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Das kleine Schreibstübchen - #2

  1. #221 Zitieren
    Truhe  Avatar von Salieri
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    "Leichter gesagt als getan."
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  2. #222 Zitieren
    Kind des Zorns  Avatar von Dares
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    Wo verläuft die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge?
    Ist es schon eine Lüge wenn man eine Metapher verwendet?
    Oder gar beschönigend schreibt?
    Wäre es eine Lüge zu sagen ich war immer ehrlich?
    Schwer zu sagen:
    Also sagen wir es anders:
    Ich war immer ehrlich wenn es gezählt hat.
    Bin auch manchmal weggerannt obwohl ich jedem noch erzähl ich wär auch wie V stehengeblieben.
    Aber gebückt habe ich mich nie, für niemanden.
    Aber für jeden aufgestanden der es verdient hatte.
    Es wird nie einfach sein.
    Es wird nie einfach sein Ich selbst zu sein.
    Allein schon dass ich diesen Text schreibe beweist es wieder.
    Es wird immer schwieriger zu Gott zu stehen.
    Es wird immer schwieriger nicht den Glauben zu verlieren.
    Es schreibt sich alles so leicht doch es ist schwer zu leben.
    Freundschaften zu bewahren oder doch am offenen Grab nicht zu weinen.
    Ist schon komisch wie sehr die Menschen um einen rum in irgendeine Richtung entwickeln.
    Aber ich schau noch immer gerne zurück...auch wenn es manchmal tief innendrin sticht.
    Aber Gott hat uns eine Zeitspanne auf dieser Erde geschenkt und letztenendes wird jeder erfahren ob er noch da ist.
    Das alles war jetzt doch nicht so leicht zu schreiben aber noch schwieriger wird es sein weiterhin alles so durchzuziehen.
    Dares ist offline

  3. #223 Zitieren
    Truhe  Avatar von Salieri
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    Sieben Sünden: Völlerei
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  4. #224 Zitieren
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Ich trinke nichts. Also keinen Alkohol, sage ich über den Rand meines Glases hinweg und schaue Marlene tief in die Augen. Ich sage Marlene weil mir dieser Name gerade einfällt, denn wie bereits erwähnt kenne ich nicht mehr alle Namen. Sie blickt zurück und lächelt. Ihre sanft geschwungenen Lippen, lösen sich langsam von einander, als würde sie etwas sagen wollen, doch zum Glück schweigt sie und setzt stattdessen das Glas an die Lippen. Sie nimmt einen Schluck mit einer Selbstverständlichkeit. Ihren kleinen Finger streckt sie elegant vom Glashals weg. Ein Tropen bleibt auf ihren Lippen kleben. Sie zerreibt ihn dazwischen, ohne dass ich die Zunge zu sehen bekomme. Ich betrachte sie verführerisch, während wir auf den nächsten Gang warten und auf den nächsten und auf den nächsten. Ich lasse es mich etwas kosten. Keiner soll sagen können, ich gebe mir keine Mühe. Ich lasse mir etwas einfallen. Bringe Blumen und Überraschungen, führe sie zum Essen aus und mime mal den Geheimnisvollen, mal den Gefühlsmenschen. Je nach Bedarf. Dazu braucht es etwas Feingefühl, aber nicht all zu viel. Meine Erfahrung bisher war, dass die meisten Frauen früher oder später dahin schmolzen, wenn ich zwischendurch nur gemein genug war. Ich liess sie schmoren, um meinen Marktwert zu steigern. Mit Marlene war es anders. Sie war eine kühle Brise. Sie streichelte einen im Vorbeiziehen und war danach wieder verschwunden.

    "Noch ein Dessert?"


    "Gerne."

