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    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    „Ihn aufzubrechen war leichter, als ihn nicht aufbrechen zu lassen“
    Lina fühlte sich ihrer Euphorie entfremdet. Das Lächeln wich anstrengenden Überlegungen, die die Erinnerung an das Gefühl suchten, von dem Corax sprach.

    „Aber-- das müsste jetzt eigentlich gehen. Ich höre, nein… sehe… nein“
    Erneut überlegend, sagte sie schließlich:
    „Irgendwie nehme ich das Leben wahr, ohne angestrengt zuhören zu müssen--
    Ja.“
    Sie streckte die Hand aus, um einen Samen entgegenzunehmen. Er sah anders aus, als der erste. Und der zweite. Und er fühlte sich anders an als sie. Er sprach etwas anders. War es Sprache?
    Lina schloss ihre Hand um ihn und tat, was sie beim ersten Mal getan hatte, nur sann sie zuvor ein wenig nach dem Wesen seiner Natur. Feine Züge offenbarten sich ihr und je mehr Magie ihre Hand durchströmte und in den Samen eindrang, desto fester wurde das Bild einer anderen Welt, in der alle Veränderung anzusehen war.
    Sie sah sich an, wie ein kleiner, grüner Stängel aus ihm entwuchs.
    Und sie beobachtete ihre Inneres, fernab von dieser Welt und gleichzeitig in ihr verschlossen.

    „Da ist das wartende Leben“, begann sie, „mein Herz schlägt schneller, wenn ich es spüre“ Ihre Augen blieben verschlossen. „Ich spüre, wie es einen Schubs erwartet.“
    Dann verstummte sie.

    „Beim letzten Mal war es deutlicher“, sagte sie traurig.

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    Aufmerksam lauschte er ihren Worten und versuchte nachzuempfinden was sie fühlte. Ihre Schilderungen weckten in ihm das Bild einer sehr impulsiven Magie. "Es hört sich fast so an, als müsstest du noch lernen nur zuzuhören, denn auch das kann manchmal wertvoll sein. Nicht immer muss man Wandel oder Wachstum bringen. Wer nur handelt versteht irgendwann einmal nicht mehr, warum er es tut. Doch das ist etwas, das du mit der Zeit lernen wirst. Lass uns fürs erste bei der Magie bleiben, bei der aktiven. Magie ist Leben. Du spürst das Potential im Samen, den Dran in ihm es zu erfüllen und wirst von diesem mitgerissen. Aber du hast noch vorsicht. Nun will ich von dir folgendes : Pflanze den Samen ein und dann gib dich ganz diesem Drang hin, dem wartendem Leben. Lass dein Herz schlagen, schieb so doll du kannst. Bis du nicht mehr kannst oder der Drang befriedigt ist."

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    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    „Öh, jetzt?“, fragte sie und erwartete bereits das Nicken. Müdigkeit streckte ihre Finger nach Lina aus, seit sie die Dämmerung bemerkt hatte. Immer weiter tauchte sie den Wald in zwielichtige Dunkelheit, die seinen Namen ehrte.
    Lina kam sich schon etwas dumm vor, als sie den Samen in der Kuhle mit fester Erde bedeckte und ihre Hände darauf legte.
    Eigentlich ist es wie Heilung, ermunterte eine innere Stimme, der sie vertrauen wollte. Was sollte ihr passieren? Lina wusste, dass ihr die Magie lag und zugeneigt war, irgendwie fühlte sie das. Und dort, wo sie früher den Tod in der Erde gesucht hatte, suchte sie nun das Leben. Es was näher bei ihr.
    Von ihrem Herzen strömte sanfte Magie in die Fingerspitzen und durchsuchte die Erde. Die Kraft des Samens war schnell gefunden. Lina lauschte ihr für einige Momente, bevor sie ihre Magie verstärkte. Vor geschlossenen Augen beobachtete sie den Samen, wie er aufbrach, wie aus ihm ein kleines grünes Nichts erwuchs, das schließlich zu einem Etwas wurde, verblühte, verging und zurückkehrte. Lina konnte nicht sagen, welche Pflanze ihr entgegenwachsen sollte.
    Aber soweit war es auch nicht. Als lägen ihre Hände auf dem Arm eines Patienten, suchte sie die Verbindung zur Magie des Lebens, das sie unterstützen wollte. Ihr Herz schlug langsamer, träge fast, wie der Puls der Welt, den sie in sich aufnehmen wollte. So langsam, dass die Angst, es könnte plötzlich anhalten, es wieder antrieb. Bis Lina die Kontrolle erhielt, vergingen Zeit und einige Schweißtropfen. Schließlich aber erreichte sie einen Zustand, in dem sie sich als Teil des Samens fühlte. Ihr Puls war einer. So konnte sie ihn langsam antreiben, seine Zeit und sein Wachstum beschleunigen.
    Schwer atmend stützte sie sich ab. Als sie die Augen öffnete, sah sie nichts.
    Geschwächt plumpste sie zu Boden und legte sich auf den Rücken. Ihre Brust hob und senkte sich so schnell wie ihr Herz schlug.

