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"Ach, und ich weiß das?", dachte er insgeheim. Er war nicht ganz planlos, wenn er daran dachte einem Drachen gegenüber zu treten, allerdings hatte man bei so etwas ja nicht unendlich Versuche, falls es fehlschlagen sollte. Noch bevor er eine Antwort gab, wurde ihm Bescheid gegeben, dass sein Gepäck bereits zu seiner Verfügung stand.
Er wurde kurz ernst, als er stehen blieb um Rabenweil aufzuklären.
"Ich helfe dir, unter einer Bedingung: Ich habe einen Gefallen gut bei dir. Dieses Unterfangen wird nicht leicht und ich weiß nicht einmal, ob die Recherche die ich über Drachen in der Vergangenheit ausgearbeitet habe uns überhaupt weiterhilft. Und noch was, wenn die Scheiße am dampfen ist, steht jeder für sich selbst ein.", noch während er den Gedanken ausformulierte, war ihm bewusst dass er sich nicht dran halten würde. Wenn er so weiter machte würde er zweimal für eine Jungfrau krepieren, die er bei der ersten Begegnung fast umgebracht hätte. "Du musstet ja intervenieren, Mister Allmächtig ...", dachte das Weißauge abermals eigens für sich, während er kritisch zur Decke schaute.
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Olivia grinste breit und glücklich.
»Wenn wir das überleben, dann hast du jeden Gefallen bei mir gut!«, sagte sie freimütig und war kurz versucht Noxus zu umarmen, ließ es dann aber bleiben.
»ich habe mit jemandem Gesprochen, der bereits mit dem Drachen geredet hat. Er war dabei unsichtbar und hat sie Situation ausgenutzt, das Weißauge zu reizen und zu verärgern. Doch dabei fand er heraus, das der Drache sehr hochmütig ist und sich leicht reizen lässt. Außerdem ist er noch sehr jung. Das bedeutet, dass wir es mit einem pubertären Kind zu tun bekommen.« Inzwischen waren sie weitergegangen in Richtung ihrer Quartiere. Die Zeit dränge und sie mussten noch ein paar Sachen zusammenpacken.
»Ich hatte schon überlegt, ob man ihm vielleicht mit Hilfe Beliars Gaben ihm ein bisschen Angst einflößen könnte, oder so. Was meinst du?«
Olivia hielt vor ihrer Zimmertür. Und legte die Hand auf die Klinke. »Sehen wir uns gleich unten in der Eingangshalle am Teleportpunkt? Ich gehe eben meine Sachen holen.«
Mit diesen Worten verschwand sie in ihr Zimmer und begann aufgeregt, damit ein paar Sachen zusammen zu packen. Sie war freudig erreicht, wie schon lange nicht mehr. Egal ob ihre Mission von Erfolg gekrönt war oder nicht: Noxus war wieder bereit ihr zu vertrauen und mit ihr zu gehen. Das war ihr unglaublich wichtig. Warum nur? Sie wusste es nicht. Und dann war da noch eine Satz Noxus‘ der ihrer Euphorie einen kleinen Stich versetzte: Im Notfall jeder für sich?
Konnte sie sich vielleicht doch nicht auf ihn verlassen.
Verwirrt und besorgt biss sie sich auf die Lippe, knotete ihr Tuch zusammen und bat einen der Dämonen noch, ihr etwas zu besorgen, mit dem man vielleicht den Drachen bestechen konnte.
Mit gemischten Gefühlen marschierte sie Richtung Eingangshalle und nahm ein kleines Paket des Dämons entgegen. Dann erreichte sie Noxus.
»Können wir?« Sie reichte ihm ihre Hand dar.
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Ein arroganter Drache ist nun nichts neues, keiner war sich ihrer majestätischen Existenz besser bewusst, als sie selbst. Als geflügelte Echse musste man ja irgendwie kompensieren. Und dass er jung sein sollte, musste ebenfalls nichts heißen, Drachen sterben nicht an Alter, auch hören sie einigen Legenden nach nie auf zu wachsen. Er könnte Jahrhunderte alt sein und wäre nach ihren Maßstäben ein Furz im Wind. Die Frage war bei ihrer Größe nur, wie mächtig ihre Magie sein musste, um der Gravitation zu widerstehen und nicht vom eigenen Gewicht erdrückt zu werden, sowie sonst Redlefs Mutter. Noxus konnte nicht umhin Faszination und Furcht zu verspüren, einer solchen Kreatur entgegen zu treten. Seine Eingeweide versprachen ihm ein schlechtes Omen, wahrscheinlich weil sie bald irgendeine Höhlenwand zieren durften.
»Können wir?«
Noxus hielt inne. Alles passierte so schnell, er hatte mehrere Monate damit verbracht, seine Rückkehr in diese Welt sorgfältig zu planen, hatte an Disziplin, Geist und Körper gearbeitet, seine Magie zurückerlangt und gierte danach, die letzten Geheimnisse jener Macht zu lüften. Ein Unterfangen dass er wohl niemals zu vollfüllen erhoffen konnte. All die Geschichten der Toten, welchen er in den Katakomben gelauscht hatte, den Wahnsinn den er verfolgt, zelebriert oder verflucht hatte. Und nun stürzte er sich eben wieder in solchen? War er bereit dafür? Er füllte sich nicht bereit, er wusste, dass dies ein Fehler war, wenn er sich auch nur den kleinsten Fehltritt erlaubte und genauso war ihm bewusst, nicht der beste darin zu sein, sich in solchen Momenten an den Plan zu halten.
Die Hand hing unsicher in der Luft, während sein Blick in die Ferne glitt, dann aber, mit Entschlossenheit, griff er die weiche Hand Olivias und schickte ein letztes Stoßgebet Beliar entgegen. "Bitte lass es keinen weiblichen Drachen sein ..."
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Olivia ergriff Noxus‘ Hand und umschloss seine Finger. Im selben Moment schloss sie die Augen und zapfte die magische Energie des Pentagrammplatzes des Kastells an. Die Kraft, die hier zur Verfügung stand, war gewaltig. Olivia fand schnell den Weg in die Linien und dann baute sie den Zauber auf, wie sie ihn in den Büchern der Bibliothek gelesen hatte.
Dünne blaue Linien bildeten einen Kreis mit mehreren ringen auf den Boden. Es fiel Olivia schwer den Teleportkreis aufzubauen, denn es raubte viel Kraft, doch dafür war die Methode sicherer als ein einfacher Sprung und damit die Gefahr geringer, dass sie Beide von der Magie in Stücke gerissen wurden.
Die Ringe hatten sich gefestigt, ihre Lininen strahlten heller. Als Olivia sich auf ihr Ziel konzentrierte, da bildeten sich weitere Klingel und feine Zeichen zwischen den Ringen. Olivia wusste aus der Literatur, dass diese Zeichen im magischen Gefüge der Welt ein Symbol für ihren Zeilort waren, wie Koordinaten. Als sich das komplexe Muster gefestigt hatte band sie Noxus in den Zauber mit ein. Nun wurde es schwierig. Sie musste nicht nur ihren Körper durch die Lienen Schieben sondern auch den seinen. Und den kannte sie lange nicht so gut, wie ihren eigenen. Vorsichtig übergab sie Noxus Matrix den magischen Strömen. So war sie gesichert und ein wieder Auftauchen am anderen Ende dieses Teleportsprunges war einfacher. Dennoch durfte sie keinen Fehler machen.
