Seite 12 von 21 « Erste ... 5891011121314151619 ... Letzte »
Ergebnis 221 bis 240 von 404
  1. #221
    Ritter Avatar von Khardim
    Registriert seit
    May 2009
    Beiträge
    1.033
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    [Bild: Kilian_2.jpg]


    Nach den abstoßenden Gekrächze des Dämons hätte Aldars Schrei Kilian eigentlich nicht zu beeindrucken vermögen sollen. Doch schwang in diesem eine derartige Bitterkeit mit, dass der Hauptmann unwillkürlich zusammenfuhr. Er sah Aldar an, dankte dem Erbauer für den Ausgang des kurzen Gefechtes und war sich sicher, dass er einen neuen Feind hatte. Einzig der militärische Gehorsam gegenüber einer eingeschworenen Sache, dem Aldar wie alle Soldaten sklavisch unterworfen war, hielt den jungen Templer davon ab, Leib und Leben zu riskieren. „Mein Name ist Marius Aldarbrecht von Grellenort und beim Namen meiner Familie schwöre ich Euch, dass der Orden erfahren wird, was Ihr getan habt. Ihr werdet bezahlen“, erklärte Aldar aufgebracht. In seinen Augen glitzerte der beflügelte Zorn eines verwundeten, aber nicht getöteten Tigers. „Er lügt nicht. Das ist nicht seine Art“, dachte Kilian. Sein Schwert hatte er noch immer in der Hand, nun aber schob er es in die Scheide. Einen Moment schien es, als wolle Aldar – oder Marius – seinem Zorn entgegen seiner Aussage erneut nachgeben, denn sein Blick huschte kurz zu Kilians Waffe. Als die Augen sich dann aber trafen, schüttelte Kilian leicht den Kopf. „So schnell seid Ihr nicht“, beschwor er raunend. Es war nicht so, dass Kilian Aldars Schmerz nicht nachvollziehen oder zumindest erahnen könnte, doch konnte die Emotionalität des Templers nicht nur Rafael gefährden, sondern auch den Auftrag – also die Rückführung des Phylakterions. Das Phylakterion. Kilian wandte sich um, als habe jemand außerhalb seiner Gedanken gerufen. Er sah zu Rafael der selbst materialisierter Trotz und Abscheu war. Was genau zwischen dem Magier und dem Templer vorgefallen war würde Kilian sicherlich noch früh genug erfahren. Nun galt es ein Band der Einheit zu knüpfen, ehe alles zerfiel. Manche Bänder wurden in Freundschaft und Kameradschaft geknüpft, andere im gemeinsamen Fechten. Zwischen Aldar und Rafael hingegen herrschte eine Kluft, größer als die gewöhnlichen Differenzen zwischen Magiern und ihren Beschützern. Kilian wusste, was er zu tun hatte und er wusste, dass es ihm nicht gefiel. Doch blieb es die Pflicht eines Anführers.
    Kilian holte tief Luft, gleich dem Wind dem ein Sturm folgen würde. „Bin ich denn hier der einzige, der noch bei Verstand ist? Ihr streitet Euch wie Kinder. Haltet den Mund, Leutnant! Und Ihr, Marlov, tut es ihm gleich. Es schert mich nicht, welche Fehde zwischen Euch liegt. Wir sind durch Kampf und Leid an diesen Ort gelangt, geeint durch eine Aufgabe, verpflichtet einem Ziel. Spart Euch Euren Atmen, Marlov!“ In einer heftigen Bewegung wandte er sich dann Aldar zu. „Und Ihr, Leutnant! Ihr schwört bei dem Namen Eurer Familie eine Rache?“ Kilian trat an Aldar heran, dessen Stand sich merklich versteinerte. Mit hochgerecktem Kinn leistete er seinem Hauptmann Widerstand. Kilian roch den Schweiß, den Aldar ausströmte, obwohl er sich sicher war nicht minder stark zu riechen. „Ihr seid ein Templer. Oder habe ich Euch falsch eingeschätzt? Ich dachte Ihr wäret ein Mann, würdig im Orden zu dienen. Muss ich nun feststellen, dass ich mich getäuscht habe?“ Der Hauptmann machte eine abschneidende Geste. „Genug!“ Die Schwertscheide schlug heftig gegen Kilians Oberschenkel. „Ihr werdet Euch jetzt fügen. Ihr dient einer Sache, die größer ist als Rachegelüste, größer als Ihr oder ich. Und Ihr werdet Euren Platz noch finden.“ Damit wandte er sich ab, stapfte zu seinem Schild und las ihn auf. Nachdem er den Schild über die Schulter geworfen hatte, blickte er zurück. Noch immer stand lebendiger Hass zwischen den beiden ungleichen Kampfgefährten, doch Kilians knappe Zurechtweisung schien sie zumindest nicht völlig kalt gelassen zu haben. „Marlov, hierher!“ Rafael brauchte einen Augenblick, dann kam er heran. Aldar, der Verschwörung witterte, trat ebenfalls einen Schritt näher. „Könnt Ihr noch immer sehen, wo das Phylakterion sein muss?“ Rafael ließ ein Nicken erkennen. „Führt uns hin.“ Obwohl Kilian auf der Zunge lag, dass Silas noch immer dort sein konnte, ließ er die Vermutung ruhen. Aldar würde diese Vermutung schon selbst gehegt haben. „Bleibt wachsam. Wir wissen nicht, was uns noch erwartet.
    Rafael ging voran. Hinter ihm schritt Kilian und in einigem Abstand zu ihm Aldar. Kilian traute dem jungen Templer kein Attentat seinen Rücken zu. Bei Rafael würde er dieses Vertrauen wiederum nicht geltend machen. Auf ihrem ganzen Weg, der sie immer tiefer in die Erde zu führen schien, trafen sie jedoch keine Menschenseele. Die befürchteten weiteren Kämpfe blieb aus, ein Glück denn vermutlich hätte keiner der Drei dann den Weg zurück antreten können.

    Sein Kiefer knackte, als Rafael vor Wut die Zähne immer stärker aufeinander presste. Auch Marius war ein Leuchtfeuer des Zorns, dessen Licht aber keine Helligkeit, sondern nur Verdruss bringen konnte. Dem Wortgefecht der beiden folgte eine schwer zu ertragende Stille. Sie hatten gemeinsam den Punkt überschritten, an dem Worte allein noch etwas ausrichten konnten und belauerten einander nun, wer den ersten Schritt machen würde. Rafael war nicht durch den halben Norden gereist, um sich nun von diesem unbeherrschten Magierhasser Vorhaltungen machen zu lassen. Er spürte, wie seine Kräfte langsam zu ihm zurückkehrten und der Schleier der Wut vor seinen Augen wurden mit jedem Moment dichter. Marius, die Hände weiterhin offen neben sich, wurde vor Hass noch blasser. Der Magier hatte all seine Bemühungen zunichte gemacht. Es konnten Wochen vergehen, bis er Silas wieder ausfindig gemacht und zur Strecke gebracht hatte. Zeit, die er nicht opfern konnte und wollte. Er konnte Rafael nicht selbst dafür bestrafen, aber er würde dafür sorgen, dass der Orden es tat. Er mochte selbst nicht mehr die höchsten Ehren genießen, aber der Kommandant konnte die Augen vor der Tat dieses unbeherrschten Renegaten nicht verschließen. Marlov würde an die Kette gelegt werden. Eine Kette, die an der Wand eines tiefen und dunklen Verlieses befestigt war.

    Es war der Hauptmann, der die Stille brach und damit vermutlich Schlimmeres verhinderte: „Bin ich denn hier der einzige, der noch bei Verstand ist? Ihr streitet Euch wie Kinder. Haltet den Mund, Leutnant! Und Ihr, Marlov, tut es ihm gleich. Es schert mich nicht, welche Fehde zwischen Euch liegt. Wir sind durch Kampf und Leid an diesen Ort gelangt, geeint durch eine Aufgabe, verpflichtet einem Ziel. Spart Euch Euren Atmen, Marlov! Und Ihr, Leutnant! Ihr schwört bei dem Namen Eurer Familie eine Rache? Ihr seid ein Templer. Oder habe ich Euch falsch eingeschätzt? Ich dachte Ihr wäret ein Mann, würdig im Orden zu dienen. Muss ich nun feststellen, dass ich mich getäuscht habe? Ihr werdet Euch jetzt fügen. Ihr dient einer Sache, die größer ist als Rachegelüste, größer als Ihr oder ich. Und Ihr werdet Euren Platz noch finden. “ Die beiden Streithähne sahen sich genötigt, Kilian Rechenschaft zu zollen, Marius durch seinen Rang, Rafael durch die gemeinsame Reise mit dem Hauptmann und die Anerkennung seiner Person. Sie ließen nicht ohne giftige Blicke voneinander ab, aber sie ließen voneinander ab. Ob es ihnen gefiel oder nicht, Kilian hatte Recht. Beide verschoben widerwillig ihre Rachepläne auf die Zukunft und rissen sich am Riemen.
    Marlov, hierher!“ Es hatte ihm nie behagt, befohlen zu werden, aber grade jetzt schien es ihm unerträglich, Order von einem Templer zu bekommen. Es kostete ihn Überwindung, sich daran zu erinnern, dass es Marius und nicht der Orden war, dem sein Zorn galt. In seiner Wut hatte Person und Amt miteinander vermengt. Der Magier straffte sich und trat an Kilian heran. Ob es ihm passte oder nicht, der Hauptmann hatte Recht. „Könnt Ihr noch immer sehen, wo das Phylakterion sein muss?“ Er hatte den hellen Schimmer vor seinen Augen während des Kampfes aus dem Blickfeld verloren. Was ihm in den Stunden nach dem Ritual als unerträgliche Blendung vorgekommen war und mit stärkster Unrast erfüllt hatte, war im Überlebenskampf komplett aus seinem Bewusstsein verschwunden. Er sammelte sich kurz und schöpfte aus dem seichten Vorrat seiner magischen Kräfte, um die Verbindung wieder aufleben zu lassen. Sogleich sah er wieder, wohin das Licht ihn zog und nickte in betreffende Richtung. „Führt uns hin.
    Das Phylakterion, das Ziel ihrer Reise. Silas war in die Flucht geschlagen und wenn schon nicht besiegt so doch wenigstens für den Moment zu geschwächt, um sie aufzuhalten. Verletzt, seines Meistes beraubt und mit nicht größeren Kräften als Rafaels im Moment konnte er nicht darauf hoffen, sie besiegen zu können. Was für Schrecken sich in den Tiefen seines Verstecks jedoch noch verbargen, konnten sie nicht ahnen. „Bleibt wachsam. Wir wissen nicht, was uns noch erwartet.“, sagte Kilian, der den selben Gedanken gehabt haben musste, zu Marius. Der dunkle Templer war schweigend zu ihnen getreten und obwohl er weiterhin keine Anzeichen eines erneuten Wutanfalls zeigte, umgab ihn eine Aura der kalten Drohung. Er hatte nicht gehört, was der Hauptmann mit Marlov besprochen hatte und witterte Ränke. Von Xerox war schon zu lange mit dem Magier zusammen gereist, wer konnte sagen, ob nicht freundschaftliche Bande die Kluft zwischen den Fraktionen überwunden hatte? Wer wusste, ob man dem Hauptmann noch trauen konnte, wenn es um die Pflichten eines Templers ging. Marius maß den älteren Mann mit Blicken. Aus wessen Seite würde er sich stellen, wenn Marlov doch einmal die Kontrolle verlieren würde? Der Blick des Hauptmanns traf seinen und hielt stand. Für den Moment ließ Marius es dabei bewenden, den beiden stumm zu folgen, während sie unter Marlovs Führung ihren Weg fortsetzten.

    Sie mussten zurück in den Wachraum, in dem sich ihnen die Söldner in den Weg gestellt hatten. Nun, nach der blutigen Auseinandersetzung lag eine grimmige Stille in der Kammer, in der zuvor geschrien, gekämpft und gestorben wurde. Nur das Feuer brannte mit stoischem Gleichmut inmitten der Erschlagenen. Der Boden war rutschig und das Chaos eines Schlachtfeldes, gepresst in die engen, unterirdischen Wände der Wachstube, hätte Andere verzweifeln lassen. Marius hob im Vorbeigehen seinen Helm auf, den ihm irgendjemand während des Kampfes vom Kopf gerissen hatte. Das Silberit war unbeschädigt und das im Feuerschein dunkle Blut perlte davon ab wie Tautropfen, als er das Rüstungsstück wieder an sich nahm. Rafael folgte dem magischen Schimmer und führte sie zu der Tür, durch die Silas den Raum betreten und sie überrascht hatte. Erst jetzt fiel ihm Ser Finan wieder ein. Er hatte den Blutmagier verfolgt, war ihm zuletzt aber unterlegen. Rafael hatte seinen toten Körper nur kurz wahrgenommen, bevor er sich auf Silas gestürzt hatte, aber nun kam es ihm falsch vor, den gefallenen Kameraden einfach so zurück zu lassen. Er hielt kurz an und wollte sich schon umwenden, als er doch in der Bewegung innehielt. Die beiden Templer, vom unerwarteten Stopp beunruhigt, sahen ihn an. Kilian griff langsam zum Schwert, doch war es kein verborgener Feind, den Rafael erspürte, sondern nur das Hadern mit der Aufgabe. Sie waren aufgebrochen, ohne zu wissen, wo sie suchen sollten und was sie erwarten würde. Im Nachhinein mussten sie fast froh sein, dass ihre Aufgabe nur ein Leben gefordert hatte. Bisher. Rafael wandte sich wieder nach vorn um und ging weiter.
    Als Schlusslicht der Gruppe ließ Marius seinen Blick auf dem Umhang des Hauptmanns vor ihm ruhen und betrachtete im schwachen Fackelschein das Schwert der Gnade, das darauf abgebildet war. Welche Gnade konnten Templer geben, wenn ihnen selbst nie welche zuteil wurde? Wer konnte erwarten, dass sie klaglos jene schützten, die so oft versuchten, ihnen zu entgehen, wenn nicht gar zu schaden? Seine Gedanken wanderten erneut auf dunklen Pfaden, während er, von einem Magier geführt, weiter in die Finsternis hinabstieg. Wieder schien ihm die Lehre in sich widersprüchlich und die Dinge, die er gesehen hatte straften die Glaubenssätze wieder und wieder Lügen. Er dachte an Tevinter zurück, wo nichts von dem, was gelehrt wurde, Beachtung fand. So konnte es nicht weiter gehen.

    Sie durchquerten weitere enge Quartiere, die vor langer Zeit einmal zwergische Wachmannschaften beherbergt haben mussten. Leere Tische und Kojen legten stummes Zeugnis von der Macht eines Reiches ab, das einst die halbe Welt umspannt hatte. Die drei Reisenden hatten kein Auge für das allgegenwärtige handwerkliche Geschick, das in jedem Winkel und jedem Möbelstück zu sehen war und in ihrem Geist war nur Platz für Angriffe aus dem Schatten, die sie jederzeit ereilen konnten. Niemand sprach ein Wort und außer den gedämpften Schritten gab es nichts, das die scheinbar ewig alte Stille durchbrach.
    Es dauerte nicht lange, bis sie das erreichten, was Silas‘ persönliches Refugium gewesen sein musste. Ein größerer Raum, vermutlich eine Offiziersunterkunft, voller Bücher und Gerätschaften. Rafael kannte einige der Titel und wusste von anderen, das kein Zirkelmagier sie kennen durfte. Auf hereingebrachten Tischen stand ein gut sortiertes und gewiss nicht billiges Instrumentarium magischer Natur. Dazwischen liegende Skalpelle und die getrocknete Blutlache in einer Ecke des Raumes verdeutlichten jedoch, für welche Studien dieses Laboratorium genutzt wurde. In jeder Ecke hingen dicke Lavendelsträucher, um den Geruch zu übertünchen, der von den eindeutig nicht pflanzlichen Überresten ausging, an denen Silas offensichtlich gearbeitet hatte. Die drei ungleichen Gefährten betrachteten die Szenerie mit unterschiedlich starker Abscheu. ,,Es ist irgendwo hier.“, erklärte Rafael. Das Licht vor seinem geistigen Auge pulsierte und er spürte wieder das Ziehen in der Brust, das ihn kurz nach dem Ritual fast überwältigt hätte. ,,Wir müssen alles durchsuchen.“ Marius schnaubte abfällig. Dieses Schreckenskabinett bewies endgültig, was er selbst schon lange über Silas gewusst hatte. Er erkannte Zeichnungen und Geräte, die schon der Geheimbund in Cumberland genutzt hatte, als die Handschrift des Blutmagiers. ,,Wir müssen alles zerstören.“ stellte er mit Nachdruck fest, als er mit den Augen über die Stapel verbotener Bücher fuhr. Noch bevor Marlov und vermutlich auch der Hauptmann ihren Widerstand zum Ausdruck bringen konnte, schob er nach: ,,Nachdem wir das Phylakterion gefunden haben. Vielleicht hat Silas mehr als eins geraubt.“
    Kilian teilte jedem von ihnen einen Bereich des Raumes zu, den er durchsuchen sollte. Silas‘ Sammlung war umfangreich, aber gut sortiert. Zu dritt würden sie hoffentlich schnell finden, was sich suchten. Dieser Ort stieß jeden von ihnen ab, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Rafael widmete sich einigen Schatullen, die unter einer Werkbank gestapelt waren. Er hatte kein Interesse an den Büchern des Dämonenbeschwörers und wollte Marius keinen Vorwand bieten, ihn als Abtrünnigen zu brandmarken und doch anzugreifen. Während seiner Suche spürte die kalten Blicke des Templers im Rücken, der nur darauf zu warten schien, dass er der Blutmagie anheim fiel und ihn zu töten versuchte. Die Totenstille, die bis vor kurzem über dem Raum gelegen hatte, wich einem regen Treiben und Suchen: Kisten wurden durchwühlt, Geräte gefilzt und Schubladen geöffnet. Marius ließ keine besondere Vorsicht bei seiner Suche walten. Was unter seinen Händen zerbrach war das Werk eines Abtrünnigen und musste ohnehin vernichtet werden. So wie der Abtrünnige selbst vernichtet werden musste. Er warf einen Stapel Bücher um und das Rauschen der Seiten war nur ein Vorspiel für das Knistern des Feuers.
    In einem unscheinbaren Kasten wurde Rafael fündig. Er hatte sein Phylakterion nur einmal gesehen, an dem Tag, an dem es geschaffen und sogleich in die tiefsten Verließe der Galgenburg gebracht worden war. Doch als er den Deckel öffnete und er plötzlich von gleißend hellem Licht, das direkt aus seinem Geist zu kommen schien, geblendet wurde, wusste er, was da vor ihm lag. Er kniete halb unter einem Tisch und sein Rücken verdeckte den Templern hinter ihm die Sicht. Neben seinem, das zu leuchten schien wie ein Stern, lagen noch zwei weitere Phylakterien in der Schachtel, die sich in ihrer Machart leicht von seinem unterschieden. Was sie alle gemeinsam hatten, war das dunkle und immer noch flüssige Blut im Inneren. Blut, das mit leiser, aber nicht zu überhörender Stimme nach ihm zu rufen begann. Rafael nahm sein Phylakterion in die Hand und ohne je einen solchen Spruch gelernt zu haben, wusste er, wozu es ihn befähigen würde. Er hatte gefunden, was ihm gehörte, er war wieder komplett. Der kleine Flakon mit seinem Blut war ein Teil von ihm wie sein Arm oder sein Bein. Ohne es zu bemerken stand er auf und ließ das Phylakterion an der Kette vor seinem Auge hin und her schwingen. Sein Blut, dieser winzige Tropfen, sprach zu ihm. Im Licht der einzigen Fackel glänzte er dunkelrot und verheißungsvoll. Es war nicht richtig, dass er eingeschlossen war, kein Teil von ihm sollte eingeschlossen sein. Es musste zusammengebracht werden, was zusammengehörte.

