglichenheit der grünen Wälder und Felder rund um sein Heimatdorf.
Jetzt steht er hier und um ihn herum Geschäftigkeit und Aufregung, so weit sein Auge zu blicken vermag. Kreischende Kinder, die in den holprigen Straßen Fangen spielen, reges lautstarkes Anpreisen der Waren und fleißiges Handeln an den Ständen des Marktplatzes. Obendrein sind überall Wachen stationiert oder patrouillieren durch die Stadt.
Plötzlich zuckt Warlock durch ein unangekündigtes ohrenbetäubendes Geräusch zusammen. Nachdem der erste Schreck überwunden ist, wird dem Burschen bewusst, was für ein Laut ihn da hat eigentlich zusammenfahren lassen. Dieses unangenehme, durch Mark und Bein gehende und nach Metall auf Metall klingende Geräusch ist ihm allzu gut bekannt von der Schmiede seines Heimatdorfes. Eine Frau macht sich gerade bei einer Werkbank an einer Rüstung zu schaffen, wenn seine Augen ihm keinen Streich spielen. Denn noch nie zuvor hat der Bursche eine weibliche Seele mit einem solchen Geschick, an einer Werkbank arbeiten sehen. Er kann den Blick nicht von der emsig arbeitenden Schmiedin abwenden, trotzdem setzt er zögernd seinen Weg in Richtung Marktplatz fort und wen verwundert es, er stößt mit einer älteren Dame zusammen.
„Entschuldigt bitte“, wendet sich Warlock an die betagte Frau.
„Ihr wollt wohl Eure gute Tat des Tages vollbringen und Euch mit einer älteren Frau unterhalten, was!?“, entgegnet diese Warlock sehr barsch.
Ohne den Burschen eines weiteren Blickes zu würdigen, setzt die Kaiserliche ihren Weg fort. Warlock schüttelt aus Unverständnis seinen Schopf und geht ebenfalls weiter. Nach ein paar Minuten erreicht er den Marktplatz und lässt seinen Blick von einem Stand zum anderen schweifen. Sein Auge verharrt an einer Bude, wo frisches Obst und Gemüse feilgeboten wird. Aus einiger Entfernung ist eine männliche Stimme zu vernehmen, die lauthals etwas über einen gewissen „Talos“ zu verkünden hat. Wer auch immer dieser Talos zu sein scheint, allem Anschein nach muss er ein wichtiger Mann sein, so eindringlich bringt der Redner seine Ansichten unters Volk.