Ihre Vorstellung des Ziels war beinahe perfekt. Sie konzentrierte sich auf den Ort, nahe Setarrif, an dem sie Johannes begraben hatte. Beim Gedanken an diesen Ort, den Steinhaufen den sie hatte notdürftig errichten können, wurde ihr schwer ums Herz. Ihr hals zog sich zu. Sie zweifelte, ob sie es wirklich schaffen konnte, doch sie hatten einen Plan. Sie musste es schaffen.
Olivia presste ihre Augen noch fester zusammen, dann ergriff sie Noxus‘ Hand noch fester, presste seine Finger förmlich zusammen und löste den Zauber aus.
Die Magie loste sie beide auf und riss sie beide über die halbe Insel.
Für einen kurzen Moment drohte sie Noxus zu verlieren, die Magie riss kräftig an ihnen. Doch verzweifelt hielt sie ihn fest, sie durfte ihn nicht loslassen. Wenn er von ihr gerissen wurde, dann wäre sie ganz allein…
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"Das weißauge wurde gesichtet," donnerte es emotionslos durch den kopf des schwarzmagiers. "Aha..." murmelte er zurück und kaute auf seinem steak herum. Es war nicht zu blutig gebraten, so mochte er es.
"Ein schlückchen bier darauf..." sprach hirni. "Also auf das steak...." er war dazu übergegangen selbstgespräche zu führen. Denn hier im kastell fand er keine sterbensseele mehr vor. Niemand war hier. Selbst der tot tanzte wahrcheinlich auf fetzigeren feiern.
"Ob selbstgespräche der erste weg zum wahnsinn sind?" Fragte er sich laut.
Dann wandte er sich wieder an den dämonen:
"Was sonst noch?" Fragre er mehr aus langeweile, denn aus interesse.
"Die waldvölkler und die echsen haben im bluttal erbitterte kämpfe geschlagen. Scheinbar mit mäßigem erfolg für das waldvolk."
Hirni kicherte.
"Zu kühn... zu voreilig. Zu einsam. Ich weiss nicht was momentan besser ist. Alleine hier im kastell zu hocken und selbstgespräche zu führen... oder in einer gruppe von den echsen den arsch versohlt zu bekommen? Ich bleibe dabei... eine fraktion alleine kann da nicht viel ausrichten. Es hätten sich ALLE zusammen schliessen und dann zuschlagen müssen. Ein vereintes heer das alles nicht menschliche von der insel fegt..." er beendete seine ausführung. Der dämon war verschwunden. Kein wunder. Sie dienten nicht zur konversation.
Gelangweilt griff er sich eine kartoffel und prökelte ein gesicht hinein. "So. Du bist jetzt manfred kartoffelbirne und hörst mir jetzt zu... ob du nun willst, oder nicht..."
Vereinsamung... so musste sie beginnen.
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Das ständige Versinken in einem Sumpf voller Selbstzweifel, der an einem nagte. Das völlige Fehlen des Zeitgefühls, das wie der Wind an einem vorbeiweht, man nichts davon mitbekommt, weil man so sehr in den Gedanken festgehalten wird. Eine magische Kraft, die keinerlei äußerliche Einflüsse benötigt. Die ganz von innen kommt.
Das Fehlen der zeitlichen Mechanismen, ließ den jungen Mann, der dort auf dem Boden lag, nicht erahnen, wie lange es her war, seit er … was tun wollte?
Er konnte sich nicht erinnern, da die Zeit schon zu lange an ihm genagt hatte.
Du bist erbärmlich.
Es raste ihm durch den Schädel. Der ganze Zweifel, der ganze Spott und Hohn, der wie ein Echo durch sein Gedächtnis schallte und ihn zu einem Gespött seiner Selbst machte.
Der Wahnsinn würde daran teilhaben und sich durchfressen wie ein ausgehungertes Schwein, dem selbst Knochen nicht im Wege stehen würden. Er wusste nicht mehr, wie er in diese Lage kam, in der die Gedanken immer stärker erschienen und ihn immer schwächer machen würden.
Zusammenreißen, war nur noch Wunschdenken, dem er nicht mehr viel Gehör schenken konnte, da andere Gedanken an deren Stelle traten. Es geschah nur noch latent. Er wusste nicht, ob er da jemals wieder rauskommen könnte. Die Zeit musste wohl erst noch weiter an ihm nagen, bis er sein Schicksal erkennen konnte. Ob es ihm gefiel oder nicht, das würde sich zeigen.
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Der eigene Verstand konnte einem so viel antun. Dafür war niemand sonst nötig. Unfassbar, wie geschickt er sich anstellen konnte, um allerlei Halluzinationen zu entwickeln, die jenen Mann nun plagten. In vielen Büchern der Kastellbibliothek wurden Geisteskrankheiten beschrieben, doch wie es sich anfühlte, selbst davon betroffen zu sein, konnte niemand in einem Buch finden.
Der Verstand, der nun korrumpiert war und einstige Ziele, die nun in Vergessenheit geraten waren … Würde es jemals so sein, wie vorher?
Diese Stille … Sie war geradezu ohrenbetäubend, als würden tausende Stimmen in seine Ohren dringen und doch konnte er gar nichts hören. Sie waren nicht da und doch waren sie es. Wenn noch in ihm etwas stecken sollte, das man Lebensmut nennen konnte, müsste er sich aus diesem Sumpf ziehen können, aber das war leichter gesagt, als getan.
Schemenhafte Gestalten, die ihn umgaben und plötzlich zu schreien anfingen. Sein Gesicht verzog sich zu einer traurigen Grimasse. Er konnte seine Muskeln nicht kontrollieren. Er wollte nicht und doch hatte er keine andere Wahl.
Die Realität verschmolz mit einer anderen Welt und es war unmöglich zu erahnen, welcher Teil zu welcher Welt gehörte. Sie waren nicht auseinanderzuhalten. Das war das Werk der Selbstisolation.
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Die negativen Stimmen in seinem Kopf wuchsen immer weiter heran. Ihre Lautstärke wurde immer quälender und ihr Opfer, wurde schwächer, unter dem Einfluss der Stimmen immer gebrechlicher. Sie wollten ihn umbringen. Sie, die in seinem Verstand hausten und es immer weiter für sich selbst einnahmen, bis nichts mehr davon übrig blieb.
Sie zerstörten ihn von innen heraus, sodass er irgendwann nur noch eine leere wandelnde Hülle sein würde, die so willenlos war, wie so viele Wahnsinnige, die nicht mehr dagegen ankämpfen konnten, die sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatten und ihrem Verstand endgültig dem Wahnsinn überließen.
Sieh es ein. Du kannst diesen Kampf nicht gewinnen.
Die Stimme hämmerte sich in seine Gedankenzüge. Er konnte nicht verhindern, dass sie sich in seine Gedanken bohrte, wie ein spitzes Kurzschwert, das sich mühelos durch Fleisch stach.
Gib auf. Dann ist es gleich vorüber. Du wirst nicht mehr leiden.
Aber der junge Mann würde nicht darauf hören. Er dachte, er hätte aufgegeben und er kämpfte auch nicht dagegen an, sie zu vernehmen, aber er würde ihren Wünschen, ihren Forderungen, nicht nachgeben.
Dann wird es umso mehr mit Schmerzen verbunden sein. Du wirst leiden.
Er schloss die Augen und bereitete sich mental darauf vor.
