[Noxus Exitus]

Irritiert wie überrascht schnellte sein Blick wieder zu ihr hoch, als ihm das allzu bekannte wahnsinnige Lächeln ins Gesicht trat.

"Kore hat mir die Stimme genommen, das hier ist kein Instrument der Bestrafung", meinte er trocken, es sollte eigentlich humorvoll herüberkommen, doch saß ihm der Scham noch zu tief in den Knochen. "Der Eierkopf geht mir genauso auf den Sack wie dir.", setzte er nach und wurde umgehend mit einem heftigen Pochen nahe der Schläfe bestraft. Teilgenommen an der Flüsterpost hatte der Dämon Olivias Reaktion nach zu urteilen dennoch.

Schwer seufzend stellte er den Wein beiseite und dachte kurz nach.
"Von was für einem Treffen genau hast du da gesprochen? Feuer- und Wassermagier? Sogar Druiden?", Noxus musste kurz an seinen unangenehmen Besuch im Sumpf denken, zusammen mit seinem Vater Nicolei und Lopadas der heiligen Feuerwurst die zu lang in der Sonne gelegen hatte. "Und sie sind alle durch ein wichtiges Thema abgelenkt, hm?", abermals zierte seine Visage ein Schmunzeln, während die weißen Augen Löcher in Dimensionen rissen.

[Olivia Rabenweil]

Noxus wechselte das Thema und ihr war das nur Recht.
»Ja, wir haben die letzten Tage zusammengesessen und wie schon erzählt, darüber beratschlagt, wie man den Drachen loswerden könnte. Es war Maris und ein Druide namens Jadewolf, der Oberste Wassermagier Tinquilius, seine Beraterin Aniron und natürlich auch die Oberster Feuermagierin anwesend. Anfänglich auch noch Meister Esteban und Hirni, doch die haben sich zwischenzeitlich verzogen. Schließlich kamen di auf die Lösung, dass man den Drachen einsperren könnte. Dafür wollen sie eine magische Kuppel verwenden, wie sie sie wohl schon einmal erstellt haben auf einer Insel… deren Namen ich vergessen habe.«
Olivia bestellte sich schnell etwas zu Essen und zu trinken. Sie hatte das gute Kastellessen ja lange missen müssen.
»Es war die Idee der Feuermagierin, den Drachen einzusperren. Alle anderen Vorschläge hat sie kategorisch abgeschmettert. Sie erhoffen sich jetzt, dass den Drachen einzusperren bedeutet, dass die Echsen führungslos und damit weniger gefährlich werden. Doch da die Geschuppten untereinander telepathisch kommunizieren können halte ich davon wenig. Ich denke es wird sie nur sauer machen, und wenn das Weißauge in der Kuppel, sie übrigens in den Ruinen Setarrif geformt werden soll, a Hunger zugrunde geht, dann wird er doch erst recht versuchen alle seine Diener in die Schlacht zu schmeißen und so viel Terror anzurichten, dass er die Menschen dazu zwingt, den Zauber zu brechen.«
Olivias Essen kam. Es duftete herrlich und sie musste sich entscheiden, wo sie zuerst zugreifen wollte. Sie entschied sich für ein Stückchen gebratenes Kaninchen mit scharfer Soße und begann daran herum zu knabbern.
»ich habe mich dazu entschieden, an dem Zauber mitzuwirken, wenn sie mich lassen. Das ist hohe Magie und es kann nicht schaden, Kenntnis davon zu haben. Wenn es dann schief läuft, soll es nicht unser Problem sein, das Kastell weiß sich immerhin gegen den Drachen zu verteidigen.«
Auch der bestellte, gesüßte Tee war wunderbar, so etwas bekam man in Thorniara nicht. Olivia trank gierig ein paar Schlucke bevor sie weitersprach.
»Es soll schon sehr bald losgehen. Vorher wollte ich noch ins Kastell, weil ich ein paar gute Karten der Stadt brauche und eigentlich auch noch eine sinnvolle Ablenkung, sollten uns die Echsen auf die Schlicke kommen. Ich dachte eigentlich an eine Dämonenbeschwörer Schriftrolle, doch Meister Narzuhl wollte mir keine geben und Meister Esteban ist noch nicht wieder hier. Fällt dir etwas brauchbares ein?«

[Hirni]

„Hihi, guck mal… Der Hirni kommt angelaufen.“
„Haha! Er kommt eher angehumpelt. Na mein Junge, hast du unterwegs deine Klamotten wieder gefunden?“ gackerten die beiden Skelette am Kastelltor.
„Ihr Nervbacken. Ich will mal den Tag erleben, an dem ihr nicht irgendwelche Kommentare abgebt.“
„Hoho, da kannst du lange Warten, mein Freund. Wir haben ja sonst nichts zu tun hier. Was ist los? Hast du einer Oma versucht ihr die Klamotten abzunehmen, und sie hat dir mit dem Waschzuber das Knie zertrümmert?“
„Hehe, er kann nicht einmal einer Oma den Rock klauen.“ Lachten sie auf.
„Weil Omas ja auch Lederrüstungen tragen können. Ihr Trottel.“ Antwortete der humpelnde Schwarzmagier.
„Die Welt ist im Wandel, ich kann es spüren.“ Plapperte das linke Skelett
„Ja. Und da tragen Omas auch mal Lederrüstungen!“ fügte das rechte Skelett hinzu.
„Genau. Und Babys schlagen Drachen tot.“ War die sarkastische Antwort Hirnis.
„Wer weiß. Möglich ist alles. Soll ja auch Leute geben, die sich von Goblins überfallen lassen.“ Gab der linke Knochenmann von sich.
„Hahaha! Was für Deppen müssen das sein.“ Der Rechte der beiden brach in schallendes Gelächter aus.
„Volldeppen!“ schloss sich der Linke dem Gelächter an.
„Woher zum Teufel…?“ dachte Hirni und blaffte sie an. „Haltet das Maul! Alle beide!“
Als Antwort kam weiterhin nur Gelächter. Er hasste die beiden in solchen Momenten. Als sich das Kastelltor öffnete, huschte Hirni schwerfällig hindurch und schleppte sich bis hin zum versteinerten Vabun.
Mit einem Stöhnen ließ er einen der Goblinzähne, die er aufgelesen hatte nach dem Kampf am gestrigen Abend, in die Schale fallen. Er hatte schon lange keinen Tribut mehr fallen lassen. Und dies hier war seine erste Kampftrophäe seit langem.
„Jetzt einen Stuhl und einen Eisbeutel. Wäre das göttlich!“ ächzte er leise. Und ehe er sich versah, stand beziehungsweise lag beides vor ihm. Just nachdem der Zahn angenommen wurde von Vabun. „Das ist aber nett.“ Freute er sich leise und ließ sich schwer auf den Stuhl plumpsen. Der Kampfstab fiel mit lautem Poltern auf den steinernen Boden. Hirni zog sich die Hose der Lederrüstung aus, und genoss die Kühle an seinem Knie. So saß er also dort, mit herunter gelassener Hose und Kühlte sein Knie, welches mittlerweile auf doppelte Größe angeschwollen war.
„Meh! Ich hab Hunger…“ maulte er. „Aber erstmal kurz Pause machen…“

