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Aventurische Schreibstube

  1. #201 Zitieren
    General Avatar von Jul25
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    Die Suche nach Frieden

    »Hab mir doch gedacht das es dir im Blut liegt...« meinte Gimmasch schlicht und Dranor schwieg betreten. »Wie bist du entkommen?« wollte der Zwerg nach einer Weile schweigenden Wanderns wissen. Erst nach einer weile begann ich langsam zusprechen und bereits nach den ersten paar Sätzen rang ich mit den Tränen, eine Emotion die meine Begleiter nicht von mir kannten.

    Zitternd er hob ich mich und folgte Kasimir möglichst leise um das Dorf und tatsächlich fanden wir schnell die meisten der Frauen und Kinder bewacht von drei Andergastern. »Wenigstens jetzt haben wir Glück... Du nimmst den dahinten.« Er deutete auf den am weitesten entfernten Soldaten. »Sobald sie auf mich aufmerksam werden schießt du! Klar soweit?« Ich nickte und versuchte meine Angst zu verdrängen. Er schenkte mir ein Lächeln und schlich sich dann an den ersten der Soldaten mit gezogener Waffe an. Leicht zittrig legte ich einen Pfeil an die Sehne und atmete langsam aus so wie mein Vater es mir bei gebracht hatte. Unter anfänglichem Gelächter hatte er mir das Bogenschießen beigebracht, doch das Lachen war den Männern schon bald im Hals stecken geblieben als ich Äpfel auf beinahe hundert Schritt aus den Bäumen schoss. Kasimir kam hinter dem Soldaten an, ich konnte seinen inneren Kampf erkennen, er wollte den Mann trotz seiner Verbrechen eigendlich nicht töten aber es gab im Moment keine andere Lösung. Er griff den Kopf des Mannes und schitt ihm die Kehle durch. »Verdammter Hurenbengel!« Ich zog die Sehne aus und war mit einem mal ganz Ruhig, der Pfeil traf den Mann in den Hals ohne einen weiteren Laut brach er zusammen. »Verflucht!« Der übrig gebliebene Soldat bekam es mit der Angst zu tun und war schon kurz davor wegzulaufen als ein kappes dutzend Soldaten um die Ecke kam, aus ihnen nicht gerade leisen Gesprächen wurde schnell klar, dass sie sich um die Fauen "kümmern" wollten.

    »Da vorn! Dafür das es von euch Gigrim ist hat es sich garnicht schlecht gehalten.«

  2. #202 Zitieren
    General Avatar von Jul25
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    Die Suche nach Frieden

    »Seltsam... Scheint so als hätten sie nur einen Teil des Dorfes abgebrannt.« »Warum überfallen die überhaubt eure Dörfer?« fragte Grimmasch wärend wir begannen das überwucherte Dorf ab zusuchen. »Tja das weiß keiner so genau, der Anfang dieses verfluchten Krieges ist so lange her, dass niemand sich daran erinnert. Es gibt sogar Legenden die sagen der Krieg sei so alt wie Dere selbst.« Der Zwerg sah mich fragend an und meinet dann: »Und warum hört ihr dann nicht einfach auf? Ich meine nützen tut das ganze offensichtlich keinem, von Söldnern mal abgesehen...« »Warum tut ihr Zwerge euch nicht einfach mit den Drachen zusammen?! Verdammt denkst du Jahunderte voller Krieg kann man einfach so weg wischen?! Dieser Krieg endet erst wenn entweder Andergast oder Nostria bis auf das letzte Kind ausgerottet sind!« Ich verstummte als mir klar wurde das ich den Zwerg anbrüllte.
    »Hey seht euch das mal an!« Dranor hatte sich etwas entfernt und kniete nun auf dem ehemaligen Dorfplatz der nun eine Wiese war. »Hier liegen zerteilte Wagenräder.... Ich denke mal hier liegt irgendwer begraben.« Er sah mich an, aber ich schüttelte den Kopf. »Ich war das nicht...« Ich ging in die Knie und betrachtete eines der erstaunlicherweise nicht völlig überwucherten Räder genauer.

    »Verdammt verschwinde da!« brüllte ich, doch Kasimir hörte nicht er begann die Gefangene los zuschneiden. Verzweifelt legte ich einen neuen Pfeil an die Sehne und ein weiterer Andergaster brach zusammen. »Da hinten! Mit der werden wir bestimmt Spaß haben...« Einer der Soldaten hatte mich erspäht und kam jetzt auf mich zu, zwei weitere folgte. Eine weiterer Pfeil, der erste der Drei brach zusammen. »Du machst es nur schlimmer für dich...« Einer vonm ihnen war herran undversuchte mich mir einem namenlosen Grinsen zupacken. »Lass deine Pfoten von ihr!« Völlig unvermittelt stand Kasimir hinter ihm und stach mit dem erbeuteten Schwert zu, diesesmal ohne eine Sekunde zuzögern. Mit einem Schrei ging der Mann in die Knie, Kasimir gab ihm einen Tritt, mit dem Gesicht im Graß blieb er liegen. »Verschwinde, ich komme so schnell es geht nach!« »Aber...« »Jetzt mach schon!«

  3. #203 Zitieren
    Ritter Avatar von Saixes
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    Inhaltsverzeichnis
    Mondsucher 8

    Dramatis Personae:

    Kain: Unehelicher Sohn des Barons von Phexhilf
    Friedhelm Eberknecht: Berater des Barons
    Daan: ???

    Phexhilf an den Ausläufern von Eisenwald und Phecanowald

    Eilig trat Daan in das Haus, wenn man es denn so nennen wollte. Sein Gastgeber schloss die Tür hinter sich und deutete mit einer ausladenden Geste in den Hauptraum der Wohnstatt.
    »Kain, mein Name, und dieser Herr ist Friedhelm Eberknecht«, stellte der großgewachsene Kerl neben ihm sich und den alten Mann vor. Der mit dem Namen Friedhelm vorgestellte, neigte kurz den Kopf und auf einen Wink des Anderen begann er die Feuerstelle in der Mitte des Raums neu zu entfachen und Wasser darauf zu erhitzen. Währenddessen suchte sich Daan einen Platz nahe des Feuers und zog einen behelfsmäßigen Hocker zu sich heran, auf dem er sich niederließ. Kain ließ sich in einen Sessel auf der anderen Seite fallen und musterte seinen Gast eine Weile. Daan starrte zurück und ein herausforderndes Funkeln lag in seinem Blick. Kain, der scheinbar auf eine Erwiderung gewartet hatte, seufzte leise und richtete wieder das Wort an Daan. »Und Euer Name ist...?« »Völlig unerheblich, wenn man bedenkt, was da vor eurer Tür gewartet hat«, unterbrach Daan ihn unwirsch und verschränkte seinerseits die Arme vor der Brust. »Nur ein Wolf, nichts weiter. Das ist kein Grund sich derart aufzuregen«, wiegelte sein Gegenüber mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.
    Wenn dieser arme Tropf wüsste, dass das kein Wolf gewesen ist... »Die Frage, die sich mir hingegen stellt ist, was Ihr an meinem Haus zu suchen hattet!« Er fixierte Daan mit einem forschenden Blick, dem dieser jedoch mühelos standhielt. »Das, mein Herr, ist eine wirklich gute Frage«, gab er zur Antwort. »Ich bin im Auftrag meiner Dienstherrin auf dem Weg nach Phexhilf.« Ein weiteres Nachhaken Kains unterband er mit einer forschen Handbewegung. »Ungünstiger Weise habe ich mich in dem Wald vor eurer Hütte verlaufen und bin vom Weg abgekommen.« Skepsis war im Blick des dasitzenden Gastgebers zu lesen, doch fürs Erste schien er Daan zu glauben. Es war aber auch keine Lüge. Praios ist sicher stolz auf mich. Daan konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken und ließ seinen Blick durch die Behausung schweifen. Bücher, Schriftrollen, Kräutergefäße und diese Unordnung, den Hausdiener nicht zu vergessen. Er muss ein Gelehrter sein.
    »Dann habt ihr ja Glück im Unglück gehabt, denn tatsächlich befinden wir uns unweit von Phexhilf.« Sein Gastgeber blickte Daan weiterhin unentwegt an. Dieser atmete laut aus, als habe er es mit einem aufdringlichen Kind zu tun. »Ihr könnt mich Daan nennen, wenn ihr wollt«, meinte er nur mit gleichgültiger Miene und beschränkte sich darauf, Friedhelm dabei zuzusehen, wie er einige getrocknete Blätter in das kochende Wasser gab. Der Rauch des kleinen Feuers zog durch eine schmale Öffnung überhalb von ihnen und entwich in die Nacht. »Herr, sollten wir euren Vater wirklich warten lassen? Es handelt sich seinen Worten nach um eine sehr ernste Angelegenheit...«, meldete sich Friedhelm zögernd zu Wort, während er in dem Sud herumrührte, der eine bräunliche Färbung annahm. Der Angesprochene lehnte sich in seinem Sessel zurück und griff nach einem alten Buch, dass neben ihm lag. »Ich möchte euch keinen unnötigen Gefahren aussetzen, Friedhelm. Wenn es mehr von diesen Geschöpfen - auch wenn es nur ein Wolf war - dort draußen gibt, dann sollten wir bis morgen früh warten. Vater wird das verstehen, er ist schließlich ein großer Stratege«, antwortete Kain gelassen, betonte das letzte Wort jedoch seltsam angespannt. Daan schien er nicht mehr weiter zu beachten, als gehörte dieser nur zum Inventar, wie die Regale und der Sessel.
    So ein hochnäsiger... Soll er doch, ich bin nicht wegen ihm hier... »Ich will eure Gastfreundschaft nicht übermäßig strapazieren«, begann er an Friedhelm gewandt. »Nachdem ich etwas von dem Tee getrunken habe, werde ich euch wieder verlassen. Es gibt doch bestimmt einen Gasthof in Phexhilf, nicht wahr?« Friedhelm sah von seinem Tun auf und musterte Daan, scheinbar überrascht, über dessen höflichen Tonfall. »Aber ja. Selbstverständlich gibt es einen Gasthof, ihr könnt ihn kaum verfehlen, wenn ihr auf dem Marktplatz seid. Dennoch solltet ihr vielleicht die Nacht hier verbringen, wie der Herr es vorgeschlagen hat.« Kain hob den Kopf von seiner Lektüre. »Dieses Angebot galt euch und nicht diesem... Gast!«, ereiferte er sich, doch hier war es diesmal ein Blick von Friedhelm, der Kain zum Schweigen brachte, und das weckte Daans Neugier. In was für einer Beziehung stehen die beiden denn zueinander? Dienerschaft sieht etwas anders aus...
    »Nun, wenn der Herr Gastgeber darauf besteht, möchte ich Travias Gebote ehren und hier nächtigen«, gab er mit einem Grinsen seinen Kommentar dazu und sah die Angelegenheit damit als erledigt an, auch wenn Kains Blick eine andere Sprache sprach. »Ah, der Tee ist fertig«, sagte Friedhelm.

  4. #204 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Die Rückkehr

    An dieser Stelle muss ich eine kleine Zusammenfassung einschieben, damit nicht der Verdacht aufkommt, ich würde im Fieberwahn phantasieren. Die Situation ist zu absurd. Ich, Grimmasch Steinbrecher, Sohn des Grobolosch, war gezwungen meine Ausbildung als Sappeur fern der Heimat meines Klans zu beenden. Es war nicht meine Schuld, dass ich meinen Lehrmeister so sehr vermöbelt habe, dass er mit abstehenden Ohren und einem gebrochenem Fuss für wahrscheinlich mehrere Wochen das Bett hüten musste. Er hätte es nicht so weit treiben dürfen, schliesslich bin ich ein Zwerg, und obwohl ich kein Krieger bin, sondern als Sappeur eher ein spezialisierter Handwerker, so liegt uns das Kämpfen doch im Blut. Gut, die Vorgeschichte, bei der ich wegen einem bedauerlichen Unfall von der Decke hing, vergessen wir mal hier.

    Nachdem ich nach Nadoret geschickt wurde, um bei einem Hauptmann der Stadtwache in die Lehre zu gehen, um ein paar 'Kniffe' zu lernen, musste ich recht schnell feststellen, dass das Leben ausserhalb des Klans nur halb so romantisch ist, wie man sich es erträumen würde. Bereits nach meinem ersten Tag dort wurde ich, wenn auch in Ehren, entlassen. Ich hatte es geschafft einige der Obrigkeiten, die soviel Humor besitzen wie ein frisch ausgehobener Donnerbalken, gegen mich aufzubringen. Um meinen Lebensunterhalt zu verdienen war ich sogar gezwungen mich als Kopfgeldjäger zu verdingen, mit starker Betonung auf “Kopf“. Letztlich ergriff ich die einzige Chance die sich mir bot, um nicht vollends in der Gosse zu landen, und für irgendeine schmierige Schänke den Rauswerfer zu spielen. Ich hatte auf der Fahrt nach Nadoret ein paar Kaufleute kennengelernt, die tief in der Patsche steckten. So liess ich mich als eine Art Mädchen für alles und Söldner von ihnen anheuern. Genau ab diesem Zeitpunkt wurde die ganze Geschichte zu einem völlig verrückten Abenteuer. Gottseidank gehört auch ein anderer Zwerg, Forgrimm, dazu, von dem ich einiges in Sachen Kampftechniken lernen konnte. Allein unser Besuch der Zollfeste Thûrstein endete damit, dass, während ich mit einem überdimensionalen Krakenmolch einen Kampf auf Leben und Tod ausfocht, unser Brötchengeber und Sponsor vergiftet wurde. Nach Wirren und Wendungen, inklusive eines baumkuschelnden Zwergeneremiten, und einem liebestollen Ochsen, liegt nun der eben erwähnte Sponsor bei ein paar Elfen zur Pflege, die ich ungefähr so gut leiden kann wie akuten Fusspilz. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen sind wir dem blutrünstigsten Piraten von ganz Dere in eine Globule gefolgt, um ihn zu retten.

    Wenn ich das zu Hause in Angbar erzähle, werden mir nicht mal die kleinsten Zwergenstöpsel glauben. Nachdem wir hier uns bei noch hochnäsigeren Elfen, die in ihrer künstlichen Globule seit dreitausend Jahren denselben Tag erleben, auf recht zwergische Weise eingeschleimt haben, damit wir in ihre Palastwache aufgenommen werden, stehe ich nun hier im magisch zwangsreannimierten Schrein der Nurti, zusammen mit einem weiteren Zwerg, einem Gecken, der ausser unter zu fettigen Haaren und einer Stutzerhaften Popelbremse auch noch bis gerade eben unter akutem Goldfieber gelitten hatte. Dazu kommt noch ein Magier, der sich aufgrund eines Testosteronüberschusses kaum darn zu erinnern vermag, wie man atmet, da gerade ein zu leicht bekleidetes, weibliches Wesen in sein Sichtfeld geraten ist. Die Krönung ist jedoch der blutrünstige Pirat, den wir tatsächlich aufgabeln konnten, bevor er den Löffel abgab. Phileasson, ja, genau der.... stiefelt gerade zu dem weiblichen Wesen hinüber, da er von ihrem Vater den Auftrag bekommen hat sie nach 3000 Jahren abzuholen. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich meine, kann es noch verrückter werden? Was hat ihr Vater in den 3000 Jahren gemacht, dass er nicht gemerkt hat das seine eigene Tochter nicht in ihrem Zimmer ist? Cricket gespielt? Elfen... ich werde einfach nicht den Gedanken los, dass sie zuviel an geheimnisvollen Blümchen schnüffeln, und nur deswegen die Natur so lieben.

    Liebes Schicksal, als ich dich heute morgen fragte, ob es wirklich noch schlimmer kommen könnte, so war das nur eine rein rethorische Frage. Egal, lassen wir die verrückten Ereignisse einfach erst einmal beiseite. Sorgen wir lieber dafür, dass nicht noch mehr Welt aus den Fugen gerät, und folgen wir diesem suizidalen Thorwaler, der gerade in voller Kampfkluft, mit Schild und gezogenem Schwert, was übrigens von oben bis unten mit Skarabäen Innereien verkleistert ist, und einem finsteren Gesichtsausdruck auf Prinzessin Amariel zustapft. Der Kerl ist immerhin der berüchtigste Pirat von ganz Dere, wenn auch nicht ganz helle. Nicht das er vergisst, dass Fenvarien seine Tochter in einem Stück zurückhaben will, vorzugsweise lebendig. Hätte ich nicht doch als Rauswerfer einen weniger gefährlichen Job gehabt?

    Während Forgrimm und ich hinter Phileasson hereilten, hörte ich von hinten Cuano auf Jakoon einreden. “So, und jetzt noch einmal von vorne... ganz ruhig, du schaffst das, einatmen... ausatmen...einatmen...ja, so ist's fein, braver Junge... neineinein... Ausatmen nicht vergessen...“ Phileasson blieb direkt neben der Prinzessin stehen, die verzaubert den wieder erblühten Schrein der Nurti in Augenschein nahm. Etwas verwirrt blickte er auf sein schmoddriges Schwert, und steckte es schnell und unauffällig zurück in die Scheide. Nachdem er sich etwas Staub und Insektenschmiere von seinem Kettenhemd gewischt hatte, räusperte er sich höflich, um die Aufmerksamkeit der Prinzessin zu bekommen. Die war jedoch zu sehr mit Staunen beschäftigt. Cuano schleppte derweil Jakoon von hinten heran, da auch er hören wollte, wie es nun weiter ging. Es ging garnicht. Prinzessin Amariel starrte nur mit halb offenem Mund die Palmen und Büsche an und befühlte ihre Blätter. “Hrrrrmph“.... “Diese Farbenpracht!“ ….“HRRRRRMPHHHHHhhhHHHHhhHHHH!“.... “Diese wunderbaren Blüten.“....“Öcheöcheöche Hrrrrmphhhhh Ächzächz“.... “Wer hat bloss dieses Wunder vollbracht“... und mit diesen Worten hauchte die schwarzhaarige Schönheit einen sanften Kuss auf ein nahes Blatt.

    Postwendend kippte unsere magische Artillerie mit einem leichten Seufzen ohnmächtig hintenüber. Cuanos lakonische Diagnose war “Ich gehe davon aus, dass wir es mit einem akuten Blutstau im unteren Beckenbodenbereich zu tun haben... Ob es etwas nutzt wenn wir ihn an den Füssen aufhängen, um die Blutzufuhr zu den verbliebenen Hirnzellen zu stabilisieren?“ “Das hätten wir vorhin mit dir machen sollen, als du Mhayana den Schlüpfer klauen wolltest.“ “Kannst du dir überhaupt vorstellen, was mir die Damenwelt in Havena anbieten würde, um in den Besitz von echter HOCHELFENUNTERWÄSCHE zu gelangen?“ “Bitte keine Details, ich habe heute nur ein sehr kleines Helles zum Frühstück gehabt. Schmeiss Jakoon lieber in das Wasserbecken mit den Nurtisamen. Wir versuchen hier inzwischen Phileasson von seiner Bronchitis zu heilen.“ “ÖchzöchzöchzÖÖÖÖÖÖÖÖCHZ!!!“ ...“Nein, wie hübsch ich glaube ich sollte ein Blumenkränzchen für Vater flechten.“...“Nur gut das Jakoon das nicht hört, wir hätten eine Herzmassage durchführen müssen, um ihn nicht zu verlieren.“ “Er hustet schon mit drei Ausrufezeichen, Forgrimm, könntest du das kurz übernehmen?“
    Forgrimm nickte breit grinsend und hakte seinen Lindwurmschläger an den Gürtel. Dann kletterte er auf den Zaun, über den Prinzessin Amariel gerade einen nicht unerheblichen Teil ihrer weiblichen Reize hielt, um ein ein paar Blümchen zu beschnüffeln. Er klopfte ihr testweise kurz an den Hinterkopf. Irgendwie klang es nicht solide. Sie faste sich fast sofort an den Hinterkopf und wandte sich in Forgrimms Richtung. “Tag auch, Prinzesschen.“ “AAAAAAAAAaaahhhhhh, WACHEN! WACHEN!“ Forgrimm entgegnete gut gelaunt “Macht euch keine Sorgen, Prinzessin, so reagieren die Frauen oft auf mich, ich besitze einen gewissen bubenhaften Charme. Das geht gleich vorbei.“ “Wie...wie...seit ihr hier hereingekommen?“ Cuano schlenderte mit einem triefnassen Jakoon wieder heran und fragte beiläufig “Eigentlich sind wir auf der Suche nach einer ganz anderen Frau als euch, die von Piraten entführt wurde, aber eine ausführliche Antwort würde zu lange dauern. Die kurze Version ist, wir sind die fürchterlichen Hilfstruppen aus den Landen der Sumurrer, und wir haben hier mal ausgiebig die Giesskanne geschwungen, da der Gärtner anscheinend zum Wehrdienst eingezogen wurde.“ “Sumurrer, ja, das erklärt einiges...“ “Seht ihr, Prinzessin, wir sind hier um euch zu beschützen, und wir haben diese lange Reise in die wunderschöne Stadt Tie'shiannah auf uns genommen, um für die gerechte Sache zu kämpfen, gegen die bösen Horden des noch böserereren Namenlosen“ Amariel entgegnete mit einem nun strahlendem Lächeln “Oh, wie nett von euch. Aber Tharkath passt auf mich auf, und er nimmt seine Sache sehr ernst.“

    An dieser Stelle mischte sich nun unser Thorwaler in die Diskussion ein. “Prinzessin, ich weiss, es wird euch schwer fallen das Alles zu glauben...“ Forgrimm und ich sahen uns vieldeutig an.“...aber wir sind hier, weil wir euch retten müssen.“ Selbst Jakoon sah nun Phileasson mit gerunzelter Stirn an. Doch entgegen aller subtiler Hinweise fuhr er fort “Euer Vater schickt mich. Ich soll euch zu ihm zurückbringen.“ Forgrimm, Cuano und ich stöhnten unisono auf, und Jakoon stiess ein leises “Hesinde, lass Hirn vom Himmel regnen!“ aus. “Aber Vater ist erst heute morgen aufgebrochen, um den bösen Horden entgegen zu treten, und sie mit unserem Heer aus dem Land zu werfen.“ “Nein, Prinzessin, euer Vater wartet auf den Inseln im Nebel auf euch. Ihr seid hier in der Gefangenschaft von Tharkath. Er hält euch hier seit fast dreitausend jahren fest.“ Mit einem lauten Klatschen schlug sich Forgrimm die Hand an die Stirn. Cuano tippte Phileasson nonchalant auf die Schulter und fragte ihn “Mein Lieber Foggwulf, wir haben anscheinend nicht hier gerufen, als Praios die Weisheit verteilte, oder? Diese Elfe, die hier vor dir steht ist eine attraktive Frau... und du bist ein hünenhafter Thorwaler, mit einem völlig Insekteninnereien beschmierten Schwert und Rüstung, der sie um fast einen ganzen Schritt überragt. Und du erzählst ihr gerade, dass du sie mitnehmen willst, um sie zu ihrem geliebten Vater zurückzubringen... mit der schlechtesten Begründung seit Pyr'dracor vom Himmel stürzte. Pass auf, ich sag dir was, wir gehen eben dort rüber, und ich erzähle dir eine lehrreiche Geschichte von Bienen und Blümchen. Und wenn ich damit fertig bin, erklärst du mir, wie du es zu einem Kapitän mit einem eigenen Schiff gebracht hast.“ “Ich werde dir gleich mit meiner Schwertspitze zeigen wo die Sonne nicht scheint....“

    Leider konnten wir diesen äusserst eloqunten Gedankenaustausch nicht bis zu seinem Ende verfolgen. Aus dem Gang zum Schrein drang plötzlich Kampflärm. Da es nach einem grösseren Gefecht klang, zückten wir unsere Waffen und vergassen die Kleinlichkeiten. Unnötigerweise bemerkte Amariel “Wenn ihr wirklich hier seid um uns zu helfen, beweisst es, indem ihr Tie'shieannah gegen seine Feinde verteidigt.“ “Cuano stupste Forgrimm in die Seite “Irre ich mich, oder sind wir gerade etwas unhöflich des Hauses verwiesen worden?“ Ich wandte mich an die Prinzessin “Das werden wir tun, eure Elflichkeit. Bitte wartet hier und verlasst diesen Schrein nicht. Versucht in der Zwischenzeit einfach möglichst dekorativ zu wirken, ja? Schafft ihr das?.“ “Ihr meint vielleicht so, wenn ich mich an diese Palme lehne und diesen Blick ausfsetze? Ich könnte auch hier auf dem Trottoir auf und abschreiten und lächeln üben... vielleicht sollte ich ja....“ “Phileasson, dein Schild ist der grösste, halt ihn so, dass Jakoon sie nicht mehr sehen kann, während wir ihn nach draussen tragen, er sabbert schon wieder.“ Damit brachen wir auf, um im Innenhof nach dem Rechten zu sehen.

    Es wurde recht schnell klar, wer dort kämpfte. Sämtliche Palastwachen fochten gegen schwarzgewandete Orks der Horde. Ihre glühenden, gelben Augen stachen unter der eng anliegenden Kapuzen hervor. Ein wirklich gruseliger Anblick. Sämtliche ihre Waffen waren improvisiert, aber äusserst scharf, und sie wussten damit wirkungsvoll umzugehen. Mehrere Hochelfen lagen bereits tot im Innenhof. Das Ziel der feindlichen Krieger schien der Palasteingang zu sein. Deshalb begannen wir uns dorthin vor zu arbeiten. Wir hatten gerade die unterste Treppenstufe am Aufgang dorthin erreicht, als die Palasttüren mit einem lauten Knall aufflogen, und ein kräftiger Elf mit langen, weissen Haaren und fast schwarzen Augen mit einem lauten “HAHAAAAA!“ heraus sprang. In jeder Hand schwang er ein verziertes Elfenschwert. Äusserst eindrucksvoll tanzte er geradezu durch seine Gegner, während er ihnen tödliche Hiebe versetzte, oder sie durchbohrte. Erst als er uns erreicht hatte, und keine Feinde mehr auf der Treppe standen versetzte er dem letzten Ork, ein schmächtiger Bogenschütze, einen herzhaften Tritt, sodass er auf den Rücken flog. Mit einem mächtigen Satz war er über ihm und rammte ihm beide Schwerter gleichzeitig von oben durch die Brust. Er zog die Schwerter aus dem Toten, schnallte sie wieder auf den Rücken und warf sich in eine möglichst heldenhafte Pose. “Ihr müsst die Sumurrer sein, die es in meine Palastwache geschafft haben. Ich bin Aman'Tir Tarkath.“ Wir hatten allesamt seinen Auftritt bewegungslos mit offenem Mund bestaunt. Ich erholte mich am schnellsten “Ich...äh...ja, das habt ihr geübt, oder?“ “Nun, dann beweist eure Treue und folgt mir in die Schlacht gegen die Horden des Namenlosen, wir müssen den Hof von unseren Feinden säubern und das Portal schliessen. FÜR TIE'SHIEANNAH!“ Und mit diesen Worten zog er wieder beide Schwerter, warf sich nochmal für einen Augenblick in eine möglichst unsinnige, aber äusserst heldenhafte Pose, um mit beiden Schwertern auf die restlichen Orks im Innenhof zu zeigen. Dann rannte er mit mit einem irren Blick schreiend auf die nächsten, noch stehenden Orks zu. “Forgrimm bemerkte, ihm nachschauend “Wieso denke ich nur, dass sein Vorname Parzalon lautet?“ Jakoon antwortete kurz angebunden “Morphische Resonanz.“ Cuano befreite uns dann aus unserer Nachdenklichkeit “Gut, wir können ihn nicht verrecken lassen, wenn wir jemals darauf hoffen sollten diese Prinzessin abschleppen zu können. Ein toter Tarkath wäre schlechtes Karma in den Verhandlungen.“ Forgrimm nickte zustimmend “Ganz schlechtes Karma, Phileasson, du nimmst die linke Seite, Grimmasch, du die Rechte. Cuano, Jakoon, ihr bleibt mit euren Bögen hinter uns und haltet uns den Rücken frei. Auf geht’s!“ Relativ geordnet stürmten wir auf die erste Reihe der Schwarzpelze zu. Gerade als die letzte Hochelfenwache zu Boden fiel sprang Forgrimm mitten in in ihre Reihen. Er hieb dem Erstbesten seine Axt in den Magen und zog sie wsofort wieder heraus. Mit einem Blutschwall brach der Ork zusammen. Phileasson stiess einem überraschtem Bogenschützen auf seiner Seite das Schwert bis zum Heft in die Brust, und in der Luft lag das schwirren der Pfeile von Cuano und Jakoon. Der Ork, den ich mir ausgesucht hatte war etwas schneller und hob seinen Schild, als ich heran war und den Hammer schwang. Es war nicht mehr als ein paar Metallplatten, die von etwas Draht zusammengehalten wurden, und ich änderte meinen Schlagwinkel nur ein ganz klein wenig. Mit einem Knirschen zersprang der Schild beim Aufprall, und mein nächster, herzhafter Hieb traf seine Schläfe.

    Ich liess vom umkippendem Ork ab und wandte mich dem Nächsten zu, der mich bereits mehrfach von der Seite gepiesackt hatte. Wir taxierten uns kurz, und ich setzte mein finsterestes Grinsen auf. Während ich zu ihm hoch schaute zeigte ich ihm meine rechte Faust “Kennst du die hier? Die riecht nach Friedhof!“ Ich schnüffelte an meiner Hand und wechselte den Hammer von der Linken in die Rechte, und hielt ihm nun diese unter die Nase. “Aber die hier.... vor DER habe ich selber Angst!“ In diesem Augenblick traf mein Hammer sein Knie, mit dem ich ausgeholt hatte, als der Ork, von meinem Auftritt konsterniert, abgelenkt war. Mit einem dumpfen Grunzen brach er in die Knie. Ich grinste ihn wieder an “Kennst du Augenblick wenn das ganze Leben an einem vorbeizieht? Tja, leider schon vorbei!“ Dann traf mein Hammer seinen Kopf. Leider fielen mir keine weiteren klugen Sprüche mehr ein, da ich mich zu sehr darauf konzentrieren musste am Leben zu bleiben. Die übrigen Orks hatten sich alle von ihrer Überraschung erholt und setzten uns mächtig zu. Jakoon hatte bereits sein Flämmchen in den Kampf geschickt, wie mir der etwas brenzlige Geruch von Phileassons Seite her bewies. Mit der Zeit wurde das Sirren der Pfeile jedoch spärlicher, und ich machte mir ernsthaft Sorgen, ob die beiden hinter uns zurecht kamen. Als ich einen Blick über die Schulter werfen konnte, sah ich nur noch Jakoon dort stehen und so schnell wie irgend möglich seine Pfeile abschiessen. Cuano war verschwunden. Nur eine Minute später sah ich ihn auf allen Vieren auf die Leichen von zwei Palastwachen zukriechen. Als er bemerkte, dass ich ihn gesehen hatte drehte er mir entschuldigend grinsend sein Gesicht zu. Der Kerl plünderte mitten im Gefecht die Leichen der Palastwachen! Während ich mich mit zwei Orks gleichzeitig balgte, rief ich ihm wutschnaubend zu “Cuano! Mach das du wieder zu Jakoon kommst und deinen Bogen benutzt, oder ich schwöre dir, ich ziehe dir nachher persönlich meinen Hammer über den Schädel, sodass du durch deine eigenen Rippen kuckst wie ne Sumpfranze durchs Gitter!“ Er winkte ab, und schnallte sich noch einen zweiten Elfenschild auf den Rücken, wankte dann aber doch unter der Last der Waffen und Schilde zurück. Kurze Zeit später flogen wieder mehr Pfeile, und wir konnten die Orks besser zurückdrängen. Schliesslich erreichten wir Tarkath und halfen ihm die letzten, verbliebenen Orks zu töten.