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Sein Herzschlag beschleunigte sich inständig und seine Gedanken waren nicht zu kontrollieren. Er hatte das Gefühl, als würde sein Trommelfell auseinandergerissen werden, wobei er dabei nur zusehen konnte. Er musste die Augen schließen. Die Angst war zu groß, etwas zu erblicken, das er nicht erblicken wollte.
Männliche und weibliche Stimmen, die auf ihn einredeten. Die Stimmen klangen im nächsten Augenblick immer verzerrter, unnatürlicher. Je weiter er versuchte, sich zu wehren, desto stärker wuchs seine Angst heran und die Stimmen, die immer lauter wurden.
Er wusste nicht wieso, aber sein Magen brannte wie Feuer, das ihn von innen verschlingen wollte. Die Augen schmerzten vom starken Zudrücken, den Gestalten nicht noch mehr Angriffsfläche bietend. Beine, die er kaum noch bewegen konnte. Sein Hals fühlte sich so an, als würde jemand ihm die Kehle zudrücken.
Er wurde auf eine harte Probe gestellt, die sein eigener Verstand für ihn entwickelt hat und der er sich nicht entziehen konnte. Sie schien nicht enden zu wollen, wie ein Albtraum, der sich länger anfühlte, als er tatsächlich war.
Was aber immer noch in ihm brannte, war der Wille zum Überleben und diesen Willen wollte er bis zum Schluss verteidigen.
Nun galt es für ihn weiterhin, dem Wahnsinn den Kampf anzusagen und er war nicht derjenige, der verlieren würde. Im Inneren wusste er das.
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Sein Zustand normalisierte sich wieder allmählich. Es war, als hätte man eine schwere Last von seinen Schultern genommen. Erst jetzt bemerkte er, dass er einen Bärenhunger hatte, weil er schon so lange nichts mehr gegessen hatte, was er auch an seinem Bauch erkennen konnte. Er hatte merklich an Gewicht abgenommen. Seine Beine fühlten sich noch schwach an, aber er versuchte wieder aufzustehen. Er ließ es langsam angehen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als er es geschafft hatte, sah er sich an, in welchem Teil des Kastells er gelandet war.
Er wusste gar nicht mehr, wie er hierhergekommen war und es befanden sich diverse Lücken in seinem Gedächtnis. So sehr er auch versuchte, sich daran zu erinnern: Es half nichts. Er konnte sich auch nicht erinnern, jemals in diesem Teil des Kastells jemals gewesen zu sein. Feine schwarze Marmorplatten zierten den Boden, die mit eleganten Mustern verziert waren. Die Wände konnte man bei all der Dunkelheit nicht erkennen und das einzige Licht war gerade mal ausreichend, um die nähere Umgebung des jungen Mannes zu beleuchten.
Es handelte sich dabei um magisches Licht, da er keine Kerze oder eine andere Lichtquelle ausfindig machen konnte. Inständig fragte er sich, ob es einen Grund hatte, dass er hier war. Vielleicht war er sogar selber dafür verantwortlich, aber wieso hätte er dies tun wollen? Er unternahm einige Schritte, so langsam wie möglich. Er war noch wackelig auf den Beinen, konnte sich aber fortbewegen. Sein Plan, sein Gemach zu erreichen, war aber schwieriger, als er gedacht hatte, wie er nach wenigen Minuten feststellen musste. Sobald er in die Dunkelheit trat, kam er aus dem anderen Ende des Lichts wieder heraus. Der zweite Versuch, zu entkommen, schlug ebenfalls fehl.
Die Müdigkeit nahm zu und er hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Hunger hatte er auch noch, aber wenigstens plagten ihn keine Krämpfe mehr und die Stimmen, die sich in seinen Verstand bohrten, waren ebenfalls verstummt. Still stand er da, schloss seine Augen und er versuchte sich einen Plan auszudenken, wie seine nächsten Schritte aussehen sollten.
»Luman, mein Sohn, was ist nur aus Dir geworden?«
Die Stimme klang so klar und vertraulich, er hatte sie Ewigkeiten nicht mehr gehört, aber konnte dies überhaupt möglich sein? Halluzinierte er? Kamen die Stimmen zurück, die nun versuchten, ihn zu täuschen?
Er drehte sich langsam um, immer im Kopf behaltend, ob er halluzinierte. Den Mann, der dort im Lichte stand, sah er sich genau an. Er hatte sich vom Äußeren nicht geändert. Sein gesamtes Erscheinungsbild war immer noch das Selbe, wie vorher. Selbst der Blick … Er war fassungslos, wer da vor ihm stand. Er konnte nicht viel über die Lippen bringen, außer einem Wort:
»Vater …«
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Er konnte es gar nicht glauben, dass sein Vater hier war, aber was machte er hier? Wie kam es dazu, dass er hierhergekommen war? Er musste doch halluzinieren oder war sein Vater wirklich hier?
»Vater … Was machst Du hier?«, fragte er völlig entgeistert.
»Ist das nicht egal, mein Sohn? Ich bin hier, um Dir zu helfen. Sicherlich fühlst Du Dich überrumpelt, da Du nicht mit mir gerechnet hattest«, sprach sein Vater langsam.
»Ich hatte Dich damals in Khorinis gesucht, aber Du warst nicht dort gewesen.«
»Das weiß ich. Den einzigen Menschen, den Du dort vorgefunden hattest, war der alte Rudolf, ein Freund unserer Familie. Zu dem Zeitpunkt warst Du noch ziemlich jung gewesen. Wahrscheinlich kannst Du Dich gar nicht mehr daran erinnern, dass Du mit seinem Sohn, Erik, immer gespielt hattest. Versuche Dich aber daran zu erinnern.«
Immer noch überrumpelt von der ganzen Situation, versuchte er sich zu erinnern.
»Schließe dabei Deine Augen, um Deine Konzentration zu erhöhen.«
Er hörte auf den Rat seines Vaters und schloss seine Augen. Vor ihm baute sich eine Stadt mitsamt Hafen auf. Das Wasser kam als Nächstes dazu und wurde in das Becken vor dem Hafen gegossen. Es war die Stadt Khorinis. Langsam versuchte er die altbekannte Szenerie zu durchqueren, bis zu dem Haus seiner Eltern, in dem er aufgewachsen war.
Der junge Mann öffnete die Tür und sah zwei Kinder dort sitzen, die fröhlich herumalberten.
»Lass uns Fangen spielen!«
Er konnte sich daran erinnern, dass es die Stimme Eriks war, die er dort hörte und den Jungen, den er da sah, war zweifellos Erik. Stimme und Erscheinungsbild passten zusammen. Langsam konnte er sich wieder erinnern. Er wusste auch, was er zu dem Zeitpunkt als Nächstes gesagt hatte.
»Klar doch! Geh Du schon mal vor. Ich muss meiner Mutter noch helfen.«
Er sprach die Worte seines früheren Ichs nach. Die Szenerie baute sich langsam wieder ab, bis nur noch die Schwärze und das kleine Licht die Umgebung ausmalte.
»Du kannst Dich erinnern … Weißt Du noch, was mit Erik geschehen war?«
»Er ist an der selben Krankheit gestorben, wie meine Mutter …«, antwortete er seinem Vater, der ihm zunickte.
»Was soll das Ganze?«, musste er seinen Vater fragen.
»Ich will Dir helfen«, erwiderte sein Vater nun.
