Ich ging die Straßen von Khorinis entlang und bog gerade um die Ecke zum Hafenviertel, als ein dumpfes Grollen mich zusammenzucken und schreckhaft über den Rücken schauen liess. Strahlender Sonnenschein blendete mich, sodass ich beinahe den bläulichen Schimmer übersah.
Die Barriere – natürlich. So wie immer, wenn ich gerade in Gedanken versunken durch die Gegend streifte. Aber was für Gedanken?
Ein Bild erschien in meinem Kopf und begann sich zu bewegen, ja, ich selbst war es, der dort zu sehen war. Ich sah mich selber, als ob ich direkt hinter mir schweben würde und beobachtete meine geschmeidigen Bewegungen. Einen schweren, reich verzierten Zweihänder hatte ich dabei geschultert und meine Rüstung bestand aus festem, vernieteten Leder. Teilweise konnte ich sogar einige Stahlplatten und metallerne Stacheln ausmachen, alles in allem sehr eindrucksvoll, wie ich in aller Bescheidenheit zugeben muss.
Mein Ich rannte gerade ausserhalb der Stadt in Richtung von Orlans Taverne, als mir ein paar Banditen mit gezogenen Waffen den Weg versperrten.
„Wo wollen wir denn hin?“ fragte mich einer der Banditen, der sich selbstgefällig über seinen zu kurz geratenen Bart streichte. Ich hob meinen Arm und zeigte den weiteren Verlauf des Weges.
„Dort entlang. Und nun lasst mich vorbei!“
„Hm, schwierig. Das wird Dich wohl etwas kosten...“
„Natürlich, ein paar Sekunden Zeit und Euer Leben für diese Dreistigkeit.“
Mit einer gekonnten Bewegung zog ich den schweren Zweihänder von meinem Rücken und hiebte noch im Laufschritt auf den ersten anstürmenden Banditen ein. Dieser brach ächtzend zusammen und ich drehte mich geschickt zwischen den Gegnern umher, die ich mit kräftigen Schwingern ebenfalls niederstreckte.
Mitten in diesem tödlichen Tanz traf mich plötzlich etwas Hartes direkt in meinem Gesicht und meine Magengrube, hatte ich etwas übersehen? Mir blieb die Luft weg.
„WAS FÄLLT DIR EIN, EINFACH HIER UM DICH ZU SCHLAGEN UND TRETEN?“
Lord Lothar sah mich wutentbrannt und mit hochrotem Kopf an.
„Wärest du nicht im Eifer deines Schattengefechts gegen den Brunnen gerannt, der dich gekonnt mit statischer Berechenbarkeit ausgeschaltet hat, hätte es meine Rüstung getan. Geführt durch meinen Arm!“
Wo war ich gerade? Verwirrt blickte ich mich um und beobachtete eine aufgebrachte Menge hinter mir. Hatte Lothar einen Sonnenbrand... oder eher Sonnenstich?
Halvor kam zornentbrannt und fischeschwingend näher, doch zu meinem Glück hielt der Gestank seiner vergammelten Ware die übrigen Passanten ab.
„Du verdammter Fischschrecker! Hier, alles deine Schuld mit deinem blöden herumgekloppe.“
Ein Stück Fischfetzen flog mir um die Ohren, verfehlte mich aber gekonnt und traf klatschend auf Lothars Paladinrüstung.
„Äääh...“
In weiterer, sinnloser Wut trat er gegen einen ründlichen Stein, der wie der Blitz auf die nächste Mauer zuschoss, dort abprallte und zurück zu seinem Ausgangspunkt flog. Dort stand jedoch mittlererweile Halvor... stand. Nunja, jetzt lag er eher.
„Bei ihm hatte sich die Welt weitergedreht...“
Ein dunkles Grollen durchzog die Luft und ich zuckte zusammen, doch in diesem Augenblick sah ich wieder dieses blaue Schimmern.
„... dort hingegen scheibar nicht“ Moment – wo hatte ich sowas nicht erst neulich gelesen?
Erschrocken sah ich mich um. Lothar, der seine Rüstung gerade von dem stinkenden Fisch befreite und mich dabei mit mörderischem Blick bedachte in der einen Seite, auf der anderen eine etwas zurückhaltende Menge, die mir aber nun noch Mord an Halvor vorwarf! Und dazwischen?
- Der Brunnen! Ich war irritiert. Am besten so tun, als ob nichts war und pfeifend, in eine Andere Richtung blickend unauffällig abziehen.
Eigentlich war es klar, dass es nicht funktionierte, spätestens, als mich Lothar am Arm packte und zur Kaserne in eine Zelle zerrte. Die schwere vergitterte Eisentür schlug er hinter sich zu und verschloss sie sicher, als er das Gebäude alleine wieder verließ. Kurz vor dem Ausgang blicke er sich noch einmal und schrie mir etwas entgegen, bevor er entgültig verschwand.
„Hier bleibst du wenigstens für die Dauer des Marktes aufgrund Veröffentlichung ärgerlicher Erregung.“
In irritation des Ergebnisses meiner geistigen Ergüsse stapfte ich zielsicher los, weiter in die unergründliche Gründlichkeit der Inspiration meiner lebhaften Fantasie.