„Hallo junger Mann, Ihr solltet öfter frisches Obst und Gemüse zu Euch nehmen! Tretet näher und Ihr werdet mit Sicherheit etwas für Euch finden!“, spricht die Händlerin Warlock an.
Diese kommt der Aufforderung der jungen Dame hinter dem Stand nach und tritt heran.
„Ihr seht aus, als wenn Ihr wirklich etwas Frisches gebrauchen könnt.“
„Warum glauben denn alle, ich sei krank? Das bin ich nicht, es geht mir gut!“
„Dann solltet Ihr Euer Antlitz in einem Spiegel betrachten. Denn es fällt mir schwer, Euren Worten zu glauben.“
„Mir geht es wirklich gut, doch ich werde Euren Rat befolgen, gute Frau. Desweiteren nehme ich ein paar saftige Äpfel.“
„Nichts leichter als das, hier habt ihr zwei meiner schönsten Äpfel.“
Einen lässt Warlock sofort in seinem Wams verschwinden und in den anderen will er gerade hineinbeißen, als ihm die rötliche Farbe auffällt.
„Die Farbe sieht aus wie die Haarfarbe von Ysolda.“
„Wie meint Ihr?“
Sofort wurde Warlock bewusst, daß er den Satz doch tatsächlich für alle hörbar ausgesprochen hat, was er natürlich so nun überhaupt nicht beabsichtigt hatte. Doch es ist wie bei allem Ausgesprochenen schwer, es ungeschehen zu machen. Ein kleines vorlautes Mädel, wie sich herausstellt, die Tochter der Gemüseverkäuferin, hat sich neben unserem Helden platziert und ebenso mitbekommen, was Warlock von sich gegeben hat.
„Mami, meint der Herr etwa unsere Ysolda?“
Ganz warm wird es dem Burschen ums Herz und ein wohliges Gefühl kommt in seiner Magengegend auf, als er die Worte des kleinen Schwarzschopfes neben ihm vernimmt.
„Ach was sind schon Namen und ich glaube nicht recht daran, das unsere Ysolda gemeint gewesen ist“, wird die Frage liebevoll von der Mutter beantwortet. Schließlich antwortet Warlock: „Die Ysolda, die ich versehentlich meinte, soll schon aus Weißlauf stammen.“
„Wisst Ihr, junger Herr, Weißlauf ist groß und viele Seelen wohnen in unserer Stadt, aber es wäre hilfreich, wenn Ihr sie etwas beschreiben würdet. Dann werden wir sehen, ob wir beide, so unwahrscheinlich es auch sein mag, von ein und derselben Person reden“, meint die nun sehr interessierte Gemüsehändlerin.
„Ich rede von einer Kaiserlichen mit kurzen rötlichen Haaren, eine liebenswerte und zierliche Maid, die ich vor einiger Zeit bei dem Frühlingsfest von Flusswald kennenlernen durfte. Nach eigener Aussage stammt sie zwar nicht aus Weißlauf, ist aber schon seit einiger Zeit hier wohnhaft. Wo aber genau, diese Antwort ist sie mir allerdings schuldig geblieben.“
Mittlerweile haben sich so einige Leute um Warlock und den Stand versammelt und lauschen neugierig seinen Schilderungen. Eine in die Jahre gekommene ältere Dame - tiefe Falten in ihrem Antlitz zeugen von einem langen und arbeitsreichen Leben - wendet sich mit einer rauchigen und leicht zitternden Stimme an den Jüngling.
„Unsere Ysolda, junger Mann, wenn man das überhaupt so behaupten kann und sollte, ist wahrlich vor einiger Zeit von einem jungen Burschen abgeholt worden und hat sich auf den Weg nach Flusswald begeben. Seither ist sie nicht wieder in ihr Heim zurückgekehrt, geschweige denn haben wir etwas von ihr gehört. Natürlich haben wir von den schrecklichen Dingen erfahren, die sich während der Festlichkeiten in Flusswald zugetragen haben sollen. Aber von Ysolda haben wir seither nichts mehr gehört.“
Ein Dunkelelf, der sich bemüht, allerlei Fleischsorten an seinem Stand unters Volk zu bringen, fügt ungefragt hinzu: „Dabei beehrt sie uns ansonsten jeden Tag in der Früh mit einem Besuch hier auf dem Markt. Eine wirklich höfliche Sera.“
Die Traube an Leuten um Warlock herum nickt zustimmend bei den Worten des Elfen. Das kleine Mädel in ihrem dunkelgrauen Kleidchen fügt noch hinzu: „Ysolda hat es ja auch nicht wirklich weit von ihrem Zuhause bis hierher.“
Warlock vernimmt diesen Satz voller Neugierde und will nun natürlich mehr in Erfahrung bringen, denn es besteht keinerlei Zweifel mehr für ihn: es kann sich hier nur um ein und dieselbe Person handeln.
„Wie meinst du das, kleine Lady, sie hätte es nicht weit von ihrem Zuhause bis hierher?“, will Warlock nun unbedingt von dem Mädchen wissen. Doch diese Information bekommt der Bursche nicht so ohne weiteres, denn bevor die Kleine diese für ihn so wichtig erscheinende Aussage machen kann, erntet sie von allen Anwesenden, einschließlich ihrer Mutter, strafende Blicke. Sie drückt ihre kleine Holzpuppe an sich, setzt ein beleidigtes Gesicht auf und sagt zu ihrer Mutter: „Ist ja schon gut, ich sage nichts weiter.“
Daraufhin läuft sie eine an den Marktplatz grenzende, steil nach oben ragende massive Treppe hinauf und ward nicht mehr gesehen.
„Ihr seid wirklich neugierig, junger Mann“, wendet sich die Gemüsehändlerin abermals an Warlock, der darauf erwidert: „Ich möchte doch nur in Erfahrung bringen, ob es ihr gut geht!“
„Dann müsst Ihr einfach in den nächsten Tagen in den frühen Morgenstunden hier auf sie warten und darauf hoffen, dass sie sich wieder einmal hier blicken lässt. Seid Ihr nur deswegen nach Weißlauf gekommen?“
„Nein, natürlich nicht, ich muss den Hofmagier des Jarl sprechen.“
„Auskunftsfreudiges Kerlchen. Ihr solltet nicht jedem Eure Absichten so einfach offenbaren!“, mahnt die Frau hinter ihrem Stand Warlock.
„Ihr wart aufrichtig zu mir, also wollte ich es auch zu Euch sein.“
„Eure Eltern müssen sehr stolz auf Euch sein, bei einem solchem Charakter. Man trifft diese Eigenschaften leider nur noch selten in diesen Tagen in Himmelsrand an. Aber nun will ich wieder mein Tagwerk verrichten, junger Mann. Lasst Euch Euer Obst munden und schaut bei Gelegenheit wieder vorbei.“
„Das werde ich machen und einen schönen Tag noch.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich Warlock von der freundlichen Händlerin und geht auf einen in der Mitte des kleinen Marktplatzes gelegenen, steinigen Brunnen zu. Er nimmt auf dem Rand des Brunnens Platz und lässt sich einen der saftigen Äpfel schmecken. Beim Verzehr des Obstes schweift sein Blick über die Beschilderung der an den Marktplatz angrenzenden Gebäude, die aus massiven Baumstämmen gefertigt sind. Dabei entdeckt er das aus Eisen gehämmerte Schild des Kräuterladens „Arcadias Kupferkessel“, auf welches ihn die Wachen vor dem Tor aufmerksam gemacht hatten. Ohne jegliche Eile verspeist er den saftig süßen Apfel und macht sich dann auf den Weg zum Kupferkessel.
„Was für ein Name für einen Laden“, denkt er so bei sich und ist gerade dabei, das Geschäft (WW) zu betreten, als irgendjemand seinen mit einer lumpig aussehenden Kappe bekleideten Kopf am Ende des Holzhauses hervorstreckt.
„He du, komm mal her, ich habe die Informationen über die junge Frau, die du benötigst. Es kostet dich lediglich ein paar Goldstücke. Na was ist?“
Warlock muss erst gar nicht lange überlegen und geht auf den Bettler zu.
„Komm hinters Haus, hier gibt es der Augen und Ohren zuviele.“
„Treibt aber ja kein Schindluder mit mir, Ihr würdet es bereuen!“, gibt Warlock der zerlumpten Gestalt zu verstehen.
„Hier in Weißlauf, ich bitte dich, zuviele Wachen.“, grinst der Bettler den Jungen an.
„Ja ja, ich verstehe, also nur heraus mit der Sprache, was habt Ihr für Informationen für mich und wichtiger, was gedenkt Ihr für diese haben zu wollen? Ein Mann wie Ihr gibt doch sein Wissen nicht einfach so preis, oder sollte ich mich irren.“
„Guter Mann, weiß gleich, wie der Hase hier zu laufen hat!“
Die beiden sind bereits hinter dem Holzhaus angekommen und Warlock wird nun langsam ungeduldig.
„Spannt mich nicht länger auf die Folter, sagt was Ihr habt, oder lasst es bleiben.“
„He he, das hört sich aber nicht nach jemandem an, der nur wissen will, wie es der guten Ysolda geht, nicht wahr? Schau nicht so, ich sagte doch, hier gibt es viele Augen und Ohren. Dein Gespräch vorhin war ja kaum zu überhören.“
„Nun gut, also was wollt Ihr?“
„Für 50 Goldstücke sage ich dir, wo sich das Haus von Ysolda befindet.“
„Abgemacht“, willigt Warlock sofort in dieses Geschäft ein.
„Ui, das habe ich so aber nicht erwartet, willst du nicht mit mir feilschen?“
Verwundert blickt Warlock den Bettler an.
„Ach so war das gemeint von Euch. Hier nehmt, mehr Gold habe ich nicht bei mir.“
Der Bursche überreicht seinem zerlumpten, schmutzigen und übelriechenden Gegenüber seinen ledernen Goldbeutel. Die trüben Augen des Bettlers beginnen sofort zu strahlen und er lässt den kleinen Beutel unter seinem mit Löchern übersäten Hemd verschwinden.
„Dort drüben liegt ihr Haus“, sagt er dann und zeigt Warlock mit einem Finger die Richtung. Gleich darauf ist der Bettler verschwunden.
Die kleine Blockhütte, die angeblich Ysoldas Heim sein soll, liegt nur etwa fünfzig Schritte von Warlocks momentanem Standort entfernt. ‚Na, das hätte ich auch billiger in Erfahrung bringen können. Gut, dass ich ihm nur den Lederbeutel des Elfen gegeben habe. Obwohl ich selber nicht weiß, was sich darin befunden hat’, denkt der Jüngling bei sich, gleich darauf macht er sich auf den Weg zu dem Blockhaus. Dort angekommen geht er dreimal um die Hütte herum, doch nichts deutet daraufhin, wer hier wohnt. Der Bursche bleibt vor der Türe stehen, schaut sich verstohlen um und klopft dann ein paarmal an die hölzerne Pforte, doch nichts geschieht. Ein Blick durch eines der Fenster gibt auch keinen Aufschluss darüber, wessen Hütte das hier sein könnte und ob der Bettler ihm auch tatsächlich die Wahrheit gesagt hat. Fest entschlossen greift Warlock nach dem Türknauf, doch wie sollte es auch anders sein, diese ist verschlossen. Eine kleine aus Holz gefertigte Sitzbank befindet sich vor der Hütte, direkt unter dem einzigen Fenster und Warlock nimmt darauf Platz, um sein weiteres Vorgehen zu planen. Denn er will unbedingt in dieses Haus gelangen um zu sehen, wie Ysolda lebt und um mehr über sie zu erfahren. Eine Frau wie sie hat doch gewiss ein gut gepflegtes Tagebuch oder andere Schriftstücke, die etwas mehr über sie und ihren Lebensstil verraten würden. Das zumindest sind die Gedanken, die dem Burschen momentan in seinem Kopf herumschwirren. Bloß, wie soll er ins Innere des Holzhauses gelangen? Alvor, der Schmied aus seinem Heimatdorf, hatte ihm vor langer Zeit beigebracht, wie man verschlossene Türen mit einem kleinem Dolch und einem Dietrich öffnet. Doch beides hat er nicht zur Hand. Obendrein wimmelte es um diese Uhrzeit geradezu von Passanten und Wachen hier, nur unweit des Marktplatzes. Er muss also irgendwie an einen Dietrich sowie an einen Eisendolch gelangen. Plötzlich kommt ihm dieses lärmende metallische Hämmern wieder in den Sinn, welches ihn beim Betreten der Stadt hat zusammenfahren lassen. Natürlich, beides sollte ich doch in einer Schmiede bekommen!
Sogleich macht er sich auf den Weg zurück in Richtung des Stadttores, vorbei am Marktplatz, wo ihm tausende Blicke folgen, so zumindest kommt es dem Burschen vor, doch unbeirrt setzt er seinen Weg weiter fort und kurz darauf trifft er bei der Schmiede ein.
Als Warlock zum ersten Male heute Morgen hier vorbeigekommen ist, ist ihm das Schild mit dem Namen „Kriegsjungfer“ nicht einmal aufgefallen, so schnell hat er sich nur von dem für ihn unangenehmen blechernen Gehämmere entfernen wollen. Nun tritt er zögernd zu der Schmiedin und begrüßt sie freundlich. „Guten Tag!“
Die Frau läßt daraufhin von der Werkbank ab, an der sie immer noch mit dem Bearbeiten einer Rüstung beschäftigt ist und wendet ihre Aufmerksamkeit dem Burschen zu.
„Ebenso wünsche ich auch Euch einen guten Tag, junger Mann. Wie kann ich Euch zu Diensten sein?“
Die Freundlichkeit der Schmiedin erfreut Warlock sehr, umso leichter würde er sein Anliegen vorbringen können.
„Ich ersuche, ein paar Dinge käuflich zu erwerben.“
„Ja, ich höre?
„Ich benötige einen Eisendolch und ein paar...“,
Kurz zögert Warlock dann doch, aber letzten Endes muss er sein Anliegen vortragen, um an die Sachen zu kommen.
„Ich benötige also einen Dolch aus Eisen gefertigt und ein paar Dietriche.“
„Warum so zögerlich, mit dem Verkauf solcher Dinge bestreite ich meinen Lebensunterhalt und was Ihr damit verrichten wollt, hat mich nicht zu interessieren. Es sei denn, Ihr wollt des Nachts in mein Haus gelangen!“, schmunzelt die Frau, deren Wangen rußverschmiert sind.
„Oh nein, keineswegs, ich habe den Schlüssel zu meiner Truhe…“, Warlock kann diesen Satz nicht zu Ende bringen, denn er wird mitten in der Ausführung von der Schmiedin unterbrochen.
„Junger Mann, wir wissen doch beide, was es mit der ‚Truhe’ auf sich hat, oder?“
Erneut lächelnd sieht die Schmiedin Warlock an. Wie konnte dieses Weibsbild ihn so schnell durchschauen?, fragt er sich. Doch für solche Gedankenspiele war jetzt keine Zeit.
„Habt Ihr, wonach es mich verlangt, gute Frau?“
„Frau ja, aber gut, das wiederum sei einmal dahingestellt.“ Wieder dieses schelmische Lächeln, welches Warlock nur noch mehr verunsichert.
„Ich bin Adrianne Avenicci und Ihr seid…?“
Nun ist der Bursche völlig durch den Wind. Warum will sie nun auch noch seinen Namen wissen? Schließlich wollte er doch nur etwas von ihrer Ware kaufen. Doch auch bei diesen Gedanken kam ihm Adrianne Avenicci zuvor.
„Ich mag es nicht, wenn ich nicht weiß, mit wem ich es zu schaffen habe, mehr nicht. Also beruhigt Euch wieder. Wie viele Dietriche sollen es denn sein? Acht hätte ich im Moment noch. Wenn Ihr mehr benötigt, so muss ich Euch…“
Adrianne sieht Warlock tief in die Augen und wartet darauf, dass er ihren Satz vervollständigen würde, was er dann auch macht.
„Warlock, Warlock Erzling.“
Daraufhin fährt die Schmiedin fort: „So muss ich Euch, Warlock, bitten, in ein paar Tagen ein weiteres mal bei mir vorbeizuschauen. Denn dann müsste ich diese erst anfertigen. Da ich momentan aber mit dem Schwert und der Rüstung für den Jarl beschäftigt bin, kann das noch ein paar Tage dauern.“
„Nein nein, acht sollten genügen und was ist mit dem Dolch?“
„Habe ich vorrätig, wartet kurz hier, ich hole eben die Sachen. Ach, und Gold habt Ihr dabei, hoffe ich doch?“
„Selbstredend, was wird es mich kosten?“
„Lasst mal sehen. Acht Goldstücke für den Eisendolch, obendrein je ein Goldstück pro Dietrich. Sagen wir fünfzehn Goldstücke.“
„Habt Ihr euch nicht verrechnet?“
„Nein, Ihr treibt nicht oft Handel, was?“
„Nein, nicht wirklich. Also hier...“, stammelt Warlock und übergibt der Händlerin die geforderte Menge Gold. Diese verschwindet damit in ihrem Laden, aber nur, um kurz darauf wieder zu erscheinen. In ihren Händen hält sie nun ein Bündel, welches in ein altes Stück Stoff gewickelt ist.
„Hier habt Ihr, was Ihr wolltet.“
Wieder lächelt Adrianne den Burschen an und flüstert ihm zu : „Lasst Euch aber nicht bei Eurem Vorhaben erwischen!“
Warlock nickt ihr zu und verlässt daraufhin eilig mit dem Bündel in seinen Händen die Schmiede. Er braucht nicht hineinzusehen, denn er fühlt bereits, was sich darin befindet. Doch was macht er nun? Für das, was er beabsichtigt, ist es noch viel zu früh am Tage und es würde zu viel Aufsehen erregen. Kurzum beschließt er, bis zur Dämmerung die Stadt zu besichtigen. Vorher allerdings sucht er erneut das vermeintliche Haus von Ysolda auf, um hinter der Hütte das Bündel in einer dicht gewachsenen Hecke verschwinden zu lassen. Etwas erleichtert macht er sich dann auf, die Stadt näher kennenzulernen.
Weißlauf liegt mitten in der weitläufigen Tundra von Himmelsrand. Umgeben von reißenden Flüssen und kleinen, langsam vor sich hin plätschernden Bächen ist der ertragreiche Boden für die Landwirtschaft besonders gut geeignet. Um die Stadt vor Übergriffen durch Banditen, Trolle und anderem wilden Getier zu bewahren, wurden hohe Wachtürme und eine große Mauer aus Stein um die Stadt errichtet. Ihr Name stammt von dem breiten Fluss ab, an dem sie liegt. Weißlauf wurde nach und nach um die Methalle Jorrvaskrr herum errichtet und durch ihre zentrale Lage im Lande Himmelsrand ist sie ein wichtiger Handelspunkt geworden. Deswegen sind wohl auch die Straßen rings um die Siedlung in diesem Teil des Landes gut gepflastert.

