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Landorn
27.02.2006, 19:59
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Vier Herrscher
Vier Klingen
Vier Kriege
Ein Frieden
Nandorean – Land der Vier

*
Die Luft war zum Sieben. Milchige Rauchschwaden durchzogen die Räume und hüllten die Besucher der Hafenkneipe in ihren Schleier. Wenn man still lauschte konnte man das Schwappen des Wassers an den hölzernen Stegen der Anlegestelle hören. So wie immer. Doch nichts war so wie immer. Die Männer warteten und Landorn wartete mit ihnen. Voller Spannung und zugleich mit dem fragenden Gefühl der Ungewissheit. Wie viele würden kommen? Würde ihre Stärke ausreichen? Ausreichen für einen Krieg, der nur Opfer fordern würde, selbst wenn sie ihn gewinnen würden. Nichts wäre mehr so wie immer. Die Magie verließ das Land. Langsam zwar, doch stetig. Der junge Mann fühlte es. Er biss sich auf die Lippe und erhob sich von dem Schemel, auf dem er wie es schien schon zu lange gesessen hatte. Mit einigen Schritten war er durch den Raum, öffnete die Tür und betrat die hölzernen Stege der Anlegestellen. Fern im Süden glomm das Licht des Leuchtturms, doch Segel waren in der Dämmerung nicht zu erkennen.

Der Blonde Mann sog die frische Luft tief ein. Sie schmeckte leicht salzig, dennoch angenehm. Es war ein schönes Land, dachte er. Warum konnte es nicht so bleiben? Eigentlich sollte er es wissen, es war seine innere Stimme, ein mahnender Zeigefinger, die darauf antwortete. Und Recht hatte sie durchaus.

Landorn fluchte leise und strich sich durch seinen Bart. Die innere Unruhe, die er seit Jahren in sich spürte, kam wieder auf. Ein Gefühl der Angst, welches ihm die Kehle zuschnürte. Wieder sah er sich zurück in der Höhle der Schwarzseherin. Ihre Worte flammten in seiner Erinnerung auf, als säße er noch einmal neben ihr, als erlebte er alles noch einmal. Die leeren, weißen Augen der alten Frau. Ihre schrille, monotone Stimme. Ihr Rufen aus weiter Ferne:

„Du musst finden, Feuer, Wasser, Wind und Erde. Doch nimmst du sie mit? Begleiten werden dich die Vier, Feuer, Wasser, Wind und Erde. Sie werden sie nehmen. Nur sie können sie nehmen.“

Er tauchte auf aus seiner Erinnerung, durchbrach die Oberfläche eines kalten, dunklen Sees. Er war wieder im Hafenviertel von Seestadt. Wieder da, obgleich nie fort. Landorn wurde schlecht. Er setzte sich auf eine Bank in der Nähe des Ufers. Seit Jahren dachte er über diesen Teil der Worte nach, seit Jahren ohne Erfolg. Er wusste wohl, welche Bedeutung die Prophezeiung hatte. Doch gab es Unklarheiten, auf die ihm auch die alte Frau keine Antwort geben konnte. Er erinnerte sich noch, wie er sie aufgesucht hatte.

Durch die Nebelsümpfe tagelang war er gewandert. Sie kann gefunden werden, hieß es, wenn sie gefunden werden will. Schließlich erreichte er ihre Hütte. Sie sagte: „Ich weiß, wer du bist, Landorn von der Feste. Doch weißt du es auch?“ Die Frage blieb ebenso unbeantwortet. Der Mann wusste nicht, wer er war. Er wusste lediglich, was man von ihm – oder besser – von jemandem wie ihm erwartete.

Ein Luftzug kam auf und die Wellen schwappten mit
einem deutlich hörbaren Platschen gegen die Pfosten der hölzernen Stege, die das Hafenviertel von Seestadt kennzeichneten. Er atmete tief ein und griff nach dem in Leder gehüllten länglichen Päckchen, das er auf dem Rücken trug. „Du bist tot, mein Freund“, eigentlich dachte er die Worte, doch bahnten sie sich ungewollt den Weg über seine Lippen. Hastig blickte er sich um. Doch er war alleine.

Weißt du, wer du bist? Landorn? Ist es vielleicht deine Schuld, du trägst die Verantwortung? Wo ist der Mut des Feuermenschen? Weg, verschwunden, nur Erinnerung, nur verblasste Schrift auf vergilbten Seiten. Ein tiefer Seufzer. Er war müde. Er hätte schlafen können, ewig. Doch daraus wurde nichts.

Am Horizont blitzte etwas auf. Ein Funken der Hoffnung. Weiße Segel zeigten sich, schwach beleuchtet durch das Licht des Leuchtturms auf der Rabeninsel vor der Küste. Landorn stand auf: „Sie kommen, die Schiffe kommen.“ Sein Ruf durchschnitt die nächtliche Stille wie ein Peitschenknall. Laternen wurden entfacht, Stimmenwirrwarr. Binnen weniger Herzschläge hatte sich der Kai gefüllt. Viele der Bewohner von Seestadt hatten sich versammelt, um zu sehen, welche Armee von Söldnern sich dem Feind entgegen stellen sollte.

Hirni
27.02.2006, 20:35
Seestadt. So hiess ihr Ziel. Hirni empfand den Namen als komisch. Wie konnte man eine Stadt nur Seestadt nennen? "Das hat doch den gleichen Effekt, als wenn man das Meer Fischmeer nennt. Schliesslich ist es voller Fische. Oder das Festland Steinfels. Schliesslich besteht es ja aus Steinigem Fels. Aber naja, was will man machen, ich meine... Sollen die Leute die Stadt nennen, wie sie wollen. Komische Namen sind ja neuerdings in Mode, man siehts ja an meinem." waren die Gedanken des Schwarzmagiers, als er an der Reeling stand und auf das Meer blickte, welches schwarz und ruhig da lag, als wäre es eine Art schwarzer Zuckerguss. Mit dem Unterschied, dass Zuckerguss süss war, und nicht salzig. Es sei denn, der Bäcker hatte den Zucker mit Salz verwechselt, oder irgendein urwitziger Praktikant würde das Salz in den Zuckerpott füllen, und den Zucker in den Salzstreuer.
"Fisch müsste man sein. Frei und unbeschwerrt durchs Meer schwimmen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, vollgelabert zu werden von irgendwelchen Leuten. Schliesslich kann man unter Wasser auch nicht reden- Perfekt, wenn man mal wieder schlafen will." ging es den Schwarzmagier durch den Kopf.
"Hm, gehen wir die Situation doch nochmal durch: Ich bin hier mit 3 Leuten unterwegs, die ich allesamt nicht kenne, weiss nur, dass ich zu einer Stadt Namens Seestadt im Lande Nandorean unterwegs bin, und dass dort irgendwelche Heerführer auf uns warten. Die Gegner der Leute dort kommen aus irgendeiner Feuerwüste. Cool, noch son einfallsreicher Name. Ich meine, wie nennen sich die Leute dort? Säugetiermenschen? Lebewesenkerle? Profieierschaukler? Naja, ok, die ersten beiden Möglichkeiten sind eher unwahrscheinlich. Und für alles weitere sollen wir die Menschen vor Ort fragen. Na klasse, ideale Vorraussetzungen für ein Abenteuer voller Spiel, Spass und Spannung."
Den Blick weiter aufs Meer gerichtet, sprach Hirni dann zu seinem Raben:
"Naja, Corax. Entweder werden wir wieder unter nem Tempel begraben, wie das letzte Mal, als wir in ein fremdes Land gefahren sind, oder wir erleben ein richtig tolles Wochenende in einem Hotel am Meer. Vielleicht wirds auch einfach nur ein Abenteuer, mit Gemetzel, fliegenden Köpfen und abgetrennten Gliedmassen. Klingt nach einem netten kleinen Urlaub, findest du nicht? Fehlt nur noch der Strand. Es sei denn, den gibts da auch, dann bin ich wunschlos glücklich."

kire
27.02.2006, 21:41
Die Zeit des Aufbruchs war gekommen. Eine ungewisse Zeit. Eine Zeit geprägt von Gefahren? Was wussten sie über das, was auf sie zukommen sollte. Nicht viel, wenn man sich das Wissen über die Reise vor Augen führte. Natürlich kannte er Stoffel noch, Kire hatte ihm damals, soweit er sich noch daran erinnern konnte, ein Schild für seinen Laden geschreinert. Doch wer war dieser verdammte Schwarzmagier, der sich nun in ihre Reihen geschlichen hatte? Die Abneigung gegen die Diener Beliars brannte noch immer unvergleichlich in ihm, konnte man doch keinem Einzigen von ihnen mit ihrer scheinheiligen Magie, über den Weg trauen. Kire betrachtete den Fremden nur argwöhnisch, blieb die ganze Zeit still und tat nichts weiter, als die Situation auf sich wirken zu lassen. Es war ein schlechtes Gefühl, die Freundin auf dem Hof im Regen stehen zu lassen, um sich auf eine Reise zu begeben, die zwar ein Abenteuer, jedoch auch ein unbestimmtes war. Gold sollte es zuhauf geben, hatte man ihnen weiß machen wollen, doch nun, als die kleine Gruppe endlich das Schiff bestiegen hatte, das sie bald in das ferne Königreich führen sollte, sprach niemand mehr ein Wort darüber. Wenn man so wollte, hätte man es vorher ahnen können oder auch müssen. Alles hatte einen Haken und in den seltensten Fällen kam es schließlich so, wie man es sich gewünscht hatte.

Noch blieb er ruhig, doch der Ärger begann in seinem Inneren aufzubrausen, je länger er den Ausführungen dieser Kapuze lauschen durfte, und es war vergleichbar mit den Wellen, die auf dem rauschenden Meer tobten, das sie nun überquerten. Wie lange sollte diese Schifffahrt andauern? Es würde sich vielleicht um Tage handeln, schließlich hatte der Schwertmeister bisher nie etwas über ein derartig großes Königreich mit dem seltsamen Namen Nandorean gehört.
Seufzend sog der Söldner die kühle Seeluft in sich ein. Der Sturm trieb die wenigen Schneeflocken, die vom Himmel herabflogen unentwegt ins Meer, wo sie sich kampflos dem, durch den Rumpf des Schiffes, tobenden Gewässer ergeben mussten. Es ging schneller voran als gedacht und während Kire weiterhin den Schwarzmagier im Auge behielt, der nun auch noch Selbstgespräche zu führen schien, zeigten sich die ersten Zeichen der einer Stadt am Rand einer weit entfernt liegenden Küste. Ein Leuchtturm stand etwas abseits auf einer erhobenen Klippe und wies dem Schiff den Weg über das Meer. Die Nacht war dunkel und so wirkte jegliches Licht für die Weiterfahrt hilfreich.

Krachend landete der Holzsteg zwischen Kiel und Deck und das Schiff wurde mit dicken Tauen festgebunden. Zeit den widerlichen Salzgeruch auch seiner Nase zu vertreiben, dachte Kire sich und konnte es kaum abwarten, das Schiff zu verlassen und zumindest für einen kurzen Moment von dem totenbeschwörenden Wahnsinnigen wegzukommen. Er fragte sich welchen Nutzen dieser Kerl nur für die Gruppe haben sollte, obgleich man ihm diese Frage wohl auch stellen konnte. Warum hatte man gerade ihn ausgewählt, war es nur seine Fähigkeit zu kämpfen? War er zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen? Oder gab es doch so etwas wie ein Schicksal, welches sie nun hierher geführt hatte?
Ratlos wie sie nun fortfahren sollten, blickte er hilfesuchend zu Stoffel und Waylander. Er musste zugeben, dass sie beide nicht gerade seine engsten Vertrauten waren, sie waren nicht diejenigen, denen er sich wohl mit gutem Gewissen anvertrauen könnte, wenn es brenzlig wurde, wohl aber waren sie ihm willkommener als derjenige, den er gerade erst kennen lernen durfte. Hirni war sein Name, ein wirklich toller Name, musste Kire feststellen und vermutlich war der Name bei dem Kerl Programm.

Seestadt also. Nach wenigen Schritten war die Gruppe erneut zum Stillstand gekommen. In gewisser Hinsicht wirkte diese Hafenstadt ihm vertraut, was vermutlich jedoch nur an der Tatsache lag, dass sie Khorinis wenigstens in ihren Grundzügen ähnelte. Lediglich viel größer, wobei doch seiner Meinung nach auch die Stadt seiner Heimat eine beachtliche Größe aufweisen konnte.
Viele Menschen tummelten sich in der Stadt, selbst zu dieser späten Stunde noch. In den meisten Häusern brannte Licht und ein unauffälliger Beobachter würde ein Teil des Alltags der Menschen verfollgen können, wären da nicht augenscheinlich viele Hütten, deren Fenster aus irgendeinem Grund verbarrikadiert waren. Vermutlich ging es auch hier in so mancher Tageszeit ähnlich zwielichtig zur Sache, wie es in Khorinis der Fall war. Und überhaupt wirkten die Männer und Frauen auf den Straßen sehr viel vorsichtiger. Mit distanzierten Blicken musterten sie die Gruppe, die soeben das ferne Land betreten hatte.
„Wohin jetzt?“, fragte Kire knapp und schien wohl zum ersten Mal für diesen Tag seinen Mund geöffnet zu haben.

Waylander
27.02.2006, 22:07
„Verdammt gute Frage“, entgegnete Waylander auf Kires Frage. Dieser hatte es endlich fertig gebracht, mal etwas zu sagen. Es schien dem Söldner, als ob der Schwertkämpfer überhaupt nicht mehr anwesend war, mit den Gedanken woanders, seit sie den Hof verlassen hatten. Sie hatten sich mit der Menge vom Schiff treiben lassen und standen nun wiederum an einem Kai. Die Gebäude hier ähnelten sehr dem Hänlerviertel in Khorinis. Es wirkte beinahe vertraut und gemütlich.

„Soldaten“, eine tiefe Bassstimme ertönte und das vereinzelte Gemurmel verstummte augenblicklich. Ein Mann in einer prächtigen Rüstung, der eines Ritters nicht unähnlich, jedoch von dunkler Farbe, sprach zu ihnen: „Ihr habt eine lange Reise hinter euch, auch wenn es euch vielleicht nicht so vorkommt. Aber seid versichert, dass wir froh sind, euch hier zu haben. Ich bin Offizier in der Armee der Menschen von Seestadt. Ich werde euch eure Fragen beantworten, solltet ihr noch welche haben. Eure Quartiere befinden sich unmittelbar an der Wallmauer am Tor“, der Mann deutete einen gepflasterten Pfad hinauf, „folgt der Hauptstraße und ihr werdet sie finden. Ihr könnte euch in der Stadt frei bewegen. Doch bitte ich euch, die schützenden Mauern der Stadt nicht zu verlassen. Unmittelbar vor den Toren liegen die die Nebelsümpfe Nandoreans. Ohne einen Führer, der euch begleitet, würdet ihr nicht weit kommen.

Nun zur Lage. Wir befinden uns im Krieg. Die Menschen der Feuerwüste rücken näher und lagern derzeit an den Ufern des Herrscherflusses im Westen. Wir werden hier eine Armee aufstellen, die Stadt befestigen und, wenn die Zeit gekommen ist, uns dem Feind entgegen stellen. Bei den Quartiermeistern des Nordwalls solltet ihr euch eintragen lassen, denn sie zahlen euch den Sold aus und teilen euch den Kompanien zu. Gibt es noch Fragen?“

Niemand sagte etwas. Die Lage schien mit der Beantwortung der Frage nach Sold und Unterkunft für die meisten geklärt. Waylander hatte noch Fragen, beschloss aber, sich bei der Bevölkerung umzuhören. Der Umstand, dass sie sich hier in einem unbekannten Flecken Land befanden, der zudem mehr einem Gefängnis glich, gab ihm zu denken.

„Gut, da keiner mehr Fragen hat, könnt ihr gehen. Einen schönen Abend noch.“ Damit verließ der Offizier die Gruppe und verschwand in der Dunkelheit. Irgendwie schien es eine Angewohnheit dieses Völkchens zu sein, einfach von jetzt auf gleich zu verschwinden. Den Söldner nervte das. Die Seefahrt war nichts für ihn, die Auswirkungen merkte er noch, zudem war er müde und hatte Hunger.

„Was haltet ihr davon, wenn wir erst einmal in eine Taverne gehen und mal testen, ob sich diese Menschen hier auf die hohe Kunst des Bierbrauens verstehen?“, es war der Schwarzmagier, der den Vorschlag machte. Waylander hatte eigentlich nichts dagegen, wenn diese Frage nicht gerade von der Schwarzkutte gekommen wäre. Er fühlte sich in seiner Gesellschaft unwohl. Zwar wusste der Bogenschütze nicht, was die anderen dachten, doch Euphorie sah sicher anders aus. Widerwillig folgte er der Vierergruppe.

Landorn
27.02.2006, 22:59
Landorn schweifte mit dem Blick über die karge Anzahl der Männer, die aus den Schiffen kamen. Es waren weit weniger als erwartet. Der Funken der Hoffnung verglomm ebenso schnell, wie er aufgekeimt war. Enttäuscht zog sich der blonde Mann zurück. Die Situation war neu und erforderte einiges an Nachdenken. Die Truppen des Feindes lagerten am Rande der Feuerwüste. Sie würden es nicht wagen, durch die Sümpfe zu marschieren. Doch durch ihre Präsenz hatten sie die Kräfte ihrer Gegner gesplittert. Die Truppen aus Silberwind würden nur durch den Pass am Schwarzgebirge, vorbei an der Klammfest zu ihren Bündnispartnern stoßen können. Doch da lagerte der Feind. Die Truppen auf der anderen Seite waren allein zu spärlich, als das man einen Durchbruch hätte wagen können. So war alles wie bisher. Durch diese Verstärkungen würde ihre eigene Stärke gerade ausreichen, um Seestadt zu befestigen und zu verteidigen.

Vielleicht würden noch andere kommen? Vielleicht hatten die Anwerber in den weiter entfernten Ländern mehr Erfolg. Doch so… Der Bärtige schloss die Augen und reiste in Gedanken durch die Ländereien, flog über die geheimen Pfade der Nebelsümpfe, durch die Wälder Grünhains, bis an die ersten Ausläufer des Schwarzgebirges, dann änderte sich das Bild, das Gebirge wirkte verschwommen, kaum massiv, mehr nebulös, sie flackerten, als würden sie brennen, dann erkannte er, dass es ein Lagerfeuer war, er versuchte, sich von diesem Gedanken loszureißen, doch es gelang ihm nicht. Er stand dort in der Hafenstadt, doch sein Geist wohnte nicht mehr in den Hallen seines Körpers. Er war in der Hütte der Schwarzseherin. Er versuchte seinen Blick abzuwenden, Furcht, eine existentielle Angst hemmte seine Gedanken. Die Augen der alten Frau waren weiß, kaum sichtbar ihre winzigen Pupillen. „Sohn des Blutes, sie sind da, Erde, Wasser, Wind und Feuer, die Bürde des Blutes ist die deine, handle jetzt oder Nandorean wird untergehen“…

Er brach zusammen. Auf den Knien und nach Luft ringend, so als ob er den Atem über Minuten angehalten hätte, war er wieder an der Kaimauer. Sein Kopf dröhnte und schien zu explodieren. Tränen schossen ihm in die Augen. Er zitterte am ganzen Körper und wusste nicht einmal, warum. Ja, er hatte Angst und ja, er fürchtete sich. Doch warum und wovor. Es vergingen Minuten, bis sich der blonde Hüne wieder unter Kontrolle hatte. Er schaffe es aufzustehen und schleppte sich auf eine Bank, die vor der Tür der Hafenkneipe stand. Das Zittern ließ nach. Was sollte er tun? Wo lag die Antwort? Wer war gekommen? Was bedeuteten die Worte der Prophezeiung? Warum ich? Bei diesem Gedanken zuckte er zusammen. Im Endeffekt war es doch das, was alles ausmachte. Die Frage, warum gerade er?

Er kauerte sich auf die Bank und sein Blick wanderte hinaus auf das nachtschwarze Meer. Oh ja, Landorn wusste, warum gerade er. Der Bärtige wusste es, doch er leugnete es, versteckte sich, aus Furcht, aus einer abgrundtief endlosen Furcht, die keinen Ursprung zu haben schien. Warum war das Blut schwach geworden? Er konnte sich keinen Reim drauf machen. Er hatte es immer schon als Schwäche empfunden, seit den Gräueltaten damals. Doch lag es nicht in der Magie dieses Landes, Stärke aus Schwäche zu gewinnen?

Er wusste es nicht. Denn sein Kopf war voll gestopft mit Gedanken und Fragen. Immer, wenn er eine Antwort fand, ergaben sich neue Fragen dazu. Es war ein skurriler Kreislauf. Eines stand aber fest: Jemand war gekommen, zusammen mit dem Haufen der Krieger. Jemand oder etwas? Nein, es musste jemand sein. Einer, vielleicht mehrere. Er musste es herausfinden. Sein Innerstes wehrte sich gegen diesen Entschluss, doch allzu lange schon hatte er sich in diese Lethargie hinein gefügt, sich ihr Kampflos ergeben. Was hatte er denn zu verlieren? Alles, es war wieder seine innere Stimme, die diese Frage beantwortete. Aber tatsächlich war sie ja ein Teil von ihm selbst und kein Fremdkörper, den er bekämpfen musste. Oder doch?

Er stand blitzartig auf, biss die Zähne zusammen, rang das Schwindelgefühl nieder. „Ich werde mich jetzt umsehen“, er sagte die Worte, obwohl seine Stimme zu brechen schien. „Wenn ich wen auch immer finde, dann sehen wir weiter.“ Damit war es gesagt, getan noch lange nicht. Doch es widersprach diesmal nichts. Landorn marschierte in die Hafenkneipe. Es war ruhiger geworden, doch viele der Neuankömmlinge streiften noch im schlaftrunkenen Dunkel der Stadt umher. Alle suchen sie etwas, dachte der Hüne. So wie ich.

kire
28.02.2006, 09:45
Wo waren sie hier nur gelandet? Zwar hatte sich endlich die Frage des Soldes geklärt, doch war es schon sehr merkwürdig hier von Soldaten begrüßt zu werden. Kire hätte nicht vermutet, dass es sich um einen Krieg solchen Ausmaßes handelte, vielmehr hatte er geglaubt sie würden lediglich einige Unstimmigkeiten beseitigen, mit Gewalt verstand sich, und würden dann mit einem Batzen Gold in ihren Taschen wieder abreisen können. Dem war natürlich nicht so und Kire schämte sich schon jetzt dafür an eine solche Utopie gedacht zu haben.

Feuerwüste, Herrscherfluss, Eisstadt. Das alles gab nur Hinweise darauf, was vor ihnen liegen könnte. Vermutlich gab es noch Steintal und Sonnenhang, auch sehr schöne Namen, die sich sicherlich hervorragend in die Reihe der bereits bekannten eingliedern ließen.
Der Söldner fühlte sich schon jetzt verloren in dieser fremden Welt, die bisher nur Namen auf einer Karte für ihn war, über deren Geschichte die Leute Gerüchte austauschen.

Sie befanden sich im Krieg. Im Krieg gegen die Feuermenschen aus dem Westen, soviel hatten sie bisher aufschnappen können, doch wenn das nicht ernst genug wäre, kam zugleich der Vorschlag dieser Schwarzkutte, sie könnten doch die Taverne besuchen. Wunderbar, so sorgenfrei konnte man als Schwarzmagier also leben, dachte Kire sich, obgleich er zugeben musste, dass ihm das Leid der Menschen hier in Nandorean, so nannte man dieses Königreich, bisher ebenso wenig anging. Ihn interessierte nur das Abenteuer, der Kampf, der dahinter steckte und das Gold als dankbare Belohnung für ihre Mühen. Ebenfalls war es ein Vorteil, wenn auch nur für kurze Zeit, von der Insel Khorinis wegzukommen und etwas anderes zu sehen als Milizen und Banditen, die sich auf den Bauernhöfen prügelten oder Schürfer die sich gegen ihren Boss auflehnten.

Jedoch gab es noch immer eine Kleinigkeit, die die Kehrseite der Medaille zierte: Dieser Schwarzmagier war nun mit ihnen gezogen und in absehbarer Zeit war nicht zu erkennen, dass sich die Gruppe der Lees wieder von ihm trennen dürfte. Es war gezwungener Maßen also ihre Pflicht, das beste daraus zu machen, vielleicht sogar sich mit diesem Kerl anzufreunden, auch wenn Kire schon jetzt mit Sicherheit sagen konnte, dass dies nie der Fall sein würde. Wie sollte dieser Hirni seine voreingenommene Abneigung gegenüber den Dienern Beliars schmälern können, wenn doch der Söldner ohnehin nur sehr wenige Menschen zu seinen Freunden zählte? Deshalb auch die bisherige Verschwiegenheit des Schwertmeisters. Wohl war es eine Frage, deren Antwort man nicht finden konnte, ließe man sich nicht auf den Fremden ein. Auffällig war jedoch, dass er nicht nur von seinen Begleitern, sondern auch von den Bewohnern der Stadt mit Schrecken beobachtet wurde. Einige zeigten mit dem Finger auf ihn, an mancher Gasse konnte man aufgeregtes Getuschel von den Frauen vernehmen, die extra für sie ihr übliches Gänsegeschnatter unterbrachen. Kinder versteckten sich des Öfteren vor ihnen, Mütter nahmen verängstigt selbige in den Arm und das eine oder andere Mal konnte Kire Fetzen wie „der dunkle Magier“ oder „er ist gekommen“, vernehmen.
Die Gleichgültigkeit des Söldners darüber steigerte sich mit der Zeit in eine genervte Haltung, bis er schon nach wenigen weiteren Minuten, in denen die Gruppe im Mittelpunkt der Gespräche stand, kurz vor dem Ausbruch schien. Aufbrausend, Impulsiv und aggressiv, so war er nun mal, also nicht verwunderlich, dass er nicht selten die verängstigten Gesichter mit eindringlichen Blicken strafte. Wenn Blicke töten könnten, hätten sie es heute oftmals schon getan, doch musste Kire feststellen, dass es ihm sichtlich Spaß machte die kleinen Kinder und schwachen Frauen zu erschrecken.

Während Waylander derweil einen der Bewohner nach einer Taverne fragte, wandte sich Kire widerwillig an die Schwarzkutte. Denn, wenn sie noch länger zusammen reisen sollten, war es unerlässlich, sich einen Eindruck über den Charakter ihres fremden Begleiters machen zu können. „Wie lebt es sich so als Schwarzmagier?“, wollte der Söldner uninteressierter Weise wissen, versuchte dabei dennoch so wenig wie möglich abwertend zu klingen. „Gefährlich“, erwiderte der Schwarzhaarige nur knapp und wandte sich zugleich wieder seinem sprechenden Vogel zu. Doch so einfach gab Kire sich nicht geschlagen. „Was glaubst du, warum du für diese Sache angeheuert wurdest?“, fragte er weiter, während die Gruppe sich bereits auf den Weg zu einer naheliegenden Taverne machte.

Waylander
28.02.2006, 10:51
Die Taverne lag unmittelbar an der Kaimauer und, um der Einfallslosigkeit noch die Krone aufzusetzen, hieß der Schuppen auch so: „Taverne zum Kai“. Wenn der Wirt nun auch Kai heißen sollte, würde die Gruppe kaum Schwierigkeiten haben, sich in diesem Land zu Recht zu finden. Der Blick des Söldners schweifte durch die Straßen und blieb schließlich an den massiven Stadtmauern hängen. Der Blonde hatte noch keine Idee, wie das Land vor dem steinernen Bollwerk aussah, jedoch zweifelte er nicht daran, dass die Mauern verdammt gut zu verteidigen waren. Es gab zahlreiche Schießscharten und Rundtürme, die in den Wehrgang übergingen, so dass sie zum Land hin eine geschlossene Linie bildeten. Auf der Seite zur Stadt hin, waren sie allerdings offen. Das war brillant und taktisch hervorragend ausgeklügelt. Sollte der Feind die Mauern erklimmen, so würden sie ihm keinen Schutz bieten, sondern lediglich für die Bogenschützen hervorragende Ziele abgeben.

Während er sich die Verteidigungsanlagen betrachtete, war die Gruppe beinahe an der Taverne angekommen. Kire und Hirni schienen in ein Gespräch vertieft, während Stoffel ungemein großes Interesse an den Waren einzelner Händler zu haben schien. Eine Krämerseele nahm man wohl mit ins Grab. Sie ließ sich nicht so einfach ablegen, wie der Beruf des Händlers, dem der Bandit noch vor einigen Monaten nachgegangen war. Indes entgingen Waylander nicht die Blicke vieler Bewohner, die sich vor allem an dem Schwarz gekleideten Magier fest zu halten schienen. Waylander konnte das verstehen. Hätte man ihm noch vor einiger Zeit gesagt, dass er zusammen mit einem der Kastellbewohner reisen würde, er hätte denjenigen für verrückt erklärt und ihn seiner Schmerzen erlöst. Doch offenbar war der Argwohn dieser Menschen hier von anderer Natur. Er würde jemanden fragen müssen. Vor allem erschloss sich ihm noch nicht, woher die Bewohner dieser Stadt in einem fremden Land, einen Schwarzmagier kennen sollten.

Dass sich der Söldner Kire nun mit der Schwarzkutte unterhielt war eigentlich ein gutes Zeichen. Hätten sie eine Wahl gehabt, dann wären sie sicher nicht zusammen mit dem Magier gegangen. Doch offenbar hatte ein wankelmütiges Schicksal die Gruppe zusammen geführt, so wie sie zufällig Stoffel am Rande der Siedlung aufgegabelt hatten. Sie mussten das Beste aus der Situation machen. In einem Kampf, den dieser Krieg zweifelsohne hervorrufen würde, musste man sich auf die Schwertbrüder verlassen können. Hirni war Heiler, zumindest hatte er das behauptet und Waylander war geneigt, ihm das auch zu glauben. Jemand der Wunden versorgen konnte, vielleicht Tränke brauen, der sollte in einer Schlacht ein Gefährte sein. Unstimmigkeiten und persönliche Animositäten waren da nur hinderlich.

Dem Söldner waren die Informationen des Soldaten zu spärlich gewesen. Man sollte den Feind kennen, bevor man sich ihm stellt. Aber es war ja noch Zeit, die richtigen Fragen zu stellen und dann zu entscheiden. Dass ihnen im Moment sehr viel abgenommen wurde, gerade was die Entscheidungen anbelangte, war Waylander nicht Recht. Er wollte selbst entscheiden, in welcher Kompanie er wo kämpfte. Schließlich sollte auch bedacht werden, welche Erfahrung, welche Talente, die Kämpfer hatten.

Hirni schienen derweil die Blicke der Bewohner nichts auszumachen. Er hatte wohl Erfahrung damit, dass man ihn ansah und hinter vorgehaltener Hand über ihn tuschelte. Waylander bewunderte diese Unbekümmertheit ein wenig. Er selbst hätte sich so etwas nicht gefallen lassen, hätte wissen wollen, was der Grund dafür ist und hätte sich viel zu viele Gedanken gemacht. Hirni schien es egal zu sein.

Sie erreichten die Taverne. Hirni und Kire betraten sie als erste, Stoffel und Waylander folgten. Der Bandit ging an die Theke und erkundigte sich nach den Preisen, bevor er eine Runde bestellte. Auch hier in dem Schankraum war die Gruppe unmittelbar Ziel vieler Blicke. Das Getuschel fand auch hier seine Fortsetzung. Sie setzten sich an einen Tisch und warteten auf Stoffel, der mit vier Krügen in der Hand sich einen Weg durch die Menge bahnte. Waylander betrachtete Kire und war sich sicher, dass er diesen Ausdruck in den Augen des Söldners schon einmal gesehen hatte. Er wirkte genervt, vor allem wegen der Blicke und dem Gemurmel. Der Blonde hoffte, dass er sich beherrschen würde.

Landorn
28.02.2006, 14:26
Diese Gruppe bot wahrhaft ein eigenartiges Bild. Drei der Männer waren Krieger, wie Landorn sie schon zuhauf gesehen hatte. Sie waren schwer bewaffnet, einer trug einen großen Bogen, der ihn um einiges überragte, ein Wehrgehänge mit Wurfmessern und eine eigenartige Waffe, eine Art Hammer, der an einer Seite flach, an der anderen Seite in einer Art metallischem Schnabel endete. Die Rüstung schien schwer zu sein, jedenfalls machte sie den Eindruck für einen Nahkämpfer gemacht zu sein.
Die anderen beiden Männer trugen ebenfalls zahlreiche Waffen bei sich. Einer hatte ein Breitschwert umgeschnallt. Einen Bogen führte er ebenfalls.

Der Mann, der die Gruppe verlassen hatte und an die Theke marschierte, war gekleidet in einer teils braunen Rüstung, die eine Art wollenen Schal besaß und das Gesicht des Kerls verhüllte. Doch all das, all die Waffen und Rüstungen waren nichts Ungewöhnliches. Das Land lag ihm Krieg, nahezu jeder Bewohner der Stadt war mittlerweile bewaffnet. Nein, Landorns Blick wurde von der in Schwarz gekleideten Gestalt angezogen, welche die Männer begleitete.

Zunächst wich Furcht dem Entsetzen, doch binnen weniger Herzschläge hatte er den Gedanken bereits verworfen. Es war unmöglich und das wusste er. Der dunkle Magier würde nicht einfach in Seestadt durch die Gassen schlendern und sich dann schließlich in einer Taverne nieder lassen, um gemütlich ein Bier zu trinken.

Den Fremden schien die Situation auch merklich wenig zu interessieren. Er war in ein Gespräch vertieft, welches er wohl abwechselnd mit dem schwarzen Vogel auf seiner Schulter und einem seiner menschlichen Begleiter führte. Diesem war es weitaus weniger egal, was die Leute dachten. Seine Augen zuckten hin und her und hielten den verängstigten Blicken der Kneipenbesucher stand, die teils verstohlen, teils zu offensichtlich mit offenen Mündern, zu der Gruppe hinüberstarrten. Landorn konnte förmlich sehen, wie es in dem dunkelhaarigen Typen kochte. Der blonde Hüne betrachtete das Schauspiel von seinem Platz in der Ecke der Taverne aus.

Gerade in dem Moment, als der Mann mit den Bierkrügen zurück an den Tisch stapfte, stand der Dunkelhaarige auf: „Jetzt hab ich aber die Schnauze gestrichen voll. Wenn ihr nicht mit der Scheiße aufhört, reiß ich euch die Köpfe ab.“

Landorn zuckte zusammen. Dieser Zorn in den Augen des Mannes war beängstigend, doch durchaus wirkungsvoll. Die Gespräche verstummten augenblicklich und jeder wandte sich murrend seinem Getränk zu. Der blonde beschloss die Situation noch ein wenig zu beobachten. Diese Männer waren Krieger, doch der Schwarze war es offenbar nicht. Irgendetwas faszinierte Landorn an dem Mann. Doch er konnte es nicht in Worte fassen. Noch nicht.

Stoffel
28.02.2006, 15:15
Froh nach der Schiffsreise wieder auf festem Boden angekommen zu sein, hatte der Bandit schnell festgestellt, dass die nach außen gezeigte Euphorie der Bürger dieser Hafenstadt, die nach ihrer Größe sogar die Hauptstadt des Reiches in dem sie sich befanden sein konnte, über die Ankunft der Verstärkungen von außerhalb nur oberflächlich war. In vielen Gesichtern spiegelte sich leichte Enttäuschung wieder und Stoffel konnte diese schnell verstehen, als er sich umgesehen hatte. Die kleine Gruppe der vier, bestehend aus den drei Lees und diesem Schwarzmagier, ragte regelrecht aus den Bauern und versprengten anderen Gildenmitglieder hervor, die sich wohl dennoch alle aus denselben Gründen hierher begeben hatten, jedoch nicht gerade aussahen, als ob sich mit ihrer Hilfe ein ganzer Krieg gewinnen ließe. Außer diesem Hirni schienen jedoch keine anderen Magier unter den Angeworbenen zu sein, was nur noch mehr Blicke auf das sich vom Rest abspaltende Quartett zog, dass sich in Richtung der Taverne aufgemacht hatte. Im Gegensatz zu Kire, dessen Blick man ansah, dass er alles andere als erfreut darüber war, kümmerte es Stoffel recht wenig, schließlich gab es hier keine Miliz die ihn wegen irgendwelcher Raubüberfälle suchte. Was ihn viel mehr verärgerte war die Tatsache, dass sich vom versprochenen Sold noch nicht einmal der kleinste Fitzel gezeigt hatte. Vielleicht hatte auch dieser seltsam herausgeputzte Kerl, der sie in Empfang genommen hatte, diesbezüglich etwas gesagt, doch leider hörte Stoffel eben diesen Leuten nicht gerne zu. An sich war zwar eh davon auszugehen, dass sie den Lohn erst nach Erledigung ihrer Aufgabe bekommen würden, worin auch immer diese genau bestehen mochte, doch waren ihm daran starke Zweifel gekommen als er die Preise der Händler in der Stadt auf ihrem Weg zur nächsten Taverne genauer betrachtet hatte. Sie zeugten davon, dass die meisten Leute hier quasi kein Geld mehr besaßen, wahrscheinlich Flüchtige waren, die sich in den vermeintlich sicheren Städten schützen wollten und ihr Gut zurücklassen mussten, wie es häufig in Kriegszeiten passierte - doch wenn kein Geld da war, wie sollte der Sold dann ausgezahlt werden?

Mittlerweile hatte der Wirt die vier Krüge abgefüllt und drückte sie dem Banditen gegen einen verhältnismäßig niedrigen Preis in die Hand. Eine böse Vorahnung kam diesem, als er in die Krüge sah; das Zeug, dass sich eigentlich Bier nennen sollte hatte zum einen eine Schaumkrone, die höchstens Fingernagelbreit war und außerdem eine recht unnatürliche Farbe. Wahrscheinlich blieb der Stadt der Gerstenachschub aus und die letzten Liter waren bald schon verdünnt genug um als Quellwasser durchzugehen. Eine Schande.
Dennoch schlug seine ob dieser Tatsache eher unfröhliche Miene in ein Grinsen um, als Kire just als Stoffel am Tisch der vier ankam aufsprang und beinahe brüllend auf einen nahe stehenden Bürger der Stadt losgegangen wäre, hätte ihn ein schneller Ellenbogenstoß wieder auf seinen Platz befördert, von dem aus er Stoffel, der gerade die Bierkrüge austeilte und der Urheber des Stoßes gewesen war, verdutzt ansah.
„Da wir die Typen hier ja retten sollen, wäre es glaube ich nicht all zu gut, sie vorher niederzuprügeln. Dass kann man dann machen, nachdem man seinen Sold bekommen hat. Weiß einer von euch überhaupt, was genau wir hier machen müssen, abgesehen vom stumpfen Soldaten spielen?“
„Naja…“, begann Waylander, wurde jedoch von einem Prusten Kires unterbrochen, der wohl kurz davor war, dass gerade zum Mund geführte Möchtegern-Bier wieder von sich zu geben und in einen wilden Hustanfall verfiel, sodass es überflüssig gewesen wäre weiterzureden, wenn man gehört werden wollte.

kire
28.02.2006, 15:55
Noch um ein Vielfaches schlimmer jedoch wurde es, als die kleine Gruppe in die örtliche Taverne eintrat. Alle Menschen begafften sie als ob sie noch nie drei Krieger in Begleitung eines dunklen Magiers gesehen hatten. Zugegeben, das Bild, was eine solche Gruppe erzeugte war skurril, doch der Söldner war ohnehin schon angespannt genug, als dass er noch fähig dazu war, dieses Getuschel auch noch über sich ergehen zu lassen. Stoffel holte derweil das ersehnte Bier von der Theke ab, das nun sein Gemüt beruhigen sollte, doch soweit kam es kaum. Stattdessen unterbrach er sogar das etwas belebtere Gespräch mit dem hohen Schwarzmagier Hirni, um dem Tumult ein Ende zu bereiten. Völlig überraschend für die meisten Tavernengäste, sprang der Schwertmeister auf und schrie aus vollem Halse seinen Unmut durch die Taverne. Die Bürger waren nun weitestgehend ruhig, doch noch ein anderes Resultat sollte sich alsbald gezeigt haben: Die Kunde über die Ankunft der Gruppe würde sich sicherlich nun nur noch schneller verbreiten als ohnehin schon.

„Und du, du bist als erstes dran“, flüsterte er eindringlich und ging mit starrem Blick auf einen der entsetzten Säufer zu. Zu schade jedoch, dass er nicht weit kam, so spürte er schon unmittelbar nachdem er sich von seinem Stuhl erhoben und diesen sogar umgeworfen hatte, eine Hand an seiner Schulter die ihn schnellstens zurückriss. Man wolle doch nicht zu viel Aufsehen erregen, hatte man ihm gesagt. Schön und gut, aber musste man sich alles gefallen lassen?

Verärgert griff Kire nach dem Stuhl der nun etwa einen Meter weit vom Tisch entfernt lag, zu dem sich inzwischen auch Stoffel wieder gesellt hatte, und setzte sich erneut zu den anderen. Mit einem hastigen Zug ward der Krug dem Banditen aus der Hand entrissen und wenig später schon fast geleert. Betonung auf fast, denn kurz darauf hatte sich der Inhalt wieder über den gesamten Tisch und Boden verteilt, während er den einen oder anderen Schluck widerwillig die Kehle herunterwürgte. „Zum Kotzen“, raunte der Söldner und hätte am liebsten selbiges getan. Wenig später donnerte er den Krug mit Karacho dorthin, wo noch wenige Sekunden zuvor der Wirt gestanden hatte. Der leere Krug zerschellte laut scheppernd an der Wand hinter der Theke und was blieb war nicht nur der Fleck von dünnflüssigem Bier an den Holzlatten sondern auch erneute Blicke seitens der anderen Tavernengäste. Einige zogen es sogar vor, die Spelunke nun zu verlassen. Nur gut für sie, dachte Kire und begann sich langsam zu beruhigen. Einerseits belustigt, andererseits auch mahnend betrachtete ihn nun die Gruppe am Tisch. „Was ist?“, fragte er bissig und verschränkte die Arme vor der Brust, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte.

Währenddessen kam ein anderer Fremder auf den Tisch zu. Kire konnte ihn nicht sehen, da er direkt mit dem Rücken zu ihm saß, doch die anderen konnten es. Sein blondes Haar war lang und rau. Ein dichter Bart gespickt mit zwei geflochtenen Zöpfen umrandete sein Gesicht, das von fremdländischen Zeichen geprägt war. Zeichen, die vermutlich keiner von ihnen jemals gesehen hatte. Er wirkte wie einer dieser Nordmaarer, doch war er das wirklich?
„Ihr solltet nicht zu viel Aufsehen erregen“, meinte dieser während er sich unauffällig an ihren Tisch stellte. Seine Stimme passte jedoch ganz und gar nicht zu der großen Statur des Mannes, vielmehr klang sie brüchig und eingeschüchtert.

Hirni
28.02.2006, 19:05
Diese Stadt war von der Architektur her gleichzusetzen mit Khorinis. Eigentlich sollte er sich ja sofort heimisch fühlen hier, doch genau dies war nicht der Fall. Die Tatsache, dass er hier nicht gerade zu den Beliebtesten gehörte, war dabei jedoch nicht von Bedeutender Rolle. Nein, das war ihm eigentlich gleichgültig, seit wann interessierte es ihm, was die anderen über ihn dachten? Gerade die gemeine Bevölkerung scherrte die Schwarzmagier doch alle über den gleichen Kamm, nämlich, dass alle Schwarzmagier verdorbene, schwarze Seelen besitzen würden, wenn sie denn überhaupt welche besässen, und es sich zum Hobby gemacht haben, kleine Kinder zu fressen und alte Omis zu erschrecken. Ausserdem lasen ja alle Schwarzmagier in den Gedärmen ihrer Opfer, was die Toten schon alles erlebt hätten, und überhaupt hielten ja alle Schwarzmagier dunkle Rituale ab, bei dem sie Jungfrauen den Kopf abschitten oder gar Schafsblut, ja wenn nicht sogar Menschenblut, dabei aus goldenen Kelchen tranken. Ja, diese Vorurteile gegenüber verschiedener menschlicher Gruppen waren schon eine feine Sache. Sie erleichterten es dem Menschen ungemein, ihr Gegenüber sofort einzuschätzen, ohne ihn wirklich zu kennen. Und somit war natürlich gleich eine Menge an Arbeit weggefallen.
Und Hirni besass schon seit der Fahrt auf dem Schiff das Gefühl, als würden die 3 Lees genauso denken, ihn also so sehen, wie es die Leute halt taten, wenn sie einen Schwarzmagier begegneten.
Nein, der eigentliche Grund, warum er sich hier nicht sofort heimisch fühlte war, dass er Khorinis nicht als sein Heim bezeichnete. Sein eigentliches Heim war schon immer, und wird wohl auch immer, das Festland bleiben, da gab es nichts zu rütteln, auch wenn der Schwarzmagier seit mittlerweile über einem Jahr im Kastell wohnte.

Der ehemalige Adept des Feuers konnte Heute auch zum ersten Mal die 3 Lees genauer betrachten, hatte er sie bisher doch nur während des Mondeslichts zu sehen bekommen.
Der eine, der von den anderen nur Waylander genannt wird, war etwas größer als Hirni, er schätzte ihn so an die 1.90 Meter gross, und sein Haar war strohblond und kurz geschnitten. Er besass, wie der Schwarzmagier selbst, blaue Augen, seine Gesichtszüge waren hart, und seine Körperstatur war recht kräftig. Er schien nachdenklich und verschlossen. Zumindest machte er solch einen Eindruck auf Hirni. Aber verschlossen, das konnte auf alle drei passen, schliesslich hatte bisher nur Kire ein paar Sätze mit Hirni gesprochen.
Kire selber war nicht ganz so kräftig wie Waylander, aber auch nicht so schmal wie Hirni. Er besass fast den gleiche Haarschnitt wie der Magus: Schwarzes Haar, welches bis zu den Schultern ging. Auch er besass blaue Augen, die aber noch heller waren als Hirnis und Waylanders blaue Augen zusammen.
Der letzte in der Gruppe war dieser Stoffel, zumindest hatte der Schwarzmagier gehört, wie die anderen beiden ihn so nannten.
Dieser Lee besass blondes Haar, welches ebenfalls bis zu den Schultern ging. Sein Bart, welcher eine Art runder Kreis um den Mund bildete, war ebenfalls blond. Stoffel schien ebenfalls recht kräftig zu sein, wie auch Waylander und Kire. Sie waren alle drei irgendwie die typischen Lees, womit Hirni wieder bei den Vorurteilen war. Zumindest den äusserlichen.
Es wurde Zeit für Hirni, dass er sich soweit allen vorstellte, nicht nur Kire. Es war ihm zwar im Grunde egal, was sie über ihn dachten, aber so wie es schien, würde die Gruppe länger zusammen leben müssen. Und da war es weniger von Vorteil, wenn man kaum bis gar nicht miteinander redete, und sich nur auf irgendwelche Vorurteile bewertete.
Hirni selber war zwar ein fauler Mensch, jedoch machte er sich wenigstens die Mühe, die Menschen nicht auf Vorurteile zu bewerten, sondern sie kennenzulernen, bevor er sie einschätzte.

Nachdem Kire seinen Wutanfall hinter sich gelassen, und sich beruhigt hatte, und jemand der Anwohner ihn zur Vernunft ermahnte, riss Hirni die Aufmerksamkeit an sich, indem er sich allen vorstellte:
"OK, es wird Zeit, dass ich hier mal etwas klarstelle. Ich weiss, ihr denkt mit Sicherheit alle über mich, dass ich ein kranker Irrer bin, der anderen Menschen das Gehirn rausreisst, um damit irgendwelche kranken Experimente zu machen. Vielleicht denkt ihr aber auch, dass ich gerne irgendwelche Rituale mache mit nackten Jungfrauen, oder auch Schafsblut aus goldenen Kelche trinke. Oder ihr kombiniert das ganze sogar, ergibt natürlich einen noch tolleren Eindruck von den Schwarzmagiern.
Aber dem ist nicht so. Irre, und vielleicht auch ein bisschen Krank, mag ich ja sein, das gebe ich zu, aber alles andere mache ich mit Sicherheit nicht. Dazu bin ich viel zu faul." Hirni lächelte kurz. "Sicher, mein Name ist auch nicht gerade der Vertrauenserweckendste. Aber warum ich so heisse, wie hc heisse, ist ne andere Geschichte.
Ich habe es Kire schon gesagt: Ich bin nicht hier wegen irgendeiner Belohnung, ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass es hier überhaupt Gold gibt. Mir wurde nur gesagt, dass eine Gruppe Reisender meine Hilfe benötigt, und ich diese begleiten soll. Dies alles klang zwar im ersten Moment nach Falle, schliesslich wusste ich nicht viel mehr, als die Tatsache, dass ich mit einer Gruppe Reisender unterwegs sein werde, aber das war mir in dem Moment egal. Viel eher zog mich die Neugier zum Hafen, da dies alles sehr in meinen Ohren nach einem tollen Abenteuer geklungen hatte. Also machte ich mich auf den Weg zum Hafen, um ein kleines Abenteuer zu bestehen. Ich weiss auch nicht wirklich, warum man gerade mich ausgesucht hat. Entweder, weil ich mich seit vorgestern Heiler nennen darf, oder weil ich nen Schwarzmagier bin, oder aber, weil der Kerl in der schwarzen Kutte auf Anhieb keinen besseren "Arsch für alles" gefunden hat. Soviel dazu."

Der Kerl, der sie vorhin ermahnt hatte, dass sie doch gefälligst weniger Aufmerksamkeit erregen sollten, stand noch immer neben ihrem Tisch. Hirni schaute ihn an, und lauschte dabei einem Gespräch, welches neben ihm stattfand:
"Sieh mal, ein Schwarzmagier."
"Was sucht denn ein Schwarzmagier in unserer Stadt?"
"Ich weiss es nicht, aber ganz ehrlich, mir ist ein ruhiger Schwarzmagier lieber, als fliegende Bierkrüge von irgendwelchen fremden Leuten, die wegen irgendwas einen großen Aufstand machen.
"Recht hast du. Warum können sie nicht einfach das Leben so nehmen, wie es ist, und es geniessen?"
"Ich habe keine Ahnung. Aber so sind manche Menschen nunmal, sie regen sich vie..."
Mehr bekam Hirni nicht mit, es interessierte ihn auch nicht sonderlich weiter. Viel eher kam ihm eine andere Idee:
"Sag mal, willst du da noch länger herumstehen, und dir die Beine in den Bauch stehen, oder dich lieber zu uns setzen und ein... Bier trinken. Wenn man das denn Bier nennen kann." grinste der Schwarzmagier, und bot dem Typen einen leeren Stuhl an, woraufhin er von seinen Begleitern eher weniger begeisterte Blicke erntete...

Landorn
28.02.2006, 19:32
„Sag mal, willst du da noch länger herumstehen, und dir die Beine in den Bauch stehen, oder dich lieber zu uns setzen und ein... Bier trinken. Wenn man das denn Bier nennen kann“, grinste der Schwarzmagier. Landorn hatte seine Worte gehört, als er an den Tisch der Männer getreten war und setzte sich wortlos an den Tisch. Seinen Krug postierte er vor sich und eine Weile sagte niemand etwas. Eine gewisse Spannung in der Luft konnte er nicht verleugnen, die Männer schienen weder zueinander noch zu ihm in irgendeiner Form Vertrauen zu haben.

„Mein Name ist Landorn, ich lebe hier in der Stadt. Wer seid ihr?“, fragte er dann, um das Eis zu brechen. Die Männer stellten sich der Reihe nach vor. Der Mann, der kurz zuvor mit den Bierkrügen an den Tisch gekommen war ein Bandit namens Stoffel, der Magier nannte sich Hirni, der blonde Söldner Waylander und der andere Mann, der sich eben noch wie eine Wildsau aufgeführt hatte, hieß Kire und war ebenfalls Söldner.

„Du lebst also hier in dem Land?“, fragte der Söldner mit dem Namen Waylander.
„Ja“, antwortete Landorn. Die Männer wechselten einige Blicke. „Es wäre schon, wenn du uns etwas über dieses Land erzählen könntest. Wir sind fremd hier und wissen noch nichts oder besser kaum etwas über die Aufgaben, die vor uns liegen.“

„Was wollt ihr wissen?“, fragte der Hüne die Männer.
„Was ist das für ein Land hier?“, begann der blonde Mann.
„Dazu muss ich weiter ausholen.“
„Macht nichts, wir haben Zeit.“

Landorn fasst sich ein Herz, holte tief Luft: „Nandorean liegt jenseits des Myrtanischen Meeres. Nicht viele Seefahrer wissen den Weg zu der Halbinsel. Und nur wenige, die es wissen, wagen die Fahrt durch enge Riffe und vorbei an steilen Felsklippen. Das bescherte uns viele Jahre eine gewisse Abgeschiedenheit. Wer dann den flackernden Flammen des Leuchtturms zu Seestadt folgt, erreicht die einzig zugängliche Küste des Landes und den Hafen von Seestadt. So wie ihr hierher gekommen seid.“

„Sieht so aus“, sagte der Söldner Kire, den Landorn aus den Augenwinkeln immer wieder musterte, da er einen neuerlichen Wutausbruch befürchtete.

