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    Abenteurerin Avatar von Zialda
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    Post [Story]Zialdas Geschichte

    KAPITEL 1
    Die Sommernächte in Vengard neigten oftmals dazu, heiß und schwül zu sein. Besonders dann, wenn man sein Dasein in einem stickigen Kerker fristen musste. Aber das Schlimmste war gar nicht die unerträgliche Hitze, sondern der üble Gestank, der von den unzähligen Schimmelflecken an den kahlen Steinwänden herrührte. Und obwohl ich mich bereits seit Wochen bei etwas Wasser und Brot in jener kleinen, dunklen Kerkerzelle aufhielt, hatte ich mich längst nicht an den Geruch gewöhnt.
    "Gefangener!", ich neigte meinen Kopf zur Seite und schaute einen Soldaten des Königs an, wie er lässig und zugleich entschlossen am Eingang zu meiner Zelle stand und den Raum mit einer prasselnden Fackel erleuchtete. Ich hatte ihn gar nicht kommen gehört.
    "Es ist Zeit, deine Schuld zu sühnen", erklärte er mit einer kraftvollen Stimme, "Die Gefangenen im Minental haben eine neue Lieferung angefordert und du sollst ein Teil davon sein. Steh auf, wir fahren dich nach Khorinis über."
    "Was hat das zu bedeuten?", ich stand auf und trat näher an den Soldaten heran. So nah, dass ich die kleinen Gesichtsfalten auf dem nahezu symetrischen Gesicht erkennen konnte. Das Minental war also mein nächstes Ziel. Man hörte als kleines Mädchen aus der Unterschicht ja nicht viel davon und noch weniger wusste ich, warum ausgerechnet eine zierliche Frau für den König in den Erzminen schufften sollte.
    "Das kannst du dir ja wohl denken", der Soldat lachte zunächst schelmisch, blickte mich dann mit einem spottenden Blick fest an. Obwohl ich diesen jungen Herren in meinem gesamten Leben noch nie gesehen hatte, war mir sein Verhalten von beginn an unsympathisch, ja, sogar suspekt.
    Ich ballte meine Hände zu festen Fäusten und biss mir gleichzeitig auf die schmalen Lippen. Er wollte einfach nicht aufhören, spöttisch zu lachen. Er sollte aufhören!
    Mit einer schwungvollen Bewegung aus dem Handgelenk heraus verpasste ich ihm eine Ohrfeige und bereute meine Tat nur wenige Augenblicke später. Ich war selbst erstaunt über mein unüberlegtes Handeln und stellte mich mit pochendem Herzen auf üble Racheschläge vom Soldaten ein. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich die Schergen des Königs gegenüber einer Frau gewaltsam zeigten.
    Doch er war anders. Statt mich erzürnt anzustarren und sich auf einen kräftigen Rückschlag vorzubereiten, streichelte er sich sanft die getroffene Wange und lachte noch schelmischer, als zuvor. Sein Verhalten brachte mich erneut zur Weissglut, doch dieses Mal konnte ich mich mit Mühe beherrschen.
    "Weißt du", sagte er anschließend, "Du solltest lernen, gefügig zu sein. Wäre besser für dich."
    Er zwinkerte mir gespielt charmant zu und packte anschließend meinen linken Arm, um mich aus meiner Zelle zu zerren. Er führte mich grob einen dunklen Gang entlang, vorbei an unzähligen Kerkerzellen mit ebenso vielen Gefangenen, bis hin zu einer steinerne Treppe, die mich in die Freiheit führte.
    Die Luft roch... angenehm. Ich spürte einen frischen nächtlichen Sommerwind auf meiner Haut und erkannte eine Spur Meersalz in der Luft, während der helle Schein des Mondes meinen von Angst gezeichneten Körper beruhigte. Nach einigen schnellen Schritten konnte ich ein kleines Segelschiff am Ufer des Hafens erkennen, das zwischen Fässern und Kistenstapeln abfahrtbereit vor Anker lag.
    Am Fuße des Holzsteges stand ein bärtiger Kerl mit zerlumpten Klamotten, der mich mit einem gläsernen Blick musterte. Der Soldat an meiner Linken drückte dem Typen ein Goldstück in die Hand und nickte ihm erwartungsvoll zu. Der andere betrachtete das kleine Stück Gold zwischen den dreckigen Fingern und nahm es daraufhin dankend an.
    "Ist das die Lieferung?", sagte er schließlich, auf mich deutend.
