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  1. Beiträge anzeigen #361
    Ritter Avatar von Turang
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    Al Shedim wurde von unzähligen Fackeln erhellt, die Zeltstadt vor den Ruinen war voll von Leuten. So schlecht die Dinge auf Argaan auch standen, der antiken Kultstätte der Nomaden schien das nur zuträglich gewesen zu sein. Viele der Menschen mussten Flüchtlinge aus Setarrif sein. Man vergaß zu leicht, dass viele der Menschen, die den Unterschied zwischen dem Gedränge in Setarrif und der kleinen Burg am See gemacht hatten, nicht tot sondern einfach nur fort waren. Man vergaß viele Dinge, wenn man zwei Jahre an einer kleinen Burg auf der Verderbnis verdammten Insel am Rande der Welt lebte. Er lachte leise. Es war vielleicht schwer, sich daran zu erinnern, dass der Rest der Welt nicht mit einem Drachen und einer Armee fremder Monster kämpfte, um Leben zu können.
    Er lief weiter auf die Zelte und das Licht zu, der Lärm, der von dem regen Treiben herüberschallte, wurde stärker. Es war ein freudiger, geselliger Lärm von Menschen, die Abends beisammen waren und die wenig Sorgen darüber teilten, dass sie jemand hören könnte, der sie nicht hören sollte. Sie machten sich keine Sorgen darüber, dass sie in dunklen Tunneln etwas aufschrecken könnten oder dass dunkle Schwingen den Mond verdunkeln könnten. Vielleicht verwandelte Argaan seine Bewohner wirklich alle in Verrückte.
    Er lief zwischen Zelten hindurch, an Fackelscheinen vorbei und an Menschen, die ihn höchstens einmal neugierig, meist aber uninteressiert oder gar nicht ansahen. Er hielt auf den großen, uralten Tempel in der Mitte zu, weiter ins Zentrum der Stadt, wo viele der Nomadenführer und der Wassermagier sein mussten.
    "Guten Abend, Meister Turang."
    Verwundert hielt er inne und sah sich um. Ein junger Mann in einer blauen Robe hatte gerufen. Der Magier musterte ihn erst verwirrt, dann leicht bestürzt, dann lächelte.
    "Guten Abend, Alef. Sie haben dich ja doch noch zum Novizen gemacht."
    Der Junge lächelte selbstzufrieden und nickte.
    "Was verschlägt euch in die ferne Wüste Varant?"

  2. Beiträge anzeigen #362
    Ritter Avatar von Turang
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    Sie saßen unter einem weiten Baldachin, allesamt in die tiefblauen Roben des Ordens gehüllt. Viele von ihnen erkannte der Wanderer aus den Jahren in Setarrif wieder, wo er unter und mit ihnen gelernt, geforscht und gelebt hatte. Vertraute Gesichter. Manche hatten schon im Rat des Wassers gesessen, lange bevor er in die Gemeinschaft getreten war. Andere Gesichter waren ihm neu. Alte Männer mit langen Bärten und tiefen Zügen, junge Magier, aus deren Augen unerschütterliche Neugier und eine niemals zu befriedigende Wissbegier drangen. Manche waren so wie er, in anderen Blicken erkannte er die Züge von alten Freunden wieder, die gegangen waren oder er zurückgelassen hätte. Die Blicke von manchen waren ihm völlig fremd. Er erkannte in ihnen nichts wieder, niemanden, der ihn je auf diese Weise angesehen hatte. Für manche hier war er ein Bruder, ein Teil des Ganzen, für andere war er ein Fremder, ein überzähliges Stück, das jemand aus dem rechten Bild gerückt und zu ihnen gelegt hatte.
    Manche saßen an einer Wasserpfeife, manche schauten nur ernst in die Runde, andere murmelten leise mit ihrem Nachbarn. Es schließlich einer von denen, die er lange gekannt hatte, der den Wanderer ansprach. Das war Riordian, ein langes Mitglied der Gemeinschaft und eines jener Gesichter, das vielleicht jeder kannte, der die Weihe empfangen hatte.
    "Du bringst uns Neuigkeiten aus dem Süden?"
    "Nein. Oder doch nur wenige. Es ist beinahe still. Diejenigen, die noch da sind, leben für eine Zeit im Frieden. Rhobar scheint für den Moment nur seine Stadt schützen zu wollen und der Drache hält sich in den Trümmern von Setarrif versteckt. Es dringen keine Echsen bis zum See durch, sie werden von den Paladinen über die Berge getrieben oder von den Waldläufern gejagt."
    "Eine gute Kunde. Aber wenn du uns nicht berichtest, was führt dich bis zu uns?"
    "Ich suche Vatras. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Vielleicht brauche ich jetzt seine Hilfe."
    "Vatras wandert weiter im Norden. Vielleicht bis Lago. Du findest ihn bei Hurit und seinen Leuten."
    Der junge Wassermagier nickte dankbar. Im Schein der blauen Flammen wirkten seine Züge düster und nachdenklich. Ihn schien etwas zu bekümmern, das er nicht teilte und nicht teilen wollte. Vielleicht wusste er nicht einmal selbst, was es war. Gedankenverloren strich er Fenris durch das Fell an seinem Hals.
    "Dann breche ich im Morgengrauen auf."

    ...

  3. Beiträge anzeigen #363
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    Im Sandmeer von Varant

    Müde sank der Wanderer an einem verloren wirkenden Felsen nieder, der ihm und dem Wolf wenigstens für ein paar Stunden Schutz vor dem Wind und den aufgewirbelten Sandkörnern bieten würde. Er zog sich den schwarzen Schleier aus dem Gesicht und wühlte in seiner Tasche nach einem ledernen Wasserschlauch. Er setzte ihn an die trockenen Lippen und trank ihn in hastigen Schlucken bis zur Hälfte leer. Er holte eine kleine metallene Schüssel hervor und goss den Rest des kostbaren Wassers hinein, um sie dem Wolf hinzustellen. Mehr Wasser hatte er nicht. Die nächste Oase war sicherlich noch zwei Tagesreisen entfernt. Er seufzte erschöpft und hob in beschwörender Geste die Hand und den leeren Wasserschlauch zum Himmel. Langsam zogen sich feine Nebelschwaden durch die Nachtluft, die sich weiter und weiter verdichteten, bis sie langsam als feiner Wasserstrahl in den Lederschlauch flossen, den er anschließend wieder verkorkte.
    Die Reise durch die Sandfelder war ein Wagnis, das selbst die meisten der hitze- und weggeprüften Nomaden scheuten. Hitze und Durst waren hier draußen tödlicher als ein Rudel Schakale oder ein Sandcrawler. Genau aus diesem Grunde jedoch galten die Wassermagier als die Herren der Wüste. Seine Robe schützte ihn vor der Hitze, seine Magie vor dem Durst und der Sand unter ihnen konnte sich auf ihren Wunsch zu einer tödlichen Waffe erheben. Doch nichts davon bewahrte vor der Erschöpfung auf dem langen Weg oder vor der Einsamkeit, die einen unachtsamen Wanderer zum Wahnsinn verleiten konnte.
    Sein Stab, der ihm aus den tauben Fingern glitt, fiel klappernd auf den Stein und blieb dort liegen. Er hatte den kürzesten Weg durch die Wüste bis nach Lago gewählt. Der Weg, der nicht durch Ben Erai und Bakaresh führte, frei von gedungenen Räubern. Aber auch frei, von allem sonst, das lebte, frei von einer Raststatt. Der Wanderer zog sich wieder den Schleier vors Gesicht und schloss die Augen. Vielleicht fand er für ein paar Stunden Ruhe, im Morgengrauen musste er weiterziehen ...

  4. Beiträge anzeigen #364
    Ritter Avatar von Turang
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    Oase südlich von Lago

    Er erreichte die Wasserstelle erst in der Dunkelheit. Er hatte weder Fackeln noch Holz für ein Lagerfeuer dabei, so musste er die letzten Wegstunden ohne Licht aufs Geratewohl laufen oder eine weitere Nacht in den Sandfeldern verbringen. Aber er hatte es geschafft und den Weg nach Norden nur anhand des Nachthimmels beibehalten. Der Wanderer schlug Kapuze und Tuch von seinem Gesicht zurück und steckte den Kopf unter die Wasseroberfläche des kleinen Wüstenteiches. Er füllte seinen Wasserschlauch erst, nachdem er prustend wieder den Kopf aus dem Wasser gezogen und und sich erschöpft in den nassen Sand gelegt hatte. Wasser war etwas wundervolles. Er lachte leise während der Wolf ebenfalls die Gelegenheit nutzte, seinen Durst an der willkommenen Abkühlung zu löschen.
    Von der anderen Seite der Oase drang ein Fackelschein und der leise Hall von Stimmen herüber. Wohl ein rastender Nomadenstamm, der sich an der Oase eine kurze Erfrischung holen wollte, ehe sie weiterzogen. Doch für den Moment war ihm das Wasser wesentlich wichtiger als die Gesellschaft. Er trank seinen Lederschlauch in hastigen Schlucken leer und füllte ihn ein zweites Mal. Die schweren Schritte im Sand hörte er erst, als sie schon nahe waren. Ohne Hast griff er nach seinem Wanderstab und drückte sich, ohne umzuwenden, in die Höhe.
    "Wer bist du, Fremder? Und woher kommst du?"
    Die Stimme sprach mit einem starken Akzent der Wüstenvölker.
    "Ich komme aus dem Süden. Ich bin auf der Suche nach der Sippe von Hurit. Ich hörte, er sei mit seinen Leuten im Norden zu finden."
    "Aber du hast uns nicht verraten, wer du ..."