„Wie dem auch sei“, fuhr der Bärtige fort, „Direkt vor Seestadt beginnen die Nebelsümpfe, die im Nordosten an den Grünhainwald grenzen. In ihm liegen die hölzernen Bauten der Stadt Grünhain. Nandorean wird von einem unfassbar großen Gebirge durchzogen, dessen anderes Ende noch niemand gesehen hat. Das Schwarzgebirge bildet den Norden des Landes.
In ihm liegt die Quelle des Herrscherflusses, der beinahe mittig durch das Land fließt und bei der Stadt Flussfurth ins Meer mündet. Westlich davon beginnt die Feuerwüste, die im Norden wiederum vom Schwarzgebirge eingegrenzt wird. Es gibt einen Pass durch das Gebirge, der zur Eisigen Ebene führt und zur Stadt Silberwind.“

Landorn hielt einen Moment inne und trank einen Schluck Bier. „Das Land gliedert sich in vier Königreiche. Seestadt, Silberwind, Grünhain und Feuerstadt als Hauptstädte. Vor vielen Jahren waren die einstigen Herrscher dieser Reiche zerstritten und bekriegten sich im ersten Nandoreanischen Krieg. Keines der Völker konnte die Oberhand gewinnen. Das alles sind natürlich Überlieferungen und Sagen, deshalb klingt es vielleicht ein wenig kryptisch“, schmunzelte Landorn doch er hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit der Gruppe deshalb machte er weiter: „Der Krieg forderte seinen Tribut, die Menschen hungerten. Viele starben, nicht nur durch die Hand des Gegners, sondern an den Auswirkungen des Krieges. Doch ein magischer Krieger, ein Kampfmagier, wenn ihr so wollt, der in seinem Blut alle vier Völker vereinte, heißt es, brachte schließlich die Herrscher zur Raison, und sie schlossen Frieden. Sie ließen eine Festung errichten auf einer Klamm inmitten des Herrscherflusses, der an dieser Stelle mehrere Hundert Meter in einem Wasserfall in die Tiefe stürzt. Die Klammfeste wird sie genannt. Von beiden Seiten des Ufers führen je zwei steinerne Brücken zur Burg, die von vier Türmen gesäumt wird und in deren Mitte sich ein großer, marmorner Saal befindet. In jeder Ecke dieses Saals ließen die Herrscher Stauen von sich selbst errichten. Es waren Boran, der Beherrschte, Andoran, der Wilde.
Senemar, der Beständige und Wilbur, der Leichtlebige.

Jeder Herrscher ließ sich eine Waffe schmieden, in den Essen der Stadt Silberwind, versehen mit dem Erz der Minen des Schwarzgebirges, befestigt auf hölzernen Griffen aus dem uralten Holz des Grünhainwaldes, verziert mit Gold aus den Minen der Feuerwüste, gehärtet in den mystischen Wässern der Nebelsümpfe. Jede dieser Waffen trägt die Runen der jeweiligen Besitzer.“

„Das sind die Wappen, die zum Beispiel die Soldaten hier auf ihren Rüstungen tragen?“, mutmaßte der Bandit mit dem Namen Stoffel.
„Ja, das stimmt. Wir sind hier in Seestadt, der Hauptstadt der Nebelsümpfe und dem Land von Wilbur dem Leichtlebigen. Die Soldaten tragen das Symbol des Wassers. Aber, wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Die Waffen wurden mit Magie belegt und im Blut der Herrscher getränkt. Alle vier gaben ihr Leben, für den ewigen Frieden in Nandorean. Man sagt, dass der Geist dieser Männer in ihren Waffen weiter lebt. Die vier Schwerter heißen Wüstenflamme, Frostklinge, Sumpfschnitter und Rankenhammer. Sie wurden als Symbol des ewigen Friedens in einem steinernen Tisch im Thronsaal der Klammfeste eingelassen. Es steht geschrieben: Friede, durch die Vier gegeben, wird immer fortdauern, so lange das Blut vereint bleibt, beschütz von dem, der alle vereint. Und so war es auch, denn die Magie des Landes ist im so lange im Gleichgewicht. Der Krieger der damals die Könige einte, ist jener, der das Blut bewacht, denn er vereint alle. In seinem Blut wohnen all die Eigenschaften inne, die jedes der Völker einzeln für sich in Anspruch nimmt. Das Temperament des Südens, die Leichtigkeit des Sumpfes, die Bodenständigkeit des Waldes und die Ruhe und des eisigen Nordwinds. Ihm wurde die Aufgabe zu teil, über den Bund der Vier zu wachen und die Klammfeste wurde die Heimat seines Blutes. Der erste `Wächter der Mitte´ war Kantoras.

Fortan herrschte Frieden, über lange Jahre hinweg. Die Klammfeste diente als Ratssaal für die Nachfolger der Vier, die sich dort häufig trafen, um wichtige Dinge zu besprechen und gemeinsam Entscheidungen zum gemeinsamen Wohl des Landes zu treffen. Und die Magie war im Gleichgewicht, das Blut war im Gleichgewicht.“

Landorn brach ab, die Erinnerung schien ihn wieder überwältigen zu wollen. Tränen schossen ihm in die Augen und er blickte nieder auf den hölzernen Tisch, um seine Trauer nicht den anderen Männern zu zeigen. Zum ersten Mal seit langem kämpfte er dieses Gefühl einer seelischen Ohnmacht nieder und fuhr fort:

„Doch dann vor einiger Zeit, es ist erst ein paar Jahre her, ward ein schändlicher Frevel begangen. Die Menschen der Feuerwüste ließen sich verführen von dunklen Gedanken und verderbter Magie eines irren Zauberers, der in der Schwarzbergzitadelle haust.

Der Blick des blonden Söldners wandte sich zu dem Schwarzgekleideten Begleiter: „Hast du nen Onkel hier, von dem wir wissen sollten?“ Alle lachten. Das war gut, denn mit Humor ließ sich einiges leichter nehmen, dachte Landorn. Nach einigen Sekunden setzte Landorn dann wieder an: „Missgunst und Zwietracht wurden gesät. Falscher Ehrgeiz und Gewinnsucht trieben einige Waffenhändler an. Sie kauften sich Männer und ließen die Schwerter stehlen und den Wächter nebst seiner Nachkommen ermorden“, noch immer wurde dem bärtigen Hünen schlecht, wenn diese Worte über seine Lippen kamen. „Das ist schon lange her. Doch die verdorbene Saat des dunklen Herrschers trägt nun die ersten Früchte. Die Magie geriet aus dem Gleichgewicht. Der Zorn der Menschen der Feuerwüste war ein prächtiger Nährboden für Pläne des dunklen Magiers. Das erklärt auch im Übrigen die Blicke der Menschen hier, wenn sie dich sehen“, die Worte richteten sich an den Schwarzgekleideten Mann, „Zwietracht und Missgunst, Neid und Habgier breiteten sich aus, bis vor einigen Monden der Feind begann, eine Arme aufzustellen. Diese lagert nun an den Ufern des Herrscherflusses in der Nähe des Schwarzbergpasses und an der Ruine der Burg Goldstein. Täglich erreichen uns Berichte über die Zahl der Schwerter und über mysteriöse Monster, die in ihren Reihen wandeln. Der dunkle Magier ist ein Meister der Beschwörung und Verwandlung, so heißt es. Diese Dinge müssten dir ja etwas sagen“, wieder wandte sich Landorn an den Schwarzgekleideten Mann.

Seit Monaten hatte er nicht mehr so viel an einem Stück gesprochen und er war erschöpft, seine Kehle war trocken, doch ein das beklemmende Gefühl, welches ihm die Brust einzuschnüren schien, war verschwunden. Eine Erklärung hatte er nicht dafür.

Stoffel
28.02.2006, 21:30
„Ja, aber um eine Bedrohung für ein ganzes Reich darzustellen müsste es schon ein verdammt mächtiger Schwarzmagier sein“, erwiderte Hirni auf die Feststellung des blonden Hünen.
Die Ausführungen des Fremden, dessen Augen von einem fast schon ehrfürchtigem Funkeln, das sie annahmen, als er die ehemaligen vier Herrscher erwähnte, die ihr Leben für den Frieden gegeben hatten, bis zu Kummer wechselten als er zu der momentanen Situation kam, wobei er diesen zu verbergen suchte, waren Stoffels Meinung nach einleuchtend.
Ein Magier - die Wurzel des Übels. Wie sollte es auch sonst sein? Nicht die Waffenhändler, die ihren Profit über Menschenleben stellten, welche von dem blonden Hünen erwähnt worden waren und irgendwelche Wächter hatten töten lassen, waren Schuld an dem Krieg. Solche Handel gab es überall, auf allen Seiten und hielten sich stets im Gleichgewicht, schließlich war Gier ein natürlicher menschlicher Aspekt. Gäbe es diesen nicht wäre die Gruppe, wie sie nun hier am Tisch saß, wohl kaum überhaupt in dieses Land gelangt, mit Ausnahme des Hirnis vielleicht. Sofern man seinen Worten glauben konnte; schließlich war es nicht äußerst wahrscheinlich, dass ein Anhänger Beliars kilometerweit reiste um jemanden zu retten, ohne sich vorher zu vergewissern, dass er auch seinen Vorteil davon haben würde, auch wenn die kleine Rede des Magiers sich recht überzeugend angehört hatte.
Mit verzogenem Gesicht einen weiteren Schluck der Brühe aus dem Bierkrug zu sich nehmend, kam Stoffel eine weitere Frage in den Sinn.

„Wo du doch soviel zu wissen scheinst“, begann er und wartete kurz, bis er offensichtlich die Aufmerksamkeit des Hünen hatte, der geistig weit abwesend zu sein schien. „Du sprachst von ‚Berichten über die Zahl der Schwerter’ und ‚Armeen’, wie viele sind es denn nun? Ich meine mit den paar Söldnern die bisher anscheinend auf die Hilferufe oder eher die Soldversprechen eurer Herrscher reagiert haben lässt sich kein offener Krieg gegen Armeen gewinnen.“
„Darum ist die Hoffnung hier auch groß, dass die Werber in anderen Ländern mehr Erfolg hatten, die Menschen der Feuerwüste sind uns zahlenmäßig weit überlegen und ohne Verstärkung von außerhalb sieht es realistisch gesehen ziemlich schlecht aus.“
Ein noch recht leiser Knall von Kires Tischseite ließ die Antwort des Nandoreaners stoppen, der irritiert in die zornigen Augen des Söldners blickte, der auf den Tisch gehauen hatte und wohl gerade dazu ansetzte einen jähzornigen Kommentar abzugeben, aber noch rechtzeitig durch Waylander unterbrochen wurde.
„Aber selbst wenn der Feind besiegt werden sollte, du hast doch eben gesagt, dass der Frieden ohne den Wächter nicht bewahrt werden kann, wozu dann alles?“
„Nun, erst einmal müssten die vier Schwerter wiederbeschafft werden, die Symbole des Friedens."
„Ein Reich, dass von vier Waffen abhängt? Wo bitte sind wir hier… warum habt ihr sie nicht schon längst zurückgeholt, wenn es weiter nichts ist?“, warf Kire ein.
„Sie können nicht einfach wiedergeholt werden, es war dem dunklen Magier auch nur möglich sie mit Hilfe komplexer Magie entwenden lassen zu können. Jedoch gibt es eine Prophezeiung, die von den Vier spricht; Feuer, Wasser, Wind und Erde. Sie werden sie nehmen. Nur sie können sie nehmen. Jedoch weiß bis heute niemand, was damit gemeint ist“, endete der Fremde. Stoffel sann nur kurz über die Worte nach, kam jedoch zu dem Schluss, dass er ohnehin zu keinem Ergebnis kommen würde und ließ seinen Blick dann wieder durch die inzwischen recht leere Schenke schweifen, was zu einem Gutteil wohl Kire zu verdanken war. Das erklärte auch, warum die misstrauischen Blicke der Bürger sich mittlerweile mit zornigem Starren des Wirtes abgewechselt hatten.

Waylander
01.03.2006, 14:14
Waylander hatte den Worten des fremden Mannes lange gelauscht, doch seine Fragen waren damit nicht beantwortet, auch Stoffels Einwände konnte er nachvollziehen, sogar die Worte Kires, der langsam anfing, dem Söldner auf die Nerven zu gehen. Hatte er sich nicht unter Kontrolle? Es war zwar nicht offensichtlich, doch Waylander spürte eine Art Veränderung in dem Schwertmeister, die er nicht in Worte fassen konnte. Fraglich war, in welche Richtung diese Veränderung gehen sollte.

Es war also das Werk eines einzelnen Mannes, der hinter allem stecken sollte, ein dunkler Magier. Jetzt verstand Waylander auch die Reaktionen der Menschen hier bezüglich des Mannes, der sich Hirni nannte. Der Söldner würde seine Abneigung gegen diese Leute nicht verlieren, auch wenn sein Begleiter offenbar einen recht freundlichen Eindruck machte.

Die Worte Landorns klangen noch in seinen Gedanken nach und schon fragte er sich, was das alles sollte. Der Söldner hatte nie viel von Magie verstanden. Er wusste, dass es sie gab und dass Menschen in der Lage waren, sie sich gefügig zu machen. Dass aber ein ganzes Land in einen Krieg verfällt, weil jemand vier Brotmesser gestohlen hatte, das entzog sich den Möglichkeiten seiner Vorstellungskraft. Zudem es auch so schien, dass nicht jeder in der Lage war, die Waffen zu nehmen. Doch damit nicht genug, der Hüne mit den blonden Haaren und den fremdartigen Zeichen im Gesicht, berichtete von einer Prophezeiung, die besagte, dass nur Wind, Feuer, Wasser und Erde die Schwerter an sich nehmen können. Wo sind wir hier nur hingeraten, schoss es dem Söldner durch den Kopf.

„Nun, weiß man denn, wo die Schwerter sind?“, fragte er den Einheimischen.
„Sie werden wohl in der Hauptstadt der Feuerwüste aufbewahrt.“
„Wohl? Wohl bedeutet, dass man es nicht weiß, richtig?“
„Nun genau sicher nicht, da wir selten in Feindesland reisen.“

Jetzt wurde der Typ auch noch zynisch, was ihn schlagartig in Waylanders Beliebtheitsskala ans Ende katapultierte. Es machte auch nicht wirklich Sinn, sich über diese Dinge zu unterhalten. Sie würden hier ausharren und darauf warten, dass sich der Feind vor den Toren zeigte, in der Hoffnung, dass sie ihm Stand halten und als umjubelte Helden nach Khorinis zurück kehren würden. Dort würde sich kein Schwein dafür interessierte, warum die vier Männer auf einer Insel, die keiner finden kann, mit vier Schwertern in irgendwelchen Wässern gebadet, getan hatten. Abstrus, wirklich abstrus.

„Wie dem auch sei, ich denke, wir sollten uns zu den Quartiermeistern begeben und uns eintragen lassen“, sagte Stoffel. „War nett mit dir zu reden und vielen Dank, dass du uns etwas über die Geschichte des Landes erzählt hast.“

Kire war bereits aufgestanden, Waylander folgte, Hirni sprach mit seinem Vogel, „Eine Frage noch, diese Zeichen in deinem Gesicht. Was bedeuten die? Ich bin …“, doch der Bandit kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden.

Landorn
01.03.2006, 15:01
Müde und kaum noch in der Lage aufrecht zu sitzen, machte Landorn keine Anstalten die Männer aufzuhalten, die im Aufbruch begriffen schienen. Er war wirklich erledigt, seit Monaten hatte er nicht mehr so viel gesprochen, schon gar nicht mit Fremden. Doch aus einem unerfindlichen Grund war ihm die Gruppe sympathisch gewesen. Allerdings war es nun auch des Guten genug, denn er schaffte es nicht einmal zwei Minuten, ohne gähnen zu müssen. Doch mit einem Moment war er hellwach.

Der Bandit sprach ihn an: „Eine Frage noch, diese Zeichen in deinem Gesicht. Was bedeuten die? Ich bin…“ mit einem unglaublichen übermenschlichen Reflex schoss die Hand des Hünen hoch und landete auf dem Mund des Mannes, um die Worte zu unterdrücken, „Ruhig“, keuchte Landorn, gehetzt huschte sein Blick durch den Schankraum: „kein Wort mehr“. Der dunkelhaarige Söldner schien wenig beeindruckt von der Vorstellung, denn sein Schwert deute bereits auf Landorns Kehle. „Lass ihn los du Drecksack, sonst bohr ich dir nen zweiten Ausgang“, zischte Kire. Doch der Hüne reagierte nicht. Er konnte es nicht fassen. Erst einige bange Sekunden später ließ er von Stoffel ab. Die unwirkliche Szenerie schien niemand bemerkt zu haben.

„Du kannst sie sehen“, flüsterte er zu Stoffel. Der nickte nur knapp. „Was ist mit euch?“, fragte er an die anderen gewandt. Sie alle nickten und runzelten die Stirn. „Das ist unglaublich“, würgte der Hüne hervor. Kire hatte sein Schwert wieder eingesteckt, wirkte aber so, als würde er gleich jemanden beißen. „Du erklärst uns jetzt auf der Stelle, was die Scheiße soll“, sagte er.

„Ja das mach ich“, Landorns Stimme wirkte noch verängstigter als zuvor. „Aber bitte setzt euch und seid leise.“ Der Schwarzmagier war noch nicht aufgestanden, insofern hatte er auch keine Wahl. Die Söldner setzten sich und Stoffel folgte. „Rückt etwas näher zusammen, bitte“, forderte sie der Einheimische auf. Die Männer taten es, doch wirkten sie allesamt angespannt. „Es gibt nur wenige Menschen, die diese Zeichen sehen können. Da wäre zum einen die Herrscher der vier Reiche und zum anderen ….“, unsicher warf er einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand zuhörte, „die Vier.“ Er ließ die Worte wirken und blickte in die Gesichter der Männer.

„Du redest von den Vieren aus der Prophezeiung“, fragte Waylander ungläubig.
„Ja, diese Vier. Feuer, Wind, Erde und Wasser.“
„So das wird mir jetzt zu dumm“, wer die Worte sprach, war nicht schwer zu erraten. Der Söldner Kire stand auf und wollte die Runde verlassen, doch Landorn fasste ihn am Arm. „Warte noch, lass mich erklären, ich bitte dich“, die Worte ähnelten mehr einem Flehen, doch Landorn ließ nicht locker und Kire gab seufzend nach.

„Ihr alle steht für die Vier Länder und die Eigenschaften eines Volkes, die auch die euren sind“, erklärte Landorn, „ihr seid die Vier, daran besteht kein Zweifel, denn ihr könnt die Zeichen in meinem Gesicht sehen.“

„Ja Moment, und welche Rolle wird dir dabei zuteil?“
„Ich wurde ausgeschickt, die Vier zu suchen und sie zu den Schwertern zu führen“, sagte Landorn.
„Wer hat dich geschickt“, Waylander und Stoffel nahmen den blonden Hünen ins Kreuzverhör. Doch Landorn hatte Verständnis dafür, denn sie waren fremd in dem Land vor wenigen Stunden erst angekommen und nun erfuhren sie, dass sie Teil einer Prophezeiung sein sollten. Sie sollten ausziehen, um vier Waffen zu finden und sie wieder an das Land zurückgeben, damit Frieden herrscht.

„Die amtierenden Könige der drei Reiche sandten mich aus. Eine Seherin belegte mich mit diesen Zeichen, die nur von den Vier gesehen werden können. Es sind die Zeichen der ….“

„…der Vier, schon klar“, wieder sprach Waylander, „passt ja alles wir sind Vier, da sind vier, worauf warten wir noch, lasst uns losgehen… Sag mal, du hast doch was geraucht, oder?“ Der Söldner schüttelte den Kopf und wieder hatte Landorn Verständnis. Doch er wusste, dass er Recht hatte, auch wenn er ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte. „Ich kann es nur wiederholen. Ihr seid Feuer, Erde, Wind und Wasser. Jeder von euch hatte eine Eigenschaft in sich, die seinen Charakter prägt, so wie alle der Völker Nandoreans diese jeweilige Eigenschaft besitzen, die sie auszeichnet. Das Feuer, das Temperament der Wüstenmenschen, die Leichtlebigkeit der Bewohner der Nebelsümpfe, die Bodenständigkeit des Grünhainwaldes, die Ruhe des eisigen Nordwindes. Das ist in der Realität viel Komplexer, denn etwa Ruhe bedeutet auch „Überlegen, Nachdenken“. Das ist die Stärke des Volkes von Silberwind. Doch es macht sie zugleich wenig flexibel und wenig spontan. Ihre Stärke ist ihre Schwäche, ach… ich kann es euch nur noch einmal sagen. Ihr seid die Vier aus der Prophezeiung und ich biete mich an, euch zu den Schwertern zu führen. Nandorean braucht euch, nur so kann es Frieden geben.“

kire
01.03.2006, 16:02
Langsam ging dem Söldner die flüsternde und krächzende Stimme des Fremden auf den Geist. Er konnte nicht beschreiben wieso er solchen Groll hegte oder aber erklären, was diesen Mann so aus der Fassung brachte, dass er sich nicht einmal traute selbstbewusst der Gruppe gegenüber zu treten. Mehrmals hatte Kire genervt aufgeseufzt, nicht nur wegen der Scheiße, die der Kerl ihnen unterjubeln wollte, sondern auch wegen seiner nervtötenden Stimme. Konnte er denn nicht normal reden? Verständnislose Blicke trafen einen nach dem anderen, die sich an dem Tisch befanden. Nun, wenigstens hatten sich die restlichen Gammler aus der Taverne verzogen, kurz nachdem Kire begonnen hatte aufsässig zu werden. Es war unglaublich, aber seit er dieses Land betreten hatte, kotzte ihn alles an.

Die Rede war von magischen Schwertern, die von irgendwem, wohin auch immer, verschleppt worden waren und nun galten zurückgeholt zu werden, um den Frieden im ach so geteilten Nandorean wieder herzustellen. Eine wirklich wunderbare Vorstellung, die dieser Kerl ihnen dort lieferte und Kire musste zugeben, teilweise gar nicht richtig zugehört zu haben. Seine Blicke ruhten vielmehr auf dem Handeln des Fremden. Zu trauen war ihm sicherlich nicht, warum hätte er sich sonst, im Gegensatz zu sämtlichen anderen Bewohnern hier, ihnen anvertrauen sollen? Die Sache hatte irgendeinen Haken und welcher das nun war, würde der Söldner sicherlich bald herausfinden. Und wenn er es mit Gewalt aus dem Hünen herausprügeln müsse. Seiner Stimme nach zu urteilen, war jedenfalls nicht viel Gegenwehr zu erwarten.

Als die Männer sich nun erhoben, um die Taverne zu verlassen – Kire hatte dabei das Ende des Gesprächs gar nicht mehr mitbekommen, es hätte ansonsten nur zu weiteren, vermutlich noch verhängnisvolleren Wutausbrüchen seinerseits geführt – war es Stoffel der noch eine letzte Frage an den Kerl hatte. Kire wollte den Banditen schon genervt von diesem Trottel losreißen, als sich von einer Sekunde auf die andere das Blatt völlig zu wenden schien. Wenn auch nur für einen winzigen Moment, glaubte Kire das Selbstbewusstsein in dem Hünen aufflammen zusehen, welches ihm die ganze Zeit bislang gefehlt hatte. Genauso blitzartig wie die Hand des Blonden in Richtung des Banditen, schoss jedoch auch Kires funkelnde Klinge an die Kehle des Fremden und so schnell der Mut in dem Mann gekommen war, hatte der Söldner ihn auch wieder vertrieben. Bei all dem, was er gerade der Gruppe weismachen wollte, hätte Kire sicherlich keine Sekunde gezögert, das Schwert ihm in die Luftröhre zu bohren. Und er konnte sicher sein, dass es sich nicht gut machte, durch den Hals anstatt durch den Mund zu atmen.
Der Söldner grinste hämisch, als er feststellte, dass er genau im richtigen Moment reagiert hatte. Seltsam aber wahr, denn vor nicht allzu langer Zeit wäre selbst er zu solch skrupellosem Verhalten nicht fähig gewesen. Zwar hatte er noch nie das Vorbild für Moral und Disziplin gegolten, doch was dieses fremde Reich mit ihm zu machen schien, war ungeheuerlich. Das schlimmste jedoch war, dass er selbst diese Veränderung gar nicht mitbekam und die Tatsache, dass seine Begleiter ihn, so wie er in Wirklichkeit gehandelt hätte, nicht kannten, leistete diesem Problem leider auch keine Abhilfe. Oft schüttelten sie nur den Kopf darüber, wie man so ungeduldig und aggressiv sein konnte, denn sogar für einen Söldner schien dieses Verhalten unangebracht. Noch dazu wirkte er ungemein engstirnig, wenn man im Laufe des Gesprächs ein Auge auf ihn warf.
Der Schwertmeister glaubte nur an das, was er auch sehen konnte. Magische Schwerter und sonstiger Hokuspokus gehörte nicht dazu. Dass er jedoch diese Zeichen auf dem Gesicht des Mannes sehen konnte, machte ihm Angst. Es gab vermutlich nichts, kein Ork, kein Paladin und auch kein Untoter, der ihm Angst einjagen konnte, doch wollte er ein Teil dieser Prophezeiung sein? Sicher nicht. Er wollte nur das Gold und das Blut sehen, alles andere war ihm egal, sollten die Nandoreaner doch in ihrer Scheiße verrecken. Was hatte er bis jetzt damit am Hut? Genau. Nichts nämlich, denn den Sold hatten sie noch nicht eingefordert.

„So das wird mir jetzt zu dumm“, meinte er schließlich nur und verabschiedete sich aus der Taverne. „Wo ist das nächste Schiff?“, konnte er nur in Gedanken fortsetzen, denn zugleich wurde er von dem fipsigen Propheten zurück an den Tisch gezogen. Noch einmal und er würde ihm die Fresse polieren.

„Ihr seid die Vier aus der Prophezeiung und ich biete mich an, euch zu den Schwertern zu führen. Nandorean braucht euch, nur so kann es Frieden geben“, gab er schließlich zu wissen und nach einigem Gerede, blieb auch der kleinen Gruppe eine kurze Zeit, die überrumpelnden Informationen über diese Prophezeiung auf sich wirken zu lassen. Kire wollte irgendwas widersprechen, doch ihm fiel im besten Willen nichts ein.
„Wenn dem so ist..“, begann er zweifelnd. Seine Stimme war ruhig, dennoch konnte man einen Teil Aggression nicht überhören. „Dann müsste also jeder von uns diese Eigenschaften in sich haben. Du hast uns beobachtet, sag uns doch, was auf wen zutrifft. Als Außenstehender kann man das sicher besser beurteilen. Also was ist?“, fragte er ebenso ungeduldig wie provokant. Mit anderen Worten hätte man auch sagen können „wenn du uns einen Beweis geben kannst, dann werden wir vielleicht darauf eingehen.“
Kire interessierte sich brennend für die Antwort und nur um den Mut des Mannes noch zu kräftigen, fügte er eine Kleinigkeit hinzu: „Und wenn du uns an der Nase herumführen willst, siehst du den Boden schneller von unten, als du ‚temperamentvolleBewohnerderFeuerwüste’ sagen kannst.“

Stoffel
01.03.2006, 19:08
Skeptisch betrachtete Stoffel den Fremden, der auf ihn einen immer merkwürdigeren Eindruck machte. Dass er kein einfacher Anwohner war hatte er mittlerweile ja schon bestätigt, und wieder wurde Magie ins Spiel gebracht, und das auch noch gleich zusammen mit irgendwelchen wilden Geschichten von einer Prophezeiung, die von eben diesen hier am Tisch sitzenden vier Leuten sprach. Vier Leute, die bisher kaum etwas oder gar nichts miteinander zu tun gehabt hatten, von denen der Mehrteil lediglich auf seinen Sold aus war, war vorherbestimmt ein Land zu retten? In Stoffels Augen war das alles andere als wahrscheinlich, oder überhaupt möglich, doch wenn die Bevölkerung hier tatsächlich naiv genug sein sollte, an derlei Dinge zu glauben, womit die kleine Gruppe der ‚Retter’ ihnen wohl mehr als willkommen wäre, wie sich auch in der Reaktion des allmählich scheinbar selbstbewusster werdenden Hünen zeigte, ließe sich daraus gewiss der ein oder andere Vorteil schlagen. Noch weiter diesen Gedanken nachhängend und sich mögliche Einnahmequellen der neuen Situation ausmalend, wie zum Beispiel die Ausrüstung die sie zwischendurch bestimmt umsonst bekommen würden, wenn diese Prophezeiung hier so Ernst genommen wurde, bemerkte der Bandit nur am Rande wie der Fremde, der seine Hand inzwischen wieder zurückgezogen hatte, auf Kire´s fast schon trotzig formulierte Frage antwortete.

„…habe zwar erst einen kurzen Eindruck von dir gewonnen, doch dein Charakter scheint eindeutig der temperamentvollste zu sein, du denkst meist erst nachdem du handelst“, führte der Hüne gerade aus, der wahrhaftig deutlich mutiger geworden zu sein schien. Kire indes kochte schon merklich, sodass er das leise gemurmelte ‚oder überhaupt nicht’ seitens des verholen grinsenden Waylanders nicht wahrnahm. „Dafür bist du aber impulsiver, alles Fakten die auf den Herrscher Andoran schließen lassen“, ergänzte der Einheimische.
“Lass mich raten, das war der tolle Herrscher der ‚temperamentvollenBewohnerderFeuerwüste’?“, stieß der schwarzhaarige Söldner hervor, der sein Schwert immer noch nicht zurückgezogen hatte.
“Ja, genau“, erwiderte der Fremde, zögerte kurz weil er sich vielleicht nicht sicher war, was Kire auf die knappe Antwort hin mit seinem Schwert anstellen würde und deutete dann als der Söldner sich nicht rührte auf Stoffel.
„Du hingegen machst einen eher berechnenden Eindruck. Ich kann aber leider keine Gedanken lesen, weswegen du sowohl die Eigenschaften von Boran, dem Beherrschten, welcher Herrscher von Silberwind war, oder die Senemars, des Bodenständigen in dir tragen könntest. Eines von beiden muss aber zutreffen, es ist mir nur aufgrund der kurzen Zeit die ich euch gesehen habe nicht möglich, es näher zu bestimmen. Das ihr die Vier von der die Prophezeiung spricht seid, steht wie gesagt aber fest und ich kann nur wiederholen: ohne euch ist der Frieden hier vollends verloren. Die restliche gute Magie wird sich nicht mehr lange halten, sie verlässt das Land jeden Tag mehr, die Schwerter sollten so schnell wie möglich wieder zurückgebracht werden“, schloss er, gegen Ende immer eindringlicher redend.
„Na, das nenne ich doch mal Patriotismus“, warf Hirni ein, der sich soeben das erste Mal seit längerem wieder von seinem Vogel zu den anderen gewandt hatte. „Ich finde, wir sollten ihm helfen. Wenn wir hingegangen sind, die Schwerter wieder zurückgebracht und die anderen Armeen bezwungen haben können wir immer noch die nächste Taverne aufsuchen. Dann ist immerhin die Chance größer, dass das Bier besser ist.“ Vergeblich suchte Stoffel im Gesicht des Schwarzmagiers nach Anzeichen dafür, dass dieser gescherzt hatte, fand zu seiner Verwunderung aber keine.

„Ich werde es mir noch kurz durch den Kopf gehen lassen“, erwiderte der Bandit dann seinerseits, als weder Kire, der wohl nicht recht wusste, wie er noch gegen den Fremden argumentieren konnte oder Waylander, welcher mit den Gedanken weit abwesend schien irgendetwas von sich gaben.
Prinzipiell hatte er wie Hirni ebenfalls nichts dagegen einzuwenden, die Argumente die dafür sprachen hatte er ja bereits ausreichend erwogen, doch war ihm soeben noch der Gedanke an den noch ausstehenden Sold gekommen. Sollten sie hier weggehen, wollte er zumindest diesen noch vorher sichern.

Hirni
01.03.2006, 19:59
"Nun denn," sprach Hirni. "Jetzt liegt es an euch, Waylander, Stoffel und Kire. Ich denke mal, es ist aufjeden Fall allemal besser, als sich hier jetzt die Beine in den Bauch zu stehen und abzuwarten. Ich meine, ok, wir können ja auch auf den Angriff dieser Feuerheinis warten, und uns dann gemütlich abschlachten lassen, aber wo liegt da der Reiz? Ich finde, wir können dann doch lieber versuchen, die vier Schwerter zu suchen. Ausserdem wäre es doch für alle vier von Vorteil. Zum einen kann man dabei wunderbar seine Aggressionen abbauen, wenn wir gegen aufkreuzende Wilde, oder was auch immer hier rumkreucht, kämpfen" Hirni grinste und schaute zu Kire, "beim Laufen hat man auch genug Zeit zum Nachdenken," nun schaute der Schwarzmagier zu Waylander," und man wird dafür mit Sicherheit vernünftig belohnt." Nun schaute Hirni zu Stoffel. "Und ausserdem erlebe ich damit mein Abenteuer, weshalb ich ja eigentlich zum Hafen in Khorinis gekommen bin. Naja, ich selber kann mich jetzt nicht angucken, das müsst ihr jetzt schon tun." Der letzte Satz war, logischerweise, auf die Tatsache bezogen, dass Hirni jeden der Angesprochenen anschaute.
Waylander und Kire schienen langsam wenigstens etwas überzeugt zu sein, mitzukommen. Man musste sie lediglich noch zu ihrem Glück zwingen.
"Na kommt schon. Es ist aufjeden Fall allemal besser, als hier auf dem Präsentierteller zu sitzen, Däumchen zu drehen, und am Ende gegen eine Übermacht an Gegner zu verlieren, um dann mit anzusehen, wie man uns die Daumen, die vorher noch vor sich hin gedreht haben, abschneidet. Wenn es denn bei den Daumen bleibt." Der Schwarzmagier wand sich dann an Landorn:
"Großer, hör mal. Die drei hier, das sind Söldner, oder zumindest angehende Söldner. Glaube mir, nur durch warme Worte wirst du die nicht dazu bewegen können, dass sie für dich kämpfen. Hier brauchste überzeugenderere Mittel. Und ich meine keine Schwerter, die irgendwelche Hälse streicheln. Ich rede von dem Mittel, welches bei jedem Menschen, egal aus welchem Land er kommt, das überzeugendste ist."
"Du sprichst vom Sold?"
"So siehts aus. Ich denke mal, bevor die drei keinen Sold bekommen, wirst du sie auch nicht für deine Dienste bekommen. Eine Hand wäscht die andere, würde ich mal sagen."
"Und was ist mit dir? Willst du etwa keinen Sold?"
"Oh, mich interessiert Gold eigentlich weniger. Sicher, es macht einem das Leben leichter und einfacher, aber im gesamten bin ich zufrieden mit dem, was ich habe. Ich habe ein Schwert, welches gut genug zum kämpfen geeignet ist, besitze etwas Gold in der Tasche, habe warme Kleidung, ein Heim, wo ich wohnen kann, und meine Runen, mit denen ich ein bisschen Magie wirken kann. Und ja, meinen Humor, den brauch ich auch. Kann ja nicht jeder so trocken sein, wie andere in der Gruppe hier." Hirni nannte extra keine Namen, doch es schien ihm zumindest so, als wären die 3 Lees eher jene Art von Genossen, die nicht sonderlich viel Spass verstanden. Zumindest war in den letzten Tagen von viel Humor wenig die Rede, ab und an mal viel ein lustiger Spruch, aber das war es auch schon. Da war der Schwarzmagier auch schon lustigeren Typen begegnet.

Landorn hatte den Worten des Schwarzmagiers gut gelauscht, und fing dann an, auch ihn einzuordnen.
"Du scheinst mir jene Eigenschaften zu besitzen, die auch Wilbur, der Leichtlebige beinhaltete. Er war der Herrscher dieses Landstückes, viele, ja fast schon alle, Bewohner dieser Stadt, Seestadt, sind so, wie auch du. Du nimmst das Leben wie es ist, machst deine Spässe, auch wenn es dir nicht so gut ergeht, und lebst eher in den Tag hinein, hab ich Recht?"
"So könnte man das nennen, ja."
"Siehst du. Und genau dies ist auch die Einstellung, die die meisten Bewohner von Seestadt besitzen."
Hirni nickte verstehend. Dies erklärte auch das Verhalten der Leute am Tisch neben ihnen, gestern, als sie zusammen in der Taverne sassen. Das Gespräch, welches Hirni kurzzeitig verfolgt hatte, es liess kurz in die Lebensweise der Leute einblicken. Dann wurde er wieder aus seinen Gedanken gerissen, als Landorn zu der gesamten Gruppe sprach:
"OK. Wir gehen dann folgendermassen vor. Als erstes sollt ihr nun euren Sold bekommen, wenn ihr mir helft. Wir gehen dann sofort, und ohne Umschweife los, und besorgen diesen, wenn ihr gewillt seit, mir, und damit dem gesamten Land, zu helfen. Danach brechen wir auf."
"Was wäre denn unser erstes Ziel?" warf der eher nachdenkliche Waylander ein.
"Die Nebelsümpfe. Der Weg dorthin ist teilweise nicht gerade ungefährlich." war die Antwort Landorns.

Die drei Lees schienen nun, als sie das Wort Sold vernommen hatten, eher gewillt zu sein, dem Hünen zu helfen. Vielleicht waren es aber auch andere Gründe, die sie dazu bewegten, Hirni konnte dies nur vermuten. "Im Grunde wird es aber bei allen 3 einen Grund geben, den sie gemeinsam haben: Der Sold. Die anderen Gründe sind wohl verschieden, denke ich." waren die Gedanken des Schwarzmagiers, als sie die Taverne verliessen.
Überhaupt machte er sich eine Menge Gedanken über das bisher vernommene. Ihm gefiel die Geschichte um dieses Land, es hatte etwas mystisches, und für solche Dinge konnte man ihn schnell begeistern. Schon dies alleine war also ein Grund für ihn, einzuwilligen. Teil einer Prophezeiung zu sein, dies hatte er sich noch nie vorgestellt, und nun war er es, so schien es. Fasziniert von dem Ganzen interessierten ihn die Blicke, die ihm die Bürger zu warfen aufgrund seines Erscheinungsbildes, noch weniger. Es ging auch total an ihm vorbei, dass die drei Söldner ihren Sold bekamen.
"Und du bist dir sicher, dass du keinen Sold möchtest?" fragte Landorn noch einmal, was Hirni sofort mit einem:
"Ja, absolut." beantwortete. "Ich werde mal schauen, ob ich irgendwas nützliches auf unserer Reise finden kann, sozusagen als Andenken an das Ganze. Das ist mir dann Sold genug." waren seine Worte, als sie die Stadt, mit diesem komischen Namen, verliessen...

Waylander
02.03.2006, 06:22
Waylander konnte sich den Enthusiasmus der Schwarzkutte nicht erklären. Stoffel hatte schon bei der Aussicht auf eine Belohnung ein seltsames Funkeln in den Augen und selbst Kire schien sich mit dem Gedanken angefreundet zu haben, irgendwo hier durch die Walachei zu latschen und sich auf die Suche nach den Schwertern zu machen. Bei all dem musste Waylander eines feststellen: Es ging ihm alles viel zu schnell. Sicher, Spontaneität war eine Tugend, die in Ausnahmefällen sicher lobenswert war. Aber hier? In einem fremden Land, dessen Menschen offenbar an ein Gleichgewicht der Magie glaubten und nachts nicht mehr richtig schlafen konnten, wenn jemand dieses Gleichgewicht außer Kraft setzte. Der Söldner war eigentlich mehr damit beschäftigt, den Kopf zu schütteln und seinem Unmut durch stillen Protest kund zu tun. „Hätte man da nicht noch mal in aller Ruhe drüber reden können?“, grummelte er. Wo bitte war denn irgendetwas von dem überzeugend gewesen, was der Hüne da von sich gegeben hatte?

Landorn schien indes leicht verändert. Sicher, die Fieselstimme und der verängstigte, gehetzte Ausdruck in seinen Augen waren immer noch da. Doch hin und wieder funkelte etwas in den Augen des Mannes auf, dass Waylander mit dem Gefühl verband, etwas geschenkt zu bekommen. Kannten sie diesen Mann? Nein! Wussten sie, ob er ihnen die Wahrheit gesagt hatte? Nein! Sie wussten nichts. Der Söldner erinnerte sich an die Menschenhändler in Gorthar und ein kalter Schauer jagte ihm über den Rücken, als sie im Morgengrauen durch die Straßen Seestadts marschierten. Sie waren Söldner und kämpften für Gold. Das war nun einmal Fakt und eine Bestimmung und eine Aufgabe in seinem Leben brauchte jeder. Landorn hatte sie am Stadttor kurz warten lassen und war in einer der Unterkünfte verschwunden. Mit einem länglichen Bündel, das beinahe so lang war, wie der Mann selbst, und einigen Goldsäcke kehrte er wieder. Eigentlich hätte der Söldner seine Abwesenheit nutzen können, um die anderen in der Gruppe noch einmal eindringlich zu warnen, doch er ließ es bleiben. Jeder war für sich selbst verantwortlich. Oder? Fakt war: Die Gruppe war ein zusammen gewürfelter Haufen. Kaum einer kannte den anderen wirklich, durch Zufälle waren sie gemeinsam gereist und sollten nun Kern einer Prophezeiung sein und angeführt von einem zwei Meter großen Weichei durch Sumpfland ziehen, um sich auf die Suche nach vier Schwertern zu begeben. Vollkommener Irrsinn.

„Jeder von euch hat eine Eigenschaft, die seinen Charakter bestimmt, so wie sie einzeln die Völker des Landes prägt. Feuer, Wind, Wasser und Erde“, rief sich Waylander die Worte Landorns wieder ins Gedächtnis. Er musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut los zu lachen. Das Schlimme war ja, dass es logisch klang. Offensichtlich. Doch jeder der die Gruppe beobachtet hätte, musste letztlich zu dem Schluss kommen, dass Kire ein aufbrausendes Temperament hatte. Stoffel hatte sich in der Taverne nach den Preisen erkundigt. Ein geschickter Beobachter musste nur eins und eins zusammen zählen und musste noch nicht einmal viel Überzeugungsarbeit leisten. Jeder würde eifrig mit dem Kopf nicken, wenn der Beobachter dann erklärte, dass die Prophezeiung auf diese Gruppe zutreffe, da Kire sich nicht benehmen konnte und Stoffel eher pragmatisch dachte und sich auf das Wesentliche besinnt. Hirni schien das wenig zu interessieren und als der Schwarzmagier sagte, dass ihm Gold egal sei, hatte Waylander zunächst gedacht, eine Träne in Stoffels Augen zu sehen. Und dass er selbst beinahe das genaue Gegenteil von Kire zu sein schien, musste jedem auffallen, der sich nur für einige Stunden die Gruppe näher angesehen hatte. Also, welche Argumente bliebe: Das Geschmiere im Gesicht des blonden Hünen, doch auch das konnte nur eine Geschichte sein. Vermutlich konnte die Zeichen jeder sehen und die gesamte Bevölkerung dieses Landes machte sich über sie lustig, denn in Wahrheit war Landorn nicht irgend ein Suchender, sondern der größte Spinner von Nandorean und alle wussten das und amüsierten sich jetzt köstlich, dass sie vier Deppen gefunden hatten, die dem Psychopaten in den Sumpf folgten, wo er schon seit Jahren seine Opfer verschacherte. Das war natürlich abwegig und das wusste der Söldner selbst. Doch ebenso glaubwürdig wie die Geschichte der Vier. Gleichwohl interessierte es den Bogenschützen natürlich, ob er Recht behalten würde.

„Ich habe hier eine Karte (http://img118.imageshack.us/img118/6116/kartenandoreankopie7ai.jpg) der Insel“, sagte Landorn als er zur Gruppe stieß, nebenbei reichte er jedem der drei Lees ein Säckchen mit Goldstücken. Stoffel begann zu zählen, die anderen warfen einen Blick auf die Karte. Es schien so zu sein, wie der Mann behauptete, die Sümpfe begannen vor der Stadt. „Lasst uns aufbrechen, zuviel zeit ist schon verstrichen.“ Landorn schritt voran, die Gruppe folgte. Jeder für sich aus anderen Gründen, wie Waylander missmutig feststellte.

kire
02.03.2006, 14:34
Schön, dass die anderen aus dem Grinsen fast nicht mehr herauskamen, als der Prophet seine Theorien über ihre Charakteristiken prophezeite. Kire könnte durchaus mal vorführen, was passierte, würde er die Handlung dem Denken vorziehen. Ob ihnen das so lieb wäre, zweifelte er an, genau wie das Urteil des Mannes über sein Verhalten. Er war nichts weiter als ein Heuchler, der versuchte die Gruppe mit mysteriösen und verqueren Geschichten auf seine Seite zu ziehen und so wie es aussah, hatte er es bei dem Sorglosesten unter ihnen, bei ihrem Problemkind, wenn man so wollte, bereits geschafft. Hirni versuchte nun ebenfalls, die Gruppe von den tadellosen Absichten des Hünen zu überzeugen. Zweifelhaft ob er damit recht behalten sollte, doch Kire wollte sich nicht weiter in den Weg stellen, stattdessen zog er es vor zur Abwechslung mal zu denken, bevor er handelte. Und diese Handlung wäre sicherlich dem Blonden Murmeltier das Fell über die Ohren zu ziehen.
Behutsam, aber mit nicht minder bedrohlichen Blick in die verunsicherten Augen des Gezeichneten, zog er seine Klinge von der Kehle des selbigen zurück und ließ sie langsam in die Scheide gleiten. Ja, vielleicht war es sinnvoll ebenfalls seinen Ausführungen aufmerksam zu lauschen, zumindest solange sich die Utopien im Rahmen hielten.

Wie es sich schließlich herausstellte war Hirni der Leichtlebige unter ihnen. Keine große Überraschung wie der Schwarzhaarige fand, denn schließlich waren Extreme, so wie er angeblich selbst auch eines sein sollte, einfacher zu erkennen, als diejenigen deren Verhalten eher tugendhaft wirkte oder sich nur in bestimmten Situationen zeigte. So zum Beispiel bei Waylander und Stoffel, deren Eigenschaften dem Fremden bisher unerkannt blieben und auch Kire feststellte, dass er beide scheinbar nicht gut genug kannte, um sie entsprechend einzuordnen. Das Einzige, woran der Söldner sich aus alten Tagen erinnerte war, dass Stoffel einst wie verrückt um den Preis seines Ladenschildes gefeilscht hatte, welches Kire ihm anfertigen sollte. Doch war das ein Hinweis auf den Charakter des Banditen? Fraglich.

Und während der Söldner sich mehr als genug Gedanken machte – denn der Weg bot schließlich genug Spielraum sein Gehirn anzuschmeißen – bekam er, gleichwohl wie die anderen beiden Gefolgsmänner Lees den gebührenden Sold in die Hand gedrückt. Hirni hingegen wollte nichts und in einer bestimmten Hinsicht mochte das vielleicht sogar gut sein: Er hatte sich nichts verpflichtet, ganz im Gegensatz zu seinen Begleitern, die nun dazu gezwungen waren den Feuermenschen gegenüber zu treten. Kire war schon jetzt gespannt auf die Begegnung mit ebendiesen, sollten sie wirklich seine Charakterzüge aufweisen, konnte es nur interessant für die Gruppe werden. Im Moment hingegen war es relativ ruhig, wenn man von den vielen Menschen absah, die sie noch immer unentwegt anstarrten. Die Menschen lebten in den Tag hinein, ein Zustand der für Kire wohl nicht akzeptabel wäre. Ganz im Gegenteil, für ihn gab es immer etwas Wichtiges zu erledigen, schon alleine wegen seines Lehrmeister Amtes.

Stoffel war noch mit seinem Sold beschäftigt, als Landorn ihnen bereits eine Karte der Insel vorlegte. Das Land schien weit größer als Kire es bisher vermutet hatte und je länger er die Zeichnung mitsamt der Örtlichkeiten betrachtete, bekam er immer mehr den Eindruck, dass an den Geschichten des Blondschopfes doch etwas dran sein konnte. Falls dies jedoch nicht der fall war, dann hatte der Fremde sich einen verdammt guten Plan zurecht gelegt, dem womöglich fast jeder auf dem Leim ginge.
Ein Blick auf die Karte zeigte, dass sie durch die Sümpfe waten müssten. Ein gefährliches Spiel, wie der Söldner fand. Und obwohl er sonst doch vor keiner Situation Angst zeigte, hegten sich nun in ihm Zweifel. Es wäre kein leichtes Unterfangen, die Sümpfe unbeschadet zu überwinden. Es war zumindest für sie ein unerkundetes Land und mit Sicherheit nicht vollkommen gefahrlos.

Hirni war es wohl, der als erstes optimistisch diesem Landstrich entgegen trat. Allen voran kämpfte er sich durch die Sümpfe, dicht gefolgt von dem Nandoreaner, der sie mit all den Geschichten erst kürzlich überfallen hatte. Kire traute diesem Landorn noch immer nicht und genau das war vermutlich auch der Grund, warum er sich überhaupt dazu überwunden hatte, diese überflüssige Reise auf sich zu nehmen. Immerwährend ruhten seine, durch den Kampf mit dem Schwert und dem Bogen, geschulten Augen auf dem Hünen, in jeglicher Sekunde dazu bereit, unverzüglich einzuschreiten, sollte dieser irgendetwas vorhaben, dass den Söldner an seinen guten Absichten zweifeln ließ. Der Kerl erhaschte womöglich gar noch mehr Aufmerksamkeit von dem Schwertmeister, als ihre ungewohnte Umgebung, die eine noch viel offensichtlichere Gefahr darstellte.
Der dichte Nebel um sie herum, zog einen immer engeren Schleier um ihre Köpfe und verhinderte jegliche Sicht. Nur schwer war noch der Boden unter den Füßen zu erahnen, in den man nun regelmäßig einsackte. Dass einer der Männer stolperte war, aufgrund des tiefen Schlicks durch den sie teilweise wandern mussten, keine Seltenheit. Zum Glück gab es auch immer jemanden, der dem Fallenden sofort auf die Beine half. Kire lehnte diese Geste jedoch immer ab. Sein Stolz verbot es ihm in einer solchen Lage Hilfe anzunehmen, abgesehen davon sank seine Laune zugleich erneut in ungeahnte Tiefen. Sollten sie nicht bald das Ende des Sumpfes erreicht haben, würde der Söldner ein weiteres Mal unweigerlich explodieren. An die Karte, die Kire sich noch immer vor Augen halten konnte, wollte er sich jedoch nicht erinnern. Sie war Beweis dafür, dass die Gruppe noch einen weiten und beschwerlichen Weg vor sich hatte.

Da auch der Schwarzmagier kaum noch etwas sehen konnte, führte nun Landorn die Gruppe durch das labyrinthartige Geflecht der festen Wege. Die wenigen Pfade, auf denen man noch einigermaßen gut entlang laufen konnte, zogen sich vorbei an großen, widerlich stinkenden Tümpeln, auf deren Oberfläche dichte Nebelschwaden ruhten. Teilweise stiegen Blubberblasen aus den Gewässern auf, die beim Platzen eine gefährlich ausschauende Flüssigkeit ausspritzten. Es sollte nicht unverfänglich sein, dort in einem dieser Tümpel ein schnelles Bad zu nehmen. Morsche, wohl einst von Menschenhand gebaute, Stege erleichterten ihnen ab und an den Weg, doch es waren einfach viel zu wenige, als dass man behaupten könne, der Weg würde unbeschwerlich sein.

„Passt genau auf, dass ihr nie vom Weg abkommt“, meinte Landorn an die Gruppe gewandt ohne auch nur einem von ihnen dabei in die Augen zu schauen. „Tretet nur dorthin, wo auch ich schon entlang gegangen bin.“
Kire hatte sich bereits auf eine längere Rede eingestellt und wollte sich, erschöpft wie er nun schon war, an einem morschen Holzgeländer abstützen. Erst zögernd, dann jedoch gleichgültig schob er die fremdartigen Pflanzen, von denen der Balken bewachsen war, beiseite und lehnte sich an ebendiesen an. Mit einem Krachen brach das Holz in sich zusammen und Kire stolperte mitsamt des Geländers nach hinten. Scheinbar im letzten Moment gelang es Waylander den Söldner an einem Arm zu fassen, sodass nichts als das morsche Holz zu Boden fiel. Die Blicke aller folgten dem Balken, der innerhalb weniger Sekunden völlig in dem morastigen Boden versank. Kein Zweifel, dass das auch mit ihm hätte passieren können. Der Schwertmeister seufzte erleichtert, bevor ihr blonder Führer ihm ermahnend zunickte und schließlich ihren Weg fortsetzte.
„So ein Wichtigtuer“, zischte Kire in sich hinein und ballte seine Faust. Die nächsten Minuten hingegen drehten sich für ihn nur darum, wie und in welchem günstigen Moment, er am besten den Hünen in die stinkigen Tümpel stoßen könnte.