    „Mehr--“ Sie hielt mit jedem Wort den Atem an. „Mehr - ging nicht. Ist - ist was - hast geklappt?“

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    Ihre Angestrengten versuche erinnerten ihn an sich selbst. Damals. Als er zusammen mit Saphiria angestrengt versucht hatte eine Flasche in die Luft zu heben. Nur um sie für Char, den alten Säufer, zu sichern. Auch wenn es dann ganz anders hatte kommen sollen. Er fragte sich ob sie sich ähnlich fühlte. Es war chaotisch gewesen, doch irgendwie auch erfrischend. Dabei war es gar nicht so lange her, nur ein Wimpernschlag aus dem Blickwinkel eines Ahnen. "Ein wenig, nicht schlecht für den ersten Versuch." Der Spross war noch klein, verletzlich. "Weist du noch wie du mich gefragt hast ob es ein Apfelkern sei, den du in der Hand hielst? Vielleicht wird es Zeit es herauszufinden." Er zwinkerte ihr zu. "Doch Bäume sind stark und anspruchsvoll. Selbst für einen Druide ist eine anstrengende Aufgabe einen großen Baum aus dem Boden wachsen zu lassen. Für morgen werden wir am besten Lyrca erneut aufsuchen, dort kannst du dich in ihrem kleinen Garten vielleicht am Heilkraut erproben. Das sollte einfacher sein. Doch am Abend kehren wir wieder hierher zurück und kümmern uns darum das er wächst und gedeiht."

  5. Beiträge anzeigen #305
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    Der schlechte Schlaf der vergangenen Nacht wirkte sich noch bis in den Abend hinein aus. Lina war müde und schlapp, ihr Herz schlug seltsam unregelmäßig und schob ungewollt Magie durch ihre Glieder, die sie abwechselnd frösteln und schwitzen ließ. Mit zufallenden Augen saß Lina auf dem Boden in der Nähe von Lyrcas Behausung, sie kannte Heilpflanzen. Selbst hatte sie schon viele von zu Tränken verarbeitet, aber keiner bisher beim Wachstum zugesehen. Wie auch, wenn sie die immer im Wald sammelte. Eigentlich sehr uneffektiv, überlegte sie, als ihre heruntergeklappten Lider das Bild eines Gartens vor ihren Augen erschienen ließ. Sie seufzte.
    „Coraax“, jammert sie und wandte den Kopf, „Es klappt einfach nicht“ Lina drückte auf die Stelle am Nacken, die sich bei der ruckartigen Bewegung verknackst hatte und sah unzufrieden zu der Stelle hinab, auf der ihre Hand ruhte. Magie floss noch immer in ihr. Lina spürte das anbrechende Leben, doch ihre Magie wollte sich ihm einfach nicht anpassen.