    Etwas, er konnte nicht sagen was, riss ihn aus seiner Betrachtung. Er stand immer noch da, das Phylakterion vor Augen. Kilian und Marius sahen ihn an. Wenn einer von ihnen etwas gesagt hatte, so hatte er es nicht gehört, nicht hören können. Noch einmal sah auf das winzige Gefäß, das, einem Pendel gleich, seinen letzten Schwung vor seinem Gesicht verlor und unendlich schwer an der Kette zu ziehen schien. In einer fließenden Bewegung warf es Kilian zu, der das Phylakterion geschickt fing. ,, Ein seltsames Geschick, dass wir soviel Angst und Zweifel erdulden wegen eines so kleinen Dinges.“
    Marius‘ Griff um sein Schwertheft lockerte sich. Er hatte sich etwas Anderes erhofft.
    Khardim ist offline
  2. #222
    Ritter Avatar von Khardim
    Registriert seit
    May 2009
    Beiträge
    1.033
    [Bild: Viktor_avatar.PNG] Die wilde Flucht durch die fast vollkommene Dunkelheit der Tunnel währte nicht lang. Entweder hatte der Einsturz die Tunnel stärker in Mitleidenschaft gezogen als zunächst gedacht oder die Gänge waren von selbst irgendwann eingestürzt. Bosko scherte sich nicht um den Grund, er sah nur nach einigen Minuten einen Lichtschein, dem er wie ein gejagtes Tier folgte, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Als er einen Luftzug im Gesicht spürte, verstärkte er seine Anstrengungen und zwängte seinen massigen Körper zwischen herabgerutschtem Geröll und der unebenen Tunnelwand hindurch. Das Geschrei der Kreaturen hinter ihm wurde leiser.
    Er fand sich in einem Seitengang wieder vor etwas, das einmal eine Vorratshöhle oder ein Schmugglerversteck gewesen sein musste. Ob die vorherigen Besitzer durch den Durchbruch ins das Höhlensystem oder andere Umstände verschwunden waren, ließ sich nicht mehr sagen und selbst wenn hätte der Söldner kein Interesse daran gehabt. Er stieg über ein paar umgefallene Fässer und fand schnell den mit Brettern vernagelten Ausgang. Durch die eilige zusammengezimmerte Barriere fielen goldene Lichtstrahlen, in denen aufgewirbelter Staub tanzte. Bosko warf sich gegen das Holz , wobei sich der abgeschlagene Arm, den er im Gürtel steckten hatte, schmerzhaft in seine Leiste bohrte. Er riss das improvisierte Stück Proviant heraus und warf es hinter sich. Nach einem weiteren Kraftakt gab die Barriere nach und entließ ihn in die Freiheit.
    Ohne sich umzusehen preschte er davon. Das Versteck lag im Wald, vermutlich dem selben, in den er vor den Wachen geflohen war. Bosko schlug sich nach einer knappen Meile ins Unterholz und lauschte nach Verfolgern. Nichts war zu hören außer den Geräuschen des Waldes. Keine Rufe, keine Schritte, kein Waffenklirren. Die Schatten um ihn herum wurden langsam länger, während er mit der Hand an der Machete Ausschau hielt. Erst als er sich sicher war, dass man ihm nicht nachstellte, verkroch er sich tiefer unter einen Holunderstrauch und suchte in seinem Bündel nach etwas Dörrfleisch.
    Die verrückten Umstände seiner Flucht waren ihm egal. Er war davongekommen, das war das Einzige, worauf es ankam. Zeit, zurück nach Denerim zu gehen und das Geld für den Auftrag einzutreiben. Den Kopf des Opfers hatte man ihm abgenommen, aber inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, wie der alte Sack ums Leben gekommen war.
    Khardim ist offline
  3. #223
    Drachentöter Avatar von numberten
    Registriert seit
    Nov 2014
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    4.656
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    [Bild: Larissa_klein.jpg] & [Bild: TxGIDkV4csRmordred_klein.png] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Nimue Seren wurde schlecht. Der süßliche Geruch verwesenden Fleisches umhüllte die Stadt Highever wie eine ungesunde Aura. Der Gestank waberte in den Gassen, vermengte sich mit dem Schweiß der Reisenden und ihrer Pferde und dem steten Unbehagen, dass bewaffnete Besatzer nun einmal auslösten. Highever. Hauptstadt und einstiges Juwel des gleichnamigen Teyrnires. Und nun stinkendes Schlachthaus in Burgengestalt. Die Howes schienen nach ihrem Einzug mit der Dekoration der Mauern und Tore begonnen zu haben – in einer Weise die Nimue mehr als nur missfiel. Sie widerte sie an. Nur in einer Scheißwelt wie dieser konnten redliche Männer dem Treiben blutrünstiger Invasoren klein beigeben und so tun, als sei nichts. Der unablässige Andrang auf das Haupttor schien diese Vermutung zumindest nahezulegen. Während Nimue sich sanften Schrittes immer tiefer in den Höllensumpf begab, spürte sie neben einer eigentlich verlorengeglaubten Wut auch Trauer in sich aufsteigen. Irgendwann war dieser Ort einmal schön gewesen. Die hellen Mauern bestanden mit Männern in glänzenden Rüstungen, wehende Banner festen Tuchs mit dem Wappen der Couslands, der Klang silberner Trompeten. Highever war einst ein Ort gewesen, an den Nimue gerne zurückgekehrt war, ja an dem sie sich sogar hatte vorstellen können zu leben, wäre ihr nicht ein Leben im Turm vorgeschrieben. Nun aber atmete es Verderben und Gewalt und von den schönen Mauern kleckerte zähflüssiges Blut.
    Artus, der wie immer in belebten Gegenden ihr Führer war, schob sich mit der stoischen Gelassenheit eines Schlächters durch die Menge. Die Torwache ließ sie nach einem kurzen und erfolglosen Wortgefecht passieren. Aufgrund der vielen Reisenden schenkte man ihnen kaum mehr als einen zweiten Blick, obwohl Larissas Spitzohren und Nimues flammende Haarpracht mehr Blicke auf sich zogen als die üblichen Reisenden. Morgana konnte fast in der Masse abtauchen – ein Vorteil ihrer ärmlich wirkenden Bekleidung. Nur Mordred wurde mehrfach belagert, allerdings von Bettlern die an seiner Lederjacke zupften nur weil sie den Lord-Titel gehört hatten. Mordred hätte ihnen in einem Anfall von Rechtschaffenheit auch sicherlich Münzen gegeben, doch wäre er damit in einen Teufelskreis geraten, der in einem leeren Geldbeutel geendet wäre. Zu seinem Glück war Larissa die Aufgewecktere der Beiden und zog ihn rasch mit sich, wobei sie die Bettler mit einem „Gebt einer Dalish nur einen Grund-Blick“ anstarrte. So wandten sie sich so rasch es eben ging durch die von Artur geschaffene Gasse bis zum Marktplatz. Dieser stoppte nun und wandte sich an Nimue. „Nun ich denke wir sollten uns eine Unterkunft suchen, bevor wir irgendetwas Anderes machen. Lady Seren, ihr kommt aus dieser Region und seid, wenn auch wohl unter anderen Umständen, schon hier gewesen. Wisst ihr wo man in Highever gut unterkommen kann?“ Die Magierin zuckte zusammen als habe Artur ihr eine verpasst. Sie riss den Blick von einer Truppe Soldaten mit Bärenbewehrten Schilden und von Gedanken die sich mit blutigen Taten der Rache befassten. Sie schaute den Ritter an, besann sich eines Besseren und antwortete wegwerfend: „Ja, ich komme aus der Region und die Umstände meines letzten Besuches…“, sie warf den Soldaten einen vernichtenden Blick zu: „…waren völlig andere.“ Nimue sprach laut. Sollten diese verfluchten Howes doch wissen, dass sie nicht mit ihnen sympathisierte und dass sie sich keinesfalls einschüchtern ließ, von diesen erdgebundenen Scharlatanen. „Allerdings kenne ich die Tavernen und Gasthäuser der Stadt schlechter, als Ihr es wohl erhofft.“ Mit einer heftigen Bewegung warf sie stolz den Kopf zurück. „Ich habe natürlich in den Gastgemächern der Lords von Highever geschlafen. So, wie es einem Diplomaten oder Ehrengast gebührt.“ Als Abgesandte des Zirkels hatte sie selbst bei denen, die den Zirkel wenig schätzten, größten Komfort genossen. Sie wusste, dass Templer zuweilen weniger ehrenhaft behandelt wurden und in den Gemächern einfacher Soldaten schlafen mussten; einem Magier hingegen schlug man nie den Wunsch nach einem besonderen Bett aus. Allerdings wagte Nimue den leisen Zweifel zu hegen, der jetzige Herrscher der Stadt wäre ihrem Status weniger geneigt, als sein Vorgänger. Zumal Nimue ein Gefolge von fünf verschiedensten Individuen mit sich schleppen würde. Ein, zwei Templer oder die üblichen besänftigten Gehilfen stellte niemand infrage. Einen Ritter, zwei bewaffnete Elfen, einen musizierenden Antivaner und eine schwarzgewandte Gestalt hingegen…
    „Ich weiß, wo man gut und günstig unterkommt“, fiepte da von rechts ein schmuddeliges Kind, dem mehrere Zähne fehlten. „Für zwei Bronzetaler.“ Nimue musterte den Jungen mit ausdrücklichem Bedauern und winkte dann ab. „Geh weg, Junge. Ich kann deinen Anblick nicht ertragen.“ Larissa schnaubte zynisch, drängelte sich an der Magierein, die die Arme vor der Brust verschränkte, vorbei und kniete sich vor den Jungen. Sie schlug die Kapuze zurück und lächelte den Kleinen freundlich an. Aus den Untiefen ihres Mantels zog sie eine kleine, abgegriffene Münze hervor. „Willst du mir verraten, was du weißt?“ Der Junge legte den Kopf schief und starrte auf die langen, spitzen Ohren. „Sollten Elfen nicht im Gesindeviertel sein?“, fragte er geradeheraus. Larissa lächelte, lieblich wie Morgentau auf einer Rose. „Ich bin eine freie Elfe. Ich tue, was immer ich möchte. Für mich gibt es weder verschlossene Türen, noch versperrende Mauern. Wohin ich begehre zu gehen, dort komme ich auch an.“ Der Junge überlegte einen Moment, entschied dann, dass Larissas Worte weise genug waren und grinste sie lückenhaft an. „Du bist nett.“ Larissa hielt die Münze hoch, doch der Junge schüttelte den Kopf. „Was ist das?“ „Ähm, Geld?!“, fragte Larissa verdutzt. Dann wurde ihr bewusst, dass es eine der vielen auf ihren Wanderungen gefundenen Münzen war und sie vermutlich keinen Wert besaß. Wieder wühlte sie in ihren Taschen. „Ist das ein Apfel?“, fragte der Junge da plötzlich. Larissa zog das Obst hervor und nickte. „Für einen halben Apfel zeig ich dir sogar die ganze Stadt“, sagte der Junge begeistert, die kleinen Augen funkelnd. Nun war es an Larissa zu lächeln. „Schon gut. Hier hast du ihn und nun sag dem guten Herrn Artur, wo er sein Gasthaus findet.“ Der Junge lieferte eine erschrecken genaue Wegbeschreibung zu einer Spelunke namens „Die zwei Füchse“ die seiner Versicherung nach sowohl preislich in Ordnung war, als auch ein hohes Ansehen genoss. „Und die Birnen dort sind auch sehr köstlich. Zumindest haben das immer die Krieger gesagt, die sie besuchten. Gänze Nächte wollten sie bei den Birnen verbringen…“ Er schüttelte verständnislos den Kopf und rieb den Apfel wie eine Wunderlampe. „Ich mag Äpfel lieber.“ „Auf zu den Birnen!“, lachte Mordred und es war das erste Mal, dass jemand aus der Gruppe etwas Frohmut aufblitzen ließ, seit sie Highevers schrecklich behängtes Tor durchschritten hatten.
    „Die zwei Füchse“ hatte vor dem Angriff wohl bessere Zeiten gesehen. Das Lokal machte tatsächlich einiges her, war nun aber so überfüllt mit Howe-Soldaten, dass es den Sechs schwer fiel überhaupt einen Platz zu finden. Nur Arturs aufdringlichem Charme war es zu verdanken, dass sie einen Tisch ergattern konnten. Unweit von ihnen grölten zwar betrunkene Howes, doch immerhin wurden sie bedient. Zu ihrer Überraschung bekamen sie sogar noch ein Zimmer. Ein Gemeinschaftszimmer. Noch bevor der Wirt mit der Bestellung zurückgekehrt war, verschwand Mordred mit seinem Habe auf dem Zimmer. Seiner Aussage nach konnte man „diesen verfluchten Schweinehunden hier“ nicht vertrauen. Und die Harfe, die er von der Elfe bekommen hatte, hütete er wie einen Schatz. Auch Larissa brachte ihre und Morganas Sachen auf das Zimmer und kehrte dann ohne Bogen, Rucksack, Schwert und Mantel zurück. Die Haare hatte sie zu einem dicken Zopf zusammengefasst, aus dem eine Vielzahl widerspenstiger Strähnen in ihr Gesicht fiel. Nimue hingegen starrte noch immer missmutig drein und die Tatsache, dass ihr Zimmer ein Gemeinschaftsraum war, war der einzige Umstand der sie an einer Flucht in die Bücher hinderte. „Also, wie geht es weiter?“, fragte Larissa, die tätowierten Finger verschränkt und erwartungsvoll in die Runde gucken – Mealla nur rasch mit dem Blick streifend.


    [Bild: nBNIRitter_940_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Nimue zeigte sich erstaunlicherweise recht hilfsbereit, wenn auch nicht sonderlich hilfreich. Der Zufall und Larissas freundliche Art sorgten jedoch dafür das die Gruppe trotzdem von einem möglichen Quartier erfuhr. Das Gasthaus war tatsächlich nicht unbedingt schlecht, aber massiv überfüllt. Scheinbar war die derzeitige Garnsion so groß das die örtlichen Quartieren nicht allen Soldaten der Howes Platz boten. Oder diese hatten recht viel Freizeit, wenn sie zu dieser Tageszeit schon betrunken waren und die Taverne belagerten. Seltsam anmutend, wenn man bedachte das im Umland Unruhen waren und aus dem Osten königliche Truppen anrücken mussten um sie zu unterstützen. Immerhin bekam die Gruppe noch einen Platz auch wenn sie sich ein Zimmer zu sechst teilen mussten. Nicht gerade ideal wenn man sich ein wenig Privatsphäre wünschte, aber eigentlich war schon jedem beim betrachten der Stadttore klar geworden, dass dieser Aufenthalt hier wohl kaum so angenehm wie in Amaranthine sein würde. Nachdem jeder seine Sachen auf das Zimmer verbracht hatte, traf man sich zusammen am Tisch wieder. Morgana saß immer noch in ihren normalen Klamotten am Tisch, ihre Sachen hatte Larissa weggebracht. Ihre Laune hatte sich weiter verschlechtert, sie hatte auf ein wenig Privatsphäre gehofft, auch weil ihre Beziehung mit Larissa sich zur Zeit ein wenig merkwürdig anfühlte und sie gerne herausgefunden hätte wo die beiden zur Zeit standen. Etwas was sie allerdings nicht vor der ganzen Gruppe besprechen wollte. Hinzu kamen noch die gröhlenden Howe Soldaten von denen sie schon zahlreiche mit lüsternen Blicken bedacht hatten. Bisher hatte sie die Aufenthalte in den Städten immer als schön empfunden, dieser schien anders zu werden. Artur hatte sich ebenfalls nicht groß umgezogen, er beabsichtigte später noch zu der örtlichen Ganrison zu gehen um die Belohnung abzuholen und wenn er sich in der Stadt so umschaute war eine Rüstung vermutlich gar nicht das falsche Kleidungsstück. Mealla hingegen hatte ihren Schuppenpanzer abgelegt und saß in ihrem Wollhemd und mit offenen Haaren am Tisch. Ihre Waffen hatte sie alle auf dem Zimmer gelassen, auch ihre Sporen hatte sie abgelegt. Sie hatte schon in Städten mit einer restriktiven Elfenpolitik zu tun gehabt und dort war es am besten keine Aufmerksamkeit zu erregen. Eine Waffe in den Händen einer Elfe verursachte an solchen Orten oft mehr Probleme als sie jemals lösen konnte, es sei denn man hatte vor sich mit der ganzen Stadtwache anzulegen. Notfalls konnte sie sich auch gut ohne verteidigen, dennoch hoffte sie diesen Aufenthalt ohne Zwischenfälle hinter sich zu bringen. Schließlich nachdem alle wieder am Tisch saßen stellte Larissa, die Frage für den weiteren Tagesablauf, immerhin war erst Nachmittag und die Sonne schien noch über die Dächer der Stadt.

    "Nun an sich steht es jedem frei zu tun was er will, was ich jedoch bisher von dieser Stadt gesehen habe, lädt nicht gerade zu einem gemütlichen Spaziergang in ihren Gassen ein. Da unser Aufenthalt meiner Meinung nicht länger als nötig sein sollte, werde ich mich wohl zur örtlichen Garnison aufmachen um dort dieses Schriftstück über das Kopfgeld einzulösen. Wenn ich Glück habe sollte das heute noch erledigt werden können."
    , erklärte Artur. Er war in dieser Sache nur bedingt optimistisch, Bürokratie war eine anstrengende Angelegenheit, vor allem wenn es darum ging Geld zu bekommen. "Ich nehme nicht an das ihr dabei Hilfe benötigt? Ich hätte nämlich ansonsten ein paar Sachen zu besorgen.", erkundigte sich Mealla und zerrte die Liste heraus die ihr Nimue aufgeschrieben hatte. Bevor sie weiterzog war es wohl ratsam sich endgültig von diesem Blutfluch zu befreien, auch wenn sie dank dem Schutzzauber bisher keine Auswirkungen gespürt hatte. Artur winkte dankend ab, es reichte wenn er sich mit irgendeinem Schreiberling herumschlug, außerdem hätte Meallas Anwesehenheit dabei wohl kaum geholfen. Die einzigen Elfen die solche Leute sehen wollten waren, jene die sie bedienten. "Wäret ihr nachher vielleicht so freundlich mir zu zeigen, oder zumindestens zu beschreiben wo sich das Apothekenviertel in dieser Stadt befindet? Ich würde ungern die ganze Stadt abklappern.", sprach Mealla äußerst höflich an die immer noch recht abwesend scheinende Nimue gewandt. Als Magierin hatte sie vermutlich bei ihren Besuchen schon örtliche Händler besucht oder wusste zumindestens wo sie waren.
    Morgana überwand indes ihre leicht mürrische Schweigsamkeit und meldete sich zu Wort: "Nun wenn wir sowieso hier sind, könnten wir wohl ein wenig Ausschau nach weiterer Ausrüstung für unseren Weg nach Orzammar halten. Die schönen Monate hier in Ferelden gehen zuende, es ist also vermehrt mit Regen und Stürmen zu rechnen. Ein paar Zelte wären also vermutlich nützlich, schließlich müssen wir auch noch durch das Frostgipfelgebirge und dort soll fast das ganze Jahr über Schnee liegen." Wenn Morgana an ihre Habseligkeiten dachte, waren noch ein paar wärmere Sachen wohl auch nicht verkehrt.


    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    Die Elfe lächelte freundlich, als sie derart höflich begrüßt wurde. ,,Vielen Dank, Herr Zwerg.“ Ihr Tischnachbar stellte sich sogleich als Fafnir Ramek vor, ein Name, der gut zu der tiefen Stimme und der Art des älteren Zwerges passte. Maeya’alinh konnte nicht einschätzen, wie alt ihr Gegenüber war, aber seine Haare und die Falten in seinem Gesicht ließen vermuten, dass einige Winter über das Land gezogen waren, seit Fafnir zur Welt gekommen war. Vermutlich aus Rücksicht klopfte der Zwerg seine Pfeife aus und versuchte sich in Konversation, während Maeya’alinh ihr Brot belegte. Entweder waren die drei Zwerge, die sie in den letzten drei Tagen getroffen hatte, deutliche Ausnahmen von der Regel oder aber das Klischee von den wortkargen und eigenbrötlerischen Untergrundbewohnern musste verworfen werden. "Seid ihr auch auf der Durchreise oder habt ihr Geschäfte in diesem Dorf zu erledigen? Ich hoffe ihr fasst das nicht als Beleidigung auf, aber ihr seht nicht aus wie jemand der hier wohnt."
    Sie fasste die Annahme keineswegs als Beleidigung auf, die Blicke der Dorfbewohner hatten ihr schon länger zu verstehen gegeben, dass man allgemein der Ansicht war, dass sie hier nicht hergehörte. Nicht, dass die Elfe sich an ihnen gestört hätte, aber Fafnirs Frage führte ihr vor Augen, dass ihr Entschluss weiterzuziehen der richtige war. ,,Ich war ursprünglich auf der Durchreise, aber dann hielten mich.. Geschäfte, wie Ihr sagt, etwas länger hier. Ich werde meine Reise morgen fortsetzen.“ Der Ausflug in den Wald mit Gisele und Elisa war kein Geheimnis, aber nun in aller epischen Breite zu schildern, wie und warum sie dazu gekommen waren würde doch den Rahmen eines Tischgesprächs etwas sprengen. Fafnir machte einen zugewandten Eindruck, aber wenn sie ihm alles erzählen würde, was in den letzten Tagen geschehen war, würde er sie vermutlich für eine verrückte Waldelfe halten, die sich ins Dorf verirrt hatte. Maeya’alinh lächelte kurz in sich hinein. Auf ihr ganzes Leben bezogen traf diese Annahme den Kern der Sache sogar ziemlich gut. ,,Und Ihr, Herr Ramek? Was führt Euch her und wohin zieht es Euch? Seid Ihr mit Borin bekannt?“ Auch wenn sie nicht davon ausging, dass alle Zwerge sich untereinander kannten hielt sie es doch für möglich, dass jene, die an der Oberfläche lebten so gut vernetzt waren, dass eine von einem Zwerg geführte Taverne sich herumsprechen würde. Jetzt wo Walla hier den Kochlöffel schwang war es ohnehin nur noch eine Frage der Zeit, bis der Ruf der „Jungfrau“ in alle Herren Länder dringen würde.


    [Bild: Fafnir.klein.jpg]

    Amüsant wie viele Oberflächler annahmen, das sich Zwerge alle untereinander kannten, obwohl die Annahme nicht komplett ins Leere ging. Vor allem die Oberflächenzwerge die als Händler arbeiteten, waren hervorragend vernetzt und bei Gesprächen bekam man leicht den Eindruck das sie jeden zweiten Zwerg an der Oberfläche schon mal getroffen hatten. Diese Gemeinschaft war allerdings von Vorteil, konnte man sich so doch gegenseitig helfen und gemeinsame Interessen vertreten. In vielen großen Städten hatten Zwerge schon ihre eigenen Viertel geschaffen, welche allerdings anders als die Gesindeviertel der Elfen nicht Armut ausstrahlten, sondern Wohlstand und Behaglichkeit. "Nein ich kenne den Besitzer dieser Taverne nicht und bis gerade wusste ich auch nicht das er Borin heisst. Wir Zwerge kennen uns nicht alle persönlich und bisher war ich noch nie in dieser Gegend gewesen.", erklärte Fafnir mit einem amüsierten Lächeln um zu zeigen das er von der Annahme nicht beleidigt war. "Was mich in diese Region des Landes führt, hat viele Gründe aber wenn ich es zusammenfassen müsste, nun dann könnte man sagen das mich auf meine alten Tage das Reisefieber gepackt hat. Ich will die Zeit nutzen um noch etwas von der Welt zu sehen, bevor mich mein Alter endgültig einschränkt und dies verhindert. Ein konkretes Ziel habe ich allerdings nicht, tatsächlich war ich gerade am sinnieren wohin ich mich wenden soll, bevor ihr mich angesprochen hattet.", erklärte der Zwerg freundlich und nahm einen kurzen Schluck aus seinem Krug. "Und ihr? Ihr sagtet ihr wolltet morgen abreisen, wohin soll euch eure weitere Reise führen?"
    numberten ist offline
  4. #224
    Grisha Avatar von Emerahl
    Registriert seit
    Nov 2007
    Ort
    Ravka
    Beiträge
    32.205
    Ayden

    Yonice

    [Bild: 4SwLKzqqxG82wAKV9h1RsE2GZMHnqPDarion_portrait.png]

    Der Mann nahm Arwans schlimmste Befürchtungen, indem er versicherte, er sei kein Templer. Er forderte Arwan auf, gemeinsam mit ihm Yonice zu einer Bank zu geleiten, was dieser eifrig tat. Auch Yonice bestätigte seine Geschichte, wenn auch etwas ausführlicher. Sie vermied es allerdings zu erwähnen, dass es allein Arwans Schuld war, was sein schlechtes Gewissen nicht im Geringsten minderte.