Stoffel
02.03.2006, 16:47
Zufrieden versaute Stoffel den Goldbeutel an seinem Gürtel, so leicht hatte er bisher noch nie Geld verdient. Vielleicht sollte er sich öfter in irgendwelchen Prophezeiungen erwähnen lassen, so sparte man die Mühe wochenlanger Raubzüge und so wie es aussah mussten sie für den Sold nichts anderes tun, als in das Land von Kire´s Seelenverwandten zu ziehen und ein paar Waffen zu klauen. Dem kurzen Blick nach, den Stoffel von der Karte erhaschte, ehe er sich dem Geldzählen zugewandt hatte, mussten sie lediglich an ein paar Tümpeln vorbei, über einen Bach bei ein paar Hütten und waren dann schon da. Nur auf die Größenverhältnisse hatte er nicht weiter geachtet, doch wichtiger als sein Geld zu zählen konnten diese ja nicht sein.
Die speziell Hirni treffenden Blicken folgten der Gruppe noch eine ganze Weile, auch noch, als sie durch die hohen Tore der Stadt traten. Das Land, dass sich ihnen eröffnete überraschte den Banditen, welcher mit den paar Tümpeln gerechnet hatte, ziemlich. Nebelverhangene Hügelketten schlossen den Horizont ab, an dem sich schwarze, scheinbar weit entfernte Rauchfahnen kräuselten, die entweder auf brennende Dörfer und Städte oder feindliche, lagernde Armeen hindeuteten. Und da eines meistens mit dem anderen zusammenhing standen der Gruppe die inzwischen zum Quintett ausgewachsen war wohl noch einige erheiternde Begegnungen bevor. Das dahinterliegende Land blieb ihren Blicken verborgen und fast direkt vor der verhältnismäßig kleinen Weidenebene die direkt vor der Stadt lag begannen die Sümpfe, deren Ende nicht einmal zu ahnen war. Alles in allem war das einzig positive, dass es hier im Verhältnis zu Khorinis für die Jahreszeit recht warm war.
Unter Führung des inzwischen ungewohnt zielstrebigen Landorn´s, welcher sich irgendwie in allem was diesen Land betraf gut auszukennen schien begannen sie in die Süpfe vorzudringen. Stoffel fragte sich, was der Hüne davon hatte, schließlich gab es auch die Option das Land einfach zu verlassen solange zumindest eine Hafenstadt noch in der hand der ‚Guten’ war, oder hatten die Herrscher die Landorn ausgesandt hatten ihm irgendwelche tollen Regierungsposten in Aussicht gestellt? Gold konnte es ja nicht sein, wenn der Kerl mal eben so den Sold für die drei Lees auftreiben konnte. Aber in einem Regierungsposten konnte sich Stoffel den Mann mit Statur eines Ringers und der Stimme eines verschüchterten Kindes ebenfalls nicht vorstellen. Nun, früher oder später würde er es eh erfahren und wenn nicht – die Welt würde davon nicht untergehen.

Die Sümpfe erwiesen sich ihres Namens wirklich als würdig, kaum einige Meter in sie eingedrungen reduzierte sich die Sichtweite auf nur mehr ein paar Schritte und der Boden war trügerisch genug, um mehrere von ihnen beinahe in den grünbraunen Schlick stürzen zu lassen. Der Schleichlehrmeister war abgesehen von Landorn wohl der einzige, der nicht bei nahezu jedem Schritt um sein Gleichgewicht kämpfen musste, das Akrobatiktraining machte sich mal wieder bezahlt. So hatte er auch mehr Zeit, abseits der ‚Pfade’ den Morast näher zu betrachten. Es gab nicht viele Anzeichen dafür, doch schienen diese Sümpfe nicht immer schon solche gewesen zu sein. Oder die Menschen dieses Landteiles waren wirklich so unbedacht beziehungsweise nicht zukunftsplanend, dass sie naiv genug gewesen waren, zu versuchen hier in den Tümpeln Hütten und Stege zu errichten, denn vereinzelt ragten noch halb verrottete Holzbalken aus Schlamm und Nebelschwaden.
Was ihn aber beunruhigte waren weder Kire´s offensichtlicher Zorn gegen ihren Führer, welcher jederzeit darin enden konnte, dass Landorn in einem der unangenehm aussehenden, wahrscheinlich bodenlosen Schlammlöcher landen konnte, woraufhin sie hier mitten im Sumpf wohl orientierungslos verenden würden, noch die sich weiter verdichtenden Nebelschwaden. Viel mehr störte er sich an den Blasen, die aus dem flüssigerem Schlick aufstiegen, den sie passierten. Der Bandit verstand zwar nahezu nichts von irgendwelchen natürlichen Vorkommnissen die mit Gasen zusammenhingen, doch deutete dies seiner Meinung nach entweder auf ein eben solches, wahrscheinlich ziemlich giftiges hin, dass mit ein wenig Pech genau in diesem Moment begann ihre Gedärme von innen her anzugreifen, oder von irgendwelchen Lebewesen unter der Schlammschicht herrührte. Wahrscheinlich sogar beides.
Ein stumpfer, überrascht klingender Aufschrei von der Seite riss ihn aus den Gedanken, und als er sich nach der Ursache umsah, stellte er nur fest, dass Waylander wild herumzappelte, obgleich nur die Hälfte seines Fußes eingesackt war, weshalb er von den anderen bereits verständnislos angestarrt wurde.
„Wann gedachtest du denn, die nächste Ballettstunde zu nehmen?“, fragte Hirni den rumfuchtelnden Söldner grinsend, welcher jedoch nicht in der Lage schien antworten zu können, warum auch immer. Gerade, als Stoffel ebenfalls einen Kommentar machen wollte wurde er unwillkürlich von dem zurücksprintenden Landorn beiseitegedrückt, der mit gehetztem Gesichtsausdruck auf Waylander zuhielt, dicht gefolgt von Kire, der wohl immer noch auf einen Grund wartete, den Hünen in den Sumpf zu befördern. Einen kurzen Moment schien dieser wirklich gegeben, als der Gezeichnete direkt vor dem Söldner mit dem Fuß ausholte, als ob er diesen treten wolle, dann aber nur einen gewaltigen Stampfer in den Schlamm direkt neben des mittlerweile tiefer herabgezogenem Fuß des blonden Söldners machte, woraufhin dieser sein Gleichgewicht mit einem lauten, schmatzenden Geräusch wiedererlangte. Beinahe hätte der Bandit geglaubt, etwas dünnes, schnelles gesehen zu haben, dass sich schnell vom Fuß entfernte, doch tat er das ab, da ihm kein Lebewesen bekannt war, dass sich so schnell durch den Schlick hätte wühlen können.

„Sumpfschlangen“, meinte Landorn dann, als hätte er Stoffels Gedanken gelesen. „Wir müssen uns in Acht nehmen, sie sind zum Glück nicht sonderlich häufig, aber lassen sich dafür nur töten indem man ihnen den Kopf abschlägt, da sie keine anderen wichtigen Organe zu haben scheinen. Es weiß niemand, wie sie auf diese Weise überleben können, allerdings kam auch noch niemand dazu sie näher zu untersuchen.“
„Das heißt, wir haben das Ding jetzt am Hals, bis wir ihm den Kopf abschlagen?“, stieß Waylander hervor, der inzwischen anscheinend die Sprache wiedergefunden hatte, nachdem das ominöse Vieh durch Landorns Stampfer von seinem Fuß abgelassen hatte.
„Ja, oder es lässt uns einfach in Ruhe, aber das ist leider unwahrscheinlich.“
Stoffels überquellende Freude konnte sich kaum noch vergrößern. Gegen Kire´s Seelenverwandte, Gegner aus Fleisch und Blut, die somit auch berechenbar waren zu kämpfen war eine Sache, doch organlose Schlangen waren nicht wirklich nach seinem Geschmack. Die Gruppe, welche nun wieder in Schweigen verfallen war und bis auf den Führer sämtlich Waffen gezogen hatte, beobachtete den Boden vor sich nun noch genauer. Zu allem Überfluss verliefen die restlichen einigermaßen trockenen Stellen langsam aber sicher völlig in dickflüssigem Morast, der ihnen mindestens bis zu den Knöcheln ging.
Einen kurzen Augenblick hatte Stoffel nicht aufgepasst, um in dem dunklen Zeug zu seinen Füßen nach dem Ding zu suchen, dass sie wahrscheinlich noch verfolgte, all zu oft kam hier wahrscheinlich nicht so viel Beute auf einmal lang, als er plötzlich ein Platschen hörte und Kire nicht mehr zu sehen war. Sich nach dem Söldner umsehend und den Platschgeräuschen folgend stapfte er im Nebel weite, jedoch gleichzeitig darauf achtend, die anderen nicht aus den Augen zu verlieren, sodass er gleichzeitig gewahr wie der Schwarzmagier sein Schwert gegen einen dieser Zaubersteine getauscht hatte, die Stoffel wohl immer ein Rätsel bleiben würden. Nach einigen Metern die er weiter gewatet war, entdeckte er Kire kurz vor sich im Schlamm liegend, wie er irgendetwas umklammerte und rief den Rest der Gruppe herbei.
Just als Stoffel dem noch am Boden liegenden aufhelfen wollte, da von einer Schlange nichts zu sehen war, schoss plötzlich der Reptilienartige Kopf eines Tieres hervor, wie der Bandit bisher noch nie eines gesehen hatte. Es war wohl auf gewisse Weise mit Waranen verwandt, wohingegen sein Körper die längliche Form eines Seiles hatte. Bevor es jedoch irgendetwas anrichten konnte, hatte Kire sich plötzlich aus dem Schlamm hochgehievt und hielt triumphierend das Ende des Tieres fest von sich gestreckt, sodass dem gut anderthalb Meter langen Vieh nichts übrig blieb als hilflos in der Luft herumbaumeln, bis ein schneller Schwertstreich des Söldners seine Existenz drastisch verkürzte. Zufrieden ließ Kire den noch zuckenden Schlangenrumpf den er noch in der Hand hielt in den Schlick fallen und strich sich den gröbsten Dreck von der Rüstung, bevor er ein „Von mir aus kann es jetzt wieder weitergehen“, von sich gab, als ob nichts passiert wäre.

Hirni
02.03.2006, 17:48
"So eine verfluchte Scheisse," gab Hirni von sich, als die Gruppe nach dem Schlangenangriff ihren Weg fortsetzte "Wäre ich mal vorher noch kurz ins Kastell gestiefelt, um mir meine Lederrüstung anzuziehen. Aber wie hätte ich das machen sollen? Sicher, ich hätte mich ebend zum Kastell teleportieren können, doch dann wäre ich dennoch zu spät am Hafen angekommen. Denn in der Lederrüstung wäre ich sicher ein bisschen besser unterwegs hier im Sumpf, als mit der Robe. Die Rüstung ist zwar schwerer, aber dafür hängt sie defenetiv nicht die ganze Zeit in der Sötke. Da kriegste doch nen Pferd." liess der Schwarzmagier seinen Unmut freien Lauf, als er durch den Sumpf stapfte. Es war wohl soweit das erste Mal, dass die anderen Vier ihn so reden hörten. Er wunderte sich selbst, normallerweise fluchte er viel öfters, doch in den letzten Tagen, seit seiner Ankunft hier in Nandorean, hatte er sich in dem Punkt etwas zurückgehalten. Dies lag aber wohl eher daran, weil es bis zum momentanen Zeitpunkt nicht einen Grund gab, warum er hätte fluchen müssen. Doch jetzt war es dann auch für ihn soweit, dass er einfach mal Luft abliess. Weiter vor sich hin fluchend stapfte er durch den Sumpf. "Man, wenigstens stinkts hier nicht so bestialisch wie damals in der Kolonie im Sumpf bei den Sektenspinnern. Das war vielleicht pervers dort. Vielleicht wart ihr dort ja auch gewesen, in der Kolonie meine ich jetzt." liess der Schwarzmagier nun verlauten und achtete auf die komischen Blasen, die immer wieder von der schwammigen und matschigen Oberfläche hervor stiessen.
Sofort kam ihm wieder Blödsinn in den Kopf. Er kramte seine Schattenflammenrune hervor und zielte auf die Blasen. Sofort zogen aber auch die anderen ihre Schwerter.
"Ich warne dich, Kuttenträger, auch nur eine falsche Bewegung, und dein Rabe hat einen Kopf mehr als du." Natürlich war es Kire, der dort sprach.
Hirni beruhigte ihn, oder versuchte es zumindest:
"Bei Beliar, jetzt mach dir doch nicht sofort ins Hemd, nur weil ich hier mal etwas ausprobieren will. Glaubst du, ich greife dich oder irgendjemand anderen von euch mit meinem schlechtesten Angriffszauber an? Ich mag ja blöd sein, aber SO blöd bin dann ja selbst ich nichtmal. Ne, dann würde ich hier hinterrücks einfach einen Skelettmann beschwören und euch mit dessen rostigen Stahl töten lassen.
Ich will mit der Schattenflamme lediglich etwas testen, also, pack das Schwert ein, ansonsten hast du gleich ein Auge weniger, wenn du mich nen Kopf kürzer machst. Frag Corax, wie der das macht, hat er schon öfters getan, wenn auch bei Goblins. Aber Goblinsche Augen unterscheiden sich in Sachen herauspieksen mit Sicherheit nicht gerade von den menschlichen Augen. Und nun bitte ich um Ruhe, ich muss mich kurz konzentrieren"
Hirni konzentrierte sich kurzzeitig auf die in der Rune innenliegende magische Kraft, zielte auf eine der Blasen, und liess das Geschoss dann auf die Luftblase los. Als die kleine Flamme auf die Blase prallte, machte es ein kurzes Plopp, eine Stichflamme entwickelte sich, und sofort roch es leicht verbrannt.
"Lustig. Hier steigen tatsächlich explosive Gase auf. Nun stellt euch mal vor, ich wäre wirklich im Kloster, bei den Feuermagiern geblieben. Hätte ich da jetzt einen Feuerpfeil oder gar einen Feuerball abgefeuert, wäre die "Explosion" wohl ein bisschen größer ausgefallen, und ich müsste aufpassen, wo ich mit meiner Magie rumwirke, ansonsten hätten wir alle einen Abgang nach Mass, oder sollte ich besser sagen: "Wir würden uns alle mit einem großen Knall verabschieden?" Der ehemalige Adept des Feuers grinste zufrieden, schritt dann weiter, und sprach dann zu Landorn:
"Sag mal, Großer, habt ihr euch mit den Gasen hier schon beschäftigt? Sind sie Gefährlich beziehungsweise giftig? Oder "lediglich" explosiv? Nicht, dass wir hier nachher alle ersticken."
"Nun, wir haben sie noch nicht weiter untersucht, nein. Das sie ein explosives Gasgemisch beinhalten, wissen wir, ja. Aber giftig scheinen sie nicht zu sein. Zumindest ist noch keiner an irgendetwas gestorben in diesem Sumpf, was an einer Gasvergiftung hindeuten kann."
"Ich verstehe. Und wie ist es mit der Pflanzenkunde hier? Wachsen hier seltene Sträucher oder Kräuter?"
"Wir haben hier ein Kraut, welches sowohl betäubt, als auch heilt. Es wächst hier auch welches, welches von verschiedenen Heilern auch als Abführmittel genutzt wird."
"Cool. Gerade das erste ist praktisch. Ich habe meine Prüfung vor ein paar Tagen selber mit einem Trank bestanden, welcher betäubt und gleichzeitig heilt. Allerdings musste ich dieses Gebräu mischen, und hatte nicht nur eine einzige Krautart dazu zur Verfügung. Wenn du solch ein Kraut siehst, kannst du mir dann Bescheid sagen? Beim zweiten natürlich auch. Das könnte auch nützlich sein, wenn man sich einen kleinen Spass erlauben will." sprach Hirni grinsend, als er von Landorn aufeinmal das Zeichen bekam, ruhig zu sein.
"Spione." flüsterte er.
"Was für Klone?" fragte Hirni, da er das Wort nicht ganz verstanden hatte.
"Spione, du Depp." berichtigte ihn Stoffel. "Von wem? Etwa von diesem Schwarzmagier?" fragte er danach.
Landorn nickte, und deutete ihnen dann, dass sie weitergehen sollten. Dem Magus Hirni gefiel das wiederum ganz und gar nicht. Warum griff man sie diese Spione nicht einfach an? Andererseits, er kannte ja die schwarze Magie. Nachher waren es Dämonen, die ja die Fähigkeiten besassen, sich unsichtbar zu machen. Da würde ein Angriff eh nichts nützen. Doch wie konnte Landorn sie dann sehen?

Waylander
02.03.2006, 18:56
Nach der Attacke dieser Sumpfschlange war der Söldner noch skeptischer, ob es richtig war, dem Fremden so viel Vertrauen entgegen zu bringen. Die Gefahren, die hier in dem Sumpf lauerten, schienen ebenso mannigfaltig wie die kunterbunte Pflanzenwelt. Sicher, die überdimensionale Jauchegrube roch nicht gerade wie eine Blumenwiese im Frühling, doch noch nicht so bestialisch wie Claws Essen. Sie waren noch vorsichtiger geworden. Alle? Nein, nicht alle. Kurz nachdem Kire mit dem Vieh kurzen Prozess gemacht, begann dieser wahnsinnige Schwarzmagier mit seiner Rune Blubberblasenschießen zu spielen. Für soviel Sorglosigkeit fehlte dem Bogenschützen jegliches Verständnis. Doch die Pflanzenwelt schien den Magier nun weitaus mehr zu interessieren. Zumindest für eine gewisse Zeit sollten sie also Ruhe haben.

„Spione“, hatte Landorn gesagt. Wen auch immer er damit gemeint hatte, Waylander jedenfalls konnte nichts erkennen, was auf eine Bedrohung hinwies. Wie sollte man auch. In dem Nebel hier konnte man froh sein, wenn man seine Füße noch sah und vor allem, wo diese hintraten. Und gerade das gab ihm zu denken, denn Landorn ließ die Gruppe weiter ziehen, obwohl der blonde Hüne offenbar eine Gefahr ausgemacht hatte. Was sollte das?

Mit einer Handbewegung bedeutete er ihnen, still zu sein. „Sie dürfen mich nicht sehen?“, sagte er. Mich? schoss es Waylander durch den Kopf. Was sollte das denn jetzt schon wieder? Wieso sollten sie ihn nicht entdecken. Kaspertheater. „Da“, hauchte der Mann und deutete auf einem schwarzen Schatten wenige Schritte vor ihnen. Waylander kniff die Augen zusammen, damit er besser sehen konnte. Angestrengt blickte er durch die milchigen Nebelschaden auf den Schemen, der dort stand und sich nicht zu bewegen schien. Beinahe wirkte er wie ein Baumstumpf… mit Flügeln? Waren das Flügel? Ein seltsames Vieh. Es glich einer steinernen Staue, mit einer Fratze an der Stelle des Gesichts.

„Wie viele?“, fragte Stoffel.
„Einer“, flüsterte Landorn.
„Und was nun?“, wieder der Bandit.
„Wir müssen es umgehen.“
„Das ist ein Drecksvieh“, zischte Kire.
„Mag sein, dass du das so siehst, aber ….“, doch der Hüne kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn der Söldner war aufgesprungen und lief mit gezogener Waffe auf den Spion zu.
„Nein, du Narr“, schrie Landorn. Doch statt sich ebenfalls mit dem Söldner in den Kampf zu stürzen, verschwand der blonde Riese in der anderen Richtung im Nebel. Hin und her gerissen, was er als nächstes tun sollte, blieb Waylander wie angewurzelt stehen. „Verdammt“, zischte er schließlich und zog seinen Bogen, Stoffel war bereits aufgesprungen und auch der Schwarzmagier schien verschwunden.

Kire war nur noch wenige Meter von dem Vieh entfernt, als dieses einen markerschütternden Schrei ausstieß, der Waylander einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Selbst der übereifrige Kire schien für einen Moment inne zu halten, denn das Vieh erhob sich tatsächlich in die Lüfte. Waylander hatte solch eine Kreatur noch nie gesehen, mit dem Körper eines Menschen, einem verzerrten, unwirklichen Gesicht, Klauen statt Händen und gigantischen Flügeln, die länger sein mussten als ein Mann. Der Söldner riss Schattensehne nach oben und zielte auf den Kopf des Viehs und die Flügel. So lange es in der Luft war hatten die beiden Nahkämpfer – Stoffel hatte inzwischen zu Kire aufgeschlossen – keine Chance das Vieh anzugreifen. Wieder schrie es. Stoffel und Kire gingen ebenfalls zum Fernkampf über. „Ihr müsst es töten, es darf keinen Kontakt aufnehmen“, es war mehr ein Wimmern, das Waylander da vernahm. Landorn hatte sich hinter einem großen dunklen Baum verschanzt. Der Söldner bewunderte den Mut dieses Mannes. Wirklich.
Das Vieh stürzte auf einmal auf die beiden Schützen in der vorderen Reihe hernieder und sprengte sie auseinander mit einem Hieb seiner Pranke. Eine weiße Gestalt schoss aus dem Nebel heraus, ebenfalls auf Stoffel und Kire zu, allerdings in deren Rücken, so dass sie die Gestalt nicht sehen konnten. „Vorsicht“, brüllte Waylander und riss den Bogen herum. Doch die Schwertschwingende Gestalt griff nicht etwa die beiden Lees an, sondern hieb auf das geflügelte Vieh ein. Der Flügelschlag des Monstrums war gigantisch und reichte um Waylanders Pfeilen eine andere Richtung zu geben, reichte aber ebenso, um den Nebel beiseite zu fegen. Er erkannte nun Hirni, der eine Rune in der Hand hielt. Jetzt verstand der Söldner. Die weiße Gestalt war ein Skelett, eine beschworene Kreatur Beliars. Wieder schoss er einen Pfeil ab. Dieser traf den Flügel des Ungetüms und reichte aus, es zu einer Flugeinlage zu zwingen, welche es in Schwertreichweite der Klinge des dunklen Handlangers brachte. Der Knochenhaufen schlug zu und ein schmerzverzerrter Schrei durchschnitt die Kampfgeräusche. Mit wutverzerrter Grimasse fegte das Biest den beschworenen Schwertkämpfer beiseite, als wäre er leicht wie Luft.

Doch es hatte den anderen Kriegern genug Zeit gegeben wiederum mit den Klingen anzugreifen. Stoffel stach dem Ungetüm in die Seite und Kire sprang, das Schwert wie einen Spieß über dem Kopf mit beiden Händen haltend, der Bestie in den Rücken. Schnaubend bäumte es sich auf und Waylander erkannte für einen Herzschlag die Chance auf einen sauberen Treffer. Der Pfeil verließ die Sehne und landete im aufgerissenen Maul des Spions. Den letzten Lebensfunken tilgten Kire und Stoffel, als sie ihre Klingen erneut in den Leib des Biestes rammten. Dann war es ruhig.

Waylander rannte zu den beiden Lees, zu denen sich auch Hirni gesellte. Sein beschworener Skelettkrieger lag in Einzelteilen am Kampfesort verteilt. Landorn erschien wie aus dem Nichts hinter Waylander: „Du Narr“, schallt er und seine Worte richteten sich an Kire. Allerdings mit dem Unterschied, dass seine Stimme fest und tief war, wie man sie eigentlich von einem Mann seiner Statur erwarten sollte. Seine Augen funkelten, wie die von Kire es schon so oft getan hatten, doch dann änderte sich das Bild wieder: „Verzeih meine Worte. Aber ich habe gesagt, dass es uns nicht sehen darf. Denn es ist ein Gargoyle, eine beschworene Dienerkreatur des Dunklen Magiers. Es ist einer seiner Spione und wenn es Verbindung mit seinem Meister aufnimmt, dann ist alles verloren. Er weiß nicht, dass ich euch gefunden habe und welche Gefahr von euch ausgeht. Im Moment ist genau das unser Vorteil, den wir nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen sollten“, schloss der Hüne, dessen Stimme nun wieder den gewohnten Ton angenommen hatte.

Waylander wurde der Typ immer suspekter. Er beschloss, ihn von nun an im Auge zu behalten. Er blickte Kire an, der einen zerknirschten Eindruck machte. Stoffel dagegen sagte nichts, er wirkte blass und dann fiel der Bandit um. Blut sickerte durch seinen Wams. „Du Trottel“, zischte Waylander zu Kire und beugte sich zu dem Banditen herunter.

Stoffel
02.03.2006, 20:58
Verständnislos hatte Stoffel Kire nachgesehen, als der Hitzkopf geradewegs auf den geflügelten Steinhaufen zugelaufen war. Aber eigentlich hatte der Söldner Recht, schließlich sprach ja diese tolle Prophezeiung von ihnen, die besagte, dass genau dieses Quartett die Schwerter besorgen würde – und dabei mussten die Gruppe ja in einem Stück bei den Waffen ankommen. Und wenn die Prophezeiung wirklich stimmen sollte, musste man sich bis zu dem Zeitpunkt an dem die Schwerter besorgt waren eigentlich keine Sorgen über Tod oder Verwundungen mehr machen. Mit dieser neuen, vielleicht etwas verqueren Gewissheit folgte er Kire in Richtung des wandelnden Steingebildes um kurzerhand mit dem Schwert darauf einzuschlagen, als das Monstrum kreischend begonnen hatte, mit den Flügeln zu schlagen und vom Boden abzuheben. Auf den Bogen umsteigend hatten sie anschließend nicht viel bewirken können, die Pfeile prallten zumeist einfach an dem Vieh ab ohne Schaden anrichten zu können. Wenn sie überhaupt trafen - dass Zielen im sicheren Stand war im mittlerweile wadentiefen Schlamm alles andere als einfach und die Möglichkeit, dass zu einem überdimensionalen über ihnen schwebenden Steinmonstrums, dass sie sobald es einmal einen Flügelschlag vergäße praktisch sofort unter sich zermalmen würde, noch ein, zwei possierliche Sumpfschlangen hinzukommen könnten zerrte an den Nerven der Kämpfer welche nach wie vor in der ersten Reihe standen. Der Hirni, Waylander und ihr Führer, dessen Mut bei Anblick des Tieres wohl wieder an der tiefsten Stelle im Sumpf versunken sein musste hatten es soviel der Bandit mitbekommen hatte, vorgezogen hinten zu bleiben. Etwas, dass Stoffel normalerweise auch getan hätte, hätte er nicht die Gewissheit entdeckt, die in der Prophezeiung lag. Mit einer schnellen Sprungrolle war er dem Prankenhieb ausgewichen, den der Stein als Antwort auf den kleinen Pfeilhagel geschickt hatte, spürte nur einen leichten Widerstand am Bauch, den er nicht weiter beachtete, und kam dann einigermaßen sicher wieder in einer Schlammpfütze auf, nur um mitzuerleben wie eines dieser unheimlichen Klappergestelle des Schwarzmagiers ihnen Arbeit und Ruhm abnehmen sollte. Bis es dann nach dem ersten und zugleich letzten Treffer von dem ‚Spion’ hinweggefegt wurde. Wenn so schon die Spione ihres Gegners aussahen, was waren dann erst Kämpfer? Die Frage aus Selbstbewusstseinsgründen nicht weiter verfolgend stürzte sich Stoffel zusammen mit dem Söldner erneut auf das Ding, bis es nachdem beide ihre Klingen darin versenkt hatten und irgendetwas in das Maul der Bestie eindrang, zusammensackte, begleitet von noch ein paar letzten Gnadenstößen, -schlägen, -hieben und –stichen, die sicherstellen sollten, dass die Steine auch wirklich am Boden bleibe würden.

Wieder zusammenkommend erklärte Landorn dann irgendetwas von Gargoylen und dunklen Magiern, doch der Bandit nahm dies nur am Rande war. Viel mehr interessierte ihn, warum das Fell mit dem seine Rüstung ausgekleidet war anfing, begann feucht zu werden. Gleichzeitig wurde er von einem seltsamen Müdigkeitsgefühl befallen, sodass er nach kurzem nicht anders konnte, als sich einfach umfallen zu lassen. Als er seine Hand betrachtete, mit der er soeben die anscheinend gerissene Stelle der Rüstung in Bauchgegend untersucht hatte, anscheinend von dem merkwürdigen Widerstand herrührend der beim Ausweichen vor den Hauern des Gegners aus dem Nichts gekommen war, stellte er überrascht fest, dass etwas dickflüssiges, rotes an ihr herunterlief.
„He, ist das etwa Blut? Außerdem will ich die Rüstung ersetzt haben“, lallte er angestrengt und fuchtelte mit der blutigen Hand in der Luft über sich herum um zu verdeutlichen was er meinte, sodass ein Gutteil des Blutes den sich soeben bückenden Waylander im Gesicht traf. Eine Antwort wartete Stoffel jedoch nicht ab und versuchte aufzustehen, was ihm irgendwie nicht gelingen wollte. Sollte er etwa ernsthaft verletzt sein? Doch wie war das möglich, schließlich war so etwas nicht geplant gewesen. Wenn er den Verantwortlichen dafür finden würde, konnte der erst mal etwas erleben.
Seine Sinne begannen bereits abzudriften, als er am Rande seines Blickfeldes den Schwarzmagier auftauchen sah, welcher soweit er wusste ja Heilkünste beherrschte. Doch wozu benötigte Hirni dieses verdammt große Messer? Es blieb Stoffel nur zu hoffen, dass er sich dieses nur einbildete. Genau wie die Sumpfratte, die soeben Kire ansprang, wobei diese ziemlich real aussah. Mit diesen letzten Gedanken tauchte er vollends in Dunkelheit ein.

Hirni
02.03.2006, 21:45
Interessiert schaute Hirni zu dem am Boden liegenden Stoffel. Es schien so, als wäre er am Bauch verletzt, zumindest trat genau dort Blut aus seinem Körper aus. "Na, dann wird das jetzt wohl die Feuertaufe für mich. Ich glaube, wenn ich denen jetzt erzähle, dass ich bisher nur an Moleratfleisch genäht und rumgeschnitten habe, reissen sie mir den Schädel ab. Ne, dass erzähle ich ihnen nacher. OK, was machen wir jetz als erstes? Ah, ich weiss..."
Hirni stand noch immer als einziger, mittlerweile breit grinsend, alle anderen knieten sich um den am Boden liegenden Stoffel.
"Was ist, Kutte, willst du jetzt mal was machen, oder lieber da dumm grinsend rumstehen und zusehen, wie Stoffel hier verreckt?"
"Du musst etwas unternehmen. Er ist einer der Vier. Wenn er stirbt, ist Nandorean verloren."
Landorn und Kire waren es, die auf ihn einsprachen. Waylander dagegen schaute sich die Verletzung von Stoffel an und machte ein nachdenkliches Gesicht.
"Immer mit der Ruhe, immer mit der Ruhe." sprach Hirni, kniete sich jetzt nieder zu Stoffel und holte sein Verbandszeug hervor, welches er von Tinquilius massenhaft bekommen hatte. Dann fing er an, die Wunde erstmal mit Wasser und etwas Verbandszeug zu säubern, so dass der ganze Bauch nicht voller Blut verschmiert war.
"Ist er bewusstlos?"
"Ich denke schon."
"Wie, du denkst schon?"
"Du bist doch der Heiler hier, also musst du das am Besten wissen."
"Na und? Schlag ihn mal ins Gesicht, wenn er nicht aufschreit oder so, dann wird er wohl bewusstlos sein."
"Was soll ich?"
"Mann, du sollst ihm die Fresse polieren. Nimm den Holzpflock da und knall ihm das Teil vor den Latz."
"Erm..."
"Nein, ne einfache Ohrfeige reicht auch."
"Vergiss es."
"Mann, alles muss man hier selber machen." Hirni stand kurz auf und verpasste dem Banditen eine leichte Ohrfeige. Ohne Reaktion, Stoffel blieb ruhig liegen.
"Ok, der ist weg. Wunderbar. Dann kann ich hier loslegen, und ihm den Bauch aufschneiden."
"Du willst was?"
"Na, ihm den Bauch aufschneiden. Ich muss doch schauen, ob alle lebenswichtigen Organe noch in Ordnung sind."
"Das hast du jetzt nich..." Hirni zog seinen Reaver und holte aus, während er im Augenwinkel sah, wie kire, Waylander und Landorn ihn verstört anschauten. Es war interessant zu sehen, dass sie aufeinmal alle vollkommen perplex waren, und selbst kire, der sonst sofort immer mit Schlägen drohte, reagierte hier gerade völlig anders. Hirni wusste zwar nicht warum, aber im Grunde war ihm das egal. Er holte aus, und liess das Schwert sauber niedersausen. Alle schauten weg, nur Hirni nicht.
"Wunderbar, perfekt geteilt. so.... jetzt hab ich schonmal die perfekte Länge für das Verbandszeug, um ihn gleich zu verarzten." erklärte der Schwarzmagier kichernd, als er die Stoffstreifen beiseite legte, die er gerade mit dem Schwert sauber durchtrennt hatte. Alle schauten ihn verstört an.
"Ja, was denn? Seit ihr nicht zufrieden mit den Streifen? Soll ich sie länger machen? So in Leinenlänge, damit ihr Stoffel wie ein Haustier an der Leine halten könnt? Oder doch eher breiter? Dann wird er zwar versteift laufen, aber auslaufen kann er dann auch nicht, falls ich die Wunde dann nicht mehr zukriege" Keine Antwort, stattdessen noch immer verstörte Blicke.
"Und sowas nennen sich Kämpfer. Wollen immer groß mit ihren Schwertern rumspielen und schnetzeln, aber wenn sie dann Blut aus nächster Nähe sehen kippen sie entweder sofort um, oder aber sie kriegen nichts mehr zu Stande."

Hirni kramte das Kraut hervor, welches heilte und zugleich betäubte, er hatte es vorhin aufgesammelt, als Landorn ihm welches gezeigt hatte. Damit würde er es vielleicht schaffen, dass die tiefe Fleischwunde, die der Gargoyle dem Anhänger Lees zugefügt hatte, örtlich betäubt würde, und gleichzeitig auch geheilt werden würde. Zuvor aber nahm er Nadel und Faden, und fing an, die Wunde Stoffels zusammenzunähen.
"So, ich werde ihm jetzt sämtliche Organe zusammennähen, damit sie aus der offenen Wunde nicht herausfallen können. Das Problem hierbei ist nämlich, dass die Wunde am Bauch zu groß ist, als dass sie nicht wirklich zusammengenäht werden kann. Dafür sind meine Künste noch zu schlecht. Also muss ich ihm jetzt erstmal die ganzen inneren Organe am Darm festnähen, und diesen werde ich dann an seiner Haut festnähen, damit das alles schön fest und wackelsicher ist. Das Kraut hier werde ich als Herzersatz benutzen, da ich sein Herz gerne behalten würde. Wer weiss, was für tolle Experimente ich damit machen kann, wenn ich wieder im Kastell bin. Ich meine, sone Maus mit Menschenherz ist sicher mal interessant oder?"
Kire sprang auf:
"So, jetzt reichts mir. Jetzt mach ich dich kalt." Der Schwarzhaarige sprang auf, zog sein Schwert und wollte Hirni gerade den kalten Stahl schmecken lassen, als ihn selber plötzlich ein Schwert um den Hals gelegt wurde.
"Nanana, wer wird denn hier den einzigen Heiler in der Gruppe töten wollen? Tja, Kire, ich hab im Voraus gehandelt. Mein Skelett, das ich gerade beschworen habe, wird dich in Ruhe lassen, sobald du dein Schwert da wegsteckst.
Mensch, versteht ihr wirklich so wenig Spass, oder wie? Meine Fresse, ich hab hier jetzt lediglich mit Nadel und Faden seine Wunde zugenäht. Das Kraut ist auch mit Sicherheit nicht sein Herzersatz, die ganzen Organe sind auch alle dort, wo sie hingehören. Das Kraut selber ist lediglich dazu da, um die Wunde zu betäuben, und dass sie schnell verheilt.

Da will man euch mal nen bisschen Humor beibringen, und dann wird einem gleich wieder hier irgendetwas unterstellt. Ich weiss schon, warum ich das Skelett vorhin, als ich hier noch als einziger stand, beschworen habe. Weil ich mir schon gedacht habe, dass ihr mir nicht vertraut. Also, warum das ganze nicht ausreizen?" Breit grinsend kniete er nun neben Stoffel, und verband die Wunde sorgfältig.
"So, dafür, dass ich vorher immer nur an Moleratfleisch rumgeschnibbelt habe, muss ich sagen, dass des doch ganz in Ordnung war. Und DAS war jetzt kein Scherz. Das war das erste Mal, dass ich einen Menschen verarztet habe. Die Wassermagier haben nunmal keine Leichen im Keller, und müssen auf Moleratleichen zurückgreifen. So, jetzt heisst es abwarten, bis Stoffel wieder aufwacht, dann können wir weiter. Oder auch rasten, mir solls schnuppe sein..."

kire
02.03.2006, 22:00
Anhalten? Sich verstecken? Waren denn plötzlich alle im Kindergarten gelandet? Dieses Flügelwesen konnte doch keine große Gefahr für eine, den Kampfkünsten bewanderte, Gruppe darstellen. Er kannte derartige Ungeheuer noch von seiner Bogenprüfung, die er damals in der Nähe des Lavaturms gemeistert hatte, am Fuße des Hortes des Drachen Feomathar, dessen Schnauben glücklicher Weise das Einzige gewesen war, das der Schwertmeister hatte vernehmen dürfen.
Vermutlich war es eine dieser Harpyien, die mit geschwinder Eleganz ihre Opfer umkreisten und krächzend, kreischend mit den metallartigen Krallen auf ihr Ziel losgingen. Sah man sie ruhen, wirkten sie fast wie steinerne Statuen ihrer wirklichen Gestalt. Regungslos warteten sie darauf, dass ihnen die Gegner geradezu in die Arme liefen, nur um dann nach dem Leben der Schutzlosen zu trachten. Doch der Nebel verwehrte ihm noch immer die Sicht auf den Schemen der geflügelten Gestalt, die fern auf einem kleinen Podest weilte, das aus seinen Augen einer Art Baumstumpf glich, als er sein Vorhaben mit den Worten „das ist ein Drecksvieh“ einleitete und schließlich mit blitzartig gezogener Klinge auf das Flügeltier zustürmte. Die Rufe konnten ihn nicht aufhalten, seinen Willen in die Tat umzusetzen, doch schon als sich mitsamt seines Aufmarsches die gewaltigen Flügel der Bestie spannten und der Nebel endlich das freilegte, was dahinter steckte, kam dem Söldner unmittelbar ein Funken Einsicht. Dies war keine Harpyie, wie er irrtümlich vermutet hatte, denn dafür war das Drecksvieh viel zu groß. Hochmut kommt vor dem Fall, kam es dem ehemaligen Tischler in den Sinn, als sich das fremdartige Wesen etwa mannshoch in die Lüfte erhob und seine nahende Niederlage offensichtlich wurde. Kurz darauf folgten ihm Stoffel und Waylander, die ihm beide mit dem Bogen zur Seite standen. Hirni unterstützte die Kämpfer mit einem Skelettkrieger, der jedoch unverzüglich von dem fliegenden Ungeheuer niedergemetzelt wurde.
Es war ein kleines Massaker, das hier stattfand, aus dem dennoch die Gruppe aus fernen Landen siegreich hervorgehen konnte, obschon ihnen die Gefahr ihrer Umgebung während des Kampfes zu schaffen machte. Von dem seltsamen Hünen hingegen war überhaupt keine Spur in Sicht. Nicht verwunderlich, fand Kire, denn auch wenn die Statur der eines Nordmaarers gleich war, war es vermutlich die Stimme, die ihn an dessen Mut zweifeln ließ. Und dann, als er endlich gedachte sich wieder blicken zu lassen, durfte Kire sich auch noch als „Narr“ bezeichnen lassen. Nicht dass Kire das nicht einsah, schließlich hatte er die Lage gehörig unterschätzt und es wurde Zeit sein verhalten in der Gruppe zu verbessern, doch was sich dieser Kerl leistete war einfach ungeheuerlich. „Du feiges Schwein“, murmelte Kire in sich hinein, die Aggression, seinem Gegner mit den Fäusten zu zeigen wo es lang ging, unterdrückend. Waylander, der wohl eher der Lage Herr zu sein schien, als er es selbst war, hielt ihn jedoch mit Blicken davon ab, wenngleich Kire glaubte, dass in dem Söldner ähnliche Gedanken vorgingen wie in ihm.

Zu allem Überfluss hatte sich Stoffel nun auch noch verletzt. Kire ging das nichts an, er mochte nicht das Blut von Freunden sehen, oder von Menschen, die zumindest an diesen Status herankamen und spätestens als Hirni dann das Messer wetzte wurde es Kire zu viel, er würde sich ein wenig von der Gruppe verabschieden. Hirni war Heiler und so wie es aussah, hatte er auch schon die geeignete Methode für den früheren Händler parat. Nach einem kleinen Ausbruch, bei dem er kurzzeitig in Erwägung zog den verrückten Quacksalber zu erstechen zog es ihn indes unauffällig in Richtung des Blonden, der ebenfalls etwas abseits der Gruppe stand. Die anderen waren beschäftigt genug, sodass sie nichts von seinem kleinen Ausflug mitbekommen sollten. Stoffel lag am Boden, Hirni auf ihm und Waylander musste sich die Körperflüssigkeiten aus dem Gesicht wischen. Perfekt.
Die Sumpfratte, die ihn auf seinem kurzen Weg zu Landorn behindern wollte, landete durch eine schnelle Ausweichbewegung des Söldners in einem der säurehaltigen Tümpel, aus denen immer noch diese merkwürdigen Blasen aufstiegen.
Den Dolch zwischen seinen Fingern spielend, kam er dem blonden Hünen immer näher. Dessen Blicke verharrten mit einem ängstigen Funkeln auf der Waffe des Mannes, die sich immer wieder schnell in seiner Hand drehte. „Was hat er vor?“, mochte er sich wohl fragen. Kire hatte nicht wirklich etwas vor, er brauchte nur mal wieder seinen Spaß und da er sich ohnehin noch zu rächen hatte an dem nichtsnutzigen Geschichtenerzähler, kam ihm diese Situation gerade recht.
„Was ist eigentlich mit deiner Stimme los?“, fragte er lieblich, als er sich unmittelbar vor dem feigen Hund befand und sich sein Blick in einen immer aggressiver und bedrohlicher werdenden wandelte. „Hast du was verschluckt? Du klingst so wie ein... ein Frosch.“
„Du verstehst gar nichts“, nuschelte Landorn eingeschüchtert in seinen gezwirbelten Bart hinein. Kire hob kurz, wenn auch eher weniger überrascht seine Augenbraue, danach verzog sich sein Mundwinkel zu einem hämischen und abwertenden Ausdruck.
„Eins verstehe ich.. meine Waffe.“, meinte der Söldner und streckte blitzschnell die eiserne Klinge seines Dolches an die Kehle des Blondschopfes, wo er sie behutsam an den Linien seines Halses entlang fahren ließ. Eiskalt fiel sein Blick wieder auf den Mann, bedrohlich nahe kam sein Gesicht dem seines Gegenübers. Als Kire sich in direkter Nähe des Ohres des Blondhaarigen befand, sprach er weiter: „Was für ein Spiel wird das, wenn es fertig ist?“, murmelte er ohne eine Antwort abzuwarten. „Wovor hast du Angst, verdammt noch mal?“ Kire wurde lauter und eindringlicher, die Klinge seiner Waffe hatte zugleich noch immer nicht von der Kehle des Mannes abgelassen. Landorn schluckte. „Sie sind fertig“, meinte er in brüchiger Stimme und sollte damit Recht behalten. Unauffällig zog der Söldner seinen Dolch zurück und steckte ihn wieder in die Befestigung an seinem Gürtel. Danach wandte er sich, als wäre nichts gewesen, erneut an seine Gruppe. Vermutlich hatten sie des Nebels wegen nicht mal etwas beobachten können. Zu schade, aber womöglich hätten sie ohnehin nicht viel einzuwenden gehabt. Im Grunde genommen ging es ihnen doch allen - mit Ausnahme von Hirni vielleicht – gleich. Niemand traute diesem Fremden über den Weg, nur hatten sie völlig verschiedene Arten dies zu verarbeiten.

Landorn
03.03.2006, 11:02
Landorn spürte die Unsicherheit, den Zorn, die Schmerzen und die Sorglosigkeit. Er sog sie in sich auf, denn er hatte diese Gefühle vermisst in all den Jahren, all dieser vergeudeten Zeit. Sein Vater hatte es im erklärt und er hatte es nicht verstanden. All die Worte von Magie, all die Worte über das Blut der Vier. Nun schien er zu begreifen, schien endlich zu verstehen, wie komplex das Konstrukt der Magie war.

Er betrachtete den Söldner Kire, der sich nichts anmerken ließ. Wenige Augenblicke zuvor hatte er Landorn noch ein Messer an die Kehle gehalten. Jetzt schien er sich wieder beruhigt zu haben. Landorn wusste, dass keiner der Männer dumm war. Sie misstrauten ihm und er hatte Verständnis dafür, denn es gab keinen Grund, ihm zu trauen. Vielleicht war Hirni der einzige, der dem blonden Hünen Vertrauen in irgendeiner Form entgegen brachte. Vielleicht deshalb, weil er nicht viel drüber nachdachte, was die Intentionen des Blonden sein könnten.

Die Ereignisse hatten sich gestern überschlagen und Landorn hätte so viel Weisheit besitzen müssen, um es voraus zu sehen. Vielleicht wäre es einfacher, wenn er ihnen die ganze Wahrheit erzählen würde. Doch er spürte, dass er noch nicht so weit war. Denn nach wie vor, war das Blut schwach, die Magie nicht im Gleichgewicht. Seit der Ankunft der Vier hatte sich das geändert, auch wenn die Rückkehr des Feuers in den Packt des Blutes zu massiv schien. Landorn war sich sicher, dass der Söldner Kire nicht immer so war. Der Schwertmeister hatte es bisher unter Kontrolle, doch die Eigenschaft des Feuers hatte zwei Seiten, wie die anderen auch.

Sie hatten rasten müssen, denn der verwundete Bandit war noch nicht in der Lage, den Marsch fortzusetzen. Es wäre einfach, Kire die Schuld dafür zu geben, doch Landorn schien zu begreifen, was in dem Mann vorging. Der größte Kampf des Kriegers war nicht der gegen den Gargoyle oder die Sumpfschlange, sondern der tägliche Kampf gegen das, was in ihm brannte und den Rest seines Verstanden zu verzehren drohte. Landorn war noch zu jung und offenbar fehlte ihm die Ausbildung, die er hätte durchlaufen müssen, um die einzelnen Puzzlestücke zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Doch vielfach lichtete sich der Nebel über den Geheimnissen des Landes und er erhaschte einen Blick auf sie. Was es auch immer war und warum alles so geschah, es schien nicht einer gewissen Logik zu entbehren. Und je weiter sie vorankamen, je länger die Vier auf dem Land weilten, desto häufiger und intensiver wurden diese Momente. Doch letztlich war es wieder das Feuer, welches brannte und alle Pläne zu zerstören drohte. Nur der Wind vermochte das Feuer zu kühlen, ohne es zu vernichten, denn sie würden es noch brauchen.

Sie wateten wieder durch den Schlick, Stoffel schien es besser zu gehen, jedenfalls biss der Bandit die Zähne zusammen. Hirni war dicht bei ihm und Landorn. Waylander und Kire bildeten die Nachhut. Landorn hatte das angeregt, da es ihm sinnvoller erschien, dass der Heiler in der Nähe des Verwundeten marschierte. Zumindest hatte er den Vieren das so erzählt. In Wahrheit ging es ihm um etwas anderes,
„Du musst wiseen“, sagte Landorn zu dem Schwarzmagier, „die Pflanzen, die du gestern benutzt hast, um deinen Kameraden zu heilen, sind teilweise sogar von den Bewohnern Seestadts gepflanzt worden. Es gibt viele Heiler unter ihnen, Kräuterkundler und Alchemisten. Wenn wir erfolgreich sind, solltest du dich hier noch genauer umsehen. Es gibt einen Haufen interessanter Bücher der Heilkunst in der städtischen Bibliothek. Die Wässer des Sumpfes sind weiter nördlich überhaupt nicht mehr giftig. Im Gegenteil, es sind mystische Wässer der Heilung gegen die verschiedensten Krankheiten. Das Volk der Nebelsümpfe hat sich darauf spezialisiert, aus Pflanzen und den Wässern Tränke zu brauen. Der Handel mit den anderen Königeichen in Nandorean gestaltet sich einfach, denn jedes der Länder hat besondere Waren“, erklärte Landorn. Sah es zuvor noch aus, als hätte Stoffel kaum zugehört, so schien er sich für diese Geschichte doch sehr zu interessieren. Landorn bog um eine stark bewachsene Ecke des Sumpfes und wischte etwas von einem ausladenden Farn beiseite, „in der Feuerswüste etwa, gibt es Goldminen, in den Minen der Eisigen Ebenen wird Erz und Silber abgebaut. Das Volk des Grünhainwaldes betreibt Ackerbau und Viehzucht weiter im Norden. Das Holz der ewigen Wälder ist sehr robust und eignet sich zur Herstellung von Waren aller Art. Darüber hinaus kann es speziell gehärtet sogar Feuer widerstehen.“

Binnen weniger Sekunden war die Unterhaltung beendet. Aus den Büschen um sie herum sprangen plötzlich Männer hervor, die Waffen erhoben. „Wer seid ihr, was wollt ihr?“
„Nur die Ruhe, Hauptmann“, sagte Landorn, „wir kommen aus Seestadt und sind auf dem Weg nach Feuerstadt.“
„Ja, das hab ich mir gedacht, packt sie, die Verräter.“

Landorn hätte sich selbst Ohrfeigen können für die Unbesonnenheit. Das war auch unheimlich glaubwürdig. Eine Gruppe schwer bewaffneter Männer, die sich durch die Sümpfe schlug, um ins Feindesland zu marschieren. Das musste ja so aussehen, als ob sie sich dem Feind anschließen wollten. „Nein Hauptmann, ihr versteht nicht…“, setzte der Hüne an. „Oh, doch ich verstehe sehr gut, Überläufer, los packt sie.“

Es war ein kleiner Trupp, der wahrscheinlich auf Patrouille war. Sechs Soldaten und ein Gruppenführer. Die Männer um Landorn hatten einen Kreis gebildet und warteten auf die anrückenden Soldaten. „Lasst die Waffen fallen“, donnerte der Hauptmann.

Waylander
03.03.2006, 12:11
Kein Verständnis, wirklich nicht. Der Söldner war immer noch sauer auf Kire, der sie gestern in diese Situation gebracht hatte. Er sagte nichts zu dem Schwertmeister, aber es war nicht nach seinem Geschmack, was der hier abzog. Was war bloß los mit ihm? Er hatte offenbar einen anderen Kire mitgenommen. Der Kire, den Waylander kannte, schlief wahrscheinlich auf dem Hof noch in seinem Bett und war durch einen Doppelgänger ausgetauscht worden. Sie waren in einem fremden Land, in dem sich niemand der vier Männer auch nur annähernd auskannte. Sie kannten weder die Menschen, noch die Gefahren. Aber nein, anstatt auf jemanden zu hören, der sie kennen musste, was machte Kire…. Zu allem Überfluss kam jetzt auch noch hinzu, dass Waylander den Spinnern nun an der Backe hatte. Landorn hatte irgendwas gefaselt von „besser wenn Hirni bei Stoffel bleibt“. Das Schlimme war ja, dass das blonde Riesenbaby damit Recht hatte, denn Stoffel konnte zwar wieder marschieren, doch das Betäubungsmittel, welches der Schwarzmagier verwendet hatte, schien gewisse Nebenwirkungen zu haben.