  6. Beiträge anzeigen #306
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    Corax nippte vorsichtig an seiner Tasse. Der Sud, den Lyrcain einem Kessel zubereitet hatte und dessen Inhalt der Druide nicht kannte schmeckte ein klein wenig bitter, doch durchaus schmackhaft. Vielleicht eher sonderbar-schmackhaft. Er höhrte Linas Stimme, warf Lyrca darauf einen erklärenden Blick zu und machte sich mit einer zweiten Tasse auf den Weg nach draussen. Dann fiel ihm ein das Lyrca blind war. Doch als er sich umgedreht hatte schien sie sich längst anderen Dingen zugewand zu haben. Die alte Frau schien immer zu wissen was um sie herum geschah, was gleichwohl erstaunlich wie beängstigend war. "Dann mach eine Pause und erzähl mir was los ist.", schlug er seiner Schülerin vor.

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    „Ich kann mich einfach nicht entspannen!“, klagte die junge Frau, bevor sie an dem heißen Getränk nippte. Einen Moment lang wurde die Welt in ihrer Bewegung langsamer. Lina schloss die Augen, um über dem unbekannten Duft des Tees die Stirn in Falten zu legen.
    Mit dem Senken der Tasse schien ihr Herz wieder aus der Brust springen zu wollen, Müdigkeit überfuhr sie.

    „Es ist so schwierig, ich finde kein einziges klares Gefühl oder gar einen Gedanken, an dem ich mich halten könnte“
    Schmollend senkte sie ihren Kopf.

    „Es fühlt sich an, als bin ich mit Magie überschüttet, die unkontrolliert raus will-- ich kann sie nicht lenken und wenn ich den Samen spüre, in der Erde, dann ist mein Herz viel stärker als er und ich kann ihm nicht lauschen…
    Was mach ich nur…“, sprach sie mehr zu sich selbst und vergaß, noch einmal von dem Tee zu trinken.

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    "In anderen Worten du hast zuviel Kraft um sie kontrollieren zu können?" Corax setzte sich und stützte den Kopf nachdenklich auf die Handfläche. "Luxusproblem, wenn auch nicht völlig unbekannt. Kennst du es wenn man manchmal nicht schlafen kann weil einem die Gedanken im Kopf rumwuseln? Da hilft es wenn man den ganzen Tag geschuftet hat. Vielleicht solltest du ganz viele Lichtkugeln erschaffen, damit du einigermaßen erschöpft bist. Aber die Frage ist doch ob das wirklich das Problem ist und nicht etwas anderes. Manchmal kommt die Magie aus dem Gleichgewicht, deswegen ja auch die Initiation, doch dannach... eigentlich nur wenn dir ein schweres... Traume wiederfährt. Nein. Nun wie gesagt, versuch es mit den Lichtkugeln um dich zu erschöpfen, das oder du musst deine Magie irgendwie wieder ins Lot bringen. Manchen hilft es zu meditieren oder so, hab ich nie so richtig verstanden. Vielleicht kann dir ja ein zweiter Geist helfen, ein Tier vielleicht, das ein wenig von deiner Magie aufnimmt und leitet? Wer weiß, es ist schwer eine Antwort zu finden ohn zu versuchen."

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    „Hm“, überlegte sie einige Momente, ihr Blick ging in eine weit entfernte Leere. Das Herz kam endlich einmal zur Ruhe, bis sie überhastet aufstand. Der halbe Tee ergoss sich über Linas Brust und durchdrang langsam den viel zu dicken Stoff. Sie brauchte ein Kleid…
    Ohne daran zu denken, spürte sie das Wallen ihrer Magie unter der Haut. Und ohne Bewusstsein schlossen sich Linas Augen vor einer hellroten Wand. Der seltsame Geruch tauchte wieder auf, doch diesmal wusste, woran es sie erinnerte.
    Ein schwerer Flügelschlag, gefolgt von einem Ruf scholl aus der Ferne des Waldes. Lina ging ein paar Schritte darauf zu, ohne auf irgendwelche Worte ihres Meisters zu hören. Mit jedem neuen Flügelschlag, der an ihr Ohr drang, beruhigte sich ihr Herz ein wenig mehr und ihre Gedanken schienen klarer und unbedachter zu werden. Angenehm kühl wurde es, als Lina spürte, wie die Magie entwich, je näher der große Raubvogel ihr kam, bis er schließlich galant über ihr kreiste, um schließlich vor ihr zu landen.
    Lächelnd wandte sie sich dem Druiden zu. Lina war einige Schritte in den Wald hineingegangen, die sie nun, mit einer geschulterten Eule, wieder zurücklegen musste.

