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Dragan war sich sicher gewesen den richtigen Trank nun hergestellt zu haben. Zusammen hatten sie das Ergebnis aber sicherheitshalber noch mal überprüft. Es war immer mal möglich, dass sich ein kleiner Fehler einschleichen wollte und dem mussten sie natürlich entgegenwirken.
Die letzten Wochen waren hart und entbehrungsreich gewesen, kaum schlaf und viel Arbeit, da war die Aussicht die Aufgabe nun erfüllt zu haben schon sehr verlockend.
Nachdem sich die Beiden noch mal vergewissert hatten auch ja keinen Fehler gemacht zu haben entschieden diese, dass es nun an der Zeit war den Priester Tinquilius aufzusuchen und ihn mit dem Endergebnis zu konfrontieren. Saphiria war schon sehr gespannt ob dieser zufrieden mit ihrer Arbeit sein würde oder er vielleicht doch noch etwas entdecken würde, das nicht stimmte.
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Aniron legte die beiden Enden der Schlinge um den Hals und verknotete sie vorsichtig. Der verletzte Arm lag nun sicher in der Leinenschlaufe und wurde somit optimal gestützt. Die Adeptin nickte zufrieden, sprach aber dennoch ernst zu dem Mann, der vor ihr saß:
„Ihr müsst Euren Arm unbedingt ruhen lassen. Der Verband sollte nicht abgenommen werden, damit die Wunde vor Dreck geschützt wird.“
„Aber wie soll ich denn so arbeiten? Gerade jetzt wird jede Hand gebraucht?“ fragte der Mann. Er hatte sich bei Handwerkarbeiten verletzt, als er versuchte, ein paar Zeltstangen zu zimmern. Das Holz war spröde gewesen und er war abgerutscht, dabei hatte er sich den Unterarm aufgerissen.
„Ich weiß, dass Ihr helfen wollt. Aber viel wichtiger ist, dass Euer Arm gesund wird. Es kann zu viel passieren, eine gefährliche Entzündung oder gar Blutvergiftung kann enstehen, vielleicht muss der Arm abgenommen werden oder Ihr sterbt gar dran.“ Aniron haute schon ein bisschen auf den Putz, aber was half es, wenn der Mann am Ende wirklich zum Krüppel wurde? Dann musste Al Shedim auf diesen Arm für eine Weile verzichten. Das Leben war eben wichtiger. Auch in diesen Zeiten.
Ihr Gegenüber schluckte und wollte etwas sagen, als ein Novize zur Kammer hereingestürmt kam, in der die Adeptin Verletzte versorgte, die die Heiler zu ihr schickten.
„Eine Karawane ist angekommen. Sie bringen Holz und Getreide.“
Aniron nickte dem Mann mit dem verletzten Arm aufmunternd zu:
„Sehr Ihr, geht und sagt, wo die Waren verstaut werden können.“
„Da wäre noch etwas“, sagte der Novize und bedachte Aniron mit einem ernsten Blick. „Unter den Begleitern ist eine Hochschwangere. Sie scheint kurz vor der Niederkunft zu stehen.“
Aniron weitete erschrocken die Augen. Eine Geburt. Ausgerechtnet jetzt und hier in Al Shedim.
„Sagt der Frau, ich werde mich sofort um sie kümmern, ich packe nur noch meine Tasche zusammen.“
Eilig suchte die Hebamme nach ihren Instrumenten und steckte sie schnell in ihre Tasche. Ihre Geburtsutensilien hatte sie schon lange nicht mehr gebraucht, aber erst vor wenigen Tagen in einer langen und einsamen Nacht gereinigt. Das Gänsefett hatte sie leider wegtun müssen, es war zu ranzig geworden. Aber es würde auch so gehen. Die Heiler waren zur Not auch da. Sie stopfte die letzten Laken Leinen, die sie noch in der Kammer hatte, in ihre Tasche und schaute sich noch einmal um, dass sie auch nichts vergessen hatte.
„Wasser!“ raunte sie und eilte in die angrenzende Krankenstation um dort über dem Feuer einen Kessel mit Wasser aufzuhängen. Das würde sie brauchen.
Dann machte sie sich auf zum Tempelausgang.
Die Karawane hatte auf dem Tempelvorplatz gehalten und schon wuselten die Wüstenbewohner emsig um sie herum. Aniron sah die Schwangere sofort. Sie hatte sich an ein Kamel gelehnt, gestützt von einem jungen Mann, der wahrscheinlich zu ihr gehörte. Bei ihnen der Novize. Aniron eilte auf die Frau zu, deren gewölbter Bauch sich unter dem hellen Gewand abzeichnete. Sie sah sofort, dass der Bauch sich schon abgesenkt hatte.
„Adanos zum Gruße, mein Name ist Aniron, ich bin die Wehmutter“,
„Oh, Adanos sei Dank, dass Ihr da seid. Es tut so weh!“ sagte die Schwangere und nahm zitternd Anirons Hände. „Die Reise war so lang und ich hatte solche Angst, das Kind in der Wüste zur Welt bringen zu müssen.“
„Keine Angst, Ihr seid hier sicher. Ich werde Euch helfen, kommt in den Tempel, dort werdet Ihr das Kind sicher zur Welt bringen.“
Aniron wies den Novizen und den fremden Mann an, die Frau zu stützen. Langsam begaben sie sich so in das Haus Adanos‘.
„Wie lange habt Ihr diese Schmerzen schon?“ fragte Aniron.
„Seit gestern Abend, seit Tagen habe ich diese Rückenschmerzen und nun kommen diese Schmerzen noch hinzu. Sie kommen und gehen.“
Aniron nickte.
„Das sind die Wehen, Euer Kind kommt.“ Sie wandte den Blick an den jungen, bleichen Mann.
„Ist das das erste Kind?“
Er nickte und wollte etwas erwidern, als die Frau neben ihm aufschrie. Aniron trat auf die Schwangere zu und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Sieh mich an. Ich muss dich etwas fragen. Hattest du, seit du diese Schmerzen hast, irgendwann das Gefühl, Wasser zu verlieren?“
Die junge Frau verzog das Gesicht.
„Ja, ich.. ich hatte das Gefühl eingemacht zu haben“, sie senkte ihren Blick, schrie dann aber wieder auf.
„Schnell jetzt, holt eine Trage!“ wies Aniron den Novizen an, der mit dem jungen Mann verschwand.
„Du brauchst dich nicht zu schämen. Du hast nicht eingemacht. Das war das Fruchtwasser.“
Die junge Frau nickte, eine Träne lief ihr über das Gesicht.
„Wir haben es gleich geschafft, gleich kannst du liegen. Es wird alles gut. Wie heißt du denn?“
„Sha-Shayenne“, antwortete die Schwangere. Sie musste ein paar Jahre jünger sein, als Aniron.
„Gut, Shayenne, du machst das gut.“
Die beiden Männer kamen mit einer Trage. Vorsichtig legte sich die Gebärende auf die Trage, als sie endlich in der Heilkammer auf einer der Liegen lag, atmete Aniron auf.
