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    Waldläufer Avatar von Lord Folken
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    I.


    Wütend rannte Corvus durch die kühle Nacht, tränen liefen über sein Gesicht.
    Es war dunkel, aber die Stimmen hinter ihm konnte er gut hören. Die verspottenden, hinterhältigen Stimmen,die ihn verfolgten.
    Wie konnten sie nur soetwas tun? Gab es nicht so schon genug Schwierigkeiten?
    Er spurtete durch den Wald, übersprang die niedrigen Büsche und blieb vor einem Fluss stehen.
    Gehetzt sah er sich um, zurück konnte er nicht. Als er ins Wasser springen wollte, hörte er ein rascheln. Schnell sprang er zur Seite und konnte den Klauen nur knapp entgehen. Ein Lurker, das hatte jetzt noch gefehlt.
    Er schleuderte einen Stein auf das Tier und sprintete weiter den Flusslauf entlang.
    Und wieder diese Stimmen hinter ihm, sie schienen näher heran gekommen zu sein. In Panik lief er weiter, zu einer kleinen Hütte, die bewohnt schien, vielleicht konnten die Besitzer ihm helfen, ihn verstecken.
    Er dachte zurück und wieder brach er unter Schmerz beinahe zusammen. Er schloss kurz die Augen und wieder sah er den Pfeil geflogen kommen. Der Pfeil, der dumpf neben ihm einschlug und das Leben seines Bruders nahm. Der zweite Pfeil, der ihn selber nur knapp verfehlte, er sprang auf und rann. Rann um sein Leben, rann so schnell, wie er es noch nie vorher vermochte.
    Die grausamen Gesichter und das wilde Geschrei der Menschen, die daraufhin aus den Büschen kamen, hatten sich für immer in seinem Gedächnis eingeprägt.
    Er ignorierte die Schmerzen, die aus seiner Brust drangen, die Kratzer, die er sich in dem stacheligen Gestrüpp zugezogen hatte und hielt nurnoch auf das Gebäude zu.
    Es waren wirklich Menschen auf dem Hof, einer davon in einer leichten Rüstung. Vielleicht Orksöldner... aber das konnte Corvus nicht erkennen, es war ihm auch egal.
    Schnell bewegte er sich auf die Person zu.
    „Ich werde verfolgt! Bitte, schnell versteckt mich. Bitte!“ Er brach wieder in Tränen aus und begann an seinem ganzen Körper zu zittern.
    „Geh schnell durch die Tür da am Boden, da ist unsere Vorratskammer. Und geb keinen Laut von dir!“ Dankbar drehte er sich um und öffnete die Tür.
    Plötzlich spührte er einen starken Schmerz. Seine Beine gaben nach und er brach zusammen.
    „... das nächste mal seid ihr gefälligst etwas gründlicher und lasst eure Beute nicht entkommen!“
    „Aber...“
    „Kein ABER. Ich habe ihn, er ist im Keller. Lasst ihn irgendwie verschwinden. Tötet ihn, wenn ihr wollt... und hinterlasst keine Beweise, die irgendjemanden hierher führen könnten, sonst schlage ich euch persönlich den Kopf ab.“
    Er hörte schwere Schritte der Tür näher kommen, sie hatten ihn und dieses mal war Flucht unmöglich. Schwerter wurden klirrend gezogen und helles Licht drang in die dunkle Kammer...
    Geändert von Lord Folken (10.01.2007 um 23:07 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Lord Folken
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    II.


    Unruhig saßen vier Personen mit schmutziger, verwahrloster Kleidung an einem hellen kleinen Feuer unter einem größeren Felsvorsprung.
    „Geh mal neues Holz holen, das Feuer ist gleich aus.“ Eine raue, befehlsgewohnte Stimme hob sich über die tierischen Laute der Nacht hinweg.
    Der Jüngste von ihnen stand auf und schritt unwillig in Richtung Wald. Er hatte gerade seine Volljährigkeit erreicht und kleine Bartstoppeln zierten sein sonst noch sehr junges Gesicht.
    „Nimm dieses Mal nicht so nasses Zeug, sonst räuchern wir uns hier nur wieder ein. Und bring auf dem Rückweg gleich noch was zu essen mit, im Wagen dürfte noch etwas gepökeltes Fleisch sein.“
    „Geh doch selbst...“
    „Was hast du gesagt?“ drohend sah der bärtige Mann zu ihm auf.
    „Warum muss ich immer eure Drecksarbeit erledigen, während ihr nur Faul rumliegt und nichts tut?“
    „Weil wir das so entschieden haben und jetzt geh endlich. Es wird kalt und mir knurrt langsam der Magen.“
    „Ein tolles Leben“ murmelte der Junge mürrisch und begab sich auf die Suche nach trockenem Brennholz „Hoffentlich finde ich bei dem Licht überhaupt noch etwas“.
    Nach etwa einer halben Stunde hörten die Männer am Feuer in der Nähe etwas poltern. Schritte eilten raschelnd über das Laub und nach kurzer Zeit kam der Junge ausser Atem zurück.
    „Was machst du für einen Lärm? Hast du auch Essen mitgebracht?“ der Bärtige sah ihn leicht verärgert an.
    „Unser ganzes Essen ist weg. Die Beutel sind in Fetzen gerissen oder ganz verschwunden. Da müssen Füchse oder Wölfe dran gewesen sein.“
    Jetzt drehten sich auch die Anderen hellhörig zu ihm um.
