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Hirni musterte die beiden Ordenskrieger. Er war irritiert. Wohl genauso wie der abgehalfterte Büttel im Rücken des Rotschopfes. Dieser machte gerade eine 180 Grad Wende durch, wie es schien. "Multiple Persönlichkeit?" dachte der Abenteurer. Von einem Moment zum anderen war das Knurrende, unterschwellige Versprechen nach Ärgernis einer Einladung zum Trinken gewichen. Allerdings in der Hütte des Rotschopfes. Das machte Hirni argwöhnisch.
"Vor allem soll ich ja scheinbar alleine mit den beiden gehen. Und dann? Ziehen sie mir eines über die Rübe und hängen mich am nächsten Baum auf?" Er zog die Augenbraue hoch.
Das sein Glauben nun hier offen dargelegt wurde störte ihn nicht. Sollten die Leute am Lagerfeuer hier doch wissen, dass er Anhänger Beliars war. Er hatte nichts Böses im Sinne. Warum auch?
Zumal er hier am Lagerfeuer sicherer schien, inmitten der Fortbewohner, denn als in der Hütte, nur mit den beiden alleine.
Er versuchte freundlich zu wirken, als er sich vorstellte.
"Lasst mich mir euch vorstellen. Janos Verkonnen mein Name, Meine Freunde nennen mich Hirni. Ich verweile erst seit kurzem hier auf der Insel. Habe also mit den ganzen Schereien die hier zwischen den Anhängern Beliars und Innos nicht wirklich viel am Hut. Ich weiss zwar nicht, woher ihr von meinem Glauben wisst, aber ja, ich bin Anhänger Beliars. Und ja, ich WAR Schwarzmagier. Doch bin ich vor Jahren bereits aus dem Zirkel ausgetreten. Da war dieser noch in Varant stationiert. Das er nun hier auf Argaan seinen Sitz hat, nun, das ist wohl reiner Zufall. Ich bin die letzten Jahre auf großer Fahrt gewesen, habe die Welt erkundet, und halte das Amt des Hohepriesters damit schon lange nicht mehr Inne. Meine magischen Kräfte habe ich in der Zeit verloren. Ich bin komplett unbewaffnet und stelle damit keinerlei Bedrohung dar. Ich bin lediglich auf der Durchreise nach Silberseeburg.
Dementsprechend wüsste ich ehrlich gesagt nicht, worüber wir uns unterhalten sollten." entgegnete Hirni ruhig. Das er auf dem Weg zum Zirkel war, um sich wieder anzuschliessen musste der Kerkermeister ja nicht wissen. Besser war es, das ehemalige Zirkelmitglied würde es erst noch verschweigen. Oder gar nicht erst erwähnen...
"Ich bin zwar jeder Einladung offen, doch sollte euch klar sein, dass ich etwas skeptisch bin, was wir drei alleine denn zu besprechen hätten? Wir sind uns nie zuvor begegnet. Euch sollte doch klar sein, dass ich nicht ohne weiteres einfach mit euch mitgehe, nur um dann aufgeknöpft zu werden? Schliesslich habe ich hier wenigstens genug Zeugen, das ihr mir NICHTS tun werdet. In eurer Hütte hingegen... Nur wir drei... Das weckt dann doch etwas Argwohn in mir. Wie ihr vielleicht versteht."
Er überlegte kurz. Sollte er sich auf die beiden Einlassen? Weder hatte er ein As im Ärmel, noch sonstiges. Doch dann fiel ihm etwas ein.
"Aber ok... Ich folge euch. Zu eurer Hütte... Aber NUR, wenn Madlen hier mitkommt... Sozusagen als Zeuge, dass ihr mit mir keine Scherereien beginnt..."
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Sie hatten auf dem Weg ins Bluttal einen Trupp Jäger getroffen, mit ihnen zusammen eine Herde Scavanger aufgemischt und einige Nester der großen Vögel geplündert. So kamen sie mit reicher Beute im Fort an. Das Stück einer Scavangerkeule und drei Eier lieferten sie bei der Kochstelle im zentralen Lager ab, damit die dunkelhäutige Alte sie zubereitete. Als Gegenleistung durfte die Köchin 2 Eier und die Hälfte des Fleisches behalten und verteilen.
Cath hatte den Eindruck, dass die Nahrung sehr willkommen war; einigen der um die Kochstelle Versammelten war anzusehen, dass der Winter an ihren Reserven gezehrt hatte. Zudem förderten gemeinsam eingenommene Mahlzeiten Offenheit und Mitteilungsbedürfnis – hoffte Cath zumindest. Ringel tunkte schon ihr Brot in das weiche Eigelb des enorm großen Spiegeleis, das die Alte ihnen gebacken hatte.
„Sieht nicht so aus, als wenn du hier etwas anderes lernen könntest als einfaches Handwerk, oder?“
„Lassen wir uns überraschen…“
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„Es ist sehr löblich von Euerer Mutter, dass sie Euch beigebracht hat nicht mit fremden Männern mitzugehen, Herr Verkonnen. Aber keine Sorge! Ich werde ein gegebenes Wort halten. Ich will mit Euch reden. Wenn ihr nichts Böses getan habt, dann wir Euch nicht Böses wiederfahren. Dennoch. Ihr habt selbst zugegeben, dass ihr einst Hohepriester des Dunklen Gottes wart. Darüber möchte ich mit Euch reden. Nichts weiter.
Wenn ihr Euer Mädchen mitnehmen möchtet, dann bitte. Ihr seid eingeladen“
Der Kerkermeister mache eine einladende Geste in Richtung seiner Hütte.
„Thomas, geh und such den Brandwein. Ich denke dass wir alle eine Flasche vertrgen könnten.
Er hatte sich schon umgedreht, da wurde eine Stimme vom Lagerfeuer laut. „Hey! Ich bin auch Hohepriester von dem Gott da… Krich ich dann auch was von dem Schnaps, den du Mistkerl so eifersüchtig hortest.“
„Ja genau, wenn man Hohepriester sein muss, um von dir endlich den scheiß Schnaps zu bekommen, dann bin ich der Hohepriester des lustvollen Beischlafs! Frag doch die kleinen Mägde, die werden es dir bestätigen!“ Ein schallendes Lachen ging durch die Meute.
Redlef machte wegwerfende Handbewegung. „Ich glaube wohl kaum, Kerl. Aber wenn meine Gäste fort sind, dann darfst du gern in meine Hütte kommen und mich von deiner Priesterschaft überzeugen, indem du mir eine deiner Anhängerinnen vorbeibringst. Gesehen habe ich nämlich noch keine“, antwortete Red herausfordernd.