»Dein Verstand hat stark gelitten. Große Lücken, die es auszufüllen gilt. Alte Erinnerungen, die wieder zurückkehren müssen. Sie sind wichtig für Deine Genesung«, sprach er weiter.
»Aber ich verstehe nicht, wie Du mich gefunden hast. Gerade jetzt, in dem Moment, in dem es mir am schlechtesten geht …«, lautete die Antwort des verwirrten jungen Mannes.
Sein Vater lächelte freudig.
»Du hast es Dir gewünscht, mein Sohn, und Du selbst hast Dir Deinen Wunsch erfüllt.«
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»Ich habe mir meinen Wunsch selbst erfüllt?«, wiederholte der junge Mann den Satz langsam und verwundert.
»Also heißt das …«
Eine Enttäuschung machte sich in seiner Stimme breit.
»Ja … Ich bin nicht Dein Vater, sondern ich entspringe lediglich Deinem Verstand, Deinem Kopfe. Du hast es Dir gewünscht, also hat Dein eigener Verstand diesen Wunsch erfüllt.«
Als er die Bestätigung bekam, sah man ihm die Enttäuschung an. Sein Vater war nicht hier und er war immer noch alleine.
»Du bist nicht alleine, Luman. Ich bin hier.«
Er blickte die Gestalt, die seinem eigenen Verstand entsprang, an.
»Du bist nicht real …«, antwortete er seiner Halluzination.
»Oh doch, das bin ich. Nur, weil ich nicht aus Fleisch und Blut bestehe, bin ich nicht real? Ich entspringe Deinem Kopf. Du glaubst, dass ich deswegen irrelevant wäre, aber das bin ich nicht. Ich kann Dir helfen. Du kannst Dir selber helfen. Du hattest Dich gefreut, als Du mich sahst und Du musst verstehen, dass es nicht darauf ankommt, ob derjenige in Fleisch und Blut vor Dir steht. Ich bin ein Teil von Dir.«
»Ich dachte, dass nichts mehr kommen würde, stattdessen werde ich von mir selber getäuscht.«
»Die Täuschung hat Dir gutgetan. Ich half Dir dabei, einige Erinnerungen zurückzuerlangen und ich kann Dir noch mehr helfen. Vielleicht sagst Du, dass Du keine Hilfe von mir, einer Halluzination, willst, aber ich erkenne in Deinem Inneren, dass Du dieser Hilfe auch nicht abgeneigt bist. Sieh das Gute an der Sache.«
Der junge Mann war verwirrt und er wusste nicht, was er tun sollte. Er hörte weiter zu.
»Ich glaube, dass ich so langsam verstehe …«
»Dann erzähle mir, was Du verstehst«, erwiderte sein imaginärer Vater.
»Du magst zwar nur eine Halluzination von mir sein, aber dennoch kann ich immer meinen Vater, sobald es mir richtig schlecht ergeht, selber vor mir erscheinen lassen. Er mag nicht hier sein, aber gleichzeitig ist er es … in meinem Kopf. Dadurch, dass ich mir alles von ihm eingeprägt habe, ist er selbst als Halluzination der selbe Vater, mit dem ich vorher in Khorinis gelebt hatte. Selbst, wenn er am anderen Ende der Welt wohnt, kann er bei mir sein und mir bei meinen Problemen zur Seite stehen«, sprach der junge Mann nun und verstand endlich den Sinn der Halluzination.
»Du hast es verstanden«, sprach der Vater, der seinem Kopf entsprang.
Die Szenerie von Khorinis baute sich inständig im Verstand wieder auf. Der junge Mann konnte sich wieder mehr erinnern und er erinnerte sich an einen weiteren guten Freund, den er in seiner Kindzeit hatte. Sein eigenes Ich mochte ihn daran erinnert zu haben, einen Freund namens Erik zu haben, den Sohn Rudolfs, aber er konnte sich auch daran erinnern, dass Erik noch einen Bruder hatte, mit dem er immer spielte.
Der Bruder hieß Welik und sie waren gut befreundet gewesen. Als der Bruder Weliks starb, veränderte sich auch sein Charakter und sie sahen sich nicht mehr so oft. Man konnte nicht sagen, was aus ihm geworden war. In der Szenerie stehend, sah sich der junge Mann um und er sah Welik als Jugendlichen im Hafenviertel. Er folgte ihm, bis Welik im Marktviertel stehen blieb, um sich mit einem Priester Innos zu unterhalten. Wenn er sich nicht irrte, war es auch das letzte Mal, als er Welik gesehen hatte. Die Szenerie baute sich wieder ab.
»Wieso hattest Du mir nicht erzählt, dass Rudolf noch einen zweiten Sohn hatte, der mit mir befreundet war? Wenn ich mich nicht daran erinnert hätte, hätte ich Welik vollkommen vergessen«, stellte er seinen imaginären Vater zur Rede.
»Aber Du konntest Dich daran erinnern. Ich habe diese Information absichtlich weggelassen, damit Du Dich selber daran erinnern kannst. Das gehört zur Genesung und Wiederherstellung Deines Verstandes dazu. Du musst selber versuchen, Dich an alles zu erinnern. Die Erinnungen, die zu Dir zurückkehren, sorgen dafür, dass weitere Erinnerungen zu Dir zurückkehren werden. Sie sind miteinander verbunden. Die einen Erinnerungen führen zu anderen Erinnerungen.«
Der junge Magier hatte verstanden. Er nickte der Halluzination zu.
»Du bist nun bereit, um weitere Erinnerungen zu empfangen.«
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»Du hattest ein Vorhaben, welches Du vergessen hast. So langsam sollte sich Dein Gedächtnis stabilisieren. Deine Konzentration erhöht sich durch das Schließen Deiner Augen. Nun versuche Dich daran zu erinnern, was Du für ein Vorhaben im Sinn hattest.«
»Meine Augen zu schließen, ist nicht von Nöten«, erwiderte der Magier danach.
»Du kannst Dich erinnern?«
Der junge Mann nickte.
»Bevor ich hier aufwachte, hatte ich das Vorhaben angestrebt, mich nach vielen Monaten in das Freie zu begeben. Ich wollte nach Setarrif aufbrechen. Ich erkannte, dass es sein musste, wenn ich meinen Verstand keinen Gefahren aussetzen wollte.«
Der imaginäre Vater nickte zufrieden.
»Dein Vorhaben war mit einem weiteren Vorhaben verbunden. Es hatte einen Grund, warum Du nach Setarrif wolltest. Einen Grund, der nicht zu verachten war. Er war notwendig.«
»Ich wollte mit Menschen in Kontakt kommen und sei es nur, um sie zu beobachten oder in ihrer Nähe zu sein. Selbst als Einzelgänger wird man sich der Natur des Menschen nicht entziehen können.«
»Einsamkeit ist selbst für Menschen, die gerne alleine sind, nach einer gewissen Zeit, schwer zu verkraften. Der Mensch ist ein soziales Individuum. Du wolltest nicht krank werden, aber Dein Vorhaben wurde unterbrochen. Was war der Grund dafür?«
Die Halluzination musterte ihn konzentriert.
»Etwas in mir hielt mich davon ab. Ich würde sagen, dass mich mein innerer Schweinehund daran gehindert hatte«, antwortete der junge Magier nun.
»Es war Dein innerer Schweinehund, aber vielleicht wollte er Dich nur schützen.«
»Mich schützen?«, fragte nun der junge Magier.