    Der Nomade stockte kurz, als er in der Dunkelheit nun doch erkannt hatte, was der Wanderer für ein Gewand trug.
    "...ihr seid ein Wassermagier, seid ihr nicht? Ihr findet Hurit dort bei der Raststätte. Jemanden aus eurer Gemeinschaft werdet ihr doch auch finden."
    Turang neigte leicht den Kopf als eine Geste der Dankbarkeit. Neben dem Mann, mit dem er gesprochen hatte, stand noch ein zweiter Nomade, sie beide trugen lange, fließende Gewänder und je einen Speer. Turang ging ihnen langsam nach, auf die Fackeln und die Zelte zu, die ihre Sippe am Ufer der Oase errichtet hatte. Er verspürte eine leichte Aufregung bei dem Gedanken, wen er endlich erneut treffen würde.

    ​So lange Jahre ist es bereits her ...

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    Bei Hurits Sippe

    Vatras war alt geworden. Er war schon alt gewesen, als Turang geboren wurde. Aber diese letzten Jahre schienen nicht gut zu ihm gewesen zu sein. Er sah müde aus. Müde, wie es nicht ein paar Stunden Ruhe und ein gutes Essen kurieren konnten. Müde von der Welt, müde von den Menschen, müde von der Last, die Jahre zu zählen. Aber er hatte ihn wiedererkannt. Trotz des Bartes, der Robe und den neuen Zügen im Gesicht.
    "Du hast mich früher gefunden, als ich gedacht hätte. Ich glaubte, du würdest nur noch mein Grab in der Wüste sehen."
    Er schwieg und setzte sich zu dem alten Mann ans Lagerfeuer, in das er so bedächtig versunken schien. Fenris trottete ihm ruhig hinterher und begann, an Vatras' Robe zu schnüffeln. Lächelnd strich der Alte dem Wolf durch's Fell und sah wieder in die Flammen.
    "Und dein Bruder?"
    "Tot. Seit Jahren schon. Er ist in der Wildnis verstorben, nicht im Krieg."
    Vatras nickte. Der junge Magier schaute sich genauer die Zelte der Nomaden an. Große, sandfarbene Zelte, in denen zur Not eine ganze Familie miteinander leben konnte. Manche Nomaden verbrachten wohl ihr Leben, ohne je in einer Stadt genächtigt zu haben.
    "Ich dachte, ich würde dich in Al Shedim finden. Bei den anderen Magiern."
    "Ich dachte dasselbe von dir, als die Menschen aus Setarrif kamen. Manche sagten mir, du wärst geblieben. Andere, du seist tot. Die meisten kannten dich gar nicht."
    Turangs Miene hellte sich etwas auf. Er musste schmunzeln.
    "Du kennst die Menschen. Von den Magiern kennen sie, wen sie auf der Kanzel sehen. Und ich war nie ein Prediger."
    Es herrschte noch einen Moment Stille zwischen ihnen, in dem sie dem Abendwind, dem Knistern des Feuers und den undeutlichen Stimmen der Anderen lauschten. Sie wussten, dass er aus einem bestimmten Grund gekommen war.
    "Also, in wie viele Kreise der Magie bist du getreten?"
    "Drei."
    "Und du bist hier, um in den vierten zu treten?"
    "Es schien mir passend. Es ist der letzte Schritt der meisten, die diesen Weg gehen."
    "Glaubst du denn, dass du nicht weiter gehen kannst?"
    "Vielleicht nicht."
    Vatras schüttelte lächelnd den Kopf und stand langsam auf.
    "Dann kenne ich wohl ein Geheimnis, das dich noch ein paar Schritte weiter führt."

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    Bei Hurits Sippe

    Seit ein paar Tagen lagerte die Nomadensippe an der Oase und die ersten begannen davon zu sprechen, dass sie wohl bald aufbrechen würden. Damit neigten sich die angenehmeren Tage ihrem Ende entgegen, wenn er, um von Vatras lernen zu können, die Nomaden auf ihrer Wanderung durch die Sandfelder und Abwege der Wüste begleiten musste. Er saß mit Vatras am Rand des Teiches, dessen Ufer von Sträuchern und kleineren Bäumen bewachsen war.
    "Du kennst bestimmt das Bild vom Fluss, durch den wir die Kreise der Magie verdeutlichen: der erste Kreis ist die Quelle. Ein kleines Rinnsal in einem Felsen, das im zweiten Kreis zu einem Bach heranwächst. Im dritten Kreis nimmt der Fluss seinen Lauf, wenn er durch Feld und Tal fließt. Der vierte Kreis gleicht dem Flussdelta, in dem sich das bereits gewusste mit vielerlei Neuem vermischt. Dahinter liegt nur noch das Meer, das Reich der Meister ihrer Zunft. Deswegen dieses Bild weil deine Magie nicht allein einen festeren Grund in deinem Geist fasst, sondern weil das Wirken der Magie stärker nach außen dringt. Bis zu diesem vierten Kreis liegt dein Wirken meist darin, dich auf dich selbst zu besinnen oder ein bestimmtes Objekt zu verzaubern. Der vierte Kreis jedoch lehrt die Weite: dein Wirken beginnt losgelöst vom festen Rahmen deine ganze Umgebung zu bestimmen. Was heißen will, dass dein Geist eine neue Möglichkeit gebrauchen muss, die magischen Ströme zu lenken. Die Strömungen deiner Magie werden auf eine Weite hin zerfasern, wie der Mäander in vielerlei Richtungen wandern und mal als zwei Strömungen gleichen Ursprungs gegeneinander ballen. Deine Übung muss daher sein, dir allem, was dich umgibt, gleichermaßen bewusst zu sein."
    Vatras hob stillschweigend die Hand. Vor seiner Handfläche entstand eine kleine Kugel aus reinem Eis, die dort schwebte.
    "Fang auf."
    Die kleine Eiskugel kam auf ihn zugeschossen. In dem Moment, in dem er nach ihr greifen wollte. schlug ihm eine zweite Kugel in den Rücken und ließ ihn kurz stolpern.
    "Wenn du dich auf das eine konzentrierst, verlierst du das andere aus dem Blick. Diesen Fehler musst du überwinden, um den vierten Kreis zu lernen."

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    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline

    Rast mit Hurits Sippe - westlich von Braga

    Die Nomaden um Hurit hatten vor zwei Tagen Braga passiert und swaren in einem Schlenker nach Südwesten auf der Straße nach Ishtar. So viel hatte der Wanderer mitbekommen, dass sie ihr ein Stück weit nach Süden folgen wollten bevor sich die Sippe ostwärts durch die Sandfelder nach Mora Sul schlagen würde. Doch für den Moment lagerten sie an eine der Oasen, zu denen sie die Straße führen würde.
    Er wanderte mit Vatras' ein Stück abseits der Sippe.
    "Auf ihren Wanderungen durch die Wüste haben sich unsere Brüder ihren Bedingungen angepasst und mit ihrer Verbindung zur Magie und dem Sand unter ihren Füßen eine Waffe entwickelt. Diese Form der Erdmagie, so sagen viele, ist in ihrer Technik der ursprünglichen Wassermagie sehr nahe verwandt. Denn ihr Schlüssel ist die Fähigkeit, unzählige kleine Teile als ein weitaus größeres Ganzes zu beherrschen."
    Der alte Magier stockte einen Moment und warf seinem Schüler einen nachdenklichen Blick zu.
    "Du wirkst abgelenkt."
    Der junge Magier nickte. Er hatte seinem Lehrer zugehört, doch musste er sich eingestehen, dass er mit seinen Gedanken bei etwas anderem gewesen war als der Erdmagie.
    "Du hattest gesagt, dass du ein Geheimnis wüsstest, welches mich tiefer in die Mysterien der Magie führen könnte. Ich habe darüber gebrütet, was du damit wohl gemeint haben magst."
    Vatras lächelte vieldeutig und setzte seinen Gang fort.
    "Du fragst dich, warum ich versuche, dir die Sandpeitsche zu vermitteln, anstatt dir besagtes Geheimnis zu eröffnen. Und die Antwort darauf ist simpel: alles, was ich dich jetzt lehre, führt dich näher an das heran, was ich dir zeigen möchte. Es ist die Natur der Sache, langsam herangeführt zu werden."
    Turang nickte unbefriedigt. Vatras' Lehre erinnerte ihn an die Zeiten zurück, in denen er begonnen hatte, sich langsam an die Kunst der Magie heranzutasten, als es ihm noch grobe Anstrengungen abverlangt hatte, einen Teelöffel schweben zu lassen. Es erinnerte ihn an die Zeit zurück, in denen er nichts wusste und alles noch zu lernen hatte.
    "Aber hier ein Fingerzeig: Innos erwählte den Menschen, Beliar das Tier. Aber was, junger Schüler, was erwählte Adanos?"

