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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Mit fortschreitender Zeremonie legte sich die Nervosität des Priesters. Bisher schien alles in geregelten Bahnen zu laufen, aber dennoch hatte er immer ein wachsames Auge auf Anna und ihre Tochter. Er wusste zu was die junge Novizin fähig war und so konnte er nur erahnen zu was allem das kleine Kind, trotz ihres Alters, fähig sein konnte. Inständig hoffte der Schriftgelehrte, dass Anna diese Feier so sehr am Herzen lag, dass sie ihre Kräfte kontrollieren würde und nicht alles mit einem Mal in einem Meer aus Flammen verging. Es wäre nicht das erste Mal, dass Lopadas einen Zauber der Novizin eindämmen hätte müssen. Der Blick der Anwesenden ruhte aber auf ihn und drängte ihn dazu vorzufahren.
    "Nachdem wir uns gemeinsam im stillem Gebet den Segen unseres Herren eingeholt haben, möchten wir natürlich auch den Willen der beiden, die nun hier vor uns stehen, nicht vernachlässigen.", mit diesen Worten trat der Priester vor den Altar und stand nun direkt vor dem Hochzeitspaar.
    "Aus diesem Grund frage ich nun euch, nicht Innos und auch nicht einen der hier Anwesenden, ob ihr wirklich gewillt seit diesen Schritt zu gehen und fortan unter dem Lichte des gerechten Feuers eine Partnerschaft zu begehen, die auf Liebe, Treue und gegenseitigem Vertrauen beruht. Wir alle hier wissen, dass ihr schon lange Zeit zusammen diese Welt bereist und ebenso wissen wir, dass ihr auch ein Kind zusammen großzieht. Wir sehen eure Liebe und ihre Frucht, aber dennoch sind wir gewillt aus eurem Mund zu hören, ob ihr bereit seit diesen Schritt zu gehen und euch für den Rest eures Lebens an den anderen zu binden.
    Anna und Medin, bitte sprecht."

  2. Beiträge anzeigen #242
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Taverne zur Goldenen Dromone, Maradras am Lederon, Südliches Gorthar

    Überraschungen kamen fast immer zur Unzeit, genau wie schlechtes Wetter. Arvideon hätte bestimmt gesagt, dass Wetter nur dann als schlecht bezeichnet wird, wenn es zu Unzeiten kommt - nicht also das Wetter schuld war, sondern die Unzeit, die sich ja wohl kaum vermeiden ließ. Wobei das reine Spekulation sein musste.
    Das Wetter nun hingegen war keine Überraschung. Es nieselte, es war kalt und von See her blies ein strenger Wind die Mündung des Lederon herauf. Die Stadt Maradras, erbaut an den Hängen des steil abfallenden Lederontals, einer Kerbe, die der Fluss in tausenden von Jahren in das niedergortharische Flachland geschnitten hatte, war bekannt für ihren im Vergleich zu Gortharstadt milden Winter. Nichtsdestotrotz wurde es auch hier in den südlich der großen Sümpfe gelegenen Fürstentümern des Winters recht ungemütlich und die azurblaue See vor den Toren der Stadt verwandelte sich allzu gerne in ein tosendes, tobendes, todbringendes Ungeheuer.
    Doch auf all das achtete der Mann in Mantel und Dreispitz gerade wenig, der um die Mittagsstunde die Taverne zur Goldenen Dromone betrat, den Hut tief ins Gesicht gezogen, die Linke auf dem Knauf seines Malchus ruhend. Er war schlimmeres gewohnt, als das bisschen Regen, das von Hut und Mantel herabtriefte und den Wind, der ihm in Lippen, Ohren und Nase biss.
    Eines der Schankmädchen, mochte gar im Schatten seines Gesicht ein zufriedenes Grinsen erkannt haben und das entsprach tatsächlich der Wahrheit, denn der Mann war zu diesem Zeitpunkt mehr mit sich selbst im Reinen als, wie er glaubte, jemals zuvor - was wahrscheinlich nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    Der Neuankömmling trat an den Tresen, legte ein halbes Dutzend Kupfermünzen vor die Nase des Schankwirts und brummte ohne zu Grüßen: "Rum, viel Rum, denn es wird für einige Zeit das letzte Mal gewesen sein."
    Der dürre Wirt sah ihn verständnislos an, während er soviel Rum in einen Tonbecher leerte, wie man für das gebotene Geld erwarten konnte.
    Draußen auf der Straße konnte man Poltern von schweren Stiefeln hören und das Klirren von ebenso schweren Kettenhemden. Doch das brachte den Gast nicht aus der Ruhe, in der er seinen Rum genoss. Die Tür der Goldenen Dromone wurde hastig, fast schon rabiat aufgezogen und hereinstürzten ein blutjunger myrtanischer Ritter samt Knappe und zwei Landsknechten in der weiß-roten Livree der myrtanischen Armee mit langen Piken.
    Der Grünschnabel von niederem Adel, kaum dem Sandkasten entwachsen, war etwas rot im Gesicht und leicht außer Atem vom Hetzen über die Granitstiegen, und steilen Gassen der Talflanke. In der kalten Luft, die durch die offene Tür hereinwehte, kondensierte sein Atem. Die Landsknechte senkten auf sein Zeichen hin die Lanzen in Richtung des Seebären an der Bar, der seelenruhig seinen leeren Becher abstellte, und der Knappe legte seine Armbrust auf ihn an.
    "Sir Jarved de Maradras! Sie sind verhaftet!"
    Geändert von Yared (18.02.2012 um 18:24 Uhr)

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    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Stadtgefängnis, Maradras am Lederon, Südliches Gorthar

    Yared döste im Halbschlaf dahin und im Schlaf sinnierte er. Es war eine seiner Eigenheiten, dass der Sappeur, Kapitän und Waldläufer, der Deserteur und Sippenführer, selbst im Traum noch die Kontrolle behielt, zumindest, wenn niemand anders darin herumspukte, immer vorausgesetzt er erinnerte sich am nächsten morgen daran, was er geträumt hatte. In allen anderen Fällen konnte er weder einschätzen, noch sagen, wie weit er auf seine weit schweifenden Gedanken hatte Einfluss nehmen können, geschweige denn, ob er überhaupt geträumt hatte.
    Er dachte nach über das Gefühl, das er gehabt hatte, als ihn die myrtaner Botschaftswachen durch die engen Gassen und Stiegen Maradras' gejagt hatten - das Gefühl, mit dem Leben abgeschlossen zu haben, dass alles, was jetzt noch folgen würde, kurz und schmerzvoll sein und in einer ihn in dieser gefühllosen Lage erschreckend kalt lassenden grausamen Endgültigkeit münden würde.
    Er war schon tot. Irgendwie war Yared schon tot und Sir Jarved de Maradras würde ihm über kurz oder lang folgen.

