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    Post [Story]Ballad of the fallen Angel

    In der Dunkelheit der Nacht

    Der Mond schien am Himmel und tauchte die Nacht in Zwielicht. In ganz Khorinis war es still. In den höheren Vierteln patrouillierten die Milizsoldaten doch im Hafenviertel waren sie schon lange nicht mehr gewesen. Die raubeinigen Bösewichte die im Hafenviertel hausten waren unberechenbar und sie zu kontrollieren war extrem schwer, eigentlich unmöglich. Die Miliz hatte es vor langem aufgegeben. Eine Tatsache die mir und der Diebesgilde unzählige Diebstähle und Raubzüge erlaubte. Auf leisen Sohlen schlich ich zur Tür des Lagerhauses. Bis vor kurzem war das Lagerhaus ein Treffpunkt der Diebesgilde gewesen. Im Lager hatten wir wertvollen Tabak verstaut, den wir an die unteren Bevölkerungsschichten um viel Geld verkauft hatten. Doch die Paladine hatten uns rausgeworfen und lagerten nun ihre eigenen Waren. Darunter Waffen, Rüstungen und Trockennahrung. Letzteres war natürlich unwichtig doch die Waffen würden sich gut an die aufständischen Bauern verkaufen lassen. Die Bauern hatten sich schon vor dem Angriff der Orks von der Stadt abgekoppelt und hatten sich effektiv gegen die Miliz verteidigt. Doch der Kampf der Bauern wurde immer schwieriger, jetzt da sowohl Miliz als auch die Paladine sich voll gegen sie stellten. Besonders der Großbauer Onar war auf die Waffenlieferungen der Diebesgilde angewiesen. Und heute Nacht war ich dran. Die Wache lehnte an der Wand und schlief tief und fest. Er hatte die Uniform der Miliz an. Ein Paladin hätte mir schon längst beide Arme abgeschlagen. Oder mich zur Beichte geschickt.
    Ich schmunzelte und machte mich leise am Türschloss zu schaffen. Es klickte und das Schloss fiel dem Boden entgegen. Nur ein paar Zentimeter über dem Kies fing ich es auf. Das Scheppern hätte sogar einen schlafenden Ork geweckt. Ich öffnete langsam die Tür und schlich in das Lager. Ich öffnete die nächste Kiste und hob mehrere Schwerter und ein Kettenhemd heraus und stopfte alles in einen Leinensack und schwang ihn mir über die rechte Schulter. Die Bewegung war etwas zu schnell und das Hemd schepperte gegen meinen Rücken. Ein Grunzen verriet mir das die Wache aufgewacht war. Schnell schob ich den Deckel über die Kiste und sprang darüber in die Schatten der Kistenstapel. Die Tür ging wieder auf und der Soldat stürmte ins Lager.
    „Wer ist da?“
    Ich blieb leise hocken und beschränkte mein Atmen auf das Minimum. Der Soldat stapfte durch das Lager und hielt eine Fackel hoch. Ich presste mich schnell gegen die Kiste die zwischen ihm und mir stand. Dort wo ich eben gehockt war fiel der Schein des Fackelfeuers auf den Boden. Ich hörte den Atem des Soldaten und wusste, dass er direkt hinter mir stand. Nur eine Holzkiste trennte mich von meinem Schicksal. Vom Tod.
    „Ich sollte mal mit einem Alchimisten reden.“ ,grunzte der Soldat, „Meine Schlafprobleme machen mich langsam verrückt.“
    Erst als der Soldat aus dem Lager herausgegangen war, atmete ich tief aus und wieder ein. Ich stieg wieder über die Kiste und fiel auf die Knie. Meine Beine waren müde und der Leinensack lastete schwer auf meiner Schulter. Ich hockte mich auf und schlich zu einem der Fenster. Ich schloss es auf und krabbelte hinaus an die frische Luft. Ich schlich um das Lagerhaus und machte mich auf den Weg zum Osttor. Noch langsamer wie vorher, um ja niemanden zu wecken ging ich durch die Straßen des Stadtviertels. Der Marktplatz war leer, genauso wie die Stände. Ein einsamer Apfel lag auf einem Stand. Ich hatte noch nichts gegessen und nahm ihn.
    Denn nun kam der schwierigste Teil des Raubzugs. Während ich den Apfel aß, zählte ich die Münzen in meinem Lederbeutel. Genau 500. Die Torwachen waren seit langem keine Milizsoldaten mehr, doch die Paladine die nun dort Wache standen, waren nicht weniger scharf darauf, mehr als ihren Lohn zu bekommen. Ich war ein ewiger Optimist und ging zuversichtlich aus dem Tor.