    Sie schlug die Augenlider weiter auf. Ihre Wimpern zuckten verführerisch. Ich zeigte keine Regung. Nicht nach aussen hin. Ich wollte gerade einen weiteren Schluck nehmen, als Marlenes Lippen wieder zu beben begannen. Dieses Mal schwangen die Stimmbänder mit:

    "Wer sind sie?"
    Redsonja ist offline

  5. #225 Zitieren
    Truhe  Avatar von Salieri
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    "Frohes Fest und guten Rutsch"


    Das Thema bezieht sich auf Geschichten, Annekdoten oder worauf ihr sonst Lust habt rund um Weihnachten, Sylvester und Neujahr. Ausnahmsweise kommt dann schon nach zwei Wochen ein neues Thema um das saisonale nicht ganz so lange zu haben*. Nach dem Themenwechsel gibt es aber natürlich trotzdem noch die extra Woche Zeit.


    *Gilt nur wenn ich a) dran denke (oder erinnert werde) und b) kein Proteststurm los bricht.
    Salieri ist offline

  6. #226 Zitieren
    Kind des Zorns  Avatar von Dares
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    Jedes Jahr derselbe Trott
    Jedes Mal neu zurückgeblickt

    Jedes Jahr derselbe Trott
    Jedes Mal ein Baby auf der Titelseite

    Jedes Jahr derselbe Trott
    Jedes Mal eine neue Hoffnung

    Jedes Jahr derselbe Trott
    Jedes Mal alles an Sylvester vergessen

    Damit auch das nächste Jahr "Jedes Jahr" sein kann.
    Jedes Jahr derselbe Trottel.
    Dares ist offline

  7. #227 Zitieren
    Truhe  Avatar von Salieri
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    Anderssein

    Ich weiß nicht ob das Wort in der Form bundesweit bekannt ist und verwendet wird oder nur regional; der Duden jedenfalls kennt es,falls sich darunter also jemand nichts vorstellen können sollte: http://www.duden.de/suchen/dudenonline/anderssein

    P.S.: Dazu würde ich wirklich gerne etwas lesen und erfahren was euch dazu so einfällt. Es würde mich sehr freuen wenn was käme.
    Salieri ist offline

  8. #228 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Fussl87
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    Immer noch höre ich ihre Worte, ihre leeren Versuche auf mich einzugehen, mir beizustehen. Sie dachte wirklich sie könnte mir Verständnis entgegen bringen, mich trösten. Dabei weis sie gar nichts, weis nicht welcher Druck auf mir liegt. Oh ja, für alle anderen sieht es so aus als würde mir immer alles leicht fallen, als wäre ich in allem einfach so der Beste. Doch keiner sieht hinter die Kulissen, hinter die Fassade die ich aufrecht erhalte. Keiner weiß unter welchem Druck ich stehe, vor jedem Spiel erneut. Natürlich alle feuern sie mich an, doch wehe ich enttäusche ihre Erwartungen, dann ist der Hohn auf ihren Gesichtern vorprogrammiert, oder noch viel schlimmer, falsches Mitleid das mir entgegen gebracht wird.
    Und an der Uni ist es nicht anders, alle erwarten von mir der Beste zu sein, die Professoren welche es nicht anders von mir gewohnt sind. Meine Kommilitonen welche mich alle bewundern und meine Eltern die nicht stolzer sein könnten auf ihr Kind. Doch keiner erkennt die Belastung mit der ich jeden Tag zu kämpfen habe, keiner, auch sie nicht. Obwohl ihre Worte am Anfang so verständnisvoll und Wissend klangen, waren sie nichts als heiße Luft und nun ist er gekommen, unser besonderer Abend. Nur noch in Unterwäsche gekleidet liegt sie da, gefesselt an mein Bett und schaut mich mit glänzenden Augen an, denkt immer noch sie könnte mir auf diese Weise helfen. Langsam streicheln meine Hände an ihrem makellosen Körper entlang, hinauf zu ihrem schlanken Hals. Dort ruhen sie für einen Augenblick und ich sehe das Entsetzen in ihren Augen als sie erkennt, dann drücke ich zu. Denn sie weis nicht was es heißt anders zu sein.
    Fussl87 ist offline

  9. #229 Zitieren
    Tar-Valar
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    Über sowas den Kopf zerbrochen
    Und innerlich an mir gebrochen
    Habe ich viele Nächte durchwacht
    Und über diesen Mist nachgedacht