Der Tag neigt sich dem Ende zu und die hereinbrechende Nacht hüllt die Straßen und Gassen der Stadt in Dunkelheit. Warlock entscheidet sich dazu, es nun auf einen Versuch ankommen zu lassen, ins Innere von Ysoldas Haus zu gelangen. In geduckter Haltung schleicht er sich von der Rückseite des Hauses in Richtung der Eingangstür. Zuvor hat er sich das benötigte Werkzeug wiederbeschafft, welches er vor ein paar Stunden hinter dem Haus versteckte.
Am Eingang angekommen richtet er seinen Blick auf die nähere Umgebung des Hauses, nichts ist zu sehen und vor allem keine Wachen. So macht er sich daran, mit Messer und Dietrich bewaffnet ins Innere der kleinen Hütte zu gelangen, als sich völlig unerwartet die Tür des Hauses wie von Geisterhand öffnet.
„Wolltest du hineingelangen, dann hätte ein Klopfen an der Tür ausgereicht, mein Lieber!“
Mit einem entzückenden Lächeln steht Ysolda in der Tür und kann sich nur schwerlich zurückhalten, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
„Bei den Neun, was machst du hier?“, fragt Warlock völlig von der Situation überrumpelt.
„Das fragst du mich? Ich liege nicht mit den Knien im Staub und versuche in ein Haus einzubrechen. Komm bloß hoch bevor uns, ähm, dich noch jemand sieht...“



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Kiam
04.04.2013, 17:14
http://www.abload.de/img/webklein22ad9h.pngTeil 20. Liebe und Leid liegen nah beieinander


Da ging sein Vorhaben aber mal so richtig nach hinten los. Wer konnte denn auch bitte damit rechnen, dass Ysolda plötzlich in ihr Heim zurückgekehrt ist? Warlock bleibt also nichts weiter übrig, als sich zu erheben, den Staub von seinen dunklen Hosen zu klopfen und der Aufforderung der jungen Dame Folge zu leisten. Somit betritt der junge Nord die nur spärlich eingerichtete Holzhütte, welche Ysolda ihr Heim nennt.
Dabei hatte er doch einiges in Erfahrung bringen wollen und Fragen, die dringendst nach einer Antwort suchen, wollte er beantwortet haben. Doch jetzt sind nur weitere Fragen durch ihr plötzliches Erscheinen entstanden. Wie war es ihr nur möglich gewesen, von allen ungesehen in die Stadt zu gelangen? Warum ist sie hier? Was ist aus Lume geworden? Fragen über Fragen, die nach einer Antwort dürsten.