    Über und über mit Orkblut beschmiert wandte sich Tarkath uns zu. “Keine Erkundungstrupps mehr im Palasthof, folgt mir. Wir müssen das Tor schliessen.“ “Wieso ist es überhaupt offen?“ “Das Tor bezieht seine Energie durch den Schrein der Nurti. Ihr habt den Garten wieder zum Blühen gebracht, daher ist es nun offen.“ “Oh, das wussten wir nicht, wir wollten nur der Orima Priesterin helfen.“ “Tja, ich muss euch warnen, es sieht so aus, als hätte sie den Verstand verloren und nutzt nun ihre Kräfte, um ihre Weissagunden wahr zu machen. Ich werde die Pylone mit einem Zauber schliessen, während ihr mir die Truppen des Namenlosen vom Hals haltet.“ Er zog wieder eine beiden Schwerter, warf sich in eine wieder möglichst unsinnige, aber heldenhafte Kampfpose, und stierte imaginäre Gegner mit einem wilden Blick an, nur um einen Augenblick später mit einem lauten “HAHAAAAAA!“ voran zu stürmen. “Dascha man dumm gelaufen.“ meinte Forgrimm bedröppelt. “Hilft nix.“ antwortete ich “Da müssen wir nun durch. Sehen wir zu das niemand durch das Flimmerfeld kommt. Cuano, meinst du nicht, dass 4 Schwerter bereits genug sind für dich?“ “Nur noch dies hier... schau mal, mit all den Schwertern sehe ich doch fast aus wie ein Elfen Ninja. Heiiiiiiiiiiiya!“ und mit diesen Worten kippte er nach links, weil er sich alle Schwerter auf einer Seite in den Gürtel gesteckt hatte “Steh auf du Möchtegern Ninja, wir sind hier auf Dere. Wenn du Ninjas mit übergrossen Phallus Symbolen spielen willst, bewirb dich das nächste mal bei Square Enix um eine Rolle.“ Murrend kam Cuano vom Boden hoch, und wir gingen zum Tor hinüber. Während Tarkath vor dem ersten Pylon sich murmelnd durch eine Reihe von bodengymnastischen Übungen turnte, fing das Flimmerfeld vor uns an Wellen zu schlagen. Wir machten uns kampfbereit, und tatsächlich spuckte das Tor kurz darauf vier grimmige Orks aus. Sie waren recht schnell besiegt, und wir behielten das Tor weiter im Auge. Ein paar Orks kamen noch heraus, aber wir konnten alle abwehren. Die Leichen stapelten sich bereits unter dem Torbogen. Als Tarkath am letzten Pylon angekommen war, fing das Feld regelrecht an zu wabern. Cuano begann sofort seinen Sternenstaub zu zaubern, während wir unsere Waffen fester fassten. Das, was da durch wollte, musste riesig sein. Nur einen Wimpernschlag später trat ein leibhaftiger Kriegsoger aus dem Tor, gefolgt von gefühlten 1000 Orks. Flämmchen stürzte sich sofort mitten in den Pulk, nur um mit einer fulminanten Explosion sämtliche Orks in der Umgebung anzusengen. Kein guter Start.

    [Bild: grimmasch13.jpg]
    http://imageshack.us/photo/my-images...immasch13.jpg/

    Forgrimm fasste sich als Erster wieder. Der Oger war ein beeindruckender Anblick. Die linke steckte in einem fiesen Panzerhandschuh, der mit armlangen Dornen gespickt war. In der Rechten schwang das Riesenvieh eine Keule, die in einem überdimensionalen Tierschädel endete, auf den Dornen und Klingen geschraubt waren. Forgrimm brüllte wie ein Stier, sprang vor und hieb todesmutig seine Axt in das Knie des Ogers. Jakoon und Cuano schüttelten ebenfalls ihre Überraschung ab, und beide feuerten ihre Pfeil auf den Kopf des Monsters ab. Dabei zielten sie auf die Augen, die halb verborgen unter der Kapuze gelb hervorglühten. Mit einem Röhren hieb der Oger mit der Keule nach Forgrimm und traf dessen Schild. Das trieb Forgrimm glatte zwei Schritt zurück, doch dieser Angroschim war zäh. Er war sofort zurück und schlug ein weiteres Mal mit der Axt zu. Phileasson und mir verlieh der Anblick aus schierem Überlebenswillen neue Kraft, und wir hackten auf die restlichen Orks ein. Einer der Pfeile hatte sein Ziel gefunden und die Kapuze durchbohrt, denn in das Wutgeheul des Ogers mischte sich ein schriller Schrei. Der Kampf wogte hin und her, und Forgrimm war schon sichtlich angeschlagen, als Flämmchen, Phileasson und ich die Orks erledigt hatten. Der Oger sah fürchterlich aus. Trotzdem er mit Pfeilen gespickt war, hielt er sich immer noch aufrecht und schlug brüllend nach Forgrimm. Mit letzter Kraft wandten wir uns nun alle dem Oger zu. Schliesslich stürzte der Oger, aus mehr als vierzig Wunden blutend, mit einem lauten Knall zu Boden und rührte sich nicht mehr. Schnaufend versetzte ihm Forgrimm einen Tritt.
    Als ich mich völlig ausser Atem auf meinen Hammer gestützt zu Tarkath umwandte beendete der gerade mit verzerrtem seinen letzten Zauber.

    Mit gepresster Stimme stiess er hervor “Irgendwas ist schief gegangen.... ich kann ihn nicht mehr kontrollieren...“ Trotzdem Tarkath verzweifelt versuchte die Energien zu bändigen, umhüllte uns ein blaues Leuchten.. Nur Phileason, der etwas abseits stand, war nicht darin gefangen. Mit einem letzten Zischeln verschlangen uns die Energien. Wieder schien sich, wie auf dem Hinweg in die Globule, mein Körper in sämtliche Bestandteile aufzulösen.

    Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder die Augen aufschlug, blickte ich blinzelnd, und auf dem Rücken liegend, hinauf zu einem Blätterdach eines Waldes, durch das der blaue Himmel blitzte. Ganz in der Nähe hörte ich Cuano stöhnen und Forgrimm nach Phileasson rufen.

    Geändert von Aydan (07.05.2012 um 03:05 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Ich genoss einen Augenblick lang die Kühle des Waldbodens. Nach der sengenden Wüstenhitze von Tie'shianna war die Rückkehr in den Wald um die Zollfeste eine wirkliche Erholung. Dann richtete ich mich auf.
    Forgrimm hatte den Helm abgesetzt und kratzte sich ratlos seinen Kopf. Cuano jammerte über seine verlorenen Hochelfenschätze. Er hatte nur 6 Münzen und einen Langschild retten können. Das blaue Energiefeld hatte zugeschlagen, bevor er seinen Beutesack greifen konnte. Jakoon hatte den Übergang gut überstanden, und klopfte bereits die Blätter und Nadeln aus seiner neuen, braunroten Rüstung. Von Phileasson war weit und breit nichts zu sehen.

    So beratschlagten wir uns, was nun zu tun sei. “Tja.“ meinte Cuano schliesslich “ Wenn wir Phileasson wiedersehen wollen, sollten wir die Thorwaler noch einmal fragen. Beim ersten Mal hat das ja ganz gut geklappt. Vielleicht weiss ja ihr Moha Rat.“ Wir stimmten überein, dass dies wahrscheinlich der beste Weg sei. Da wir aber bereits im Wald von Thûrstein waren, wollten wir zumindestes die Gelegenheit ergreifen und den Hinweisen der Schatzkarte nachgehen, die die Thorwaler Travine Eisenwalder abgenommen hatten. Der Weg zur alten Anlegeselle war nicht weit, und so kletterten wir dort vorsichtig hinunter zum morschen Steg. Dies schien der Ausgangspunkt der Karte zu sein. Etwas kryptisch stand dort, man müsse am Turm vorbei, und an der grossen Tanne links abbiegen. Danach sollte man sich wieder rechts halten, und schliesslich auf einen Höhleneingang stossen. Ich schwöre, diese hinterhältige Person hat sich genau überlegt, wie sie den Weg mit den meisten darauf lauernden Raubtieren beschreiben kann. Wären wir einfach geradeaus gegangen, und nur einmal links abgebogen, so hätten wir mindestens ein Wolfsrudel und eine Rotte tollwütiger Wildschweine einsparen können.

    Die Höhle selber war eigentlich recht unspektakulär. Unter den Wurzeln einer grossem Eibe war der Einstieg versteckt. Als wir innen ein paar Fledermäuse beiseite gewedelt hatten, zuckte Forgrimm plötzlich zusammen “Mir stellen sich die Nackenhaare auf... hier drin … wird’s doch nicht... spuken?“ Grinsend klopfte ich ihm auf den Rücken “Wie jetzt? Der grosse Forgrimm fürchtet sich vor Gespenstern?“ Etwas bleich, aber zornig, drehte sich Forgrimm um “Du kannst ja vorgehen, dann können wir deine abgenagten Knochen nachher wieder einsammeln! Ich schwöre, ich habe eben einen den Geist Toten dort gesehen, der durch die Wand ging.“ “Vielleicht hat er den Wegweiser übersehen, der dort hin zeigte wo der Stollen weiter geht, hehe.“ “Lach du nur, ich weiss was ich gesehen habe! Cuano, gib mir den Elfenschild, ich will besser vorbereitet sein.“ “Forgrimm, dieser Schild ist alles was ich den Elfen abnehmen konnte, und ich habe die feste Absicht damit ein kleines Vermögen zu machen, du wirst da keine Delle reinmachen, keine Chance.“ Jakoon verdrehte die Augen zur Höhlendecke und fiel ein “ Cuano, gib ihm den Schild. Wenn Meister Zwerg ihn unbedingt haben will, lass ihm den Spass. Gespenster und Geister sind normalerweise körperlos und können keiner Fliege etwas zu leide tun. Forgrimm hat eben ausdrücklich gesagt, er wäre durch eine Wand gegangen... wenn er so unstofflich ist, wird er höchstens durch den Schild durch schlagen. Nun mach schon, bevor er sich in die Hosen macht.“ “Ich glaub ich muss dir gleich mal zeigen, was man mit einem Lindwurmschläger alles anstellen kann. Kennst du die Kunst des Kampfschnitzens?“ “Das hier ist ein Hochelfen LANGschild, mit Betonung auf LANG! Du wirst damit aussehen wie eine gut gepanzerte Schildkröte. Wenn du den Schild hälst kannst du nicht einmal darüber hinweg sehen.“ “Rede nicht, Schleicher, gib her.“ “Nun gut, du bist derjenige den die Leute anstarren werden.“ Mit diesen Worten reichte Cuano dem wütendem Forgrimm den Schild. Er konnte tatsächlich nicht darüber hinwegschauen, aber Forgrimm schien damit zurecht zu kommen, und so schritt er langsam, bei jedem Geräusch zusammenzuckend, durch den Höhlenstollen. Ausser zwei einsamen Morfus gab es aber nichts zu fürchten. Trotzdem schob Forgrimm den Schild wie eine kleine Wand vor sich her. Als wir am Ende der Höhle angekommen waren atmeten wir alle erleichtert auf. Weit und breit keine Geister. Man konnte durch die eingebrochene Rückwand einen kleinen Wasserfall sehen, und helles Tageslicht fiel herein.

    Wir klopften Forgrimm lachend auf die Schulter und neckten ihn noch ein wenig. Er schämte sich ein wenig und muffelte etwas vor sich hin. Wir genossen noch ein wenig die wunderschöne Aussicht auf den Wasserfall. Ich merkte an “Von wegen Geist, Forgrimm. Hier gibt es nichts ausser Wurzeln, Steine und Morfus. Die Karte war auch nur eine Fälschung.“ Jakoon nickte zustimmend und fiel ein “Wenn wir ein wenig nur ein wenig unsere Reisekasse aufbessern könnten, dann wäre das durchaus von Vorteil. Mit den paar Münzen aus Tie'shieanna werden wir kaum einen Blumentopf gewinnen können.“ Cuano nickte traurig “Und das Schild sieht nicht alt genug aus, als das wir es verkaufen könnten. Jedermann wird es für eine sehr gute Replik halten.“ “Ein schönes Stück, sowas hatten wir auch an Bord.“ Etwas irritiert fuhr Cuano fort “Ja, wir sollten es auf die Thalaria bringen, vielleicht kann ich es ja im Flusswasser etwas altern, wenn wir nach Nadoret zurückfahren.“ “Ihr seid mit dem Schiff auf dem Fluss unterwegs?“ Es folgte eine winziger Augenblick absoluten Schweigens, in dem wir krampfhaft weiter auf den Durchbruch nach draussen starrten. Schliesslich brach Forgrimm das Schweigen, mit einer gepressten, quiekenden Stimme “Er steht direkt hinter mir, oder?“ “Vermutlich, spürst du einen eisigen Hauch über die Schulter? Tote haben meistens einen eisigen Atem.“ Jakoons Antwort war zuviel für Forgrimm, und nach seinem spitzen Schrei fuhren wir kampfbereit herum.

    Uns gegenüber stand der Geist eines Thorwalers. der aber weder wild noch hungrig wirkte. Eher ziemlich geknickt. “Mein Name ist Erik Eriksson, einst war ich Mitglied der Besatzung auf der Gischtkrone, Eiliffs Schiff. Wir hatten sagenhafte Schätze an Bord, Artefakte der Hochelfen, Waffen, Rüstungen, Schmuck.“ Jakoon und ich konnten geradezu hören wie Cuanos Geist hinter uns klickte, als hätte man einen Schalter umgelegt. “ Äh Forgrimm, kann ich dich jetzt kurz runterlassen, du wirst etwas schwer.... Werter Herr Eriksson, wie war das im Mittelteil, könntet ihr das nach Eiliff und Gischtkrone noch einmal wiederholen? Ich meine ihr erwähntet gerade...“ “Diese Dinge waren zu machtvoll, die Welt da draussen war noch nicht bereit dafür. Der Flussvater... erholte sich alles, es ging so schnell, wir hatten keine Chance. Er zog das Schiff und die ganze Mannschaft hinunter in die Tiefe. Die Ladung, für alle Zeit verloren, so viele Tote...so viele Tote.“ “Wo sagtet ihr doch gleich ist das Schiff untergegangen?“ “Aber ein paar überlebten, und das, was sie an Land brachten, war dem Zugriff des Flussvaters entzogen. So muss ich hier nun Wachen und warten, bis alles seinen Weg zurück zum Flussvater gefunden hat. Ich sollte über einen Ring wachen, doch sie kam und beraubte mich... was für eine Schande.“ Ich hakte nach “Sie? Eine Frau? Blond, etwas so gross?“ “Ja, genau, sie versprach alle Sachen zurückzubringen, aber ach... ich vertraute ihr zu sehr. Ermordet und anschliessend ausgeraubt... nein, was für eine Schande.“ “ Da hast du nicht ganz unrecht. Das war die Kartenhändlerin.“ “Um noch einmal auf die Stelle zurückzukommen, wo das Schiff sank...“ Der Geist wandte sich mir zu “Könntest du mir nicht helfen? Könntest du nicht die Sachen zurückbringen?“ “Ich soll die restlichen Artefakte zusammen sammeln und dann in den Fluss werfen? Dann wärest du erlöst? Das klingt nicht wie ein gutes Geschäft.“ “Doch, der Flussvater... er wird sich sehr grosszügig zeigen, und ich wäre erlöst. Ich bitte dich, hilf mir. Behalte meinen Namen im Gedächtnis, Erik Eriksson, glückloser Pirat und beraubter Geist. Es gibt einen weiteren Geist, der über ein Artefakt wacht. An einem Ort, nahe einem Baum auf dem Elfen in luftiger Höhe wohnen, befinden sich Ruinen, in denen unsägliche schwarze Magie gewoben wurde. Dort werdet ihr einen Geist finden, er wird... er MUSS euch helfen. Behaltet mich im gedächtnis, und bringt die Sachen zurück zum Flussvater. Er wird euch belohnen.“ Und mit diesen Worten begann sich der Geist aufzulösen. Cuano stürmte nach vorne “ Moment, moment, ihr wolltet doch gerade die Stelle konkretisieren wo das Schiff sank... achmist, er ist weg. MAN! Forgrimm, das nächste Mal hüpf auf Grimmaschs Arm, der hat danach weniger Rückenschmerzen. Und ihr zwei Schiessbudenfiguren! Das nächste Mal, wenn ein leibhaftiger GEIST von einem sagenhaften Schatz faselt, fragt nicht nach dem Müll, der an Land gespült wurde, sondern danach wo der REST ist! Ich bin nur von unfähigen Simpeln umgeben. KRETINS!“ Und mit diesen Worten stapfte er wutschnaubend den Weg zurück nach draussen. Er war ganz ausser sich und bekam sich garnicht mehr ein.

    Er wartete draussen noch nicht einmal auf uns und redete die ganze Zeit leise, aber sehr wütend vor sich hin. Wir hatten Schwierigkeiten ihm zu folgen, und er stampfte schnurstracks in Richtung Zollfeste und Thalaria. Als wir fast an der Schänke waren hörten wir über das wütende Brabbeln Cuanos hinweg jemanden Gedichte rezitieren. Es schien aus der Nähe des Zollturms zu kommen. Ich erinnerte mich daran, dass Kommandant von Hasingen seinen Neffen suchte, der irgendwo mit einem Buch im Wald verschwunden sein sollte. Ich sprach es laut aus, Cuano stoppte abrupt seinen wütenden Trab und funkelte mich an “HA! Ja, Jünglinge retten, aber keinen einzigen Gedanken verlieren, wenn man einen ECHTEN Schatz finden könnte. Könntest du nicht wenigstens mal versuchen eine Prinzessin zu retten? Nachher hält man uns noch für falsch gepolt. Ich werd euch jetzt mal zeigen wie man sowas macht!“ Mit diesen Worten stapfte er auf die Quelle der rezitierten Gedichte zu. Wir hasteten hinterher. Direkt neben dem Zollturm las ein Jüngling in einem Gedichtband. Die Möglichkeiten schienen zahlreich zu sein. Cuano hätte seine Menschenkenntnis einsetzen können, oder ihm das Buch elegant stibitzen können, aber er war schlicht zu zornig und wedelte alles beiseite, als er auf ihn zu hielt. Direkt vor ihm blieb er stehen, schnappte ihn am Schlaffitchen, schrie ihn aus 10 Zentimeter Entfernung und aus voller Brust an “BUCH HER, WASCHLAPPEN!“ Ganz verdattert erwiderte Helmbrecht von Hasingen, den wir hier tatsächlich in voller Wachmontour gefunden hatten “Ich muss doch sehr bitten...“ “ICH BITTE NICHT, WEICHEI! BUCH, JETZT, SOFORT!!!“ Wir wagten nicht einzuschreiten. “Das ist ein lyrisches Meisterwerk, hier drin stehen die wirklich wichtigen Dinge des Le...“ “JUNGE! NIMM NEN STRAUSS BLUMEN, GEH ZU IHR UND KNUTSCH SIE AB! IHR WERDET 3 KINDER HABEN, DU WIRST MIT DER ZEIT ZU FETT, UND DANN BRENNT SIE MIT 'NEM ANDEREN FETSACK DURCH, DER MEHR GELD HAT ALS DU. DAS IST DER LAUF DER WELT. UND JETZT HER MIT DEM SCHINKEN!“ Damit riss er ihm den Gedichtband aus den Händen, liess den Jungen fallen, und stapfte im Höchsttempo Richtung Zollfeste. “Jakoon drehte sich etwas mitleidig zu ihm um und entschuldigte sich im Weggehen. “Er macht gerade eine schwere Zeit durch, er hat gerade seinen Schatz verloren, ihr wisst ja, wie sowas sein kann.... Ich … äh.... ich muss weg.“ Und mit einem entschuldigenden Lächeln eilte er uns hinterher. Wir brauchten nicht lange um in der Zollfeste Kommandant von Hasingen zu finden. Cuano erreichte ihn als Erster.

    Der Kommandant empfing uns verwirrt lächelnd, als er den finsteren Gesichtsausdruck Cuanos bemerkte. “Ah, werte Herren wie kann ich euch zu Diens....“ Cuano knallte ihm den Gedichtband vor die Brust. “BUCH! GELD! JETZT!“ “Ich...äh...oh... das Buch, um das ich euch bat. Anscheinend habt ihr Helmbrecht gefunden.“ Cuanos Gesichtsausdruck wurde noch finsterer, und unausgesprochene Drohungen lagen in der Luft. “Nun, ja... äh.... es soll euer Schaden nicht sein, ihr könnt das Buch behalten...“ Über Cuanos Haupt schien sich eine ganz persönliche Gewitterfront zusammen zu ziehen. Forgrimm, Jakoon und ich gestikulierten hinter Cuano wild, um von Hasingen von seinem vorzeitigem Ableben zu bewahren. “...aber wenn ich es mir so überlege, sind ein paar Münzen vielleicht auch angebracht, nichts für ungut, oder? Ich gebe das Buch einfach eurem Freund dort.“ und damit deutete er vorsichtig auf mich, zog einen kleinen Beutel mit Münzen hervor und legte ihn ebenso vorsichtig in Cuanos fordernd ausgestreckte Hand. Er warf mir das Buch zu, und zog sich so schnell und würdevoll zurück, wie es ihm möglich war. Cuano drehte sich noch einmal zu uns drei um und fixierte uns. “Anfänger! Mit sowas muss man heutzutage arbeiten!“ Dann machte er sich auf den Weg zurück zur Thalaria.

    Wir sahen ihm sinnierend hinterher, bis Forgrimm anmerkte “An ihm ist wirklich ein Zwerg verloren gegangen. Manchmal überrascht er mich wirklich.“ Wir verkauften die restlichen Sachen noch an die Händlerin an der Schenke, dann trollten auch wir uns zur Thalaria. Cuano hatte sich in seiner Kajüte mit einer vollen Flasche Premer Feuer eingeschlossen. Wir mussten sowieso zurück nach Nadoret, das würde ein paar Tage dauern. In der Zeit sollte er sich von seinem Wutanfall erholt haben. Forgrimm und ich mussten die Thalaria einen grossen Teil des Weges flussaufwärts treideln. Die schweisstreibende Arbeit liess uns nicht aus der Übung kommen, und als wir vor dem Jagdgebiet ein Pause einlegten, waren wir froh um diese Pause. Cuano hatte sich wieder gefangen, und wir konnten für diesen sauertöpfischen Vogt Enno von Vardok eine hübsche Trophäe eines grossen Keilers erlegen. Das Geld dafür konnten wir gut gebrauchen.

    Von Proximus erstanden wir Nietenarmschienen, und auf dem belebten Marktplatz konnten wir ein paar neue Handschuhe für Forgrimm kaufen. Ein paar Beutel Wundpulver und Bündel Pfeile rundeten unsere Ausrüstung ab. Cuano war auch in Nadoret wieder in Höchstform, was das ausleeren von fremden Taschen anging. Selbst der Silberfüchsin stahl er ein paar Dukaten, ohne dass sie es bemerkte. Er blieb seltsam lang bei der Lagerassistentin der Diebesgilde. Als er wieder heraus kam strahlte er seit Tagen das erste Mal wieder so richtig. Er drückte mir einen seltsamen Schlüssel in die Hand “Hier mein Freund, du kannst am besten von allen mit Schössern umgehen, wenn ich mal nicht dabei bin. Dieser Schlüssel kann eine grosse Hilfe sein. So, nun hört gut zu, ich habe einige Investitionen getätigt, um unsere finanzielle Situation etwas zu verbessern. Wir werden als Erstes dem Schneider Marcusi einen Besuch abstatten, er soll seine Augen überall haben. Anschliessend werden wir einem einsamen Keller einen SEHR unauffäligen Besuch abstatten. Ich möchte, dass ihr euch ab jetzt ganz natürlich und möglichst unauffällig verhaltet. Ihr habt die Sache mit dem Schatz bereits vermasselt, versucht diesmal etwas professioneller zu sein.“

    Der Schneider Marcusi hatte seinen Stand direkt um die Ecke des Eingangs zur Diebesgilde. Jakoon, Forgrimm und ich warteten in gebührendem Abstand, während Cuano mit ihm am Stand sprach und scherzte. Etwas Geld wechselte unauffällig den Besitzer, und die beiden schienen die besten Freunde geworden zu sein. Cuano kam mit einem strahlenden Lächeln zu uns zurückgeschlendert. “So, Jungs. Marcusi hat mir gerade gesteckt, dass die Edelfrau Mina vom Berg heute bei Calindor ihren Ring abholen möchte. Wir werden also etwas warten und anschliessend wird ihre prall gefüllte Geldbörse eine temporäre Verschiebung in der finanziellen Hemisphäre erleiden.“ “Mit anderen Worten, du willst sie beklauen...“ “Ja, Grimmasch, das habe ich vor, und wenn wir wie geplant den Astralspeichering von Calindor kaufen möchten, dann solltest du keine Einwände erheben. Oder kannst du plötzlich zaubern und Jakoon beim Heilen unterstützen?“ “Mir gefällt das nicht, aber tu was du nicht lassen kannst, ich kann dich eh nicht davon abhalten. Aber erwarte nicht, dass wir dich aus dem Knast holen.“ “Bleib einfach hier stehen und denke an etwas zwergisches. Du bekommst dabei immer so einen grimmigen Ausdruck, das mögen die Leute.“ Und damit liess er uns in der Mittagshitze zurück. Wir genehmigten uns ein Helles und warteten. Cordo und Breen hatten ihr Repertoire an schlechten Scherzen bereits mehrfach erfolglos an den Mann gebracht, als Cuano grinsend zurückkehrte. “Das wars, es hat sich gelohnt. Jetzt werden wir ganz unauffällig einen kühlen Keller aufsuchen, um uns dort von dieser Hitze zu erholen. Könnt ihr das? Nicht nur unauffällig stehen, sondern auch unauffällig laufen? Überrascht mich! Auf geht’s!“ Kurz hinter der ersten Ecke in der Seitenstrasse hielt Cuano an als wir alleine waren. Er lehnte sich mit der Stirn gegen die Hauswand, ohne sich zu uns umzudrehen. “Könntet ihr BITTE aufhöre zu pfeifen? Ja, bitte auch du, Jakoon.“ Ich glaube, er weinte sogar ein wenig. “So, jetzt stellt euch in einer Reihe auf. Forgrimm nach vorne, dann Grimmasch, dann Jakoon. Kennt ihr ein Lied? Irgendwas marschmässiges?“ wir bejahten “Gut, singt irgendwas zwergisches, und du Jakoon, wenn du nicht weiter weisst, sing einfach lalala... Niemand wird so verrückt sein eine so absurde Truppe zu verdächtigen. Alle bereit?“ Er wandte sich uns wieder zu “Stiiiiiillgestanden! IIIIIIIIIIIIIMM Gleichschritt... MARSCH! Links...Zwo....drei...vier....ein LIED... zwo ...drei....vier...“

    “Mir san vom ka und ka Infantrie-Regiment
    Hoch und Zwergschmeister Numm'ro vier! Lalalalalaaaaaaa“

    “Halt...ihr...NICHT!.... das war ein...“

    http://imageshack.us/photo/my-images...immasch14.jpg/
    [Bild: grimmasch14.jpg]

    Man muss Cuano zu Gute halten, dass er nur ganz kurz aus dem Takt kam. Er war auch sofort wieder auf den Beinen, und hatte zu uns wieder aufgeschlossen, noch bevor wir aus voller Brust singend an der Kaserne der Stadtwache vorbeimarschierten. Mit einem zackigen, millitarischen Gruß marschierten wir an meinem ehemaligen Lehrmeister vorbei. Als wir an Proximus vorbeimarschierten fragte dieser Cuano, warum Jakoon als Mensch denn hinter diesen famosen Zwergen marschierte. Cuano antwortete vorbeimarschierend millitärisch knapp “Adoptiert, Zwerg in Ausbildung!“ und salutierte schneidig. Wir kamen bis hinter das Haus, ohne das jemand auch nur den Versuch unternahm uns aufzuhalten. Schneller als sich die Bewohner Nadorets von ihrem Erstaunen erholen konnten, hatte Cuano die Tür geknackt und wir waren in der Dunkelheit des Kellers verschwunden. “Das glaubt mir keiner, ich fasse das einfach nicht, es ist unmöglich, ich.... gebt es zu, ihr wollt mich um den Verstand bringen.... Grimmasch, entferne die Fallen, Forgrimm, Jakoon, ihr haltet das Ungeziefer auf. Ich setze mich jetzt genau hier hin und weine ein wenig. Wenn ihr etwas gefunden habt, sagt mir bitte bescheid. Zwerge....sie müssen immer übertreiben. Ihr wisst, dass ich nur einen Scherz machen wollte, oder? Ich bin gerade mit einer singenden Zwergenkohorte und einem adoptierten Ausbildungszwerg quer durch Nadoret marschiert. Wenn das Dilga erfährt... Ihr Götter! IHR GÖTTER!“

    Wir säuberten breit grinsend den Keller von jeglichen Ratten und Fallen. Cuano holte aus den verschlossenen Truhen einige nette Sachen heraus, die sich sicherlich gut zu Geld machen liessen. Er bestand darauf das wir solange warteten bis die finsterste nacht eingebrochen war. Erst dann schlichen wir uns im Schutz der Dunkelheit an Bord der Thalaria. Cuano schloss sich wieder in seiner Kabine ein. Am nächsten Morgen würden wir Ynu besuchen.

    Geändert von Aydan (10.05.2012 um 03:59 Uhr)

  6. #206 Zitieren
    General Avatar von Jul25
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    Du fragst mich warum ich in den Schatten wandere? Warum ich die Blicke der Menschen meide? Glaubst du ich bin ein Dieb? Nein und ich verstecke mich auch nicht: Die Sonne eures Landes bekommt mir nicht, auserdem erschrecke ich die meisten mit meinem Narbengesicht.
    Ja ich war Soldat in einem fernen Land und ja ich habe mein Auge in der Schlacht verloren, anders als hier ist der Krieg in meiner Heimat etwas alltägliches, unabänderliches. Wenn wir uns mit unserem Feind zusammentäten könnten wir ganz Dere erobern, denn keiner hat mehr Ausdauern oder Wille einen Krieg zugewinnen als wir. Nach dem ich meinen Dienst geleistet habe habe ich mich als Söldling versucht und so kam ich im Gefolge eines Händler hierher, in ein paar Wochen ziehen wir wieder gen Punin.
    Wieviele Monde der Kampf in meiner Heimat andauerte willst du Wissen? Selbst die Großeltern der Großeltern meiner Großeltern haben nie erfahren warum dieser Krieg begonnen hat und noch immer stehen wir und weichen keinen Schritt zurück, weder vor den Soldaten, noch vor den Magiern des Feindes.
    Ich soll dir von den Heldentaten dieses großen Krieges erzählen? Das kann ich nicht, denn im diesem Krieg gibt es keine Helden: Es gibt nur Soldaten. Wenn du willst kann ich dir etwas über eine Einheit Soldaten erzählen, doch hoffe nicht auf eine schöne Geschichte wie sie hier so oft erzählt werden. Die Geschichte die ich erzählen kann besteht zum Großteil aus Hass und aus noch mehr Leid, aber dafür ist jedes Wort wahr.
    Du willst sie unbedingt hören? Nun gut dann setz dich zu mir und hör zu:


    »Wozu sind die den hier? Den Krieg gewinnen wir auch ohne das die uns im Weg rum stehen....« Das verächtliche Lachen der anmarschierenden Soldaten schnitt in mein Selbstvertrauen das Messer eines Mörders in das Herz seines Opfers. Sie Lachten über uns nur weil sie mehr Glück als wir hatten, nur weil sie eine gute Ausbildung und noch dazu eine exzellente Ausrüßtung geschenkt bekommen hatten und an deren Seite solten wir kämpfen? »Lacht ihr nur! Das wird euch noch vergehen wenn es in's Feld geht!« Der Mann neben mir trat aus der Linie, er wirkte alt und doch war er völlig ungebeugt und hatte wärend den paar Wochen Ausbildung sehr gut durch gehalten und ein Geschick bewiesen, dass selbst die Ausbilder in den Schatten gestellt hatte, kurz er war ein Mann dem man in die Niederhöllen folgte. »Was willst du damit sagen, alter Mann?!« Der Spreche schien mit einem mal garnicht, mehr so selbstsicher. »Das keiner von eurer "Elite-Truppe" je das wahre, unverhüllte Gesicht der Kriges gesehen hat. Selbst der härteste Kor-Geweihte kann es nicht ewig ertragen!« Die Stimme des Alten war leise und drohend, die Situation schlitterte immer mehr auf eine nette Massenkeilerei zu. Zum Glück trat nun der Kommandant aus der Barracke und erstickte den drohenden Kampf im Keim. Nach einer wenig Überzeugenden Rede gab er den Befehl sich zum Abmarsch bereit zumachen und wir gehorchten, wie man es uns in den wenigen Wochen Ausbildung beigebracht hatte: Murrend aber ohne zögern.