„Mistkerliger Lustmolch!“, war die missmutige Antwort.
Damit wandte er sich ab bat seine Gäste noch einmal ihm zu folgen. Ein paar umgestürzte Eimer mussten als Sitzgelegenheiten reichen. Denn in seine Hütte würde er sie nicht einladen, denn immer noch hütete Lina das Bett und sie brauchte solche Gesellschaft nicht.
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Hirni folgte dem Kerkermeister. "Na, wenn das man gut geht..." dachte er bei sich.
Sie kamen in eine alte Bruchbude. Sie hob sich nicht wirklich von den anderen Buden ab. Es wirkte alles mehr behelfend als sicher. Mehrere Eimer standen hier herum, voll mit Wasser. Sie hielten wohl den Regen auf, der durch die undichte Decke tropfte. Vielleicht dienten sie aber auch als Abort. Wer wusste das schon?
Redlef kippte einige von den Behältern aus, drehte sie auf den Kopf, und wies ihn an sich zu setzen. Grinsend setzte er sich. "Viel zu verdienen scheint man als Ordenskämpfer ja nicht." lachte Hirni innerlich auf. Er behielt diesen Gedanken jedoch für sich. Scheinbar war der Rothaarige leicht reizbar. Musste wohl an der Haarpracht liegen.
"Nun denn... Hier sind wir. Was wollt ihr von mir wissen?" Vielleicht wollte er ja konvertieren? Möglich ist ja alles. Corax dachte wohl das gleiche, denn er krächzte Laut in die Runde mit seiner heiseren Stimme.
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Ringel hampelte aufgeregt um Cath herum „boah, guck mal da: noch ein Feuerkopf! Dessen Farbe ist ja fast noch ein bisschen roter als meine. Komm, den muss ich mir aus der Nähe ansehen und mal mit ihm reden, vielleicht sind wir ja verwandt, so um 7 bis 12 Ecken oder so, und…“
Cath knirschte während Ringels enthusiastischem Fabulierens stumm mit den Zähnen. Der Rotschopf direkt vor ihnen trug nämlich den Harnisch der Garde; eingedenk der Beutelschneiderein in Thornaria war es sicher besser, vorsichtig vorzugehen als sich von Ringel vielleicht buchstäblich um Kopf und Kragen reden zu lassen. Für einen Rückzug war es schon zu spät. Sogar ein rüber geranztes ‚halt die mal die Klappe‘ hätte wohl eher Protest als die gewünschte Stille nach sich gezogen.
Also den Wirbelwind anders ruhig stellen: Cath sprang neben Ringel, legte ihr die Hand ins Genick, verbeugte sich und drückte die kleine, vor Überraschung jetzt batz stille Plaudertasche mit nach vorne, so dass es für ihr Gegenüber aussehen musste, als hätten sie ihre Diener gleichzeitig abgeliefert: „Cath und Ringelblümchen, zu Euren Diensten! – Ich hätte da mal eine Frage…“
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Redlef und seine eigenartigen Gäste hatten das Vordach seiner Hütte erreicht. Mit mehreren beherzten Tritten hatte er die Eimer umgestoßen, aus denen er normalerweise Dominique tränkte.
Er betrachtete aus dem Augenwinkel, wie Janos das Dach begutachte. „Keine Sorge, das ist dicht. Der gute Thomas ist Dachdecker… Und da kommt er auch schon mit der Flasche“
Der große Rabe auf der Schulter des Magiers gab einen heiseren Schrei von sich.
Thomas entkorkte die Steingutflasche und sie setzten sich. Thomas reichte ihm schweigend die Flasche. Er fühlte sich immer noch nicht wohl in der Situation. Und dass sie sich für einen Moment einfach nur Anschwiegen machte es nicht besser.
„Ihr seid also ein Schwarzmagier gewesen. Seid ihr jetzt auf der Suche nach dieser Schwarzmagierburg, von der ich gehört habe?“
Janos Verkonnen musterte ihn Abwägend, doch zu einer Antwort kam er nicht mehr. Zwei junge Mädchen kamen auf ihr kleines Separee zu. Wie wenig merkwürdig schien es schon, als die größere, die Kleinere in eine Verbeugung zwängte.
„Einen Moment bitte“, sprach der Weibel zu seinen Gästen, dann erhob er sich und drehte sich zu den Mädchen um. „Zu meinen Diensten? Womit habe ich das verdient, meine Damen? Ich bin übrigens Redlef, braucht ihr meine Hilfe?“
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Ringel schmollte. War ja klar. Aber egal.
„Vielleicht war das ein Vorschuss, den Ihr Euch jetzt im Nachhinein verdient. Wir sind… auf der Suche… sozusagen.“ Cath war ein bisschen abgelenkt von der Art, wie Ringel den Innosler anstarrte „auf der Suche nach geschickten Lehrern, die uns als Studenten aufnehmen und uns unterrichten würden. Aber kein Hokuspokus bitte sehr, Kampfkünste kämen uns sehr gelegen, vielleicht auch die Jagd mit Pfeil und Bogen….
Sagt an, Meister Redlef – können wir hoffen, hier im Lager einen Lehrer zu finden?“
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„Etwas lernen? Bogenschießen? Jagen? Nun, dass hier ist ein militärischen Fort voller Jäger aus dem Wald. Ich denke es wird sich bestimmt jemand finden, der zwei netten Damen wie Euch etwas beibringen wird. Ich kann Euch nur raten bei der Wahl Eures Lehrers einen genaueren Blick zu riskieren. Man sollte mit dem Waldvolk schon umgehen können.“
Die vielen Stimmen riefen Dominique auf den Plan. Immer in der Hoffnung auf einen Leckerbissen schlich das Pferd an den improvisierten Zaun und streckte seinen Hals darüber. Mit geblähten Nüstern reckte er seine Nase in Richtung der Mädchen.
„Verfressenes Vieh!“, Red lachte leise auf. Er tätschelte dem Hengst den Hals. „Nun…“, er überlegte einen Moment. „Nun, und wenn ihr Euch traut, dann könntet ihr bei mir das Reiten lernen…“ Red betrachtete sein Pferd. Plötzlich viel ihm auf, wie sich seine Worte in den Ohren der Zuhörer anhören mussten. Hastig sprach er weiter um das peinliche Missverständnis zu überspielen. „Ich denke Ihr solltet Euch hier gut umhören. Wenn ihr was lernen wollt, dann werdet ihr hier sicher einen Lehrer fürs Bogenschießen, Waldschleichen oder Tiere häuten finden. Und jetzt geht ihr Mädchen besser ins Bett und lasst die Erwachsenen noch etwas weiter reden… Husch… „
Pikiert drehte er sich um und war dankbar, dass sie hier an seiner Hütte kein Feuer entzündet hatten. So verschluckte die Dunkelheit seine schon wieder aufwallende rote Gesichtsfärbung.