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Aniron hatte die Schwangere untersucht, die nun, da sie in der kühlen Kammer lag, nicht mehr so aufschrie bei einer Wehe.
„Hör mir gut zu, Shayenne, die Geburt ist schon weit voran geschritten.Wenn ich es sage, dann musst du die Augen zu machen und stark pressen, hörst du?“ sagte Aniron eindringlich. Die junge Frau nickte. Aniron warf ihrem Begleiter einen Blick zu, der zwar schweigsam und bleich die Hand seiner Frau hielt, aber doch tapfer und entschlossen ihr zur Seite stand.
„Du schaffst das, mein Schatz“, sagte er mit leiser Stimme „Ich bin bei dir.“
Aniron gönnte dem Paar einen Augenblick allein und holte sich das inzwischen heiße Wasser ran. Ihre Klammern, eine Klinge sowie Nadel und Faden lagen bereit. Sie tastete noch einmal über den Bauch, aber das Kind befand sich in der richtigen Lage.
Shayenne schrie nun erneut auf und klammerte sich panisch an ihren Mann.
„Hockt Euch hinter sie und stützt sie“, wies Aniron an. „Du, Shayenne, stützt deine angewinkelten Beine gegen meine Schultern. Und jetzt muss du pressen.“
Der Körper der werdenden Mutter erbebte.
„Ja, gut so, weiter so!“
Sie heulte auf und erzitterte ein weiteres Mal.
„Ganz wunderbar Shayenne, gleich hast du es geschafft!“
Die Gebärende sammelte noch einmal ihre Kräfte und schon hielt Aniron ein kleines Köpfchen in den Händen.
„Noch einmal!“ forderte Aniron und es dauerte einen kurzen Augenblick, da hielt sie ein kleines verschmiertes und schreiendes Bündel Leben in den Händen. Shayenne öffnete die Augen und Aniron legte der weinenden Mutter das Frischgeborene auf den Bauch. Die Wehmutter nahm sich ihre Klammern, klemmte sie in die Nabelschnur und trennte, was Mutter und Kind sichtbar verband.
Dann nahm sie das Kleine und begann es von den Spuren der Geburt reinzuwaschen. Inzwischen hielt der Novize, der Aniron aufgesucht hatte, an der Seite der Wöchnerin Wache.
Nachdem Aniron das Kind gewaschen hatte, untersuchte sie es zunächst auf sichtbare Zeichen irgendwelcher Körperverformungen und Krankheiten, doch das Kind schien kerngesund. Also wickelte sie das Kind in ein sauberes Tuch Leinen.
„Möge Adanos dir wohl gesinnt sein und dich auf deinen Wegen begleiten. Möge dein Leben lang sein und dein Körper und Geist von stetiger Gesundheit“, flüsterte die Adeptin. Dann trat sie an das Pärchen heran und legte das Bündel in die Arme der jungen Mutter.
„Herzlichen Glückwunsch, ihr habt eine gesunde Tochter!“
Die Augen der beiden jungen Menschen strahlten, als sie auf ihr Kind hinabblickten und Aniron räumten den Platz um die Liege ein wenig auf, bis sie sich wieder zu der Wöchnerin setzte.
„Wir warten noch die Nachgeburt ab, dann ist es endgültig geschafft. Ich werde dir, Shayenne, zeigen, wie du das Kind stillst und wie es mit eurem Körper weitergeht. Wenn ihr es wünscht, zeige ich euch beiden-“ dabei warf sie einen Blick auf den jungen Mann „- wie ihr das Kind wickelt und am besten tragt. Auf euch kommen anstrengende Zeiten, aber auch schöne Zeiten. Ein Kind ist ein Geschenk des Lebens.“
„Wir danken Euch“, sagte Shayenne und strahlte die Wehmutter an.
„Euer Kind ist ein Geschenk in diesen Zeiten. Es gab in letzter Zeit viel Leid, Tod und Zerstörung in Al Shedim. Aber mit eurem Kind kommt das Leben nun auch wieder zu uns.“
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21.01.2010 21:40
#164
Zweierlei Gefühle traten in Lasseko auf, als er diese Worte des Priesters vernahm. Einerseits schien dieser aktuell auch ein wenig ratlos zu sein, allerdings gab er doch gleichzeitig zu wissen, er wolle eine Lösung finden, ganz egal wie lange das auch dauern würde. Nun schien es so, als könnte Elendium die nächste Zeit hier verbringen. Noch viel wichtiger war allerdings, dass er dazu auch gewillt schien. Es stand außer Frage, dass er hier gut versorgt würde und die Zeit verbringen konnte, aber wie sollte sich sein Freund nun verhalten?
Konnte er sich nun wieder seinen eigenen Aufgaben widmen? Dürfte er das, wollte er das?
Noch immer war er sich nicht sicher, was er glauben und denken sollte, doch überwiegte doch die Zuversicht bezüglich der Zukunft, begründet aus dem Vertrauen in Tinquillius, und der Tatsache, dass sein Auftritt in diesem Drama nun endgültig beendet wäre und er sich den Rest mehr oder weniger ruhig mit ansehen könnte.
Zunächst verabschiedete er sich von den beiden Magier und verschwand wieder in der Dunkelheit der Nacht. Gewiss würde er in den nächsten Tagen, vielleicht morgen schon, nochmal diesen Ort aufsuchen, bevor er sich dann endgültig wieder anderen Dingen widmen würde, denn er müsste innerlich mit dieser Geschichte abschließen, bevor er sich wirklich einem neuen Abschnitt seiner eigenen Geschichte widmen könnte...
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Ein beißender Geruch kroch Ptahs Nasenlöcher hinauf, kratzte an den feinen Härchen und riss ihn aus den Tiefen seines Unterbewusstseins. Wo war er?
Die Augen brannten fürchterlich als er sie öffnete und suchten den übermäßigen Reiz mit Tränen zu lindern. Nur schemenhaft erschienen ihm die Bilder seiner Umgebung. Man hatte ihn bäuchlings auf einer hölzernen Bahre plaziert, seinen Körper mit weißem Leinen bedeckt, so... wie es mit Toten üblich war. War er gestorben? Nein. Der Tod musste sich anders anfühlen... Aber wie war er hier gelandet? Warum war er hier? Und wo war er überhaupt?
Seine Knochen knackten, als er langsam wieder Leben in ihnen spürte. Als sich die müden Glieder wieder regten nach der langen Zeit in dunklen Träumen, an die er keinerlei Erinnerung hatte. Etwas hatte sich verändert. Wohl dosiert versuchte er Gewicht zu verlagern. Den rechten Fuß zu belasten. Die wackelige Konstruktion kapitulierte endgültig und zerfiel in ihre Einzelteile. Wieder knackten seine Knochen, aber diesmal weniger aus Freude über die Erlösung aus der wochenlangen Starre, als aus Verdruss über den harten Aufprall. Vorsichtig sah er sich um. Um ihn herum waren fein säuberlich Säckchen, Beutel, Tiegel, Töpfchen und allerlei andere Behältnisse in Reih und Glied geordnet. Er musste in einer Art Lager sein. Die bis auf die Regale nackten Mauern deuten ferner daraufhin, dass es ein altes Gebäude sein musste, vielleicht sogar der Tempel.
