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    Drachentöter Avatar von Eddie
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    Post [Story]Betrug

    Betrug


    von "Jason" und "Eddie"

    Prolog



    Ihm war heiß. Sehr heiß.
    Der Schweiß schien auf seiner Haut zu brodeln, er meinte den aufsteigenden Dampf in seinem Gesicht zu spüren und ihn Förmlich zu riechen. Oder war das ihr Duft? Seine Hände fuhren über ihren Rücken, sanft und liebkosend, zugleich aber auch zielstrebig nach unten wandernd, während er sich diesen Sinneseindrücken hingab. Wer hätte gedacht, das ihm solch ein Glück zuteil würde?
    Er nicht, und schon gar nicht, als er sich vor einigen Stunden auf den Weg machte. Das Geschäft lief schlecht, noch um einiges schlechter als sonst. Es war ja ohnehin schon kein leichtes Unterfangen, sich als einfacher Werkzeugmacher gegen all die großen Waffen- und Rüstungsschmiede durchzusetzten, doch bislang konnten seine günstigen Preise zumindest die Stammkundschaft bei Laune halten.
    Doch dann, heut morgen…
    Er bekam Kopfschmerzen, ob der Verwüstung seines Arbeitsplatzes, und blieb stehen, den Kopf nach unten gesenkt.
    „Geht es dir nicht gut?“
    „Mir ist schwindelig. Wird aber gleich wieder.“
    Und tatsächlich, ihre Stimme vermochte es, den Schmerz zu verdrängen, Schwindel zu vertreiben und das Seelenweh zu verbannen. Von einem Augenblick auf den anderen, in dem sich in dieser kalten Herbstnacht gerade eines der braun und gelb eingefärbten Eichenblätter von seinem Ast löste und begann, zu Boden zu segeln, war er wie ausgewechselt. Allen Kummer vergessend nahm er sie mit der Rechten, die nunmehr am Gesäß angelangt war, zog sie zu sich heran und küsste sie. Mit der Leidenschaft war es nun aber nicht mehr allzu weit her. Stattdessen zeigte er ihr, sehr unmissverständlich und eindeutig, was er von ihr wollte.
    Ihr schien es zu gefallen, meinte er und trieb das animalische Spiel voran. Er zerrte sie in eine der unbeleuchteten Seitengassen Vengards und hob derweil schon ihren Rock nach oben.
    Nun, da sie auch dies mit sich machen ließ, verwarf er das Bild des zierlichen und schüchternen Mauerblümchens, das er sich in seinem Kopf gemalt hatte, ein für alle Mal.
    Vom sanften, durch Vengard flüsternden Wind, wurde das Blatt der Eiche durch die Lüfte getragen und mit einer spielerischen Leichtigkeit dutzende Male um die eigene Achse gedreht, wobei es die Möglichkeit hatte, auch die verstecktesten Winkel der Stadt zu sehen. Das Liebespaar, das sich gerade hinter der königlichen Waffenschmiede vergnügte, den südländischen Hehler, der seine geklaute Ware genau in diesem Moment einem der ehrenwerten Händler unterbreitete, den funkelnden Dolch am Gürtel der verführerischen Frau, die sich gerade vom Werkzeugschmied beglücken ließ…
    „Wahrlich“, dachte er sich. „so eine ist mir noch nicht untergekommen! Wie die rangeht!“ Hier konnte er sein Können unter Beweis stellen. Was würde wohl seine Frau sagen...
    Unwichtig!
    Seine Gedanken lösten sich von ihm, als auch die Frau sich aus der engen Bindung ihrer beiden Körper zu lösen schien und langsam an ihm nach unten zu gleiten schien. Von allen, die er hatte, war diese definitiv die Beste, das musste er ihr neidlos zugestehen. Dabei war sie noch nicht einmal fertig…
    Erst dachte er, dass sich ihre Rechte von seinem Hinterkopf löste, um damit etwas anderes anzustellen, um ihn zu beglücken. Doch als das Eichenblatt, nunmehr auch mit roten Blutflecken versehen, nicht weit von ihm entfernt auf dem Boden auftraf, war er eines besseren belehrt.
