[Brosh dar Urkma]

Die Nacht war lang gewesen, sehr lange, dennoch hatte jeder der zwölf Orks, die in der letzten Nacht dem harten Training unter Brosh dar Urkma beigewohnt hatten, die ersten Sonnenstrahlen des heutigen Tages auf dem Trainingsplatz erlebt.
Innerlich war wohl jeder froh gewesen, als er am morgen früh seinen Körper entspannen durfte, doch äusserlich hatte keiner der Elitekrieger offensichtliche Zeichen von sich gegeben, dass ihm die Nacht zu hart gewesen wäre. Brosh wusste aber zu gut, dass jeder viel geleistet hatte in dieser Nacht. Er selbst war erschöpft nach diesem Training, aber das war schliesslich das Ziel der ganze Sache gewesen. Schliesslich war sein eigenes Training am wichtigsten, wenn er dadurch seine Jungs gleichzeitig weiterausbilden konnte, war das natürlich umso besser. Ausserdem trieb es ihn auch selbst an, wenn er jemanden gegen die Morras aufhetzen konnte, wenn er anderen die Worte übermitteln konnte, die ihm die ganze Zeit im Kopf herumschwirrten.
Denn, auch wenn viele Orks vergessen hatten, wozu sie lebten, er würde es nie vergessen, was ihm seine Mutter beigebracht hatte, er würde niemals vergessen, was es hiess ein Ork zu sein, ein Krieger der Orks zu sein und erst recht, was es hiess Kriegsherr der Orks zu sein.
Nachdem sie das nächtliche Training abgeschlossen hatten, war die Elite Urkmas noch runter zum Bach gelaufen um sich ein kühles Bad zu gönnen. In frischen Nordmarwasser, oder wo auch immer der Bach entsprungen war.
Nachdem sich der ganze Dreck verdünnisiert hatte und Richtung Vengard verflossen war, hatte sich schliesslich jeder in sein Bett legen können.
Brosh selbst hatte lange geschlafen, nicht weil er sich regenerieren musste, nach einer solch anstrengenden Nacht, hatte er nicht wirklich bedarf auf viel Schlaf, viel mehr hatte er so lange geschlafen, da er keine Lust hatte, wieder einen solch grauen Tag wie gestern zu erleben. In seinem düsteren Zimmer, mit Blick zur Wand merkte er auch nicht, dass er einen wunderschönen Tag zur Hälfte verschlafen hatte.
Als er schliesslich aufgestanden war und dies bemerkte hatte, war ihm das aber vollkommen egal. Schliesslich hatte er eh nicht viel zu tun. Das einzige was es zu tun galt, war trainieren, trainieren trainieren und irgendwann mal, er hoffte bald, konnte er wieder in den Kampf ziehen.

[Smarian]

Smarian nickte grinsend. Das war doch mal ein Kommentar der ihm gefiel. Scheinbar war Inorel doch nicht so ein Arsch, wie er gedacht hatte. Das Gespräch ging weiter und die Bierkrüge leerten sich. Jetzt hielten alle drei inne. Inorel hatte mal in die Runde gefragt wer den bezahlen würde und weder Rude noch Sämmy hatten Lust unbedingt Geld zu bezahlen. Da kam Smarian eine Idee und er meldete sich. Inorel und Rude guckten ihn kurz an und meinten dann nur er sollte mal schnell machen. Smarian stand auf und machte sie auf den Weg zur Theke zu finden, denn er hatte etwas vor. Er ging mit Absicht so weit weg, dass Inorel und Rude ihn nicht mehr sehen konnten und winkte den Wirt heran.
„Ich will gerne zwei normale Bier und einen Orkschnaps, aber in einem normalen Krug. Ich bezahl auch ein bisschen mehr.“ Dabei hielt Smarian ein paar Goldstücke zwischen seinen Finger, die mehr als ausreichend waren um die Bier eben zu bezahlen. Der Wirt beeilte sich und im nu stand Smarian da mit den zwei richtigen Bieren und dem einen Orkschnaps, der aber genau so aussah wie die anderen beiden. Smarian nahm den Schnaps in die eine Hand und die Bier in die andere und ging dann wieder zu den beiden anderen.

„So da bin ich wieder.“ Meinte Smarian und setzte sich, dabei schob er Inorel den Schnaps rüber und gab Rude einen von den Bierkrügen, den anderen behielt er. Inorel nahm einen großen Schluck und verzog darauf hin das Gesicht. Smarian konnte sich das Grinsen nicht verkneifen und trank lieber auch einen Schluck bevor irgendetwas auffiel. Ein paar Schlücke später fing Inorel seltsam an zu gucken und langsam wurde der Lehrmeister richtig fröhlich. Smarian grinste dabei nur und lachte innerlich, der wird sich morgen wundern. Während er, auch wegen der Übung, locker noch ein paar Bier wegstecken würde, würde Inorel bald total betrunken nach Hause wanken und hätte morgen seine Probleme. Jetzt hoffte Smarian nur noch das Inorel überhaupt noch was trinken würde.