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    Malus Darkblade ist offline

    Ende in Nordmar

    Warum hatte er sich auf diese Jagd eingelassen? Er hätte daheim am Feuer sitzen, dem Sohn dabei zusehen können wie er mit den Klötzen oder dem Holzschwert spielt, hätte ihm von der Welt, von der er einige Teile gesehen hatte, erzählen können. Hätte zufrieden den Tag verbringen können, während Eva in der Küche stehe und ein gelungenes Mahl kredenzen würde, um Gatten wie Sohn glück zu machen. Aber nein, er hatte sich von Torvuld breitschlagen lassen, seinem Nachbarn und besten Freund. Ein Jäger. Malus - der vor fast zehn Jahren als Außenstehender in den Hammerclan gekommen war - hatte sich nie als Jäger oder Krieger bezeichnen können, ganz im Gegenteil. Aber er hatte seinen Platz gefunden, war akzeptiert und respektiert worden. Hatte sich als findiger Schreiner und Handwerker erwiesen, als Freund des Holzes, wie einige ältere Clanler gerne scherzten. Malus seinerseits führte den Scherz meist fort und antwortete, dass seit er in Vengard während einer Sturmflut von einem Stück Holz fast gepfählt worden war, er irgendwie eine Narren daran gefressen hatte. Die Jäger schätzten ihn für seine Fallen, keine Frage. Deswegen sollte er die Jagd auch begleiten. Fallen auslegen, sie kontrollieren und am Ende den Beutetieren die Kehle durchschneiden.
    Diese Jagd sollte anders werden. Alles stand unter einem schlechten Stern. Torvuld übersah im frischen Schnee ein kleines, gezacktes Loch und brach sich das Bein. Ein anderer Jäger - Half - wurde selber zur Beute. Rannte direkt in den Bau eines Bären. Es kostete die Jagdgesellschaft Müh und Blut, das Tier zu erlegen und Half trotz seiner Dummheit zu rächen. Ein weiterer Waidmann rutschte aus, verlor halt, fiel tief. Starb. Vor dem Abend schon waren sie dezimiert und erschöpft, verstört geradezu. Malus erklärte offen, dass er nur noch eine Falle überprüfen und dann nach Haus zurückkehren würde.

    Unglaube. Wo war die Falle, verflucht? Sie war fort. Hätte zumindest ein Wildschwein erledigen müssen. Malus fand Trümmer, die der Konstruktion. Fluchend folgte er ihnen zu einer Höhle. Er dachte an Half. Sollte er den gleichen Fehler machen? Ach nun, nur mal eben hineinlugen und dann kehrt machen. Er betrat sie. Es stank nach Verwesung, widerwärtig. Malus fand die Reste der Falle. Stutzig scharrte er mit den Stiefeln darin. Etwas knurrte. Laut, böse, finster. Langsam, ganz langsam wandte sich der Fallenbauer um. Im Höhleneingang, sich ganz deutlich vom Dunkel abhebend, stand ein riesenhaftes Biest. Es hatte ein Horn, finster wie die Nacht. Sein dichtes Fell war schneeweiß und die Augen glommen rot und erschreckend intelligent. Ein Schattenläufer. Ein weißer noch dazu. Eine lebende Mythengestalt. Das Monster knurrte, es klang fast wie ein Lachen. Man munkelte, sie seine magischer Herkunft ...
    "Du bist auf jeden Fall intelligent, Biest. Hast mir eine Falle gestellt, verflucht."
    Malus langte nach seinem Dolch, hielt ihn mit kalten, zitternden Fingern.
    Das war sein Tod, aber er würde nicht kampflos untergehen. Mit einem Brüllen, das Verzweiflung, Angst und Wut war, stürzte er sich dem Schattenläufer entgegen ... und starb.

  9. Beiträge anzeigen #369
    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Ein wabernder Schleier umgab den jungen Wassermagier und verzerrte die Welt vor seinem Blick. Er stand in einer lebendigen Wolke aus Staub und Sand, der ihn wie Nebel umgab. Der Magier zog die Arme mit kreisenden Bewegungen durch die Luft und die Wolke, die ihn umhüllte, folgte seinen Bewegungen. Aus dem Schleier als einer wage zu erkennenden runden Gestalt löste sich ein feiner Strahl, der sich langsam zu etwas neuem verdichtete. Eine feine Ranke aus lebendigem Sand, die sich leicht hin und her bewegte. Des Magiers Arm schnitt mit herrischer Geste durch die Luft und die Ranke folgte, doch langsam und träge, unbeholfen wie die Bewegungen eines kleinen Kindes, das erst lernte, mit seinen eigenen Armen etwas Sinnvolles zu tun.
    Der Mann lockerte sich, schnippte sachte mit den Fingern und die Ranke aus Sand fiel in sich zusammen. Trübsinnig kniete er am kleinen Wasserloch nieder und platschte sich selbst mit den Händen Wasser ins Gesicht. Sinn dieses Zaubers war eine Waffe aus Sand zu erschaffen, schnell und präzise wie eine Schlange. Das, was er dort beherrschte glich mehr einer nassen Brotstange, die schon halb im Begriff war, vom Wind als Getreidepampe verweht zu werden.
    Vatras saß lächelnd und regungslos auf einem Stein und beobachtete seinen Schüler mit wachem Auge. Der entgegnete den Blick mit beinahe entschuldigender Miene bis Vatras seufzend den Kopf schüttelte und die Stimme erhob.
    "Du hattest diesen Blick schon als Junge." erinnerungsselig schloss der alte Magier die Augen "Die Entschuldigung dafür, dass du etwas nicht verstanden hast. Übung liegt in der Natur des Lernens und Zeit in der Natur der Übung. Und du schaust aus wie jemand, der sich schämt, Zeit zum Lernen zu brauchen."
    Der junge Magier lachte leise und wischte sich mit dem Ärmel das Wasser aus dem Gesicht.
    "Wenn du jetzt ohnehin ein Pause machst, mach wenigstens eine Denkaufgabe: sage mir, was du über das Wort eudaimonia weißt."
    Turang stutzte einen Moment und schaute Vatras an. Was dachte sich der alte Maier denn nun dabei?
    "Eudaimonia? Das stammt aus der Sprache der Erbauer und bedeutet so etwas wie beständiges und höchstes Glück. Oder wörtlicher von einem guten Geist geleitet sein. Es impliziert eine antiquierte Vorstellung von einem breiten Spektrum körperloser Entitäten. Aber vor allem wichtig ..."
    Vatras unterbrach ihn an dieser Stelle.
    "Warum antiquiert?"
    "Die Innos-Kirche hat diese Vorstellung vor langer Zeit zur Häresie erklärt. Sie hat sogar das Wort daimon, was einst nicht mehr als körperloses Sein bedeutete, genommen und daraus eine Zuschreibung zu Beliar gemacht: was körperlos existiert, gehört in die Sphäre des Totengottes und steht damit von den Göttern Beliar am nächsten und ist damit ein Übel. Und im Adanos-Glauben ist dieser Gedanke langsam im Reich der Spekulation versickert. Es gibt dafür sogar einen theoret..."
    Wieder unterbrach ihn Vatras.
    "Gibt es wirklich keinen mehr, der dieser Vorstellung anhängt?"
    Turang zögerte einen Moment.
    "Ich vermute, dass es einige Druiden gibt, die sich zu einem spiritistischen Glauben bekennen. Aber ich sehe nicht, was das mit ... irgendetwas zu tun haben könnte."
    Vatras lächelte vieldeutig.
    ​"Das wirst du noch."