    "Ja", die schnelle Antwort des Soldaten war gleichermaßen kühl, wie knapp und empörte mich, sodass ich für einen Moment lang den Gedanken hegte, zu protestieren. Aber ich hätte sowieso keine Chance gehabt.
    Ich vernahm ein zustimmendes Nicken vom Bartträger und beobachtete, wie er an mir vorbei ging und scheinbar hinter mir zum Stehen kam. Er band mir ein verdrecktes Lumpentuch um die Augen und anschließend spürte ich, wie mich der Soldat davon zerrte, über eine knarrende Türschwelle, einige wackelige Treppen hinunter durch enge Gänge, wodurch ich endgültig meine Orientierung verlor.
    Dann, endlich, kamen wir zum Stehen. Grob setzte mich der Soldat auf etwas weiches, ein Bett, wie ich vermutete, und verschloss anschließend wortlos die Tür. Mit gespitzten Ohren wartete ich einen kleinen Moment. Nichts geschah.
    Meine Hände zitterten, als ich sie langsam an mein Gesicht führte und die Augenbinde abstreifte. Ich war allein in einem kleinen Raum, umgeben von mattem Holz. Wahrscheinlich befand ich mich in einer Kajüte des Segelschiffs, dass zuvor am Hafenkai vor Anker gelegen hatte.
    Sanft schlich ich mich an die kleine Tür zu meiner Rechten. Dort angekommen drückte ich lauschend mein Ohr an die hölzerne Fassade und versicherte mir somit, dass sich keiner im Gang dahinter aufhielt.
    Langsam drückte ich die Klinke der Tür hinunter. Diese war nicht besonders fest in die Verankerung eingelassen, zumindest konnte ich sie leicht bewegen. Ich musste schmunzeln.
    Ich war keinesfalls eine Meisterdiebin, aber solch morsche Schlösser konnte ich mit etwas Mühe durchaus knacken. Dazu benötigte ich lediglich einen Dietrich oder etwas von ähnlicher Beschaffung.
    Rechts, in jener Ecke zwischen Bett und Tür, stand eine kleine Komode. Sie hatte bereits eine raue und staubige Oberfläche, auf der allerlei Einkerbungen und Kerzenreste zu finden waren.
    Die wenigen Schubladen waren bis auf eine Ausnahme komplett leer, nicht einmal eine kleine Fleischmade hatte sich dort versteckt. In einer der beiden mittleren Schubladen befand sich sein schmales Messer mit blankpolierter Klinge, in der ich mein eigenes Spiegelbild erkennen konnte. Der Griff war blutrot und es waren drei Zeichen eingeritzt, die ich nicht zu deuten wusste.
    Obwohl es lediglich ein Messer war, übte die Waffe eine merkwürdige Faszination auf mich aus. Vielleicht war es die Tatsache, dass ich seit Wochen keine Klinge mehr gesehen hatte, obgleich mir solch eine Waffe in meiner Vergangenheit immer gute Dienste geleistet hatte.
    Ich ging zurück an das Schloss der Holztür und versuchte die kleine Klinge des Messers in den Schlitz zu führen. Ich glaubte nie, dass es tatsächlich möglich sei, eine Tür mit der Klinge eines Messers zu öffnen. Dennoch probierte ich es verzweifelt, drückte die Klinke dabei immer wieder runter und rüttelte an der Tür wie eine Irre, bis ich mich fragte, was ich da überhaupt tat.
    Mit einem Schmunzeln ließ ich von der Tür ab. Es hatte sowieso keinen Zweck. Selbst, wenn ich es geschafft hätte, die Tür zu entsperren, so hätte ich keinerlei Ahnung gehabt, wie es außerhalb der Kajüte aussah. Es wäre viel zu gefährlich gewesen, durch solch enge Gefilde zu schleichen, wenn ich nicht genau wusste, welche Stellen mir genügend Schutz und Schatten gewährten.
    Und selbst, wenn ich es gewusst hätte, so befand ich mich auf einem Schiff, das zu jeder Sekunde in See stechen konnte.
    Geändert von MiMo (30.03.2017 um 22:26 Uhr)

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    Zialda ist offline
    KAPITEL 2
    Waren es wenige Stunden - oder ganze Tage?
    Die Reise nach Khorinis hatte mir den letzten Rest an Zeitgefühl geraubt. Mit pochendem Herzen blickte ich auf ein trostloses Tal hinunter, eine bläulich schimmernde Kuppel trübte mit dabei die Sicht. Zweifelsfrei stand ich vor der Minenkolonie, ohne zu wissen, was mich erwarten würde und doch mit der Sicherheit, nicht dort landen zu wollen.