    Geändert von MiMo (30.03.2017 um 15:36 Uhr)

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    Jason ist offline
    Kapitel I – „Zur Burgschänke“

    Ein kühler Wind, sogar als eisig von den armen Menschen der Stadt Vengard empfunden, fegte an diesem Morgen über die große Stadt der Bewohner Myrtanas und wirbelte den Schmutz der Straße und das Laub der wenigen Bäume in der Stadt auf, vorwiegend von Eichen stammend. Diese wurden besonders geschätzt vom königlichen Hofe und deshalb fand man ungleich viele Eichen an Plätzen in der Hauptstadt des Königreiches.
    Nur wenige Menschen, zumeist arme Bettler ohne eine Behausung beziehen zu können, befanden sich auf den Straßen der Stadt und waren diesem kalten Morgen schutzlos ausgeliefert. Viele starben meist einen grausamen Kältetod oder quälten sich über die kalten Monate hinweg ab, bis ihre Lebensgeister verraucht waren. Am schlimmsten war dies im Hafenviertel der Stadt, in dem das Gesindel lebte, sowie tägliches Verbrechen herrschte. Einen unschöneren Ort an dem jemand sein Leben verbringen sollte konnte sich niemand aus der gehobenen Gesellschaft vorstellen und so mied diese das raue Pflaster des Hafenviertels.
    Doch egal in welchem Elend hier viele verkommen waren, es gab auch Menschen die trotz dieser Umstände hohen Einfluss in ihrem Gebiet hatten und fernab jedwedem Recht lebten. Sie waren die Überlebenskünstler und wussten wie man etwas aufbauen konnte. Dazu gehörten wohl die Geldverleiher, Bordellbesitzer und Inhaber einer Schänke.
    An jenem kalten Morgen hastete eine Gestalt die schmutzigen Gassen des Hafenviertels entlang. Ihre Schritte hallten an den leeren Orten wieder und so wurde jedem fernen Beobachter klar, dass dieser Schatten sehr in Eile sein musste.
    Sein Gesicht unter einer Kapuze verborgen, konnte niemand genau sagen um wen es sich handeln konnte. Die Gestalt trug einen schwarzen Umhang und ein ebenso rabenschwarzes Gewand. An der rechten Seite baumelte beim Gehen ein langes Schwert in seiner Schneide steckend auf und ab. Dieses war von feiner Machart und aus reinem Silber gefertigt worden. Ebenso war die Klinge belastbar und sehr scharf, so dass ein Körperteil leicht abgetrennt hätte werden können.
    Nachdem er, Rian war sein Name, mehrere Minuten weiter durch die Stummen Gassen gehastet war, kam er endlich bei seinem Ziel an und unter seiner Kapuze zeichnete sich auf seinem Gesicht ein leichtes Lächeln ab. Da drinnen war die Person, die er seit diesem Ereignis von dem er heute Morgen erfahren hatte, so schnell wie möglich aufsuchen wollte: Juran sein Bruder der stehts für ihn gesorgt hatte, seit dem ihre Eltern vor Jahren in einem mysteriösen Feuer umgekommen waren.
    Rian war stehen geblieben und hatte seine Kapuze zurückgezogen um sein Gesicht zu entblößen. Der junge Mann der da zum Vorschein kam war erst dreiundzwanzig Jahre alt. Er hatte das Gesicht eines Jünglings, welches ohne jeglichen Fehler, abgesehen von ein paar Pickeln, aufgebaut war. Das besondere an Rian waren jedoch seine kastanienbrauen Augen, die alles in ihrer Umgebung zu röntgen schienen und tief in einen Menschen blicken konnten. Schulterlange, ebenso braune, Haare fielen von Rian ab.
    Nachdem er kurz zögerte, wand sich seine Hand um den Türgriff des Hauses vor dem er stehen geblieben war und stieß die Tür auf. Sofort begannen seine Augen zu tränen denn Gestank von Tabak und Alkohol schlugen ihm entgegen das es kaum auszuhalten war. So ging es jedoch zu in der belebtesten Taverne des Hafenviertels „Zur Burgschänke“.
