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Aventurische Schreibstube

  1. #161 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Schwere Schläge


    Am selben Abend...

    Es waren bereits zwei Stunden vergangen, und ich sass immer noch mit Toppel in der namenlosen Spelunke. Ich war am Boden zerstört, solch eine Blamage hatte ich mir nicht vorstellen können. Mein Bart war noch völlig zerzaust. Die Luft war zum Schneiden dick und geschwängert vom Rauch der Pfeifen. Die wenigen Tranfunzeln schafften mehr Schatten als Helligkeit, und soweit man sehen konnte waren auch nur Angroschim anwesend. Fast alle Gäste an den Tischen waren mit, mehr oder weniger, grimmigen Gesichtern dabei sich mit Hingabe ins Koma zu saufen. Die Atmosphäre war bedrückend und passte sehr gut zu meinem Gemütszustand. Eine wirkliche Theke gab es nicht, nur eine solide Bretterwand, die eher dazu gedacht war dem Spelunkenpersonal Schutz zu geben, sollte eine Wirtshausschlägerei ausbrechen. Tische und Stühle waren grob gezimmertes Mobiliar, dass den Eindruck erweckte, es könne auch den Gebrauch als Hiebwaffe unbeschadet überstehen, sofern irgendein Zwerg in der Lage gewesen wäre sie anzuheben.

    Unser Gespräch drehte sich um die allgemeinen Klatschthemen, die so in einer Binge die Runde machen. Von der ständig rahjagefällig gekleideten Angroschna Kunresa im Büro des Handelshauses, bis hin zur mittelprächtigen Materialqualität der neuen Schleifsteine. Ich vermied es direkt auf das Thema Waffen zu kommen. Die Schmach war noch zu frisch. Wir waren gerade dabei darüber zu sinnieren, wie man Stollen B12 vorantreiben sollte, als sich ein recht robuster, aber einarmiger Zwerg zu uns gesellte.

    "Baroschem, was machen denn zwei so anständige Klanzwerge hier in dieser Veteranen Kneipe?"

    Tatsächlich fiel mir nun auf, dass die meisten Angroschim hier mehr Narben und Augenklappen aufwiesen als man sie sonst in Angbar zu sehen bekam. Toppel begann mit verschmitztem Grinsen zu erzählen.

    "Oh, wir? Wir entspannen uns hier ein wenig von unserer letzten Lehrstunde bei Dergan."

    "Meister Dergan? Ihr seid Frischfleisch? Hoho, da habt ihr euch ja nicht gerade den gnädigsten Lehrmeister ausgesucht. Wollt ihr Krieger werden? Da träumt jemand anscheinend von der Schule des Drachenkampfes in Xorlosch, hehe. "

    "Wie man's nimmt. Ich bin nur einfacher Schachtfeger, aber mein Freund hier ist Sappeur in Ausbildung. Mit dem Sprengen funktioniert es schon ganz gut, nur mit dem Kämpfen hapert es."

    "Ohooo, ein Sappeur, na mein Junge, da hast du dir ja nicht gerade den leichtesten Job in der Binge geangelt. Wie bist du denn auf die Idee gekommen? Und wieso machst du denn ein Gesicht wie 7 Tage Stolleneinsturz?"

    "Ka baskan draxin! Ich muss bei Dergan lernen, nicht der Toppel hier, und ich scheine einfach kein Geschick im Ungang mit den Waffen zu haben. Ich habe schon aufgehört zu zählen wie oft ich auf dem Hosenboden gelandet bin, wenn mich Dergan mal wieder getriezt hat. In Angbar wird es sowieso kaum einen unterirdischen Angriff geben, ich verstehe einfach nicht, warum ich unbedingt das Kriegshandwerk erlernen muss."

    "Hoho, Junge, dann hättest du nicht Sappeur werden wollen. Gute Sappeure gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. Die meisten verschütten sich selbst. Die Wenigen, die lange genug überleben werden teilweise sogar zwangsrekrutiert, wenn es den hohen Herren mal wieder einfällt, dass es doch mal wieder Zeit für eine kleine Fehde wäre. Du wirst mit Sicherheit irgendwann in den Krieg ziehen müssen, wenn du lange genug lebst. Es war eine weise Entscheidung deines Vaters oder deines Klans dich zu Dergan zu schicken. Er war an der Trollpforte dabei und hat es überlebt. Sei froh, dass du hier in Angbar lebst, und nicht irgendwo in Angralosch im Raschtulswall."

    "Ich habe nicht vor dort hin zu ziehen. Ich bin in Angbar zu Hause, und das bisschen Getier dort unten in der Binge jagt mir keine Angst ein. Alles was nicht vor dem Licht meiner Fackel, oder Boronfried flieht..."

    "Wer ist Boronfried?"

    "Mein Brüllhamster. Alles was nicht davor flieht hält einem kräftigem Hieb eines Vorschlagshammers nicht stand. Das Schlimmste dort unten sind Gruftasseln, und die sind so selten hier in Angbar, dass man sich kaum Gedanken machen müsste."

    "Wohl wahr, wohl wahr. Aber wenn du so kräftig und mutig bist, warum bereitet es dir denn soviele Probleme mit einer Axt mal kräftig zuzulangen?"

    "Ach, ich weiss auch nicht, jedesmal wenn ich einen schönen Schwung ansetze gibt mir Dergan einen Schubs, und ich lande auf dem Hosenboden."

    "Hohohoho, eine Axt schwingt man nicht, man schlägt damit zu. Kämpfen ist nicht das Gleiche wie die Arbeit im Stollen. Im Kampf hast du keine Zeit genau Mass zu nehmen. Da heisst es in jeder Sekunde du oder dein Feind. Es gibt kein Regelwerk oder Anstand, keine noch so ausgefeilte Kampftechnik bewahrt dich vor einem Armbrustbolzen im Rücken, oder einem gemeinen Tritt in die Kronjuwelen. Du hast noch nie das Feuer in den Adern gehabt, oder?
    Glaube mir, wenn du das erste Mal am Vorabend einer Schlacht kaum schlafen konntest vor Sorge, und am nächsten Tag dann deinen ersten Feind siehst, das ist das Gefühl zu leben. Im Kampf fühlst du dich jeden Augenblick lebendig, und das Feuer rinnt heiß durch deine Adern. Wenn du vor Angst schlotterst, deinen Gegner nicht ernst nimmst, oder abstumpfst, bist du so gut wie tot. Wenn du aber überlebst, wirst du dieses Feuer, diese Klarheit niemals vergessen. Diejenigen, die sich davon übermannen lassen, werden zu Schlächtern und Mördern. Diejenigen, die einen empfindlichen Magen haben, und nicht den Anblick von Blut, Gedärmen und abgeschlagenen Köpfen ertragen, kehren als Wrack zurück. Du siehst, als Sappeur ist es besser ein wenig mehr auf den Kampf vorbereitet zu sein, als ein normaler Grubenzwerg. Schliesslich ist es ziemlich sicher, dass du irgendwann einmal zu Felde ziehst. Lerne von Dergan, und lerne zu überleben."

    "Was soll das denn mit der Axt? Natürlich muss man die Axt schwingen, wie soll man denn sonst damit zuschlagen?"

    "So lange bist du noch nicht bei Dergan, oder? Hast du dir noch nie überlegt, dass man manchmal mit einer Waffe nicht ausholen kann? Was machst du in einem engen Stollen, durch den du dich durchzwängen musst? Da nutzt dir dein Vorschlaghammer garnichts, du könntest ihn höchstens deinem Feind auf den Fuss plumpsen lassen. Theorie und Eleganz sind etwas mit dem du als Gaukler auf einem Adelsball auftrittst, um deine 'Fechtkünste' vor diesen Clowns zu demonstrieren. Lass dir gesagt sein, wenn du nicht mit einer Skraja umgehen kannst, dann benutzt du die falsche Waffe.
    Du bist ein kräftiger Junge, und du hast noch nie etwas anderes als einen Zweihandhammer verwendet würde ich wetten. Darauf solltest du dich konzentrieren, damit kennst du dich aus. Allerdings gibt’s davon nicht gerade viele Waffenexemplare, geschweige denn Lehrmeister.
    Als einhändige Waffe solltest du mal versuchen, ob du die Skraja nicht anders einsetzen kannst."

    "MmmMMMMPPfffffffggrrrrglllLLL"

    "TOPPEL! Untersteh dich!"

    "BWAAAAAAAAHAHAHAHAHAHA."

    "TOPPEL!!!"

    "Du wirst es nicht glauben, aber dieser Angroscho hier ertränkt gerade genau so einen Versuch in hellem Ferdoker. Dergan und ich mussten ihn von der Decke holen. BWAAAHAHAHAHAA."

    "Von der Decke?"

    *Seufzend* "Ja, die Decke. Es war nicht der glanzvollste Moment meines Lebens."

    "Also das klingt interessant."

    "Ich habe ein Buch gefunden, geschrieben von Mikael dem Zerstörer. Und darin sah alles so einfach aus. Ich habe bis zum Umfallen geübt, nur um nachher vor meinem Lehrer an meinem Bart von der Decke zu baumeln."

    "Oh, DAS Buch... ich glaube jeder Söldner hat es einmal in seinem Leben gelesen. Was war es, der Orkische-Schädelknacker von Baldur dem Barbar, der Zwiegezwirbelte Wolkenschlag von Niam der Nivesin, oder etwa der Dreifache Fatalstoss mit eingesprungenem Flick-Flack von Herrena, der hennaharigen Verheerein von Kurkum?"

    *Sich vor lachen krümmend* "MmmMmMMMPPFFFFFFFFWWAAAAAHAHAHAHAHAHAHA..."

    *Nuschelnd* "kannjauchnichtsdafürwennderFlickFlack nicht so geklappt hat."

    "Also, ganz ehrlich, DAS hätte ich wirklich gerne gesehen. HOHOHOHOHO. Junge, das Buch ist etwas für Träumer, und ausserdem ist Mikael der Zerstörer ein Künstlername. Glaubst du ein echter Barbar würde ein Buch schreiben, geschweige denn lesen können? Der Autor heisst Bernfried Dinkelfein und lebt in Albenhus. Ich bin ehrlich überrascht, dass du dich nicht selbst enthauptet hast dabei, hehe.
    Köstlich, alleine das Gesicht vom alten Dergan muss Gold wert gewesen sein.
    Vergiss mal den Kram ganz schnell. Eine Skraja wird nicht gewirbelt, und auch nur selten geschwungen. Ein Skraja ist eine hundsgemeine Waffe. Sie ist so schwer, dass sie selbst nur aus dem Handgelenk oder dem Ellenbogen heraus geschlagen böse Wunden reisst. Ist dir noch nie aufgefallen, dass die Enden ihrer Schneide spitz gefeilt werden, und dass sie in der Mitte einen langen Dorn trägt? Wenn du mitten im im Kampfgewühl steckst bleibt dir kein Platz auszuholen, wenn du nicht deinen besten Freund direkt neben dir enthaupten willst. Wenn sich dir eine Öffnung in der Deckung des Feindes bietet, stichst du damit zu, die Enden oder der Dorn erledigen jeden Gegner genauso zuverlässig wie die Schneide. Wenn du nicht richtig zuschlagen kannst, warum auch immer, liegt dir der Kampfstil einfach nicht.
    Schau mich an, mit meinem einen Arm kann ich kein Schild mehr halten, und mich nicht mehr richtig schützen, während ich angreife. Ein Rotpelz hat mich am Arm erwischt, es war nur eine Fleischwunde, aber der Wundbrand hat mich meinen Arm gekostet. Nun muss ich eine andere Waffe führen, die eher in der Vorwärtsbewegung eingesetzt wird. Ich habe den Schwertkampf erlernen müssen, da das Parieren, Zustechen und Schneiden wegen der längeren Klingen nun die einzig effektive Art zu kämpfen ist für mich. Mich nimmt kein Kriegsherr mehr mit in die Schlacht, hoho, aber ich bin immer noch Angroscho genug, um in einem Kampf zu bestehen. Schwerter mögen keine ausgeprochene Traditionswaffe von uns Angroschim sein, aber tödlich sind sie trotzdem, hehe. Nur der alte Dergan wird dir kaum etwas darüber beibringen können. Das müsstest du schon von einem Gigrim lernen.
    So, und nun lasst uns etwas Spass haben, der Laden hier ist eh trübsinng genug."

    Und mit diesen Worten stand er auf, hob seinen Stuhl vom Boden und rammte ihn Toppel in den Magen. Ich zog mich in eine sichere Ecke zurück und beobachtete den unvermeidlich folgenden Tumult. Toppel hatte die Spelunke mit Bedacht ausgewählt, es geht nichts über jemand der einem ein paar praktische Ratschläge geben kann. Während Toppel den Tisch als Rammbock benutzte, um den einarmigen Zwerg an die Wand zu nageln, trank ich meinen letzten Humpen aus, und machte mich auf den Weg nach Hause. Morgen Abend würde ich mit Meister Dergan darüber reden.

    Am folgenden Tag....
    Am nächsten Tag nahm ich meine Übungsskraja mit in die Binge. Heimlich übte ich mit dem Dorn zuzustechen. Erstaunlicherweise klappte das sogar sehr gut. So hatte ich eine Skraja noch nie gehandhabt. Einige Stützbalken weiter hinten in der Binge wiesen später mehr Löcher auf als bei einem Termitenbefall. Toppel erschien nicht zur Arbeit, aber Jolhag erzählte später, dass er ihn beim Bader hatte schreien hören. Anscheinend mussten ihm ein paar gesplitterte Zähne entfernt werden.
    Am Abend traf ich ihn vor der Binge, und er begleitete mich breit grinsend wieder zu Dergan, da er meinte, dass er sich ein weiteres Schauspiel nicht entgehen lassen wolle.

    Dergan empfing uns zusammen mit einem dieser dünnen, bebrillten Gigrim.

    "Mein lieber Grimmasch, Toppel hat mir gestern erzählt WELCHES Buch du zu Rate gezogen hast. Ich habe hier den Herrn Randolph Rübenfein gebeten dir etwas Hilfe zu geben bei der Auswahl deines Lehrmaterials."

    "Rübenfein, angenehm."

    "Steinbrecher, Grimmasch Steinbrecher, Baroschem.
    Ich habe aber zuerst ein paar Fragen an Meister Dergan."

    "Das kann warten. Herr Rübenfein wird auf uns warten. Wir werden uns jetzt erstmal wieder den praktischen Übungen widmen. Mit EINER Skraja. Da die Puppe hinüber ist, nachdem du den Holzblock gestern gespalten hast, werde ich selber gegen dich antreten. Ich werde nur deine Angriffe abwehren. Versuch diesmal nicht wieder lang hinzuschlagen *Seufz*
    So, hoch die Waffe und Attack... AU!
    Ich sehe, du hast den Dorn entd... AU! AU!
    Grimmasch! Du sollst zuschla.... AUUUU! Bei Angrosch... AU! ZUSCHLAGEN! Willst du deine Feinde totpieks... AU!"

    Die Tips des Söldners waren richtig gewesen. Ich war schnell genug, um mit dem Dorn Dergan zu treffen. Auch wenn es etwas lächerlich aussah. Da ich nicht mein Gleichgewicht durch seitliche Schwünge verlor, konnte ich immer wieder blitzschnell zustossen.

    "Grimmasch, das ist... AU!... unzwergisch! Wer hat dir das gezeigt?"

    Toppel deutete auf sein blaues Auge, grinste und antwortete an meiner Stelle.

    "Wir hatten gestern eine Unterredung mit einem der Angroscho in der Taverne hinter dem Ingerimm Tempel. Dabei stellte einer der anwesenden ehemaligen Söldner aus der Truppe von Feldwebel Wadenbeissers Fliegenden Kniescheibenzertrümmerer fest, dass unser Grimmasch hier eher für den Schwertkampf geeignet ist. Er hat bisher nur mit zweihändigen Arbeitsgerät hantiert. Damit kann man keine seitlichen Schwünge machen, ohne wie ein Brummkreisel auszusehen. Es würde mehrere Götterläufe dauern, bevor er eine Zwergenskraja überhaupt nur richtig führen könnte. Mit einem Schwert wird es leichter für ihn.
    Und wie ihr seht, er ist schnell. Ich denke, das liegt ihm im Blut, um sich zu verteidigen. Allerdings meinte der Söldner auch, dass seine eigentliche Waffe etwas wie ein Vorschlaghammer sein sollte. Damit wäre er sicherlich am geschicktesten."

    "Hm, da könnte etwas Wahres dran sein. Das Schmieden ist ihm auch nicht gerade in die Wiege gelegt, und ich weiss immer noch nicht, wie ich das Loch da oben wieder füllen kann...
    Toppel, sei doch so gut und geh mal runter in den Keller, da müsste noch eine Hacke und ein Hammer sein. Bring doch mal beides hier rauf."

    Toppel verschwand nach unten, und ich legte die Skraja und den Schild auf den Tisch in der Ecke.

    "Es tut mir leid, Meister, dass ich euch so enttäusche."

    "Mmh, nimms nicht so schwer, aber einen solch hartnäckigen Fall wie dich hatte ich selten. Normalerweise unterweise ich auch eher die Krieger. Ein Sappeur ist mir bisher nicht untergekommen. Die meisten Sappeure, die ich kenne, haben einen etwas irren Blick und riechen angesengt. Meistens sehe ich sie kein zweites Mal. Man muss wohl schon eine ganz spezielle Ader für dieses Gewerbe haben. Dein Vater ist der einer der wenigen, alten Sappeure. Ah, da ist ja Toppel wieder, gib Grimmasch mal den Hammer, und dann tretet ein wenig zurück."

    Der Hammer, den mir Toppel in die Hand drückte, war uralt. Quasi ein Methusalem unter den Hämmern. Der Kopf war ganz schartig, und der Stiel rau vor Alter. Aber er sah recht stabil aus. Zweifellos hatte er schon bessere Zeiten gesehen, und ich würde sicherlich mit ihm keinen Ulmenholzkeil heil in einen Riss schlagen können, aber es war ja auch nur zum Üben. Ich war schon froh, das Dergan mich nicht ausgeschimpft und aus dem Übungsraum gejagt hatte. So wog ich den Hammerkopf in der Linken, und umfasste mit der Rechten den Stiel.

    "So Grimmasch, nochmal von vorne. Ich werde mich nur verteidigen."

    "Äh, Meister, seit ihr euch da ganz sicher? Ich meine, wisst ihr was ihr da tut? Der Hammer ist sehr schwer..."

    "Mein lieber Junge, ich habe an der Trollpforte die Schläge eines OGERS abgewehrt. Ich BIN mir sicher."

    "Nagut, wie ihr meint, aber ihr habt keine..."

    "GÖTTER! Nun mach schon, du Grubenkriecher! Oder aus dir wird niemals ein Zwerg, und als Abschlussgeschenk kaufe ich dir einen hübschen Rock für eine Angroschna, so kannst du dann vielleicht als Andersling verkleidet weiterleben, damit keiner deine Schande sieht!"

    Das war zuviel. Eindeutig zuviel. Ich mag vielleicht nicht schmieden können, ich mag vielleicht etwas eigenbrötlerisch oder seltsam sein, vielleicht bin ich mit meinen 50 Götterläufen auch nicht so erfahren, aber kein Zwerg wird mich eine Angroschna oder einen Andersling nennen. Mein hochrotes Gesicht muss Bände gesprochen haben, da Rübenfein und Toppel sehr unauffällig und sehr schnell sich in zwei verschiedene Ecken pressten.
    Dergan benutzte die Übungsskraja und den Schild der Puppe, den er abmontiert hatte. Der Schild war nicht viel jünger als der Hammer, dafür aber mit einem massiven Stahlrahmen eingefasst. Dergan hob ihn grinsend vor sich, sodass ich nur noch seine blitzenden Augen über den Rand hinweg sah, eingerahmt von einem Zwergenhelm. Nun gut, wir würden ja sehen wie ein ANDERSLING sich schlagen würde. Mit finsterem Gesicht begann ich ihn zu umkreisen und schlug ein oder zweimal auf seinen Schild, um mich an den Schwerpunkt und die Stiellänge zu gewöhnen. Dann setzte ich zum ersten, wirklichen Schlag an. Wer tagtäglich den härtesten Stein zum zerbrechen brachte, muss nicht lange schauen, wo die Schwachstellen sind.

    Der erste Hieb traf den feinen Riss im Holz, den ich schon bei meiner ersten Lehrstunde bemerkt hatte. Es ist etwas Anderes mit einer kleinen Axt zu treffen, als mit einem massiven, zweihändigem Hammer. Kurz vor dem Aufprall drehte ich den Hammerkopf etwas, sodass die Richtung des Schlages exakt dem Faserverlauf des Schildes entsprach. Die Holzplanke gab nach und riss aus den Nieten des Stahrandes. Die Wucht des Schlages drängte Dergan einen Schritt zurück, sodass er seinen linken Fuss zurücksetzen musste, um sein Gleichgewicht zu wahren. Damit war sein rechter Fuss völlig ungedeckt, und so rammte ich ihm finsterfröhlich den Hammerstiel direkt auf auf den grossen Zeh. NIEMAND nennt mich ungestraft ANDERSLING! Als Dergan sich aufheulend zusammenfaltete, um seinen schmerzenden Fuss zu umfassen, zielte ich auf den Körperteil der mir als am besten gepanzert erschien, und sich mir freundlicherweise ungeschützt entgegen neigte. Mit einem gedämpften KLONK traf der Hammer, und Dergan kippte nach hinten.

    Rübenfein und Toppel starrten mich aus grossen Augen an.

    "Bei den Zwölfen, Herr Steinbrecher, sie haben ihn umgebracht!"

    "Ganz ruhig Herr Rübenfein, Dergan ist ein Zwerg, und Grimmasch hat ihn für seine Verhältnisse nur angetippt. Der wird schon wieder. Aber hör mal, Grimmasch, das war schon etwas unfein... oder?"

    *Schmollend* "Er ist selber schuld, niemand nennt mich Andersling!"

    "Schon gut, schon gut, leg erst mal den Hammer weg."

    "OooOOOooOOOHHH"

    "Er kommt wieder zu sich. Meister Dergan, ist alles in Ordnung."

    "OooOOhhh, Toppel, bist du das? Ich kann nichts sehen, und irgendwer scheint mir meine Ohren abgerissen zu haben. Hat sich jemand die Aufschrift auf dem Fuhrwerk gemerkt? Oiweiiiij! Rübenfein, Rübenfein, sind sie da?"

    "Ja, Herr Dergan, erstaunlich das sie noch leben. Es liegt am Helm das sie nichts mehr sehen."

    "Ka baskan Draxin! Ich...verflucht...ah....ich... kriege.... ihn.... nicht ab. Bei Angroschs gekräuseltem Rückenhaaren, Toppel, Rübenfein, helft mir!"

    Toppel und Rübenfein stemmten sich jeweils auf einer Seite gegen die Schultern des am Boden liegenden Dergans und zerrten gemeinsam am festsitzendem Helm. Erst mit dem Einsatz einer grosszügigen Portion Salbenfetts gelang es ihnen den Helm mit einem satt schmatzendem PLOPP vom Kopf des unglücklichen Dergan zu lösen, während ich immer noch schmollend auf der Bank lümmelte. Dergan stemmte sich taumelnd auf ein Knie und starrte mich sonderbar an. Der rote, ringförmige Abdruck seines Helms über Nase und Wangen, sowie die nun etwas abstehenden Ohren verliehen ihm ein groteskes Aussehen, während er mich anfunkelte.

    "Junge, du hast Talent. Das nächste mal werde ich mich besser vorbereiten, wenn ich gegen dich antrete."

    *Immer noch schmollend* "Ich habe ihnen ja sagen wollen, dass da keine Stahlkappen in den Schuhen sind."

    "Richtig, nachdem der Schild gesplittert ist hast du mir voll auf meinen... Oh Boron, ist er noch dran? AU AUAUA AUA!"

    Dergan umfasste seinen Fuss, und begann wie ein Derwisch auf einem Bein im Kreis zu hüpfen. Während Rübenfein nach draussen lief, um während dieser späten Stunde noch einen Medicus zu besorgen, legten Toppel und ich den fluchenden Dergan auf sein Bett. Als wir ihn stöhnend abgeladen hatten, hatte er sich schon wieder etwas beruhigt.

    Mit zusammengebissenen Zähnen stiess er hervor:

    "Hör zu, Grimmasch. Die letzte Abreibung dieser Art hat mir ein Thorwaler samt seinen Kumpanen verpasst. Vergiss die Skraja, das ist tatsächlich nicht die Art von Waffe, mit der du kämpfen kannst. Hier in Angbar gibt es niemanden, der dich weiter unterrichten könnte, und ich muss erstmal das Bett hüten, bis mein Fuss auf die Grösse eines Kürbis abgeschwollen ist. Ich werde dir ein Schreiben aufsetzen, da ich nur einen Mann kenne, der dich weiter unterrichten kann. Er wird dir ein paar Kniffe zeigen.
    Du wirst nach Nadoret reisen, und dich bei Hauptmann Nirulf von der Stadtwache melden. Ich habe mit ihm zusammen an der Trollpforte gekämpft, und er kann dir den Umgang mit dem Schwert und Zweihand Hiebwaffen beibringen."

    "Wie? Ich soll nach Nadoret, in dieses Kaff reisen? Wie soll ich das anstellen? Ich werde in der Binge gebraucht."

    "Keine Bange, ich werde mit deinem Vater reden. Du wirst den grossen Fluss hinauf müssen. Ich kenne noch den Eigner der Stern von Ferdok, Kapitän Albass. Er wird dich schon mitnehmen. Wenn du in Nadoret angekommen bist, geh gleich zu Nirulf, er wird wissen, was er dir beibringen muss. Nun verschwinde nach Hause und pack deine sieben Sachen. Ich muss hier ersteinmal angemessen leiden. Und das Erste, was ich morgen tun werde, ist mir anständige, neue Stiefel zu bestellen, aber mit einer doppelt genieteten Stahlkappe. OooOOOoooh. Nun ab mit euch nach Hause, ich komm schon zurecht."

    ….und so kam es, dass ich meine Sachen zusammenpackte und auszog, um meine Ausbildung als Sappeur abzuschliessen. Es sollte mein grösstes Abenteuer werden.

    Geändert von Aydan (06.11.2011 um 05:29 Uhr)

  2. #162 Zitieren
    General Avatar von Jul25
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    Der Weg in den Krieg


    »JASPER!! HIER HER!! SCHNELL!!« brüllte Alriklas, der das Kommando über die Bogenschützen übernommen hatte. Ich verstand sofort, die Reste der feindlichen Kavallerie hatten die durch unseren Angriff entstandene Verwirrung genutzt und viel nun unseren Bogenschützen mit fast dreihundert Reitern in die Flanke. »MIR NACH!!« gab ich das Komando und rammte dem Pferd die Sporen in die Flanken. »DAS IST WAHNSINN!!« brüllte einer meiner Männer, meine Antwort ging bereits unter dem Lärm unseres Angriffs unter: »Nein... Das ist Krieg!« Wuchtig rammte ich dem erstbesten feindlichen Reiter mein Schwert in die Brust, als er vom Pferd kippte hielt ich mich nicht damit auf ihn endgültig zutöten, er würde so oder so verbluten so wie so viele Andere die durch meine Hand gestorben waren.
    Gerade als ich wieder einen Feind zu Boron geschickt hatte wurde ich von einer unwiedersehlichen Kraft zur Seite geschleudert, irgedetwas hatte mein Pferd getroffen und vermutich getötet, mit einem Fluch auf den Lippen kämpfte ich mich unter dem Leib des Tieres hervor und wieder auf die Beine, soleicht würden sie mich nicht kriegen. Mit einem Wuchtigen Hieb schlug ich einem neben mir kämpfenden Andergaster die Waffe aus der Hand und schickte ihn mit einem Tritt zu Boden, um ihm dann den Gnadenstoß zu geben. Den Nächsten fällte ich mit einem schnellen Streich der ihm die Kehle durchtrennte und weitere sollten folgen...

    Und wieder vollbrachten wir schier unmögliches, gemeinsam mit den 400 für den Nakampf leidlich ausgerüßteten Bogenschützen gelang es uns die Kavallerie des Feindes zuvernichten, ich schwang mich auf ein herrenloes Pferd und gab das Komando: »AUFSITZEN!! REITER ZU MIR!!« Von meinen unrsprünglichen 150 Männern waren nurnoch 10 übrig, aber es fanden sich einige Bogenschützen die sich uns spontan anschlossen und auf die Pferde des Feindes aufsahsen unter ihnen war auch Alriklas. »UMGEHUNGSMANÖVER!!!« büllte er, ich hatte an das selbe gedacht, wenn wir der Feindlichen Infantrie in die Flanke oder in den Rücken fielen, hatten wir ein Chance den uns zahlenmäßig immernoch weit überlegenen Feind in die Flucht zuschlagen. »REITER MIT NACH!! BOGENSCHÜTZEN VERSTÄRKT DIE INFANTRIE!!« Dann gab ich meinem nunmehr dritten Pferd die Sporen und meine nunmehr 50 Reite folgten mir.
    Wärend dem Ritt um die Feindliche Formation, wenn man den Schlachthaufen der sich mitlerweile gebildet hatte überhaubt so nenen konnte, stimmte einer der Männer das Spottlied an welches am Mogen das gesammte Lager erfüllt hatte und wieder wiederholte es sich, einer nach dem andern stimmte ein, auch die Infanterie, jeder unserer Soldaten begann früher oder später mit zusingen. Und dann geschah es, erst waren es Einzelne, dann kleine Gruppen und dann gab es miteinem mal kein halten mehr, der Feind floh. »VERNICHTET SIE!!« Ich gab dem Pferd wieder die Sporen ich wollte die Andergaster für jeden gefallenen Waffenbruder bezahlen lassen.

    Drei Wochen später saßen ich und Alriklas in einer Taverne in Nostria, wir hatten mit unserem Ungehorsam 837Männer nach Hause gebracht, nicht wenige davon waren Krüppel und ich glaube nicht das jemals einer von uns wieder Ruhig schlafen würde aber wir waren zurück, nach fast zwei Jahren... Es war seltsam wieder jeden Tag in einem Bett zuschlafen, den gnazen Tag tuen zu können was man wollte. »Hey... Ihr da! Das ist unser Tisch! Also seht zu das ihr verschwindet oder wir machen euch Beine!« Fünf Männer, eindeutig angetrunken hatten den Schankraum betreten und erklärten den Tisch an dem ich und Alriklas sahsen zu ihrem Eigentum, ich sah zu meinem Freund und fragte: »Was meinst du Bruder? Du oder ich?« »Ich mach das schon...« Langsam stand er auf: »So ich geb auch eine Chance hier ohne gebrochenen Richer raus zugehen...« Der Sprecher der Männer lief hoch rot an, zückte einen Dolch und griff an, problemlos wich Alriklas dem plumpen Stoß aus und versetzte dem Mann einen Schlag ins Gesicht, ein Knacken ertönte und der Rest der Meute machte sich aus dem Staub, einige Augenblicke später folgte ihnen auch blutend und fluchend ihr Anführer. »Was wirst du jetzt machen?« fragte ich Alriklas nach einer Weile die wir schweigend da gesessen hatten. »Ich mein es wird langsam Zeit über die Zukunft nach zu denken... Ich für meinen Teil hab jedenfalls genug Tod für zwei Leben gesehen....« »Ich weiß was du meinst.....« Er schwieg einen Augenblick. »Ich denk ich werde mir Dette schnappen und ne Familie gründen... Für nen passendes Stück Land sollte der Sold reichen.« Ich nickte versonnen: »Der Traum vom eigenen Hof, wie oft hab ich ihn Am Lagerfeuer geträumt.... Hätte nie gedacht, dass er mal war werden könnte....«

  3. #163 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Auf Wanderschaft

    [Bild: grimmasch3.th.jpg]
    http://imageshack.us/photo/my-images...rimmasch3.jpg/

    Es dauerte doch noch einige Wochen bis ich aufbrechen konnte. Mein Vater versprach mir ein Auge auf die Arbeiten in der Binge zu haben. Schliesslich konnte ich nicht zulassen, dass meine Klan Brüder sich an experimenteller, exothermer Mineralogie versuchten, während ich unterwegs war. Ich liess auch Boronfried in seiner Obhut zurück, da er bereits bestens mit den unteren Stollen vertraut war. Irgendwie fühlte ich mich frei. Vor mir lag ganz Dere, und ich zog aus, um endlich meine ganz persönliche Feuertaufe zu erfahren.

    Spät im Saatmond machte ich mich schliesslich auf und verliess Angbar. Das Wetter war herrlich und bereits warm. Überall auf den Feldern sah man die Bauern den Boden pflügen, und die Luft war erfüllt vom prickelnden Duft, der die kommenden, heissen Monde ankündigte. Ausgerüstet mit ein wenig Proviant, einem Schmiedehammer und etwas Wäsche zum wechseln wanderte ich mit der Pfeife im Mund und einem Lächeln im Gesicht durch den Kosch, Richtung Grosser Fluss. Orientierung ist für einen Zwerg kein Problem. Es ist ganz einfach, ich bin ein Angroschim, und da wo ich bin ist HIER.... alles andere ist DORT! Kein Räuber, der noch alle Sinne beisammen hat, würde sich auf einen echten Angroscho stürzen, um ihn auszurauben. Unangenehm ungleich lange Beine sind die harmloseste Konsequenz. Ich machte auch die Erfahrung, dass Wölfe unter leichter Verwirrung leiden, wenn ihnen ihre vermeintliche Beute wirklich BREIT grinsend entgegen eilt. Die Biester schmecken aber überhaupt nicht, auch wenn sie schon halb verbrannt sind schmecken sie nicht wirklich nach Hühnchen. In den Tavernen, in denen ich ab und zu einkehrte, lernte ich sogar einige, neue Zwergenlieder der Erzzwerge aus Xorlosch. Sogar eins aus Angrolosch, es war eine herrliche Zeit. Leider schrumpfte meine Barschaft ein wenig zu schnell, da ich eine Zeit lang Forschungen über die leichte Nuss Note im Abgang des Hellen Ferdokers anstellte. Im Gegensatz zum etwas rauchigen Nachgeschmack des Nadoreter Doppelbocks, sagte mir die Gesamtkomposition des Hellen Ferdokers doch mehr zu. Als mich eines Tages ein Händler, der mich auf seinem Ochsenfuhrwerk mitnahm, fragte, wie ich denn bisher so weit gekommen sei, da die Wälder doch voller furchterregender Kreaturen seien, antwortete ich: „Nun, lieber Mann, was für Kreaturen denn? Ich bin bisher kaum auf eine Gefahr gestossen.“ „Nun, man sagt es gäbe hier wirklich furchterregende Wesen, wilde Eber, Wölfe, Bären, Feuerfliegen, ganz zu schweigen von den ruchlosen Räubern, die dich einfach hinterrücks überfallen. Es kann kaum etwas Gefährlicheres geben...“ „Doch, MICH. Glaub mir einfach, Bären kriegt man nur äusserst schwer auf ein Stock aufgepiekst, um sie zu garen. Einen Eber greifst du bei seinen Hauern, schaust ihm tief in die Augen und fragst ihn von Angesicht zu Angesicht welches Geräusch es wohl macht, wenn ich jetzt meine Arme auseinander ziehe.... 'Fritzzz?' Meistens beginnen sie dann zu schielen. Ein Wolf macht übrigens 'JÖÖÖÖÖÖRG' beim Durchbiegen. Feuerfliegen sind in der Tat lästig... und wenn du auf Räuber triffst, frag sie doch mal, was wohl passieren würde, wenn du mit den brennenden Granatäpfeln hier anfangen würdest zu jonglieren. Es ist erstaunlich, welche Geschwindigkeiten manche Gigr...Menschen erreichen können.“ Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend.

    Schlieslich erreichte ich völlig blank, aber sehr gut gelaunt, den Kai, an dem die Stern von Ferdok angelegt hatte. Das war bereits mitten im Feuermond. Ich händigte Kapitän Albass meine Empfehlung von Meister Dergan aus. Da ich kein Geld mehr hatte, versprach ich ihm an Deck zu helfen und seine Anweisungen auszuführen. Piet war der einzige erwachsene Mensch an Bord, neben dem etwas schnöseligen Gecken, der sich Albass nannte. Vermutlich aus Kostengründen hatte er nur die kaum dem Kindesalter entwachsene Janah, und den Jungen Hein angeheuert. So konnte ich die schweren Kisten der Ladung beim Be- und Entladen übernehmen. Ein fairer Handel, und ich kam nicht aus der Übung. Wo es möglich war half ich auch beim Treideln, sofern am Ufer überhaupt Pfade entlangführten. Kurz vor Nadoret nahmen wir noch drei Passagiere an Bord. Kaufleute allesamt, wie sie behaupteten. Der Schmächtige mit den langen Haren, die er sich jeden Morgen heimlich am Fluss frisierte, nannte sich Fuchsenberg. Was für ein Pfau. Der Angroschim hiess Gammlund, und sah überhaupt nicht wie ein Händler aus... den Namen des Dritten weiss ich nicht mehr. Er war aber viel zu fein angezogen für einen Kaufmann.

    In der letzten Nacht vor der Ankunft in Nadoret ankerten wir an einer kleinen Insel im Fluss, und waren im Begriff das Nachtlager aufzuschlagen. Kapitän Albass rief mich vom Schiff und trug mir auf Piet zu helfen.
    Der war gerade wieder dabei mit der Janah zu meckern, weil sie vergessen hatte Zunderschwamm einzukaufen. Der Holzstoss für das Feuer war bereits aufgeschichtet, und die Schlafmatten waren auch schon drapiert. Piet trug Janah auf Zunderschwamm suchen zu gehen, und ich sollte etwas auf sie aufpassen. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass etwas gefährlicheres als ein paar Grashüpfer auf der Insel ihr Unwesen trieben, war es mir sehr recht mir mal wieder an Land die Beine zu verteten. Das ständige Geschwanke auf dem Schiff ist nichts für einen wirklichen Zwerg. Kaum ein Angroschim mag es auf einem Boot umher zu schippern. Es ist übrigens ein Irrtum anzunehmen, Zwerge seien wasserscheu. In einer Binge hat man ständig mit Wasser zu tun, dass beständig abgepumpt werden muss. Ausserdem jagt jede tüchtige Angroschna ihren Mann nach der Arbeit in den Waschzuber, wenn er mal wieder mit Gruftasseln gerungen hat, oder wenn er ihr aus einem russgeschwärzten Gesicht verlegen entegegen grinst.
    Zwerge haben kein Problem mit dem Wasser, Zwerge haben nur Respekt vor der Höhe. Wir wissen meist mit ziemlicher Sicherheit wie weit der Fluss- oder Seegrund unter unseren Füssen liegt, und wie tief man sinken kann. Ein Zwerg schwimmt natürlicherweise nicht wie ein Korken auf den Wellen, speziell nicht im Kettenhemd.