    Ich hänge nicht gerne in der Schule herum
    Denn es ist bewiesen, manche macht sie dumm
    Und ich bin einer von diesen und schon bald ein Idiot
    Doch ich will das nicht, lieber Gott schlag mich doch tot

    Ich bin anders als ihr, doch fragt mich nicht woran es hängt
    Es ist einfach so, dass ihr alle etwas anders denkt
    Und andersdenkend muss nicht gerade schlimmer sein
    Doch frag', wer es akzeptiert und du findest kein'

    Das Schreiben macht mir Mut, denn es liegt mir im Blut
    So schreibe ich gut, wenn auch manchmal voller Wut
    Auf die Menschen, auf die Welt, denn sie zerstören im Akkord
    All das, was ihnen sonst gefällt, und sehen es doch nicht als Mord

    Und es ist so, ich trinke nicht zum Spaß
    Ich suche nur den altbekannten "in vino veritas"
    Den Grund dafür andersdenkend zu sein
    Denn hätte ich diesen nicht, würde ich nur schrei’n

    Und schreien möchte ich nicht, nur sein
    Mit welchen wie mir oder einfach allein
    Hauptsache weiterhin manchen Vers lenkend
    Sinnierend im Dunkeln und andersdenkend

  10. #230 Zitieren
    Truhe  Avatar von Salieri
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    Ein Bauersmann hatte einst zwei Söhne. Der Erste ein stattlicher Jüngling, schön und kräftig gebaut und überall beliebt; auf dem Feld des Vaters stets der Schnellere. Der zweite war von einem anderen Schlage: Zurückhaltend und gedulgigerer, er brauchte für seine Arbeit meist länger.
    Eines Morgens bestellte der Bauersmann seine beiden Söhne zu sich und beauftragte sie damit die Saat auszubringen da er den Tag auf dem Markt sein würde. Er fragte ob sie auch wüssten was zu tun sei. Der Ältere - voll Zuversicht in seine eigenen Fähigkeiten - bestätigte und war alsbald verschwunden um mit seiner Tätigkeit früh am Tage fertig zu sein und den Abend für sich zu haben. Der Jüngste jedoch bat den Vater ihm alles noch einmal zu erklären. Dieser scholt seinen Sohn dafür und wies darauf hin, dass sein Bruder offenbar schneller lerne, doch letztendlich schilderte er ihm was zu tun war um keinen Ernteausfall zu riskieren.
    Geduldig hörte der Junge zu und als er begann die Saat auszubringen musste er den Hohn und den Spott seines Bruders erdulden, der seine Hälfte des Ackers bereits beinahe gänzlich bestellt zu haben schien. Als der Jüngere spät am Abend noch immer nicht fertig war sah er dass sein Bruder sich mit der Müllerstochter vergnüte die dem Jüngeren sehr gefiel, für seinen Bruder aber nur eine Eroberung sein mochte. Niedergeschlagen und geschafft von der Arbeit legte er sich spät Nachts schlafen. Von der Anstrengung bekam er zudem schreckliche Albträume die ihn noch in den folgenden Nächten quälten.
    Einige Monate später war es Zeit für die Ernte, doch war die Hälfte des älteren Bruders an vielen Stellen kahl da die Vögel die Samen heraus gepickt hatten. Als der Jüngere zu Werke gegangen war mussten die Vögel bereits satt von der Saat des Ersten gewesen sein. Nun galt die Schelte dem Älteren und die Arbeit des Jüngeren rettete nicht nur die Familie über den Winter, sondern versorgte auch den Müller mit Getreide um genug Erträge einzufahren.
    Nur die Müllerstochter, die konnte sich nicht auf den Bruder desjenigen einlassen der ihr das Herz gebrochen hatte. Und so geschah es, dass der Jüngere ohne Erben starb und der Ältere mit 21 Bastarden und drei ehelichen Kindern verschied.