    Doch es waren keine Wachen da. Ich blickte mich verwundert um. Weit und breit war keine glänzende Rüstung zu sehen oder das Rascheln eines Kettenpanzers zu hören. Es stand den edlen Paladinen gar nicht, dass sie einfach so ihre Pflichten aufgaben. Doch als ich ein Stück weiter ging, drang plötzlich ein schauriges Kreischen aus dem Dickicht. Vögel in den Bäumen verließen ihre Nester und flogen dem klaren Nachthimmel entgegen. Taumelnd fiel ich auf den Rücken. Der Leinensack schepperte laut als er neben mir auftraf.
    Ich blickte auf und sah einen Paladin vor mir stehen. Etwas an ihm kam mir komisch vor. Vermutlich sein fehlender rechter Arm. Überhaupt war der Mann blutverschmiert und hatte eine klaffende Wunde an seinem linken Bein. Er hatte einen Ausdruck blanken Entsetzens auf dem Gesicht und stammelte ein Gebet des Gottes Innos. Ich schluckte und öffnete meinen Mund um zu sprechen, als plötzlich eine riesige Klinge durch den Rücken des Ritters stieß. Die Klinge wurde wieder zurückgezogen und der edle Paladin fiel zu Boden.
    Hinter ihm, noch halb in den Schatten der Bäume, stand ein Ork. Sein Maul war blutverschmiert und seine Rüstung war zerschlissen. In der einen Hand hielt er sein Schwert, ein zackiges, schwarzes Monstrum eines Schwerts, und in der anderen Hand hielt er den leblosen Körper eines zweiten Paladins. Über dem Gesicht des Ritters waren schreckliche Kratzspuren. Er war bestimmt tot.
    So wie ich bald tot sein würde.
    Der Ork warf den Ritter neben sein erstes Opfer und brüllte noch einmal. Doch ich merkte dass es nicht das selbe Kreischen war, dass ich zuvor gehört hatte. Und was dieses andere schreckliche Kreischen hervorgebracht hatte sah ich als der Ork ohne seinen Kopf, mir und den beiden Ritterleichen entgegen fiel. Ich spürte eine meiner Rippen brechen und unterdrückte ein Stöhnen.
    Vor mir stand ein riesiger Snapper, eines der reptilartigen Wesen die oft in Löchern in der Stadtmauer hausten. Doch nach meinem Wissen wurden Snapper höchstens einen Meter hoch. Dieses Monstrum ragte aber drei Meter in die Luft und hatte Reißzähne so lang wie der Dolch, den ich bei mir trug. Dieser würde mir nicht viel gegen das Biest nutzen.
    Der Snapper kaute eine Weile an dem Orkkopf herum und schluckte ihn dann hinunter. Seine roten Augen glühten als er das bisschen Leben in mir roch. Er ging einen Schritt in meine Richtung und stieg dann auf den Leichenhaufen der über mir lag. Das erhöhte den Druck auf meinen Brustkorb und ich schrie auf. Das Reptil senkte seinen Kopf zu mir hinunter und schnupperte. Dann öffnete es sein Maul zu einem weiteren Kreischen. Der Mundgeruch war schrecklich und drohte, mich zu überwältigen. Um so besser, dann sehe ich wenigstens nicht wie ich sterbe. In dem Moment in dem ich schon mit meinem Leben abgeschlossen hatte, spuckte der Snapper Blut in mein Gesicht und die blaue Farbe sagte mir dass es nicht meines war. Das Biest brach zusammen und vollendete die nette Leichen-Teeparty auf mir.
    Endlich, nach so langem Leiden, verlor ich das Bewusstsein.
    Geändert von Joni Odin von Hassenstein (12.03.2005 um 11:18 Uhr)

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    In der Höhle des Löwen

    Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete lag ich in einem Bett in einem Zimmer voller Jagdtrophäen. Meinem Magen zu Liebe schloss ich schnell wieder die Augen. Die Erinnerungen an die Bestien die ich gesehen hatte brannten noch zu deutlich in meinem Kopf und legten sich auf meinen Magen. Ich drehte mich auf den Bauch und kotzte beherzt auf den polierten Boden.
    „Aufpassen Mann!“ ,hörte ich jemanden sagen, blickte auf und drehte mich dem Lichtschein entgegen der durch eine offene Tür von draußen zu mir ins Zimmer drang.