Sie hatten gestern rasten müssen und Stoffel hatte im Schlaf irgendetwas gemurmelt. Im Fieberwahn Dinge behauptet, die für den Söldner wenig Sinn ergaben. „Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden… die Vögel wollten Hochzeit feiern….“ Es war beängstigend und Waylander hoffte, dass er nicht demnächst schon auf die Heilkraft der Schwarzkutte angewiesen war. Dieser nahm mittlerweile die Rolle des Pausenclowns ein, den Messerwitz von gestern fand Waylander auch bei genauerer Überlegung immer noch nicht witzig. Humor war eine gute Sache, doch alles zu seiner Zeit. Wenn aber ein Kamerad schwer verwundet am Boden lag und mit dem Tode rang, fand er solche Witze lediglich deplatziert und sorglos. Doch alle Aufregung umsonst. Der Magier schien sein Handwerk zu verstehen, denn Stoffel war wieder auf den Beinen und der Marsch durch den Sumpf konnte fortgesetzt werden. Wenn Waylander nun mit Kire die Nachhut bildete, so hatte das also durchaus Sinn, doch vielleicht auch mehr als einen. Waylander wusste nicht, was Landorn plante und sicher war er sich mittlerweile lediglich, dass der Hüne etwas verschwieg. Vielleicht hatte er Waylander und den dunkelhaarigen Söldner lediglich ans Ende gesetzt, da ihm aufgefallen war, dass gerade die beiden noch ein gesundes Maß an Misstrauen hegten. Vielleicht konnte er auch ihre Gedanken… nein, das war abwegig, niemand konnte das.

Der Söldner wurde aus seinen gerissen, als sie sich plötzlich umzingelt sahen von einer Gruppe Soldaten, deren Rüstungen denen des Offiziers aus Seestadt glich, wenn auch weniger verschnörkelt, doch Waylander erkannte das Wappen der Nebelsümpfe. Warum wurden sie aufgehalten? Verräter? Was sollte das? Drehten denn mittlerweile alle hier am Rad? Landorn schien die Männer besänftigen zu wollen, doch er scheiterte. Nun waren sie in der Falle, fieberhaft dachte Waylander über einen Plan nach, beinahe geistesabwesend legte er eine Hand auf Kires Schulter, denn der Söldner sah so aus, als wollte er gerade mal wieder alles niedermetzeln, was nicht schnell genug auf dem Baum war: „Lass das“, flüsterte Waylander, „das sind keine Gegner, auch wenn es so aussieht. Wenn du hier jetzt wieder ausrastest, dann machst du alles nur schlimmer. Es wird sich alles regeln lassen“, sagte er. Er war nicht davon ausgegangen, dass Kire auf seine Worte hören würde, doch zu seiner großen Überraschung ließ der Krieger seine Waffen sinken und beruhigte sich wieder. „Dass ich das noch erleben darf“, schoss es Waylander durch den Kopf.

Sie waren umzingelt und die Soldaten machten doch tatsächlich Anstalten, die Gruppe zu entwaffnen. Dann würden sie eben mitgehen, dachte Waylander. Es war nicht der Feind und man würde sicher alles in Ruhe regeln können. „Für den Schwachsinn haben wir keine Zeit“, Waylanders ließ den Kopf hängen, gerade als er sich belehrend an Kire wenden wollte, erkannte er, dass die Worte nicht von ihm, sondern von ihrem blonden Anführer kamen. Der Bärtige sprach wieder mit der dunkeln rauen Stimme, die er gestern bereits benutzt hatte. Seine Augen glühten weiß, keine Pupille war mehr zu sehen. Er hielt etwas in der Hand, Waylander konnte nicht erkennen, was es war. Für einen Moment schien die Szenerie eingefroren und der Söldner konnte deutlich seinen Herzschlag hören. Dann geschah etwas, das wirklich schwer zu glauben war. Die Pflanzen. Es schien so, als ob die Pflanzen hier, den Gegner angreifen würden. Ranken schossen aus dem Boden und Lianen aus der Luft. Binnen weniger Herzschläge waren die Soldaten gefesselt, besiegt von Blättern und Wurzeln. Keiner sagte einen Ton. Waylander keuchte, Kire starrte ungläubig den blonden Hünen an. Was Hirni und Stoffel machten, sah der Söldner nicht, aber offenbar waren sie nicht minder sprachlos, denn auch sie sagten nichts.

Der Hauptmann des kleinen Trupps, der eben noch großspurig Befehle gebellt hatte, hing nun an einer Ranke, die sich um seinen Fuß geschlungen hatte, Kopfüber in der Luft. Sein Kopf war rot angelaufen, und er baumelte doch stark. „Ihr?“, grunzte er, „ihr… ich dachte, ihr seid tot… dann sind das…. Warum habt ihr das nicht gesagt, Herr …. Ich hätte doch nie… ich dachte, ihr seid tot….“, stammelte der Soldat. Waylander wusste nicht, an wen die Worte gerichtet waren, denn der Mann war nicht in der Lage, jemanden anzublicken, zu sehr kämpfe er mit seinem Gleichgewicht, doch Landorn war es der antwortete.: „Ich bin tot und ihr werdet diese Zusammenkunft vergessen. Kein Wort zu niemandem, kein beiläufiger Satz am Lagerfeuer, keine Legende im Überschwang. Habt ihr das verstanden?“
Seine Stimme war tief und fest. Waylander konnte förmlich die Autorität spüren, die sie ausstrahlte.
„Ja, Herr.“ Die Antwort des Soldaten war unterwürfig genug, um Waylanders graue Zellen zum Denken zu bringen. Wer war Landorn? Die Alarmglocken in seinem inneren begannen erneut zu läuten. Ein rascher Blick in die Gesichter der drei anderen Begleiter verriet dem Bogenschützen, dass sie ebenso über diese Frage nachdachten.

Indes hatte sich der Griff der Natur gelockert und ein dumpfes Geräusch ließ die Aufmerksamkeit wieder zu dem Hauptmann wandern, der sich nun vom Boden aufrappelte. „Wie ist die Lage?“, fragte Landorn.
„Der Feind zieht seine Truppen im Norden zusammen, sie lagern unmittelbar zwischen der Ruine Goldstein und dem Schwarzbergpass“, antwortete der Uniformierte.
„Damit teilen sie unsere Kraft“, sagte Landorn, „was ist mit Flussfurth?“
„Dort befinden sich viele Söldner und Kreaturen des dunklen Magiers“, bei den Worten fiel der Blick des Haupmannes auf Hirni.
„Ich danke dir, Hauptmann, denk an dein Versprechen, welches du dem Blut gegeben hast.“
„Ja, Herr.“
Zu der Gruppe gewandt sagte Landorn: „Lasst uns aufbrechen. Die Stadt Flussfurth wird unser Ziel sein, dort überqueren wir den Herrscherfluss.“ Die vier Männer folgten ihrem Anführer, doch nur wenige Schritte. Nach ein paar Minuten, als die Gruppe der Soldaten außer Sicht war, hielt Waylander an und setzte sich an einen Baumstumpf.

„So, ich hab mir das jetzt lange genug mit angesehen. Gestern hast du dich verpisst, als es drauf ankam, heute besiegst du ganz alleine eine Gruppe Soldaten, die dich auf einmal Herr nennt. Es gibt verschiedene Punkte, die mich zu folgendem Schluss bewegen: Ich werde nicht einem Meter weiter gehen, bevor du uns nicht die ganze Wahrheit erzählt hast, denn ich werde nicht weiter einer einzigen großen Lügengeschichte hinterher laufen.“ Die anderen vier Männer blickten den Söldner an. Waylander wartete gespannt auf das, was als nächstes passieren würde.

kire
03.03.2006, 15:56
Es war nicht zu übersehen, dass Landorn sich den Bastard eines Söldners mit dem Namen Kire nun vom Hals halten wollte. Das hintere Ende ihres Zuges sollte er zusammen mit Waylander bilden, als sie weiterhin, noch tiefer durch die nebeldurchzogenen Sümpfe wateten. Sicherlich hatte er Angst vor dem Söldner, doch den Fremden schien noch etwas anderes zu plagen. Etwas, das immer wieder für einen winzigen Moment in den Hintergrund rückte, sodass Kire ein leichtes Aufflammen in seinen Augen erkennen konnte. Die Fassung des Hünen änderte sich in ebendiesen Momenten schlagartig. Sehr selten war dies bisher vorgekommen, das erste Mal jedoch schon als der Bandit Stoffel ihn auf seine fremdartigen Zeichnungen im Gesicht ansprach. Der Schwertmeister bezweifelte keineswegs, dass noch etwas Unbekanntes in dem Kerl, der die Gruppe an der Spitze anführte, schlummerte. Was das war, sollte sich bald zeigen.

„Lasst die Waffen fallen“, wetterte jemand, der durch die Nebelschwaden stieg und sich endlich auch dem Ende der Gruppe, das von den beiden Söldnern gebildet wurde, offenbarte. Begleitet von ungefähr fünf oder sechs schwerbewaffneten Männern, wenn Kire das durch den Nebel genau erkennen konnte, forderte der Hauptmann des kleinen Trupps auf, sich zu stellen. „Von wegen Waffen fallen lassen“, grummelte Kire und war im Begriff erst recht sein Schwert zu ziehen. Nicht zum ersten Mal jedoch holte Waylander ihn auf den Boden zurück und bedeutete ihm ruhig zu bleiben. Nicht zum ersten Mal hatte der Söldner damit recht, weshalb Kire auf die gute Einschätzung des Bogenschützen vertraute. Einsehen konnte er es dennoch nicht, schließlich waren ihre Gegner nur knapp in der Überzahl, sodass sie keinerlei Probleme darstellen sollten, für schwergerüstete Krieger, die eine gute Ausbildung genossen hatten.
Es blieb abzuwarten, wie ihr Führer dieses Problem regeln sollte. Er war Anwohner dieses Landes, er hatte die Möglichkeit sie zu leiten und das sollte er nun auch tun. Die Gruppe hätte bisher gut und gerne auch ohne seine Führung auskommen können und wäre dabei sogar noch von diesen Prophezeiungen verschont geblieben. Zwar machte es ihn in gewisser Weise stolz ein Teil dieses roten Fadens zu sein, der sich durch die Geschichte Nandoreans schlängelte, so sorglos damit umgehen wie Hirni es beispielsweise tat, konnte er jedoch nicht. Viel zu oft hatte er stattdessen versucht, Konflikte mit dem Schwert zu lösen, mehr als einmal war er dabei auf die Nase gefallen. Es wurde Zeit sich zu beherrschen, doch das, was unerklärlicher Weise in seinem tiefsten Innern beständig brodelte, nahm in extremen Situationen immer wieder Überhand.

Resignierend betrachtete Kire die bedrängende Lage, in der sich ihre Gruppe befand, auch wenn er nur wenige Fetzen der Worte, die Landorn unsicher an den Hauptmann richtete, aufschnappen konnte.
Die wulstigen Gewächse die urplötzlich aus dem Boden auf die Gegner herausschossen, sprachen jedoch mehr als tausend Worte. Irgendetwas hatte den Hünen scheinbar verändert. Die drohende Gefahr musste seine Mission, der Kire noch immer misstraute, gefährdet haben, dass es plötzlich zu einem solchen Ausbruch kam, von dessen Ausmaß Niemand unter ihnen wohl auch nur Vermutungen gewagt hatte. Wieder war etwas in dem Blondschopf aufgeflammt, das nun einen völlig anderen Menschen aus ihm machte. Verschwunden war dieser völlig verstörte Mann mit der brüchigen Stimme, der dem Schwertmeister nichts entgegenzusetzen hatte. Weg war der Kerl, der vor wenigen Momenten noch ängstlich hinter einem Baum Zuflucht gesucht hatte. Und was sich dem Söldner nun offenbarte, vergrößerte das Misstrauen in ihm noch um ein Vielfaches. Nun war alles für ihn vorbei. Erschüttert ließ Kire die Arme willenlos hängen, die noch kurz zuvor bedächtig an seinem Schwertknauf geruht hatten. Beide Männer waren wie ausgewechselt: Landorn bezwang scheinbar mühelos eine Gruppe von sechs Männern, währen der impulsive Söldner hingegen von einem auf den anderen Moment verzweifelt versuchte zu begreifen, was nun geschah. Fieberhaft suchten seine Augen, das zu erfassen, was sich vor ihm ereignete. Völlig mutlos stand Kire dort, als wäre er, wenn auch nur für wenige Sekunden, seines ursprünglichen Willens gänzlich beraubt.

Die Ranken, die aus dem Boden schossen, hatten innerhalb weniger Sekunden, ihre Opfer in die Lüfte erhoben. Die Schwerter der Männer fielen mit dumpfen Geräusch in den matschigen Boden. Sehr schnell schien alles geregelt. Unglaublich aber wahr, besser hätte er selbst es wohl nicht tun können, dachte er und wunderte sich, dass Landorn nun zu ähnlichen Methoden griff. Hinter diesem Kerl steckte eine ungeheure Gefahr, so viel war nun mehr als sicher. Und nachdem sie schon über weite Strecken gemeinsam unterwegs waren, schien es schlimm genug, dass sich diese Seite des Magiers erst jetzt offenbarte. Von Naturmagie hatte Kire schon öfter etwas gehört, doch hatte er sich eine solche, selten in so großem Ausmaß vorstellen können. Und nun sollte es direkt nach Flussfurth gehen. „Sehr schön“, murmelte Kire teilnahmslos, glaubte Blondie doch ernsthaft, dass sie ihm nach dieser Aktion noch ohne weiteres folgen würden. Waylander hatte ihre Lage ebenso erkannt und pflanzte sich entsagend auf einen Baumstumpf. Er wollte nicht mehr weiter. Nicht verwunderlich, denn Kire war der selben Meinung. Und wie es aussah galt es nun den Schwarzmagier aus der Scheiße zu ziehen, denn dieser hatte sich wohl als Einziger von ihnen wirklich auf diesen Heuchler eingelassen. Die Schwarzkutte kannte sich wohl mit Magie aus, doch war dies ein Grund ebendiese zu unterschätzen?

Der Söldner setzte sich zu seinem Ranggleichen auf den Stein. Die Verschnaufpause tat gut, dachte er und zündete sich provokativ einen Stängel Kraut an, den er noch am Hafen von Khorinis unter der Hand erstanden hatte. Wer wusste, wann er wieder in einen solchen Genuss kommen würde? „Wo hast du den her und wie teuer?“, wollte Stoffel wissen, als ob es im Moment nichts ernsteres gäbe. Kire antwortete nicht sondern schloss zugleich an das, was der Bogenschütze vorher hatte verlauten lassen, an.
„Welche Einlage zeigst du uns als nächstes?“, fragte er übermäßig ruhig, sodass sein Verhalten noch beängstigender auf den Fremden wirken mochte, dessen Schimmer aus den Augen nun längst wieder verschwunden war. „Wovor hast du Angst, sag es uns endlich. Es kann nicht sein, dass du im einen Moment jammernd davonläufst, im anderen wiederum, dich als Herr anbeten lässt“, meinte er weiterhin und schnipste die Asche seines Stängels direkt vor die Füße des vermeintlichen Propheten. Die Frage hatte er zwar schon gestellt, doch hatte er damals keine Antwort bekommen können. Und nun hatte Landorn ihm mehr als genug Anlass dazu gegeben, diese Frage offen, in Anwesenheit der restlichen Männer, beantwortet zu wissen. Auch interessierte es ihn, ob er sich jetzt wieder mit seiner lachhaften Krächzstimme blamieren würde. Vielleicht zeigte er aber auch wieder diese andere, neuartige Facette, die ihn mehr als nur beunruhigte.

Erneut zog der Söldner an seinem Kraut und blies den Dunst danach in Richtung des Hünen. Der Qualm verband sich schnell mit dem immerwährenden Nebel, der sich noch immer wie ein verengender Schleier um die kleine Gruppe zog. Zusammenhalt war wichtig, das hatte nicht nur Kire erkannt, doch dieser Fremde brachte sie von Stunde zu Stunde weiter auseinander. Obwohl er sie eigentlich zusammenführen sollte, zerstörte sein Handeln alles.

Landorn
03.03.2006, 16:27
Der blonde Hüne hatte Verständnis für die Fragen der Männer und er schallt sich selbst einen Narren. Jetzt erkannte er die Dinge. Vieles hätte vermieden werden können, wenn er sich zu rechter Zeit dazu hätte durchringen können. Aber es erschien ihm zu gefährlich, auch jetzt noch. Doch die Gruppe musste stark sein, von ihrem Zusammenhalt hing alles ab. Er blickte in ihre Augen und für einen winzigen Moment sah er darin das merkwürdige Abbild eines großen blonden Mannes, der aussah wie ein Löwe, doch ohne dessen Herz. Er sah den Hass in Kires Augen, spürte den Zorn des Söldners und er verstand. Er holte tief Luft und nahm seinen Mut zusammen, doch um genau zu sein, war es nicht sein Mut, den er nahm.

„Ich bin Landorn vom Blute der Vier, Wächter der Feste. Ich bin die Vier und die Vier sind ich. Ich bin es, den sie jagen, denn ich bin als einziger im Stande, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Ich bin der Sohn Paradorans, des Wächter der Feste, des Nachfahren Kantoras.“

Er ließ die Worte wirken und hoffte, dass die Männer begriffen was er ihnen da erzählte. „Aber, du sagtest doch, dass man die Wächterfamilie ermordet hat“, stutzte Waylander.
„Das ist auch nicht ganz gelogen“, rechtfertige Landorn und der Schmerz der Vergangenheit hielt wieder Einzug in seinem Herzen. „Ich werde euch nun alles erzählen, sofern ich es im Moment selbst verstehe. Doch ihr müsst schwören, dass ihr schweigen werdet unter Folter und Tod, so lange, bis wir die Schwerter in unserem Besitz haben.“

Der Hüne ging davon aus, dass er das Wort der Vier hatte. „Es ist einige Jahre her und die Erinnerung brennt schmerzhaft auf meiner Seele wie Säure auf nacktem Metall. Ich lebte zusammen mit meinen Eltern in der Klammfeste, denn mein Vater war der Wächter des Blutes und ich sein Nachfolger. Es mangelte uns an nichts. Wir waren nicht allein, wir hatten Bedienstete und ich hatte Freunde. Einer davon war Emolin, Sohn des Hofmeisters. Es war ein schöner Tag und wir spielten zusammen am Ufer des Herrscherflusse. Emolin fiel dabei ins Wasser, wir haben herzlich gelacht. Wir waren Kinder. Ich habe ihm trockene Kleider gegeben und ihn damit zum Tode verurteilt“, seine Stimme brach ab, sein Mut versiegte. Trauer wollte ihn überwältigen, doch er rang sie nieder: „Wir waren sehr erschöpft und er schlief in einem roten Brokatsessel am Feuer. Dann kamen die Mörder des Dunklen Fürsten. Ich hörte Schreie und versteckte mich. Als die Männer mein Zimmer betraten, konnte ich sie beobachten. Sie töteten Emolin, denn er trug die Kleidung eines Mitglieds der Wächterfamilie. Sie wussten nicht, dass es „nur“ der Sohn eines Bediensteten war. Ich habe gewartet in meinem Versteck. Stunden später erst traute ich mich hinaus“, eine Träne kullerte über seine Wange, „meine Eltern waren tot, sie hatten alle ermordet, die Schwerter gestohlen, das Leben auf der Feste ausgelöscht, binnen weniger Moment alles zerstört, was über Jahre gereift war und an Stärke gewonnen hatte. Ich floh, versteckte mich in den Wäldern, reiste durch das Land auf der Suche nach Hilfe, doch die Verzweiflung, die um sich griff war überall offenbar. Die Nachricht vom Tod des Wächters verbreitete sich schnell und raubte den Menschen die Hoffnung. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte keine Ahnung von meinen Aufgaben, bis ich auf die alte Frau traf, die mir eine Prophezeiung offenbarte.“

„Die, von der du uns in der Hafenkneipe erzählt hast“, warf Stoffel ein.
„Ja eben diese“, sagte Landorn, „der Feind wiegt sich in Sicherheit, denn er weiß nicht, dass ich noch lebe. Ich bin der nächste Wächter der Klammfeste und Bewahrer der Vier.“

Kire schnaubte: „Du willst der Wächter der Feste sein? Du verkriechst dich, wenn andere gegen fliegendes Ungeziefer kämpfen. Du bist so tapfer wie eine Fleischwanze und von dir soll das Wohl dieser Welt abhängen?t“
„Es ist merkwürdig, Kire, Söldner, dass gerade du diese Worte wählst, denn gerade du solltest es vor allen anderen hier verstehen. Ich habe nie gelernt, was die Magie des Landes bedeutet, was es mit den Eigenschaften des Blutes und dem Gleichgewicht auf sich hat, bis ihr hier eingetroffen seid. Meine Aufgabe ist klar. Doch mir fehlte etwas, ein unnatürlicher Mangel an dem, wovon du zu viel hast, Kire.“

Der Söldner blickte auf den Boden und schien ernsthaft über die Worte Landorns nachzudenken. Dieser fuhr fort: „Ich bin der Wächter. Ich bin das Land, ich bin die Magie Nandoreans. Ich vereinige in mir das Blut der Vier. Ich vereinige sogleich auch alle ihre Eigenschaften. Jede gute Eigenschaft gleicht eine der schlechten aus, so dass ich die guten nutzen kann. Ich erkläre es euch an einem Beispiel. Boran, der Beherrschte, Fürst der Eisigen Ebenen, König von Silberstadt. Sein Volk ist kühl. Kühl wie der Wind. Sie haben ein gesundes Misstrauen Fremden gegenüber. Gleichsam sind sie überlegt, sie denken nach über ein Problem, wägen das Für und Wieder ab und entscheiden dann. Diese durchaus lobenswerte Eigenschaft macht sie aber im gleichen Atemzug auch wenig spontan, wenig flexible, wenig feurig. Diesem Volk entgegenstehen die Menschen der Feuerwüste. Sie lassen sich führen von ihren Emotionen. Sie sind aufbrausend und haben schnell das Schwert bei der Hand. Sie sind spontan. Doch gleichwohl handeln sie häufig unüberlegt. Das Volk der Nebelsümpfe schert sich um kaum etwas, lebt in den Tag hinein, sie sind jedoch dadurch zu sorglos was die wichtigen Dinge des Daseins anbelangt. Das Waldvolk in Grünhain ist ihr Gegenpol. Es sind gleichsam zwei Gegensätze, die aber ohne den anderen nichts sind, die ohne ein Gegengewicht auf der anderen Seite der Wagschale zu sehr durch die eine gerühmte Eigenschaft bestimmt werden und gut verkehrt sich in Böse.

Versteht ihr das? Gemeinsam gleichen sie sich aus. Ich gleiche es aus, ich halte das im Gleichgewicht, denn in mir sind alle Eigenschaften der Völker vereint. Doch so einfach wie es offenkundig ist, gestaltet es sich nicht. Die Magie dieser vier Völker kann nur existieren, wenn es dieses Gleichgewicht gibt, das die vier Herrscher einst mit ihrem Blut festigten. Durch den Diebstahl der vier Schwerter, durch die Zerstörung dieses Blutpaktes wurde das Land, wurde die Magie angreifbar. Der dunkle Zauberer hatte nun die Möglichkeit, die Schwächen der Völker sich zu Nutze zu machen. Am einfachsten natürlich fiel ihm das bei den Bewohnern der Feuerwüsten. Ihre Unbeherrschtheit wandelte er um in Neid und Missgunst. Er säte Zwietracht. Oh, er ist nicht etwa nach Feuerstadt gegangen und hat Handzettel verteilt. Nein, er ist ein Meister der Verwandlung und der Beeinflussung. Als es dann soweit war, als sich der Rat der Feuermenschen einig war darüber, dass man von den anderen Völkern übervorteilt wurde, da schickte er seine Lakaien, heuerte Söldner an, und bestückte die Armen mit seinem Unrat. Beschworene Kreaturen, die aus den dunkelsten Höllen auf die Insel kamen. Das Grauen, welches sie hinterlassen, ist entsetzlich.

Aber zurück zu der Angst, die ich empfinde. Erinnert ihr euch an das, was ich über die Eigenschaften der Völker sagte? Dadurch, dass die Menschen der Feuerwüste dem Blutpakt abschworen und sich gegen ihre Brüder wandten, verlor die Magie Nandoreans einen ihrer Bestandteile. Der Mut, die Kühnheit, ging verloren. Ich bin Nandorean, ich trage alle Eigenschaften der Magie in mir. Was man der Magie wegnimmt, wird auch mir fehlen. Der Mut hat auch mich verlassen.“

Er blickte in die Gesichter der Vier und sah vor allem in Kires Augen noch eine entscheidende Frage: „Ja, Kire, du spürst es, nehme ich an. Du als einziger der Vier, seit ihr hier in Nandorean angekommen seid, hab ich nicht Recht?“

Kire nickte einfach nur stumm.

„Seit du hier in Nandorean bist, ist dein inneres Feuer noch größer geworden, denn die Magie des Landes, die ihr einatmet mit der Luft, die ihr schluckt, wenn ihr Wasser trinkt, die Magie ist aus dem Gleichgewicht. Sie ist in Richtung des Feuers umgeschlagen. All jenen, die im Zeichen des Feuers stehen, geht es genau so wie dir, denn sie beherrschen sich nicht. Sie haben ihren Gegenpol verloren. Deshalb habe ich euch beide“, er deutete auf den blonden Bogenschützen, „zusammen als Nachhut geschickt. Denn in der Gruppe seid ihr die Vier, seid ihr der Pakt des Blutes.

Eben bei den Soldaten hat es funktioniert. Wind kühlte Feuer. Du hast dein inneres Feuer niedergerungen. Die Vier waren im Gleichgewicht, der Blutpakt war wieder hergestellt, wenn auch nur in dem kleinen Ausmaß hier in der Gruppe. Ich bin die Vier. Ich bin der Bewahrer dieses Blutpaktes. Als soeben alles wieder im Gleichgewicht war, da war der Wächter zurück, der die Magie des Landes zu nutzen vermochte.

Ich weiß, dass das alles sehr kompliziert klingen mag, doch eines müsst ihr noch wissen und ich denke gerade Kire kann das verstehen. Dieser innere Kampf, den du mit dir austrägst Tag für Tag, diesen Kampf haben die Menschen der Feuerwüste bereits verloren. Sie sind so, wie du bist, wenn du die Fassung verlierst. Sie sind nicht wirklich böse, doch sie haben sich verblenden lassen. Der wahre Feind ist der Dunkle Magier, denn er hat sie verblendet und fehlgeleitet. Wenn wir die Schwerter zurück haben, wenn ihr vier, ja wenn die Vier aus der Prophezeiung die Waffen wieder in ihren Besitz bringen, dann wird das alles vorbei sein. Dann wird es keinen Krieg geben. Denn dann ist der Blutpakt, das Gleichgewicht der Magie wieder hergestellt.“

Stoffel
03.03.2006, 18:19
Langsam aber sicher sah der Bandit seine Umwelt wieder klarer vor sich, die durch die Gegend hüpfenden Hasen und heiratenden Vögel welche erschienen waren nachdem Hirni ihm dieses Schmerzlindernde Kraut gegeben hatte, verringerten sich schnell und allmählich konnte er sich auch bewegen ohne dass bei jedem Schritt die Nähte sich wieder bemerkbar machten und sich schmerzhaft gegen das Fleisch spannten. Nur aus dem Nebel formten sich nach wie vor einige surreale Wesen, die wohl noch Folgen der Medikamente der Schwarzkutte waren.
So zweifelte er zuerst auch an der Realität der aus dem Nebel tretenden Bewaffneten, die nichts Gutes im Schilde zu führen schienen, obgleich sie dieselben Wappen mit sich herumtrugen wie auch die Wachen der Seestadt. Oder der Stadt Seestadt, genau kannte Stoffel sich mit der etwas eigenen Nomenklatur dieses Landes immer noch nicht aus.
Ohne die hitzigen Worte die zwischen Sumpfwachen und ‚Prophezeiten’ weiter zu beachten, nachdem er das ‚Waffen fallen lassen’ gehört hatte, da seine Fähigkeit mehrere Sachen zugleich zu tun aufgrund der merkwürdigen Medikamente zur Zeit ohnehin hinüber war, griff der Bandit zu seinem Köcher. Wenn die ihre Waffen haben wollten konnten sie das ruhig, jeden Pfeil einzeln würde er ihnen geben. Da ihn die anderen wohl ohnehin noch für zu verletzt hielten, als dass er irgendetwas gegen die Typen aus dem Busch tun konnte bemerkte niemand, wie Stoffel den Bogen auch noch zur Hand nahm. Seine Finger waren kalt, als er den Pfeil auf die Sehne legte und den anvisierte, den er für den Anführer der Gruppe hielt. Langsam zog er das Geschoss zurück, doch immer noch schien niemand bemerkt zu haben, dass er die Waffe gezogen hatte. Da Stoffel dieses aber auch nicht weiter interessiert hatte, ließ er den Pfeil dann von der Sehne schnellen, als sein Blick plötzlich verschwamm.
Dies hielt einige Zeit an, während Schreie und überraschte Rufe an sein Ohr drangen.

Der Nebel, der sich um seine Augen gelegt hatte, verschwand jedoch dann ebenso schnell wie er auch gekommen war und zu seinem Erstaunen stellte Stoffel fest, dass er nicht wirklich den Bogen gezogen hatte, den er nach wie vor noch geschultert hatte, und stattdessen die nächste Erscheinung vor ihm aufgetaucht war. Verflucht sollte der Schwarzmagier mit seinen Halluzinationen-erzeugenden Medikamenten sein, denn die nun an irgendwelchen Pflanzen in der Gegend rumhängenden Wachen waren noch weit unrealistischer als dass er wirklich den Bogen in der Hand gehalten hätte.
Doch seine Verblüffung wuchs noch, als er das Gespräch zwischen Landorn und den diesen als ihren Herren anredenden Soldaten verfolgte, denn wie er an den Reaktionen der anderen Gefährten erkennen konnte bildete er sich dies keineswegs ein. Mühsam zwang er sich wieder zu einem klaren Kopf. Warum hatte Landorn, der seiner Aussage nach nur ein Einheimischer war, der aus irgendwelchen Gründen die dem Banditen unbekannt waren für die drei Herrscher arbeitete, Macht über diese Soldaten, und seit wann beherrschte er Magie, wie diese Pflanzen welche waren? Ersteres konnte eigentlich höchstens damit zu tun haben, dass die Herrscher dem Hünen Vollmachten dafür erteilt haben, doch betreffs des zweiten wurde Stoffel nicht schlau aus den Fakten. Wenn der Runengezeichnete Magie beherrschte – warum schreckte er dann vor der kleinsten unangenehmen Sache zurück?

Seine Frage sollte bald beantwortet werden. Nachdem die Wachen, oder auch Gefolgsleute Landorns außer Reichweite waren und die beiden anderen Lees das weitergehen verweigerten, bis sie Antwort auf eben diese Fragen bekommen würden, die ihnen offenbar noch etwas wichtiger war als dem Banditen für den der wichtigste Aspekt immer noch der Sold war, welcher nach wie vor sicher an seinem Gürtel verstaut war. Mit viel Mühe hatte er die Nachwirkungen des Krautes inzwischen gänzlich aus dem Kopf schlagen können, sodass er nachdem er sich bei Kire nach dessen Krautquelle erkundigt hatte, schließlich hatte Stoffel früher selbst einmal mit dem Zeug gehandelt, konzentriert der zögerlichen Offenbarung Landorn´s folgte.
Er konnte nicht wirklich glauben, was der Kerl von sich gab, dass meiste klang viel zu utopisch um wahr zu sein. Nicht genug damit, dass er natürlich als einziger die Ausrottung einer ganzen Feste überlebt hatte. Laut seiner Aussage vereinte der Hüne auch noch nahezu alle positiven Eigenschaften in sich die Stoffel bekannt waren, was angesichts seines Verhaltens schon mehr als unglaubwürdig war. Doch er musste zugeben, dass Landorn es nicht unklug anging, und sich seinen offensichtlichsten Gegner, nämlich Kire, rausgesucht hatte um ihn zuerst von seinen guten Absichten zu überzeugen, wahrscheinlich in der Annahme, dass die anderen dann auch folgen würden. So ließ er eine einige Minuten dauernde, überzeugend klingende Rede auf den Söldner nieder hageln, wenngleich er momentan wieder die ängstliche, hohe Stimme angenommen hatte, die so gut zu seinem Äußeren passte wie Hirni Hosen.

Dabei waren es in Stoffels Augen nicht der Mangel an guten Argumenten, der ihn unglaubhaft werden ließ, und mit denen er alle anderen wohl zumindest schon zum Nachdenken angeregt hatte, sondern die Vielzahl derselbigen. Alles passte viel zu gut zusammen. Noch wenige Zeit vorher war Landorn Stoffel glaubhafter vorgekommen, als sie weder von seinen magischen Kenntnissen noch seiner „Blutvereinung“ gewusst hatten. Andererseits musste man schon viel Fantasie aufbringen, um sich so eine Geschichte zu erfinden, und da es so aussah, als ob der Rest der Gruppe über kurz oder lang darauf eingehen würde, blieb Stoffel wohl nichts übrig als vorerst darauf zu hoffen, dass der Mann dessen Sold er loyal gegenüberstand, kein Betrüger war. Und näher betrachtet - wer würde sonst schon bei einem Lügenmärchen, dass seine Begleiter überzeugen sollte weiterzuziehen schon zugeben, dass er von Dämonen und anderem unschönen Getier verfolgt wurde?
„Das ist ja alles schön und gut, aber ein paar Fragen habe ich noch. Wenn du diesen Menschen hier Befehle erteilen kannst, warum gehen wir dann nur zu fünft in Richtung der Schwerter? So wie ich eben verstanden habe, sind dabei ja noch einige dieser ‚Spione’ und anderes in der Richtung auf dem Weg, dabei wären noch ein paar Wachen wie die eben nicht all zu verkehrt. Und unbemerkt bleiben wir auch so nicht, wenn die Magie dieses Schwarzmagiers so mächtig ist, wie du sagst“, warf Stoffel ein, bevor Kire etwas auf die ihm geltende Rede erwidert hatte.
„Doch, das bleiben wir zumindest im besten Falle. Wir haben den Vorteil auf unserer Seite, dass ich totgeglaubt bin und von eurer Ankunft niemand weiß. Und in einem Land, das im Begriff ist vom Krieg zerstört zu werden fallen Leute wie ihr nicht wirklich auf, überall machen sich in diesen Zeiten Marodeure und Plünderer auf um aus dem Krieg etwas herauszuschlagen. Auch wenn es mir Leid tut euch mit solchen Leuten vergleichen zu müssen, doch euer Äußeres lässt nicht gerade auf das der Kämpfer des Blutpaktes schließen, im Moment ein Glück für uns. Wenn wir zusätzliche Leute mitnehmen würden, würden wir uns eines unserer wenigen Vorteile, des Überraschungseffektes, berauben. Niemand rechnet damit, dass der Wächter des Blutes zusammen mit den Prophezeiten wirklich noch kommen und die Schwerter wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zuführen könnte", erwiderte Landorn und zögerte kurz, wohl in Angst vor Ungläubigkeit bezeugenden Kommentaren der Gruppe.

Hirni
03.03.2006, 19:42
Interessiert hatte der Schwarzmagier den Worten Landorns gelauscht. Es war eine faszinierende und teilweise mysteriöse Geschichte. Eine Person, die sowohl die Guten, als auch die schlechten Eigenschaften eines jeden Volkes in sich trägt, und dadurch zum einen Groß und Imposant erscheinen kann, gleichzeitig aber auch nichtig und klein. Dazu beinhaltete dieser Landorn aber auch magische Fähigkeiten, die er aber, aufgrund des gestörten Gleichgewichts der Magie, nur dann einsetzen konnte, wenn das Gleichgewicht der Magie in Ordnung war. Deshalb also hatte er Kire und Way als Nachhut eingeteilt, so dass Ways Eigenschaften Kires überzogene Aggressionen in Zaun halten konnte. Es schien geklappt zu haben, denn Landorn konnte miteinemmal eine Magie anwenden, die Hirni noch nicht kannte. Bisher kannte er nur die des Feuers, Wassers und der schwarzen Magie, die auch er wirken konnte. Doch die, die Landorn angewandt hatte, schien keines dieser drei magischen Richtungen zu sein.

Dass Kire nun ständig so überzogen reagierte, lag also nicht selber an ihm, sondern an der Tatsache, dass seine Eigenschaften jene waren, die aus den Fugen geraten waren. Dies war zwar ein Grund für seine ständigen Ausraster, aber keine Entschuldigung, wie Hirni empfand. Er kannte den Söldner zwar erst seit kurzem, doch diese ständigen Wutausbrüche und Unkontrolliertheit hatten es dazu gebracht, dass der Schwarzmagier den Söldner immer weniger ausstehen konnte. Wahrscheinlich beruhte dies aber auch auf Gegenseitigkeit, auch wenn Kire der erste war, der mit dem ehemaligen Adepten geredet hatte. Vielleicht war Kire in Wirklichkeit nicht ständig jemand, der bei jedem Furz ausflippte, doch momentan konnte sich Hirni nur auf die letzten Tage beziehen, und in denen wurde ihm Kire immer unsympathischer. Doch wenn er es sich recht überlegte, empfand er hier eh für keinen in der Gruppe irgendwelche Sympathien, egal ob Waylander, Stoffel, Landorn oder ebend Kire. Große Antipathien verspürte er aber ebenfalls nicht, lediglich Kire war es, der ihm negativ auffiel.
Dass er Stoffel gerettet hatte, lag weniger daran, dass er ihn mochte, sondern mehr an der Tatsache, dass er gebraucht wurde, um dieses Land zu retten. Auch wenn ihm das Land eigentlich scheissegal war, so wollte er dennoch dieses Abenteuer hier erfolgreich bestehen, und das ganze mit einem positiven Abschluss beenden. Denn dann könnte er wenigstens beruhigt ins Kastell zurückkehren, anstatt flüchtend das Land zu verlassen, oder gar tot auf dem Schlachtfeld endend, sollte es hier am Ende wirklich zum alles entscheidenden und vernichtenden Krieg kommen. Die Heilung Stoffels war in dem Sinne also eher Mittel zum Zweck. Hirni beendete seine Gedanken darüber, und sprach dann den magischen Aspekt bei der Sache mit Landorn an:

"Das heisst also im Klartext, solange wir Vier hier nicht uns gegenseitig entpoliniseren, oder wie man es auch immer nennen will, also unsere Eigenschaften gegenseitig ausspielen, sprich, sie die Waage halten, kannst du keine Magie wirken? Ist also auch nur einer von uns nicht so, wie er eigentlich sein soll, kannst du nichts machen, und bleibst der Schwächling, den wir hier ständig vor unseren Augen haben? Solange wir Vier zusammen in deiner Nähe sind, ist das also kein Problem, wie man vorhin gesehen hat?Waylander muss dann lediglich neben Kire stehen, und schon kannst du einen auf großen Macker machen? Was ist aber, wenn wir aufeinmal getrennt werden, oder einer von uns ins Gras beisst? Dann wars das also? Du wirst immer der bleiben, der du bisher warst, das Land geht im Krieg unter, und wir restlichen drei können uns dann, wenn wir nicht gerade aufem Schlachtfeld abkacken, gemütlich mit nem Grinsen aufem Gesicht verabschieden, mit der Gewissheit: "Cool, wir haben gerade ein Land ins Verderben geschickt, welches uns am Arsch vorbeigeht" ?"
Wasn das fürn Blödsinn? Ich meine, supertolle Magie hin oder her, was bringt sie dir, wenn du sie in so einer Lage nicht gescheit ausnutzen kannst? Müssen wir uns dann hier gegenseitig anketten, damit das ganze im Gleichgewicht bleibt, und du zum großen, mächtigen Zauberer wirst, der gegen meinen "Kameraden", wenn ich ihn überhaupt so nennen will, antreten kann? Und um diesen Umstand zu verhindern sollen wir also die Vier Schwerter holen, damit du nicht an uns gefesselt bist, und wir dir nicht ständig am Sack kleben müssen, versteh ich das richtig?
Ich weiss ja nicht, wer sich das ausgedacht hat, aber er musste schon ziemlich einen im Tee haben, ganz ehrlich. Diese Art des Magiewirken stinkt doch bis zum Himmel nach Moleratscheisse. Da bleibe ich lieber bei den Runen. Die Magie ist zwar nicht ansatzweise so mächtig, dafür aber verlässlich und effektiv." schloss der Magus seine "Rede" ab, und schaute Landorn prüfend an. Das ganze war zwar von dem Grundgedanken her genial, und auch interessant, da ihm die Geschichte des ganzen immer stärker faszinierte, aber in der jetzigen Situation erinnerte das ganze viel eher an ein ausgekotztes Frühstück, welches schon 3 Wochen lang hinter einem Schrank lag, und vor sich hingammelte...

Waylander
04.03.2006, 08:36
Der blonde Wächter, wie er sich nun nannte, hatte auf Hirnis Frage nur mit einem knappen „Ja, wenn es auch mehr um das Wohl des Landes geht, als um mich“, geantwortet. Waylander, der sich soeben aufsetzte, hatte genug gehört. „Weißt du, der ganze Kram klingt vollkommen überzogen und verwirrt mich. Aber zum ersten Mal seit Tagen habe ich das Gefühl, dass du uns die Wahrheit gesagt hast. Letzten Endes interessieren mich die Beweggründe dieses Landes und seine Magie nicht. Doch wir drei sind Lees, wir sind Söldner. Du hast uns bezahlt für die Aufgabe und bei Adanos, dann werden wir sie zu einem Ende bringen. Wir sind hierher gekommen, um in einen Krieg zu ziehen, dessen Ursprung wir nicht kannten, doch wir kamen, denn das ist unsere Aufgabe unser Beruf, wir kämpfen für Gold. Doch nun reisen wir durch dieses Land und offenbar, so habe ich es verstanden, bist du an uns gebunden und wir aneinander. Persönlich missfällt mir das, denn ich kenne keines der Mitglieder dieser illusteren Gemeinschaft besonders gut, und wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich mir andere Männer mitgenommen, Männern, denen ich mein Leben anvertrauen würde. Um ehrlich zu sein, habe ich nämlich ein Problem damit, mein Leben in die Hände eines Schwarzmagiers zu legen, dem offenbar alles egal ist oder aber in die eines gewinnsüchtigen Banditen. Ebenso missfällt mir der Gedanke, dass ich nun der geistige Gegenspieler dieser Wildsau sein soll und du machst uns auch noch zu Schwertbrüdern. Ich würde gerne an den Mist glauben, den du da erzählt hast, denn er erscheint mir in einer vollkommenen, bizarren Art logisch. Doch ich kann nicht daran glauben, denn es widerstrebt meinem Naturell, dass mein Dasein auf einmal auf eine einzelne Eigenschaft reduziert werden sollte.

Es mag zwar so aussehen, dass ich ein ruhiger Zeitgenosse bin, doch auch mir brennen ab und an mal die Sicherungen durch, manchmal lebe ich auch in den Tag hinein und manchmal mache auch ich mir selbst zu viele Gedanken über Sold, Nahrung oder eine vernünftige Hütte“, Waylander dachte an die Baracke auf dem Hof zurück, die sich hoffentlich bald in eine wohnliches Stück Holz verwandelt haben sollte.

Landorn schüttelte den Kopf und begann in einem Ton zu erklären, der auch an ein Kind gerichtet sein hätte können: „Die Eigenschaften, die ich nannte, sind die Eigenschaften, die euren Charakter am ehesten prägen. Sie schließen die anderen nicht aus, doch hier in Nandorean ist es nun einmal so, dass es die Magie des Landes gibt, die eure bestechensten Eigenschaften betont. Im Moment betont sie das Feuer und all jene, die das Temperament der Wüstenmenschen in sich tragen, kämpfen den gleichen Kampf, wie euer Kamerad.“

Waylander blickte Kire an. Er konnte es sich nicht vorstellen, wie es sein mochte, wenn etwas in einem tobte und mit dem Versprechen, sich besser zu fühlen, auszubrechen drohte. Der blonde Söldner hatte nichts mehr hinzuzufügen und so setzten sie ihre Reise fort. Waylander blieb bei Kire, denn offenbar vermochte nur er es, den Söldner bei seinem inneren Kampf zu unterstützen.

Sie durchstreiften weiter das Sumpfgebiet, doch es war bei weitem nicht mehr so dicht und nebelig, wie noch bei ihrem Aufbruch. „Dort hinten beginnt die Stadt Flussfurth“; sagte Landorn, doch keiner der Männer konnte etwas erkennen. „Die Stadt wird vom Feind gehalten. Hat jemand eine Idee“, wandte sich ihr blonder Führer an die Gruppe. „Ja, ich“, sagte Waylander, „der Soldaten, den wir in den Sümpfen trafen, sagte etwas von wegen Verrätern und Überläufern. Das scheint wohl so zu sein, dass wir nicht die ersten wären. Also lassen wir sie in dem Glauben. Wir geben uns als Söldner aus, die sich in den Dienst der Feuermenschen stellen wollen. Sollte der Feind jedoch schon nach uns suchen, dann wird das ne kurze Reise, nehme ich an.“

„Wir gehen in Gruppen“, platze es aus Stoffel hervor. „Du gehst mit Kire und wir folgen euch dann zu dritt. Wenn der Feind bereits nach uns sucht, dann suchen sie nach einer Gruppe von fünfen.“

„Das ist gut so“, sagte Landorn, „doch denkt dran, dass wir ein wenig in der Stadt bleiben müssen, sonst fallen wir auf, wenn wir direkt weiter ziehen. Sprecht mit den anderen Söldnern, lasst euch in ihre Bücher eintragen, macht was Söldner so machen. Vielleicht haben wir Glück und einer sagt euch, dass die Hauptarmee bei Goldstein lagert. Das würde uns einen Grund geben, die Stadt wieder zu verlassen. Doch seht euch auch nach Dienerkreaturen des Dunklen Magiers um. Vor allem seine Spione, die geflügelten Gargoyles, dürfen mein Gesicht nicht sehen, denn auch sie sehen die Zeichen und der Dunkle würde von der Gefahr wissen, die seine Pläne zu durchkreuzen vermag.“

kire
04.03.2006, 11:51
Die Worte Landorns machten den Söldner nachdenklich, als die Gruppe schon dabei war ihren Weg nach Flussfurth fortzusetzen, die erste Stadt die vom Feind besetzt war. Die Widersacher ihrer ersten Begegnung waren, wie es sich herausgestellt hatte, Männer des Volkes der Nebelsümpfe gewesen, die sie für Überläufer gehalten hatte.
Das, was der Hüne an ihn gerichtet hatte, machte ihm zu schaffen. Es wirkte fast so, als hätte dieser schon vom ersten Moment an gewusst, was in dem Söldner vorging. Als hätte er jeden Ausbruch vorhersehen können, obgleich das, der Unberechenbarkeit des Schwertmeisters wegen, relativ schwer fallen mochte. Landorn wusste, welches Schicksal ihn ereilt hatte, seit er mit dem Schiff von Khorinis, auf dem noch viele weitere Kämpfer Nandorean zur Hilfe geeilt waren, an der fernen Insel geankert hatte.
Laut den Worten des Blonden, hatte Kire also davon zu viel, von dem er selbst zu wenig besaß: Mut. Und das konnte der Söldner in keiner Weise anzweifeln, schließlich war es offenkundig, dass in ihnen zwei Extreme aufeinander prallten. Und wenn Kire in der Lage dazu wäre, würde er zumindest in mancher Situation ihrem Führer gut und gerne einen Teil seines Übermutes abtreten. Doch so einfach schien das nicht sein, wie Landorn schon erklärt hatte. Ihre Eigenschaften hingen von der Magie des Landes ab, allein das war der Grund für Kires ständige Aussetzer. Seine Worte klangen irreführend, dennoch aber, wenn der Söldner länger darüber nachdachte, völlig logisch. Es schien alles zu erklären, was sich auf ihrem Weg bisher zugetragen hatte. Die Ausbrüche seinerseits, die übertriebene Vorsicht und die unsichere Stimme des Hünen auf der anderen Seite, die absolut nicht zu dem passte, was das Äußere weismachen wollte. Im Moment glaubte er jedoch schon eine kleine Veränderung zu spüren, denn die Stimme des Fremden wirkte immer sicherer und das, was er an die Gruppe, vor allem aber an ihn richtete, eindringlicher.

Kire blickte zu Way, seinem Gegenpol für diese Reise. Scheinbar bedeutete es für sie, dass sie aneinandergekettet waren. Sein Begleiter könnte wohl oder übel auch alleine auskommen, stellte Kire fest, denn wenn er richtig verstanden hatte, hielt sich dessen bestechendste Eigenschaft, die Waage mit seinen Restlichen. Ganz im Gegensatz zu Kire, der durch sein übermäßiges Temperament, zumindest während ihres Aufenthaltes in der Stadt an den Ranggleichen gebunden war. Er hasste es von anderen Menschen abhängig zu sein, doch für ihr Ziel, die Befreiung dieses verdammten Landes, war es wohl unerlässlich, dass der Söldner nicht weiter auffiel. Es könnte ihre gesamte Mission gefährden.
Andererseits war es schon lustig zu sehen, wie Waylander beständig auf dem Kampfgeist und seinen Fähigkeiten, die ihn zu einem Söldner machen sollten, beharrte. Es schien ihn wohl zu beleidigen, dass er der Ruhigste unter ihnen sein musste, das Gegenstück zum anderen Söldner. Doch offensichtlich war es schon, denn bisher hatte sich Waylander immer relativ zurückgehalten und erst als er sein Misstrauen gegenüber dem blonden Hünen geäußert hatte, schien ein anderer Wind zu wehen. In dem Moment, in dem sich Kire und er in ihren Eigenschaften ausglichen. Vermutlich war es also wirklich sinnvoll, der Idee des Banditen zu folgen und sich in zwei Gruppen zu teilen, denn so bildeten die beiden Söldner ihr Mittel und konnten ihre Stärken besser nutzen.

Sie waren noch einige Meter von Flussfurth entfernt, als sich schon die Reihen der Bäume um sie herum lichteten, der Nebel endlich und dabei einer Erlösung gleichkommend zurückging und man sie bald von den Stadttoren ausmachen konnte. Nun war es an der Zeit sich zu trennen. Die beiden Söldner, denen man eindeutig ansah, dass sie als solche in Seestadt angekommen waren, nahmen also zuerst den Weg in Richtung Feind auf sich.

Vom weiten schon erkannte man die großen und kleinen Hütten die allesamt um den rauschenden Fluss erbaut wurden. Je weiter sich die Stadt von den Flussufern entfernte, desto kleiner und mittelloser wurden auch die Häuser, die dort erbaut wurden. Sah man in der Nähe des Flusses noch prunkvolle Bauten, scheinbar die der gehobenen Bürgerschicht oder aber die, die Verwaltungszwecken dienten, hatten die außerhalb stehenden eher die Anmut von Fischerhütten. Die kleinen Hütten waren es wohl, die den fehlenden Wall um die am Wasser gebaute Stadt zu ersetzen und somit die prachtvollen Häuser vor ärgsten Schäden so gut es ging zu schützen. Vermutlich waren mit den Jahren mehr und mehr Menschen hinzugezogen, die jedoch im Inneren der Stadt keinen Platz mehr fanden, sodass sie sich gezwungenermaßen am Rande der Siedlung niederlassen mussten. Anders konnte sich Kire den hierarchischen Aufbau der Stadt nicht erklären. Im Inneren der Stadt ragten die Häuser weit über den Rest hinaus, sodass diese vom Weiten schon Anzeichen auf die Lage des Ortes gaben. Der Fluss hingegen wirkte fast wie die Grenze zweier Reiche. Hinter ihnen lagen nun die Sümpfe, während das Land vor ihnen, das sich weit hinter dem Fluss, weit hinter Flussfurth erstreckte Aufschluss über das Gebiet der Feuermenschen gab. Am Horizont sah man ganz deutlich die Zeichen einer Wüste. Sicher war es wohl essentiell, für ihre weitere Reise genügend Wasser und Proviant mitzunehmen.

Das Stadttor am Rande des Ortes war wohl das Einzige, wirklich sichernde Gemäuer, das vor Eindringlingen schützte. Ansonsten tat das nur die Vielzahl an Hütten, die - fast wie es in der Söldnersiedlung auf dem Hof Onars der Fall war - durch ihren labyrinthartigen Aufbau verhinderten, dass man ohne Weiteres in das Innere der Stadt einmarschieren konnte. Dies gelang aber vermutlich nur denjenigen, die sich in dort schon länger gut zurecht fanden.