    Nachdem sich Rian kurz die Augen gerieben hatte trat er in die Schänke ein und schloss die Tür hinter sich. Wo er auch hinzusehen vermochte, überall ging es richtig zur Sache. An den, aus groben Holz gefertigten, Tischen die überall herumstanden saßen viele Männer die sich betranken oder sich dem Glücksspiel oder schönen Frauen hingaben, die ebenfalls anzutreffen waren. Überall sah man Leute die ebenfalls eine Tabakpfeife oder Sumpfkrautstängel in der Hand hielten. Es war das Paradies für ein jeden männlichen Besucher Vengards.
    Die Schenke selbst war nichts Besonderes: Es war ein Haus älterer Bauart, gefertigt aus Gestein und Holz. Die Inneneinrichtung bestand aus beinahe kahlen Wänden, wenn man von wenigen Wandteppichen absah, einen langen Holztresen und die schon verzeichneten Tische und Stühle. In einem großen Hinterzimmer lagerten alkoholische Getränke aller Art sowie verschiedene Lebensmittel, die in einer hauseigenen Küche zu kräftiger Kost zubereitet wurden.
    Rian steuerte nun zielstrebig auf den Tresen zu an dem er selbst im trüben und rauchverhangenen Licht seinen Bruder Juran erkennen konnte, der mit einem Glas bestem Wachholder dasaß und auf eine Frau einredete, offenbar eine der vielen Prostituierten im Hafenviertel. Ein zorniger Stich durchzog Rians Gemüt, denn während er der Arbeit nachgegangen war vergnügte sich sein Bruder einmal wieder schamlos mit irgendwelchen Huren.
    Nach wenigen Sekunden war er bei seinem Bruder angekommen der Rian bemerkt hatte und diesen mit einem Grinsen im Gesicht anstarrte. Juran war im Gegensatz zu seinem Bruder beinahe dreißig Jahre alt, aber dennoch unverschämt gutaussehend.
    Er hatte kurze schwarze Haare die sehr gepflegt waren und ein ebenso makeloses Gesicht wie Rian. Jurans Gesicht war jedoch durchzogen von einigen arroganten Zügen, die perfekt zu seiner spitzen Zunge passten aus der immer wieder sarkastische und manchmal verletzende Kommentare zu hören waren.
    Vom Charakter her waren die beiden Brüder so ungleich wie es nur sein könnte: Währen Rian steht’s pflichtbewusst, nett und zuvorkommend wirkte, zeigte sich Juran seinem Umfeld gegenüber arrogant und oftmals auch kindischer, was oftmals zu albernen Gezanke mit Rian führte. Doch waren die beiden eine unzertrennliche Familie gewesen, da sie nur sich hatten und aufeinander aufpassten.
    “Ah Rian, du kommst wie immer zur rechten Stunde!“, begrüßte Juran seinen Bruder und sein Lächeln wurde breiter.
    Als er den Gesichtsausdruck seines Bruders sah wandte er sich zu der Prostituierten und meinte zu dieser:
    “Kannst du uns einen Augenblick entschuldigen Süße?“.
    Die Frau mit den langen schwarzen Haaren und der blässlichen Haut nicke kurz angebunden und stolzierte dann ohne ein Wort zu sagen davon und ließ sich an einem Tisch voller Betrunkener nieder, die alle johlten als sie sahen wer sich da zu ihnen setzte. Verärgert wandte sich Rian nun seinem Bruder zu.
    “Was sollte das?“, flüsterte er und konnte seinen Ärger kaum unter Kontrolle halten.
    “Was? Neidisch, dass du nie eine abbekommst oder was?“, erwiderte Juran und lächelte mit einem Anflug von Hohn im Gesicht.
    “Darum geht es nicht. Während du dich hier amüsiert hast, habe ich einen neuen Fall gefunden und gearbeitet!“, sagte Rian darauf, wurde aber ganz rot im Gesicht und sein Bruder lachte.
    “Also gut, was hast du gefunden?“, fragte Juran mit gespieltem Interesse.
    “Heute Morgen wurde so ein Kerl, wahrscheinlich aus dem Handwerksgewerbe, in einer Seitenstraße tot aufgefunden und allem Anschein nach wurde er brutal ermordet, so wie sein Körper zugerichtet ist.“, erklärte Rian und achtete nicht auf die gelangweilte Miene seines Bruders.