»Wovor?«, sprach er weiter.
»Vor den Menschen«, erwiderte der Vater in seinem Kopf.
Er war verwundert, aber sein inneres Ich, war Teil von ihm und er konnte Dinge sehen, die der Magier nicht sehen konnte. Er hatte Fragen.
»Wieso sollte ich Angst vor ihnen haben?«
Die Halluzination sprach:
»Sag Du es mir.«
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»Menschen sind individuelle Wesen, deren Gedanken von Wesen zu Wesen unterschiedlich sind. Man kann nicht in ihre Köpfe hineinsehen, sondern nur erahnen, an was sie gerade denken. Sie können jeden täuschen, wenn sie wollen, indem sie sich hinter falscher Freundlichkeit verbergen und ihr Mitgefühl anderen Menschen vorgaukeln«, lautete die Antwort des jungen Magiers.
Er verdrängte den Gedanken an jegliche Ängste, die sein inneres Ich ihm vorwarf.
»Das sind Gründe, sie zu fürchten«, meldete sein imaginärer Vater sich zu Wort.
»Menschen können Dich verraten, wenn sie wollen. Du vergisst bei all Deinem Pessimismus, dass Menschen auch andere Seiten haben. Nicht jeder Mensch ist gleich, das stimmt, aber es gibt loyale Individuuen, die nicht einmal im Traum daran denken würden, ihren Freunden auch nur ein Haar zu krümmen. Du kannst Dir nicht sicher sein, ob sie es tun werden, aber behalte im Kopf, dass die Welt nicht so dunkel ist, wie Du sie Dir vorstellst. Du kannst annehmen, dass sie es tun würden, aber Du könntest Dich irren«, sprach er weiter.
»Manchmal sind wir gezwungen, anderen Menschen zu vertrauen und es fühlt sich gut an, das tun zu können, wenn wir bei unseren Freunden ein gutes Gefühl haben. Zu viel Misstrauen kann Freundschaften auch zerstören, die wir dringend benötigen«, vollendete er seine Ansprache, womit der Magier nun Gründe hatte, darüber nachzudenken.
Sein inneres Ich konnte ihm vor Augen führen, was er eigentlich fühlte, was er sonst nicht zugeben würde. Angst vor Menschen? Angst ist eine Schwäche, die er nicht haben wollte. Doch, ist sie das?
»Angst ist ein Schutzmechanismus«, erinnerte sich der Magus.
»Ohne diesen Schutzmechanismus würden wir alle Vorsicht verlieren und dabei zugrunde gehen«, erwiderte er dazu.
»Ich verstehe nun«, stimmte er dem Vater zu.
»Was hast Du alles gelernt?«
»Es stimmt, dass ich Angst vor den Menschen hatte. Ich wollte sie meiden, weil sie individuelle Wesen sind und somit zur Gefahr werden können. Sie können mit Leichtigkeit das Vertrauen ausnutzen, aber ebenso weiß ich nun, dass nicht jeder diese bösartigen Gedanken verfolgt. Den Menschen kann viel an Loyalität liegen. Wenn ich jedem aus dem Weg gehe, mag ich mich schützen, aber durch diesen Schritt, werde ich am Ende völlig alleine in der Dunkelheit sitzen und … mich selbst vergessen.«
Der Magier sah seinen imaginären Vater an, der hier war, um ihm dabei zu helfen, wie er aus diesem Gefängnis ausbrechen konnte. Es war das Gefängnis seiner eigenen Gedanken, die eingeschlossen waren und nun darauf warteten, befreit zu werden.
»Dass ich nicht zugeben wollte, dass ich Angst vor den Menschen hatte, liegt daran, dass ich mir generell nicht gerne Schwächen eingestehe. Nun aber merke ich, dass es gar nicht schlecht ist, sich Schwächen einzugestehen. Wenn man sie sich eingesteht, kann man daran arbeiten, um sie zu korrigieren. Doch bei Angst ist dies nicht immer notwendig, da Angst ein Mechanismus ist, der uns vor Gefahren schützen soll. Es ist instinktiv.«
Am heutigen Tage wurde dem Magier so einiges bewusst. Er lernte viel über sich selbst kennen. Er war fast schon froh, dass er nun hier saß, nach all den Qualen, die er durchgemacht hatte.
»Ich bin froh, dass Du es gelernt hast, mein Sohn!«, lobte er den Magier.
»Die Ketten Deines Verstandes sind kurz davor, aufgebrochen zu werden!«
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»Als Du Dich dazu entschieden hast, Dich der Selbstisolation auszusetzen, hast Du vergessen, wer Du bist und das darf nicht mehr passieren. Du musst diese Erinnerung auffrischen, wenn Du den Wahnsinn, dem Du Deine Identität freiwillig überlassen hast, besiegen möchtest.«
Der Magier hatte gemerkt, worauf sein Vater hinaus wollte. Sein Name, den er schon lange nicht mehr im Kopf hatte, schien verloren zu sein.
»Der Name gehört zu Deiner Identität. Ohne Namen bist Du nur eine leere Hülle, die dazu verdammt ist, als namenlose Existenz weiterzuleben. Du würdest leben, aber das wärst nicht Du, sondern ein Schatten Deines ehemaligen Selbsts!«
Er versuchte in sich hineinzuhorchen. Der Vater, der sich in einer Halluzination offenbarte, hatte mehrere Male seinen Namen genannt, aber dem Magier erschien, als hätte er den Namen kaum vernommen. Als hätten sich in dem Moment nur die Lippen der Halluzination bewegt. Tatsächlich hatte er seinen eigenen Namen vergessen.
»Du hast Deinen Namen vergessen und damit hast Du Dich selbst vergessen. Erinnere Dich an Deinen Namen und damit erinnerst Du Dich auch an Dich selbst!«
Lange hatte er nicht mehr an sich selbst gedacht. Der Name verschwand, ohne, dass er es merkte und als er es merkte, war es schon zu spät.
»Es ist schwer, sich nach so langer Zeit zu erinnern, wenn der Wahnsinn am Verstand genagt hat. Der Wahnsinn hat Dir Deinen Namen gestohlen, als Du verwundbar und lethargisch genug warst, um nichts dagegen zu unternehmen.«
Die Erinnerungen schienen in keinster Weise solide. So sehr er auch versuchte, sich zu erinnern: Es funktionierte nicht, wie er es wollte.
»Zweifel nicht an Dir!«, rief sein inneres Ich in Form seines Vaters.
»Der Wahnsinn darf nicht Deinen Namen verschlucken! Sonst wird er auch den Rest von Dir verschlucken!«
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»Du hast Recht! Wenn ich meinen Namen nicht mehr wiederfinde, werde ich mich selbst nicht mehr finden. Dann gäbe es keine Hoffnung mehr für mich. Ich wäre auf ewig verloren …«
Er musste tief graben, um an seinen Namen zu gelangen, der in ihm versteckt war und nur darauf wartete, wieder zu ihm zurückzukehren. Er war ein Teil von ihm, der zur Identität gehörte. Der Magier empfand die Vorstellung nicht angenehm, als wahnsinnige leere Hülle zu verrotten, weil er vergessen hatte, wer er war. Der Name musste um jeden Preis wiedererlangt werden.