Mit einem zarten und auffordernden Lächeln bittet Ysolda ihn in ihr kleines Heim und dieser Einladung kommt Warlock trotz all der Ungereimtheiten allzu gern nach. Nachdem die hölzerne Eingangstür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, sprudelt es nur so aus ihm heraus: „Sag, was machst du hier, wie bist du…“
Warlock kommt gar nicht erst dazu, seine ihm so wichtigen Fragen zu stellen, denn die junge Frau legt einen ihrer zierlichen Zeigefinger auf seine Lippen und haucht ihm mit sanfter Stimme entgegen: „He, schau, wir sind endlich allein und du willst reden? Lass uns die gewonnene Zeit besser anders verbringen.“
Sein Herz beginnt förmlich zu rasen in seiner Brust, ein wohliges, warmes Gefühl breitet sich in seinem Magen aus. Auch wenn er etwas sagen wollen würde, es würde ihm nicht gelingen, denn Ysolda hat bereits ihre zarten weichen Lippen auf die seinen gepresst.
Ein langer und inniger erster Kuss, wie sehr hat Warlock sich nach diesem Moment gesehnt und ihn sich herbeigewünscht. Nun war er da, der Augenblick, und der Jüngling hofft innerlich darauf, es möge sich nicht um einen dieser schönen Träume handeln, aus dem er gleich aufgewühlt erwachen würde, wie es ansonsten immer der Fall gewesen war. Nach dem langen, innigen Kuss öffnet er nur langsam und sehr zögerlich seine Augen.
Langsam läßt Ysolda direkt vor seinen bewundernden Blicken ihr blaues Kleid zu Boden sinken. Nun steht sie vor ihm, das warme Licht des Kaminfeuers umschmeichelt den wohlgeformten und anregenden Körper der zierlichen Frau. Wie hypnotisiert starrt Warlock sie an und bei diesem Anblick fühlt sich sein Herz an, als wolle es sich in seiner Brust überschlagen. Ysolda ist im Besitz von außerordentlich schlanken Beinen, einer schmalen Taille und ganz wundervollen weiblichen Rundungen. Noch nie hat Warlock etwas so Schönes gesehen. Mit heftig schlagendem Puls beginnt nun auch der Jüngling, sich hastig seiner Kleidung zu entledigen.
„Bei den Neun…“, ist alles, was er herausbringt, so trocken ist ihm die Kehle auf einmal geworden bei dem Anblick, der sich ihm dort im Schein des Kaminfeuers bietet.

Langsam, fast ängstlich geht er auf sie zu und schließt sie sanft in seine ungewöhnlich muskulösen Arme, doch im Moment will er keinen Gedanken an diese kleine Ungereimtheit verschwenden.
„Auf diesen Moment habe ich so lange gewartet“, flüstert er ihr sanft ins Ohr. Daraufhin hebt er Ysolda hoch und trägt sie behutsam zum flauschigen Bett hinüber. Dort lässt er sie in die weichen Kissen sinken und verharrt daraufhin einen Augenblick lang vor dem Bett.
„Nun komm schon zu mir...“
„Sofort, ich … ich will dich nur noch kurz ansehen“, entgegnet der Jüngling mit heiserer Stimme. Warlock bemerkt, dass sie schmunzelt und es sichtlich genießt, von ihm betrachtet zu werden.
„Nun lass mich nicht noch länger warten.“
Ihre melodische Stimme schickt einen lustvollen Schauer über Warlocks Rücken. Allen anderen weiblichen Seelen aus seinem kleinen Heimatdorf hat er nie Beachtung geschenkt, doch bei Ysolda ist es vom ersten Tag an anders gewesen. Er ist noch nie mit einer Frau auf diese Weise zusammengewesen und es wird eine lange Nacht mit wenig Schlaf, an die er sich oft und gerne erinnern wird.

Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln Ysolda aus ihrem tiefen Schlaf. Sie erwacht, dreht sich herum und nimmt mit einem sanften Lächlen wahr, dass Warlock noch immer tief und fest schlafend neben ihr liegt. Sie schenkt ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und murmelt in eines seiner Ohren: „Guten Morgen Schlafmütze, der Tag ist längst erwacht.“
Langsam öffnet der Bursche die Augen und der Anblick, der sich ihm bietet, zaubert sofort wieder ein liebevolles Lächeln in sein Gesicht.
„Guten Morgen, es war also doch alles nicht nur ein schöner Traum.“
„Sollte es das?“, fragt Ysolda etwas schnippisch.
„Nein, nein, natürlich nicht!“
„Ich gehe zum Markt uns etwas zum Frühstück besorgen und nach Lume sehen.“
„Gute Idee, denn ich habe einen Bärenhunger. Warte mal, nach Lume sehen? Wie meinst du das? Er ist also auch hier in Weißlauf?“
„Natürlich, die ganze Nacht lag er unter unserem Bett und im Morgengrauen ist er gegangen.“
Ysolda beginnt schallend zu lachen.
„Haha, mach dich nur ruhig lustig über mich. Bei diesem Thema ist mir nach allem anderen nur nicht nach Lachen.“
„Nun schmoll nicht mein Liebster, er befindet sich im Tempel von Kynareth. Dort ist er in seinem Zustand gut aufgehoben und bekommt alles, was er zur Heilung seiner Wunden benötigt. Wenn es dich danach verlangt, gehen wir später gemeinsam zu ihm.“
„Welch eine Frage, natürlich will ich ihn sehen!“, entgegnet Warlock, dem vor Erleichterung die Tränen kommen.
„He, dann hat das Amulett also noch nicht vollends von dir Besitz ergriffen, das ist eine gute Nachricht“, meint die Nord zu dem Burschen, als sie seine feuchten Augen bemerkt.
„Reicht ja auch vollends aus, dass sich bereits deine Haut- und Haarfarbe merklich verändert hat.“
„Wie bitte?“, fragt Warlock ganz erstaunt.
„Sage mir nicht, dir sei dieser Umstand entgangen. Da hat wohl jemand des längeren sein eigenes Antlitz nicht mehr in einem Spiegel betrachtet, wie? Hole es nach, wenn du dich frisch machst. Ich gehe jetzt los um alles für ein Helden-der-Nacht-Frühstück zu besorgen.“
Wieder ein erregtes Lächeln von Ysolda, welches Warlock nicht entgeht und er mit einer inneren Zufriedenheit wahrnimmt. Unterdes hat sich Ysolda bereits flink ihr Kleid angezogen.
„Mit nichts an als deiner Haut gefällst du mir besser“, lässt Warlock seine Angebetete wissen.
Doch ohne eine weitere Reaktion darauf verschwindet die Nord für einige Zeit in einem der beiden Nebenräume des kleinen Hauses. Warlock vermutet, dass sich dort das Bad des kleinen Hauses befindet, denn kurze Zeit später kommt Ysolda frisch wie der Morgentau auf den Gräsern wieder herein.
Sie drückt Warlock noch einen kurzen, aber sehr liebevollen Kuss auf seine Lippen und bereits im nächsten Moment ist sie aus der Tür hinaus und befindet sich auf dem Weg in Richtung Marktplatz.

Warlock unterdes steht aus dem Bett auf und streckt seine noch etwas müden Glieder. Sein erster Weg führt ihn in den Nebenraum, wo der Jüngling das Bad vermutet hat und er behält Recht. Auch dieser enge Raum ist nur spärlich eingerichtet, neben einem riesigen Spiegel und einem Waschzuber befindet sich lediglich eine kleine aus Holz gefertigte Kommode darin. Weiteres Mobiliar hätte die Bewegungsfreiheit nur noch mehr eingeschränkt.
Ein paar kühlende Spritzer Wasser ins Gesicht genügen, um ihn vollends munter zu machen. Er wendet seine Aufmerksamkeit nun dem riesigen Spiegel an der Wand zu, doch sein Antlitz erschreckt ihn. Sein über die Schultern hinabreichendes Haar ist fast weiß geworden und nichts von seiner eigentlichen Haarfarbe blond ist mehr zu erkennen. Seine Hautfarbe hat sich ebenso völlig verändert, er war nun Besitzer einer aschfahlen Haut. All das ängstigt ihn zu seiner Verwunderung nicht allzusehr. Fast gelassen bindet er sich sein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, wirft noch einen letzten Blick in den Spiegel und verlässt das Badestübchen wieder.