    Yared oder was von ihm noch wach war, schwebte über seinem Körper, sah hinab auf die in schmutzige Kleidung gehüllte, in dreckigem Stroh liegende Gestalt. War es das, was ihn schon immer erwartet hatte? Wäre sein Schicksal anders verlaufen, wenn er damals nicht desertiert wäre? Wäre sein Schicksal anders verlaufen, wenn er damals nicht nach Silden gekommen wäre? Wäre sein Schicksal anders verlaufen, wenn er nicht auf Benjen getroffen wäre, wenn er niemals ein Schiff gebaut hätte? Was wäre gewesen, wenn er die Rattensippe nie neu begründet hätte? Weiterhin Lagermeister von Silden gewesen wäre? Wäre er heute glücklicher? Wäre Nanami bei ihm geblieben? Oder war das alles nur passiert, weil er sie verloren hatte? Oder hätte er schon längst das Zeitliche gesegnet, wie Dekker, wie Benjen, wie Favril oder wie Saoirse und Núri?
    Er wusste es nicht. Er glaubte es. Aber er war sich ganz und gar nicht sicher.
    Doch was sinnierte er überhaupt über all das, nach was vergangen war. Was bald nur noch die Geschichte eines Mannes sein würde, den man, wie bei Verbrechern in diesen Breiten üblich, nach dem Hängen einfach in einem Massengrab verscharrt hatte. Die Leute würden vielleicht kurz aufatmen - man hatte einen unliebsamen Menschen weniger auf der Welt, der ihnen das Leben schwer machen könnte - und dann vergessen, das er jemals existiert hatte.

    Der Sippenführer würde sich nicht dagegen wehren. Die Ratte hatte ihm den letzten Tropfen Lebenswillen geraubt.
    Yared war nicht der Typ, der Selbstmord beging, eher der Typ Mensch, der irgendwann aus einer Trotzphase heraus nicht mehr versuchen würde das Unausweichliche abzuwenden und dann elendig krepieren würde, wenn ihn keiner davor bewahrte. Ebenjetzt war er in einer solchen fast schon pubertär anmutenden Trotzphase, die so ganz ohne Trotz, dafür aber mit umso mehr Gleichgültigkeit auskam.

    Er beschloss traumlos zu schlafen und dem Unausweichlichen subjektiv schneller zu begegnen, aber ...
    Geändert von Yared (18.02.2012 um 18:27 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #244
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Stadtgefängnis, Maradras am Lederon, Südliches Gorthar

    ... selbst im Traum schien es ihn zu irritieren, das fast unmerkliche grünliche Glimmen, das irgendwo in seiner geistigen Traumzelle herumgeisterte, scheinbar immer nur aus den Augenwinkeln seiner Seele sichtbar, nie völlig erkennbar, nicht greifbar, wie eine foppende fette grün schimmernde Stubenfliege. Irgendjemand oder irgendetwas hatte sich Zugang zu seinem Traum, seinem selbst erschaffenen Gefängnis im Gefängnis, verschafft.
    Wer bei Beliar wagte es ihn in Resignation und Selbstmitleid zu stören!?
    Fast hätte Yared bei diesem Gedanken über sich selbst schmunzeln müssen, aber dafür tat er sich selbst zu Leid, was er nicht zugeben wollte.

    Es war eine hektische Jagd. Das grünliche Leuchten schlug seine Haken im winzigsten Bruchteil eines Momentchens. Sobald Yared glaubte, es zu erwischen, war es auch schon wieder verschwunden, um gleich darauf abermals aufzuleuchten. Er fing an sich kräftig im Schlaf hin und herzu wälzen, während sein träumender Geist versuchte dem Eindringling habhaft zu werden, und auch sein Geist rempelte ständig, wie er es sich vorstellte, gegen die Innenwand seiner Stirn, aber ohne Erfolg. Langst waren die Gedanken an die freie Selbstaufgabe und den baldigen Tod vergessen, wichtig war nur noch dieses Licht.

    War es die Ratte? Nein, die hätte sich mit ihrer hämischen Stimme bemerkbar gemacht.
    Er hörte ein seltsames scheinbar glockenhelles Lachen aus der Ferne. Das Licht begann vor der Nase seiner Seele zu tanzen, wie ein Glühwürmchen, immer wieder auf und ab in liegenden und stehenden Achten, Schleifen ineinander verschwimmenden Figuren.
    Yareds inneres Auge konnte ihm kaum folgen, dennoch gab er nicht auf ...

  5. Beiträge anzeigen #245
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Medin wandte sich wieder Lilo zu. Ihm gebührte als Mann die erste Antwort.
    „Hiermit gelobe ich dir ein treuer und führsorgender Ehemann zu sein“, begann er mit ruhiger, langsamer Stimme sein Gelübde und sah ihr dabei in die dunkelgrauen Augen, „ein unnachgiebiger Beschützer und helfender Freund, der in hellen wie auch finstren Tagen dir zur Seite stehen und dich ehren wird. So wie Innos das Feuer ist, das Wärme in diese Welt brachte und wie ich einst schwor diesem Feuer zu dienen, so sollst auch du fortan die Flamme sein, die in meinem Herzen brennt und der ich den Sinn meines Handelns widme. Dies gelobe ich – Innos sei mein Zeuge – für heute und für alle Tage, bis es ihn allein beliebt unsere Verbindung zu trennen und wir mit seinem Feuer eins werden.“
    In der Kapelle war kein weiteres Wort geflüstert worden. Stille. Nur Schimmer, die auf dem Arm des Lords vorübergehend Platz gefunden hatte, schien aufgewacht zu sein und gab einen Laut von sich, als wenn sie bei der Geschichte auch ein Wörtchen mitzureden hätte. Der Rest der Gäste erwartete allerdings Lilos Antwort.

