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    Drachentöter Avatar von König Rhobar II
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    Post [Story]Gothic VI: Die Story

    Kapitel 1: Die Rückkehr der Dunkelheit

    Es war eine stürmische Nacht. Der Wind fegte durch die vertrockneten Gräser und die Wellen schlugen gegen den ansonsten kahlen Felsen, der sich inmitten der orkischen See aus dem tiefschwarzen Meer erhob.
    Zufrieden vor sich hin grunzend stieg ein Lurker aus den eisigen Tiefen des Wassers und zerkaute genüsslich den Fisch, den er soeben gefangen hatte.
    Auch der andere Lurker, der auf diesem Felsen lebte, war erfolgreich gewesen.
    Die beiden waren schon vor Monaten durch Zufall auf diesen Felsen gestoßen und sind wegen der reichen Fischgründe geblieben, die es rund um diese winzige Insel gab, auf der sonst nichts existierte, bis auf abgestorbene Pflanzen und Moosüberwucherte, verfallene Säulenreste.
    Doch das kümmerte die Lurker nicht. In diesem Moment war alles so, wie es für sie sein sollte.
    Nichts in der Welt würde sie von ihrer Insel vertreiben können.
    Einer der Lurker blickte auf, als er ein Geräusch gehört hatte. Es war ein tiefes Grummeln, so tief, dass außer den Lurkern es niemand gehört hätte, wenn noch jemand anders da gewesen wäre.
    Das Grummeln wurde lauter, und war doch kaum mehr als ein Flüstern, was undeutlich zwischen dem pfeifenden Wind und dem tosenden Meer hervorstach.
    Wahrscheinlich zog auch noch ein Gewitter auf. Es war gut, dass die beiden mit der Jagd fertig waren, so waren sie wenigstens in Sicherheit.
    Doch da war noch etwas. Ein schwaches Sprudeln, ein Blubbern, als ob ein weiterer Lurker hier im Meer wäre, einer, der unter Wasser ist, einer, der ertrinkt.
    Besorgt wandten sich die Lurker dem Fuß des Felsens zu, in der Hoffnung ein vertrautes Gesicht zu sehen.
    Doch da war nichts, nur ein paar Blasen, die zur Oberfläche stiegen, begleitet von einem schwachen Leuchten.
    Einer der Lurker zuckte zurück. Das Wasser war warm, viel wärmer, als es vorhin gewesen war.
    Auch das Leuchten wurde heller, das Blubbern stärker.
    Die Lurker wussten nicht, was passiert war.
    Nur einmal hatten sie kochendes Wasser gesehen, vor Jahren, als sie vor einem roten Zweibeiner flohen, der wie ein Feuerwaran Flammen nach ihnen geworfen hatte.
    Als das Wasser vor ihnen nun auch noch hell zu leuchten begann, und das Grummeln zu einem unüberhörbaren Rumpeln wurde, griff Panik nach den beiden.
    Ohne sich umzudrehen watschelten sie schnellstmöglicht zur anderen Seite der Insel, achteten nicht auf die Säulenreste, und stürzten sich ins Meer, um so schnell wie möglich fortzuschwimmen, fort vom bösen Wasser, fort von der plötzlich bösen Insel, die es vor kurzem noch so gut mit ihnen meinte.
    Während die Lurker um ihr Leben schwammen, wurde aus dem Rumpeln ein Beben, aus dem kleinen Fleck kochenden Wassers ein ganzer See, der schließlich die ganze Insel umhüllte, und weit darüber hinausreichte.
    Als sie weit genug weg waren, drehte sich einer der Lurker kurz um, nur um daraufhin, von noch größerer Furcht ergriffen, umso schneller zu schwimmen.
    Da war kein Felsen mehr. Da war nicht mehr ihre Fischinsel.
    Da war mehr. Während das Beben immer stärker wurde, hob sich der Felsen, wurde breiter, ebener.
    Ganze Landmassen hoben sich aus den Tiefen, über und über bedeckt mit jenen seltsamen Steinresten, an die die Lurker nie einen Gedanken verschwendet hatten.
    Ganze Gebäude hoben sich aus dem vor kurzem noch eisigen, schwarzen Wasser, was nun blendend hell leuchtete.
    Und dann war es vorbei.
