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Unfreundliche Elfen
Am nächsten Morgen bestand Cuano darauf noch einmal dem Thorwaler Lager einen Besuch abzustatten. Er wollte dort unbedingt mit ihnen über die Piraten sprechen, da er seiner Mora immer noch nachtrauerte. Als wir dort ankamen, begrüsste uns der riesige Wachtposten. „Na, ich meine, da wollen uns ein paar aufgetakelte Landratten einen Besuch abstatten!“ Cuano war schon wieder im Schmeichelmodus: „In der Tat, wir wollen gerne von so erfahrenen Seeleuten...“ Mir hing dieses Überredungspielchen zum Hals heraus. Zwar hatte ich in Ardos Truppe Unterschlupf finden können, doch von meinem bisher gut geregelten Leben in Angbar war es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Abenteuer hin oder her, ich habe mich noch nie gerne beleidigen lassen, und so schob ich Cuano beiseite. „Wenn du blasses Stockfischbrötchen meinst, das du ohne Kniescheiben beweglicher bist, sprich ruhig weiter....“ „HOHO, du verstehst es einen echten Thorwaler zu begrüssen!“ „Was der Herr Steinbrecher hier meinte war....“ „...ganz genau das, was ich gerade gesagt habe. Hast du dir heute die Haare mit Rauschgurken Schleim eingegelt? Der nette Herr hier wird jetzt ein paar Fragen beantworten. Dein Name ist...?“ „Keileasson, und ihr habt wirklich Mumm.“ „Ja, wie ihr seht leidet der Dürre hier unter akutem Liebeskummer. Wir suchen eine Frau, die vor kurzem von Piraten auf diesem Fluss entführt wurde. Es wäre hilfreich, wenn uns jemand ein paar Fragen beantworten könnte.“ „Ah, ihr wollt reden, da müsst ihr zu Ynu, unserem Bootsmann gehen. Der Moha mit den gelben Tätowierungen da hinten.“ „Danke sehr.“
Wir betraten das Lager. Sämtliche Thorwaler überragten selbst Jakoon und Cuano um fast einen Schritt. Recht beeindruckende Menschen. Wulfgrimm war anscheinend ein etwas kleineres Exemplar gewesen. Der Moha sah aus wie ein Pygmäe unter diesen ganzen Hünen. „Grimmasch, lass mich jetzt reden, wir hatten eben nur Glück, und es wäre beinahe zum Kampf gekommen...“ „Nein, wir machen das hier kurz, und auf die ehrliche Art und Weise. Guck mal da rüber, der Typ da hinten scheint zu würfeln, geh hin und betrüg ihn ein bisschen. Das sollte dich etwas entspannen. Mit einem liebestollen, hormongesteuerten Phexjünger werden wir hier garnichts erreichen.“ Cuano trollte sich maulend. Forgrimm zuckte nur die Schultern. Mit seinem Kettenhelm konnte er eh nur sehr gedämpfte Beiträge zur Unterhaltung beitrage, und Jakoon versuchte angestrengt nicht vor Angst zu schwitzen. Wenn man will, dass etwas funktioniert, muss man es selber tun, also Schritt ich selbstbewusst auf den Moha zu, der uns anscheinend schon erwartete. „Angrosch zum Grusse, was macht ein Moha als Bootsmann unter diesem Haufen Thorwaler?“ „Was wollen zwei Zwerge und zwei Angsthasen in einem Lager voller Thorwaler?“ „Gute Frage, wir suchen eine rothaarige Frau, die vor kurzem auf diesem Fluss von Piraten entführt wurde. Habt ihr davon etwas mitbekommen?“ „Nicht das ich wüsste, wir halten uns von Siedlungen normalerweise fern, und sollte es hier Flusspiraten geben, so waren sie weise genug uns nicht zu behelligen.“ „Wenns erlaubt ist zu fragen, wo ist denn euer Kapitän? Vielleicht weiss er ja ein wenig mehr.“ „Kapitän Foggwulf ist auf Erkundungstour gegangen. Er will ein paar Orte hier am Ufer des Flusses in Augenschein nehmen.“ „Hm, die Siedlungen hier sind nicht gerade mit Reichtum gesegnet, wenn ihr Beute machen wollt, müsst ihr schon eine Stadt wie Ferdok überfallen, aber die ist ein Brocken, an dem ihr euch verschlucken könnt.“ „Wenn wir einen Überfall planen würden, hätten wir ihn schon längst ausgeführt und wären wieder auf See. Unser Kapitän sucht nach einem legendären Schatz. Wenn ihr ihn sprechen wollt müsst ihr bei der feste Thurstein suchen, dort wollte er hin.“ „Wir werden sehen, ob wir ihn dort antreffen, habt Dank.“