    Nunja, ich folgte also Janah und plauderte etwas mit ihr über Albass, Piet und die drei geheimnisvollen Passagiere, während wir Ausschau nach trockenem Zunderschwamm hielten. Der Sonnenuntergang war zum sterben schön, und ich konnte mich kaum sattsehen an dem Lichtspiel der Sonnenstrahlen und den darin tanzenden Insekten und Pusteblumensamen. Es war wunderbar friedlich, aber der Zunderschwamm, den wir entdeckten war nass wie Koschtaler Kohlsuppe, wie Janah richtigerweise anmerkte. Einen Steinwurf entfernt stand die Ruine eines alten Zollturms, und wir beschlossen dort noch einmal nachzuschauen, anstatt Piet mit leeren Händen gegenübertreten zu müssen. Es waren nur noch die Treppen in den Keller erhalten, und so stiegen wir hinab. Unten hatten sich ein paar Fledermäuse ihr Heim eingerichtet. Lästige Biester... ich hatte nur meinen Schmiedehammer mitgenommen, und der ist nicht wirklich geeignet um ein solches Flatterviech aus der Luft zu hauen. Die Bisse dieser kleinen Teufel schmerzen höllisch, aber Janah erwischte eines mit ihrem Dolch, mitten im Flug, während ich eines zum Absturz brachte, in dem ich es anhauchte. Die letzte Fledermaus nagelte ich schliesslich mit einem beherzten Hieb an die Höhlenwand.

    Rechter Hand hatte irgendeine verlorene Seele einen kleinen Altar errichtet, und ich durchstöberte schnell die übrig gebliebenen Opfergaben. Janah hatte Angst und meinte, ich solle die Finger davon lassen, da es ein Schrein für den Flussvater sei. Ich erklärte ihr, das kein Zwerg irgendwann wirklich etwas mit Efferd oder dem Flussvater zu tun hatte, und es mir auch relativ egal wäre. Die Ausbeute war etwas enttäuschend... ein paar Kiesel, Knochen und eine alte Bronzemünze. Kurze Zeit später stupste sie mich an. „Du, da kommt etwas aus dem Wasser....“ Tatsache, eine kapitale Trollkröte hielt quakend auf uns zu. Ich mag die Viecher nicht. Sie taugen noch nichtmal dazu gegessen zu werden, die Froschschenkel von denen schecken furchtbar nach Tran. Also zogen wir unsere Waffen und machten uns bereit. Als die Kröte mit einem letzten Satz aus dem Wasser hechtete, empfing ich sie mit einem bildschönen Wuchtschlag mitten zwischen ihre Augen. Sie war darüber nicht so sehr erfreut, und begann nach uns zu schnappen. Als sie versuchte ihre Zunge nach Janah schnellen zu lassen, stellte ich meinen Fuss darauf, als sie versuchte sie wieder einzurollen. Das brachte sie etwas aus dem Konzept, und ich beendete ihre Existenz mit einem weiteren Wuchtschlag. Janah war völlig aus dem Häuschen, und meinte, ich würde ja sehen was passiert, wenn man sich den Zorn des Flussvaters zuzöge.

    Letztendlich fanden wir aber dort unten doch noch ein wenig trockenen Zunderschwamm, und wir machten uns auf den Rückweg. Im Lager angekommen, sahen wir wie Piet mit Albass diskutierte, es ging mal wieder um den Aberglauben und den Flussvater. Nachdem Piet Janah ausgeschimpft hatte, machten die beiden Feuer, und Albass bat mich den drei Kaufleuten bescheid zu geben, dass nun das Nachtlager bereit wäre. Ich schlenderte also zu den drei hinüber, die wie sich üblich etwas abseits hielten. Sie redeten gerade über irgendwas mit dem sie zu Potte kommen müssten oder soetwas, wechselten aber abrupt das Thema, als sie mich bemerkten. Ich teilte ihnen mit, dass für die Herrschaften nun ein angemessenes Nachtlager bereitet wäre. Dann kehrte ich zum Feuer zurück und legte mich auf meine Matte. Ein paar Momente später war ich eingeschlafen.

    Ich erwachte ruckartig, als ein panischer Albass sich über mich beugte und mich anschrie: „Wacht auf, wir werden angegriffen!“ und sofort weiter sprintete. Noch ganz schlaftrunken richtete ich mich auf, und tastete nach der einzigen Waffe die ich dabei hatte, meinem Schmiedehammer. Als ich auf die Beine kam, konnte ich den ganzen Schlamassel überblicken. Im Schutze der Dunkelheit hatte ein Piratenboot an der Insel festgemacht, und nun strömte eine Horde ungepflegter Girgim auf das Lager zu, in der Hoffnung reiche Beute zu machen. Na, die hatten aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mir hatte schon mehr als ein Zwerg mit einer Axt in der Hand vor der Nase rumgefuchtelt, wenn es mal wieder hoch herging in der Taverne. Gut... die Tavernenzwerge versuchen meist nur mit deinem Gesicht den Boden zu polieren, und die hier waren auf Blut aus. Mir wurde bewusst, dass dies mein erster, echter Kampf werden würde. Fest entschlossen mein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen nahm ich den Hammer in die Rechte, so wie es mir Dergan immer vorgebetet hatte. Schon stürmten zwei der Mordbuben auf mich zu, und plötzlich spürte ich das Feuer durch meine Adern rinnen, genau so, wie es der einarmige Söldner in der Taverne beschrieben hatte... Sie oder ich, etwas dazwischen gab es nicht. Der Hässliche, mit dem roten Zauselbart stürmte als Erster heran. Einen schartigen Säbel in der Einen, ein verbeultes Schild in der Anderen. Sein Kumpan zückte einen rostigen Dolch. Den weit ausgeholten Streich mit dem Säbel konnte ich problemlos unterlaufen und verpasste Rotbärtchen einen herzhaften Schlag in die Lebergegend. Während er vor Schmerz aufheulte fing das Feuer in meinen Adern an zu singen, es war fast wie ein Schock. Ich, Grimmasch Steinbrecher, würde hier und heute Nacht nicht sterben, und diese ungehobelten Ausgeburten würden es bitter bereuen sich mit mir angelegt zu haben. Ein schmerzhafter Hieb des Dolchträgers traf mich an der Schulter, aber ich war zu sehr mit Rotbärtchen beschäftigt, als das ich darauf achten konnte. Ich legte alle Kraft in den nächsten Hieb, als der Rotbart wieder nur leere Luft in Scheiben schnitt, und traf ihn mitten auf der ungepanzerten Brust. Mit einem Seufzen sank er hinten über, und ich drehte mich finster grinsend zu dem Messerjockel um, gerade als er mir einen Stich in den linken Arm gab. Er grinste siegesgewiss und tänzelte zurück. Der Schnitt war nicht tief, blutete aber. Seinen nächsten Angriff blockte ich mit dem rechten Arm ab und rammte ihm meine linke Faust dorthin, wo es WIRKLICH weh tut. Mit aufgeblasenen Backen, runden Augen und einem dumpfen „uUUUuuumPphh“ knickte er in der Mitte zusammen. Ich fasste unter sein Kinn und grinste ihn aus 10 Zentimeter direkt ins Gesicht. „Merk dir mein Gesicht, du Sohn einer havenischen Küchenschabe. Das nächste Mal, wenn du es siehst, ist es das LETZTE was du siehst!“, und damit schickte ich ihn ins Reich der Träume.

    Ich hatte einige Schläge einstecken müssen und war nicht mehr in der besten Verfassung, kam aber langsam wieder zu Atem. Weiter hinten kämpfte Fuchsenberg wie ein Stelzvogel mit einem Degen gegen ein schwarz berocktes Weib, und ich sah Janah auf der anderen Seite, die sich gerade mit letzter Kraft gegen einen bärtigen Hünen mit einer schweren Holzfäller Axt wehrte. Das Feuer in meinen Adern sang so laut, dass ich nicht weiter nachdachte, und mit einem wilden Kriegsjodeln auf den Lippen auf den Kerl zustürmte. Er drehte sich um und liess von Janah ab, hob seine Axt in schwindelnde Höhen, um mir mit nur einem Hieb den Schädel zu spalten.
    Angroschim mögen über längere Distanzen nicht die schnellsten sein, aber über kurze Strecken sind wir genauso schnell wie jedes Langohr. Wer sich nicht äusserst flink bewegen kann, wird kaum seinen ersten Stolleneinsturz überleben. Bevor er die Axt niedersausen lassen konnte, war ich heran und hieb ihm mit Anlauf direkt auf seine Kniescheibe. Doch der Kerl war zäher als seine Kumpanen, und rammte mir postwendend den Axtstiel an die Schläfe. Ich quittierte mit einem Grunzen den Hieb und schlug ihm meinen Hammer direkt auf die linke Hüfte, die dies mit einem angemessenem Knirschen aufnahm. Da war der Kampf bereits entschieden. Als sich sein Kopf auf meine Höhe herunterbog, schmetterte ich ihm den Hammer an die Schläfe, und er ging zu Boden. Ich sah gerade noch den geckenhaften Albass bedrängt von zwei Schurken, als ich den Ruf von Fuchsenberg hörte... „VORSICHT, hinter dir!“ Ich wirbelte herum, sah gerade noch wie ein Berg von Mann eine Keule mit Eisenringen in Richtung meines Gesichts herunterfahren liess, dann sah ich nur noch Sternchen, und die gnädige Dunkelheit nahm mich auf.

    Ich weiss nicht wie lange ich weggetreten war, aber ich erwachte mit einem stechenden Kopfschmerz und einem Schädel, so breit wie das Garether Stände Haus, als sich eine Gestalt über mich beugte und sagte: „Schau dir DIE Beule an....“

    Das war meine Ankunft im schönen Städtchen Nadoret.

    Geändert von Aydan (07.11.2011 um 04:17 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Nadoreter Nächte

    Kaum hatte ich mich in die Senkrechte hochgestemmt, bemerkte ich, dass das sonst typisch, leichte Schaukeln der Planken fehlte. Gammlund, Fuchsenberg und der dritte Kaufmann, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, standen vor mir, und blickten mich etwas sorgenvoll an. „Geht es euch gut? Wir sind in Nadoret, und da Albass meinte, dies wäre auch euer Reiseziel, liess er euch in unserer Obhut zurück.“ „Was ist passiert? Wie lange war ich ohne Bewusstsein?“ „Achja, das könnt ihr ja garnicht wissen. Nachdem euch dieser Pirat mit seiner Keule fast das Schädeldach eingedrückt hatte, konnten wir uns den Haufen leidlich vom Leibe halten. Leider haben sie den Grossteil der Ladung erbeutet... darunter auch eure persönliche Habe.“ „Ooh, Ochsendreck, meine Pfeife!“ „Tja, leider. Das Einzige was wir retten konnten war unser, und euer, Leben. Uns blieb nichts weiter als das, was wir am Leibe trugen. Wenigstens haben sie die Stern von Ferdok nicht beschädigt. Kapitän Albass war ziemlich erleichtert, aber er muss nun einen grossen finanziellen Verlust ausgleichen. Die gesamte Ladung war für Ferdok und Murolosch bestimmt... das wird seine Auftraggeber nicht erfreuen.“

    Ich starrte an mir herab, das waren keine guten Neuigkeiten. Ich steckte immer noch in der alten Sappeursschürze, die ich in der Binge auch nur im äussersten Notfall getragen hatte. Meine letzte Barschaft war noch da, aber mit dem einen Dukaten konnte ich mir gerade mal ein paar Humpen Bier leisten. Es war garnicht daran zu denken, dass ich mir ein kleines Zimmer im Gasthof mieten würde. Na, das waren ja mal rosige Aussichten. Ich war schon vorher blank, aber hatte wenigstens noch etwas Geld übrig gelassen, damit ich in Nadoret unterkommen könnte. Das war nun alles weg, Futschikato, wie man so unter Angroschim sagt. In der Zwischenzeit palaverten die drei „Kaufleute“ weiter, und ich erfuhr, das Gammlund garnicht Gammlund war, sondern Forgrimm hiess, und dass der Schmierige darauf bestand von nun an Cuano genannt zu werden. Na, wenn er meinte. Der grosse Blonde stellte sich als Ardo vor. Er meinte noch, sie wollten die verlorenen Waren zurückholen, und falls ich etwas erfahren sollte, wäre Ardo im Springenden Hirschen zu finden. Mit einem brummeligen „Jaja“ verabschiedete ich mich, da mir der Schmerz den Schädel spaltete.

    Jedes laute Geräusch quittierte irgendein schlecht gelaunter Bosnickel in meinem Schädel mit einem Schlag auf den empfindlichsten Teil meines Hirns. Meine Laune war verständlicherweise nicht gerade die Beste, und mein einziges Ziel war erstmal Nirulf aufzusuchen und dort irgendwo im Stall der Wache angemessen unter Kopfschmerzen zu leiden.
    Ich wankte den Steg Richtung Kaimauer herunter, als ich direkt vor mir lautes Gezeter hörte. Irgendso ein Alter Mensch mit einer sonderbaren Frisur, die rudimentär seine Glatze bedeckte, stritt sich mit einem Angroschim, der aussah, als hätte er gerade ein Stelldichein mit einer Neckerin gehabt. In seinem Bart klebten sogar noch Muscheln! Als ich heran wankte sprach er mich an. Er und der Flussvater würden ein Auge auf meine taten haben, und so... Mit so monumentalen Kopfschmerzen bin ich absolut wertfrei anderen Rassen gegenüber. Ich hasse jeden gleich viel, und dieser Zwerg ging mir gehörig auf die Hutschnur. Ich sei ein Angelpunkt im Gefüge des Lebens, und sollte ihn mal auf seiner Insel besuchen. Anscheinend waren ihm die Broschüren ausgegangen, und auf meinen zarten Hinweis, dass in Angbar an jeder Ecke ein besserer Weltuntergangprophet zu finden sei, ging er garnicht ein. Herr 'Zwerg-besuche-die-Ungläubigen-mit-erläuternden-Broschüren-wenn-ich-welche-dabei-habe' bestieg sein seltsames Floss und legte flugs ab, da der hässliche Mensch damit drohte von der Kaimauer herunterzukommen und ihn zu erwürgen. Ich kletterte schnaufend die Treppe hinauf und wurde oben direkt von Runzelglatze im Nadoreter Wappenrock in Empfang genommen. Was ich denn hier wolle... da ich irgendwo anfangen musste nach dem Weg zur Stadwache zu fragen, konnte ich auch gleich hier beginnen. Jeder Richter würde mich freisprechen, wenn ich dieses halbe Hemd von der Kaimauer werfen müsste. Entgegen aller Erwartungen wies er mir den Weg, in der deutlichen Hoffnung, ich würde schnell verschwinden. Aus schierer morbider Neugier fragte ich ihn nach den Piratenübefällen, nur um ihn ein wenig zu reizen, und einen Grund dafür zu finden ihn Efferds Gnade zu überlassen. Er wusste zwar nichts, verwies mich aber an die Hafenhändler, wenn ich diesen Aberglauben vertiefen wolle.

    Nur ein paar Schritte weiter, wollte mir ein menschliches Weibsbild eine Schatzkarte andrehen. Sie liess einfach nicht locker, und ich drückte ihr schliesslich aus purer Verzweiflung 5 Silberlinge in die Hand, nur um von dieser schrillen Stimme befreit zu werden, die den Bosnickel in meinem Kopf zur Akkordarbeit antrieb. Als sie verschwunden war gröhlte ein Mann nach mir. „He ihr da, ich habe ein Päckchen für euch!“ „VERDAMMT, was ist? Bin ich hier im Tollhaus, oder im Zwischen Netz... und ich werde es kaum glauben können, aber ich bin euer eintausendster Kunde heute Morgen, und ich habe gerade einen transportablen, und ultraflachen Ei Fernhörer mit integrierten Kobold gewonnen, mit dem ich auch noch den Mughtar in der fernen Wüste Khôm hören kann, während ich meine letzte Barschaft an euch auszahle?“ „Ähm....Öhm... nein, ich habe hier nur ein Päckchen für euch, ihr seid doch Grimmasch Steinbrecher?“ „Was? Lass sehen, du Bohnenstange.... Tatsache, nichts für Ungut, es war eine harte Nacht“ „Schon gut, ich lass euch nun alleine.“ Und damit trollte er sich. Das Päckchen war von meinem Vater. Er hatte auf dem Angbarer Markt noch ein Schwert erstehen können. Der Klan hatte etwas zusammengelegt, und sie hatten mir allerlei gute Ratschläge, einen robusten Mantel und ein paar ander, nützliche Utensilien hienein gepackt. Das waren die ersten Guten Neuigkeiten andiesem Tag. Immer noch wankend, schlurfte ich zum erstbesten Stand am Hafen hinüber und stütze mich schwer auf den tresen. „Guter Mann, was zahlt ihr mir für diesen Mantel und das Schwert hier?“ „Nun, lasst mal sehen, was der alte Olbin für euch tun kann.... OOOOOOOLBINS ALLERLEI, DA WEISS MAN WAS MAN HAT!“ „Hör zu Menschlein“ stiess ich gefährlich leise hervor „Noch so ein Geschrei, und ich sorge dafür, dass du zum Beten nie wieder in die Knie gehen musst!“ „Wie, was...äh....oh. Äh, also für den Mantel und das Schwert würde ich euch...“ Fragender Blick, beantwortet mit finsterem, drohendem Blick „Äh.... 30 Dukaten, hehe, Freundschaftspreis für einen edlen Vertreter der zuvorkommenden Gattung der Zwerge. Was sagt ihr?“ „Gebongt. Nur aus Neugier, wisst ihr etwas über irgendwelche Piraten?“ „Das ist eine Fangfrage, oder?“ „Nein, dann hätte ich dich schon im Schwitzkasten.“ „Oh, achso, naja, man erzählt sich....“ Er erzählte mir, dass er schon einiges gehört hätte, und dass es einen Wettstreit unter den Piraten geben würde. Ausserdem erwähnte er einen Bettler namens Griese, und einen Büttel am Südtor.

    Ich entschied, dass es nun endgültig Zeit wäre Nirulf zu finden. Bevor ich Olbin verliess, drückte er mir ein Paket in die Hand, dass ich dem Wirt des Sanften Ochsen überbringen sollte, es wäre nicht zu meinem Schaden, und nahe der Kaserne. Mit dem Päckchen unter dem Arm machte ich mich auf den Weg. Vorbei an zwei weiteren, lärmenden Händlern fand ich schliesslich die Kaserne und betrat den Innenhof.

    Ein muskulöser Mann empfing mich. „Grüsse, was treibt dich hier zur Kaserne?“ „Seit ihr Nirulf? Kommandant der Stadtwache?“ „StadtGARDE!“ „Wie, oh verzeiht, ich habe hier das Empfehlungsschreiben meines Meisters.“ Damit händigte ich ihm Dergans Schreiben aus. „Hm, Dergon? Ich habe mit ihm zusammen an der Trollpforte gekämpft.“ „DergAn!“ „Hm? Jaja, na dann wollen wir mal sehen wie du dich schlägst... dahinten steht eine Übungspuppe, zeig mir ein paar schöne Hiebe.“ Stöhnend sah ich in die angegeben Richtung, und tatsächlich, dort stand wieder so eine Nemesis. Schicksalsergeben zog ich meinen Schmiedehammer und hieb ein paarmal lustlos nach der Puppe. „Mhm, scheinst Talent zu haben.“ Bei Angroschs borkigen Fussnägeln, das Niveau hier muss schon recht niedrig sein. „Nun wirst du gegen einen meiner Rekruten antreten, hier hast du ein Holzschwert, ich bin gespannt wie du dich bewegst.“ Mein finster zweifelnder Blick bohrte sich in seinen Rücken, als er sich umdrehte und Pagol zu sich rief. Ich wollte einfach nur schlafen, oder wahlweise leise wimmernd leiden, aber möglichst in horizontaler Stellung... und da befahl mir dieser Nirulf einem seiner Gorillas eine Abreibung zu verpassen? Nun, ich wollte nicht unhöflich sein zu dem Mann, der mich später ausbilden sollte, also verkniff ich mir eine passende Bemerkung. 'Rekrut' Pagol kam herangestapft, empfing seine Anweisungen, drehte sich zu mir um und sagte „Na los.... schlag mich doch.“ Ich sah Nirulf noch einmal mit hochgezogener Augenbraue an, und hieb Pagol das Holzschwert in den Magen, was auch daraufhin gleich in der Mitte auseinenderbrach. Ohne lange zu fackeln verpasste ich Pagol einen kräftigen Faustschlag auf die Nase, und schickte den kahlrasierten Gorilla auf die Bretter. Nirulf sah mich nun etwas genauer an, lobte den stotternden Pagol, dass er sich wacker geschlagen hätte, und nahm mich dann mit auf die andere Seite des Innenhofs. „Das hier ist deine Truhe, du kannst hier im Turmzimmer über der Zelle schlafen. Hier ist ein Wappenrock, bei Bornhelm kannst du ein paar Sachen erstehen. Leg dich erstmal hin, du siehst schrecklich aus, selbst für einen Zwerg. Heute abend geht’s dann auf deine erste Nachtwache. Ich ernenne dich für die Zeit deiner Ausbildung zum 'Rekrut auf Zeit'. Pagol nimmt dich dann nachher mit.“

    Mit letzter Kraft schleppte ich mich in das Turmzimmer und legte mich auf das grobe Holzbett. Ich dachte noch, dass meine Karriere nicht gerade kometenhaft im Steigflug sei. Vom Sappeur in Ausbildung zu Rekrut auf Zeit, der Adelstitel kommt wohl etwas später.... und dann war ich auch schon eingeschlafen.

    Spät am Abend erwachte ich, meinem Kopf ging es deutlich besser, und ich hatte nicht mehr den Geschmack von 2 Wochen Alten Socken im Mund. Ich streifte mir den Wappenrock über und betrat den Kasernenhof. Bei Bornhelm kaufte ich den einzigen Helm, der mir einigermassen passte, und eingedenk der Tatsache, dass ein Mitglied der StadtGARDE sicherlich eine Waffe brauchen würde, das Schwert, was am wenigsten nach Altmetall aussah. Ich machte mich daran es ein wenig zu schleifen, als Pagol zu mir herüber kam.

    [Bild: grimmasch4.th.jpg]
    http://imageshack.us/photo/my-images...rimmasch4.jpg/

    „Was machst du da? Wir sollen gleich die Nachtwache übernehmen.“ „Hallo Pagol, ich bringe das Ding hier nur auf Vordermann. Im Augenblick ist es eher ein Eisenknüttel als ein Schwert.“ „Haha, was ist daran denn nicht in Ordnung? Wenn du es weiterschleifst wird aus dem Breitschwert noch ein Dolch. Das ist doch scharf.“ „Scharf? Warte einen Augenblick bis ich fertig bin, danach kann ich dir die Laute, die aus deinem Mund kommen zerschneiden.“ „HAHA, das will ich sehen.“ „Wir Angroschim mögen keine halben Sachen, wenn es etwas gibt, auf das man achten muss, dann auf den Zustand seiner Ausrüstung.... So, mal schauen...“

    „HAHA, ihr | …....... | seit | …........| kleine |
    …............| Zwerge |…....| putzige,| …...... | Gesellen.....

    …..

    …..

    DUNNERLITTCHEN! … ich.... äh... Nachtwache, äh.... du.....wir, ich meine.... ich geh schonmal los, triff mich vor dem Tor“

    Sprachs, und entschwand in einer Staubwolke, während ich zufrieden vor mich hingrinste. Bornhelm hatte mir gesagt, wo der Sanfte Ochse sich befand, und ich brauchte noch etwas kräftiges im Magen, bevor ich meine Nachtwache antreten könnte. Das Päckchen von Olbin gab ich auch gleich ab, und mit den Hellern kaufte ich mir einen kräftigen Kohleintopf. Auf dem Rückweg begegnete mir einer der fettesten Menschen, die ich jemals gesehen habe. Der Stoff seines Wams hätte ausgereicht um Gardinen für den Eingang einer Binge zu nähen. Er lamentierte mit seinen zwei Lakaien herum, dass er nicht die Stadtgarde besuchen wolle. Einer der Lakaien nannte ihn 'Baron Dajin', da wusste ich wem ich da begegnet war. Ein solcher arroganter Fettwanst als Stadtregent. Die Bürger hier hatten es nicht gut getroffen. Die Statue am Hafen war doch recht schmeichelhaft. Als ich zur Kaserne zurück kam dämmerte es bereits, und Pagol und ich machten uns auf.

    Gleich hinter der ersten Biegung krakeelte ein Mann herum. Mit dem deutlichen Hinweis auf die anstehende Nachtruhe schickten wir ihn zurück ins Wirtshaus. Über den Tempel gelangten wir zum Marktplatz. Während ich mit Pagol ein wenig schwatzte, stellte sich heraus, dass er nicht gerade helle war. Als wir dann auf zwei sternhagelvolle Säufer trafen, wollte er sogar Geld von ihnen kassieren, weil sie den Baron beleidigt hätten. Ich schickte die beiden Trunkenbolde fort, und schaute Pagol an. „Das nächste Mal, wenn du Schmiergeld kassieren willst, gehst du lieber mit jemand anderem auf Nachtwache, klar?“ „AbbaAbbaAbba... das waren Querelent... Queru... na du weisst schon.“ „Ja, ich weiss.“ „Njajaja... nu geht’s zum Osttor.“ und mit diesen Worten setzten wir unsere Runde fort.

    Ein paar Wolfsratten auf dem Weg zum Südtor boten mir zum ersten Mal die Gelegenheit mein Schwert auszuprobieren. Wir hielten ein kleines Schwätzchen mit dem Büttel dort, und schlenderten dann Richtung Breiter Weg.
    Ein paar traurige Gestalten versuchten dort gerade einen Mann auszurauben, mit eher durchschnittlichem Erfolg. Nach den Piraten jagten mir diese Trauerweiden keine Angst mehr ein. Dummerweise bestanden sie darauf die Helden zu spielen. Ich hätte es ja bei einem Klaps mit der Breitseite meines Schwertes bewenden lassen, aber sie versuchten tatsächlich uns umzubringen. So blieb Pagol und mir nichts anderes übrig als sie in Borons Hallen zu schicken. Traurig, sehr traurig. Sein Leben für ein paar Münzen wegzuwerfen... dabei waren es noch nicht mal Halbstarke, sondern ausgewachsene Männer. Menschen, ich werde sie wohl nie ganz verstehen. Auf jeden Fall war ich überrascht, wie einfach die Schwertklinge in den Brustkorb meines Gegner Drang. Mit einem Röcheln sank er zusammen. Pagol focht mit einem Dolchträger, und ich schlug den Räuber mit der Keule nieder. Wir schleppten die leblosen Körper in einen kleinen Hof, und trugen dem Opfer auf nach Hause zu eilen. Dann schlugen wir die Richtung zum Hafen ein.

    Dort angekommen, konnten wir gerade noch sehen, wie sich zwei finstere Gestalten am Tor eine Lagerhauses zu schaffen machten. Bevor wir es verhindern konnten waren sie hinein geschlüpft. Pagol und ich stürmten hinterher. Wir fanden die beiden Strauchdiebe drinnen, als sie die Waren inspizierten. Nachdem wir sie gestellt hatten, war Pagol der Ansicht, er müsse Orbert bescheid geben. „ Hör zu Pagol, ich versuche es im Guten, du Neanderthaler. Du gehst jetzt zu Nirulf und sagst ihm bescheid. Lass diese Ratte Orbert.“ Mit einem „Ha, aber Orbert zahlt besser!“ entschwand er. Seufzend wandte ich mich zu den beiden verhinderten Einbrechern um. „Jungs, wir warten hier und sehen wer erscheinen wird. Seit friedlich, dann passiert euch nichts.“ „Wir werden uns auf keinen Fall zu Orbert schleppen lassen.“ „Ich habe auch nicht vor euch dorthin zu schleifen. Ihr werdet eine Nacht in der Zelle der StadtGARDE verbringen, und morgen sehen wir weiter. Spielt jemand von euch Karten?“ „Hör zu, du halbe Portion, wir werden jetzt hier raus gehen, und du stehst uns besser nicht im Weg.“ „Die halbe Portion überhöre ich, aber wir werden hier GEMEINSAM warten.“ „Ach wirklich? Du und welche Armee?“...und mit diesen Worten zog er seinen Dolch und griff an. Sein Kumpan zog ebenfalls einen Dolch, und gemeinsam nahmen sie mich in die Zange. Meinem ersten Wuchtschlag konnte die Plaudertasche geschickt ausweichen, und ich kassierte ein paar schmerzhafte Dolchstiche. Der zweite Wuchtschlag sass dann, und etwas atemlos trieb ich ihm mit dem nächsten Angriff das Schwert bis zum Heft in die Brust. Als die Plaudertasche blutüberströmt zusammenbrach, nutzte sein Kollege die Gelegenheit mir seinen Dolch tief in den linken Arm zu treiben. Mit zusammengebissenen Zähnen nahm ich den Kampf auf. Es dauerte eine Weile, bis ich ihn niedergerungen hatte, aber er brach genauso mausetot zusammen wie der Erste. Während ich noch völlig ausser Puste war, kam Pagol zurück und beschwerte sich lauthals, dass er sie nun nicht mehr zum Hafenmeister bringen konnte. Ich liess ihn gewähren, und wir begaben uns zurück zur Kaserne, da es schon bereits zu dämmern begann.

    Als wir am nächsten morgen vor Nirulf standen, hatte sich der Hafenmeister schon bei ihm beschwert, Pagol musste Strafdienst am Besen verrichten, und mich schickte Nirulf schlecht gelaunt zum südlichen Zollhaus. Ich war glimpflich davongekommen, weil er anscheinend wusste, dass es Pagol gewesen war, der darauf bestanden hatte Orbert, und nicht ihn, zu benachrichtigen.

    Ich hatte es nicht übermässig eilig, und zudem noch schlechte Laune. Als ich dann am Zollhaus ankam, sah ich schon von weitem die zwei Galgenvölgel, die dort randalierten. Erstnachdem ich sie taktvoll darauf hingewiesen hatte, dass ich ihre Waren auch in der Kaserne der StadtGARDE inspizieren könne, lenkten sie ein. Gerade in diesem Augenblick hastete die krumme Gestalt des alten Orberts heran, was meine Laune nicht gerade hob. Er hatte jedoch eine Sondergenehmigung, unterschrieben vom Fettklops, alias Baron Dajin, selber dabei. So mussten wir sie ziehen lassen. Wir genehmigten uns einen Humpen... äh... eines erstaunlich nahrhaften Gerstensuds, als Berisa Dinkelfein heranstürmte. Zwei Männer würden gerade von Wölfen überfallen. Das war genau die Ablenkung die ich brauchte. Gemeinsam mit dem Zöllner rannten wir hinüber zur Mühle, und trafen auch gleich auf drei der Biester. Ich versuchte den Wolfsbieger anzusetzen, aber diese Exemplare waren zäh, und es dauerte eine ganze Weile, bis ich meinen Wolf abgefertigt hatte. Der Zöllner hatte derweil zwei erlegt. Etwas beschämt schaute ich auf mein Schwert, und er lachte. „Du wirst noch ein wenig üben müssen, hehe. Keine Angst, das wird schon noch.“ Und damit rannte er weiter den Weg hinauf. Oben erwartete uns das restliche Wolfsrudel über den Leichen der zwei Männer, die Orbert gerade durch den Zoll gelotst hatte. Geschah ihnen ganz recht. Ich hatte beim ersten Kampf aufgepasst, und die Wölfe konnten mich kein zweites Mal überraschen. Nachdem wir auch den weissen Leitwolf in die Schranken gewiesen hatten, kümmerten wir uns um die Leichen. Der Zöllner fand noch einen Brief, und wir wollten gerade die ganze Chose Richtung Kaserne schleppen, als Laurelin, ein Elf, auf uns zu hielt. Er meinte, der weisse Wolf wäre ein Blutwolf gewesen, und wäre an Lykanthropie erkrankt gewesen. Ich zuckte die Schultern und meinte, ja, er habe ganz schön geblutet, als ich ihm das Schwert ins Hirn gerammt habe, ein Wolf sei es auch gewesen. Auf jeden Fall war Laurelin für einen Elfen ganz aus dem Häuschen, und er versprach bei Nirulf unsere Heldentat episch zu rühmen. Ich zuckte wieder die Schultern. Ein gutes Wort bei Nirulf könnte ich wohl gebrauchen... und WUSCH war Laurelin schon wieder ganz aufgeregt weg. Elfen... Egal, ich trug dem Zöllner auf die Leichen zu bewachen und stiefelte wieder in die Stadt, beladen mit dem ganzen Kram, um bei Nirulf Meldung zu machen.

    Dort angekommen:
    „Ich bin froh dich gesund wiederzusehen.“ „Ähm, gleichfalls, Hauptmann....“ „Der Elf Laurelin erzählte mir von eurem heldenhaften Kampf gegen die Wölfe.“ „Ähja... hat er das?“ „Jawohl, ihr zwei wart sehr mutig!“ „Von WIEVIELEN Wölfen hat er denn erzählt?“ „Er hat auch erzählt, dass die beiden Toten vorher von dem alten ORBERT durch den Zoll geschleust wurden.“ „Ja, in der Tat. Aber was....“ Augenzwinkernd „Es waren ORBERTS Leute, und du hast sicherlich die Waren sicher gestellt... wie ich sehe.“ „Ja, ich dachte sie sollten in die Asservatenk....“ „Lass uns schnell jemanden schicken, damit der REST der Waren auch sichergestellt wird. Ich drehe mich jetzt ganz langsam um, und ich sehe ganz sicherlich nicht, wie du diese Dinge in deiner persönlichen Truhe verstaust...“

    Später dann, als wir alleine waren, erzählte mir Nirulf, das meine Ausbildung schon am ersten Tag beendet sei. Der Hafenmeister hatte mich auf dem Kieker, und wenn mir mein Leben lieb sein würde, so sollte ich mich ein wenig bedeckt halten. Die Stadtgarde würde mich in Ehren entlassen, und ich sei jederzeit willkommen, um meine Kampfkünste zu trainieren. Ganz grosses Tennis. Ich hatte es vom Sappeur in Ausbildung in nur einem Tag, über einen Rekruten auf Zeit, zu meiner eigenen Entlassung gebracht. Nirulf schmunzelte etwas. „Du hast dem Orbert ordentlich eins auf die Mütze gegeben, dass vergisst der nicht so leicht. Leider ist er rachsüchtig, und auf einer Patrouille in der Nacht kann dich keiner vor einem Pfeil in den Rücken bewahren. Halte dich etwas bedeckt, die 'beschlagnahmten' Waren sollten ein wenig Geld in deine Kasse spülen. Orbert hat es mehr als verdient. Aber wenn der Baron ihn deckt, kann ich als Hauptmann der Wache nichts tun. Geh zu Olbin am Hafen, er wird dir ein wenig Arbeit als Laufbursche verschaffen, in der Zwischenzeit kannst du hier bei mir weiter trainieren.“

    Das richtete mein geknicktes Ego ein wenig auf. Ich würde ein wenig die Luft geniessen, und ausserdem würde ich diesem Ardo noch das Gerücht mit den Piraten erzählen. Vielleicht könnte ich ja noch diesen Griese und den Büttel auftreiben, das wär ihm sicher ein Helles wert. Mal sehen, was die Zukunft noch so bringen würde. Zum Abschied bekam ich noch einen Schild mit dem Nadoreter Wappen geschenkt, dann lenkte ich meine Schritte in Richtung Marktplatz.

    Geändert von Aydan (08.11.2011 um 05:10 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Blutige Händel

    Da ich die ganzen Sachen von den beiden Toten Männern unter dem Arm hatte, drückte ich sie Bornhelm in die Hand und forderte ihn auf mir einen guten Preis dafür zu machen. Danach war meine Barschaft auf erkleckliche 56 Dukaten angewachsen. Um nicht weiter aufzufallen streifte ich meinen alten Fuhrmannsmantel über und zog die Hutkrempe etwas herunter. Schliesslich wollte ich nicht als wandelnde Zielscheibe für Orberts Schergen herumspazieren. Bornhelm drückte mir noch verschwörerisch einen Steckbrief in die Hand. „Wenn Orbert irgendwen anheuert um dich zur Strecke zu bringen, werden es die Beckerbolds sein. Sieh zu dass du sie unschädlich machst, bevor sie dich finden. Sie werden alle per Steckbrief gesucht. Da springt noch was für dich dabei raus.“ „Eine ganz schön blutige Stadt, dieses Nadoret.“ „Ja, da sagst du was. Ich wünschte der Dienst in der Wache wäre einfacher. Aber Was soll man machen?“ „Nun, dann werd ich mich mal als Kopfgeldjäger versuchen müssen, zwangsweise....“ Ich wollte den Weg zum Tempel hinauf nehmen, als mich ein etwas seltsamer, rundlicher Mann aufhielt „So wartet doch einen Augenblick, Herr Steinbrecher.“ „Woher kennt ihr meinen Namen?“ „Auf ein Wort, ich hätte euch einen Vorschlag zu machen. Ich habe eure Fortschritte genau verfolgt. Wie ihr diesen Blutwolf besiegt habt war schon eindrucksvoll.“ Ich schielte auf mein Schwert herab. „Eindrucksvoll?“ „Na, redet euch doch nicht kleiner als ihr seid... Oh, Verzeihung...“ „Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen, Herr 'Halbzwerg'“ „Na, naaaa, wer wird denn gleich ärgerlich werden. Kommt mit mir, wir werden die Angelegenheit in Ruhe mit meinen Mitarbeitern besprechen.“ „Ich behalte euch im Auge, ihr geht voran.“ ...und so folgte ihm hinauf zum Marktplatz, da wollte ich sowieso hin.

    In einem ruhigen Winkel nahe dem Marktplatz trafen wir dann auf seine Mitarbeiter. Er stellte sich dann auch selber vor. „Mein Name ist Gerling, und mein Amt bedingt, dass ich imemer äuserst gut informiert bin. Dies hier sind Jakoon Zagor und Fayris Luchsauge.“ „Baroschem“ „Wir sind ebenfalls auf der Jagd nach den Flusspiraten, und durch den Überfall auf die Stern von Ferdok wurde ich auf euch aufmerksam. Wir vermuten, dass die Piraten im grossen Stil schmuggeln.“ „Schmuggeln? Ich hatte eher den Eindruck, dass sie in der unkonventionellen Warenaquise grössere Interessen verfolgen.“ „Haha, ja, das mag so scheinen. Aber im Zusammenhang mit dem Schmuggel soll heute nacht ein Schiff anlegen, nach der Ausgangssperre. Wir wollen uns das mal ansehen, was sagt ihr, seid ihr dabei? Ihr würdet Jakoon und Fayris begleiten. Vielleicht bekommen wir etwas über die Piraten heraus. So wie es aussieht gibt’s auch heute nacht keine Patrouillen.“ „Ja, ich weiss, Pagol muss den Besen schwingen, und der Rest der Büttel bewacht die Tore. Also gut, ich habe noch eine Rechnung mit einem ganz speziellen Piraten offen. Wenn wir auf DEN treffen gehört er mir, damit das klar ist.“ „Gut, gut. Also abgemacht, Jakoon wartet hier auf euch, sobald es dämmert. Wenn dann alles dunkel ist werden wir loslegen. In der Zwischenzeit solltet ihr euch etwas bedeckt halten, und vielleicht noch etwas Ausrüstung kaufen.“ „Ich werde mich vorbereiten, auf bald.“ Und damit schlenderte ich auf den Marktplatz. Bei einer etwas genervten Alchemistin namens Auralia erstand ich ein wenig Gulmondtee und ein Buch über die Behandlung von Giften. Pagol hatte eine Ratte gestern nacht übel erwischt, und die Wunde hatte sich schlimm entzündet. Daher kam mir Lamundariel Flammenfreunds 'Das Gift und Du. 'Giftheilen leicht gemacht für jedermann.!' gerade recht. Auralia bat mich noch den beiden netten Herren vor dem Tempel ein wenig Bier zu bringen, da sie ihre unüberhörbare Konversation so sehr schätzte. Seltsamerweise verwandelten sich die beiden in Kröten, als sie das Gebräu herunterspülten. Eine hämisch lachende Auralia drückte mir einige Silberlinge in die Hand. Diese Nadoreter hatten wirklich einen sehr schrägen Humor.