  6. Beiträge anzeigen #246
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Genau wie der Paladin ließ die Braut ihren Gefühlen freien Lauf. Ihre Rede war anders aber nicht weniger ergreifend. Um den Zauber des Momentes nicht vorzeitig zu zerstören, ließ Lopadas die ausgehauchten Worte noch etwas in der kleinen Kapelle verklingen, bevor er wieder seine Stimme erhob. Ein magischer Schauder durchzog alle Anwesenden. Hätte er es nicht selbst erlebt, dann hätte der Schriftgelehrte nicht geglaubt, dass eine so kleine Feierlichkeit eine solche Atmosphäre erzeugen könnte.
    "Vor Innos habt ihr euch nun die Treue geschworen und eure Liebe gestanden. Niemand hier im Raum wird an der Ehrlichkeit dieser Wort zweifeln. Oder gibt es jemanden der Anwesenden, der irgendwelche Zweifel an dem Gesagten hegt?"
    Wie ein ausgestregter Zeigefinger hingen die Frage über den Köpfen der Feiergäste. Keine wagte es sich zu rühren oder auch nur sich zu räuspern. Gespannt blickte der Priester in die Runde, doch jeder hielt seinem Blick stand. Niemand wollte mit einem schüchternen Blick irgendwelche Zweifel aufkommen lassen. Mit einem Lächeln wand sich der Schriftgelehrte wieder an die beiden Liebenden vor dem Altar.
    "Wie ihr seht, steht die Gemeinschaft hinter euch. Doch seid ihr nicht allein hier, um euch die Akzeptanz der Gesellschaft einzuholen, sondern eure Verbindung vor den Augen unseres Gottes zu bekräftigen. Aus diesem Grund segne ich euch im Namen des Lichtes, der Gerechtigkeit und des Feuers, welches in unser aller Herzen brennt. Innos halte seine schützende Hand über eure Familie und über alle eure zukünftigen Schritte. Mit seiner Hilfe werdet euer Leben glücklich führen bis ihr einst in sein Reich eintreten werdet. Und falls es Hürden geben wird, Steine, die sich euch in den Weg gelegt werden, werdet ihr mit seiner Hilfe jede noch so schwierige Situation meistern."
    Mit einem Fingerzeig holte Lopadas zwei Helfer herbei, die die gesamte Zeit mit zwei Schüsseln am Rand gestanden hatten. Die beiden traten an den Altar heran. Der Priester breitete die Arme aus, sodass er seine Handflächen über der den Schüsseln hielt. Mit zwei gezielten Gedanken entzündete sich das Öl in den Schalen. Zwei kleine, aber sehr warme, Flammen brannten in den Gefäßen. Während die beiden Helfer zu Anna und Medin gingen, erhob der Schriftgelehrte erneut das Wort.
    "Nehmt diese beiden Schalen als Zeichen eurer Segnung. Behaltet sie in Ehren. Sie sollen euch immer ein Licht in der Dunkelheit sein und in schwierigen Zeiten den Weg erleuchten."
    Die Novizin und der Paladin nahmen die Schalen entgegen und hielte sie mit beiden Händen festumschlossen.

  7. Beiträge anzeigen #247
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Das Feuer in der Schale, die Medin in Händen hielt, hatte etwas Hypnotisches. Er musste sich zusammenreißen, um sich nicht in seiner Tiefe zu verlieren. Die Wärme, die davon ausging, gab ihm ein eigentümliches Gefühl der Geborgenheit, auch wenn sich das Gefäß selbst kaum erhitzte.
    Schließlich stellte er gemeinsam mit Lilo die noch brennenden Schalen auf ein bereitstehendes Podest, um zum letzten zeremoniellen Akt zu kommen. Vorsichtig löste er den roten Umhang, den er zu Beginn der Zeremonie wieder angelegt hatte, von den Schulterschnallen und schritt einen Halbkreis beschreibend um die Braut herum. Als er schließlich hinter ihr stand, legte er ihn um ihre Schultern und befestigte ihn dort mit vier leicht verzierten Nadeln. Der Umhang war Lilo natürlich zu groß, sodass er bis auf den Boden reichte, doch das war nicht wichtig.
    Medin schritt zu seiner Position zurück und war sich für einen Moment unschlüssig, was er tun sollte. War Lopadas’ Zeremoniell abgeschlossen? Musste noch etwas abgewartet werden? Würde er gegen die Etikette verstoßen, wenn er … ach, sei es drum. Der Priester machte keinerlei Anstalten etwas zu sagen, also ergriff der Südländer die Initiative. Mit beiden Händen griff er die seiner Frau, zog sie sanft zu sich heran und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Es war ein relativ kurzer, angesichts der vielen auf sie gerichteten Augen vielleicht sogar unsicher anmutender Kuss, doch er gefiel ihm. Es fühlte sich besonders an.

  8. Beiträge anzeigen #248
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Sogesehen war er von der spontanen, selbstständigen Aktion des Paladins etwas überrascht. Gerade noch hatte überlegt, was gemäß des Hochzeitsratgeber als nächstes in der Zeremonie dran kam, als Medin alle üblichen Punkte einfach übersprang und Anna küsste. Mit einem Schulterzucken und einem Grinsen nahm der Schriftgelehrte dies einfach hin. Es gab auch keinen Grund die Feierlichkeit noch weiter in die Länge zu ziehen. Diese Ratgeber stützten sich wohl auf Ideen und Vorstellungen, die niemand ansonsten mit jenen teilten. Es gab eben immer einen großen Unterschied zwischen dem Autor eines Ratgebers und der direkten Realität. Warum die Autoren diesen Unterschied meist missachteten, verstand der Priester nicht, aber es war ihm schon an mehreren Stellen aufgefallen. Besonders wunderte ihn, wie tausend Tauben in einem kleinen Korb über Stunden hausen sollten, nur um dann für einen Augenblick über den Köpfen der Leute zu fliegen. Als hätten die Anwesenden noch nie eine Taube über sich fliegen sehen. Deswegen hatte Lopadas von dieser seltsamen Tradition abgelassen und sich lieber auf die wesentlichen Sachen konzentriert.
    "Mit dieser unmissverständlichen Geste besiegeln die beiden Liebenden ihren Bund vor Innos und vor uns. Und in diesem Sinne möchte ich auch diese Zeremonie schließen. Im Anschluss werden sicherlich die Feierlichkeiten dieser heiligen Vermählung zu feiern. Aber vorher möchte ich noch ein paar persönliche Worte an die beiden richten.
    Seit ein paar Jahren kenne euch beide schon und wir haben so einiges zusammen erlebt, so seit ihr mir ans Herz gewachsen. Deswegen wünsche ich euch nicht nur als Priester Innos' sondern als euer Freund alles erdenklich Gute und ein langes gemeinsames Leben. Außerdem wünsche ich, dass eure Tochter gesund und ihrem Schicksal gemäß aufwächst. Ihr wisst sicherlich selbst, dass ihre Gabe außergewöhnlich ist und deswegen auch außerordentliche Förderung benötigt. Wahrscheinlich werdet ihr starke Nerven für ihre Erziehung benötigen, scheut euch daher nicht, meine Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn ihr sie braucht. Ich werde euch auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen. Innos segne Euch."
    Nachdem seine letzten Worte in der Kapelle verklungen waren, drehte sich das Brautpaar um und schritt aus der Kapelle heraus. Bald würde die Hochzeitsfeier in vollen Zügen gefiert werden.