    „Sag das doch dem Ork und dem miesen Reptil, ja?“ ,antwortete ich. Ich war vielleicht erschöpft und die Bandagen um meinen Brustkorb sagten mir, dass ich auch schwer verwundet war, doch verarschen ließ ich mich nicht.
    „Nur nicht aufregen. Ich bin Wolf. Söldnerhauptmann des Kriegsherrn Onar.“
    „Kriegsherr?“ ,sagte ich, „Onar ist ein kleiner aufständischer Bauer für den die Diebesgilde Kopf und Kragen riskiert um ihm glänzende Rüstungen und Schwerter zu beschaffen. Wenn ich hier auf Onars Hof bin, dann hättet ihr mich sterben lassen sollen.“
    „Du bist also einer von den Dieben? Du solltest lieber dankbar sein dass ich den Treffpunkt verlassen habe als du nicht kamst. Da warte ich auf eine Lieferung und höre plötzlich einen Haufen Geschrei! Als ich ankam waren die Zähne des Snappers so nah an deiner Birne dass du sie eigentlich schon hättest spüren müssen. Du kannst von Glück reden dass du noch lebst. Unser Alchimist hat dich versorgt und unser Feldarzt hat schon jede Verletzung zusammengeflickt. In ein paar Tagen darfst du wieder Nachschub für uns holen.“
    Ich schnaubte und kotzte noch einmal auf den Boden bevor ich mich wieder traute etwas zu sagen. „Ich werde nie wieder irgendwas stehlen, klar? Ihr könnt euch doch selber in die Stadt schleichen und euch holen was ihr braucht!“
    Wolf nahm einen Blecheimer der hinter der Tür stand und stellte ihn neben mein Bett. „Kotz lieber da rein Junge, sonst darfst du wischen und nicht stehlen.“
    „Ich sag es dir noch mal! Ich gehe nicht mehr zurück für euch.“
    „Nicht zum Stehlen, nein?“ ,sagte Wolf und sah das Bett an. Sein Blick schien aber nicht wirklich auf das Bett gerichtet. Er musste angestrengt nachdenken.
    „Wie wäre es - “ ,begann er doch er wurde unterbrochen von einem Söldner der in den Raum stürmte.
    „Wolf, da steht ein Paladin vor dem Tor!“
    Wolf sprang auf und lief hinter dem Söldner hinaus.
    Ich setzte mich langsam auf und zuckte zusammen als sich wieder Gewicht auf meine Rippen legte. Noch langsamer als zuvor stand ich auf und folgte den anderen aus dem Raum. Die Sonne schien hell über dem Chaos, das einst Onars Hof gewesen war. Die drei großen Gebäude waren verfallen und fast unbrauchbar. Das Dach der Scheune existierte bis auf ein paar Holzlatten nicht mehr. Die Küche stand noch, doch aus der Tür des Hauses drang gelber Qualm. Dem großen Haus des Großbauern fehlte ein Hausflügel und ein paar Bauern arbeiteten daran, eine Wand vor das Loch zu bauen. Aus dem Gebäude stürmte ein Haufen Söldner zum Holztor des hohen Palisadenwalls der das Anwesen umgab. An dem Wall war ein Laufsteg angebracht und vier Türme standen an jeder Ecke des quadratischen Anwesens.
    Als ich den Söldnern nachsah, drohte mich der Anblick zu überwältigen. Vor dem Tor stand kein gewöhnlicher Paladin. Die eiserne Rüstung war rot übermalt worden und das Zeichen des Königs prangerte auf der Brustplatte. Ein langes Kettenhemd ging dem Paladin fast bis zu den Knien. Darunter sah man seine polierten Plattenstiefel. Auf dem Kopf trug der Paladin einen Helm, der von einer goldenen Krone umringt war. Sogar von weitem konnte ich die scharfen Gesichtszüge des Mannes erkennen.
    Es war König Rhobar, der König des Landes.
    Er war bestimmt nicht alleine hier. In der Befürchtung, Wolf würde uns alle ins Verderben reden, lief ich zum Tor und kam schlitternd neben Wolf zum stehen. Der König sah mich und Wolf an und hob ein Hand in die Luft. Über zwanzig Paladine traten einen Schritt vor und kamen aus dem Wald. Auch ihre Rüstungen waren rot, mit dem Symbol des Königs aufgemalt. Der König trat einen Schritt vor und vierundzwanzig Söldner zogen wie einer ihre Schwerter.