    Mein linker Arm fühlte sich taub an. Der Griff des Soldaten, der mich den gesamten Weg von Vengard aus begleitet hatte, war zugleich so fest und so zittrig, dass ich für einen Moment glaubte, der Getreue des Königs hätte selbst Angst vor dem, was unter der blauen Kuppel lauerte.
    Ein dumpfer Knall riss mich aus meinen Gedanken. Einige Kisten zu meiner Linken waren unsanft zu Boden gefallen und trieb einen mürrischen Proll mit ungepflegtem Dreitagebart dazu an, seine beiden Arbeiter lautstark zu beleidigen. Diese, der eine von ihnen ein gebrechlicher alter Mann, der andere ein schmächtiger Jungspund, stapelten die umgefallenen Kisten mit einer panischen Hast in den vor Anstrengung gezeichneten Gesichtern.
    "Wir müssen noch eine Weile warten", flüsterte mir der Soldat nüchtern zu, "die Warenübergabe ist erst in einer Stunde geplant."
    Schweigend nickte ich. Eine Stunde? Wie viel war eine Stunde? Ich blickte wieder zu den Arbeitern, die soeben den riesigen Kistenstapel mit einem Tau zu befestigen Versuchten. Nur einen Wimpernschlag später stieß der ältere von ihnen einen schrillen Schrei aus. Ein brennender Pfeil hatte sich in seinen Oberarm gebohrt.
    Er keuchte vor Schmerz auf, machte mit einem Seilende in der Hand eine leichte Körperdrehung und stand nun frontal zu jenem Wald im Hintergrund, woraufhin sich ein weiteres Geschoss seine Brust traf. Er stürzte, zog das Tau mit in die Tiefe. Die Kisten stürzten erneut zu Boden, begruben den jüngeren Arbeiter unter sich und mit einem Schlag wurde es still.
    Ungläubig starrte ich die Kisten über den Arbeitern an. Es schien, als hielte die Welt den Atem an. Nur das Blut, dass allmählich die steinerne Klippe zum Minental dunkelrot färbte, versicherte einem, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Es dauerte eine Weile, bis alle realisiert hatten, was geschehen war. Der Soldat zu meiner Linken stieß ein verwirrtes "Was?" aus, während der Aufseher der Arbeiter mit zorniger Mine in den dunklen Wald blickte. Kurz darauf stampfte er auf die großen Laubbäume am Waldrand zu.
    "Was fällt dir ein, meine Arbeiter zu töten? Was fällt dir verdammt nochmal ein, sich in die Angelegenheit anderer einzumischen? Wer auch immer du bist, ich verlange -"
    "Halt!", warnend streckte ich meine Hand aus, doch es war bereits zu spät. Die laute Stimme des Aufsehers erstarb abrupt. Erneut hatte sich ein brennender Pfeil in die Brust eines Unschuldigen gebohrt und mit einem Schlag stieg Panik in mir auf.
    Wer - oder was - es auch immer war, ich glaubte nicht, dass der Schütze halt vor einer schwächlichen Dame machen würde. Nicht, nachdem ich mit angesehen hatte, wie er einen wehrlosen alten Mann hinterhältig erschossen hatte.
    Aber vielleicht hatte er Respekt vor einem tapferen Streiter des Königs? Ich realisierte, dass sich der Griff um meinen Arm gelockert hatte und dass der irritierte Blick des Soldaten zwischen dem umgestürzten Kistenstapel und dem dunklen Wald hin und her sprang.
    Meine Hand zitterte, als ich mein Gewand entlang fuhr und aus der rechten Hosentasche jenes kleines Messer zog, dass ich zuvor in meiner Kajüte gefunden hatte. Mit einer halben Körperdrehung schlug ich den rechten Arm des Soldaten auf seinen Rücken und drückte ihm gleichzeitig meine Klinge an den Kehlkopf.
    Er stieß ein überraschtes Keuchen aus. Ich spürte, wie sein rechter Arm immer wieder versuchte, sich aus meinem Griff zu lösen, wenngleich er dem Messer an seinem Hals nicht zu nahe kommen wollte.
    "Halte still! Ich mach das hier, damit wir beide hier rauskommen", wisperte ich mit nervöser Stimme in das Ohr des Soldaten.
