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    Lehrling
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    Der dicke Typ ist offline

    Post [Story]Traumtänzer

    Traumtänzer




    Leicht wie eine Feder fühlte er sich, als er von Stein zu Stein sprang. Die schwebenden Plattformen gaben sanft nach, wenn er auf ihnen landete, um dann langsam wieder in die ursprüngliche Position zu gleiten. Ihre Oberfläche war angenehm rau und gab seinen breiten Füßen Halt, ohne sie in unangenehmer Weise zu berühren.
    Die annähernd runden Felsbrocken formten einen Pfad, dessen Ende nicht ersichtlich war. Schier endlos schien er sich hinfort zu schlängeln und gab sich keinem banalen Ziel hin. Es war nicht einfach nur ein Weg, das war klar, es waren viele Wege, unterschiedlich, aber doch miteinander verschlungen. Wie zwei Parallelen die sich im fernen Unendlichen doch noch kreuzten.
    Von diesem Umstand nur noch mehr ermuntert, hüpfte er gleich zwei Steine weiter. Er genoss die Zeit, die er dabei in der Luft verbrachte. Falls es Luft war, denn er spürte weder Wind noch sonst einen gegenständlichen Einfluss, lediglich dieses wohlige Ziehen in der Magengegend, das auch noch anhielt, als er wieder Boden unter den Füßen hatte. Hätte er es einem Fremden oder einen Neuankömmling, der sich noch nicht traute sich zu bewegen und ob der Weiten und Gestalt des Ortes zu befangen dafür war, beschreiben müssen, er hätte statt Luft einen Begriff wie „sphärischer Äther“ gewählt.
    Doch es war niemand anderes außer ihm hier, und er glaubte nicht, dass sich das in nächster Zeit ändern würde. Er dachte nicht lange darüber nach, denn für ihn spielte es keine Rolle.
    Er stieß sich jetzt von einer größeren Plattform senkrecht nach oben ab und wurde dabei recht schnell. Es war ihm angenehm, die schwachen Lichtscheine von allen Seiten beim Flug verwischen zu sehen und zu beobachten, wie er sich einem Quartett aus großen, weißen Fliesen von unten näherte. Ihre Farbe war nicht grell, sondern gedämpft und war ebenso wohltuend für seine Augen wie all die anderen Eindrücke, die er auf sich wirken ließ. Sie strömten nicht und drängten nicht, sie waren nur bereit und willig, aufgenommen zu werden. Sie umkreisten seine Seele, wenn er es wollte, und manchmal fühlte es sich an, als ließe er seine Seele auch davonkreisen, als ließe er sie los, damit sie sich auf die Suche machte. Eine Suche ohne Ziel und ohne Fund, lediglich ein Losziehen um der Reise willen.
    Mühelos hielt er sich am Rand der Plattform aus Fliesen fest und zog sich sanft an ihnen hoch, gab sogar noch mit Leichtigkeit ein wenig mehr Schwung um sich über ihnen zu positionieren. Dann ließ er sich sehr langsam und genüsslich auf sie hinabgleiten. Das Spiel bereitete ihm so große, erfüllende Freude, dass er vielleicht eine Melodie gesummt oder gar richtig gesungen hätte, doch im Moment fand er die Stille, die alle Dinge in einer andauernden Umarmung liebkoste, erbaulicher.