  9. Beiträge anzeigen #249
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Winter in Quasar. Der Frühling ist nicht weit, dachte Medin und zog den Mantel enger um den Hals zu. Der Frühling wäre die viel bessere Jahreszeit nach seiner Hochzeit. Die Feier nach der Trauung hatte in einem kleineren Saal der Burg statt gefunden. Ein paar Tischplatten zu Essen, ein paar Musiker zur Unterhaltung – und das Brautpaar hatte tanzen müssen. Geübt waren sie darin beide nicht, doch Quasar schien dahingehend kein kulturelles Zentrum zu sein, sodass diese Defizite nicht störten und zur unbeschwerten Stimmung beigetragen hatten. Ein schöner Tag, der auch am Abend schön geblieben war. Auch nach der Feier.
    Doch nun war Winter. Eine hauchdünne, weiße Schicht lag in den Straßen und auf den Dächern und ließ jeden eine unübersehbare Spur hinterlassen. Medins Spur führte zu der Gästeunterkunft, in der Lopadas noch immer wohnte. Der Hauptmann hatte erfahren, dass der Priester abzureisen gedachte. Vorher wollte er ihn aber noch einmal sprechen und dafür schien ihm nun der richtige Zeitpunkt. Mit den Knöcheln klopfte er zweimal an die Tür.

  10. Beiträge anzeigen #250
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Lopadas ist offline
    Er musste zugeben, dass er von der anschließenden Feier überrascht gewesen war. Sie war nicht so prunkvoll und ausladend gewesen, wie er sich das ganze vorgestellt hatte oder besser gesagt, wie die Autorin der Werke, die er zu dem Thema gelesen hatte, sich eben dies ausgemalt hatte. Vielmehr war es eine kleine, aber fröhliche Feier gewesen. Es gab alles, was auf einer großen Feier auch zu finden, nur eben nicht in der Größenordnung eines Volksfestes. Lopadas gefiel diese Art zu feiern. Ihm waren die großen pompösen Feierlichkeiten sowieso schon immer suspekt gewesen, auch wenn er an der einen oder anderen in seinem Leben schon teilgenommen hatte.
    Nach den fröhlichen Tagen waren aber die des Aufbruches herangekommen. Schon seit einiger Zeit hatte das, wofür er nach Gorthar und dann nach Quasar gekommen war, gefunden. Nun galt es, sich wieder um die Angelegenheiten auf Argaan zu kümmern. Wahrscheinlich lief es im Tempelviertel zur Zeit nicht so, wie er es geplant hatte. Aber so war es wohl meist, wenn derjenige, der für Ordnung sorgt, nicht da war. Seine Sachen hatte er schon soweit gepackt. Für die Abreise war alles vorbereitet. Auch seine Schülerin war bereits fertig. Sie hatte er in der letzten Zeit vernachlässigen müssen.
    Ohne dass er um diese Uhrzeit noch Besuch erwarten würde, klopfte es an der Tür zu seiner Gästeunterkunft. Nach seinem eher flüchtigen 'herein', da er gerade seine Unterlagen für die Reise fertig machte, schließlich sollten diese keineswegs nass oder dreckig werden, trat Medin, der Frischvermählte ein.
    "Innos zum Gruße, Medin, was führt dich zu mir? Gibt es etwas schon jetzt kleine Ehestreitereien?", begrüßte und fragte der Schriftgelehrte mit einem Grinsen.

  11. Beiträge anzeigen #251
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    „Noch nicht“, entgegnete Medin mit einem Lachen, „auch wenn ich jede Minute nun damit rechnen muss. Meine Rekruten wurden es gestern Abend nicht müde mir allerlei Geschichten von bezaubernden Schönheiten zu erzählen, die – kaum unter der Haube – sich in wahre Hausdrachen verwandelten. Ich hoffe aber, dass Lilo so verwandlungsresistent ist, wie ich immer gedacht habe.“
    Der Soldat ließ einen flüchtigen Blick über die Sachen im Zimmer fliegen. Lopadas schien zu packen.
    „Du reist also morgen ab? Ich hatte insgeheim schon erwartet, du würdest hier ähnliche Wurzeln schlagen wie ich.“

  12. Beiträge anzeigen #252
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    "Ich muss zugeben, dass Quasar wirklich eine beeindruckende Stadt ist und wahrscheinlich hätte sie auch einen ordentlichen Priester nötig, vielleicht sogar ein Kloster, denn dergleichen habe ich hier nicht gesehen. Aber ich habe Aufgaben auf Argaan zu erfüllen. Meine Pflichten rufen mich sozusagen. Weiterhin habe ich dir schon bei unserem ersten Treffen hier erklärt, dass ich mich mehr in die Politik einmischen werden, als ich es früher getan habe. Zu gern würde ich hier den Glauben Innos' stärken, doch ersteinmal muss das Reich und somit die göttliche Ordnung gestärkt werden. Solang Ethorn auf Argaan gegen die Vernunft ankämpft, solang werde ich wohl dort bleiben müssen."
    Vorsichtig legte der Schriftgelehrte ein in Papier gewickeltes Buch in den Rucksack und band diesen dann zu.
    "Wenn allerdings Bedarf an meiner Anwesenheit besteht, dann scheut euch nicht mir zu schreiben. Vielleicht kann ich nicht sofort anreisen, doch werde ich sicherlich dem Ruf folgen. Besonders wenn eure Tochter größer wird, solltet ihr mir ab und an einen Bericht über ihre Fähigkeiten schicken und falls ihr diese nicht bändigen könnt, dann sucht bei mir Rat. Es ist wirklich verwunderlich, dass in dieser großen Stadt kein kundiger Magier zu finden ist, vielleicht schaffe ich es, eine Delegation hierher zu schicken. Nicht um ein Kloster zu bauen oder ähnlich, sondern nur um Präsenz zu zeigen und der Bevölkerung auch in magischen Fragen zur Seite stehen zu können.
    Weiterhin hoffe ich natürlich, dass ihr beiden glücklich werdet oder besser gesagt, glücklich bleibt, so wie bisher. Ihr werdet wohl kaum zu unserem Orden zurückkehren, aber versucht wenigstens auch hier ein Teil unserer Gemeinschaft zu sein und unsere Werte würdig zu vertreten."