    „Sie beruhigen mich-- irgendwie“, sprach sie, selbst darüber verwundert, und sah Corax an. „Pflanzen liegen mir wohl nicht so…
    Ich glaub, ich möchte bald schlafen.“

  10. Beiträge anzeigen #310
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    "Das ist nichts worüber du dir Sorgen machen musst, die meisten sind den Tieren näher, besonders manchen besonderen. Ich selbst bin den Raben, Krähen, Dohlen und Elstern am nächsten. Pflanzen sind sehr ruhig und erfordern oft viel Geduld, aber sie können ein mächtiger Verbündeter sein." Corax nahm einen letzten Schluck und stellte dann die leere Tasse auf den Boden. "Wenn sie dich beruhigt, dann versuch es noch einmal wenn sie in deiner Nähe ist. Aber nimm dir ruhig Zeit. Manchmal ist es besser ein wenig zu verharren anstatt die Dinge zu überstürzen. Wenn du müde bist, dann schlafe vorerst und versuche es morgen noch einmal, es eilt nicht, vorerst."

  11. Beiträge anzeigen #311
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    Lina hatte noch nie davon gehört, dass Vögel im Allgemeinen Streicheleinheiten mochten. Ihre Eule schien sich jedoch nicht besonders daran zu stören, dass ab und an ihre Hand abwesend das weiche Gefieder entlang strich, während ihre Augen und alle übrigen Sinne auf die Stelle des Bodens gerichtet waren, in der sie den Samen des Heilkrauts eingepflanzt hatte.
    Etwas riss die Magierin für einen Augenblick aus den Gedanken. Hatte sie gerade
    »ihre Eule« gedacht? Schaudernd bewegte sie ihren Blick auf den Raubvogel, dessen Aufmerksamkeit der spielerischen Zerteilung eines kleinen Nagetiers galt, die Lina ein wenig ekelte. Als sie Linas Blick bemerkte, ließ die Eule von ihrer Beute ab und reckte den Kopf, um ihn aus gelben Augen zu erwidern. Lina schüttelte sanft den Kopf, etwas drückte von innen gegen ihn und versetzte ihn in das typische Brummen, das nach anstrengender Konzentration einzusetzen pflegte. Der Kopf der Eule lag schief. Dann widmete sie sich wieder dem späten Frühstück. Wahrscheinlich würde sie bald schlafen gehen, es war ja schon Mittag.
    Lina indes legte ihre Hände über den kleinen, festen Hügel und entspannte sich. Magie floss in ihre Fingerspitzen - die Anwesenheit der Eule beruhigte ihr Herz spürbar - und drang in den Boden ein, wo sie auf den verschlossenen Samen traf. Passivität war nun das oberste Gebot, erinnerte sie sich. So versuchte sie, dem Samen einfach nur zuzuhören, zuzusehen, zuzu
    spüren, magisch. Die Heilerin spürte seinen schwachen Puls, wie sie ihn stärker bei Menschen spürte, und die von ihm ausgehende Energie. Er war so langsam, dass man auf jedes einzelne Pochen genau achten musste, um es nicht zu verpassen. Da war wieder eins. Schnipp
    Zeit verging.
    Schnipp.
    Wieder verging einige Zeit.
    Schnipp.
    Sie fühlte den langsamen Rhythmus und stellte sich darauf ein. Ihr Leben wurde langsamer, zäh, fast bewegungslos. Konnte es so langsam werden? Lina überwand die einsetzte Angst vor der Rückgeburt - so nannte sie es. Es war ja kein Tod in dem Sinne.
    Schnipp.
    Sie hörte erschrocken das Wegflattern der Eule, es trieb sie wieder an.
    Kraftlos ließ sie sich auf den Rücken fallen, beobachtete den grünbedeckten Himmel und hörte ihrem unregelmäßigen Herzen beim Überschlagen zu.