    “Es könnte ein Fall sein oder aber nur auch ein Kerl der von jemanden getötet wurde.“, sagte dieser darauf und runzelte die Stirn.
    “Jedenfalls sollten wir die Sache uns ansehen. Am besten sprechen wir mit der Familie des Toten und arbeiten uns wie üblich vor.“, meinte Rian mit einem aufmunternden lächeln im Gesicht und sein Bruder seufzte nur auf.
    Er nickte stumm und bezahlte seine Rechnung beim Wirt. Kurze Zeit später standen die Brüder auf der Straße vor der Schenke und zogen sich die Kapuzen über, denn es hatte angefangen zu regnen und ein starker Wind fegte durch die Stadt.
    Geändert von Jason (23.08.2009 um 09:59 Uhr) Grund: Fehler getötet; Danke an John :)

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    Drachentöter Avatar von Eddie
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    Eddie ist offline
    Kapitel II - Wenn man mal nicht weiter weiß…



    Die Regentropfen stürzten zur Erde hinab, unaufhaltsam bahnten sie sich ihren Weg. Ab und an kollidierten sie dabei mit den umher wirbelnden Blättern, die sich wohl schon ihrem Schicksal als willenlose Sklaven des Windes ergeben hatten, doch auch das konnte sie nicht aufhalten. Ebenso wenig vermochten dies die kalten Luftmassen, die sich nahe dem Boden gesammelt hatten und zumindest die Menschen in ihre Häuser zurückdrängen konnten, jedenfalls die meisten. Juran und Rian verharrten allerdings unter einem kleinen Vordach, auf besseres Wetter wartend.
    „Lass uns doch wieder reingehen, mir wird schon kalt.“ jammerte Juran.
    „Es hört doch gleich wieder auf.“ antwortete Rian gereizt.
    „Das hast du vor einer halben Stunde auch schon gesagt!“
    „Ja und? Wir haben einen Toten, schon vergessen?“
    „Ich weiß, ich weiß“, murmelte Juran. „aber hier draußen hol ich mir irgendwann noch den Tod.“
    „Du willst doch nur wieder zurück zu der Hure in die Schenke, hab ich nicht recht!“
    „Und selbst wenn, was ist dabei, sich ein bisschen Spaß zu gönnen?“
    Rian knurrte ihn an, Juran verstand.
    „Warum muss der eigentlich immer zu den unmöglichen Augenblicken aufkreuzen?“ dachte er sich, als er ein wenig das Spiel des Windes mit den Blättern beobachtete. „Warum immer dann, wenn ich es fast geschafft habe, mal einen großen Fang zu landen? Naja, das hat er wahrscheinlich im Blut.“ Er musste grinsen. „Irgendwann…“
    „Was grinst du so?“
    „Ach, nichts weiter.“
    „Jaja…“

    Das Trommeln der Regentropfen auf den Dächern wollte einfach nicht nachlassen. Seit Stunden, so befürchtete Juran, standen sie nun schon hier.
    „Hast du den Toten schon gesehen?“ Fragte Juran seinen Bruder schließlich. Sein Unmut über den Vorfall in der Taverne war nun weitestgehend verflogen.
    „Ja…“
    „Und das heißt?“
    „Das er wirklich übel zugerichtet wurde! Die Details kannst du dir ja selbst ansehen.“
    „Wo ist er?“
    „Ich habe ihn zu Rolf bringen lassen!“

    Entrüstet fuhr Juran um sich. „Warum gehst du immer wieder zu dem? Es gibt so viele gute Ärzte in Vengard, und du suchst dir immer wieder diesen Verrückten aus. Wieso…“
    „Weil er ein guter Freund von uns ist! Erinnerst du dich noch an den Gardisten vor einem halben Jahr?“
    „Wie könnte ich den vergessen…“
    „Wer hatte uns da geholfen?“
    Betretenes Schweigen.