Ysolda hat nicht zuviel versprochen und das Frühstück fällt wirklich sehr reichhaltig aus. Gestärkt und voller Tatendrank machen die beiden sich dann auf den Weg zum Tempel von Kynareth. Dort angekommen nimmt Ysolda Warlock an die Hand und sieht ihm ernst in die Augen.
„Bedenke, Lume ist wahrlich schwer verletzt worden und sein Anblick könnte dir wenig gefallen, doch wende deinen Blick nicht von ihm ab. Er soll sehen, dass du für ihn da bist, hörst du?“
„Alles klar und danke.“
Ein flüchtiger Kuss und beide betreten die Hallen des Tempels. Warlock erkennt sofort, wo sein bester Freund aufgebettet worden ist.
Für alle Leser die mit Kynareth nichts anfangen können - Sie ist eine der Neun Götter von Tamriel. Sie ist die stärkste der Himmelsgeister und wird als Göttin des Himmels, der Winde, der Elemente und der unsichtbaren Geister der Winde angesehen. Zudem ist Kynareth die Patronin der Seeleute und Reisenden. In einigen Legenden ist sie die erste, die Lorkhans Plan, die Sterblichen zu erschaffen, zustimmte und den Platz dafür in der Leere schuf. Sie wird ebenfalls mit dem Regen in Verbindung gebracht, welchen es vor dem Verlöschen von Lorkhans göttlichem Funken nicht gegeben haben soll. Die Luftgeister Amaro, Pina und Tallatha werden als die Finger von Kynareth bezeichnet.

Mit heftig schlagendem Puls geht Warlock auf Lume zu, sein Herz verkrampft sich, als er den bewusstlosen Körper seines Freundes in Augenschein nimmt. Ganz nah tritt er an sein Bett heran, um die Verletzungen genauer betrachten zu können. Ysolda hingegen bleibt etwas abseits stehen und sieht zu den beiden herüber. Warlock zieht ein feines Tuch aus seinem Wams, mit dem er Lume eine Blutspur von der aschfahlen Wange wischt. Dabei fährt er mit den Fingerspitzen über sein Gesicht. ‚Halte durch mein Freund!’, sendet er ihm mental.
Neben Lumes Augenwinkeln erkennt Warlock die getrockneten Spuren seines Leidens. Er versucht, die dünne, salzige Kruste mit dem Daumen wegzureiben, aber es ist, als hätten sich seine Tränen in die Haut geätzt. ‚Es tut mir alles so leid’ … Sein Magen verkrampft sich, wie lange muß Lume hier wohl noch so sein Dasein fristen und an allem war nur er der Schuldige.
Sein Blick wandert von Lumes Gesicht hinüber zu Ysolda. Diese versteht das Signal sofort und kommt nun näher. Sie umschließt die ungewöhnlich breiten Schultern von Warlock mit ihren Armen.
„Es ist nicht deine Schuld, Liebster, glaube mir.“
„Wird er wieder werden?“, will Warlock wissen.
„Er ist ein starkes Kerlchen, gewiss kommt er wieder auf die Beine. Doch es braucht seine Zeit und nun komm, lassen wir ihn sich erholen.“
„Lume, wenn du mich hören kannst, ich werde auf dich warten und alles dafür geben, dass es dir bald besser geht. Hörst du und wehe, du lässt mich in diesem unserem Land allein, wage es nicht, zu sterben, verstehst du mich? Ich komme wieder, um dich zu besuchen, hörst du, mein Lume!“
Mit diesen Worten verabschiedet sich Warlock einstweilen von seinem Freund und er und Ysolda verlassen den Tempel.

Langsam schlendern die beiden frisch Verliebten durch die belebten Straßen von Weißlauf. Die Sonne steht hell am Firmament über ihnen und eine ganze Weile lang schweigen die beiden sich an, bis Ysolda die Stille schließlich durchbricht.
„Was wirst du als nächstes tun? Wo wirst du versuchen, hinzugelangen?“
„Ich werde der Behausung deines Vaters einen Besuch abstatten und um deine Hand anhalten.“
Daraufhin sieht Ysolda den jungen Mann mit weit geöffnetem Mund an.
„Ich hoffe, du willst mich auf den Arm nehmen!“
„Ja, sei nicht besorgt, noch brauchst du das Aufgebot nicht zu bestellen“, entgegnet Warlock mit einem Lächeln.
„Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht auch begehre, doch wir haben Wichtigeres zu erledigen. Du hast einen seltsamen Humor in diesen schweren Stunden, mein Liebster. Also sprich, wie sieht dein weiterer Plan aus? Du weißt, wir müssen das Amulett zerstören!“
„Ja ich weiß, doch ich bin der Meinung, wir könnten es gegen Zerkziss benutzen, um ihn ruhig zu stellen und dann werden wir es zerstören.“
„Versprich es!“, fordert Ysolda Warlock eindringlich auf und sieht ihm dabei tief in seine Augen.
„Ich verspreche es dir!“
Ein zärtlicher Kuss und beide setzen ihren Weg in Richtung Ysoldas kleiner Hütte weiter fort.
„Wir müssten in Erfahrung bringen, wo sich der Magier aufhält und welche Ziele er verfolgt“, sagt Warlock nach einer weiteren Weile des Schweigens.
„Lass das nur meine Sorge sein, ich habe auch bereits einen Plan.“
„Aha und wie sieht dieser aus?“
„Na ich werde…“


to be continued a soon is possible

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Kiam
26.06.2013, 18:22
http://www.abload.de/img/webklein22ad9h.pngTeil 21. Das Amulett hat sich entschieden.


