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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Story] Das Web



Stealthfighter
21.05.2006, 17:54
Die folgende Geschichte basiert auf Ideen, die mir gekommen sind, nachdem ich eine Sammlung von Kurzgeschichten gelesen habe in welchem es um dieses Phänomen, diese Erfindung, das Web geht.

Zur kurzen Erklärung:

Das Web ist vergleichbar mit der Vorstellung der Matrix. Ein aus Kunstfasern bestehender, mit Sensoren gespickter Ganzkörperanzug, ermöglicht dem Nutzer das Eindringen in eine andere Art des Internet.

Hier existieren die Websites wie wir sie kennen nicht mehr. Sie haben Platz gemacht, für 3 dimensionale, optisch täuschend echt aussehende Szenarien, die der Illusion und der besseren Vermarktung von Produkten, vor allem aber der Entspannung, der Flucht aus dem Alltagsleben und dem Vergnügen dienen.

Es ist also möglich, in der realen Welt in einen Anzug zu steigen und sich in eine andere Welt einzuklinken, in der alles möglich ist, in das Web.

Stealthfighter
21.05.2006, 18:03
Er war zu schnell, viel zu schnell. Dieses Tempo konnte er nicht mehr lange durchhalten. Sein Puls näherte sich der 170-er Grenze. Ein Blick nach hinten. Sie kamen näher, gleich würden sie ihn eingeholt haben. Ein Blick auf die schwarze Armbanduhr. Sieben Minuten waren vergangen, seit sich der Schuss gelöst hatte. Das wusste er, weil es kurz davor 12 Uhr geschlagen hatte. Wieder ein Blick nach hinten, noch zehn Meter, doch weiter konnte er den Gedanken nicht führen. Ein stechender Schmerz und ein lauter Knall, gefolgt von dem Geräusch splitternder Knochen fuhr durch sein linkes Bein. Er strauchelte, stürzte, wollte sich mit den Händen abfangen, doch es war zu spät. Sein Kopf schlug auf das kalte harte Pflaster. Dunkelheit.......


Martha McCoy lief langsam über den mit Linoleum ausgelegten langen Flur, der links und rechts von den Büros ihrer Arbeitskollegen gesäumt war. Die schwache Beleuchtung ließ den aus Weißgold bestehenden Ring an ihrer linken Hand matt glänzen, in ihr hielt sie ein Memo, in der Rechten einen Pappbecher mit recht gutem Kaffee mit Milch und etwas Zucker. Auf dem Pappbecher prangte ein silberner Ring, auf blauem Grund dessen Farbe nach unten verlief, so dass es aussah, als ob er sehr schnell bewegt würde, das Firmenlogo der Rising Media International.
Dr. Martha McCoy arbeitete nun seit 3 Jahren für R. M. Int. Nach ihrem Physikstudium hatte sie erst für eine kleine Firma namens Breckler & Son in der Nähe von Chicago gearbeitet welche Supraleiter herstellte. Sie war vor 3 Jahren von R. M. Int. aufgekauft worden, nach dem der Geschäftsführer Selbstmord begangen hatte und sein unfähiger Sohn eine Fehlinvestition nach der anderen getätigt hatte, bevor er sich dann nach Italien absetzte um wenigstens den restlichen Teil des Geldes behalten zu können. R. M. Int. wahr auf der Bildfläche erschienen und hatte kurzerhand Breckler & Son gekauft, die Hälfte der Mitarbeiter fristlos entlassen und Martha hatte mehr als nur einen Schutzengel gehabt, der sie vor dem gleichen Schicksal bewahrt hatte. Heute arbeitete sie in einem der fortschrittlichsten Forschungszentren, etwas abseits von München und war kurz davor zur Abteilungsleiterin der Supraleiter-Forschungsabteilung , kurz SupraAb, befördert zu werden.
Sie blieb vor einer Tür stehen, nahm das Memo in die andere Hand und legte dir freie auf ein Kontrollfeld neben der Tür. Es leuchtete kurz auf und gab einen helles akustisches Signal von sich, woraufhin sich die Tür mit einem leisen Summen öffnete. In dem Raum dahinter flammte die Beleuchtung automatisch auf, wobei es nicht nötig gewesen wäre, da durch das große Wandfenster am anderen Ende des Raumes genug Licht fiel. Eine weibliche, weiche Stimmer ertönte: "Guten Morgen Dr. McCoy! Seit sie den Raum gestern um 22.13 Uhr verlassen haben sind null Anrufe, 32 Mails und 3 interne Mitteilungen für sie eingegangen. Möchten sie ihre Inbox öffnen?" "Negativ, ich benötige eine Übersicht der heute anstehenden Termine auf Screen 3".
Sie ging auf das Wandfenster zu, von dem aus man einen Blick auf München werfen konnte, mit seiner schönen Altstadt in der sie schon manch einen schönen Abend verbracht hatte. In diesem Moment klingelte das Telefon. "Prof. Lessner für sie", meldete die weibliche Stimme, die zu dem Personal Assistent der Forschungsabteilung gehörte. Der PA war zuständig für die Überwachung der Anlage, die Steuerung der Türmechanismen und für die Aufzeichnung aller ein- und ausgehenden Anrufe. Er wurde über verbale Befehle gesteuert und diente gleichzeitig als persönlicher Sekretär für die Arbeiter der Forschungseinrichtung.