    „Wölfe? Verdammt, das hat uns noch gefehlt.“ Wütend umkreiste der Bärtige das Feuer und ballte die Fäuste. „In Montera können wir uns nicht mehr blicken lassen und in Kap Dun oder Ardea hält man uns noch für Rebellen, wenn wir dort ankommen. Etwas neues kaufen können wir uns die nächsten Tage nicht. Und wovon auch.“ Er machte eine Pause und musterte seine Begleiter scharf. „Du musstest ja beim letzten mal den Händler von der Brücke fallen lassen. Und mit ihm sein ganzes Gold!“ Seine Brust bebte vor Zorn, als er wieder an den Vorfall vor ein paar Tagen dachte und schrie nun beinahe „Wenn du etwas besser aufgepasst hättest, säßen wir jetzt nicht so in der Scheisse!“
    Beschämt senkte der Junge seinen Blick. „Lass ihn doch in Ruhe, er ist nicht alleine daran schuld. Wir ALLE haben zu spät reagiert. Außerdem hast du daneben geschossen und damit den ganzen Mist begonnen. Und jetzt hör auf, auf den kleinen rumzuhacken und überleg lieber, was wir jetzt machen können.“ Der glatzköpfige Mann stand auf und drehte sich dem aufgebrachten Bärtigen zu.
    „Ach, sei ruhig du Idiot... hast ja recht. Aber wenn wir jetzt kein Essen mehr haben wird es schwer noch was zu besorgen.“ Er gestikulierte wild mit seinen Händen und ließ sich auf einem herumliegenden Baumstamm nieder.
    „Ich schlage vor, wie sollten zu einem der Höfe hier in der Nähe gehen und uns dort ein wenig bedienen. Andernfalls bleibt uns nur noch bei Tagesanbruch auf Jagd zu gehen.“ Ernst blickte er in die Runde.
    „Bäh, ich kann das gebratene Fleisch schon seit Wochen nicht mehr sehen. Außerdem ist es wiederlich mit anzusehen, wie du die Tiere ausnimmst. Das Blut lockt dann auch noch mehr Raubtiere an, als sich hier eh schon aufhalten.“ erwiderte der Junge.
    „Das stimmt wohl“ gab ihm der kleinste der Männer recht. „Ich bin auch für die Höfe, wird allmählich Zeit, dass die dämlichen Bauern wieder mal blechen.“ Er grinste hämisch. „Aber das Ausnehmen der Tiere musst du noch lernen. Beim nächsten mal siehst du besser hin und drehst dich nicht wieder wie ein kleines Kind weg!“
    „Vorgestern habe ich nur ein paar hundert Meter weiter nen Schattenläufer gesehen, wir müssen allgemein sehr aufpassen“ meldete sich der Glatzköpfige wieder zu Wort.
    „Also gut, dann sind wir uns einig. Am besten wir gehen dann gleich los, bevor die Bauern wieder aufwachen und uns Ärger machen könnten. Wir sollten uns beeilen, ein paar Stunden werden wir für den Weg brauchen. Ach ja, wo hast du eigentlich das Holz gelassen?“ Durchdringend sah der Bärtige seinen Begleiter an. Der Junge musste unangenehm schlucken. „Ich habe es wohl beim Wagen fallen lassen, als ich die zerfetzten Säcke gesehen habe.“ „Du Idiot. Dann räum die Hölzer wenigstens unter den Wagen, damit sie bei regen trocken bleiben. Beeil dich!“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung scheuchte er den Jüngeren davon, während er selber nach seinem Bogen und Schwert griff. Er zog seine dunkelgrüne Kotze enger und schnallte sich den Köcher über seinen Rücken. Sein Schwert hatte eine alte, schartige Klinge und war so kaum noch zu gebrauchen. Doch eine Wunde von diesem Schwert würde sich dafür bei dem ganzen Rost entzünden oder der Gegner wenigstens an Blutvergiftung sterben, sollte sein Besitzer es überhaupt mal brauchen müssen. Auf jeden Fall hoffte der ältere Bärtige das.
    Bisher hatte er wenig Kämpfe mit seinem Schwert bestritten, er bevorzugte im Gegensatz zu seinen Begleitern eher den Bogen, der sich hingegen in einem einwandfreiem Zustand befand.

    Es war kurz vor Mitternacht, als die Vier plötzlich Geräusche vernahmen.
    „Wartet kurz“ rief der kleinste der Gefährten „hört ihr das auch? Da kommt jemand. Schnell, verteilt euch in den Büschen.“
    Blitzschnell waren sie von dem Weg verschwunden und warteten. Bald tauchte ein kleines Gespann mit zwei jüngeren Menschen auf, die sich munter unterhielten.
    „Den Wagenlenker zuerst“ dachte sich der Bärtige, als er den Bogen vorsichtig spannte. Soetwas hatten sie schon viele Male gemacht und jeder wusste, was zu tun war.