Bei dem Versuch sich an den letzten Gedanken zu erinnern, bevor er das Bewusstsein verloren hatte, scheiterte er. In seinem Kopf herrschte Unordnung, was ihn jedoch nicht weiter kümmerte. Seltsam befreit fühlte er sich. Erfrischt. Um nicht zu sagen kühl. Mit ein wenig Verspätung fiel ihm auf, dass er keine Kleidung am Körper trug. Deshalb also das Tuch... aber wo ist meine Robe? War ich schon nackt, als ich das Bewusstsein verloren habe?
Leichte Irritation machte sich breit, doch es galt Wichtigeres zu klären. Obwohl die Beschaffung von Kleidung zunächst ganz oben auf der Prioritätenliste stand.
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"Ich... du... das..."
Stotternd blickte Ali zwischen der Armbrust und der Schönheit hin und her. Bald schon fiel sein Blick auf das blonde Haar, dessen Strähnchen sich um das Gesicht herum verführerisch kringelten, kurz darauf auf die zarte Haut, die es nicht verdient hatte, von jedweden Angreifern zerstört zu werden. Der Sandläufer war zwiegespalten - er wusste, dass es falsch war, die Armbrust aus den Händen zu geben, aber er konnte das Mädchen nicht einfach so ziehen und in die Fänge des nächstbesten Vagabunden geraten lassen.
Was würden die anderen wohl in so einer Situation tun?, fragte er sich nervös. Ehrenvoll handeln. Ja, das ist es. Sie beschützen, und die Armbrust kann Maris ohnehin wieder nachbauen. Streng genommen ist es ja noch nicht mal ein Verlust, denn hätte ich sie nicht geborgen, wäre die Armbrust ja immer noch verschollen! Und sie braucht sie wirklich... und ich...
"I-ich kann sie dir nicht einfach so geben. Sie gehört mir nicht", brachte er schließlich hervor und starrte das Mädchen weiter gedankenverloren an, doch schon im nächsten Moment packte ihn das schlechte Gewissen.
"Na gut, vielleicht kann ich sie dir ja verkaufen. Aber du musst mir sagen, wie du heißt und wo ich dich finden kann... falls es noch Ärger deswegen gibt..."
Ein vernünftiger Ausweg aus dem Dilemma, so fand er, auch wenn seine Gedanken umgehend wieder vom Zauber ihrer Anmut verdrängt wurden. Und wenn er ihren Namen wusste, vielleicht würde er sie ja eines Tages wiedersehen können...
"Also, wenn du magst..."
Verlegen streckte er ihr die Kiste entgegen.
Maris
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Aniron summte leise eine Melodie vor sich hin, während sie in der Krankensation auf und ab ging. Die kleine Sarina lag in ihren Armen und schlief. So tat es auch ihre Mutter, Shayenne. Die Wöchnerin hatte in den letzten Nächten Fieber gehabt. Die Reise durch die Wüste, die brennende Sonne und die Geburt hatten sehr an den Kräften der jungen Mutter gezehrt. Doch langsam ging es ihr besser, es hatte sonst keine weiteren Komplikationen gegeben. Ihr Mann, der ebenso junge Murat, half tagsüber beim Wiederaufbau der Zeltstadt.
Die junge Frau machte sich gut als Mutter, auch wenn sie viel zu lernen hatte. Aber sie hörte auf das, was Aniron ihr sagte. Die Hebamme war froh darüber, nicht jede Mutter nahm sich der Ratschläge an, manche meinten es besser zu wissen. Shayenne zum Glück nicht. Sie saugte jedes Wort auf, was die Adeptin von sich gab und versuchte alles richtig zu machen. Aber irgendwann, wenn das Kind älter ist, würde sie merken, dass sie Fehler machte. Jede Mutter machte einmal Fehler. Aniron würde auch Fehler begehen. Daraus lernte man. Hoffentlich.
Aniron schaute auf das kleine Lebewesen in ihrem Arm.
"Du hast noch ein aufregendes Leben vor dir. Hoffentlich ohne Flutwellen und Erdbeben", flüsterte Aniron. Einerseits war es ein Flüstern an die kleine Sarina, anderseits an das, was in Anirons eignem Leib heranwuchs. Wenn Aniron richtig gerechnet hatte, dann begann jetzt der vierte Monat. Die ersten 12 Wochen waren um. Die Risikozeit war also überstanden. Aniron summte wieder. In all dem, was sie in den letzten Wochen erlebt hat, war es nicht nur ein Wunder, dass sie noch am Leben war, sondern auch, dass das Leben in ihr weiterhin zu wachsen schien. Es ging ihr gut, ihr Körper hatte sich anscheinend an den neuen Umstand gewöhnt. Wenn nur Maris mal wiederkommen würde.
Er war nun schon seit über einer Woche auf der Jagd und allein die Geburt und ihre Arbeit hielten Aniron davon ab, durchzudrehen. Er wuste doch, dass sie sich Sorgen machte, was konnte nur alles passieren beim Jagen? Er war ja aber kein Kind mehr und hatte eine Menge erfahrener Leute mit sich. Aber trotzdem sorgte sich Aniron. Maris war nicht einfach ihr Verlobter, sondern auch der Vater ihres Kindes.
Sie selber sollte den Tempel seiner Meinung nach gar nicht erst verlassen. Aber gerade jetzt wuchs in Aniron der Wunsch, Heilung zu lernen. Das konnte sie hier im Tempel nur bedingt. Tinquilius selber hatte alle Hände voll zu tun und der Priester wäre der Einzige, der sein Wissen Schülern vermittelt. Aber vielleicht gab es jemanden, der ihn in die Künste der Heilung eingewiesen hatte. Vielleicht konnte Aniron eben jene Person finden. Dazu musste sie aber erstmal wissen, an wen sie sich wenden musste.
Aniron legte das Neugeborene in die Arme seiner schlafenden Mutter. Zuallererst musste aber die Wöchnerin wieder auf die Beine kommen. Und Maris hoffentlich mal wieder auftauchen.
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Ja, er war stolz. Stolz darauf zusammen mit der Druidin den Trank hergestellt zu haben, und es wurde ihm noch besser, als er von ihr erfuhr, dass Tinquillius auf dem Weg zu ihnen war um das Ergebnis zu begutachten. Noch ein letztes Mal sah er zu seiner Kollegin herüber, dann zu dem Trank, und dann auf den Wassermagier, der so eben eintrat. Nach einer kurzen, nutzlos erscheinenden Begrüßung begann Dragan vorzustellen.
"Wir haben wirklich unermüdlich an diesem Projekt gearbeitet Meister, und nun sind wir endlich so weit, dass wir sicher sagen können wo der Fehler lag bei diesem Trank. Anfangs versuchten wir nur hier und da in der Rezeptur herum, doch vor wenigen Tagen gelang es uns eine kleine Entdeckung zu machen. Der Stoff in dem Gemisch, der für die Kraftzufuhr verantwortlich ist, ist eben auch der selbe, der den Anwender aggressiv werden lässt. Jedoch trifft dies erst zu, wenn dieser Stoff erhitzt wird, also haben wir sie direkt am Anfang voneinander getrennt und konnten so den neuen Trank erstellen. Was sagt ihr Meister Tinquillius?"