Cuano hatte bereits dem Würfelspieler seine gesamte Barschaft abgeknöpft, und so verliessen wir wieder das Lager. Keileasson hielt uns noch kurz auf. „Wenn ihr auch nach Schätzen sucht, so wie der Kapitän, könnt ihr das hier vielleicht gebrauchen. Wir haben gerade einer Kartenhändlerin, die uns ausnehmen wollte, die Hose stramm gezogen. Ich kann eh nicht lesen, vielleicht könnt ihr ja damit mehr anfangen.“ Damit drückte er mir eine Karte in die Hand, die genauso aussah wie die, die mir dieses Weib am Hafen verkauft hatte. Ich war fest entschlossen genau dort aufzukreuzen, wo das grosse X war, denn ich hoffte auf einen erneuten Überfall, und diesmal würde ich Travine Eisenwalder zur Rechenschaft ziehen. Als wir draussen waren, entschuldigte sich Jakoon äusserst kurz angebunden, und verschwand hinter einem Busch. „Was hat er denn?“ Wollte Cuano wissen. „Er leidet unter spontanem Harndrang, angesichts der Thorwaler.“ „Tja, war doch eigentlich ein ganz nettes Völkchen. Wenn auch knapp bei Kasse. Er hatte nur 30 Dukaten dabei.“ Jakoon kam gerade schnaufend zurück und zog den Gürtel seiner Hose wieder zu. „Nettes Völkchen, weisst du wer das war? Das war der Kriegstrupp von Asleif „Foggwulf“ Phileasson... wenigstens DIR sollte der Name etwas sagen. Diese beiden Kretins, die sich selber Zwerge schimpfen kriegen in ihren Stollen eh nichts mit.“ Cuano wurde leichenblass. „Das meinst du nicht ernst, oder?“ „Doch, der Bootsmann sprach von seinem Kapitän Foggwulf.“ „Ich... ich habe gerade einem Piraten von Foggwulf beim Würfeln... OOooooooohhh!“ Cuano verdehte die Augen und fiel in Ohnmacht. Forgrimm schaffte es selbst unter seinem Kettenhelm fragend auszusehen. „Was hat es mit diesem Thorwaler auf sich?“ „Asleif Foggwulf Phileasson ist der blutrünstigste Pirat auf ganz Dere. Seine Mannschaft hat bereits mehr Männer auf dem Gewissen, als die meisten anderen Piraten zusammengenommen. Ich bin glücklich dort lebend, und mit trockenen Hosen dort rausgekommen zu sein. Mein ganzes Leben lief vor meinen Augen ab, als der Bootsmann erwähnte, wer sein Kapitän ist..... und du hast einen seiner Leute blasses Stockfischbrötchen genannt, Grimmasch. Mir wird ganz schlecht, wenn ich nur dran denke.“ „Nunja, wenn wir mehr über die Piraten wissen wollen, müssen wir wohl oder übel diesen Phileasson finden.“ „Du machst Witze, oder?“ „Nein, ein Pirat wird über andere Piraten am besten bescheid wissen. Wenn wir Ardo zu den Elfen geschafft haben, werden wir nach ihm suchen müssen. Es sei denn, du willst zu Gerling zurück in die Schreibstube...“ Kopfschüttelnd „Ich werde Vorkehrungen treffen. Sollten wir ihn wirklich finden, werde ich nicht ohne Armatrutz näher als 200 Schritt an ihn rangehen.“
Forgrimm reanimierte Cuano mit ein paar kräftigen Backpfeifen, und wir machten uns auf den Rückweg. Wieder am Kai angekommen, fanden wir eine seltsame Gestalt vor, die nach einer Überfahrt suchte. Er stellte sich als Vogt Enno von Vardok vor. „Gute Leute, hättet ihr die Güte mir kurz euer Ohr zu leihen?“ Ich schaute ihn von oben nach unten an. Hm, Vardok... ihr seid nicht zufällig mit den Sauerkrautherstellern verwandt?“ „Oh, haha, ihr kennt anscheinend meinen Vater. Ja, wir sind berühmt für unser Sauerkraut.“ „Nasowas.“ „Ja, das führt immer wieder zu leidvollen Fehleinschätzungen. Nach einer Fahrt in einer wurmstichigen Kutsche nach Nadoret, die so erbauend war, wie eine dieser grässlichen Teestunden der Frau von Berg, freue ich mich AUSSERORDENTLICH auch noch hier von jemandem über meine Herkunft ausgefragt zu werden. Ich möchte einfach nur in Ruhe über diesen Fluss gebracht werden. Wäre es zuviel verlangt, wenn die werten Herren mich für 20 Dukaten auf das Jagdgut von Freiherr Orsino von Falkenhag übersetzen würden?“ „Für 20 Dukaten? Willkommen an Bord. Herr Jallik wird euer Gepäck gleich an Bord bringen. Wir fahren sowieso in Richtung Thurstein, also könnt ihr mitkommen.“ Mit dem Vogt zusammen betraten wir die Thalaria.