    Während sie so in das Gespräch vertieft waren, blickte sich Arwan gedankenverloren um. In der Ferne sah er eine Gestalt auf sie zukommen. Sie schien nicht sonderlich groß zu sein, doch hatte sie eindeutig eine Robe an. War es ein Magier? Als die Gestalt näher kam, konnte er jedoch das Symbol auf dem Gewand erkennen, was eindeutig der Kirche zuzuordnen war. Er erstarrte zu Salz, die Augen vor Angst weit aufgerissen.

    Plötzlich kam wieder Leben in ihn und er sprang auf, wie von einer Verderbnisspinne gebissen. "Muss weg, muss weg! Keine Zeit, kann nicht bleiben!" Hastig stolperte er los, bis er seine Robe raffte. Wohin er rannte, wusste er nicht. Nur, dass er weg von der Ehrwürdigen Mutter musste, denn daran bestand kein Zweifel, dass es sich um sie handeln musste bei der Gestalt. Irgendwann blieb Arwan keuchend stehen. Er hatte das Gefühl, schon ewig gerannt zu sein, tatsächlich waren gerade mal ein paar Minuten vergangen. Nervös blickte er sich um, als sein Blick auf einen brüchigen Bretterverhau fiel. Dies schien ein gutes Versteck zu sein und so schlüpfte er hinein.

    Langsam kam Arwan wieder zur Ruhe. So hatte nun Yonice die Chance, mit der Ehrwürdigen Mutter zu sprechen und er würde ihr nicht im Weg herum stehen oder ihr die Chance verbauen, etwas Gutes zu tun und dabei das Geld für den Heiler zu verdienen. Und vielleicht würden sie ihn später auch suchen. Während er wartete, musste er ein Gähnen unterdrücken, was ihm aber nicht so gut gelang. Er war wohl doch müder, als er dachte und während er so in der hintersten Ecke kauerte, unter seinem Umhang verborgen, übermannte ihn die Müdigkeit. Er beschloss, nur kurz auszuruhen...
    Emerahl ist offline
  5. #225
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
    Registriert seit
    Mar 2012
    Ort
    Schleswig-Holstein
    Beiträge
    6.112
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    Sein Kiefer knackte, als Rafael vor Wut die Zähne immer stärker aufeinander presste. Auch Marius war ein Leuchtfeuer des Zorns, dessen Licht aber keine Helligkeit, sondern nur Verdruss bringen konnte. Dem Wortgefecht der beiden folgte eine schwer zu ertragende Stille. Sie hatten gemeinsam den Punkt überschritten, an dem Worte allein noch etwas ausrichten konnten und belauerten einander nun, wer den ersten Schritt machen würde. Rafael war nicht durch den halben Norden gereist, um sich nun von diesem unbeherrschten Magierhasser Vorhaltungen machen zu lassen. Er spürte, wie seine Kräfte langsam zu ihm zurückkehrten und der Schleier der Wut vor seinen Augen wurden mit jedem Moment dichter. Marius, die Hände weiterhin offen neben sich, wurde vor Hass noch blasser. Der Magier hatte all seine Bemühungen zunichte gemacht. Es konnten Wochen vergehen, bis er Silas wieder ausfindig gemacht und zur Strecke gebracht hatte. Zeit, die er nicht opfern konnte und wollte. Er konnte Rafael nicht selbst dafür bestrafen, aber er würde dafür sorgen, dass der Orden es tat. Er mochte selbst nicht mehr die höchsten Ehren genießen, aber der Kommandant konnte die Augen vor der Tat dieses unbeherrschten Renegaten nicht verschließen. Marlov würde an die Kette gelegt werden. Eine Kette, die an der Wand eines tiefen und dunklen Verlieses befestigt war.

    Es war der Hauptmann, der die Stille brach und damit vermutlich Schlimmeres verhinderte: „Bin ich denn hier der einzige, der noch bei Verstand ist? Ihr streitet Euch wie Kinder. Haltet den Mund, Leutnant! Und Ihr, Marlov, tut es ihm gleich. Es schert mich nicht, welche Fehde zwischen Euch liegt. Wir sind durch Kampf und Leid an diesen Ort gelangt, geeint durch eine Aufgabe, verpflichtet einem Ziel. Spart Euch Euren Atmen, Marlov! Und Ihr, Leutnant! Ihr schwört bei dem Namen Eurer Familie eine Rache? Ihr seid ein Templer. Oder habe ich Euch falsch eingeschätzt? Ich dachte Ihr wäret ein Mann, würdig im Orden zu dienen. Muss ich nun feststellen, dass ich mich getäuscht habe? Ihr werdet Euch jetzt fügen. Ihr dient einer Sache, die größer ist als Rachegelüste, größer als Ihr oder ich. Und Ihr werdet Euren Platz noch finden. “ Die beiden Streithähne sahen sich genötigt, Kilian Rechenschaft zu zollen, Marius durch seinen Rang, Rafael durch die gemeinsame Reise mit dem Hauptmann und die Anerkennung seiner Person. Sie ließen nicht ohne giftige Blicke voneinander ab, aber sie ließen voneinander ab. Ob es ihnen gefiel oder nicht, Kilian hatte Recht. Beide verschoben widerwillig ihre Rachepläne auf die Zukunft und rissen sich am Riemen.
    Marlov, hierher!“ Es hatte ihm nie behagt, befohlen zu werden, aber grade jetzt schien es ihm unerträglich, Order von einem Templer zu bekommen. Es kostete ihn Überwindung, sich daran zu erinnern, dass es Marius und nicht der Orden war, dem sein Zorn galt. In seiner Wut hatte Person und Amt miteinander vermengt. Der Magier straffte sich und trat an Kilian heran. Ob es ihm passte oder nicht, der Hauptmann hatte Recht. „Könnt Ihr noch immer sehen, wo das Phylakterion sein muss?“ Er hatte den hellen Schimmer vor seinen Augen während des Kampfes aus dem Blickfeld verloren. Was ihm in den Stunden nach dem Ritual als unerträgliche Blendung vorgekommen war und mit stärkster Unrast erfüllt hatte, war im Überlebenskampf komplett aus seinem Bewusstsein verschwunden. Er sammelte sich kurz und schöpfte aus dem seichten Vorrat seiner magischen Kräfte, um die Verbindung wieder aufleben zu lassen. Sogleich sah er wieder, wohin das Licht ihn zog und nickte in betreffende Richtung. „Führt uns hin.
    Das Phylakterion, das Ziel ihrer Reise. Silas war in die Flucht geschlagen und wenn schon nicht besiegt so doch wenigstens für den Moment zu geschwächt, um sie aufzuhalten. Verletzt, seines Meistes beraubt und mit nicht größeren Kräften als Rafaels im Moment konnte er nicht darauf hoffen, sie besiegen zu können. Was für Schrecken sich in den Tiefen seines Verstecks jedoch noch verbargen, konnten sie nicht ahnen. „Bleibt wachsam. Wir wissen nicht, was uns noch erwartet.“, sagte Kilian, der den selben Gedanken gehabt haben musste, zu Marius. Der dunkle Templer war schweigend zu ihnen getreten und obwohl er weiterhin keine Anzeichen eines erneuten Wutanfalls zeigte, umgab ihn eine Aura der kalten Drohung. Er hatte nicht gehört, was der Hauptmann mit Marlov besprochen hatte und witterte Ränke. Von Xerox war schon zu lange mit dem Magier zusammen gereist, wer konnte sagen, ob nicht freundschaftliche Bande die Kluft zwischen den Fraktionen überwunden hatte? Wer wusste, ob man dem Hauptmann noch trauen konnte, wenn es um die Pflichten eines Templers ging. Marius maß den älteren Mann mit Blicken. Aus wessen Seite würde er sich stellen, wenn Marlov doch einmal die Kontrolle verlieren würde? Der Blick des Hauptmanns traf seinen und hielt stand. Für den Moment ließ Marius es dabei bewenden, den beiden stumm zu folgen, während sie unter Marlovs Führung ihren Weg fortsetzten.

    Sie mussten zurück in den Wachraum, in dem sich ihnen die Söldner in den Weg gestellt hatten. Nun, nach der blutigen Auseinandersetzung lag eine grimmige Stille in der Kammer, in der zuvor geschrien, gekämpft und gestorben wurde. Nur das Feuer brannte mit stoischem Gleichmut inmitten der Erschlagenen. Der Boden war rutschig und das Chaos eines Schlachtfeldes, gepresst in die engen, unterirdischen Wände der Wachstube, hätte Andere verzweifeln lassen. Marius hob im Vorbeigehen seinen Helm auf, den ihm irgendjemand während des Kampfes vom Kopf gerissen hatte. Das Silberit war unbeschädigt und das im Feuerschein dunkle Blut perlte davon ab wie Tautropfen, als er das Rüstungsstück wieder an sich nahm. Rafael folgte dem magischen Schimmer und führte sie zu der Tür, durch die Silas den Raum betreten und sie überrascht hatte. Erst jetzt fiel ihm Ser Finan wieder ein. Er hatte den Blutmagier verfolgt, war ihm zuletzt aber unterlegen. Rafael hatte seinen toten Körper nur kurz wahrgenommen, bevor er sich auf Silas gestürzt hatte, aber nun kam es ihm falsch vor, den gefallenen Kameraden einfach so zurück zu lassen. Er hielt kurz an und wollte sich schon umwenden, als er doch in der Bewegung innehielt. Die beiden Templer, vom unerwarteten Stopp beunruhigt, sahen ihn an. Kilian griff langsam zum Schwert, doch war es kein verborgener Feind, den Rafael erspürte, sondern nur das Hadern mit der Aufgabe. Sie waren aufgebrochen, ohne zu wissen, wo sie suchen sollten und was sie erwarten würde. Im Nachhinein mussten sie fast froh sein, dass ihre Aufgabe nur ein Leben gefordert hatte. Bisher. Rafael wandte sich wieder nach vorn um und ging weiter.
    Als Schlusslicht der Gruppe ließ Marius seinen Blick auf dem Umhang des Hauptmanns vor ihm ruhen und betrachtete im schwachen Fackelschein das Schwert der Gnade, das darauf abgebildet war. Welche Gnade konnten Templer geben, wenn ihnen selbst nie welche zuteil wurde? Wer konnte erwarten, dass sie klaglos jene schützten, die so oft versuchten, ihnen zu entgehen, wenn nicht gar zu schaden? Seine Gedanken wanderten erneut auf dunklen Pfaden, während er, von einem Magier geführt, weiter in die Finsternis hinabstieg. Wieder schien ihm die Lehre in sich widersprüchlich und die Dinge, die er gesehen hatte straften die Glaubenssätze wieder und wieder Lügen. Er dachte an Tevinter zurück, wo nichts von dem, was gelehrt wurde, Beachtung fand. So konnte es nicht weiter gehen.

    Sie durchquerten weitere enge Quartiere, die vor langer Zeit einmal zwergische Wachmannschaften beherbergt haben mussten. Leere Tische und Kojen legten stummes Zeugnis von der Macht eines Reiches ab, das einst die halbe Welt umspannt hatte. Die drei Reisenden hatten kein Auge für das allgegenwärtige handwerkliche Geschick, das in jedem Winkel und jedem Möbelstück zu sehen war und in ihrem Geist war nur Platz für Angriffe aus dem Schatten, die sie jederzeit ereilen konnten. Niemand sprach ein Wort und außer den gedämpften Schritten gab es nichts, das die scheinbar ewig alte Stille durchbrach.
    Es dauerte nicht lange, bis sie das erreichten, was Silas‘ persönliches Refugium gewesen sein musste. Ein größerer Raum, vermutlich eine Offiziersunterkunft, voller Bücher und Gerätschaften. Rafael kannte einige der Titel und wusste von anderen, das kein Zirkelmagier sie kennen durfte. Auf hereingebrachten Tischen stand ein gut sortiertes und gewiss nicht billiges Instrumentarium magischer Natur. Dazwischen liegende Skalpelle und die getrocknete Blutlache in einer Ecke des Raumes verdeutlichten jedoch, für welche Studien dieses Laboratorium genutzt wurde. In jeder Ecke hingen dicke Lavendelsträucher, um den Geruch zu übertünchen, der von den eindeutig nicht pflanzlichen Überresten ausging, an denen Silas offensichtlich gearbeitet hatte. Die drei ungleichen Gefährten betrachteten die Szenerie mit unterschiedlich starker Abscheu. ,,Es ist irgendwo hier.“, erklärte Rafael. Das Licht vor seinem geistigen Auge pulsierte und er spürte wieder das Ziehen in der Brust, das ihn kurz nach dem Ritual fast überwältigt hätte. ,,Wir müssen alles durchsuchen.“ Marius schnaubte abfällig. Dieses Schreckenskabinett bewies endgültig, was er selbst schon lange über Silas gewusst hatte. Er erkannte Zeichnungen und Geräte, die schon der Geheimbund in Cumberland genutzt hatte, als die Handschrift des Blutmagiers. ,,Wir müssen alles zerstören.“ stellte er mit Nachdruck fest, als er mit den Augen über die Stapel verbotener Bücher fuhr. Noch bevor Marlov und vermutlich auch der Hauptmann ihren Widerstand zum Ausdruck bringen konnte, schob er nach: ,,Nachdem wir das Phylakterion gefunden haben. Vielleicht hat Silas mehr als eins geraubt.“
    Kilian teilte jedem von ihnen einen Bereich des Raumes zu, den er durchsuchen sollte. Silas‘ Sammlung war umfangreich, aber gut sortiert. Zu dritt würden sie hoffentlich schnell finden, was sich suchten. Dieser Ort stieß jeden von ihnen ab, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Rafael widmete sich einigen Schatullen, die unter einer Werkbank gestapelt waren. Er hatte kein Interesse an den Büchern des Dämonenbeschwörers und wollte Marius keinen Vorwand bieten, ihn als Abtrünnigen zu brandmarken und doch anzugreifen. Während seiner Suche spürte die kalten Blicke des Templers im Rücken, der nur darauf zu warten schien, dass er der Blutmagie anheim fiel und ihn zu töten versuchte. Die Totenstille, die bis vor kurzem über dem Raum gelegen hatte, wich einem regen Treiben und Suchen: Kisten wurden durchwühlt, Geräte gefilzt und Schubladen geöffnet. Marius ließ keine besondere Vorsicht bei seiner Suche walten. Was unter seinen Händen zerbrach war das Werk eines Abtrünnigen und musste ohnehin vernichtet werden. So wie der Abtrünnige selbst vernichtet werden musste. Er warf einen Stapel Bücher um und das Rauschen der Seiten war nur ein Vorspiel für das Knistern des Feuers.
    In einem unscheinbaren Kasten wurde Rafael fündig. Er hatte sein Phylakterion nur einmal gesehen, an dem Tag, an dem es geschaffen und sogleich in die tiefsten Verließe der Galgenburg gebracht worden war. Doch als er den Deckel öffnete und er plötzlich von gleißend hellem Licht, das direkt aus seinem Geist zu kommen schien, geblendet wurde, wusste er, was da vor ihm lag. Er kniete halb unter einem Tisch und sein Rücken verdeckte den Templern hinter ihm die Sicht. Neben seinem, das zu leuchten schien wie ein Stern, lagen noch zwei weitere Phylakterien in der Schachtel, die sich in ihrer Machart leicht von seinem unterschieden. Was sie alle gemeinsam hatten, war das dunkle und immer noch flüssige Blut im Inneren. Blut, das mit leiser, aber nicht zu überhörender Stimme nach ihm zu rufen begann. Rafael nahm sein Phylakterion in die Hand und ohne je einen solchen Spruch gelernt zu haben, wusste er, wozu es ihn befähigen würde. Er hatte gefunden, was ihm gehörte, er war wieder komplett. Der kleine Flakon mit seinem Blut war ein Teil von ihm wie sein Arm oder sein Bein. Ohne es zu bemerken stand er auf und ließ das Phylakterion an der Kette vor seinem Auge hin und her schwingen. Sein Blut, dieser winzige Tropfen, sprach zu ihm. Im Licht der einzigen Fackel glänzte er dunkelrot und verheißungsvoll. Es war nicht richtig, dass er eingeschlossen war, kein Teil von ihm sollte eingeschlossen sein. Es musste zusammengebracht werden, was zusammengehörte.

    Etwas, er konnte nicht sagen was, riss ihn aus seiner Betrachtung. Er stand immer noch da, das Phylakterion vor Augen. Kilian und Marius sahen ihn an. Wenn einer von ihnen etwas gesagt hatte, so hatte er es nicht gehört, nicht hören können. Noch einmal sah auf das winzige Gefäß, das, einem Pendel gleich, seinen letzten Schwung vor seinem Gesicht verlor und unendlich schwer an der Kette zu ziehen schien. In einer fließenden Bewegung warf es Kilian zu, der das Phylakterion geschickt fing. ,, Ein seltsames Geschick, dass wir soviel Angst und Zweifel erdulden wegen eines so kleinen Dinges.“
    Marius‘ Griff um sein Schwertheft lockerte sich. Er hatte sich etwas Anderes erhofft.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Ein kalter Wind schlug dem Templer hart entgegen und raubte ihm fast den Atem. Kilian stand am oberen Ende der schroffen Klippenkante, das Gesicht zum sturmgrauen, aufgepeitschten Meer gewandt. Trotz der heftigen Böen schaukelte der kleine Flakon an seiner Silberkette kaum, während Kilian ihn vor sich hielt und grübelnd anstarrte. „So ein kleines Ding“, murmelte er. Das Blut waberte in seinem Inneren, wie die dunkelrote Miniatur des Wolkenhaufens, der sich dort über dem Meer zusammentürmte. „Hauptmann!“ Kilian zuckte zusammen. Er schaute sich um und spürte die Blicke der anderen beiden Männer auf sich lasten. „Ja!“, rief er an niemand bestimmten gerichtet. Noch einmal schaute er das Phylakterion an. Auch Saskias Leben war an ein ähnliches Gefäß gebunden. Er hatte schon viele Phylakterien gesehen, hatte sie selbst benutzt. Er kannte ihre Macht, kannte die Gewalt, die sie auf die Magier ausübten und auch die Schrecken in den Augen jener, die erkannten, dass die Templer ein Teil ihrer selbst besaßen und dass sie niemals wirklich frei sein würden. Er hatte sie gesehen und sich doch nie wirklich Gedanken um ihre Bedeutung für die Anderen gemacht. Für einen Templer waren sie ein Werkzeug, nicht unähnlich dem eigenen Schild. Der Wind peitschte Kilians Umhang, zerrte an seinen Haaren. Kilian wickelte das Phylakterion in Leder und steckte es zu den anderen Beiden in seine Tasche. Eines der Gefäße war, obwohl befüllt, kalt und starr. Die Flüssigkeit in seinem Inneren war wie zu Eis erstarrt. Zweifellos gehörte dieses Exemplar der toten Magierin von dem schiefgegangenen Überfall. Dass das Dritte Silas selbst gehörte, war mehr als unwahrscheinlich. Demnach musste noch immer ein Magier dem Willen des Maleficares unterworfen sein. Und das bedeutete, dass die Drei auf dem schnellsten Weg zurück zum Turm mussten. Nur so könnten sie den Letzten ausfindig machen und ihm ein Schicksal ersparen, dass schlimmer als der Tod war.
    Kilian stapfte den Weg zu den anderen Beiden hinab. Nun waren sie also zu Dritt. Das Versteck des Blutmagiers würde Ser Finans Grab werden. Nachdem sie Rafaels Phylakterion gefunden hatten und Ser Aldar davon abbringen konnten, das gesamte Labor in Brand zu stecken, hatte Kilian befohlen die markantesten Schriften und Symbole einzusammeln. Sie würden dem Orden als Beweise und Forschungsgegenstände dienen. Die Templer würden außerdem Leute entsenden, um das Labor nochmals zu untersuchen und sämtliche Gerätschaften einzusammeln. Ob Silas jedoch zurückkehrte blieb ungewiss, doch die Chance bestand. Daher mussten sie nun das vermeintlich Wertvollste retten. Aldar stand die Skepsis ins Gesicht geschrieben und auch Rafael schien der Gedanke zu missfallen, Artefakte des Blutmagiers zu bergen. Dennoch parierten Beide. Auf dem Rückweg hatten sie Ser Finas Gebeine aufgelesen. In stummer Übereinkunft hatten sie dann beschlossen seine Gebeine in einen provisorischen Sarg zu legen – eine lange Kiste, die Silas einst zum Transport gedient haben musste. Sein Schwert und seine Habe legten sie ihm bei, nur Finans Ring mit dem Templersymbol nahm Kilian für den Orden mit. Seine sterblichen Überreste schoben sie dann in die dunkelste Felsspalte, die außer entferntem Plätschern von Wassertropfen und Dunkelheit nichts kannte. Entweder würde der junge Templer nun dort ruhen oder seine Brüder würden ihn bei dem Aufsuchen des Labors finden und bergen.
    Auf die Pferde. Wir haben einen langen Weg vor uns.

    *

    Die ersten Stunden ihres Ritts verbrachten die Männer mit Schweigen. Sowohl Rafael als auch Marius Aldarbrecht waren in das atavistische Verhaltensmuster gestürzt, sich gegenseitig mit provozierenden Gesten und hassgetränkten Blicken anzustacheln. Keiner der Beiden scheute den Kampf. Sie schienen ihn sogar zu begrüßen, obwohl Kilian sein Möglichstes tat um den brüchigen Frieden zu wahren, den er sich so hart erkämpft hatte. Zudem würde Rafael bei einer Auseinandersetzung mit dem Templer vermutlich den Kürzeren ziehen. Es war wiederum Kilians Pflicht, den Magier zu schützen und sein Verlangen das Schwert erneut mit Aldar zu kreuzen war angesichts der Wut des Mannes auf ein Minimum gesunken. Im Kampf blieb Hass ebenso gut wie Tapferkeit und noch einmal würde Aldar sich sicherlich nicht so leicht zurückdrängen lassen. Abgesehen von den Kopfschmerzen, die ihm die Situation bereitete, pochte Kilians Hand so stark als würde dort, wo die gesunden und die desolaten Finger sich mit einer klaffenden Spalte trennten, ein neuer Finger einer Knospe gleich heranwachsen. Dass er das Gefühl für den Ring- und den kleinen Finger vollständig verloren hatte, linderte den Schmerz kaum. Doch Kilian biss die Zähne zusammen, umfasste die Linke mit der Rechten und presste sie zusammen. Der Schmerz für den Moment, doch würde er bald zurückkehren.