  12. Beiträge anzeigen #312
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    "Aber wer ist er?", fragte Corax geduldig und nicht zum ersten mal. Er hatte jedoch nicht viel Hoffnung etwas nützliches zu erfahren. "Ein Relikt der Vergangenheit und ein ... ein Splitter der Zukunft.", sagte Lyrca und kicherte. Corax seufzte. "Ah Junge, nimms nicht so schwer. Du sollst auf all die Fragen eine Antwort finden, doch es ist nicht an mir es dir zu erzählen. Wenn du wirklich wissen willst wer er ist, so frag ihn doch selbst. Auch wenn ich bezweifle, dass er es dir einfach machen wird." In dem Moment als Lyrca klar zu ihm sprach hatte er das Gefühl ihre Augen lägen auf ihm. "Wie soll ich ihn fragen? In der Höhle scheint er nicht mehr zu sein."
    Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf dem ältlichen Gesicht ab. Lyrcas Hand fasste seine, ihr Daumen fuhr sanft über den blauen Stein im Ring. "Vielleicht war er auch nie dort.", hauchte sie und kicherte dann wieder. Scheinbar war die Zeit in der sie offen redete wieder vorbei. Er schüttelte frustriert den Kopf und ging nach draußen.

    Lina lag auf dem Rücken vor dem kleinen Garten Lyrcas und starrte in den Himmel. Was sie wohl sucht? Und welche Antworten der Himmel ihr wohl zu geben vermag? Sein Blick wanderte selbst kurz nach oben und betrachtete wie ein Wolkenbündel sich langsam auflöste. Vorsichtig, um Lina nicht zu stören legte er sich auf den Hang eines grasbewachsenen Hügels hinter dem Garten. Von hier aus hatte alles im Blick, den Garten, Lyrcas Baumbehausung, den Weg runter in den tiefen Wald. Seine Gedanken schweiften ab, abwesend drehte er den Ring an seinem Finger, betrachtete wie das Licht sich auf dem blanken Silber und dem Stein spiegelte. Er musste nachdenken.

  13. Beiträge anzeigen #313
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    Die Stimmen aus der Hütte hatte Lina ganz gut ignorieren können, während der wenigen Augenblicke, in denen sie im Himmel keine Antwort fand. Für einen Moment schloss sie die Augen, um die Gedankenlosigkeit schweifen zu lassen, das Brummen ließ ein wenig nach. Aber ihre Magie spürte, wenn sich etwas veränderte, und Lina spürte dann, wie sich die Magie in ihr bewegte. So spürte sie, wie Corax nach draußen getreten war. Von ihm verursachte Bewegungen waren immer sehr stark. Die Magie schien wie eine Kompassnadel auf ihn zu weisen, wenn er nicht allzu weit entfernt war.
    Lina dachte an die Eule und wie sie jetzt sicher auf einem Ast saß und die letzten dämmrigen Sekunden vor dem Einschlafen genoss. Sie liebte diese Momente, in ihnen wurden die Träume geboren. Als die junge Frau sich so vorstellte, wie wohl die Eule dabei empfinden mochte, glaubte sie, wirklich zu empfinden.
    Beruhigt richtete sie sich auf und wandte sich wieder dem Studium der Naturmagie zu.
    Eigentlich ein Widerspruch, dachte sie. Früher kam es so vor, als wäre Magie etwas Künstliches, das Gegenteil von Natur. Gefühlt hatte sie immer etwas anderes.
    So suchte sie wieder die Gemeinschaft mit dem Samen. In der Kraft der umstehenden Bäume des nahen Waldes fand die Magierin Hilfe. Sie versuchte, sich immer kleiner werdend dem Samen anzunähern, bis die Magie selbst so träge wie er wurde. Als sie sich verbunden glaubte, fuhr sie fort. Mehr Kraft floss nun in ihre magischen Fingerspitzen und durch sie hindurch in den Samen. Lina spürte, wie auch seine Magie etwas von seiner Verzagtheit verlor. In ihrem Kopf entstand das Bild einer Pflanze.
    Angestrengt hielt sie den Atem an.
    Nach einigen Momenten keuchte Lina ihn in die Welt hinaus und blickte resignierend und ausgesprochen zielgenau ihren Meister an, wie er verträumt in eine wohlbekannte Leere starrte. Ohne die kleine grüne Spitze zu bemerken, ging sie zu ihm.