  10. Beiträge anzeigen #370
    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Noctal ist offline
    »Habt Ihr Euch endlich damit abgefunden?«
    Vincent musterte Noctal eindringlich. Er war offensichtlich auf seine Reaktion gespannt, doch der verstoßene Prinz, verzog keine Miene.
    »Ob ich mich damit abgefunden habe, bald von meinem Vater auf schlimmste Art und Weise umgebracht zu werden, während das ganze Adelshaus Nomak versammelt ist, um diesem Spektakel zuzusehen? Ich kann es kaum erwarten …«, entgegnete Noctal sarkastisch, aber verzog dabei immer noch keine Miene.
    In seinem Inneren malte er sich aber aus, wie er sich an Vincent für diese Falle rächen könnte. Er dachte daran, ihm seinen Bauch aufzuschneiden und ihn im Walde zurückzulassen, damit sich die Aasfresser an ihm zu schaffen machen könnten, um ihren Hunger zu stillen. Dabei müsste Vincent seine Eingeweide verteidigen und sie zurück in sich hineinpressen, während er vor Schmerzen schreien würde. Noctal schloss die Augen, um sich an dieser Vorstellung zu erfreuen. Leider war Vincent in der Position, um es Noctal anzutun, aber da er ein geldgeiler Sack war, der einige Monate in Saus und Braus leben wollte, würde er sicherlich nicht so dumm sein, Noctal auch nur ein Haar zu krümmen … wenn er denn überhaupt nur ein Haar hätte, das gekrümmt werden könnte … wenn man von den Haaren auf seinen Zähnen absehen würde.
    »Was genau würde Euch Euer Vater denn antun?«
    »Die Möglichkeiten sind grenzenlos«, antwortete Noctal nur kurz und knapp.
    Er konnte gar nicht aufzählen, was sein Vater ihm antun könnte. Mit Sicherheit würde er einige der besten Heiler engagieren, damit Noctal nicht zu früh sterben würde. Sein Vater war durch und durch ein Sadist. Wenn er jemanden leiden sehen wollte, durfte dies nicht von kurzer Dauer sein.
    »Ja … das kann ich mir vorstellen. Alleine sein Äußeres hatte Bände gesprochen. Er sieht schon so aus, als würde er Spaß daran haben, Pläne zu entwickeln, um bei jemandem die größtmöglichsten Schmerzen zu erzielen, wenn derjenige ihm ein Dorn im Auge ist«, sprach nun Vincent.
    »Dann braucht Ihr ja mich das nächste Mal nicht zu fragen, wenn es darum geht, was mir mein Vater antun könnte. Ihr werdet es Euch selbst ausmalen können«, erwiderte Noctal ohne Anzeichen von Emotionen.
    »Ich weiß. Ich hatte eben nur Lust auf ein Gespräch«, erzählte Vincent und deutete dabei auf einen schmalen Trampelpfad, dem sie nun folgen sollten.

  11. Beiträge anzeigen #371
    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Noctal ist offline
    Die Nacht war schon längst eingebrochen. In diesen kalten Tagen ging dies schnell und immer noch waren Vincent und Noctal auf dem Weg durch einen Wald, aus dem sie wahrscheinlich nicht so schnell kommen würden. Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, aber je länger es dauerte, desto länger würde das geliebte Wiedersehen mit Noctals Vater auf sich warten lassen. Aber wie konnte man nur auf ein Familientreffen verzichten mit einer fürsorglichen Familie, die ein großes Fest für Noctal bestimmt vorbereitet hatten, um ihn wieder willkommen zu heißen?
    Erfreulich mochte es bei den meisten Menschen sein, die ihre Familie lange nicht mehr wiedersahen, aber Noctal konnte vor seinem inneren Auge bereits sehen, wie sehr sein Vater sein sadistisches Grinsen gar nicht mehr zurückhalten konnte, sobald er sah, wer in die Hallen seines Vaters gekommen war.
    Eigentlich wollte Noctal seinem Vater diese Genugtuung nicht überlassen, aber die Möglichkeit, zu fliehen, bestand nicht. Das war er schon mehrere Male in seinem Kopf durchgegangen, seit dem Anfang dieser Reise. Selbst, wenn er es schaffen sollte, zu fliehen, würde er von einem Schattenläufer getötet werden, die nur in der Nacht jagten. Am Tage warf Vincent zu oft ein Auge auf Noctal, als dass er auch nur einen Versuch wagen konnte, ehe Vincent ihm zuvorkommen würde.
    Wieso dachte Noctal darüber überhaupt noch nach? Gerade in diesem Moment, in dem Vincent ihn ständig anglotzte. Der Kerl konnte nicht schlafen, wieso auch immer, aber sein Geglotze nervte den verstoßenen Prinzen.
    »Was glotzt Ihr denn so dämlich?«, fragte Noctal dann doch.
    »Ich frage mich nur, wieso, nicht nur Ihr, sondern alle Eure Familienmitglieder Glatzen bevorzugen … und offensichtlich Augenbrauen nicht sehr beliebt sind …«, erzählte Vincent.
    Noctal war verwundert, dass dieses Thema erst jetzt angeschnitten wurde. Ansonsten ging es immer recht schnell, dass die Menschen fragten, was es mit der Haarlosigkeit des Ausgestoßenen auf sich hatte.
    »Damit Ihr Ruhe gebt, sage ich es Euch …«, gab der Haarlose nach.
    »Die Priester Innos würden von einer Krankheit sprechen, die es uns nicht erlaubt, Haare wachsen zu lassen. Einige von ihnen meinen, dass es sich um einen Fluch handelt, aber das ist Schwachsinn. Diese … Krankheit, von der sie immer sprechen, ist kein Fluch, sondern ein Segen, der uns von Beliar geschenkt wurde, weil wir würdig sind, ihn zu empfangen. Zwar nicht hier, aber wo ich herkomme, gibt es viele Menschen, die sich freiwillig ihren Kopf rasieren und ihre Augenbrauen entfernen lassen. Dort herrschen andere Schönheitsideale.«
    »Ihr Nomaks habt einen komischen Sinn für Mode«, lautete Vincents Meinung.
    »Frauen mit Glatzen und ohne Augenbrauen? Nicht mein Typ …«, sprach der Kopfgeldjäger locker weiter.
    »Ihr wärt verwundert, wenn ich Euch sagen würde, dass jemand wie Ihr, dort keine großen Chancen bei Frauen hätte …«
    »Wieso? Wegen meinen langen Haaren?«
    »Nicht nur deswegen. Ihr grinst den Leuten ins Gesicht, während Ihr gedanklich ihnen ins Gesicht spuckt. Im gespaltenen Königreich verachtet man Heuchler. Dort erzählt man den Leuten sofort, was man von ihnen hält.«
    »Achso, aber ehrlich gesagt bin ich froh darüber. Denn wie gesagt … Frauen mit Haaren auf dem Kopf sind mir deutlich lieber«, erzählte Vincent zu Ende.
    »Was auch immer …«, kam von Noctal nur, während er sich hinlegte, um Erholung im Schlaf finden zu können.

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    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Noctal ist offline
    »Wisst Ihr, Noctal … Ich finde es irgendwie sogar schade, dass ich Euch an Euren Vater ausliefern muss.«
    Der Haarlose blickte verwundert, aber neugierig drein.
    »Wieso? Überkommt Euch, als Mörder, doch der Sinn für Menschlichkeit?«
    »Vielleicht …«, antwortete Vincent.
    »Es ist viel mehr schade drum, dass wir hätte Freunde werden können, wenn wir uns unter anderen Begebenheiten getroffen hätten, wie einem Auftrag, der einen zusammenschweißt. Ihr wisst schon, wie es bei Leuten in der … Branche so üblich ist.«
    »Das hört sich eher so an, als wollt Ihr mir einen Antrag machen …«
    »Kommt schon … Ihr wisst, wie ich es meine. Ich bin ein Einzelgänger und bin keiner Fraktion zugeordnet. Ich habe nicht viele Leute, auf die ich mich verlassen kann.«
    Noctal fragte sich, ob es möglich war, Vincent davon zu überzeugen, ihn gehen zu lassen. Vielleicht konnte er ihm ein Angebot unterbreiten.
    »Meint Ihr das Ernst?«, fragte Noctal nun den Langhaarigen.
    »Das meine ich.«
    »Noch ist es nicht zu spät, Eure Meinung zu ändern. Ihr könnt mich immer noch gehen lassen. Die Organisation, für die ich arbeite, wäre mit Sicherheit interessiert an Euch. Sie könnte Eure Kampf- und Redenskünste gut gebrauchen.«
    Vincent schien diesem Angebot nicht abgeneigt zu sein, aber als er dann doch seinen Kopf schüttelte, wusste Noctal, dass es fehlgeschlagen war. Slicer konnte das viel besser, aber er war auch nicht der Gefangene von jemanden, den er anwerben wollte. Ein so hohes Kopfgeld war auch nicht auf ihn ausgesetzt gewesen. Die Goldgier war in diesem Falle zu hoch.
    »Meine Entscheidung ist gefallen. Ich kann Euch nicht einfach gehen lassen. Ihr sagt selbst, dass Euer Vater mich ebenfalls suchen würde, um mir das Gleiche anzutun, das er Euch antun will, wenn ich Euch freilassen würde. Mit solch gefährlichen Menschen lege ich mich nicht an. Tut mir Leid, Noctal, aber so gerne ich Eurem Angebot zugesagt hätte, muss ich mich um meine eigene Haut kümmern.«
    »Ich habe verstanden«, lautete die Antwort des verstoßenen Prinzen kurz und knapp.
    Mittlerweile war er nicht mal mehr so wirklich sauer auf Vincent. Er war ein Kopfgeldjäger, dem eine hohe Summe versprochen würde. Wenn Noctal an seiner Stelle wäre, hätte er wahrscheinlich nicht anders gehandelt.
    Die beiden Wanderer setzten ihren Weg fort. Es war der Trampelpfad, dem sie schon eine Weile folgten. Die Geräusche, die aus dem Wald drangen, unterschieden sich nicht von den anderen Geräuschen, die sie bereits vernahmen, weshalb ihnen auch nichts seltsam vorkam. In den letzten Tagen sah man den ein oder anderen Scavenger, auch mal einen Molerat. Menschen hatten sie weit und breit keine gesehen. Kaum verwunderlich, da dies ein Wald fernab der Städte war. Hierhin trauten sich nicht viele, bis auf einen Kopfgeldjäger mit seinem Gefangenen im Schlepptau …
    Vincents Schritte stoppten plötzlich.
    »Wartet!«, befahl er mit gedämpfter Stimme.
    »Was denn?«, fragte Noctal nach.
    »Die Geräusche aus dem Busch? Das habe ich schon die ganzen Tage gehört. Wahrscheinlich sind es Vögel oder andere Tiere. Wieso seid Ihr auf einmal so paranoid?«, sprach er weiter.
    »Kennt Ihr das nicht, wenn Euch ein komisches Gefühl in der Magengegend vor etwas warnen will?«
    »Wie das, welches ich bei Euch hatte, ehe Ihr mich zu Boden geworfen und danach gefesselt hattet?«, erwiderte Noctal fast schon belustigt.
    »Stimmt genau«, stimmte der Kopfgeldjäger seinem Gefangenen zu.
    Weitere Geräusche drangen aus den Gebüschen. Allmählich wurde auch Noctal stutzig. Ob es doch keine Vögel waren, sondern vielleicht ein Bär oder etwas anderes?
    Ehe die beiden mit ihrem Rätselspiel weitermachen konnten, sprangen einige Gestalten aus den Büschen, bis an die Zähne bewaffnet. Als sich das ungleiche Duo umdrehte, mussten beide festellen, dass sie bereits umstellt waren. Vincent hatte Recht gehabt.
    »Eine Falle …«, gab Vincent kund.
    Noctals sarkastische Antwort ließ nicht lange auf sich warten:
    »Da wäre ich nie alleine drauf gekommen …«