    *

    Sie waren müde. Niemand sagte etwas, doch die Erschöpfung hing über den drei Reitern wie ein Fluch. Als sich Kilian endlich dazu hinreißen ließ, eine Rast anzuordnen, spürte er die Erleichterung der beiden Gefährten. Und ebenso wie die eigene. Natürlich bedeutete eine Rast, dass die beiden eingeschworenen Feinde einander erneut belauern konnten und zweifellos barg sie die Gefahr einer weiteren Eskalation. Die durch Kampf und Reise strapazierten Nerven aber würden den Weg zurück zum Turm ohnehin nicht ohne Pause aushalten. Die Sonne war schon zur Hälfte aufgegangen, der Tag brach an. Trotzdem lenkte Kilian die Pferde zu einer Gruppe kleiner Bäume, die das rasch ansteigende Gelände bestanden. „Wir rasten hier“, gab er den barschen Befehl, der keinerlei Widerworte zuließ. Die beiden anderen schwiegen und leisteten folge.
    Rafael und Aldar belauerten sich wie streitsüchtige Hunde über das kleine Feuerchen hinweg, dass sie geschürt hatten. Die drei Männer kauten auf ihrem kargen Reiseproviant, mehr aus Pflicht gegenüber ihren Leibern als aus Hunger. Schließlich drehte sich Rafael zur Seite, wickelte den Mantel um den Körper und nickte ein. Kilian und Aldar schwiegen noch eine Weile. Kilians Vertrauen in Aldar war noch immer nicht wiederhergestellt und so befürchtete er, der Templer könne in einem Anfall von Wut etwas Dummes tun. Etwas, das sein Schwert und einen schlafenden Magier miteinander verband. Also schlief Kilian nicht. Stattdessen drehte er den Ring, den er Ser Finan abgenommen hatte, zwischen den Fingern. Die kleine Insigne war von Zeit und Berührungen bereits stark abgenutzt. Ser Finan musste dieser Ring sehr viel bedeutet haben. Als die ersten Strahlen der Sonne durch das feine Blätterdach brachen, sah Kilian von dem Ring auf und zu Aldar hinüber, der ihn unentwegt anstarrte. „Ihr sagtet, dass Silas an dem Tod Eures Onkels Schuld sei. War er ebenfalls ein Templer?“ Die brennenden Strahlen einer hinter ihm aufgehenden roten Sonne umkränzten Ser Aldars Kopf und verlieh dem Templer ein noch düstereres Aussehen, als er ohnehin an den Tag legte.

    ***


    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    [Bild: Viktor_avatar.PNG] Die wilde Flucht durch die fast vollkommene Dunkelheit der Tunnel währte nicht lang. Entweder hatte der Einsturz die Tunnel stärker in Mitleidenschaft gezogen als zunächst gedacht oder die Gänge waren von selbst irgendwann eingestürzt. Bosko scherte sich nicht um den Grund, er sah nur nach einigen Minuten einen Lichtschein, dem er wie ein gejagtes Tier folgte, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Als er einen Luftzug im Gesicht spürte, verstärkte er seine Anstrengungen und zwängte seinen massigen Körper zwischen herabgerutschtem Geröll und der unebenen Tunnelwand hindurch. Das Geschrei der Kreaturen hinter ihm wurde leiser.
    Er fand sich in einem Seitengang wieder vor etwas, das einmal eine Vorratshöhle oder ein Schmugglerversteck gewesen sein musste. Ob die vorherigen Besitzer durch den Durchbruch ins das Höhlensystem oder andere Umstände verschwunden waren, ließ sich nicht mehr sagen und selbst wenn hätte der Söldner kein Interesse daran gehabt. Er stieg über ein paar umgefallene Fässer und fand schnell den mit Brettern vernagelten Ausgang. Durch die eilige zusammengezimmerte Barriere fielen goldene Lichtstrahlen, in denen aufgewirbelter Staub tanzte. Bosko warf sich gegen das Holz , wobei sich der abgeschlagene Arm, den er im Gürtel steckten hatte, schmerzhaft in seine Leiste bohrte. Er riss das improvisierte Stück Proviant heraus und warf es hinter sich. Nach einem weiteren Kraftakt gab die Barriere nach und entließ ihn in die Freiheit.
    Ohne sich umzusehen preschte er davon. Das Versteck lag im Wald, vermutlich dem selben, in den er vor den Wachen geflohen war. Bosko schlug sich nach einer knappen Meile ins Unterholz und lauschte nach Verfolgern. Nichts war zu hören außer den Geräuschen des Waldes. Keine Rufe, keine Schritte, kein Waffenklirren. Die Schatten um ihn herum wurden langsam länger, während er mit der Hand an der Machete Ausschau hielt. Erst als er sich sicher war, dass man ihm nicht nachstellte, verkroch er sich tiefer unter einen Holunderstrauch und suchte in seinem Bündel nach etwas Dörrfleisch.
    Die verrückten Umstände seiner Flucht waren ihm egal. Er war davongekommen, das war das Einzige, worauf es ankam. Zeit, zurück nach Denerim zu gehen und das Geld für den Auftrag einzutreiben. Den Kopf des Opfers hatte man ihm abgenommen, aber inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, wie der alte Sack ums Leben gekommen war.


    Die Spitzen der schwarzen Panzerhandschuhe schälten geduldig fingernagelbreite Späne aus der Oberfläche des Holztisches. Die Magd schluckte und riss die Augen von diesem Anblick. Für sie bestand kein Zweifel daran, was die Konsequenz einer Lüge oder Schweigens wäre. Der Name »Mordred Aromaki« weckte Erinnerungen in ihr, verschwommen zwar aber zu präsent genug um dem merkwürdigen Elf nicht glaubhaft versichern zu können, dass er ihr unbekannt wäre. Also nickte sie stattdessen. Die grauen Augen des Elfen loderten plötzlich und ein schmales Lächeln kräuselte die Linie, die sein Mund war. „Er war hier?“ Wieder nickte sie. „Erzähle mir alles.“ Doch außer einem undeutlichen Gemisch aus Stottern und Würgelauten bekam die verschüchterte Magd nichts zustande. Gwynn spürte ihre Nervosität. Entgegen seiner Natur versuchte er sie zu beruhigen. „Ich tue dir nichts. Ich suche ihn bloß. Er ist… ein Freund.“ Sogar dem Naivsten wäre die schlecht formulierte Lüge aufgefallen. Und sie bestätigte die schlimmsten Ahnungen des Mädchens. Nämlich dass vor ihr ein Soziopath und Mörder saß. Hilfesuchend sah sie zu dem dicken Wirt, der das Gespräch argwöhnisch vom Tresen aus verfolgt hatte, sich nun hinter ihm hervor quetschte und zu dem Tisch wackelte. „Gibt es hier ein Problem?“, dröhnte die tiefe Bassstimme des Schnauzbartträgers. Gwynn warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ihr stört unseren Plausch.“ Der Wirt verschränkte die Arme, die Gwynn an zwei fette Teigwürste erinnerte, die ineinander verflochten werden sollten. „Renitente Elfen können wir hier nicht gebrauchen!“ „Renitent? Ein so hochtrabendes Wort für ein so niederes Wesen?“ Der Kopf des Wirtes wurde rot und sein Blick huschte zu einer Frau in eisenbeschlagenem Lederharnisch. Ihre kurzen Haare waren mit Öl zu kleinen Stacheln geformt und verliehen ihr ein martialisches Aussehen, ebenso wie der Streitkolben und das lange, breite Messer an ihrem Gürtel. „Ihr müsst Eure Wache nicht bedienen“, sagte Gwynn im jovialen Ton eines Erklärenden. „Ein fetter Wirt und seine scheue Magd stehen heute nicht auf dem Speiseplan. Ich bin nur auf der Suche nach einem Mann. Ein Lord aus Antiva. Mordred Aromaki.“ Der Dicke kratzte sich den Kopf, dann nickte er. „Ja, der war hier. So ein Schönling mit einem Haufen Gold und seltsamer Gesellschaft.“ Gwynn hatte vermutet, der Wirt würde mehr Diskretion wahren. Nun verscheuchte er die Magd mit einer unwirschen Handbewegung und bedeutete dem Wirt sich an ihrer statt zu setzen. „Fahrt fort“, bat Gwynn mit schmeichelnder Stimme und dem Versuch eines gewinnenden Lächelns. „Er kam hier an. Ist jetzt mindestens einen Monat her. Vielleicht auch zwei. Mit einem riesigen Ritter namens Uther oder so. Und mit zwei Weibern. Eine davon war eine Elfe, wenn ich mich nicht irre.“ Der Wirt ließ ein abschätziges Kichern vernehmen, dann bemerkte er seinen Fehler und verwandelte das Kichern gekonnt in ein Husten. Gwynn tat, als habe er den Kommentar nicht gehört und zog ein Permanent und einen Griffel hervor. „Erzählt mir alles, was Ihr noch wisst. Vor allem wohin sie gegangen sind.“ Der Wirt zuckte mit den Achseln. „Wohin sie sind weiß ich nicht. Weg sind sie. Aber sie haben hier für einiges Aufsehen gesorgt. Die Elfe hat den Köter einer Adligen gekillt, die Schwarzhaarige hat ein Artefakt verkauft, dessen Käufer darum noch am selben Tag abgemurkst wurde und angeblich haben sie sich zum größten Teil in den Hafenvierteln aufgehalten. Zwielichte Gegend. Ach ja und dann noch dieses Massaker in den Gassen…“ Gwynn ließ den Schreiber über das Papier fegen und sammelte alles, was der Wirt sagte. Bei dem letzten Punkt unterbrach er. „Massaker? Das ist interessant.“ „Unweit der guten Gegend hier kam es zu einem großen Kampf. Viele schoben es zwar auf die Banden, aber ich denke, dass dieser Mordred und seine komischen Gefährten etwas damit zu tun haben.“ Nochmal zuckte er die Achseln. „Mehr weiß ich nicht.“ „Besser als nichts“, konstatierte Gwynn. Er hatte zwei neue Anhaltspunkte. Den Platz eines Kampfes, der über das übliche Maß an Morden und Gefechten hinausging und die Hafenviertel. Ein Lord und ein riesiger Ritter wären dort sicherlich aufgefallen. „Wenn ich mehr über diesen Kampf erfahren möchte, an wen muss ich mich wenden? Die Stadtwache?“ Der Wirt schnaubte verächtlich. „Die? Ich fürchte, Ihr würdet Euch an die andere Seite wenden müssen. Soviel ich weiß…“, er senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern „Soweit ich weiß sind bei dem Kampf auch einige aus Falkos Truppe draufgegangen.“ „Falko?“ „Einer der Kerle, die hier die Strippen ziehen. In den Gegenden, wo die Wachen weniger präsent sind. Ihr versteht?“ Gwynn nickte. Er verstand nur zu gut. Kriminelle Strukturen gab es in jeder Stadt und meistens waren sie von ähnlicher Einfachheit. Der brutalste und skrupelloseste gewann die größte Macht. „Und wo finde ich den? Diesen Falko?“ Der Wirt schaute besorgt zur Seite. „Merkwürdig“, dachte Gwynn. „Sogar in seinem eigenen Lokal fürchtet er Spitzel.“ „Ihr könnt ihn nicht finden. Aber er findet Euch.“ Gwynn lehnte sich zurück und kreuzte die Arme vor der Brust. „Wir werden sehen.



    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)


    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen

    [Bild: nBNIRitter_940_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Nimue zeigte sich erstaunlicherweise recht hilfsbereit, wenn auch nicht sonderlich hilfreich. Der Zufall und Larissas freundliche Art sorgten jedoch dafür das die Gruppe trotzdem von einem möglichen Quartier erfuhr. Das Gasthaus war tatsächlich nicht unbedingt schlecht, aber massiv überfüllt. Scheinbar war die derzeitige Garnsion so groß das die örtlichen Quartieren nicht allen Soldaten der Howes Platz boten. Oder diese hatten recht viel Freizeit, wenn sie zu dieser Tageszeit schon betrunken waren und die Taverne belagerten. Seltsam anmutend, wenn man bedachte das im Umland Unruhen waren und aus dem Osten königliche Truppen anrücken mussten um sie zu unterstützen. Immerhin bekam die Gruppe noch einen Platz auch wenn sie sich ein Zimmer zu sechst teilen mussten. Nicht gerade ideal wenn man sich ein wenig Privatsphäre wünschte, aber eigentlich war schon jedem beim betrachten der Stadttore klar geworden, dass dieser Aufenthalt hier wohl kaum so angenehm wie in Amaranthine sein würde. Nachdem jeder seine Sachen auf das Zimmer verbracht hatte, traf man sich zusammen am Tisch wieder. Morgana saß immer noch in ihren normalen Klamotten am Tisch, ihre Sachen hatte Larissa weggebracht. Ihre Laune hatte sich weiter verschlechtert, sie hatte auf ein wenig Privatsphäre gehofft, auch weil ihre Beziehung mit Larissa sich zur Zeit ein wenig merkwürdig anfühlte und sie gerne herausgefunden hätte wo die beiden zur Zeit standen. Etwas was sie allerdings nicht vor der ganzen Gruppe besprechen wollte. Hinzu kamen noch die gröhlenden Howe Soldaten von denen sie schon zahlreiche mit lüsternen Blicken bedacht hatten. Bisher hatte sie die Aufenthalte in den Städten immer als schön empfunden, dieser schien anders zu werden. Artur hatte sich ebenfalls nicht groß umgezogen, er beabsichtigte später noch zu der örtlichen Ganrison zu gehen um die Belohnung abzuholen und wenn er sich in der Stadt so umschaute war eine Rüstung vermutlich gar nicht das falsche Kleidungsstück. Mealla hingegen hatte ihren Schuppenpanzer abgelegt und saß in ihrem Wollhemd und mit offenen Haaren am Tisch. Ihre Waffen hatte sie alle auf dem Zimmer gelassen, auch ihre Sporen hatte sie abgelegt. Sie hatte schon in Städten mit einer restriktiven Elfenpolitik zu tun gehabt und dort war es am besten keine Aufmerksamkeit zu erregen. Eine Waffe in den Händen einer Elfe verursachte an solchen Orten oft mehr Probleme als sie jemals lösen konnte, es sei denn man hatte vor sich mit der ganzen Stadtwache anzulegen. Notfalls konnte sie sich auch gut ohne verteidigen, dennoch hoffte sie diesen Aufenthalt ohne Zwischenfälle hinter sich zu bringen. Schließlich nachdem alle wieder am Tisch saßen stellte Larissa, die Frage für den weiteren Tagesablauf, immerhin war erst Nachmittag und die Sonne schien noch über die Dächer der Stadt.

    "Nun an sich steht es jedem frei zu tun was er will, was ich jedoch bisher von dieser Stadt gesehen habe, lädt nicht gerade zu einem gemütlichen Spaziergang in ihren Gassen ein. Da unser Aufenthalt meiner Meinung nicht länger als nötig sein sollte, werde ich mich wohl zur örtlichen Garnison aufmachen um dort dieses Schriftstück über das Kopfgeld einzulösen. Wenn ich Glück habe sollte das heute noch erledigt werden können."
    , erklärte Artur. Er war in dieser Sache nur bedingt optimistisch, Bürokratie war eine anstrengende Angelegenheit, vor allem wenn es darum ging Geld zu bekommen. "Ich nehme nicht an das ihr dabei Hilfe benötigt? Ich hätte nämlich ansonsten ein paar Sachen zu besorgen.", erkundigte sich Mealla und zerrte die Liste heraus die ihr Nimue aufgeschrieben hatte. Bevor sie weiterzog war es wohl ratsam sich endgültig von diesem Blutfluch zu befreien, auch wenn sie dank dem Schutzzauber bisher keine Auswirkungen gespürt hatte. Artur winkte dankend ab, es reichte wenn er sich mit irgendeinem Schreiberling herumschlug, außerdem hätte Meallas Anwesehenheit dabei wohl kaum geholfen. Die einzigen Elfen die solche Leute sehen wollten waren, jene die sie bedienten. "Wäret ihr nachher vielleicht so freundlich mir zu zeigen, oder zumindestens zu beschreiben wo sich das Apothekenviertel in dieser Stadt befindet? Ich würde ungern die ganze Stadt abklappern.", sprach Mealla äußerst höflich an die immer noch recht abwesend scheinende Nimue gewandt. Als Magierin hatte sie vermutlich bei ihren Besuchen schon örtliche Händler besucht oder wusste zumindestens wo sie waren.
    Morgana überwand indes ihre leicht mürrische Schweigsamkeit und meldete sich zu Wort: "Nun wenn wir sowieso hier sind, könnten wir wohl ein wenig Ausschau nach weiterer Ausrüstung für unseren Weg nach Orzammar halten. Die schönen Monate hier in Ferelden gehen zuende, es ist also vermehrt mit Regen und Stürmen zu rechnen. Ein paar Zelte wären also vermutlich nützlich, schließlich müssen wir auch noch durch das Frostgipfelgebirge und dort soll fast das ganze Jahr über Schnee liegen." Wenn Morgana an ihre Habseligkeiten dachte, waren noch ein paar wärmere Sachen wohl auch nicht verkehrt.




    [Bild: Fafnir.klein.jpg]

    Amüsant wie viele Oberflächler annahmen, das sich Zwerge alle untereinander kannten, obwohl die Annahme nicht komplett ins Leere ging. Vor allem die Oberflächenzwerge die als Händler arbeiteten, waren hervorragend vernetzt und bei Gesprächen bekam man leicht den Eindruck das sie jeden zweiten Zwerg an der Oberfläche schon mal getroffen hatten. Diese Gemeinschaft war allerdings von Vorteil, konnte man sich so doch gegenseitig helfen und gemeinsame Interessen vertreten. In vielen großen Städten hatten Zwerge schon ihre eigenen Viertel geschaffen, welche allerdings anders als die Gesindeviertel der Elfen nicht Armut ausstrahlten, sondern Wohlstand und Behaglichkeit. "Nein ich kenne den Besitzer dieser Taverne nicht und bis gerade wusste ich auch nicht das er Borin heisst. Wir Zwerge kennen uns nicht alle persönlich und bisher war ich noch nie in dieser Gegend gewesen.", erklärte Fafnir mit einem amüsierten Lächeln um zu zeigen das er von der Annahme nicht beleidigt war. "Was mich in diese Region des Landes führt, hat viele Gründe aber wenn ich es zusammenfassen müsste, nun dann könnte man sagen das mich auf meine alten Tage das Reisefieber gepackt hat. Ich will die Zeit nutzen um noch etwas von der Welt zu sehen, bevor mich mein Alter endgültig einschränkt und dies verhindert. Ein konkretes Ziel habe ich allerdings nicht, tatsächlich war ich gerade am sinnieren wohin ich mich wenden soll, bevor ihr mich angesprochen hattet.", erklärte der Zwerg freundlich und nahm einen kurzen Schluck aus seinem Krug. "Und ihr? Ihr sagtet ihr wolltet morgen abreisen, wohin soll euch eure weitere Reise führen?"


    [Bild: Larissa_klein.jpg] & [Bild: W4DL88qY39Eg1V9mordred_klein.png] & [Bild: nimue_klein.jpg]

    Die Gefährten suchten sich im Verlauf des Abends ihre eigenen Aufgabenfelder für den kommenden Tag. Während Morgana also auf die Suche nach Ausrüstung gehen würde, würde Artus die Bezahlung für den Auftrag einstreichen und Mealla das wohlverdiente Geld gleich wieder ausgeben. Nimue nickte, als die Elfe sie auf den Standort der Apotheke ansprach. „Vielleicht komme ich mit. Meine Vorräte sind auch nicht mehr vollständig“, gab sie zurück. „Außerdem ist es wohl nicht sehr klug, wenn Ihr als Elfe allein durch diese Stadt irrt. Und darum solltet Ihr“, sie wandte sich an Larissa: „…auch nicht allein hinausgehen. Im besten Fall bleibt Ihr einfach auf dem Zimmer.“ Larissa zog einen Schmollmund. Der Gedanke ein oder mehrere Tage auf dem Zimmer zu sitzen missfiel ihr. Andererseits sagte Nimue nie Dinge, die nicht Hand und Fuß besaßen. Sie beschloss, der Magierin gegenüber nichts zu sagen aber keinesfalls auf dem Zimmer zu verweilen.
    Nimue neigte sich nach Vorne. Das Rot ihrer Haare schien im Kerzenlicht wahrlich zu entflammen und auf dem ernsten Gesicht zeichnete sich Ärger ab. Larissa schluckte leise. Hatte die Magierin ihre Gedanken gelesen? Ging dies überhaupt? Wie sich jedoch herausstellte, war nicht Larissas geplanter Ungehorsam die Quelle. „Diese Howes“, murmelte Nimue. „Ihr solltet Euch vor ihnen hüten. Und auch wenn ihr eine Söldnertruppe seid, so rate ich euch dringend davon ab, Aufträge von ihnen anzunehmen. Das gilt vor allem Euch, Ritter. Ihr mögt diesem Land nicht verbunden sein, aber selbst Ihr werdet erkennen, dass die Howes diese Lande mehr ins Chaos stürzen, als ihnen zu nutzen.“ Dann lehnte sie sich zurück und verschränkte die Arme. Dabei warf sie den mit Bärenwappen geschmückten Soldaten wütende Blicke zu. Tatsächlich gab es dort ein paar Howe-Soldaten, die ebenfalls in einer Gruppe zusammen sitzende misstrauisch zu den fünf am Tisch linsten. Als sie Nimue Blick auffingen, steckten sie die Köpfe zusammen und tuschelten. „Diese Stadt hat ihren Charme verloren“, meinte Nimue missgelaunt. Unter Cailan wäre so ein Verrat an den eigenen Landleuten nicht ungeschoren von Statten gegangen. Doch Loghain schien größere Sorgen zu haben und hatte offenbar kein Interesse daran, die Verbrechen eines Verbündeten zu ahnden. Wie konnte dieses Land bloß so tief sinken. Die Verhältnisse glichen ja fast dem orlaisianischen Thronspielen. Die Magierin atmete durch, schloss die Augen und versuchte den Lärm zu verdrängen, der ihre Ohren belästigte. Highever war einst ein Beispiel strahlenden Adels gewesen, gerecht und königstreu. Jetzt war es eine Kloake in der die rechtmäßige Ordnung mit Füßen getreten wurde. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, die von einem besorgten Schreiben an den Königshof bis zur offenen Rebellion reichten. Auf den Straßen sprach man von Aufständischen, von ehemaligen Cousland-Truppen und solchen, die treu zu Cailan gehalten hatten und Loghain nun des Verrates bezichtigten. Eine schmale Linie, denn Loghain mochte zwar ein schlechter Herrscher sein, dennoch war er ein Volksheld und mit Sicherheit kein Verräter. Howe hingegen…
    Nimue sah sich erneut um. Zu viele Krieger trugen den Bären zum Zeichen. Zu groß war die Anzahl jener, die den Verrat stützten. Und zu ihrer Bestürzung sah sie Mordred in der Mitte einer lachenden Gruppe Howe-Ritter. Er hielt gerade einen seiner ausschmückenden Vorträge über die Wunder von Antiva und die Großartigkeit seiner Person. Und anscheinend schilderte er gerade eine Situation die ihn und nicht weniger als vier Frauen in einem tevinteranischen Bordell umfasste und bei den Zuhörern zustimmendes Gelächter und zugeprostete Krüge hervorrief. Mordred genoss die Aufmerksamkeit sichtlich und zog sich so den gebündelten Ärger Nimues zu. Diese erhob sich so rasch, dass ein leerer Becher auf dem Tisch der Fünf umstürzte und klirrend auf dem Boden aufschlug. Mit sauertöpfischem Gesicht stürmte sie aus der Taverne. Larissa schaute ihr nach und hob die dichten Augenbrauen. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Was hat sie denn bloß? Diese Magier…“ Schnell warf sie Morgana einen Blick zu und sagte mit beschwichtigendem Lächeln: „Nichts für Ungut.“ Ihre nächsten Worte richteten sich an Artur. „Ungeachtet Nimues merkwürdigen Verhaltens stimme ich zu: Wir sollten nicht länger als nötig in dieser Stadt bleiben. Wenn Ihr es schafft, dann erledigt die Sache mit dem Kopfgeld und morgen früh brechen wir auf. Ich und Morgana könnten Vorräte kaufen, Ihr holt das Geld und Ihr, Viridis, könnt Euch ja von Nimue diese Tinktur geben lassen. Immerhin werdet Ihr uns dann ja spätestens morgen früh verlassen.“ Larissa stellte diese Tatsache ohne jegliches Bedauern in der Stimme fest.
    Shepard Commander ist offline
  6. #226
    Halbgöttin Avatar von Fawks
    Registriert seit
    Sep 2010
    Ort
    Bayern
    Beiträge
    9.704
    vorheriger Post: Eine Frage zu Ostagar ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png] Glandis begann ein Loch neben ihrem Lagerplatz zu schaufeln. Aril konnte schon erraten, warum sie das tat - die Wölfe sollten nicht angelockt werden durch die Rehreste. Auf ihren Scherz hatte Glandis nicht - zumindest nicht sichtbar - reagiert. Und so grub sie und grub sie, bis das Loch eine beachtliche Tiefe hatte. Aril unterdessen stromerte umher, bückte sich hier und da um unterschiedliche Sachen aus dem Gras zu klauben, die dort hingeraten waren. Hier ein kullernder Apfel, da ein dritter Holzbecher, dessen Herkunft sie nicht genau kannte. Schließlich war Glandis das Loch anscheinend tief genug und sie kehrte zum Feuer zurück. Dort machte sie sich am Fleisch zu schaffen und ohne Aril genauer anzusehen fragte sie, wie aus heiterem Himmel: »Wie kommst du darauf, dass wir länger dort bleiben?«