Ich teilte Dielbrack mit, dass wir einen Passagier hätten, den wir auf dem Weg absetzen würden. Jallik streunte schon missgelaunt an Land, um das Gepäck zu holen. Dann berichtete ich von unserem Besuch im Thorwaler Lager. Dielbrack wurde ebenfalls ganz weiss um die Nase, als er hörte, wer ihr Befehlshaber war. „SALM, HUMMEL!!! Auftakeln, klar zum Gefecht.... ich meine Auslaufen. JALLIK, BEEILUNG!“ „Was ist denn los, Kapitän?“ Wollte Salm wissen. „Was los ist? Die Thorwaler sind der Haufen von Foggwulf, DAS ist los!! JALLIK, wie lange dauert das denn noch? HUMMEL, mach die Taue los, Salm, hilf Jallik, ich will in 10 Minuten aus dem Hafen sein!“ Salm war nur noch ein Schemen, als er mit Höchstgeschwindigkeit zu Jallik herüberhetzte. Hummel hatte bereits die Taue einfach gekappt, und baumelte in dem verzweifelten Versuch alleine die Segel zu setzen an einem Tau am Grossmast. Die beiden anderen schmissen die Kisten einfach an Bord, um Zeit zu sparen. „Macht euch keine Sorgen, dass ihr etwas zerbrechen könntet.“ Kommentierte Enno von Vardok sauertöpfisch. „Der Kutscher hat eh schon den ganzen Inhalt zerbrochen.“ Zwei Minuten später holten wir die Landungsbrücke ein, und ich schwöre, wenn es schenller gegangen wäre, wäre Dielbrack persönlich über Bord gesprungen, um die Thalaria schwimmend anzuschieben. In einer halsbrecherischen Wende, wider alle nautische Gesetze, legte Dielbrack die Thalaria noch im Hafenbecken in den Wind, und nahm die Hafeneinfahrt so dicht am Ufer entlang, dass wir schon den Flussgrund sehen konnten.
Einen Tag später legten wir auf em Jagdgut von Freiherr Falkenhag an, und Enno von Vardok verliess das Schiff, er wurde von seinem Jagdmeister empfangen. Wir begleiteten ihn auf seine Einladung hin zum Jagdgut, was sich als etwas einfaches Fachwerkhaus mitten im Wald entpuppte. „Nehmt zur Kenntnis, werter Jagdmeister, dass diesen Leuten hier die Jagd gestattet ist. Sie waren so gut mich hierhin mitzunehmen.“ „Das freut mich sehr, vielleicht können sie ja einige der unangenehmen Waldbewohner entfernen.“ „Wir haben ein Ungeziefer Problem, nun, wenn ihr uns helfen würdet, wäre ich hoch erfreut, sofern ich mich überhaupt über diesen verantwortungsvollen Posten freuen könnte.“ „Was der ehrenwerte Vogt sagen möchte ist, dass wir hier einige Hirschkäfer haben, die uns die Bäume kahl fressen.“ „... und ihr bekommt für jede ihrer Giftdrüsen...“ „Kieferzangen, Herr Vogt.“ „...was man halt bei diesem Getier findet, eine Belohnung.“ Ich versprach, dass wir uns diesem Problem annehmen würden, wenn wir Ardo entsprechend untergebracht hätten. Damit kehrten wir auf das Schiff zurück.
Zwei Tage später landeten wir an einer Stelle, die uns Bruder Emmeran beschrieben hatte. Von dort aus sollte es nur ein kurzer Fussmarsch zu ihrem Dorf sein. So sehr wir uns auch anstrengten, von Bord der Thalaria aus war nichts zu erkennen. Also beschlossen wir die Umgebung etwas zu erkunden. Kaum hatten wir das Schiff verlassen,bedeutete uns Cuano leise zu sein. Wir hatten im Schatten einer Felswand angelegt, und vor der Thalaria war kaum mehr als das scheinbar undurchdringliche Unterholz zu sehen. Weiter hinten, unter den hohen Laubbäumen waren tatsächlich Stimmen zu hören. Geduckt zwängten wir uns durch die Büsche, und auf einer Lichtung entdeckten wir einen wüsten, und schwer bewaffneten Haufen. Anscheinend hatten wir nicht die Elfen gefunden, sondern die Piraten, die sie überfallen wollten. Diese Typen mussten die Piraten sein, von denen Blumfoldt vor seinem Ableben gesprochen hatte. Anscheinend hatten sie auch noch nicht das Elfendorf entdeckt. Forgrimm und ich zogen bereits leise unsere Waffen. Eine bessere Möglichkeit an Informationen über die Flusspiraten zu kommen würden wir nicht so schnell finden.