„Was glaubst du werde ich wohl machen?“, fragt Ysolda den sie nun anstarrenden Warlock.
„Meine Liebe, ich habe gewiss keine Ahnung von deinen Plänen“, erwidert dieser nach einigen Augenblicken des Schweigens.
„Doch es wäre mir sehr recht, wenn du mich in deine Pläne einweihen würdest. Nur bitte, bevor du wieder von der Bildfläche verschwindest.“
„Eine Nacht mit mir und er sorgt sich um mich, wie entzückend!“
Daraufhin schließt Ysolda Warlock langsam in ihre Arme und schenkt ihm einen innigen Kuss.
„Ach, so einfach ist es, von dir einen Kuss zu erhaschen, sag das doch gleich!“
Sofort nimmt der Jüngling seine Beine in die Hand und sucht das Weite, doch Ysolda denkt gar nicht daran, ihn entwischen zu lassen und folgt ihm behende. Beide lachen fröhlich und erfreuen sich an diesem heiteren Moment, der jedoch nicht von langer Dauer ist. Beinahe hätte die junge Frau den flüchtigen Flusswalder auch eingeholt, der in diesem Moment in einer der vielen Seitengassen verschwindet. Vor Ysolda öffnet sich jedoch mit gleißendem Licht ein magisches Portal, aus dem Zerkziss hervortritt. Er packt seine völlig erstaunte Tochter mit seinen von Stacheln besetzten Pranken am Hals. So fest drückt er zu, dass sogleich Blut an ihrem Hals hinabrinnt.
Mit furchteinflößender Stimme und einem Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren läßt, raunt der Magier Ysolda zu: „Schrei, und du wirst es bereuen.“
Noch fester wird sein eiserner Griff um ihren bereits blutverschmierten Hals. Hilflos versucht Ysolda nur zu nicken, um ihr Einverständnis zu zeigen. Hinter dem Magier sind unterdes sein oberster Heerführer und zwei Dutzend getreue Krieger dem Portal entstiegen.
„Mein Herr, alles wie besprochen?“, fragt der Heerführer.
„Ja, holt mir mein Amulett, koste es was es wolle. Ach, und bringt mir seinen Leichnam. Ysolda braucht doch ein Andenken, nicht wahr, meine Teure?“
„Jawohl Herr.“
Daraufhin befielt der Kommandant seiner Truppe, ihm zu folgen und im Laufschritt verschwinden sie in der staubigen Gasse, in die kurz zuvor Warlock gelaufen ist.
„Und nun zu uns beiden“, wendet der dunkle Magier sich wieder Ysolda zu.
„Wo ist dieser andere Bauerntrampel? Sag es mir und dein Leben wird rasch enden, ich verspüre keine Lust mehr auf deine Spielchen. Sag es mir, sag es mir sofort!“
Hinter ihrem Rücken lädt Ysolda unbemerkt einen Kerzenscheinzauber auf.
„Warum musste es nur soweit kommen?“, fragt die tapfere junge Frau, mehr zur Ablenkung als zur Erwartung einer Antwort, ihren Vater.
„Das bist du selbst gewesen mein Kind, als du dich für die falsche Seite entschieden hast“, erwidert der Magier mit düsterer Stimme. Eben wollte er weitersprechen, doch just in diesem Moment blendet den Hexer der grelle Schein des Zaubers. Völlig überrumpelt lässt Zerkziss Ysolda los und diese nutzt die Gelegenheit zur Flucht. Ein paar flinke Schritte und die junge Frau ist in einer engen und staubigen Gasse verschwunden, wo sie sich den Blicken ihres vor Wut tobenden Vaters entziehen kann. Sie passiert eine Reihe von aus Holz und Lehm gefertigten Häusern, schließlich kauert sie sich völlig außer Atem hinter eine Steinmauer. Doch ohne Vorwarnung ertönt eine Stimme neben ihr. „Dachtest du, es wäre so einfach, mir zu entkommen? Ysolda, das hier ist kein Spiel!“
Der Hexer hat sie also wiederentdeckt und das schneller, als sie angenommen hatte.
„Vater, was willst du von mir?“
„Ach, jetzt bin ich wieder dein Daddy? Wenn er dich wirklich liebt, wird er dich holen wollen und nun sei ein braves Mädchen und folge mir. Es wäre doch schade, wenn ich dir gegenüber Gewalt anwenden müsste.“
Ysolda denkt nicht im Traum daran, dem Wunsch dieses Mannes Folge zu leisten, doch was bleibt ihr in ihrer misslichen Lage anderes übrig, als ihrem Vater seinen Wunsch zu erfüllen? Langsam und in ihr Schicksal ergeben schleicht Ysolda hinter Zerkziss her.
„Eine Frage, Vater. Warum das alles? Himmelsrand ist doch auch ein Teil von dir!“
„Es ist mein tiefster Wunsch, mir ganz Himmelsrand untertan zu machen und es dann nach meiner Vorstellung zu gestalten. Die Bewohner sind mir überdrüssig geworden, es wird Zeit für einen Sturm, der all den Abschaum und Dreck aus den Städten trägt.“
Kurz bleibt Ysolda stehen. „Was ist mit all den unschuldigen Seelen?“
„Es gibt sie nicht, niemand ist unschuldig an der jetzigen Situation. Sieh dir all dies Leid an in den Straßen, erkennst du es nicht? Dann verschließt du die Augen vor der Wahrheit. Väter, die sich mit Met volllaufen lassen und ihre Frauen prügeln, anstatt sich um sie und ihre Felder zu kümmern. Überall Verrat, Betrügereien und Mord. Ich habe es so satt.“
„Und gerade du gehst ja mit gutem Beispiel voran“, zischt Ysolda dem Magier zu. Dieser dreht sich ruckartig zu ihr um, sieht ihr tief in ihre azurblauen Augen und antwortet in einem für die Situation ungewöhnlich ruhigen Ton: „Ysolda, wer hat mit dem Morden begonnen? Ich habe die Mutter dieses Bauernlümmels nicht auf dem Gewissen und wollte lediglich zurück, was sowieso mir gehört hat. Alles was dann folgte war, nun sagen wir, eine Verkettung von unglücklichen Umständen.“
Die beiden sind so in ihr Gespräch vertieft, dass sie den nahenden Warlock überhaupt nicht bemerken. Ysoldas nächster Satz nimmt dem Burschen unweigerlich die Luft zum Atmen und sein Herz beginnt in seiner Brust vor Schmerz fast zu zerspringen.
„Ach, und die Enthauptung von seinem Vater war dann was?“
„Ich habe ihm damit einen Gefallen getan, er wäre ohne seine geliebte Frau ohnedies nicht mehr glücklich geworden. Was ist ihm denn geblieben, außer ein leeres Heim und ein nichtsnutziger Nachkomme?“
„Das hört sich alles so bekannt an, findest du nicht? Nur das meine Mutter tot ist und du noch unter den Lebenden weilst.“
Auf einmal mischt sich Warlock aufgeregt und hasserfüllt in die Unterhaltung ein, während ihm Tränen aus den Augen rinnen.
„Ihr, Ihr habt meinen Vater getötet?“, schreit er aus voller Kehle den Magier an. Daraufhin wendet er sich Ysolda zu.
„Sag mir nicht, du hast es gewusst und es mir verschwiegen! Wer bist du, dass du mir so eine Nachricht vorenthalten konntest?“
Um die Drei sammeln sich langsam die Schergen des Magiers und kreisen sie in der ohnedies schon engen Gasse ein.
„Ach herrje, du wusstest es noch gar nicht. Nun ja, doch nun ist dieser Umstand ja geklärt“, richtet sich Zerkziss, mit einem dämonischen Lächeln auf den Lippen, an Warlock.
„Ihr steckt also beide unter einer Decke, du und dein Vater!?“
Ungläubig sieht Warlock Ysolda an.
„Ah, nun wird es interessant, auch das hast du dem Bauern vorenthalten. Mein Blut fließt also doch durch deine Adern.“
Zerkziss amüsiert sich offensichtlich sehr über die Situation.
„Wie konntest du mich so täuschen?“
„Warlock, ich wollte…“, doch der Hexer unterbricht seine Tochter mitten im Satz.
„Wie ein glitschiger Aal in den Händen eines jungfräulichen Fischers. Ysolda, es ist, denke ich, alles gesagt. Lass uns gehen und du, Bauer, gib mir mein Amulett.“
„Warlock, tu es nicht!“, fleht Ysolda den Burschen an.
„Auf dieses Weibsbild würde ich an deiner Stelle nicht mehr hören, am Ende will sie das gute Stück nur für sich. Packt ihn!“, weist Zerkziss jetzt seine Schergen an.
Es dauert nur wenige Augenblicke und Warlock wird von einigen der Unholde erfaßt. Er windet sich in ihrem Griff, doch befreien kann er sich nicht. Der Hexer tritt vor ihn und holt das Amulett langsam unter dem verschwitzten Hemd des Burschen hervor.
„Wie lange habe ich auf diesen Moment warten müssen. Nun bist du endlich wieder mein!“
Die Augen von Zerkziss beginnen zu leuchten, als er den magischen Gegenstand in seinen Händen fühlt. Aber es kommt anders, als er erwartet hat. Das Amulett beginnt zu reagieren und glüht in seiner Hand auf, ein schmerzerfüllter Schrei des Zauberers ertönt und hallt von den Wänden der Häuser wider. Sofort lässt er das Schmuckstück los.
„Nein, nein, das darf nicht, das kann nicht, wieso?“, brüllt Zerkziss auf das Amulett ein. Es ist jedoch geschehen, das Amulett hat sich von seinem einstigen Schöpfer und Träger abgewandt und Warlock als seinen neuen Meister erwählt. Das Kleinod verwandelt nun Warlock in eine lebende Fackel und die Schergen, die gerade noch an ihm zerrten, fallen der Reihe nach schreiend auf die Straße, während sie versuchen, den Schmerz in ihren Händen zu lindern. Warlock, der vorhin noch seinen Blick gesenkt hat, hebt nun langsam sein Haupt; Zerkziss und Ysolda blicken in ein furchterregendes Antlitz. Eilig spricht Zerkziss ein paar magische Worte, um eine Barriere zu erschaffen, als auch schon der erste glühende Feuerball daran abprallt.
„Ysolda, ein Portal, mach schnell!“
Wer hätte gedacht, daß die Geschichte so eine dramatische Wendung nehmen könnte…


to be continued a soon is possible

Konstruktive Kritik ist mir immer willkommen!
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Die Handlung dieses Fanfic-Projektes "Warlock, die Geschichte eines Helden" stellt ausschließlich mein geistiges Eigentum dar.
big thanks goes to
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and
Bianca (http://forum.worldofplayers.de/forum/members/27423-Bianca)/Hasenfuß (http://forum.worldofplayers.de/forum/members/148457-Hasenfu%C3%9F) for beautiful amulet design
http://warlock-fanfic.de/images/warlock03.jpg (http://warlock-fanfic.de)

Kiam
09.09.2013, 12:15
http://www.abload.de/img/webklein22ad9h.pngTeil 22. Der Weg der Heilung.