[Noxus Exitus]

Stirn runzelnd hörte er dem Bericht Olivias zu, ignorierte allerdings ihre Frage. Er verstand sie nicht, wieso zur Hölle wollte sie Feuermagiern bei etwas helfen? Um Zeuge mächtiger Magie sein zu können? Wusste sie denn nicht wie es das letzte Mal auf Khorinis ausgegangen ist, als König Rhobar der Zweite dreizehn der besten Magier eine magische Kuppel errichten ließ? Die Barriere ... Alle wurden sie eingesperrt, als sich durch eine magische Anomalie die Kuppel deutlich weiter ausgedehnt hatte, als gewollt. War sicherlich kein Vergnügen mit einem Drachen in hoher Magiedichte eingesperrt zu sein.
Bedrückt stellte er fest wie dieser Mensch der ihm von so wenigen ans Herz gewachsen war doch noch so naiv durch die Welt tapste. War er besser? Waren seine Aktionen nicht scheinheilig und meist durch Größenwahnsinn zum scheitern verurteilt? Sollte er vielleicht ebenfalls an dem Experiment teilnehmen, wenn sie einen Grund hatte gab es schließlich einen für alle, richtig?

"Was genau bewegt dich an der Teilnahme der Kuppel? Was willst du damit erreichen? Sicher, Magie ist faszinierend, in einem solchen Ausmaß umso mehr, doch hilfst du dort den Dienern Innos? Du stagnierst das Chaos auf der Insel ... was ist dein Ziel? Wie dienst du Beliar, Olivia?", kurz flackerte vor ihm die Erinnerung auf, also ihr Gesicht Angst verzerrt irritiert keine Antwort auf diese Frage hatte, vor allzu langer Zeit ... auch seine Entlassung aus dem Kastell für ein halbes Jahr, die darauf folgte. Vergangenheit musste einer der mächtigsten Dämonen in Beliars Reich sein.

[Hirni]

Durchgefroren erwachte er aus einem unruhigen Schlaf. Irritiert blickte Hirni sich um. Orientierungslos und zitternd saß er auf einem Stuhl. Neben ihm eine steinerne Statue. Langsam erinnerte sich der Schwarzmagier. Sein lädiertes Knie hatte er hier auf dem Stuhl ausruhen wollen, hatte es gekühlt. "Mit einem Eisbeutel, genau."
Das Eis war natürlich bereits geschmolzen und das kalte Wasser war aus dem Beutel gelaufen und ihm übers Bein geflossen.
"Mist, verdammter!" fluchte er laut und betrachtete sein Knie. Ein dicker Bluterguss hatte sich dort eingenistet. "Hoffentlich nicht mehr..." zog er nachdenklich die Augenbrauen hoch.
Ächzend richtete er sich auf und zog sich seine Hose wieder hoch. An den Riemen der Schnallen fummelnd, machte er sich langsam auf dem Weg ins Refektorium. Schnelles gehen war kaum möglich, und so humpelte er mehr denn sich wirklich fort zu bewegen.
Der unbequemen Lage, in der er geschlafen hatte, verdankte er nun auch noch Rückenschmerzen.

Während er sich durch die Gänge quälte, sortierte er seine Gedanken:
Ich muss meine Stabkampffertigkeiten verbessern, die Magie weiter studieren, mit der Heilmagie beginnen und danach meine Alchemie Kenntnisse auf Vordermann bringen. Zwischenzeitlich kümmere ich mich dann noch um meditate und die anderen tausend Dinge, die so im Alltag eines Schwarzmagiers anstehen..." Er überlegte, welche dies wohl sein könnten. Rettung der Welt? Unterwerfung der Hallen Beliars? Kinder entführen? Dämonen Beschwören? Alte Frauen überfallen und ihnen vom Ende aller Tage erzählen? Häuser anzünden? Nekrophilie betreiben oder gar Ziegen verwöhnen?
"Alles viel zu anstregend. Oder zu widerlich. Fürchterlich, welche Klischees man teilweise erfüllen muss. Wie machen das nur die ganzen Feuerpriester? Wobei... Die ja eher für die Ziegen verantwortlich sind...
Jetzt erstmal was essen."

Und so schleppte er sich ins Refektorium und erblickte zwei Gestalten. Stumpf setzte er sich zu Ihnen an den Tisch, zuckte dabei bei jeder Bewegung zusammen, und machte sich über das Wildbret mit Bratensauce her, welches er kurz vorher geordert hatte.
"Na denn, Mahlzeit..." sprach er mampfend und legte sein lädiertes Bein stumpf hoch auf die Bank.