    „Und wie war das damals, als wir diesen Obdachlosen der Unterstadt untersuchten und uns keiner der „vielen guten Ärzte“ helfen wollte?“
    „…“
    „Vielleicht kannst du dich ja auch noch erinnern, wer uns damals aufgenommen hatte, als unsere Eltern…“
    „Hey, Das gehört nicht hier her, ok?“
    „Ja gut, jedenfalls war der Tatort nicht weit von ihm entfernt und bevor ich ihn erst durch die halbe Stadt schleifen muss…“
    „Ist ja in Ordnung!“
    Weitere Worte sparte sich Juran, wusste er doch nur zu gut, dass er bei Rian damit auf Granit beißen würde.
    „Es hat nachgelassen.“ Bemerkte er nach einer Weile, als sich sein Unmut wieder ein bisschen verzog. „Dann lass uns zu endlich zu Rolf gehen! Ich möchte möglichst heute noch mit der Frau des Toten sprechen!“ warf Rian ein, doch Juran unterbrach ihn.
    „Ach, das kann ich auch machen! Wo wohnen die?“
    „Bist du dir sicher? Willst du dir den Toten nicht doch erstmal…“
    „Nein nein, ich vertraue dir da ganz! Wohin muss ich?“
    Rian seufzte. „Du gehst zum Gildenhaus der Schmiede. Auf dem großen Platz davor gibt es ein kleines Fachwerkhaus, direkt gegenüber vom Brunnen. Das müsste es sein.“
    „Ok, mich mach mich direkt auf den Weg.“
    „Und pass mir auf die schönen Mädchen auf!“
    meinte Rian, wobei er jedoch weder bos- noch scherzhaft klang. Juran wusste jedoch genau, wie das zu verstehen war.
    „Ich werds versuchen!“ war seine nüchterne Antwort.
    So trennten sich ihre Wege. Juran war sichtlich erleichtert, nicht mit zum Professor zu müssen. Allein schon dieser beißende Geruch, der einen überfiel, wenn man die Tür öffnete, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Die unzähligen Reagenzgläser, von denen ihn eins farbenfroher und verräterisch schmeichelnder anlächelte, als das vorhergehende, taten zudem ihr Übriges.
    Doch wo war jetzt wieder das Gildenhaus der Schmiede? Er konnte sich daran erinnern, vor kurzem erst dort in der Nähe gewesen zu sein, doch den Weg hatte er sich beim besten Willen nicht merken können. Er beschloss, der Straße, auf der er sich im Moment bewegte, zu folgen. Schließlich war sie groß und breit und, ob des Regens, auch ziemlich schlammig. Dabei versuchte er, seinen mittlerweile dreckigen Schuhen und den verschmutzten Hosenenden keine große Beachtung zu schenken, was ihm jedoch nicht besonders gut gelang.
    Wieviele der schlichten und einfachen Häuser Juran bereits auf dieser Straße hinter sich gelassen hatte, wusste er nicht und die Tatsache, dass er noch immer nicht am Gildenhaus angekommen war, beunruhigte ihn zusätzlich. Plötzlich empfand er auch das Wetter, dass sich seit seinem Aufbruch kein bisschen verändert hatte, als störend. Ja, er wollte es schon im nächsten Moment lautstark verfluchen, da geriet plötzlich eine junge Frau in seinen Blick. „Ein einfaches Waschweib“, war sein erster Gedanke, als er sie erblickte. Schlicht gekleidet und keineswegs besonders herausgeputzt saß sie da auf einer Bank. Neben ihr ein Korb in der sich ein Berg dreckiger Kleider gesammelt hatte. Sie machte wohl gerade eine Pause.
    „Schlicht, aber attraktiv!“ war sein zweiter Gedanke, als er auf sie zuging.
    Hallo!“
    „Hallo.“
    „Was macht eine so schöne Frau wie du bei diesem gräuslichen Wetter hier draußen? “
    „Pause von der Arbeit?“
    bekam er als Antwort, während sie auf ihren Wäschekorb deutete.