    Kein Grummeln, Rumpeln oder Beben, kein Kochen, Leuchten oder Dampfen.
    Nur der pfeifende Wind, der Gräser und Algen umwehte, und die Wellen, die sachte gegen die Mauern einer riesigen, verfallenen Stadt schlugen, die sich auf der großen Insel befand, die eben noch ein kleiner Felsen war.
    Geändert von König Rhobar II (10.10.2005 um 23:31 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von König Rhobar II
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    „Und du bist dir auch ganz sicher?
    Du bist dir wirklich sicher, dass es mehr war, als ein Traum? Eine... Vision?“
    „Vertrau mir, ich WEIß es. Er ist zurück.“
    „Aber sagte Vatras nicht, dass es noch gar nicht passieren kann?
    Dass es noch Jahrhunderte dauern würde?“
    Pyrokar wollte es nicht wahr haben. Es konnte nicht sein, das war absurd.
    Der Kerl, der heute Innos Erwählter war, hat schon häufiger wirres Zeug geredet.
    Nur hatte es sich bisher immer als wahr herausgestellt.
    „Ja, aber ich denke, Vatras hat sich geirrt. Ich habe dir doch erzählt, was der Geist des Einen gesagt hat, ’Es gibt noch eine weitere Möglichkeit für Beliar zurückzukehren! Durch den lange versunkenen Tempel des...’ wasauchimmer.“
    „Glaub mir, es gibt keinen weiteren Tempel mehr.
    Ich habe dir schon vor fast zwei Jahren die Geschichte der vier Beschwörungstempel Beliars erzählt. Der nördliche und der westliche sind vor über vierzig Jahren von den Streitern Innos zerstört worden. Den östlichen, Irdorath, hast du selbst vor zwei Jahren gemeistert. Und den lange verschollenen südlichen hast du erst vor zwei Wochen entdeckt und unschädlich gemacht.“
    „Aber was, wenn Beliar einen der beiden zerstörten wieder aufbaut? Den nördlichen oder den westlichen? Oder wenn er nach Irdorath zurückkehrt?“
    „Das ist nicht möglich. Den westlichen hast du selbst gesehen. Es sind die Ruinen unter der Stadt Admaris, in der wir vor fast zwei Jahren eine hälfte des schwarzen Schwertes fanden. Und der nördliche liegt seit vierzig Jahren auf dem Grund des Meeres. Das schlimmste, was von dort kommen kann, ist ein angriffslustiger Lurker.
    Irdorath wird von den Feuermagiern aus Khorinis bewacht, dort ist nichts.“
    „Und trotzdem... ich WEIß einfach, dass er wieder da ist. Wir sind nicht sicher.“
    „Nungut, wenn du nicht auf mich hören willst... Tu, was du nicht lassen kannst.“
    „Tu ich das nicht immer?“
    Pyrokar seufzte und verließ kopfschüttelnd den Raum.
    Seit zwei Wochen waren der namenlose und seine Gefährten wieder in Alt-Myrtana, und in diesen zwei Wochen hatte der namenlose nichts besseres zu tun gehabt, als alle vor dem drohenden Unheil zu warnen, was ihm im Traum erschienen war, nachdem er Kerdarons Tempel verlassen hatte.
    Doch keiner der Magier, egal ob Wasser- oder Feuermagier, wollten ihm so recht glauben.
    Selbst seine Freunde, die nicht wussten, was unten im Tempel beinahe geschehen wäre, die nicht die Vision hatten, waren immer noch der Ansicht, dass das Böse vorerst besiegt sei.
    Der namenlose stieß einen langen, stummen Seufzer aus. Früher oder später würden alle sehen, dass er recht hatte. Und hoffentlich war es dann nicht schon zu spät.
    Geändert von König Rhobar II (11.10.2005 um 14:50 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von König Rhobar II
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    „Kerdaron!“
    „Ja, Meister?“
    „Du hast mich schwer enttäuscht! Wir waren kurz davor, so kurz davor, und dann hast du versagt. Der Zutritt zu dieser Welt blieb mir, und schließlich auch dir wegen deiner Kurzsichtigkeit verwehrt!