[Olivia Rabenweil]

»Was genau mich dazu bewegt? Was…?«Olivia musste kurz inne halten, um Noxus nicht anzuschreien. In ihr kochten die Emotionen hoch, die sie die letzten Tage unterdrückt hatte.
»Macht!«, war ihre simple Antwort schließlich, als sie sich gefasst hatte. »Ich will die macht, diese selbstgerechten Idioten dem Erdboden gleich zu machen. Und da ich dieses selbst mit einer Salve von Schattenflammen wohl nie hinbekommen werde muss ich mir alternativen suchen. Es hat sich herausgestellt, dass der Drache eine solche Alternative sein könnte…«
Gefasst wandte sich Olivia wieder ihrem Essen zu. »Ich bin nur aus einem Grund nach Thorniara gegangen: Ich wollte mehr über ihre Schwächen lernen. Und nun habe ich die Möglichkeit, etwas über den Zauber zu lernen, mit dem sie vorhaben, die zurzeit mächtigste Kraft auf dieser Insel zu verärgern. Der Drache scheint nicht direkt von Beliar geschickt worden zu sein. Dafür gibt es zu mindestens keine Hinweise, doch was meinst du, wem wird er lieber einen kleinen Gefallen tun, denen die ihn einsperren oder der, die ihn wieder befreit?« Olivia warf Noxus einen strengen Blick zu.
»Ich habe nicht vergessen, was das Myrtanische Großreich mit meiner Heimat angestellt hat und es hat mich viel Selbstbeherrschung gekosten, als die oberste Feuerwurst zu mir sagte, dass sie uns Schwarzmagiern misstraue, da der letzte – damit meinte sie dich – der die Stadt besucht hat, einen Mord beging und für ein bisschen Unruhe gesorgt hat.« Olivias Blick verfinsterte sich.
»Zu gerne hätte ich ihr gesagt, dass die letzten Paladine, die mein Haus besuchten, meine Tanten vergewaltigten und meinen Bruder erschlagen haben. Ihre verfluchte Armee hat meine Heimat verwüstet und besetzt und der..«, Olivias Stimme war nur noch ein ungewöhnliches Knurren, »Schlächter von Varant – der sich heute mit diesem Namen auch noch brüstet – hat reihenweise grundlos Unschuldige hinrichten lassen!«
Zornerfüllt starrte sie den Teller vor ihr an. Ihr Atem ging ihr schwer und in ihrem Kopf festigte sich der Beschluss, ihren Plan auch durchzuziehen. Vielleicht war es Wahnsinn, als Magieradeptin eine solche Idee zu verfolgen, sich alleine gegen eine Handvoll der mächtigsten Magier des Reiches zu stellen, doch wenn sie nie etwas tat, dann war ihre Existenz hier verwirkt. Noxus hatte Recht, wenn er sagte, dass sie alle ihren Teil zu leisten hatten in dieser Welt zu Beliars Wohl!

Das Plumpsen neben ihr auf der Bank, riss sie aus ihren Gedanken. Hirni war wie aus dem nichts erschienen. Olivia musterte ihn mit einem schwächlichen Lächeln. Es war schön ihren Freund zu sehen, doch eine angemessene Begeisterung, könnte sie nach dem vorherigen Gespräch nicht aufbringen.
»Du siehst zerrupft aus, Hirni. Bist du erneut den ganzen Weg gewandert? Du solltet wirklich endlich mal den Teleport lernen…«
Ruhig und nun wieder gefasst, aß Olivia weiter. Ein Kurzes Schweigen entstand, als alle mit ihren Gerichten auf den Tellern beschäftigt waren, ihren eigenen Gedanken nachhingen.
»Mhmmm, Hirni?« Olivia schluckte und sah Janos an, »Ich habe Noxus gerade von unserem Treffen in Thorniara erzählt. Wie hast du denn diese Arbeitsgruppe empfunden?«

[Hirni]

"Und du solltest wirklich mal lernen deine Emotionen in den Griff zu kriegen..." gab Hirni trocken zurück und schnitt eine freche Grimasse in Olivias Richtung.
Wo auch immer der Sand in ihrer Unterwäsche nun wieder juckte. Entweder war sie beleidigt, weil Hirni und Esteban einfach abgezogen waren, oder aufgrund irgendeiner Bemerkung Noxus. Zumindest sah der Knabe neben ihr Noxus etwas ähnlich. Und Olivia hatte ihn so gerade genannt.
"Schön, Noxus, das du es doch irgendwie aus Thornaria geschafft hast. Wir haben uns ja nun schon länger nicht mehr gesehen, und Olivia war sich damals selbst nicht sicher, dass du aus den Fängen dieser Fanatiker lebend heraus gekommen bist."

Hirni kaute auf seiner Hirschkeule herum, schluckte etwas Wasser nach und tunkte einen der Erdäpfel in die Bratensauce, bevor er von dieser abbiss. Eine dramaturgische Pause, die Olivia jäh unterbrach und sich nach seinen Gedanken bezüglich des Magier-Treffens erkundigte.
Der Schwarzmagier leerte seinen Mund und gab dann zur Antwort:
"Ach, das war doch reine Verarsche. Ich weiß gar nicht, warum diese verflixten Dämonen mich bitte hier weg zu euch in die Hafenstadt gelockt haben? Ich hätte gleich wieder umdrehen sollen, als du mir erläutert hast das keine Gefahr bestünde.
Ich hab wieder mehrere Wochen Studienzeit verpasst nur wegen dieser gequirlten Scheiße." Seine Stimme wurde Lauter:
"Es kann doch nicht wahr sein, das man da einen Triumvirat eröffnet, und alles was zählt ist die Meinung der Feuermagier oder des Druiden, der angeblich mit dem Drachen selbst gesprochen hat! Die Wassermagier haben lieber geschwiegen, selbst Tin. Maris machte nur ein wichtigtuerisches Gesicht und diese Aniron und der Jadewolf-Kerl waren scheinbar nur damit beschäftigt, der obersten Streichholz-Magierin in den Allerwertesten zu kriechen. Reine Zeitverschwendung. Deshalb bin ich auch irgendwann gegangen. Die Deppen haben sich bestimmt jetzt etwas kongeniales Ausgedacht. Und immer dran denken: Jeder hat garantiert irgendeinen Plan, der bestimmt nicht Funktioniert. Das wusste schon einer unserer Ehrenmitglieder im Zirkel zu berichten."
Er richtete sich auf, so gut es ebend ging mit dem lädierten Knie und den Rückenproblemen und schlug mit der Faust auf den Tisch.
"Anstatt einfach alles zu mobilisieren und mal kräftig dieser angeblichen Bedrohung in die Kronjuwelen zu treten, kommen die auf Ideen wie Gift oder Ähnliches. Ich bin weiterhin der Überzeugung, das eine starke Streitmacht mit Unterstützung aller Magier das einzig richtige ist. Und zwar so schnell wie möglich. Im Krieg wird nunmal gestorben. Sowohl auf der Seite Beliars, als auch auf der Seite Innos. Sowie auf Seiten Adanos. Und vielleicht ist es genau das, was das Gleichgewicht hier auf der Insel wieder zurück bringt. Ich habe langsam das Gefühl, das der Drache für unsere Sache Aktiv ist, weil die Innos-Fritzen hier auf der Insel die absolute Überhand haben. Aber gut, sollen sie machen. Werden schon sehen, was sie davon haben."
Er beruhigte sich langsam. Sein Wasserkrug war umgefallen durch den Fausthieb, das Besteck auf den Boden gefallen.
Olivia schaute ihn entgeistert an. Und Hirni lachte auf: "Soviel zum Thema Emotionen unter Kontrolle behalten."