Er setzte sich zurück in den Eimerkreis und blickte erst zu der Diebin, dann zu dem Schwarzmagier herüber. „Also, wo waren wir? Thomas gib mir die Flasche. Ich brauch einen Schluck!“
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Die Sache wurde immer merkwürdiger. Verwundert schüttelte Madlen den Kopf. Anscheinend gab es gar kein Gold für den mal-nicht-aber-dann-doch-wieder Schwarzmagier. Und dann kamen auf einmal noch zwei Unbekannt Personen, die den Rotrock um Hilfe baten und die Frage nach einem Lehrmeister für den Umgang mit irgendwelchen spitzen Gegenständen an ihn richteten.
So ganz kam die junge Frau einfach nicht mehr mit. Und der Innosler war dann mit einem Mal auch noch nett zu ihnen und bot ihnen etwas zu trinken an. Sie wusste einfach nicht mehr, wie sie die Situation einschätzen sollte. Auf jeden Fall rann ihr momentan das Gold buchstäblich durch die Finger, so wie der Alkohol die Kehle runterlief. Ihre letzte Möglichkeit lag darin, ihre Bekanntschaft Hirni aus der ganzen Situation zu führen und ihn zu seinem Ziel zu bringen. Vielleicht sprang dadurch ein schöner Beutel voll mit klimpernden Münzen heraus. Man konnte ja nie wissen, in welcher Form sich ein Mensch erkenntlich zeigte. Informationen oder Gold oder vielleicht auch ein anderer brauchbarer Gegenstand.
Und dennoch hielt sie sich vorerst mit Kommentaren zurück. Sie nahm ihren Dreieckshut ab, legte ihn neben sich auf den Boden ab und richtete ihre Haare neu zurecht. Es war besser, die nächsten Worte gut abzuwägen und erst zu sprechen, wenn man das Wort direkt an sie richtete. Sie wusste nicht, ob der Rotrock oder einer seiner Anhänger kämpfen konnte. Ebenso wenig konnte sie die Kampfkunst von Hirni einschätzen und darum war es wie immer besser, erst einmal abzuwarten.
Sie bedankte sich mit einem Kopfnicken bei dem Büttel für den Becher Brandwein und genehmigte sich erst einen Schluck, bevor sie in die Runde blickte und wartete, bis ein anderer die Initiative in die Hand nahm.
Geändert von Madlen (31.03.2015 um 13:21 Uhr)
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Desto länger Hirni Redlef beobachtete, desto mehr wurde ihm eines bewusst: Der Kerl schien sehr sprunghaft zu sein, ja fast schon hibbelig. Anstatt sich auf die eine Sache zu konzentrieren, ging er ständig auf viele Dinge, die nebenher liefen, ein. Vor allem wenn es um das weibliche Geschlecht ging, schien er schnell alles andere zu vergessen. Er würde ihn jetzt nicht als Rockjäger bezeichnen, dennoch. Der Eindruck, dass der Kerkermeister wohl eindeutig zu wenig Beischlaf hatte, ließ ihn nicht los. Er beobachtete dementsprechend die Szenerie mit den beiden Damen, die bei ihm nach Lehrunterricht erkundigt hatten, mit einem Lächeln. Das der Waffenrock direkt als erstes mit Reitunterricht begann sorgte bei Hirni für ein lautes Auflachen, das jedoch schnell wieder verstummt worden war. Dieser Dachdecker, der scheinbar schon beim Abdichten eines Daches zu dämlich war, schaute ihn mit bösem Blick an und ließ ihn schweigen. Auch wenn er laut den beiden Ordenskämpfern hier ja freiwillig war... Das alles hier gab ihm das Gefühl verhört zu werden.
Auch Madlen schien sich hier kaum wohl zu fühlen. Schweigsam beobachtete sie das ganze Geschehen. Die junge Frau wusste das Ganze wohl genauso wenig einzuordnen wie Hirni.
Nachdem die beiden Damen wieder fort waren, wandte sich der Kerkermeister wieder an seine "Gäste". Tatsächlich kam er endlich dazu, eine Frage an den ehemaligen Schwarzmagier zu richten. Hirni setzte zur Antwort an:
"Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, das der Zirkel seinen Sitz nun hier hat. Ich bin vor einigen Wochen mit einem Schiff von Khorinis aus auf diese Insel gesegelt, ohne ein wirkliches Ziel. Nach einer langen Weltreise wollte ich eigentlich in Khorinis sesshaft werden. Nachdem ich jedoch gesehen habe was aus dieser Stadt geworden ist nach den Orkkriegen, zerschlug ich diesen Plan wieder. Ich nahm das erstbeste Schiff und ging wieder auf Reisen. Ebend auf diese Insel Argaan.
Verrückterweise erfuhr ich dann auf dem Schiff, das der Zirkel nun seinen Sitz hier hat.
In Thornaria angekommen erkundigte ich mich erst einmal über die Politische Lage dieser Insel. Als ich erfuhr, das die Hafenstadt Hochburg des Ordens Innos ist, beschloss ich für mich aus der Stadt wieder zu verschwinden. Der Grund dürfte klar sein: Aufgrund meiner Vergangenheit und meines Glaubens. Das könnt ihr sicherlich verstehen. Man fühlt sich ja doch irgendwie unwohl.
Da unser Schiff auf der Reise von einem riesigen Kalmaren fast zerstört wurde entfiel die Möglichkeit einer Weiterreise für mich. Also wollte ich die Insel erkunden. Mein nächstes Ziel ist die Silberseeburg. Möglich, dass ich auch den Zirkel noch einmal besuchen werde. Mal gucken ob mein altes Alchimielabor noch steht, ich dort alte Bekannte wieder treffe..."
Das ehemalige Zirkelmitglied holte tief Luft, nahm einen Schluck des Brandweines, und schaute Redlef an.
"Vielen Dank für den Brandwein. So... Nun stellt sich mir aber die Frage, wozu ihr das wissen möchtet? Soll ich für euch irgendwem irgendetwas ausrichten? Glaube kam, dass ich für euch ein altes Kochrezept aus dem Kastell holen soll, oder? Wobei, die Küche dort ist die Beste. Dort bekommt ihr alles zu essen, was ihr euch wünscht! Sogar Affenhirn auf Eis." scherzte er.