    Doch du siehst... Ich habe es auch ohne deine Hilfe geschafft! Dank meines treusten Dieners!“
    „Treuster Diener? Aber ich... Wer...“
    „SCHWEIG! Das wirst du noch erfahren! Ich werde dich vorerst verschonen, und wenn du mir von nun an gut dienst, vergesse ich dein Versagen noch einmal!“
    „Du bist zu gütig...“
    „REDE NICHT SO MIT MIR!! ICH BIN DIE DUNKELNHEIT! ICH BIN DAS BÖSE!! ICH VERLANGE RESPEKT, OH JA, AUCH VON DIR!!
    Du magst mein Sohn sein, doch bist du nicht mehr als ein Dämon, wenn auch ein Erzdämon! Ich kann Hunderte wie dich erschaffen oder töten, vergiss das nicht!!!!“
    „Ja, Meister...“
    „Gut! Dann beginnen wir nun damit, diese Welt zu erobern.“
    „Endlich. Seit Monaten konnte ich nicht mehr tun, als Menschen zu verwirren und zu verängstigen. Mich dürstet es nach mehr! Nach dem totalen Chaos! Ich will die Welt aus den Angeln heben, und sie verkehrt wieder aufbauen!“
    „Dann diene mir treu, und ich verspreche, dass es mehr als genug Menschenabschaum geben wird, den du quälen kannst, bis in alle Ewigkeit!
    Und jetzt geh!“
    „Ja, Meister!“
    „Nun zu dir, Schläfer!“
    „Ja, mein Gebieter?“
    „Ich will, dass du deine ehemaligen Anhänger erneut um dich scharst. Führe sie hierher, um die Armee der Finsternis zu stärken!“
    „Aber Meister, Nach dem Tod des Drachen sind die meisten der Seelenlosen Anhänger tot. Es gibt nur noch wenige, und die wenigen, die sich vor meiner Verbannung meinem Einfluss entziehen konnten, werden nicht nocheinmal auf mich hören.“
    „Egal! Bring alle hierher, die dir folgen! Suche neue Gefolgsleute, eine neue ’Bruderschaft’!“
    „Wie ihr befehlt, mein Gebieter.“
    „Sobald die Armee der Finsternis versammelt ist, werden wir das Land Adanos’, Innos’ Schöpfung mit Finsternis überziehen!
    Die Rache wird unser sein!“


    „Wieder gewonnen“, sagte Diego, als er zufrieden die über den Tisch verstreuten Goldmünzen aufsammelte.
    „Ein tolles Spiel hast du da erfunden“, brummte Gorn sauer, „Wieso habe ich nur den Verdacht, dass du dir die Regeln immer so zurecht biegst, wie es dir grad am besten passt?“
    „Ach komm, hör auf, nur weil du sie nicht verstehst...“, murmelte Lester durch den Stängel Sumpfkraut, der zwischen seinen Zähnen klemmte, während er seine Karten neben seinen immer kleiner werdenden Stapel Münzen warf.“
    „Also, mir gefällt das Spiel.“
    „Milten, du bist bisher jedes Mal ausgestiegen, bevor es spannend wurde. Da ists ja kein Wunder, dass du nicht verlierst“, meinte Gorn.
    „Schon, aber es ist trotzdem nicht schlecht. Wie bist du überhaupt darauf gekommen, Diego?“
    „In der Kolonie haben wir im Alten Lager immer mit den Karten, die Graham gemacht hatte, Stechen gespielt. Als mir das zu langweilig wurde, habe ich es etwas erweitert.
    Funktioniert doch ganz gut, findet ihr nicht?“, grinste Diego als er den großen Haufen Gold in seiner Tasche verschwinden ließ.
    „Schluss jetzt, ich hör auf. Du hast fast meinen ganzen Monatssold gewonnen, und etwas will ich schließlich noch versaufen.
    Wo wir grad dabei sind...
    HE! WIRT! Ein Bier für den durstigen Krieger!“
    Diego, Gorn, Lester und Milten saßen im ‚Geköpften Ork’, einer Taverne unweit der Hauptstadt Myrtanas, und feierten zum neunten Mal in den letzen zwei Wochen ihre Rückkehr aus Varrant, und den Sieg über Kerdaron.
    Während Gorn sein drittes Bier trank, betrat der namenlose die Taverne, entdeckte seine Freunde und setzte sich zu ihnen.