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    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Noctal musterte die Neuankömmlinge genau. Erst dachte er, es würde sich um Banditen handeln, die in diesen dichten Wäldern Myrtanas nach einigen Reisenden Ausschau hielten, um die ausbeuten zu können, aber die Art, welche Panzerungen sie trugen und ebenso welche Farben, konnte man sagen, dass es sich um Soldaten handelte, die den Gefolgsleuten Rhobars stark ähnelten. Banditen konnte man also ausschließen. Ihre Farben wirkten dazu aber noch dunkler und das Wappen war ein anderes, als das, das die Anhänger Rhobars benutzten. Gut sehen, konnte der Haarlose es an einem Schild der Fallensteller, auf dem das Wappen der Neuankömmlinge abgebildet war. Ein blutrotes Kreuz auf rotem Grund, mit einer goldenen Sonne in der Mitte des Kreuzes.
    Das waren keine Anhänger Rhobars …
    »Im Namen Innos, befehle ich Euch, Eure Waffen abzulegen und Euch zu ergeben!«, sprach ein gut gepanzerter Soldat, der augenscheinlich der Anführer der Gruppe sein musste.
    Na toll … Noctal hatte gehofft, dass sie die Farben und das Symbol mit der Sonne nur benutzten, weil es ihnen gefiel. Nun kam er vom Regen in die Traufe … Anhänger Innos. Vincent hatte sie ganz schön in den Mist geritten. Selbst Banditen wären dem Verstoßenen lieber gewesen.
    »Dazu gibt es keinen Grund, Leute! Wir sind nur auf der Durchreise!«, versuchte Vincent sich herauszureden.
    Einige der Männer trugen Armbrüste, die auf Vincent und Noctal gerichtet waren, bereit zu schießen, wann es nötig sein würde. Etwas sagte dem Verstoßenen, dass er hier nicht so leicht wieder rauskommen würde.
    »Auf der Durchreise also? Was ist mit Eurem Gefangenen?«, meldete sich der Hauptmann wieder zu Wort.
    »Ach ja, der … Er steht halt auf Fesselspielchen«, versuchte Vincent doch tatsächlich witzig zu sein.
    »Idiot …«, murmelte Noctal, sodass es nur Vincent hören konnte.
    »Gleich werde ich ungeduldig …«
    Man merkte dem Hauptmann an, dass er nicht mehr lange zögern würde, um seinen Männern den Befehl zu geben, zu schießen.
    »Wieso soll ich meine Waffen niederlegen? Ich habe nichts verbrochen und ich habe auch keinerlei Probleme mit dem Orden Innos!«, startete Vincent seinen nächsten Versuch.
    »Hört auf uns zum Narren zu halten! Wir wissen, wer Ihr seid … Vincent …«
    Das verwunderte Noctal dann doch.
    »Was? Wovon redet Ihr?«, fragte Vincent verdutzt nach.
    »Wir sind keine Angehörigen des Ordens. Wir gehören zur Innosischen Allianz und Ihr seid dabei beobachtet worden, einige ranghohe Mitglieder unserer Organisation umgebracht zu haben.«
    Noctal blickte den Kopfgeldjäger an. Er konnte gar nicht anders, als seinen Sarkasmus freien Lauf zu lassen:
    »Soso … Mit gefährlichen Menschen legt Ihr Euch also nicht an, Vincent?«
    Geändert von Noctal (07.12.2016 um 15:37 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Vincent hatte echt Nerven. Erst überrumpelte er Noctal und wollte wegen einer hohen Summe Gold den Haarlosen an seinen Vater ausliefern und nun hatte er ihn direkt in die Arme einer Allianz von Anhängern Innos geführt. Noctal hatte wirklich kein Glück in letzter Zeit.
    »Ich kann das erklären!«, lautete Vincents Antwort, dem man die Nervosität anmerkte.
    »Könnt Ihr das? Dann beantwortet meine Fragen!«, erwiderte der Hauptmann.
    »Drei ranghohe Mitglieder der Innosischen Allianz sind tot und Ihr seid dabei gesehen worden … Wie rechtfertigt Ihr Euch?«
    Vincent überlegte mehrere Momente lang, aber er wusste wohl selbst, dass er die Wahrheit sagen sollte.
    »Ich rechtfertige mich gar nicht. Ja … ich habe drei Eurer Männer getötet«, gab der Kopfgeldjäger zu, der wusste, dass zu viele Lügen nur alles schlimmer machen würden.
    »Wer hat Euch angeheuert?«, wurde Vincent nun eine weitere Frage gestellt.
    »Niemand …«, erwiderte er.
    »Lügner!«, donnerte plötzlich die Stimme durch den Wald.
    »Wir wissen genau, dass Ihr den Auftrag von jemandem namens Cleaver bekamt. Diese Information haben wir aus einer nicht anzufechtenen Quelle. Wir gehen sogar davon aus, dass Ihr der Organisation angehört, für die Cleaver arbeitet.«
    »Wenn Ihr die Informationen habt … wieso fragt Ihr mich dann noch?«
    »Ich will es von Euch hören … Nun sprecht und bloß keine Lügen mehr!«
    »Ich sage nur, dass ich das mit Cleaver nicht bestreite, aber von einer Organisation weiß ich gar nichts. Somit kann ich auch keiner angehören, von der ich nicht weiß.«
    »Obwohl Ihr ein Lügner seid, der lügen kann, ohne seine Miene zu verziehen, glaube ich Euch dieses Mal. Aber auch nur in diesem Punkt …«, erwiderte der Anhänger Innos.
    »Habt Ihr schon mal etwas vom Adanosischen Syndikat gehört? Was ist mit Eurem Begleiter? Weiß er etwas darüber?«, sprach er weiter.
    Vincent schüttelte den Kopf.
    »Nie«, erwiderte er dazu.
    »Ich habe noch nie etwas davon gehört«, sprach auch Noctal, obwohl er sich in der Unterwelt bewegte.
    »Verstehe …«, sprach der Hauptmann, während die Armbrustschützen noch immer auf beide Reisenden zielten.
    »Das Adanosische Syndikat ist eine Untergrundorganisation, deren Mitglieder es verstehen, ihre Existenz geheimzuhalten. Cleaver ist Mitglied dieses Syndikats, das wir schon seit langer Zeit bekämpfen und man spricht ihm nach, dass er ein ranghohes Mitglied der Organisation ist. Man sagt, dass er sogar Teil der Führungsriege sein soll. Damit würde er zum Rat gehören, der das Syndikat steuert. Wie Ihr Euch denken könnt, haben wir viel Interesse an Cleaver.«
    Für Noctal hörte es sich beinahe so an, als wollte der Hauptmann ausdrücken, dass ein Kopfgeld auf diesen Cleaver ausgesetzt war, aber viel interessanter als das Kopfgeld, war die Tatsache, dass Cleaver einer mächtigen Organisation angehörte, die Noctals Interesse geweckt hatte. Selbst, wenn Noctal diesen Cleaver auftreiben könnte, würde er ihn nicht diesen verdammten Anhängern Innos ausliefern. Ihm war das Gold egal, das ihm gehören würde. Er hatte Prinzipien, die er nicht verraten wollte.
    Bei Vincent war er sich aber nicht so sicher … Ob er seinen ehemaligen Auftraggeber einfach so seinen Feinden ausliefern würde? Vincent hatte erst verschwiegen, dass er für Cleaver gearbeitet hatte. Er war nicht komplett illoyal, sonst hätte er sofort den Namen genannt.
    »Danke für diese kleine … Geschichtserzählung«, sagte Vincent und lächelte dabei ein wenig, dabei aber immer noch die Armbrustschützen im Blick behaltend.
    »Bevor ich meine Waffe ablege, habe ich noch eine Frage … Als ich Eure Leute umgebracht hatte … Wer von Euren Leuten hatte mich dabei beobachtet?«
    »Niemand hatte Euch beobachtet …«
    Vincent blieb die Spucke weg.
    »Aber Ihr sagtet …«
    »Ja … Ich sagte, jemand hätte Euch dabei beobachtet, stimmt. Nun … Ich habe gelogen«, grinste der Hauptmann, während Vincent kein Wort rausbekam.
    »Ihr habt mich ausgetrickst …«
    »Stimmt genau«, grinste der Anhänger Innos weiter.
    Nun nickte der Hauptmann einem seiner Schützen zu, der sich bereit machte. Der Armbrustschütze feuerte einen Bolzen so gezielt, dass er den Degen des Kopfgeldjägers traf, um ihn aus der Hand zu katapultieren. Entwaffnet konnte Vincent den Anhängern Innos nichts mehr entgegensetzen, der immer noch fassungslos dort stand.
    Einer der Soldaten trug einen Schild, mit dem er auf Vincent zustürmte und ihn mit aller Kraft zu Boden warf. In wenigen Sekunden waren zahlreiche Klingen auf Vincents Antlitz gerichtet. Schon vorher hatte er keinerlei Chancen gehabt, aber nun konnte er wirklich nichts mehr machen, als sein Schicksal anzunehmen und Gefangener der Innosischen Allianz zu werden.
    Während die Soldaten Vincent keine Chancen gaben, sich in irgendeiner Weise zu bewegen, sprach Noctal in die Runde:
    »Die Vergangenheit holt jeden von uns ein …«
    Geändert von Noctal (07.12.2016 um 15:39 Uhr)