Von Elfaire und ihren gemeinsamen Plänen berichtete Hirni lieber nichts. Er wollte sie in diese Situation nicht auch noch reinziehen.
Geändert von Hirni (31.03.2015 um 13:35 Uhr)
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Am Lagerfeuer
Aufmerksam hatte Pete die Neuankömmlinge beobachtet. Sie hatten sich sofort gegenseitig in ein Gespräch verwickelt und schienen gut versorgt, so dass Pete selbst keine Anstrengungen mehr unternahm sich in das Gespräch einzuklinken. Er hatte auch ganz andere Sorgen.
"Kommt schon Leute, einer muss es tun...", flehte er beinahe und betrachtete wütend die Männer am Lagerfeuer.
Keine Antwort.
"Ich sag euch was... der, der das für uns hier alle durchsteht, dem mach ich aufs Haus eine super Rüstung aus bestem Echsenmenschleder!", lobpreiste er, obwohl er bisher nicht wirklich weit gekommen war. Es war wesentlich schwerer als gedacht aus diesem sonderbaren Material eine Rüstung zu fertigen.
Grummeln machte die Runde am Lagerfeuer.
"Kommt schon. Fürs Waldvolk. Stadtweiber sollen wesentlich besser duften, als die ollen Bauerntöchter hier, oder die Waschweiber aus Schwarzwasser!", versuchte er nun zu locken.
"Verdammt warum brauchen wir denn einen Mann in Thorniara? Dennik und seine Leute sind doch sowieso dort in der Stadt?", kam es aus der Menge.
"Na weil die auch einen Mann bei uns haben. Stellt euch doch mal vor, was das für ein Luxus Leben dort ist, als Abgesandter", erwiderte Pete.
Keine Antwort aus der Gruppe. Er seufzte Müde und setzte sich. Er hatte es versucht und das nicht zum ersten Mal. Kein halbwegs nüchterner Waldläufer wollte in Thorniara seine Zeit absitzen anstatt hier mit seinen Freunden die Stellung zu halten und doch war es eine feine Sache für sie als Interessengemeinschaft. Es hatte durchaus seinen Sinn sich anzunähern, so wie es dieser Büttel hier für Thorniara tat.
"Ich schwör`s euch... einen find` und überzeug` ich", grummelte Pete noch.
Dennik
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„Mir steht es nicht nach Affenhirn auf Eis oder sonst irgendwelchen Absonderlichkeiten, was ich wissen will ist, wie viele Schwarzmagier gibt es hier? Wo steht dieses Kastell, wie komme ich dahin und was muss ich dabei beachten. Gibt es dort auch einen Verrückten mit einem Riesenschwert, es ist ein altes Orkschwert, und eine junge Frau, fast noch ein Kind, aus Varant? Er nennt sich Noxus Exitus und sie heißt Olivia Rabenweil. Schon mal gehört?“
Mit festem Blick blickte er diesem Janos weiter in die Augen. Sein Ärger über das unangebrachte und freche Verhalten des Magiers war verflogen. Dafür wurde es jetzt von der kalten Wut abgelöst, die er auf dieses verfluchte Schwarzmagierpärchen empfand. Dagegen war ihm der Kerl, der sich sogar als ehemaliger Hohepriester bezeichnet hatte völlig egal. Er sah aus wie ein abgerissener Wanderer und Redlef glaubte insgeheim nicht einmal, das er schon jemals mit irgendeinem Gott näher in Kontakt gekommen war. Er war ein Tunichtgut und Landstreicher, ein Geschichtenerzähler, der bei der Dame etwas Eindruck schinden wollte.
Sie hingegen schien wirklich gefährlich zu sein, sollte er es darauf anlegen. Zwar hatte er hier im Fort nur eingeschränkte Befugnisse und würde Leute zwar gefangen nehmen können, doch gefangen halten war unmöglich. Das ging gegen die Prinzipien des Waldvolks und am Ende wäre er es, der die seinen Nachteil daraus zöge.
„Bitte gute, namenlose Dame. Trinkt doch noch.“ Er wies Thomas an, ihr noch nachzuschenken. Das tat der Junge dann auch.
Red machte derweil einen Schritt zur Seite. So hatte er den Mann und auch die Frau besser im Auge.
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Madlen horchte auf. Es ging also doch um Gold. Vielleicht sogar einen ganzen Haufen davon. Sie kannte zwar die beiden genannten Personen nicht, dafür ließ aber die Reaktion des Büttels darauf schließen, dass er entweder eine verdammte Wut auf diese hatte und sich nach Rache sehnte oder aber war einfach nur schnell reizbar. So oder so, er schien bereit zu sein, einige Risiken einzugehen, um die beiden zu finden und demnach war er mit Sicherheit auch in der Lage gut zu zahlen, entweder für Informationen oder Hilfe in anderer Weise.
Jetzt wurde es richtig interessant. Die junge Frau konnte das edle Metall schon fast in ihren Händen fühlen. Die Macht, die es ausströmte, erfüllte die Piratin mit einem unglaublichen Glücksgefühl. Sie musste es jetzt nur richtig angehen, dann würde sie das Gold schon bald wirklich vor sich haben. So hoffte sie es zumindest.
Trotzdem verhielt sie sich im Moment noch zurückhaltend. Sie wollte Hirni nicht verärgern, indem sie vielleicht einen Auftrag annahm, der zwei seiner Freunde als Ziel beinhaltete. Nein, sie musste den Büttel in einem ruhigen Moment alleine erwischen.
„Verzeiht, wenn ich mich noch nicht vorgestellt haben sollte. Die Situation hat mich einfach nur überrascht. Mein Name ist Madlen Aynur!“
Anschließend nahm sie den Becher dankend entgegen, nippte aber nur kurz daran und blickte daraufhin wieder zu dem Rotrock, danach zu Hirni und schließlich wieder zu dem Innosler.