    „Deinem Gesicht nach zu urteilen glaubt dir Pyrokar auch nicht, stimmts?“
    „Stimmt. Ich wette, Xardas würde mir glauben. Wenn ich nur wüsste, wo er steckt.“
    Der Held hatte, kaum dass er wieder in Myrtana war, sofort Xardas in seinem Turm in den Südbergen aufgesucht, jedoch war niemand da, nicht einmal ein Dämon, der den Turm bewacht. Ratlos war der namenlose in die Hauptstadt zurückgekehrt, wo er jeden Magier, den er traf, nach seiner Meinung über Beliars Rückkehr gefragt hatte.
    Es war frustrierend zu sehen, wie alle die Augen vor dem offensichtlichen verschlossen. Was er brauchte, war ein Beweis.
    „Bei Innos, wieso bin ich da nicht schon früher drauf gekommen?“
    „Endlich hast dus kapiert. Es war nur ein Traum“, meinte Gorn.
    „Nein, ich meine, warum bin ich nicht eher darauf gekommen zum orkischen Kontinent zu fahren?“
    „Also, ganz ehrlich, du hattest schon mal bessere Ideen.
    Was bei Beliar willst du denn da?“
    „Das Schwert! In meiner Vision war das Schwarze Schwert wieder komplett. Es lag dort, wo ich es vor fast einem Jahr vernichtet hatte. Wenn es wirklich wieder repariert ist, liegt es dort und das wäre der Beweis!“
    „Also gut“, sagte Milten, woraufhin ihn alle anderen fassungslos anstarrten.
    „Ich komme mit, weil ich sowieso bald dorthin muss. Mir wurde aufgetragen eine Lieferung orkischen Kronstöckels abzuholen, die anderen Magier vertrauen den Schamanen der Orks noch nicht genug, um sie das allein erledigen zu lassen.“
    „Danke, Milten. Was ist mit euch anderen?“
    „Ohne mich“, sagte Gorn, „Es wäre einfach unerträglich all die schönen Orks zu sehen, aber genau zu wissen, dass ich keinem von ihnen den Schädel spalten darf. Ich bleibe hier.“
    „Aber ich komme mit“, sagte Lester, der gerade seinen Sumpfkrautstängel ausdrückte.
    „Fortuno hat mir erzählt, dass die Orks ganz außergewöhnliche Methoden haben um Sumpfkraut zu verarbeiten.
    Er hat mir vor ein paar Tagen etwas davon gegeben und das Zeug ist fantastisch.“
    „Ich komme auch mit, du hast die lästige Angewohnheit immer unter Geröll begraben, von Orks fast erschlagen oder von Schwarzmagiern verflucht zu werden, wenn ich nicht dabei bin.“
    „Das ist unfair!“, brummte Gorn. „Vier gegen einen, und so was nennt sich Freunde. Also gut, ich komme auch mit. Irgendjemand muss euch ja schließlich den Rücken freihalten.“
    „Danke Leute. Jetzt lasst uns erst mal ein Schiff besorgen.“
    Geändert von König Rhobar II (12.10.2005 um 18:27 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von König Rhobar II
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    König Rhobar II ist offline
    Es war kurz nach Mitternacht. Claudius, der Magier von Admaris, hatte seine Studien für diesen Tag beendet und war ins Bett gegangen. Das ganze Dorf schlief seelenruhig und bis auf ein paar Milizsoldaten, die wachend durch die Straßen streiften, war keine Menschenseele mehr auf den Beinen.
    Alles war ruhig, vom Südtor über das seit über einem Jahr gesperrte Rathaus bis hin zum Nordtor, was in die tückischen Sümpfe am Füße des Nordgebirges führte.
    Der Paladin Hermann, Kommandant der Stadtwache, der es sich nicht nehmen ließ persönlich auf Streife zu gehen, beendete seine Runde vor dem alten Rathaus, was gesperrt war, seit damals die Feuermagier kamen um unter ihm irgendwelche Ausgrabungen zu machen.
    Er warf einen letzen Blick auf die vernagelten Fenster und machte sich dann auf den Weg zurück zur Kaserne.
    Er sah den Schatten nicht, der hinter einem Baum hervorgehuscht kam und langsam zum Eingang des alten Gebäudes schlich.
    Kaum war Hermann hinter der nächsten Ecke verschwunden, zog die Gestalt ihre Kapuze vom Kopf.