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Die Tage verstrichen und das Leben in Al Shedim kehrte allmählich zu einem beruhigteren Zustand zurück. Auch wenn es noch lange nicht so war, wie noch vor der Flutkatastrophe. Dafür hatten sie auch zu wenig Männer und Materialien. Es reichte derzeit, um sie alle zu ernähren und dadurch, dass viele Menschen im Tempel untergekommen waren, hatten auch alle ein Dach über dem Kopf.
Auch dem Priester ging es von Tag zu Tag besser, sodass er auch wieder als Heiler in seiner Heilkammer arbeitete und nicht als Patient dort eines der Betten besetzte. Auch seine Magie kehrte allmählich zurück, auch wenn er täglich noch Warus‘ Trank einnahm, um die Magie weiterhin unter Kontrolle, aber nicht mehr vollkommen unterdrückt zu halten.
Und doch fühle ich mich nutzlos. Ich helfe Menschen und es macht mir auch Spaß. Aber etwas fehlt?
Du hast die Macht genossen, die du als Riordians Stellvertreter erhalten hast. Du hast es genossen.
Doch daran wollte er nicht denken. Um sich abzulenken, machte er einen Besuch bei seinen beiden Schülern, wenn man sie denn so nennen wollte. Er hatte seit der Flutkatastrophe eigentlich nichts mehr von ihnen gehört, er wusste nur, dass es ihnen gut ging – den Umständen entsprechend.
Als er nun in dem Labor war, erblickte er auch direkt Dragan und Saphiria.
„Ah, ihr habt es also geschafft.“ Er nahm die Flasche in die Hand und begutachtete das Ergebnis der beiden Alchimieschüler. „Es sieht gut aus. Und ihr scheint auch gut zusammen gearbeitet zu haben, zumindest hoffe ich das.“
Er machte ein paar Schritte auf den Tisch zu und nahm sich dann das Alchimiebuch zur Hand, welches er den beiden Heilern hier gelassen hatte, damit sie weiter forschen konnten. Er blätterte wild herum und suchte nach dem passenden nächsten Experiment.
Was könnte ich ihnen anbieten, was sie reizt und sie zu eigenständigem Arbeiten verleitet?
„So, nachdem ihr dieses Experiment geschafft habt, hätte ich eine weitere Aufgabe für euch, die ihr jedoch einzeln behandeln sollt. Und zwar geht es um die Aliolika Pflanze. Dieses Kraut ist in Höhlen zu finden und wächst meist auf nassem Gestein. Sie blüht nur alle zwei Jahre und so ist es nicht verwunderlich, dass sie relativ selten zu finden ist.
Das Besondere an ihr ist ihr Wirkungsspektrum: Einerseits führ diese Pflanze zu einem tiefen Schlaf, der schnell in ein Koma und anschließendem Tod übergehen kann. Andererseits erhöht sie die Konzentration und belebt den Geist. Eine Kombination, die so, wie ihr euch denken könnt, nicht funktionieren kann.
Was ich von euch gerne hätte: Eine oder einer möge einen Trank herstellen, der nur die Schlafwirkung erhellt, aber nicht tödlich wirkt und der oder die andere sollte bitte versuchen, die andere Wirkung hervor zu bringen. Ihr dürft dabei jedwede Utensilien nutzen, die ihr hier findet. Und wenn ihr etwas sucht und es nicht findet, könnt ihr mich auch jederzeit aufsuchen kommen.
Und wer was macht, spielt keine Rolle. Beide Tränke sind nicht ohne Zusammenwirken mit anderen Kräutern und Pulvern zu bewältigen.“
Das sollte sie antreiben, alchimistisch zu denken.
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Ihr Mund formte sich zu einem süßen Lächeln. Immer noch lenkte ihr Familiengeist den Körper und ließ kaum noch die eigentliche Persönlichkeit der jungen Adlige zu.
"Mein Name ist Myra.", sagte sie mit honigsüßer Stimme, "Ich bin mit einem Nordmann namens Drakk hier, aber eigentlich komme ich aus Silden."
Innerlich tobte die Schneiderin und verfluchte die Katzengestalt, welche sie in sich trug. Wie konnte dieser Geist es wagen einem Fremden solche Details zu nennen und vorallem wie konnte er es vergessen, dass sie die Zofe der einzigwahren Sumpfkaiserin war. Am liebsten hätte sie sich selbst geschlagen, doch der Katzengeist hatte fast die komplette Kontrolle, sie konnte sich nur mit ihm streiten.
Hör jetzt auf zu zicken, ich will das Geschäft beenden., fauchte dieser in ihrem Kopf.
War dies denn die Möglichk..?
"Jetzt würde ich gern die Kiste haben. Darf ich?"
Der junge Mann überreichte ihr, scheinbar immer noch mit Gewissensbissen, die Kiste und Myras Körper überreichte einen kleinen Beutel mit Goldmünzen. Am liebsten hätte sich die Adlige auf dem Kopf gestellt oder sonst irgendwelche Anstalten gemacht, aber es geschah einfach, als würde sie nur zuschauen. Dann warf ihr Körper dem Mann noch einen Kuss zu und wandte sich ab.
Innerlich schauderte es der jungen Schönheit, doch jetzt musste sie sich ersteinmal wieder die Kontrolle über ihren Körper kämpfen.
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Nachdenklich nickte Aniron.
"So schnell wird Maris also nicht nach Al Shedim zurückkommen, wenn ich das richtig verstehe", sagte die Adeptin langsam. Thamar stand vor ihr und schaute ein wenig bedröppelt rein. Sie kannte Anirons Stimmungsschwankungen von der Reise von Silden nach Al Shedim noch zu gut und erwartete nun einen Wutausbruch oder dergleichen. Doch die Wehmutter stand einfach nur auf und sagte:
"Gut, dann werde ich Al Shedim ebenfalls verlassen."
Thamar schien zunächst erleichtert, doch dann schaute sie die Hebamme erstaunt an: "Al Shedim verlassen? Aber Maris hat uns aufgetragen, auf dich aufzupassen."
Aniron zuckte mit den Schultern: "Dann kommt ihr eben mit."
Sie wollte nicht länger hier rumsitzen. Wirklich helfen konnte sie nicht, weder beim Aufbau, noch beim Heilen. Shayenne kam gut ohne Aniron zurecht, sie hatte der jungen Mutter alles gezeigt, was sie wissen musste. Das Kind war gesund und munter. Wenn es jetzt Probleme gab, dann konnten eigentlich die auch andere Barbiere oder die Heiler helfen.
"Ich habe herausgefunden, dass Tinquilius bei einem Mann namens Ceron ausgebildet wurde. Nun möchte ich diesen Mann finden. Man sagte mir, dass er entweder mit seiner Familie in einem Turm mitten in der Wüste zwischen Al Shedim und Bakaresh ist oder eben in Bakaresh. also werde ich mich dahin begeben. Entweder ihr kommt mit oder ich reise alleine."