    Die Bogensehne surrte und der Pfeil schoss tödlich genau auf sein Ziel zu. Die Unterhaltung der beiden Personen auf dem Wagen endete jäh und wandelte sich in einen Schrei des Entsetzens. „Und nun sein Begleiter...“ mit geübter Bewegung zog er einen neuen Pfeil aus seinem Köcher und zielte auf das vor entsetzten verzerrte Gesicht des Anderen. Gerade als er loslassen wollte, quiekte hinter ihm etwas auf. Er hörte schnelle Schritte und brechendes Unterholz, das Tier hinter ihm kam näher. Viel zu schnell näher. Eilig schoss er seinen Pfeil ab, ließ seinen Bogen fallen und ergriff sein Schwert. Keine Sekunde zu spät. Mit wenigen schnellen Hieben erledigte er die angreifende Sau und wendete sich wieder dem eigentlichen Kampfplatz zu. Sein Pfeil hatte das Ziel verfehlt und das Opfer konnte fliehen. Fluchend trat er gegen den nächsten Stein, als er sein Missgeschick registrierte und folgte seinen Begleitern so schnell es ging..
    Die restlichen Banditen sprangen Augenblicklich nach dem zweiten Pfeil aus den Büschen und wollten gerade zustechen, als ihr vermeintlich wehrloses Opfer überraschend aufsprang und mit einem gewagten Sprung in den Wald verschwand. Zornig verfolgten sie den Flüchtigen, aber er war schnell.
    „Gib auf, wir kriegen dich eh“ rief einer wutentbrannt hinterher.
    „Bleib stehen, du kleine Ratte“
    Bereits nach wenigen Minuten wurden sie kurz durch einen rasenden Lurker aufgehalten, der jedoch schnell erledigt war.
    Zweifel kam ihnen hoch, er durfte nicht entkommen, nicht schon wieder.
    „Diese dummen Spontanaktionen“ schimpfte der Kleine „ es war ja klar, dass es nicht immer glatt gehen kann und jetzt gleich zwei mal hintereinander.“
    In Rage riefen sie dem Verfolgten weiter Verwünschungen hinterher, als der Junge ein wenig zögerte. „Moment, die Gegend hier kenne ich“ rief er seinen Kumpanen zu.
    „Hier ist gleich ein Hof mit ein paar dieser dreckigen Orksöldner“
    „Egal, wir müssen ihn nur einholen, notfalls müssen wir uns halt mit den schwächlichen Söldnern anlegen. Wenn der uns entkommt, steht uns das eh bevor! Also lauf!“
    Geändert von Lord Folken (11.01.2007 um 19:07 Uhr)

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    III.

    Die vier Banditen stoppten abrupt, als sie aus dem Gehölz hervorbrachen und vor einem großen Mann in einer leichten, aber robusten Rüstung standen.
    „Kenne ich euch Kerle nicht?“
    Verunsichert blickten sie sich gegenseitig an.
    Mit gezogenem Schwert stellte sich der Mann vor sie und versperrte ihnen den Weg. „Ah ja, genau. Ich habe da ein paar Steckbriefe mit eurer Visage drauf. Gar nicht schlecht getroffen, wie ich finde.
    „Lass uns durch oder meinst du, du kannst gegen uns vier bestehen?“
    Unvermittelt stürmte der Mann vorwärts und schlug mit einem gewaltigen Hieb den überraschten Banditen die Schwerter aus der Hand.
    „Ich würde es auf jeden Fall versuchen, doch ich glaube ich habe eine bessere Idee...“
    Er lockerte seinen Griff und ließ den Zweihänder wieder sinken.
    „Ihr sucht jemanden, habe ich nicht recht?“
    „Ja... doch auf was wollt ihr hinaus?“ misstrauisch beobachteten sie ihren Gegner.
    „Nun, ich habe Freunde in den größeren Städten. Einflussreiche Menschen in Geldern und Montera, die für schnelle Justiz sorgen... oder aber vieles wieder Rückgängig machen könnten, was geschehen ist. Und ihr seid gesuchte Verbrecher.“ Er holte tief Luft, bevor er weiter sprach und erzeugte dadurch eine bedrückende Stille. Die Banditen lauschten mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht, achtsam hoben sie dabei ihre Waffen auf.
    „Desweiteren habe ich mehrere Gruppen von Leuten wie euch an den Wegen um Montera stationiert, die schon seid Jahren den Warenhandel kontrollieren und gut dabei abkassieren. Unter den Orks ist der Handel wieder in Gang gekommen und es wird auch für uns immer ertragreicher. Aber die Orks nehmen uns mittlererweile auch als Bedrohung war und versuchen uns zu vertreiben. Ich stehe in Diensten der Orks und kann meist von unseren Lagern ablenken, doch manchmal sind Auseinandersetzungen unvermeidlich. Dafür könnten wir ein paar kräftige Kämpfer wie Euch gut gebrauchen.“
    „Was würden wir dafür bekommen?“
    „Regelmäßiges Essen und einen einigermaßen sicheren Unterschlupf. Allerdings müsst ihr alles, was ihr erbeutet abgeben.“
    „Ich weiss nicht, ob wir den Handel so fair finden, wir...“
    „Er ist fair“ unterbrach ihn der Orksöldner „für euch gibt es nur den Tod als Alternative.“ Drohend hob er seine schwere Waffe und richtete sie auf den bärtigen Banditen. „Ich könnte auch meinen Gefangenen nach Montera gelangen lassen, es wird nicht lange dauern, bis ihr gefasst seid. Gesetzt dem Fall, ihr entkommt mir...“
    Die Banditen hoben ihre Waffen und machten sich bereit für den Angriff. Das es kein leichter Kampf werden würde, hatte ihr Gegner ihnen schon gezeigt.
    „Gut, wir gehen drauf ein“ verwundert drehten sich die übrigen Banditen dem Jungen zu.
