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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [STORY | FF] Von Attentätern und Glöckchen



BlackShial
25.09.2011, 02:42
Okay, zwar zu ner sehr unchristlichen Zeit, aber hier is sie, meine FF :)
Mal ein paar Ausschnitte aus Vallan's Leben, als er noch aktiv im Dienst war XD
Ich hab mir gedacht, ich sollte vllt auch nen eigenen Thread machen, da es wohl doch bissl mehr wird als gedacht :p
Das is natürlich erstmal nur die Einleitung, für jeden weiteren Part wollt ich dann nen eigenen post machen ... Bin schon fleißig am schreiben, mehr folgt also bald ;)
Trotz allem wünsch ich euch viel Spaß beim lesen ^^
und entschuldigt das doofe Bild, aber das MUSSTE einfach sein XD



von Attentätern und Glöckchen

http://upload.worldofplayers.de/files7/coolvallan.png

Vorbei an der riesigen Tanzfläche, dicht aneinander gedrängten Vertretern aller möglichen Rassen, die meisten davon jedoch junge, hübsche Asari, durch das grelle Licht der Scheinwerfer hindurch, welches in den Augen brannte, fernab der lauten Musik, dort war sie. Die Bar der Disco, die Einrichtung schlicht und hell, wenige Tische zierten den Raum, dafür aber umso mehr Sitzplätze die Theke. Es musste spät gewesen sein, denn bereits die meisten der Plätze waren besetzt, ein merkwürdiger Anblick, sonst so feindlich gesinnt, saßen sie hier alle beisammen. Die Stimmen der Besucher erfüllten die hinterste Ecke des Raumes, von der Musik war kaum mehr etwas zu hören. Die gleichen Gesichter wie immer, würde man meinen, ließen den Tag ausklingen bei einem großen Glas, gefüllt mit allerlei verschiedenfarbiger, leuchtender Flüssigkeit.
Doch unter den Besuchern gab es auch welche, die mehr als nur den Tag ausklingen ließen. Einer dieser war der Turianer, der ziemlich weit hinten saß, nahe der Wand. Die leeren Gläser um ihn herum waren Beweis genug, dass er schon einige Zeit länger dort verweilte, als es gut für ihn war. Wild gestikulierend bittete er den Barkeeper um ein weiteres Glas, sich dabei laut feixend zurücklehnend. Das Auffälligste an ihm waren, abgesehen von seinem primitiven Verhalten, eindeutig die grüngelben Verzierungen auf seinen sonst so gewöhnlichen ockerfarbenen Platten. Als der Barkeeper den neuen Drink herüberschob, nahm der Turianer diesen nickend entgegen und klopfte auf die Theke. Kaum hatte er das Glas mit der blauen Flüssigkeit angehoben, hielt er inne und starrte es an. Kurzzeitig schien er sich wieder wie ein normaler, klar denkender Bürger zu verhalten. Leise räuspernd drehte er sich herum, zusammen mit dem Stuhl, der dabei hörbar knarrte, das Glas dabei noch immer in seiner Pranke haltend. Sachte bewegte er es hin und her, sah zu wie die Flüssigkeit von der einen zur anderen Seite des Glases schwappte, dabei aber immerzu darauf bedacht, nichts zu verschütten.
Das Glöckchen um seinen Hals rasselte, als er es mit seiner Kralle immer wieder austupfte, jedoch konnte man das leise Klingeln nur schwer bei all diesem Krach vernehmen, den die andern Gäste machten. Ruhig hob er seinen Kopf, seine violetten Augen leuchteten, dank der schummerigen Beleuchtung der Bar. Ein knurrender Ton entwisch seiner Kehle, kurz bevor er anfing mit seiner rauen, vibrierenden Stimme zu sprechen.

“Soso, du hast dich also entschieden, mir zuzuhören? Nun, natürlich hast du das, umsonst sucht du diesen unverschämt gutaussehenden Turianer ja nicht auf, nicht wahr? Hehehe ... Setz dich hin Schnullerbacke! Nun komm schon, platzier deine süßen vier Buchstaben endlich auf einem Stuhl und lausche meiner betörenden Stimme ...
Also, wo soll ich anfangen? Du willst also das ich dir von meinen Abenteuern erzähle? Was? Das Glöckchen? Ach nun komm schon, ich könnte dir erzählen wie ich einem Kroganer im Faustkampf besiegt habe, oder wie ich mit nur einem Handschlag eine ganze Armee von Batarianern geteilt habe ... Nicht? Okay okay ... Also das Glöckchen. Dazu muss ich wohl etwas weiter ausholen, sonst wirst du Knallkopf den eigentlich Grund wohl kaum verstehen, wieso ich es trage. Lehn dich zurück, dass könnte eine etwas längere Geschichte werden.”

Wieder fiel sein Blick auf sein Glas, welches er noch immer in der Hand hielt. Er gönnte sich noch einen Schluck, bevor er ruhig und gelassen anfing, seine Geschichte zu erzählen ...

Forenperser
25.09.2011, 10:28
Der Einstieg ist schonmal gut gelungen.
Und das Bild§hehe
Weiter so:)

AeiaCarol
29.09.2011, 02:31
Supertoll. Typisch Vallan. :gratz
Freu mich schon auf weiteres von ihm. (Zaaack, zaaack) :D

BlackShial
29.09.2011, 16:40
Danke für die lieben Kommentare :D
Hier folgt endlich mal der erste Teil der Story ... ich hoff is nich zu viel :scared:

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Vallan Phanux
Chordes Slerion
Rinaiya N'Darko
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Part I
ERKENNTNIS

http://upload.worldofplayers.de/files7/drunkVallanandChordes.png



Irgendwie hatte ich mir damals alles ganz anders vorgestellt. Lass es jugendlichen Leichtsinn gewesen sein oder einfach nur pure Naivität, aber für einen jungen Turianer, der auf einer Kolonie aufwuchs, in einer Umgebung voller Geborgenheit und Lebensmut, war Omega wie ein Abenteuerspielplatz! Das widerwärtigste Dreckloch im Universum, wo der meiste Schmutz der sich auf den Straßen häufte eher aus zwielichtigen Gestalten bestand, als aus dem Müll, den sie überall liegen ließen. Alle Arten von Aliens sammelten sich an diesem Ort, doch waren es genau diese finster dreinblickenden Gestalten, die mich so faszinierten. Nicht das ich mich zur dunklen Seite der Macht hingezogen fühlte, nein, es war eher der Drang genau diesen Gesichtsschnitzeln den Arsch aufzureißen! Dieses selbstgefällige Pack, das einem nicht mehr als einen abfälligen Blick würdigte und so tat als würde ihnen der ganze Asteroid gehören. Bah! Nun, lassen wir das, am Ende kam sowieso alles anders, als geplant.
Ein Turianer namens Arturas nahm mich damals auf seinem kleinen Schiff mit, komischer Kerl. Eigentlich nicht sonderlich gesprächig, dafür aber die KI die er sich illegal auf sein Schiff installieren lassen hatte. Sie erzählte, er sein ein ehemaliger Spectre und wäre nu damit beschäftigt den Müll im Universum zu entsorgen, deshalb auch sein Zwischenstopp auf Omega, dort gab es mehr als genug Arbeit für ihn. Klar das ich ihn damals einfach nur “endcool” fand, aber in Wirklichkeit war er nur ein frecher Kerl, der mir das letzte Geld aus der Tasche zog. Trotzdem musste ich zugeben, die Reise war recht unterhaltsam, auch wenn die KI einfach nicht aufhören konnte über jedes peinliche Detail zu reden, was Arturas mehr als nur einmal zur Weißglut brachte. Noch heute frage ich mich, warum er mich überhaupt mitnahm, denn wie ein besonder hilfsbereiter Turianer wirkte er nicht auf mich, aber ebenso stell ich mir noch immer die Frage, was wäre wenn nicht? Vielleicht wäre es nie so weit gekommen, wenn er mich nicht mitgenommen hätte, aber sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen bringt wohl nichts ...
Ich hatte also noch mehr als genug Zeit, bis der Arturas seine Reise fortsetzte und zur Citadel flog, was also machen in diesem Zeitraum? Natürlich das Einzige was man tun sollte, eine Bar besuchen! Zwar war ich ein junger Spund, der keine Ahnung hatte was das gute Zeug war, aber probieren sollte man alles mal, nicht wahr? Schnellen Schrittes folgte ich den grell leuchtenden Schildern auf den Straßen, die mich direkt in die nächste Bar führten. Heruntergekommen, verdreckt und umgeben von einem ekelhaften, säuerlichen Geruch. Noch in dem Moment, als sich meine Nasenhöhlen mit diesem bitteren Verwesungsgeruch füllten, überlegte ich auf der Stelle kehrt zu machen und meinen Geruchssinn nicht eine Minute länger zu quälen. Jedoch erfüllte eine rhythmische Melodie in diesem zögerlichen Moment meine Ohren und warf meine Überlegungen sofort über den Haufen. War ja mal ganz nett diese Musik, zumindest gut genug um mein Interesse zu wecken, damals zumindest, heute sind es eher die Drinks, die mich dazu veranlassen eine Bar zu besuchen. Ich ging also fix weiter zur Tür, aber kaum öffnete sie sich, zuckte ich auch schon zurück, diese grellen Lichter stachen einem förmlich die Augen aus. Was hatten sich diese unterzuckerten Blauhäute eigentlich dabei gedacht, wollten die ihre Gäste so vielleicht vor dem Anblick ersparen, der sich einem dort bot? Ja, der war wirklich mehr als ernüchternd, denn die Asari waren wohn mit Abstand die einzigen auf der Tanzfläche die Taktgefühl bewiesen. Menschen, die herumwackelten, als hätten sie eine besonders akute Art von Schuppenjucken, Turianer die auf der Stelle hin un her wippten, doch das schlimmste waren die Kroganer. Ich kann diese Qual nicht beschreiben die ich erfahren musste, ich war einfach nur froh das meine armen Augen in diesem Moment nicht platzten vor Ekel. Das Schauspiel auf der Tanzfläche nicht weiter beachtend, ging ich zur Bar und setzte mich auf einen der drehbaren Stühle, die wohl schon seit vielen Jahren nicht mehr gereinigt wurden. Bei den Geistern, man konnte dies alles wohl nur überstehen wenn man betrunken war, anders würde man sich viel zu viele Gedanken machen was man sich an diesem Ort wohl einfangen könnte. Die Bedienung war das letzte, der batarianische Barmann war mehr damit beschäftigt in die Gläser zu spucken, bei den Gästen, die ihm nicht passten, als das er einem ernsthafte Aufmerksamkeit schenkte. Nun, ich kreuzte die Krallen und betete, dass der Batarianer nichts an meinem Gesicht auszusetzen hatte, denn ich war wirklich verdammt durstig in diesem Moment. Nach einer gefühlten Ewigkeit wand er sich mir endlich zu und ich bemühte so gut es ging freundlich zu klingen. Ein verschmitztes Lächeln, ein leises, kehliges Lachen und der Versuch härter zu wirken, als ich damals war.
“Das Stärkste was sie haben!”
Er sah mich mit seinen vier Augen fragend an, traute mir wohl nicht zu das ich es vertragen würde! Aber keine Frage entwisch seinen spröden, schmalen Lippen, nur ein schiefes Grinsen, bei dem er seine gelben Zähne entblößte, schenkte er mir, bevor er mir ein Glas zuschob. Langsam hob ich es an, dabei überprüfend ob nicht doch irgendwo Körperflüssigkeit von diesem ekelhaften Kerl klebte, für alle Anderen schien meine übertriebene Vorsicht wohl eher so auszusehen, als würde ich kneifen wollen. Natürlich durfte ich es nicht so dastehen lassen als wäre ich ein Schwächling und hob an, mit einem Hieb die grüne Flüssigkeit herunterschluckend. Nichts. Wollte der Typ mich verarschen? Das einzige was ich schmeckte, war dieser bitte Nachgeschmack, der einen pelzigen Belag auf meiner Zunge zurückließ. Ekelhaftes Zeug!
“Das schmeckt ja wie Kroganerpisse und hat garantiert auch genauso wenig Umdrehungen! Noch eins!”
Oh, ich war mehr mit mir selber beschäftigt und der Tatsache den Dicken zu markieren, als das ich das Lallen in meiner Stimme bemerkte, mein Verhängnis! Tief grunzend schenke mir der Barmann ein weiteres Glas ein, dieser seelenlose Bastard wusste ganz genau das ich den zweiten Drink nicht vertragen würde, aber er machte sich einen Spaß daraus und lehnte sich demonstrativ auf die Theke, als ich nach dem Glas griff. Ich setzte an und dann wurde alles schwarz. Das letzte woran ich mich erinnerte war sein süffisantes Grinsen und der Schmerz in meiner Schulter, auf der ich wohl gelandet sein musste.

Irgendwann stach wieder dieser beissende Geruch in meiner Nase, der mich unsanft aus meinem Schlaf riss. Nun, Schlaf war vielleicht das falsche Wort, Koma passte da wohl besser. Mehr als wackelig auf den Beinen stemmte ich mich auf, dabei die Umgebung untersuchend. Da bemerkte ich, wieso es hier so übel roch, dass es einem die Platten im Gesicht hochkrempelte. Dies musste wohl die Ecke gewesen sein, wo sie die ganzen Alkoholleichen entsorgten, zumindest wiesen die ganzen Flecken an der Wand und auf dem Boden darauf hin, das man sich hier öfters entleerte. Apropos entleeren, auch mir war mehr als nur flau im Magen, was mich dazu zwang mich gegen die Wand zu stützen. Bäh, ich weiß nicht was meinen Magen mehr dazu anregte zu rebellieren, das bittere Gesöff aus der Bar, der Gestank der einen niederknien lies oder aber die vollgesiffte Wand, an die ich mich lehnte. Was es auch war, alles was ich an diesem Tag zu mir nahm, zierte kurz darauf die Wand. Ein Fleck mehr oder weniger, würde wohl keinem auffallen. Mir den Mund abwischend stakste ich zurück in die Bar, das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen! Jedoch schaffte ich es nicht einmal bis zur Theke, denn schon nach den ersten drei Schritten stolperte ich nach vorn, kaum hatte ich die Bar betreten. Dabei hielt ich mich am Erstbesten fest, was mir in die Krallen kam. Nicht gut!
“Hey!”
Ein krächzender Schrei ertönte, als ich jemanden mit mir zu Boden riss, gefolgt von einem dumpfen Geräusch des Aufpralls und dem Klirren von unzähligen zerbrechenden Gläsern. Blinzelnd öffnete ich meine Augen, noch leicht verschwommen sah ich auf die Person, auf der ich unsanft gelandet war. Eine Asari.
“Runter von mir du besoffener Spinner!”
Fauchend schlug sie nach mir und versuchte mich von ihr herunterzudrücken. Schnell richtete ich mich auf und ging einen Schritt zurück, dabei aber die nächste Möglichkeit suchend, wo ich mich festhalten konnte. Lallend und mit verdrehten Augen versuchte ich etwas zu sagen.
“T-tsch ... tschuldige ...”
Wutentbrannt kam die Asari auf mich zu, nachdem sie sich fluchend aufgerichtet hatte und erhob ihre Hand, dabei den Zeigefinder auf mich gerichtet.
“Sieh dir an was du angerichtet hast! Du! Du ... du?”
Lauthals fing sie an zu lachen, lehnte sich nach vorn und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, Tränen vom herzlichen Lachen.
“Bwahahaha! Du bist doch der Turianer der nach einem Drink schon umgekippt ist! Zu köstlich! Du traust dich hier nochmal her?!”
Ich sag sie fragend an, musste mich wohl verwechseln die Kleine.
“N-nene! S-s-sswei!”
Meine Zunge war schwer, oh dieses Teufelszeug!
Sich abermals die Tränen aus dem Gesicht wischend, klopfte sie mir auf die Schulter, immer und immer wieder.
“Den Zweiten angehoben und schon vorm trinken umgefallen! Das nenn ich mal eine Leistung!”
Das war’s ... Das erste mal das ich nicht wusste was ich hätte sagen sollen, ich erinnerte mich ja nicht einmal mehr genau daran, wie ich umgekippt war. Aber diese Asari, die beim genauen Hinsehen gar nicht mal so übel aussah, konnte mir viel erzählen! Ich lies die Sitzbank los, an der ich mich zuvor festgekrallt hatte und wollte mich vor ihr aufrichten, in voller Größe. Nur klappte dies nicht, ich kippte nach vorn, eher in voller Peinlichkeit und hielt mich an ihr fest.
“H-hör ssuu!”
Ich brauchte Halt, tastete ihren weichen Körper nach einer Stelle ab, wo ich mich besser festhalten konnte. Ein Fehler. Ein großer Fehler!
“Du widerlicher Wüstling!”
Noch im selben Moment riss es mich von den Beinen, alles um mich herum verschwamm. Nicht aber weil ich das Bewusstsein verlor, eher weil ich in mit einer hohen Geschwindigkeit quer durch den Raum flog, über die Gäste hinweg. Mit einem lauten, nicht zu überhörenden Knall prallte ich auf dem Boden auf, gegenüber vom Eingang, wo ich wenige Sekunden zuvor noch stand. Keine Zeit zum ausatmen, denn kaum erhob ich meinen Blick, kam die Asari schnellen Schrittes auf mich zu, von einem blauen leuchten umgeben. Mein Vater hatte recht, lege dich niemals mit einer Asari an, sagte er, Biotik kann verdammt gefährlich sein! Nun, zumindest dachte ich in diesem Moment, das er die Biotik der Asari meinte. Hehe, dieser durchtriebene Schlingel!
Keuchend versuchte ich also zurückzukriechen, je weiter sie auf mich zu kam, ihr Blick fest und voller Wut. Irgendwann merkte ich die Wand hinter mir, voller Panik tastete ich nach etwas, was ich schützend vor mich halten konnte. Nicht noch einmal wollte ich so einen Schlag abbekommen, mir taten auch so schon alle Knochen weh, sogar die, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie existieren. Die Arme vor meinem Gesicht verschränkend fing ich an zu fiepen, wie ein kleiner, ängstlicher Varren. Ich vernahm das Geräusch ihres Fußes, wie er hart auf dem Boden auftrat, aber nichts tat sich. Langsam traute ich mich, die Arme sinken zu lassen und nachzusehen was sie davon abhielt mir weiterhin wehzutun. Mein Blick fiel als aller erstes auf ihren Fuß, mit angsterfüllten Augen zuckte ich zurück als ich erkannte das er meinem Gemächt entschieden zu nahe war!
“Denke das sollte nicht nötig sein. Hat seine Lektion gelernt, nicht wahr?”
Die exaltiere, aber trotzdem auf merkwürdige Art und Weise beruhigende Stimme riss mich aus meinen angsterfüllten Gedanken. Ich blickte nach oben. Die Asari sah mich noch immer wütend an, aber der blaue Nebel war verschwunden. Dies verdankte ich wohl dem Salarianer, der neben ihr stand und ihren Arm fest hielt, dabei aber stark darauf bedacht war, ihr nicht wehzutun. Ein merkwürdiger Anblick, für mich wirkten Salarianer eher wie eine schwächliche Spezies, die keiner als Gegner ernst nehmen würde. Doch dieser hier schien einigen Respekt einzuflößen, trotz der Tatsache das er schon nicht mehr der Jüngste war, zumindest verhältnismäßig. Sein fragender Blick schien mich fast zu durchlöchern, wollte er das ich seine Aussage bejahte? Anscheinen, ja ...
Energisch nickend versicherte ich der Asari das es mir leid tat, brachte aber kein Wort heraus, die Lust zu sprechen war mir vergangen, an diesem Tag.
“Wenn ich dich hier noch einmal sehe, dann Gnade dir die Göttin! Das nächste mal wird Chordes dich nicht beschützen können!”
Mit einem verächtlichen Schnaufen wand sie sich um und entfernte sich, dabei immer noch laut auf dem Boden auftretend. Ich legte meinen Kopf schief und sah ihr hinterher. Bei den Geistern, für eine so gefährliche Asari hatte sie echt einen verdammt süßen Hintern. In Gedanken lächelte ich, mich würde sie hier sowieso nie wieder sehen, immerhin würde ich dort eh bald verschwinden. Verschwinden? Das war das Stichwort, wie lange hatte ich eigentlich geschlafen?! Panisch versuchte ich mich aufzurichten, ich musste zurück zum Schiff, sonst würde Arturas ohne mich fliegen.
“D-das Schiff!”
Meine Worte klangen eher wie ein Japsen nach Luft, immerhin erforderte es viel Mühe mich hochzustemmen, das Zweite mal an diesem Tag.
“Schiff?”
Der Salarianer, Chordes hatte ihn die Asari genannt, reichte mir seine Hand und abermals durchbohrte mich sein fragender Blick. Was stierte der mich so an? Aber immerhin half er mir, das war schon mal viel wert.
“Isch ... muss mein Sch-schiff erwischen!”
Trotz meiner halb genuschelten und halb gestammelten Worte, verstand er mich anscheinend und zog mich hoch, als ich seine Hand ergriff. Ich weiß nicht ob es Mitleid war, was ihn dazu brachte mir zu helfen, aber er war der erste der mir an diesem Tag half, ohne etwas dafür zu verlangen. Einen ziemlichen erbarmenswerten Anblick musste ich wohl darbieten.
Er fragte gar nicht wo das Schiff lag, nun, gab ja auch nicht viele Möglichkeiten. Mit einem betrunkenen Turianer schleppte er sich aus der Bar, in Richtung Schiffshangar, dabei keine weiteren Worte verlierend. Antworten konnte ich ihm sowieso nur mehr schlecht als recht. Noch immer taten mir alle meine Knochen weh, übel war mir auch schonwieder, zwang mich aber dazu mich nicht nochmals zu übergeben. Nun, rausgekommen wäre eh so gut wie Nichts mehr.
Nach einem gefühlten Langstrecken-Marathonlauf kamen wir beim Hangar an, japsend sah ich mich um, wo steckte Arturas?
“Kleiner?”
Ich wand mich zu Chordes um.
“Schätze das ist dein Schiff?”
Mit dem Finger deutete er nach vorn, fragend dreinblickend, auf ein Schiff, welches in gerade diesem Moment unter feindlichem Beschuss den Hangar verlies. Super, einfach super! Nun saß ich auf diesem dreckigen Asteroiden fest, keinen einzigen Credit mehr, nicht fähig auch nur einen Schritt geradeaus zu laufen. Dies war der Moment, wo ich zu der Erkenntnis kam, die mich mein Leben lang begleitete. Alkohol war ein diabolisches Gesöff, welches einem das ganze Leben mit einmal schlagartig zerstören konnte!