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    Einen faden Beigeschmack hinterließen die letzten Worte von Lopadas, auch wenn Medin wusste, dass der sie nicht so gemeint hatte. Darüber konnte der Südländer auch schmunzeln, zumindest innerlich. Über den Moralprediger, der der Priester geworden zu sein schien. Ob er wusste, dass Medin und Lilo weniger missionarische Tätigkeiten hier vorschwebten? Einst hatte der ehemalige General auch so gedacht, doch das Schicksal hatte sich gegen diesen Menschen gewendet.
    „Ich werde mich bemühen“, entgegnete er, „und ich hoffe, dass du mir die Reichspolitik schön grüßt – oder zumindest die, die nichts Falsches anstellen, wenn sie wissen, dass es mir gut geht.“ Ihm fiel während dieser Worte ein, dass dieser Kreis vielleicht noch eine handvoll Leute beinhaltete. Ein nicht gerade aufbauender Gedanke für einen Mann, der jahrelang die Armee geführt hatte und an der Seite von Waffenbrüdern in den Kampf gezogen war.
    „Grüß Ferox und den Paladin Bordan von mir, wenn du sie siehst. Da gab es auch einen Soldaten namens Thorwyn … ach, ich sollte dir Karten für sie mitgeben. Leider habe ich gerade keine, allerdings etwas anderes.“ Der Paladin griff in die Manteltasche und holte ein zusammen gewickeltes, grobes Stofftuch hervor. Vorsichtig öffnete er es und ein Fläschchen mit einer dunklen, fast schwarzen, grünlich das Licht reflektierenden Substanz im Inneren kam zum Vorschein.
    „Unser Zeug von dem Tavernenbrand. Ich habe ganz Quasar nach jemandem absuchen lassen, der etwas damit anfangen kann, aber zumindest für die Leute hier scheint es vollkommen unbekannt zu sein – und gerade das beunruhigt mich. Kannst du das mitnehmen und Nachforschungen darüber anstellen? Vielleicht findest du jemanden, der sich damit auskennt oder herausfindet, was es damit auf sich hat. Mir würde alles helfen … was das für ein Zeug ist, was es für Eigenschaften hat, wofür man es normalerweise verwendet oder verwenden kann, wo und wer es herstellt und derlei.“

  14. Beiträge anzeigen #254
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Lopadas ist offline
    Der Priester nahm das Fläschchen entgegen und drehte es im Licht einer Kerze. Ihm war bisher diese Substanz ebenso ein Rätsel wie seinem Freund. Aber auf dem Festland und vielleicht auch auf Argaan gab es genug fähige Alchemisten, die sich mit einer solchen Flüssigkeit auseinandersetzen könnten. Vielleicht würde der Schriftgelehrte auch etwas Zeit finden sich selbst ein bisschen über die Alchemie anzulesen und so ein paar Dinge über das Substrat in Erfahrung zu bringen. Vorsichtig verstaute er es in einer Robentasche. Ein solches Beweisstück trug er lieber am Körper als im Rucksack.
    "Ich werde mich darum kümmern, verlass dich darauf. Wenn jemand diese Flüssigkeit hergestellt hat, dann muss es dafür auch eine Rezeptur oder etwas ähnliches geben. Irgendjemand wird schon etwas darüber wissen. Selbstverständlich werde ich deine Grüße weiterleiten. Wenn ich etwas in Erfahrung gebracht habe oder sonstige Neuigkeiten weiß, die für dich oder Anna von Bedeutung sind, werde ich euch schreiben. Wir werden also im Kontakt bleiben, wenn ihr es wünscht und vielleicht, wenn es die Umstände zulassen, werde ich euch auch bald wieder hier in Quasar besuchen, falls ihr nicht zufällig auf Argaan auftauchen solltet."
    Mit einem freundlich, vertrautem Lächeln beendete er den Satz und reichte dem Paladin die Hand zum Abschied. Seine Zeit hier in Quasar war vorrüber, nun musste er zurück nach Thorniara und sich dort den Aufgaben widmen, denen er sich schon so lange entzogen hatte. Welche Überraschungen ihn wohl dort erwarten würden? Vielleicht war die Insel schon unter die Kontrolle des Reiches gebracht und er wusste nichts davon, aber vielleicht war auch das Gegenteil der Fall. Aber selbst dann würde Innos seine Schritte auf dem rechten Pfad führen.
    "Möge Innos Anna, das Kind und dich segnen, auf dass es euch wohl ergeht bis wir uns wieder sehen. Leb wohl."
    Mit diesen Worten verließ der Feuermagier das Gästezimmer und traf sich auf dem Flur mit seiner Schülerin. Zusammen hatten sie eine Kutsche gemietet, die sie nach Gorthar bringen sollte, denn schon morgen früh wollten die beiden Diener Innos' mit dem Schiff zurück nach Argaan reisen.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Schnee. Nun lag er einige dutzend Zentimeter auf den Zinnen Quasars und hatte der Burg, der Stadt und den Bäumen am Flussufer die Farbe geraubt. Alles zu einem friedlichen, monochromen Einheitsweiß vereint, das sich wunderbar mit den weißen Wölkchen, die vor den Gesichtern der Menschen auftauchten und vergingen, ergänzte. Der Fluss hingegen erwehrte sich dem Griff des Winters noch. Nur kleine, dünne Eisschollen drifteten ihn wie unzählige kleine Schiffchen hinab, der ununterbrochenen Strömung ausgeliefert.
    „Keine Gefahr für das Schiff“, beteuerte der Kapitän, der neben Medin auf dem Steg stand und überwachte, wie einige Vorräte an Bord gebracht wurden.
    „Auch weiter flussaufwärts?“, wollte der Hauptmann der Garde wissen.
    „Soweit ich weiß. Bis wohin soll denn die Reise gehen?“
    „Bis zur Furt am Krähenturm.“
    „Gut. Wenn ihr nicht noch mehr auf das Schiff laden lasst, schaffen wir die Untiefen bei der Furt auch.“
    Das hatte Medin nicht vor. Drei Karren und ihre Pferde hatte er mit einigen von Pandrons Männern bereits vor vier Tagen losgeschickt. Abgesehen von der hohen Anzahl der Pferde sah es wie ein ganz normaler Versorgungszug aus. Dass er und die neu gegründete Garde Quasars zu den Yrumabergen aufbrachen, konnte man frühestens erst jetzt feststellen – und dann war es unwahrscheinlich, dass ein Bote die Minen noch vor ihnen erreichen würde. Diese Vorsichtsmaßnahme hatte Medin aus einer unbestimmten Ahnung heraus ergriffen. Die spärlichen Berichte und die immer knapper werdenden Erzlieferungen von den Minen hatten ihn davon überzeugt, dass ein unangekündigtes Erscheinen von Vorteil sein würde.
    „Wie lange brauchen wir bis zum Krähenturm?“, fragte er den Kapitän.
    „Eine gute Tagesreise, wenn die Strömung nicht zu stark wird. Also hoffen wir, dass das Tauwetter noch ein wenig wartet.“
    „Dann legen wir gleich ab“, entschied Medin und folgte dem Kapitän über die Planke auf das Schiff. Wenigstens schaukelten die Dinger bei Flussfahrten nicht so schlimm.