    „Es wird besser“, lächelte sie, hoffend, ihn damit zu erfreuen. „Aber eine Pflanze ist noch nicht draus geworden.
    Woran denkst du?“, ließ sie sich schließlich neben ihm nieder.

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    "Mh?", brummte Corax leicht abwesend. Sein Atem kam und ging einmal bevor er sich wirklich mit ihren Worten beschäftigte. "Gut, gut. Nur etwas das Lyrca gesagt hat, ihr übliches Geschwätz, auch wenn da wahrscheinlich mehr dahinter steckt." Er wollte mit den Schultern zucken, doch das ging im Liegen nur schlecht. "Und du selbst kommst vorran, ja? Nun gut, gut." Er schwieg wieder eine Weile. "Weist du Lina, Magie. Magie ist Leben. Zumindest die unsere. Unsere Magie vergab es Leben zu schenken, Wachstum zu bringen und aus diesem Leben und Wachstum entspringt sie auch. Durch das Zuhören, nicht nur bei einer Pflanze oder einem Tier, sondern bei allen, durch das Zuhören steigt deine Kraft, die Kraft deiner Magie. Wenn wir in der Wüste wären, kein Leben weit und breit, dann würde es dir sicher viel schwerer fallen dies hier zu lernen. Aber nicht nur was du hörst, sondern auch was du fühlst ist wichtig. Freude, Wut, Trauer. All diese Gefühle beinflussen die Magie, ihre Wirkung, ihre Kraft. Die Gefühle sind es die dir am schnellsten ein Bein stellen können und dich so ins Grab bringen, doch sie sind es auch die es uns ermöglichen unsere Grenzen zu überschreiten. Es ist fast ein wenig ironisch."

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    Eine Zeit lang, nachdem die Worte gesprochen waren, saß sie nur da und sah ins Grün. Oft bemerkte Lina in solchen Momenten an sich, wie sie nachdachte ohne wirklich nachzudenken. Ohne echte Gedanken übernahm ihr Kopf die Leere ihres Blicks. Ohne Worte. Ruhe. Nur ihr ruhiges Atmen schien sie zu begleiten, sonderbar gleichmäßig, als wollte es auf die reine Lebensfähigkeit hinweisen, die es spendete.
    „Wirklich?“, fragte sie nach vielen Atemzügen. Keiner konnte ihre Leere füllen. Kälte lief durch Linas Nacken, die Ruhe wurde zur Stille. Unangenehm und ablenkungsschwanger, fühlte sie, was Corax ihr sagte? Warum war ihr das nie aufgefallen, hörte sie denn nicht?
    Zwiegespalten fühlte sie in sich hinein und aus sich heraus.

    „Wie kann ich etwas tun ohne-- etwas zu tun?“
    Lina streckte den schmerzenden krummen Rücken, setzte sich gerade hin. Erst nach weiteren Momenten bemerkte sie, wie ungemütlich diese Haltung war.
    Sie empfand den Schmerz des vermeintlich gesunden Sitzens. Wieso musste alles, das angeblich gut war, weh tun? In Gedanken hörte sie die Worte eines Lehrers:
    Die Schule ist wie Medizin: Sie muss bitter schmecken, sonst wirkt sie nicht! So war es gewesen. Und aus irgendeinem Grund fühlte ihre Zunge den bitteren Geschmack einer vermeintlich gesunden Tinktur. Sie rümpfte die Nase.
    „Höre ich nicht richtig hin?
    Ich weiß oft gar nicht, was ich fühle… manchmal glaub ich, ich fühle gar nichts“, gestand sie und fühlte ein Gefühl in ihren Bauch einkehren. Auch dieses war bitter.