    Die Adlige konnte sich denken, dass die Elfe erst einmal darüber nachgrübeln musste - und tatsächlich war ihre Antwort nicht einfach. Sie wollte es gerne schnell und leicht haben, nur zu gerne! Doch es war alles andere als wahrscheinlich, dass es so kommen würde. Aril zog eine Grimasse.
    "Weißt du, Glandis," begann sie zögernd, weil sie eigentlich nicht zu viel reden wollte, aber es doch irgendwie erklärt werden musste, "Wenn deine und Gwess' Verletzung nicht gewesen wären, wäre hier alles viel schneller gegangen. Ich meine damit nicht, dass sich jemand in Ostagar verletzten wird - aber es kann passieren. Nicht damit zu rechnen wäre doch leichtsinnig - wir wissen, dass wir zu einem Ort gehen, den die Brut niedergewalzt hat. Die Sache ist die," sie blickte der Elfe in die Augen weil sie sichergehen wollte, dass sie diesen wichtigen Punkt verstand, "gerne können wir so schnell wie mögilich wieder von dort weg. Aber ich willl ganz, ganz sicher sein, dass ich meinen Bruder nicht übersehen habe. Wie will man ihnen an einem Ort wie diesem" sie deutete vage Richtung SChlachtfeld, "zweifelsfrei finden?"

    Sie pausierte kurz und setzte dann hinzu. "Ich verspreche dir, sobald das eine oder das andere erwiesen ist, folge ich dir bereitwillig wohin auch immer du vorschlägst zu gehen." Was das eine oder andere ist, das wollte sie nun wirklich nicht erläutern...
    Auch nicht, dass ihre jetzige Verweildauer am Flussbaum und somit in der Nähe des Flüchtlingslagers ja ausschließlich durch ihre und von Gwess Verletzung bestimmt worden war. Wenn reisefähig, wären sie sofort nach dem Finden der Botschaft aufgebrochen. Und warum sollte das in Ostagar nicht genau so sein, wenn der Bruder nicht mehr dort war? Aber sie würde es ja erfahren, warum Aril so dachte.
    Fawks ist offline
  7. #227
    Deus Avatar von VRanger
    Registriert seit
    Dec 2010
    Ort
    Alte Militärbasis
    Beiträge
    25.990
    vorheriger Post: Oh! ~ Antwort von: Aril

    Glandis | Am Flussbaum • Nun denn

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Logik folgte auf Logik. Ihre Frage nach der Zeit in Ostagar beantwortete Aril aus einer nüchternen Situationsanalyse heraus: „Aber ich will ganz, ganz sicher sein, dass ich meinen Bruder nicht übersehen habe. Wie will man ihnen an einem Ort wie diesem … zweifelsfrei finden?“ Sie hatte ihre Erklärung unterbrochen und zeigte dabei in Richtung Schlachtfeld. Glandis nickte zuerst. Sie hatte nicht vermutet, dass so eine Antwort folgen würde. Irgendwie war sie überrascht. Doch auf der anderen Seite wiederum nicht. Sie ordnete ihre Gedanken und sagte dann: »Das ist ein guter und berechtigter Hinweis.« Sie schwieg eine Weile und dachte nach, wie sie es wohl am besten formulieren konnte. Doch eigentlich war es ja, egal wie sie es aussprach. Denn sie verstand nicht, dass es ein Ansatz ohne Hoffnung war. Das war auch für sie das Besondere an der Antwort gewesen und darum war sie überrascht. So fragte sie eher, als dass sie etwas sagte: »Aril, wie kommst du darauf, dort ein Schlachtfeld zu finden? Ich hatte von Ostagar zu vor nicht viel gehört und auch du warst ja im Überlegen, wie der Weg dort hinzufinden wäre. Erst nach dem Entdecken der Karte in dem Gebäude des Kommandanten war doch für uns beide klar, wo wir hin müssen.« Dann tat sie einen Schritt zum Reh und prüfte es. Es war tatsächlich alles so, wie es sein musste. Dann ging sie zurück zu ihrer Begleiterin und erklärte:

    „Ich kann gut verstehen, dass man mit Vorsicht in ein neues Gebiet reitet. Doch wir waren uns ja auch einig, dass wir unterwegs nach den obligatorischen Wachpunkten Ausschau halten wollten. Wegen Proviant, wegen Nachrichten und möglichen Botschaften. Nehmen wir mal an, wir kommen dort an, es ist eine Garnison vorhanden und dein Bruder dort. Das wäre doch wunderbar?“ Sie schaute zu Aril, die keine Mine verzog. Vermutlich spielte sie auch in Gedanken die möglichen Varianten durch. »Es kann auch sein, dass am ersten Punkt, den die abreisenden Truppen eingerichtet hatten, wir erfahren: „Ostagar ist gefallen!“« Immer noch schien Aril keine Regung zu zeigen. »Ob sie zuhörte«, fragte sich die Dalish. Wie dem auch war, Glandis wollte die ultimative Konstellation ansprechen und so sagte sie: »Aril, ich werde trotzdem mit dir da hingehen, wenn du es willst. Denn ich schulde dir was.« Dann lies sie ab von der jungen Kriegerin, die scheinbar mit sich und ihren Gedanken zu tun hatte.

    Sie begann das Fleisch zu zerteilen. Sie legte die guten Stücke in Blätter von einem Baum, den sie in der Nähe der Waldgrenze gefunden hatte. Es war einer dieser Bäume, die schnell im Jahr einen guten halben Meter in die Höhe gehen und sehr große Blätter sein eigen nennen. Sie packte das Fleisch portionsweise auf die Oberseite dieser lang gestielten, matt dunkelgrünen Blätter. Es würde so reichen müssen, aber es war in Ordnung. Einen Teil legte sie für das Abendessen zusammen. Doch die Knochen wie sonst mit einem Messer von den Fleischresten säubern, das tat sie nicht. Es war mehr als genug an Fleisch vorhanden. Sie seufzte. Denn es war nicht ihre Art so mit der Nahrung umzugehen. Aber es musste sein. So schaffte sie die Knochen von beiden Tieren zu der Grube und war diese hinein. Ein wenig von der ausgehobenen Erde schippte sie mit der Schaufel darüber. Doch das war reine Vorsicht.

    nächster Post: Wer sucht wen?
    VRanger ist offline Geändert von VRanger (12.01.2017 um 14:13 Uhr) Grund: verlinkt
  8. #228
    Grisha Avatar von Emerahl
    Registriert seit
    Nov 2007
    Ort
    Ravka
    Beiträge
    32.205
    Patrick

    Logan

    Vanitas

    [Bild: SPdKUSfYhFaizah_Ava.jpg]

    Was führt eine so seltsame Truppe hier nach Highever?“, fragte sie unverblümt. „Versteht mich nicht falsch, jeder Feind der Howes“, sie nickte zu den Erschlagenen: „…ist mir sympathisch. Aber ihr seht nicht wie das Volk aus, dass sich gewöhnlich auf unseren Straßen aufhält.“. Vanitas übernahm die Erklärung, dass die drei eher zufällig zusammen gefunden hatten und dass eine Meinungsverschiedenheit zu dem Kampf geführt hatten. Ja, so kannte man es auch nennen. "Allerdings wird sich eine eventuelle Verstärkung wohl nicht für Beweggründe interessieren, deswegen schlage ich vor nicht länger als nötig zu rasten, eventuelle Leichenfleddereien zügig durchzuführen und dann weiter zu ziehen. Auf jedenfall habe ich vor es so zu handhaben." Mit diesen Worten wandte er sich an Faizah und den Magier, bevor er sich wieder der anderen Kriegerin zuwandte. Faizah verdrehte die Augen. „Oh, keine Sorge, Süßer. Wenn ich hier erst mal fertig bin, wird man hier nichts mehr vorfinden. Und mit Nichts meine ich wirklich gar nichts“, flötete Faizah. Dann lachte sie hart. Ja, sie hatte so ihre Mittel und Wege, Tatorte auszulöschen.

    Ohne eine weitere Antwort ihrer drei momentanen Gefährten abzuwarten, beugte sie sich zu den Taschen der Soldaten, die nahe am Feuer lagen und durchsuchte sie akribisch. Mehrere Beutel mit Münzen wanderten in ihre Taschen, ebenso den ein oder anderen Edelstein. Vielleicht würde sie die Beute auch nachher teilen. Mal schauen. Ein paar Beutel mit den verschiedensten Kräuter steckte sie ein, ebenso ein paar Fläschchen, die mit verschiedenen Flüssigkeiten gefüllt waren. Später würde sie diese genauer untersuchen. Bestimmt war das ein oder andere dabei, was sie gebrauchen konnten.

    Ihr fiel eine Ledermappe in die Hände, die gefüllt mit mehreren Blättern war. Neugierig geworden setzte sich Faizah im Schneidersitz ans Feuer, öffnete die Mappe und begann sie durchzublättern. Allerdings schienen sie in einer Art Geheimcode geschrieben zu sein, welchen sie auf Anhieb nicht entschlüsseln konnte. Es würde wohl einige Zeit in Anspruch nehmen. Wenn doch ihr Gildenmeister da wäre. Er könnte ihr sagen, wer ihr bei der Entschlüsselung behilflich sein konnte.

    Nachdenklich blickte sie zu der anderen Frau, die im Gespräch mit den beiden Männern stand. „Heh, kommt mal her!“, rief sie und winkte die Frau zu sich, als sie ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. „Diese Mappe mit den Dokumenten habe ich in der Tasche dort gefunden. Diese scheinen so wichtig zu sein, dass sie verschlüsselt sind. Aber schaut, hier steht der Name Cousland. Ist das nicht der Teyrn, durch dessen Dorf wir gereist sind?“ Der letzte Satz galt Vanitas. „Zumindest hätte es das Gebiet von ihm sein sollen laut meinen Informationen.“
    Emerahl ist offline
  9. #229
    Legende Avatar von Annalena
    Registriert seit
    Oct 2011
    Ort
    Oberlausitz (Sachsen)
    Beiträge
    7.938
    Darius

    [Bild: Sarah_klein.png]
    Im Buch seiner Mutter stand mehr über dieses Heilwasser? Sarah blinzelte erstaunt bevor sie dem Mann folgte. Aus den Augenwinkeln sah sie wie er sich an den Tisch setzte, doch sie beachtete ihn nicht als sie hastig nach dem Buch griff um darin zu lesen. Kaum hatte sie das Buch geöffnet grummelte ihr Magen und Sarah fiel ein, dass sie noch nichts gefrühstückt hatte. Sagte Darius nicht auch etwas davon, dass er etwas essen wollte?

    Widerwillig legte sie das Buch weg bevor sie aus den Vorräten ein schnelles Mahl zusammenstellte. Das Mahl, welches aus Brot, Wurst, Honig und Milch bestand, stellte sie auf den Tisch zusammen mit Tellern, Bechern und Besteck. „Sobald wir fertig gegessen haben, werde ich mir Eure Wunden anschauen.“

    Unbeeindruckt von seiner Nacktheit schlang sie hastig ihre Mahlzeit hinunter und schaute immer wieder sehnsüchtig zu dem Rezeptbuch von Darius‘ Mutter. Sarah konnte ihre Augen solange vom Buch losreisen um dem Mann ihr gegenüber ein oder zwei Fragen zu stellen. „War Eure Mutter eine Heilerin? Wie lange war sie schon Heilerin? Ist es wirklich in Ordnung ihr Buch zu lesen?“
    Annalena ist offline
  10. #230
    Legende Avatar von Annalena
    Registriert seit
    Oct 2011
    Ort
    Oberlausitz (Sachsen)
    Beiträge
    7.938
    Ayden

    Arwan

    [Bild: Char_Yonice.png]
    Ayden sagte nichts und Yonice war dankbar, dass er ihr ein paar Minuten gab um ihre Gedanken wieder zu ordnen. Darüber zu reden hatte doch einiges in ihr aufgewühlt, nicht nur ihre plötzliche Blindheit sondern besonders der Verlust ihres Gemahls und ihres Kindes.

    "Muss weg, muss weg! Keine Zeit, kann nicht bleiben!"

    Arwans plötzlicher Ausbruch lies Yonice zusammenzucken und sie neigte den Kopf als sie hastige Schritte vernahm, die sich von ihr entfernten. „Arwan?“ Ihre Frage kam zögerlich, doch als sie keine Antwort bekam, begann sie sich zu sorgen. Waren die hastigen Schritte von ihrem jungen Begleiter? Warum war er weggelaufen? Vorsichtig stand sie auf um ihm zu folgen und erstarrte als ihr bewusst wurde, dass sie keine Ahnung hatte wohin er gelaufen sein konnte. Sie wollte sich gerade an Ayden wenden, als sie plötzlich eine fremde Stimme, dem Klang nach einer älteren Dame, vernahm.

    „Es ist nicht oft, dass wie hier in unserem kleinen Dorf Besucher haben und noch ungewöhnlicher ist es, dass dieser Besucher eine Qunari ist.“ Die Stimme schwieg einen Moment bevor sie fortfuhr. „Ah, ich sollte mich vorstellen. Ich bin die Ehrwürdige Mutter Katrine, darf ich nach Eurem Namen und dem Grund für Euren Aufenthalt in unserem beschaulichen Ort fragen?“

    Yonice war geschockt, dass sie von der Ehrwürdigen Mutter persönlich angesprochen wurde. Ihre Stimme klang jedoch freundlich und sie hatte nicht diesen arroganten Unterton an sich, den sie sonst von den meisten Mitgliedern der Kirche gewohnt war. „Mein Name ist Yonice, Ehrwürdige Mutter. Der Grund meines Aufenthaltes ist… nun, es ist ein wenig kompliziert… ich…“ Die junge Qunari stockte als ihre Emotionen sie wieder zu überwältigen drohten. Innerlich fluchte sie, nur ein wenig, über ihre Schwäche. Sie war eine Kriegerin und Emotionen sollten sie nicht so leicht überwältigen können. Yonice wandte sich in die Richtung, in der sie Ayden vermutete, um ihn mit dieser Geste um Unterstützung zu bitten. Er war sicherlich besser in der Lage der ehrwürdigen Mutter ihr Dilemma zu erklären. Ihr wurde auch bewusst, warum Arwan fortgelaufen war und sie hoffte, dass er in Sicherheit war und sie ihn später wiederfinden würde.
    Annalena ist offline
  11. #231
    Legende Avatar von RainStorm
    Registriert seit
    Jul 2014
    Ort
    Ja
    Beiträge
    7.482
    Sarah

    [Bild: DariusTruhnfal.png]

    Langsam begann Darius das von Sarah aufgefahrene Mahl zu essen. Als er von der Milch kostete stellte er fest das diese nicht mehr lange halten würde. "Ist noch viel Milch da?" fragte er die junge Frau "Spätestens übermorgen ist sie nämlich schlecht." Mit gesundem Appetit aß er weiter.

    „Sobald wir fertig gegessen haben, werde ich mir Eure Wunden anschauen.“

    Darius sah an sich herunter und erst jetzt wurde ihm bewusst das er nackt am Tisch saß. Er erhob sich und tappte vorsichtig zu seiner Schlafstelle um sich eine Decke zu holen die er um sich schlang. Dann tappte er wieder zurück zum Tisch.

    Amüsiert beobachtete er Sarah die kaum ihren Blick von dem Rezeptbuch abwenden konnte. „War Eure Mutter eine Heilerin? Wie lange war sie schon Heilerin? Ist es wirklich in Ordnung ihr Buch zu lesen?“

    "Ja, schon lange und nochmal ja" antwortete er grinsend und bevor Sarah etwas sagen konnte fuhr er fort "Ja, Mutter war unsere Heilerin. Sie hat die Heilkunst von Klein auf bei ihrer Mutter gelernt. Großmutter war Schamanin bei einem Chasind-Stamm. Ich bin also ein halber Chasind-Barbar. Und ja, es ist in Ordnung wenn du ihr Buch ließt"
    RainStorm ist offline
  12. #232
    Grisha Avatar von Emerahl
    Registriert seit
    Nov 2007
    Ort
    Ravka
    Beiträge
    32.205
    Samira

    Lana

    [Bild: LgOdRa55ur9EidBastien_Avatar.jpg]

    Widerstreitende Gefühle herrschten in Bastien. Einerseits wollte er seine Sachen packen und so viel Raum wie möglich zwischen diese beiden unterschiedlichen Frauen und dem Geschehen hier bringen. Doch auf der anderen Seite spürte er zum ersten Mal seit Ewigkeiten ein Beschützergefühl. Dies hatte er zuletzt bei seiner Schwester gefühlt, als sie beinahe entehrt wurde. Als Samiras Wangen sich so röteten, erinnerte sie ihn ganz stark an seine kleine Schwester. Auch sie war so unschuldig gewesen. Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben. „Ich lasse es nicht zu, dass so etwas wieder passiert“, murmelte Bastien vor sich hin, nicht bemerkend, dass er laut gedacht hatte.

    Nun wandte er wieder seine Aufmerksamkeit Lana zu. „Trink endlich!“ wiederholte er ein ums andere Mal. Und endlich geschah es, Lana schluckte die Flüssigkeit. Bastien beobachtete, wie Lana ihren Panzerhandschuh auszog und ihre Hand auf ihre schlimmste Wunde presste. Unter ihrer Hand breitete sich ein blauweißer Schimmer aus. Er schaute fasziniert zu. Manchmal war ihm die Magie etwas unheimlich, doch verachtete er keine Magier. Heilmagie würde er jedoch gerne selbst nutzen können. „Wasser!“ hörte er nun die Elfe krächzen. „Lana, beruhigt Euch! Ihr seid noch geschwächt!“ Ihm widerstrebte es, so freundlich zu der Elfenmagierin zu sein, war sie doch selbst nicht so freundlich gewesen. Aber er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Unschuldigen und Schwachen zu beschützen und dazu gehörte im Moment auch die Elfe, ob sie beide wollten oder nicht. So biss er die Zähne zusammen, bis sie knirschten, nahm erneut den Helm und stapfte zum Bach hinunter.
    Emerahl ist offline
  13. #233
    Deus Avatar von VRanger
    Registriert seit
    Dec 2010
    Ort
    Alte Militärbasis
    Beiträge
    25.990
    vorheriger Post: Ein weiterer Vorschlag Antwort von Arwan und Yonice

    Ayden Le Brun • Ein kleines Dorf bei Lothering • Ein Vorschlag für einen Handel

    [Bild: Ayden_VR.png] „Ich danke Euch für Eure Worte, doch ich werde auf keinen Fall Euer Gold annehmen.“, hörte der junge Mann von der blinden Qunari. Weiter sagte sie noch: „ ch … versteht mich nicht falsch, Ayden, ich bin Euch dankbar, doch ich kann kein Gold von Fremden annehmen, nicht ohne Gegenleistung. Das würde gegen meine Ehre verstoßen … ich hoffe, Ihr versteht das … ich wollte Euch nicht beleidigen … wirklich nicht.“ Sie hatte es gut gemeint, das wusste Ayden. Doch trotzdem musste er schlucken. Es war schon eine verrückte Zeit. Denn sein mit Würde und Bedacht angebotenes Geld als möglicherweise nicht ehrenvoll zu bezeichnen hatte etwas. Aber er kannte die Qunari zu wenig, um ihre Bräuche zu verstehen. Weiterhin kam ihm seine Erziehung zugute. Denn er blieb äußerlich gelassen und sagte nichts. Aber es wühlte in ihm. Denn er war auf der Suche nach einem Auftrag quasi über die derzeit blinde Kriegerin und ihren scheinbar doch in sich unsicheren Begleiter gestolpert. Seine spontane Hilfe war nicht so richtig willkommen. Zu dem hatte jeder der beiden doch einen richtigen Dickkopf. Die eine wollte mit Macht Kriegerin sein, was nicht zu verdenken war, doch es fehlte an der körperlichen Voraussetzung und der andere …

    Wie er das so in seinem Kopf versuchte zu ordnen, geschah etwas, dass diese Gedankenkette reißen lies. Denn ihr Begleiter stand auf, schaute sich um, als wenn er sich vergewissern müsste und sagte dann relativ hastig: »Muss weg, muss weg! Keine Zeit, kann nicht bleiben!«

    Ayden Le Brun konnte nichts tun. Er sah ihn nur rennen. Doch sein seine geschulte Aufmerksamkeit zwang ihn sich von dem Rennenden zu lösen. Denn es musste einen Grund für das Reißaus geben. Etwas hatte Arwan so erschreckt, dass er seine Robe raffte beim Rennen. Die Qunari sagte zuerst nichts zu dem Ausreißversuch. Ayden war sich auch nicht sicher, was sie aufgrund ihres Zustandes davon mitbekommen hatte. Dann fragte sie „Arwan?“, jedoch verhallte die Frage ohne Antwort.