"Das dieser Mann ein so gutes Gefühl für unpassende Momente hat ist wirklich erstaunlich", murmelte Martha halblaut vor sich hin und stellte den Pappbecher auf den schweren Eichenholztisch neben sich. Das Memo legte sie in eine Akte mit der Aufschrift "Personal" während sie einen Befehl an den PA weiter gab: "Er soll gegen 11.00 Uhr noch einmal anrufen. Zeitangabe!" "Es ist 9.53 Uhr." Meldete der PA. Martha schaute sich in ihrem Büro um. Auf der linken Seite des Zimmers stand der Schreibtisch mit einer grünen Tischlampe, einem Telefon, einem Pager, einer Tastatur und einer Maus darauf. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein mit grünem Samt überzogenes Sofa. Daneben ein Kleiderständer mit einem schwarzen, zerbrechlich aussehenden Anzug darauf, von dem aus Kabel in das Sofa führten. Auf dem Sofa selbst lag eine Brille mit Antenne am Bügel. Zu dieser griff Martha, als das Telefon wiederholt klingelte. "Unregistrierter Anruf von Außerhalb. Dieser Anruf wird aufgezeichnet. Möchten sie ihn annehmen?" "Annahme in drei Sekunden. Bestätigt."..........

Stealthfighter
21.05.2006, 19:22
Sie richtete ihren Blick auf den rechten der 3 Flachbildschirme die über dem Sofa in die Wand eingelassen waren und sah sich ihren Terminkalender an, der von dem PA dort angezeigt wurde. Die restlichen beiden Bildschirme zeigten das rotierende Firmenlogo. "Dr. Scherer von der Unfallklinik Scherer und Plank hier, spreche ich mit Dr. Martha McCoy, die Mutter von Phillip McCoy?" drang eine tief männliche, leicht verschnupft klingende Stimme aus den Lautsprechern der Freisprechanlage in der Decke. "Ja, guten Tag. Was kann ich für sie tun?" fragte Martha in einem leicht irritierten Ton, als sie den Namen ihres Sohnes hörte. "Ihr Sohn wurde vor ca. einer halben Stunde hier eingeliefert, er hatte einen Sportunfall im Schulunterricht."
"Oh mein Gott, geht es ihm gut? Was ist passiert? Geht es ihm gut Doktor?"
"Es ist nichts was wir nicht wieder hinkriegen würden. Er ist beim Laufen umgeknickt und hat sich eine Fraktur am 5. Mittelfußknochen und einen Bänderriss zugezogen. Er ist gestürzt und hat eine leichte Gehirnerschütterung und eine kleine Platzwunde am Kopf, aber das ist alles halb so schlimm..."
"Halb so schlimm?", schrie Martha durch den Raum, " sie erzählen mir, mein Sohn hätte sich diverse Verletzungen zugezogen und alles wäre halb so schlimm? Wo ist er? Kann ich ihn sehen? Ich fahre sofort los."
"Beruhigen sie sich doch Dr. McCoy, ihrem Sohn geht es gut, wir haben den Fuß eingegipst und werden ihn für ein paar Wochen ruhig stellen und seine Kopfwunde wird in 2 Wochen nicht mehr zu sehn sein. Es besteht wirklich keine Notwendigkeit, dass sie persönlich hier vorbei kommen." sagte Dr. Scherer in einem ruhigen Ton und im grauste schon davor eine hysterische, besorgte Mutter, die dazu auch noch Doktorin war, in seiner Klinik zu haben. "Es besteht weiterhin die Möglichkeit ihn über unsere Zweigstelle im Web zu sehen. Wir werden ihn bis morgen zur Kontrolle hier behalten und ihnen mitteilen wann er dann entlassen wird."
"Hören sie Doktor, Phillip ist mein Sohn und wenn er sich verletzt hat und sei die Verletzung noch so klein und ich ihn sehen möchte, dann werden sie mich nicht daran hindern."
"Das möchte ich doch auch gar nicht, ich denke nur, dass es für sie einfacher wäre ihn über das Web zu besuchen, in einer viertel Stunde wäre er so weit. Durch den dichten Verkehr der hier in der Stadt herrscht würden sie es in dieser Zeit nicht einmal in unsere Klinik schaffen."
"Lassen sie das mein Sorge sein Doktor. Ich bin in einer halben Stunde da. Verbindung trennen!"
"Verbindung wurde getrennt. Die Gesprächsdauer betrug 4 Minuten und 12 Sekunden", meldete der PA.