    Wäre es nicht so dunkel gewesen, hätten die weißen Augen, die zwischen den hohen Schulterkappen der Robe jener Gestalt in die Nacht strahlten, den meisten Angst eingejagt, die sie nicht kannten.
    Der Fremde kramte eine zerknitterte Spruchrolle aus einer Tasche hervor, und begann flüsternd die alten Worte zu sprechen, während er eine Hand auf die versiegelte Tür des Rathauses richtete, die kurz darauf klickend aufsprang.
    Noch einmal drehte sich die Gestalt um, um zu prüfen, ob sie auch von niemandem gesehen worden war, und betrat schließlich das alte Gebäude.
    Mit einer geheimnisvollen Geste entzündete die Gestalt die Fackeln und Kerzen des Erdgeschosses und näherte sich langsam dem großen Loch im Boden, was vor vielen Monaten von den Feuermagiern der Hauptstadt ausgehoben worden war.
    Hastig wiederholte der Fremde die Worte, die er eben noch von der Spruchrolle abgelesen hatte, woraufhin sich die Tür knarrend schloss und wieder versiegelte.
    Der Fremde trat an den Rand des Loches in den Schein des großen Kerzenhalters, der von der Decke baumelte.
    Das flackernde Licht wurde von seinem weißen Haar und dem weißen Bart reflektiert, fiel auf die dunkelblaue Robe mit den hohen, Flügelartigen Schulterkappen, die ihn wie einen Dämonen aussehen ließen.
    Ohne sich noch einmal umzusehen verschwand die Gestalt im Loch. Die Lichter erloschen und nichts deutete mehr darauf hin, dass jemand in dieser Nacht dort gewesen war.
    Geändert von König Rhobar II (15.10.2005 um 00:00 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von König Rhobar II
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    „Naja, genaugenommen brauche ich es ja nicht mehr, aber... Ich habe immerhin fast ein Jahr daran gebaut...“
    „Es ist ja nicht so, dass du es nie wiedersehen würdest. Wir fahren damit zum orkischen Kontinent, suchen dort etwas und kommen zurück. Deinem Schiff wird schon nichts passieren.“
    Garvell überlegte eine Weile, doch schließlich willigte er ein.
    „Nagut, aber nur weil du es bist. Schließlich hast du damals meine Leute befreit, ohne die wär das Schiff heute noch nicht fertig.
    Aber du passt gut drauf auf, ja?“
    „Versprochen. Du wirst es nicht bereuen.“
    Garvell seufzte.
    „Wieso nur habe ich jetzt das Gefühl den Kahn nie wiederzusehen?“
    Der namenlose stand mit Diego, Gorn, Milten und Lester am Hafen der Hauptstadt Myrtanas, direkt neben Garvell’s Schiff, was an der Kaimauer festgemacht war.
    Garvell verließ die Gruppe, die nun begann Vorräte in das Schiff zu laden.
    „Hast du schon einen Kapitän?“, fragte Milten.
    „Ohne einen erfahrenen Seemann finden wir das Orkland nie.“
    „Ich hab da jemanden gefunden. Vielleicht kennt ihr ihn ja.
    Ah, da kommt er.“
    „Ahoi, ihr Landradden!“
    Ein schlicht gekleideter Mann mit einem schwarzen Kopftuch und einer Augenklappe kam mit einem Kleiderbündel unterm Arm auf sie zu.
    „Wie, mit dem Kahn wollt ihr losschippern? Na, das kann ja heiter werden.“
    „Was besseres konnten wir auf die schnelle nicht auftreiben. Und wenigstens schwimmt das hier noch, im Gegensatz zu deinem Schiff, Greg.“
    Nachdem das zweite Schiff der Paladine in der Piratenbucht von Jharkendar vor Anker gegangen ist, und die meisten Piraten und Banditen festgenommen worden sind, hatte Greg mit einem Teil seiner Crew in den Verliesen von Erebar gesteckt.
    Doch geschickt wie Greg nun mal war, konnte er nach einigen Wochen unbemerkt fliehen, und hatte sich auf den königlichen Höfen versteckt, wo der namenlose ihn durch Zufall gefunden hatte. Anfangs war Greg nicht gerade begeistert ihn wiederzusehen, nach allem was er abgezogen hatte, aber nachdem der namenlose ihm versprochen hatte, für ihn und seine Mannschaft ein gutes Wort beim König einzulegen, war Greg dann doch bereit gewesen, den Helden und seine Freunde nach Norden zu fahren.