    Denn Ayden versuchte zu ergründen, was ihren Begleiter so hochgeschreckt und zu solch einer Flucht veranlasst hatte. Dann sah er eine Frau in der Tracht einer ehrwürdigen Mutter auf sie zu kommen. Er stand instinktiv auf, zumal er eine ältere Frau vor sich hatte. Gleiches tat auch Yonice. Er beschloss zu schweigen. Denn es waren ihre Augen, die getroffen und ihre Seele, die geschunden worden war. Deshalb sollte sie das erste Wort haben. Wenn es gut lief, würde sie sagen, um was es ging. Handelte er vorschnell, dann konnte die Möglichkeit für die Qunari etwas zu tun auch verstreichen, wie ein Wimpernschlag. So verbeugte er sich nur vor der älteren Frau, führte jedoch dabei seine rechte Hand zur Brust. Doch es kam anders. Die als Erste sprach, war die ehrwürdige Mutter.

    »Es ist nicht oft, dass wie hier in unserem kleinen Dorf Besucher haben und noch ungewöhnlicher ist es, dass dieser Besucher eine Qunari ist … Ah, ich sollte mich vorstellen. Ich bin die ehrwürdige Mutter Katrine, darf ich nach Eurem Namen und dem Grund für Euren Aufenthalt in unserem beschaulichen Ort fragen?«

    Ayden war aufgefallen, dass die Frau bei dem Wort Qunari eine Pause beim Sprechen eingelegt hatte. Er hatte aber keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Denn Yonice antwortete tatsächlich: „Mein Name ist Yonice, Ehrwürdige Mutter. Der Grund meines Aufenthaltes ist … nun, es ist ein wenig kompliziert … ich …“ Er spürte ihre Suche nach Halt und Stabilität. Sie hatte zwar ihr Schwert wieder, doch das war keine Stütze. Eine Bewegung gleich einer Geste von Yonice deute er als Zeichen, dass er die Situation erklären sollte. Doch es war schwierig und für lange Überlegungen war keine Zeit. So beschloss er sich auf den für ihn wichtigsten Punkt zu konzentrieren und nicht zu viel zu sagen. Dann sprach er:

    »Ehrwürdige Mutter ihr kommt zur rechten Zeit und ich freue mich euch hier zu wissen. Ich bin Ayden Le Brun und hatte gerade den Auftrag an der Anschlagtafel lesen wollen, da …« Er ärgerte sich, denn er wollte es flüssig vortragen, doch er benötigte die Luft, um nachzudenken. »… entschuldigt, es war bis eben sehr turbulent, zumindest für den Ort und für meinen Geschmack. Deshalb möchte ich euch einen Handel vorschlagen. Yonice und ihr Begleiter …«, er wollte ihn erwähnen und er musste es. Denn lügen wollte er nicht und es würde den vermutlich geschärften Sinnen der ehrwürdigen Mutter nicht entgehen, dass eine mit Blindheit getroffene Kriegerin nicht allein in ein Dorf kommt. Und es war nicht sicher, wie lange sie das Treiben hier schon beobachtete. »…, der sich auf die Suche nach einem Heiler aufgemacht hat, weil der hiesige wohl nicht vor Ort ist, hatten sich auch für den Auftrag interessiert. Helft der Qunari, in dem ihr wenigstens eine Untersuchung ihrer Augen durchführt. Sie wurde nach ihrem Berichten an einem Baum geschleudert, verlor das Bewusstsein und kann seit dem nicht mehr sehen. Wir werden im Gegenzug nach den Kindern suchen und versuchen sie zu finden.«

    Dann stockte er. Denn das was er jetzt sagen würde, war nicht abgesprochen, aber er wollte es tun. Und so sprach er weiter: »Wir werden dafür auf das ausgeschriebene Handgeld verzichten.« Er schaute sie aufrichtig an und wiederholte mit fester Stimme: »Ehrwürdige Mutter helft Yonice und wir werden die Kinder suchen gehen. Darauf mein Wort als Ritter, für den das Wohl von Ferelden an oberster Stelle steht.« Dann verneigte er sich und war sich nicht sicher, ob das Letzte zu viel des Guten war, aber es war ihre einzige Chance und er war gespannt, ob Yonice die Hilfe, wenn angeboten, auch annehmen würde.

    VRanger ist offline Geändert von VRanger (04.05.2017 um 11:54 Uhr) Grund: verlinkt
  14. #234
    Ehrengarde Avatar von Deeman
    Registriert seit
    Jul 2012
    Ort
    Nicht hier
    Beiträge
    2.668
    Gerald

    Feia

    [Bild: Kopie_von_Qunari_DA.jpg]
    "Sei still, Schlampe!" brummelte der dickliche Orlaisianer während er versuchte seinen Griff um den zierlichen Elfenkörper zu festigen. Völlig außer Acht was um ihn herum passierte, war er darauf aus das arme Mädchen auf sein Zimmer zu nehmen und mit seinen ekelhaften Griffeln zu schänden. Das lüsterne Gekicher, aber auch das Gezeter des Mädchens, verstummten als sich ein breiter Schatten über beide legte. Die leuchtenden gelben Augen stachen aus dem Dunkel der Kapuzenhaube hervor. Der Orlaisianer war schon im Begriff sein Schwert zu ziehen, doch bevor dies passieren konnte, spürte er schon eine Pranke in seinen Genick und kurz darauf spürte er wie sein Gesicht direkte Bekanntschaft mit der Häuserwand machte. Das Blut schoss umher und die Wand wurde von einem lieblichen Orlairot geziert. Der Aufprall unterdrückte den Schmerzensschrei des Mannes. Katash ließ aber nicht von ihm ab, er packte den Mann erneut und schob ihn die Wand empor. "Sprich, wo sind deine Landsmänner?" tönte es vom gehörnten Riesen, dramatisch begleitet vom Himmelsgrollen über ihnen. "Ich hab keine Ahnung wovon du redest!", der Griff wurde mit jeder Antwort fester. "Wo ist der zerbrochene Krug?" fragte Katash weiter in seiner ruhigen, bedrohlichen Art. Doch der Mann erstickte nur noch am festen Griff und wohl auch an den Verletzungen die er von dem Angriff erlitt. "Zu schade aber auch..." brummelte der Riese nur noch. Verächtlich ließ er den Mann in den Schlamm fallen der sich mittlerweile aus dem festen Boden entwickelte. Es sollte eine ganze Weile dauern bis man ihn in dieser Gasse entdecken sollte.

    "Ich..ich.." immer noch leicht wimmernd und wohl auch vom Gewaltakt geschockt, meldete sich das Mädchen zu Wort, nun richteten sich die gelben Augen des Riesen auf sie. Diese Gebärde machte es dem armen Ding nicht gerade leichter und sie zuckte zusammen. "Der Krug, ich weiß wo der ist..." stotterte sie dann mehr oder weniger in einem vollen Satz. "Dort ist mein Zimmer...für meine Arbeit" der schamvolle Blick sprach mehr als tausend Worte. Sie war wohl tatsächlich als Hure tätig. Sie blickte runter zum mittlerweile toten Orlaisianer, eine Mischung aus Verzweiflung und Erleichterung konnte man in ihren Augen finden. "Er..." deutete sie mit einem Finger auf ihn "...war der Bruder meines Herren! Jetzt ist er tot! Was mache ich jetzt!" nun war es die pure Panik und sie zitterte immer mehr. Katash schnaubte "Er tatscht dich nicht mehr an, wo is das Problem?". Die Elfe schaute zu ihm hoch "Mein Herr wird mich umbringen!". Der Riese seufzte genervt. "Was hälst du davon diese Geschichte einfach zu verschweigen, he? Hier ist niemand der euch gesehen hat, mach halt auf unwissendes Dummchen" schlug der Kossith vor, er stellte es sich natürlich sehr einfach vor. "Und wenn du unbedingt Gold brauchst, zeig mir diese Taverne" zur Verdeutlichung wedelte Katash mit einem kleinen Goldbeutel vor ihrer Nase. Nach kurzem Nachdenken nickt sie. Ohne weitere Umschweife führte sie den Kossith durch ein paar Gassen und Wege. Die Stadt war mittlerweile nur noch ein feuchtes dunkles Grau, es war nass und kalt. Der Wind fegte durch die engeren Gassen und erinnerte an ein Heulen von Wölfen. "Wie heißt du, Mädchen?" fragte er zwischendurch. "Laria" antwortete sie. Das war auf die einzige Plauderei die unterwegs stattfand. So standen sie vor der Türe, Katash überprüfte das Erscheinungsbild und nickt zufrieden. Laria verschwand bereits in die Taverne und Katash schritt mit schweren Schritten hinterher. Das Innere der Taverne war lauschig warm und gut gefüllt. Hauptsächlich Menschen, ein paar Zwerge und einige Elfen, die mehr oder weniger schüchtern da saßen waren zu sehen. Das Gerede und Getuschel verstummte als Katash an die Theke trat. Alle Blicke hefteten sich auf den Kossith. Katash spürte dass er hier richtig war. Ob es alles Orlaisianer sind? Er bestellte sich einen großen Krug beim Wirt, jener blickte auch recht ungläubig drein und brauchte einige Momente um zu realisieren dass dort ein recht seltener Gast stand. Doch das Geschäft verlief ohne große Probleme. Katash bekam seinen Rum und suchte sich einen Platz am Rande der Gesellschaft, in einer der dunkleren Ecken, dort wo er natürlich rein zufällig den ganzen Raum im Blick hat. Direkt neben der Theke führte zudem eine Treppe in die obere Etage. Vermutlich war das Mädchen dorthin verschwunden. Von der anderen Elfe die sich Feia nannte war jedoch nichts zu sehen "War wohl nen Reinfall..." murmelte er leise vor sich hin und beobachtete das Geschehen in der Taverne.
    Deeman ist offline
  15. #235
    Ritter Avatar von Khardim
    Registriert seit
    May 2009
    Beiträge
    1.033
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    [Bild: Fafnir.klein.jpg]
    Amüsant wie viele Oberflächler annahmen, das sich Zwerge alle untereinander kannten, obwohl die Annahme nicht komplett ins Leere ging. Vor allem die Oberflächenzwerge die als Händler arbeiteten, waren hervorragend vernetzt und bei Gesprächen bekam man leicht den Eindruck das sie jeden zweiten Zwerg an der Oberfläche schon mal getroffen hatten. Diese Gemeinschaft war allerdings von Vorteil, konnte man sich so doch gegenseitig helfen und gemeinsame Interessen vertreten. In vielen großen Städten hatten Zwerge schon ihre eigenen Viertel geschaffen, welche allerdings anders als die Gesindeviertel der Elfen nicht Armut ausstrahlten, sondern Wohlstand und Behaglichkeit. "Nein ich kenne den Besitzer dieser Taverne nicht und bis gerade wusste ich auch nicht das er Borin heisst. Wir Zwerge kennen uns nicht alle persönlich und bisher war ich noch nie in dieser Gegend gewesen.", erklärte Fafnir mit einem amüsierten Lächeln um zu zeigen das er von der Annahme nicht beleidigt war. "Was mich in diese Region des Landes führt, hat viele Gründe aber wenn ich es zusammenfassen müsste, nun dann könnte man sagen das mich auf meine alten Tage das Reisefieber gepackt hat. Ich will die Zeit nutzen um noch etwas von der Welt zu sehen, bevor mich mein Alter endgültig einschränkt und dies verhindert. Ein konkretes Ziel habe ich allerdings nicht, tatsächlich war ich gerade am sinnieren wohin ich mich wenden soll, bevor ihr mich angesprochen hattet.", erklärte der Zwerg freundlich und nahm einen kurzen Schluck aus seinem Krug. "Und ihr? Ihr sagtet ihr wolltet morgen abreisen, wohin soll euch eure weitere Reise führen?"

    [Bild: Maeyaalinh_avatar.jpg]Maeya’alinh erwiderte das ehrliche Lächeln des Zwerges. Fafnir machte einen sehr sympathischen Eindruck und hatte eine wohlgeschliffene Ausdrucksweise, die man den Angehörigen seines Volkes nicht immer zutraute. Sie nahm einen Bissen von ihrem Brot und überlegte. Sie hatte das Reisen in Gemeinschaft in den letzten Tagen sehr zu schätzen gewusst. Sie würde ihren Weg zwar auch allein fortsetzen, aber warum so, wenn es auch anders ging? Sie konnte nicht übersehen mit welcher Regelmäßigkeit ihr seit kurzem neue Leute über den Weg liefen und sie für kurz oder lang begleiteten. Nach Jahren des einsamen Wanderns und nur wenigen Worten mit Fremden schien es der Elfe so, als wolle der letzte Abschnitt ihres Weges sich deutlich von den anderen absetzen. Und warum sollte sie sich sperren, wenn er ihr so doch die Gelegenheit gab so angenehme Gespräche wie dieses zu führen.
    ,,Ich werde..“, setzte sie an, wobei einige Brotkrümel wenig elegant aus ihrem Mund rieselten. ,,..nach Süden weiterziehen. Ich will an den Rand der Korcari-Einöde.“

    Ihr entging nicht das kurze Heben der Augenbrauen, mit dem Fafnir auf ihre Erklärung reagierte. Sie wusste, was die meisten von der Wildnis gehört hatten und wusste ebenso, dass manches davon mit Absicht in Umlauf gebracht wurde, um den Landstrich ungastlicher wirken zu lassen, als er war. Sie selbst war schon zu weit gereist und hatte zu viele ungastliche Ländereien durchwandert, um sich davon abbringen zu lassen nun auch noch diese aufzusuchen. Maeya’alinh rechnete nicht mit Problemen und falls sie sich doch irren sollte, würde sie sich zu behaupten wissen. Wie immer.
    [color=#0099cc],,Wenn Ihr noch kein Ziel für eure Wanderschaft habt und das Reisefieber so in Euch glüht wie Ihr sagt, könnt Ihr mich gern begleiten. Es ist ein langer Weg und etwas Gesellschaft werde ich gewiss nicht verschmähen.“[/color, fuhr sie fort. Fafnir machte einen soliden Eindruck und schien ein angenehmer Gesprächspartner zu sein. Für die Elfe war damit alles geklärt und lächelnd biss sie ein weiteres Mal von ihrem Brot ab.



    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Ein kalter Wind schlug dem Templer hart entgegen und raubte ihm fast den Atem. Kilian stand am oberen Ende der schroffen Klippenkante, das Gesicht zum sturmgrauen, aufgepeitschten Meer gewandt. Trotz der heftigen Böen schaukelte der kleine Flakon an seiner Silberkette kaum, während Kilian ihn vor sich hielt und grübelnd anstarrte. „So ein kleines Ding“, murmelte er. Das Blut waberte in seinem Inneren, wie die dunkelrote Miniatur des Wolkenhaufens, der sich dort über dem Meer zusammentürmte. „Hauptmann!“ Kilian zuckte zusammen. Er schaute sich um und spürte die Blicke der anderen beiden Männer auf sich lasten. „Ja!“, rief er an niemand bestimmten gerichtet. Noch einmal schaute er das Phylakterion an. Auch Saskias Leben war an ein ähnliches Gefäß gebunden. Er hatte schon viele Phylakterien gesehen, hatte sie selbst benutzt. Er kannte ihre Macht, kannte die Gewalt, die sie auf die Magier ausübten und auch die Schrecken in den Augen jener, die erkannten, dass die Templer ein Teil ihrer selbst besaßen und dass sie niemals wirklich frei sein würden. Er hatte sie gesehen und sich doch nie wirklich Gedanken um ihre Bedeutung für die Anderen gemacht. Für einen Templer waren sie ein Werkzeug, nicht unähnlich dem eigenen Schild. Der Wind peitschte Kilians Umhang, zerrte an seinen Haaren. Kilian wickelte das Phylakterion in Leder und steckte es zu den anderen Beiden in seine Tasche. Eines der Gefäße war, obwohl befüllt, kalt und starr. Die Flüssigkeit in seinem Inneren war wie zu Eis erstarrt. Zweifellos gehörte dieses Exemplar der toten Magierin von dem schiefgegangenen Überfall. Dass das Dritte Silas selbst gehörte, war mehr als unwahrscheinlich. Demnach musste noch immer ein Magier dem Willen des Maleficares unterworfen sein. Und das bedeutete, dass die Drei auf dem schnellsten Weg zurück zum Turm mussten. Nur so könnten sie den Letzten ausfindig machen und ihm ein Schicksal ersparen, dass schlimmer als der Tod war.
    Kilian stapfte den Weg zu den anderen Beiden hinab. Nun waren sie also zu Dritt. Das Versteck des Blutmagiers würde Ser Finans Grab werden. Nachdem sie Rafaels Phylakterion gefunden hatten und Ser Aldar davon abbringen konnten, das gesamte Labor in Brand zu stecken, hatte Kilian befohlen die markantesten Schriften und Symbole einzusammeln. Sie würden dem Orden als Beweise und Forschungsgegenstände dienen. Die Templer würden außerdem Leute entsenden, um das Labor nochmals zu untersuchen und sämtliche Gerätschaften einzusammeln. Ob Silas jedoch zurückkehrte blieb ungewiss, doch die Chance bestand. Daher mussten sie nun das vermeintlich Wertvollste retten. Aldar stand die Skepsis ins Gesicht geschrieben und auch Rafael schien der Gedanke zu missfallen, Artefakte des Blutmagiers zu bergen. Dennoch parierten Beide. Auf dem Rückweg hatten sie Ser Finas Gebeine aufgelesen. In stummer Übereinkunft hatten sie dann beschlossen seine Gebeine in einen provisorischen Sarg zu legen – eine lange Kiste, die Silas einst zum Transport gedient haben musste. Sein Schwert und seine Habe legten sie ihm bei, nur Finans Ring mit dem Templersymbol nahm Kilian für den Orden mit. Seine sterblichen Überreste schoben sie dann in die dunkelste Felsspalte, die außer entferntem Plätschern von Wassertropfen und Dunkelheit nichts kannte. Entweder würde der junge Templer nun dort ruhen oder seine Brüder würden ihn bei dem Aufsuchen des Labors finden und bergen.
    Auf die Pferde. Wir haben einen langen Weg vor uns.

    Die ersten Stunden ihres Ritts verbrachten die Männer mit Schweigen. Sowohl Rafael als auch Marius Aldarbrecht waren in das atavistische Verhaltensmuster gestürzt, sich gegenseitig mit provozierenden Gesten und hassgetränkten Blicken anzustacheln. Keiner der Beiden scheute den Kampf. Sie schienen ihn sogar zu begrüßen, obwohl Kilian sein Möglichstes tat um den brüchigen Frieden zu wahren, den er sich so hart erkämpft hatte. Zudem würde Rafael bei einer Auseinandersetzung mit dem Templer vermutlich den Kürzeren ziehen. Es war wiederum Kilians Pflicht, den Magier zu schützen und sein Verlangen das Schwert erneut mit Aldar zu kreuzen war angesichts der Wut des Mannes auf ein Minimum gesunken. Im Kampf blieb Hass ebenso gut wie Tapferkeit und noch einmal würde Aldar sich sicherlich nicht so leicht zurückdrängen lassen. Abgesehen von den Kopfschmerzen, die ihm die Situation bereitete, pochte Kilians Hand so stark als würde dort, wo die gesunden und die desolaten Finger sich mit einer klaffenden Spalte trennten, ein neuer Finger einer Knospe gleich heranwachsen. Dass er das Gefühl für den Ring- und den kleinen Finger vollständig verloren hatte, linderte den Schmerz kaum. Doch Kilian biss die Zähne zusammen, umfasste die Linke mit der Rechten und presste sie zusammen. Der Schmerz für den Moment, doch würde er bald zurückkehren.


    *

    Sie waren müde. Niemand sagte etwas, doch die Erschöpfung hing über den drei Reitern wie ein Fluch. Als sich Kilian endlich dazu hinreißen ließ, eine Rast anzuordnen, spürte er die Erleichterung der beiden Gefährten. Und ebenso wie die eigene. Natürlich bedeutete eine Rast, dass die beiden eingeschworenen Feinde einander erneut belauern konnten und zweifellos barg sie die Gefahr einer weiteren Eskalation. Die durch Kampf und Reise strapazierten Nerven aber würden den Weg zurück zum Turm ohnehin nicht ohne Pause aushalten. Die Sonne war schon zur Hälfte aufgegangen, der Tag brach an. Trotzdem lenkte Kilian die Pferde zu einer Gruppe kleiner Bäume, die das rasch ansteigende Gelände bestanden. „Wir rasten hier“, gab er den barschen Befehl, der keinerlei Widerworte zuließ. Die beiden anderen schwiegen und leisteten folge.
    Rafael und Aldar belauerten sich wie streitsüchtige Hunde über das kleine Feuerchen hinweg, dass sie geschürt hatten. Die drei Männer kauten auf ihrem kargen Reiseproviant, mehr aus Pflicht gegenüber ihren Leibern als aus Hunger. Schließlich drehte sich Rafael zur Seite, wickelte den Mantel um den Körper und nickte ein. Kilian und Aldar schwiegen noch eine Weile. Kilians Vertrauen in Aldar war noch immer nicht wiederhergestellt und so befürchtete er, der Templer könne in einem Anfall von Wut etwas Dummes tun. Etwas, das sein Schwert und einen schlafenden Magier miteinander verband. Also schlief Kilian nicht. Stattdessen drehte er den Ring, den er Ser Finan abgenommen hatte, zwischen den Fingern. Die kleine Insigne war von Zeit und Berührungen bereits stark abgenutzt. Ser Finan musste dieser Ring sehr viel bedeutet haben. Als die ersten Strahlen der Sonne durch das feine Blätterdach brachen, sah Kilian von dem Ring auf und zu Aldar hinüber, der ihn unentwegt anstarrte. „Ihr sagtet, dass Silas an dem Tod Eures Onkels Schuld sei. War er ebenfalls ein Templer?“ Die brennenden Strahlen einer hinter ihm aufgehenden roten Sonne umkränzten Ser Aldars Kopf und verlieh dem Templer ein noch düstereres Aussehen, als er ohnehin an den Tag legte.