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Sie trafen auf drei Jäger, die im Schutze einer Mulde ihr Lager aufgeschlagen hatten. Ein Sturm musste den Baum vor Jahren umgeworfen haben, so dass eine Seite der Mulde eine Wand aus Erde und Wurzeln war, an der die Bögen und Köcher der Männer lehnten. Scorchal hätte sich alleine wohl nicht getraut, die drei düsteren Gestalten anzusprechen. Lem jedoch war da - wie er sagte - stumpf. Er trat einfach in den Lichtschein, ein über zwei Meter großer Riese mit einem Kampfstab, der Schädel mühelos zertrümmern konnte und stellte sich gut gelaunt vor, fragte höflich und offen nach der Möglichkeit, noch zwei Mann am Feuer unterbringen zu können in diesen finsteren, menschenfeindlichen und gefährlichen Zeiten. Der Älteste der Jäger hatte einen Moment überlegt, wohl darüber, Lem einfach mit Pfeilen zu spicken und auszurauben. Dann war er aber zu dem Schluss gekommen - glücklicherweise! - dass der Hüne mit dem Kampfstab für ordentlich Radau gesorgt hätte, ehe auch nur die erste Sehen gespannt gewesen wäre. So neigte er nur den Kopf, als Zeichen, dass er sich niederlassen konnte.
"Unsers ist euers", sprach er eine alte Formel, die in früheren Tagen von Reisenden verwendet wurde, die andere Wanderer an ihr Feuer gebeten hatten.
"In Friede und Eintracht", antwortete Lem in der üblichen, damals gängigen Art feierlich. Er wandte sich halb um, gab Scorchal ein Zeichen. Aus dem Unterholz trat der ehemalige Novize, leicht auf den Stab gestützt. Ihm schmerzten die Beine sowohl vom Marsch als auch von den Übungen Lems, die nun vorsahen, während des Stehens in die Hocke zu gehen und darin zu verharren, unterschiedlich lange. Auch Scorchal neigte sein Haupt.
"Ich danke Euch, Ihr Herren Jäger", sprach er. Die Waidmänner musterten ihn nur misstrauisch. Ein Aussehen wie der Vasari besaßen nur die Männer und Frauen von Torgaan. Und die verschacherten sich oftmals als Söldner und waren allgemein dafür bekannt, grausame Kämpfer zu sein. Natürlich sah Scorchal nicht wie ein Krieger aus, aber das schien die Jäger nicht zu überzeugen.
"Spart Euch den Dank", antwortete brummend der Älteste, "Rodus heiße ich. Das sind Welm und Clark."
Er deutete auf die beiden anderen Männer am Feuer. Welm war ein junges Bürschchen, noch grün hinter den Ohren, mit Pickeln im Gesicht und gewachsen wie eine Bohnenstange, an dessen Spitze ein rotblondes, fettiges Nest festgemacht war. Clark hingegen war mittleren Alters und sah für einen Jäger zu gut aus. Soll heißen: Wie ein Aristokrat, ein Edelmann. Aber die Art, wie er sich Fleischstücken zwischen den Zähnen hervorpulte und ins Gras ausspuckte, sprach Bände von seiner Herkunft. Besaß wohl einfach nur gute Gene.
"Lem bin ich", stellte sich der Hüne vor, als sie sich am Feuer niederließen, nachdem sie ihre Rücksäcke an den Wurzeln des sturmgefällten Baums platziert hatten, direkt neben den Bögen. Ein Zeichen von Vertrauen: Ihr Hab und Gut bei den Waffen der Jäger. Ihre Stäbe jedoch behielten sie am Mann, gut sichtbar neben sich gelegen. Scorchal würde sich zwar wahrscheinlich eher selbst ein Auge damit ausstechen als jemandem gefährlich zu werden, aber das musste ja niemand wissen. Und Lems Waffe machte allein wegen der abgenutzten Stahlkappen genug Eindruck. Ein brüchiger, vorsichtiger Frieden ... aber ein Frieden. "Und das ist Scorchal. Kommen von der Burg, sind auf Reise. Wollen sehen, was der verfluchte Wyrm angerichtet hat, das räud'ge Drecksvieh auf'm Berg!"
Er spuckte aus und die Jäger taten es ihm gleich. Scorchal blickte komisch aus der Wäsche und fühlte sich einen Moment nicht zugehörig.
"Scorchal war mal Novize, müsst Ihr wissen! Ein Mann Adanos' durch und durch. Ist quasi seine heilige Queste, diese Reise. Ich bin sowas wie sein Beschützer."
Die Männer nickten und wirkten etwas wohlwollender. Dem Gleichgewicht sei dank, waren es keine fanatischen Anhänger Innos'. Wahrscheinlich Angehörige des Waldvolkes, welches auf seine Weise auch Adanos diente ...
"Ja, mein Orden will wissen was der Lindwurm so treibt, der riesige Haufen Mist.", erklärte Scorchal und spuckte versucht draufgängerisch aus. Der Speichel flog erbärmlich kurz und landete fast auf seiner Hose. Natürlich hatten die anderen nicht ausgespuckt. Der ehemalige Novize wurde rot und verfluchte Lem dafür, dass er irgendwelche Geschichten erfand. Mit dem Orden hatte Scorchal seit dem Fall der Stadt - erst einmal - nichts mehr zu tun. Und sicherlich würden sie nicht einen Novizen auf diese Mission schicken, eher einen Hofmagier oder Priester.
"Herrje", murmelte Rodus und schüttelte den Kopf über Scorchals Versuch, hart zu wirken, "Trinkt Ihr, Frommer? Haben etwas Schnaps. Euch frag ich gar nicht, Lem, Ihr kommt aus'm Norden, da trinken sogar die Kinder in der Wiege, sagt man sich."
Lem und die Jäger lachten. Scorchal seufzte nur, nahm die Flasche von Welm entgegen, trank einen kräftigen Schluck ... und hustete natürlich fürchterlich.
Es versprach einer dieser trinkseligen, auf seine Kosten Heiterkeit erzeugenden Abende zu werden.
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"Aha..." Dachte Hirni "daher weht der Wind also. Der Herr Feuerschopf sucht also Noxus und Olivia. Für wie blöd hält er mich eigentlich? Glaubt er, ich verrate die beiden nun?"
Belustigt betrachtete er den Innos-Gläubigen. Scheinbar nahm er Hirni nicht für voll. Ihm stiess mal wieder die Zornesrote in den Kopf. Er glich dabei einem Feuersalamander.
Sicherlich konnte er nun dem Kerkermeister erzählen, das auf der Taube Noxus und Olivia seine Reisegefährten waren, sie sich in Thornaria getrennt hatten um allen vieren eine leichtere Flucht aus der Stadt zu ermöglichen. Die beiden hatten mit Ihm und Elfaire zusammen den Riesen-Kalmar besiegt. Olivia hatte Hirni dabei sogar das Leben gerettet. Sie hatte sogar momentan sein Schwert in Besitz, damit er unbehelligt aus Thornaria gehen konnte. Vielleicht hielten sie sich dort noch immer auf? Wer weiß, wann die Schmuggel-Aktion mit dem Waldvolk von der Bühne ging? Er würde den Teufel tun und sie verraten. Soweit käme es noch, dass er Beliar-Gläubige an Innos-Fanatiker verriet. Mehr noch musste er nun schnell irgendwie eine Botschaft schicken an die beiden. Auf dem Weg zum Kastell, mit den Waldvölklern, würden die Gesuchten sicherlich hier landen. Direkt in die Arme dieses Rotschopfs. Und wer weiß, was er plante.