Nicht überraschend hielt der Ritter am Tor die beiden Söldner auf. Seine Rüstung zierte ein rotes Emblem, das wohl irgendwelche Flammen darstellte, ein anderes als das, was die Wachen in Seestadt trugen. Dass er sie von oben bis unten musterte war offensichtlich, die beiden Lees ließen sich jedoch nichts ihrer Anspannung, die womöglich in ihnen wohnte, anmerken.
„Ihr kommt von Seestadt“, stellte er fest und schaute den beiden Söldnern in ihre ausdruckslosen Gesichter. „Sieht so aus“, erwiderte Kire wahrscheinlich einen Deut zu frech, weshalb Waylander sofort das Wort übernahm. „Wir sind Söldner und wurden in Seestadt angeheuert. Aber wir wollen nicht in unser eigenes Verderben rennen, indem wir uns an die Seite der Sumpfbewohner stellen. Wir wollen auf eurer Seite kämpfen“, gestand er ganz offen und verzog dabei nicht einmal eine Miene. „Soso Söldner also und dann auch noch Überläufer. Von Loyalität haltet ihr wohl nicht viel“, murmelte die Wache und betrachtete die beiden noch einmal eingehend. „Kräftig seid ihr ja... macht, dass ihr reinkommt. Und vergesst nicht euren Sold abzuholen und euch bei den Quartiermeistern einzutragen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die Männer aus Feuerstadt zum Angriff übergehen. Folgt einfach der breiten Gasse, sie führt euch ins Innere von Flussfurth. Hinter den beiden Brücken, auf der anderen Seite des Flusses, werdet ihr finden, was ihr sucht. Einen guten Aufenthalt noch.“
Mit diesen Worten wies er den beiden den Weg in das Innere der Stadt. Waylander nickte dankbar, während Kire jedoch ohne Weiteres einfach an der Wache vorbeistapfte. Er musste sich zugleich ermahnen sich zusammenzureißen. Sie waren hier im Gebiet des Feindes und jede falsche Handlung könnte ihr Ende bedeuten. Was sollten zwei Söldner schon gegen ein ganzes Volk ausrichten können?

Stoffel
04.03.2006, 12:41
Wie erwartet waren die anderen der Gruppe auf die Ausführungen Landorns angesprungen, so phantastisch diese auch klingen mochten. Entgegen der wohl allgemeinen Annahme sagte sogar Kire nichts dagegen, oder überhaupt etwas, sondern schien stattdessen wirklich über die Worte des ‚Wächters’ nachzudenken.
So legten sie den weiteren Weg durch das Sumpfgebiet zumeist schweigend zurück, nur Hirni fragte ihren Führer gelegentlich über die ein oder andere Pflanze aus, von denen der Bandit bestimmt keine weitere zur Wundheilung nutzen würde, auch wenn sich die Naht mittlerweile so gut wie gar nicht mehr bemerkbar machte. Die Nebenwirkungen waren die Sache nicht wirklich wert solange man in Feindesland war, da brachte ein einfacher Sumpfkrautstängel schon spaßigere Halluzinationen.
Allmählich klärte sich der Nebel auf, der Boden wurde wieder fester und untrügerischer und ein gutes Stück vor ihnen ragten tatsächlich die ersten Gebäude Flussfurth´s empor, von denen Landorn bereits vor einigen Minuten gesprochen hatte, jedoch niemand etwas von dem hatte sehen können, was der Hüne meinte. Aus der Entfernung wirkte die Stadt kleiner als Seestadt, und winzig wirkende Silhouetten von Wächtern, wahrscheinlich Söldnern oder Soldaten der Feuermenschen die die Stadt besetzt hielten zeichneten sich davor ab.
„Zeit sich aufzutrennen, sie werden wahrscheinlich Späher aufgestellt haben und wir können nur hoffen, dass sie uns noch nicht gesehen haben“, flüsterte Landorn, als ob er Angst hätte, dass die Feinde ihn über Hunderte von Metern hinweg hören konnten.
“Gut, wir werden uns der Stadt dann zuerst nähern, damit wir aus einer anderen Richtung kommen. Wir werden es vermutlich auch wesentlich einfacher haben, uns als Marodeure auszugeben“, meinte Waylander und streifte mit seinen Blicken die Robe des Schwarzmagiers. Nach einer kurzen Verabschiedung begannen die beiden Söldner ihren Weg in südlicher Richtung, während die drei verbliebenen, welche in der tat wesentlich zusammengewürfelter wirkten, sich der Stadt etwas später von Norden her näherten, da es vermutlich unklug wäre wenn die zwei ‚Überläufer’-Gruppen direkt nacheinander durch dasselbe Tor marschierten. Außerdem konnte man irgendwo bestimmt auch durch Nebengassen in die Stadt gelangen. Wahrscheinlich wurden diese zwar sämtlich von gedungenen Kämpfern oder Soldaten der Feuerwüste bewacht, aber mit denen ließe sich umgehen. Nachdenklich musterte Stoffel die beiden anderen, während er sich Gedanken darüber machte, wie sie ihre Geschichte des Überlaufens glaubhaft vertreten konnten. Einem einzelnen Banditen wie ihm würde man wahrscheinlich ohne weiteres abnehmen, dass er für das richtige Kleingeld die Seiten wechselte, doch zusammen mit einem verschreckten Hünen und einem Kuttenträger?
„Wir sollten uns vielleicht vorher einigen, was wir denen erzählen wenn sie uns fragen sollten warum wir in dieser Konstellation überlaufen, beziehungsweise zusammengefunden haben. Außerdem, Landorn, nimm es nicht übel, aber es wäre besser, wenn du nicht all zu viel sprichst und ein etwas grimmigeres Gesicht machst wenn wir in der Stadt sind, dann nimmt man dir den Söldner eher ab“, begann Stoffel und wartete kurz, was dem Schwarzmagier einfallen würde.
„Hm, naja, ich komme denke ich einfach irgendwo aus dem Gebirge und bin mit dem dunklen Magier entfernt verwandt, dass sollte ihnen wohl als Grund reichen verehrungsvoll auf dem Boden zu knien und uns machen zu lassen was wir wollen, wenn der dunkle Knilch in seiner Zitadelle so mächtig ist. Und weil er immer ein netter Onkel war und ich auch von ihm lernen will, will ich mich halt seien Leuten anschließen und treffe dabei euch“, meinte Hirni, als sie nun auch schon bei den ersten windschiefen Unterkünften ankamen, die wohl aus Platznot in der eigentlichen Stadt hier kurzfristig für die Söldner und Soldaten errichtet worden waren, welche die diese hielten. Doch sonderlich viele waren außerhalb des Kreisförmig um den Fluss angelegten Stadtgebietes, dessen Hütten nach außen hin immer kleiner und armseliger wurden, waren nicht zu sehen. Der Hauptteil des gegnerischen Heeres lagerte soweit Stoffel aufgeschnappt hatte ja auch wesentlich weiter nördlich.
Ohne Probleme gelangte das Trio zur ‚natürlichen’ Stadtgrenze, die die äußeren Häuser- und Hüttenwände darstellte, eine Stadtmauer gab es nicht. Anscheinend fungierten die Hütten aber als solche, da Stoffel auf ein prüfendes Klopfen auf eine der Holzwände feststellte, dass diese trotz ihres unscheinbaren äußeren überraschend stabil waren. Bis sie eine Art Eingang gefunden hatten verging so recht viel Zeit, doch schließlich machte Landorn sie auf eine schmale Seitengasse aufmerksam neben der allerlei unnützes Zeug und Holzbalken gestapelt waren. Offenbar hielt man die Option offen, die Gassen zwischen den Gebäuden im Falle eines feindlichen Angriffes schnellstmöglichst verbarrikadieren zu können.
„He, ihr, was wolltn ihr hier?“, wurden sie von einem bärtigen, korpulenten Söldner angesprochen, der sich ihnen flankiert von drei ähnlichen Gestalten in den Weg stellte, die allesamt nicht wirklich wirkten, als hätten sie in ihrem Leben etwas anderes gemacht als große Sprüche zu klopfen und ab und an das Schwert zu schwingen. Man hätte glatt meinen können auf Onars Hof zu sein, Stoffel fühlte sich sogleich besser als noch in den stinkenden Sümpfen. Wie man mit stinkenden Söldnern umzugehen hatte wusste er wenigstens. Außerdem war die erste Hürde bereits geschafft, denn hätten die Besatzer das Trio als potenzielle Feinde eingestuft wären sie bereits weit vor der Stadt abgefangen worden.
„Wonach sehen wir denn aus, wir wollen uns hier natürlich als Söldner dingen lassen. Wie man hört zahlt ihr wesentlich besser aus, als die Kriegspazifistischen Spinner dort drüben“, erwiderte der Bandit auf die Frage des Kriegers und machte dabei eine vage Geste in die Richtung in der seiner Meinung nach ihr Aufbruchsort Seestadt lag.
„Natürlich gibt’s das, sonst wären wir hier ja nich, ne Jungs?“, richtete der Söldner an die gedungenen Kämpfer, die immer noch schweigend neben ihm standen, ohne eine Antwort abzuwarten, bevor er fortfuhr. „Aber was machtn der Rockträger bei euch, ihr andren zwei seht ja aus, als ob ihr euch ganz vernünftig schlagn könntet. Ich mag keine Magier, und die andren hier auch nich sollteter wissn“, stellte der Söldner fest und spuckte dabei verächtlich auf den Boden.
„Der Magier“, begann Hirni, „ist zufällig entfernt verwandt mit ziemlich dunklen derselben Sorte, den du wahrscheinlich kennen solltest. Und wenn du einen Verwandten eben dieses dunklen Magiers nicht durchlassen solltest, könnte sich das ziemlich negativ für deinen Sold und Gesundheit auswirken.“
„Hä, willst mir drohen?“, begehrte der Angesprochene auf, war sich seiner Sache aber anscheinend schon nicht mehr so sicher.
„Nein, ich berate dich nur. Aber denk doch mal realistisch, wie viele dunkle Magier laufen in diesem Land sonst schon rum? Und was hast du zu verlieren wenn du mich durchlässt? Nichts. Im Gegensatz zu dem Fall, dass du mich nicht durchlässt und mein lieber Großonkel davon erfährt. Wenn er dann seine Lieblingsdiener aus der Zitadelle steckt möchte ich wirklich nicht in deiner Haut stecken“, meinte Hirni, womit der Widerstand des verunsicherten Söldners der sich vergebens nach geistigem Beistand seiner Kumpanen umsah vollends gebrochen schien.
„Ähm, nun gut, wir könn jede Klinge gebrauchn. Aber ein letztes noch, was hast dun da in dem Bündel?“, fragte er Landorn und deutete auf das lange, zugeschnürte Ding auf dessen Rücken, verzweifelt versuchend so auszusehen als ob er dennoch das letzte Wort behalten würde. Doch würde Landorn auch ruhig bleiben und die Feinde nicht durch die hohe Stimme und einen plötzlichen Angstausbruch argwöhnisch machen?
„Das ge..“, begann der Hüne wider Stoffels Erwarten in festem, schon zornigen Ton, der nicht gerade wesentlich besser war wenn sie einfach nur an den Typen vorbeiwollten, bevor er sich glücklicherweise anders besann. „Das ist meine Axt, ich bin eigentlich Holzfäller und auch ein bescheidener Zimmermann“, beendete er den Satz durch eine geschickte Lüge, die aufgrund der Tatsache, dass die angebliche Axt gut zwei Meter maß dazu führte, dazu führte, dass die Kinnlade der Söldner noch weiter gen Boden sackte.
„Das ist ja wunderbar, jemanden der in der Lage ist so eine Axt auch nur benutzen zu können, können wir gut gebrauchen“, meldete sich zum ersten Mal einer der anderen Besatzer zu Wort. „Du kannst dich beim Quartiermeister für den Belagerungswaffenbau melden, an Leuten die dies beherrschen mangelt es uns nämlich. Einfach von hier aus durch die Gassen bis auf den Hauptweg, der eigentlich nicht zu verfehlen ist, und von dort aus über die Brücken, da könnt ihr dann auch euern Sold abholen. Es gibt täglich welchen, dafür nicht so viel auf einmal, dass soll sicherstellen das die Leute auch hier bleiben. Und jetzt macht, dass ihr reinkommt.“
Ohne weitere Worte drängten die drei sich an den Wachen vorbei, wobei Stoffel nur hoffen konnte, dass sie Landorns irritierte Miene nicht weiter beachteten, als dieser die Aufgabe mit den Belagerungswaffen zugeteilt bekommen hatte. Und wo sollte in der Stadt überhaupt genug Platz für so etwas sein? Dass einzige, was der Bandit momentan sah, waren enge Gassen, schmale Hütteneingänge und noch schmalere Durchgänge zwischen den Hütten die in dunkle Sackgassen verliefen. Hier zu dem Quartiermeister oder den beiden anderen Söldnern zu finden, die inzwischen bereits in der Stadt sein mussten, konnte wohl noch recht spaßig werden.

kire
04.03.2006, 17:19
Schon auf einer der beiden großen Brücken, die parallel zueinander über den in Mitten der Stadt verlaufenden Fluss führten, trafen sich die beiden, bislang einzeln durch das Tor gewanderten, Gruppen wieder. Im Zentrum der Stadt wurde der Fluss kanalartig umfasst, sodass die Gefahr bestand erst einige Meter in die Tiefe zu stürzen, bevor man schließlich von der reißenden Strömung des Flusses aufgefangen und mitgerissen wurde. Die Architektur dieser Stadt wirkte, je länger man sich in ihr aufhielt, sehr gut durchdacht. Angreifer und Einwanderer wurden durch das labyrinthartige Geflecht der Hütten am Rand aufgehalten. Diese Hütten wiederum schützten die großen zentralen Gebäude davor, dem Feind ohne jegliche Gegenwehr in die Hände zu fallen. Der Kanal diente als Schutz vor der Strömung des Flusses. Man überlegte es sich zweimal, ob man sich in die nahenden Fluten traute. Andererseits verhinderte der niedrige Pegel, dass die anliegenden Gebäude bei zu starkem Regenguss von der Überflutung erfasst wurden. Die Brücken waren die einzige Möglichkeit, um auf die andere Seite zu gelangen. Auf jeder dieser waren ebenfalls Wachen mit einem solchen, roten Emblem eingesetzt, die jeden zwielichtigen Kerl daran hinderten zu überqueren. Im Fall eines Angriffes konnte man so den Feind auf einer der Seiten festhalten und nötige Zeit auf der anderen Seite gut machen, denn schließlich gab es keinen anderen Weg als durch die tödlichen Fluten selbst.

Sie waren allesamt heil und ohne nennenswerte Probleme in das Innere der Stadt gelangt. Den Anweisungen der Wachen folgend, richteten sie sich nun auf die andere Seite, wo sie sich bei dem Quartiermeister melden sollten. Es gäbe auch Sold hatte man dem Banditen Stoffel erklärt, jedoch nur in geringen Maßen, dafür aber täglich. Zu dumm nur, dass die Gruppe sich ohnehin nicht länger als einen Tag in diesem Kaff aufhalten wollte, zumindest wenn es nach ihnen ging. Voraussehen, mit welchen Aufträgen sie ausgerüstet wurden, konnte niemand. Vielleicht waren sie aber auch gezwungen sich zu trennen; Vielleicht musste ein Teil in der Stadt Wache schieben, während der andere weiterziehen durfte; Vielleicht sollten sie jedoch auch als Spione zurück nach Seestadt ziehen, doch an solche unnötigen Probleme mochte wohl keiner von ihnen denken. Und Hirni tat es wohl ohnehin nicht.

Auf der anderen Seite des Flusses, nachdem sie es auch an den Augen der misstrauischen Wache vorbeigeschafft hatten, erreichten sie eine lange Händlerstraße. Von allen Seiten versuchten die Marktschreier um Kunden zu buhlen, versuchten ihnen ihre Güter aufzudrängen, ihre teilweise minderwertigen Waren anzupreisen, indem sie die der Konkurrenz schlecht machten. Es war ein wildes Getümmel, bei dem die einzelnen Verkäufer beinahe versuchten, die Gruppe mit Händen und Füßen an ihren Stand zu zerren. Definitiv hatte die kleine Stadt schon bessere Zeiten erlebt, da die doch recht kühle Jahreszeit eine ertragreiche Ernte verhinderte. Waren wurden über den Winter knapp und verloren an Frische. Erst jetzt begann wieder die Zeit, in der man sein Vieh wieder auf die Weiden schicken konnte, ohne dass man Angst haben musste, dass sie mit Eisklötzen an den Hufen wiederkehrten.

Einer der Händler erlangte jedoch aus irgendeinem Grund besondere Aufmerksamkeit von der Gruppe. Nicht dass seine Produkte besondere Qualität aufwiesen, nein, eher im Gegenteil. Die Vögel und die Eier, die er versuchte ihnen anzudrehen wirkten alles andere als ihr Gold wert.
„Ihr da! Ja genau ihr! Ihr seht aus als hättet ihr genug Gold, um euch die besten und gesündesten Vögel zu leisten, die Nandorean je gesehen hat. Schaut euch das seidige Gefieder an, das in exotischen Gelb- und Grüntönen erstrahlt. Die Farbe ist echt und die Tiere leben noch. Nicht wie bei anderen Händlern, bei denen die Tiere mit Goldstaub überzogen, als lebend verkauft werden. Seht her!“
Vollkommen enthusiastisch pries der Händler sein Getier an. Es wirkte so, als hätte er genau in ihnen seine rettende Chance gefunden, vermutlich hatte er erkannt, dass es sich bei ihnen um Fremde handelte. Der Kerl wedelte mit den Armen und zog schließlich den nichts ahnenden Schwarzmagier an seinen Stand heran. Die anderen folgten ebenfalls, teilweise belustigt, teilweise genervt und begutachteten die zusammengekauerten Vögel, die in den offenen Käfigen ruhten ohne auch nur zu erwägen diesen zu verlassen. In anderen Käfigen, die wiederum geschlossen waren, sah das schon ganz anders aus: Hier stürmten die Vögel von einer Ecke in die andere und zerrten wie verrückt mit den spitzen Schnäbeln am Gitter. Die Käfige wirkten hier vielmehr wie Einzelzellen und die dazugehörigen Vögel wie Psychopaten, die dort festgehalten werden mussten. Bei jedem von ihnen hatte das Gefieder eine Farbe, die ungefähr einer Mischung aus Grün und Gelb glich. Der Söldner erinnerte sich an eine widerlich riechende Speise, die er mal in Khorinis gegessen hatte, die hatte genau die selbe Farbe.

Stoffel runzelte die Stirn und zeigte auf einen der halb schlafenden Vögel. „Die sehen aber nicht sehr gesund aus, dafür verlangt man noch Geld? So ein Halsabschneider bin ich ja früher nicht mal gewesen“, grummelte er. Der Händler schüttelte resignierend den Kopf. „Immer das Gleiche“, murmelte er, woraufhin Hirni fragte, was denn los sei. Und von dem einen auf den anderen Moment schien der Händler ins ich zusammen zu brechen. Den Tränen nahe sollte er nun seine herzzerreißende Schicksalsgeschichte verlautbaren lassen.

„Es begann vor wenigen Wochen“, schluchzte er. „Ich habe eine Viehzucht im Norden, in der Nähe der Soldsteinburg. Es lief alles perfekt, meine Familie achtete darauf, dass das Vieh gesund blieb, während ich an den Wochenenden zur Farm zurückkehrte, um dort das Vieh mitzunehmen, was ich allwöchentlich ertragreich hier in Flussfurth verkaufen konnte. Plötzlich wurden jedoch alle meine Vögel so merkwürdig träge, so wie diese da“, der Händler deutete ganz leicht auf den Käfig in dem mehrere Vögel in scheinbarem Tiefschlaf schlummerten. „Das war das erste Anzeichen. Nach wenigen Tagen färbten sich schließlich ihre Federn so merkwürdig gelb, danach grün, bis sie braun wurden und schließlich ausfielen. Dass sie kurz darauf gestorben sind, muss ich wohl nicht sagen. Und diese Vögel da“, der arme Kerl zeigte wiederum auf die Vögel in dem anderen Käfig, die noch immer wild umherflogen. Kire trat genervt dagegen, um sie endlich zur Ruhe zu bringen, doch scheinbar half gar nichts. Noch einmal trat er heftig gegen das Gitter, doch die Vögel wurden nur noch aufgebrachter. „Hey lass das gefälligst“, fauchte der Händler nun wie ausgewechselt und versuchte die letzte Ehre seiner geliebten Vögel zu wahren.
„Jedenfalls stehen diese Vögel kurz vor der Mauser. Die werden bald sterben, sie wissen es selbst schon, daher verhalten sie sich so komisch. Die Krankheit oder was auch immer sie befallen hat, frisst als aller erstes ihr Gehirn, bis es sich immer weiter zum Herzen vorarbeitet. Dieser armen Dinger..“, wieder betrachtete der Mann die Vögel wehleidig.

„Letzte Woche bin ich mit allem, was ich hatte, wieder in die Stadt gezogen. Diese Exemplare waren die letzten gesunden Überreste und jetzt sieht’s auch für sie schlecht aus. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Die Stadtverwaltung meint, diese Tiere hätten eine Art Krankheit, aber das glaub ich nicht. Vermutlich hat sie jemand vergiftet und nun steht meine Familie kurz vor dem Hungertod. Wenn es so weitergeht müssen wir nach Seestadt ziehen und da unser Glück versuchen. Wenn doch bloß jemand diesen verdammten Übeltäter stellen könnte, die Söldner hier interessiert das nicht. Ihr seid auch Söldner, richtig?“, der Händler blickte von seinen Hühnern auf, zu denen er sich kurz zuvor fürsorglich niedergebeugt hatte, und man sah einen kleinen Hoffnungsschimmer in seinen matten Augen aufzuglimmen.
„Könntet ihr euch nicht vielleicht darum kümmern?“
Kire lachte sarkastisch. Way und Stoffel tauschten verwirrte Blicke aus und Hirni hingegen war wohl wieder überzeugt. „Wie viel springt für uns dabei raus?“, meinte Stoffel und dachte mal wieder an nichts anderes als an Gold. Der Söldner hingegen hatte sich verachtend abgewandt und wollte sich schon auf den Weg zum Quartiermeister machen. Er wollte keinen Auftrag, bei dem er einen nicht existierenden Viehvernichter ausfindig machen sollte. Und auch wenn er es ohnehin nicht ausführen würde, wäre das sicherlich eine Verschwendung seiner Energie. „Ich habe nichts für euch“, meinte der Händler und senkte den Kopf. „Aber vielleicht seid ihr menschlicher, als all die anderen hier. Ihr kommt nicht von hier, das sehe ich genau.“

Hirni
04.03.2006, 21:55
"Es frisst ihre Gehirne, sagst du? Nun, das ist nicht so schlimm, ich hab selber auch keins, und lebe trotzdem noch." scherzte Hirni. Eine Geflügellkrankheit, was ging ihn das an? Hauptsache die Hühner schmeckten, ob sie nun an einer Krankheit gestorben waren, oder durch des Schlachters Axt.
"Ich meine, was interessiert mich das ob die Vögel jetzt von dir an Herzversagen krepieren, oder durch des Schlachters Axt geköpft werden. Sind das meine Vögel, oder deine? Hauptsache ihr Fleisch schmeckt noch, alles andere ist mir Schnuppe." Gab Hirni seine Meinung kund, und meinte dann:
"Du sagst, du hast nichts, was du uns geben könntest? Nun, das seh ich anders. Ich seh hier überall deine komischen Hühner, Vögel, was auch immer. Da kannst du uns doch dann welche da von abgeben, wenn wir dir helfen, diese Krankheit zu "besiegen". Dann hätten wir Proviant, ohne dass wir dafür bezahlen müssten, und du wärest deine verrückten Viecher los."
"Ihr wollt sie haben, um sie zu essen? Dafür hab ich sie nicht gezüchtet."
"Na und? Ich meine, am Ende sterben sie doch so oder so, wenn sie alt und gebrechlich sind. Und wo landen sie dann? Bestimmt nicht aufem Hühnerfriedhof. Ne, meistens in den Mägen verschiedener Leute."
"Nein, ihr bekommt die Vögel bestimmt nicht, nur damit ihr sie verspeisen könnt."
"Tja, dann müssen deine Vögel halt weiterhin krepieren und verrecken, würde ich mal sagen. Denn so menschlich sind wir auch wieder nicht, dass wir hier was umsonst machen, denke ich. Zumindest rette ich nicht irgendwelche Tiere, die mir, gelinde gesagt, am Arsch vorbeigehen. So menschlich bin ich dann auch wieder nicht eingestellt. Und umso mehr davon sterben, umso mehr Hühnerfleisch gibts in nächster Zeit in jeder Taverne, hat also auch was gutes." grinste Hirni vor sich her, und bei dem Anblick der vielen Hühner lief dem Schwarzmagier regelrecht das Wasser im Mund zusammen.
"Sagt mal, habt ihr auch sonen wahnsinnigen Hunger wie ich, wenn ihr die Hühner seht? Ich besorg mir mal schnell was zu mampfen. Beratschlagt ihr mal ruhig weiter."

Mit diesen Worten wandte sich der Schwarzmagier von der Gruppe ab, und ging zum nächstbesten Fleischstand, an welchem ein Händler sein Schweinefleisch anpreiste.
"Leckeres vom Schwein, egal ob Kochschinken, Kotellet oder Rippchen!"waren seine Worte.
"Oh, Schweinefleisch. Wie lange hatte ich schon keins mehr." dachte sich der Magus und trat näher.
"Geben sie mir am besten ein gut durchgebratenes Kotelett."
"Jawohl, mein Herr."
Als Hirni das Fleisch in die Hand gedrückt bekam, schritt er hochzufrieden zu der Gruppe zurück, biss in sein Kotelett, mampfte vor sich hin, schmatzte zufrieden und fragte dann:
"Und, habt ihr euch entschieden?"

Waylander
05.03.2006, 08:30
Das war ja alles ganz toll, krankes Federvieh und mittlerweile hatte der Söldner auch den Eindruck, dass die kleine Reisegruppe hier auf Sightseeing-Tour war. Kire brachte es dann schließlich auf den Punkt: „Ich sag dir, wo du dir dein Vieh hin stecken kannst“, fauchte der dunkelhaarige Söldner und er hatte Recht. Schließlich waren sie nicht hier, um irgendwelchen Landeiern, die Ware zu retten. Allerdings war es schon ein merkwürdiges Gefühl, zu sehen, dass man solche Ware noch zum Verkauf darbot, denn offenbar stimmte etwas mit ihr nicht.

„Die Stadt Flussfurth ist seit Jahren eine Handelsstadt. Hier kommen die Händler aus dem ganzen Land und bieten ihre Waren feil“, erklärte der blonde Wächter, der sich offenbar in einer solchen Menschenmenge unwohl fühlte. Waylander konnte das verstehen, denn auch er mochte es nicht, wenn so viele Menschen auf einem Haufen waren. Man verlor schnell den Überblick. Die Stadt bot selbst ein fremdartiges Bild, glich eher der Söldnersiedlung auf dem Hof des Großbauern als einer gewachsenen Stadt. Doch strategisch machte die Anordnung der Hütten aus Holz und Stein schon Sinn, befand der Söldner.

„Wir sollten zum Quartiermeister“, sagte Stoffel. Der Bandit war sehr darauf bedacht die Formalitäten einzuhalten, worin ihn Waylander unterstützte. Eine Gruppe, die sich als Söldner ausgab und sich nicht für den Sold und ihre Aufgaben interessierte, würde sofort auffallen. So taten sie das, was die Torwache ihnen gesagt hatte. Durch verschlungene Straßen und mehr oder weniger feste Wege fanden sie schließlich den Quartiermeister, der in einem provisorischen Zelt an einem Tisch saß und über einigen Papieren brütete. „Wer seid ihr, was wollt ihr“, fragte er die Gruppe, ohne sie auch nur einmal anzublicken „Wir kommen aus Seestadt und wollen uns als Söldner verdingen.“

Der Mann antwortet nicht direkt, sondern wühlte in dem Stapel Papiere, die überall um ihn herum aufgebaut waren, beinahe wie ein Schutzwall hinter dem man sich verkriechen konnte. Waylander erinnerte sich an seine kurze zeit als Schürferboss. „Ich brauche eure Namen, die werde ich in die Soldbücher eintragen, dann bekommt ihr euren Sold und den Auftragsschein. Lasst euch nicht dabei erwischen, dass was anderes macht, als au diesem drauf steht. Zuwiderhandlung wird mit dem Tod bestraft“, vollkommen ohne eine Regung kamen die Worte über seine Lippen und die Gruppe musste erstmal verdauen, was der Mann da gerade von sich gegeben hatte: „Was sind diese Auftragsscheine?“, fragte Kire.

Der Quartiermeister blickte ihn an, gerade so, als wollte er abwägen, ob der Söldner es würdig war, dass man ihm antwortete. „Es sind Ausweise, wenn ihr so wollt. Auf diesen stehen euer Name und eure Aufgabe. Es steht drauf, an welcher Tageszeit ihr euren Dienst an welchem Ort zu verrichten habt. Diese Maßnahmen sind notwendig, damit wir die Söldner hier unter Kontrolle haben, denn es könnte ja sein, dass sich welche lediglich ihren Sold abholen und sich dann verpissen. Die Soldaten der Feuerwüste kontrollieren die Ausgänge und patrouillieren in der Stadt. Jeder, der sich an einem Ort aufhält, an dem er nichts zu suchen hat, wird getötet. Nur so können wir die Söldnertruppe hier unter Kontrolle halten und bisher hat es funktioniert.“

Da war es also, das Ende ihrer Reise. Waylanders Gedanken überschlugen sich. „So, nun nennt mir eure Namen“, sagte der Quartiermeister. Der Söldner überlegte, was zu tun wäre. „Heute noch“, blaffte der Mann hinter dem Tisch. „Das ist der Söldner Ralf“, Kire deutete auf Waylander, „ich bin Hans, das ist der Bandit Löffel, der Handwerker Peter und der Magus und Heiler Stephan“, sagte er. Der Quartiermeister runzelte die Stirn. „Was ist“, nörgelte der dunkelhaarige Söldner, „glaubst du, ich hab mir das ausgedacht“, und funkelte den Mann an. „Nein, schon in Ordnung“, sagte der Quartiermeister und gab jedem der Männer einen Zettel.

Die Gruppe verließ das Zelt. „Danke, du hast sehr gut reagier“, sagte Waylander zu Kire. Dieser schwieg zwar, doch Waylander hatte das Gefühl, dass der Mann ihm Vorwürfe machte, denn schließlich wären sie durch sein Trödeln eben beinahe aufgeflogen. „Jetzt haben wir ein Problem“, meinte Landorn. „Ihr habt die Worte gehört. Wir kommen nicht aus der Stadt raus, ohne, dass wir nicht einen solchen Schein haben, auf dem rauf steht, dass wir aus der Stadt raus dürfen. Was steht auf euren Scheinen?“, Die Männer berichteten sich gegenseitig, welche Aufgaben ihnen zugeteilt wurden. Waylander und Kire sollten sich an der Nordmauer melden, Landorn bei den Handwerker wegen des Baus von Belagerungsmaschinen und Hirni sollte ins Lazarett kommen. Stoffel hingegen hatte seinen Zettel schon weggesteckt. „Was steh bei dir drauf“, fragte Waylander. „Nichts Besonderes, aber keine Sorge. Es ist keine Freikarte für das Westtor“, fügte der ehemalige Händler hinzu. „Jetzt sag schon.“
„Nein.“
„Stoffel, wir müssen doch planen, wie wir hier rauskommen.“
„Nein.“ Der Bandit verschränkte die Arme.
„Kire“, seufzte Waylander und sein Schwertbruder schien direkt drauf anzuspringen. Er packte den Banditen, so dass Waylander ihm den Zettel aus der Tasche ziehen konnte. „Ihr Schweine“, fauchte Stoffel. Waylander nahm den Zettel, faltete ihn auf und begann laut zu lesen: „Latrinendienst.“

Es dauerte einen Moment, doch nur einen kurzen, da die Gruppe schallend zu lachen anfing, so lange und ausgiebig, dass selbst Stoffel mitlachen musste und die Umstehenden schließlich mit merkwürdig verzogenen Gesichtern an dem Haufen vorbei gingen.

Waylander hatte Mühe, wieder mit dem Sprechen zu beginnen: „Nun, du hast ja noch ein bisschen Zeit, dein Dienst beginnt erst um acht. So, was machen wir jetzt?“
„Wir werden heute Nacht aufbrechen“, sagte Kire
„Dann verfolgen sie uns“, antwortete Landorn, „durch die Diener des Dunkeln Mannes wären die Soldaten in Feuerstadt gewarnt und wir würden noch nicht einmal in die Nähe der Schwerter kommen.“
„Dennoch sollten wir gewappnet sein, um schnell aufzubrechen“, warf Waylander ein.
„Ja, sagte Stoffel. Ich werde mich um Wasser und Proviant kümmern.“
„Das ist gut, mach es aber unauffällig“, sagte der Söldner, „und sei pünktlich wieder hier, um deinen Dienst anzutreten“, feixte er.
Die letzte Bemerkung wurde von dem Banditen mit einer unanständigen Handbewegung kommentiert.

Stoffel
05.03.2006, 10:08
Der Bandit Löffel mit Latrinendienst. Womit hatte er das nur verdient? In der inzwischen vergangenen Zeit als Händler hatte er von den Geschäftsgegnern unter den anderen Händlern in seiner Geburtstadt nur die fähigsten ausgeschaltet oder ruiniert um selber besser zu verdienen und seine Steuern immer sehr sorgfältig hinterzogen, nie hatten die Eintreiber etwas bemerkt. Auch in seiner Zeit als Bandit hatte Stoffel, edelmütig wie er nun einmal war, nur die reicheren Bürger überfiel. Na ja, und Bauern die gerade etwas Lohnenswertes dabeihatten. Oder fahrende Händler. Oder…aber eigentlich konnte dies alles den Göttern dieses Landes doch kaum als Grund gereichen ihn als Kloputzenden Löffel zu strafen. Doch mit etwas Glück waren sie irgendwie aus der Stadt hinaus, bevor er damit anfangen musste.

So ging er nun auf der Suche nach vernünftigem Proviant über die sogenannte Handelsstraße und beachtete die brüllenden Händler nur am Rande während seine Augen schnell über Stände und Menschenmengen davor wanderten, jedoch nichts fanden, dass seinen Vorstellungen entsprach. Schließlich, als der Bandit schon nahe daran war umzudrehen, fiel sein Blick auf einen etwas abseits stehenden Stand, der halb im Dunkel einer Seitengasse verborgen war. Keine störenden Bürger drängten sich darum, und so wie es aussah gab es ordentliches Pökelfleisch. Schnell schritt er zu dem Händler, einem verwahrlost aussehenden alten Mann dem die strähnigen, grauen Haare begannen auszugehen herüber. Von nahem betrachtet sah das Zeug, dass sich Essen nennen sollte zwar ebenso ungünstig aus und das Fleisch war eher Hellgrau, mit kleinen weißen Sprenkeln durchsetzt die aussahen als würden sie sich bewegen, doch dafür war der Preis den der Mann Stoffel nannte so gut wie geschenkt, weshalb der Bandit die kleinen Makel der Ware geflissentlich übersah. Wenn man das Zeug lange genug briet schmeckte man garantiert keinen Unterschied zu frischem mehr. Einige wenige Goldmünzen wechselten klingend den Besitzer und von dem ersten Problem war der Bandit schon mal befreit.
Mit einem Paket mehr machte er sich wieder auf den Rückweg, den er versuchte durch die Seitengassen abzukürzen um sich nicht erneut durch die Handelsstraße schlagen zu müssen.
Durch enge Durchgänge und an auf dem Boden kauernden zwielichtigen Gestalten vorbei drang er so unabsichtlich immer tiefer in das Gassengewirr hinein, bis er schließlich orientierungslos stehen blieb. So groß hatte er die Stadt von außen gar nicht in Erinnerung gehabt, und als er sich umsah entdeckte er eine Art Taverne, die sich aus unergründlichen Motiven hier mitten im Labyrinth befand wo sie eigentlich kaum jemand finden konnte, die er vor einigen Minuten schon einmal gesehen hatte, also folglich die ganze Zeit im Kreis umhergelatscht war. Gerade wollte er zur Orientierungsstärkung durch ein, zwei Bier in die Schenke eintreten, als ein deprimiert aussehender Söldner in Begleitung eines Mannes der wie ein Anwohner wirkte aus dem Gebäude trat und an ihm vorbeiging, sodass der Bandit einige Gesprächsfetzen auffangen konnte.

„…Auftragsschein…soll mich zur Hauptarmee begeben…Stadt verlassen“, die nur unzusammenhängend zu Stoffel dringenden Wörter ließen ihn hellhörig werden, sodass er den beiden leise folgte um sie besser verstehen zu können.
„Wenn ich jetzt zur Armee vor dem Schwarzbergpass gehe bin ich ewig unterwegs und wahrscheinlich werde ich bei der ersten Schlacht eh draufgehn“, klagte der Söldner dem anderen sein Leid, welcher weder irgendeine Emotion zeigte noch einen Ton von sich gab. „Außerdem kriege ich noch nichtmal mehr meinen täglichen Sold, ich wäre viel lieber in der Stadt geblieben und…“
An dieser Stelle meldete sich zum ersten mal der andere zum Wort, der den Söldner kurzerhand unterbrach und ihm klarmachte, dass es ihn einen feuchten Dreck interessierte wohin Söldner die er nicht mal kannte abgezogen wurden, bevor er sich in einen der Abzweige verdrückte. Der nun noch bekümmert aussehende Söldner ließ nur die Schultern hängen und setzte seinen Weg durch die Gassen fort, bis er von Stoffel angehalten wurde.
„Hallo, ich habe gerade zufällig von deinem Los gehört, dass du die Stadt verlassen sollst“, begann der Bandit. „Ich hätte ein Angebot für dich, ich habe hier den Auftragsschein mit einem wunderbaren Job in Flussfurth. Man muss nicht viel tun und die Arbeit beginnt erst um 8, außerdem kann es bestimmt recht spaßig sein. Wir könnten ja tauschen, ich würde nämlich gerne selbst einmal die Hauptarmee sehen und direkt für unseren Herrscher kämpfen“, redete er auf den Söldner an, der ihn anstierte als ob er eine Erscheinung hätte.
„Wieso solltest du das tun und dich von einem wie du sagst gemütlichen, sicheren Job hier in der Stadt in die Schlacht stürzen wollen? Und was ist überhaupt dein Auftrag?“
„Naja, der Auftrag ist jedenfalls körperlich nicht anstrengend und muss wie alle anderen auch getan werden, ist also ziemlich wichtig. Und die Schlacht reizt mich mehr, als sichere Städte, vielleicht bin ich ja auch nur verrückt. Und, wie sieht´s aus, willst du tauschen?“
„Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, was denn nun auf deinem Auftragsschein steht.“
„Man kann schon sagen, dass er ziemlich ehrenvoll ist, nicht jeder würde diesen Schei…ähm…dieses Amt übernehmen … können. Es geht nämlich um das reinigen der stadtlich subventionierten Orte zur Leerung des Darmtraktes.“
„Ich soll das Scheißhaus sauber machen?!“
“Ehm, ja. Du musst aber zugeben, dass das wesentlich sicherer ist als in der Hauptarmee zu kämpfen, auf der Latrine verirrt sich sicher kein Pfeil zu dir.“

„Du willst mich doch verarschen? Da falle ich lieber noch ehrenvoll in der Schlacht, als dass ich…“, an dieser Stelle wurde er unsanft durch die Faust des Banditen unterbrochen, die wuchtig auf das Gesicht des Söldners traf. Ein unschönes Knacken kam von der Nase des Mannes, als Stoffel noch einmal zuschlug und Blut begann hervorzusickern, während die Augen des Types noch vor Überraschung geweitet waren als ihn ein dritter und letzter Hieb zu Boden gingen ließ, wo er sich nicht mehr rührte. Zufrieden wischte der Schleichlehrmeister die Hände an dem Tuch ab, mit dem er normalerweise seine Klingen nach einem Kampf säuberte und kniete sich zu dem Bewusstlosen nieder, wo er begann die Taschen nach dem Auftragszettel zu durchsuchen. Schließlich hatte er nicht ewig Zeit für endlose Diskussionen und so ging es wesentlich schneller. In einer der zahlreichen Taschen wurde er schließlich fündig und zog den Wisch der gleichbedeutend mit ‚Befreiung’ aus der Stadt war heraus, um stattdessen den Zettel mit dem unschönen Wort Latrinendienst darin zu verstauen. Jetzt mussten sie lediglich noch einen Weg finden, den Zettel noch viermal zu kopieren und schon waren sie aus der Stadt hinaus und auf dem Weg nach Feuerstadt um diese ominösen Schwerter zu holen.
Nachdem er den Bewusstlosen in den Schatten einer kleinen Hütte gezerrt hatte wo man ihn nicht auf den ersten Blick sah, man konnte ja nie wissen ob hier Stadtwachen lang kommen würden bevor sie die Stadt verlassen hatten, machte er sich mit dem Proviantbeutel unter einem Arm und dem Auftragsschein in der Tasche, welcher besagte, dass die Stadt bis spätestens zum nächsten Tag verlassen sein musste, wieder auf den Rückweg, in der Hoffnung ihn wenigstens jetzt zu finden.

Hirni
05.03.2006, 13:34
Hirni musste also ins Lazarett, und von dort aus versuchen, einen Weg zu finden, einen Schein zu bekommen, der ihm die Genehmigung gab, die Stadt zu verlassen. "Vielleicht sollte ich einen der Verwundeten solch einen Schein abnehmen, das wäre die einfachste Lösung. Ansonsten geh ich zu Plan B über... Maximal Verstümmelung ihrer Soldaten. Dadurch werfen sie mich bestimmt aus dem Lazarett, und vielleicht auch aus dem Söldnerpack. Dann kann ich ohne Probleme die Stadt verlassen." waren die Gedanken des Schwarzmagiers, als er sich zum Krankenstand begab.
Dort angekommen meldete er sich bei einem der hiesigen Leute.
"Ich wurde dazu eingeteilt, hier als Heiler zu helfen."
"Hast du schon Erfahrung mit solchen Dingen?"
"Wäre ich sonst Heiler?"
"Stimmt auch wieder. Melde dich dort vorne, beim Chefarzt, besorg dir nen vernünftigen Kittel, nicht dieses schwarze Ding da, und schau nach, wo du helfen kannst. Du kommst nämlich genau richtig, wir haben vorhin einen Spähtrupp eingelagert bekommen, der von wilden Tieren angegriffen wurde."
"OK."
"Läuft ja wie geschmierrt," dachte sich der junge Magus und besorgte sich die nötigen Dinge, die er brauchte.
Nachdem er einen weissen Kittel bekam, den er nur widerwillig angezogen hatte, und zugewiesen wurde, die Verletzten gleich mal zu verarzten, machte er sich sofort ans Werk.

Der erste, den er vor sich liegen hatte, wies lediglich eine Bisswunde am Schienbein auf, die sich langsam aber sicher entzündete. Etwas Heilkraut auf die Wunde, und das Ding wäre erledigt, doch nach reichlicher Überlegung hatte der Schwarzmagier etwas anderes vor. Nachdem er den Verwundeten bezüglich des Scheins untersucht, und diesen nicht gefunden hatte, fragte er den neben ihm stehende Helfer:
"Werden den Verwundeten die Scheine abgenommen?"
"Ja, wieso?"
"Ach nur so, nicht dass sie bei der Operation verschmutzt werden."
"Operation? Bei einer einzigen kleinen Bisswunde?"
"Diese Bisswunde weist starke Verletzungen auf. Das kann nicht mehr geheilt werden."
"Bitte was? Mein Meister sagte, dass dafür etwas Heilkraut ausreichen würde."
"Ich weiss zwar nicht, mit was für einen Pfuscher sie bisheri mmer zusammen gearbeitet haben, aber eines kann ich ihnen sagen: Ich pfusche nicht, es wird Zeit ihnen mal zu zeigen, wie man sowas richtig macht."
"OK."
"Gut, dann reichen sie mir jetzt die Säge dort."
"Was denn, sie wollen ihn ohne Betäubung das Bein amputieren?"
"Ach, stimmt, hätte ich ja fast vergessen. Geben sie mir dann also zuerst den Holzhammer dort."
"Den Holzhammer? Wies..."
"Sitzen sie auf den Ohren? Geben sie mir ihn schon."
Nur zögernd bekam der Schwarzmagier den Hammer, womit er dann mit voller Wucht auf den Kopf des Verwundeten einschlug, der vorher mit offenen und erschrockenen Augen Hirni betrachtete, und nach dem Schlag mit einem gebrochenen Nasenbein ins Reich der Träume fiel.
"So, und nun die Säge."
Der Magus setzte an, und begann, das eigentlich vollkommen gesunde Bein, abzutrennen. Nachdem er bis zur Hälfte durch war, wurde er von einem heranstürmenden Arzt unterbrochen.
"HEY, SIND SIE VERRÜCKT GEWORDEN, ODER WAS? SIE KÖNNEN DEM DOCH NICHT DAS FAST VÖLLIG GESUNDE BEIN ABTRENNEN!"
"Warum nicht?"
"Weil wir jeden einsatzfähigen Mann brauchen. Und ausserdem, was ist das für eine Logik? Einen halbgesunden Menschen komplett verstümmeln? Was sind sie für ein Pfuscher?"
"Pfuscher? So wird das bei uns nunmal gehandhabt."
"Ach ja? Was machen sie denn dann, wenn jemand eine Beule am Kopf hat?"
"Na, den Kopf abschlagen und das Gehirn herausnehmen, um es vor weiteren Schaden zu bewahren."
"Was? WOLLEN SIE MICH VERARSCHEN?"
"Nichts liegt mir ferner. Aber wissen sie, wieviel so ein Gehirn wert ist bei uns?"
"Ziehen sie den Kittel aus, sofort!"
"Wieso?"
"Solch kranke Leute wie sie brauchen wir hier nicht. Wie kommen sie nur dazu, überhaupt den Rang "Heiler" zu tragen. Wenn sie überhaupt einer sind."
"Was soll das heissen, wollen sie meine Fähigkeiten etwa in Frage stellen?"
"Nein, aber ihre Intelligenz. Und jetzt verschwinden sie hier. Ich werde sie für den Aussendienst einteilen, dort können sie von mir aus verrecken. Und jetzt verschwinden sie!"
Hirni tat so, als würde betröpelt das Lazarett verlassen, jedoch im inneren jubelte er.
"Sehr geil." flüsterte er leise vor sich hin, als er am Ende einen Schein in den Händen hielt, der ihn dazu berechtigte, die Stadt zu verlassen.
Als er dann bei seiner Gruppe ankam zeigte er ihnen fröhlich den Wisch und die fragenden Blicke beantwortete er nur mit einem:
"Tja, ich hab mit einem Soldaten das gemacht, was ich auch mit Stoffel machen wollte. Nur extremer, oder sollte ich besser sagen: Beinloser!" Mit einem Grinsen im Gesicht schaute er die anderen an, Corax, sein Rabe, unterstrich das ganze mit einem Krächzen, das fast schon wie ein Lachen klang...

Waylander
05.03.2006, 15:04
Waylander kochte innerlich. Er ärgerte sich dermaßen über den Vorfall im Zelt und schallt sich selbst einen Narren. Hätte Kire nicht so schnell reagiert, hätte die ganze Sache auffliegen können. Nachdenken, ein Problem analysieren, das war alles schön und gut, doch wohl nicht in jeder Situation wie sich gezeigt hatte. Doch der Söldner war so, zumindest seit dem Zeitpunkt, als sie dieses verfluchte Land betreten hatten. In Khorinis hätte er nicht so sehr unter der Wirkung seiner ganz tollen Fähigkeit gestanden. Kire und der blonde Bogenschütze stapften zur Nordmauer, an der sie sich melden sollten. Landorn war in Richtung der Werkstätten davon geeilt und man hatte verabredet, egal ob mit oder ohne Schein, sich in einer Stunde wieder am Westtor zu treffen.

Die Nordmauer, wenn man das so nennen konnte, war ein natürlicher Wall aus Hütten, Karren, Kisten und Brettern. Einem ernsthaften Ansturm würde sie nicht lange Stand halten, zumal der Bereich um den Fluss herum überhaupt nicht geschützt war. Einige provisorisch angebrachte Bretter dienten als Brücke. Doch scheinbar erwartete man auch keinen Angriff des Feindes, es diente wohl mehr dazu, alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Dementsprechend locker schien auch der Gemütszustand der Truppen hier zu sein. Waylander war dies schon zuvor aufgefallen und er verstand mittlerweile die Sorge des Quartiermeisters, dass sich einzelne von der Truppe entfernen könnten. Umso schwieriger sollte ihr Vorhaben sein, sich hier klammheimlich aus der Stadt zu schleichen, wenn die Soldaten ohnehin mit Argusaugen auf gerade solche Menschen achteten.

„Wir sollen uns hier melden“, sagte Waylander zu einem Soldaten, der ihm wichtig genug aussah.
„Aber nicht bei mir“, antwortete dieser, „ich werde euch einteilen, wenn ihr euch hier beim Truppenoffizier in die Bücher habt eintragen lassen.“ Waylander rollte mit den Augen. Eine gewisse Reglementierung war ja schön und gut und er hatte ja auch für alles Verständnis, doch man konnte es schließlich auch übertreiben. Sie stapften als an der Mauer entlang, bis sie zu einem Haus gelangten, an dem das Wappen der Feuerwüste zu erkennen war. Das Emblem verdeckte ein anderes Schild, welches von besseren Tagen kündete und auf dem „Taverne zum Glücklosen Henker“, zu lesen war. Die beiden Söldner betraten den ehemaligen Schankraum. Der Geruch nach schalem Bier und kaltem Rauch lag immer noch in der Luft, doch von der ursprünglich feucht fröhlichen Atmosphäre fehlte jede Spur. Die Bierkrüge waren Pergamentstapeln gewichen, Gespräche über Taktik und Versorgungslinien ersetzten schlüpfrige Witze und schallendes Gelächter.

Ein Mann, der wahrscheinlich in Breite und Körpergewicht, die beiden Söldner um ein vielfaches aufwog, hatte sich über einen Tisch gebeugt, der drohte, ziemlich bald den aussichtlosen Kampf aufzugeben. Seine massigen Hände krallten sich in das Holz und laut schnaubend brütete er über einem Lageplan. „Wir sollen uns hier…“, begann der Söldner, als der Mann ein hörbares Stöhnen verlauten ließ: „Oh, oh, mein Bauch, oh, diese Bohnensuppe, ich werde den Koch aufhängen lassen“, raunte er. Ein sehr lautes Brummgeräusch untermalte seine Worte und ein plötzlicher unangenehmer Ton, so als ob aus einem Weinschlauch Luft ausweicht, folgte. Der Gestank war bestialisch und Waylander hatte seit langen Jahren zum ersten Mal wieder Tränen in den Augen. „Oh, jetzt geht’s besser“, stöhnte der Dicke. „Was wollt ihr?“ Waylander wusste nicht, ob er schon in der Lage war, zu sprechen, denn er versuchte Krampfhaft die Luft anzuhalten, als ihm die Entscheidung abgenommen wurde, „Ooooh, was immer es ist, ohhh, es muss warten“, brummte der Dicke. „Ich muss dringend weg“, mit einer Schnelligkeit, die sein Gewicht Lügen strafte, war der Mann um den Tisch herum und rannte aus der Tür hinaus. Mit einer Hand hielt er sich den Bauch, mit der anderen sein Hinterteil.

Kire grunzte und machte auf dem Absatz kehrt. „Nicht so voreilig“, Waylander packte seinen Schwertkameraden an der Schulter und hielt ihn zurück. „Schau du, ob jemand vorbei kommt.“ Kire blickte den Bogenschützen verwirrt an, doch machte dann das, was Waylander wollte. Dieser begab sich an den Tisch und fing an, die Papiere zu durchsuchen. „Heureka“, stieß er nach wenigen Sekunden hervor, „Blanko-Auftragsscheine. Sehr nett von dem Dicken uns die hier zu lassen.“ Triumphierend hielt der Bogenschütze einige Papiere in die Höhe. Kire grinste und wandte sich dann aber wieder zur Tür. „Was sollen wir drauf schreiben? Diesen Männern ist im gesamten Reich Feuerwüste jedweder Respekt entgegen zu bringen. Im Übrigen sollen ihre Füße geküsst und all ihre Wünsche erfüllt werden“, unkte Waylander. „Jetzt mach hinne“, grummelte Kire, dennoch leicht amüsiert. Waylander sah sich seinen Schein an und schrieb beinahe den gleichen Wortlaut auf die beiden leeren, mit der Ausnahme, dass er statt „Dienst an der Nordmauer“ „Meldung bei Hauptarmee“ reinkritzelte. Da die Scheine alle mit derselben Unterschrift versehen waren, blieb hier nichts mehr zu tun. Die beiden Söldner verließen die ehemalige Taverne und machten sich auf, wieder an den Treffpunkt zu kommen.

kire
05.03.2006, 16:17
„Und, was hast du jetzt drauf geschrieben?“, fragte Kire interessiert, als sich die beiden, so schnell wie sie zur Nordmauer gekommen waren, auch wieder von dort verzogen. Ihr Ziel war nun der Treffpunkt, den sie Kurz zuvor ausgemacht hatten – das Westtor. Sie lagen noch gut in der Zeit, da ihr duftiger Besuch bei dem Truppenoffizier von nicht allzu langer Dauer war.
„Du Döspaddel, ich hab dir doch gesagt, dass ich auf beide fast dasselbe drauf geschrieben habe“, meinte der nachdenkliche Kopf der beiden und schlug sich zugleich die flache Hand auf die kahle Stirn, als wolle er feststelen, wie dumm Kire eigentlich war.
„Ach, das hatte ich ganz vergessen. Aber wehe du nennst mich noch einmal so“, fauchte Kire und schaute bedrohlich in das perplexe Gesicht Waylanders.
„Keine Sorge. So dumm bin ich auch wieder nicht“, redete der Söldner sich heraus, doch der Söldner konnte sich nur ein belächelndes Grinsen erzwingen.