"Aber in deinem Zustand sollst du doch nicht reisen!"
Aniron verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich werde abreisen, mit oder ohne euch."
Entschlossen drehte Aniron sich um und begann ihre Sachen zusammen zu suchen, als Thamar kopfschüttelnd die kleine Kammer verließ.
Aniron hatte von einem Novizen eine Beschreibung von diesem Ceron bekommen und hoffte, ihn irgendwie finden zu können.
Es war nicht viel, was sie zu packen hatte, ihre Utensilien um Kräuter zu schneiden und zu verarbeiten, ein paar Pasten und getrocknete Blätter und Blüten, die sie immer bei sich trug und ihr Hebammenzeug. Es waren neue Leinentücher gekommen, auch von denen steckte sie zwei in ihre Tasche.
Schließlich nahm sie sich ein wenig Brot und getrocknete Früchte, sowie ihren Stab und den dünnen Umhang, den sie auf Reisen trug.
Bevor sie den Tempel verließ, warf sie noch einen Blick in die Kammer mit der Sarazenia. Die Pflanze raschelte aufgebracht, als Aniron zu ihr trat.
"Ja, ich weiß, du hast lange nichts mehr zu essen bekommen. Bevor ich dich aber wieder in den Wüstensand setzen kann, brauchen wir etwas Erde."
Aniron holte ein paar getrocknete Blätter und eine tote Maus, die sie Sirii abspenstig gemacht hatte, aus ihrer Tasche. Die Sarazenia stürzte sich auf diese Happen.
"Ich hoffe, ich bin bald wieder zurück, wer auch immer hier in diese Kammer kommt, er wird sich um dich kümmern, du darfst ihn nicht angreifen", sagte die junge Frau mit strenger Stimme, dann verließ sie die Kammer wieder und eilte in das erste Geschoss.
Sie klopfte an einer der Novizenkammern und trat hinein. Ein junger Mann, der auf seinem Bett lag und etwas gelesen hatte, stand sofort auf, als er sie sah.
"Fyr", sprach Aniron ihn an. Es war der Novize, der zu ihr gekommen war, als die schwangere Shayenne eingetroffen war. Er hatte ihr in den letzten Tagen bei der jungen Mutter geholfen und auch die Informationen über Ceron gegeben.
"Du musst dich bitte für mich um die Sarazenia kümmern", sagte sie zu dem jungen Novizen. Der schluckte zuerst, nickte aber dennoch.
"Wie lange werdet Ihr weg bleiben?"
Aniron zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß es nicht, aber ich versuche bald wieder da zu sein. Bitte gib der Sarazenia einmal am Tag die Reste der Pflanzen oder irgendwelche anderen Dinge, die du findest, Mäuse, Käfer, Fliegen, was auch immer. Sie braucht auch regelmäßig Wasser. Sollte sie dich angreifen, musst du Feuer gegen sie verwenden, das mag sie nicht."
Wieder nickte Fyr. "Viel Glück und möge Adanos Euren Weg begleiten."
Aniron lächelte, stand auf und verließ die Novizenkammer.
Als sie in die Eingangshalle trat, kam Thamar auf sie zu, mit ihr ein junger Mann, dessen Namen Aniron schon vergessen hatte. Aber auch er gehörte zum Kreis der Leute, die Maris begleiteten und denen er vertraute.
"Djafar wird mit dir kommen", sprach Thamar.
"Wunderbar, dann lass uns aufbrechen", antwortete Aniron, äußerlch war sie gelassen, innerlich aber doch angespannt.
Djafar und Thamar nickten sich zu und schließlich traten Aniron und ihr Begleiter in die Nacht hinaus. Ein Pferd stand gesattelt vor dem Tempel, auf welches Djafar nun zielstrebig zusteuerte und aufstieg. Dann hielt er Aniron die Hand hin. Verwirrt sah die junge Frau zu Thamar:
"Ich kann nicht reiten, ich bin noch nie geritten."
"Das macht nichts, Ihr braucht nichts weiter zu tun, als Euch gut an mir festzuhalten", sagte der junge Bursche auf dem Pferd.
"Nur zu", versuchte Thamar Aniron zu ermuntern und half ihr auf das Pferd.
"Djafar passt auf dich auf, wenn er es nicht macht, bekommt er richtig Ärger mit Maris."
"Na, das möchte ich hoffen", murmelte Aniron.
"Dann kommt mir gut an, damit ich Djafar endlich der Feuertaufe unterziehen kann". Thamar lachte kehlig und Djafar gab seinem Pferd die Sporen.
Während Aniron sich vorkam, als würde ihr ganzer Körper durchgeschüttelt werden, lenkte Djafar sein Reittier sicher durch die Neuanfänge der Stadt und anschließend hinaus in die Wüste Schon jetzt wünschte Aniron sich wieder herunter, doch noch lag die ganze Nacht voller Geschaukel vor ihnen. Wie wunderbar.
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Sie hatten sich abgesprochen, Saphiria würde sich um den Schlaftrank kümmern, wobei sie nicht wusste ob ihr das wirklich lieber war, letztendlich aber sollten sich die beiden Tränke in der Herstellung wohl nichts nehmen.
Die Aliolika Pflanze, um die ging es hier nun also. Bevor sich die Seherin in die Arbeit stürzte wollte sie noch etwas Vorarbeit leisten, sich genauestens über diese Pflanze informieren, schließlich hatte sie nicht vor jemanden zu töten, sondern einen Schlaftrank herzustellen. Dabei wollte sie von vornherein Fehler ausschließen und gründlich vorgehen.
Es war schon wieder sehr spät geworden aber noch verspürte sie keine Müdigkeit. Saphiria hatte sich einige Bücher herausgesucht, die mit der Pflanze unmittelbar aber auch mittelbar zu tun hatten.
Auch Bücher, die die anderen, benötigten Zutaten behandelten lagen auf dem Tisch. Saphiria hatte da aber erst an der Oberfläche gekratzt, es gab noch viel zu lernen und umso mehr sie wusste, umso leichter würde es ihr letztendlich auch fallen den eigentlichen Trank herzustellen. Es gab viel zu beachten, wenn sie auch nur den geringsten Fehler machen würde, könnte das fatale Folgen mit sich ziehen, eine große Verantwortung, die sie dadurch trug und sie wollte dieser auch gerecht werden.
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Saphiria ging wieder voll und ganz in ihrer Aufgabe auf, es war interessant, anspruchsvoll aber interessant. Die Seherin lernte gerne dazu, erweiterte ihr Wissen, da nahm sie wenig Schlaf gerne in kauf, wobei sie da ja auch die Wahl hätte. Sie vergrub sich einfach oft zu sehr in die Arbeit und vergaß alles um sie herum, dabei kam nicht nur der Schlaf zu kurz, sie musste sich teilweise auch förmlich zwingen etwas zu essen.
Die letzten paar Stunden hatte sich Saphiria mal wieder etwas Schlaf gegönnt und nach dem sie sich mit einem Apfel etwas gestärkt hatte ging sie auch gleich wieder an die Arbeit.