    Wolf griff an seinen Gürtel, zog die Breitaxt, die daran hing aber noch nicht. „Was wollt ihr Rhobar? Hier habt ihr keine Macht. Ihr befindet euch auf dem Grund des ehrenwerten Kriegsherrn Onar.“
    Wolf hatte keine Angst vor dem König. War es weil er dumm war. Im Waldstück hinter den Paladinen waren bestimmt Bogenschützen. Diese würden nicht zögern, Wolf und seine Männer alle auf einmal zu töten. Ich blickte mich verzweifelt um. Dann sah ich die weiteren zehn Söldner, die mit geladener Armbrust hinter mir auf dem Laufsteg hockten. Die Palisade verdeckte sie und sie wären bereit, genauso schnell zurückzuschießen wie die Schützen des Königs. Doch Wolf war zu Tode verurteilt, wenn er den König weiterhin herausforderte.
    Dieser schien jedoch sehr unbeeindruckt. „Ich, König Rhobar, verkünde, dass dieser Aufstand von heute an vorbei ist. Die aufständischen Barbaren werden ihre Waffen niederlegen und sich den Rittern des Königs ergeben. Sollten sie ihre Kapitulationsbedingungen nicht akzeptieren, werden die Ritter des Königs keine Gefangenen dulden und jegliches Leben auf dem Anwesen des Bauern Onar auslöschen.“
    Wieder war ich dem Zusammenbrechen nahe. Alles Leben beinhaltete ja auch mich! Ich war nicht freiwillig hier. Ich... Doch ich war freiwillig hier. Jedenfalls vor dem König und seinen Anordnungen. Ich war freiwillig der Diebesgilde beigetreten. Ich hatte freiwillig Waffen an Onar und andere Bauern geliefert. Das geschah mir nur Recht, dass ich hier sterben würde. Ich hoffte der König würde schnell machen.
    Doch er war noch nicht fertig. „Außerdem ordne ich an, dass alle Waffen der Söldner, sowie ihre Ausrüstung und Verpflegung von ihnen genommen wird, und die Waren zur Ausgabe an die Bevölkerung von Khorinis weitergeleitet wird. Für diese Aktionen ist die Anwesenheit der Söldner nicht nötig. Es wird geschehen, ob sie tot sind oder nicht. Ich gebe dem Bauern Onar zwei Tage Bedenkzeit. Sollte er in dieser Zeit nicht kapitulieren, werde ich ihn eigenhändig töten.“
    Er drehte sich um und ging zurück in den Wald. Die Paladine machten einen Schritt zurück und waren wieder verschwunden.
    Ich sah Wolf in die Augen. „Ihr seid geliefert. Lass mich wenigstens gehen. Ich habe mit dem ganzen nichts zu tun.“
    Wolf brach in schallendes Gelächter aus. „Du wirst gehen können, Junge. Aber wohin bestimme noch immer ich.“

    Ich verdammter Idiot! Ich war mir schon seit langem nicht mehr so blöd vorgekommen. Wolf hat kein recht mich so herumzukommandieren. Ich habe noch immer mein eigenes Leben. Aber das hatte ich ihm auch oft gesagt. Ich hatte es dann auch dem tumben Onar vorgesagt, doch der wollte mir nur Glück wünschen. Er freute sich, dass er endlich einen Idioten gefunden hatte, der für ihn und seine Leute die Drecksarbeit machen konnte. Und nun kroch ich langsam dem Zeltlager entgegen, in dem Rhobar lagerte. In den letzten beiden Tagen hatten mich sowohl der verrückte Alchimist Todo, und der Feldarzt Zurel verpflegt. Zurel hatte mir bei jedem Besuch ausführlich erzählt, was er jetzt an mir aufschnitt und warum dies und das so blutete und warum ich die nächsten paar Stunden Fieber haben würde. Todo hatte mir alle paar Stunden einen übel aussehenden Trank gegeben, der zwar grauenhaft schmeckte, aber rasch gegen die Schmerzen half, die mir der Arzt zufügte. Todo war ein Verrückter, das wurde mir klar, als er anfing, mit den Jagdtrophäen in meinem Zimmer zu sprechen. Irgendwie hatten es aber die Beiden geschafft, meine Rippen und die sonstigen Schmerzen zu kurieren. Rhobar war in der Woche öfters gekommen und hatte Onar mehr Bedenkzeit gegeben. Er wollte anscheinend keinen Kampf. Der König war nicht dumm. Er wusste, dass, obwohl die Söldner ihm unterlegen waren, viele seiner Paladine sterben müssten, um zu gewinnen. Wolf wusste das auch, und hatte es bestimmt Onar klar gemacht. Beide waren aber nicht bereit sich zu ergeben. Sie brauchten jedoch mehr Zeit und dafür mussten die Paladine verschwinden. Und ich sollte sie vertreiben. Und da ich ein Dieb war, sollte das doch leicht gehen.