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    Der Krähenturm erhob sich einsam am Ufer des Flusses und markierte einen in früheren Zeiten bedeutenden Übergang, an dessen Wichtigkeit auch sein eigenes Schicksal hing. Die Furt war kein unsicherer, umkämpfter Platz mehr, wie sie es vor hundert Jahren gewesen sein sollte und auch Handelskarawanen passierten sie nicht mehr so häufig wie früher. Der alte Wachturm war dem langsamen Verfall preisgegeben – seine einzigen dauerhaften Gefährten nur die Krähen, denen er seinen Namen verdankte.
    Doch heute stieg Rauch vom Fuß des Krähenturms auf. Zwei Feuer brannten dort, vom Fluss aus gut sichtbar, und markierten den Standort des Lagers, das Pandrons Männer hier aufgeschlagen hatten.
    „Ob die sich hier schon lange den Arsch abfrieren?“, hörte Medin Waymar neben sich spekulieren.
    „Das Wetter war klar und der Boden gefroren. Sie sind gut vorangekommen“, erwiderte Qhorin.
    „Wenigstens haben sie ein schön warmes Feuerchen.“
    Mit einem lauten Platschen durchbrach der Anker des Schiffes in Ufernähe die Wasseroberfläche.
    „Kapitän, wie tief ist das Wasser?“, rief Medin dem auf dem Achterdeck stehenden Schiffsführer zu.
    „Dort hinten wohl nur um die fünf Fuß“, rief der zurück und deutete auf eine Stelle etwas oberhalb des Turms. „Das Wasser steht recht niedrig. Mit dem Schiff würde ich nicht weiter fahren.“
    „Wollen wir bei dem Eiswetter und dem Schollengang wirklich den Fluss durchqueren?“, wandte sich Qhorin an seinen Hauptmann.
    „Können wir wohl nicht“, antwortete Medin. „Bei dem Wetter frieren sich die Pferde die Beine ab, wenn wir sie durch das Wasser schicken.“
    „Einen Tagesmarsch flussaufwärts liegt Riwerton.“ Der Kapitän war inzwischen an sie herangetreten. „Ein kleines Fischer- und Flößernest. Dort müsste es ein Fährfloß geben, was auch so einen Karren rüber bringt.“
    Medin erinnerte sich daran, den Namen auf einer Karte in Quasar gelesen zu haben.
    „Also gut, dann brechen wir gleich nach Riwerton auf“, informierte er die inzwischen vollzählig an Deck versammelten Gardisten. „Sattelt an Land eure Pferde und helft das Lager abzubrechen. Wir werden dadurch noch einmal zwei Tage verlieren, also müssen wir heute so weit wie möglich kommen.“
    „Also nichts mit Feuerchen“, brummte einer.
    Der Südländer hatte sich schon wieder umgedreht und blickte wieder zum Krähenturm hinüber. Der Frost hatte sich sichtbar in das Gemäuer gefressen und jeder Stein, der auch nur einen kleinen hervorstehenden Rand darbot, war von einer weißen Krone gesäumt. Eine wirklich tolle Idee, ausgerechnet zum tiefsten Wintereinbruch eine Expedition ins Hochgebirge zu führen. So etwas hatten sie nicht einmal auf Khorinis getan – und damals waren Expeditionen zu Erzminen ihre Spezialität.