Stealthfighter
21.05.2006, 19:23
„Schön dich zu sehen Ed."
"Ich freue mich auch Tom, danke dass du so schnell kommen konntest."
"Mein Beamer funktioniert wunderbar, warum läufst du immer?"
"Der Check-In liegt ganz hier in der Nähe und man sieht und hört mehr, wenn man sich durch die Strassen bewegt."
"Immer im Dienst der alte Junge. Schieß los, ich hab nicht wirklich viel Zeit. Warum wolltest du mich so schnell sprechen und warum treffen wir uns hier und nicht im Web?"
Das freundliche Lächeln verschwand von Ed's Lippen und machte einem besorgten Ausdruck platz.
"Wir haben ein Problem, dass nur hier draußen besprochen werden kann, da wir sonst abgehört werden können."
"Abgehört? Du machst Witze, es gibt zig Plätze die nicht abgehört werden können," lachte Tom, "außerdem wer will uns denn bitte abhören?“
“Das soll kein Scherz sein, wir haben ein echtes Problem und um ehrlich zu sein nicht nur wir, sondern jeder der das Web geschäftlich nutzt. Ich weiß das hört sich verwirrend und völlig unsinnig an, aber ich kann es dir erklären bzw. nicht ich werde das tun. Du kennst doch Dr. Phraser, die Leiterin der Abteilung für Websicherheit von Rising Media International? Sie wird uns alles erklären, ich habe ein Treffen um 7.00 Uhr heute Abend vereinbart."
"Jetzt mal ganz langsam Ed, du rufst mich an und bittest mich mit dir Mittag zu essen und jetzt wirfst du mir irgendwas von einer riesigen Gefahr an den Kopf. Junge komm runter, wir sind hier nicht in einen schlechten Film.“
"Ich sage dir doch, ich kann es dir nicht erklären, wir werden heute Abend sehen was los ist."
"Ich kann nicht all meine Termine absagen um zu diesem Treffen zu kommen, das musst du verstehen, lass uns die ganze Sache auf nächste Woche verschieben, dann halte ich mir ein paar Stunden frei.“
Ed sah seinen langjährigen Freund verzweifelt an, er wusste doch auch nicht was hier gespielt wurde, er wusste nur, dass Dr. Phraser sehr aufgeregt geklungen hatte, als sie ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt hatte und das war normalerweise nicht ihre Art.
Tom sah nachdenklich in die künstliche Luft des Webs, seinem zweiten zu Hause, seit Martha nach Deutschland geschickt worden war und Phil mitgenommen hatte. Tom McCoy, Spezialist für Websicherheit und Mitglied der WebTF (Web-Task-Force) der CIA, arbeitete erst seit ein paar Monaten enger mit dem Weißen Haus zusammen, was hauptsächlich daran lag, dass die CIA nicht befugt war im Landesinneren zu operieren. Allerdings war es in letzter Zeit immer öfter nötig geworden die normalen Sicherheitskräfte im Web zu unterstützen, was erst durch die Genehmigung des Präsidenten passieren durfte.
"Wann sagtest du sei das Treffen? Um sieben?Wohin soll ich kommen?"
"Ich werde dich gegen halb sieben abholen, aber denk bitte daran mit niemandem über diese Sache zu reden. Unsere Neugier wird früh genug befriedigt werden. Ich muss los Tom. Wir sehen uns heute Abend." Ed stand auf und legte fünf Dollar auf den Tisch des Cafés, ohne dass er seinen Webkaffee auch nur angefasst hatte.
"Klar, bis heute Abend", antwortete Tom nachdenklich, während er langsam aufstand. Sie schüttelten sich kurz die Hände und gingen in verschiedene Richtungen davon.