Noch während die Piraten stritten, und wir uns in bessere Position brachten, tauchte aus dem Dunkel des Waldes eine weibliche Elfe auf. Sie schien sich einfach aus dem Schatten der uralten Bäume zu lösen. Sie begann in dem leicht singenden Dialekt der Elfen zu sprechen. „In diesen Wäldern ist nur willkommen, wer Harmonie und Einklang sucht.“ „Ach ja?“ Wollte einer der ungepflegten Burschen wissen. „Zu eurem Pech wollen wir etwas ganz Anderes, ERGREIFT SIE!“ Selbst ein Angroschim würde nicht blind angreifen, wenn er mit einem Hinterhalt rechnen musste, den er nicht einschätzen kann. Diese Piraten hatten nicht unbedingt HIER geschrieen, als Hesinde das Hirn verteilt hatte. Bevor sie reagieren konnten, sprach die Elfe einen Zauberspruch, und wuchs, bis ihr Haupt fast die Kronen der Bäume berührte. Mit donnernder Stimme erklärte sie: „Ihr werdet hier nichts ausser eurem eigenem Tod finden.“ Es war natürlich eine Illusion, aber nur ein äusserst begabter Magier war zu so etwas imstande. Aus dem Hintergrund traten immer mehr Elfen an die Seite der Magierin, und diese Elfen hatten durchaus Waffen dabei, und schienen sich absolut nicht zu fürchten. Nun machte sich der Kapitän der Piraten bemerkbar. „Wir ziehen uns zurück, SOFORT. Wir werden im Lager sehen, wie es weiter geht.“ Der Auftritt hatte anscheinend einigen Eindruck gemacht. Wir hatten uns mucksmäuschen still verhalten, und ich hatte kaum zu atmen gewagt. Trotzdem wir uns hinter dem dichten Gestrüpp verborgen gehalten hatten, fixierte uns die Elfe, die nun wieder normale Grösse angenommen hatte mit einem scharfen Blick, als würden wir weithin sichtbar stehen. „Sanyasala feygra, und was führt euch in diesen Wald?“ Etwas verlegen traten wir aus unserem Versteck, und Jakoon erklärte: „Wir suchen nach Heilung für einen unserer Freunde. Er ist schwer verletzt, und wir brauchen einen Heilkundigen.“ „Ich werde euch eine Fey schicken. Wir werden sehen, was wir für euren Freund tun können. Trefft mich am grosen Baum, der unser Zuhause ist.“ Mit diesen Worten löste sie sich einfach im Schatten auf. Unheimlich, diese Elfen. Nach einer kurzen Beratschlagung gaben wir Dielbrack bescheid, dass sich irgendwann ein Elf bei ih melden würde, um nach Ardo zu sehen. Dann begaben wir uns in den Wald hinein, um diesen ominösen Baum zu suchen.
Der Wald schien nur in Ufernähe so dicht zu sein. Weiter ins Landesinnere wurde er Lichter, und die Bäume standen nicht mehr so dicht. Es waren zumeist dunkle Eichen, sogar einige Eiben. Die Kronen bildeten ein undurchdringliches Blätterdach, durch das nur an wenigen Stellen der blaue Himmel zu erkennen war. Im Dämmerlicht des Waldes fanden wir schliesslich einen schmalen Pfad, der an einem kleinen Bachlauf entlang führte. Da uns nichts besseres einfiel, folgtem wir dem Pfad. Immer noch besser als auf gut Glück hin und her zu irren. Als wir eine seichte Furt überquert hatten, standen wir vor einer turmhohen Eiche, die sich mitten auf einer Lichtung erhob. Von unten war laum etwas zu erkennen, aber im Stamm der Eiche schien ein Eingang eingelassen zu sein. Wir schritten die Treppenstufen im Inneren empor und traten dann staunend auf einen mächtigen Ast hinaus. Die Eiche war das Elfendorf. Die Äste waren breit wie Wege, und formten sogar offene Hütten. Alles machte den Eindruck, als sei es so gewachsen. Die Baumkuschler hatten wirklich eine Eindrucksvolle Arbeit geleistet. Ein ganzes Dutzend der Elfen streifte auf den Ästen umher, und in der grössten Hütte sahen wir die Elfin, die uns an der Landestelle bereits angesprochen hatte.