    „Sei still, ja? Wir haben dir geholfen und du hilfst jetzt uns. Improvisiere!“ ,hatte Wolf gesagt.
    Er hatte ja keine Ahnung. Ich robbte durch das hohe Gras in Richtung des Lagers. Auf dem Weg zum Zeltlager hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt, der bestimmt funktionieren würde. Der Plan hatte nur einen Haken: Entweder die Paladine zogen ab und mussten nach Khorinis zurück, oder sie griffen an und machten Onars Anwesen dem Erdboden gleich. Irgendwie hoffte ich auf das Zweite, denn Wolf und Onar verdienten den Tod genauso wie Rhobar. Doch um mein eigenes Überleben zu sichern, mussten die Paladine abziehen. Ich durchsuchte meinen langen Mantel nach einer Fackel. Der Mantel war aus einem angenehmen Stoff und hatte viele Taschen. Ich fand was ich suchte und nahm das Holzstück in die rechte Hand. In die andere Hand nahm ich meinen Dolch. Wenn ich etwas von Wolf gelernt hatte, dann war es wohl die Tatsache, dass, wenn ich schon sterben würde, ich nicht allein gehen würde. Ich robbte weiter zwischen den Zelten. Endlich kam ich zu einem großen Zelt ohne Seitenplanen und kroch hinein. Im Inneren standen viele Kistenstapel. Ich öffnete eine der Kisten und fand geräuchertes Fleisch und andere, langhaltbare Trockennahrung. Rhobar hatte sich auf eine Belagerung eingestellt. Kein Wunder, er hatte ja sonst nichts zu tun. Keine wilden Orkhorden mehr. Keine dunklen Kreaturen, außer denen, die schon immer da waren. Im Stillen verfluchte ich den Mann, der die Drachen vernichtet hatte. Als noch Chaos und Angst in Khorinis herrschten, waren die Leute unaufmerksam gewesen. Taschendiebstahl, Einbruch, damals war das noch leicht gewesen. Diese Überlegung hatte ich auch mit Wolf geteilt, doch in den folgenden Stunden musste ich unendlichen Kommentaren über den Kerl zuhören. Wolf kannte den Mann schon lange, hatte ihn unterstützt und war extrem angetan von ihm. Doch er verschwand mit den Drachen. Er war ein Paladin, eine Tatsache die mein Bewundern weiter unterdrückte. Die feinen Snobs des oberen Viertels, die hochnäsigen Ritter die ihr lahmes Schiff bewacht hatten. Für mich waren Paladine genauso wertlos, wie ich für sie. Ich nahm ein Fläschchen mit einer blauen Flüssigkeit und goss den Inhalt über die Hälfte der Fackel. Ich legte den leeren Behälter auf den Boden und nahm einen Zweiten mit einer roten Flüssigkeit aus meinem Mantel. Nun kam der wirklich schwierige Teil. Ich öffnete das Fläschchen mit den Zähnen und goss den Inhalt über die Fackel. Sofort begann sie zu brennen. Todo hatte recht behalten.
    „Hört gut zu, ihr Zwei“ ,hatte er gesagt als ich mit ihm allein im Zimmer war, „Mit den beiden Flüssigkeiten bringt ihr alles zum brennen, sogar einen Laib Brot oder einen Stein. Und was ihr mit dem Feuer davon anzündet, wird von Wasser noch mehr angefacht.“
    Ich hatte verdutzt reagiert als er es mir vorführte. Er hatte auf eine kleine mit dem Zeug angezündete Stelle Wasser gegossen und fast das Zimmer abgebrannt.
    Nun musste es hier genauso gut funktionieren. Ich warf die Fackel auf einen der Kistenstapel hockte mich hin, und sprintete los. In meinen Zeiten als Dieb hatte ich zwar nicht meine Ausdauer sonderlich trainiert, doch ich konnte trotzdem beim Laufen schnell auf hohe Geschwindigkeiten kommen. Kurz vor dem rettenden Wald hörte ich ein Krachen hinter mir. Ich konnte dem Drang mich umzudrehen nicht wiederstehen. Ich blieb stehen und sah, begleitet von einem weiteren Krachen, das Lager explodieren. In ein paar Kisten war Sprengstoff. Dieser Stoff war schon in den Erzminen benutzt worden, um neue Stollen zu schaffen. Nun brannte nicht nur das Lagerzelt, auch die umstehenden Zelte hatten Feuer gefangen und mit einem Grinsen auf dem Gesicht sah ich, wie ein paar der Ritter, ohne ihre Rüstung, nur im Schlafgewand, versuchten mit Wasser das Feuer zu löschen. Ich unterdrückte ein Lachen. Schüttet nur, schüttet nur.