    Anmerkung: Das Thema "Anderssein" spiegelt sich in der Parabel selbst wenig wieder, es betrifft lediglich den jüngeren Bruder der halt anders ist als der Ältere. Aber der eigentliche Bezug zum Thema ist in der Art der Parabel zu finden die sich eben sehr von der Standardform von Parabeln unterscheiden soll. Das Ende ist natürlich humoristisch zu behandeln, das Ergebnis des Gleichnisses soll die Andersartigkeit vor dem Kontrast zu alten Bauern-Söhnen-Irgendwas Geschichten ausmachen, ich hoffe sehr dass mir das gelungen ist.
    Salieri ist offline

  11. #231 Zitieren
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Frohes Fest und guten Rutsch

    Sie sass im Zug, blickte aus dem Fenster. Draussen lag Schnee. Zumindest ein paar Flecken waren noch übrig. Weihnachten war nicht weiss gewesen. Eher durchzogen.

    Bahnhöfe, Felder, Wälder, Dörfer, Städte hotterten vorbei, während die Dämmerung langsam herein brach. Über manchem Tümpel schwebten Nebelschwaden und die Rinnsale waren alle grösser als gewohnt. Sie war auf dem Weg zu einem Menschen. Seit langer Zeit freute sie sich darauf, plante, träumte. Der Zug schleppte sich voran. Die Zeit schien sich zu dehnen. Nur noch 14 Minuten, dann 7, 2. Sie hört "Cardinal Song" von The National. Die Stimme erklingt tief, beruhigend in ihren Ohren. Der Bahnhof schiebt sich in ihr Gesichtsfeld. Er steht da, lächelt wie immer sein wunderschönes Lächeln. Sie erwidert die Bewegung der Mundwinkel innig. Dann hebt sie die Hand und winkte. Sie sitzt da und winkt ganz vorsichtig, während sie weiter lächelt. Das Lied ist noch nicht zu Ende. Wohin der Zug wohl fährt?
    Redsonja ist offline Geändert von Redsonja (14.01.2013 um 22:48 Uhr)