    Auf dem Weg zu Olbin am Hafen schmökerte ich etwas in meinem neuen Buch, und es waren einige sehr wertvolle Tips darin. Olbin erwartete mich schon, er gab mir ein Paket für den Müller Dinkelfein, und ich macht mich auf den Weg. Ein wenig Geld verdienen mit Spazierengehen kam mir gerade recht, und so konnte ich auch unauffällig nach den Beckerbolds ausschau halten. Nachdem ich von Dinkelfein zu Olbin zurückkehrte hatte er bereits eine Lieferung für Magister Bruckbart zusammengestellt. Ich schlenderte zunächst in Richtung Sanfter Ochse, um dort etwas Wegzehrung zu kaufen. An der grossen Ulme stromerte ein sturzbetrunkener Mann herum, auf den die Beschreibung des Odo beckerbolds passte. Als ich ihn darauf Ansprach, sagte er nur „Haha... jetzt Haue...“ und griff mich mit einer abgebrochenen Flasche an. Es war tatsächlich einer der Beckerbolds, aber mit einem Tavernendolch, und voll wie zehn Haubitzen, hatte er keine Chance. Nach einem kurzen, aber tödlichen Kampf zog ich ihm den Ring vom Finger, damit ich Bornhelm einen Beweis seines Ablebens bringen konnte. Im anften Ochsen gönnte ich mir ersteinmal ein Krug Helles Ferdoker. Wenn der Tag so blutig weiter ging würde ich eine starke Grundlage im Magen brauchen.

    Kurz vor dem Boronsanger traf ich auf eine junge Frau, die im Fieber vor sich hin phantasierte. „Der Prinz... ich habe ihn doch nur geküsst...“ „Verzeiht, wen habt ihr geküsst, ihr seht garnicht gut aus.“ „Ich dachte... wenn ich ihn küssen würde.... wäre er ein Prinz.“ „Ähm, wen habt ihr geküsst?“ „Den Frosch... uh, mir ist so heiß.“ „Moment mal, ihr habt eine Trollkröte abgeknutscht in der Hoffnung das daraus ein Prinz wird?“ „Ich... oh... ich glaube ja.“ „Menschen, ich werde sie nie verstehen. Hier, nehmt etwas von diesem Gulmondtee, dann geht es euch gleich ein wenig besser.“ Wer hätte gedacht, dass das mir das Buch so schnell von Nutzem sein würde? Als sie wieder halbwegs bei Sinnen war, drückte sie mir noch 5 Silberlinge in die Hand und liess mich mit offenem Mund stehen. Bei den Menschen schien es nicht nur männliche Exemplare zu geben, die unter Zwergen als erotische Desperados gelten würden. Menschen....

    Ich marschierte vorbei am Boronsanger hinauf zu Bruckbarts Turm, und deponierte, wie mir aufgetragen worden war, das Paket in der Truhe vor der Tür. Eine Weile später stand ich dann wieder vor Olbin, der mich nun zu Laurelin schickte. Diesmal ging es in den Wald. Auf dem Weg geschah nichts Bemerkenswertes, und ich schmauchte ein wenig Pfeife. Der nächste Botengang führte mich zum Schneider Marcusi. Die trinkgelder konnten sich sehen lassen, und so gönnte ich mir ein paar lederne Schulterschützer. Wer weiss was heute nacht alles auf mich zukam. Ein weiterer Botengang führte zu dem Geweihten Irian im Praiostempel. Er gab mir ein äusserst grosszügiges Trinkgeld, vermutlich, weil ich seinem Novizen noch das Gebetsbuch in die Hand drückte, was dieser hatte fallen lassen. Irgendwie machte Irion einen etwas haarigen Eindruck auf mich. Muss wohl das schlechte Licht im Tempel gewesen sein. Als ich den Tempel verliess, sah ich gerade noch wie sich eine finstere Gestalt um die Ecke drückte. Ich schlich ihr nach und stand postwendend vor Bodo Beckerbold, der auch nicht lange fackelte und sofort seinen Dolch zog. Ich war inzwischen besser geworden im Umgang mit dem Schwert, sodass er keine Herausforderung für mich darstellte. Noch mehr Blut und ein weiterer Ring, gut dass ich mit dem Ferdoker vorgesorgt hatte.

    Da ich gerade auf dem Marktplatz war, hielt ich ausschau nach Griese. Der Bettler war mit deiner Knollennase nicht zu übersehen. Für einen Heller erzählte er mir, dass die Piraten ihre Schiffe unsichtbar mach könnten... was für eine Räuberpistole. Da ich eh wieder zu Olbin am Hafen wollte, nahm ich den Umweg über das Südtor, weil ich mit Karolus Räbinger eh noch sprechen wollte. Ein Schluck Ferdoker aus meinem Krug machte ihn gesprächig, und er meinte, dass die Echsen irgendwie in die Piratengeschichte verwickelt wären. Das wurde immer besser. Unsichtbare, echsische Piraten in einem Wettbewerb um den grössten Schatz auf dem Fluss. Wenn auch nur die Hälfte davon wahr gewesen wäre, würde ich heute nacht eine Interessante Begegnung mit den Schmugglern erleben.

    Olbin schickte mich dann zu 'Tante' Basemann am Boronsanger. Auf dem Weg schaute ich im Springenden Hirschen vorbei und berichtete Ardo von den Dingen, die ich über die Piraten herausgefunden hatte. Er war nur mittelprächtig begeistert, wer würde es ihm verdenken... Unsichtbare Echsenpiraten.... aber er dankte mir und gab mir ein wenig Geld für meine Mühe. Wer schaut einem geschenkten Grubenpony ins Maul? Das Geld konnte ich gut gebrauchen. Tante Basemann stellte sich als fürchterlicher Drache heraus, und ich war froh, als ich dort wieder weg konnte. Auf dem Rückweg entdeckte ich Gobo Beckerbold in der Nähe des Sanften Ochsen. Er kämpfte tapfer, aber ich hatte nicht die Absicht aufzugeben. Seufzend zog ich auch ihm den Ring ab. Da es bereits zu dämmern begann, begab ich mich zur Kaserne, um meine Sachen für heute nacht zu holen. In der Kaserne zog ich den Wappenrock wieder über, setzte den Helm auf und nahm den Schild aus der Truhe. Gerade als ich die Lederschultern anlegte kam Nirulf herüber. „Schau mal, wenn du deinen Rock hier mit dem Gurt ein wenig fester machst, und diese Schultern so umschnallst....“ Nirulf hatte wirklich einige Kniffe noch für mich bereit. Ich konnte mich viel einfacher in dem schweren Zeug bewegen. Vielleicht könnte ich wirklich noch etwas von ihm lernen.

    Jakoon erwartete mich bereits am Marktplatz. Wir machten uns gleich zum Tempel auf. Hinter dem tempel warteten wir auf die Dunkelheit. Fayris und Gerling wollten dann zu uns stossen. Während wir wareten stellte sich im Gespräch mit Jakoon heraus, dass er in Festum studiert hatte und Magier war. Er hatte allerdings ein wenig Probleme mit dem Bornland und betonte ausdrücklich, dass er Mittelreicher sei. Nuja, jeder hat seine Komplexe.... Da rannte aus der Dunkelheit Fayris auf uns zu. „Grimmasch, Jakoon.... Gerling, er..... ich... und dann Bumm!“ „ Aha. Du möchtest also auf deine unnachahmliche Weise andeuten, dass Gerling schon geschnappt wurde?“ „Ja, NEIN... er …. ich...“ „...und dann BUMM. Ja, wir haben verstanden. Also, Jakoon, Zeit den guten Gerling zu suchen.“ „Du könntest auch ein wenig feinfühliger sein, ich versuche hier glaubhaft verzweifelt zu sein.“ „Oh, keine Bange, das ist dir gelungen. Auf geht’s ihr zwei.“ Gleich hinter der nächsten Biegung stellte sich heraus, dass unsere Halbzwölfe anscheinend wie eine Herde Oger durch halb Nadoret gestampft war, da drei geistig ziemlich minderbemittelte Schläger ihrer Spur gefolgt waren und nun auf uns lauerten. Mit einem tadelnden Blick auf Fayris zog ich mein Schwert, Jakoon zauberte einen Flammenelementar heran, und nachdem Fayris und Jakoon ihren Armatrutz zu Ende gesprochen hatten griff ich an. Mit einem wilden „HUSSAAAAAAH!“ sprang ich um die Ecke, das Schwert in der Rechten, den Schild in der Linken. Der Kampf war nicht ausgeglichen. Den ersten Mordbuben streckte ich nieder, während der Feuerelementar alles dafür tat seine gesamte Umgebung in Brand zu stecken... inklusive der beiden anderen Schläger. Jakoon hieb einem der brennenden Schläger seinen Stab über den Schädeln, während Fayris mit ihrem Bogen den Anderen aufs Korn nahm. Gerade als mein Gegner blutüberströmt zusammenbrach und ich mich umdrehte kollabierte der Feuerelementar, und Jakoon sah sich nun einem ziemlich verärgertem Typen mit einer gemeinen Stachelkeule gegenüber. Sein einziger Kommentar war „Ohmist“ bevor ihm der Schläger einen herzhaften Hieb verpasste. Der Andere sprintete an mir vorbei, um Fayris den ihre entzückende Elfenrobe stramm zu ziehen. Ich konnte ihm gerade noch ein Bein stellen, bevor er sich auf Fayris stürzte. „Wirst du wohl hierbleiben? Wir wollen doch wohl nicht eine Frau schlagen?“ Und damit setzte ich mein strahlendstes Lächeln auf und stiess ihm mein Schwert zwischen die Rippen. Fayis erledigte derweil den letzten Schläger, der Jakoon bedrängte, mit einem Pfeil direkt zwischen die Augen. „So ihr zwei, ich bin nicht gerade eine erfahrener Mietklinge, aber beim nächsten Mal muss das etwas koordinierter ablaufen. Fayris, schiess nicht auf irgendwen, sondern hilf Jakoon... und du, Jakoon, versuch beim nächstem Mal einen Feuerelementar zu zaubern, der nicht durch einen leisen Lufthauch gleich wieder ausgeht.“ Die beiden sahen etwas bedröppelt aus und gelobten Besserung. So setzten wir unseren Weg zum Marktplatz fort.

    Von dort aus bogen wir in den breiten Weg zu Hafen ein, als uns zwei weiter Schläger der Schmuggler samt einem Kollegen von Jakoon entgegeneilten.“Jakoon, sie haben einen Magier dabei, schick ihn mit einem Somnigravis zu Boden!“ Dumme Idee... Während Jakoon gefühlte zwei Stunden brauchte, um den Zauber loszulassen, schoss Fayris wie wild auf den Magier. Der neue Feuerelementar und ich beschäftigten derweil die beiden Schläger. Der feindliche Magier verteilte derweil fröhlich und ganz nach belieben Ignifaxius und Fulminictus. Das tat verdammt weh, und ich hatte meine lieben Probleme auf den Beinen zu bleiben. Gerade als der Feuerelementar sein Leben aushauchte, brachte es Jakoon fertig den Zauberspruch fehl gehen zu lassen. Ich fragte mich allen Ernstes warum ich diesem Alveranskommando zugestimmt hatte. Das Positive an der Sache war, das Jakoon aufhörte sinnlos hermzustehen, da der etwas angesengte Spitzbube, den sein Elementar gerade noch bearbeitet hatte, ihm einen derben Stoss versetzte. Geschickterweise hieb Jakoon ihm dann mit seinem Stab die beine unter dem Körper weg, sodass er der Länge nach hinschlug. Ich versetzte meinem Gegner den Todesstoss und stürzte mich mit letzter Kraft auf den Magier, der gerad mit einem Balsam Salabunde seine Wunde geheilt hatte, die ihm Fayris Pfeile geschlagen hatten. Mit aller Kraft hieb ich ihm mein Schwert auf den Brustkorb, während ihn Fayris weiter mit Pfeilen traktierte. Schliesslich hatten wir ihn gemeinsam auch in Borons Hallen geschickt, und eilten Jakoon zu Hilfe. Der hielt sich ganz tapfer, aber brauchte dringend Hilfe. Der Schläger hatte gegen uns drei aber keine Chance. Nach dem Kampf musste ich etwas verschnaufen. Keine unsichtbaren Echsen, dafür aber schon 10 Tote heute. Das war mir einen Schluck Ferdoker wert. Gut das ich noch etwas übrig hatte, was für ein blutiger Tag.

    Weiter unten, am Ende des Breiten Wegs, nahe dem Tor, erwarteten uns noch einmal Schmuggler. Diesmal waren es gleich fünf, sie hatten aber keinen Magier dabei. Erstaunlicherweise lief das Gefecht recht koordiniert ab. Jakoon hatte verstanden, dass ein Somnigravis im Nahkampf keine Option war, und Fayris konzentrierte Ihre Angriffe immer auf die Gegner des Elementars. Auch wenn desen spektakulärste Eigenschaft war im Kampf zu explodieren, und Jakoon immer wieder neue herbeizaubern musste, rangen wir sie einen nach dem Anderen nieder. Schliesslich gelangten wir zum Hafen, wo Gerling in einem von zwei Lagerhäusern sein sollte. Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, sprinteten die beiden in jeweils eines der Lagerhäuser, und liessen mich sprachlos mit dem Elementar zurück. Ich stand mit offenem Mund mitten auf dem Platz und starrte ihnen nach. Menschen.... anscheinend war halb Nadoret schwer suizid gefährdet. Die eine Hälfte der Bevölkerung versuchte mit Feuereifer Alles und Jedes umzubringen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, die andere Hälfte versucht mit Hingabe sich ausrauben zu lassen, oder sich einer hoffnungslosen Übermacht zu stellen. Kopfschüttelnd steckte ich mir erstmal mein Pfeifchen am Elementar an, wenigstens dazu war er nutze, hoffentlich explodierte er nicht gleich beim Kontakt mit dem Tabak...

    SSSsssssSSSSTtttttSSSTtttttt

    Aus der Dunkelheit sausten Brandpfeile heran. Irgendwer hatte es auf mich abgesehen. Als ich herumwirbelte hielten drei hünenhafte Schmuggler grosspurig auf mich zu. „Es ist sinnlos euch zu fragen, ob ich nicht hier in Ruhe meine Pfeife geniessen kann, oder?“ „Hahaha, Jungs seht mal was wir hier haben. Einen Erdnuckel der sich verirrt hat.“ „Schwerer Fehler, Hackfresse.“ Und damit zog ich mein Schwert und griff an. Der Elementar begriff auch was das Stündchen geschlagen hatte, und steckte gleich mal einen der Schmuggler in Brand. Während der Letzte der drei mit Brandpfeilen auf mich schoss verpasste ich dem Maulhelden, der mich Erdnuckel genannt hatte eine saftige Abreibung. Mit einem Sprung in die Höhe rammte ich ihm die Schildkante unters Kinn und trieb ihm dann mein Schwert in den Bauch. Im Bemühen diesmal möglichst weit vom Elementar entfernt zu sein, sprang ich auf den Bogenschützen zu. Noch während ich mit ihm focht war plötzlich der Elementar heran und steckte ihn in Brand. Er hatte tatsächlich einen der Schmuggler erledigt. Sah so aus als ob Jakoon schnell hinzugelernt. Nachem ich die drei um ihre Habseeligkeiten erleichtert hatte, eilte ich in das Lagerhaus in dem Jakoon verschwunden war. Irgendwo musste ich ja anfangen die beiden aus dem Schlamassel herauszuholen.

    Im Halbdunkel des Lagerhauses sah ich dann schon, das Meister Ich-zauber-so-gern-laufende-Kerzenflämmchen im Duell mit zwei weiteren Schmugglern etwas Hilfe brauchte. Also auf in den Kampf. Noch während wir mit den Schmugglern fochten, betrat einer dieser nervigen Magier das Lagerhaus, zusammen mit einem weiteren Keulenschwinger. Ich brüllte noch „Jakoon, wenn du diemal wieder Somnigravis versuchst, werde ich dich nachher erwürgen! Grill den Magier!“ und dann stürzte ich mich auf den Kuttenträger. Ein Wuchtschlag und ein Ignifaxius von Jakoon setzten ihm hart zu, während mich von hinten ein Keulenschlag traf. Grunzend stolperte ich nach vorne und versetzte dem Magier noch einen hastigen Schwertstreich, der ihn auf die Bretter schickte. Der Elementar hatte natürlich wieder seinen Geist aufgegeben, und Jakoon war schon verzweifelt dabei einen weiteren herbeizurufen, während ich es mit den letzten beiden Schmugglern aufnahm. Mit Schwung hieb dem Rechten mein Schild vor die Kniescheibe und versetzte ihm mit dem Schwertknauf einen Hieb an die Schläfe, was ihn ins Reich der Träume beförderte. Der letzte Schmuggler versuchte gerade den neuen Elementar zu löschen, als ich ihm das Schwert zwischen die Schulterblätter trieb. Wir eilten sofort aus dem Lagerhaus und wollten Richtung Fayris stürmen, als mich Jakoon zurück riss. „Warte, dort, alles voller Schmuggler, wir sollten unauffällig sein.“ „Du machst Witze, oder? Wie soll das mit einer 4 Schritt grossen, lebendigen Fackel gehen?“ Wir schauten beide auf den Elementar. „Das wird hart, die haben einen Magier dabei.“ „Ja, hab ich gesehen, den knöpfen wir uns als Erstes vor. Sobald der hinüber ist konzentrierst du dich darauf immer neue Elementare zu rufen, sobald wieder mal einer explodiert ist. Wenn dir jemand zu nahe kommt haust du ihm die Beine weg. Den Rest mache ich.“ „Also gut.“ „Auf geht’s!“ Und wild entschlossen stürmten wir zu zweieinhalbt auf den Magier zu. Mit Wut im Bauch zog ich ihm einen Scheitel. Der Magier war schnell in Borons Hallen geschickt, und wir wandten uns den Schlägern zu. Es waren Götterseidank nur drei Nahkämpfer. Einer von ihnen bestand darauf Dolche nach uns zu werfen. Menschen... wie will der einen Zwerg hinter den ganzen Kisten aus 10 Schritt Entfernung treffen, wenn der sich gerade mit seinem Kumpan prügelt? Auch diese Schmuggler wurden erfolgreich niedergerungen, und ich hatte genug von dem Gemetzel. Mein ganzer Wappenrock war blutbesudelt, und das neue Schild schon ganz verbeult. Wir versuchten etwas zu Atem zu kommen, um danach das Lagerhaus von Fayris zu stürmen. Neuer Elementar, neues Glück. Und damit stiessen wir das Tor auf.

    Drinnen sahen wir den unglücklichen Gerling an einen Pfeiler gefesselt, während ein älterer Mensch mit eitler Frisur in weisser Kutte vor ihm auf und ab schritt. Genau in diesem Augenblick schoss Fayris wie ein Flaschenteufel auf der anderen Seite des Lagerhauses um die Ecke, legte einen Pfeil auf die Sehne und schoss auf den Schlafrobenträger. Der Pfeil prallte an seinem magischen Schild ab, und ich stöhnte... noch einer dieser Magier. In diesem Augenblick löste sich ein kapitaler Blitz aus seinen Händen des Magiers und traf Fayris mitten auf die Brust. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen brach sie zusammen. Jakoon schrie auf und wollte den Magier stellen, doch der drehte sich nur höhnisch lachend um, und liess einen Glühkristall fallen. Während Jakoon auf ihn zu rannte sammelten sich Schrott und Abfallreste um das Glühen und formten langsam einen überdimensionalen Schrottgolem. Mir stockte der Atem. Ich hatte an diesem Tag mehr Blut vergossen als in meinem gesamten bisherigen Leben.... doch auf einen waschechten, magischen Golem war ich nicht vorbereitet. Die Kämpfe mit den Schmugglern und den Beckerbolds waren mehr ein Gemetzel als ein Kampf, und ich hatte nie wirklich das Feuer durch meine Adern pulsieren gespürt, aber das hier trieb mir einen eiskalten Schauer den Rücken herunter. Der Kerl war kein gewöhnlicher Magier, und während Jakoon und ich mit offenem Mund den Golem dabei zusahen, wie er sich ein paar Sensen an die eine Hand baute, und einen massiven Amboss an die Andere, machte sich der Magier aus dem Staub.

    Kaum hatte der Golem das Gefühl, er wäre komplett, wankte er auch auf uns zu. Mich durchschoss heiß mein Überlebenswille, wie in der Nacht des Piratenüberfalls. Entweder würde ich diesen Haufen Altmetall in seine Einzelteile zerlegen, oder ich würde dabei draufgehen. Ein wildes Grinsen trat auf mein Gesicht, und ich zog das Schwert. „Jakoon, das Ding ist aus altem Holz, zünde ihn an! Und jetzt zu dir du ausrangierter Klodeckel... ich hatte ein paar echt miese Tage. Und wenn wir hier fertig sind, mache ich mir aus deinem Oberschenkel ein neues Pfeifchen. HUUUUUAAAAAAAAARGH!“ Damit eröffnete ich den Kampf. Jedesmal, wenn er mit den Sensen nach mir schlug musste ich ein Stück zurückspringen. Der Elementar zündelte mit Feuereifer an ihm herum, überlebte aber nicht die ersten drei Hiebe. Wenigstens brannte das verdammte Ding. Doch dann traf mich der Amboss mitten auf die Brust, und ich segelte auf Hüfthöhe horizontal an Jakoon vorbei, der gerade dabei war einen neuen Elementar herbeizurufen. Flämmchen sprintete auch gleich auf den Golem zu und steckte ihn wieder in Brand, während Jakoon panisch vor dem Golem in Kreisen davonlief. Wäre der Golem einfach stehen geblieben, hätte er Jakoon einfach eine tachteln können, wenn er das nächste Mal an ihm vorbeigesprintete wäre... aber so lief Jakoon schreiend vorne weg, den Golem auf den Fersen, und dahinter versuchte Flämmchen ihm die Hacken zu versengen. Ich rappelte mich wieder auf, rückte den Helm zurecht, und griff wieder an. Was für ein Tag.... „Komm her du Sohn eines leckgeschlagenen Fasses tulamidischen Fusels. Halte still, und ich schnitze dir 'Grimmasch was here' in den Teil, mit dem du garantiert nicht denken kannst!!!“ Der Kampf wogte hin und her, aber der Golem wurde zusehends instabil, da er ständig brannte. Irgendwann knickte sein Linkes Bein ein, weil das verbrannte Holz sein Gewicht nicht mehr trug. Mit einem wilden Kriegsjodeln nutzte ich sofort die Gelegenheit, um ihm den lächerlich kleinen Eimer von den Schultern zu trennen, der als sein Kopf diente. Ich hätte nach oben schauen sollen, denn genau in dem Augenblick, als mein Schwert den Eimer traf holte er gerade zu einem kapitalen Hieb mit dem Amboss aus, sodass der direkt über mir schwebte. Von seinem magischen Leben befreit stürzte der Schrotthaufen zusammen, und ich bekam den Amboss direkt auf den Kopf. Helm hin oder her, das ist selbst für einen Zwerg zuviel, und ich kippte seufzend hinten über. Während Jakoon mit einem verzweifelten Schrei zu Fayris eilte, umfing mich gnädige Dunkelheit und erlöste mich von den Erinnerungen an diesem blutigen Tag.

    Geändert von Aydan (09.11.2011 um 05:40 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Der Zoll ist nicht genug

    Stöhnend klärte sich langsam meine Sicht. Jakoon kniete verzweifelt über der reglosen Fayris, während ich mich ächzend hoch stemmte. Schon wieder Kopfschmerzen. Die letzte Beule war gerade mal dazu übergegangen in einem tiefen grün-gelb abzuschwellen, da hatte ich schon wieder mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Ich befreite erstmal schlecht gelaunt und brummelnd Gerling von seinen Fesseln. Der Bosnickel war wieder da, und diesmal hatte er eine Zweihandaxt mitgebracht, anstelle des Hammers. Wie sich herausstellte, hatte der Magier Fayris voll erwischt, und sie hatte keine Chance gehabt. Ewige Rache schwörend nahm Jakoon ihren Bogen mit. Warum er ihr auch noch das knappe Leibchen ausgezogen hatte entzieht sich meiner Kenntnis, damals hatte ich auch wirklich keine übertriebene Aufmerksamkeit für menschliche Pietät und Begräbnisrituale. Heute wundere ich mich allerdings ein wenig.

    Wie dem auch sei, Gerling erklärte uns, dass der Magier ein Herr Kaltenstein gewesen sei, den er aus seiner Jugend kannte. Er muss eine interessante Jugend gewesen sein. Nach einigem Palaver wurde beschlossen, dass Jakoon mich ab jetzt begleiten würde, um mit mir zusammen auf Piratenjagd zu gehen. Ich merkte gerade grummelnd an, dass ich mir aber nicht die Beine rasieren würde, um ihren Standards näher zu kommen, und Jakoons Trauer zu dämpfen, da war Gerling auch schon verschwunden. Da es mal wieder bereits dämmerte, machten wir uns auf den Weg zum Markt. Ich wusste schon garnicht mehr wie ein richtiges Bett aussah. Wir stiefelten direkt in den Springenden Hirschen, um Ardo von unseren Entdeckungen zu berichten. Immerhin gabs auch schon beim ersten Mal ein paar Dukaten, und Jakoon hatte auch kein Geld. Ardo war etwas überrascht, dass ich einen Magier mitbrachte, schien aber nichts gegen seine Anwesenheit zu haben. Nachdem wir berichtet hatten, quetschte uns Forgrimm noch eine Weile aus, während Cuano schweigend zuhörte. Als wir auf Stitus Blumfoldt zu sprechen kamen, wurden alle drei hellhörig. Sie erzählten, dass sie ein Schiff gemietet hätten, und das sie damit auf Piratenjagd gehen wollten. Wir wären herzlich eingeladen daran teil zu nehmen. Ich hatte sowieso nichts weiter vor, Jakoon wollte mit, um sich zu rächen, und ausserdem würde ich das Geld für ein Zimmer sparen, wenn ich an Bord schlafen könnte. Also war es beschlossene Sache, und ich kam zu meinem ersten richtigen Abenteuer. Nach dem ganzen Morden in Nadoret brauchte ich eh etwas Luftveränderung.

    Als wir am Hafen ankamen, stellte sich allerdings heraus, dass der gute Kapitän, namens Dielbrack, vollkommen pleite war. Anscheinend rettete ihn nur Ardos Geld vor dem Bankrott, er hatte schon seine Mannschaft nicht mehr ausbezahlen können. Die war daraufhin postwendend stiften gegangen, und bevor es losgehen konnte, musste sich jemand darum kümmern. Dieser jemand war natürlich mal wieder ich. Mit Kopfschmerzen.... Nunja, und wenn ich diese Xomascho an ihren Ohren aufs Schiff schleifen musste, nicht meine Schuld, ich sollte sie ja nur wieder bringen. Als Erstes gingen Jakoon und ich zu Nirulf und holten meine Sachen ab. Er zeigte mir auch noch, wie ich meine Beinarbeit verbessern konnte, um so Hiebe besser zu parieren oder auszuweichen. Die Wache hatte noch einen Imker geschnappt, der Feuerfliegen gezüchtet hatte. Falls wir auf irgendwelche Nester stossen sollten, wäre uns der ewige Dank der gesamten Nadoreter Bürger sicher, wenn wir sie unschädlich machen würden. Danach bestand ich darauf bei Meister Bruckbart vorbeizuschauen, denn ich war es leid mit einem Magier herumzuziehen, der noch nicht einmal einen Balsam Salabunde buchstabieren konnte. Auf dem Weg dort hin konnten wir drei der Nester bereits entfernen. Flämmchen war diesmal eine grosse Hilfe, da er die Biester gleich reihenweise anzündete, und jeweil einen halben Schwarm im Alleingang röstete. Nachdem wir bei Bruckbart ein paar Zaubersprüche für Jakoon gelernt hatten, ging es Richtung Laurelin. Unterwegs vernichteten wir noch mehrere dieser Feuerfliegen Nester. Ich muss gestehen, dass ich vom Fleiss des Imkers einigermassen beeindruckt war. Laurelin brachte dann Jakoon bei, wie er Fayris Bogen richtig herum halten könne. Und nach einigen Probeschüssen konnte ich sogar hinter dem Holzstapel wieder hervor kommen.

    Auf dem Weg zurück durch das Südtor von Nadoret entfernten wir auch noch alle restlichen Feuerfliegen Nester, und wollten dann über den Marktplatz zurück zur Kaserne. Griese faselte dort etwas von „mal unter dem Tempel nachschauen...“, und wir setten uns etwas abseits hin und wollten unsere schmerzenden Füsse etwas ausruhen. Ein Pfeifchen in Ehren.... Gerade entspannte ich mich so schön, da trat eine alte Vettel auf uns zu. „Möchtet ihr Blumen kaufen? Schaut hier, ich schenke euch DIESES VEILCHEN! RAAAAAAAAAAAARGH!“ Sprachs und hieb nach meinem Gesicht. Vor lauter Schreck fiel ich hinten über von der Bank, und der kapitale Schwinger verfehlte meine Nase nur um Haaresbreite. Mutter Beckerbold hatte uns gefunden, und die war garnicht erfreut darüber, dass ich ihre drei Söhne auf dem Gewissen hatte. Nun, so erübrigte sich auf jeden Fall die Suche nach ihr. Jakoon hieb ihr geistesgegenwärtig die Beine unter dem Körper weg, sodass ich mich aufrappeln konnte und mein Schwert zog. Es war kein fairer Kampf, aber sie weigerte sich aufzugeben, und versuchte sogar noch einen Fulminictus zu zaubern. Nachdem sie das zeitliche gesegnet hatte, nahmen wir auch ihren Ring mit.

    Bei Marcusi deckten wir uns dann mit etwas Wäsche zum wechseln ein, da wir sicherlich nicht so schnell wieder ein passendes Geschäft zu Gesicht bekommen würden. Mit dem Blutgeld von Bornhelm für die erlegten Beckerbolds, und der Belohnung für all die zerstörten Feuerfliegen Nester gönnte ich mir noch einen schönen Zwergenmantel bei Proximus, einen Buckler bei Bakur, und einen Sappeurshelm bei Schmied Tarno. Jakoon meinte, er habe noch eine Gugel, etwas Abenteurerkluft und Schuhe in seiner Truhe auf dem Schiff. Wir verstauten alles auf der Thalaria von Kapitän Dielbrack, und nahmen dann die Spur von Silberzahn Jallik, Vierfinger Salm und der Stummen Hummel auf. Der erste sollte gerne Wetten, und Griese hatte doch etwas von Katakomben gemurmelt? Nun gut... mal sehen. Unter dem Tempel und dem Marktplatz waren ausgedehnte Tunnel zu finden, aus denen Kampflärm herauftönte. Als wir näher kamen, entdeckten wir eine Arena, in der sich gerade zwei Männer die Schädel blutig schlugen. Die Zuschauermenge schrie aufgeregt herum und feuerte die beiden an, so auch der gesuchte Silberzahn Jallik. „Na, willste wetten?“ „Hm, nee, lass mal.“ „Was meinste, auf wen soll ich setzen?“ Ich schätzte die beiden Kämpfer ab, Krüppelmacher Reto sah schon überl mitgenommen aus, und Steinbirne Barakor tänzelte um ihn herm. „Ich würd auf Krüppelmacher Reto setzen, der hat gleich sein Comeback.“ „Na gut, Wulfgrimm, alles auf Reto“ Ein paar Sekunden später lag Krüppelmacher Reto im Staub, und Barakor rannte jubelnd im Kreis. „Hätt ich mal nicht auf dich gehört, nu hab ich kein Geld mehr.“ „Du könntest zu Dielbrack zurückkommen, er hat gerade einen Auftrag von einem reichen Händler bekommen.“ „Dielbrack? Niemals, dem hab ich das alles hier zu verdanken....“ „Hör zu, Xomascho, ich habe kaum geschalfen heute nacht, und ich habe tierische Kopfschmerzen, siehst du diese Faust hier? Die riecht nach Boronsanger.“ „Pah!“ „Aber diese hier...“ ich hielt ihm meine rechte Faust unter die Nase. „....vor der hab ich selber Angst. Und nun wirst du zu Dielbrack gehen und dich zurückmelden, VERSTANDEN?“ „Schongutschongut, ich hab ja verstanden...“ Und damit trollte er sich.

    Aus der Ecke löste sich eine hünenhafte Gestalt. „Hoho, ein Mann des kleinen Volkes, du bist doch hier nicht mit meinem Medicus Wurrwosch verwandt, oder?“ Aus einer anderen Ecke keifte ein Zwerg „Ich kann alles hören Wulfgrimm, ich komm gleich rüber und leg dich selber aufs Kreuz!“ „Nichts für ungut, war nur ein Scherz, hoho. Wie sieht es mit euch aus, Meister Zwerg, habt ihr Lust selber in die Arena zu steigen? Es winken 2 Dukaten, wenn du Steinbirne Barakor umhaust.“ „Zwei Dukaten? Abgemacht.“ Und damit schob er mich in den Arenakäfig zu dem noch immer jubelnden Barakor. „Hör zu, Weichbirne, ich bekomme zwei Dukaten dafür dich umzuhauen, bleib mal eben stehen.“ „Weichbirne? Oah, DAS wirst du bereuen.“ Zwei Wuchtschläge später lag er bewusstlos auf dem Boden. Wulfgrimm war ganz begeistert. „Na, was ist? Noch ein Kampf?“ Er war gerade dabei die Wetteinsätze zu zählen, und muss wohl eine Menge verdient haben. „Connar ist schon ganz wild darauf dir ein paar neue Löcher in dein Kettenhemd zu stanzen. Wenn du gewinnst winken dir diesmal 4 Dukaten.“ „Für 4 Dukaten kann er das gerne versuchen.“ Und damit wurde ich das Zweite Mal in den Käfig geschoben. Meine Kopfschmerzen liessen nach, und mir gegenüber stand ein recht durchtrainierter Gigrim, der aber partout darauf bestand halb nackt zu kämpfen. Das Publikum war begeistert, nur Jakoon meinte, ich solle mich beeilen, er wäre dieses barbarische Spektakel überdrüssig. Jaja, Herr auch so fein, huch wo ist denn mein Elementar geblieben... ich verdiente hier das Geld, und er mäkelt auch noch rum. Ich schaute finster an dem Nackedei hoch, der sofort mit seinem Dreizack über mich herfallen wollte. Zu dumm nur, dass ich immer noch meine schweren Arbeitsstiefel mit der nützlichen Stahlkappe trug. Ein herzhafter Tritt gegen sein ungeschütztes Schienbein verlagerte den Kampf auf meine Augenhöhe. Er war schon etwas zäher, und parierte meine Wuchtschläge, half ihm aber auch nicht wirklich. Man sollte nie nackt kämpfen. Und so war ich ein paar Augenblicke später 4 Dukaten reicher. Wulfgrimm war begeistert. Ich sollte nun für 6 Dukaten gegen Ifirnia, eine Amazone antreten. Jakoon nahm mich kurz zur Seite. „Lass mich dir helfen, die sieht fies aus. Ich hab auf dich gewettet, mach mir keine Schande... „ Er zauberte einen Stärkezauber auf mich, und schubste mich wieder in den Käfig, wo auch schon die Amazone im geschwärzten Leibchen wartete. „Männer? Pah.“ „Angenehm, Grimmasch.“ Und damit trat ich ihr genauso wie Connar gegen das Schienbein. Doch sie steckte das gut weg, und verzog nur etwas das Gesicht. Beachtlich, kämpfte sie doch fast so halbnackt wie schon Connar vor ihr. Gut, sie hatte einen Brustpanzer. Wenn ich während eines Regengusses mich direkt vor sie gestellt hätte, wäre ich garantiert nicht nass geworden. Aber sie benutzte auch einen Schild. Damit konnte sie einen meiner Wuchtschläge abfangen, der Zweite sass aber, und fügte ihr eine schmerzhafte Wunde zu. Trotzdem gelng es mir nur mit Müh und Not sie niederzuringen. Jakoons beeindruckter Kommentar war diesmal: „Ich bin zwar kein Fachmann, aber mir scheint, das war ein ausgezeichneter Kampf.“ Das Publikum war völlig aus dem Häuschen, und Ifirnia vermachte mir noch aus Respekt vor meiner Kampfkunst ihren Helm. Wurrwosch bekam glänzende Augen bei seinem Anblick, und so verkaufte ich ihn direkt an ihn. Ausetzen wollte ich den nicht, da ich nicht als Zwergenamazone durchgehen würde.

    Völlig durchgebeutelt vom Kampf beschlossen wir den Erfolg mit einem Hellem im Springenden Hirschen zu begiessen. In der Taverne stiessen wir dann auf die Stumme Hummel, die nun garnicht mehr so stumm war. Als ich ihm drohte mit den Fingern in seinen Naslöchern ihn zu Dielbracks Schiff zurückzuschleifen, trollte auch er sich brummelnd Richtung Hafen. Mir war die Lust auf ein Helles vergangen, und ich wollte nochmal schauen, ob nicht Schmied Tarno eine bessere Waffe im Angebot hätte als diese Stahlzahnstocher, die sich Schwert schimpften. Als wir bei ihm ankamen, sahen wir Vierfinger Salm mit ihm palavern. „Das bisschen Gedengel nennst du Arbeit?“ tönte das Grossmaul. Ich tippte ihm auf die Schulter, schaute ihn finster an und deutete gen Hafen. „DIELBRACK! JETZT!“ Nach den Kämpfen hatte ich keinen Nerv mehr für Diskussionen. „Willst du mir drohen? Dahin geh ich nicht zurück, nur über meine kalte, tote Leiche.“ Und damit hob er die Nase in die Luft und verschränkte demonstrativ die Arme. Ich zog das Schwert und antwortete „In Ordnung, wie du meinst!“ Als ich ausholte fiel mir Jakoon in den Arm, und wir gingen in einem wüsten Gerangel zu Boden. „Grimmasch, bist du verrückt geworden? Das war nur eine Redewendung!“ „Lass mich sofort los, er hat gesagt er will sterben. Ich will nur noch ins Bett und mindestens 3 Tage schlafen. Der Kerl steht zwischen mir und meiner Koje, ich habe schlechte Laune, Kopfschmerzen, und er will sterben...“ Während Jakoon verzweifelt versuchte mich hinter seinem Rücken zurückzuhalten, grinste er Salm entschuldigend an. „Wie ihr seht ist mein Partner hier ein wenig... äh ... direkt. Es wäre besser ihn nicht zu reizen.“ Doch der nun leichenblasse Viefinger Salm beschleunigte immer noch auf dem Weg in Richtung Hafen, und bekam nur die Hälfte mit.

    So gingen wir auch in Richtung Hafen, und ich beschloss mindestens zwei Tage durchzuschlafen.

    Auf der Thalaria verstauten wir alles in unsren Kisten, während Jallik, Salm und Hummel im Rekordtempo auftakelten. Dielbrack erkundigte sich noch „Wie habt ihr das jetzt angestellt?“ Jakoon antwortete an meiner Stelle „Sehr viel diplomatisches Feingefühl, und ein Appell an die Loyalität dieser Männer.“ „Beeindruckend, so, Herr Ardo, wo soll es nun hingehen?“ „Ich würde sagen, wir sollten zuerst nach Thurstein segeln“ Ich, grummelnd „Falls wir unterwegs an irgendeiner Insel vorbeikommen, und irgendein Zwerg mit Muscheln im Bart winkt mit Broschüren herüber, fahrt einfach weiter. Der Kerl wollte mich anscheinend beschwatzen seinem Flussvater-Club beizutreten. Die Sorte kenne ich zur Genüge.“ „Moment mal. Bruder Emmeran hat euch eingeladen? Auf seine Insel? Wir werden sofort dort hin fahren.“ Ka baskan draxin... noch so ein Spinner, und dazu noch ein Gigrim. Das konnte heiter werden, also lenkte ich ein, in der festen Absicht dort nichts zu unterschreiben. „Also gut, aber wenn ihr mich weckt auf der Fahrt, ich komme nicht für den Wundarzt auf. Und mit diesen Worten verschwand ich unter Deck und legte mich in meine Hängematte.