Stealthfighter
21.05.2006, 22:41
Der Beamer stand gleich um die Ecke, ein tolles Gefährt, auch wenn in der heutigen Zeit kaum noch jemand ein Auge für solch banalen Dinge wie ein Automobil hatte. Der Beamer war eines der älteren Modelle, drei Räder von welchen nur das untere Drittel überhaupt zu sehen war, ein kräftiger 220 PS Motor unter der Haube, Allradantrieb war selbstredend und auch wenn es kaum noch Möglichkeiten gab das Auto auszufahren genoss Tom das Gefühl ein schnelles Auto zu besitzen.

Die Industrie hatte sich schon lange nicht mehr darauf konzentriert inovative neue Wägen herzustellen, es fehlte einfach an Abnehmern. Die Straßen waren vor circa zwanzig Jahren zu mehrspurigen Trailchannels umgebaut waren, gläserne Tunnel in welchen nur noch automatisch gesteuerte Züge unterwegs waren, die wenigen Strassen die noch für Autos zur Verfügung standen waren überfüllt und in schlechtem Zustand. Seit eben zu diesem Zeitpunkt realisiert worden war, dass in einer so schnelllebigen Welt Automobile ein eher langsames Beförderungsmittel darstellten, was vorallem an der großen Zahl lag in der sie auf den Strassen vorzufinden waren hatten die großen Konzerne in schnellere Verkehrsmittel investiert. Schneller vorallem deshalb, weil sie nicht mehr auf menschliches Können angewiesen waren. Die Zeitpläne der Züge waren auf Milisekunden geplant, rechenstarke Computerzentren koordinierten die Fahrten und Verspätungen waren schon eine Seltenheit.

Tom bog in eine kleine Seitenstrasse, ein Garagentor öffnete automatisch, als sich der Beamer näherte. Die automatische Einparkhilfe steuerte den Wagen zielgenau in die schmale Öffnung. Nun schon um einiges schneller stieg Tom aus, er hatte zu tun.
Sein Freund Ed hatte ihn beunruhigt. Tom kannte ihn als ausgeglichenen Familienmensch, der nicht so leicht aus der Bahn zu werfen war und immer mit beiden Beinen auf der Erde stand, doch heute hatte er sich so gar nicht typisch verhalten und genau das machte Tom sorgen.

Die Garage war nur eine von mehreren Einfahrten in das riesige Parkhaus im Stadtkern Chicagos. Es war das wohl bekannteste da einzige Parkhaus in der Umgebung von mehreren zig Kilometern, es barg Schätze aus einer vergangenen Zeit und Tom mochte den Geruch von Öl und Benzin, wenn er hier aus dem Wagen stieg.
Schnell durchquerte er den Mittelgang zum Lift, ließ sich dann durch einen der vielen verglasten Übergänge auf einem Laufband fünfundzwanzig Meter über dem Boden in das gegenüberliegende Bürogebäude fahren.

Es gab zwei große Eingänge für das Gebäude, einen im Erdgeschoss, welcher zumeist von den Mitarbeitern genutzt wurde, welche die Züge bevorzugten und eben die sogenannte White Hall, den Empfangssal im elften Stockwerk des Gebäudes, welches Tom nun betrat und der eigentlich für größere Veranstalltungen genutzt wurde. Hier und da ein kurzes Nicken, ein lässiger Handschlag und auch ein paar nette Worte wechselnd schlängelte sich der hochgewachsene Mittdreißiger durch die Masse an Kollegen, welche sich auf den Gängen des Bürokomplexes tummelten. Es dauerte eine ganze Weile, bis er die Tür hinter sich schließend, von der Ruhe seines eigenen Büros aufgenommen wurde. Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass die Mittagspause noch nicht vorbei war und so schlüpfte er schnell in den dunkelblauen Syntetikanzug, welcher an einem Haken über einem schwarzen Sofa hing, welches in der Mitte des Raumes plaziert war. Ein kurzer heller Blitz, als er die Augen schloss und er befand sich an seinem virtuellen Arbeitsplatz, der überall und nirgendwo war, er hatte das Web betreten.