    „Und warum hier draußen?“
    „Kann dir das nicht egal sein?“
    „Hm…Ist bestimmt anstrengend, den ganzen Tag so schwer zu arbeiten, oder?“
    „Hör zu, auf sowas habe ich keine Lust. Entweder, du nennst mir dein wahres Anliegen, falls es so etwas überhaupt gibt, oder du lässt mich in Ruhe. Denn im Gegensatz zu dir habe ich zu tun.“
    „Hui, die weiß sich zu wehren!“
    dachte er sich. „Aber gut…“
    „Könntest du mir verraten, wie ich zum Gildenhaus der Schmiede komme?“
    Die grimmigen Züge ihres Gesichts verschwommen zur Andeutung eines Lächelns, als sie diese Frage hörte. „Das Gildenhaus der Schmiede? Wenn du dort hinwillst, was machst du dann hier?“
    „Nun, ich dachte, dass…“
    „Naja, immerhin bist du auf der richtigen Straße. Du hättest nur in die andere Richtung laufen müssen.“
    Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde breiter, als sie ihn kurz musterte. „Deinen Schuhen und der Hose nach bist du sicher schon ein ganzes Stück unterwegs. Bring sie mir mal, dann mach ich sie sauber. Ein bisschen mehr Geld wäre gar nicht schlecht.“
    „Hm."
    grummelte er. "Wo findet man dich denn?“
    „Hier!“ war ihre Antwort, nachdem ihr schwaches Lachen abrupt abgeklungen war. Rotzfrech und kurz angebunden. Diese Art gefiel ihm nicht besonders, doch sie sah aus, als ob sie was von ihrem Handwerk verstünde. Das konnte man bei weitem nicht von allen Waschweibern Vengards behaupten. „Sehr schön. Und wenn du jetzt noch die Güte besitzen würdest…“
    „Spar dir die Schleimereien. Etwa zwanzig Minuten die Straße hiervor und dann links in den Botenweg, das müsstest du ja hinbekommen, oder?“
    Sie lachte ihn an, schlecht und boshaft. „Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich kann mir nicht wie du den ganzen Tag locker die Beine vertreten!“ Sie nahm ihren Korb, erhob sich und ging in das Haus hinter sich. Eine, sogar für diesen Bereich der Stadt, schlecht erhaltene Bretterhütte. Klein, ungemütlich und womöglich auch undicht.
    „Ja…du Miststück!“ Juran hatte versucht, sich zu beherrschen, doch das konnte er nicht mehr zurückhalten.
    „Wie war das?“ Juran blieb stehen, unschlüssig, was er antworten sollte. Jedoch konnte er sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
    „Wie hast du mich genannt, du…“
    „Miststück!“
    Von einem Augenblick auf den Nächsten stand sie neben ihm und holte mit der Linken aus. Er wollte ihren Schlag noch abwehren, war jedoch zu langsam. Auf seiner Wange zeichnete sich ein roter Abdruck ihrer Handfläche ab. „Du weißt zumindest, wie du dir zukünftige Kunden vergraulen kannst, das muss ich dir lassen!“
    Plötzlich befand sie, dass nur ein solcher Abdruck nicht besonders schön aussah und holte schon mit der anderen Hand aus. Diesmal jedoch bekam Juran sie zu fassen, bevor auf ihn einschlug. „Und du weißt, wie man sich Feinde macht!“ Die Beiden sahen sich einen Augenblick an, ihre Blicke versunken tief ineinander. Juran sah den Hass und die Wut, die aus ihren dunkelbraunen Augen sprachen, wie es Bände von Büchern nicht besser gekonnt hätten. Er bemerkte am Rande, wie sich ihr glattes, schulterlanges und verschwitztes Haar auf ihrer Stirn klebte und hätte sie in diesem Moment am liebsten auf den schmalen Mund geküsst, so aufregend fand er sie. Doch da keimte der letzte Spross Vernunft, der ihm innewohnte, auf und machte ihm klar, dass er danach mit herben Schmerzen zwischen den Beinen durch Vengard schleichen musste.
    „Verzieh dich!“ zischte sie, ähnlich den Smaragdeidechsen am sildener Flussufer, und verschwand in ihrem Haus.
    Juran befolgte ihren Rat und machte sich auf den Weg. So etwas hatte er noch nicht erlebt. „Wahnsinn.“ war sein einziger Gedankengang, nachdem sich sein Gemüt ob der Ohrfeige ein wenig beruhigt hatte. „Lange nicht mehr so ne Frau getroffen!“ Ob er das gesagt hatte, oder nicht, wusste er nicht allzu genau. Tatsache war jedoch, dass sie ihn auf dem gesamten Weg zum Gildenhaus beschäftigte und er sich beinahe wieder verlaufen hatte. Doch schließlich hatte er es gefunden.
