1.
Der vertraute, weiße Holzboden knarzte unter dem Gewicht Jennas. Ihr kam es so unwirklich vor. Der Arzt hatte es ihr gesagt. Auch ihr Freund Edward war dabei gewesen. Sollte sie sich nicht freuen? War es nicht etwas wundervolles?
Sie lehnte sich gegen die weiße Fensterbank, neben ihr Edward. Er blickte ihr in die Augen, doch sie wandte den Blick von ihm ab und starrte auf den Boden.
"Wie sagen wir es ihnen nur?", fragte Jenna mehr sich selbst als Edward. Er seufzte und blickte auf ihrem Bauch, während er in Gedanken eine Antwort darauf suchte, wie sie es ihnen mitteilen sollten. Sie waren beide 16 und es war eine Schande für ihre beiden Familien. Eines der Fenster war geöffnet und Rauch einer Zigarre drang aus ihm heraus. Die Vorhänge vor der Tür waren zugezogen, sodass man die beiden von innen nicht sehen konnte. Er wollte, dass sie es abtreiben lies, doch sie weigerte sich vehement, denn es wäre in ihren Augen Mord gewesen. Denn war Mord nicht eine Sünde? Sie liebten sich, doch war im Moment eine Heirat undenkbar. Eine leichte Wölbung war zu erkennen, doch bisher hatte sie jedes Mal, wenn sie darauf angesprochen wurde, behauptet, dass sie nur etwas zugenommen hätte. "Wollen wir nicht doch", setzte Edward erneut an, wurde jedoch abrupt von einem bestimmten "Nein!" unterbrochen. "Willst du?", fragte er und hielt ihr eine Zigarette hin.
Sie schüttelte den Kopf, denn sie hatte es gerade erst geschafft, diesem Laster abzuschwören. Er zuckte mit dem Schultern, steckte sich die Zigarette in den Mund und zündete sie sich mit einen Streichholz an.
Es war bereits dunkel, doch auf der Terrasse brannte ein Licht, so wie immer. Doch es würde alles anders werden. Endlich nahm Jenna ihren ganzen Mut zusammen und klopfte an der Tür. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis im Inneren des Hauses Schritte zu hören waren. Erst ganz leise, dann immer lauter, bis sie stoppten. Leise knarrend öffnete sich die grün angestrichene Tür nach innen und Jenna´s Mutter war im Inneren des Gangs zu sehen. Sie lächelte mild, so wie sie es immer getan hatte. "Hallo, Schatz. Wo warst du denn?", fragte sie freundlich. Jenna schluckte, doch fasste sie sich ein Herz und sagte es:"Ich bin schwanger."