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Sandor stand wie so oft oben im Frettchen am Fenster, ein helles Ferdoker in der Hand, und schaute in den Regen, der seine feuchte Last unablässig auf den Ferdoker Straßen entleerte. Viele Menschen waren bei diesem Wetter nicht mehr auf den Straßen zu sehen. Er hatte zwar von einigen Händlern gehört, die auch im stärksten Regen Wetter und Krankheit zum Trotze ihren Stand nicht verließen, um nicht einen möglichen Kunden zu verpassen, aber von seinem Fenster aus hätte Sandor sowieso keinen der Stände erspähen können, da diese allesamt außer Sichtweite lagen. Die Taverne war zu diesem frühen Abend zum Zeitpunkt der Dämmerung schon vergleichsweise voll, bis auf einen der Tische waren alle Plätze besetzt und doch strömten immer wieder weitere Gäste zum Eingang hinein. „Das muss am Wetter liegen“, dachte er. „Oder an dem Mord, der sich kürzlich zugetragen hat.“
Der alte Eelko, ein Obdachloser aus Fernhain, war tot aufgefunden worden und so wie es aussah, gab es noch keinen Hinweis auf den Täter. Diese kleine, aber nicht unerhebliche Tatsache, bestärkte natürlich nicht unbedingt das Vertrauen in die Obrigkeit, zumal kurz nach dem Fund des Leichnams Gerüchte die Runde machten, wonach Eelko schrecklich zugerichtet worden sein sollte. Manche sprachen von abgetrennten Gliedmaßen, andere von einem abgeschlagenen Kopf und weitere schworen Stein und Bein, dass dem Bettler sogar das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen sein worden sollte. Dann gab es wiederum welche, die erzählten, dass dem armen Eelko alle diese Dinge auf einmal widerfahren sein sollten. Da sich der Mord in der Dämmerung zugetragen hatte, suchten viele Einwohner Ferdoks Schutz in der abendlichen und nächtlichen Gesellschaft anderer Leute und so war es die letzten Tage übermäßig voll im Frettchen gewesen, worüber sich Wirt Schotterbusch geschäftsbedingt sehr gefreut hatte. So sehr, dass er sogar, ganz entgegen seiner Gewohnheit und Natur, Sandors Freundin Aline, die als Schankmagd im Frettchen arbeitete, eine hübsche Summe als Bonus gezahlt hatte. Aline hatte sich sehr darüber gefreut und war die letzten Tage bester Stimmung gewesen und das wiederum freute auch Sandor sehr. Etwas hatte er ihr noch dazu gegeben und dann hatten sie ihr eine wunderschöne, relativ wertvolle Kette mit einem neckischen Anhänger gekauft, der, wie Sandor fand, ihre einzigartig schönen blau-grünen Augen, in denen er sich regelmäßig verlor, nur noch mehr betonte.
Als er freudig die Stimmen weiterer Neuankömmlinge in der Taverne vernahm, drehte Sandor sich um und trat weg vom Fenster, denn gut die Hälfte seiner Mannschaftskameraden, der Flinken Frettchen, war nun eingetroffen. Sandor ging in Richtung Theke, um sie zu begrüßen und ihnen dort Gesellschaft zu leisten. Einen kurzen Blick auf Aline konnte sich Sandor dabei allerdings nicht verkneifen und sie sah seinen Blick, sah, dass ihm gefiel, was er sah, lächelte wissend und wandte sich weiter den Gästen am größten Tisch der Taverne zu seiner Rechten zu. Kaum waren seine Kameraden von den Frettchen vor wenigen Augenblicken eingetreten gewesen, hatten sie auch gleich schon eine Runde Ferdoker bestellt und Aline und Schotterbusch kamen, auch aufgrund der vielen Gäste, kaum mehr mit der Bedienung und dem Nachschenken nach. Natürlich tranken sie Ferdoker und nicht diesen Kram aus dem Mittelreich. „Ein wahrer Ferdoker trinkt auch nur ein Ferdoker!“, pflegten sie zu sagen und wer würde es wagen, ihnen zu widersprechen, wo sie doch diejenigen waren, welche die Fahne Ferdoks im Imman hochhielten. Sandor lächelte belustigt in sich hinein, diese hier waren sicher nicht wegen des Wetters oder des Mordes gekommen. So war es richtig, auch Sandor ließ sich keine Angst machen, er war der „Drache“, 13 Jahre nun schon und er würde sich nicht so einfach das Herz heraus reißen oder den Kopf abschlagen lassen oder was sich die ängstlichen Ferdoker sonst für Schauermärchen ausdenken mochten.