Forenperser
29.09.2011, 17:26
Sehr gut geschrieben.
Liegt wohl vor allem an der Erzählweise aus der Ich-Perspektive, denn so kommt der allseits beliebte Humor von ihm gut zum Tragen, vor allem unser Lieblingswort§hehe
Wirklich nett zu lesen, bin schon auf die Fortsetzung gespannt, was er alles da erlebt:)

BlackShial
06.10.2011, 16:54
So hier mal der nächste Teil :cool:
Mal bissl ernster alles, der eigentlich Anfang von allem was Vallan ausmacht ;)

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Vallan Phanux
Chordes Slerion
Rinaiya N'Darko
Ravanor Kero
Springer
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Part II
LOYALITÄT

http://upload.worldofplayers.de/files7/Vallancani.png



Japsend, keuchend, nach Luft ringend, rannte ich, rannte so schnell, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Meine Beine waren kurz davor mir den Dienst zu versagen, ich konnte einfach nicht mehr, nicht nachdem ich fast durch die ganze Raumstation gerannt war. An Passanten drängte ich mich panische vorbei, ich durfte nicht langsamer werden, wenn er mich erwischen würde, wäre ich die längste Zeit in der Lage gewesen zu laufen.
“Wieso?! Wieso zum ... humpf ... Teufel ... humpf ... kann der ... humpf ... so schnell ... humpf ... renneeeeen?!”
Ich hatte nicht einmal mehr den Atem richtig zu sprechen, das letzte Wort verzweifelt, fast weinend langgezogen. Daraufhin erklang eine exaltierte Stimme in meinem Commlink.
“Solltest es als Test sehen. Gute Übung für dich. Lerne schnell zu Laufen und keiner wird in der Lage sein dich zu verletzen. Oder strenge deinen Kopf an um ihm zu entkommen, mir einerlei. Treffen uns später im Backyard, solltest du da noch leben. Viel Erfolg Kleiner.”
Er unterbrach die Verbindung, lies mir nicht einmal Zeit zu antworten, verdammter Salarianer! Aber in dem Moment hatte ich auch gar keine Zeit für eine Antwort, denn ich hörte schon das wütende Schnauben hinter mir, das verdächtig nahe war, zu nahe! Tiefes Knurren gepaart mit dem dumpfen Geräusch, das mein Verfolger bei jedem Schritt verursachte, ließen es so klingen, als wäre er direkt hinter mir. Ich traute mich nicht den Kopf zu drehen um nachzusehen, zu groß war die Gefahr dadurch zu stolpern.
“Gleich hab ich dich du mickriger Wurm!”
Wo nahm er den Atem her zu sprechen?! Die ganze Zeit über verfolgte er mich schon, wieso hatte so ein dicker Kerl wie er so viel Ausdauer? Irgendwas musste ich mir einfallen lassen, denn lange hätte ich nicht mehr ausgehalten, zu schwer waren meine Beine und das Atmen wurde immer schwieriger. Hastig sah ich mich um, dabei aber immer auf den Weg vor mir achtend, ich brauchte einen Ausweg, ich musste ihn abwimmeln, sofort! In einer Menge konnte ich nicht untertauchen, der Typ würde die einfach umrennen wie ein paar Kegel, ich brauchte etwas wo ich mich verstecken konnte. Und da sah ich sie, meine Chance, meine Rettung! Mit einem Ausfallschritt wirbelte ich herum und rannte nach rechts, direkt auf eine Art Schleuse zu, keine Zeit darauf zu achten was genau es für eine war. Zumindest konnte ich mir sicher sein, dass es keine Luftschleuse war, nicht dort, mitten im Asteroiden. Ein Schlag auf den Knopf und die Schleuse öffnete sich mit einem lauten Zuggeräusch, ohne jegliches Zögern griff ich nach einer Erhebung in der Wand und zog mich daran hoch. Mit den Füßen zuerst sprang ich in die Schleuse, keine Sekunde zu früh, denn mein Verfolger war bereits wieder hinter mir und streckte seine Pranke nach mir aus, konnte mich aber nicht mehr erwischen.
“Tschüssiiiie~”
Mit einem höhnischen Lachen lies ich mich herunterrutschen, der Dicke würde mir nicht folgen können, dafür war die Schleuse zu eng. Bis er an meinem Zielort ankekommen wäre, würde ich schon längst im Backyard sitzen und ein paar Drinks schlürfen.
Und da vernahm ich ihn, einen beissenden Geruch, genau in diesem Moment war mir klar, was für eine Schleuse dies eigentlich war, verdammt. Verrottende Lebensmittel, Gärung, Fäulnis, Fäkalien und Verwesung kamen mir Hand in Hand entgehen und empfingen mich in ihrer warmen Umarmung. Von allen Verstecken, die sich mir boten, musste ich mir gerade dieses aussuchen. Die Müllhalde von Omega ...

Auf dem Weg zum Backyard lies ich mir Zeit, ich hatte es nicht eilig Chordes so gegenüberzutreten. Das erste mal aber, in den drei Jahren die ich auf Omega verbrachte, waren die Straßen frei, keiner stelle sich mir in den Weg, keiner wagte sich auch nur auf einen Meter an mich heran, herrlich. Naserümpfend und mit angeekeltem Blick wanden sich alle von mir ab, nur ab und zu leises Flüstern und Gekicher war zu vernehmen. Irgendwie war es peinlich, herabwürdigend. Ich genoss es zwar, dass diese Widerlinge von mir Abstand hielten, aber die Tatsache das es wegen meines Gestankes war und nicht weil ich mir endlich mein lang ersehntes Ansehen verschafft hatte, lies mich seufzen, lange und tief seufzen.
Vor mir konnte ich bereits die leuchtenden Buchstaben der Bar erkennen, in der ich mich mit Chordes treffen wollte, das Backyard. Schon an meinem ersten Tag auf Omega zog es mich in diese Bar, dabei dachte ich aber damals noch, ich würde nie wieder einen Fuß in diese verfluchte Bar setzten, nicht nachdem ich den letzten Funken meiner Würde dort verloren hatte. Doch wie ich es nicht anders gewohnt war, kam alles anders in meinem Leben, denn diese Kneipe wurde mehr oder weniger zu unserem Stammlokal, wo man uns Tag für Tag finden konnte. Nun, immerhin wohnten wir dort ja auch.
Drei Jahre waren es nun schon, in denen ich Blut und Schweiß schwitzte um ein guter Schüler zu sein. Was blieb mir auch anderes übrig, damals, als Arturas mich zurückließ hatte ich weder Credits, Kontakte oder irgendwelche Aussichten auf eine Zukunft. Ich wusste nie wieso Chordes mich damals ohne irgendwelche Fragen aufnahm, aber er tat es und ich war ihm wirklich dankbar dafür. Vielleicht habe ich mich deshalb all die Jahre von ihm striezen lassen oder aber, weil seine Ziele auch die meinen wurden. Ich sah zu ihm auf, er war mein Lehrmeister aber auch mein geschätzter Freund, der Einzige von dem ich dies behaupten konnte. All die Jahre über fragte ich ihn immer wieder, warum gerade ich, aber nie gab er mir eine Antwort, alles was er mir gab waren Tag für Tag neue, aberwitzige Aufträge, wie der letzte, den ich gerade so überlebt hatte.

“Ich hoffe es hat dir Freude bereitet diese Killermaschine auf mich zu hetzen! ... Dreister Bastard ...”
Die letzten Worte knurrte ich, kaum hörbar, aber wie ich Chordes kannte, konnte er auch diese hören. Mit der Linken zog ich ein Datenpad aus meiner Jackentasche und warf es vor ihm auf den Tisch, dabei war es mir vollkommen egal das das Ding ebenso versifft war wie auch ich. Ruhig nahm sich Chordes eine Serviette und hob das Datenpad an um es etwas abzuwischen, seinen Blick auf dem Gerät ruhend, sprach er in einem gelassenen Tonfall.
“Sagte es bereits, guter Test für dich. Hast es doch unbeschadet hier her geschafft, hatte auch nie daran gezweifelt. Solltest ...”
Er hob seinen Blick und sah mich schief lächelnd an, deutete dabei mit seiner rechten Hand auf die Treppen in der hintersten Ecke der Bar. Der Weg nach oben, zu den kleinen Wohnungen die der Besitzer des Backyard vermietete und die auch wir bewohnten.
“Solltest dich säubern. Wirst sonst nur den Unmut der Gäste auf dich ziehen und sicher auch den von Rinaiya. Sollten wir verhindern.”
Rinaiya, bei dem Namen lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Die bissige Asari, die mich an meinem ersten Tag vermöbelte und bloßstelle vor allen Besuchern der Bar. Ich sollte wirklich vorsichtig sein in ihrer Gegenwart, zwar hatte sie mir meinen Ausrutscher verziehen, aber das auch nur dank Chordes.
Ich lies mich nicht lange betteln, denn noch mehr konnte ich an diesem Tag kaum mehr vertragen. Schnell stieg ich die Treppen herauf und ging in mein Zimmer, gleich neben dem von Chordes. Eine Dusche und neue Kleidung war wirklich mehr als nur nötig.

