Eines Vorweg: Das hier soll keine Neuauflage von "Was ist euch bei einem RPG am wichtigsten" sein. Es geht mir eher um das Gesamtbild, das Zusammenspiel der Elemente, vor allem aber um das Worldbuilding.
Eben habe ich mir mal die neuste Diskussion zu "The Witcher 3" in Muds Plauderecke durchgelesen. Da fällt es mir doch wieder deutlich auf, und zwar so deutlich wie schon lange nicht mehr. Die einen lieben das Spiel für die große Welt und die Story, nehmen jedes Element der Spielwelt dankbar an und lieben es einfach, ganz im Hexer aufzugehen. Die anderen finden die Welt nicht frei genug und die Zwischensequenzen zu lang, wollen ständig selbst entscheiden, was sie tun und lassen dürfen. Außerdem sind ihnen die Nebenquests zu eintönig, sie wollen epische Nebenquests, die sich hinter der Hauptquest nicht verstecken müssen und am besten noch genauso lange Stränge ergeben sollten.
Mir persönlich geht es vor allem darum, dass das Spiel in sich stimmig ist. Schlauchlevel können einer Story förderlich sein, Open World bietet jedem ein einzigartiges Erlebnis, geht aber meist auf Kosten der Hauptquest.
Für mich macht es die Mischung. Open World ist schön und gut, aber was, wenn das Spiel nur darauf fußt? Was dann passiert, können wir alle an No Man's Sky sehen. Also muss die Welt für mich per Hand mit Leben gefüllt werden. Diese zufallsgenerierten Welten sind leer und tot, darüber können zufallsgenerierte Tiere nur schwer hinwegtäuschen, sind sie letztendlich doch nur wie Automaten, die auf ewig die immer gleichen Bewegungsabläufe vorführen, ohne ein eigenes Verhaltensmuster an den Tag zu legen. Kein Vieh jagt, keines baut sich ein Nest oder zeigt Balzverhalten. Man kann sie knippsen und benennen, dann übernimmt wieder die Langeweile.
Die Story allein trägt ein Spiel für mich genau einmal, dann kenne ich sie. Aber wenn es Verzweigungen gibt oder kleine Details in der Welt, die man beim ersten Mal übersehen kann, dann bleibt das Spiel für mich lebendig. Alle alten RPGs, die ich liebe, haben solche Elemente. Sei es, dass man zur rechten Zeit am rechten Ort ist, um eine besondere Szene zu sehen, oder dass es alternative Storypfade oder Nebenqueststränge nur für bestimmte Charakterklassen gibt, diese Dinge machen den Wiederspielwert erst wirklich aus. Andererseits ist es aber auch langweilig, ohne größeren Antrieb jeden Stein umzudrehen, wenn mir das Spiel keine Anreize dafür liefert.
Bei Morrowind konnte man versteckte Schätze finden, die auch wirklich großartig waren. Bei vielen alten Rollenspielen gab es versteckte optionale Dungeons, die diesen Namen auch verdienten, und in denen eine echte Belohnung auf denjenigen wartete, der ihr Rätsel löste und bis an den tiefsten und gefährlichsten Punkt vordrang. Sowas will ich in meinen Spielen sehen. Gebt mir einen Anreiz, die Welt komplett zu erkunden, und einen, um das Abenteuer auch bis zum bitteren Ende durchzuspielen. Dann bin ich glücklich.
Letztendlich muss die Welt in sich stimmig sein, damit ich zufrieden bin. Ich muss nicht mit jedem NPC reden oder jedes Haus betreten können, aber die Welt muss so, wie sie mir präsentiert wird, für das jeweilige Spiel passend sein. Ein Geralt ist nunmal in erster Linie ein Monstertöter. Wenn du ein Verbrechen aufgeklärt haben willst, brauchst du einen Privatdetektiv. Dann schaffe ich es auch, mich in das Spiel richtig einzufinden, meine Rolle zu spielen, mich heimisch zu fühlen.
Wenn ich endlich zu "The Witcher 3" komme, werde ich bestimmt Typ 1 sein und einfach das Spiel so genießen, wie es eben ist.
Aber wie seht ihr das? Story über alles, auch wenn es Schlauchlevel bedeutet? Open World ohne Kompromisse? Doch lieber eine gesunde Mischung aus beidem? Wie sieht die aus? Die Geschichte erleben oder selbst schreiben? Was braucht ihr, damit sich das Spiel und vor allem die Spielwelt richtig anfühlt?