Alle Zutaten, die sie benötigte hatte sich Saphiria bereits zu recht gelegt. Es war alles vorhanden und so konnte die Seherin auch gleich loslegen, sie durfte eben nur den Fehler nicht machen, gleich alles zu mischen, drei der Zutaten durften erst nach der Destillation dazugegeben werden.
Sie hatte nichts genaueres darüber gefunden, was geschehen würde wenn sie gleich alles mischen würde aber es wurde ausdrücklich darauf hin gewiesen, dies strickt zu vermeiden und darauf verließ sie sich, um sonst stand das sicher nicht bei dem Rezept.
Bei den meisten Zutaten machte das aber nichts aus, die konnte sie zusammen in den Kessel geben. Erst aber machte sich saphiria daran alles klein zu schneiden. Sie wollte hier ganz sicher gehen und das optimale Ergebnis herausholen, ein Fehler könnte fatale Folgen haben, hier überließ sie nichts dem Zufall, nicht die geringste Kleinigkeit.
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Die Wüste war kühl in dieser Sternenklaren Nacht, der Mond erstrahle hell auf das Wüstenfeld und die wenigen Fußspuren die der Mann hinterließ zeigten wohl einen mehr als geschwächten Mann, der sich seinen Weg durch die Wüste bahnte. Sein Aussehen hatte sich stark verändert, der Bart seit langer Zeit nicht mehr geschnitten oder gekämmt, die Augen Müde und ohne Glanz. Ein war der Mann ein interessierter Magus gewesen oder wollte diesen Weg einschlagen. Jedoch hatte der Mann zu viele schlimme Schicksalsschläge ertragen so dass er ein Säufer in Vengard wurde, doch ein Magier hatte ihm geraten den Alten Weg wieder einzuschlagen, so machte sich der Säufer auf den Weg um wieder nach Al Shedim zu kommen, seiner Heimat Stadt.
Er hoffte dass sie ihn nicht für Tod hielten und er schnell wieder in seinen Altes Leben zurück kam. Es war irgendwie auch Glück das der Mann durch die Wüste kam, mehr Lebend als Tod. Oft musste er achtgeben und oft wäre er fast in die Hände von Sklaventreibern und Assassinen geraten. Auch hatte er Gerüchte von Al Shedim vernommen, die Stadt sei angeblich ziemlich zerstört worden als die Natur damals verrücktspielte. Maknir hoffte bald selber in die Ruinenstadt zurückzukehren. Er war nun seit einer Woche in der Wüste unterwegs gewesen. Da er sich schon lange nicht mehr mit der Magie beschäftigt hatte musste er diese auch erst mal wieder Üben, doch dazu sollte er wieder Nüchtern werden. Er zuckte aus seiner Tasche einen Schlauch mit Bier darin, gierig trank er davon und rülpste danach herzlich auf. Danach fing er an zu Lachen und warf sich in den Sand und warf diesen wie ein Kind durch die Gegend.
Als er sich wieder etwas gefangen hatte lief er über eine Sanddüne und blickte dann auf die Ruinen von Al Shedim. Es war dunkel und so konnte er nicht sehen wie Kaputt die Häuser und was es noch gab waren. Er wollte gerade die Sanddüne hinunterrutschen, immerhin hatte er dies schon ziemlich oft gemacht, jedoch rutschte er irgendwie dumm aus und machte mehrere Purzelbäume mit dem Kopf vor raus und rollte knapp an einer Ruine vorbei. Unten angekommen fluchte er auf und taumelte mehr oder weniger in die Stadt hinein. Es waren tatsächlich noch ein paar Leute wach die ihn mit einem Misstrauischen Blick anblickten. Da war er also wieder, betrunken, voll mit Sand, halb lachen und kurz vom Übergeben, nach vielen Monaten war er tatsächlich in Al Shedim wieder angekommen, zwar war er kein vorzeige Magier aber man konnte sich ändern, mehr oder weniger.
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Die ersten Zutaten köchelten noch, der Sud durfte nicht zu heiß werden, deshalb dauerte es einfach länger.
Saphiria hatte immer wieder mal ein Auge drauf gehabt, die Zeit aber auch genutzt um sie fortzubilden und sie hatte sogar erfolg damit gehabt. Die Seherin hatte herausgefunden warum einige Zutaten separat gekocht werden mussten und erst ganz am Schluss dazugegeben werden durften.
Durch die Hitze würden sich verschiedene Wirkstoffe auf eine Art verbinden, die man nicht möchte. Die Wirkung des Tranks wäre eine andere als geplant. Sie wollte nur einen Schlaftrank herstellen, wenn Saphiria aber nicht aufpassen würde, könnte sie mit dem Trank auch leicht jemanden töten, deshalb ging sie auch streng nach dem Rezept vor.
Ein paar Stunden musste der Sud noch kochen, dann würde er erst einmal abkühlen müssen, die Zeit würde die Druidenanwärterin dann nutzen um eine andere Zutat aufzusetzen. Es kostete viel zeit aber das machte ihr nichts, es machte Saphiria spaß, auch wenn sie zugeben musste, dass die Zeit schon mal sehr lange werden konnte.
Eben hatte sie nach ihrem Werk geschaut, es sah schon recht gut aus, soweit sie das beurteilen konnte, nun konnte sie sich wieder etwas Zeit für sich nehmen, es war wohl Zeit sich etwas die Beine zu verteten.
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Unglaublich, wie schnell sich doch der Schock nach solch schlimmen Ereignissen wieder verflüchtigen konnte und wie schnell ein Mensch nach einer solchen Katastrophe in seinem Denken wieder bei sich selbst landete... Gedanken die sich damit beschäftigten, wie man seine Füße wieder ins Trockene bekam, ohne dafür auch nur einen Handschlag zu tun.
Sicherlich taten dies viele Menschen, doch Hasso war da ein ganz außergewöhnliches Exemplar, denn trotz seiner Blödheit und seiner riesigen Feigheit schaffte er es immer wieder nicht nur zu überleben, sondern auch zu leben, wobei das Leben welches er führte, nicht nur bemitleidenswert war, sondern auch zu verachten. Ein Feigling und Nichtsnutz, der lieber seine Wurstfinger dort hin steckte, wo sie nichts zu suchen hatten. Breitfächrig auseinander gekrallt und für einen beleibten Mann doch recht flink und zielsicher, wärend er einem kleinen Mädchen sein sperrliches Mahl aus dem schon geöffnetem Mund entriss. Und dabei juckte es den Dicken überhaupt nicht, ob das kleine Ding seinetwegen traurig danieder sank und seinen Glauben an die Menschheit verlor.
Er hatte auch keine Skrupel sich in seinem Geiste auszumahlen, wie er aus der Kleinen noch Profit heraus schlagen konnte. Ein Segen für das kleine Kind, daß der Dicke zu dumm war, sich in der Sklaverrei zu betätigen und das es wohl derzeit auch andere Dinge gab, die die Aufmerksamkeit des Dicken mehr forderte.