“Und jetzt hätte ich gern eine Erklärung wieso du diesen tollwütigen Kroganer auf mich gehetzt hast! Ich hatte das Datenpad bereits, es war sicher nicht nötig ihm zu sagen das ich gerade damit weglaufe!”
Aufgebracht konfrontierte ich den Salarianer mit meinen Vorwürfen, kaum das ich zurück war an unserem Tisch. Zwar setzte ich mich zu ihm, unterließ es jedoch nicht mit der Handfläche auf den Tisch zu schlagen, um meine Worte zusätzlich noch zu untermalen. Er räusperte sich während ich ihn böse anfunkelte und auf eine Antwort wartete.
“Wollte sehen wie du mit schwieriger Situation fertig wirst. Hast bestanden. Glückwunsch.”
Das war alles was er mir zu sagen hatte? Glückwunsch? Ich wollte mich gerade aufstellen um zu demonstrieren wie sauer ich doch eigentlich war, jedoch wurde daraus nichts, denn bevor ich den Stuhl zurücktreten konnte, schob er mir das Datenpad zu, welches ich vorher von dem Kroganer entwendet hatte.
“War von Anfang an für dich bestimmt. Nur kleiner Test ob du bereit bist für deinen ersten Auftrag. Datenpad allein wird aber nicht reichen, brauchst noch die andere Hälfte der Daten.”
Er lächelte mich auf seine typische, salarianische Art und Weise an, breit grinsend. Erster Auftrag, hm? Ich wusste nicht ob ich mich in dem Moment Freude, Aufregung oder Panik hingeben sollte, nach drei Jahren Ausbildung war es endlich so weit! Eigentlich war ich ja eher der gelassene Typ, aber damals, als er mich so angrinste, musste ich unweigerlich auf meinem Stuhl hin- und herrutschen, ich konnte es kaum erwarten, wie jung und unerfahren ich doch war. Hätte ich gewusst, wer mein erstes Ziel war, wäre ich sicher nicht so aufgeregt gewesen.
“Wer ... Wer hat die andere Hälfte der Daten?”
Ich musste mich zusammenreißen, ich durfte nicht wie ein kleiner Junge wirken, der lechzend vor einem Süßwarengeschäft stand. Ruhig lehnte ich mich zurück, sah Chordes erwartungsvoll mit meinen violetten Augen in die seinen.
“Eine Freundin. Folge mir einfach.”
Ich wusste schon wieso mir diese Worte so suspekt vorkamen, Chordes war zwar recht angesehen auf Omega, aber es gab nicht viele, der er Freunde nennen konnte. Er sah mich fordernd an, noch immer saß ich vor ihm am Tisch, er jedoch stand schon längst und tippte ungeduldig auf die Tischplatte. Seufzend stand ich auf, erst wurde ich durch ganz Omega gejagt und dann sollte ich mich auch noch auf dunkle Hinterzimmergeschäfte einlassen? Was anderes konnte es kaum sein, denn er war bereits in einem der hinteren Zimmer des Backyard verschwunden. Nun, wieso auch nicht? Unser Beruf war ja nun nicht wirklich etwas, was man vor allen Besuchen laut heraus posaunen sollte.
“Chord-“
Mir blieben die Worte im Hals stecken. Kaum hatte ich das Hinterzimmer betreten, fiel mein Blick auf einen Kroganer, der es sich auf einem Sofa bequem gemacht hatte und mich wütend ansah.
“Du?!”
Beunruhigt ging ich einen Schritt zurück, der wollte doch nicht etwa?
“Immer mit der Ruhe Kero. Der Kleine gehört zu mir. Sollten uns vielleicht entschuldigen.”
Beschwichtigend winkte Chordes mit der Hand, die andere legte er auf meinen Hinterkopf und drückte mich sachte herunter.
“Kleiner?”
Auch wenn es mir zuwider war, mich bei diesem hirnlosen Echsengesicht zu entschuldigen, aber lebensmüde war ich nicht.
“Tut ... tut mir leid ... Kero.”
Bei dem letzten Wort konnte ich mich jedoch ein leises Glucksen nicht verkneifen, was für ein dämlicher Name für einen Kroganer! Er musste es gehört haben, denn in genau diesem Moment sprang er von dem Sofa und richtete sich in voller Größe vor mir auf. Tief und laut grunzend schlug er seine rechte Faust auf seine Linke.
“Ein Problem mit meinem Namen Turianer?! Ich könnte deinen kleinen Kopf mit nur einer Hand zerquetschen, an seiner Stelle wäre ich vorsichtig!”
Doch bevor er auch nur noch einen Schritt auf mich zugehen konnte, wurde er von der aufgehenden Tür und einer zarten Stimme unterbrochen.
“Da macht sich unser trinkfester Frauenheld wohl wieder neue Freunde, hm?”
Als ich mich fragend umdrehte, blickte ich in ein Paar bezaubernde, hellblaue Augen. Rinaiya. Die fehlte mir noch in dieser herzlichen Runde, wahrlich.
“Ich ... ich hab doch gar nichts gemacht! Was kann ich denn dafür wenn dieser Kroganer nicht ausgelastet ist! Noch grün hinter den Ohren und dann schon sone große Lippe riskieren!”
Oh das war’s, ich wusste damals einfach nicht wo meine Grenzen waren, aber eines wusste ich, meine große Klappe würde mir irgendwann einmal zum Verhängnis werden.
“Du bist nicht viel älter ich du Wicht! Komm her und ich zeig dir wie ausgelastet ich bin! Du bist Turianermus!”
Tobend stampfte er auf den Boden auf, die Wucht lies die Gläser auf dem Tisch wackeln und herunterfallen. Da hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen, denn es schien ihm rein gar nicht zu gefallen das ich ihn auf seine Alter ansprach. Zwar kannte ich nicht viele Kroganer, aber diesem sah ich an das er für seine Rasse noch recht jung zu sein schien, zumindest waren seine Hornplatten noch nicht ganz ausgebildet und auch sein Temperament überstieg das der anderen Kroganer, denen ich begegnet war.
“Jetzt beruhigt ihr Hitzköpfe euch mal und setzt euch hin!”
Rinaiya funkelte uns beide aufgebracht an. Gesagt, getan, kaum erhob sie ihre gereizte Stimme, saß ich auch schon auf der anderen Seite des Tisches, auf dem Sofa.
“Kleinkrieg könnt ihr später austragen. Daten sind nun wichtiger. Kero?”
Chordes setzte sich neben mich, und wand seine letzten Worte fordernd an den Kroganer, wieder ungeduldig auf den Tisch tippend. Der Salarianer hatte einfach keine Geduld.
Schnaufend lies sich der Dicke wieder auf das Sofa sinken und hob seinen rechten Arm, an dem sich binnen Sekunden Platten aus gelbem Licht bildeten, ein Omnitool. Ich verkniff mir die Frage, was ein Kroganer mit so einem Ding wollte, der würde mit seinen dicken Fingern doch keine einzige Taste treffen.
“Hrumpf ... Rinaiya, die Daten bitte.”
Die Asari lehnte sich zu ihm herüber und reichte ihm, ebenso wie Chordes, ein Datenpad. Ich wusste nicht was mich mehr überraschte, die Tatsache das auch Rinaiya in alles eingeweiht war, das der Kroganer doch ziemlich genau zu wissen schien, wie man mit einem Omnitool umging, so schnell wie er darauf herum tippte oder aber die Höflichkeit, die er der Frau entgegenbrachte. Mit aufgerissenen Augen starrte ich auf Kero, der seine Krallen flink über das Gerät gleiten lies, der Typ hatte echt Ahnung, sehr ungewöhnlich für seine Rasse.
Alles fing über mir hereinzubrechen, seit wann wusste Rinaiya das Chordes ein Auftragskiller war? Hatte sie ihm schon immer Informationen zukommen lassen, wenn ich nicht hinschaute und wieso war ein Salarianer mit einem Kroganer befreundet? Chordes schien meine fragenden, fast schon verzweifelten Blicke zu bemerken.
“Unwichtig für dich, Kleiner. Gute Freunde, haben mir schon oft geholfen.”
Wahnsinn, seine Antworten waren so präzise wie immer. Er wollte anscheinend nicht, dass ich mehr wusste, als gut für mich war, fein. Ich fand mich damit ab.
Kero hob seinen Blick, doch sah ich keine Wut mehr darin. Mir schien es fast, als konnte ich Mitleid in seinen hellen Augen erkennen, oder bildete ich mir dies nur ein? Wortlos schob er mir ein Datenpad herüber, das andere gab er Rinaiya. Er räusperte sich, erhob aber dann seine tiefe Stimme.
“Darauf findest du die Kontaktdaten eines gewissen Springer ... Er wird dich über alles weitere aufklären was deinen Auftrag betrifft und auch danach wird er dein Kontaktmann sein.”
Ich bekam einen Kontaktmann zugewiesen? Diese Situation fing an mich zu überfordern, wieder blickte ich zu Chordes, in der Hoffnung er würde mir endlich ein paar Antworten geben.
“Kennst du diesen Typen?”
Ruhig atmete er aus, jedoch konnte man ihm ansehen das ihm meine Fragerei nicht gefiel.
“Ja. Hatte schon mit ihm zu tun. Nur ein Zwischenmann, kann dir keine Informationen zu dem Auftraggeber geben.”
Also blieb alles im Geheimen. Nun, anders hatte ich es kaum erwartet in diesem Beruf, jedoch gefiel es mir nicht alle Aufträge von einem völlig Fremden entgegenzunehmen, zu sehr hatte ich mich an mein sicheres Umfeld gewöhnt.
Rinaiya’s Blick traf den meinen, sie lächelte sanft und erhob dann die Stimme.
“Bevor du gehst, solltest du erst einmal deine zweite Identität bekommen. Ohne die wirst du dich nicht frei bewegen können ... Nur aus Sicherheitsgründen, versteht sich.”
Sie zwinkerte mir zu, kramte aber dann in ihrer Tasche herum und zog ein weiteres Datenpad heraus. Hatten denn echt alle in diesem Raum irgendwelche dunklen Geheimnisse? Ich kam mir vor als würde ich in einer dieser grotesken Krimiserien mitspielen, immer verworrener wurde die Situation. Kero fing wieder an auf seinem Omnitool herum zu tippen, seinen Blick immer wieder zwischen dem Gerät an seinem Arm und dem Datenpad, welches ihm die Asari hinhielt, wechselnd.
Abermals schnaufend hob er seinen Blick, wies Rinaiya mit einer Kopfbewegung in meine Richtung an, mir das Datenpad zu geben. Sie tat wie ihr gesagt und schob mir das Pad zu, lächelte mich weiterhin sanft an. Ungewöhnlich, sonst war sie nie so nett zu mir. Zögerlich hob ich es an und las mir leise durch, was darauf geschrieben war.
“Reeva Orctis ...”
In Gedanken wiederholte ich den Namen immer und immer wieder.
“Yeah ... lässig~ Gefällt mir!”

Melancholisch saß ich auf meinem Bett, welches mein viel zu kleines Zimmer fast ganz einnahm. Kurz nachdem ich meine zweite Identität erhalten hatte, verlies ich das Hinterzimmer, immerhin hatte ich noch eine Aufgabe zu erledigen. Chordes und Kero waren sicher noch unten und unterhielten sich, Rinaiya hingegen verließ mit mir das Zimmer, ihren Pflichten in der Bar wieder nachgehend.
Ich griff nach dem Scouter der neben mir auf dem Bett lag und fing an auf dem kleinen Teil herum zu tippen, dabei immer wieder auf das Datenpad sehend, welches ich zuvor von Kero erhalten hatte. Zeit um mit Springer Kontakt aufzunehmen. Ein kurzes Piepen erklang als ich mit den Scouter hinter den Hörnern befestigte. Kurze Stille, dann vernahm ich eine bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Stimme, Springer.
“Ahhh ... Vallan Phanux, es ist mir ein Vergnügen. Oh ... Nein ... Reeva Orctis war es, nicht wahr?”
Wieso kannte er meinen Namen? Schon in der ersten Minute nahm kam das Gespräch auf eine Ebene an, die mir ganz und gar nicht gefiel. Bereits von Anfang an wusste er zu viel von mir und ich im Gegensatz dazu rein gar nichts von ihm, kein guter Start um Vertrauen aufzubauen.
“J-Ja ... Springer, hm? Wie kommt man auf so einen einfallslosen Namen? Gibt es nichts Besseres, wie ich dich ansprechen könnte? Wie wär’s mit kleiner Schlingel, wär doch viel cooler als Springer! ”
Stille. Überlegte er etwa wie er antworten sollte, hatte ich ihn verärgert? Nach einem kurzen Rauschen erklang jedoch wieder die verzerrte Stimme.
“Springer sollte vollkommen ausreichen. Ich denke ... wir finden später noch genug Zeit um uns besser kennen zulernen ... vielleicht. Zu aller erst aber, möchte ich ihnen ihr Ziel übermitteln. Jegliche darauffolgenden Kontaktaufnahmen werden von meiner Seite aus erfolgen ... Wie und wo werden sie erfahren, wenn es so weit ist. Die Nummer die sie eben wählten, wird nach diesem Gespräch nicht mehr zu erreichen sein, sparen sie sich also alle Versuche. Nun ... Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit, möge sie stetig Früchte tragen.”
Und schon wurde ie Verbindung unterbrochen und ein weiteres Piepen erklang, diesmal aber auf meinem Omnitool. Ich hatte nicht einmal die Chance zu antworten. Nun, die würde ich noch früh genug bekommen. Ich senkte meinen Blick und las die Daten, die mir Springer zukommen lies. Das, was ich in diesem Augenblick las, lies mir das Blut in den Adern gefrieren. Das war nicht sein Ernst, oder?

Ich brauchte frische Luft, ganz dringend. Zumindest das, was man frische Luft nennen konnte, auf Omega. In einer kleinen Gasse, nahe des Backyard lief ich hin und her, die Pranken in den Hosentaschen. Ich überlegte. Ich konnte diesen Auftrag einfach nicht erfüllen, das war nicht richtig! Ein Seufzer entwich meiner Kehle. Dann zuckte ich erschrocken zusammen, eine Stimme erklang, eine Stimme die ich nur zu gut kannte.
“Was habe ich dir beigebracht?”
Ich traute mich nicht, mich zu ihm herumzudrehen. Schuldgefühle machten sich in mir breit, nicht fähig ihm in die Augen zu blicken.
“Hm?”
Mir war klar was er meinte, jeden Tag erklärte er mir seine Regeln. Drei Jahre lang hatte er mich auf meinen ersten Auftrag vorbereitet und nun kniff ich, ich war ein miserabler Schüler.
“Du weißt was ich meine, stell dich nicht dümmer als du bist. Wie lautet die wohl wichtigste Regel, die ich dir beibrachte?”
Seine Stimme klang stark, fordernd, er wusste ganz genau wer mein erstes Ziel war. Seufzend rang ich mit mir, die Worte kamen stockend.
“Loyalität ...”
Ich schluckte.
“Absolute Loyalität dem Auftraggeber gegenüber. Bekomme ich einen Auftrag, ist es meine Pflicht diesen zu erfüllen, komme was wolle ...”
Nur schwer brachte ich diese Worte heraus, er konnte diese Farce doch nicht ernst meinen, oder? Schritt für Schritt kam er auf mich zu, packte mich an der Schulter und zog mich zu sich herum. Er hielt eine Waffe in seiner Hand, aber nicht nur irgendeine Waffe, es war meine, die, die ich vor Jahren von ihm bekam, meine Carnifex. Ruhig und besonnen hielt er sie mir mit dem Griff zuerst entgegen. Ich war nicht fähig zuzugreifen, also packt er meine Pranke und drückte die Waffe zwischen meine Krallen.
“Tu es Vallan!”
Ich müsste schlecht hören, nannte er mich bei meinem Namen? Das war das allererste Mal das er mich bei meinem Namen nannte, in all den Jahren. Zitternd hielt ich die Waffe, die Tränen stiegen mir in die Augen.
“Das ist doch wieder nur einer deiner schlechten Witze, oder? Sag mir ... Sag mir das es nur ein weiterer, absurder Test ist! Sag mir das wir am Ende dieses Tages im Backyard sitzen und einen trinken. Das Rinaiya mich wieder aufzieht, weil ich nichts vertrage und wi-“
Er unterbrach mich, seine Stimme klang wütend. Das erste mal seit ich ihn kannte.
“Schluss jetzt! Vallan, schieß endlich! Habe dich nicht drei Jahre lang unterrichtet und all meine Zeit in deine Ausbildung investiert, damit du mich nun enttäuschst!”
Enttäuschen? Es würde ihn also enttäuschen, wenn ich meinen Auftrag nicht erledigen würde. Fein! Zitternd hob ich meine Pranke, die Waffe auf ihn gerichtet. Die Tränen in meinen Augen wurden immer mehr, kaum mehr konnte ich erkennen was vor mir lag. Er würde gleich sagen, dass alles nur ein Witz war, ich wusste es. Ich hoffte es. Aber er tat es nicht.
Meine Zunge fühlte sich pelzig an, sie war schwer und machte mir das Reden fast unmöglich.
“Loyalität ...”
Ich kann nicht genau sagen, ob ich es mir einbildete, aber ich glaube, trotz meines verschwommenen Blickes, ein Lächeln in seinem Gesicht erkannt zu haben, ein Lächeln voller Stolz und Zuversicht. Ich drückte ab.
Ein Knall. Sein lebloser Körper sank vor mir auf den Boden, er war sofort tot, keine Schmerzen, kein Leiden.
“Absolute ... Loyalität dem Auftraggeber gegenüber ...”
Meine stimme klang zittrig, schluchzend verschluckte ich die Worte. Das war er, der Tag an dem ich meinen besten Freund ermordete. Der Tag, an dem meine Karriere als Auftragskiller begann ...

Forenperser
06.10.2011, 17:34
Gefällt, sogar noch deutlich besser als Teil 1.
Fängt mit dem typischen Humor an (und dem üblichen Begriff;)), wird dann ziemlich spannend und endet sehr traurig.
Ich bin schon gespannt wie es damit weiter geht, das dürfte ja so eine Art *Schlüsselereginis* für ihn darstellen.

eis engel
07.10.2011, 13:23
Mir gefallen alle drei Teile ziemlich gut :gratz

Von Vallans typischen Humor, über Action reiche Parts, bis hin zu einer traurigen Szene am Schluss - war alles dabei,
insgesamt eine sehr spannende und fesselnde Geschichte, und bin sehr gespannt darauf, wie es mit Vallan weitergeht :)

Die Bilder find ich im übrigen auch total klasse, vorallem das erste... :D

BlackShial
09.12.2011, 01:35
So endlich is part III mal fertig!
Irgendwie hab ich mich da viel zu lange dran aufgehalten und das obwohl er nix wirklich weltbewegendes is :dnuhr:
Erwartet bitte nich zu viel, is eigentlich nur ne Art Auftackt für Part IV ... sozusagen ^^ Vallan macht halt einige Veränderungen durch, weshalb man ihn vielleicht gar nicht wiedererkennt :) Dafür aber jemand anderes ihm bissl ähnlich is ^^
Nichts desto trotz is es wichtig für den weiteren Verlauf, was er halt so alles erlebt, bzw wen er kennenlernt :D
Und es wird immer mehr was ich schreibe, sorry >.<
_________
Vallan Phanux
Grian Jaxtes
Nydia Sallvista
Springer
_________