    Am nächsten Tag erwachte ich, als wir bereits bei Bruder 'Besuche-die-Ungläubigen-mit-erläuternden-Broschüren' Emmeran vor Anker lagen. Seufzend folgte ich Ardo an Land, wo uns schon der Muschelzwerg freudestrahlend erwartete. Ardo und er diskutierten ein wenig, und er erzählte von dem alten Efferd Tempel, und Schatten dort unten, und so weiter und so fort. Ja, der Tempel war alt, ja, da gabs bestimmt Schatten drin... und? Mit der Zeit stellte sich dann allerdings heraus, dass Emmeran ein Geode war. Geoden sind ein Völkchen für sich. Immer leicht sonderbar, vielleicht war etwas dran, aber ich hatte schon zu viele 'Propheten' in Angbar erlebt, um auf faule tricks begeistert hereinzufallen. Er las mir dann als Höhepunkt seiner Führung noch aus der Hand. „Ja, ohjaaaaa..... du wirst dein Schicksal erfüllen...“ „Achwas, wär ich jetzt nicht so drauf gekommen.“ „Aber hüte dich vor der Fisternis....“ „Ich weiss, wenn ich in einem langen, dunklen Tunnel bin, halte dich fern vom Licht.“ „Ich bitte mir ein wenig Respekt aus, ich prophezeie hier in Höchstform!“ „Entschuldige, wenn ich dich unterbrochen habe.“ „Njajaja, also, wo war ich? Achja, ...aber hüte dich vor der Dunkelheit, und den Tentakeln aus der Tiefe!“ „Ok, ich werds versuchen.“ „Die Thalaria wird euch sicher nach Thurstein tragen, zu eurer Erlösung, oder eurem Verderben.“ Ardo, ganz überrascht „Woher wisst ihr das wir nach Thurstein wollen?“ „Ardooo... meine Güte, Thurstein ist der nächste Hafen flussabwärts. Selbst ein blinder Troll kann dir sowas prophezeien...“ „Öh, stimmt, da hast du recht Grimmasch.“ „Und du, junger Angroschim, wenn du es gefunden hast, dann bring es zu mir. Du wirst es wissen, wenn du es siehst.“ „Ja, gaaanz sicher. Ardo, wir wollten gerade ablegen, oder? WIR WOLLTEN DOCH GERADE ABLEGEN!“ „Wie, was? Ohja, Bruder Emmeran, ich habe diese Unterhaltung sehr genossen. Seid versichert, das wir eure Worte und Warnungen beherzigen werden.“ Kapitän Dielbrack strahlte über beide Backen, nachdem seine Thalaria von Emmeran gesegnet worden war, und wir schipperten Richtung Thurstein davon.

    Zwei Tage später legten wir im Zollhafen von Thurstein an. Sofort kamen zwei 'Zöllner' und verlangten den zuständigen Händler zu sprechen. Wegelagerer wäre eine passendere Beschreibung für die zwei Dumpfbacken gewesen. Ardo raunte noch Forgrimm und Cuano zu, dass sie schon einmal vorgehen sollten. Er würde den Zoll erledigen und dann nachkommen. Zankend verliessen die beiden das Schiff, während Ardo versuchte die beiden Zöllner etwas einzuwickeln. Jakoon und ich beschlossen auf eigene Faust den Hafen etwas zu erkunden. Sarastro Castellani klagte über seine fehlende Ladeliste, und die hiesige Wirtin war gerade dabei die Sachen ihres durchgebrannten Ex-Mannes Gero vor die Tür zu schmeissen. Sie war nicht gut auf ihn zu sprechen, und ihre Versuche seine Kiste aufzustemmen, in der sie sein Geld vermutete war nicht von Erfolg gekrönt. Wir versprachen ihr, sollten wir etwas herausfinden, ihr bescheid zu geben. Ein wenig weiter trafen wir auf Luzia, die ihren Verlobten vermisste. Irgendwie schienen die Männer hier akut zu diffundieren, wenn sie in die Nähe von Frauenzimmern kamen. Auch ihr versprachen wir zu helfen, sollten wir auf ihren Verlobten treffen. Ein paar Schritte weiter stritten sich Forgrimm und Cuano vor dem Aussentor der Zollfeste.

    „Bei Phex, du bist so stur wie eine ganze Herde Ochsen. Was willst du denn tun? Das Tor einschlagen und den Kommandanten zur Rede zu stellen?“ „Ich hab keine Zeit für deine Schleichereien, ich geh da jetzt rein!“ Forgrimm, Cuano, was tut ihr hier? Ardo meinte doch wir sollten zusammenarbeiten?“ „Ja, aber Meister Tausendsassa hier will es mit der gesamten Garnison aufnehmen.“ „Nunja, Cuano, ich denke, wenn Forgrimm sich mit den Zöllnern anlegt hat er den Zwergenvorteil.“ „Zwergenvorteil? ZWERGENVORTEIL?!? Du bist noch verrückter als Forgrimm, Grimmasch. Es ist unmöglich diesen Kampf zu gewinnen.“ „Es gibt kein Wort für unmöglich in Rogolan. Es gibt nur feine Abstufung von 'Herausforderung' Manche sind eben nur etwas grösser.“ „Garoschem Groscho! Ka robolosch hortiman Angroschin. Gortoscha Mortomosch! Die Einstellung lob ich mir!“ „Zwerge, ich werde jetzt UNAUFFÄLIG versuchen dort hineinzukommen.“ Sprachs, und liess Forgrimm, Jakoon und mich zurück. „So, ihr zwei, wir gehen jetzt mal mit dem Kommandanten reden!“ Wir betraten durch das Aussentor die Zugbrücke, auf der Allerlei Zeug stand. Das Fallgitter des Haupttores war geschlossen, und so stellte sich Forgrimm direkt davor auf und brüllte den Wachen oben auf dem Wehrgang zu: „Macht sofort das Tor auf, wir wollen mal mir eurem Kommandanten ein paar Worte wechseln!“ Jakoon stand mit säuerlichem Gesicht hinter ihm. „Sehr diplomatisch Forgrimm, ich muss schon sagen.“ Oben tauchte plötzlich ein Zöllner mit einem lächerlichen Schnauzbärtchen auf. Schaut mal wen wir da haben Leute... schliesst das Tor. Zöllner Ugo, probiere doch mal deine Armbrust an der halben Portion da unten aus.“ Das Tor schloss sich überraschend schnell, und mit einem 'TWÄNNNNG' prallte ein Bolzen von Forgrimms Helm ab.

    [Bild: grimmasch5.th.jpg]
    http://imageshack.us/photo/my-images/36/grimmasch5.jpg/

    „Ihr Vandalen! Das hätte ins Auge gehen können. Mal sehen wie euch das schmeckt!“ Mit diesem Worten begann er wie ein Irrer die Bierfässer zu voller Hellem ferdoker zu Kleinholz zu verarbeiten. Das versetzte die Zöllner in helle Aufruhr, und sie stürmten herunter, in der Hoffnung noch das ein oder andere Fass zu retten. Von oben brüllte Schnauzbärtchen „Seid ihr völlig verblödet, lasst das Tor zu!“ Aber es war schon zu spät. Forgrimm, Jakoon und ich erkannten die Gunst der Stunde und stürmten durch das sich öffnende Tor. Dahinter trafen wir auf drei Zöllner, die mehr schlecht als recht mit ihren Waffen umzugehen wussten. Während Forgrimm und ich uns etwas warmliefen im Kampf, rief Jakoon Flämmchen herbei, zauberte einen Armatrutz und begann dann auf die Zöllner mit dem Bogen zu schiessen. Die drei fielen auch recht schnell, aber Schnauzbärtchen war uns entwischt, und hatte weiter oben die Garnison alarmiert. Angrosch sei dank waren diese Zöllner sehr langsam, sodass nur 4 von ihnen bereits auf dem Hof waren. „Grimmasch, du nimmst den Linken, ich den Rechten, und Jakoon, sieh zu das du am Leben bleibst! PUUUUTTPUTPUTPUTTPUTT, ja wo sind deine meine Zöllner, na kommt heeeer, jaaaa so ists fein!“ Und damit hieb er dem Ersten seinen Lindwurmschläger in den Oberschenkel. Ich nahm den Zöllner links davon ins Visier, und unterlief seinen Stoss mit dem Speer. Mein Schwert traf mit voller Wucht auf seine rechte Schulter. Flämmchen beschäftigte den einen Bogenschützen, Jakoon den Anderen. Schnaubärtchen hastete panisch in den nächsten Hof.

    Kaum hatten wir einen Zöllner erledigt, kamen schon wieder zwei als Ersatz aus dem Wachraum. So lief ich hinüber und stiess den Kistenstapel vor der Tür um. Drinnen hörte ich die Horde eine Treppe herauf trampeln und schaute nach oben. Auf einer grob gezimmerten Empore, zu der eine hölzerne Treppe hinauf führte, war eine offene Tür zu sehen. Dort wollten sie hin! Ich stürmte die Treppe hinauf, verpasste dem Bogenschützen dort oben einen kräftigen Hieb, und schmiss die Tür ins Schloss. Damit war ihr Nachschub ersteinmal abgeschnitten. Unten im Hof hörte ich Forgrimm lärmen „Jakoon, Schieb den Wagen vor die Tür... und zauber mal nen anständigen Elementar, hier sind schon überall Aschehäufchen. Was bist du für ein Magier? Einer von der Wattebäuschen Akademie zu Fluffighausen?“ „JAJA, das nächste mal, wenn du nach einem Balsam Salabunde krähst wirst du etwas länger warten, Kurzer!“ „Ich komm gleich rüber zu dir, wenn ich diesen Möchtegrenzöllner in die Schranken gewiesen habe! Schieb endlich den Karren davor!“ Ich eilte zurück zu Forgrimm, der es mit drei Zöllnern gleichzeitg aufgenommen hatte. Jakoon schaffte den Wagen vor die Tür, und als wir die restlichen Zöllner erledigt hatten, hatten wir eine kleine Verschnaufpause. Jakoon erneuerte seinen Armatrutz, rief Flämmchen, und stärkte Forgrimm und mich durch einen Zauber.

    Kaum war er fertig, rasselte das Tor zum Innenhof nach oben, und vier neue Zöllner sprinteten heran. „Ist hier ein Nest? Na dann kommt mal her ihr Torfschädel... Du da! Du abgebrochene Trollfresse, ja, genau dich meine ich. Schau mal das hier ist meine Axt. Schau genau hin. So sieht eine Axt aus, die dir jetzt deine Kniescheibe in Stücke haut.“ Und mit einem erstickten Schmerzenslaut ging der Zöllner zu Boden. Weiter oben hatten sich hinterhältigerweise Bogenschützen verschanzt. Während Jakoon sie mit Pfeilen eindeckte, eilten Flämmchen, Forgrimm und ich um die Barrikade herum und griffen sie von hinten an. Ein paar Bogenschützen weiter trafen wir wieder auf Schnauzbärtchen. Diesmal hatte er eine Kreuzung aus Oger und Mensch organisiert. „So, mein lieber Ontho, jeder, der hier vorbei will ist dein Feind. Töte sie!“ Jawohl Herr Oberzöllner Taschmann.“ Oberzöllner Taschmann... Schnauzbärtchen war also so eine Art Offizier. „Es half nichts, wir mussten ihm nach, und dieser Muskelberg stand im Weg. Forgrimm und ich begannen auf ihn einzuhacken, während Jakoon und Flämmchen die Bogenschützen beschäftigten. Ontho war ein harter Knochen, und erst als wir ihm mehrfach den rechten Fuss gemeinsam pedikürt hatten, konnten wir ihn bezwingen. Ich war ganz schön mitgenommen, und hatte von dem Nagelbrett, dass Ontho als Waffe verwendet hatte, eine hässliche Wunde an der linken Schulter. Da das Gatter zum Festungsinneren geschlossen war, verschnauften wir etwas, und Jakoon heilte meine Wunde mit einem Balsam Salabunde.

    Als wir einigermassen zu Kräften gekommen waren, erwartete uns Taschi hinter dem Gatter. Er wollte verhandeln, und wir sollten ihm folgen. Jakoon war das nicht geheuer, er vermutete eine Falle. Aber die Gelegenheit in die Festung selber zu kommen war zu günstig, also folgten wir Herrn Oberzöllner nach drinnen. Im Hof drehte er sich dann hämisch grinsend um. „Drei Dummköpfe laufen in ihr eigenes Schicksal, wie dumm seid ihr eigentlich, schaut euch um!“ Und wirklich, auf den Holzemporen standen Zöllner mit Brandpfeilen und legten auf uns an. Aus dem Tor gegenüber rumpelte auch noch eine Balliste hinter ein paar Holzschilden. Das sah garnicht gut aus. „Ihr werdet hier und jetzt sterben.“ Zu allem Unglück begann es auch noch zu regnen. Im schemenhaften Zwielicht, erhellt von Blitzen, erspähte Forgrimm Cuano auf dem Wehrgang hinter den Bogenschützen, der sich dort gerade vorbei stahl. „Hey, Schleicher, hilf mir mal!“ brüllte er zu ihm hinauf. Sämtliche Bogenschützen drehten sich zu dem wie vom Donner gerührten Cuano um. Er schaffte es gerade noch hinter einen Kistenstapel zu hechten, und um ihn herum prasselten die Pfeile ins Holz. „Ganz toll, Forgrimm. Wirklich eine taktische Meisterleistung.“ In dem Augenblick war Taschmann hinter den Holzschilden der Balliste verschwunden und gröhlte die Bedienungsmannschaft an „ZIELT AUF DEN ZWERG!“ „Mit Verlaub, Herr Oberzöllner, welchen? Da sind zwei von denen!“ „Ihr inkompetenen Trottel, den mit den Hörnern....“ Die Balliste schwang herum, und richtete sich auf Forgrimm. Der war nun echt sauer, zum Teil über sich selber. „Was? Ihr wollt mit diesem Überdimensionalen Flitzebogen einen Zwerg erwischen? Wisst ihr was ich von euch halte?“ Und mit diesen Worten drehte er sich um, liess seine Hose herunter und präsentierte ihnen das blanke Hinterteil. „NÄNÄNÄNÄÄÄNÄÄÄÄÄNÄÄÄÄÄÄ!“ „Spaaaaaahaaaaannt!“ „Forgrimm, VORSICHT!“ Forgrimm raffte in Windeseile seine Hose wieder hoch, war aber einen Tick zu langsam. „SCHIESST“ Mit einem TWÄÄÄNGGGG löste sich der eingelegte Felsbrocken und traf Forgrimm mitten in den Magen. Er wurde von der Wucht nach hinten in die Stützen einer der Emporen geschleudert, die darauf hin mit infernalischem Krachen über ihm zusammenbrach. Der Zöllner mit den Brandpfeilen, der noch eben darauf gestanden hatte, strampelte noch einen Augenblick in der Luft, dann schlug auch er in den Schutthaufen ein. Von oben johlte Cuano „Das könnte funktionieren, Kurzer!“ Während sich der Schuttberg in Bewegung setzte, weil Forgrimm sich etwas lädiert herauswühlte, gröhlte Taschmann schon wieder „Zielt auf den Zwerg.“ „Welchen Herr Oberzöllner?“ „Bei den Zwölfen!!! Wie schaffst du es zu atmen mit deiner Intelligenz??? Also gut, zielt auf den MAGIER!“ Jakoon war nur noch ein Schemen, als er über den Hof zur nächsten Empore hastete. „SPAAAAHAAAAANNNT!..... SCHIESST!“ das Projektil schlug hinter Jakoon ein, und riss die zweite Empore herunter. Jakoon sprintete weiter, und Forgrimm richtete sich gerade wieder auf. Auch die dritte Empore brach zusammen, aber Jakoon wurde böse erwischt und von den Beinen geholt. „NÄNÄNÄNÄÄÄNÄÄÄÄNNÄÄÄÄÄÄ!“ Forgrimm war voll in seinem Element, und hatte sich vor der vorletzten Empore mit blankem Hinterteil aufgebaut. Das reizte Taschmann endgültig zur Weissglut. „ZIELT AUF DEN ZWERG MIT DEM NACKTEN HINTERN! SPAAAAHAAAAANNNNT!.....SCHIESST“ Forgrimm hatte diesmal die Hose schnell genug hochgerafft und schaffte es gerade so dem Geschoss zu entgehen. Er hielt erst an, als er vor der letzten Empore stand. „NÄNÄNÄNÄNÄÄÄÄNÄÄÄÄÄÄ“ „Ich bringe diesen Zwerg um, SPAAAAHAAAANNT! ....SCHIESST!“ Forgrimm schaffte es abermals dem tödlichen Geschoss zu entgehen, und die letzte Empore donnerte samt Zöllner zu Boden. Damit war der Weg frei für Cuano, der zum Fallgatter hinüberhetzte, unter dem die Balliste stand. Mit Wucht riss er den Hebel für das Fallgitter herunter, und das herabsausende Fallgitter zertrümmerte die Balliste. Damit war der Weg frei zum Eingang des Hauptgebäudes der Zollfeste. Cuano jubelte triumphierend und gesellte sich dann zu uns. Direkt vor der Tür zum Hauptgebäude erwartete und nun Taschmann mit seinem letzten Aufgebot.

    Während der Regen immer stärker wurde, bereiteten wir uns auf den Sturm die Treppe hinauf zur Tür vor.

    Geändert von Aydan (12.11.2011 um 16:28 Uhr)

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    Der Weg in den Krieg


    Das alles ist nun schon fast drei Jahre her, das Schicksal hat mich bisher davon verschont wieder das Schwert zu nehmen, aber sonst hatte ich viel Pech. Die Narben im Gesicht sind nicht gerade ein Frauenmagnet und als wandernder Tagelöhner lebt es sich nicht gerade angenehm, aber was soll ich mich beschweren, das Klagen habe ich schon im Krieg verlernt und genutzt hätte es mir auch nicht. »Jasper! Jetzt mach schon du fauler Kerl!« schnautzt der Bauer der mich für einen Hungerlohn über die Erntezeit eingestellt hatte. »Ist ja gut...« Ich griff die Sense fester und machte mich wieder ans Werk, selbst für das kürzeste Verschnaufen warf mir Odo der Bauer Beschimpfungen an den Kopf ich hörte schon garnicht mehr hin, wenn er mich mit Worten bedachte für die ihm so mancher den Schädel eingeschlagen hätte.
    »Was ist das dahinten für ein Staubwolke?« Wollte mit einem mal Kasmo, Sohn des Bauern wissen, ich blickte auf und hatte das Gefühl mir würde das Herz stehen bleiben. »Schnelle Reiter.... Mindestens 20 in Angriffsformation...« Odo sah mich schief an und begann dann zulachen: »Achso ich verstehe! Du Eisklumpen hast dich im Scherzen versucht...« »Nein.... Alle die weiter leben wollen ab zum Haus!« Ich warte nicht ab was Odo antwortet sondern lief los, der Krieg hatte mich eingeholt. »WARTE! VERDAMMTER KERL KOMM ZURÜCK!!« brüllte Odo mir nach, doch in mir schlug der Soldat durch: »VERDAMMT NOCH EINS!! ZUM HAUS HAB ICH GESAGT!!« Dieser Aufforderung kam sogar Odo nach, wenn gleich er mehr darauf aus war mich zur Rede stellen.

    Am Haus angekommen begann ich meine wenigen Habseligkeiten zu durch wühlen. »Woher wollst du wissen, das das Soldaten sind? Du bist doch blos ein Tagelöhner!« fragte Odo, der von der Angst der anderen langsam erfasst wurde. Stat zu Antworten holte ich hervor was ich gesucht hatte, mein schwerer Rucksack, den ich seit langer Zeit nicht mehr geöffnet hat.... »WOHER BEI BORON?!« Odo staunte nicht schlecht als ich mein schweres Kettenhemd, das Schwert und den Rest meiner alten Ausrüstung auspackte: »Ich war zwei Jahre als Soldat in Andergast.... Glaub mir die werden uns niedermachen wenn wir es nicht verhindern...« Je mehr ich von meiner Ausrüßtung anlegte desto mehr sahen die Auern mit einemal zu mir auf, geradeso als könnte ich alleine sie verteidigen: »Jeder der Willens und Stark genug zum Kämpfen ist, holt sich jetzt ne Sense oder ne Mistgabel, dazu ein Messer, nen Dolch oder nen Hammer im Gürtel!« Was tust du da? Diese Miliz wird kaum zehn Mann stand halten und schon garkeinen 20.... Ich war verzweifelt, selbst mit den knapp 20Mann des Weilers war es eigendlich unmöglich selbigen zu halten. Ich schloss die Augen und begann zum ersten Mal vor einem Kampf beten: »Kor schenke uns die Stärke die wir für diesen Kampf brauchen! Rondra gib uns den Mut hier stand zuhalten! ... Boron sende Golgarie um die Gefallenen übers Nirgendmeer zutragen....« Heute also sehen wir uns wieder Waffenbrüder!

    »MISTGABELN IN DIE ERSTE REIHE!! DAHINTER DIE SENSEN!! FASST WEIT HINTEN AN UND HALTET SIE AUF HÖHE EINER PFERDEBRUST!!« Mehr konnte ich ihnen in der kurzen Zeit die uns blieb nicht erklären, der Feind war heran: »EGAL WAS PASSIERT JEDER BLEIBT AN SEINEM PLATZ BIS ICH DAS SIGNAL GEBE!!« Im nächsten Moment brach die Hölle los, die Reiter trafen auf unsere Reihe, fünf der 24Reiter wurden aus dem Sattel geworfen und sieben meiner Leute wurden niedergetrampelt oder aufgespießt. »MACHT SIE NIEDER!!« Brüllte der Komandant der Reiter direkt neben mir, ich sah nur noch das Aufblitzen einer Klinge und dann schlug ich auch schon auf dem Boden auf, nur das Federrauschen in meinen Ohren verriet mir wie schlimm meine Verletzungen waren.

    Geändert von Jul25 (15.09.2012 um 10:49 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Hungriges Haustierchen

    Taschmann hatte sich, mit seinen letzten, verbliebenen Leuten, hinter ein paar Barrikaden vor der Tür zum Hauptgebäude der Zollfeste verschanzt. Sie wagten sich nicht aus der Deckung, und so hatten wir Zeit uns ein wenig vorzubereiten. Forgrimm griff sich ein Schild, das einer der toten Zöllner bei sich getragen hatte. Cuano streifte ein paar Handschuhe über, die Jakoon noch in seinem Beutel bei sich trug. Eine Gugel passte ihm ebenfalls,sodass er zumindestens rudimentär seine Haarpracht schützen konnte. Was für ein Pfau. Wenigstens hatte er seinen Degen dabei. Forgrimm und ich grinsten uns gegenseitig an, als sich Cuano die Gugel überzog. „Soll ich dir noch etwas Salbenfett leihen, damit deine Lockenmähne nicht verrutscht, Schleicher?“ „Spotte du nur, Faulatem, wenn ich von unseren Heldentaten hier in Nadoret berichte, werden mir die Frauen zu Füssen liegen, während du wieder nur deinen Kummer in Hellem Ferdoker ersäufst.“ „Soll mir recht sein, Cuano. Ich kann mit solch dürren Bohnenstangen eh nichts anfangen. Sie würden meiner Männlichkeit sowieso nicht standhalten.“ „Zwergische Männlichkeit? Du redest von einem der kleinsten Dinge auf ganz Dere?“ So ging es eine ganze Weile hin und her, und Forgrimm und Cuno waren drauf und dran die Waffen zu ziehen, als ich einschreiten musste. „Jungs, habt ihr vergessen wo wir sind? Da vorne warten ein paar Zöllner darauf, dass wir zu ihrem Kommandanten wollen.“ Beide Kontrahenten brummelten etwas, aber liessen von einander ab. Jakoon stand nur kopfschüttelnd an die Festungsmauer gelehnt. Er hatte bereits seinen Armatrutz erneuert und Flämmchen reanimiert. Ich hob meinen Buckler. „So, dann lasst uns mal hören, ob dieser Taschmann nicht bereit ist einzulenken. Kommt mit.“

    Gemeinsam marschierten wir auf die ausladende Treppe zu. Taschmann lugte über den Rand der Barrikade. „Was wollt ihr? Ihr habt fast alle meine Männer erschlagen. Wir können uns über den Preis einigen. Die Piraten können sehr grosszü....“ Forgrimm fiel ihm ins Wort „PIRATEN? Ihr macht gemeinsame Sache mit diesem Pack?“ Cuano bekam ein nachdenkliches Gesicht. „Jetzt wird mir Einiges klarer. Ihr haltet Ausschau nach lohnender Beute, und sie erledigen die Drecksarbeit, nicht wahr?“ „Nein, wir.... ich... äh... Ihr seid gar nicht auf Geld aus, stimmts? Ihr wollt etwas ganz Anderes....“ „Sehr richtig, Xomascho, wir hatten nur einen Verdacht, aber so wie es aussieht lagen wir ganz richtig.“ „Ich verstehe, Männer, das sind die Schnüffler, vor denen wir gewarnt wurden. Jetzt gilt es, sie oder wir.“ „Wir wollen uns aber nicht abschlachten lassen, Herr Oberzöllner.“ „Wenn ihr nicht durch ihre Hand sterbt, werdet ihr allesamt nachher in der Grube darüber nachdenken können, ob ihr nicht die falsche Entscheidung getroffen habt. Und ich meine die mit dem Teich.“ Die Zöllner um Taschmann wurden bleich, aber noch während sie ihre Waffen hoben zwinkerte Forgrimm mir zu und deutete mit dem Kinn in Richtung der Zöllner links hinter Taschmann, und wir stürmten beide ohne einen Laut die Treppe hinauf. Forgrimm bog nach rechts, ich nach links ab. Während uns sowohl die Zöllner, als auch Jakoon und Cuano verblüfft nachstarrten, hatten wir die erste Barrikade erreicht. Erst als wir die ersten Zöllner dahinter erreicht hatten stiess Forgrimm ein wildes Kampfgeheul aus, dass seinem Gegner das Blut in den Adern gefrieren liess. Ich sparte mir meinen Atem und holte schlicht aus. Anstatt aber zuzuschlagen rammte ich meinem Gegner mit der Linken den Schild direkt an die Kinnspitze. Er fiel wie von Blitz getroffen zu Boden. Sein Kumpan hinter ihm liess den Bogen fallen und nestelte an der Keule in seinem Gürtel herum, die sich offensichtlich in seinem Wams verfangen hatte.

    Inzwischen hatten Jakoon und Cuano ebenfalls verstanden, was die Stunde geschlagen hatte. Jakoon schickt Flämmchen los, um Taschmann selbst anzugreifen, und Cuano begann irgendeinen Hokuspokus, der einen leichten Nebel über alles um ihn herum legte. Das schien die Zöllner sehr zu irritieren, und ihre ersten Angriffe fielen so tapsig aus, als würden Kinder mit Holzstöcken spielen. Taschmann hatte ein Langschwert gezogen und hieb leicht angesangt nach Flämmchen, unserem leuchtendem Maskottchen, während Jakoon ihm einen Fulminictus auf den Pelz brannte, und dann begann ihn mit Pfeilen einzudecken. Nachdem Cuano mit seinem Nebelgedöns fertig war, zog er seinen Degen und drang mit einem gekünstelten „HAHAAAA!“ auf Taschmann ein. „Na Taschi, komm, und versuch dich mal an einem ebenbürtigen Gegner.“ Taschmann hatte Flämmchen gerade auf einen Aschehaufen reduziert und wandte sich, immer noch schwelend, Cuano zu. „Na, wie siehts aus, Herr Oberzöllner? Mal bin ich hier, mal bin ich dort, bin ich zu schnell für euere Hoheit?“ Taschmann starrte ihn halb fassunglos, halb aufmerksam an. „...und wo ist mein Degen nun? Hier in der Rechten, und jetzt in der Linken?“ Cuano stach in Richtung Taschmann, und der Degen prallte mit einem DOIOIOIOINNNG von dessen Schild ab. „Ohohohooooo, schnelle Reflexe habt ihr, Aber wie sieht es mit eurer Beinarbeit aus? Schwierig ein so bewegliches Ziel wie mich zu treffen, was? HAHAAA! Wenn ich hier so von links angr....“ Mit einem dumpfen WUUMPF traf Taschmanns Schild Cuano mitten ins Gesicht. Als dieser mit wutverzerrtem Gesicht langsam auf den am Boden jammernden Cuano zutrat, war Jakoon gerade dabei seinen Invocatio Elementum zu Ende zu sprechen. „Was denkst du wer du bist? Ich werde dir deine Flausen schon austreiben!“ Mit diesen Worten hob er sein Schwert und wollte Cuano in zwei Hälften teilen. Jakoon hatte in fliegender Hast seinen Bogen gespannt und liess einen Pfeil von der Sehne schnellen. Er verfehlte Taschmann zwar, aber der musste sich hinter seinem Schild in Sicherheit bringen, sodass Cuano ein unrühmliches Ende erspart blieb. Dafür eilte er nun auf Jakoon zu, um ihn einen Kopf kürzer zu machen. Cuano rappelte sich auf, während Jakoon ein hastiges „Ohmist“ ausstiess, und wechselte den Bogen mit dem Kampfstab.

    Der erste Schwertstreich traf Jakoon schmerzlich, aber er konnte ihn teilweise ablenken. Flämmchen hieb nach Taschmanns Schildarm, und Cuano baute sich im Rücken von Taschmann auf. Jakoon versuchte Taschmann mit dem Stab zu Fall zu bringen, der nutzte aber nur die Öffnung in der Deckung aus, um einen weiteren Treffer mit seinem Langschwert zu landen. Dann stach ihm Cuano seinen Degen direkt zwischen die Schulterblätter. Der Stich war nicht tödlich, weil das Kettenhemd des Zöllners Schlimmeres verhinderte, aber die Wunde war tief und musste höllisch weh tun.

    Forgrimm und ich hatten die restlichen Zöllner bereits in Borons Hallen befördert und eilten dem bedrängten Jakoon nun zu Hilfe. Während ich zusammen mit Flämmchen auf der linken Seite gegen seinen Schildarm einen Angriff starteten, Hieb ihm Forgrimm mit einem wuchtigen Schlag seiner Axt in den Schwertarm. Taschmann wurde durch die Wucht des Angriffs zu Boden geworfen und stand nicht wieder auf. Schwer atmend stützte sich Forgrimm auf seinen Schild und grinste Cuano an. „Nun, waren das deine schon fast legendären Fechtkünste? Wenn du mit Grimmasch und mir mithalten willst da drinnen, ohne nach 10 Sekunden die Radieschen von unten zu bewundern, solltest du etwas mehr als tun, als wie eine feine Dame auf dem Hofball herumzutänzeln.“ „Du könntest Fechtkunst nicht einmal erkennen, wen sie dich beissen würde.“ Jakoon fiel mit hochgezogener Augenbraue ein „Du solltest wirklich versuchen ein wenig am Leben zu bleiben, Cuano. Die Zöllner hier sind nicht irgendwelche betrunkenen Raufbolde.“ „Wenn wir einen etwas unauffälligeren Weg in die Festung gefunden hätten, müssten wir überhaupt nicht hier mitten im Regen Blut vergiessen.“ „Hört auf zu streiten.“ Knurrte ich die drei an. „Cuano, sieh zu, dass du Jakoon die Feinde vom Hals hälst. Mir egal wie du das machst, und wenn du ihnen dazu im vollen Lauf die Schnürsenkel zusammenbinden musst. Pass auf, dass wir deine sterblichen Überreste nicht von der Wand kratzen müssen. Wir gehen da jetzt rein.“ Mit diesen Worten schloss ich die Tür auf.

    Innen schlug Cuano vor durch das Verlies einen Weg nach oben zur Kammer des Festungskommandanten zu suchen. Ich bezweifelte, ob es überhaupt einen zweiten Weg hinunter gab. Ausserdem wollte ich nicht das Elend in den Zellen auch noch zu Gesicht bekommen. Jakoon war zwar nicht begeistert, aber machte sich kampfbereit. Cuano lamentierte immer noch herum, während Forgrimm und ich die Tür zur Haupthalle aufbrachen. Auf der anderen Seite schien gerade die gesamte restliche Garnison zur Fahnenflucht übergegangen zu sein. Gefühlte 150 Zöllner hoben die Köpfe aus den Truhen und Kisten, die sie gerade durchwühlten auf der Suche nach irgendetwas, was sich zu Geld machen lassen könnte. Der Anblick zweier einsamer Zwerge in der Tür schien den Grossteil von ihnen zu belustigen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Bei einer Übermacht von drei zu eins werden selbst Feiglinge nicht fliehen. Vier von ihnen hatten Bogen dabei, der Rest zog ein buntes Sammelsurium an Waffen. Ich warf Forgrimm einen Blick zu. „Weisst du noch, was ich vor dem Tor gesagt habe, Forgrimm? Es gibt kein Wort für 'Unmöglich' in Rogolan, nur eine feine Abstufung von 'Herausforderung'. Dies hier ist nur eine etwas grössere Herausforderung.“ „Recht hast du, Grimmasch. Gortoscha mortomosch, lass uns diesen Trantüten zeigen wie echte Angroschim kämpfen.“ Wir nickten uns grimmig zu und stellten uns Rücken an Rücken auf, während uns die Zöllner einkreisten.

    Jakoon und Cuano lugten vorsichtig um die Ecke in den grossen Saal und sahen, wie Forgrimm und ich von den Zöllnern eingekreist wurden. Beide wurden etwas blass, aber Flämmchen entschied für alle Beteiligten, dass es nun an der Zeit wäre für etwas Wärme zu sorgen. Er sprintete um die Ecke, und 5 Zöllner drehten sich zu Jakoon und Cuano um. Flämmchen überlebte keine 4 Sekunden und ging in einer spektakulären Explosion in seinen Aschezustand über. Jakoon dachte garnicht weiter nach und begann sofort einen neuen Elementar zu zaubern. Durch Flämmchens Intervention war der Ring um Forgrimm und mich lockerer geworden, und wir hatten es jeder nur noch mit drei Gegnern zu tun. Allerdings schossen die Bogenschützen immer noch auf uns. Wir wehrten uns so gut es ging und konzentrierten uns darauf so viel Schaden auszuteilen wie möglich, und dabei das leise Schwingenrauschen Golgaris zu überhören.
    Jakoon konnte Flämmchen reanimieren, bevor die 5 Zöllner heran waren. Cuano hatte seinen Nebel gezaubert und den Degen gezogen. Als der erste Zöllner heran war zog er noch ein Ass aus dem Ärmel. Plötzlich war sein Gegner in einen Funkenregen gehüllt und wurde von mehrfachen, magischen Schlägen getroffen. Noch während dieser schmerzhaft das Gesicht verzog hieb Cuano ihm den Degenkorb auf die Nasenwurzel, nur um daraufhin den Speer zur Seite zu stossen. Dann trieb er dem taumelnden Zöllner den Degen mitten in den Bauch. Anscheinend hatte Herr 'Fuchsenberg' doch mehr zu bieten als nur flotte Sprüche und geckenhafte Hüpfer. Sein Kampfstil erinnerte zwar mehr an die berühmte Tavernenakademie der feinen Künste, aber er teilte auf jeden Fall mehr aus, als er einsteckte. Jakoon hatte seinen Gegner mit dem Kampfstab von den Beinen geholt und brannte ihm einen Ignifaxius auf den Pelz. Die restlichen drei Zöllner teilten sich auf. Einer brachte Cuano etwas aus dem Gleichgewicht, und trieb ihm mit einem fiesen Stoss der Eisenkeule die Luft aus den Lungen. Flämmchen widmete sich dem letzten Zöllner und hatte ihn bereits in Brand gesteckt.
    Trotzdem sein brennender Gegner sich gerade wieder aufrappelte setzte Jakoon selbstlos zu einem Balsam Salabunde auf Cuano an. Der hatte es auch bitter nötig. Bedrängt von zwei Zöllnern gleichzeitig, lief ihm das Blut bereits auf der Brust herunter, da er einen schweren Schwertstreich an die Schulter kassiert hatte. Der brennende Zöllner, der Jakoon angegriffen hatte holte wieder aus und erwischte ihn am Bein, gerade als Jakoon seinen Balsam Salabunde auf Cuano beendet hatte. Jakoon wandte sich ihm wieder zu und parierte den nächsten Schlag.

    Während die beiden mit den Zöllnern rangen, hatten Forgrimm und ich den Ring um uns etwas reduzieren können. Es waren nur noch 4 Zöllner übrig, und ich konnte einem von ihnen aus der Drehung heraus das Schwert in die Seite treiben. Als ich es heraus zog gab mir Forgrimm einen Stoss und schrie nur „BOGENSCHÜTZEN!“ Ich hatte verstanden. Forgrimm übernahm die verbliebenen drei Nahkämpfer, und ich rappelte mich auf und sprang auf den nächsten Bogenschützen zu. Den letzten Pfeil von ihm parierte ich mit meinem Buckler, dann war ich heran, und er zog seinen Speer. „Also das musst du mir jetzt mal erklären, wie hast du jetzt gerade aus deinem Wams, der Hosentasche oder aus irgendeinem unaussprechlichem Versteck diese fast drei Schritt lange Waffe gezogen?“ Er dachte nicht daran zu antworten und stiess mit dem Speer nach mir. Die restlichen drei Bogenschützen konzentrierten sich ebenfalls auf mich, und ich musste ein paar fiese Treffer einstecken. Aber ich hatte leichteres Spiel mit ihnen als mit den Nahkämpfern. Und so arbeitete ich mich langam voran und konnte Einen nach dem Anderen in den Nahkampf zwingen. Forgrimm hatte mit den restlichen 3 Nahkämpfern seine liebe Mühe und sah auch nicht mehr taufrisch aus, aber insgesamt begann sich das Schlachtenglück sich zu unseren Gunsten zu wenden.