    Die Fliesen hatten eine glatte Oberfläche, an die sich seine nackte Haut dankbar wie zärtlich anschmiegte. Eine feine, angenehme Kühle breitete sich an den erlauchten Stellen aus, die den weißen Marmor berührten. Er kniete sich hin, um mehr davon zu spüren. Es war keine Gier, die ihn dazu trieb, sondern ein Gefühl des Sinnvollen, des Richtigen und Natürlichen.
    Er spürte gar keinen Druck auf seinen Kniescheiben, sondern lediglich die Art Sicherheit, die er schon von den federnden Plattformen kannte. Auch dass sein Bauch überlappte und großflächig auf den Fliesen auflag, war mit keiner Schwere belastet.
    Jetzt erkannte er, dass die Plattform nicht schmucklos war, sondern jedes der einzelnen vier Bausteine das gleiche Symbol aufwies. Es war ein virtuos eingeritztes Molerat, dass sich bei näherem Hinsehen aber von Fliese zu Fliese in seiner Ausführung unterschied. Jedes war auf eine eigene Weise kunstvoll, denn jedes war in einer leicht anderen Pose zu sehen. Eines rieb sich den Bauch mit den Pfoten. Obwohl diese Krallen aufwiesen, so schienen sie dem Tier nicht weh zu tun, denn der Gesichtsausdruck mit dem leicht geöffneten Mund strahlte vollkommene Zufriedenheit aus.
    Das Bild schräg gegenüber vom ersten sah fast gleich aus, lediglich der kurze, stummelige Schwanz des Tieres war im Vergleich zum anderen deutlicher in Szene gesetzt, in einer Weise, dass das Körperteil dem Betrachter neckisch entgegen winkte. Er wollte erst zurückwinken, ließ seine Neugier aber dann auf das andere Fliesenpaar konzentriert.
    Auch die beiden anderen Bilder waren von einer gemeinsamen Gestalt. Hier hatte der Künstler, falls es denn je einen gegeben hatte, der für diese Werke verantwortlich war, das Molerat auf den breiten Hinterbeinen stehend gezeichnet. Es reckte sich ein wenig empor und wirkte dabei freundlich, wobei es auf der einen Fliese mit rund gezeichneten Zähnen, auf der anderen Fliese gänzlich ohne Zähne dargestellt war.
    Er suchte nicht nach einem Grund dieser Erscheinungen, sondern erfreute sich lediglich an den hübschen Bildern. Er wollte gerade seiner Seele etwas Raum lassen, sie zu umfassen, als seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt wurde. Er glaubte, einen kleinen, ungefährlichen Stoß am Bauch gefühlt zu haben und sah auf.
    Flankiert von zwei Felsen, die denen des endlosen Pfades ähnelten, dabei aber ungleich größer waren und eine eher eckige Form besaßen, befand sich in naher Entfernung eine rote Tür.
    Er musste lächeln, als er sich langsam wieder erhob. Fremde, zu weltliche Wesen hätten lange gezögert ob der Entscheidung, die Tür zu öffnen. Viele hätten wohl Angst gehabt, doch er schwebte befreit auf das Tor zu, streckte sich schwebend mit seiner ganzen Fülle in die Länge und ergriff mit seiner rechten Hand den Knauf.
    Geändert von Der dicke Typ (07.02.2010 um 22:25 Uhr)