Hasso war wirklich wirklich mies... ein wiederwertiger, dicker und schwitzender, fieser Fettsack ohne Ehre und ohne Stolz, bei dem das einzig menschliche die Latte in seiner Hose war, die wieder einmal juckte!
Apropos juckte... Wieder war es eine Gier, die ihn trieb, die seine Triebe so anheizte, daß er glaubte den Drang nach der Schönen nicht mehr länger unterdrücken zu können
Der Dicke hatte damals sein bestes Lächeln aufgesetzt und trotzdem, wohl weil dieses Lächeln letztendlich triefte vor Fleischesgier, hatte er bei der jungen Frau wenig Erfolg gehabt und wie es mit vielen Dingen so war, ging ihm dieser Umstand nicht aus dem Kopf... diese Frau, die er begehrte und die er einfach zwischen seine wurstigen Finger bekommen musste.
Eigentlich war der Grund für die fortbestehende Anwesenheit in diesem Nomadennest in den Brüsten der Holden zu sehen, aber die konnten nach der Meinung des Beleibten warten und so ergötzte er sich lieber an den Arbeitern, die unter dem Einfluss der Wärme und der Anstrengung wieder schwitzten. Einen Hauch von schlechten Gewissen verspürte er schon, doch letztendlich war es doch viel geiler, selber nur so zu tun, als wäre man in irgend einer Art und Weise beschäftigt, sich aber am Ende eines Tages als Held feiern zu lassen, der dazu beitrug, den Menschen hier vor Ort wieder auf die Beine zu helfen... Viele waren es ja nicht mehr und vermutlich auch Einer weniger, wenn man Hasso die Nachricht eingehaucht hätte, das sein Rasseweib den Ort verlassen hatte.
Einhauchte – das war wohl das Stichwort für den Beleibten, der einem Verräter gleich durch die Menschenansammlung huschte und nach Jemandem suchte, der ihm in seiner Angelegenheit behilflich sein könnte, doch mit bloßem Blick ließ sich ein Solcher nicht erkennen. Da blieb dem Fettsack wohl nichts anderes übrig, als einfach Jemanden anzusprechen, um sich den rechten Weg weisen zu lassen, wenn Dieser ihn wohl heute nicht mehr gebettet zwischen die Hügel der Holden führen würde.
„Entschuldigt! Entschuldigt... Ehrwürdiger!... Magier!... Ihr seid doch ein Magier? Bei Eurem Weisen Anlitz seit Ihr ganz sicher ein Magier... ein Gelehrter und Auserwählter Adanos“, geiferte Hasso, „Ich bräuchte mal eben Eure Hilfe!“, sprach er weiter, als er den vor sich befindlichen Mann erkannte und er an seiner Sinneswahrnehmung zu zweifeln begann. Nicht nur, weil Lobedan seiner Erinnerung nach kein Magier war, sondern weil er aufgrund der Erscheinung des Mannes sich eingestehen musste, einem Wunschbild nachgejagd zu sein. Peinlich, daß der Dicke ein schmieriges und verlegenes Grinsen auflegte und sich über seine aufgesprungenen Lippen leckte.
„Ahh... Ihr“, säuselte Hasso, „Es ist lange her“, stellte der Dicke fest und normalerweise hätte man sich nun nach dem Befinden des Anderen erkundigen können, doch Hasso trieb nur sein Ziel.
„Ich brauche die Hilfe eines Heilers oder eines Mannes, der sich auf das Brauen von Tränken und Ähnlichem versteht. Ihr kennt Euch sicher hier aus und könnt mir sagen, wo ich fündig werde?!“.
Dann wurde Hasso jedoch gewahr, daß es besser war sich für das Vorhaben mehr Zeit zu lassen und das Vertrauen in dem Gegenüber zu gewinnen, daß er Lobedan anbot, die Angelegenheit doch kurz bei einem Getränk zu klären.
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So langsam fiel es ihm schwer, die Zahl der Tage zu behalten, die er nun schon auf eine Antwort aus Silden wartete. Keine Spur von Pix, noch weniger eine selbige von Ornlu oder irgendeinem Druiden. Lediglich sein erster Bote war binnen weniger Tage aus Al Aristo zurückgekehrt, hatte berichtet, dass Pix ohne Zögern aufgebrochen war und somit seine Aufgabe erledigt. Doch was nun? Sollte er noch jemanden losschicken oder gar selbst nach dem Rechten sehen? Nein, das konnte er dieser Tage eigentlich nicht verantworten. Zwar waren die schlimmsten Zeiten nach der Flut vorbei, von Normalität wollte er allerdings noch lange nicht sprechen. Vor allem der Hunger war allgegenwärtig. Die eigenen Vorräte hatten sich wahrscheinlich schon vor Tagen in den Mägen der Menschen hier verflüchtigt und der Nachschub von den Außenposten in der Wüste gelangte nur sporadisch bis zu denen, die am meisten unter der Nahrungsknappheit litten. Notdürftige Versuche einiger Magier, zumindest ein bisschen fruchtbare Erde zusammen zu sammeln, um erste Samen anwachsen zu lassen, zeugten zwar von Erfolg, bis die Pflanzen aber Früchte tragen würden, verging wahrscheinlich noch sehr viel Zeit. Zeit, die sie nicht hatten, wenn Al Shedim mit seiner Bevölkerung als solches noch lange bestehen sollte. Von daher war es unabdinglich, dass sie bald Hilfe aus Silden bekamen.
Bei dem Versuch, einige aufgebrachte Familienväter zu beruhigen, die vor dem Tempel Streikposten bezogen hatten, war er im Prinzip gescheitert. Sie glaubten, man würde Vieles zurückhalten, anstatt es gleichmäßig an alle Bewohner der Tempelstadt zu verteilen, und von dieser Ansicht ließen sie sich beim besten Willen nicht abbringen. Stattdessen warfen sie ihm vor, sich erst heute Abend genüsslich satt gegessen zu haben. Dass sein Magen selbst auf unerträgliche Art und Weise nach Nahrung rief, wollte niemand von ihnen glauben.
Die Krönung war dann allerdings ein kleiner, fetter Kerl, der schon beim Ansehen einen sehr unangenehmen Eindruck hinterließ. Seine Worte zeugten von eben dieser Umgangsform, als wollte er sich zuerst bei ihm einschleimen, kam er schließlich an und nannte ihn ehrwürdig, weise und Magier. Die Erkenntnis, wen er vor sich hatte, schien der Dicke allerdings in genau demselben Moment zu erlangen, wie Lobedan, auch wenn es inzwischen Jahre her sein musste, dass sie gemeinsam Khorinis unsicher gemacht hatten.
'Was bei Beliar treibt dich vor Schweiß triefenden Kerl in die Wüste...?', ging es ihm durch den Kopf, als Hasso verlegen sein Anliegen vortrug.
"Lasst uns in die Taverne gehen. Gutes Essen können wir im Moment zwar nicht bieten, das Wasser ist uns aber glücklicherweise nicht ausgegangen."