Der Ordenskrieger schien mittlerweile Madlen mehr Interesse zu schenken. Scheinbar wollte er sie sogar abfüllen. Das war die Chance des ehemaligen Hohepriesters, leichtfertig lügen zu können, ohne dass sein Gesprächspartner Verdacht schöpfte.
"Nein, habe nie von den beiden gehört." Er zuckte mit den Schultern. "Generell bin ich wohl kaum eine gute Informationsquelle für euch. Ich erfuhr lediglich, das das Kastell noch hinter Toshoo ganz am Ende der Insel liegt. Wieviele Schwarzmagier dort sind? Ich hab keine Ahnung. Woher auch? Wie gesagt, ich war dort zuletzt vor mehreren Jahren..."
Er nahm nochmal einen Schluck von dem Brandwein. Allerdings nur einen vorsichtigen. Seine Zunge würde dadurch sicherlich nicht lockerer. Das er den Standpunkt des Kastells verraten hatte, war indes kein Problem. Es wusste schon immer, sich selbst zu verteidigen...
"Mal so aus Neugierde: Was haben diese beiden denn verbrochen, dass ihr sie sucht? Haben die etwa eure Mutter beleidigt?" Hirni bereitete sich darauf vor, das Redlefs Gesichtsfarbe gleich wieder so rot werden würde, wie seine Haarpracht. Er machte sich mittlerweile einen Spaß daraus, den Typen zu provozieren.
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Was der Kerl wohl immer mit seiner Mutter hatte. Sie war vor langen Jahren auf dem Festland verstorben und niemand würde sie mehr beleidigen können. Über Tote sprach man nicht schlecht!
„Auf Euren schönen Namen“, sprach er zu Madlen, prostete ihr zu und lehrte seinen kleinen Tonbecher in einem Zug. Der Brandwein ging ihm feurig die Kehle herunter. Immerhin ein Zeichen, das man noch lebt, dachte sich Red und drehte seinen Kopf wieder zu dem Selbsternannten Schwarzmagier. „Was die beiden verbrochen haben? Nun, Mord, Entführung und Folter sollte ausreichen die beiden besser wegzuschließen. Das sind auch die Dinge, die ich aus erster Hand kenne. Es handelte sich bei diesen taten auch nicht um einen Akt der Verzweiflung zu purem Selbstschutz, sondern um einen Akt an dem reinen Spaß an der Grausamkeit. Diese beiden – ich möchte sie nicht einmal Menschen nennen – sind verrückt. Und dass macht sie so unglaublich gefährlich.“ Red schenkte sich noch einmal nach, ebenso Janos.
„Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin ein toleranter Mann. Ich wohne hier beim Waldvolk. Das sind Menschen die auf des Königs regeln einen Dreck geben. Und keine Sorge, sie lassen es mich auch mehr als deutlich wissen.“ Er lächelte schief, als er daran dachte wie Pepe ihn letztens am Tor zappeln lassen, da er den angeblich benötigten Passierschein A 38 nicht dabei hatte.
„Aber sobald es darum geht, das Unschuldige, besonders Kinder leiden müssen, um einen Irren etwas Freude zu bereiten, da kann ich mich nicht beherrschen. Und ganz ehrlich: Da ist es auch egal, ob er nun an Innos, Adanos oder Beliar glaubt.“ Auch den zweiten eingeschenkten Becher leerte er mit großzügigen Schlucken. „Ich war im Orkkrieg und verstümmelte und geschändete Leichen habe ich da zu Hauf gesehen. Mehr als man in einem Leben sehen sollte. Wenn es mir also Möglich ist, dieses Übel von dieser Insel und besonders Thorniara fern zu halten, dann will ich alles daransetzten das auch zu tun.“
Red griff erneut nach der Flasche. Das Feuer des Weingeistes hatte ihm schon oft dabei geholfen böse Erinnerungen zu verdrängen. „Ich will offen zu Euch sein. Mir missfällt die Huldigung Beliars sehr. Ich sehe ihn nicht als Gott, sondern viel mehr auch als Dämon, der nichts als Chaos und Zwietracht unter die Menschen bring. Das häufig mit unaussprechbaren Mitteln. Es ist nur selbstverständlich, dass ein solchen Ungeheuer Kreaturen wie Echsen, Orks und Wahnsinnige anzieht. Aus diesem Grund möchte ich Euch bitten, haltet Euch fern von dort. Und wenn ihr mit den Gesetzten des Königs nicht übereinkommen könnt, dann könnt ihr es vielleicht auch hier versuchen? Das Waldvolk ist offen und tolerant. Sie fragen nicht wohin man will, sondern nur wie sie Euch helfen können, dorthin zu gelangen wohin ihr wollt.“ Ohne sich etwas eingeschänkt zu haben gab er die Flasche an Janos weiter. Er hatte wahrlich genug Brandwein und auch genug schlechte Erinnerungen aufgewühlt für heute. Ihm kam ungewollt die Junge Adlatin vor Augen, der Noxus die Zunge herausgerissen hatte, um sie dann blutend an eine Innosstatue zu ketten. Heftig schüttelte er den Kopf und setzte sich. Es war Zeit für was anderes.
So ließ er sich neben Madlen auf einen der Eimer wieder und lächelte sie an. „Und Eure Lebensgeschichte?“ Sie war eine Diebin, sicherlich würde sie ihm nicht ihr Herz ausschütten, doch Redlef war sowieso gerade mehr in der Stimmung für ein paar gut erzählte Lügen.
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Aha, sie waren also Verrückte. Nun gut, sie war selbst nicht viel weniger wahnsinnig in manchen Punkten und daher war es besser, sich vielleicht auf eine Begegnung mit ihnen besser vorzubereiten, wenn sie lebend rauskommen und auch noch im Ganzen das Gold einstreichen wollte. Ihr vorrangiges Ziel war daher erst einmal Hirni zu helfen und dafür musste sie diesen mittlerweile angetrunkenen Büttel ablenken. Und anscheinend war das so leicht wie immer. Er schien Gefallen an Madlen gefunden zu haben und die junge Frau wusste natürlich, wie sie dies zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
Sie konnte jetzt nur hoffen, dass Hirni mitdachte und sich langsam aber sicher entfernte und sich so lange in der Gegend verstecken konnte, bis auch Madlen mit dem Lager für’s Erste fertig war.