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    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
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    Es gab tatsächlich Tage im Leben der Myrtaner, da pflegten diese sonst so arbeitswütigen Menschen tatsächlich einmal den wohlverdienten Müßiggang, erfreuten sich an den Früchten ihrer Arbeit oder dankten ihrem hitzigen Gott für die moralische Unterstützung.
    Salazar, der die letzten Monate wieder in Varant verbracht hatte, zusammen mit seinem alten Geschäftsparnter Abdulah ibn Kalid, musste sich an die Arbeitszeiten in Vengard erst wieder gewöhnen. Er vermisste seine Heimat wieder schmerzlich, schmerzlicher den je, nach dem er gesehen hatte, was die Besatz aus seiner gebliebten Stadt gemacht hatte.

    Es war eine unverschämte Frechheit, was die Besatzer sich alles herausnahmen. Aber noch schlimmer und gravierender war, wie sehr sich das volk der Assassinen resiginiert mit diesem Zustand abgefunden hatte. Nach der erfolglosen Nacht der Mazamir war der Widerstandwille der Varanter gebrochen. Diesen bedauernswerten Zustand mitzuerleben, war schlimmer als jeder Aufenthalt im Gebiet des Feindes.

    So war Salazar nach der Aussprache mit seinem Freund Abdulah wieder nach Vengard gereist, um die Anforderungen Abdulahs zu erfüllen. Ihm hatte er die wichtige Aufgabe übertragen, Kontakt zu wohlhabenden Geschäftsleuten aufzunehmen, die das gewagte Vorhaben in der Wüsste finanziel unterstützen wollten. Interessenten gab es nicht viele. Aber Abdullah baute auf alten Kontakten, mit denen er schon vorher Geschäfte gemacht hatte. Einer dieser Kontakte, der vom Ruhetag nicht besonders viel zu halten schien, saß in diesem Moment in Salazars Zimmer und nippte an einem Glas varantischen Wein.

    "Es ist mir ein großes Vergnügen, euch endlich Persönlich kennen zu lernen, mein verehrter Salazar."
    Sprach der schlacksige Mann und fuhr sich mit einer Hand nachdenklich über die schüttere Halbglatze. Kurz begutachtete er das feine Glas mit dem Wein, stellte es dann sanft auf dem Tisch vor sich ab. Salazar behielt sein Glas lieber in Händen. Er mussterte seinen Gast neugierig. Bis jetzt hatte er immer nur mit einem Unterhändler dieses großen Geschäftsmannes handel getrieben. Einem eher mürrisch wirkenden Gesellen, der ihm nicht grade sympatisch war.
    "Auch ich freue mich, Herr Lehner. Euer Ruf und euer Unterhändler eilen auch hier in Vengard vorraus. Euren Waren ist keiner meiner Kunden abgeneigt, im Gegenteil, sie gehen weg, wie warme Semeln, wie man bei euch zu sagen pflegt."
    "Das will ich auch hoffen. Ich nehme große Mühen auf mich, sie von der Händlergilde und meinem Geschäftssitz auf Argaan zu beziehen. Aber, lasst uns nicht weiter in diesen Dingen verbleiben. Ihr wolltet etwas anderes mit mir besprechen. Ich erhielt euren Brief vor wenigen Wochen und ich muss zugeben, ich war überrascht, von eurer Offenheit. Eine große Expedition in die Wüste von Varant, du meine Güte."
    Herr Lehner lachte höfflich.
    "Das ist nicht nur rein logistisch riskant, sondern auch rechtlich ein großes Problem. Der Artefakthandel ist die große Grauzone, vor der viele lieber die Finger lassen würden. Aber sei es, wie es sei. Ich bin nun hier, um euch meine Entscheidung direkt persönlich mitzuteilen."
    "Werdet ihr die Mission finanziel unterstützen?" Fragte Salazar grade heraus.
    Lehner grinste, griff wieder nach dem Weinglas und nahm einen quälend langen Schluck. Er schmatze hörbar.
    "Mehr als das, werter Freund. Ich gedenke, euch persönlich zu unterstützen. Mit Männern, Proviant und der nötigen Ausrüstung. Ich habe vor, einen großen Beitrag zu dieser Mission zu leisten, da ich hoffe, dass euer Parnter Abdulah meine Leistung entsprechend anerkennen wird, wenn es an die Auszahlung der Gewinne geht."
    "Jeder Teilnehmer wird erhalten, was ihm zusteht. Dafür stehe ich ein mit meinem Namen und meinem Geschäft hier in Vengard." Salazar machte eine kurze Pause. "Abdulah wird sich freuen, eurer Hilfe gewiss sein zu können." Fügte er hinzu.
    "Daran habe ich nie gezweifelt... so, wenn ihr mich nun wieder entschuldigen könntet? Ich weis, es erscheint etwas unhöfflich, aber ich habe noch andere Termine zu erfüllen. Andere mögen an diesem tag die Beine hochlegen, aber ich bin nicht vermögend geworden, in dem ich mir mehr Pausen als unbedingt nötig gegönnt habe."
    "Ich nehme es euch nicht krumm. Aber bevor ihr geht, hätte ich noch eine persönliche Frage von seiten Abdulah. Er wünscht zu wissen, was mit eurem Freund und Partner Lukar ist."
    Lehner verzog dass Gesicht.
    "Lukar?!"
    "Ja, Lukar von Durand. Der Mann, der...."
    "Ich weis welchen Lukar ihr meint. Ich bin nur verwirrt, dass ihr es nicht schon zu wissen scheint. Mit Lukar arbeite ich seit Jahren nicht mehr zusammen. Der Mann ist ein billiger Verräter, korrupt und zu Allem fähig, außer zu Loyalität. Er hat mich einst aufs übelste hintergangen. Als Ich und das Gesetz ihm auf die schliche kamen, ist er nach Argaan geflohen, dieser verräterische Hund. Abdulah soll ihn vergessen. Selbst wenn er noch lebt, was ich bezweifle, sollte niemand mit ihm Geschäfte machen. Ihm ist nicht zu trauen..."