    Cuano und Jakoon fochten immer noch mit ihren Gegnern, aber Flämmchen hatte es geschafft einen der Zöllner in ein rauchendes Etwas zu verwandeln und nahm Cuano einen Gegner ab. In der grossen Halle hatte ich den letzten Bogenschützen gefällt und eilte dem schwer bedrängten Forgrimm zu Hilfe. Gemeinsam erledigten wir die drei schon übel mitgenommen Zöllner. Schliesslich konnten wir Jakoon und Cuano aus ihrer misslichen Lage befreien. Cuano hatte seinen Gegner wirklich schwer verletzt, und ich meinte sogar eine Bisswunde an seinem linken Ohr zu sehen. Durchaus beeindruckt trieb ich ihm mein Schwert von hinten in den Rücken, und er brach seufzend zusammen. Forgrimm hatte derweil Jakoons Gegner in die Mangel genommen, und Jakoon jagte ihm einen Fulminictus mitten ins Gesicht. Nachdem auch noch Flämmchens letzter Zöllner Bekanntschaft mit dem Dielenboden schloss, sanken wir erschöpft zusammen. Forgrimm funkelte mich einem verschwitzten Gesicht grinsend an. „Was für ein Kampf! Wer hat dir beigebracht so zu kämpfen, Grimmasch? Du schwingst dein Schwert mehr wie eine Keule.“ Keuchend erwiderte ich: „Mein Lehrer, Meister Dergan, hat versucht mir beizubringen wie ich mit einer Axt umgehen sollte, aber ich habe irgendwie kein Talent dafür. Ich bin kein Krieger, ich bin Sappeur in Ausbildung.“ „Hahaha, das erklärt einiges. Aber eins kann ich dir sagen, deine Feuertaufe hast du hier auf jeden Fall gerade hinter dich gebracht. Du hast das Herz auf dem rechten Fleck und genug Mut, aber wenn wir zurück in Nadoret sind werden wir mal schauen, dass wir eine richtige Waffe für dich finden. Wenn du weiter so mit dem Zahnstocher da zuschlägst bricht er dir noch in zwei Hälften.“
    Jakoon und Cuano starrten abwechselnd und mit offenem Mund Forgrimm und mich an. „Du bist noch in AUSBILDUNG?“ „Ich glaube nicht, dass Gerling das gewusst hat.“ „Zwerge, ich werde sie nie verstehen.“

    Wir suchten die Leichen der Zöllner ab und schauten uns dann in der grossen Halle um. Linker Hand entdeckten wir auf einer kleinen Balustrade eine Truhe, die die Zöllner übersehen hatten. Den Inhalt verstauten wir, und öffneten dann die letzte geschlossenen Tür weiter oben. Dahinter bewachten zwei Spassvögel den Eingang zur Halle, in der der Fetsungskommandant sich anscheinend versteckt hielt. „Schau mal, wer da hereingeschneit kommt. Wir haben schon Wetten abgeschlossen, ob ihr es bis hierhin schafft.“ „Gibt es dir nicht zu denken, dass wir hier in einem Stück vor dir stehen?“ „Das können wir schnell ändern.“ Damit griffen die beiden Wachen an. Aber nachdem wir gerade eine ganze Horde Zöllner zu Boron geschickt hatten waren wir ein gut eingespieltes Team. Sie waren schneller tot als sie Pieps sagen konnten. Manche Gigrims wussten einfach nicht wann sie aufhören sollten. Da wir nicht wussten, was uns dort drinnen erwarten würde, verteilte ich den Ret des Wundpulvers, das ich in Nadoret gekauft hatte, und wir bereiteten uns so gut wie möglich vor. Dann stiessen wir die Tür auf und marschierten hinein.

    Auf einem thronähnlichen Stuhl lümmelte der fetteste Mensch, den ich bisher zu Gesicht bekommen hatte. Das Gesicht von Stitus Blumfoldt schien in einer Masse aus Fett von seinem Kinn zu schwimmen, und seine Wams war bekleckert mit Essensresten. Dieser Mensch, wenn man ihn überhaupt noch so nennen durfte, musste einen halben Ochsen pro Tag vertilgen, um diese Ausmasse zu erreichen. Auf dem gewaltigen Bauch spielte ein hässlicher Mops, und der Festungskommandant begrüsste uns mit den Worten: „Ah, euch habe ich also den ganze Lärm zu verdanken.“ Forgrimm stapfte vor und schnauzte ihn an „ Allerdings, und wir haben ein paar Fragen an dich, Blumfoldt. Erzähl uns was du für einen Handel mit den Piraten eingegangen bist, oder ich werde dir mal ein wenig die Luft rauslassen.“ „Oh, nicht doch, warum so unhöflich? Die Piraten arbeiten für mich. Gerade sind sie dabei ein Elfendorf zu überfallen, vielleicht bringen sie mir eine hübsche Elfe mit? Man spricht ja von den tollsten Dingen, was die das Liebesspiel mit einer Elfin anbelangt, vielleicht kann ich mich bald selbst davon überzeugen.“ Cuano hielt es nicht länger aus, und platzte heraus: „Was ist mit Mora, wo ist sie? Was wisst ihr von ihr?“ Während Forgrimm sich eine Hand vor die Stirn schlug und leise seufzte, starrten Jakoon und ich Cuano fragend an. „Welche Mora? Eine Frau??? Wir kämpfen uns hier durch die gesamte Festung wegen einer FRAU? Ich denke das solltest du uns erklären Cuano.“ Blumfoldt folgte dem Ganzen müde lächelnd. „Jetzt, da ihr es erwähnt, die Praten sprachen tatsächlich von einer Frau, die sie gefangen genommen haben. Sie waren ganz aufgeregt deswegen. Ich habe sie nicht gesehen. Doch genug palavert, jetzt werdet ihr Bekanntschaft mit meinem Schosstierchen machen. Es war mir eine Freude euch kennengelernt zu haben.“ „PAH! Mit dem Mops werden wir schon fertig, rück endlich mit der Sprache raus.“

    [Bild: grimmasch6.th.jpg]
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    „Aber nicht doch.... Ich denke nicht. Kaltenteins Mann kümmert sich gerade um eure Freunde auf der Thalaria, und ihr werdet jetzt sterben, lebt wohl.“ Und damit zog er an einem verborgenem Hebel unter der Lehne seines Stuhls. Direkt unter unseren Füssen tat sich eine riesige Falltür auf, und wir sausten laut schreiend in die dunkle Tiefe.

    Wir schlugen hart auf. Der Fall wurde zum Glück etwas gebremst, da wir in einen seichten Teich gefallen waren, es tat aber trotzdem höllisch weh, und wir brauchten einen Augenblick, um uns zu sortieren. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten erkannte ich, dass wir in einer Art Grotte gelandet waren. Die vielen Löcher in den Wänden und dem Boden der Grotte deuteten darauf hin, dass sich hier massenhaft Morfus angesiedelt hatten. Der Ausgang der Grotte lag im Wasser und war durch ein massives Fallgitter gesichert, dessen Ketten sich über die Decke spannten. Wir schleppten uns auf den trockenen Teil der Grotte. Auf der anderen Seite war ein dornenbewehrter Balkon zu erkennen, den der fette Blumfoldt just in diesem Moment kurzatmig betrat. Er brüllte herunter „Kooom, komm mein Kleiner, hol dir dein Futter!“ und warf ein paar blutige Fleischstücke in das schwarze Wasser des Teiches.

    Die Oberfläche begann sich zu kräuseln, und etwas Grosses schien sich dort unten zu regen. Anscheinend war der Teich tiefer als man annehmen sollte, und wir vier machten uns auf alles gefasst. Gerade als Forgrimm seinen Lindwurmschläger zog, schoss ein Wald aus riesigen Tentakeln und Fangarmen aus dem Wassser.

    [Bild: grimmasch7a.jpg]
    http://imageshack.us/photo/my-images...immasch7a.jpg/

    Wir konnten uns gerade noch an die hintere Wand retten, und Jakoon schrie erschrocken auf „Verdammt, das ist ein Krakenmolch!“ Ich hätte mir nie träumen lassen jemals eine dieser alptraumhaften Bestien zu Gesicht zu bekommen. Anscheinend hatte Bruder Emmeran mit seinen prophezeiten Tentakeln recht behalten. Das sah nicht gut aus, und sollte ich diesen alten Kauz jemals wiedersehen, würde er mir einige Fragen beantworten müssen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Teiches tauchte der Kopf des Ungetüms aus dem Wasser, und die langen, schleimigen, saugnapfbewehrten Arme begannen nach uns zu schlagen. Forgrimm und ich sprangen vor, um das Vieh mit unseren Waffen zu traktieren. Wir kamen aber nicht an seinen Kopf heran, und hatten unsere liebe Mühe uns die Tentakel vom Hals zu halten. Schliesslich gröhlte Forgrimm „Alle auf einen Arm, wir hacken dem Viech einen Arm nach dem Anderen ab.“ Das half. Forgrimm und ich liessen unsere schwersten Schläge auf denselben Tentakel herabsausen, Cuano produzierte mit schöner Regelmässigkeit diesen geheimnisvollen Funkenregen, der dem Krakenmolch sehr zusetzte. Jakoon setzte mit Pfeilen und Fulminictus nach. Flämmchen war schon nach dem ersten Hieb explodiert. Der auf einen Arm konzentrierte Schaden, der so entstand, liess das Biest vor Schmerz aufheulen, als wir den ersten Arm abgetrennt hatte. Vor Schmerzen heulend tauchte es unter die Oberfläche ab, und wir hörten es unten gegen die Felswände trommeln. Wir hatten nur eine kurz Verschnaufpause, da nun die Morfus durch das Getrommel aus ihren Löchern gekrochen kamen. Diese schleimigen Blutsauger sind zwar langsam, aber sie machten diesen Nachteil durch ihre schiere Anzahl wieder wett. Sogar Cuano hackte mit auf die Viecher ein. Gerade als wir den letzten Morfu erledigt hatten, tauchte der Krakenmolch wieder auf, und die Tentakel schlugen sofort wieder nach uns. Forgrimm und ich sprinteten sofort wieder zum nächstliegenden Arm und begannen darauf einzuhacken. Diesmal spuckte der Molch aber zusätzlich noch seine Tinte auf uns. Die ganze Höhle wurde glitschig, und das Zeug brannte wie Feuer in den Augen. Wir kämpften unter den höhnischen Bermerkungen von Blumfoldt um unser nacktes Überleben. Forgrimm und ich waren schon völlig verkleistert von dem Schleim und der ganzen Tinte. Jedesmal, wenn der Molch abtauchte, nachdem wir einen Arm abgetrennt hatten, kamen mehr Morfus aus den Löchern gekrochen, und Cuano handelte sich sogar noch Wundbrand bei einem dieser Kämpfe ein.
    Wir waren verzweifelt, und ich glaubte schon Golgaris Schwingen zu hören, da müssen Forgrimm oder ich einen empfindlichen Nerv des Krakenmolchs getroffen haben. Das Ungetüm schrie auf vor Schmerz, und wie rasend fuhr es in die Höhe und klammerte sich in seiner Agonie an die Ketten des Fallgitters an der Decke. Fast gänzlich aus dem Wasser herausragend, riss es an den Ketten und schlug gegen die Wände.

    [Bild: grimmasch8.jpg]
    http://imageshack.us/photo/my-images...rimmasch8.jpg/

    Das brachte den dornenbewehrten Balkon, auf dem der fette Blumfoldt feixend stand zum Einsturz, und er stürzte kreischend in die Tiefe. Rasend vor Schmerz schnappte der Krakenmolch diesen cholesterinhaltigen Bissen mitten aus der Luft, und der Kommandant der Thursteiner Zollfeste endete als Futter für ein wirbelloses, schleimiges Ungeheuer. Das Wüten des Krakenmolchs dauerte nur noch Augenblicke, dann stürzte es mit einem gewaltigen Klatschen in das kochende, schwarze Wasser des Teiches zurück. Einen Augeblick später tauchte seine leblose Hülle wieder an der Oberfläche auf, und das Knäuel der schlaffen Fangarme bewegte sich nicht mehr.

    Wir hatten überlebt, und keiner von uns konnte es fassen, dass wir immer noch atmeten. Die gesamte Höhle füllte sich mit dem Gestank halb verdauter Fische, als der Kadaver langsam aufschwamm. Die Wände waren überzogen von der Tinte, und der Boden voll mit den Kadavern der Morfus. Der Teich begann sich mit einer Schicht aus öligem Krakenmolchblut zu überziehen. Als wir uns einigermassen erholt hatten, untersuchte Forgrimm den Kadaver und fand ein paar interessante Gegenstände. Jakoon sammelte noch einen Ring von einem Skelett auf, dann wankten wir zu dem nun offen stehendem Tor, das aus der Grotte führte. Als wir wieder ins Sonnenlicht traten und dem infernalischen Gestank entkommen waren, fiel uns siedend heiss ein, was Blumfoldt über unsere Freunde auf der Thalaria gesagt hatte. Mit grösster Sorge beeilten wir uns zurück zum Schiff zu kommen.

    Auf dem Kai fanden wir Dielbrack über den leblosen Körper von Ardo gebeugt, und Forgrimms Schrei war bis hinauf zum Tor der Zollfeste zu hören.

    Geändert von Aydan (12.11.2011 um 17:04 Uhr)

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    Der Weg in den Krieg


    »Jesper« Ich hatte das Gefühl zuschweben, ich nahm alles war als läge ich in einem Haufen Wolle der mich völlig einhüllte, mir war warm, ich sah nichts und hörte nur leise, dass Worte an mein Ohr drangen. »Jesper« Es war eine Frauenstimme oder die eines Mädchens und sie sagte meinen Namen... Oder rief sie? Ich wusste es nicht, ja ich wusste nicht einmal ob ich sahs oder lag, lief oder stand. Und wieder hörte ich die Stimme: »Jesper« Ich versuchte zu antworten und erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht atmete, überrascht begann ich stoßweise wieder zu atmen, die Welt begann sich zuklären. Schlagartig wurde mir kalt, erst nach einer gefühlten Ewigkeit nahm ich den Boden unter meinem Rücken war, spürte das Blut, welches mein Hemd durch nässte und spürte eine Hand die mich sanft zu Boden drückte. »Er lebt!« die Stimme klang erstaunt, »Bei der Wunde müsste er tot sein....« Meldete sich eine andere Stimme zu Wort. »Vergiss nicht.... Er hat zwei Jahre Krieg hinter sich....« »Sagt er.... Nach dem Auftritt glaub ich eher er hat irgendnen Ritter auf der Straße ermordet und ausgeraubt.« Odo lachte, es war weniger die Stimme als der abwertende Tonfall. Mühsam stemmte ich meine Augenlieder auf: »Odo...du ... Arsch!« Entgeistert starrte mich Odo an, als ich meinen Oberkörper hochstemmte und ihn kalt anfunkelte, er war dem Kampf fern geblieben und hatte jetzt nichts besseres zutun als sich über jene lustig zumachen, die tapfer seinen Hof, seine Familie und nicht zu letzt sein wertloses Leben verteidigt hatten. »Bei Kor.... Wenn ich... könnte würde ich... dich in...« Ich hustete Blut hervor, wie schon so oft. »... in deinem Blut... ersäufen...« Mit vor Entsetzen erstarrten Zügen raffte sich der Bauer auf und rannte los. Ich ließ mich wieder zurück sinken und versuchte gleichmäßig zu atmen, langsam driftete ich in die Besinnungslosigkeit zurück, nun beugte sich Elida, Odos älteste Tochter über mich. »Bleib ja wach!« sagte sie im Befehlston und einer Spur Sorge die ich glaubte zu erkennen bevor mich wieder die Dunkelheit umschloss, nun lag es bei Boron ob er Golgarie zu mir schicken würde oder mich zum überleben verdammte.

    »Ganz ruhig, Jesper....« Ich war übergangslos erwacht und im begriff mich auf zurichten. »Geht schon!« knurrte ich und schwang die Decke beiseite, ich trug nurnoch eine saubere Hose und konnte an meiner Brust keine neue Narbe entdecken, ich seuftzte. »Gesicht oder Hals?« Ich wendete meinen Blick Elida zu, sie schien sich um mich gekümmert zuhaben. Etwas irritiert antwortete sie: »Hals, aber woher...?« Sie lies die Frage unbeendet, ich antwortete trotzdem: »Ich kenne jede meiner Narben.... Sie sind die Geschichte meines Lebens als Soldat.... Eine blutige Geschichte....« Ich schüttelte mich, ich sah nicht nur einige Jahre älter aus als ich war, ich fühlte mich auch so. »Alle haben gesagt du würdest es nicht schaffen....« Ich verstand nicht warum sie mir das erzählte, es war gleich was die Menschen sagten, Worte alleine ließen Boron kalt, nur was wir taten, konnte ihn bewegen. Als ich schwieg wiederholte sie den Satz: »ALLE haben gesagt du schaffst es nicht!« »Das haben schon viele vor ihnen getan....« »Sagmal, das lässt dich einfach so kalt?!« »Ja.« Sie schien entsetzt und schwieg einen Augenblick, gerade so als hoffe sie ich würde etwas anfügen. »Wie kann dich das kalt lassen?! Wie kannst du dir so wenig aus deinem Leben machen?!« »Ich habe zuviel Tod gesehen, bin zu oft im letzten Augenblick Golgarie von den Schwingen gesprungen um noch Angst zu haben..... Aber warum interessiert dich das? Ich bin nur ein kleiner eigenbrödlerischer Tagelöhner...« Einer der viele Titel den mir ihr Vater verpasst hatte. »Ein Mann der ohne zuzögern sein Leben in die Waagschale geweorfen hat um uns zuretten! Du hättest genauso deinen Kram holen können und fliehen.... Ein geborener Anführer, du hast 20Bauern zum Sieg gegen 24 ausgebildete Soldaten geführt...« »Und mehr als die Hälfte von ihnen in den Tot...« Ich stieg aus dem Bett und griff nach dem geflickten Hemd auf dem noch immer sehr gut das Blut zu erkennen war und zog es über. »Was tust du?« wollte sie wissen.

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    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Die dunklen Gassen von Nadoret

    Forgrimm lief sofort zum regungslosen Ardo. Dielbrack berichtete, dass sich ein Fremder an Ardo angeschlichen habe, und als er einen Dolch zog habe er noch eine Warnung zu Ardo herüber gerufen, aber es war bereits zu spät. Der Dolch muss Ardo nur geritzt haben, aber er war vergiftet.
    Auf Dielbracks Warnruf hin hatte Ardo sein Schwert gezogen, und den Meuchelmörder mit einem Streich niedergestreckt. Die überraschten Zöllner fielen ebenfalls seiner Klinge zum Opfer, aber danach brach er einfach zusammen, und fiel in diesen todesähnlichen Schlaf, indem wir ihn nun vorfanden.

    Das war natürlich eine Katastrophe, und entsprechend betroffen standen wir alle herum, bis Dielbrack anordnete, dass wir ihn erst einmal an Bord bringen sollten. Wir trugen ihn an Deck der Thalaria und bereiteten ihm ein angenehmes Lager auf dem Achterdeck. Was tun sprach Praios... guter Rat war teuer. Forgrimm bestand darauf ihn sofort zu einem Heiler zu bringen, doch wohin? Die Heiler in Nadoret waren nicht einen Heller wert, und ob wir es mit Ardo bis nach Ferdok hinauf schaffen würden war äusserst fraglich. Schliesslich merkte Jakoon an, dass wir es mit Bruder Emmeran versuchen könnten. Immerhin schien er ein Geode zu sein. Forgrimm und ich starrten Jakoon zuerst mit offenem Mund an, aber wir mussten uns eingestehen, dass wir auch keine bessere Idee hatten. Währand Jallik, Salm und Hummel die Vorbereitungen trafen, um die Thalaria reisefertig zu machen, brachte ich noch Luzia ihren Ring zurück, den Jakoon von dem Skelett abgezogen hatte. Die völlig verzweifelte Luzia wusste nicht ein noch aus, und so empfahl ich ihr sich in Nadoret bei Gerling zu melden. Wenn schon die Zöllner korrupt waren und mit Piraten paktierten, war es bestimmt nicht ratsam mit der Stadtverwaltung zu reden. Wer weiss mit welchen dunklen Mächten diese Brüder nun im Bunde waren. Sarastro Castellani, der Händler aus Kuslik hatte unserem Gespräch gelauscht und bot an Luzia auf seinem Schiff nach Nadoret zu bringen.

    Um noch ein wenig flüssige Verpflegung für die Fahrt nach Nadoret zu organisieren, ging ich zur Schenke hinüber. Unter den Dingen, die Forgrimm aus dem Krakenmolch geborgen hatte, war unter anderem ein Holzbein. Als die Wirtin das Bein sah, wurden ihre Knie ganz weich. Es war das Holzbein ihres Mannes, und es war der Schlüssel zu der Truhe, die sie bisher erfolglos versucht hatte zu öffnen. Wenn ich ihr es gäbe, könne ich mir etwas aus der Truhe aussuchen versprach sie mir, also überliess ich ihr das Ding. Für mich war es ansonsten wertlos. Die Truhe enthielt ein paar anscheinend persönliche Gegenstände, und um ihr nicht die Erinnerungsstücke an ihren verblichenen Gatten zu nehmen, gab ich mich mit den Dukaten in einem kleinen Beutel zufrieden. Es waren immerhin 10 Dukaten. Kein schlechter Tausch für ein Holzbein. Mit ein paar Krügen hellem Ferdoker unter dem Arm eilte ich zurück zur Thalaria, die gerade bereit war abzulegen. Ich wusste, Forgrimm und ich würden heute Abend genügend damit zu tun haben unsere Sorgen zu ertränken, und so verstaute ich meine Ausrüstung, ging hinüber zu Forgrimm, der an der Reling stand und auf den Fluss hinaus starrte.

    Mit 3 Krügen Ferdoker unter dem Arm schlug ich ihm auf die Schulter. „Garoschem, Groscho. Das war ein Tiefschlag. Wir könnten Ardo und seinen Rat jetzt gut gebrauchen, oder, Forgrimm?“ „Allerdings, und ich war nicht da, um ihn zu beschützen. Wenn er stirbt werde ich mir einen Schandbart schneiden.“ „ Bloss nicht, Forgrimm, kein Hettenhemd wäre gross genug um DIESE Blösse zu verdecken.“ „Du hast gut Lachen... ach was solls, reich mir einen Krug Ferdoker, ich muss auf andere Gedanken kommen.“
    Er war wirklich depressiv, selbst für einen Angroschim. Die Thalaria steuerte langsam aus dem Hafen und nahm Kurs auf Bruder Emmerans Insel. Es dauerte zwei Tage, bevor wir ankamen, aber Ardos Zustand veränderte sich nicht. Er verschlechterte sich aber auch anscheinend nicht, er lag nur völlig reglos und flach atmend an Deck. Jakoon hatte den Mengbilar und das Gift eingehend untersucht, aber es war ihm unbekannt, welche Kräfte hier am Werk gewesen waren. So setzten wir alle Hoffnung auf diesen irren Zwerg. Er hatte anscheinend Recht behalten mit seiner Prophezeiung. Vielleicht konnte er tatsächlich etwas tun, schliesslich sollen Geoden die Kräfte Sumus beherrschen.

    Als wir endlich den kleinen Hafen auf der Insel des Vergessens anliefen, warteten schon alle voller Ungeduld auf Deck. Schon von weitem konnten wir sehen, dass Bruder Emmeran uns bereits erwartete. „Den Flussvater zum Grusse, Thalaria!“ schallte es uns entgegen. Als wir die Landungbrücke herab liessen stürmten wir quasi auf die Insel und bedrängten Bruder Emmeran. Dielbrack, Cuano, Jakoon, Jallik und Salm redeten alle durcheinander. Schliesslich packten Forgrimm und ich den armen Emmeran in stillem Einverständnis unter den Armen, und trugen ihn an Deck, während die schnatternde und gestikulierende Meute hinter uns her rannte. Wir zeigten auf Ardo, und Bruder Broschüre begriff. „Der Dolch....“ „...aus dem Hinterhalt...“ „...und ist in diesem Zustand...“ „...haben ihn so gefunden...“ „...und wer denkt an unsere Penunsen?“ „Meine Herren, ich muss doch bitten.“ „...wollte sich sogar einen Schandbart schneiden...“ „....hab garnix gemacht...“ „Oh Flussvater gib mir Kraft. RUHE, VERDAMMT NOCH MAL! Und wenn ihr nichts dagegen habt werde ich mir jetzt Herrn Ardo mal ansehen. Hier habt ihr alle ein paar getrocknete Einbeeren, nehmt zwei davon und kommt in einer Stunde wieder.“ Und so liess er uns wie bedröppelte Hunde stehen, und widmete sich Ardo. Uns hatte es die Sprache verschlagen, aber wir trollten uns schliesslich und suchten uns etwas womit wir uns beschäftigen konnten.

    Forgrimm nahm mich beiseite. „Wir können im Augenblick nichts machen. Ich wollte schon länger mit dir über deine 'Fechtkünste' sprechen. Ich denke, du solltest nicht weiter versuchen mit einem Schwert herumzustochern. Die einzige Technik, die du damit beherrscht ist so hart wie möglich zuzuschlagen. Du gefährdest dich selber, und deine Freunde neben dir, damit mehr als deine Feinde. Was du brauchst ist eine schwere Waffe. Du brauchst einen möglichst schweren Hammer, am besten einen zweihändigen.“ „Ich hätte schon längst so einen, aber der einzige Hammer, den ich in Nadoret gefunden habe war ein alter Vorschlaghammer bei Olbin... und meinen Schmiedehammer natürlich.“ „ Wir werden als Erstes, wenn Ardo bei einem Heiler war, Bakur aufsuchen. Ich habe da einen Hammer für dich gesehen.“ „Ja, haha, guter Witz, den habe ich auch gesehen, den Drakkamalmar, den der habgierige Schuft für unverschämte 490 Dukaten angeboten hat. Soviel habe ich nicht.“ „Ich werde mit ihm reden, ich bin mir sicher, er hat auch ein etwas günstigeres Exemplar. Wir werden hier etwas üben, ein paar Stöcke werden reichen, damit du nicht nur blind drauf haust. Deine Rückhand werden wir trainieren, und dann den Aufwärts Schlag. Die Wenigsten erwarten einen Schlag von links oder unten. Gegen gössere Gegner ist ein Aufwärts Schlag mit einer zweihändigen Waffe unbezahlbar . Wenn du dann soweit bist, müssen wir an deiner Beinarbeit feilen. Mit einem Zweihänder kann man nur eingeschränkt parieren. Das Ausweichen muss dir ins Blut übergehen.“ Wir diskutierten noch etwas die verschiedenen Schlagansätze, dann besorgten wir uns an Land ein paar passende Stöcke. Als wir gerade zurück kamen, hatte Bruder Emmeran seine Visite abgeschlossen.

    „Ich habe eine gute, eine weniger gute, und eine schlechte Nachricht für euch.“ „Fang mit der schlechten Nachricht an, dann kanns nicht schlimmer werden.“ „Nun gut, mein Honorar beträgt nach guter, alter Koscher Sitte 100 Dukaten.“ „Du spinnst wohl, Alterchen.“ „Die weniger gute Nachricht ist, ich kann nichts für Ardo tun. Der Dolch war magisch vergiftet, das ist etwas, was sich nicht mit normalen Kräutern kurieren lässt. Ihr braucht einen wirklich mächtigen Heilkundigen.“ „...um nochmal auf dein Honorar zu sprechen zu kommen, hat dir die Sonne dein Hirn weggebrannt? Und wo sollen wir so einen Heilkundigen herbekommen? Sollen wir das Schiff auf die Schultern nehmen und nach Donnerbach schleppen?“ „Die gute Nachricht ist, ich kann mir von eurem Geld endlich wieder in Nadoret ein paar anständige Vorräte leisten, und Herr Ardo wird nicht sterben. Er wacht nur nicht auf, ist aber stabil. Solange er euch nicht ins Wasser fällt und ertrinkt, müsst ihr nur darauf achten ihm ein wenig Wasser und Suppe einzuflössen, damit er nicht verhungert, oder gar verdurstet.“ Cuano tippte Emmeran von hinten auf die Schulter. „Werter Bruder Emmeran, wir danken euch für eure eingehende, und wie ich persönlich anmerken muss, fesselnde, ja ich möchte sogar sagen, faszienierende Diagnose.“ Mit seinem gewinnendsten Lächeln fuhr er fort. „Doch seht uns an, wir sind quasi mittellos. Wir haben unser letztes Hemd dafür gegeben, um diese wackeren Flussschiffer und ihr formidables Schiff zu mieten. Wie könnt ihr nur so herzlos sein und diese Summe von uns fordern? Wir müssen doch alle an unsere armen Familien denken. Alleine ich habe drei Kinder zu Hause, die fast am Hungertuch nagen. Wenn meine Frau diesen Monat die Miete nicht zahlen kann, weil ich ihr die 5 Dukaten nicht zukommen lassen kann, muss ich sie aus dem Schuldenturm auslösen. Ich appelliere an euer Mitgefühl und eure Grosszügigkeit.“ „Schaut mich genau an, sehe ich aus wie die Garether Wohlfahrtsbehörde? Und jetzt gebt mir meinen Geldbeutel zurück, den ihr da in den Ärmel geschoben habt. Ansonsten erhöht sich der Preis augenblicklich auf 150 Dukaten.“ „Huch.... ich weiss garnicht wie der dort hingekommen ist. Ihr solltet ihn wirklich ein wenig fester an euren Gürtel binden. Ansonsten könnte man noch falsche Schlüsse ziehen, wenn er einem unschuldigen und kaisertreuen Bürger in den Ärmel fällt. Eine empörende Unsitte sein Geld so unachtsam herumzutragen.“ „Ihr könnt es ja meinetwegen im Elfendorf versuchen, vielleicht helfen die euch umsonst.“ Ich wurde hellhörig. „Elfendorf? Blumfoldt sprach von einem Piratenüberfall auf eine Elfendorf, bevor er das Zeitliche segnete.“ „Ich verrate euch wo sich ihr Dorf befindet, wenn ihr dann hier verschwindet. Ich sage euch was, ich erlasse euch 5 Dukaten, wenn ihr dann gleich ablegt.“ Cuano mischte sich wieder ein. „5 Dukaten? Wir haben hier einen Mann, der verzweifelt mit dem Tode ringt, und meine vier Kinder werden sich bei der Summe immer noch als Teppichknüpfer verdingen müssen. Meine Frau hatte schon blutige Hände vom vielen Wäschewaschen, als ich abgefahren bin, um wenigstens ein wenig Geld zu verdienen. Ihr solltet mindestens 50 Dukaten im Preis nachlassen.“ „Ich bin nicht Chefmedicus der Dunkelforst Klinik, 6 Dukaten.“ „6 Dukaten, Meister Zwerg, ihr solltet vor Scham im Boden versinken. Der Herr Zagor hier muss seine Verlobte freikaufen, die von den elenden Sklavenhändlern des Beys von al Ybi geraubt wurde, und jetzt im Harem schmachtet.“ „7.“ „7 Dukaten, bei Praios dem Gerechten, wenn mich meine Mutter, Boron sei ihr gnädig, so sehen könnte, sie würde sich im GRABE umdrehen. 47 Dukaten ist das absolute Minimum.“ „8, aber nur weil mir die Geschichte mit euren Kindern so gut gefallen hat.“ „Nein, nein, das könnt ihr uns nicht antun... 45 Dukaten. Der Vater von Grimmasch wurde bei einem Stolleneinsturz schwer verletzt, und hütet nun mit einem Trümmerbruch des gesamten linken Beins das Bett. Kein Medicus konnte ihm helfen.“ „Das ist sein Problem, 9.“ „NEUN Dukaten, wisst ihr überhaupt, dass Kapitän Dielbrack beim letzten Besuch in Nadoret seinem Angestellten Hummel die Zunge herausschneiden musste, um sie als salzige Koschammerzungen zu verkaufen? Nur um die Heuer und die Hafengebühren zu bezahlen? Seitdem ist er stumm. 43 Dukaten mindestens, habt ein Herz.“ „Der war gut, 10 Dukaten, aber nur weil ihr es seid.“
    „40“ „11“ „Herjehmineh! 37!“ „12“ „35“ So ging es noch eine Weile hin und her, und wir erfuhren erstaunliche Dinge über Cuanos siebzehn Kinder und ihre Arbeit in der Teppichweberei, von den dortigen Aufsehern mit den Ochsenziemern, und so weiter. „Also gut 75 Dukaten, aber das ist mein Allerletztes Wort!“ „Abgemacht. Da wir uns jetzt über den Preis geeinigt haben, könnten wir jetzt die Werbekostenpauschale und die gesetzliche Zuzahlung sprechen? Soweit ich weiss ist Herr Ardo privat versichert.“

    Wir liessen die beiden weiter feilschen. Forgrimm holte den Steinblock hervor, den er aus dem Krakenmolch geborgen hatte, und wollte ihn im Fluss säubern. Emmeran hielt mitten im Feilschen inne, bedeutete Cuano zu schweigen und schnüffelte. „Was riecht hier auf einmal so fürchterlich? Es gibt nur wenige Dinge, die so sehr wie ein toter krakenmolch stinken. Was habt ihr da?“ Forgrimm verbarg den Stein hinter dem Rücken. „Nichts, nichts, Bruder.“ „Zeigt mir was ihr da hinter dem Rücken habt.“ Ich nahm Forgrimm den Stein ab und zeigte ihn Emmeran. „Wir haben diesen Stein gefunden. Auf der einen Seite ist ein Delphin eingraviert, und er stinkt nach totem Krakenmolch, weil das Vieh ihn nicht freiwillig her gegeben hat.“ „Ihr habt einen KRAKENMOLCH getötet?“ „Ja, mit Efferd hab ichs nicht so, und das Ding wollte aus uns leckeren Zwerg am Spiess machen.“ „Das ist in der Tat eine Kreatur aus Efferds Reich. Und sie bewachte diesen Stein?“ Forgrimm brummelte: „Nun ja, bewachen ist relativ. Ich bewache nicht gerade meinen Darm, aber ich werde ärgerlich, wenn jemand versuchen würde ihn aufzuschneiden.“ Alle Umstehenden traten einen Schritt von mir zurück, da ich den Stein in die Höhe hielt. „Darm? Ähem, wie wäre es, wenn ihr das gute Stück kurz dort reinigt, bevor ihr es mir gebt?“ „Wir haben noch nicht den Solidaritätszuschlag besprochen... wenn ihr den Stein gereinigt haben wollt, müsst ihr uns schon etwas entgegenkommen....“ „Also gut, also gut, ihr bekommt die ganze Behandlung umsonst, wenn ich den Stein dort bekomme, gereinigt versteht sich.“ „ABGEMACHT! Grimmasch, da vorne habe ich eine seichte Stelle vorhin gesehen, mit perlklarem Wasser. Ihr werdet sehen, Bruder Emmeran, unser Grimmasch hier kennt sich HERVORRAGEND mit Steinen aus, er ist sozusagen ein Experte im Steinereinigen.... was machst du hier noch, Grimmasch, HUSCH! Der ehrenwerte Bruder Emmeran wartet sehnsüchtig auf dieses Juwel handwerklicher Künste!“

    Bei diesem Preis beeilte ich mich wirklich damit den Stein sauber zu machen. Ich polierte ihn sogar ein bisschen. Keine Ahnung was Emmeran daran so gefiel, aber einem geschenkten Grubenpony schaut man nicht ins Maul. Ich lief sofort wieder zurück. „So, mein lieber Grimmasch, der hochgeschätzte Bruder Emmeran, seines Zeichens Magus und oberster Erzbischof des Flussvaters, hat sich bereit erklärt im Tausch gegen dieses, von uns erbeutete Artefakt hochelfischer Handwerkskunst, uns den vollen Preis für die Behandlung zu erlassen, und zusätzlich schenkt er dieses wirklich wundervolle, geodische Amulett, dass dir ein volle 5 Götterläufe längeres Leben garantiert.“ Ich gab ihrer höchsten und obersten Heiligkeit der Kirche des Flussvaters den Stein. „Ah, darauf habe ich schon lange gewartet. Wer hätte es gedacht, das Efferd ihn im Magen eines Krakenmolchs versteckt hat. Grimmasch, mein Junge, komm mit. Ihr anderen, trollt euch aufs Schiff, wir haben etwas Privates zu besprechen.“ Mit diesen Worten zerrte er mich zu der alten Ruine. "Dies ist ein alter Tempel zu Ehren Efferds. Man sagt, er wurde von ihm selber verschlossen. Dieser Stein hier wird uns den Eingang öffnen.“ Nach ein wenig Hokupokus schwebte der Stein wirklich zur Tür, und passte dort exakt in eine Vertiefung. Knackend, und als ob ein ganzes Felsmassiv über die Treppenstufen geschleift würde, öffneten sich die Türen und gaben den Eingang frei. „So, hier unten, am Grund des Tempels ist etwas, was ich unbedingt haben möchte.“ „Wieviel?“ „Es ist kein Geld wert, es bedeutet viel mehr für mich. Wenn du es aus der Tiefe bergen kannst, wird dich der Flussvater sicher reich belohnen.“ „Diesmal keine Tentakel?“ „Nein, versprochen, aber was in den Gängen auf dich wartet kann niemand sagen. Komm zu mir zurück, wenn du bereit bist.“ „Na gut, aber zuerst müsen wir uns um Ardo kümmern.“ „Das verstehe ich.“ Ich verabschiedete mich und nahm mir vor, wenn ich Zeit finden würde, würde ich dort unten mal nach dem Rechten sehen. Einige dieser Schieferablagerungen sahen vielversprechend aus. Und ich hatte dieses Ziehen im Knie, was ich sonst nur bekam, wenn ich auf eine Erzader bei der Arbeit stiess. Wer weiss, vielleicht sogar Gold?

    Da wir nun wussten, dass Ardos Zustand sich nicht verschlechterte, machten wir uns zuerst auf nach Nadoret. Die Überfahrt dauerte nur einen Tag, und Forgrimm und ich übten solange, bis uns der Schweiss den Rücken herunter lief. Als wir endlich am Nadoreter Kai fest machten, beluden wir uns mit den erbeuteten Sachen aus der Zollfeste, und wir schleppten alles hinüber zu Olbin. Der staunte nicht schlecht, und bekam ganz glänzende Augen. Cuano war sofort wieder in seinem Element. „Guter Mann, ich sehe das Entzücken in euren Augen.... seit ihr vertraut mit der gräflichen Regelung von 896 BF bezüglich der Werbekostenpauschle?“ Wir überliessen den armen Olbin Cuanos Verhandlungsgeschick, und machten uns auf, um Waffenhändler Bakur einen Besuch abzustatten. „Willkommen, willkommen... schaut euch ruhig um, ihr werdet keine schärferen Klingen in ganz Nadoret finden. Allererste Qualität. Schaut, dieses Schwert, schneidet durch Stahl wie durch Koschtaler Kohlsuppe.“ Forgrimm schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Wir suchen etwas... hm.... Massiveres. Zwergisches, wenn ihr so wollt.“ „Ah, dann handelt es sich sicherlich um eine Axt? Nein? Dieser wunderbare Brabakbengel vielleicht.... Auch nicht? Hm, massiver? Ich hätte noch diesen zweihändigen Hammer, schon etwas abgenutzt, aber immer noch top in Schuss.“

    Just in diesem Moment bog Cuano um die Ecke, der damit beschäftigt war die Münzen in seinem Beutel zu zählen. „Ahhh, hier seit ihr. Na Mädels, auf Shopping Tour? Mal die neuesten Kreationen von L'rak D'lefregal anschauen? Tja, die Mode aus Xorlosch ist immer so teuer, und ich muss auf die beiden hier etwas achten, sonst lassen sie überall anschreiben. Was zeigt ihr ihnen da gerade, guter Mann? Einen Zweihandhammer? Du meine Güte, der hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Grimmasch, willst du den wirklich haben?“ „Ich,.... also ich denke....ja...“ „Gutgut. Aber hast du auch darauf geachtet, dass der Stiel erst einmal ersetzt werden muss? Schau hier, schon ganz gesplittert. In Havena würde sich ein Händler SCHÄMEN, wenn er nur einen Gedanken daran verschwenden würde eine solche B-Ware an seinem Stand feilzubieten....“ Während er herumlamentierte, und Bakur schon ein hochrotes Gesicht bekam, stiess er bei der Vorführung, wie der Hammer bei einem Hieb auf Granit brechen würde, mit einer gut gekleideten Dame zusammen. „Oh, ha, oh entschuuuldigung meine Dame, wie konnte ich nur so UNACHTSAM sein, es tut mir unendlich leid. Haben wir uns schon einmal getroffen? Ich meine mich an eure entzückenden Augen zu erinnern, vielleicht auf dem Hofball von Fürst Bennain. Nein? Ein Jammer, eure Ausstrahlung hätte sicherlich wie eine Frühlingsbrise auf die langweilige Gesellschaft gewirkt.“ Gerade noch strahlend lächelnd drehte er sich plötzlich wieder todernst zu Bakur um. „Wie war doch noch dieser völlig überhöhte Preis für dieses betagte Kriegsgerät minderer Qualität? 3 Dukaten?“ „Ich muss doch sehr bitten! Meine Ware ist ausschliesslich von allerhöchster Güte!“ Wir kauften schliesslich den Zweihand Hammer, und Jakoon bekam als Preisnachlass noch einen besseren Langbogen.