    „Warum glaubst du, einfach so über uns hinweg bestimmen zu können?“ rief der Bärtige erbost.
    „Denkt mal nach. So bekommen wir den Waschlappen von vorhin auf jeden Fall und haben wenigstens genug zu essen.“ Er deutete ihnen langsam die Waffen wegzustecken.
    „Hört besser auf den Jungen, er versteht, was gesünder für euch ist.“ Bemerkte der Söldner leicht amüsiert.
    „Einverstanden“ stimmte nun auch der Bärtige zu „Legt eure Waffen beiseite. Wenn ihr uns den Gefangenen aushändigt, werden wir euch unterstützen.“
    „Gut so“ zufrieden steckte auch der Söldner seine Waffe ein. „dann steht ihr ab jetzt in meinen Diensten. Jedoch muss euch eines in Zukunft klar sein... das nächste mal seid ihr gefälligst etwas gründlicher und lasst eure Beute nicht entkommen!“
    „Aber...“
    „Kein Aber. Ich habe ihn, er ist im Keller. Lasst ihn irgendwie verschwinden. Tötet ihn, wenn ihr wollt... und hinterlasst keine Beweise, die irgendjemanden hierher führen könnten, sonst schlage ich euch persönlich den Kopf ab.“
    Erleichtert wendeten sich die Banditen von dem Söldner ab und gingen zielsicher auf die hölzerne Tür zu, die in eine gemauerte Wand an einer Felswand führte. Endlich hatte die anstrengende Jagd ein Ende.
    Klirrend zogen sie ihre Schwerter. Mit ihren schweren Stiefeln traten sie die Tür ein und stürmten zuversichtlich in die dunkle Kammer.
    „Raaah“
    Im Hof konnte man nur einen lauten Wutschrei und mehrere dumpfe Schläge hören, bevor die Geräusche verstummten. Ein Krachen ertönte noch einmal, als die aufgebrachten Männer wieder hervor kamen.
    „Dann schafft wenigstens die Leiche weg!“ rief ihnen der Söldner zu. „Macht auch den Keller sauber! Ich will kein Ungeziefer zwischen meinen Vorräten haben. Und danach kommt ihr ins Haus, wir müssen noch ein paar Sachen besprechen.“
    Das ist nicht nötig“ antwortete einer der Banditen barsch.
    „Wieso nicht nötig?“ Ungläubig sah der Söldner die Männer an.
    „Da drinnen ist niemand!“
    „Das kann nicht sein. Durchsucht die Fässer.“
    „Haben wir bereits, nichts!“
    Aufgebracht bewegte er sich nun immer schneller zu seinem Vorratskeller und stieß dabei einen der Banditen beinahe um. „Pass doch auf“ rief der ihm grimmig hinterher, doch es kümmerte ihn nicht.
    Wohin konnte sein Gefangener verschwunden sein?

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    IV.


    Die vier Banditen starrten sich eine Weile gegenseitig an, dann nickte der Bärtige grimmig. Langsam wendeten sie sich von dem Keller ab und gingen Richtung Haupthaus des kleinen Hofes davon.
    „He ihr Stümper, dreht sofort wieder um!“ brüllte die vor Wut schnaubende Person ihnen hinterher.
    „Habt ihr nicht gehört? Ihr sucht sofort die Umgebung nach dem Flüchtigen ab, das kann uns Kopf und Kragen kosten, wenn er entkommt.“
    Der Bärtige drehte sich um und blickte seinen Gegenüber mit tödlichem Hass in die Augen an. Dieser jedoch schien das kaum zu bemerken. „Sagt mal, seid ihr taub oder rafft ihr nicht, warum es geht?“ Er wollte gerade auf die Banditen zugehen, als ihn ein heftiger Schmerz an seinen Waden zu Fall brachte. Er knickte ein und sah ungläubig nach unten. Blut floss seine Beine entlang und sammelte sich in einer kleinen Lache auf dem Boden, die sich schnell ausbreitete.
    Nun versagten seine Beine endgültig ihren Dienst und er lag, seine Hände auf die offenen Wunden gepresst, auf der dunklen Erde.
    „Was habt ihr getan? Dafür werdet ihr sterben.“ sagte er mit schmerzverzerrter Stimme.
    „Kann sein. Doch du bist auf jeden Fall vor uns tot.“ Ein junges Gesicht tauchte in seinem Blickfeld auf.
    Die übrigen Banditen nährten sich nun auch.
    „So, du arrogantes Arschloch. Du weisst genau, dass wir zu weit außerhalb von irgendwelchen Städten sind, als das du irgendwie Hilfe bekommen könntest. Außerdem hast du dich wahrscheinlich nicht nur bei uns gerade eben so unbeliebt gemacht, dass dich eh niemand vermissen wird.“ Der Bärtige genoss den Augenblick und sprach mit ruhiger, gnadenloser Stimme weiter. „Im Keller hast du genug Essen für das nächste halbe Jahr, aber wo ist dein Gold. Wenn du schnell sterben willst, sag es sofort ohne zu lügen.“ Der Söldner wurde bleich. „Ich... ich habe kein Gold.“ stotterte er.