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    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Noctal ist offline
    »Was sollte das? Ich habe gesagt, dass ich meine Waffe niederlegen wollte!«, sprach Vincent, in dessen Stimme endlich keine Ruhe zu finden war.
    Noctal grinste breit, als er den Kopfgeldjäger auf dem Boden liegen sah. Zwar war Noctal nicht dafür verantwortlich, aber immerhin. Ein durchaus interessantes Spektakel, aber der Haarlose fühlte sich, als ob er nicht mehr lange etwas zu lachen hatte.
    Der Hauptmann trat voran, lief an seinen Leuten vorbei, während er seine Waffe zog. Es war ein schwerer zweihändiger Kriegshammer, der ganz und gar nicht von einem einfachen Schmied hergestellt worden war. Der Waffe konnte man ansehen, dass sie meisterlich angefertigt wurde und sie stellte jede andere Waffe, die die Soldaten trugen, in den Schatten. Während sie gewöhnliche Ausstattungen von Soldaten waren, war der Kriegshammer des Hauptmanns nicht gewöhnlich und wahrscheinlich eine Maßanfertigung. Mit zahlreichen Ornamenten versehen, musste der Schmied lange Zeit an diesem Meisterwerk gesessen haben.
    Mit dieser Waffe, dem kahlgeschorenen Kopf und dem Vollbart sah der ohnehin schon einschüchterne Krieger noch gefährlicher aus. Es unterstreichte sein fanatisches Äußeres.
    Er stoppte, als er schließlich vor Vincent stand, der immer noch am Boden lag. Mit seinem Hammer zeigte er auf Vincents Gesicht.
    »Ich habe Euch doch schon gesagt, dass ich so langsam die Geduld verliere … Ihr hättet meine Geduld nicht auf die Probe stellen sollen. Meine Männer werden Euch nun die Fesseln anlegen und solltet Ihr Euch wehren, werde ich persönlich dafür sorgen, dass Ihr keine Dummheiten mehr anstellen werdet. Habt Ihr das verstanden?«
    Mit diesem Kerl war nicht gut Kirschen essen. Vincent nickte sofort, als er die bedrohlichen Worte vernahm.
    »Habe verstanden!«, sprach Vincent noch dazu.
    »Konfisziert alle Waffen, die Ihr bei den beiden finden könnt!«, befehlte der Hauptmann.
    Die Soldaten handelten sofort und ohne Widerrede. Der Degen Vincents, der Dolch Noctals und das ehemalige Schwert Slicers waren nun im Besitz dieser Allianz. Der Haarlose konnte nur mit den Zähnen knirschen, als sie alles an sich rissen.
    Der Anführer der Gruppe musterte nun Noctal. Da Vincent keine Bedrohung mehr darstellte, konnte der Hauptmann sich dem Haarlosen widmen.
    »Die Frage ist nun, was wir mit Euch machen werden …«, sprach er, während er zu überlegen schien.
    »Wie wäre es damit, dass Ihr mich einfach gehen lasst?«, lautete die Antwort Noctals.
    Der Hauptmann ignorierte die Frage des Ausgestossenen und sprach ein anderes Thema an.
    »Ihr wart Gefangener dieses Mörders … Mir ist egal, wieso er Euch gefangen nahm.«
    Er drehte sich um, sah zu einem seiner Soldaten und holte ihn zu sich:
    »Welik, mein Junge! Kommt zu mir!«
    Der Soldat kam hinzu. Es war ein recht junger Mann, der kurzes Haar trug. Einen Bart, wie sein Kommandant, trug er nicht und durch seine weichen Gesichtszüge wirkte er recht unerfahren.
    »Was kann ich für Euch tun, Hauptmann?«, meldete sich der Jüngling zu Wort.
    Der Hauptmann zeigte mit seinem Kriegshammer auf Noctal.
    »Ihr dürft entscheiden, was mit ihm geschehen soll.«
    Geändert von Noctal (07.12.2016 um 15:40 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Dieser Welik trat an Noctal heran, sah ihm direkt in die Augen. Der Haarlose freute sich nicht zu früh, dass sein Gegenüber aussah, wie jemand, dem das Wohl der Menschen am Herzen lag. Sie konnten es auslegen, wie sie wollten, aber diese Anhänger Innos, die fanatisch waren und einer Organisation angehörten, die sich selbst als eine Innos gewidmete Allianz bezeichnete, sprach viele Worte. Ihnen lag das Wohl der Menschen auf eine ganz andere Art am Herzen. Der verstossene Prinz wusste deshalb, dass dieser Jüngling ihm nicht gewähren würde, einfach so von diesem Ort zu verschwinden.
    »Seine Augen wirken so kalt und voller Zorn. Seine Haut ist blass wie der Tod. Er hat keine Haare auf dem Kopf oder im Gesicht und nicht einmal Augenbrauen hat er … Er sieht aus, als hätte Beliar ihn persönlich geschickt, um Unruhe zu stiften und seinen finsteren Glauben zu verbreiten.«
    Noctal knirschte nicht mit den Zähnen. Er lächelte sogar müde im Inneren, weil dieser Jüngling ihm eher Komplimente gemacht hatte.
    »Das habe ich auch sofort erkannt, als ich ihn gesehen hatte. Was schlagt Ihr vor, Welik?«, fragte der Hauptmann den Soldaten.
    »Da er aussieht, als wäre er von Beliar besessen und es keine Chance gibt, ihm seine Dämonen auszutreiben, weil sie ihr schändlichen Werk bereits vollendet haben, würde ich sagen, dass wir ihn auf den Scheiterhaufen werfen!«
    Dieser verdammte Mistkerl … Aber Noctal hatte sich schon innerlich darauf eingestellt, etwas hören zu bekommen, das ihm nicht schmecken würde. Er hatte Recht mit der Annahme, dass diese Anhänger Innos keineswegs besser waren, als seine eigene Familie, wobei … vielleicht nicht ganz so aggressiv. Der Tod auf dem Scheiterhaufen würde nicht so viele Qualen bedeuten, wie von seinem eigenen Vater hingerichtet zu werden, der dafür sorgen würde, dass die Qualen unendlich wirken und den Tod, so lange es geht, hinauszuzögern.
    »Ich habe mich nicht in Euch getäuscht, Welik! Ich bin mir sicher, dass Ihr eines Tages in meine Fußstapfen treten werdet. Mit Eurem Eifer und Eurem Glauben zu Innos, werdet Ihr Euch irgendwann in die Reihen der Hauptmänner einreihen können!«
    »Vielen Dank, Hauptmann! Das bedeutet mir wirklich viel!«, erwiderte der Jüngling, während Noctal keine andere Wahl hatte, als mit seinen Zähnen zu knirschen und dem Jüngling den Tod zu wünschen. Der Hauptmann meldete sich wieder zu Wort:
    »Nehmt diesem Verfluchten die Fesseln ab und tauscht sie durch unsere aus! Ich will keine Risiken eingehen, dass der Kopfgeldjäger es falsch gemacht hat und sich ein Knoten löst. Das würde dem Verfluchten die Gelegenheit bieten, zu fliehen. Ich will, dass alles reibungslos abläuft!«
    Geändert von Noctal (07.12.2016 um 15:42 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Die Truppe war nun mit den zwei Gefangenen einige Zeit unterwegs gewesen. Dabei bewiesen die Anhänger Innos ihre Ausdauer und Disziplin, dass auch Noctal beweisen wollte, dass er ihnen nicht unterlag. Als Anhänger Beliars wollte er zeigen, dass er mit ihnen mithalten konnte, obwohl sie ihn selbst nicht herausforderten. Es war viel mehr eine eigene Herausforderung, zu der der verstossene Prinz nicht Nein sagen konnte. Vincent hatte auch ohne Murren den langen Marsch ohne Pausen mitgemacht, wobei er auch unmöglich dem widersprechen konnte.
    »So hatte ich mir das ehrlich gesagt nicht vorgestellt …«, sprach er zu Noctal gewandt.
    »Was Ihr nicht sagt …«, erwiderte der Haarlose nur.
    »Ruhe da drüben!«, meckerte einer der Soldaten.
    Einige Zeit war es danach still, aber Vincent liebte es, zu plaudern und so versuchte er, ein Thema anzuschneiden.
    »Ich glaube, dass ich Euch kenne …«, machte Vincent den Anfang, wobei er den Hauptmann ansprach.
    »Wohl kaum … Wir sind uns noch nie zuvor begegnet«, entgegnete der Hauptmann.
    »Nicht persönlich, aber ich habe Euch damals gesehen … in Vengard. Das ist aber schon eine lange Zeit her. Zu der Zeit hattet Ihr noch volles Haar«, sprach der Kopfgeldjäger.
    »Und weiter?«
    »Euer Name ist Sarion Albrien und Ihr wart Oberhaupt des Hauses Albrien, nachdem Ihr von Eurer Familie verstossen wurdet und Eure Schwester Euren Platz einnahm. Danach hatte man nichts mehr von Euch gehört.«
    Wie es aussah, war Noctal nicht der Einzige, der verstossen wurde. Dieser Sarion teilte mit ihm das Schicksal, von der eigenen Familie verbannt worden zu sein. Nur, dass sie auf verschiedenen Seiten standen. Sarion war Anhänger Innos. Noctal dagegen ein Anhänger Beliars. Sie waren Feinde.
    »Ihr kennt nicht die ganze Geschichte, die ganze Wahrheit …«, antwortete Sarion vom Hause Albrien, der als Hauptmann der Allianz fungierte.
    »Von welcher Wahrheit redet Ihr?«, lautete die neugierige Antwort Vincents.
    »Meine Schwester versuchte schon immer mit allen Mitteln, Dominanz auszustrahlen. Sie ließ die Bevölkerung glauben, mich verbannt zu haben, aber es war meine eigene Entscheidung gewesen, meine Familie zu verlassen.«
    »Was waren Eure Gründe gewesen?«
    »Sie bezeichneten mit als fanatisch, weil ich der Meinung war, dass wir zu den Wurzeln unseres Hauses zurückkehren sollten … Unser Haus war nicht immer ein Handelshaus gewesen, sondern ein Haus, das für Innos und den König in die Schlacht zog, aber irgendwann wurde das Haus von Goldgier korrumpiert und es drehte sich alles nur noch um den Handel. Der Glaube wurde völlig vergessen. Es war das gleiche Schicksal, das auch das Haus Luxerna erleiden musste, dessen Oberhaupt lieber Wert auf den Handel legt, als auf Tradition, obwohl sie, wie mein Haus, für Innos und den König gekämpft haben.«
    Vincent hörte gespannt zu und auch Noctal war nicht abgeneigt, etwas über die Beweggründe Sarions zu erfahren.
    »Meiner Schwester habe ich gesagt, dass ich das Haus Albrien verlassen werde, weil ihre Gier, Innos aus ihren Herzen vertrieben hat. Das konnte meine Schwester nicht auf sich sitzen lassen und ehe ich meinen Austritt bekanntgegeben habe, hatte sie schon die Botschaft verkündet, dass sie meinen Platz einnimmt, weil ich verbannt wurde. Obwohl ich nicht mehr dem Hause angehöre, trage ich den Namen Albrien. Das können sie mir nicht mehr nehmen.«
    Der Hauptmann leitete eine kurze Sprechpause ein, bevor er weitersprach.
    »Was sie mir auch nicht nehmen können, ist dieser Hammer …«
    Sarion zog die mächtige Waffe. Der mit vielerlei Ornamente versehene Hammer war eine wahre Meisterleistung.
    »Dieser Hammer war von Anfang an ein Teil unseres Hauses. Er wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Meine Schwester wollte ihn behalten, aber das hatte ich nicht zugelassen. Sie hätte ihn in einer Vitrine verstauben lassen. Ich dagegen, bin ein Krieger Innos und ich weiß damit umzugehen. Es war zugleich mein Recht, diesen Hammer an mich zu nehmen.«
    »Ich hörte davon, dass es Diebstahl war«, erzählte nun Vincent.
    »Das würde meine Schwester oder andere Albriens sagen, aber nun wisst Ihr, dass es nicht stimmt. Männliche Krieger hatten immer oberste Priorität, wenn es darum ging, den Hammer zu vererben. Meine Schwester ist weder ein Mann, noch ein Krieger. Sie hatte nie Recht dazu, den Hammer vererbt zu bekommen.«
    Vincent nickte, um seine Zustimmung auszudrücken.
    »Danke für die Aufklärung! Nun weiß ich die Wahrheit.«
    Noctal würde zwar gerne diesen Sarion umbringen, aber er kam nicht drumrum, auch seine Zustimmung auszudrücken. Sarion hatte sich das genommen, was ihm zustand.
    »Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen! Es war Euer Recht, den Hammer an Euch zu nehmen. Eure Schwester ist feige und eine falsche Schlange!«, sprach der verstossene Prinz.
    »Danke für Euer Verständnis! Macht Euch aber keine Hoffnungen, dass wir Euch deswegen gehen lassen. Ihr seid immer noch Gefangene der Allianz!«
    Noctal nickte.
    »Keine Sorge! Euch als Freund zu bezeichnen, hatte ich wirklich nicht im Sinn!«, lautete die Antwort Noctals.
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit!«, erwiderte der Hauptmann belustigt.
    Geändert von Noctal (07.12.2016 um 15:41 Uhr)