    „Werd jetzt bloß nich frech, Jungchen, sonst überleg ich mir das noch mal!
    Und jetzt, ab an Bord mit euch, ich will hier so schnell es geht verschwinden!“


    „Meister, alle verbliebenen Suchenden der beiden Kontinente sind auf dem Weg hierher!“
    „Sehr gut! Schon bald werden wir Beliar unserem Herrn die Armee bieten können, die er von uns verlangt hat!
    Du hast deine Sache gut gemacht, Kalom! Wenn alle eingetroffen sind, werde ich dich reich belohnen.“
    „Ihr meint... einen eigenen Körper?“
    „Ja. Dein Dasein als untoter Diener wird vorbei sein! Du wirst dich wieder unter die Lebenden mischen und meinen Glauben erneut verbreiten, willige Anhänger finden, die unsere Sache stützen! Du wirst die Bruderschaft wiederauferstehen lassen und die ahnungslosen Seelen der einfältigen Menschen mir untertan machen!“
    „Wie ihr befielt, Meister, ich danke euch!“
    „Schläfer! Was treibst du hier? Warum befolgst du nicht meinen Befehl?“
    „Herr, ich befolge euren Befehl! Dank meines Dieners ist mein Teil der Armee der Finsternis auf dem Weg hierher!“
    „Das ist Gut! Auch die Drachen sind bereits da! Ganze Heerscharen von Dämonen und Skeletten warten auf meinen Befehl!“
    „Dann werden wir diese Welt bald angreifen, mein Gebieter?“
    „Nein, Kerdaron, noch ist die Zeit nicht reif!
    Doch bald schon sind wir bereit Innos zu stürzen, und ihn mit ansehen zu lassen, wie seine Schöpfung unter meiner Herrschaft zugrunde geht!“
    Geändert von König Rhobar II (23.10.2005 um 21:16 Uhr)

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    König Rhobar II ist offline
    „Majestät, Majestät! Es gibt Neuigkeiten aus Nordmar!“
    „Nordmar? Ich hoffe sie sind besser als die Berichte aus Erebar!“
    „Ich fürchte nein, euer Majestät. Der Vulkan ist ausgebrochen und hat die Hälfte aller Erzminen unter Lavamassen begraben. Hunderte Arbeiter werden vermisst und die Stadt ist zur Zeit nicht in der Lage ihr Soll an Waffen herzustellen.“
    „Bei Innos, das darf nicht wahr sein! Erst der Massenausbruch aus den Verliesen von Erebar vor einer Woche, und jetzt das. Was kommt als nächstes?“
    Wie zur Antwort dieser Frage kam ein weiterer Bote in den Thronsaal König Rhobars des zweiten gerannt.
    „Euer Majestät, ich komme von den königlichen Werften bei Nordmar! Euer neues Kriegsschiff, die Rhobar IV ist gesunken!“
    „Was? Sie war doch noch nicht einmal fertiggestellt! Wie konnte das passieren?“
    „Keiner weiß es, euer Majestät! Am Abend vor zwei Tagen schien alles in bester Ordnung, doch am nächsten Tag lag das Schiff bereits auf dem Grund des Meeres. Und das, obwohl es doch noch gar nicht vom Stapel gelassen worden ist.“
    „Was in Innos Namen geschieht hier nur? Täglich treffen neue Berichte von Katastrophen und Unfällen ein! Und nie kann sich jemand erklären, wie das passieren konnte. Es ist, als würde ein Fluch auf meinem Reiche lasten. Schickt nach den Gelehrten! Schickt nach den Magiern! Ich brauche nun ihren Rat! Vielleicht wissen sie, was hinter alledem steckt.“
    „Sofort, euer Majestät.“


    Seit drei Tagen schon schlich die Gestalt in ihrer dunklen Robe durch die Gänge des alten Tempels tief unter Admaris, auf der Suche nach der alten Bibliothek.
    Die Feuermagier, die den Tempel angegraben hatten, waren direkt in der alten Reliktkammer angekommen, in der das Bruchstück des schwarzen Schwertes gelegen hatte. Doch keiner hatte die Geheimtür gefunden, durch die der Fremde in die Labyrinthartigen Gewölbe des alten, westlichen Beschwörungstempels Beliars gelangt war.
