Es waren einmal zur Zeit König Rhobar I. zwei befreundete Schurken, die sich in der Villa eines gut betuchten Edelmannes ein hübsches Sümmchen zu ergaunern gedachten. Ein unerfreulicher Zufall jedoch wollte es so, dass der Sohn des Edelmannes, ein aufgeweckter Sprössling von kaum zehn Jahren, die beiden Unduchte auf frischer Tat ertappte und flinken Fußes die Wachen herbeirufen konnte. So schnell die unglücklichen Diebe auch liefen, ihre Flucht war vergebens: bald fanden sie sich im Kerker Vengards wieder, wo sie den Rest ihres Lebens in finsterster Gefangschaft verbringen sollten.

Es begab sich jedoch, dass König Rhobar eines Tages Besuch von einem Mann in dunkler Kutte und von unheimlicher Gestalt bekam, der ihm eine Botschaft überbrachte, die den König sehr traf: Beliar forderte einen seiner Söhne als Tribut für die langen Jahre der Herrschaft, in denen Rhobar das Land auf seine Weise hatte regieren können. Dem König wurden zwei Wochen Zeit gewährt, einen seiner Nachkommen für das Opfer auszuwählen.
Als der Überbringer der Nachricht gegangen war, versank Rhobar in tiefen Kummer. Zwölf Tage und zwölf Nächte lang aß, trank und schlief er nicht; den besorgten Medicus ließ er in einem heftigen Anfall von Zorn aus dem Palast verbannen. Letztendlich jedoch kam ihm zwischen all seinen finsteren Gedanken die rettende Idee: einer der Gefangenen im Kerker sollte sich als sein Sohn ausgeben und bei der Rückkehr des Gesandten Beliars diesem übergeben werden.
Rhobar ließ seine Untergebenen die Gefangenen inspizieren und jene Verbrecher zu ihm bringen, die einem seiner Söhne ähnlich sahen.
Das Schicksal wollte es so, dass lediglich zwei Männer auserkoren wurden: die beiden Diebe, die man wegen ihres Einbruches in das Herrenhaus des Edelmannes verurteilt hatte. Der erste sah dem ältesten, der zweite dem jüngsten Sohn des Königs ähnlich.
Rhobar sah sich nun vor die schwierige Aufgabe gestellt, einen der beiden Männer zu wählen, der die Rolle eines Sohnes annehmen sollte. Fest stand, dass der jeweilige Sohn aus dem öffentlichen Leben verschwinden musste - denn alles andere hätte Beliar in seiner großen Macht sicherlich bemerkt.
Er grübelte und grübelte und konnte sich dennoch nicht entscheiden. So beschloss er, zwischen den beiden Männern einen Wettbewerb zu veranstalten: derjenige, der ihm die witzigste Anekdote zu erzählen wusste, sollte die Ehre erhalten, für die spezielle Mission des Königs auserwählt zu werden.
Die beiden Schurken, die ihre Chance auf Freiheit gekommen sahen und nicht wussten, dass den Sieger der Tod erwartete, machten sich gleich daran und schrieben ihre Pergamente mit Worten voll, die sie für gewitzt und unterhaltend hielten.
Der König las beide Pergamente, doch keines konnte ihm ein Schmunzeln entlocken. Enttäuscht musste er feststellen, dass er noch immer keine Entscheidung zu treffen vermochte. Da entschloss er sich dazu, einen weiteren Wettbewerb abzuhalten.
Dieser führte zum Erfolg, und Beliar erhielt sein Opfer. Er bemerkte zwar die Täuschung des Königs, doch da er den Sohn lediglich für seine Skelettarmee brauchte, war es ihm egal.