[Noxus Exitus]

Abermals legte sich seine Stirn in Falten, er würde bald aussehen wie ein Greis wenn er weiterhin so nachdenklich analysierte. Als Olivia sprach zog sich ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht, doch Wut, gar Hass waren am Ende des Tages nur Emotionen, etwas das beflügelt, vielleicht sogar über längeren Zeitraum. Was Noxus sich gewünscht hatte war eine Ethik Beliars, eine gewachsene Form von Verachtung, mit dem Ursprung des Verstandes. Man brauchte keine Paladine die sich an einem Verwandten vergingen um die Feuermagier zu hassen, man brauchte auch keine Schandtaten erfinden um sie verurteilen zu können, wir sind schließlich keine Magier Innos' und müssen uns Schundgeschichten aus den Fingern saugen - bei uns reicht ein klarer Blick um zu verstehen, wie falsch sie alle liegen.

Grübelnd betrachtete er die Gestalt die sich zu ihnen gesetzt hatte. Er konnte sich nicht an ihn erinnern, allerdings schwebte ihm der Geruch von verrottetem Tintenfisch durch die Nasenflügel, als er die typisch nordischen Gesichtseigenschaften betrachtete. Wie gut er sich doch an diese Kombination aus blonden Haaren und blauen Augen erinnern konnte. Es fehlte nur eine vom rauen Wetter mitgenommene, geröteter Zinken, eine Alkoholfahne und die ständige Lust auf weibliche Gesellschaft - letztes konnte das Weißauge bei Hirnis Interesse an Olivia schlecht ausschließen.

"Schön, Noxus, das du es doch irgendwie aus Thornaria geschafft hast. Wir haben uns ja nun schon länger nicht mehr gesehen, und Olivia war sich damals selbst nicht sicher, dass du aus den Fängen dieser Fanatiker lebend heraus gekommen bist."

Die Worte schienen nur aus Höflichkeit gesagt worden zu sein, halbherzig dahingeworfen wie ein Fleischbrocken einem Köter. Arroganz bahnte sich im Priester auf, am liebsten hätte er ihm mit dem stumpfen Besteck die Finger eingesägt, bis er ein Frühstück vor zwei Tagen auf die Schuhe kotzte. Als der Schwarzmagier jedoch fortfuhr, lehnte sich Noxus verwundert zurück. Kontrolllosigkeit hatte von Außen betrachtet sehr wenig Ästhetik. All die Jahre hatte er sich leiten lassen vom berauschenden Gefühl, doch jetzt im Anblick einer Reflexion schien es absurd lächerlich sich wie ein Kleinkind aufzuführen. Seltsam wie ein Perspektivenwechsel einen verunsichern konnte.

"Macht, hm?", ließ der sich erhebende Priester den Dämonen Rabenweil übersetzen. "Beweise mir dass du es Ernst meinst und ich gebe dir mein Wort dich zu unterstützen. Bis dahin ... weißt du ja wo du mich findest."
Wie ein Gespenst glitt er aus der Szenerie ohne auch irgendetwas eines Blickes zu würdigen. Er war müde und erschöpft doch war dennoch eine gewisse Vorfreude in ihm am brodeln. Heute würde er mit Beliar schlafen. Schade dass Kore sie nicht zu einem Dreier hinzugesellte - auch wenn er darüber mehr als froh war und der Scherz nur seiner Hybris diente. Seine Schritte wurden vom Staub verschluckt, während er die Kellertreppen hinunter schritt, nur seine Gedanken schrien durch ewige Flure.

[Olivia Rabenweil]

Olivia sah Noxus kopfschüttelnd hinterher. Er war schon wieder aufgewühlt. Sie musste nun warten, bis er sich wieder beruhigte, dann konnte sie mit ihm reden. Und das war nötig, denn sonst müsste sie alleine gehen, wovor sie sich, zugegebener Maßen, sehr fürchten würde.
Olivia lächelte traurig und wandte sich dann Hirni zu.
»Nun so etwas in der Art wird es wohl dann auch werden. Der Drache soll Sterben. Da aber bisher noch keiner weiß, wie das gehen soll ist der vorläufige Plan den Drachen unter einer magischen Kuppel zu versiegeln. Dann kann er zu mindestens nicht mehr durch die Gegend fliegen und feuerspeien. Aber das löst das Problem der Echsenarmee nicht. Du hast nicht alles mitbekommen, weil du ja später kamst.«, erklärte Olivia.
»Der Drache kommuniziert mit den Echsen telepathisch. Diese beiden Komponenten sind zusammen unschlagbar, jedoch einzeln könnten wir eine Chance haben. Jedoch ist das Trennen schwierig. Esteban hat vorgeschlagen, die Echsen zu vergiften bevor sie schlüpfen. Das Gift könnte ihre Entwicklung beeinflussen und unterbände ihre Fähigkeit der magischen Kommunikation, sodass sie in Zukunft nicht mehr mit dem Drachen zusammen agieren können, dann kann man sie in kleinen Gruppen vernichten. Das ist wahrscheinlich der beste Plan, der dort vorgetragen wurde aber auch der langfristigste. Besonders der Orden, der in diesem Krieg ja noch nichts verloren dennoch am meisten zu verlieren hätte, war nicht glücklich mit einer solch langwierigen Lösung. Das Echsenheer ist unglaublich groß, ein Soldat der Rotröcke hat das Nest gesehen und sagte es sollen Tausende sein. Somit wird es schlimmer kommen, als es jetzt schon ist. Ich denke, dass sobald der Drache eingesperrt ist, er sehr wütend werden und seine Echsen in Scharen gegen die Mauern Thorniaras schmeißen wird. Sobald die Stadt gefallen ist, werden die Echsen den Rest der Insel verwüsten. Alles im Auftrag ihres Meisters, der voller Zorn danach trachten wird, die Kuppel zu brechen. Und da alle Magier daran mitarbeiten, wird sich der Drache auch an allen rächen wollen. Das hat die komplette Zerstörung der Insel zur Folge.« Olivia stocherte frustriert in ihrem Essen herum. »Naja, zu mindestens tun sie überhaupt etwas. Vorher soll der Drache noch einmal ausspioniert werden, glaube ich. Aber auf jeden Fall will ich dabei sein. Wenn diese Leute schon das Schicksal dieser Insel durch ihre Taten bestimmen, dann will ich zu mindestens wissen wo die Reise hingeht.« Entschlossen sah sie Hirni an. »…und ich will wissen, wie dieser mächtige Zauber funktioniert«, fügte sie hinzu.
Dann schwieg sie.
Zeit verstrich…
»Warum bist du abgehauen? Ich saß da mit diesen Leuten ganz allein. Die verdammte Feuermagierin hat mich die ganze Zeit so komisch abgeguckt! Ich habe mir fast unter die Robe gemacht und du verdünnisiertst dich!«