Zusammen nahmen sie erneut den Weg durch die halbe Stadt auf sich. Die verwinkelten Gassen machten es ihnen schwer sich zurecht zu finden, einzig der breite Fluss, an den sie sich halten konnten, wies ihnen zumindest genau so lange den Weg, wie sie sich von ebendiesem entfernen mussten. Kurz darauf versanken sie erneut in den Sümpfen aus immer kleiner werdenden Hütten, die allmählich nur noch provisorisch aufgerichteten Zelten glichen. Die Beständigkeit der Hütten war wohl das einzige Kennzeichen ihrer Position und der Richtung, welcher sie folgen mussten.
Irgendwann glaubten sie es dann doch geschafft zu haben. Die anderen waren bereits da und hielten demonstrativ, triumphal ihre Auftragsscheine in die Lüfte. Eifrig mussten die Männer schauen, was ihre Begleiter vorzuweisen hatten. Hirni war ebenfalls dem Außendienst zugeteilt, da er versucht hatte einem Kerl das gesunde Bein zu amputieren. Gleichzeitig runzelte Kire die Stirn und fragte sich, ob der Schwarzmagier noch zu anderen, ähnlich abstrusen Dingen fähig wäre, denn mit einer solchen Sorglosigkeit ans Werk gehen, konnte wohl kaum jemand. Mit einer stichelnden Bemerkung fragte dieser zugleich, was Stoffel denn wohl für einen Befehl hätte: „Und wie sieht’s bei dir aus? Darfst du der Hauptarmee den Arsch auswischen?“, fragte er und die Gruppe lachte. Alle bis auf einen, denn Landorn war merkwürdiger Weise noch gar nicht da. Aufgefallen war es jedoch bisher Niemandem wie auch? Die Gruppe war viel zu sehr mit ihren Auftragsscheinen beschäftigt. Es stellte sich letztlich heraus, dass auch Stoffel zur Hauptarmee geschickt wurde, nicht jedoch um dieser den Arsch zu putzen. Zu schade eigentlich, dachte Kire rang sich sogar in kleines Grinsen von den Lippen.

„Wo ist eigentlich unser Prophet?“, fragte schließlich Waylander und als ob er ebendiesen herbei gerufen hätte, hörten sie auch schon ein lautes Rascheln und Scheppern aus der Ferne. Ganz deutlich konnte man das Knirschen von Holzrädern hören, die über kleine Kieselsteinchen rollten. In ihrem Blickfeld tat sich ein vermeintlicher Handwerker auf, der dazu auserkoren war dem Belagerungsdienst eingeteilt zu werden. Dass er nun einen Karren, aufgeladen mit einem recht beschaulichem Rammbock, vor sich herschleppen durfte, war wohl das Resultat der ganzen Aktion.

„Lacht nicht“, entgegnete Landorn, der bereits jetzt hämisch grinsenden Gruppe, um weiterem Gelächter vorzubeugen. „Das darf ich zu einem Außenposten in der Feuerwüste bringen. Scheint recht klein zu sein, von dem Namen jedenfalls hab ich noch nichts gehört“, meinte er weiterhin und hielt dem Banditen den Auftragsschein hin, der verdutzt die Runde schaute.
„Na toll, vermutlich verzögert sich jetzt unsere Reise um mehrere Tage, wenn wir ständig darauf warten müssen, dass du deinen Karren hinter dir herschleifst“, fuhr es völlig genervt aus dem Schwertmeister. Das konnte ja heiter werden, denn mit einer solchen Last, die sie vermutlich erst nach mehreren Meilen loswerden konnten, nämlich dann, wenn sie aus der reichweite der Späher der Stadt waren, würde sich die Zeit ihrer Ankunft in Feuerstadt ohne weiteres verzögern.

Nichtsdestotrotz verließen sie nun die Stadt in Richtung besagter Feuerwüste. Die Wache am Stadttor kontrollierte ihre Scheine. „Merkwürdig, dass in letzter Zeit so viele Söldner gen Norden geschickt werden. Dabei werden die Männer doch hier in der Nähe des Feindes viel eher gebraucht. Der Krieg steht vor der Tür und Feuerstadt zieht alle ihre Soldaten zurück“, kommentierte die Torwache kopfschüttelnd die Aufträge auf den unscheinbaren Zetteln und ließ die Gruppe dann passieren. Dennoch blickte er den Männern misstrauisch hinterher, die nun abwechselnd dem Wächter beim Ziehen des Karrens unter die Arme griffen. So schnell wie möglich sollten sie von hier verschwinden, denn würden sie erwischt werden, so hatte man ihnen mit dem Tot gedroht. Eine nicht gerade schöne Vorstellung, vor allem in Anbetracht dessen, was noch vor ihnen liegen sollte – die angebliche Befreiung eines ganzen Königreiches.

Stoffel
05.03.2006, 19:31
Kaum hatten sie die misstrauisch starrende Wache passiert brachte sich Landorn trotz seiner Last an den Kopf der Gruppe und schlug kommentarlos den Weg nach Norden ein, sodass die anderen trotz ihres im Westen liegenden Zieles genötigt waren ihm zu folgen. Auf allen Seiten zogen sich schier endlose Dünen gen den Horizont, die bereits kurz vor der Stadt begannen, wohingegen gleich auf der anderen Flusseite, die langsam hinter der Stadt in Sicht kam, noch die spärliche Bewaldung der Nebelsümpfe lag, nur durch den Strom, welcher dem System dieses Landes nach wahrscheinlich auch ‚Fluss’ hieß, getrennt. Überhaupt schien die ganze Flora wir durch ein Lot auf- und geteilt, vom gleichen konfusen Hirn das auch die übertriebene Bürokratie der Menschen hier zu verantworten hatte, doch waren diese Gedanken zu abstrus um sie weiterzuspinnen.
„Was soll das, ich dachte die Feuerstadt liegt mitten in der Wüste und nicht im Norden“, begehrte Kire hitzig auf, als sie außer Reichweite der Torwache waren und deutete dabei nach Westen.
„Ich weiß zwar das es dir hier sehr schwer fällt, aber bitte versuch wenigstens ein wenig zu denken bevor du dich aufregst. Wenn wir zur Hauptarmee gehen sollen, was würden die Soldaten der Feuermenschen dann wohl tun wenn sie uns in Richtung ihrer Hauptstadt gehen sehen, also nach Westen statt nach Norden? Also marschieren wir erst mal nach Norden bis wir außer Reichweite ihrer Späher sind“, erwiderte Landorn und fuhr damit fort seinen Rammbock die erste Düne hinaufzuziehen. Kire erwiderte nichts mehr, doch war ihm deutlich anzusehen was er am liebsten mit dem Hünen anstellen würde.
Auf dem Kamm der ersten Düne sah der Bandit sich noch einmal um, entdeckte aber in seinem Blickfeld nichts außer Sand und Hitzeflimmern, welches die entferntere Umgebung nur verschwommen erkennbar werden ließ. Es war eigentlich unerklärbar, dass es so dicht hinter der Stadt heiß genug war, dass eine Wüste diesen Ausmaßes entstehen konnte, doch aufgrund der Schweißperlen die schon begannen sich auf seiner Stirn zu sammeln, obwohl sie erst ein kurzes Stück hinter sich gebracht hatten, blieb ihm keine Chance dies zu leugnen.
So setzten sie ihren durch den Rammbock verlangsamten Weg, bei dem niemand Anstalten machte mitzuziehen, schweigend fort, während jeder mehr oder minder damit beschäftigt war die Sandkörner vor sich auf dem Boden zu zählen, denn kein Kopf war nach oben gen die pralle Sonne gerichtet. So bemerkte die Gruppe auch den eigenartigen Geruch ziemlich früh, der langsam zu ihnen hochstieg, jedoch nicht aus dem Fluss der direkt rechterhand von ihnen lag zu stammen schien.

„Boah, was stinkt hier so…Waylander?“, beschwerte der Schwarzmagier sich, als hinter der nächsten Düne plötzlich etwas auf dem Sand liegendes in Sicht kam, dass starke Ähnlichkeit mit halb verzehrten Menschenresten hatte. Also alles andere als appetitanregend. Ein gutes Stück weiter entfernt von diesen lagen drei leicht grünlich schimmernde Echsen reglos auf dem Boden, all zu schwer war es also nicht zu raten wer für den Toten verantwortlich war.
„Besser, wir stören sie nicht. Das sind Wüstenechsen“, meinte Landorn.
„Na klar, was sonst“, entgegnete Hirni sarkastisch.
„Spotte nicht, sie sind nicht ungefährlich. Aber wir sind eh weit genug gekommen, hier können wir diesen Karren vorsichtshalber verscharren und dann in Richtung Südwesten gen Feuerstadt ziehen. Das uns hier Späher beobachten ist unwahrscheinlich“, stellte der Hüne fest und brachte den Karren am Fuße der Düne, fast direkt am Flussufer zum stehen und begann mit bloßen Händen Sand darauf zuwerfen.
„Ich will ja nichts sagen, aber so dauert dass noch Stunden bis du fertig bist“, meldete Stoffel, der Ausschau haltend auf dem Dünenkamm stehen geblieben war, sich von oben herab zu Wort.
“Wenn ihr mit anpacken würdet, ginge es schneller.“
Verrückt, noch vor wenigen Tagen hätte die Stimme des Hünen bei so einer Feststellung, so naheliegend sie auch sein mochte, vor Angst geschlottert, doch war sie wie dem Banditen soeben gewahr wurde schon ein gutes Stück fester und selbstbewusster geworden. Wie hatte Landorn es noch einmal erklärt, sein Mut hing mit dem Schicksal seines Landes zusammen? Na dann konnten sie ja nur auf dem richtigen Weg sein.
Der blonde Söldner hatte indes schon damit begonnen mitzuhelfen, den Karren mit Sand zu bewerfen, während Hirni noch danebenstand und scheinbar etwas unter seinen Runen suchte. Kire indes schien noch immer zornig zu sein, zumindest bedachte er den Karren mit dem darauf befestigten Rammbock mit stechenden Blicken.

Die Minuten verstrichen, doch schien sämtlicher Sand den die beiden Schaufelnden auf den Karren warfen durch zahllose Ritzen und Löcher im Holz darunter zu landen oder zu verschwinden, sodass abgesehen von einer dünnen Schicht nichts zu sehen war, als ob eine Art Fluch auf dem Rammbock liegen würde. Ein Ende war noch nicht abzusehen, als plötzlich ein „Jetzt reichts mir“ seitens Kire ertönte, er Anlauf nahm und sich mit vollem Gewicht vor den Karren warf, welcher einen leichten Satz nach vorne in Richtung Fluss machte.
„Und was soll das werden, wenn es fertig ist?“
Der Söldner beachtete die Frage nicht und schob mit verkniffenem Gesicht den Rammbock, den selbst der Hüne Landorn nur mit Mühe hatte fortbewegen können, langsam in Richtung des Flussufers, bis die vorderen Räder ins Leere rollten und der Holzkarren schließlich ganz ins Wasser stürzte, wo er Gischtspritzend aufschlug und begann von der Strömung Flussabwärts getrieben zu werden.
„So, das war, der ist erst mal weg und wird so schnell nicht mehr gefunden werden. Ist was?“, fragte Kire, als ihn die anderen Vier nur wortlos anstarrten.
„Du Narr, der Fluss führt doch genau in die Stadt. Wir müssen uns jetzt beeilen, wenn der Karren wieder in der Stadt ist werden sie wahrscheinlich Soldaten aussenden die uns suchen“, meinte Landorn, der sich offenbar nur noch schwer beherrschen konnte.

kire
06.03.2006, 19:12
Kein Wunder, dass so viele Leichen hier herum liegen, dachte sich der Söldner, während die Gruppe ihren beschwerlichen Weg durch die schweißtreibende Hitze der Wüste fortsetzte. Die unglaubliche Wärme, das Wetter, das scheinbar ständigen, unberechenbaren Schwankungen auf dieser Insel erlag, zerrte nicht nur an seinen Nerven. Kire wischte sich den Schweiß von der Stirn und schaute gen Horizont, um einen Blick auf das vor ihm liegende zu erhaschen. Doch die verschwimmende Grenze, die seine brennenden Augen erfassen konnte, war alles andere als das, was Kire sich erhofft hatte. Nichts gab es dort, was auch nur den Anschein einer Siedlung hatte. Nicht einmal eine Oase, ein Ort, von dem man in Geschichten doch so oft hörte, wenn man sich in die treibende Hitze einer Wüste begab, war zu erkennen. Der Hoffnungsschimmer, ebendiese irgendwann vor sich zu sehen, schwand von Minute zu Minute, das Verlangen nach einer solchen, steigerte sich jedoch ins Unermessliche. Ebenfalls seine Begleiter kamen ins Ächzen und Stöhnen, der widerstrebende Geruch und die vielen Skelette, die bedeuteten, dass es wohl nicht viele durch diese unüberschaubare Einöde geschafft haben, taten ihr Übriges. Einzig der naheliegende, rauschende Fluss hätte die Gruppe ein wenig erheitern können, würde er nicht solch verdrecktes Quellwasser führen und somit ungenießbar sein. Denn so diente er lediglich als natürliche Grenze zwischen der tödlichen Welt, der Wüste, durch die sie gerade zogen und der annehmbaren, den nebeligen Sümpfen zu ihrer Rechten.

Dass Landorn schließlich versuchte den Karren mit Sand zu zuschaufeln, brachte wohl das Fass zum Überlaufen. Der Schwertmeister und Impulsive der kleinen Fünfer-Gruppe entschloss sich andere Maßnahmen zu ergreifen. Es wurde Zeit endlich weiter zu kommen und dem jämmerlichen Spektakel ein Ende zu bereiten. Kaum vorstellbar, dass ein solch mächtiger Magus zu solcher Dummheit fähig war.
Die unüberlegte Handlung war schnell getroffen. Mit so ziemlich den letzten Reserven seiner Kraft, stürmte der aggressive Söldner gegen den Karren mit dem darauf beladenen Rammbock und stieß ihn somit allmählich ins Meer. Es brauchte seine Zeit, erfolgreich war er dennoch. Doch diese Trottel wollten seine Tat scheinbar nicht anerkennen, allen voran der Wächter, der wieder einmal etwas zu nörgeln hatte. „Du Narr“, hieß es wieder und Kire zog erneut in Erwägung dieses Mal wirklich dem Gezeichneten dafür die Kehle aufzuschlitzen. Seiner Statt, erwiderte schließlich Hirni sorglos den Kommentar des Hünen: „Dann treibt er halt in die Stadt. Er kann uns auch versehentlich in den Fluss gefallen sein“, fügte der dunkle Magier bei und zuckte mit den Schultern. „Außerdem werden sie nicht uns suchen, sondern nur dich. Du bist für den Karren verantwortlich gewesen, auf meinem Zettel steht“, und dabei faltete Kire seinen Auftragsschein auseinander und las die Worte, die von Way darauf geschrieben wurden laut vor „Meldung bei der Hauptarmee. Siehst du? Da steht nichts von Karren. Also lass mich mit diesem Müll in Ruhe“, erwiderte der Söldner hämisch und brachte ein grausiges Funkeln in seinen Augen zum Vorschein. „Im Moment ist mir ohnehin unklar, wofür wir dich noch brauchen. Du hast uns, ‚die Auserwählten’, gefunden, in die Prophezeiung eingeweiht und wir können jetzt die Schwerter suchen und an uns reißen. Die Waffe macht sich sicher gut an meinem Gürtel, genauso gut wie in deinem Brustkorb“, stellte Kire fest, in einer Tonlage, die jedoch klang als wären seine Andeutungen nichts weiter als nebensächliches Beiwerk. Der Söldner spürte die erschrockenen Blicke der anderen auf sich. Seine Skrupellosigkeit hatte neue Höchstmaße erreicht und gerade als er noch fragen wollte, warum denn die anderen nicht „rechtzeitig angefangen hatten zu denken“, bevor Kire den Wagen in das treibende Wasser stoßen konnte, unterbrach Waylander ihn schon:
„Das Problem besteht trotzdem, wir können es nicht riskieren entdeckt zu werden, bevor wir es geschafft haben ungesehen in Feuerstadt einzudringen.“
„Die Wüste ist riesig. Wie sollen sie unsere Route verfolgen können?“, wandte Hirni ein.
„Sie können Späher ausschicken, die wiederum die Späher vor Feuerstadt alarmieren.“

Kire hatte sich bereits in Richtung Westen gewandt und lief nun der Gruppe voraus, die nach weiteren Diskussionen ihm folgte und auf den Söldner aufschloss. Wenn sie nun wirklich so viel Zeit zu verlieren hatten, sollten sie diese auch endlich nutzen. Der Schwertmeister konnte es nunmehr kaum noch erwarten, die geheimnisvollen Klingen endlich in die Finger zu bekommen. Wie würden sie aussehen? Hatten sie bestimmte magische Eigenschaften? Ergriffen sie Besitz von der führenden Hand ihres Trägers? Kire hatte nur eine schemenhafte Vorstellung dessen, was ihn erwarten würde.

Einige Meter vor ihm, durch das Schimmern der glühenden Hitze schwer erkennbar, lag plötzlich etwas Sonderbares auf dem Boden. Es hatte ungefähr die Größe eines kleinen, neugeborenen Kindes. Doch es sah auf dem ersten Blick völlig leblos aus. Die Gruppe näherte sich dem Objekt im Wüstensand, bis Stoffel letztlich „eine Puppe!“, verlautbaren ließ, ebendiese aufhob und vorsichtig den Sand von dem Stoff abklopfte. „Wie kommt eine Puppe in diese Einöde?“, fragte Waylander überrascht, was jedoch nur von einem überflüssigen Beitrag Stoffels kommentiert wurde: „Sehr schlechte Verarbeitung.“
Die Auserwählten schauten sich noch eine Weile in ihrer Umgebung um, jedoch gab es kaum Anzeichen, einer Gruppe, die hier langgezogen sein musste. Auch waren keine Knochen toter Menschen zu finden, die ein solches Überbleibsel erklärten.
Das unauffällige Wühlen und Rascheln im Wüstensand direkt neben ihm, bemerkte der Schwertmeister nicht, sondern betrachtete nur nachdenklich die Puppe.
Ganz plötzlich jedoch rammte ihr Führer ihn beiseite und stieß ihn gleichzeitig in den heißen Wüstensand. Kire landete dennoch relativ weich, obwohl mehr als ein verstörtes „Pass auf!“, Landorn zuvor nicht verlautbaren lassen hatte. Und dann, wenige Sekunden später schoss plötzlich eine mit wenigen Hautfetzen bestückte, knochige Hand aus dem Sandboden und krallte sich unmittelbar an dem Arm des Wächters fest. Man hörte nur schmerzverzerrte Schreie desselbigen und das widerwärtige Knirschen der Knochen, die sich zugleich in das magere Fleisch an den Knöcheln des Hünen bohrten. Nur wenige Sekunden später war der Prophet buchstäblich vom Erdboden verschluckt.
Was blieb war nichts weiter als eine riesige Kluft im Sandboden, die sich ganz langsam wieder mit dem fein rieselnden Sand schloss. Man blickte tief und sah dennoch nichts als Schwärze in ihr.

Waylander
07.03.2006, 10:30
Wieder einmal war die Gruppe einem Problem ausgesetzt, dass mutmaßlich das Ende ihrer kleinen Expedition ins Niemandsland bedeuten könnte. Von einer Sekunde auf die andere war der Wächter Landorn im sandigen Erdboden verschwunden. Eine fremdartige Hand hatte ihn hinunter gezogen. Wohin eigentlich? Es gab hier doch weiter nichts als Sand. Das klaffende Loch im Boden ließ trotz der nervigen Sonnenstrahlen nichts erkennen aus einer tiefen, alles verschlingenden Schwärze.

Keiner der vier sagte etwas, Stoffel entfuhr ein leichtes Stöhnen. „Seil“, rief Waylander. Stoffel kramte in seinen Sachen herum und förderte ein Seil zutage. „Tretet nicht zu nahe an den Rand. Wer weiß wie groß das Loch noch ist“, sagte Waylander. Übermütig wie Kire nun mal war, schnappte er sich das Seil und band es sich um die Hüfte. „Ich geh runter“, brummte der Söldner. Waylander zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer. Wir halten dich. Hirni, kannst du nicht … etwas … darunter schicken. Sozusagen als Vorhut?“ Hirni nickte und nahm eine Rune zur Hand, binnen weniger Augenblicke hatte sich eine Blutfliege aus dem Nichts materialisiert und verschwand in dem schwarzen Loch. Die Gruppe lauschte. Doch nichts passierte. Ein warmer Windhauch wehte über die Kuppe einer Düne und trug den warmen staubigen Sand zur Gruppe hinüber. „Wenn wir noch länger hier stehen bleiben, dann verschwinden wir bald auch im Sand“, nörgelte der Bandit. Kire marschierte auf das kleine Loch im Sand zu. Etwas rumorte, ein Knall, Feuer schoss aus dem Loch heraus, wie nach einer Explosion. Rauch folgte. Ein bestialischer Gestank nach verbranntem Fleisch stieg dem Söldner in die Nase. Waylander warf einen Blick zu Kire, der völlig regungslos vor dem Loch verharrte. Einige Zentimeter weiter und der Krieger wäre nun vermutlich kahl. „Was zur Hölle“, fluchte dieser, doch zu seiner Überraschung kam die Antwort aus dem Inneren des Loches. „Hey, habt ihr ein Seil?“, es war Landorns Stimme, die geprägt von leichtem Husten, aus der Schwärze zu ihnen hervordrang. Kire nahm sich das andere Ende des Seils von Stoffel und warf es in den gähnenden Schlund. Die anderen packten mit an und das war auch nötig, der Hüne schien Tonnen zu wiegen. Schließlich konnten sie einen blonden Schopf erkennen. Landorn dampfte leicht, so sah es zumindest aus. Das Haar des Hünen und sein Bart waren leicht versengt.

„Was war das?“, keuchte Waylander.
„Das waren Arganat. Sie sehen Menschen sehr ähnlich, doch viele Vermuten, dass es sich um Untote handelt, die im Sand leben. Normalerweise sind sie Aasfresser. Ich habe noch nie gehört, dass sie Menschen angegriffen haben. Nun, einmal ist immer das erste Mal wie mir scheint“, unkte der Hüne.
„Wo kam das Feuer her?“, fragte Stoffel, der das Seil wieder aufgerollt und in seinen Habseeligkeiten verstaut hatte.
„Ach das“, grinste Landorn, „nun, ich habe ja eben erwähnt, dass es sich um Aasfresser handelt. Dort unten stinkt es schlimmer, als in einer Jauchegrube. Als ich die Rune Wüstenflamme wählte, hatte ich nicht bedacht, dass die Fäulnisgase möglicherweise leicht entzündlich sein könnten“, grinste der Bärtige und tupfte auf einen Schwelbrand in seinem Bart. „Hat man hier oben was gemerkt?“, lachte er.

Waylander musste grinsen. Der Hüne wirkte merkwürdig erleichtert, beinahe ausgewechselt, seit sie Seestadt verlassen hatten, nahm diese Veränderung stetig zu. Es war, als hätte man eine Last von seinen Schultern genommen, als wäre ein Schatten über seiner Seele, der dort seit Jahren lag, wie weggeblasen.

„Allerdings hat man hier etwas gemerkt“, blaffte Kire, „ich wäre beinahe in das Loch gestiegen, nur um deinen Arsch zu retten. Um ein Haar wäre ich drauf gegangen.“
„Manchmal wenn ich dich reden höre, habe ich den Eindruck, wir reisen mit einem Weib“, blaffte Landorn zurück. „Dies passt mir nicht, das passt mir nicht. Reiß dich mal zusammen Söldner. Ich war da unten und ich habe es überlebt. Das bisschen was an Feuer noch hier oben raus kam, hätte vielleicht gereicht, dir die Augenbrauen zu stutzen.“

Das hatte gesessen. Kire schluckte, sagte aber nichts, obwohl seine Augen vor Zorn sprühten. „Fein. Gehen wir weiter“, fragte Hirni. Die Gruppe marschierte weiter durch die Dünen. Die Landschaft schien sich nicht sonderlich zu ändern. Sand – so weit das Auge reichte. Waylander hoffte, dass Landorn wusste, wo der Weg lang führte. Kire hatte schon seit Stunden nichts mehr gesagt. Ihm war es aber deutlich anzumerken, wie es ihn ärgerte, so zu recht gewiesen zu werden. Doch mittlerweile war der Punkt erreicht, an dem selbst Waylander einen gewissen Respekt vor dem Hünen hatte. Er zweifelte nicht an Kires Können oder an seinem, doch ebenso wenig zweifelte er an den Fähigkeiten des Kampfmagiers, der sie führte. Waylander vermutete, dass Kire das nun eingesehen hatte, sich aber innerlich noch gegen diese Erkenntnis wehrte.

Sie hatte eine kurze Rast gemacht. Stoffel schien in der Stadt einiges an Proviant eingekauft zu haben und sie ließen sich etwas Dörrfleisch schmecken, das wohl schon bessere Tage gesehen hatte. Doch Waylander vertraute dem Banditen, dass er ihnen hier kein vergammeltes Essen servierte. Doch wenig später schien sich dieses Vertrauen zu rächen. Der Bauch des Söldners grummelte und ein stechender Schmerz kam auf, der mit jedem Schritt an Intensität zuzunehmen schien. Waylander biss die Zähne zusammen, den anderen in der Gruppe merkte man nichts an. Bis schließlich Kire nach langer Zeit des Schweigens seinen Mund aufmachte: „Ohhh, mein Magen. Was ist das?“, er hielt sich den Bauch. Sein Gesicht war schweißnass und bleich. Waylander konnte nun auch nicht mehr. „Mir geht’s beschissen. Mein Magen fühlt sich an, als würden Gobblins dort ne Party feiern.“

Hirni war ebenfalls blasser als er ohnehin schon war. Landorn und auch Stoffel hielten sich die Bäuche und ließen sich in den Sand fallen. „Stoffel“, raunte Kire, „wo hast du das Fleisch her?“
„Es war das günstigste Angebot“, stöhnte der Bandit. Wenigstens hatte er selbst von dem Zeug gegessen, so dass man ihm keine Absicht unterstellen konnte. „Man kann es aber auch übertreiben“, würgte Waylander hervor.

Hirni wühlte in seinem Umhang und förderte einen Flakon zutage. Er nahm einen Schluck und reichte die kleine Flasche dann wortlos an seine Kameraden weiter. Waylander beäugte die Substanz im inneren des gläsernen Gefäßes. Es hatte eine Fliederfarbe. War das Vertrauen in die Heilkünste des Schwarzmagiers schon so groß, überlegte er. Vor einigen Wochen wäre er noch nicht bereit gewesen, mit einem der Schwarzkutten auch nur zu reden und nun sollte er etwas von der Medizin dieses Hirnis zu sich nehmen. Der Mann hatte Stoffel geheilt, doch war das wirklich… „Jetzt mach hinne“, stöhnte Kire. Waylander zuckte mit den Schultern. Was hatte er schließlich zu verlieren, außer seinem Leben. Er schluckte die Flüssigkeit und reichte den Flakon weiter, mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, das nicht von vergammeltem Fleisch herrührte.

Stoffel
07.03.2006, 17:28
Nervös hatte Stoffel das Loch nach Austritt der Flammen beobachtet. Wer wusste schon, was darin passiert war? Es blieb nur zu hoffen, dass es lediglich eine kurze Entladung gewesen und kein ernsteres Feuer dort unten ausgebrochen war. Schließlich war das Seil so widerstandsfähig auch nicht, doch als nach einiger Zeit der Hüne wieder daran ans Tageslicht gelangte erkannte der Bandit erleichtert, dass die Sorgen umsonst gewesen waren. Die Hanffasern des nicht gerade billigen Seiles waren nahezu unbeschadet, sodass die Reise beruhigt wieder angetreten werden konnte.
Die Sonne sank allmählich tiefer und thronte blutrot über den Sanddünen die in die Ferne waberten. Waberten? Über das merkwürdige Gefühl in Kopf und Magen nachdenkend schob Stoffel sich das letzte Stück Fleisch in den Mund und verzehrte es mühsam, während die eigenartigen Schmerzen sich weiter ausweiteten, und sein Bauch sich anfühlte als ob er Tagelang Harpien ausgesetzt gewesen wäre. War es die Wunde die ihm dieses geflügelte Steinvieh in den Sümpfen zugefügt hatte welche sich nun erneut bemerkbar machte, hielten Hirnis Heilkünste nur so kurz an?
Erst die Anmerkung des Söldners, woher er denn das Fleisch habe lenkte Stoffels Gedanken in die Richtung, dass vielleicht doch er eine gewisse Teilschuld daran trug, dass mittlerweile alle Gruppenmitglieder schmerzgekrümmt auf dem Sandboden rumlagen, eventuell erneut angreifenden Aasfressern mit komischem Namen hilflos ausgeliefert. Nur Landorn schien sich einigermaßen auf den Beinen halten zu können, doch soweit der Bandit sich erinnerte hatte der Hüne auch kaum etwas von dem Zeug, dass ihm als Fleisch verkauft worden war, gegessen.

Doch obwohl sein Magen brannte wie Onars Hof zu seinen schlechteren Tagen schüttete er Hirnis ominöse Medizin die Kire ihm gerade rüberreichte nicht sofort hinunter. Zu merkwürdig waren die Nebenwirkungen das letzte mal gewesen und wenn er nun den Schwarzmagier betrachtete, der mit den Händen in den Sand stach und diesen in die Luft warf um ihn auf sich nieder regnen zu lassen, bestätigte sich dieser Standpunkt noch. Dennoch blieb Stoffel nach einem weiteren Stich der seinen Körper zu zerteilen schien und auf das Drängen Landorns hin, der zunehmend bleicher wurde, nichts übrig als widerwillig ein Quäntchen des zähflüssigen Stoffes den Hals herabrinnen zu lassen, in der Hoffnung dass es wenigstens geringe Linderung brachte, und reichte die kleine Flasche an den Wächter weiter.
Die befürchteten Nebenwirkungen ließen nicht lange auf sich warten – bunte Pilze sprossen neben dem noch immer am Boden liegenden Lee plötzlich aus dem Boden und seine linke Hand sah auf gewisse Weise ziemlich angeschwollen und leicht ledrig aus, ähnlich den anderen Händen, welche soeben aus dem Sand herausstießen und nach ihnen griffen. Stoffel versuchte sie abzuwehren, doch fuhr seine Hand lediglich durch die Luft und ein Blinzeln später waren sowohl Hände, als auch Pilze und Anschwellungen verschwunden. Ächzend bemühte der Bandit sich wieder auf die Beine zu kommen, doch wollte sich kein rechtes Gefühl für diese einstellen, sodass er wieder auf den heißen Wüstensand sackte.

„Boah, das nächste Mal kauft wer anders ein. Wie wäre es mit Schmerzensgeld Stoffel?“, stöhnte Kire.
„Gut, dafür müsst ihr mir nicht mehr das Geld zurückzahlen, dass ihr mir für das Fleisch eigentlich noch schuldet“, entgegnete Stoffel mit einem schiefen Grinsen, woraufhin der Söldner sich scheinbar etwas gereizt in seine Richtung robbte.
„Hey, ihr, wir müssen hier weg!“, drang Landorns Stimme plötzlich wie aus weiter Entfernung zu ihnen herüber. Was konnte der Hüne schon wieder wollen, mit einer Lebensmittelvergiftung konnten doch selbst diese Aasfresser sie nicht wieder anfallen wollen.
Noch über die Motive für die offensichtliche Aufregung suchend fühlte Stoffel dann, wie er von zwei Händen gepackt, hochgezogen und unsanft in Richtung der nächsten Düne gestoßen wurde. Mühsam stolperte er bis in deren Schatten, wo er sich neben die inzwischen ebenfalls hierher dirigierten anderen drei ‚Prophezeiten’ fielen ließ, die alle durch die Medikamente noch ziemlich neben der Spur wirkten. Nun, hoffentlich würden nach der betäubenden, halluzigenen Wirkung der Flüssigkeit, der sich zumindest der Bandit durch die frühere Heilung seitens des Schwarzmagiers bewusst war, nicht wieder die Magenschmerzen eintreten die die Fleischvergiftung mit sich brachte.
„Und was sollte das jetzt?“, fragte Waylander Landorn, welcher sich soeben auch im Schatten niederließ, besorgt gen Himmel blickend. Seiner Blickrichtung folgend erspähte Stoffel hoch am Himmel zwei dunkle, wohl recht große Vögel die ihre Kreise dort zogen. Bei näherer Betrachtung mussten es wirklich verdammt große, wenn nicht gar riesige Vögel sein.
„Da sind die Späher, sie waren schneller als ich erwartet hatte“, murmelte Landorn grimmig, womit wohl erklärt war, warum die Viecher die wahrscheinlich Gargoylen waren so beharrlich über ihnen kreisten.
„Wenn sie uns beziehungsweise mich gesehen haben ist es eh zu spät, der dunkle Mager wird durch sie meine Zeichen erkennen, von Tarnung kann man dann nicht mehr sprechen. Aber vielleicht steht das Glück ja noch auf unserer Seite.“

Hirni
07.03.2006, 20:00
"Wenn ich baden will, dann tu ich das im Wasser, und nicht im Sand, verdammt nochmal." grummelte Hirni und stand auf, als sich die Späher Richtung Feuerstadt verabschiedet hatten.
"Noch nicht aufstehen, vielleicht kommen noch welche nach, oder sie drehen nocheinmal um."
"Ich weiss zwar nicht wie du das siehst, Großer, wenn du es denn siehst, aber in meinen Augen sind diese Vögel, im wahrsten Sinne des Wortes, verschwunden, zumindest seh ich sie nirgends. Und bevor ich hier noch mehr Sand in meinem Nacken und jeder Öffnung meines Körpers spüren muss, steh ich lieber auf. Wie gesagt, gebadet wird im Wasser, nicht im Sand. Es sei denn, man steht auf kratziges Seifenpulver der orientalischen Art." gab Hirni unmissverständlich zu verstehen. Denn er spürte den Wüstensand wirklich in jeder Ritze und Öffnung seines Körpers, seine Robe war in solchen Dingen nicht gerade zuverlässig, und so schüttelte er sich ersteinmal. Allerdings nicht gerade normal, es sah eher so aus, als würde er eine Art Beschwörungstanz aufführen, oder wie ein Höhlenmensch nackt ums Lagerfeuer tanzen, doch das war bei ihm ja öfters der Fall.
"Könnte mir mal irgendwer den Rücken abklopfen, oder generell mir mal helfen, den verfluchten Sand loszuwerden?"
Keine Reaktion.
"Danke für die Hilfsbereitschaft, werde ich mir merken." gab der Schwarzmagier von sich, um dann mit einem grummelnden "Alles muss man selber machen, mehr oder weniger zumindest..." ein Skelett zu beschwören, welches ihm dann half, den restlichen Sand von der Robe zu klopfen.
Dennoch musste er, als sie wieder losgingen, mit einem fiesen Kratzen an einigen Körperstellen auskommen. Und so kam es, dass er einen Gang drauf hatte, als würde ihm ein Stock im Arsch sitzen, der noch tiefer reingebohrt wurde, als Hirni von Landorn zu Boden geworfen worden war.

Nach einiger Zeit des erneuten Wanderns, erhoben sich von weitem einige Türme.
"Was ist das jetzt? Ein Gefängnis in der Wüste, oder doch eher ein Instrument des Bösen?" gab Hirni genervt von sich. Er konnte diese Wüste nicht mehr sehen. Generell hasste er diese Art von Gegenden, es war ihm hier entschieden zu heiss und zu sandig, es war selten, dass er mal gut gelaunt war, wenn er durch die Wüste schritt. Bei dieser sandigen Umgebung und den viel zu heissen Temperaturen war er das genaue Gegenteil von dem, was er sonst war: Launisch und genervt, anstatt locker und gut gelaunt.
"Weder noch, es ist Feuerstadt."
"Dann hole mir einer mal das Wasser, damit der Brand in Feuerstadt gelöscht wird." war die prompte Antwort des Schwarzmagiers. "Dann können wir sie Aschestadt nennen. Passend zur Umgebung könnte man dann sagen: "Asche zu Asche, und Staub zu Staub."
Als sie näher zur Stadt kamen, konnte man schon einige der Umrisse erkennen. Teilweise ragten Türme in den Himmel, als würden sie versuchen, an die Sonne zu kommen, und diese zu verdecken, damit wenigstens etwas Schatten produziert werden konnte. Zumindest war dies die Vorstellung des Magus, als er darüber nachdachte, wozu die Türme gut sein könnten. Von weitem schon konnte man die Planen über den Eingängen der Häuser erkennen. Hier war es wahrscheinlich so, wie in der Wüste auf dem Festland. Weder Türen noch Fensterscheiben gab es dort, die Türen und Fensterscheiben bestanden in der Wüste meistens nur aus Vorhängen, wenn überhaupt. Dies war aber auch verständlich. Sicherlich würden auch hier verwinkelte Gassen präsenter sein als offene, breite Strassen. Man konnte schon hier erkennen, dass es soweit nur ein paar breitere Strassen gab, auf denen einige Händler anzufinden waren, die Teppiche, Lebensmittel, Waffen und anderen Firlefanz verkauften, den eigentlich soweit kein Arsch wollte oder brauchte. Dies alles bestätigte sich auch, als die kleine Gruppe die Stadt betraten. Von aussen hatte man ja schon die Größe der Stadt erkannt, doch da die Wohnungen und Gebäude hier recht dicht aneinander standen, bekam man eine ungefähre Vorstellung, wie viele Einwohner hier, trotz der Größe, wohnen mussten. Eng an Eng gebaut erinnerte hier irgendwie alles an ein unaufergäumtes Zimmer, in dem allen Scheiss kreuz und quer durch die Gegend flog, und man nur mit viel Müh und Not von der einen Ecke zur anderen Ecke gelangen konnte.

Die Häuser hier bestanden auch nicht aus Holz, dieses würde viel zu schnell vertrocknen bei so einem Klima, nein, sie bestanden aus solidem, standfarbenen Stein.
"So, dann lasst uns gleich mal was zu trinken aufsuchen." schlug Hirni vor. "Meine Kehle ist trocken wie der Sand hier, und überhaupt hab ich seit Tagen schon kein vernünftiges Bier getrunken. Wobei es, bei der Affenhitze hier, sicherlich auch nur klebriges Zeugs gibt..." befürchtete der Schwarzmagier...

Waylander
08.03.2006, 11:08
Feuerstadt – endlich nach einer langwierigen und vor allem beschwerlichen Reise durch unbekanntes Terrain waren sie am Ziel ihrer Wanderung angekommen. Doch war es wirklich das Ziel oder vielmehr eine Etappe. Die Frage, was geschehen würde, wenn sie die Schwerter fänden, hatte noch keiner gestellt. Vermutlich spielte der Gedanke eine große Rolle, dass das Abenteuer dann nicht mehr vorausschaubar war. Waylander hatte selbst keine Ahnung, wo sich die Schwerter befanden. Doch er hoffte, dass sich der Hüne Landorn bis zum jetzigen Zeitpunkt ein paar Gedanken darüber gemacht hatte, Zeit genug hatte er zwischendurch schließlich gehabt.

Hirni war es schließlich, der die Gruppe drängte, eine der Tavernen aufzusuchen. Vermutlich hatte er damit sogar eine gute Idee. Eine Gruppe von Söldnern, die sich in der Stadt aufhielt, nachdem sie einen langen Marsch in der Wüste hinter sich hatte, würde wahrscheinlich genau das tun. Merkwürdigerweise fiel die Gruppe hier in d er Stadt nicht so sehr aus dem Rahmen, wie man das noch in Seestadt getan hatte. Dies konnte natürlich auch daran liegen, dass es in Feuerstadt nicht die Möglichkeit gab, dass sich Menschen an einer größeren Stelle zusammenrotteten. Die zahlreichen Gassen und Häuserecken boten genug Möglichkeit, sich nahezu ungesehen durch den beschaulichen Ort zu bewegen. Die Bauart der Häuser war einfach, doch zweckmäßig. Sie bestanden aus einer Art von gelblichem Stein, den der Söldner noch nicht gesehen hatte. Es erinnerte ihn am ehesten an die Tempel in Jharkendar, wenn man einen solchen Vergleich anstreben musste.

„Was ist das?“, fragte Stoffel und deutete mit der Hand auf eine kleine Gruppe Tiere, die sich in einem provisorischen Gehege in der Nähe eines der Häuser befand. Sie waren grün und schuppig, ähnelten Waranen, doch waren sie wesentlich kleiner und ihr Kopf wurde von einem Schirm aus Haut gesäumt.
„Das sind Hausechsen“, antwortete Landorn fachmännisch. „Einige Leute halten sie, denn ihr Fleisch gilt als sehr schmackhaft und aus ihren Häuten werden Rüstungen oder Kleider hergestellt, auch Stiefel oder anderes Schuhwerk.

Interessiert trat der ehemalige Händler näher. Die Tiere waren nicht sonderlich groß, der Zaun reichte dem Banditen gerade bis zu den Knien. „Geh da nicht so nah ran. Sie können beißen, wenn sie auch keine richtigen Zähne haben. Sie ernähren sich nämlich hauptsächlich von Eiern oder kleinen Vögeln.“
„Ja, ich will mir das ja nur mal ansehen“, entgegnete Stoffel. Der Schleichlehrmeister schien offensichtlich fasziniert von einem Tier, aus dem man so viel Profit schlagen konnte. Die Tiere hingegen schienen ebenfalls fasziniert von dem Banditen, in den man seine Zähne schlagen konnte. „Sie können springen, Stoffel, komm da weg“, doch Landorns Rüge kam fast zu spät. Eines der Tierchen folgte nämlich Landorns Beschreibung, machte einen Satz in die Luft und biss zu. Man konnte von dem Banditen einen erstickten Schmerzenslaut vernehmen. Landorn rannte zu dem ehemaligen Händler. Die anderen Mitglieder der Gruppe waren zu sehr mit Lachen beschäftigt. Der Hüne fasste das Tier mit einer Hand am Kopf, drückte zu und öffnete so den Kiefer und die Schmerzhafte Liebkosung des Tieres. Stoffel krümmte sich vor Schmerzen und hielt seine Hände schützend vor den Genitalbereich. „Ist er jetzt noch Mitglied“, johlte Hirni, für Kire war das ausreichend, seine gebückte Haltung aufzugeben und sich auf den sandigen Boden fallen zu lassen. Er hielt sich schon wieder den Bauch, allerdings diesmal aus einem anderen Grund, als noch vor einigen Stunden. Auch Waylander lachte, wenn er auch zugleich Mitleid mit dem Banditen hatte. Doch er sah es als kleine Strafe für das vergammelte Fleisch, dass er ihnen angedreht hatte.

„Hey, was macht ihr mit meinen Tieren, ihr Gesindel schert euch weg“, blaffte eine Frau, die offenbar die Besitzerin der angriffslustigen Eierdiebe war. Landorn stütze Stoffel und die anderen stützen sich gegenseitig, auf ihrem Weg zur Taverne. Da drinnen war es angenehm kühl und der Söldner vermutete, dass die Steine das Sonnenlicht im wahrsten Sinne des Wortes kalt ließ.

Sie bestellten sich fünf Bier und tranken genüsslich. Bis auf den Banditen, der eine andere Verwendungsmöglichkeit für den kühlen Krug gefunden zu haben schien. „Ihr findet das auch noch lustig“, moserte er, doch mit diesen Worten sorgte er für einen erneuten Lachanfall seiner Kameraden, denn seine Stimme glich der Landorns am Anfang ihrer kleinen Reise. Es vergingen wieder einige Minuten, bis die Männer sich wieder beruhigt hatten.

„Was ist mit den Waffen“, fragte Waylander wohl darauf bedacht, dass Wort Schwerter nicht in den Mund zu nehmen. „Weißt du, wo sie sind.“
Landorn schüttelte den Kopf. „Ich denke, wir werden uns hier ein Zimmer nehmen und uns in der Stadt umhören, Gespräche belauschen, Informationen aufschnappen. Vergesst aber nicht. Niemand darf wissen, wer ihr seid und wer ich bin. Wir sollten uns dann gegen Abend wieder hier treffen. Ich regle das mit den Zimmern. Und nehmt euch vor den fliegenden Spionen in Acht“, fügte der Hüne hinzu.

Landorn
08.03.2006, 12:57
Seinen Anweisungen folgend verließen drei der vier Männer nach einiger Zeit die Taverne. Der Bandit Stoffel hingegen schleppte sich breitbeinig auf eines der Zimmer, welche Landorn soeben bezahlt hatte. Für eine Woche, so hatte er es dem Wirt gesagt. Doch hoffte er, dass sie nicht so lange brauchen würden. Denn in einer Woche könnte vielleicht alles schon zu spät sein und der Krieg wäre in vollem Gange. Der Wächter verließ die Taverne und hing seinen Gedanken nach. Wächter – allein diesen Begriff in Zusammenhang mit seinem Namen zu hören, das war höchst befremdlich. Vor einigen Wochen noch hätte er nicht im Traum daran gedacht, dass er einmal so genannt werden sollte. Doch mit dem Betreten der Insel durch die vier Männer hatte sich von Tag zu Tag mehr heraus gestellt, dass er Recht hatte. Die Magie des Landes kehrte zurück. Mit der Ankunft der Vier hatte sich das Blatt gewendet. Nun musste ein Bruderkrieg verhindert werden.

Er hatte es ihnen erklärt, so wie er es selbst verstand. Doch mit dem Nachdruck der Überraschung hatte er immer mehr gemerkt, dass es genau so der Wahrheit entsprach. Es war am logischsten und ließ sich am einfachsten so begreifen. Die Gruppe spiegelte das Land wieder und die Magie. Der Wächter konnte sie täglich mehr nutzen und das Gefühl in seinem Inneren wurde stärker. Über Jahre hinweg hatte er sich versteckt, war davon gelaufen, nicht nur aus Angst, sondern vor allem um sich vor der Verantwortung zu drücken. Er war zu jung, er war nicht ausgebildet. All diese Worte hatte er sich immer wieder selbst eingeredet, so lange, bis sein Gewissen schwieg und er sie aus tiefstem Herzen sogar selbst glaubte. Doch die Worte der alten Frau und die Ankunft dieser Männer, die er nur durch eine Laune des Schicksals kennen gelernt hatte, passten zusammen und gaben letztlich den Ausschlag für seine persönliche Wende. Er war in den vergangenen Tagen mehr gereift, als in all den Jahren zuvor. Er konnte seine Kraft selbst noch nicht begreifen, doch offenbar hatte sie all die Jahre in ihm geschlummert. Doch durch den Wegfall des Feuers aus dem Blutpakt hatte er nie den Mut gefunden, sie einzusetzen oder damit zu experimentieren. Wohl wissend was sein Vater im Stande zu tun war, freute sich Landorn darauf, den Weg der Schwerter zu gehen und seine Ausbildung auf diese Weise abzuschließen. Wenn die Schwerter in den Händen der Vier waren, würde die Magie wieder im Gleichgewicht sein und die Gefahr würde aus Nandorean verschwinden, wie der kühle Morgennebel der Sonne weicht.

Mit einer inneren Ruhe, die er seit Jahren nicht mehr gespürt hatte, wanderte er durch die Straßen Feuerstadts. Er dürfte den Überschwang nicht gewinnen lassen, denn noch waren sie in Feindesland. Die nächste Frage, die sich stellte, war, wo die Schwerter aufbewahrt wurden. Landorn konnte sich nicht vorstellen, dass die Soldaten davon wussten. In ihrem Inneren vielleicht schon, doch die Magie des Dunklen Magiers war stark, ihre Verblendung zu groß. Vielleicht sollten sie etwas bewachen, Kisten, Säcke, was auch immer, von dem sie den Inhalt nicht kannten. Das wäre logisch.

Er schlenderte an einigen Ständen vorbei und blieb hier und da stehen, doch die Gespräche gaben nicht viel Aufschluss über den Krieg und Kriegsbeute. „Ihr habt aber schöne, frische Ware“, lobte Landorn einen der Händler. „Ich dachte, durch den Krieg seinen die Lieferungen aus Grünhain eingestellt.“
„Das stimmt auch“, sagte der Händler, „in einigen Tagen werden wir auch nichts mehr an frischer Ware anbieten können, zumindest kaum noch Gemüse und Obst. Das sind meine Restbestände. Die Soldaten haben einen Großteil der Lieferungen einbehalten und bewachen sie in der Burg. Sie geben auch nichts raus. Man werde Rationen ausgeben, wenn nichts mehr da ist, so heißt es“, sagte der Händler.
„Hat es schon Kampfhandlungen gegeben?“, fragte der Blonde.
„Nichts großes, hört man. Ein paar Scharmützel mit Patrouillen. Doch die Hauptarmee soll noch auf der Ebene vor der Klammfeste liegen. Die Truppen aus Seestadt und Grünhain werden wohl dort auf sie treffen. Was in Silberwind ist, weiß ich nicht. Da hat man seit Monaten nichts mehr von gehört“, erklärte der Mann weiter. Landorn bedankte sich und marschierte weiter durch die engen Gassen.

Stoffel
08.03.2006, 16:34
Wenn ihm auch nur noch einmal eine von diesen stinkenden Echsen in die Finger kam, würde er sie mit einem stumpfen Hammer pfählen und dann Hirni ausliefern, da konnten sie soviel wert sein wie sie wollten. Zornig betrachtete der Bandit die Menschen der Feuerstadt, die in den engen Gassen irgendwelchen handwerklichen Tätigkeiten nachgingen oder vereinzelt auch abseits der anderen, zentralen Handelspunkte ihre Waren anpriesen. Menschen, die sich solche Haustiere hielten konnten einfach nicht normal sein und erinnerten ihn auf gewisse Weise an den Verrückten Peter, welchen er zuletzt gesehen hatte, als der geistig verwirrte Waffenhändler mit Echsen durch die Gegend gelaufen war, die denen hier recht ähnlich gewesen waren. Nun, vielleicht konnte er diesen als Sündenbock für die Viecher hier ebenfalls pfählen, aber das würde sich noch zeigen. Inzwischen hatte er sich zwar bereits davon überzeugt, dass noch alles intakt war, aber dennoch ließ es sich noch nicht wieder so einfach gehen wie vor der Begegnung mit den geschuppten Viechern.
Im engen Zimmer, durch dessen noch kleineres Fenster man kaum etwas von der orientalen, dem Banditen irgendwie befremdlich vorkommenden Stadt sehen konnte, hatte er es dank stickiger, warmer Luft nicht lange ausgehalten, sodass er nun immer weiter durch die Gassen schritt, als einzigen Orientierungspunkt die Stadtmauern und hohen Türme sowie die aus der Masse unscheinbarer, sandsteinfarbener Häuser aufragenden Feste. Bei ihrem Glück waren die Schwerter wahrscheinlich ohnehin im höchsten Turm von dem Ding, bewacht von zig Gargoylen, Söldnern und Seelenverwandten Kire´s. Na, wenigstens würde er seinen momentan beherrschten Zorn an diesen auslassen können. Allein der Gedanke war schon lächerlich, ein Schleichlehrmeister der selber nicht mal richtig normal gehen konnte, weil ihn beinahe irgendwelche räudigen, kniehohen Echsen umgebracht hatten. Oder zumindest in einen Zustand gebracht, der dem Umgebracht-sein recht nahe kam.