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    "Man kann nichts tun ohne etwas zu tun. Stell dir einen Boten vor der einem König Bericht erstattet. Nun stelle dir vor er tut es einmal in einem Saal voller Edelleute und einmal in der Kammer des Königs wo ausser ihnen beiden niemand ist. Wird er das selbe sagen? Wird er vor den Edelleuten vielleicht peinliche Details auslassen? Alleine das es einen Zuhörer gibt verändert das Gespräch an sich, alleine deine Existenz verändert die Welt Lina. Selbst wenn du nicht tust. Es ist denke ich nicht das du nicht richtig zuhörst. Wer weiß, vielleicht nimmst du es nur nicht richtig auf. Wer verändern will der muss das was er verändern will in sich aufnehmen, zu einem Teil von sich machen. Und die Gefühle... ja sie spielen eine Rolle, aber das heisst nicht das du nur wenn du große Freude empfindest oder Wut im Bauch hast deine Magie wirken kannst."
    Geändert von Corax Erindar (13.05.2011 um 15:44 Uhr)

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    Der weise Klang seiner Stimme lenkte vom ersten Wort an ihren Blick auf seine Lippen. Jedes weitere Wort seiner gelassenen Erklärung zog Lina tiefer in einen fesselnden Bann. Ganz still sitzend wiederholte sich jedes Wort, jeder Satz wie ein Echo in ihrem Kopf. Ungläubig öffneten sich Linas Lippen ein Stück, als er sagte, dass ihre Existenz alleine die Welt verändere und wie er ihren Namen sprach. Doch sie wollte nichts erwidern, eher brauchte Lina die zusätzliche Öffnung als Erleichterung für den Luftstrom, den die aufwallende Hitze in ihrem Körper mit jedem ihrer flachen Atemzüge spürbar aufwärmte. Unbewusst leckte sie sich über die trocknende Unterlippe und fuhr mit den Zähnen über die weiche, rosafarbene Haut.
    Wer verändern will der muss das was er verändern will in sich aufnehmen, ließ Lina ihren Kopf wiederholen als wollte Corax sagen, dass sie ihn verändern sollte. Hätte sie gewusst, dass Veränderung so … sie schluckte den Gedanken herunter, doch er haftete weiter an ihr.
    Als seine Stimme nachließ, saß sie noch eine Weile mit schwerem Atem nur da, sah auf ihn herunter und stellte sich Dinge vor, die besser wortlos waren. Wie gerne sie ihm davon erzählen würde. Wie gerne sie ihn-- verändern würde.
    Langsam bewegte sie den Kopf hin und her, als wollte sie den Gedanken wegschütteln.

    „Du raubst mir jeden klaren Gedanken“, hauchte sie mit halber Stimme und schluckte erneut Worte hinunter. Ohne es zu bemerken, hatte ihre Hand Corax‘ Wange erreicht und war nun nicht mehr von ihr zu lösen, als Lina halb über ihn gebeugt seine Augen zu erreichen versuchte.
    „Ich will die Natur spüren-- und mich spüren aber es geht nicht“, sagte sie, noch immer sanft, doch mischte sich eine Spur von Bitterkeit darunter, die Lina mit ihrem Inneren zu verknüpfen wusste. Aber was da vorging… schwierig.

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    Er hatte das ungute Gefühl das Lina über etwas anderes redete als über die Magie oder die Natur. Nein, eher die unangenehme Sicherheit das es so war. Sanft aber bestimmt nahm er ihre und führte sie von seiner Wange fort. "Dann sollte ich vielleicht gehen.", sagte er und richtete sich auf. Er wollte Lina keine falschen Hoffnungen auf etwas geben, was er ihr nie bieten konnte. Wenn sie so war wie jetzt konnte er ihr noch nicht einmal als Lehrer zur Seite stehen. Er würde darüber nachdenken was das bedeutete, ob sich ihre Wege bald endgültig trennen mussten. Doch fürs erste musste er weg. Lina tat ihm Leid, doch er selbst fühlte nur ein flaues Gefühl in der Magengegend. Die Frage ob dies nur Mitgefühl oder eigene Emotion war quälte ihn und brachte somit gleichzeitig die Antwort. Ohne eine weiteres Wort zu sagen stand er auf.