Noch bevor der zweite gleißende Feuerball die Barriere erreicht, sind Ysolda und Zerkziss, mittels des Magischen Portals entschwunden, welches sich augenblicklich hinter ihnen verschließt. Zurück bleiben einige versprengte Schergen des Hexers, die aber sofort die Flucht ergreifen und in alle Himmelsrichtungen der riesig anmutenden Stadt davoneilen. Allein Warlock bleibt am Ort des Geschehens, an eine aus Stein gefertigte Hauswand gelehnt. Er sieht hinauf in den strahlend blauen Himmel und beginnt ganz langsam zu verstehen, was passiert ist. Sein Herz fängt in seiner Brust an wie wild zu rasen und zu schmerzen bei dem Gedanken daran, dass sein Vater nicht mehr unter den Lebenden weilt.

„Ysolda, Zerkziss Fleisch und Blut? Das kann doch nicht sein, das darf einfach nicht sein!“
Seine rechte Hand bildet eine Faust und schlägt voller Wut und Wucht auf die stabile Wand ein, an welcher er lehnt.
„Wie konnte ich mich nur so blenden lassen, ich unerfahrener Dummkopf“, fragt sich der Bursche, als sich plötzlich über ihm ein Fenster mit einem knarrendem Geräusch, zu öffnen beginnt. Eben will er hinauf sehen, um zu erkennen, was dort vor sich ging, als sich ein großer Holzeimer mit kaltem klarem Wasser über ihn ergießt.
„Ist nun bald Ruhe da unten, spielt bloß woanders, verdammte Bengel!“, schreit jemand aus voller Kehle. Der Stimme nach zu urteilen wohl eine in die Jahre gekommene weibliche Person, deren Worte von den umliegenden Wänden widerhallen.
„Na prima, sieh sich einer das an“, ruft Warlock völlig entnervt in Richtung des Fensters, aus der die Ladung kalten kühlen Nasses kam. Doch niemand ist mehr zu sehen, als Warlock seinen Blick hebt.
„Meckern, mich bis auf die Unterwäsche nassmachen und sich dann verziehen, das sind mir die Liebsten“, murmelt der Bursche mit klitschnassem Haar vor sich hin, während er sich aufmacht, die schmale Gasse in Richtung des Marktplatzes zu verlassen. Im Gehen drückt er etwas des Wassers aus seinem Haar.

Auf dem Marktplatz herrscht bereits zu dieser frühen Stunde reges Treiben, an den Ständen wird emsig gehandelt und um die feilgebotene Ware gefeilscht. Auf seinem Weg in Richtung des Marktplatzes, nicht wirklich sicher darüber, was er dort eigentlich will, kommt Warlock ein Gedanke: „Lume!“
Unvermittelt macht der Flusswalder auf seinem Hacken kehrt und setzt seinen Weg schnellen Schrittes in Richtung des Tempels von Kynareth fort, in dem sich sein einziger verbliebener Freund aus schönen Kindertagen derzeit zur Gesundung befindet.

Kynareth ist eine der Neun Götter des Kaiserreiches. Sie ist der stärkste der Himmelsgeister und wird als Göttin des Himmels, der Winde, der Elemente und der unsichtbaren Geister der Winde angesehen. Zudem ist Kynareth die Patronin der Seeleute und Reisenden. In einigen Legenden ist sie die erste, die Lorkhans Plan, die Sterblichen zu erschaffen, zustimmte und den Platz dafür in der Leere schuf. Sie wird ebenfalls mit dem Regen in Verbindung gebracht, welches es vor dem Verlöschen von Lorkhans göttlichem Funken nicht gegeben haben soll. Die Luftgeister Amaro, Pina und Tallatha werden als die Finger von Kynareth bezeichnet.

Im weitläufigen und nur spärlich beleuchteten Heiligtum angelangt, tritt Warlock an das für ihn ungewöhnliche Krankenbett, welches aus purem Stein gefertigt wurde. Nur eine kleine Unterlage aus etwas Stroh verhindert, dass sein verwundeter Freund direkt auf dem kaltem Stein liegen muß. Die Halle wird von schmerzerfülltem Stöhnen und klagendem Wimmern jener erfüllt, die durch die hier wirkenden Priesterinnen und Priester versorgt werden.
Der Tempel von Kynareth besteht aus einer einzigen großen Halle mit zwei sich gegenüberliegenden Eingängen. In der Mitte des Tempelraumes sind auf unzähligen Lagern Verwundete gebettet. Von jenen stammen die klagenden Laute, denn viele ersuchen im Tempel um Heilung ihrer Wunden und Blessuren.

Ruhig und friedlich liegt Lume darnieder, seine Augen fest geschlossen. Sein ruhiger Atem hebt langsam seinen Brustkorb auf und nieder, dies signalisiert Warlock, dass sein Freund noch immer unter den Lebenden weilt. Man kann förmlich die Erleichterung über diese erfreuliche Tatsache in seinem Gesicht ablesen. Vorsichtig, langsam und äußerst behutsam legt Warlock, dem verwundeten Burschen seine rechte Hand auf die Schulter, um dadurch ganz sanft Lume seine Anwesenheit zu signalisieren. Dieser bemerkt es, öffnet aber nicht seine Augen, sondern fragt unter schmerzverzerrtem Stöhnen: „He… wer ist da? Gebt Eeuch zu erkennen, oder bekomme ich schon wieder Medizin, die mir so gar nicht mundet?“
„Ruhig mein alter Freund, ich bin es nur, Warlock, und Medizin hab ich nicht dabei.“
„Bist du gekommen, um an meinem Bett Totenwache zu halten, da muss ich dich enttäuschen mein Freund. Mir wurde gesagt, ich werde wieder vollständig gesunden.“
Ein Lächeln huscht über das schweißgebadete Antlitz von Lume.
„Selbst in dieser für dich schweren Stunde hast du deinen Humor nicht verloren.“
„Nein, aber dafür jede Menge Blut.“
Lume hustet, um seine Lungen frei zu bekommen, denn in letzter Zeit hat er nicht viel gesprochen.
„He, immer langsam mit den jungen Pferden, willst du einen Schluck Wasser?“
„Nein, lass gut sein, es geht schon, komm hilf mir mich aufzusetzen.“
„Meinst du ,das ist eine gute Idee in deinem Zustand?“
„Fang du nicht auch noch an, es reicht schon, wenn die Priesterinnen mich wie einen Invaliden behandeln.“
„Schon gut, na dann los.“
Warlock hilft seinem Freund, sich langsam aufzusetzen, um dann selbst neben ihm Platz zu nehmen.
„Bist du allein hier?“
„Ja.“
„Ohne deine neue Flamme?“
„Die ist mit ihrem Vater auf dem Weg nach Hause, nehme ich an, außerdem, woher weißt du davon?“, will Warlock erstaunt wissen.
„Och komm, schon seit unserem Aufbruch verzehrst du dich nach der guten Ysolda. Nur ein Blinder hätte eure Blicke nicht sehen und deuten können. Aber was meinst du mit ,sie sei auf dem Wege nach Hause an der Seite ihres Vaters’?“
„Sagte ich das nicht eben?“
„Doch, nur ist es für mich etwas, sagen wir, schwer nachzuvollziehen, warum Ysolda mit ihrem Vater auf und davon sei.“
„Ja, so ist es aber allerdings.“
„Kein Scherz?“
Lume sieht seinen Freund an und der erwidert prompt: „Kein Scherz!“
„He komm schon, wenn einer einen Grund zum Schmollen hat, dann bin noch immer ich es, sie dir meine Verbände an“, entgegnet Lume etwas entrüstet. Warlock betrachtet daraufhin die Narbe im Gesicht seines Freundes, diese reicht von der rechten Stirnhälfte über die Braue und das Auge bis auf Hälfte der rechten Wange. Warlock deutet mit ausgestrecktem Finger auf die Wunde und meint: „Mein Lieber, auf die Narbe wirst du mal Stolz sein und noch deinen Enkeln am wärmendem Kaminfeuer berichten.“
Ein Lächeln macht sich auf den Gesichtern der beiden sich gegenübersitzenden Freunde breit.
„Sag, wer ist denn der gute Herr, also Ysoldas Vater, um wen handelt es sich? Ich muss gestehen, dass ich nicht einmal wusste, dass ihre Eltern in Himmelsrand leben, geschweige denn, wo diese sich aufhalten. Ysolda ist in solchen Dingen ja nicht so gesprächig“, sagt Lume.
„Wie wahr mein Guter. Dann wird es dich umso mehr überraschen, dass ihr Vater auf den Namen Zerkziss hört.“
Betretenes Schweigen umhüllt die beiden Freunde für eine kurze Weile, bis Lume mittels einer erneuten Frage die Stille durchbricht.
„Wenn dem so ist, musst du quasi bei dem Hexer, der nach dem Blut anderer Leute giert, um die Hand von Ysolda anhalten.“
Ein lauter Seufzer entringt sich Warlocks Brust.
„Allem Anschein nach, ja. Aber du verstehst den Ernst der Lage schon, oder!?“, entgegnet Warlock, nicht wirklich begeistert von der Vorstellung.
„Hast du eigentlich das Amulett noch, oder hat es mittlerweile den Besitzer gewechselt?“
„Nein ich habe es noch, warum willst du das plötzlich wissen? Ach und …“
Ein kurzzeitiges Schweigen folgt, Warlock starrt an die gewölbte und mit allerlei Bildnissen bemalte Decke des Tempels, als würde dort droben der Rest seiner Aussage verweilen.
„Ja und was?“, reißt Lume ihn nach kurzer Zeit aus seinen Gedanken.
„Es verleiht mir verschiedene Kräfte, die wohl wirklich mächtig sind und zuweilen unheimlich daherkommen.“
„He, na dann kann das Kleinod mich doch auch mit Sicherheit heilen? Denn ich will hier raus, andernfalls sterbe ich doch noch an Langeweile. Die Priesterinnen haben wenig Sinn für Humor und auf jegliche Versuche, mit ihnen zu flirten und den Weibsbildern so etwas näher zu kommen, reagieren die komischerweise völlig allergisch. Dabei bin ich doch so ein Schönling, vor allem in diesem Gewand aus was-weiß-ich was. Der Lumpen kratzt, hängt nur so an meinem Körper herunter und sieht doch wirklich furchtbar edel aus. Wie soll da denn meine schöne Figur zur Geltung kommen?“
„Ich finde, an diesem todschicken Gewand ist nichts auszusetzen. Zumindest erfüllt es seinen Zweck.“
„Du kannst klug reden, du bist ja nun allem Anschein nach vergeben.“
„Warte mal, was hast du eben gesagt?“, will Warlock hastig wissen. Schnell erhebt sich der Bursche und stellt sich vor Lume.
„Dass ich noch auf Brautschau bin und du halt eben nicht“, erwidert Lume.
„Nein, nein, vorher!“
„Der olle Lumpen kratzt?“
„Ach Lume nein, wegen dem Amulett und der Heilung deiner Wunden.“
„Ja, wenn es so mächtig ist wie du meinst, warum..“, Warlock unterbricht ihn.
„Ja, ja, genau diese Stelle, warum eigentlich nicht, wir könnten es probieren.“
Die Stimmung verbessert sich schlagartig.
„Nur weiß ich eben nicht, wie!“
„He, dann bitte doch deinen baldigen Schwiegervater um Rat.“
„Lume sei still, so bist du mir keine Hilfe.“, herrscht Warlock seinen Freund barsch an.
„Ich habe eine Idee, doch dazu benötige ich einen Verletzten, an dem ich es probieren kann.“
„So sehr ich dich auch mag und deinen Enthusiasmus teile, doch ich verweigere mich.“
„Wie wäre es denn für den Anfang mit einem verletzten Tier? Ein Gockel, eine Maus, oder, oder…“, meint Lume aufgeregt.
„Lass mich nur machen, ich habe da bereits eine Idee. Doch dazu muss ich dich einstweilen verlassen. Ich komme aber so schnell es mir eben möglich ist, wieder zu dir zurück.“
„Mach du nur, ich laufe dir mit Sicherheit nicht davon.“