Part III
VERÄNDERUNG

http://upload.worldofplayers.de/files7/VallanGrian.png



Absolute Stille. Die Geräusche der Menge, die sich unter mir bewegte und die der Lautsprecher, die die Nachrichten verkündeten, konnten mich nicht erreichen. Hoch oben, über all dem Trubel lag ich auf der Lauer, wie ein Raubtier beobachtete ich meine Beute. Nicht einmal meinen Herzschlag konnte ich hören, perfekt an meine Umgebung angepasst, keine Bewegung, kein Geräusch. Geschlitzte Pupillen folgten dem Opfer auf Schritt und Tritt, dafür geschaffen und trainiert dieses niemals aus dem Auge zu verlieren.
Oh wie ich es hasste! Schon in meiner Ausbildung bei Chordes war mir diese Warterei einfach zu wider. Ich war gut in meinem Job, keine Frage. Verdammt, ich wusste genau wo der Hase langläuft, wie die Menschen es so schön nannten, aber ich war einfach nicht dafür geschaffen still dazuliegen und zu warten!
Meine rechte Pranke ruhte auf dem Scharfschützengewehr, genau positioniert, perfekt an meinen Körper angepasst, bereit zu töten, wenn ich es wollte. Die Linke aber wanderte an meiner Kausleiste entlang, auf das kleine Gerät zu, welches ich immer bei mir trug. Eine gewohnte Bewegung mit der Kralle, ein Klickgeräusch und endlich war diese verstörende Ruhe durchbrochen von wohltuender Musik.
Niemand war dort oben, der ideale Platz um auf das Zeichen zu warten, ganz allein. Anscheinend war diese Ebene nur für Arbeiter geöffnet, tägliche Wartungsarbeiten, Reparateuren wenn sie vonnöten waren, all das Zeug mit dem ich mich absolut nicht auskannte. Aber natürlich war ich vollkommen ungestört, wie sollte es auch anders sein. Ich hatte keine Ahnung wie ‘Springer’ dies alles anstellte, er wusste genau wo ich war, der ebnete mir den Weg um meine Arbeit zu machen, aber ich verstand einfach nicht wieso er sich dann nicht auch um den Rest kümmerte. Es war wie es war, ich stellte keine Fragen, ich tat wie mir befohlen. Die Credits waren es allemal wert diese Arbeit zu verrichten. Man konnte es sehen wie man wollte. Ein Saubermann, der den Dreck wegräumte. Ein Rächer, der das Blut Unschuldiger vergold. Oder einfach nur ein Killer, der das Blut vieler an den Händen hatte. Wie es auch war, es war mir egal. Über all die Jahre hinweg in denen ich dachte ich wäre ein Held, über all die Jahre hinweg in denen ich der festen Überzeugung war das richtige zu tun, über all die Jahre hinweg in denen ich nur das Böse in all meinen Opfern sah. In all den Jahren habe ich es verloren. Mitleid, Schuldgefühle, Barmherzigkeit ... All das waren nur noch schemenhafte Erinnerungen von Gefühlen, die ich einst hatte.
“Hmmm~ hmhmhmmm~”
Noch immer war es still, nur ein Summen war zu vernehmen, die Musik zu leise gestellt als das sie jemand hätte vernehmen können. Nur vorsichtig erhob ich meine vibrierende Stimme, nicht fähig auch nur noch eine Sekunde länger still zu sein.
Da war es!
Mit dem Scouter und dem Visier meiner Waffe erfasste ich mein Ziel. Perfekte Synchronisation, meine Waffe und ich waren Eins, nichts vermochte uns zu trennen.
“Hm hmhmhmm~ and my love, will be there, and will come to me again ... With each rising sun ... I'll find the future that is miiiiiiine!”
Das Ende des Liedes. Das Ende des Opfers. Die Melodie verstummte, die letzte Note verklang, der letzte Atemzug des Zieles.
BOUW!
Nur eine flüchtige Bewegung, so oft getan, als sei es das normalste der Welt. Ich atmete tief aus, wie in Zeitlupe richtete ich mich auf, indessen der Turianer auf der unteren Ebene zu fallen schien. Ein meisterhafter Treffer, keine Schmerzen, nichts hatte er mitbekommen, einzig und allein die warme Umarmung des Todes. Ja, ich wusste wo der Hase langläuft ...
“Nice shot Bro!”
Pfff! Mit aufgerissenen Augen lies ich mich schnurstrax wieder auf den Boden fallen, wenn auch spürbar härter als gewollt. Ich musste nicht lange suchen, mir war klar wo sich dieser Idiot aufhalten würde. Nicht weit von dem Opfer entfernt, nahe der Menge die sich um dieses gebildet hatte, stand er. Noch immer schmerzte mir der Kopf von dessen lauten Aufruf, genau in den Commlink hinein. Oh dieser verdammte Irre!
Mit dem Daumen nach oben hob der Kerl die Hand, genau in meine Richtung. Wie bekloppt konnte ein einziger Alien eigentlich sein?! Nicht nur das er meine Tarnung gefährdete, nein, die seine war auch kurz davor sich in Schall und Rauch aufzulösen, wenn er weiter wie ein Hampelmann neben der Leiche herumsprang.
Fast schon panisch schulterte ich mein Gewehr und sprang auf. Die Aufmerksamkeit die er erregte wusste ich zu nutzen, bevor man wirklich noch auf die Idee kam seinen Andeutungen zu folgen und nach mir zu suchen. Die Schatten waren mein Schutz, die Schatten waren meine Mutter, die mich in ihrer Umarmung willkommen hieß. Aus ihnen erstanden, so verschwand ich in ihnen, als wäre ich niemals dort oben gewesen.

“Der Typ kostet mich noch meinen Kopf verdammt! Wieso hängt er mir nicht gleich ein Schild mit der Aufschrift “Auftragskiller” um den Hals?!”
Vollkommen außer mir sprach ich mit lauter Stimme, konnte mich aber noch immer weitesgehend zurückhalten um nicht lauthals zu schreien. Wütend war ich, wirklich verdammt wütend! Wie konnte Springer mich nur mit diesen Typen zusammenstecken?
“Immer mit der Ruhe Reeva ... Er ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig aber das ändert nichts daran das er einer der Besten in seinem Fach ist. Du brauchst ihn, finde dich damit ab.”
Wie recht er doch hatte. Und wie ich es hasste, wenn er recht hatte! Klar, der letzte Auftrag war allein nicht zu schaffen, ich hatte keine Ahnung wie man irgendwo einbrach oder die Taschen von jemandem leerte, aber es gab so viele Langfinger im Universum die erträglicher waren, als dieser, eine Kerl!
“Er wird deine Tarnung schon nicht auffliegen lassen, halte ihn nicht für so einfältig. Du solltest dich doch mit solchen seltenen Charakterzügen bestens auskennen, oder? Ich hatte eigentlich gedacht das ihr Beiden euch bestens verstehen könntet ...”
Hatte ... Hatte Springer da etwa einen Witz gemacht?! Ich kam nicht herum ein leises Glucksen zu vernehmen, war das wirklich ein Lachen? Nicht sicher ob ich Angst haben oder aber mich freuen sollte, aber das er so etwas wie Humor bewies war wirklich überraschend. Ich beließ es dabei, an diesem Tag hatte ich genug dumme Sprüche für ein ganzes Jahr ertragen müssen, da brauchte ich nicht selbst noch welche von mir zu geben. So sehr hatte ich mich verändert, ohne es auch nur zu bemerken.
“Nun denn ... Ich bin einfach froh das der Auftrag erledigt ist. In diesem Metier wird es ja wohl nicht so viele geben, dass ich so oft auf diesen Blödkopf angewiesen bin.”
Tatsächlich musste ich erleichtert seufzen, sicher dass ich fürs Erste meine Ruhe haben würde.
“Und wieder einmal freust du dich viel zu früh mein geschätzter Reeva. Ihr hab diesen Auftrag zwar mir Bravour gemeistert, aber der Auftraggeber hat noch ein weiteres Ziel. Alle weiteren Einzelheiten werde ich dir übermitteln wenn die Zeit reif ist.”
Ich schluckte, wieder und wieder. Nein, nein nein ... Nein!
“Das heißt ... ?”
Oh klar hätte ich mir diese Frage sparen können, aber irgendwie hoffte ich doch inständig aus Springer’s Mund zu hören, dass er nur wieder versuchte witzig zu sein. Fehlschlag.
“Ja genau das heißt es. Du und Grian werden noch ein weiteres Mal zusammenarbeiten. Achja ... Der Lohn für den letzten Auftrag befindet sich bereits auf deinem Konto, wie ausgemacht der volle Betrag. Möge unsere weitere Zusammenarbeit stetig Früchte tragen.”
Klick und Ende. Natürlich lies er mir wie immer keine Chance Einspruch zu erheben. Wieso auch? Nichts weiter als ein Bauer auf seinem Schachbrett war ich, dieser verfluchte Kerl!
Seufzend lies ich mich auf das Bett fallen, ließ mich umarmen von dem weichen Laken, in dem noch immer der Duft frischer Blumen hing. Okay, der Geruch chemischer Stoffe die einem weiß machen sollten, es würde nach Blumen riechen, aber es war herrlich, einfach wunderbar! Wie auf einer dieser Blumenwiesen wälzte ich mich herum, vollkommen in dem Duft versinkend. Auch wenn diese Aufträge schon lange nicht mehr an mir zehrten, der Umgang aber tat es und das nicht zu wenig. Ich war müde, einfach nur müde ...

Ausgeschlafen, voller Tatendrang und wie frisch aus dem Ei gepellt stolzierte ich die Stufen herunter. Wie immer war mein Zimmer nicht weit entfernt von der nächsten Bar, nein sogesehen lag es sogar genau über der Bar. Seit meiner Ausbildung bei Chordes war es eine Art Ritual dort zu nächtigen, wo es nur wenige Schritte bis zur nächsten Bar waren. Tatsächlich wollte mir nie gelingen es mal anders zu machen, gerade weil ich ja meinen starken Magen nur zu gut kannte. Chordes habe ich auch nie viel trinken gesehen, ob er es wohl heimlich tat und sich immer dann in den Zauberwald trank, wenn ich nicht dabei war? Wer weiß was dieser Schlingel immer getrieben hatte, wenn ich auf einem seiner aberwitzigen Aufträge war ... Aber ich drifte ab.
Die Bar war in kalten Blautönen gehalten, alles wirkte recht steril und doch einladend. Vor allem die Asari, die in dieser Bar eindeutig in der Mehrheit waren, luden dazu ein ihren Tänzen beizuwohnen. Aber das kannte man ja nicht anders, Asari waren schon immer das Aushängeschild einer jeden Bar und damit auch recht erfolgreich. Ja und verdammt nochmal, sie hatten mich am Haken! Gerade als ich ansetzte mich zu einem dieser Tische zu bewegen, auf denen sich eines dieser blauen Luder räkelte, wurde ich auch schon unterbrochen. Eiskalt lief es mir den Rücken herunter, als ich die mir wohlbekannte Stimme vernahm.
“Hey Bro! Hier drüben!”
Mein Blick folgte ungewollt der Stimme. Eigentlich war mir eher danach sofort umzudrehen und mir eine andere Bar zu suchen, wo ich mich den tanzenden Asari hätte hingeben können, doch ich bewegte mich auf ihn zu. Wie ein wilder winkte er, um auf sich aufmerksam zu machen. Als hätte ich ihn nicht schon längst gesehen ... Selbst ein einäugiger Batarianer wäre sofort auf ihn aufmerksam geworden. Wenn es nicht die kratzige Stimme wäre, die in der ganzen Bar zu vernehmen war, oder aber sein Ego, das einen niederrang sobald man ihm auch nur zu nahe kam, dann waren es die schreienden Klamotten die er trug. Rot, in allen Variatonen sprang es mir entgegen, hell, dunkel, blass, kreischend grell. Wer auch immer diese Kombination zu verantworten hatte, gehörte weg gesperrt. Tja, wer das wohl wahr ...
“Kannst du bitte aufhören wie einer dieser Erdlinge aus dem Ghetto zu sprechen?”
Seufzend setzte ich mich neben ihn, lies es mir mehr als deutlich anmerken wie genervt ich war. Tatsache war aber, dass ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte wieso ich mir seine Gesellschaft überhaupt antat. Vielleicht war ich einfach zu faul eine andere Bar zu suchen, vielleicht wollte ich ihm aber auch einfach nur eine Chance geben sich etwas beliebter bei mir zu machen. Wir waren Partner, mehr oder weniger, also musste ich mit ihm auskommen, ob ich nun wollte oder nicht.
“Nun hab dich nicht so. Von mir kann man einiges lernen ReeRee!”
Soso, konnte man das? Stop! Wie hatte er mich genannt?! ReeRee? Zum Teufel nochmal, selbst ‘Bro’ War besser als das! Minuspunkte über Minuspunkte sammelte dieser Drell bei mir.
Tief Luft holen musste ich, wirklich tief Luft. Ich hatte nie das Bedürfnis mich zu streiten oder so etwas in der Art, nicht einmal dieser Glotzkopf schaffte es dieses Bedürfnis in mir zu wecken. Aber verdammt nochmal ... In diesem Moment wäre nichts schöner anzusehen gewesen, als sein Kopf in dem Hinterteil des kroganischen Türstehers, nicht weit von uns.
“Was ...”
Beherrschen Vallan, immer schön beherrschen!
“Was kann man denn von dir so alles lernen?”
Kein Platz für Beleidigungen, obwohl ich darin sowieso nie besonders begabt war. Kein Platz für eine patzige Antwort. Eines musste man ihm lassen, Mut hatte er ja! Sich so anzuziehen in der Öffentlichkeit, sich so zu geben wie er es tat, war mehr als bewundernswert. Er hatte Selbstvertrauen und davon sicher nicht zu wenig!
“Ich kam nicht drumherum zu sehen wie wenig Glück du bei Frauen hast. Sieh mich an, ich habe an jedem Finger eine Schönheit und weiß nicht wohin damit! Bro ... Lass dir von Papa zeigen wie das geht!”
Das war wohl der erste Mal in meinem Leben wo mir alles, aber wirklich alles aus dem Gesicht fiel. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Ich ... ich fand nicht einmal Worte um diese Unverschämtheit zu beschreiben!
Unbewusst zuckte mein linkes Auge, da ich jedoch leicht von ihm weggedreht saß, konnte er es nicht sehen und somit blieb das breite Grinsen in seinem Gesicht für mich erhalten. Wie erfreulich ...
“Ich habe kein Interesse, danke ...”
Sachlich, ruhig und mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht drehte ich mich zu ihm herum. Okay, er wollte mir ja nur helfen. Aber ganz ehrlich, ich war auch ohne seine Hilfe bestens bedient. Es war ja nun nicht so das ich schlecht aussah, ich war halt einfach nur schüchtern! Zudem hatte ich doch bei meinem Beruf gar keine Zeit für Frauen! Die typischen Ausreden halt ...
“Achso ich verstehe ... Du stehst also nicht auf Frauen? Naja, okay ... Ich bin aber nicht so, ja? Als-“
“Verdammt nochmal! Das mein ich ganz sicher nicht damit!”
Wie wild klopfte ich mit der Handfläche auf dem Tisch, immer und immer wieder. Irgendwie musste ich meine Worte ja untermalen, sonst würde es dieser Hohlkopf wohl nie verstehen. Der wollte mich doch provozieren, oder? Das alles kam mir wie eine schlechte Comedyshow vor in der ich das Opfer war.
Aber wann hatte ich mich eigentlich zu so einem knurrigen Typen entwickelt, der keinen Spaß mehr verstand? Hatte ich mich wirklich Grund auf verändert?
“Du weißt schon das du offen mit mir sprechen kannst, oder? Wir sind doch jetzt Bro’s ... Ich helfe dir durch jede Phase deines Lebens!”
Er wollte mich provozieren, ganz sicher! So schwer von Begriff konnte niemand sein, nicht einmal ich selbst. So verbohrt, so so ... einfach nur nervig!
“Zum mitschreiben für dich ... Ich bin in keiner Phase oder sonst etwas in der Art! Ich hatte schon genug Frauen, so das ich sie kaum noch zählen kann, klar? Also brauch ich auch keine Hilfe von dir!”
Das war gelogen. Das war ja sowas von gelogen! Aber das wusste er natürlich nicht, hehe. Ich konnte ihm erzählen was ich wollte, er hörte mir ja ohnehin nicht zu. Aber irgendwie hegte ich die Hoffnung er würde Ruhe geben wenn ich ihm diese schamlose Lüge auftischen würde. Hätte ich ihm die Wahrheit erzählt, hätte er mich den ganzen Abend nicht in Ruhe gelassen, so viel war sicher!
Aber seit wann genau ich diesen Stock im Arsch hatte, war mir völlig unklar. Ich erkannte mich selbst nicht wieder, so sehr hatte ich mich verändert. Ich hätte lachen sollen, ihm auf die Schulter klopfen und ihn zum Wettrinken herausfordern sollen. Was hätte ich nicht alles tun sollen, aber stattdessen hockte ich dort, leicht über den Tisch gebeugt und knurrend wie ein tollwütiger Varren.
Wann hatte ich eigentlich das Lachen verlernt?
“Hey schau mal!”
Ohne auch nur die Möglichkeit zu reagieren legte er seinen schuppigen Arm um meinen Hals, zog mich zu sich heran und deutete auf das andere Ende des Saals.
Ohhhhh! Was hatten meine trüben Augen da entdeckt? Dieser Drell hatte Geschmack, aber sowas von! Eigentlich wollte ich ihn ja von mir stoßen, aber in dem Moment war ich mehr damit beschäftigt dieser Tänzerin hinterher zu sabbern. Keine Augen mehr für etwas anderes stierten wir beide wie ein paar ausgehungerte Dreschschlunde in die Richtung der Asaritänzerin. Ein verboten enges Kleid, was wirklich keinen Platz mehr für Vorstellungen lies, gleitende Bewegungen, die einen gefangen nahmen und dazu diese perfektem blaue Haut, von der sie nicht zu wenig zeigte.
Fast schon synchron standen wir beide auf, hätten die Stühle umgeworfen ohne auch nur darauf zu achten, wenn sie denn nicht angeschraubt gewesen wären. Mein fragender Blick wanderte zu ihm, der Seine zu mir. Gerade noch in den Startlöchern um so schnell wie irgend möglich zu dieser Asari zu gelangen, standen wir nun wie angewurzelt dort, den jeweils anderen wie ein Skycar anschauend.
“Bro?”
Lächelnd legte er seine Hände auf meine Schultern und nickte. Er wollte doch nicht? Wollte er mir den Vorrang lassen? Wäre ich nicht zu so einem knochigen Hund mutiert, hätte ich vor Freude heulen können. Er war wirklich ein Bro, durch und durch!
“Im Krieg und in der Lieb ist alles erlaubt!”
Was?
Seine Hand schnellte zum Tisch, noch bevor ich überhaupt hinsehen konnte, hatte er schon das Glas zwischen den schuppigen Fingern. Seine Bewegungen waren verflixt schnell, nicht einmal ich konnte ihnen folgen, aber das musste ich auch gar nicht. Man brauchte kein Genie sein um zu wissen was passieren würde. Er war eben doch nur ein verlogener, dreckiger, diebischer Drell!
Platsch!
Die Flüssigkeit verteilte sich auf meiner violetten Kleidung, die alles sofort einsog und einen großen, dunklen Fleck, für Jedermann sichtbar bloßlegte. Ins Gesicht? Nein, natürlich nicht. Auf das Oberteil? Ach Unsinn, das wäre doch viel zu nett gewesen! Nein! Genau in den Schritt, dort wo niemand auch nur auf die Idee kommen würde, dass es doch wirklich nur ein verschüttetes Getränk war.
Er stellte mich bloß, vor der ganzen Bar, vor der Schönheit auf der anderen Seite des Tanzsaals. Und warum? Nur um zu verhindern das ich vielleicht nur den Hauch einer Chance bei ihr hätte haben können. Ein Bro, durch und durch ...
Entgegnen aller Erwartungen die ich in mich hatte, lies ich mich einfach zurück in den Stuhl sinken und lachte. Lachte laut und ausgelassen, wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Der Fleck auf meiner Hose war mir dabei vollkommen egal, ebenso die Blicke aller anderen die natürlich nicht gesehen hatten, was wirklich passiert war.
Ich hasste ihn in diesem Moment, ich wollte ihm so sehr einen Tritt in den schmalen, unförmigen Hintern geben, dass er im hohen Bogen an der Asari vorbeiflog. Aber ein Teil in mir, wenn auch nur ein kleiner, mochte ihn. Zumindest eines hatte er geschafft, endlich wieder ein herzhaftes Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Ein Lächeln das nicht nur gestellt war, ein Lächeln der puren Belustigung.
Kopfschütteln griff ich nach meinem Drink, der Gott sei dank nicht derjenige war, der daran glauben musste und schluckte das Zeug in einem Hieb herunter.
Was sollte es schon? Ich hätte ohnehin kein Wort bei der Asari herausgebracht, am Ende hatte mich dieser Drell vielleicht vor einer noch schlimmeren Blamage gerettet, als der, die er mir beschert hatte.
Aber mal ernsthaft ... Es war mir ein Rätsel was die Frauen an ihm fanden. Er war nicht besonders groß, dürr und sehnig war er, wie ein Salarianer. Über seine Modewahl hatte ich mich schon genug ausgelassen, aber ich konnte doch nicht der Einzige sein, dem dieses Desaster auffiel, oder? Keinen Arsch in der Hose, immer nur ein blödes Grinsen auf den viel zu vollen Lippen und für jede Reaktion einen idiotischen Spruch parat. Wie konnte man auf so jemanden stehen?
Lachend erinnerte ich mich zurück, als ich noch nicht so verbittert war und selbst so eine Art Typ war, wie dieser Drell. Tatsächlich waren wir uns ähnlicher als ich mir hätte eingestehen wollen und egal wie viel ich an diesem Abend noch trank, es wollte mir einfach nicht in den Kopf gehe wieso der Kerl es schaffte, diese unglaublich schöne Asari abzuschleppen. Ach wie ich ihn hasste ...