Langsam aber sicher wurde es aber wieder schwieriger für ihn vorwärts zu kommen, sodass Stoffel sich schließlich in einer der Gassen an eine Holzwand lehnte um sich wieder ein wenig Erholung zu verschaffen. Wie sich herausstellen sollte handelte es sich bei dem von ihm auserkorenen Platz jedoch um die Tür einer Wohnung oder ähnlichem, wahrscheinlich dem einzigen Durchgang dieser Stadt der nicht mit einem Vorhang statt einer Holztür verdeckt war. Umso überraschter war der Bandit, als er hinter sich ein aufgeregtes Bollern vernahm und ein kleiner, wie alle Bewohner hier braungebrannter Mann in der Türöffnung erschien sobald Stoffel beiseite getreten war und anfing in irgendeinem Kauderwelsch herumzubrüllen. Es dauerte ziemlich, bis Stoffel verstand, dass er die Sprache des Typen eigentlich beherrschte, doch die Speichelfäden die der Kerl beim Reden oder eher brüllen absonderte erschwerten des Banditen Konzentration auf das Gesagte zusammen mit der undeutlichen Ausprache leicht.
„…meine Tür! Tür waren sehr teuer, wenn du nicht verschwinden vor Tür ich holen meine Brüder! Außerdem du mir Tür bezahlen, dass dreckiger Bandit wie du berühren Tür von ehrbaren Bürger von Feuerstadt!“
„Genau. Und jetzt noch mal etwas langsamer bitte, und deine Brüder kannst du von mir aus ruhig holen.“
„Brüder sehr stark, dienen in Armee und bewachen Burg. Ich dich warnen, nur beste Krieger kommen zu Burg, und du nicht bester, so meine Brüder werden dich böse bestrafen wenn du nicht bezahlen Tür, wenn sie wieder da sind!“
„Jaja. Wo sind sie denn, wenn sie doch eigentlich die Burg bewachen, die ist doch schon dort vorne“, erwiderte Stoffel, der in dem etwas naiv wirkenden Anwohner eine gute Informationsquelle witterte, und deutete auf die hoch aufragende Feste.
„Nun, seit einigen Tagen nichts mehr gehört von Brüder, wie verschwunden…aber Brüder tapfer, wurden bestimmt nicht von böse, schreiende Monster verschleppt!“
„Monster? Zufällig einige Meter groß, mit netten Flügeln?“
„Man nicht weiß viel, doch nachts sind Schreie zu hören. In Burg werden bewacht Nahrung und Waffen und andere Sachen, darum bestimmt auch Monster da sind. Aber was nun mit Tür, ich will Ersatz!“
„Ok, ich gehe kurz um es zu holen und bringe es dir gleich wieder hier vorbei…und ja, ich weiß, wenn ich nicht gleich wieder da bin holst du deine Brüder“, fiel Stoffel dem anderen grinsend ins Wort, der gerade ansetzte etwas zu sagen. Zufrieden einigermaßen viel erfahren zu haben, ohne dass er das ernsthaft geplant hatte, wandte der Bandit sich von dem Typen den er wie auch seine Brüder wohl nie wieder sehen würde ab und bemühte sich den Weg zurück zur Taverne zu finden, von der er aufgebrochen war. Von ihm aus konnten sie sich morgen in diese dämliche Feste reinschlagen, die Schwerter rausholen, die sich wohl kaum woanders als am best bewachtesten Punkt befanden, und anschließend diese vermaledeite Stadt samt ihrer Echsen anzünden.

kire
09.03.2006, 17:21
Worauf warteten sie eigentlich noch? Kire wusste nicht, was sie hier überhaupt taten, sollten sich nicht besser gleich auf die Suche nach den sagenumwobenen Schwertern begeben? Wenn dieser Landorn wirklich den Respekt wert war, den man ihm zollen sollte, müsste er dann nicht selbst in der Lage dazu sein, herauszufinden wo diese Waffen zu finden waren? Nein, es blieb wieder alles an den vier Fremdländern hängen, die sich nun aufgeteilt hatten. Einerseits wollte man keinen Verdacht erwecken, denn die Menschen hier in Feuerstadt waren ebenso wie er selbst meist Einzelgänger. Eine, wenn auch recht kleine, dafür jedoch kampferprobte Gruppe, geführt von einem Hünen dessen Statur bereits Bände sprach, fiel nicht weniger auf als der Wolf unter den Schafen. Andererseits galt es auch Gespräche zu belauschen, um in Erfahrung zu bringen, wo genau sich diese mystischen Schwerter befinden konnten. Der Söldner erinnerte sich stirnrunzelnd daran, wie er einst versucht hatte den Piraten Stevie zu belauschen, was natürlich nicht folgenlos blieb. Wie auch, Kire war weder in der Körperbeherrschung noch in den Diebestalenten sonderlich bewandert. Im Gegenteil, er war zwar kein Mensch von Ehre und Ehrlichkeit, doch ging er mehr oder weniger schwerwiegende Probleme stets mit Offenheit an. Offenheit für Gewalt. Manchmal auch da, wo es gar keine Probleme zu geben schien. Diese Eigenschaft hatte sich während seines Aufenthalts auf dieser riesigen Insel noch verschärft. Unter der Masse, die Feuerstadt bewohnte, wirkte er jedoch sogar ein kleines bisschen ausgeglichener. Der Schein mochte trügen, vor allem, da dieses Volk, das Volk seiner Seelenverwandten war, doch auch er selbst hatte diese leichte Veränderung gespürt und es schien als wenn sich seine Impulsivität ganz langsam mit der Rückständigkeit Landorns ausglich. Natürlich konnte er sie noch immer nicht missen, aber in gewisser Hinsicht fühlte er sich ein Stück weit sicherer, wenn er durch die engen Gassen dieser Städte lief ohne gleich aus Wut über mangelnden Platz, die nächstbeste Wand einzuschlagen. Unnötig aufzufallen war nichts, was dem Söldner, ebenso wie der Gruppe, nun von Vorteil sein würde.

Gelangweilt schlenderte Kire durch die Gassen. Eher seinen Gedanken verfallen, als aufmerksam dem zu lauschen, was die Menschen hier zu bereden hatten, kickte er mit dem Stiefel einen kleinen Stein vor seinen Füßen her. Die schwarzen langen Haare fielen ihm ins Gesicht, als er mehr nach unten schauend erneut den Kieselstein vor sich her trieb. Plötzlich erklang statt dem gewohnten Kratzen auf dem steinernen, mit einigem Sand bedeckten, Boden, ein metallisches Scheppern. Nicht gut, dachte Kire unverzüglich, schaute auf und bemerkte zugleich, dass der Stein auf die eiserne Rüstung einer der Wachen getroffen war. Schnell und möglichst unauffällig zugleich, senkte der Schwertmeister erneut den Kopf, sodass ihm wieder die Haare in das Gesicht fielen. Innerlich schämte er sich schon jetzt dafür so unterwürfig an einem Menschen vorbeigehen zu müssen, doch er wusste, dass die Kerle hier in Feuerstadt keinen Spaß verstanden - noch weniger scheinbar als er selbst, und Ärger mit einer der Stadtwachen konnte er schon gar nicht gebrauchen, zumindest solange nicht, bis sie die Schwerter aus den Händen der Feuermenschen befreit und den Wohlbehalt des Landes gewährleistet hatten.

„Stehen bleiben du alter Straßenköter!“, fauchte die Wache erwartungsgemäß und Kire musste sich selbst anhalten, um nicht in einem erneutem Wutausbruch zu enden. Die Faust fest geballt, blieb er urplötzlich stehen und drehte sich ganz langsam zu der Wache um. Sicherlich, seine Kleidung war mehr als nur abgerissen, das Gesicht wirkte ungepflegt, stoppelig und die Haare wucherten ihm schon weit über die Schultern hinaus, aber einen Straßenköter musste er sich nicht gefallen lassen. „Was fällt dir ein?!“, kam weiterhin von der Wache und ging einen Schritt auf den Söldner zu „und nimm deine Birne hoch, wenn ich mit dir spreche.“
Kire tat wie geheißen und die eisblauen Augen funkelten dem im ersten Moment wie zu Stein erstarrten Ritter zu. Jedoch hatte es einen anderen Grund, wie Kire kurz darauf feststellen sollte, als sein Gegenüber ein merkwürdig aussehendes Papier aus der Tasche zog. Der Mann, dem er in die Augen blickte wirkte kaum wie ein Ritter, war doch einzig das Feuerkreisemblem auf seiner Rüstung, das Zeichen von Feuerstadt, der alleinige Hinweis darauf. Sein Blick fiel einige Sekunden auf die ansprechend aussehende Rüstung der Wache, während ebendiese dabei war den Zettel aufzufalten. Die Rüstung war recht dürftig, was wohl hauptsächlich an der treibenden Hitze dieser Gegend lag. Einen kleinen Brustpanzer, dazu zwei Armenschienen auf beiden Seiten, weiterhin Beinschienen, für Ober- und Unterschenkel. An den restlichen Bereichen war nur Kleidung zu erkennen, an den Rändern des Brustpanzers jedoch, dort wo auch das Feuerzeichen prangerte, schimmerte ein funkelndes Kettenhemd hindurch, eines das er selbst ebenfalls trug, seit seines Kampfes gegen die Novizin Balbero.

„Dich kenn ich doch irgendwoher“, murmelte der Kerl und hielt dem Söldner schließlich den Zettel unter die Nase. Kire schluckte. Ganz eindeutig zeigte das Pergament fünf Personen und wie sollte es auch anders sein, war es die Gruppe der Söldner, die sich durch Tricks aus der Stadt Flussfurth geschlichen hatte - die Gruppe um den Wächter Landorn.
„Was kannst du mir dazu sagen?“, meinte er und schaute eindringlich auf den schwarzhaarigen Söldner. „Wo ist dein Auftragsschein“, forderte er weiterhin, während Kire immer noch den Steckbrief der einzelnen betrachtete. Die Bilder waren äußerst hässlich und als er die große Knubbelnase von Waylander sah, musste er sich trotz seiner Lage sogar ein kleines Lächeln abringen.
„Diese Männer unverzüglich töten“, stand eindeutig lesbar am unteren Rand des Papiers und der Söldner fragte sich zugleich ob noch weitere Zettel in der Stadt angebracht waren. Er hoffte es nicht, denn das erschwerte ihre Suche nur noch weiter. Scheinbar war seine kleine Aktion mit dem Karren doch nicht allzu spurlos an ihnen vorübergezogen. Nun rächte sich an ihm seine Dummheit.
„Gesandte aus Flussfurth berichten, dass ihr euch aus dem Staub gemacht habt. Das heißt ich werde dich jetzt töten müssen“, drohte die Wache und hatte eine Hand bereits am Griff des Schwertes. „Es sei denn du kleiner Penner lässt dich jetzt gefangen nehmen, dann entscheidet der Stadtrat was mit dir gemacht wird. Dein Tot könnte sich also noch um ein paar Tage hinauszögern, ist das kein gutes Angebot?“
„Warte, ich kann beweisen, dass ich es nicht bin“, erwiderte Kire gewitzt und tat so, als würde er in einer seiner untersten Taschen nach einem Auftragsschein suchen. Wie erwartet, beugte sich die Wache ein Stück weit zu dem Söldner herab. Einen Moment später ereilte ihn die Rache für diesen Fehler. Mit Gewalt riss der Söldner urplötzlich sein angewinkeltes Knie herauf, sodass dieses mit voller Montur in der Hackfresse der Wache landete. Stöhnend richtete sich der Kerl auf und torkelte einige Schritte zurück. Die Nase blutete schwer und es gab keinen Zweifel, dass diese gebrochen sein musste. Schmerzverzerrt fasste sich der Mann an die zerschmetterten Knochen in Mitten seines Gesichts und stöhnte unweigerlich noch lauter. Verstohlen blickte der Schwertmeister um sich. Die Gasse war eng und leer, von dem naheliegenden Platz drang Krawall. Dort hielten sich die Menschenmassen auf. Das Treiben in den Gassen ging jedoch an den Meisten vorüber. Man war Streitereien, vor allem in der letzten Zeit, gewohnt.

Bevor der Kerl weiter reagieren konnte, landete die Faust des Söldners wieder in seinem Gesicht. Entgültig fiel die Wache nun zu Boden, wo des schweren Aufpralls wegen, eine starke Staubwolke aufzog. Das zugleich gezogene Schwert des Mannes fiel scheppernd auf die Steinplatten. Erneut schaute sich der Söldner um, schlich sich dann an die Wache ran, um sich zu vergewissern, dass diese ohnmächtig war. Und das war sie. Schnell riss Kire dem Kerl den Zettel aus der Hand und steckte ihn vorsichtig in seine Tasche.
Erst als er gerade wieder zurück zur Taverne wollte, um den anderen von dem Zettel zu berichten, fiel sein Blick erneut auf den im Staub liegenden Mann. Wieder sah er die Rüstung...

Mit den Armschienen und dem Brustpanzer bestückt, suchte sich der Schwertmeister erneut den Weg zur Taverne. Nur die engsten Gassen waren ihm gut genug, denn er wollte keinen Verdacht mehr erwecken, solange er nicht mit den anderen über die Situation gesprochen hatte. Eines der Felle, das über seiner Schulter hing, bedeckte absichtlich das Zeichen des Feuers auf dem Brustpanzer, den er nun trug. Die Rüstung einer Stadtwache war zwar schwer, wenngleich sie der Gruppe noch von großem Nutzen sein konnte. Entweder, um die Leute auszufragen, oder aber sich Zugang zu bestimmten Bereichen zu verschaffen. Den einstmaligen Träger der selbigen hatte er in einen naheliegenden Bunker gezerrt, dem dieser nicht allzu früher wieder entfliehen dürfte.

Waylander
10.03.2006, 10:56
Wenn man sich intensiv bemühte, hinzuhören, dann erkannte man schnell wie belanglos das Leben der Menschen hier sein musste. Doch immer wieder hörte man heraus, dass sich die Masse Sorgen machte, wegen des Krieges. Nicht etwa darum, dass man verlieren könnte, nein, das schien irgendwie schon beschlossene Sache zu sein. Man sorgte sich darum, dass es zu lange dauern könnte, bis man die Feinde unterjocht hatte. Als Söldner wurde man hier sehr höflich behandelt. Schließlich kämpfte man für die gleiche Sache, ob nun aus ideologischen Gründen oder wegen des Goldes. Das schien keine Rolle zu spielen.

Er wollte eigentlich zurück zu den anderen in die Taverne, doch Waylander hatte bisher kaum etwas herausfinden können, wohl auch aus dem Grund, dass er solche nichts sagenden Gespräche verabscheute. So schlenderte er weiter durch die Gassen, warf hier und dort einen Blick in dunkle Ecken und Hauseingänge oder lauschte den Gesprächen der Händler. Die Stadt war riesig, das Netz der natürlich entstandenen Wege kaum übersichtlich.

„Du bist ein Söldner, hab ich nicht Recht?“, eine fipsige Stimme, die dem Geräusch einer Ratte glich, meldete sich aus einer dunklen Ecke. „Ja, das bin ich, warum?“
„Ich will auch mal ein Krieger werden, wenn ich groß bin“, sagte die Stimme. Jetzt konnte Waylander auch ein Gesicht erkennen. Es war ein Knabe von vielleicht 15 Lenzen, also eigentlich kein Kind mehr. Doch sein Verhalten glich dem eines Kindes. „Was machst du hier?“, wollte es wissen.
„Ich sehe mich um.“
„Du siehst aber nicht aus, wie jemand, der sich umsieht. Du suchst doch etwas, hab ich nicht Recht?“
„Nein, ich suche nichts.“
„Und was machst du dann hier? Meine Mama sagt immer, dass Menschen nie ohne einen bestimmten Grund einfach nur irgendwo sind.“
„Ich sagte doch bereits, ich sehe mich um!“
„Dann komm ich mit, ich will mich auch ein wenig umsehen.“
„Nein, das ist keine gute Idee. Ich bin lieber alleine.“
„Ja, ich auch, lass uns gehen.“
„Es gibt kein uns. Du bleibst hier und ich gehe.“
„Warum sagst du das? Hab ich dir was getan? Warum bist du so fies zu mir?“

Waylander bekam Kopfschmerzen.

„Ich sagte, du bleibst hier.“
„Ich will aber mit, wir sind doch Freunde!“

Waylander lachte, obschon es eher nach Verzweiflung klang. „Freunde? Das glaube ich nicht.“
Ohne ein weiteres Wort, drehte sich der Söldner um und ging weiter seines Weges, in der Hoffnung, dass sich sein neuer Freund bald möglichst verziehen würde. Doch die Hoffnung war unbegründet. „Sag mal: Läufst du mir hinterher?“
„Nein, ich sehe mich um“, kam die rotzfreche Antwort.
„Wie ist dein Name?“, fragte Waylander
„Ich heiße Bud. Bud Weiser“, entgegnete der Junge.

„Gut Bud, wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann erzähl mir etwas über die Stadt. Wo werden hier die Waffen gelagert und der Proviant. Wir müssen uns nämlich ausrüsten, bevor wir zur Hauptarmee stoßen.“

„Bist du etwa ein Räuber“, fragte der Junge.
„Nein“, seufzte Waylander, „ich habe gerade gesagt, dass wir uns ausrüsten müssen.“
„Wer ist wir?“
„Meine Kameraden und ich.“
„Nehmt ihr mich mit?“
„Nein.“
„Warum nicht? Ich kann kämpfen!“
„Ja, wir auch. Und jetzt zur Sache: Wo werden die Waffen und der Proviant gelagert?“
„In der Burg. Doch da würde ich nicht hingehen, da verschwinden Leute. Meine Mama hat neulich noch erzählt, dass der Sohn des Nachbarn dort zur Wache eingeteilt war und nicht wieder kam. Ich konnte den nie leiden, der hat immer genervt, aber natürlich will ich nicht, dass er weg ist. Das ist schlimm. Ich weiß von meinem Papa, dass die Mama des Nachbarn sehr traurig war. Sie hat aber noch einen Sohn. Dann ist das doch nicht so schlimm oder? Ich hab keinen Bruder und ich hätte manchmal gerne einen….“

„Boah, halt´s Maul“, entfuhr es dem Söldner.
„Warum brüllst du mich an?“
„Weil du nervst und jetzt geh.“
„Wo gehst du hin?“
„Auf einen hohen Turm.“
„Was willst du da?“
„Dich runter schmeißen, wenn du mir weiter hinterher läufst.“

Doch auch diese Worte halfen wenig. Waylander blieb letztlich nur die Möglichkeit, den Typen umzuhauen, aber er war doch noch recht jung. Das würde nur Ärger geben, vermutete er. So trabte er, den jungen im Schlepptau, in die Taverne zurück, in der Hoffnung, dass Bud einfach nach Hause gehen würde, wenn es dunkel wird.

„Und?“, fragte Stoffel, als Waylander sich zu den anderen an den Tisch setzte. Doch der Bandit fuhr nicht weiter fort, als sein Blick den jungen Bengel streifte, der Waylander begleitete. „Frag nicht“, sagte der Söldner. „Ich denke, wir haben einiges zu besprechen, doch wir sollten zunächst uns der überzähligen Ohren berauben.“ Stoffel hatte verstanden und ging an die Theke, um sich das stärkste Bier zu bestellen, das der Wirt auf Lager hatte. Inzwischen schien sich Bud sehr für den Schwarz gekleideten Magier zu interessieren.

Hirni
10.03.2006, 15:42
"He, du!"
"Wer, ich?"
"Ja, genau du. Sag mal, was streunst du hier durch die engen Gassen herum, wie es nur verlauste, reudige und dreckige Köter tun?"
"Und Katzen."
"Was ist los?"
"Na, und Katzen. Auch Katzen streunen durch die Gassen. OK, sie schreien auch Nachts herum und laufen auf Dächern herum."
"Sag mal, du kommst dir wohl sehr schlau vor, oder?"
"Eigentlich nicht."
"Was soll das heissen, eigentlich? Willst du mich verarschen?"
"Habe ich nie gesagt."
"Ich werd dir gleich mal zeigen, was passiert, wenn man mich verarschen will. Dann landet nämlich meine Faust in deiner dummen Fresse, oder schlimmeres."
"Hey, dann nehm ich schlimmeres."
Der Kerl kapierte es nicht sofort, dass Hirni, in seiner unbesorgten und ruhigen Art den Typen nicht wirklich ernst nahm. Er hatte in der Situation, welche er gerade in Gedanken, während er am Tisch der Taverne sass, wo auch die Restlichen der Gruppe sassen, Unbekümmert und Gelassen reagiert, so Sorglos, wie er schon die ganze Zeit war, seitdem er hier in Nandorean war. Dies sollte ihn diesesmal aber einige Problemen einhandeln, wie sich dann herausgestellt hatte. Denn der Typ, der ihn da aufgehalten hatte, war nicht alleine gewesen, und als er die Worte des Schwarzmagiers kapiert hatte, kam als Antwort:
"So, jetzt reichts mir. Jungs, zeigen wir es ihm."
Und zur gleichen Zeit berührten zwei Schwertklingen seinen Hals, eine kam von links, eine von rechts. Die beiden anderen Kerle hatten sich, während des Gesprächs, von hinten an Hirni herangeschlichen.
"So, du kleiner Neunmalkluger Affe, jetzt zeigen wir dir mal, was es heisst, mich verarschen zu wollen."
"..."
"Schaut mal, jetzt gehen ihm die Sprüche aus..."
"Hey, das hab ich nicht gesagt, lass mir doch mal Zeit zum Überlegen. Ausserdem war ich überrascht von dem Mut, den du an den Tag legst."
"Was soll das heissen?"
"Naja, du benötigst zwei Kumpanen um einen armen, dummen Wanderer, wie ich einer bin, zu überwältigen? Das zeugt von Mut und Kraft."
Der Kerl hatte anscheinend noch nie einen Schwarzmagier, geschweige denn einen Magier gesehen, denn sonst wäre ihm die Robe aufgefallen. In diesem Falle war es in dem Land schon von Vorteil, Magier zu sein, denn diese schienen in Nandorean nicht gerade oft vertreten zu sein. Doch das änderte nichts daran, dass der Kerl hier ihn wahrscheinlich dennoch umbringen würde. Und so sah sich Hirni schon blutend auf dem Boden liegend, und in Beliars Hallen einkehrend. Doch irgendwie wollte wohl genau Beliar es, dass dem Schwarzmagier noch nichts zustossen sollte, was mit dem Tode enden würde. Denn eine Wache, so schien es, bog um die Ecke, und schrie: "He, was macht ihr da?", was die Banditen, Strolche, oder was sie auch immer waren, sofort dazu veranlasste, zu türmen. Die Wache selber rannte hinterher, und Hirni wäre durch diese Sorglosigkeit fast draufgegangen. Zumindest waren dies seine Gedanken, als er gerade in der Taverne aus seinem Bier trank. Als er den Krug absetzte, schaute ihn ein breitgrinsendes, hässliches Etwas an.

"Was bist du?"
"Intelligenter als du, würde ich mal sagen." war die prompte Antwort Hirnis.
"Toll, dann kannst du mir bestimmt auch sagen, wieso du so schwarz gekleidet bist."
"Weil ich nen Schwarzmagier bin."
"Ein was?"
"Na, ich beeinflusse schwarze Sachen mit Magie, womit sie dunkler sind als vorher."
"Versteh ich nicht. Aber dann müsstest du doch auch Schwarz sein, sonst hiessest du ja nicht Schwarzmagier."
"Demnach wärest du braun und in der Form eines Ei's, schliesslich bist du ein Kackei."
"Wie hast du mich genannt?"
"Nerv nich, kleiner."
"Ich bin nicht klein."
"Stimmt, du bist hässlich UND klein."
"Nein."
"OK, du bist halt nur nicht so groß wie ich und schaust anders aus. Und jetzt mach ne Fliege..."
"Sum, Sum, Sum, Sum"
"Was soll das werden, wenns fertig ist?"
"Na, ich soll doch ne Fliege machen."
Hirni schlug sich die Hand vors Gesicht und murmelte ein "Das kanns nich sein." vor sich hin.
"Was hast du da für komische Ringe im Gesicht?"
"Das sind die Überreste kleiner Kinder. Und jetzt komm mal mit, Kleiner."
"Wieso?"
"Ich werd ich jetzt zu nem großen Krieger machen."
"Toll!"
Voller Vorfreude folgte das Kind dem Schwarzmagier, der ebenfalls Vorfreude auf das besass, was jetzt geschehen würde.
Denn keine 10 Minuten später kam das Kind schreiend aus dem Zimmer der Gruppe gerannt. Hirni dagegen setzte sich breitgrinsend an den Tisch der Fünf Reisenden zurück, und beantwortete die fragenden Blicke mit einem
"Die Hohe Kunst der Untotenbeschwörung hat schon so manch hässliches Ding zu Tage geführt, was bereits seit Jahren verfault unter der Erde liegt." Er liess die Sätze kurz auf die anderen einwirken und sagte dann:
"So, und nun weiter im Text."

kire
10.03.2006, 16:25
Jetzt saßen sie in ihrer dunklen Ecke der Taverne. Eine Gruppe von sechs Leuten, nicht fünf sondern sechs. Zu seinem Unmut hatte Waylander so ein komisches, anhängliches Blag mitgeschleppt, dass sich nun wohl einbildete zu ihnen zu gehören und ihnen andauernd nervige Fragen stellte. Am meisten hatte es ihm scheinbar der Schwarzmagier Hirni angetan. Kire hingegen schäumte bereits beinahe über vor Wut, dieser kleine Bengel würde vermutlich noch ihre ganze Mission in die Länge ziehen und gefährden. Nun, da er endlich dem Wächter Landorn Glauben geschenkt hatte, konnte der Söldner es auch nicht länger erwarten, endlich die Schwerter in seinen Händen zu wissen und wieder zurück nach Khorinis kehren zu können. Er konnte es nicht dulden, dass sich nun so ein kleiner Wicht in ihre Vorhaben einzumischen versuchte.
Kire bedachte den aufdringlichen Jungen mit finsteren Blicken und mit jedem Wort, das der dumme Bengel von sich gab, steigerte sich seine Wut. Vielleicht hatte es etwas Gutes und sie würden ihn durch seine abweisende, aggressive Art wieder loswerden können. Doch dem war ganz und gar nicht so. Im Gegenteil, der Junge, sein Name sollte Bud sein, so wie der Söldner es verstanden hatte, wirkte völlig unbeeindruckt von der Visage des Schwertmeisters und stellte ihn zugleich zur Rede:
„Was guckst du mich so böse an?“, fragte er in einer lieblichen Stimme, die Kire nur noch weiter zu Weißglut bringen konnte. Doch er besann sich und wandte nur entnervt seinen Kopf zur Seite und beschloss die anderen diese Situation zu regeln. Sollten sie doch entscheiden, ob er eingeweiht werden durfte, sollten sie doch aufs Spiel setzen, dass ihr ganzes Vorhaben fehlschlagen würde und somit die Hoffnung, die sich in den letzten tagen ihrer Reise durch die Einöde dieses Landes aufgestaut hatte, mit einem Mal verpuffen würde. Selbst für ihn wäre es unmoralisch ein Kind zu schlagen, einen Jungen seines zarten Alters, der vermutlich noch nie die Erfahrung gemacht hatte, was es bedeutete zu kämpfen, oder sogar jemanden zu töten. Auch wenn er zu gerne die Nervensäge grün und blau prügeln würde, der letzte Rest seiner Vernunft, die scheinbar nur dann und wann zum Vorschein trat, verbot es ihm.

Es war wohl ein Wunder, dass Hirni es letztlich geschafft hatte, den kleinen Jungen, der sich vielmehr aufführte wie ein 6-jähriger, wegzulocken und nachdem der Schwarzmagier sich erneut zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte, hört man nur das Geschreie des Jungen aus der Ferne. Waylander war wohl der erste, der die Gunst der Stunde für sich ergriff und die Abwesenheit des Jungen nutzte, um den Männern zu berichten, was er in Erfahrung gebracht hatte.
„Der Junge, er nervt“, war das erste, was der Söldner verlautbaren ließ, was mit einem einheitlich bejahenden Stöhnen seiner Begleiter erwidert wurde. „Aber er weiß einiges über die Stadt und er ist vermutlich zu dumm es für sich zu behalten. Er kann uns noch nützlich sein“, meinte er. Kire hingegen konnte nur die Stirn runzeln, da würde er selbst sich doch lieber an Bürger wenden, die nicht so dermaßen viele Fragen stellten, wie dieser Bengel es tat. „So wie es aussieht, verstecken sie die Waffen in der Burg, am anderen Ende der Stadt“, erklärte er weiterhin und gleichzeitig nickte Stoffel zustimmend. „Die Menschen glauben, dass dort irgendetwas vorgeht. Menschen verschwinden, die für den Dienst in der Burg eingeteilt waren und des Öfteren sind während der Nacht Schreie zu hören“, ergänzte er.
Die Gruppe wirkte nachdenklich. Soweit so gut, konnte man meinen, bis Landorn einen Einwurf machte: „Was glaubt ihr, wie ihr in die Burg kommen wollt?“
„Wir hatten gehofft, dass du uns das sagst“, erwiderte Stoffel zwinkernd, musste jedoch lediglich ein unwissendes Kopfschütteln des Wächters erfahren. Das war der Moment in dem Kire sich einschaltete und langsam das Fell von seiner Schulter nahm, dass noch wenige Momente zuvor seinen Brustpanzer verdeckt hatte, welcher ihn als eine der Wachen identifizierte. Das Zeichen von Feuerstadt funkelte den am Tisch sitzenden Männern entgegen, die nur ungläubig den Söldner anzustarren wussten.
„Wo zum Teufel hast du das her“, flüsterte Waylander und beugte sich näher an den Mann heran, der ihm gegenüber saß. Und obgleich er versuchte sich im Zaun zu halten, klang seine Stimme nicht minder eindringlich. „Jetzt wird die ganze Stadt nach dir suchen, du Narr“, mahnte Landorn verärgert, doch Kire wusste ohnehin zu kontern. Gleichsam zog er das zerschlissene Papier aus seiner Tasche und faltete es offen auf dem Tisch, dennoch darauf bedacht, dass keine abschweifenden Blicke der anderen Tavernengäste sich dorthin verirren konnten. „Das Problem haben wir so oder so“, erklärte er und zeigte den Männern ihre hübschen Zeichnungen.
„Guck dir Waylander an“, kicherte Stoffel und zeigte mit dem Finger auf die Knubbelnase, die ganz eindeutig das Bild bestach.
„Und wem haben wir das zu verdanken“, seufzte der Hüne unter ihnen und seine Augen trafen ganz eindeutig den Söldner, der nun mit der Rüstung einer Stadtwache unter ihnen weilte. Kire ignorierte das, steckte den Zettel wieder zurück in seine Tasche und erklärte weiter seinen Plan, wie sie vorgehen sollten oder könnten.
„Stoffel kann schleichen. Ich komme als Wache in die Burg. Ihr anderen müsst euch etwas anderes einfallen lassen, der Zettel macht euch das Ganze nicht wirklich leichter“, stellte Kire fest. „Vielleicht haben wir aber Glück und es gibt nicht allzu viele dieser Sorte. In jedem Fall sollten wir so schnell wie möglich handeln. Wenn sich herumspricht, dass wir gesucht werden, wird es für uns nicht leichter.“
Kaum zu glauben, doch der Schwertmeister versuchte tatsächlich optimistisch zu wirken. Die kopfschüttelnden Männer an seiner Seite schienen jedoch anderer Meinung. Abzuwarten blieb also nur noch, was sie von seiner Idee hielten. Und es konnte genauso nur eine Frage der Zeit sein, bis sie diesen Bud wieder am Hals hatten, der sich wie eine Klette, noch dazu mit nervtötenden Fragen, an ihre Beine kettete.

Stoffel
10.03.2006, 20:29
Erleichtert hatte Stoffel beobachtet, wie Hirni mit der Nervensäge verschwunden war und kurze Zeit später alleine wieder an den Tisch zurückkehrte. Was der Robenträger mit dem Kind gemacht hatte wollte der Bandit zwar lieber nicht wissen, doch die Hauptsache war ja auch das es einige Zeit weg blieb.
„Am einfachsten wird es wahrscheinlich sein, wenn Kire und ich wirklich zuerst reingehen und euch dann irgendwie nachträglich reinholen wenn der Weg einigermaßen frei ist“, meinte Stoffel, als auf den Vorschlag des Söldners hin zunächst niemand mehr etwas gesagt hatte. Da niemandem etwas besseres einfiel, fand sich die Gruppe sich in Mäntel und Umhänge verhüllt nur wenige Minuten später draußen wieder. Die Dunkelheit war mittlerweile eingetreten, anscheinend hatte Bud´s Geschwafel sie doch länger aufgehalten als geplant, doch zeichneten sich noch deutlich die zwei Wachen vor dem hohen Tor der Feste ab. Die Soldaten der Feuermenschen mussten sich scheinbar stark in Sicherheit wiegen, wenn sie an einem ihrer wohl wichtigsten Tore nur zwei Mann postierten, doch wenn der Bandit an die letzten Berichte zurückdachte die er mitgehört hatte, hatten sie dazu auch allen Grund, denn die Nandoreanischen Armeen befanden sich weit entfernt und voneinander getrennt in ihren eigenen Ländern, unfähig geschlossen gegen die Hauptarmee der Feuermenschen vorzugehen.
Nachdem Kire sein Fell und andere Sachen die seiner vermeintlichen Identität als Soldat widersprechen konnten Landorn in die Arme gedrückt hatte, begann er den Weg in Richtung Feste ruhig hinter sich zu bringen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Was ihm vermutlich auch nicht allzu schwer fiel, wenn man bedachte, dass er ja praktisch genauso impulsiv handelte wie die Soldaten hier.

Als der Söldner schon fast bei den beiden Posten angelangt war trennte Stoffel sich ebenfalls von der Gruppe und folgte dem Möchtegernsoldaten, wobei er sich durchgehend in den unbeleuchteten, vom fahlen Mondlicht nicht erreichten Schatten hielt. Gerade als er begann sich zu fragen, wie er an den beiden Posten vorbeikommen sollte, wenn ihre Aufmerksamkeit an Kire erst mal wieder erloschen war, verwickelte der inzwischen bei den beiden angekommene Jünger Lees sie scheinbar in ein Gespräch, das in einen kleinen Streit auszuarten schien. Die Gelegenheit ausnutzend, da die Soldaten während eines Streites wohl kaum auf einen sich an ihnen vorbeistehlende Banditen achten würden, legte Stoffel das letzte, ungeschützte Stück bis zum Torbogen fast laufend zurück, sorgsam darauf bedacht keine Waffe aus dem Umhang ragen zu lassen die ihn durch ein reflektieren, dass einer der Soldaten zufällig wahrnehmen konnte, verriet.
Mit einem letzten Satz brachte Stoffel sich um die Ecke, nur um freien Blick auf einen durch zahlreiche Fackeln erhellten, wesentlich besser als das Tor bewachten Innenhof zu haben. Obgleich von irgendwelchen mysteriösen, schreienden Kreaturen nichts zu sehen war wog Stoffel ab, dass es wahrscheinlich genauso schlecht war stehen zu bleiben wie auf den Innenhof zu wandern, auf dem auch der Schleichlehrmeister nicht unentdeckt bleiben konnte, sodass er sich spontan einfach in die erste Wandnische drückte. Zu seiner Überraschung stellte diese den offenstehenden Durchgang zum Torhaus der Burg dar, zumindest zeugte der in diffusem Licht liegende Gang vor ihm davon, welcher soweit er das sehen konnte in eine ausgetretene Steintreppe abzweigte.
Lautlos schlich der Bandit den Gang herab, Kire würde früher oder später schon mit den Wachen fertig sein und erkennen, dass Stoffel keinen anderen Weg genommen haben würde; vorbei an der Treppe, die er solange noch außer Acht ließ, bis er einen ebenerdigen Durchgang finden würde um die anderen nachholen zu können.

Der Gang zog sich recht weit im Inneren der Mauer entlang, bis er schließlich in einem Vorhang mündete hinter dem sich ein etwas größerer Raum zu befinden schien, jedenfalls drangen entfernt klingende, gedämpfte Stimmen zu Stoffel herüber.
„...gut, werde mir dann jetzt erst mal einen zischen gehen. Soll ich dir was mitbringen?“
„Ne, lass mal, ist ja bald Wachablösung, dann komm ich hier auch mal wieder raus.“
„Ok, dann halt mal die Stellung, lass dich nicht von diesen Spinnern überraschen die sich hier in der Stadt aufhalten sollen.“
„Pff, die latschen auch einfach mal eben nach Feuerstadt rein und dann geradewegs in den erstbesten Vorratsraum, alles klar. Mach lieber, dass du endlich weggkommst du faules Stück Dreck“, schloss die aggresiver wirkende Stimme, wonach sich entfernende Schritte zu vernehmen waren. Wenn Stoffel richtig lag, befand sich in dem vor ihm liegenden Raum jetzt nur noch eine Wache, und in einem Vorratsraum gab es gewiss auch eine Art Durchgang zur Außenwelt um den Weg für Dienstboten und ähnliches zu verkürzen.
Mit gezogenem Messer schob der Bandit vorsichtig den Vorhang beiseite und lugte in den Raum vor sich, der momentan nahezu vollkommen im Dunkeln lag, die auf einem Tisch stehende Kerze war fast völlig heruntergebrannt und Fackeln hingen aus unerfindlichen Gründen keine an den dafür vorgesehenen Halterungen an der Wand, vielleicht hatte man Angst dass die zahlreichen Waren die sich im Raum stapelten, wohl ein Teil der letzten Nahrungsvorräte aus dem Osten, durch abspringende Funken Feuer fangen könnten.

So sah die Wache auch nichts von Stoffel, der sich langsam erhob und mit gezücktem Messer auf sie zuhielt. Kurz bevor er nah genug war um sie niederzustrecken wendete sie sich dummerweise um, wohl um eine neue Kerze auf dem Tisch zu entzünden, und gewahr den Attentäter. Mit den Lippen einen stummen Überraschungsausruf formend reagierte der Soldat überraschend schnell und hatte das Schwert gerade gezogen, als Stoffel in die Schatten der gestapelten Vorratssäcke zurückgewichen war, für den Feuermenschen somit quasi unsichtbar.
„He, komm gefälligst heraus und kämpfe ehrlich!“
„Wohl eher nicht“, erwiderte der Schleichlehrmeister nur, und begab sich mit einem Satz in den Rücken des Soldaten, welcher zu einem Ruf nach den anderen Wachen ansetzte, der jedoch zu einem unschönen Gurgeln verlief während er überrascht nach dem Messer tastete, dass aus seinem Nacken ragte.
Sobald der leblose Körper zusammengeklappt war, zerrte der Bandit ihn in eine Ecke, nahm sein Messer wieder an sich, dass er mit seinem für diesen Zweck vorgesehenem Tuch reinigte bevor er es in die Halterung zurücksteckte, und bedeckte den Soldaten mit einigen Getreidesäcken, damit die Wachablösung ihn zumindest nicht sofort finden würde.
Noch mit dieser Tätigkeit beschäftigt wurde Stoffel plötzlich unangenehm von Schritten überrascht, die in schneller Folge über den Steinfußboden des Ganges, der zu genau diesem Vorratsraum führte, polterten. Bereits bereit, das nächste Wurfmesser einzusetzen erkannte er als der Vorhang beiseite gezogen wurde jedoch, dass es Kire war, der sich inzwischen wohl von den beiden anderen Soldaten hatte lösen können.
„Habe ich was verpasst?“, fragte der Söldner mit einem schiefen Grinsen, während er den Haufen Vorratssäcke musterte, der sich neben Stoffel erhob.
„Nicht viel, aber die Wachablösung kommt wohl gleich“, erwiderte dieser und musterte die beiden Türen die aus dem Raum führten, von denen eine durch schwere Eisenriegel gesichert und mit einem Guckloch versehen war, ein ziemlich deutliches Ausgangsschild.
„Gut, dann werde ich sie hier empfangen.“
„Ok, ich hole dann inzwischen die anderen, viel Spaß“, erwiderte Stoffel, machte sich daran die gesicherte Tür zu öffnen, welche tatsächlich ins freie führte und schritt hinaus auf den schmalen Weg der sich an der Burgmauer entlangschmiegte.

Waylander
10.03.2006, 21:49
Mit einem leisen Knarren öffnete sich die Tür, das war das Zeichen, worauf die Männer in schwarze Mäntel gehüllt in der Dunkelheit gewartet hatten. Beladen mit den Waffen und überfälligen Kleidungsstücken ihrer Kameraden hetzten sie durch die Dunkelheit und den spärlich beleuchteten Zwischenraum zwischen Burgmauer und den ersten Häusern von Feuerstadt. Sie passierten die Tür und den Banditen. „Wie sieht es aus?“, fragte Waylander. Stoffel schloss soeben die Tür. „Probleme?“
„Keine nennenswerten“, erklärte der Bandit. „Eine Wache ist tot, Kire kümmert sich um die Ablösung.“

Waylander ließ die Ausrüstung auf einen Tisch fallen und verstaute seinen Mantel im Rucksack. Er nahm Schattensehne vom Rücken und steckte Odies Dolch in den Gürtel, an die rechte Seite, der Rabenschnabel befand sich links. „Gut, ich werde zu Kire gehen. Wir sollten möglichst keinen Lärm machen und einen der Wachen am Leben lassen. Vielleicht kriegen wir noch etwas aus ihm heraus.“ Der Blick des Söldners glitt zu Landorn. Der Wächter machte sich auch kampfbereit, wie es schien. Die staubige Lederrüstung hatte er abgelegt und trug nun eine beinahe strahlend weiße Lederrüstung, darüber einen weißen Umhang. Auf der breiten Brust befand sich ein großes Wappen, auf dem vier Symbole zu sehen waren, von denen die Gruppe bereits zwei kannte. Der Hüne war gerade damit beschäftigt, das längliche Päckchen auszupacken, welches er seit Beginn dieser Reise mitschleppte. Er schlug das Leinen beiseite und enthüllte einen Kampfstab, der ebenfalls mit Runen verziert war und an den Enden verstärkt zu sein schien. „Was ist?“, fragte er grinsend, als er die Blicke der anderen bemerkte. „Wenn sie uns hier erwischen, ist es sowieso vorbei mit der Geheimnistuerei.“

Waylander entfernte sich von der Gruppe und rannte in den anderen Raum, wo Kire schon auf die Wachen wartete. „Einen leben lassen“, flüsterte er gerade noch zu dem Schwertkämpfer, als sich die Tür öffnete und zwei Uniformierte den Raum betraten. Ihnen blieb keine Sekunde, ihr gerade begonnenes Gespräch zu beenden. Kire stach zu und der linke der beiden Männer brach mit einer tiefen Wunde in der Hüfte zusammen. Waylander hatte sich den anderen gegriffen, wohl wissend, dass Kire nur ungern etwas am Leben ließ, hielt er dem Wachsoldaten seinen Dolch an die Kehle. „Einen Laut und es wird dein letzter gewesen sein.“
Kire machte sich daran, den Leichnam zu verstecken, während Waylander die Wache in den zweiten Raum bugsierte.
„So du Knilch“, zischte er der Wache ins Ohr, doch seine Worte waren nicht interessant. Wie gebannt betrachtete der Soldat den weiß gekleideten Wächter und stammelte wirres Zeug. „Ihr solltet doch tot sein. Ihr könnt doch nicht… man sagte uns, dass ihr tot seid.“
„Ja, wie du siehst, lebt er noch. Und damit du das auch von dir behaupten kannst, wäre es besser, wenn du unsere Fragen beantwortest. Also: Wo sind die Schwerter?“, drohte Waylander.
„Welche Schwerter?“, die Überraschung des Soldaten war keinesfalls gespielt, was Waylanders Herz in ungeahnte Tiefen rutschen ließ. „Welche Schwerter meint ihr? Ihr meint doch nicht die Schwerter der Vier. Nein, das kann nicht sein….“ Die Stimme des Soldaten brach ab, so als schien er zu überlegen. Kire kam nun in den Raum, nachdem er dafür Sorge getragen hatte, dass niemand den Leichnam finden würde.

„Was ist mit den Waffen“, Waylander verlieh seinen Worten Nachdruck, indem er mit dem Dolch etwas fester auf den Hals des Soldaten drückte. „Ich hatte keine Ahnung, dass die vier Schwerter hier sind. Keiner wusste das“, wimmerte der Soldat. „Ihr seid fremd hier, doch wir, die hier leben, wir leben mit der Magie. Viele meiner Kameraden haben den Kampf schon verloren. Sie sind dem inneren Hass und der Wut erlegen. Ich kämpfe jeden Tag noch damit, doch ich habe auch keine Kraft mehr. Ihr könnt euch das nicht vorstellen.“
„Hast du ne Ahnung.“ Die Worte waren von Kire gesprochen, doch wirkten sie weit weg und hohl. Landorn sprach: „Das sind die Vier, Feuermensch.“
„Die Vier? Die Vier aus der Prophezeiung?“, keuchte der Mann und er wirkte beinahe erleichtert. Waylander hatte keine Ahnung, warum, denn schließlich waren sie gekommen, dem Feind einen erheblichen Schaden zuzufügen. Doch so langsam schien der Söldner zu begreifen, welche Tragweite die Worte Landorns hatten, wenn er davon sprach, dass die Feuermenschen verblendet wurden und der wahre Feind nicht ihre menschlichen Brüder waren.

„Ja, das sind die Vier. Wer ich bin, hast du ja schon bemerkt. Wir sind gekommen, die Schwerter an uns zu nehmen. Wo sind sie?“
„Ich weiß es wirklich nicht. Doch in den Katakomben unter der Burg gehen merkwürdige Dinge vor sich. Ich habe noch keinen gekannt, der dort hinunter ging und auch wieder zurückkam. Es sind Leute einfach verschwunden. Es hieß, dass wir da unten nichts zu suchen haben. Doch einige Neugierige schreckte dieses Verbot nicht ab und sie schlichen sich des Nachts hinunter. Man hörte Schreie und sonst nichts.“

„Das wird unser Ziel sein, nehme ich an“, sagte Hirni. Keiner der Begleiter sagte etwas, demnach schien es beschlossene Sache zu sein. „Was ist mit ihm?“, fragte Kire. „Fesselt und knebelt ihn. Er darf sich nicht bewegen.“ Mit einem leicht wehmütigen Blick reichte Stoffel den beiden Söldnern das Seil und ein Stück Tuch. Gut verschnürt ließen sie den Wachsoldaten an Ort und Stelle liegen.

„Was war denn mit dem los?“ fragte Stoffel Landorn.
„Ich habe euch schon einmal erklärt, dass ihr in der Gruppe selbst ein Gleichgewicht bildet. Er war nur wenige Herzschläge Teil dieses Gleichgewichts, als Waylander ihn bedrohte, machte er ihn abhängig von uns und wir waren auf seine Informationen angewiesen. Es ist schwierig zu erklären, doch wie ich bereits erwähnte, ist die Magie komplexer, als es den Anschein hat.“
Durch die Gänge der Burg kamen sie schnell an die Stelle, an der eine steinerne Treppe nach unten ins Dunkel führte. Viele der Soldaten schienen zu schlafen. Sie schnappten sich jeder eine Fackel aus den Halterungen an der Wand. „Na dann“, seufzte Waylander. Er hatte ein ziemlich ungutes Gefühl. Die Dunkelheit war nicht das Problem, vielmehr, die eigene Fantasie genährt von Legenden und Märchen.

Sie verhielten sich sehr still, keiner sagte mehr ein Wort. Jeder lauschte in die Dunkelheit hinein. Verlaufen konnten sie sich hier auch nicht. Es gab nur einen Gang, der ab und an von verschiedenen offenen Räumen gesäumt wurde. Ein Tropfgeräusch erklang stetig und verlieh der Szenerie eine gespenstische Atmosphäre. „Still“, zischte Landorn, dabei hatte keiner etwas gesagt, doch Waylander hielt für kurze Zeit den Atem an. Er konnte nichts hören, bis auf das Rauschen seines eigenen Blutes. Doch da war noch etwas anderes. Ein Rasseln. Ein Schaben, wie wenn Stoff über Stein gezogen wird. „Hört ihr das?“ fragte Landorn. „Nein“, sagte Stoffel, „aber hier wird klar, wo die vermissten Leute geblieben sind“, erklärte der Bandit und deutete mit der Fackel auf den Leichnam eines Wachsoldaten, der an der Wand zu seinen Füßen lag. „Was bei Adanos ist hier unten?“
„Ich glaube Adanos hat damit wenig zu tun“, entgegnete Waylander.
„Meiner auch nicht“, meinte Hirni und zuckte mit den Schultern.

Das Rascheln wurde lauter und ein Zischlaut erklang, wie von einer Schlange. Landorn schoss einen Feuerball in die Dunkelheit und entzündete damit mehrere Fackeln, die die Wände säumten, es wurde hell… und ….
„Nagas“, stöhnte der Hüter.
Fremdartige Wesen, wie Waylander sie noch nie gesehen hatte, bahnten sich in der Dunkelheit den Weg auf die Gruppe zu. Ihre Oberkörper sahen menschlich aus, doch dort wo die Beine sein sollten, besaßen diese Viecher einen Schlangenkörper, der in einem schuppigen Schwanz endete. Ihre Gesichter Fratzen - waren halb Tier halb Mensch. Doch am bedrohlichsten wirkte der Umstand, dass diese Monster jeweils vier Arme besaßen, mit denen sie jeweils ein Schwert führten. Waylander konnte soeben noch seinen Rabenschnabel hochreißen und den ersten Schlag eines der drei Ungetüme abblocken.

kire
11.03.2006, 10:50
Unmittelbar hatte Kire ebenso wie die anderen an seiner Seite, sein Schwert gezogen und dieses abwehrend auf ihre Gegner gerichtet, die nun mit ihren vier Waffenarmen unberechenbar umherfuchtelten. Die Gesichter unglaublich hässlich, konnte wohl nur der Unterkörper dem noch etwas hinzusetzen. Von der Spitze ihres schlangenartigen Körpers, bis nach oben in den Hüftbereich, schlängelten sich die übergroßen Schuppen, die vermutlich eine natürliche Rüstung für diese Biester darstellten. Vielmehr waren es wohl übergroße Panzerplatten, die das Geschöpf vor den eisernen Klingen ihrer Gegner schützte. Einzig der Oberkörper schien verletzbar, doch da waren es die vier muskulösen, mit Fell überzogenen Arme, die den Ursprung mehr als ausreichend in Gewahr brachten. Das Ausmaß dieser Wesen war erschreckend. Von einer Größe, die seine eigene um mehr als einen Kopf überstieg, füllten alleine diese drei Bestien den Flachen Gang aus, in dem sie sich befanden. Darin lag vermutlich auch die einzige Chance der Gruppe, die Kire unmittelbar zu erkennen glaubte. Trotz aller Hektik, hatte er versucht die Ruhe vor der Gefahr zu bewahren und sich einen Überblick der Lage zu verschaffen. Klirrend traf der übergroße Zweihänder des Gegners, den dieser jedoch nur in einer Kralle trug, auf seinen, verglichen mit dieser monströsen Waffe, mehr als schwächbrüstigen Einhänder. Diese Viecher waren zu groß, als dass drei von ihrer Sorte nebeneinander gegen die kleine Gruppe kämpfen konnten. So hatten die Söldner einen leichten Vorteil, wenn man das überhaupt so nennen konnte, dass sie es vorerst nur mit zweien zu tun hatten, als mit drei von ihnen. Letzterer fuchtelte leicht aggressiv und schnaubend mit seinen Waffen in der Luft umher, von denen jedoch nur der Speer über seine gleichartigen Streiter hinausragte und vermutlich nur den unvorsichtigen unter ihnen schaden konnte.

Die Schwertkämpfer hatten sich in der vordersten reihe niedergelassen und nahmen es von dort mit den gewaltvollen Attacken ihrer Gegner auf. Die Magier unter ihnen hielten sich im hinteren Feld auf. Hirni beschwor unter anderem eines seiner Skelette, während Landorn einen ungewöhnlichen Kampfstab zum Einsatz bringen konnte, in den mehrere Runen eingearbeitet waren. Ohnehin hatte sich der einstige Feigling ungemein verändert. Noch Tage zuvor war seine Stimme ein Graus, die Haltung relativ zusammengesunken und kein einziger Schimmer von Selbstbewusstsein war in dem Mann zu erkennen. Nun strahlte dieser Fremde eine Macht aus, die unvergleichlich war, wenn man den Wächter zu Beginn ihrer Reise in Erinnerung behielt. Noch mehr strahlte seine Lederrüstung, die die vier Zeichen des Landes trug. Feuer, das ihm bekannte, welches er selbst nun auf seiner eigenen Rüstung trug; Wasser das Zeichen der Wachen aus Seestadt, ebenso wie zwei weitere Zeichen deren Zugehörigkeit dem Söldner noch nicht geläufig war.