Heiter begrüßte er zunächst Hajo, einen jüngeren Spieler, der noch nicht lange in der Mannschaft spielte, ihm von seinem Standpunkt aus gerade am nächsten stand und machte sich dann sogleich daran, dies bei allen seinen Mannschaftskameraden zu wiederholen. Als er einen jeden begrüßt hatte und sich ein wenig unterhalten hatte, einigte man sich auf ein kleines Trinkspiel am späteren Abend und bevor Sandor sich in Richtung Aline aufmachte, sagte er noch, etwas lauter, in Richtung Wirt gewandt: „Noch drei helle Ferdoker für jeden von uns und auch für alle übrigen Gäste, die dies wünschen. Geht dann auf mich.“ Die Männer lachten oder applaudierten und Schotterbusch stöhnte. Sandor zahlte schnell und legte noch ein üppiges Trinkgeld drauf, auch weil er wusste, dass es dem Wirt nicht gefallen würde, wenn er seine Bedienung nun für wenige Minuten von der Arbeit abhalten würde. Aber sie hatten es öfter so gehalten, auch wenn Schotterbusch sehr eigenbrötlerisch und kauzig wirkte, so akzeptierte er es stets, diese wenigen gemeinsamen Momente während ihrer Arbeitszeit. Schotterbusch und Sandor kannten sich nun schon seit so vielen Jahren und zweiter war der Star des Teams, das den Namen der Taverne trug. Ohne die Taverne hätte es kein Team gegeben und ohne das Team wären deutlich weniger Gäste in der Taverne. Für beide Seiten eine lohnende Partnerschaft.
Sandor gab Aline durch ein kurzes Nicken zu verstehen, dass er mit ihr reden wollte und sie setzten sich auf einen der wenigen momentan freien Plätze hinten an der Wand. Aline lehnte ihren zarten Kopf an seine starke Schulter und schloss die Augen, wie sie es öfter tat. „Ich kann heute Abend nicht noch mit zu Dir kommen“, sagte sie, „es wird spät werden und es sind viele Leute da. Dann werde ich zu müde sein, um zu irgendetwas zu gebrauchen zu sein.“ Sie hätte das nicht sagen müssen, Sandor hätte es auch so gewusst und er hatte vollstes Verständnis dafür. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte nur: „Na, Hauptsache, Du schläfst uns hier jetzt nicht ein.“ Sie lächelte nur und schmiegte sich enger an ihn. Friedlich saß sie da, an ihn gelehnt, mit den roten Wangen, ihrer weichen Haut, ihren auch geschlossen schönen Augen, den wohlgeformten, kleinen Ohren und dem goldenen Haar. In solchen Momenten wurde Sandor klar, wie sehr er Aline liebte und wie sehr er auch wiederum froh war, jemanden um ihn zu haben, der ihn so liebte, wie sie es tat. Es war nicht nur, dass Aline für ihn die schönste und stilvollste Frau in ganz Ferdok war, nein er war auch froh, jemanden gefunden zu haben, dem er sich anvertrauen konnte, mit dem er auch mal über Dinge sprechen konnte, die ihn beschäftigt hatten. Klar, über einige dieser Sachen konnte er auch mit seinen Mannschaftskameraden sprechen oder hatte dies früher auch immer mit Lares getan, als dieser noch Ausbilder der Frettchen war. Aber Lares war nicht mehr Ausbilder der Frettchen, sondern Anführer der „Bürgerwehr“, wie er es nannte und mit den anderen besprach er eher allgemeinere Dinge. Auch und gerade aufgrund seiner Stellung in der Mannschaft und sogar in ganz Ferdok fiel es Sandor schwer, sich anderen Menschen zu öffnen. Er kam mit allen gut aus, verstand es, sich mit Leuten zu unterhalten, auf sie einzugehen, aber wie würden die Leute reden, wenn der „große“ Sandor Kunger, der Held der Ferdoker Frettchen, offen über private Probleme reden würde? Früher, als er hier zu spielen begann, war es leichter, er hatte vieles damals Lares anvertraut. Aber mit dem Aufstieg seines Sternes am Horizont war diese Bürde gewachsen und Sandor hatte sich nie jemandem anvertrauen können und sich manchmal gewünscht, einfach nur ein Spieler unter vielen zu sein. Allerdings ertrug er diese Bürde, obwohl sie ihm nicht behagte, stets tapfer und ehrenvoll. Und dann hatte Schotterbusch Aline eingestellt und für Sandor war wieder die Sonne aufgegangen. Dies war schon einige Zeit her und aus anfänglichem beiderseitigem Begehren war eine vertrauensvolle Liebe gewachsen. Ohne, dass das Begehren nachgelassen hätte, dachte Sandor und lächelt in sich hinein. Durch das Fenster schräg gegenüber sah er, wie der Regen nun in die vollkommene Dunkelheit fiel. Eine Sache allerdings hatte er auch nicht Aline erzählt, wurde sich Sandor nun bewusst. Zumindest nur halb.