    „Falsche Antwort“ er beugte sich über die gekrümmte Person, zog seinen kleinen Dolch und durchstach damit die offene Handfläche. Der Söldner schrie laut auf und wurde von einem Tritt des Glatzköpfigen wieder zum Schweigen gebracht. „All die Jahre hast du jeden Reisenden und jedem Jäger Geld abgeknöpft, das hast du vorhin selber zugegeben, also lüg' nicht. Jede schlechte Antwort kostet dich ein Finger. Rede!“
    Der Söldner fing an zu wimmern und versuchte sich unter den Schmerzen aus dem festen Griff der Banditen zu drehen.
    „Nummer eins...“ flüsterte der Bärtige, nahm seinen Dolch und fing unter peinvollen Schreien des Söldners langsam an in das Fleisch des Mittelfingers zu schneiden. Als die Muskelmasse durchtrennt war, bracht er mit einem lauten knacken den Knochen und hielt dem Söldner seinen roten, tropfenden Finger hin. „Sollen es noch mehr werden?“ Das Blut sprudelte aus dem Stummel der rechten Hand hervor und der Schmerz ließ ihn beinahe ohnmächtig werden. Der Junge wandte sich mit weißem Gesicht ab und konnte nur mühsam sein würgen unterdrücken.
    „In... unter einem losen Brett des Bodens...“ keuchte der Gepeinigte „... ist ...ist eine Truhe.“
    „Schlüssel?“ fragte der Bärtige mit einer harten Stimme.
    „Ist... offen. Kein Schlüssel.“ Tränen des Schmerzes liefen über das Gesicht des sonst so kaltherzigen Mannes. „Ihr Schweine“ röchelte er noch, als der Kleine ihn mit seinem Schwert durchbohrte.
    „Musstest du so brutal werden? Das ist ja abartig.“ der Junge gesellte sich wieder zu seinen Kumpanen. „Jemanden töten, gut. Aber foltern...“
    „Sei nicht so zimperlich“ der Bärtige blickte den Jungen an. „Du hast ihm die Beine ohne Gnade zerschnitten. Denkst du, dass ist weniger schlimm?“ Er zögerte kurz.
    „Uns schenkt die Welt nichts. Wir müssen uns alles selbst besorgen, wenn wir überleben wollen. Egal wie. Seid Jahren werden wir gejagt, können es nicht einmal mehr wagen uns unter Menschen zu bewegen ohne befürchten zu müssen, dass wir gefasst und gehängt werden. Du bist wohl noch nicht lange genug in dieser Situation um das alles zu verstehen. Aber es kommt noch und bisher hast du dich als sehr tauglich erwiesen. Du, wir alle, werden es schaffen zu überleben, das verspreche ich dir. Was dafür auch notwendig ist.“ Nach einer kurzen Weile des Schweigens wandte sich der Bärtige ab und ging in das Haus.
    „Vielleicht sollten wir erstmal nach seinem Gold sehen. He, Junge, komm mit. Wir durchsuchen erstmal sein Habe, da ist wahrscheinlich einiges Brauchbares dabei und ihr beiden verscharrt die Leiche irgendwo außerhalb dieses Hofes. Ich möchte nicht so gerne nächtlichen Besuch von ein paar Vierbeinern mit großen Zähnen haben.“
    Verbissen begaben sich die vier an ihr Werk.
    Nachdem sie die Truhe geborgen und eine stattliche Anzahl Goldmünzen darin gefunden hatten machen sich der Bärtige sofort weiter und durchsuchte die Schränke nach neuer Kleidung und Waffen. Sein Gefährte saß noch eine Weile tief in Gedanken versunken am Tisch.
    „Was ist eigentlich mit dem Typen, den wir verfolgt haben? Wir müssen ihn irgendwie finden.“ Schob der Junge vorsichtig ein.
    „Das stimmt. Aber ich weiss nicht, wie wir ihn suchen sollen“ antwortete der Ältere beiläufig. „Bei Tageslicht werden wir nach Spuren suchen, aber momentan können wir nur hoffen, dass er in eine falsche Höhle oder ein Wolfsrudel gerannt ist... das würde uns einiges ersparen. Die Nächte in dieser Gegend sind gefährlich. Auf jeden Fall wenn man alleine und ohne Waffe ist.“ Ein hinterhältiges grienen zog sich über sein Gesicht.
    „Sollte er aber nicht im Keller sein, als wir eintrafen? Also ich hab nichts gesehen... und daraus gibt es kein entkommen.“
    Der Bärtige nickte bedächtig. „Ich weiss nicht, warum der Idiot vorhin sowas behauptet hat, aber dort drinnen war er auf keinen Fall. Er muss also gelogen haben. Und jetzt haben wir eh keine Chance mehr ihn zu finden... also hilf hier lieber mit, anstatt dir unnütze Gedanken zu machen.“

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    V.

    Die nasse, zerrissene Kleidung triefte von dem heutigen Regen. Betrübt sah Corvus auf seinen mitgenommenen Körper hinab und trauerte um seinen getöteten Bruder. Seit zwei Tagen hatte er kaum richtiges Essen finden können, nur die wenigen Beeren und Pilze, die er unterwegs fand, aber wenigstens gab es sauberes Wasser im Überfluss.
    „Diese elenden Banditen! Mörder!“ Häufig dachte er daran, welch ein grausames Schicksal ihn ereilte und dessen er hilflos ausgeliefert war. Knapp konnte er ihnen zwar entkommen,
    doch zu welchem Preis?