    »DIE SPEERTRÄGER NACH VORNE!! DREI REIHEN!!! INFANTERIE DAHINTER!!! DIE BOGENSCHÜTZEN TEILEN SICH AUF UND SICHERN DIE FLANKEN!! NIEMAND FEUERT OHNE BEFEHL!!« Was hatte ich doch für ein Glück... Nicht nur das ich als Speerträger in einer der ersten drei Reihen stehen musste: Nein ich kam auch promt in die erste dieser drei Reihen. »Du schuldest mir einen Dukaten!« »Woher wustest du es?« »Tja, es hilft wenn man wärend der Strategie-Stunden die Ohren aufsperrt...« »Wie kann man den ahnen, das du genau auf sowas wettest?« Da hatten meine beiden Nebenmänner doch glatt auf die Aufstellung gewettet, verdammt die mussten ja die Ruhe weg haben. »ALLE MANN VORRÜCKEN, ZEIGT KEINE GANDE!!« So begann sie also meine erste Schlacht und ich würde sie an der Seite von zwei Verrückten kämpfen, ein seltsam tröstlicher Gedanke. Meine Angst war so unbeschreiblich groß, dass der kurze Marsch mir wie eine Ewigkeit vorkam. Das warten, das ohnmächtige harren auf das kommende wischte immer mehr den eingebleuten Gehorsam beiseite. »HALT! BEREIT MACHEN!!! LASST NIEMANDEN DURCH!!« Das Brüllen der Bestätigung gab mir ein eigentümliches Gefühl, es war nicht in der Lage meine Angst zunehmen aber dennoch nahm es mir einwenig die Zweifel. Als die Pfeile des Feindes den Himmel kurz verdunkelten riss ich instinktiv den Schild hoch und wurde Ruhig, laufen konnte ich jetzt nicht mehr.

    Geändert von Jul25 (18.05.2012 um 20:32 Uhr)

  7. #207 Zitieren
    General Avatar von Jul25
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    Blut und Tod haben diesen Tag in mein Gedächnis gebrannt, wie man das Mal in die Haut eines Verräters brennt. Aber ich habe überlebt und noch dazu ohne ernsthaft verletzt zuwerden.
    Oh doch das ist etwas besonders, gerade wenn der Feind Magier in die Schlacht schickt. Eine von ihne habe ich an jenem Tag erschlagen.
    Natürlich ist das möglich. Sie werden zwar gut beschütz und wehrlos sind sie auch nicht, aber sie bluten und streben so wie du und ich.


    »VORWÄRTS!!« Wir begannen zu marschieren und ich fragte mich ob mein Herz noch schneller schlagen könnte... Es konnte: Aus der Formation des Feindes lösten sich mit einem mal Feuer, keine brennenden Geschosse sondern reinstes Feuer. Einer dieser Feuerbälle traf keine 20Schritt von mir entfernt auf unsere Formation, explodierte und setzte Schilde und Männer in Brand. Ich erstarrte als mir trotz der Entfernung die Hitze des Feuer ins Gesicht schlug, ich wollte nicht sterben, nicht so. »WEITER, VERDAMMT!!« Jemand stürmte an mir vorbei, ohne noch einmal nach zudenken folgte ich. So fühlte es sich also an, wenn man das Schicksal herausvorderte: Trotz aller Angst war ich lebendig, lebendiger als ich es je gewesen war. Mit einem Wutschrei stieß ich meinen Speer nach dem ersten Gegner den ich erreichte, lachend hob der den Schild und griff mich mit seinem Schwert an. Ohne nachzudenken blockte ich den Angriff mit meinem Schild, dann trat ich nach seinen Beinen. Mit einem Laut des Entsetzens kippte er in meine Richtung. Ohne zu zögern rammte ich ihm den Unterenteil meines Speeres gegen den Hinterkopf, das Knacken des brechenden Schädels konnte ich sogar über den Schlachtenlärm hinweg hören.
    Dann sah ich sie, ohne die Robe hätte ich sie für eine Schenkenbedienung oder Händlertochter gehalten. »Seid ihr schon so verzweifelt, dass ihr die Waschweiber in den Kampf schickt?« Mit schnellen Schritten bahnte ich mir einen Weg zu ihr, wärend sie bewegungslos da stand und sich auf irgendetwas zukonzentrieren schien. »Ignifaxius!« Ein Flammenstrahl schoss auf mich zu, darum hatte sie sich also so konzentriert. Ich warf mich mit dem Gesicht nach vorne in den Dreck um den Flammen zu entgehen. »Pah! Von wegen Waschweib!« Sie schien mich für erledigt zu halten, denn sie wendete sich ab und schien sich erneut zu konzentrieren. Eine Gelegenheit die ich nicht ignorieren konnte.... Voller Entsetzen starrte sie auf die Speerspitze die plötzlich aus ihrer Brust ragte. »...wie...« Ich riss die Waffe zurück und sie fiel sterbend zu Boden.

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    Xolgorax, Sohn des Grimmag

    Zunkunft des Wächerclans

    »An den Abend erinnere ich mich gut...«, meinte Xolosch worauf Utram eine Braue hob. »Mein Vater hat mich am nächsten Morgen hier sauber machen lassen. Ich frage mich bis heute wie ihr so viel im Magen haben konntet....« Wir brachen in schallendes Gelächter aus. »Oh ja, es war ein denkwürdiger Abend.... Ich wünschte ich würde ihn komplett zusammen bekommen.« Als wir uns schließlich beruhigt hatten meinte Utram: »Vielleicht sollten wir Angorax fragen, nach allem an was ich mich erinnere hat sie irgendwann nach dem dreisigsten Krug aufgehört....« Was einen neuen Lachanfall zur Folge hatte. »Ich nehme an ihr habt die Abreise um ein paar Tage verschoben.« »Naja wir mussten eh noch Grimmags Einverständnis einholen.« »Und ich dachte immer ihr last euch von niemandem einfach so was verbieten.« »Dabei geht es nicht um ein Verbot... Es geht um die Ehre!« »Ein Wächter der einfach so seinen Posten verlässt ist ein Verräter. Wenn es darum geht seine Pflicht zutun werden unsere Clanbrüder und Schwesten immer ihren Angroschim stehen und egal was da kommt!« führte Utram aus. »Naja, wir sind nicht hier um dir was über unseren Clan bei zubiegen... Wo waren wir, gleich?« »Ihr hattet gerade eure Idee gefeiert.« »Richtig. Danach sind wir dann zu unserm Vater um die Sache zu klären...

    »So ihr wollt also wieder auf die Reise? Einen Namen habt ihr euch doch schon gemacht.... Wenn auch keinen den ich gerne sehe.« Der strenge Blick unseres Vaters ruhte auf uns. »Wisst ihr wie sie über auch sagen, wenn ihr nicht dabei seid?« Wir wusten es nur zu gut, doch fehlte mir der Mut es laut auszusprechen. »Sie spinnen immer Geschichten über Ariana und uns..... Die netteren binden Angorax auch noch mit ein.« Ich warf meinem Rogar einen Blick zu und fragte mich einen Moment ob ihn die Geschichte nicht kümmerten weil sie stimmten. »Zumindest hast du bei den Bunferatoschim nicht deinen gesamten Mut verloren...« »Oh! Darum geht es als auch noch?« Warf ich nun etwas gereitzt ein. Nach dem wir zurück gekehrt waren hatte Utram seine Ausrüstung um eine Armbrust ergänzt und damit für noch mehr gerede gesorgt als es ohne hin schon wegen Ariana gab. Uns hatte es nie gekümmert, sie hatten oft über uns geredet, das passierte nun einmal wenn man der Sohn eines der Clanväter war. »Es ist dir also unangenehm, wie man über uns redet? Seit wann kümmert es dich was sie reden? Seit es nicht mehr Töne höchs....« Grimmag hieb die Faust so heftig auf den steinernen Tisch, dass ich sicher war es würden sich Risse im Granit zeigen. »Genug! Warum straft Angrosch mich mit zwei so unverständigen Söhnen?! Es geht hier nicht um mich Xolgorax, es geht um dich. Irgendwann wirst du an meiner Stelle stehen und dann müssen du ihren Gehorsam einfordern können. Das geht aber nur wenn sie Respekt vor dir haben! Seit Thorgrim hat unser Clan Granithalle ehrenvoll geführt, damit das so bleibt haben wir geblutet, haben wir geopfert und sind wir gestorben. Wenn Angrosch mich zusich ruft sehe ich allerdings Schwarz... Keiner von euch beiden wäre geeignet diese Tradition fort zuführen! Verdammt ich würde euch nicht mal die Leitung einer Kneipe anvertrauen!« »Was willst du?! Ich kann ihnen nicht befehlen einfach so aufzuhören! Oh und falls dich kümmer sie könneten Recht haben, dann wird dein Verbot auch nichts ändern.« Unser Vater wollte gerade wieder antworten als ihn eine sanfte Stimme unterbrach: »Er hat Recht und das weist du. Auserdem vergesst ihr alle in euren Geschichte eines über die Beiden: Sie haben die Elfen nicht von sich aus besucht.... Sie sind zu ihnen um einer Angroschna zuhelfen, sie haben dafür geblutet, haben alles getan was in ihrer Macht stand, wie man es von meinen Söhnen erwarten kann.« »Misch dich nicht ein, Dagna! Das kann nicht so weiter gehen mit den Beiden!« Das plötzliche auftauchen unserer Mutter war ein Segen, normalerweise verdonnerte Grimmag uns nach einer solchen Standpauke zu einer dreifachen Wachschicht. »Muss ich dich erinnern wie du in ihrem Alter warst? Ich kann mich noch gut an das Getratsche über dich erinnern!« »Ich hab aber keine Elfen angeschleppt!« »Lass sie ziehen, der Mann den ich erwählt habe hat an ein zweite Chance geglaubt!« Erst jetzt wurde mir bewusst wie sehr sie bereits über dieses Thema gestritten haben mussten. Normalerweise waren sie ein Herz und eine Seele, selbst wenn sie stritten und nun standen sie kurz davor sich Dinge an den Kopf zuwerfen die sie bereuen würde. Grimmag seuftzte: »Also gut.... Wehe ihr macht nichts aus der Chance die ich euch gebe! Und jetzt seht zu das ihr weg kommt.«

  9. #209 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Von Piraten und Schicksal

    Während Cuano die Nacht in seiner Kabine verbrachte, spielten Forgrimm, Jakoon und ich im Schein der Laternen noch ein wenig Karten auf dem Vordeck. Die Nacht war lau, und wir hatten eine Menge Spass bei ein paar Hellen. Doch schliesslich wurden auch wir müde und trollten uns unter Deck.

    Am nächsten Morgen standen wir erst spät auf. Cuano war bereits in die Stadt aufgebrochen, um ein paar “Besorgungen“ zu machen. Wir waren ein bisschen erleichtert, dass wir ihn nicht zum Throrwaler Lager mitnehmen mussten. Seine Launen schwankten doch recht stark in letzter Zeit, was sich eigentlich nur mit latentem Goldfieber erklären liess. Vielleicht steckte dahinter ja doch noch mehr, aber daran hegte ich ernsthafte Zweifel. Nachdem wir ein paar Brote etwas lustlos herunter gewürgt hatten hielten Forgrimm, Jakoon und ich Kriegsrat. Forgrimm eröffnete die Diskussion mit besorgter Miene:
    “Also, seit der Geschichte in der Zollfeste sind wir keinen Schritt voran gekommen. Ardo liegt noch immer bei diesen Elfen und scheint dem Tode näher zu sein, als dem Leben. Wir müssen doch irgend etwas tun können.“
    Jakoon warf ein: “Unsere beste Chance scheinen die Piraten zu sein. Finden wir ihr Versteck, finden wir wahrscheinlich auch jemanden, der über das Gift bescheid weiss, mit der die Klinge bestrichen war. Ausserdem ist unsere eigentliche Aufgabe die Piraten aufzustöbern. Ardo wäre sicherlich sehr enttäuscht, wenn wir im Kreis herum irren, während wir die Gelegenheit hätten die Piraten zu finden.“
    Forgrimm, brummelnd: “Njaaa, ja, das stimmt. Aber ich mache mir derzeit mehr Sorgen um Ardo selber, als um dieses Piratenpack.“
    “Wir müssen auch zu sehen wo wir etwas Geld her bekommen. Wie sich ja gezeigt hat sind unsere Gegenspieler mit allen Wassern gewaschen, und schrecken auch nicht vor Mord zurück.“ merkte ich an. “Mit ein paar faulen Zöllnern kommen wir schon zurecht, aber Blumfoldt hat schon gezeigt, dass mit denen nicht gut Kirschen essen ist. Wenn wir auf echte Piraten treffen, werden uns ein paar Zahnstocher und dicke Unterwäsche auch nicht weiter helfen. Gegen den Krakenmolch hatten wir Riesenglück. Das war schon ziemlich knapp. Jakoons Flämmchen ist auch nur ein mehr oder weniger spektakulärer Anblick. Nichts gegen deine Fähigkeiten Jakoon.“ Ich wedelte beschwichtigend mit den Händen. “Aber deine magischen Fähigkeiten sind sicherlich noch ausbaubar. Du bist der Einzige von uns, der ein wenig Geschick im Fernkampf aufweisen kann, und dein Balsam Salabunde hat uns schon mehr als einmal aus der Patsche geholfen. Aber für all das brauchen wir Geld. Ich würde vorschlagen, dass unser nächster Abstecher zum Vogt von Vardock ins Jagdrevier führen sollte. Bei dem sass das Gold etwas lockerer, und wenn wir ihm ein paar Käfer oder Wildschweine bringen können und dafür mit hartem Gold entlohnt werden, warum nicht? Wir könnten es gut gebrauchen. Danach schauen wir bei den Elfen noch einmal vorbei und sehen wie es Ardo geht. Der Geist an der Zollfeste faselte ja auch irgend etwas von einer Ruine dort in der Nähe. Wenn dort ein Teil des Schatzes liegt, wären wir vielleicht aus dem Gröbsten heraus.“
    Jakoon sah mich etwas zweifelnd an. “Ich weiss nicht, ob das mit dem Vogt die beste Idee ist, aber eine Bessere habe ich auch nicht. Trotzdem würde ich noch einmal mit Ynu reden, bevor wir aus Nadoret aufbrechen. Wer weiss, vielleicht hat er ja irgendwas von Phileasson gehört. Was sagst du, Forgrimm?“ “Ach ich weiss auch nicht. Diese hochnäsigen Elfen werden sicherlich keine Hilfe sein, aber ich würde auch gerne nach Ardo sehen. Also lasst es uns so machen. Erst zu Ynu, und dann zum Vogt. Es liegt auf dem Weg, und schaden kann es nicht, solange Dielbrack uns herum kutschiert.“

    Wir erhoben uns und sammelten unsere Sachen zusammen. Während wir von Bord gingen informierten wir Dielbrack, der an der Reling lümmelte, von unseren Absichten. Auf dem Weg zum Lager hingen wir alle unseren Gedanken nach. Wir genossen die kühle Brise, die den Fluss hinab wehte, sodass die sommerliche Wärme auf dem Weg am Fluss sehr angenehm abgemildert wurde. Die ganze Szenerie war so friedlich. Der Wind rauschte in den Pappeln, und die Sonne zeichnete durch die Bäume wunderschöne Schattenmuster auf die Wiesen. Wer hätte hier schon ein Lager voller Thorwaler erwartet? Schliesslich erreichten wir den Eingang, wo uns Suffgur aus rot geränderten Augen misstrauisch musterte. “Wo ist Kapitän Phileasson? Ihr solltet ihn doch mitbringen?“ “Wir wurden nach einem Kampf getrennt. Wir möchten mit Ynu sprechen, vielleicht kann er uns weiter helfen.“ “Na gut, geht rein, aber er wird nicht begeistert sein.“ Mit diesen Worten liess er uns ein.

    Ynu stand ein wenig weiter unten, direkt am Strand. Er sah uns finster entgegen. Ohne Begrüssung fragte er uns: “Und? Habt ihr Phileasson gefunden? Warum ist er nicht bei euch?“ “Wir haben ihn in der Tat gefunden. Bevor wir mit ihm auch nur zwei vernünftige Worte wechseln konnten ist er schnurstracks in ein Flimmerfeld marschiert, was sich als Eingang einer jahrtausende alten Globule erwies. Er suchte da drinnen nach einer Elfenprinzessin. Wir haben dafür gesorgt, dass er am Leben blieb. War nicht ganz so einfach, du hättest uns vorwarnen können, dass dein geliebter Phileasson seine Entscheidungen immer impulsiv trifft. Das hätte uns ein paar Dinge erleichtert. Wenn du mich fragst ist er sich der Gefahr nicht bewusst in der er schwebt.“ “Hmja, das klingt wirklich nach ihm. Warum habt ihr ihn aber nicht dabei?“ Ich wurde etwas gereizt. “Wir hatten alle Hände voll damit zu tun ihn daran zu hindern sich mit einer ganzen Legion Orks und Ogern alleine anzulegen, nebenbei eine halbwegs grenzdebile Elfenprinzessin davon zu überzeugen, dass er sie nicht entführen wollte, und dann war da noch dieser Halbaffe, der mit bodengymnastischen Übungen versucht hat ein magisches Tor wieder zu verschliessen. Während wir unsere eigene Haut retten mussten, hat der Elfenturner einen Patzer in seine Kür eingebaut. Das gab Abzüge in der B Note, und das Expeiment mit dem Tore schliessen misslang etwas. Wir wurden aus der Globule geschleudert, Phileasson blieb anscheinend drin. Klar soweit?“ “Aye.“ “Entschuldigung, mein mohisch ist etwas eingerostet. Möchtest du damit etwas andeuten?“ Forgrimm klopfte mir beruhigend auf die Schulter, und Ynu grinste mich an. “Nein, das heisst das ich verstanden habe. Du weisst ja, dass Phileasson mich wegen meiner Träume angeheuert hat.“ Ich beruhigte mich ein wenig. “Nun, was sagen dir deine Träume, weisst DU wo Phileasson ist?“ “Nein, die Stimmen sprechen nicht mehr zu mir, aber mein Tapam ist stark.“ “Dein... was?“ “Mein Schutzgeist. Er verhindert, dass die Stimmen zu mir kommen.“ Jakoon warf ein: “Nun, vielleicht könntest du dein Tapam dazu bringen sich etwas zurück zu halten. Vielleicht erzählen uns die Stimmen ja wo Phileasson jetzt ist.“ “Mein Tapam soll sich zurückziehen? Ich weiss nicht ob das eine gute Idee ist.“ Forgrimm ergriff meine Partei: “Jetzt hör mal, dein Chef ist wahrscheinlich in irgendeinem vergessenen, magischen Feld gefangen, in das niemand seit Jahrtausenden hinein gelangt ist. Wie hoch sind die Chancen ihn wieder zu sehen, wenn wir nicht erfahren was wirklich passiert ist? Sag deinem Tipi... oder wie auch immer... das wir gerne hören wollen was deine Stimmen so zu flüstern haben. Wenn es nur Werbung für getrocknete Froschpotenzpillen ist wecken wir dich schon wieder auf.“ “Also gut, einen Versuch ist es wert. Wartet ein wenig.“

    Er setzte sich im Schneidersitz auf eine Decke und versank in Trance. Eine Weile lang passierte gar nichts. Ynu rührte sich nicht. Nach einer halben Stunde wurden wir ein wenig unruhig. Forgrimm brach das Schweigen: “Ich glaube sein Tipi, Depri oder wie es auch immer heissen mag ist nur eine Erfindung. Der gönnt sich hier ein Mittagsschläfchen und veralbert uns.“ Jakoon knuffte Forgrimm in die Seite. “Sei nicht so ungeduldig, ich fühle, dass er ein magisches Feld gewebt hat, aber ich kenne diese Art von Magie nicht. Irgendwas wird schon passieren. Geduld!“ Ich stand auf und stupste Ynu an. Er reagierte darauf mit einem anhaltendem Brummen, und Jakoon schnauzte mich sofort an: “Lass ihn in Ruhe, störe seine Konzentration nicht, sonst erfahren wir gar nichts.“ Seufzend liess ich mich wieder auf dem Baumstumpf nieder, auf dem ich schon zuvor gehockt hatte. Ynus Brummen liess nicht nach, und nach weiteren fünf Minuten meinte Forgrimm zu mir: “Ich glaube sein Hirn hat sich überhitzt. Bestimmt kommt gleich Rauch aus den Ohren.“ “Ihr habt nicht den blassesten Schimmer von Magie. Das sind vielleicht Interferenzen aus dem Limbus, was wir hier hören. Sein Geist versucht sich wahrscheinlich auf eine Verbindung mit diesen Stimmen zu fokussieren. Wenn wir ihn stören wird sich sein Geist vielleicht in den magischen Strömen verlieren. Er ist wie ein empfindlicher Empfänger für sie.“ Forgrimm brummelte vor sich hin: “Vielleicht sollte er auf das Zweite Programm umschalten. Dieses Brummen wird etwas eintönig.“ Jakoon war entsetzt. “Forgrimm, ehrlich, was soll das? Das hier ist ein recht faszinierender, magischer Vorgang. Hier kann man einiges lernen.“ Missmutig stand Forgrimm auf, kniete sich direkt vor Ynu auf die Decke, und starrte ihm aus kürzester Entfernung ins Gesicht. Er wedelte mit einer Hand vor Ynus Gesicht herum. “Aufwachen, wir haben deine Scharade durchschaut, kannst jetzt aufhören. Auf jedem Jahrmarkt gibt’s begabtere Schauspieler.“ Ynu brummte umgerührt weiter. “Ok, es reicht jetzt, du bekommst kein Gold dafür uns an der Nase herum zu führen.“ “Forgrimm, lass ihn! Die Magie um ihn herum wird schwächer, ich kann es fühlen. Wir werden so nichts erfahren.“ Forgrimm funkelte Jakoon streitlustig an “Ach komm, nur weil du Magier bist weisst du auch nicht was er macht. Was hilft uns ein dauerbrummender Moha, der sich anscheinend falsch gepolt hat?“ Und mit diesen Worten gab er Ynu ein Klaps auf den Hinterkopf. Das Brummen steigerte sich abrupt um zwei Oktaven und der Moha kippte schlaff zur Seite in den Sand. Ich konnte nicht anders als gequält zu seufzen “Oh man, Forgrimm, jetzt hast du ihn kaputt gemacht.“ “Ich hab gar nichts gemacht. Erste Zwergenregel bei Reparaturen, wenn etwas nicht funktioniert... dagegen treten. Ich hab ihm nur einen Klaps verpasst. Der schläft doch immer noch.“ Jakoon schaffte Ynu bereits ächzend wieder in eine sitzende Position. Dabei veränderte sich das Brummen wieder zwei Oktaven nach unten, wie ich bemerkte. “Ähm, Jakoon. Vielleicht war das doch nicht so schlecht. Vielleicht ist hier nur ein schlechter Empfang.“ “Schlechter... WAS? Zwerge und Magie....“ Ich schnappte mir einen schlaffen Arm des Mohas und hielt ihn in die Höhe. Das Brummen verwandelte sich sofort in ein Zischen. “Forgrimm, stell Ynu mal auf die Beine und halt ihn fest.“ Forgrimm griff den Moha bei den Hüften und stemmte ihn in die Senkrechte. Das Zischen ging in periodisches Fiepen über. Jakoon starrte verwundert in Ynus Gesicht. Ich schleppte eine Kiste heran, stellte mich drauf und hob den ausgestreckten, linken Arm auf Schulterhöhe. Sein Kopf kippte nach hinten und seine Augen öffneten sich. Es war nur das Weisse von Ynus Augen zu sehen, sah ziemlich gruselig aus. Von unten merkte Forgrimm an: “Immer das Gleiche mit den Sachen aus Fernost. Nach ein paar Wochen gehen sie sofort kaputt, und wenn überhaupt eine Gebrauchsanweisung dabei ist, so hat sie irgendein Novadi auf Tierhäute geschrieben... Ingerimm schütze uns vor Sturm und Wind, und Sachen die aus Tobrien sind!“ Aus dem Mund des Mohas drangen unverständliche Wortfetzen. “Jakoon komm her und halte den anderen Arm hoch, da komme ich nicht heran.“ Kopfschüttelnd hievte Jakoon den rechten Arm vorsichtig senkrecht nach oben. Die Wortfetzen wurden verständlicher. Mehrere verschiedene Sprecher schienen zu hören sein. “...ich verfluche dich, Thalyia.... und erzähle Tante Dumpftraut von der Kiste unter... nur 3 Gold und 4 Silber für meine Unkosten, und damit treibe ich selbst schon fast in den.... ich habe nie gesaugt. Zieht endlich den Pflock aus meiner Brust, die Anderen hier fangen schon an zu tuscheln... der Eingang, sucht ihn in...“ “Da war was, das klang wie die Priesterin, Forgrimm heb mal sein Bein hoch, wir müssen ihn ein wenig drehen.“ Forgrimm klemmte sich schnaufend das rechte Bein des Mohas unter den Arm, während er ihn immer noch an der Hüfte fest hielt. Der Oberkörper neigte bedenklich nach vorne, aber Jakoon stabilisierte ihn, während ich den Arm, den ich hielt noch ein wenig höher stemmte.

    Kurze Zeit später drang die Stimme der Priesterin klar und verständlich aus Ynus Mund.
    “Begonnen hat die Veränderung, und das fahle Herz schlägt zum ersten Mal schneller als es darf. Reist zu der Stelle an der Elfen auf einem grossem Baum leben. Dort, neben den Ruinen, ist der zweite Eingang. Der König muss seine Aufgabe vollenden, und er wird dabei Hilfe brauchen.... “ Jakoon, Forgrimm und ich starrten faszieniert in Ynus Gesicht. “Wenn jetzt mein Lehrmeister dabei wäre, er hat nie an metamagische Strömungen geglaubt....“ “Dies war eine automatische Bandansage, die Sprechstunden der Orimapriesterin Mhayana sind täglich von vierzehn bis vierzehn Uhr dreissig. In dringenden Notfällen wenden sie sich an...“ Recht dicht neben uns räusperte sich jemand und fragte “Was macht ihr da?“. Wir verdrehten unisono die Köpfe und erkannten Keileasson, Torstor und Suffgur , die uns mit verschränkten Armen etwas finster, aber wesentlich mehr entgeistert anstarrten. Sie mussten sich leise dort hingestellt haben und das ganze Geschehen verfolgt haben. Etwas schuldbewusst wanderten unsere Blicke wieder zurück zu dem Moha, den wir hielten. Er hing mit verdrehten Augen in einer Pose, die einem firnelfischen Eiskunstläufer entfernt ähnelte, in unseren Armen.

    Ich erholte mich als Erster von der Überraschung und stotterte: “Äh, ich.... äh.... wir wollten nur helfen. Jakoon, Forgrimm, ich glaube, wir sollten ihn jetzt wieder SEHR vorsichtig herunter lassen. Ja, so... gut, auf die Decke...“ Ich wandte mich wieder an die Thorwaler mit ihren versteinerten Mienen. “Ich... wisst ihr, er wollte es euch nicht auf die Nase binden.... es war ihm peinlich, ihr wisst schon.“ Kollektives, thorwalsches Stirnrunzeln. “Hehe.. ja, wisst ihr, er hatte ganz schlimm Rücken...“ Jakoon und Forgrimm beeilten sich mir beizupflichten. “Ja, genau, ganz schlimm.“ “Stimmt, Bandscheibe, fürchterliche Schmerzen.“ Völlig unbewegliche, thorwalsche Gesichter. “Ja, genau, das wollte ich sagen, Rücken, Bandscheibe.... ihr wisst schon. Wir haben uns nur angeboten ihn ein wenig wieder einzurenken. Sehr alte, zwergische Heilmethode.“ “Ohja, sehr zwergisch, macht man in Murolosch immer bei Rücken.“ “Ja, äh, ja... fürchterlich zwergisch, ihr würdet nicht die Hälfte davon verstehen, wenn wir's erklären würden. Für manche Einrenkvorgänge gibt’s gar kein Wort bei euch Gigrim, kann man kaum übersetzen. Hehe, nichts für ungut, oder? Ihr werdet doch jetzt keine falschen Schlüsse ziehen, oder?“ Forgrimm pflichtete mir sofort bei “Wir haben nur versucht sein Tipi wieder einzurenken, er verträgt den kalten Zug auf dem Otta nicht so.“ Keileasson machte bedrohlich einen Schritt nach vorne. Ynu stöhnte am Boden liegend, und kam gerade wieder zu sich. Keileasson sagte mit betont beherrschter Stimme. “Ich weiss nicht was Zwerge so in ihrer Freizeit treiben. In Thorwal sucht man sich für solche Dinge an anständiges Weib, und man lädt auch keine Freunde dazu ein. Ihr werdet jetzt hier verschwinden. Wenn euer Magier irgendwas mit unserem Bootsmann angestellt hat, werden wir euch finden. Das ist kein Versprechen, das ist eine Tatsache. Jetzt trollt euch....“ Viel mehr war auch nicht notwendig, wir machten auf dem Absatz kehrt und eilten so schnell es unsere Würde zuliess auf den Ausgang zu.

    Auf dem Weg zurück zur Thalaria schnaufte Forgrimm “Ich glaub ich brauch jetzt mehr als nur ein Helles. Bei Ingerimm, ich hoffe, dass das niemals jemand erfährt. Mein Ruf als Krieger wäre komplett ruiniert.“ Jakoon und ich nickten nur schweigend. Ich beschloss mich im springenden Hirschen direkt unter das grösste Bierfass im Lager zu legen, und den Hahn einfach offen zu lassen.
    Wir bogen auch in stillschweigender Übereinkunft geradewegs Richtung Marktplatz ab. Forgrimm betrat den Springenden Hirschen mit den Worten “Ich brauch jetzt entweder eine Flasche Steinerweicher und ein halbes Fass Helles Ferdoker, um sie herunterzuspülen, oder eine ordentliche Kneipenkeilerei. Ich bleib bei dem, was ich als Erstes finde.“ Wir suchten uns einen Tisch und Jakoon orderte an der Theke das Herren Gedeck. Als er sich wieder zu uns setzte grinsten wir schon wieder etwas. Es würde uns eh niemand glauben, warum sollten wir Angst davor haben, dass es jemals jemand heraus finden würde? Während wir noch auf unsere Bestellung warteten betrat auch Cuano die Taverne. Er erspähte uns und setzte sich zu uns. “Na Mädels, bisschen Spass gehabt? Du hör mal, Grimmasch, Bakur hat mir ein ganz besonderes Stück für dich gezeigt, es heisst Drakkamalmar.“ Forgrimm und ich runzelten sofort die Stirn. Forgrimm fragte vorsichtig “Das ist ein Zwergenhammer. Die sind ÄUSSERST selten, und kein Zwerg würde sich lebend davon trennen. Wie ist er da dran gekommen?“ “Ich weiss nicht, er verlangt einen unverschämten Preis dafür, den können wir uns nicht leisten, aber vielleicht hat ja Grimmasch ein paar vermögende Verwandte? Soweit ich das sehen kann ist das die einzig brauchbare Waffe für ihn. Entweder wir statten Bakur nachts mal einen ….“

    Ich bekam den Rest des Gespräches nicht mehr mit. Irgend etwas hatte sich in meiner Umgebung verändert, und ich sass plötzlich stocksteif auf meinem Stuhl. Ein Duft streifte mich, ich konnte es nicht definieren, aber ganz Dere drehte sich plötzlich langsamer. Ich spürte wie sich von hinten etwas näherte, was eine ganz leichte Wärme ausstrahlte. Sämtliche Geräusche erreichten mich nur noch gedämpft. Alle Bewegungen fühlten sich an als würde ich in warmen Sirup schwimmen, und dann reichte ein Arm in mein Sichtfeld und stellte ein wunderbares, kühles Helles vor meine Nase. Kein Zweifel, ein Arm... ein Zwergenarm... ja, zwergisch, eindeutig. Aber irgendwas war anders... er war so, unbehaart... Ich drehte mich wie in Zeitlupe zur Seite, folgte diesem Arm, hoch zur Schulter... zum Hals....zu dem Gesicht darüber.... und starb.
    Ich schwöre, ich hatte keinen Herzschlag mehr. Sämtliche Muskeln erschlafften, und mein Unterkiefer sank herab. Ich ertrank in den wunderbarsten Augen, meine Nerven verbrannten durch den elektrischen Schlag, den das Lächeln meine Wirbelsäule hinab sandte. Meine Adern waren gleichzeitig mit Eiswasser und flüssigem Feuer gefüllt, mein gesamtes Dasein war von ihrem Duft erfüllt. Ihre lange, rotbraune Haarmähne war in einem dicken, geflochtenen Zopf gebändigt, der sich über ihre Schulter ringelte. Das grobe Kleid schmiegte sich um die perfekte Rundung ihrer Hüften, ihrer Oberarme. Das Dekolleté gab den Blick auf ein kleines Amulett frei, das auf der samtweichen Haut lag. Ich konnte förmlich spüren, wie es von ihrer Körperwärme angewärmt wurde.
    Ich hatte Wölfe mit meinen blossen Händen getötet, ich war mehr als einmal dem tödlichen Schlag eines Gegners ausgewichen, und oft hatte sich die Zeit verlangsamt. Aber dies war eine Begegnung mit meinem ureigensten Schicksal. Die wirrsten Bilder schossen durch meinen gelähmten Geist. Ich sah mich alleine mit diesem Wesen am Schmiedefeuer stehen, ich sah mich mit ihr auf einem schmalen Felsgrat im Licht der aufgehenden Sonne. Während meine Blicke diese Erscheinung aufnahmen, und sich dieses Bild unwiderbringlich in meinen völlig leeren Geist einbrannte, bemerkten meine Gefährten meinen Zustand. “Grimmasch? Grimmasch? Alles in Ordnung mit dir? Sprich zu mir!“ Das Lächeln auf dem Gesicht der Erscheinung wechselte zu einem besorgten Ausdruck, während sie mich ansah. Als meine Blicke die Rundungen unter dem Dekolleté erfassten sprang ich gerade im Geiste Blümchen streuend über eine Wiese im Frühlingswind. Ich antwortete ganz spontan “Huarrrgh, hrrrrmppffffffffft....“ und hauchte mein Leben aus, während ich stocksteif seitlich vom Stuhl kippte.