[Gorthoc]

Gorthoc spazierte in der Stadt herum. Allmählich wurde es dunkel. Der Ork hatte jetzt wieder ein wenig Geld und so konnte er sich es leisten, in der Taverne zu übernachten. Die kühle Abendluft wehte Gorthoc ins Gesicht.
Den heutigen Tag hatte er nicht wirklich sinnvoll genutzt.
Er war ein wenig in der Stadt herumgeschlendert. Dann hatte er sich in die Taverne begeben und hatte sich etwas hingelegt. Nach kurzer Zeit war er eingeschlafen. Er hatte etwas seltsames geträumt.
Gorthoc hatte sich selber gesehen, der Ork war in eine weisse Robe gekleidet. Er hatte irgendetwas an einem Alchemietisch zusammen gebraut. Gorthoc war in seinem Traum ein Schamane gewesen!
Danach war er aufgewacht und hatte sich Gedanken über den Traum gemacht.

"Ist das eine Vision? Oder ist es vielleicht nur eine Wunschvorstellung?"
Gorthoc konnte es nicht genau sagen, denn es war schon immer sein Wunsch gewesen Schamane zu werden. Aber alles hatte so echt ausgesehen.
Mit diesen Gedanken im Kopf fiel ihm etwas wichtiges ein.
Eigentlich wartete er ja auf die Rüstung die Smarian ihm versprochen hatte. Aber Gorthoc war sich nicht sicher ob Smarian das nur als Spass gemeint hatte. Eine komplette Rüstung gratis. Nun gut, es wird wahrscheinlich nur eine einfach, für Späher oder Arbeiter gedachte Rüstung sein.
Immerhin. Der Ork konnte sich nicht beklagen. Das war mehr als er sich je erhofft hatte.

Also machte er sich sofort auf den Weg zu Smarian. Der Ork öffnete die Tür und spähte hinein. Es schien niemand zuhause zu sein. Gorthoc betrat die Hütte. Auf dem Tisch lag eine einfache Rüstung. Er sah sie sich genauer an. Ein kleiner Notizzettel befand sich auf der Rüstung.
"Für Gorthoc"stand in einer geschwungenen Handschrift auf dem Zettel.
Das musste eine Notiz von Smarian sein.
Gorthoc schaute sich seine Rüstung genauer an. Das Werk schien vollendet zu sein. Er drehte sich um, richtete seinen Blick zur Türe und als er niemanden sehen konnte schnappte der Ork sich die Rüstung.
Schnell verliess Gorthoc die Hütte. Smarian würde das schon verstehen.
Er marschierte in die Taverne, hinauf in sein Zimmer und zog sich erstmal um.
Nun war er im Besitz von einer neuen, schlichten Rüstung.
Bald darauf legte sich Gorthoc schlafen.

[Renya]

Es hat geklappt! Es hat geklappt! Es... Immer und immer wieder sprach Renya diese drei Worte innerlich, beinahe wie ein Gebet. Doch nach aussen versuchte sie, weiterhin die Fassade aufrecht zu erhalten und sich keine Blösse vor den Orks zu geben. Die Erlaubnis hatten sie, jetzt mussten sie nur noch in die Festung und sie wären vorerst aus direkter Gefahr heraus. Aber vielleicht trieben die Wachposten am Pass auch nur ihr Spielchen mit ihnen und würden sie hinterrücks abmurksen. Nun, darauf mussten sie es ankommen lassen.
Die junge Südländerin und Redsonja gingen schweigend an den Orks vorbei und nichts geschah. Renya musste sich zusammenreissen, um nicht erleichtert auszuatmen. Auch die rothaarige Kriegerin an ihrer Seite musste sich zusammenreissen, aber wohl eher, nicht die Waffen zu zücken und sich auf die Grünhäute zu stürtzen.
Irgendwo in ihrem Kopf fragte eine leise Stimme, woher wohl der Hass ihrer Freundin auf die Orks kam. Renya selbst mochte die Kreaturen auch nicht besonders, aber wie grade bewiesen worden war, liess sich durchaus mit ihnen auskommen. "Es wäre gut möglich..." wandte sie sich an ihre Gefährtin "...dass du vielleicht einmal eine kleine Demonstration in der Arena für unsere Gastgeber durchführen musst."
Redsonjas Gesicht nahm zuerst einen abweisenden Ausdruck an, doch nach einem Augenblick glätteten sich ihre Züge und es schien Renya, als würden die Mundwinkel zu einem feinen Lächeln nach oben zeigen. Freut sie sich darauf, einem Ork aufs Maul zu geben? Oder einfach allgemein auf einen Kampf? Oder ist es einfach die Freude, noch am Leben zu sein...