„Nun, meine Geschichte ist lang und nicht immer spannend. Doch, Ihr, als edler Herr, gutaussehend…Ihr werdet mir mit Sicherheit nicht den Wunsch abschlagen, sie Euch zu erzählen. Vielleicht lohnt es sich am Ende ja für Euch!“ Die junge Frau spielte, ganz beiläufig, mit einer Strähne, die ihr ins Gesicht gefallen war. Als sie fortfuhr, schien es zumindest so, als hätte sie die Aufmerksamkeit des Rotrocks.
„Einst lebte ich in der endlosen Wüste Varants. Einige Dinge, schlimme Dinge, sind dort geschehen und verzeiht mir, wenn ich sie Euch nicht erzählen kann, aber…sie würden mich zu sehr aufwühlen und sicherlich wollt Ihr das nicht, habe ich Recht?“ Madlen blickte dem Innosler tief in die Augen. Im Schein einer Fackel spiegelte sich der goldene Rand um ihre Iris wieder. Eine Nachwirkung eines Zaubers, der von einem dunklen Magier gegen sie gewirkt wurde. Damals hatte sie nur knapp überlebt. Sie hoffte, dass ihre braunen Augen zusammen mit dem goldenen Rand den Büttel in ihren Bann ziehen konnten.
„Wie auch immer, diese Ereignisse führten mich nach langen Irrwegen auf diese Insel. Zuerst verdingte ich mich als Jägerin, danach als Bardin. Solltet Ihr einmal den Wunsch nach einem Lied verspüren, sucht mich ruhig auf.“ Madlen lachte leise auf. „Bevor ich aber jetzt weitererzähle, muss ich Euch ein Versprechen abnehmen. Ihr würdet mir doch nie etwas zu Leide tun, egal, was ich Euch nun schildern möchte oder?“ Wieder blickte die junge Frau ihrem Gesprächspartner tief in die Augen. „Wenn Ihr mir zustimmt, dann stoßen wir zuerst darauf an!“ Mehr Alkohol konnte ihm ja nicht schaden.
Geändert von Madlen (02.04.2015 um 12:25 Uhr)
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Interessiert lauschte Hirni Redlefs Worten. Noxus kurzes Auftreten auf dem Schiff hatte dem ehemaligen Hohepriester nicht ausgereicht, um dessen Psyche zu analysieren. Jedoch hatte er genug Zeit mit Olivia verbracht, um annehmen zu können das auf sie wohl sämtliche Bezeichnungen zu trafen... Nur nicht Verrücktheit. Andererseits: Was konnte man als verrückt bezeichnen? Hirni war selbst nicht gerade das, was man Normal nennen konnte. Er galt zu Kastell-Zeiten selber als die Personifizierte Verrücktheit. Es gab chaotische Verrücktheit und positive Verrücktheit. Zerstörerische und normale Verrücktheit. Ja, es gab sogar verrückte Verrücktheit. Doch behielt Hirni diese Gedanken für sich. Das Noxus zu solchen Gräueltaten fähig war, mochte vielleicht stimmen. Doch Olivia? Nein, den Anschein hatte sie nicht wirklich gemacht. Das sie unnötig waren, stand ausser Frage. Niemand, egal welchen Glaubens, sollte bei so etwas ungeschoren davon kommen. Da stimmte der ehemalige Hohepriester seinem Gegenüber zu. Doch schwarze Schafe gab es überall, auch bei den Innoslern.
Redlef selbst hatte sich zwar als tolerant bezeichnet, nachdem er aber davon sprach, das Beliar nur Böses im Sinn hätte und seine Kreaturen durch und durch verdorben seien, war die Sache für den Blondschopf schon gegessen. So einem konnte man nichts beibringen oder erklären. Auch nicht darüber, das Beliar nicht nur der Gott des Todes war, oder der Dunkelheit, sondern auch des Lebens und des Lichts. Warum sonst gab es denn auch für den Schwarzmagier die Fähigkeit Licht ins Dunkele zu bringen oder die Kraft der Heilung zu studieren? Wie viele Leben hatte Hirni damals mit seinen Fähigkeit gerettet? Es waren unzählige. Und er würde wieder so handeln. Ja, die Heilung würde er wieder erlernen wollen, das wusste er schon jetzt.
Das Redlef ihn davon abhalten wollte, zurück zum Zirkel zu kommen hatte schon fast etwas belustigendes. Sorgen machen musste er sich wohl kaum um Hirnis Gesundheit. Das Kastell nahm JEDEN auf. Auch Innos-Gläubige. Im Gegensatz zu den Ordensbrüdern von Innos. Wer da den falschen Glauben vertrat, wurde scheinbar sofort gejagt. Truppen stolzierten durch die Straßen Thornarias um "Ordnung" zu bewahren. Und das alles im Namen Innos. Traurig dass die Innos-Gläubigen immer wieder meinten, SIE würden den einzig wahren Glauben vertreten. Generell herrschte hier auf der Insel ein starkes Ungleichgewicht. Es wunderte den jungen Mann schon sehr, das die Gläubiger Adanos sich hier so rar machten. Waren sie nicht dafür verantwortlich, das Gleichgewicht zu halten? Er schüttelte leicht mit dem Kopf.
All diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf als er dort saß, die Flasche des Brandweines in seinen Händen. Er stellte sie auf den Boden. Ohne sich nach zu nehmen. Bei der nächsten Gelegenheit würde er sich davon machen. Nicht etwa, weil er müde war, oder zu betrunken. Nein. er fühlte sich immer unwohler in Gegenwart dieser beiden Knaben. Und das nicht mehr aus Angst, sie könnten ihm etwas antun. Eher aus dem Grunde, weil er keine Lügen mehr vernehmen wollten über die Rechtschaffenheit Innos und die Grausamkeit der "Kreaturen" Beliars.
Für seinen Teil war dieses Gespräch beendet. Schließlich gab der Klügere nach. Er wartete nur darauf, was Madlen nun mit dem flirtwilligen Redlef veranstaltete. Und plante dabei im Hinterkopf, wie sie aus dieser Situation heraus kommen würde. Ob Redlef und Thomas ihn wohl einfach gehen lassen würden? Es machte nicht den Eindruck. Schließlich hatten sie sich so hingesetzt, dass sie sich zwischen ihnen und der Tür nach draußen befanden.