    Vor vierzig Jahren war das Dorf Admaris fest in der Hand des Bösen, und inmitten des Dorfes erhob sich der einst imposante Tempel, dessen wahre Geheimnisse jedoch in den unterirdischen Ebenen verborgen lagen, von denen niemand je etwas geahnt hatte.
    Schließlich hatten die tapferen Streiter Innos den Tempel zerstört, und als Zeichen des Sieges auf seinen Ruinen das neue Rathaus errichtet. Erst Jahrzehnte später fanden die Magier heraus, dass es einen Keller gab, und selbst heute ahnten sie nicht von seinen Ausmaßen.
    Doch die geheimnisvolle Gestalt wusste sehr wohl davon, und auch wenn sie nicht wusste, wo die Bibliothek lag, suchte sie dennoch sorgfältig jeden Raum ab.
    Fünfzig Meter unter der Stadt lag die große Beschwörungshalle, mit dem Portal, was einst in Beliars Reich führte. Doch der steinerne Bogen war seit Jahrhunderten erloschen und inzwischen eingestürzt.
    Und endlich, nach Tagen der Suche, fand der Fremde eine zerbrochene Tür, hinter der ein großer Raum lag, vollgestopft mit furchteinflößenden schwarzen Regalen, voller Bücher und Steintafeln, die verbotenes Wissen über schwarze Magie enthielten.
    Dort, am Ende des Raumes, lag ein Aufgeschlagenes Buch auf einem Podest, vage erhellt durch das Licht, was durch einen Riss in der Decke viel, und vom Jahrhunderte alten Staub reflektiert wurde, den die Schritte des Fremden aufwirbelten.
    Endlich hatte er sein Ziel erreicht.
    Zufrieden steckte er das Buch ein, zog eine Rune aus der Tasche, und mit einem Wehen seiner dunklen Robe war er verschwunden.
    Geändert von König Rhobar II (05.11.2005 um 16:48 Uhr)

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    „Zuerst die Gefangenen, ein Ausbruch wie wir ihn seit dem Fall der Barriere nicht mehr erlebt haben, dann das magische Erz, und nun die Flotte.
    Und zu allem Überfluss sind die Felder der Bauern am verdorren.
    Stück für Stück wird mein Reich geschwächt, und ihr behauptet allen Ernstes noch, all das sei Zufall?“
    „Euer Majestät, Innos allein weiß, was das zu bedeuten hat. Das Reich hat schon härtere Zeiten überstanden, und auch diese Krise wird vorbei gehen.
    Innos wird uns Beistehen.“
    König Rhobar der zweite schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
    Bei dem Untergang der Rhobar IV war es nicht geblieben. Nein, fünf weitere Schiffe seiner gerade erst wieder aufgebauten Kriegsflotte waren gesunken, ganz zu schweigen von all den Handelsschiffen.
    Als dann schließlich die Meldung von den Höfen kam, dass die Brunnen versiegt seien, und die Felder vertrocknen, hatte der König erneut die Gelehrten und Magier rufen lassen.
    „Eine Hungersnot kommt auf uns zu! Bald werden wir keine Schiffe mehr haben, um mit anderen Königreichen zu handeln! Bald werden wir keine Waffen haben, um uns gegen Feinde zu verteidigen! Wenn das so weitergeht, wird das Reich bald vollkommen hilflos sein, regiert von Hunderten entflohenen Gefangenen!
    Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie mein Reich den Bach runter geht! Wie ich sehe könnt oder wollt ihr nicht helfen! Also verlasst diesen Raum, und bringt mir den einen, den Erwählten! Wenn uns jemand retten kann, dann er!“
    „Aber euer Majestät, ihr könnt doch nicht...“
    „Sagt mir nicht, was ich kann und was nicht!“
    „Aber der Erwählte ist fort! Er brach vor einigen Tagen mit seinen Gefährten auf, keiner weiß wo er hin ist!“
    „Bei Innos! Ich will, dass er zu mir gebracht wird, sobald er wieder einen Fuß auf myrtanisches Land setzt!
    Er ist unsere letzte Hoffnung!“

    Ende von Kapitel 1
    Fortsetzung folgt...

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