    [Bild: SchankDorgascha.jpg]
    Quelle: http://drakensang2.wikia.com/wiki/Da...kDorgascha.jpg

    Der Tumult muss wohl sehr gross gewesen sein. Der Wirt soll Stein und Bein geschworen haben keine Drogen in das Bier gemixt zu haben. Ich erwachte auf der Thalaria, und konnte gerade noch aufschnappen: “Ist das bei euch Zwergen immer so? Gibt es vielleicht eine schlimme Erbkrankheit in seiner Familie? Ich tippe immer noch darauf, dass er zu wenig geschlafen hat, gestern Nacht.“ Ich richtete mich mühsam auf, und die drei Gesichter meine besorgten Kameraden musterten mich. Forgrimm begann: “Wir haben mit Ardo schon einen Ausfall, jag uns keine Angst ein, Kleiner. Was war los mit dir?“ “Ich weiss auch nicht, mir wurde plötzlich schwarz vor Augen.“ Cuano sah mich sehr prüfend an. Er schien etwas zu wissen, und ein kleines Lächeln spielte plötzlich um seine Mundwinkel, während Jakoon Vermutungen über einen schwarzmagischen Anschlag auf uns äusserte. Wie sich heraus stellte war die Thalaria bereits auf dem Fluss, und wir waren Richtung Jagdrevier unterwegs. Ich war ganz froh, dass meine Kameraden nichts mit bekommen hatten, und ich verschwand schnell unter Deck. Bei den Göttern, ich musste in Erfahrung bringen, wer sie war. Mein Leben, mein Schicksal könnte sich in Nadoret erfüllen. Ich hatte mir nie Gedanken darum gemacht, aber nun ergab alles einen Sinn.

    In den kommenden Nächten auf der Fahrt verbrachte ich oft eine lange Zeit alleine an Deck, und sah auf den Fluss hinaus, während der Mond eine silberne Strasse durch meine Träume und auf die Wellen des langen Flusses zauberte. In der Nacht bevor wir am Jagdrevier anlegten gesellte sich Cuano zu mir, und knuffte mich lächelnd in die Seite. Wir schwiegen eine lange Zeit, und starrten in die Nacht, ohne ein Wort zu wechseln. Ich spürte, dass Cuano genau wusste, was mit mir los war. Schliesslich klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter und erhob sich wieder. Als ich ihm in das lächelnde Gesicht sah sagte er nur: “Sie heisst Dorgascha, und sie arbeitet als Schankmagd im Springenden Hirschen.“ Dann wandte er sich um, um unter Deck zu verschwinden. Meine kleine Welt war erfüllt von einem Namen. Hätte ich gekonnt, wäre ich über Bord gesprungen, und wäre gegen den Strom nach Nadoret zurück geschwommen. Da aber Zwerge die nautischen Eigenschaften eines Steins besitzen, gewann mein Lebenswille, und ich beschloss tief seufzend auf unsere Rückkehr nach Nadoret zu warten.

    Am nächsten Morgen legten wir am Jagdrevier an, und Cuano, Forgrimm, Jakoon und ich trabten hinüber zum Jagdhaus.
    Der Vogt empfing uns sauertöpfisch. Auf unsere Nachfrage verdüsterte sich seine Miene noch mehr. “In der Tat, in der Tat. Eine Bärentrophäe würde dieses herrlich rustikale Gemäuer doch um einiges aufwerten. Wenn die Herren so nett wären, es gibt da einen ganz vortrefflichen Braunbären im Wald. Ich erwarte nicht, dass der ehrenwerte Graf von Falkenhag es auch nur bemerken würde, aber es wäre durchaus eine Bereicherung. Wenn ihr so gut wäret?“ Wir sagten natürlich sofort zu, da es leicht verdientes Geld zu sein schien.

    Unser Weg führte uns weiter in den Wald hinein nach Westen. Es gab hier auch unangenehme Stinktiere, und einige streitlustige Keiler, um die wir so leise wie möglich einen Bogen machten. Während wir den Wald durchstreiften war ich völlig in Gedanken, und das Rascheln in den Blättern schien mir immerzu nur einen Namen zuzuraunen. So prallte ich fast auf Cuano, als dieser ruckartig stehen blieb. Er bedeutete uns nicht weiter zu gehen, und schlich auf ein nahes Gebüsch zu. Als er ein paar Zweige auseinander bog, kam darunter eine Falle zu Vorschein. Grob gemacht, aber mit scharfen Fangeisen. Wir näherten uns alle nun vorsichtig und starrten verwundert darauf. Ich kniete nieder und schob einen Splint in die Sicherung. Das war keine menschliche oder zwergische Arbeit, und Elfen würden niemals Metall für eine solche Falle verwenden. Plötzlich war ein seltsames Singen in der Luft, und einen Augenblick später schlug ein Pfeil direkt neben uns ein. Forgrimm war sofort auf den Beinen und brüllte “Ein Hinterhalt!“ Und dann brachen auch schon unsere Angreifer aus dem Unterholz. Eine ganze Horde von Schwarzpelzen, und sie waren auf Blut aus. Cuano und Jakoon rissen ihre Bögen hoch, Forgrimm stürmte mit Wutgeheul auf die erste Reihe zu, und ich fasste meinen Kriegshammer mit beiden Händen und folgte ihm in den Kampf.

  10. #210 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Kampf!

    Wir waren zwei zu eins in der Unterzahl. Fünf Orks stürmten mit gezogenen Keulen auf uns zu, und ihre drei Kameraden beharkten uns aus dem Hinterhalt mit ihren tückischen Kompositbögen. Dank des Elfenlangschildes war Forgrimm gut geschützt, als er vor stürmte. Mindestens zwei Pfeile trafen nur seinen Schild. Ich dagegen hatte meinen Zweihand Hammer dabei, und ausser blitzschnellen Reaktionen blieb mir kein Schutz vor den heranrasenden Geschossen. Cuano und Jakoon schossen ihrerseits einen Pfeil nach dem Anderen auf die Orks ab. Als Forgrimm und ich auf die Orks mit ihren Keulen prallten, war einer bereits dem Tode nahe. Ein Pfeil hatte sich unterhalb seines Schlüsselbeins in seine Brust gebohrt, und sein Atem ging rasselnd.
    Forgrimm hatte das bereits erkannt, und rammte einem noch unverletztem Ork seinen Langschild direkt vor die Brust, was den Schwarzpelz zwei Schritte nach hinten taumeln liess. Ich nahm den tödlich verwundeten Ork als Erstes aufs Korn, da ich mir schon denken konnte, das Jakoon und Cuano sofort auf ein freieres Ziel umschwenken würden. Wenn Forgrimm und ich so dicht an unseren Feinden standen, war die Gefahr uns zu treffen viel zu hoch. So hieb ich dem verwundeten Ork meinen Hammer mit voller Wucht in Herzhöhe auf die Brust. Seine Reflexe waren für eine effektive Gegenwehr viel zu langsam. Sein Brustkorp gab mit übelkeitserregendem Knirschen der Rippen nach, und damit hatten Forgrimm und ich nur noch mit 4 Orks zu kämpfen. Zwei für jeden, das sah schon besser aus. Jakoon und Cuano nahmen derweil mit ihren Langbögen die Bogenschützen unter Beschuss.

    Ich hielt Forgrimm so gut wie möglich den Rücken frei, während die vier restlichen Orks versuchten uns einzukreisen. Zwei prügelten wie wild auf Forgrimms erhobenen Schild ein, sodass er kaum zu einem Gegenschlag ausholen konnten. Die anderen Beiden versuchten ihn von der Flanke her zu erwischen. Einen konnte ich in ein Duell verwickeln. Gegen einen einzelnen Ork konnte ich gut bestehen. Während Forgrimm fluchend, fast blind zu allen Seiten immer wieder austeilte, um seine Gegner auf Distanz zu halten, liess ich meinen Hammer kreisen. Mein Gegner war aber nicht dumm, er wich ein ums andere Mal aus. Er wusste genau, dass er kaum einen wuchtigen Hammer mit einer simplen Holzkeule parieren konnte. So produzierte ich zu meinem Missfallen eigentlich nur hübsch anzusehende Pirouetten, während mein Gegner sich auf Finten beschränkte. Schliesslich wurde es mir zu bunt, und ich griff zu einem kleinen Trick, den mir Forgrimm vor kurzem gezeigt hatte. Wenn jemand alle deine Bewegungen genau studiert, musst du ihn überraschen. Anstatt einen weiteren Angriffsschwung anzusetzen, schwang ich meinen Hammer vorsätzlich in einem Bogen, der den Ork von vornherein nicht treffen konnte, so als würde ich eine Ausweichbewegung nach hinten von ihm vorwegzunehmen. Der Ork sah seinerseits seine Chance einen Treffer zu landen, und machte einen Schritt vorwärts. Ich hatte den Bogen tief angesetzt, als würde ich nach seiner Hüfte schlagen, nun neigte ich ihn noch weiter abwärts, und der Stiel traf fast sacht auf die Wade des Orks, da er in einer Vorwärtsbewegung war. Als er gerade seine Keule auf meinen Helm herabsausen lassen wollte, drehte ich mich ruckartig nach links um meine eigene Körperachse. Der Hammerkopf hakte hinter sich hinter der Wade des Orks fest, und riss ihm das Standbein unter dem Körper weg. Während der Ork wie ein gefällter Baum nach hinten auf den Rücken stürzte, taumelte ich ein wenig, als das Gewicht, an dem ich so vehement gerissen hatte, von meiner Waffe wich. Ich erholte mich schneller und war heran, als er sich hastig wieder aufrichtete. Mein Rückhandschlag traf ihn direkt hinter dem Ohr, und er sank stöhnend wieder zu Boden. Einer weniger, nun musste ich mich dringend wieder um Forgrimm kümmern.

    Ich fuhr herum und wollte gerade meinen nächsten Gegner anfallen, da traf mich mit einem hellen singen ein Orkpfeil in den rechten Oberarm. Er drang glatt durch meinen Ringelpanzer und blieb im Muskel stecken. Ich schrie auf vor Schmerz, aber an ein Aufgeben gegen Orks sollte man niemals denken. Ich konnte zwar noch den Hammer mit der Rechten halten, aber die Wunde machte ein Ausholen fast unmöglich. So fasste ich den Hammer mit der Linken weiter oben, und sprang mit einem Wutschrei auf einen Ork zu, der gerade dabei war Forgrimm von rechts einen saftigen Schlag auf den Helm zu versetzen. Das Überraschungsmoment war auf meiner Seite, und ich konnte einen Treffer ohne nennenswerte Gegenwehr landen. Der etwas unkontrollierte Schwung mit meiner Linken traf den Ork an der Hüfte, als er gerade seine Keule niedersausen liess. Das brachte ihn natürlich völlig aus der Balance, und der Hieb streifte nur Forgrimms Rücken mit verminderter Wucht. Sein Zwergenmantel verhinderte Schlimmeres, und Forgrimm quittierte den Treffer nur mit einem dumpfen Grunzen. Das rechte Bein des getroffenen Orks knickte nutzlos unter seinem Körper zusammen, und mein nächster Schlag traf ihn tödlich.

    Jakoon und Cuano hatten zusammen die drei Bogenschützen in der Zwischenzeit erledigt. Cuano jagte einen Pfeil dicht am Kopf eines der verbliebenen Orks vorbei, der erschrocken zurücksprang, während Jakoon einen Fulminictus auf den Anderen vorbereitete. So würde er Forgrimm nicht treffen. Ich strebte auf den Ork zu, der gerade noch vor Cuanos Pfeil zurückgezuckt war. Forgrimm spürte sofort, dass der Druck auf ihn nachliess. Sofort nahm er den Schild etwas zur Seite und Hieb mit seinem Lindwurmschläger nach seinem letzten Gegner. Als der Fulminictus seinen Gegner traf drang seine Axt seitlich in die Brust des Orks und beendete sein Leben. Der letzte Ork, den ich derweil gestellt hatte, wurde von uns gemeinsam überwältigt.

    Ich stütze mich schwer atmend auf meinen Hammer, und war froh, dass wir mit Jakoon einen heilkundigen Magier dabei hatten. Der Pfeil war nicht schwer zu entfernen, und ein Balsam Salabunde verschloss die Wunde sofort wieder. Erst jetzt kamen wir dazu uns darüber zu wundern, dass wir gerade hier, fernab der Orklande, von den Schwarzpelzen überfallen worden waren. Wir fanden auch noch mehr Fallen, und es deutete alles auf einen Jagdtrupp hin, der in das vernachlässigte Jagdrevier eingefallen war. Wir wollten gar nicht wissen, ob sie ihr Lager hier in der Nähe aufgeschlagen hatten, denn ein solcher Jagdtrupp bestand normalerweise aus wesentlich mehr als nur acht Orks. Wir pirschten vorsichtig weiter, in der Hoffnung den Bären erwischen zu können, und dann schnell wieder zu verschwinden. Der Kampflärm war vermutlich weithin zu hören gewesen. Nach der siebten Falle hinter der weiten Klamm, in der der Kampf seinen Anfang genommen hatte, näherten wir uns der Steinbrücke, die uns der Vogt beschrieben hatte. Wir hofften inständig, das Lager möge auf der anderen Seite liegen, und der Kampflärm von dort aus nicht zu hören. Links und rechts der Steinbrücke fanden wir weitere Fallen, und unsere Vermutung schien sich damit zu bewahrheiten. Doch wir hatten kein Glück. Sie hatten oben an der Brücke einen Wachtposten aufgestellt, und dieser schlug sofort Alarm, als er uns an den Fallen herumwerkeln sah.

    Von oben ertönte infernalisches Geheul, das den ganzen Wald erfüllte, und weitere acht Orks stürmten den Weg zur Brücke hinab. Vier orkische Bogenschützen deckten uns sofort aus ihrer erhöhten Position mit Pfeilen ein. Jakoon hatte diesmal schneller reagiert und rief bereits sein Flämmchen herbei, während Cuano bereits wie wild Pfeile auf die heranrückenden Orks abschoss. Da wir diesmal zahlenmässig nicht ganz so unterlegen waren, rannte ich, den Hammer fest in meinen Händen, mit einem Kriegsschrei auf die Bogenschützen zu. Die Orks mit ihren gezückten Keulen stutzten einen Moment lang, als ich an ihnen vorbei rauschte. Forgrimm nahm das zum Anlass einen von ihnen nieder zu schlagen. Flämmchen schnappte sich einen weiteren Ork im Nahkampf, und Forgrimm musste sich erst einmal nur mit 2 Orks abmühen. Cuano hatte einen Bogenschützen schon böse erwischt, und ich war nur noch 10 Schritte vom vorderen Schützen entfernt, der bereits einen panischen Ausdruck in den Augen hatte. Die Pfeile schlugen links und rechts neben mir ein, während ich wie ein Hase Haken schlug. Als ich den vordersten Schützen erreicht hatte, donnerte ich ihm sofort meine Waffe ans Knie, um ihn zu Fall zu bringen. Das gelang mir auch mit einem zufriedenstellenden Knacken. Der Ork hatte keine Chance mehr. Während ich mich aufrichtete fällte ein Pfeil von Jakoons Bogen den Ork, den Cuano bereits verwundet hatte. Ich fuhr herum, um die beiden verbliebenen Bogenschützen zu stellen, aber die sie hatten ein so seltsames Grinsen auf den hässlichen Fratzen. Unter mir begann der Boden zu vibrieren, und ein unmenschliches Geheul war plötzlich zu vernehmen.

    Zwei ausgewachsene Oger, mit Keulen, fast so gross wie ein Zwerg, bogen um die letzte Felsecke, die die Steinbrücke verdeckte. Ich bremste aus vollen Lauf ab, meine Augen wurden rund, mein Mund formte nur ein überraschtes OH!
    Als sie mich entdeckten, steigerten sich das Geheul zu einem ausgewachsenen Wutschrei. So schnell ich den Weg hinauf gerannt war, wetzte ich nun wieder hinab. Auch wenn es kein Wort für “Unmöglich“ in der Zwergensprache gibt, so weiss doch jeder Angroscho, wann er seine Beine in die Hand nehmen muss. Der Anblick muss für die Götter gewesen sein, wie ich wild “OOOOOOOOOOOOOGEEEEEEERRRRRR!!“ brüllend den Weg wieder hinab gestürmt kam. Ohne sehr soliden Schild würde ich mich sicherlich keinem Oger in den Weg stellen. Forgrimm blickte auf, und starrte mich und die Oger einen Augenblick lang mit offenem Mund an, dann stiess er seinen direkten Gegner einfach mit dem Schild zur Seite, und eilte mir entgegen. “Die Orks!“ stiess er keuchend hervor, als er an mir vorbei hastete. Ich hatte verstanden. Um diese zwei Ungeheuer nieder zu ringen, mussten wir erst einmal die restlichen Orks los werden. Zwei von ihnen, gegen die er gerade noch gekämpft hatte, waren ihm dicht auf den Fersen. Weiter unten war allerdings Flämmchen gerade wieder in einem qualmenden Aschehaufen zusammengesunken, und der mächtig angesengte Ork strebte geradewegs auf Jakoon zu. Sollten wir überhaupt eine Chance haben,würden wir lebende Bogenschützen brauchen. Immer noch flogen von den verbliebenen zwei orkischen Bogenschützen Pfeile heran. Ich rannte mit Höchstgeschwindigkeit von hinten auf den angesengten Ork zu. Kurz bevor er Jakoon erreichte war ich heran und knallte ihm den Hammer aus vollem Lauf zwischen die Schulterblätter. Er überschlug sich glatt in der Luft.

    Nun hatte Jakoon anscheinend einen heroischen Anfall. Forgrimm hatte einen der Oger erwischt und in den Zweikampf gezwungen. Allerdings musste er schwere Schläge von seinen beiden Verfolgern einstecken. Er bezog gerade eine ordentliche Tracht Prügel, während er sich mit einem übel gelaunten Oger anlegte.... was für ein Zwerg! Der zweite Oger hatte mich verfolgt und nahte nun mit langen Schritten. “Ich werde den Oger schlafen legen, Grimmasch. Kümmer dich um die Orks!“ ….und weg war er. Ich stöhnte innerlich auf. Das hatte damals in Nadoret zusammen mit Fayris schon nicht geklappt. Aber an lamentieren war nicht zu denken, und Forgrimm brauchte wirklich schnellstens Hilfe. Cuano hatte, Rondra sei dank, ein freies Schussfeld auf die beiden Orks, die Forgrimm von hinten vermöbelten. Einem von beiden steckte bereits ein Pfeil im Nacken, so hielt ich auf den Anderen zu, und versuchte den Gedanken zu verdrängen, was der zweite Oger wohl mit Jakoon anstellen würde. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der Oger in einer Kurve hinter mir her rannte. Mit dieser Grösse sind sie wahrlich nicht sehr wendig. Wenigstens würde Jakoon nicht beim ersten Zauberversuch als rötlicher Schmierfleck an einer Ogerkeule enden. Was passieren würde, wenn er nicht von mir abliess, wollte ich mir nicht vorstellen. Ich verdrängte den Gedanken von frischem Zwergenmus aus meinem Kopf, und stellte den anvisierten Ork.

    Während von weiter hinten anschwellendes Gemurmel, und das zischende Geräusch eines Zauberspruchs kurz vor der magischen Entladung an mein Ohr drang, führte ich den ersten Schlag gegen den Schwarzpelz. Er hatte mich bemerkt, war aber nicht so clever wie sein Jagdgenosse, und versuchte meine Angriffe zu parieren. So liess ich mehrere Hammerschläge auf ihn hinab regnen. Cuano erwischte den anderen, verbliebenen Ork wieder mit einem Pfeil, und der sank blutüberströmt vorn über. Forgrimm tanzte wie ein Derwisch zwischen den Schlägen des Ogers hindurch, immer bemüht keinen direkten Treffer von dieser Mordskeule zu kassieren. Trotzdem war er schon arg mitgenommen, und hatte bereits einen Heiltrank verbrauchen müssen. Cuano änderte nun sein Ziel und legte auf Forgrimms Oger an. Als mein Gegner tot zu Boden sank, hatte ich einen winzigen Augenblick Zeit die Situation zu erfassen.
    Völlig unglaublicherweise hatte Jakoons Somnigravis den Oger, der hinter mir her war, voll getroffen. Er stand mitten in der Landschaft, sein Kopf war hinten über gekippt, und schnarchte mit Inbrunst. Im STEHEN!
    Jakoon beendete gerade seinen Zauber, um Flämmchen wieder herbei zu rufen. Der hielt in feuerelementarer Sturheit sofort auf den nur fünf Meter entfernt schnarchenden Oger zu. Das konnte nur in einer Katastrophe enden, und Jakoon quiekte entsetzt, als Flämmchen zum ersten Schlag ausholte.

    Ich dachte nicht lange nach, und stürmte zurück zu Jakoon, auf den Oger zu, der gerade schmatzend aufwachte. Flämmchen hatte ihm erfolgreich seinen Lendenschurz über der Oger-Familiemplanung angezündet. Etwas irritiert starrte das Monstrum an sich herab, entdeckte den brennenden Lendenschurz und den Feuerelementar, der gerade versuchte ihm die Schienbeine exotherm zu enthaaren, und begann zwei und zwei zusammen zu zählen. Das dauert bei Ogern naturgemässer Weise einen Augenblick, dann aber hob er einfach seinen Fuss und trat von oben auf Flämmchen. Der war natürlich sofort hinüber, und der Oger begann nun schreiend seinen brennenden Lendenschurz zu bearbeiten. Mit einem verzweifelten, letzten Sprint war ich heran, und schlug ihm meinen Kampfhammer mit voller Wucht von hinten in die Kniekehle. Er brach auf ein Knie zusammen, und ich scheuchte Jakoon mit einer Handbewegung hinüber zu Cuano, damit er Forgrimms Oger unter Beschuss nahm.

    Erst dann wurde ich mir bewusst, in welcher Lage ich jetzt war. Die zwei orkischen Bogenschützen beharkten uns noch immer, und ich stand mutterseelen alleine einem ausgewachsenem Oger gegenüber, dessen Lendenschurz immer noch über seinen Kronjuwelen kokelte. Schlechtes Karma, ganz schlechtes Karma. Ich hatte noch nicht einmal einen Schild! Ein wenig entsetzt über meine eigene Courage wollte ich wenigstens eine gute Figur abgeben, wenn ich hier schon Golgaris Schwingen rauschen hörte. Grimmig fasste ich meinen Hammer fester, und trat dem Ungeheuer gegenüber. Als mich der Oger fixierte schleuderte ich ihm todesmutig entgegen: “Was ist, Faulatem? Hat dir deine Mutti nie gesagt, dass man nicht mit Feuer herumspielen soll?“ Der Schlag mit der Keule kam fast aus dem Nichts, und ich konnte gerade noch nach rechts hechten. Als die Keule auftraf bebte der Boden. Ganz schlechtes Karma. So konnten sich aber Cuano und Jakoon nun ganz um den bereits angeschlagenen Oger kümmern, der Forgrimm aufs Korn genommen hatte. Cuano hatte ihm bereits einen Pfeil schräg über der Nasenwurzel in die massige Stirn verpasst, und das Blut aus der Wunde blendete eines seiner Augen. Forgrimm war zwar mehr mit dem Ausweichen beschäftigt, hatte ihm aber auch schon einige, tiefe Schnitte zugefügt. Nun deckten Cuano und Jakoon den Oger gemeinsam mit Pfeilen ein, während sie immer die Position wechseln mussten, sodass die orkischen Bogenschützen sich nicht auf sie einschiessen konnten. Cuano blutete bereits an der Schulter, behielt aber seinen Schussrythmus bei.

    Während ich wüst fluchend, und Beleidigungen ausstossend um den Oger herum sprang, beendete Cuano das Leben des anderen Ogers mit einem Volltreffer in sein Auge. Wie vom Blitz getroffen stürzte der Oger mit einem kapitalen Krachen zu Boden. Ich war nur einen Augenblick abgelenkt, aber das reichte meinem Gegner. Seine Keule schlug krachend und direkt von vorne gegen meinen Oberkörper. Ich wurde mit brachialer Gewalt durch die Luft gewirbelt, und schlug mit dem Rücken gegen einen Eichenstamm. Dann schwanden mir die Sinne. Ich konnte gerade noch erkennen, dass Jakoon Flämmchen wieder herbei gerufen hatte und gegen die Bogenschützen hetzte. Forgrimm stürmte mit grimmigem Blick auf den Oger mit dem schwelenden Lendenschurz zu, und Cuano schien sich ebenfalls um die Bogenschützen zu kümmern. Dann wurde die Welt schwarz um mich herum.

    Ich schwamm in einem dunkelen Ozean... was seltsam war, denn Zwerge können nur schlecht schwimmen. Speziell ich hatte eher eine tiefgründige Abneigung gegen jegliche sportlich Aktivitäten ohne festen Grund unter den Füssen. Dann kam das Licht, es flutete durch zwei Schlitze im Firmament. Schliesslich erkannte ich, dass ich blödsinniger Weise versuchte die Augen zu öffnen. Gegen die Annahme, dass ich nun als Zwergenzombie zukünftig unter irgendeinem durchgeknallten Magier gegen die Lebenden zu Felde ziehen würde, sprachen die überwältigenden Schmerzen. Ich spürte, wie jemand dabei war mit einen Verband anzulegen. Vor mir tauchte Forgrimms besorgtes Gesicht auf und hielt eine Phiole mit einer rötlichen Flüssigkeit in die Höhe. “Hier, das wird dir gut tun. Du wirst mir nicht in Borons Hallen entwischen, bevor ich nicht einen anständigen Kämpfer aus dir gemacht habe. Du hast ganz schön einen auf den Schädel bekommen. Beweg dich nicht zu viel.“ Ich stöhnte herzhaft, und versuchte die Teile meines Köpers zu zählen, die nicht infernalisch weh taten. “Hat sich irgendwer die Nummer der Eiche aufgeschrieben?“ “Scht, ruhig... du musst dich ausruhen. Jakoon kümmert sich um deine Wunden. Ein, zwei Balsam Salabunde, und du bist wieder ein ganzer Zwerg. Aber das nächste Mal versuch der Ogerkeule auszuweichen, das ist kein Spiel.“ “Leichter gesagt als getan, du Witzbold. Was ist mit den anderen Orks, und dem Oger?“ “Cuano haben die Bogenschützen noch erwischt, bevor Jakoon und Flämmchen sie endgültig erledigt haben. Der Oger war ein schwerer Brocken, und es war echt knapp, aber auf meinen Lindwurmschläger ist verlass. Jakoon hat ihn schliesslich mit einem Kulminatio auf die Bretter geschickt. Cuano ist schon wieder auf den Beinen, ihm geht’s nicht gerade blendend, aber er steht wieder. Wir sind hier anscheinend mitten in eine Orksippe geraten. Und zu allem Unglück scheinen sie auch noch eine ganze Ogerfamilie dabei zu haben.“ “Na klasse.“ stöhnte ich. “ Nur einen Bären erlegen.... wenn ich diesen Vogt wiedersehe werde ich mal mit ihm ein Wörtchen über den Ungezieferbefall seines Jagdreviers reden. Von Orks und Ogern war nie die Rede.“ Forgrimm grinste “Schon wieder ganz der Alte, und ein wenig aufsässig. Ich kenne nicht viele Zwerge, die sich mit einem Oger alleine anlegen, und das auch noch überleben.“ Jakoon schnaufte zustimmend, während er einen Verband um meine Rippen anlegte. “Wir werden erstmal hier die Nacht verbringen und uns erholen. Wenn du später eingeschlafen bist, werde ich versuchen deine restlichen Wunden mit ein wenig Magie zu heilen.“

    Dass liess ich mir nicht zweimal sagen und tauchte wieder in die Dunkelheit ab. Ich schlief völlig traumlos, und erwachte erst am nächsten Tag zur Mittagszeit. Forgrimm hatte weiter südlich ein kleineres Lager der Orksippe gefunden. Ich war soweit wieder hergestellt, dass ich wieder meinen Hammer halten konnte. Ohne die Orks zu erledigen konnten wir hier nicht weg, wenn wir nicht riskieren wollten, dass sie uns in den Rücken fallen. Sie hatten bestimmt Wachen an der Klamm aufgestellt. In den frühen Abendstunden pirschten wir uns an das Lager heran. Es waren nur noch wenige Orks zu sehen, aber auch ein Oger war wieder dabei. Diesmal wussten wir was auf uns zu kam, und legten einen Hinterhalt. Mitten in der stockfinsteren Nacht lockten wir die Meute an, indem Forgrimm laut Schmähungen gegen Tairach zu ihnen hinüber rief. Blind vor Wut liefen die schnelleren Orks mitten auf die Lichtung, auf der Forgrimm und ich sie bereits erwarteten. Sie fielen unter unseren Waffen, bevor der Oger heran war. Es war ein harter Kampf, aber ein Oger erschreckte uns nun nicht mehr. Nachdem unser blutiges Handwerk getan war, durchsuchten wir das Lager. In einer der Kisten fand Cuano eine recht frische Bärentrophäe, so brauchten wir uns nicht mehr um die Jagd zu kümmern. Recht erleichtert machten wir uns auf den Rückweg zur Jagdhütte. Wir schlichen abseits des Weges, um nicht noch einmal in einen Hinterhalt zu geraten. Als die Morgensonne ihre ersten Strahlen durch das Blätterdach sandte, hatten wir die Jagdhütte erreicht.

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    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    Der Abstieg in den bosparanischen Tempel.

    Gerade als wir uns zum Eingang der Hütte geschleppt hatten, kam der Vogt etwas verschlafen aus der Tür. Völlig abgekämpft drückten wir ihm die Bärentrophäe in die Hand, und berichteten von den Orks, gegen die wir so hart gekämpft hatten. Sein Gesicht wurde immer länger und besorgter. Als wir schliesslich auch noch von den Ogern berichteten, war seine Müdigkeit völlig verflogen, und er beauftragte zwei Knechte nach dem Rechten zu sehen. Wenn die hochherrschaftliche Jagdgesellschaft auszog, wären sie sicherlich nicht davon begeistert, wenn ein paar Orks sie zum Tänzchen bitten würden. Unsere Belohnung fiel angemessen hoch aus, sodass wir zufrieden zur Thalaria zurückschlurfen konnten. Jakoons Balsam Salabunde hin oder her, wir waren recht erschöpft, und ein paar Stunden Schlaf waren jetzt genau das Richtige. Nachdem wir Dielbrack instruiert hatten, das wir nun zurück zu den Elfen wollten, fielen wir in unsere Kojen, und verschliefen den kompletten Tag.