“Klär mich auf ...Wieso hocken wir beide nochmal hier?”
Ungeduldig schnaufend lies ich mich auf das Sofa fallen, den Kopf leicht zur Seite gedreht und den Blick fragend auf den Drell gerichtet. Tagelang mussten wir warten bis Springer es endlich für nötig hielt uns das nächste Ziel zu verraten. Tage die ich mit diesem Kerl zusammen verbringen musste, höllische Tage. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto weniger grausam kamen sie mir vor. Er hatte Humor, brachte mich tatsächlich zum lachen, wieder und wieder. Tja, irgendwie beneidete ich ihn sogar für seine so sorgenfreie Art an die Dinge heranzugehen. Er war das, was aus mir hätte werden können ...
“Ich für meinen Teil mache mich doch nützlich wie du siehst. Wie wäre es wenn du das auch tust?”
Lachend beugte sich Grian über eine der Vitrinen in der recht luxuriös ausgestatteten Wohnungen. Schnell tasteten seine Finger über das Glas, suchten nach einer Möglichkeit dieses zu öffnen. Nicht mein Ding. Ganz und gar nicht mein Ding!
“Klar und dabei löse ich so ziemlich jede Alarmanlage in diesem Gebäude aus, die es gibt ...”
Mit einem tiefen Seufzen erhob ich mich aber dann doch wieder von dem gar nicht so unbequemen Sofa. Irgendwie hatte ich mir diesen Auftrag anders vorgestellt, ganz anders! Statt dort zu sitzen und zu warten bis das Auftragsziel nach Hause kam, sollte ich diesem lieber irgendwo auflauern und es schnell erledigen. Aber nein! Das wäre ja auch viel zu einfach gewesen. Gott, wie ich es hasste den Zielen so nahe kommen zu müssen. Eine dreckige Art zu töten war es, wenn man dem Opfer dabei noch in die Augen schauen konnte.
Zzzzischzzz!
Wie auf Kommando zuckten der Drell ich und ich zusammen, hielten inne und stierten in Richtung des Geräusches. Ich war vorbereitet, natürlich war ich das, aber trotzdem musste ich unweigerlich schlucken. Die Anspannung war klar zu sehen, so sehr schwitzte ich, schnappte nach Luft.
“Bro ... Soll ich mich um sie kümmern? Du weißt doch, ich hab ein Händchen für hübsche Asari!”
Wenn es nicht die Anspannung war, die mich zu Boden drückte, dann war es sein Ego. Aber wenigstens sprach er so leise, dass nur ich ihn hören konnte. Zumindest etwas, wenn es auch nur eine Sache war, macht er richtig.
“Ich glaub es ist besser wenn ich das mache. Das wird um längen weniger qualvoll für sie sein als das, was du vor hast ...”
Gerade als er mir lachend auf die Schulter klopfen wollte, so sah es zumindest für mich aus, ein gekonnter Sieg meinerseits, hielt er inne und starrte in Richtung Tür. Hm? So recht konnte ich seinen Blick nicht deuten, was ohnehin schwer war bei diesen schwarzen Augen. Tja, es zu versuchen blieb mir erspart, denn schon erhob sich eine mir bis dahin unbekannte Stimme.
“Ich habe es nicht ganz verstanden, wer von euch will sich um mich kümmern?”
Wie in Zeitlupe drehte ich mich zu der Stimme herum, fast schon panisch die Augen aufreißend. Ich hätte es wissen sollen! Wir hatten die Tür dich gehört! Aber wieso sie sofort in das Zimmer ging, in dem wir uns befanden war wohl doch nur purer Zufall.
Es kam wie es kommen musste ... Wir schoben die Schuld auf den jeweils anderen.
“Ich bin mir ganz sicher das er es war! Ich weiß überhaupt nicht warum ich hier bin!”
Die schlechteste Ausrede meines Lebens, bis dahin zumindest. Energisch mit dem Kopf schüttelnd zeigte ich auf den Drell neben mir, der es mir gleichtat.
“Der Turianer war’s ... Aber Schnecke, wenn du willst kümmere ich mich auch gern um dich!”
Bah, da war es wieder. Sein Selbstvertrauen das nicht einmal in solch einer Situation zu bremsen war. Der schlimmste Auftrag den ich je erledigen musste, Angesicht zu Angesicht mit dem eigentlichen Ziel, sichtlich erbost war über unsere Anwesenheit. Aber genau schien sie nicht zu wissen warum wir uns dort aufhielten, sonst wäre sie nicht so ruhig geblieben. Nun, ruhig ...
“Das glaube ich dir gern ...”
Ob es mein Griff zur Waffe war, den sie eigentlich nur schwer hätte sehen können aus ihrer Position, oder einfach nur daran lag das es anscheinend jede Asari im Universum auf mich abgesehen hatte, ich wusste es nicht, erkor sie mich zu ihrem Ziel aus. Wie üblich, bei meiner ersten Begegnung mit einer dieser Blauhäute, flog ich im hohen Bogen durch den Raum.
Etwas gutes hatte es ja, die Vitrine die Grian bis dahin versuchte aufzuschließen, war schneller offen als erwartet, denn genau darin landete ich. Klirrend brach das Glas auseinander und verteilte sich auf dem Boden. Die Dekoration, die eigentlich unter der Vitrine geschützt sein sollte, vielleicht einfach nur vor Staub oder doch eher vor den Händen anderer, stach in meinen Rücken. Ob der Schmerz den ich augenblicklich spührte aber von der Dekoration kam, oder von dem Aufprall allgemein, war mir nicht ganz ersichtlich. Wohl doch eher Letzteres. An diesem Tag war ich ohne Rüstung unterwegs, da sie mich eigentlich nur gestört hätte. Fehler, großer Fehler.
Unter Schmerzen versuchte ich mich aufzurichten, bekam nicht ganz mit was zwischen Grian und der Asari passierte. Einfach nur hoffend das der Kerl mir diese biotische Furie vom Hals hielt, bis ich wieder auf den Beinen stand.
“Was wollt ihr hier?”
Ohne auch nur auf eine Antwort zu warten stürzte die Asari los, die Hand in blauen Nebel gehüllt, bereit auch meinen Partner damit außer Gefecht zu setzten. Zu früh gefreut! Der flinke Drell, für mich vollkommen unerwartet, schob seine Hand unter ihren Arm und hob diesen an, so das sie ihn verfehlte und er sie in seiner Gewalt hatte.
“Deine Nummer meine Hübsche, damit ich dich auf ein Date einladen kann!”
Wenn ich auch nur eine Hand frei gehabt hätte, dann wäre diese wohl zu meinem Gesicht gewandert, gepaart mit einem wirklich langen Seufzer. Der Typ hatte echt Nerven, in so einer Situation noch solche Sprüche zu reißen ...
Zumindest konnte ich die Zeit dafür nutzen mich aufzurichten und meine Waffe zu ziehen. Die Pistole auf die Asari gerichtet, die sich aber aus der Gefahrenzone noch befreien konnte und unter Grian durchschlüpfte.
“Aus dem Date wird nichts werden Drell!”
Ihre beiden Hände schnellten auf den Gigolo zu, genau in seine Bauchgegend und schleuderten ihn zurück. Aber natürlich genau auf das Sofa, auf dem ich mich kurz zuvor noch niedergelassen hatte. War ja klar das wenigstens er Glück hatte!
Ich hingegen durfte erneu eine volle Breitseite einstecken, als ich mich meinem eigentlichen Opfer näherte, ein gezielter Schlag mit der Faust ins Gesicht, was mich unweigerlich taumeln lies. Nur ihr hämisches Lächeln konnte ich noch erkennen als ich den Halt unter den Füßen verlor und zu Boden stürzte, die Waffe dabei natürlich auch noch verlierend.
Einen Augenschlag später stand sie schon über mir, die Fäuste in die Luft reckend um sie genau in diesem Moment auf mich herunterstürzen zu lassen. Aber gerade als ich mit meinem Leben abschließen wollte, sicher das mich so ein biotischer Schlag in die ewigen Jagdgründe schicken würde, verschwand sie aus meinem Blickfeld. Nur ein flüchtiger Blick von mir nach rechts, wo Grian stand und mir mit einem gezielten Fußtritt in die Kniekehle der Asari zur Hilfe eilte. Schreiend sackte sie zusammen, meine Chance mich von ihr zu entfernen!
Die nächsten Sekunden waren wie ein Rausch, alles an was ich mich noch klar erinnern kann war seine Stimme.
“Komm schon!”
Mein Drellpartner streckte die Hand nach mir aus, kaum das ich sie ergriffen hatte zog er mich schon zu sich rauf. Eine schnelle Bewegung und meine Waffe befand sich wieder dort, wo sie hätte sein sollen, in meiner Pranke. Noch nicht einmal richtig auf den Beinen, drehte ich mich herum und zielte auf die Asari. Wirklich nur Sekunden, keine Chance für sie noch einen Gegenangriff zu starten.
PAW!
Den Finger am Abzug, den Blick abgewandt, tief einatmend.
Welch widerliche Art zu töten. Dem Opfer so nahe das man seine letzten Geräusche hören konnte. Die Luft die aus seiner Lunge wich und die letzte Bewegung seiner Muskeln. Wie ich es hasste ...
“Danke ...”
Mit einem Nicken gen Grian setzte ich sofort an den Raum zu verlassen, die Pranke auf meiner angeschlagenen Wange liegend. Meine Arbeit war getan, die Asari tot. Was der Auftraggeber damit bezwecken wollte, dass sie in ihrer Wohnung hatte sterben müssen war mir rätselhaft, doch es war nicht an mir Fragen zu stellen. Sollte sich Springer wie immer um den Rest kümmern. Ich war nichts weiteres als die Waffe, da um zu töten. Keine Skrupel, mein Mitleid ...
Grian sagte nichts, hob einfach nur die Hand um mir zu zeigen das alles in Ordnung war. Seine Arbeit war noch nicht erledigt. Ihn jedoch mit in die meine hereinzuziehen war einfach nur schändlich. Er war ein Dieb, nicht aber ein Mörder. Er sollte nicht das Blut anderer an den Händen haben, aber noch immer schien er unverändert. Tja, anscheinend konnte ihn wohl nichts so schnell aus der Fassung bringen.

Die Lichter der Bar holten mich wieder zurück in die Realität. Die ganze Zeit über versunken in Gedanken saß ich auf einem Hocker und stierte auf das halbvolle Glas zwischen meinen Klauen. Knurrend schloss ich die Augen kurz, um diesem Stechen zu entkommen, welches die grelle Beleuchtung in meinen Augen verursachte.
“Was denn, immer noch ganz so ohne weibliche Gesellschaft?”
Argh! Und schon war er wieder da. Wie eine lästige Schmalzfliege umkreiste er mich, nur um sich dann neben mir niederzulassen. Räuspernd, aber euch leicht lachend winkte ich nur ab, ohne ihn auch nur anzuschauen. Keinesfalls böse war es gemeint, immerhin hatte ich mich in der Zeit ja nun schon mehr oder weniger daran gewöhnt, dass er immer in meiner Nähe war.
“Ich hab da hinten ne süße Turianerin gesehen, falls du Interesse hast? Diesmal würde ich dir sogar das Feld überlassen! Immerhin sind wir doch Bro’s!”
Schief lächelnd lies ich den Kopf nach hinten sinken und sah ich an. Egal was war, dieser Drell hatte immer nur das eine im Kopf. Unverbesserlich!
Statt zu antworten drehte ich mich von ihm weg, wenn auch nur etwas, aber immerhin so, dass er mein Gesicht nicht mehr richtig erkennen konnte. Besser so, denn der Ausdruck den ich auflegte war noch untypischer als ein Lachen zu dieser Zeit.
“Danke nochmal ... “
Ich konnte seine Reaktion nicht genau sehen, aber die Tatsache das er mir auf den Rücken klopfte reichte. Er hatte verstanden ...
“Wir sind doch Partner ... Ist es da nicht selbstverständlich?”
Partner, hm? Zwar sah ich ihn letztendlich als diesen, aber ihn so zu nennen war mir irgendwie nie möglich. Ich konnte ihn einfach nicht leiden und doch ... und doch mochte ich ihn irgendwie. Ziemlich verzwickte Sache.
Gerade als ich mich wieder zu ihm herumdrehen wollte, hob er seine Hand und ballte dieser zu einer Faust, mir entgegenstreckend. Was zum? Er wollte doch nicht etwa wirklich? Natürlich wollte er ...
Als wäre es nicht schon genug gewesen, dass ich ihn endlich akzeptierte, musste er natürlich noch so eine Show abziehen. Knurrend wand ich mich hin und her. Mir war diese menschliche Geste einfach zu dumm, doch irgendwie wollte ich ihm diesen Gefallen ja schon tun. Was war daran schon falsch? Also hob auch ich die Pranke, zu einer Faust geballt und stieß sie gegen die seine.
“Komm schoooon! Sag es!”
Seufzend verdrehte ich die Augen. Der Typ raubte mir den letzten Nerv ...
“Bro ...”
Laut lachend schwang er den Arm um mich und zog mich an sich heran. Tatsächlich freute er sich wirklich, dass ich ihn endlich akzeptierte, was mich nicht um ein Lächeln herumkommen lies.
Ich hatte mich verändert. Über all die Jahre in denen ich als Auftragskiller arbeitete, veränderte ich mich immer mehr, ohne es auch nur zu bemerken. Eingemauert, vollkommen von der Außenwelt abgeschottet lebte ich vor mich hin. Und dann kam dieser schuppige Bastard und fing an diese Mauer Stein für Stein abzubauen. Er brachte mein Lachen zurück und ich wusste gar nicht, wie ich ihm dafür danken sollte. Seit langem war er der Erste mit dem ich wieder Unsinn anstellen konnte. Seit langem war er der Erste mit dem ich ausgiebig lachen konnte, wenn auch meistens über mich.
Ich hatte mich wirklich verändert. Und ich tat es wieder! Er hatte die Schienen gelegt, durch ihn war es mir möglich zu erkennen wer ich einst war, wer ich sein wollte und wer ich wirklich werden würde ...

