Hi!
Ich weiß, dass es in diesem Forum mittlerweile von Threads zum Thema einer finalen Rezession gibt, aber ich wollte mir letztendlich doch die Freiheit nehmen, einen eigenen Thread zu erstellen. Um den Moderatoren dieses Forums die Gründe für dieses Verhalten darzulegen, möchte ich sagen, dass mein Test doch sehr ausführlich ist und meiner Meinung nach in einem anderen Thread "untergehen" würde oder dieser andere Thread zu unübersichtlich wird. Ich hoffe diese Gründe werden von euch angenommen.
Als Ressorts zur Bewertung übernehme ich das Wertungssystem der Zeitschrift GameStar, da ich finde, dass es doch nahezu alle möglichen Bewertungskategorien umfasst und fair ist. Es gibt also zehn Ressorts, die jeweils mit maximal zehn Punkten bewertet werden können. Das Endergebnis ist ein Wert, der maximal 100 sein kann.
Dann fange ich mal an:
Ressort I: Grafik Punkte: 8/10
Als erstes ist hier die unglaublich detaillierte und schöne Vegetation zu nennen, die vielleicht nicht das Niveau eines Crysis erreicht, das aber für ein Rollenspiel eh unnötig ist. Die Vegetation ist sehr dicht, überall wuchern Gras und Pflanzen, der Wald ist äußerst lebendig dargestellt, da auch die Sichtweite durch die vielen Bäume begrenzt ist und die Vegetation sehr dicht ist. Als einziger Kritikpunkt bei der Vegetation ist die Sichtweite derer zu nennen, die sich doch schon arg in Grezen hält. Aber so schlimm ist das auch wieder nicht.
Als nächsten Punkt nennen wir jetzt mal die Sichtweite und das Level of Detail (LoD). Die allgemeine Sichtweite ist wie in allen Piranha Bytes-Spielen sehr hoch, wenn man oben in der Vulkanfeste steht, sieht man doch sehr weit aufs Land raus. Leider ist allerdings das LoD sehr gering und die Texturen werden in der Entfernung sehr, sehr schnell matschig. Das ist ein wesentlicher Kritikpunkt. Mit der Tiefenunschärfe will man eben vermeiden, dass der Betrachter dieses geringe LoD nicht sieht, was aber nur bedingt gelingt. Auch hier sieht man eben, wie schnell das LoD einsetzt und wie schnell alles verwischt wird. Hätte man den Effekt dezenter eingesetzt, wäre er sicher besser rübergekommen. Oder man setzt ihn erst gar nicht ein, und lässt die Texturen immer recht scharf, wie das im Gothic 2 der Fall war (hervorragende Sichtweite). Meiner Meinung nach hat selbst Gothic 3 diesen Punkt besser gemacht, auch wenn der Übergang zwischen scharfer und matschiger Testur diesmal sehr weich gemacht wurde, was in Gothic 3 noch nicht der Fall war (harter Bruch).
Allerdings können die Lichteffekte auf voller Linie überzeugen. Vor allem das Volumentic Lighting kann hier genannt werden. Ein solch schönes Spiel aus Lichteffekten habe ich selten in Spielen bisher gesehen. Dickes Lob an die Piranhas!
Auch die weichen Schatten werden einer guten Grafik mehr als gerecht, diese werden sehr schön dargestellt und wandern auch im Laufe des Tages mit der Sonne.
Apropos Sonne - hier ein Vermerk zu den Wettereffekten: Solch gut inszinierte Tageszeiten und vorallem nächtliche Gewitter (!) habe ich noch nie gesehen und sind auch atmosphärisch ein absoluter Knaller. Ein fettes Lob nach Essen, das habt ihr echt prima insziniert!
Zu den Texturen möchte ich auch noch ein Wörtchen sagen: Die sind zwar nicht der absolute Hammer, aber vorallem Holztexturen können sich doch sehen lassen. Negativ stechen hier aber Texturen am Anschwemmsteg in der Hafenstadt und vorallem
vor.