    Wieder einmal flogen die Ereignisse der letzten Tage an ihm vorbei und er dankte und verfluchte Innos gleichermaßen dafür. Die Verfolgungsjagd schien Ewigkeiten anzudauern und in dem Moment, wo alles entschieden zu sein schien, kam ihm etwas zur Hilfe. Irgendetwas merkwürdiges war in diesem Keller passiert, was seine Gedanken und sein Glauben überschritt.
    Panische Angst durchzog seinen Körper abermals, als er in seinem inneren Auge die Tür aus den Angeln brechen und ein schwaches Licht den Keller erhellen sah. Mondschein war es, ein intensiver Vollmond, wie es ihn nur selten an klaren Nächten zu sehen gibt.
    Die vier Gesetzlosen traten ein und zerschlugen einige Fässer, durchsuchten alle Winkel des Raumes, doch sie fanden ihn nicht. Er verstand nicht, warum sie ihn einfach nicht gesehen haben.
    Jedes Mal, wenn er sich daran erinnerte, spürte er diese seltsame Erregung in seinem Körper. Ein angenehmes, erleichterndes Gefühl. Wie fließendes Wasser durchströmte es ihn, machte sich in ihm breit und gab ihm für einen kurzen Moment Sicherheit. Es dämmte seine Panik ein und leicht fasziniert konnte er die vier Gestalten vor ihm in ihrer Zerstörungswut beobachten.
    Diese Sicherheit war unerklärlich für ihn und trat ein, obwohl sein Tod nur wenige Schritte neben ihm stand. Eine paradoxe Situation, wie er ihm Nachhinein fand. Er hatte sich mit aller Kraft gewünscht, dass sie ihn nicht sehen würden und tatsächlich fanden sie ihn nicht. Sie ignorierten ihn einfach, liefen an ihm vorbei und gerieten nach und nach immer stärker in Rage.
    Als die Vier endlich den Keller verließen, schlich Corvus leise hinterher, drehte gleich hinter der Tür ab und als er den Waldrand erreichte rannte er so schnell er vermochte weiter.
    Er achtete nicht auf die Richtung, sondern lief gehetzt und panisch zurückblickend tiefer in die dunklen Bäume, bis er bei einer kleinen Anhöhe stolperte und fiel.
    Sein rechter Fuß schmerzte stark als er sich wieder aufrichten wollte und nur mit Mühe erreichte er kriechend den Gipfel des Hügels.
    Ein Schrei durchdrang die Nacht.
    Corvus drehte seinen Kopf ruckartig in die Richtung, aus dem der Lärm kam und entdeckte einige Lichter. Das musste der Hof sein, von dem er gerade geflohen war.
    Ein weiterer Schrei.
    Dieses mal viel schmerzerfüllter als vorher.
    Seine Gedanken rotierten, was dort gerade passiert war und für einen kurzen Augenblick vergaß er sogar seine Flucht, doch schnell bekam er wieder Angst und humpelte so schnell er konnte weiter.
    Wenn die Banditen und der Söldner zusammengearbeitet hatten, warum dann dieser grausame Schrei? Aber egal, was sich in diesem Augenblick dort abspielte, er hoffte, dass seine Verfolger in Schwierigkeiten waren. Hass brodelte in ihm auf. Sollten sie sich ruhig gegenseitig Töten!
    Wenn er sich gerade nicht geirrt hatte, gab es an dem Abhang vor ihm einen kleinen Spalt, ein Höhleneingang. Mühsam schleppte er sich durch das Geäst, immer die Furcht, es würde gleich jemand hinter ihm auftauchen und dem Alptraum ein Ende bereiten.
    Dort wäre er wenigstens etwas sichererer, als hier mitten in diesem dunklen Wald.

    Ein rascheln weckte ihn aus seinem Tagtraum. Vorsichtig schlich er wieder in die Höhle zurück und ging hinter der Öffnung in einem kleinen Felsspalt Deckung.
    Angespannt beobachtete Corvus aus seinem Versteck heraus den Platz, wo er gerade noch gesessen hatte. Jemand ging ziemlich nachlässig durch das von Regen getränkte Gebüsch und schob laut die Äste beiseite. Hoffentlich waren ihm nicht die Mörder von dem Überfall gefolgt.
    Nervös zitterten seine Arme und konnte sich kaum beherrschen, als er seinen rechten Arm langsam hinter seinem Rücken verschränkte. Verzweifelt drückte er sich immer weiter in die dunkle Spalte und versuchte sein abgenutztes Messer hervorzuziehen.
    Es war sehr stumpf, denn er hatte es vor kurzem erst vor der Höhle im Sand gefunden, doch war es besser, als komplett ohne Verteidigung dazustehen.
    „Ich spüre, dass hier jemand ist! Kommt ruhig heraus, ich werde Euch nichts tun.“
    Eine, für einen Mann, recht hohe, melodische Stimme hallte durch die Höhle. Corvus zuckte unwillkürlich zusammen. Es war auf keinen Fall eine der groben, tiefen Stimmen der Banditen, sie klang vertraut und doch erinnerte sie ihn an etwas. Langsam schaffte er es, seinen Körper wieder vollends unter Kontrolle zu bringen und lockerte seine verkrampfte Haltung.
    Womöglich konnte ihm der Unbekannte helfen und zur nächsten Stadt bringen, vielleicht hatte er auch was Gutes zu essen dabei. Allein bei dem Gedanken daran lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    „Wer seid ihr?“
    Corvus trat aus seiner dunklen Ecke hervor und stellte sich selbstbewusst vor den Neuankömmling.