Mal vas Idenna
14.12.2011, 23:52
Wirklich gut. Ich finde alle drei Teile toll. Und gerade der Dritte Teil gefällt mir sehr. Die innere Entwicklung hast du wirklich schön dargestellt.
Und deinen Schreibstil finde ich sowieso klasse:)
Mach so weiter! (Und die nächsten Teile dürfen ruhig noch länger sein, wenn es nach mir ginge:gratz)

BlackShial
15.12.2011, 00:19
Dankeschön §knuff
Hab ja scho im Chat gesagt, hätt nicht gedacht das es überhaupt jemand liest :D Is aber auch nen mächtiger Text geworden *hust*
Bedeutet mir echt viel das es wen gibt der sich da durchwühlt ^2^

Ich wusste echt nich ob mein Schreibstil für FF's gedacht is, aber die hier is eh wie nen großer RPG-post, ich denke da is es ok ^^

Nya, der nächste Teil wird dann sowieso der letzte, wie lang der wird kann ich noch nich genau sagen *fieps*
Aber was ich weiß ... es wird mal bissl ernster als sonst §lehrer

Da kann ich mich ja sogar bald dransetzen ^.^ auf jeden Fall nochma danke fürs lesen und für den netten Kommentar $tanz

BlackShial
11.01.2012, 06:04
Es ist spät ... oder auch früh §ugly
Egal, ich wollte einfach gern weiterschreiben, zumal ich eh nich schlafen kann :D
Also vorab: Ich hab schneiden müssen *hust* Davor gab es eigentlich noch nen andern Teil, jedoch wäre das einfach zu viel geworden (und dabei ist es schon gewaltig) das ich den ganzen Teil einfach rausgenommen hatte. Sollte Interesse bestehen, dann würde ich es nach ner kurzen Überarbeitung natürlich nachträglich noch anhängen, so als kleine Ministory ^^ Es war nicht arg relevant für Vallans Werdegang, aber ich fands einfach nett das er Rinaiya und Kero mal wiedertrifft ^^
Nya wie dem auch sei, hier der letzte Teil! KITSCHALARM! Aber leider auch nen ... leicht trauriges Ende ^^ Aber jeder der die Bio kennt, weiß ja wie es ausgeht :p
Ach und nur ums mal anzusprechen, Hope ist krank. Sie hat eine Erkrankung des Zentralnervensystems, weshalb sie nicht eigenständig laufen kann und sowas ... Also nicht wundern ^^ (Ich dachte mir einfach das das im ME-Universum wohl noch immer nicht wirklich heilbar ist)

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Vallan Phanux
Hope Dearing
James W. Dearing
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Part IV
HOFFNUNG

http://upload.worldofplayers.de/files7/VallanandHope.png



Der Flug kam mir wie eine Ewigkeit vor, viel zu lange musste ich auf einem dieser ungemütlichen Sitze verweilen, deren Polster nicht einmal als dieses bezeichnet werden durften. Vielleicht kam mir alles auch einfach nur viel zu lange vor, von der Anspannung heimgesucht wurde jede Sekunde zu einer Stunde. Doch ich war da, endlich!
Ich zog die frische Luft ein, füllte meine Lungen damit und gab mich der Wärme hin, die auf dem Planeten herrschte. Zumindest war es für jemanden warm, der die meiste Zeit auf irgendeiner Station verbrachte und ganz besonders in Bars, die ohnehin immer klimatisiert waren. Lange war es her das ich das letzte mal einen so blauen Himmel sah, der sich über mir erstreckte und bei dem bergigen Horizont in ein zartes apricot überging, in das man augenblicklich eintauchen wollte.
Ich schulterte meine Tasche, in der sich all meine Sachen befanden die ich brauchen würde, wirklich alle. Es war kein schweres Unterfangen meine Waffen auf diesen Planeten zu schmuggeln, immerhin hatte ich mächtige Leute hinter mir. Zumindest für die meinen Verhältnisse mächtig, andere vermochte ich kaum zu kennen.
Seufzend betrachtete ich die karge Landschaft, einzig von Felsen gespickt die kaum Platz für Grün ließen, geschweige denn eine Stadt. Sicher jedoch das die Stadt gar nicht so weit entfern sein konnte, in der ich kurz zuvor noch verweilte und auf das Shuttle wartete, welches mich zu meinem eigentlichen Ziel brachte.
“Schön sie endlich bei uns zu haben Reeva.”
Energisch klopfte mir plötzlich jemand auf den Rücken, was mich kurz ins schwanken brachte, zu sehr war ich vertieft in Gedanken und vor allem in die Landschaft. Wieder erhob sich die leicht kratzige Stimme des Mannes, ein sicheres Zeichen dafür das er gerne lange und laut sprach. Ein Politiker durch und durch ...
“Meine Tochter liegt mir schon den ganzen Tag in den Ohren wann sie wohl endlich ankommen würden ...”
Weiter kam er nicht, auch wenn er es wohl gern gewollt hätte. Nicht umsonst hatte er tief Luft geholt bevor er mich ein weiters mal ansprach.
“Vater ...”
Die peinlich berührte Stimme brachte mich dazu mich endlich umzudrehen, so zart der Klang war, so sehr weckte er meine Neugierde. Ich musste unweigerlich schlucken. Ob es tatsächlich die eigentümliche Anziehung war die dieses Menschenmädchen ausstrahlte, die azurblauen Augen die mich sofort in ihren Bann zogen oder der mitleideregende Anblick der sich mit bot. Wie ich es bereits erwartet hatte war sie kaum dazu in der Lage sich allein auf den Beinen zu halten, schwankend kam sie gestützt von einer etwas älteren Frau auf uns zu. Ihre Mutter, ganz sicher. Viel mochte ich nicht mit Menschen zu tun gehabt haben, jedoch war die Ähnlichkeit kaum zu verkennen, besonders die Behutsamkeit mit der sie das Mädchen behandelte lies auf eine innige Bindung schließen.
Plötzlich klingelten meine Alarmglocken, kaum das ich das Mädchen gesehen hatte, weckte sie einen in mir bis dahin unbekannten Beschützerinstinkt. Es mochte ihre schwächliche Erscheinung sein, ihre für mich traurig wirkenden Augen, oder doch einfach nur die Tatsache das sie in ihrem Zustand sicher nicht allein laufen sollte! Ich ging einige Schritte auf sie zu, schnell und ohne darüber nachzudenken.
Ihre Mutter, immer sicherer wurde ich mir das sie es sein musste, schüttelte den Kopf und lächelte mich an. All die Nettigkeit die sie mir mit nur einem Blick entgegenbrachte ... Diese Familie war ohnehin in meinen Augen ziemlich merkwürdig, all die Wärme die sie ausstrahlte, mir bis dahin völlig unbekannt. Wie konnte man sich nur so verhalten das es jedem Fremden bei diesem Anblick dazu brachte Regenbögen zu erbrechen?
Ich blieb stehen, die Pranken jedoch bereit jederzeit nach dem Mädchen zu greifen das nun ohne fremde Hilfe auf mich und den Mann zukam. Nur langsam und stockend, leicht wackelig auf den Beinen, aber sie lief. Alles wirkte so grotesk auf mich, als wären dies ihre ersten Schritte im Leben, die sie mit einem zarten Lächeln auf ihren rosaroten Lippen mit uns allen teilte, stolz darauf es aus eigener Kraft zu schaffen. Dies war er, der Moment in dem all meine unhöflichen Worte wieder in den Kopf kamen, die ich zuvor über sie gesagt hatte und zu einem dicken, festen Kloß wurden, der mir jegliche Fähigkeit zu Sprechen verwehrte.
Sie kam auf mich zu. Auf mich! Auf den Kerl der ihr bis dahin so ungläubig gegenüberstand, in Gedanken immer wieder den Kopf schüttelnd über diesen unsinnigen Auftrag. Als wolle sie mich eines Besseren belehren, ja so als wolle sie meine Worte Lügen strafen.
“Ich muss zugeben, ich war überrascht das sich ein Turianer für diese Aufgabe bewarb. Aber gerade dies war es, was mein Interesse weckte.”
Woah, dieses Lächeln! Ich fing es ein, machte dieses Lächeln ganz zu dem meinem, ebenso wie das Mädchen, welches nun bei mir ankam und sich an meiner Kleidung festkrallte. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihren zerbrechlich wirkenden Körper und zog sie sanft an mich heran, gab ihr Halt, schützte sie vor jedem der ihr etwas zu Leide tun wollte. Dabei musste ich sie nur vor einem schützen ... mir ...
“Nun ... Ich bin wohl alles andere als das, was man einen waschechten Turianer nennt ...”
Argh! Was für eine dämliche Antwort. Ich war ein Turianer, wie man sehen konnte, aber vielleicht nicht das was sie erwartet hatte. Nicht das was man sich unter einem Vertreter meines Volkes vorstellen würde. Ganz sicher nicht, aber das wusste sie ohnehin schon alles!
Verlegen kratzte ich mir mit der noch freien Klaue am Kinn und drehte mich etwas von ihr weg, lies sie dabei jedoch keinesfalls los. Ich spürte das Zittern welches von ihr ausging, ihren ganzen Leib erbeben lies, nur durch die Anstrengung herbeigerufen allein stehen zu wollen. So schwach sie war, so stark schien sie auch zu sein ...
“Ich kann mir trotzdem vorstellen das du einiges zu erzählen hast. Ich habe so viele Fragen!”
Mit großen und leuchtenden Augen sah sie zu mir herauf, voller Neugierde strahlten sie mich an. Mehr wie ein Forschungsobjekt kam ich mir vor, etwas das sie unbedingt studieren wollte, nicht aber wie ihr Beschützer der immer auf sie aufpassen sollte.
Ein tiefes Lachen hielt mich davon ab etwas zu sagen, aber ohnehin suchte ich noch immer nach halbwegs gescheiten Worten um nicht wie immer sofort in ein Fettnäpfchen zu treten. Ihr Vater kam auf uns zu, ebenso wie ihre Mutter die das Mädchen wieder in ihre Obhut nahm.
“Wir sollten das Gespräch auf Drinnen verlegen. Es ist spät und Reeva möchte sich sicher erst einmal etwas von der Reise erholen, bevor du ihn mit deinen Fragen durchlöcherst.”
Gerettet, oder auch nicht. Während die zwei Frauen Arm in Arm wieder in das Haus gingen, hielt mich der ältere Mann noch kurz zurück. Fragend blickte ich auf ihn herab, noch immer sah er den beiden hinterher, wollte anscheinend warten bis sie weg waren. Sein leicht ergrautes Haar bewegte sich im Einklang mit dem Gras zu unseren Füßen, was in meinen Augen wahrlich seltsam aussah. Ein merkwürdiges und haariges Volk diese Menschen ...
“Es mag merkwürdig aussehen das ich für ein normales Mädchen einen Leibwächter anstelle ... Aber Vorsicht war ja für gewöhnlich schon immer besser als Nachsicht ...”
Leicht bebend erklang seine Stimme, vermochte sie Sorge nicht zu überspielen die er empfand. Schon lange vor unserem Treffen, als ich mich mit ihm über diesen Job unterhielt, spürte ich wie wichtig es ihm war. Ein besorgter Vater, der nur das Beste für seine Tochter wollte ... Dabei hätte er doch wissen müssen das nicht sie das eigentliche Ziel war.
“Es gibt Dinge in meinem Leben auf die ich nicht stolz bin ... Aber meine Tochter hat mit all dem nichts zu tun, sie sollte nicht für meine Fehler bezahlen.”
Welch starke und ehrlicher Worte von einem Politiker, die doch eigentlich noch nie bekannt dafür waren die Wahrheit zu sprechen. Er tat es, ich wusste es und auch wenn nicht, hätte ich es in seinen blauen Augen erkennen können. Zweifelsfrei hatte das Mädchen die Augen ihres Vaters, nur das ich mich in seinen ganz sicher nicht so verlieren konnte. Ihre waren viel tiefer, fesselnder ... schöner ...
“Machen sie sich keine Gedanken darüber Mister Dearing, ich werde mein Bestes geben um diesen Auftrag zu erfüllen.”
Ja das würde ich, nur war es niemals der Auftrag den er mir gab welchen ich erfüllen wollte. Wie schändlich es doch war überhaupt so etwas zu sagen, doch was sollte ich schon tun? Es war nur ein Auftrag ...
“Ich denke James sollte reichen.”
Wieder klopfte er mir auf den Rücken, setzte sich aber dann in Bewegung in Richtung Haus. Einen letzten Blick warf ich zurück auf die bergige Landschaft, die das ganze Haus wie eine schützende Mauer umgab, die nur der nun bereits dunkle Himmel zu überqueren vermochte.

“Reeva komm schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!”
Alles was ich noch von mir geben konnte war ein genervtes Seufzen, bevor ich widerwillig an meinem Arm mitgezogen wurde. Mit leicht seitlich geneigtem Kopf sah ich zu meiner Begleiterin, die mehr schlecht als recht vor mir stand und nur noch Halt fand, weil sie sich an mich klammerte. So mitleiderregend es auch aussehen mochte, allein für das unaufhörliche Zupfen an meinem Ärmel wollte ich sie übers Knie legen.
Ach ... als ob ich das jemals gekonnte hätte. Mit einem kräftigen Ruck meinerseits zog ich das schwächlich wirkende Mädchen weiter an mich heran und stemmte mich leicht gegen sie. Es war Routine, etwas das bereits so selbstverständlich für mich war wie atmen. Ihr beizustehen, bei allem was sie tat, war zu meinem Lebensinhalt geworden. In so kurzer Zeit ...
“Hetz den armen Turianer mal nicht so, immerhin muss er ja auch all deine Sachen tragen!”
Gespielt beleidigt drehte ich mich von ihr weg, konnte mir aber ein schiefes Grinsen kaum verkneifen. Natürlich war mir klar das sie darauf nicht hereinfallen würde, doch trotz allem sah ich sie prüfend aus dem Augenwinkel heraus an, zuckte dabei jedoch erschrocken zusammen. So als hätte sie niemals auch nur ein einziges Mal Hilfe gebraucht, wirbelte sie fast schon tanzend um mich herum, nur um dann wieder direkt vor mir zu stehen. Ob es dann jedoch der kurz schmerzverzogene Gesichtsausdruck war oder das Einknicken ihrer Beine, beide Pranken schnellten sofort zu ihr nach vorn. Die Tasche, die bis dahin über meiner Schulter hing rutschte an meinem Arm herunter und riss mich mit einem kräftigen Ruck tiefer. Meine Klauen zitternd an ihren Hüften platziert, mein Gesicht dem ihren so nahe, das ihr ihren heißen Atmen auf meiner Haut spüren konnte. Fast schon starr vor Schreck sah sie mich an, zwinkerte dabei nicht einmal mit den Lidern. Nicht jedoch meine Nähe war es, die sie erschreckte, denn genau diese war es der sie sich in diesem Moment begann hinzugeben. Erleichtert seufzend legte sie ihre schlanken Hände auf meine Arme und zog sich zu mir hoch. Ich kam nicht umher das süffisante Lächeln auf ihren zartrosafarbenen Lippen zu erkennen, die mir tatsächlich immer näher kamen, viel zu nahe!
Schnell drehte ich meinen hochrot angelaufenen Kopf weg und legte meine linke Pranke um ihre Hüfte, nur um sie mit dieser weiter an meinen Oberkörper zu pressen. Die Rechte nutzte ich um der Tasche wieder Halt auf meiner Schulter zu geben, während ich all mein Gewicht so verlagerte, das ich beide problemlos mit mir heraufzog.
Ich lies ihr keine Chance auch nur noch etwas zu sagen, geschweige denn etwas zu tun, kaum das wir beide wieder gerade standen. Fernab all der verwunderten und sogar angewiderten Blicke hob ich sie hoch, auf Händen tragend an meinen Oberkörper gepresst. Starr sah ich geradeaus, kaum möglich war es mir auf das Mädchen in meinen Armen zu blicken, nicht einmal sicher wie sie diese Geste auffasste. All die Zeit schon, die ich mit ihr verbrachte war wie eine Ewigkeit und doch nur wie wenige Sekunden zugleich. Alles was ich fühlte setzte die Relativität wie ich sie bis dahin kannte vollkommen außer Kraft.
“Du läufst gerade an unserem Wagen vorbei ...”
Die Stimme des Mädchens riss mich aus den Gedanken, in denen ich seit Tagen immer wieder zu versinken schien. Wie auf Kommando machte ich auf der Stelle kehrt und bewegte mich auf das eigentliche Ziel zu, dabei peinlich berührt lachend.
“Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken?”
Ja wo war ich nur? Alles war so merkwürdig das ich schreien wollte. Dinge von denen ich nichts verstand, Dinge über die mir niemals jemand etwas beigebracht hatte. All diese Dinge beschäftigten mich bereits seit einer geraumen Zeit, doch mir war es nicht möglich eine Antwort zu finden.
“Bei einem leckeren Abendessen! Du weißt ja wie sehr ich die Kochkünste deiner Mutter zu schätzen weiß!”
Nun das tat ich wirklich. Zumal es mehr als überraschend war das eine Menschenfrau wusste wie sie einen Turianer kulinarisch zu verwöhnen hatte. Aber nicht das war es, was mich in diesem Augenblick beschäftigte. Egal. Es Hope auf die Nase zu binden kam nicht in Frage, am Ende hätte sie mich nur ausgelacht!
“Das du aber auch immer nur ans Essen denken kannst ...”
Seufzend rutschte das Mädchen auf dem Sitz des Wagens hin und her, bis sie eine bequeme Position hatte, kaum das ich sie darin abgesetzt hatte.
Aber was war das in ihrer Stimme? Enttäuschung?
Mit einem Sprung und dem darauffolgenden Schaukeln des Wagens platzierte ich mich neben ihr auf den Sitz im vorderen Bereich. Das Ding fliegen konnte ich nicht, sah es auch nie als wirklich nötig an dies überhaupt zu lernen. Solange man wusste wie man das Teil in Gang brachte, konnte man überall hin wo man wollte, warum also lernen damit zu fahren? Das Geräusch des Eezo-Kernes war zu vernehmen, der begann den Wagen mit Energie zu versorgen und diesen abheben lies. Gemütlich lies ich mich im Sitz nach hinten sinken, rutschte dabei etwas weiter herunter. Die Zieldaten waren eingegeben, für mich gab es also nichts zu tun außer zu entspannen. Oh wie ich diesen Job liebte!
Ohnehin war es fast so as hätte ich mein altes Leben vollkommen abgestreift, kaum mehr Gedanken verschwendete ich an meine eigentliche Aufgabe. Es tat mir gut, auf eine mehrwürdige und verworrene Art und Weise. Ein Leben, das ich niemals hatte führten können, ein Leben voller Glückseligkeit und Ruhe. Kein Blut an meinen Händen, dass widerwärtige Gefühl das dies mit sich zog, egal wie oft ich sie auch wusch. Doch seit ich auf Bekenstein war, als einfacher Begleiter eines Menschenmädchens, fühlte ich mich anders. Befreit von allen Zwängen und allem Unrecht ...
Aus dem Augenwinkel heraus sah ich zu Hope herüber, die auf ihren Arm gestützt nach draußen sah. Hochhäuser, in deren Schatten wir uns bewegten, vorbei an anderen Skycars, die im Gegensatz zu ins in die Stadt flogen. Wie bereits an meinem ersten Tag auf dem Planeten färbte sich der Horizont in ein warmes orange. Wenn auch nur eine einfache Heimfahr, war es doch wie ein Flug ins Apricot.
Leise murmelnd zupfte ich an der sandfarbenen Tasche herum, die seit dem Einstieg auf meinem Schoß lag, und langsam immer schwerer wurde. Es war ein Unding, allein die Tatsache das es zu unserer Zeit Datenpads gab, die wesentlich leichter waren. Aber trotz dessen trug sie immer diese Papierpads mit sich herum. Bücher, wie sie es nannte. Nun, wie dem auch sei, mir war diese Tasche einfach zu schwer um sie weiter auf meinem Schoß liegen zu lassen, zumal ich es mir ohnehin etwas gemütlicher machen wollte. Ich entschloss mich also die Tasche auf den Rücksitz zu legen, beugte mich dabei zu dem Mädchen herüber und schob mich durch die Ritze zwischen den beiden Sitzen.
Ough! Plötzlich lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Zu ihrem Glück konnte ich aus dieser Position nicht sehen das sie sich vom Fenster weg und zu mir hin drehte. Zu meinem Pech war es mir nicht möglich in dieser Stellage zurückzuweichen ohne dabei endgültig stecken zu bleiben. Wie in die Zange genommen hing ich zwischen beiden Sitzen fest, Hope zu meiner Linken, die mir mit dem Finger über die Kieferplatte fuhr.
“Du hast mir noch immer nicht gesagt was es mit diesen Verzierungen auf sich hat.”
Erst da bemerkte ich das sie diese mit ihrem Finger nachmalte, sorgfältig und langsam. Doch so sachte diese Berührung auch war, so hinterließ sie ein warmes, kribbelndes Gefühl auf meinem Gesicht.
Nein nein nein! Schnell zog ich meine rechte Pranke hervor und stieß mich an dem Getränkehalter zwischen beiden Sitzen ab, nur um mit einem lauten Knall mit den Hörnern zuerst an die Decke des Wagens zu kommen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht verschränkte ich meine Klauen über dem Kopf und lies mich wieder in den Sitz sinken. Der Schramme, die ich dabei am Dach hinterlassen hatte, schenkte ich keine weitere Aufmerksamkeit.
“A-alles in Ordnung?”
Als wäre das nicht alles schon genug gewesen, lehnte sie sich zu mir herüber und legte ihre Hand auf eine meiner Pranken, die im Gegensatz dazu wie die eines Monsters wirken musste. Viel zu klein war die Ihre, die versuchte meine Klauen zu umschließen und mir Trost zu spenden. Wieder, wie schon so oft an diesem Tag, drehte ich mich verlegen von ihr weg und versuchte klare Gedanken zu fassen. Weshalb sie jede Gelegenheit nutze mir so nahe zu kommen war mir einfach ein Rätsel, so unwahrscheinlich war es doch das es überhaupt jemals jemanden gab der dies wollte. All die Jahre über hielten die Frauen schreiend Abstand von mir. Weshalb nicht auch Hope?
Murrend bestätigte ich ihre Frage mit einem Nicken, vermied jedoch jeglichen Augenkontakt. Ha, welch unsinnige Gedankengänge ich doch hatte. Niemals bin ich ihr so entgegengetreten wie ich es sonst bei einer Frau tat, niemals hatte ich auch nur die Absicht ihr auf irgendeine Weise zu nahe zu kommen. Und was passierte? Sie war es, die mir zu nahe kam!
“Also Reeva ... Was ist nun mit den Zeichen?”
Wollte sie etwa schon wieder anfangen sie mit dem Finger nachzumalen? Erschrocken drehte ich mich wieder zu ihr herum, bereit sie von solchen Unsinnigen Ideen abzuhalten, doch alles was ich sah waren diese großen, azurblauen Augen. Es dauerte etwas, vielleicht nur eine Sekunde, vielleicht zwei, doch für mich waren es Minuten. Minuten in denen ich mich in diesen Augen verlor und beschloss ihnen nie wieder entgleiten zu wollen. Doch ich tat es.
Räuspernd lies ich meine Arme sinken und verschränkte sie vor meiner Brust. Ein kurzes Nicken und dann erhob ich meine kräftige, vibrierende Stimme.
“Ich trage sie ...”
Ein prüfender Blick nach links, ob sie auch wirklich gespannt zuhörte. Das tat sie, gut!
“Ich trage sie, weil ich echt verdammt gut damit aussehe!”
War es das erwartungsvolle Nicken? Die Tatsache das sie wirklich Interesse an mir und vor allem der Kultur meines Volkes zeigte? Oder doch nur der Reiz sie aufzuziehen? Egal, ich konnte es mir einfach nicht verkneifen! Zu lange schon konnte ich mit niemandem so herumalbern, zu sehr vermisste ich es.
“Idiot ...”
Lachend rutschte sie wieder auf ihren Sitzplatz und lehnte sich zurück. Sie wusste sicher sowieso, was es mit all dem auf sich hatte. Zu groß war ihr Interesse an anderen Spezies als das sie sich nicht bereits darüber belesen hätte.
Wieder beobachte ich sie aus dem Augenwinkel heraus, so routiniert war es, dass ich es kaum unterlassen konnte. Ihre Hand, so zart und zerbrechlich, lag neben ihr, direkt zwischen unseren beiden Sitzen platziert. So als würde sie auf etwas warten, tippte sie ununterbrochen mit dem schlanken Zeigefinger auf die Unterfläche. Auf etwas warten? Auf jemanden? Etwa auf mich? Eine Reaktion meinerseits? Angespannt konnte ich meinen Blick nicht von ihrer Hand lassen. Ich wollte es nicht, irgendwie. So recht vermochte ich nicht einzuschätzen was ich wollte und mir erhoffte. Oh wie grotesk es doch war!
Sie war ein Mensch! Rosarote Haut, langes welliges Haar das ihren kleinen Kopf zierte, ein Körper bei dem man Angst haben musste ihn zu zerbrechen wenn man ihn auch nur einmal berührte ... aber ...
Ich ergab mich. Ergab mich ihrer stillen Bitte. Ergab mich meinem innerlichen Kampf. Zaghaft bewegte ich meine Pranke zu ihr herüber und umfasste ihre kleine Hand behutsam, schloss sie dabei zwischen meinen großen Klauen komplett ein.
Noch ein letztes Mal trafen sich unsere Blicke, wenn auch nur kurz, prüfend ob der jeweils andere etwas sagen wollte. Doch dem war nicht so, denn so gleich drehten wir uns wieder herum und starrten peinlich berührt aus dem Fenster. Meine Pranke jedoch lies ich auf ihrer Hand liegen, nicht fähig sie überhaupt wegzunehmen. So als wären wir eins ...