    [Bild: Rafael_2.jpg][Bild: Marius_Avatar_2.jpg]
    Verdreckt, müde und mit düsteren Gesichtsausdrücken verließen sie die Tiefen Wege. Jeder von ihnen trug Instrumente und Schriften bei sich, die Silas für seine abscheulichen Experimente und Studien gebraucht hatte. Die verbotenen Bücher brannten Rafael förmlich in der Tasche und der Wunsch die Werke in der nächsten Felsspalte zu versenken schien unwiderstehlich. Der Hauptmann hatte klar angeordnet, dass einzelne Stücke sichergestellt werden müssten, aber der Magier wusste, dass aus diesen Büchern nur Schlechtes kommen konnte, dass allein ihre Anwesenheit im Zirkel Probleme machen konnte, die von Insubordination bis Revolution reichten. Es war ein Fehler. Es war ein Fehler und trotzdem schleppte er die dicken Folianten mit sich und fluchte halblaut in seinen unordentlichen Bart hinein. Seit sie auf Silas und seine Männer getroffen waren, war so ziemlich alles schief gelaufen, was hätte schief laufen können. Und nun hatte er diese pergamentenen Sprengladungen bei sich und einen irren Fanatiker im Rücken, der ihm am liebsten gestern als heute den Kopf von den Schultern nehmen würde. Die Rückreise zum Zirkel würde ein Alptraum werden. Rafael spuckte laut gegen einen der sturmumwehten Felsen, die den Weg hinab zum Strand rahmten.
    Kilian stand zum Meer gewandt und betrachtete die gefundenen Phylakterien. Er hatte den Grund für und das Ziel ihrer Reise an sich genommen, doch Rafael spürte nicht mehr den starken Zug zu dem winzigen Schmuckstück. Wo er vor kurzem noch ganz in den Bann geschlagen war von dem Anblick des dunklen Blutstropfens hinter Glas wünschte er sich nun nur noch, dass der Hauptmann seine Kontemplation beenden möge, auf dass sie aufbrechen konnten.

    ,,Hauptmann!“, rief Marius dem wie versteinert stehenden Templer zu. Seine Stimme verriet, dass auch er keine Lust hatte, sich weiter diesem Sturm auszusetzen. Es gab ohnehin keinen Grund mehr, sich noch länger hier aufzuhalten. Silas war geflohen, seine Schergen tot. Grimmig verzog der junge Templer das Gesicht. Wäre es nach ihm gegangen, hätte den Dämonenbeschwörer das gleiche Schicksal ereilt wie seine Lakaien und sein Hort der Finsternis stünde bereits lichterloh in Flammen. Stattdessen waren seine Taschen voll mit unheiligen Gerätschaften, die der natürlichen Ordnung widersprachen und er stand mit einem außer Rand und Band geratenem Magier und einem zauderlichen Hauptmann an der Küste eines nach Hund stinkendem Landes. Selten hatte er sich von seinem Eid so eingeschränkt, so an die Kette gelegt gefühlt wie in diesem Moment und er hätte immer noch schreien können vor Wut. Stattdessen versuchte er sich wieder und wieder die Regeln des Ordens und die Worte seines Großvaters in Erinnerung zu rufen, die einem Mantra gleich das Einzige zu sein schienen, was ihn davon abhielt die verbotenen Schriften zu vernichten und Marlov für seine Aufsässigkeit an Ort und Stelle zur Rechenschaft zu ziehen.
    Die Rückreise zum Zirkel würde ein Alptraum werden. Hinzu kam noch, dass er sich keine große Unterstützung vom hiesigen Kommandanten versprechen konnte. Wer Templer wie von Xerox zu Hauptmännern machte, konnte kein allzu strenges Regiment führen. Doch leider musste er sich irgendwo hinwenden und neue Kräfte und Mittel für seine Jagd auf Silas anfordern. Die gefundenen Phylakterien zeigten, dass die Machenschaften des Blutmagiers in vollem Gange waren und es mehr denn je notwendig war, ihn endlich zu erledigen. Jeder Tag den sie mit der Reise zum Turm verbrachten war einer, der ihm bei der Verfolgung fehlen würde und die dicken Bücher und schweren Geräte würden sie noch zusätzlich aufhalten. Es war ein Fehler, diese Werke mitzunehmen und trotzdem stand er nun in der Gischt des aufbrausenden Meeres und tat nichts Anderes als mit seinen Kiefern zu mahlen.

    Sie beluden die Pferde und ritten die Küste entlang nach Westen. Während ihrer Suche unter Tage war die Nacht vorübergegangen und hatte einem dunkelgrauen Tag Platz gemacht, der niederdrückend und schwer Regen vom Firmament auf sie niedergehen ließ. Niemand sprach ein Wort. Es war nichts mehr zu sagen und das, was Rafael und Marius einander zu sagen hätten wäre nichts als Gift für den brüchigen Waffenstillstand gewesen, den der Hauptmann geschmiedet hatte. Wieder und wieder maßen sie einander stumm mit Blicken, keiner bereit klein bei zu geben. Kilian wachte mit Argusaugen, doch ihnen allen hatte der Kampf viel abverlangt. Wer vermochte zu sagen, ob er imstande gewesen wäre, Magier und Templer voneinander zu trennen, wenn es zum Äußersten käme? Wer vermochte zu sagen ob die beiden überhaupt noch die Kraft hatten, einander an die Gurgel zu gehen?
    Nach mehreren fruchtlosen Versuchen hatte Rafael es aufgegeben, sich eine Pfeife anstecken zu wollen. Der Tabak nahm keinen Funken an und eine merkwürdige Unruhe der Finger ließ das Vorhaben für ihn schier unmöglich werden. Er stopfte seine Utensilien frustriert in seine Satteltasche und strich sie die Nässe aus dem Bart. Von seiner Kapuze lief das Wasser den Rücken hinab und ließ ihn frösteln. Er spürte förmlich, wie Marius ihn belauerte und wo vorher der helle Schein des Rituals gewesen war, kam es ihm nun vor als rage ein dunkler Schatten in sein Gesichtsfeld. Der junge Templer ließ den Regen stoische auf sich niedergehen. Er war zu sehr mit dem beschäftigt, was in ihm vorging, als dass er die Nässe gespürt hätte. Sein Gesicht war ruhig, aber angespannt und die Furche zwischen seinen Brauen ließ erahnen, welchen Gedankengängen er folgte. Er hatte sich von Kilian Hilfe bei der Jagd nach Silas erhofft und nun fand er sich in einer Situation wieder, die gar nicht hätte eintreffen dürfen. Hatte er einen Fehler gemacht, sich von Xerox und seinen Begleitern zu offenbaren? Hätte er allein nach dem Häretiker suchen und ihn angreifen sollen? Er wusste, dass er nun genau da wäre, wo der junge Ser Finan nun lag, wenn er das getan hätte, aber eine Stimme tief in seinem Inneren fragte unablässig, ob das nicht besser gewesen wäre, als nun gedemütigt und mit leeren Händen zum Orden zurückzukehren.

    Die Stunden zogen ereignislos dahin. Sie trafen auf niemanden und außer einigen Möwen hoch am Himmel sahen sie nicht einmal Tiere. Jedes beseelte Wesen schien klüger zu sein als die drei Gefährten und sich einen trockenen Unterschlupf gesucht zu haben. Es dauerte bis zum späten Nachmittag, bis der Regen endlich nachließ und selbst dann schaffte er es, ihnen in Form von Schlamm und unsicheren Wegen das Vorankommen zu erschweren.
    Wir rasten hier“, befahl Kilian unvermittelt, als die Sonne zu weit gesunken war, um den Weg sicher fortsetzen zu können. Sie waren inmitten der unwirtlichen Felsformationen der Sturmküste und umgeben von grauem Fels, der nur den genügsamsten und widerstandfähigsten Pflanzen einen Raum zu Leben bot. In angespannter Stille saßen sie ab und bereiteten sich auf die Nacht vor. Das eisige Schweigen zwischen den Kameraden machte Ser Finans Fehlen noch deutlicher bemerkbar. Jeder gedachte dem Gefallenen auf seine Weise und teilte seine Gedanken nicht.
    Reglos und mit versteinerten Mienen saßen sie um das kleine Feuer herum, für das sie gerade so genug Brennmaterial gefunden hatten. Der Proviant war karg, die Kälte griff nach ihnen und doch war es vor allem da Erlebte, was an den Kräften zehrte. Keiner von ihnen erwartete viel Erholung von der Rast. Rafael unterdrückte den Drang, Marius‘ Blick zu erwidern, den er wie ein Gewicht auf seinen Schultern spürte. Eine ehrliche Schlägerei wäre ihm lieber als dieses Belauern, aber er wusste, dass der dunkle Templer dies sofort als Vorwand nutzen würde, um ihm den Rest zu geben. An Kilians Reaktion mochte er gar nicht denken. Er konnte nicht verstehen, warum er Marius nicht davongejagt hatte, als dieser auf ihn losgegangen war und versuchte auch nicht mehr, es zu verstehen. Die Templer und ihr steifes Korsett aus Regeln und Gelübden schien ihm mehr denn je altmodisch und hinderlich zu sein.
    Irgendwann wurde der Magier des Brütens überdrüssig und legte sich zum Schlafen hin. Sollten doch die selbstherrlichen Ordensbrüder eine Wachreihenfolge unter sich ausmachen. Immer noch wähnte er sich beobachtet, aber trotzdem gelang es ihm, nach kurzer Zeit in einen Schlaf zu fallen, den der Körper von ihm forderte und dabei keine Rücksicht auf den Geist nahm, der sich in immer neuen Wutfantasien um sich selbst drehte.

    Die Nacht verging zäh wie Teer und außer dem unregelmäßigen Nachlegen von Feuerholz war von den beiden Templern keine Bewegung zu sehen. Marius wusste, dass der Hauptmann aus Misstrauen ihm gegenüber kein Auge zu tat und er selbst war zu rastlos, um Ruhe finden zu können. Marlov lag reglos neben dem Feuer, doch glaubte der Templer nicht, dass er wirklich schlief. Die Stunden zogen dahin und langsam folgte der beklemmenden Düsternis der Nacht ein weiterer trister Morgen. Das Licht schien länger als sonst zu brauchen, um sich über die zackigen Kämme der Felsen in die Niederungen vorzuarbeiten. Der Hauptmann betrachte schon seit langem den Ring, den er von Finans Körper genommen hatte. Fühlte er sich verantwortlich für den Tod des jungen Ordensbruders? Fragte auch er sich, ob es richtig gewesen war, mit so wenigen Männern auf die Jagd zu gehen? Spielte es, angesichts der Pflicht, die jeder von ihnen hatte, überhaupt eine Rolle, ob es richtig gewesen war? Auf einmal sah der ältere Templer hoch und schaute ihn an. Auf seinem Gesicht lag das Rot der aufgehenden Sonne, die sich hinter Marius‘ Kopf endlich über die karge Einöde erhoben hatte. „Ihr sagtet, dass Silas an dem Tod Eures Onkels Schuld sei. War er ebenfalls ein Templer?
    Er konnte sich nur mit Mühe ein Schnauben verkneifen. Viktor war alles andere als ein Templer gewesen, aber das machte die Last seines Todes nicht weniger drückend. Nichts änderte sich dadurch. ,,Nein, mein Onkel war kein Templer.“, antwortete er nach kurzem Zögern. Er hatte nicht vor die gesamte Geschichte zu erzählen, doch Silas‘ Taten durften nicht verschwiegen werden. Außerdem war sein Onkel schon lange tot. Von seinem Schicksal zu erzählen änderte auch nichts mehr daran. ,,Er war jemand, der überzeugt war, betrogen worden zu sein. Und um das zurückzubekommen, was er als sein Recht ansah, war er bereit, jeden Preis zu bezahlen.“ Vor seinem inneren Auge tauchte der blutgetränkte Teppich und die umgeworfenen Tische wieder auf. Sie hatten dem Kult das Handwerk legen können, doch waren sie zu spät gekommen. Wieder einmal. ,,Mein Onkel bat die falschen Leute um Hilfe bei seinem Vorhaben. Diese Leute machten ihn mit Silas bekannt, der seine Unwissenheit und sein Verlangen nach Wiedergutmachung leicht auszunutzen vermochte. Was dann geschah, könnt Ihr Euch denken, Hauptmann. Er fand das selbe Ende, das alle erwartet, die sich mit Blutmagie einlassen.“ Im Nachhinein war er froh, dass seine Brüder ihn damals früh genug aufgehalten hatten. Er konnte nicht sagen, ob er den Anblick dessen ertragen hätte, was Silas mit seinem Onkel gemacht hatte. Allein die Berichte und das Bild das er vor jener verborgenen Kammer im Keller des Anwesens vorgefunden hatte, hatten ausgereicht um ihm nächtelang den Schlaf zu rauben. Einmal mehr schwor er sich innerlich, den Dämonenbeschwörer endgültig zu vernichten. ,,Lasst uns Marlov wecken und aufbrechen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Härte und Schmerz lag in seinem Gesicht, als er aufstand, um sein Pferd reisefertig zu machen.



    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Die Spitzen der schwarzen Panzerhandschuhe schälten geduldig fingernagelbreite Späne aus der Oberfläche des Holztisches. Die Magd schluckte und riss die Augen von diesem Anblick. Für sie bestand kein Zweifel daran, was die Konsequenz einer Lüge oder Schweigens wäre. Der Name »Mordred Aromaki« weckte Erinnerungen in ihr, verschwommen zwar aber zu präsent genug um dem merkwürdigen Elf nicht glaubhaft versichern zu können, dass er ihr unbekannt wäre. Also nickte sie stattdessen. Die grauen Augen des Elfen loderten plötzlich und ein schmales Lächeln kräuselte die Linie, die sein Mund war. „Er war hier?“ Wieder nickte sie. „Erzähle mir alles.“ Doch außer einem undeutlichen Gemisch aus Stottern und Würgelauten bekam die verschüchterte Magd nichts zustande. Gwynn spürte ihre Nervosität. Entgegen seiner Natur versuchte er sie zu beruhigen. „Ich tue dir nichts. Ich suche ihn bloß. Er ist… ein Freund.“ Sogar dem Naivsten wäre die schlecht formulierte Lüge aufgefallen. Und sie bestätigte die schlimmsten Ahnungen des Mädchens. Nämlich dass vor ihr ein Soziopath und Mörder saß. Hilfesuchend sah sie zu dem dicken Wirt, der das Gespräch argwöhnisch vom Tresen aus verfolgt hatte, sich nun hinter ihm hervor quetschte und zu dem Tisch wackelte. „Gibt es hier ein Problem?“, dröhnte die tiefe Bassstimme des Schnauzbartträgers. Gwynn warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ihr stört unseren Plausch.“ Der Wirt verschränkte die Arme, die Gwynn an zwei fette Teigwürste erinnerte, die ineinander verflochten werden sollten. „Renitente Elfen können wir hier nicht gebrauchen!“ „Renitent? Ein so hochtrabendes Wort für ein so niederes Wesen?“ Der Kopf des Wirtes wurde rot und sein Blick huschte zu einer Frau in eisenbeschlagenem Lederharnisch. Ihre kurzen Haare waren mit Öl zu kleinen Stacheln geformt und verliehen ihr ein martialisches Aussehen, ebenso wie der Streitkolben und das lange, breite Messer an ihrem Gürtel. „Ihr müsst Eure Wache nicht bedienen“, sagte Gwynn im jovialen Ton eines Erklärenden. „Ein fetter Wirt und seine scheue Magd stehen heute nicht auf dem Speiseplan. Ich bin nur auf der Suche nach einem Mann. Ein Lord aus Antiva. Mordred Aromaki.“ Der Dicke kratzte sich den Kopf, dann nickte er. „Ja, der war hier. So ein Schönling mit einem Haufen Gold und seltsamer Gesellschaft.“ Gwynn hatte vermutet, der Wirt würde mehr Diskretion wahren. Nun verscheuchte er die Magd mit einer unwirschen Handbewegung und bedeutete dem Wirt sich an ihrer statt zu setzen. „Fahrt fort“, bat Gwynn mit schmeichelnder Stimme und dem Versuch eines gewinnenden Lächelns. „Er kam hier an. Ist jetzt mindestens einen Monat her. Vielleicht auch zwei. Mit einem riesigen Ritter namens Uther oder so. Und mit zwei Weibern. Eine davon war eine Elfe, wenn ich mich nicht irre.“ Der Wirt ließ ein abschätziges Kichern vernehmen, dann bemerkte er seinen Fehler und verwandelte das Kichern gekonnt in ein Husten. Gwynn tat, als habe er den Kommentar nicht gehört und zog ein Permanent und einen Griffel hervor. „Erzählt mir alles, was Ihr noch wisst. Vor allem wohin sie gegangen sind.“ Der Wirt zuckte mit den Achseln. „Wohin sie sind weiß ich nicht. Weg sind sie. Aber sie haben hier für einiges Aufsehen gesorgt. Die Elfe hat den Köter einer Adligen gekillt, die Schwarzhaarige hat ein Artefakt verkauft, dessen Käufer darum noch am selben Tag abgemurkst wurde und angeblich haben sie sich zum größten Teil in den Hafenvierteln aufgehalten. Zwielichte Gegend. Ach ja und dann noch dieses Massaker in den Gassen…“ Gwynn ließ den Schreiber über das Papier fegen und sammelte alles, was der Wirt sagte. Bei dem letzten Punkt unterbrach er. „Massaker? Das ist interessant.“ „Unweit der guten Gegend hier kam es zu einem großen Kampf. Viele schoben es zwar auf die Banden, aber ich denke, dass dieser Mordred und seine komischen Gefährten etwas damit zu tun haben.“ Nochmal zuckte er die Achseln. „Mehr weiß ich nicht.“ „Besser als nichts“, konstatierte Gwynn. Er hatte zwei neue Anhaltspunkte. Den Platz eines Kampfes, der über das übliche Maß an Morden und Gefechten hinausging und die Hafenviertel. Ein Lord und ein riesiger Ritter wären dort sicherlich aufgefallen. „Wenn ich mehr über diesen Kampf erfahren möchte, an wen muss ich mich wenden? Die Stadtwache?“ Der Wirt schnaubte verächtlich. „Die? Ich fürchte, Ihr würdet Euch an die andere Seite wenden müssen. Soviel ich weiß…“, er senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern „Soweit ich weiß sind bei dem Kampf auch einige aus Falkos Truppe draufgegangen.“ „Falko?“ „Einer der Kerle, die hier die Strippen ziehen. In den Gegenden, wo die Wachen weniger präsent sind. Ihr versteht?“ Gwynn nickte. Er verstand nur zu gut. Kriminelle Strukturen gab es in jeder Stadt und meistens waren sie von ähnlicher Einfachheit. Der brutalste und skrupelloseste gewann die größte Macht. „Und wo finde ich den? Diesen Falko?“ Der Wirt schaute besorgt zur Seite. „Merkwürdig“, dachte Gwynn. „Sogar in seinem eigenen Lokal fürchtet er Spitzel.“ „Ihr könnt ihn nicht finden. Aber er findet Euch.“ Gwynn lehnte sich zurück und kreuzte die Arme vor der Brust. „Wir werden sehen.


    [Bild: Viktor_avatar.PNG],,Kein Kopf, kein Geld, so einfach ist das. Heißt nicht umsonst Kopfgeld.“ Bosko ballte die Fäuste. Bedrohlich knackte irgendwo in seinem Rücken ein Wirbel. ,,Tot ist tot.“, erklärte er zum wiederholten Male und sein Gesichtsausdruck machte klar, was er von Drebins Antwort hielt. Der schmale Schnösel verzog das Gesicht zu einer Fratze und schien ernsthaft darüber nachzudenken, vor dem Söldner auszuspucken. In Anbetracht wie nah dieser vor seinem staubigen Schreibtisch stand, ließ er jedoch davon ab und begnügte sich damit, ihn noch mal anzukeifen: ,,Und woher weiß ich, dass Du das warst? Jeder kann den Alten umgelegt und einen Kopf kürzer gemacht haben. Kann ja gut sein, dass Du’s versaut hast und nun trotzdem das Gold einstreichen willst, du Hund.“ Wäre Drebins Behauptung nicht wahr gewesen, so hätte Bosko ihm den Hund gewiss nicht durchgehen lassen. Wenn er den Auftrag wirklich vermasselt hätte, wäre er auf jeden Fall im Hafen aufgekreuzt, um das Geld trotzdem einzustreichen. Die Tatsache, dass er seinen Job richtig gemacht hatte und nun trotzdem kein Geld sah, ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Die drei Schergen, die hinter ihm darauf achteten, dass er ihrem Boss kein Härchen krümmte, wurden hörbar unruhig. ,,Ich will mit Falko sprechen.“ ,,Und ich will Anora vögeln.“, ätzte Drebin zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust. ,,Hör‘ auf meine Zeit zu verschwenden und hau ab, Bosko. Hier gibt’s nichts für Dich.“ Bosko grunzte und überlegte. Drebin hätte er erreicht und erledigt bevor die drei Idioten auch nur ihre Waffen gezogen hätten. Aber selbst wenn er danach lebend aus dem Schreibzimmer neben dem Lagerhaus herauskäme, wäre er immer noch pleite und keinen Schritt näher an Falko dran. Er lockerte die Fäuste und wandte sich zum Gehen. ,,Wenn Falko wieder was zu tun hat, lasse ich es Dich wissen. Kein Grund zu Schmollen, Großer.“, rief ihm Drebin voll Schadenfreude hinterher. Vermutlich hatte der Zwischenmann nicht erwartet, dass Bosko mit leeren Händen abrücken würde und spürte nun das Leben frei und wild in seinen Adern pulsieren. Bosko war das egal. Er kramte in seiner Kluft nach den letzten Münzen. Eine Nacht in einem räudigen Bett und kein Abendessen oder drei Krüge Bier und eine Nacht unter der Brücke zum Gesindeviertel. Der Söldner überlegte nicht lang. Die Brücke war breit und es war noch nicht zu kalt im Freien.
    Khardim ist offline
  16. #236
    Grisha Avatar von Emerahl
    Registriert seit
    Nov 2007
    Ort
    Ravka
    Beiträge
    32.205
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Neclord Beitrag anzeigen
    [Bild: 9Dgn8rTqrgsH7Sadira_140_2.png]

    Der nächste Tag kündigte sich an. Milbi und Raduin schienen noch immer durch das betäubende Gift in der Traumwelt umher zu wandern. Die Lichtstrahlen reflektierten auf der Oberfläche ihres Armreifes, während sie langsam durch die Strähnen ihrer Haare einige Blicke in der Umgebung umherschweifen ließ. Kein Feind hatte sich in der Nacht an die Gruppe herangewagt. Sie hatte Glück, denn immerhin hätte bei Gefahr keiner der Zwerge ihr zur Hilfe eilen können.