    Ich drehte mich um und, zum ersten Mal seit meinem unguten Erwachen, drehte sich mir wieder der Magen um. Vor mir stand Rhobar, in voller Rüstung und mit seinem Schwert auf meinen Bauch gerichtet.
    „Du unwürdiger Wicht-„ ,begann er.
    Doch ich unterbrach ihn schnell. „Mein König, ich wurde gezwungen, ich-„
    „SCHWEIG!!“ ,donnerte er, „DU BIST UNWÜRDIG. DU VERRÄTST DEIN LAND FÜR EINEN WIE ONAR! ICH WERDE KEIN ERBARMEN ZEIGEN. MÖGEST DU IN DER HÖLLE SCHMOREN!!“
    Und er stieß mir das Schwert in den Bauch.

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    Ich spürte wie das Leben aus mir herausfloss und vor meinen Augen wurde es Schwarz. Ich sah auf meinen Bauch und sah das Schwert des Königs in mir stecken. Dann fiel mein Körper um. Ich jedoch stand noch immer und sah mir selbst in die leblosen Augen. Ich drehte mich zu Rhobar um. Er schien mich nicht zu bemerken, doch hinter ihm lehnte jemand an einem Baum und sah mich aus der Dunkelheit seiner Kapuze mit rot glühenden Augen an. Es war der Tod. Tod war laut den Legenden der Priester von Adanos und Innos ein Gesandter des Gottes Beliar, dem Gott des Todes und der Vernichtung. Der Legende nach wurde Tod nach großen Schlachten von seinem Meister ausgeschickt um die verlorenen Seelen toter Krieger zu Beliar zu bringen. Dieser nutzte die Seelen um seine Dämonen zu verpflegen. Ich hatte noch nie an Legenden geglaubt. Als Kind machten sie mir Angst, als Erwachsener war ich ein Gesetzloser und scherte mich weder um die Priester, noch um ihre Legenden.
    Doch der Tod der da vor mir Stand gefiel mir gar nicht. Seine lange, schwarze Robe die bis zum Boden reichte wallte, als er sich aufrichtete. Auf seinem Rücken steckte ein langes Schwert in seiner Scheide.
    Dann begann er zu sprechen, mit einer ruhigen aber irgendwie seltsamen Stimme, denn als ich sie hörte, erschien das Bild einer extrem zickigen Frau aus Khorinis namens Gritta vor meinem Auge. „Du hast dir aber Zeit gelassen, mein Freund. Ich habe noch nie einen toten Mann so langsam sterben sehen. Du warst schon tot als der Ork auf dir gelandet war, aber du hast überlebt. Ich bin beeindruckt.“ Er lachte schallend, mit einer tiefen, grölenden Stimme die ganz und gar nicht zu seiner normalen passte.
    Schließlich schaffte ich es zu sprechen, und fragte: „Warum bist du hier?“ Meine Stimme war nur als ein leises Krächzen zu vernehmen.
    „Das weißt du nicht? Ich bringe dich zu meinem Meister.“ ,antwortete er.
    „Ich bin kein Krieger“ ,stieß ich hervor, „Ich kann wohl kaum als Futter für Dämonen nahrhaft sein?“
    Wieder erntete ich nur ein schallendes Lachen. „Du wirst ein Krieger sein, Freund, du wirst ein Krieger sein.“ Er wandte sich zum Gehen und sah mich noch einmal an. „Los, komm schon. Ich hatte heute schon einen Ork und einen Milizsoldaten und keiner von denen machte so einen Aufstand wie du.“
    „Und was ist aus denen geworden?“ ,fragte ich. Wenn ich schon den Tod sah, meinem Körper zusah wie er von zwei Rittern davongetragen wurde und seit mehreren Minuten weder geblinzelt noch geatmet hatte, konnte ich auch ruhig einem der ältesten Dämonen der Mythologie auf die Nerven gehen.
    „Muss ich dir das wirklich erzählen? Die waren so langweilig. Der Soldat,“ ,begann Tod, „wollte die ganze Zeit zurück und seiner Frau Auf Wiedersehen wünschen. Und der Ork. Pah! Schwafelte die ganze Zeit über den Krieger der ihn getötete hatte. Du hättest ihn hören sollen. Er hätte ihn doch schon gehabt, das Würstchen hätte er doch im Schlaf verputzt. Und so weiter. Also kommst du jetzt?“
    „Was machst du mit mir?“ .bohrte ich nach.