    Dann wurde ich lauter und blickte den Wald vor mir gezwungen fest an, "Wenn du jetzt schießt, triffst du nichts anderes, als die Rüstung eines Soldaten! Du willst doch nicht etwa einen Ergebenen des Königs auf dem Gewissen haben!"
    "Du mieses Stück benutzt mich nicht ernsthaft als Schutzschild?", der Soldat knirschte mit den Zähnen, wenngleich er es aufgegeben hatte, sich von meinem Griff zu befreien.
    "Oh doch, genau das tue ich", antwortete ich leicht boshaft.
    Daraufhin zuckte der Soldat, blieb anschließend jedoch regungslos vor mir stehen. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich erkennen, dass sich seine irritierte Miene in zornige Falten gelegt hatte.
    "Lass ihn los", die sanfte Stimme drang aus dem Wald und brachte mich beinahe aus dem Gleichgewicht.
    Nun war ich es, die verwirrt in das Dickicht starrte. "Was...? Diese Stimme... Wer... Wer spricht da?"
    Wie auf Befehl drang ein Rascheln aus den hiesigen Büschen an mein Ohr, kurz darauf konnte ich das schwache Licht einer brennenden Pfeilspitze erkennen. Und mit einem Mal wurde mit schwindelig, meine Beine sanken leicht in die Knie, so als würden sie nicht mehr die Last meines Körpers ertragen können, und eine Mischung aus Entsetzen und Freude machte sich in meiner Magengegend breit.
    Vor meinen Augen erschien die athletische Gestalt eines Diebes, mit dem dreckigen Gesicht eines Straßenjungen und den warmen Augen eines besorgten Vaters.
    "C... Ceryn?", stotterte ich.
    Der schmächtige Schütze setzte ein breites Grinsen auf seine schmalen Lippen. Ich hatte mit meiner Vermutung richtig gelegen.
    Ceryn war ein großgewachsener junger Mann, denn ich bereits in meiner Kindheit auf den Straßen von Vengard kennengelern hatte. Obwohl er nur wenige Jahre älter war, als ich, sah ich ihn immer ein wenig wie jenen Vater an, den ich nie hatte und mir immer wünschte.
    Ceryn hob spannte die Sehne seines Bogens. "Geh zur Seite, Zialda. Ich will dir nichts tun, ich will dir lediglich helfen."
    Ohne weiter nachzudenken ließ ich vom Soldaten ab. Ich bemerkte meinen verheerenden Fehler erst, als es bereits zu spät war und ich mich nun selbst in einem unangenehmen Klammergriff befand, das Messer unnütz in meiner rechten Hand haltend.
    "Wenn du ihr nichts tun willst", in der Stimme des Soldaten schwang der Zorn eines Besessenen mit, "dann wirst du mir jetzt auch nichts mehr anhaben können."
    Ceryn ließ die Waffe sinken. "Wehr dich, Zialda! Das kannst du!"
    "Nein, das kann sie nicht!", Panik stieg mir in die trockene Kehle. Der Soldat schien nunmehr hasserfüllt und ich wagte nicht daran zu denken, was er in diesem Zustand bereit war, mir anzutun.
    Verzweifelt versuchte ich mich aus dem festen Griff zu lösen, während ich einem Tanz gleich in den Boden stapfte, in der Hoffnung, ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen. Oder ihm zumindest auf die Füße zu treten.
    Plötzlich packte mich der Soldat mit einer beinahe unmenschlich wirkenden Kraft, die mir einen schmerzerfüllten Aufschrei entlockte.
    Schnaufend blickte ich auf Ceryn, in dessen Augen ich einen Funken ungläubiger Hoffnungslosigkeit erblicken konnte.
    "Zialda...", sagte er schwach, so als könne er meine Gedanken lesen.
    Ich brachte ein gequältes Lächeln zu Stande. "Lass mich. Vielleicht ist es mein vorbestimmtes Schicksal."
    Nach Luft schnappend streckte ich meinen Körper und ging zugleich so tief in die Knie, wie ich es nur vermochte. Dann stoß ich mich vom harten Boden ab und schlug mit meinem Ellenbogen mit aller Kraft, die mir geblieben war, in den Unterleib des Soldaten.
    Wie ich erwartet hatte, verlor er daraufhin das Gleichgewicht und gemeinsam stürzten wir, an der blauen Kuppel hindurch, in die Tiefe.
    Geändert von Zialda (11.08.2009 um 21:21 Uhr)

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