    Ich konnte mich nicht länger beherrschen. „Cuano, hast du der Frau da gerade ihre Geldbörse gestohlen? Das ist Diebstahl!“ „Nein!“ „Aber du hast ihre Börse in der Hand.“ „Es kam zu einer spontanen Verschiebung in der finanziellen Hemisphäre, das passiert mir andauernd, ich kann nichts dafür.... und schaut, ich habe auch ihr Taschentuch, einen Glücksbringer... und ich frage mich allen Ernstes, wie sie diesen Kerzenleuchter unter diesem doch sehr eng geschnittenem Kleid verborgen hat.“ „CUANO!“ „Du meine Güte, Grimmasch, was bist du nur für ein Moralapostel.“ „Du bist ein hundsgemeiner Dieb!“ Forgrimm tippte mir auf die Schulter, und versuchte mich lachend etwas zu beruhigen. „Cuano ist ein Phexgeweihter, du wirst dich daran gewöhnen müssen.“ „Oh ihr Götter, das kann ja heiter werden. Ich war bei der Stadtwache, wenn auch nur kurz. Wenn Hauptmann Nirulf das mitbekommt, enden wir alle im Kerker.“ „Aber, aber, ich wurde noch nie erwischt.... nagut, einmal, aber das war als Ardo und Forgrimm mich ertappt haben. Das zählt nicht. Lasst uns doch der Diebesgilde nachher einen Besuch abstatten.“ „DAS wird sicher interessant. Lasst uns zuerst unter dem Tempel vorbeischauen, ich will sehen, ob ich nach den Übungsstunden mit Forgrimm den Hammer mal ausprobieren kann.“

    So marschierten wir hinauf zu Marktplatz. Cuano hatte einen Mehlsack irgendwo aufgetrieben, und auf dem Weg nach oben schien der Inhalt magisch anzuschwellen. „Oh, du meine Güte, ich Tölpel, kann ich euch aufhelfen, mein Herr? Ich bin so ungeschickt.“ „Ein Efferdgeweihter, was man nicht alles für interessante Leute hier in Nadoret antreffen kann. Wer ist euer Schneider? Diese Robe umschmeichelt ja geradezu euren Bizeps, und dieser Stoff, so weich wie Elfenbausch.“ *Leises Klimpern*

    Schliesslich gelangten wir in die Katakomben. Wulfgrimm begrüsste mich freundlich, während sich Cuano ächzend entschuldigte. „Ich äh.... muss eben... Händler.... ihr wisst schon.“ Und damit wankte er auf Wurrwosch zu. „Nun, Meister Zwerg, wie siehts aus, wollt ihr nochmal in den Ring steigen? Der nächste Gegner wird euch liegen, er heisst Tragasch. Was sagt ihr?“ „Ich könnte eine Runde im Ring vertragen... lasst uns beginnen.“ Jakoon verlieh mir wieder seinen Attributio Potestas, und dann befand ich mich auch schon im Ring.

    Mein Gegner war ein wirklich seltsamer Angroschim. Er war spindeldürr und mindestens ein Kopf kleiner als ich. Dafür war sein Zweihandhammer fast doppelt so gross wie er. Ich weiss nicht, was ich ihm sagte, aber er war tödlich beleidigt, und setzte sofort zu einem Hammerschlag an. Ich wich aus, wie es mir Forgrimm gezeigt hatte, und hieb dem armen Kerlchen meinen Hammer mit einer schnellen Bewegung an die Schulter. Das trieb ihn zur Weissglut, und er schlug nach mir mit einer wilden, kreisenden Bewgung, die man aber schon im Ansatz erkennen konnte. Ich parierte diesmal den Hieb, aber dabei hätte ich fast den Hammer aus den Händen verloren, da Tragasch wesentlich mehr Kraft besass, als man ihm es nach seinem Äusseren zutrauen sollte. Ich musste einen Schritt zurückweichen, und er setzte sofort nach, um erneut einen Hammerschlag auf mich herabsausen zu lassen. Ich wich wieder wohlweislich aus, setzte aber diesmal zu einem wuchtigen Schlag an, bevor er sich zu mir wieder umdrehen konnte. Das liess ihn fast in die Knie gehen, und er ächzte vor Schmerz. Bevor er sich fangen konnte, schickte ich ihn mit einem Hieb an seinen überdimensionalen, gehörnten Helm ins Reich der Träume. Draussen jubelte Forgrimm: „KANGROSCHA! Soooo macht man das!“

    Ich grinste über beide Backen. Das mit dem Hammer funktionierte wunderbar. Als mir Wulfgrimm das Geld ausbezahlte, fragte er mich, ob ich gegen seinen Champion antreten wolle. Ich willigte ein, und stand Minuten später einem beeindruckendem Ork gegenüber. Der Schwarzpelz war mit Schild und Säbel bewaffnet. Das würde nicht einfach werden. Thurazz, so der Name des Orks, erwies sich als äusserst kampferprobt, und setzte mir mit ein paar schnellen Finten sehr zu. Als ich eine Öffnung in seiner Deckung sah, schlug ich mit einem wilden Hieb zu, den er aber nur lachend mit dem Schild abwehrte. „Ist das alles? Zeigt mir eure Kraft!“ Ich war arg in Bedrängnis, und als letzter Ausweg blieb mir nur das zu probieren, was Forgrimm mir mit dem Aufwärtshieb gezeigt hatte. Als Thurazz wieder mit einer Finte versuchte mich zu treffen, wich ich einen halben Schritt zurück, und nutzte die Bewegung um von unten gegen den Rand seines Schildes zu schlagen, da mein Hammer eine grössere Reichweite hatte. Das brachte ihn aus dem Konzept, und ich konnte einen schweren Treffer mitten auf seiner Brust landen. Deutlich vorsichtiger geworden, begann mich Thurazz mit einer ganzen Serie von Finten vor sich her zu treiben. Ich konnte den meisten Schlägen ausweichen, aber er erwischte mich ein ums andere Mal, und mir ging langsam die Puste aus. Da wurde er zu siegesgewiss. Er versuchte mich mit einem Schildstoss zu Boden zu werfen, allerdings hatte ich seine Attacke erahnen können. Mit einem Rückhandschlag traf ich ihn von links, als er durch seinen eigenen Schwung getragen an mir vorbei taumelte. Ich legte alle Kraft, die ich noch besass, in einen Wuchtschlag, direkt auf seine linke Flanke. Der Hammer traf ihn krachend auf sein Schulterblatt, und Thurazz sank stöhnend zu Boden. Ich hätte keine weitere Minute mehr durchgehalten. Cuano bemerkte von draussen „Glückwunsch, zu meinem Leidwesen habe ich auf den Gegner gesetzt.“ Schnaufend auf den Hammer gestützt liess ich mich von Wulfgrimm ausbezahlen. Dann schlug ich vor Erholungsphase nach oben in den Springenden Hirschen zu verlegen. Das fand allgemeine Zustimmung, und da Cuano in Geberlaune war, lud er uns alle ein.

    Wir suchten uns einen netten Tisch, und bestellten reichlich Bier, und etwas Deftiges zu essen. Nachdem eine der hübschesten Angroschna, die ich jemals gesehen habe, unsere Bestellung gebracht hatte, verabschiedete sich Cuano kurz, da er mal für kleine Khômgeparde müsse. Das Geld liess er bereits auf dem Tisch liegen. Wir tafelten fürstlich, aber Cuano erschien nicht mehr. Er war eine Etage nach oben gestiegen auf der Suche nach dem stillen Örtchen. Als wir unser Mahl beendet hatten, und er immer noch nicht aufgetaucht war, beschlossen wir schon einmal auf den Marktplatz zu gehen. Er würde uns sicher finden. Gerade als wir die Tür nach draussen öffneten, erklang von oben ein wüster Tumult. Eine aufgeregte Männerstimme brüllte sich heiser, und dazwischen waren spitze Frauenschreie zu hören.

    Jakoon erfasste die Situation als Erster. „Nicht gut, gar nicht gut, wenn Cuano nicht zu sehen ist.... lasst uns hier unauffällig verschwinden, seeehr unauffällig.“ Wir schlenderten so unauffälig wie möglich nach draussen. Der Tumult wurde immer lauter und näherte sich dem oberen Treppenende, als wir die Taverne verliessen. Draussen gingen wir sehr langsam und völlig unschuldig hinüber zur Treppe vor dem Praios Tempel. Kaum hatten wir die unterste Stufe erreicht, als Cuano wie angestochen aus der Taverne raste, während er noch versuchte sich seinen linken Schuh anzuziehen. Etwas unelegant, aber wirklich schnell war er, das muss man ihm lassen. Panisch schaute er sich um und erspähte uns dann. Gerade als er zu uns herüber rief „So tut doch etwas!!!“ Sprang ein Mann mit hochrotem Gesicht aus der Taverne. Hinter ihm, im Schlepptau, eine fast nur halb bekleidete Dame. Wir schüttelten nur äusserst unauffällig mit dem Kopf, während Jakoon anmerkte „Stur lächeln und winken, Männer. Lächeln und winken.“ Und so sprintete Cuano mit Höchstgeschwindigkeit an uns vorbei in Richtung Hafen, während wir etwas tumb, aber äusserst unauffällig freundlich lächelten, und ihm hinterher winkten.

    Geändert von Aydan (16.11.2011 um 09:39 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Pelzige Angelegenheiten

    Cuano entschwand Haken schlagend in Richtung Hafen, mit dem aufgebrachten Mann dicht auf den Fersen. Hätte uns jemand so gesehen, wie wir ihm nachwinkten, er hätte angenommen, dass wir die berühmten drei Stuhdjes aus Avestreu wären. So krampfhaft und dümmlich grinsend wie wir da in einer Reihe standen, und Cuano nachwinkten. Als Cuano in halsbrecherischem Tempo in den Breiten Weg abbog, und damit ausser Sicht geriet, zischte Jakoon Forgrimm und mir aus dem Mundwinkel zu: „Auf drei drehen wir uns ganz langsam, und ohne übertriebene Hast um, und werden sehr langsam hinter den Tempel schlendern.... eins, zwei, drei. ….Forgrimm, hör auf so falsch zu pfeifen, die Leute kucken schon...“

    Kurze Zeit später standen wir aufatmend hinter dem Tempel. Der einzige Händler, der dort seinen Stand aufgebaut hatte, war der zottelige Krumme Otto. Er witterte wohl Kundschaft, und schmetterte fröhlich das Credo seines Ladens voller Inbrunst hinaus. „Alles rund ums tote Tier, gibt’s wie immer nur bei mir!“ Immer noch ganz nervös nach allen Seiten schauend, versuchte Jakoon den Händler daran zu hindern noch mehr Kundschaft auf uns aufmerksam zu machen. „Guter Mann, darf ich mir mal ihre Waren näher anschauen?“ „Aber sicher, schaut hier, alles was das Herz begehrt, Gruftasselaugen, getrocknete Fledermausflügel, Wolfsrattenschwänze.... ich habe sogar Amöbensporen aus Al'Anfa. Die Biester sollen da so gross wie Oger werden.“ „Was ist denn in den Käfigen dort? Diese Tiere sehen ungewöhnlich aus, und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, seltsam lebendig, für tote Tiere.“ „Oh das... jaaa, das sind die legendären Valpodinger. Das war eine Bestellung für Meister Bruckbart, leider war es eine sortierte Bestellung, und ich musste auch ein paar Säbelzahnkaninchen und Brüllhamster abnehmen. Seitdem ich die Brüllhamster feil biete darf ich meinen Stand nicht mehr auf dem Marktplatz aufbauen. Die Anwohner haben sich so lange über den Lärm beschwert, bis mich die Büttel hier her geschleift haben.“ Ich schaute in die Käfige. „Ihr habt Brüllhamster im Angebot?“ Mir wurde plötzlich ganz wehmütig ums Herz. Ich musste an Boronfried denken, und wie es ihm jetzt wohl ging. Zwischen einem Angroschim und seinem Brüllhamster gab es eine sehr enge Freundschaft, wenn man viel Zeit mit ihm verbrachte. „Was machst du denn für ein Gesicht, Grimmasch?“ wollte Forgrimm wissen. „Ach, ich musste an meinen Brüllhamster zu Hause denken. Ich vermisse unsere Klanbinge.“ „Oh ja, Heimweh lässt einen Angroschim leicht schwermütig werden. Wenn wir Ardo zu einem Heiler geschafft haben, werden wir einen ordentlichen Humpen auf unsere Heimat heben. Versprochen!“ „Danke, Forgrimm. So etwas kann nur ein Zwerg verstehen, ich bin froh, das wir zusammen reisen.“ „Keine Ursache... vielleicht willst du dir ja einen Brüllhamster als Erinnerung zul... was sehe ich denn da? Das sind doch gezuckerte Koschammerzungen? Wieviel kosten die?“ „35 Dukaten, und sie gehören euch, Meister Zwerg.“ „Fünfunddreissig DUKATEN? Eieieiei.... das ist teuer, aber ich nehme sie. In Murolosch zahlt man dafür bis zu 80 Dukaten. Vielleicht kann ich meine Reisekasse etwas aufbessern.“ Jakoon und ich staunten nicht schlecht, als wir entdeckten, dass Forgrimm anscheinend ein Gourmet war.

    Wir beschlossen, dass es nun wieder sicher war zum Hafen hinunter zu gehen. Es war inzwischen genug Zeit vergangen nach Cuanos spektakulärer Flucht. Entweder wir würden ihn auf der Thalaria finden, oder Nirulf bitten den Preis für seine Kaution nicht zu hoch anzusetzen. Letzteres bereitete mir etwas Sorge. Im Hafen war auf der Thalaria aber kein Cuano zu entdecken. Wir waren schon drauf und dran zu Nirulf aufzubrechen, da zischte eine Stimme unter einem Kistenstapel hervor. „pssst...Grimmasch...PSSSSSTTTT.... hier drüben.... Griiiiiiimmaschschschschsch.... Bei Phex, schau nicht her, ist er weg?“ „Cuano?“ „PSSSSSST! Ich beschwöre dich.... ist er weg?“ „Wenn du den Mann aus der Taverne meinst, ja. Aber wenn du weiter hier Geräusche wie ein kochender Dampfkessel machst, werden sie einen Ingenieur schicken um nach den Abwasserleitungen zu schauen.“ Cuano zwängte sich durch eine erstaunlich enge Öffnung zwischen zwei Kisten, und richtete sich auf. Den Staub von seiner Kleidung klopfend sagte er: „Meine Güte, der Kerl war hartnäckig, und flink wie ein Wiesel. Dabei habe ich nur auf dem Weg zum Abort die falsche Tür geöffnet.“ Forgrimm schüttelte sich vor Lachen. „Hehe, Schleicher, gibs doch zu, du wirst alt. Hahaha.“ „ALT`? Das muss ich mir von einem Zwerg mit 200 Götterläufen nicht sagen lassen.“ Streitend, aber erleichtert, dass wir Nirulf doch nicht besuchen mussten, schritten wir aus dem Südtor, da wir einen Abstecher zu Laurelin machen wollten. Jakoon und Cuano sollten sich von ihm zeigen lassen, wie man einen Pfeil sicher ins Ziel bringt. An der Mühle vorbei zogen wir Richtung Norden. Zu unser Rechten war eine natürliche steinerne Brücke zu erkennen. Ich meinte dort riesige Wesen zu sehen. Als wir näherkamen erkannten wir, dass es sich um drei Trolle handelte, die einen Baum quer über den Weg gelegt hatten.

    „Heda, was macht ihr hier, und warum versperrt ihr den Weg?“ „Weg hier sein zu Ende, du umkehren!“ „Aber der Weg geht doch da hinten weiter?“ „Jaaaa-aaa-aa. …. aber sein... äh... sein Trollweg, und du sein kein Troll, du sein Kleinling.“ „KLEINLING?“ Hinter mir schien sich plötzlich ein Gerangel abzuspielen, als Cuano und Jakoon in bester horasischer Ringermanier Forgrimm daran hinderten seinen Lindwurmschläger zu ziehen, und auf die Trolle loszugehen. Ohne eine Miene zu verziehen, oder mich umzudrehen antwortete ich eiskalt: „Aber wir würden gern vorbei, D_U V_E_R_S_T_E_H_E_N ?“ „Es nicht nötig sein zu sprechen langsam, Brulbu nicht dumm sein.“ „Ihr müsst zugeben, ihr klingt wie eine dieser grünen Puppen aus der Laterna Magica, die runzelige mit den langen, spitzen Ohren.“ „Ja, wir wissen. Wir nichts können dafür, wenn sprechen müssen als hätten Hand in Ort wo Sonne nicht scheinen. Das sein ...äh.... Trolltradition.“ „Nichtsdestotrotz, könnten wir denn nun durch?“ „Nein, Glitzermann haben verboten.“ „Glitzermann?“ „Ja, er so glitzern wie dein Freund da hinten, der gerade Gesicht von anderem Kleinling in Gras drücken.“ Ich drehte mich geflissentlich um. Der Armatrutz um Jakoon glitzerte. „Achso, es war ein Magier? Wir sind Freunde von diesem Magier.“ „Ich nicht glauben.“ „Doch wirklich, wir haben sogar eine Verabredung mit ihm, und wenn ihr uns weiter aufhaltet, kommen wir noch zu spät.“ „Grimmasch, könntest du deine Konversation mit den Herren etwas beschleunigen? Wir halten hier nicht mehr lange durch...“ „hhhhmmmmmMMmmMMMMMPPFFFFTÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖTENMMmmmmmmmppffffffff“ Immer noch keine Miene verziehend sagte ich: „Was müssen wir denn tun, um zu beweisen, dass wir zu dem Magier möchten?“ „Du uns bringen süsse.... äh.... Zungen. Ja, Zungen.“ „Ihr meint gezuckerte Koschammer Zungen?“ „MMMmmmmppppffFFFFWEHE EUCH! NICHT DIE ZUNGEN, IHR SEID WOHL VOM ZANT GEBISSEN. ICH WERD EUCHMMmmmmmMMppppfrggl“ „Zufällig haben wir die Zungen gleich hier, ein ganzes Paket.“ „MMMMmmmmpppfLLLRRAAAAAAAAARGGHHHHMMMMpfl!“ Der Ringkampf schien nun auch unfaire Griffe zu beinhalten, da einige unterdrückte Schmerzenslaute von Jakoon und Cuano kamen... es wurde langsam brenzlig. „Zungen, süsse Zungen.... FREUND, FREEUUUUUUUUUND. Wir euch durchlassen. Ich dir was sagen, du bekommen von uns Geschenk für soviel süsse Zungen. Wir gefunden Metalldings und Stoffklumpen, du aussuchen.“ Mit Schweiss auf der Stirn entschied ich nach Zwergenmanier und wählte das Metalldings. Die Trolle reichten mir ein Paket, warfen den Baum von der Brücke, und verschwanden dann in ihre Höhle weiter unten.

    Cuano und Jakoon liessen endlich Forgrimm los, und der schnellte wie von einer Sprungfeder getrieben in die Höhe. Cuano jammerte „Au, du hast mich GEBISSEN, Forgrimm.“ Mit der Axt drohend vor Cuanos Gesicht gehoben funkelte ihn Forgrimm an. „Das nächste Mal mache ich noch was ganz Anderes mit dir, Schleicher. Tu das NIE WIEDER! Das waren meine Koschammerzungen, ihr solltet besser dafür sorgen, dass ich mein Geld wieder bekomme.“ Mit einem schmollenden Forgrimm im Schlepptau wanderten wir weiter in Richtung Laurelins Hütte. Ich schaute mir heilmlich den Inhalt des Pakets an. Es enthielt einen fast nagelneuen Ringelpanzer. Das war eine erfreuliche Entdeckung. Endlich konnte ich das Wams der Stadtwache gegen eine richtige Rüstung eintauschen.

    Laurelin zeigte Cuano und Jakoon ein paar einfache Handgriffe, wie man mit einem Bogen wesentlich genauer zielen kann. Er trug beiden auf an ihrer Atemtechnik zu arbeiten. Mit dem immer noch schmollendem Forgrimm ging es zurück zur Thalaria, da es langsam schon dämmerte. Es war ein langer Tag, und ich sehnte mich bereits nach meiner Hängematte. Am Kai diskutierten zwei Büttel. Einer sprach mich an. „Heda, Meister Zwerg, ihr wart doch auch bei der Stadtwache. Könntet ihr mir einen Gefallen tun?“ „Wenns nichts Schlimmes ist?“ „Iwoh... ich schlafe bei meiner Wache hier am Hafen immer nachts ein, und Nirulf hat schon damit gedroht, dass ich für 2 Wochen den Kasernenhof kosmetisch betreuen darf, wenn ich nochmal zu spät zum Rapport komme. Könntet ihr mich morgen früh wecken, und vielleicht ein Auge auf den Fluss haben?“ Mit hinter dem Rücken gekreuzten Fingern antwortete ich: „Wenns weiter nichts ist? Klar.“ „Toll, ich lasse euch auch in dem Schuppen dahinten schlafen. Da drin ist eine Ladung Daunen aus Albenhus, ihr werdet wie auf Wolken schlafen.“ Wir nahmen dankend an, denn ein warmer Schuppen voller Daunen war durchaus eine Alternative zum zugigen Deck der Thalaria.

    Wir teilten den Wache auf ,und legten uns in die himmlisch weichen Federn. Mitten in der Nacht weckte uns Jakoon ganz aufgeregt. „Wacht auf!!! Wacht auf!!! Schaut mal raus, da kommt etwas den Fluss herauf!“ Ganz schlaftrunken wankte ich zum Fenster, war aber gleich darauf schlagartig wach. Weiter unten auf dem Fluss waren 5 rot weiss gestreifte Vollsegel zu sehen, erleuchtet vom flackernden Schein der Fackeln auf den Decks. Völlig baff meinte Forgrimm: „Da brat mir doch einer eine Riesenamöbe! Das sind Ottas!“ „Wo kommen DIE denn her, und vor allen Dingen... was wollen die hier?“ „Ich bin nicht gerade wild darauf gegen eine Horde ausgewachsener Thorwaler anzutreten. Und das die hier gleich mit fünf Schiffen den Fluss herauf schippern kann nichts Gutes bedeuten.“ Die Langschiffe waren nun deutlich zu sehen. Hinter den martialischen Schilden, die an der Seite anmontiert waren, konnte man die muskelbepackten Ruderer erkennen. Das waren mit Sicherheit keine Händler. Das Knarren der Ruder und das Singen der zum Bersten angespannten Taue, die die Segel hielten, waren die einzigen Laute, die die Stille dieser gespentischen Szene durchbrachen. Auf dem Deck des vordersten Schiffes war eine riesige, hünenhafte Gestalt zu erkennen, die schweigend in die Finsternis der Nacht hinausstarrte. Die Schiffe passierten den Hafen, und wir rappelten uns auf, und folgten ihnen in den Schatten des Ufers.

    Etwas weiter nördlich hinter Nadoret, landeten sie schliesslich am Ufer. Die riesigen Thorwaler sprangen nach einigen leisen Befehlen ins seichte Wasser und machten die Ottas fest. Der ganze Haufen dieser Hünen war unglaublich diszipliniert, und im Nu entstand ein Nachtlager. Wir beobachteten sie aus sicherer Entfernung. Das waren wirklich keine Händler. Nach der Ausrüstung und den Waffen zu schliessen, war das ein ausgewachsener Kriegstrupp eines ganzen thorwaler Stammes. Der Hüne, der zuvor an Deck zu sehen war, schien der Anführer zu sein, da er ganz ruhig nur leise Anweisungen gab, die sofort ausgeführt wurden. Wir konnten kein Wort verstehen, da die Nordmänner nur in ihrer eigenen Sprache redeten. Da sie aber anscheinend keine Vorbereitungen für einen Angriff auf Nadoret trafen, entschieden wir, dass es an der Zeit wäre in die Stadt zurückzukehren. Unterwegs brach es aus Forgrimm heraus: „Bei Angroschs gekräuselten Rückenhaaren, Nordmänner, ein ganzer Trupp, mitten im Kosch. Bewaffnet bis an die Zähne. Sowas hab ich ja noch nicht erlebt. Wir sollten vorsichtshalber die Thalaria reisefertig machen.“ „Da stimme ich zu, und wir sollten uns beeilen.“

    Als wir im Hafen angekommen waren, weckten wir leise Dielbrack und die Mannschaft. Die vier Flussschiffer starrten uns eine Weile ungläubig an, aber schliesslich fingen Salm und Hummel an die Thalaria wieder aufzutakeln, und Jallik und wir schleppten eilig unsere neuen Vorräte in den schweren Kisten an Bord. Wir waren so sehr beschäftigt, dass wir kaum bemerkten, wie der Morgen heraufdämmerte. Mir fiel der Büttel wieder ein, und ich lief hinüber und weckte ihn. Als ich ihm die Geschichte erzählt hatte, bog er sich fast vor Lachen. „Ja klar, Ottas, die völlig unentdeckt den Fluss herauf segeln... und alles voller thorwaler Krieger. Ich danke euch, dass ihr mich so pünktlich geweckt habt, aber den Bären lass ich mir nicht aufbinden. Ich werde jetzt Hauptmann Nirulf Bericht erstatten.“ Und mit diesen Worten lenkte er seine Schritte in Richtung der Kaserne. Schulterzuckend ging ich zurück hinüber zu der Thalaria, um ein wenig Schlaf nachzuholen.

    Eine Stunde später hörten wir, wie die Alarmglocke panisch zur Generalmobilmachung geschlagen wurde. Leicht lächelnd drehte ich mich auf die andere Seite und schlief weiter. Wenn es thorwaler Piraten waren, würden wir auf jeden Fall ihren Angriff vorher hören können. Dafür würden die Nadoreter Bürger schon sorgen.

    Erst gegen Mittag erwachten wir. Es war nichts von einem Piratenüberfall zu hören gewesen. Das Erscheinen und Verhalten dieser Thorwaler wurde immer rätselhafter. Um die Lage etwas aufzuklären marschierten wir zur Kaserne der Stadtwache. Im Innenhof war Nirulf gerade dabei mit dem Praiosgeweihten Irian zu streiten. Es schien darum zu gehen, dass Nirulf irgendetwas geplant hatte, und Irian bestand darauf zu warten, bis der Grossinquisitor eingetroffen wäre. Zornig stürmte Irian an uns vorbei, und wir sahen Nirulf fragend an. „Schön das ihr hier seid. Gestern Nacht hat ein ganzer Trupp Thorwaler in der Finsternis den Hafen unbemerkt passiert. Nun lagert die Meute oben am Weg nach Ferdok.
    Aber das ist mein kleinstes Problem. Ich habe nicht genug Männer, um die Thorwaler im Auge zu behalten, und die Stadt vor dem Monster zu schützen.“ „Monster?“ wollte ich wissen. „Ja, gestern Nacht tauchten nicht nur die Thorwaler auf, sondern wir fanden auch eine grausam zugerichtete Leiche eines Hafenarbeiters in der Nähe des Südtores. Es sah so aus, als wäre er ausgeweidet worden. Laurelin meinte, wir hätten einen Werwolf hier in Nadoret.“ „Einen echten WERWOLF?“ „Ja, Grimmasch, du hast bereits einen mit Lykanthropie infizierten Blutwolf zur Strecke gebracht. Daher ist es durchaus möglich, dass ein echter Werwolf hier in Nadoret sein Unwesen treibt. Ich will eine Treibjagd heute Nacht auf ihn veranstalten, doch mir fehlen die Männer. Würdet ihr mir helfen?“ „Ihr könnt auf uns zählen.“ „Dann kommt heute Abend in die Kaserne, und wir werden dem Biest eine Falle stellen.“

    Wir bereiteten uns den ganzen Tag vor. Forgrimm schärfte seinen Lindwurmschläger, bis die Schneide rasiermesserscharf war. Ich passte den neuen Ringelpanzer auf meine Körperform an, und ölte den Hammerstiel ein. Jakoon und Cuano übten weitgehend schweigend die neuen Handgriffe, die Laurelin ihnen gezeigt hatte. Als die Dämmerung hereinbrach, machten wir uns voll bewaffnet auf den Weg zur Kaserne.

    Nirulf erwartete uns schon. Er hatte 2 Milizionäre und 2 Stadtwachen dabei. Ausserdem führte er ein Ziege an der Leine. Wir zogen nach der Sperrstunde hinter die inneren Tore der Stadt. In einer etwas breiteren Gasse band Nirulf die Ziege in einiger Entfernung fest, und wir versteckten uns hinter einigen Kistenstapeln. Er erklärt uns, dass die Wache schon am Tag überall Barrikaden aufgebaut hatte. „Wenn also der Werwolf den Köder schluckt, können wir ihn vielleicht einkreisen, bevor er uns bemerkt.“ Das schien ein gute Plan zu sein. Und so warteten wir schweigend. Die Glocken am Praios Tempel schlugen bereits die elfte Stunde, und wir wurden langsam müde. Ausser dem Gezirpe der Grillen und Zikaden, die noch die aus dem Steinen aufsteigende Wärme der Tageshitze genossen, war nichts zu sehen oder zu hören. Weiter vorne klingelte hin und wieder die Glocke der Ziege.
    Ich wollte mich gerade etwas bequemer hinsetzen. Als ein paar Dohlen erschrocken aufflogen. Ich erstarrte in der Bewegung und hielt den Atem an. Dann war er heran. Man sah nur einen gewaltigen Schatten, aus dem zwei Augen in wahnsinngem und feurigem Orange leuchteten. Der Hieb mit seinen, anscheinend messerscharfen, Klauen tötete die angebundene Ziege auf der Stelle. Das Blut spritzte bis an die gegenüberliegende Hauswand. Dann richtete sich der Schatten auf, und das fahle Mondlich enthüllte eine riesige Gestalt mit silberner Mähne. Sie reckte den Wolfskopf in den Himmel, und stiess ein schauerliches Triumphgeheul aus. Mir fuhr der Schrecken eisig in die Glieder, und erst der Ruf von Nirulf weckte mich aus meiner Starre. „Da ist er! Vorwärts, ANGRIFF!“ Der Werwolf blickte in unsere Richtung, doch anstatt zu fliehen, schien er in uns nur neue Jagdbeute zu sehen. Er fixierte Jakoon, der gerade einen Pfeil auf ihn anlegte. Cuano zauberte bereits voller Vorahnung seinen Nebel, und Forgrimm und ich stürmten den Biest mit gezogenen Waffen entgegen.

    Er war unglaublich schnell. Bevor wir es auch nur realisiert hatten, ging er zum Angriff über und schoss an uns vorbei. Er spang sofort auf Jakoon zu, der erschrocken aufschrie, den Bogen fallen liess, und seinen Kampfstab zückte. Forgrimm fackelte nicht lange, und rannte von hinten auf den Werwolf zu, ich folgte ihm direkt auf dem Fusse. Der Werwolf schien fast zu lächeln, als er Jakoon mit einem einzigen Hieb seiner Pranken von den Beinen holte. Das kostete Jakoon fast das Leben. Forgrimm drosch ihm seine Axt mit voller Wucht, und aus dem Lauf heraus in das Kreuz, dann prallte er gegen den pelzigen Körper. Das rettete Jakoon wahrscheinlich das Leben, da der Werwolf nicht zu seinem finalen Schlag ausholen konnte. Dann war ich heran, und ich drosch dem taumelnden Werwolf, ebenfalls aus vollem Lauf heraus, meinen Kampfhammer mit aller Kraft in den Rücken. Mit einem solchen Hieb habe ich schon Granitblöcke gespalten, doch der Werwolf jaulte nur auf, um sich anschliessend tollwütig knurrend zu uns umzudrehen. Mit gebleckten Zähnen und feurig lodernden Augen wandte er sich Forgrimm zu. „Komm her du mottenzerfressener Bettvorleger! Noch nie einen Zwerg gesehen? Wir sind berühmt für unsere Hundesalons, und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du aussehen wie der preisgekrönte Pudel von Baron Dajin!!!“ Der Werwolf hatte keine Zeit für eine eloquente Antwort. Die Bolzen der Armbrustschützen der Stadtwache schlugen in seine Flanke, und mit einem riesigen Satz sprang er aus dem Ring, den wir um ihn gezogen hatten. Mit irrsiniger Geschwindigkeit hetzte er die Gasse hinunter, und durchbrach einfach die Barrikade. „Bei Rondra, hinterher!“ stiess Nirulf hervor, und schon rannten die Milizionäre und Stadtwachen ihrem Anführer hinterher.

    Wir halfen Jakoon hoch, den es schwer erwischt hatte. Die Klauen des Ungetüms hatten sich tief in seinen Arm gegraben, und er musste sich erst mit einem Balsam Salabunde heilen, bevor wir die Verfolgung aufnehmen konnten. Er rief auch noch Flämmchen zu seinem Schutz herbei, da nun keine Heimlichkeit mehr von Nöten war. „Bei allen Dämonen der Niederhöllen, ich habe noch nicht einmal gesehen, wie das Vieh nach mir geschlagen hat. Seid vorsichtig, ein winziger Augenblick der Unachtsamkeit, und ihr sinkt mit zerfetzter Kehle in die Gosse.“ Wir eilten Nirulf und seinen Männern hinterher.

    Ein wenig weiter oben, in Richtung Marktplatz, hatten sie den Werwolf in einer Gasse gestellt. Knurrend und zähnefletschend wartete er auf uns. Und wieder ging er auf Jakoon los, doch diesmal waren wir besser vorbereitet. Flämmchen setzte seine silberne Mähne sofort in Brand, und die Pfeile von Jakoon, Cuano und den beiden Stadtwachen trafen ihn direkt in die Brust. Ich stellte mich schützend vor Jakoon und brachte einen Schlag gegen seinen Kopf an, als er herangestürmt war. Forgrimm verpasste ihm einen Hieb mit der Axt in den Oberschenkel, und Nirulf rammte ihm mit voller Wucht seinen kapitalen Andergaster mitten in den Leib. Der Werwolf floh ein zweites Mal, und auch diesmal durchbrach er mehrere Barrikaden. Er hielt direkt auf den Marktplatz zu, und wir verfolgten ihn, so schnell uns unsere Beine trugen. Auf dem Marktplatz stoppte Nirulf abrupt und bedeutete uns zurück zu bleiben. „Bei den Göttern, was ist denn hier passiert?“ Auf dem ganzen Platz waren die Leichen der Stadtwachen zu sehen. Schrecklich entstellt und voller Blut. Aus den dunklen Gassen um den Markplatz herum drang drohendes Knurren aus vielen Kehlen. „Bei Rondra, ER hat uns eine Falle gestellt!“ Auf dem Vordach des Tempels erkannten wir nun den Schatten des Werwolfs, der dort hoch geklettert war, und nun ein infernalisches Wolfsgeheul erklingen liess. „Vorsicht, das Vieh SPRINGT!“ Wir sahen gerade noch wie der riesige Werwolf sich von dem mindestens sieben Schritt hohen Vordach fallen liess. Das Letzte, an das ich mich erinnerte waren diese furchtbaren orangenen Augen, in denen das Feuer des Wahnsinns loderte, dann wurde es schwarz um mich herum.

    Der Werwolf hatte uns allesamt zu Boden geworfen, und während wir uns mühsam aufrappelten, hörten wir Nirulf rufen „Auf die Beine Männer, oder wir werden hier abgeschlachtet!“ Der Werwolf hatte sich Flämmchen gegriffen, und ihn mit einem Prankenhieb auf ein armseeliges Häufchen Asche reduziert. Das Erste, was Jakoon tat, als er wieder auf den Beinen war, war Flämmchen wiederzubeleben, da der Werwolf lichterloh brannte. Feuer war anscheinend ein probates Mittel gegen ihn. Aus den dunklen Gassen drängten nun immer mehr Schatten nach vorne. Kleinere Werwölfe, bereits aufrecht gehend, und ein ganzes Rudel Blutwölfe umzingelte uns knurrend, während der Werwolf begann auf Forgrimm einzuschlagen.

    Cuano bereitete sofort seinen Nebel wieder vor, und zog seinen Degen. Mit einem Bogen war in dieser Enge nichts anzufangen. Während Forgrimm verzweifelt die mächtigen Angriffe des Werwolfs abwehrte, machten Nirulf, Flämmchen und ich uns mit Feuereifer daran ihm das Fell zu gerben. Noch während wir auf den lichterloh brennenden Werwolf einschlugen, griffen die Blutwölfe an. Nirulf, Cuano und Flämmchen beschäftigten sie, wahrend Jakoon, Forgrimm und ich verzweifelt versuchte dieser alptraumhafte Kreatur das Lebenslicht auszupusten. Erst als Jakoon ihn mit einem mächtigen Fulminictus traf, stiess er Forgrimm beiseite, und flüchtete ein drittes Mal. Diesmal in den Praios Tempel.
    Wir hatten aber keinen Augenblick Zeit, denn nun setzten sämtliche geringere Werwölfe zum Angriff an. Cuano hatte bereits einen Blutwolf bezwungen, und einen Zweiten schwer verwundet, doch uns blieb keine Zeit ihm zu Hilfe zu eilen. Auf Forgrimm und mich kamen jeweils zwei Werwölfe, und wir hatten alle Hände voll zu tun, um nicht mit zerfetzer Kehle zu enden. Jakoon reanimierte mit letzter Kraft Flämmchen, und schickte ihn einem Werwolf auf den Hals, der ihn gerade Angriff. Die Milizionäre und die beiden Stadtwachen waren zu diesem Augenblick bereits tot, und der einzige von ihnen, der noch stand, und sich mit eisernem Willen dem Ansturm entgegen stemmte, war Nirulf selbst. Er schwang seinen Andergaster in weiten Bögen, um sich die Meute vom Hals zu halten. Erstaunlicherweise waren es Jakoon und Flämmchen, die ihren Werwolf als Erste zu Fall brachten. Sie halfen dem bereits schwer angeschlagenem Cuano. Nach und nach konnten wir einen um den anderen Blutwolf oder Werwolf von seinem unheiligem Dasein erlösen. Als endlich der letzte Werwolf fiel, war Nirulf zu schwer angeschlagen, um weiterkämpfen zu können. Wir vier waren ebenfalls allesamt mit Bisswunden und Kratzern übersät. Nachdem wir uns kurz erholt hatten, befahl uns Nirulf wieder die Verfolgung des Werwolfs aufzunehmen. Der Tempel hatte keinen zweiten Ausgang, und der silberne Werwolf war zu schwer verletzt, um weiter zu flüchten. Wenn wir ihn jetzt nicht zur Strecke brachten, dann niemals. Also hoben wir unsere Waffen und stiessen die Türen des Tempels auf.