    Während wir unter Deck schnarchten, machte die Thalaria gute Fahrt stromabwärts. Erst spät am Abend erwachte ich, und wir hatten schon die Hälfte des Weges hinter uns gebracht. Forgrimm und Cuano schliefen noch, Jakoon sass bereits an Deck, und war in irgendeinen alten Schinken über Magie vertieft. So schlenderte ich zum Bug und starrte auf den Fluss hinaus. SIE wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich wollte sie unbedingt wiedersehen, mehr von ihr erfahren. Wer war sie? Wo lebte sie? Ob sie bereits den ehernen Bund geschlossen hatte? Der Gedanke war so quälend, dass ich ihn weit von mir schob. Nein, wenn das Schicksal mich zu ihr geführt hatte, dann war es zu grausam, wenn sie schon vergeben gewesen wäre. Das konnte ich nicht glauben.
    Was sollte ich ihr sagen, wenn ich sie je wiedersehen würde? Zwei Bier, bitte? Etwas unromantisch. Mein letzter Auftritt war auch nicht gerade brilliant gewesen. Ohnmächtig vom Stuhl zu kippen... wie machte Cuano das? Der Schlawiner schien die Frauen nur anschauen zu brauchen, und diese dürren Gigrim Bräute bekamen weiche Knie. “Mein Name ist Grimmasch Steinbrecher, willst du mal meinen Stollen sehen?“ …. meine Gedanken schweiften... Neineineinein... um der Götter Willen, daran musste ich noch arbeiten, schliesslich wollte ich nicht meine Hose runterlassen. “Hallo, ich bin Grimmasch Steinbrecher. Sappeur in Ausbildung, und ich liebe Säbelzahn Kaninchen.“ ….. Besser, aber es fehlte etwas die Eloquenz. Sappeur in Ausbildung... da konnte ich genauso gut direkt wieder ohnmächtig werden.

    Eine dicke Zwergenpranke fiel auf meine Schulter, und Forgrimm gesellte sich zu mir. Er hielt mir einen vollen Humpen hin und fragte lakonisch “Bier?“ Ich nickte seufzend, und griff danach. Schweigend starrten wir zusammen auf den vergehenden Sonnenuntergang. Schliesslich stiess er mich an und fragte “Ärger?“ Ich seufzte tief. Vor einem Angroscho von echtem Schrot und Korn konnte man kaum etwas so offensichtliches verbergen. Ich schüttelte nur den Kopf, und sah traurig auf die Wellen. Ein weiterer Knuff “Wie heisst sie?“ “Ich, äh....“ “Na komm schon.“ *seufzend* “...hrrach... ich kenne sie nicht.“ “Die Kleine aus dem springenden Hirschen“ Ich nickte niedergeschlagen. “Hab ich mir gedacht...“ Eine Weile schwiegen wir wieder. Mein Bierkrug war leer, und ich starrte sinnierend auf den Grund. “Noch eins?“ fragte Forgrimm. Ich nickte. Zwei Minuten später war er mit zwei vollen Humpen wieder da. “Sie heisst Dorgascha.“ Warf ich in den Raum, ohne Forgrimm anzuschauen. “Hmmm.“ brummelte er vor sich hin. “Scheint ein nettes Mädchen zu sein.“ Ich seufzte wieder tief. “Sag, hat dich dein Vater schon....“ “FORGRIMM! Komm mir jetzt nicht mit FEUERFLIEGEN und BLÜMCHEN!“ “Schongutschongut... wie ich sehe weisst du zumindestens was du mit ihr theoretisch anstellen kannst.“ “FORGRIMM!“ Er lachte schallend, und ich war etwas angefressen. “Hör gut zu, Xomascho. Zwerge binden sich nicht so leicht fürs Leben, wie das Gigrim tun. Du wirst ihr erst einmal den Hof machen müssen. Ausserdem bist du noch reichlich jung, und führst nicht gerade ein sesshaftes Leben.“ Ich muffelte etwas vor mich hin. “Ja, ich weiss.“ “Wenn du einen eigenen Stollen hättest, oder zumindestens eine eigene Werkstatt, dann sähe das anders aus. Ausserdem bist du Sappeur, naja, fast. Sappeure sind nicht dafür bekannt, dass sie ewig leben, und die meisten haben einen etwas irren Blick und riechen nach Hylailer Feuer.“ “Jaa-aaa.“ Ein langes Schweigen folgte. “Aber da war etwas, als ich sie gesehen habe. Ich habe es deutlich gespürt.... Ich glaube das war Schicksal.“ “Das war kein Schicksal, das nennt man Hormone.“ “Hor....was?“ “Du bist verliebt.“ Ich seufzte erneut. Forgrimm wandte sich mir zu, während ich konzentriert auf die Wellen starrte. “Glaub mir, verlieben ist nicht Schicksal. Eine Angroscha kann einem Angroscho den Kopf mit nur einem Blick verdrehen. Du wirst dich daran gewöhnen. Wenn es dir ernst ist, solltest du auf die alten Bräuche zurückgreifen. Ich leih dir auch eine schöne, grosse Keule.“ Er grinste verschmitzt. “Keule?“ “Soviel ich gehört habe nimmt man bei euch in Angbar eine Keule, wenn man eine Angroscha werben will. Dann geht man zu ihr, nietet den Vater um, gibt ihr zärtlich eine aufs Haupt, und schleift sie am Zopf in seinen Stollen.“ “FORGRIMM!“ Er wich dem geworfenen, noch halbvollen Bierhumpen geschickt aus. “Bleib doch mal ernst. Ich habe da etwas gespürt, als ich sie gesehen habe.“ Grinsend erwiderte er “Ja, dein Blut ist ruckartig in die südlichen Regionen gefahren.“ “Ka baskan draxin! Was weisst du schon!“ Trotzig wandte ich mich wieder zum Fluss um. “Ich werde sie ansprechen, wenn wir zurück in Nadoret sind. Sie muss auch etwas gespürt haben.“ “Ja, die Erschütterung, als du auf den Tavernenboden aufgeschlagen bist.“ Ich antwortete nicht, verlieh aber meinem Schweigen eine zornige Note.“Hör zu, Kleiner. Erstmal musst du in Nadoret wieder ankommen, und zwar in einem Stück. Wenn du im nächsten Kampf Blümchen pflückst, anstatt den Hammer zu schwingen, werden die Orks nicht mal soviel übrig lassen, dass ich ihr in Nadoret eine Zunderbüchse mit deinen Überresten geben kann.“ Ich schwieg immer noch verärgert. “Pass auf, Cuano und ich werden dir helfen, wenn wir nach Nadoret zurückkommen. Vielleicht können wir ja was arrangieren...Aber in der Zwischenzeit müssen wir erst einmal Ardo wieder auf die Beine bekommen. Das hat Vorrang. Und ich möchte nicht, dass ein liebeskranker Angroscho mir den Rücken frei hält. Denk an Helmbrecht von Hasingen, und was Cuano mit ihm angestellt hat. Möchtest du als Zielscheibe für allen Spott herhalten, bis wir wieder in Nadoret sind? Reiss dich zusammen.“ Ich seufzte wieder, diesmal schicksalsergeben. Wieder fiel seine Hand schwer auf meine Schulter. Grinsend meinte er “Das wird schon, ich werde mit Ardo sprechen. Wenn er dich offiziell als Leibwächter anheuert, musst du ihr nicht erzählen, dass du Sappeur in Ausbildung bist.“ “Mein Vater wird mich umbringen.“ “Was denn? Leibwächter des Grafen zu Burg Rudes Schild... das klingt doch nicht schlecht?“ “Jaja, schon gut. Ich werd euch nicht hängen lassen.“ “Das wollte ich hören!“ Grinsend schlug er mir fest auf den Rücken, und holte noch zwei Humpen. “Hier, trink, und morgen werden wir den Elfen heimleuchten, wenn sie Ardo schlafend in ein Röckchen gesteckt haben.“ Meine Laune besserte sich wieder. Erst spät in der Nacht legten wir uns wieder hin, um ein Stunden Schlaf zu erhaschen, bevor die Thalaria vor Anker ging.

    Am nächsten Morgen standen Forgrimm und ich etwas verkatert auf. Cuano bereitete bereits alles zum Aufbruch vor, was bei ihm eigentlich nur darin bestand einen möglichst angemessenen Sack für die Beute aufzutreiben. Jakoon war auch schon auf, und hatte ein etwas seltsam verträumtes Lächeln auf dem Gesicht. Forgrimm sah ihn prüfend an. “Was hast du da hinter deinem Rücken?“ Mit einem betont unschuldigem Gesicht entgegnete Jakoon “Ich? Nichts!“ “Red nicht... ich hab genau gesehen, dass du da Blumen hast. Ich bezweifle, dass du ein neues Herbarium anlegen möchtest.“ “Ich bringe nur ein kleines Dankeschön mit für diese wunderbaren Geschöpfe, die sich so rührend um Ardo kümmern.“ “GESCHÖPFE? Das letzte Mal haben diese Baumknutscher Grimmasch und mich ziemlich beleidigt. Verzeih mir, wenn ich wunderbar und Elfen nicht gerne zusammen in einem Satz erwähne.“ “Ihr Zwerge seid immer so engstirnig. Das sind doch nur semantische Missverständnisse. Wir sollten toleranter sein und von ihnen lernen. Ich bin sicher sie kennen einige faszinierende Geheimnisse.“ “In Sachen Fortpflanzung?“ “Nein...ich...ach, Forgrimm, du Miesepeter.“ “Ich werde meinen Geist weit öffnen, und werde mit ihnen im Zweifelsfall einige orthografische Geheimnisse teilen. Ich bin Experte für Imperative und Ausrufezeichen.... die ganze Welt scheint verrückt zu werden, wenn jetzt der Schleicher auch noch mit einem Weibsbild aus dem Gebüsch auftaucht, trete ich in den Streik. Ich frage mich womit DER auftauchen würde.... nem weiblichen Waldschrat? Romantisches Eicheln zählen im Mondschein. Dem wäre alles zu zu trauen, wenns Geld bringt.“ Jakoon und ich wechselten ein paar beschämte Blicke. Schliesslich brachen wir in Richtung Elfendorf auf.

    Wir fanden Ardo genau so vor, wie wir ihn zurückgelassen hatten. Sein Zustand hatte sich nicht gebessert. Während Jakoon versuchte seine Blumen möglichst linkisch Alari in die Hand zu drücken, unterhielten wir uns mit Isaliel Schwingenschlag. Nebenbei, Alari war völlig verstört, dass ihr jemand tote, und etwas zerdrückte, Blumen andrehen wollte. Sie bestand darauf, dass sie diese Dinge nicht gerne gegen etwas Anderes eintauschen würde. Forgrimm und ich schwiegen diplomatisch, während Cuano mit Isaliel sprach. Wir erfuhren, dass in der Zwischenzeit ein starkes Zertaubra gewirkt worden war, und zwar in der nähe des alten Tempels. Beim Wort “Tempel“ schnellten Cuanos Augenbrauen in die Höhe. Anscheinend wachte die Sturmwächtersippe über etwas in einem Tempel. Schliesslich rückte Isaliel etwas widerwillig mit der Sprache raus. Es schien ein alter, bosparanischer Tempel zu sein, in dem in der Vergangenheit schwarzmagische Experimente stattgefunden hatten. Sie vermutete, dass dort unten auch ein Heilmittel gegen das Gift in Ardos Adern zu finden sei. Nun, da der Schutzschild gebrochen war, wäre es eine grosse Hilfe, wenn wir dort nach dem Rechten sähen. Insgeheim fragte ich mich, was sie gemacht hätte, wenn nicht irgendwer in ihrem Salasandra besoffen die Muroloscher Nationalhymne gegröhlt hätte. Sie hätte Ardo vermutlich eiskalt in seinem Zustand gelassen. Elfen... Nuja, einem geschenkten Grubenpony schaut man nicht ins Maul. Sie wies uns den Weg über einen kolossalen Ast hinüber zu einem verborgenem Tal.

    Nachdem wir Jakoon von Alari los geeist hatten, mussten wir eine Weile an einem Bach entlang marschieren, bis wir zu einer Stelle kamen, an dem er sich gabelte. Da Forgrimm und Cuano eh über nasse Füsse klagten, entschieden wir uns dafür der schmaleren Schlucht zu folgen. Nach ein paar Windungen kam ein Felsüberhang in Sicht, unter dem sich eine gewaltige Masse rührte. “Oger!“ raunte Cuano. Anscheinend steckten ihm noch die Kämpfe im Jagdrevier in den Knochen. “Wir wollen uns doch nicht schon wieder mit einem MENSCHENFRESSER anlegen?“ Forgrimm zuckte nur mit den Schultern. “Ich hab mir sagen lassen, das Menschen überhaupt nicht nach Hühnchen schmecken.“ Ich nickte zustimmend und fasste grimmig meinen Hammer fester. Mit OGERN hatte ich noch eine Rechnung offen. Ich sah Cuano direkt in die Augen und sagte: “Du kannst ja mal versuchen, ob du heimlich etwas brauchbares in seinem Lendenschurz findest. Komm aber erst zurück, wenn du dir die Hände gewaschen hast. Ich werde diesem Untier da jetzt einen schönen, gepflegten Mittelscheitel ziehen.“ Damit drehte ich mich um und pirschte langsam auf den Oger zu. Forgrimm und Cuano wechselten einige erstaunte Blicke, und ich hörte Cuano wispern “Was für einen Testosteron Cocktail hast du ihm denn ins Bier gemixt, Forgrimm? So kenn ich ihn ja gar nicht. Sonst schlägt er ja erst unter Finte nach, bevor er mit dem Hammer ausholt.“ Forgrimms belustigte, gemurmelte Antwort verstand ich nicht mehr.
    Wir kamen sehr nah heran, und die beiden hatten leise zu mir aufgeschlossen. Gerade als wir vorsichtig aus einem Gebüsch lugten, um die Lage besser in Augenschein zu nehmen, hatte Jakoon beschlossen, dass es zeitlich günstig wäre Flämmchen zu rufen. Der Kopf des Monstrums ruckte herum, als geschätzte zwei hektar Wald hellrot aufleuchteten, da das Beschwörungsritual gerade seinen Höhepunkt erreichte. Anscheinend hatte Flämmchen in der Zwischenzeit einen Fortbildungskurs bei irgendeiner astralen Avon Beraterin genommen, da er bei der letzten Oger-Wellness Kur im Jagdrevier ein paar grundlegende Fehler bei der Epilierung gemacht hatte. Er schoss schnurstracks an unserem Versteck vorbei, in einer Linie auf den Oger zu. Weiter hinten hörten wir Jakoon erschreckt quieken, als ihn das Monster kurz fixierte, und sich erhob. Wir hatten das Überraschungsmoment klar auf unserer Seite. Wir wurden immer besser darin uns selbst zu überraschen, sodass Forgrimm und ich sufzend, und wie von der Sehne geschnellt aus dem Gebüsch brachen. Cuano hatte bereits den ersten Pfeil auf der Sehne.

    Erwartungsgemässerweise verging Flämmchen in einer spektakulären Feuersäule nach dem ersten Treffer, aber dann waren Forgrimm und ich heran. Während ich den Oger umrundete, baute sich Forgrimm vor ihm auf, und hieb ihm erst einmal herzhaft seinen Lindwurmschläger mitten in die Kniescheibe. “Na, auch nicht so anspruchsvolles, gesellschaftliches Leben hier draussen, Madame?“ Er sprang elegant zur Seite, als die Keule auf ihn nieder fuhr. “Dir bring ich Manieren bei!“ und damit gab er alle Zurückhaltung auf. Das Singen in der Luft belegte, dass Jakoon und Cuano fleissig mit ihren Langbögen arbeiteten. Inzwischen waren wir recht eingespielt, und während Forgrimm dem Ungeheuer tiefe Schnitte und Wunden zufügte, konzentrierte ich mich darauf die Knöchel und Schienbeine zu treffen, um ihn so zu Fall zu bringen. Jakoon und Cuano zielten weit über unsere Köpfe auf den Oberkörper des Ogers. Schliesslich hatten wir ihn nieder gerungen, und ihn von seinem Dasein erlöst. Cuano inspizierte ein paar Körbe und fand einen Wintermantel ganz aus Fellen. Der Oger musste irgendwo einen Stammeskrieger erwischt haben. Viel wichtiger aber für mich war die gewaltige Ogerkeule, die ich aus seinen Pranken wand. Das Ding hatte eindeutig mehr Bumms als mein Kriegshammer, und ich hatte die Wucht am eigenen Leib erfahren. Forgrimm sah mich etwas scheel an, als ich um seine Axt bat. Mit ein paar gut gezielten Hieben kürzte ich die Keule ein wenig. Sie lag mit dem Griff gut in der Hand, aber sie war natürlich völlig unausbalanciert. Ich plante aber auch nicht damit elegante Ausfallschritte zu machen. Wenn der Tempel wirklich so alt war, waren dort unten höchstens ein paar Untote... und die waren nicht für Fechtkünste bekannt.

    Das Tal endete schliesslich an einer senkrechten Felswand, in der der Bach verschwand. Kein Tempel weit und breit, und so marschierten wir wieder zurück, um die andere Abzweigung zu nehmen. Die führte uns dann auch prompt unter einigen alten Säulenbögen hindurch, allesamt fast zerfallen. Trotzdem musterte ich anerkennend die Stümpfe. Irgendwer hatte sich hier die Mühe gemacht alles aus hartem Granit herzustellen. Solide Arbeit, etwas grob und schludrig, aber es hatte sicher lange gedauerte den Stein zu schleifen. Wir fanden auch ein zerfleddertes , altes Tagebuch von einem gewissen Thargazz. Sah sehr alt aus, und Cuano stopfte es in seinen Beutesack. Kurze Zeit später standen wir vor dem Eingang zu einem Areal, dass wie der ehemalige, bosparanische Tempel aussah, den uns Isaliel beschrieben hatte. Innen wimmelte es von Hirschkäfern und Riesenschrötern. Während wir uns durch den Tempel bewegten fiel uns ein gewaltiger Schatten zu unserer Linken auf. Ein kleines Stückchen weiter schien sich eine verfallene Rotunde zu befinden, in der etwas waberte. Davor war aber eine recht massive Gestalt aufgebaut. Als wir uns näherten, stellte es sich als Felsengolem heraus, der mit allerlei seltsamen Mustern geschmückt war. Sie sahen vage vertraut aus. Gerade als wir sehen wollten, was dort hinter ihm so waberte, schlug der Golem die Augen auf und begrüsste uns reichlich unfreundlich mit: “Nur dhao zerzanda, niemand darf passieren!“ Und damit knallte er Jakoon seine Faust vor die Brust. Der Schlag liess den Magier einige Meter durch dir Luft segeln.

    Wie sich heraus stellte war dieser Golem ein extrem zäher Gegner. Nur die heftigsten Wuchtschläge vermochten ihm wirklichen Schaden zuzufügen, und er teilte grosszügig aus. Forgrimm und ich hatten grosse Mühe nicht von ihm getroffen zu werden.Selbst mit einem Schild will man nicht von einer Granitfaust von der Grösse eines Findlings getroffen zu werden. Jakoon hatte sich wieder aufgerappelt und war ziemlich wütend. In regelmässigen Abständen schlugen eindrucksvolle Kulminatio Kugelblitze in den Golem. Das machte ihm sichtlich zu schaffen, und auch Cuanos Sternenregen liess ihn zusammen zucken. Letztendlich fiel er stocksteif um, und gab den Blick auf das wabernde Etwas frei. Forgrimmm stöhnte auf, als er erkannte, dass wir den nächsten Eingang zu Phileassons Globule gefunden hatten. Schweissüberströmt meinte er: “Phileasson muss warten, ich will erst sehen, ob wir das Heilmittel für Ardo im Tempel auftreiben können. Der und seine spinnerten Hochelfen müssen sich gedulden.“ Wir stimmten zu, und nach einer kurzen Verschnaufpause ging es weiter in Richtung innerer Tempeleingang.

    Als die Treppe in den Tempel hinab kurze Zeit später in Sicht kam, erkannten wir eine bärtige Gestalt, die neben den Stufen auf uns zu warten schien. Jakoons Gesicht wurde besorgt, als wir näher kamen. Der Bärtige steckte in einer dunkelbraunen Robe, die aufwändig verarbeitet zu sein schien. Er begrüsste uns mit den Worten “Ah, Versuchsgruppe zwei betritt den Schauplatz. Nun wirbeln all diese Fragen durch euren kleinen, unbedeutenden Geist.“ Er grinste dabei überheblich. Forgrimm baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf, während ich mich rechts von ihm nonchalant, und betont unauffällig auf meine neue Ogerkeule lümmelte. Cuano bewegte sich auf die linke Seite und hielt den Bogen locker in der Hand. Nur Jakoon wahrte etwas Abstand, und schien etwas in sich zusammen zu sinken. Forgrimm fragte ihn herausfordernd: “Versuchsgruppe? Wer bist du?“ Immer noch überheblich grinsend, und völlig ohne Furcht entgegnete der Fremde “Meine Name ist Archon Megalon, und ich erforsche die menschlichen Emotionen. Mein derzeitiges Experiment befasst sich mit der Angst als Gegenspieler zur Gier. Ihr seid die Probanden,“ “Ich bin ein Angroscho mit einem sehr limitierten Vorrat an Geduld.“ entgegnete ich, weil mir sein Hochmut schon sehr auf die Hutschnur ging. Der Kerl war so sympathisch wie ein schleimiger Morfu. “Ah, das Subjekt ist sich seiner Situation noch nicht bewusst. Sehr schön, so werden störende Einflüsse ausgeschlossen.“ Jakoon meldete sich von hinten, händeringend und sehr devot: “Wenn ich anmerken dürfte, wir haben hier die grosse EHRE einem der mächtigsten DRUIDEN gegenüber zu stehen. Wir werden mit Freuden versuchen euch behilflich zu sein.“ Forgrimm runzelte die Stirn, und wandte sich wieder der bärtigen Erscheinung zu. “Soso, wir sollen also Brüllhamster im Labyrinth spielen.“ “Ich schlage euch einen Handel vor. Wie profitabel dieser für euch ausgeht hängt von euren Entscheidungen in diesem Experiment ab.“ Cuanos Augen begannen zu leuchten, aber Forgrimm fuhr ungerührt fort: “Dann lass mal hören, Ruine.“ Ein kleiner Muskel unter dem Auge des Druiden begann zu zucken. “Versuchsgruppe zwei zeigt einen sehr ausgeprägten eigenen Willen. Es heisst DRUIDE, nicht Ruine. Ich benötige einige Siegelsteine aus dem Labyrinth unter diesem Tempel. Das Heilmittel, dass ihr für euren Freund sucht, befindet sich im Zentrum des Tempels, bewacht von einem Wesen, von unglaublicher Macht. Wenn ihr es besiegt, werdet ihr das Heilmittel in den Händen halten. Die Siegelsteine, die ich benötige, können dafür benutzt werden dieses Wesen zu schwächen. Werden sie benutzt, sind sie allerdings wertlos, und ich werde euch nicht für die fehlenden Steine entlohnen.“ Ich fragte daraufhin: “Ach, und da du dieses Wesen nicht selber umlegen kannst, suchst du hier unter dem Deckmäntelchen eines Experimentes ein paar Söldner, die dir deine Steinchen beschaffen, RUINE?“ Verärgert drehte er sich zu mir. “Du kannst den Sinn dieses Experiments mit deinem kleinen Hirn doch gar nicht erfassen. Hier geht es um einen wissenschaftlichen Feldversuch. Thesen und Antithesen müssen geprüft werden. Der Einfluss der Angst auf den Ablauf ist ein wesentlicher Bestandteil. Ich stelle die These auf, dass ihr im Lauf des Experiments versagen werdet. Die daraus folgende Antithese ist, dass ihr nicht freiwillig dort runter geht, weil ihr nicht den Mumm dazu besitzt, und ich euch dort hinein ZWINGEN muss.“ Cuano meinte von der anderen Seite “In diesem Buch steht tatsächlich eine etwas laienhafte Abhandlung über die Angst als Motivation...“ Verärgert wirbelte Archon Megalon zu Cuano herum. “Das ist mein Buch, du kleiner, ungehobelter Dieb. Gib das sofort wieder her!“ Forgrimm betrachtete das ganze Geschehen mit versteinerter Miene, Jakoon versuchte unauffällig einen günstigen Fluchtvektor zu finden, da Druiden für ihre finsteren Beherrschungszauber bekannt waren. Meistens musste sich ihr Ziel in der Sicht des Druiden befinden.
    Ich befand mich nun genau im Rücken des Druiden, und begann “Interessante These, logische Antithese. Daher komme ich zu folgender Synthese. Ich kann mit meiner Keule schneller deine Schädeldecke treffen, als du Bannbaladin oder Zwingtanz sagen kannst.“ Forgrimm nickte zustimmend, was Archon Megalon aus den Augenwinkeln wahr zu nehmen schien. Ich fuhr fort: “Kommen wir jetzt zu Teil zwei des Experiments für schleimige RUINEN mit übersteigertem Selbstwertgefühl. Versuchsgruppe zwei wird jetzt ganz friedlich dort hinunter gehen, die Siegelsteine holen, und anschliessend eine angemessene Belohnung erhalten, während sich die Versuchsleitung entspannt und keine zu schnellen Bewegungen macht.“ Betont langsam drehte sich Archon Megalon mit funkelnden Augen wieder zu mir um. “Nun gut, das ist eine willkommene Bereicherung für mein Experiment. Ihr dürft das Buch behalten, lies es, vielleicht kannst du ja noch etwas daraus LERNEN, obwohl ich es bezweifle. Ich werde euren Fortschritt überwachen.“ Forgrimm holte den japsenden Jakoon, und schleifte ihn am Arm wortlos am Druiden vorbei. Cuano und ich folgten ihnen langsam, ohne den zornigen Druiden aus den Augen zu lassen.

    Als wir am Treppenende ausser Sicht waren, grinste mich Forgrimm an, und klopfte mir auf die Schulter. “Ka roboschan hortiman Angroschin. Wer sagt's denn, da wird aus dir doch noch ein richtiger Angroscho.“ “Sachst du so in deinem jugendlichen Leichtsinn. Meine Knie waren ziemlich weich, als Cuano ihm das Buch geklaut hatte.“ “Ha, ja, hehe.“ Und damit grinste er Cuano an. “Eins muss man dir lassen, du hast Mut, Schleicher.“ Cuano grinste breit zurück. “Ich habe noch keinen Menschen getroffen, von dem ich erwarten würde, dass er deiner Axt stand hält, wenn du wütend bist... ausser mir natürlich, da meine Fechtkünste schon legendär sind.“ Forgrimm grunzte abfällig. Der immer noch zitternde Jakoon fragte plötzlich: “Sagt mal, wir sind nur Versuchsgruppe zwei... wer ist dann Versuchsgruppe eins?“ Wir standen am Ende der Treppe, die auf einer Art Balustrade um einen weitläufigen Innenhof endete. Die Gewölbedecke war vor langer Zeit eingestürzt und gab den Blick auf den blauen Himmel und Baumkronen frei. Zwischen den Ritzen des Pflasters im Innenhof sprossen dicke Büschel Gras, und überall lagen Säulen- und Deckenfragmente verstreut. Auf der anderen Seite des Innenhofs war ein Tor mit mehreren Sockeln davor zu erkennen, und von unten Drang plötzlich eine weibliche Stimme herauf: “Nivin, hör mit diesem mädchenhaften Geschwätz von Träumen auf. Wir sind hier um in ihr grausames und wunderschönes Antlitz zu blicken. Nein, sie hat kein Gesicht wie ein Totenschädel.“ Wir hatten anscheinend Versuchsgruppe eins gefunden.

  12. #212 Zitieren
    MisterXYZ
    Gast
    Sandor stand wie so oft oben im Frettchen am Fenster, ein helles Ferdoker in der Hand, und schaute in den Regen, der seine feuchte Last unablässig auf den Ferdoker Straßen entleerte. Viele Menschen waren bei diesem Wetter nicht mehr auf den Straßen zu sehen. Er hatte zwar von einigen Händler gehört, die auch im stärksten Regen Wetter und Krankheit zum Trotze ihren Stand nicht verließen, um nicht einen möglichen Kunden zu verpassen, aber von seinem Fenster aus hätte Sandor sowieso keinen der Stände erspähen können, da diese allesamt außer Sichtweite lagen. Die Taverne war zu diesem frühen Abend zum Zeitpunkt der Dämmerung schon vergleichsweise voll, bis auf einen der Tische waren alle Plätze besetzt und doch strömten immer wieder weitere Gäste zum Eingang hinein. „Das muss am Wetter liegen“, dachte er. „Oder an dem Mord, der sich kürzlich zugetragen hat.“

    Der alte Eelko, ein Obdachloser aus Fernhain, war tot aufgefunden worden und so wie es aussah, gab es noch keinen Hinweis auf den Täter. Diese kleine, aber nicht unerhebliche Tatsache, bestärkte natürlich nicht unbedingt das Vertrauen in die Obrigkeit, zumal kurz nach dem Fund des Leichnams Gerüchte die Runde machten, wonach Eelko schrecklich zugerichtet worden sein sollte. Manche sprachen von abgetrennten Gliedmaßen, andere von einem abgeschlagenen Kopf und weitere schworen Stein und Bein, dass dem Bettler sogar das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen sein worden sollte. Dann gab es wiederum welche, die erzählten, dass dem armen Eelko alle diese Dinge auf einmal widerfahren sein sollten. Da sich der Mord in der Dämmerung zugetragen hatte, suchten viele Einwohner Ferdoks Schutz in der abendlichen und nächtlichen Gesellschaft anderer Leute und so war es die letzten Tage übermäßig voll im Frettchen gewesen, worüber sich Wirt Schotterbusch geschäftsbedingt sehr gefreut hatte. So sehr, dass er sogar, ganz entgegen seiner Gewohnheit und Natur, Sandors Freundin Aline, die als Schankmagd im Frettchen arbeitete, eine hübsche Summe als Bonus gezahlt hatte. Aline hatte sich sehr darüber gefreut und war die letzten Tage bester Stimmung gewesen und dass wiederum freute auch Sandor sehr. Etwas hatte er ihr noch dazu gegeben und dann hatten sie ihr eine wunderschöne, relativ wertvolle Kette mit einem neckischen Anhänger gekauft, der, wie Sandor fand, ihre einzigartig schönen blau-grünen Augen, in denen er sich regelmäßig verlor, nur noch mehr betonte.

    Als er freudig die Stimmen weiterer Neuankömmlinge in der Taverne vernahm, drehte Sandor sich um und trat weg vom Fenster, denn gut die Hälfte seiner Mannschaftskameraden, der Flinken Frettchen, war nun eingetroffen. Sandor ging in Richtung Theke, um sie zu begrüßen und ihnen dort Gesellschaft zu leisten. Einen kurzen Blick auf Aline konnte sich Sandor dabei allerdings nicht verkneifen und sie sah seinen Blick, sah, dass ihm gefiel, was er sah, lächelte wissend und wandte sich weiter den Gästen am größten Tisch der Taverne zu seiner Rechten zu. Kaum waren seine Kameraden von den Flittchen vor wenigen Augenblicken eingetreten gewesen, hatte sie auch gleich schon eine Runde Ferdoker bestellt und Aline und Schotterbusch kamen, auch aufgrund der vielen Gäste, kaum mehr mit der Bedienung und dem Nachschenken nach. Natürlich tranken sie Ferdoker und nicht diesen Kram aus dem Mittelreich. Ein wahrer Ferdoker trinkt auch nur ein Ferdoker, pflegten sie zu sagen und wer würde es wagen, ihnen zu widersprechen, wo sie doch diejenigen waren, welche die Fahne Ferdoks im Imman hochielten.Sandor lächelte belustigt in sich hinein, diese hier waren sicher nicht wegen des Wetters oder des Mordes gekommen. So war es richtig, auch Sandor ließ sich keine Angst machen, er war der „Drache“, zehn Jahre nun schon und er würde sich nicht so einfach das Herz heraus reißen oder den Kopf abschlagen lassen oder was sich die ängstlichen Ferdoker sonst für Schauermärchen ausdenken mochten.

    Heiter begrüßte er zunächst Hajo, einen jüngeren Spieler, der noch nicht lange in der Mannschaft spielte, ihm von seinem Standpunkt aus gerade am nächsten stand und machte sich dann sogleich daran, dies bei allen seinen Mannschaftskameraden zu wiederholen. Als er einen jeden begrüßt hatte und sich ein wenig unterhalten hatte, einigte man sich auf ein kleines Trinkspiel am späteren Abend und bevor Sandro sich in Richtung Aline aufmachte, sagte er noch, etwas lauter, in Richtung Wirt gewandt: „Noch drei helle Ferdoker für jeden von uns und auch für alle übrigens Gäste, die dies wünschen. Geht dann auf mich.“ Die Männer lachten oder applaudierten und Schotterbusch stöhnte. Sandor zahlte schnell und legte noch ein üppiges Trinkgeld drauf, auch weil er wusste, dass es dem Wirt nicht gefallen würde, wenn er seine Bedienung nun für wenige Minuten von Arbeit abhalten würde. Aber sie hatten es öfter so gehalten, auch wenn Schotterbusch sehr eigenbrödlerisch und kauzig wirkte, so akzeptierte er es stets diese wenigen gemeinsamen Momente in während ihrer Arbeitszeit. Schotterbusch und Sandor kannten sich nun schon seit so vielen Jahren und zweiterer war der Star des Teams, des den Namen der Taverne trug. Ohne die Taverne hätte es kein Team gegeben und ohne das Team wären deutlich weniger Gäste in der Taverne. Für beide Seiten eine lohnende Partnerschaft.