    Sein Fuß schmerzte noch leicht von dem Sturz vor zwei Tagen, aber es schien nicht ernstes zu sein.
    Vor ihm sah er einen mittelgroßen Mann mit schulterlangen schwarzen Haaren und einem auffällig langen Knebelbart.
    „Ich grüße Euch, ich bin ein Bote der Feuermagier Vengards.“ Er machte eine kurze Pause und musterte Corvus durchdringend. „Ihr seht sehr heruntergekommen aus. Hier nehmt etwas zu essen von mir und erzählt mir, was sich zugetragen hat. Vielleicht kann ich Euch helfen.“
    Erstaunt vernahm er diese direkten Worte eines Magiers an ihn und betrachtete fasziniert die rötliche Robe, die trotz des schlechten Wetters vollkommen trocken war. Als der fremde Magier ihm ein halbes Laib Brot reichte, war seine Beherrschung vorüber. Hastig nahm er es an sich und verschlang es gierig, was dem Anderen ein leises schmunzeln entlockte. Der Magier setzte sich daraufhin neben ihn auf einen Felsen und blieb vorerst stumm.
    Als von dem Brot nichts mehr übrig war setzte er sich daneben auf den Boden und erzählte dem Magier von den letzten Tagen, glücklich, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihn aus seiner misslichen Lage befreien konnte.
    Vorerst noch recht zurückhaltend, sprudelte es später nur so aus ihm heraus und der Magier hörte schweigend zu, bis Corvus zu seiner Flucht aus dem Kellerloch kam.
    „Wie habt ihr es angestellt, dass die Banditen Euch nicht sehen konnten?“ fragte er skeptisch.
    „Ich weiß es nicht, ich kann mich nur an dieses merkwürdige Gefühl erinnern und plötzlich sahen sie mich nicht mehr. An mehr kann ich mich nicht erinnern.“ wiederholte sich Corvus.
    „Mit ist kein Zauber bekannt, der einen solchen Effekt hat. Seid ihr Euch sicher, dass es so passiert ist? Das ganze würde sich unter normalen Umständen wie eine dreiste Lüge anhören... allerdings muss ich dem wohl glauben schenken. Warum solltet ihr sonst hier, fast eine Tagesreise entfernt von der nächsten Siedlung in einer Höhle im Wald hocken. Auch kann ich keine Lügen bei Euch bemerken, doch dafür spüre ich etwas anderes.“ Er machte eine kurze Pause und sah Corvus dabei scharf an. „Habt ihr jemals den Umgang mit Magie beigebracht bekommen?“
    „Nein, wie sollte mir das jemand beibringen?“ Überrascht starrte Corvus den Magier an.
    Entweder er hatte sich gerade verhört oder der Fremde hielt ihn ebenfalls für einen Magiekundigen.
    „Magie lässt sich nicht einfach lernen, es ist ein Talent, dass man bereits besitzen muss, um die magischen Kräfte zu beherrschen. Bei Euch spüre ich eine leicht magische Kraft. Wenn es so ist, wie ich vermute, wundert es mich allerdings, dass ihr nicht von dem Orden der Paladine gefunden und zu einem Streiter Innos ausgebildet wurdet. Normalerweise werden solche Fähigkeiten recht schnell bemerkt.“
    Lässig nahm der Magier eine weitere Scheibe Brot heraus und biss genussvoll hinein.
    „Was wollt ihr jetzt eigentlich machen? Ewig hier herumsitzen könnt ihr jedenfalls nicht.“
    Corvus traute seinen Ohren kaum. Der Magier schien dies tatsächlich ernst zu meinen.
    Er kam sich leicht überrumpelt vor und konnte kaum glauben, der Andere sagte. Nach einer Weile fasste er sich wieder und begann eilig dem nun neugierig blickendem Magier zu antworten.
    „Eigentlich hatte ich gehofft, ich könnte mit Euch kommen, da...“
    „Unmöglich! Ich habe eine wichtigen Auftrag, den ich erfüllen muss und Ihr kommt darin nicht vor. Ich kann Euch höchstens ein wenig Essen und Trinken mitgeben, den Rest müsst Ihr alleine schaffen.“ der Magier verschränkte nun die Arme und beobachtete ihn weiter.
    „Wie bitte? Ich bin knapp dem Tod entkommen, werde gejagt und halte mich in diesem Loch seit zwei Tagen versteckt, weil ich keine Ahnung habe, wie ich hier weg komme. Und jetzt wollt Ihr mich hier hängen lassen?“ Wütend und enttäuscht sprang Corvus auf und schrie den fremden Magier an. „Ihr seid ein Feuermagier, der die Bürger Myrtanas schützen soll und nicht dem Tod überlassen.“
    „Ruhe! Was fällt Euch ein, Eure persönlichen Lage über die Mission eines Feuermagiers zu stellen?“ Jetzt stand auch der Magier auf und hielt einen kleinen Runenstein in seiner rechten Hand.
    „Hört sofort auf, mich mit Eurem Schwert zu bedrohen. Aufhören, sagte ich!“
    Wütend schoss der Magier ein Feuerpfeil in die Höhle hinein, welcher den Gang kurz erhellte, auf einen Felsen prallte und mit einem rauschen, gefolgt von einem kleinen Steinrutsch verschwand.