Geändert von Hirni (02.04.2015 um 13:09 Uhr)
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„Schöne mysteriöse Fremde, Ihr seid eine Diebin, oder Schlimmeres“, Redlef lächelte sie bestechend an, „und hier bin ich der Kerkermeister Thorniaras, der seit er diesen Posten annahm wie ein Bekloppter gegen, Korruption, Rauschgifthandel, Raub und Mord kämpft. Aber gegen ein bisschen Gediebe habe ich natürlich nichts… Also bitte erzählt mir eure anrührende Lebensgeschichte. Egal, was ihr erzählt, ich werde euch nicht zu leide tun. Ihr befindet Euch zwar hier auf dem Hoheitsgebiet Thorniaras, aber die Stadt gab eine Menge ihrer Privilegien ab, damit das Waldvolk hier wohnen kann. Sonst müsste ich die ja alle festnehmen. Und dass will keiner der Beteiligten. Also wirklich versprochen, mein Wort in Innos Ohr und sei er mein Zeuge: Hier werde ich euch bestimmt nichts tun.“ Red beugte sich näher zu ihr herüber. Dann fuhr er Flüsterton fort, sodass Herr Verkonnen nichts davon mitbekam. „Und somit ist auch Euer Freund da drüben absolut sicher… Aber sagt es Ihm bitte nicht. Er hat bisher so schön Rede und Antwort gestanden, wär schade wenn ihn das zum Schweigen brächte, denn alles hat er mir noch nicht verraten, was er weiß, der Schlingel. Ich erkenne immer, wenn Jemand lügt…“ Er lachte leise auf, griff nach der Flasche und machte auch ihren Becher noch einmal randvoll. „Darauf trinken wir! Sprach er nun wieder lauter. „Thomas! Los sieh zu, das der Herr Verkonnen auch noch ein volles Becherchen bekommt!“ Thomas wollte etwas sagen. Doch erhielt den Mund, obwohl er es überhaupt nicht leiden konnte, dass sein Weibel schon so betrunken zu sein schien.
„Kommt schon Janos Hirni Verkonnen, seid nicht so schüchtern. Der Alkohol macht uns alle zu Freunden!“ Janos blickte zur Seite. „Wollt ihr etwa schon gehen?“ Redlef erhob sich auch und kam auf den selbsternannten Hohepriester zu. „Es bräche mir das Herz, wenn ihr schon ginget“, sprach der Weibel lauter, als es angebracht war. Dabei hielt er sich leicht schwankend an Janos Ärmel fest. „Guter Mann, die Dame wollte uns gerade ihre spannende Lebensgeschichte erzählen. Wollt Ihr sie nicht hören? Wäre es nicht unhöflich jetzt zu gehen. Ihr mögt zwar Schwarzmagier sein oder auch gewesen sein, aber Manieren wird Euch doch wohl mal irgendwer beigebracht haben? Los setzt Euch doch. Auch von Euch habe ich einige spannende Sachen noch nicht erfahren. Ihr wisst doch noch was? He?“ Kumpelhaft knuffte er dem Mann in die Rippen. Redlefs Ellenbogen war gut und schwungvoll platziert.
"Also dann, Madlen Aynur, legt doch bitte los!"
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Der Innosler war schon ziemlich voll und somit kaum noch eine Gefahr für Madlen, wenn es zum Kampf kommen würde. Aber er schien eine gewisse Aggressivität an den Tag zu legen, die der jungen Frau so gar nicht gefiel. Als er dann noch aufsprang, kurz bevor Hirni den Ort hätte verlassen können und ihm dabei noch einen Ellenbogen mit dem Schwung des Alkohols in die Rippen rammte, lag ein Arm der jungen Frau schon auf Barika, während die andere dabei war, ein Wurfmesser zu ziehen.
Aber ein Blick von Hirni ließ sie von ihrem Vorhaben abweichen, scheinbar hatten die beiden Wächter davon nichts mitbekommen, denn sie verhielten sich genauso wie zuvor. So blieb Madlen nichts anderes übrig, als ihre Geschichte weiterzuspinnen, nur änderte sie jetzt ihre Strategie. Sie bedeutete dem Büttel näher an sie heranzurücken und versuchte so, sich zwischen Hirni und ihn zu schieben.
„Oh, ihr haltet mich für eine einfache Diebin, die ist nicht einmal wert ist, für ihre Vergehen belangt zu werden. Das enttäuscht mich.“ Madlen lächelte wissend und hob ihren rechten Arm, sodass man die daran befestigte Vorrichtung mit der versteckten Klinge sah. „Seht her, wisst Ihr was das ist? Nun, ich denke nicht!“ Ein kurzer Stoß nach unten und die Waffe fuhr heraus. „Interessant nicht wahr?“ Mit einem metallischen Kratzen verschwand der Gegenstand wieder. Mal schauen, wie ihr darauf reagiert, dachte sie.
„Was ich wirklich bin, lässt sich schwer sagen. Nun, ich befand mich auf der Überfahrt von Argaan nach Varant, meine, wie schon gesagt, Heimat. Während eines Sturmes kenterte das Schiff und ich trieb einige Tage verlassen auf dem Meer. Piraten fanden mich und…trainierten mich!“ Madlen blickte dem Büttel wieder direkt in die Augen und versuchte all seine Konzentration auf sich zu ziehen. Legte ihm noch zusätzlich eine Hand auf den Oberschenkel. „Versteht Ihr, ich war einsam, hilflos, dem Tode nahe…und sie retteten mich eben. Natürlich wünschte ich, es wären solch edle Männer wie Ihr es seid gewesen, aber…das Leben ist oft nicht gerecht. Fortan diente ich unter einem Kapitän und war der See versprochen. Jeder Mensch tut was nötig ist, um zu überleben! Dazu gehören, wie in meinem Fall, auch schlimme Dinge. Aber ich denke, ich kann mir sicher sein, dass Ihr mir nichts tut, denn Ihr wollt ja nicht, dass ich böse werde!“ Wieder lächelte die junge Frau den Büttel mehr als auf freundliche Weise und direkt an. Sie hoffte, dass sie damit nicht die beabsichtigte Wirkung verfehlte.
„Es gibt viel zu erzählen, doch…so wenig Zeit. Und doch werde ich sie Euch widmen, wenn Ihr nach mehr verlangt, sollte es Euch bis hierher noch nicht verschreckt haben.“ Langsam hob sie ihre Hand von dem Oberschenkel des Büttels, bis nur noch die Fingerspitzen diesen berührten und schließlich die Hand wieder bei Madlen war.
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