Mit einer hektischen Bodenrolle, wich Kire einem zermalmenden Schlag mit dem Zweihänder aus, den die Kreatur soeben auf ihn losgelassen hatte. Der Steinboden kam zu Bruch, und einige Platten kamen aus ihrem Gefüge. Es blieb jedoch keine Zeit dort unten auf dem Boden, auf den naheliegenden Tot zu lauern. So schnell es ihm möglich war, hatte sich der Schwertmeister in die Hocke begeben und sprang erneut zur Seite als ein Speer kurz neben ihm abermals in den Boden donnerte und dort für einen kurzen Moment stecken blieb. Blitzschnell hatte der Söldner die Gunst des Moments genutzt und versucht den innerhalb weniger Augenblicke gezogenen Dolch, in den Unterleib des anormalen Schlangenwesens zu bohren. Doch unter ohrenbetäubenden Kratzen, das ähnlich klang wie Fingernägel, die sich vergeblich an einer flachen Steinwand festzukrallen versuchten, krallte sich auch der Dolch in dem Schuppenbewehrten Körper der Kreatur fest. Der Dolch landete irgendwann auf dem Boden, wo er sich schnell aus der Reichweite des Söldners schlich und stattdessen die schlangenartigen Tiergestalten immer näher rückten. In einem rettenden Moment richtete sich Kire wieder auf und vergewisserte sich durch Blicke, wie es den anderen erging. Sie hatten schwer zu kämpfen und langsam wunderte der Schwertmeister sich auch nicht mehr, dass auf mysteriöse Weise so viele Menschen hier verschwunden waren. Die Gerippe derer, die es versucht hatten, an den Bestien vorbeizukommen, prangten noch immer, mit rostigen Eisennägeln an die Wand geschlagen, auf beiden Seiten des dunklen Ganges.
Wieder stand Kire diesem Vieh gegenüber, parierte bisher jeden Schlag, doch seine Kraft war nicht unermesslich und irgendwann würde wohl auch er sein Ende finden. Stoffel und Waylander kämpften an seiner Seite. Die Gruppe war nun im Gleichgewicht, sollte Landorn also endlich damit anfangen seine Zaubersprüche auf die Biester loszulassen.

Stoffel
11.03.2006, 12:08
Überraschend schnell bewegten die beinlosen Mutationen, oder was auch immer sie waren, auf die Gruppe zu, Zeit zurückzuweichen blieb nicht mehr. Ohne lange zu zögern fingen die Kämpfer die drei Kreaturen ab, sodass Hirni und Landorn sie einigermaßen geschützt mit Magie oder im Falle des Schwarzmagiers eher mit wandelnden Knochenhaufen unterstützen konnten. Nagas sollten die Schlangenkreaturen heißen? Nun, dann würde es als Mitternachtssnack halt Nagaschnitzel geben.
In der Rechten sein Schwert, in der Linken noch die Fackel griff Stoffel das rechte der beiden vorderen Viecher an, welches einen Speer und zwei Schwerter durch die Luft schwang, bei denen Normalsterbliche Menschen schon Mühe gehabt hätten sie auch nur mit zwei Händen halten zu können. Seinen Vorteil der Schnelligkeit ausnutzend, da die Banditenrüstung ihn nicht durch schwere Metallplatten behinderte, warf der Schleichlehrmeister sich halb zu Boden, während seine Klinge in Richtung des Schlangenunterkörpers fuhr, jedoch an den Schuppen abglitt. Schnell rollte der Bandit sich wieder ab, kam wieder auf den Füßen zu stehen und schleuderte kurzerhand die noch immer brennende Fackel gen das Wesen. Ein wütendes Gemisch aus Fauchen und Zischen war die Antwort, woraufhin der Kampf nur noch heftiger entbrannte.
Mehr als einmal berührte Stoffels Schwertspitze lebendes Fleisch, und immer Blutstropfen trafen auf den Boden, darunter jedoch nicht nur welche aus den Adern seines Kontrahenten, die schweren Schuppen schienen kaum durchdringbar zu sein. Aus einem kurzen Rundumblick entnahm er, dass das Gleichgewicht der drei vorne Kämpfenden wieder zerstört war und Waylander, ob absichtlich oder unabsichtlich, irgendwie in den Rücken der beiden vorderen Kreaturen gekommen war und somit dem dritten Wesen alleine gegenüberstand, womit jeder der drei Lees sich auf eines der Monster verteilte, allmählich jedoch auch von Hirnis Skeletten unterstützt wurden. Landorn indes stand hinter den vier anderen in der Mitte des Ganges und hielt seinen ominösen Kampfstab vor sich auf den Boden gestemmt, konzentriert wirkend, als ob er seine Kräfte für etwas sammeln wollte.

Aus einer reflexartigen Bewegung packte der erneut auf den Boden ausgewichene Bandit den just auf ihn zuhaltenden Speer mit der bloßen linken Hand und drückte sie so stark es ihm möglich war zur Seite, während er gleichzeitig versuchte nach rechts wegzurollen. Mit einem lauten Scheppern fuhr die Speerklinge der Schlangenmutation über den steinernen Boden, schien die Platten fast schon aufzureißen. So war er zwar nur kurzzeitig in Sicherheit, doch zumindest hatte ihn die Waffe verfehlt, während sein Gegner noch mit den beiden groben Zweihändern, die dieser mit jeweils nur einem Arm führte, ausholte. Ein hastig geworfenes Messer, dass sich in das dunkle Fell eines der Waffenarme des Wesens bohrte, ließ es kurz innehalten. Lange genug, um ein sicheres Ziel für Landorn darzustellen, denn ein Feuerball größeren Ausmaßes als Stoffel ihn bisher je gesehen hatte loderte aus dessen Richtung auf und raste auf den Naga zu, der nur mehr Zeit für ein kurzes Zischen hatte. Stoffel kam nicht mehr dazu, sich wegzurollen, als das magische Geschoss das Monstrum traf und in lodernde Flammen aufgehen ließ, was von einem schrillen Schrei und starker Hitze begleitet wurden ehe es zusammenbrach und im Fall den noch am Boden liegenden Banditen streifte und das Fell der Banditenrüstung ansengte. Der Gestank verkohlten Fleisches machte sich im Gang breit, während Landorn sich offenbar schon wieder für den nächsten Zauber sammelte. Zum ersten Mal seit sie in diesem Land waren war Stoffel wirklich froh, den nun in der weißen Rüstung dort stehenden, ehemaligen Feigling nicht zum Feind zu haben.

Vom glimmenden Leichnam wegrobbend zog Stoffel sich an der nächsten Wand hoch. Eine Schweißperle tropfte ihm von der Stirn ins Auge und entnervt wischte er sie weg, der Frage ob sie nun von der Kampfesanstrengung oder der Hitze des Feuers stammte nicht weiter nachgehend. Noch an der Wand gestützt sah Stoffel sich um, wo am ehesten Unterstützung gebraucht wurde, als eines der Schlangenwesen, dass nach wie vor noch mit Waylander kämpfte aber so wie es aussah ‚nur’ noch drei funktionierende Arme hatte, kurzerhand eines der Skelette packte und auf Stoffel schleuderte, der noch auswich bevor es hinter ihm an der Wand zerschellte. Da sich Kire und Hirni so wie es aussah vornehmlich auf die andere noch verbliebene Mutation konzentrierten und Landorn sich noch immer sammelte wandte Stoffel sich der Skelettschleuder zu und versuchte in den Rücken des Biests zu gelangen, während Waylander es von vorne beschäftigte. Knapp konnte er sich davor bewahren, auf einer Blutlache auszurutschen, die von einem der zahlreichen Opfer der Viecher herrührte, setzte über den toten Soldaten und fand sich tatsächlich hinter dem herumwirbelnden Schlangenmenschen wieder, der nun genötigt war beide Seiten abzudecken, wodurch trotz der verbliebenen zwei Waffen und drei Arme Verteidigungslücken entstanden, die die Krieger schnell ausnutzten. Langsam aber sicher wurde es schließlich auch Zeit mit diesen restlichen Figuren hier aufzuräumen und zu den Schwertern zu gelangen.

Waylander
11.03.2006, 14:38
Schweiß rann ihm von der Stirn und seine Hände waren nass, so dass er nur noch mit Mühe den Rabenschnabel fest umgreifen konnte. Die Schläge des Monsters waren präzise und erfolgten in einem gewissen Takt, so hatte Waylander das Gefühl. Das Biest kämpfte eher berechnend, kaum instinktiv. Er wich einem Schlag aus und tauchte unter dem Arm des Monsters hinweg, so dass er sich plötzlich hinter dem Ungetüm befand. Dies brachte ihn nun in eine eins zu eins Situation. Er zog Odies Dolch aus der Halterung und stellte sich seinem Gegner, welcher ein zorniges Zischen verlauten ließ. „Komm her, du Mistsau“, brüllte Waylander, wohl wissend, dass das Vieh ihn nicht verstehen würde.

Es kam, blitzschnell ließ es zwei Schläge folgen. Der Söldner sah sich wieder in der Defensive, denn er konnte die Schläge nur abblocken und wurde zurückgedrängt. Eines von Hirnis Skeletten gesellte sich an seine Seite, was das Gefühl des Unbehagens noch weiter verstärkte. Seite an Seite mit einem untoten Krieger zu fechten, war nicht das, was der Söldner sich vorgestellt hatte, doch angesichts der Bedrohung war er dankbar für jede Art der Unterstützung. Sein Schwertpartner attackierte ohne auf seine Deckung zu achten, was ihm schnell zum Verhängnis wurde. Mit einem Krachen fiel die beschworene Kreatur zurück, hieb aber noch nach einem Arm des Ungetüms und trennte ihn ab. Der Schmerzensschrei war ohrenbetäubend. Waylander nutze seine Chance, machte einen Schritt nach vorne und hieb auf die Schulter des anderen Armpaares ein. Wieder ertönte ein schriller Schmerzenschrei und der Arm der Kreatur hing leb- und nutzlos am Körper herunter. „Ausgleich“, grinste der Söldner, der soeben einen Schatten wahrnahm, der sich hinter dem Ungetüm aufmachte. Kurz hatte er seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen lassen. Eines der Viecher lag verkohlt am Boden und Kire, Hirni und Landorn schienen sich nun zu dritt um das verbleibende Monstrum zu kümmern. Doch Zeit zum Verschnaufen blieb dem Söldner hier noch nicht.

Auch mit den verbleibenden zwei Armen war die Naga eine ernst zu nehmende Gegnerin. Vor allem, weil sie in beiden Händen noch ein Schwert trug. Wilde Hiebe prasselten auf den Söldner ein und die Wut des Ungetüms erfuhr noch einmal neue Nahrung, als Waylander endlich aus der Defensive heraustrat und dem Vieh einen Stich in die Seite versetzte. Der Dolch blieb stecken, irgendwo zwischen Schuppen, Fleisch und Muskeln. Der nächste Hieb der Naga saß und traf den Söldner an der linken Hüfte. Die Rüstung fing einen großen Teil der Wucht ab, doch ein dumpfer Schmerz ließ die Luft aus seinem Körper entweichen. Für einen Moment hatte Waylander das Gefühl, dass er nie wieder atmen würde. Instinktiv fiel er auf die Seite und entkam so dem nächsten Schlag des Monstrums. Dieses setzte aber weiter nach. Der Söldner rollte sich herum, um aus der Reichweite der beiden Klingen heraus zu kommen. Zweimal hörte er einen hellen Klang, so wie wenn Metall auf Stein schlug. Er kam in die Hocke und wirbelte herum, den Rabenschnabel schützend vor sein Gesicht haltend. Doch es war zu spät, er sah beide Klingen auf sich zu kommen, mit einem nicht mehr für möglich gehaltenen Reflex ließ er sich nach hinten wegkippen. Er spürte den Luftzug der beiden Waffen, die nur wenige Fingerbreit an seinem Gesicht vorbei zogen.

Er landete unsanft auf dem Rücken, seine Gedanken überschlugen sich, er musste etwas tun, denn früher oder später würde die Naga Erfolg haben. Der Söldner rollte sich über die Schulter ab, kam wieder in die Hocke und mit einem Satz nach hinten sogar wieder auf beiden Füßen zum stehen. Er blutete aus mehreren kleinen Wunden, nichts ernsthaftes, doch es machte ihn schlicht zornig. Eine Schnittwunde an seinem Kinn: Es war doch nicht nur der Windhauch, den er da gespürt hatte.

Der Schatten hinter dem Viech hatte sich mittlerweile zu ihm gesellt, es war Stoffel. Waylander hatte die anderen aus den Augen verloren. „Du links, ich rechts, auf geht´s“, keuchte der Söldner. Die beiden Lees griffen nun jeweils von einer Seite an. Der Nachteil der Schlange wurde nun offenbar. Besser wäre es, wenn auch zwei Köpfe dran wären. Waylander parierte den Schwerthieb und trat der Bestie in die Seite, schnell machte er einen Schritt zurück, denn er hatte gelernt, dass das Vieh wütend wurde, wenn man es verletzte. Der nächste Hieb ging ins Leere. Waylander nutze die Chance, der Schwung des Schlages war verpufft, der Söldner sprang nach vorne und schwang den Rabenschnabel über dem Kopf. Mit der letzten Kraft, die er entbehren konnte, ließ er den eisernen Hammer auf den Kopf des Monstrums nieder fahren. Der Knacklaut war mit einem leichten Ekelgefühl verbunden. Doch es war vorbei.

Landorn tauchte neben ihm auf. Blutflecken trübten den Anblick seiner weißen Tracht. Doch der Wächter strahle eine Aura aus, wie Waylander sie zuletzt in Anwesenheit des großen Söldnerführers Lee verspürt hatte. Aus dem Weichei am Anfang ihrer Reise war ein Fürst des Lichtes geworden, ein Anführer, jemand, dem man bedingungslos folgte. Landorn half dem Söldner auf die Beine, da dieser vor Erschöpfung auf die Knie gefallen war. „Dort hinten, ich spüre ihre Gegenwart“, sagte der Wächter. Waylander hoffte, dass Landorn die Schwerter meinte und nicht noch ein Rudel von diesen Schlangenwesen.

Sie betraten einen Raum, der sich kaum von den anderen Räumen unterschied, die sie zuvor schon gesehen hatten, mit dem Unterschied, dass dieser nicht leer war. Vier Kisten standen säuberlich an der hinteren Wand. Schritte erklangen von der Treppe her. „Jetzt gibt´s Ärger“, raunte Stoffel. Die Soldaten waren wohl durch den Kampflärm alarmiert worden. Doch schien Landorns Zuversicht nicht getrübt.

„Pakt euch die Kisten und dann raus hier, rief der Wächter. Waylander rannte auf die Truhen zu. „Welche?“, rief er. „Versuch eine“, kam es zurück. Der blonde Mann hob eine der Kisten an. Zumindest versuchte er es. Das Teil war schwer wie ein Troll. „Verflucht“, rief der Söldner. Die Dinger sind sau schwer!“
„Weil du die falsche Truhe nimmst, du musst die richtige nehmen.“
„Wie dir richtige, du sprichst mal wieder in Rätseln. Wie willst du wissen, welche die richtige ist? Die sehen alle gleich aus.“
„Das Schwert weiß es, versuch die nächste“, rief Landorn, der immer noch an der Tür stand und den Korridor im Auge behielt.
„Das Schwert weiß es“, äffte Waylander. Er versuchte die nächste Kiste, doch auch diese blieb an Ort und Stelle. Kire lief zu ihm, packte sich eine Kiste und lief wieder zum Ausgang. Waylander betrachtete diese Aktion mit großen Augen. Die nächste Kiste nahm sich der Söldner mit aller Kraft vor. Beinahe wäre er hinterrücks umgefallen. Diese Kiste wog nichts, sie war federleicht. „Was zur Hölle“, rief er. Doch es schien so klar, so offensichtlich. Ein wohlig warmes Gefühl durchflutete seinen Körper. Es schien alles so richtig, alles so wahr und logisch. Es passte alles. Der Söldner fühlte sich sicher, er fühlte sich groß und tapfer, verschlagen, doch witzig und auch ruhig. Nun war er bereit zu glauben, er verstand, er glaubte an all das, was der Hüne ihnen erzählt hatte. Er war sich sicher, richtig gehandelt zu haben, er bereute nichts. Die kommenden Aufgaben wären machbar, voller Zuversicht schritt er zurück zur Gruppe und ein herzliches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er fühlte, dass er zu dieser Gruppe gehörte und dass er jedem einzelnen von ihnen vertrauen konnte, wie sie auch ihr Vertrauen in ihn setzen konnten.

kire
11.03.2006, 16:11
Diese Nagas waren endlich besiegt. Landorns riesiger Feuerball hatte ihnen wohl am ehesten die Schwere Last des Kampfes abgenommen, aber noch etwas anderes ward dem Söldner genommen. Auch eine Last, aber eine ganz andere. Der Schwertmeister fühlte sich merkwürdig ruhig, gelassen, in gewisser Weise sogar frei. Aber woran mochte das liegen? Was hatte ihn in den letzten Sekunden verändert, war es diese Kiste, die er nun in seinen Händen trug? Es war doch nur ein Schwert. Konnte ihm etwa ein Schwert das geben, was er schon seit Tagen vergeblich gesucht, aber nie für sich zurück gewinnen konnte? Nur kurz schaute Kire auf die Kiste in seinen Händen herab, die merkwürdiger Weise deutlich leichter war als man hätte annehmen können. Die anderen hatten da schon weit mehr Probleme diese anzuheben. „Das Schwert weiß es“, hatte Landorn verlautbaren lassen und ein merkwürdiger Instinkt in seinem Inneren hatte ihm sofort gesagt, welche Kiste er für sich zu nehmen hatte. Der Schwertmeister wartete noch eine Weile an der Tür, bis auch die anderen das ihrige Schwert gefunden hatten. Auf einmal spürte er so etwas wie Vertrauen für seine Mitstreiter. Es war ein Gefühl von Verbundenheit, das er zuvor nicht gespürt hatte, während sie ihren Weg über Nandorean hinter sich gebracht hatten. Immer hatte er etwas zu beargwöhnen, auch wenn sich seine Begleiter mal keinen Fehler geleistet hatten. Nun aber, empfand er Verständnis für alles was sie taten und spürte sogar einen Funken Stolz, etwas derartig großes mit der Hilfe dieser Menschen vollbracht zu haben. Ohne Zweifel war es wohl eine Erlösung, den Kampf in seinem Inneren für sich entschieden zu haben.

„Der Zauber ist gebrochen“, rief Landorn, als auch Hirni und Stoffel nun ihre Kiste in der hand hielten, als wäre sie nicht mehr als ein Tuch voller Federn. „Wir sollten keine Zeit verlieren, ehe der dunkle Magier nach uns suchen wird. Wir müssen die Kisten so schnell es geht zur Klammfeste bringen.“
Kurz darauf stürmte der Wächter an dem Söldner vorbei, bedeutete den vier Prophezeiten, ihm zu folgen und suchte sich seinen Weg zurück durch den Burgturm. „Ist es nicht zu gefährlich, den selben Weg zurück zu nehmen? Man wird uns aufhalten“, warf Kire widersprechend ein, doch der Hüne ließ sich gar nicht stoppen und man hörte nur noch das Stampfen seiner Füße auf den Steintreppen, die sie nach oben, aus der Burg hinaus führen würden.

Die anderen, wenn teilweise auch verwirrt, denn auch auf ihren Gesichtern sah man die Zeichen eines neuen Gefühls, das in ihnen aufblühte, folgten dem Wächter ohne Weiteres. Jeder glaubte an ihn und so tat es auch Kire und folgte den steil ansteigenden Stufen, die sie hinaus führen würden.

Wie erwartet trafen sie die Wachen, die im eigentlichen Sinne sie hätten aufhalten sollen, doch wider Erwarten taten sie dies nicht. Auch bei ihnen war die Verwirrung zu erkennen. Wochenlang hatten sie den inneren Kampf gegen sich selbst und ihre Gefühle geführt. Die meisten von ihnen hatten diesen längst verloren, jedoch schien es nun für jeden von ihnen einen Lichtblick zu geben. Der Kampf war gewonnen und die innere Ruhe wieder erlangt. Nun sollte nur noch der äußerlich sichtbare Krieg beseitigt werden. Die Männer mit den Kisten, von denen scheinbar ab diesem Moment jeder wusste, wer sie waren, bahnten sich ihren Weg durch die Reihen der Männer, die einer nach dem anderen an ihrer Seite niederknieten. Kire konnte nicht glauben, was er dort sah. Dieselben Wachen, die ihnen noch kurz zuvor, wegen eines kleinen Karrens an die Gurgel wollten, ebneten ihnen nun den Weg. Und nicht nur das. Sie knieten sich nieder, ihren Oberkörper dabei auf die vor sich niedergestreckte Waffe gestützt und den Kopf ehrerbietend leicht gesenkt. Manche schauten auch zu den fünf wagemutigen Männern herauf. Jeder wusste, was in diesen Kisten steckte und doch hatte keiner, vermutlich nicht einmal der Wächter selbst, eine Vorstellung davon, wie die rettung dieses Reiches nun auszusehen hatte. Sogar die Wache am Tor, ließ die Gruppe ganz einfach passieren, sodass man sich fragen musste, warum sie nicht gleich jedem vorgehalten haben, wer sie waren. Dass sie diejenigen waren, auf die das Land seit Anbeginn des Krieges gewartet hatte.

Sie hatten es geschafft, sie hatten die Schwerter. Doch der schwerste Teil ihrer Reise lag vermutlich noch vor ihnen. Die ewige Wüste, die es zu durchqueren galt, um zum Mittelpunkt des Landes zu gelangen, zur Klammfeste. Dieser Landstrich lag noch vor ihnen, in ihrem Rücken hingegen hatten sie den dunklen Magier, vermutlich das größte aller Erschwernisse, die sich ihnen noch in den Weg stellen würden. Wie weit reichte seine Macht und wäre er in der Lage die Gruppe letzten Endes doch noch aufzuhalten? Schon jetzt spürte der Schwertmeister die dunklen Spione des Magiers wie Aasgeier über ihren Köpfen schweben. Doch in seinem Inneren war er endlich frei und keine Gefahr dieser Welt würde ihm diese Erlösung vorerst nehmen können.

Stoffel
11.03.2006, 18:01
Zweifelnd taxierte der Bandit die beiseite tretenden Soldaten. Was war das, eine Finte, wollten sie der Gruppe in den Rücken fallen sobald sie vorbei waren? Einzig die merkwürdige Welle erleichterter Gefühle die ihn von den anderen Gefährten traf stellte seine die letzten Tage über besonders ausgeprägten berechnenden Gedanken eine Stufe zurück, sodass er, wenn auch noch leicht irritiert, die sich verbeugenden Menschen passierte mit denen eine Begegnung auch nur Minuten vorher um einiges blutiger ausgegangen wäre. Landorn indes schien zu seiner wahren Bestimmung gefunden zu haben, zielstrebig ging der Hüne der Gruppe voraus, hinaus aus der Feste, hinaus aus Feuerstadt.
Niemand der Gruppe sprach während sie aus dem hohen Stadttor hinaustraten, symbioseartig schien jeder einfach zu wissen. Diese Erkenntnis verwirrte Stoffel eigentlich nur noch mehr, doch gleichzeitig auch nicht. Sehr verwirrend. Es beschwerte sich noch nicht einmal jemand darüber, dass der lange Weg quer durch die Wüste noch vor ihnen lag, während die dunklen Schatten der Späher des dunklen Magiers über ihnen kreisten, es momentan aber auch dabei beließen.
Der Morgen graute erst, die Temperatur hielt sich somit in erträglichen Maßen während die Fünf damit begannen die Dünen zu erklimmen und den Weg durch die Wüste zu beginnen. Das die Kisten quasi nichts wogen war dabei nicht unnützlich, dem Banditen kam es vor, als ob sie dieses Mal wesentlich schneller vorwärts kamen als bei dem letzen Marsch durch die sandigen Einöden, während er sich Gedanken über ihren Zielort machte, die Klammfeste. Wenn er sich recht erinnerte, lagerte die Hauptarmee des eventuell ehemaligen Feindes dort in der Nähe. Würden die Schwerter ihre Macht und den Sieg über die Magie des dunklen Magiers auch über eine ganze Armee ausweiten können, würde diese ganze Armee dann auf die Knie gehen sollten sie in die Nähe kommen, wie auch die Soldaten in Feuerstadt? Davon war auszugehen, wenn man den Geschichten die Landorn die letzten Tage über erzählt hatte Glauben schenkte, und ob er wollte oder nicht, Stoffel konnte momentan nicht anders.

Der Wüstenwind war es, welcher ihn durch eine plötzliche, stärkere Brise wieder in die Wirklichkeit des angehenden Tages zurückholte. Als ob er geschlafen hätte sah Stoffel sich um. Feuerstadt war bereits nicht mehr auszumachen, doch auf keinem der Gesichter war ein Zeichen von Müdigkeit zu erkennen. Dafür weiteten sich einige zu Erstaunen aus und als er den Blicken folgte gewahr er zwei der Schergen des dunklen Magiers vom Himmel herabstoßen. Ihre Augen funkelten während sie auf die Gruppe zuhielten und Stoffel wollte bereits den Bogen ziehen, als Landorn Einhalt gebot. Irritiert verfolgte der Bandit die Flugbahn der Gargoylen, als diese nur Meter vor der Gruppe plötzlich wieder durch gewaltige Flügelschläge an Höhe gewannen und tonlos kehrt machen, bevor sie zu kleinen Punkten am Horizont wurden und schließlich ganz verschwanden. Soviel zu der verbliebenen Macht des dunklen Magiers über seine Kreaturen, wahrscheinlich hätten jetzt sogar die Nagas sie passieren lassen.

Der Weg ging noch einiges über zahlreiche Dünenkämme und Täler, vorbei an Ruinen, die einstmals wohl mächtige Gebäude waren, langsam bergauf weiter, nur selten wurde ein Wort gewechselt, da sich dieses aufgrund des ungewohnten Verbundheitsgefühls zur Gruppe seltsam unnötig anfühlte.
Während die Sonne immer höher am Himmel kletterte sanken die Dünen allmählich und wichen ebenerem Boden, in der Ferne wagen gezackte Berggipfel zu erkennen die dunkel gen den Horizont abstachen, weit war es bis zur Klammfeste, die zwischen den vier Gebieten Nandoreans stehen sollte also nicht mehr. Von der Höhe die die Fünf inzwischen erreicht hatten aus konnte man sogar ein ganzes Stück entfernt Rauchfahnen in die Luft steigen sehen, die von hunderten, wenn nicht tausenden von Lagerfeuern stammen mussten. Die Frage des Aufenthaltsortes der Hautarmee war damit also ebenfalls geklärt und anhand der Tatsache, dass sich ein solches Heer normalerweise garantiert mit Spähern absicherte, die die Gruppe längst hatten ausmachen müssen, woraufhin jedoch kein Angriff gefolgt war, konnte man auch deren Reaktion auf die Wiederbeschaffung der Schwerter abschätzen. Auch wenn es für Stoffel nahezu unglaublich schien, dass sich so etwas einfach sofort über ein ganzes Land ausbreiten konnte.
Das nahe, ohrenbetäubend werdende Rauschen kündigte vom Ziel ihrer Reise. Ehrfürchtig blickten sie zu der langsam in Sicht kommenden, über dem unwahrscheinlich hohen Wasserfall thronenden Feste herüber. Doch würde es einfach damit abgetan sein, wenn sie die Schwerter wieder an ihren Bestimmungsort zurückbrachten, würde das den dunklen Magier etwa völlig entmachten?

Waylander
11.03.2006, 22:09
Kampflärm, mal wieder. Die Gruppe geriet ins Stocken. Sie hatten die Lagerfeuer der Armee bereits gesehen. Doch wer kämpfte denn da nun? Landorn hatte doch gesagt, dass sie nun in Sicherheit wären. Oder hatte der Söldner das falsch verstanden? Und selbst wenn, dann würden sie sich eben erneut den Gegnern stellen. Waylander hatte mittlerweile dieses Gefühl, dass sie nichts und niemand mehr aufhalten konnte. Die Wüstenlandschaft hatten sie nun hinter sich gelassen, der Boden wurde fester, hin und wieder kam auch ein Flecken grün durch. Die Trutzburg, die von dem blonden Hüter nur die Klammfeste genannt wurde, kam in Sicht. Es war atemberaubend. Hoch oben thronte sie, an einer Stelle, an der sich der Herrscherfluss teilte und dann mehrere Meter in die Tiefe stürzte.

Am Fuße dieses Wasserfalls lagerte auch die Arme der Menschen aus der Feuerwüste. Feinde? Die Kampfgeräusche waren deutlich zu hören und wurden lauter, je näher die Gruppe den Soldaten kam. Grüne Umhänge, mischten sich mit blauen und roten. Waylander hatte ein ungutes Gefühl, welches aber binnen weniger Herzschläge verschwand, als er erkannte, wer da gegen wen kämpfte. Die Menschen aus der Feuerwüste, befreit von dem Zauber des dunklen Magiers, hatten sich gegen dessen Kreaturen und überall eilten Soldaten aus Grünhain und Seestadt zu ihrer Unterstützung. Die dunklen Kadaver sprachen ein eindeutiges Bild. Hoch über ihren Köpfen konnten bereits einige der Monster fliehen, doch ein Großteil der beschworenen Kreaturen fiel unter dem Hagel aus Pfeilen und Schwertern. „Der Dunkle hat keine Macht mehr über sie“, strahlte Landorn.

Die Nachricht von der Ankunft der Gruppe verbreitete sich wie ein Lauffeuer und die Reaktionen, die sie bereits in Feuerstadt verursacht hatte, nahm hier ihre Forstsetzung. Viele der Soldaten aus Grünhain oder Seestadt jubelten, manche salutierten, hier und da winkte einer der Gruppe zu, die nun durch ein natürliches Spalier zu schreiten schien. Die Menschen der Feuerwüste Landorn zögerte keinen Moment seine Schritte, während dem Rest der Gruppe diese plötzliche Aufmerksamkeit doch zu schaffen machte. Vor einigen Tagen wollte man ihnen noch ans Leder und jetzt wurden sie gefeiert, weil sie ein paar Waffen aus einer fremden Stadt geholt hatten. So auf das Wesentliche reduziert, war die Aufregung kaum verständlich.

Von Müdigkeit keine Spur, schritten die Männer den Pfad zur Klammfeste empor. In ihrem Schlepptau befanden sich die Männer aus der Feuerwüste, den Nebelsümpfen und die Soldaten aus den Wäldern Grünhains, jedenfalls erklärte ihr Anführer ihnen das so. Was nun passieren sollte, wusste keiner der Vier, aber sie folgten Landorn, denn bisher hatten sie es nicht bereut ihm gefolgt zu sein.

Hoch oben an den Ausläufern des Schwarzgebirges spannten sich jeweils vier Brücken über den rauschenden Fluss. Zwei auf jeder Seite zum Ufer hin. Die Klammfeste bestand aus weißem Stein, der nach all diesen Jahren immer noch strahlte, als wären die Trutzburg vor wenigen Tagen erst erbaut worden. Sie wurden erwartet, so schien es, denn einige Männer in schwarzen Rüstungen, mit weißen Umhängen standen an der hinteren der beiden Brücken. Auch sie salutierten, als die Gruppe der Vier nebst ihrem Führer an ihnen vorbei schritt und die steinerne Brücke zur Klammfeste nahm. „Männer aus Silberwind“, flüsterte Landorn über die Schulter, doch dieser Erklärung hätte es nicht bedürft.

Die Klammfeste war wirklich wunderschön. Vier Türme ragten hoch in den Himmel, just an den Stellen, an denen die Brücken endeten. Durch ein Tor ging es ins innere der Burg. Über dem Tor prangte das Symbol der Menschen aus der Feuerwüste. Der Innenhof wurde geprägt von einer Art Kappelle, deren Dach eine Halbkugelform hatte. Die Burg war riesig. Die Türme und Burgmauern schienen ebenfalls Wohnräume zu dienen. Doch bei all der Schönheit wurde offenbar, dass hier seit Jahren niemand mehr gewohnt hatte. Die wenigen Grünanlagen waren verwildert. Efeu rankte an den Fenstern empor und hier und da verlor das Bild einen Teil seiner Schönheit durch bröckelndes Gestein oder verdorrte Pflanzen.

Landorn
11.03.2006, 23:22
Zu Hause, endlich, dachte der Hüne. Es war so gekommen, wie er es erwartet hatte und nun sollte er die Nachfolge seines Vaters antreten und dem Land die Klingen wieder geben. Abgesandte der vier Länder begleiteten nun die Gruppe und der Wächter blickte in meist erleichterte, fröhliche Gesichter. Die Feste hatte sich verändert. Sie wirkte tot und leer. Kein Kinderlachen, keine Geräusche vom Schmied oder dem Tischler. Keine Gerüche nach süß duftenden Kirchblüten des alten Baumes im Garten. Jahrelang war alles verwildert, niemand hatte sich gekümmert. Mit Landorns Rückkehr nun hatte auch ein Stück Geschichte dieses Landes Einzug in die Feste gehalten.

Es ertönten keine goldenen Fanfaren. Kein glockenheller Klang prallte an den Wänden der Zitadelle ab. Keine prunkvollen Gewänder, stattdessen mit Staub und Blut verkrustete, erschöpfte Gesichter der Reisenden. Sie sahen wirklich nicht aus, wie die schillernden Helden aus Sagen und Gedichten, allzu oft besungen. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie es nun mal waren. Immer mehr Menschen strömten in den Saal der Zitadelle. Landorn war an dem steinernen Tisch in der Mitte stehen geblieben. Fünf Stühle standen dort und er kannte seinen Platz. Hinter dem freien Stuhl am Kopf der Tafel stand keine Staue, hinter den anderen freien Plätzen schon. Er wandte sich um. Die Menge bildete nun einen Kreis um die fünf Männer in der Mitte des Raumes.

Landorns Stimme war ruhig, doch übertönte der feste Bariton das Getöse der Menge und die geflüsterten Worte. „Der Wächter ist zurückgekehrt“, er brüllte die Worte nicht, doch augenblicklich herrschte Ruhe und seine Stimme war das einzige Geräusch, welches von den Wänden wider hallte. „Ein Land, vier Völker, vier Klingen, ein Friede.“ Jubelschreie wurden laut, ohrenbetäubend. Der Wächter blickte in die Gesichter seiner Kameraden und sah, dass sie sich nicht unbedingt wohl fühlten in ihrer Rolle. Doch da mussten sie durch, dachte Landorn und lächelte.

Der Wächter sprach zur Menge: „Zieh aus, sie zu suchen, sagte die alte Frau zu mir, und ich tat es. Doch ich ahnte nicht, dass ich mich nicht auf die Suche nach den Klingen begeben sollte. Denn ich kann sie nicht nehmen, so hieß es. Ich sollte sie suchen“, Landorn deutete auf die vier Männer. „Denn sie sind die Vier, sie werden die Klingen nehmen und so war es. Tritt nun hervor, Stoffel, Bandit auf dem fernen Hof des Großbauern.“ Der angesprochene zuckte kurz zusammen, als er seinen Namen hörte. Zögerlich schritt Stoffel die zwei Stufen zu dem steinernen Tisch empor und trug die Kiste beinahe wie ein rohes Ei vor sich her. Es schien als wären die Augen aller rings herum auf ihn gerichtet. Landorn konnte nachempfinden, wie Stoffel sich fühlte.

Ohne die Kiste auch nur anzublicken, richtete der Hüne das Wort an den Banditen: „Bodenständigkeit, Verhandlungsgeschick, den Drang sich vorsorglich um alles zu kümmern, mal mehr mal weniger erfolgreich. Du bist Wurzel, du bist Erde und Baum, öffne nun die Kiste und zeige uns das Runenschwert „Rankenhammer“. Wieder brandete ohrenbetäubender Jubel auf, als Stoffel die Kiste öffnete. Aus ölgetränkten Tüchern zog er eine wunderschön schlichte Klinge hervor, auf deren Griff deutlich eine der Runen zu erkennen waren, die auch Landorns Stab zierten und die man hier in der Klammfeste beinahe überall sehen konnte. Landorn nahm die Klinge an sich und reckte sie in den steinernen Himmel der Zitadelle. Er verließ die Mitte des Raumes und ging auf eine der Stauen zu, die sich in einer der vier Ecken hinter den Stühlen befanden. Vorsichtig steckte er die Klinge in ein dafür vorgesehenes Loch. Die Statue zeigte einen großen bärigen Mann, der ein Schild trug. Auf diesem war auch wiederum das gleiche Symbol zu erkennen, wie auf dem Schwert. Landorn wandte sich um: „Grünhain hat sein Schwert wieder.“ Wieder erklangen zahlreiche Stimmen an den Wänden der Klammfeste. Stoffel wurde angewiesen, sich auf den Stuhl vor der Statue zu setzen.

„Tritt nun hervor, Waylander Söldner des Lee aus dem fernen Khorinis. Dieser fühlte sich offensichtlich unwohl, doch er tat wie ihm geheißen. Er nahm die Kiste unter den Arm und marschierte möglichst aufrecht und darauf bedacht, nicht zu stolpern, auf die Empore zu.
Der Wächter der Klammfeste blickte ihm tief in die Augen. „Überlegtheit, Cleverness, Ruhe. Du bist Wind und Frost, öffne nun die Kiste und zeige uns das Runenschwert „Frostklinge“.“ Wieder brandete ohrenbetäubender Jubel auf, als Waylander die Kiste öffnete und dem Wächter das Schwert übergab. Es glich dem anderen, mit dem Unterschied, dass das Symbol ein anderes war. Wieder schritt der Wächter zu einer Statue und gab das Schwert seinem ursprünglichen Besitzer zurück. „Silberwind hat sein Schwert wieder“, waren die Worte Landorns und Waylander setzte sich an den Tisch.

„Tritt nun hervor, Hirni Schwarzmagier aus einer fernen Zuflucht der Insel Khorinis.“ Der Magus wirkte noch am sichersten, denn ihn schien der ganze Trubel wenig zu interessieren. „Leichtigkeit, Leichtlebigkeit, Sorglosigkeit“, zählte Landorn auf. „Du bist Sumpf, du bist Wasser, zeige uns die Waffe „Sumpfschnitter“.“ Hirni hätte die Kiste beinahe fallen gelassen, es wirkte etwas unbeholfen, doch er bekam es irgendwie hin. Landorn nahm das Schwert und gab es der Statue zurück, mit einem leisen Klacken rastete die Waffe in der Befestigung ein. Der Schwarzmagier setzte sich ebenfalls an den Tisch.

„Tritt nun hervor, Kire, Söldner und Krieger, der hier seine härteste Schlacht gefochten und gewonnen hat.“ Kire marschierte die Stufen empor. „Bleibt nicht mehr viel übrig, was“, flüsterte Landorn dem Söldner zu und dieser lächelte leicht. „Temperament, Zorn, Hitzköpfigkeit. Du bist Feuer und Sand. Zeige uns „Wüstenflamme“, das Schwert Andorans.“ Kire öffnete die Truhe und reichte Landorn die Waffe mit dem Symbol der Feuermenschen. Der Wächter gab es zurück an die Statue des ehemaligen Herrschers der Feuerwüste und Kire setzte sich an den steinernen Tisch.

„Es ist vollbracht. Die Schwerter sind zurück. Nun lasst uns wieder aufbauen, all das, woran wir glaubten, denn es ist ehrlich und recht. Lasst das Opfer der Vier nicht vergessen sein, lasst euch nicht blenden, lasst euch nicht verführen. Die Macht ist wieder im Gleichgewicht und es ist an der Zeit, dass Friede einkehrt. Wir sind vier Völker, doch wir sind ein Land und das werden wir immer sein, Brüder. Gehet nun, ehrt die Toten, denn sie starben sinnlos. Lasst aber Vergangenes vergessen sein und denkt an die Zukunft. Wir sind ein Land.“ Landorns ließ seine Worte wirken und die Menge stimmte mit ein: „Vier Völker, vier Herrscher, vier Klingen, ein Friede.“ Vereinzelt fielen sich die Menschen in die Arme, reichten sich die Hände. Sowohl die Menschen aus den Sümpfen oder dem eisigen Norden, wie auch ihre einstigen Gegner. Sie unterschieden sich lediglich durch ihre Kleidung, doch ihre Herzen waren erfüllt mit dem gleichen Gefühl an Stolz und Freude.

Landorn wandte sich zu den vier Männern, die er vor einigen Wochen in Seestadt kennen gelernt hatte. „Ihr habt das getan, was ich von euch erhofft hatte. Ihr seid die Vier und ich denke, dass ihr das mittlerweile selber wisst. Ich kann euch nicht zwingen, hier zu bleiben, denn ich glaube, dass ihr wieder in eure Heimat zurück wollt. Wisset aber, dass ihr hier in Nandorean immer eine zweite Heimat haben werdet. Wir stehen tief in eurer Schuld, denn ihr habt das Land gerettet und vor großem Schaden bewahrt, auch wenn euch das vielleicht nicht klar sein sollte. Der dunkle Magier ist geschlagen, aber nicht besiegt. Ich weiß nicht, ob er es noch einmal versuchen wird und in welcher Form. Ich möchte euch etwas schenken“, sagte Landorn und erhob sich von seinem Platz. Er ging zu allen vier Statuen und nahm ihnen etwas von den steinernen Händen. „Das sind die Ringe der vier Herrscher. Nehmt sie mit, tragt sie bei euch. Wind nimmt Wind, Feuer nimmt Feuer, Wasser nimmt Wasser und Erde nimmt Erde. Das kennt ihr ja schon“, schmunzelte der Wächter. Wenn Nandorean noch einmal in Gefahr sein sollte, so werden die Ringe aufleuchten und ihr werdet wissen, dass wir erneut eure Hilfe brauchen. Es steht euch aber frei, hier zu bleiben.“

„Ich kann nur für mich sprechen“, sagte Waylander, „aber ich will schon nach Khorinis zurück. Wir haben dort Freunde und Aufgaben, die wir nicht einfach ungeachtet lassen können.“ Die anderen nickten. „Es stimmt mich traurig, das zu hören, doch es ist eure Entscheidung. Ihr seid fortan die Wächter der Elemente. Tragt die Ringe bei euch, seht dies als meine letzte Bitte. Bleibt wenigstens noch einige Tage. Es wird sicher ein Fest geben.“

„Mal sehen“, sagte Waylander.
„Wie dem auch sei. Die Räume der Klammfeste stehen euch zur freien Verfügung. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber der Trubel hier lässt langsam nach und ich brauche eine Mütze voll Schlaf. Sucht euch ein Zimmer aus, es sind genug frei. Wir sehen uns dann Morgen.“ Der Wächter verabschiedete sich von der Gruppe und verließ die Zitadelle. Er hielt schnurstracks auf den Turm zu, den er vor so vielen Jahren, sein Zuhause nennen konnte. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hechtete er die Treppe hinauf, in sein altes Kinderzimmer. Hier hatte es begonnen und hier endete es. Er ließ sich auf das Bett fallen, Staub stob auf, doch es war ihm egal. Er betrachtete die steinerne Decke. Die Zukunft sollte besser werden, sagte er sich selbst.

Einem Instinkt folgend, stand er auf und ging zum Fenster. Er konnte nicht viel sehen, doch er erkannte vier Schatten, die sich fernab der Menge aus der Feste stahlen. Insgeheim hatte Landorn geahnt, dass die vier Männer, sich am liebsten klammheimlich und ohne großen Rummel aus dem Staub gemacht hätten. Und seine Vorahnung ließ ihn nicht im Stich. Der Wächter ging wieder zurück ins das Bett. „Wir werden uns wieder sehen“, dachte er wehmütig. „Meine Freunde.“

kire
12.03.2006, 14:22
Die Spannung in dem Schwertmeister war groß gewesen im Moment des Öffnens der Truhe, auf der wohl die Augen aller ruhten. Wie sollte das Schwert aussehen? Ging eine magische Energie von der Waffe aus? Hatte es eine außergewöhnliche Form oder war es sogar noch schlechter erhalten als seine eigene Waffe?
Die Truhe öffnete sich in seinen Händen leicht knarrend und das Gemurmel der Menschen um sie herum wurde mit einem Male still. Man hätte die Nadel im Heuhaufen hören können, doch stattdessen vernahm man nur das leise Surren der Klinge, als Kire ebendiese für einen winzigen Moment in seiner Hand wog, bevor er sie an den Wächter übergeben musste. Sie war erstaunlich leicht, dennoch beständig und unscheinbar zugleich. Es war keine Waffe von besonderer Zierde, doch vermutlich war gerade das der Anreiz, den der Söldner vernahm, diese Klinge für sich behalten zu wollen. Doch er durfte nicht, so sehr er das auch wollte. Die Waffe wurde übergeben und nun hatte auch Feuerstadt sein Vermächtnis zurückerlangt, die Klinge mit dem fantastischen Namen „Wüstenflamme“.

Kire fühlte sich regelrecht geehrt Wächter des Feuers genannt worden zu sein, doch Zeit sich gebührend feiern zu lassen und auf den Wohlbehalt dieses Reiches anzustoßen, blieb den vier Prophezeiten nicht. Vielmehr wollten sie diese Zeit nicht beanspruchen, denn etwas anderes pochte beharrlich in ihren Hinterköpfen. Etwas, das in letzter Zeit fast in Vergessenheit geraten war und nun erneut aufflammte: Die Sehnsucht zurückzukehren. Khorinis, ihre Heimat, in der sie Freunde und Feinde missten, dort wo sie noch normal und unbedeutend waren.
So kam es auch, dass sich die Gestalten noch in der selben Nacht aus der Klammfeste schlichen, dem Trubel zu entgehen und gleichsam so schnell wie möglich das erstbeste Schiff nach Khorinis zu nehmen, bevor sich die Kunde ihrer Taten im ganzen Land herumgesprochen hatte. Und die Gesandten waren verdammt schnell, wie sie schon einmal hatten feststellen dürfen, als sie urplötzlich wegen eines kleinen Karrens auf der ganzen Insel als gesucht galten. Schlagartig hatte sich jedoch alles und dabei völlig unverständlich zum Guten gewandt, sodass sie nun, die Prophezeiten, von jedermann mehr als geehrt wurden.

Kire schaute sich den Ring an seinem Finger an, auf ihm war das Zeichen seines Volkes eingraviert. In einem roten Funkeln leuchtete das Emblem auf, obgleich das Zeichen selbst völlig farblos in das glänzende Silber eingraviert worden war. Auf Khorinis würde man ihn nicht als Wächter des Feuers erkennen, auch wenn er die Andeutung dessen sogar auf seiner neuen Rüstung trug. Und obgleich er Anfangs erhebliche Zweifel ob dieses Ergehens gehegt hatte, war er nun stolz darauf etwas derartiges geleistet zu haben. Auch die Menschen sind ihm näher gekommen. Vorher fast so gut wie unbekannt, hatte dieses Abenteuer die Kumpanen, ja selbst den Schwarzmagier, wie eine feste Eisenkette zusammengeschweißt.
Den Ring würde er in Ehren tragen und sollte er funkeln, so wie es Landorn ihnen erklärt hatte, dann würde er unverzüglich aufbrechen, um diesem Land erneut zur Seite zu stehen. Er schwor Nandorean seine Treue. Etwas, dass er nicht einmal Lee geleistet hatte, seinem Vorgesetzten.

Die Menge löste sich langsam. Die Männer, die aus den verschiedenen Teilen des Landes angereist waren, ob dieser Zeremonie, von der merkwürdiger Weise so viele Menschen wussten, obgleich Kire selbst bis vor einem Tag noch nicht einmal davon gewusst hatte, traten nun ihre Rückreise an. Wachen von Silberwind, Kämpfer von Grünhain, Verfolger aus Feuerstadt und auch Ankömmlinge aus dem Süden, von Seestadt her, machten sich auf die Rückreise. Es war nicht schwer für die kleine Gruppe, die nunmehr nur noch aus vier tapferen Männern bestand, sich im Dunkel unauffällig unter die Reisenden in Richtung Seestadt zu mischen. Sie hielten sich verdeckt, denn vermutlich hatte niemand von ihnen noch Lust auf den Rummel der letzten Tage. In einem waren sie sich völlig einig: Sie hatten noch eine Menge in ihrer Heimat vor und es würden vermutlich Jahre vergehen, bis einer der Kämpfer ernsthaft in Erwägung ziehen würde, sich auf diesem Land sesshaft zu machen. Hirni wollte sich weiter den Lehren der Heilung widmen (und Kire war sich sicher, dass der Schwarzmagier noch eine Menge zu lernen hatte), Stoffel ging seinen Geschäften nach, Kire selbst hatte noch einige Schüler auszubilden und bei Waylander wusste es wohl keiner, vermutlich ließe er sich von den Winden lenken.

Das Licht des Morgengrauens traf auf die recht große Gruppe, als diese sich weiter durch die nebeligen Sümpfe begaben. Ohne Schlaf waren sie die ganze Nacht hindurch marschiert, denn seine Ruhe finden konnte man auch noch auf einem der Schiffe, die hoffentlich noch heute in Seestadt ablegen sollten.

Waylander
12.03.2006, 15:22
Wenige Sonnenstrahlen brachen sich bahn durch die Schwaden der Nebelsümpfe. Noch vor wenigen Tagen waren sie hier durchgeschlichen, allzeit drauf bedacht, keinem der Schergen des dunklen Magiers in die Hände zu fallen. Nun war es anders, zwar versteckten sie sich in gewisser Weise wieder, doch diesmal eher vor dem Trubel und der Anerkennung der Menschen. Sie waren zu einer Art Helden avanciert und Waylander mochte es nicht, so im Mittelpunkt zu stehen. Allein diese Zeremonie hatte ihn schon einiges an Überwindung gekostet. Wenn er daran dachte, warum er zusammen mit den anderen vor einiger Zeit auf diese Insel gekommen war, so konnte er nur den Kopf schütteln über die Ereignisse, die sich schier überschlagen hatten.

Wächter des Windes, nannte man ihn jetzt, Welch klangvoller Name. Doch was hatte er davon? Vermutlich nichts. Würde er folgen, wenn der Ring aufleuchtete? Waylander wusste es noch nicht. Er hatte hier nichts investiert und im Prinzip bedeutete ihm das Land herzlich wenig. Doch er fühlte, dass diese Gruppe aus vier Einzelkämpfern zu einer Art Bund zusammen gewachsen war. Wenn die anderen kamen, dann würde er auch gehen. Das gebot ihm sein Ehrgefühl.

Seestadt kam in Sicht. Die hohen Mauern überragten die Nebelschleier um einige Meter. Das Volk schien in ausgelassener Stimmung zu sein. Die Soldaten wurden jubelnd empfangen. Der Söldner war froh darüber hier im Kollektiv untertauchen zu können. Die Soldaten winkten und der schiere Überschwang der Gefühle war schon ein Abbild dessen, was die vier hier erreicht hatten. Der Söldner konnte ein Gefühl des Stolzes nicht verhehlen, obgleich es ihm unangenehm war. Was hatten sie denn schon getan? Ein paar Schwerter aus einem dunklen Verlies gestohlen.

„Ich wäre dafür, dass wir schnell zum Hafen gehen und uns um eine Passage bemühen“, flüsterte Stoffel. Waylander nickte. Sie hatten Mühe, sich durch die Menge einen Weg zu bahnen. Einige Menschen zerrten an ihnen herum und drückten ihnen Bier oder Fleisch in die Hand. Da die Gruppe wusste, wie das Bier hier schmeckte, lehnte sie dankend ab. Lediglich Hirni steckte sich einige Fleischkeulen ein. Waylander konnte ja durchaus verstehen, dass die Freude der Menschen so groß war. Sie hatten sich im Krieg befunden, ohne zu wissen, wie dieser ausgehen würde. Durch das Eingreifen der Vier war es zu keiner großen Schlacht gekommen. Doch der dunkle Magier war nicht besiegt. Er hatte lediglich verloren. Das sollte den Menschen hier doch zu denken geben. Im Moment bestand zwar keine Gefahr mehr, aber solange es die Möglichkeit gab, sollte man diese wohl nicht außer Acht lassen.

Sie erreichten den Hafen. Ein großes Passagierschiff war dort mit Tauen befestigt. Stoffel wechselte ein paar Worte mit dem Kapitän und kam zur Gruppe zurück, die am Kai wartete. „Ja, er fährt nach Khorinis“, sagte der Bandit. „Gut, dann war es das also“, stellte Waylander fest. „Sieht so aus“, antwortete Kire. Was war das? Wehmut? Eigentlich nicht. Denn zumindest Waylander war froh, wieder nach Hause zu kommen. Die Gruppe gelangte über einen Steg auf das Schiff. An der Reling stehend warfen sie einen letzten Blick auf Seestadt und das weite Land dahinter, von dem sie auf ihrer Reise hier, wohl nur einen kleinen Teil gesehen hatten. Niemand sprach ein Wort. Die Wächter der Elemente, die Vier, dachten an die Ereignisse der vergangenen Tage und mit Sicherheit auch an das, was noch kommen sollte. War dies ein Abschied für immer? Ein Lebewohl oder eher ein „Auf Wiedersehen“? Fragen, die durch ihre Köpfe schossen und auf die niemand eine Antwort wusste. Es war Stoffel, der das Schweigen brach. Die vier Männer waren auf dem Weg unter Deck zu ihren Kabinen. Der Bandit räusperte sich. „Was?“, raunte Kire.
„Waylander, Kire, Hirni“, begann der Bandit.
„Schön, dass du unsere Namen kennst“, unkte Waylander.
Stoffel fuhr ungehindert fort: „Erinnert ihr euch noch an Flussfurth und das Fleisch?"
Die drei anderen nickten beiläufig, ohne zu wissen, worauf der Bandit hinaus wollte. „Nun, es ist mir unangenehm, darüber zu sprechen, aber ich krieg noch Gold von euch...."


ENDE?