Er griff nach seiner Brust, fühlte den Talisman und atmete erleichtert durch. Trotz dem Lärmpegel, der von den Gästen und insbesondere von den Frettchen ausging, hörte Sandor in diesem Moment nur das stetige Prasseln des Regens auf dem Dach. Damals, vor 13 Jahren, an dem Abend als sein Vater starb, hatte es auch geregnet. Seitdem war es ihm schwergefallen, sich anderen zu öffnen – vielleicht auch DESWEGEN?
Lange hatte dieser in der kalten Jahreszeit darnieder gelegen, in ihrem einfachen Haus hier am Ugdan-Hafen. Er hatte Fieber, musste husten, konnte das Bett nicht verlassen. Sandor hatte ihn gepflegt, immer in der Hoffnung, dass die Krankheit vorbei gehen würde. In den frühen Jahren seines Lebens war der Vater Abenteurer gewesen, hatte viel von Aventurien gesehen und dabei auch das eine oder andere Abenteuer erlebt gehabt. Später war ihm dann passiert, was wohl den meisten Männern irgendwann einmal passiert, er war nach Ferdok gekommen und hatte dort eine Frau kennen und lieben gelernt. Sie hatten damals noch einige Straßen vom Praiosplatz entfernt gelebt, nicht hier am Hafen, sondern in einem richtig schönen Haus. Die Mutter hatte für einen der reichen Adligen in der Grafenstadt im Haushalt gearbeitet – dort hatte sie der Vater nach einem seiner Abenteuer das erste Mal gesehen und der Vater hatte einiges Geld von seinen Abenteuern über gehabt und dann einen Nebenverdienst als Spitzel bei der Stadtwache angenommen. Irgendwann, in einer Zeit, an die Sandor sich nicht mehr erinnern konnte, musste dann Vaters Leben aus den Fugen geraten sein, er hatte seine Frau und Sandor seine Mutter verloren. Der Vater arbeitete nicht mehr für die Stadtwache und musste eine schlecht bezahlte Arbeit im Hafen im ehrwürdigen Handelshaus Stoerrebrandt als Kistenschlepper annehmen. Er hatte allerdings das Glück gehabt, dass er aufgrund seiner kräftigen Statur mehr Kisten zu schleppen vermochte als die anderen Arbeiter, sodass er immer eine kleine Prämienzahlung erhielt, die ausreichte, um zusätzlich zum kleinen und schlecht verdichteten Haus am Hafen auch noch seinen Sohn, ihn, Sandor, aufzuziehen. Die Kraft seines Vaters war unter allen Arbeitern der Stoerrebrandts legendär und wurde ihm nicht geneidet, sondern gegenteilig, sogar so sehr geachtet, dass man ihn dort nur noch den „Drachen“ nannte.
Seit einigen Tagen allerdings verließ den „Drachen“ seine Kraft und der gerufene Geweihte hatte Sandor sachte darauf vorbereitet, dass seine Anstrengungen am Ende nicht zum Erfolg führen würden. Bleiern trat Sandor ins Zimmer seines Vaters, hörte das Prasseln der Lunge seines Vaters, das sogar das stetig höhlende, tönende Tropfen des Regens übertönte und wechselte behände die Kerze am Nachttisch seines Vaters. Die teuren Fackeln, welche den Reichen zur Verfügung standen, hatten sie sich schon lange nicht mehr leisten können. Sandor setzte sich neben seinen Vater auf den alten Schemel, betrachtete den schwachen, noch kämpfenden Körper und hörte auf das höhnische Trommeln des Regens. Während der Atem seines Vaters immer schwächer ging, füllten sich seine Augen mit großen, schweren Tränen, die Sandor gar nicht erst zu unterdrücken versuchte. Während das Licht der Kerze vor seinen Augen zu einem großen, leuchtenden Kreuz verschwamm, vernahm er ganz leise, kaum hörbar, die schwache, aber wohlbekannte Stimme seines Vaters.