„Mein Name ist Isaliel Schwingenschlag“ begrüsste sie uns. „Was führt zwei Zwerge und zwei Menschen in diese luftige Höhe? Wird euch Bartmurmlern nicht schwindelig hier oben?“ Etwas angekratzt erwiderte ich: „Wie ihr seht stehen wir hier ganz bequem. Zwerge bauen unterirdische Hallen, die weit höher und grösser sind als diese Krüppelkiefer hier.“ „Ich möchte nicht eure Handwerkskunst in Abrede stellen, doch wir hatten noch nie Besucher aus dem kleinen Volk.“ „Wir sind nicht hier um zu streiten, sondern weil unser Freund vergiftet wurde. Es ist ein magisches Gift, und Bruder Emmeran meinte, ihr könntet uns helfen. Falls es hilft, er ist privat versichert.“ „Wir streben nicht nach Reichtum, eure Metallscheiben haben für uns keinen Wert. Doch auch wir ringen mit einer Bedrohung und können euch im Augenblick nicht helfen.“ „Aha, wir kommen also zum Preis. Euch vor den Piraten zu warnen ist wahrscheinlich sinnlos.“ „Die Piraten sind nur Gesindel. Wenn ihr sie dazu bewegen könnt diesen Wald zu verlassen, werden wir euren Freund aufnehmen und behandeln.“ „Gut, Piraten verschwinden lassen gegen eine Behandlung, das klingt nach einem fairen Preis.“ „Wenn ihr in unserem Namen sprechen wollt, müsst ihr unser Wesen verstehen.“ „Ich wusste, es gibt einen Haken.“ „Sprecht mit Linwen Eulenflug, er wird euch unterweisen.“ „Mitdem schwarzhaarigen Kerl da hinten?“ „Ja.“ Ohne ein weiteres Wort ging ich zu dem Elf hinüber.... Bartmurmler. Hab ich die Frau etwa mit „Na, Langohr?“ angesprochen. Ein Benehmen wie die Gräfin Cosel.
Linwen empfing mich genauso zuvorkommend wie seine Chefin. „Was kann ich für euch tun? Ich fürchte, ich habe für Bartgrummler kaum Waren, die ihr verwenden könnt.“ „Ich bin auch erfreut euch zu sehen, und mir geht es gut, danke.“ „Wollt ihr etwas kaufen, oder wollte ihr mehr über unser Handwerk erlernen, obwohl ich bezweifle, dass ihr genug Geschicklichkeit dazu habt.“ Forgrimm und ich setzten steinerne Mienen auf. „Isaliel hat uns angewiesen mit dir über das Wesen der Elfen zu sprechen. Ein wichtiger Bestandteil scheint Unfreundlichkeit und Hochnäsigkeit zu sein.“ „Nun, meine lieben, kleinen Freunde, ich glaube nicht, dass ihr uns verstehen könnt, aber wenn ihr mehr über uns erfahren möchtet, so soll es zunächst genügen, wenn ihr die Seelentiere von Lellindor Astwandler, Calenleya Pfeilklang, und Elbrenell Nebelrufer erraten könnt. Aber ich denke nicht, dass euch das gelingt.“ „ZU freundlich. Ich komme wieder.“
Angewidert wandte ich mich zu meinen Kameraden um. „Bei den Elfen hier sollen wir Ardo lassen? Die sind mit sich selbst, und ihrer Naelschau so beschäftigt, dass sie glatt Ardo vergessen werden.“ Forgrimm stimmte sofort zu. Jakoon entgegnete: „Und was sollen wir sonst tun? Es gibt keinen Heilkundigen, der Ardo helfen kann, es sei denn, wir fahren bis nach Havena runter, und das dauert Wochen. Wenn wir diesen Piraten auf die Spur kommen wollen, ohne das uns Ardo unter den änden weg stirbt, müssen wir diese Elfen dazu bringen sich um ihn zu kümmern. Immerhin verlangen sie kein Geld. Mach gute Miene zum bösen Spiel, Elfen sind zu weltfremd, als dass sie sich mit anderen Völkern gut verstehen.“ „Dann red du mit ihnen, oder Cuano. Ich hab keine Lust mich ständig beleidigen zu lassen. Bartmurmler, ich hab sie auch nicht Baumkuschler genannt. In Angbar würden sie schnell begreifen, warum man ein solches Verhalten rassistisch nennt.“ „Psssst, nicht so laut, wir dürfen es uns mit ihnen nicht verderben. Ich werd das reden übernehmen.“ Finster blickend und schmollend folgten Forgrimm und ich Jakoon. Cuano war schon seit einiger zeit verschwunden. Wer weiss, welche Elfenfrau er gerade bezirzte. Auf jeden Fall hatten die Elfen schlechtere Manieren als die Orks, kein Wunder, dass Nahema aus den beiden Rassen mit den schlechtesten Manieren auf ganz Dere die Holberker geschaffen hatte.