[Hirni]

„Ach, ich hatte ja von Anfang an keine Lust an diesem Treffen teilzunehmen. Zu viele hochwichtige Personen, die meinen sie müssten alle ihren Senf dazugeben. Aber keine andere Meinung gelten lassen. Ich hasse sowas. Und genau das ist auch eingetroffen, wie es scheint. Lass mich raten? Der Plan kommt jetzt durchweg von der Rotrobe?
Noch dazu wollte ich mich nicht wochenlang dort herum treiben, während ich hier noch genug zu tun habe. Ich muss sämtliche Magiekreise wieder erlernen, mir die Heilkunst erneut aneignen und irgendwie mein Alchemiewissen erneuern. Mich regt es auf, das ich einfach gar nichts mehr davon kann. Und rumsitzen und mir anhören lassen, wie geil die anderen sind, und wir Scheiße? Nein, danke, da hab ich keinen Bock mehr drauf gehabt irgendwann. Ich wurde ja schon so missbilligend angeschaut, als ich zufällig in die ganze Sache mit hineinstolperte. Und sollte mir das Kastell damit helfen haben wollen, dann habe ich diese Hilfe nicht verstanden.“ Plötzlich lachte Hirni auf: „Haha! Aber Maris Gesicht, als er mich entdeckte! Das war es schon irgendwie wert.“
Seine Miene verfinsterte sich wieder abrupt, als er nachdenklich fort fuhr:
„Aber gut, sollen sie ihre Kuppel errichten. Hat ja auf Khorinis beim Minental schon gut geklappt. Ist ja nicht so, als wenn der Schläfer damals dafür verantwortlich war dass die Kuppel viel größer wurde, als eigentlich berechnet. Oh warte. Doch, genau das war der Fall!“ Der Sarkasmus in seinen letzten Worten war schärfer als jede Klinge.
„Ich habe Keine Lust, erneut unter so einer Kuppel zu hängen und nicht mehr raus zu können. Wenn sie das wirklich machen, gib mir bitte Bescheid. Dann verlasse ich die Insel nämlich so schnell wie möglich. Ich habe meine Freiheit in den letzten Jahren lieben gelernt. Noch einmal in einem magischen Gefängnis stecken? Nicht mit mir. Aber gut, der Mensch hat ja noch nie aus seinen eigenen Fehlern gelernt.“
Hirni schaute Olivia forschend an. Sie schien völlig fasziniert von dem Kuppel Zauber zu sein. Er hingegen sah nur Probleme. Wahrscheinlich lag es daran, das sie damals nichts von dem Theater um das Minental mitbekommen, er aber die letzten Wochen des Knastes noch mit erlebt hatte.
„Ich bin mir einfach nicht sicher, ob das alles so klappt, wie sie sich das vorstellen. Die ganzen Unwägbarkeiten in der Magie etc. Lass hier nur einen Strom irgendeinen schlechten Tag haben, und die Trottel zaubern sich selber in die Kuppel ein. Wenn ich da an das boshafte, ungute Gefühl denke, welches ich bekommen habe als wir damals an Tooshoo vorbei segelten.“
Er erinnerte sich an eine dunkle, finstere Macht und sein Magen verknotete sich abrupt.
„Naja. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Damals war es der Erzdämon, der die unkontrollierbare Erweiterung der Kuppel zu Folge hatte. Lass nun bei dem Drachen ebenfalls eine starke Magische Präsenz vorhanden sein… und wir haben die Kacke wieder am Dampfen.“

[Olivia Rabenweil]

»Der Drache ist eine starke magische Präsenz!«, erwiderte Olivia und war überrascht. »Das dies Probleme geben könnte wurde aber überhaupt nicht weiter thematisiert.« Sie war nun empört. War das Ganze dann nicht kreuzgefährlich? Sie wollte auf keinen Fall zusammen mit einem Drachen in einer Kuppel eingesperrt sein, aus der es kein Entrinnen gab. »Kannst du mir mehr darüber erzählen? Wie wurde diese Kuppel aus Khorinis denn gestürzt, weißt du etwas darüber? Und was weißt du über die Finstere Macht in Tooshoo? Ich weiß noch, dass die Waldläufer wegen irgendetwas beunruhigt waren, jedoch nicht wegen was. Hast du da mehr herausfinden können?«
Olivia hatte nun keinen Hunger mehr und schob das Essen beiseite. »Verdammt, das macht doch alles unnötig kompliziert…«

[Hirni]