Sandor stand auf und beugte sich dicht zu seinem Vater hinab. „Nicht reden“, sagte er, „Du brauchst Deine Kraft noch.“ „Komm noch etwas näher, Sandor“, sagte der Alte und dieser tat, wie ihm geheißen. „Meine Kraft schwindet, das wissen wir doch beide nur zu gut. Jetzt ist die Zeit gekommen für Dich, etwas zu erfahren, das ich längst in der Vergangenheit begraben glaubte. Du bist noch ein Kind, aber das, was ich Dir jetzt erzähle, wirst Du brauchen, um schnell ein Mann zu werden.“ Eitriger Schleim tropfte ihm aus der Nase und Sandor erhob sich, um schnell ein Tuch zu holen. „Nicht“, flüsterte sein Vater und hielt ihn fest. Sandor setzte sich, die Augen voller Tränen. „Weine nicht“, sagte der Vater, „denn manchmal kann ein Ende auch der Anfang von etwas neuem sein. Du wirst an meiner statt unser Erbe weiter führen und ich werde Dir sagen, was Du wissen musst, um nicht die gleichen Fehler zu begehen, die ich einst beging. Nimm mir meinen Talisman ab und hänge ihn Dir an meiner statt um den Hals!“
„Aber Vater“, entgegnete Sandor, „den hast Du immer getragen, solange ich denken kann, den werde ich Dir jetzt sicher nicht kurz vor Deinem Tode wegnehmen, ich weiß doch, wie sehr Du daran hängst.“ Die unwirsche Reaktion seines Vaters überraschte ihn. „Tu, was ich Dir sage, verdammt!“, zischte er und Sandor tat, wie ihm geheißen. Er fühlte sich auf einmal etwas besser, hatte die Kraft, seine Tränen zu unterdrücken. Als er wieder auf seinen Vater blickte, zuckte er erschrocken zusammen. Dieser wirkte auf einmal noch schwächer und gebrechlicher als vorher. „So … ist es gut.“, brachte er zustande. „Und nun höre … bevor es zu spät ist:
Diesen Talisman erhielt ich einst von meinem Vater und dieser von seinem Vater. Er ist das Erbstück ... unserer ... Familie und wird uns in jeder Generation schützen und stärken. Eine alte Geschichte unserer Familie besagt, dass … der Talisman einst von einem unserer Vorväter aus einer Drachenschuppe gemacht wurde. Der Schuppe eines Drachens … den eben dieser Vorvater getötet hatte. Dieser Talisman war es, der mich aus dem Leben eines einfachen Stalljungen zum Abenteurer werden ließ, der mich zahlreiche Schätze erbeuten ließ, der einen schwächlichen Jüngling zu einem starken Mann werden ließ. Ihn nicht zu tragen, ist ein schlechtes Omen. Es bringt unserer Familie Unglück!“
„Aber Vater, woher willst Du das denn wissen, wenn Du ihn doch immer getragen hast?“, sagte Sandor und beugte sich noch etwas weiter hinab, da die Stimme seines Vaters jetzt fast ganz zu versagen schien. „Weil ich gesehen habe, was passierte, wenn ich es … nicht tat.“ Die Stimme seines Vaters schien nun nicht nur durch das Bevorstehende, Unvermeidliche, brüchig, sondern auch zusätzlich bleiern. „Vor elf Jahren fiel mir der Talisman vom Hals, nahe des Praios … Platzes , direkt hinein in die Kanalisation. Ich hatte einen wichtigen … Auftrag der Stadtwache zu erfüllen und musste schnell weiter, nahm mir aber vor, ihn am nächsten Tag zu holen … An diesem einen Tag, den ich nicht den Talisman trug, habe ich meine Arbeit, mein Haus und meine Frau, … Deine Mutter verloren. Ich wurde bei meiner Tätigkeit als Spitzel enttarnt und festgehalten, sie sagten, sie würden Fenia nichts tun, wenn sie nach Hause käme, wenn ich kooperieren würde. Aber die Stadtwache … hatte mitbekommen, wie sie bei uns zu Hause eindrangen und stürmten das Haus … das letzte, was die Handlanger taten, bevor sie selber starben, war Fenia zu töten. Ich selber wurde dann befreit, die Stadtwache war schnell unten am Hafen gewesen, wo ich ermittelte … bevor dort jemand etwas von den Geschehnissen weiter oben in der Stadt erfahren konnte. Als Spitzel wollten sie mich dann allerdings nicht mehr, da die schnelle Aktion viel Aufsehen erregt hatte und es sich herumgesprochen hatte, womit ich so mein Geld