Jakoon fing an mit den Elfen auf diesem Ast hier zu sprechen. Zu ihm waren sie freundlicher, wenn auch zurückhaltend, da er als Magier ihr badoc verkörperte. Elbrenell Nebelrufer war recht geschwätzig, und verriet sein Seelentier unfreiwillig im Gespräch. Geschwätzig wie eine Elster halt. Eine schlanke, blonde Elfe hatte es Jakoon augenscheinlich angetan, denn er wurde ganz rot als er sie ansprach. „Die Zwölfe zum Grusse, werte Dame. Wir versuchen hier die Seelentiere einiger Elfen in Erfahrung zu bringen.“ „Oh, hallo, mein Name ist Gwendala, warum wollt ihr das tun?“ „Weil...äh... naja, wir wollen euch besser verstehen.“ Dabei klimperte er linkisch mit den Augen, und setzte einen Hundeblick auf. „Und welche Seelentiere wollt ihr erraten? Es gibt viele Seelentiere“ „Äh...äh... nicht welche, sondern die einiger Elfen.“ „Und von welchen Elfen? Es gibt viele Elfen.“ Ich raunte Forgrimm zu: „Ich wette ihr Seelentier ist eine Nacktschnecke, die hat auch nicht mehr Verstand.“ Jakoon sah mich strafend an. „Wir suchen nach den Seelentieren von Calenleya Pfeilklang und Lellindor Astwandler.“ „Oh, die beiden sind ein schönes Pärchen, sie können kaum die Augen voneinander lassen, wenn sie sich begegnen. Hihi, ich kann ja Calenleya verstehen, Lellindor ist ein attraktiver Elf.“ „...um auf die Seelentiere zurückzukommen... könnt ihr mir mehr über Calenleyas Seelentier erzählen?“ „...und Lellindor kann so wunderschön die Flöte spielen. Der Klang ist so wunderschon.“ „Gwendala? Das Seelentier?“ „Ohja, Lellindors Seelentier ist ebenso niedlich wie er selbst, sein Fell ist rotbraun, er kann nicht fliegen. Und Calenleyas Seelentier hat braunes Gefieder. Sie liebt es sich mit dem Wind in den Himmel zu schwingen.“ „Ah, das war schon etwas hilfreicher.“ „Darf ich eine Frage stellen?“ „Ja sicher.“ „Wie können sich eure zwei putzigen Bartmurmler hier auf dem Ast halten? Müsste ihnen nicht schwindelig werden?“ „Äh, vielen Dank für die erhellenden Informationen, wir müssen wieder los...“ Mit diesen Worten schon uns Jakoon weiter, da wir bereits bedrohliche Mienen aufgesetzt hatten. Cuno stiess just in diesem Moment wieder zu uns. Seine Taschen waren ganz ausgebeult.
Ein Ast führte zu einer weiteren Ebene des Waldes auf den Boden. Forgrimm und mir war die Laune so richtig vergangen, und wir beherrschten uns nur noch mühsam. Weiter hinten im Wald fanden wir dann Calenleya. Sie war distanziert, aber mal ausnahmsweise nicht beleidigend, und Jakoon fand heraus, dass ihr Seelentier ein Adler war. Wieder in der Krone der Eiche, fanden wir Lellindor Astwandler in seine Arbeit vertieft in einer kleineren Hütte. Er war richtiggehend misstrauisch. Aber schliesslich erfuhr Jakoon, dass sein Seelentier ein Eichhörnchen war. Mit diesen Informationen gingen wir zurück zu Linwen. Er zog nur eine Augenbraue hoch und meinte hochnäsig zu Jakoon: „Ihr habt mit Fragen nachgeholfen, und meine geschwätzigen Geschwister haben sich dadurch verraten, oder?“ Jakoon antwortete: „Ja, aber wir haben alle Seelentiere herausgefunden.“ „Nun gut, ihr habt die Prüfung bestanden. Sprecht mit Isaliel. Wenn ihr hier bei mir noch etwas lernen oder kaufen möchtet, so stehe ich euch zur Verfügung.“ Jakoon und Cuano liessen sich zeigen, wie man mit einem Pfeil sicher eine verwundbare Stelle treffen kann. So konnte man mit normalen Pfeilen hässliche Wunden verursachen. Die Elfen hatten auf einer nach unten offenen Beliebtheitsskala für mich schon den Gefrierpunkt unterschritten. Isaliel gestattete uns huldvoll nun für das Elfendorf zu sprechen, sollten wir auf die Piraten treffen. Welch eine EHRE! Aber schliesslich sollten sie Ardo heilen.