Die ganze Fahrt über bekam ich kein einziges Wort mehr heraus. Kein Knurren, kein Seufzer, Nichts. Noch nicht einmal als wir bei ihr zu Hause ankamen schaffte ich es den Knoten in meiner Zunge zu lösen, doch es war auch gar nicht nötig. Es war ein Moment in dem gar keiner sprechen musste, wir verstanden uns auch so.
Wie ein junger Turianer fühlte ich mich, der das erste mal seinen Planeten verlies und sich in eine neue, fremde Welt aufmachte. Ja, wie damals als ich Nimines verließ um meinen eigenen Weg zu gehen. Diese fremdartige Situation, mir völlig unbekannt und doch so ... so schön.
Mit der Tasche über der Schulter schlenderte ich um den Wagen herum, direkt auf die offene Tür zu, aus der Hope bereits herausklettern wollte. Wie immer reichte ich ihr meine Pranke damit sie etwas hatte, um sich festzuhalten, jedoch war irgendwie alles anders. Kaum das ich ihre weiche Haut auf der Meinen spürte, überkam mich ein kribbeliges Gefühl, mir bis dahin so unbekannt wie alles, was ich mit ihr verband.
Vorsichtig geleitete ich sie zum Haus, oder besser gesagt, wollte ich das tun. Noch immer fand keiner von uns irgendwelche Worte, doch das etwas nicht stimmte bemerkte ich auch ohne einen hinweisenden Satz von ihr. Ich blieb auf der Stelle stehen und beugte mich leicht zu ihr herunter.
“Was ist los? Habe ich etwas falsch gemacht?”
Fast schon von Schuldgefühlen zerfressen, ein doch so untypisches Gefühl für mich, sprach ich mit zitternder Stimme. Hätte ich ihr nicht so nahe kommen sollen? War ihr meine Gegenwart zu viel geworden? Hatte ... Hatte ich wieder einmal alles vermasselt?
“N-nein ... Lass mich bitte kurz setzen.”
Unbeholfen trat sie einen Schritt zur Seite, verlor dabei jedoch jegliches Gleichgewicht und fiel in meine Arme. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre mein erster Gedanke wohl gewesen das sie es absichtlich tat, nur um mir näher zu kommen. Doch dem war nicht so, nicht diesmal!
Die Sitzbank auf der wir sonst so viel Zeit verbrachten war nicht weit, nur über die trockene Wiese, die bei jedem Schritt mit einem knisternden Geräusch nachgab. Überfürsorglich half ich ihr dabei sich zu setzen, nahm jedoch nicht neben ihr platz, wie sonst immer, sondern kniete mich vor ihr nieder. Mit suchendem Blick versuchte ich krampfhaft festzustellen was wohl nicht in Ordnung war, doch als sie ihre Hand hob um mich zu beruhigen, war es mir sofort klar. Forschend tastete sie mir ihren schlanken Fingern nach meinem Gesicht, schaffte es jedoch erst dies zu berühren, als ich mich leicht nach vorn beugte.
“Wieso hast du nichts gesagt?”
Zitternd sah ich sie an, presste meine Wange nun ganz gegen ihre Hand, die ich mit meiner Rechten umschlossen hielt.
“Weil es nichts daran geändert hätte ... Ihr hättet euch nur umso mehr Sorgen gemacht und mich noch vorsichtiger behandelt als es ohnehin schon der Fall ist.”
Wie konnte sie das? Wie konnte sie so selbstsicher sprechen, ohne auch nur das kleinste Anzeichen von Furcht oder gar Kummer? Wieso war sie so viel stärker als ich, der Turianer der ihr Beschützer sein sollte, aber stattessen hilflos vor ihr kniete.
“Zumindest bekomme ich so deine ganze Aufmerksamkeit, oder?”
Ha! Sie war unverbesserlich! In solch einen Moment noch solche Sprüche zu reißen war doch eigentlich meine Aufgabe. Aber wahrscheinlich musste sie das tun, denn mir steckte ein mehr als übergroßer Klos im Hals, der jegliches kessen Spruch verhinderte.
Ihr gegenüber war ich anders ... Ich wollte anders sein. Wollte ihr zeigen was sie mir bedeutete ...
“Als ob du die nicht schon längst hättest ...”
Langsam bewegte ich meinen Kopf und führte so ihre Hand an meiner Kieferleiste vorbei, direkt zu meinem Mund. Mit heißem Atem hauchte ich ihr einen Kuss auf den weichen Handrücken, kaum mehr war mir möglich, doch sie verstand meine Geste und schenkte mir ein sanftmütiges Lächeln.
“Was auch immer dir an der Aufmerksamkeit eines Turianers liegen mag ...”
Seufzend machte ich mich wieder gerade und wich dadurch zurück, dies war einfach zu viel des Guten. Allein der Gedanke das ihr wirklich etwas an mir lag war einfach absurd. Sie war ein Mensch! Ich ... ich mochte keine Menschen! Nicht in dem Sinne. Und Menschen mochten keine Turianer, ganz sicher nicht!
“Reeva ...“
So zaghaft wie sie diesen Namen aussprach, als wusste sie das es nicht mein wahrer Name war. Doch nie hätte ich ihn ihr nennen können, niemals hätte ich ihn aus ihrem Mund hören dürfen.
“Was macht das für einen Unterschied? Wir beide atmen die gleiche Luft, sowie wir auf der gleichen Erde wandeln und ebenso ... die gleichen Gefühle teilen können ...”
Bei den letzen Worten stockte sie, fast schon unsicher ob sie es überhaupt hätte so sagen dürfen. Doch sie durfte es. Sie sollte es! Nichts wünschte ich mir in diesem kurzen Moment meines Lebens so sehr, wie diese Worte aus ihrem Mund zu hören.
“Was muss ich denn noch alles tun damit du endlich den nächsten Schritt machst?”
Mit beiden Händen nach mir suchend streckte sie mir diese entgegen, keine Sekunde zögerte ich und umgriff diese behutsam mit meinen beiden Pranken. Schützend legte ich meine Krallen um ihre feingliedrigen Finger und beugte mich ihr entgegen. Streckte meinen Hals um ihr näher zu sein, näher als ich ihr jemals war. Näher als ich überhaupt jemals jemanden in meinem ganzen Leben war.
Sachte presste ich meine Stirn gegen die Ihre, von einer wohligen Wärme umfangen gab ich mich diese Moment voll und ganz hin. Versank in einer Welt fern ab der Wirklichkeit. Eine Welt in der alles in Ordnung war, eine Welt in der ich mit ihr leben konnte, auf immer und ewig zusammen und wo es nichts gab das und hätte trennen können ...