Hirni stutzte. Wie konnte es sein, dass diese Magier tatsächlich so ein gefährliches Wagnis eingehen wollten, ohne die Risiken zu bedenken?
„Hm…“ dachte er laut nach. „Vielleicht sollte ich deshalb an dem Treffen teilnehmen? Um an die Risiken zu erinnern? Es wundert mich halt nur, das Tin dazu absolut gar nichts gesagt hat? Hat er überhaupt irgendein Wort gesprochen? Was stimmt mit ihm nicht? Er war schon auf unserer Reise zum Kastell mehr als nur Schweigsam.
Ich bereue es gerade etwas, doch eher gegangen zu sein. Aber gut. Um dich aufzuklären: Damals hatte König Rhobar im Orkkrieg befohlen, alle Strafgefangenen zum magischen Erzabbau ins Minental nach Khorinis zu verfrachten. Dort gab es keine wirklichen Regeln, außer die, die die Sträflinge sich selber auferlegt haben. Damit man keine Wachen oder ähnliches postieren mussten, wurden Magier dazu befohlen, eine magische Kuppel über dem Tal zu errichten. Frag mich nicht nach ihrer genauen Anzahl, ich glaube es waren zwölf? Sie benutzten dafür eine bestimmte Anzahl an Fokussteinen, um ihre Macht zu kanalisieren und Eckpunkte für diese Kuppel zu besitzen. Diese Kuppel ließ alles rein, was rein wollte. Aber nichts wieder hinaus. Hast du versucht, dich dem Ende der Kuppel von innen zu nähern, hast du mitunter Stromschläge dafür kassiert. Oder schlimmeres.

Tja, aufgrund der Präsenz des magischen Erzdämonen unter der Erde in einem Orktempel, namens „Der Schläfer“, ging das Ding voll in die Hose. Die Kuppel wurde um einiges größer, die Magier mit eingesperrt. Ich selbst war auch einige Monate in diesem „Gefängnis“ eingesperrt, aufgrund eines Mordes. Irgendwann war die Kuppel dann in sich zusammen gefallen. Laut einigen Büchern in der Bibliothek hat es wohl jemand geschafft, diesen Schläfer zu besiegen. Andere Schriften sprechen wiederum von einem riesigen Haufen Erz, den die Wassermagier unter der Kuppel gesprengt haben. Manche wiederum belegen, dass der Schläfer irgendwann seine Mächte aufgebraucht und damit die Magie der Kuppel ebenfalls verbraucht gewesen war. Du kannst dich ja sonst einmal selber in der Bibliothek darüber schlau machen. Sollten die Magier, die das geplant haben, vielleicht eh mal machen. Aber die haben die Weisheit ja mit Löffeln gefressen. Jeder Magiestudent lernt doch direkt zu Anfang, dass je größer und gefährlicher ein Zauber ist, umso schwerer ist er zu kontrollieren und desto größer sind die Unwägbarkeiten. Ich habe meinen Magiestudenten damals immer gesagt: Selbst ein kleiner Mäusefurz reicht, um das Erschaffen eines Dämonen scheitern zu lassen. So banal und unglaubwürdig das auch klingt, so wahr ist es.“
Der Schwarzmagier hielt kurz inne und blickte seine Freundin an. Für einen kurzen Moment fühlte er sich an alte Zeiten erinnert. An Zeiten, in denen er selber einst mächtig genug war, um einen Dämonen zu beschwören und er einer seiner Lehrlinge darüber aufklärte, das schon der kleinste Windhauch dafür sorgen konnte, die magischen Ströme aus der Bahn schießen und den Dämonen hassen zu lassen. Dann wäre er unkontrollierbar. Er fuhr fort mit seinen Überlegungen:
„Wahrscheinlich denken die Feuermagier noch heute, das die unkontrollierte Ausbreitung der Kuppel an falschen Berechnungen lag? Sonst würden die nicht wieder auf diese Idee kommen. Ich frage mich, was Esteban dazu sagt? Er war auch ein Gefängnis-Insasse, wenn ich mich recht entsinne.“
Der Blondschopf schaute sich um: „Wo ist der eigentlich hin entschwunden? Er war ja auch auf einmal weg…“
Hirni wurde kleinlaut. „Tut mir Leid, das ich dich da allein gelassen habe… Doch in dem Falle musste ich einfach mal Egoist sein.“

[Olivia Rabenweil]

»Schon gut, ich kann es ja auch irgendwo verstehen. Wärt ihr Beide nicht vorher abgehauen, dann wäre ich wohl auch zwischendrin gegangen. Wo er ist weiß ich aber nicht. Doch ich hatte das Gefühl, das zu mindestens einer bei diesem Treffen bleiben sollte, um herauszufinden was sie planen.« Olivia erhob sich. »Und es hat sich je herausgestellt, dass dieser Gedanke nicht so dumm gewesen ist. Der Hinweis mit der Bibliothek ist gut, da hin werde ich mich jetzt verkrümeln, um meine Nase noch einmal in die Bücher zu stecken. Die ganze Aktion soll schon sehr bald starten. Daher bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Ich werde dir Bescheid geben, wenn ich aufbreche, auch auf deine Hilfe möchte ich nur ungern verzichten. Lass e dir noch einmal durch den Kopf gehen. Vielleicht kannst du ja deine Aversionen überwinden?«
Sie Zwinkerte Hirni zum Abschied zu und ging dann.
Ihr nächstes Ziel war die gute, alte Bibliothek.

[Hirni]

Der Stab prallte gegen den knöchernen Schädel und sorgte dafür, dass das Skelett enthauptet wurde. Den Schwung des Hiebes nutzend drehte sich Hirni um die eigene Achse, ließ seine Waffe in seiner Hand rotieren und holte dann zum Schlag gegen den Dämonen an, der ihn von hinten attackierte. Dieser wich dem ersten Schlag aus und bekam dann das andere Ende des Stabes direkt in das deformierte Gesicht geklatscht.
Als würde dieser Hieb das Ende seines Lebenszyklus, zerstob der Dämon in Rauch. Geruch von Schwefel machte sich im Übungsraum breit.
Doch Hirni gönnte sich keine Ruhe und setzte mit einer kleinen Magischen Anstrengung vier Kerzen in Brand. In jeder Ecke stand eine. Norden, Süden, Osten und Westen. Deshalb verteilte er seine magischen Fühler in alle vier Himmelsrichtungen und ließ die gerade angestaute Wärme seines Körpers durch das Training auf die Kerzen nieder gehen. Sofort entzündeten sie sich. Und er fing an zu zittern. "Hehe, die eigene Körperenergie an zu zapfen ist vielleicht nicht gerade das idealste. Nun ist mir schlagartig statt Affenheiß arschkalt."
Zu oft konnte er dies also nicht machen, sonst würde er sich wohl erkälten. Oder schlimmeres. "Vielleicht meine Eier abfrieren oder so."