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    Lehrling
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    Der dicke Typ ist offline
    Mit der Berührung änderte sich die Umgebung. Das sagte ihm sein Gefühl, nämlich, dass nicht er sich irgendwie weiter bewegt hatte, sondern das vielmehr der endlose Raum um ihn herum eine Umgestaltung vorgenommen hatte. Ob dies ganz zufällig aus sich heraus, oder vielmehr von ihm selbst als Impulsgeber angestoßen geschehen war, wusste er nicht zu sagen.
    Langsam verfestigten sich die Wände um ihn, der Boden unter ihm und die Gegenstände in seiner Nähe. Ganz langsam versteiften sie aus einer wabernden Gallerte, bis sie ihre endgültige, unnachgiebige Gestalt annahmen.
    Wandteppiche verhüllten die Nacktheit der Mauern ebenso wie es ihre Gegenstücke auf dem Boden taten. Der Tisch mit den drei Stühlen blieb einsam im Raum, nur ein Waschzuber und ein übergroßes Bett leisteten ihm Gesellschaft. Auf der anderen Seite ragte ein Thron in majestätischer Weise empor, wirkte aber doch auf eine gewisse Art wie bloßer Behelf. Wie etwas, was zwar über den anderen Wesensdingen im Raume stand, nicht aber die Spitze aller Existenz belegte. Ein Vorarbeiter eines übergeordneten Besitzers, der seinerseits seine Untertanen in diesem Zimmer scharte, aber jederzeit durch seinen Herren abgelöst werden konnte. Nach oben buckeln und nach unten treten.
    Obwohl er nach wie vor unbekleidet war, hatte der Raumwechsel keinen Einfluss auf seine Befindlichkeit. Ein hin und her pendelndes Gemisch aus angenehmer Kühle und satter Wärme durchfloss nach wie vor seinen massigen Körper und seinen Geist, die beide unverändert leicht wirkten und von den Herrschaftsverhältnissen der Umgebung gänzlich unberührt blieben, so trist sie auch waren. Es war ein Beobachten ohne Teilhabe.
    Er befand sich offenbar in einer Ecke des Raumes, seine linke Seite wurde von ein paar übereinander gestapelten Kisten verdeckt. Es war ihm wohl so, doch er fühlte, dass er sich eigentlich nicht verstecken brauchte. Trotzdem nahm er seine Position als gut und gegeben hin, denn auch sein Körpergewicht machte ihm die Hocke in keinster Weise anstrengend. Stattdessen schien er zu schweben, oder zu wabern, sich nur im Bereich der Transzendenz der Stofflichkeit anzunähern.
    Seine Entscheidung des Verharrens schien richtig zu sein, denn einen Moment nachdem er sie endgültig getroffen hatte, betraten zwei Personen den Raum.
    Die eine, ein Mann in leichter, roter Rüstung, strahlte keine Aura aus, die den Besitz dieses Raumes, seiner Möbel, geschweige denn des Throns anzeigte. Vielmehr waren ihm Hektik und Geheimnistuerei ins Gesicht, sowie viele unerfüllte Wünsche in die Seele geschrieben. Er zog eine äußerst leicht bekleidete Frau hinter sich her. Es schien so, als gehorche sie ihm, sogar so weit, dass sie es nicht wagte, einen Widerwillen zu zeigen. Rein äußerlich und sicher auch ein Stück weit innerlich, soweit konnte er sich einfühlen, war sie dem älteren, muskulösen Mann nicht abgeneigt, eher im Gegenteil, doch ihre Augen verrieten de unglückliche, unfreie Lage in der sie sich befand und aus der sie lediglich das beste machte. Vielleicht war dieses einer der besseren Momente in ihrem Leben, ein feuriges Aufflackern in ihr war zu spüren.
    „Komm her... ich will dich jetzt...“
    Die Stimme des Mannes, dessen Tonfall leidenschaftlicher war, als es zu vermuten gewesen war, hallte durch den Raum bis in alle Ecken, auch in seine Ecke und von da bis in sein Ohr, sodass es klang, als spräche er vom Innern des Kopfes seines Zuhörers. Es war nicht unangenehm, nur eigenartig.
    Andere Befindlichkeiten waren bei ihm ebenfalls nur Teil einer großen Masse von Gefühlen, die sich gegenseitig ausglichen und damit jegliches ausscheren unterbanden. In aller Ruhe sah er mit an, wie der gut gekleidete Mann die weniger vollständig gekleidete Frau vor sich auf die Knie drückte, um direkt danach seine Hose zu öffnen.
    „Endlich... darauf hab ich jetzt lange genug gewartet... mach schon, ich hab solchen Druck... Gomez kommt sicher gleich wieder...“
    Der Mann war gerade dabei, als Folge seines Genusses die Augen zu schließen, doch mit dem letzten Blick, dem letzten Licht was sein Sehorgan einfing, erfasste er die Gestalt seines Beobachters.
    „Was zum... was machst du hier? Hey, was machst du hier? Ich...nein!“
    Zu mehr Worten kam es nicht, denn der Raum begann sich ein wenig zu drehen, vielmehr sich hin und her zu wiegen. Die festen Konturen wurden zu einem Nebel, der sich immer mehr vermischte und so die wunderbarsten Farben bildete. Wie ein weiches Stück Papier, dass zusammengeknüllt wurde, zogen sich die Farbbahnen in einer gemeinsamen Mitte zusammen und verschwanden.
    Sie hinterließen nichts als Leere, und die Szene war dahin.

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