Sag es nicht! Sag es nicht! Dies war alles an das ich in diesem Moment denken konnte. Kurz davor alles zu zerstören an dem ich begonnen hatte zu hängen, alles was mich glücklich machte und was ich auf ewig behalten wollte. Meine Aufregung jedoch durfte ich mir nicht anmerken lassen, noch immer meinem Kodex verschrieben, den ich unter keinen Umständen hätte brechen dürfen. Eine verfahrene Situation wie sie schwieriger nie hätte sein können, doch nicht einmal Zeit hatte ich darüber nachzudenken, denn schon erhob der ältere Mann seine raue Stimme.
“Es gibt einen Grund weshalb ich mit dir unter vier Augen sprechen wollte.”
Nein. Diesen Grund sollte es nicht geben! Wieso war er so verdammt vertrauensselig?
Leicht aufgeregt tippte der Mann immer wieder mit den Fingern auf den Tisch, um den er bereits das dritte Mal herumging.
“Du weißt ja das ich dir all mein Vertrauen schenke. Immerhin hast du dich als zuverlässig erwiesen und nun ... meine Tochter schenkt dir ja immerhin auch all ihr Vertrauen.”
Er wusste sicher nicht was genau zwischen seiner Tochter und mir lief, nun ich wusste es ja selbst nicht einmal. Ich hoffte das er es nicht wusste.
Aber so oder so, ich hatte meinen Auftrag erfüllt. Gewollt oder nicht, dies war der Moment in dem sich alles verändern würde.
“Es gibt da etwas, bei dem ich deine Hilfe brauche Reeva.”
Ich schluckte. Oh dieser Klos in meinem Hals wollte einfach nicht verschwinden. Alles begann über mir einzubrechen, der innere Konflikt der in mit tobte, drohte herauszubrechen und alles für das ich so lange gearbeitet hatte zu zerstören. Doch ich wollte es, irgendwie. Aber ich wusste, niemals durfte es so weit kommen!
“Ich werde tun was in meiner Macht steht.”
So falsch waren diese Worte, so sehr verabscheute ich mich. Vertrau mir nicht! Dreh dich um und geh, geh so weit weg wie du konntest! All das wollte ich ihm sagen, ihn warnen, doch wie konnte ich es mir überhaupt herausnehmen auch nur darüber nachzudenken?
“Gut ... Denn ich habe mich entschieden! All die Jahre bin ich wie ein feiger Hund davongelaufen, immer auf der Flucht vor der Wahrheit. Das muss ein Ende haben, ich kann das nicht weiter mit meinem Gewissen vereinbaren so zu leben. Ich kann meine Familie da nicht weiter mit hineinziehen!”
Seine Stimme mochte zittrig klingen, voller Angst und Zweifel, doch vermochte ich die Stärke in seinen Worten zu vernehmen. Er hatte sich meinen vollen Respekt verdient, ja das hatte er. Auch wenn ich nicht wusste was ihn belastete, so verstand ich um seine Gefühle und den Willen endlich dafür zu kämpfen das Richtige zu tun.
“Du bist der Einzige dem ich trauen kann. Also bitte ich dich darum, nach Aite zu fliegen und mir etwas zu besorgen. Dort befindet sich alle Unterlagen, die mich in diese Lage gebracht haben.”
Es war vorbei. Alles war vorbei. Alles was mich glücklich machte, alles was ich ohne es zu wissen mein ganzes Leben lang gesucht hatte. Ein Leben voller Freude und Liebe, Liebe die niemals hätte vergehen sollen.
“Ich werde dir die Koordinaten aufschreiben, gib mir einen Moment.”
Das Gedächtnis, der beste Ort etwas zu verstecken das niemals jemand hätte finden sollten. Alles wurde mir schlagartig klar. Ein Mann der zu viele Geheimnisse hatte, Geheimnisse die jemandem schaden konnten. Ein Mann der alles dafür tun wollte seine Familie und vor allem sein Kind zu schützen, egal was er dafür tun musste. Ein Mann der niemandem vertrauen konnte und es doch tat, demjenigen der sein Schicksal besiegeln würde.
Ich hasste diesen Job ...
James stand mit dem Rücken zu mir und nahm ein Datenpad zur Hand, in dem er hastig etwas eintippte. Zu sehr war er darin vertieft als das er es hätte mitbekommen können wie sich langsam mein Arm hob. Immer hatte ich sie bei mir, meine Waffe, mein Begleiter, mein Werkzeug. Ich war der Beschützer seiner Tochter, eine Waffe bei mir zu tragen war also nichts vor dem er sich hätte fürchten sollen. Leiste schraubte ich den Schalldämpfer auf den Lauf, das kalte Metall der Waffe rieb an meiner Handfläche und brachte mich zum frösteln. Aber ich wusste das es nicht das Metall war, einzig und allein meine Gedanken bescherten mir dieses Gefühl der Kälte. Kälte die mein Herz einfing und zu dem machte, das ich all die Jahre war. Kälte die mir zeigte das ich mich niemals verändert hatte, geschweige denn mich hätte verändern können. Ich war ein Killer ...
“Hier sind sie.”
Mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen drehte der Mann sich herum. Die Augen leicht zusammengekniffen, unsicher über sein Schicksal, grübelnd was wohl aus ihm werden sollte. Doch ich nahm ihm diese Last ab, nahm ich alles. Die Schuldgefühle die ihn jahrelang quälten. Die Angst davor das seiner Familie etwas zustoßen könnte. Sein Leben.
Ein leises Geräusch nur das durch den Raum drang. Ein vor Angst und Entsetzen verzerrtes Gesicht, das mich fassungslos anstarrte. Kurz darauffolgend Blut, das sich an der Wand hinter dem Mann verteilte und sie in einem dunklen Rot einfärbte.
Es waren Schritte, die mich zusammenzucken ließen und dazu drängten mich herumzudrehen. Das Zischen der sich öffnenden Tür, gefolgt von klirrendem Geschirr, das sich in seinen Einzelteilen auf dem Boden verteilte. Es brauchte keine Worte um der Frau zu zeigen, welches Schicksal auch sie ereilen sollte. Sie nahm es hin, stand einfach still. Die Augen von einem Film aus Tränen bedeckt starrte sie mich an. Wieder das Geräusch meiner Waffe, wieder der dumpfe Aufprall eines lebenlosen Körpers. Ich schloss meine Augen, wollte nicht sehen was ich getan hatte. Wollte nicht sehen was ich noch tun musste. Ich war ein Monster, eine seelenlose Abscheulichkeit. Ein Killer ohne Gewissen, eine Waffe stets bereit abzudrücken und ihre widerwärtigen Taten zu vollenden.
Das Datenpad mit den wichtigen Daten in meiner Jackentasche verstaut, begab ich mich zögernd auf den Weg nach draußen. Wieder und wieder rief ich mir den Auftrag ins Gedächtnis, wieder und wieder die Regeln nach denen ich lebte. Absolute Loyalität dem Auftraggeber gegenüber. Zögern oder gar Mitleid war nie eine Option. Was sollte ich tun?
Mit der Rechten umgriff ich die Waffe in meiner Hand immer fester, so das sich meine Krallen bereits in mein eigenes Fleisch bohrten und einen stechenden Schmerz hervorriefen. Das allzu bekannte Geräusch des knisternden Grases unter meinen Füßen, welches bei jedem Schritt den ich tat nachgab. Sie saß da, dort wo sie immer saß, nur auf mich wartend, wartend darauf das ich sie in meine Arme schloss. Lächelnd drehte sie sich zu mir herum, wirkte jedoch verloren und unsicher.
“Reeva?”
So oft hatte ich sie erschreckt indem ich mich ihr geräuschlos näherte. So oft hatte sie deswegen geschimpft. Wollte ich das sie mich diesmal hört? Lief ich deswegen auf dem Gras, so das sie mich hatte kommen hören?
Ich brachte nichts heraus, nicht würdig meine Stimme noch einmal zu erheben. So gern wollte ich es ihr sagen, ihr sagen was ich für sie empfand. Ihr sagen das ich sie niemals gehen lassen wollte. Ihr sagen das sie alles war was ich in meinem Leben brauchte. Doch dies war eine Lüge ... Nichts von dem was ich ihr sagen wollte entsprach der Wahrheit ...
“Du weißt das ich dich höre, ja? Aber gut das du kommst, ich habe ... nun ja, ich habe etwas für dich.”
Ihre Stimme klang fröhlich, heiter wippte sie auf der Bank auf und ab. Mich zu suchen hatte sie bereits aufgegeben, sicher das sie meine Umrisse Nachts nicht zu erkennen vermochte.
Ich kannte dieses Gefühl, ein Zittern das von meinem ganzen Körper Besitz ergriff und es mir unmöglich machte mich zu bewegen. Ein Stechen in meiner Brust, das mir das Atmen erschwerte und mich dazu zwang nach Luft zu schnappen. Tränen die mir die Sicht nahmen und in einem heißen Schwall die Wangen herunterliefen, an der Kieferleiste entlang nur um dann auf meiner Kleidung zu tropfen.
“Ist .. Ist alles in Ordnung bei dir?”
Sie musste das Schluchzen meinerseits vernommen haben, denn sie erhob sich langsam, lies das kleine Päckchen in ihrer Hand dabei jedoch nicht los. Schnell eilte ich zu ihr, wie ich es schon all die Zeit zuvor getan hatte. Ich war immer da wenn sie meine Hilfe brauchte. Schloss sie in meine Arme und gab ihr Halt. Ich gab ihr Schutz ...
Langsam tastete sich ihre Hand an meinem Gesicht herauf, wischte dabei die Tränen weg und platzierte sie schlussendlich auf meiner Wange. Sich mit der anderen Hand an mit abstützend, dabei das Päckchen aber noch immer fest im Griff, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und schob sich zu mir herauf. Keine weiteren Worte verlor sie mehr, presste einfach nur ihre Stirn gegen die Meine und schloss die noch immer so wunderschönen, azurblauen Augen.
“Ich liebe dich ...”
Nur leise sprach ich diese Worte, hauchte sie ihr zu. Es war der perfekte Moment, ein Moment die niemals enden sollte. Doch ich wusste es besser. Es war eine Lüge die ich lebte. Der den sie liebte, existierte nicht. Nicht mehr als ein seelenloser Killer war ich, der nicht fähig war zu lieben. Der nicht das Recht hatte jemals zu lieben oder wieder geliebt zu werden.
Ein letztes Mal ergab ich mich ihrem süßlichen Duft, der sie umgab und mir den Verstand zu rauben vermochte. Ein letztes Mal erlaube ich mir in diese traumhafte Welt hinüberzugleiten, in der alles in Ordnung war und nichts uns zu trennen vermochte. Ein letzes Mal, bevor ich meinen rechten Arm hob und damit die Waffe in meiner Pranke. Den Linken legte ich um sie, schützend, sichergehend das sie nicht fallen würde. Wieder das gleiche Geräusch wie schon zuvor, nur diesmal kam es mir so unsagbar laut vor, dass es mich zucken lies. Alles in mir drin zerriss es förmlich, jegliches Gefühl das ich empfand brach aus mir heraus und endete in einem Schwall von Tränen. Schluchzend lies ich die Waffe fallen, die dumpf neben mir im Gras aufkam, die freie Pranke um das Mädchen legend. Fest drückte ich sie an mich, konnte die heiße Flüssigkeit spüren mit der sich mein Hemd vollsog, doch es war mir egal. Alles in meinen Leben war plötzlich egal und bedeutungslos. Alles was mir jemals etwas bedeutete, starb mit dem Mädchen das leblos in meinen Armen hing.
Hatte ich sie so gerettet? Hatte ich ihr ein viel schlimmeres Schicksal erspart? Eine Flucht an der Seite eines Turianers, nur darauf wartend das man sterben musste? Die Ungewissheit die einen zerfressen würde, Panik die sich von Tag zu Tag weiter in einem ausbreitete und irgendwann verrückt machte? Wer war ich, dass ich mir das Recht nahm darüber zu entscheiden?
Ich liebte sie ...
Alles was ich wollte war, ihr ein glückliches Leben zu schenken. Doch alles was in meiner Macht stand war es, ihr dieses Leben zu nehmen. Doch ... Doch es war besser so. Zumindest redete ich mir dies ein. Was konnte ich ihr schon bieten? Niemals hätte ich sie schützen können. Wenn ich es nicht getan hätte, wenn ich ihr nicht das Leben genommen hätte, dann hätte es jemand anderes getan. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, war es einfach besser durch die Hand jenes Mannes zu sterben, der einen so unsagbar sehr liebte ...
Langsam ging ich in die Knie, lies ihren leblosen Körper mit mir zu Boden sinken. Das Päckchen das sie zuvor fest in ihrer Hand hielt löste sich aus dem nun schlaffen Griff und fiel klingelnd zu Boden. War es das? War dies das Geschenk von dem sie sprach?
Zögernd bewegte ich meine Pranke auf die kleine Schachtel zu, griff danach, hielt dann jedoch inne. Wer war ich das ich mir herausnahm ein Geschenk zu nehmen, das ich nicht einmal verdiente? Doch ... Doch es war alles was mir von ihr blieb. Was hatte ich außer meinen Erinnerungen, wenn nicht vielleicht den Inhalt des Päckchens? Vorsichtig öffnete ich es und nahm den Inhalt heraus. Ein Glöckchen, dessen heller Laut erklang als ich es mir näher betrachtete. Es war nicht sonderlich groß, jedoch perfekt dafür gemacht um es um den Hals zu tragen. Es war von ihr, von meiner geliebten Hope. Dies war meine Erinnerung, dies war alles was mir von ihr blieb. Mit zitternden Klauen las ich den beigelegten Zettel, sicher das er von ihrer Mutter geschrieben werden musste, weil es ihr selbst nicht mehr möglich war. Sie liebe solche Dinge. handschriftliche Briefe, Bücher ... all dieses alte Zeug ...
Es war vorbei. Die Tränen in meinen Augen nahmen Überhand und machten es mir unmöglich noch etwas auf dem Zettel erkennen zu können. Immer mehr musste ich schluchzen, schaffte es nicht meine Atmen ruhig zu halten und schnappte immer schneller nach Luft. Völlig außer Kontrolle geraten lies ich mich wimmernd sinken und vergrub mein Gesicht in ihrem hellbraunen Haar, wie ich es doch immer so gern tat.
“Ich l-iebe dich Hope ... Ich liebe d-dich ...”
Nur stockend kamen diese Worte heraus, kaum verständlich hätte sie jemand wahrnehmen können.
“Ich wollte d-dir noch so v-viel sagen ... s-so viel zeigen ...”
Hin und her wiegend hielt ich sie in meinen Armen, konnte mich nicht von ihr lösen. Egal ob ihr Körper langsam all seine Wärme verlor, ich ... ich wollte sie nicht verlieren.
Doch das hatte ich bereits ...
“U-und doch w-war ich es niemals wert deine Liebe zu e-erhalten ... “
Schreiend gab ich all meiner Trauer nach, die mich in diesem Moment von innen zu zerfressen begann. Sie kennen zu lernen was das beste was mir jemals passiert ist. Sie gab mir Hoffnung, Hoffnung das auch ich es wert war ein normales Leben zu führen. Hoffnung das ich trotz meiner Vergangenheit fähig war zu lieben. Hoffnung das auch ich hätte geliebt werden können. Und das wurde ich ...
Doch am Ende war ich es jedoch, der mir all diese Hoffnung wieder nahm ...

BlackShial
11.01.2012, 06:09
Pampampam :D
Das Ende, also jetz richtig :) Mit Gruppenbild zum Abschied ^^ James und Nydia hab ich mal nich mit drauf gezeichnet, das das nur einfache Statisten waren *hust* Springer natürlich auch nich, da ja keiner weiß wie er aussieht ... Sone schwarze Silhouette hätte nich wirklich gepasst, auch wenn Springer nen ziemlich wichtiger Chara is ...
Irgendwie is das Bild noch zu groß, was echt blöd aussieht ... Ich wei nicht, kleiner machen mag ichs aber auch nicht. Nya, ich hoffe einfach es geht so :)



Die Traurigkeit in den Augen des Turianers war kaum mehr zu verkennen. Immer und immer wieder tippte er an das Glöckchen um seinen Hals, welches dadurch hell klingelte. Er wollte sich wegdrehen, setzte bereits dazu an, doch noch ein letztes Mal erhob er seine Stimme, die Stimme eines gebrochenen Mannes.

“Tschia das war’s ... Das war die Geschichte wie ich zu meinem Glöckchen kam. Zufrieden? Ach komm schon! Zieh nicht so eine Schnute verdammt, davon wird einem ja schlecht! Du wolltest es doch hören, also reiss dich mal ein bisschen zusammen. Eigentlich hat es alles, was ein guter Film brauch, oder? Einen tollpatschigen Helden, der von jeder Frau eine gelangt bekommt. Einen alten Veteranen, der seine letzten Jahre damit verbrachte einen Rotzlöffel großzuziehen. Einen absoluten Spinner, der trotz allem der beste Bruder ist den man sich wünschen kann. Ein wunderschönes Mädchen das jeden zu verzaubern vermag, der ihr begegnet ... Von dem nicht vorhandenen Happy End mal abgesehen wäre es doch eigentlich nen absoluter Kassenschlager! Naja, was soll’s. Du hast gehört was du wolltest, ich denke mal es ist Zeit für dich ab ins Körbchen zu huschen, nicht wahr? Also kusch, zisch dich und lass diesen schmucken Kerl hier noch ein Gläschen trinken!”

Mit diesen Worten drehte sich der Turianer nun endgültig herum und widmete all seine Aufmerksamkeit dem Glas in seiner Pranke.
Er mochte allein sein, wieder dort stehen wo er angefangen hatte, doch noch immer konnte man ein klein wenig Fröhlichkeit in ihm erkennen. Er hatte nicht aufgegeben, egal was er sagte oder tat, er würde niemals einfach aufgeben. Denn eines war sicher, er schuldete ihnen mehr. Ihnen allen, die eins eine wichtige Rolle in seinem Leben spielten.
Eines Tages, dass war sicher, könnte er ihnen mit einem breiten Grinsen im Gesicht gegenübertreten, sicher das er das Leben gelebt hatte, das sie ihm gewünscht hatte.



http://upload.worldofplayers.de/files7/VallanandCo.png


Ende

Mal vas Idenna
11.01.2012, 11:10
Puh... was soll man zu deiner FF sagen?
Eigentlich kann ich mich nur wiederholen: Deine gesamte FF ist einfach klasse und die beste, die ich bisher gelesen hab.
Dachte ich, der 3. Teil wäre schon super, so übertrifft der 4. doch alle vorherigen. Zunächst mag man vielleicht denken: OMG, was für ein langer Text! Aber fängt man erstmal an den zu lesen, ist man so schnell durch und man wünscht sich, dass es weiter geht. Es gibt kein Wort oder Satz, bei dem man denkt, er sei überflüssig. Und die Art, wie du das ganze beschreibst ist auch toll.
Und der Inhalt spricht sowieso für sich.
Es ist so schön zu lesen, wie Vallan sein Glück findet und doch so traurig, wie er es selbst zerstört und dann vor den Trümmern seines Handeln kniet und dabei hofft man innerlich, dass er sich eines besseren besinnt und von seinem Auftrag absieht. Und wie du sein Handeln beschreibst, so kühl und doch so einfühlsam... Also in meinen Augen ein richtig schön trauriges Ende.
Ich hab es dir ja schon mal gesagt, aber ich mach es nochmal: Du hast, was das Schreiben solcher Geschichten angeht richtig Talent. Ich hoffe man kann noch mehr von dir lesen und wegen mir kannst du den rausgeschnittenen Teil auch noch einfügen (du weißt ja was ich von solchen Zensuren halte:D).
Achja, die beiden Bilder find ich auch sehr gelungen (nur so nebenbei;)).
Ich hoffe wirklich, dass du uns noch im JZ mit ein paar FF beschenkst. Also ich würde mich zumindest freuen:gratz

AeiaCarol
11.01.2012, 12:52
Mäuschen... :)

Wie du weißt hänge ich etwas hinterher mit deiner FF (Muss jetzt das vorletzte Kapitel noch lesen) wodurch ich es mir aber trotzdem nicht habe nehmen lassen diesen letzten, von mir so herbeigesehnten Teil zuerst zu lesen...Man möge mir verzeihen.

Simpel gesagt: Du bist ein wahnsinnig toller Schreiberling und besonders bei diesem Teil fiel mir auf, dass entweder lügst oder total verblendet bist, wenn du sagst das du nur fähig bist, ständig saufende und witzelnde Charaktere zu schreiben. Das stimmt nämlich definitiv nicht. Dieser Teil war so wahnsinnig schön und Vallans Gefühl so wahnsinnig intensiv dargestellt, dass ich, trotz das ich ja weiß wie es ausgeht, immer noch dachte "Lauf Hope...Laaaaaaauf!" §ugly Oder James oder Mama Hope halt...Auf den Punkt gebracht, habe ich ganz schlicht und einfach total mitgefiebert, trotz dass ich wusste welches grausame Ende diese schöne, zarte Beziehung nimmt. Auch Hope hast du wahnsinnig toll getroffen, kaum vorstellbar wie Vallan dieses Mädchen nicht hätte mögen können.
Zu meinem Glück habe ich nicht ganz so krass geflennt wie Vallan, wodurch es mir noch möglich war diesen epischen Text bis zum Ende hin zu lesen.




Also meine Liebste, lass dir gesagt sein: DU BIST DER WAHNSINN! §danke §danke §danke


Und jetzt: Aite, wir kommen! $§p4


EDIT: Den rausgeschnittenen Teil hier einzustellen, ist natürlich Pflicht. Also hope, hope...hopp, hopp...:p

Thanatos Sepultura
14.02.2012, 23:57
BlackShial...

Ich bin einfach nur sprachlos. Ich habe deine story quasi gefressen und bin zutiefst beeindruckt. Du schreibst so detailiert und flüssig, dass ich meine Schreibkarriere gleich an den Nagel hängen kann. :)
Meine Schwierigkeit beim Schreiben ist immer, dass ich meine Fantasie und Ideen nicht aufs Papier bringen kann. Dir scheinen die Worte jedoch nicht nur zu gehorchen, sie fliegen dir auch nicht einfach nur zu, sondern fügen sich zu wunderschönen Satzkonstruktionen zusammen . Schon mal überlegt ein Buch zu schreiben? Ich würde es sofort kaufen! :gratz

Thanatos scheint zwar älter als Vallen zu sein, aber der alte Raubvogel kann sich von ihm eine dicke Scheibe abschneiden.

So genug Honig ums Maul geschmiert! Auf jeden Fall kann ich von dir eine Menge lernen!

Ach ja und dann kannst du auch noch verdammt gut Mangas zeichnen! (Wenn das unter diese Sparte fällt) :eek: WIE MACHT MAN DAS??