Er brauchte Konzentration, musste in sich gehen, um die Winkel zu beleuchten, die große Schatten warfen und ihm seine Informationen vorenthalten wollten. Sie waren da, doch waren sie nicht sichtbar und mussten erst enthüllt werden. Mehr Erinnerungen tauchten auf, als er sich auf die Suche begab, die ihm wie eine Kettenreaktion weitere Erinnerungen ermöglichten. Die Halluzination hatte Recht: Eine Erinnerung führte zu einer anderen Erinnerungen. Sie waren verbundene Teilchen, die alleine nicht viel Sinn ergeben mochten. Zusammen dagegen konnten sie eine Aneinanderreihung von Ereignissen ermöglichen, die die Vergangenheit stärker beleuchten konnten.
»Du bist auf dem richtigen Pfad, mein Sohn!«, sprach die Stimme seines Vaters.
Seine Schritte führten ihn weiter. Die Lichter tauchten auf und die Dunkelheit entschwand auf seinem Wege zu seinem eigenen Ich. Es war ein Prozess, der sich viel mehr in seinem Kopf abspielte, aber zugleich sich wie die Realität anfühlte. Ein Prozess der Meditation. Stimmen, die ihn verfolgten. Positive, wie auch Negative. Bilder von Menschen, die er kannte und die er nur einmal im Leben zu Gesicht bekam. Das Gedächtnis war bemerkenswert. Selbst die Gesichter, die er nur flüchtig kannte, brannten sich in sein Gedächtnis. Die markanten Gesichter fanden sich besonders in seinen Erinnerungen.
Die Reise hatte so schnell aufgehört, wie sie begonnen hatte. An einem kalten rauen Ort hatte er Halt gemacht und vor ihm sah er eine Gestalt, die eine Kapuze auf dem Haupte trug, mit dem Rücken zum Magier. Sie schien ihn nicht zu bemerken und nur eine große Felswand anzustarren. Die Statur der Gestalt konnte er nicht ausmachen und auch sonst konnte er schlecht erahnen, um wen es sich handelte und welche Rolle er in den Erinnerungen spielte. Der Magier wusste nur, dass es hier nicht weiterging und diese Person etwas damit zutun hatte. Sie befand sich in seinen Erinnerungen, also musste der Magier ihn kennen.
Endlich drehte sich die Gestalt langsam um und blickte ihm direkt in die Augen. Die Augen der Gestalt waren kalt und leer, wie eine seelenlose Bestie. Nun konnte man auch die Statur erkennen, die ausgemergelt war, als hätte man sie ohne Nahrung in einem Kerker verrotten lassen. Sie führte ihre Hände zur Kapuze und nahm sie langsam vom Kopf. Wen der Magier dort sah, war nicht irgendeine Person, sondern er selbst. Er stand sich selbst, in einer extremen Form, gegenüber. Er war verwirrt, doch konnte er das Bild deuten. Diese Gestalt war seine eigene Angst und das Schicksal, das er erleiden musste, wenn er seinen Namen nicht wiederfinden sollte. Er würde genau so enden.
»Du musst Deinen Namen wiederfinden! Das geht nur, indem Du Deine Angst besiegst! Dieses Abbild von Dir selbst, hat sich Dein eigener Verstand zusammengereimt, doch wirst Du eines Tages genau so enden, wenn Du ihn in diesem Kampf nicht besiegen solltest! Zerstöre ihn, damit Du Dich vom Fluch des Wahnsinns befreien kannst!«
Der Vater in seinem Kopf hatte Recht. Der Magier hatte keine Wahl, als gegen seine Angst zu kämpfen. Sollte er verlieren, würde er zu einer wandelnden, aber leblosen Hülle werden. Sollte er gewinnen, würde er den Wahnsinn besiegt haben, der noch immer in ihm wohnte.
»Ich werde um meinen Namen kämpfen!«
-
Die leeren Augen der Hülle sahen den jungen Magier an, der seinen Feind nicht unterschätzen wollte. Die Hülle fing an, auf ihn zuzulaufen, aber der Magier wollte auf Distanz bleiben. Er kanalisierte mit seinen magischen Kräften eine kleine Schattenflamme auf seiner rechten Handfläche und feuerte sie direkt auf sein verzerrtes Abbild ab.
Bevor sie die leere Hülle treffen konnte, blieb sie in der Luft stehen und verschwand ohne jegliche Geräusche. Sie war direkt ins Nichts geschleudert worden. Der Magier startete einen weiteren Versuch. Schnell fasste er magische Energie auf seiner Hand zusammen und schleuderte sie als Schattenflamme auf seinen Gegner. Der wiederum lächelte nur müde, erhob selbst seine Hand und lenkte die auf ihn zugeworfene Schattenflamme ins Leere.
»Wie kann das sein?«, brachte der junge Magier nur heraus.
»Habe ich Dich verwundert?«, fing die leere Hülle an zu sprechen.
»Macht es Dir so sehr Angst, so zu werden, wie ich? Wie man zweifellos erkennen kann, bin ich die stärkere Persönlichkeit von uns beiden! Deine Angriffe zeigen keine Wirkung und sobald ich Dich ausgelöscht habe, wird der Wahnsinn Deinen Körper ein für alle Mal übernehmen! Dann gibt es keine Hoffnung mehr für Dich!«
Der Magier knirschte mit den Zähnen, aber die Hülle hatte nicht so viel Unrecht, mit dem, was er sagte. Die Schattenflammen, die er auf die Hülle geworfen hatte, konnte sein Feind ohne Mühen abwehren. Er würde aber nicht aufgeben, nur, weil die Hülle behauptete, zu gewinnen.
»Ich werde nicht aufgeben! Der Kampf hat gerade erst begonnen!«, gab der Magier nicht auf.
»Du kannst es Dir auch leichter machen und sofort aufgeben! Die Qualen, die Du durchmachen müsstest, würden sich im Rahmen halten.«
»Das Schicksal, das dadurch für mich bestimmt wäre, würden ewige Qualen erst bedeuten!«
»Wie Du willst … Du willst verlieren? Dann soll es so sein!«
Die Hülle fing nun selbst an, eine Schattenflamme zu beschwören. Er schleuderte sie direkt auf den jungen Magier, der nicht schnell genug reagieren konnte, um der Flamme auszuweichen. Sie traf ihn an der linken Schulter.
Die Schmerzen fingen an, ihn zu durchströmen. Mit von Schmerzen verzerrtem Gesicht hielt er sich die Wunde, die einen dunklen Rauch in die Höhe steigen ließ.
»Noch nicht überzeugt?«, begann die Hülle zu sprechen.
»Hier noch eine!«, gab er bekannt.
Die Hülle schleuderte eine zweite Schattenflamme auf den jungen Magier, der wieder nicht reagieren konnte, weil die Flamme zu schnell gewesen war. Dieses Mal wurde er an der rechten Schulter getroffen. Die Flamme war so stark, dass der Magier nach hinten geschleudert wurde und sich auf dem steinigen Boden wiederfand. Wieder stieg ein dunkler Rauch in die Höhe von der Wunde.