    „Seid ihr verrückt? Ich habe ich weder bedroht, noch besitze ich ein Schwert. Ich möchte hier nur weg, das ist alles.“ Irritiert starrte Corvus den Magier an. Er stand immer noch am selben Platz wie vorher, nur hatte er sein Messer gezogen. Der Magier war scheinbar völlig verrückt, wieso sollte er denn auf die Idee kommen ihn anzugreifen, wo er seine Hilfe brauchte.
    Der Magier zitterte nun leicht und lehnte sich gegen den kühlen Stein der Höhlenwand.
    „Das Amulett bei Euch, ich habe genau gespürt, wie es plötzlich zu pulsieren anfing.“ Er keuchte leicht und Schweiß lief ihm von der Stirn.
    „Die Magie fühlt sich bedrückend an, es schnürt mir mein Atem ab. Nehmt das Amulett ab und gebt es mir. Zu Eurem eigenen Schutz.“
    Verwundert sah Corvus auf seine verschmutzte Kleidung und betrachtete den anderen Magier fragend. Dieses wohltuende Gefühl war eben wieder da gewesen, ähnlich wie in dem Keller auf dem Hof, nur nicht ganz so intensiv.
    „Ich besitze kein Amulett, ich habe hier auch keines. Macht doch mal Eure Augen auf und seht selbst.“
    „Haltet mich nicht für dumm, ich sehe doch, dass es um Euren Hals hängt, leuchtet rötlich, pulsiert vor Energie. Aaah, mein Kopf. Nehmt es ab, schnell.“
    „Ihr seid doch verrückt. Ich habe...“ Ein aufleuchten in des Magiers Hand verriet Corvus rechtzeitig den Angriff. Ein Feuerball raste an ihm vorbei und sein Aufprall erschütterte die Höhle.
    Schnell sprintete er zum Ausgang, ein weiterer Feuerball folgte ihm und streifte ihn an seinem linken Arm. Der Schmerz war ungeheuerlich. Ein Dunst von verbranntem Fleisch hing nun in der Luft, doch zu seinem Glück löschte der heftige Regen außerhalb seiner Höhle die letzten Funken auf seinem schweren Leinenhemd. Ungehalten warf er sein Messer auf den Magier, der daraufhin kurz aufschrie und sich ebenfalls dem Ausgang nährte.
    Von Angst ergriffen wünschte er sich nur, dass jemand den durchgedrehten Magier aufhalten würde. Vielleicht könnte er es ja schaffen, den Stützpfeiler am Eingang zum Eingang zu zerstören und den Magier so zu verschütten. Verzweifelt rannte er herum und suchte einen schweren Ast oder Stein, welcher ihm dabei behilflich sein könnte. Dieses wohltuende Gefühl umgab ihn wieder und er fühlte sich sicher und bestärkt in seinem Willen. Bevor die nun mit Staub beschichtete Gestalt aus der Höhle trat warf Corvus einen harten Stock, den er gerade gefunden hatte, auf ihn und hoffte ihn zu treffen, um wenigstens ein wenig Zeit zu gewinnen. Ein schwacher Feuerpfeil kam sogleich aus der Höhle geschossen, traf den Stock und verbrannte ihn augenblicklich zu Asche.
    Mit einen Schreckensschrei hob der Magier plötzlich hastig seine Hände über den Kopf und starrte entsetzt nach oben. Er versuchte aus der Höhle zu springen, brach aber dabei zusammen und blieb auf dem Boden liegen.
    Bestürzt beobachtete Corvus die Szene vor ihm.
    Wenn seine Situation nicht so ernst wäre, hätte er sich darüber sonst eher amüsiert, doch jetzt erschreckte sie ihn. Jetzt spürte er auch dieses pulsieren, von dem der Magier vorhin sprach. Er fasste sich an den Hals und spürte tatsächlich eine Kette. Warm war das Amulett, welches an der Kette hing. Als er herab sah, bemerkte er nun auch das starke rote Leuchten und empfand sofort eine ungewöhnliche Macht aus dem Amulett strahlen. Als er es berührte, konnte er die Energie spüren, die seinen Arm entlang floss, seinen Körper stärkte und ihn seine Schmerzen vergessen ließ.
    Als er wieder aufblickte, richtete der fremde Magier sich gerade wieder auf und nahm eine andere Rune aus seiner kleinen Reisetasche.
    „Ich dachte, das Amulett kann nur von Magier genutzt werden...“ begann er schwach, beinahe flüsternd.
    „Wie bitte? Was wisst ihr darüber?“ Corvus machte einen Satz zum Magier hin, konnte ihn aber nicht rechtzeitig erreichen.
    „...aber vielleicht habe ich mich geirrt oder ihr seid wahrhaftig begabt. Das nächste mal werdet Ihr sterben. Euer Name war Nigredo, richtig? Du hättest es besser pünktlich abliefern sollen... das nächste mal wirst du sterben.“Mit zornigem Blick hob der geschwächte Magier beide Arme und ein helles Licht umfing ihn. Corvus bedeckte rasch seine Augen. Das flimmernde Licht, welches aus dem Magier selbst zu kommen schien, war so intensiv, dass er es beinahe spüren konnte. Plötzlich verschwand der Magier mit einem Donnern, der ihn heftig zusammenzucken ließ.
    „Warum, bei Beliar, hatte der mich eben Nigredo genannt?“ Fassungslos stand er in dem immer heftiger werdenden Regen und konnte sich kaum vom Fleck bewegen.
    „Woher wusste dieser Magier, wie mein Bruder hieß...?“

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