    Sandor gab Aline durch ein kurzes Nicken zu verstehen, dass er mit ihr reden wollte und sie setzten sich auf einen der wenigen momentan freien Plätze hinten an der Wand. Aline lehnte ihren zarten Kopf an seine starke Schulter und schloss die Augen, wie sie es öfter tat. „Ich kann heute Abend nicht noch mit zu Dir kommen“, sagte sie, „es wird spät werden und es sind viele Leute da. Dann werde ich zu müde sein, um zu irgendetwas zu gebrauchen zu sein.“ Sie hätte das nicht sagen müssen, Sandor hätte es auch so gewusst und er hatte vollstes Verständnis dafür. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte nur: „Na, Hauptsache, Du schläfst uns hier jetzt nicht ein.“ Sie lächelte nur und schmiegte sich enger an ihn. Friedlich saß sie da, an ihn gelehnt, mit den roten Wagen, ihrer weichen Haut, ihren auch geschlossen schönen Augen, den wohlgeformten, kleinen Ohren und dem goldenen Haar. In solchen Momenten wurde Sandor klar, wie sehr er Aline liebte und wie sehr er auch wiederum froh war, jemanden um ihn zu haben, der ihn so liebte, wie sie es tat. Es war nicht nur, dass Aline für ihn die schönste und stilvollste Frau in ganz Ferdok war, nein er war auch froh, jemanden gefunden zu haben, dem er sich anvertrauen konnte, mit dem er auch mal über Dinge sprechen konnte, die ihn beschäftigt hatten. Klar, über einige dieser Sachen konnte er auch mit seinen Mannschaftskameraden sprechen oder hatte dies früher auch immer mit Lares getan, als dieser nach Ausbilder der Frettchen war. Aber Lares war nicht mehr Ausbilder der Frettchen, sondern Anführer der „Bürgerwehr“, wie er es nannte und mit den anderen besprach er eher allgemeinere Dinge. Auch und gerade aufgrund seiner Stellung in der Mannschaft und sogar in ganz Ferdok fiel es Sandor schwer, sich anderen Menschen zu öffnen. Er kam mit allen gut aus, verstand es, sich mit Leuten zu unterhalten, auf sie einzugehen, aber wie würden die Leute reden, wenn der „große“ Sandor Kunger, der Held der Ferdoker Frettchen, offen über private Probleme reden würde? Früher, als er hier zu spielen begann, war es leichter, er hatte vieles damals Lares anvertraut. Aber mit dem Aufstieg seines Sternes am Horizont war diese Bürde gewachsen und Sandor hatte sich nie jemandem anvertrauen können und sich manchmal gewünscht, einfach nur ein Spieler unter vielen zu sein. Allerdings ertrug er diese Bürde, obwohl sie ihm nicht behagte, stets tapfer und ehrenvoll. Und dann hatte Schotterbusch Aline eingestellt und für Sandor war wieder die Sonne aufgegangen. Dies war schon einige Zeit her und aus anfänglichem beiderseitigem Begehren war eine vertrauensvolle Liebe gewachsen. Ohne, dass das Begehren nachgelassen hätte, dachte Sandor und lächelt in sich hinein. Durch das Fenster schräg gegenüber sah er, wie der Regen nun in die vollkommenen Dunkelheit viel. Eine Sache allerdings hatte er auch nicht Aline erzählt, wurde sich Sandor nun bewusst. Zumindest nur halb.

    Er griff nach seiner Brust, fühlte den Talisman und atmete erleichtert durch. Trotz dem Lärmpegel, der von den Gästen und insbesondere von den Frettchen ausging, hörte Sandor in diesem Moment nur das stetige Prasseln des Regens auf dem Dach. Damals, vor 13 Jahre, an dem Abend als sein Vater starb, hatte es auch geregnet. Seitdem war es ihm schwergefallen, sich anderen zu öffnen – vielleicht auch DESWEGEN?

    Lange hatte dieser in der kalten Jahreszeit darnieder gelegen, in ihrem einfachen Haus hier am Ugdan-Hafen. Er hatte Fieber, musste husten, konnte das Bett nicht verlassen. Sandor hatte ihn gepflegt, immer in der Hoffnung, dass die Krankheit vorbei gehen würde. In den frühen Jahren seines Lebens war der Vater Abenteurer gewesen, hatte viel von Aventurien gesehen und dabei auch das eine oder andere Abenteuer erlebt gehabt. Später war ihm dann passiert, was wohl den meisten Männern irgendwann einmal passiert, er war nach Ferdok gekommen und hatte dort eine Frau kennen und lieben gelernt. Sie hatten damals noch einige Straßen vom Praiosplatz entfernt gelebt, nicht hier am Hafen, sondern in einem richtig schönen Haus. Die Mutter hatte für einen der reichen Adligen in der Grafenstadt im Haushalt gearbeitet – dort hatte sie der Vater nach einem seiner Abenteuer das erste Mal gesehen und der Vater hatte einiges Geld von seinen Abenteuern über gehabt und dann einen Nebenverdienst als Spitzel bei der Stadtwache angenommen. Irgendwann, in einer Zeit, an die Sandor sich nicht mehr erinnern konnte, musste dann Vaters Leben aus den Fugen geraten sein, er hatte seine Frau und Sandor seine Mutter verloren. Der Vater arbeitete nicht mehr für die Stadtwache und musste eine schlechte bezahlte Arbeit im Hafen im ehrwürdigen Handelshaus Stoerrebrandt als Kistenschlepper annehmen. Er hatte allerdings das Glück gehabt, dass er aufgrund seiner kräftigen Statur vermochte, mehr Kisten zu schleppen als die anderen Arbeiter, sodass er immer eine kleine Prämienzahlung erhielt, die ausreichte, um zusätzlich zum kleinen und schlechte verdichteten Haus am Hafen auch noch seinen Sohn, ihn Sandor, aufzuziehen. Die Kraft seines Vaters war unter allen Arbeitern der Stoerrebrandts legendär und wurde ihm nicht geneidet, sondern gegenteilig, sogar so sehr geachtet, dass man ihn dort nur nach den „Drachen“ nannte.

    Seit einigen Tagen allerdings verließ den „Drachen“ seine Kraft und der gerufene Geweihte hatte Sandor sachte darauf vorbereitet, dass seine Anstrengungen am Ende nicht zum Erfolg führen würde. Bleiern trat Sandor ins Zimmer seines Vaters, hörte das Prasseln der Lunge seines Vaters, dass sogar das stetig höhlende, tönende Tropfen des Regens übertönte und wechselte behände die Kerze am Nachttisch seines Vaters. Die teuren Fackeln, welche den Reichen zur Verfügung standen hatten sie sich schon lange nicht mehr leisten können. Sandor setzte sich neben seinen Vater auf den alten Schemel, betrachtete den schwachen, noch kämpfenden Körper und hörte auf des höhnische Trommeln des Regens. Während der Atem seines Vaters immer schwächer ging, füllten sich seine Augen mit große, schweren Tränen, die Sandor gar nicht erst zu unterdrücken versuchte. Während das Licht der Kerze vor seinen Augen zu einem großen, leuchtenden Kreuz verschwamm, vernahm er ganz leise, kaum hörbar, die schwache, aber wohlbekannte Stimme seines Vaters.

    Sandor stand auf und beugte sich dicht zu seinem Vater hinab. „Nicht reden“, sagte er, „Du brauchst Deine Kraft noch.“ „Komm noch etwas näher, Sandor“, sagte der Alte und dieser tat, wie ihm geheißen. „Meine Kraft schwindet, das wissen wir doch beide nur zu gut. Jetzt ist die Zeit gekommen für Dich, etwas zu erfahren, das ich längst in der Vergangenheit begraben glaubte. Du bist noch ein Kind, aber das, was ich Dir jetzt erzähle, wirst Du brauchen, um schnell ein Mann zu werden.“ Eitriger Schleim tropfte ihm aus der Nase und Sandro erhob sich, um schnell ein Tuch zu holen. „Nicht“, flüsterte sein Vater und hielt ihn fest. Sandor setzte sich, die Augen voller Tränen. „Weine nicht“, sagte der Vater, „denn manchmal kann ein Ende auch der Anfang von etwas neuem sein. Du wirst an meiner statt unser Erbe weiter führen und ich werde Dir sagen wissen, was Du wissen musst, um nicht die gleichen Fehler zu begehen, die ich einst beging. Nimm mir meinen Talisman ab und hänge ihn Dir an meiner statt um den Hals!“

    „Aber Vater“, entgegnete Sandro, „den hast Du immer getragen, solange ich denken kann, den werde ich Dir jetzt sicher nicht kurz vor Deinem Tode wegnehmen, ich weiß doch, wie sehr Du daran hängst.“ Die unwirsche Reaktion seines Vaters überraschte ihn. „Tu, was ich Dir sage, verdammt!“, zischte er und Sandro tat, wie ihm geheißen. Er fühlte sich auf einmal etwas besser, hatte die Kraft, seine Tränen zu unterdrücken. Als er wieder auf seinen Vater blickte, zuckte er erschrocken zusammen. Dieser wirkte auf einmal noch schwächer und gebrechlicher als vorher. „So … ist es gut.“, brachte er zustande. „Und nun höre … bevor es zu spät ist.:

    Diesen Talisman erhielt ich einst von meinem Vater und dieser von seinem Vater. Er ist das Erbstück ... unserer ... Familie und wird uns in jeder Generation schützen und stärken. Eine alte Geschichte unserer Familie besagt, dass … der Talisman einst von einem unserer Vorväter aus einer Drachenschuppe gemacht wurde. Der Schuppe eines Drachens … den eben dieser Vorvater getötet hatte. Dieser Talisman war es, der mich aus dem Leben eines einfachen Stalljungen zum Abenteurer werden ließ, der mich zahlreiche Schätze erbeuten ließ, der einen schwächlichen Jüngling zu einem starken Mann werden ließ. Ihn nicht zu tragen, ist ein schlechtes Omen. Es bringt unserer Familie Unglück!“

    „Aber Vater, woher willst Du das denn wissen, wenn Du ihn doch immer getragen hast?“, sagte Sandor und beugte sich noch etwas weiter hinab, da die Stimme seines Vaters jetzt fast ganz zu versagen schien. „Weil ich gesehen habe, was passierte, wenn ich es … nicht tat.“ Die Stimme seines Vaters schien nun nicht nur durch das Bevorstehende, Unvermeidliche, brüchig, sondern auch zusätzlich bleiern. „Vor elf Jahren fiel mir der Talisman vom Hals, nahe des Praios … Platzes , direkt hinein in die Kanalisation. Ich hatte einen wichtigen … Auftrag der Stadtwache zu erfüllen und musste schnell weiter, nahm mir aber vor, sie am nächsten Tag zu holen … An diesem einen Tag, den ich nicht den Talisman trug, habe ich meine Arbeit, mein Haus und meine Frau, … Deine Mutter verloren. Ich wurde bei meiner Tätigkeit als Spitzel enttarnt und festgehalten, sie sagten, sie würden Fenia nichts tun, wenn sie nach Hause käme, wenn ich kooperieren würde. Aber die Stadtwache … hatte mitbekommen, wie sie bei uns zu Hause eindrangen und stürmten das Haus … das letzte, was die Handlanger taten, bevor sie selber starben, war Fenia zu töten. Ich selber wurde dann befreit, die Stadtwache war schnell unten am Hafen gewesen, wo ich ermittelte … bevor dort jemand etwas von den Geschehnissen weiter oben in der Stadt erfahren konnte. Als Spitzel wollten sie mich dann allerdings nicht mehr, da die schnelle Aktion viel Aufsehen erregt hatte und es sich herumgesprochen hatte, womit ich so mein Geld verdiente … das Haus konnte ich mir nicht mehr leisten und auch sonst keiner wollte mich, der zusätzlich noch ein Kind hatte … beschäftigen … hatten Angst, dass ich spioniere oder wegen Dir mal nicht … zur Arbeit … kommen kann. Nur die guten Stoerrebrandts gaben mir eine Anstellung, das muss am Talisman gelegen haben … denn den hatte ich da ja schon wieder … ich war durch ihn noch immer stark und ausdauernd … sie nannten mich den „Drachen“, so st..ark war ich. Ich bekam mehr Gehalt … der Talisman hat uns gerettet, wir führten ein besseres Leben als viele and...ere hier am Hafen, aber meine Schuld hat er nicht ver...gessen. Du musst ihn tragen … ein Kunger … ohne Talis...man, das ist ein bö...ses Omen, es stür...zt u...ns ins Verderben.“

    Die Tränen waren wieder da. Mit erstickter Stimme brachte Sandor nur ein „Ja, das werde ich!.“ zustanden. „Tr....a....ge... ihn mit S....tol...z. Du … b....i....sss.....d....jetzt der Dr....Dr.....Dr...“ Der Wille war da, aber die Kraft fehlte. Er brachte das Wort nicht mehr heraus. „Drache“, sagte Sandor schwer und ein letzter Blick in die Augen seines Vaters verrieten ihm, dass er richtig lag. Dann war er fort.

    In den nächsten Jahren schlug sich Sandro als obdachloser Bettler neben anderen Waisenjungen durch. Seine Kraft ermöglichte es ihm, auch die schweren Wetterlagen zu überstehen und befolgte strikt den letzten Wunsch seines Vaters und nahm den Talisman nie ab. Nur dadurch, war sich Sandor sicher, hatte er es im Gegensatz zu vielen anderen geschafft. Bei einem Spiel Imman mit anderen Herumtreibern seines Alters, er hatte sich schon 5 Jahre durchgeschlagen, war Lares aufgetaucht. Er hatte ihn zu einem Training bei den Frettchen eingeladen … „Nur zur Probe“, hatte Lares gesagt. „Nur zur Probe“, hatte Sandor überlegen geantwortet. Dabei war es nicht geblieben, Lares hatte sich gekümmert, er bekam eine Wohnung, wurde jüngster Ferdoker Immanspieler aller Zeiten und musste fortan nie wieder auf der Straße schlafen. Lares war immer wieder aufs neue von ihm beeindruckt und eines schönen Tages sagte er, um auch die anderen anzuspornen: „Hier, seht euch doch mal an, wie der Sandor da immer wieder durchgeht, so müsst ihr das machen. Wie ein ...“ .

    „Wie ein Drache“, sagte Sandor. „Wie ein Drache“, nickte Lares. Seitdem war er der Drache, auch in der Mannschaft und bald schon in ganz Ferdok. Ja, er hatte sich zeitweise blind mit Lares verstanden, der hatte sich gekümmert. Aber Lares war nun der Anführer der Schwarzaugen-Bande und Sandor wieder für sich geblieben – trotz all der Leute um ihn herum. Bis Aline kam. Sie erhob sich langsam neben ihm, um wieder der Arbeit nachzugehen: „Trink nicht zuviel, mein Drache“, sagte sie. „Keine Sorge, ich lasse Dir was übrig“, scherzte er und Aline verdrehte im Spaß die Augen.

    Nun war es Zeit für das Trinkspiel und Sandro setzte sich zu den anderen Frettchen. Das Trinkspiel ging lange – Sandro konnte nicht sagen, wie lange, aber irgendwann musste er austreten. Er warf einen kurzen Blick auf die Straße unter ihm, ging dann hinter und nahme die Tür zum Hinterausgang.

    Als er sich erleichterte, merkte er, wie ihm sein Talisman entglitt. Panisch versuchte er ihn zu halten, aber er fiel in die Dunkelheit hinein. Irgendwo dort, bei den Kisten musste er sein. „Verdammt, den darf ich nicht verlieren, sonst geht es mir wie Vater“, dachte er und suchte fieberhaft. Während er noch überlegte, wo er weiter kucken sollte, hörte er leiste ein Geräusch hinter sich und drehte sich langsam um...






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    Quellen:
    Das Schwarze Auge - Drakensang
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    DSA-Barde  Avatar von hangingtree
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    Dramatis Personae: Praiodan Elmbrecht
    Ort: Garethien
    Zeit: 05. Ingerimm 1005 B.F.

    Das Licht Praios' war erloschen, nun spendeten nur der Schein der Sterne am dunklen Himmelszelt und die blanke Madascheibe etwas Helligkeit. Praiodan war zu lang gelaufen. Zu sicher war er sich gewesen, dass genau dort eine Taverne hätte kommen müssen. Das „Wirtshaus am hohlen Stein“ hatte er vor Jahren einmal aufgesucht, als er es von einer Reise aus Wehrheim schon zu später Stunde nicht ganz bis nach Gareth vor Sonnenuntergang schaffte. Gerade der Wirt Gänsequast mit seiner brummeligen, aber doch sehr gastfreundschaftlichen Art, sorgte für einen angenehmen Aufenthalt. Seine Tochter, die er alleine groß zog, weil die Mutter eines Tages einfach verschwunden war, war, als er sie das letzte Mal gesehen hatte, ein bildschönes Mädchen gewesen. Sie war besonders vom goldenen Zepter fasziniert gewesen und Praiodan ließ es sie sogar einmal halten.

    Doch es war nur Dunkelheit zu finden. Das war der stolze Praios-Geweihte, als der er sich immer noch sah nicht gewohnt. Auch wenn er Phexens Sternenzelt sehr schätzte, mochte er das Licht gerade wegen seiner Klarheit. Bedenklich strich sich Praiodan durch seine grauen Barthaare. „Es muss doch irgendwo hier…in Phexens Namen…“, er blickte zum funkelnden Sternenzelt hinauf, „…Sterne leuchtet heller, damit ich mehr sehen kann!“, schrie er hinauf ins All und kam sich dabei ganz klein vor.

    Das war es also. Das war das Gefühl, das er gesucht hatte. Freiheit. Allein mit Praios und dem Glauben daran seiner Gnade gewiss zu sein unter den Sternen wandern. „Ich vertraue in Dich. Ich glaube an Dich.“, murmelte er sich selbst zu, doch war er sich nicht ganz sicher, zu wem er dabei sprach. Vor genau einem Jahr hatte er dieser Worte einer Frau zugeflüstert, die nun tot war, wegen der Engstirnigkeit des praiotischen Pöbels, wie er sie nannte. Sie war eine Hexe. Nun gut. Praiodan wollte ihr helfen, weil er sich ihr näher gefühlt hatte, als vielen anderen Menschen je zuvor, doch seine Kirche schätzte diese Offenheit nicht und neben den ganzen anderen Ungeflogenheiten, die sich der gute Herr Eimbrecht herausgenommen hatte, war er in der Stadt des Lichts nicht mehr tragbar gewesen. Ihm wurde angeboten nach Thorwal zu gehen, als letzte friedliche Lösung, doch das hatte er abgelehnt. Er würde nach Thorwal gehen. Irgendwann, nämlich genau dann, wann er wollte. „Das ist mein Recht!“, schrie Praiodan in die Nacht hinaus und spürte einen kalten Wind, der wild durch die Blätter der Bäume fegte, ihm entgegenströmen.

    Eine Stimme schien im Wind mitzurascheln, doch sie war zu undeutlich, um sie zu verstehen. Der Wind wurde stärker und kälter. Praiodan fröstelte es etwas. „Lass ab! Kehr um!“ Da war es ganz deutlich zu hören, als wäre die Stimme die aus dem Wind sprach direkt neben seinen Ohren gewesen. „Wer…wer ist da?“, schrie er, doch der Wind heulte zu stark und übertönte ihn. Praiodan krümmte sich vor Kälte.

    Dann war alles still. Der Wind war hinfort, auch die Kälte und vor dem Praiosgeweihten stand mitten im blassen Schein des Madamals eine bildhübsche, junge Frau in zerrissenen Kleidern. Er erkannte sie an ihren Augen. „Mala, was…was ist mit Dir…“ Brutal fing sie an zu schreien, zückte ein Messer und rannte auf ich zu. Staub flog dabei in Luft und wedelte sich auf zu dichten Wolken. Praiodan war wie paralysiert.

    Geändert von hangingtree (09.08.2012 um 19:57 Uhr)

  14. #214 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    Die Steineiche zum Mond der Hesinde

    »Es ist doch nur für eine Nacht!« sagte Hannes Bechthild zu seiner Frau Siglinde. Die stand in der Tür des eingeschossigen Hauses und schaute ihn mürrisch an. Sie hatte sich eine halblange Jacke mit einem Kaninfellkragen übergeworfen. Denn der hereinbrechende Abend zur Wintersonnenwende war kalt. Vor dem Haus türmten sich leichte Berge von den Schneefällen der letzten Tage. Hannes schaute seine Frau in ihrer Jacke und dem sichtbaren langen Rock, ohne jegliche Schlitze an der Seite, noch mal an. Er nahm ihre beiden Hände und drückte sie. Dabei öffnete sich die eilig übergeworfene Jacke etwas. Ein einfacher Dolch, den sie an einem Ledergürtel trug, kam zum Vorschein. Hannes lächelte sie an: »Ich finde das sehr nett, dass Du so großen Wert auf korrekte Kleidung legst, auch wenn es nur für wenige Schritte ist.« Doch die gutgemeinten und als Aufmunterung gedachten Worte verflogen in das Nichts des hereinziehenden Winterabends.

    »Soll ich hier mich hier von allen, selbst vor Lenlak, als Hure zeigen?« wetterte seine Frau zurück. Hannes Bechthild stutzte kurz, wiederholte »Lenlak« und entrüstete sich dann: »Der Greis ist doch schon 72!« Sie war den Tränen nahe, dann besann sich der Fuhrmann aus Markhof, umarmte seine Frau, drückte sie, so wie er sie immer aus vollem Herzen an sich zog und sagte zu ihr: »Komm Liebes, Du bist standesgemäß gekleidet. Es ist nur dieser besondere Auftrag des Thorwalers und ich achte eben auf solche Dinge. Denn unser Weise hatte mir geraten, auf merkwürdige Anzeichen zu achten. Und wenn Du keinen Dolch getragen hättest … « »Das ist lieb von Dir«, antwortete seine Frau und löste sich sanft aus der Umarmung und sagte weiter: »Ich weiß, wie viel Wert Du auf diese Dinge legst und deshalb habe ich auch alles korrekt angezogen. Doch jetzt eil Dich, Du kommst noch zu spät!«

    Der Fuhrmann nickte und ging zu seinen beiden Kaltblütern, die vor einem tiefliegenden Bauernwagen geduldig standen. Der Bauernwagen hatte hinter dem Kutschbock, der mit einfachen Fellen bekleidet war, eine Seilwinde zum Aufziehen schwerer Lasten und war tiefer im Achsstand gebaut, wie die sonst herkömmlichen Wagen. Auch zwei Spindeln links und rechts des Kutschbocks verrieten, dass man das Gefährt wohl gegen ein Verrücken sichern konnte. Aufliegende Bretter wiesen darauf hin, dass man diese auch als Rampe nutzbar waren. Einiges an Werkzeug, wie Schaufel oder eine Schrotsäge, zeigten die gründliche Vorbereitung der Fahrt.

    Ein »Hü! Ihr Braunen!« verdeutlichte den beiden Pferden, dass es losgehen konnte. Hannes lenkte das Gefährt zu dem einzigen Gasthof im Ort. In dem kleinen Flecken Markhof, welches zum Edlengut Ingvalsfurt, mit den Dörfern Markthof, Aatal zählte, die sich an dem Seitenlauf Ingvalsfurter Aa erstreckten, gab es nur den Gasthof »Zur alten Steineiche«. Es war neben zwölf weiteren Wohn- oder Stallgebäuden das einzige, welches über mehrere Geschosse verfügte. Die Ausstattung war dem Bewirtschaften des von der Ingvalsfurter Aa getrennten Markwaldes und des Wilden Waldes angemessen. Oft waren noch Tagelöhner, Holzfäller unterzubringen und das geschah in dem Gasthof. Und für die rauen Holzfäller reichten einfache Pritschen mit Stroh als Bettstatt sowie Tisch und je ein Schemel völlig aus. Bescheidene sättigende Kost und Biere, nach deren Genuss man am nächsten Morgen noch seinem Tagwerk unverletzt nachgehen konnte, standen auf dem Speiseplan. Das Gebäude entsprach der hiesigen Bauweise. Man hatte aus dem Holz der Steineichen Schindeln gefertigt und das Dach damit gedeckt. Größere Steine beschwerten das weit überstehende Gebäudeteil. Weiterhin hatte die Gastleute einen Windfang vor die Eingangstür setzten lassen, weil die Holzfäller meist in größeren Gruppen einrückten und bei dem Wetter hier in der Freiherrschaft Joborn, am Ingvalerbogen, schon den Schutz nach dem Tageswerk bedurften. Der Windfang wurde meist spärlich mit einer einfachen Laterne ausgeleuchtet, die zugleich als Orientierung auf der Straße diente.

    Es dauerte auch keine große Weile und Hannes sah das Windlicht am Gasthof. Bei dem »Brr! Braune! Brr!« kurz vor dem Eingang trat ein fast zwei Meter großer, breitschultriger Mann, bekleidet mit einem dicken Umhang und zwei Äxten in den Händen aus der Düsterkeit des Windfangs. Hannes erschrak ein wenig und hoffte so wie alle anderen Andergaster in solchen Situationen, dass es nichts Schlimmes geben würde und musste an den Weisen denken, der gestern zu ihm gesagt hatte: »Achte auf Merkwürdiges!«

    »Wird Zeit!« brummte der großgewachsene Mann, warf seine beiden Äxte auf die Ladefläche des Wagens und schwang sich behände auf den Sitz neben Hannes Bechthild. Der Fuhrmann, der sich wegen des Krachs, den die Werkzeuge auf den lose liegenden Brettern verursachten, umgedreht hatte, identifizierte eine der Äxte als Orknase und wollte schon protestieren. Aber der Fremde sagte forsch: »Wengarsson!« und nach einer kurzen Pause: »Thoralf Wengarsson, ich will zum Einschlagplatz!« Der Fuhrmann wusste jetzt, das war der zu fahrende Thorwaler, der um Mitternacht beim Vollmond eine Steineiche schlagen wollte. »Habe Euch ein paar Felle bereitgelegt. Kommt noch jemand?« fragte Hannes den blondhaarigen, großgewachsenen Mann, der ohne Aufforderung sich diese bereits um Füße und Bauch geschlagen hatte. Bei dem Verknoten kurz unterhalb der Brust kam bei dem Thorwaler eine Krötenhaut zum Vorschein. Doch Wengarsson war nicht der Gesprächigste und sagte bei einem mehrfachen kurzem Nicken: »Los jetzt! Macht zu! Beim Sägen und Aufladen geht Ihr mir ja zur Hand!«

    Hannes Bechthild blieb nichts anderes, als einzuwilligen, denn so war es besprochen. Und nach einem »Hü! Ihr Braunen!« setzte sich das Gefährt in Bewegung und er schwenkte die Tiere auf die zugefrorene Ingvalsfurter Aa. Der Zufluss zum »Vater Ingval«, wie die Joborner den großen Grenzfluss ehrfurchtsvoll und mit Respekt nannten, war im Sommer nur zum Transport der Steineichenstämme zu gebrauchen. Und jetzt mitten im Winter, wo der Frost den geringen Wasserstand bis auf den Grund durchgefroren hatte, bildete die Aa eine der wenigen Straßen in diesem Gebiet der Freiherrschaft. Nach einer Weile, in der Hannes auch beeindruckt von der körperlichen Größe des Mannes neben ihm geschwiegen hatte, getraute er sich doch zu fragen: »Thoralf, ist das Eure erste Reise zu den Steineichen?« Der Angesprochene drehte den Kopf, öffnete den Mund und brüllte: »Huhh!« Hannes erschrak so sehr, dass er kopfüber vom Kutschbock fiel. Sein Sturz auf das harte Eis wurde doch neben seiner dicken Kleidung von einer Schneeschicht gedämpft. Und weil er die Zügel festgehalten hatte und seine Kaltblüter zu dem immer einen ruhigen Schritt liefen, passierte nicht weiter. Die Pferde bleiben stehen und der Thorwaler brüllte vor Lachen in die mondhelle Nacht des Hesindemondes. Hannes stand auf, klopfte sich den Schnee aus den Kleidern, setzte sich auf den Kutschbock und brummelte: »Das war jetzt nicht nett!« Thoralf polterte immer noch sein Lachen und entgegnete mit einem Klapps auf das benachbarte Bein von Hannes: »Nun ein Orkjäger seit Ihr nicht.« Hannes merkte den Schlag sofort und wusste, morgen würde dort ein blauer Fleck prangen und dachte sofort an die Warnung des Weisen. Doch etwas trotzig entgegnete der Fuhrmann: »Vor Orks habe ich keine Angst!« Das belustigte den Thorwaler so sehr, dass er noch lauter lachen musste und Hannes seinen angewinkelten Ellenbogen in die Seite rammte, wo von der fast erneut vom Kutschbock gefallen wäre.

    »Nein«, sagte Hannes eigensinnig und versuchte beim Reden die Lautstärke anzuheben, »wir Andergaster wissen, wie man mit Orks umgehen muss.« Diese Antwort versetzte Thoralf in einen richtigen Lachanfall, wobei er sich diesmal mit beiden Händen auf seine Oberschenkel klopfte. Hannes zuckte bei jedem Schlag zusammen, denn der gesamte Kutschbock erzitterte unter dem lautstarken Getöse seines Nachbarn. Als Thoralf Wengarsson eher aus Luftknappheit das Lachen beendete, sagte er: »Oh Fuhrmann, Ihr seit der merkwürdigste Andergaster, der mit je untergekommen ist, aber lustig ist es schon und meine Beine sind jetzt richtig war.«

    Ein wenig stieg aus Trotz die Entrüstung in Hannes hoch. »Wieso merkwürdig?« fragte dieser, doch weiter kam er nicht. »Mit welcher Waffe wollt Ihr denn einen Ork verschrecken, wenn dieser hier auftauchen sollte?« witzelte der Thorwaler, dem die Fahrt langsam Spaß zu machen schien. »Waffe? Ich habe einen Knüppel aus Steineiche mit Nieten …« die weiteren Worte, dass es ja ausreiche, konnte Hannes nicht mehr aussprechen. Thoralf musste sich nach einer weiteren Lachsalve, die zum Glück seinen Nachbarn verschonte, sogar eine Träne aus dem Auge wischen. »Einen Knüppel … ha, ha, ha!« »Nun was ist denn an einem Knüppel so schlechtes?« fragte Hannes und fügte noch an, dass er als Fuhrmann keine „Waffen vom Stande“ tragen dürfe und sagte noch etwas trotzköpfiger als vorher: »Bei uns in Andergast zählt selbst ein Schwert als „Waffe vom Stande“.« Doch diesmal sagte der großgewachsene, breitschultrige Mann neben ihm nichts. Er schien nachzudenken, über Schwert und „Waffen vom Stande“. Diese Pause wiederum nutze Hannes, immer auf seinen beiden Braunen und dem Weg auf der zugefrorenen Aa schauend, und sprach weiter: »Wir sind oben am Steineichenwald Nachbarn mit den Orks. Wir hier in den Wäldern akzeptieren die orkische Lebensweise, ihre Kriegskultur. Und ich habe immer mehrere Kupfermünzen dabei!« Jetzt zeigte Thoralf Verblüffung: »Was soll das Kupfer, ein oder mehrere Golddukaten, das ist Geld!« Dabei rieb er Daumen und Zeigefinger so, als wenn er das Geld bereits zählen würde. »Entschuldigt Thoralf «, sagte Hannes vorsichtig und weil er nicht unterbrochen wurde in doch sehr leiser Weise: »Da habt Ihr scheinbar keine Ahnung. Die Orks tauschen die Kupfermünzen und das ist besser als eine große Waffe.«

    »Mmh!« entgegnete der Thorwaler. Er rieb sich sein Kinn, schaute zum Fuhrmann und fragte anschließend: »Und welche Dinge habt Ihr Euch für mich zurechtgelegt?« Hannes erfreut, dass es langsam gelang den Thorwaler in ein Gespräch zu bringen, antwortete nach einem prüfenden Blick auf den Verlauf der zugeschneiten Ingvalsfurter Aa: »Ich habe eisblaue Socken angezogen.« »Was habt Ihr?« wollte Thoralf wissen und prustete dabei in eine Faust, die er noch schnell vor seinen Mund bekam. »Ja, ich habe eisblaue Socken angezogen. Denn ich habe jetzt mehrfach Thorwaler in das Quellgebiet der Aa gefahren und hatte jedes mal diese Strümpfe an. Es ist mir nichts passiert.« erklärte Hannes mit festem Blick. »Ist jetzt nicht der Ernst«, witzelte Thoralf. »Doch, es hilft!« behauptete Hannes und fügte noch an, dass er nicht alleindarauf gekommen sei. Vom Dorfbüttel habe er den Tipp im vorletzten Sommer erhalten. Zuerst habe er geargwöhnt, ob das gut gehen könnte. Doch dann habe seine Frau Siglinde, die er um Rat nachgesucht hatte, die Farbe vorgeschlagen wegen der Jahreszeit, passend zu Eis und Schnee. Denn zu dieser Zeit kamen ja immer die Nordmänner und auch der Weise vom Walde hatte keine Einwände. »So habe ich es ausprobiert. Was mehrfach gut geht, warum soll das nicht helfen«, sagte der Fuhrmann jetzt selbstbewusst.