verdiente … das Haus konnte ich mir nicht mehr leisten und auch sonst keiner wollte mich, der zusätzlich noch ein Kind hatte … beschäftigen … hatten Angst, dass ich spioniere oder wegen Dir mal nicht … zur Arbeit … kommen kann. Nur die guten Stoerrebrandts gaben mir eine Anstellung, das muss am Talisman gelegen haben … denn den hatte ich da ja schon wieder … ich war durch ihn noch immer stark und ausdauernd … sie nannten mich den „Drachen“, so st..ark war ich. Ich bekam mehr Gehalt … der Talisman hat uns gerettet, wir führten ein besseres Leben als viele and...ere hier am Hafen, aber meine Schuld hat er nicht ver...gessen. Du musst ihn tragen … ein Kunger … ohne Talis...man, das ist ein bö...ses Omen, es stür...zt u...ns ins Verderben.“
Die Tränen waren wieder da. Mit erstickter Stimme brachte Sandor nur ein „Ja, das werde ich!.“ zustanden. „Tr....a....ge... ihn mit S....tol...z. Du … b....i....sss.....d....jetzt der Dr....Dr.....Dr...“ Der Wille war da, aber die Kraft fehlte. Er brachte das Wort nicht mehr heraus. „Drache“, sagte Sandor schwer und ein letzter Blick in die Augen seines Vaters verriet ihm, dass er richtig lag. Dann war er fort.
In den nächsten Jahren schlug sich Sandor als obdachloser Bettler neben anderen Waisenjungen durch. Seine Kraft ermöglichte es ihm, auch die schweren Wetterlagen zu überstehen und er befolgte strikt den letzten Wunsch seines Vaters und nahm den Talisman nie ab. Nur dadurch, war sich Sandor sicher, hatte er es im Gegensatz zu vielen anderen geschafft. Bei einem Spiel Imman mit anderen Herumtreibern seines Alters, er hatte sich da schon fünf Jahre durchgeschlagen, war Lares aufgetaucht. Er hatte ihn zu einem Training bei den Frettchen eingeladen. „Nur zur Probe“, hatte Lares gesagt. „Nur zur Probe“, hatte Sandor überlegen geantwortet. Dabei war es nicht geblieben, Lares hatte sich gekümmert, er bekam zunächst eine Wohnung, wurde jüngster Ferdoker Immunspieler aller Zeiten und musste fortan nie wieder auf der Straße schlafen. Lares war immer wieder aufs neue von ihm beeindruckt und eines schönen Tages sagte er, um auch die anderen anzuspornen: „Hier, seht euch doch mal an, wie der Sandor da immer wieder durchgeht, so müsst ihr das machen. Wie ein ...“ .
„Wie ein Drache“, sagte Sandor. „Wie ein Drache“, nickte Lares. Seitdem war er der Drache, auch in der Mannschaft und bald schon in ganz Ferdok. Ja, er hatte sich zeitweise blind mit Lares verstanden, der hatte sich gekümmert. Aber Lares war nun der Anführer der Schwarzaugen-Bande und Sandor wieder für sich geblieben – trotz all der Leute um ihn herum. Bis Aline kam. Sie erhob sich langsam neben ihm, um wieder der Arbeit nachzugehen: „Trink nicht zu viel, mein Drache“, sagte sie. „Keine Sorge, ich lasse Dir was übrig“, scherzte er und Aline verdrehte im Spaß die Augen.
Nun war es Zeit für das Trinkspiel und Sandor setzte sich zu den anderen Frettchen. Das Trinkspiel ging lange – Sandor konnte nicht sagen, wie lange, aber irgendwann musste er austreten. Er warf einen kurzen Blick auf die Straße unter ihm, ging dann hinunter und nahm die Tür zum Hinterausgang.
Als er sich erleichterte, merkte er, wie ihm sein Talisman entglitt. Panisch versuchte er ihn zu halten, aber er fiel in die Dunkelheit hinein. Irgendwo dort, bei den Kisten musste er sein. „Verdammt, den darf ich nicht verlieren, sonst geht es mir wie Vater“, dachte er und suchte fieberhaft. Während er noch überlegte, wo er weiter kucken sollte, hörte er leise ein Geräusch hinter sich und drehte sich langsam um...
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Quellen:
Das Schwarze Auge - Drakensang
http://www.koschwiki.de/index.php?title=Hauptseite
http://www.wiki-aventurica.de/wiki/Hauptseite
http://drakensang.wikia.com/wiki/Drakensang_Wiki
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