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    Lina ließ es mit sich machen. Selbst machte sie nichts, außer ihrem Meister verständnislos hinterher zu schauen. Nichts konnte sie denken, durchsichtig übervölkerten die Gedanken das Innere ihres Kopfes.
    Ernüchtert sank sie zurück in eine ungemütlich schmerzende Situation, die aber nicht verdrängen konnte, was in ihr vorging. Was auch immer das war. Viel schwerer als die Gedanken wog das ihr bisher völlig unbekannte Gefühl, abgewiesen zu werden. Wie lange hatte sie sich nicht mehr interessiert-- aber das war noch nie passiert. Nie. Niemals. Sehr seltsam.
    Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als einfach aufzustehen und sich zu ihrer Samenaufgabe zurückzuziehen, sich zu vertiefen. Lina setzte sich also wieder an dieselbe Stelle. Sie spürte etwas in sich hochsteigen. Keine Tränen. Nur einen eigenartigen Geschmack. Dann doch Tränen. Sie liefen aus ihren Augen, über ihre Wangen. Lina saß nur regungslos da, sah ihre Hände, die auf dem Boden lagen. Sah die grüne Spitze, die sich aus ihm herausschälte.
    Linas Blick wurde härter. Kein Schluchzen.
    Aber die Tränen tropften zu Boden.

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    Lina Suavis ist offline
    Zwei Wochen hatten sie nicht miteinander geredet, was sich nicht unbedingt positiv auf Linas Fähigkeiten auswirkte. Ihr war es mittlerweile zwar gelungen, einen Samen aus der Erde zu locken, aber nur unter Einsatz von so viel Energie, dass sie hinterher eine ganze Weile herumliegen und in den Himmel starren musste, um sich auszuruhen. Überhaupt hatte sich die junge Magierin in den letzten Tagen immer schon gleich nach dem Aufstehen in den nahen Wald verzogen. Dort war sie alleine, nur in Gesellschaft der Eule und der Natur. Wenigstens mit den Eulen verstand sie sich gut. Lina glaubte sogar, zu verstehen, was sie sagten, zu fühlen, was sie fühlten - ein tolles Gefühl, das Empfinden wahrzunehmen, wenn die riesigen Schwingen das Tier in die Lüfte hoben oder es sich von einem hohen Ast hinunterstürzte. Linas Freude wuchs in solchen Momenten. Schnell aber überdeckte sie die Angst vor der Ungewissheit, was jetzt mit Corax und ihr war und was er von ihr denken mochte. Sie hatte ihn nicht gefragt, aber seine Reaktion war eindeutig gewesen. Lina bedauerte, was geschehen war. Es war nicht richtig. Es fühlte sich schlecht an. Corax war ihr Lehrer.
    Weder von ihm noch von ihr waren in dieser Zeit erfolgreiche Versuche unternommen worden, darüber zu reden. Und immer, wenn Lina es versuchte, behinderte ein aufwallender Schmerz ihre Zunge. Jetzt aber trat sie auf ihn zu und sah ihn nur kurz an, bevor ihr Blick sich einen Moment der Sonne entgegen wandte.

    „Ich gehe.“, teilte sie ihm mit. Traurig drückte Lina Herz auf ihre nun verschlossenen Augen. „Ein Schiff liegt vor dem Dorf“, sagte sie, als sie den Blick des Druiden auf sich spürte ohne ihn zu erwidern. „Es wartet auf mich… es legt heute Abend ab.“
    Sie wandte sich ab. Dann hielt sie inne.

    „Machs gut und-- Danke“, zwang sich die Magierin und ging davon.

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