    Innen war eine grausame Spur aus Blut zu sehen, die in direkter Linie zum Altar führte. Im Halbdunkel des Tempelschiffs erblickten wir die gekrümmte Gestalt des Werwolfs. Er schleppte sich gerade mit letzter Kraft auf den Altar zu, und das Blut lief ihm in Strömen die Seiten hinab. Mit einer letzten Anstrengungen zog er sich die Stufen hoch, und brach mitten auf dem Praios Altar zusammen. Mit seinem letzten, entweichenden Atemzug brach der erste Lichtstrahl des neuen Tages durch die Tempelfenster, und fiel in goldenem Licht auf den schauderhaft zugerichteten Kadaver. Sanftes Leuchten begann den Leichnam zum umspielen, und mit dem immer heller werdendem Licht verwandelt sich der tote Werwolf in seine menschliche Gestalt zurück. Als das Leuchten endete, lag der Leichnam von Irian, dem Praiosgeweihten vor uns. Es war vorbei, wir hatten den Werwolf zur Strecke gebracht.

  12. #172 Zitieren
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    Der Weg in den Krieg


    »Wir müssen hier weg!« »Was bei den Niederhöllen ist blos los mit dir?! Glaubst du etwar nach einem halben Tag ruhe könntest du einfach weiter machen wie bisher?! Du wärst beinahe gestorben, Jesper!« »Und wenn wir hier nicht verschwinden sterben wir alle...« Sie starrte mich fassungslos an: »WAS?!« Ich seuftzte mit mir war der Veteran durch gegangen, woher sollten Bauern es auch wissen. »Das waren Späher.... Ihnen folgt vermutlich eine Einheit Soldaten.... Oder eine ganze Armee...« Ich schwankte leicht, mir war mit einem mal schwindlig geworden und ich drohte zur Seite zu sacken, was sehnte ich Alriklas, den Alten oder einen der anderen Waffenbrüder herbei aber so lag es an mir diese Leute in Sicherheit zu bringen. »Es geht schon...« Ich wehrte Elida ab, die sogleich herbei geeilt war um mich zu stützen. »Wo ist meine Ausrüstung?« Sie setzte den Gesichtsausdruck auf den jeder Mann fürchtet: »Du wirst dich jetzt gefälligst wieder hinlegen! Ich hab mir nicht die Mühe gemacht und verhindert, dass du hier verblutest nur damit du sofort wieder versuchst Golgari auf den Rücken zuspringen!« Ich wusste sie hatte Recht, ich konnte kaum gehen und wenn es nicht nötig gewesen wäre hätte ich mich über einige Wochen auskuriert aber so straffte ich mich und bot Elida paroli: »Wie müssen hier weg! Spätestens morgen haben wir es mir mindestens 200Mann zutun.... Wenn wir überleben wollen müssen wir hier weg!« Mir tantzten Sterne vor den Augen und ich lehnte mich kurz gegen die Wand, wie sollte ich es in meinem jetzigen Zustand schaffen diesen Menschen eine Hilfe zu sein? Ihr Götter, wenn auch nur einer von euch diese Menschen liebt, dann helft mir... »Also gut ich glaube dir... Aber wie willst du es schaffen hier weg zukommen? Du kannst doch kaum gehen.« »Du glaubst garnicht zuwas wir fähig sind wenn wir nichts verlieren und alles gewinnen können.... Ich habe Männer gesehen die nur um ihre Frau wieder zusehen fast alleine eine ganze Armee entgegen geteten sind... Habe mit ihnen gemeinsam einen Feind geschlagen den wir nie hätten besigen können, außer auf dem Weg nach Hause...« Sie schluckte, ich konnte sehen, dass ihr die Frage nach meinem wahren ich auf der Seele brannte, aber dafür war nun keine Zeit mehr, wortlos öffnet ich die Tür und trat aus der Kammer.

    »Du bist wach?!« Odo starrte mich an als sei ich ein Gespenst, er schien sich noch immer nicht davon erholt zuhaben von einem quasie Toten bedroht zuwerden. »Wir müssen hier allesamt weg.... Spätestens Morgen kommen mehr, nach sehen was aus ihren Spähen geworden ist und dann solten wir hier weg sein...« Ich ging zu dem Tischende auf dem meine Ausrüstung lag und warf mir das Kettenhemd über, das vertraute Gewicht gab mir Sicherheit, ich würde diese paar Bauern hier retten, koste es was es wolle... »Weck die Leute! Sie sollen das nötigste zusammen packen und sich noch einmal den Magen vollschagen, die nächsten Tage werden wir nurnoch auf dem Marsch essen können, geschlafen wird auf den Wagen.« Meine Stimme ließ keinen Wiederspruch zu und so fügte sich Odo ohne ein Wort. Ich gürtete mein Schwert und folgte ihm hinaus, um die sturen zu überzeugen.
    Als ich auf die Straße trat staunte ich nicht schlecht, ein einzelner Reite kam gerade in's Dorf geritten, er trug einen Mantel und an seiner Seite hing ein Schwert. »WAS WILLST DU HIER?!« rief ich ihm entgegen, seelenruhig sahs er ab und band das Pferd am Brunnen fest, dann erst wandte er mir seine Aufmerksamkeit zu: »Ich will keinen Ärger machen, ich will nur bis Morgenfrüh bleiben...« Die Stimme klang seltsam vertraut, ich konnte sie aber keinem Namen oder Gesicht zu ordnen. »Da wirst du hier nicht viel Freude haben.... Es sieht ganz danach aus als sei eine Einheit Andergaster hier her unterwegs.... Noch vor Sonnenaufgang werden wir das Dorf verlassen.« »Wenn das so ist würde ich mich gerne anschließen.... Ich wette ihr könnt einen Veteranen brauchen...« Er trat in den Lichtschein den die Tür warf und ich erstarrte. »Das kann nicht sein....«

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    Xolgorax, Sohn des Grimmag

    Auf nach Thorwal

    »Am nächsten Tag sind wir drei denn losgezogen, um nach dem Geoden zusuchen, der war uns ja schließlich noch eine Erklärung schuldig.« Ich nahm einen tiefen Schluck aus meinem Krug und rülpste laut vernehmlich. »Manchmal hätte ich ja nur zugerne dein Talent was die Armbrust angeht, Bruder.« Utram lachte laut: »Und wer soll mir dann bitte den Feind von der Kehle fern halten? Angrosch hat sich schon was dabei gedacht... Du als Anführer und Kämpfer... Ich der Schlaukopf und Schütze... Passt doch.« Einen Moment sah er mich verschmitzt an, dann leerte er seinen Krug. »Xolosch! Wir sitzen auf dem trockenen!« »Jetzt erzählt schon weiter!« »Über die Reise gibt es kaum noch wichtiges zu erwähnen, den Geoden haben wir nicht gefunden und sind dann nach ner Woche gestocher in der Wildnis zusammen mit Ariana hier her zurück.« »Ihr hab ne Bunferatoschna mit hier hergebracht?« »Vorsicht Kleiner, sie hat nicht nur uns und deiner Schwester mehr als einmal das Leben gerettet...« »...sondern ist auch eine der Fremden die hier ohne eine Frage jederzeit Einlass und Schutz finden...« Es war ein Privileg sondergleichen, das in der Geschichte der Halle bisher nur selten gewärt wurde. »Schon gut... Aber jetzt erzählt schon, irgendwas muss doch passiert sein!« In diesem Moment stellte Xolosch die neuen Humpen auf den Tisch und begann die leeren einzusammeln: »Bald ist aber gut.... Wenn ihr so weitermacht dürft ihr hier Morgen sauber machen, Kater oder nicht!« »Dazu sag ich blos: Solange man noch liegen kann ohne sich festzuhalten, ist man noch nicht richtig betrunken!« Alle in Hörweite begannen zulachen, selbst der Spaßverderber Xolosch stimmte nach einigen Augeblicken ein. »Wie wäre es wenn wir dem Jungen von unserer Thorwalreise erzählen, Xolgorax?« Ich nickte und wärend ih begann zuerzählen, wurde es um uns Totenstill, niemand konnte sich der Magie unserer Erzählung entziehen.
    »Nach dem wir also, hier angekommen waren war eine ganze Weile auch Ruhe.....

    »Langsam, langsam... Wir wollen doch nicht, dass das so Endet wie unsere Ankunftsfeier!« mahnte ich Ariana leise lachend. »Genau, du warst danch drei Tage zu nichts zu gebrauchen...« viel Utram in die von mir geöffnete Bresche. »Ich schaff das schon.... Irgend wann trink ich hier als Letzter, ihr werdet's schon noch sehen!« Sie hatte erstaunlich schnell unsere Sprache erlernt, wenn gleich sie einen unnachahmlichen Aktzent hatte, konnte man mit ihr nun zwei Monate später, reden als sei sie eine von uns, überhaubt hatte sie in der Zeit die sie nun mit uns hier lebte, unzähliege Vorurteile über ihr Volk lügen gestraft: Sie war eine erstaunlich guter Kämpfer, hart im nehmen und hatte sich erstaunlich schnell an das Leben in unseren Hallen gewöhnt. Einzig was das Trinken anging schienen die Geschichten die man über ihr Volk hörte wahr zu sein, nach kaum zehn Krügen wurde es ihr zuviel, ein Markel dem sie mit ausreichend Training ausgleichen zukönnen hoffte. »Hier seid ihr Drei.... Hätte ich mir eigendlich denken können.« Angorax setzte sich zu uns, ich hob meinen Kug und prostet ihr zu: »Was können wir dazu wenn Ariana nicht aufgeben will? IGEN, NACHSCHUB!« »Sag mal tut ihr eigendlich noch etwas, außer dem armen Igen umherzuscheuchen und euerm Wachdienst?« Utram begann zulachen: »Was sollen wir den sonst tun? Das hat bei uns schließlich Tradition, schon Thorgrim, soll keine gelegenheit ausgelassen haben mal einen zuheben!« Lachend schüttelte sie den Kopf und nahm sich einen Krug von Igen's Tablett. »Ihr beiden seid unverbesserlich...« »Wie wär's mit nem Ausflug?« Wollte Utram völlig un vermittelt wissen. »Ich hab es langsam satt, hier immer meine Runden zudrehen, passiert doch eh nie was...« Ich nickte sinnend, »Unsere erste Reise ist ohne hin etwas kurz ausgefallen.... Ich bin dabei, Bruder!« »Wäre schlimm wenn nicht, wie könnte ich nur Halb los ziehen?« er grinste. »Dann komm ich auch mit, was soll ich hier ohne euch beiden?« meinete Ariana, die für ihre 4Krüger noch erstaunlich klar war. »Und du? Bist du auch dabei, Angorax?« »Was bleibt mir den anderes.... Ich kann euch drei doch schlecht nicht alleine los ziehen lassen. Aber so wollen wir eigendlich hin?« Utrams antwort kam prompt: »Thorwal, da gibt's guten Schnaps!« Wir alle brachen in schallendes Gelächter aus.

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    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Lehrling der Macht
    Kapitel IV

    Ort: Elenvina, Boron 990 BF
    Dramatis Personae: Adalric Kerpsteyn, Melcher Bachstein

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    Der Regen prasselte unbeirrt zu Boden, Elenvinas Gebäude spiegelten sich in den Pfützen und auf dem nassen Kopfsteinpflaster. Adalric hatte sich kurz in einem Hauseingang untergestellt und blickte gen Himmel. So bald würden die Wolken nicht aufreißen, vielleicht gar nicht. Vielleicht regnete es den ganzen lieben Tag lang. Der Junge war aufgelöst und verwirrt. Er fühlte sich verloren und wusste nicht wohin.
    Was war das für ein seltsames Gefühl gewesen, das in ihm gekribbelt hatte wie viele kleine Blitze? Und warum hatte Herr Malter tatsächlich die Türen für ihn geöffnet? Hatte Adalric selbst ihn irgendwie dazu gebracht? Wie? Und wo sollte er nun hin? Er musste aufpassen, dass er nicht einem anderen Händler in die Arme lief, der kannte seinen Vater bestimmt und würde ihn zurück nach Haus bringen. Er konnte nicht zurück nach Hause. Das ging einfach nicht.

    Der Hesindetempel schien ihm das einzige sinnvolle Ziel. Dort war es trocken, warm, dort wäre er sicher und vielleicht konnte er sich ja einem der Hesindgeweihten anvertrauen. Adalric prüfte den Sitz seiner Kapuze noch einmal und machte sich auf den Weg durch den Regen zum Park, in dem der Tempel lag. Den Blick hatte er dabei auf das Kopfsteinpflaster gerichtet und er lief so schnell er konnte, um möglichst schnell wieder aus dem Regen heraus zu kommen. Er zählte die Gassen, eins, zwei, drei, hier nach links und dann die zweite wieder rechts, dann käme er auf die Straße, die genau zum Tempel führte.
    Ab und an sah er auf, ob ihn jemand bemerkte, doch es waren kaum Menschen draußen auf der Straße unterwegs bei diesem Wetter. Als er erneut aufblickte, blieb sein Herz kurz stehen. Jemand kam ihm entgegen und dieser Mensch sah ihn direkt an! Wenn das ein Bekannter von Vater wäre…

    „Na, junger Freund. Das ist aber kein sehr schönes Wetter, dass du dir da ausgesucht hast, um durch die Stadt zu streifen…“, der Fremde lächelte, „…wissen deine Eltern, dass du alleine hier draußen unterwegs bist?“
    Es war der Mann, der ihn letztens vorm Hesindetempel angesprochen hatte. Sein Blick war freundlich, er lächelte. Adalric begann zuerst zu nicken, doch der durchdringende Blick des Mannes machte den Eindruck, als könnte er direkt in seine Seele sehen, so schüttelte er schließlich den Kopf.
    „Hmm…“, der Mann nickte langsam, „…ein Ausreißer. Soso. Gab es Streit?“
    Adalric war sich nicht sicher, was er sagen sollte. Wirklich gestritten hatte er sich ja nicht mit seinem Vater. Nur seinen Lehrer Herrn Malter hatte er angeschrien. Was recht ungehörlich war und wofür er sich mittlerweile schämte. Aber trotzdem… er zuckte mit den Schultern.
    „Ahja. Bist du auf dem Weg zum Tempel?“, fragte der Fremde.
    „Ja.“, sagte der Junge.
    „Du weißt, dass sie dich dort sofort wieder nach Hause zurück bringen werden?“, gab der Fremde zu bedenken.
    Daran hatte Adalric nicht gedacht. Er hatte angenommen, dass er im Tempel sicher wäre… aber dass die Geweihten ihn sofort nach Hause zurück schicken würden…
    „Ganz bestimmt?“, fragte er nach.
    „Ja. Tut mir Leid.“, der Fremde nickte.
    Adalric ließ die Schultern hängen. Wo sollte er denn nun hin? Zu einem Freund? Nein, dessen Eltern würden ihn auch wieder nach Hause schicken. Er war den Tränen nahe, traute sich nicht zurück nach Hause.
    „Du solltest dich aufwärmen. Und trocken werden.“, erklärte der Mann, „Und ein warmer Tee würde dir auch gut tun, oder nicht? Möchtest du mit mir ins Hotel kommen? Ich habe ein Zimmer im Hotel am Triumphbogen. Dort gibt es auch warmen Tee. Und wir können uns überlegen, was du deinem Vater dann erklären kannst, wenn du wieder nach Hause zurückgehst. Du willst doch nach Hause zurück, oder?“
    Adalric nickte zögerlich, stockte dann aber.
    „Mutter hat gesagt, ich soll nicht mit Fremden mitgehen…“, warf er ein.
    „Richtig. Und dass du nicht mit ihnen reden sollst, oder?“, der Fremde lächelte, „Ich erinnere mich. Aber so fremd bin ich doch gar nicht mehr, nicht? Und geredet haben wir ja auch schon. Ich kann mich dir auch vorstellen, dann bin ich noch weniger fremd, was sagst du dazu?“
    „Ich weiß nicht…“, Adalric wog den Kopf hin und her.
    Die Aussicht auf eine warme Stube und einen warmen Tee waren jedoch verlockend. Und mit einem Erwachsenen zu reden, der ihm vielleicht helfen konnte. Immerhin wusste der Mann ja wirklich viel, sicher wusste er auch, wie Adalric mit Vater umgehen müsste, um böse Schelte zu vermeiden.
    „Also ich bin Melcher. Melcher Bachstein.“, stellte sich der Mann vor und streckte die Hand aus, ganz wie es Erwachsene taten, wenn sie sich gegenseitig die Namen nannten.
    Der Junge zögerte kurz, doch nahm er schließlich die ihm angebotene Hand und schüttelte sie. Sie war warm und deutlich größer als seine Eigene und kräftig, auch wenn Herr Bachstein behutsam zudrückte.
    „Adalric. Adalric Kerpsteyn.“, stellte er sich vor.
    „Nun denn, Herr Kerpsteyn…“, begann Melcher und Adalric kam sich gleich viel erwachsener vor, „…darf ich Euch auf einen Becher warmen Tee und ein Gespräch unter Kollegen vor der Herrin Hesinde einladen?“
    Adalrics Gesicht verwandelte sich in ein breites Grinsen. So erwachsen hatte ihn noch nie, nie, nie jemand behandelt! Er nickte. Ein Tee konnte ja nicht schaden und vielleicht… vielleicht wusste Herr Bachstein einen Rat, warum Vater sich so seltsam verhielt. Und vielleicht, nur vielleicht, wusste er auch noch mehr…

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------

    „Und dann hat Vater den Herrn Malter eingestellt. Und zwei Wachen, die jetzt vor der Tür stehen. Und ich darf nicht mehr aus dem Haus und Cian auch nicht, wenn nicht mindestens Jolanta und eine der Wachen dabei sind.“, Adalric zog einen Schmollmund, „Das ist ungerecht. In die Hesinde-Schule darf ich auch nicht mehr.“
    „Hmm…“, Melcher nickte, fuhr sich über den Bart, „…das ist natürlich nicht schön für dich.“
    Sie saßen in einem Zimmer des Hotels am Triumphbogen. Melcher hatte etwas Tee und kleine Gebäckstücke nach oben kommen lassen. Er meinte, wenn sie unten im Gastraum bleiben würden, wäre die Gefahr zu groß, dass einer dort Adalric erkannte. Immerhin gingen dort viele Händler ein und aus und bei diesem miesen Wetter sowieso. Das hatte Sinn gemacht für Adalric.
    „Nein… das ist doof…“, Adalric guckte in seinen Tee.
    „Und wie bist du denn da raus gekommen? Du musst ja ein sehr pfiffiges Kerlchen sein, wenn du das geschafft hast!“, Melcher sah ihn neugierig an.
    „Also das war…“, begann Adalric und überlegte, ob er dem Mann wirklich erzählen sollte davon, dass er Herrn Malter einfach so dazu gebracht hatte ihm zu gehorchen.
    Er blickte Herrn Bachstein an und sah in seinen Augen nur Freundlichkeit und höfliche Neugier. Er wirkte wie ein guter Onkel. Adalric holte tief Luft und begann zu erzählen.
    „Also ich sollte Rechenaufgaben machen, hat Herr Malter gesagt. Aber ich wollte nicht. Ich wollte viel lieber mal wieder aus dem Haus, wisst Ihr? Und dann… dann hab ich ihm das einfach gesagt. ‚Lasst mich raus!’ hab ich geschrieen. Und dann ist er aufgestanden und hat den Schlüsselbund aus der Tasche geholt und hat mir die Türen aufgeschlossen. Einfach so. Die Wachen waren grade drinnen wahrscheinlich, jedenfalls haben sie es nicht bemerkt. Und dann bin ich raus und Herr Malter hat mir hinterher geguckt wie ein Rotpüschel, wenn es blitzt.“, erklärte er und bemerkte, wie in Melchers Augen kurz etwas aufflackerte, was er aber nicht näher bestimmen konnte.
    „Interessant… er ist einfach so aufgestanden, sagst du?“, Melcher fuhr sich über den Bart.
    Adalric nickte.
    „Das war… so… komisch…“, murmelte er.
    „Wie komisch?“, Melcher hob eine Augenbraue.
    „Es hat so gekribbelt in mir drin. Ganz seltsam.“, fuhr Adalric fort.
    „Hmm…“, Melcher nickte, „…hat es schon einmal so komisch gekribbelt?“
    „Ja…“, Adalric senkte den Blick.
    „Und was ist dann passiert?“, Melcher sah den Jungen aufmerksam an.
    „Ich hab einen Becher angefasst… so einen aus Ton…“, erklärte Adalric, „…und der is dann plötzlich kaputt gegangen. Wie zersprungen!“
    „Hast du das deinen Eltern gesagt?“
    „Nein… ich hab gesagt er wäre mir runter gefallen… Mama hat geschimpft.“
    „Hmm…“, Melcher lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete Adalric lange, der Junge meinte ein leichtes Lächeln in seinem Gesicht zu sehen.
    „Weißt du, junger Freund, was Magie ist?“, fragte er langsam.
    „Die Magie kam von Mada, die war ein Kind von der Herrin Hesinde. Der Herr Praios hat sie auf einen Stein am Himmel verbannt. Weil sie eine Frevlerin war.“, erklärte Adalric und wiederholte, was er in der Hesinde-Schule darüber gehört hatte, „Auch, wenn ich nicht weiß, was eine Frevlerin ist… jedenfalls kümmert sich die Herrin Hesinde auch um die Magie. Und dem Herrn Praios ist jede unkontrollierte Magie ein Dorn im Auge.“
    „Du bist ein Kind Elenvinas…“, Melcher schnaubte kurz, so wie man es tat, wenn man etwas lustig fand, „…was passiert, wenn ein Kind plötzlich Anzeichen für Magie zeigt?“
    Adalric kratzte sich am Kopf. Das wusste er nicht so genau. Oder doch?
    „Ehm… oh, es kommt auf die Akademie!“, erklärte er schließlich.
    „Richtig.“, Melcher nickte, „Also, wenn wir annehmen du hättest magische Begabung, ja? Mach nicht so große Augen, wir nehmen das einfach mal an. Also du has magische Begabung und deine Eltern erfahren das, ja? Und sie schicken dich auf die Akademie in Elenvina. Und du weißt, dass die Diener des Herrn Praios ein besonderes Auge auf diese Akademie haben. Würde dir das gefallen immer ganz genau aufzupassen, was du tust und sagst und den Herrn Praios ja nicht zu erzürnen? Du müsstest immer Angst haben einen falschen Schritt zu machen, wenn er auch nur klein ist.“
    „Nein…“, Adalric schüttelte den Kopf, „…das wäre doof. Da will ich nicht hin.“
    „Gut… darüber sind wir uns einig. Weißt du, du kannst viel mehr aus dir machen, wenn du nicht auf diese Akademie gehst, ja?“, Melcher sah Adalric durchdringend an, „Willst du das?“
    „Wie mehr… aus mir machen?“, Adalric war verwirrt, „Vater hat gesagt, ich soll eines Tages seinen Tuchhandel übernehmen…“
    „Und willst du das?“, Melcher sah ihn neugierig an, „Du kannst ganz ehrlich sein.“
    „Nein…“, sagte Adalric nach kurzem Zögern, „…ich wäre viel lieber… Gelehrter! Oder so. Oder Hesindegeweihter!“
    „Ich sage dir eine Sache: wenn du bei deinem Vater zu Hause bleibst, wirst du das nie werden.“, Melcher lächelte, „Und wenn du hier in Elenvina bleibst, wirst du nie alles erfahren, was du sonst auf der Welt erfahren könntest. Wegen den Dienern des Herrn Praios vor allem. Du weißt sicher auch schon, dass die hier sehr wichtig sind in der Stadt.“
    Adalric guckte unglücklich.
    „Aber wenn du mit mir kommst… dann zeige ich dir die Welt. Und ich bringe dir bei, was ich weiß und zeige dir, wie du noch mehr erfahren kannst.“, erklärte Melcher, „Und… vielleicht machen wir ja auch noch so etwas wie einen Magier aus dir. Wer weiß…“
    Die Augen des Jungen wurden immer größer. Ein Magier sollte er auch noch werden? Das war… unglaublich! Und dann könnte er so richtig zaubern?
    „Geh nach Hause. Dein Vater wird schimpfen, aber da musst du durch. Das macht dich nur noch erwachsener.“, erklärte Melcher, „Denk drüber nach. Und wenn du dich entschieden hast, komm zu mir. Ich bin sicher, du wirst einen Weg finden. Bist doch ein pfiffiges Kerlchen. Oder vielleicht finde ich dich dann.“

  15. #175 Zitieren
    General Avatar von Jul25
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    Der Weg in den Krieg


    »... ich... ich hab doch gesehen wie du.... Verdammt bin ich jetzt völlig übergeschnappt?!« Verzweifelt starrte ich den Mann vor mir an, ich wünschte geradezu er würde sich als Trugbild heraus stellen. »Jesper... bist du in Ordnung?« wollte er wissen, gerade so als sein nichts passiert, geradeso als hätte ich nicht miterlebt wie er überwältigt wurde, wie er.... »Ganz ruhig mein Freund.... Alles ist in Ordnung. Ich bin kein Geist und du bist nicht verrückt geworden...« Einen Moment sah ich meinen Waffenbruder an, dann schloss ich ihn ungestüm in die Arme. »Elrik... Du verdammter Bastard! Wie hast du das angestellt?« »Ich hab das getan was du uns beigebracht hast, so lange wir kämpfen, so lange werden wir siegen!« Es traf mich wie ein Faustschlag in's Gesicht. Einst hatte ich diesen Satz wenige Wochen nach Beginn unserer Ausbildung gesagt, damals hatten wir unter der Knute unseres Ausbilders so sehr gelitten, dass nicht wenige aufgeben wollten, alleine ich, Alriklas und Toran hatten damals die Truppe zusammen gehalten, heute hasste ich mich dafür, hatten doch alle außer mir und Alriklas diese Tohrheit mit dem Leben bezahlt, bis jetzt. »Zum Reden ist später auch noch Zeit! Jetzt müssen erstmal die Leute hier weg...« Gemeinsam mit dem seit Vier oder sogar Viereinhalb Jahren todgeglaubten Waffenbruder machte ich mich wieder an's Werk.Bei Sonnenaufgang endlich kletterte ich auf einen der Wagen: »Wir müssen uns beeilen! Es kann nicht mehr lange dauern bis sieh hier sind!«

    »Wer ist er?« »Wie?« Ich war auf dem Wagen anscheinend eingedöst, mitlerweile stand die Sonne hoch am Himmel. »Na er! Dein so plötzlich aufgetauchter Freund!« Meinet Elida mit Blick auf Elrik, der am Ende der kleinen Kolonne ritt. »Achso... Das ist Elrik, ich kenne ihn schon seit meiner Ausbildung. Er is irgendwann im laufe des ersten Jahres verloren gegenagen, dachte er wäre tod... Ich hätte nie gedacht ihn noch mal wieder zusehen.« Wieder schweifte mein Geist ab, ohne es bewust zu wollen begann ich zuerzählen. »Ich hab mit ansehen müssen wie sie ihn erwischt haben, ein Axthieb wie von einem Zwerg, hätte ihn eigendlich in der Mitte zerteilen müssen....« »Das ist ja, grauenvoll!« »Achwas... Lieber so, als langsam von der Kälte oder dem Hunger dahingerafft.... Oder vom Wundbrand so wie Toran, der Arme hat nie erfahren, was für einen Prachtkerl sein Sohn ist....« Ich blinzelte und schmerzhaft überfiel mich die Erinnerung, wie er weinend in meinen Armen starb, weinend weil er nie erfahren würde ob er einen Sohn oder eine Tochter haben würde, weil er sein Kind nie im Arm halten würde... »Wie kannst du nur so kalt, von solcher Grausamkeit sprechen? Geradeso als würde dich das überhaubt nicht berühren, als wärest du schon Tod....« »Vielleicht bin ich das auch.... Wie würde es dier gehen, wenn genau dieser arme Kerl in deinen Armen heulend sein Leben aushaucht? Irgendwann zählt man die Toten nicht mehr, man wirft sie einfach in ein Grab und ist froh wenn kein allzu guter Freund dabei ist.... Ich habe in den zwei Jahren Andergast 47Brüder verloren... Für jeden von ihnen wäre ich ohne zuzögern durchs Feuer gegangen, mit jedem von ihnen ist in Teil von mir gestorben....« Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihr gerade mein Innerstes dargeboten hatte, nur Alriklas hatte ich bisher soweit in meine Seele schauen lassen. Elida war entsetzt, es war eindeutig, dass sie mit vielenm aber nicht damit gerechnet hatte. »Schon gut.... Ich hätte dir das nicht erzählen sollen....« »Nein!« meinte sie plötzlich impulsiv. »Ich wollte es schließlich wissen.« Erstaund musterte ich sie genauer: »Sicher? Ich meine wer will schon wissen welche Niederhöllen ich schon gesehen habe? Außer denen die mit mir da durch gegangen sind, können das ohnehin nur die wenigsten verstehen...« »Weil es die wenigsten versuchen...« »Jesper!« Elrik unterbrach unser Gespräch. »Ich muss mal nen paar Worte mit dier wechseln...« Ich verstand und sprang vom Wagen, wir ließen uns ein paar Schritt zurückfallen. »Neue Flamme?« wollte er schließlich ohne Umschweife wissen. »Naja eher is sie an mir interessert als ich an ihr....« Er lachte. »Komm schon, so wie du sie ansiehst.... Du hast Lana auch immer so angesehen.« »Das bildest du dir nur ein.... Wie hast du eigendlich überlebt? Ich hab gesehen wie sie dich fast in zwei Teile gehackt haben!« »Naja war nicht leicht, bin erst nach einem Monat Gefangeschaft entkommen, gefunden hab ich euch natürlich nicht mehr... Du bist der erste von der Truppe den ich treffe. Ne Ahnung was die Anderen so machen?« »Ja.... Alriklas hat sich Dette geschnappt und hat sich niedergelassen..... Und der Rest... Naja die hat es erwischt, außer es ist ihnen so gegangen wie dir...« Er schwieg betreten und ich schloss wieder zum Wagen auf.

  16. #176 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Ein Trinklied

    Nach dieser Nacht standen wir vier wie gerädert am nächsten Morgen vor Nirulf. Der sah allerdings kein bisschen besser aus, da er noch in der Nacht die Leichen und Barrikaden der Jagd beseitigt hatte. Keine angenehme Aufgabe. Seine Augenringe hatten auf jeden Fall schon olympische Ausmasse. Als Dankeschön hatte er uns einen Andergaster gravieren lassen, da wir ihm, und vielen Einwohnern von Nadoret, das Leben gerettet hatten. Viel hätte nicht gefehlt, und wir wären auch über die Klinge gesprungen, Jakoon trug dank des Werwolf Angriffs mehr Verbände als eine Mumie aus der Khôm. Nunja, ein solches Geschenk, wie diesen Zweihänder, darf man nicht zurückweisen. Also bedankten wir uns artig, und wankten Richtung Praios Tempel, um den Schauplatz der letzten Nacht noch einmal unter die Lupe zu nehmen.

    Der Marktplatz war blitzsauber aufgeräumt, und nichts deutete auf den Kampf der letzten Nacht hin. So entschieden wir uns im Springenden Hirschen erst einmal ein kräftiges Frühstück zu uns zu nehmen. Es war nicht gerade viel los, sodass wir ungestört unsere nächsten Schritte planen konnten. Bis wir zu den Elfen aufbrachen würde sicherlich noch ein Tag vergehen, denn Dielbrack hatte erst heute Morgen Jallik und Hummel auf Einkaufstour geschickt. Der Angroschim lebt nicht von Luft und Kampf alleine, hin und wieder ein Stück Brot und Fleisch sind doch recht angenehm. Bei mehreren Tagen Fahrt auf dem Fluss würde der Hunger sicherlich schnell aufkommen. Forgrimm schlug mir auf die Schulter und meinte: „Sag mal, mein Lieber.... Wulfgrimm hatte dich doch letztes Mal herausgefordert, oder? Ich denke, du bist bereit für einen Champion Titel.“ „Du meinst ich soll annehmen? Gegen einen Thorwaler?“ „Nichts bringt den Körper wieder so auf Vordermann wie ein ordentlicher Kampf am Morgen, hehe.“ Cuano zählte schon die Dukaten in seinem Beutel, die er verwetten würde, und Jakoon verdrehte nur stillschweigend die Augen. Man konnte auf seiner Stirn quasi das Wort „ZWERGE!“ in Grossbuchstaben lesen. So verliessen wir den Springenden Hirschen und stiegen hinab in die Katakomben. Auch früh am Vormittag war schon wieder einiges los. Stachelpanzer Piel hatte gerade Hammerfresse Jango eingeseift. Wulfgrimm war sofort Feuer und Flamme, schliesslich wollte er sein Geld zurück gewinnen. Der Einsatz waren 15 Dukaten, und mir wurde schon ganz flau, denn allzu viel Geld hatten wir nicht mehr.

    Jakoon verpasste mir noch seinen Attributio Potestas, und dann wurde ich unsanft in die Arena geschubst. Wulfgrimm erwaretete mich schon breit grinsend. Na, das konnte ja was werden. Draussen gröhlten sie nützliche Ratschläge „Probiers über die Rückhand!“ und ähnlich Hilfreiches. Klingt recht wenig hilfreich, wenn dir ein Thorwaler gegenübersteht, der glatte zwei Zwerge hoch ist, und du musst quasi nach oben schauen, um seine Kniescheibe zu sehen. Nun ja... je grösser sie sind, desto tiefer können sie fallen, aber wohl war mir trotzdem nicht. Wie nicht anders zu erwarten begann Wulfgrimm mit der gleichen Taktik, mit der schon Thurazz fast Erfolg gehabt hatte. Er trieb mich gnadenlos mit Finten vor sich her. Er trug einen Schild und eine Orknase, die für einen Zwerg glatt als zweihädige Waffe durchgegangen wäre. Entsprechend schwer waren auch seine Schläge. Ich konnte nur immer wieder zurückweichen und so elegant, wie es einem Angroschim möglich ist, seinen Schlägen ausweichen. Nach einer Weile schien er dieses Spielchens überdrüssig zu sein, und er fing an mit Wucht- und Hammerschlägen anzugreifen. Ich schwöre, dass er gemogelt hat. Kein lebendes Wesen kann 5 Hmmerschläge hintereinander austeilen. Ich konnte sie teils parieren, teils wich ich aus. Bisher hatte ich nur leichtere Wunden einstecken müssen. Meine Schläge parierte er mit Leichtigkeit mit seinem wirtshaustisch grossen Rundschild. Er war wirklich ein erfahrener Recke. Aber auch erfahrene Recken haben Schwächen, und so strauchelte er kurz, als er seinen letzten Hammerschlag daneben setzte. Ich sah meine Chance, und dachte nicht lange nach. Ich trat einen Schritt nach vorne und sprang hoch. Obwohl ich mit dem ganzen Rüstzeug nicht gerade die Muroloscher Hochsprung Konkurrenz gewonnen hätte, brachte ihn dies kurzzeitg aus dem Konzept, und ich konnte einen Hieb auf seine linke Schulter landen. In seinen Augen blitzte etwas Respekt auf, und er quittierte dies mit „Ein guter Treffer!“, nur um wieder mit seinen Finten zu beginnen.
    Eine davon konnte ich parieren, und ich schlug von unten gegen seinen Schildrand, welches ihm anscheinend schmerzhaft die Hand prellte. Schlag folgte auf Schlag, Konterattacken und Angriffe prasselten für mindestens eine halbe Stunde herab, ohne das einer von uns beiden einen entscheidenden Vorteil daraus ziehen konnte. Schliesslich griff ich zu einem nicht ganz fairen Trick, aber gegen diesen gedopten Arenameister war das eher ein Kavaliersdelikt.
    Anstatt, wie sonst üblich, mit dem Hammerkopf zuzuschlagen, täuschte ich einen Hieb auf seinen Schild an, stellte ihm dann aber mit dem Hammerstiel ein Bein, als er federnd in Abwehrhaltung gehen wollte. Er wäre beinahe gestürzt, und wild rudernd kämpfte er um sein Gleichgewicht. Genau in diesem Augenblick konnte ich ihm den Hammer an die Schläfe schlagen. Es war mehr ein Stossen, da ich den Hammer hinter seinem Fuss hervor riss, direkt nach oben. Es war mehr ein antippen, aber der Schlag hatte gesessen. Ich setzte nach und landete einige krachende Treffer auf seinen Schild. Die Menge johlte auf, das war noch nicht da gewesen. Wulfgrimm in der Defensive. Verzweifelt setzte er eine Finte an, und unterbrach damit meinen Sturmlauf.

    Von diesem Moment an hatte ich verstanden, das geringere Grösse auch einen Vorteil bedeuten kann. Zum Einen rechneten diese Gigrim nicht damit einem grimmig grinsendem Zwerg auf ihrer Augenhöhe mitten ins Gesicht zu starren. Wenn ich einen Sprung gut vorbereitete war das Ergebnis gegen Wulfgrimm zu meist Überraschung. Ausserdem konnte ich seine Schläge unterlaufen, und er hielt seinen Schild viel zu hoch. Letztendlich war es eine äusserst knappe Sache, denn seinen Finten konnte ich kaum etwas entgegensetzen. Zum Schluss entschied die Kondition, und da ich als Zwerg doch deutlich jünger war, konnte ich meine letzten Schläge härter herabsausen lassen als er. Mein letzter Angriff traf ihn in der Kniekehle, nachdem ich mit einem weit ausholendem Angriff vorsätzlich sein Schild verfehlte. Als ich den Hammer zurück riss, erwischte ich sein Standbein in der Kniekehle, und er brach aufs rechte Knie zusammen. Aus der Drehung heraus schlug ich ihm mit dem Stiel genau auf die Kinnspitze, und der riesige Thorwaler fiel wie ein Baum. Schnaufend, meinen Hammer als Stütze benutzend , wankte aus der Arena. Wulfgrimm erwachte gerade wieder. Barakor half ihm lachend auf. „Ihr habt mich wahrhaftig besiegt, Meister Zwerg. Meinen Respekt. Ich glaube, ich werde zu alt für dieses Geschäft.“ Meine drei Kameraden jubelten immer noch, als mir Wulfgrimm die gewonnenen 30 Dukaten in die Hand drückte. „Ich werde mein Abenteurerleben aufgeben. Möge mein treues Schwert euch bessere Dienste erweisen als mir. Nehmt diesen Andergaster als Geschenk, ihr seid würdig ihn zu tragen. Vielleicht kann ich noch ein bisschen Wissen an euch weitergeben. Ihr führt euren Hammer äusserst geschickt, aber es gibt da die ein oder andere Technik, um eure Schläge noch wirkungsvoller zu machen.“ Ich versprach ihm darauf zurück zu kommen, aber ich war zu angeschlagen für gute Ratschläge. Forgrimm fiel mir lachend um den Hals. „DAS war ein Kampf, du hast wirklich das Herz auf dem rechten Fleck! Das muss gefeiert werden. Du bist hiermit offiziell eingeladen.“ „Huch, Meister Wurrwosch, ich Dummerchen, wo hab ich nur meine Gedanken. Hier, ich glaube das gehört euch. Lasst mich nur kurz euren Rock etwas abstauben.“ ...und damit war auch Cuano heran, während Jakoon weiter hinten mit verschränkten Armen und säuerlichem Gesicht an der Wand lehnte. „Hier Grimmasch, ich schenke dir diesen Ring, möge er dich immer an diesen Kampf erinnern. *Verschwörerisch* Nur zeig ihn nicht Meister Wurrwosch.“ Wieder etwas lauter „...und jetzt lasst uns diesen Sieg gebührend feiern, auf zum Sanften Ochsen.“

    Als ich mich ächzend auf eine der Bänke vor dem Sanften Ochsen sacken liess, rief Forgrimm „Heda, HerrWirt, 4 Helle Ferdoker von eurem besten Fass, wir haben hier den neuen Arena Champion zu feiern.“ Nach dem zweiten Hellem ging es mir schon besser, obwohl meine Rippen beim Lachen immer noch weh taten. Selbst Jakoon taute etwas auf. Forgrimm hatte schon etwas Vorsprung, und Cuano zählte noch immer seinen Wettgewinn. „...und wie du ihm dann den Hammer an den Kopf gehauen hast, hohoho, das war richtig gekonnt.“ „Ja, ich muss zugeben, Grimmasch hat blitzschnell reagiert. Damit hätte ich auch nicht gerechnet.“ Langsam kamen wir in Fahrt. Es war inzwischen Mittag, und selbst Cuano war etwas beschwipst. Es stellte sich heraus, das Jakoon das Alphabet rückwärts rülpsen konnte. Wir stimmten alle überein, das dies sicherlich irgendwann sehr nützlich sein würde. Forgrimm war die Atmosphäre zu wenig fröhlich, und er stimmte ein paar alte, zwergische Sauflieder an. „Kennscht du eigendlich die Xorloscher Natsionaaal Hymne? Nein, komm, ich bring sie dir bei! Hör genau zuuu....“ Und damit sprang er auf den Tisch und fing nach Art der Angroschim an zu tanzen:

    (Für den interessierten, aber Zwergen unkundigen Leser, hier die Melodie: http://www.youtube.com/watch?v=6bz0rLo_fhU )
    „1006, ich schalt die Glaskugel an,
    Krawall im eignen Land.
    Bunte Fahnen in der Hand,
    ein Sommermärchen, olé!!