Tom ging die IP-Street entlang, die Einkaufsmeile des Startsektors in dem er sich befand. Der Provider IntelligentProxy, welcher dem Staat und seinen Organisationen kostengünstig eine sichere und stabile Leitung ins Web gewährleistete hatte als eine der enlosen Bedingungen im dazu nötigen Vertrag festgelegt, dass jeder Nutzer seine Reise durch das Web auf dieser Einkaufsmeile beginnen musste. Es gab Möglichkeiten diesen lästigen Umstand zu umgehen, allerdings galt das nur für Einsätze oder Geschäftstermine im Web. Klinkte sich der Nutzer nur ein um an seinen virtuellen Arbeitsplatz zu gelangen, musste er den zugegebener Maßen nicht all zu langen Weg vorbei an den virtuellen Schaufenstern, die alle genau auf ihn zugeschnitten waren nehmen. An der ein oder anderen Stelle blinkte ein "Guten Tag Mr. McCoy" oder "Spezialangebot nur für Sie Mr. McCoy". Er hatte sein Zugangssystem so konfiguriert, dass die akustischen Signale unterdrückt wurden die ihn daran erinnern sollten, dass er schon einmal auf eines dieser Angebote zugegriffen hatte. "Da waren doch die ganzen Spammails der Himmel auf Erden gegenüber dieser Werbeflut", dachte Tom.

Heute wurde das Web zu allem gebraucht. Man sah Jugendliche die sich hinter ihren Avataren, ihrem künstlichen Aussehen versteckten und durch die Strassen liefen. Die meisten von ihnen waren wahrscheinlich zum Shoppen unterwegs oder um Freunde zu treffen. Das Leben spielte sich schon lange nicht mehr in der wirklichen Welt ab. Tom sah hinüber auf die andere Strassenseite, wo sich gerade ein junger Mann in Army-Klamotten eine Zigarette anzündete und einen tiefen Zug nahm. Der Zug wirkte nicht direkt auf seine Lunge, da er nur virtuell an der Zigarette zog. In Wirklichkeit meldete ein Programm, welches durch den Kauf dieser virtuellen Zigarettenschachtel erworben wurde, dem Webanzug in dem der Mann wohl auf irgendeinem bequemen Sofa irgendwo in der Welt lag, die Abfolge und Intensität mit der verschiedene Sensoren des Anzugs aktiviert werden sollten. Das war der Code des Zigarettenprogramms und es löste durch die Signale ein gewisses Glücksgefühl aus.

Tom konnte es nicht verstehen. Die WebTF wurde vor ca. 3 Jahren gegründet um die Webkriminalität, welche im Großen und Ganzen die gleichen Probleme wie früher im Internet aufwarf einzudämmen. Er war vom Start an dabei gewesen um die Leute zu stellen, die Sicherheitslücken in den verschiedenen Systemen ausnutzten, um an das Geld anderer Leute zu kommen, Informationen zu besorgen, die für sie nicht bestimmt waren oder einfach um andere zu ärgern und ihr Ego zu stärken. Bisher war er über mögliche Sicherheitslücken im Web immer informiert gewesen und nun erfuhr er erst von einem Dritten von einer möglichen Gefahr. Irgend etwas war hier schief gelaufen und diese Erkenntnis steigerte die Vorfreude auf das Treffen am Abend nicht wirklich.

Seine Armbanduhr begann zu piepsen, ein Zeichen dafür, dass er den Startsektor verlassen hatte und sich seinen Weg durch das Web nun mit Hilfe des Tracers bahnen konnte. Er warf einen kurzen Blick darauf, obwohl er schon ahnte, dass sein PA ihn zurück ins Büro rief um seinen nächsten Termin nicht zu verschlafen. Er betätigte ein paar Knöpfe auf dem ovalen Tracer an seiner linken Hand und teleportierte sich zum zweiten Mal an diesem Tag in sein künstliches Büro.