Langsam kroch die Wärme wieder in seinen Körper zurück, es war ein komisches Gefühl. Er gönnte sich eine kurze Pause und begab sich ins Refektorium. Es war leer gefegt. Wie so oft seit seiner Rückkehr vor knapp einem Jahr. Wieder kam in ihm Nostalgie auf, doch dann erinnerte er sich an seine Gespräch mit Esteban. Er solle weniger der alten Zeit nachtrauern, sondern mehr der Zukunft entgegen blicken.
Die Zukunft bereitete ihm allerdings nicht weniger sorgen. Olivias Berichten nach, war das alles nicht sonderlich gut durchdacht, was die Magier sich da zusammen gezuppelt hatten. Eine magische Kuppel um den Drachen einzusperren. Das Minental zu Zeiten der Kuppel hätte alles gebrauchen können. Nur keinen Drachen.
Der Schwarzmagier schauderte bei dem Gedanken, das sie hier auf der Insel mit dem Drachen und den Echsenmenschen eingepfercht sein könnten. "Wenn die das wirklich durchziehen, werde ich wohl kurz mal aufs Festland abhauen. Nur um zu gucken wie das endet. Aus der Ferne die Lage sondieren. Klappt das Unterfangen, kann ich immer noch zurück kehren. Klappt es nicht... Bin ich froh, meinen Arsch gerettet zu haben. Schwarzmagier auf Exil sozusagen währe ich dann.

Nach einer kleinen Stärkung zog er sich wieder in den Übungsraum zurück. Nun ließ er ihn komplett verdunkeln und beschwor eine kleine Lichtkugel, die sich tanzend über seinen Kopf bewegte. Mit jeder seiner Bewegungen fielen die Schatten anders. Ideal für einen etwas komplizierteren Kampf. Drei Skelette und zwei Dämonen sollten es nun sein. Sie im Kampf zu bezwingen und gleichzeitig die Magischen Kräfte aufrecht erhalten, das war nun sein Ziel. Eine Art Prüfung. Nur für sich selber. Eine große Herausforderung. Die er nun aber packen wollte...

[Olivia Rabenweil]

Olivia schlug das Buch zu und sah auf. Sie hatte sich die letzten Tage mit dem Teleport beschäftigt. Dieser Zauber gehörte zu dem groben Plan, den sie sich mehr schlecht als Recht zusammengereimt hatte. Sie mussten mit dem Drachen sprechen. Es führte kein Weg daran vorbei. Er war die einzige Möglichkeit, die sie hatten um etwas auf dieser Insel zu bewegen.
Sie mussten nur dorthin, mit ihm sprechen und sollte etwas schief gehen, dann konnten sie sich einfach hinfort zaubern. Doch die Zeit dazwischen musste ihnen reichen, den Drachen davon zu überzeugen, dass der Drache mit ihnen zusammenarbeiten sollte.
Maris hat mit ihm gesprochen. Er war dabei unsichtbar. Dieser Zauber war ihr nicht bekannt. Also wie sollten sie das alles anstellen?

Olivia brauchte einen Rat. Sie machte sich auf und suchte nach Noxus.

[Olivia Rabenweil]

»Noxus?« Olivia war auf der Suche nach dem Magier. Wieder hatte ihre Suche sie in die Katakomben geführt. Doch dieses Mal war sie besser vorbereitet. In ihrer Rechten hielt sie eine gläserne Laterne, die mit dem magischen Erz befüllt, sodass ein sanftes blaues Licht die steinernen Wände erleuchtete und ihnen ein sanftes Schimmern gab.
»Nooooxus!« Olivias Stimme hallte von den nackten Wänden wieder. Sie hatte beschlossen schon frühzeitig nach im zu rufen, sodass es kein Erschrecken gab.
Sie hatte die Kammer, in der sie Noxus zuletzt meditierend angetroffen hatte, fast erreicht. Doch bisher hatte er sich nicht gemeldet. Ignorierte er sie oder war er nicht da?
Sie durchschritt das Tor zur gesuchten Kammer und hob die Laterne etwas höher. »Noxus!«
Der Magier saß mit dem Rücken zu ihr. Tatsächlich schien er zu meditieren – oder zu schlafen – sicher konnte sie das aus seinem Rücken heraus nicht sagen. »Ich bin hier und habe mich dazu entschieden, den Drachen aufzusuchen. Ich will versuchen meinen Plan durchzusetzen. Ich weiß zwar noch nicht wie, doch ich werde es tun. Bist du dabei oder nicht?«, stellte sie ihn forsch vor die Wahl.

[Noxus Exitus]

Das murmelnde, bösartige Beschwören war kaum zu verstehen, die Meute drumherum summte vor magischer Energie, gleich war es soweit, gleich hätte man genug Kraft aufgebracht und der Dämon würde sich offenbare-

»NOXUS!«

Lautlos stöhnend sackte der Priester leicht in sich zusammen. Man hatte hier auch wirklich nie seine Ruhe. Jede verdammte Sekunde wollte jemand etwas, immer und immer wieder - wie lange war er eigentlich schon hier? Sein Magen knurrte ungemein, er hatte abermals die Zeit vergessen. Wahrscheinlich sogar sein körperliches Training. War wohl doch ganz gut hier geweckt zu werden, dennoch fühlte es sich an, als hätte jemand einem ein spannendes Buch vor der Nase zugeschlagen. Genau genommen war es ja auch so.

"Plan?", sprach Noxus durch einen helfenden Dämonen. "Was für ein Plan?"

Egal was es war, das Weißauge wollte sich eigentlich auf die Essenz der Magie konzentrieren, allerdings konnte er schlecht behaupten nicht daran interessiert zu sein, einem Geschöpf wie einem Drachen zu begegnen. Wer weiß, immerhin wurden sie beide Weißauge genannt, waren beide kaum zu kontrollieren und verursachten Chaos, vielleicht bestand ja eine gewisse Sympathie?