Mein letztes Wort zur Grafik richte ich an die NPCs: Deren Animationen sind halt im Gegensatz zu den Anderen eher nicht so der Hammer, auch der Detailreichtum ist hier nicht so groß. Die Frauenmodelle sind hier zwar nicht unbedingt schön, man kann sich daran gewöhnen. Was mich hier viel mehr stört, ist, dass es ich glaube nur zwei verschiedene Modelle im gesamten Spiel gibt - das ist doch schon sehr schockierend. Nicht einmal für einen Hauptcharakter wie Patty konnte man ein eigenes Modell entwerfen! Bei den männlichen Modellen ist die Auswahl zwar auch nicht groß, aber doch wesentlich besser als bei den Frauen und also schon akzeptabel. Allerdings hätte man zur Abwechslung schon den Hauptcharakteren (nicht nur Inquisitor Mendoza und Don Esteban) ein eigenes Aussehen verpassen können.
Ressort II: Sound Punkte: 10/10
Im Bereich des Sounds hat Kai Rosenkranz von Piranha Bytes eine Arbeit geleistet, die seinesgleichen sucht. Eine derartige Musik hatte ich noch nie in einem Spiel. Auch wenn es nur 20 Tracks waren, wurde es nie langweilig oder fehlte gar die Abwechslung. Die Musik hat das Geschehen perfekt untermalt und blieb dabei noch äußerst dezent (positiv!). Außerdem waren die Übergänge auch sehr perfekt insziniert (rascheln!). Die Sounds beim Aufnehmen von Gegenständen und Waffensounds waren auch sehr passend, ich fand es einfach nur realistisch. In diesem Ressort gibt es einfach nichts Negatives für mich - Hut ab, Piranha Bytes!
Ressort III: Balance Punkte: 9/10
Meiner Meinung nach hat Piranha Bytes gerade in dem Bereich des Balancing deutlich zugelegt. Als erstes soll der Spieler in die Welt von Risen eingeführt werden, was mit leichten Gegnern unterstrichen wird. Der Spieler soll das Kampfsystem kennen lernen, was den Entwicklern auch hervorragend gelungen ist. Danach wird man doch relativ früh im Spiel durch Arenakämpfe (Banditenlager/Bronco) gefordert. Diese Kämpfe erfordern gutes Timing, gute Reaktionen und vollen Einsatz der Fähigkeiten und des Kampfsystems. Anfang des zweiten Kapitels wird man durch die Echsen, die mit dem ersten Kontakt mit dieser Zivilisation im Nordosttempel oder im Osttempel überall erscheinen, deutlich gefordert, fast schon frustriert, aber eben nur fast. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels zieht hier deutlich an. Mit den laufenden Levelansteigen erscheinen dann auch immer schwierigere Gegner, die aber immer schaffbar bleiben, wie etwa die Echsenkrieger oder gar die Echsenelitekrieger oder Echsenanführer. So wird man im Spiel Gott sei Dank nie zum Überhelden, dass Spiel bleibt stets fordernd. Schlecht vom Balancing kann hier nur der Endgegner genannt werden, der leider einfach zu leicht ausfällt, allerdings wird dieser Kampf auf andere Weise sehr interessant gemacht ...
Ressort IV: Atmosphäre Punkte: 9/10
Die Atmosphäre wird im Spiel fast überall perfekt eingefangen, so kann vor allem ein nächtliches Gewitter im Sumpf in Sachen Atmosphäre sehr überzeugen, man fühlt sich so wahnsinnig hineinversetzt, dass einem fast der Atem stillstehen bleibt. Auch die Atmosphäre in den Tempeln wird sehr gut, nein, ausgezeichnet rübergebracht, es ist einfach so richtig düster, wenn man dann von einer Falle erwischt wird, schrickt man richtig auf. Hier können das Öffnen eines Sarkophages oder das Zuschlagen einer Aufspießfalle genannt werden, wo man regelrecht hochschellt.