  12. #232 Zitieren
    Kämpfer
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    Oben, da sind die Anderen, hier unten, da sind wir. Die Anderen starren, laufen, schauen abfällig und denken wie gut es ihnen geht. Wir harren aus, saufen und schauen auf die da oben, wie sie in ihren frisch duftenden Sachen vorbei laufen, und denken, wie gut es ihnen geht, und wie schlecht uns. Noch ist Herbst. Im Winter geht es uns schlechter, da ist es kalt, wie es im Winter eben ist. Die anderen sieht man dann seltener durch das dreieckige Loch in der Decke, dass die sich kreuzenden Straßen über uns bilden. Und wenn, tragen sie dicke Pelzmäntel und wollen dennoch so schnell wie möglich ins Warme, in ihre Häuser, auf ihre Arbeit, die sie hassen und doch nicht verlieren wollen, denn sie gibt ihnen Geld und Beschäftigung und vielleicht auch Befriedigung. Wir haben das alles nicht. Wir haben eine Tonne, in der brennt Müll, und brannte mal Holz. Nur das Holz ist schnell alle, wenn es kalt ist. So wärmen wir uns anders, wenn es Winter ist, aber auch wenn es nicht kalt ist. Die Wärme im Magen macht uns nicht zufrieden, doch wenigstens denken wir nicht mehr an das, was wir verloren haben, unsere Häuser und Berufe, Frauen und Kinder, unseren Stolz und bald auch unsere Leber. Vergessen ist gut, besonders, wenn man das Jucken vergisst, denn auch, wenn wir sonst nicht viel haben, Flöhe haben wir, aber wollen sie nicht. Und irgendwann wollen die Flöhe einen, so hoffen wir, auch nicht mehr. Wir würden gerne die Karriereleiter wie ein Floh hochspringen, aber das geht nicht, wir sind keine Flöhe, und wir haben keine Leiter, keine Leiter um durch das Dreieck an der Decke zu klettern, weg von den Flöhen, die uns nie das Springen lehren werden. Manchmal denken wir darüber nach, wie es hätte sein können, wenn alles anders gekommen wäre, wir andere Entscheidungen getroffen hätten. Doch das haben wir nicht, und so denken wir jetzt manchmal darüber nach, versinken im Konjunktiv. Manchmal ist immer, wenn wir denken können. Wenn wir so denken, und durch das Dreieck läuft ein Mensch, dann wären wir gerne er, aber er wäre nicht gerne einer von uns, wir wären nicht gerne einer von uns, jeder von uns wäre lieber wo anders, einige wären auch lieber tot, aber die sieht man nicht lange. Doch jeder von uns dachte schon daran, nur sind wir zu feige, zum Glück, könnte man sagen, doch wir haben kein Glück. So machen wir es langsam, vielleicht aus Selbsthass, vielleicht aus Hoffnung, aber die haben wir nicht, und wir haben kein Selbst mehr, das wir hassen können, das haben wir lange verloren, auf dem Weg nach unten, unter die Brücke, unter die Anderen, auf den harten Boden der Tatsachen, die wir erst nicht wahrhaben wollten. Früher waren wir Andere, einer von Oben, einer derjenigen die jetzt auf uns hinabblicken, verächtlich, und glücklich dass nicht sie es sind, die hier unten sitzen, und dann werfen sie manchmal Dinge zu uns, durch das Dreieck. Meist ist es Müll, den können wir verbrennen, manchmal ist es auch Geld, das ist schlimmer als der Müll, oder besser, denn Geld brennt in der Kehle. Zum Essen gehen wir woanders hin, das ist schlecht, denn auf dem Weg sieht man uns von Nahem, wir wollen nicht gesehen werden, am meisten nicht von uns selbst, in den spiegelenden Schaufenstern der Stadt. Das Essen gehört den Anderen, wir sind froh, dass sie es uns geben, auch wenn wir die Hilfe nicht wollen, so hält sie uns am Leben, vielleicht wollen wir sie deshalb nicht. Und wenn wir uns dann doch sehen, in den reflektierenden Oberflächen, so nehmen wir noch einen Schluck und können es noch weniger ertragen, das zu sehen was aus uns geworden ist und das, was aus uns hätte werden können. Wir, das bin ich. Und die Anderen.




    Hallo Literaturforum
    isil ist offline

  13. #233 Zitieren
    Kind des Zorns  Avatar von Dares
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    Anderssein
    Ich bin schon anders, warum fällt es mir also so schwer etwas dazu zu schreiben?
    Vielleicht weil ich Angst habe, zu viel von mir preiszugeben. Weil es mir schwer fällt über etwas anderes zu schreiben, als über einen toten Freund. Dazu noch das Leben das einen fast in zwei Hälften reisst. Am Morgen und Mittag in der Schule. Dann ab nach Hause, im Internet rumsuchten. Danach dann noch raus mit ein paar guten Jungs. Am Wochenende wieder Abriss. Schule versauen. Am Wochenende irgendwo zwischen Idioten und guten Leuten. Dann wieder irgendwo Probleme. Vielleicht wieder Gerede von Tod wenn man sich nicht "gleich verpisst" Natürlich noch ein bisschen bleiben und den Kerl dann fragen ob er gerne die Nacht im Krankenhaus verbringen möchte. Die Meisten verkrümeln sich dann, manche aber meinen dann mit ihrem Messer prahlen zu müssen.
    Aber ich weiß, dass dieses Leben aufhören muss, was mich auf eine gewisse Art sehr traurig macht. Irgendwann bin selbst Ich nicht mehr anders. Dann bin ich auch einer von den Menschen die nur ihrer Arbeit nachgehen und kaum noch einen Gedanken daran verschwenden, dass da draußen noch eine ganze andere Welt existiert, in der noch Ehre, Mut und Herz zählt anstelle von Vernunft und Rationalität. Lange kann ich keinen Widerstand mehr leisten. Ein Lebensabschnitt nähert sich dem Ende.
    "Trommeln in der Tiefe"
    So ein Gefühl beschleicht mich recht oft mittlerweile.
    Zum Ende noch ein Gedicht, dass ich in 5 Minuten hingeklatscht habe, nach einer durchwachten Nacht in NK.
    Seltsam was die Welt aus uns macht
    So oft geweint so oft gelacht
    Nicht von Vergessen zu künden
    Sondern zum berühren unserer Sünden
    Dafür ist ein Gott gemacht
    Nicht zu strafen, gar zu jagen
    Nur zu mahnen.