Da die Streikenden ohnehin kein Verständnis für seine Beschwichtigungen zeigten, fühlte er sich auch nicht schuldig, sie ohne weiter Unterstützung zurückzulassen, auch wenn sie auf sein Weggehen nicht gerade erfreut reagierten. Bis in die Taverne folgten sie ihnen allerdings nicht, sodass Hasso und er in Ruhe einen Tisch wählen und sich zur Begrüßung einen Schnaps servieren lassen konnten.
"Warum kommst du mit deinem Anliegen gerade nach Al Shedim?", fragte er neugierig und leerte seinen Schnaps in einem Zug.
Geändert von Lobedan (02.02.2010 um 21:23 Uhr)
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Nein nein... falsche Frage. Eine Frage zu viel, ging es dem Dicken durch den Kopf, der trotz seines unterentwickelten Hirnes in der Lage zu erkennen war, welch Stolperstein diese Frage war. Wie darauf jetzt auf die Schnelle antworten, ohne sich dabei direkt in ein schlechtes Licht zu rücken?
Sag nicht, daß Dir dieses Anliegen erst hier kam, sonst folgt gleich die nächste Frage nach dem Grund deiner Anwesenheit.
„Erst einmal auf das Wiedersehen“, meinte Hasso den Becher hoch haltend, doch die Worte fühlten sich derart falsch an, daß sich ein zwanghaftes Lächeln nicht vermeiden lies.
„Wissende gibt es sicherlich an vielen Orten... auch in Vengard, wo ich eigentlich mein Heim habe, aber ich brauche die Hilfe eines Menschen mit besonderen Fähigkeiten und ich meine mich zu erinnern, daß es hier in Al Shedim mindestens Einen dieser Sorte gibt.
Aber es braucht auch Jemanden, zu dem ein Vertrauen bestehen kann, denn... naja... mein Anliegen ist schon etwas heikel“, redete Hasso um den heißen Brei herrum, immer noch auf der Suche nach einer glaubwürdigen Erklärung. Andererseits war es auch nachvollziehbar, daß er nicht Jedem gleich auf die Nase binden würde, was er für ein Problem hatte. Ja genau... das war gut! Ein heikles Problem, welches ihn selbst betraf!
„... es ist wie gesagt heikel und nicht einfach zu lösen und ich vertraue nicht in die Fähigkeiten und die Menschlichkeit der Menschen in Silden, weshalb es für mich nicht in Frage kam, dort um Hilfe zu bitten“, versuchte er weiter zu erklären, aber Hasso merkte schon das Zucken in den Augen des Gegenübers.
„Wie gesagt... mein Problem ist heikel und es mir peinlich, weiter ins Detail zu gehen. Ich brauche diese Anwendung für mich... Naja... in Bezug auf meinen kleinen Freund. Du verstehst sicher, oder?“, Hasso räusperte sich und leerte schließlich den Becher in einem Zug, das ein Teil davon gleich wieder aus seinem Munde quoll.
„Is vielleicht ansteckend und es ratsam, daß ich bald Jemanden finde“, fügte er noch hinzu, es nun nicht verhindern könnend, den Anderen anzuhusten.
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Unter dem Knurren seines Magen spielte er, den Kopf auf den linken Arm gestützt, mit seinem Zeigefinger an seinem Mund herum und geriet mehr als einmal in Versuchung, sich im Fingernägelknabbern zu probieren. Zumeist schob er den Finger allerdings nur zwischen den Lippen hin und her, während er Hassos Stammeln lauschte und sein nach wie vor unangenehmes Auftreten auszublenden versuchte.
"Ich glaube, ich verstehe, worum es dir geht...", murmelte der Dunkelhaarige, in diesem Moment selbst etwas verlegen. Schlechte Erfahrungen hatte er in dieser Hinsicht auch schon gemacht, wenngleich diverse Wehwehchen nie behandelt werden mussten. "Wir finden bestimmt jemanden, mit dem du darüber reden kannst. Die Seuche, die hier ausgebrochen ist, nachdem die Fluten weg waren, haben die Wassermagier schließlich auch in den Griff bekommen. Auch wenn es nicht alle geschafft haben."
Er goss etwas Wasser auf den starken Schnaps, der ihm nun schwer im leeren Magen lag.
"Hast du eine bestimmte Vorstellung? Also lieber ein Magier oder eine Magierin? Ist ja, wie du sagst, ein sehr...heikles Thema. Und lieber jemand Altes oder jemand Junges? Spontan fallen mir nämlich mehrere Personen ein, angefangen von halb so alt wie du bis...nun ja, bestimmt doppelt so alt."
Wenn er ehrlich zu sich war, konnte er diese Frage gar nicht so leicht beantworten. Er kannte Tinquilius ein wenig, auch seine Fähigkeiten und dass er einige Gehilfen hatte. Die Frau, die an der Seite von Maris unterwegs war, Aniron, schien auch in gewisser Hinsicht bewandert auf diesem Gebiet zu sein. Früher hätte er kurzerhand Corwyn empfehlen können, an dessen Eignung hegte er selbst heute keine Zweifel, obwohl der junge Magier schon seit Ewigkeiten verschwunden war.
Etwas verlegen, weil das Thema kein Alltägliches war, blickte Lobedan sich um. Die Taverne war irgendwie auch nicht mehr das, was sie früher war. Die Überdachung hatte die Fluten nicht überlebt und auch das Mobiliar zeugte von den Schäden, die hier entstanden sein mussten. Aber Rebakka schlug sich bislang recht gut mit der Situation, überraschend gut. Sie hatte es bestimmt nicht leicht, so jung, allein und so viel Verantwortung. Vielleicht sollte er sich demnächst mal wieder etwas Zeit für solche Dinge nehmen. Denn so wie es schien, blieb er noch etwas länger in Al Shedim.
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Bei dem Vorschlag nach einer Magierin weiteten die Augen des Beleibten sich, doch Lobedan schien dies nicht zu bemerken. Gut so. So konnte er auch nicht bemerken, wie die Fantasie in Hassos Hirn aufs Neue los legte und ihm Gedanken brachte, die etwas in Schossnähe zum Rühren brachte. Naja... um die Situation zu übertünschen und sich selbst einen Gefallen zu tun, orderte der Dicke eine neue Lage Schnaps, ohne den Mann an seinem Tisch zu fragen, ob er einen Weiteren überhaupt wollte.
„Jung oder alt ist eigentlich egal. Der Jenige sollte Erfahrung auf seinem Gebiet haben und es sollte dann vielleicht nicht unbedingt eine Frau sein“, und wieder räusperte der Schwitzende sich, der sich nun mit der Hand über den triefenden Kopf strich.
Am Ende war das Magierweib ne halbe Fleischersfrau, die sonst Etwas mit ihm anstellen würde, wenn sie den wahren Grund für Hassos Besuch heraus fand. Und dennoch war es interessant zu erfahren, welches Weibsbild es denn sein würde. Also fragte er.
Eigentlich war da ursprünglich der Gedanke, das Treffen so schnell wie möglich zu beenden, doch andererseits war Lobedan nicht der unangenehmste Geselle und es der einzige Zeitvertreib an diesem Abend, denn auch bei Rebekka, die mit abschätzendem Gesichtsausdruck an den Tisch zurück kehrte, konnte der Fettsack nicht landen.
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