»Der Wahnsinn nimmt Dir die Last von den Schultern! Er tut Dir damit nur einen Gefallen!«
Der junge Mann, der mit den Schmerzen zurechtkommen musste und langsam versuchte, wieder aufzustehen, wusste, dass er alle Kräfte aufbringen musste, wenn er diesen Kampf gewinnen wollte …
»Ich werde mir die Last selbst von den Schultern nehmen! Der Wahnsinn ist diese Last!«
Trotz der Schmerzen, wollte er sich nicht unterkriegen lassen. Er musste sie aushalten, wenn er diesen Kampf gewinnen wollte. Die Schmerzen mussten ausgeblendet werden, als wären sie nicht da. Wenn er sich zu sehr auf sie konzentrieren würde, würde er dem Geschehen des Kampfes keine Aufmerksamkeit mehr schenken können und nicht mehr selbst zum Angriff kommen. Sein verzerrtes Abbild hätte dann alle Möglichkeiten zum Angriff, während der Magier mit immer mehr Schmerzen zurechtkommen müsste. Die Hülle würde mit ihren Angriffen dem jungen Magier keine Ruhe geben, bis er den Schmerzen nicht mehr standhalten konnte.
Nun schaffte er es endlich, wieder aufzustehen. Die Schmerzen waren noch da, aber er zeigte sich nicht geschlagen. Selbstbewusst zeigte er sich der Hülle.
»Ich werde Dich und damit den Wahnsinn besiegen! Ich werde mir meinen Namen zurückholen!«
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»Das sind große Worte, aber bist Du auch bereit, sie durch große Taten zu untermauern?«
Das Abbild kam dem jungen Magier näher. Die Hände des Wahnsinnigen leuchteten stark, dann fühlte der Magier, was man ihm geschah. Sein wahnsinniges Ich machte von einem Zauber Gebrauch, der dem Opfer eine unglaubliche Angst in den Körper flößte. Noch nie zuvor hatte der junge Magier gespürt, wie es sich anfühlte, selbst Opfer dieses Zaubers zu werden. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaße.
Er versuchte all die Gedanken zu verbannen, die das Ganze nur noch schlimmer machten. Mit all seiner Kraft versuchte er selbst, Magie zu wirken. Vielleicht hatte er Chancen, wenn er den gleichen Zauber anwenden würde, aber bei all dem Zweifel würde er versagen. Dieses Mal musste er seinen Kopf ausschalten und einfach den Zauber wirken, wenn er Erfolg haben wollte. Seine Hände leuchteten dunkel wie das Abbild. Ein dunkles Band erschien, das ihn mit dem Wahnsinnigen verband, aber es zeigte keine Wirkung.
»Glaubst Du, dass es so leicht ist, einen Zauber aufzuheben und ihm damit die Kraft zu rauben?«, spottete das Abbild, das trotzdem Abstand nahm.
Der junge Magier stand auf, weil er wusste, was als Nächstes geschehen würde. Der Wahnsinnige kanalisierte eine Schattenflamme und warf sie auf den jungen Mann, der dieses Mal ausweichen konnte, aber ehe er es geschafft hatte, traf ihn die nächste Schattenflamme, die das Abbild erschaffen hatte. Der Magus konnte nur in die Knie gehen, weil der Schmerz ihn erfasste. Sein wahnsinniges Ich erhob eine Hand und erschuf ein Band, mit dem er etwas hinaufbeschwörte. Man konnte erahnen, was er tun würde: Er beschwor eine Schattenflamme und nutzte die fließende Angst. Der letzte Zauber, dem ihm noch blieb, war Ströme der Erde. Damit konnte er ein kleines knöchiges Wesen beschwören.
Die Beschwörung erfolgte und während der junge Magier versuchte, die Schmerzen irgendwie wegzustecken, ließ sein wahnsinniges Ich eine untote Ratte auf ihn los, das den vor Schmerzen gekrümmten und in die Knie gegangenen Magier erklomm, der gar nicht so schnell reagieren konnte. Die Ratte bohrte sich in seine Wunde, was extreme Schmerzen verursachte. Er konnte nicht anders, als laut aufzuschreien. Mit der letzten Kraft riss er die untote Ratte aus der Wunde und katapultierte sie auf den kargen Felsen in der Nähe. Durch den Aufprall zersprang sie in ihre Einzelteile.
»Ich kann das noch mal wiederholen, wenn Du willst!«, grinste der Wahnsinnige nur und lachte wegen des Spaßes, den er daran hatte, den jungen Magier zu quälen.
Seine letzten Kräftereserven würden bald verbraucht sein, wenn er sich nicht erheben konnte, um dem Wahnsinnigen den Kampf anzusagen, aber dies war ein schweres Unterfangen. Bisher konnte er jede Schattenflamme abwehren und auch so erschien er in allen Dingen überlegen.
»Gibst Du nun endlich auf?«, fragte das wahnsinnige Abbild, in dessen Augen der pure Sadismus zu erkennen war, gepaart mit der eigentlichen Leere.
Es war eine furchteinflößende Erscheinung.
»Ich gebe nicht auf!«, zeigte sich der junge Magier stark, dessen Wahnsinn aber nicht beeindruckt erschien.
»Dann wirst Du weiterhin leiden müssen!«
-
Der Magier stand auf, nachdem er wieder von einer Schattenflamme getroffen wurde. Er schien seinem Abbild in der wahnsinnigen Form in allem unterlegen, aber was er besaß, war sein Verstand, den sein wahnsinniges Ich nicht mehr kontrollieren konnte. Er würde am Ende triumphieren. Was er nicht durfte, war, zu verzweifeln. Er musste die Kontrolle behalten.
»Du kannst mich nicht besiegen. Leider ist der Kampf nicht so interessant, weil Du es versäumt hast, Dein Studium wieder aufzunehmen! Dir fehlen die höherstufigen magischen Sprüche!«
Das wahnsinnige Abbild hatte sogar Recht: Der Magier hatte sein magisches Studium völlig vernachlässigt. Mit neueren Zaubern könnte er vielleicht dem Abbild mehr entgegenbringen, aber er bedachte dabei auch, dass sein wahnsinniges Ich diese Zauber ebenfalls besser beherrschen würde. Er war ein Teil von ihm. Was der Magier konnte, konnte auch das Abbild. Nur, dass er all die Zweifel, die der junge Magier noch inne hatte, dazu nutzte, um an mehr Macht zu gewinnen.
»Stirb!«, rief der Wahnsinnige mit einem irren Lachen und warf mehrere Schattenflammen, die der junge Magier auszuweichen versuchte.
»Hör auf zu denken! Du wirst mir gehören!«
Der Ruf des Wahnsinns erschallte und versuchte den jungen Magus daran zu hindern, zu denken. Er wollte, dass er keine Lösung für diesen Kampf fand, mit der er diesen Kampf gewinnen konnte.
»Langsam verstehe ich …«, flüsterte der junge Magier, aber immer noch in einer Lautstärke, die das Abbild verstehen konnte.
»Was? Dass Du sterben wirst?«, antwortete der Wahnsinnige, der die nächste Schattenflamme bereit machte.
»Nein, sondern, wie alles funktioniert. Ich durchschaue Deine Pläne …«
»Niemals!«, war das Abbild verwundert.
Sie schmetterte mit voller Kraft die vorbereitete Schattenflamme auf den Magier, der ausweichen konnte. Hinter einem Felsen ging er in Deckung.
»Du willst mich am Denken hindern, weil Du weißt, dass ich Dich sonst besiegen kann. Je länger Du mir Zeit zum Denken gibst, desto schneller werde ich eine Lösung für dieses Problem finden.«
»Problem?«
»Du bist mein Problem. Du bist der Wahnsinn, der in mir wohnt, aber ich werde Dich verbannen.«
Der Wahnsinnige lachte nur.