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    Noctal ist offline
    Statt wie Vincent nicht so viel Wert darauf zu legen, dass sein Gefangener keine Möglichkeiten zur Flucht erhielt, waren die Anhänger Innos nicht darauf aus, Risiken einzugehen. In jeder Nacht mussten einige Soldaten Wachen halten, die nicht nur auf ihre Gefangenen achten mussten, sondern auch darauf, dass keine ungebetenden Gäste erschienen, wie Banditen oder wilde Tiere.
    Noctal hatte zudem das Gefühl, dass sie diesen Wald wie ihre Westentasche kannten. Sie besaßen viel Disziplin und kannten alle ihre Aufgabe. Ihr Anführer hatte sie allem Anschein nach, sehr gut geformt. Zum Glück aber, hatten sie bereits seit einiger Zeit den dichten Wald verlassen. Wohin es ging, wussten beide Gefangenen aber noch nicht. Pausen durften sie keine machen, bis auf die nächliche Pause, in der sie essen und trinken durften, wie auch ein wenig Schlaf nachholen. Danach mussten sie noch vor der Morgendämmerung aufbrechen, um keine Zeit zu verlieren. Niemand wagte es sich, darüber zu meckern.
    Selbst Vincent schien eingeschüchtert zu sein. Er mochte es mit einem falschen Lächeln abstreiten, aber so, wie Noctal ihn erlebt hatte, war es mehr Schein, als Sein. Die Gruppe steuerte nicht auf die nächste Stadt zu, was Noctal auch erwartet hatte. Diese Allianz arbeitete nicht für Rhobar, sondern verfolgte ihre eigenen Ziele. Sie hatten wohl kaum ein Recht, einfach so einige Gefangene in eine Stadt zu schleifen. Dann würde ihnen selbst der Prozess gemacht werden.
    Aus der Entfernung konnten sie nun ein ungefähr mittelgroßes Schiff erkennen, auf das die Gruppe zulief. Was ihr Reiseziel auch war, es würde sich nicht auf dem Festland befinden. Es würde über die große See gehen. Als sie ankamen, nickte der Anführer seinen Soldaten nur zu.
    »Rauf da!«, befahl einer der Soldaten den Gefangenen, während zwei Soldaten Noctal und Vincent schubsten, um dem Befehl Ausdruck zu verleihen.
    Sie gehorchten.
    »Sorgt dafür, dass die Gefangenen keine Probleme bereiten! Alles soll seinen gewohnten Gang gehen!«, sprach Sarion zu seinen Männern.
    »Argaan erwartet uns!«
    Geändert von Noctal (07.12.2016 um 15:42 Uhr)

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    Ritter Avatar von Turang
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    Der junge Magier schritt mit langsamen, bedachten Schritten durch Staub und Sand, formte dabei mit den Armen seltsame Gesten uns Symbole und schien ganz so, als sei er in einen sehr skurilen, einsamen Tanz versunken. Seinen Bewegungen folgten dichte Ströme scharfen Sandes. In der Bewegung hielt der Magier plötzlich inne, riss die Augen auf und schlug mit dem linken Arm nach vorne. Einer der Sandströme schnellte nach vorne und schlug mit durchschneidender Wucht einen Findling in der Mitte durch, so sauber, als sei der Stein von einer heißen Klinge zerschnitten worden.
    Trotz der kältespendenden Magie seiner Robe stand dem Magier der Schweiß auf der Stirne. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ er sich nach hinten fallen und betrachtete die beiden halben Steine, während der Sand leblos auf den Boden fiel, gleich einer Marionette, deren Fäden durchtrennt wurden.
    "Du machst Fortschritte." bemerkte der alte Vatras ruhig und musterte ebenfalls den sauber durchschnittenen Stein. "Noch ein wenig Übung, um die Routine zu vertiefen, dann stehst du auf festen Füßen."
    Der junge Magier nahm noch einen tiefen Zug aus seiner Feldflasche und rappelte sich wieder auf. Er war ein wenig etschöpft aber noch längst nicht ausgelaugt. Er hatte noch Kraft, mehr zu üben.
    Vatras lächelte nur mahnend. "Genug für's Erste. Wir schließen mit einer deiner geliebten theoretischen Fragen: besitzt Magie ein eigenes Bewusstsein?"
    Turang zögerte. "Ich würde es nicht vermuten. Zumindest reden wir von der Magie nicht so. Wir reden von einer allgemeinen höheren Kraft oder von einer Ausformung derselben, aber das scheint mir etwas anderes zu sein, als ein in seiner Begrenztheit einheitliches Wesen."
    "So scheint es dir." lächelte Vatras vieldeutig. "Aber vielleicht finden wir während deiner Studien auch eine andere Wahrheit."

    ...

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