Auch das mediterrane Flair der Hafenstadt wird genialst überzeugend dargestellt, wenn dann die Bewohner ihre abendlichen Gespräche auf der Straße halten, oder um das Lagerfeuer bei Meister Belschwur sitzen und sich Geschichten erzählen, fühlt man sich richtig hineinversetzt und sehr schön an alte gute Zeiten in der Hafenstadt Khorinis aus Gothic 2 erinnert.
Auch die Atmosphäre in der Natur wird durch dichte Vegatation und "echte" Wälder, in denen die Sichtweite durch die vielen Bäume und Bodenvegetation beschränkt ist, sehr gut dargestellt.
Auch die Vulkanfeste kann durch die Tätigkeiten und Ausstrahlung der Ortschaft atmosphärisch auf ganzer Linie überzeigen.
Getrübt wird die Atmosphäre nur durch die einfachen Tagesabläufe mancher Personen (fast der ganzen Tag fegen) und der geringen Interaktion zwischen den Charakteren im Banditenlager.
Ressort V: Bedienung Punkte: 9/10
Kommen wir zum nächsten Punkt, der Bedienung. Insgesamt ist die in Risen auch sehr gelungen, das Kampfsystem ist dank der simplen Maussteuerung sehr gut zu steuern und einfach gelernt. Einblendungen zur Bedienung der neu gelernten Fähigkeiten sind auch sehr hilfreich. Auch die sonstige Steuerung ist eher bekannt, was gut ist, da man sich so nicht komplett umgewöhnen muss. Auch schön finde ich, dass man mit Tastendruck auf "C" in den Charatereigenschaften schon sehr viel sieht und auch das Inventar parat hat. Alles ist sehr übersichtlich, vom Menü bis zum schön schlichten Interface, man kennt sich auf den ersten Blick aus. Auch sonst ist die Steuerung nicht zu träge oder zu übersensibel. Aber die super mega Bedienung ist es auch wieder nicht.
Ressort VI: Umfang Punkte: 9/10
Auch im Umfang der Welt weiß Risen zu gefallen, meiner Meinung nach reicht der Umfang der Insel Faranga. Durch die weitläufige Unterwelt wird hier, meiner Meinung nach, genügend geboten. Vor allem das viele, das es zu entdecken gibt, wertet die Größe der Welt noch mal gehörig auf.
Auch die Erfolge tragen hier zu Umfang bei, mit ihnen macht die Schnitzeljagd durch Faranga noch mehr Spaß, man kann sich auf Erfolge a la "Idiot" oder "Freischwimmer" freuen. Und so mancht das Erkunden noch mehr Spaß, wer will den nicht alle 50 Erfolge abkassieren?
Das einzige, was mir hier nicht gefällt, ist der Umfang der letzten beiden Kapitel. Vor allem das 3. Kapitel ist storymäßig vor allem am Ende sehr gut, aber zu kurz. Hier hätte man vor allem die Hauptstory noch verlängern können und mit mehr Wendungen im roten Faden versehen können.
Ressort VII: Quests/Handlung Punkte: 9/10
Meiner Meinung nach ist RISEN auch hier nicht schlecht gestaltet. Das erste Kapitel punktet mit enormer Freiheit, innovativen und guten Nebenquests und einem sehr gut inszienierten Machtgerangel in der Hafenstadt. Außerdem lässt sich durch die enorme Freiheit prima die Wlet erkunden. Ich habe hier allein knapp über 35 Stunden Spielzeit verbracht.
Im zweiten Kapitel zieht dann die Hauptquest an, durch die Freiheit, die nun reduziert wurde (positiv!) gibt es auch weniger Nebenquests. Die eigentlich öde Sammelhauptquest des zweiten Kapitels wurde aber sehr gut präsentiert und jedes einzelne zu sammelnde Item macht Spaß.