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    „Garlen, der Abstand zu deinem Hintermann ist zu groß. Aufschließen! Waymar, du sollst die rechte Seite decken, aber eure Flanke ist offen. Qhorin, deine Nebenmänner! Ihr müsst auch im Zurückweichen die Linie halten!“
    Wahrscheinlich zu Recht kam sich Medin wie ein Schleifer vor, als er die Kommandos durch die eiskalte Luft des Morgens in Riwerton brüllte. Aber das war nun einmal notwendig. Seine Garderekruten mühten sich redlich ab und machten Fehler ohne Ende, denn die Situation war neu und ungewohnt für sie. Doch besser, sie machten diese ersten Erfahrungen in der Trockenübung als später im Ernstfall.
    Das Schauspiel wurde von den übrigen Wachmannschaften sowie augenscheinlich der gesamten Dorfbewohnerschaft beobachtet. Stumm standen sie in der Kälte und beobachteten, wie sich langsam der erste Karren vorsichtig auf das breite Floß schob, während Medins Garde bemüht war, diesen Rückzug auf’s Wasser vor einem imaginären Feind abzuschirmen. Der Hauptmann war der Meinung, dass diese Flussüberquerung mit Karren und Floß eine gute Gelegenheit war, um amphibische Manöver zu üben. Sowohl der Rückzug auf ein Boot als auch das Anlanden konnte in einer an einem Fluss gelegenen Stadt wie Quasar von Nutzen sein und er versuchten ihnen zumindest grundlegende Taktiken und Bewegungsabläufe zu vermitteln, um ihre Überlebenschancen beim Übertreten der Strandlinie – in welche Richtung auch immer – zu maximieren.
    „Sollen wir jetzt klatschen?“, fragte der Dorfprobst neben Medin, als die letzten beiden Gardisten einen Satz auf das bereits ablegende Floß machten, von zwei ihrer Kameraden vor etwaigen Verfolgern gedeckt.
    „Noch nicht“, schüttelte Medin den Kopf und trat vor, um den Männern auf dem Floß neue Instruktionen zuzurufen: „Ihr habt es auf das Floß geschafft. Euer neues Ziel ist es das von feindlichen Kräften gehaltene andere Ufer zu sichern. Ihr seid die Speerspitze eines größeren Angriffs. Geht an Land und isoliert einen Brückenkopf am Strand, um nachrückenden verbündeten Kräften das schnelle Anlanden zu ermöglichen und so einen Durchbruch durch die feindlichen Linien zu ermöglichen.“ Keine leichte Aufgabe für neun Männer und im Ernstfall kaum zu schaffen, aber darum ging es nicht. Er wollte erreichen, dass diese neun Männer als eine Einheit agierten, in der sich jedes Glied auf das andere verlassen konnte. Und dafür war solcher Drill am eisigen Morgen notwendig. Dafür hatte er sie überhaupt auf diese Expedition mitgenommen.

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    Die Schritte der zahlreichen Pferde waren deutlich auf dem steinigen Weg zu hören und hallten noch deutlicher von der Felswand wider, an der sich eben jener entlang schlängelte. Im Windschatten dieser Wand lag kein Schnee, auch wenn einzelne, kleine Flocken durch die Luft wirbelten und die Hänge und Berge der Umgebung allesamt viel Weiß vorzuzeigen hatten.
    „Warst du schon einmal hier oben in den Yruma-Bergen?“, fragte Medin Qhorin, der neben ihm ritt.
    „Am Pass weiter nördlich von hier. Ist aber schon ein paar Jahre her, allerdings auch im Winter gewesen.“
    „War der Pass passierbar?“
    „Mit Mühe. Die Karren hätten es nicht geschafft.“
    „Wir haben Glück, dass es relativ wenig geschneit hat.“
    „Wollen wir hoffen, dass es so bleibt, damit wir auch zurückkommen“, gab Qhorin zu bedenken. „Ich löse die Jungs am Ende ab, Sir.“
    Medin nickte. Auch der Weg war Teil der Ausbildung. Ein Gardist war kein Gardist, wenn er nicht wusste einen Transport zu eskortieren.
    Während Qhorin sein Pferd wendete und zum Ende des Zuges ritt, gab der ehemalige General seinem Parceval die Stiefelhacken und trieb ihn den Weg voran, seinen Mantel mit einer Hand eng um den Hals geschlossen haltend. Der Abstand zu den anderen vergrößerte sich zusehends und irgendwann waren die drei Wagen und die Reiter hinter einer Wegbiegung verschwunden, nur um wenig später wieder aufzutauchen, als er so weit voran geritten war, dass er sie von der nächsten Biegung aus wieder sehen konnte, nun allerdings eine breite Kluft zwischen ihnen lag. An dieser Stelle brachte er sein Pferd zum Stehen, denn rechterhand begann der Weg noch einmal anzusteigen und von der Felswand weg in ein kleines Hochtal zu führen. Medin konnte einige Nadelbaumgruppen in der kargen Landschaft erkennen, über der hohe, selbst von hier noch fern wirkende Bergspitzen thronten. Die Sitze von Göttern, wie es in vielen alten Sagen und Legenden hieß und ihr majestätischer Anblick ließ Medin verstehen, wie die Menschen auf solche Gedanken kamen. Einige Mythen meinten sogar, die Berge selbst seien gottgleiche Wesen, vor langer Zeit durch einen Fluch zu Stein erstarrt und schlummernd darauf wartend, sich eines Tages aus ihrem Gefängnis zu befreien und mit ihrem Zorn die Erde zu überziehen.
    „Auf dass dieser Tag noch fern ist“, murmelte Medin halb zu sich halb im Stoßgebet zu Innos und wartete, bis der Transportzug aufgeschlossen hatte, um danach den Weg fortzusetzen.