[Olivia Rabenweil]

»Meinen Plan hatte ich dir doch schon einmal erklärt: Ich will Kontakt mit dem Drachen aufnehmen und versuchen ihn nach Thorniara zu schicken. Der Stadt geht es schon seit längerem sehr schlecht. Sie siecht dahin und nun ist die Zeit gekommen ihr die letzte Gnade zu erweisen.« Olivia verschränkte die Arme in einer entschlossenen Geste vor der Brust. Ihr war wohl bewusst, dass auch ihr Vater in Thorniara lebte, doch dieses Risiko musste eingegangen werden. Außerdem war er ein kluger Mann, der sicherlich ein paar nützliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte.
»Ich will dort hin. Ich kenne Setarrif, ich war bereits einmal dort. Wenn meine Erinnerung ausreicht, dann kann ich uns beide dort mit dem Teleport hinbringen.« Wenn ihre Erinnerung dafür nicht reichen sollte, oder sie den Zauber, den sie bisher nur theoretisch verstanden hatte, fehlschlug, dann währen sie verloren. Die Bücher in der Bibliothek waren voll von zum teil mehr als anschaulich beschriebenen, Konsequenzen beim vermasseln dieses Zaubers. Davon erzählte Olivia jedoch nichts.
»ich will dich bitten, dass du mitkommst. Ich könnte deine Hilfe sicherlich gut gebrauchen. Vielleicht können wir sogar ein Abkommen mit dem Drachen treffen. Er bekommt die Insel, dafür lässt er das Kastell und die Schwarzmagier in Ruhe. Dann können wir voneinander lernen. Der Drache ist noch ein kleines Kind, er hat noch viel zu lernen.« Olivia grinste hämisch. Wenn er von ihnen lernte und sie es schafften ihn zu beeinflussen, dann hätten sie Möglichkeiten, wie nie zuvor!
"Kommst du mit oder nicht?"

[Noxus Exitus]

Sie wollte einen Drachen auf die Stadt der Feuerwürste hetzen? Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, dieser Großmut schien Schwarzmagiern entweder in den Genen zu liegen oder färbte von ihm auf sie ab. Doch in die Stadt Setarrif zu gelangen, dürfte nicht so einfach sein. Er hatte bereits eine lange Zeit in deren Kerkern verbracht, zudem wurde er von den Wassermagiern seiner Magie beraubt. Allerdings war Noxus Exitus ein Tod geglaubter Mann, für immer von der Insel gereinigt. Mit seinem jetzigen Aussehen ... es würde kaum einer Verdacht schöpfen, geschweige seine Identität beweisen, solange er sich halbwegs unauffällig verhielt. Vor seinem inneren Auge sah er die Feuermagier ihm entgegen gestellt, glühende Feuerbälle versenkten ihre Visagen zu unkenntlichen Schemen. Redlef trat mit Noxus' Zweihänder vor und lachte hämisch, weitere bekannte Stimmen gesellten sich hinzu, weiteres Gelächter, als ein gigantischer Schatten hinter seinem Rücken ihnen die Furcht in die Knochen trieb. Einige rannten panisch hinfort, andere warfen sich auf die Knie und wimmelten zu Innos. "Brennt ihr Schweine ... Diese Welt soll noch in Flammen stehen bevor die Sonne untergeht, AHAHA-"

Irritiert blickte er Olivia entgegen. Jene schaute ihn skeptisch an, als sich sein Mund langsam schloss, um weitere krächzende Geräusche zu vermeiden. "Trockener Hals.", meinte Noxus kühl, ohne dabei zu bedenken, dass auch die restlichen Worte vom Dämonen übersetzt wurden, der konnte ja schlecht wissen wann er aufzuhören hatte.

"Teleport sagst du? Ich beherrsche keinerlei Teleport-Zauber, noch besitze ich so eine Rune ... leider. Du meinst du kannst uns beide auf die andere Seite der Insel Teleportieren? Bist du dir da sicher? Ich war gerade erst Tod, keine Lust jetzt auch noch zwischen Dimensionen zerfetzt zu werden ... geschweige denn von Setarrif, dem Drachen und wer weiß was noch auf mich wartet. Ob Beliar nur einen Scherz mit mir spielt und mich direkt wieder krepieren lässt? Ich würde es ihm zutrauen, wenn man so sieht wie er sonst mit seinen Dienern umgeht ...", melancholisch blickte er auf die Stelle, auf welcher er stundenlang verharrt hatte. Die dunkle, noch warme Decke war kaum zu erkennen, irgendwie musste er ja diesen Gelenkschmerzen ein Ende setzen.
"Abgesehen vom unserer Mobilität, wie weit beherrscht du die Magie Beliars inzwischen? Bei so einer Expedition können wir uns nicht darauf verlassen, dass ich den Mist auf mich lade, das hab ich langsam satt ...", vom fehlenden Dank ganz abgesehen.

Während er sprach geleitete er Rabenweil die Treppen wieder hinauf. Ob er sich jetzt ihrer Idee verschrieb oder nicht, noch zwang der Hunger seine sterbliche Hülle in die Knie.

[Olivia Rabenweil]

»Was ich kann?« Olivia ließ sich von Noxus die Stufen aus den Katakomben hinaufführen. Es war eigenartig, warum er immer über diese Dämonen mit ihr sprach. Er hatte doch bereits direkt mit ihr kommuniziert. Hatte er nicht den Zauber gelernt, den Narzuhl ihr vor langer Zeit einmal versucht hatte beizubringen?
»Ich habe kürzlich den zweiten Kreis der Magie gemeistert. Das ist aber egal. Wenn alles gut läuft, dann brauchen wir nicht einmal Magie. Nur den Teleport um rein und wieder raus zu kommen.«
Olivia machte einen langen Schritt nach vorn und stellte sich vor Noxus. Seine weißen Augen lagen auf ihr als sie ihn beschwörend ansah. »Ich brauche deine Hilfe, ich weiß nicht, wie ich einen Drachen davon überzeugen soll mich nicht zu rösten und zu fressen, wenn ich ihm gegenüberstehe!«