Im dritten Kapitel zieht die Hauptstory dann noch mal mächtig an, alle Nebenquests fallen weg, es wird volle Konzentration auf die Hauptquest gerichtet. Das ist auch gut so. Wäre die nur nicht so umfangreichsarm. Weil: Mal ehrlich: Wie Welt steht vor dem Untergang und ihr wollt auf dem Feld Rüben zeihen gehen? Unlogisch, genau. Ingesamt überzeugt mich das dritte Kapitel sehr, aber es ist einfach zu kurz. Vor allem gegen Ende ist es echt spannend, aber ich meine es wäre besser, wenn man den roten Faden vor allem hier verlängert hätte und mehr Wendungen eigebaut hätte.
Selbiges gilt für das vierte Kapitel, auch wenn es hier nicht mehr ganz so schlimm ist. Aber auch hier fehlen mehr Wendungen.
Die vielerorts bemängelten Tempel finde ich im großen und ganzen aber sehr spannend und keinesfalls demotivierend, im Gegenteil, ich fand das 3. und 4. Kapitel sehr Spannend in Szene gesetzt.
Den Endkampf selbst finde ich auch sehr gut inszieniert, er ist sehr abwechslungsreich, aber ich will jetzt nicht zu sehr spoilern.
Ressort VIII: Charaktersystem Punkte: 9/10
Sehr simpel und zweckmäßig, so würde ich es beschreiben. Mir gefällt es, dass man sich im Gegensatz zu anderen Spielen nicht so leicht "verskillen" kann, aber es doch merkliche Änderungen gibt und man sich auf eine Eigenschaft konzentrieren muss. Insgesamt gibt es hier aber nicht viel zu sagen.
Ressort IX: Kampfsystem Punkte: 10/10
Hier muss ich ein großes Lob an euch Piranhas aussprechen! Das Kampfsystem finde ich sehr gut präsentiert und umgesetzt, da können sich andere eine Scheibe abscheiben. Vor allem lernt man viele Sachen erst im wietern Verlauf, eine Spezialisierung ist notwendig und Änderungen sind durchaus spürbar. Man merkt förmlich, wie sich der Held im Laufe des Spiels verbessert, und kann die Verbesserungen spürbar einsetzen. Auch gefällt mir die Idee mit den Kombos, und das man z.B. Seitenschläge im Gegensatz zu Gothic erst im Verlauf des Spiels erlernt. Die von vielen bemängelte Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten stört mich hier nicht, ich finde die Möglichkeiten mehr als genug. In diesem Bereich habt ihr deutlich aus Gothic 3 gelernt, und ein wirklich sensationelles Kampfsystem geschaffen. Super!
Ressort X: Items Punkte: 8/10
Meiner Meining nach die größte Schwachstelle des Spiels. Hier wird vorallem in Sachen schmiedbare Schwerter und Stäbe zu wenig geboten. Auch von den Rüstungen gibt es zwar ausreichend viele, die auch schön aussehend und zweckmäßig sind, mehr könnten es aber schon sein. Sonst gefällt mir das Spiel aber auch hier: Es gibt im Grunde genommen massig Schwerter, Äxte und Ringe, und auch eine gute finale Rüstung und Waffe ist dabei.
FAZIT90 Punkte
Risen ist ein wahrhaft ausgezeichnetes Spiel, dass fast in allen Bereichen überzeugen kann. Zu kritisieren wären hier nur zu wenig Vielfalt bei weiblichen NPCs, mehr Items bei Helmen und Stäben und mehr Wendungen und gegen Ende auch eine längere Hauptstory, die nicht so viele Fragen offen lässt. Wenn die Piranhas an diesen Punkten arbeiten, und vielleicht in der Grafik ein bisschen besseres LoD und manchmal schärfere Texturen machen würden, dann wäre ihr nächstes Spiel ein Meisterwerk. Schön wäre es, wenn die Kritikipunkte per Add-In größtenteils entfernt werden würden und RISEN sich so den Titel "Meisterwerk" verdient hätte.
Ich hoffe, der Test hat euch gefallen. Kritik nehme ich natürlich gerne an. Rechtschreib/Grammatikfehler können bei einem solch langen Text natürlich vorhanden sein, aber bitte beschwert euch nicht darüber, dass kann bei einem Text in dieser Länge durchaus passieren.
MfG
Lord-Hagen