Ich war froh von dem Baum voller Elfen herunter zu kommen. Von der Lichtung aus, auf der wir die Piraten gesehen hatten, war es leicht ihren Spuren zu folgen. Sie hatten in der Ruine eines alten Amphotheaters ihr Lager aufgeschlagen. Bei dem Anblick meinte Forgrimm nur: „So, meine Laune ist nicht die Beste. Mit diesen Piraten haben ich und meine Axt noch ein Hühnchen zu rupfen. Alle Mimosen sollen es sofort sagen, wenn es ihnen nicht passt.“ Cuano beruhigte ihn. „Warum sollten wir nicht Kapital aus der Situation schlagen. Ein wenig gewinnbringende Täuschung wäre doch ein gerechter Ausgleich für alle. Wir spielen einfach die Piraten gegen die Elfen aus.... oder haben es die Elfen etwa nicht verdient?“ Maulend stimmten Forgrimm und ich zu. Den Elfen eins auszuwischen wäre nur gerecht, und so überliessen wir es Cuano die Piratenwache anzusprechen.
Es stellte sich heraus, dass die Wache der unterbelichtete Maat Wackernagel war, der schon die Elfen angreifen wollte. Wir wurden durchgelassen, auf den Hinweis hin, dass wir im Auftrag der Elfen verhandeln wollten. Das Lager war voller zwielichtiger Gestalten. Der Kapitän war leicht an seiner Hakenhand zu erkennen. Er unterbrach sein Gespräch mit einem kräftigen Piraten, als wir näherkamen. „Nun, darf ich fragen wer mir die Aufwarung macht, und aus welchem Grund?“ Cuano übernahm diplomatisch. „ Wir sind nur einfache Kaufleute, die hier zwischen euch und den Elfen vermitteln wollen.“ „Vermitteln? Wie soll das von Statten gehen? Wir sind mitnichten hier um zu verhandeln. Wir beabsichtigen uns die fraglichen Güter einfach zu nehmen.“ „Um welche Güter mag es sich dabei wohl handeln?“ „Bausch, einen ganzen Ballen.“ „Wäret ihr damit zufrieden?“ „Es gibt nichts, was uns die Elfen ansonsten anbieten könnten.“ „Wenn wir euch den Bausch besorgen, würdet ihr dann hier verschwinden? Die Elfen möchten nur in Frieden gelassen werden.“ „Das ist alles? Ihr seid euch bewusst, dass wir mitnichten dafür zahlen werden?“ „Das ihr keine ehrlichen Kaufleute seid ist uns bewusst. Haben wir eine Übereinkunft?“ „Es ist euer Geld. Solange ihr verhandelt, könnt ihr euch hier im Lager frei bewegen und es jederzeit betreten und verlassen.“
Nach diesem treffen wanderten wir den ganzen Weg wieder zurück zum Elfenbaum. Forgrimm und ich warteten unten. Wir weigerten uns mit den Elfen zu reden. Nach kurzer Zeit kamen Jakoon und Cuano wieder, und schleppten gemeinsam einen grossen Ballen Elfenbausch. Doch anstatt ihzu den Piraten zu bringen, schleppten wir ihn an Bord der Thalaria. Bausch ist äusserst teuer, und dieser Ballen hier würde uns bei der richtigen Adressen ein schönes Sümmchen einbringen. Als er verstaut war, machten wir uns auf den Weg zu den Piraten, und Cuano strahlte schon in Vorfreude. Im Lager begann er ganz unverbindlich mit den Piraten zu schwatzen, wie man ihnen helfen könne, was sie über die Elfen wüssten, und so weiter. Den Schiffsjungen stachelte er zu einem üblen Streich an, das Essen einer der Piratinnen mit heruntergelassenen Hosen zu würzen. Als der Junge finster lächelnd wieder an seine Arbeit ging, erzählte er einem Piraten mit rotem Zauselbart, wer und wie das Essen gewürzt hatte. Da trug dem Jungen ein paar schallende Ohrfeigen ein. Einem Anderen stahl er einen Dolch, und verhökerte ihn an eine Piratin, die etwas abseits stand. Sie steckte ihn voller Stolz in ihren Gürtel. Es stellte sich nach ein wenig Süssholzraspeln heraus, dass sie sich von den Anderen fern hielt, weil sie die Duglumspest hatte. Bah, was für ein ungepflegter Haufen. Das erzählte Cuano natürlich sofort weiter, und zumindestens die weiblichen Crewmitglieder grinsten schadenfroh. So ging es weiter. Eine Wette hier, ein paar falsche Worte dort.... die Stimmung der Mannschaft war merklich gesunken. Schliesslich ging er zu Wackernagel zurück, um mit ihm als letztem ein Schwätzchen zu halten. „Holla, Maat Wackernagel. Warum müsst ihr eigentlich hier Wache halten? Ihr seid doch Maat?