    Gott hat gegeben, Gott hat genommen, gelobt sei der Herr.
    Dares ist offline

  14. #234 Zitieren
    Truhe  Avatar von Salieri
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    "Lied"

    [Video]

    Ich dachte mir wir könnten mal wieder ein wenig musikalisch werden. Streng genommen kein Lied, aber es ist einfach wenn man es darunter zusammenfasst denke ich, man möge mir verzeihen.
    Zu beachten ist die Mondscheinsonate, nicht die paar Bilder die da zu sehen sind.
    Salieri ist offline

  15. #235 Zitieren
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Somewhere, over the rainbow...
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    Er stand da und sah sich einfach nur um. Leute gingen achtlos an ihm vorbei, vertieft in Gesprächen, das Handy am Ohr, sich gegenseitig übertönend, Gekreische aus einer Ecke, an der ein paar Kinder herumtollten und Fangen spielten. Das Brausen des Verkehrs drang an seine Ohren, verdrängte noch den grausamen Lärm, den der Mensch verursachte, und dröhnte ihn an wie ein Monstrum, das sich schon bald auf ihn stürzen würde.

    Zweifel kamen auf; Zweifel, die sich mit dem Chaos der Geräusche vermengten und ihn in seiner Entscheidung wanken ließen, ihn fast schon abbrachten, ihn zurücklaufen und die Schmerzen vergessen lassen wollten; die Schmerzen bei jedem Schritt, die Schmerzen des Fleischs, die Schmerzen vor allem dort, wo niemand sie sah, wo niemand sich auch nur darum scherte, schauen zu wollen.

    Seine Finger zitterten, als er den Kopfhörer über seine Ohren zog, hastig, fahrig, ein wenig schief saß er, bis er ihn entsprechend zurecht rückte, und dann fuhren seine Finger zu der Hosentasche und fummelten herum, bis sie endlich den richtigen Knopf am Handy fanden.

    [Das Lied beginnt.]

    Das Klavier ertönte. So laut, dass es alles um ihn herum verschlang; so laut, dass nichts anderes mehr an ihn drang als die Melodie. Eine traurige, langsame Melodie, die von leisen Geigen untermalt wurde. Sie beruhigte ihn; der Lärm war verschwunden, die Gedanken verflogen. Er atmete gleichmäßig und tief, sog die Luft in sich auf. Er schmeckte Staub, Schmutz, Abgase. Die Musik schien das noch zu untermalen: Sie wurde drohender, eindringlicher. Sie sagte ihm, was er dachte. Sie alle waren Schmutz. Sie waren nur Lärm, nur Missachten und Ausbeuten, Egoismus und Vielfraß, unersättlich.

    [Das Lied ist bei 2:13.]

    Eine Frauenstimme setzte ein. Himmlische Klänge, wie von weiter Ferne. Er schloss seine Augen und lächelte sanft, so sanft, dass man es gar nicht sah.

    [Das Lied ist bei 3:00.]

    Das Klavier führte die Melodie fort, ließ sie auf und ab wippen, wurde eindringlicher und schneller, dann wieder zarter und langsamer. Sie erregte in ihm etwas und beruhigte es gleichsam wieder. Sie wurde zu seinem Puls, sein Herz klopfte im Takt des Klaviers, und die Frauenstimme umschmeichelte ihn wie eine warme Umarmung an einem kalten Winterabend. Er fühlte sich in ihr geborgen, herrlich umworben. Er fühlte sich verstanden. Er war nicht alleine.

    [Das Lied ist bei 4:09.]