    Vorsichtig richtete sie sich auf und räumte die Sachen rund um die Feuerstelle ein, um sie anschließend wieder in den Taschen auf dem Maultier zu verwahren. Es wäre ein leichtes gewesen, sich nun mit den ganzen Habseligkeiten der Halbmänner aus dem Staub zu machen. Doch bei all ihren fragwürdigen Taten wollte sie nicht unhöflich gegenüber den Personen werden, die ihr die Flucht aus Orlais ermöglichten. Immerhin hätte sie dort keine rosige Zukunft erwartet. Hier in Ferelden würde sie wenigstens eine Chance haben, auch wenn die dunkle Brut derzeit auf dem Vormarsch war.
    Das Maultier war mittlerweile vollständig beladen. Ein mürrisches Knurren entwich seinen sabbernden Lippen. Milbi war unterdessen aufgewacht. Auch Raduin kam langsam zu sich. Kommentarlos stellte Sadira jeweils einen Becher mit einer Kräuterbrühe ihren Begleitern zur Verfügung. Dankbar nahmen sie die kleine Stärkung an und nickten ihr dabei zu.
    Als Raduin schließlich den letzten Tropfen der Flüssigkeit genussvoll herunterschluckte, machte er sich bereit den kleinen Tross weiter anzuführen und tiefer ins Landesinnere vorzustoßen.
    Voller Tatendrang legte er eine Hand an seinen Gürtel, während er die andere zu einer Faust ballte und gen Himmel streckte. "Also... verlieren wir keine Zeit und gehen weiter!"

    Raduin ging voran, der Rest der Gruppe folgte ihm. Sadira blieb wie gehabt etwas weiter hinten mit gelegentlichen Blicken zu den Flanken und nach hinten. Es war ungewohnt ruhig auf ihrer Reise. Außerdem befürchtete sie noch immer eine Falle durch die beiden Halbmänner. Die Sandviper war durch ihre Tüfteleien mit Fallen und dem Durchführen von Hinterhalten sich sehr bewusst darüber, dass es auch andere perfide Geschöpfe gab, die derartige Absichten hatten. Wenigstens war sie durch ihre Position im Tross im Falle einer Notsituation sicherlich in der Lage beide Zwerge mit ihrer kleinen Armbrust ins Visier zu nehmen.


    [Bild: 4JCy6pRHHODc9mKwCb1yInara_Ava.jpg]

    Die Reise verlief ruhig und ohne nennenswerte Unterbrechungen. Unterwegs stießen sie auf immer mehr Flüchtlinge, die zu Fuß schwer beladen, mit Handkarren oder solche Wagen, wie es das alte Ehepaar fuhr. Auch einige wenige Kutschen, die wohl reicheren Leuten gehörten, schlossen sich ihnen an. Sie kamen nur langsam voran. Bisher konnte sie es gut verbergen, dass sie eine Magierin war, hatte sie ja auch nicht eine dieser komischen Kleidchen an, die die Magier Roben nannten und die sogar die Männer trugen. Sie fand diese Art von Roben ziemlich einengend. Die Roben der Chasind gewährten ihr Beinfreiheit, wobei ihre persönliche Robe noch ein wenig abgewandelt war. Da jedoch die meisten Menschen kaum Chasind zu Gesicht bekamen, wussten sie nicht wirklich, dass es dort auch Magier bzw Schamanen gab.

    Allerdings hatte es sich so ergeben, dass ihre Heilkünste gefragt waren. Zwar beschränkte es sich auf die Herstellung von Wundumschlägen und Heiltränke, doch dies reichte hier ja auch aus. Größere Verletzungen gab es ja zum Glück nicht zu versorgen.

    Endlich erreichten sie das Flüchtlingslager. Inara bedankte sich nochmals bei dem Ehepaar. Diese boten ihr an, bei ihnen zu bleiben, doch Inara lehnte ab. So konnte sie ungehindert auch mal in den nahen Wald gehen und sich in ein Tier verwandeln und die Umgebung erkunden. Was sie auch umgehend in die Tat umsetzte. Ihre Wahl fiel auf eine Singdrossel, denn deren Federkleid eignete sich gut zur Tarnung in den Bäumen, war klein genug, um nicht aufzufallen. Das Lager war recht überschaubar von oben, sie konnte viele verschiedene Behausungen ausmachen – vom einfachen Zelt bis hin zu fast hochherrschaftliche Behausungen, die auch einem König gerecht wurden. Doch war es ein Gewusel dort unten, da war Inara froh, als Singdrossel alles von oben betrachten zu können.

    Ihr Blick fiel auf einen jungen Mann, der am Waldrand Pilze und Kräuter sammelte. Eigentlich nichts Besonderes, wären die Umstände anders. Betrachtete man allerdings, wie der junge Mann gekleidet war, wurde einem klar, dass er höchstwahrscheinlich keine Ahnung hatte, was er gerade sammelte. Normalerweise würde sie ja die Menschen einfach lassen, hier war es jedoch höchstgefährlich, sollte er bei der Essenszubereitung helfen müssen. So entschied sie, dass es ratsamer war, einzuschreiten. So verwandelte sie sich zurück und trat auf ihn zu.

    „Dieses Kraut hier würde ich an Eurer Stelle nicht sammeln“
    , sprach sie den Jüngling an. Als dieser sich überrascht umwandte, fügte sie lächelnd hinzu: „Außer, Ihr legt Wert darauf, dass Eure Esser Halluzinationen erhalten. Dies ist nämlich die Todeswurzel. Wenn sie falsch dosiert wird, kann sie darüber hinaus auch zum Tod führen.“
    „D…danke“, murmelte der Jüngling, der rot wie eine Tomate geworden war.
    „Das muss Euch nicht peinlich sein. Ihr könnt es ja nicht wissen, schließlich seid Ihr nicht in Kräuterkunde ausgebildet. Kommt, ich zeige Euch, welche Kräuter Ihr gefahrlos sammeln könnt, um ein schmackhaftes Gericht zuzubereiten.“ Inara blickte sich um und fing dann an, die richtigen Kräuter zu sammeln.
    Emerahl ist offline
  17. #237
    Halbgöttin Avatar von Fawks
    Registriert seit
    Sep 2010
    Ort
    Bayern
    Beiträge
    9.704
    vorheriger Post: Schwarzmalerei ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png] Auf Arils Ausführungen, warum sie an einen längeren Aufenthalt in Ostagar dachte, kam tatsächlich eine längere Antwort von Glandis.»Aril, wie kommst du darauf, dort ein Schlachtfeld zu finden? Ich hatte von Ostagar zu vor nicht viel gehört und auch du warst ja im Überlegen, wie der Weg dort hinzufinden wäre. Erst nach dem Entdecken der Karte in dem Gebäude des Kommandanten war doch für uns beide klar, wo wir hin müssen.« Sie unterbrach sich kurz um das Reh zu prüfen und fuhr dann fort: „Ich kann gut verstehen, dass man mit Vorsicht in ein neues Gebiet reitet. Doch wir waren uns ja auch einig, dass wir unterwegs nach den obligatorischen Wachpunkten Ausschau halten wollten. Wegen Proviant, wegen Nachrichten und möglichen Botschaften. Nehmen wir mal an, wir kommen dort an, es ist eine Garnison vorhanden und dein Bruder dort. Das wäre doch wunderbar? Es kann auch sein, dass am ersten Punkt, den die abreisenden Truppen eingerichtet hatten, wir erfahren: „Ostagar ist gefallen!“« Aril versuchte das Gesicht nicht zu verziehen als Glandis noch eine kurze Pause machte. Sie schwieg.

    Die Elfe durchbrach die Stille mit einem abschließenden Satz:»Aril, ich werde trotzdem mit dir da hingehen, wenn du es willst. Denn ich schulde dir was.«
    Damit machte sich Glandis nun unwiderruflich an die Fleischarbeit, nahm das gute STück auseinander und teilte es auf unterschiedliche große Blätter auf. Ein Teil wurde für das spätere Abendessen zur Seite gelegt.

    Aril überlegte immer noch. Tatsächlich hatte sie keine Ahnung, was in Ostagar geschehen war. Dort waren Truppen hinberufen worden. Und sie hatte ihrem Bruder folgen wollen. Doch dann war sie zuerst über dieses Schlachtfeld gestolpert und hatte sich vorgenommen erst hier zu suchen. Wie unsinnig es gewesen wäre, weiter nach Ostagar zu reiten, wenn ihr Bruder dort nicht angekommen wäre. Und so hatte sie Glandis gefunden.

    Es war eine verzwickte situation, aber im Grund genommen ganz leicht.
    "Glandis, du hast Recht. Ich weiß nichts über Ostagar - außer dass dort eine riesige Ruine liegt und der Turm von Ishal der höchste dort ist. Wir werden die Wachposten, die Garnisonen, was immer wir auf dem Weg treffen, fragen. Wenn es stimmen würden, dass mein Bruder dort wäre - das wäre unfassbar! Und großartig!
    Ich kann dir nicht sagen, wieso ich bei Ostagar so ein schlechtes Gefühl habe. Mein Bauch sagt mir, dass es dort nicht anders aussehen wird als hier."


    Sie winkte mit der Hand hinter sich und gesellte sich zu Glandis, die die Knochen wieder einbuddelte. Aril half, mit den Händen etwas Erde über die Reste zu schütten.
    "Die Frage ist: Was suchst du, außer deinem Bogen, den du nun wiederhast? Ist es vielleicht in Ostagar?"
    Fawks ist offline
  18. #238
    Deus Avatar von VRanger
    Registriert seit
    Dec 2010
    Ort
    Alte Militärbasis
    Beiträge
    25.990
    vorheriger Post: Nun denn ~ Antwort von: Aril

    Glandis | Am Flussbaum • Wer sucht wen?

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Das Letzte, was sie vor der Zuschipperei der Knochen zu Aril gesagt hatte, war, dass sie ihr nach Ostagar folgen würde. Die Adlige kam mit zu der Plackerei, kam mit zu dem Zuschaufeln der Knochen. Auf dem Wege dahin erklärte diese: „Glandis, du hast Recht. Ich weiß nichts über Ostagar - außer dass dort eine riesige Ruine liegt und der Turm von Ishal der höchste dort ist. Wir werden die Wachposten, die Garnisonen, was immer wir auf dem Weg treffen, fragen. Wenn es stimmen würde, dass mein Bruder dort wäre - das wäre unfassbar! Und großartig! Ich kann dir nicht sagen, wieso ich bei Ostagar so ein schlechtes Gefühl habe. Mein Bauch sagt mir, dass es dort nicht anders aussehen wird als hier.“

    Die Dalish gab ihr in ihrem Innersten Recht. Es würde vermutlich so aussehen, wie auf dem Schlachtfeld. Ein wenig begeisternder und motivierender Gedanke. Eigentlich hatte Glandis genug gesehen von Toten, von Krähen, die ihr Fleisch aus den verfaulenden Knochen pickten, den vielleicht geplünderten Ausrüstungen und vor allem sie hatte die Nase voll. Voll von diesem Gestank. Es grauste sie, wenn sie daran dachte, dass das kostbare Wasser noch geteilt werden müsste. Denn sie brauchten unbedingt Tücher vor ihrem Gesicht. Sonst würde man es dort nicht aushalten. So notierte sie auf ihrem verinnerlichten Notizzettel Tücher für das Gesicht. Aber vielleicht war es ja auch nicht so, wie geglaubt. Es könnte ja auch eine Garnison dort bestehen, Truppen lagern oder alles war aufgegeben. Es hatte die von Aril vermutete Schlacht nicht gegeben. Aber sie beschloss, nichts mehr von ihren Gedanken zu sagen. Vielleicht sah sie alles nur zu logisch, zu nüchtern, eben einfach zu schwarz. Vielleicht sollte man erst dann darüber nachdenken, wenn es so weit war. Dieser Gedanke erinnerte die Dalish an ihre Grundhaltung. Damit war sie immer gut gefahren. Und so nahm sie sich fest in Gedanken vor: »Es wird dann gegessen, wenn das Essen auf dem Tisch steht.« Hierbei stutze sie. Eigentlich hatten sie gegessen. Ihr war nicht klar, wie sie auf so einen Gedanken kommen konnte. Vielleicht lag es auch an dem Zerteilen des Fleisches, dem anschließenden Vergraben der Knochen?

    In dieser Wuselei an Fragen kam eine auflösende Tatsache. „Die Frage ist: Was suchst du, außer deinem Bogen, den du nun wiederhast? Ist es vielleicht in Ostagar?“ Glandis musste schlucken. Ihr rutschte die Schaufel aus der Hand, sodass sie etwas in die noch nicht gänzlich geschlossene Grube steigen musste, um diese zu holen. Die paar Schritte halfen. Sie war sich sicher, das schon einmal erzählt zu haben. Doch wiederum war es ein anderes Thema, als die bevorstehende Reise. Aber es war zugleich etwas, was sie stark aufwühlen konnte. So nahm sie sich vor doch etwas distanziert die Sache vorzutragen. Denn es konnte aussehen, als wenn sie nach der Suche von Arils Bruder nur so mitmachen würde. So lümmelte sie sich auf den Schaufelstiel und sagte: »Aril, ich suche meinen Vater.«

    Dann schwieg sie und begann weiter zu schaufeln. Und mitten in einer Schippbewegung fügte sie noch an, aber ohne ihr Tun zu unterbrechen: »Es war sein Verschwinden, warum ich meinen Clan verlassen habe.« Dann setzte sie ihre Arbeit fort. Doch erneut bei einem Schwung der gut gefüllten Schaufel sagte sie eher gelassen: »Sorge dich nicht, es das ist schon über drei Jahre her …«

    nächster Post: Innere Reflexionen
    VRanger ist offline Geändert von VRanger (19.01.2017 um 07:31 Uhr) Grund: verlinkt
  19. #239
    Halbgöttin Avatar von Fawks
    Registriert seit
    Sep 2010
    Ort
    Bayern
    Beiträge
    9.704
    vorheriger Post: Instinkte ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png]
    Aril hatte eine Frage gestellt, von der sie gleich dachte, sie lieber nicht oder anders gestellt zu haben. Glandis hatte schon einmal erwähnt, dass ihr Vater den Clan verlassen hatte und dass sie zu seiner Suche aufgebrochen war. Das war nicht das, was Aril gemeint hatte. Aber wie sollte sie das der Elfe klar machen? Natürlich, mit Worten, aber das Gefühl, jedes Wort an der Hand abzählen zu müssen um ja nicht zu viel zu sagen, war viel zu groß. So schwieg sie erst einmal, als Glandis antwortete: »Aril, ich suche meinen Vater.« In einer scheinbar gelassenen Haltung lehnte sie sich auf den Schaufelstiel, doch Aril meinte das Unbehange zu spüren.
    Wortlos schaufelte Glandis weiter und sagte plötzlich im Arbeiten: »Es war sein Verschwinden, warum ich meinen Clan verlassen habe.« Mit einem guten Schwung packte sie Erde auf das Loch und meinte gelassen:»Sorge dich nicht, es das ist schon über drei Jahre her …«

    Aril konnte nur mühsam ein Schnauben unterdrücken. Drei Jahre? Na und? Was machte eine Anzahl an Jahren aus? Jeder Tag, an dem sie Nien nicht suchte, machte ihr die Nacht zur Qual. Wie sollte das erst werden, wenn ein Monat, ein Jahr vergangen wäre?
    Natürlich, die Beziehungen unter Elfen, sie waren gänzlich anders.

    Und was sollte Aril auf diese so logische, sachliche Antwort, die Glandis immer besser gab, antworten? Verärgert biss sie sich auf die Lippe.

    "Glandis, ich weiß. Du hast mir ein wenig von deinem Vater erzählt als er dich ausbildete - ich meine, dich lehrte. Das war nicht die Absicht meiner Frage. Ich erkläre es dir, wenn du magst, aber du musst nicht darauf antworten. Ich glaube, es ist ohnehin alles schon kompliziert genug, ohne dass ich anfange herumzuphilosophieren."

    Sie blickte sich um, um den Sonnenstand zu lokalisieren. Sie schätzte, dass es nun stark auf den Abend zuging. Der Nachmittag war schnell vergangen in all den Vorbereitungen.
    Fawks ist offline
  20. #240
    Deus Avatar von VRanger
    Registriert seit
    Dec 2010
    Ort
    Alte Militärbasis
    Beiträge
    25.990
    vorheriger Post: Wer sucht wen? ~ Antwort von: Aril

    Glandis | Am Flussbaum • Innere Reflexionen

    [Bild: VR_Gladis_1.png] „Glandis, ich weiß. Du hast mir ein wenig von deinem Vater erzählt als er dich ausbildete - ich meine, dich lehrte. Das war nicht die Absicht meiner Frage. Ich erkläre es dir, wenn du magst, aber du musst nicht darauf antworten. Ich glaube, es ist ohnehin alles schon kompliziert genug, ohne dass ich anfange herumzuphilosophieren.“

    Als Glandis diese Antwort hörte, wusste sie, ihr Plan war gelungen. Sie hatte es jetzt frei in der Hand, was sie antworten konnte und was danach geschehen würde. Das beruhigte sie. Denn es war nicht einfach daran zurückzudenken. Nicht weil der Vater weg war. Das war ohnehin schon klar. Nicht, dass sie seine Ausrüstung genommen, denn es war ja auch die Rüstung gewesen, das allein hatte beim Clan sicherlich für Aufruhr gesorgt und ihr, wenn sie noch dort wäre, eine empfindliche Strafe eingebracht. Und sie hätte diesen Fehltritt, auch wenn es aus ihrer Sicht keiner war, für ewig und alle Zeit ihres Lebens mit sich herumgetragen. An jeder Stelle wäre es hochgekommen. »Glandis und die Aufgabe? Hat die doch nicht …?« Das allein wäre ausreichend gewesen. Aber auch, dass sie ihre Geschwister zurückgelassen hatte, war nicht gut gewesen. Denn auch sie hatten den Vater vermisst und wären gut bei ihr, der älteren Schwester, aufgehoben gewesen. Zumindestens würden die Augen der Mutter das sagen. Vielleicht war es auch einer dieser Dinge, die sie beherzt nach den Sachen greifen lies und die Suche als Motiv erhärteten.

    Jedoch hatten sich im Laufe der Zeit ihre Beweggründe gewandelt. Manches war in die Ferne gerückt, manches war neu hinzugekommen. Die Neugierde vor dem Neuen überwand die Angst vor dem Ungewissen. Sie konnte am Anfang nicht in ein Wirtshaus gehen. Sie wusste, wer sie war. Aber wussten das die anderen? Sie war erschrocken, als sie zum ersten Mal in so eine miefige, nach Schweiß und Bier stinkende Taverne, voller Halbbetrunkener auf der Suche nach einem Zimmer gekommen war. »Ne Dalish …« bis »Jungs, Frischfleisch …« reichte die Palette. Wobei sie das mit dem »Frischfleisch« erst später verstanden hatte. Sie hatte auch dazugelernt, dass es mal ganz gut war, wenn man einem das Nasenbein brechen konnte und sich überlegte, ob man es jetzt auch tut. Und sie hatte es getan. Es war gut ausgegangen. Gut in ihrem Verständnis. Obwohl sie dort nicht mehr reingelassen wurde. In diese »Freiheit« selbst zu entscheiden war eine Sehnsucht gekommen. Ein Hunger nach dem Gestern. Ein Verlangen nach der alten Zeit. »Zu Hause«, hatte für sie eine völlig andere Bedeutung erlangt. Manches in dem Clan mit den strengen Regeln verblasste und manches erschien wunderbar und vollkommen. Die Suche nach dem Vater rückte von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr in die Ferne. Einmal war sie erschrocken. Denn sie hatte in einem neuen Ort vergessen nach ihm zu fragen. Das fand sie für sich doch beschämend. Und erst hier auf dem Schlachtfeld vor dem Flüchtlingslager hatte sie erfahren, wie viel ihr der Bogen bedeutete. Er war für sie »Heimat«, er war für sie »mein Vater« aber er war für sie auch »Glandis«. Einen Verlust hätte sie sicherlich so verschmerzt, wie andere Dinge, aber die Sehnsucht nach einem ihrer Dinge wäre eine Facette reicher geworden. Zumal es eben letztlich nicht ihr Bogen war.

    In diesem Nachsinnen bemerkte sie, dass sie die Grube gut gefüllt hatte, die Erde glattgetreten war. Sie staunte etwas über sich und das, was sie sah. »Ob Aril mitgeholfen hatte?«, fragte sie sich. Sie sah nur mit einem Blick über die Schulter, dass diese den Sonnenstand prüfte. Es würde bald dunkel werden, der Abend stand vor der Tür. Aber sie wollte noch etwas unternehmen. So sagte sie im Nachdenken laut und deutlich: »Die Dinge sind sortiert, das Essen ist schon lange fertig … ich werde mal nach Gwess sehen und dann noch etwas mit dem Bogen üben.« Sie hatte nach den Gedanken an all ihrem privatesten Dinge auch das Bedürfnis ihn anzufassen, mit ihm zu arbeiten, ihn zu erleben und zu schauen, was der Rücken dabei machen würde.

    Dann schaute sie zu Aril und fragte wie nebenbei: »Und was hast du so vor? Soll ich dir bei etwas helfen?«

    nächster Post: Freude
    VRanger ist offline Geändert von VRanger (26.01.2017 um 14:53 Uhr) Grund: verlinkt
Seite 12 von 21 « Erste ... 5891011121314151619 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •