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    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Langsam stand er auf, mit den Händen erhoben und versuchte keine zu eiligen Bewegungen zu machen, um Vincent keinen Grund zu bieten, seinen Umgang mit dem Degen unter Beweis zu stellen. Der Kopfgeldjäger steckte seinen Degen wieder weg, nahm beide Hände Noctals und presste sie auf den Rücken. Aus seinem Mantel holte Vincent ein dickes Seil hervor, das er behutsam um die Hände des Haarlosen band und mit einem festen Knoten zuschnürte. Noctal hatte keine Gelegenheit, seine Hände zu bewegen und da man davon ausgehen konnte, dass Vincent das schon öfter gemacht hatte, würde man diesen Knoten auch nicht so einfach aufbekommen können. Noctal war nun diesem Vincent schutzlos ausgeliefert, aber das nahm er lieber in Kauf, als in diesem Waldstück ums Leben zu kommen. Es hatte etwas Positives: Vincent konnte nicht einfach den Leichnam Noctals abgeben. Für diesen Frevel würde er selbst bis zum Tode gefoltert werden. Er war nun für den Schutz Noctals verantwortlich und da dieser grinsende Kopfgeldjäger viel zu sehr nach dem ganzen Gold gierte, würde er auch darauf achten, dass Noctal lebendig bei seinem Vater ankommen würde.
    Nachdem Vincent sich noch einmal vergewisserte, dass der Knoten perfekt geschnürt war und Noctal weder seine Hände, noch seine Handgelenke bewegen konnte, machte er sich daran, den Haarlosen nach Waffen abzutasten. Er wurde auch schnell fündig und nahm das Schwert an sich, das damals Slicer gehörte. Noctal schnaubte wütend, als dieser Dreckssack diese Waffe in seinen Besitz brachte. Nachdem er die Waffe verstaut hatte, unternahm er einige Schritte und hebte den Dolch vom Boden auf, den er kurz zuvor mit Hilfe seiner waffenlosen Technik dem Haarlosen abnahm.
    Als er den Blick des Haarlosen vernahm und bemerkte, wie wütend er darüber war, kam Vincent zu sprechen.
    »Ich werde Eure Besitztümer sicher verwahren und sie so behandeln, wie ich auch meine eigenen Besitztümer behandel. Das versichere ich Euch und ich kann Euch sagen, dass ich meine Besitztümer immer außerordentlich pingelig behandel. Eure Gegenstände sind somit in sicheren Händen!«, versicherte Vincent, der lächelnd dem mürrisch dreinblickenden Noctal zunickte.
    »Das will ich hoffen …«, entgegnete der Haarlose mit einer versteckten Drohung.
    »Immer wenn wir rasten, werde ich Eure Beine zuschnüren müssen. Ich gehe damit nur auf Nummer sicher. Gewisse Vorsichtsmaßnahmen müssen immerhin immer getroffen werden, wenn man keine Risiken eingehen möchte.«
    »Wieso sollte ich wegrennen? Ihr habt meine Hände schon gefesselt und mich entwaffnet … Es wäre mehr als töricht, wenn ich dann noch bei Nacht versuchen sollte, von hier zu fliehen. Abgesehen davon, habt Ihr noch meine Waffen, die ich ganz bestimmt nicht bei Euch lassen würde. Dafür sind sie mir viel zu schade, als dass Ihr sie nachher bei einem Ramschhändler für einige Fleischbrocken eintauschen würdet …«
    »Man kann trotzdem nie so genau wissen, was Ihr sonst noch im Schilde führt. Es geht um Eure und um meine Sicherheit und daran werde ich mich auch halten«, sprach Vincent, der zum Himmel hinaufsah, der dunkler wurde.
    Die Sonne ging unter, also erklärte Vincent, wie der weitere Plan aussah.
    »Wir werden einen Unterschlupf für die Nacht suchen. Danach werde ich auch Eure Beine fesseln, wie ich es bereits erwähnt hatte. In diesem Wald wird Euch niemand schreien hören, also wird es nicht nötig sein, dass ich Euch ein Stück des Seils in den Mund stecke, damit Ihr auch dazu nicht mehr in der Lage seid. Ich glaube aber sowieso nicht, dass Ihr das versuchen würdet. Dafür seid Ihr einfach nicht der Typ dafür. Das hat etwas Gutes. Meine Ohren können ganz schön empfindlich sein.«
    »Wenn Ihr das geglaubt hättet, wärt Ihr ein ziemlich Narr gewesen …«, sprach der gefesselte Noctal und folgte dabei Vincent, der schon auf der Suche nach einem Unterschlupf war.
    »Vielleicht überrascht Ihr mich noch und tut es dennoch. Ich muss zugeben, dass ich das amüsant finden würde. Dann würde mein Grinsen wohl gar nicht mehr verschwinden. Haha!«
    Noctals Miene wurde grimmiger und eine Antwort sollte Vincent heute nicht mehr bekommen.

  2. Beiträge anzeigen #342
    Lehrling Avatar von Thelyron
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    Waldstück vor Montera

    Bereits seit einigen Stunden suchte Thelyron einen Weg aus der Höhle. Es war ein weit verzweigtes System, voller kleinerer und größerer Gänge und unzähliger Sackgassen. Nach einiger Zeit hatte der einfache Arbeiter damit begonnen, seine bisherigen Wege mit einem Stück Kohle zu markieren. Immer wieder schaute er mit größter Sorge auf die Fackel. Vielleicht blieb ihm noch eine gute Stunde, bevor nichts als Schwärze übrig blieb.

    Doch dann ertönte der Ruf einer Eule und der einfache Arbeiter war sich sicher, den Ausgang in Kürze erreichen zu würden. Seine Schritten wurden schneller und er musste aufpassen, durch den unebenen Boden nicht zu stolpern oder sich an scharfkantigen Wänden nicht zu verletzen.

    Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er in kurzer Entfernung die Silhouette eine Baumes zu erkennen glaubte. Wenige Schritte später atmete Thelyron tief ein und blickte nach oben. Die Höhle hatte ihm seine Freiheit geschenkt und er schaute in einen sternenklaren Himmel.

  3. Beiträge anzeigen #343
    Waldläufer Avatar von Noctal
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    »Ich wusste von Anfang an, dass Ihr nicht der seid, für den Ihr Euch ausgebt«, fing Noctal das Gespräch an.
    Vincent warf einen Blick auf den folgenden Noctal zurück und erwiderte sofort.
    »Woher wusstet Ihr das denn? Steht es mir auf der Stirn geschrieben?«, fragte er lachend anschließend nach.
    »Ich erkenne meinesgleichen und Ihr habt zweifellos die Augen eines Mörders. Das war es, was mich stutzig gemacht hat und ebenso die stark gespielt erscheinende Freundlichkeit. Es mag sein, dass Ihr andere Menschen mit Hilfe Eures Charismas täuschen könnt, aber mir blieb nie verborgen, dass Ihr eine Schattenseite besitzt, die mir durch Eure Augen offenbart wird. Ihr seid ein Mörder«, schilderte der Haarlose seinen Eindruck von Vincent, der selber nickte.
    »Ihr seid nicht der Einzige, der so über seinen Gegenüber urteilte. Wir auch Ihr, erkenne ich all jene, die schon das Leben genommen hatten. Darf ich aber anmerken, dass Ihr plötzlich so gesprächig seid? Man muss wohl erst mal die richtigen Themen finden, damit man mit Euch ins Gespräch kommt …«
    Noctal ignorierte den letzten Teil, den Vincent gesprochen hatte und kam direkt zur nächsten Frage, die ihn interessierte.
    »Wie viele habt Ihr bereits getötet?«, hakte Noctal nach und musterte Vincents Augen dabei.
    »Ein Priester Innos würde bestimmt sagen, dass ich viel zu viel auf dem Kerbholz habe, als dass ich noch die Möglichkeit hätte, Reue zu zeigen und mich zu ändern. Ich kann es nicht wiedergutmachen und jemandem wie mir zu verzeihen, ist nicht leicht«, brachte Vincent offen hervor.
    »Und das wollt Ihr auch nicht, oder?«, fragte Noctal und schüttelte den Kopf, während er die nachfolgenden Worte sprach.
    »Nein … Jemand wie Euch wird sich nicht ändern.«
    »Ihr sprecht so, als müsste ich mich vor Euch rechtfertigen. Wie sieht es mit Euch aus? Ihr habt doch selbst viel auf dem Kerbholz.«
    Er grinste Vincent an und wollte ihn nicht im Dunkeln lassen.
    »Ich war noch sehr jung, als ich das erste Mal tötete und es sollte nicht beim ersten Mal bleiben. Es ist praktisch Bestandteil meines Lebens und ich bereue nichts davon. Das gerade war lediglich eine Feststellung von mir, weil ich weiß, wie die meisten Mörder ticken. Wieso sollten wir uns auch ändern? Ich bin damit aufgewachsen und es ist zur Normalität geworden.«
    »So hört es sich auch an. Ich bezweifel nichts davon, was Ihr sagt. Ich glaube Euch und denke auch, dass es Euch sogar Spaß macht.«
    »Das tut es«, erwiderte der verstossene Prinz ohne Umschweife.
    Seine sadistische Veranlagung steckte ihm im Prinzip in den Genen. Er würde sich nicht ändern. Für niemandem.
    Vincent stand anschließend auf, streckte müde seine Arme in die Luft aus und verkündete sein Anliegen.
    »Das war ein interessantes Gespräch mit Euch. Für heute machen wir Schluss. Morgen geht die Reise weiter!«
    Noctal murrte, aber er hatte Vincent nichts entgegenzusetzen. Sie würden am nächsten Morgen ihre Reise wieder aufnehmen.

  4. Beiträge anzeigen #344
    Lehrling Avatar von Thelyron
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    Felder vor Montera

    Thelyron war spät in der Nacht zum Bauernhof zurückgekehrt. Die seltenen Pilze stellte er noch behutsam in die Scheune, bevor er sich schlafen leckte. Er war erschöpft und seine Knochen brauchten ebenso Erholung, wie er.

    Als er am nächsten Morgen erwachte, waren die anderen Arbeiter bereits auf den Feldern. Sie bereiteten den Boden für die bevorstehende Saat vor. Die kalte Luft aus Nordmar suchte Myrtana nur noch selten heim und die Temperaturen steigen von Tag zu Tag.

    "Ah endlich bist du wach. Sag mal, mein Junge. Was ist passiert?" ertönte eine Stimme. Es war der Bauer Hardwick, der gerade nach dem Rechten schaute. Noch immer erschöpft richtete sich Thelyron auf und rieb seine Augen. Er holte tief Luft und seufzte, ehe er auf die Frage antwortete: "Ich war in dem nahelegenden Waldstück, um die Pilze zu sammeln. Mein Korb war fast voll und meine Arbeit war fast getan, als mein Weg zwei Wölfe kreuzte. Ich rannte durch den Wald und unter mir brach plötzlich der Boden zusammen."

    Thelyron machte eine kurze Pause, seufzte und fuhr dann fort: "Ich bin in eine Höhle gefallen. Es war ein weit verzweigtes System und nur mit etwas Glück konnte ich den Ausgang finden."

    Der Bauer nickte und erwiderte: "Verstehe. Gut, dass dir nichts weiter passiert ist. Wenn du willst, lasse ich Jan die Pilze zum Feuermagier bringen." Doch Thelyron schüttelte energisch den Kopf: "Nein, nein. Es geht schon. Ich werde die Pilze selbst in die Stadt bringen."

    Freundlich lächelte Hardwick und nickte zufrieden. "Einverstanden. Dann solltest du dich langsam auf den Weg machen. Die Jungs auf den Feldern haben schon nach dir gefragt." Er lachte und verließ die Schlafbaracke.

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    Felder vor Montera

    Der einfache Arbeiter sah sich um und entdeckte den Korb voller Pilze. Es waren natürlich weniger, als er am Tag zuvor gesammelt hatte. Dem Sturz in die weitverzweigte Höhle fielen einige der Pilze zum Opfer. Doch Thelyron war sich sicher, dass die noch vorhandene Menge ausreichend war und Nemorath mit der Arbeit zufrieden sein würde.

    Kurz darauf verließ Thelyron die Schlafbaracke. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schickte ihre Strahlen auf die zahlreichen Felder vor Montera, auf denen die Bauern behutsam die Erde lockerten. Der eisige Wind aus Nordmar hatte das Land bereits vor vielen Tagen verlassen und die ersten Knospen spriesten aus den prächtigen Eichen, die am Wegesrand emporragten.

    Norbart und Malte winkten ihrem langjährigen Freund zu. Sie waren froh, dass er aus der Höhle entkommen und nahezu unversehrt zurückgekommen war. Thelyron winkte freundlich zurück und machte sich auf in die Stadt. Montera im Königreich vor Allem durch ihren großen Marktplatz bekannt. Dort werden allerlei Waren feilgeboten aber insbesondere die Erzeugnisse aus den hieisigen Feldern und Zuchtfarmen werden dort verkauft.

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    Montera

    Thelyron passierte das große Stadttor, dass seit der Rückeroberung nicht mehr vernünftig geschlossen werden konnte. Noch immer waren die Spuren des Orkkrieges sichtbar. Nicht alle Gebäude wurden vollständig wieder aufgebaut und die Stadtmauer war gezeichnet von heftigen Belagerungsfeuer. Doch der Statthalter und die Bewohner gaben sich Mühe, dass gewohnte Bild der Stadt wiederherzustellen. Reich verzierte Schilder warben für Handwerker und Händler, die Wege wurden regelmäßig von Sand befreit und mit den wärmeren Temperaturen wurden auch die ersten großen Blumenbeete angelegt. Natürlich war Montera nicht mit der Hauptstadt zu vergleichen. Doch die Infrastruktur brauchte den Vergleich mit anderen Städten im Königreich nicht zu scheuen.

    Der einfache Arbeiter lief durch die Straßen. Er kannte den Weg zum Feuermagier Nemorath nur allzu gut. Schon oft hatte der Alchimist nach seltenen Kräutern oder Pilze gefragt, die ihm Thelyron stets gebracht hatte. Zwar gab es in der Stadt auch viele andere kräuterkundige Männer und Frauen. Doch aus reiner Gewohnheit bat Feuermagier Nemorath den Bauern Hardwick um Hilfe, der den Auftrag sodann an Thelyron weitergab.

    Die Arbeit wurde angemessen bezahlt und meistens durfte der einfache Arbeiter das eine oder andere Goldstück für sich selbst behalten. Meistens kaufte er sich davon ein wenig Obst auf dem hiesigen Marktplatz oder sparte es, um etwas Wacholder für sich und seine Freunde zu kaufen.

    Nach einigen Minuten hatte Thelyron das Labor des Feuermagiers erreicht. Er klopfte an der schweren Tür und trat dann herein. Nemorath stand an seinem Labortisch und vermischte gerade zwei Flüssigkeiten miteinander. Als sich die rote und die blaue Flüssigkeit im Glaskolben aufeinandertrafen, entstand ein durchsichtiges Gebräu. Zufrieden stellte es Nemorath auf den Tisch und begrüßte seinen Besuch: "Ah, wie schön dass du es so schnell geschafft hast. Zeig her, wie viele du sammeln konntest."

    Thelyron lächelte freundlich, ging einen Schritt nach vorne und zeigte Nemorath den gefüllten Korb. "Es war dieses Mal ein wenig schwerer, die Weißknollenpilze zu finden. Der Winter war hart und sie wuchsen nur in den feuchten Höhlen."

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    "Das hatte ich mir schon gedacht." erwiderte Nemorath. "Ich bin vor einigen Tagen auch auf die Suche nach Pilzen gegangen und musste leider feststellen, dass der harte Winter sie allesamt vernichtet hatte. Ein Glück für mich, dass du dich in den Wäldern so gut auskennst. Ich hätte wahrscheinlich mehrere Tage gebraucht, um eine geeignete Höhle zu finden."

    Er lachte und ging auf den einfachen Arbeiter zu. "Das sieht mir nach einer guten Auswahl aus, sehr schön!" Als Nemorath den Korb an sich nahm, überkam ihm ein kalter Schauer. Nahezu unbemerkt schüttelte er sich und lief zurück zu seinem Labortisch. Erneut schaute er zu Thelyron und konzentrierte sich für einen kurzen Moment.

    "Sonderbar!" dachte er sich. Er hatte Thelyron nun schon oft in seinem Labor begrüßt, doch noch nie war es ihm aufgefallen. Erfahrene Feuermagier können erkennen, wenn ihr Gegenüber besonders empfänglich für Magie waren. Magie war eine Gabe, die nicht jeder erhalten konnte. Manchmal fehlten geistige Voraussetzungen, manchmal körperliche. Durch jahrelanges Training spürten die Feuermagier, ob ein Anwärter das nötige Potential hatte.

    Von Thelyron ging eine schwache Aura aus, die dem Feuermagier aber nicht verborgen blieb. Man konnte sie mit den unterschiedlichsten Ergebnisse deuten. Für Nemorath bedeutete die Aura jedoch, dass der einfache Arbeit offenbar besonders befähigt dazu war, die Magie Innos' zu empfangen.

    Es war selten, dass ein Feuermagier eine Empfehlung für einen Anwärter aussprach. Noch viel seltener war es, dass Nemorath selbst eine solche Empfehlung äußerte. Doch er glaubte, dass Thelyron tatsächlich ein Gewinn für die heilige Kirche darstellen könnte.

    Er räusperte sich und dachte noch einen weiteren kurzen Moment lang nach. "Komm doch mal her, ich will dir etwas zeigen." sagte er schließlich. Der einfache Arbeiter ging zu ihm und schaute sich die Apparaturen an.

    Thelyron

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    Thelyron betrachtete aufmerksam die vielen Apparaturen auf dem Labortisch des Feuermagiers. Er selbst kannte die hiesige Vegetation und ihre Wirkung. Sicherlich hätte er sich als Barbier gut geeignet, doch ihm fehlten die notwendigen Mittel, um sich das Arbeitswerkzeug dafür zu kaufen. Umso interessanter war es, die Werkzeuge und Ingredienzien eines erfahrenen Alchimisten zu sehen.

    Ein kleiner Kessel kochte Wasser und der Dampf stieg empor in ein kleines Glasrohr. Nach einiger Zeit verfärbte sich der durchsichtige Wasserdampf und tropfte am anderen Ende als gelbe Flüssigkeit heraus. "Brauchst du für dieses Experiment die Weißknollenpilze?"

    Der Feuermagier nickte und erklärte: "Ja. Ich möchte einen Trank herstellen, der die Leistungsfähigkeit des Menschen stärkt. Mein Gebräu erfüllt schon einen Teil dieser Eigenschaften, doch es ist mir noch nicht gelungen, die Nebenwirkungen zu reduzieren. Der Weißknollenpilz kann bei der falschen Verwendung auch tödlich wirken. Doch ich werde seine guten Eigenschaften extrahieren und damit meinen Trank verfeinern."

    Der einfache Arbeiter schaute sich die gelbe Flüssigkeit an. Es war erstaunlich, mit welchen einfachen Mitteln der Feuermagier ein magisches Gebräu herstellen konnte und dass er giftige Pilze dafür verwenden wollte, um den Trank bekömmlicher zu machen. Thelyron schätzte Pilze. Sie waren äußerst vielfältig und konnte nicht nur gegessen werden. Einige von ihnen konnten Krankheiten heilen oder die Konzentration fördern.

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    Der Feuermagier nickte unauffällig. Seine Vermutung wurde bestätigt, dass die Aura von Thelyron selbst kam. Doch auch wenn Nemorath seine Theorien gerne besätigt sah, wunderte er sich über diese Tatsache. Denn die Aura war eindeutig magischen Ursprungs und entstand nicht über Nacht. Der Mensch verfügte meistens bereits bei seiner Geburt darüber oder wurde nachträglich durch eine der drei Gottheiten damit gesegnet. Dass Innos den einfachen Arbeiter aber mit dieser Gabe gesegnet hatte, war nahezu ausgeschlossen.

    So unauffällig der Feuermagier mit dem Kopf nickte, so unauffällig schüttelte er ihn. Die heilige Kirche suchte händeringend nach neuen Anwärtern. Zu viele hatten im Kampf gegen die Orks ihr Leben lassen müssen. Es war unerheblich, warum er Thelyrons Aura nicht schon vorher gespürt hatte. Nemorath konnte dieses Potential nicht vergeuden und erhob deswegen seine Stimme: "es freut mich, dass du dich so für meine Arbeit interessierst. In zwei Tagen werde ich nach Vengard gehen, um mich dort mit anderen Alchimisten auszutauschen und ich habe mich gefragt, ob du mich nicht vielleicht begleiten möchtest? Ich würde mit Hardwick darüber sprechen und seinen Ausfall begleichen. Was hälst du davon?"

    Thelyrons Augen weiteten sich. Er wusste nicht, wie er auf ein solches Angebot angemessen reagieren konnte. "Ich... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Also wenn Hardwick damit einverstanden ist, dann ist es mir eine große Ehre." Der Feuermagier nickte zufrieden und antwortete: "Mach dir da mal keine Sorgen. Ich werde Hardwick schon davon überzeugen, dass du mich nach Vengard begleiten kannst."

    Thelyron

  10. Beiträge anzeigen #350
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    Die Sonne hat sich schon vor einiger Zeit dem Horizont geneigt und eine sternenklare Nacht herrschte nun über das Königreich. Ein schwacher Wind aus Nordosten brachte die Zweige der Nadelbäume zum Schwingen. Vereinzelt hörte man es im Unterholz raschen und nur in weiter Ferne sah man die Lichter von Montera.

    In der Schlafbaracke auf dem Hof von Bauer Hardwick lag Thelyron im Bett und konnte nicht schlafen. Er musste immerzu an die Worte des Feuermagiers denken und stellte sich die große Hauptstadt des Reiches in Gedanken vor. Der einfache Arbeiter hatte noch nie die Gelegenheit bekommen, Vengard zu besuchen. In Begleitung eines Feuermagiers sollte es ein seltenes Privileg sein. Vielleicht war dies die vielerhoffte Chance, doch noch als Barbier arbeiten zu können.

    Doch auch Sorgen machten sich in den Gedanken breit. Bauer Hardwick war ein gutmütiger Mensch, doch er konnte auf keine Arbeitskraft verzichten. Gerade vor der Frühlingszeit, war jede helfende Hand von Nöten. Feuermagier Nemorath hatte zwar versprochen, mit dem Bauern reden zu wollen und ihn davon zu überzeugen, dass Thelyron die Hauptstadt besuchen konnte. Letztlich lag es aber in der Entscheidung von Bauer Hardwick, ob einer seiner Arbeiter die entfernte Hauptstadt aufsuchen durfte.

  11. Beiträge anzeigen #351
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    Felder vor Montera

    "Was!? Ihr wollt ihn nach Argaan schicken!?" fragte Hardwick entsetzt. Dann errötete er und erhob erneut seine Stimme: "Verzeiht, Eure Eminenz. Ihr müsst wissen. Thelyron ist ein guter Mann. Ich würde nur ungern auf ihn verzichten."

    Der Feuermagier Nemorath nickte verständnisvoll. Er hatte Montera verlassen, um mit Bauer Hardwick über die Pläne zu sprechen, einen seiner Arbeiter als Adlatus der heiligen Kirche Innos' aufzunehmen und ihn für seine Ausbildung zum Orden nach Argaan zu schicken. Nemorath wusste, dass der Bauer davon nicht beeindruckt sein würde aber letztlich würde sich der Wille eines Vertreter Innos' durchsetzen. "Natürlich verzichtet ihr nur ungern auf einen guten Arbeiter. Doch so Innos' will, wird aus Thelyron einmal ein guter und ehrenvoller Feuermagier. In jedem Falle wird er der Gemeinschaft der heiligen Kirche dienen. Ich verspreche Euch, Ihr werdet Ersatz für ihn erhalten, sobald ich wieder nach Montera zurückkehre." erwiderte Nemorath.

    Hardwick nickte zögerlich. Er wusste, dass er dem Wort eines Feuermagiers Folge leisten musste und so würde Thelyron am nächsten Morgen gemeinsam mit einem Vertreter der heiligen Kirche gen Vengard reisen, um von dort aus en Schiff nach Argaan zu nehmen. Der Bauer glaubte nicht, dass er seinen guten Arbeiter jemals wiedersehen würde.

    Thelyron

  12. Beiträge anzeigen #352
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    Bereits seit zwei Tagen war Thelyron zusammen mit dem Feuermagier Nemorath auf dem Weg nach Vengard. Weil er in der Vergangenheit die Aufträge des Feuermagiers stets erfüllt hatte, sollte er auf dem kleinen Ausflug die Kunst der Alchemie kennen lernen. Er sollte sehen, wozu man die Kräuter und Pilze in der Alchemie verwendete, die er eifrig im nahelegenden Waldstück von Montera sammelte.

    Natürlich wusste Thelyron, dass er nicht in der Kunst der Alchemie unterrichtet werden konnte. Er war schließlich kein Angehöriger des Ordens. Noch nicht einmal Novize des Feuers. Doch wenn er zeigte, wie schnell er die komplexen Themengebiete verstand, würde man ihm vielleicht in seinen Bemühungen unterstützen, ein Barbier zu werden.

    Der einfache Arbeiter schmunzelte, als er an die Worte von Yorick dachte. Thelyron sollte ihm ein kleines Andenken aus der Hauptstadt des Reiches mitbringen. Natürlich wussten beide, dass Thelyron dafür kaum genügend Gold beim Bauern verdiente. Aber er wollte die Augen offen halte. Vielleicht würde er ein Geschenk für seinen Freund finden.

  13. Beiträge anzeigen #353
    Lehrling Avatar von Thelyron
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    Thelyron ist offline
    "Ich glaube, es ist Zeit für eine kleine Pause..." seufzte Feuermagier Nemorath, als er einen verlassenen Rastplatz entdeckte. Eine herrenlose Axt galt als einziger Hinweis dafür, dass dies ein Lager eines Holzfällers gewesen sein musste. Selbst wenn er zurück käme und die unerwartete Gesellschaft nicht gut heißen würde, würde er gewiss nicht das Wort gegen einen Vertreter Innos' erheben. Darin war sich der Feuermagier sicher.

    Auch Thelyron konnte eine Pause gebrauchen, waren sie doch bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs gewesen. Ein nahelegendes Bandidatenlager machte einen Umweg von Nöten, der den beiden Männern einige zusätzliche Stunden kosteten. Die Straßen waren immer noch nicht sehr viel sicherer, als zu Zeiten des Orkkrieges. Denn nun streiften keine ehrlosen Söldner oder blutrünstige Orks durch die Wälder Myrtanas. Es waren Banditen, die vornehmlich die reisenden Händler überfielen aber sich auch nicht von einem Mann im Gewandt eines Feuermagiers beeindrucken lassen wollten. Der König versicherte Besserung, musste seine verbleibenden Männer aber sinnvoll einsetzen. Die Sicherung der Wege zwischen den Städten war scheinbar nicht sonderlich wichtig.

    "Siehst du die Pflanze dort hinten? Das ist Schleierkraut und äußerst hilfreich bei kleineren Hauterkrankungen. Der gebildete Alchimist weiß daraus sogar eine beruhigende Droge herzustellen, die in ihrer Wirkung die des Sumpfkrautes ähnelt." sagte Nemorath und lachte. "Ja, als Alchimist muss man nicht nur die positiven Wirkstoffe einer Pflanze kennen. Man lernt im Laufe der Jahre auch solche Dinge."

  14. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #354
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    Vengard

    Innos, Herr des Lichts und der Ordnung.
    Ihr schickt mich zurück, woher ich gekommen war.

    Tief atmete Flarke durch, behielt die Augen jedoch geschlossen. Er spürte nur den kalten Boden unter seinen Knien, den Rest hatte ausgeblendet. Es war seine Stunde vor Innos.
    Ich weiß nicht, ob ich würdig bin, diesen Weg zu gehen, doch Euer Diener Sacbeoob hat mir das aufgetragen und ich vertraue ihm. Er hat mir den Weg gewiesen, er hat mich hierher zu Euch gesanndt.
    Segnet ihn, dass er einen vom Glauben abgefallenen Herumtreiber auf den rechten Weg zurückgeführt hat.
    Segnet ihn, auf dass er noch vielen weiteren Menschen zu helfen vermag.
    Innos, aus tiefstem Herzen danke ich Euch, dass Ihr meinen geringen Dienst akzeptiert. Ich, der unwürdigste unter Euren Dienern, der so viele Jahre in Euren Diensten stand und Euch doch nie vertraute.
    Ich wage es nicht, Euch um Vergebnung zu bitten, aber ich bitte Euch: Gebt mir eine Chance, es wieder gut zu machen.
    Gebt mir eine Chance, auf Argaan den Kampf gegen Eure Feinde weiterzuführen und Euer Wort dort zu verbeiten.

    Er hielt inne. Dies waren die Worte, die er sich im Laufe der letzten Tage zurecht gelegt hatte, doch es fühlte sich noch nicht vollständig an.
    Ich danke Euch für alles, was Ihr für mich getan habt.
    Damit schloss er und öffnete die Augen. Vor ihm stand ein Abbild seines Gottes, gewaltig, bis an die Decke, und schimmerte golden. Zu seinen Füßen standen siebe Stühle, leer, denn die Ratsmagier waren nicht anwesend, doch sie strahlten eine Macht aus, die fast mit Händen zu greifen war. Dort saßen sie, die auserwählten Innos, das waren ihre Plätze. Der Soldat blickte hinauf in die Kuppel, welche diesen Raum so unbeschreiblich feierlich machte. Jedes einzelne Wort, das laut gesprochen wurde, hallte leise wieder in dem Gebäude, doch heute war es still. Keiner der wenigen Menschen hier wagte es, ein Wort auszusprechen, alle in stillem Gebet vertieft.
    Vorsichtig erhob sich der ehemalige Hauptmann Thorniaras und schritt aus der Reihe, in der er gesessen hatte, hinaus in den Mittelgang, wo er sich nach rechts wanndte, hin zu den großen Flügeltüren der Halle. Dort angekommen drehte er sich ein letztes Mal um, neigte das Haupt aber formulierte keine Worte. Es war pure Dankbarkeit, die ihn durchströmte, die er nicht in Worte zu fassen vermochte.
    Dankbarkeit für das, was ihm wiederfahren war.
    Und doch, während er da stand, striffen seine Gedanken zurück.

    Vor über drei Jahren hatten die Dinge angefangen, sich zu ändern. Und es war ein langer Weg gewesen, doch jetzt fühlte er, dass er an einem wesentlichen Ziel angekommen war.
    Nein, eigentlich hatte Innos' Weg für Flarke früher begonnen, er hatte begonnen, als ihn König Rhobar II. zu den Waffen rief, um gegen die Orks zu kämpfen. Damals hatte er den Grund nicht verstanden und doch sein Handwerk gelernt, das Handwerk, den Willen Innos' mit dem Schwert vorran zu treiben. Anschließend hatten ihn seine Wege in die Stadtwache eben dieses Vengards, in dem er jetzt nach Jahren wieder stand, geführt, in der er das Gesetz seines Gottes hatte umsetzten dürfen und in der es ihm beigebracht wurde, Menschen zu führen.
    Doch der Gott des Feuers hatte weitere Pläne gehabt, hatte ihn genutzt, um die Orks schlussendlich aus dem Königreich Myrtana zu vertreiben. Anschließend hatte ihn Innos auf seine wohl bedeutendste Mission geschickt, der Insel Argaan den Weg zum rechten Glaube zu weisen.
    Doch leider war er dieser Aufgabe nicht gewachsen gewesen. Er hatte den Willen seines Herrn ignoriert und sich aus rein persönlichen Gründen in wichtige Positionen gebracht, bis hinauf zum Hauptmann Thorniaras und damit auf den Platz eines der wichtigsten Offiziere dieser Stadt.
    Er hatte Schlachten gegen die ungläubigen Aufwiegler aus Setarrif bestritten - und war doch daran zerbrochen. Innos erkannte es und gab ihm eine neue Chance: Braga, ein Dorf in der Wüste, in dem man Beliar selbst dann noch verehrt hatte, als die Soldaten des Königs durch die Straßen patroulliert waren. Doch es hatte nichts gebracht, er, Flarke, hatte seine Lektion nicht gelernt und die Zeichen nicht erkannt. Und so kam, was kommen musste: Er wurde auch aus diesem Amt gebracht und in die Weite Myrtanas geschickt, wäre beinahe im Suff erfroren - und hatte schließlich auf einem Gestüt eine Bleibe Gefunden, zumindest für einige Wochen. Eigentlich war dies das erste Zeichen gewesen, dass Innos ihn doch nicht verlassen hatte, denn sonst wäre er in dieser kalten Winternacht vor über zwei Jahren wahrscheinlich wirklich erfroren. Doch er hatte ihn zu einer Dienerin geschickt, Wenda, die genauso mit ihrem obersten Herrn gehadert hatte, wie er selbst. Und die dabei war, ihre Vergangenheit zu verdrängen. Doch Flarke hatte sie zurückgeholt, in eine Realität, die sie nicht vergessen konnte, und wurde doch nicht selbst bestärkt. Er war, nachdem er etwas auf dem Gestüt gearbeitet hatte, wieder weitergezogen. Ohne Plan wohin, aber seine Rüstung, die Rote der Stadtwache Vengards, welche er immer getragen hatte, egal in welcher Position, war nun in einem Beutel auf dem Rücken verstaut gewesen. Er wollte nicht mehr die Insignien tragen, die er abgelegt hatte.
    Anschließend war er vom Umland Vengard in Richtung Gotha und Montera gezogen. Querfeldein. Hatte sich in den Wäldern verirrt und wäre fast erneut erforen, bevor Innos einen weiteren Menschen in sein Leben geschickt hatte. Diesmal hieß er Sacbeoob, ein Priester Innos auf Wanderschaft, welcher ihn mitnahm. Einfach so, der Mann duldete keine Widerrede. Aber er erklärte ihm, dass er nicht mehr der jüngste sei und trotz seiner Magie einen Menschen brauchte, der ihn begleitete auf seiner Reise zu Menschen, die seine Worte hören sollten. Im Endeffekt wusste Flarke bis heute nicht wirklich, wer dieser Mann war, doch Innos sprach aus ihm, daran bestand kein Zweifel. Der Soldat begleitete den Priester auf einer Reise durch Myrtana, über Faring, Gotha, Montera, und Trelis bis nach Geldern. Anschließend über den Pass hinauf nach Nordmar in Richtung des Klosters.
    Wohin dieser Weg führte, war nie auszumachen, doch er führte vorbei an so vielen Stätten der Schlacht, in denen Flarke zum ersten Mal fast zerbrochen wäre. Doch Sacbeoob schaffte es irgendwie, ihn auf den Weg Innos' zu führen, redete lange über Flarkes Zweifel, zeigte ihm, was alles notwendig gewesen war, und nahm sie ihm letzendlich. Er zeigte ihm auf, wohin sein Weg zu führen hatte, und nahm ihm sehr langsam aber doch beständig seine Schuld und seine Lethargie. Ja, er brachte Flarke sogar das lesen bei, damit er in der Klosterbibliothek lesen konnte, sobald sie einmal in Nordmar angekämen.
    Auf den Wegen durch den Sommer des hohen Nordens im letzten Jahr - sie waren lange unterwegs gewesen, bedeutend länger, als es nötig gewesen wäre, doch Sacbeoob hatte seine eigene Wege und diese führten nicht nur zu örtlichen Zielen - hatte Flarke langsam zu erkennen begonnen, dass dieser Weg doch nicht vergebens war.
    Und im Kloster hatte er schlussendlich in langer Lektüre seinen Platz und den Plan Innos' erkannt. Der Plan, weswegen er hier war. Der Plan Innos' für sein Leben.
    Danach hatte er lange mit dem Priester gesprochen, wie er wohl an das anknüpfen konnte, an das, was der Gott des Feuers ihm aufgetragen hatte, vor allem, da er nicht in die Armee zurückkehren konnte. Er war außer Dienst gestellt worden und hatte nur einen alten Magier, der an ihn glaubte.
    Nach knapp zwei Monaten zog Sacbeoob weiter, denn, so sagte er, seine Art war es nicht, allzu lange zu verweilen. Den Büchern brauchte man Innos nicht nahe zu bringen, diese kannten seine Worte schon und würden sie doch nie begreifen. Die Menschen waren es, denen man sie mitgeben musste. Flarke blieb und vertiefte sich weiterhin in die Bücher - auch, da sein Lesefortschritt ausgesprochen langsam war.
    Doch auch in das Kloster drangen Neuigkeiten und irgendwann hörte der ehemalige Hauptmann Thorniaras, dass Argaan unter alleiniger Verwaltung des Orden Innos' gestellt worden war. Die königliche Armee war dort nicht mehr vertreten und das war das Zeichen, aufzubrechen. Es war das Zeichen, auf das er gewartet hatte. Er sollte dorthin zurückkehren, in den Dienst Innos, denn es gab keine Hürden mehr, die ihm das verwehren konnten.
    Also machte sich Flarke dieses Frühjahr auf den Weg, zurück in die Hauptstadt des Königs, um einen Weg zu finden, auf die südlichen Inseln zurückzukehren. Dort würde er vielleicht endlich das umsetzten können, was Innos für ihn vorherbestimmt hatte. Und zwar willens und im Bewusstsein seiner Aufgabe, nicht wie zuvor. Und erst, sobald er im Dienst des Ordens stand, würde er seine Rüstung erneut tragen können. So lange hatte er nur Lodricks Schwert, welches ihm die Reise ermöglichte.

    Und nun würde der letzte Teil seiner Reise beginnen. Morgen würde er ein Schiff besteigen und nach Thorniara segeln. Auf dass er es diesmal schaffte, Innos' Willen umzusetzen.
    Flarke atmete tief durch hob den Kopf wieder, lächelte vor tiefer Dankbarkeit die große Innosstatue am anderen Ende des Raumes an und drehte sich um, in Richtung frische Luft des Tempelviertels, beschienen von goldener Abendsonne.

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    Vengard

    "Wir sind gleich da!" sagte Feuermagier Nemorath mit freudiger Stimme. Die beiden Männer hatten ihr Ziel fasst erreicht. Die Hauptstadt des Reiches lag vor ihnen und am Horizont erstreckten sich die hohen Mauern Vengards. Viel länger hätte die Reise wohl auch nicht dauern dürfen. Denn die Erschöpfung stand dem Feuermagier im Gesicht geschrieben und auch Thelyron war froh, seine Füße endlich ausruhen zu lassen.

    Wenig später erreichten sie das schwerbewachte Stadttor, konnten jedoch nach nur wenigen Augenblicken passieren. Ein Magier des Feuers war ein hochangesehener Mann, zu dem man vollstes Vertrauen hatte. Eine nähere Überprüfung war daher nicht nur unnötig. Sie schien auch geradezu undenkbar.

    Vengard war wirklich eine imposante Stadt. Die aus massiven Stein gebauten Häuser waren nicht mit den Hütten in Montera zu vergleichen. Auch der Andrang auf den Straßen war um ein vielfaches höher, als in anderen Städten des Reiches. Wie hätte es auch anders sein können. War Vengard schließlich nicht nur die Hauptstadt Myrtanas. Sie war auch das Domizil des Königs und wichtiger Umschlagplatz für die Erzeugnisse des Reiches. Deswegen herrschte am großen Hafen auch geschäftiges Treiben. Kisten mit königlichen Siegel wurden verladen und Überseehändler ließen ihre eigene Ladung löschen.

    Thelyron war erstaunt. Seit seiner Kindheit kannte er nur Montera und die angrenzenden Felder. Für ihn hatte sich die Reise nach Vengard bereits gelohnt, obwohl der deutlich interessantere Teil noch bevorstand.

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    Vengard

    Mit voller Aufmerksamkeit verfolgte Thelyron ein Experiment des Feuermagiers und Alchimisten Nemorath. Es sollte beweisen, dass die zuvor eingesammelten Pilzen nach einem bestimmten Verarbeitungsprozess deutlich wirkungsvoller gegen Verletzungen wirkten, als die Salben auf Basis von Kräutern.

    "Den Pilzen widmet man leider noch immer zu wenig Beachtung. Viele von ihnen sehen nicht besonders schön aus und haben merkwürdige Namen. Doch sie stehen den Kräutern im Nichts nach. Außerdem sind Pilze sehr viel praktischer. Denn manche von ihnen sind eine wundervolle Beilage auf dem Mittagstisch, während man Kräuter höchstens zum Würzen verwenden kann." Nemorath lachte. So, genug gearbeitet. Wo ich gerade vom Essen sprach, lass uns doch mal sehen, was die Novizen schönes gekocht haben.

    Zusammen mit Thelyron lief er durch die vielen Gänge der Klosteranlage in Vengard. Es war ruhig und nur selten sah man einen Novizen. Falls doch, liefen sie zumeist völlig hektisch und gestresst durch die Gänge, waren in einem Buch vertieft oder suchten einen Feuermagier.

    "Wie alt die Gemäuer wohl sein mögen?" fragte Thelyron interessiert. Doch Feuermagier Nemorath zuckte mit den Schultern. "Wir Feuermagier sind ja bekannt für unsere Weisheit. Aber nur die unter uns, die ihre Unwissenheit erkennen und zugeben, gehören zu den weisesten. Ich vermute, du würdest hier genauso viele unterschiedliche Antworten erhalten, wie du Feuermagier nach dem Alter dieser Anlage gefragt hättest."

    Wenig später erreichten sie den Speisesaal des Klosters. Massive Holztische und -stühle waren auf dem ersten Blick etwas chaotisch aufgestellt. Doch wer genau hinsah, konnte das Zeichen Innos' erkennen, das die Anordnung der Tische ergab. Eine kräftige Suppe und ein gutes Stück Brot sollten für heute genügen."

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    Vengard

    Die Zeit in Vengard näherte sich dem Ende und so saßen der Feuermagier Nemorath und Thelyron in eines der Alchemielabore und unterhielten sich über die gewonnen Eindrücke im Kloster der Hauptstadt. "Du hast eine gute Auffassungsgabe, Thelyron. Nicht vielen fällt es leicht, die komplexen Abläufe der Alchemie zu verstehen und nachzuvollziehen." Der Feuermagier seufzte kurz und fuhr dann fort: "Nun, ich will ehrlich zu dir sein. Als du mir die Pilze brachtest, da spürte ich eine gewisse Affinität für Magie. Du musst wissen, dass viele Menschen die Gabe der Magie erhalten können, wenn sie die alten Schriften aufmerksam studieren und einen fähigen Lehrer an ihrer Seite haben. Einige wenige sind für die Gabe der Magie aber besonders empfänglich. Von diesen Menschen geht eine besondere Aura aus, die von erfahrenen Feuermagiern gespürt werden kann."

    Wieder machte der Feuermagier eine kurze Pause. Es schien ihm schwer zu fallen, sein Anliegen zu formulieren. "Es wäre schade, wenn man diese Menschen nicht fördern würde. Ich weiß, dass du gerne auf den Höfen des Bauern Hardwick arbeitest. Doch es schein Innos' Wille zu sein, dass du die Gabe der Magie erhältst. Ich würde dich gerne als Adlat in die Gemeinschaft des Ordens aufnehmen. Du würdest dem Gemeinwohl dienen und unsere heiligen Schriften studieren dürfen, auf dass du dein Potential erkennst und nutzt, um die Magie des Feuers zu wirken. Was sagst du dazu?"

    Thelyron war erschrocken. Er war ein solches Angebot nicht vorbereitet und wusste nicht, was er sagen sollte. In der Tat arbeitete er gerne auf dem Hof des Bauern. Der Verdienst war zwar miserabel aber dafür gab es immer etwas warmes zu essen und einen überdachten Schlafplatz. Außerdem war Thelyron mit den anderen Arbeitern befreundet und betrachtete das Umland von Montera als seine Heimat an. Auf der anderen Seite stellte es natürlich für jeden Bürger des Königreiches eine besondere Ehre dar, wenn sich ein Feuermagier für die Aufnahme in den Orden Innos' aussprach.

    Doch war der einfache Arbeiter diesen Anforderungen und Erwartungen gewachsen? Zögerlich antwortete Thelyron: "Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll. Meint Ihr wirklich, dass ich dafür geeignet bin?" Der Feuermagier nickte und erwiderte: "Gewiss doch. Es obliegt natürlich deinen zukünftigen Lehrern zu entscheiden, ob du wirklich die Magie erlernen wirst. Doch deine schnelle Auffassungsgabe und deine Lernbereitschaft sind auf jeden Fall ein Gewinn für unsere Gemeinschaft. Ich habe auch bereits mit Bauer Hardwick gesprochen. Er ist damit einverstanden, wenn du dich in Dienste Innos' stellst."

    Der einfache Arbeiter schaute gedankenverloren auf den Alchemietisch. Würde er dem Orden angehören, könnte er endlich die Alchemie erlernen, für dessen Ausübung er sich nie die geeigneten Utensilien leisten konnte. "Ich würde dich gerne nach Argaan entsenden. Fähige Ordensmitglieder sind dort stationiert, um die Insel in Innos' Namen einzunehmen."

    "Gebt mir noch etwas Bedenkzeit..." erwiderte Thelyron.

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    Silden

    Ein einzelner Fischer saß noch nach Sonnenuntergang unbekümmert auf seinem Steg und schaute interessiert zwischen dem kleinen Ruderboot, das sich langsam dem Dorf näherte, und dem Schiff, das auf dem See vor Anker lag, hin und her. Es mussten Jahre vergangen sein, seit das letzte Mal ein Schiff Silden angesteuert hatte. War es überhaupt seit dem Orkkrieg schon einmal geschehen?

    Das Boot stieß nach einer Weile gegen einen anderen Steg nicht unweit des Fischers und zwei Personen kletterten an Land, während eine dritte im Boot blieb. Einer der beiden war von riesiger Statur, der andere nur knapp darunter.

    "Und ihr seid euch sicher, dass ihr nicht noch ein paar helfende Hände braucht?", fragte der Ruderer den größeren der beiden Männer.

    "Ihr seid uns genau hier am meisten von Nutzen. Wartet einfach auf unsere Rückkehr, wir werden nicht lange brauchen.", antwortete Gor Na Jan und gab seinem Gefährten mit einem Kopfnicken das Zeichen zum Abmarsch.

    Die beiden Krieger verließen Silden nach Norden hin in Richtung des Waldrandes. Silden schien einer der wenigen Orte dieser Welt zu sein, an dem nach dem Krieg ein Funken von Normalität zurückgekehrt worden war. Strategisch irrelevant für das myrtanische Heer, erst Recht ohne die Bedrohung der Orks und auch als Wohnsitz für das Waldvolk nicht mehr von Bedeutung hatte es zu sein alten, idyllischen Wurzeln zurückgefunden. Zwar waren noch nicht alle Schäden des Krieges gänzlich beseitigt, doch der Templer vermutete, dass einige der Ruinen als Mahnmal und Gedenkstätte belassen wurden.

    "So weit, so gut, doch jetzt kommt der schwierige Teil.", brach Thal nach einiger Zeit das Schweigen. "Verzeih, wenn ich etwas unsicher bin, ob alles reibungslos abläuft."

    "Das bin ich auch.", erwiderte der einstige Templerführer. "Du kannst dich immer noch abwenden und gehen. Aber wenn du an die Idee glaubst, ist das hier unsere einzige Möglichkeit."

    "Heute wie einst und bis in den Tod.", versicherte Thal und nickte dem Hünen zu. Sicherlich hatte auch Jan bedenken, doch lange hatte er diesen Plan für unmöglich gehalten, der jetzt eine kleine, aber zum ersten Mal seit Jahren nennenswerte Chance offenbarte.

    Hinter dem Waldrand verlor sich jegliche Spur eines Weges schnell im Dickicht. Doch auch, wenn die Jahre die Erinnerungen verwischt haben sollten, hatten sie dies nicht. Zu viel hing davon ab, dass der Templer diesen Weg nicht vergaß. Immer tiefer wühlten sich die beiden Krieger in die Tiefen des Waldes um Silden und für einen Moment, war sich auch Jan nicht mehr sicher, zumal der Wandel auch etwas so altes wie diesen Forst gepackt hatte.

    "Hier...", sprach schlussendlich Thal und bestätigte damit die Vermutung des Glaubenshüters.

    Gor Na Jan nickte und legte zusammen mit seinem Begleiter Hand an einen schweren Findling, der abseits einer Lichtung lag. Als der Stein bei Seite gerollt war, begannen die beiden die darunterliegende Erde bei Seite zu wühlen. Eine Schaufel wäre praktisch gewesen, aber ebenso offensichtlich, also gruben sie mit den bloßen Händen. Inzwischen hatten kleinere Wurzeln den Grund durchsetzt, dass sie sich durch einige Schichten undurchdringlichem Flechtwerk schneiden mussten. Nach einer gefühlten Stunde war endlich eine Schicht aus Brettern, etwa zwei Fuß unter dem Waldboden, freigelegt. Ein letztes Mal packten die beiden Krieger an und hievten die Holzluke mit einem Rest Erde aus dem Grund. Der einstige Templerführer wischte sich etwas Schweiß von der Stirn, griff in eine der Taschen an seinem Gürtel und holte einen bläulich schimmernden Erzbrocken hervor.

    Thal unterdrückte ein Lachen. "Wie in alten Zeiten."

    Jan zog einen Mundwinkel nach oben, rieb über den Stein und entfachte seinen magischen Schimmer. Vom Licht der Erzfackel begleitet stiegen sie die Treppe hinab in die Finsternis. Eifrige Schatzjäger wären auf den ersten Blick bitterlich enttäuscht gewesen, denn vor ihnen erstreckte sich kein uralter Tempel oder die Reste einer einst imposanten Festung, sondern etwas, das vermutlich einst der Keller eines Magierturms oder dergleichen gewesen war. Doch der Narr, der auf diese Enttäuschung hin dem Ort den Rücken gewandt hätte, wäre Opfer eines bösen Streiches des Schicksals geworden, denn wenige Orte hätten für einen Schatzjäger wertvoller sein können. Die Templer hatten sich damals gar nicht die Mühe gemacht, zu verstecken, was sie hier angehäuft hatten. Dafür war es zu viel und dieser Keller zu klein. In unzähligen Säcken häufte sich der einstige Reichtum der Bruderschaft. Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, in denen jedes Mitglied all seine Habseligkeiten abgegeben hatte, um Seelenheil in der Gemeinschaft zu finden. Die Erlöse aus Jahren des Krauthandels, erst in der Minenkolonie und später auf der ganzen Insel. Und nicht zuletzt unbezahlbare Artefakte aus dem inneren des alten Schläfertempels und der Pyramiden im Pyramidental.

    Thal stand vor dem runenverzierten Bogen, durch den damals die gesamte Bruderschaft aus dem belagerten Pyramidental nach Myrtana gekommen war. Der Großteil der Gemeinschaft hatte bereits Wochen vor der großen Schlacht das Lager verlassen und sich in Silden niedergelassen. Erst als der Krieg verloren war und nur noch eine Handvoll Templer im inneren der Pyramide eingeschlossen war, hatten sie das Lager aufgegeben und in den letzten Tagen der Belagerung alles rausgeschafft, was sie tragen konnten. Die Orks hatten keine Münze vorgefunden, als sie endlich das Tor der großen Pyramide durchbrachen. Die Bruderschaft wusste nichts von den hier verborgenen Schätzen. Knapp zwei Dutzend Templer wussten von ihrer Existenz. Von diesen waren die meisten dereinst mit der Scarlett in die Ferne gezogen. Neben Gor Na Jan gab es nur noch einen Templer, der die letzten Jahre noch in Myrtana verbracht hatte und der war offensichtlich nicht zurückgekehrt, um das Erbe der Bruderschaft zu beanspruchen.

    "Wie oft habe ich mir ausgemalt, hierher zurückzukehren. Nicht wegen der Schätze. Wegen dieses Tores. Der Weg nach Hause. Sumpf unter meinen Füßen, Röhren der Haie in den Ohren, der Geruch eines schwarzen Weisen."

    Der Templer kramte in seinem Beutel und streckte seinem Gefährten die Hand entgegen. Die Augen des Kriegers weiteten sich. "Dieses Pergament... das kann doch nicht?" Jan nickte. In seiner Hand befand sich ein Sumpfkrautstängel. Er konnte nicht sagen, ob dieser noch aus dem zweiten Lager im Pyramidental oder sogar noch aus dem ersten Lager stammte, doch er stammte aus dem Beutel, den er seit Jahren nicht angerührt hatte, um für die letzten Stunden oder sehr schwere Zeiten einen dieser Stängel bereit zu haben.

    "Sumpf, Haie, Kraut, all dies habe ich immer wieder gesucht und immer wieder gefunden. Glaub mir, es bringt die alten Tage nicht wieder. Wir können keine alte Welt erschaffen. Nur eine neue. Und dafür brauchen wir dies hier. Los, verlieren wir keine Zeit."

    Während Thal damit begann, die schweren Goldsäcke aus der Ruine zu tragen, öffnete Jan einen nach dem anderen, begutachtete den Inhalt und sortierte einige von ihnen in eine Ecke. Dann begann er, teile der Inhalte umzuschichten, Säcke nach einem scheinbaren Muster neu zu befüllen und diese selbst nach oben zu tragen. Als er einen weiteren Sack gerade abgeladen hatte, schaute er auf und blickte in ein Gesicht unmittelbar vor ihm. Es war der Fischer, der Zeuge ihrer Ankunft geworden und ihnen offenbar bis an diesen Ort gefolgt war. Der Templer blieb wie angewurzelt stehen und auch der Fischer rührte sich nicht, den Blick starr fixiert. Es war ein kräftiger Mann, ungewöhnlich kräftig für einen Fischer. Der Gegenstand in seiner Hand, den man zuerst für eine Angelrute hätte halten können, war in ein Tuch eingewickelt, doch sah man dort, wo er das eine Ende freigelegt hatte, dass der Griff eines Schwertes zum Vorschein kam.

    Gor Na Jan presste die Lippen aufeinander und auch der Fischer schien angespannt. Dann löste sich der Moment in beiden zugleich, als breite Grinsen auf ihre Gesichert traten. Der einstige Templerführer kam dem Mann entgegen und auch der Fischer näherte sich, ohne das Schwert zu erheben. Die beiden Männer schlugen ein, griffen dabei fest den Unterarm des jeweils anderen und umarmten sich brüderlich.

    "Ein Teil von mir hat immer gewusst, dass du noch lebst, aber als Thals Nachricht mich erreicht hat, wollte ich es nicht glauben, bis ich dich mit meinen eigenen Augen gesehen habe!", stieß es aus Gor Na Rhan heraus.

    "Sieht so aus, als wären wir noch schwerer kleinzukriegen als unser Ruf.", entgegnete ihr einstiger Anführer, wurde dann jedoch ernst. "Doch wir müssen alles Weitere auf später verschieben, es liegt Arbeit vor uns."

    "Ein paar kräftige Fischer sind bereit, Hand anzulegen ohne Fragen zu stellen. Die Gruppe wartet am Waldrand."

    "Ausgezeichnet", antwortete Jan und deutete auf die fünf Säcke, die er von Hand befüllt hatte. "Einer von diesen zuerst. Thal, bring ihn persönlich zum Kapitän und lass ihn den Inhalt sehen. Er ist voller alter Münzen, Kelche und verschlissener Rüstungsteile. Völlig wertlos für ihn, wenn man nicht den richtigen Käufer hat. Ich möchte, dass du auf dem Schiff bleibst und die Lagerung überwachst. Lass NIEMANDEN einen Blick in die anderen Säcke werfen oder die ganze Nummer fliegt auf. Die anderen vier kommen zum Schluss. "

    Gor Na Thal nickte, lud sich einen der falschen Säcke auf die linke Schulter, lud sich einen echten auf die rechte und macht sich auf den Weg zum Waldrand.

    "Nehmen wir alles mit?", fragte Rhan, während er sich ebenfalls mit zwei echten Säcken belud.

    "Wir nehmen die Hälfte mit. Das ist mehr als genug für unsere Zwecke. Wenn irgendetwas schiefgeht, bleibt der Rest hier zurück für die Überlebenden", erklärte der einstige Templerführer.

    Rhan nickte schwang sich die Säcke über die Schultern und schritt Thal hinterher. Kurz vor dem Waldrand fuhr er noch einmal herum und sprach: "Es tut gut, dass du wieder bei uns bist."

    "Es tut gut, wieder bei euch zu sein", antwortete Na Jan.

    "Erwache."

    "Erwache."

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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Gotha - Auf den Zinnen der Investitur

    Die Banner auf beiden Seiten der schlichten aber wuchtigen Loggia am Palas der Festung Gotha schwankten in der leichten Abendbrise. Zu Füßen des Bergfrieds hatte sich die Bevölkerung von Burg und Dorf eingefunden. Ein dichter Teppich aus Gemurmel lag über dem Burghof. Wild wurde spekuliert, überzeugend und fachmännisch analysiert. In Erfahrenheit ergraute Disputanten wetteiferten mit Klatschweibern und neunmalklugen Kindern über den Ausgang der Großmeisterwahl. War es vielleicht Lord Wenzel der innosfürchtige und hoch angesehene Statthalter von Myrtana? Lord Roland, dem Festungskommandanten von Gotha wurden gute Chancen attestiert, hatte er als Bailli von Myrtana doch die besten Beziehungen zu allen Ordensgranden im Kernland des Reiches. Aber würde diese Hausmacht ausreichen? Konnte er genug Stimmen aus der Peripherie auf sich vereinen? Vielleicht wählte man ja auch Lord Hagen in Abwesenheit. Wie es hieß stand der Statthalter der Südlichen Inseln hoch in der Gunst ihrer Eminenz Francoise und niemand bezweifelte, dass auch der Heilige Rat sich hinter den Kulissen an der Bildung von Koalitionen für oder gegen einzelne mögliche Kandidaten beteiligte. Arvideon hatte gehört wie sich einige der Honoratioren unter der Ritterschaft darüber beschwert hatten, wie sehr diese Wahl doch scheinbar zum Geschacher ausgeartet war. Bei der letzten Wahl während des Krieges im belagerten Vengard war es das reinigende Feuer Innos' gewesen, das die Herzen der wahlberechtigten Ritterschaft für Lord Ferox hatte stimmen lassen. Dieses Mal blieben die Herzen kalt, brach sich der Gedanke des Eigennutzes Raum. Natürlich gab es auch die, die sich in die Kapelle oder ihre Zellen zurückzogen, um im Gebet nach Innos' Willen zu forschen. Doch nicht wenige rechnete sich ihre Chancen auf einen Karriereschub unter den einzelnen denkbaren Kandidaten aus, richteten ihr Abstimmungsverhalten danach, ob sie vom neuen Großmeister reiche Pfründe, vielleicht gar das Lehen eines der lukrativen Ordensgüter im ertragreichen Südmyrtana erwarten konnten.
    Der kleine Wandermönch hatte sich hoch über der Menschenmenge seinen Platz gesucht. Vergnügt saß er auf einem der Wehrgänge gegenüber der Loggia, ließ die kurzen Beine baumeln und wartete gespannt auf die Reaktionen der Volksmassen. Die verstummte nun, da Sir Endregard, der Zeremoniar der Paladine, in Begleitung der Hauptleute der Garde des Ordens unten aus dem Portal des Palas trat. Die Loggia war in diesem Augenblick ausschließlich dem Großmeister vorbehalten. Erwartungsvoll richteten sich alle Blicke auf die Loggia, während unten der Zeremonienmeister den Stab auf die steinernen Stufen sausen ließ. "Liebe Schwestern und Brüder im Geiste Innos', Mitstreiter, Volk von Gotha, geehrte Gäste aus den myrtanischen Landen, geführt von der Weisheit und gemäß der Ordnung unseres heiligen Herrn Innos hat die Ritterschaft des Ordens sich ein neues Oberhaupt bestimmt. Ich darf verkünden, Lord Roland von Gotha ist neuer Großmeister der Paladine!"
    Und mit diesen Worten des Zeremoniars trat Lord Roland auf die Loggia. Hinter ihn traten zwei Priester des Feuers, der Kaplan von Gotha und ein Vertreter des Heiligen Rates aus Vengard, extra für die Wahl angereist. Applaus und Jubelrufe brandeten auf, als die beiden Magier dem frischgebackenen Großmeister den rot weißen Mantel mit dem goldenen Ordenswappen umlegten. Arvideons scharfer Blick bemerkte, dass Lord Roland bereits beim Betreten der Loggia, den Siegelring des Großmeisters getragen hatte. Es war das einzige Anzeichen, dass er die Amtsgewalt schon unmittelbar nach der Wahl spät in der letzten Nacht erhalten hatte. Doch erst jetzt mit der öffentlichen Investitur entfaltete sie volle Wirkung.
    Nun trat erneut der Zeremoniar heraus, diesmal auf die Loggia zur Rechten des Großmeisters, in der Hand ein mehrfach besiegeltes Pergament anstelle des Stabes. Sir Endregard entrollte es und verkündete:
    "An das Volk von Gotha, an meine werten Mitstreiter im Dienste Innos'
    Wir, Rhobar III., von Innos Gnaden, König von Myrtana, Träger des Zepters von Varant und Vereiniger der vier Reiche am myrtanischen Meer, bestätigen und anerkennen hiermit die Wahl Lord Rolands von Gotha zum Großmeister der Paladine. Möge Innos seine Erwählung segnen."

    Dann trat der Großmeister selbst an die Balustrade der Loggia. Der Paladin hob seine Rechte Hand, während er die Linke auf eine prachtvolle Ausgabe der heiligen Schriften Innos' legte. Plötzlich umspielte seine weithin sichtbare Rechte ein gleißend weißes Licht, das wie eine Flamme in der leichten Brise zu flackern schien. Da sprach der neue Großmeister mit feierlicher und lauter Stimme, dass ihn jeder auf dem Platz hören konnte:
    "Ich, Roland von Gotha, Paladin des Ordens der heiligen Kirche Innos', Ritter des myrtanischen Reiches, verspreche und schwöre feierlich bei dieser heiligen Flamme und Innos' heiligen Schriften, Codex und Regel unseres Ordens zu wahren und dessen Angelegenheiten gewissenhaft und gerecht mit Wort, Tat, Feuer und Schwert zu leiten. Dazu helfe mir Innos. Und wenn ich darin fehle, sei es auf Gefahr meines Seelenheils."

    ---

    Drei Monate zuvor ...

    Vengard - Zwischen Sprung von Bord zu Pferd

    Es war am späten Abend als die Santorija Vengard erreichte. Das Wetter war ihnen wohlgesonnen. Der Himmel war klar, nur vereinzelt zeigten sich nun vom Sonnenuntergang in warmes rosé getauchte Schönwetterwolken. Unterdessen wehte ein mäßiger, leicht ablandiger Wind aus Südsüdwest, den Yared nutzte, um das Pinaßschiff in den mächtigen Hafen der Reichshauptstadt gleiten zu lassen. Wenig später lag die Santorija fest vertäut an einem der Piers im Militärhafen. Der Kapitän hatte sein Privileg als Korsar in Diensten der myrtanischen Krone genutzt, um nicht länger auf einen Liegeplatz im Handelshafen warten zu müssen und sich zusätzlich die Liegegebühren und Zollkontrollen zu sparen. Wobei das nur legitim war, wie Arvideon fand. Schließlich war die Santorija nicht als Handelsschiff nach Vengard gekommen, sondern nur um Sir Girion abzusetzen und danach sofort wieder Richtung Trelis abzulegen. Der kleinwüchsige Wandermönch hatte sich, kaum war die Stelling aufgeschoben, neben ihr samt seines spärlichen Reisegepäcks aufgebaut. Kurz darauf kamen Yared und Sir Girion, letzterer ebenfalls nur mit leichtem Marschgepäck, wie es bei den Ordensrittern auf dienstlichen Reisen üblich war.
    "Ihr wollt uns schon verlassen, Magister Arvideon?", fragte der Kaptiän.
    "Euch, Kapitän Yared und dem sanften Herrn Adanos gilt all sein Dank für die schnelle und sichere Reise über die Wogen der See. Doch den wissbegierigen Magister zieht es ins Herz des Reiches, will der Vater der Gelehrsamkeit doch sein Wissen über Recht und Unrecht nach des Königs und Innos' Willen erfrischen. Auch deshalb entbietet er Euch, werter Sir Girion seine bescheidenen Dienste als angenehme Reisebegleitung für den anstrengenden Ritt gen Gotha." Dabei machte der kleine Wandermönch eine untertänige Geste zu dem hochgewachsenen Rittersmann. Der konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    "Wollt Ihr dieses großherzige Angebot, des ehrenwerten Magisters annehmen, Girion?"
    "Wie könnte ich ablehnen, Yared? Und seine Zusatzlast scheint mir nicht allzu schwer."
    "Auf dem Pferderücken stimmt dies wohl, nicht jedoch im Geiste, dort trägt er schwerste Last, der Magister." bestätigte Arvideon verschmitzt und macht einen Diener des Dankes bevor er dm Ritter hinab auf die Pier folgte.
    "Allzeit Guten Wind, Kapitän.", wünschte er im Gehen dem an Bord zurückbleibenden.
    Geändert von Arvideon (03.12.2016 um 05:07 Uhr)

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    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Auf der Passstraße vor Trelis, Myrtana, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Drückende Hitze lag über der Passstraße. Dichte dunkelgraue Wolken schoben sich von Südwesten hinaus auf die Bucht von Trelis über die Mündungsebene des Sildenflusses. Nur vereinzelt stahlen sich noch Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und durchbrachen den schweißtreibenden Schatten mit fahlwarmem Zwielicht. Die Böen des aufkommenden Sturms trieben das goldgelbe Korn links und rechts des Weges auseinander. Das Rauschen der Halme brandete in Wellen heran, durchdrungen von einzelnen Zikaden und dem Donnergrollen am Firmament. Die zugehörigen Blitze flackerten über die Anhöhen der Monterawälder auf der anderen Talseite und erleuchten die hoch aufragenden Türme der Festungsstadt.
    Die Passstraße lag weitgehend verlassen da. Die sonst während der Ernte scharenweise auf den Feldern arbeitenden Knechte, Mägde und Gutsbesitzer hatten sich längst in die Sicherheit der zahlreichen Höfe und Scheunen, überall im Umland zwischen den Äckern versprengt, zurückgezogen. Nur vereinzelt und so eilig es ging, lenkten einige verschwitzte Fuhrleute ihre über und über mit Getreidegarben beladenen Ochsengespanne über das grobe Pflaster. Ein Meldereiter überholte sie, sein Pferd stetig antreibend, um noch vor dem Unwetter die Tore von Trelis zu erreichen. Weit dahinter kam ein einsamer Reisender zwischen den hoch aufragenden Felsen hinab. Staub wirbelte zwischen seinen dunklen Stiefeln auf, weniger von seinen festen Schritten, mehr getrieben von den herab fallenden Winden, die sich an der Bergflanke brachen. Der Mann zog den schwarzen Zweispitz mit der Kokarde in myrtanäischem Rot tiefer ins Gesicht und schüttelte den sich herabsenkenden Staub von seinen Stiefeln. Er hatte den letzten Meilenstein schon vor über einem halben Glasen hinter sich gelassen. Es war Zeit, dass er nach Hause kam - oder wenigstens an den Ort, der für ihn einem Zuhause am nächsten kam.

    ---

    Drei Monate zuvor ...

    Kontor der SSSuHK, Trelis, Myrtana, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    "Und du hast wirklich vor, nach Varant zu gehen um diese Sklavenhändler zu suchen?" Ijan drehte sich zu Yared um, der sich auf einem umgedrehten Stuhl neben dem großen in seiner Ausführung recht spartanisch gehaltenen Schreibtisch gesetzt hatte.
    Der Kapitän, die Rechte auf der Rückenlehne vor ihm, die Linke gerade ausgestreckt, den Becher mit Wein von der winzigen freien Enklave auf dem sonst mit Schriftrollen, Listen, Berichte und Notizen, Land- und Seekarten, Folianten und Kontenbüchern zugepflasterten Tischplatte zu angeln, antwortete ohne zu ihm aufzusehen. "Ich habe es Riannon versprochen."
    "Aber hältst du das für sinnvoll? Nach dem was du mir von ihr erzählt hast, muss sie auf der Überfahrt beinahe einen Nervenzusammenbruch gehabt haben."
    Yared nippte an seinem Wein. "Soweit würde ich nicht gehen, Ijan. Sie war etwas hysterisch. Aber welche Frau wäre das nicht, wenn sie das gleiche erlebt hätte wie Ria. Ich meine erst ohne Gedächtnis auf einer wildfremden Insel in einem wildfremden Haus aufwachen. Dann sich in wenigen Wochen von der Straße in das Kontor eines mittelmäßig bedeutenden Fernkaufmanns hocharbeiten, nur um hinter dessen abscheuliche Machenschaften zu kommen, den Atem seiner Häscher im Nacken und die Fäuste und Messer derselben im eigenen Fleisch zu spüren und dann Hals über Kopf mit einem unausgegorenen Racheplan mithilfe von Menschen von dieser Insel zu fliehen, die sie gerade mal ein paar Glasen kannte."
    "Eben, ein unausgegorener Racheplan und du unterstützt sie noch dabei."
    "Ich unterstütze sie nicht dabei. Ich halte nichts von Rache - nicht mehr. Aber dieser Schweinehund verkauft Menschen, verkauft Kinder in die Sklaverei. Er zieht den Ruf aller ehrbaren Varanter in den Schmutz - und ja in diesem Fall bemühe auch ich mal meine hehren varantischen Ahnen. Außerdem glaube ich, dass sie ein Ziel braucht. Sie hat nun zweimal in so kurzer Zeit jede Bindung verloren. Sie muss das verarbeiten."
    Ijan legte in seinem Rundkurs zwischen Schriftrollenregal und Schreibtisch eine kurze Unterbrechung ein und sah durch das Fenster hinunter auf den Innenhof des Kontors. Viel sah er nicht durch die milchig grünen Butzenscheiben. "Aber du kennst sie doch gar nicht gut genug, um ihre Reaktionen einschätzen zu können und ein Schwert weiß sie auch nicht zu führen. Du bringst sie in Varant nur unnötig in Gefahr. Meinte sie nicht, sie würde im nächsten Hafen einen netten Mann finden und sesshaft werden? Ich glaube, dass ist die bessere Idee. Und wenn du ihr unbedingt helfen willst, mach ihr einen Antrag. Dir würde eine Ehefrau auch ganz gut tun."
    Yared nahm noch einen Schluck Wein, grinste und setzte seinen Becher wieder in sein beengtes Habitat auf der Tischkante. "Meister Arvideon hat mir auch schon unterstellt, ich würde ihr nachstellen. Schließlich wäre sie genau mein Typ."
    Jetzt musste auch Ijan grinsen. "Dabei ist sie erst die zweite Rothaarige mit 'wundervollen' tiefen blauen Augen, in die du dich 'samt Herz und Seele versenken' kannst."
    "Nicht auch noch du, Ijan."
    "Es hat sich aber gerade so schön angeboten. Und der alte Gnom hat ja nicht Unrecht."
    "Ich werde der Letzte sein, der die unhaltbare Behauptung aufstellt, Riannon wäre nicht attraktiv, Ijan. Aber sie ist derzeit sicher nicht in der Verfassung für eine Beziehung. Noch viel wichtiger aber: Ich habe mir nach den auf die ein oder andere Weise stets niederschmetternden Erfahrungen mit Nanami, Saoirse und Zarah ersteinmal ein paar Winter Damenabstinenz verordnet. Auch, wenn ich niemals nie sagen würde: Jedenfalls nicht jetzt."
    Ijan drehte sich wieder um und setzte seine Kreise fort. "Ist ja schon gut. Ich nehme an, du hast alles Weitere geregelt?"
    Yared nickte und langte wieder nach dem fast leeren Becher. "Goya und Bram werden während meiner Abwesenheit die Überholung der Santorija überwachen. Donna bleibt auch hier. Sie wird dir nachher noch die Geldmittel für unser ursprüngliches Vorhaben auf Argaan zurückerstatten. Wir haben nichts davon angerührt. Zum Zeitpunkt unserer Abfahrt schien sich zwar etwas zu bewegen, aber das Treffen eines Dutzend Magier unterschiedlicher Glaubensrichtungen ist noch lange keine Garantie für die Lösung eines handfesten Drachenproblems. An ein Kontor dort ist jedenfalls, sollte sich die Lage nicht massiv ändern, nicht zu denken. Zumal sich mittlerweile die Rivelloner dort breit gemacht haben." Der Kapitän leerte den Becher. "Ich habe Maros gefragt. Er wird mich mit Ria und Dinah, nach Lago bringen. Dort wird uns Zarah erwarten und gemeinsam werden wir uns auf die Fährte dieses Juan machen."
    "Nimm wenigstens Kaldrin mit."
    "Das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Der arme Kalle ist seit gut zwei Wintern im Dauereinsatz. Er hat die Auszeit dringend nötig. Zarah und ich werden es schon schaffen, Riannon da heil durchzubringen." Yareds Blick machte klar, dass dies sein fester Entschluss war.
    Ijan seufzte über soviel Sturheit, aber was Zarahs Fähigkeiten anbelangte hatte Yared nicht unrecht.
    Der Kapitän streckte dem Ältermann der treliser Südmyrtanäischen Südsee Schiffer- & Handelskompanie den leeren Becher entgegen. "Bitte noch etwas Wein."

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