    Seine Hände hatten sich an das Geländer gekrallt; jetzt strichen sie sanft über das Metall, über den bröckeligen Lack, der an manchen Stellen an seiner Haut kratzte. Eine Träne rann unter seinem geschlossenen Auge hervor, kullerte über seine Wange, vorbei an dem unsichtbaren Lächeln und hinab auf die Erde.

    [Das Lied ist bei 5:40.]

    Er war sich nun sicher. Das Klavier wurde träger und langsamer, tiefer und einsamer.

    Das Ende des Lieds stand bevor.

    Während er sprang und die Luft, den kalten Atem der Welt um sich spürte; wie er spürte, dass sie an seiner Kleidung zog, während die Bestie wieder lauter wurde; wie die Schmerzen, welche die Schläge und Demütigungen hinterlassen hatten, verblassten; da ertönte der letzte, traurige Akkord des Klaviers.
    Mr Sulak ist offline Geändert von Mr Sulak (10.02.2013 um 19:26 Uhr)

  16. #236 Zitieren
    Truhe  Avatar von Salieri
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    Alkohol
    Salieri ist offline

  17. #237 Zitieren
    Kind des Zorns  Avatar von Dares
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    Alkohol

    Langsam nimmt er das Handy vom Stecker und steckt es in die Hosentasche. Die Hose rutscht ein wenig, wegen des zusätzlichen Gewichts, aber ein Gürtel leistet Abhilfe. Der nächste Griff geht zu dem Messer auf dem Nachttischchen. Mit einer letzten Handbewegung nimmt er dann noch seinen MP3 Player vom Schreibtisch. Dann überprüft er noch mit einem Handgriff, dass er seinen Geldbeutel hat und geht dann aus dem Zimmer. Mit einem Kuss verabschiedet er sich von seiner Mutter, die mit einer Mischung aus Stolz und Trauer hinterhersieht. Trauer wohl wegen dem Brief vom Amtsgericht. Der Stolz ist entsteht aus einer Mischung von widerstreitenden Gefühlen.

    Endlich ist er draussen. Ein leichter Nieselregen begleitet ihn bis zum Bahnhof. Von dort aus, blickt er zu dem Haus seines Großvaters und ein Stich der Trauer durchzuckt ihn. Der alte Mann ist seit seine Frau gestorben ist, dem Alkohol verfallen. Das Alleinsein macht ihn fertig und seine Kinder schaffen es nicht ihm genügend Kraft zu geben. Trotzdem ist er ein liebenswerter und liebevoller Mensch. Ein Gedanke bildet sich im Kopf des Jugendlichen. Aber er schüttelt den Gedanken mit einem leichten Nicken ab und steigt in die Bahn ein "Nächste Halt Neunkirchen Saar Hauptbahnhof" spricht die Bahn-Stimme durch den Lautsprecher. Lässig steht er auf und steigt aus.

    Vor dem Bahnhofsgebäude wartet ein paar Andere aus der Gruppe. Die Hände werden geschüttelt und dann geht es auf. Der Weg führt durch eine verregnete Stadt bis zu einer kleinen Bar, die berühmt für die Schlägereien ist. Dort setzen sich die vier in die Eckbank und bestellen bei dem kleinen Italiener jeweils ein Bier. Die Gespräche drehen sich um das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

    Viele Stunden später, verlassen drei wieder die Bar. Der Vierte bleibt noch ein bisschen, er wohnt ja in NK und muss keine Bahn fahren. Unrer lauten Gesprächen und dem Absingen von Trinkliedern ziehen die Jungs wieder Richtung Bahnhof, um dann noch bei einem anderen Freund einzukehren und dort den Rest der Nacht zu verbringen.

    Am nächsten Morgen wacht er auf einer Couch auf und schiebt zuerst einmal seinen Freund von sich, dessen Kopf auf seiner Brust liegt. Sein eigener Kopf fühlt sich an, als wäre er doppelt so groß. Wieder einmal schwört er sich, es nicht mehr zu übertreiben...
    Dares ist offline

  18. #238 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Spike Spiegel
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    Because no good story ever started with someone eating a salad...