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    Der Talkessel war zu drei Seiten von hohen Bergen umgeben, sodass hier schon fast die Nacht hereingebrochen war, während in Quasar wohl die Türme erst in einem sanften rot zu strahlen begannen. Auf der Palisade hier brannten bereits zwei Wachfeuer, von Wachen war allerdings keine Spur zu sehen.
    „Heda!“, rief Medin vor dem geschlossenen Tor, während der Rest des Zuges schweigend hinter ihm auf Pferden und Karren wartete. Die Befestigung vor ihm machte einen soliden Eindruck. Der erste Meter war aus grob behauenem Stein gemauert und darüber erhob sich eine hohe Holzpalisade, die selbst mit Leitern eine Herausforderung wäre.
    „Zeigt euch!“, verlangte er lauter, als sich nach einigen Augenblicken immer noch keiner hatte blicken lassen, und fragte sich, wie nah er wohl dran war eine Lawine auszulösen. Schließlich erschien auf der Palisade der eiserne Helm eines Soldaten und darunter das verblüffte Gesicht desselben, als er den Tross vor dem Tor sah.
    „Wer da?“, rief er herunter.
    „Sir Medin. Ich bin im Namen von Lord Jun von Quasar hier und verlange Einlass für mich und meine Männer.“
    „Natürlich. Sofort, Herr!“
    Der Kopf verschwand wieder. Irgendetwas wurde hinter der Palisade gerufen und kurz darauf hörte man das schwere Knarren der beiden Torflügel. Medin gab das Handzeichen und setzte Parceval in Bewegung, während ihm der Rest folgte.
    Hinter dem Tor erwartete sie ein kleiner Platz, umringt von mehreren Gebäuden, von denen die meisten niedrige Unterkünfte waren. Nur drei Gebäude stachen deutlich hervor. Das eine war dem Schild über dem Eingang nach die Taverne „Zum Stollengrollen“. Das zweite war ein großer Stall für Schafe, Zeigen und auch Pferde. Das dritte war eine lang gezogene Halle mit einem hohen Holzgiebel. Lager und Haus des Amtsmannes, wie Medin vermutete. Sämtliche Gebäude waren zu einem großen Teil aus Stein gemauert und mit durch Geröll beschwerten Schindeln gedeckt.
    „Absitzen“, befahl er und winkte Qhorin zu sich. Bevor er allerdings mit ihm ein paar Worte wechseln konnte, kam ein stämmiger, ergrauter Mann in einer dunklen Ledertunika die drei Treppenstufen vor der Halle hinunter und auf sie zu. Flankiert wurde er von zwei Bewaffneten.
    „Sir Medin, nehme ich an?“, fragte er und verbeugte sich leicht. „Ich bin Reginald, Vorsteher und Amtsmann der Minen im Dienste Quasars.“
    „Innos mit euch“, grüßte Medin zurück. „Ich bin Sir Medin, Hauptmann der Garde unseres Lords.“
    Der Mann wirkte überrascht und etwas nervös.
    „Euer Kommen ist uns in dieser Zahl nicht angekündigt worden, sonst wären wir vorbereitet“, entschuldigte er sich.
    „Wir führen genügend Vorräte mit. Sagt nur, wo wir unterkommen können.“
    „Selbstverständlich. Im Stall ist genug Platz für die Pferde und eure Männer können in der großen Halle unterkommen. Für euch werde ich gleich ein Quartier vorbereiten lassen. Möchtet ihr vielleicht mit mir zu Abend essen?“
    „Gerne. Dann können wir die Einzelheiten erörtern.“
    „Ich gebe sogleich die Anweisungen.“
    Mit diesen Worten machte Samuel kehrt in Richtung Halle.
    „Lasst die Karren ausspannen und bringt die Pferde in den Stall“, wandte sich Medin an Qhorin. „Pandrons Männer sollen die Vorräte abladen und die Sachen unterbringen. Ihr hört euch derweil etwas um und knüpft Kontakte mit den Leuten hier. Wachen und Arbeiter.“
    „Suchen wir was Bestimmtes?“
    „Nein. Aber ich bin mir sicher, dieser Reginald wird mir einiges zu erzählen haben und ich will wissen, was sich die anderen Leute hier so zu erzählen haben. In den Unterschieden verbirgt sich oft die Wahrheit.“ Dann gab er dem Rekruten Parcevals Zügel in die Hand und folgte dem Weg zur großen Halle.
    Geändert von Medin (15.02.2012 um 08:13 Uhr)

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    Die große Halle erinnerte Medin ein bisschen an die Langhäuser der Nordmarclans. Drei Viertel des Hauses wurden von einem einzigen, bis unter den hohen Giebel reichenden Raum eingenommen, der als Lager diente. An den Seiten standen einige Kisten, Säcke und Fässer und unter dem Dach waren hier und da Bretterplattformen zwischen das Gebälk genagelt worden, um auch dort leichtere Dinge verstauen zu können. Da der Raum hier unten allerdings weit entfernt davon war überfüllt zu sein, musste sich niemand die Mühe machen dort oben irgendetwas zu verstauen.
    „Ist das euer einziges Lager?“, fragte Medin Reginald, während er zu dem Amtsmann aufschloss.
    „Direkt bei den Minen gibt es kleine Zwischenlager, doch die Erträge werden in regelmäßigen Abständen hierher gebracht“, gab dieser zur Antwort. „Auch alle Vorräte werden hier eingelagert. Ich bewohne mit meiner Familie den hinteren Teil und habe gerne ein Auge auf alle Vorräte.“
    Das hintere Viertel der Halle war mit einer Holzwand vom Rest abgetrennt und bot auf zwei Geschossen wohl mehrere Wohnräume.
    „Ärger mit Dieben?“
    „Nein, Sir, aber so weit abgelegen in den Bergen will ich auch niemandem hier eine Gelegenheit dazu geben. Weib, bring die Jungs her!“, rief er dann nach hinten. „Wir haben Gäste.“
    Kurz darauf kamen eine überraschte Frau und zwei Kinder aus dem hinteren Teil des Hauses in die Halle. Die Frau hatte dunkle Haare und war – wenn Medin das in diesem Licht richtig beurteilen konnte – mindestens fünfzehn Jahre jünger als ihr Mann. Den größeren der beiden Jungs schätzte er auf zwölf, den jüngeren auf sieben Winter.
    „Zeigt Manieren und grüßt Sir Medin, Hauptmann und Ritter unseres gnädigen Lord Jun.“ Alle drei grüßten und verbeugten sich. „Sir, das sind meine Frau Martha und unsere Söhne Theobald und Wieland.“
    „Ist mir ein Vergnügen“, grüßte der Hauptmann die Frau des Hauses. „Das Leben hier oben muss entbehrlich sein.“
    „Es geht. Mein Mann sorgt gut für uns.“
    „Geh und kümmere dich um den Wein für das Abendessen“, setzte dieser ein. „Wir werden den Hauptmann und seine Männer heute in der großen Halle bewirten. Ihr Jungs helft ihr dabei.“
    „Wir haben Vorräte für vier Monate mitgebracht“, erklärte Medin, während die Familie des Amtsmannes wieder ging. „Wie sehen eure Vorräte aus?“
    „Durch den Winter wären wir noch gekommen, weiter aber auch nicht. Sir Medin.“ Reginald blieb stehen. „Die letzten Transporte kamen mit halb so vielen Männern und ohne einen Hauptmann. Gibt es Probleme, von denen ich wissen sollte?“
    Jetzt kamen sie zum Punkt.
    „Es geht um die ausbleibenden Erträge der Erzminen. Die letzten Lieferungen waren sehr knapp und ich bin hier, um die Sache zu untersuchen?“
    „Was heißt hier untersuchen? Ich habe doch in meinen Briefen an Artiman dargelegt, dass der Fels zurzeit einfach nicht mehr hergibt. Wenn er mir freilich mehr Männer geschickt hätte …“
    „Genau deswegen bin ich hier“, unterbrach ihn Medin. „Ich bin hier, um mir die Lage von euch genau schildern zu lassen und seiner Lordschaft dann eine Empfehlung aussprechen zu können.“
    „Gut“, erwiderte Reginald etwas zögerlich, „dann lasst uns die Einzelheiten am besten nachher bei Tisch besprechen.“

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