Eine freundschaftliche Umarmung zum Abschied und Warlock verlässt schnellen Schrittes den Tempel und macht sich auf den Weg; unter lautem Knarren schließt sich die Pforte hinter dem Burschen. Warlock richtet seinen Blick in den azurblauen Himmel hinauf, nicht eine Wolke ist zu erblicken. In Gedanken versunken folgen seine Augen dem Horizont; in der Ferne ist der mit Schnee bedeckte Gipfel des höchsten Berges von ganz Himmelsrand zu erkennen. Der Hals der Welt.

Der Hals der Welt, auch Monahven in der Drachensprache, ist der größte Berg in Himmelsrand und auch der höchste von ganz Tamriel. Es gibt verschiedene Legenden über den Berg. Auf dem Berg wurde Alduin mit Hilfe der Schriftrolle der Alten durch die Zeit geschickt und somit für lange Zeit verbannt. Später hat Paarthurnax sich auf dem Hals der Welt eingerichtet und unterrichtet dort die Graubärte im Thu'um, dem Weg der Stimme.
Die Graubärte leben auf dem Hals der Welt im Kloster Hoch Hrothgar und unterrichten das Drachenblut im Weg der Stimme.
Arngeir erwähnt einmal, dass der Hals der Welt der heilige Berg von Kynareth sei.

Doch lange kann Warlock dem anmutigen Blick auf den riesigen Berg nicht frönen, da er eine Aufgabe zu erledigen hat. Er muss schleunigst wissen, ob das Amulett neben den ihm bereits bekannten Fähigkeiten auch dazu im Stande ist, Wunden zu heilen.
Wie bringt man so etwas in Erfahrung? Eigentlich doch ganz einfach, man schnappt sich ein verletztes Tierchen und versucht, dessen Wunden mittels des Amulettes zu heilen. Unter keinen Umständen würde Warlock dieses an einer menschlichen Seele testen wollen und schon gar nicht an Lume selbst. Es bleibt also nichts weiter übrig, als ein Haustier zu erwerben.

Natürlich könnte er auch in der Tundra, die sich rund um die Hauptstadt Weißlauf erstreckt, jagen gehen, doch warum? Außerhalb der Stadt, direkt an der schier unüberwindbaren Stadtmauer gelegen und somit nicht sehr weit entfernt, gibt es eine Vielzahl von Bauernhöfen mit reichlich Vieh. Also macht sich Warlock auf den Weg in Richtung des Stadttores, um außerhalb von Weißlauf bei den Bauernsein Glück zu versuchen. Gerade als er dabei ist, seinem Vorhaben Taten folgen zu lassen und die Stadt durch das mächtige Tor zu verlassen, stellen sich ihm sich vier bis an die Zähne bewaffnete Stadtwachen in den Weg.
„Ihr da, stehenbleiben!“, fordert eine der Wachen Warlock unvermittelt auf.
„Was, warum sollte ich? Was wollt ihr von mir?“, will der Bursch wissen.
„Ihr seid nicht in der Position Fragen zu stellen, Bürger!“, knurrt ihm der vorderste der Wachmänner barsch entgegen, der sich direkt vor Warlock aufgebaut hat.
„Warlock aus Flusswald? Ihr tragt eine Kleinigkeit bei euch.“
„Ja und Nein…“, erwidert Warlock völlig überrascht von der Situation.
„Auf Geheiß des Jarl von Weißlauf, dem ehrenwerten Balgruuf dem Älteren, werde ich Euch in Gewahrsam nehmen und Euch zu ihm führen. Der Jarl ersucht nach Eurer Anwesenheit.“
„Eine Verweigerung meinerseits kommt wohl nicht in Frage, nehme ich an?“
„Nein, nicht wirklich, auch würde ich ungern Gewalt anwenden wollen. Bei dieser Wärme lehne ich eigentlich jede unnötige Bewegung ab“, erwidert die Wache und ein Blick auf seine Statur verrät sofort, wie die Wache auf diese Aussage kommt.
„Nun gut, dann werde ich Eurem Befehl Folge leisten.“
„Dann auf, meine Herren, in die Drachenfeste“, ordnet die korpulente Wache an.

Die Drachenfeste wurde einst von Olaf Ein-Auge erbaut, der damals ein Gefängnis für den Drachen Numinex errichten wollte. Daher stammt auch der Name der Burg, Drachenfeste. Olaf Ein-Auge nahm Numinex im hinteren Teil der Drachenfeste gefangen, was dann mit ihm geschah, ist ungewiss. Jedoch hängt im Thronsaal der Drachenfeste immer noch der Schädel des mächtigen Drachen.

Die Geschehnisse werden sich von nun an Rasant überschlagen und es wird ein Krieg folgen, den nur einer zu verhindern im Stande ist, wenn er es denn will...


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