»Du glaubst, dass Du mich besiegen kannst? Ich bin ein Teil von Dir … Ich kenne Deine Schwächen …«
»Und ich kenne meine Schwächen nun ebenfalls, die ich mir vorher nicht eingestanden hätte. Dazu gehören auch meine Zweifel, die in mir die Oberhand gewinnen wollen. Solange sie in mir ringen, wirst Du stärker werden. Ich werde Dir kein weiteres Futter mehr bieten. Also wirst Du geschwächt und ich werde gewinnen!«
»Pah! Dass ich nicht lache … Versuche es doch! Der Wahnsinn ist stärker als Du …«
»Das habe ich auch gedacht. Du bist mächtig … Aber nur, weil ich Dir die Kraft dazu gebe. Ich verleihe Dir erst diese Macht, weil Du mich lesen kannst und meine Zweifel zu Deiner Stärkung nutzt! Und da wäre noch etwas …«
Der Wahnsinnige war gespannt. Er hatte aufgehört, mit Flammen um sich zu werfen. Sein Plan, den jungen Magier am denken zu hindern, hatte er vergessen.
»Hier fühlt sich alles real an. Man hat nicht das Gefühl, zu träumen. Selbst die Schmerzen sind so furchtbar, wie in der Realität. Das Denken hat sich auch nicht geändert. Es ist, als gäbe es diesen Ort wirklich, aber ich habe nun gemerkt, dass dieser Ort nicht real sein kann. Es ist mehr in den Hintergrund geraten, als ich diesen Ort betrat, wie in einem Traum. Man weiß nicht, dass man träumt, aber sobald man es merkt, kann man den Traum lenken … oder man wacht auf. Dieser Ort hier, ist nicht real und meine Verletzungen sind es auch nicht. Dies ist nicht die Realität, sondern ich befinde mich in einem meditativen Zustand. Nun bin ich derjenige, der die Macht besitzt!«
Der junge Magier wusste nun wirklich, dass er gewinnen würde. Das Abbild wiederum, klatschte in die Hände.
»Endlich bist Du darauf gekommen! Ich bin beeindruckt! Aber in Dir gibt es noch immer Zweifel, die mir die Macht verleihen, in diesem Kampf der Stärkere von uns zweien zu sein!«
»Glaubst Du das wirklich?«, erwiderte der Magier.
»Ja, das glaube ich!«, sprach der Wahnsinnige und feuerte zwei Schattenflammen gleich ab.
Der Magus zeigte sich und ehe die Schattenflammen ihn erreichen konnten, lösten sie sich vor ihm in Luft auf.
»Was soll das? Sie hätten Dich treffen müssen!«
Nun war der Magier derjenige, der grinsen konnte.
»Was gibt es da zu grinsen?«
»Ich habe Dir mitgeteilt, dass ich nun weiß, dass dies nicht die Realität ist. Dieser Ort, dieser Kampf … Alles findet in meinem Verstand statt. Hier gelten andere Regeln …«
Die zuvor aufgelösten Schattenflammen kamen erneut zum Vorschein. Genau dort, wo sie verschwanden und dieses Mal trafen sie den Wahnsinnigen, der zähneknirschend zu Boden ging. Er wurde im Brustbereich getroffen. Rauch kam aus den zugefügten Wunden hervor.
Der Schwarzmagier ging auf das Abbild zu und konfrontierte ihn:
»Du hast geglaubt, dass Du der Stärkere von uns beiden bist. Ich jedoch, glaube nicht, dass ich der Stärkere bin, sondern weiß es!«
-
»Dann bringe es zu Ende!«
Das Abbild sprach glasklar, als hätte es aufgehört zu kämpfen. Der junge Magier ging auf die Knie, um die Kehle des Abbilds zuzudrücken.
»Glaubst Du, dass, wenn Du mich besiegt hast, Du wieder ein ganz normaler Mensch bist? Die Art, wie Du mich loswerden willst, beweist, welcher Mensch Du wirklich bist! Deine sadistische Ader zeigt sich dadurch, dass Du diesen Weg gewählt hast. Das haben schon immer Mörder getan, um Macht über ihre Opfer zu demonstrieren! Wenn Du diese Ader entfernen willst, musst Du Dich selbst umbringen!«, brachte der Wahnsinnige heraus, dessen Kehle zugedrückt wurde.
»Du kannst es nicht leugnen, dass in Dir etwas steckt, dass Du nicht einfach entfernen kannst. Nur, weil Du mich loswirst, heißt das gar nichts. Der Wahnsinn hätte Dich viel mehr davor schützen können, aber Du wolltest nicht hören … Der Schutz wird Dir verwehrt bleiben!«
»Schutz? Welcher Schutz soll das sein, wenn ich nur noch eine leere Hülle bin?«, erwiderte der Magier.
»Schutz vor dem, was Du darstellst. Du bist eine Bedrohung und eines Tages wird sich zeigen, dass Du Dir selbst zur Gefahr werden kannst. Ich hätte Dich retten können! Dann wärst Du keine Bedrohung mehr gewesen und hättest die Welt mit Deiner Existenz verschont!«
»Du redest Unsinn!«
»Tu ich das? Ich weiß, dass ich Recht habe! Du wirst Menschen verletzen, die Du liebst, wenn Du nicht bis dahin bereits eine Menschenhülle bist, die keine Gefühle mehr zulässt! Deine Entwicklung ist schädlich für die Welt!«
»Nein! Ich bin mir dessen bewusst, was ich tue! Ich habe alleine die Kraft, Entscheidungen zu treffen, die ich für richtig halte!«
»Was Du für richtig hältst? Das kann alles bedeuten! Es könnte sein, dass Du eines Tages Deinen eigenen Vater umbringen wirst, weil Du es für richtig hältst!«
»Nein! Das würde ich niemals tun! Hör auf über ihn zu reden!«
Der junge Magier drückte fester zu. Eine Träne lief seine Wange herunter, während er all seinen Zorn und seine Trauer einsetzte, um damit dem Abbild das Ende einzuleiten. Zorn und Trauer konnten mächtige Waffen sein, während der Magier einfach das tat, was er tun musste, ungeachtet dessen, ob das Abbild Recht haben könnte.
Die letzten Worte des Wahnsinnigen sollten folgen:
»Eines … Tages … wirst … Du … sehen …«
Kraftlos ging der Magier zu Boden, während das Abbild neben ihm lag. Er erwachte aus der Meditation und fand sich auf dem schwarzen Marmorboden wieder, während die Halluzination seines Vaters in seine Augen blickte, mit einem Lächeln auf den Lippen. Das Abbild war verschwunden, wie auch die Wunden, die das Abbild dem Magier zugefügt hatte. Es fand, wie er gesagt hatte, in seinem Verstand statt.
»Ich bin stolz auf Dich, mein Sohn!«, lobte ihn die Halluzination.
»Du hast es geschafft! Nun ist es vorerst Zeit für mich, zu gehen. Bedenke, dass ich immer bei Dir sein werde, falls Du große Probleme haben solltest, die Du alleine nicht bewältigen kannst! Ich bin bei Dir!«, sprach er zudem.
»Nun musst Du Kraft im Schlaf schöpfen! Schlafe, mein Sohn, schlafe …«, endete sein Vater die Ansprache, während der junge erschöpfte Magier die Augen schloss.
»Mein Name ist … Luman …«, murmelte er, um augenblicklich danach einzuschlafen.
Geändert von Luman (12.12.2016 um 16:13 Uhr)
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