    Thoralf Wengarsson hatte schon viel über die Einfältigkeit und den Aberglauben der Andergaster gehört. Aber, ihm einen kräftigen, kriegserfahrenen Söldner, versiert im Suchen von besonderen Hölzern, mit eisblauen Socken zu kommen, hatte er nicht für möglich gehalten. Und so grübelte er über das gerade Erlebte und so schlief das gerade begonnene Gespräch wieder ein, bis Hannes nach einiger Zeit aufschrie: »Ein Firunsbart!« Dabei zeigte mit der Hand an die linke Seite des Ufers. »Gebt Ruhe, dort ist das Wasser gefroren«, sagte der Thorwaler und wunderte sich nach den vorherigen Erklärungen überhaupt nicht mehr.

    Hannes entgegen rätselte, der jetzt auch das Eis erkannte, ob es schon eines der Zeichen sein konnte, von dem gestern der Weise des Waldes gesprochen hatte. Der Fuhrmann prüfte in Gedanken noch einmal das Gespräch mit dem Sumen. Doch da waren Erklärungen des Weisen, den er schon oft zu vermeintlich im Wald gesehen Wesen befragt hatte. Der Fuhrmann erinnerte sich an die Worte, dass beim Mond der Hesinde die Säfte der Eiche bereits abgestiegen seien, das Holz weniger nach dem Schlagen „arbeiten“ würde. Zumal heuer eine seltene Konstellation der Sterne zu verzeichnen wären, hatte der Weise nachdenklich berichtet. Denn der Planet Nandus würde zum Hesinde Mond günstig stehen und solches Kernholz der Steineiche hätte bei Waffenhandwerkern einen sehr hohen Wert. „Mondholz“ hatte der Weise gesagt, „Mondholz“ würden sie schlagen, doch er sollte auf „Merkwürdiges“ achten. Und aus diesen stillen Überlegungen fragte er: » Thoralf, warum seit Ihr nicht bei den ersten Nachtfrösten gekommen?« »Bei den ersten Nachtfrösten?« wiederholte der Thorwaler, »wo das satte Grün des Steineichenwaldes rostroten Tönen weicht?« »Ja, genau zu diesem Naturschauspiel«, frohlockte Hannes, der glaubte, endlich den Gesprächsfaden wieder aufgenommen zu haben. Thoralf schüttelte den Kopf, sagte aber dennoch: »Weil nur heute für eine Stunde im Monat des Frostmondes, bei Vollmond, ein kleiner milchblauer Stern die Bahn kreuzt. Und das ist ein besonderer Zeitpunkt für Krechtholz, denn es behält sein Volumen, ist besonders hart, aber zugleich griffig. Und das ist bei Waffen besonders wichtig.« Hannes war über die Lebensklugheit seines Weisen vom Walde ein weiteres Mal erstaunt und nahm sich vor behutsam zu sein und antwortete aus Höflichkeit: »Ihr meint Nandus mit dem Stern, der den Mond der Hesinde kreuzt.« Thoralf nickte nur und fragte dann mit einem Blick auf die Sterne und den Mond, die über den Wipfeln der Bäume ihr Licht auf dem gefrorenen Zulauf verteilten: »Wie lange noch?«

    »Sind gleich da«, antwortete der Fuhrmann und zeigt mit der linken Hand auf eine größere freie Fläche. »Hinter dem kleinen Weiher ist der Quellbereich der Aa, dort findet Ihr sehr alte Bäume«, erzählte Hannes. Er kannte die Stelle gut, denn die Ausläufer des Steineichenwaldes reichten schon in dieses Gebiet. Hannes drehte noch auf dem Eis geschickt mit seinen Kaltblütern das Gespann und sein »Brr! Braune! Brr!« zeigte auch dem Thorwaler, dass sie angekommen waren. »Hmm, gerade zur rechten Zeit«, brummelte der großgewachsene, breitschultrige Mann, schälte sich aus den Fellen und sprang beherzt vom Kutschbock in den Schnee. Obwohl das Eis an dieser Stelle nicht all zu stark war, krachte es doch gehörig, zudem pflanzte sich das Knacken und Knirschen über die nächsten Hunderte von Metern des Ingvalsfurter Zulaufes fort. Hannes saß erstarrt zu einer Salzsäule auf dem Kutschbock und dachte nur: »Ist das jetzt das Zeichen, was der Weise meinte?« Doch er kam nicht weiter. Thoralf griff sich die Holzfälleraxt mit der einen und Hannes mit der anderen und sagte lauter werdend: »Wenn der Herr Andergaster die Schrotsäge mitbringen könnte!« Das tat der deutlich verunsicherte Hannes dann auch. Während dessen schritt der großgewachsene, blondhaarige Mann mit der Holzfälleraxt, die eine beachtliche Stiellänge aufwies, zu den Bäumen. Er klopfte mit der stumpfen Seite des Beiles auf die Borke der Stämme, wiederholte es mehrfach und sagte: » Dieser wird es!« »Seit Ihr da sicher?« fragte Hannes erstaunt über die Wahl. »Klar! Da bin ich mir sicher, so wie ich am ersten Tag im Friskenmond eine Blutulme mit dieser Axt gefällt habe!«

    »Bei Hesinde! Ihr habt ihren Baum gefällt?« erschrak Hannes. »Ihren Baum, so ein Quatsch! Am ersten Friskenmond gefälltes Holz brennt nicht und das ist genau das, was man für einen Magierstab braucht und was diesen sehr veredelt. Und jetzt geht beiseite …« sagte der Thorwaler noch, schwang die Holzfälleraxt Kopf hoch aus und lies diese ein weiteres Mal prüfend mit aller Wucht mit der stumpfen Seite auf die Rinde der Eiche krachen. Der Schlag war kraftreich ausgeführt. Doch als die Axt gegen den Baum knallte, splitterte der lange Stiel und der Thorwaler stürzte mit dem Schwung kopfüber in den Schnee.

    Hannes erschrak zu tiefst. »Du heiliger Strohsack!«, sagte er noch sorgenvoll und sank in den Schnee auf die Knie und schaute auf den Mond und flehte bei Hesinde und Nandus um Vergebung, dass er an so einer verruchten Tat beteiligt war. Thoralf lachte nur, als er aus dem Schnee wieder hochkam und den vor Angst schlotternden Andergaster sah. Er holte seine Orknase vom Wagen und wollte beginnen den Baum zu fällen. »Bei den Zwölfen, lasst ab von dem Baum«, flehte der Fuhrmann, der glaubte das vom Weisen genannte Zeichen erkannt zu haben. »Lasst ab, nehmt einen anderen!« »Papperlapapp!« sagte der Thorwaler und schwang die Orknase. Doch er kam nicht zum Schlag. Hannes voll Argwohn vor dem Unbekannten, was jetzt folgen sollte griff in die Hand von Thoralf und lenkte so die schwere thorwaler Kampfaxt ab. Und er sagte mit allem Mute der Verzweiflung: »Lasst ab! Wenn nicht, ist die Absprache ungültig, ich werde nicht helfen, weder beim Sägen noch beim Aufladen, noch zusehen, wie Ihr mit dem Bratspieß den Baum fällt!« »Bratspieß zu meiner Kampfaxt«, brauste Thoralf hoch, fing sich aber erstaunlich schnell wieder. Denn ein Blick auf den Mond brachte ihn zu seinem Ziel zurück. »Dann wird es dieser!« brüllte der Thorwaler und schlug die Kampfaxt mit einem »Weg mit dem Andergaster!« tief in die Rinde. Die Eiche erzitterte, Schnee kam in Stücken aus der Krone, doch das störte jetzt Thoralf nicht. Hannes hingegen wurde von Schlag zu Schlag kleinlauter, denn er sah die gewaltige Kraft, die er in Worten gelockt hatte und die nun sich tiefer und tiefer, splitternd, krachend in den Baum grub. Als die Kerbe groß genug war, hörte er nur »Schrotsäge!« Beim anschließenden Ziehen der Säge wusste Hannes, dass er eigentlich nur auf der anderen Seite das Gleichgewicht des Blattes hielt. Schließlich tönte es: »Baum kommt!« Und dann stürzte die Steineiche in den Schnee und ihre Äste krachten auf das Eis. In diesem Moment schaute Thoralf in den Himmel und prüfte Mond und Sterne. Er sah wild aus. Die Orknase in der Rechten, die blonden Haare wild durcheinander, der Kopf in rötlichen Farben und das Mondlicht ließ die Zähne schaurig funkeln, doch er begann zu lächeln. Seine Körperhaltung entspannte sich und dann lachte der Hannes Bechthild zu: »Aufladen, wir sind gerade noch rechtzeitig fertig geworden!«

    Obwohl durch sein Tun eine andere Eiche gefällt wurde, handelte der Fuhrmann beim anschließenden Aufladen und bei der Rückfahrt, als wenn er neben sich stehen würde. »Welch ein Unglück, welch ein Unglück!« zweifelte er an den Dingen. Als sie im Dorf beim Lichte des Vollmonds am frühen Morgen ankamen, er seinen Lohn erhielt und sich knapp von dem Thorwaler auf den folgenden Mittag verabschiedete, sagte Thoralf Wengarsson mit einem Grinsen im Gesicht: »Dann wirst Du Dir jetzt wohl bei Thorwalern keine eisblauen Socken mehr anziehen!« Und liest so den verdutzt dreinschauenden Andergaster mit einem Klaps auf den Rücken neben seinen beiden Kaltblütern stehen und lachte auch noch, als er hinter sich die Tür zum Gasthof bereits geschlossen hatte.



    Quellen: http://www.wiki-aventurica.de/wiki/Andergast | http://www.andergast.de | http://www.anderwelt.ch/Joborn1.htm - Karte der Freiherrschaft Joborn | http://escape-pod.net/das-schwarze-auge/andergast

    P.S. Der Beitrag ist eine Übernahme aus dem DSA-Wettbewerb • Juli 2012

  15. #215 Zitieren
    MisterXYZ
    Gast
    Sandor stand wie so oft oben im Frettchen am Fenster, ein helles Ferdoker in der Hand, und schaute in den Regen, der seine feuchte Last unablässig auf den Ferdoker Straßen entleerte. Viele Menschen waren bei diesem Wetter nicht mehr auf den Straßen zu sehen. Er hatte zwar von einigen Händlern gehört, die auch im stärksten Regen Wetter und Krankheit zum Trotze ihren Stand nicht verließen, um nicht einen möglichen Kunden zu verpassen, aber von seinem Fenster aus hätte Sandor sowieso keinen der Stände erspähen können, da diese allesamt außer Sichtweite lagen. Die Taverne war zu diesem frühen Abend zum Zeitpunkt der Dämmerung schon vergleichsweise voll, bis auf einen der Tische waren alle Plätze besetzt und doch strömten immer wieder weitere Gäste zum Eingang hinein. „Das muss am Wetter liegen“, dachte er. „Oder an dem Mord, der sich kürzlich zugetragen hat.“

    Der alte Eelko, ein Obdachloser aus Fernhain, war tot aufgefunden worden und so wie es aussah, gab es noch keinen Hinweis auf den Täter. Diese kleine, aber nicht unerhebliche Tatsache, bestärkte natürlich nicht unbedingt das Vertrauen in die Obrigkeit, zumal kurz nach dem Fund des Leichnams Gerüchte die Runde machten, wonach Eelko schrecklich zugerichtet worden sein sollte. Manche sprachen von abgetrennten Gliedmaßen, andere von einem abgeschlagenen Kopf und weitere schworen Stein und Bein, dass dem Bettler sogar das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen sein worden sollte. Dann gab es wiederum welche, die erzählten, dass dem armen Eelko alle diese Dinge auf einmal widerfahren sein sollten. Da sich der Mord in der Dämmerung zugetragen hatte, suchten viele Einwohner Ferdoks Schutz in der abendlichen und nächtlichen Gesellschaft anderer Leute und so war es die letzten Tage übermäßig voll im Frettchen gewesen, worüber sich Wirt Schotterbusch geschäftsbedingt sehr gefreut hatte. So sehr, dass er sogar, ganz entgegen seiner Gewohnheit und Natur, Sandors Freundin Aline, die als Schankmagd im Frettchen arbeitete, eine hübsche Summe als Bonus gezahlt hatte. Aline hatte sich sehr darüber gefreut und war die letzten Tage bester Stimmung gewesen und das wiederum freute auch Sandor sehr. Etwas hatte er ihr noch dazu gegeben und dann hatten sie ihr eine wunderschöne, relativ wertvolle Kette mit einem neckischen Anhänger gekauft, der, wie Sandor fand, ihre einzigartig schönen blau-grünen Augen, in denen er sich regelmäßig verlor, nur noch mehr betonte.

    Als er freudig die Stimmen weiterer Neuankömmlinge in der Taverne vernahm, drehte Sandor sich um und trat weg vom Fenster, denn gut die Hälfte seiner Mannschaftskameraden, der Flinken Frettchen, war nun eingetroffen. Sandor ging in Richtung Theke, um sie zu begrüßen und ihnen dort Gesellschaft zu leisten. Einen kurzen Blick auf Aline konnte sich Sandor dabei allerdings nicht verkneifen und sie sah seinen Blick, sah, dass ihm gefiel, was er sah, lächelte wissend und wandte sich weiter den Gästen am größten Tisch der Taverne zu seiner Rechten zu. Kaum waren seine Kameraden von den Frettchen vor wenigen Augenblicken eingetreten gewesen, hatten sie auch gleich schon eine Runde Ferdoker bestellt und Aline und Schotterbusch kamen, auch aufgrund der vielen Gäste, kaum mehr mit der Bedienung und dem Nachschenken nach. Natürlich tranken sie Ferdoker und nicht diesen Kram aus dem Mittelreich. „Ein wahrer Ferdoker trinkt auch nur ein Ferdoker!“, pflegten sie zu sagen und wer würde es wagen, ihnen zu widersprechen, wo sie doch diejenigen waren, welche die Fahne Ferdoks im Imman hochhielten. Sandor lächelte belustigt in sich hinein, diese hier waren sicher nicht wegen des Wetters oder des Mordes gekommen. So war es richtig, auch Sandor ließ sich keine Angst machen, er war der „Drache“, 13 Jahre nun schon und er würde sich nicht so einfach das Herz heraus reißen oder den Kopf abschlagen lassen oder was sich die ängstlichen Ferdoker sonst für Schauermärchen ausdenken mochten.

    Heiter begrüßte er zunächst Hajo, einen jüngeren Spieler, der noch nicht lange in der Mannschaft spielte, ihm von seinem Standpunkt aus gerade am nächsten stand und machte sich dann sogleich daran, dies bei allen seinen Mannschaftskameraden zu wiederholen. Als er einen jeden begrüßt hatte und sich ein wenig unterhalten hatte, einigte man sich auf ein kleines Trinkspiel am späteren Abend und bevor Sandor sich in Richtung Aline aufmachte, sagte er noch, etwas lauter, in Richtung Wirt gewandt: „Noch drei helle Ferdoker für jeden von uns und auch für alle übrigen Gäste, die dies wünschen. Geht dann auf mich.“ Die Männer lachten oder applaudierten und Schotterbusch stöhnte. Sandor zahlte schnell und legte noch ein üppiges Trinkgeld drauf, auch weil er wusste, dass es dem Wirt nicht gefallen würde, wenn er seine Bedienung nun für wenige Minuten von der Arbeit abhalten würde. Aber sie hatten es öfter so gehalten, auch wenn Schotterbusch sehr eigenbrötlerisch und kauzig wirkte, so akzeptierte er es stets, diese wenigen gemeinsamen Momente während ihrer Arbeitszeit. Schotterbusch und Sandor kannten sich nun schon seit so vielen Jahren und zweiter war der Star des Teams, das den Namen der Taverne trug. Ohne die Taverne hätte es kein Team gegeben und ohne das Team wären deutlich weniger Gäste in der Taverne. Für beide Seiten eine lohnende Partnerschaft.

    Sandor gab Aline durch ein kurzes Nicken zu verstehen, dass er mit ihr reden wollte und sie setzten sich auf einen der wenigen momentan freien Plätze hinten an der Wand. Aline lehnte ihren zarten Kopf an seine starke Schulter und schloss die Augen, wie sie es öfter tat. „Ich kann heute Abend nicht noch mit zu Dir kommen“, sagte sie, „es wird spät werden und es sind viele Leute da. Dann werde ich zu müde sein, um zu irgendetwas zu gebrauchen zu sein.“ Sie hätte das nicht sagen müssen, Sandor hätte es auch so gewusst und er hatte vollstes Verständnis dafür. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte nur: „Na, Hauptsache, Du schläfst uns hier jetzt nicht ein.“ Sie lächelte nur und schmiegte sich enger an ihn. Friedlich saß sie da, an ihn gelehnt, mit den roten Wangen, ihrer weichen Haut, ihren auch geschlossen schönen Augen, den wohlgeformten, kleinen Ohren und dem goldenen Haar. In solchen Momenten wurde Sandor klar, wie sehr er Aline liebte und wie sehr er auch wiederum froh war, jemanden um ihn zu haben, der ihn so liebte, wie sie es tat. Es war nicht nur, dass Aline für ihn die schönste und stilvollste Frau in ganz Ferdok war, nein er war auch froh, jemanden gefunden zu haben, dem er sich anvertrauen konnte, mit dem er auch mal über Dinge sprechen konnte, die ihn beschäftigt hatten. Klar, über einige dieser Sachen konnte er auch mit seinen Mannschaftskameraden sprechen oder hatte dies früher auch immer mit Lares getan, als dieser noch Ausbilder der Frettchen war. Aber Lares war nicht mehr Ausbilder der Frettchen, sondern Anführer der „Bürgerwehr“, wie er es nannte und mit den anderen besprach er eher allgemeinere Dinge. Auch und gerade aufgrund seiner Stellung in der Mannschaft und sogar in ganz Ferdok fiel es Sandor schwer, sich anderen Menschen zu öffnen. Er kam mit allen gut aus, verstand es, sich mit Leuten zu unterhalten, auf sie einzugehen, aber wie würden die Leute reden, wenn der „große“ Sandor Kunger, der Held der Ferdoker Frettchen, offen über private Probleme reden würde? Früher, als er hier zu spielen begann, war es leichter, er hatte vieles damals Lares anvertraut. Aber mit dem Aufstieg seines Sternes am Horizont war diese Bürde gewachsen und Sandor hatte sich nie jemandem anvertrauen können und sich manchmal gewünscht, einfach nur ein Spieler unter vielen zu sein. Allerdings ertrug er diese Bürde, obwohl sie ihm nicht behagte, stets tapfer und ehrenvoll. Und dann hatte Schotterbusch Aline eingestellt und für Sandor war wieder die Sonne aufgegangen. Dies war schon einige Zeit her und aus anfänglichem beiderseitigem Begehren war eine vertrauensvolle Liebe gewachsen. Ohne, dass das Begehren nachgelassen hätte, dachte Sandor und lächelt in sich hinein. Durch das Fenster schräg gegenüber sah er, wie der Regen nun in die vollkommene Dunkelheit fiel. Eine Sache allerdings hatte er auch nicht Aline erzählt, wurde sich Sandor nun bewusst. Zumindest nur halb.

    Er griff nach seiner Brust, fühlte den Talisman und atmete erleichtert durch. Trotz dem Lärmpegel, der von den Gästen und insbesondere von den Frettchen ausging, hörte Sandor in diesem Moment nur das stetige Prasseln des Regens auf dem Dach. Damals, vor 13 Jahren, an dem Abend als sein Vater starb, hatte es auch geregnet. Seitdem war es ihm schwergefallen, sich anderen zu öffnen – vielleicht auch DESWEGEN?

    Lange hatte dieser in der kalten Jahreszeit darnieder gelegen, in ihrem einfachen Haus hier am Ugdan-Hafen. Er hatte Fieber, musste husten, konnte das Bett nicht verlassen. Sandor hatte ihn gepflegt, immer in der Hoffnung, dass die Krankheit vorbei gehen würde. In den frühen Jahren seines Lebens war der Vater Abenteurer gewesen, hatte viel von Aventurien gesehen und dabei auch das eine oder andere Abenteuer erlebt gehabt. Später war ihm dann passiert, was wohl den meisten Männern irgendwann einmal passiert, er war nach Ferdok gekommen und hatte dort eine Frau kennen und lieben gelernt. Sie hatten damals noch einige Straßen vom Praiosplatz entfernt gelebt, nicht hier am Hafen, sondern in einem richtig schönen Haus. Die Mutter hatte für einen der reichen Adligen in der Grafenstadt im Haushalt gearbeitet – dort hatte sie der Vater nach einem seiner Abenteuer das erste Mal gesehen und der Vater hatte einiges Geld von seinen Abenteuern über gehabt und dann einen Nebenverdienst als Spitzel bei der Stadtwache angenommen. Irgendwann, in einer Zeit, an die Sandor sich nicht mehr erinnern konnte, musste dann Vaters Leben aus den Fugen geraten sein, er hatte seine Frau und Sandor seine Mutter verloren. Der Vater arbeitete nicht mehr für die Stadtwache und musste eine schlecht bezahlte Arbeit im Hafen im ehrwürdigen Handelshaus Stoerrebrandt als Kistenschlepper annehmen. Er hatte allerdings das Glück gehabt, dass er aufgrund seiner kräftigen Statur mehr Kisten zu schleppen vermochte als die anderen Arbeiter, sodass er immer eine kleine Prämienzahlung erhielt, die ausreichte, um zusätzlich zum kleinen und schlecht verdichteten Haus am Hafen auch noch seinen Sohn, ihn, Sandor, aufzuziehen. Die Kraft seines Vaters war unter allen Arbeitern der Stoerrebrandts legendär und wurde ihm nicht geneidet, sondern gegenteilig, sogar so sehr geachtet, dass man ihn dort nur noch den „Drachen“ nannte.

    Seit einigen Tagen allerdings verließ den „Drachen“ seine Kraft und der gerufene Geweihte hatte Sandor sachte darauf vorbereitet, dass seine Anstrengungen am Ende nicht zum Erfolg führen würden. Bleiern trat Sandor ins Zimmer seines Vaters, hörte das Prasseln der Lunge seines Vaters, das sogar das stetig höhlende, tönende Tropfen des Regens übertönte und wechselte behände die Kerze am Nachttisch seines Vaters. Die teuren Fackeln, welche den Reichen zur Verfügung standen, hatten sie sich schon lange nicht mehr leisten können. Sandor setzte sich neben seinen Vater auf den alten Schemel, betrachtete den schwachen, noch kämpfenden Körper und hörte auf das höhnische Trommeln des Regens. Während der Atem seines Vaters immer schwächer ging, füllten sich seine Augen mit großen, schweren Tränen, die Sandor gar nicht erst zu unterdrücken versuchte. Während das Licht der Kerze vor seinen Augen zu einem großen, leuchtenden Kreuz verschwamm, vernahm er ganz leise, kaum hörbar, die schwache, aber wohlbekannte Stimme seines Vaters.

    Sandor stand auf und beugte sich dicht zu seinem Vater hinab. „Nicht reden“, sagte er, „Du brauchst Deine Kraft noch.“ „Komm noch etwas näher, Sandor“, sagte der Alte und dieser tat, wie ihm geheißen. „Meine Kraft schwindet, das wissen wir doch beide nur zu gut. Jetzt ist die Zeit gekommen für Dich, etwas zu erfahren, das ich längst in der Vergangenheit begraben glaubte. Du bist noch ein Kind, aber das, was ich Dir jetzt erzähle, wirst Du brauchen, um schnell ein Mann zu werden.“ Eitriger Schleim tropfte ihm aus der Nase und Sandor erhob sich, um schnell ein Tuch zu holen. „Nicht“, flüsterte sein Vater und hielt ihn fest. Sandor setzte sich, die Augen voller Tränen. „Weine nicht“, sagte der Vater, „denn manchmal kann ein Ende auch der Anfang von etwas neuem sein. Du wirst an meiner statt unser Erbe weiter führen und ich werde Dir sagen, was Du wissen musst, um nicht die gleichen Fehler zu begehen, die ich einst beging. Nimm mir meinen Talisman ab und hänge ihn Dir an meiner statt um den Hals!“

    „Aber Vater“, entgegnete Sandor, „den hast Du immer getragen, solange ich denken kann, den werde ich Dir jetzt sicher nicht kurz vor Deinem Tode wegnehmen, ich weiß doch, wie sehr Du daran hängst.“ Die unwirsche Reaktion seines Vaters überraschte ihn. „Tu, was ich Dir sage, verdammt!“, zischte er und Sandor tat, wie ihm geheißen. Er fühlte sich auf einmal etwas besser, hatte die Kraft, seine Tränen zu unterdrücken. Als er wieder auf seinen Vater blickte, zuckte er erschrocken zusammen. Dieser wirkte auf einmal noch schwächer und gebrechlicher als vorher. „So … ist es gut.“, brachte er zustande. „Und nun höre … bevor es zu spät ist:

    Diesen Talisman erhielt ich einst von meinem Vater und dieser von seinem Vater. Er ist das Erbstück ... unserer ... Familie und wird uns in jeder Generation schützen und stärken. Eine alte Geschichte unserer Familie besagt, dass … der Talisman einst von einem unserer Vorväter aus einer Drachenschuppe gemacht wurde. Der Schuppe eines Drachens … den eben dieser Vorvater getötet hatte. Dieser Talisman war es, der mich aus dem Leben eines einfachen Stalljungen zum Abenteurer werden ließ, der mich zahlreiche Schätze erbeuten ließ, der einen schwächlichen Jüngling zu einem starken Mann werden ließ. Ihn nicht zu tragen, ist ein schlechtes Omen. Es bringt unserer Familie Unglück!“

    „Aber Vater, woher willst Du das denn wissen, wenn Du ihn doch immer getragen hast?“, sagte Sandor und beugte sich noch etwas weiter hinab, da die Stimme seines Vaters jetzt fast ganz zu versagen schien. „Weil ich gesehen habe, was passierte, wenn ich es … nicht tat.“ Die Stimme seines Vaters schien nun nicht nur durch das Bevorstehende, Unvermeidliche, brüchig, sondern auch zusätzlich bleiern. „Vor elf Jahren fiel mir der Talisman vom Hals, nahe des Praios … Platzes , direkt hinein in die Kanalisation. Ich hatte einen wichtigen … Auftrag der Stadtwache zu erfüllen und musste schnell weiter, nahm mir aber vor, ihn am nächsten Tag zu holen … An diesem einen Tag, den ich nicht den Talisman trug, habe ich meine Arbeit, mein Haus und meine Frau, … Deine Mutter verloren. Ich wurde bei meiner Tätigkeit als Spitzel enttarnt und festgehalten, sie sagten, sie würden Fenia nichts tun, wenn sie nach Hause käme, wenn ich kooperieren würde. Aber die Stadtwache … hatte mitbekommen, wie sie bei uns zu Hause eindrangen und stürmten das Haus … das letzte, was die Handlanger taten, bevor sie selber starben, war Fenia zu töten. Ich selber wurde dann befreit, die Stadtwache war schnell unten am Hafen gewesen, wo ich ermittelte … bevor dort jemand etwas von den Geschehnissen weiter oben in der Stadt erfahren konnte. Als Spitzel wollten sie mich dann allerdings nicht mehr, da die schnelle Aktion viel Aufsehen erregt hatte und es sich herumgesprochen hatte, womit ich so mein Geld verdiente … das Haus konnte ich mir nicht mehr leisten und auch sonst keiner wollte mich, der zusätzlich noch ein Kind hatte … beschäftigen … hatten Angst, dass ich spioniere oder wegen Dir mal nicht … zur Arbeit … kommen kann. Nur die guten Stoerrebrandts gaben mir eine Anstellung, das muss am Talisman gelegen haben … denn den hatte ich da ja schon wieder … ich war durch ihn noch immer stark und ausdauernd … sie nannten mich den „Drachen“, so st..ark war ich. Ich bekam mehr Gehalt … der Talisman hat uns gerettet, wir führten ein besseres Leben als viele and...ere hier am Hafen, aber meine Schuld hat er nicht ver...gessen. Du musst ihn tragen … ein Kunger … ohne Talis...man, das ist ein bö...ses Omen, es stür...zt u...ns ins Verderben.“

    Die Tränen waren wieder da. Mit erstickter Stimme brachte Sandor nur ein „Ja, das werde ich!.“ zustanden. „Tr....a....ge... ihn mit S....tol...z. Du … b....i....sss.....d....jetzt der Dr....Dr.....Dr...“ Der Wille war da, aber die Kraft fehlte. Er brachte das Wort nicht mehr heraus. „Drache“, sagte Sandor schwer und ein letzter Blick in die Augen seines Vaters verriet ihm, dass er richtig lag. Dann war er fort.

    In den nächsten Jahren schlug sich Sandor als obdachloser Bettler neben anderen Waisenjungen durch. Seine Kraft ermöglichte es ihm, auch die schweren Wetterlagen zu überstehen und er befolgte strikt den letzten Wunsch seines Vaters und nahm den Talisman nie ab. Nur dadurch, war sich Sandor sicher, hatte er es im Gegensatz zu vielen anderen geschafft. Bei einem Spiel Imman mit anderen Herumtreibern seines Alters, er hatte sich da schon fünf Jahre durchgeschlagen, war Lares aufgetaucht. Er hatte ihn zu einem Training bei den Frettchen eingeladen. „Nur zur Probe“, hatte Lares gesagt. „Nur zur Probe“, hatte Sandor überlegen geantwortet. Dabei war es nicht geblieben, Lares hatte sich gekümmert, er bekam zunächst eine Wohnung, wurde jüngster Ferdoker Immunspieler aller Zeiten und musste fortan nie wieder auf der Straße schlafen. Lares war immer wieder aufs neue von ihm beeindruckt und eines schönen Tages sagte er, um auch die anderen anzuspornen: „Hier, seht euch doch mal an, wie der Sandor da immer wieder durchgeht, so müsst ihr das machen. Wie ein ...“ .

    „Wie ein Drache“, sagte Sandor. „Wie ein Drache“, nickte Lares. Seitdem war er der Drache, auch in der Mannschaft und bald schon in ganz Ferdok. Ja, er hatte sich zeitweise blind mit Lares verstanden, der hatte sich gekümmert. Aber Lares war nun der Anführer der Schwarzaugen-Bande und Sandor wieder für sich geblieben – trotz all der Leute um ihn herum. Bis Aline kam. Sie erhob sich langsam neben ihm, um wieder der Arbeit nachzugehen: „Trink nicht zu viel, mein Drache“, sagte sie. „Keine Sorge, ich lasse Dir was übrig“, scherzte er und Aline verdrehte im Spaß die Augen.

    Nun war es Zeit für das Trinkspiel und Sandor setzte sich zu den anderen Frettchen. Das Trinkspiel ging lange – Sandor konnte nicht sagen, wie lange, aber irgendwann musste er austreten. Er warf einen kurzen Blick auf die Straße unter ihm, ging dann hinunter und nahm die Tür zum Hinterausgang.

    Als er sich erleichterte, merkte er, wie ihm sein Talisman entglitt. Panisch versuchte er ihn zu halten, aber er fiel in die Dunkelheit hinein. Irgendwo dort, bei den Kisten musste er sein. „Verdammt, den darf ich nicht verlieren, sonst geht es mir wie Vater“, dachte er und suchte fieberhaft. Während er noch überlegte, wo er weiter kucken sollte, hörte er leise ein Geräusch hinter sich und drehte sich langsam um...





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    Quellen:
    Das Schwarze Auge - Drakensang
    http://www.koschwiki.de/index.php?title=Hauptseite
    http://www.wiki-aventurica.de/wiki/Hauptseite
    http://drakensang.wikia.com/wiki/Drakensang_Wiki

  16. #216 Zitieren
    Halbgott Avatar von Tomatensuppe
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    Schlacht bei Ochs und Eiche


    Gerim flogen die Schneeflocken um die Ohren.
    Es war eine dumme Idee gewesen dem Aufruf Thesia von Ilmenstein zu folgen.
    Er gehörte nur zur Landwehr und hatte die Hosen gestrichen voll.
    Von Ilmenstein hatte kaum mehr als 200 Streiter,davon mehr als die hälfte unerfahren und kaum kampftauglich, wie er selbst.