    „Ich? Ich mache gar nichts mit dir. Beliar wünscht dich zu sprechen. Also komm jetzt mit, ja?“
    Ich merkte das ich hier keine Wahl hatte. Der linke Arm von Tod zuckte unkontrolliert in Richtung großes, langes Schwert.
    „Gehen wir.“ ,sagte ich.
    „Nah endlich.“ Der Dämon stieß einen grauenhaften Schrei aus, der durch die Unendlichkeit des leblosen Waldes gellte. Ich wollte schon zu einer stichelnden Bemerkung ansetzen, als plötzlich ein Drache vom Himmel stürzte. Er landete hinter Tod und dieser drehte sich um und sprang zwei Meter hoch auf den Rücken des roten Ungetüms. Der Kopf des Drachens war von Stacheln übersät und bis auf eine kleine Stelle ging eine gerade Stachelreihe von seiner Stirn bis ans Ende seines muskulösen Schwanz. Die Krallen des Biestes waren so lang wie mein Unterschenkel. Sein Körper war bedeckt von tausenden roten Schuppen, jede so groß wie meine Handfläche. Tod ließ sich auf den Sattel, der an der ungestachelten Stelle des Drachenrückens angebracht war, nieder. Hinter ihm war noch Platz frei. Ich versuchte zu Schlucken, doch es funktionierte nicht. Nicht einmal mein Magen konnte sich noch umdrehen. Es war ja ein Loch darin. Ich ging näher an das Biest heran und zog mich an einem Stachel hinauf in den Sattel. In dem Moment in dem ich hinter Tod im Sattel saß, stieß sich der Drache vom Boden ab und flog hoch in die Luft. Als das brennende Lagerzelt nur noch ein kleines rotes Pünktchen am Boden war, stoppte das Flugungeheuer mitten in der Luft und flog mit rasender Geschwindigkeit auf den Boden zu. Immer schneller wurde die Bestie und kurz vor dem Boden hielt ich mir die Hände vor die Augen und wartete auf den unvermeidlichen Aufprall.
    Er kam nicht und als ich die Arme wieder senkte, flog der Drache über einen weiten, mit Lava gefüllten, Vulkankrater mit einer kleinen Insel in der Mitte. Auf der Insel stand eine mächtige Festung, mit vier hoch aufragenden Türmen. Um die Türme kreisten weitere Drachen. Keiner von ihnen war jedoch so groß wie der von Tod. Diese Bestien waren von der gleichen Art wie die Hände Tods. Lederartig, knochig und vermodert. Auf Laufstegen hinter den mächtigen Zinnen der Festung patrouillierten Skelett-Krieger. Vor den Toren lag das Lager mehrerer kleiner Goblin-Skelette. Der Drache landete vor ihnen und Tod hüpfte aus dem Sattel. Mit Hilfe eines weiteren Stachels kletterte ich zu Boden und richtete mich neben dem Dämon auf.
    „Wollen wir?“ ,fragte er.
    „Nach dir.“
    Das mächtige Tor öffnete sich langsam und ließ uns ein. Ein stämmiger Troll grinste mir und meinem Begleiter zu und schloss das Tor hinter uns. Wir gingen weiter, vorbei an Galgen, an denen so manche unschön aussehende Leiche baumelte, an Schmiedeöfen an denen abgemagerte Orks und Trolle Waffen schmiedeten und vorbei an verfallenen Hütten in denen Skelette im Kreis gingen. Als ich Tod wegen diesen fragte schüttelte er nur den Kopf. Das Zeichen für mich nicht weiter zu fragen.
    Schließlich standen wir vor dem größten Gebäude der Feste. Es war aus schweren, großen Felsblöcken gebaut und wurde von einem Dach aus dunklem Holz bedeckt. Die Grenze zwischen Mauer und Dach war von Wasserspeiern übersät. Es schien keinen Fleck zu geben, der nicht von einem hässlichen Abbild eines Biests bedeckt war. Gelegentlich schüttelte sich einer der Wasserspeier oder rempelte seinen Nachbarn.
    „Jetzt aber nach dir!“ ,sagte Tod und deutete in das Gebäude.