    "Wie schmeckt der Salat?"
    "Fad."
    "Tja, selber Schuld. Da gehen wir mal fein Essen und du bestellst Salat. Mein Rumpsteak ist köstlich."
    "Ja und reichlich ungünstig. Du weißt was der Arzt gesagt hat. Und hast du dir endlich mal die Rechnungen von letzter Woche angesehen? Warum sind wir überhaupt hier, das ist doch alles viel zu -"
    "Es ist unser Hochzeitstag."
    "Ausgerechnet dieses Jahr musst du dich drann erinnern..."
    "Charlotte, komm, bitte, lass uns den Abend doch einfach nur -"
    "Was? Schweigen? Wir haben Probleme Karl. Die lösen sich nicht von alleine!"
    "Heute aber auch nicht. Lass uns ein andern mal darüber reden..."
    "Immer schiebst du alles auf. Sobald es ein wenig unangenehm wird, kommen die selben alten leeren Phrasen "Später, Schatzi", "Bald", "Das bekommen wir schon hin." Sind dir die Worte "zu spät" überhaupt ein Begriff?"
    "It's never to late to..."
    "Ich glaubs nich."
    "Ach nu komm, nun werd nich wieder so. Ich versuch doch nur einen schönen Abend mit dir zu verbringen. Kannst du dich erinnern, wann wir das letzte Mal einen hatten?"
    "Nein."
    Schweigen.
    "Kellner! Ein Glas Wein, bitte."
    "Untersteh dich Karl!"
    Seufzen.
    "Charlotte, bitte. Ein Gläschen wird mich schon nicht umbringen."
    "Du kannst dich nicht beherrschen, das weißt du so gut wie ich. Du fällst mir nicht wieder in den Sumpf zurück!"
    "Es ist nur ein Glas, Charlotte!"
    Kellner kommt.
    "Entschuldigen Sie, aber mein Mann hat es sich anders überlegt. Er hätte doch lieber noch etwas Wasser."
    "Charlotte!"
    Kellner zögert. Zorniger Blick. Kellner verschwindet.
    "Toll! Ich weiß auch nich seit wann es so schwer geworden ist mit dir einfach mal ein wenig Spaß zu haben..."
    "Tut mir Leid, dass du so denkst."
    "Mir auch."
    Schweigen.
    "Weißt du noch, als wir uns das erste mal sahen?"
    "Karl, ich bin fertig."
    "Ich saß betrunken auf meinem Barhocker bei Toni und du kamst rein..."
    "Ich würde jetzt gerne gehen."
    "Dein Gesicht strahlte förmlich vor...vor...ich weiß nich, es strahlte einfach. Ich konnte nicht mehr wegsehen, weißt du noch?"
    "Karl! Es wird spät."
    Seufzen.
    "Ich weiß."
    Sie gingen. Er fuhr. Sie stritten. Er war abgelenkt. Es war dunkel. Er kam von der Fahrbahn ab. Er fuhr gegen einen Baum.
    "Charlotte?!"
    Sie blutete. Er blutete. Sie öffnete die Augen nicht. Er sah sie an. Er rief einen Krankenwagen. Er schaltete die Warnblinkanlage an. Er stieg aus und fing an zu laufen.
    "Ey Karl! Was suchst du denn hier?"
    "Hmm."
    "Was los? Du blutest ja!"
    "Kopf angestoßen. Bin hingefallen."
    "Aaahja...."
    "Gib mirn Scotch, Toni. Und Finger weg vom Eis."
    "Ich weiß nich Karl...sicher das alles in Ordnung is?"
    "Mann, ich kann das jetzt echt nich gebrauchen, alles klar? Gib mir einfach nen Scotch."
    Der Barmann zögerte, griff aber schließlich doch nach einer Flasche und schenkte seinem Gast etwas ein.
    "Alkohol...wurde aber auch endlich Zeit!"

    Because most bad stories end with someone drinking Alcohol...
    Spike Spiegel ist offline

  19. #239 Zitieren
    Truhe  Avatar von Salieri
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