    Den nobelsten Eindruck machte das Gildenhaus keineswegs. Ein einfacher Lehmziegelbau mit vereinzelten Fenstern und, immerhin, einem mit Schiefer gedeckten Dach. „Für sowas haben die Handwerker also Geld!“ dachte er im Stillen, als er die Atmosphäre des Platzes ein wenig auf sich wirken ließ. Schlammpfützen fanden sich dort wie Sand an einem varantischen Strand. Soweit er wusste, war dies einer der wenigen Plätze der Stadt, die noch nicht vom großen Sanierungsplan des Königs erfasst wurden, der es vorsah, alle größeren Märkte und Freiflächen der Stadt zu befestigen. Hier befand man sich ja auch im ärmeren Teil der Stadt, verständlich, das die Granitlieferungen der Steinbrüche hier hin etwas länger dauern können. Dieser unschöne Gedanke, der auf eben jene oder auch ganz andere Weise in den Köpfen Aller herumschwirrte, hielt die Menschen jedoch ebenso wenig davon ab, dem täglichen Treiben nachzugehen, wie das schlechte Wetter. An den Marktständen wurde um die Preise gefeilscht, teils mit mehr, teils aber auch mit minderer Aggression, man hörte das Hämmern der Schmiede und direkt neben dem Brunnen befand sich sogar ein Gaukler. Ein recht unerfahrener, wie Juran glaubte. Die Kunststücke, die er versuchte, mit seinen brennenden Fackeln, seinen mindergeschickten Händen und seiner mehr als nur lächerlichen Aufmache zu zeigen, waren zwar amüsant, jedoch nur aus der Inkompetenz des Akrobaten heraus. Juran schmunzelte kurz, lief jedoch weiter. Er glaubte, das Fachwerkhaus gegenüber dem kleinen und heruntergekommenen Brunnen entdeckt zu haben und schritt zielstrebig darauf zu. Es war tatsächlich das einzige Fachwerk an diesem Platz, alle anderen waren schlicht gemauert, die meistens aus einfachen Lehmziegeln, manche aber auch aus richtigen Steinen.
    Er klopfte an die Tür des Hauses, niemand reagierte. Er klopfte ein weiteres Mal und nun hörte er, aus einem der hinteren Zimmer ein schwaches Röcheln. Vorsichtig drehte er den Knauf der Tür, eine weitere verwunderliche Sache an diesem Haus. Drehbare Türknäufe waren normalerweise der oberen Bevölkerungsschicht vorbehalten. Doch er war Schmied und hat ihn sich deshalb wohl selbst angefertigt. Schnell schüttelte Juran diesen Gedanken wieder ab, als er die Tür öffnete und in das Haus trat. Auch die Innenausstattung erinnerte ihn eher an eines der nobleren Gebäude im Südwesten der Stadt, als an das Handwerkerviertel.
    Der Mann schien reich gewesen zu sein…und hatte eine arge Vorliebe für Alkohol, besonders für den Hochprozentigen. All die Flaschen, die auf den Regalen sowie in den Ecken und Nischen herumstanden, das beunruhigte ihn sehr. Plötzlich kullerte eine gegen seinen Fuß. Sie schien noch nicht geöffnet zu sein. Er wandte sich in die Richtung, aus der die Flasche kam und erblickte eine am Boden liegende Frau. Das Messer in der Rechten, eine Blutlache über den ganzen Boden verteilt und eine Schnapsflasche in der Linken.
    Immerhin wusste er nun, wer den ganzen Alkohol konsumiert hatte, besser ging es ihm deswegen jedoch nicht. Ihm wurde übel, als er das Erbrochene neben ihrem Mund entdeckte und bevor er sich selbst übergeben musste, verließ er eiligst das Haus. „Eine Verletzte, hier ist eine Verletzte!“
    Geändert von Eddie (31.08.2009 um 20:37 Uhr) Grund: Lektor John hat Fehler gefunden, die ich mich gezwungen sah, zu beheben

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