    Nach einem weiteren sinnlosen Schluckversuch ging ich hinein. Drinnen war es überraschend warm. Im Rest der Festung war es extrem kalt gewesen. An einem blau brennendem Feuer stand ein Mann. Er war ungefähr so groß wie ich, hatte aber eine helle, fast weiße Haut und eine Glatze. Er trug eine lange
    schwarz-rote Robe mit einem großen gelben Kreis auf dem Rücken. Als wir näher traten, erkannte ich braune Runen die in dem Kreis eingezeichnet waren.
    Der Mann drehte sich um und sah mich mit hellgrünen Augen an. „Du bist es.“ ,sagte er mit einer ruhigen Stimme. „Du bist der den ich gesucht habe. Schon so lange suche ich dich.“
    „Äh...“ begann ich zu stammeln, „Wer bist du?“
    Der Mann hob seine Stimme zu einem Gewittersturm. „Ich bin der Sonnenuntergang. Ich bin der Alptraum der euch kümmerliche Menschen aufsucht, während ihr schläft. Ich bin der unerschütterliche Erzeuger von Hass, Angst und Krieg. Ich habe die Macht, Kreaturen zu schaffen vor denen sogar die stärksten Krieger fliehen!“ Er senkte seine Stimme wieder und sprach in einem Flüstern, während seine vorhergehenden Worte im Raum weiterhallten. „Ich bin Beliar, der Gott der Zerstörung.“
    Ich überwand meine letzte Furcht und meinte: „Das habe ich mir schon irgendwie gedacht, weißt du.“
    Tod lachte wieder, doch ein Blick Beliars brachte ihn zum Schweigen.
    „Still.“ ,fauchte dieser und sah mir tief in die Augen. „Ich brauche deine Hilfe, Mensch. Du musst zurück in deine Heimat und einen kleinen Auftrag für mich erledigen.“
    „Was für ein Auftrag?“
    „Die Stadt Khorinis und die anliegende Strafkolonie waren schon immer sehr interessant für mich. Zuerst hauste im Tal der Schläfer, dann siedelten sich die Drachen dort an. Dieses Gebiet hat eine enorme Anziehungskraft auf Dämonen und Bestien der Hölle. Doch es gibt immer noch die Menschen dort. Normale Bürger und Bauern stören mich nicht. Doch Soldaten, Magier und Paladine, solche Gesellen nerven mich. Vertreibe sie aus Khorinis und ich werde dich mit dem endgültigen Tod belohnen.“
    Ich wusste nicht über was ich zuerst einen Witz machen sollte. Über die Absurdität seinen Forderung, oder über den Preis den er versprach. „Ist das dein Ernst?“ ,brachte ich schließlich heraus.
    „Natürlich ist das mein Ernst. Beliar macht keine Scherze, merke dir das. Ich werde dich natürlich tatkräftig unterstützen. Du wirst Fähigkeiten erhalten die kein Mensch vor dir genossen hat. Du wirst die mächtigste Kreatur der Welt sein. Du wirst meine Hand sein, die nach Khorinis greift und es zermalmt.“
    „Und warum sollte ich danach sterben wollen? Ewiges Leben will ich, nicht den Tod!“
    „Glaub mir“ ,antwortete Beliar, „wenn deine Aufgabe erfüllt ist, wirst du dir wünschen tod zu sein. Khorinis wird ein Portal des Bösen sein. Am Hafen werden Schiffe anlaufen, vollgepackt mit Orks, und Bestien die du dir in deinen schrecklichsten Träumen nicht vorstellen kannst. Überzeugt?“
    „Ich denke...schon. Was muss ich tun?“
    „Mach einfach die Augen zu.“
    Langsam schloss ich die Augen und Beliar und der Raum wurden durch Schwarz ersetzt. Ich spürte wie eine Welle von Energie über mich ging. Ich hob vom Boden ab und spürte plötzlich wie wenig von mir noch übrig war. Ich hatte keinen Körper mehr, ich bestand nur noch aus purer Energie. Alles was ich noch an Leben hatte wurde plötzlich aus meiner gebliebenen Hülle gerissen und schwebte im Raum. Ein Gefühl der Freiheit umgab mich, ein Gefühl, dass ich noch nie zuvor gespürt hatte. Doch der Moment verging, ich spürte wie ich zurückkehrte, in eine weitere leblose Hülle, um mein Dasein als rechte Hand der Zerstörung zu beginnen.

    Ich öffnete die Augen, und stand auf dem Dach eines Hauses im Oberen Viertel der Stadt Khorinis.

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    update

    so, hier gibt es die ganze story zum lesen

    vll kommt sie als ganzes besser an
    if you're not angry then you are not paying attention
    Geändert von Cathar the Great (20.06.2005 um 13:19 Uhr)

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