    Auf der Gegenseite standen fast doppelt soviele Kämpfer.
    Und sie hatten auch Oger dabei.
    Gerim war nur ein Fischer, ohne jede Kampferfahrung.Obwohl er nicht der kleinste war, hatte er noch jemanden was getan.
    Sein Weib Arigund hatte ihm eine Kappe aus Lederresten genäht und seine Jacke aus Leinen mit Flicken am Bauch und Schulter verstärkt.
    Das war seine Rüstung.
    Als Waffe hatte er eine verstärkte Mistgabel und einen Knüppel, eigentlich mehr ein dicker Ast.
    Gerim hatte Hunger.
    Damit hatte er sein ganzes Leben verbringen müssen.Obwohl er als Fischer genug fing, waren die Abgaben einfach zu hoch.
    Sein erster Sohn war im Kindbett gestorben,die Tochter danach am Fieber,die Zweite war am Leben, aber dünn...

    Für die Praios gefälligen Abgaben versprachen die Lehnsherren Schutz vor Tot und Plünderei.
    Aber Gerim fragte sich warum er dann hier stand.....und zwar in der ersten Reihe, die Berufssoldaten,Söldner und Ritter noch hinter sich.
    Am liebsten wäre er wieder in sein Dorf gegangen und den Herren ihren Zwist zu überlassen den er eh nicht verstand.
    Aber die Kriegsknechte hauten jeden tot, der sich entfernte.

    Wenn es wenigstens was zu essen gegeben hätte und er keinen Hunger mehr hätte...

    Der Zauberer Pirmakan von Scherpinskoje war die einzige Hoffnung für die Landwehr gewesen.
    Der füllige Magier hatte den einfachen Leuten Mut zugesprochen und Hilfe versprochen.
    Ein wenig Mehlpampe hatten sie darauf bekommen.

    Jetzt stand Gerim hier und es schneite.
    Ihm war kalt und er hatte Hunger.
    Ein junger Ritter und ein Weibel hatten Ansprachen gehalten.
    Mut,Rondra und Tapferkeit...Gerim hätte das warscheinlich auch gesagt wenn er ein Pferd und eine Rüstung gehabt hätte, mit ein paar Bauern die den Feind abfangen.
    Die Herren sprachen von Freiheit und Mut...Er hatte nichts davon.
    Sein linker Nachbar in der Reihe war ein junges Mädchen mit einem Spieß und Feuer in den Augen.
    Der rechte Nachbar schien es besser zu wissen.Ein Bauer mit lahmen Bein.
    " Wenn die Schlacht onfang lass ih mi fallen, könne die dreck Säck unter si machen, die Säck ".

    Gerim hielt das für klug.

    Als die Schlacht losbrach und die Landwehr in die Reihen der Gegner getrieben worden war...natürlich von den tapferen...
    Schaffte es Gerim dem Schlachtfeld im Schneesturm zu entwischen, ohne jemanden zu töten.
    Viele hielten das feige, er aber für gut.

    Und die Moral von der Geschicht ?

    Misch dich nicht in andere Leute Sicht und vertrau auch nicht, den dies nimmt die Sicht

    Geändert von Tomatensuppe (05.11.2012 um 21:17 Uhr)

  17. #217 Zitieren
    General Avatar von Jul25
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    Nein die Schlacht war damit noch lange nicht vorbei... Ich habe an jenem Tag viele Leben genommen, denn die Schlacht hatte gerade erste begonnen.

    Ich riss den Schild hoch und betete still das er halten möge, ich hätte nicht zusagen vermocht wie häufig dieses Stück Holz mir heute schon das Leben gerettet hatte. Keuchend hieb ich mit dem mittlerweile schon schartigen Beil nach dem Mann vor mir, mein Speer war kaum drei Minuten nach dem er das Blut der Magierin gekostet hatte auf der Strecke geblieben und das war eine gefühlte Ewigkeit her. Mit einem dumpfen Knall der im allgemeinen Lärm beinahe unterging traf meinen kraftloser Angriff auf den Schild meinen Gegners, ich wollte nur noch schlafen und der Boden wirkte trotz Leichen und dem blutigen Schlamm überall einladend. Im nächsten Augenblick klingelte es in meinen Ohren, in meinem Blickfeld tanzten Sterne und der Boden kam immer näher, noch ehe ich ihn erreichte war es dunkel um mich.

    An jenem Tag habe wie so oft nur durch pures Glück überlebt. Jeder der behaubtet eine solche Schlacht durch Können überlebt zuhaben ist ein Lügner... Ein verirrter Pfeil, eine Sekunde der Unachtsamkeit, ein falscher Schritt auf dem blutigen Feld... Niemand kann das alles die ganze Zeit über im Auge behalten und jeder wird auf dem Feld Fehler machen.

  18. #218 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Aydan
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    In bosparanischen Tiefen

    [Bild: 9h00.jpg]

    Da es ein wenig her ist, seitdem ich von Grimmaschs Abenteuer berichtet habe, hier eine kleine Zusammenfassung:
    Zuletzt war das Quartett, bestehend aus Grimmasch, Forgrimm, Cuano und Jakoon kaum voran gekommen. Ardo liegt nach dem Giftattentat an der Zollfeste immer noch bei den Elfen in ihrem Baumdorf, und dämmert so vor sich hin. Allerdings hat sich heraus gestellt, dass die Elfen nun doch von einem Wunderheilmittel wissen. Es soll in einem bosparanischen Bauwerk verborgen sein, dass just dieser Elfen Clan seit Ewigkeiten bewacht. Irgendwo ist anscheinend ein Schutzschild kaputt gegangen, und eigentlich wollten sie Klempner rufen, die dort nach dem Rechten sehen sollten, aber da sie knapp bei Kasse sind, und das Eingangs erwähnte Quartett nun gerade vor Ort war, entschieden sie sich für die billigere Variante, und schickten die vier mit dem vagen Hinweis dort rein, es gäbe da eventuell ein Heilmittel für Ardo. Falls sie nicht raus kämen, könnte man immer noch die Klempner rufen.
    Auf dem Weg dort hinunter begegnete ihnen unter anderem ein Druide, der sie quasi zu einem Feldexperiment über Angst zwangsrekrutierte. Dabei erwähnte er auch, dass es eine andere Probandengruppe gäbe, die bereits vor Ort wäre. Just in dem Augenblick, in dem die Geschichte hier nun weiter geführt wird, haben Grimmasch, Forgrimm, Cuano und Jakoon die anderen Versuchsteilnehmer entdeckt.

    Schmollendes Schweigen war die Antwort auf diesen Anschnauzer. Cuano bedeutete uns in Deckung zu bleiben, und schlich sich um die letzte, zersplitterte Säule herum, die den Blick auf den Innenhof versperrte. Aus der Richtung der Probandengruppe 1 drang genervtes Gemurmel. Forgrimm und ich spähten vorsichtig um die Ecke, während Jakoon uns von hinten anstupste und zischelnd fragte: „Was ist? Was seht ihr?“

    Der Innenhof war grösstenteils von Gras überwachsen, und in der südlichen Mauer war ein gewaltiges, verschlossenes Tor eingelassen. Davor standen jeweils links und rechts zwei Podeste, vor denen sich eine recht bunt zusammen gewürfelte Gruppe von Frauen stritt. Cuano pirschte durch das Gebüsch an der östlichen Mauer, und schien noch nicht entdeckt worden zu sein. Das Gespräch wurde wieder lauter. „Nivin, es nutzt nichts jetzt wieder auf deinem Standpunkt zu beharren, wir haben das doch schon so oft durch diskutiert. Wenn man Krötenschemel raucht bekommt man nur Albträume und Blähungen, keine Visionen. Das geht selbst aus den Veröffentlichungen von Dr. Q. Salber et al. hervor. Und die sind im Nandurischen Boten publiziert worden, wenn auch nur in der Rubrik Esotherik und Heilfasten.“ „Ihr werdet es ja sehen, wenn wir vor ihrer Statue stehen, werdet ihr mir glauben.“ Allgemeines, stöhnendes Seufzen und Augenrollen. „Ich schlage vor, wir stimmen darüber ab, dass wir diesen Diskussionspunkt nicht noch einmal ansprechen, bevor die anderen Ortsgruppen von ihrer Suche zurück gekehrt sind. Wer dafür ist hebt die Hand...*murmelnd* eins, zwei, …. *wieder laut* Der Antrag wurde mit 6 zu 1 Stimmen angenommen. Ich schlage vor, wir widmen uns in der verbleibenden Zeit wieder dem Thema männlicher Hyperaktivität bei gesenkter Hirnleistung in Anwesenheit weiblicher...“

    Jakoon stuptste Forgrimm so hart mit seinem Stab in den Rücken, dass Forgrimm der Helm in die Stirn rutschte. Der drehte sich ärgerlich um und zischelte „Psschshschschtt....“ zurück, während er den zudringlichen Magier mit zunehmender Brutalität daran hindern wollte ihn weiter zu pieksen. Der verhaltene Aufruhr war kaum zu überhören, und die Köpfe der Frauen im Innenhof ruckten unisono herum.
    „Kommt heraus, wer immer da ist! Wir dulden keine herumschleichenden Monster in unserer Gegenwart.“ „Genau... und... und ausserdem sind wir bewaffnet!“ *von hinten murmelnd* „Steck das Brotmesser weg und zieh dein Schwert, Greta... das ist so peinlich.“ *Vor kampfeswut sich schrill überschlagene Stimme* „Lasst ihn mir, ich will ihn KASTRIEREN!!!“
    Cuano versuchte verzweifelt tiefer in sein Gebüsch zu kriechen, während wir hinter unserer Säule stockstill standen, und noch nicht einmal zu atmen wagten.
    „Da drüben hat was im Gebüsch geraschelt, das sind gleich mehrere....“ Nun stellte sich die Anführerin der Gruppe, die vorhin Nivin angeschnauzt hatte, nach vorne und zog ihren Dreizack. „Ich warne euch, egal welche Monster ihr auch seit, KOMMT RAUS!“
    Jakoon flog hinter der Säule hervor, überschlug sich einmal quiekend und versuchte flugs wieder hinter der Säule zu verschwinden, wurde aber von vier kräftigen Zwergenhänden daran gehindert.
    Ein entsetzter Aufschrei begleitete Jakoons abruptes Auftauchen.
    „MÄNNER!!!“
    Er erstarrte mitten in der Bewegung, als mehrfaches, metallisches Scharren darauf hindeutete, das nun tatsächlich Waffen gezogen wurden. Forgrimm und ich pressten uns an die Säule.
    „Wer ist euer Anführer?“
    Zwei anklagende Zwergenhände ragten hinter der Säule hervor und deuteten auf Jakoon.
    „DU bist ein Anführer? Wen kann so ein halbes Hemd anführen? Fahrende Exhibitionisten in Ausbildung?“
    *tuschelnd von hinten* „... sieht eigentlich nicht übel aus.... mager … müsste sich waschen.... nachts....“
    „Werdet ihr wohl RUHIG sein! Ihr da, wo sind eure anderen Leute? Sprecht, oder wir werden ungemütlich!“
    Jakoon liess ein diplomatisches „Hnnnngghhhnghnghnghngh!“ von sich hören, wedelte uns zu hinter der Säule hervor zu kommen, und begann angesichts der eindrucksvollen Stahlsammlung, die auf ihn zielte, angestrengt lächelnd zu schwitzen.
    Diesen Augenblick wählte Cuano nun, um seufzend aus seinem Versteck hervor zu kommen. Mit seinem schönsten Hundeblick und Herzensbrecher Lächeln begann er:
    „Meine Damen, vielleicht kann ich diese etwas prekäre Situation aufklären. Wir sind nur einfache Ordensbrüder, die nur selten zwischenmenschliche Kontakte pflegen, und unser Anführer dort oben...“ er deutete auf Jakoon „..hat ein Schweigegelübde anlässlich seiner alljährlichen Infernalien abgelegt. Bruder Forgrimm, Bruder Grimmasch, ihr könnt heraus kommen!“

    Forgrimm und ich kamen vorsichtig aus unserer Deckung, und gesellten uns zum immer noch schwitzenden Jakoon. Die Frauenmeute trug, trotz ihres unterschiedlichen Alters, einheitlich geschwärzte Stahlrüstungen mit jeder Menge Stacheln und Nieten, die mehr entblössten als verhüllten. Im Falle der etwas greisen, selbst erklärten Kastrationsexpertin an ihrem Kampfrollator, gaben die knappen Stahloberteile mehr frei, als es für sie vorteilhaft gewesen wäre. Dafür hatte sie längere Stacheln auf den Schulterstücken montiert. Die auf uns gerichteten Säbel, Bögen und Dreizack Waffen sahen allesamt gut gepflegt und sehr scharf aus. Die Gesichter darüber waren wutverzerrt und kampfeslustig.
    „Nun, meine Damen, da wir uns vorgestellt haben, mit wem haben wir denn die Ehre?“ fragte Cuano ganz jovial.
    „Wir sind Mitglieder von Ah Em Ah Zett Oh En Eh En, Fundi Flügel, Ortsgruppe Süd-West.“ kam es knapp zurück. „Verzeiht mir meine Unwissenheit, aber ich bin mit dieser Abkürzung nicht ganz vertraut.“ „Alternativer Mütterverein Angbar Zur Ordentlichen Neu Erschaffung Neoliberaler Und Antiautoritärer Kindertagesstätten Für Alleinerziehende Halbtagsmitarbeiterinnen Der Rondra Kirche.“ „Äh... verzeiht, aber das sind mehr Buchstaben als in eurer Abkürzung?“ *genervt* „Boaaaah, jahhaaaaaa, jeeeedesmal wenn wir auf solchen Pöbel wie euch treffen kommt die gleiche Frage. Wir können nichts dafür, auf dem Formular zur Vereinsgründung war nicht mehr Platz in der ersten Zeile!“ „Ah, haha, ja, die klerikale Bürokratie, da denkt kaum jemand mit, was? Haha...“ *frostig* „Wir sind alle darauf stolz als Messdienerinnen der Kirche zu dienen, wenn wir in Angbar weilen.“ „Oh, haha, ja... äh.... schlechter Start und so... hähä... egal. Wir sind eigentlich auf der Suche nach....“ „SCHNAUZE, DU CHAUVINISTISCHES ABZIEHBILD EINES NOTGEILEN AUSHILFSKÜSTERS! Ich stelle hier die Fragen. Von welcher Kirche seit ihr eigentlich? Seit ihr etwa die Volksfront von Nadoret?“ „Was ich neiheiheiheiiiiiin, nein. Ganz sicher nicht, wir sind... äh... die Ih Be Zett Vau Ah der Nandus Kirche zu Burg Rudes Schild, Abteilung öffentliche Feldforschung.“ „IBZVA? Das macht überhaupt keinen Sinn, wer nennt sich schon IBZVA, kann man nicht mal aussprechen.“ Ich finde ihn süss.“ „NIVIN!“ „Was? Er hat doch einen schnuckeligen Hintern.“ „Kein Wunder warum deine Tochter ständig in die Anti Agressionstherapie muss.“ „Ihr seit alle viel zu verklemmt.“ „NIVIN! Es reicht.“ „Äh, äh, Verzeihung die Damen, aber warum hegt ihr einen solchen Groll gegen die... äh... Volksfront von Nadoret?“ Aus sieben Kehlen kam zurück „SPALTER!!!“ „...und die Nadoreter Volksfront auch, Spalter, alles Spalter. Und sie tragen Nagellack und GOLDENE Rüstungen. Liederliches Volk“ „Nicht zu vergessen die Rüstigen Suffragetten Rohalssteg, Spalter!“ „Nun ists gut, Schwestern. Er ist ein Mann, überfordert ihn nicht mit langen Wörtern oder Politik. Sonst überhitzt sein Gehirn.“ Die Anführerin sah Cuano, dem der Mund offen stand, tief in die Augen. „Du mich noch V_E_R_S_T_E_H_E_N?“ „Äh, wie, was, ja...ja, natürlich.“ „Da seht ihrs Mädchen. Ihr hättet in beinah kaputt gemacht. Etwas mehr Disziplin, wenn ich bitten darf. Da wir nun geklärt haben wer wir sind, was-ihr-wollen-hier?“ „Wir, hm, suchen nach einem Heilmittel für unseren Bruder Ardo. Er wurde gar hinterhältig von einem Meuchelmörder niedergestreckt, und ringt nun mit dem Tode, meine Dame. Habt Mitleid und lasst uns diese Wundermittel bergen.“ Die etwas greise Kastrationsexpertin runzelte die Augenbrauen. Normale Frauen können nur die Stirn runzeln, doch diese hier war so alt, dass sie selbst die Augenbrauen runzeln konnte. Ein denkwürdiger Anblick. „Hier gibt’s ein Wundermittel? Wenn es gegen Arthritis hilft, will ichs haben.“ Cuano setzte wieder seinen Hundeblick auf und schmachtete sie um Verständnis heischend an. „Unserem Bruder geht es wirklich schlecht, wir brauchen dieses Theriak.“ Die Anführerin runzelte die Stirn. „Theriak? Also das müssen wir ausdiskutieren. Das ist zu wichtig, als man es an einen einzelnen Mann verschwenden sollte. Dazu wäre nur ein grundlegend basisdemokratisch legitimierter Ausschuss aller hier versammelter Ortsgruppen nötig. Da die aber eher dem Realo Flügel angehören sind sie bei weitem nicht so umgänglich und ökologisch wie wir das sind.“ *ärgerliches Gemurmel von hinten* „Alles Spalter...“ *zischelnd* „Loretta, halt dich zurück!“ „Wir werden erst einmal unsere Erforschung der dämonisch verzerrten Jugendsprache hinten an Stellen, und diesen Ausschuss vorbereiten. Wir brauchen ein Formular 12c, mit lila Rand. Ausserdem einen Tisch, Sitzgelegenheiten und ein Protokoll. Wer kümmert sich um die Schnittchen?“

    Aus reiner, morbider Faszination heraus fragte ich Loretta, als sich die anderen Frauen in hektischer Betriebsamkeit zerstreuten: „Was hat es mit der dämonisch verzerrten Jugendsprache auf sich?“ „Hach, was soll ich sagen? Die Oberin der neunmal geweihten Kindertagesstätte hat den Elternbeirat, namentlich uns, den Alternativen Mütterverein, darum gebeten, dass wir uns einmal mit den etwas problematischeren Kindern befassen. Sie laufen in den Pausen immer rum, zielen gegenseitig auf sich, schreien BUMM! OhkOhkOhkOhk, oder BuhnBuhnBuhn. Das kann nur ein dämonischer Einfluss sein, und hier unten in den Kellern soll es eine Statue geben, in die diese Worte und dazu ihre verständliche Übersetzung eingeritzt sind. Diese gemeinsame Exkursion aller Ortsvereine soll klären, ob die Übersetzung sich als pädagogisch wertvoll erweisen könnte. Nur scheint die Statue hinter dem Tor dort hinten zu stehen, und wir bekommen es nicht auf. Irgendwie scheint man spezielle Steine auf die Podeste legen zu müssen. Einen haben wir gefunden, aber die anderen müssen noch in den Ruinen sein. So ein blödes Schloss kann sich nur ein Mann ausgedacht haben... nichts für Ungut, Herr Zwerg.“ Mehr als ein perplexes „Aha.“ brachte ich einfach nicht heraus. Wir standen wie begossene Pudel inmitten weiblicher Geschäftigkeit. Da wir nichts zu tun hatten, schlenderten wir in Richtung der bereits aufgebauten Erfrischungen, da der Berg an appetitlichen Schnittchen zusehends wuchs. Forgrimm lümmelte sich auf den aufgebauten Tapeziertisch, schnappte sich ein Schnittchen, und biss herzhaft hinein. „Erschtaunliff wasch die allef aus ihren knappen Rüschtungen herausziehen. Mhm, die find schogar mit Gürkchen. Ob die auch einen Humpen Bier haben? Ich frach mal...“ Und damit wanderte er Richtung improvisiertem Podium. Cuano und Jakoon zuckten die Schultern und griffen sich ebenfalls ein paar Schnittchen.

    Nur Sekunden später war ein aufgeregtes Kreischen zu hören. Anscheinend hatte Forgrimm auf seine unnachahmliche Art einen Krug Bier angefordert. Denn er kam sprintend auf uns zu, mit sämtlichen waffenschwingenden Frauen des Müttervereins im Nacken, und versteckte sich hinter Cuano. Der versuchte gleich mit wedelnden Armen zu intervenieren. „Meine geschätzten Damen, was es auch sein mag, das können wir doch auch friedlich reg....“
    „IHR HABT DIE HEILIGEN SCHNITTCHEN ENTWEIHT! NIEDER MIT DEN MÄNNERN! A.M.A.Z.O.N.E.N., ARBEITSKREIS BILDEN..... AYAYAYAYAYAYAYYYYYAYAYAYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYY!“ ...und mit diesen eloquenten Worten rammte sie dem immer noch gestikulierendem Cuano ihren Dreizack basisdemokratisch in den Bauch.
    Jakoon hechtete über die heiligen Schnittchen hinweg, und Forgrimm parierte die Angriffe mit seinem schnell gezogenem Schild. Ich war zwar verblüfft, aber die bisherige Reise hatte mich bereits vor grössere Herausforderungen gestellt, und so liess ich meine neue Ogerkeule kreisen. Ihr Arbeitskreis erwies sich als erstaunlich effektiv. Sie hatten uns binnen eines Lidschlages umzingelt, und attackierten uns gemeinsam von allen Seiten. Jakoon liess einmal wieder Flämmchen erscheinen, der sich auch sofort nach dem erfolglosen Kurs in der Oger Epilierung an eine Fortbildung als Lockenstab machte. Die Ergebnisse wurden von der anwesenden Jury nicht als besonders innovativ eingestuft, was sich negativ auf die B Note auswirkte. Wenigstens schaffte er uns zwei der Suffragetten vom Hals. Während sich Forgrimm mit einer Säbelschwingerin und einer Dreizackkämpferin abmühte legte ich kurzerhand eine der Bogenschützinnen, die auf Jakoon angelegt hatten, schlafen. Nur ein leichter Klaps mit der Keule auf ihren Helm, und sie sank seufzend hinten über. Anschliessend musste ich mich schleunigst um die Anführerin kümmern, die mit Inbrunst versuchte dem anfangs gefällten Cuano ein Nasenpiercing mittels ihres Dreizacks zu verpassen. Sie war aber schnell wie eine Schlange. Noch bevor meine Keule niederfuhr schnellte sie herum, und stach mir schmerzhaft in dem Oberschenkel. Aufjaulend liess ich die Keule horizontal kreisen und erwischte sie am Schulterpanzer, der mit den ganzen Dornen glatt in der Keule stecken blieb. Der Treffer war aber heftig genug, um sie ausser Gefecht zu setzen. Ich musste aber meine ganze Kraft aufwenden, um sie wieder ab zu bekommen. Jakoon hatte Flämmchen dabei unterstützt sich gegen die zwei zwangsondulierten Amazonen durchzusetzen, war aber mehr oder weniger gescheitert. Die beiden wollten ihm gerade etwas angekokelt eine scharf formulierte Schadensersatzforderung überreichen. Daher rannte ich sofort in seine Richtung, nachdem ich die Keule gelöst hatte. Forgrim duellierte sich immer noch mit seinen zwei Gegnerinnen, aber Cuano schickte sich stöhnend an ihm zu helfen.
    Während ich fluchend meine Waffe auf den Schild der angesengten Säbelrasslerin knallte, konnte Jakoon mit einem verzweifelten Fulminictus die andere zu Boden schicken.
    Gemeinsam rangen wir die verbliebenen Mitglieder des Müttervereins nieder.

    Schnaufend stellte Forgrimm fest: „Bei Ingerimm, die waren zäh. Grimmasch, du kommst doch aus Angbar, warum hast du uns nicht vor denen gewarnt? Solche Soziopathen werden in Murolosch eingesperrt. Was ist in Angbar los?“ Ich entgegnete etwas verlegen: „Nja, ich kenn die nicht. Welcher anständige Angroscho weiss was diese Gigrim alles so treiben, wenn sie unter sich sind. Die hier sind anscheinend der Kindergarten Untergrund im Guerilla Modus. Ich hab keine Ahnung, aber anscheinend haben sie nach irgendeiner Statue gesucht. Dieser Druide da oben hat eine seltsame Vorstellung von seinen Versuchspersonen.“ „Auf jeden Fall muss es noch mehr von denen geben. Die Tür da vorne scheint noch zu zu sein, lasst uns erstmal da suchen.“ „Wir werden zwangsläufig nach dem Rest von ihnen suchen müssen. Die Tür geht nur auf, wenn wir 4 bestimmte Steine auf diese Podeste legen, und der Rest des Weibsvolks scheint auf der Suche danach zu sein.“ „Aaaaaach, Ogerkacke. Nagut. Es gibt 3 Tunnel hier, die offen sind. Wir fangen links an, und vermöbeln diese Furien Eine nach der Anderen. Solange bis wir alle Steine haben.“ Nach ein paar Balsam Salabunde waren wir wieder hergestellt, und zogen etwas missmutig los. Ich nahm mir insgeheim vor mal Madam Isaliel etwas heim zu leuchten. Wenn diese blöden Elfen hier Gelichter jeglicher Couleur rein liessen mussten sie sich nicht wundern wenn irgendwer davon dann ihre Schutz Zauber ausknipste. Grössenwahnsinnige Druiden, millitante Frauengruppen, was kam jetzt noch?

    Der erste Tunnel war genretypisch dunkel und nebelig. Neben einem Geist, der uns verzweifelt eine Suche nach irgendwelchen Knochen aufzuschwatzen versuchte, gabs dort nicht viel zu sehen. Im zweiten Tunnel stiessen wir dann auf eine weitere Ortsgruppe. Wie bereits angedeutet waren die aus einem anderen Holz geschnitzt, und statt einer Diskussion hörten wir nur einen markerschütternden Kampfschrei, bevor die ersten Pfeile und Wurfgeschosse in Forgrimms Schild einschlugen. Einen Arbeitskreis später gelangten wir in eine Kammer mit 5 Truhen und einem Podest. Der Ortsgruppe Angbar Mitte war es noch nicht gelungen das Rätsel zu lösen. Während meine Gefährten sich in miesepetriger Stimmung auf die Steinsimse hockten, las ich mir die Hinweise auf dem Podest durch.
    „Hm, erste Kiste mit mehr Blei als Eisen, Zweite enthält nur ein Achtundreißigstel weniger Blei, aber dafür doppelt soviel.... Götter, wer hat sich das denn ausgedacht. Jungs, hier muss es irgendwo etwas aus Blei und Eisen geben.“ Jakoon antwortete müde „Ja, da hinten lagen Gewichte.“ Ich schlurfte in die angegebene Richtung und fand eine riesige Truhe, randvoll mit Eisen und Blei Barren. Cuano begutachtete gerade unschuldig ein Papierfragment, dass er anscheinend gerade aus einer aufgebrochenen Truhe gezogen hatte. Zwischen den staubigen Barren waren einige Lücken neueren Datums. Seufzend ging ich zu Cuanos riesigen Beutesack hinüber, und zog die fehlenden Barren heraus. Cuano begegnete den vorwurfsvollen Blicken von Forgrimm und Jakoon. „Was? Was kuckt ihr mich wie einen Pferdekarren an? Die bringen bis zu 5 Silber in Nadoret!“ Kopfschüttelnd und schnaufend begann ich die Barren nach den Rätselangaben in die Truhen einzusortieren. Eine Heidenarbeit, das kann ich euch versichern. Als ich gerade mit der vierten Truhe fertig war merkte Forgrimm an: „Sollte nicht jetzt irgend etwas passieren? Leuchtende Lichter? Erscheinende Reichtümer?“ „Ich muss irgendwo einen Fehler gemacht haben. Ich zähl noch einmal nach.“ Cuano sass inzwischen auf einem Sims nahe der Tür und pfiff vor sich hin. Also wanderte ich direkt zu ihm hinüber und stellte mich mit einem fordernden Blick vor ihn hin. Er sah mich säuerlich an. „Was? Was kann ich dafür wenn du dich verzählst?“ „Gib sie mir!“ „Ihr seit so engstirnig und verbohrt. Ihr werdet nie das das Geheimnis kreativer Wertschöpfung für euch entdecken.“ Dann drückte er mir die 3 fehlenden Eisenbarren in die Hand.
    Nachdem ich sie in die erste Truhe zurückgelegt hatte, schwang der Deckel der mittleren Truhe auf, und vor uns lag einer der fehlenden Podeststeine. Cuano durfte ihn zum Dank zum Innenhof zurück schleppen.

    Nun fehlte nur noch ein Tunnel. Es stellte sich heraus, dass er neben den zu erwartenden Kindergartenbeauftragten auch einige speziellere Bewohner hatte, wie Fledermäuse und Spinnen. Allesamt aber keine allzu ernsten Gegner. Schliesslich stiessen wir auf den ersten Rätselraum in diesem Abschnitt. Jakoon bemerkte ein paar seltsame Bodenplatten, die auch nach so langer Zeit noch erstaunlich gut erhalten waren. Sie sanken ein, wenn man sich darauf stellte. Wir verteilten uns über den Raum, und die Truhe in der Mitte öffnete sich. Ein weiterer Podeststein war gefunden. Ausserdem ergatterte Cuano noch ein weiteres Papierfragment. Es ging weiter nach Norden, und nach einem abschliessendem Kampf gegen einen spontanen Arbeitskreis erweiterte sich der Tunnel zu einem säulengerahmten Patio, durch den quer durch die Mitte ein abgrundtiefer Graben gezogen war. Sowohl auf unserer Seite, als auch auf der gegenüberligenden Seite war eine ganze Reihe dieser Druckplatten im Boden eingelassen. Kaum hatten wir den Hof in Augenschein genommen erschien plötzlich ein Abbild des Druiden vom Eingang.
    „Nun? Ist das Rätsel zu schwer für eure kleinen Geister? Dies ist ein Rätsel für die bosparanischen Novizen. Soll ich euch etwas helfen?“ „Nein danke, wir spielen mit dem Gedanken eines Volontariats hier unten, und das wäre negativ für unsere Bewerbung.“ bemerkte Cuano launisch. Forgrimms mit Wucht geworfener Lindwurmschläger spaltete das Trugbild glatt in zwei Hälften und beendete jegliche, weitere Konversation.

    Jakoon stellte sich sinnierend vor die Platten. „Bei uns gab es einen ähnlichen Test an der Akademie. Damals konnte man sich hier drauf stellen und....“ Mit einem leisen *Puff* erschien auf der gegenüberliegenden Seite ein Skelett auf den dortigen Platten. „Ja, richtig, und nun muss man ihn auf die Seite da drüben lotsen, ohne dass er stirbt.“ „Das ist ein Skelett, der ist schon tot.“ „Nein, nein, einige Platten sind mit Feuerminen versehen. Seht ihr, so, und jetzt da rüber... und jetzt da...“ Mit einem durchdringend pfeifenden Geräusch schossen Flammen aus dem Boden, und das Skelett verschwand hinter einem Feuervorhang. Dafür klapperten nun hinter uns am Eingang Knochen. Eine ganze Horde Skelette strömte daraus hervor. „Oh, diesen Teil hatte ich ganz vergessen.“ Es folgte ein wilder Kampf, den wir aber trotz einiger, wirklich nervenden Skelettmagier für uns entscheiden konnten. Einige Fehlversuche danach hatte das Skelett die letzte Platte erreicht, und verschwand mit einem zweiten *Puff*. Dafür schwang auf unserer Seite eine zuvor fest verschlossene Truhe auf und gab den letzten der Podeststeine frei. Stöhnend schleppten wir unsere Beute zurück zum Innenhof, in dem wir die denkwürdige Begegnung mit den Schnittchenanbeterinnen hatten. Nachdem wir die Steine alle platziert hatten, bedurfte es nur ein paar Versuche sie in die Richtige Ausrichtung zu bringen, dann versank das massive Steintor in der Erde und gab den Blick auf eine stockkdustere, riesige Halle frei. Forgrimm hob seinen Schild und stapfte missmutig voran. „Ich brauch jetzt entweder ein ganzes Fass Helles, oder ein paar anständige Untote zum Umhauen. Wenn nicht geh ich zum Elfendorf zurück und prügel den Theriak aus ihrem Salasandra raus.“ Wir folgten ihm ins Dunkel.

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