“ „Ja, aber der Hakensang hat mir den Frondienst hier aufgebrummt.“ „Ich habe gehört, er hält die Beute zurück, und er beansprucht ein viel zu grossen Anteil daran. Wenn ihr mich fragt, solltet ihr ihn abwählen.“ „Recht habt ihr. Ein alter Geizkragen ist das.“ „Ich finde ihr solltet der Kapitän werden. Die ganze Mannschaft murrt schon, sie brauchen einen starken Anführer.“ „Ganz genau, aber dazu müsste ich sie überreden. Und um ihre Zungen zu lösen, braucht man schon eine Menge Premer Feuer. Aber der Kapitän hat den ganzen Vorrat weggeschlossen. Ohne Schlüssel kommt man da nicht ran.“ „Meint ihr diesen Schlüssel hier?“ „HA! Ich werde die Meute heute Abend überzeugen... ihr werdet sehen. Wollt ihr euch nicht mir anschliessen?“ „Oh, nein, wir wären mehr ein Klotz am Bein als eine Hilfe, glaubt mir.“ Wir verabschiedeten uns, und suchten in der Nähe ein Versteck, von dem aus wir das Lager beobachten konnten.
AM Abend kam es dann zu einem Saufgelage sondergleichen. Auf den Höhepunkt entdeckte der bestohlene Pirat, dass sein Dolch am Gürtel einer Kollegin hing. Ausserdem spotteten sie über sie, wegen der Duglumspest. Das Gemisch war ziemlich explosiv, als auch noch herauskam, was das Gewürz im Essen gewesen war. Sie waren gerade dabei sich gegenseitig an die Kehle zu gehen, als ihr Kapitän dazwischen fuhr. Er schnauzte sie an, dass es bis zu uns laut und deutlich zu hören war. „Ihr seid keine Mannschaft, ihr seid ein Haufen undisziplinierter Streuner. Bevor ihr euch gegenseitig die Kehlen aufschlitzt legen wir hier ab. Ihr werdet jetzt alles verladen, und dann legen wir ab. Was für ein trauriger Anblick.“ Sie liessen die Köpfe hängen, machten aber das Schiff klar zum Ablegen. Diese Runde ging klar an uns. Cuanos flinke Zunge hatte mehr erreicht als Forgrimms Axt hätte bewirken können. Piraten los geworden, und dazu noch einen dicken Ballen Bausch im Laderaum. Jetzt musten wir uns nur nicht verplappern bei den Elfen, und Ardo würde endlich seine Behandlung bekommen.
Am nächsten Morgen erzählten wir, das heisst Jakoon, Isaliel, was sich zugetragen hatte. Sie war zwar nicht begeistert, aber froh darüber, dass kein Blut geflossen war. Wir brachten Ardo auf Isaliels Geheiss zu Alari Quellensinn, die die Heilkundige war. Anscheinend litt sie unter Migräne und Schlaflosigkeit. Jakoon konnte seine Blicke nicht von ihr lassen.
http://imageshack.us/photo/my-images...immasch10.jpg/
[Bild: grimmasch10.th.jpg]
Sie versprach uns herauszufinden, wie sie Ardo helfen konnte. Das würde aber eine Weile dauern. Jakoon liess sich von ihr noch einen einfachen Heilzauber für Gifte zeigen, dann verliessen wir schleunigst das Elfendorf. Ich war froh dort weg zu kommen, aber wir durften um Ardos Willen nicht unfreundlich werden. Zeit sich um Phileasson Gedanken zu machen, oder um machzuschauen, was es mit dieser Karte von Keileasson auf sich hatte. Da das grosse X in der Nähe der Zollfeste eingezeichnet war, konnten wir evenuell zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Allemal besser als die Gegenwart von hochnäsigen Langohren.
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