    Dann im Kosch und Nadoret,
    die Bilder auf den Strassen gleich,
    die Sommerschlacht frisch und leicht.
    Ich glaube ich versteh'!

    *Gröhlend*

    'Losch, oooooh 'Losch,
    wir sind von dir begeiiistert!
    Und darum feiern wir
    dich schon heute wie die Deremeiste-her!!!

    In Süd-Nostria,
    ja da wollens alle wiiiiissen.
    Doch in diesem Jahr,
    da feiern wir einfach NUR!!!!!

    UND JETZT ALLE!!!

    Losch, oooooh 'Losch,
    wir sind von dir begeiiistert!
    Und darum feiern wir
    dich schon heute wie die Deremeiste-her!!!

    In Süd-Nostria,
    ja da wollens alle wiiiiissen.
    Doch in diesem Jahr,
    da feiern wir einfach NUR!!!!!“


    Jakoon und ich stimmten aus voller Brust mit ein, während Cuano kichernd im Takt klatschte. Den Zwölfen sei dank lag der Sanfte Ochse vor den Toren der Stadt, sodass sich niemand gestört fühlte, bis auf den Wirt, der etwas mürrisch dem frühen Gelage zusah. Aber er konnte sich nicht über seine Einkünfte beklagen, und so liess er uns gewähren. „Und jetsd.... jetsd kommmd der Höhepunkt. Grimmasch wird nen Bullen ssuuureiten!“ „Forgrimm, ich klaub, du hast einen im *Hick* ...einen im Kaaaahn, hihihhihihi.“ „Siehsde denn den Bullen da nich? Den wirste jetsd nach Ffferdok reiten.“ Cuano hielt kichernd auf den Wirt zu „Guuuuhter Mann, hihihihi, gehöört euch dort dieser preisgekrönte Bulle?“ „Nein, das ist Bogumil, der Ochse vom Alten Hajo. Der bleibt hier öfter stehen und starrt das Wirtshausschild an.“ *Aus dem Hintergrund* „Und jettzt nochmal allle susammen.... 'Losch, ooooooh 'Losch....“ „Ihr könnt ihn ja Hajo wiederbringen, der wird sich sicher darüber freuen.“ „Gnihihi, welch ausgeseichnete Ideeee... Heda, Grimmasch, euer Hotthü steeht bereit!“ Forgrimm montierte derweil bereits kichernd den Helm ab und setzte ihn auf. „Na mein lieber Bogumil? Wie siehts denn aus? Bin ich dein Leitriiiiind? MWWWWÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖRP! MWUUUUUUHHHHHHH! …..habsch euch eigendlich mal erzählt, dass ich perfekt ochsisch schpreche? Hihihiihi, komm mein lieber Bogumil...kooooomm.“ Der Ochse schaute Forgrimm verwirrt schielend an, während Cuano und Jakoon mich lachend auf seinen Rücken hievten.Es war anscheinend doch mehr ein etwas zurückgebliebener Bulle, als ein echter Ochse. „Wie, du willllst dem Leidrind nich vv-vvv-volgen? Das nehm ich dir persönlich übel!“ Und mit diesen Worten zog sich Forgrimm die Rüstung aus. „Hihihihi, kooomm mein Bulle *Hicks* MWWWWUUUUUH!“ Irgendwie schien Forgrimm nicht den richtigen Dialekt getroffen zu haben, denn der Ochse begann sich zu regen, und ebenfalls zu muhen. Aber irgendwie nicht auf die erwartete Art und Weise. Eher etwas zärtlich, und dann mehr und mehr ….äh.... fordernd. Jakoon erkannte als Erster, was der Bulle da in Forgrimm sah. „Äh, Forgrimm, es könnte besser sein deine Rüstung wieder anzulegen.“ „Bah, Bohnenstange, mein Onnnkel Gnaugrimm war mal Bergziegenhirte, und wenn der seine Stiefel ausgezogen hat, kamen alls Siegen aus 20 Meilen Umkreis zu ihm gelaufen. Soetwasch liegt meiner Familie im Blut!“ „Hat er auch erzählt wie er die Ziegen wieder losgeworden ist?“ *Muuuuhuuuu* Selbst Cuano fiel nun ein. „Hey, Kurzer, hihihihi, das klang, als ob er dir nachgemuuuuht hätte. Und er klinpert so niedlich mit den Wimpern....“ Ich sass immer noch sturzbetrunken oben auf dem Rücken, und wollte das überprüfen „....Zeich....“ und damit griff ich Bogumil an den Hörnern und bog seinen Kopf nach hinten, um ihm in die Augen zu schauen.

    Das fand er nicht so berauschend, und mit einem Ruck, der mich auf den Hals nach vorne schleuderte, richtete er entschlossen seinen Blick wieder auf Forgrimm. *MUUUUUHUHUuuuuuuu* ...und er setzte sich mit einem liebestollen Blick auf Forgrimm in Bewegung. Forgrimm sah Bogumil zweifelnd an, und sein Blick klärte sich rapide. „Muh?!“ war alles, was der fast nackte Forgrimm noch herausbrachte, bevor Bogumil den zweiten Gang einlegte. Die 180° Grad Wendung von Forgrimm war fast grazil, und er beschleunigte aus dem Stand auf ein erstaunliches Tempo. Bogumil verfiel in einen holprigen Galopp, während ich mich verzweifelt an seinem Hals festklammerte.
    Jakoon und Cuano starrten sich eine Sekunde lang schweigend, und mit offenem Mund an, dann rannten sie wie der Teufel hinter uns her. Die wilde Jagd führte direkt am Thorwaler Lager von vorletzter Nacht vorbei, und ein paar Köpfe mit staunendem Gesichtsausdruck starrten dem vorbeirasenden Zwerg in Unterhose und Stierhornhelm hinterher, verfolgt von mir und Bogumil. Als Cuano an ihnen vorbeihastete rief er entschuldigend lächelnd, und in vollem Lauf zu ihnen herüber „Tut mir leid, die Herren, aber Grossvater Ferolax ist ein grosser Fan vom Stierkampf... jaja, immer diese Verwandschaft.... pssst, Jakoon, leg nen Zahn zu, nu mach hinne! Bei den Zwölfen, ist das peiiiinlich!...“ In der Ferne wurde die Staubwolke bereits merklich kleiner.

    Die wilde Jagd führte an der Stadtmauer entlang zum Hafentor. Forgrimm hatte instinktiv den Weg zur Thalaria eingeschlagen. Der Büttel im Tor starrte Forgrimm mit offenem Mund entgegen. Forgrimm stiess laut johlend aus: „AUS DEM WEEEEEEEEEEeeeeeeeeeeeegggggg!!!“ Und dann war er bereits an ihm vorbei. Als der Büttel sich wieder umdrehte, um zu schauen, was da denn wie Galottas Zug der tausend Oger heran donnerte, konnte er sich gerade noch mit einem Hechtsprung in sein Wachhäuschen retten.
    Mit einem „MMMMMUUUUUUUUUUUUUUHUUUUHUUUUuuuuuuuuuuuuu!!!!“ donnerten Bogumil und ich durch das Stadttor. Eine Gestalt aus dem Schatten einer der Linde lugte hinter dem Baum hervor „Bogumil???“ Im vorbeilaufen rief im Jakoon ungläubig zu „Ihr kennt ihn? Ihr Götter ist das peinlich!“ ...und damit waren auch Jakoon und Cuano auch an den beiden vorbei.

    Forgrimm rettete sich schliesslich geistesgegenwärtig auf die riesige Statue von Baron Dajin. Die war massiv und hoch genug. Mit affenartiger Geschwindigkeit kletterte er hoch bis auf die Schultern. Bogumil war extrem verwirrt, da sein Blind Date plötzlich klettern konnte. Er bremste aus vollem Lauf ab, und ich konnte mich einfach nicht mehr halten. Ich schoss vornüber gegen die Statue. Mit einem Knall schlug ich wie eine tote Padde mitten in die Gedenkschrifttafel ein, und rutschte leise seufzend nach unten ins Wasser. Von oben begann Forgrimm in Unterhose zu wettern. „Du verdammter, liebestoller Hornochse, verschwinde! Verdammt, kann mir vielleicht jemand mal helfen?“ Bogumil hatte noch nicht aufgegeben. Ein so agiles Geschöpf schien ihm völlig neue Liebesabenteuer zu verheissen, und er stiess ein hormongeschwängertes Muhen aus, was eher an Wolfsgeheul erinnerte. Ein paar Sekunden später spähten Cuano und Jakoon äusserst vorsichtig über einen Kistenstapel, um die Lage zu sondieren. „Forgrimm, nimm endlich den Helm ab, du Hammel!!!“ Vom Kai her kamen Orbert und ein der Beilunker Reiter angetrabt, und der Büttel, und die seltsame Gestalt näherten sich vorsichtig von Norden. Nach einer Weile stellte sich heraus, dass die Gestalt der Alte Hajo war.... und wir ihm, wenn auch etwas unkonventionell, seinen Bogumil zurückgebracht hatten. Während er sein Rindvieh breit grinsend langsam beruhigte, hob der Büttel schallend lachend den Helm auf, den Forgrimm voller Wut auf den Bullen herunter geschleudert hatte. „Also DAS..... Hahahahaahaaaa, also sowas hab ich noch nicht erlebt.“ Er schüttelte sich vor Lachen, und reichte dem grinsenden Hajo den Helm. Alle umstehenden Passanten, die Zeuge dieses Vorfalls geworden waren, bogen sich vor Lachen, während Forgrimm mit hochrotem Gesicht die Statue herunter kletterte.

    Cuano und Jakoon hievten mich halb ertrunken aus dem Brunnenwasser und packten mich unter den Armen und an den Füssen, und trugen mich zur Thalaria. Dielbrack, Jallik, Salm und Hummel standen mit offenen Mündern bereits an Deck, als Forgrimm durch die Luke nach unten verschwand. Als Cuano und Jakoon mich an Dielbrack vorbeischleppten, konnte ich nicht anders. Mit nach oben gestrecktem Zeigefinger lallte ich, immer noch voll wie eine Haubitze: „Ich sachs dir, Kapitänchen Dielbrack, dieser Forgrimm, der hadd echt zarte Hüften, gnihihihihihi.“ Ich schlief auf der Stelle ein, als mich die beiden auf Deck abluden.

    Geändert von Aydan (25.11.2011 um 05:32 Uhr)

  17. #177 Zitieren
    General Avatar von Jul25
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    »Weiter.... Wer stehen bleibt stirbt!« »Ich... kann... nicht mehr....« Ich riss Odo zu mir herum. »Hör auf zu heulen! Laufen oder sterben?! Entscheide dich!« Ich ließ ihn los und ging weiter, um die Pfede zu entlasten und um schneller zuwerden hatten wir uns entschlossen, dass immer ein kleiner Teil der Leute auf den Wagen schlief wärend der Rest lief. »Jesper!« Elrik kam in vollem Gallopp auf mich zu, ich hielt jedoch nicht an. »Was ist los?« »Vor uns ist ein kleines Dorf.... Vielleicht 10Familien...« »Gib mir den Gaul, ich rede mit ihnen.... Treib du die Tuppe hier weiter vorwärts... und falls Odo schlapp macht, lass den Feigling liegen!« Ich wendete mich dem Pferd zu, doch dann legte sich eine Hand auf meine Schulter: »Du hast dich verändert...« »Vielleicht...« Ich zog mich auf's Pferd. »Aber vielleicht war es auch das was du Glückspilz nicht sehn musstest!« Ich gab dem Pferd die Sporen, ehe er etwas erwieder konnte. Wie sollte er es auch verstehen, er hatte nicht den Hunger und die Kälte des Winters im Feindsland gesehen, hatte nicht gesehen wie Brüder siech über die Lumpen eines Erfrohrenen entzweiten... Ich schüttelte den Kopf, ich brauchte jetzt einen kühlen Kopf, wenn ich auch die Menschen des vor mir liegenden Dorfes retten wollte.
    »HALLO!« brüllte ich, als ich das Dorf bei Sonnenaufgang erreichte. Ich stieg vom Pferd und ging auf das erstbeste Haus zu. »Aufwachen! Verdammt jetzt kommt schon raus!« Ein verschlafener missmutiger Bauer öffnete die Tür. »Ihr habt schon vor sieben Jahren unseren Sohn geholt Soldat!« Er wollte die Tür wieder schließen doch ich drückte sie vollständig auf: »Verdammt, ich bin nicht hier um zurekrutieren! Die Andergaster sind auf dem Weg hierher... Wenn ihr nicht sterben wolt, dann müsst ihr weg von hier!« »Unsere Familie, die Familie Semmler, lebt hier seit über...« »...200Jahren.« Der Mann starrte mich mit offenem Mund an. »Ich kannte Toran...« Ich senkte den Blick, gerade so als sei es meine Schuld, dass dieser mir völlig Fremde seinen Sohn verloren hatte. Nach einem Augenblick straffte ich mich: »Wenn ihr nicht gehen wollt, ich werde euch nicht zwingen, aber....« Er, schien zu spüren was ich ihm sagen wollte: »Wir werden bereit sein...« Er wendete sich um und begann seiner Frau zuerklären was vor sich ging. Erleichtert rückte ich zum nächsten Haus auf und pochte gegen die Tür.

  18. #178 Zitieren
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    Ich erwachte am nächsten Tag mit einem tierischen Brummschädel. Forgrimm hatte sich im Laderaum eingeschlossen, und war nicht dazu zu bewegen ihn zu verlassen. Jakoon und Cuano waren schon wieder oben auf. Beide hatten ein breites Grinsen im Gesicht. Wer will es ihnen verdenken, nachdem wir spontan einen solchen Stierkampf mitten in Nadoret organisiert hatten. Ardos Zustand war unverändert, und dank der Pflege von Hummel schien es ihm auch den Umständen entsprechend gut zu gehen.

    Nachdem ich meine Gliedmassen durchgezählt und sortiert hatte, stellte ich erste Experimente mit der Schwerkraft in senkrechter Position an. Eigentlich war es ja nur eine kleine Feier, naja, vielleicht ein kleineres Gelage, gewesen. Aber irgendeines der Biere musste schlecht gewesen sein. In diesem Zustand hatte ich einige fast magische Fähigkeiten erworben. Ich konnte die Luft durch mein Rülpsen blau färben, und aus dem Abort auf mysteriöse Weise grüne Schwaden wehen lassen. Ratte am Spiess und Helles Ferdoker geben interessante Reaktionen im zwergischen Verdauungstrakt. Dielbrack sah sich gezwungen Jakoon jeglichen Feuerzauber für die nächsten 2 Tage auf dem Achterdeck zu verbieten. Mit ein wenig Mundhygiene war ich sogar dazu in der Lage den Geschmack von 3 Wochen alten Socken von meiner Zunge zu entfernen. Allerdings musste ich dazu Salms Vorrat an Terpentin aufbrauchen.

    Als ich wieder salonfähig war, suchte ich erstmal den Laderaum auf, in dem sich Forgrimm verbarrikadiert hatte. Ich klopfte leise an... zu laute Geräusche liessen meine Ohren klingeln, als wenn die Schalmeien von Alveran angestimmt werden würden. „Forgrimm, bist du da drin? Ich bins, Grimmasch.“ „Ja, wer soll sonst hier sein? Hesinde?“ „Was machst du da drinnen? Es ist bereits wieder hellichter Tag. Komm raus.“ „NEIN!“ „Argh! Psst... nicht so laut!“ „Ich werde hier drin bleiben, bis wir Albenhus erreicht haben.“ „Sei nicht albern, wir müssen Ardo zu den Elfen bringen.“ „Mir egal, ich komme erst wieder raus, wenn mich niemand mehr kennt... hätte ich hier drin eine Schere gehabt, hätte ich mir einen Schandbart geschnitten.“ „Hier draussen gibt’s Scheren, Salm hat eine in seiner Handwerkskiste.“ „Ich komme nicht raus!“ „Oh man, du Sturkopf. Wie soll dich denn jemand in Nadoret erkennen, wenn du dein Kettenhemd wieder trägst? Die haben dich doch alle nur in Unterhose gesehen. Wenn du darauf bestehst, kaufen wir dir einen Helm mit Visier... dann erkennt dich garantiert niemand mehr.“ „Ich komme raus, wenn du mir einen Kettenhelm besorgst.“ „Na also... ich mach mich auf den Weg. Lauf nicht weg, ich bin gleich wieder zurück.“ „Haha.. du solltest dich als Hofnarr beim Kaiser anbieten.!“

    Ein Kettenhelm war ein geringer Preis, um Forgrimm dort unten raus zu bekommen. Cuano und Jakoon begleiteten mich, als wir zu Proximus schlenderten. Er hatte tatsächlich ein wunderschönes Exemplar mit einem kompletten Gesichtsschutz. Ein wenig erinnerte mich der Helm an eine Burka, wie sie die Haremsdamen rund um die Khôm manchmal trugen. Das Grinsen meiner beiden Begleiter wurde noch breiter. Zurück auf der Thalaria marschierte ich schnurstracks zu Forgrimms Einsiedelei. „Forgrimm, ich habe den Helm hier, komm raus.“ „Nein, reich ihn mir rein!“ Die Tür wurde gerade soweit geöffnet, dass ich den Helm durchreichen konnte. Nach kurzer Zeit schwang die Tür vollends auf, und Forgrimm kam tatsächlich heraus. Er hatte sich ein Leinenhemd, eine Lederjacke, und ein paar Söldner Beinlinge angezogen.

    http://imageshack.us/photo/my-images...rimmasch9.jpg/
    [Bild: grimmasch9.th.jpg]

    „Und du meinst so kann mich niemand erkennen?“ „Wie sollte er? Man sieht nicht mal mehr deinen Bart.“ „Na gut, aber wenn jemand Witze reisst, macht er Bekanntschaft mit meiner Axt.“ ...und mit diesen Worten stampfte er an Deck, und ich folgte ihm. Salm, Jallik Cuano und Jakoon hatten sich oben schon postiert, und grinsten ihm entgegen. Cuano hatte eine Rose organisiert. „Willkommen auf der Thalaria, holde Schönheit aus dem Lande der Novadi... da wir hier so selten weiblichen Gesellschaft haben, möchten wir Madame la Bœuf besonders herzlich begrüssen, und unsere tiefste Dankbarkeit für ihre Anwesenheit hier bekunden....“ Der Rest der sorgfältig geplanten Rede ging in wüstem Kampflärm unter. Es waren vier Männer nötig, um Forgrimm davon abzuhalten Cuano mit den Zähnen zu entmannen. Insgesamt eigentlich kein übler Anfang, sieht man von den verwunderten Blicken ab, die zur Thalaria hinübergeworfen wurden, da Cuanos spitze Schmerzensschreie bis zum Hafentor zu hören gewesen sein mussten.

    Da wir noch für die Fahrt einkaufen mussten, beschlossen wir dem Magierturm noch einen Besuch abzustatten, weil Jakoon dringend ein wenig die Beschwörungsformel seines Flämmchens üben musste. Der Elementar verging im Kampf gegen eine Feuerfliege nach 20 Sekunden. So machten wir uns auf den Weg. Forgrimm immer noch mit seinem Kettehelm, und Cuano etwas o-beinig. Cuano lotste uns zuerst zum Marktplatz, da er eine alte Freundin besuchen wollte. Vor einem unscheinbaren Haus, nahe des Marktplatzes, sprach einen Mann an, der dort herumlungerte. Er drehte sich wieder zu uns um, und fragte: „Na, habt ihr Lust der Nadoreter Diebesgilde einen Besuch abzustatten?“ Natürlich hatten wir, und ich hegte die Hoffnung, etwas über die neueren Fallen- und Schlössermodelle zu lernen, die rund um Nadoret verwendet wurden. Schliesslich war ich immer noch Sappeur in Ausbildung.

    Im inneren hatte eine Bande, die sich „Danio Efferdians Spiessgesellen“ nannte ihre Zelte aufgeschlagen. Sie planten irgendwas mit einem Koch. Der Junge, der die Rolle übernehmen sollte, hatte allerdings soviel Ahnung vom Kochen, wie eine Riesenkrabbe vom Bergsteigen. Seinen Anführer hatte er schon halb vergiftet, und vom Abort kamen dessen stöhnende Flüche.
    Eine Treppe führte hinunter in den Keller, der sich als teil der Katakomben herausstellte. Eine recht schlanke, aber unauffällige Menschenfrau erwartete uns bereits. „Diiiilga, das Schmusekätzchen aus Festum, Traum meiner schlaflosen Nächte, wie geht es dir?“ „Cuano, der hilflose Hase aus Havena... gut, mein Lieber. Was für ein Grund mag es wohl geben, dass du mich mit deiner Anwesenheit beehrst?“ „Oh, ach weisst du, ich war gerade hier in der Gegend, da dachte ich so bei mir, dass wir uns seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen haben.“ „Und wen hast du dort mitgebracht? Eine reichlich bunte Truppe hast du dir da zusammengestellt.“ Mit einem charmanten Grinsen antwortete er: „Nun, wir planen... also, ich sollte das wirklich nicht erzählen... aber dir kann ichs ja verraten.. wir planen den Göttern das Feuer zu stehlen.“ „Wirklich? Ihr kommt ein wenig zu spät würde ich meinen.“ „Nun, vielleicht bringen wir es ihnen ja auch zurück? Wer weiss, wer weiss?“ „Das wäre das erste Mal, dass mir dein Hehler in Havena die Ware aus deinem letzten Ding nicht eine Woche später andrehen will. Und es waren sogar teilweise abgewetzte Jacken darunter.“ „Aber, aber, hast du garnicht darauf geachtet, dass sie magisch waren?“ „Wie das? Magische Motten in der Kleidung eines ehrwürdigen Oheims? Du könntest deine Ziele auch einmal wieder höher stecken.“ „Touché, oh, das schmerzt von einer solchen Schönheit so tief getroffen zu werden.“ Und mit einer theatralischen Geste griff er sich an sein Herz.“ „Haha, wenn du mir etwas helfen willst, ich würde gerne über den Inhalt einer bestimmten Kiste am Hafen bescheid wissen. Eine recht muskulöse Frau lässt sie nicht aus den Augen.“ „Wir werden sehen, was wir tun können. In der Zwischenzeit, Meister Grimmasch hier möchte ein wenig mehr über Schlösser und Fallen erfahren, und ich würde gerne deine Waren sehen.“ Mit diesen Worten nahm er sie in dem Arm und schlenderte zu einer Truhe. Es klimperte leise auf dem Weg dort hin.

    Wie sich heraus stellte, war die Nadoreter Diebesgilde anscheinend auch nicht gerade vom Glück verwöhnt worden in letzter Zeit. Wichtiger war für mich, dass ich einen fähigen Mechanicus ein paar Fragen stellen durfte. Cuano brachte noch in Erfahrung, dass es im Nordwesten Nadorets einen interessanten Keller gab, den irgend jemand aus unerfindlichen Gründen mit Fallen vollgestopft hatte. Wir würden uns das später noch einmal ansehen. Ausserdem zeigte ihm Dilga ein paar neue Kniffe mit dem Degen. Die Geschichte mit dem Drehen beim herausziehen sah aber so garnicht nach der Festumer Schule für höhere Töchter und Fechtkunst aus. Durch die Katakomben zogen wir Richtung Nordtor, und verliessen dort Nadoret. Vorbei am Boronsanger marschierten wir zum Magierturm. Irgedetwas stimmte sort nicht. Lila Qualm stieg schon von weitem sichtbar über dem Turm auf. Jakoon murmelte etwas von einem Sphärenriss. Am Fusse des Turms hatte sich eine Menschenmenge gebildet, zumeist Bauern aus dem Weiler weiter unten. Zwei Stadtwachen hielten sie davon ab den Turm zu stürmen. Mit dem Versprechen nach dem Rechten zu sehen, liessen sie uns aber passieren. Von Bruckbart war innen nichts zu sehen. Erst unten, vor seinem Laboratorium wurden wir fündig. Hesindiane Zoltan stand ratlos neben einem reglos in der Luft schwebendem Bruckbart. Jakoon war sofort interessiert und faselte etwas von einer Zeitverschiebung. Hesindiane erzählte schliesslich: „Ich kam vom Pilze suchen im Wald...“ „Habt ihr wenigstens ein rotes Käppchen dabei getragen? So etwas soll ja den männlichen Waldbewohnern den Schweiss auf die hormongesättigte Stirn treiben.“ „WAS? Nein, ich war wirklich Pilze suchen.“ „Wie auch immer.“ Mit einem bösen Blick fuhr sie fort: „Es gab ein dumpfen Knall, und als ich zurückkehrte fand ich den Zausel hier schon so vor.“ „Hm, was hat er denn da in der Hand?“ „Das ist der Schluss Stein für das Türschloss.“ Jakoon betrachtete ihn eingehend. „Ich vermute, dass der Sphärenriss auch die Sphäre der Zeit berührt, daher vergeht die Zeit für ihn viel langsamer als für uns. Er muss ein Experiment durchgeführt haben. Vermutlich ist irgendetwas schief gegangen. Wenn wir das Experiment abbrechen können, sollte er wieder erwachen.“ „Du willst da rein?“ „Ja, natürlich, das wird aufregend. Ich kann mir kaum ausmalen, was dort wohl alles aus den anderen Sphären zu finden ist.“ Ich nahm den Schluss Stein. „Na dann mal los. Das Schloss habe ich gerade in der ...äh... Werkstatt des Mechanicus gesehen.“ Ich setzte den Stein ein, drehte ein paar mal die Ringe, bis alle in Position waren, und schob die Riegel nach innen. Mit einem Schnappen öffnete sich das Schloss, und die Tür schwang auf.

    Innen war eine magische Kuppel zu sehen, die halb transparent war. Irgend etwas brannte in ihrem Inneren, und bevor wir ihn stoppen konnten, war Jakoon schon hinein gestürmt. Mit einem Seufzen folgten Cuano, Madame la Bœuf und ich ihm hinein. Es passierte... garnichts. Jakoon stand mitten in einem Pentagramm und zauberte Flämmchen herbei. Das war eine dusselige Idee. Der Elementar erschien auch, aber Magie mitten in einem chaotischen Experiment anzuwenden, das anscheinend schief gegangen war, ist keine gute Idee. Flämmchen vervielfachte sich, und plötzlich sahen wir uns von fünf stinksauren Feuerelementare umringt. Jakoons „Ohmist“ war nicht hilfreich. Es gibt nur zwei Arten von lebenden Feuermagiern. Die Einen sind weise genug sich frühzeitig hinter eine massive Wand zu begeben, falls ihr Zauber zu exotherm werden sollte. Die Anderen sind sportlich und durchtrainiert genug, um sich mit einem gewaltigen Hechtsprung hinter eben dieselbe Mauer zu retten, wenn etwas schief geht. Jakoon war eindeutig der sportliche Typ. Die fünf Feuerelementare hatten ihn sofort als Hauptziel auserkoren und zündelten spontan an seiner Robe herum. Lichterloh brennend sprintete Jakoon kreischend an der Kuppelwand entlang, die sich nun als undurchdringliche Barriere herausstellte. „So tut doch etwas, ICH BRENNE!“ Wir kannten die Qualität von Jakoons Flämmchen, und diese Elementare hier waren nur das Spiegelbild von ihm. So konnten wir sie recht schnell in ihren ascheförmigen Aggregatzustand überführen. Während wir noch Jakoon löschten, und uns selbst noch die schwelenden Stellen in der Kleidung ausklopften, liefen von den Aschehaufen kleine Flämmchen das Pentagramm auf dem Boden entlang.

    Gerade als ich tief Luft holte, um Jakoon meine Meinung zu geigen, trafen die flammenden Linien im Pentagramm zusammen, und uns klappte der Unterkiefer herunter. In der Mitte der Kuppel materialisierte ein ECHTER Flammenelementar. Auch er sah sofort in Jakoon seinen Erzfeind und rannte auf ihn zu. Wir konnten ihn nicht aufhalten, und er hörte einfach nicht auf Jakoon zu würgen. Glücklicherweise wollte er einfach nur Jakoon töten, so konnten wir anderen ihm gehörig seine Rüstung ausdengeln. Nach einer schweisstreibenden Weile verging auch dieser Elementar, und während sich der schwer angesengte Jakoon noch aufrichtete, brach die Kuppel in sich zusammen, und wir waren wieder frei. Bruckbart stand uns gegenüber, und lächelte uns entschuldigend an. „Ich sehe, ihr habt den Feuerelementar gebannt. In der Zwischenzeit konnte Hesindiane mich aus der Stasis befreien. Wir ihr schon richtig vermutet hattet, waren wir in einer Zeitblase gefangen. Deswegen... also.... äh... ja, euer Kampf war etwas länger in dieser Sphäre. Ihr müsstet etwas Hunger haben.“ Tatsächlich knurrte mein Magen. Das bedeutete wohl, dass es schpn spät am Abend war. Bruckbart nötigte uns etwas Schweigegeld auf, und schubste uns dann zur Tür raus. Mit der Lehrstunde für Jakoon wurde es also nichts. Ich sagte ihm noch „Man, kannst du nicht auch mal einen richtigen Elementar zaubern? So wie der von Bruckbart? Versuch doch beim nächsten mal ein paar Rüstungsteile dazu zu zaubern.“ Jakoon erwiderte säuerlich „Ich werds versuchen.“

    Am Hafen stahl sich Cuano noch vorsichtig hinter einen Kistenstapel, um einen Blick in die Kiste zu werfen, von deren Inhalt Dilga so gerne mehr wissen wollte. Er beobachtete eine weile lang den Kerl, der die Kisten für die Frau in ein Lagerhaus schleppte, und tuschelte dann etwas mit einer Rahjajüngerin, die ihrem Geschäft in der Nähe nachging. Sie fing den Kistenschlepper ab, und verschwand mit ihm kichernd im Lagerhaus. Zufrieden grinsend schlenderte Cuano anschliessend dicht an der muskulösen Frau vorbei, und liess dabei fallen: „Manchmal möchte ich auch Kistenschlepper sein, die Kerle bekommen immer die schönsten Mädchen ab.“ Mit wütendem Gesicht rannte die Frau sofort Richtung Lagerhaus, und Cuano öffnete schnell die Kiste, stiess einen Pfiff aus, und schlenderte dann seelenruhig wieder zu uns herüber. Er brabbelte grinsend etwas von roten Heringen, und das Dilga sich wundern würde. Diebespack... sollen sie sich doch gegenseitig bestehlen, soetwas braucht kein richtiger Angroschim.

    Als wir zur Thalaria zurückkehrten brach die Dämmerung bereits herein. Morgen würden wir Richtung Elfendorf aufbrechen. Vielleicht würden wir dort einen Heiler für Ardo finden. Nadoret liessen wir vorerst hinter uns.

    Geändert von Aydan (30.11.2011 um 04:56 Uhr)

  19. #179 Zitieren
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    »Macht schon! Schneller Verdammt!!« »Es geht nicht schneller!« »Dich hat niemand nach deiner Meinung gefragt Odo!« Zwei Tage waren wir nun wieder auf dem Marsch, mit Mühe hatte ich die Bewohner des Dorfes überzeugen können mit uns zuziehen, einen halben Tag nach ihrem Aufbruch sahen sie den Rauch ihrer brennenden Häuser... »Wann hast du das letzte mal geschlafen?« Elida war an meine Seite unbemerkt getreten. »Wie?« »Wie machst du das? Du bist vor drei Tagen fast gestorben, jeder andere den ich kenne hätte sich über Wochen oder sogar Monate auskurieren müssen... Und du machst einfach so weiter.... Gönnst dir nicht mal den Schlaf den ein Gesunder braucht....« »Wenn ich Gesund wäre hätte ich seit dem Kampf um den Hof höchstens ein paar Stunden geschlafen.... Ich bin es gewohnt, auf dem Zahnfleisch zugehen... Wenn es drauf ankommt fragt keiner ob du bereit zum Kampf bist.... Entweder du bist es oder du stirbst, so einfach ist das...« Sie sah mich schief an. »Also gut...« Sie lächelte, seit sie sich um meine Verletzung gekümmert hatte schien sie es für ihre Pflicht zuhalten sich um mich zukümmern. Als sei das nötig, ich hatte zwei Jahre Krieg überlebt ohne, dass jemand sich um mich kümmerte, unser Ausflug war geradezu ein Witz dagegen... Wo in Andergast jeder Wald einen Hinterhalt und jede Siedlung einen Harten Kampf bedeuten konnten, gab es heute nur den Feind der uns folgte. Kraftlos zug ich mich auf einen der Wagen, ohne große Umschweife griff ich mir eine der Decken und legte mich hin.

    »Wach auf, Jesper! Der Weibel kommt!« »Schon gut...« Ich setzte mich auf und legte mir die Decke um die Schultern, gerade so als habe ich die gesamte Nacht zusammen mit Alriklas gewacht. »Es langt für heute... Weckt eure Ablösung und legt euch dann hin.... Wir sehen uns beim Exerzieren wieder!« »Jawohl!« bestätigte ich ein Gähnen unterdrückend, nur zugerne folgte ich der Aufforderung. »Du Schuldest mir was. Warum bist du eigendlich so verdammt müde in letzter Zeit?« Eigendlich wollte ich ihm nicht den Grund nennen, er war ein Fremder, auch wenn es dem Schicksal gefallen hatte ihn mir zum Zimmer- und Wachgenossen zumachen. »Na schön. Dann rate ich einfach mal.... Du schleichst dich Nachts raus, um irgendwen zubesuchen?« Das konnte ich schlecht leugnen, spätestens ab dem zehnten Mal hatte die Ausrede "Ich geh nur mal schnell Wasser lassen." versagen müssen. »Ist sie es wenigstens Wert?« Die Frage überrschte mich und so erzählte ich es ihm, noch ehe ich genauer darüber nach dacht: »Und wie! Ne Augenweide, sondergleichen... Und ihre Lippen, ein Traum...« Er lachte: »Wuste ja garnicht, dass du so ein Schwärmer bist.... Und wie ist sie, so?« »Schlag dir das aus dem Kopf, ehe ich das übernehme!« »Schon gut.... Kann dich ja verstehen...« Fragend hob ich die Brauen. »Denst du, du bist der einzige der sich Nachts aus dem Staub macht?« »Ich dachte du gehst in die Kneipe?« »Ja... Aber nur weil Dette da bedient.« Ich muste grinsen, vielleicht waren wir beide garnnicht so verschieden....

    »Wach auf, Jesper!« »Nicht jetzt, später Alriklas....« murmelte ich, noch hab im Traum. »Wir brauchen dich, jetzt!« Wiederwillig öffnete ich die Augen und sah in Elriks Gesicht. »Endlich... Ich dachte schon du wachst überhaubt nicht mehr auf! Sie haben wieder eine Reiter Truppe geschickt.... Diesesmal sind es 50Mann... Und sie sind schon verdammt nah...« »Die Bauernlist!« »Was?« Ich seuftzte und setzte mich noch immer schlaftrunken auf: »Du hattest es noch nie mit Strategie.... Las mich mal machen...«

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    Der Weg in den Krieg


    »Wir sind doch blos Bauer! Wie sollen wir das schaffen?« »Sieh deiner Frau in's Gesicht und sag ihr du bist nicht bereit es für sie zuversuchen!« »Was! Bist du jetzt komplett durch gedreht? Ich kann doch nicht...« »Ich könnte es auch nicht.... Also kämpf mit uns, dann kann dir niemand etwas vorwerfen, dann hast du alles getan was du kannst!« Die 30 Männer waren still geworden, eben noch voller Angst und jetzt vom Willen beseelt ihre Familien zu schützen. »Außerdem, egal ob wir überleben oder nicht, es gibt ihnen Aufschub. Und jetzt verteilt euch, wie besprochen! Elrik du führst sie weiter! Ich werde hier wieder meinem Handwek nach gehen....« »Kor mit dir!« Schweigend reichte er mir die Zügel des Pferdes und wendete sich den Wagen zu, die jetzt nur noch mit Frauen und Kindern besetzt waren. »Beeilung! Wir müssen los!« Ich sahs auf und zog dann das Schwert, von den Bauern die hier an meiner Site kämpfen sollten war nichts mehr zusehen.

    »Ergib dich! Wir sind 50Mann und du bist allein, du kanst nicht gewinnen!« »Schick mir zehn Mann und ich mache sie ohne Mühe zu Kleineholz!« Warf ich dem Anführer des Feindes an den Kopf, worauf hin der zulachen begann. »Also gut, du kriegst deine Zehn Mann! Ihr da, erfüllt ihm den Wunsch und bringt mir seinen Kopf!« Ich gab meinem Pferd die Sporen, genau auf die heran kommenden Soldaten zu. »KOR!« Im letzten Augenblick riss ich meinen Gaul herum und schlitzte den ersten Mann mitsamt seiner Lederrüßtung auf. »KOR!« Dem nächsten Rammte ich die Klinge direkt zwischen die Rippen. Dann war ich an ihnen vorbei und machte einen weiten Bogen und hielt auf die andere Flanke der kleinen Truppe zu. »KOR!« Der Dritte fiel enthaubtet vom Pferd. Nun ergriff der Erste Andergaster die Initative und stieß seine Lanze nach mir, lachend trennte ich mit meinem Schwert die Spitze vom Schaft und riss mein Pferd herum. »KOR!« Der Vierte Andergaster landete im Staub und der Haubtmann der Truppe bekam es langsam mit der Angst, ich hatte gerade ohne Mühe vier seiner Leufe getötet und das inerhalb weniger Augenblicke. »Holt ihn euch!« »JETZT!« Die Bauern begannen aus ihren Verstecken heraus, teils Faustgroße Steine nach den Reitern zu werfen, die völlig überrascht einige Herzschläge lang nicht auf den Geschosshagel reagierten, erst als ihr Anführer brüllte: »SCHILDE HOCH!!« begannen sich die übrigen zu wehren. Ich gab dem Pferd die Sporen und hielt stoisch auf den Haubtmann der Truppe zu, egal was passiern würde, ich würde ihn erreichen und sein Leben nehmen. »KOR!« Fassungs los starrte er erst mich und dann die Klinge in seiner Brust an. Ich riss das Schwert zurück und schlug nach dem Nächst besten Andergaster. »KOR!«

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